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Full text of "Pädagogische Blätter"

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MEIEFIOG NG IT SIE 
Verein katholischer Lehrer und Schulmänner, 

Schweiz, Schweizerische katholische Erziehungsvereins 


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SEC 
4 8 Ar ug J — 








Pädagogiſthe Blütter. 


Vereinigung 
des „Schweiz. Ktziehungsfreundes und der „Päd. Nonatsihrift“, 


— — — 


Organ 
des Bereins kath. Lehrer und Schulmänner der Schweiz und 
des Schweijeriſchen katholifden Erziehungs-Bereins. ⸗ 


— — 


Chef⸗ Redaktion: 
El. Frei, alt-Sekundarlehrer, Einſiedeln. 
(Zum „Storden‘.) 


— — 


XV. Jahrgang. 
(Erfiheint wöchentlich einmal.) 


ed \ 
Einfiedeln 


Drud und Erpedition von Eberle & Rickenbach 
1908. 


Digitized by Google 


Inhalts-Derzeichnis. 





rbeiten meh: allgemeinen Charakters. 














Seite 
1. Die türkiſche Volksſchule 90 
. Unjere Hild gard von Ke. ! 
3. Ein paar pra tüüche Öebanfen fiber bie neueften Mobe-Rampfar tel 
contra N rohe 1 
4. Alban | Stola von — j BIE: 12 "169, "203, 233, 265 365 Bit 
5 i hrer Wehr in Sann . 38 
6. Die Er : hung der rt Teren ugend von St. Gnaden hochwürdigſten 
errn Biſchof Dr. Ferdinandus Ruegg in „St G. 1885 
de = ulver ältni en Amerikas bon! ei in Colton . 207 
riſt ule und neueſte Pſycholog A 
os. B., Ein iedeln (Beilage von 24 & 2. fr. 13) 
9. Ein fhweiz. Tyriter und Satiriker (U. Därsenmolt) von Reb.? 
von Matt (Bild x i 26, 249 
12. Die neue Sue marſch van E } . ; 5 i : SL 
. Melig F r ; : 358 
. @e he Der Anfel’Ufnau an üriehfee (mit Bildern) von GI. 3 2 
13. samilie und Schule von Str. Gnaden dem dochwürdiaſlen S errit 
Biihof Dr. Baul Keppler in Rottenburg . . 377 
14. Der moderne berg aube von J. Diefenbad, Se R 394 
15. Soziale Beftrebungen und Schule von 3. Seib, Gebrer in Anden 


‚410, 425 


16. Der bl. Auguftinus als Pädagoge von Prälat Tre j je 405, 517 
17. Ueber Jugendleftüre von Rn hrer Sof. ae in Sokau (St. ©) 


, Sell e zu Nr. 38, 16 Seiten) 


Hohe Gedanken! Bulammengeitellt von EI. Frei . P a 477 
9. Lehrerbildung und Yebrerjortbildung von Bl. rei . R : DI, SZ 
9. Sind Schülerbibliotheten notwendig —— ———— 
21. Vom Sterbelager des Darwinismus F , 35 
22. Eine unt adhtete Enzyflita von Brä at temp r j B 33 
3. Dr. Hagmann: Grunbdlinien eines Reformplanes der Bollgerzieh- 
ung von . R 601 
24. Nochmal? Frage der Schulbibliothefen von Lehrer Sol. Muller Der 
. Um D. eo. Dr. %8- Körfler herum — X 
6. Nach 50 Sahren (mit dem Wilde Pius’ X.) von CL. } e . a B4 


Kohmals: Sind Schulbibliothelen notwendig ; j 3 56 
B. Dur” ubiläumsfeier der Erz-Anitalt Ratbaujen mi Bildern) von 


29, Die 2 gan ung t TE von grof er Beilage 
h r Dr — 7 F 





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Geite 
3 ag Erziehungdaufgaben der Volksſchule von Pfarrer 9. Umbere — 
. Die Grgebniffe der fanitarifchen Unterfuhung der ſchweiz. Rekruten 
in neu. rer Zeit von—r 5 $ 684 
Auch ein erzieherificher Berein von Cl. Frei 697, 714, 725, 741 
II. Schulpolitiſches — Methodiſches — Erzieheriſches. 
. Soll der Sehrer ein methodiſches Tagebud anche von an Sch. 
(Et. 8 ‚25, 50 
rof. D W. Foeriter und die Erbfünde 
ie hl. —2 von Thüringen (Präparation für Obertlaffen) ) von i 
ehrer 
. Statuten für die Augend-Erfparnistafie Bütihwyl . 12 
Aſſoziationen in der bibl. Geichichte von Lehrer Mösler in Appengel 55, 8 
gum ſchwyz. Schulgefeße von CI. Frei i ge 60, 73 
efrutenprüfungen von Kantons; — B. Ruſch in Appenzell 39 


Kirchenmuſikaliſche Vorſchriften von Mufiklehrer Dobler in Fu 40, 97 
ie ſchweiz. Erz.- und —— für Veinevichwache von Real⸗ 
lehrer C. Auer in Schwanden 
de heutigen —— von Ef. & . 44, 57, 108, 158 
eue Geſchichtslehrmittel für le kr ; 52 
Die ſchweiz. —— für ſchwachbefähigte Kinder von C. Auer, 
Reullehrer in Schwan 


. Die vaterl. une * der bürgerl Fortbiltungsichufe von ö 
Schmid, Oberlehrer in Lyß (Bräpar.) i 92 
3 Organittengehalt ‚ ; j i j , 100 
um Urner Schulberichte von El. Frei . . 109 
us dem Kt. Teilin . : 126 
. Etwas zum Xefeunterrichte (Untere Stufe) von A. Rt 153 


; er - — Schulzweck von fantonal. Säutinfpeior akt in 
. Zahres-Bericht des fath. ſchweiz Erz.-VBereins von Prälat Tremp 


.Das Kreuzzeichen (Katecheſe) - a 5 
. Die neue — Schulvorlage, von Sch. 201 289, 269 


173, 192, 373, 453 
19 


Zum „Katalog“ des „Schweiz. kath. Erz. Vereines‘ von Cl. Fr 236 


au Schweiz. Bildungskurs tür Lehrer der Ruabenhanborbeit in 


E 
—— von Lehrer S. in V. (Graub) 254 
. Der Unterricht, von Kantonal ˖ Schulinſpektor gurfluh 


240 


272 
Beila Nr. 1 zum Kataloge des „Schweiz kath. Era. Vereins" 12 Seiten 
Lehrübung über „Das Bergwerf* von N. in B. 281 
. Die Lüge vom erz. Standpunkte aus von F. B. j ; r ’ 286 
Herders Konverfationd-Lerifon . 002.288 


. Ein Fortbildungsturs für deilpäbagogif und Schulhygiene 
. Wichtigkeit und ausbehaung bet Ue 


erwachung der Schüler ab feite 


der Lehrer von Lehrſchw. Meinrada Henäler, — 2907, 813 
Mahnworte an Eltern 323 
3. Um die kath. Lehrerſeminarien herum von Cl. Frei 


Der Föhn (Präpar. für Oberſchüler) von Lehrer N. in B. 
Beilage Nr. 2. Zum Kataloge des „Schweiz. kath. Er. Vereins“ 8 Seite 


. Das Sehrmitteltabinet einer Brimarjchule 
. 23. Hauptveriammlung de3 Bereins kath. deutfcher Lehrerinnen, in 


Münden von A. P. i N 428, 445 


. Bum Qugerner Schulberichte ' : . . j : 1% 448, 469 


V 
Seite 


Schulpolitiſche Strömungen neueſter Tage von Ef. Frei 442, 463 
. Ratb. Lehrerverband Deutſchlands 485 
i N Heinen Doſen von — A. 9. in U. (St. ®) 506, 541, 558, 617 


rüfungsaufgaben bei ber Sesnbetgungeorifung in Iunsbrud . = 


Um das Betragen der Schulkinder m — 
- Erziehung zur Wahrbaitigfeit von J. W 550, 572 
Der 2. re ei ür ft. all. &ehrer > Bor Scuten ’ 557 
. Der Streit um Herbart 559 


. Eintritt in die Schule 1915 v 560 
. Harmlofe —— e F eg — tath. Lehranſtalten v. Cl. Frei = 


um Yargauer S 
er beite ; — zur geiſtigen Stärke für den Winter von 
Tb Ch (mit B 


51. Vom nn a Paufgefeie Quzernd von GL. Frei 606, 637, . 658, * 
52. Die neuften Feſſelſprenger des Staates 0.618 
53. Hier ift gegipst (Bräpar. für Oberklaſſen) von Lehrer N. in B. 621 
54. 2 der — alte Zyt von Rantonal- Schulinſpektor — in a 

ppenze 5 
55. Belag Ser. 8. Zum Kataloge des ‚Schweiz. ah. Erz. Vereing“ 

eiten 

56. Ausſprüche, ng vr tem von EI. Frei m j 20.0 64 
57. Sm Intereſſe der Lehrübungen . ; : j . 767 
58. Ein Beitrag zur frage des Mädchenturnens j j A 730 
59. S ya Seien. und tefiiniiches Schulgeieh eo A 
60. Aus T ’ £ 3 : i 734 
61. {im A ndigfei von Schulbibliotheken 735 
62. Um den Relig. Unterricht herum ; 699 
68 . Bericht des Kts. Schwyz von Ci. Fr ei 745 


St 1re3-Bericht bes kath. Erz. Vereins pro 1908 von Brälat Tremp 


778, 794, 814, 827 


iaaf, ein Vorbild von Chriſtus 
eilage Nr. 4 = Kataloge des „Schweiz. tat Ey. Vereins“ 12 S 


749 
. Nat, Schweitern (Bräparation) von einer Sehefchisfter m &. 774, 790, 


.Auch zu den bee von M. ; z 825 
‚9. Etwas zum Nachdenten A Volks und Sugenberzieer ; .. 383829 
. Und wieder: „Sugendleftüre” . j . 829 
- — Sammlung von Tl. Frei . 1 j 1 j 837 
— (Bräp.) von ke. 840, 854 
Braftiihe Biele eineh * 8 Vereins von Kaplan Dr. F. Geſer 


—F Beilage zu Nr. 5 


’ —— zur —3 850 
5. Aufgepaßt! 850 
. Ein eit — Einigkeit von Cl. Frei 


III. Nekrologe und Zubilaen. 


1. Lehrer Gottfried Eberle in Montlingen (Bild) ——— 15 
2. Alphons Keel, Altſtätten 69 
3. Kirchenratsichreiber Koller in Bug, gew. Lebrer Fe? ar 87 
4. Beter Furrer, Religionslehrer in Quzern f i : ; 116 
5. Joſ. Bauhofer, Lehrer in Blorns (Bild) : j . , 177 
6. Brof. Hutter in Kirchberg (Bild) 190 
7. Ein —— auf Prof, Hutters Grabeshügel von D. Boelie) 217 
8. Generaloberin Maria Paula Bed in Menzingen. . 419 
9, — — Joh. Brun in Ballwil (Bild) Er s 478 
10. Ehrw. Schw. Winirieda Herzog . — —4 508 
11. Konrad A—* Lehrer in Horw . e u % . . 592 
12. Arjene Blanc-Dupont in Freiburg en a 


VI 


"OD OD 1 O5 an 


; Seite 
IV. Sektions-NRadridten und Bereins-Fagungen. 
. Gitungen bes Futrallomitees En nr a 17, 780, 816 
. Seltion Rheintal h Fe a er a 18, 105 
Sektion Entlebud FO ee er ee a ee a 19, 419 
. Settion Wilisau- Zell .. 220, 47 
.Seltion Ruswil a se BO — 68, 259 
. Geftion Yuzern . . ee A 
. Settion Einiiedelm Hole >: 85, 643 
. Seltion Schwyz : h ; j s ’ ; s 116, 12 9, sg 
Sektion Ilanz Re j ; 149 
- Kantonolverband der 3 Ichrova, Settionen. FE u Be: . 162 
. Eettion Bug i . . j 4 162 
. Eelton Amt Hochdorf ; 178 
j eg — — von Lehrer und En. ‚Verein in Bug von 
| re j 

. Settion Obwalden ae 405, 806 
. Berein kath. Vehrerinnen ber Schweiz a 514, 620, 637, 731 
. Settion Uri ; ; j ; 571. 810 


V. Kantonale und ausländiide Sdhulnadridten. 


. St. Gallen 45, 70, 81, 91, 98, 116, 134, 146, 165, 181, 182, 197, 212, 218, 


242, 243, 260, 274, 309, 325, 339, 355, 382, 403, 451, 480, 496, 511, 544, 
578, 590, 625, 656, 671, 720, 736, 701, 782, 799, 8u8, 817, 857 


. Quzern 71, 86, 181, 211, 259, 293, 308, 326, 340, 354, 419, 4:5, 452, 481, 


496, 561, 592, 657, 672, 719, 739, 750, 784, 857 


. Bürid 71, 133, 146, 121, 197, 212. 219, 357/ 419, 482, 446, 512, 591, 626, 


655, 672, 770, 201, 817 


Amerika er a u a a WELCH 67, 134, 326 
BL: 5 6; a a ne > ne 87, 117, 451 
Italien "91, 134, 147, 183, 341, 372, 562, 674 
. Yargau 116, 181, 275, 326, 388, 481, 562, 577, 542, 657, 672, 689, 844 
. Appenzell 3. ; 117, 197, 245, 308, 4u3, 498, 608, 643, 689, 701, 858 
. Ungarn : R . i « ; i ß ; ' ’ 126 
. Graubünden 128, 219, 275, 308, 340, 357, 371, 404, 419, 435, 737, 797, 
17, 823 


ng nien. ee ee 188, 882, 5 67 


133, 588, 719 


lanb J ———17 878 
Thurgautso, 260, 275,292, 420, 482, 497, 578, 607, 702, 719, 75, 783, 845 
. Schwyg 46, 87, 98, 117, 197, 245, 274, 340, 388, 482, 512, 561, 591, 657 


672, 689, 739, 809. 817, 844 
Waaddddtttttt 18l, 858 
A ee 21182, 5983, 656 
.Solothunnnnnn. 21 11882, 498, 544 

ug 219, 293, 309, 340, 386, #19, * —* 657, 672, 72, 750, 806 

fer > rn 246, 372, 672, 751 
. Vorarlberg a V— 2246, 498, 784 
. Bayern nn 294, 309, 326, 358, 389, 420, 482, 562 
. Üppenzell 4. ; \ ‚ 340, 731, 801, 814 
MR: . : ME ee 385, 419, 6506, 671, 737. 782) 845 
-Breußen 2 2002002358, 371, 389, 515, 547, 657. 672, 721, 846 
. Unterwalden ur Fe „388, 561, 593) 656, 801 
i gerieurg FA? 388, 481, 545, 561, 593, 689, 734, 770, 801, 8483 

olland i Fe ee i A 389 


. Srland R i > — j : 5 >89, 674 


vu 
Seite 
30. Glarus : 2 i j i ‚ ; : . 436, 511, 562, 843 
31. Wirifa ; en an ee et 6 : 498, 784 
32. Teflin 5 . . . . ; — 545, 561, 577, 626, 689, 734 
33. Wallis A r . : r . . . 577, 671, 8ul, 844 
34. Württemberg s j j : i l . . . 578 
35. Wien - i ; i . . ; : j ; P ; . 703 
VI. Allerlei Einſchlägiges. 
1. Getälligit leien! Bon Ef. Frei i : . j — 1 
2. Pädagogik in VBerien . : : E 2 
3. Rüdblid auf ſehr empfehlenswerte Beitichriften 16, 17 
4. Gehaltd:- Erhöhungen 20, 27, 101, 149, 180, 220, 273, 303, 361, 390, 398, 
409, 457, 705, 152, 851 
5. Echul- und Erz.-Blätter fath. Richtung 22 
6. Padagogiſche Chronit 23, ı02, 147, 187, 214, 220, 258, 327, 468, 529, 608, 
704, Tel, 738, 751, 770, 7185, 816 
7. Vom fath. Büchermarft von Dr. Armin Kaufen j ! 30, 66 
8. Das neue Schulhaus in Sargans (Bild) 32 
9. Humor 34. 4-, 59, 80, 1,5, 1>3, 196, 209, 232, 238, 256, q71, 273, 306, 
»17, 338, 350, M5R, 375, 454, 467, 476, 408, 926, 547, 578, 605, 819, 830 
10. Schaffung einer Leirerhilfskaſſe in Rorfchach 
11. Ein Lehrer wollt' er ſein von Lehrer A. G. (Bu efie) 4 
12. Sprechſaal 65. 119, 148, 147, 21,275, 342, 390, 421, 593, 610, 627, 675, 850 
13. Sindesauge (Boefie) von U. ©. — 89 
14. Zeitſchriſtenſchau 114, 257, 492 
15. &emeinjame Erz. von Knaben und Dädeen ; . ’ 125 
16. „Fördecklaſſen“ in St. Gallen j 3 f j A 130 
17. % iger für chriſtl. Graiehungawiif enfchaft i . j 131 
18. Un den Lehrer (Poeſie) von 8 ©. ü ; — ——— 37 
19. Rellamationen . . j — ER 165, 215 
20. Pädag. Allerlei . 2190, 369, 434, 575, 593, 802, 826 
21. ————— oder Bundesfeuer von A. F. (St ®.) 215 
22. Einladung zu den Deleg. OTRININERNGER. vom ca Lehrer“ und 
Erz.-Berein ’ i 222 
23. Eine hohe Ehrung von CI. Frei 225 
24. Stanioliendungen, bejorgt Bun den „tath. Lehrerinnen- ‚Berein“ 277, 687 
25. Ntalieniicher Ferienkurs . 307 


. Ehriurctsvo.ien Gruß an Sr. Gnaden den hod würdigiten Bifchof 


Hrn. br. Georg Schmid von Grüned von El Frei 29 


. Statuten de3 Unteritügungs- Vereines der —— Lehrerſchafi 336 
3 Ter religionsloſe Schulunterricht in ee ———— .. 349 


. Aus dem Urner Schulberichte von Cl Frei . j 451 
um Sculberichte Nidwaldens von CI ei . . 412 
Mufiter aus dem Lehreritande von BRHNIIENGER za in Bug . 414 

St. Ball. Katholitentag . 415 
. Aus dem Amtsberichte des ft. gall. Erz. Dep. 2.200.480, 447 
. Bur —— jür Schulreiſen . . j i € 431 

Cine Wal l 452 

Schulreiſen auf den ſchw iz Bundesbahnen j j j . 471 

. Ein Schulbefuh von El Frei (Bilder) . j ; . . 474 

- Zum Sobanneumsbericht pro 1908 (Wild) i . 5 : i 459 

. Nach Nerufalem (mit Bildern) von El. Frei -» - 20. 493 
u den kath. Lehranſtalten von GI. Frei j ; 509, 524, 538, 554 

. Schulreiien R } j j : 513 

. Die Giotteäharfe dv. Fräfel von Lehrer U. Küng ee, „587 


. Verdrieplichkeiten (Boejie) von U. ©. : . : 5 55U 


VII 


Seite 
44. Refolutionen vom beutichen ———— Eee 
45. Ausſprüche von der Bofinger Lehrert i 616 
46. Zur Gründun — wen —* rt teüppelhafte Stinber 6339 
47. Thurgauer Schulſynod 668l 
48. Eine lesbare Mitteilun 682 
49. Ein Gedenkblatt zu — der tonfeſſionellen Sch ule 688 
50. Krankenkaſſe 7o, 810 
51. Erinnerungen an bie Lehrere erzitien von 1908 von Th. SA. u |; 
52. Ein anna, —— (Ingenbohl mit Bild) . . . 728 
53. Bum f must Zurnlehrertag in St. Gallen { ; 700 
54. Nochmals die Unitalt Rathaufen (mit Bildern) von au rei . 157 
55. Bon kath. Beitichriften von EI. Br j . 762 
56. Aus dem Yargau ; . ar 
57. Ein ernftes Wort von Pius X. f 773 
58, ri nicht-fath. Preß- Stimmen F teffinifcen „Seulaefete ; . 777 
59. Ein Wort für die Lehrer von . Rat j i 789 
60. Um das Gebiet der Anregun ie erum 825 
61. Knappe lebericht aus taib. ücherverlagen von Dr. u Kaufen in 
Münden -. 791, 11, "E30, 841 


VI. Siterarifhe Befprehungen. 
Seite: 21, 22, 33, 34, 41, 80, 118, 132, 145, 150, 161, 198, 199, 247, 261, 


271, 276, 310, 341, 359, 406, 422, 436, 455, 456, 458, 519, 528, 531, 568, 594, 
611, 658, 674, 690, 706. 759, 785, 818, 834, 849, 858. 


AB 


Dadagogilde 
*Blätter. ® 


Nereinigung des „Schweizer. Exziejungsfreundes* und der „Yädag. Monatsfhrift“. 


Organ des Wereins kathol. Lehrer und Haulmänner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungsvereins. 


Einfiedeln, 3. Ian. 1908. | Nr. | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 

HH. Rektor Heiler, Erziehungsrat, Aug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jatob ag 
Nickenbach (Schwyz), und Wild. Schnyder, pipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Gallen) 
unb Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiedeln. 

Ginfendungen find an legteren, ald den Chef⸗Redaktor, zu richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haajenftein & Bogler in Luzern. 
Abonnement: 


Ericheint wöchentlidy einmal und Loftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagdbandlung, Einliedeln. 


Inhalt: Gefälligft leſen! — Soll ber Lehrer ein metbodijches zogehui 
ühren? — Brofeffor Dr. W. Förfter und die Erbjünde. — Die heilige 
liſabeth von Thüringen (Lehrübung). — Statuten für die Jugend-Er- 
ſparnistaſſe Bütſchwil. — Affoziationen in der bibliichen Geſchichte — 
Xehrer Gottfried Eberle in Montlingen (Nekrolog). — Rüdblid auf 
ſehr empfehlenswerte kath. Beitichriiten. — Vereinschronif. — mare 
— und Ehrungen. — Aus dem Kt. Luzern. — Literatur. — Echul- 
Erziehungsblätter Fathol. Richtung. — Pädagogiſche Ehronit. — 
Wohlfahrtseinrichtung. — Briefkaſten. — Injerate. 








Gefälligst lesen! 

In den letzten 4 Nummern des abgelaufenen Jahrganges haben wir 
redaktionell offen und gradaus unsere Stellung zum kath. Lehrerverein 
und zur Schulfrage klar gelegt. Wir tönten leise vorhandene Schäden 
an, gaben Winke in treuester Absicht zur Abhilfe und berührten auch 
offensichtliche Erfolge unseres Lehrer- und Schulmännerbundes, 

Mit dieser Nummer beginnen wir den 13. Jahrgang unserer redak- 
tionellen Tätigkeit am kath. Lehrerorgane, Kein Leser muss aber Angst 
haben, dass die derzeitige Leitung an diesem Organe so eine Art „ewigen 
Jud“ spielen wolle, Gott bewahre! Sie macht jedem Platz, der nach 
ihrer Stellung geizt, und macht unter allen Umständen Platz in nicht 
allzu ferner Zeit, weil allgemach das Gefühl sie übermannt, dass sie — 


- 


— 2 — 


altert. Pro 1908 aber halten wir noch freudig fest an unserem alter- 
propten Programme für konfessionelle, für christliche Schul- 
und Haus-Erziehung und füreinentüchtigen, unabhängigen 
und standesgemäss besoldeten Lehrerstand. Freilich be. 
gnügen wir uns nicht damit, die vielerorts noch absolut unwürdige Be- 
soldung des Lehrers zu tadeln und zeitgemässe Besserung der ökonomischen 
Lage zu erstreben ; diese Tätigkeit allein wäre für ein Schulblatt unserer Tage 
einseitig und in ihrer Einseitigkeit unfruchtbar und für den Leh- 
rerstand vielfach sogar schädlich, Denn ein einseitiges Streben 
des I,ehrers in materieller Richtung, so berechtigt dieses Streben als 
solches ist, stösst ab, entfremdet und befremdet, weckt Vorurteile und 
erweitert nur Klüfte, ohne dem Lehrerstande auch nur im Entferntesten 
zu nützen. Drum arbeiten wir eben zugleich unablässig und unzwei- 
deutig für Anerkennung, Wahrung und Eroberung der kon 
fessionellen Basis im Gesamtschulwesen, Diese letztere Arbeit 
ist Arbeit im Sinne des Elternhauses, im staatserhaltenden Sinne, also im 
Dienste der Familie und des Staates, An der Hand dieser Art Wirk- 
samkeit versteht dann der Laie und versteht das kath. Volk unser un- 
entwegtes Einstehen für bessere Besoldung des Lehrerstandes und versteht 
unsere ungeschminkte diesbez. Klage, unseren Tadel und unseren steten 
Weckruf. Also nicht einseitig und doch echt lehrerfreundlich, 
nicht einseitig und doch unverfälscht schulfreundlich! 

Kein weiteres Wort mehr. Wir zählen auf unsere bisherigen 
Abonnenten und empfehlen uns hoffnungsvoll all’ denen, an die wir Pro- 
benummern gesendet, Keiner werde untreu, Hunderte aber mögen unsere 
Bestrebungen durch ein Neu-Abonnement würdigen. — Geschehe es! 

Einsiedeln, im Januar 1908. Cl, Frei, 


P.S. Für neueintretende Abonnenten fügen wir noch bei, dass das System 
der wissenschaftlichen Beilagen auch pr» 1908 beibehalten wird. Be- 
reits liegt die erste Beilage vor, betitelt: „ChristlicheSchuleund neueste 
Psychologie“, eine Arbeit, die zweifellos allgemein gefallen und beste Wirkung 
üben wird. Weitere Beilagen sind zugesagt ven Sr. Excellenz dem hochwür- 
digsten Herrn Erzbischof Raymund Netzlhammer in Bukarest, von P. Theobald 
Masarey, Ord. Cap., Kanonikus Frz, X. Kunz, gew. Seminardirektor in Hitzkirch 
u. a, v. Herren. 


— ar — 


Pädagogik in Verſen. 
Mas zuerst ins Faß kommt, darnach fchmedt ed immer, — 
Nicht Wiſſenſchaft macht die beiten Erzieher, fondern Selbftfenntnis, Ge— 
duld und ein gutes Beifpiel, — 
Eine fleihige Mutter zieht oft faule Töchter, weil fie alles allein tut und 
bie Töchter nicht and Arbeiten gewöhnt werden, — 
Kleine Kinder treten auf die Füße, große aufs Herz. — 


— 3 — 


* Boll der Pehrer ein methodifhes Tagebuch führen? 


Dad war die alternative Frage, welche eine ft, galliſche Bezirks— 
fonferenz f. 8. auf Anregung eine® Mitgliedes des Bezirkäichulrates 
zu beantworten hatte Zwei erfle Votanten — nicht Referenten 
— leiteten die Diskuffion ein. Wie unjer landeöflüchtiged Prä- 
fidium zu der Annahme gefommen war, der Eine derjelben werde die 
Frage verneinend beantworten, ift eine unabgellärte Eade. Es war 
alfo ein „glüdlicher” Zufall: der Erfte behauptete mit freudiger Ueber— 
zeugung und ruhigem Gewiſſen die Notwendigkeit der Vorbereitung und 
die dringende Wünſchbarkeit jchriftlicher Notizen nach dem Studium und 
der Meberlegung des Unterrichtäftoffes und des -Verfahrens; der Zmeite 
erzählte mit gutem Humer und mit einem leifen Anflug von Ironie, 
die manden feinen Wink vielleicht überhören ließen, feine bezüglichen 
Dandlungen und Erfahrungen: „Auch ich führe Tagebuch.“ Beide 
haben in wohlpräparierten Boten wahrheitsgemäß und fachlich für dad 
Tagebuch Zeugnis abgelegt und find damit am beften weggefommen. 
Und doch fehlte einigermaflen der Revers der Medaille, es hätte der 
Sade ſelbſt (d. i. die Präparation und nicht in erſter Linie das Tage» 
bu) und dem Anfehen der Konferenz nicht gejchadet und wäre eine 
böfliche Rückſichtnahme auf fleiige Kollegen gemwefen, die für ihre Schule 
jehr viel arbeiten, ſich wader vorbereiten, aber punkto Form der Prä— 
paration gerne jelbjtändig vorgehen —, wenn die geſamte Verhandlung 
die freie Vorbereitung und verſchiedene Arten der fchriftlichen Prä— 
paration etwas gewürdigt hätte. Man war ja einjtimmig in der 
Deberzeugung von der Unerläßlichleit einer ſtofflichen und einer 
methodijchen Vorbereitung (was und wie will ich lehren?). Der erfte 
Votant zeigte dieje fachliche Orientierung, die allgemeine methodijche 
Meberlegung und die ſpezielle Anpafjung an Klaſſe und Schulorganijation 
durchaus korrekt und wies überdied auf die Nötigung hin, jede Dlinute 
der Unentjchiedenheit und des Zeitverluftes in der Schule zu vermeiden. 
Gr notiert dad Thema der Lektion nach vollfläntig durchgedadhter Prä— 
paration — kurz, wenn er fi) an dad Lehrmittel hält, ausführlicher, 
wenn er den Stoff felbjt zurechtlegt. Ohne Zweifel ift diefer Kollege 
vorbereitet, bevor er feine Notizen einjchreibt. Die Aufzeichnung der 
Penſen ermöglicht eine prompte Eröffnung der Schülerarbeit; die Aus— 
führungen zu den Lektionen geftatten eine rafche und kurze Orientierung 
unmittelbar vor dem mündlichen Unterricht, während die bloßen Ueber— 
ihriften: Ginführung fo und jo — Leſen: das und dad — für bie 
Schulführung keine Bedeutung haben. Wa? man nun ald maßgebend 


ii A — 


und durchaus genügend darjtellen möchte, ift aber diefe Zuſammen— 
ftellung von Themen, Namen von Uebungen, Nummern von Lejeftüden 
und Rechnungen x. Iſt nun im Sinne obigen Verfahren? die Ge— 
dankenarbeit wirklich getan, fo iſt dieſe Titelregijtrierung nicht mehr 
abjolut notwendig; ift diefe innere Vorbereitung aber nicht voraus» 
gegangen, dann iſt die Regiftrierung mahezu wertlos, imftande, den 
Lehrer und den Bifitator zu täufchen, letztern jedenfall dann, wenn der 
Blid ind „prompte* Tagebuch mehr fagen und überzeugen foll, ala die 
Reobadhtung des Unterrichts. Gerade dieje zwei Möglichkeiten fprechen 
eben gegen die Vorzügligfeit folder Art von Tagebuhführung, gegen 
eine ftrifte Forderung des furzen Tagebuded und legen die Vermutung 
nahe, e8 möchte der Schein über das Sein den Sieg davon tragen. Wir 
hätten jehr gerne die ausdrüd iche Verficherung vernommen, daß die 
Vorbereitung nad breiterer Grundlage beurteilt werde. Wenn man von 
der Wünfchbarkeit jchriftlicer Aufzeichnungen jo vollftändig überzeugt 
it, liegt doch der andere Standpunkt näher, zu fagen, die Freude an 
dem £lar erfannten Gang der präparierten Lektion und die nötige Ent— 
laftung des Gedächtniſſes veranlafje. lode förmlich zu einer Skizzierung 
derſelben, zu einigen fchriftlichen Andeutungen, welche nad) einem kurzen 
Blid den Gedanfengang, den Aufbau der Lektion wieder lebhaft ins 
Gedächtnis zurüdrufen. — Bleiben wir aber noch einige Augenblide bei 
der knappeſten Form der Stription; dieſe kann ſchon nad dem erften 
flüchtigen Blid ins Leſebuch, Rechnungsheft, Gefangbuh ausgeführt 
werden; ein Aufſatzthema zu „Suchen“, wird etwas mehr Zeit fordern, 
ed ift aber doch bald notiert. Wer mınnt dad Vorbereitung? Was 
nüßt im mündlichen Rechnen, in der Sprahübung die Angabe: Uebung 
fo und fo, wenn das Uebungsmaterial nicht zur Stelle gefchafft iſt, wenn 
für die Uebung feine Anfnüpfungspunfte, feine Abmechälung, feine . 
Steigerung, feine Anwendung geſucht worden if? Dann ijt eine ſolche 
Tagebuhführung „Bureauarbeit“. Weiter, «8 joll ein fompleted Ar— 
beitöverzeichnis ım dieſem all rbeicheideniten Umfang vorliegen von Tag 
zu Tag. Es ereignet fih aber alle Tage, daß man im einen oder 
anderen Fach nicht zum gemünfchten und notierten Biele gelangt, zu— 
weilen, daß ganze Lektionen auebleiben; fol man fie im Einſte ges 
nommen tagd darauf wieder zitieren? Und wenn an einem Tag gar 
nicht8 aufgefchrieben wurde, fol man am Abend das „Berfäumte” nad) 
fchreiben, wie mander hr. ve Gidgenofje glaubt tun zu jollen? Ein 
Lehrer hat den Lehrgang für den Schreibunterricht einer Klafje jamt 
Uebungsmörtern zufammengeftellt, auch eine Stoffwahl Tür Zeichnen, 
und jol nun fich felber in 40 Schulwochen wenigſtens bundertmal 


35 - 


zitieren? Gewiß ift eine Vorbereitung und anfchließende Protokollierung 
zulammen recht, volliwertig; aber das kurze Tagebuch allein ift weder 
eine Vorbereitung, noch ein Beweis für fie. Wer fich bisher im Sinne 
des eriten Botanten auf die TZagedarbeit rüftete, kann und mag auf dieje 
Art weiterfahren; wer in gleicher Weile arbeiten will, mag aus freien 
Stüden den gleichen Weg einſchlagen. Aber irgend welchen Zwang, der 
beim Tagebuch beginnt, anzuwenden, ift fchon darum von jehr fraglichen 
Bert, weil diefe Inappe Form fehr leicht leere Form bleibt, zumal wenn 
man fie an eine befjere hätte taufchen müſſen. Uebrigens follte ein 
„methodifches" Tagebuch auch irgend eine Spur von Methode oder 
methodiihem Gang verraten; das ift bei dem Einlinienſyſtem, dad dem 
Inhaltöregifter eines Schulbüchleind verzweifelt ähnlich fieht, nicht der 
Hal. Die methodische Ausbildung profitiert bei fchärferem Zuſehen 
nichts. — Dafür braucht es längeres Studium und event. auöführlichere 
Schreibung. Der erſte Votant fagte ganz deutlid — wir haben es 
nicht überhört —, daß er gerne ausführlicher notieren würde; aber 
bei acht Klaffen pro Tag, bei Korrekturen, Fortbildungsſchule 2c, fei ihm 
die3 Leider nicht möglid. Um fo befjer fteht defjen kurzes Tagebuch im 
Kredit. Es ift aber auffällig, daß von feiner Seite der ausführlichen 
fhriftlichen methodifchen Präparation das Wort geſprochen wurde; viel- 
leicht wollte Lie eine Seite nicht zu ſehr belaften, die andere überhaupt 
nicht neue Laſten auferlegen. (Fortf. folgt.) 





Prof. Dr. 3. W. Zörfter und die Erbfünde, 


Den 3.—6. Juni 1907 fand in St. Gallen ein „jchmeizerifcher 
Inftrultiondkurs für kirchl. Lehre und Liebestätigkeit“ ftatt. Bei diefem 
Anlaße hielt Herr Pfr. Karl von Greyerz in Winterthur ein Referat 
über den Konfirmanden-Unterricht. Ueber das Korreferat von 
Hrn. Prof. Dr. Fr. W. Förſter zu diefer bedeutungsvollen frage be- 
richten die „Mitteilungen der fchweizer. Kommifjion für kirchl. Liebes» 
tätigfeit” unter dem 1. Auguſt 1907 nadhftehende Zeilen: 

„Korreferat des Herrn Prof. Dr. W. Hörfter in Zürich: 

Der Korzeferent Dr. Fr. W. Förfter ſprach zunächſt auch feiner» 
feit3 dem Referenten für den Ernſt und den Mirklichfeitzfinn feiner 
Darlegung den beften Dank aus. Ganz bejonders einverftanden fei er 
mit allem, was über die Notwendigkeit konkreter Orientierung im Leben 
der einzelnen Konfirmanden gejagt worden ſei. Gerade weil der Referent 
nicht am der Oberfläche geblieben fei, fondern den Kern des Problems 


— 6 Bo- 


berührt habe, fo ſei es ihm eine Ehre und Freude, fi mit ihm im 
ftrittigen Punkten auseinanderzufegen. Dahin gehöre in erjter Linie 
dad, was der Referent über die Erſetzung aller alten Dogmen durch 
eine durchwegs moderne Einkleidung des Evangeliums gejagt habe. Bon 
einem neuen religiöjen Genius fei gejprocdhen worden, der da fommen 
folle, um diefe Aufgabe zu Ieiften. Dem gegenüber ſei es jeine Ueber- 
zeugung, daß ein foldher Genius, der „himmlijche Begabung“ mit tiefer 
Lebenskenntnis bezeinige, gerade in den Dogmen die tiefite Interpre— 
tation der Erjcheinung Chriſti und ter Natur des Menfhen wiederent- 
deden und daher diefe Dogmen nicht abjchaffen, jondern nur neu er- 
Hären und erleuchten werde. Weberhaupt fpiegeln die großen Grund— 
dogmen des Ghriftentumd ja gerade den Eindrud wieder, den die Ge— 
ftalt des Erlöſers auf ganz geniale Perfönlichkeiten gemacht habe. Und 
es ſei fein Zufall, daß nach Jahrhunderten wieder ein großes Willend- 
genie von durchdringender Menſchenkenntnis, Napoleon I., in der dog- 
matifchen Darftellung Chrifti die allein „realiſtiſche“ Auffafjung feiner 
Berjönlichkeit gefunden habe in jenem befannten Worte: „Sch verftehe 
mi auf Menſchen, das könnt Ihr mir glauben: Jeſus Chriftus war 
fein Menſch!“ So mie die Muſik zum Texte als interpretierendes 
Element hinzukomme, indem fie dad ausdrüde, was in Worte nit zu 
faffen jet, jo vermitteln und auch die chriſtlichen Dogmen das tiefere 
Geheimnis, das hinter den einfachen Berichten de3 Evangeliums ftehe, 
und das die chriftliche Botſchaft überhaupt erft aus einer bloßen Zeit— 
ericheinung zur ewigen Wahrheit made. Dieſe Geheimnifje feien dem 
Verſtand gewiß ein Aergernis — der Tag aber, an welchem diejelben 
aus dem Chriftentum geftrichen und der platten Verftändlichkeit geopfert 
feien, werde auch der Todestag der betreffenden religiöjen Richtung 
werden. Das Tieffte im Menſchen verlange nach dem Unbegreiflichen, 
Uebermenschlihen, nah dem, was den Menfchen weit über fich jelbft 
hinausreißt und eben darum in der Sprache des Geheimnisvollen zu 
ihm redet — und doch im Innerften „verftanden“ wird, fobald nur 
der Verſtand erft zur Beicheidenbeit erzogen und zum Bewußtſein feiner 
Grenzen gebracht ſei. Darum müſſe er, der Korreferent, auch ganz ent» 
chieden widerjprechen, wenn Herr Pfarrer v. Greyerz die VBolllommen- 
heit Chriſti gejtrichen fehen wolle und fich dabei noch auf die Wifjen- 
ſchaft berufe, die doch mit ihren Organen diefe Dinge gar nicht feit- 
ftellen könne. Daß Chriſtus auch Menſch geweſen, ja, daß die menſch- 
liche Natur in ganzer Fülle in ihm gegenwärtig geweſen jei, dad be= 
hauptet ja doch auch dad Dogma —; daß mit diefer Menjchlichkeit nun 
auch die göttliche Natur vereinigt geweſen ſei, das eben fei dag tiefe 


— 7 — 


Geheimnis, das wiſſenſchaftlich weder beftritten noch behauptet werden 
könne, fondern dem Menſchen erſt dann einleuchte, wenn er von ber 
Ziefe der Selbfterfenntnid aus das Leben und Leiden Chrifti betrachte. 
Für die Pädagogik fei gerade die Vollkommenheit Chrifti unentbehrlich. 
Dad Dämonifhe fei nur durch das Göttlihe zu überwinden, die 
Glementarkraft des Natürlichen nur durch den vollendeten Geiſt — und 
zwar durch den verförperten Geift. Gerade eine tiefere Pädagogik werde 
auf die ungeheuere pädagogifche Bedeutung 3. B. des Dogmas der In— 
farnation zurüdleiten. 

In der zweiten Hälfte feines Vortrages habe der Referent eine 
andere Grundfrage des Chriſtentums angejchnitten, die pädagogiich von 
größter Bedeutung ſei. Gr habe betont, man folle in der Jugend nicht 
fo jehr den Zwieſpalt des natürlichen mit dem übernatürlichen Leben 
hervorheben, jond rn vielmehr die von Jeſus ſelbſt gelehrte und gelebte 
Kindeseinfalt zum Ausgangspunkt nehmen. Er, der Korreferent, ver« 
ftehe durchaus da3 Motiv dieler Stellungnahme: Pfarrer v. Greyerz 
wolle die Jugend nicht durch eine allzu dültere Betrachtung ihres Natur— 
wejend entmutigen. Died iſt gewiß berechtigt. Denn es gäbe Päda- 
gogen, die nur von der Erbjünde ausgingen und die anima naturaliter 
christiana gar nicht zu fenren ſchienen. Die gewiß notwendige Er— 
mutiqung, ohne die der Menjc überhaupt nicht handeln könne, dürfe 
aber feine allgemeine und unbeflimmte fein, die ihm zurufe, daß er ala 
Ganzes ſchon auf dem rechten Wege jei und ihn verhängnisvoll täujche 
über die tragiſchen Widerftände feiner eigenen Natur, — fondern e3 
müfje eine wahrhaft präzije und unzmweideutige Ermutigung fein, die 
ihm Mut macht, daß er von einer ganz bejtimmten Seite ſeines Weſens 
aus, aber nur von diejer aus, zum Höheren fommen fönne. Der 
Mensch jei ein folcher Wirrwarr mwiderjprechender Tendenzen, daß fein 
Pädagoge im Ernft von einer paradiejiihen Einheit ausgehen dürfe; 
Charakter ſei Beltimmtheit, ſei Icharfe Zeichnung der Gegenſätze, jei 
„Klärung der Eituation“ in jeder Beziehung. Daher ſei vom päda- 
gogischen Standpunkte ftrengite Unterjcheidung deſſen, was führen jolle 
im Menjchen und mas zu führen jei, eine umerbittliche Notwendigkeit. 
Auf diefer Notwendigkeit beruhe alles, was ein tiefered Chrijtentum an 
Dualismus in fich enthä.t. Und er perfönlich wolle immer noch lieber 
ein Manichäer heißen, als das nebelige Chriftentum des Herrn Müller 
alzeptieren. Im Meferate des Herrn v. Greyerz fei ein unlößbarer 
Widerſpruch. Gr molle die Kindeseinfalt auch ald Fundament des 
Konfirmandenunterrichted gewahrt fehen und erzählt und doch jelber 
von der merfwürdigen Unfindlichkeit der betreffenden Jugendjahre. Diele 


38 ⸗ — 


Unkindlichkeit aber entſteht (nach Anſicht des Korreferenten) gerade durch 
die Pubertöt, welche die naive Einheit des Kindes mit ſeiner Natur 
zerſtöre. Es ſei aber gut und nötig, daß dieſe Einheit mit der bloßen 
Natur zerſtört werde: der darauf folgende Zwieſpalt möſſe zu einer 
höheren Einheit emporleiten — zur Einheit mit den geiſtigen Idealen; 
— das aber könne pädagogiſch nur geleiſtet werden, wenn man ſchon 
dem jungen Menſchen die tragiſche Schwäche und Unvollkommenheit der 
unerlöften Naturanlage zum Bewußtſein bringe: Im andern Fall bleibe 
der Charakter überhaupt in fatter Selbitzufriedenheit fteden, und eine 
ernithafte Selbftbearbeitung finde überhaupt nicht ftatt. Auch Chriſtus 
habe nicht die einfache Kindlichkeit gewollt, die nicht ala ungeroedte 
Natur und höchſt unzuverläflig fei, jondern jene höhere Kindlichkeit, die 
den Verfucher al3 foldhen erkennt und ſich reinlicd; von ihm getrennt 
bat. Er müfje zu feinem großen Erftaunen fonftatieren, daß in dem 
ganzen Referate des Vorredners die chriftlihen Grundbegriffe „Erb— 
fünde* und „Erlöſung“ überhaupt Feine Rolle fpielten. Er aber 
fönne fih ohne den fundamentalen Gedanfen der „Re 
generation“ Überhaupt gar feine wahre Erziehung vor— 
ftellen. Da2 Opfer auf Golgatha habe überhaupt feinen Sinn, wenn 
dem Menjchen die elementare tragiiche Neigung feines Weſens — die 
Erbfünde — nicht grell zum Bemwußtjein gebrad;t werde: erft in diefem 
Lichte erwachen und jammeln fi die höheren Seelenfräfte und bes 
greifen den „Erldſer“. — 





Die hi. Elifabeih von Thüringen. 


Lehrübung mit Schülern ans den Oberklaffen. 
(N., Lehrer in B., Nidwalben.) 


I. Borerzäßfen. Der Lehrer trägt nad Ankündigung des Titels 
die Erzählung langjam, laut und deutlich vor, ohne ſich ſtlaviſch ana 
Buch zu halten. 


Eliſabeth war die Tochter bed Königs Antreas II. von Ungarn und 
wurde 1207 geboren. Im Hinblide auf ihre bobe Ab’unft wurbe fie in einem 
foftbaren Thronhimmel (einem mit Gold und Silker verzierten Lebnfefjel) zur 
bl, Zaufe getragen. Als fie 4 Jahre alt war, erihien auf dem königlichen 
Schloße in Ungarn eine Geſandtſchaft des Grafen Hermann von Thüringen. 
Sie bat feierlih um bie Sand ter jungen Elifabeth für ben elfjährigen Land» 
grafin Ludwig. Nad, Einwilligung des Tönigliben Waters fam fie dann nad 
damaliger Sitte an den Hof des Verlobten, auf die Wartburg, und wurde bier 
erzogen. In einer durkaus weltlich gefinnten Umgebung betätigte fie aber von 
Anfang an eine fireng kirchliche Trömmigleit (in Naceiferung ber Schweſter 
ihrer Mutter, der bl. Hedwig), 1221 wurde fie mit Landgraf Ludwig IV. glüd« 


— 9 — 


lich vermählt. Auch dann noch ſetzte ſie ungehindert ihre Bußübungen, wie 
Faften und Geißeln und Werke der Barmherzigkeit fort. 1227 ſtarb ihr Gemahl 
auf einem Kreuzzuge in Otranto in Italien. Sekt riß Heinrich, ihr Schwager, 
bie Regierung jelbit on fi und ließ Elifabeth nad einigen Tagen mit ihren 
Kindern von der Wartburg vertreiben. Doc fand fie bei ihrem Oheim, Biſchof 
Echbert von Bamberg, freundliche Aufnahme und erhielt durch feine Vermittlung 
nicht nur wieder Zutritt zur Wartburg, fondern and Warburg nebft 500 ME, 
Silber jährlihen Einkünften als Witwenfig. Sie ftarb im Jahre 1231, Wie 
ſchon von Wundern bei ihren Lebzeiten berichtet wurde, jo verwandelten ſich 
einft, als ihr Gemahl den Korb, in dem fie den Armen von Eiſenach Bebens« 
mittel zutrug, öffnete, dieſe fich in Nofen, fo geichaben aud am Grabe ber tief- 
betrauerten Bandgräfin wunderbare Heilungen. Papft Gregor IX. fprad fie 
deshalb am 1. Juni 1235 heilig. Ein Jahr fpäter wurde ihr Hl. Veib feierlich 
in den Tom zu Marburg übertragen. 

I. Muftergültiges Borlefen von feite des Schrers und aß- 
ſchnittweiſes Nachleſen von feite der Schüler. Der Lehrer lefe lang— 
far, laut und deutlich mit natürlicher Betonung, wobei die Kinder ftille 
nachlejen. 

III. Das erklärende Abfragen. Wann wurde die hl. Elifabeth 
geboren ? 

Wer ift noch heilig? Gott. 

Was heißt: Gott ift Heilig? | 

Er Tiebt und will nur dad Gute und verabjcheut das Böſe. Elijabeth 
war alfo beilig, weil fie fib in jeher hohem Grabe in ben religiöfen Zugenden 
und Merken ber Abtötung übte und das Böſe verabſcheute. 


Meilen Tochter war Elifabeth ? 

Was iſt ein König? 

Ein König ift ein Beherrſcher gröherer unabhängiger Länberfiriche. 

Was ift alfo Ungarn, wenn es von einem König regiert wird? 

Wo liegt dad Königreich Ungarn? 

Der Lehrer zeigt Ungarn auf der Karte don Europa oder in 
jeinem Atla® und bemerkt, es liege öftlich von Defterreich. 

Wie wurde Eliſabelh zur Taufe getragen ? 

Was ift ein Thronhimmel? 

Ein mit einem Baldadhin (Himmel) verfehener Lehnſeſſel, ber mit Gold, 
Silber und Eoftbaren Edelfteinen verziert ift. 

Wer befigt ſolche Thronhimmel? Kaiſer und Könige. 

Ließ man der hl. Elifabeth zeitlebens ſolche weltliche Ehren an« 
gedeihen, wie bei der bl. Taufe? 


Nein, vielmehr wurde fie oft gefränft, ja ſogar von ihrem böfen Schwager 
von der Wartburg vertrieben. 


Wer erfchien auf dem königlichen Schloße, ala Eliſabeth vier 
Jahre alt war? 
Was ift ein Schloß? 


— 10 - 


= Ein Schloß ift ein palaftähnliches, fürftliches Gebäude von großer Aus 
ehnung. 

Haft du auch ſchon Echlöffer gejehen? Gab ed in der Schweiz 
auch Sclöffer oder Burgen? Wer bewohnte fie? In welder Zeit? 
Was iſt eine Gefandtfchaft ? 


Das waren abgefandte Männer vom Landgrafen Hermann von Thüringen, 
welche für bie junge Elifabeth anbalten mußten, zwecks fpäterer Heirat. Tie 
braten ber Sitte gemäß foftbare Geſchenke mit. 


Was heißt das: fie hielten feierlih um die Hand an? 


Sie baten um Elifabeth behufs fpäterer Heirat mit dem jungen Lands 
grafen. 


Was ift ein Landgraf? 


Ein Banderaf ift ein Stellvertreter bes Königs, der in feinem Gau (Land) 
tönigliche Rechte hat, 3. B. Gerichtsbarlkeit. 


Gemwährte König Andreas die Bitte der Gejandijchaft ? 

Was heißt gewähren? 

Er willigte ein, er war bamit einverfianben. 

Wohin kam nun Elifabeth? 

Sie fam nun an ben Hof des Verlobten auf die Wartburg, 

Mas verfteht man unter Hof? | 

Hof ift eine Bezeichnung für die Reſidenz eines Fürſten und feiner 
Umgebung. 

Was ift ein Verlobler? 

Ein Verlobter ift ein für eine einzugehende Heirat verfprodhener Dann. 

Was war die Wartburg. 

Die Wartburg war das Schloß des Landgrafen. 

Mer verweilte jpäter zur Zeit der Reformation auch in dieſem 
Schloße? 

Luther, der Reformator (Erneuerer) Deutſchlands. 

In was für einer Umgebung war Eliſabeth hier auf dem Schloße? 


Sie war in einer fehr weltlichen Umgebung, benn namentlich bie Land⸗ 
gräfin, eine folge Frau, hielt nicht viel auf das einfache MWefen und das fromme 
Beben ber jungen Elifabeth. 


Was machte die Gräfin deshalb? Wie verhielt ſich Elifabeth ? 

Was geſchah, als Glifabeth zur Jungfrau herangewachſen war? 
Was ift Vermählung? Berehlichung. 

Darum Heikt ed: feierliche VBermählung ? 


Es ift eine altherfömmliche Sitte, daß bei ſolchen fürftlichen Feſten auch 
andere Tzeierlichleiten für das untergebene Volk begangen wurden. 


Was für Tugenden Hatte der Landgraf? 

Wie jagt man ftatt Gattet Was find ritterliche Züge? Kriege- 
riſche Züge. 

Unternahm Ludwig auch Jolche ? 


4 11 — 


Wohin follte ihn der legte führen? 

Nah Paläftina. 

Mas find Kreuzzüge? 

Kreugzüge find Kriegszüge, bie chriftliche Völker zur Eroberung bes HI. 
Landes unternahmen. 

Marum wurden fie Kreuzzüge genannt? 


Sie mwurben fo genannt von dem roten Kreuz, des bie Teilnehmer oder 
bie fogen. Kreuzfahrer auf ber rechten Schulter trugen. Es gab auch Kinder—⸗ 
freuzzüge. Auf dem Kreuzzuge, ben Kaiſer Friedrich unternahm, ftarb Ludwig 
in Italien am Fieber. 

Wo liegt Italien? 

Südlich von ber Schweiz am mittelänbifchen und adriatifhen Meer. 

Dad geſchah jett, ald die Nachricht vom Tode Ludwigs nad) 
Thüringen fam? 


Heinrich riß die Megierung an fih und vertrieb Elifabeth von ber gräf« 
lihen Burg. Sie mußte nun mitten im Winter Brot und Obdach betteln 
geben, bis fie vom Bijchof von Bamberg, ihrem Onkel, aufgenommen wurde. 


Was ift ein Biſchof? 

Ein Biſchof ift ein hoher geiftliher Würdenträger und Nachfolger ber 
Apoftel. Er regiert über größere Kircheniprengel, Bistümer oder Landesteile. 

Wo liegt Bamberg? 


Die Biſchofsſtadt Bamberg liegt im Königreih Bayern, füblid von 
Thüringen, Hier verbrachte Elifabeth den Reft ihres Lebens. 


Womit verdiente fie ihren Lebensunterhalt? 


Sie fpann Wolle; benn die Einkünfte, welche ber Biſchof ihr zumanbdte, 
verteilte fie unter die Armen, 


Dann ftarb fie? 
1231 endete fie im 24. Jahre ihr mwohltätiges Beben. 
Was geſchah jodann ? 


Papft Gregor IX. ſprach fie, geſtützt auf viele gefchehene Wunder, am 
1. Juni 1235 heilig. Ein Jahr jpäter wurde ihr Heiliger Leib in den Dom 
zu Marburg übertragen, SKaifer Friedrich II. rechnete es fi zur Ehre an, mit 
andern ben HI. Leib tragen zu dürfen. 


Was ift ein Dom? 
Dom ift eine bifchöfliche ober erzbiſchöfliche Hauptkirche. 
Mo liegt Marburg? 


Marburg ift eine Kreisftabt im preußifchen RegierungsbezirKaſſel, zuk 
beiden Seiten der Bahn (in der Provinz Hefjen-Rajiau). 


Nahdem nun dad ganze Lefeftüid einer eingehenden Erklärung 
unterzogen wurde, folgt 

IV. Die Weproduktion, Das Stüd wird nun naderzählt oder 
gejchrieben oder wo zufammenhängendes Erzählen nicht gefordert werden 
kann, Hilft der Lehrer durch Fragen nah. Die mündliche Wiedergabe 
wird fodann ala Aufgabe für die nächte Stunde zu lernen gegeben. 


— 12 — 


V. Anwendung. Um ortfchritte im Tugendleben zu machen, 
vertauſchte Eliſabeth ihr königliches mit einem armſeligen Leben. Ueber» 
lege auch du, was in deinem Tun und Handeln zu verbeſſern wäre. 

VI Berwertung. Dieſes Leſeſtück läßt ſich zu Aufſätzen recht 
gut verwenden, wie: „Die Verſtoßung der hl. Landgräfin Eliſabeth“ oder 
„Die hl. Eliſabeth, die Mutter der Armen.“ 


— — — — — — 


Statuten für die Jugend-Erſparniskaſſe Bütſchwil.“) 


$ 1. Die Jugend-Erfparnislafje wird gebildet für ſämtliche Schulen ber 
Gemeinde Bütſchwil und foll den Zwed haben, ben Schülern Gelegenheit zu geben, 
Heine Geldbeträge fiher und zinätragend anzulegen und jie dadurch aufzumuntern, 
ih frühzeitig an weile Sparfamfeit zu gewöhnen. 

$ 2, Die Schulfparfaffe fteht unter Leitung und Auffiht des Schul— 
rated, Diefer kontrolliert bie Einnehmereien, ſowie Kaſſe und Buchführung bes 
Kaffiers und ift verpflichtet, alljäprlih vor dem Rechnungsabſchluß eine Ger 
famtrevifion aller Sparlaſſabüchlein durh ein Mitglied vornehmen zu Lafien. 

$ 3. Die eingelegten Gelder jollen bei ber Eriparnisanftalt Bütſchwil 
ober einem andern foliden Anftitut zinstragend angelegt werben. 

$ 4 Jede Primar- (inkl. Ergänzungs) Schule, fowie die Nealichule 
bilden je eine Einnehmerei, welche von einem ber betreffenden Behrer unentgelt« 
li beforgt wird, 

Die eingelegten Gelder find unmittelbar in bie Sparbädlein ber Schüler, 
ſowie in eine Sammellifte einzutragen, und der Gejamtbetrag ift jede Woche an 
einem beftimmten Zage zu handen des Kaſſiers abzugeben. 

85. Der Schulrat ernennt einen Kaſſier, ber zugleih Buchhalter ift. 
Diefer beforgt die Buchführung der Anftalt, übermittelt bie empfangenen Gefamt- 
einlagen je am Ende eines Monats der Erfparnisanitalt Bütſchwil, es fei beim, 
daß der Schulrat eine andere Geldanlage im Sinne von $ 2 zu maden für 
geeignet Hält. Auch zahlt er bie Rückbezüge aus, 

Der Schulrat behält fih vor, vom Kaflier und Buchhalter jederzeit eine 
beftimmte Kaution zu verlangen. 

8 6. Die Lehrer beftimmen ben Tag, an mweldem Einlagen gemacht 
werben fönnen, und geben wöchentlich wenigſtens einmal Gelegenheit hiezu. 

$ 7. Eine Einlage fol nicht weniger ald 5 Rp, betragen. 

Die eingelegten Beiträge können in ber Regel erft mit dem gefeßlichen 
Austritt aus der Schule oder bei Wechiel des MWohnortes außer die Gemeinde 
und dann nur von ben Eltern oder Vormündern zurüdgeforbert werben, 

In dringenden Fällen lönnen ausnahmsweiſe au vor dem E chulanstritt 
Rückbezüge gewährt werben, 


*) Nachdem in der legten Zeit von verjchiedener Seite immer lauter den 
‚Ssugendiparfafjen” gerufen wurbe, um bie Kinder wieder zum Sparen 
anzuleiten, erlauben wir uns bier die Statuten einer derartigen Inſtitution 
wiederzugeben; fie können gleichſam als „Normalitatuten“ angeſehen werben. 
Wir glauben, mit der Veröffentlichung dem eint oder andern Vefer zu dienen. 
In Bütſchwil hat man mit diefer Sparkaſſe nur gute Erfahrungen gemacht. 
Innert 2 Jahren wurden von zirka 450 Kindern Fr. 11000 eingelegt. Für 
bie Qehrerichaft gibt es mohl etwas mehr Arbeit, aber e8 ruht ein Segen darauf! 


4 13 — 


Diesbezügliche Geſuche find an den Kaſſier zu richten, ber im DBerein mit 
dem Schulrate über die Stichhaltigfeit des Bezugsrettes entſcheidet. 

Will ein Einleger auch nah dem Schulaustritt fein Guthaben nicht zu» 
rüdzieben, jo wird ihm basfelbe noch weiterhin verwaltet, unb der Staffier nimmt 
auch fernere Einlagen entgegen. 

Nah Ablauf diefer Zeit wird ber Betrag bes Sparbeftes famt Zinfen je 
nah Wunſch des Eigentümers entweder zurüdbezahlt oder aber beim nächften 
Rehnungsabihluß in ein Kaffabüchlein der Erfparnisanftalt Bütſchwil umge» 
wandelt. 

$ 8. Jeder Einleger erhält gratis ein mit ben Statuten verfehenes 
Sparbeft, in welches die Einlagen und Rüdbezüge ſowie Zinfen eingetragen 
werben, 

Afälig verloren gegangene Sparbefte werben auf Koften ber Eigen« 
tũmer erfekt, 

$ 9. Der Zinsfuß ift auf minbeftens 3/4 % feftgefeßt. Die Verzinfung 
ber Einlagen beginnt, wenn dieſe ben wetrag von 1 Fr. erreicht haben, und 
zwar vum 1. Januar, 1, April, 1. Juli und 1. Oftober an. 

Der Zins wirb zum Kapital gefchlagen. 

$ 10. Die Rechnungen werben alljährlib mit 30. Juni vom Kaſſier 
abgeichlofien und mebit einem fachgemäßen Bericht über Stand und Bang ber 
Anftalt dem Schulrat abgegeben. Diefer prüft die Rechnungen und entjcheidet 
über beren Genehmigung und gutfindende, geeignete Veröffentlichung. 

$ 11. Ueber einen fib allfällig ergebenden Rehnungsüberihuß verfügt 
der Schulrat nad feinem Ermeſſen: 

a) Zur Dedung von Auslagen und zu beftimmter Entihädigung an ben 

Kaſſier und Buchhalter, 

b) Zur Gründung und Neuffnung eines Schulſparkaſſafondes. 

$ 12. Der Schulrat behält fi vor, bie Statuten je nad Maßgabe ber 
Umftände zu repibieren oder die Anftalt aufzuheben. 

Alfo beſchloſſen und erlaffen vom Schulrat, 

Bütſchwil, den 30. November 1905. 

Der Präfibent: 


Hof. Meßmer, Pfarrer. 
Der Altuar: 
J. Fuſt. 
——f ·—— 


Aſſoziationen in der bibl. Geſchichte. 


(Bon M., Vehrer in A.) 


Der Unterricht der biblifhen Geſchichte nach der Methode, wie 
diejelbe in den bereit? da und dort abgehaltenen bibl. Geſchichtskurſen vor= 
geführt wurde, erfreut fich jo allgemeiner Anerkennung, daß eine weitere 
Empfehlung überflüfjig wäre. 3 gibt aber in jedem Unterrichtögebiete 
Schwierigkeiten, jo auch in der bibl. Geſchichte. Denken wir an bie 
Haft, mit der man in jedem Fache ſucht, recht meit vorwärts zu 
fommen. Bergleichen wir die Fähigkeit des kindlichen Verſtandes mit 
dem verfcdhiedenartigen Stoff, den es täglich in feinem Gehirn auf- 
jpeichern fol. Wenn wir die bibl. Geſchichte nach der richtigen, fegen« 
bringenden Methode erteilen, jo fürchten wir, das vorgefchriebene Ziel 
nicht zu erreihen. Roc ein anderer Uebelſtand, der jehr ſchwer ins 


— 14 — 


Gewicht fällt, iſt der, die Kinder merken, der Lehrer hat keine Zeit, das 
Gelernte gehörig zu kontrollieren, und die Folge davon ift: fie lernen 
Ihleht auswendig. Das Einprägen, ich ſage nicht wörtlich, ift aber 
eine Hauptfache, daß können wir nie ſchenken. Nur vorgetragener Stoff 
wird nie recht erfaßt, geſchweige denn in richtige Beziehung gebradht. 

Was ift da zu mahen? Klaffen zufammenziehen? Wo Ge 
famtjchulen find, mag das gehen. Wo aber eine Klaffe mehr als 
10—15 Schüler zählt, ift e8 nicht ratfam. Dann könnten die Schüler, 
die den Lehrer am notmwendigiten haben, fi noch mehr vor ihm ver» 
bergen. Erzählen und abfragen und damit abgetan? Nein, dad wäre 
gejäet unter die Dornen. Es gibt ein Mittel, diefem Webelftand ab» 
zubelfen. Dur Anwendung desſelben tun wir nicht bloß der bibl. 
Geſchichte, ſondern allen Schulfähern einen großen Dienft. Geben wir 
zum voraus der bibliichen Gefhichte die Zeit, die ihr laut Lehr: und 
Stundenplan gebührt. Die Ajjoziation und Nußanmwendung 
aber behandeln wir jeparat und räumen ihr die erſte Viertel« 
ftunde der Schule ein. Ich ſage nicht, daß das jeden Tag geſchehen 
foll, aber jo in der Woche zweimal. Hier können wir Klafjen zufam: 
menziehen, am beften die ganze Schule. Es fällt für jeden etwas ab. 
Da muß nicht kontrolliert werden über erfüllte Pflicht, jeder rechnet es 
fih zur Ehre an, wenn er nur zum Worte fommt. Hans, ich habe dich 
heute den finger nie ftreden gejehen, war's zu ſchwer für deinen Ver— 
ftand, haft gehört, wie Otto gut geantwortet hat, reicht für Lohn und 
Etrafe. Ein anderes Kaliber darf Hier nicht zur Anmwendung kommen, 
Es ift das ja ein geiftiged Turnier, und wer zu oberft auf der Pyramyde 
fteht, ift ohnehin der höchſte. Und ich fage, das mwedt den kindlichen 
Geift, macht ihn rege und tätig, bringt Freude und Eifer für die ganze 
Schule. 

Drum nun eine Serie Ajfoziationen für 3. und 4. Klafie, 
aljo für eine Mittelfchule Sie find möglichft einfach gehalten. 
Der Eindlihe Ton joll zur Geltung kommen, damit Verftand und Herz 
des Kindes das Dargebotene aufnehmen und bewahren. Nicht ein 
fernes Wetterleuchten am Horizont, ſondern ein freundliches Auge des 
begleitenden Lehrer? macht den Weg kurz und angenehm. Doch zur 
Sade. Die bibl. Gefhichte 3. Kl. ſoll eine Illuſtration oder Vorbe— 
bereitung zum Beidtunterricht fein. 4. Klafje erweitert und vertieft den» 
jelben Gegenftand. Diejes Endziel dürfen wir nie aus dem Auge lafjen. 
Gott haft die Sünde, darum fliehe fie. Er ift gerecht, darum firaft 
er fie. Reue und Belenntnis erwirken und Gnade und Verzeihung. 
Das find Markfteine, die und megleitend find. KLeichtere Fragen darf 
die dritte, ſchwerere die vierte Klafje beantworten. (Fort). folgt.) 


— 15 — 


+ Tehrer Gottfried Eberle el, Montlingen. 


„Raſch tritt ber Tod den Menſchen an — —“ 


Die rFeintaliihe Gemeinde Montlingen fteht in tiefer Trauer um 
ihren geliebten, ausgezeichneten Lehrer, der, faum 22 Jahre alt, unerwartet 
raſch von biefer Welt abberufen wurde. Dienftag, den 10. Dezember, übergab 
man jeinen entjeelten Leichnam auf dem Friedhofe der Heimatgemeinde Mörjch- 
wit bei großer Beteiligung bes Volles ber geweibten Erbe, Am Begräbnifie 
beteiligten fich ferner die Schulbehörde von Montlingen, ein Vertreter des Be- 
zirlsſchulrates, mehrere Kollegen des Bezirkes Oberrheintal, Herr Seminarbirefor 
WMorger, die SKlafjengenojjen 
des Verjtorbenen und zahlreiche 
Lehrer bes Bezirkes Rorſchach. 
Ih las bis heute vier ver- 
ſchiedene Neftologe über das 
Beben und bie Wirkſamleit 
bed Verblichenen; alle feiern 
den Derewigten ald ein nad- 
ahmenswertes Beifpiel eines 
religiöfen Charalters und als 
ein Ideal der Pflichttreue in 
feinem Berufe. Es wird mir 
an Hand authentifher Quellen 
jowie aus perfönlihem Verkehr 
mit dem Ib, Dahingeſchiedenen 
ein Leichtes, die Leſer dieſer 
„Dlätter” zu überzeugen, daß 
Gottiried Eberle ſel. in jeder 
Beziehung ein jchönes Vorbild 
geweſen ift für uns Kollegen 
alle, ob jung oder alt, hoch 
ober nieder. Wohl umfaßte das 
geſamte Wirken bes teuren Toten 
eine Zeit von nur 2'/2 Jahren, 
aber „ein wahres Greifen» 
alter if ein nnbeflschtes Ce⸗ 
ben” ſteht im Buche der Weis: 
beit geichrieben. Fürwahr, ger 
trade das ift ber goldene Stern; 
der in unverwüftlicher Pracht 
und Schönheit über dem Grabe 
bes jungen Zoten bezaubernb leuchtet; in ihm liegt das Geheimnis, daß eine 
Gemeinde gegenüber einem Lehrer bei fo ungewöhnlich kurzer Amtstätigfeit eine 
fol’ feltene Liebe, Verehrung und Anhänglichfeit, und im Verlaufe feiner 
Krankheit und feines Hinjcheidens eine jo allgemeine Teilnahme und tiefe Trauer 
an den Tag legt. Vorerſt waren es die bortigen Geiftlihen und nicht minder 
die Mütter ber Ib, Kleinen, auf bie der unerwartete Hinfcheib bes geliebten 
Lehrers nieberfchmetternd wirkte, benn beide Zeile verlieren in ihm eine wirklich 
niht zu unterjhägende Stüße in ber Kindererziehung. Mit KViebe, 
Dingebung und Eifer fuhte er gute Lehren in die jungen Herzen zu 
pflanzen, fo daß bie Mütter über diesbezügliche Kenntniffe ihrer Kinder erftaunt 
waren. War e8 zu verwundern, wenn ihm mande von ihnen eine Träne nad- 
geweint? Bezeichnend bemerlten zwei franfe Weiblein, fie wären doch gerne für 





— 16 — 


ihn geftorben, für jie wäre es nicht fo ſchade geweſen! Daß die Liebe bes 
Lehrers von feinen Schülern lebhaft erwidert wurde, braudt wohl nicht gejagt 
zu werben, ebenfcwenig, daß unter diefen Umftänden der Lehrerfolg ein mög» 
lichſt günftiger war. — 

Was ber ſel. Verblichene ala Lehrer in ber Schule, das war er alß 
Ehrift im Beben. Welch' ein ehrenhaftes Zeugnis für einen verftorbenen 
Sohn, wenn der Vater an feinem Grabe tränenfeuchten Auges befennen Tann, 
er könne fich nicht erinnern, daß berfelbe je auch nur einmal ungehorjam gegen 
ihn gewefen wäre! Ein wahrer Gottfrieb das! Die Leute, bei benen er bie 
Koft bezog, fagten, fie haben aus feinem Munde nie ein lieblofes, ungeziemen« 
bed und zweideutiges Wort gehört. — Die Pünktlichkeit jelber war er 
bon den Behrer-Ererzitien ber, bie er jeden Herbſt mitmadhte. Wer. 
ihn bort gejehen und tennen gelernt bat, mie Schreiber bies, wahrhaftig, ber 
fand Grund unb Anlaß, fih ob des edlen Jünglings fondermaßen zu erbauen. 
Darum rube fanit, du edler Kollege! Du warft dem Heren mohlgefällig, 
barum beeilte er fich, Dich zu fich zu rufen, ins Band der Ruhe und Vergeltung. 

Auf ihn treffen W. Edelmanns Berfe zu: 

„Seines Amtes hat er treu gemaltet, 

Begte Fundamente feft und tief, 

Strebte lehrend nicht nad eitlem Ruhme, 

Der zerflieht, wie Nebel in ber Luft. 

Ihm, dem Bildner weih’ ich biefe Blume, 

Daß fie blühend ſchmücke feine Gruft.” —r, 


— ⸗ñ⸗ — 


Rückblick auf ſehr empfehlenswerte kath, 
Beilfchriften, 


1. Allgemeine Rundfhau, MWochenihrift für Politif und Kultur 
von Dr. Armin Kaufen, Tottenbadhtraße 1 a, Münden Mt. 9.60. 

2. Stubium und Beben, Blätter für die ftudierende Jugend von Dr. 
Daum. Berlag von Baeßler, Drexler u, Co Zürich. 12 Hefte Fr. 7.50. 

3. Gaudeamus, Blätter und Biiber für unjere Jugend, von Joſ. Bor« 
wahlner. Verlag von ©. Freytag u. Berndt in Wien VII/4. Scottenfeldgafje 
62. — 16 ©, ftarf, zweimal im Monat, XI. Jahrg. 6.50 Kronen. 

4. Zeitichrift für Shweiz. Kirchengeſchichte von bem U.Prof. Dr. 
Ad. Büchi und Dr. 3. P. Kirſch, Jl. Jahrg, Verlag von Hans von Matt iı 
Stand. Yährlih 4 Heite a 808 — 6 Fr — 

5. Die griftllide Jungfrau, Illuſtrierte Monatsihrift von P. 
Gratian von Linden Ord. Cap. Alphonfus- Buchhandlung in Münſter i. W. 
3 Fr. — 9. Jahrgang. — 

6. Maria-Hilf! Monatsfhrift für alle Verehrer der Mutter Gottes 
von P. franz X. franz C, Ss. R. Berlag wie Ar 5. — 3 Fr. — 19. 
Jahrgang. 

7. EChbo von Afrika, Herausgegeben von ber St. Petrus Glaver- 
Sobalität, — 1,50 Tr. — 12 Heftchen. — 19, Jahrgang. 

8. Mariengrüße aus Einfiedeln, — 12 Hefte. — 3.75 Ir. Verlag 
von Eberle u. Rickenbach in Einfiedeln. — 12, Jahrgang. — 

9. Kinder-Garten, rebigiert von Eliſabetha Müller, Lehrerin (Pia) 
12 Nummern 1,50 Fr. Verlag wie Nr. 8. — 

10, Emmanuel. Monatsjchrift für das Voll. Orgın ber eudarifti« 
ſchen Vereine, Verlag des Emmanuel in Bude, St. G. 1.20 Fr. — 15. 
Jahrgang. — 


— 17 — 


11. Monatsſchrift für hriftlihe Sozialreform redigiert von U, 
Prof, Dr. Decurtins und Anwilt Dr. Joos. — 7.75 Fr. — Verlag von 
Bäßler, Drerler u. Co. in Luzern und Zürich. — 29. Jahrgang. 

12. Alte und Neue Welt. YAuftriertes Familienbhitt zur Unter» 
haltung und Belehrung. Redigiert von Franz von Mutt, Verlag von 
Benziner u. Co. A.G. in Einfiedeln x. Jahrbuch 24 Hefte ä d5 Rp. — 42, 
Jahrgang. — 

13. Die Kath. Welt. Jluftrierts Familienblatt. — 19. Jahrgang. 
— 12 Hefte & 50 Rp. Verlag der Kongregation der Pallotiner in Limburg 
o. d. Lahn. Redigiert von Leonz Niederberger. Zu bezieben durh J. J. 
Iten, Nachfolger von Adelrich Benziger u. Co., Ginfiedeln. — 

14. Die Zukunft. 9 Jahrgang. — Monatsichrift. redbigiert von 
Dr. Ad, Fäaͤh. Verlag von (Eberle u, Rickenbach in Einfiedeln. — 3. Fr. — 

15. Die fath. Mifjionen. Verlag von Herder in freiburg i. 8. 
— Illuſtrierte Monatsſchrift. — 36. Jahrgang. — 5 Fr. — Redigiert 
von Mifiionären ber Gefellihaft Jeſu. — 

16. Der deutſche Hausſchatz. — Illuſtrierte Familien-Zeitſchrift. 
Verlag von Friedrich Puſtet in Regensburg x. — 24 Hefte à 30 Pig., kom» 
plett 7.20 Mt, Redigiert von Dr, Otto Denf. — 34, Jahrgang. 

17. Monika. Zeititrift für kath. Mütter und Hausfrauen. — 52 
Nummern. — Gratis-Beigabe: Ter Schußengel. Verlag von L. Auer in 
Donaumörtb, — 39. Jahrgang. — 5.50 Fr. 

18. Rath. Frauenzeitung. Verlag von Benziaer u. Eo., A.G. 


Einfiedeln x. — Redigiert von Frau Winiftörfer in Earmenstorf. — 52 
Nummern. — 
— — 
Vereinschronik. 


1. *Letzter Tage verſammelte fi das Zentralſtomitee des 
„Verein fath. Lehrer und Schulmänner der Schweiz” in 
Zärich. Das Haupttraftandum bildete die Statutenbereinigung 
der projeltierten Krankenkaſſe. Die von einer Sublommifjion 
entworfenen Statuten wurden feinerzeit den einzelnen Sektionen zur Be— 
tatung vorgelegt. Das Ergebnis dieſer Beiprehungen jollte bis 15. 
Dftober 1907 dem Zentralfomitee mitgeteilt werden. Dasjelbe hat die 
Statuten bereinigt und follen fie an der nächſten Frühling im heimeligen 
Zug ftattfindenden Delegiertenfonferenz endgültig erledigt werden, 
damit die neue Inftitution bald ihre jegendreiche Wirkſamkeit beginnen 
kann. Tie Krankenkaſſe ſoll aber nicht gleich anfangs auf ſchiefe Ebene 
geraten, fie ſoll auf fiherm, folidem Zundamente ruhen. Deshalb wird 
ein verſicherungs-techniſchesGutachten son einer im Schweizerlande befannten 
Autorität auf dem Gebiete der Hilfskaffen eingeholt und der Delegierten- 
verjammlung vorgelegt werden. Alfo friſch umd unentwegt vorwärts 
heißt die Loſung. — 

Einen weitern Verhandlungsgegenſtand bildete der Ferienkurs 
in Freiburg. Derfelbe, der erſte Verſuch auf unſerer Eeite, hat 
einen überaus günftigen Verlauf genommen; aus dem Munde der Teils 
nehmer mar nur ein Rob zu vernehmen, Dus Komitee wird deöhalb 
mit ter löbl. Univerfität Freiburg in Beziehung treten, damit auch 1908 


— 18 — 


wiederum ein Ferienkurs ſtattfinde. Die kath. Lehrerſchaft wird dieſen 
Schritt nur begrüßen. Einige kleinere Wünſche betreff frühzeitigerer 
Auskündung, beſſerer Organiſation und teilweiſe noch praktiſchern Themen 
werden zuſtändigen Ortes zweifelsohne wohlwollende Beachtung finden. 
Wir möchten ſchon jetzt auf die günſtige Gelegenheit zu weiterer Aus» 
bildung auf riftlicher Grundlage aufmerkſam machen. 

Wie die Leſer aus einer ber lebten Nummern unſeres Organs er= 
jehen haben, wird der Jugendichriften-Katalog in den nächſten 
Tagen erfchrinen bezw. ſchon erjchienen fein. Der Preis von 1 Fr. für 
den ca. 120 Drudjeiten ftarfen Katalog mit über 3000 Nummern ijt 
wirflid; jehr miedrig und fann die Anjchaffung jedem Lefer nur warm 
empfohlen werden. Der Katalog ift ein ficherer, zuverläfliger Ratgeber 
und Führer auf dem weitichichtigen Gebiete der kath. Jugend: und Volks— 
literatur. Die Verfaſſer verdienen aufrichtigen Dank; fie haben cinem 
längst gehegten Wunſche und Bedürfniffe Rechnung getragen. Kritiſche 
Bemerkungen, Neuerjcheinungen 2c. werden in vierteljährlichen Beilagen 
zu den „Päd. Blättern” herausgegeben und befteht die neu ernannte 
ſtändige FJugendichriftenfommifjion aus den HH. Pfr. Peter, Triengen, 
Präſ., Lehrer Joſ. Müller, Goßau, P. Leonhard Peter, Mehrerau, Bir. 
Büffer, Flawil und Lehr.r Adermann, Bruggen (leßterer an Stelle des 
ablehnenden Hrn. Harrer, Lachen-Vonwil). — Das Bentralfomitee hat 
mit Freuden von dieſer glüdlichen Löjung eined von ihm jchen feit 
etlichen Jahren mit Eifer beratenen und geförderten Programmpunktes 
Akt genommen. 

2. * Sie haben zwar bereit3 mit einem Safe der Verfammlung 
des rheintalijhen Kath. Lehrer- und Schulmännervereind 
Erwähnung getan. Doch ſcheint und, e3 verdiene die jehr lehrreich und 
Ihön verlaufene Tagung eine einläßlichere Berichterftattang; auch klopften 
wir an unjere Bruft, ald der Herr Chefredaftor, unjere werte Rüyeintaler 
Landäfreft, die Vereinzfeltionen in der Weihnachtsnummer zur vegeren 
Bereicherung der ‚Vereinschroͤnik“ aufforderte. — Recht zahlreich waren 
die Herren Grziehungsfreunde aus beiden Bezirken zur ordentlichen 
Herbitzufammenfunft (25. Nov.) in Marbach, der Reidenz unſeres 
l. Vereindpapa, Hrn. Bezirksjchulrat und Lehrer Col. Benz herbei: 
geeilt. Seit Abhaltung des erjten ft. galliichen Bibl. Geſchichtskurſes in 
Altjtätten ift e8 bei und Uſus, vor den Verhandlungen einige Lektionen 
aus der Bibl. Geihichte anzuhören. So wurde ed auch diesmal ge— 
halten, und wir dürfen betonen, daß aus diefen praftiichen Lehrübungen 
der Lehrer und der Katechet jedesmal viel lernen und etwas mit in 
feine Schuljtube nehmen fann. — Haupttraltandum war: „Praktiſche 
Biele eine fath. Erziehungsvereins“ von 9. Hrn, Kaplan 
Dr. Geſer in Berned. Im erften Teil wies der Herr Referent an Hand 
des Vereinszweckes auf die Ziele hin, welden unfer Verein biöher zu» 
ftrebte; der zweite Teil leitete auf ein neue® Gebiet über, das zu be= 
bauen eine vornehmfte Aufgabe eines Erziehungspereing fein müffe, 
die Verforgung armer Kinder. Beſonders dieje Partie war reich 
an praktiſchen Erfahrungen aus dem täglichen Leben. Sie treffen für 
alle Gegenden zu, nicht bloß auf das Tal am Rhein. Mandy einem 


— 19 — 


Vereine, welcher ſich die gleichen Zwecke geſetzt wie der unſrige, würden 
dieſe Gedanken, den Bedürfnifſen einer neuen Zeit abgelauſcht, gut tum, 
ihn meu beleben und jchöne, dankbare Pfade weiſen. Wir möchten daher 
im Intereſſe jo manchen ſchweizeriſchen Brudervereind den Hrn. Dr. 
bitten, feine dieöbezüglichen Ausführungen den „Pädag. Blätter“ zu 
übergeben. Der ungeteilte Beifall und die durchwegs in zuftimmendem 
Sinne benüßte Disfufjion genehmigte diefe Borfhläge und gab die Ber- 
fanımlung freudige Zuflimmung zu folgender Refolution: 

„Der kathol. Lehrer- nnd Erziehungsverein Sektion Rheintal Hat 
in feiner Berfammlung vom 25. November zu Marbach einftiimmig be= 
ſchloſſen: es jei die Verſorgung und Ausbildung armer Kinder 
ald eine feiner vornehmften Aufgaben zu bezeichnen und auch durch» 
zuführen und das Komitee erjucht, die nötigen Schritte zu kun und Die 
bezüglihe Kommiſſion aus Bertrauendmännern aller rheintaliichen Ge» 
meinden zu bejtellen.“ 

Die ſtatutariſchen Geſchäfte widelten fih raid ab. — Zum 
Statutenentwurf betr. Krankenkaſſe nimmt der Berein eine abwartende 
Stellung ein. — Für zwei weggezogene Borftandamitglieder (Piarrer 
Shmudi nah Kaltbrunn und Lehrer Mösler nah Appenzell) kamen 
ne: ind Komitee die Herren Kaplan Dr. Geſer und Lehrer Scherzinger- 
Shmitter. Den ſchönen Worten und feiten'Entjchlüffen mögen an die 
fegendreichen Taten folgen! 

3. Tuzern. Den 17. Dez. tagte Entlebuchs Sektion das 
Nereind am Orte gleichen Namens. Don ift ſichs gewohnt, daß unſere 
Verfammlungen immer Starke Frequenz aufweiſen von Lehrern und Be— 
hörden. Grund: Altuelle und praftifhe Borträge und reger gegen» 
ſeitiger Gedankenaustauſch. Auch diesmal hatte ſich ein zahlreiches Ston- 
tingent eingefunden. 

99. Subregend u. Prof. W. Meyer, Luzern, beehrte und 
mit einem fchönen Referat über Fürforge für Schulentlaſſene. 
Luzern? „Mädchen: und Stnabenvater” — fteht er doch an der Spihe 
des kath. Mädchenjchußvereind mie de3 kath. Jünglingsvereins — hat 
es in der Hand, oder befjer aefagt, in Kopf und Herz, praftifche Winke 
und Ratfhläge audzuteilen. Dos feld, das er neben jeiner Wifjenjchaft 
bebaut, jpielt ihm das Praktiiche für feine Vorträge geradezu in die 
Hand. Und fo ließ ſich ter liebe 9. Herr bitten, und von feinem 
praftifhen Wiffen einen ganzen Viertelshalbtag in freigebigiter Weiſe 
auszuframen. Köftli waren feine Worte, unbezahlbar der Genuß, ihn 
nur fprechen zu hören, Möchten die gegebenen Anrequrgen nur bald 
zur Fruchtreife kommen! — Grundzug des herrlichen Referates: Es ift 
Pflicht des kath. Lehrers und Grziehers, ein offenes Auge zu haben für 
die Schulentlafjenen, das Seine zu tun, um fie intelleftuell und fittlich 
religiös meiterzubilden ſowohl Knaben (Bibliothek, Fortbildungsſchule) 
ald auch Mädchen (Haushaltungd- und Krankenpflegerkurfe), ſowohl die, 
welche zu Haufe bleiben, als auch die, welche auswandern. 

9. Vinzenz Ambühl, Pfarrer in Eſchenbach, legte ala Prä- 
fident jein Scepter nieder, begründend mit feinem Forſzug aus dem 


— 20 — 


Entlebuch. 8 Jahre hat er mit Tatkraft, Umſicht und Klugheit das 
Vereinsſchifflein glücklich geſteuert. Gebührend verdankt der Verein dem 
ſcheidenden Präſidenten ſeine Arbeiten. Als Nachfolger wurde erkoren 
Ib. Limacher, Pfarrer in Romoos. -ch- 
4. In Bell befammelten fi am Stephandtage an 40 Mitglieder 
des Vereins kath. Lehrer und Schulmänner, um den höchſt interejjanten 
Vortrag des HH. Pfarrerd Brügger von Großwangen, über „Darvin 
und die Abſtammungslehre“ zu hören. HH. Piarrer Brügger mard 
einft von eirem Mediziner, einem eifrigen Darvinianer, angegriffen, 
fonnte ihn aber bloß auf dem theologiſchen Gebiete, durch theologische 
Beweiſe fchlagen. Jener Mediziner hingegen verlangte medizinijche Be— 
weiſe. So madte fih HHr. Brügger and Studium diejer frage. Und 
wad er nun in Bell über Darvin fagte, mie er die Haltlofigfeit des 
Darvinismus gläugend dartat, das zwang jedem Zuhörer Achtung ab 
vor diefem hochgebildeten Theologen. Möge der Vortrag vor allem 


auch im Gebiete der Schule reihen Eegen bringen! N F. B. 
— ô E - 

Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5—mchule. 


* en eldben (Wargau) erhöhte ben Gehalt bes Oberlehrerd auf 
0 Fr. — 

DOberenbingen (Aargau) feste bie Befoldung bes Fortbildungslehrers 
auf 2250 Fr. fift und erhöhte die der brei anderen Lehrer um je 100 Fr. Ber 
Organiſt und Etordirigent erhält 300 Fr, — 

Mülligen (Hargau) jegt ben Anfangsgehalt des Lehrers auf 1600 Fr. 
feft mit Zulagen von 5 zu 5 Jahren von 100 Fr. Marimum bes Firums an 
Barbefoldung 1900 Fr. 

Thurgau. für Teuerungszulanen an Kantonsfhul- und Seminarlehrer 
gewährte der Große Rat einen Nadfretit von 4700 Fr., vorberband pro 1907 
und 1908, Mutmaßlih erhalten eritere je 300 und letztere je 200 Fr. Es 
fiel bei der Diskuffion mand’ redt ergiebig’ Wort. — 

Kulmbach (Bayern) erhöht den Anfangsgehalt ber Lehrerſchaft von 
1700 auf 1900 Mt. Zu den feitherigen Zulagen von je 120 ME., ned je 5 
dreijährigen Vorrückungszeiten fommt eine weitere von je 120 ME, nad vollen» 
detem 20., 25. und 30. Dienftjabre. Höchſtgehalt: 2860 ME. 

Die Stadtverordneten zu Rhögdt erhölten den 26. Nov. das Grund» 
gehalt der Vollsichullehrperfonen um 100 Mt. und den Wohnungsgeldzuſchuß 
um 50 Mt. Bisheriges Brundgehalt ber Klaſſenlehrer 1400 Mi. unb ber 
Lehrerinnen 1100 Mt. — 

Düffeldorf. Nunmehriger Grundgehalt der Lehrer 1650 ME. unb ber 
Reltoren 2400 ME. Alterözulage für beide 240 Mt. Lehrerinnen: 1350 ME, 
Grundgebalt und 140 ME, Alterszulage. — 

Sarnen: 100 Tr. Plus jeden: Lehrer und 50 Fr. jeder Lehrſchweſter. 

Burgdorf, Erhöhung für jede Primarlehrlraft um 200 fr. und für 
jede Arbeitslehrerin um 25 Fr. Alſo eine jährlibe Mehrausgabe von 6600 iyr. 

Thal (Et. G.). Erhöhung des Piarrgebaltes von 2500 auf 2800 Fr. 

Seit Jahresfrift haben faft alle Schulgemeinden des Bezirkes Sargans 
ben Gehalt ihrer Lehrer erhöht. Letzten Sorntag folgte Pfäffersdorf mit einem 
„Lupfe“ von 300 Fr. Ebenſo erhöhte bie Feine Kirchgemeinde Berfhis-Tfjder- 
la den Piarrergebalt um 300 Fr. 


— 21 — 


— Aus dem Kt. Luzern. — 


1. „Mo Syrobigs" Ruretütſchi Gſchichtli, Gedihtli, Rym 
und Ränk von 3. Roos, Bern A. Frande, ift in achter Auflage 
erichienen (die 7. Auflage war nad fünf Monaten vergriffen). Das 
Glofjar ift um einen mertvollen Nachtrag vermehrt. Neu iſt zudem 
das Zitelgediht „vom alte Wypliftod*, ein Porträt des Dichters, von 
ihm ſelbſt gemalt, die allerneuefte Diomentaufnahme. Es enthüllt ung 
die Leidensgeſtalt des jchiwergeprüften Dulders, den ſchmerzdurchwühlten 
Körper, gebrochen von unheilbarer Krankheit, den Geiſt urgejund, Früh— 
lingshoffen und Frühlingsahnen in der Seele, die reinjte Ironie auf 
dad mens sana in corpore sano. Diejed Kleinod der Dialelt-Dichtung 
offenbart und das innerfte Wejen des Dichters, feine wahre Poeten- 
natur. J. Roos fteht längft in der vorderften Reihe unſerer Dialekt- 
dichter und ift in Bezug auf Gigenart, Bodenftändigfeit und Föftlichen 
Humor nicht leicht zu übertreffen. „No Fyrobigs“ bedarf ſomit feiner 
weitern Anpreilung mehr. Gin Bud, das im Zeitraum von wenigen 
Jahren acht Auflagen erlebte, empfiehlt ſich jelbit; zudem Hat fih „No 
Fyrobigs“ im jeder Familie, in der es Ginlaß gefunden, jo begeiiterte 
dreunde erworben, daß die freudig begrüßte 8. Auflage einer guten 
Aufnahme fiher if. Das Liedlein „vom alte Wydliſtock“ aber möchte 
ih dem freundlichen Leſer gleihmwohl nicht vorenthalten. 


En alte Wypdliftok. 


Es ſtohd en alte Wypliftod Wenn's aber wider ufergfrürt, 
Am Gififer Rüsport unde, D’Scneeglöggli „Oft’re“! Lütid, 
Und wer dä Purit vo wytems gjehd, Im Winter d’Sunnesn und de Föhn 
Ehönnt meine, 's wär e gſunde. So Luftig „Hoorus*! bütid: 


Wenn d’ aber dei d' Nööchi hunft, De trybt da Chrüppel gwüſſig au 


Heft gli en andri Meinig; Bar magri, tünni Rüetli, 
Dä Stock ift Hohl, nur d’ Rinde no Etedt wien e ftolze Ehilbibueb 
Erthed e ſchier eleinig. Sini Bilfeli uf? Hüetli, 

Gſehſt, wirner Rümpfund Rife hed, Und ſchlückt u. drüdt ſis Bitzli Saft 
Bo Ehrefte chunnd und ſchitt'ret, — iſch mid ſchier unbe ryffly? — 
Und wenn fo räß de Byswind gohd, Dur d’Rindesn uf i d’Ruten ue, 
As wien ed Hündli zitt'ret! — Und de gid's Mäirpfyfily! 


Süeß, Sef.-Leh. 


Titerafur. 


Mündener Bolksfhriften. Ort: Mündener Volksſchriftenverlag. 
Es find bis heute erjhienen 50 Nummern, ungeb. zu 30 Pig. 50—60 ©, ftarf, 
Die neueften 5 Nummern: Der alte Soldat. — Der blinde Pafjagier. — Tas 
MWrad, — Lie Hand bes Herrn — ftammen von Quife Meyer von Schauenjee, 
Mar Eyth. frz. Gerftäder und M. von Efenfteen. Die eriten 2 Bändchen 
erzählen ergreifend von Schuld und Sühne, das dritte zeidnet des Autors 
erfte Schritte in bie Welt der Maſchinen und bez. Erfahrungen, das vierte 


— 2 — 


bringt ſpannend Lebensſchickſale eines braven Kapitäns (für bie reifere Jugend!), 

und das fünfte meldet von geldſtolzen, harten Herzen, welche die Schule des 

Unglücks mürbe macht. — Wir cmıpfehlen die Sammlung ſehr, fie bietet billig 

— Unterhaltungsleltüre. Das Unternehmen dient nur gemeinnützigen 
wecken. — 

Kleine lateiniſche Grammatik für Meßdiener, Chordiri— 
genten und Chorſänger von Joſ. Bened. Eberle, Kpl. in Jonſchwyl 
25 Rp. 19 ©. 

9. 9. Kpl. Eberle will burd fein praktiſches Büchlein bafür forgen, daß 
Meßdiener, Ehorbirigenten, Ehorfärger und viele aus bem Bolte die lat. Kirchen— 
gebete zum größten Zeile verftehen lönnen, Dieſes Beritändnis foll bann bie 
Liebe zum Gottesdienste mehren und die richtigere Ausfprade ber lat. Gebete 
bewirken. Sie „Srammatif* behandelt Hauptwort in feinen Deflinationen, das 
Fürwort, Beiwort (Adverb.), Vorwort und Bindewort, Als Anhang lebnen 
fih an diefe fnapp gefaßte Theorie lat. Kirchengebete mit deutſcher Ueberſetzung 
an, als Introitus, Ayrie, vor dem Evangelium, zum Pater nofter, Wetterfegen 
x. x. Der für den Zwei bes Büchleins erforderlihde Wortfhag (copia ver- 
borum) wird bequem vermittelt. Dos Büchlein verdient alle Empfehlung und 
Beachtung und der Autor beften Dank. Eine Neuauflage dürfte in ganz kleinem 
Formate erfcheinen, was banblicher und praftiicer wäre. F. 

Jungbrunnen von Cl. Joſ. Ruckart. Verlag von F. Schöningh 
Paderborn : 169 S. Dif. 1.40. 

Fer „Jungbrunnen* bietet goldenen Humor aus liebem Kinbermunbe, 
geeignet zur Unterhaltung für Eltern, Yebrer und Kinderfreunde, Das herzige Büch- 
lein bringt naive Einfälle der Jugend und wieder jpeziell Humor aus dem 
Unterricte, nad) Fächern gruppiert. Der Schluß enthält etwa 45 Gedichte 
(Dialelt und Schriftdeutſch) vielfah reihen Humors. Begreiflich hat die flotte 
Sammlung mehr als einen „Wi“, der das Niveau bes Alltäglichen nicht über» 
ſchreitet, im ganzen aber ıft fie anſprechend und wirft erbeiternd, — 


Schuſ- und Erziehungs-Blätter Rath. Richtung. 

1. Monatsſchrift für kath. Lehrerinnen, redigiert von Sem. Ober« 
lehrer M. Walded. — 19, Jahrgang. — Mi. 2.60 per Halbjahr, per Heft 
665 — 

2. Risveglio, Periodico offeiale della federazione docenti Tieinesi 
Eoce due volte al mese — Fr. 3.50. — Redazione: Pietro Ferrari, Lugano, 
Paradiso, — 

3. Pädagogifhe Jahresrundſchau. — 13. Jahrgang. — Berlag 
ber Lömwenberg’ichen Buchhandlung in Zrier. — Nedigiert von of. Schiffels, 
Rektor. — Monatlich eine Nummer à 16 S, — Jeweilen 4—8 ſeitige Beilage. 
2 Mk. — 

4. Rheiniſch-⸗Weſtfäliſſche Schulzeitung. Nebigiert von J. Müller- 
meifter in Nahen. — 31. Jahrgang. — Pro "/s Yahr ME. 1.40. — Verlag 
von PB. Ulrichs, Aachen. — 

5. Ter Schulfreund. Monatsfchrift zur Förderung des Volksſchul— 
weſens und ver Jugend-Erziehung. Vegründet von Dr. U. Schmitz, fortgeſetzt 
von Dr, L. Kellner u. a. — Verlag von Breer und Zdiemann in Hamm i. 
MW. 63. Jahrgang. — 6 VIE — Per Heft à 50 ©. 

6. Zeitichrift für wriftlidhe GrsiehungswitfenThaft (der neue 
Schulfreund), redigiert von 3. Pötſch, Neftor, unteritügt von Hofrat Willmann 
in Salzburg und Sem. Oberlegrer Habrich in Kanten. 1. Jahrgang. — Ber: 
lag von Ferd. Echöningh in Paderborn. 24 Heite à 3286 Mi. — 


— 23 — 


7. Pädagogiſche Blitter. Organ des kath. Behrer- und Lehrerinnen⸗ 
vereind in Bayern. Beilagen: Literar. Ratgeber und bie kath. Lehrerin. 
Redigiert von Ed. Gutenſohn. -— Verlag von Buchbruderei Dal. Häfling in 
Münden. — 24 Nummern Mt. 2.40. — 15. Jahrgang. — 

8. Rath. Schulzeitung, Organ bes kath. Erz.-Vereind in Bayern. 
Redigiert von 8. Auer. Berlag ber Buchhandlung 8, Auer in Fonaumirth. 
40. Jahrgang. — 52 Nummern Fr. 5.40. — 

9. Die kath. Volksſchule. Fachblatt für Lehrer und Statecheten. 
Organ des kath. Tyroler Lehrervereins, bes kath. Lehrervereins für Vorarlberg 
und bes Diözefan-Eäcilien-Vereins Briren, Rebigiert von Joſ. Bonell. Verlag 
ber Preß-Vereind-Buchhandlung in Brixen. — 24 Hefte — 4 Kronen — 23, 


dedroen — 
10. Bulletin Pédag. Organe de la Société fribourgeoise d'&ducation 
— ?2fois par mois. — 34 Annél. — Redaction: Directeur M. J. Dessibourg 
à Hauterive = Posieux — 3 Fr. — 

11. Luz. Shul-Blatt — Monatlih — 24. Jahrgang. — 3 Fr. — 
Nebigiert von Lehrer Ineichen in Luzern. 

12. Schweiz. Evangelijhes Schulblatt (Chriſtlich gehalten), Organ 
bes Evengel. Edulv. der Schweiz. — 42. Yahrgang. —52 Nummern. — Ne 
bigiert von Ser. Lehrer J. Howald in Muriftalden. — Erpebition: Zeug. 
hausgaſſe 14, Bern. — 


Pävagppilce Chronik. 

Aus Oberdfterreid. Unfer rühriger katholifcher Lehrerverein hat 
an bie chriftlichgefinnten Abgeordneten aller Länder das vom Bereinsobmann 
Herrn Bundſchuh ausgearbeitete Meferat betreffend die Vehrergehaltfrage mit 
einem Begleitichreiben gefanbdt. 

In Bayern Hat ber Prinzregent genehmigt, daß alle Lehrer und Lehrer« 
innen, die 25 Jahre treu im Schuldienft gewirlt haben, ben Zitel „Hauptlehrer“ 
und „Dauptlehrerin“ erbulten. 

Im deutſchen Reiche find nach den neueften Angaben 59,187 Volls— 
ſchulen mit 8,924,779 Schülern, In diefen Schulen find im ganzen 146,540 
vollbejchäftigte LYehrfräfte tätig und zwar 124,027 Lehrer und 22,513 Lebrer- 
innen. Die Zahl der Yehrerinnen beiträgt alto im Durdfchnitt rund 15 Pro- 
zent jämtlicher Lebrfräfte. 

Aerztlihe Unterfuhung von 390 Kindern einer Wiener Volksſchule 
ergab, dak 12 Kinder Herzllappenfehler und 37 ein nidht ganz normales 
Herz hatten. 25 Kinder wieſen einfeitigen, 2 beiderjeitigen Qungenfpigenfatarrh 
auf, 21 waren lungenſchwach, 40 anämiſch, 20 litten an Bronditis, 14 hatten 
Lymphorüfen-Anjchwellungen, 2 Plattiühe. Gute Zähne hatt:n nur 29 Kinder. 

In China ift ber Xehrer eine der geadtetiten Perjönlichkeiten, denn in 
biefem Lande wird Bildung über alles geſchätzt. Der Lehrer fteht in einer Reihe 
mit dem Saifer und ben Eltern. 


Sammellite für Bohlfahrls-Kinrihtungen unferes Bereins. 
Übertrag: Fr. 3145. 50 











1. Neujabrögefchent ber Erpebition der „Päd. Blätter‘ 50.—, 
2. Verzicht auf Honorar für Mitarbeiterijchait von Bandesihulinfpeftor 

Ruſch in Appenzell . 15. — 
3. Bon 5 Lehrern Einfiebelns und einem Lehrerfreunde eine Eylve- 

ftergabe 10. — 


Übertrag: Fr. 3220. 50 
Weitere Gaben nehmen bankbarft entgegen: Spieß Aug., Zentral-Sajfier 
in Zuggen (Kt. Schwyz) und bie Chef-Redaltion. 


— 24 — 


Briefkaſten der Redaktion. 


1. Er Dieje Nummer hat abſichtlich einen vorwiegend prak— 
tifhen Charakter. Die angekündigte wiljenichaitliche Arbeit beginnt 
etwa im 3 Hefte. Das zur Auftlärung für die Nicht-Lehrer unter unieren 
v. Abonnenten. 

2. Gejebt, aber verichoben find: eine St. Galler Korreſpondenz — 
eine Arbeit mit Bild (Schulhaus in Sargang) — zur heutigen Schulbe- 
wegung — zeitgemäßes Buch — kirchenmuſikaliſche Vorſchriften ꝛc. 

Bitte höflich, allfällige Doppel-Adreſſierungen, die unver— 
meidlid find, nicht zu verübeln. 


Institut für Schwachbegabte 


186 im Lindenhof in Oftringen (Aargau, Schweiz). 


Geistig und körperlich zurückgebliebenen, auch nerrösen Kindern wird indiv, 
Unterricht nach bewährter Methode, sorgfältige Erziehung und herzliches Familien- 
leben geboten, Pädag. und Ärztliche Behandlung. Hausarzt : Ilr. Dr. Hürzeler 

ın Aarburg. Prospekte versendet J, Ntraubmann, Vorsteher, (H 1917 Q) 





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zu obigem billigen Preise ohne Nachnanme zur Probe zu send-n! Kein Kauf- 
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zu richten. 


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Dadagogilde 
® Blätler. * 


Yereinigung des „Schweizer. Grziehungsfreundes“ und der „Wüdag. Monatsftrift". 


Organ des Vereins kathol. derer ın und Ghulmänner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Cinſiedein, 10. Ian. 1908. | Nr.2 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiiffion: 
gb Nettor Keiier, —— ug, —— bie HH. ee a Jakob Brüninger 
denbach (Schmy3), -. Wilh. Schnyber , Dipficch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Bohau (St. Ga en) 


b Herr Glemens Frei zum „Storchen“, Ein — 
ling find an legteren, ald ben Chef» Rebaktor, zu richten, 
Infserat-Auflräge aber an HH. Haafenftein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlid; einmal und foftet jährlich fr. 4.50 mit PBortogulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagshandlung, Einjiebeln. 


Inhalt: Soll der Lehrer ein methodiiches Tagebuch führen? — Auch eine 
Meinung zu ——— — Uſſoziationen in der bibl. Ge— 
ſchichte — Vom kath. Büchermart te. — Das neue Schulhaus in Sargans. 
— Literatur. — Wip. Zum, Jon —— Schulgeſetze. — Schaffung 
einer Lehrerhilfskaſſe in orſchach. — Nekrutenprüfungen. — Rirchen- 
— Vorſchriften. — Schule und Abſtinenzbewe —— Die ſchweiz. 
Be und Pflege-Anftalten für Geiſtesſchwache. — Zur heuti “ 

ulbewegung. — Aus Kantonen. — Bereinschronit. — Humor in 

Säule — Brieftaften ber Redaktion. — Snferate. 


* Boll der Pehrer ein methodifhes Tagebud führen ? 
(Fortjegung.) 

Die bisher beleuchtete Tagebuchart ift jo recht die Manier des ge- 
plagten Achtklaſſen- und Halbtagjchullehrers, defjen ganzer Pflichten« 
frei auf Einſchränkung, Konzentration und infolge permanenten Zeit- 
mangeld auf Verknöcherung geftimmt ift und ihn zum braven Benjen- 
fneht madt. An andern Schulorganifationen präpariert man nad) 
unfern Beobachtungen in etiwad andern Formen, 

Wir meinen, ed gebe Dinge, die man durchaus nicht notieren, und 
wieder andere, die man fich ausführlicher zurecht legen müſſe, weil fie 
eined piychologijchemethodifchen Ganges, eined Maren Aufbaues, einer 
wohlüberlegten Erklärung bedürfen. Da hat dann die ausführliche 


— 26 — 


ſchriftliche Präparation Sinn, Zweck und Wert; man ſoll ſie ja nur 
nicht jo über die Achſel anſehen oder als halbbätziges Surrogat igno» 
rieren. Man hat vor 20—30 Jahren die Lektionen fo für einen Tag 
— d. ti. in praxi für 20-30 Minuten zugeſtutzt. Das mochte an- 
gehen, ala das Lejebuch und das Furze Lejeftüd noch ein und alles war. 
Was fih in einer Lektion nicht abtun läßt, was ſich vom Leſebuch 
emanzipiert, das faßt man gerne als methodijche Arbeit zufammen, die 
ala Einheit präpariert jein will und ihre Vorzüge vor der Stüdmanier 
bat. Man ift genötigt, den Aufbau ſchon zu Anfang zu überdenken, 
den Zujammenhang der Abjchnitte wie der Lehr- und Lernakte genau 
feftzubalten, die Anregung und Erhaltung des Interefjed planmäßig zu 
juchen, den Zweck der einzelnen Uebungen zu Fontrollieren. Die Schüler 
oberer Klafjen arbeiten gern nach diejer Weile, wenn die „Präparation“ 
richtig angelegt und nur nicht ind Uferloje auägedehnt wird. — Seit 
an der Uebungsſchule de Seminars die Böglinge ein halbes Jahr in 
dernfelben Fach unterrichten, präparieren fie nach methodijchen Einheiten, 
eben um den methodildhen Aufbau zu lernen und den Zuſammenhang 
der täglichen Lektionen zu erkennen und zu wahren. Die ausgeführte 
Präparation ift alfo diejenige der jüngern Lehrergeneration, und es ift 
in einem gemwiffen Einne zu wünſchen, daß fie länger an diejer Arbeits- 
weile fefthalte, Gerade der jüngere Lehrer (mit 1—20 Dienftjahren) 
ringe oft noch mit Stoff und Methode; er ift ein treuer Verwalter, 
wenn er fi) mit durchgeführten Einheiten vorbereitet. Zut er Died 
fleißig, jo fanı man ihn wohl von „alltäglichem Kleinkram“ eutlaften. 
Er genießt dabei noch den Borteil, daß er nicht anhand eines kaleidoſ— 
fopartigen Stundenpland jeden Abend an mindeftens zwölf Stoffen 
nippen muß, jondern einzelne ausarbeiten und durdharbeiten fann. Gr 
darf auch ebenſowohl eine bewährte größere Präparation in einem 
folgenden Jahre wieder benugen, ald ein anderer die nämlidhen Titel 
wieder fchreibt. Wir wiſſen aus Erfahrung, wie viel man aus der 
auögeführten Präparation nicht nur für einen Tag, fondern bei jahre» 
langer Beharrlichkeit bleibend gewinnt. Im Intereſſe des merdenden 
Methodiferd muß man dieſe befjere Präparationdmweije vor daß „nur 
furze” Tagebuch ftellen. Wir haben auch bei dem zweiten Votanten 
perſönlich ſchon ſolche vollftändige und wieder Klar ſtizzierte Präpa- 
rationen gejehen, die ihm für längere Zeit vorzüglich dienten und bei 
der Ausarbeitung fider mehr Gewinn und Freude bradten ala das 
„eurze Tagebuch“. 68 war wieder einmal die befannte Beicheideuheit, 
die den guten Freund verhinderte, der befjern Präparationsweiſe auch 
noch zu gedenfen. Daß für den Lehrftoff der Sekundarſchule die Bor« 


bereitung nach ftofflichen Einheiten entfprechender ift, als das Theelöffel- 
ſyſtem, und daß die fchriftliche Präparation nad) 20 und mehr Dienft- 
jahren oftmals zur Skizzierung fich reduziert, fei nur angedeutet. Bon 
Zeit zu Zeit regt fich aber wieder das Bedürfnis, detaillierter auszu— 
arbeiten —: ein Beweis gegen die Genüglichkeit des Titelverzeichniſſes. 
Es Heißt ein alter Erfahrungsjag: durch Lehren lernt man, und man 
wird wohl auch allmählig jo etwas wie eine Fertgkeit gewinnen, ein« 
fache Sachen ohne lange Betrachtung und Ueberlegung methodiih zu 
behandeln, zu üben, ed wäre denn, daß das Tayebuch die normale Ent- 
widlung der Uebungsfaähigkeit methodiſcher Gefchiclichkeit ungünftig bes 
einflufjen würde. 

Hier darf man wohl ala einftiger Befiter von 23 Bänden „Tage- 
buch“ die perfönliche Meberzeugung und Erfahrung ausdrüden, daß die 
furze Zitelregiftrierung die magerfte Art der Vorbereitung war und jeht 
einen falt beſchämenden Eindrud auf den Schreiber felbft machte; die 
ausgeführten Präparationen waren für Schule und Lehrer am frucht» 
barften. Diefe Bücher wurden gelegentlich wieder durchgejehen und zu 
Rate gezogen, jene Gerippe aber nie mehr. Die vollftändige Lektion 
wurde freier gehandhabt als die Skizze (Ueberſchriften allein verwendet 
man nicht), wad wohl damit zu erklären ift, daß Stoff und Bearbeitung 
vollftändig jaßen; ein kurzer Blid in diefe Präparationen fagte nichts. 
bedächtige Lektüre dagegen alles; fie wurden darum immer vor Beginn 
der Schule, nie während der Schule durchgejehen. Die Skizze bot eine 
kurze, darum rafche Orientierung, wurde darum immer öfter unmitiel- 
bar vor der Lektion zu Rate gezogen — der Lehrer am Pult! So ging 
ein Zeil der freien Beweglichkeit im Lehrverfahren und mit der „Ent- 
laftung” des Gedächtniffes etwas von deffen Kraft verloren. Nach einem 
Vierteljahrhundert Praris waren das Selbftbeobadgtungen, welche nicht 
bloß die Freude am Tagebuch, fondern auch an der jligzierenden Prä 
parationdmweife verdarben, fondern nötigten, eine andere zu fuchen, welche 
diefe Nebenwirkungen vermeiden ließe. Es konnte nur die ausführliche 
und einläßliche, aber muß nicht immer unbedingt die fhriftliche Prä- 
paration fein. — (Schluß folgt.) 








Auf eine Meinung zu Sehrergehaltserhößungen. Anläblih einer 
Heinen Gehaltserhöhung fprach der Fonjervative „Minberheitsvertreter” der Lu— 
zerner Regierung, Dr. Segefier, ein denkwürdiges Wort: „Ach begrüße eine 
foziole Beſſerſtellung unferer Lehrerfhafl. Meine Anficht gipfelt in dem Ge⸗ 
danken, den Lehrer, mehr ala es biß jetzt geichab, zu einem unabhängigen und 
geachteten Gliede der Gemeinde zu machen. Statt dem mobilen Korps von 
Erziehungsfoldaten wünſche ich Lehrer, die, wie bie Beamten ber Gemeinde, das 
Zutrauen des Kreiſes, in bem fie wirken, verbienen und erhalten“, 


4 23 — 


Aſſoziationen in der bibl. Geſchichte. 
(Von M., Vehrer in A.) 
(Fortſetzung.) 

IH. Kurs. I. Altes Teſtament. 1. Die Erzählung: Joſef, 
der liebfte Sohn Jakob, feine Träume, ift behandelt. Sie wird gleich 
nah dem Schulgebet in der Hauptjache nochmals erzählt, Hauptpunfte 
hervorheben. Die Affoziation zielt auf die Folgen von Neid und 
Mißgunſt. Die Brüder haßten den Joſef wegen dem fchönen Rod 
und megen den Träumen, konnten ihn nicht leiden, weil er fie beim 
Vater verflagte, obwohl er da nicht mehr als feine Pflicht tat. Dafür 
wollten fie fich rächen. 


Afloziation: Wer kann andere Beiſpiele nennen, wo gefünbigt wurbe 
burch Neib? Beifp. aus bem bibl. Stoff 1. und 2. K in erfter Linie berüd- 
fihtigen. Die Schlange mißgönnte Adam und Eva ihr Glück im Paradiefe und 
verführte fie zum Ungeborfam gegen Bott. — Kain ſah, daß Bott den braven 
Abel lieber hatte als ihn, und er erichlug ihn. — Herobes fürdtete, wenn ein 
neuer König im Judenlande geboren jei, dürfe er nicht mehr König fein. Und 
ber Neid machte ihn zum Kindermörder. — Die Juden haßten ben Heiland, 
weil das Volt ihm nadging, und fie überlieferten ihn zum Kreuzestode. — 
Kunz beneibete ben Heichen in ber Kutſche, bereute es aber, als er ſah, daß feine 
Füße gelähmt waren, 


Anwendung: Was könnt ihr aus dielen Beifpielen lernen? Seid 
ihr noch nie mißgünftig, meidijch gewejen? Andern dad neue Kleid, das 
Rob des Lehrers nicht mißgönnen. Wenn ed andern gut geht, mit» 
freuen und es ihnen von Herzen gönnen, das ift jchön und gottgefällig. 

„Den Neid jag’ auf der Stelle fort, 
Aus Neid geſchah der erſte Mord.“ 

Zum Ueberfluſſe fage ich es von diefem und allen folgenden Bei- 
Ipielen: Das ift micht der einzig richtige Weg. Ein anderer kann ebenjo 
gut, ſogar noch bedeutend beijer fein. Nur nicht jchablonenhaft, nicht 
ſtlaviſch an Wörtern und Alinea hängen. Nein, natürlich und kindlich 
beißt nicht fteif und Hölzern. Abwechslung hinein, Gemüt und Gefühl! 
Die Kinder haben nicht bloß Augen und Ohren, fie haben aud ein 
Herz und freien Willen. Wir Großen find ihnen lange nicht jo weit 
überlegen, wie mancher meinen möchte. Der Lehrer foll fein Krämer 
fein, der die Salbei in Echublade Nr. 12 hat, weil fein Vorgänger fie 
auch da verjorgte. Diele Erklärung ſoll genögen und Entſchuldigungen 
wie „Metbodenreiter” für ein- und allemal zurüdmeifen. Andere Bei- 
ſpiele. 

2. Joſef wird verkauft. Aſſoziation: Leiden um der Gered: 
tigkeit willen. 


Nennet mir andere Perfonen, bie leiden mußten, weil fie brav waren. 
Ubel wurde von feinem böfen Bruder Rain erſchlagen, weil er gotigefällig lebte. 


— 29 ⸗ — 


Abraham mußte feinen Sohn Iſaak opfern, weil Gott feine Tugend noch mehr 
belohnen wollte. Jefus mußte nah Necypten fliehen, weil er der Sohn Gottes 
war, Bſp. ber Märtyrer: „Selig die Verfolgung leiden um —.“ 


Anwendung: Berträglich fein. 
3. Joſeph im Haufe des Putiphar: Fliehe die Sünde, 
An Hofer gefällt euch befonders, daß er dem böfen Weibe fortgelaufen ift. 


Aehnliche Beifpiele, Abrahams TFriedfertigfeit kurz erzählen. Gegenteil: Eva 
floh nicht, darum fiel fie in Sünde. 


Anwendung: Böſe Kinter fliehen, am allerwenigften nicht zu 
ihnen geben, um zu fpielen. 
4. Gott ift gerecht. Affoziation zu den Erzählungen dv. Joſef 
überhaupt. 
a. Wollen jehen, wie Gott den Joſef belohnt Hat. 


Die Schüler erzählen: Jofef durfte frei in der Gefangenſchaft herumlaufen, 
Gr mar nidt gefeflelt wie bie andern, Er burfte dem Gefangenwärter 
helfen, den Gefangenen Brot und Wafjer bringen. An einem Morgen legte er 
bem Mundjchent und Munbbäder die Träume aus. Epäter durfte er fogar 
dem Könige Träume auslegen, fam an den Hof bes Königs, wurbe ber höchſte 
Deamte bed Landes, ſah feinen alten Vater und feine Brüder wieder, bie fich 
nun gebeijert hatten. — Vaſſe kurz erzählen; dadurch gewinnft Zeit und lehrſt 
die Schüler untericheiden zwiſchen Haupt- und Nebenſache. 

Andere Beifpiele Die guten Engel wurben für ihren Gehorfam mit 
bem Himmel belohnt, wo fie in emwiger freude dem Herrn Boblieder fingen. 
Noe mwurbe wunderbar gerettet, weil er fich von ben böfen Menſchen nicht ver- 
führen ließ. Weil Abraham gaftfreundlih war, machte Gott jelber bei ihm 
einen Beſuch und verſprach ihm einen Sohn. Für feinen Gehorfam wurde er 
ber Stammpater eines großen Volkes; aus dieſem Bolfe ftammte Jeſus. Maria 
betete im Rämmerlein, da lam ein Engel zu ihr und fagte, daß fie Mutter 
Gotted werde. Die braven Hirten wurden von Engeln eingeladen, das Ehrift- 
find anzubeten. Zachäus Hletterte auf einen Baum, bamit er Jeſus ſicher ſehe, 
und ber Heiland blieb fogar bei ihm übernadt, was ihn fehr freute, Wie 
Deronifa belohnt wurde, weil fie dem Herrn das Schweißtuch reichte, 

Anwendung: Geduld im Leiden; Gott hat eine gute Abficht 
dabei. 

„Was Gott tut, dad ift wohlgemeint, 
Obgleich ed und oft anders ſcheint“. 
b. Gott ift gerecht; er belohnt das Gute (ſ. o.) und ſtraft dad 
Böſe. 

Was hatten Joſefs Brüder für ihre Lüge und Bosheit zu leiden? Hungers- 
not — Gefangenſchaft — Angft wegen bem Gelde — wegen bem Benjamin — 
wegen dem Becher — Furcht vor Hofer, als er ſich zu erkennen gab, 

Andere Beifpiele: Die böfen Engel wurden für ihren Ungehorſam 
in die Hölle geflogen. Adam und Eva wurden aus dem Parabiefe vertrieben. 
Rain wurde von Gott beftraft. Die böſen Menſchen wurden durd die Sünd- 
Hut vertilgt. Die Städte Sodoma und Gomorra wurden famt den Einwohnern 
verbrannt. Aegypter. Zacharias wurde flumm, weil er dem Engel nit fofort 
glaubte. Herodes, ber Kindermörber, wurde von ben Würmern gefreflen. 


Anwendung: Verzeihe die Beleidigungen; nicht auf Rache finnen. 


— 30 — 


5. Reue Rückblick: Joſef. 


Joſef beim Vater — als Sklave — als Fürſt — er verzeiht. Wo ge 
fällt euch Joſef am beſten? (verzeibt,, Warum? Was iſt zur Vergebung ber 
Sünden notwendig ? 

Beifpiel: Adam und Eva bereuten und befannten ihre Sünden, unb 
Gott verzieh ihnen. Warum hat Gott bem Kain nicht verziehen ? 


Anwendung: Wie kannft du Reue eriweden? 
„Wer feinem Bruder gern verzeibt, 
Erlangt von Gott Barmherzigkeit.” 

6. Joſef ift ein Vorbild des Erlöjerd. 


Joſef, ber geliebte, unfchuldige Sohn feines Vaters, wird von feinen 
Brüdern beneidet, gehaßt, mißhandelt, verkauft und den Heiden überliefert (ebenfo 
Sefus) — er wird falfch angeklagt und unfchulbig verurteilt (und Jeſus ?), er 
leidet gebuldig und gottergeben zwifchen zwei Verbrechern, deren einem er Be« 
nnabigung ankündigt (Jeſus zum rechten Schäder: „Heute wirft bu bei mir im 
Paradiefe fein.“) — Hofef wird befreit und vom Herrn Über das ganıe Land 
erhoben (Jeſus auferftanden und zur Rechten bes Vaters). Joſef Aegypten vor 
dem Hungertode erretiet (Jeſus vor bem ewigen Tode), — Joſef verzeiht den 
reumütigen Brüdern (Jefus allen reumütigen Sünbdern). 


Moziation: Andere Beifpiele des Leidens und Todes Jeſu: Abel. 


Iſaak. Ofterlamm. (Fort. folgt.) 
— ns un 


* Dom kath. Büdermarkt, 
(Bon Dr. Armin Kaufen, Münden.) 


Welchen Standpunft man auch myſtiſchen Seelen und ihren Offenbarungen 
gegenüber einnehmen mag, das ift fiher, dad von dem Redemptoriſten Karl Erh. 
Schmöger beichriebene und von einem Priefter berfelden Kongregation im Aus 
zug bearbeitete Leben der gottieligen Katharina Emmerich” (mit einem 
Stahlftih nach Ed. v, Steinle; dritte verbefferte Auflage, geb. Mt, 5.20) bietet 
ſehr viel bes Intereffanten, Belchrenden und Erbaulihen. Belanntlich ift ber 
Seligfprebungsprozeß feit 1899 in Rom anbängig. 

Die jegensreihe Wirkſamleit zweier Klofterfrauen aus neuefter Zeit wird 
in zwei prächtigen Biographien befchrieben, die vor furzem erft die Prefje ver- 
lafien haben, Der Hiftorifer Otto Pfülf, S. J., erzählt von ber Stifterin ber 
Schweitern vom armen Rinde Jeſus in Hachen, „Mutter Klara Fey“ (1815 
bis 1894), unb würdigt in dem 700 Seiten ftarlen Bande die aufopferungs- 
volle Tätigkeit diefer feltenen fyrau und ihrer Genofienfhaft. (Geb. Mt. 6.60). 
— Mit großer Spannung faben viele Kreife dem deutſchen Lebensbilde ber 
„Schwefter Maria vom göttlihen Herzen, Drofte zu Bifhering“, Or 
densfrau vom guten Hirten, entgegen (das bereits in zweiter Auflage vorliegt, 
(geb. Mt. 4.20). Ihr Name ift feit ihrem Tode (8. Juni 1899) ber einer 
„neuen beutfchen Heiligen* gar vielen bejonders ehrwürdig geworben. Leo 
Sattler, 0. 8. B., bat die ausgezeichnete franzöfiihe Biographie des inzwiſchen 
verftorbenen Louis Chasle frei bearbeitet. 

Dem Klerus und Volk bat der felige Erzabt Maurus Wolter, O. S. B. 
von Beuron feine Erflärung ber Pfalmen „Psallite sapienter“ gewidmet. Die 
britte Auflage (5 Bände geb. Mf. 47.—) ift jetzt abgeſchloſſen. Wenn aud 
biefes monumentale Pſalmwerk zunächft für ben Klerus eine unerfchöpflice Fund» 


— 31 — 


grube reichſter Geiftesbelehrung und Herzensanregung bietet, jo iſt es aber auch 
für gebildete Laien zur Belehrung und Erbauung in hohem Grade geeignet. 

Ein Prachtwerk, das ſeinesgleichen nicht hat, iſt; „Die liturgiſche Ge— 
wandung“ im Olzident und Orient nach Urſprung und Entwicklung, Ver—⸗ 
wendung und Symbolik, von Joſ. Braun, 8. J., (mit 316 Abbildungen, geb. 
Me. 38.50), Der durch liturgiſche und kunſtarchäologiſche Forſchungen rühm-» 
lichft bekannte Verfaſſer bietet das, was bisher fehlte. Sein Wert behandelt 
ſämtlicke ſakrale Gewänder und zwar nicht nur nach ihrem Urſprung und in 
formaler, ftofflider und ornamentaler Hinficht, fondern auch nad ihrer Der- 
wendung, nad ihrem liturgifchen Charakter und nıd der Symbolik, fowie nad 
ben hinſichtlich ihrer Farbe und ihrer Segnung beitehenden Regeln. Liturgifer, 
Arhäologen, Kunſthiſtoriler und Hiitorifer werben das Werk ſchwerlich entbehren 
fönnen. 

Ueber Aug. Röslers, C. 88. K. „srauenfrage* (vom Stanbpunft ber 
Natur, der Gefchichte und ber Offenbarung beantwortet, 2. Auflage, geb. ME. 
9.40) Hat auch die fahverftändige alatgolifche Kritik ſich fehr günftig ausge» 
ſprochen. 

Schließlich ſei noch auf einige hervovragende Erſcheinungen bes Herderſchen 
Verlages aus dem Gebiete der Naturwiſſenſchaſten aufmerkſam gemacht. Bon 
der herrlichen „Philofopbie der Natur“, die Tilman Peſch, 8. J., unter dem 
Titel: „Die großen Welträtſel“ (2 Bde, geb. Mk. 23.—) allen denkenden 
Naturfreunden dargeboten hat, liegt nunmehr ber erfte Band in einer Neubear» 
beitung vor. In der Philofophie war inzwifchen nichts wejentlih Neues zutage 
getreten. Dagegen erheifchten bie Tyortichritte in Poyfil, Chemie und Phyfiologie 
einige Aenderungen. Auch in ber neuen Auflage wirb fi das Werk als eine 
wahre Rüftlammer, in ber bie jchneibigften Waffen für den heißen Kampf um 
bie höchſten Wahrheiten zu finden find, bewähren. 

Das Leptere ift auch von den Veröffentlihungen bes als eines unferer 
erftien Entomologen befannten Yejuiten Erih Wasmann zu fagen. „Die mo» 
berne Biologie und die Entwicklungstheorie“ (3. Auflage, geb. ME, 
9,20; mit 54 Abbildungen im Text und 7 Zafeln in Farbendruck und Auto» 
tupie). Belanntlih bat die vorige Auflage bed Buches Deranlaffung gegeben zu 
Saedeld Vorträgen über Entwidlungstheorie im April 1905 in Berlin. Ein 
Werk, gegen welches haeckel perfönlih fih wenden zu müfjen glaubte wegen ber 
Gefahr, wel be durch basjelbe dem Monismus drohe, verdient ohne Zweifel bie 
Aufmerkfamkeit aller Gebildeten, namentlich aber aller Freunde der Naturmwifjen- 
haft und ber chriſtlichen Weltanfhauung. Inzwiſchen hat P. Wasmann im 
Februar 1907 in Berlin feinen Standbpunft mit großem Erfolg vertreten, weni 
auch eine gewifje ‚vorausſetzungsloſe“ Berichterftattung das Gegenteil behauptet 
bat. Mahrheitsliebende Gegner geten das auch offen zu, So ruft Dr. M, 
Senff im „Harzer Kurier“ (27. und 28. April 1907) in ehrlicher Entrüftung 
aus: „Lieber etwas weniger firchenpolitifche Entrüftung und etwas mehr mwifjen- 
Ihaftlihe Wahrhaftigkeit — auch wenn fie unbequem lommt, dann fäme ein 
Dritter in proteftantiihen Landen nit in bie heifle Situation, ehrenhalber 
einem Jeſuiten beilpringen zu müflen.” Ein ausführlicher Bericht über jene 
Vorträge und über den Diskuffionsabend mit Eritiihen Bemerkungen zu ben 
Einwänden der Opponenten und einer genauen Wiedergabe der Schluhrebe Was 
mann, ift foeben unter dem Tıtel: „Der Kampf um badEntmwidlung% 
problem in Berlin“ (geb. DE. 2.80) von dem Redner jelbft herausgegeben 
worden. AU’ diefe Werke ftammen aus dem vielverdienten Herderſchen DBer- 
lage in Freiburg i. Br. 


— —— 


— 32 — 


*Das neue Schulbaus in Sargans. 


Am Eingang ins romantifhe St. Galler Oberland liest bas alt: Marft« 
ftäbtden Sargans, Ein eigentümlicher led Erbe! Iſt man im Leben nur 
ein einziges Mal mit ber Eifenbabn aus ben rhätifhen Bergen, vom Rheintal 
berab ober aus dem Linthgebiet fommend, bei ihm vorbeigefauft, haftet einem 
fein trauliches Bild doch zeitlebens im Gedächtniſſe. Auf fanft anfteigendem 
Hügel alte, dicht ineinader gebaute, unregelmäßige Häufergruppen, überragt von 
2 freundlihen Kirhen und oben auf fchöner, das ganze Tal beherrſchender 
Terruſſe die mwettergrauen Mauern bes Landvogtſitzes „Schloß Sargans“ ; weiter 
an ſteiler Holde prächtige Bucenmwälber, und alles überragt majeftätifch ber 
marlige Gonzen, bes Stäbtchens treuer Wächter! — Inmitten fruchtbaren 
Rebgeländes haben nun die Sarganfer ihr neues Schulhaus hingeſtellt. Ein 
wirklich idealer Plag! Im näcfter Nähe von Kirche und Schloß gelegen, fagt 


per FE» Tr, u — 
are, . 





fi jeder unwillfürlib: „Das ift wiederfeinmal[ein Schulhaus, das jo recht in 
bie Gegend hineinpaht.“ Nicht einer langweiligen Schulfaferne, aber auch nicht 
einer mit Gewalt in bie „modernen formen“ bineingewürgten Neubaute ähnelt 
es. Durch die einfadhe Gliederung bes Neubern und dem in einen Turm aus 
laufenden Treppenhaus ift eine prächtige Hebereinittimmung mit dem Scloffe 
erzielt worden, bie, wie uns fcheint, durch das lebhafte Grün der Weinberge 
verftärft wird. 

Freilich, fo billig fommen die wenigiten Schulgemeinden zu einem Baus» 
plag; er war ein Geſchenk der unlängft verftorbenen Sarganferbürgerin Frl. 
Joyanna Broder, Den Entwurf zum alljeitig günftig beurteilten Bauplan 
arbeitete Arcitelt Gaudy in Rorſchach aus, dem auch die Bauleitung übertragen 
wurde. — 

Der Neubau entbält folgende Räumlichkeiten: „ImErdgeſchoß erfreut 
ben Befucher gleich einej große Turndalle. Die Babdeeinrihtung beweiſt, baf 
man auch ben neuen bygienifchen Anforderungen Rechnung getragen hat; weiter 


3 33 »- 


finden fi bier noch ein Keller und eine Waſchküche, fowie der Heizungs und 
Kohlenraum. Ob ber Eingangshalle grüßt ben Befucher ein geräumiges Bib- 
liothelzimmer, dad auch als Sitzungs- und Konferenzzimmer benügt werben kann. 

Im erften und zweiten Stod finden wir je zwei Schulzinmer (11,2 
x 7,2 m) nebft den nötigen Aborten. Der Dadftod birgt ein freundliches 
Urbeitsihullofal und eine Vehrerwohnung mit Stube, Küche und brei Schlaf» 
zimmern; zu berjelben gehört außerdem noch ein geräumiges Zimmer oben im 
Zurm. Das für den Bau verwendete Material macht durchgängig ben Ein« 
brud des Soliden und Proreren. Die Böden in ben Schulzimmern unb in der 
Behrerwohnung find von armiertem Beton mit Gipsanftrih und Linoleumbelag ; 
in ber Turnhalle und im obern Gang finden wir Korklinoleum; der untere hat 
Steingutplättden. Die Treppen zeigen armierten Beton mit Granitplattenbelag 
— ben Rohbau führte das Baugefhäft Adermann in Mels aus. Der Koften- 
voranihlag von 95,000 Fr. wird vorausfihtlih um ein Weniges überfchritten, 
Die ſehr gut funktionierende gelungene Zentralbeigung ftammt aus ber em- 
pfehlenswerten Firma Stehle-Butlnecht in Baſel, welche auch diejenige im neuen 
Schulhaufe des benahbarten Mels erftellte. Der Volftändigkeit Yalber ſei noch 
beigefügt, daß bie Cloſets und Abtritte mit automatijcher Spühlvorrichtung 
verjeben find. In jedem Gange und in der Vorhalle find Wandbrunnen ange» 
bradt, und im Dachſtock findet ſich ein Feuerhahnen. 

Alles in allem: das Surganferfhulhaus darf den fchönften beigezählt 
werben, bie in ben legten Jahren in ft. galliihen Landen erftanden find, und 
Ipricht laut vom Opferfinn ber bortigen Behörde und ber Schulgenofien, — 
Wahrlich, die anfprechenden, neuen Schulpaläfte in Ylums, Mels und Sargans 
find berebte Zeugen, dbak man broben am {Fuße ber Ehurfirften und der yrauen 
Hörner den Wert einer foliben Jugendbildung und «Erziehung zu würdigen 
weiß. Möge auch ftet3 ein guter, chriftlicher Geift in dieſen Bildungsftätten 
walten: 

„Die Jugend möcht ih warm ans Herz bir legen, 
O, fegne fie, die zarte Kindesfeele, 

Wie eine hoffnungsvolle Blütenfnofpe, 

Don Engelöhand zur Pflege bir gegeben.* 


—_ —— —— — 


Titerafun. 


Gaudeamus. Blätter und Bilder für unfere Jugend, Geleitet von 
Prof. Dr. Egid v. File. X. Jahrgang, 2 Bde. ä 8. 4.—. Verlag von ©. 
Freytag u. Berndt, Wien VII/ı Scottenfeldgafje 62. Zwei inhaltsreihe Bände, 
enthaltend eine Fülle von Schilderungen, wie fie Knaben im Alter von 10—16 
Jahren gerne lefen. In ber einen Haupterzählung „Die Oelſtadt“ wird bie 
Auffindung einer Petroleumquelle in Amerifa, die Gründung und bas fabel« 
bafte Wachen einer Stadt, Kämpfe mit den die Anfiedler bebrängenden In— 
bianern u. ſ. w. in fejlelnder Weije erzählt. Cine zweitere längere Erzäblung, 
„Stoß: Erwartungen“ macht uns mit ben wechjilvollen Erlebnifjen eines Knaben 
befannt. Lebenswahr werben uns Bergfabrten in den Dolomiten und in ben 
Juliſchen Alpen, dann eine FrühlingsStifahrt auf der Raralpe geicilbert, 
benen Übftecher nah „Bosnien”, zu den „Alasfa-Indianern‘, nah „Grenoble“ 
und in die „Donauauen* folgen. Plaudereien über „Alt-Wiener Theater“ und 
„Moderne Kriegsichiffe”, über „Diamanten“ und „Herftellung von Poftlarten“, 
„Eislaufen“ und „Slasfabrikation‘, wechſeln mit „Anleitung zum Photogra» 
phieren“, „Winten für Infeltenfammier” u. f. w. Daß Preisrätfel und Spiele 
nicht vergefien find, ift ſelbſtverſtändlich. Alles in Allem: Ein fehr hübjches 
Jahrbuch, welches jedem Befiger freude macht. 





An ftillen Sonntagen von Paul Frieben. Berlag von Fra. 
Goerlih in Breslau, — 

Das Buch umfaßt 331 S, mit einer Anzahl recht netter Bilder, Ter 
Derfafler fintet, in feiner Gemeinde fei jeder zweite Sonntag ein fog. „ftiller 
Sonntag”, an bem nur eine Frühmeſſe ftutthabe. Für berlei „ftille Zeiten” 
find recht lefenswerle und bildende Erzählungen und Gedichte zufammengeitellt, 
die durchwegs dem Zwecke entiprechend religiöfen Charalters find. Die Aus« 
wahl bes Stoffes ift gut, nicht eintönig und nicht aufbeinglih, Für bewußte 
Zwecke ein recht empfehlenswerte Bud, — 

Zeitfhrift für Schweiz. Kirchengeſchichte von Dr. Alb. Büchi 
und Dr. 3, P. Kirſch. Verlag von Hans von Matt, Stand. 4 Hefte jähr- 
id — 6 Fr. — 

Das vierte Heft behandelt „Les evöques de Gendve par Besson* (626 — 
892), die tridentinifhe Reform der thurg. Klöſter von Büchi (Fortſ.), Charles- 
Louis de Haller et sa correspondance par A. Vogt (suite), un faux concernant 
l’evöque Roger par M. Reymond, Dekan Heinrich Heil von G. Wymann, Leonhard 
Haas, Bilhof von Bafel und Lugano von 8. R. Echmidlin, daneben Rezen« 
fionen und Bibliographie. Der I, Jahrgang hat Arbeiten von Beſſon, Büdi, 
Dukreſt, Fleury, Henggeler, Mayer, P.®. Meier, P. Wilhelm Sidler, G. Wymann, 
8 R. Schmidlin, M. Reymund, Muratore x. Der I. Jahrgang hat Ir bie 
Eriftenzberehtigung der Zeitſchrift erobert. — 

Eben erjchien bei Benziger u. Eo, „Fürs Leben!“ 46 S. 5 Br. 
Taſchenformat. — Berfaffjer: P. Göleftin Muff, O. 8. B. in Einfiedeln. 

In 75 Nummern bietet der befannte und verdiente Ordensmann die be» 
ſonders praltijhen Hauptpunfte ber lath. Religionslehre für junge Leſer, die 
ind Leben hinaus follen. Ein wertvolles Vademecum für kath, Jünglinge. — 

Geſchichte bes Bistums Chur von Domherr und Prof. Dr. 3 
Georg Mayer. Verlag: Hans von Matt in Stand. 1, fa. 

Die „Geſchichte“ ericheint in 16 Lieferungen, je eine alle 2—3 Monate 
a 1,25 Fr., 64 ©. Stark und ıft dem hochwürdigſten Diözefanbijchofe Fidelis 
Battaglia gewidmet. Sie ift die reife Frucht jahrelangen Studiums eines erften 
Kenners ber hiftorifchen Entwidlung ber großen Diözefe. Der auf dem Gebiete 
ber biftorifhen Arbeiten bewährte Autor hat alle gedbrudten und ungebrudten 
Quellen benugt und machte zudem ausgedehnte Reifen nah Rom und in jchmeiz. 
Arhive zur gründlichen Sicerjtellung feiner Anfichten. Seine Darlegungen 
reihen fih chronologiſch an die Reihenfolge der Bifchöfe an. Jeder Abjchnitt 
erhält einleitend eine fnapp gehaltene Orientierung und abfhließend eine 
Darftellung ber allgemeinen Zuftände in der Diözeſe. — 

Die 1, Kieferuug fchildert die gemachten Worarbeiten und nennt alle 
zitierten Quellen. Des Weiteren wird tas Einſchlägige behandelt bi8 zum 5. 
Jahrhundert und die Zeit vom Hl. Afimo bis zum hl. Valentinian, womit 
bie erften zwei Abjchnitte abgeſchloſſen find. Noch erörtert der 3. Abſchnitt 
bie Zeit vom hl. Valentinian bis auf den bi. Urfizin in ber zweiten Hälfte 
bes 8. Jahrhunderts. Es ift berechtigte Hoffnung, daß das ältefte Bistum ber 
Schweiz eine Gejamtgeihidte erhält, die zuverläfjig und treu die Gefchide ber 
berühmten Diözefe erzählt. Das I. Heft zieren etwa 8 Slluftrationen. Wir 
freuen uns ber Fortſetzung. — —a— 


Wib. „Permanent jchlagfertiger und offenfiver Witz zeigt von einem 
ordinären Verkehr, von jchlechter Erziehung und nichts weniger ald von gutem 
Ton oder von Gemüt und tiefem Geiſt. So witzig wie Streichieuerwerfzeug, 
welches bei der kleinſten Reibung ein Witzfeuer explodiert, find nur figliche und 
eitle Beute oder Lumpen und Abenteurer, welche fich in fchlechter Gejellichaft alle 
Augenblide ihrer Haut wehren mußten.* ’ Goltz. 


— 35 — 


Zum ſchwyzeriſchen Schulgeſetze. 

1. Geſchichtliches und Stellungnahme des Schreibers. 
Das dermalen geltende Schulgeſetz des Kts. Schwyz datiert aus der 
zweiten Hälfte der 70er Jahre. Es mar damals nicht ein geſetzge— 
beriiches Werk meitgehendften Trortichrittes, aber immerhin ein Werk, 
da8 den fchultechnifchen und fchulpolitifchen Bedürfniffen der Zeit gerecht 
zu werden fuchte. Es hielt Stand bis in die legten Jahre des 19. Jahr- 
hunderts, periodiſch durchbrochen durch diverfe mehr und weniger 
gute einfchlägige Verordnungen. Das Schulweſen machte Fortſchritte in 
den Jahren dieſer gejeßgeberijchen Frucht ter 70er Jahre. Und wenn 
auch der Kanton bei den eidgen. Refrutenprüfungen auch heute noch 
nicht fonderlich glänzend dafteht, fo hat doch jener eidgenöffifche Experte 
nicht-ſchwyzeriſcher Provenienz ungefähr recht, wenn er vor kurzer Beit 
zu dem Ffantonalen Erziehungächef bemerkte: „Ich bin nun rund 10 
Jahre nicht mehr an den Relrutenprüfungen im Kt. Schwyz geweſen, 
aber heute muß ich einen ſichtlichen Fortfchritt fonftatieren.* Und 
jo ift es in ber Tat. Es kam die Einführung der obligat. Retruten- 
ſchule, fpäter jogar die Rekruten-Strafſchule, dann die Vermehrung der 
bez. Stundenzahl, die Verteilung der bez. Unterrichtöftunden auf den 
Winter und auf die Zeit kurz vor der Prüfung, die Einführung ber 
Fortbildungsichulen, die heute nach dem Zuftandelommen des Lehrlingd- 
gejeßes für die Glieder des künftigen Handwerker- und Gewerbeftandes 
fogar obligatorifh find, und viel derlei mehr, was alles unter dem 
alten Schulgefege zur Hebung des Schulweſens beitrug. Des Weiteren 
wurden die Lehrer beordert, den Rekrutenprüfungen anzuwohnen, um ihre 
Lehren aus denſelben zu ziehen; es wurden Fortbildungskurſe für Lehrer 
abgehalten u. a. mehr. — 

Trotz al’ diefen durch die Bedürfnifje der Zeit gebotenen und durch 
die Behörden ald notwendig und zeitgemäß anerkannten Verbefferungen 
und Bervolllommnungen machte fi) allgemach doch eine Strömung in« 
tenfiv geltend, die auf ein neues Schulgefeß tendierte. Und fo kam 
ber Erziehungdrat diefer Strömung in dem Sinne nad, daß er wohl 
Ihon vor 10 Fahren fih an die Umarbeitung des durchichoffenen 
Schulgeſetzes machte. Landammann Winet ſel., ein Schulmann nad 
altem Schrot, ein einftiger Lehrer von praktiſchem Sinn und klarem 
Einblid, aber ein Bürger mit gut gepflegtem Sparfinne und vorbild- 
lider Genügfamkeit, unterzog fich der Arbeit diefer Umarbeitung. 
Und unter ihm noch fam das Werk in den Schoß der Erz.Behörde und 
unferes Ahnens auch vor das Forum der Landesregierung. Wie üblich, 


— 36 — 


erlitt der Entwurf nicht ſonderlich viel Abänderungen. Mittlerweiſe 
griff der Tod hemmend ein, und auch die politiſchen Verhältniſſe be— 
dingten eine Ruhezeit für den Entwurf. Der Schöpfer des Entwurfes 
jant unerwartet ind Grab, und die ind Leben gerufene kantonale Ber- 
fafjungsbemegung nahm alle politifchen Kräfte in Anjprud, jo daß es 
hieß: inter arma silent musae, für Erziehungs und Schulfragen waren 
die Parteien vorübergehend nicht zu haben. Allgemach fam der Berfafjungs- 
fturm zur Ruhe, die liberale kirchen- u. parteipolitifche Bervegung jcheiterte 
am kirchlich grad fühlenden Sinne der Volfämehrheit, und es fam ſo— 
mit wieder eine Periode des pofitiven Schaffens: Baugeſetz, Straßen- 
geſetz, Wirtſchaftsgeſetz, Lehrlingsgefeg zc. kamen in Behandlung und 
meiſt unter? Dad. Und fo erwachte begreiflich auch wieder der Sinn 
für ein neues Schulgeſetz. Reg.-Rat Dr. Räber nahm ſich diefer er— 
wachenden neuen Strömung ald Borfteher ded Erz.-Departementes Flug 
und einfihtig an, holte den alt gewordenen Entwurf aus der Trube 
hervor, durchging denjelben ernfihaft und zugleich pietätvoll mit Kopf und 
Stift und brachte ihn vor Lehrerfchaft und Behörden. Die Lehrerichaft nahm 
durch eine Vertretung der Konferenzkreife Stellung zu dem Entwurfe und gab 
zugleich ihres Standes Wünfche ein. Später tagte die Gefamtlehrerjchaft 
und ließ durch ihre Wertreter angefichts von Erziehungschef und In— 
ipeftoren ihre ca. 60 Begehren begründen, um einheitlih Stellung zu 
nehmen. Die Tagung verlief zu befter Zufriedenheit der Lehrerfchaft 
und in freudigfter Harmonie; es herrſchte nur eine Stimme der An- 
erfennung über das hohe Berftändnis und das bereitwillige Entgegen- 
fommen des Herrn Erziehungschef. Und wenn auch diefe und jene Ans 
ficht diefe8 oder jenen Inſpeltors Mikfallen erregte bei Einzelnen, jo 
herrſchte doch der einflimmige Wunſch, es möchten Regierungd- und 
Kantondrat im Sinne don Herrn Dr. Räber beſchließen, und die 
Lehrerichaft, ala fachkundigfte Vertreterin der Schulintereffen, wäre be- 
friedigt. — 

Es kam der bereirigte Entwurf Winet-Räber, um ihn fo zu 
taufen, auch vor die Delegiertenverfammlung der lantonalen Handwerler- 
und Gewerbe-Vereine. Und wieder mar unjered Erinnernd der Herr 
Erziehungschef anweſend, um Wünſche entgegenzunehmen, feine perſön— 
liche Stellungnahme zu den einzelnen derſelben zu prägziſieren, eine all— 
‚fällig,ablehnende Haltung zu begründen ꝛc. Und auch dieje Geſellſchaft 
ging durchaus befriedigt auseinander und fah in dem fommenden Schul« 
gefeße ein Werk dermalen erreichbaren Fortſchrittes. — 

Derart ergänzt, eingeleitet und eingeläutet nahm nun der Herr 
Erziehungächef den Entwurf wieder zu väterlichen Handen, um die von 


— 37 — 


ihm mit der Lehrerſchaft und mit dem Handwerker- und Gewerbeverein 
vereinbarten Poſtulate noch zu erdauern. Nun war noch eine Zuſam⸗ 
menkunft der Schulräte aller Gemeinden oder der Vertreter der ver— 
ſchiedenen Gemeinde- und Bezirt3-Schulbehörden beabſichtigt. Der Plan 
icheiterte am lebereifer der einzuladenden Elemente, um midy etwas eu« 
phemiftifch auszudbrüden. — 

Nach all’ diefen Beirrecjungen und nad) der ergiebigen Arbeit 
diefer verjchiedenen Reinigungd- und jiltrier-Apparate fam nun ber 
Kantonsrat zu feiner obrigfeitlihen Geltung. Aber auch bei diefer In— 
ſtanz follte nichts überftürzt und nichts erfchlichen werden, weshalb zuerft 
eine 15gliedrige Kommiflion das Ding zu befichtigen hatte. Diefe 
Kommiſſion, im üblicher Weife aus Verlretern aller politiſchen Nüan« 
cierungen zulammengejeßt, tagte in mehreren Sigungen, ohne den 
Entwurf durh Eliminierung weſentlicher Beftimmungen erleichtert 
oder durch Hinzufügung weſentlich verjchärfter Punkte erſchwert 
au haben. Allfallige Differenzen waren mehr redaktionefler Natur. — 

Nun war der Entwurf gerüttelt und gejchüttelt, gejiebt und ger 
fichtet, daß er mohl für das Auge eines kantonsrätlichen Kollegiums 
die richtige Reinheit haben ſollte. Daher machte fich denn der Kantond« 
rat om feine Arbeit, die natürlich auch zwei Lefungen, zeitlich ſtark 
von einander getrennt, umfaßte, und in jeder Lejung viel Redens ab- 
ſetzte. Auch in diefem legten Kollegium war unſeres Erinnernd fein Antrag 
auf Nicht-Eintreten auf den Entwurf, Fein Antrag auf wejentlicdhe Um— 
geftaltung des Entwurfed und fein Antrag auf zeitliche Verſchiebung der Be— 
handlung geftellt worden. Alle politifchen Abftufungen des Parlaments 
fellten ihre Redner, die in diefer und jener Richtung Mobdifitationen 
tiefen und teild Erfolg Hatten und teil® aber auch nicht. Und fo ging 
der Entwurf in der zweiten Leſung, bei 69 anmwejenden Kantonsräten mit 
49 Ya und 20 Enthaltungen, ohne irgend ein Nein durd. Das der 
geichichtlicde Verlauf des vorliegenden Geſetzes, der mindeſtens ein Jahr- 
zehnt umfaßt und deſſen einzelne Phaſen für die endgültige Volksab— 
fimmung von Belang find, weshalb wir und auch bei diejer Stizgierung 
länger, als und für diefe „Blätter“ lieb war, aufhielten und aufhalten 
mußten. — 

Für heute nur eined mehr: der Schreiber legt ein Ja in die 
Urne, nicht weil ihn die langen Jahre fu begeiftern, in denen der Ent» 
wurf in Preffe, Volksmund und in den Kreifen der Intereſſenten ſpuckte; 
auch nicht, weil es etwa das Geſetz als bejonders fortſchrittlich anfieht, 
jondern einzig und allein darum, weil das Geſetz nach feiner Auffafjung 
jenen Fortſchritt als Abſchlagszahlung an beredtigte Beitbe- 


— 38 — 


dürfniſſe enthält, den der großen Maſſe mundgerecht und genießbar 
zu machen bei gutem Willen, bei ehrlichem politiſchem Streben und 
bei einheitlichem Vorgehen aller politiſchen Gruppen möglich iſt. Ein 
Geſetz mit weniger Zugeſtändniſſen an den Zug und Drang der Zeit, 
wäre eine Verfündigung am gefunden Fortſchritt, ein Geſetz mit mehr 
Zugeftändnifien an den Ruf der Zeit würde ſicherlich ein Opfer bes 
Volksunwillens und mangelhaft entwidelter Schulfreundlichkeit in nicht 
uneinflußreichen weiten Kreiſen. Alfo ein Ja im Intereſſe eines 
ftetigen Fortjchrittes im Schulmwejen und aus Achtung vor dem zielflaren 
und einfichtigen Schaffen derer, die gewonnene Ueberzeugung und Be- 
geifterung für gefunden Fortſchritt höher fellen ala Volksgunſt und 
Popularitätshajcherei, (Fortſetzung folgt.) 





Schaffung einer Pehrerhilfskafle in Rorſchach. 


Im Kt. St. Gallen befigt einzig die Hauptftabt eine Gemeinbepenfions- 
taffe für bie Vehrerfgaft. Dede derartige Imftitution muß auf genauer, ver- 
fiberungstechnifcher Grundlage aufgebaut jein, um nicht früher oder Ipäter Fiasko 
zu machen. — Zur Ehre mancher Schulgemeinden muß beigefügt werden, baß 
verdiente, vom Schuldienfte zurüdtretende Lehrer ſogar Ruhegehalte erbielten. 
ber dies erfolgte immer von Tall zu Fall, und gewöhnlich wurde bie öfo- 
nomifche Lage ber Korporation und bes zu Penfionierenden ſtark in Berüd- 
fihtigung gezogen, was zweierlei Recht bedeutet. So kann diefe Handlungsweiſe 
für die Lehrerichaft etwas Demütigendes an fih haben. — 

Erfreulicherweiſe geht Rorihah daran, als zweite Schulgemeinde des 
Kantons, unter Mithilfe der Schulfaffe und Peiträgen der VLehrerſchaft eine 
fommunale Penfionsfofje zu gründen. Die Unterftügung ber kantonalen Kaffe 
reicht nicht hin, einen forgenlofen Bebensabend zu fichern oder den Hinterlafienen 
genügend zu helfen, 

Der Schulrat von Rorſchach unterbreitet der nächſten Schulgemeinde fol- 
gende Anträge: 

1. Die Schulgemeinde Rorſchach beſchließt grundſätzlich die Schaffung einer 
Bebrerbiliätaffe zu dem Zmede, allen an den Primar- und Selundarfhulen Ror- 
ſchachs angeftellten Lehrern und Lehrerinnen, die Arbeitölehrerinnen inbegriffen, 
bei ihrem Rüdtritte aus dem Schuldienft im ftatutariich feftzuftellenden Alters» 
jahr ein Ruhegehalt zugufihern und im weitern den Witwen und Waifen von 
Lehrern mit einem jährlihen Nupnießungsbetrage eine Unterftüßung zu ge 
währen, 

2. Zur Neuffnung bes biefür nötigen Fondes werden jährlih Fr. 5000 
in das Budget eingeftellt, und jämtliche Behrer und Vehrerinnen find zur Beiftung 
eines jährlichen Beitrages verpflichtet und zwar: 

Arbeitslehrerinnen 48 fr. oder 4 fr. per Monat, 

„Lehrerinnen Er er 
Primarlehrer 575 6 
Sekundarlehrer 84 „ . BEIDE = 

Bei Austritt aus dem Schulbienft in herwärtiger Gemeinde gebt jeder 
Anſpruch am Fond verloren, 


--3 39 — 


3. Der Schulrat ift beauftragt, bie Statuten biefer Behrerhilfstaffe auf- 
auftellen und fie in Kraft zu erllären und fie in Anwendung zu bringen, fo« 
bald ber Fond bie nad verficherungstechnifcher Berechnung erforderliche Höhe 
erreicht hat, 

4. Bis zu biefem Zeitpunkte ift ber Schulrat ermächtigt, für Lehrer und 
Lesrerinnen, bie wegen hoben Alters oder Krankheit aus dem Schuldienfte aus- 
treten, ein jährliches Ruhegehalt auszufegen und beim Tode eineß Lehrers ben 
jährlichen Unterftügungsbetrag für bie Witwe und für allfällige Kinder unter 
18 Jabren zu beftimmen. . 

Möge Rorſchach auch im biefer Frage ben alten ſchulfreundlichen Sinn 
zeigen und damit andern größern Gemeinweſen ald Vorbild dienen! —r— 


— III  —— 


Netrutenprüfungen. *) 


Vergleiche Zafel VIII, IX und X. (Wir lafjen diefe Tabellen 
bier weg. Die Red.) „Aeh pfoch! fcho wieder en Hufe Zahle!“ feufzt 
der Ratsherr. Dann bat er doch einen Scheingrumd, den Pericht un— 
gelefen liegen zu laffen. Aufrichtig gefprochen, er hat ein bischen Recht. 
Wenigſtens bat die hochlöbliche Konferenz der ſchweizeriſchen Erziehungs» 
direftoren gefunden, mit der „Punktmacherei“ gelange man oft zu ganz 
unrichtigen Refultaten, Die Prefje ift hierin oft der Sündenbod diefer 
Ueberihägung. Sie fürzt fich jeweilen mit Wolfshunger auf die 
Prüfungsrefultate, ald ob der Fortſchritt der Schule in halben und 
Bierteldpünktlein beftehe und nicht in der Charakterpflege für Volkstum 
und Bolt3beftändigkeit des Schmweizerd. „Gute Freunde” in und außer 
dem Kanton mögen fid) das merten! Wenn diefe Lebteren ehrlich die 
Statiftit betrachten, müſſen fie gerade dem Innerrhoder einen jteten 
Fortjchritt zuerkennen. Er fitt 1906 bereitö mit fieben andern Kantonen 
am gleihen Tiſche zwiſchen 8 und 9; dabei ift er nur 2,3 Punkte vom 
beiten Kanton (Genf) entfernt. Bid 1907 haben fich bloß Refruten mit 
6 Jahren der Volksſchule geftellt, nun rüden jene mit 7 vollen Jahren 
in die Linie. Wir brauden darum den Tintenhafen und die jeder der 
Redaktoren nicht zu fcheuen. Wir haben jene Rekruten zu fcheuen, die 
aus den unteren Klaffen der Volksſchule entlaffen werden oder als 
Knechte außer dem Kanton keine Fortbildungsſchule mehr befuchen. Diefe 
erfordern manden tadellofen Burfchen, um aus dem „Dreck“ gehoben 
zu werden. Ginige Notenbilder mögen es beweijen. Sie find den letzten 
zwei Prüfungen entnommen und ftammen jämtliche von ſolchen Helden 
des „wiſſenſchaftlichen Matſches“. Die Namen verjchmweigen wir, ſonſt 
rühmen fie ſich bis aufs 7. Glied hinaus: fie jeien extra vom Schul— 

*) Die obflehende Darlegung ift dem fehr pidanten Innerchober Schul« 
bericht entnommen. — 


— — 


injpeftor gerühmt worden. Es gibt eben Leute, die ſich in ihrer Dumm: 
beit für furchtbar gefcheidt halten. Aljo los! 





























[#7 | — 

zZ 2 e — 

Sr = 8 2 35| 3 || 88|8|85 

oe 5 5 erh 

a 5 E28? a5 & 1: 

| 8 Ss 

Nıls | 4 | I Rıls !'s ia 27 

Nr. 2 3 4 4 | 4 Nr. 2 4 4 3 4 
Nr. 3 3 5 4 5 Nr. 8 4 5 4 4 
| Nr. 4 5 5 4 5 


Da wird ed jedermann leicht begreifen, daß = MWachtmeifter bei 
der Prüfung nicht bloß den Statift markiert; er vertritt neben dem 
ftrammen Soldaten noch die bejorgte Mutter! Bekommt hier nicht der 
Schalt Recht mit feiner malitiöfen Definition: „Der Eraminator ift ein 
lebendig gewordenes Fragezeichen, der Prüfling ein erftarrter Gedanten- 
ſtrich?“ Die nächſten Jahre werden noch manche „erftarrten Gedanfen- 
ſtriche“ liefern. Sie find der pflichtichuldige Dank gewifjer Familien an 
Staat und Behörden für die meite Nachficht ihrer Lebensfehler! Tu 
l'as voulu, Georges Dandin! kh bien! 





Kirchenmuſikaliſche Vorjehriften, 
weldye häufig überjehen werden. 


1. Der Vortrag von Gejängen in der Mutterſprache während 
des Hochamtes ift unterfagt; ſolche bürfen aber unmittelbar vor oder 
nah dem Amte eingelegt werden. Man möge fich defjen beſonders an 
Weihnachten, DOftern, am Weißen Sonntag, an Pfingiten, am Eidgen. 
Bettag, Patroziniumsfeit, Kirchweihfeſt und an den Muttergotteöfeiten 
erinnern. 

2. Am vierten Adventsfonntag ift dad Orgeljpiel bei der Mefie 
und Veſper geftattet, jofern die Weihnachtsvigil auf diejen Tag fällt; 
ganz analog verhält e3 ich in der Faltenzeit, wenn höhere Feſte ein« 
fallen, 3. B. St. Yofeph, Mariä Verkündigung u. A. 

3. Die fieben gr. O-Antiphonen (vom 17.—23. Dez.) werden 
vor und nad dem Magnificat immer ganz gejungen. 

4. Beim Requiem ift dad Orgeljpiel nur zur Begleitung der Ge- 
länge, nicht zu Vor», Zwiſchen- und Nachſpielen geftattet; bei der Toten« 
beiper ift das Orgelipiel gänzlich unterjagt. 

5. Beim Dies irae dürfen jene Strophen, welche feinen Filrbitt- 
charakter haben, weggelaſſen werden (aljo die 2.—7. und die 13. Strophe). 

6. Das eömilche Rituale fennt fein BPredigtlied. Wenn jedoch 
ein ſolches gejungen wird, — maß nicht verboten ift — jo ift für die 


— 4 — 


Predigt während des Hochamtes Veni Creator Spiritus oder Veni sancte 
Spiritus zu empfehlen, für eine Predigt außerhalb des Hochamtes ift 
ein deutjches HI. Geiftlied am Plate, 

7. Beim Hymnus Veni Creator Spiritus bat die leßte (7.) Strophe 
nur no eine Faflung: Die 7. Strophe ſoll das ganze Jahr hindurch 
fo lauten, wie fie früher nur für die Ofterzeit vorgejchrieben war. 

8. Die Allerheiligen: Litanei hat 2 verjchiedene Faſſungen, 
die eine für den Karſamstag und die Pfingftvigil, die andere für die 
Progefjionen am Markustag und an den Bittagen. 

9, Bei der Lauretanifchen Litanei fol zwifchen Mater ad- 
mirabilis und Mater Creatoris eingefchaltet werden: Mater boni consilii, 
natürlich jedesmal mit ora pro nobis. m fernern joll die lauretaniſche 
Litanei nad) dem dritten Agnus Dei — miserere nobis abjdließen; die 
vielerort3 noch üblichen folgenden Christe... Kyrie fallen aljo meg. 

10. Die priefterliden Jntonationdmworte „Gloria in excelsis 
Bet. und „Crede in unım Deum“ werden vom Chore nicht wieder— 
olt. 

11. Die Orgelbegleitung zum Geſang des Prieſters 
bei der Präfation und beim Pater noster ift neuerdings verboten, 

12. Der liturgiſche Text darf nicht verändert werden. Uns 
erlaubte Aenderungen: a) wenn man den Text ganz oder feilmeije aud- 
läßt (abkürzt); b) wenn in einem Gejangftüd allzuhäufige Tegtwieder- 
holungen vorfommen; c) wenn man dem Zert etwas hinzufügt, das in 
den liturg. Büchern nicht enthalten ift; d) wenn man einzelne Worte 
oder Säße durd andere erjeßt; e) wenn man die Reihenfolge der Worte 
ändert; f) wenn man die Tertfilben auseinander reißt; g) wenn man 
jolde Zertabjchnitte, die zeitlich nacheinander jich folgen jollten, gleich- 
zeitig (in verjchiedenen Stimmen) bringt. (Died Lebtere ift nicht miß- 
zuverftehen; jdließt eine Tebensvolle Bolyphonie nicht aus!) D. 





*" Schule und Abflinenzbewegung. 


„Aus frifhem Quell“, Lehr: und Lejebuch für die obern Klaſſen 
der Primar- und Mittelfchulen, herausgegeben vom ſchweizer. Verein 
abftinenter Lehrer und Lehrerinnen. Verlag von G. Grunau, Bern. 
158 Seiten. Preid 1 Fr. 20, 

Daß die Schule der Altoholfrage nicht mehr länger au8 dem Wege 
gehen kann, jollte ollgemein erkannt fein. Andere Staaten, 3. B. Ymerifa, 
England und die Niederlande haben jchon lange den obligatorifchen 
Antialloholunterriht. Aus nahe liegenden Gründen geht es in der 
Echmweiz kaum an, ein neues Fach einzuführen, geht e8 doc mit der 
Abrüftungstheorie wie beim Militär, wo eher dad „Nufrüften“ Trumpf 
ift. Dagegen gibt ed viele Lehrer, die gerne, den Weifungen verjchiedener 
Erziehungadirektoren folgend, gelegentlich Belehrungen über den Alkohol 
in den Unterricht Flechten mürden, wenn ihnen der Stoff in für die 
Schüler mundgerechter Form geboten wäre. „Aus frifhem Quell“ will 
nun dieſem Bedürfnis entgegenfommen. Der Umſtand, taß Dr. W. 


— 42 — 


Förſter dem ſehr hübſch ausgeſtatteten Buch ein ſympatiſches Geleitwort 
einverleibt hat, wird hinreichen, die Lehrerſchaft zu veranlaſſen, dasſelbe 
durchzuſehen. Der Inhalt gliedert ſich in 4 Hauptabſchnitte: 

1. Die alkoholiſchen Getraͤnke. 

2. Die Wirkung des Alkohols auf den menſchl. Organismus. 

3. Die Wirkung des Altohold auf das Volksleben. 

4, Unterhaltendes. 

Das Buch ift prächtig illuftriert und enthält ald Anhang acht 
graphilche Tabellen aus dem auögezeichneten, foeben herausgegebenen 
Zabellenwert von Stump und Willenegger. Daß die Berfaffer fich be- 
ftrebt haben, nur wiſſenſchaftlich und ftatiftiich feſtſtehende Tatjachen an— 
zuführen, ift felbitverftändlih. Allein gerade dies mag dem herrlichen 
Buche Gegner jchaffen; denn dadurch ftellt ed ſich mit vielen Iand» 
läufigen Anfichten und auch mit perfönlichen Intereſſen in Widerſpruch. 
Doh wenn irgendwo die Wahrheit über der Popularität ftehen muß, 
jo ift es in der Alfoholfrage der Fall. Danach hat auch der hochjelige 
Bilhof Dr. Auguftin Egger gehandelt, defjen Schriften ihn zum größten 
Borkämpfer gegen den Alkoholismus im kath. Lager ftempelten. Ihm 
ift es zunächft zu verdanken, daß die Katholiken in diefer Kulturarbeit 
— denn eine ſolche ift die Befämpfung des Alkoholmißbrauches — nicht 
allzumeit Hinter Un- und Anderdgläubigen zurücigeblieben find. Darum, 
fatholifcher Kollege, greif zu und fchöpfe, wie der Fräftige Junge auf 
dem Titelbild, „aus dem friſchen Quell* in den Vorbereitungdftunden 
zum Unterricht, namentlich auch für die Fortbildungsfchüler. X. B. 


—ñ — 


Die schweiz. Erziebungs- und Pflege-Anstalten 
für Geistesschwache. 


Hr. Reallehrer E. Auer in Schwanden hat nachſtehende Zufammenftellung’ge» 
macht; fie beweift ben Beſtand vom März 1907. Ex bezeichnet bie Erziehungs- 
anftalten mit a, bie Erz.» und Pflege-Anftalten mit b, bie Pflegeanftalten mit 
c, und d ift eine Befchäftigungsanftalt. Staatlich ift nur Hobenrain, Burg⸗ 
borf gehört einer Genoffenfchaft von Gemeinden. Don ben 27 Privatanftalten 
find 9 rein privat, 4 ‚diefer Anftalten find mwohltätige Stiftungen, nämlich 1, 
11, 26 und 27, unb 7 (4, 9, 13, 16, 19, 20 und 23) find das Eigentum ber 
gegenwärtigen Leiter. 18 Privatanftalten find öffentlich wohltätig, bie 
in ber Regel vom Staate und von ber Gemeinnüßigfeit untertüßt werden unb 
unter ftaatliher Aufficht ftehen, nur 3 biejer Anftalten erhalten feine ftaatlichen 
Beiträge, nämlich 2, 3 und 17. Gegründet wurde Nr. lim Jahre 1849, Nr. 2 
1857, 3+1868, 4+1870, 51872, 6+1883, 7 und 8.1889, 91892, 10 unb 11» 
1894, 12-1895, 13-1896, 14 u. 15.1899, 16 u. 19-1901, 17 und 18-1900, 20 
21, 22-1902, 23-1903, 24-1904, 25 und 26-1905, 27 und 28-1906 und 29. 
1907. Böalinge zählten alle 29 Anitalten feit ber Eröffnung 4047 und im 
Jahre 1907 = 1172. KRatholifher Natur find die Nummern 7, 21, 22 und 
28, die zufammen bis beute 934 Zöglinge befaßen und 1907 deren 292, Im 
März 1897 Halte es 13 Anftalten mit 411 und 1907 beren 29 mit 1172 
Zöglingen. Ein erfreulicher Fortichritt ! 


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— 43 — 


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— — 


— 44 — 


Zur heutigen Schulbewegung. 
(Schulkampf in Sicht?) 


Dıe trefflich redigierten „Pädag. Blätter“ in Münden melden in ihrer 
Nummer 22 vom 15, Nov. folgende 2 leſenswerte Müfterhen. Wir führen fie 
ohne weiteren Kommentar ſamt ben rebaftionellen Gloſſen des Organs bes 
„Kath. Vehrervereines in Bayern“ an, Sie lauten alio: 

1, Aus Trier fommt die Meldung, die Regierung babe eine Verfügung 
erlafien: wonach ber fatholifhe Geiftliche die Erlaubnis der Regierung zur 
Erteilung des jchulplanmäßigen Religionsunterrichtes nachzumeilen babe und 
vor Eingang berjelhen bem Geiſtlichen die Hebung biefer unterrichtlichen Tätig» 
feit nicht geftattet feil. (Augsb. Poſtztg. 1907/249.) — Gleiches wird ber 
‚Germania* aus Schlefien geichrieben: „Während bisher eine einfahe Melb- 
ung genügte, daß der Pfarrer oder Kaplan ben WReligionsunterricht erteile, 
wurde in legter Zeit in einem fpeziellen Falle von ber Kreisfhulinfpeltion ver» 
langt, daß der Kaplan durch die Schulinfpeftion der Regierung anzugeben habe, 
in welchen Orten er biöber gewirft habe. Es wurde ausbrädlih ein fchrift« 
lihes Geſnch an bie Regierung verlangt behufs Genehmigung ber Erteilung bes 
Religionsunterrichtes in ber Volksſchule.“ — Wir fehen ab von ber rein re 
ligiöfen und politifhen Seite diefer Vorgänge. Wir machen aufmerlfam auf 
ein Moment, welde® vom Standpunft der Schulauffict bier auszubeben tit. 
Diefes Moment liegt darin, taß bie Entfernung ber kirchlichen Organe aus ber 
Schulleitung auch auf deren Stellung zum lehrplanmäßigen Rel’gionsunterrichte 
eine Wirkung ausübt. Tie Organe der Kirche geraten vom Pla an ber 
Sonne bes geſetzlichen Rechtes mehr und mehr in den Scatten ber Duldung 
und Gnade. Man fann fie alsdann mit weniger Kcaftaufmand, als zur-Beit 
dem geiftlihen Mitwirfung an ber Schulleitung nötig war, auf bie Seite 
drängen, — Darauf aufmerkſam madhen, heißt nicht, in einfeitiger Weife bie 
geiftlihe Schulauffiht vertreten. Wir mwiffen: das Werk ber chriſtlichen Volle» 
ihulbilbung bietet reichlich Pla für beide, für Lehrer und Geiftliche, Inmwohl in 
ber Unterrichts. unb Srziehungsarbeit ala auch in deren päbagogifchen Leitung. 

2. Sahfen-Meiningen, das neben 244,810 Proteftanten 4160 Ka— 
tbolifen zählt, Hat Ende Dftober von feiner Regierung im Landtage einen 
Vollsſchulgeſetzentwurf vorgelegt befommen, welcher die Verbindung von Schule 
und Kirche löſt. Die geistliche Ortsſchulaufſicht fällt. Der Geiftlihe findet — 
als Vertreter feiner Kirche — weder im Schulauffihtsamt noh in der Schul— 
verwaltung Plag. Nur als Vater fann ber proteftantifche Pfarrer zum Schul- 
verordnneten gewählt werben wie jeder anbere Familienvorſtand. Die Scul- 
verwaltung beftebt in größeren Städten aus dem Bürgermeifter, dem Edul- 
direltor und fünf Familienvätern, in Teineren Gemeinden aus dem Bürger» 
meister, bem Rektor oder Lehrer und drei Vätern. Die fchultechnifhe Aufficht 
und die Auffiht über das Lehrperſonal führt der ftaatlih ernannte Kreisichul« 
infpeftor. Ziefem allein fteht auch die Auffiht über den Religionsunterricht 
zu. „Bei den eingehenden und bursdgreifenden Schulvifitationen, welche bie 
Herzoglicen Kreisfhulinipeftoren auch über diefen Gegenstand abzuhalten haben, 
ericheint eine weitere Aufficht entbebrlih und um bes Einklangs der methodiſchen 
Maßnahmen millen unzweckmähig.“ — Man merkt: Der Dogel des fachjen» 
meiningenfhen Schulgeiegentmurfes trägt ein frembartiges Gefieder, Sein Sang 
ift auf die Melodie geitimmt: „Die Schule muß frei fein von ber Rirche, von 
firbliter Bevormundung und kirchlicher Aufſicht.“ Und die Lehre von biefem 
Schulgefegentwurf ift: Nimmt man einmal den Wall geiftliher Anteilnahme 
an der Schulleitung vom Bollwerk des kirchlich-chriſtlichen Schulſyſtems, dann 
„erſcheint“ recht bald die kirchliche Aufficht auch über den NReligionsunterridt 


— 4 — 


„entbehrlich und um des Einklangs der methodiſchen Maßnahmen willen un- 
zwechmäßig“. Nun, wenn unter den Waſſern, welche ber Weſtwind von ben 
Regionen der franzdfiihen Laienſchule zu uns herüberführt, ein Stein im 
Staatengefüge bes Deutſchen Neiches mürbe wird, dann bricht darob bes Neiches 
ftolger Bau nicht zufammen, Um fo wiberftaubsfähiger haben fi aber bie 
großen Quadern im Gebäude bed Neiches zu halten, bamit fie bie „Granit- 
blöde* bleiben, auf die „unſer Herrgott feine Kulturwerke“ gründen Tann, 
Darum: bu chriftlich-germanifches Volt, ftelle überall einen lebendigen Wall 
iechlichschriftlicher Volksvertreter um beine firhlich-hriftliche Schule | 
(Hortjegung folgt.) 


— — 


Bus Raufonen. 


1. 5t. Gallen. * Refigniert teilt das Initiativfomitee für die Gründung 
einer Realſchule im öftlichen Zeile des Bezirls Wil mit, daß es in Anbetracht ber 
Zeitumftände fein Projelt bis auf weiteres filtiere. Es ift ſchade — bie Ge 
meinden Ober» und Nieberbüren und Niederhelfenswil hätten eine lebenskräftige 
Schule ins Leben rufen können. — In England ftarb 69 Jahre alt der vor 
ca. 40 Jahren in Goßau als Reallehrer wirkende Fridolin Landolt, ge 
bürtig von Näfels. Er war Bifitator verfchiedener Privatfchulen. 17 Jahre 
wirlte er ald Lehrer in Mancheſter, vor 7 Jahren fiebelte er nad St. Annes 
über, wo er wieder dem Lehrerberufe fich widmete. Sein Sohn F. B. Lanbdolt 
ift Lehrer der Chemie an ber tehnifhen Schule in St. Annes. 

In St. Gallen ift in 10 Fällen unter der Schuljugend jene eigen« 
er Haarkrankheit Tonftatiert worden, bie legte8 Jahr in Baſel au 
auftrat. 

Rorſchach bringt vor eine außerordentlihe Schulgemeinde im Januar 
folgende Anträge: Erftellung von Plänen für ein Schulhaus mit 20— 25 Schul« 
zimmern; Schaffung und Neuffnung einer Gemeinde-Qehrerbilfäfafie und Er— 
böhung der Lehrergehalte. Biel Werh an ber Kunkel! — Rehrer Sträßle in 
Eggersriet jiedelt nah Buchen-Staad über; er erhält 200 Fr. Perjonalzu- 
lage. — Die beiden Distuſſionsthemate ber Lehrerfhaft (Gründung einer 
Darlehenstafje und einer Hilfätafje) wurben nicht allerieits mit Begeifteruug auf⸗ 
genommen. Die Darlehenskaſſe wurde unjeres Willens von feiner afzeptiert, 
In der Hilfskaſſe erbliden viele eine Konkurrentin der Lehrerſterbekaſſe, zu der 
bie jüngern Lehrer leiter zu wenig beitreten, troßdem fie Außerft ſegensreich 
wirt. Auch ift die Lehrerſchaft mancherorts nicht gewillt, zu ben vielen frei 
willigen und obligatorifhen finanziellen Verpflichtungen wieder neue binzu« 
zufügen. 

* In ft. gallifchen liberalen Lehrerkreiſen ift es fehr aufgefallen, daß in 
bie Stabt St, Ballen nun innert kurzem Zeitraume brei außerfantonale 
Lehrer (Thurgauer, nämlich die Herren Knecht, Müller und Ribi) gewählt 
wurden. Uns wundert nur, ob biefe „Slüdlichen“ das kantonale ft. gallijche 
Lehrpateni auch noch zu erwerben haben. Ober beiteht die „Freizügigkeit“ 
zwifchen dem Ft. Thurgau und ber Stadt an ber Steinach ſchon? 

Ein unentgeltliher Buchhaltungsturs für Töchter in Berned (unter 
Sekundarlehrer Nüeſch) wirb von 38 beſucht. — Kath. Goßau führte einen 
Rnabenhandfertigfeitäfurs ein. Die Gemeinde bezahlt alles. — Hub-Hard 
erhöbte ben LVehrergebalt um Fr. 100 und bezahlt nun ben vollen Penfions« 
beitrag. — Evang. Niederugmil baut ein neues Schulhaus um Fr. 185,000 
und eine Zurnbhalle um Fr. 35,000. — Die „Vollszeitung“ von Altftätten be 
richtet ausführlich von der Abjchiebsfeierlichleit des von Sulzbach Berneck 
nach Appenzell wegziehenden Lehrers Mösler. „Sie war das fchönfte Zeichen, 


3 46 —— 


daß der Scheidende ein Lehrer nach dem Vorbilde Chriſti war, der nicht bloß 
lehrte, ſondern auch pädagogiſch ſegensreich wirkte durch Wort und Beiſpiel“. 
ſchreibt das Blatt ſehr ſchön und wohlverdient. 

Als Referent der nächſten Kantonalkonferenz (Ende Juli in Altſtätten) 
wurde Lehrer Thomas Schönenberger in Gähwil gewählt. Da ber« 
ſelbe letzten Herbſt mehrere Wochen lang als pädagogiſcher Experte funltionierte, 
dürfte er in Sachen ein kompetentes Urteil beſitzen. 

**nZwei charalteriſtiſche Erſcheinungen im Schulleben bes herwärtigen 
Kantons drücken dem eben abgelaufenen Jahre 1907 ein eigenartiges Gepräge 
auf: e8 war das Jahr bes Lehrermangels und ber Gehaltsauf— 
befferungen! Der Umftand, daß infolge Einführung bes vierten Seminar- 
furjes feine Abiturienten aus ber fl. gallifchen Lehrerbildungsanftalt audtraten, 
brachte manch eine Gemeinde in einige Verlegenheit. Da und bort mußten an- 
ftatt Lehrer Lehrerinnen angeftellt werden ; ja legthin vernahmen wir von einem 
toggenburgifchen Orte, daß es feine männliche Vehrkraft mehr finden fonnte und 
eine Lehrerin fogar aus Baſel „beziehen“ mußte. Diejen abnormalen Berhält« 
niffen wird nun allerdings mit Schluß bes laufenden Schuljahres gründlich ab— 
gebolfen werben; eine große Schlußllafie in Mariaberg wird mit ben an 
auswärtigen Bildungsanftalten ftubierenden Kantonsbürgern ein Kontingent von 
mindeftend 30 neugebadenen Lebrperjonen dem Lande abgeben. 

„Es ift jedoch kein Unglüd jo groß, 
Es birgt doch etwas Gutes in feinem Schoß“ ! 

E3 war ein eigentümliches Zufammentreffen, dab der Mangel an Lehrern 
gerade in jenes Jahr fallen mußte, in welchem alle Berufölategorien gezwungen 
waren, um Gebaltözufhüfle zu petitionieren. Auch die Lehrerſchaft und fpeziell 
jene mit Familie drüdt die gegenwärtige teure Zeit fchwer, Weil nun jene 
Schulgemeinden, die 1907 Balaturen aufmwiefen, mit dem Minimalgebalt feine 
Lehrer erbielten, waren fie gezwungen, das Einfommen zu erhöhen. Aber aud 
jene Schulbehörden, welche ihre tüchtigen Lehrer behalten wollten, mußten bie 
Gehaltſtala erhöhen. So kam es, daß wohl der Sculgemeinden an ben 
orbentlihen Herbſttagungen Aufbeflerungen beſchloſſen. Ob diefe, troß ber ra- 
piden DBerteuerung des geſamten Lebensunterhaltes doch gefommen wären? 
Schmwerlih auf ber zanzen Linie; ber Lehrermangel beeinflußte bie 
Einkommenserhöhungen gewaltig. Doch, was haben wir eben aus 
geſprochen? Gebaltsaufbefjerung ift fiber nicht die richtige Benennung; es find 
Teuerungdzulagen. Ganz treffend bat letzthin ein „Schwyzerforr.* der 
„Oſtſchweiz“ (aber leider nidt in allen Darlegungen gerecht, wahr und zutreffend, 
D. Red.) bei Beiprehuug der dortigen unzulängliben Gehaltsanjäge ber 
Priefter und Lehrer hervorgehoben, daß ein izranfen vor 10—15 Jahren heute 
nur noch einen eigentlichen Wert von 80 Rappen bat und fo war denn aud 
beijpieläweije eine Erhöhung von Fr, 200 nur bie Wiederherftellung bes Gehalt- 
wertes, ben er vielleicht vor einem Dezennium hatte; 1600 Tr. von heute find 
gleich einem Einkommen von Fr. 1300 vor 10 Jahren, Anerfennen wir einer» 
feit3 freudig die faft allenthalben gewährten Teuerungszulagen, fo feien wir auch 
fonfequent und haben den Mut, überall mit Entichiedenheit für terartige, von 
ber Zeit gebotenen Zuſchüſſe einzutreten, wenn es fih 3. B. aud um bie Auf» 
beijerungen der Pirundgebalte der Herren Geiftlichen handelt. 

2. Schwyz. Der „Antalog empfehlenswerter Jugend» und Volfsfchriften 
für die fath. Schweiz“ ift erfchienen. Herausgeber ift der „Schweiz. kathol. 
Erz.Verein“ und Drudort die Buch» und Kunftdruderei Union in Solothurn, 
Er umfaßt 154 Seiten, 2'/. Seiten Gorrigenda und 7 S. Inſerate. Die Ein- 
leitung bietet Darlegungen „über die Leftüre — über die Anlage von Biblio» 
thefen und eine literariſche Rundſchau“. Das Autoren Verzeichnis fteigt auf 


die Zahl 800, und bie empfohlenen Bücher erreihen bie Zahl 3800. Wir 
fommen auf ben Katalog zurüd, anerlennen ihn aber heute ſchon als eine fort« 
f&hrittlihe Tat, wenn er auch noch verbefferungsfäbig ift. Nach unferer An« 
fiht darf er no eliminieren und ergänzen. Aber Dank dafür, baß ein 
Anfang gemadt iſt. — 





Dereinschronik. 


1. Einer zweiten Einjfendung aus dem Luzerner Hinterlande ent- 
nehmen wir: 

„Die „Pädagogischen“ glauben vielleicht, unſer Vereinsleben jei 
anz eingefchlafen oder mir ſeien auch im geiftiger Beziehung „weit 
— daß man ſo ſelten etwas von uns darin leſen kann. Doch 
dem iſt nicht ſo. Alles geht den gewohnten Gang, vorwärts, langſam, 
aber ſicher! Doch die Berichterſtattung wird hie und da unterlaſſen, 
weil wir eben viel zu viele haben, die hiezu befähigt wären, darum 
— es einer dem andern, und es unterbleibt. Doch nun zur 
ache. 

Am St. Stephanstag verſammelte ſich die Sektion Willisau— 
Zell recht zahlreich im „Lindengarten“ zu Zell. Es galt in erſter 
Linie der Anhörung eined Neferates von hochw. Herrn Pfarrer 
Brügger in Großmwangen über den Darwinismus. Ja, warum 
ein jo veraltetes Thema? Die Wifjenfchaft hat doch die Abſtammungs- 
lehre jchon längft widerlegt. Das wohl; aber ald Weltanjhauung 
eriftiert fie dennoch ungefchwächt fort, wenn wir auch den Namen jeltener 
mehr hören. Eine große Menge von „vernünftigen“ Menfchen will vom 
Affen abftammen (nicht etwa einen Affen haben!), nur um feinen per 
jönlichen Gott anerkennen zu müfjen und deſto freier das Leben genießen 
zu können, 

Der redegemwandte Herr Referent zerzaufte in feinem zweiftündigen, 
ausgezeichnet klaren, tiefgründigen Vortrage unjern vermeintlichen 
Stammmvater und jeine abfichtlichen „Söhne“ fo jehr, daß auch nicht 
— ein Härchen von ſeinem dicht behaarten „herrlichen“ Leibe übrig 
ieb. 

Aber nicht nur in der jetzigen Freudenszeit, ſondern auch immer 
gehört zu einer rechten Konferenz ein freudiger, fröhlicher zweiter 
Zeil, ſonſt fehlt nicht nur etwas, jondern viel, Bei und aber fehlte 
gar nichts, denn dem tiefernften erften Zeile folgte ein Nachipiel, wie 
man es fchöner, gemütlicher noch kaum erlebt Hot. Das Zwerchfell hatte 
feine nüßlichen Erſchütterungen von einer Produktion nocd, nicht einge 
ftellt, jo folgte wieder eine andere urfomifche, untermijcht von vielen 
Liedern und Mufitvorträgen, jo daß man kaum Zeit hatte, fein Würft« 
hen zu vertilgen, troß der. etwa gut geratenen Oeffnung. Alle die 
vielen Teilnehmer gingen hoch befriedigt heim zu Muttern, denfend: 
„So follte man ſich recht oft belehren, erbauen und ftärfen, aber aud) 
unterhalten und erheitern können!“ — Dant allen, die dabei mitgewirkt 
haben! Auf Wiederjehen!“ B. 


45 48 


— ⸗ 


Bumor in der Schule. 
1.Beilin. — Ein Lehrer erhält zum 70. Geburtstag ein Bierglas 


mit der Widmung: Aus Liebe für 
Schüler, 


empfangene Hiebe. — Ein bankbarer 


2. In der 1. Klaſſe wird die Sündflut behanbelt. ; 
Der Vehrer fpricht ungefähr aljo: „Alles ertrank im Waſſer“. 
Ein kleiner Knabe meldet fih: „Aber d’Fifchli !“ 


Briefkaften der Redaktion. 
Gefetzt find: Methodiſches Tagebuch. — Schweiz. Spezialflafien für Schwad- 


egabte. — Eine 


Chronik. — Aus Briefen. — Ein zeitgemäßes Buch. — Unfere 
nbalt des ſchwyz. Schulgeieges ꝛc. 


— Bum 


O. und eine Yuzerner-Korr. — Mehrere Rezenfionen. - 


ildegard. 


DE Auch dieſe Nummer enthält 24 ftatt 16 Seiten. 


ee 








Mit nächſter No. werden wir uns erlauben, 
den Abonnementsbetrag pro 1908 per Nadh- 


nahme einzuziehen. Wir bitten um gefl. Einlöfung. 
Die Expedition der „Bäd. Blätter“, 








SL0SEGS 


a 1 Fr. der Zuger Stadttheater-Lotterie 
(Extra Emission) Haupttreffer : Fr. 40,000 
Fr. 20,000 und zwei ä Fr. 10,000. 
Für 10 Fr. -11 Lose und Ziehungslisten 
ä 20 Cts. versendet das Bureau der Stadt- 
theater-Lotterie in Zug, (H 6030 La. 270) 


= Das gute S 
Kommnuiontind 


bon Beining (lleine Ausgabe 
Mt. 0.75; große Ausg. Mi. 15) 
zufanımen 60 Aufl., ilt ein vor- 
Aüolhıben 


Vorbereitungsmittel 
ür die erſte hl Kommunion(Be— 
trachtungen, Belehrungen, Be— 
ſuchungen, Gebete :c.). Schönes 
Geichent. Religionslehrern ſteht 
zur Prüfung ein Eremplar gratis 
r Verfügung. Ueberall er- 
yältlih. Verlag U. Laumann, 
Dülmen. 262 


—ñ— N 








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HarmoniUMS Orzsiton.Kataloggratin 
; Aloys Meier, Hoflieferant, Fulda, 
Illustrierte Prospekte auch über den 
neuen Spielapparat „Harmonista‘, mit 
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‚etc. etc., sowie vom Kinderasyl Walter- 
schwyl, Haupttreffer 70,000 u. 50,000 Fr. 
versendet ä 1 Fr. und Ziehungslisten à 
‚20 Cts. das 

Hauptversanddepöt 


C) Frau Haller, Zu. D 











Auf 10 ein Gratislos. 
Ziehung Oerlikon im Februar, 





Inſerake 
ſind an die Herren Haaſen- 
— & Bogler in Luzern 
zu richten. 


Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Schweiger. Erziehungsfreundes“ umd der „Yädag. Monatsfnrift“. 


Organ des Vereins kathol. derer ım und Saulmänner der Hajweiz 
und des ſchwehzeriſchen katholiſthen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 17. Ian. 1908. | Nr. 3 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 
d. Rektor Keiler, Erziehungsdrat, Zug, Bräfident; bie HH. Seminar-Direftoren Jakob Grünin 
idenbad (Schmwys), * Schnijder, Hipfich, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen 
b Herr Glemens Frei zum „Storchen“, Einfiedeln. 
———— find an legteren, als den Chef-Rebaltor, zu richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlid; einmal und koftet jährlich fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beflellumgen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbacd, Verlagshandlung, Einfiedeln. 





Inhalt: Ein Lehrer wollt’ er fein (Gedicht). — Soll der Lehrer ein 
methodiiche8 Tagebuch führen ? — Neue Beichichtslehrmittel für Bürcherijche 
Selundarichulen. — Die ſchweizeriſchen Spezialtlafien für, ſchwachbefähigte 
Kinder. — Humor. — Aſſoziationen in der bibl. Geſchichte. — Zur heutigen 
——— , zum ſchwyzeriſchen Schulgeiebe. — Sprechiaal. - - Bom 

fath. Büchermarft. — Bädagogiiche Chronik. — Vereinschronit. — Aus 
J——— — Briefkaſten. — Inſerate. — 


*Ein Lehrer wollt' er Jein. 
$ flieg aus — — —* Bat er drei Jaßre, 


er Gottesſohn herab. ie Reiner ie es tat, 
se ward der Eltern Freude, nd Bere ift erftanden 
er zarte Deflusknab. ie Ernte aus der Saat. 


is er gereift zum Yüngling, Wie Bat der große Meifter 
ient’ willig er zu KSaus er t den SJebrerftand! 
nd Balf dem Pflegevater I’ freuet euch ißr Lebrer, 
ei Barter Arbeit aus. Dient iBm mit Herz und Hand 
2 — Dabren aber Bu dieſem Jugendfreunde 
„die“ Arbeit ein, Fübrt eure Kinder bir, 


ellt er 
er MenfchBeit wollt’ er dienen, Er loßnt es euch und ihnen 
de wacdrer Seßrer fein, Sit berrlihem Gewinn. 


ie froBe Zugend Bilden 
uß wobl das $ a Saale lhdiee 
aßfelbft der Sohn —— 

Sin Lehrer wollte fein, U. ©. (Kt. Luzern). 


-- 3 50 — 


* Zoll der Pehrer ein methodifhes Tagebuch führen? 
(Fortſetzung.) 


Zur Sache! Zum Zweck der eingangs erwähnten Tagebuchmotion 
mochte ed zwar nicht gehören, aber im Intereſſe der Objektivität läge . 
es doch, zu jagen, daß mit der jchriftlichen Präparation gewiſſe Mängel 
verbunden jein koͤnnen, zum Zeil faft natürlich verbunden find. Ein 
Kollege meinte bei der Diskuffion „im Freien“, er habe noch nie aus— 
führlicher präpariert als im letzten Schuljahr und fei noch nie aufge» 
regter und unzufriedener geweſen. Der zweite Botant erteilte nicht um— 
ſonſt den Rat, die täglichen Ziele lieber zu niedrig, als zu hoch zu 
bemefjen. Geradezu fatal fann ein feitgelegter Gang werden, wenn ed 
fih um ein entwidelndes Lehrgeſpraͤch, um ein Eingehen auf nicht pro= 
grammmäßige Aeußerungen und Irrungen der Schüler handelt. Dabei 
verdirbt das Felthalten an der Präparation am Ende Methode und 
Stimmung. Es wäre meift zuträglicher, ftatt das eine Auge ins fteife 
PVrototoll, beide Augen in die Klaſſe zu richten. Aug in Aug unter« 
richtet man am beften. — 

Das Primäre im Geifteöleben find Gedanken und Worte, die durch 
dad Gedächtnis feitgehalten werden; das Wort, das durch die Schrift 
firiert wird, ift daß Sefundäre. Darum kann ed auch eine freie Prä» 
paration (ohne Niederjchreiben) geben. In unſerm ſchreibſeligen Zeit— 
alter ift man geneigt, der fchriftlichen den Vorzug zu geben; allein nur 
fortgejeßte Hebung in der einen und andern Art und objektive Be— 
obachtung geben Anhaltspunkte für zuverläfjigere Beurteilung, Dem 
Schreiber diejer Gedanken will es jcheinen, die freie Präparation fei 
namentlich für längere Partien etwas aufirengender, foren fie aber bis 
zu voller Neberfichtlichkeit und Klarheit durchgedacht wird, beſſer, in der 
Schulführung wirkſamer ald die jchriftliche; man wird mehr denfen und 
memorieren müſſen, event. piychologijcher unterrichten, aber dafür an- 
gejehen, man präpariere fi nicht. Denn, was man ſchwarz auf weiß 
befigt, ift eine Urkunde. Soll noch gejagt werden, daß zu einer Vor— 
bereitung auch die Herbeifchaffung des Demonftrationsmaterials, die Er- 
ftellung von Beichnungen gehört, alfo auch ein Stüd Beweistum ift? 
Wiſſenſchaftliches und namentlich methodifches Studium uud Lektüre find 
auch notwendig und können mach längerer Prarid notwendiger werden 
ala falligraphierte Ueberſchriftenkolleltionen. Man darf die eigere Er— 
fahrung durch die Erfahrungen anderer vergleichen und befruchten, man 
muß fi) mit den methodilchen und pädagogifchen Beftrebungen der neuen 
Zeit auseinanderjeßen, muß lejen, um nicht zu vergefjen und um die 


— 51 — 


ſprachliche Ausdrucksfähigkeit zu bewahren und zu mehren, Das find 
nach unjerer Ueberzeugung Bedürfniffe. 

Wie die Sache in der Diäkuffion endete? Offen geftanden, wie wir 
perfönlih erwartet und voraus wiederholt geäußert und befürchtet hatten. 
Das Ganze ftand unter dem Eindruf, daß die Aufftellung des Themas 
eine „praltilche Tendenz“ trug. Der Herr Motionär führte einzelne 
feiner Beobadtungen als Stüßen feiner Anfichten an und betonte bie 
den Pflichteifer anregende Macht des Journals —, da die Menfchen eben 
nicht jeden Zag Engel der Pflichttreue find. Ein etwas ffeptifch ge— 
fimmter Herr bezweifelte das Recht der Herren Bifitatoren, ſchriftliche 
Präparstionen zur Einfiht zu verlangen, dad auch nirgends ausdrüd- 
lich feftgelegt ift, während doch die felbitverftändliche Pflicht befteht, die 
Borbereitung des Lehrer? zu beobachten und zu beurteilen. Daran 
Ihloß fich die Mitteilung, daß man konſequent ein Tagebuch verlangen 
werde und nicht entfprechendenfalld denken fünne, was man wolle, Dieje 
Perſpeltive entjtand vielleiht unter dem Eindrud der günftigen Mai« 
temperatur. Gefprocdhen wurde incognito über das Tagebuch noch mehr, 
was alle au im Saale hätte gejagt werden dürfen. 

Der Schreiber dieſer Zeilen hat, feit dad Thema auftaudhte und 
feit ber Konferenz, oft darüber nachgedacht; heute noch erfüllt es ihn 
mit Unwillen, daß man jedem Lehrer die nämliche Tagebuchmanier mit 
mehr als janftem Drude auferlegen will, unbefümmert, ob er fie nötig 
habe, ob fie zu feiner Schulftufe und zu feiner Arbeitämeife paffe. Er 
meint, der prüfende Blid bei mehreren Schulbeſuchen auf die ganze 
Schulführung, auf die Verwertung jelbftbefchafften Anſchauungsmaterials, 
auf Benußung zeichnerifcher Hilfen, auf die Ausführung der Korrekturen, 
auf die ganze Arbeit des Lehrer müßte unter allen Umſtänden mehr 
jagen als der allenfall3 tote Buchſtabe. Die entgegengefeßte Befürchtung 
verleidet die freude am Tagebuch gründlich. Wer e3 jahrelang aus 
freien Stüden geführt hat, vermag nicht einzujehen, warum auch in 
den ftillen WUbendfrieden der Lehrerarbeit Normale und Reglemente 
ſtörend eingreifen jollen, und warım man dem Lehrerftande vorjchreibt, 
was niemand dem DE” Katecheten, Prediger, Anwalt und Richter vor» 
Ihreibt—, wie er feine Vorbereitung firieren fol. Wer aber erfahren 
bat, wie viel Mühe es foftet, eine einzige einengende formelle (Ausnahnte-) 
Beltimmung wieder aus der Welt zu fchaffen, wird im einer Zeit des 
Ringens und Strebens nad) freiern Formen und eindringlicher Arbeits- 
weile nicht gleihmütig zum beginnenden entgegengefeßten Buge ſchweigen. 
Die guten Abfihten des Antragftellers, Freundes und einftigen Kollegen 
bezweifeln wir nicht, halten aber dafür, daß die Forderung eines obli« 


4 2 0 


gatorifchen Tagebuches in der meiltempfohlenen karzen Form für den 
fleißigen Lehrer übers Biel binausfchießt, für den am Mrbeits- umd 
anderem Geifte ſchwachen eine ziemlich unfruchtbare Form if. Wir 
glauben, die Sache entwidle fi nun etwa folgenderweile: 

1. Wer biöher in der nun gewünfcten Form Tagebuch geführt 
bat, tut ed in den meilten fällen weiter, mit mehr oder weniger 
Freudigkeit, je nach perjönlicher Veranlagung. 

2. Einzelne werden dem ſanften Drude nachgeben, bis er nadhläßt. 

3. Der fleißige Lehrer, dem eine freie Präparation oder eine ſolche 
nah methodifchen Einheiten befjer gefiel, wird dieſe weiterführen und 
wird ertragen müflen, daß man feine Arbeit verkennt. 

4. Wenn dad kurze Tagebuch aber obligatoriſch wird, werden die 
Herren Bifitatoren zum Beweiſe feiner Notwendigkeit und Vortrefflich- 
feit jeweilen zehn Minuten vor dem Sramen dem Lehrer Gelegenheit 
geben, ſich für den Fritifchen Gang vorzubereiten. — 

Der Schalt von Konferenzvorftand bat wahrſcheinlich nicht um— 
jonft an den Schluß der Verhandlungen das Lied gefeht: freiheit, die 
ich meine. Für unfere Perſon wünſchen wir es nicht mehr zu erfahren, 
daß man Hinter einem freien Wort Motive fucht, die dabei nicht mit- 


wirkten. Sch. 
— I IR III 


Neue Gefhjictslehrmittel für Zürcheriſche Sekundarfäjulen. 


Es follen neue Lehrmittel für den Gefchichtäunterricht an den 
Selundarfchulen bejchaffen werden und zwar ein Leitfaden und ein Leſe— 
teil. Die von der Konferenz der Sekundarlehrer gebilligten Entwürfe 
liegen vor, find aber leider, fpeziell in veligiöfer Beziehung, für kath. 
Kinder ſehr kränkend. Die Darftellung weicht, fobald fie Katholisches 
berührt, mwejentlih von der Wahrheit ab und verlekt dadurch konftant 
die Fath. Anſchauung. Des Ferneren finden alle eine jympatifche Be- 
urleilung, und zwar von den Hufliten bis zu den frangöfiichen Revo- 
lutionären, jobald fie nur gegen die kath. Kirche auftraten. Man fehe 
©. 128, 129, 136 und 142. Wirklich Kirchliche Mängel, deren es zu 
allen Zeiten in allen kirchlichen Korporationen gab und geben mußte, 
werden durchwegs fichtlich einfeitig nur bei der kath. Kirche hervorge— 
hoben. Und endli werden wegen einzelner Mißgriffe jofort ganze 
Klöfter und Stifte verurteili, während die gerügten Mikbräuche tat« 
ſächlich nur Ausnahmen waren, So bei den Auguftinern in Zürich, 
im Klofter Rüti x. Wir zitieren an der Hand der Nr. 6 der „NR. 8. 
N.“ eine Reihe intereffanter Beifpiele, aus denen der kath. Leſer nur 


— 5 — 


unqualifizierbace Bosheit oder dann bodenloſe Unkenntnis in kathol. 
Dingen herausleſen kann. Wir unterlaſſen jeden Kommentar. Der 
Leſer mache fih ſein Sprüchlein über die Bedeutung von Art. 27, Abſatz 
3, der B.-V. ſelbſt. — 

Seite 50. „Nah ber fatholifchen Lehre konnte nur ber Priefter zu 
Gott beten, der gewöhnliche Menſch, ber Laie, dagegen nit. Der Priefter 
betete für ihn, und das nannte man die Fürbitte.“ 

©. 50. Nah dem Schulbuhe wurde ben Geiftliben erft „im zehnten 
Jahrhundert die Ehelofigfeit zur Pfliht gemacht.“ 

S. 51. „Das Volt glaubte dadurch (buch das Interdikt) feine Ver— 
ftorbenen bem ewigen Fegefener ber Hölle preißgegeben.” 

S. 52 und 149, Bon ben Verdienſten der Kirche und insbefonbere der 
Klöfter um Wiflenihaft und Kultur wird kaum eine Andeutung gemacht, da» 
oegen von der Echolaftit ein Zerrbilb entworfen und verſchwiegen, dab es im 
Mittelalter große Botteögelehrte gab. — 

„Immer ſchwunghafter wurde mit heiligen Tingen, mit Sünbenver- 
gebung, Reliquien, Befreiung von kirchlichen Geboten Handel getrieben.” — 

©. 53. „Bon ben Gebeinen eines Heiligen (alfo nicht von Gott auf 
bie Fürbitte des Heiligen) „erhoffte man Genefung von Krankheit, Schuß vor 
Hagelſchlag“ ulm. 

„Den Ablahfrämern opferten willig Hunderte ihr Geld, um ſich ober 
verftorbene Verwandte von einer Sünde loszukaufen und bie Seligfeit bes 
Himmels zu verdienen,” 

©. 53 und 68. In ber fathol. Kirche glaubte man, nur durch „äußer- 
liben Gottesdienſt“ ohme Befferung ber inneren Gefinnung „die ewige Seligfeit 
erwerben zu können.“ 

©. 65. Die Bibel wurde, wie das Schulbud fagt, von ber römischen 
Kirche abgeänbert. 

S. 78, 79, 80 u. 81. Nah dem Schulbude hätten das Konzil von 
Trient, die Kapuziner und befonders die Jeſuiten „die Reformierten* vernichten 
wollen. Dasfelbe wirb auch dem hl. Karl Borromäus vorgeworfen. 

S. 79 wird ben Iefuiten ber alte, oft wiberlegte Vorwurf gemadt, daß 
fie Mn dem Grundfage: „Der Zweck beiligt die Mittel“, gehandelt hätten. 

150. Das Schulbuch fagt über bie firhlichen Zuftände vor ber 
— 

„Unter ben achtzehn Stiften und Klöſtern des Kantons Zürich war feines, 
das nicht mehr oder weniger Grund zu Klage geboten hätte,“ 

S. 151, „Der Priefter hat das Recht, für Sünden, bie ihm gebeichtet 
werden, gegen Diltierung einer Buße Erlaß der himmlischen Strafe, Adfolution 
zu gewähren.“ 

‚ur Mord, Diebftahl, Meineid, Lüge, Verrat, für alles wurbe Ablak 
gegen Geld erteilt. Auch die Sünden ber Berftorbenen lonnten mit Gelb ge- 
fühnt werden.” 


Für heute nichts mehr. Wir fahren gelegentlich mit analogen Zu— 
taten aus Schulbüchern nicht-fath. Kantone weiter. Eines aber jei 
feftgelegt, auch wir Katholiken haben Anſpruch auf Schuß unjerer reli- 
giöfen Aufhauung und unjerer Glaubendlehren durch die B.-V,, und 
zwar gerade auch in der Schule — 


— 2. 


4 54 9 


* Die ichweizeriihen Spezialtlafien für ſchwachbefähigte Kinder. 
Beitand am 1. März 1907, — 





Bufammengeftellt von 9. Graf, Lehrer, Zürich V. 











Gründ zur Lehrkräfte B schüler 
— a — elal 
— r Ale rg weiblich —— Mad⸗ ĩ 
| 
1.Balel . . .| 1888 | 9 1 8 74 108 177 
2. St. Ballen . 1890 4 2 2 46 29 75 
3. Zürich . « « 1891 15 8 7 1981 167 358 
4. Wert . . » 1892 | 5 — 5 42 80 
5. Winterthur . 1893 | 2 2 —_ 19 21 40 
6. Schaffbaufen . 1893 ı 1 jr 1 10 16 26 
7. Serilau. . .! 1893 | 1 — 1 | 16 17 33 
8. Chur . . »ı 189 | 1 — 1 7 14 21 
9. Burgdoıf . .| 84 | 21 —- | 27238 18 46 
10. Nichtergmwil . 1895 1 1 — 21 13 14 
11. Lauſanne . . 1896 | 1 — 1 10 5 15 
12. Genf . i 188 | 7 — 7 17 57 134 
13. Quzern ' 1899 ai 1 1, 31 24 55 
14. Thun . .! 189% li — 1 6 14 20 
15. greiburg 1.1900 1ı — ı | 1 15 26 
16. Zangnau . . | 1901 1 = 1 10 8 18 
17. Steffieburg . | 1902 1:7 2 1.23 6 18 
12, Rüti (Barth) | 1902 1 l — 8 8 16 
—19. Da {d 1903 1 1 — 8 7 15 
20. iR . 1903 1 1 — 15 8 23 
21. Solothurn . 1908 | 1 — 1.1 7 12 19 
= Roridal) . en I 1 — 14 J 
—1 — —11 

24. Hatt. Autftätten 106 1 — 118 7 25 
25. 9 1906 1 — 1 15 8 23 
26. il rast 6.) 1906 | 1 — 1 6 12 18 
27. Appenzell . 1906 1 — 1 20 — 20 
28. Murten. . 1906 1 — 1 8 5 13 
29. Heiden . . 1906 1-! — 1° 13 11 24 
Zufammen [1008 Adele 808 | 1086 
Zuwachs | 6 3 1 111 68 179 


| 
| | | 
* ı Hülfslehrer. NB. Im März 1897 zäblten die ſchweiz. Spezial- 
klaſſen 567 Schüler. 








Aus einem Auffag über den Aal. Unter allen Tieren lebt ber 
Aal am längften nad bem Tode. — 

Aus einem Auffaß über das Rind. Wenn bie Kühe alt werden 
und feine Milch mehr geben, jo werben fie gemäftet und ale Ochjen verfauft. — 

Aus einem Auffag über das Photograpbieren, Zuerft wurden 
wir hingerichtet; dann hHielten wir unſere Münder und jchauten recht freundlich 
auf den großen Gipsfopf bes Herren Photographen, — 


— 56 — 


Aſſoziationen in der bibl. Geſchichte. 


(Bon M., Vehrer in A.) 
(Fortſetzung.) 

II. Neues Teſtament. Jugendgeſchichte Jeſu wird über die 
Advents- und Weihnachtszeit gemeinſam (ſtatt Aſſoziationen) nach Fol« 
genden Geſichtspunkten behandelt: Verkündigung der Geburt — Geburt 
Jeſu — Anbetung durch die Hirten — durch die Weiſen — Flucht vor 
Herodes — Jeſus zu Nazareth — Jeſus im Tempel. 

Den Herren Kollegen, welche ſagen: Das iſt ihnen ſchon bekannt, 
immer dasſelbe ermüdet und langweilt — nur ein Beiſpiel vom letzten 
Winter. Geburt und Jugendgeſchichte waren behandelt bis zu Herodes. 
Als ich ihnen ſagte, wie Herodes das Kindlein töten wollte, ſeufzten 
und ſtaunten fie hörbar, bollten die Hände, ſogar Tränen kamen. Sagt 
dieſes Beifpiel nicht genug?! — Wieder zur Sache. 

7. Der Jüngling zu Naim. Brave Kinder: Abel, Iſaak, Joſef, 
Jeſus. 

Mit Vorliebe werden euch Beiſpiele aus dem Schulbucke gebracht, und 
das iſt recht. Eliſabeth wollte für ihren Bruder, der einen Krug zerbrochen 
hat, die Strafe annehmen. Der Hirtenknabe war zufrieden und dankte Gott für 
alles Gute, das er ihm gegeben. Willi hielt ſeinen Kameraden Berti vom 
Stehlen zurück. Heinrich machte zuerſt die Aufgabe, erft dann ging er hinaus, 
Anna war gut mit dem alten Manne. Johannes hat dem Knaben, der ihn 
beihbimpft und gefchlagen, Gutes getan. Heinrich betete, als er das Gelb» 
beutelhen verloren hatte. Guſtav ſuchte für die franfe Mutter Beeren. Beat 
war ein treuer Hirt. Chriſtian und bie andern Knaben führten dem alten 
Manne das Hola nah Haufe. Franziska war mit dem Heinften Brote zu- 
frieden und kükte dem Manne dankbar bie Hand. Karl nahm die arme Pflege 
mutter in fein Haus auf und forgte für fie. Fritz war ſparſam und verbraudte 
das Geld nicht im Wirtshauſe. Blanka liebte Julietta, als wäre fie ihr eigenes 
Schweſterchen, und tat ihr Gutes, wo fie konnte. 

Anwendung: Lohn im vierten Gebot verheißen. Schnell ge- 
horchen, beten für die Eltern, 

8. Tochter des Jairus: Guter Tod. Beiſpiele: Stammeltern. 
Abel. Zakob. Joſef, der Nährvater Jeſu. Maria. 

Anwendung: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitt für und. — 
Durch deine Hl. legte Augſt. 

9. Der barmherzige Samaritan: Nächftenliebe. 


Beifpi:le: Abrahams Baftfreundfchaft und Nächitenliebe. Elifabith, Anna, 
Johannes, Chriftian und Blanfa wie unter Aff,. 7. Werner fann, wenn e8 ge 
wünſcht wird, die Sammlung erweitert werden mit: Chriſtian betete in der 
Kirche für die Mutter und feine Gejhmwifter. Anna hielt Jakob vom Stehlen 
ob. Agatha beſuchte täglich den kranlen Soldaten und beichenfte ihn. Mofa 
zeigte dem Krämer den Weg und ſchenkte ihm die Beeren. Die treuen Brüder 
arbeiteten die ganze Erntezeit jehr fleikig, um ihrem jüngeren Bruder das Lehr« 
geld zu verdienen. Edmund ſchenlte den Pfirfich dem kranken Georg. Martin 


56 


brachte ben Lohn jede Woche ben Eltern nah Haufe. Die Enkelin verkaufte 
Erbbeeren, damit der Großvater nicht hungern müſſe. Oberlin fchenkte ber 
Eierirau al’ fein Geld. Auch ber Waflerträger gab die ganze Tageseinnahme 
dem kranken Mädchen. — Es iſt nicht nötig, alle Beifpiele aufzählen zu lajjen, 
bie Hälfte davon geben mehr als genug, 


Anwendung: Wie könnt ihr Nächitenliebe üben? Den Armen 
Geld geben. Das könnt ihr; bejonders gut ift e8, wenn ihr es ver— 
jchenfet ftatt für Schledereien auögebet; aber wenn ihr jelber faft feines 
babet, dürft ihr euere 7 Rappen behalten. ch möchte etwas wiſſen, 
dad alle tun fönnen. Ihr könnt: Arme Leute freundlich grüßen; Kinder 
und auch große Leute vom Böfen ab» und zum Guten anhalten. Selber 
ein gutes Beilpiel geben. 

10. Bezlorner Sohn: Gott ift barmherzig. 


Bekehrung kurz erzählen laſſen ala: Sünden erkennen (Bewiflenserforfchung), 
Neue und Vorſatz, Nüdlehr, Sünbenbefenntnis, Genugtuung (blieb beim Vater). 
— Andere Beiipiele: Stammeltern. Joſeſs Brüder. Zöllner. Magdalena. Petrus. 
Miffetäter, — Gott verzieh nicht: Pharifäer. 


Anwendung: Bergib uns unfere Schulden, wie aud wir —. Hl. 
Maria, bitt für und arme Sünder. 
Leiden Jeſu — Ueberfidht. Ziel: Gottes Liebe zu den 
Menſchen jehen wir bejonders in feinem Leiden. 
a. Delberg: Gebet — Angit — Blutätropfen. 
b. Gefangennehmung: Judas — Petrus und Malchus. 
e. Der hohe Rat bei Kaiphas verurteilt Jeſus zum Tode. 
11. Berleugnung des Petrus: Wie Gott die Lüge ftraft. 


Beifpiele: Die Schlange Kain. Jalob. Joſefs Brüder. Sigmunb log 
ben Vater an und wurde dafür tüchtig geftraft. Hans log die Bauern an 
wegen bem Wolf, Das dritte Mal glaubten fie ihm nicht mehr, und ber Wolf 
erwürgte ihm mehrere Schafe. 


Anwendung: „Dem Lügner folgt der Teufel nad, 
Iſt das nicht eine große Schmad) ?“ 
12. Der jhmerzhafte Roſenkranz. 


Blut geihwigt: Jeſus wollte in ber Nacht leiden, weil auch in ber 
Nacht viel gefündigt wird, Spruch: Die Sünde ſcheut das Licht, — Fürſt der 
Finsternis, 


Anwendung: Beim Ave Läuten daheim fein. — 

Geikelung: Für unreine Blide, Neden und alle Sünden der Un— 
feufchheit. 

Anwendung: Flucht und nochmals Flucht. 

Krönung: Für Stolz und Eigenfinn, jündhafte Gedanken und 
böje Pläne überhaupt. 

Anwendung: Halte dich nicht für mehr ald andere. Haft du 
Vorzüge des Verſtandes z. B. mußt du vor Gott größere Rechenſchaft 
abgeben ala ein Schwachſinniges. 


4 57 0 


Kreuztragung: Für Ungeduld im Leiden. „eben Morgen neue 
Sorgen.” Das gilt auch den Reichen und Bornehmen. 

Anwendung: Lieber für die täglichen Sünden bier leiden als in 
der Ewigkeit. 

Kreuzigung: An Händen und Füßen angenagelt, für die Sünden, 
welche mit diefen Gliedern begangen werden. Trägheit — Diebitahl — 
Streit. DVerfpottung für Unandacht in der Kirche. Durft für die Un- 
mäßigfeit (Wirlshaus). 

Anwendung: Was gefällt euch am beften? — „Water, vergib 
ihnen“. Was ift zur Vergebung der Sünden notwendig? 


Das Aruzifir. Was jagt euch das Kruzifix? Chriſtus war bei 
feinem Vater im Himmel in unendlicher freude. Er fam auf bie Erbe, um 
und ben Himmel zu Öffn:n, Seine Beiden von ber Flucht nah Aegypten bis 
zum 30. Jahre. Seine Leiden während bes Öffentlihen Reben bi8 zum 
Kreuzestode. 

Das gibt euch Mut, mit Vertrauen zur hl. Beicht zu gehen, wie der 
verlorne Sohn zu ſeinem Vater ging, dann werdet ihr wieder Kinder Gottes. 

(Schluß folgt.) 





Zur heutigen Schulbewegung. 
(Schulkampf in Sicht 9) 


3, An anderer Stelle haben wir früher die Notiz gebracht, daß ‚aus- 
ländijche* Lehrbücher in Ungarn dermalen verboten find. Es jchreiben 
* dieſem Beſchluſſe die „Kirchlichen Blätter“ in ihrer Nr. 49 weſentlich 
alſo: 

„Das Kultusminiſterium hat das Landeskonſiſtorium mit einem 
wenig erfreulichen Oſtergeſchenk bedacht, indem ed in einem Erlaß aus» 
geiprochen hat, daß, vom nächften Schuljahr angefangen, an dem Seminar 
in Hermannftadt und an der LZehrerinnenbildungsanftalt in Schäßburg 
feine Lehrbücher gebraucht werden dürften, die im Ausland gedrudt 
worden find. Belanntlich enthält der Geſetzentwurf, der jegt dem Reichd- 
tag vorliegt, dieſe Beſtimmung; aber die minifterielle Verordnung nimmt 
fie ſchon vorweg und defretiert den Ausſchluß ausländijcher Lehrbücher, 
ohne eine gejegliche Grundlage hiefür zu haben. Und das iſt dad erjte, 
was wir hiergegen einwenden. Es gibt im Augenblid fein Geſetz, das 
dem Minifterium das Recht gibt, irgend ein Bud in einer Eonfeflionellen 
Schule zu verbieten, einfach darum, weil ed nicht in Ungarn gedrudt 
worden ii! In einem Rechtsſtaat wäre damit die Sache entjchieden. 
Aber abgejehen ‚von dieſer formalen Geſetzwidrigkeit — was bezwedt 
dad Berbot, und was für folgen muß ed haben? Bei der jchuß- 
zöllnerifhen Strömung in Ungarn ift es nicht ausgeſchloſſen, daß auch 
ein kleines wirtſchaftliches Moment mitjpielt: Es ſoll die Konkurrenz 
für die heimifche Literatur eingeichränkt werden. Wenn wir die Wahl 
haben zwiſchen dem guten ausländijchen Buch und dem gleich guten 


— 58 — 


einheimiſchen, danß wird ſicher auch niemand von und nach dem fremden 
greifen. Alfo wenn die Verordnung lautete: Es werden die audländi« 
ſchen Bücher dort verboten, wo genügend einheimifche zu haben find, 
fo könnte man ji damit abfinden, obwohl aud da Schikanen nicht 
ausgeſchloſſen wären. Aber keinesfalls ift diefe Seite die Hauptjache bei 
dem Verbot. Der Zwed kann fein anderer fein, als die Beziehungen 
zwiſchen und und dem deutſchen Geilteöleben einzuengen, abzujchnüren, 
zuleßt zu ertöten. Das geht nun wieder in erfter Reihe gegen die ge— 
jeglich feftgeftellte und gejchüßte Autonomie der Kirche. Die Lehrbücher 
zu beitimmen, fleht für ihre Schulen ihr zu, und es ift einer der 
ſchwerſten Eingriffe in jene, ihr dieſes Recht einzufchränfen. Aber auch 
bier foll nicht der formale Gejichtöpunft die Hauptſache jein, jondern 
die Sache jelbit. Mit was für einem Recht will der Staat die Kultur« 
zufammenhänge feiner Bürger, fofern fie fich über feine eigenen Crenzen 
hinausdehnen, einengen? Gin derartiges kulturfeindliches Recht des 
Staates gibt ed nit. Wir erlauben uns hier die Gegenfrage: Was 
würden die Magyaren jagen, wenn man ihren Stammeögenofjen in 
Galizien und Rumänien alle nicht dort gedrudten magyarijchen Bücher 
aus der Schule verbieten wollte? Die Magyaren in Ungarn find frei- 
li wieder einmal in einer ganz bejonderen Lage. Sie haben von 
außen feine Bücher zu erwarten, fie träje ein ſolches Verbot nicht, denn 
außerhalb Ungarns erjcheint ficher fein einziges magyarijches Schulbuch. 
Wir aber find gerade im der entgegengejeßten Lage. Deutſche Schul» 
bücher, für deutſche Schulen in deutſcher Sprache gejchriebene Schul- 
bücher find in Ungarn nicht viel brauchbare erjchienen, und nun gar die 
Seminarbücher bejchränfen fi auf die, die wir und gejchrieben haben, 
aus dem einfachen Grund, weil e3 feine anderen deutſchen Lehrer— 
bildungsanftalten in Ungarn gibt ald unjere! Daß man die heimijche 
Geſchichte nur aus heimifchen Lehrbüchern lerne, das läßt fidh ver- 
teidigen; aber warum die Mathematik von Ambro8 und Kopetzky, die 
in Wien erjchienen ift, oder eine Chemie und Naturgeſchichte mit irgend 
einem deutſchen Verlagsort jchädlich fein ſoll, das ift bisher nicht be— 
wiefen worden. Wenn man und e8 auch zumutete, ſolche Bücher für 
unferen Bedarf felbjt zu jchreiben, — an ſich ein Luxus — jo findet 
ſich kein Verleger, der bei einem Abſatz von 1 bis 2 Dubend im Jahr 
ein ſolches Buch druckle. Die Folge jenes Verbots ift aljo eine neue 
ſchwere Schädigung unferer Lehrerbildung! Nun ift gewiß die Abficht 
des Verbot3 nicht direft die Schädigung unferer Seminarien, jondern — 
wenn wir recht ſehen — wird damit da® Ziel verfolgt, einen 
beftimmten Geift — man pflegt ihn den patriotiſchen zu 
nennen, — in der Schule zu erziehen. Der verhängnisvolle 
Zirkel, in dem fich diefe Gedankengänge bewegen, ift: Die- Schule foll 
einen bejtimmten patriotijchen Geift erziehen, diefer ift vor ollem 
auch aus dem Lehrbuch einzutrichtern, dad ausländifche Lehrbuch ift 
dazu untauglid — folglich fort mit ihm! Jeder Satz iſt falſch. Zu 
wirklicher Vaterlandsliebe ſoll jede Schule erziehen. Aber dad, was 
heute in Ungarn von den Schulen verlangt wird, ift ein Zerrbild der 
rechten Baterlandsliebe. Dabei ſollte doch auch das nicht überjehen 


— 59 — 


werden: Wie erzieht dad Haus zur Elternliebe? Doch wirflich nicht 
dadurch, daß täglich von ihr geredet wird, und mit der Grziehung der 
Schule zur Vaterlandaliebe ift’3 die gleiche Sache. Haben die jebigen 
Machthaber nie daran gedacht, wie eine erzwungene politifche Anfchauung 
— denn darauf geht der jetzige „Patrichiämus” aus — ſtets in ihr 
Gegenteil umichlägt? Noch unbegreiflicher ift die andere Anſchauung, 
daß das Lehrbuch zur Erziehung eines beftimmten Geiſtes weſentlich 
beitrage. Wenn der Lehrer das Gegenteil will, dann helfen alle Lehr- 
bücher nichts. Und glaubt man denn wirklich, irgend eine Macht der 
Melt könnte den Lehrer an den Geift eined Lehrbuches binden, der dem 
feinen nicht entipriht? Die Verſuche, den Lehrer innerlich nach allen 
Seiten zu fnebeln, die Schule zu einem Polizeiorgan zu machen, die 
ihrem Weſen nach berufen ift, die Geiltesichwingen frei zu machen, 
fönnen feinen Grfolg Haben, ala daß fie die Schule zugrunde richten 
und ein Geſchlecht erziehen, das, wenn auch nicht? anderes, ficher — 
heucheln lernt. Ob da3 dem Staat zugute fommt, da® wird bie 
Zukunft bitter lehren. Man fagt immer, die Gefhichte fei da, um aus 
ihr zu lernen. Die Magyaren haben ähnliche Zeiten, tie fie fie jetzt den 
Nationalitäten bereiten, auch jchon erlebt. Der Abjolutismus der Flinfziger: 
Jahre hat ed verfucht, ihre Schulen zu germanifieren und ihnen Lehr» 
mittel aufzuzwingen, die fie nicht brauchten. Und die Folge war das 
Geſchlecht, das 1867 und was ſich daran fchloß, erreidite — ficher das 
genaue Gegenteil defjen, was die Machthaber des Abjolutismus planten. 
Solde Verſuche find ſtets erfolglos. Und jo wird's mit dem vor- 
liegenden Berbot ſein. Man kann deutſchländiſche Bücher in den 
Schulen verbieten; aber es ift unmöglich, den Kulturgufammenhang 
gleicher Velksſtämme und der Völker überhaupt Fünftlich zu zeritören. 
Mas die Schule verfäumt, wird um fo emergiicher dad Leben nachholen. 
Jede Schädigung unferes Zufammenhangd aber mit der deutichen Kultur- 
melt jchädigt unjere Bildung, jede Schädigung unferer Bildung aber 
macht uns weniger widerftandafähig gegen all’ die zerjegenden Kräfte 
der Gegenwart, und an unfere Stelle tritt hier — nicht der Magyare. 
So wird, wad wir ald fulturfeindlich empfinden, direkt zualeich ſtaats— 
feindlich, und ed mag überrajchend Flingen, die Wahrheit läßt fich nicht 
beftreiten: Es ift nicht zum erftenmal, daß die ungariſche Schulpolitif, 
indem fie einen Streich gegen die Nationalitäten führt, den ungarifchen 
Staat trifft.“ 





Humor. 


In Korfila ift jeder anftändige Menſch ein Dieb. — 

In Schottland fängt bas Klima erft im Oktober an. — 

Sorrent war früher ber Geburtötag bes Tajio, — 

Säfar ſchwamm, ala Sklave verfleibit, nadt über die Tiber. — 

Ozean nennen wir jene wäflerige Flüſſigkeit, welche bie Meere ausfült. — 

Der Niagarafall iftf jehr"!groß; [in den Beichreibungen hört man ihn 
oft drei Stunden weit, — 

Babislaus Poſthumns wurde nach dem Tode feiner Eltern geboren. — 


Zum ſchwyzeriſchen Schulgefete. 


2. Zum Inhalt des Geſetzes. Das Geſetz umfaßt 52 Seiten 
und 7 Abſchnitte. Die einzelnen Abjchnitte betiteln fih alſo: I. All— 
gemeined; II. Die Schulen (Primar-, Bürger:, Sekundar- und fpezielle 
Schulen ald Fortbildungsſchulen und Fachkurſe, Kleinkinderſchulen, Privat- 
unterricht und Privatfchulen, Lehrerſeminar); III. Die Schüler; IV. Die 
Lehrer; V. Schulverwaltung, Beiträge ded Kantons und eidgen. Schul« 
jubvention (Schulhäufer, Echulfonde, Schulrehaung, Beiträge des Kan- 
tons, eidgen. Schulfubvention); VI. Die Behörden (der Kantonsrat, der 
Regierungsrat, dad Erzieungsdepartement, der Erziehungsrat, dad Schul- 
infpeltorat, die Seminardireltion, da8 Bezirksamt und die Gemeinde. 
bezw. Bezirtöbehörden). Der VII. Abjchnitt beauftragt den Regierungs« 
rat mit dem Vollzug des neuen Geſetzes und Fündigt das Auslöfchen 
beöjenigen vom 26. Oft. 1877 ev. vom 18. Juli 1878 an, jobald des 
Volkes Sanktion dem Werke geworden. — 

Der I. Abſchnitt enthält 5 Artikel, von denen Art. 4 der bedeut- 
famfte fein dürfte, der da lautet: 


„Die dÖffentlihen Schulen werden von ben biefür aufgeftellten flaatlichen 
Beherden geleitet und die Privatihulen von ihnen überwadt.” 


Der 11. Abſchnitt geht von Art. 6 bis Art. 75, iſt fomit der 
umfangreichfie, der auch einige wefentliche Aenderungen bietet. 
Art. 13 jagt: 

„Eine Geſamtſchule darf nicht mehr als 60 Schüler, eine geirennte brei« 
bis vierfurfige Schule nicht über 65, eine zweilurfige nicht über 70, eine ein« 
furfige nicht über 75 Schüler zählen. 

In einer Halbtagichule dürfen gleichzeitig nicht mehr als 35 Schüler un« 
terrichtet werden.” 

Selbfiverftändlich find diefe Zahlen Heute noch zu hoch gegriffen, 
bedeuten aber immerhin einen Fortichritt gegen früher mit den 70 und 
80 Schülern und befunden wenigſtens die Einfiht und den guten Willen 
der Behörden. — Art. 14 lautet: 


„Das Schuljahr wirb in einen Sommer. und einen Winterkurs eingeteilt 
und bauert 42 Wochen. 

In Berüdfihtigung befonderer örtlicher Verhältniſſe fann ber Erziehungs« 
rat ununterbrocdene Jahreslurfe geftatten oder auch anorbnen. Bie jährliche 
Schulzeit muß aber in biefem Falle minbeftens 36 Wochen betragen.“ 


Das zweite Alinea bedeutet ein zeitgemäßesd Zugeftändnis 
an die landmwirtihaftliden Bedürfnifie des Volles und 
dürfte zugleid eine Möglichkeit bieten, da und dort die Halbtagjchulen 
zu opfern zugunften der in Augficht geftellten „ununterbrochenen Jahres" 
furje” mit mindeftens 36 Wochen. Lebtere Umgeftaltung hängt natür* 
lid vom guten Willen der Xolalbehörden und von deren wirklicher 


— 6l — 


Schulfreundlichkeit ab. Denn die große Maſſe des Volkes läßt ſich ge 
rade in Schulneuerungen ſtark vom Hauch der Lokalbehörden beeinflußen. — 

Art. 17 läßt „binfichtlich der Zeit zur Abhaltung des Religions- 
unterrichted den Schulrat ſich verftändigen mit dem Ortäfeeljorger“, 
während Art. 18 den Religiondunterricht an die erfte Stelle der neun 
Unterrichtöfächer ſetzt. Neben bisher üblicher Naturkunde ift neu noch 
„Geſundheitslehre“ dem Lehrplane eingereiht, eine Neuerung, die volle 
Anerkennung verdient, jofern ein entjprechendes Lehrmittelchen wirklich 
praftifcher Art die für die Jugend ſegensreiche und erſprießliche Durch— 
führung ermöglicht und fichert. Denn in feinem Fache zeigt fich der 
wirklich tüchtige Meifter mehr als in diefem Fache, in der Beichränkung. 
Dieſe Beichränktung ſoll aber gerade in einem für dieſe Zwecke geſchaffenen 
megleitenden Handbüchlein feftgelegt fein oder dann in einem Klaren und 
präziſen, gleihjam in konzentriſchen Kreifen aufgebauten Anhange der 
Schulbücher der oberen Klaſſen. — 


Neu ift auch der Anhängjel zu Art. 18, der da fagt: 

‚Turnen für die Mädchen und Kandfertigfeitsunterriht fönnen von ben 
Schulgemeinden fatultativ ober obligatorifh eingeführt werben.“ 

Auch diefer Artikel zeugt von Einficht in die Zeitb dürfniffe und 
namentlich in die fich täglich mebrende Zahl derjelben und bietet ſomit 
Gelegenheit, denjelben beizeiten entgegenzufommen innert dem Rahmen 
des gegebenen Schulgeſetzes. — 

Ein fürforgliches Entgegentommen gegenüber vorhandenen oder 
immer mehr auftauchenden und ſich Geltung verichaffenden Bedürfniſſen 
in den breiten Schichten der gewerblichen und landwirtichaftlichen Volfd« 
mafje bedeuten auch nachfolgende Punkte, die ind neue Gefeß Aufnahme 
gefunden: 

Art. 22, Abfap 4: „Es bleibt ben Gemeinden freigeftellt, die Vehrmittel 
und Schulmaterialien den Schülern ganz ober teilmeife unentgeltlich zu verab« 
folgen. Es ift Sache bes Kantonsrates, zu beftimmen, ob und wie Gemeinden, 
welche bie Unentgeltlichkeit durchführen, vom Kanton jabventioniert werden.“ — 

Art. 24, Abſatz 2: „Die Schulräte follen bei Verteilung ber serien auf 
die Zeit der wichtigften Jandmwirtfchaftlichen Arbeiten, fowie auf fanitarifche 
Anforderungen Rüdfiht nehmen.“ 

Art 31: „Die Bürgerfhule muß in der Regel zur Tageszeit und, 
wenn möglib, an Werktagen abgehalten werben.“ 

Art. 49: „Tür den Befuh der Sekundarichule ift ber Bezug eines 
Schulgeldes, deffen Betrag aber 20 Fr. (bisher 30 Fr.) jährlich nicht überfteigen 
darf, geftattet.“ 

Art, 56: „Der Kanton leiſtet an jede Selundarſchule einen jährlichen 
Beitrag von 200 Franken. Des Fernern übernimmt er 10 % von ber Barbe- 
foldung und 50 % ber Alterözulage ber Lehrer. 

In den Bezirken Schwyz, Mar und Höfe leiftet ber Bezirk minbeftens 
20 % ber Behrerbefoldungen.“ 


- 43 62 — 


Art, 76, 4. 5., 6. u. 7, Abſatz: „Für Kinder, welche an bedeutenden 
geiftigen und körperlichen Gebrechen leiben, fann ber Schulrat auf äratliches 
Gutachten Hin und im Ginverftändniffe mit dem Schulinfpeftorate den Schul« 
eintritt zurüditellen. Nötigenfalle kann er biefelben auh ganz vom 
Schulbefuh bıfpenfieren. 

Die Schulbehörde wird jedoch tunlichft bafür beforgt fein, daß ſolche 
Kinder, fomweit fie bildungsfähig find, durch die Eltern ober don gemeinbewegen 
in geeignete Anftalten verbracht werben. In beiden Fällen ift Returd an ben 
Erziehungsrat geftattet. 

Kinder, die den Mitfhülern zum fittlihden VBerderben ge- 
reihen, ſollen ganz oder zeitweilig von der Echule ausgefchloffen und durch 
ben Gemeinderat mit Relursreht an ben Regierungsrat in einer Rettungsanitalt 
ober anbermeitig verforgt werden. Sind folde Kinder arm, jo geicieht bie 
Derforgung auf Roften der Heimatgemeinbe, 

. Die Heimatgemeinden find verpflichtet, Kinder, beren Eltern feinen feſten 
Mohnfik haben, durch geeignete Maßnahmen zum regelmäßigen Befuche der 
Schule anzubalten.” 


AN’ diefe berührten Punkte bedeuten einen fichtlichen und zeit— 
gemäßen Rud vorwärts, wenn aud mad unjerer Anſchauung 
Ipeziell in den Artikeln 22, 31 und 49 etwas zu ſchöchtern. Unſere 
perfönliche Anficht zielt auf volle kantonale „Unentgeltlichkeit* der Lehr- 
mittel, beſonders angeficht? eines Steuergefehes, das feine Einkommen-, 
feine Erwerbs⸗, und feine Progrefjivfteuer kennt, fondern die reine Ra» 
pitalfteuer und auch bei der ein Syitem der internationaljten Weit. 
mafchigkeit in Permanenz bat. Bei ſolchen ungerechten Steucrverhält- 
niffen bildete die geſetzlich feft gelegte Umentgeltlichkeit der Lehrmittel 
wenigſtens ein mungziges, Meinftes Entgelt nach unten, allmo man eben 
bei jeder Sorte Steuergeſetz den legten Blußger verfteuern muß, denn 
befanntlih findet man die Kleinen im Steuern immer und überall. 
Auch gegen ein Schulgeld für den Eintritt in die Sekundarſchule ift der 
Schreiber, weil dieſes Schulgeld einerfeit3 eine Belaftung für die bildet, 
die meift mit der Steuer verhältnismäßig ungerecht hart mitgenommen 
find, und weil anderjeitö diefe „Steuer“ eine eigenartige Belundung der 
Sculfreundlichkeit und der gemeindlichen Fürforge für gefunden Fort- 
ſchritt iſt. Da num aber eigentlich niemand in den Kreifen der Maß— 
gebenden eine Geftaltung der zwei Artikel in angetöntem Sinne erftrebte, 
jo begnügt fi auch unfereiner mit der vorliegenden Fafjung, ift fie ja 
gegenüber der biäherigen in Art, 49 milder und in Art. 22 einer in 
weiten Kreiſen beitehenden Tendenz gegenüber zuvorkommender. Zie 
neue Faſſung von Art. 22 weiſt wenigftend die Wege und befeitigt Hin— 
derniffe zur Einführung der Unentgeltlichkeit aus dem Geſetze, wiewohl 
der Pafjus, „es ift Sache ded Kantonsrates, zu beftimmen, ob und wie 
Gemeinden, melde die Unentgeltlichkeit durchführen, vom Kanton fub» 
ventioniert mwerden”,t für dermalen die Einführung der Umentgeltlichkeit 


3 63 — 


faum fördern bürfte. Doch, aud in diefer Richtung wollen wir auf 
eine fortfchrittliche Entwidlung der Berhältnifje und der — Volksver— 
treter zählen und hoffen. — 

Einen Fortfchritt und eine Hebung der Sefundarfchule bedeutet 
auch Art. 47, der den Eintritt in die Sekundarſchule an den Abſchluß 
der 7 obligatorifchen Primarſchulklaſſen knüpft und bei einem durch eine 
abgelegte Prüfung ermöglichten früheren Webertritt einen zweijährigen 
Beſuch obligatorisch macht. Diefer Beftimmung, ftreng und unparteiijch 
gehandhabt, legen wir große Bedeutung bei. Es hebt diefelbe nicht nur 
die Lehrerbildung, fondern nah und nad aud das Niveau der Volks— 


ſchule. — 

= 5, Den mejentlichften Fortſchritt finden wir in den Artikeln 51—56, 
im Kapitel der Fortbildungsſchulen und Fachkurſe. Wir führen daher 
die Artikel glofjenlos mwörtlih an. Sie lauten alfo: 


Art. 51. Um den Knaben und Mädchen, die aus ber Volksſchule ent- 
lafjen find, weitere bernfliche Ausbildung zu bieten, fönnen in ben Gemeinden 
Fortbildungsſchulen für Gewerbe, Lanbwirtihaft und Haushaltung errichtet 
werben. 

Art. 52. Der Kanton leiftet an biefelben jährlich angemeflene Beiträge. 
Die lantonalen Beiträge können an bie Bedingung geknüpft werden, daß biefe 
Schulen den einjchlägigen eibgen. Vorſchriften über Berufsbildung entſprechen. 

Gemeinden und Privatgenofjenihaften, welde auf ben fantonalen und 
eidgenöffiften Staatöbeitrag Anſpruch maden, haben alljährlich bie erforber- 
lichen Ausweiſe dem Erziehungsrate für fih und zu Handen bed Megierungs- 
rates, bezw. des ſchweizeriſchen Induſtriedepartements, rechtzeitig einzufenben. 

SArt. 53. Der Unterriht ift, mern möglid, an Werktagen abzuhalten. 
Wo derſelbe befonderer Verhältnifie halber auf Sonn» ober Feiertage angefekt 
werben muß, foll auf den vor» und nahmittägigen Pfarrgottesdienft und bie 
Ehriftenlehre gebührend Rüdficht genommen werben. 

Art. 54. Der Regierungsrat ift ermächtigt, alljährlich abwechslungsweiſe 
in verfchiebenen Gegenden des Kantons Kurſe für Gewerbe, Landwirtſchaft und 
Haushaltung durch Fachlehrer abhalten zu laffen, ſowie auch allgemein ſolche 
Kurſe zu unterftüßen. 

Art, 55. Die Leitung und Beauffihtigung der gewerblichen und land» 
wirtibaftlichen Fad- und der Haushaltungsichulen ift Sache derjenigen Behörben, 
Vereine oder Benofjenichaften, welche bie betreffenden Schulen errichtet haben und 
finanziell unterftügen unter der Oberauffiht des Erziehungs bezw. Regierungs- 
rates, 

Art. 56. Das Nähere regelt eine vom Regierungsrat zu erlaffende Ver« 
ordnung. 

Völlig neu iſt der Art. 57, der in Sachen „Kleinkinderſchulen“ 
folgendes beftimmt: 

e „Kleintinderfhulen tönnen unter nachfolgenden Bedingungen gegründet 
werben: 

a) Kinder unter drei Jahren dürfen nicht in biefelben aufgenommen werben. 

b) Der Unterriht darf nicht ein fireng ſyſtematiſcher fein; vielmehr follen 
die Kinder fpielend unb zwar in einem gefunden und genügend hellen 
Lokale beihäftigt werben. 


— 64 —“ 


c) Die Wahl ber Lehrerin iſt dem Erziehungsrate zur Genehmigung zu 
unterbreiten. 

d) Der Lehrerin foll, wenn möglich, jede Woche ein Halbtag und alljährlich 
menigftens ein Monat freigegeben werben. 

Wo, in einer Gemeinde die Errichtung einer folden Schule ſich els Be 
bürfnis ermweift, bat die Gemeinde für Lolal und Beheizung zu forgen. Wird 
bie Bebürfnisfrage verneint, fo fteht der Relurs an ben Erziehungsrat offen, 
ber hierüber endgültig enticheibet.” 

Auch diefer Artikel bedeutet gefunden und weitfichtigen Fortſchritt 
im beften Sinne. Das um jo mehr, meil eben auch bei uns immer 
mehr BVerhältniffe ſich einniften, welche der Hauderziehung nachteilig 
werden und ſchwer auf die geiftige und jeelijche Entwidlung der Jugend 
drüden. — 

Die Artikel 58—62 behandeln „Privatunterrigt und Privat- 
ſchulen“. Sie bewegen ſich im weſentlichen Geleife des früheren Art. 
27. Artikel 60 erfuhr eine etwelche präzijere Faſſung gegenüber 
dem Al. 5 des biöherigen Artikels 27 des 77er Geſetzes, und Art. 61 
ift ganz neu. 

Art. 58, Die Freiheit des Privatunterrihtes in den Familien, anftatt 
bes Primarunterrichtes in den öffentlichen Schulen, ift unter folgenden Be- 
dingungen geftattet: 

1. Eltern und Bormünder haben bievon an ben Schulratspräfidenten An- 
zeige zu machen. 

2. Der Unterriht muß zum wenigiten ben vollen gejeglichen Umfang ber 
oberften Primarklafien erreichen. 

3. Der Ausweis hierüber iſt nach Ermeſſen des Schulrates entweder in di— 
relter Prüfung oder durch Zuſendung der Kinder in die Öffentliche Jahres» 
prüfung ber Gemeindeſchule zu leiften. 

4, Der Lehrer, welcher ben Privatunterricht erteilt, muß beim Erziehungs 
rate fih ausmeifen, daß er die Befähigung eines Primarlebhrers befigt. 
Urt. 59. Die Privatichulen find unter dem Schutze und ber Ober- 

aufficht des Staates frei, unter nachfolgenden nähern Bedingungen: 

1. Bewilligung bes Erziehungsrates nad vorgängig eingeholtem Gutadten 
bes Schulrates; 

2. Anftellung eines patentierten Lehrers, ber nicht gleichzeitig an ben Öffent« 
lichen Schulen betätigt it; 

3. Erteilung aller Lehrfächer, wie fie in $ 45 dieſes Gejeges den Primar- 

ſchulen vorgejchrieben find; 

, erziehungsrätliche Genehmigung für Lehr- und Stundenplan, fowie für 
die Lehrmittel; 

. Auffiht und Prüfung durch den Schulrat und ben Schulinfpeltor, wie in 
ben Öffentlichen Schulen; 

. im Klagefall ift der Erziehungsrat berechtigt, eine Privatichule aufzu- 
heben, wogegen ber Refurs an den Regierungsrat offen ſteht. 

Art. 60. Sofern ber Privatunterrict gemäk $ 59, ober eine Privat» 
ſchule während zwei Jahren den gefeglicen Anforderungen nicht entipricht, oder 
ber Lehrer ſich zur Erteilung bes Unterrichtes ald unfähig erweiſt, hat ber 
Erziehungsrat bad Recht, entweder die Kinder zum Beſuche ber öffentlichen 
Schulen anzubalten oder die Entlaffung, beziehungsweife Erſetzung bed Lehrers 
au verlangen. 


3 — 


— 65 — — 


Art. 61. Vom Eintritte in eine Privatſchule und vom Austritte aus 
berjelben ift innerhalb 8 Tagen dem Ortöfchulrat Anzeige zu machen. 

Beim Mebertritt ber Schüler aus einer Privatihule in eine Öffentliche 
Schule entjcheibet der Echulrat in Verbindung mit bem Inſpeltorate auf Grund 
einer abgelegten Prüfung, welcher Klaſſe der Schüler einzureiben ift, 


AU diefe Beftimmungen in Saden Privatunterricht und Privat» 
ſchule atmen toleranten, freibeitlichen Sinn, wie wir Katholiken ihn 
in freifinnigen Schulgefegen nicht niedergelegt finden, — 

Die Artilel 62 - 75 beichlagen das Lehrerieminar in Rickenbach. 
Das frühere Geſetz Eonftatierte kurzweg das Dajein eined Lehrerfeminard 
(Art. 52) und ließ alles Nähere „durch ein Regulativ“ beftimmen und 
ordnen, dad vom 12. Sept. 1878 batiert und 17 Artikel umfaßt. Heute 
ift nun das Wefentliche ind Gefeh herübergenommen. Ginzig in Art. 
74 ift vorfidgtähalber feftgelegt, daß „der Regierungsrat auf Borfchlag 
ded Grziehungdrated die erforderlihen Verordnungen erläßt”. Im 
weitern umfaßt do8 Seminar 4 Jahreskurſe und verfchärft durch Art. 
69 die Aufnahme ind Seminar in zeitgemäßer und beftimmter 
Weile. Es heißt da u. a.: 


„Sin Schüler, der ins Seminar treten will, muß wenigſtens eine zwei⸗ 
jährige Sekundarschule befucht haben ober bei der Aufnahmöprüfung diejenigen 
Kenntniffe befigen, welche ber Beſuch einer zweijährigen Sekundarſchule ver- 
mittelt.” — 


Als „Oberleitung* des Lehrerſeminars beftimmt Art. 73 den 
Erziehungdrat, der aus 4 vom Kantonsrate zu wählenden Mitgliedern 
und dem Grziehungächef befteht. Und „zur Beauffihtigung“ der 
Anftalt wählt der Erziehungdrat die Seminardireftion, die auß 5 
Mitgliedern beftcht, „wovon wenigftend je eines dem Schulinfpeftorat 
und dem aktiven Lehrerftande angehört“. Grhält aljo Art. 64 in 
Bezug auf Aufnahme ind Seminar weſentlich verjchärjte und demyemäß 
die Lehrerbildung wejentlich beeinflußende Beltimmungen, mährend das 
frühere Geje in Sachen gar nichts beftimmte, fo fommt Art. 73 einem 
Wunſche der Lehrerfchaft in fehr entgegentommender Weije 
nad, da er die aktive Lehrerſchaft in der Seminardirektion beteiliget 
fein und fie jo ihren Einfluß auf eine zeitgemäße Entwidlung und Aus» 
geftaltung der Lehrerbildungsanftalt ausüben läft. — (Schluß folgt.) 





*5prechſaal. 


Dei der Expedition der „Oſtſchweiz“ in St. Ballen find gegenwärtig 
große Europa» und Weltlarten zum äußeiſt billigen Preife von 1 Fr. 50 
(oder 2 Fr. mit Verpadung) erhältlib. Diefelben eignen ſich vorzüglich für 
ben Schulgebraud und bilden eine Zierbe jeder Schulftube. Den Kollegen und 
Schulbehörden fjehr empfohlen Wie mir gehört, finden biefe netten Deran- 
Ihaulihungsmittel auch beiten Abſatz. Ein Lehrer. 


— 4 06 Bo 


* Dom kath. Büchermarkt. 
(Bon Dr. Armin Raufen, Münden.) 


Mer bie neuere Derlagstötigkeit unferer katholifchen Verleger verfolgt, der 
wird gewiß mit Freude beobachtet haben, baß ein friiher Zug durch bas Ganze 
geht; nicht nur in bezug auf bie füuftlerifche Veiftung unferer Schriftfteller, auch 
bie verzünliche zeitgemäße Austattung verdient warnıe Anertennung. Die Firma 
Habbel in Megensburg marſchiert mit an eriter Stelle. Jedes Buch biefes 
Merlages wird vom Satz biß zur legten Buchbinderarbeit im eigenen Haufe ber« 
geitellt. Es ift eine Freude, bie geſchmackvolle Ausftottung ber Werke zu ſehen. 
Pei ber Gefhenkliteratur, alio bei Romanen und Gedichtfammlungen, ſpielt das 
eine große Rolle. Freilich nicht die ausfchlapgebende. Der ihöne Einband eines 
Buches joll auch nur Gewähr fein für einen gebiegenen Inhalt. Daß dies bei 
den Werfen aus dem Verlage J. Habbel der Fall ift, dafür bürgen wohl fol« 
genbe Autoren: M. Herbert, Anton Schott, Otto von Schading, Ada Gräfin 
Hahn-Hahn, M. vanjEkenfteen, Melati von Java, 9. Sienfiewicz, P. Louis 
Coloma, Patrit A. Sheehban uf. 

Ven ben Erfcheinungen bes lebten Jahres feien zunächſt erwähnt: „Melati 
von Java“, ausgewählte Romane und Novellen. Aus dem Holländiſchen fber- 
tegt von Leo Tepe van Heemitede. 8 Leinenbände à Mk. 2.—. Weitere 12 
Bände folgen. Ueber „Melati von Java“ fihrieb Dr. Schaepmann, ber” bes 
rühmte niederlänbifhe Didter und Staatsmann, beim Erjcheinen ihres Erft- 
lingöwerles: „Welche Runfifertigfeit in dem Verweben eines vermwidelten Stoffes, 
welcher Scharffinn in dem Auseinanderbalten der einzelnen Fäden, welche Kraft 
in dem Schürzen, welche Geichidlichfeit in dem Löfen des Knotens! Dazu kommt 
eine große Welt: und Menfchentenntnie, mande Bemerkung, bie von langer 
und fleibiger Beobadtung zeugt, eine große Leichtigkeit in ber Behandlung des 
Stiles und der Sprache.“ Jeder Bibliottel werben biefe Romane unentbehrlich 


fein. 

Dei Habbel Jerſchienen auch „Heinr. Sienliewicz Werke” in billiger Yusgabe. 
(Deutih von Sonja Placzel, Jeder Band gebunden in Leinen Mi. 2,—.) Die 
vielverfprochenen Romane des gefeierten polnifchen Dichters zählen zweifelsohne 
zu ben bebeutendften Ericheinungen der modernen belletriftiichen Literatur; fie 
weiteſten Kreiſen zugänglich gemacht zu haben, darf der Derlagsanjtalt zum 
Derdienft angerechnet werben. 

Der gleiche Verlag bietet eine „Sammlung biftorifher Romane“. 
Jeder, Banb koftet”!in Leinen gebunden Mk. 2.—. (Ben Sur. Don 2. Wallace, 
— Quo vadis? Bon H. Sienkiew'cz. — Fabiola oder Die Kirche ber Kata» 
fomben,; von Dr. Weber. — Ter. Löwe von Flandern. Bon H. Confcience,) 
Der Geihihtsroman, wenn er nicht im tenbenziöfen Sinne mißbraucht mwirb, 
vermag mie feine andere Abart be3 Romans erzieheriih im großen Stile zu 
wirken, Während er ben Lefer in eine reiche Vergangenheit zurüdführt, menic- 
libe Größe der Vorzeit im Ringen mit erhatenen Aufgaben zeigt, zur Nach 
abmung der Ahnentugenden begeiftert, vermittelt er much noch geſchichtliches 
Wiſſen. Mit bdiefer Sammlung will ber Berlag allmählich eine Auswahl ber 
beftenkhiftorifchen Romane aller Nationen bieten. 

Die yamilienbibliotgef „Für;Herz und Haus“ hat fich bereits beftens 
eingeführt und ift bis zum 40, Bande gediehen. Zulegt erichienen: Ein Skizzen- 
bub von M. Herbert, Lorbeer und Roſe von A. Baus Bahmann, Der Eprud- 
bauer von Joſeph Baierlein, Der Heine Geiger von Y. Yichtner, Die Kopiftin 
von, Maria Baierlein, Nebelbilder, von Lina Freifrau von Berlepſch, Aleffandro 
Luvici von Henry Wittmann, Gefunden! von J. Fichtner, (Preis per Band 
hübſch in Beinen gebunden ME. 1,—), Die Sammlung verbient uneingefchränltes 


— 67 — 


Lob, da ſie wirklich Gutes in ſchöner Ausſtattung bei billigem Preis enthält. 
Bon ben früheren wänden ſeien beſonders Schotts Roman Dickel ber Flank, 
Achleitners Das Bähnle, Der Gänſedoltor von Gaus-Bachmann und die ſtiliſtiſch 
feinen und geiſtreichen Novellen von M. Herbert empfohlen. 

Drei Sammlungen Yugendihriften empfiehlt der Habbelſche 
Terlag: 1. franz Bonn: Yugend-Luft und ⸗-Leid. Erzählungen und Gedichte, 
4 Bände, 2. T. Mefjerer, Aus feliger Yugendzeit! Erzählungen für JRenaben 
und Mädchen. 8 Bände äà Mt. 1.20, 3. Joſeph Baierlein, Jugendbücherei. 
7 Bände. Jedes Bändchen biefer Jugendſchriften ift iluftriert, hübich gebunden 
und koſtet ME. 1.20. Die Schriften von Bonn und Mefferer find für bas 
jüngere, bie von Baierlein für das reifere Alter, Das ift eine geſunde, lebens- 
frobe Koft für unfere Jugend. Hier ermübdel nicht das ewige Einerlei bed Er— 
zählens, nicht der abjchredend ernfte, ſtets belehrende Ton, bei dem das bemeg- 
liche Kindergemüt in Langeweile und fünftlicher Ehrfurcht erftarrt, bier iſt 
Natur, Leben und Geift; hier begegnen wir einem heiteren Seelenleben, das 
nicht mit Worten, fondern burh die Zat Herzensgüte und Frömmigleit 
prebigt. 

Auch auf einige Erjcheinungen der legten Jahre aus dem Verlag von J. 
Habbel, die vielfah in neuen Auflagen erfchien:n, fei verwiefen, in&befondere auf 
bie Gefammelten Werle ber geiftreihen Gräfin Hahn-Hahn, 45 Bände a Mi. 
2.—, auf Schadhings echte Vollserzählungen, 5 Bände A ME, 1,50, fowie auf 
die beliebten Romanjfammlungen von Berlepib, 60 Bände A ME. 1.50, unb 
Braun, 30 Bände à Mt. 2.—. Schweſter M. Paula ift eine rechte Kinber- 
freundin. Weldy herzliche Aufnahme haben ihre prädtig mit vielen Illu— 
ftrationen ausgeftatteten Märchen gefunden: Für traute Stunden (Mi, 3.—), 
Waldchronik (Mt. 3.—). Für das MWeihnachtöfeft beſonders geichaffen ift das 
es ar al für große und fleine Kinder O du wunderſelige Weihnachtözeit 
(Mt. 3,—). 

Bon ben relligidfen Werten? fein erwähnt'das große Prachtwerk 
von Weber, Die vier bi. Evangelien (mit 350 Abbildungen nah Meifterwerten 
Mt. 25.— und Mf, 35.—) und eine große Anzahl guter Lebensbeſchreibungen 
von Heiligen aus ben.bejten Federn. 

In biefem Jahre übernahm bie Firma ben’grökten Zeil der Belletriftit 
ber Allgem. Berlagsgejellihaft, Münden,“ u. a. Elenſteen, Friede ben Hütten; 
Scott, Der Bauerntönig; Sheehan, Qu’as Delmege, Herbert, Einkehr und Geift- 
liche und meltlihe Gedichte. Die Romane und Novellen von Coloma (Zappalien, 
geb. Mi. 5.—, Bollsausgabe geb. Mt. 3.—; Der arme Johannes Mi. 4.—; 
Die gefrönte Martyrerin ME. 5.— ; Gottes Hand Dit. 4.—; Arm und Reich 
Mt. 4.—; Buch ber Kinder Mi. 2.—. Vorzugspreis für alle 6 Bände Mt. 
15.—) gingen aus,bem Verlag „VBita” in den Habbelihen” Verlag über. 

Riefigen Erfolg hatten die im Habbelichen Verlag erichienenen Kochbücher 
ber Marie Buchmeier. Das große praltifhe Kochhuch mit 2076 Mezepten und 
169 Illuſtrationen foftet nur ME. 3.— ; Rartoffelbub 50 Pig., Faſtenkochbuch 
75 Pfg., Pilztohbuh 75 Pfg., MWeihnactsbädereien 50 Pig. Tas ift etwas 
Nügliches für Hausfrauen. 








— —— 


Amerika. Erzbiſchof Gibbons, Kardinal, hat alle Erzbiſchöfe der Union 
aufgefordert, zwei Millionen Dollars für die katholiſche Univerſität Waſhington 
aufzubringen. 500000 Dollars find ſchon Lorhanden. Die zehn Millionen 
Sranten follen der Grundftod für die jährlich notwendige Rentenfumme von 
400000 Franlen jein. 

Die Zahl der unbeſetzten Lehrerftellen in Preußen beträgt 4000. — 





— 68 —— 


Vereinschronik. 


1. Luzern. Bu der in einer jüngſten Nummer knapp beſprochenen 
Srktions-Berfammlung in Ruswil ſei noch folgende nachgetragen: 
HD. Vinzenz Ambühl, Pfarrer in Efchenbah und zurzeit Bezirkäin- 
ſpeltor des Kreifes Eſcholzmatt-Marbach, entbot ald Vorſitzender Gruß 
und Willkomm. Seit 8 Jahren kat er den Verein geleitet von feinem 
einftigen Seelforgerpoften, Kaplanei Gicholzmatt aus; heute nimmt er 
mit . bewegten Worten Abjchied von feinem liebgewordenen Vereine — 
Acht Jahre an der Spibe eines Vereined arbeiten, ift ein ſchönes Stüd 
Arbeit. Ein ſchönes Stück Arbeit hat der Scheidende aber aud im 
Verein geleiftet. Dieſes Bemußtjein darf er ruhig mit ſich hinaus— 
nehmen ind Gäu. Seiner Führung ift ed haupfſächlich zu verdanten, 
daß der Verein auf der Höhe gehalten und nad innen und außen ger 
feftigt wurde. Der Entlebucher liebt in VBereindverfammlungen Aktuelles 
und Praktiiches; diefem bat HHr. Ambühl entgegenzufommen gewußt. 
Gr habe Dank für feine Arbeit und beehre und bald wieder mit feinem 
Miederjehen! — Als neuer Präfident wurde gemählt HH. Ib. Limacher, 
Pfarrer in Romoos. 

Herr Sekundarlehrer Müller, Marbach, verfeßte und mit launigen 
Worten in die Bentraltagung ded Vereins nad St. Gallen und jchildert 
in gedrängter, aber inhaltreicher Kürze die jchöne LZehrertagung in der 
Oſtſchweiz. | 

Gin vorgelegter Statuten-&ntwurf zur Gründung einer Kranken— 
kafhe für fchmeiz. Fatholifche Lehrer und Schulmänner rief einer regen 
Diskuſſion. Grundjägli war die Verfammlung mit dem Vorgehen 
des Zentralkomitees einverftanden und begrüßte dasſelbe, ſprach aber 
Fre Wünſche aus für präzije, klarere Faſſung der Rechte der Ber- 

cherten. 

2. Buttisholz. Die Sektion Ruswil des Vereins kathol. 
Lehrer und Schulmänner verjammelte fi Montag den 30. Dez. in 
Buttisholz. Nah einem einleitenden Worte unſeres Präfidiumd führte 
und Hochw. Herr Prof. Meier, Willisau, in präcdtigem Vortrage 
dad „Jugendbild ded Sängerd von Dreizehnlinden“ vor. 
In ungezwungener Weiſe verftund es der verehrte Redner, pafjende Be— 
lehrungen einzuflechten. Aus den zur Anwendung gekommenen Er— 
ziehungsgrundjäßen der braven Eltern Wilhelm Webers, dem Naturell 
und Studiengang, ergaben fi mariche pafjende Anknüpfungspuntte über 
Fragen, die für jeden AJugendbildner von großem nterefje fein müſſen. 
Ich erinnere nur am folgende: Einfluß der Charaktereigenjchaften der 
Eltern auf die Rinder — Behandlung jugendlicher Fehler — Weber- 
tretungen der Befehle der Eltern aus Bosheit oder Vergeklichfeit — 
Stadt- und Landlinder — Pflege der Liebe zur Natur — Fuß: 
wanderungen — Freundſchaften — Weckung des religiöjen Sinned — 
Abſchied vom Elternhaufe — Theaterbefuh — Alkoholismus — Schaf: 
fensfreudigkeit um. Sind das nicht des Nachdenkens würdige Punkte! 
Ein Beiſpiel herausgegriffen! Wilhelm, ein Freund der Natur hatte 
ouf ſeinen Streifereien durch den Wald den Ruf der Glocke überhört 


— 69 — 


und ſich verſpätet. Sich vor der Strafe des ſtrengen Vaters ängſtigend, 
naͤherte er ſich ſcheu dem väterlichen Haufe und ließ ſich auf der Haus— 
bank nieder. Die Mutter ging an dem Fehlbaren vorüber und trat 
ind Haus, ohne einen Blid auf den Knaben zu werfen. Da fam der 
Bater Heraus. Wilhelms Herz klopfte. — Liebevoll näherte ſich jener 
den Geängftigten, ftrich mit feiner Hand über den Lockenkopf des Kleinen, 
Ihnißte dem Knaben ſogar eine Pfeife und redete freundlich mit ihm. 
Zief gerührt ftand dieſer da, Tränen xollten über jeine jugendlichen 
Wangen. — Hätte wohl eine Strafe eine tiefere und nachhaltigere 
Wirkung erzielt? Dürfen wir nicht bisweilen auf dieje verzichten, aus 
Liebe die Strafe erlafjen, wenn nit innere Bosheit die Urſache des 
Hehltrittes it? — Mit ſolch' Schönen, an pädagogiichen Momenten reichen 
Borfommnifjen war der Vortrag allerliebft gejpidt. Die Diskuſſion gab 
der allgemeinen Freude Ausdruck über die freundliche, den trefflichen 
Jugendbildner verratende Darbietung und empfahl dad Studium von 
guten Jugendſchriſten und Charalterbildern. 

Herr Lehrer Jans in Butti2holz erftattete Bericht über 
den Beſuch des Ferienkurſes in Freiburg. Ausgehend von 
der Wahrheit „Stillftand ift Rückſchritt“, empfahl der Herr Referent den 
Beſuch ſolcher Bildungsgelegenheiten jehr, verriet aber auch durd; feine 
Mitteilungen, daß er den Wert der föftlichen dort verbrachten Zeit zu 
Ihäßen gewußt und reichlich eingeheimft. Die Diskuſſion ſah in diefen 
neu ind Leben gerufenen Ferienkurſen eine paflende Ergänzung zu den 
von Zeit zu Zeit abgehaltenen kantonalen Fortbildungäturfen und lobte 
den vorzüglih abgefaßten, gut orientierenden Bericht. 

Nachdem noch einige interne Angelegenheiten beſprochen waren, 
Ihloß der Präfident mit einem Gruß zum neuen Jahr die Berfamme 
lung, den Schulfreunden fernere Sympatie für unfere Sache, der Lehrer- 
haft freudiges Streben nad beruflicher Fortbildung, fleißige Benügung 
unferer Bereinabibliothel und erneute Berufs: und Schaffenäfreude 
wünſchend. Es war eine jchöne und lehrreihe Tagung! 





Rus Ranfonen. 


1. St. Gallen. In Altitätten ftarb im Alter von 64 Yahren Prof. 
Alpbons Keel, Der Verftorbene ftudierte in den 60er Jahren Theologie, 
nachdem er mit Glanz &ymnafium und Philofopbie in St. Georgen und Dillingen 
abfolviert Hatte. In der ernften Stunde ber letzten Entiheidung trat er wehen 
und wunden Serzend von feinem hi, Vorhaben ab, was der liebe Verftorbene 
mehr ala einmal bitter bereute. So war er denn bei r.ihem und vielfeitigem 
Talente wohl 35 Jahre in den verfciedeniten Stellungen tätig und überall 
wahrhaft reiche Talent befundend und immer unerfchütterlih an feiner Kirche 
bangend, wie er benn überhaupt in allen Lagen feines wechjelvollen Lebens ihr 
bartnädig ergeben blieb. Als Ueberſetzer italienifcher, franzöfifher und fogar 
ſpaniſcher Werte erwies er fich ftarf, als Lehrer zeigte er unvermüftlich idealen 
Einn, als Dichter gelang es ihm nicht felten, beſonders in ber Lyrik, eine von 
Fachkundigen beit anerfannte Höhe zu erklimmen, und als Geſellſchaſter beſaß er 
jpeziell in früheren Jahren hohen Schwung und eble Darftellungsgabe. Unver- 


— 70 - 


geßlich bleibt ihm bie wiffenihaftlih und pädagogifh glänzende Abfuhr, bie er 
in der 2, Hälfte der 70er Jahre in ber damaligen Quartalfchrift zur Auerſchen 
Schulzeitung dem damaligen „Fürſten“ der modernen Pädagogit, dem einfluß« 
reichen Direltor des Wiener Pädagogiumd Herrn Dr. Dittes in einer Serie von 
Artikeln angebeiben ließ. Alphons ift nun geftorben. Hat er auf Erden fi 
felbft nie fo recht eigentlich gefunden, jondern immer taftend und ſchwankend 
gefucht, fo war er doh immer ganzicr Gefinnung und edler Hingabe an alles 
Gute und Schöne. Er bat den Himmel gefucht, er wird ihn finden. R. I. P. 
St. Gallen. O) Im nachfolgenden foll_dber Ausweis geleiftet werben, 
daß in unferm Kanton für das Echulmeien von Behörden und Lehrerſchaft für 
das Schulweſen beberrlich gearbeitet wird, wenn auch ber Korrefponbent ber 
„PB. Bl." einige Zeit paufiert hat. Die ſchwere Aufgabe der Revifion bes Erz. 
Geſetzes ſoll laut einer Aeußerung des Urhebers des Nevifionspoftulates nicht 
überſtürzt werden. Wir find perſönlich ber Anßcht, daß man das Geſchäft 
mit Ruhe behandeln, aber nicht unbehandelt zur Ruhe bringen ſoll. — Ueber 
bie Konſequenzen der Redultion an den Schülerzahlen von 80 auf 60 per Xehr- 
ftelle wurden Erhebungen gemadt; ohne eine erheblihe Erleichterung in dieſer 
Hinficht wird an mehrklaſſigen Schulen und befonvders an ſolchen mit verlürzter 
Schulzeit fein ftarfer Fortſchritt erzielt werben können. Die Pfliht und Wirk- 
famteit des Individualifierens ift noch nicht erihöpft, wenn man bie anver« 
trauten Kinder nah Namen und Begabung kennt. Augenblicklich möchte bie, 
nicht etwa fchlechte, aber fnappe Finanzfituation des Kantons ein Moment zur 
Verzögerung und Zagbaftigfeit werden, Zum Glüd kann man im Erziehungs 
weien mit Mehrausgaben von 100000 Fr. Größeres erreichen ald im Ber 
kehrsweſen, Bodenmaliorationen x. Auch im Wohlfahrtsſtaate fommt bie 
Jugendfürſorge nit an letzter Stelle. Die Gemeinden haben für Schulbauten, 
neue Lehrftellen, Gehnltserhöhungen bis in die allerneuefte Zeit ftetöfort erhößte 
Anftrengungen gemadt. Die Staatöbeiträge find fo ziemlich aleich geblieben, ob» 
ihon der Staat fih von entiprebenden Mebrleiftungen faum wird bispenfieren 
dürfen. So vertrauen wir aud, baß die Behörden die frage einer 4, Niters- 
zulage für Lehrer zu einem guten Ende führen werben. — Der Revifion vor« 
gegriffen hat man zum Zeil mit ber Erhöhung der Mitgliederzahl der Bezirfe- 
ſchulräte, die negenwärtig als ftellenmweile „dringlich‘ erachtet wird, — 

Eine wefentlih orientierend: Arbeit ift das Regulativ betr. Erftellung, 
Unterhalt und Benüßung von Schulhsusbauten, vom 9. Juli, dus über Bau 
ftelle, Bauart, Gingang, Treppen und Gänge, Unterrichtölofale, Aborte, Turn» 
lofal, Schulbad, Speifezgimmer, Lehrer- und Abortwohnung, Amtslofale, Der- 
fahren bei Erftellung neuer Sckulhausbauten, Unterhalt bes Gebäudes und 
Reingaltung der Vokale (nur nidt über die fritifierten Dadftühle!) für Behör- 
ben und Baumeifter gute Wegleitung bietet und hoffentlich die Arbeit der Ober» 
behörde und des Kantonsbauamtes bedeutend erleihtert, — In einem neuern 
Erlaſſe ift die fFrage ber Lehrkräfte für Mäbchenfortbildungsihulen, namentlich 
die Befähigung für einen methodifchen Unterricht in Haushaltungslunde, Sprade 
und Rechnen berührt. Es wäre eine Aufgabe bes fant. Lehrervereins, einmal 
bie Stellung aller jeminariftifch gebildeten Lehrkräfte zu den genannten Unter« 
richtsgegenſtänden ber Mäpdcenfortbildungsichule zu beiprehen, um dadurch ber 
Entwidlung der leptern zu dienen und Hare Stellung zu ſchaffen binfichtlich 
ben Arbeitö und Primarfchullehrfräften. Ebenfo wäre — nebenbei bemerlt — 
bem Verkauf der Lehrmittel und Schreibmaterialien durch den Lehrer eine ab» 
Härende Behandlung zu widmen (f. Schulblatt S. 596). Die unangenehme, 
unrentable und überdies „fchiefe* Stellung aufzugeben, wären wir mwohl alle 
bereit, wenn nicht jpeziell an Netenorten dann andere llebelftände dagegen ein- 
getaufcht werden müßten. — Heil wieberfahren wird noch vor Schluß bes 


— 71 — 


Jahres den Knabenfortbildungsſchulen durch Zuſtellung bes VIII. Velſebuches, 
welches im amtl. Schulblatt mit einem längern Begleitwort eingeführt iſt und 
dem Lehrer eine dankbare, aber nicht allzuleichte Aufgabe zuzuweiſen ſcheint. 
Jene Lehrer, welche im vergangenen Auguſt einen ſpeziellen Kurs zur Einführung 
des Buches in die F. Sch. mitgemacht haben, warteten nur ungern auf das Er- 
ſcheinen des nahezu vollendeten Hilfsmittels; manche F. Sch. ift wieder mit einem 
andern Lehrmittel außsgeftattet worden, was wohl faum bie Abficht der Ver— 
aögerung geweſen ift. Dem neuen Buche ala Abſchluß ber ft. galliichen Schul» 
buchrevijion ein nächites Wort! 

2. £ujern. * Als Beitrag zu ben in diefen „Blättern“ ſchon mehrmals 
angetönten Jugendſparkaſſen melde, daß in Malters fchon feit 1871 eine ber» 
artige Inftitution befteht und fehr fegensreich wirkt, Sie ift mit der Kantonal« 
bant im Verkehr und arbeitet niht auf Gewinn. Die Verwaltung der Kaſſe 
fteht einer vom Gemeinderat zu mwählenden fünfgliebrigen Kommifjion zu, worin 
bie Geiftlichleit, der Gemeinderat, die Vehrerichaft ſowie die Bürgerjchaft ver- 
treten ift Einnehmer ıft Herr Selunbarlehrer Habermacher. 

Ueber die Wirkſamkeit ber Jugendſparkaſſe gibt folgender Auszug aus 
ben jeweiligen Jahresrechnungen Aufihluß: Beftand bes Guthadens im Jahre 
1872: Tr. 779.40, 1882: Tr. 7,003.04, 1892: Fr. 7,687.09, 1902: Fr. 
8,945.34, 1907: Tr. 10,115.35. Un legterer Summe partizipieren 150 Ein- 
leger. Die SKapital-Rüdzahlungen ſeit Beſtand der Kaſſe betragen bie an» 
fehnlihe Summe von Fr. 23,433.03 und die aufgelaufenen Zinfen fr, 7,167.23. 

Buzern. Der Seltion Quzern des kath. Lehrervereins find von unbe» 
tannter Hand fr. 500 zugegangen. Wohl eine Anerkennung für die großartige 
Derfammlung vom 2. Jänner, an ber Prof. Dr. Förſter fo hinreißend über 
„Sharakter und Religion“ ſprach. Unſeren freunden warmen Glückwunſch zu 
biefer finanziellen „Eroberung“, möge fie die beglüdte Seftion in ihrem Schaffen 
neu entflammen und begeiftern und fie auch für unjer Vereinsorgan immer in» 
tenfiver gewinnen! 

Luzern. MRothenburgs Gemeinderat veranftaltete eine beſcheidene Jubel« 
feier zu Ehren bed 25 Jahre zu allgemeiner Zufriedenheit amtierenden Ober» 
lehrers Joſ. Kurmann. Schulpflege-Präfident Kaplan Fiſcher hielt im Schul» 
haus eine pafjende Anſprache. Gemeinderat und einftige Schüler und Schülerinnen 
überrafchten den Gefeierten mit ſchönen Geſchenken. Der Anlaß war redt 
rührend und ein befter Beweis für das freundfchaftlihe Verhältnis von Be— 
börden, Lehrer und Shülern. Tem Jubilaren auch unfere beften Wünfhel — 








Zürich. An der Peitalozzifeier den 12., ſprach Dr. G. Kerſchenſteiner, 
Stadtihulrat in Münden, über „Die Schule der Zukunft — eine Arbeitsſchule“. 
Den 10. Januar ſprach berjelbe in öffentliher Verfammlung über „bie Fort⸗ 
bildungsiäule und die gewerbliche Erziehung’. — 


Briefkaften den Redaktion. 


1. Auch biefe Nummer zählt 24 ftatt 16 Seiten. 

2. Qugerner-Rorr, über Dr, Förſters Vortrag folgt in nächſter Nummer. 

3. Praktiſche Gedanlen über den neueften Mobde-fampf-Artikel gegen bie 
Kirhe und „Ein fchweiz. Lyriker und Satirifer* folgen demnädhft. 


"Fachschulen: Eisenbahn, Post, Telegraph, Zoll. 
| Verkehrsschule St, rallen.e „Beginn des Schaliehres 27. Apri. © u 











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Ziehung FL0SE = 


a 1 Fr. der Zuger Stadttheater-Lotterie 


= Aa ie . — ——— zen ' (Extra Emission) Haupttreffer : Fr. 40,000 

egi findet erst aber . . . 
Februar statt. Am 24. Februar SE ee ee s er aa 
folgtdef. Grubisbalm, dann Oer- Für 10 Fr. -11 Lose und Ziehungslisten 
likon, 276 20 Cts. versendet das Bureau der Stadt- 
Frau Haller, Hauptversand, theater-Lotterie in Zug. (H 603% Lz. 270) 
Zug. — — — 


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haben bereits die Komische Nummer: 
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bestem Erfolg aufgeführt. Soeben erschien: 


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Beide Nummern zur Einsicht oder fest bestellbar zu richten. 


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Infolge Refignation wird die Lehrerftelle an der Oberfnabenjchule 
in Shübelbad, verbunden mit Organiftendienft, zur Wiederbefegung 
auögejchrieben. Antritt 1. Mai 1908. 

Jahresgehalt für die Lehrerftelle Zr. 1400 und Organiftenfielle 
Fr. 200 nebft freier Wohnung im Schulhaus, mit Zentralheizung und 
Waſſerverſorgung. 

Bewerber haben ihre Anmeldung innert 10 Tagen dem Schulrats- 
präfidenten Hochw. Hrn, Pfarrer F. Kuriger in Schübelbadh einzureichen. 

Schübelbad, den 6. Januar 1908. (9 128 8, 275) 


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adanogilde 
® Blätter. ® 


Yereinigung des „Sameizer. Erziehungsfreundes* und der „Düdag. Monatsiirift". 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner der Sajweiz 
und des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 24. Ian. 1908. | Nr.4 | 15. Jahrgang. 





Redahktionskommiifion: 
—— r feiler, *7* 8 — die 68. eg Yalob Grünin 
— (Schmwys), uns © „Sidkirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Gallen 


b Herr — Frei zum „Storchen“, Einfiebeln. 
PER, Siezcbun find an legteren, als ben Chef⸗Redaktor, zu richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Luzern. 
Abonnement: 


Eriheint wöchentlid; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Portogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagdbandlung, Einfiedeln. 





— Sum Keungediieben © Schulgeſe * — Neueſte ers —* —— 
in Wort und mor. — Aſſoziationen in der bibl. Geſchichte. — 
Bereinschronil. - Aus Kantonen. — Briefkaften der Redaktion. — Injerate. 


Zum ſchwyzeriſchen Schulgejete. 


Der III, Abſchnitt handelt in den Art. 75—86 vom „Schüler“, 
im früheren Geſetze Art. 29—46. — 

Aufnahme in die Schule: wenn dad Kind dad 7. Altersjahr 
ſchon zurüdgelegt hat oder biß zum 31. Dez. a. c. erfüllen wird. — 

Art. 29 des alten Geſetzes: die Aufnahme erfolgt im Mai jenes 
Jahres, in dem dad Kind das 7. Alterdjahr zurüdlegt. — Ein gefunder 
Hortichritt. Den heutigen Verkehräverhältniffen und der ſich mehrenden 
Fluftuation der Bevölkerung wird Art. 76 gerecht, der aljo lautet: 


„Treten jchulpflihtige Kinder im Laufe bes Schuljahres aus einem andern 
Schulorte in eine Gemeinde des Kantons ein, fo hat die Gemeinbelanzlei dem 
Edhulratspräfidenten dieſelben beförberlihit anzuzeigen. Auch bie Eltern ober 
beren Stellvertreter haben in biefem {Falle bei Strafe ihre ſchulpflichtigen Kinder 
fofort dem Prifdenten des Ortsſchulrates anzumelden. 

Solde Schüler baben dem Lehrer einen Geburtöfchein und einen fchrift« 
lihen Ausweis über ihren bisherigen Schulbefuh vorzulegen.” — 





— 74 0 


Der fichtlich zunehmenden Verwilderung der Jugend und der Un« 
botmäßigfeit der Eltern gegenüber der Straflompetenz des Lehrperſonals 
rüden die Artikel 77 und 78 auf den Leib. Art. 77 lautet: 


„Ueber Schulorbnung und Schulzudt, Pflichten der Kinder in unbaußer 
ber Schule und über baherige Strafen erläßt ber Erziehungsrat eine für 
olle Schulen verbindblihe Verordnung. Diefelbe ift in jedem Schulzimmer 
aufzubängen und bei Anfang ber Halbjahresfurfe vom Lehrer einläßlih zu 
erflären. 

Die Wahrung der Schulzudt ift zunächft Aufgabe bes Tehrers und 
unterfteht der Aufficht des Schulrates und des Schulinfpeltorates,“ 


Der Sperrdrud weicht von dem alten Art. 39 ab und bekundet 
meines Erachtens eine nicht zu unterjchäßende Einſicht der Behörden. 
Wer offenen Auges unfere Jugend und ihr Gebahren beobachtet, der 
wird es begrüßen, wenn die Obrigkeit dem Lehrer gejeßliche Handhabe 
bietet, au außerhalb der Schule erzieheriich einzugreifen. Und jeder 
pflichtgetreue Lehrer — und deren haben wir gottlob noch jehr viele — 
ift froh, wenn er für diefe erzieherifche Seite feined Berufes eine 
gejegliche Unterlage hat. — 

Art. 78 ift völlig neu und lautet: 


„Wenn Eltern ober anbere erwachjene Perfonen einen Lehrer ober ein 
Mitglied ber Schulbehörden wegen Handhabung ber Schulzucht in oder außer« 
halb der Schule beihimpfen oder bebrohen oder ihren Strafverfügungen gewalt« 
ſam ſich widerſetzen, jo bat ber Schulrat oder das Schulinfpeftorat ben Fall 
bem Bezirksamt zu verzeigen. 

Das Bezirksamt beftraft die Schuldigen mit einer Gelbbuße von 5—30 
Franken, im Sinne der Verordnung über VBerhängung von Gelbbußen. Im 
Miederholungsfalle übermeift es die Schuldigen an das Strafgericht, welches Ge- 
füngnis bis auf 10 Zage ausfällen fann,” — 


Niemand, und namentlich kein aktiver Lehrer, wird die Zeitge- 
mäßheit diejed Artikels beitreiten tollen. — 

Die Artikel 79, 80, 81 und 82 handeln vom Abfenzenweien, 
diefem argen Hühnerauge im Schulbetriebe. Sie enthalten vielfache 
Neuerungen und zwar im Sinne der Berfchärfung. Als „unentſchuldigt“ 
gilt nur jene Abjenz, die nicht vorher oder dann innerhalb 2 Tagen 
„gehörig“ entjchuldigt worden. Drei jelbftverfchuldete Verſpätungen in 
einer Woche find "a Helbtag Schulverfäumnis gleichzuhalten. — 

Bislang fah Art. 43 eine Buße von 20 Rp. per Abfenz vor bei 
fünf Halbtagen im Halbmonat und in den Sekundarſchulen von 50 
Rappen bei 3 Halbtagen im Halbmonat. Der neue Art. 81 befagt 
folgendes: 


„1. Sobald ein Schüler in einer Ganztagichule drei, in einer Halbtegfchule 
zwei Halbtage die Schule verfäumt bat, find feine Eltern oder deren 
Stellvertreter dur den Schulratspräfidenten jchriftlih einmal zu mahnen. 

2. Jede fernere Verſäumnis ift vom Schulratspräfidenten mit 50 Rappen 
zu beftrafen. 


--3 75 > 


3. Erreichen während eines Semefters bie unentjchuldigten Verfäumniffe eines 
Schülers ber Ganztagichule die Zahl 10, der Halbtagichule die Zahl fünf, 
fo bat ber Lehrer die fehlbaren Schüler auf einem hbiefür beftimmten 
Formulare dem Schulinfpeftorate unverzüglich zu verzeigen. 

4. Diefem liegt ob, für jeden einzelnen ihm verzeigten Fall von Schulver« 
fäumnis eine bezüglide Strafverfügung zu treffen und dem zuftänbigen 
Bezirlsamte zum Bollzug zu übermweifen. 

Die bezügliche Verfügung kann lauten: 

a) auf polizeiliche Zuführung des fehlbaren Schülers ; 

b) auf Beftrafung des Vaters ober deſſen Stellvertreters mit einer Gelb» 
buße von 3—20 Franken, im Sinne der Verordnung über Verhängung 
von Geldbußen. 

Schwere fälle von Renitenz find vom Bezirksamte dem Gerichte zu über« 

weifen, weldes Gefängnisftrafe bis auf 20 Zage ausfällen kann. 

Ueber ben Vollzug ber Strafe ift dem Schulinfpektorate fofort Bericht 
zu erſtatten, welches hierüber dem Erziehungsrate halbjährlich Rechenſchaft 
gibt.” — 

Das alte Geſetz ließ in feinem Art. 44 die vom „Schulrat” ge» 
fällten Bußen dur den Gemeinde», ev. in Einfiedeln, Gerdau und 
Küßnacht durch den Bezirkärat zugunften des Schulfonds einziehen und 
die „Kontrolle über den ftattgehabten Einzug der Schulbußen nach dem 
biefür beitellten Formular alle zwei Monate dem Schulinfpeftor zur 
Prüfung einweiſen“. Du lieber Gott, wie bemühend machte fich das 
in praxi. Kenner der Berhältniffe jagen, e3 habe Kinder mit 30 Ab- 
fenzen gegeben und doch fei der bez. Schulrat nicht eingefchritten. Und 
fie jagen aud, daB vom Sculrate Abjenzen-Bußen während fünf 
Jahren ausgefällt wurden, aber ed wurde vom Herrn Gemeindepräfie 
denten auch nicht eine Buße eingezogen. ‘Freilich befagt der Art. 45: 
„Gemeinderäte, welche die ihnen eingetwiejenen Bußen länger als drei 
Monate ausftehen lafjen, wird der Erziehungsrat mit einer Ordnungs— 
buße bis auf 20 Fr. belegen“. Und troßdem die Lorheit?! — Diejer 
Laxheit will nun der Art, 82 entgegentreten; er bejagt: 

„Der Einzug ber vom Schulratspräfidenten ausgefällten Schulbußen foll 
durch eine vom Regierungsrate zu bezeichnende Rantonale Zentralſtelle er- 
folgen. Diefer find durch den Schulratspräfidenten, bezw. Schulinfpeftoren, alle 
Geldbußen 10 Tage nach ber Ausfällung anzuzeigen. 

Die eingezogenen Schulbußen werben nach Abzug von 10 Prozent Ein— 
zugsgebühren und allfälligen Betreibungsfoften auf Ende des Schuljahres ben 
betreffenden Gemeinden zugunften des Schulfonds eingewiefen. 

Nicht erhälilihe Geldbußen find im Sinne ber Verordnung über Um— 
wanblung ber Gelbbußen in Arreft umzuwandeln. 

Der Schulratspröfibent ift pflichtig, die Straffontrolle über bie von ihm 
ausgefällten Buben nad dem hiefür aufgeitellten Formular zu führen und alle 
zwei Monate dem Schulinfpeltorate zur Einficht einzuſenden.“ — 

Der Urt. 83 befaßt fi mit dem ſeit einigen Jahren eingeführten, 
im alten Eeſetz nicht befannten „Beugnisbüchlein“, da8 beim Eintritt in 
die Selundar-, Fortbildungs- und Bürgerjchule dem betr. Lehrer abzu= 


— 76 - 


geben ev. auch bei der Nefrutenprüfung „auf Verlangen des Experten“ 
vorzulegen iſt. — 
Neu find die Art. 84 und 85: 


„Nah Vollendung eines Jahreskurſes fol womöglich jeder Schüler in bie 


nädft höhere Klaſſe auffteigen. 
Bänger als zwei Jahre darf ein Schüler nur mit Erlaubnis des Schul« 
infpeftorates in berfelben Klaſſe zurüdbehalten werden.“ — 


Der Urt. 85 ſetzt in anerkennenswerter Weile die Notlage feft, 
in der vom Schulrate „mit Zuftimmung des Schulinfpeftors* eine vor⸗ 
zeitige Entlajjung aus der Schule ftatihaben darf oder jogar 
jol. — 

Unerſetzt ev. gänzlich weggelaſſen find im dritten Abfchnitte fol- 

gende Punkte des früheren Geſetzes: 
1. Bei Entfernung von 1 Etunde vom Schullofale it ein Kind nur 
zum täglich einmaligen Schulbefuche verpflichtet. (Bisheriger Art. 

41, letztes Alinea.) — 

2. Die Strafbarkeit der „Eantonalen Zentralftelle“, fofern fie im 

Bußeneinzug läßig wäre. — 

Im ganzen muß anerkannt werden, daß der ganze Abjchnitt ernſtes 
Bemühen bekundet, dad Schulmwejen zeitgemäß zu heben, ohne die Eltern 
ungebührend zu drüden und ohne dem Lehrer neue Laften aufzulegen. 
In legterer Hinficht beweift Art. 83 in feinem 3, Alinea gegenteils, daß 
das Geſetz den Lehrer nad Zunlichkeit zu entlaften jucht, indem der 
Lehrer nur mehr am Ende eined Semefterd die Beugniffe auszuftellen 
ev. dad Zeugnisbüchlein auszufüllen hat, während der alte Art, 38 den 
Eekundarlehrer alle Monate zur Ausftellung des Zeugniſſes ver- 
pflichtet. — Der Abſchnitt verdient den Charakter der zeitgemäßen Fort- 
jchrittlichfeit und des gefunden Sinnes für volkswirtſchaftliche Bedürf- 
niffe, alles im Rahmen der kantonalen Berhältnifie. — 

Der vierte Abſchnitt handelt in den Art. 86—99 vom „Xehrer“, 
im 78er Gefeße Art. 46—57. Wir führen einige Artikel wörtlih an, 
Art. 86 jeht dem Lehrer in knapper Weiſe die Obliegenheiten aus« 
einander und fagt dann anſchließend: 


„Mit Ausnahme derjenigen eines Kantonsrates (Wie fornig! Die Reb.) 
find ben Lehrern Beamtungen und Jtebenbeichäftigungen, welche die Erfüllung 
ihrer Pflichten erheblich erichweren oder teilweife verunmdglicen, nur mit Ge- 
nehmigung des Erziehungsrates und im Einvernehmen des Schulrates geftattet. 

Die Führung einer Wirtichaft ift ihnen unbedingt unterjagt. 

Ueber Rechte und Pflichten der Lehrer erläßt der Erziehungsrat eine be- 
fondere Inſtrultion. 

In der Regel dürfen Lehrerinnen für Anabenfchulen von ber 5. Klaffe 
an nicht angeftelit werden, Leber Ausnahmen entjcheitet der Erziehungsrat.“ — 


Dem Art. 38 entnehmen wir folgende Punlte: 


— 77 — 


„Die Patente werben proviſoriſch ober für eine beſtimmte Zeit ober für 
immer vergeben, 

Weiteres über Prüfungen und Patentierung beftimmt ber Erziehungsrat 
in einem bejondern Regulativ. 

Der Regierungsrat ift ermächtigt, mit andern Kantonen Konkordate betr, 
Freizügigkeit der Lehrer abzuſchließen.“ — 

In Art. 90 liet man u. a.: 


„Die Wahl eines Lehrers erfolgt höchſtens auf vier Jahre, in allen Fällen 
nur auf bie Dauer des Patentes und auf Schluß eines Semeſters.“ — 

Aus Art 93: „LXebrer mit unbefriedigenden Leiftungen fönnen durch 
Deihluß des Erziehungsrates jederzeit zu einer Prüfung angehalten werben. 
Dei ungenügendem Ergebnis bderjelben ift das früher auögeftellte Patent zu 
entziehen. 

Dor Ablauf von fünf Jahren fann ein feiner Stelle entſetzter Lehrer nicht 
um bie Miebererlangung eines Wabhlfähigleitsaltes einkommmen.“ — 

Aus Art. 94: „Der Schulrat fann einem Lehrer nur in bringenben 
Fällen einen Urlaub bis auf zwei Wocen geben. Längerer Urlaub bedarf ber 
Genehmigung des Erziehungstepartement? auf Antrag bed zuftändigen Inſpek- 
torates und kann nur gegen Stellung eines genehmen Schulverwefers geftattet 
werben. Ausgenommen bievon ift Urlaub wegen Militärbienft.” — 


Neu find und wohltuend nachfolgende 2 Alinead von Art. 94: 


a. Wenn EStellvertretung wegen Militärbienft notwendig ift, hat die Ge— 
meinde die hieran erwachſenden Koften zu tragen, Sie kann jedoch felbfi 
ober durch den Lehrer zur Verlegung bes Militärdienftes auf die ferien 
zweddienlihe Schritte tun. 

b) Im Krankheitsfalle des Lehrers zahlt die Gemeinde an deſſen Stellver« 
treter mindeftens bis auf drei Monate bie Hälfte des Gehaltes. 


Die Bejoldungdfrage regelt der Art. 95, der alfo lautet: 


‚Die Minimalbefoldung des mweltlihen an öffentliher Schule angeftellten 
Primarlehrers beträgt 1300 Fr., nah 5 Dienftjahren 1400 Fr., diejenige des 
weltlihen an öffentlicher Selundarſchule angeſtellten Lehrers 2000 Fr. Nebft« 
ben haben Primar- und Eelundarlehrer Anfpruh auf Wohnung oder Wohnungs« 
entihädigung im Betrage von Fr. 100 bis Fr. 800, 

Die Primarlehrer mweltliben Standes erhalten ferner vom Kanton im 
Minimum aus ber eibg. Schulfubvention folgende Alterszulagen: 

a) nah 5 Dienftjahren im Kanton Fr. 50.— 

b) " 10 " ” " ” r 100.— 

c) ” 15 ” ” ” ” » 150.— 

d) ⸗ 20 * 200.— 

Die gleichen Alterözulagen erhalten bie Sekundarlehrer von der Schulge- 
meinbe ($ 50). 

Rehrern, gegen melde von ben Schulbebörden begründete Klagen vorliegen, 
fann ber Regierungsrat bie NAlterözulagen ganz oder teilmeife entziehen und 
darüber im Sinne von $ 112 in guticheinender Weife verfügen. 

Die Befoldung ber einer religiöfen Genofienfhaft angehörigen Lehrkräfte 
berubt auf vertraglidgem Webereinfommen der Gemeinde mit dem betreffenden 
Mutterbaufe. 

Die Befoldung der Fachlehrer an Primar- und Sekundarſchulen beftimmt 
die Schulgemeinde.” 


Neu find auch folgende zwei Ergänzungen: 
a. „Wird ein Lehrer beurlaubt, fo bieibt ihm während ber Dauer bes Ur— 


1 7 Bu 


laubs die Beſoldung, falls keine andern Bebingungen an bie Urlaubsbe- 
willigung gefnüpft wurden. 

b. Beim Tode eines Lehrers bleiben deſſen Erben im Genuſſe ber Befolbung 
für ein ganzes Quartal vom Todestage an gerechnet.” — 


Und ebenfalls nen ift ein Anlauf zu einer kantonalen Lehrerkon⸗ 
ferenz in Art. 97, der im übrigen die periodifche (zweimalige per Jahr) 
Abhaltung von Lehrerfonferenzen unter Zeitung der Inſpeltoren vorfieht, 
„deren Bejuh und die Ausfertigung don Aufgaben für alle Primar- 
und Sefundarlehrer obligatorifh find“. Die fantonale Lebrerfonferenz 
ſoll mindeftend alle zwei Jahre unter der Leitung des Erziehungschefs 
ftatthaben. — · 

Der vierte Abjchnitt bietet viel Neues und bringt vor «lem tun» 
lichſt alles in das Geſetz, was etwa in das Geſetz gehört. Es klebt noch 
viel Zopf am ganzen Abjchnitt (jo Art. 97); ex weiſt manch' Produkt 
kleinlicher Auffafjung auf (Art. 86) und ift im Kapitel der Befoldung 
und der Wohnungsentfchädigung entjchieden ungenügend. Aber trogdem 
muß anerfannt werden, daß er manche fehr zeitgemäße Neuerung bietet, 
jo in den Art. 88, 94, 95 und 97, alles Neuerungen, die den guten 
Willen der Makgebenden befunden und gegenüber der VBergangenbeit 
und ihrer Anſchauung einen greifbaren Fortſchritt bedeuten, — 

Die folgenden Abjchnitte haben feine weſentlichen Aenderungen er- 
fahren. Die Macht der Inſpektoren Hinfichtlih des Abſenzenweſens ift 
vermehrt, die Verwendung der eidgen. Schuljubvention ift firiert, die 
Beiträge des Kantons im etwa erhöht und erweitert, aber der behörb- 
liche Apparat ift unverändert geblieben. — 

Abſchließend fügen wir noch die Artikel 108 und 109 an, fie be= 
Ichlagen die Beiträge ded Kantons an das Schulmejen und dürften 
manden Leſers Anficht, die Zeitungsartikel ihm irrtümlich eingeimpft, 
berichtigen. 

Art. 108: „Bei Neubauten oder Reparaturen von Schulhäufern und 
Zurnballen im Betrage von über 2000 Fr. für jeden einzelnen Bau haben bie 
Gemeinden Anſpruch auf folgende Staatäbeiträge: 

a) von 3 % der aus ben gemachten Vorlagen fi ergebenden Baufoften ; 
b) von 200 bis 500 Fr. ala fernern Zuſchuß für Gemeinden, beren Ver⸗ 
bältnifje befondere Berüdfichtigung verdienen. 

Nah Beendigung der Baute oder ber Reparaturen ift bie Schlußab» 
rechnung nebit Belegen dem Erziehungsrate zur Begutachtung an den Regierungse 
rat einzureichen, Terſelbe wird zu Handen des Slantonsrates die Höhe bes 
Staatöbeitrages beantragen.“ 

Art. 109: „Die Staatslkaſſe leiftet ferner: 

a) 10—15 % deB aus dem Salzverlauf erzielten Reingewinns laut Gefetz 

vom 12. Auguft 1898; 

b) an bie Lehrerfaffe jäbrlich mwenigftens 2000 Fr.; 
c) an bie Sefundarfchulen die in $ 50 genannten Beiträge; 


--43 79 8- 


d) Beiträge: 
aa) an ben Unterhalt bed Seminars; 
bb) an die Rehrerfonferenzen; 
ec) an bie Koſten für befondere Unterrichts» und Fachkurſe an ben Fort⸗ 
bilbungsfchulen, gemäß $$ 98, 52 und 54; 
dd) an bie Lehrerbibliothefen.* 


Die in Artikel 109 allegierten Artikel lauten alio: 


Art. 50: „Der Kanton leiftet an jede Sekundarſchule einen jährlichen 
Beitrag von 200 Franklen. Des Fernern übernimmt er 10 % von ber Barbe 
foldung und 50 % ber Alterözulage ber Lehrer.“ 


Art. 52: „Der Kanton leiftet an bie Fortbildungs- und Fachſchulen 
jährlich angemeffene Beiträge. Die fant. Beiträge können an bie Bedingung ges 
müpft werden, daß biefe Schulen ben einſchlägigen eibgen. Vorfchriften über 
Derufsbilbung entſprechen.“ — 

Art. 54: „Der Regierungsrat ift ermächtigt, alljährlich abmwechslungs« 
weiſe in verfciedenen Gegenden bes Kantons Kurfe für Gewerbe, Landwirtſchaft 
und Haushaltung durch Fachlehrer abhalten zu lafjen, ſowie auch allgemein ſolche 
Rurfe zu unterftügen.“ — 

Art. 98: „Zur Fortbildung ber Lehrer kann ber Megierungsrat auf 
Antrag bed Erziehungsrates beſondere Unterrichtskurſe beſchließen oder freiwillige 
Zeilnehmer an berartigen Kurjen finanziell unterftügen.” — 


Mir haben nun in mwohlmwollender Weife dad Geſetz knapp be— 
ſprochen, Licht- und Schattenfeiten geftreift und und für Annahme 
desjelben ausgejprochen. Ein eingehender Vergleich deöjelben mit dem 
von 1877/78 findet zahlreiche und vielfach eingreifende Neuerungen. 
Wir begreifen ed, wenn die aktive Lehrerichaft ein Mehrere ange— 
firebt Hat, fie hat ein Recht dazu. Sind aber über die Hälfte 
ihrer offiziellen Wünſche erfüllt worden, jo bedeutet da3 eine anerfen- 
nendwerte Abſchlagszahlung. Und es ergibt fi für die ſachlich 
denfende Lehrerſchaft nur die eine Frage, ob bei einer Verwerfung des 
Entwurfes für eine nächte Zukunft ein neuer Schulgejeß-Entwurf dent- 
bar ift, und ob diefer event. Neu-Entwurf für fie und für die Schule 
günftiger wird. Unſere Anfiht — und wir ftehen 30 volle Jahre auf 
ſchwyzeriſchem Boder — geht ohme Hehl dahin, ein nächſtes Jahrzent 
bringt einen neuen Schulgejeß-Entwurf nicht mehr, und die Abhilfe 
beftehender Härten und Schattenfeiten für den Lehrerſtand durch die 
Gemeinden bleibt auch in Zukunft eine — vereinzelte. Gerade Liberale 
Gemeinden haben fich jeit Jahrzehnten in der Honorierung der Xehrer- 
arbeit nicht fonderlich übereilt und auch nicht in. der Wertſchätzung des 
Lehrerftandes durch bejondere Ehrung des einzelnen Lehrers. Wer etwas 
Pofitives für Schule und Lehrerftand will, der jagt zu diefem Entwurfe 
Ja; wer den Entwurf ablehnt, verzichtet auf den jchrittweijen 
Fortſchritt, vergißt aber, daß der Sturmfhritt nur durch Lebung 
gelernt und erfolgreich ausgeführt werden fann, ohne fonftante und ein= 


— — 80 — 


fichtige Uebung aber nur Mißerfolge reift. Im allgemeinen betonen 
wir zum Schluße noch freudig, daß das ganze Geſetz ein echt katho— 
liſcher Geift durchzieht. Möchte es beim Volke Gnade finden! — 


Cl. Frei. 
— D - 
*Neueſte Beſchreibung der Schweij in Wort und 
Bild. 


Der fehr verdiente Verlag von Gebr. Aitinger in Neuenburg 
beginnt — kaum daß noch das große Lerifon der Schweiz, von dem der 
6. Band in Ausgabe, zu Ende geführt ift, noch fehlen am Lerifon die 
Budftaben U, B, W und 3 — Schon ein Kompendium diejer größten 
Schweizergeographie, in einem Bande von 700 Seiten in Lieferungen, 
wovon die erfte erfchienen, zur billigen Subſkription aufzulegen, um für 
alle fih um die mähere Baterlandafenntnis interefiierenden Volks.Ele— 
mente ein umfafjendes Gejfamt-Bild zu bieten. Dad Buch hat in diefem 
reduzierten Rahmen biöher gefehlt. Das große Werk findet feinen 
Verbreitungszirkel eben nur in den eigentlichen gebildeten und beſſer 
fituierten Kreijen, für Lebranftalten und Bibliothelen,; nicht jeder Va— 
terlandöfreund und micht jeder Lehrer ift in der Yage, eine Ausgabe 
von 100 Fr. zu machen, und da ift der Verleger in opferwilligee Weife 
der guten Sache noch mehr entgegengefommen in der Beranftaltung 
einer verkürzten Gbdition in einem Bande. Dieje beicheidene Auslage 
mit Lieferungdbezug zu je 1 Fr. 50 vermag doch mohl ein jeder noch 
aufzubringen, den diejes Werk angeht. Mit demfelben werden alle er— 
Ichienenen Bejchreibungen der Schweiz überholt und fann ſich ein Jeder 
das Anichaffen derjelben füglich erfparen oder den Beitrag für eine 
Darftellung verwenden, melde in Wort und Bild alles Uebrige mehr 
als erjeßt. Einen Gedanken können wir bier nicht unterdrüden! Wie 
wär's, könnte, ja BER” jollte nicht der Bund, der fo viel, in mehrerer 
Beziehung faft zu viel für Staatsmonopoles leiftet, hier für eine unbe» 
ftritten verdienſtvolle Mitleiſtung der Privattätigfeit von ſeinen reichen 
Mitteln auch einen entjpreyenden Beitrag gewähren? — Wir meinen, 
daß das Lexikon und dad Handbuch, welch letzteres daß erftere auch 
aus feinem lexikaliſchen Aufbau in ein organiſches Bild in einem 
Gufje darlegt, mit allen den mejentliden Partien und den reichen 
prächtigen Illuſtrations und graphiſchen Beigaben — für jede ara 
ſchule angejchafft würden. 








Agamemnon und Menelaus waren Brüder; aber fiher mußte man es 
nur von erfierem, — 

Aus einem Briefhen Das neue Schuljahr hat bereits mit Riefen- 
fhritten begonnen. — 

Wie fhreibt man „verdienen“? Tu, Hans! Hans: Mit „ie”, 
Herr Lehrer. Lehrer: Ganz recht, in ber Mitte. Aber, wie fängt man’s 
an?... Na, bu, Felix Kömwenitein? Felix (Sohn eines jübifchen Tröblers): 
Mit alten Sachen, Herr Lehrer. — 


4 81 - 


Afioziationen in der bibl. Geſchichte. 


(Bon M., Lehrer in A.) 
(Schluf.) 

4. Kurd. I Altes Teftament. Will mich bier ganz Fury 
faffen und mehr in Form von Ueberſchriften den Stoff nur andeuten. 

1. Iſaaks Aufopferung: Engel. 

Wer kann anbere Beifpiele erzählen, wo Gott Engel fandte? Adam und 
Eva wurden aus dem Parabdiefe vertrieben, und vor das Paradies ftellte Gott 
Engel mit flammendem Schwerte. Lot wurde durch Engel aus ber Stabi ge 
führt. Ein Engel erihlug die Erftgeburt der Aegypter. Ein Engel verkündete 
bie Geburt des Johannes und die Geburt Jeſu. Engel meldeten ben Hirten 
bie Geburt Jefu. Gin Engel fagte dem Joſef, er folle nach Aegypten fli.ben. 
Ein Engel itärkte Jeſus am Delberge. , Petrus wurde burch einen Engel aus 
ber Geſangenſchaft befreit, — Lebteres Beifp. gehört zwar weder in ten 3., 
noch in den 4. Kurs. Aber bie Kinder wiſſens doch. Oder wir bürfen es ihnen 
nur andeuten und fagen, wo e8 zu finden fei, und fie lefen ed mit Freuden. 
Denn für Petrus find fie [bon wegen dem Ohr bes Malchus jehr eingenommen 
und die Anaben boppelt. 

Anwendung: Schubengelgebet. 

2. Abrahams Nächftenliebe: Wunderbare Rettung. 

Noe. Israeliten. Jeſus. Chriſtian. Sondberbare Mauer, Iſaak. Mofes, 

Anwendung: In der Not beten, 

3. Moſes Berufung: Berge: 

Moria,. Sinai. Nebo, Delberg. Kalvarienberg. 

Anwendung: In kath. Gegenden find an Bergmegen oft die 14 
Stationen angebradt. Warum wohl? 

4. Die zehn Gebote Gotte8 und fein Bund mit Jarael: Alte 
und neue Bund, 

Dergleibung: Alte Bund durch Mofes, neue Bund durch Chriſtus. Alte 
Bund bis Ehriftus, neue Bund bis zur Vollendung ber Zeiten. U. Bd. Opfer- 
tiere, n. Bd. Ehriftus in ber bl. Meſſe. Als Gott auf Einai fam, zitterte der 
Berg, als ter hl. Geift fam, bebten die Häufer, Dort Flammen, bier feurige 
Zungen. Erftes Pfingftfeit 50 Zage nach dem Auszuge aus Aeaypten, zweites 
Pfingſtfeſt 50 Zage nah Dftern, Nah K. v. Knecht. Diefe Lektion ſcheint für 
bie Mittelfhule etwas ſchwer zu fein, doch im Anſchluß an die Apperzeption 
orientieren fie fich leicht und zeigen großes Intereſſe. 

5. Moſes ftirbt: Berühmte Männer: 

Adam. Noe. Abraham. Iſaak. Jakob. Aaron. Johannes. Josef, der Nähr— 
vater Jeſu. 

Anwendung: Die fonnten gottgefällig leben, darum merden es 
wir aud können. 

6. Unfer Leben gleiht dem Zug durd die Wülte. 

Dergleihe: Weg — Speife — Sünde — Strafe — Buße — Gnade — 
Führer — Gebote — Ziel, 

Anwendung: Wir find auf Erden, um in den Himmel zu fommen, 
nit um es recht luſtig zu haben. 


— 32 — 


II. Neues Teſtament. Jugendgeſchichte Jeſu, Zuſammenſtellung 
wie im 3. Kurs. 

7. Johannes predigt und tauft am Jordan: Buße predigen: 

Noe. Mofes. 

Anwendung: Wenn man dich nicht loben kann, jo mußt du 
Zadel hören, damit deine Seele gerettet wird. 

8. Taufe Zefu: Gott reden gehört: 

Parabiefe. Kain. Noe. Dornbufh, Wüſte. Meiſtens aber ſchidte Gott 
Engel. — Vrieſter; gute Eltern. 

Anwendung: Gewiflen und Katechismus fogen dir deutlich genug, 
was gut und was böß ift. 

9. Jeſus das Lamm Gottes (Vorbild): 

Jeſus befahl durch Mofes im alten Bunde, jeden Morgen und Abend ein 
fehlerlofes Lamm zu opfern, Jeſus befahl im neuen Bund, Chriftus im ber Hl. 
Mefje zu opfern. Es ift das die erhabenfte und beiligite Handlung im Himmel 
und auf Erben. Es ift ein Geheimnis, das von ben Gelehrteſten der Gelehrten 
nie ergrünbdet werben fann, wie die bigft. Dreifaltigkeit und die Dienfhmwerdung 
bes Sohnes Gottes. 

Anwendung: „Ein guter Chrift, jo oft er kann, 

Hört gern die hl. Mefle an.“ 

10. Reinigung des Tempel: Gott zürnte und ftrafte: 

Kain. Noe. Diofes, Jeraeliten. — Mofes, fein Vorbild, tat basfelbe, 

Anwendung: Ein gutes Kind gehorcht, bevor es geftraft wird. Für 
brave Leute braudt man feine Gefängnifle. 

11. Jeſus belehrt den Nifodemus: Dreifaltigkeit. 

Die hlgſt. Dreifaltigkeit offenbart fich ferner in ber Schöpfung: „Lafjet 
uns ben Menihen machen.“ Zu Maria fagte der Engel: „Du haft Gnabe ge 
funben bei @ott; ber hl. Geift wird über dich fommen ; bein hl. Kind wird ber 
Sohn Gottes genannt werden.“ Bei ter Taufe Jeſu erſchien ber hl. Geift in 
Geftalt einer Taube, Gott Vater redete aus der Wolle, während Gott Eohn im 
Jordan ftand. Jeſus ſprach zu den Apofteln: „Zaufet fie im Namen bes Vaters, 
bes Sohnes unb des hl. Geiſtes.“ 

Anwendung: Beim Sreuzzeichen denke an die hlgſt. Dreifaltigkeit 
und befonderd, was du von jeder Perſon der Gottheit erhalten. 

12. Der Ausfſätzige. Der Gichtbrüchige, 

Mer kann andere Wunder Jeſu kurz erzählen? Jüngling zu Naim, 
Tochter des Jairus. Ohr des Malchus. Auferfiehung. Himmelfahrt, 

Aumendung: Nur Gott kann Wunder wirken. Gr ift allmädtig. 

13. Der adjtunddreißigjährige Kranke: Jeſus ift Gott. 


Beweiſe hiefür finden wir ferner: Bei der Taufe Jefu. Jeſus, bas Lamm 
Gottes. Reinigung bed Tempels. Jeſus bei Nifodemus, Heilung des Ausfägigen 
und Gichtbrüdigen. Bei den Wundern überhaupt. 


Anwendung: Bei der Aniebeugung denfet an Gotted Größe, an 
feine Macht und Herrlichkeit. 
14. Die Büßerin Magdalena: Reumütige Sünder. 


— 83 — 

Andere Beiſpiele: Stammeltern. Joſefſs Brüder. David. Tie Zuhörer 
des Johannes in der Wüſte. Der verlorne Sohn. Petrus. 

Anwendung: Gebet euch ſelber hie und da eine Buße, wenn ihr 
immer wieder in die alte Sünde fallet. Beiſpiel zur Sühne fürs 
Rügen, etwas, das ihr gerne einem andern erzählen würdet, nicht er—⸗ 
zählen. Fürs Naſchen einen guten Biffen fich verfagen. Fürs Streiten 
dem Feinde eine Heine Wohltat ermeijen. 

Spezielle Gelöbniffe, Gutes zu tun, nehme ich grundjäßlich feine 
ab, um nicht zur Lüge und Heuchelei Anlaß zu geben. | 

15. Berlorne Schaf: Hervorragende Tugenden des 
Heilandes: 

Demut bei ber Taufe. Wunder geheim halten, wollte nicht gelobt werben, 
Abtötung beim Faften in ber Wüfte. Beharrlicher Kampf geaen bie Verſuchungen. 
Eifer für die Ehre Gottes im Tempel, Mitleid und Hilfe in Bethesda. Wie 
er Magdalena bie Sünden verzeibt. 

Anwendung: Was für Zugenden Fönnen Kinder ſchon leicht 
üben aud Liebe zu Gott? aus Liebe zu den Mitmenjchen ? 

16. Jeſus am Delberge: Urſachen der Leiden $efu. 

Jeſus fah feine übermenjchlihen Qualen voraus. Er büßte für unfere 
Sünden. Jeſus wußte, daß troß feines bittern Leidens und Sterbens noch viele 
Seelen verloren geben. Jeſus hätte fchon mit Meinen Leiden unfere Sünden» 
fhuld bezahlen können, weil er Gott if. Aber er wollte erften® uns bie Bos⸗ 
beit und Wbfcheulichleit der Sünde in erfhütternder Weife vor Augen ftellen, 
zweitens das faft erlofchene Teuer der Gottesliebe in den Herzen ber Menſchen 
wieder anfachen. Knecht. 

Anwendung: Erwecke oft eine volllommene Reue über deine Sünden. 
Wie fannft du das? 

Leiden und Sterben Jeſu. Repetition aus 3. und 4. Hure, 
. Geißelung und Dornenfrönung. 

. Wie Jeſus von Pilatus zum Tode verurteilt wirb. 
. Was auf dem Kreuzwege gefchehen ift. 

. Wie Iefus ans Kreuz genagelt wurbe, 

. Wie Jefus am Kreuze verfpottet wurde. 

. Die Mutter Jefu unter dem Kreuze. _ 

. Die fieben Worte am Freue. 


Anwendung: Sch bete dih an, Herr Jeſu Chrifte, und ſage dir 
Dank, denn durch dein HI. Kreuz haft du die ganze Welt erlöft. 

In obigen Beifpielen iji gezeigt worden, wie man in kurzer Zeit 
die bibl. Geſchichte feitigen, vertiefen und zu vollem und ganzem Eigen- 
tum des Kindes machen kann. Die Kinder lieben dieje Afjoziationen, 
langweilen fi nicht, fommen ihnen mit Luft und freude entgegen. 
Diefe Uebungen find eine beftändige Repetition, ein überaus wertvolles 
Berbinden von Wahrheiten, die das Intereſſe des Kindes begleiten von 
der Wiege bis zum Grabe und darüber hinaus. 


IN Dtm 9 —-—— 


— 854 — 


Vereinschronik. 


Luzern. Donnerſtag den 2. Januar tagte im großen Union— 
faal in Luzern der Verein kath. Lehrer und Schulmänner. (Sektion 
Luzern.) Der Präjident Herr Sel.-Lehrer Bucher begrüßte die nicht 
weniger als etwa 400 Berfonen zählende Berfammlung. Er gibt dem 
Bedauern Ausdrud, daß bis anhin unfere Zagungen leider zu wenig 
frequentiert wurden und muntert ſodann zum fleißigen Abonnement 
unjere3 Bereindorgand auf. Dasfelbe ift im Kt. Luzern im Verhältnis 
anderer pädagogiſcher Zeitſchriſten ſehr minim vertreten. — Herr Sel.- 
Lehrer X. Süeß referierte dann in ſchwungvoller Weiſe über die Gene— 
ralverſammlung in St. Gallen. Nachher begann Herr Prof. Dr. F. 
W. Hörlter aus Zürich ſeigen, don all den Anweſenden aus den ver— 
jchiedenften gebildeten Ständen mit größter Spannung angehörten Vor— 
trag über Religion und Charafterbildung. 

Die modernen Pädagogen behaupten, die Erziehung fei heute 
möglich ohne Religion; e3 genüge aljo dazu der Glaube an die natür« 
lihen Kräfte. Die öriftliche Pädagogif aber legt klar, daß die natür— 
lihen Anlagen des Menſchen notwendig einer Ergänzung durch die 
Religion bedürfen. Ohne Religion feine Charafterbildung. Der mo» 
derne Pädagoge will eben grundjäßlich nichts von Religion wiſſen; er 
urteilt aljo nicht au8 innerer Meberzeugung, fondern unter dem Drude 
von Außen, Urteilen wir aber vom Standpunfte der Selbſterkenntnis 
und der konkreten Griahrung aus, jo müfjen wir die Wahrheit des 
Nietzſche'ſchen Wortes erkennen: „Der Menſch jchleiht immer um 
Mitternaht um das Grab feines Gottes.“ — Wer erziehen will, muß 
da8 Material kennen. Wer aber nur an die natürlichen Triebe glaubt, 
der fennt die Natur nicht. Der einfachfte Weg, diejelbe kennen zu 
lernen, ift die Selbfterkenntnig, die wir aber nur völlig erhalten durch 
2° der Religion. Die Religion jagt und aber, daß der Menſch von 

atur aus infolge der Erbfünde zum Böſen geneigt jei. Wer diejed 
ablehnt, fommt auf den Standpunkt des Bildhauers, der den Meißel 
wegwirft und den rohen Blod unbehauen läßt, weil er glaubt, die 
Natur fei an ſich gut und müſſe fo bleiben. — Nur dad Dogma der 
Erbjünde hebt diefen Widerjprud. Es iſt unmöglich, daß der Menſch 
durch bloße intellektuelle Vorſtellung ein Gegengewicht ſchaffen kann ge— 
gen die Macht der Sünde. Gr bedarf notwendig einer Regeneration 
von oben herab, die aber die moderne Ethik nicht erfennt; fie fordert 
nur und gibt nichts! 

Das Kind gewinnt man nur, wenn man anjchaulich zu ihm re» 
det. Dem modernen Moralunterrichte aber fehlt diefe Anjchaulichkeit. 
Nur die Perfon Chriſti ift mit ihrer unendlichen Lebensfülle der An- 
Ichaulichkeit de3 Niedrigen gewachſen. Selbft die auf ganz antireligiöfem 
Standpunkt ftehende Bremer-Scule erkennt, daß man bei der Erziehung 
ohne Beijpiel nicht ausfommt. Indem fie ſich aber bedeutende Männer 
wie einen Göthe und einen Schiller zum Beifpiele nimmt, verliert fie ſich 
in * Vielerlei; es geht alſo alle Einheit, das Weſen eines Charakters 
verloren. 


— 85 -- 


Man macht uns wohl den Einwand, daß es auch ſehr achtbare 
und gute Charaktere gebe, die ohne Religion erzogen wurden. Aber 
ihre Eltern haben noch an eine Ewigkeit geglaubt. Das iſt gerade mie 
ein Baum, der noch gute Früchte zeitigt, weil er von einem gepflegten, 

uten Baume herkommt. Was einmal leuchtend untergegangen, leuchtet 
ange nod). 

Zum Schluffe wandte fich der veehrte Herr Referent an die Lehrer 
und Sculmänner, indem er fie begreifterte, am Glauben an den gött- 
lichen Pädagogen, der allein dad Gute und Wahre in uns entflamınt, 
feitzubalten. 

Mit dem größten Beifall jchloß Herr Dr. Förſter feinen 1! 
ffündigen, ausgezeichneten Vortrag. 

Ginfiedeln. *Im „Stordhen* tagte die Sektion GEinfiedeln.Höfe 
deö kath. Zehrervereind. Gine reiche Anzahl Traftanden mußte abgewickelt 
werden, 3. B. Gröffnungdmwort, Referat über einen jchweizer. Lyriker 
und Satiriker, Berichterftattungen aller Art zc. ꝛc. Die Dinge machten 
fih aber famos. Alle Gegenttände wurden prompt und knapp behandelt 
und dabei doc genußreih. Das Referat folgt im Organ, dad Schul- 
geſetz Fand einftimmige Zuftimmung, ein bibl. Geſchichtskurs ift für 
den Herbit nach Einfiedeln in Ausficht genommen, bie Berichterftattungen 
eiferten zu neuem Tun an, Flott war die Erklärung aller anmwejenden 
aktiven Lehrer: wir wollen Beibehaltung der geiftliden 
Schulinſpektoren, wir fuhren und fahren gut mit ihnen. Das ift 
grundfäglide Haltung. — Es herrſchte Fröhlichkeit, Offenheit und 
echte Kordialität. Auch das geiftliche Element war beit vertreten. Unſer 
Berein ift halt doch nütze. — 

Schwyz. Den 30. Yanuar tagt in Goldau bie Seltion Schwyg-Arth 
unferes Vereins. Prof. Boos referiert über die Ausbildung des Lehrlinge durch 
bie Fortbildungsſchulen. — 

Neuenburg. Hier bildete fih den 19. ein „romaniſcher Bund für 
Pflege umd Förderung ber franzöfiihen Sprache“. Er ftipuliert die Gleichbe- 
rebtigung ber brei Landesſprachen und wacht über deren richtige Durchführung. 
Des Weiteren unterjagt er fich jeglihe Teilnahme an politifchen, fozialen oder 
religiöfen Kämpfen. — 





Bus Ranftonen und Busland. 


1. St. Gallen. * Es gereicht uns au etwelcher Genugtuung, daß bie in 
Nr. 1 entwidelten Bebanken betr. Orgelunterribt am Seminar Maria- 
berg vollftändig mit dem vom Behrerfeminarfonvent veröffentlichten Gutachten 
übereinftimmen. Wir bedauern nur, daß dieſe Publikation nit ſchon früher 
erihien, fiherlih wäre dann ber eint und andere Angriff unterblieben. Mit 
Reht heben die diesbezüglichen Ausführungen hervor, daß mufifalifch jchwadh- 
begabte Zöglinge e8 doc nicht dazu bringen, brauchbare Organiften zu werden. 
Das Wegbleiben diejer „Bleigewichte“ fommt aber ben begabten Zöglingen zu« 
gute. Kein anderer ald der bei ben Zöglingen in unvergeblihem Andenken 
ftebenbe und für die ſchöne Sache ber musica sacra begeifterte Mufitdireftor 
Shildtneht jel. war «8, ber 1898 die Aufhebung des Obligatoriums bes 
Orgelunterrichtes beantragte. Wie den „Blättern“ früher ſchon gemeldet, bejucht 


43 86 — 


heute noch ein ſchöner Prozentſatz ber fatholifchen Seminariften den Orgelunter- 
richt. Aub am kath. Seminar Zug werden mufilalifh Unb:gabte vom Orgel. 
fpiel difpenfiert; in .Hiklirh find Klavier und Orgel fakultativ. „Wenn zuge- 
geben werben muß, baß man vor Jahren in der Difpenfation vielleicht etwas 
allzuleicht vorgegangen ift, jo darf behauptet werden, daß dies heute nicht mehr 
zutriift”. Der Nachſatz bürfte auch bie für die Kirchgemeinden Beunrubigten 
mit der Praris am Seminar vollauf verföhnen. 

$ Unfer jo fhön auf ber Solibarität der ft. gallifhen Vehrerfchaft ge 
gründete „Eterbeverein” ift auf 642 Mitglieder geſtiegen. Es ſcheint alfo, 
daß die neuen Statuten mand einen „Fahnenflüchtigen“ wieder bewogen haben, 
zu biefer wohltätigen Imftitution zurüdzufehren. Und doch bebagt uns biefe 
Zahl noch nicht vollftändig. Laut leptjährigem Amtsbericht zählt der Kanton 
ca. 7—800 Primar- und Selundarlehrer, „Alle in den Sterbeverein!” 
follte die Sofung fein. Die Auszahlungsfumme von 600 ;sr. würde bamit auf 
700 Fr. fteigen können. Die Animierung von „Draußenftehenden“ follte nicht 
ben ohnehin Opfer dringenden Bezirkölafjieren allein überlafjen werden. Jähr— 
ih wenigſtens einmal — vielleiht in der erften Konferenz des bürgerlichen « 
oder Schuljahres — Halte der Konferenzvorſtand in feinem unterjtellten Kol— 
legium gründliche diesbezügliche Umſchau. Befonders bie Jungen follten zum 
Beitritt bewogen werben; jie entrichten ja den „Franlen“ noch leichter ald ber 
Meltere, der Familienvater ift. Auch belaften fie bie Kafje vorausjichtlich Tange 
nidt. — Man verſchone die Lehrerſchaft mit immer neuen obligatorifchen und 
fatultativen Beiträgen und pflege und baue unfern Sterbeverein aus, Jeder an 
feinem Poften! — Ein ernfter Mahntuf des jeweiligen Zentralfajjierd — ber 
jeßige, der feines Amtes mit vorbildlihem Eifer waltet, wäre juft ber rechte 
„Ruofer“ — könnte in Form eines Zirkulard an die Präfidien der Speziai« 
tonferenzen (je Heiner ber Kreis, befto befjer) entſchieden nur Gutes ftilten. _ 

2. £uzern, *Eine Kritik ganz eigener Art erfährt Prof. Förſters 
Serualethit und Serualpädagogif in Nr. 2 ber „Schweiz. Lehrerztg.“ 
eh welcher Qualität biejelbe ift, das läht ber Schluß erraten, der wie folgt 
autet: 

„Ich aber möchte diefe Beſprechung nicht Schließen, ohne mein Bebauern 
barüber. auszudrüden, daß ein Mann, wie Förſter, der wie faum ein anderer 
das Zeug dazu hat, uns über wichtige Lebensfragen neue Offenbarungen und 
tiefe Einblide zu erjchließen, feine geiftige Heimat mehr und mehr im chriſtlichen 
Mittelalter und im Katholizismus juht. Das ift natürlich Förſters perfönliche 
Angelegenheit, und ich maße mir nicht entfernt an, mit ihm darüber zu rechten; 
aber ich beflage es beöhalb, weil ich weiß, wie er fich dadurch immer mehr be& 
Einfluſſes auf weite Kreife modern denfender Menſchen, gerade auch unter ber 
Lehrerſchaft, beraubt.“ 

Wie maht fih nun eine derartige Auslaffung in einem Blatte, das gerabe 
jegt fo zubringlich wieder Einlaß auch bei fatholifchen Lehrern begehrt und — 
auch findet — leider auf Koften fatholifcher Blätter, die uniere Ueberzeugung 
vertreten und für unfere Forderungen mit nicht weniger Entidiedenheit und 
Wärme eintreten. Ich denke, eine Lebrerzeitung, deren „geiftige Heimat nicht 
im riftlihen Mittelalter und im Katholizismus liegt“, die follte ein kathol. 
Lehrer dorthin fpedieren, wo fie herfommt oder bingehört. 

Luzern, Seit Jahren ftellte-die Runftgefellibaft über die Weibnadhts« 
und Nenjahräzeit in Aula und Turnhalle der Kantonsichule ihre Probdufte aus. 
Dies Jahr ftellten drei Künſtler denjelben weiblichen Alt aus, Won verjchiedenen 
Eeiten auf das Ungeziemende dieſes Vorgehens aufmer!iam gemact, ordnete die 
zuftändige Behörde die Entfernung der „SKunftprodufte* an. Ullem Anjceine 
nah bat dieſer mannhafte Eingriff nicht jedermann gefallen, weshalb gewilje 


— 87 - 


KRreife einzelne Mitglieder ber Behörde unzart traltierten. Nun, die Behörbe 
handelte eineweg jehr korrelt, — 

3. Schwyz. Die außerlantonale fonfervative Prefje tritt unter ein« 
gebender Begründung für das neue Schulgejeß ein. Die freifinnige außer 
fantonale Prefje nörgelt fadenſcheinig am neuen Gelege herum und fehnt fich 
nah deſſen Tal. Die fantonale Prefje ift lonfervativerfeit3 burdh8 Band für 
das Geſetz tätig, das Zentrallomitee der konſervativen Partei erließ einen 
warmen Aufruf behufs Annahme Die freifinnige Partei des Kantons ftellte 
fih in ihrer Tagung in Einfiedeln auf den burchfichtigen Boden — ber freien 
Stimmabgebe. Soll ſomit das Gefe beim Volfe Annahme finden, fo muß 
die fonfervative Partei als folche basfelbe retten, liberalerſeits herricht minbeftens 
Zeriplitterung, aus ber mehrheitlich Geſetzes Gegner hervorgehen werben. — 

4. Bug. * Hier ftarb Kirchenratsſchreiber Koller 3. Falten. Der 
Berftorbene zählte 56 Jahre, war f. 3. tüchtiger Lehrer in Betſchwyl (Ruzern) 
und in der Stadt Zug. Seit 1897 bekleidete er bie Stelle eines Kirchenrats- 
ſchreibers in ber Stadt Zug und betrieb ben Gaſthof zum allen. In all’ 
feinen Stellungen war er rühria und pflichtgetreu, ein guter Gejellichafter und 
immer N überall ein vorzüglicher Katholif. R. I. P. 

5. Bafet, * Hier wirb eine ber beiden Zurnftunden als Babe» und 
Shmwimmftunde verwendet. Eine ftattgehabte Konkurrenz ber 54 beften Schwimmer 
erntete prächtige Preife, von dem Erziefungd-Tepartement ausgeſetzt. Die Zahl 
fur Nidt-Schmwimmer ift im legten Schufjahre von 314 auf 185 herabge- 
denten und die Zahl der Shwimmer auf 431 angewadjen. Ein Schularzt 
erläßt alle notwendigen Beitimmungen und Vorſchriſten. 1906/07 mwurben 
88,316 Schulbäber genommen und 2066 Knaben genoßen ben Vorteil eines 
Doude-Bades. — Der Schularzt machte 179 Schul» ev. 350 Klafjen-Bejuche 
und unterfudte a) die Augen von 1312 Knaben und 1279 Mädchen und fand 
1082 Knaben und 943 Mädchen normal; b) die Obren derfelben Finder. 1271 
Knaben und 1201 Mäbden hatten ein normales Ohr, 24 Knaben und 39 
Mädchen hörten abnormal, — Der Unterfuh ergab natürlih auch noch andere 
„Unebenheiten“. Die Refultate des forgfältigen Unterſuchs wurden den Eltern 
mitgeteilt, auf daß fie die empfohleren Mittel gebrauchen. Lehrsrihaft und 
SInipeltoren beraten nun 5 fragen, die ihnen vom Erziehungs Departement vor» 
gelegt wurden, um bie {Frage der „Gejundheitspolizei in der Schule“ modern 
zu regeln. — 








Briefkaften der Redaktion, 

Es folgen nacheinander Beriht des Schweiz. fath. Erziehungsvereind — 
Beiprehung des „Kataloge“ des Schweiz. kath. Erziehungsvereins — Aus 
an fester Wochen — Die türfiihe Vo tsichule — Die vaterländiihen Ta- 

fragen (Brä an — Urner Schulbericht — Die Kehrjeite der Medaille 

—— Unterri ur heutigen Schulbewegung — Ein jüddeutiher Volfs- 

——— ig —E mann — Religion im Rechenunterricht — Poeſien — 
erarij 20. 


SL0sEgdS 


a 1 Fr. der Zuger Stadttheater-Lotterie 8 
(Extra Emission) Haupttreffer : Fr. 40,000 : z 
Fr. 20,000 und zwei ä Fr. 10,000. 0. Zuppinger 

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theater-Lotterie in Zug, (H 6090 Lz. de 























chul-Wandtafeln 








Kantonsſchule Hk. Hallen. 
Offene Sebrftelle. 


infolge Refignation ift an der Kantonsſchule St. Gallen auf 
1. Mai I. 3. die Stelle eined Turnlehrers neu zu befegen. Der An— 
fangdgehalt ift bei der pflichtigen Zahl von 30 MWochenftunden auf 
4000 Fr. angejegt, mit ordentlicher Erhöhung von jährlih 50 Fr. bis 
auf dad Marimum von 4700 Fr. Den Lehrern der Kantonsſchule ift 
Gelegenheit geboten, ji gegen ein ſehr mäßiged GEintrittägeld in den 
Berband der Alters, Witwen- und Wailenfafje der Anftalt aufnehmen 
zu lafjen. Penſion eines Lehrer bis 3000 Fr. jährlich. Entſprechende 
Mitwen- und Waiſenrente. 

Bewerber wollen fih unter Beilage eined Curriculum vitze und 
bon Ausweiſen über ihre Ausbildung und allfällige bieherige Lehrtätig- 
feit bis 31. Januar 1908 bei der unterzeichneten Amtäftelle, melde 
auf beftimmt geftellte Fragen noch weitere Auskunft zu erteilen bereit 
ift, anmelden. (H 231 6) 

St. Gallen, den 14. Januar 1908. 

Dad Erziehungddepartement. 


— 1 mit wundervollem 
I Ausstonfen! 1 AArMOniUMS Green. katsioggrati 
p S Aloys Meier, Hoflieferant, Fulda, 

Mache die Herren Lehrer darauf | Illustrierte Prospekte auch über den 
aufmerksanı, dass ich Tiere ausstopfe f | neuen Spielapparat „„Harmonista“, mit 


und die Vögel und andere Tiere in dem Jedermann ohne Notenkenntnisse 
den schönsten naturgetreuesten Stell- | sof. 4st. Harmonium spielen kann. 177 


ungen zu billigen Preisen abliefere. i 
Eine Anzahl frisch ausgestopfte Prä- las zeelen und gemötvollste aller Hausinstrumente. 


parate habe ich zum Verkaufe bereit. 
es W. Ruff, Präparator, Harmoniums 


- Pinnos »e+ und »e» Flügel 
Landquart, Graubünden. erster Firmen stets am billigsten 























bei P. Jecklin, Zürich, 
— 10 Ob. Hirschengraben 10 — 


16 ung 100 Gesangvereine 
2 haben bereits die Komische Nummer: 
Schindel- | pjgele Student>n für Sopr. und Alt mit 


bestem Erfolgaufgeführt. Soeben erschien: 
Italien. Konzert, Kom. Szene für ge- 








der 1 Fr. Lotterie 
legi findet erst aber def. am 17. 
Februar statt. Am 24. Februar 


— Gruhisbalım, — misehten oder Töchter-Chor. (244) 
Frau Haller. Hau tversand, Beide Nummern zur Eiasicht oder fest bestellbar 
Zug — bei Hs. Willi, Leh. i. Cham Kt Zug. 





find an Die Herren Haaſenſtein 
Inſerate & Vogler in Tuzern zu richten. 


Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Grziehungsfreundes“ und der „Wüdag. Monatsfihrift, 


Organ des Vereins kathol. Lehrer umd üchulmünner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifcyen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 31. Jan. 1908. | Ur.5 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiiffion: 
8 Reltor fleifer, Erziehungsrat, Zug, Bräfident; die HH. Seminar-Pireftoren Jakob ze 
cdenbach (Schwyz), und Wilb. Schnyder, Hipfirch, Herr Lehrer Yof. Müller, Goßau (St. Gallen 
und Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiedeln. 
Ginfendungen find an legteren, ald ben Chef-Rebaltor, zu richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Vogler in Luzern. 
. Abonnement: 

Ericgeint wöchentlich einmal und Loftet jährlich Fr. 4.50 mit Portogulage. 

Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung, Einjiebeln. 


Inhalt: — (Gedicht). — Die türkiſche Vollsſchule. — Pädagogiſche 
Chronik. — Die vaterländiichen Tagestragen (Xehrübung). — Unjere 
Hildegard. — Zu „Kirchenmufitaliiche Vorjchriften‘. — Aus Kantonen. 
— Die Kebrjeite der Medaille. — Würdigungen und Ehrungen ꝛc. — 
Sammellifte ꝛc. — Brieflaften der Redaktion. — Inſerate. 


RBindesauge, 
Schau ich in des Kindes Auge, Schau’ ih in des Kindes Auge, 
draus die [höns Seele Arahlt, Das erglänzt in Iugendgluf, 
@ine Seele rein und [chuldlos, Scdimeben vor mir die Gefahren, 
durch das feu'cfte Blut hezahlt, Sarrend auf das junge Blut, 
Faſſel @hrfucht mein Gemüle Dann mir banget im Bemüte 
Bor der zarten Menfhenblüte. Um die zarte Menfchenblüte, 


Schau ih in des Kindes Auge, 

Ein Gebet fleigt himmelwärts, 

Bittend: Kerr, fend’ deinen Engel, 

Zu befhüßen diefes Berz; 

Allo flehet mein Bemüte 

Um die zarte Menfcenblüte. U. ©. (ft. Lz.) 


ee — 


—4 00 0 


* Sie türfifche Volksſchule. 


Der Unterricht der türkifchen Knaben beginnt ſchon frühzeitig, im 
vierten oder fünften Lebensjahre, und er bejchränkt ſich ausſchließlich 
auf den Religionsunterricht, dem allein der Unterricht im Schreiben und 
Leſen zu dienen bat. Er wird im Mekjteb gelehrt — jo heikt die 
türliſche Volksſchule — und umfaßt die Hauptjächlichften Kehren der 
Propheten und die mwichtigften Gebete. 

Die Meljteb3 find immer gut bejucht, denn Lernen ift eine Ge» 
wiljenspflicht ded Moslim. Am ftärfften ift der Schulbeſuch im Winter, 
am ſchwächſten zur Zeit der Feldarbeiten, da die Kinder bei der Arbeit 
wader mithelfen müſſen. Schulferien gibt es eigentlich nicht. Bloß 
Freitag, dann an den Nachmittagen des großen Faſtenfeſtes Ramazan 
und an den fieben Tagen ded Dajramerzeftes fett der Unterricht aus. 
Defien Hauptzwed liegt darin, daß die Schüler den Koran Iefen und 
teilmeife verftehen fünnen. Unterrichtögegenftände find ferner der „Ted- 
ſchmid“, d. i. die Lehre von der Aussprache, verbunden mit den Grund— 
begriffen der Grammatik, ferner der „Echeraiti Islam“, die Lehre vom 
Weſen Gottes, von den rituellen Wafchungen, vom Faften und den 
übrigen Beremonien, die jedem Belenner de Islam geläufig fein 
müſſen. 

Das Schulhaus iſt gewöhnlich ein einſtöckiges Bauernhaus, das 
zugleich als Wohnhaus für den Hodſcha (Lehrer), oft auch als Stall 
für das Bieh und ald Scheune oder Geräteichuppen dient. Der Fuß: 
boden der Schulftube ift mit Rohrmatten belegt, auf denen die Kinder 
mit unterjchlagenen Beinen fihen. Lehrmittel gibt es nicht. Vor jeder 
Reihe von Schülern fteht eine fpannenhohe Bank, auf die man die 
Bücher legt. Die Kinder betreten die Schulftube bloßfüßig, welcher 
Umjtand in Winter zur großen Sterblichkeit der Kinder viel beiträgt, 
da fi die Kinder mafjenhaft ſchwer erfälten, Die Schüler müſſen die 
Schulſtube ſcheuern und fegen, und im Winter müſſen fie den Ofen 
heizen. Das Holz bringen fie jelbft mit. In den meiften Mekjtebs ift 
der Unterricht für Knaben und Mädchen gemeinſam. 

Mit dem Unterricht gibt fich der Hodjcha feine Mühe. Er läßt 
fi) von jeinem „Gehilfen“, einem älteren Schulfnaben, vertreten. Der 
Hodiha Hi bloß auf feiner Ottomane („Minder”) und überwacht den 
Unterricht, der ſich auf folgende Weiſe vollzieht: Der Gehilfe jagt dem 
Knaben einen Sa vor, und dieſer ſpricht ihn ganz mechaniſch, ohne 
den Sinn zu verftehen, nad. So viele Schüler es gibt, fo viele Ge— 
bilfen gibt es, und alle lernen laut und zu gleicher Beit. In dem all« 


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gemeinen Lärm muß ich überdieß ein jeder, um von feinem Partner 
verftanden zu werden, bemühen, die anderen womöglich zu überfchreien. 
Man denke fih nun die Symphonie, die da entfteht, und ed wäre un— 
begreiflih, dab die Kinder auch nur einen Sab erlernen könnten, wenn 
nicht gerade der große Spektakel jeden einzelnen zu einer verzehnfachten 
Aufmerkſamkeit, die durch Ehrgeiz und Pflichtgefühl geflärkt mird, 
zwänge. Indeſſen fit der Hodſcha auf jeinem Plate und raucht und 
trinkt ſchwarzen Kaffee und empfängt Gäfte, die Väter der Schüler, die 
ſich nach den Fortjchritten ihrer Söhne erkundigen wollen. Ab und zu 
bernimmt er auch durch den Lärm hindurch einen Fehler und verbefjert 
ihn. Sein Hauptgejchäft ift die Handhabung der Rute, die fo lang jein 
muß, daß der Hodſcha, ohne ſich von feinem Plabe zu Eiyeen, auch 
den entfernteiten feiner Böglinge mit ihr treffen fann. 

In den Meljteb3 wird viel geprügelt, Prügel gehören zum Uns 
terricht, und fein Vater möchte fein Kind einem Lehrer anvertrauen, der 
nicht prügelt. Eine der wichtigſten Strafen in den Mefiteba, die in 
Bosnien durch die Öfterreichifche Regierung verboten wurde, ift die Ba- 
ftonade. Dem zu ftrafenden Knaben werden die Beine im Fußgelenk 
an eine Stange feitgebunden und mit der Stange in die Höhe gehoben, 
fo daß die Fußſohlen, nad aufwärtd gerichtet, wagrecht liegen. Und 
nun fchlägt ein Mitjchüler den Knaben mit einem Stod auf die bloßen 
Sohlen, während der Hodſcha die graufame Erefution überwacht. Nach 
jedem Schlage jchreien die anderen Kinder „Amin“, damit man das 
Jammern ded Gezüchtigten nicht Hören könne. 

Mit der Erlernung de3 Koran und des Zeremonialgeießes ift der 
Unterricht in den Medjtebs geichloffen. Gine öffentliche Prüfung frönt 
die langjährigen Mühen des Echülerd, der num, falls es ihm beliebt, 
in die näcdfihöhere Schule, die „Medrefje*, auffteigen kann, Der 
Prüfungdtag ift wieder ein Feſttag für den Prüfling und feine Sippe, 
gewiß der jchönfte Feſttag im Leben des moslimifchen Knaben. Aber 
mit ihm endet auch des Lebens Mai. Der Knabe muß, wenn er nicht 
mit Reichtümern bedacht ift, ein Gewerbe oder Handwerk ergreifen. Die 
wenigſten jegen da3 Studium fort. Die Gebildeten find Heute unter 
den Moslim2 jo felten wie ehemals. 





Italien. Die Notwendigfeit des Religionsunterrichtes in ben Schulen 
aller Nationen betonte der bl. Vater in der Weihnachtsaudienz der Karbinäle. 

St. Gallen. Ein Ehulrat wünſcht in Abmeihung von den Beftim- 
mungen bed neuen Regulativs für ein projeftiertes neues Schulhaus Nebuftion 
ber Höhe des Schulzimmers von 3,3 auf 3 und ber Zimmer der Lehrermohnung 
von 2,6 auf 2,5 Meter. Der Erziehungsrat lehnt das bezügliche Gefuh um 
Bewilligung ab. 


— 92 —— 


Die vaterländiſchen Tagesfragen in der bürgerlichen 
Zortbildungsfdule. 


Fine Präparafionsfkizze für den vaterlandskundliden Anterricht. 
Don Hans Schmid, Oberlehrer in Lyß. 


Die Stellungdpflicgtigen al3 angehende Staatöbürger finden ſich 
im Lebhrzimmer der Fortbildungsſchule ein. Sie lefen vor Beginn des 
Unterrichts in der Vaterlandsfunde Folgende Planflizge an der Wand: 
tafel: 

I. Gegenwärtig tagt die Bundesverfammlung im eidgenöfjtjchen 
Parlamentsgebäude in Bern. 
Aus der Traftandenlifte: 

1. Eröffnung der Bundesverfammlung: Montag den 2. Dez. 1907, 

2. Neunte Seſſion. Zwanzigſte Amtsperiode, 

Was nennen wir eine Seffion? Warum die zwanzigfte Amtöperiobe ? 
Bunbesverfafiung feit 1848. Kommen fpäter auf biefe zurüd, Kurze Darlegung 
ber Entwidlung vom Etaatenbund zum Bundesftaat. Neuere und neuefte 
Schweizergeſchichte. 

3. Wahlen: a) Präſident des Bundesrates (Bundespräfident) Für 

1908: Hr. Brenner, Dr. Ernft, von Baſel. 

b) Präfident des Nationalrates (Nationalratöpräjident) 
für 1908: Speifer, Dr. Paul, Prof., Bajel. 

c) Präfident des Ständerate® (Ständeratöpräfident) 
für 1908: Scherrer, Paul, Dr. Advofat, Bajel. 


Der altuelle Gegenftand bietet Gelegenheit, die Kompetenzen ber Bunbes« 
behörben zu erörtern. Es bedeutet nichts, wenn die Jünglinge nur wiſſen: der 
Bundesrat zählt 7 Mitglieder, und die Bundesverfammlung befteht aus dem 
National» und Ständerat. 

Auf bie Trage: Welches find die weientlichftien Aufgaben und Befugniffe 
bes Bunbesrates? ftellen wir uns folgende Antwort vor: Ter Bundesrat forgt 
für den Vollzug und die Handhabung ber Verfafjung (Grundgefeg) und ber 
eibgendflifchen Geſetze und Beichlüffe, ſchlägt der Bunberverfammlung bie ihm 
nötig jcheinenden Geſetze und Beſchlüſſe vor, vollzieht ben Verkehr mıt dem Aus 
lande, mit Hülfe ber eidgenöſſiſchen Vertretungen im Auslande (Geſandtſchaften 
und Konfulate), beforgt das Militärwefen unb alle Zweige der Bunbeöver- 
waltung, legt ber Bunbesverfammlung alljährlid über die mutmaßlichen Ein- 
nahmen und Ausgaben einen Voranihlag vor, erftattet am Ende bes Jahres 
über feine Verwaltung Bericht und Rechnung. Der Regierungsrat, ber in vielen 
Kantonen auch vom Volt gewählt wird, hat analog wie ber Bundesrat un« 
gefähr bie nämlihen Aufgaben und Befugniſſe. Ebenfo in Heinen Verhältnifien 
ber Gemeinberat. 

Unb bie Kompetenzen ber Bunbesverfammlung? Sie bat bie erforber- 
lichen Bunbesgefege zu beraten und auszuarbeiten; fie hat bie Oberaufficht über 
bie ganze Bundesverwaltung und bie Bunbesrechtöpflege, verfügt über bas 
Bunbeöheer, jet den jährlihen Voranſchlag (Bübget) feft, vertritt bie Schweiz 
gegenüber dem Ausland, beichliekt über Krieg und Trieben und ſchließt mit bem 


3 93 — 


Ausland Staatäverträge ab. Einige von dieſen Kompetenzen haben auch bie 
gejeßaebenden Behörden im Kanton (Greher Rat oder Kantonsrat) und in ber 
Gemeinde bie Einmohnergemeindeverjammlung, 

Bereinigte Bunbesverfammlung? Berfammlung beider Räte im Saale 
bes Nationalrates. Wahlen, Begnadigungsgefudhe, Kompetenzitreitigleiten uſw. 


4. Zwei wichtige Jnitiativbegehren: a) Berftaatlihung (Monopoli= 
fierung) der Waflerkräfte. b) Abfinthinitiative. 


Snitiativreht: Außer bem Neferendum befteht für bie eibgenöflifche Ber- 
faffung und für bie Gejeßgebung mehrerer Kantone das Net der Initiative, 
welches auch dem Bolt geftattet, neue Gefege vorzufhlagen. Im Bunde neben 
dem falultativen Referendum (30,000 Unterjeriften) nur die Verfaljungsinitia» 
tive (50,000 Unterſchriften). 

Monopole: Tie Monopolifierung der Wafjerkräfte eine wichtige national- 
dfonomifhe Trage, namentlih im Hinblid darauf, dab ber Bahnbetrieb ver» 
mittelft der Eleltrizität fludiert und verwirklicht werben fol. Regelung ber 
Trage vorläufig auf fantonalem Boden. 

Monopole und Regale jehr wichtige volfewirtichaftliche Gegenftände. Der 
Staat behält firh einzelne Betriebe, Probdultionen, Handel mit gewifien Waren 
vor; ber daraus gezogene Gewinn wird zum allgemeinen Nuten verwendet. 
Monopolifiert find beifpieläweife von einzelnen Staaten: der Bergbau, die Aus- 
gabe von Banknoten. der Handel mit Tabak, mit geiftigen Betränfen, die Zünd« 
bolzfabrifation, Fabrikation und Vertrieb des Pulverd und der Schiekmunition, 
die Eiſenbahnen. Hieher zu rechnen find auch Münzprägung, Poft, Telegraph 
und Zelepson, Jagd unb Fiſcherei ufw, 

Die Abfinthinitiative gibt Veranlaffung, bie politifhe Seite ber Al— 
toholbewegung zu ftreifen. Gntfchädigungsbegehren der abfintHpflanzenden 
Bauernfame in einzelnen Zälern bes Kantons Neuenburg und anderwärts: 
Ueber ben Privatinterefien ftehen die Gefamtintereffen, ſowie die allgemeine 
Moblfahrt bes Schweizervolfee. Die Bedeutung des ſchweizeriſchen Allohol⸗ 
monopol3 ufw, 

9. Zivilgeſetzbuch und Kranken» und Unfallverficherung. 

Ein einheitliches Recht für das gefamte Gebiet ber Eidgenoſſenſchaft barf 
lebhaft begrüßt werben. Gefteigerte Induftrier, Handel3- und Verfehräverhält« 
nifie. In bobem Maße wird die Wohlfahrt der Bürger durch bie ſtaatliche 
Ordnung und Unterftügung ber Kranken- und Unfallverfiherung gefördert. Die 
Boltswohlfahrt wird weiter gehoben durch die Armengefekgebung und die Armen« 
fürforge. Verficherungsweſen überhaupt, wie fFeuerverficherung, Hagelverficherung, 
Diehverfiherung, Zebensverficherung ufw. 

6. Biele Gijenbahngejchäfte find zu erledigen. („Konzeflion“.) 

Entweder ber Staat baut die Eijenbahnen felbit, oder er überträgt (duch 
bie „Konzefſion“) das Recht zum Bahnbau und Betrieb an Privatgefellichaften. 
Niemand lann alfo ohne ftaatlihe Bewilligung eine Sifenbahn bauen. Warum 
bies? Der Staat will burh die Konzefjion dafür forgen, daß die Eifenbahn 
dem öffentlichen Intereffe und nicht einfeitig ben Erbauern zum Borteil dient; 
e8 werben die Zaren begrenzt; bie Eijenbahn muß Verpflihtungen übernebmen 
für Beförderung von Poſtſachen, Militär uijw.; fie muß Vorkehrungen für bie 
Sicherheit treffen ufm. In der Schweiz haben wir nun ben Staatsbahnbetrieb 
eingeführt. Vorteile desjeiben gegenüber den Privatgefellidhaften uſw. 


7. Ein neue Geje über das Poſtweſen. 
Sehr wichtig für jedermann. Der Staat beforg: — gegen eine ſehr ge 
ringe Eniihäbigung — die Beförderung von Briefen und Gepäd; er übernimmt 


— 094 —— 


dabei die Berantwortlichleit, daß bie Sendung an ben Adreſſaten gelangt und 
keine Verzögerung erleide. Regelmäßiger Poſtverkehr wurde urſprünglich nicht 
vom Staate, ſondern von Privaten eingerichtet; er war aber koſtſpielig und ſehr 
unvollfommen. Heute bat jete Gemeinde im entlegeniten Alpental ihre Poft« 
ablage und regelmäßige Ankunft und Abgang ber Poft. Ohne ben wohlgeorb« 
neten Staatöbetrieb wäre das unmöglich. Durch die Poſt ift auch der Gelb» 
verfehr fehr erleichtert worden (Mandat, Nachnahme). 

Im Jahre 1874 kam ein Weltpofivertrag zuftande, bem feither alle 
zivilifierten Staaten beigetreten find, Dadurch werden alle biefe Yänder in 
ein einziges Poftgebiet mit einheitliben Portofäßen verwandelt, Der „Welt- 
poftverein“ bat fein Bureau in Bern, Pofttarife für die Schweiz und ten 
Meltpoftverein, 


8. Dad Büdget der Eidgenofjenjchaft pro 1908. 


Die Zolleinnahmen fleigen immer noch; fie bilden bie wichtigſte Ein« 
nahmsquelle für den Bund, Sie erreichen beute nahezu die Summe von 70,000,000 
Tranten, Bas gefamte Ionjumierende Volk bringt dieſe enorre Summe auf, 
Einfuhrzölle: Eine Taxe, bie ber Staat für bie Erlaubnis bezieht, daß Waren 
in fein Gebiet eingeführt werden dürfen. Schupzölle: Sehr wichtig, Schuß ber 
inländifhen Industrie und Landwirtſchaft. Zu hohe Schupzölle find für bas 
tonfumierende Publitum von Nachteil. Das Wefen der Zölle, namentlich ber 
Schupzölle, muß genau erllärt und verftändlich gemacht werden. Die Hanbels- 
verträge, ber Generaltarief im Zollkcieg ufw. 

Die Beiprehung des Büdgets geſchieht nach Abteilungen, Departementen. 
Der Bundesrat beſorgt nämlih feine Geihäftsführung in verichiedenen Ab— 
teilungen, Tepartementen, denen je ein Mitglied des Rates vorftebt, nämlich fo: 

1. Departement bed Aeußern: Brenner, Dr. Ernit, von Baſel, Bundes 
präfibent für 1908. Geb. 1856. 

2. Eijenbahn- und Poftbepartement: emp, Dr., von Entlebudy (Luzern), 
Dizepräfident für 1908. Geb. 1834. 

3. Indufteie und Qanbmwirtichaftsdepartement: Deucher Adolf, Dr. von Sted« 
born (Thurgau). Geb. 1831. 

4. Finanz- und Zolldepartement: Comtefje, Robert, von Ba Sagne (Neuen- 
burg). Geb. 1847. 

5. Departement tes Innern: Ruchet, Marc Emile, von Raufanne (Waadt). 
Geb. 1853, 

6. Juftiz- und Polizeideparlement: Forrer, Dr. Ludwig, von Bäretswil 
(Zürih). Geb. 1845. 

7. Militärdepartement: Müller, Eduard, von Nidau (Bern). Geb. 1848, 


* „ * 


Die vorjiehende Präparationsſkizze zeigt deutlich, wie der vater— 
landslundliche Unterriht in den bürgerlichen Yortbildungsfchulen dazu 
dienen kann, dem angehenden Staatöbürger die vaterländijchen Tages- 
fragen näher zu bringen. Dazu ift allerdings erftes Erfordernis: Voll 
Nändige Beherrfhung des Stoffes, durchdringende Kenntnis der poli— 
tiichen Oekonomie und des Stantölebend jüberhaupt. Damit ftellt fich 
auch die Xiebe zum Gegenſtand felbft ein. Und indem wir und be 
ftreben, den Etoff für den vaterlandäfundlichen Unterricht auß dem 
lebendigen Born der politifchen Tagesgeſchichte zu fihöpfen, ziehen wir 


— 95 — 


dem Vaterland wirklich nützliche Bürger heran, Bürger, die fähig fein 
werden, mit Einſicht ihre Vertreter zu wählen, fähig insbeſondere, mit 
Verſtändnis ihre Übrigen politiſchen Rechte auszuüben, fei e8 durch das 
Berlangen der Bolldabftimmung, wenn man fie um ihre Unterſchrift 
argebt, fei es durh Abgabe ihrer Stimme, wenn das Volk dazu be— 
rufen wird, über ein Geſetz abzuftimmen. Politiſch einfichtige Bürger 
wollen wir heranziehen helfen, die mit Berftändnis dad gefamte Staatd- 
leben in feinen verjchiedenen Verzweigungen zu überbliden vermögen. 
Und es ift unfere fefte Leberzeugung, daß nur derjenige Lehrer den 
Unterricht in der Baterlandöfunde, als dem weitaus wichtigiten Fache 
der Fortbildungsſchule, richtig zu erteilen vermag, der im Fort— 
bildungsfchüler den zufünftigen Staatsbürger erblidt. 
(Aus dem „Berner Schulbl.*) 


Dr —— 


Unfere Hildegard 


benennt Herr Dr. Arnold Schrag, „Rektor der ſtädtiſchen Mädchenreal« 
ſchule St. Gallen”, fein neueſtes Werklein, das jeine „Gedanken über 
Mädchenbildung, Frauenberuf und Frauenbeſtimmung“ enthalten Toll. 
Der Inhalt ftellt das Tagebuch einer rau, Hildend Mutter, dar, dem 
Briefe ded Herrn Direktors Prof. Dr. Weijel (Timinutiv von „weile“ ?) 
in Leuchteräberg (!) beigelegt find. Bei der Lektüre wäre man oft zum 
Glauben verleitet, dad Buch fei wirklich von einer Frau gejchrieben. Es 
tommen nämlich Bemerkungen den Eleinern Haushalt betreffend vor, die 
befier in den Mund der Hausfrau ala des Herrn Rektors paflen. Er 
würde wahrſcheinlich auch viel Uninterefjantes und Selbfiverftändliches 
weggelafien und den Gejamtinhalt logiſcher geordnet und vieles befjer 
bewiefen haben. Biele Lehrer und Lehrerinnen würden fi auch für 
die Art und Weife, wie von einem Kollegen über ihre Arbeit und Leitungen 
abgeurteilt wird, bedanken, Aber wir dürfen doch dem Rektor nicht vor- 
werfen, daß er fich mit Federn von Frauenhüten ſchmücken wolle, vielmehr 
gereicht ed ihm zum Lobe, den leichten, abfprehenden Boudoirton der 
jelbftbewußten, „gebildeten“ Frauenrechtlerin, der nicht? mehr fehlt als die 
Gelehrtenglaße, vorzüglich getroffen zu haben. Sie ift ihm aber feine 
femme savante, jondern er gibt ihr Recht, er jelber redet ja durch ihren 
Mund. Er will an den Erfahrungen diefer Mutter heutige Mißſtände 
aufdeden und Reformvorjchläge maden. Bon den vielen hingeworfenen 
Säten, Behauptungen und Anträgen greife ich einige heraus. 


- 93 66 — 


Vorerſt jcheinen mir die Verhältniſſe, in denen Hilda erzogen wird, 
nicht der Natur zu fein, daß aus den Erfahrungen an ihr auf die All- 
gemeinheit gefchlofjen werden kann. Sie ift Millionärstodter (sic!) und 
wohnt in einer größern Stadt. Der Vater ift Fabrikherr und Handels— 
mann. 

Für ſolche Töchter alſo wird eine öffentliche, höhere Mädchen— 
ſchule mit Trifurkation gewünſcht (Literatur-, Handeld- und Haus— 
wirtjchaftsabteilung). Laſſen wir vorerft die Berechtigung der Forderung 
einer Literarabteilung zur allgemeinen Weiterbildung und Vorbereitung 
auf die Hochſchule, was ja jehr wichtig fein joll, ſowie einec Haus— 
mwirtichaftsabteitung gelten, möchten wir doch die Frage Stellen: warum 
follen die Töchter der Handeldmänner eine eigene Schule für fich haben, 
die der Staat zahlen fol? Wie viel Promille der Bevölkerung leben 
vom Handel? Wenn fie ihre eigene Schule wollen, jo errichten fie fich 
jelbft Schulen, bei ihnen find ja die Millionen. Wir zählen eine ganze 
Reihe katholiſcher Privatſchulen, weil die Katholiken (die wenig Mil« 
lionäre zählen!) gefunden haben, die andern Schulen paſſen ihnen nicht. 
(Ein Beitrag zur Frage, wer für dad Schulweſen mehr leifte!) 

Doc ſeien wir gerecht. Der DVerfafjer will ja auch für das ge» 
mwöhnliche „Arbeitervolk“ etwas tun. Da werden nämlid für die Haus— 
wirtihaft Fortbildungzfchulen, jogar mit !i Tag möchentlich vorge» 
ſchlagen, und die ſoll man obligatorifih erflären. Die Landpomeranzen 
müffen in die Schule geben, wir in der Stadt vermögen einen 
eigenen Willen zu haben! Wo aber, jo frag’ ich mich, tun Kenntniffe 
in der Hauswirtichaft mehr Not? Dort, wo man bierjährigen Unter- 
richt in der Hauslehre mit wöchentlich 4—6 Stunden vorjchlägt oder beim 
Volke? Dort fanı man fi Hülfsperfonal leiften und tut e8 ohnehin, 
weil man troß vierjähriger Hauswirtjchaftälehre doch nicht gerne an— 
greift, hier aber ift bittere Not. Während ich jchreibe, höre ich faft 
ununterbrochen ein Kleines Kind ſchreien, das doch nicht krank ift. 
Ad, wo fehlte? Die Mutter weiß nicht, daß fie die Zimmer lüften und 
die Etube kehren muß. Sie weiß nicht, welcher Nahrung dad Würmchen 
bedarf; fie würde fie wohl auch nicht zugubereiten verftehen. Morgens 
gibt’3 Kaffee und Brot und mittagd Brot und Kaffee und abends das, 
was am Morgen. Und doch Hat der Dann einen jchönen Berdienft. 
Uber die Frau kann jelber nicht? näher, fie muß alles kaufen, und weil 
fie die Küche nicht verfteht, braucht er gar viel Tajchengeld. Zu fparen 
bat man auch nie gelernt, und wo follte da nicht Elend jein? Es ift 
aber nicht nur in der Familie, deren Kind ich fchreien höre, jo; mein 
Gott, der Umftand ift ja auch ein Hauptfaltor des allgemeinen Webel- 


— 07 — 


ſtandes in der arbeitenden Bevölkerung. Da ſoll einmal abgeholfen 
werden. Da nützt aber die höhere Mädchenſchule, die jährlich ein Mi— 
nimum für 50,000 Fr. fordert, nichts, weil die armen Mädchen nicht 
hinein pafjen und nicht hinein gehen, und weil da die Mädchen wohl 
auch im Alter der Zerſtreuung und Unaufmerkfamkeit find. Aus dem» 
jelben Grunde nüßen auch Fortbildungsſchulen nichts. Gin dieöbezügl. 
Geſetz würde überhaupt vor dem Volke faum Gnade finden, weil man 
die Mädchen nach Abfolvierung der heutigen obligatorifchen Schule zur 
Arbeit einfpannen will, Ich meine, wir jollten die Mädchen vor der 
Entwidlung in der Hauswirtſchaft unterrichten, im Alter von 12—15 
Jahren, in der obligatorifhen Schulzeit. Da hat man fie noch in den 
Händen, fann ihr Intereſſe erweden, kann fie abfragen, kann ihnen zu= 
reden, ohne taube Ohren und ein dummes Gefiht erwarten zu müſſen. 
Da kann man fie auch gelegentlich mit den Erſtgix in Berührung bringen, 
fie leichte Epiele lehren, ihnen Gelchichten erzählen lafien, um jo unbes 
wußt Kindererziehung zu betreiben. In den meiften Echulhäufern ift 
eine Wohnung. Ta kann man fie gruppenweiſe hineinführen, ihnen 
zeigen, wie gelüftet, wie gekehrt, wie gebeitet wird. Man fann fie aud) 
an den Kochherd führen und fie eine gejunde und jchmadhafte Suppe 
zubereiten laſſen. Dian ftellt fie cn den Schüttjtein und gibt ihnen Ab— 
waſchlappen und Handtuch. Dem Lehrer oder Abmart, dem die Wohnung 
vermietet ift, wird ein einfaches Schulratäbejhlüßlein eine Entſchädigung 
oder Bergünftigung zufchreiben. Diefen Unterriht in der Hauswirt— 
ſchaftslehre würde man teild der Kinderſchul-, teild der Krontenjchwefter 
zuteilen. Gr ginge prädtig neben dem theoretijchen Unterricht her, weil 
der Lehrer unterdefjen mit den Knaben Handfertigfeitsunterricht treiben 
könnte. So würden die Ausgaben nahezu verſchwinden, und dem Uebel 
würde wirkfjam abgeholfen. 

D wie gerne möchte ich allen jenen verzeihen, welche meine Artikel 
Ihon lange nicht mehr gelejen haben, wenn meiner heutigen Anregung 
recht vielerortö folge geleijtet würde, nämlich: ed möchte dieje Frage 
des Unterrichtes in der Hauswirtſchaft geprüft und beraten, und es 
möchten event. Schritte zur Einführung getan werden. E. 

—isisinmm— 


3u „Rirckenmufikalilcde Vorſchriften“. 


Geftatiet ift bad Orgelfpiel auch am 3. Adventfonntag (Sontag Gaudete 
— „ssreuet euh!*), etenjo am 4. Faftenfonntag (Sonntag Letare — „Freue 
dich!“) 

Gegen ein deutſches Predigtlied vor der Predigt während des Hochamtes 
wird nicht viel einzuwenden ſein. Es gehört zur Predigt wie das Vaterunſer, 
das vorher gebetet wird. —in. 


— 98 - 


Aus Ranfonen, 


1. St. Gallen. Ihr Herr O Korrefpondent hat in No. 3 mit der Bemerkung, 

eö Sollte einmal „die Etellung aller feminariftifch gebildeten Lehrkräfte zu den Fächern 
ber Mäbchenfortbildbungsfhulen“ beiproden werben, in ber Tat eine af« 
tuelle, für ben Lehrerftand nicht unwichtige Frage angeſchnitten. Schreiber bies 
erteilt fon feit einigen „Semeſtern“ Unterricht in der Mäbchenfortbildbungs« 
ſchule. Wenn der Eifer bes ft. gallifchen Erziebungsrates für die Ausgeftaltung 
ber Mäbdcenarbeitsfchule im allgemeinen unfer uneingefchränftes Lob verdient, 
fo ift dies aub nicht minder der Fall, für feine Fürſorge gegenüber ben weib— 
lichen Fortbildungsſchulen. Wohl gibt es im legterer auch ſchwachbegabte Ele- 
mente, aber ih muB doc befennen, daß ich in derſelben mit größerer Freude 
und innerer Befriedioug arbeite, ala es früher in ber Stnaben » pardon Jüng-» 
lingsfortbildungsichule der Fall war. Mehr Fleiß, Anftändigkeit und Fortichritte 
find bier leicht zu fonftatieren. Nicht daß die Vorbereitung auf diefe Stunden 
leicht jei; das Penfum im Rechnen, Auffab und Buchhaltung muß methodiſch 
gut angeordnet und für ind Leben binaustretende Töchter zugefchnitten fein. Wir 
fönnen es daher einfach nicht verliehen, wie man da und dort dazu kommen 
fonnte, auch die eben genannten drei llnterrichtögegenftände aus ben Händen fe» 
minariftifch gebildeter Lehrkräfte in diejenigen der Arbeitslehrerinnen zu legen. 
Ale Hochachtung vor dem ehrenwerten Stande derſelben! In der Erteilung der 
Hanbarbeiten und der Haushaltungstunde, da find fie unzweifelhaft in ihrem 
Elemente. Uber wie taftet 3. DB. ber junge Lehrer in feinen erften Jahren der 
Praris im Auffagunterricht, bis er endlich am fihern Ufer angelangt ift. Die 
Arbeitslehrerin wird in der furzen Bildungszeit eines halben Jahres mit Stoffen, 
welche das ureigenfte Gebiet ber Mädchenarbeitsſchule beichlagen, berart in An« 
ſpruch genommen, daß fie fih — nah unferer Anfiht — unmöglih auch noch in 
die Methodik und Literatur des Mechnens, ber Buchhaltung und bes Auffakes 
verfenten fann. Das Sriterium (Schulrat, Gemeindefrauenfomitee, Bezirksin— 
jpeltorin und die löbl. Mütter des Dorfee) der Leitungen in ber Arbeitöfchule 
ift fo wie jo ein manigfaltiges. — Dit hört man bie lage, bie Lehrer wenden 
fih Nebenbeſchäftigen zu, welche weitab von ihrer Beruftstätigfeit liegen. Boilä! 
In der Mädchenfortbildungsfdule fann er bie in ber Primarſchule gefammelten 
und erprobten Wege weiterausbauen; auch fennt er die geiftigen Kräfte der 
Töchter aus dem frühern Schulunterriht. Wirkt ber Vehrer vielleitt au einer 
Unter» ober Mittelſchule, tut e8 ihm wirklich mohl, etwa zwei Abende ber 
Woche wieder in höherer Sphäre ſich bewegen zu fünnen, Und fchließlich aud 
mir Vehrer find Menihen — ift ed für und angenehmer, eine feine finanzielle 
Einnahme unter dem gleiben Dade, unter dem wir wohnen, zu erhalten, als 
vielleiht in anderer Stellung in ftreuger Winterözeit über „Berg und Tal“ 
reifen zu müſſen! —r. 
‚ * Die Idee der Schulfpartefjen marſchiert. Im Männerverein 
Waldkirch ſprach Lehrer Forſter über diejelbe und fand Sympatbie für bieles 
Inftitut. Die aub in ben „Blättern“ beiprocene Gemeindehilfskaſſe der Lehrer⸗ 
ſchaft Rorſchachs begegnete mehrfachen Bedenken, weshalb die Schulgemeinde 
erit im Herbft über biefelbe abipricht. Unterdeſſen werden verficherungstechnifde 
Gutachten von Nationalrat Kinkelin, Baſel, und alt-Konreftor Güntensterger, 
St. Fiden, eingeholt, 

2. Schwyz). Jüngſt bat das regfame Erziehungs Departement die Er- 
gebniffe der eidgendfjiihen NRelrutenprüfungen im St. Schwyz vom Nahre 1907 
in Beilage zum Amtsblatt publiziert. Es wurden 488 WRelruten geprüft, 12 
ohne Prüfung entlafien. Außer dem Kanton waren 93 geprüft, und 103 hatten 
„böhere Schulen“ beſucht. Die Refultate geftalten fich fächermweife aljo : 


— 09 — 


5. 4. 3. 2. 1 


3 
= 


Ceſen: 1 8 47 141 2911 = 488 
Auffat: 3 19 135 162 169 = 488 
Aechnen: 1 41 137 129 190 = 488 
Paterlandshunde: 6 70 143 124 145 = 488 
Durchſchnittsno te 

im Leſen 1,54 

im Auffa 2,03 

im = 2,04 totäl 7,92 


in Baterlandsfunde 2,31 

Nah ben Bezirken ftellt fich bie Sache aljo: 1. Einfiedeln 6,29 gegen 
6,98 von 1906. 2. Küßnacht 7,32 gegen 8,57. 3. Söfe 7,75 gegen 7,92. 
4. March 8,18 gegen 8,59. 5. Gerdau 8,29 gegen 7,62 und 6. Schwyz 8,44 
gegen 8,29; es wären ſomit 2 Bezirke, (Gerdau und Schwyz) mit 17 u. 214 
Rekruten im Refultate gefunten. Zu den Gemeinden mit beften Refultaten 
zählen: Altendorf 5,00 — Laden 6,07 — Einfiedeln 6,29 — Nuolen 6,50 — 
Arth 6,55 — Freienbach 6,67, „ſchwerwiegend“ in die Wagichale fallen: 
Riemenftalden 14,00 — Moutathel 10,93 — Rothentburm 10,55 — Neichen« 
burg 10,44 — Lauerz 10,00 — Vorberthal 9,45. — Es ftehen 11 Gemeinden 
beſſer als der Gemeinbeburhfchnitt 7,92 und 20 ſchlechter. Im Jahre 1906 
betrug ber Durchſchnitt 8,11, dem nachfolgende Gemeinden vorausichritten, 
Alpthal 5,50 — Altenderf 5, 67 — Arth 6,61 — Sattel 6,86 — Einfedeln 
6,98 — Wollerau 7,07 — Laden 7,05 — Steinen 7,13 — Illgau 7,33 — 
Wangen 7,40 — Geriau 7,62 — Ingenbohl 7,63 — Schwyz 7,81 — FFreien« 
bad 7,85 und Riemenftalden 8,00. 16 Gemeinden ftunden ſchlimmer als der 
Durchſchnitt. Nuolen 10,25 — Tuggen 10,50 — Oberiberg 10,80 — Inner» 
thal 11,00. — 

Auf fonderbare Sprünge ftoßen wir bei folgenden Gemeinden: Nuolen 
1906 == 10,25 und 1907 = 6,50 — Tuggen 1906 = 10,50 und 1907 = 8,07 
— Sattel 1906 = 6,86 und 1907 = 8,80 — Oberiberg 1906 = 10,80 unb 
1907 = 8,80 — Alpthal 1906 = 5,50 und 1907 = 9,00 — Imnertbal 1906 
= 11,00 und 1907 = 9,00 — Riemenftalden 1906 = 8,00 unb 1907 = 14,00 
Ziemlih ohne Shwanfung find: Arth 6,61 gegen 6,55 im Jahre 1907 — 
Wangen 7,40 gegen 7,31 — Illgau 7,33 gegen 7,33 — Schwyz 7,81 gegen 
7,71 — Borbertbal 9,50 gegen 9,45 — Lauerz 9,50 gegen 10,00 — Muos 
tatdaf 10,95 gegen 10,95. — Eine Glofjierung, die fo nate liegt, unterlaffen 
wir, weil und mandes wahrlih komiſch anmutet. — 

Einfiedbeln. Ein alter Behrer und heute berühmter fatho- 
liſcher Dichter hielt letzten Montag broben im Fürſtenſaale des löbl. Stiftes 
Blütenlefe aus feinem poetifhen Gırten: Hans Efhelbad. Tie Blumen, 
die er und bradte, haben wirklich alle, die fie gefehen, fo recht gefreut. Ur—⸗ 
wüchſiges Fühlen und Geitalten, formen und Bilden, grad fo, wie es aus ber 
Vollsſeele fam und lommt, ift des Dichters und einstigen Lehrer vorzügliche 
Eigenſchaft. Was er fingt, ift wahr, ift Beben, und gerade deswegen gefällt 
es. Hans Efchelbach, eine flotte, imponierende Erſcheinung, fteht im blühend— 
ften Mannesalter, ſchwarzes Auge, ſchwarzer Bart, einfah das Auftreten, wenn 
man aud heraus fühlt, daß er auch felber fein „Können“ fühlt. 

Don Einfiebeln weg wird ber Dikter fih bireft nach Genua begeben, um 
von bort das Land feiner Sehnſucht, Paleftina, aufzufufen. 

Die Frucht biefer Reife foll eine neue literarifhe Erjheinung, ein neuer 
Roman aus dem Leben beö Heilanbes bilden. — 

Was und am Dichter befonders gefiel, war und ift feine]felfige Charalter- 
treue, mit dem er ber Fire und dem Wahren und Guten anhängt, ift ſodann 


— 100 — 


ſein inniges Gottvertrauen, das wie eine ſturmumbrauſte Alpenroſe ſtets wieder 
das Himmelslicht findet. Glaubensmut und Gottvertrauen ſind vorab in un— 
ſern Tagen draußen im großen Leben ſelten geworden. Wer im Ringen mit 
dem Materialismus dieſe idealen Güter im Herzen und in ber Bruſt bewahrt, 
ein folder Dann verdient bie Anerkennung. Wie lihtvoll nimmt fih ein 
folder Kämpe bes Idealismus neben ben weichlichen Puppen bes mobernen Ich 
— unb des Höflingskulte® aus, bie auf das leifefte Flüſtern bes Tagesgötzen 
ſchlotternd in die Aniee finfen. Widermwillig entfließt der Feder das Zintenblut, 
wenn fie von folden Strobhalmtypen fchreiben muß. Hans Eſchelbach aber ift 
eine ftolze beutfche Eiche. Vivat! Glück auf zur Fahrt ins heilige Band. 


.B. 

Dad Schulgnefeg ift nefallen mit rund 1800 gegen 3400 Stimmen. Un« 
genommen haben Alpthal (34 gegen 19), NRiemenftalden (17 gegen 0), Galgenen 
(74 gegen 62), Vorderthal (72 gegen 48), Innerthal (23 gegen 18), Reichen» 
burg (44 gegen 8) und Küßnacht (134 gegen 67 Stimmen). — Etimmbered- 
tigte find gegen 13000. — Was wir geahnt und vorausgefagt, ift eingetroffen. 
Bruber Partiknlarismus war den 26. in unferem Kantone Sieger; freue 
er fich feiner — Ernte, 





Die Rehrfeite der Medaille! 
(Rorr. aus St. Gallen.) 


An den Schreiber diejer Zeilen wurde jüngft die Frage gerichtet, 
ob es nicht möglich wäre, gleichzeitig mit der Feſtſetzung eined Ge— 
haltsminimums für die Organiften eine Beftimmung zu erlaffen, 
wonad die Organiften angehalten werden könnten, Mitglieder des Zä— 
zilienvereing zu fein. Dieſe Frage muß begreiflichermweije verneint werden ; 
denn der Bäzilienverein, fowohl der Didzefen- ald die Bezirköverbände, 
find Freiwillige Inftitutionen, und jo wenig der einzelne Kirchenchor 
angehalten werden kann, ſich zum Bäzilienverein zu konftituieren und 
die vom hochwürdigſten Bifchof genehmigten Statuten anzunehmen, eben» 
fowenig fann der Organift verpflichtet werden, ſich als Mitglied einem 
Bezirköverband anzuſchließen. Tatſächlich gibt es ja jehr viele Kirchen— 
höre und Organiften in der Diözefe St. Gallen, melde ſich vom zäzie 
lianijchen Vereinsleben gänzlich ferne Halten, und es wird wohl nie» 
mand behaupten wollen, daß es etwa jene jeien, welche die durch den 
Zäzilienverein gebotene Anregung und Fortbildung nicht nötig hätten. 
Den Zäzilienverein obligatoriich zu erklären, wäre ein jehr gemagted 
Unternehmen, und es ift nicht vorauszufehen, daß das bijchöfliche Ordi— 
nariat oder andere fonjefjionelle Behörden in Kanton und Gemeinden 
je allgemein oder einzeln das Obligatorium ausfprechen werden. Der 
Anihluß an den Bäzilienverein bleibt alfo mit oder ohne Gehaltd- 
minimum eine Sade der Treimilligfeit. — Die geftellte Frage fteht 
aber nichtedeftoweniger mit dem angeregten Gehaltäminimum in engiter 
Beziehung. Denn es gibt eben auch Gemeindeu, welche, jollen fie ein 
Gehaltsminimum bezahlen, der Anficht find, es dürfe von den Organiften 
aud ein Minimum der Leiltungen verlangt werden, ein 
Minimum betr. Können, betr. Eifer im Einüben und aud 


— 101 — 


betr. Fortbildungstrieb. Es iſt leider Tatſache, daß ed Or— 
ganiſten gibt, welche auch den Mindeſtforderungen, die man an einen 
kath. Organiſten im entlegenſten Bergdorf ſtellen muß, nicht entſprechen, 
welche trotz ihrer geringen Vorbildung nicht einmal das Wenige, das 
ſie können, anwenden, denen in der Kirche alles gut genug iſt und die 
ſich faſt oftentativ bon ben Bäzilienvereinen fern halten, wo fie doch jo 
viele3 lernen umd manche nüßliche Anregung erhalten könnten. Das 
find ja, zur Ehre der St. Galliihen Organiften ſei es gejagt, nur 
wenige; aber diefe wenigen verderben den andern daß 
Spiel, und fie tragen zum Zeil wenigitens bie Schuld, daß die Ge- 
hälter jo gering find”. Man kann nämlih von Kennern und Nichte 
fennern Ausſprüche hören, wie: „Unjer Organijt verdient den Gehalt 
nicht, den er bezieht.“ Wollen die Organilten in ihrem jehr berech— 
tigten Beftreben, ihre Gehaltäverhältnifje durchgehend zu janieren, Grfolg 
haben, fo jollte ihre Solidarität fid) auch darin zeigen, daß alle dahin 
wirken, taß auch die Leiſtungen ihrer minderen Brüder befjere werden, 
und daß auch da ein gerechtes Minimum erreicht werde. Aber freilich, 
das iſt eine ſehr heikle Sache. Es iſt eben viel leichter, in Fachblättern 
oder Zeitungen, am Lehrerlonferenzen und Zäzilienvereinsverſammlungen 
über die Knauferei der Kirchgemeinden und Verwaltungen zu jammern, 
ald einem Heren Kollegen oder auch fich ſelbſt eine heilſame Mahnung 
zur Bıfjerung zu erteilen. Wir glauben überhaupt, daß ein obliga- 
toriſches Gehaltäminimum jeine großen Echwierigfeiten biete und wohl 
noch einige Zeit auf ſich warten lafje. Indes dürfte die vom kathel. 
Adminiftrationdrate angeordnete bezügliche Unterfuhung und die in 
Ausſicht ftehende Gehaliätabelle doch ihr Gutes haben; bringt fie doch 
den Berwaltungen und Gemeinden einmal den zahlenmäßigen Beweis 
von dem eigentlihen Bettelgehalt, den mande Organiften, und 
zwar auch gute und eifrige, noch immer beziehen, 


—ö — 


WBürdigungen und Shrungen für die freuen Wädter in Kirche 
und Säule. 


Münfingen. Die Gemeindeverfammlung befhloß die Errichtung einer 
dritten Seluntarfhulflaffe und eine Erhöhung ber Primarlehrerbejoldungen. 

Zweifjimmen hat bie Primarlehrerbefoldungen um Tr. 250 per Lehr⸗ 
ftelle erböbt. 

Sadfen-Koburg-Gotha: Ständig angeftellte Vehrer erhalten ein 
Anfangsgebalt von 1400 Mark, das Höchſtgehalt von 3100 Mt, wird fchon 
nad dollendetem 30. Dienftjahre erreikt, Lehrerinnen erhalten ?/ı bes Behaltes 
eined Lehrers, unftändige Lebrperfonen 1000 Mt. 

Aargau. Ober-Siggenthal Iehnte mit 128 gegen 118 Stimmen einen 
Antrag ab, jenen Lehrern den Gehalt auf 1600 Fr. zu erhöhen, die zur Stunde 
nur 1500 Fr. beziehen. 

Döttingen. Allen 3 Lehrern wurde der Gehalt auf 1600 Tr. und ber 
Arbeitslehrerin auf 300 Fr. erhöht. — 

Ganterswil (St. ©.) eryöhte den Organiftengehalt um 50 unb ben 
Piarrgehalt um 100 Fr., nachdem der letztere fhon vor 2 Jahren aud um 
100 Fr. erhöht worden war. — 


3 102 — 


Klingnau fehte den Gehalt bes TFortbildungslehrers auf 2400 Tr. 
feſt. — 
Thal (St. ©.) erhöhte ten Gehalt der Lehrer um je 100 Fr. — 
Nieder Rohrdorf ſetzte den Gehalt ber Herren Lehrer Koh und 
Halter von 1500 auf 1600 Fr. und ben der Arbeitslehrerin von 300 auf 350 
dr. feft. 

Xehrerinnenieminar Aarau Die Seminarlömmiflion bat be 
ſchloſſen, es jei fämtlihen Lehrkräften tes Lehrerinnenſeminars pro 1908 eine 
Teuerungszulage von 20 Prozent der biöherigen Befoldungen auszurichten, — 

Böſingen erhöhte ben Gehalt des Lehrers um 100 Fr. und Ehiätres 
ben feiner drei Lehrer ebenfalld um je 100 Fr. und ben ber zwei Lehrerinnen 
um je 50 Fr. — Auch freiburg rüft ın die Reihe derer, die das Verdienft 
immer mehr würdigen. — 

Einfiedeln. Die Bezirlögemeinde erhöhte Lehrern und Lehrſchweſtern 
ben Gehalt um je 50 Fr., gab den beiden Selunbarlehrern Zulagen von 200 
und 100 Tr. und ben brei Lehrern im Dorfe für Abhaltung ber Relruten- 
ſchule noch einen Zuftupf von je 40 Fr. Tie defefte und nie patente Zntrai« 
heizung muß durch ein anderes Syſtem erjegt werden. Voranſchlag: 15,000 
Franken. — 

Anbmwil erhöhte den Gehalt der vier Lehrer um Fr. 200, d. h. auf 
Tr. 1700 und zwar troß dem Baue eines nenen Schulhaufes. — 

Chatel⸗ St.Denis feierte den SOjährigen Schuldienft des Herrn M. 
Cardinaux als Profefjor und Direltor. 

Freiamt. Die Gemeinde Jonen bat Ho. Pfarrer und Kammerer A. 
Mind die Bejoldung von 1800 auf 2000 Fr. erhöht und zugleich das Ehren« 
bürgerrebt geſchenlt. Auch beiden Lehrern wurde der Gehalt auf 1600 Fr. er- 
böht und bas Einlommen ber Arbeitölehrerin auf 300 Fr. abgerundet. — 

Freiburg i. DB. Das erzbifböflite Ordinariat hat, nachdem es fich ber 
Zufiherung der Regierung verfichert batte, ein Schreögehalt ter Pfarrfuraten 
und Saplaneiverwefer, die nicht eine Orlszulage von mindeſtens 200 ME. br« 
ziehen, vom 1. Januar biefes Jahres an auf 1700 ME erhöht. 

Baldingen, Erhöhung des Yehrergehaltes von 1400 auf 1500 Fr. — 


ei — — 


Paãdagogiſche Chronik. 


Militärdienſt der Lehrer. Bezüglich der Wiedereinteilung der Lehrer 
in bie Armee hat der Bundesrat verfügt, dab ſolche Wiedereinteilungen nur für 
Lehrer vom Jahrgange 1880 an ftatifinden jollen. 

Zürich. Bei einer Schülerzahl von 60214 Schülern koſtete die Unent« 
geltlichfeit der Lehrmitttel den Kanton 246,230 Tr. für die Primarfchule, bei 
9554 Schülern der Sefundar-Schule 822,158 Fr. und bei 8851 Arbeitsfchüler- 
innen 11,975 Fr., total alſo 1,069,383 Fr. — 

Deutihland. An den Univerfitäten Deutfchlands find 320 rauen 
immatrifuliert und 2486 find Hörerianen. — 

Die Stadt Leipzig gibt für ein Schullind jährlih 92 Marl aus, Mainz 
65 und Dortmund 55. — 

Deutihland, „Wenn ein Lehrer in ber hannoverſchen (jübifchen) 
Derfammlung verlangte, daß ber Religionsunterricht befruchtend auf bie anderen 
Unterrichtögegenftände wirfen folle, jo mweifen wir dies Verlangen einer Kon— 
feffionalifierung des ganzen Unterrichts felbitverftändlich zurüd; es macht für 
uns gar feinen Unterſchied, von welcher Konfefjion es geftellt wird,“ 

(Franfurter-Ztg., Nr. 3, 1908), 


— 103 — 


Sammelliße für Fohlfahrts-Fintichtungen unſeres Vereins. 
Übertrag: Fr. 3220. 50 
Bon Verlagsanitalt Benziger u, Co. A. ©, in Einfiedeln sr. 50. — 
Übertrag: Fr. 3270. 50 
Weitere Gaben nehmen dankbarſt entgegen: Spieß Aug., Zentral-Saffier 
in Zuggen (At. Schwyz) und bie Chef-Redaltion. 


—ñNñ N 


Briefkaſten deu Redaktion. 


1. An die HH. Aktuare der Seltionen iſt ein Zirkular abgegangen in 
Sachen NReiſebüchlein. Wir nehmen an, es werde dasſelbe prompt erledigt, wie» 
wohl dasſelbe durch verichiedene Verumftändigungen verfpätet verjandt ift und 
nur an die HH. Altuare geiandt werben konnte, ba eben die Namen ber v. HL. 
Sektiond-Präfitenten dem H. Zentral-Raflier nicht befannt find, — 

2. Nah Obwalden, Lusern, Mallis, In einer der nächſten Nummern 
wird von den äußerit zahlreich eingelaufenen Mißſtimmungen in fchidlicher Weife 
Gebrauch gemacht. Gegenſeitiges Bertrauen und Offenheit find bier am Plage; 
Sufammenhalten gilt Jungen und Alten. — 


Offene Lehreritelle. 


SIIFIEIIIEIERBS CD TDTDT>T >>> 


Die Lehrerftelle an der Knabenſchule in Brülisau, Kt. Appen— 
zell 3. Rh., verbunden mit Organiftendienft mird zur fofortigen Wieder- 
befegung ausgejchrieben. Jahresgehalt 1700 Fr. mebit jreier Wohnung 
im Schulhaus und Lieferung des nötigen Holzes auf den Schulhausplatz. 
Bundesfubvention und Entihädigung für den Unterricht der Schwad)- 
finnigen ift nicht eingejchlofjen. 

Bewerber haben ihre Anmeldung innert 14 Tagen dem Schul- 
rat3präjidenten, Hrn. Hptm. Manfer in Brülisau, einzureichen. 

Brülisau, 22. Jan. 1908. (H 20 L 280) 


Der Schulrat. 
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— 104 —— 


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" INDUSTRIE- „ 


QUAR ei 1] 


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Dadagogilde 
= Bläller. * 


Vereinigung des „Shmweizer. Erziehungsfreumes“ und der „Wüdag. Monatsfürift, 


Organ des Vereins kathol. derer ım und Haulmänner der Hchweiz 
umd des ſchwehzexiſchen katholifchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 7. Febr. 1908. — nr. 6 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilfion: 
dh. Rektor Keiſer, ln € Du Bräfident; die HH. Seminar-Direltoren Jakob Brüninger 
Ridenbad (Schtwys), nyber, Hipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen 
und pr Glemens Frei zum „Storchen”, Einfiebeln. 
&infendungen find an legteren, ala den Chef-Redaktor, zu richten, 
Onferat-Aufträge aber an HH. Haajenftein & Vogler in Luzern. 
Abonnement: 


Erſcheint wödcrentlid; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Portozulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagdhandlung, Einfiebeln. 


mbaft: Vereinschronik. Ein paar praftifche Gedanken ꝛc. Aur heutigen Schulbewegung Zum 
ner Schulberihte Wban Stolz. Beitichriftenichau. Aus Kantonen. Literatur, Sprechſaal. 
Brieflaften. Inſerate. 





Bereinschronik. 


Der latholiſche Erziehungs- und Lehrerverein Seltion 
Rheintal bat in feiner Verfammlung vom 23. Nov. 1907 nad vor- 
audgegangenem orientierenden Rejerat von hochw. Herrn Dr, Gejer, 
Kaplan in Berned, einftimmig folgenden Beſchluß gefaßt: 

„Es jei die Berforgung und Ausbildung armer Kinder 
ala eine feiner vornehmſten Aufgaben zu bezeichnen und auch durchzu« 
führen. Das Komitee jei erjucht, die nötigen Schritte zu tun und die 
diesbezügliche Kommiſſion aus Vertrauensmännern aller rheintalijchen 
Gemeinden zu beftellen.“ 

In Ausführung dieſes ehrenvollen Beichluffes verfammelten fich 
Donnerdtag den 23. Januar Vertreter aller Gemeinden der beiden 
rheintaliſchen Bezirke, geiftlichen und weltlichen Standes, in Heer- 
— um F — Statuten zu beraten und feftzufeßen. 

Nun kann dem Wort und dem Rat die Tat folgen, und ficher 
wird diefe nicht auf ſich warten laſſen, denn es fehlt weder an Gifer 
und Wollen der Kommiſſion wie der Mitglieder und Vertrauensmänner 
für das hehre dharitative Werk, noch an armen, hilfsbedürftigen — 
im Rheintal. 


— 106 — 


Fin paar praktiſthe Gedanken über den neueften Mode— 
Kampfartikel contra Kirche, *) 


„Sag mir, mit wen du hältſt, und ich fage dir, wer du bift!“ 

Schauen wir und die Mehrzahl der Moderniften an, die behaupten, 
auf katholiſchem, ja ſelbſt kirchlichem Boden zu ftehen, welcher Richtung 
fie fi anſchließen und welcher publiziftifchen Organe fie fi} bedienen, — 
jo haben wir ohne weiteres das richtige Urteil über diefelben. Ein gutes 
Familienglied geht nicht zu offenktundigen Feinden feiner Yamilie, jagen 
wir der Kirche, und e8 verhandelt nicht mit diefen über die innerften 
Haud- und Familienangelegenheiten! Reformieren wollen diefe die Kirche 
und zwar mit den Feinden der Kirche — fie, vereinzelte Gelehrte und 
auch Ungelehrte, und zwar im Angriffe auf da8 Oberhaupt der Kirche 
und die Großzahl erleuchteter, frömmfter Kirchenhäupter, denen zunächft 
die Aufgabe der Leitung der Kirche übertragen ift. Als jungem Lehrer 
Examinand wurde mir die frage vorgelegt: „War die Reformation zur 
Zeit vor dem Konzil von Trient notwendig ?* 

Meine Antwort war prompt und beftimmt: „Sa, aber fie follte 
von der Kirche ausgehen und nicht von einzelnen Gliedern. Und fie 
wurde auch von der Kirche im ZTrientiner Konzil ausgeführt, nachdem 
fie in den frühern Kirchenverfammlungen eingeleitet und begonnen 
worden.” 

„Aber warum wurde fie denn nicht rafcher und entichiedener ge- 
fördert?” jeßte die weitere Frage ein. „Dan ziehe in Erwägung, daß 
allgemeine Kirchenverſammlungen aus allen Staaten, Rändern, 
Nationen, Sprachen, Volksſtämmen, Erdteilen ſich nicht jo leicht ver- 
wirklichen laffen, ald Verbindungen einer Eleinern Anzahl hervorragender 
Männer eined Staates, eined Landes, eined Volks- und Sprachſtammes, 
und man bedenke, die Unfreiheit der Kirche in damaligen Zeiten, als die 
Fürſten fich die Rechte und Funktionen von Kirchenhäuptern anmaßten, 
Glieder ihrer weltlichen Dynaftien zu kirchlichen Würdenträgern machten, 
Päpſte und jelbft mehrere nebeneinander einfeßten, Kreaturen ihrer 
Herricher- Pläne uf.“ In diefen Zeiten der ftaatlichen Hineinregierung 
in die Leitung und Verwaltung der Kirche, da dieje bekanntlich eben 
darum auch jchlechte Päpfte zählte in diefer Suprematie des Staateß, 
war ftatt einer Kirchenverbefferung, einer wahren Reformation, vielfach 
nur eine Verſchlimmerung von Haupt und Gliedern in kirchlichem und 
moralifchen Leben möglich. 


= *) Ein Bebhrer-Heteran warmer lirchlicher Gefinnung und treuer be» 
rufliher Kollegialität erjuht um Aufnahme obiger Darlegung. Sie fei ihm 
freudig gewährt, 


--3 1077 — 


Ein wahres Wunder bildet biebei die Tatfache, daß die ſchlechten 
Väpfte doch nicht imftande waren, einen Zerfall der Glaubenslehre herbei- 
zuführen und damit das Walten der göttlichen Providenz Über die Kirche 
Eprifti jo unverkennbar befundeten —, daß Chriſtus bei feiner Kirche bleibt 
und fie troß unmürdiger, der Kirde flaatli auf oftroierter Vorſteher 
erhalten und führen werde! Alle vereinzelten Anjchläge wurden beim 
Walten des heiligen Geifted über das Gejamte zu nichte und vermochten 
nur Zeile abzulöfen, welche ihrem innerften Weſen nach ſchon vorher 
dur den Geift des Widerfpruched, des Ehrgeizes, der Selbſt- und 
MWeltjucht feine organifchen Glieder der Chriftus- Kirche mehr waren. „Ich 
bleibe bei euch bis and Ende der Tage,“ ſprach Chriſtus, nämlich bei der 
im Apoftelfürften und feinen Nachfolgern zufammengehaltenen Gefamtheit 
und nicht beim Einzelnen, der nach feinem eigenen Geifte zu reformieren 
fh anſchickt. — Dieſe Tatſache leuchtet aus der ganzen Weltgefchichte 
feit EHriftus —, alle die verfchiedenen fog. Reformationd- Methoden, jagen 
wir lieber Moden — und e8 gab derjelben fo viele ſchon gleich nad 
der Apoftelzeit, tragen den Stempel diefer geſchichtlichen Tatſache und 
konnten ſich bloß einzelner kleinerer oder größerer Teile bemächtigen, 
der großen Ganzheit, nie und wie prableriih und anmaſſend fie auch 
auftraten —, fie waren Menſchenwerk und blieben ſolches! 

Wir, die wir ald Laien in der Religionswifjenfchaft nicht berufen find, 
in ben Streit felber und einzumiſchen, una fann das oben ausgeſprochene 
Faltum genug jein — jehen wir doch aud, wie die Negationsmänner 
im Verlaufe der Zeit felber unter fi uneind werden und fich des— 
adouieren und wieder abtreten und ihren Plab einer fpätern neuern 
Methode wieder überlaſſen. 

Daß übrigens die Kirche nicht einem ftarren, toten Prinzip ver- 
fallen, zeigt und ebenfall3 die Kirchengeſchichte, ja daß fie die Anmwend- 
ung ihrer Slaubenslehre den Beitgeftaltungen anzupaffen beftrebt ift, und 
daß Died auch gleich von Anfang das Grundprinzip ihres göttlichen 
Gründers war, deöhalb er eben die Kirche ſchuf, eine ftändige Leitung 
verordnete und ihr glei von Anfang an auch ein fichtbares Oberhaupt 
in der „Petra“ — im heil. Petrus — jebte, welche audy bald in der 
erften Rirchenverfammlung zu Jeruſalem ihre Funktionen begann, die 
fie auf den beutigen Tag fortjeßte. — 

Daß diefe Funktionen nicht gerade gleich Eintagäfliegen nach der 
Meinung gewiſſer Einzelköpfe einjegen, ift jedem erflärlich, der an dem 
Ausſpruche des Gründers der Kirche fefthält. 

Ich bleibe bei euch bis and Ende der Zeit! 

Schauen wie darum voll Vertrauen auf die Gefamtlirche mit ihrem 
leitenden Oberhaupt —, fie bringt und die zeitgemäße Auffaffung und 
Anwendung der Kirchenverfafjung. G. 


— 108 — 


Zur heutigen Schulbewegung. 
(Schulkampf in Sicht?) 

Ein Viertes aus Italien. Dr. Joſ. Maſſarette in Rom ſchreibt 
der gediegenen „Allg. Rundſchau“ von Dr. A. Kaufen in München alſo: 

„Durch das Geſetz Caſati vom Jahre 1559 wurde ausdrüdlich 
beftimmt, daß ver Religiondunterricht für alle Schüler obligatoriſch ift, 
eudgenommen jene, für welche die Eltern um Dispenfierung eingefommen 
find. Die Gemeinden haben dafür zu forgen, daß diejer Unterricht in 
der Schule erteilt werde durch Lehrkräfte, die der Provinzial-Schulrat 
dazu für geeignet hält. 

Hat diefe Beitimmung noch gejeßliche Kraft, nachdem das Geſetz 
Coggino von 1877 nur den Unterricht über die Elementarbegriffe der 
Rechte und Pflihten der Menſchen und Bürger verlangt hat? Dieje 
Trage ift unbedingt zu bejahen. Durch das Unterrichtögejeg Coggino 
wurde dad Geſetz Gajati nicht völlig abgeichafft, ſondern umgeändert. 
Bei den Debatten über erfteres erklärte Coggino jelbit, wie auch der 
Berichterjtatter Pianciani, daß nach wie vor den Gemeinden die Ver: 
pflihtung obliege, in den Primärſchulen Religiondunterricht zu erteilen. 
Diefen Standpunkt vertrat auch der Staatörat in Dußenden von Fällen. 

Trogdem aljo noch immer der Religiondunterricht gejeglich feinen 
wohlberechtigten Pla im Schulprogramm hat, was natürlich deu Anti— 
Herifalen längft ein Dorn im Auge ift, wollte der Unterrichtäminifter 
Rava auf dem Verwaltungswege ftilljchweigend den Katechismus aus 
der Schule entfernen, indem er in feiner vor zwei Monaten bekannt ge- 
mwordenen neuen Sculverordnung ded Religiondunterrichts, ald zum 
Lehrplan gehörig, mit feinem Worte Erwähnung tat. Folgenden dem 
Geſetz entjprechenden Artikel des alten Reglements ließ er einfach weg: 
„Die Gemeinden müfjen für den Religiondunterricht der Kinder jener 
Eltern, die ed verlangen, jorgen, und zwar an vom Provinzial-Schulrat 
feftgefeßten Tagen und Stunden, fie müſſen denfelben erteilen lafjen 
durch die zu dieſem Zweck geeignet erjcheinenden Yehrkräfte oder durch 
andere Perjonen, die der Sculrat als geeignet anerfannt bat.“ In— 
dem jo Rava ſich vor der Loge beugte und über dad Geſetz hinwegſetzte, 
unbefümmert um die Gewifjensfreiheit der großen Mehrheit der Ita— 
liener, gab fein Vorgehen Anlaß zu einer allgemeinen Proteftberwegung 
der Katholiken, wobei ed ſich auch zeigte, daß in meiten Mafjen des 
Volkes reiche Kräfte Fatholifch-kirhlider Energie verborgen find, Die zu 
weden und zu mehren der italienijche Volksverein ſich zur dankbaren 
Aufgabe gemadt hat. 

Und gewiß wird man zum Teil eine Frucht der zahlreichen impo— 
nierenden Kundgebungen der fatholiihen Staatöbürger in dem Votum 
des Staatörats jehen, der am 12, Dezember ih in feiner Mehrheit 
gegen das als ungejeglich zu tadelnde Vorgehen des Unterrichtäminilterd 
Rava ausſprach. 

Nunmehr arbeitet die Loge darauf hin, durch Geſetz zu erreichen, 
was durch ihres Lakaien Reglement nicht erlangt werden konnte. Binnen 
kurzem jo die Kammer zu der noch immer die Gemüter in Aufregung 


— 43 109 — 


baltenden Trage des Religiondunterrichtes in den Volksſchulen Stellung 
nehmen. Es ift faum zu erwarten, daß fich eine Mehrheit für die Ab- 
Ihaffung findet. 

Unterdeflen haben verfchiedene antikleritale Gemeinderäte, jo der in 
Padua, den Katechismus binausdekretiert. Auch der römiiche Gemeinde» 
at bat mit 61 gegen 3 Stimmen bei 5 Enthaltungen Parlament und 
Kammer aufgefordert, möglichft bald durch Geſetz die Schule von jeg- 
lihem Eonfeflionellen Unterricht zu befreien. Man darf auf die meitere 
Entwidlung geipannt fein.” — 


— ty I _— 


Zum Urner Schulberichte. 


Dem Schulberichte pro 1906—07 entnehmen wir folgendes: 

In 25 Gemeinden gab ed 19 Unter-, 11 Mittel» und 23 Ober, 
ſchulen, worunter 11 fechälaffige, 6 vierklaffige, 14 dreiklaſſige, 20 
zweillafjige und 13 einklaflige, total 64 Schulen. Knabenſchulen gab 
ed 15, Mädchenfchulen 15 und gemijchte 34, total 64. In der All 
tagsjchule waren 1573 Knaben und 1576 Mädchen, in der Wochen» 
Thule 81 Knaben und 96 Mädchen. Schulverfäumnijje gab es 
total 28579 Halbe Tage, wovon 15768 wegen Krankheit und 11513 
entihuldigte. Nie gefehlt haben 611 Kinder und nur 1-2 Mal 
526 Kinder. — 

Ganzjahre und Ganztagichule befaflen Altdorf, Flüelen und 
Böfheren; Ganzjahr und Halbtagfchule gab ed feine; Halbjahr» und 
Ganztagſchule ans, Halbjahr- und Halbtagichule an 17, Sommer» 
Sanztagfchule an 3, Sommer-Halbtagidhule an 14; obligatorijche 
Sommerfchule an 12 und fafultative Sommerjhule an 14 Orten. — 

Bon der Tätigkeit Der Schulräte gilt folgendes: Keine 
Mahnungen erließen Andermatt und Kealp; feine VBorberufungen: Anz 
dermatt, Bauen, Hofpenthal, Realp, Scattdorf, Seedorf, Siſikon und 
Epiringen, keine Strafen: Andermatt, Hojpenthal, Realp, Scattdorf, 
Seedorf und Spiringen; dem Strafrichter überwielen: gar niemand; 
Borberufungen hatte Altdorf 36, Erſtfeld 33, Silenen 14 ꝛc. Strafen 
füllte der Schulrat Bürglen 26, der von Erſtfeld 24, der von 
Silenen 14, der von Seeliäberg 12 x. aus. — Sitzungen der Schul- 
räte: Altdorf 22, Erſtfeld, Seeliäberg und Waffen je 16, Bauen und 
Silenen je 9, Göfchenen 7, Bürglen, Flöelen und Sififon je 6, Ander- 
matt, Gurtnellen, Iſental, Seedorf und Unterfhäden je 5. Von Realp 
find nur 2 Sigungen bekannt und von Spiringen gar keine. Schul: 
beiudye der Praͤſidenten: Waflen 14, Silenen 12, Iſental 8, See- 
dorf 7, Andermatt, Erſtfeld, Hojpental und Seelisberg je 6, Atting— 
haufen, Bürglen, Realp, Schattdorf, Spiringen und Unterfchäden je 5, 
Göſchenen verzeichnet feinen, Sififon und Flüelen fagen „oft“ uad Altorf 
„öfters“. Schulbefuche durch einen Schulrat oder einen Ausſchuß findet 
man 3—12. — 


— 4 10 — 


Bon den Beiträgen des Kantons. 1. Auf jeden Schulort 
30 Fr. = 750 Fr. 2. Beitrag gemäß Volkszahl 4000 Fr. 3. Schul» 
fondzina 500 Fr. 4. Auf jede neue Sommerſchule je 20 Fr. = 740 Fr. 
5. Auf jeden Lehrer 100 Fr. = 2700 Fr. 6. Auf jede Lehrerin 50 
dr. = 1850 Fr. 7. Auf jedes Schulkind 50 Rp. = 1663 Fr. 8. Ge 
haltszulage an die Lehrerichaft 70 Rp. per Kind = 2328 Fr. 20. 9. 
Lehrer- Prämien 50 oder 40 Fr. = 4090 Fr. 10. Beitrag an Schul« 
preile per Rind 10 Rp. = 314 Fr. 90. 11. Beitrag an Lehrer der 
Hortbildungsfchulen 2328 Fr. 12, Beitrag an 6 Sekandarſchulen 2000 
Fr., total = 22,264 Fr. 10 Rp. Die Gemeinden leifteten 52,278 Fr. 
und der Bund 7880 Fr. — Soviel Statiftilches! — 

Aus dem Kapitel Lehrer und Schulen: Die einzelnen Klaffen 
und Schulen waren jehr verjchiedenartig beſetzt, ed gab in fait allen 
Zehnergattungen Schulen. So zählte die 6. Klaſſe in Altdorf 20, die 
5. ebendafelbit 38, die gemijchte Unterfchule in Andermatt 40, die Kna— 
benſchule Flüelen (3.—6. Klafje) 50, die Mittelſchule in Bürglen (2. 
bis 4. Klaſſe) 63, die Mittelfchule Erftfeld 78 und die Unterjchule ebenda 
89 Rinder. — 

Rehrerjubiläen: 1. Schwefter Agnes Griß an der 5. Klafie 
Mädchenoberfchnle in Altdorf feierte ihr 25-jährige Lehrerinnenjus 
biläum. — 

Bater Wipfli in Erftfelden verzichtete auf die weitere Leitung der 
Oberſchule, nachdem er 55 volle Jahre mit Erfolg und Hingabe der 
Schule treu und opferfinniq gedient. Der Inſpektor viennt den Refig- 
naten „einen Lehrer und Erzieher in des Wortes ſchönſtem Sinne, der 
von einer hochidealen Auffafjung des Lehrberufes getragen war.” — Dem 
edlen Manne auch unfere herzlichen Wünjche! — 

Lehrer Al. Bomatter in Schattdorf arbeitete 33 Jahre „mit Eifer 
und großer Gewifjenhaftigkeit, hingebungsvoll und unverdroffen“ und 
legte nun ebenfalld das Schullzepter nieder. Auch er erntete volle An—⸗ 
erfennung der danfbaren Oberbehörde. — 

Schulzeit: Bauen 160 halbe Tage, Bürglen 154—164 halbe 
Tage, Gritfeld 235—314 halbe Tage, Flüelen 333—395 halbe Tage, 
Göſchenen 380—418 halbe Tage, Göfcheneralp 170 Halbe Tage oder 
634 Stunden, Hojpental 336 halbe Tage, Realp 306 halbe Tage, Briften 
162 Halbe Tage. Spiringen: Oberichule 440 Stunden, Mitteljchule 
540 Stunden und Unterfchule 483 Stunden. 

Lehrkräfte: Die Schulen Altdorf3 ftehen unter Schulbrüdern und 
unter Schweftern des dortigen Frauenkloſters. Daneben wirkten etwa 
3 geiftlihe Herren, 16 Lehrer, 8 Schweftern von Ingenbohl und 21 
von Menzingen, total zirka 48 Lehrfräfte — 

Auf die weiteren Kapitel 1. Schulfinder — Schulzweck. — 2, Der 
Unterrit. — 3. Schulzeit und Schulbefuch treten wir nicht näher ein; 
ed finden fich in diefen warmen Auseinanderſetzungen viel mertvolle 
Ratſchläge, Winke und Mahnungen, die beftend geeignet ind, das Urner 
Schulweſen zu heben und zu beleben, und die alle viel Verftändnis für 
die Sache der Volksbildung, viel Wärme für Land und Leute und viel 
Liebe zu Schule und Lehrerftand befunden. — 


— 111 9- 


Die Selundarfchulen in Altdorf (26 Schülerinnen), Amfteg (2 R. 
und 16. M.), Andermatt (10 8. und 4 M.), Erftfeld (6 8. und 8 M.), 
Seeliöberg (6 K. und 5 M.) und Silenen (5 K. und 10 M.) waren im 
ganzen von 29 Knaben und 70 Mädchen bejucht und von 4 Lehrern 
und 3 Lehrerinnen geleitet. Für fie wurde verausgabt Fr. 4751.93. 

Die obligatorische Fortbildungsfchule umfahte die Jahrgänge 
18838 mit 125, 1889 mit 116 und 1890 mit 132 Schülern. Die 40 
Stunden, melde für alle drei Jahrgänge vorgefchrieben find, wurden 
überall eingehalten, an mehreren Orten wurde ein Mebreres getan. 
Letzteres hatte feinen Grund vorzüglich darin, daß der Lehrer den Schülern 
Gelegenheit bieten wollte, etwa vorgelommene Abjenzen auszumerzen. — 
Der zwanzigftündige Kurs, welcher nad der neuen Schulordnung für 
die zur Aushebung kommenden Fortbildungsſchüler abzuhalten ift, wurde 
an einigen Orten nicht ganz durchgeführt. Es ift zu erwarten, meint 
hochw. H. Inſpektor Zurflub, dab in Zukunft der Verordnung nachge⸗ 
lebt werde. 

25% der Schulfubvention wurden der Lehrer-, Alterd- und Ber- 
ſorgungskafſe überwiefen. — 

Schuljuppen beftehen in Altdorf, Bürglen, Grftfeld, Flüelen, 
Iſental, Schattdorf, Spiringen, Unterfhäcden und Meien. — 

Die Schulfonde betragen 179,948 Fr. 

Privatſchulen gibt es 3: 

1. Schule für Angehörige der Beamten und Angeftellten der Gott- 
bardverwaltung in Andermatt. 

2. Die Selundarjchule der Gotthardbahn in Erſtfeld. 

3. Die Privatichule des Herrn E. Zahn in Göfchenen. 

Erftere war von 8 Knaben und 7 Mädchen bejucht, die fih auf 
6 Klafjen verteilten, No. 2 war dreiflafjig und von 41 Knaben und 
15 Mädchen beſucht. Sie genießen vollfte freiheit und werden jeweilen 
bei der Prüfung vom Inſpektor befucht. Wir ſchließen mit dem Schluß- 
worte des verdienten Inſpektors: „Dan arbeitet im Lande herum mit 
Eifer und Gemiffenhaftigkeit an der Hebnng der Schule. Leider wird 
dad angeltrebte oder anzuftrebende Ziel nicht immer erreicht. Der Grund 
bievon liegt in den menigiten fällen bei der Lehrerſchaft. Zu kurze 
Schulzeit, oder fagen wir, zu lange Ferien find ein Hindernis, das dem 
Erfolg des Unterrichtes in den Weg tritt. Dazu kommt Gleichgültigkeit 
der einen und ſchwache Begabung der andern Kinder. Ferner ift das 
richtige Verftändnis für die Schule noch nicht überall zum Durchbruch 
gelommen. 3 fehlt nicht an ſolchen, die die Schule immer noch ala 
eine Zaft betrachten, die man tragen muß. Daher müfjen auch die Kinder 
der fo notwendigen Anregung zu Fleiß und Schulfreudigkeit entraten. 
Endlich kann aber auch gejagt werden, dab auch in unſern Schulen troß 
der vielen und großen Schwierigkeiten durchaus Anerlennenswertes ges 
leiftet wird. Unverdroffen voran!“ — Cl. Frei. 


ER — 


— 112 — 


Alban Stolz. 
(Zur Jahrhundertfeier feiner Geburt.) 


Mir feiern heute das Felt des heiligen Blafiud. Zu Zaufender 
ftrömen die Kinder die kath. Kirche vor die Priefter Bin, um fi in gläu« 
biger und vertrauendvoller Hingabe die Hälfe jegnen zu lafien. Der 
gläubige Katholik ehrt dadurch das geheiligte Andenken an den großen 
Gottesmann, den bl. Blafius, und bekundet zugleich offen und unum« 
mwunden fein Vertrauen auf die Macht und Fürbitte des HI. Blafius 
bei Gott in allen Krankheiten des Halſes und feiner Organe. Ein alt- 
ehrmwürdiger, ein tief eingejefjener, ein geheiligter Braud, der jo recht 
innig ins kath. Xeben verwoben ift. — 

Und an diefem Tage dieſes Jahres find es 100 Yahre ber, feit 
ein treuefter und verdientefter Sohn der kath. Kirche, ein Boltsjchrift- 
fteller, Kalenderjchreiber und Pädagoge von Ruf und Klang dad 
Licht der Welt erblidt Hat; e8 Handelt fih um den Geburtötag von 
Univerfitätöprofefior Alban Stolz in Freiburg in Br. Was dieſen ei» 
genartigen Mann über 100,000 jeiner Zeitgenofjen erhebt und ihn fo 
recht eigentlich charakterifiert, daß ifl vor allem die volle Hingabe jei- 
ned Wefens an Ehriftus, den Gottesjohn, und an defjen Weltficche, 
weahalb wir ihn auch mit Zug und Recht einen „treueften und verdien« 
teften Sohn unferer heiligen Kirche“ nennen dürfen; er hat dieje Be- 
zeichnung troß feiner ausgeſprochenſten Eigenheit u. troß jeiner nicht 
felten abjtoßenden Individualität vollauf verdient. Sein hauptjäch- 
lichfted Sinnen — das jagt jedem Ginzelnen ein intenfivered Studium 
all’ feiner literarischen Leiftungen — zielte ab auf immer volllommenere 
Liebeövereinigung mit Gott. Seine und andere Seelen zu retten war 
die Hauptarbeit jeıned Leben? und das Hauptziel feines Tehramtlichen 
und auch feines literariichen Schaffens. Und fo ift es auch vollauf am 
Plate, daß ein kath. Schulorgan den großen Mann eingehend behan— 
delt. Das um jo mehr, ald er tatjädhlich nicht nur verdienter Priefter, 
nicht nur eigenartigfter und ſehr fruchtbarer Schriftſteller, ſondern ganz 
hervorragend au pädagogiſcher Schriftiteller und Shulmann 
war. — 

Wir führen für heutige Nummer nur die hauptſächlichſten 
literarijhen Arbeiten von Alban Stolz an, ohne des Näheren auf 
feinen Lebendgang und auf die Bedeutung jeiner literarijchen Arbeiten 
einzutreten. Alban Stolz hat fein eigenes Leben in einer Autobiographie 
dargeftellt; es ift diefelbezum Jubiläum in 2ter Auflage erjchienen und 
zwar wie all, feine Werfe bei dem berühmten Berlage von Herder in 


3 113 — 


Hreiburg, dem er überhaupt. fehr anhänglih war. Dieſe Autobiogra= 
pbie ift betitelt „Rachtgebet meines Lebens“. Domlapitular Dr. Jakob 
Schmitt in Freiburg, verdienter pädagogifcher Schriftfteller jpeziell in 
methodifcher Richtung des Neligiond-Unterrichtes, hat dieſelbe „durch 
Erinnerungen an Alban Stolz ergänzt und zur Feier feines 100ften 
Geburtstages neu herausgegeben“. Dieſe Autobiographie reicht leider nur 
bi 1852, ift aber durch HH. Dr. Jakob Schmitt, der gerade 1852 den 
verdienten Mann näher fernen lernte, pietätvoll ergänzt und zwar im 
dem Sinne ergänzt, indem manches neu angefügt ift, mas J. M. Hägele 
ala Beftvertrauter von Alban Stolz in feinem „Alban Stolz nad au- 
thentifchen Quellen“ 1884 in erxfter Auflage niedergelegt bat. J. M. 
Hägele hat wohl die ungelünfteltfte Biographie des vieljeitigen Mannes 
beraußgegeben, ein Wort edler Geradheit und echt pietätvollfter Offen- 
beit. Und Dr. Jakob Schmitt hal in dem angetönten „Nadhtgebet” 
manches gebracht, was %. Mt. Hägele Übergangen und dann auch man« 
ched, was Hägele in anderer Beleuchtung vorgebradt hat. Diefe Au- 
tobiographie Stolzens, ergänzt durch den fachkundigen und mohlmollen- 
den Hrn. Domlapitular Dr. %. Schmitt, bildet neben J. M. Hägeled 
309feitiger (3 Aufl. 1885) Darlegung das zuverläfligite und befte Ma— 
terial, dad unjeren Schriftiteller und Schulmann charakteriſtiſch zeichnet. 
Daher find auch beide Schriften für jeden, der Alban Stolz wirklich fennen 
lernen will, unentbehrlich, denn fie zeichnen Alban Etolz in getreuelter 
und uneigennüßigfter Art. Nun aber kein Wort mehr, nur mehr liter» 
arifche Leiftungen des großen Mannes: 


1. Einzel«-Ausgaben der Kalender für Zeit und Emigfeit. Sammel⸗ 
Ausgaben der Kalender. 

2. Phantasmata (1827—1842) (Tagebücher) 

3. Witterungen der Seele (Zeit von 1842 — 1877) 

4, Dürre Kräuter (1877— 1882) 

5. Landwehr gegen ben babifchen Landftand. (1845) 

6. Amulet gegen die jungkatholiſche Sudt (1846) 

7. Der neue Rampfitern mit feinem Schweif oder Johannes Ronge und 
feine Briefträger (1846) 

8. Beſuch bei Sem, Cham und Japhet (1855) 

9, Legende, oder Der chriftlihe Sternenhimmel (1850) 

10. Spanifches für die gebildete Welt (1850) 

11. Der Menih und fein Engel 

12. Wilder Honig (1849 — 1864) 

13. Die hl. Elifobeth, ein Buch für Ehriften 

14, Kleinigkeiten (erfte und dann legte Sammlung, 2 Bände) 

15. Erziehungsfunft 

16, Schreibende Hand auf Wand und Sand 

17. Homiletit ald Anmweifung, den Armen das Evangelium zu predigen 

18. Diamant oder Glas 


— 111 — 


19. Der papierene Fels bes Hrn. Schenkel 1851 (2 Streitſchriften von 
hoher Bedeutung) 

20. Kreuzzug gegen die Welfchen (eine flammende Voltsſchrift für Öfter- 
reich und Deutſchland gegen Frankreich (1859) 

21. Der Schmerzensfchrei im Durlacherſtathaus (1860), (eine kirchenpoli« 
ide Streitichrift erſter Güte) 

22. Mörtel für die fyreimaurer (1862) 

23. Alazienzweig für bie {Freimaurer (1862) 

24. Marnung vor einer drohenden Gefahr (Simultanſchule) 

25. Eiebenzehn notwendige Fragen und Antworten (1862) 

26. Die Preffe und der fath. Geiftliche (1864) 

27. Der Werhielbalg, womit Baden und Defterreih aufgeholfen werden 
fol (1868) 

28. Wohin follen wir gehen ? (1872) 

29. Die Herenangft der aufgellärten Welt (Ungefiegelter Brief an Hrn. 
Bluntſchli und Gebrüder 1872) 

30, Der Menſch unb fein Engel (ein eigenartigftes Gebetbuch, ſchon 1894 
in 111,000 Exemplaren verbreitet geweſen!) 

81. Betrachtungen über die Geheimniffe bes hl. Roſenlranzes. 

32. Wanderbücdlein aus bem Jahre 1848 

33. Predigten aus dem Nachlaße von Alban Stolz, Herausgegeben, zu ſei⸗ 
nem 100jten Geburtstage 

34.— 86. Zwiſchen Schulbank und Kaferne — Ghriftlicher Laufpaß — 
Chriſti Vergißmeinnicht 

37. Lehrbüchlein für Kindermädchen, zugleich für Mütter. 

38. Ein Geſpräch mit armen Leuten. 

89. Geiſtliche Medizin für Kranke. 

40. Der verbotene Baum. 

41. Predigten für den Geſellenbund. 

42. Unterricht über den Vingenz-Berein. 

43. Vorläufiges für Rekruten. 

44. Was der Bifchof predigt. 

(Fortf. folgt.) 


Beilfchriftenfchau. 
(Inhalt neuefter Hefte.) 


1. Neber den Waſſern. Halbmonatzfhrift für ſchöne Literatur. 
Vierteljägrlih 1 Mi. 50. Alphonfus-Buchhandlung in Münfter i. W. 
— Gott zum Gruße! — Die Grundidee der Fauſtſage und Göthes 
Lebensdihtung — Ferdinanda Freiin von Bradel — Galderon in 
neuem, deutſchem Gemwande — Das Leben im Traume (dramatijce 
Dichtung in 3 Aufzügen). Erſetzt die Gottesminne und erfcheint unter 
der Leitung von Dr. P. Expeditus Schmidt, O. F. M. — 

2. Monatsſchrift für Kriftlide Sozialreform. Buch— 
druderei de3 „Basler Volksblatt“. — Heft 1: Geſchichte, Entwidlung 
und Organifation des ftadtzürcheriichen Ginigungsamted? — Sosial« 
ethiiche Grundfäge der Scholaftifer bezüglich der Steuerlefre — Wirt- 
ae Tagesfragen — Zeitichriftenihgau — Literatur. — 

IIgemeine Rundfhau. München, Verlag von Dr. Armin 
— — Nr. 2: Landgraf, werde hart! — Gloſſen zum Harden— 


— 1155 — 


Prozeß — Dad Urteil im Harden-Prozeß — Nationalliberale Partei 
und Großinduſtrie — Zur Lage in den Niederlanden — Stellung und 
Beruf der Frau im römiſchen Altertum — Die kathol. Korporationen 
und der akademiſche Ehrenſchutz — Eine literariſche Statiſtik — Ita— 
lieniſche Reifeeindrüde ac. ꝛc. — 

4. Die kath. Miffionen, Berlag von Herder in Freiburg i. 
B. — Heft 4: Der einheimifche Klerus in den Heidenländern — Kreuz 
und quer durch die Viti-Inſeln — Nachrichten aus den Mifjionen. — 

5. Die Zukunft. Monatzfchrift für Yünglinge. Eberle & 
Ridenbah in Einfiedeln, 3 Fr. — Heft 3: Zum neuen Titelblatt — 
Aus Anderſens Bilderbuhd — Florian — Vom Fuße ded Galanda — 
Weihnachten in See — Ein Beſuch bei unferen Landsleuten in Luxem⸗ 
burg — Ein Zipfelnazi — Bereindnachrichten ꝛc. — 

6. Alte und Neue Welt. Benziger u. Comp., U. G. Ein» 
fiedeln, — Heft 8: Ded Königs Werl — Das Ergebnis einer Nad- 
frage (Humoreske) — Mohnprinzeßchen (Kriminalnovelle) — Wahlfitten 
in Kreta — Allerlei von Geld und Geldeswert — Durchs heißeſte 
* — Aus Rußlands Gegenwart — 7 Pater Schmidt — Rund» 
chau x. — 

7. Studium und Leben. Blätter für die ftudierende Jugend. 
Redaktion und Berlag von Dr. Baum in Baden. 12 Hefte Fr. 7.50 
64 Seiten. 

Inhalt des 1. Heftes: Das Fdeal der Sittlichkeit nah R. 
Merner — Friedrich Nietzſche und fein Verhältnis zum Ehriftentum — 
Ddyffeus, der Stegreifredner — Etwas über die Blaufäure, dad ftärkfte 
Gift — Das Photographieren lebender Bögel — Der Kalender — In 
der Weihnacht. Dann Heine Beiträge, Erperimente, Bücherſchau ꝛc. 

8. Schweiz. Rundihau 8. Jahrgang — 6 Hefte 5 Fr. — 
92 Seiten — Redaktion: Prof. Dr. A. Gisler, K. Müller und Hans 
von Matt. — 

Anhalt des 1. Heftes: Der perjönliche Gott — Die hf. Hilde- 
gard, eine Werztin des 12, Jahrhunderts — Willensfreiheit und Kultur 
— Samfon, der Philifterfammer — Die Mode — Eichendorff als 
Bolitifer und LKiterarhiftoriter — Gedihte — Kleinere Beiträge — 
Bucherſchau. 

9. St. Eliſabeths-Roſen. Herausgeber: der Schweiz. Kath. 
Frauenbund. Berlag von Räber und Comp. in Luzern. Redaktion: 
Anna Winiftörfer und Nina Schriber. 12 Hefte — 1.80 Fr. 40 ©. 

Inhalt des 1.Heftes: St. Elifabeth-Rofen—Getrud von Wart 
— Mehr Sonnenschein! — Die Meeresbraut — Bon der chriftlichen 
Kinderzucht — Meßt und wiegt euere Kinder! — Lebendmittelpreife 
„ der guten alten Zeit — Häußliche Ratſchläge — Küche — Literar- 

es. — 

Mitteilungen: Die kath. Frau und die Frauenbewegung ums 
ferer Tage — Wie organifiert man Frauenbundsſektionen? Yungfräu« 
lichfeit — Vereinsnachrichten. — Dieje Zeitichrift iſt an Stelle der 
„Kath. Frauenzeitung” getreten, macht einen beften Eindrud und 
verdient beſte Beachtung. — 


— 116 — 


Aus Rantonen. 


1. St. Gallen. * Zu ber Preßnotiz über die Frage ber Er— 
böbuna der Organiftengehalte: „Esmwäre nicht gerabe ein Zeichen von 
idealer Auffafjung des Vebrerberufes, wenn für jede Dienftleiftung immer nur 
der Gelbpunft in frage fommt,* bemerkt Hr. Joſef Bächtiger als Rebaltor 
er „Hürftenländer* — früher Lehrer und Organift in Bazenhaid — Sehr 
richtig: 

„Unferes Wiflens bat ber till. Abminiftrationsrat und ebemald au un- 
fer verftorbene jel. Biſchof Auguftinus eine rechte Befoldung für biefe Stellen 
am Ploße gefunden. Gäcilienvereind-Tagungen haben aud dafür Stellung ge— 
nommen. Seber Arbeiter ift feines Lohnes wert, ber Organift fo gut wie ber 
Altarbiener, ber Mehmer, der Kaplan und ber Herr Pfarrer und bie Herren 
Beamten, bie für die kirchlihe Sade tätig find, Bon Idealen allein Iebt ein 
DOrganift mit feiner Familie nicht, Dies bischen Lohn für eine ftarf fritifierte 
Sade ift nichts im Vergleihb zu dem Einkommen ber fog. gebildeten Etände 
für ihre Arbeit. Was fagt man dazu, wenn eine Kirchgemeinde ver noch nicht 
langer Zeit nicht ganz 100 Fr. Organiftengehalt ausſetzte und bloß 5 Rp. 
Kirchenſteuer beſaß? 

Bemerkt ſei noch, daß ber Organiſtendienſt eine aufreibende, nerven⸗ 
zerrüttende Arbeit iſt, die der Lehrer in den Freiſtunden oder dann, wann er 
ſchlafen könnte, zum Teil auszuüben bat. Ta opfert man doch nicht bloß 
ber Ideale willen die Geſundheit. Man kennt bie Pflicht eines Hausvaters, 
für die Familie zu forgen und fich berfelben zu erhalten, auch.“ 

2. Aargau. Laut „Botichaft* ließ ih ©. Kreſſibuch „gelodt durch bie 
ihöne Beſoldung“, vor einigen Wochen an die Oberfchule nah Dottiton wählen 
und amtete feit 9. Dez. am neuen Orte. Oberrüti erbielt nun an feine Ge- 
famtichule feinen Nachfolger und wählte, von Ar:fjibuh in dieſem Vorhaben 
ermuntert, feinen früheren und nun neuen Lehrer von Pottifon „mit einer be 
beutenden Erhöhung feiner frühern Beſoldung“ wieder als Lehrer und Organift. 
Und der Gewählte mache Miene, die anfangs Dez. verlafjene Stelle wieder zu 
beziehen, worüber in Dottifon große Erbitterung berrice. 

3, Luzern, Unerwartet ſchnell ftarb HH. Peter Furrer, Religionälehrer 
und Stabtlaplan zu Maria Hilf in Quzern. Geb. 1852 zu Hofpental, ftubierte 
er fpäter Theologie und wirkte ala Vikar in Zriengen, als Piarrhelier in Qu- 
zern und lange Sabre ala Religionslehrer vornebmlih der Mädcenichulen der 
Stadt. Er katecheſierte mit Vorliebe, wirkte praltiih und anſchaulich und ver« 
ftand e8, auh im Leben braußen mit feinen einitigen Schülerinnen nüßlice 
Fühlung zu behalten. Als vortrefflicher Geſellſchafter war er in allen Kreifen 
beliebt, als wohlwoll. und fittenreiner Priefter bekannt, und als Religionslehrer 
gab er fich allezeit mit kindlichem Gemüte. Dem jovialen, in allen Xebenäla» 
gen optimiftifch durchhauchten Priefter des Himmels Seligfeit und Rufe. R.I.P. 

4. Schwyz. Die Sektion Schwyz unjeres Lehrervereind erhob 
an letter Tagung den 30. Yan. Proteft gegen die in der Prefje erhobenen 
unmotibierten Angriffe und Anfchuldigungen, „als ob die Lehrer die Haupt- 
ſchuld trügen am Falle des Schulgeſetzes“. So ungefähr jchreibt ein liberaler 
Lehrer dem „Vaterland“. Uns fcheint diejer „Proteft“ in diejer Form 
unangebradht, weil und feine Preſſe befannt ift, die den Lehrern 
des Rt. Schwyz die „Hauptichuld“ an diefen Falle zufchob, und weil 
gewiß fpeziell die Mitglieder unferes Vereines wohl fat ohne Aus» 
nahme für dad neue Geſetz flimmten. Etwas andered wäre ed, wenn 
die konſervative Lehrerichaft ihr Bedauern ausdrüden mürde, daß ein« 


— 117 — 


zelne „fuhrende“ Elemente ihres Standes offen und heimlich gegen das 
Gejeg Stellung nahmen und dadurch Schule und Lehrerftand jehr zmeifel« 
bafte Dienfte erwiejen. Ein „Proteſt“ in diefem Sinue dürfte faum 
unangebradt fein. Nichts für ungut, alles in Minne! — 

* Seitdem ber Bund bie gewerbllihen Fortbildungsſchulen 
unterflügt, haben biefelben au in unjerm Kanton eine erfreuliche Vermehrung 
in der Zahl der Anftalten und zum Zeil aud in der Zahl ber Schüler er- 
fahren. Zu den befiehenden 8 Schulen für Knaben find im Laufe ber Zeit au 
drei meiblihe Abteilungen entjtanden, nämlid Ginfiedeln, Baden und 
Wollerau. Diejelben zählten letztes Schulfemefter (1906/07) 112 Zöglinge, 
während bie 8 männlichen Abteilungen 419 Schüler zählten. In einer jüngften 
Sigung bat nun die Iufpeftoratsfommifjion beſchloſſen, noch weitere Fort⸗ 
bildungsjchulen für Mädchen ins Beben zu xufen, welche dee allfeitig begrüßt 
werden muB. 

Laut Schwyzer-Zeitungen mußte bie Ziehung der Kirhenbaulotterie 
Schindellegi (derem Durchführung ben rauen Haller und Hirzel-Spörri in 
Zug übertrigen wurbe) verjchoben werben; bie Ziehung findet aber laut Bes 
ſchluß der 5. Regierung definitiv und unmiderruflih am 17, und 18. Februar 
ftatt. 

5. Appenzell J. RKh. 3°%5 Das Lehrerfollegium unjeres Hauptortes hatte 
an Lichtmeß feinen glüdiihen Zag. Auf Antrag der Echulrates erhöhte die 
Schulgemeinde dad Gehaltsminimum fämtlicher Gehrer ohne Rüdfiht auf 
Klafienzugebörigkeit und Dienftalter von 1100, 1200, 1300 und 1500 auf 1600 
dr. Dazu fommen noch die durch Schulordnung feftgefegten Alterszulagen 
ber Gemeinde und bed Kantons (Bundesfubvention), fo daß inslünftig mit 10 
Jahren dos Marimum von 2000 Fr. erreicht fein wird, Entjhädigung für 
Wohnung, Fortbildungsſchule, Turn- und Nacbhilfeunterriht uſw. nicht einge 
rednet. Der Antrag aus der Mitte: 1700 Tr. mit Abſchaffung der Neujahr- 
und Oftergelder fand, weil von wenig einflußreiher Seite geftellt, leider feine 
Gnade. Dem ehrwürdigen Alten aus der Zopfzeit hätten wir ganz gerne ein 
fanftes Ende gewünſcht. — 

Doch bedeutet auch dieſe Leiftung einen ganz refpeltalen Schritt nad 
vorwärts, wozu wir Lehrer und Gemeinden beglüdwüniden, zumal fie in 
eine Zeit fällt, da man eifrig nach bis jetzt unbelannten Geldquellen fahndet 
und die Baufrage drohend im Hintergrunde fich erhebt. Daß konfervative, ja 
geiftliche Führer fo mutig für die gute Sade fih in die Schanze geichlagen und 
ihr zum Siege verholfen, bürfte die Lehrerfhaft mit doppelter Freude aner- 
lennen. Dem Berdienft die Ehre! Zur Zeit müſſen alle pofitiven Kräfte zu« 
fammenfteben, fich gegegenfeitig unterftügen, Nicht trennen, fondern einigen! 
Wer das nicht einfieht, der kennt nicht die Zeichen der Zeit. Unfer Streben ann und darf 
nit vor dem Egoimus jener Halt machen, die mit cyniſchem Lächeln Vernei- 
nungs und Nörgelpolitit treiben. Mehr Initiative, das benötigen wir; 
DBeihwichtigungshofräte find genug ba. — 

Innerhalb 40 Jahren (1869— 1908) hat fi der Gehalt ber Dorflehrer 
(nur das Fixum ind Auge gefaßt) nun genau verdoppelt. Bejegnete Wen- 
dung ber Tinge! Ein Beweis, dab mir Appenzeller denn doch nicht fo rüd» 
ftändig find, wie gewifje Bichtfreunde uns nahrühmen, in deren Vorftellung am erften 
Schöpfungstage fih die fFinfternis in unfer Land wie in ein ewiges trautes 
Aſyl geflüchtet Hat. Neue Leute bringen neue been, Hoffen wir, daß mit ben 
bedeutend erhöhten Befoldungen vielerort3 auch eine höhere Einſchätzung und 
Selbfiwertung bes Lehrers und ber hochedlen Erziehbungsarbeit 
ihren Anfang nehme. 


— 118 — 


Literatur. 

„Brgelklänge“. Eine Sammlung von 170 neuen Orgelftüden 
in = gebräudjlicjften Dur. und Moll», ſowie in den Kirchentonarten, 
nebft 80 Modulationen von bekannten Tonjegern der Gegenwart, zum 
Studium und zum kirchlichen Gebrauche herausgegeben von Joſeph 
Bobler, Seminarmufitlehrer in Zug, Op. 4. Preis 5 ME. Verlag 
von Ant. Böhm und Sohn in Augsburg und Wien. 

Eine prächtige Sammlung Orgelftüde bietet diejes neue Opus von 
Seminarmufitlehrer Dobler. Es enthält in der erften Abteilung 89 
Kadenzen und freie Orgeljtüde in den modernen Zonarten, in der 2. 
Abteilung 15 Trios; dieſe Abteilungen find nad Tonarten geordnet; 
die 3. Abteilung enthält 66 Kadenzen in den Kirchentonarten, Orgel» 
ftüde zu Chorälen und kirchlichen Geſängen. Als Anhang find dem 
Werke 80 Modulationen beigegeben. Alle Kompofitionen ftammen aus 
ber Feder befannter Tonſetzer der Gegenwart, die ſich bis jet fait ohne 
Ausnahme in feiner Sammlung befinden, d. 9. ungebrudt find, Die 
Sammlung bietet jedem Organiften vortreffliches Material zur praktiſchen 
Derwendung beim Gotteödienfte; ſtrebſame Seminariften werden darin 
ebenfalld viel Anregung und Freude finden, wenn fie die „Orgelklänge” 
beim Studium benüßen, Dem Schreiber dies ift das Wert recht lieb 
geworden, und er empfiehlt es zur Anſchaffung jedermann beftens. — 
| Detih Karl. 35 kurze und leichte Orgelftüde zum Gebrauch beim 

Öffentlichen Gotteödienfte, inäbefondere auch zur Benübung an Lehrer- 
jeminarien. Op. 19. Preis 2 ME, Verlag von A. Böhm und Sohn, 


Augsburg. 
Diefe Orgelftüde find würdig, wohlklingend und en ‚ausführbar. 
Mögen fie viele Freunde finden! Lehrer. 


John oches Gedanken über Erziehung, von A Dr. a. Watten- 
dorf. Verlag von F. Schöningh, Paderborn. 2 Mt. 4 

John Bode Hat den Großteil ber in diefem ur niebergelegten „Ge 
banken über Erziehung“ an feinen freund Ed. Clarke gefchrieben, fie dann 
auf Wunih vieler Einflußreicher ansgeiponnen und logifcher geordnet für bie 
Deffentlichkeit niedergelegt. Wenn Schöningh dieſelben ala 32, Bändchen (292 
Seiten ftart) der berühmten „Sammlung der bebeutendften pädagog. Schriften 
aus alter und neuer Zeit“ herausgibt, jo verbient das alle Anerkennung, zumal 
ein 2Bfeitiges gediegened Vorwort ben Veſer trefflih einführt und aufllärt. 
Die „Gedanten* als ſolche verraten gründliche Kenntnis, reihe Erfahrung, 
menjchenfreunbiiche Gefinnung und ernftes Nachdenken. Die „Sammlung“ ift 
jehr zu empfehlen. g. — 

Gefchichtliche Angend: uud Yolks-Bibliotheh, Derlagsanitalt vorm. ©. 
I. Manz, Regenöburg. 

Die Sammlung zählt 13 Bändchen und koſtet einzeln 1 ME, 20 ungeb. 
Die drei letzten Bändchen fchildern „die franzdfifhe Revolution“ von 
1789—1795 (211/12) und „die Bartholomausnacht“ von 1572. Au⸗ 
toren: W, Oberle, Gymnafialoberlehrer, und Dr. S. P. Widmann. Seiten 
zahl: 265 und 130, Illuftrationen: 49 und 15, Drud und Aus— 
ſtattung: fehr gefällig. Die Darftellung ift knapp, aber dennoch genügend 
far und genügend aufflärend, babei einfach und überfihtlid. Die „Bibliothet” 
fann nur empfohlen werden. Mitarbeiter ift auch der Einſiedler Stiftsbibliothefar 
P. Gabriel Meier. — 


— 43 119 - 


* Eprechfaal. 

Dezugnehmend auf eine Sprechſaalnotiz in No. 3 kann ih bie Empfehl- 
ung ber Welt- und Europafarten bei ber „Oſtſchweiz“ druckerei in St. Gallen 
für Schulzwede nur lebhaft unterftüßen. Don der 1. Auflage, bie 
Ihon lange vergriffen ift und über 800 Stüde verfauft wurden, prangen ſchon 
jehr viele in Schulftuben. Die 2. Auflage ift in mehrfacher Hinfiht nod ver- 
befiert. Der Preis von 1 fr. 50 Rp. ift wirklich faft „verfhentt‘.„Tie Karten 
find aud ein ſchöner Wandſchmuck öffentlicher- und Vereinslokale. 

Auch ein Lehrer. 


Briefkaflen der Redaktion. 


1. Au Verſchiedene: Die Reklamationen gegen Rezenfionelles folgen. 

2. Nah 4. Herzlihen Dank. Für berlei Auffchluß ift eine Ned. fehr 
erlenntlich. 

3. Aadı Amerika. Freudigen Dank. Folgt demnächſt. 

4. Verſchiedenes ft. Galliſches findet gerne Verwendung. 

5. Graubünden. In nächſter Nummer. Nur öofter wieder flommen! — 

6. Haus- und Gaffenerziehung. Ganz gut. Steigt. 

7. An eine Cehrſchweſter. Ueberwahung ber Schüler. Ganz am 
Plage. Ein wenig Geduld. Beften Gruß! 








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ESSEN ETTET ENTER 


mm Sffene Hekundarlehrerftelle. mm 


Für die hiefige Sefundarfchule ift die zweite Lehrerſtelle auf näch— 
fen Mitte Mai wieder zu bejegen. 

Anmeldungen find unter Beilegung der Zeugniſſe dem Hrn. Schul- 
ratöpräfidenten M. Ochsner in Einfiedeln fchriftlich — oder 
bei ihm perſönlich anzubringen. 0 369 Sz. 284 

Ginfiedeln, den 28. Januar 1908, 

Für die Bezirfölanzlei: 


Landichreiber Lienert. 


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Blätter. ® 


Vereinigung des „Schmeher, Erziehungsfreundes“ und der „Düdag. MMonatsfchrift“. 


Organ des Vereins katıol. Leſter u umd Hajulmänner der Hchweßz 
und des ſchweizeriſchen katholifyen Erziehungspereins, 


Einfiedeln, 14. Febr. 1908. | Nr. 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


— Meltor Feiſer, Erziehungsrat, A Bräfident; bie HH. Seminar-Direltoren Jakob Brüninger, 

Kidenbad (Schwyz), und — Schniyder, Öigficch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen) 

unb Clemens Frei zum „Storchen”, Einſiedeln. 

—— — find an lehteren, als den Chef⸗Redaktor, zu richten, 
Infsrat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlid; einmal und Loftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Bestellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Verlagshandlung, Einfiebeln. 


Subafi: Haus und Gafjen-Erziehung. Aus dem Kanton Tefiin. Aus Graubünden. Bereind- 
Kronil. Sie „Förderflafien“ in St. Gallen. Verein für chriſtliche Erziehungswiſſenſchaft. Literatur. 
Aus Kantonen und Ausland. Humor. Inſerate. 


Baus- und Gallen-Erziehung, 
Pädagogifhe Schnikel von M. M., Lehrer. 
Motto: Kinder, Kinder, bleibt zu Haus, 
Das Unglück faßt beim Türlein braus, 
Man Sagt, die Zeiten werden jchlimmer, doch die Zeiten bleiben 
immer, die Menfchen werden fchlimmer. Früher trieb man das Vieh 
auf die Weide und hütete es. Die Kinder hielt man in Zucht und be— 
wachte fie. Jebt hält man das Vieh im Stall und bindet e8 an. Die 
Kinder läßt man allzuviel auf der Gafje und beauffichtigt fie au wenig. 
Ein Priefter befuchte einft eine Familie, bei welcher er freundlich aufs 
genommen wurde, Er erfundigte fih bald auch nad) den Kindern, die 
er fannte, 


„Wo ift benn die Anna?“ fragte er. „Ih weiß es nicht,” antwortete 
bie Mutter, „Wo ift benn ber Peter?" „Ich weiß es nicht,” fagte der Vater, „er 
wird wohl bei feinen Kameraden fein.” „Wo ift denn die Marie?" „Ich 


4 12 — 


weiß e8 nicht, fie wird wohl mit ihren Gefpielinnen gegangen fein,” ſagte bie 
Mutter, 


Der Seelforger ſchwieg. Der Vater fragte nun, ob ed ihm Ber- 
gnügen mache, feine Wirtfchaft zu ſehen. Auf die bejahende Antwort 
zeigte er ihm Gärten, Ader und Biehftand. Kühe, Pferde zc. waren 
wohl geordnet und gut dverjorgt in den Ställen. Auch ein altes Schwein 
mit einer Schar Ferkel tummelte fih im Stalle. 


Der Seelforger fragte: „Warum Halten Sie benn alle biefe Tiere im 
Stalle und laſſen fie nicht Iaufen? Die Iuftigen Dinger würden ſich freuen.” 


Der Beftger jah ihn fragend an und erwiderte: „Die halte ich 
bier ſchön zufammen, fie liefen mir jonft davon, und ich ſähe fie vielleicht 
nie wieder. Der erfahrene Seelforger jah ihn ernft an und fagte: 


„Arme Anna! Armer Peter! Urme Maria! Wäret ihr doch Schwein- 
chen geworden, dann forgten Vater und Mutter für euch, dann mwühten Vater 
und Mutter, was ihr treibet.“ 


Geld und Gut fucht jeder Vernünftige durch Schloß und Riegel 
gegen Diebe und Einbrecher zu ſchützer. Koftbarer als Geld und But 
find für die Eltern die Kinder. Gefährlicher, zahlreicher, gemaltiger 
ala alle Diebe find die böfen Feinde, welche den Kindern nachitellen. 
Deshalb hat der mweife Schöpfer den Kindern, melde zu ſchwach und 
unerfahren find, fich jelbft vor diefen Feinden zu hüten, zwei fidhtbare 
Schußengel zur Seite geftellt: Vater und Mutter follen dad Kind 
durch fortgeſetzte Wachſamkeit beſchützen und befchirmen. 

Zwar ift das Amt eines Wächterd nicht jo ganz leiht. Um bie 
notwendige und ſchwere Pflicht der Überwachung zu erleichtern, follen 
die Eltern ihre Kinder joviel ala möglich zu Haufe halten. Der Grund 
ift Har. Solange ınan die Kinder unter Augen bat, jo weiß, fieht 
und hört man, was fie treiben. Der Käfig im warmen Zimmer, gut 
verforgt mit Trank und Futter, ift freilich eine Schranke für die Fittiche 
des Singvogels; aber er bewahrt ihn auch vor zahllofen Raubvögeln, 
vor Froſt und Unwetter, vor Hunger und Durft. Die Wände und 
da8 Dach des elterlichen Haufes mögen den Kindern ein wenig. eng und 
niedrig dünfen, aber fie ſchützen fie vor zahlloſen Räubern und erleich- 
tern den Eltern die notwendige Pflicht der Überwachung. 

Das elterliche Heim ift die beſte Stätte, wo die Kinder asfund 
an Leib und Seele heranwachſen. Auf der Straße reſp. Gafje finden 
fie Staub und Schmutz. Schöne Äpfel und reife Birnen fuchen fie 
auf denjelben vergebens. Dieſe wachſen und gedeihen im gejchlofjenen, 
gut bewachten und emfig gepflegten Gärten. Gin folder Garten ift für 
die lebendigen Bäumdhen, welche der Echöpfer der Sorge der Eltern 
anvertraut bat, das elterliche Heim. Das ift der Boden, das die Atmo» 
Iphäre, in welcher die Kinder heranwachſen follten. 


— 123 — 


In der feſten Überzeugung, daß das Zuhaufehalten der Kinder 
die befte Vorſichtsmaßregel der Überwachung ift, haben die Eltern auch 
ben ftärkften Bemweggrund zur Durchführung bderfelben. Die Mittel 
hiezu find: | 

1. Ein echt chriſtliches Familienleben bildet gleichlam 
einen Zauberkrei um die Kinder herum, der diejelben mit fiarfen und 
doch leichten Banden zufammenhält. Die Eltern jollen nirgends lieber 
fein als bei den Rindern und die Rinder fih nirgends wohler und glüd- 
licher fühlen als bei den Eltern. Leider gibt ed fo viele Eltern, die 
keinen Geſchmack daran finden, ſich mit ihren Kindern zu bejchäftigen. 
Eie kehren dem häuslichen Kreife den Rüden und fuchen ihr Vergnügen 
anderöwo. Es ift dies ein jchlimmes Zeichen unjerer Zeit. Die jchön- 
fen und xeinften Freuden genießt man im ftillen, häuslichen Kreife. 
Das rechte Familienleben iſt das Fundament unſerer Geſellſchaftsord⸗ 
nung. Wie ſteht's aber mit der Haußerziehung, wenn der Vater durch 
feine Arbeit den ganzen Tag von den Kindern getrennt ift oder gar 
erft am Ende der Woche heimkehrt, wenn er allabendlich feine Muße- 
Hunden im Wirtshaus verbringt, oder wenn ihn DVereine, Verſamm— 
Inngen, Bergnügungen aus dem Haufe zerren? Gin ſtreikender Arbeiter 
in Belgien fam eines Morgens ſchon um 10 Uhr nach Haufe. Die 
Türe war verſchloſſen. Den Hausfchlüffel hatte er nicht bei fi. Nun 
pocht er an. Endlich macht ihm fein eigenes keines Töchterlein die 
Türe auf, ed ſchaut hinaus und fchlägt fofort die Türe wieder zu. 
Dann läuft e8 zur Mutter und fügt: 

„Mutter, es fteht ein Mann draußen, ber fhon oft bei uns war.” 

Dad eigene Kind Halte feinen Bater nicht erkannt. So meit 
tommt e3, wenn der Mann der familie ganz entfremdet ifl. Und bie 
Kinder? Schon die Kleinen treiben fich bis fpät abends auf den Straßen 
herum. Wen finden wir noch daheim, im öden, falten Heim? Die 
arme Mutter, welche bange in die fpäte Nacht hinein horcht, ob der 
Mann’ und die größern Kinder noch nicht zurückkommen. Unter bittern 
Tränen fteht fie an der Wiege des Säuglings und denkt an die Zukunft, 
wo auch diejer letzte Sprößling fich ihren Armen entwinden wird, um 
auf die Straße zu rennen! Was für Folgen Hat dies Straßen- 
oder Baffenleben? 

Es find: Mangel an Höflichkeit und Anftand, Frechheit, Ber« 
fpottung der Eltern, Lehrer und Priefter, Fluchen und Schwören, gıen- 
zenlofe Genußſucht und anderes mehr. In Schlupfwinteln gejchehen 
viele fchlimme Dinge, und es genügt ſchon ein verdorbened Kind, um 
andere anzufteden. Die jugendliche Lebendigkeit drängt auf die Straße, 


— 3 124 — 


und wer fi} in der Jugend das Goffentreiben angewöhnt hat, wird im 
Alter dem gefährlichen Herumſchwärmen kaum zu miderjtehen vermögen. 
Die Eltern haben die Hälfte der Erziehungsaufgabe gelöft, wenn es 
ihnen gelingt, ihre Kinder joviel und folange wie möglich vom Straßen 
leben fern, zu Haufe um fich herum zu halten. Die Eltern müſſen 
dafür forgen, daß die Kinder nie ohne ihre Erlaubnis audgehen dürfen 
und mitteilen, wohin fie gehen, und daß fie zur feftgefeßten Zeit wieder 
zu Haufe find. Ohne ftrenge und beharrlihde Durchführung dieſes 
Grundjages iſt eine chriftlicde Familie gar nicht denkbar. Daß elter- 
lihe Haus ift nicht länger der Eltern Haus, jondern höchſtens ein Koft- 
haus, eine Schlafjtätte. Die Eltern müfjen alle® aufbieten, den Kin» 
dern ihr Heim lieb, traut und angenehm zu madhen. Es berriche im 
Haufe Liebe und Eintracht; denn wo Vater und Mutter ftreiten und 
zanken, ift es höchſt ungemütlich. Ordnung, Reinlichleit und Gemüt- 
lichkeit verjchöne das Familienheim. Die Eltern müſſen den Kindern 
durch Taten beweilen, daß fie ihre beften und aufrichtigiten Freunde 
find. Gemeinſchaftliche Erholung, Spiele, Spaziergänge, Kleine Feſte 
balten die Kinder den Genüffen außer dem Haufe ferne. 

2. Beihäftigung der Kinder mit leihten Haudar- 
beiten ift ein wirkſames Erziehungsmittel. Die Kinder follen früh— 
zeitig die Arbeit fennen lernen. Glüdlich ift der Menſch, dem dad Ar- 
beiten nicht ſchwer fällt. Wenn Eltern eine pafjende Beichäftigung 
haben, die den kindlichen Kräften angemefjen ift, jo follen fie nicht 
fäumen, die Kinder heranzuziehen. Dies kann auf mannigfache Weije 
gefchehen. Die Ländliche Bevölkerung fommt infolge Dienftbotenmangel 
betr. Beichäftigung der Kinder nicht in Berlegenheit. Da werden fie 
vielfah zu früh und zu zahlreich beſchäftigt. Schwieriger wird bie 
Sade in Städten und Induftrieorten. Hier findet man oft ganze Scharen 
von Gafjenbuben, die nicht willen, was fie anfangen jollen und deshalb 
zu allem fähig find. Müßiggang ift aller Lafter Anfang. Diejer bat 
zur Folge, daß die Kinder aufmachen wie dürre Hopfenftangen, oder 
auch eine plumpr Fleiſchmaſſe bleiben, in welcher die gefährlichen Keime 
der Trägheit, Genußſucht, Unlauterfeit immer ftärfer werden. Zwar 
hätten die meilten von ihmen wenigſtens Echularbeiten zu machen, da 
aber viele Eltern fid nur wenig darum fümmern, jo find fie meift jehr 
jcänell damit jertig. Was ſoll aus diefen Burſchen anders werden, ala 
nichtänußige Tagediebe und arbeitöjcheue Pflaftertreter? Dieſes zu ver« 
hüten, follten auch die beſſer geitellten Eltern ihre Kinder dieſe oder 
jene Arbeiten erlernen oder verrichten lafjen, wie Geſchirr abtragen, 
waſchen, beijeite ftellen, Stube und Küche kehren, Holz und Kohlen 


3 125 — 


berbeitragen, Eleine Gänge beforgen. Es ift nicht recht, wenn man in 
den „beflern Familien“ nicht mehr duldet, daß die Töchter ded Haufes 
den Befen zur Hand nehmen, das Tafelgeſchirr abwaſchen, einen Hand: 
forb oder ein gejülltes Marktneß über die Straße tragen. Karl der 
Große ließ feine Töchter jpinnen und weben und trug nur stleider, die 
von den fleikigen Händen feiner Gemahlin und feiner Töchter gefertigt 
waren. An vielen Fürftenhöfen ift es heute noch Brauch, daß alle 
Prinzen ein Handwerk erlernen und üben müllen. Ehedem waren Spinn« 
roden und Stridnadeln in den höchſten ſtreiſen traute Gefährten. Das 
war feine unnüßce Spielerei, jondern ein wirkſames Zugendmittel, 
feine Schande, ſondern Ehre. Nur der arbeitende Menſch hat Anfprud 
auf Ehre. 

Herder fingt: „Arbeit iit bed Lebens Würze, Arbeit ift des Blutes Bal- 
fam, Arbeit ift der Zugend Quell.“ 


Was iſt der Menjch ohne Vrbeit? Überfläffig, feiner felbft über- 
drüfjig. Arbeit ift unfere Zröfterin, unjere Freude, unfer befter Kame— 
rad. Sie erzieht und veredelt, und wer ihre Wohltaten, ihren Segen 
nicht kennt, ift ein arırer Menſch. Zufriedenheit und Frohſinn weilen 
jo gerne, wo ernfte Arbeit zu Haufe if. Es gibt faum einen Gegen- 
fand, den der Volksmund im Sprichwort fo oft behandelt und rühmt 
ala die Arbeit. 

„Arbeit ift bes ſtuhmes Mutter.“ „Wo Arbeit bad Haus bewadt, kann 
Armut nicht hinein.” „Ürbeit Hat bittere Wurzeln, aber fühe Frucht.“ „Arbeit 
bat allzeit Vorrat.” „Sich regen, bringt Segen.” „Arbeitiame Hand gebt 
durchs ganze Land.“ „Nach getaner Arbeit ift gut ruhen.“ „Bete und arbeite.* 
„ileiß’ge Hand erwirbt, faule verdirbt.” „Arbeit lehrt, wie man in Not ſich 
wehrt.” „Je langſamer die Hand, deſto flinfer bie Not.“ „Wer nicht arbeitet, 
fol auch nicht eſſen.“ „Arbeit macht das Leben ſüß.“ ıc. 

Wie adeln die Dichter die Arbeit! Dad Buch der Bücher be- 
zeichnet die Arbeit ala den jchönften Inhalt des Lebeng. 

Darum, ihr Eltern, bejchäftigt eure Kinder von früh an und er- 
zieht fie dadurch zur Arbeit. Das ift feine Härte, jondern aufrichtige 
Liebe. Sind die Kinder an Arbeit und Tätigfeit gewöhnt, jo ift ihr 
Glück gefihert. Sie werden ihr Brot in Ehren verdienen und auch den 
Meg der Tugend nicht verlafien. (Schluß folgt.) 


Die gemeinjame Erziehung von Knaben und Mädchen wurde 
in ber Bereinigung für Schulgefundheitspflege in Berlin eingehend erörtert. 
Hiebei fand folgende Refolution einftimmige Annahme: „Vom Standbpunft ber 
berechtigten Eigenart in feelifher und körperlicher Beziehung ift dba, wo bie 
Berhältniffe es zulafien, ein getrennter Unterricht für beide Geſchlechter von 
Grund auf zu forbern. Wo bie örtlichen Verhältniffe für gemeinfame Erziehung 
jprechen, ift gegen eine folche auf ber Unteritufe nichts einzumenden; bagegen ift 
auf ber Mittelftufe eine Trennung wünſchenswert, auf der Oberftufe unbebingt 
zu forbern.“ 


— 126 — 


Aus dem Ranton Teſſin. 


Das „Schweiz. Evangel. Schulblatt“ ſchreibt alſo: 

„Und alles wird täglich teurer.“ Nicht zu verwundern, daß die 
Lehrerfamilien an vielen Orten geradezu Not leiden, ſo namentlich auch 
im Tefſin. Wie anderwärts, haben ſich auch hier die Lehrerverbände 
ded Landed zufammengetan, um die Forderung einer Mebrbefoldung 
durchzufegen. Wie die Tefjiner Kollegen geftellt find, wären Fr. 1000 
Zufhuß für jeden Fein Luxus. Sie find immerhin fo befcheiden, nur 
dr. 300 zu verlangen. „Die genauefte Berechnung zeigt,“ fagen fie in 
einer an die Behörden wie an die Bürger gerichteten Broſchüre, „daß 
diefe Forderung nur dad enthält, was abjolut nötig ift, um das Leben 
ohne Sonne fortzujegen, zu dem bis heute die Lehrer des Teſſins ver- 
urteilt find, ein Leben voll Arbeit und Wtühe, ohne die heiteren Freuden, 
melde das Studium oder die Traulichfeit der Familie gewähren, auf 
die ein jeder Anſpruch Haben ſollte. Die 300 Franken, die wir ver- 
langen, erhoffen und erhalten wollen, find nötig, um die größern Unter« 
baltoften der letzten Jahre zu balancieren: nur dazu reichen fe bin, 
nicht weiter,“ 

Wie die Lehrerfchaft gegenwärtig tatfächlich bezahlt ift, zeigt — 
wir halten und an die „Schw. Lehrerztg.“ — folgende Weberficht über 
bie finanzielle Lage der tefjinifchen Lehrer: 

Bebrer Vehrerinnen Schulmonate Gehalt** Gefamtbetrag ar u 
T 





Fr. Fr. 
— 168 6 630 105,840 1.72 
— 16 7 705 11,280 1.93 
— 57 8 730 41,610 2.— 
57 — 6 800 45,600 2.20 
— 153 9-10 805 123,165 2.20 
7 — 7 875 6,125 2.39 
23 _ 8 900 20,700 2.46 
81 _ 9-10 975 78,975 2.67 
— 50* 9210 1055 52,750 2.89 
30* — 9—10 1376 41,250 8.75 
— 16 9 850 13,600 2.32 
23% — 9 1200 27,600 2.30 
681 568,495 
568,495 Fr.: 681 — 834,77 Fr. 77 Rp. durchfchnittliche Jahres- 


bejoldung. 
834,77 Fr.: 365 — 2,28 Fr. durchfchnittlich zum Tagedunterhalt. 
Bon den 681 Lehrkräften find 460 Lehrerinnen und 221 Lehrer; 
50 Lehrerinnen find in Knabenjchulen und 230 in gemiſchten Schulen 
tätig. Im Teſſin hat eine Lehrkraft für Nahrung und Kleidung im 
Zag dr. 1.72 bis Fr. 3.75, im Durchſchnitt Fr. 2.28 zur Verfügung. 





* Stabtlehrer, ** Wohnung, gewöhnlich ein Zimmer, und Heizung, bier 
aber nicht mitgerechnet. 


— 107. 


Etwa 50 Lehrer beziehen für die Rekrutenkurſe (60 Stunden) im 
Marimum 50 Fr.; 151 für die Repetierjchule im Mittel 80 Franken. 
Ecco tutto. 

In ausführlihen Haußhaltbilangen zeigt die Eingabe, daß ein 
alleinftehender Landlehrer täglich (bei 30 Fr. Jahresbeitrag an die Hülfs- 
fafje, 150 Fr. jährlich für Bekleidung u. ſ. w.) Fr. 2.70 ausgibt, un« 
geläbr daöfelbe eine Lehrerin. (Für Bücher und Zeitungen täglich 10 

p!) Ein Lehrer in der Stadt fommt auf fr. 3.75, eine Lehrerin auf 
dr. 3.09 im Tag. Ein Landlehrer mit Frau und zwei Kindern bedarf 
wenigften® Fr. 4.77, um zu leben, ein Stadtlehrer mit gleicher Familie 
dr. 9.70. Darin find Steuern, Medizin, Arztlonto und außergemöhn« 
lide Ausgaben, die in jeder Familie eintreten, nicht inbegriffen, und für 
Studien nicht® berechnet. 

Erit 1900 aber haben alle Lebensmittel aufgejchlagen, die Mil 
pro Liter von 18 auf 24 Rp., Brot kg von 30 auf 36 Rp., Fleiſch 
von Fr. 1.50 auf Fr. 1.70; Käfe von Fr. 1.60 auf Fr. 2.20; Gemüfe 
kg 10 auf 50 Rp. u. ſ. wm. Das tefjinifche Erziehungsdepartement Hat 
fh an einen italienijchen Profefjor gewendet, um italienische Lehrkräfte 
zu befommen: etwa 30 fremde Lehrkräfte konnten gewornen erden; 
dennoch müflen benachbarte Schulen vereinigt oder mehrere einem Lehrer 
zugeteilt werden. Jahr um Jahr vermindert ſich die Zahl der Seminar» 
zöglinge. Zwanzig Lehrer, die dad penfiondberechtigte Alter haben, 
fönnen nicht in den Ruheſtand treten, da man nicht weiß, wie iie er= 
jegen. Schon 1906 waren 14 umpatentierte Lehrer angeftelt. Die 
Lehrftellen der Oberjchulen können nicht bejeßt werden, da ed an Lehrern 
fehlt. Darum rufen die vereinigten Lehrerderbände den Behörden zu: 

„Sorget vor! Die Lehrer werden den Streit nicht proflamieren ; 
fie fchlagen nicht die Trommel auf der Straße und veranftalten keine 
Umzüge. Den Streit verkündet ihr, wenn ihr die Heine Beſoldungs— 
erhöhung nicht gewährt. Dann werden die Lehrer an ſich jelbft denken; 
fie werden in gejeglicher Form die Schule verlaffen und fich im Leben 
unter die befjergeftellten Arbeiter einreihen. Aber ihr, die Mitglieder 
ded Rated, werdet dann gezeigt haben, daß ihr den wichtigſten Bedürf- 
niffen des Landes nicht Rechnung tragen, daß ihr gebildete Lehrer nicht 
wollt, daß in euren Augen deren Studien, die Seminarien, felbft die 
Schulen unnüß find. 

Noh Haben wir Hoffnung, denn wir haben Vertrauen in bie 
gute Sade, für die wir lämpfen, und die Ueberzeugung, daß das ar« 
beitende Bolt die Notwendigkeit unjerer Arbeit anerlennt und das 
Kulturreht: Bildung der Kinder aller Klafjen, durchjegen wird. Die 
Liebe zur Schule und zum Vaterland hat und gezwungen, die graufame 
Wahrheit zu jagen, eine Wahrbeit, die erröten macht. Aber der 
Lehrer kann mit feinem jetzigen Lohne nicht leben. Rettet die Schule! 
Provvedete!* 


- Ungarn Die ‚Südungarifche Bürgerzeitung“ erzählt, ber Schulin« 
ipeltor des Biharer Romitats fei fürzlih daraufgelommen, daß eine feiner Ge. 
meinden (Bottyan) feit 12 Jahren feinen Lehrer geliehen babe. Genanntes 
Blatt bemerkt dazu: „dab die Gemeinde Bottyan noch Geſchwiſter habe, jei 
gewiß.“ S 


4 123 9- 


Hus Graubünden. 
S.»forr, 


Kier im Bärenlande (ohne Bären) fangen an die fog. „pädagogiſche“ 
ober Eltern-Abenbe Mode zu werben. — Der Nutzen folder Abende, mo 
die Eltern mit ben Lehrern ganz intim Schulfragen beſprechen, fann verſchieden 
fein. — Findet ber Lehrer (oder auch die Schulbebörde) ben richtigen Ton, bie 
Disputation auf friedliter Bahn zu halten, fo müſſen ſolche freie Ausfpracen 
zwiihen Schule und Haus unftreitig qute Früchte zeitigen. Die Eltern können 
teilweife die Methode bed Lehrers lennen, was bei der zu wünſchenden Kontrolle 
der Hausaufgaben durch bie Eltern fehr vorteilhaft if. Der Lehrer miederum 
farın feinen großen Wünfche-Raften auftun und dies und jenes zur gefäll. Be— 
achtung anempfehlen, 

Würde die Diskuffion aber von einigen dem Lehrer feindliden Leithammeln 
ins Gebiet gebäfliger Anrempelung gezerrt, fo wäre das End’ folder Veran- 
ftaltungen ärger als ber Anfang. 

Schrb. ds. Hatte fürzlich Anlaß, bei einem Elternabend mitzumirlen, 
Einleitend wurde ein kurzes Referat über „Häuslihe Erziehung“ verlefen, 
befien ungefähre Skizze lautete: 1. Verhüte bie Lüge. 

2. Laß bie Kinder Heine Arbeiten verrichten, Wenig, aber exalt. — 
Mäüßiggang iſt — — 

3. Uebe bas Find in ber Enthaltiamkeit. Es foll nicht alles Haben, was 
es wünſcht. — Stärkung des Willens. Charalter. 

4. Ehre Vater und Mutter, den Nähten und dich ſelbſt. Das Kind 
foll die Eltern achten und ehren. Den Nächten foll es anftändig grüßen. Sich 
felber ſoll es nicht zu dem ſchlechtern Menſchen zählen mögen. (Eyrgefühl.) 

5. Erziehe das Kind mehr durch Stärkung des Ehrgefühls (Ermahnung) 
als durch körperlibe Züchtigung. 

Die Distufjion wollte, weil es bie erfte derartige Veranftaltung war, 
nicht recht in {Fluß geraten. Nur Punkt 5 erfuhr einige Anjechtungen, indem 
einige Väter meinten, bie und da ein Meines Mandverlein am Orte, wo ber 
Rüden feinen ebrlihen Namen verliert, bei ausgelafjenen Bürſchchen ſchade gar 
nichts. Sie hätten die vom Pater und bdiefer vom Großvater erfahren. — 

Als zweites Diskuſſionsthema waren bie „Hausaufgaben“ vorgefeben. 
Etlihe Eltern wünfchen gar feine, andere nur mündliche und wieder andere 
recht viel Hausarbeit. 

Die Gegner machten geltend: 1. Nach jehäftündigem Sigen und Auf« 
pafjen find bie Kinder zu müde, um noh etwas Ordentliches zu leiften. 2. Die 
häusliche Beleuchtung, Schreibgelegenheit ꝛc. find manderort? unter „prima“, 
3. Die intereffante Abendunterhaltung der verfammelten Nachbarſchaft (Hexen- 
erg x.) feſſelt mehr die Aufmerffamfeit bes Kindes als das trudene 

echnen. 

Die Befiirworter der Hausaufgaben führten an: 

1. Wenn die Schüler feine Hausaufgaben zu verrichten haben, treiben 
fie fih bis fpät am Abenb auf ben Straßen herum. 

2. Die Hausaufgaben find ein Bindeglied zwifchen Schule und Haus und 
zeigen ben Eltern, welche Fortſchritte ihre Kinder machen, 

Noch mandes wurde zwifchen Eltern und Lehrern in Frieden beſprochen, 
und Eltern und Lehrer gingen mit dem Gefühle beim, daß ſolch' gegenieitige 
Aussprache mandes Vorurteil tilge. 

In den Zagesblättern werben die Gemeinden gewarnt bor-allzu Tururiojen 
Schulhausbauten. In den untern Kantonen babe man diesbezüglich jchlechte 
Erfahrungen gemacht. — In Landquart nämlich muß ein neues Schulhaus er- 


— 129 — 


ſtellt werden, namentlich wegen ber Rät.-Bahn, reſp. deren Angeſtellten. Tie 
Rät.-Dahn will in Summa 55000 Fr. für den Neubau zahlen, ſtellt aber bie 
Bedingung, das Haus folle nad einem Plane im Koftenvoranfchlage von 120 000 
fr. gebaut werden. Die Gemeinde Igis, zu der Bandquart gehört, follte ben 
Reit (65000 Fr.) blechen. — Darob ber Lärm. 


— — 


vVereinschronik. 


1. In Goldau, wo vor einigen Wochen die berühmt gewordene 
„Antälirä* des hochw. Herrn Kaplan Dit in glüdverheißender Tätigkeit 
war, verjammelte fih am 30. Januar die Sektion Schwyz des Ber- 
eind kath. Lehrer und Schulmänner. Herr Präjident J. Stäubli 
begrüßte alle Anmejenden und bejonderd unfern hochverehrten Herrn 
Erziehungöchef Dr. Räber; er ftreifte dad durch Volkswillen leider ver- 
worfene Schulaejeg und gibt Auffchluß über den Statutenentwurf einer 
Lehrer-⸗Krankenkaſſe; er empfiehlt uns die Anjchaffung des praftifchen 
Reifebürhleind unſeres Vereins (ca. Fr. 1.30) und teilt und mit, daß 
der geplante Bibelfurd aus finanziellen Gründen erft pro 1909 abge» 
halten werden könne. 

Herr Zeihnenlehrer Benjamin Boos referierte nun in klarer 
und feffelnder Weiſe Über „Das neue Lehrlingdgejeß und deſſen Folgen 
für die gewerbliche Fortbildungsſchule“. Ein kurzer geſchichtlicher Rüd- 
blid zeigt uns, wie die alten Heidenvölker meiſtens die Arbeit verachteten 
und dieſelbe erfit durch das Chriftentum voll und ganz zu Ehren fam. 
Auf die Glanzzeit der Zünfte im Mittelalter kam die Neuzeit mit ihrer 
Gewerbefreiheit. Zweck des neuen Lehrlingsgejeges ift es nun, dieſe 
Hreiheit durch zeitgemäße und gelunde Vorjchriften zu regeln und ab— 
zugrenzen. Herr Rejerent durchgeht die Hauptpunkte des neuen Geſetzes 
und widmet dem Abjchnitte über Fortbildungsſchulen fein Hauptaugen- 
merf. Um vorfommenden Widermillen gegen dieſe Schulen zu befeitigen, 
ift eine fachkundige Lehrerſchaft mit guter Methode, eine pafjende Aus- 
wahl des Lehrjtoffes und gelegentliche Belehrung nötig. Für Heine und 
abgelegene Gemeinden, denen feine paſſende Lehrkraft zur Verfügung 
fteht, wäre die Einführung von jog. Wanderlehrern zu begrüßen. Die 
Errichtung einer fantonalen Mufter- und Modellſchule, verbunden mit 
Wanderausſtellungen wäre gut. Der Schluß des vorzüglichen Vortrages 
war ein warmer Mahnruf, neben der Verſtendesbildung aud die Cha— 
rafterbildung des Schülerd nach Möglichkeit zu pflegen. 

Die Verfammlung faßte auf Anregung ded Referenten folgende 
Relolution: die heutige Berfammlung begrüßt die gejegliche Regelung 
des Lehrlingämefend im Kt. Schwyz und erklärt ich bereit, nach Mög» 
feit zur Ausführung desſelben Hand zu bieten, namentlich: 

a) Zur Anſtrebung einer Reorganiſation des gewerbl, Fortbildungs⸗ 
ſchulweſens im Sinne einheitlicher Geſtaltung der Adminiftration 
und des Lehrplanes, möglichiter Konzentration deB, —— und 
Anpaſſung desſelben an Handwerk und Gewerbe. “ 

b) Zur Ausdehnung des gewerbl. Fortbildungsſchulweſens auf alle 


— 4 130 — 


größern Gemeinden bed Kantons, in denen fich eine beftimmte (od. 

näher zu ga Anzahl Lehrlinge aufhalten. Die Berfamm- 

lung würde es auch begrüßen, wenn*mit der nächſten Lehrlingd- 
prüfung eine Ausftellung von Objekten und paflenden Vorlagen 

im ſoq. Jugendflil aus den verjchiedenen Berufen veranftaltet wer- 

den fönnte. 

In der belebten Diskuſſion wurde das Referat noch vielfeitig 
beiprodden und namentlich die Wichtigfeit der treuen Mitarbeit von 
Elternhaus und Meifterfchaft betont. 

Schließlich erhoben alle anmwefenden Lehrer energifhen Proteft 
gegen die in einem kantonalen Organe erhobenen unmotivierten Angriffe 
und Anjchuldigungen, daß die Lehrer die Hauptichuld an der Verwerfung 
des Schulgefeges tragen. Beröffentlichung dieſes Protefted in der Prefie 
wurde einftimmig;beichloffen. 

Nachtrag:»In No. 10 erſtes Blatt bat fragliche Zeitung einen 
zweiten ebenfo „ſaftigen“ Artilel von Stappel gelafien, was ſicherlich 
in L2ehrerfreifen peinlich wirken muß. Unſer ſchwyzeriſche Lehrerftand 
verdient bon Seite der Prefje keine ſolche Behandlung. 





“+,” Die „Zörderklaffen“ in Ht. Gallen. 


Man wird e8 uns erlafien, in biefem Organ das Weſen bes {Förber- 
klaſſenſyſtems des Nähern zu beleuchten; es ift bies in hbinlänglier und gründ⸗ 
licher Weife im vorlegten Jahrgang von zwei mit der biesbezüglichen Literatur 
vertrauten Kollegen geſchehen. St. Gallen ift nun neben Bafel die erite Schweizer« 
ftadt, welche bie von Mannheim aus angeregte Neuerung in ihren Schulorganis- 
mus einverleibt, und zwar wird fie mit fommendem Mai bereits Geftalt an» 
nehmen, Die) Förderklaſſen“ in der Stabt St, Gallen follen nichts anderes 
fein, als eine Heine Abteilung folder Schüler, die aus irgenb einem Grunde in 
ihrer”Klafjelnicht mitlommen, und bamit dieſe dieſelbe nicht repetieren 
müffen, werden fie in günftige Verhältniffe gebradbt, um bier ohne allgugroße 
Anftrengung in ihrer Ausbildung fomweit wie möglih vorwärts zu rüden, 
Hauptzwed der neuen Inititution ift alfo, dbem Repetentenwefen auf ben 
Leib zu rüden. Daß letzteres ingvielfadher Hinficht für die Zurfdgefepten, bie 
Schularbeit, ben Lehrer undIdie Klafje zur Plage werben Tann, weiß jeder, 
ber ſchon in ber Schule geftanden, An dieſe Stelle treten nun bie Förderklaſſen; 
fie follen die MRepetenten in mögllihft Fleine Gruppen fammeln, um ihren 
Mut und ihren Willen burh eine indivibuelle Behandlung zu beleben. Die 
Schülerzahl wird fih daher nur auf ca. 20—25 ftellen. Die Lehrer dieſer Ab⸗ 
teilungen follen nicht an ben allgemeinen Lehr und Stundenplan gebunden fein, 
fondern fih zmwedentiprehend freier bewegen. Sobald biefe Schüler den nötigen 
Reifegrad erreidt haben, ftebt ihrem MWiedereintritt in die entſprechende Normal- 
Hoffe nichts im Wege. Daß in Bafel diefe Einrichtung fi dauernd im dortigen 
Schulweſen erhalten hat, Ipricht gewiß für bie Zweckmäßigleit der Förberklaffen. 

Man wird in ‚Bebrerllaffen mit Interefie die Entwidlung dieſes Aus- 
baues der Primmarichule verfolgen. Die Theorie ſcheint für denjelben zu ſprechen; 
wie fih nun die Ausführung macht, wirb die Zufunft zeigen. 


LEERE 


— 1311 — 


verein tig chriſtliche Erziehungswiſſenſchaft. 

Die Ortsgruppe Münden bat in ber Dezemberſitzung zunächſt einen Blick 
in das Getriebe der modernen Pädagogit getan. Anftaltsinfpeltor Dr. phil. et 
theol. F. X. Thalbofer referierte über „Das Buch vom Kinde“, das bei Teubner 
in Leipzig ald Sammelwerf einer Reihe von Auffägen über das ganze Gebiet 
ber Erziehung von verfhiedenen Autoren erfchienen if. Wie es bei folden 
Büchern immer geht, find nicht alle Beiträge gleichwertig, aber immerhin gibt 
das Werk einen gut orientierenden Einblid in die pädagogifhen Strömungen, 
bie in ber öffentlichen Meinung heute Oberwaſſer haben. Es ift ſchwer, auß ber 
Maſſe von Arbeiten, die in den zwei Bänben veröffentlicht find, befonbers auf 
einzelne einzugeben; jeboch verdienen vielleicht ala in der Gegenwart fehr wichtig 
außgeboben zu werben bie Arbeit über Kinderpſycholozie von Brahn (Leipzig) 
unb bie öber Kindergerichtshöfe von Dr. Lift. 

Als praktiihe Frage wurde die Verbindung von Schule und Elternhaus 
beſprochen. Der Segen, ben gut vorbereitete Elternabende — beionbers auf bie 
Eltern nur eines Schultörpers bejchräntt — haben, wurde vollauf anerkannt, 
Aber. auch die Fühlungnahme bes einzelnen Vaters, ber einzelnen Mutter mit 
dem Slafjenlehrer durch Befuh in ber Schule ward als ein gutes Mittel für 
gegenfeitige Förderung genannt. Die Eltern können babei mande Belehrung 
erhalten; ber Lehrer erhält Einblide, die ihm bie individuelle Behandlung bes 
Kindes erleichtern. 

In der Januarfigung kam Merciers’ „Piychologie” in ber Ueberſetzung 
von Habrich (Kempten, Köfel) zu eingehender Beiprehung durch Privatdozent Dr. 
Hofer Göttler. Er betonte bie fcholaftifhe Grundlage bes Werkes, die aber ben 
Derfoffer nicht hindert, fih auch mit ber experimentellen und pbyfiologifchen 
Piyhologie auseinanderzufegen. Gegneriſchen Anſchauungen tritt Merciers mit 
Aube und Objeltivität gegenüber. Das phyſiologiſch grundlegende Material be- 
ſonders bes erften Banbes ift reichhaltig und vielfach ganz vorzüglich. Der erfte 
Band gefällt bem Referenten in feinem methobifchen Aufbau weit beſſer als ber 
zweite, ber vielfach die „Thejenmethode” anwendet. Allerdings ift biefelbe zum 
Zeil entfhuldigt durch ben Eharafter eines Lehrbuches, den das Werk trägt, 

Nah diefem Neferat wurde noch berichtet von einem pädagogiſchen TFort- 
bildungskurs, ben ber Verein im Yuli in Münden veranftalten wird, „Heil⸗ 
päbagogif und Schulhygiene” werben in bemjelben behandelt werben. Beide Ge— 
biete ftehen heute innerhalb bes pädagogiſchen Intereſſes an ſehr vorgerüdter 
Stelle, mit ber allenthalben vor ſich gebenben Mebrung ber heilpäbagogijchen 
Anftalten (Hilfefhulen, Sprachheilkurſe, Shwahfinnigen-Anftalten, Krüppelinfti« 
tute uſw.) und mit bem Ausbau ber fhulhygienifchen Maknahmen find bie beiden 
Gebiete auch praktifch jehr bebeutfam. Es kann fi natürlich nit um einen 
Ausbilbungskurs für Hilfsichullehrer, Taubftummen- und Blindenlehrer handeln, 
vielmehr ift die Aufgabe eine orientierende unb in das ganze Gebiet einführenbe, 
Sowohl für die Theorie wie für die Praxis find hervorragende Kräfte gewonnen, 
u.a. Hofrat Willmann (Beziehungen von Heilpäbagogit und Normalerziehung), 
Profeſſor Dr. yörfter (Moraliiher Schwachſinn), Univerfitäts-Profefjor Dr. Zange 
(Rrüppelfürforge), Privatdozent Dr. Specht (Piychiatrie, beziebungsweiie Piycho- 
pathologie), Schularzt Dr. med. 3, Weigl (Schuldygiene), Zaubftummenlehrer 
Bonzrag (Faubftummenfürforge), Blindenlebrer Schaidler (Blinbenfürjorge), Di- 
reltor Herberih, Inſpeltor Schips, die Hilfsfchullehrer Schubeck und Weigl 
(Schwadhfinnigenbildung), Nähere Details über dieſes bedeutſame Unternehmen 
werben in nächſter Zeit veröffentlicht werben. 

Sehr beifällia wird in Mitgliederkreiſen au die Anregung von Direktor 
Auer (Donauwörth) aufgenommen, daß in einer beratenden Ferienlkonferenz zu 
DonaumdrtH bie kürzlich erfchienene „Erziehungslehre* von Ludwig WMuer "einer 
eingehenden Durdarbeitung unterzogen wird. CE W. 


— 4 132 — 


Titerafur. 


1. Alljährlich „wenn des Sommers lebte Roſen blühn“ legt und der 
liebensmwürdige Kaſſier der ft. galliſchen Sekundarlehrerkonferenz einen 
gerngefehenen Gaft auf unfer Pult: „Theorie und Praxis des Bekundar- 
ſchulunterrichts“. Aus den im ganzen Schweizerlande befannten „grünen 
Heften“ von ehedem ift ein jtattliched Fuch von 280 Seiten geworden. 
— Die ft. galliſchen Sekundarlehrer wiſſen ihre jährlichen Zufammen- 
fünfte immer recht lehrreih zu geftalten. Schon 3 Wochen vor Ab- 
haltung derfelben kommt jedes Mitglied in den Beſitz des zu beban» 
delnden Diskuſſionsaufſatzes. Died ermöglicht ein gründliche Etudium 
zu Haufe, fahgemäßere und fruchtbringendere Disfufjion an der Ber 
fammlung und mehr praktiſchere Rejultate. Diefen mohltuenden Geift 
atmet auch dad XVII. Protokoll der legten Fahreöverfammlung in 
—— verfaßt vom Aktuar, Hrn. Reallehrer O. Mauchle in St. Gallen. 

eradezu meiſterhaft führt uns letzterer, ein federgewandter Praktiker, 
in einem ſubſtantiellen Auszuge ſämtliche gefallenen Voten vor. Diele 
Art der Protokollierung Hat unbeftritten bleibenden Wert. Die Frage 
der Lehrplantheorie fand erſt an diesjähriger Tagung (9. Nov.) ihre 
definitive Erledigung. — 

Eine ganz hervorragende Behandlung findet „die Bud: 
baltung in der Sekundarſchule“ durh Herrn Jakob Keller, 
Lehrer an der Verkehrsſchule St. Gallen. Es unterliegt feinem Zweifel, 
daß dieſes für die Jetztzeit jo eminent wichtige Gebict bislang auf der 
Sekundarſchulſtufe etwas allzu fiiefmütterlich behandelt wurde. Die 
Unterüberfchriften wie „Buchhaltung und Volkswirtſchaft“, „Zur Theorie 
der Buchhaltung und ihrer Formen“, „Unterrichtöziel” 2c. zeugen für 
eine gründliche, auf ernfthaftem Studium und langjägriger praftifcher 
Betätigung auf diefem Unterrichtögebicte. Die beigefügten ausführlichen 
Anterrichtsbeiſpiele find eine jehr mwilltommene Ergänzung des erften, 
mehr theoretischen Teild. Wir machen Setundarlehrer EP” anderer Kantone 
nachdrücklichſt auf diefe verdienftoolle Kellerfche Arbeit aufmerkffam. Aber 
auch Lehrer der Buchhaltung an 8. Klafjen und Fortbildungsjchulen 
werden fie mit großem Nuten für ihre einfachern Berhältniffe zu Rate 
ziehen und daraus lernen können. — Einen angenehmen, lehrreichen 
Abſchluß findet diefes Jahrbuch in der „Geichichte der Sekundarſchule in 
Wattwil“ des dortigen evang. Pfarrerd. — 

Jene verehrl. Leſer, welche in den Beſitz der diedjährigen, ſehr 
wertvollen Publikation der ft. galliſchen Sekundarlehrer zu kommen 
wünfchen, mögen fi) an Herrn Sekundarlehrer Ebneter, Langgafle, St. 
Gallen menden. N. 

2. „Heber Schulhygiene*. Aus dem Jahrbuch der ſchweiz. Geſellſchaft 
für [Schulgefundheitäpflege ijt ein ſehr eingehender und interefjanter 
Artikel Über Schulhygiene in Separatabdrud erſchienen. Verfaſſer ded- 
jelben ift der Rorſchacher Schularzt Dr. med. Henggeler. Abzüge find 
von demjelben erhältlih. Wir empfehlen das nüßliche Schriftchen an— 
gelegentlich. B. 


—— —ñ — 


— 133 — 


Aus Ranfpnen und Ausland. 


1, Bürid. * Wir lefen im „Schweiz. evangelijken Echulblatt: 

‚„Starfer Lehrermangel herriht im Kanton Zürich. Es müflen 
penfiznierte Lehrer und verheiratete Lehrerinnen zum Sculdienft herangezogen 
werben, und bie Erziehungsbdireltion erklärt, daß fie feine Vilare mehr zur Ber- 
fügung babe. In der Not greift fie zu einem Mittel, welches feit 30 Jahren 
nicht mehr in Anwendung gelommen fein foll: es werben Seminariften der 
vierten Klaſſe des S:minard Küsnacht als Bilare auf ungeteilte Landſchulen ge» 
ſchickt. Weil ringsum Lehrermangel herricht gibt es kein anderes Mittel, dem 
Stand ber Voltsjchullehrer genügende Aräfte zuzumenden, als eine derartige 
Befoldungsaufbeflerung, welche zu ben teuren Lebensverhältniffen, tem Aufwand 
an Opfern für die Ausbildung und zur ftandeögemäßen Lebenshaltung in einem 
normalen Verhältnis fleht. Eine Reihe von grökern Landgemeinden macht 
gegenwärtig ganz gewaltige Unftrengungen, durch Befoldungserhöhungen tüch- 
tige Lehrer zu feſſeln, welche ihnen die Stadt mwegloden will, So bat fi eine 
jLöne Zahl von Gemeinten am See und im Oberland zu jährlichen Zus 
lagen von 1000, 1200, Thalwil fogar bis 1400 Fr. aufgefhmungen. 
Damit kann trog ber Neuordnung ber Befoldungen nit einmal die Stabt 
fonturrieren.“ 

2. Schaffhaufen. * Auch bei und brunten an ber Norbmark geht es in 
ber Befoldungsdfrage ber Lehrer erfreulih vorwärts. Vom Großen 
Rate beauftragt, bat der Reg. Rat einen Entwurf zu einem Beſoldungsgeſetze 
ausgearbeitet. Eine Speziallomnifjion bat aber dieſen im Sinne einer Er- 
böhung diejer Anfäge umgebrbeitet. 

Die gejeglide Jahresbeſoldung ber Elementarlehrer 
wurde auf Fr. 1800, biejenige der Reallehrer auf Fr. 2800 feftgejekt. 
Die Dienftzulagen betragen nah vier Pienftjagren Fr. 100, nah zwanzig 
Dienftjahren fr. 500. Die Lehrerinnen werben nad ber Kommiffionsmehrheit 
den Lehrern völlig gleichgeftellt. 

Wir hoffen zuverfichtlih, biefe vom guten Willen gegenüber ber Lehrer» 
haft zeunenden Vorfchläge werden die Zuftimmung der maßgebenben Inftanzen 
finden. Das’ bisherige Gehaltsminimum betrug Fr. 1400 ſamt 200 Fr. Alters» 
julagen. Stimmt ber Große Rat bei, dann find wir mit einem Minimum 
von Fr. 1800 den meiften Kantonen vorausgeeilt. Auch dann werben bie 
größern Gemeinweſen ihren Lehrern noch Zuſchüſſe machen müſſen. Aber aud 
in einer Heinen ländlien Gemeinde ließe fich bei einem Einfommen von fr. 
1800 (Minimum) und 500 Fr. und freier Wohnung leben. Die Gleichftellung 
ber Gehalte der Lehrer und Lehrerinnen wird wohl noch ba unb dort ange 
fohten werden und endgültig ſchwerlich durchdringen. Doch laſſen fih au 
Gründe für eine berartige Neuregelung anbringen, — Alſo in ber Befoldungs- 
frage geht's au am Nheinfall vorwärts? — und zwar ein tücdtiger Schritt. 
Wegen blofien — — 50 Tr. inszenieren wir feine Befoldungserköhung wie 
Cie jüngft von einer Schulgemeinde in Ihrer Nähe berichteten. Das find aud 
gar zu Meine „bomdopatifhe Tropfen“! (Stimmt! Die Reb,) 


3. Ari. Ueber Gefang, Zeihnen und Turnen leſen wir im 
Schulberichte pro 1906—07 alfo: 

Der Gefang. Diefer Unterrichtszweig findet, wie es die Verbältniffe mit 
fih bringen, eine ungleiche Berüdfihtigung. In einigen Schulen wird recht 
Shönes geleiitet. 

Das Zeichnen findet aus leicht erfichtlihen Urfachen in den meiften Schulen 
no feine Pflege. Nur Altdorf — Knabenſchule — hat bisher dieſes Fach als 
obligatorifche Disziplin gelannt. 


24134 — 


Turnunterricht. Gin mit allen Geräten ausgerüſtetes Vokal befigt nun⸗ 
mehr Altdorf in der neuen Zurnballe. Auberdem haben mehr oder weniger ge 
eignete Turnlofale eingerichtet: Erftfeld, Göſchenen, Realp, Schattdorf, Seelisberg, 
Eilenen, Amfteg, Meien. Der Mangel an geeigneten Zurnlofalen brachte es 
beionders mit fi, dab da und dort bie vorgejchriebenen Stunden nicht erreicht 
wurben (Fluͤelen, Gurtnellen, Iſental, Silenen Amfteg, Briften, Sifiton, Spi« 
tingen, Unterfhäcden). Zwei Berichte geben leine Auskunft, und von einem Orte 
ift fein Bericht eingegangen. — Wie an geeigneten Vokalen fehlt es Öfters an 
ben entiprechenben Geräten. — Was bie Leiftungen betrifft, fo ftehen biefelben, 
einige Orte abgerechnet, Hinter den Anforderungen zurüd. Auch bezüglich bes 
Arbeitsftoffes herricht bedeutend Ungleichheit... Desgleihen fehlen bie Abfenzen 
nit, während doch auch biefes Fach für die entjprechende Aitersftufe obligato- 
riſch ift, wie die Schule überhaupt. Die Zahl ber am Turnen fich beteiligenben 
Rnaben betrug 696. 

4. Ht. Gallen. * Etwas verſchwommen wird bie Meldung betr. Verſtim⸗ 
mung eines Teils ber Lehrerfchaft über vier jüngft ftattgefundene Qehrerwahlen in 
die Hauptitabt (Thurgauer) durch ein Lehrerblatt zu dbementieren geſucht. Zwiſchen 
ben Zeilen ſchimmert aber durch, daß jene Mitteilung nicht ganz „aus den Fingern“ 
gejogen war. Der „Rictigfteller“ ift doch kein yremdling in Iſrael! Damit 
unferfeits Schluß! — Wäre man boshaft, könnte man noch bie frage ftellen, 
ob ber Herr Gegner fich ebenfo fehr beeilen würde, über alles ben Mantel ber 
Liebe zu breiten, wenn es ſich umgelehrt um anbere Verhältnifje und andere 
Seminarien handelte? — 

5. Amerika. Rio Grande bo Sul. Die Seltion Lageabo bes 
tatholifchen Lebrervereind hielt in der Schule zu Sarta Klara eine Wanber- 
verfammlung ab, Trotz fehr ſchlechten Wetters waren 5 Lehrer und bazu 
mehrere Schulfreunde da. Die Oberllafje hatte einen Aufjag über das Pferd 
und bie Mittelllaffe Sätze zu fehreiben. Die Schrift fand allgemein höchſte An- 
erfenuung. Nachdem ſich bie Schüler entfernt, gings an bie Rritil. Herr Lehrer 
Scheid erflärte, daß der ganze Vorteil jeiner Schreibmetbode darin beftänbe, 
daß von Anfang an ganz beionbers baranf zu achten fei, baß 
bie Aufſtriche beim Schreiben möglihft lang gemaht werben. 
Allerdings gehören auch etwas Energie und Etrenge bazu, bie Kinder anzu- 
halten, es genau fo nachzumachen, wie man ihnen vorgejchrieben hat. Die 
rt beim Schönſchreibeunterricht fei, daß ber Lehrer ben Rindern vor⸗ 
fhreibt. — 

Nun gab e8 eine Xefeprobe, von ber „die Bebrerztg. in Rio Grande bo 
Sul* alfo fagt: „Tie Kinder ſollen gewöhnt werben, die Lejeftüde flott zu 
lejen, ohne fie vorher zu Houſe geübt zu haben, b. h. vom 2, Schuljahre an 
follen die Kinder nie wiſſen, (?) welche Lejeftüde fie in der Schule lefen. Der 
Lehrer beftimmt das Leſeſtück, läbt ein Rind anfangen unb bie anderen dann 

weiterlefen. Lehrer J. Beder bemerkt dazu, daß e8 von großem Nupen fei, wenn 
ber Lehrer den Kindern öfters vorlieft. — 

Zum- Abſchluß dieſer echt ameritanifchen Vehrerfonferenz erfahren wir, wie 
DOrtslehrer Scheid bie Wanderverfammlung „zum Dlittagefjen an teichbefepter 
Tafel“ einladet und wie fi ein frobes Zafelrunden entwidelt. Eine nächſte 
Wanderverſammlung ift in Arroio do Meio. Morfigender war P, Gafper. Den 
Freunden riftliher Schule ein berzi. Glüdauf zu ihrem Eifer! Ä 

6. Italien. Die von ber Freimaurerei injzenierte Bewegung gegen ben 
Religionsunterriht in ben Vollsſchulen ift nun auch von bem antilleritalen 
römischen Stadtrat aufgenommen worden. Er nahm eine Refolution an, bie 
Regierung und Parlament auffordert, ſich für bie religionslofe Schule auszu- 
ſprechen. Beſonders bemerkenswert ift die Begründung, bie Afleffor Ganti ber 


— 15 — 


Refolution gab; er ſagte: „Im Gewiſſen ber Nation iſt bie Frage reif ge 
worben”, b. 5. bie Antiklerifalen haben ſyſtematiſch biefen Zuftanb herbeigeführt. 
Der katholifhe „Sorriere b’Italia” fragt zu der Reſolution, was fie für einen 
Wert haben fole? In Rom werde der Unterricht in der Religion ohnehin recht 
mangelbaft erteilt. Immerhin feien Gemeinden genug, wo gute Erteilung ge 
funden werbe, und deshalb mäfje an bem bisherigen Geſetz feitgehalten merben. 


Humov. 


Der Lehrer von Haunzenberg hatte eine zahlreiche Familie und litt in- 
folgedeſſen bei feinem feinen Gehalte unter einem chroniſchen Defizite. Da er 
niemanden mußte, an ben er fi zur Zilgung besfelben hätte wenden fönnen, 
tam ihm in feiner Derzmweiflung ein rettender Gedanke. Hans, des Nachbars 
Junge, war ein gewedter Kopf, und ein Frechdachs, der ihm oft zu ſchaffen 
machte, für des Lehrers Plan aber gerade deshalb beſonders geeignet ſchien. Die 
Schulprüfung ftand vor der Türe, Nach ber lethzten Stunde ließ ber Lehrer ben 
Dans in feine Wohnung fommen — bie ber Junge bald wieder verlieh. 

Während der Prüfung, welcher der Herr Pfarrer und ber Bürger 
meifter beiwohnten, ftellte nun ber Lehrer folgende frage: 

‚Wenn ich monatlih 100 Mark verdiene und wöchentlich 35 ME. brauche 
— was bleibt mir dann übrig?!“ 

Hans (nahdem er eine Weile gerechnet hatte): „Herr Lehrer, da bleibt 
Ionen gar nir übrig — als daß Sie n’ Hrn. Pfarrer oder n’ Hrn. 
Bürgermeilter anpumpen!“ Il. Bl.“ 

„Herr Schulrat“. In einer Naſſauiſchen Dorſſchule hielt ber Herr 
Schulrat Revifion, wobei er ben Lehrer ermahnte, die Kinder mehr zur Höflich- 
feit zu erziehen. So fei ed geziemendb, daß fie den Antworten bie Schlußformel 
anfügten: „Herr Shulrat*, Da nun ber Schulrat am folgenden Tage bie 
Schule eines Nachbardorfes befuchte, machte der getabelte Lehrer feinen Kollegen 
aufmerlfom, er tue gut, vor Ankunft des Schulrates feine Kinder entſprechend 
zu inftruieren. Das geſchah. Der Schulrat fommt und repibiert, und prompt 
erfolgt jedesmal als Refrain „Herr Schulrat*. Da kommt die Gefhichte vom 
‚Sündenfall* daran. Er fragt: „Mit welchen Strafworten wandte fi) Gott 
an Abam?* Die Antwort folgt: „Die Erbe jei verfluht um beinetmwillen, 
Herr Schulrat.” Um ben nieberfhmetternden Eindrud ber Antwort zu ver 
wiſchen, fragt ber Geſtrenge: „Was fprah Gott zur Schlange?" — „Auf 
deinem Baude folft bu Eriehen, Herr Schulrat,” Schnell winkt der Schul« 
rat ab und wendet fih zu einem andern Echüler, daß er bie Strafworte voll« 
ende. Diefer antwortet: „Du follfi Staub freijen bein Leben lang, 
Herr Schulrat.“ Dem Schulrat graufte es ob folder Höflichkeit, und eifigft 
fuhte er das Meite, | | 











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Vereinigung des „Schweizer. Erzieſungsfreundes‘ und der ‚Juüdag. Monatsfhift", 


Organ des Dereins kathol. Lehrer umd Schulmänner der Sameiz 
und des ſchweizeriſchen katholifhen Erziejungspereins, 


Einfiedeln, 21. Febr. 1908. | Nr. 8 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 
HL. Rektor Reifer, ———————— ug, ——— bie HH. Seminar- ge Jakob Srüninger 
sidenbadh (Schmwys), * — niyder, Sig ne Der: Lehrer Fa * Goßau (St. Ga 8 
b Her t Glemens ee zum orchen 
is ind an legteren, als = The. ——— zu richten, 
Bufserat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Befteltungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandblung Einjiebeln. 





——— Un den Lehrer. Haus— und — Alban Stolz. Gin zeitgemähes Buch, Aus 
antonen und Ausland. Pädagogiſche Ghroni ereinächronif. Sprechiaal. Würdigungen x. 
Literatur. Sinnſpruch. Brieftaften. Inſerate. 


8» An den Fehrer. 58 8 


Ob auch ein Herschen noch Jo arm, 
Geplapt von &lend, Mot und KHarm, 
Vergiß nidyt, einen Edelſtein 

Bon höchſten Werte ſchließt es ein. 


Die Seele ift’s, 's iſt ein Brillant, 
Biel ſchöner als der Diamant. 

Sie leuchtet aus Dem Binderblick, 
Strahlt wieder reiner Seelen Glück, 


Der allzeit auf fie niederTchant, 
Gott, Deiner Obhut fie vertrant. 
Ihm führ’ fie m in Tat und Lehr. 


Welch ein Beruf, wie groß, — hehr! 
. 6. (At. Zur) 


— 138 —— 


Baus- und Gaſſen-Exziehung. 
Pädagogiihe Schnigel von M. M., Lehrer (Kt. Quzern). 
(Schluß.) 

3. Sobald die geiſtigen Anlagen des Kindes ſich regen, kann und 
ſoll auch die Einwirkung der Eltern auf den Kindesgeiſt beginnen. Die 
erſte Form geiſtiger Tätigkeit und die Vorſtufe ernſter 
Arbeit iſt das kindliche Spiel. Geſunde Kinder ſpielen von Natur 
gern, und die Eltern ſollen nicht ermangeln, die nötigen Anregungen 
zu geben. Der Tätigfeitötrieb, der fi im Kinde zuerjt ald Epieltrieb 
offenbart, dann zur geregelten und zielbewußten Arbeit fich emporbildet, 
it von höchſter Wichtigkeit und muB geeignete Nahrung erhalten. Die 
Arbeit ift ein Grundgeſetz des Lebens. Was diefelbe ift für das Man 
nedalter, das ift dad Spiel für die Rindheit. Unvermerft übt und 
bildet die Tätigkeit die geiftige Kraft des Kindes. Tun die Eltern 
nichtd, um diejen natürlichen Trieb zu unterftüßen, fo verlieren nach 
und nad die Kinder das Intereſſe an der Tätigkeit und bleiben ftumpf« 
finnig. Kinder, die nichts zu tun gewohnt find, verfallen gar leicht 
auf allerhand Zorheiten; denn Müßiggang ift aller Lafler Anfang. 

Die einfachſten Spielſachen find die beften. Sie müflen dauerhaft, 
feft und dabei derartig fein, daß fie vieljeitig gebraucht werden können. 
Im Sommer verjchaffe man den Kindern einen Sandhaufen in jonniger 
Lage und gebe ihnen einige Blechlöffel und Blechformen, eine Kleine 
Schaufel und einen kleinen Schubkarren. Die Kinder werden nicht 
müde, fi damit zu beichäftigen. Für Knaben eignen ſich Baufäften. 
Daraus lafjen ih Wohnhöuſer, Kirchen, Brüden ꝛc. bauen. Soldaten 
dürfen natürlih auch nicht fehlen, denn diefelben erregen daß Intereſſe 
gar jehr. Sehr gern jpielen die Knaben mit einer Gijenbahn. Es be- 
darf oft nur einer geringen Anregung jeitens der Eltern. Die Phan- 
tafie fchafft. die. twunderbarften BZujammenftellungen. Einfache Papier- 
ftreifen werden zu Eiſenbahnſchienen, aus einigen Brettchen und Klötzchen 
entftehen Brüden, Tunnels u. jelbft Bahnhöfe, Für Mädchen werden Puppen, 
Buppenmwagen, Puppenſtube das paſſendſte Spielzeug fein, mit dem ſie 
fih immer wieder mit neuer Luft beichäftigen. Auch bier möge man 
den Übertriebenen Luxus vermeiden. Die Kinder find von Ratur einfach 
und anſpruchslos. Umgebt den Knaben mit einem ganzen Spielwaren« 
laden, nach kurzer Zeit läßt er alles liegen, nimmt feine Schaufel, geht 
an den Sandhaufen und ladet feinen Schubfarren voll, oder er legt im 
Sande einen regelrechten Garten mit Wegen, Grasfläden und Baume 
gruppen an. Beim Spiele ftrengen die Kinder ihren Geilt an, fie 


+ 


--43 1359 —— 


denfen, urteilen und jchließen, fie jammeln Kenntniſſe und Erfahrungen, 
ihr Geifteöleben wird gefördert. Sie jchlafen am Abend befler, und der 
Zag war nicht verloren. Durch Epiel und Scherz jollen fie Geift und 
Körper erfrifchen. 

Schwer ift e3 oft, an den unfreundlicden Wintertagen die Kinder 
zweckmäßig zu bejchäftigen. Da fommt indes gar bald das Ehriftlind- 
hen und bringt ein ſchönes Bilderbud. Darin find fhöne Blumen und 
Bäume und allerhand Tiere abgebildet. Wie traulich rüden die Kinder 
zufammen, wenn Bater oder Mutter die jchönen Bilder zeigen und er- 
Hären. Dabei erzählt die Mutter jchöne Geſchichten. Wie ſpitzen da 
die Kinder die Ohren und fragen bald nad dem und nad jenem. Wie 
dankbar find die Kinder hiefür! Ihr Interefje wird erregt und ihre 
Phantafie bejchäftigt! . Die erzählende Mutter vermittelt ihren Kindern 
einen reichen Schag von Renntniffen aller Art. Die Perfonen der Er- 
zählung werden dem Kinde Mufter und Vorbild für fein Handeln, und 
die Moral von der Gefchichte prägt fich feinem Geifte ein. 

4. Ein meitered Mittel, die Kinder von der Gaffe fernzuhalten, 
find gemeinfame Spaziergänge in Feld und Wald. Eltern, 
gehet hinaus mit euern Kindern in Gottes freie Natur und zeiget ihnen 
die Schönheit der heimatlicgen Gefilde. Lehret fie auf alles achten, was 
ſich Hier darbietet, achten auf das Wachen und Blühen der Blumen 
und Bäume, auf den Gejang der Vögel und da8 Treiben der Tiere in 
Haus und Hof, Feld und Wald, merken auf jedes Vogels Flug, auf 
aller Winde Wehen, auf aller Wolfen Zug. Befteiget mit ihnen einen 
nahen Hügel, am fonnigen Waldesjfaume ruhet aus und verzehret das 
mitgenommene Beiperbrot. Lehret fie die Natur verftehen, dann 
werden fie diefelbe aud; lieben. Die heimatliche Scholle wird ihnen 
ana Herz wachen, und fie werden nicht in Scharen den Städten zuftrö- 
men. Bei finniger Naturbetrachtung bietet fich auch oft Gelegenheit, die 
religibſen Gefühle zu weden und zu pflegen. Man betrachte die Schöpfung 
ald Tempel Gottes und führe erhobenen Herzens die Kinder in dieſes 
Heiligtum. Dan Hole fie herbei, den hecrlichen Regenbogen zu jchauen, 
man lafje fie die Herrlichkeit ded Sonnenunterganges betrachten. Mit 
welchem Intereſſe betrachten die Kinder Mond und Sterne, die jo ftill 
am Himmel dabinziehen. Abends ſchaut wohl das Kind zum Fenſter 
hinaus, ob die Sterne herausgeftedt find, od die Engel aud den Mond 
blanf gepußt haben oder ob e8 draußen ganz finfter ift. Der Unterricht, 
der am beften geeignet ift, dem Glauben und den Sitten zur Echußmwehr 
zu dienen, ift derjenige, der in der zarteften Kindheit im häuslichen 
Kreiſe jeinen Anfang nimmt. 


— 1410 — 


5. Die Schulzeit bildet einen ſchönen und wichtigen Abſchnitt 
der Jugendjahre. Mit ihr hören aber die Elternpflichten nicht auf. 
Viele glauben, mit dem Anhalten zur Schule fei die Erziehungsweisheit 
erichöpft, dem ift aber nicht fo. Mit der Schulpflicht erwachſen den 
Eltern neue Aufgaben. Oft hört man Hagen, daß die Kinder während 
der Schulzeit neben nüßlichen, für das jpätere Leben notwendigen Kennt⸗ 
niffen auch allerlei Unarten und Untugenden lernen wie z. B. Rohheiten, 
Streitfucht, Lügen, Stehlen. wüftes Reden u. a. m. Dieje Klagen find 
leider begründet. Aber daran ift nicht die Schule an und für fi 
Ihuld, fondern wieder die Gaſſe, die Straße, der Schulweg und vieler- 
orts auch, fpez. in Städten und Induſtrieorten, die Schulferien. In 
der Schule werden die Kinder beichäftigt und beauffichtigt, auf dem 
Schulweg eben nicht oder zu wenig. Dieſer Punkt darf dem Erzieher 
in Schule und Haus nicht gleichgültig fein. Er erkundigt ſich daher 
öfter8 über da8 Benehmen auf dem Schulmwege und firaft Ausschreitungen 
energiih. Die Eltern jollen dafür forgen, daß die Kinder nad) Schul: 
ihluß rechtzeitig zu Haufe find. Bemühend und verbrießlich ift es für 
den Lehrer, der etwas auf Ordnung hält, wenn die Kinder ftundenlang, 
ja bis in die Nacht hinein auf dem Schulmwege herumtummeln und fidh 
berumbalgen können, aber dann wegen jeder Kleinigkeit der Schule fern 
bleiben müſſen. Leder pflichteifrige und ordnungdliebende Lehrer tut 
alles, damit die Zucht der Schule auch auf den Schulweg fi erfirede 
und fo fein fittigendes Wirken nad außen ſich offenbare. Auch da ſollen 
ihn die Eltern Fräftig unterftüßen. Es lohnt fich hier jede Mühe. Was 
die Echulferien betrifft, gilt mehr der Stadt- ala Landbevölferung. Die 
Bouern kommen betr. Ausnüßung der ferien nicht in Berlegenheit, mehr 
aber die andern Berufsklaſſen. Da heißt es öfters: 

„Geht fpielen, Kinder! Lauft auf die Strake! Macht, daß ihr fortlommt! 
Ihr feid mir immer unter den Füßen, keine Stunde kann man bie Stube rein 
und bie Zimmer in Orbnung halten, wenn ihr darin herumgelaufen feib!* 

Die Kinder eilen zur Türe hinaus, die Mutter ift ohne Sorgen 
und denkt: 

„Seht find die Kinder am Spielen, Nahbarstinder find bei ihnen, es 
fehlt ihnen nichts, und fo kann ich ruhig meiner Arbeit nachgeben.“ 

In diefem Glauben überläßt fie die Kinder ftundenlang fich ſelber. 
63 ift für die Rinder von größtem Nuten, wenn die Eltern bis— 
mweilen ihrem Spiele zujehen und zuhorchen. Da werden fie gewahr, 
in welcher Weife fih ihr Frohfinn Außer. Im Spiele nämlich 
offenbart das Find, was in ihm iſt. Die Achtjamfeit der Eltern auf 
des Kindes Spiel und Unterhaltung ift daher für die Erziehung wichtig. Die 


3 141 — 


Gltern lernen die eigenen Kinder kennen; fie entdeden da zumeilen in 
ihrem Knaben eine Robheit, in ihrem Mädchen eine Außgelafjenheit, 
von der fie bisher nichts mußten. Sie lernen aber auch die Gefpielen, 
die Kameraden ihrer Kinder kennen, Dieſe Kenntnis ift von höchfter 
Bedeutung. Wenn ein guter Apfel neben einem faulen zu liegen fommt, 
jo wird er nicht vor Anftedung bewahrt, wenn er auch von nod jo 
auter Sorte if. Schon oft hat ein böfer Kamerad in wenigen Tagen 
niedergerifjen, twa® die beiten Eltern in jahrelangem Bemühen aufgebaut 
hatten. Dan kann es den Eltern nicht dringend genug and Herz legen, 
do gerade in den Ferien den Umgang ihrer Kinder genau zu be= 
waden. 

Nun zum Schluße. Eltern, niemand verlangt von euch, daß ihr 
euer Haus mit bimmelhohen Brettern umgebet und die Kinder ganz von 
der Außenwelt abjchließt. Dad wäre nicht vernünftig. Eure Kinder 
müffen ind wogende Zeben hinein. Aber da feid ihr die von Gott be» 
ftellten Wächter und deshalb verantwortlich für alles, was fie dort trei= 
ben. Das könnt ihr aber nur fein, wenn ihr euch immer Klare und 
beftimmte Antwort geben könnt auf die Frage: Wohin, zu wen, mit 
wen gehen meine Kinder? Auch Schreiber dies ift gewiß nicht gegen 
Erholung, Spiel und Scherz im freien und redet nicht der Dudmäuferei 
dad Wort. Aber Maß und Takt fol herrſchen. Die Kinder follen 
wiffen, daß aud ihr Treiben im Freien don den Eltern fontrolliert 
wird, und namentlich abends jollen fie rechtzeitig im Haufe fein. Neben 
der Schule jchadet eine verftändig eingetelte Beichäftigung der Jugend 
keineswegs. Ich denke an ein vernünftiges Maß von Haußaufgaben, an 
Heine Hilfsarbeiten im Haushalt, an Unterhaltung, welche die körperliche 
und geiftige Tätigkeit anregt. Die Gejundheit leidet nicht Schaden, die 
Kinder werden vor Audgelafjenheit eher bewahrt, fallen weniger einer 
energielojen Alatterhaftigkeit anheim und lernen bei Zeiten, daß ber 
Menſch zur Arbeit geboren ift, wie der Vogel zum Fluge. Es ift ein 
Glück für fie, wenn die Erziehung zum ernſten Charakter rechtzeitig be= 
gonnen hat. Die Spridmörter: 


„Jugend hat feine Tugend‘, „Jugend muß ſich austoben“, dürfen nicht 
old Erziehungsgrundſätze gelten, 








⸗·Wiſſenſchaſt und Wahrheit liegen oft ebenfomweit auseinander.als Wahr⸗ 
fagen und die Wahrheit fagen. — 

Als Sokrates einen reihen Diann fab, dem ed an Weisheit gebrach, fagte 
er: Wieder einmal ein vergolbeter Sklave. — 

Aufgeblafenheit treibt den Menſchen herum wie ein böfer Hirtentnabe bie 
Herde. — 
Aranke Herzen und volle Mägen fteigen nicht gerne aufwärts, — 


— 4 142 — 


Alban Stolz. 
II. 


In flüchtigen Zügen haben wir in vorletzter Nummer angetönt, 
wie fruchtbar Alban Stolz in ſchriftſtelleriſcher Richtung gearbeitet und 
gewirkt hat. Wir haben die vielen Schriften — fie waren nicht voll: 
zählig angeführt — nicht gruppiert nad ihrem Jahalte, jondern nur 
nadt und meiſt gloffenlo8 angedeutet. Sehen wir uns unter den außer 
ordentlich zahlreichen literariſchen Leiſtungen Stolzens genauer um, dann 
wird ed und im Intereſſe gerechter Würdigung des Schriftitellers 
Alban Stolz recht eigentlich zur Pflicht, die Schriften nach ihrer inneren 
Zufammenhdrigfeit, nach ihrer Tendenz zu gruppieren. Und fo ergibt 
es ih dann, dak wir 1. Schriften finden, die von der geiftigen Aus— 
nüßung feines Reijebedürfniffes Zeugnis ablegen, aljo literarifche Früchte - 
feiner Ferienreiſen. 

2. Schriften, die der religidjfen, kirchen- und fchulpolitifchen 
Temperatur ded Tages entjprungen und dementiprechend auch in Inhalt 
und Form der religiög- und ſchulpolitiſchen augenblidlihen Strömung 
angemefjen find, 

3. Schriften, die feinem Hl. Eifer für feine lehramtlichen Pflich- 
ten und dem Bemühen nach beruflicher Ausbildung und Bervofllomm- 
nung entfprungen find. Und nad diefen Gefichtspunkten wollen wir 
den Schriftfteller Alban Stolz in diejen Blättern zeichnen; der vielfeitige 
Mann — ein eigentlicher Gelehrter im modernen Sinne war er nicht 
— mird dem Leſer bei diefer Behandlung nur verjtändlicher in feinem 
geiftigen Können und Wollen. Selbftverftäudli darf hiebei fein un- 
fterblies Wirken ald Kalendermann nicht überjehen werden, ift doch 
diefe Wirkjamkeit in literarifcher Richtung feine grundlegendfte und zu« 
gleich reichhaltigite, weshalb wir fein diesbezügliches Wirken etwas voll: 
tönig „unfterblih* nannten. 

Zu den Schriften erfter Art gehören vorab 2 Werke: 


a) Befuh bei Sem, Cham und Japhet oder Meife in das bl, Land. 6, 
Auflege. Mit 23 Bildern und 2 Kärtben. Ungebunden ME. 3,60, gebunben 
Mt. 5, —. 464 Seiten. 

b) Spanifches für bie gebildite Welt. 8. Auflage; mit etwas Türliſchem 
nebft Noten, 360 Seiten. Ungeb. Mt. 2.70, geb, Mt. 4.10. 

Deibe Werte find auch in „Billige Vollsausgabe* enthalten, 
das erfte in 8. Aufl, 450 Seiten ftark zu Mi. 1.80 und geb. Mi. 2.20, 
* legtere in 10. Auflage, 358 Seiten ſtark zu ME 1.50 und gebunden 

t. 1.90. 

Hier fann beigefügt werden, daß 2 Ausgaben Stolzens Werle beftehen, 
beide von Herder in Freiburg i. Br. ebiert. Die erftere betitelt fich 
‚Sefammelte Werte“ von Alban Stolz. Dktav-Husgabe, teilweſe illu- 


— 143 — 


friert. Vollſtändig in 19 Bänden, nebft Regifter-Band zum Befamtpreife von 
Mt, 64.55, geb. in Halbfranz ME. 92,15. Die zweite heißt: Geſammelte 
Werte — Billige VBollsausgabe* in Tuodez, vollftändig in 10 Bb. 
zum Gelamtpreife von ME. 21. -, geb. in Halbleinwand Mt. 25.— ober in 
Leinwand Mt. 29. —. 

Was fagen nun literarische Größen, alfo berufene Kritiker, zu 
diefen Werken und was überhaupt zu Stolzens literariihem Schaffen ; 
welche Bedeutung mefjen fie Alban Stolz als Schriftfteller bei? Dieje 
Frage drängt fi dem Leſer um jo nachhaltiger auf, ala Etolzend li— 
terariihe Produktivität ungemein und ungeahnt ergiebig genannt werden 
darf. Darum jeien Urteile, einige allgemeine Kritifen von Freund und 
Gegner gleich bier angefügt. 

1.Dr.J.Mayerhofer urteilt jpeziell über „Spanifches” alfo: 
„Man bat gejagt, daß Tacitus feine „Germania“ gefchrieben habe, um 
den entarteten römischen Volke den Spiegel gefunder Kraft und Sitte 
vorzubalten. Ganz dadfelbe läßt fih vom „Spaniſchen“ jagen. Dem 
ehr und tugendfamen Deutjchen, der alltäglich jein: „Herr, ich dante 
dir, daß ich nicht bin wie andere Leute“, philifterhaft zufrieden fich vor« 
betet, wird das ferngejunde ſpaniſche Weſen umerbittlich vorgehalten in 
männlider Zucht, Kraft und Sitte. — Reine Spur von dem, was man 
jonft „Reijebefhreibung“ nennt; nichts „Geſchichtliches“, nichts „Geo— 
graphiſches“ u. |. f.; aber an jede, gleichſam von der Gaſſe aufgelejene 
Kleinigkeit wird die Darlegung von echt und unecht, gefund und frunf- 
haft, männlid und weibiſch angefnüpft, und wenn der Unterjchied an 
den berüdrten Stellen zu Ungunften Deutichlands herausfam, — Spa— 
niens und Stolzens Schuld ift e3 nicht.“ Daß Buch „Spanifches“ hat 
in manchen fatholifchen Kreiſen Anftoß erregt und herbe Kritik erlitten. 
„Und doch,“ jagt Alban Stolz jelbit, „find gerade durch den Einfluß 
diefer Schrift 2 Damen katholiſch geworden, eine in Berlin und eine in 
Magdeburg.“ Des Weiteren fand 28 am meiften Abſatz in Norddeutſch— 
land bei den Proteftanten. 

2. Prof. Dr. 3. Bed in Freiburg zählt Stolzens „NReijebe- 
befhreibungen“ zu den geift- und witzreichſten und unftreitig zu den beften 
Schriften der deutſchen Literatur. 

3. Freiherr von Eichendorff faßte Stolz ala den Daniel auf, 
der den Weltmenfchen mit ihren Gößen die düſter flammende Schrift 
des Mene Tekel getreu, tieffinnig und unerfchroden deutet. 

4. Prälat Dr. Hettinger, diefer ausgezeichnete Apologet un- 
jerer Religion und Kirche jagt: „Wenige Volkzfchriftiteller haben es 
berftanden, jo mächtig die Saiten im deutfchen und bejonderd im jüd- 


4 144 — 


deutfchen Gemüte zu rühren, wie Alban Stolz; der Ton feiner Kalender 
fand in ganz Deutfhland und darüber Hinaus lauten Wiederhall.“ 

5. Dekan Förderer in Lahr drüdt fih dahin aus: „Alban 
Stolz Hat eine fath. Volksliteratur gejchaffen, die zum Beſten zählt, was 
überhaupt geleiftet wurde. Kalendermacher und Zeitungsſchreiber, Pre- 
diger und Katecheten, Lehrer und Schriftfteller, fie alle haben von ihm 
gelernt und zehren heute noch von feinem Geifte.“ 

6. Eugene Carry, der geiftreiche Journaliſt und Efjayift, be— 
jprah im Jahre 1878 Stolzens Werke in der „Revue de la Suisse 
catholique* in einer Art, die Stolz jelbft ſehr billigte. 

7. Der Modernite der Modernen, Sacher-Maſoch, nennt A. 
Stolz „eine Zierde der deulfchen Literatur, einen geiftvollen Schrift« 
fteller, einen großen Poeten, der die Sprache Lutherd und Heine, 
Schiller und Abraham a Santa Glaras führt“. Wir möchten zu 
dieſer Beurteilung gleich ein einſchränkendes Wörtchen beifügen, um es 
nicht zu vergeſſen. Schrieb Alban Stolz auch derb, jo muß doc dagegen 
Verwahrung eingelegt werden, als hätte er wie ein Heine gejchrieben! 
Ein Heine war Stolz abfolut nicht. Heine war, wie Hägele derb fagt, 
„eine Miftpfüge, in die Gottes Sonne Hineingejdienen d. 5. ein mit 
ſchlechtem Herzen behaftetes Dichtergenie, dad mit vergijteten Pfeilen 
ſchoz“. Stolz dagegen war ein Chriſt, deffen Humoriftiiche und 
fatirifche Pfeile faft immer einem fittlichen Biele zuflogen, oft wohl ver« 
wundeten, nie aber vergifteten.“ Im übrigen waren auch ein Sheal- 
Ipeare, ein Schiller in feinen Räubern, ein Göthe in Götz und Fauſt 
u. a. derb und jehr derb, ja derber ala Alban Stolz. Aber e3 befteht 
vielleicht ein jehr greifbarer Unterfchied in diefer Derbheit: Stolz 
war derb, um abzuſchrecken, um zu befjern, andere waren derb, um 
zu kitzeln, zu reizen, zu verführen. Das nur fo nebenbei. 

8. Der bekannte Hofprediger Stöder in Berlin — er fteht nicht 
im Geruche des Ultramontanidmus — empfahl die Lektüre von Stolzend 
Werken „zur Gewinnung vollätümlicher Sprache und Anſchauung.“ 

9. Die „Leipziger Allgemeine deutfche Lehrerzeitung“ 
— befanntlich jehr antifatholiih — bot im Jahre 1893 in 6 Spalten 
einen einzigen Lobeshymnus auf den Volksſchriftſteller Alban Stolz. 

10, Die nicht minder freifinnige „Bayrifche Lehrerzeitung“ 
vergleicht Stolz mit den Stüßen des mittelalterlichen Katholizismus, mit 
einem hl. Bernhard und Bonaventura, ftellt feine ſchönheitsverkläörten, 
geradezu beraufchenden „Witterungen der Seele“ den „Konfeflionen“ des 
bl. Auguftin an die Seite, rechnet feine Kalender zu den vollendetften 
deutfchen Volksbüchern, gleichwertig denen von Matthias Claudius, Pe 


— 145 — 


ter Hebel, Jeremias Gotthelf ꝛc. und zählt ſeine 2 Reiſewerke dem 
Beſten gleich, was wir an Reiſeliteratur beſitzen. Hiemit genug der 
Urteile aus der Feder von Freund und Gegner, ſie können unſer eigen 
Urteil über Stolzens literariſche Bedeutſamkeit nur vorteilhaft beeinflußen. 


(Fortſetzung folgt.) 
— — 


Ein zeitgemäßes Bud. 


Im vergangenen Jahre ift im Verlag von Räber & Go. in Qugern ein 
Buch erfhienen: Die Träger ber Offenbarung im Rabmen ber Welt- 
geſchichte.“ Ein Handbuh für den Bibelunterriht an den Oberllaffen höherer 
Rebranftalten von Fr. A. Herzog, Religionslehrer. 

Leider hat bis dahin die Kritik noch zu wenig auf dieſe wertvolle und 
böcft zeitgemähe Arbeit aufmerkffjom gemadt. Sie verdient es, auch in biefer 
Zeitichrift gewürdigt zu werben. Der Derfaffer führt uns an ficherer Hand 
durch das Etrombett der Gottesoffenbarung vom Anfange ber Menfchheitöge- 
ſchichte bis zum Mittelpunkt derfelben zu Chriftus und der Kirche Hin. Er hat 
nichts preisgegeben von dem, was unantafibares Wort ber Kirche ft, und 
bob hat er mit freiem Blide und fiherem Griffe die wiſſenſchaftlichen Ergeb» 
niffe neuerer Forſchungen verwertet. Wir wiſſen ihm Dank dafür, beſonders 
in unfern Tagen, wo die biblifhen fragen im Vordergrunde theologiſcher Er« 
Örterungen ftehen, und wo überhaupt weitefte Kreiſe von Gebildeten fi damit 
beichäftigen. 

„Diefes Büchlein will für die Zeit vor bis 100 nach Chriſtus das fein, 
was bie Kirchengeichichte von da bis auf ben heutigen Tag.” 

Mir nannten e8 ein zeitgemäßes Werk. In allererfter Linie verlangen 
darnach unfere Gynnafien. Die Abiturienten wiſſen ziemlih gut Aufichluß 
über bie Geihidte nah Chriſtus; fie lennen die Linien, biz von Bolgatba aus« 
gehen und ihr Schidfal im Laufe ber 19 Jahrhunderte. Aber von ben Linien 
die vom Urempfange ber Menschheit durch das Völkergewoge direlt oder indireft 
nah Bethlehem binführen, woifjen fie wenig. Unſtre Abiturienten wiſſen ziem— 
fih genau Auffhluß über griecifche, macedonifche und römische Kultur, eventuell 
auch noch über ägyptifche, fie find im ftande die Namen aller beutichen Kaiſer 
von Karl db. Großen bis 3. J. 1806 ber Reihe nach mit NRegierungsjahren auf« 
zuzäblen. Was aber Aulturentwidiung der Menfchheit und Pragmatik der 
Meltgefchichte ift vor diefen Zeitfämpfen, davon ift ihnen wenig ober nichts ge 
fagt worden. Und dann fommt der ZTheologie-Student auf bie Univerfität und 
fol Bibelkunde und altteit. Eregefe ſtudieren. Er ſteht vor lauter Rätſeln. 
Er kann anfänglid feinem Lehrer nicht folgen, weil legterer Stenntniffe voraus- 
fegt und vorausfegen muß, welche eriterer zu erwerben auf bem Gymnafium 
nicht Gelegenheit hatte. Dos vorliegende Buch bes gelehrten Religionslehrers 
am Lebrerfeminar in Zug möchte nun in erfter Kinie Eingang finden als Hand— 
buch in ben obern Slaffen der Gymnafien. Es ift micht Speziell für fpätere 
Theologen berechnet, es möchte allen, die überhaupt einem wiflenihaftlihen Bes 
rufe fib wibmen wollen, notwendige Kenntnis darüber verfchaffen, wie in ber 
erftien Hälfte der Menfchheitägefchichte Gottes Weltplan fi verwirklicht bat. 

Und fhlieblih möchten wir das billige Bub (fr. 1.60) auch in jede 
Vebrerbücerei würfchen. Der Lehrer wird mit viel mehr Verſtändnis und bann 
auch’ mit viel mehr Liebe feinen bibl. Unterricht erteilen, wenn er dem Verfaſſer 
auf ber weiten, lehrreihen Wanderung gefolgt ift vom Paradiefesgarten aus 
bis auf Patmos, wo Johannes feine Apokalypie jchrieb. 


— 4 146 — 


EGEs if viel Großzügigkeit in dem Werle; man merft es, daß ber Der- 
faffer einft zu F. &. Kraus in die Schule gegangen ift. Wie in ber Kirchen⸗ 
geſchichte von Kraus find auch bier namentlih die Charalteriftifen der einzelnen 
Perioden und Perfönlichkeiten bündig und groß, manchmal fünftlerifch vollendet. 

Es war feine leichte Arbeit, bier ganz neue Wege zu wandeln; es ift 
hberhaupt ſchwer, für biefe Stufen ein Handbuch zu fhreiben. Und wir möchten 
wünſchen, daß der Verfaſſer bei einer Neuauflage noch etwas mehr vom Ge 
lehrtenſtuhl herunteritiene, etwas mehr ben eigentlichen Fyahmann auszöge und 
etwas mehr in der Sprache rebete, bie die eigentliche Kehriprade if. Sodann 
wünſchten wir, daß gewiſſe fjchmwierigere exegetifche fragen, a. DB. das Sechs⸗ 
Tage-Werk u. f. m. etwas einläßlicher behandelt würden. Mas der Verfafier 
darüber fchreibt, ift ja für den Fachmann ohne weiteres veritändblich, für bie 
jenigen aber, für welche das Bud in erfter Linie berechnet ift, nicht! 

Kurz, mir können das Buch, das wirklich eine Lücke auefüllt, allen, bie 
mit dieſen hochwichtigen Fragen ſich zu beihäftigen haben, warm empfehlen. — 

Higkich, Ende Dez. 1907 2, Rogger, Seminarlehrer. 





Rus RBanfonen und Husland. == 


1, St, Gallen. „Der Berg hal ein Mäuslein geboren.“ Das Prälubium 
zur Revifion bes Erziehungsgeſetzes bat in Lehrerfreifen wenig Sym⸗ 
patbien gefunden. Nachdem man feit Jahren darüber Hagte, die Kinder treten 
zu jung in bie Schule ein, fonnte fich der Erziehungsrat — man fühlte ed aus 
ber gemwundenen Sprade des Bülletins — über das Eintrittsalter nicht 
einigen, ſondern beſchloß, daß Kinder, bie vom 1. Januar bis 7. Mai 6 Jahre 
alt werden, das Recht haben, in die 1. Klaſſe einzutreten. Theoretiſch genom-» 
men, mag ja der Kompromiß qut fein, die Praxis wird aber große Schwie- 
tigfeiten bereiten. Diele Aufnahme auf Probe hat etwas Abftoßendes an 
ih. Wie viele Eltern betrachten wohl ihr Kind als nicht reif zur Schule? Im 
erften Vierteljahr, mo ber Lehrer zur Beibringung der elementariten Fertigkeiten 
fo wie fo ſehr angeftrengt ift, hat dann die Anfängerklaffe eine ausnahmsweiſe 
Belaftung. Und wenn der Lehrer findet, der Schüler fei halt doch nicht fähig, 
dem Unterricht zu folgen? Als Blipableiter heißt es im Erziehungsratsbeſchluß: 
„Auf ein Gutachten bed Lehrers tele dann ber Schulrat das Kind auf 1 Jahr 
zurück.“ Wie e8 in derartigen fällen zu geben pflegt, weiß man, Was liegt 
näber, einem verlegten Vater oder einer aufgebrachten Mutter von fehulrätlicher 
Seite zu bedeuten: „Wir müſſen natürlih darauf abitellen, was ber Hr. Vehrer 
für gut gefunden hat uſp.“ — Dean follte die Tendenz, den Schuleintritt um 
ein Vierteljahr jpäter zu legen, ftärker hervorfehren. — Diele Frage ift im 
Hinblid auf eine Erziehungägejeg-Revifion wohl nicht von allzu einfchneidenber 
Bedeutung und hätten wir geglaust, die Forderung ber Lehrer und Schulhy— 
gieniter finde anitandelos Gehör. Wie wird es erft geben, wenn andere, grund» 
jäglihe und finanziell eingreifende Partien zur Entigeidung fommen follen ? 
Approros! Ob jene, welche bie Befürchtung auszufprechen wagten, bie Thejen 
der Rorſchacher Lehrertagung werben viele Abitriche erfahren, nicht Recht erhal« 
ten? Gerade große Begeifterung Schafft diefer Beſchluß und der langfame Gang 
ber Revifion faum — —. 

2. Zürich. Der Große Etabtrat genehmigte ohne weſentliche Diskuffion 
die Verordnung über tie Befolbungen ber Lehrer und Lehrerinnnen an ber 
ſtädtiſchen Vollsſchule, wodurd die ftäbtifchen Zulagen zu ben gefeglichen 
Befoldungen feitgeießt werden für bie Primar- und Sefundarlehrerinnen auf 


— 1417 — 


200-600 Fr. pro Jahr, für Primar- und Sekundarlehrer auf 400 - 1200 Fr. 
und für Arbeitslehrerinnen unb Hausbaltungslehrerinnen auf 40—60 fyr. pro 
Jahresſtunde. Das Minimum mird während ber eriten vier Jahre, das Mari- 
mum vom 21, Dienftjahre an ausgerichtet; bie Zulagen, fleiger von 4 zu 4 
Jahren, ftatt 5 Jahre mie bisher, nur bei den Arbeitölehrerinnen wurde bie 
fünfjäbrige Stala beibehalten. 

3. Italien. Minifterialbeihluß betr. den Religionsunter 
richt in der Volfsfhule Der in Sachen bes Reliaionsunterrichtes gefaßte 
Miniſterialbeſchluß hat folgenden Wortlaut: 

„Die Gemeinden haben nur für den Religionsunterricht derjenigen Schüler 
zu forgen, beren Eltern ihn erbitten, und zwar bat berielbe ſtattzufinden an den 
Tagen und Stunden, bie vom Provinzialfchuffollegium bafür feſtgeſetzt ſind. Der 
Unterricht wird von Klaffenlehrern erteilt, die bazu geeignet erfcheinen und „das 
Amt annehmen”, ober von anderen PBerfonen, deren Fähigkeiten vom befagten 
Kollegium anerkannt find. Wenn jedoch bie Mehrheit der Stadträte gegen Er- 
teilung bes Neligionsunterrictes ftimmt, ſo fann folder auf VBeranlafjung der 
Tamilienväter, welche den Antrag ftellen, von Perfonen abgehalten werben, melde 
bie Qualififationsberehtigung zum Boltsfchullehrer befigen und vom Provinzial« 
ſchulkollegium für geeignet erachtet werben.“ 

4. England. Die Unterrihtsbill, die von ber engliihen Regierung 
eingebracht wird, ſteht jetzt feſt. Minifterpräfident Sampbell-Bannermann bat 
geſagt, „wir werden den Bibelunterricht ohne Erläuterung für alle Schulen vor⸗ 
ſchlagen, einigen ſich bie Belenntniſſe nicht darauf, dann kommt die religions— 
freie Schule.” 





Paãdagogiſche Chronik. 


* Der evangeliihe Schulrat von Wattwil Dorf hat beichloffen, vom 
Mai 1908 an für ihre drei Schulen die Schulfparkaffen einzuführen. Den um» 
liegenden neun Schulgemeinben ift Gelegenheit gegeben, fi an ben Dorflreis an⸗ 
zuſchließen. — 

Lehrerwahlen nach Straubenzell. Lehrer Engler in Untereggen unb 
Rellenberger in Stetten. — 

St. Gallen errichtet auf 1. Mai 1908 — 3 neue Selunbarlehrftellen. — 
ä An die Forderklaſſen wurden' gewählt Lehrer Linder und Fri. 

änsle — 

Bern. Im die Schweiz importiert wurden 1906 Bücher für 
13,553,100 Fr. unb uneingerabmte Bilder für 1,316,779 Fr. Die Ausfuhr 
von ſchweiz. Runft- und Literatur-(rzeugniffen betrug 5,933,000 Fr. — 

Italien. Stimmungdbilder. Ueber 400 Lehrer und Qehrerinnen 
baben fih in Turin für Beibehaltung bes Neligionsunterrichtes in den Volts- 
ſchulen ausgeiproden, meil ein einfaher Moralunterricht nicht genüge. — 

Die Stabtverwaltung von Pabua Hat dir Unterdbrüdung bes Religions 
unterrichtes beſchloſſen trog eines Proteftes von 8000. Familienvötern. — 

In Aleffanbria demiffionierte ber ganze fozialiftifhe Stabtrat mit 
bem Bürgermeifter, weil ein Staatsrat in ben Vollsſchulen der Stadt das 
Kruzifir wieder anbradte, — 

Univerfitätsprofefice Allievo in Turin, befannter Philofopb, erklärte Taut 
K.Korr. bes „Baterland* öffentlih, eine Schule ohne Gott fei feine 
Säule — 

Herr 9. Torgler in Biktenfteig bat fich veranlaht geiehen, nach 
4jährigem Schuldienſt auf Ende beö laufenden Schuljahres aus Miterd- und 


— 1483 — 


Geſundheitsrückſichten ſeine Refignation als Lehrer der Primarſchule in Qichten- 
ſteig einzureichen. — 

Nah 51.jähriger Dienftzeit tritt Hr. Vorſteher Sandherr in St. Gal- 
len vom Schuldienfta ebenfall® zurüd, — 

England. Ein Plaubuh über das englifhe Schulweſen ift erfchienen. 
Es führt in einem polemifchen Ton gegen bie ftreng Fonfefjionellen Schulen bie 
Sade ber liberal-proteitantifhen Schulen. 

Portugal. Die tbeologiihe Fakultät in Coimbra (Portugal) wirb 
unterdbrüdt, weil fie gegen die Beſchlüſſe des tridentiniſchen Konzils handelte. 


— V —— 


Vereinschronik. 


Der Kanton Graubünden zählt 3 Sektionen des kath. Lehrerver—⸗ 
eins. Eine derſelben hielt letzten Donnersag in Ilanz unter der beſchei— 
denen und gewandten Leitung des hochw. Hrn, Pfarrers Alig in Laor 
ihre Generalverfammlung ab. Es mar diejelbe recht zahlreich befucht 
und zwar von Lehrern und Geiftlihen. Das hiefür in Ausſicht ge- 
nommene Lokal war volljtändig angefüllt. Der Ehef-Redaktor des Ber- 
eindorgans hielt einen ſtark anderthalbftündigen Vortrag über einen 
„üddeutſchen Voltsfchriftfteller und Schulmann“ oder über Leben und 
Wirken von Alban Siolz. Es herrſchte allgemein regfte Teilnahme an 
den Darlegunaen. Die Diskufjion reifte manch' zeitgemäß-nüßlichen 
Entſchluß, jpeziell über Anihaffung von Büchern für die Mitglieder der 
Seftion. Der gemütliche Teil entwicelte fich in vollfter Zufriedenheit. 
Bejonderd begeifterte das Nationallied unferer „romaniſchen“ Mitbürger, 
ein wirklich flott vorgetragenee Sarg, würdig der gehaltvollen Kompo— 
fition. Das Mittagefien gereichte der Gaftwirtin zum Veltliner zur Ehre, 
nicht weniger der zügige Feſtwein. Alles in allem, ein flotter Tag, den 
auch die herrliche Bündner-Sonne freudig verjchönte. Es leben die traute 
Harmonie, die beruflihe Opferfähigkeit und die Gemütlichkeit unjerer 
Bündner-fzreunde! Um 10 Uhr hub die Tagung an, um gegen den 
Abend Hin audzuträufeln. Ginen fpeziellen Gruß und Dank nod 
noch den herrlich gelegenen Höhen von Laar und Fellers! Der Abend 
des 12. Februar bleibt mit den gemütlichen Stunden des 13. beim 
Schreiber in felter Erinnerung. Mutig voran! Der fatholiihen Schul- 
und Lehrer-Bildung und der allmählichen Ausgeftaltung und Entwidlung 
der öfonomilchen Lage und fteten geiftigen VBervolllommnung des Lehrer— 
ftandes gelte unfer Streben. Zielklar und unentmegt! 


—m— 


5prechſaal. 


Welcher Leſer würde in dieſen „Blättern“ das Weſen der in jüngſter Zeit 
vielgenannten Qandeserziehbungsheime, wie ſolche in Oberkirch bei Kalt. 
brunn und Schloß KRofiton (Thurgau) beitehen, auseinanderjeßen ? B. 


— 149 — 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Schule. 


Unterfiggental ſetzte bie Gehalte ber Lehrer bis zum 5ten Schul« 
jahr auf 1600 Fr. unb von ber 5ten Klaſſe an auf 1650 Fr. feit. 

Appenzell ieht den Anfangsgehalt des Lehrers von 1200 auf 1600 
Fr. feſt. Befürworter: Randammann Steuble und Kommiffarius Pfarrer Röß. 

Fiſchingen erhöhte ben 26. Januar hochw. Heren Dekan und Pfarrer 
FKRornmeier den Gehalt um 200 Fr. — 

Ebenfalls den 26. Januar erhöhte Hellikon im Nargau feinen 2 Leb- 
reın den Gehalt um je 200 Ir. — 

Friedenau bei Berlin erhöhte bie Alterszulagen auf 250 ME., das 
Mohnungsgeld 750 ME, das Grundgehalt beträgt 1400 Mt. 

An Rheydt wurde das Grundgehalt der Lehrer um 100 ME, erhöht und 
der MWohnungsgeldzufhuß um 50 ME, — Auch die Koblenzer Stabtverorbneten 
erhöhten bad Grundgehalt von 1400 auf 1500 ME, 

Die katholiſche Kirchgemeinde Ramjen trat den 26. Yan. dur Son» 
bervertrag der kantonalen Gehaltsregulierung zu gunften ber Beiftlichen bei und 
erhöhte jo das Jahreseinfommen ded Pfarrer von 2000 auf 3700 Fr. — 

Die Kirchgemeinde Cham-Hünenberg erhöhte ben 26. Januar die 
Beioldung der Kapläne in Cham um je 300 fr. und die bes Kaplanes in Wil 
um 500 Fr. — 


Literatur. 


„Iubilate”, Gebet. und Geſangbuch für bie ftudierende Jugend. ME. 1.60. 
Regendburg bei Ecppenrath-Bamelet. 

Die rührige Verlagsfirma bietet der fludierenden Jugend mit bem „Ju- 
bilate” ein geradezu ideales GBebet- und Geſangbuch. Meicher Inhalt 
(608 Seiten), wohldurchdachte Anlage, vernünftige Liederauswahl, deutlicher Drud, 
bequemes Format, prächtige äußere Ausstattung und billiger Preis zeichnen das 
Büchlein vor andern ähnlichen Editionen vorteilhaft aus. Zu ben zmweiflimmig 
bearbeiteten Nrn. made ich freilih ein ?_ Ter kirchliche Vollsgeſang foll von 
der ganzen @emeinde unisono erllingen ; zweiftimmiger Vortrag läßt ſich höchſtens 
beim Schuljugend⸗Gottesdienſt praktiſch anwenden. Einige (in ber Schweiz unb 
in Süddeutſchland) weniger verbreitete Lieder könnten beſſer durch befannte er- 
jegt werben; diesbezügliche Vorſchläge find bereits Direlt an ben Verlag abge 
gangen. — Hoffentlih fommt zum „Jubilate” aud balb ein flottes Orgel.» 
bu! J. Dobler, Zug. 

Max Springer, Op. 20, 8 Poftlubien über bie gebräudlichften „te missa 
est“ für Orgel. 4.20 Mt. Regensburg, Coppenrath » Pamwelel, Muſikalien⸗ 
verlag. 

Der noh ganz jugendliche Komponift (Organift bes fgl. Stiites Emaus 
— Prag) Hat bis jept zwei Hefte Orgellompofitionen herausgegeben: „50 ther 
matifhe Tonftüde“ und bie oben angezeigten „8 Poftludien‘. Gleich 
beim Erfcheinen bes erfien Heites war man im Klaren: Der Mann beſitzt 
reihes Zalent und bat Schule gemadt Und beim Erſcheinen bes 
zweiten Heftes jah man fich nicht getäufcht; im Gegenteil: aus jeber Zeile fpricht 
ber gereifte Künſtler, der bie meiit banfbaren Themen ber verichiedenen Deo 
gratias « Melodien in genialer Weiſe verarbeitet. Der Stil ift gang modern 
und immer mehr orgelmäßig und kirchlich. — Für mittlere und beffere Spieler 
höchſt empfehlenswert! J. Dobler, Zug. 


— 4 150 — 


Sonnenfhein. DBenziger u. Co, U. G., Einfiebeln, Waldshut, Köln. 
Preis per Bändchen geb. 1.25 Tr. 135 Seiten. 

Dis jegt find erfchienen: Der Geikhirt vom Gotthard — Das Ritterfind 
— Mir bitten um Arbeit — 2 andere Märhen — Die Krückenlinde. Tie 
Sammlung verdient ben Namen „Sonnenschein“, denn die bisherigen Erzählungen 
bilden wirklich Sonnenſchein für die. Kinder und deren freunde. Schreiber dies 
fieft wenig derlei, aber die Eliſabeth Müller'ſchen Arbeiten verfolgt er mit 
Freude; fie unterhalten, belehren, erziehen, regen an und fpreden warın und 
ungeſucht ans Kindes Herz, dasſelbe in Löftlicher Abwechslung leife zurechtweifend 
und kräftig ermunternd. Wir wünfhen der Sammlung reihen Erfolg, Die 
technische Durchführung jedes einzelnen Bändchens ift in jeder Beziehung mufter- 
giltig. — 

Fabiola von Kardinal Wifemann. Benziger u. &o, U. G. Einfiedeln, 
Waldshut, Köln. Fein geb, 7 Fr. 50. — 60 Textfiguren — 16 Einfdhalt- 
bilder — 2 Auflage. 514 Seiten, — 

Die Benziger’ihe Ausgabe der Wiſemann'ſchen Fabiola oder Kirche ber 
Katalomben ift wohl die Lünftlerifch feinfte, reichſt illufirierte und dabei doch 
verhältnismäßig billigfie,. Wiſemann belehrt den Leſer in bezenter Weiſe über 
Zuftände und Gebräude, Ideen und Gefühle, überhaupt über den Geiſt ber erften 
chriſtiichen Jahrhunderte. Das geihieht in anziehender und verftändigen Form 
von einem gründlichen Kenner bes beibnijhen und Krifllihen Altertums, deſſen 
Anſehen ohnebin in allen Kreifen ein Beftes it. Die Erzählung erichien 1854 
zum erflen Male in London als I. Bändchen einer kath. Voltsbibliotgel und 
machte in weiteſten Kreijen - ungenhntes Auffehen. Dieſe reißenbe Geftaltung 
eines bi. Pankratius, einer hl. Agnes und eines Hl. Sebaftian müfjen in jebem 
Befer Liebe und Begeifterung für die Kirche erweden. Eine Erzähiung, bie nie 
mand obne großen Nutzen lieft. —A. 

Im Möfeligarte, Schweizer. Volfslieber, —— von Otto von 
Greyerz. Bern, bei A. Francke. 78 Seiten. 1 Fr. 50, bei Bezug von: 25 
Eremplaren à 1 Fr. 25. — 

Das vefthen kietet 25 Lieder einftimmig, damit fie leichter gefungen 
werben lönnen. Sie find ber Vergangenheit entriffen und wollen in unfere 
‚Zeit aud bei Volfäbeluftigungen wieder „Eigenart“ bringen. Das jedem Volle. 
fied vorausgehende Bild ift meift zutreffend, freilich meift dem — bürgerlichen 
Liebesleben entlehnt. Wenig fympatijch berührt das Bild pag. 42 „es wend 
zweu Viebi zfämme*, Der Zweck ber „Sammlung“ ift gut, bie Abfiht zeitge- 
möß und die Durchführung ber Idee durchwegs zutreffend, Ein Inapper' An- 
bang gibt für jedes Lied deſſen Geſchichte an. Die Sammlung wird fortgeſetzt, 
wenn der Abſatz ein genügender. — Inhalt: 1, Bärn, du edle Schwyzerſtärn, 
2. Das Fraubrunnenlied, 3, Der Bär von Appenzell, 4. Raifer der Napoleon, 
5. Das Langmwiefer Lied, 64Im Aergäu find zweu Viebi ac. K. | 
Wiffenfchaft der Gegenwart, 4. Band. Prof. Dr, C. Tafchenberg, Die 
Inſelten. Herauögeyeben von befiem Sohne Dr, Otto Taſchenberg. 
Schon ein Blick auf die Inhaltsangabe des genannten Büchleins belehrt 
uns, daß wir es nicht mit einer trodenen Abhandlung über Ausfeben und 
Treiben der Schädlinge aus der Infeltenwelt zu tun haben. Der Berfafler 
wußte das Verhältnis der Infeltenmwelt zur Flora poejievoll aufzufaffen und ge 
ftaltete jo fein Werk zu einem folchen, das man mit Vergnügen lieſt und das 
aud ein jüngerer LVejerkreis, der immer etwas „Interefiantes" haben muß, gern 
ergreifen wird. 

Dadurch, dab in dem Werkchen auch bie Mittel, einem Infeltenihaben 
vorzubeugen bezw. ihm mögligft zu fteuern, angegeben find, erlangte dasſelbe 
auch fehr großen Wert für Gärtner, Bandwirte und Forfſtleute. 

Tiſis, bei Feldlirch. Fr. Gerhard Kahl, Direltor. 


--3 151 - 


Sinnſpruch. 
Früh mit Gott den Tag beginnen, Karg im Strafen, karg im Lohnen, 
Ueber jede Stunde finnen, WViebevoll die Schwäde ſchonen, 
Heiter vor bie Schüler treten, Auf den Heiland immer fcyauend, 
Kindlih fromm mit ihnen beten, Und auf feine Hilfe bauenb, 
Dann mit vollfter Klarheit lehren, Nach dem Idealen firben: 


Ernft und fanft ber Trägheit wehren, Das ift echtes Kehrerleben. — 
(Mönd.) 


Briefkaflen der Redaktion. 


1. Eine ſehr verdanfensmwerte Zuger-Korr, folgt in nächfter Nummer. 
2. Die hodintereffante Arbeit „Ein ſchweiz. Lyriker und Satiriler” folgt 
im Monat März. — 


Offene Lehreritelle 


in Untereggen, obere Jahrſchule, infolge Refignation. Antritt: mit 
Beginn ded neuen Schuljahres. Gehalt Fr. 1500 mit Ausficht auf 
baldige Erhöhung, freie Wohnung im neuen Echulhaufe mit Bentral« 
heizung und Wafjerverforgung, voller Beitrag. an die Lehrerpenfiond- 
tafje, für Kirchendienft Fr. 250, ſowie Entjhädigung für die Abhaltung 
der obligatorifchen Knaben-Fortbildungsſchule. 

- Anmeldung bis 5. März 1908 bei Hochw. Hrn. Pfr. Gubelmann, 
Schülratöpräfident. 


Untereggen, Februar 1908. 











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— 152 — 


— Offene Lehrerſtelle — 


Die Lehrerſtelle an der hieſigen Oberſchule, verbunden mit Or— 
ganiſtendienſt und Geſangdirektion, ift infolge Reſignation auf 1. Mai 
1908 neu zu bejegen. Anfangsgehalt Fr. 1550. 

Anmeldungen find unter Beilegung von Patent und Zeugniſſen 
dem tit. Schulratäpräfidium: Hochw. Hrn. Pfarrer P. Felix Mofer ein- 
zureichen. 285 

Feuſisberg, den 11. Februar 1908. 

Der Schulrat. 


Dakante Tehrerſtellen in Bug. 


Bufolge Gemeindebeſchluß find drei neue —— für die hieſige Knaben- 
primarſchule anzuſtellen, und es werden dieſe Stellen zur Beſetzung auf Anfang 
Mat ausgefdrieden. Pie wöchentliche Anterrichtszeit Befrägt 23—30 Stunden 
mit Fr. 2200.— Jaßresdefoldung, inklufive Aliersverforgung mit periodiſchen 
Alterszulagen Bis auf Fir. 2400.— nebſt Nebengefällen. 

Alptranten wollen ihre Anmeldungen ſchriftlich und verichlofien unter 
Beilegung ihrer Schul- und — mit Angabe des Bildungsganges 
und bisheriger praktiſcher Wirkſamkeit Bis fpäteftens den 7. März nächſthin 
Seren Htadtpräfident Dr. Hilv. Htadlin eingeben. 287 


Bug, den 15. Februar 1908. 
Die Einwohnerkanzlei. 


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Dadagogilde 
Blätter. ® 


Vereinigung des „Saweiger. Erziehungsfreundes“ und der „Yüdag. Monatsfhifi", 


Organ des Vereins kathol. Zehrer ım und Sculmänner der Sajwelz 
und des hweierifipgen kutholifhien Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 28. Febr. 1908. | Nr. 9 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 
HH. Rektor Kelier, ——— ee Bräfibent; 2 Ar SeminarDireltoren Jalob Brüninger 
Ridenbadh (Schwys), - Ay npber, Higficch, Herr Lehrer Jof. —— Goßau (St. Ga en) 
err Clemens Frei zum 4 Einfiebeln 
: —————— find an letzteren, als ben Chef⸗ ——— zu richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlidr einmal. und koftet jährlich fyr. 4.50 mit Portogulage. 
Beitellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung Einſiedeln. 





Inhalt: er zum Lefeunterricht (Untere Stufe). — Zur Pan nn 2 — Schulfinder 
— Schul — Bereinschronit. — Zwei Rellamationen. — Pä —— Chronit. — Sammelliſte 
für —ã— k unſeres Vereins. — Brieftaſten. — Injerat 





Etlwas zum Teſeunterricht (Untere Stufe). 
Bon R. R. in B. (St. ©.) 


In unjern Konferenzen wird ſehr viel über Methodif gejprochen 
und gejchrieben, Es ift died auch notwendig und ſehr begreiflih. Die 
Methode ift ed nämlich, welche in eriter Linie den Erfolg in der Schule 
bedingt. Den meiften Eltern unferer Kinder und aud gar manchen 
Schulbehörden ift es indefien höchſt gleichgültig, welcher Methode fich der 
Lehrer bediene. Sie haben e3 mie der brittifche König Georg V. Als 
demfelben nach der Schlacht von Waterloo der Herzog von Wellington 
den Schlachtbericht erftatten wollte, erklärte er ihm: 

„Sir haben gefiegt, das ift die Hauptjade, um das „Wie” belümmere 
ich mich nicht.“ 

So fragen auch die Bürger, wenn die Leitungen ſonſt befriedigen, 
der Methode nicht viel darnach. Anders ift es bei den höhern Schul- 
behörden, wieder anders bei der Lehrerſchaft. Erſtere möchten, wenn 


— 151 — 


möglich, im ganzen Kanton eine einheitliche Methodik. In ber letztern 
bat jeder im Seminar Methoditunterricht erhalten, und ed werden bie 
meiften nach diefer Anleitung den Unterricht erteilen. Andere haben fi 
wieder jelbft Bahn gebrochen und das Gute genommen, two fie ed ge 
funden und jeder Schablone Balet gefagt. Aber auch diefe haben den 
Stein der Weifen noch nicht gefunden. Immerhin darf die Behauptung 
aufgeftellt werden, daß auch nicht ein einziger Lehrer methodijch ganz 
gleich verfährt wie der andere. Trotzdem hat fich jeder Lehrer an eine 
wifjenjchaftlich begründete Lehrmweije zu halten. Doc, ich will von ber 
Beihreibung eines Stufenganges abjehen und in der Folge nur einige 
Punkte anführen, die bei der Erteilung des Lejeunterrichtes nicht unbe- 
rüdfichtigt bleiben dürfen. 

Unter Leſen verfteht man die Fertigkeit, die im Schrift niederge- 
legten Borftellungen finngemäß auszuſprechen. 

Die große Bedeutung der Leſekunſt ift unberechenbar. Wenn nad 
Schleiermacher das Lejen 
„ein Thermomeler iſt, die Bildung des Volles zu meſſen,“ 
ſo iſt es ebenſo ein Gradmeſſer des Bildungsſtandes einer Schule. 

Wann der Leſeunterricht zu beginnen habe, darüber waren die 
Methodiker lange verſchiedener Meinung. Viele aber huldigten dem 
Grundſatz: 

„Das Kind muß erſt reden lernen, ehe man es leſen lehrt.“ 

Gerade im Redenlernen der Kinder liegt dem Lehrer eine große 
Schwierigkeit im Wege. Es gibt faft in jeder Schule Schiller, welche 
den oder den andern Konjonanten fehwer oder gar nicht audfprechen 
fünnen. (3. B. der Buchftabe „r“). Es ift jedoch die Urſache hievon 
nicht immer in fehlerhaften Sprachorganen zu juchen, jondern es kann 
gar oft eine ganz fimpelhafte Erziehung von Seite der Eltern hieran 
fhuld fein. Ich Habe foeben ein ſolches Mufter in meiner Schule, wel⸗ 
ches zeigt, wie traurig närriſch eine Sprache bei und mit der exften 
häuslichen Erziehung verfimpelt werden kann, So fagte der Schüler 
ftatt zwei ſwe, ftatt drei dü, ftatt vier vie, ftatt ſechs ſes, ftatt acht at, 
ftatt zehn ſehn, und fo ging dieje elende Berftümmelung durch die ganze 
Sprade hindurd. 

Das Lejen und das damit eng verbundene Schreiben beginnt in ber 
Regel in der erften Klaſſe. Die Erfahrung lehrt, daß auf diefer Stufe 
erfreuliche Refultate erzielt werden, wenn der Unterriht methodiſch 
naturgemäß betrieben wird. Intereſſant ift, wie fich der Lejebetrieb 
in form des Nahahmungstriebes im Kinde frübzeitig bemerkbar macht. 
Wenn no nicht jchulpflichtige Kinder von den Gltern oder Altern 


— 15 — 


Geſchwiſtern Sprüchlein gelernt haben, ſo pflegen ſie in kindlicher Weiſe 
ein Buch aufzuſchlagen oder nehmen eine Zeitung in die Hand und bes 
ginnen mit der Rezitation ihrer Verächen, zeigen mit einem finger eifrig 
nach, als ob alles jo im Buch oder in der Zeitung ſtünde. Sogar das 
Blattummenden vergefjen fie nicht. Solche Kinder zu einer annehmbaren 
Rejefertigfeit zu bringen, glauben viele Eltern, fei denſelben jpielend bei« 
jubringen. Doc, wie oft arge Täufhung! 

Auch in diefen Face tut der Lehrer gut, wenn er feine Helden. 
tugend, die Geduld, zu Rate zieht. Gin ruhig langſames Tempo hilft 
über viele Schwierigleiten viel leichter hinweg. Fort mit allem forcieren! 
Die angehenden Xehrer werden gerne verjucht, im erften Kurfe oder mit 
demfelben zu glänzen. Dieje an und für fich lobenswerte Streben ift 
in jeinen Folgen mandymal durhaus nicht fo gefährlich wie es außfieht. 
63 geichieht dasſelbe nur zu oft mit zu wenig Beachtung der didaktifchen 
Regeln, mithin auf Koften einer harmoniſchen und gründlichen Bildung, 

Schon im erften Kurfe ift beim Lefen Üüberwachung fehr not« 
wendig und iſt Eraftität ein eifernes Gebot. Deswegen jollte 
man auch nicht der Reihe nach lejen laſſen und follte inbezug auf das 
Rachzeinen ſehr ftrenge fein. Weiter joll darauf gedrungen werden, daß 
deutlich und Laut gelefen werde. Es wird ich diejed in einer Schule, 
in welcher der Unterricht ein erfrifchender und belebender ift, faft von 
jelbft verjiehen, würde man meinen, Allein auch in einer jolchen Schule 
beißt ed: „Aufgepaßt“. Sog. Lehrichüler würdeich im erſten Kurſe nie oder 
dann Höchft felten verwenden, und nur mit größter Vorſicht. Das ver- 
Rändnisvolle Leſen bafıert auf der Anſchauung. Es follen demnad alle 
Lejeftüde, infofern wir den konkreten Gegenjtand oder ein gutes Bild 
biefür haben, an Hand derjelben bejprochen und erft nachher gelejen werden. 
Iſt ein ſolches Verfahren ſchon bei Anfängern erwünjcht, fo ift es, foll 
das Leſen ein rationelle werden, im zweiten Kurſe geradezu geboten, 
In diefem kommt es häufig vor, beſonders bei Kindern, die häufig zu 
Haufe lefen, daß am Ende der Wörter Buchſtaben beigefeßt oder weg— 
gelaffen und die Sabzeichen verächtlich behandelt werden. in vorzüg— 
liches Heilmittel hiefür ift das ZTaktlefen, ſowohl einzeln ala im Chor. 

Man läßt die Kinder zu Haufe lejen, ohne Aufficht und oft ohne 
Auswahl des Stoffed. Und nun, welche Folgen? Die Echüler werden 
im Unterrichte nicht felten mit Hilfe ibrer zu ſtark entwidelten Phantafie 
ganze Silben und Wörter neu fonftruieren oder vorhandene für über- 
Hlüfiig erachten. In diefem Falle ift unbedingt darauf zu dringen, daß 
zu Haufe ohne firenge Aufficht gar fein Buchſſabe mehr und aud nie 
anderd als laut gelejen werde und zwar jo lange, bis das Übel gehoben 


— 156 — 


iſt; ſonſt wird es mit der in der Schule zu Gebote ſtehenden Zeit kaum 
mehr möglich ſein, dem Uebel allein ganz zu ſteuern. 

Ein anderes Kapitel, welches beim Leſen ſehr in Betracht faͤllt, iſt 
die Betonung. Das Kind hat es wie das Erwachſene; es kann nur 
das richtig betonen, was es verſteht, was ihm Mar und anſchaulich iſt. 
Leſeſtücke, deren Stoff ihm ganz fremd, wird es wohl mechaniſch leſen, 
aber kaum richtig betonen können. Das mechaniſche Leſen beſteht in 
der Fertigkeit, die in Schrift vorliegenden Silben, Wörter und Sätze 
lautrichtig und fließend auszuſprechen. 

Das logiſche Leſen beſteht darin, daß jeder Satz ſinngemäß betont 
wird. Da die Betonung vom Sinn abhängt, jo nennt man das logiſche 
Leſen tonrihtiges und ſinngemäßes. 

Anfänger leſen mandmal tonlos — monoton. Wie tonlofes Lejen 
den Sinn abändert, dafür ein Beiſpiel. Man leje ohne Betonung: 
„Trink Waſſer.“ Was ift gemeint? Soll man Wafler trinken, oder 
meint da der Eprechende Trinkwaſſer? Die Betonung gibt Aufichluß. 
Weil nun Sinn und Betonung fi gegenjeitig bedingen, jo muß dem 
Schüler der Sinn feines LXejeftüdes far fein, wie ſchon bemerkt, wenn 
er ed richtig betonen joll. Die Erklärung des zu lefenden Etoffes ift 
alſo dringend notwendig. Nur wer verfteht, was er lieft, wird gut 
leſen. 

„Leien, ohne zu verſtehen, 
Iſt ſo gut wie Müßiggehen.“ 

Der Leſelehrer muß die Betonungsötheorie kennen, wenn er ein 
finngemäßes Lefen pflegen will. (Siehe den Iehrreichen Auffag: „Über 
die Betonung beim Leſen“ von Laukhard, im Praktiſchen Schulmann 
von Fr. Körner 4. Jahrgang, St. 301—308). Dan Hlagt oft mit 
Grund, daß beim Lejen in unjern Schulen ein jog. Sing. oder Schul⸗ 
ton vorherrſche. Gin gutes Mittel aber, um dem Schüler den Sprech- 
ton anzugewöhnen, ift wohl der Dialog. Zudem leſen die Kinder die 
Siwiegefpräche gerne; fie find der Kindesnatur angemefjen und haftend, 
Für einige jolcher Dialoge, wie fie wirklich in den alten Schulbücern 
noch zahlreicher vorfamen, wären heute ohne großen Schaden einige der 
jehr wenig Geift verratenden Märchen und Fabeln einzutaufchen. 

Auch in den Schulbüchern finden wir etwa Sätze, welche inbezug 
auf Betonung verichiedene Auffafjungen zulaſſen. 

Letzthin lad ich in der bibliſchen Geſchichte: 

„Judas verrät mit einem Kuſſe den Menſchenſohn.“ 

Welches Wort in diefem Satze foll nun eigentlih den Hauptton 
haben? 


— 157 — 


Verraͤt, Kuſſe oder Menjchenjohn ? 

Wir Haben nun da auch noch eine andere Art der Betonung in 
Betracht zu ziehen, welche verichieden aufgefaßt werden kann und ver— 
ſchieden aufgefaßt wird, namentlich den Modus des Vortraged. Phantafie, 
Gefühl und Gemüt find die leitenden Faktoren, welche in diefer Hinficht 
beim Leſen die Auffaffung und den Zon bedingen. Da ift es die In— 
dividualität, welche in den Vordergrund tritt und zwar ſowohl die des 
Lehrerd ala des Schülerde. Der ethijche Teil der Schulbücher kommt 
da vorzugsweiſe zur Behandlung. Bei diejen zahlreichen Erzählungen 
bat der Lehrer einen weiten Spielraum, um in anjchaulicder Weife auf 
Phantafie und Herz der Schüler einzumirken, und wenn er died richtig 
verfteht, jo werden die Kinder beim Lejen den richtigen Ton von jelbft 
finden: den natürlichen Ton der Eindlichefrommen Begeifterung. Beſon— 
derd find es die Mädchen, deren bildſameres Gefühl jchneller und leichter 
erregt wird, welche ihre Empfindungen und Stimmungen beim Leſen 
oft in prägnanter Weife zur Geltung bringen. Nur bat der Lehrer 
Fürforge zu treffen, daß bei den Mädchen die ganze Geſchichte nicht in 
Sentimentalität audarlet. Etwas jchwieriger geftaltet ſich der Lefeunter- 
richt beim poetijchen Zeil des Buches. Inſofern man nur die mecha- 
nijche Lefefertigfeit ind Auge faßt, ift die gebundene Rede freilich leichter 
ald die ungebundene. Auch Gefühl, Gemüt und Phantafie finden leichter 
und mehr Vergnügen im Blumengarten der Poefie. Etwas mehr und 
ſchwierigere Arbeit hat hier das Seziermefjer des Verſtandes; und noch 
viel ſchwerere Hinderniffe, ja für die Unterklaffen oft faſt unüberwind- 
liche, ftehen der Art und Weile ded Vortrages beim Lejen entgegen. 

63 wird einleuchten, daß gut leſen eine ſchwere Kunft ift, doch ift 
gut leſen lehren faft noch fchwerer. Biele Lehrer haben vom bildenden 
Wert des Leſens eine zu geringe Meinung. 


„Einen Schall bervorbringen,* fogt Thilo, „it Sache der Natur; aber 
einen bemefjenen beftimmten Spradlaut im Dienite richtiger Rede in Deutlichkeit 
zu Geber bringen — das ift die Sade der Bildung, der Zucht, der Pflege, der 
Schufe.* 


Haeſes Sehrerkalender, Jahrgang 1908,09 iſt bei Karl Si« 
winna, Phönir-Berlag in Kattowitz und Leipzig, für Schulinſpektoren, 
Rektoren, Lehrer, Lehrerinnen und Seminariſten zweiteilig erjchienen. 
Diefe Neuerung ift rationell, indem der 1. Zeil jeparat ala ſchmuckes 
Taſchenbüchlein fürs tägliche Schulleben dient und der geheftete, nur 
brofhierte 2, Teil einer Lehrerbibliothef auf allen Wifjendgebieten ein 
guter Wegweiſer iſt. Zudem bietet er die preißgefrönte Arbeit: Welche 
Lehrmittel kann fich der Lehrer für feine Schüler ſelbſt herftellen? — 
Das neue Preisausfchreiben heißt: Wie fann und foll die Volksſchule 
dem twirtjchaftlicden und jozialen Leben Rehnung tragen? — u” Be⸗ 
ſitzer von Haeſes Lehrerkalender dürfen konkurrierrn. . K. 


4 158 — 


Zur heufigen Schulbeiwegung. 
(Schulkampf in Sit?) 


Yu Bayern fchaffen vereinzelte Kreißregierungen neue Kreidfchul« 
ordnungen. So z. B. Unterfranken. Und jeweilen iſt ed ganz unver« 
merkt an die Verkürzung der Stundenzahl für den Religiondunterricht 
x. gegangen. Kenner der Verhältniſſe behaupten, es jei das die alte 
Hintertreppenpolitil des Liberalismus; was eben der Kultus» 
minifter auf geradem Wege nicht erreiche, dad mache derjelbe Minifter 
auf Ummegen, durch verjchiedene Referenten der Kreid-Negierungen. Man 
it daher im ganzen Lande herum allgemad ſtutzig gerworden und be» 
ginnt in Preſſe und Berfammlungen zu derlei heimlichen Gelüften Stellung 
zu nehmen, um die Abgeordneten für die Diskuſſion im Parlament reif 
zu maden. So jprad u. a. Pfarrer Spangenberger von Thundorf an 
der Generalverfjammlung des unterfränfiichen chriftlichen Bauernvereind 
unter jubelnden Beifall Taufender aljo: 

„Die Organijation des Bauernitandes hat den Zweck, den Bauern» 
ftand wieder in die Höhe zu bringen, hat der Herr Vorredner gejagt. 
Und das ift richtig. Die Organijation muß aber auch noch einen hö— 
beren Zweck Haben, fie muß Ideale befißen und nad außen 
vertreten. Wir beißen unferen Bauernverein chriſtlich, da er die 
Grundjäße ded Chriftentumd auch im öffentlichen Xeben vertreten mill. 
Und er tut wohl daran, denn jet ift es am Plaß, aus feiner chriftlichen 
Veberzeugung fein Hehl zu wachen und überall nah außen Hin den 
Standpunkt ded Chriftentumd mit Mannesmut zu vertreten. Der chrift- 
lihe Bauernverein kann an dem Gediete der chriſtlichen FJugenderziehung 
nicht vorübergehen. Das unterfräntifche chriftliche Volt hat Angſt bes 
fommen, um feine chriftlihe Schule. (Sehr richtig!) Es find Dinge 
durchgedrungen, daß man damit — in Unterfranken eine neue 
Schulordnung und Disziplinarordnung einzuführen. Die Grundſätze, 
welche hier zum Ausdruck kommen, können wir nicht als richtig aner- 
fennen, Es hat ſich herausgeſtellt, daß die Aenderung der bisherigen 
Ordnung nichts anderes will, als die Forderungen des Schul— 
liberalismus durchzudrücken. Es hat ſich herausgeſtellt, daß 
man heimlicher Weiſe das einführen will, was man gegenwärtig offen 
nicht erreichen kann. Gegen ein ſolches Vorhaben muß bei Zeiten Front 
gemacht werden, ehe es zu ſpät iſt. Deshalb erheben wir laut und 
feierlich Proteſt gegen ſolche Pläne, welche dem chriſtlichen Sinne der 
Mehrzahl des unterfränkiſchen Volkes zuwiderlaufen. (Stürmifcher Bei- 
fall.) Welcher Diſtriktsſchulinſpeltor iſt da gehört und zu Rate gezogen 
worden? Andererſeits ift es offenkundig, daß einzelne liberale Lehrer ge= 
hört, von der Regierung eingeladen worden find, um ihre Meinung zu 
äußern, und diefe Herren rühmen fich jeßt und fagen: „hr könnt fa 
gen, was hr wollt, unjer Wille wird doch durchgeſetzt.“ (Stürmifche 
Entrüftungsrufe.) Zu jedem Vertrag gehören aber zwei, und das zweite 
Wort wird dad hriftlihde Volk Unterfranftens zu diejem 
Unterfangen ſprecheu. ch fage nochmals, es ift Zeit, daß wir auf« 
wachen von unjerem Schlaf und gegen dieje Beftrebungen ganz energiſch 


— 159 — 


Front machen. (Großer Beifall.) Einſtweilen glauben die Herren, „aller- 
dings noch etwas Rüdficht nehmen zu müfjen. Da eine liberale Kammer» 
mebrbeit nicht vorhanden ift, kann man nur jo nach und nach zum 
Ziele tommen. Dan gibt in den beteiligten Kreiſen zu, daß es vorder- 
band nur Etappen find, bi8 man in 50 Jahren oder mehr dann wirklich 
zum Biele gelangt. Man geht daran, daß die geiftlihe Schulaufficht 
urüdgedrängt wird, bis man fchließlid dazu fommt, fie ganz zu be= 
eitigen. An die Stelle der geiftlihen Schulaufficht ſoll dann die Fach— 
aufficht treten. Weiter hat man vor, die Religionsftunden mit der Zeit 
u vermindern, bis allmählich der Pfarrer aus der Schule Hinausgedrängt 
ft. Man mill die Kinder nicht mehr verpflichten, dem bis jeßt vor« 
Ihriftmäßigen Schulgotteädienft beizumohnen. ferner geht unfere Kreid- 
regierung damit um, eine Reihe von konfeffionellen Schulen in gemijch- 
ten Gemeinden aufzuheben, und jo mit der Zeit den Leuten die Simul« 
tanfchule ſchmackhaft zu machen. Auf diefe Weije joll nach und nad daB 
liberale Schulprogramm durchgeführt werden. Das liberale Gefchrei 
nah Mebrbildung wird ebenfalld nachgeahmt. Man beabfichtigt nämlich, 
den freien Nadmittag im Sommer für die Schule zu verwenden. Es 
frägt fi nur, ob dem Schulliberaliamus feine Pläne gelingen werden, 
ob nicht dad Volt fich erheben joll. (Sehr richtig!) Halten wir ala 
oberfien Grundfaß fett: Das Kind ift nicht da wegen der Schule, jon- 
dern umgefehrt ift eö der Fall. (Großer Beifall.) Deshalb darf nicht 
dad Kind gleihjfam das Berfuchälaninchen fein, an dem man feine un« 
läubigen Berfuche anftellt. (Kebh. Beifall.) Darum muß der chriftliche 
el feine Forderungen demgegenüber erheben und muß laut 
und offen fagen, was er für ein Schulprogramm wünſcht. Deshalb 
ſchlage ich vor, unfere Forderuug betreffs einer Schulordnung in folgen« 
den Satz zu leiden: Das chriftliche Volk, der chriftlicde Bauernftand 
und der chriftliche Bauernverein verlangen vor allem, daß die Grundlage 
für eine riftlide Schulordnung nie und nimmer angetaftet werde. Unſere 
Schulordnung hat fih im großen und ganzen bewährt. Die Schultecynif 
bat ja in der leßten Zeit große Fortſchritte gemacht, aber dagegen haben 
wir nichts. Was mir verlangen, das ift, daß die Rechte Gottes und 
der Kirche und dad Recht der Eltern auf das Kind nicht geſchmälert 
werten. (Großer Beifall.) Wir verlangen, daß unfere Kinder nad 
hriftlichen, klatholiſchen Grundfägen und Anſchauungen unterrichtet wer- 
den, und deshalb müſſen wir proteflieren, daß man allmählich die geift* 
lie Schulauffiht aus der Schule herausbringen will. Wir jpredhen da 
nicht ala Geiftliche für uns, fondern für das Volt, für fein Heiligftes, 
was man hat, für fein Kind. (Allfeitiger Beifall.) Wir verlangen auch, 
daß der Religiondunterricht voll und ganz erhalten bleibt, daß er unter 
feinen Umftänden verkürzt werden darf. Und noch etwas muß und er« 
halten bleiben, und das ift der tägliche Schulgottesdienft. (Großer Bei— 
fall.) Das ift eine kirchliche Frage und feine flaatlihe Frage. Man 
redet von einem Zwange, der von jeiten der Kirche gegenüber der Schule 
angewendet wird. Das jagt derielbe Liberalismus, der jett die Freiheit 
der Eltern in einem wichtigen Punkte bejchneiden will, der, wie gelagt, 
jeßt die Nachmittagsſchule für den Sommer einführen will. Das können 


--3 160 - 


wir wicht angehen laſſen, weil das ein Nachteil, eine Schädigung für 
den Bauernftand bedeutet... Wir können im Sommer nahmittagd auch 
die Hleineren Kinder aut brauchen. (Sehr rihtig!) Nun könnte einer 
fagen: „Da fieht man wieder diefe bildungsfeindlihen Bauern!“ Da 
kann ich wohl im Namen des ganzen Bauernftanded Berwahrung hie— 
gegen einlegen. Wenn die zur Verfügung ftehende Zeit richtig ausge— 
nüßt wird, dann kann mit der Volksſchulbildung viel erreicht werden, 
und im übrigen wird ja die Berufsausbildung erft nach der Schulzeit 
erreicht. Redner ſchließt; Seien wir einig, Klerus und Volt, in dieſen 
Tagen und halten wir daran feit, daß unfere Kinder nicht proteftantifch 
oder atheiftifch, fondern katholifch erzogen werden. (Stürmifcher Beifall.) 


— RR —— 


* Schulkinder — Schulzweck. 


Wie fhon in früherer Nummer angebeutet, ergeht fi ber hochw. Hr. 
Kantonal-Schulinfpeltor Zurfluh in Altdorf in feinem Schulberihte pro 1906/07 
auch in belehrenden Details, nit bloß in trodener Statiftif und falter 
Beurteilung. In biefen Details zeigt ſich fo erit recht der Schulmann, der 
ganze Ernſt des Schulmannes und die hohe Auffaffung des Amtes eines Schul« 
infpeftors. Wir bringen zulammenbanglofe Auszüge aus dieſen pridelnben 
Details; alfo erſtens Schulkinder — Schulzmed: 

„Die Vollksſchule muß in erfter Linie erziehen. Erzieben aber ift eine 
Kunft, und wer fie üben will, muß ſich darin ausfennen. Und weil biefe Kunft 
eben am Menſchen, am Kinde zur Anmwendung fommt, jo muß ber Grzieber, 
der Lehrer ein Menfchentenner fein, er muß bie fittlihen Veranlag⸗ 
ungen, bie guten und ſchlimmen Charaktereigenichaften jedes Kindes Tennen, 
um orbnend und führend eingreifen zu können. Wie verichiebenartig ift bie 
Veranlagung ber Kinder! Daber ift die Schablone, der Mafienbrill, in ber 
Erziehung fo wenig angebracht ala irgendwo, Wie will aber ber Lehrer feine 
Schugbefohlenen mit ihren fo verſchiedenen Charalteranlagen kennen lernen, unb 
wenn er Fch auskennt, wie gewinnt er Einfluß auf jene? Er wird weder nad 
ber einen noch nad ber andern Seite etwas ausrichten, wenn es ihm nicht ge 
lingt, das Bertrauen der Kinder zu erwerben. Und folcdes wird 
ihm ſchwer gelingen, wenn er nict felber ein burchgebildeter Charalter iſt, 
ebenfo weit entfernt von haltloſem Sichgebenlaffen, wie von abftoßender Härte. 
Das vince te ipsum, babe bich felbft in der Gewalt, muß bes Erzieher un» 
veräußerliher Grundjaß fein, und die Kinder werden ibm Vertrauen entgegen⸗ 
bringen, das Vertrauen wird fie offen machen und lenkſam. Am wichtigſten, 
aber gewöhnlich am fchmwierigiten iſt es, fich das Vertrauen folder Kinder zu 
erwerben, welche ſchlimme Charafterfebler haben, oder unter ungünftigen äußern 
Einflüffen ftehen. Da braudt es Geduld, viel Gebuld, aber Geduld ohne 
Shwäde. 

Die Schule foll erziehen. Allein bie Erziehung vollzieht fih nit 
innert der vier Wände bes Schulzimmerd. Die Lebrerfchaft ift ihrer Aufgabe 
in biefer Beziehung nicht enthoben, fobald die Kinder zur Türe hinaus find. 
Es darf ihr nicht gleichgiltig fein, wie fih bie Kinderaußerber Schule 
benebmen. Gerade bier bietet fih mander Anbaltspunft, bie Kinder kennen 
und richtig beurteilen zu lernen. Daher Fühlung mit den Kleinen! Wie ber 
nehmen fie fihb im Stiegenhans, beim Spiel, auf dem Schulweg, in ber Kirche? 
Der Lehrer Tann nicht überall fein, aber die Kinder follen wiffen, d'a ß er fid 


— 161 — 


um fie befümmert. Es iſt vom pädagogiſchen Standpunft aus überdies 
befier, wenn fich der Lehrer die notwendigen Erfahrungen über das Betragen 
feiner Zöglinge außer ber Schule jelber durch eigene Beobachtung zu verſchaffen 
ſucht, als wenn er fih nur auf bie Ausfagen anderer — ſeien es Kinder ober 
Erwachſene — verläßt. — 


Soll die Eule voraus und vorab erziehen, fo darf das andere Moment, 
bad Unterrichten keineswegs fehlen, in feiner Weiſe vernachläffigt werben, 
Beide Ziele müfjen in der Schule bewußt und tatfräftig angeftrebt werben. 
Die Schule hat den ganzen Menſchen zu bilden, und es barf, foll fie ihre 
ganze Aufgabe löſen, weder bie Erziehung auf Koften bes Wiſſens, noch das 
Wiffen auf Koften ber Erziehung einfeitig gepflrgt werben. Erziehung unb 
Unterricht müfjen einander ergänzen, und ber Unterricht felber, richtig erteilt, 
wirft wieber erzieberiih. Der Unterricht, es fann bies nicht genng betont 
werben, ſei gründlich. Beſſer, fih unter Umftänden etwas beicheiben, aber 
ben bebanbelten Stoff jo verarbeiten, baß er verbaut mwirb und in Fleiſch und 
Blut übergeht, als alles durchnehmen“, aber ohne daß es verfianden wird. 
Der Regen muß längere Zeit fallen, foll er ins trodene Erbreih eindringen 
unb befructend wirlen. Wie aber nidt jedes Erbreih gleih empfänglih für 
bie Einflüffe der Witterung ift, fo weiſt befanntlih auch die Schule Kinder mit 
ungleihen Beranlagungen auf. Mit diefer Zatfahe muß ber Unterricht ver 
nünftiger Weife rechnen, An ſchwachbegabte Kinder können nicht diefelben An« 
forderungen gejtellt werden, wie an normal veranlagte. Für erftere muß ber 
Lebritoff auf das Notwendigere fo befchräntt werden, daß fie ihn bei gutem 
Willen und guter Behandlung von Seite des Lehrers bewältigen können. 
DiefesBerfabren hat niht nuretwa beim'Religionsuntierricdt, 
fondern au in andern Materıen feine volle Berechtinung. Verfährt man nad 
biefen Gefichtöpunften, fo wird man bei manden Schülern nicht Vieles, aber 
immer noch etwas Rechtes zu Stande bringen, Die notwendige Vorausfegung 
in allen Fällen ift fletö bie, daß die Lehrerſchaft den Behrftoff burd 
und durch beherrſcht und fih auf den Unterricht in den einzel 
nen Fächern muſterhaft vorbereitet.“ 

BD one en u nn Ye seen ne 

„Billeters Alufrationen gu Ceſeſtücken für Wandtafelfhigzen”; Liefer 
ung 9 und 10. Bei Ernft Finckh, Baſel. 

Wer ſchon unter Meifter- Billeters Anleitung Kurſe im Skizzieren ge« 
nommen bat, interefliert fich ftets, wenn von neuen Zeichnungswerken dieſes ber 
gnabeten Zeihners die Rede iſt. Billeters frühere Heftchen haben bereits in 
vielen Schulſtuben Bürgerrecht erworben. Diefe neueften Stizzen zu ben LBefe- 
büdlein der 2. und 3, Klaſſe. ber zürcherifchen Elementarfchulen und zu einigen 
Grimmſchen Märden find wirklih prächtig, Auch wenn ein Lehrer fein Zeich- 
nungsfünftler ift, bringt er dieſe einfachen Bilder auf die MWandtafel; farbige 
Kreiden beleben fie. Mit Freuden werden bie Lehrer der Unterftufe nach — 
Illuſtrationen greifen! 

Don Jacques Roſenthal, Buch- und Kunft-Antiquariat in Räder, 
Rarlftraße 10, find erſchienen: Bibliotheca Padagögica pars II. u. III. Katalog 
43 und 44 griechifche und lateiniſche Autoren, Univerfitäts,, Schul- und Ges 
lehrten-@eichichte, allgemeine und fpezielle neuere Pädagogik befchlagenb: 
Beide Kataloge enthalten gegen 5000 Werte und gehören wohl zu ben reich 
baltigften auf päbagogifhem Gebiete. — 


—innmm 





--4 162 =- 


Bereinschronik. 


1. 5chwijz. In feiner lepten"Sigung, den 19. Februar I. J. im', Stor- 
hen“ in Einfiedeln, behandelte der Vorftand bes ſchwyz. Rantonalverbandes lath. 
Lehrer und Schulmänner folgende)Traltanden: 

1. Teuerungézulage. An bie maßgebenden kantonalen Behörden ſoll 
ein Geſuch um Verabfolgung von Teuerungszulagen an bie ſchwyz. Lehrerſchaft 
eingereicht werden. 

2. Stellungnahme zu 2 in einem ſchwyzeriſchen Blatte erſchienenen 
Zeitungsartifeln. Diefe Artifel werben fhärfitens v:rurteilt und energiich gegen 
eine folde Behandlung ber ſchwyz. Lehrerſchaft durch bie Preſſe proteitiert, — 
Das Präfidium und das Altuariat des Santonalvoritandes haben Meiteres in 
biejer Angelegenheit zu tun. 

3. Ausſcheidung bes Organiitiengebaltes vom eigentlichen Lehrergehalt. 
Der 5. Erziehungsrat ſoll angegangen werden, die paſſenden Verfügungen zu 
treffen, baß in ſolchen Bemeinden, in denen bie Beſoldung für Orgeldienft noch 
niht Jon der eigentlihen Befoltung ausgefchieden ift, biefe Ausſcheidung vorge 
nommen wirb. 

4, Bibl. Geſchichtskurs in Siebnen. Mit Befriedigung wird 
Kenntnis genommen vom guten Berlauf bes Kurſes. Der Präfident legt dies⸗ 
bezüglih Rehnung ab. Im laufenden Jahre joll ein foldher Kurs in ge 
ind Leben gerufen werben. 

2. Die werten Lefer merden es und jedenfall nicht ala Under 
ſcheidenheit anrechnen, wenn wir von und aus dem Kt. Bug nad 
längerer Paufe wieder einmal etwas hören lafjen. Ich kann gleich über 
zwei Ereigniſſe referieren. 

a. Die Sektion Zug des Vereins kath. Lehrer und Schulmänner 
der Schweiz hielt am 8. Februar ihre ordentliche Jahresverfammlung 
ab. Nach einem rührenden Nachwort auf das liebe Mitglied J. Koller 
fel. zum „Halten“ in Zug ging man an die Behandlung der Traftan« 
denlifte. Ueber das Reijebüchlein, welches nun fertig vorliegt, gab 
ber Verfaſſer, Monfig. Rektor Keifer, einige erläuternde Aufichlüre, wo— 
rauf befchloffen wurde, für unfere Sektion mindeſtens 30 Stück anzu. 
Ihaffen. — Die Beratung über den Statutenentwurf betr. Gründung 
einer Zentralkrankenkaſſe veranlaßte viel Redend. Einige Mit- 
glieder waren über die Notwendigkeit des neuen Inſtituts nicht Felfenfeft 
überzeugt; andere äußerten Münjche betr. Aufnahme, Gintritt, Monats- 
beitrag, Rranfengeld ꝛc. Alle Wünfche werden dem Redaltor des Ent- 
wurfes zugeftellt. — Der Präfident, Herr Dr. E. Parpan, macht nun 
die erfreuliche Mitteilung, daß die diesjährige Delegiertenverfamm- 
lung unfered Vereins in Zug ſtattfinde. Wenn der Schreiber dieſer 
Zeilen und mit ihm noch viele andere der Meinung find, es hätte 
naͤchſtes Jahr die Generalverfammlung nad Zug gehört, jo feien und 
dennoch die Herren Delegiertn am 28. April herzlich willkommen. 
Mögen die werten Kollegen recht zahlreich nach dem zentralgelegenen 
Bug lommen! Die nötigen Anordnungen wird unfer Vorftand gut 
beforgen. — Endlich erhielt hochw. Herr Profeffior Müller in Zug das 
Wort zu feinem Referate „Raphael und die Schule von Athen.“ 
Mit großem Kunftverftändnis erklärte der Referent die Bedeutung und 
die Schönheit de3 Kunſtwerkes, und mit gefpannter Aufmerkfamteit 


4 168 — 


lauſchte man den belehrenden Worten. Der audgezeichnete Vortra 
wurde vom Vorſitzenden mwärmftend verdankt. Ich würde gerne * 
Einzelheiten eingehen, allein ich fürchte, damit nur ein Zerrbild des 
prächtigen Vortrages geben zu können. 

b. Auf Beranlafjung unſeres Seltionsvorftondes fand am Sonn- 
tag, den 16. ds., eine Öffentliche Volksverſammlung ftatt, an welcher ber 
hochw. Kapuzinerpater Theobald Maſarey einen Vortrag hielt über 
‚Japaniſche Literatur und Kunſt“. Gegen 300 Perfonen beiden 
Geichlehts waren der Einladung gefolgt. Zu diefer großen Belucherzahl 
bat nebſt dem Interefje, welches jedermann den auftretenden Japanern 
entgegenbringt, ohne Zweifel die Perſon des verehrten Referenten am 
meiften beigetragen, der ſich längere Zeit eifrig mit dem Studium Ya» 
pans und feiner Bewohner befaßt hatte und deöhalb längere Zeit im 
Ausland meilte. 

In der Einleitung brachte der VBortragende einige philologiſche Er- 
lärungen der japanischen Sprache und ihrer befondern Eigentünlichkeiten, 
Der Aufbau fcheint einfach zu fein, wird aber durch verjchiedene Regeln 
fehr kompliziert. Sodann hat die Sprache nicht nur ihre Reinheit, jon« 
dern auch ihre Einfachheit verloren durch zweimaligen Einfluß der chi— 
nefiihen Eprache, jo daß das Japaniſche durchtränlt ift mit chinefiichen 
Ausdrüden, wie das Englische mit franzöſiſchen. Sie hat im allgemeinen 
weder Geichlecht noch Mehrzahl; die Adjektive endigen auf i ac. 

Die erfte Literaturepoche Japans beginnt mit dem .8. Jahrhun— 
dert; 712 und 720 wurden die älteſten Bücher gefchrieben. In den: 
jelben ift dargetan, wie die Japaner fich ihres heutigen Vaterlandes be= 
mädhtigten, indem fie die Uhreinwohner nach vielen Kämpfen befiegten 
und gegen Norden trieben. Die Kaijer hatten ihre Stellung immer 
mehr befeftigt und fo erlangt, daß man ihnen. göttlihe Huldigung bot. 

Nah und nach machte fi der chineſiſche Einfluß geltend. Der 
Buddhismus hielt Einzug und verdrängte die alte Religion. Mit der 
Zeit ſpaltete fich die Lehre Buddhas in 6 Haupt» und 36 Nebenjeften. 
In den Klofterfchulen ftudierte man eifrig chineſiſch. Dan ſprach am 
Hof und in den beffern Kreijen chinefiſch. Dadurch drohten die alten 
Sagen und Lieder zu verfchwinden. Es wurden diefe nun auf kaiſer— 
lichen Befehl niedergejhrieben und gefammelt. Der größte Band um— 
faßt 4000 Gedichte, meiftens ſog. Fünfzeiler. Die Zeit von 712—784, 
da die Raifer in Nara refidierten, bedeutet die erfte Blütezeit der japa— 
nifhen Literatur. Die Gedichte diefer Periode find von den beiten, 
was japanifche Literatur je hervorgebracht hat. 

Jetzt folgt eine Zeit, da mehr und mehr Prunk, Kunftliebe und 
Genußjucht überhand nehmen. Der Kaifer, ald Sonnenjohn, durfte von 
feinem Sonnenftrabl berührt werden; er war ein eigentlicher Gefangener 
und hatte zu den Regierungsgefchäften nicht viel zu fagen. In diefer 
Zeit kamen die Malerei und die Bildhauerei zu ordentlicher 
Blüte. Die Kunft erinnert an die byzantinifche Kunft. Ein Haupt- 
prinzip in der japanischen Darftellungskunft ift die Ausfchaltung jeder 
Sinnlichkeit, Der Herr Referent führte feine Zuhörer in die Hallen 


— 164 — 


eines japaniſchen Tempels, vor die goldenen Statuen Buddhas und 
ſeiner Nebengötter. Er zeigte ihnen die Blumen auf den Altären, die 
eigentümlichen Zeichnungen und Linien an den Wänden. Mit ihm 
hörten fie die buddhiſtiſchen Mönche ihre Gebete flüſtern. 

Die dritte Periode ift eine Zeit des Niederganged. Gin großer 
Leichtſinn offenbart fi im privaten und Öffentlichen Leben, und am 
Hofe herrſcht eine eigentlite Konkubinenwirtichaft. Um jo eigentümlicher 
berührt e3, wie im diejer Beit eine bedeutende Anzahl geiftreicher Frauen 
und dvorzüglicher Dichterinnen in ernſter Arbeit jchöne und tieffinnige 
Werke ihrem. Volke jchenfen. So jchrieb 3. B. eine Frau einen Roman, 
der 4000 Seiten umfaßt und deſſen Inhaltverzeichnis 80 Seiten zählt. 
Die Dichterinnen fchildern, was jhön, was unangenehm, was langweilig, 
was jchlecht ift, 3. B. Was iſt langweilig? Langweilig ift, wenn 
man lange beten muß mährend den Abftinenztagen; wenn ein Dann 
viel redet und dabei viel Zörrichted berichtet; wenn der Mann beim 
Reden den Bart immer ftreichelt; wenn man Beſuch befommt und die 
Leute nicht mehr aufhören wollen zu reden, da man doch Geſchäfte vor 
hat; wenn eine Frau ihren Geliebten verftedt hat und der nun ein« 
Ihläit und zu fehnarchen beginnt! 

In diefer Periode blühte befonderd die Kunſt, und namentlich 
mwurde in der Skulptur Außerordentliches geleiftet. Großartige Künitler 
waren die Japaner damal& auch in der Darftellung von Landicaften. 
Hier fügt der Vortragende Intereſſantes über das japanijche Porzellan 
ein umd zeigt, wie hoch «3 die Japaner in diefen Zweige gebracht haben. 
Der Gegenitand führte den Redner ouf die japanischen ZTeezeremonien, 
welche in bilderreicher Eprache vorgeführt wurden. Der Referent machte 
die Zuhörer auch mit dem Harifiri befannt, jener grauſamen Art der 
Selbjtentleibung, mit welcher der Japaner jeine Ehre vor jeder An— 
taftung glaubt bewahren zu fönnen. 

Die weitere Dichtkunſt vom 15. Jahrhundert an fteht wiederum 
unter dem Einfluſſe Chinad. An Stelle der fünfzeiligen Verſe find die 
dreizeiligen getreten, darunter manche von größter Schönheit, was einige 
Proben beweiſen. Der Roman wurde in diefer Zeit ebenfalld gepflegt 
und ähnelt ftart dem Genre Bolas. Oft fieht fich jogar die Regierung 
gendtigt, einzufchreiten, um den Roman der Gejellichaft erträglicher zu 
erhalten. 

ı Die Kunft der neuen Zeit ift vielfach durch Reproduftionen 
befannt. Als Blumenmaler ftehen die Japaner unübertroffen da. 

Das japanische Theater huldigt der größten Ginfachheit. Auf den 
Bühnen werden Tänze aufgeführt, und ein kleincs Orcheſter jpielt dazu 
mit fehr primitiven Inſtrumenten. Dad Drama fam aus China. 
Sprechende Schauspieler kennen die Japaner jelten; man benußt meiftend 
die Pantomime. Die Dramen fprechen gar nicht an. 

Die jegige Literatur ift zu ſehr der Literatur des Abendlandes 
angepaßt. Giner der beliebteften Echriftfteller ift in Japan Viltor Hugo. 
Die Japaner haben ftet? das Fremde aufgenommen, ed nad ihren 
Gutfinden umaewandelt und für die Verhältniffe ihres Landes zuges 
ſchnitten. So wird ed auch jeßt gejchehen. 


— 165 — 


Zum Schluſſe trägt der Herr Referent mit wahrer Begeiſterung 

dad Kriegägedicht vor: „Das Schladtfignal“. 
Mohlverdienter, reicher Beifall lohnte den demütigen, gelehrten 
er für feinen genußreichen Vortrag, Es ſprach hochw. Herr Prof. 
üller jedem Zuhörer aus dem Herzen, wenn er dem liebensmwürdigen 
Referenten den wörmſten Danf abftattete, verbunden mit dem Wunjde, 
er möge und bald wieder mit einem Vortrage belehren und unterhalten, 


—i, 

3. Seebezirt. Den 20, Februar an der Spezialtonferenz (Kreis 
III.) in Goldingen referierte Herr Lehrer Lüchinger intereffant über dag 
Thema: „Entwidlung der deutjchen Sprache”, mit |pezieller Berüdfichtigung 
der Pädagogik und Methodil. Die ungünftige Witterung mag mehrere 
entferntere Mitglieder von einer Fußtour abgehalten haben, weshalb die 
Berjammlung ſchwach beſucht war. Kollega 8. wird feine Arbeit fort. 
jegen und und an der nächſten Konferenz im Eſchenbach noch einige 
Riteraturbilder aus der Blütezeit der neuern deutjchen Poefie vorführen, 

A.K. 





* Zwei Reklamationen. 


1. Zum Urtilelhen von Herrn G, betitelt: „Neuefte Befhreibung 
ber Schweiz in Wort und Bild“ in No. 4 Seite 80 ſchreibt man uns 
von wohlwollender Seite folgende Hare und beitimmte Worte: 

„Dos in No. 4 Seite 80 ber „Päd. Blätter” beiprohene Werl wird 
ohne Zweifel recht viel Gutes und Schönes bringen, Aber nicht wahr, Herr 
Redaltor, jedes Werk Hat feine Licht- und Schattenfeiten, und jo wird 'e8 
auch bier fein. Ein endgültiges Urteil darüber abgeben kann man freilich jeßt 
noch nicht, da das Werk erft im Werden begriffen ift. Aber ba jenes Artifelchen 
das Wert mehr von ber LVichtfeite ind Auge faßt, fo geftatter Sie mir, aud 
eine Schattenjeite etwas hervorzuheben. 

Dor mir liegt die Karte, bie zur Anficht zugelandbt wurde: „Die Schweiz 
nach den Konfesfionen.“ Da fehe ih in Ballwil (Kt. Luzern) ein Män« 
nerflofter eingezeichnet. Seit wann ift dort überhaupt ein Stlofter? Es follte 
vielleiht Baldegg heißen; aber in Baldegg ift zudem nicht ein Männerflofter, 
fondern ein Frauenkloſter mit Inftitut; aber davon hat die Karte gar nichts, 

ferner : Seit wann hat Münfter im gleichen Kanton ein Hofpiz und ein 
Kollegiatitift? Ein Kollegiatftift, ja; von einem Hoſpiz weiß ich nichts. Iſt's 
vielleicht in alten Zeiten fo geweſen? Nun gut; aber dann wäre bie Harte erit 
recht mangelhaft, da in dieſem Falle noch manches fehlte, 3. B. die aufgehobenen 
Klöfter St. Urdan, Rathaujen, Muri ac, um nur vom St. Quzern und dem 
angrenzenden Aargau zu ſprechen. 

Ferner meift die Karte Männerflöfter auf in Andermatt, Realp, Rigi- 
Klöfterli. Das find doch feine Hlöjter, wo ein einziger Pater eine Wall. 
fahrtsKapelle bejorgen muß. Wollte man aber bieje mwirflich als 
Klöfter anſehen, dann näre auch HI. Kreuz bei Schüpfheim ein Klofter; (und 
anderswo andere mehr!) aber davon hat bie Karte nichts. 

St. Berena im Kt. Sclothurn ift fein Hofpiz, jondern eine Einfiebelei. 
Märe es ein Hoſpiz, dann hätte der Kt. Luzern noch mehrere folce. 

Warum ift in Engelberg Abtei und Dlännerklofter eingezeichnet, in Gin« 
fiedbeln aber fein Männertlofter? 


— 3 166 — 


Ferner weit bie Karte proteftantifche Pfarreien auf in Eſcholzmatt, Mar- 
bad, Piaffrau, in Zell fogar zmei. Wenn das Pfarreien find, dann find in 
ber Karte noch fehr viele weggelafien; habe aber noch nichts von proteftantiichen 
Pfarreien gehört in diefen Gemeinden. Wohl aber hat Willisau eine proteft. 
Kirche, wovon die Karte nichts hat, 

Sie fehen nun, wie viele Unrichtigkeiten und Oberflächlichkeiten 
bie Korte in einem nur Heinen Gebiete aufweift; wie würde es erft ausſehen, 
wenn man bie ganze Echweiz etwas unter bie Quppe nähme? Soll das auf 
Gründlidhkeit Anſpruch machen !önnen? Es foll dergleichen ein treuer Ultra» 
montaner machen, dann bat nit bloß die einzelne Karte, jondern gleich das 
ganze Werk feinen guten Baden mehr.” A. M. in W. 


2. Zur zweiten Rellamation. 

Es geben uns Reklamationen zu, daß unfer Organ eine „rüdhaltlofe 
Empfehlung“ von BE Flammarions „Himmelötunde* gebradt. Des Weiteren 
wird beigefügt: „Das muß gut gemadt werden, Es iſt aber höchſte Zeit, 
benn ta8 Werk liegt Thon fomplet vor. Wallfahrten, Reliquienverehrung, 
Stapulier werden in biefer „Himmelskunde“ verfpottet. Der feihte Glaubens- 
ſpötter ſpricht auch in diefer deutichen Ausgabe.“ Anberes mit Mehrerem. — 

Zur perjönlihen Redtfertigung fügen wir bei, daß wir rebaltionell 
noch fein Heft gelefen, und daß bei ber gerügten Beiprehung überhaupt nur 
2 Hefte vorgelegen haben. Für unferen Mitarbeiter, ber mit feinem vollen 
Namen zeichnete, bemerken wir, daß bderfelbe fpeziell in historicis Fachmann und 
in religidfer, kirchlicher Beziehung völlig zuverläfiig it. Was nun in ben 8 
weiteren Heften geboten wirb, barüber berichtet der v. Herr zweifellos in einer 
fpäteren Beiprehung offen und ehrlich; es find diefe Hefte erft geitern (bem 
24./1.) angelangt und dem Rezenfenten übergeben worden, — 

Abſchließend unferfeits die Mitteilung, die in legten Wochen von einem 
9. 3. St. ber kath. Prefie übermittelt wurde. Sie lautet alfo: 

Univerfitätsprofeffjor Dr, Joſeph Pohle in Breslau, befannt als ausge» 
zeichneter Fatholijcher Theologe wie als tüchtiger Aftronom, nennt in feiner 
Dogmatik gelegentlih Flammarion einen „jeichten Glaubensſpotter“. Derſelbe 
Gelehrte ſchrieb ſchon 1884 in ber erften Vorrede zu feinem Werle: „Sternen- 
mwelten und ihre Bewohner“ (5. Auflage, ©. 5, Köln 1906): ‚„Jeder Angriff 
auf die chriſtliche Weltanfhauung, ob offen oder verbedt, muß eine würdige 
Zurüdweifung erfahren. Auch biefes Werk verfolgt auf feinem befcheidenen Ge» 
biete den Zweck ber Emanzipation von fo manden populäraftronomijhen Werten, 
welche e8 nicht unter ihrer Würde yalten, mitten in ihrer wiſſenſchaftlichen Dar» 
ftellung ben Samen religiöfer Zwietracht oder gar bes vollendeten Unglaubens 
zu ſäen. Zu Merken folder Art zähle ich 3. B. das Buch Du Prels über die 
Panetenbewohner unb in befchränttem Sinne aud die einſchlägigen Arbeiten 
bes fonft verbienftlihen Parifer Ajtronomen C. Flammarion, der, durch das 
BGejpdtte ber frangöfifhen Gottesleugner eingefhüchtert, namentlich in ben legten 
Jahren eine mehr ungläubige Richtung eingejhlagen bat. Und doch gibt es 
teine Wiſſenſchaft, die das Dafein eines Gottes jo laut predigt, wie die Aſtro—⸗ 
nomie, 

Wir find zur Mitteilung ermächtigt, daß eine prädtig illuftrierte „All⸗ 
gemeinverftändfiche Himmelslunde“ unmittelbar in Lieferungsausgabe bevorfteht 
und ſchon 1908 zu erjcheinen beginnt, bei deren Abfafjung außer Dr. Pole 
eine Reihe katholiſcher erfillaffiger Aftronomen beteiligt ift. Katholifche Familien 
follten alfo befjer warten und auf Flammarion nit abonnieren. Die fatholi- 
ſche Prefie ift um Abdruck biefer Notiz gebeten.“ 


— — 


— 117 — 


Paãdagogiſche Chronik, 


Bern. Die Hauptverſammlung des berniſchen Mittellehrervereins 
ſprach fich mit großer Mehrheit für die Abſchaffung des Fachinſpeltorotes 
aus. Dagegen wünſchte fie bie Ueberlaſſung ber Schulaufficht an eine aus Laien 
und Vehrern zufammenyefehte Kommiffion. 


Behrermangel in Graubünden. Die Vereinigung ehemaliger Ran- 
tonsſchöler beſprach die Frage, wie bem ſich anlündigenden Behrermangel begegnet 
werben lönne Als Mittel wurde genannt Erhöhung ber Stipendien und ber 
Befoldungen. An bie tegierung wird eine Eingabe gerichtet, fie möge bie ‘Trage 
ernjtli im Augel behalten. 

Glarus. Teurungszulagen für bie Lehrer. Ter kantonale Behrerverein 
richtet an ſamtliche Schulbepörben im Stanton eine Eingabe um Gewährung einer 
Teuerungszulage. Im Durhichnitt follte jeder Vehrer nach einigen Dienftjahren 
auf eine Befoldung von 2500 Fr. kommen, 


Solothurn. Der Kantonsrat behandelte bie Behrerbefoldungsfrage. 
Die LVehrerichaft beantragt in einer Petition einen Diinimalanfag von 1800 Fr. 
und bie Lostrennung ber Bejolbungsfrage von ‚der übrigen Schulgeſetzreviſion. 
Diefe Eingabe wurde erheblich erflärt in dem Sinne, daß ber Regierungsrat be» 
auftragt wurbe, bis im Mai dem Rate Bericht und Antrag einzubringen, Die 
Volkspartei verwirft die feparate Behandlung ber Bejoldungsfrage. 

Zug. Der Kantonsrat beichlok Befoldungszulagen an bie Hauptlehrer 
ber Rantonsfchule bis zu 900 Fr. 

St. Ballen. + In Kirchberg ftarb erft 33 Yahre alt hoch. Hr. Prof. 
Hutter, an ber Realfchule in dorten tätig. Ein freund bes Verewigten aus 
dem Vehrerſtande wird nädhftens in biefen „Blättern“ bie Verdienſte besfelben 
näher würbigen. R. I. P. 


Sammelife für Bohlfahrts-Einrihtungen unferes Bereins. 
Übertrag: fr. 3270. 50 
Don Hrn, Nonnaft, Lehrer in Freiburg Fr. 1, — 
Übertrag: SFr. 3280. 50 


Weitere Baben nehmen bankbarft entgegen: Spieß Aug., Bentral-Raffier 
in Zuggen (At. Schwyz) und bie Chef-Rebaltion. 





Briefkaften der Redaktion. 


1. Ueber ben Ib. hochw. Herrn Prof. Hutter flg. find 2 Nekrologe einge» 
gangen. Wir merfen das Los, unb ber Sieger wird, fobald das Kliſchee an⸗ 
fommt, fteigen. Beſten Dank! — 

2. Nah Graubünden. Habe nun feine Einfendbung mehr fteigen lafjen 
in Saden ber Tagung in Ilanz, bafür find einige Probe-Nummern in bie 
Gruob geflogen. Ob mit Erfolg? Warten wir ab, — 

8. A. K, Das Wort „Beutpriefter* ift in ber beutfhen Schweiz Heute 
noch ba und dort üblich. Urſprünglich bezeichnete es (nach Herbers Ronverfa- 
tions · Lexilon) ben Stellvertreter für ben eigentlichen Pfrünbeinhaber, ber bie 


— 168 — 


Seelſorge nicht perſönlich ausübte z. B. Zwingli für den damaligen Abt ev. 
Ortspfarrer von Einſiedeln. Heute iſt es gleichbedeutend mit Seelſorgsgeiſtlicher. — 

— Ark &. Graubünden zählt 71 zahlende Abonnenten auf ‚„Pädag. 
Blaͤtter“, worunter 28 Priefter, 33 Lehrer und Reallehrer x. Verzeichnis ſteht 
zu Dienften, — 


Dakante Sehrerfiellen in Zug. 


Zufolge Gemeindedefhluß find drei neue Lehrer für die Hiefige Anabden- 
primarfdule anzuftellen, und es werden diefe Stellen zur Befeßung auf Anfang 
Mat ausgefdrieden. Pie wöhentlihe Anterrichtszeit Befrägt 28—30 Stunden 
mit Fr. 2200.— Zahresbeſoldung, inAlufive Altersverforgung mit periodiſchen 
Altersjulagen Bis auf Fir. 2400.— nebſt Nedengefällen. 

Aſpiranten wollen ihre Anmeldungen jchriftlih und verichloffen unter 
Beilegung ihrer Schul- und Sittenzeugniſſe mit Ungabe des Bildungsganges 
und bisheriger praftiiher Wirkſamkeit Bis fpäteftens den)7. Zlärz naäͤchſthin 
Seren Htadtpräfident Dr. Hilo. Htadlin eingeben. 2827 9 998 8. 


Bug, ben 15. Februar 1908. 
Die Ginwohnerkanzlei. 


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m, eisener Feder- | nm 
walze eingef. 1892; 


——— Inſerate 
Roll- find an die Herren Haafen- 


; Schi ä ; 
——— — — fein & Bogler in Fujern 
zu richten. 





























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— 


Padagogilde 
Blätter. ® 


Yereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes* und der „Wüdag. Monatsfinift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmünner der Sajweiz 
und des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 6. März 1908. | Ar. 10 15. Jahrgang. 


Rebaktionskommiifjion: 
Hd. Rektor Keiſer, Erziehungsrat, Zug, Bräfident; die HH. Seminar-Direltoren Jakob Grünin 
Nictenbach (Schmy3), _ * Schniyder, dipficch, Herr Lehrer of. —— Goßau (St. Ga ai 
Herr Elernens Frei zum „Storchen”, Einftebel 
— red. find an legteren, ala ben Chef⸗ esarter, zu richten, 
DInferat-Aufträge aber an HH. Hanfenftein & Vogler in Luzern. 
Abonnement: 


Erſcheint wchentlich einmal und koftet jährlich fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beſtellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Verlagshandlung Einfiedbeln. 


Inhalt: Alban Stolz. — Jahresbericht ꝛc. — Joſef Bauhofer, Lehrer 
in Glarus. — Bereinschronil. — Zur Beherzigung. — Pädagogiſche Ehronif, 
— Aus Kantonen und Ausland, — Würbigungen x. — Spredfaal. — Hu— 
mor. — Brieflaften der Redaltion. — Inſerate. 








Alban Stolz. 
I, 


Zu den jchriftftellerifchen Leiftungen von Alban Stolz, die ins 
Gebiet der Reijeliteratur einfchlagen, gehören vorab und mit 
bleibendem Gharalter: 4 

1. Wanderbüchlein vom Jahre 1848, 
2. Spaniſches für die gebildete Welt und 
3. Beſuch bei Sem, Cham und Japhet oder Reiſe in das hl. Land. 
ad. 1. Nach dem erſten Schuljahre an der Univerſität machte 
Univerfitätöprofefjor A. Stolz eine Reije und zwar ohne beftimmten 
Plan, bloß nah Anwandlungen. Er meinte, er babe dabei viel Zeit 
aufgezehrt, ohne daß er damit unmittelbar einen eigentlich nüßlichen 
Zweck verfolgt hätte. Er machte ſich daher anfänglich faft etwelche Be- 
denken mit diefer Art Zeitvergeudung, fand aber dann doc, daß er ſich 


— 4 170 — 


nachträglich wieder ganz gefund und friſch, ja fogar an Leib und Seele 
ausgelüftet finde. Auf Anfuchen zeichnete er dieje Reife ins „Chilianeum“. 
Die Reifebefchreibung jcheint zügig geweſen zu fein, weshalb der Ver: 
leger fie ald eigene Brofchüre herausgab unter dem bejcheidenen Titel 
„Wanderbüdlein”. Sie ift auch Heute noch nicht vergeſſen, hat doch die 
neuefte Sammlung markanter Abjchnitte aus Stolzens vielen Schriften, 
betitelt „Edelfteine aus reiher Shaffammer“ bei Herder, ge 
rade au aus diefem Büchlein 2 treffliche Partieen entlehnt: eine Schil- 
derung dom Gardafee her und den Reifeabichluß durch einen Kleinen 
Aufenthalt in Schaffhaufen. Beide Darlegungen zeigen Alban Stolz 
als den Originaljchriftiteller, der meitab von der gewöhnlichen 
Heerfiraße der Publizität auch auf felbftändige Behandlung der Sprade 
Anſpruch macht und ala Inhalt EHriftentum und nationale Sitte und 
Zucht wie einen mächtigen Strom einfallen läßt. Beide Darlegungen 
zeigen, wie jehr Stolz ala Schriftiteller aus der Natur jchöpfte; fie 
war die Hauptquelle jeiner Reifebefchreibungen, da8 Hauptbud, aus dem 
er ſchöpfte. Für die Schönheit und Kraft der Natur, für deren merf- 
würdige Erjcheinungen und jymbolijche Bedeutung hatte er cinen unge— 
wöhnlich feinen und tiefen Sinn. Sie war ihm jo recht ein Werf, in 
dem der Schöpfer nicht nur feine eigenen Vollkommenheiten gleichſam 
fEizgiert, jondern auch die ganz übernatürlihe Ordnung in den ver— 
Ichiedenften Bildern und Gleichniffen angedeutet bat. Das fann und 
muß jeder gerade auch aus diefen 2 Nummern 23 und 38 jelbit er: 
fehen, die mit voller Berechtigung von Prof. Dr. Heinrich Wagner in 
diefe wertvolle „Sammlung ſchöner Stellen aus den Schriften 
bon Alb. Stolz“ aufgenommen worden find. Und fo liegt aljo ſchon 
in der Tatſache, daß die angetönte zeitgemäße „Sammlung“ auch 
Partien aus dem „Wanderbücdlein“ als „Edelfteine aus reicher Schab« 
fammer*“ der Nachwelt überliefert, der ftärffte Beweis dafür, daß aud 
das beicheidene „Wanderbüchlein“ nicht veraltet ift, jondern auch in 
unferen Tagen noch alle Beachtung verdient, Wer jomit weder die 
„SUuftrierte Ofltav- Ausgabe“ noch die „Billige Volks-Ausgabe“ von 
Stolzens Werken befißt, der tut gut, wenigftens die „Edelfteine aus 
reiher Schatzkammer“, bereits in zwei Auflagen erjchienen, fich an= 
zufhaffen. Die „Sammlung“ enthält unter den 3 Haupttiteln 1. Gott 
(12 Kap.), 2. Der Menſch und feine ewige Beitimmung (64 Kap.) und 
3. Die Natur (38 Kap.) eine wirklich forgfältig getroffene Auswahl der 
Ihönften Stellen aus Alban Stolzens Werken, die gerade für Eltern 
und Erzieher von befonderem Werte find. Auch diefe „Sammlung“ madt 
den Lejer mit dem originellen Mann und produftiven Schriftfteller 
derart vertraut, daß er ihm ein treued Undenken bewahrt. 


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ad. 2. Spanijches für die gebildete Welt Mit Stolzens 
Reife nah Spanien hatte e3 eine andere Bewandtnis ald mil der Reife 
vom „Wanderbüchlein”., Nah Spanien wollte er nun einmal ums 
Kuckucks Gewalt, es wandelte ihn, wie er felber jagt, „mit großer Bes 
Rimmtheit der Gedanke und die Forderung an, nad Spanien zu reiſen;“ 
er wollte die „diamantenen Menſchen“ des ſpaniſchen Südens einmal 
jehen, fprehen und hören, wie von fremder Gewalt fühlte er ſich 
nah Spanien getrieben, jo daß er diefem Drange 1850 kurzweg nicht 
mehr widerſtehen konnte. Ganz bejonders war es ihm mit diejer Reije 
darum zu tun, den Stoff zu einem Bude zu ſammeln, dad vom „Her- 
renvolk“ gelefen werden jollte. Das „eigentliche Herrenvolk“ Hatte fich 
bis damals von der Lektüre feiner Kalender zc. jo ziemlich oftentativ 
fern gehalten, zum Zeil, weil die Kalender nidt vornehm genug, und 
zum Zeil, weil fie religiös waren. „Nun wollte ich,“ ſagte A. Stolz 
jelbft, „auch diefem Herrenvolf durch eine Schrift beitommen, welche das 
bornehme Bolt zum Lefen reizen und dadurch beftimmen konnte, auch 
meine bisherigen Boltsjchriiten zu leſen. Dazu follte mir die Reife 
nah Spanien Stoff bieten, indem ich an dem Faden der Reifebefchreibung 
mid nad Behagen Über Zuftändlichfeiten und Anfichten der ſog. vor» 
nehmeren Klafjen auslafjen wollte, und zwar mit aller Rüdjichts- 
(ojigkeit. Ich hatte mir auch fchon im voraus den Titel des unge: 
ichriebenen Buches feftgeftellt und ihn jpäter auch beibehalten.“ 

Und fo kam denn „Spanifches” zu ftande, und zwar legte er 
ihonungalos alles im Buche nieder, was er in dem Lande, feiner alten 
Sehnfucht gefehen und gedacht. Und wer ed mit all’ jeinen Extrava— 
ganzen, wenn man einzelne Ginfeitigleiten mit diefem Ausdrucke be= 
zeichnen darf, lieft, der wird ſich unmilllürli an die „Germania“ des 
alten Zacitus erinnern. Man bat jchon behauptet, Tacitus habe ges 
nanntes Werk gejihrieben, um dem entarteten römiſchen Volke den Spie- 
gel gejunder Kraft und Sitte vorzubalten. Sei dem, wie ihm wulle, 
die Anficht hat etwas für ſich. Sicher aber ift eines, daß Stolz mit 
feinem „Spanijche3“ in diefem Sinne handelte. Dem ehr- und tugend- 
jamen Deutfchen, der alltäglich fein „Hrrr, ich danfe dir, daß ich nicht 
bin wie andere Leute“, philifterhaftszufrieden ſich vorbetet, hält Stolz 
dad kerngeſunde fpanifche Weſen unerbittli vor in männlicher Kraft, 
Zudt und Sitte. 

Mer ‚ Geſchichtliches“, „Geographiſches“ in diefem Buche jucht, der 
legt es enttäufcht beifeite; feine Spur von dem, was man fonft „Reije= 
beſchreibung“ nennt. Aber an jede, qleihjam von der Gaſſe aufgelefene 
Kleinigkeit knüpft Stolz die Darlegung von echt und unecht, gejund und 


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krankhaft, männlich und weibiſch, wie Dr. 3. Mayerhofer richtig ans 
deutet. Und wenn der Unterfchied an den berübrten Stellen zu Un- 
gunften Deutjchlanda herausfam, — fo ift das Spaniend und Stolzena 
Schuld nit. — 

Die Erwartung, die Stolz, wie wir oben andeuteten, an dieſes 
Buch Inüpfte, erfüllte fich reichlich, ja unerwartet. Das Buch verbreitete 
ſich außerordentlich fehnell in den Kreifen des „Herrenvolfes“ und auch 
da wieder recht ergiebig in proteftantilchen Kreijen, was Stolz für manch' 
erlittene Unbill reichlicde Genugtuung bot. Es wurde nämlich dad 
Bud von hyperkatholiſcher Seite arg angefeindet, ald wäre ed „un 
priefterlih und verdädtig*, man dichtete ihm fogar „Blasphemieen“ 
an. Immerhin war ed BVeranlafjung, daß eine Dame aus Berlin aus 
vornehmer Familie und eine aus Mogdeburg zur kath. Kirche übertraten; 
beide ftarben noch jung, ungemöhnlich getroft und glüdjelig in ihrem 
ergriffenen Glauben. Überhaupt öffnete das „Spanifche” Stolzen und 
feinen anderen Schriften zahllofe Häufer, welche ihm und feinem liter- 
ariichen Wirken früher verjchloffen waren. — 

Haben wir oben von „Ertravaganzen“ geſprochen, jo gefteht Stolz 
in „Nadtgebet meines Lebens“ nebſt Erinnerungen von Domlapi- 
tular Dr. Jakob Schmitt (281 Seiten, 2. Auflage) felbit, daß in „Spa« 
niſches“ Giniged vorfomme, was er heute nicht billige und nicht mehr 
jchreiben würde. Gr führt Belege hiefür an. Des Weiteren läßt er 
gelten, daß der Zon ded Ganzen mehr meltlih als klerikal gefärbt ift, 
„unächſt weil ich damald zu wenig den Ernſt meines Standes fühlte 
und die Laune eined Studenten mich bisweilen anwandelte“. Tatjache 
dürfte fein, daß „dieſes ungeiftliche Buch ohne weltliche Tracht“ ſchwer— 
lih jo viele Lefer gefunden hätte und jchmwerlich dad „Herrenvolt* zum 
Leſen der anderen Stolgenichen Schriften veranlaßt hätte; aljo war feine 
Wirkung doch eine mwejentlic gute. Denn auch in biefem Buch geißelt 
Stolz mit ebenfo viel Mut wie köſtlicher Satyre die unchriftliche 
Lebensanſchauung, die ſchwachtöpfigen Modenarrheiten, die aufgeblafene 
und doch geiftig jo bejchränfte Philifterhaftigkeit und die nah unten 
ftolze, nach oben aber feige und ſchweifwedelnde Charalterlofigteit jo 
mancher moderner Gebildeter und jucht fo der Sache Gottes indirekt zu 
dienen. Und diefe Abficht hat Stolz vollauf erreicht. Und gerade darum 
findet auch die 11. Auflage des Werkes heute noch begeifterte Abnehmer 
und Leſer in allen Ständen und bejonder# bei den Gebildeten, welche 

die Wahrheit noch eriragen. — 
ad. 3. Bejud bei Sem, Cham und Japhet. Die Reife ins 
hl. Land unternahm Stolz 1855 vom März bis Juni und ließ gleich 


— 13 — 


darauf ſeine Eindrücke in Buchform erſcheinen, die großenteils in ſtiller 
Zurückgezogenheit auf dem Schwarzwald niedergeſchrieben find. Das 
Buch liegt heute, 454 Seiten ſtark, in 9. Auflage vor. Auch von dieſem 
Opus jagt Stolz „neue Unterſuchungen über die Orte des hl. Landes 
find in meinem Buche nicht zu finden”; aljo wieder fein Werk eined 
Gelehrten und auch fein gelehrtes Werk, aber Halt eineweg ein jehr 
zügiged Werk, Etolz jagt vom Werke u. a.: „Ich wollte nicht Material 
zuſammenſchleppen zur Benugung für folche, die ſich mit Lernen oder 
Lehre zu bejchäftigen haben. Auch auf den Ruhm, von einem Gregeten 
einmal berablafjend zitiert zu werden, lege ich fein Gewicht und ver« 
zichte gern darauf. .... Ich will aber doch nicht eine Demutsmaske 
vorhalten, jondern ich ſpreche die Überzeugung aus, daß das Buch”genug 
Lejer mit ähnlich geftimmter Seele finden wird, Jo daß viele Gedanken 
desfelben Reſonanz in ihrem Innern finden... . Im Grunde babe id 
eben gejchrieben, wie cin Klavierjpieler ohne Noten eben nach eigener 
Anmandlung fpielt, unbefüämmert, ob und von wem ihm zugehört wird, 
Iſt fomit auch fein fireng durchgeführtes Thema drin zu finden, jo Hat 
mich doch bei der Reife ſowohl ald beim Schreiben ein Gedanke bejon- 
ders oft begleitet, der nun auch im Finale wieder hervortreten mag; es 
it ein kath. Gedanke, ich meine die Wallfahrt zu dem lebendigen Chri- 
tus im hl. Abendmahl.“ Ein Weiteres nicht mehr: „Beſuch bei Sem, 
Cham und FJaphet” hat fich ebenfalld lebensfriſch erhalten und ift heute 
no ein gern gelefened Bud. — 
ine 


Jahres-Berigjt über den katholiſchen Erziehungsverein der Schmelz 
ro 1907. 
Erfuttet vom EN SH) Prälat A, Tremp. 


III. Der Erziehungsverein des Kt. Bern, 

Darüber ift vom Präfidenten besfelben, Hrn. Nationalrat Daucourt, 
Porrentruy, folgenber Bericht eingegangen: 

Rapport sur la Societe catholique d’öducation et d’enseignement du 
canton de Berne, 

La société catholique d’Education et d’Enseignement du canton de 
Berne s’est reunie, pendant l’exercice &coule, le 10 d&sembre 1906 à Glovelier 
et son comite general a tenn quatre sdances, 

Dans ces sdances on s’est occup6: 

1. De la revision des manuels scolaires introduits dans les öcoles 
bernoises, et il en a &t& fait l’examen complet. Un certain nombre de ces 
ouvrages renferment des passages attentatoires aux croyances 'catholiques et 
blessent profond&ment la conscience des elöves de notre confession. On a 
resolu d’en demander à la Direction de l’Instruction publique la revision afın 
d’en 6liminer ces passages. 


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2. Une commission sp6ciale a été designee pour yreparer la creation 
d'une Ecole moderne (comprente deux annees de cours), reconnue necessaire 
pour cette categorie de jeunes gens, surtout dans les campagnes, qui ne 
se devouent point à des carrieres liberaes, n'entendent pas suivre des études 
universitaires, mais tiennent à recevoir une instraction plus developpee que 
simplement celle de l'&cole primaire. Cette commission s’est déjà mise à 
l’osuvre pour assurer le succès de cette entreprise. 

3. Des directeurs-caissiers de l'association ont été designes pour chaque 
decanat avec mission de concentrer les souscriptions (1,20 Fr. par an). 

4. Une commission a été chargde de travailler à l’unification des bruvets 
d’instituteur en suisse, 

5. On a decide de fonder des bourses scolaires pour de jeunes gens 
chretiens bien doues qui desirent se vouer A la carriöre d’instituteur il s’agirait 
de leur permettre, en couvrant les frais de leurs etudes, de frequenter des 
ecoles normales oü ils ne seraient pas exjoses à perdre ou à affaiblir leur foi. 


IV. Der Erziehungsverein des Kt. Freiburg. 


Darüber berichtet der Präfident desſelben pro 1907, Hr. Schulinfpeltor 
Barbey in Eftavayer, folgendes: 

Rapport sur la marche de la Societe fribourgroise d'élucation pendant 
l’annde 1907. 

Le Comite de la Societe s’est reuni deux fois dans le courant de 
l’annee. La commission speciale dont il a été parl& dans le rapport presente 
l’annde derniere, a continue ses travaux dans le but d’arriver à organiser 
la caisse de fonds de secours pour le personnel enseignant. Un jrsjet de 
statuts a été élaboré et discute. Cette institution nouvelle ne tardera pas ä 
fonctionner et à venir en aide aux instituteurs et institutrices qui pourraient 
se trouver dans le denuement. 

Le 4 juillet dernier, la societ& tenait son assemblde generale a Esta- 
vayer-le-Lac, De nombreux delegues des Soeietes amies an milien desqnels 
se trouvaient pour la premiere fois les Representants de la vaillante Assocjation 
catholique d’education et d’enseignement du canton de Berne, honoraient de 
leur presence cette importante seance, Les congressistes ont été particulierement 
heureux d’acclamer M. le Dr. Schmid, Juge fe'deral, qui, malgre ses nom- 
breuses oceupations, se foit un plaisir d'assister aux reunions annuelles de la 
Soeiete Fribourgeoise d’ducation (au nom de la Socists Suisse d’sducation). 
L’assemblee a entendu la lecture des conelusions d’un rapport presents par 
M. Bonfils, Maitre à l’Ecole regionale de Domdidier, sur: »La methode nouvelle 
de l’enseignement de la geographie« — La discussion qui fut des plus 
interessantes aura certainement ouvert, pour l'enseignement de cette branche, 
des horizons nouveaux, Les maitres s’efforceront, à l’avenir, d’studier et 
d’appliquer les methodes modernes qui ont contribue à faire de la geographie 
une science bien vivante et a lui donner une valeur hautement educative. 

Le Bureau de l’Association, jour l’annde 1908, a et& constitute comme suit: 
President: M. A. Perriard, inspeetenr scolaire à belfaux; Vice-prösident: M. A. 
Crausaz, inspecteur scolaire ä Lussy; Seeretaire-caissier: M. J. Crausaz, 
instituteur ä Fribourg. Le Comite vient de» mettre à l’ötude le theme suivant: 
»],'Action de l'scole dans Ja lutte contre la tuberculose: a) jar une meilleure 
observation de l’hygisne scolaire, b) par l'application de mesures speciales,« 

l,a tuberculose exerce de tels ravages au sein des popnlations dn canton 
de Fribourg que la societ& d’education estime qu'à l’teole deja, il inporte 
de prendre des mesures permettant d’enrayer les prugres de cette terrible 
maladie. 


3 175 — 


V. Der St. Wallis. 

1. Franzöfſiſch Wallis. 

La Sociôté bas valaisanne d’Education Rapport par le President, M. le 
Curs Delaioye, Massongez. 

L’annde 1907 marquera dans les annales de la société. Le premier 
‚Janvier vit entrer en rigueur la caisse de retraite du personnel enseignant 
enfin realisee; l'oeuvre, sans doute, n'est pas parfaite, mais elle döpassa sur 
de nombreux points l’attente et les reclamations initiales des Instituteurs ; elle 
sera, du reste, amélioréé au fur et à mesure que les finances le permettront, 
ce qui ne saurait tarder longtemps. A partir de la 25 öme annde d’enseig- 
nement chaque membre recoit le 25, 28, 30 % du capital constitus par ses 
cotisations annuelles, Une caisse speciale et moins ondreuse pour l’interesse 
a été cre6 en favenr des anciens maiires ausquels la fortune n’aurait quöre 
souri. — 

A la fin d’Avril eut lieu à Saxon-les-Bains l’assemblee generale de la 
societe. Ce fut une magnifique journee, une des plus belles qui aient jamais 
été enrögistrees. Ce fut au son du canon et aux accords de la fanfare que le 
bourg enguirlande regut les 320 participants, Une interessante discussion 
suivit la lecture de deux excellents travaux sur »l'hygiéne et 1'6cole»etel’en- 
seignement de I’Instruction civiquee.. Au banquet de tres beaux discours 
furent prononces pas des orateurs éminents. 

Cette annde se signale encore par le vote d'une nouvelle loi scolaire 
qui irtroduit les plus heureuses modifications; entre celles-ci contentons-nous 
de signaler la visite qu’au moins une fois par annde le me&decin devra 
faire de tous les enfants astreints à suivre les cours de l’scole primaire, 

Le Valais continue à marcher en avant dans la voie du progres. 

2. Deutſch Wallis. Bericht des Präfidenten bed Obermwallifer Er- 
ziehungsvereins, Delfan Eggs in Leuf, 

Im verfloffenen Jahre Hat ſich der Stand bes OberwalliſerLehrervereins 
nicht verändert. Eine Generalverfammiung fand nicht ftatt, weil eine folde 
ftatutengemäß nur alle zwei Jahre abgehalten werben foll. Dagegen wurden 
bie BezirksKonferenzen mit großem Intereſſe befuht, Der Berbandlungs- 
gegenftand: Wedung ber Vaterlanbsliebe bei ben Kindern, — wurde eingehend 
erörtert. 

Dem Dereine gereicht e8 zur Genugtuung, dab bie beiden Art. 11 und 12 
(jet 11 allein) des neuen Volksſchulgeſetzes ganz im Sinne ber beiden, bei ber 
Generalverfammlung in Mörel gefakten Reiolutionen, angenommen wurben. 
Knaben und Mädchen werben alſo auch fünftig nicht vor dem erfüllten 15, 
Altersjahr aus der Volfsjchule entlaffen werden, Zur Begründung diejes Artikels 
wurden im Großen Rate in zweiter Leſung die Darlegungen im „Erziehungs 
freund ber Obermwallifer Jugend“ zu Grunde gelegt. 

Bei der VII. Generalverfammlung des Erziehungsvereins im franzöfifchen 
Wallis in Saron — 23, April — war unfer Verein durch den Präfitenten 
unb zwei andere Mitglieder vertreten. 


VL Der Kanton Zeflin. 


Ueber biefen kantonalen Verein fchreibt ber Präfibent beöfelben, Hr. Prof, 
Gaflina, was folgt: 

La Federazione Docenti Tieinesi passo un anno di vita calma, ma 
attiva e rigogliosa. Le sue file, che la morte parve divertirsi a diradare, 
vennero riempite da giovani reclute, che con noi vogliono dividere gl’ideali 
della scuola basata sulla morale cristiana; di modo che il numero dei soci 
attivi & leggermente aumentato. 


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Il Comitato cantonale nominato lo scorso anno nell' assemblea cantonale 
di Balerna, splendidamente riuscita, tenne regolarmente le -sue sedute ed 
esplicd la sua attivitä nel consolidare viemaggiormente lo spirito di soli- 
darietä tra i soci. Apportd notevoli miglioramenti al giornale sociale, il — 
Risveglio — e trattö esaurientemente tutte le questioni d’attualitä risguar- 
danti la Scuola ticinese ed il miglioramento delle condizioni materiali del 
ceto insegnante. 

Nell’ anno testö decorso formossi nel nostro Cantone una terza Societä 
magistrale, apolitica, la — Societä economica — che si propone pura- 
mente di migliorare, con un’ agitazione legale e continua, lo stato miserrimo 
dei mæstri tieinesi. Il Comitato della nostra Federazione appogiö francamente 
questo movimento, perch& necessario e giusto. Il mæstro da noi & trattato 
finanziariamente (fatte pochissime lodevoli eecezioni) troppo male: non viene 
ad essere pagato, malgrado gli aumenti che in questi ultimi anni la nostra 
Federazione ha potuto ottenere con Ja sua attivitä, come un semplice frenista 
ferroviario. Col rincaro poi di ogni cosa di prima necessitä che si verifica 
continuamente e generalmente, lo stipendio di un mastro & semplicemente 
irrisorio. Speriamo in un avvenire migliore. 

Il Dipartimento die Pubblica Educazione del nostro Cantone presentd, 
a circa metä anno, un nuovo Progetto di Legge scolastica. Il Comitato della 
nostra Federazione nomind subito una Commissione che avesse a studiare a 
fondo questo nuovo progetto ed a riferire al Comitato e poi all’ assemblea 
cantonale, Questa si tenne in Arbedo l'II. Agosto scorso: l’intervento dei 
soci fu consolante. La buona popolazione d’Arbedo ci fu larga di accoglienze 
cordiali e festose e noi letributiamo ancora i nostri vivi ringraziamenti. La riunione 
fu laborosissima. La sola trattanda — Rapporto sul nuovo Progetto di Legge sco- 
lastica — occupd oltre due ore e la discussione fu serena, franca e profonda. Detto 
progetto di Legge urta troppo violentemente isentimentireligiosi della nostra popo- 
lazione ed i principi della libertä d’insegnainento perchè la nostra Societä, 
che pcrta sul suo vessillo, scritte a caratteri d’oro, le parole: — Fede, 
Scienza, Lavoro — potesse rimanere silente davanti a questi tentativi di 
scristianizzamento e liberticidi, e levd e leverä alta la sua voce di protesta 
e di lotta. D’altra parte il Progetto apporta un sensibile miglioramento alle 
vondizioni economiche del ceto insegnante e non & scevro di importanti ed 
utili innovazioni. Percid la Commissione propose, oltre a varie modificazioni, 
e l’assemblea accettö, che detto Progetto venisse scisso in due parti: una, 
risguardante il ceto insegnante e la scuola; l’altra, risguardante solo le 
questioni di principio. Ma in alto loco questa divisione pare non voglia 
essere accettata, Ci prepareremo quindi a far sentire ancora una volta la 
vocv della nostra Federazione in Gran Consiglio quando il nuovo Progetto di 
Legge scolastica verräa presentato; e poi, se la coceiutaggine dei nostri reggitori 
vorrä, per fini settari, approvare integralmente una simile legge, ci prepare- 
remo alla lotta. Noi non vogliamo essere nuovi Esau da vendere i nostri 
sacrosanti principi per qualche biglietto da cento. 

Il Comitato cantonale, salvo qualche modificazione imposta dalle circo- 
stanze, venne per acclamazione confermato in carica. Ed ora un nuovo anno di 
vita, e di lotta forse, ei si apre davanti. Noi lo salutiamo, fidenti nella 
santitä della nostra causa. Pio ci protegga e benedica l’operı nostra. 

Ai Colleghi confederati, a tutti coloro che con noi hanno comuni gli 
ideali della Scuola cristianamente educatrice, il nostro fraterno, cordiale saluto. 


—HIRDED — 


— 177 — 


+ Iofef Bauhofer, Tehrer, in Glarus. 
(** Koreiponbenz.) 


Als fih das Jahr 1907, altersſchwach und müde, anſchickte, zur Rüſte 
zu geben, da entfiel droben im romantifhen Zale ber Lintb, am Fuße bes 
Glärniſch, einem treuen, katholiſchen Lehrerveieranen das Schulfzepter für immer: 
Sofef Zauhofer, während 40 Jahren Lehrer in Glarus ift am vergangenen 
21. Dezember von und geſchieden. — 

Als ein Einundvierziger in feiner Vaterſtadt Glarus geboren und aus 
einem alten kath. Geſchlechte ftammend, holte ſich Joſef Bauhofer feine tüchtigen 
pädagogiſchen Kenntniſſe drüben am Mythen, in SeewenRidenbad. Zwei 
Jahre lang (1860—61) wirkte der junge, tüchtige Mann in Steinen und 
von 1861—64 in Näfels. Von 
1865 bi Mai 1907 ftand er im , — — 
Dienſte der Stadtſchulgemeinde Er ae 
Glarus. Baubofer war ein ge 
machter Lehrer, Alle guten Eigen- 
jet aften, bie zu einem ganzen Lehrer 
und Erzieher erforderlich find, 
waren bei ihm in jeltener Har- 
monie vereiniyt. Ergreifend ſchil— 
bert feine Tätigfeit ala Lehrer ein 
ihm nabeftehender freund im Or. 
gan der Glarnerkatholifen, dem 
„Näfelſer Volksblatt'alſo: 
‚Ein reiches Maß von Anlagen 
und Fähigkeiten ſchmückten Bau» 
bofers Geiſt; die ſchönſten Sennt» 
niffe erfüllten feinen Verſtand, 
die freudigſte Liebe befeslte ihn 
für feinen bebren Beruf. Hiezu 
fam nod eine jeltene Gabe von 
Sanftmut und Wohlmwollen, wo» 
mit er alle feine Schüler zu 
feffeln wußte, So viele Vorzüge 
fonnten eines gefegneten Eindrudes 
auf die Kinderherzen nicht ver- 
fehlen; bie Anbefohlenen ehrten 
ihn nicht nur als vorgejeßten Lehrer, fondern liebten ihn wie einen wohlmeinenden 
Freund und Bater”. 

Joſef Bauhofer war eine fernige Glarnernatur; einfach, treuberzig und 
wahbrbeitöliebend trat er überall mit offener Stirne und freimütig für das 
Schöne und Edle ein. Seine Geradbeit und Biederleit erwarben ihm die Herzen 
aller. Mit vorbilbliher Gemwifjenhaftigkeit veriah er das Amt eine® Kirchen— 
pflegers ber kath. Kirchgemeinde Glarus ; das mar feine einzige Nebenbe- 
ihäftigung — Bauhofer war aud ein famojer Sänger. Das muß für einen 
Lehrer, der Tag für Tag feiner firengen Arbeit innert den 4 Wänden obliegen 
muß, wie ein Seelenbadb mwirfen, wenn er in frobem Kreiſe am Zauberbrunnen 
ber Töne trinken fann, fich felbft und andere labend, Seit Jahren ftand er 
an der Spike bed Gäcilienvereins und war jein belebendes Element. Wie mund. 
mal ertönte ba in ben Hallen der jchönen Stabtpfarrlirche feine Helle Stimme 
zum Lobe bes Allerhöcften! Ueberall wo ber freundliche Lehrer mit bem 
biübenden, lachenden Antlige auftrat, ta war ein Stüd Sonnenfd:in, da trieb 
gar bald ber köftlihe Humor fein Spiel. 





— 1783 — 


Eine ſchwere Krankheit zwang den deimgegangenen im vorletzten 
Jahre der Schule Valet zu ſagen, um ſich wieder neue Kräfte zu ſammeln, bie 
während einer bald 50jährigen Zätigfeit etwas ind Wanfen geraten waren, 
Noch einmal hatte er ſich Tegten Frühling aufgemacht, und er fuchte fein Schul» 
zimmer wiederum auf: Das Heimmeh z0g ihn mieber zu feinen Kindern ! 
Allein, dem verwundeten Soldaten gleich, ift ihm bie Fahne treuer Pflichter- 
füllung abgenommen worden, under ſah fih zum Nüdtritte gezwungen. Allein 
ber Schule war all fein Sinnen bis zur legten Stunde geweiht. Die Kinder, 
bie von der Schule an feinem ftillen Heim vorüberzogen, famen ihm vor, wie 
liebe Boten aus dem fonnigen Süden feines Lebens. Noch in den lehten Wochen 
äußerte er fich gegenüber einem ihn befuchenden Herrn: „Wenn ich nochmals 
jung wäre und zur Standeswahl käme, ich ginge wieder zur Schule‘. Fein 
Wunder daher, wenn an feiner Beerdigung, am Vortage des hoben Weihnadts- 
feftes, ganz Glarus auf der Zotenftabt verfammelt war, um bem verbienten 
Manne der Schule zu danken und um den Freund und Kollegen nach Gebühr 
zu ehren, — 

Ein aralteriftiiher Zug Bauhofers war feine kindliche Anhänglichkeit 
und Liebe, die er fein Lebtag der Bildungsflätte im Lande Schwyz (Seewen- 
Rickenbach) bewahrte. Neben feinem Krantenlager ſah der Belucer ſtets bie 
Jubiläumsſchrift des ſchwyzeriſchen Vehrerfeminard. Und als 
im vergangenen Herbſt das 50jährige Gedenken beöfelben feierlich begangen 
wurde, da zog es ihn, den Schwerfranten, mit unmiberftehliher Kraft nad 
Schwyz, in ben Kreis feiner lieten „Riſchenbacher“. Die Angehörigen hatten 
große Mühe, die Weiſung bes Arztes durchzuführen und ihn nicht zum Feſte 
ziehen zu laſſen. — 

Und wenn ich jetzt binauficbaue zu den vom lachenden Sonnenſchein über- 
goffenen Kreuzchen des Glarner TFriebhofes, muß ich immer wieder bed unver 
gehlichen Freundes Joſef Baubofer jel. gebenfen, immer tönt mir in der Seele 
wieber das fchöne, ernfitröftende Abichiebslied, das ber fathol, Kirchenchor dem 
einft fo fangesfroben Toten ins Grab nachſang: 

„Ueter den Sternen, da wird es einft tagen, 
Da wird bein Hoffen, bein Sehnen geftillt, 
Mas du gelitten und was bu getragen, 
Dort ein allmäctiger Vater vergilt.* 


Vereinschronik. 


Sektion Amt Hochdorf des Lehrer und Schul— 
männervereind. Diejelbe hielt am 19. Febr. im „Engel“ in Hiß: 
firh ihre ordentliche Frühlingsverfammlung. Der Vorſitzende, Herr 
Setundarlehrer Bucher in Eſchenbach, gab in feinem kurzen und paſ— 
jenden Gröffnungsmworte unter anderm der Freude Ausdrud, daß der 
h. Große Nat den Primar- und Sekundarlehrern in jo nobler Weife 
eine Beſoldungsaufbeſſerung von je 400 Fr. zugeſprochen hat. Nach 
Berlefung des jehr einläßlichen und qut abaefakten Protokoll der letzten 
Berfammlung dur Hrn, Altuar Künzli, Lehrer in Hochdorf, begann 
9. 9. Prof. Laurenz Rogger fein Referat über den dänischen Konvertiten 
und Dichter Johannes Jörgenſen. Es mar ein interrefjantes andert— 
halbftündiges Kollegium der nenern Literaturgefchichte, welches und der 
würdige Nachfolger des jo frühe dahingejchiedenen Profeſſors Albert 
Achermann fl. gab, intereffant durch die feine und doch ſchneidige 
Diktion des Vortragenden, intereſſant durch die Schilderung des feltfamen 
Lebenslaufes eined ganz außerordentlicden Mannes, inleitend erfreute 


--a 179 — 


und der Vortragende durch eine flotte Ditbyrambe auf die allgewaltige 
Macht der Poefie. Und des Dichterd Empfinden, Fühlen und Denfen 
lebt in feinen Werken noch fort und wird von ungezählten Leſern ein— 
gelogen, wenn der Leib desjelben längjt im Grabe vermodert ift. Jo— 
banned Yörgenjen wurde am 6. November 1866 in Smwenborg auf der 
Inſel Dünen ald dad Kind lutherifcher Eltern geboren. Seine Mutter war 
eine chriftlihe Frau, welcher eine gute Erziehung ihres talentvollen 
Sohnes jehr am Herzen lag. Der Pater fiimmerte fich in diefer Be— 
jiehung wenig um ihn. Der junge Yörgenfen machte feine Gymnajial- 
und Univerfitätsftudien in Kopenhagen und foll mit 17% Jahren ſchon 
ein Atheiſt geweſen fein. Nach Ablauf feiner Studienjahre war Jörgen— 
jen ald Redattor und Dichter tätig; das Band, welches ihn einft an die 
Staatäfirche feines Heimatlandes Imüpfte, war längft zerriffen; auch von 
ben Gejegen der chriftliden Moral emanzipierte ſich Jörgenſen und 
führte, wie es aus feinen „Belenntniffen“ hervorgeht, längere Zeit ein 
ausſchweifendes Leben. Doc er fand nirgends Ruhe und Zufriedenheit. 
63 309 ihn fort aus feinem Vaterhauſe und feinem Baterlande. Die 
Vorſehung führte ihn zu den herrlichen Denkmälern chriſtlicher Kunſt 
in Deutſchland, in der Schweiz und in Italien. Ganz beſonders war 
es der erhebende katholiſche Gottesdienſt, welcher mächtig auf die Seele 
des jungen Dichters einwirkte. In Deutſchland übten namentlich das 
Kloſter Beuron und die dort wohnenden gelehrten und frommen Söhne 
des heiligen Benediktus, welche ihm längere Zeit liebevolle Gaſtfreund— 
ſchaft gewährten, in Italien die Heiligtümer in Loretto, Aſſifi und 
Rom einen entſcheidenden Einfluß auf Jörgenſen aus. Trotz der größten 
ſich ihm entgegenſtellenden Hinderniſſe legte er im Jahre 1896 im Kloſter 
St. Bonifacius in Münden das katholiſche Glaubensbekenntnis ab. 
Nah dieſen und andern biographiſchen Mitteilungen zeigte der Herr 
Referent dann an der Hand einiger Mufterftücde aus Jörgenſens zahl- 
reihen Werken des Dichterd Gigenart und Kunſt. Er ift bejonders 
groß in der Zeichnung von Charakteren. Eeine Charakterbilder find 
wahr und einfach. Selbft der proteftantifche dänische Literaturhiſtoriker 
Brendes fonnte dem Konvertiten feine Bewunderung und Anerkennung 
nicht verſagen, als er über denſelben ſchrieb: „Sörgenfen it im Schauen 
ein Denker, im Fühlen ein Dichter, im Glauben ein Kind.“ Als be» 
ſonders leſenswerte Werke Jörgenſens nannte der h. Herr Referent folgende: 
„Unfere liebe frau von Dänemark”, „Reifebilder“, „Beuron“, „Pilgerbuch“, 
„Römiſche Heiligenbilder”, „Römifche Mofait“, '„Lebenälüge und Zebend- 
wahrheit“, „Der jüngfte Tag”, „Eva“, „PBarabeln“. Gö,ift begreiflich, 
daß dem 5. 9. Referenten für fein ſchnes Referat vom Borfigenden 
und in der num folgenden Diskuffion großes Lob gefpendet wurde. Es 
ift nur zu bedauern, daß der Zuhörerkreis ein nicht gar großer) war‘; 
dad arge Februarwetter mag zum Teil Schuld daran gemelen 3; fein. 
Diefe Zeilen haben den Zmwed, die Leſer der „Pädagogiichen Blätter“ 
zur Lektüre des beften dänifchen Dichters der Gegenwart anzuregen, 
defien Werke in mehrere Eprachen überjeßt worden find. Deutjche Ueber— 
jegungen können durch jede Buchhandlung bezogen twerden. Im folgenden 
zweiten Zeil jorgte für fehr gute Unterhaltung der flotte Sängerchor 
und das Orchefter der Eeminariften unter der fchneidigen Direktion des 
Herren Profefjord Joſef Beter. Ep. 


— 180 — 


Zur Beherzigung. 

Tas Erziehungsdepartement des Kantons Thurgau erläßt an bie Lehrer⸗ 
fchaft ein Zirkular, worin es zu ınöglichfter Vermeidung ber körperlichen Strafe 
mahnt. Es treffe ben Vorwurf bes Mikbrauces aft Lehrer, denen im übrigen 
für gute Schulführung nur Anerkennung gezollt wird, Der Beilage „Die 
Sicerheitsgebote zur körperlichen Büchtigung”, verfaßt von bem angefehenen 
thurgauifhen Schulmann : Dekan Ehriftinger in Hüttlingen, entnehmen mir fol« 
gende beberzigenswerte Stellen pädagogiicher Weisheit: 

Du folft das Recht ber KHörp:ritrafe an dem Finde nicht gemohnpeits- 
mäßig, fondern nur ausnahmsweiſe und fo ſparſam als möglich gebrauchen; denn 
es verträgt fi nur dann mit dem guten Geiſte der Schule, wenn es felten ge- 
braudt wird. 

Es ift ein guter Grundſatz der Strafrechtöpflege, dab niemand unerhörter⸗ 
weiſe richten fol. 

Don alters Her und heute noch find etliche Taken auf die flahe Hand 
mit mehr oder minder Salzgehalt bie ungefährlichite Art ber körperlichen Züch— 
tigung und tun den Dienft in ber Regel volllommen, wo überhaupt bie Körper⸗ 
ftrafe etwas ausrichten kann. 

Du follft das kränkliche oder ſchwächliche Kind, ſowie auch das traurige 
fhonen ; denn du fannft dir denen, wie e8 einem freublojern Herzen in allerlei 
Pein zu Mute ift. Und das dumme und unbegabte Kind folft bu nicht be» 
ftrafen um feiner großen Dummheit willen; denn es leidet darunter ſchon 
genug. 

Bedenle auch mohl, daß dem Finde die Haare und Ohren nicht zum 
Ziehen, Rupfen und Ausreiken von Gott geichentt find, fonbern daß jie einen 
ganz andern und höhern Zweck zu erfüllen” haben. 

Das Ehrgefühl ift ein ftarfer Antrieb zum Guten in ber kindlichen Seele 
und foll nicht zertreten, fondern gepflegt und gefchont werben. Unter vielen 
Schlägen aber fommt es um, und unt:r allzu bäufigem Echelten wird es ver- 
bittert. 

Du follft in feinem Fall ohne Vorbedacht nur bie Strafart wählen, welde 
dir gerade die fürzefte und bequemfte jcheint, fondern diejenige, welche bei einiger 
Ueberlegung den ficherften Erfolg verfpriht. Denn ber oberfte Zwed der Schul» 
ftrafe ift nicht Sühne, fondern Beilerung und Erziehung. 

Du follft jedes Kind, das deiner Leitung anvertraut ift, nach feiner gei« 
ftigen Natur kennen lernen und barnad feine ganze Behandlung einrichten. Was 
dem einen gefund und nüßlich ift, kann dem andern zum Scaben fein. Dan 
fol auch nicht mit Kanonen auf Sperlinge fhieken und nicht mit Vogelftaub 
auf Elefanten. Wenn bu aber nicht alle kennen lernen und nicht ganz ihrer 
Natur gemäß behandeln kannft, fo follft bu doch allen mit freundlidem Wohl 
mollen begeanen in ber ftillen Zuverficht, daß fie in der großen Mehrheit willig 
feien, ihre Pflicht zu tun. — 7. 


Bundesshulfubvention, Red. Baumberger plädiert in den „Neue 
Zürcher Nachrichten" dafür, „allfällig n:ue Bundesmittel für Schulzwede nibt 
für die Vollsſchule, ſondern für die Hochſchulen zu bemilligen.“ 

Bebrermangel. Wie die Zürichfeer Zeitung” berichtet, dürfte ſich näd- 
ftend im Kanton Zürih ein unliebfamer Mangel an Primarlehrern bemerlbar 
machen, nachdem ein folder von Sekundarlehrern bereits länger beiteht. Schon 
jegt müfjen penfionierte Lehrer und verheiratete Lehrerinnen in Anſpruch ge 
nommen werden. Die Erziehungädireltion habe erllärt, daß fie feine Bilare 
mehr zur Verfügung habe, infolgedeffen amtet auch in Thalwil eine unpatentierte 
Behrerin, welche fit allerdings über entiprechende Befähigung als Behrerin einer 
Haushaltungsſchule ausgewieſen Hat. 


3 1831 — 


Bus Ranfonen und Husland. 


1. Sf, Gallen. Militärdienft fl. gall. Behrer Un bie Pri- 
mar- und Selunbarfhulräte wird ein Zirkular über den Militärdienft der 
Behreir nad ben Beitimmungen ber nenen Militärorganifation erlaffen, mit 
ber Einladung, jih Hierüber rehtzeitig mit den dbienftpflidtigen 
Lehrern zu verftänbigen, für genebme St’llvertreter zu forgen und 
eventuell die gefeglichen Schulferien entſprechend zu verlegen, unter Anzeige an 
ben auftändigen Bezirksſchulrat. 

* 2. Aargau. Das Leſebuch der Zufunft? In der Bezirke. 
lonferenz Rheinfelden warf Lehrer Böhler in Zuzgen die Idee auf, e8 feien bie 
Lejebücher für die Oberfchule abzufhaffen und durch monatlich erfcheinende 
Schülerzeitungen zu eriegen. Nah Begründung bes Antrages wurde dieſer von 
ber Konferenz gutgnebeißen und, angeſichts der anrgauifden Lejebucfrage, zur 
Durchführung emvfohlen. 

* 3. Waadt. Der große Rat behandelte Tepthin ein neues Sefunbar« 
ſchulgeſetz. 

Dieſes, angenommen, ſieht eine Zuſammenziehung ber vielen Unter 
aymmafien (6coles communaur) zu Sefundarfhulen (6coles regionaux) vor. 
Die Vorlage it zu begrüßen, denn der Unterricht wird nur gewinnen, und bie 
Koften jür Gemeinden und Staat werden vermindert. — Bar befceiten ge- 
ftalten fih die Befoldbungserböhungen. Ein Sefundarlehrer bezog bis 
anbin 2500 Fr., eine Lehrerin 1700 Fr. Gehalt. Tas Gefeg ftellt nun bie 
Bejoldung feit, wie folgt: Lehrer Fr. 3000, Lehrerin Fr. 2400, nebft einer 
Alterözulage für den erftern von Fr. 600, für die leptere Jon Fr. 350, mit 
Erreihung der Marimalbefoldung nah dem 20. Dienſtjahre. Der Lehrer an 
ber Kantonsichule in Lauſanne bezieht Fr. 4000 Minimalgebalt. Trotz biefer 
wirklich befcheidenen Befoldungserhöhung erwächſt dem Staat eine Mehrausgabe 
von Fr. 70,000, den Gemeinden eine jolde von Fr. 20,000, Summen, bie in 
Anbetracht ter finanziellen Verhältnifie nicht leicht hätten erhöht werden können. 
— Die Einfegung eines Erziehbungsrates murbe abgewiefen und bamit 
dad Erziehungsdepartement in feiner faft diltatoriſchen Gewalt belaſſen. So ift 
es alfo auch weiterhin der Erziehbungsbireftor, ber im Kanton Waatt 
bie Lehrer wählt; das Volk Hat dazu nichts zu fagen. 

4, £uzern, * Faſtnachtsfeuer. Zu ben aufgellärtrften und intelli« 
genteften Knaben im Ib. Schmeizerlande gehören unftreitig die Chriiten- 
lehrbuben von Schongau im Kanton Luzern. In einer ganz nad den Vor— 
ihriften des bürgerlihen Gefegbuches geleiteten Verſammlung derfelben wurde 
in geheimen Scrutinium beſchloſſen, das bisher übliche Altfaftnachtfeuer, welches 
ja offenbar einen ganz heidniſchen Urſprung bat, abzuſchaffen und bafür am 1, 
Auguft bei Anlaß der Bunbesfeier ein recht flottes Freudenfeuer fteigen zu 
lofien. Nur fünf Votanten waren für Beibehaltung des Faſtnachtsfeuers. Zur 
Berründung der Aenderung wurde namentlih auch geltend gemadt, daß die 
Leute die „Stubenbürdeli* viel lieber hergeben, wenn eö nit mehr fo falt fei. 
Belanntlih haben auch bie Blarnerbuben das Faſtnachtsfeuer auf den Tag von 
St. Fridolin, dem glarnifchen Landespatron, verlegt. 

5. Zürich. Bei Art. Inftitut Orell Füßli erihien letzter Tage: „Jahr: 
buch bes Unterrichtsweſens in ber Schweiz”, 20. Jahrgang. Der vor 
liegende Band umfaßt nebft Beilagen 522 Seiten, ift bearbeitet von Dr. jur. 
Albert Huber, Staatöfchreiber des Kantons Zürich und beichlägt ausſchließlich 
das Jahr 1906. Der Inhalt weicht diesmal in etwa von bem der früheren 
Jahrgänge ab. Zum erften Dale erfceint ein päbag. Jahresbericht aus ber 
Feder von Hr. Lehrer Ab. Lüthi. Der Bericht über „Schulhygiene“ ift von 


— 152 — 
Hrn. Dr. F. Zollinger erſtattet. Beide Berichte bedeuten für das Werl eine 
wertvolle Bereicherung; fie ſollen in der Folge einen integrierenden Beftanbteil 
desſelben bilden. Zweifellos wird ber pädag. Jahresbericht fünitig noch ge— 
nauec werden; denn ſpeziell in Richtung der bez. Wirffamfeit auf kath. Seite 
ift er etwas lüdenhaft. Der ftatiftifhe Zeil des Jahrbuches hat ebenfalla 
an VBollftändigfeit gewonnen, weil bie fant. Erziehungs-Direftoren den Bearbeiter 
intenfiver unterftüßt, ald dies früber geichehen. Wir möchten baber |peziell bie 
Spigen vom kath. Lebhrerverein und vom fath. Erziehungsvereine eriucen, je» 
weilen bei Zeiten die wictigften Vorgänge des Jahres im Schoße ihrer Vereine 
dem Bearbeiter des „Jahrbuches“ zuguftellen. Auf diefe Weife erfteht am zuver- 
läfjigften die Korreftheit und ift der Bearbeiter manch verdrießlicher und zeit* 
raubender Mühe enthoben, und das Jahrbuch gewinnt an Zuverläſſigkeit. Wir 
fommen auf das Werk noch öfter zurüd, empfehlen es aber heute ben Lebrer- 
bibliothefen ꝛc. beitens zur Anſchaffung; es ift eine befte Fundgrube zum 
Studium des Schulweſens in Bund und Kantonen. 

Die Gefundheitsfommiffionen des Kantons find angemwiefen mworben, in 
allen öffentlichen Xofalen, jo aud in den Schulen, Spudnäpfe von vorgelchrie- 
beuer Art zu plazieren. Die Verordnung hat die Belämpfung der Zuberfulofe 
zum med. 

Am 1. Februar wurde ein „Zürherifher fantonaler Arbeit 
lebrerinnenverein“ gregrüntet; er bezwedt die Förderung der ibealen und 
materiellen Interefjen ber Arbeitälehrerinnen. 

6. Bafel-Htadt. Der Großrat verwarf mit 59 gegen 24 Stimmen ein 
Poftulat, das von ben Kleinfinderanftalten ein Schulgeld beziehen wollte, und 
übertwies ein zweites mit 48 gegen 22 Stimmen ber Regierung zur Prüfung, 
ob von auswärts wohnenden Schülern ein Schulgeld zu erheben fei. Die Zahl 
der auswärtswohnenden, aber Bafeld Schulen befuchenden Schüler beträgt 846, 
was eine Ausgabe von 125,000 Fr. ausmache. Dieje Frage fpielte befanntlich 
auch im St. Galler Groben Rate eine unbeimlihe Role, Dr. Fiſcher will bie 
Schulftunden in ben erften Schuljahren reduzieren. Die Regierung muß feinen 
Antrag prüfen. 

7. Solothurn. Das neue Programm der folothurnifchen (fath.-tonf.) Volts- 
partei entbält folgende Poſtulate, die Schule und den Vehrerſtand be 
ſchlagend: 

Heranbildung der Vollsſchullehrer im chriſtlichen Geiſt; Zulaſſung zur 
ſtaatlichen Lehrerprüfung für alle, die ſich über genügende Vorbildung ausweiſen; 
Freizügigleit der ſtaatlich patentierten Lehrerſchaft buch die ganze Schweiz. 

. Schaffung von TFortbildungsfchulen für die männliche und meiblihe Ju- 
gend; von gewerblichen und Haushaltungskurſen ufw., Subventionierung durch 
ben Staat, aud bei allenfalls konfeſſionellem Charalter. 

Förderung ber landbwirticaftlihen und gewerblichen Berufsbildung dur 
Gründung beruflicher Bildungsanftalten. Erleihterung bes Studiums an aus 
mwärtigen Schulen jeder Richtung. 

Aus biefen Poftulaten weht frohe, tatenfreubige Frühlingsluft ! 

8. St. Gallen. In Rorihacd beitrug 1900/01 die Schülerzahl 641 
und heute 1331; im gleichen Zeitraum fliegen die Lehrkräfte von 9 auf 23. 

St. Margaretben errichtet 2 neue Vebritellen, 

St. Joſephen-Abtwil führt den 8. Kurs ein und wählte ala Lehrerin 
Frl. Buner. 

Anlählich der Eröffnung des Gleltrizitätswerles Amden wandten fich bie 
dortigen Bauern an Hrn, Lehrer Seit in Ambden, ihnen einige Aufklärung 
über das Wejen ber Gleltrizität zu geben, Gerne war er bereit, in wöchentlichen 
Abendftunden im Schulhaus „in allgemein verftändlihem Unterricht über bie 


— 183 — 


Grundlehren ber Eleltrizitätskunde und die Einrichtung der wichtigſten Apparate“ 
zu fpreden. (So iſt's recht! Die Red.) 

7. Italien. Die Motion des Sozialdemokraten Biffolati wollte im erften 
Teile die Regierung einladen, ben Laiencharalter der Primarfhul: zu wahren, 
wurde mit großer Mehrheit verworfen. Der zweite Zeil wollte, dab bie Re 
gierung verbiete, daß in ben Primarfchulen in irgenbmelder Form Religions» 
unterricht erteilt würde. Unter Namensaufruf lehnte die Kammer biefen Zeil 
mit 347 gegen 60 Stimmen ab. Eine ſchwere Niederlage ber Herren Religions« 
bäffer! 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5chule. 


- Widbes in freiburg 100 Fr. Erhöhung für Lehrer und 50 Fr. für 
Lehrerinnen. — 

Schübelbadh hat auf Anregung von hochw. Hrn, Pfr. Ruriger ben Or» 
ganiftengehalt vom Lebrergehalts-Diinimum zu trennen beſchloſſen. Gin fehr 
rationeller Beihluß! — 

Langnau (Aargau) Erhöhung auf 1600 Fr. — 

Leungern. Erhöhung des Sigriften-Gebaltes von 500 auf 800 Fr. — 

Bollingen (St. ©) Erhöhung de3 Pfarrgebaltes von 1190 Fr. auf 
1300 Fr. Fixum. — 

Wängi (Thurgau). Perfonalzulage von 250 Tr. an Lehrer Braudle. — 

Klingnau. Lehrer Meier, fen. und die Arbeitölehrerin rau Anna 
Bürli Erhöhung um je 100 Fr. — 

Bremgarten. Bezirksichul.. Am 16. Februar wurde bie Beſoldung 
ber drei Bezirkslehrer auf 2800 Fr. erhöht. — 

Au (Zhurgau). Erhöhung bes Lehrergehaltes um 100 fr. 

Klingenzell (Thurgau). Erhöhung bed Pfarrgebaltes von 2200 auf 
2400 Fr. 

Die Gemeinbeverfammlung Seen erhöhte die Beamtenbefolbung und bie 
Zulage an ben Geiftlichen. 

Zürich. Die ESekundarfhulgemeinde Töh-Brütten beihlob die Er- 
böhung der Sekundarlehrergehalte. 


* Sprechlaal. 


Die in No, 9 empfohlenen Helthen für Wandtajelftlizzen von 
Billeter foften per Lieferung 35 Rp. S. 





Humor in der Schule. 


Schlagfertiger Lehrer: Profefior M., der an einer berühmten füd- 
deutfcken Univerfität über Phyſiologie lieſt und wegen feiner überftarfen Ber 
tiebtheit den Spiknamen „Profeſſor Faß' erhielt, hörte neulich, als er 
fauchend ten Katheder beftieg und feinen Vortrag beginnen wollte, aus bem 
Studententrubel deutlih den Ruf: „Das Faß iſt da!“ den Laden und Ziſcheln 
begleitete, obwohl der Profeſſor jonft jehr beliebt. Schlagfertig gab er zur Ant« 
wort: „Meine Herren, zwiſchen mir und einem Faß ift ein bedeutender Unter- 
ſchied: ein Faß tft von Reifen umgeben, ich aber von — Unreifen!” Darauf 
lange Gefihter und langanhaltende Stille. ..... 


— —N 


— 154 -- 


Brtefkalten der Redaktion. 


1. Erziehungs-Bericht blieb leider bis heute überſehen. 

2. Leſe⸗Unterricht an der Oberfchule wirb durchgangen. 

3. Nach St. 8. Es menſchelt weit herum. Aber eineweg, es lebe bie 
irdiſche Gerechtigkeit ! 

4. Nah Chicheſter: Sehr willlommen. Brief folgt. Befte Grüße! 





Für den Beichtunterricht. 
Derlaa von Ferdinand Schöninab in Paderborn, 


Nift, Jakob, Piarrer, Methodiih ausgeführte Katecheien 


über die rear Satramente für das 3. Schuljahr verbunden 
mit einem Unterricht für Erſtbeichtende. Mit kirchlicher Drud- 


erfaubnis. 221 ©., gr. 8. Br. Mt. 2.20. 


Der darin enfBaltende Bchhtunterricht ift der Befte aller exiftierenden ; 
an der Sand diefes Budies kann er leicht, gründlid und > 
teilt werden. 


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® Blätter. & 


Yereinigung des „Schweizer. Exziehungsfreundes“ und der „Yädag. Monatsfiuift", 


Organ des Yereins kathol. Lehrer und Hchulmünner der Hchweiz 
und des ſchweheriſchen katholifyen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 13. März 1908. | Nr. 11 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilfion: 

Hd. Rektor Keiſer, Erziehungsrat, Fin Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Grüninger 
xidenbadh (Schwyz), und Wilh. Schnuber, Higficch, Herr Lehrer Fa Müller, Goßau (St. Ga 8 
und Herr Elemens Frei zum „Storchen“, Einfiebeln. 

&infenbungen find an legteren, ald ben Chef-Rebaltor, zu richten, 
Dnferat-Aufträge aber an HH. Haafenjtein & Bogler in Luzern. 
Abonnement: 

Ericheint wöcrentlicd; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Befteltiungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagdhandblung Einfiedeln. 


u me 

Inhalt: Die Erziehung ber reiferen —— — + Prof. Hutter in Kirchberg. — Zahreöbericht be3 
kath. Erziehungsbereind der Schweiz. — Das Streugeszeichen (Katech e). Humor — Aus 
Kantonen. — Sprechjaal. — Literatur. — Brieffaften der Redaktion, — Inſerche 


Die Erziehung der reiferen Jugend. 


Tas Faſtenmandat des hochwſt. H. Bilchofes Ferdinandus von St. Gallen 
behandelt pro 1908 obitehendes Thema. Es ift aber biefe Behandlung berart 
warm fühlend, einfihtig und mweitherzig, daß die Arbeit nicht bloß für die St. 
Galler „reifere Jugend“ Bebeutung bat und nicht bloß 1908 aushält, fondern 
allgemein kath. Charakter beanfpruchen darf und fih als „überjöhrig” aus— 
weijen wird. Wir entnehmen darum gerade für biefe Nummer dem zeitgemäßen 
Erlaße einige Stellen, bebauernd, Raumes halber das Wort nicht unverkürzt 
wiebergeben zu können. 

Einleitend erinnert der hochwſt. Herr daran, daß er lehtes Jahr eingehend 
mabnte „die Unſchuld der Kinder zu ſchützen“. Gr erneuert biefe zeitgemäße 
und ſehr berechtigte Mahnung furz unb innig aud pro 1908. Dann aber gebt 
Hochderſelbe mannhaft und Har einen Schritt weiter und fagt „Es genügt 
leineswegs, nur darüber zu wachen, baß fein Feind in die Herzen ber Kinder 
Unkraut fäe, ed muß auch guter Same in fie ausgeftreut und dann bie edle 
Saat mit aller Sorgfalt beftändig gepflegt werden: bie Eltern müflen ihre 
Kinder religiös und Kriftlich erziehen“. Und nun folgen im I. Zeile 
nachftehende Belehrungen und Ermahnungen, ſcharf betonend, baß biefe 
Winke niht bloß für die reifere Jugend in Betracht follen, jondern für die 
Jahre der erften Kindheit Geltung haben wie auch beim zunehmenden Alter mit 
wachſendem Gifer zu beachten ſeien. Dann heißt es mwörtlid: 


43 1866 — 


‘ »Der hl. Apostel Paulus schreibt an die Gläubigen: »Ihr Väter, reizet 
Euere Kinder nicht zum Zorne, sondern erziehet sie in der Lehre und in der 
Zucht des Herrn« (Eph, 6.). Die Mahnung ist zunächst an die Väter ge- 
richtet, aber sie gilt ohne Zweifel auch den Müttern, sie gilt allen christlichen 
Eltern. Wahrscheinlich haben eben schon damals manche Väter die Erzieh- 
ung der Kinder ganz oder teilweise vernachlässiget, indem sie dachten und 
sagten: die Frauen sollen dıe Kinder erziehen, die Männer haben sich darum 
wenig oder gar nicht zu bekümmern. Eine bequeme, aber falsche Ansicht, 
die Verleugnung einer schweren Vaterpflicht, ein verbängnisvoller Irrtum, der 
auch der Mutter die gute Kindererziehung sehr erschweren, oder fast un- 
möglich machen würde, 

Uebrigens hatte der Apostel noch einen besonderen Grund, gerade den 
Vätern zu sagen, sie möchten die Kinder nicht erbittern, sie nicht zum Zorne 
reizen, denn der Männer Stärke ist auch ihre Schwäche, sie geraten leicht in 
Zorn und Heftigkeit und brechen dann vielleicht in Fluchworte und Ver- 
wünschungen aus, strafen in roher und unvernünftiger Weise, Sollten aber 
auch Frauen zornig werden, oder doch sich von Launen und Leidenschaften 
beherrschen lassen, dann gilt natürlich auch ihnen: »Erbittert Euere Kinder. 
nicht, reizet sie nicht zum Zorne«e. Will man die Fehler anderer tadeln und 
verbessern, so darf man dabei nicht selbst Fehler begehen; in Zorn und 
Leidenschaft zurechtweisen und strafen wird niemals gute "Folgen haben, 
würde nur erbittern und abstossen. 

Um letzteres zu verhüten, dürfen Eltern auch nicht fortwährend regieren 
und befehlen; weil sie nämlich nach einem gegebenen Befehl auch genauen 
Gehorsam verlangen müssen, so sollen sie recht sparsam, umsichtig und 
vorsichtig sein im Befehlen, beim zunehmenden Alter der Kinder bisweilen 
mehr bloss wünschen als befehlen. 

»Erbittert Euere Kinder nicht, reizet sie nicht zum Zorne,« Indem der 
hl. Paulus vor diesem Fehler warnte, wollte er offenbar das Gegenteil em- 
pfehlen, die Eltern ermahnen: »Liebet Euere Kinder, suchet sie durch Liebe 
zu gewinnen!« In der Tat, ohne wahre Liebe zu den Kindern ist keine 
gute Erziehung möglich, denn das Menschenherz, sagt der heiliger Franz 
von Sales, ist so geschaffen, dass cs nur durch Liebe gewonnen wird. 
Wer Liebe ernten will, ınuss Liebe säen; nur wer L’ebe zeigt, wird Liebe 
finden, und dann mit Liebe in der Regel auch alles erreichen, alles zu-. 
stande bringen. Wissen und fühlen die Kinder, dass die Eltern es gut 
mit ihnen meinen, nur ihr Bestes und das Wohl der Familie im Auge 
haben, dann werden'sie ohne Mühe ihnen gehorchen, sich gerne von ihnen 
leiten lassen, ihre Liebe mit Gegenliebe, ihre Wohltaten mit Dankbarkeit zu 
vergelten suchen. 

So habet denn vor allem die Liebe (Col. 3); nr diese Euere Liebe 
sei gütig und geduldig (I. Cor. 13), sei aber weder schwach noch:-blind. 
Blind wäre sie, wenn Ihr an Eueren Kindern keine Fehler sehen und ihnen 
alles übersehen würdet, schwach, wenn Ihr nie ein ernstes Wort zu sprechen 
wagtet, oder nur Worte hättet, wo ein ernstes Einschreiten notwendig ist, 
wie, Heli es gemacht hat, und wie es ihm und den Söhren zum Verderben 
gewesen ist. : 

Liebet Euere Kinder mit wahrer, christlicher Liebe und machet ihnen 
das Familienheim recht lieb und angenehm durch Reinlichkeit und Ordnung, 
durch Eintracht und Liebe. Dadurch wird eine Familie glücklich auch in 
einfachen und ärmlichen Verhältnissen, sonst aber ist sie unglücklich auch 
bei Reichtum und Ueberfluss. Bei bestimmten Anlässen und besonders, wenn 
die Kirche ihre hohen Feste feiert, mag auch im häuslichen Kreise gleichsam 


— 4 1817 — 


ein kleines Fest gehalten, allen Hausgenossen eine passende Freude geboten 
werden. Auf diese Weise bleiben dann alle gern und am liebsten zu Hause, 
suchen nicht auswärts ihr Vergnügen und werden so vor vielen Gefahren 
bewahrt, die mit dem Wirtshausbesuch und mit der nächtlichen Abwesenheit 
von Hause fast regelmässig verbunden sind. Nach dem Gotteshaus soll keine 
Stätte den Eltern und Kindern lieber sein, als ihr eigenes Haus, und dieses 
selbst soll gewissermassen zum Heiligtum, zum Gotteshause werden. Es 
haben die Väter, wie seinerzeit Augustin bemerkte, in der Familie ein priester- 
liches und bischöfliches Amt zu verwalten, und der Apostel verlangt das 
Nämlishe, indem er schreibt: »Erziehet Euere Kinder in der Lehre und in 
der Zucht des Herrn«, 

Ja, erziehet sie. Wie der Weinstock, wie das Bäumlein emporge- 
richtet und emporgezogen wird, um himmelwärts zu wachsen und reine und 
süsse Früchte zu tragen, so verhelfet den Kindern nicht bloss zur körper- 
lichen Gesundheit, zu weltlicher Bildung, zu einen anständigen Benehmen, 
zu irgendwelcher Berufstüchtigkeit, nein, erziehet sie in der Lehre und in 
der Zucht des Herrn, dass sie Gott erkennen und lieben, Gott dienen und 
gehorchen uud so ihre Seele retten, ewig selig werden, 

Von der Lehre des Herrn gilt das Wort des Psalmisten: »Das, 
Gesetz Gottes ist heilig und wahr, getreu und zuverlässig, bleibend und un- 
wandelbar; es erleuchtet die Augen, erfreut die Herzen, bekehrt die Seelen; 
es zu halten, bringt grossen Lohn und reiche Vergeltung« (Ps. 18). Was 
also David, der fromme König, seinem Volke zugerufen hat, das sollen der 
christliche Vater und die christliche Mutter immer noch dem kleinen Volke 
in der Familie predigen: »Kommt Kinder, höret mich, ich will Euch lehren 
die Furcht des Herrn« (Ps. 33), Wie die Eltern die Pflicht hatten, ihren 
Kindern den ersten christlichen Unterricht zu erteilen und dann den Reli- 
gionsunterricht der Priester und Seelsorger beständig zu unterstützen, so 
bleibt es fortwährend ihre Pflicht, auch die erwachsenen Söhne und Töchter 
zum fleissigen Besuche der Predigt und Christenlehre anzuhalten, und sie zu 
Hause gute Bücher, besonders die biblische Geschichte, die Evangelienerklär- 
ung von Goffine und die Legende der Heiligen lesen zu lassen, 

»Erziehet Euere Kinder in der Lehre, aber auch in der Zucht des 
Herrn.«e Saget ihnen: Kind, willst du zum Leben eingehen, so halte die 
Gebote Gottes und der Kirche; und willst du Christo nachfolgen, so ver- 
lengne dich selbst ; nimm täglich dein Kreuz auf dich und trage es dem Hei- 
lande zu lieb; und willst du ein nützliches Glied der menschlichen Gesell- 
schaft werden, so sei fleissig und arbeitsam, erfülle treu und eifrig deine 
Pflicht! In der Tat, das sind die höchsten und besten Lebensregeln; olıne 
Gehorsam gegen Gott und die Kirche, ohne Selbstverleugnung und Geduld, 
ohne Arbeitsamkeit und treue Pflichterfüllung ist kein christliches Leben 
denkbar, kein’ christliches Leben möglich. 

Und darum ist auch in jeder Familie die Handhabung einer bestimmten 
Hausordnurg von grosser Wichtigkeit. So weit möglich habe alles seine 
festgesetzte Zeit: das Aufstehen, dıs Essen, das Gebet, die Arbeit und die 
Ruhe. Die treue Beobachtung der Hausordnung bildet eine heilsame und 
gottwohlgefällige Abtötung, macht das Zusammenleben lieblich und angenehm, 
schützt vor manchen Gefahren und bewahrt vor vielen Sünden ist also auch 
ein Mittel, die Kinder in der Zucht des Herrn zu erziehen. 

Wenn aber der Psalmist in einem seiner längsten Lieder, im 118. 
Psalm mit vielen Worten und Wendungen die Hochschätzung, die Betracht- 
ung, die Liebe des göttlichen Gesetzes empfiehlt, so sagt er auch ebenso 
oft: »Ich will wandeln im Gesetze des Herrn, halten die Satzungen des 


— 186 — 


»Der hl. Apostel Paulus schreibt an die Gläubigen: »Ihr Väter, reizet 
Euere Kinder nicht zum Zorne, sondern erziehet sie in der Lehre und in der 
Zucht des Herrn« (Eph, 6.). Die Mahnung ist zunächst an die Väter ge- 
richtet, aber sie gilt ohne Zweifel auch den Müttern, sie gilt allen christlichen 
Eltern. Wahrscheinlich haben eben schon damals manche Väter die Erzieh- 
ung der Kinder ganz oder teilweise vernachlässiget, indem sie dachten und 
sagten: die Frauen sollen die Kinder erziehen, die Männer haben sich darum 
wenig oder gar nicht zu bekümmern. Eine bequeme, aber falsche Ansicht, 
die Verleugnung einer schweren Vaterpflicht, ein verbängnisvoller Irrtum, der 
auch der Mutter die gute Kindererziehung sehr erschweren, oder fast un- 
möglich machen würde. 

Uebrigens hatte der Apostel noch einen besonderen Grund, gerade den 
Vätern zu sagen, sie möchten die Kinder nicht erbittern, sie nicht zum Zorne 
reizen, denn der Männer Stärke ist auch ihre Schwäche, sie geraten leicht in 
Zorn und Heftigkeit und brechen dann vielleicht in Fluchworte und Ver- 
wünschungen aus, strafen in roher und unvernünftiger Weise. Sollten aber 
auch Frauen zornig werden, oder doch sich von Launen und Leidenschaften 
beherrschen lassen, dann gilt natürlich auch ihnen: »Erbittert Euere Kinder. 
nicht, reizet sie nicht zum Zornee. Will man die Fehler anderer tadeln und 
verbessern, so darf man dabei nicht selbst Fehler begehen; in Zorn. und 
Leidenschaft zurechtweisen und strafen wird niemals gute Folgen haben, 
würde nur erbittern und abstossen. 

Um letzteres zu verhüten, dürfen Eltern auch nicht fortwährend regieren 
und befehlen; weil sie nämlich nach einem gegebenen Befehl auch genauen 
Gehorsam verlangen müssen, so sollen sie recht sparsam, umsichtig und 
vorsichtig sein im Befehlen, beim zunehmenden Alter der Kinder bisweilen 
mehr bloss wünschen als befehlen. 

»Erbittert Enere Kinder nicht, reizet sie nicht zum Zorne.« Indem der 
hl. Paulus vor diesem Fehler warnte, wollte er offenbar das Gegenteil em- 
pfehlen, die Eltern ermahnen: »Liebet Euere Kinder, suchet sie durch Liebe 
zu gewinnen!« In der Tat, ohne wahre Liebe zu den Kindern ist keine 
gute Erziehung möglich, denn das Menschenherz, sagt der heiliger Franz 
von Sales, ist so geschaffen, dass es nur durch Liebe gewonnen wird. 
Wer Liebe ernten will, ınuss Liebe säen; nur wer L’ebe zeigt, wird Liebe 
finden, und dann mit Liebe in der Regel auch alles erreichen, alles zu-. 
stande bringen. Wissen und fühlen die Kinder, dass die Eltern es gut 
mit ihnen meinen, nur ihr Bestes und das Wohl der Familie im Ange 
haben, dann werden 'sie ohne Mühe ihnen gehorchen, sich gerne von ihnen 
Jeiten lassen, ihre Liebe mit Gegenliebe, ihre Wohltaten mit Dankbarkeit zu 
vergelten suchen. 

So habet denn vor allem die Liebe (Col. 3); und diese Euere Lieb 
sei gütig und geduldig (I. Cor. 13), sei aber weder schwach noch: blind. 
Blind wäre sie, wenn Ihr an Eueren Kindern keine Fehler sehen und ihnen 
alles übersehen würdet, schwach, wenn Ihr nie ein ernstes Wort zu sprechen 
wagtet, oder nur Worte hättet, wo ein ernstes Einschreiten notwendig ist, 
wie, Heli es gemacht hat, und wie es ihm und den Söhren zum Verderben 
gewesen ist. 

Liebet Euere Kinder mit wahrer, christlicher Liebe und machet ihnen 
das Familienheim recht lieb und angenehm durch Reinlichkeit und Ordnung, 
durch Eintracht und Liebe. Dadurch wird eine Familie glücklich auch in 
einfachen und ärmlichen Verhältnissen, sonst aber ist sie unglücklich auch 
bei Reichtum und Ueberfluss. Bei bestimmten Anlässen und besonders, wenn 
die Kirche ihre hohen Feste feiert, mag auch im häuslichen Kreise gleichsam 


— 1870 — 


ein kleines Fest gehalten, allen Hausgenossen eins passende Freude geboten 
werden. Auf diese Weise bleiben dann alle gern und am liebsten zu Hause, 
suchen nicht auswärts ihr Vergnügen und werden so vor vielen Gefahren 
bewahrt, die mit dem Wirtshausbesuch und mit der nächtlichen Abwesenheit 
von Hause fast regelmässig verbunden sind. Nach dem Gotteshaus soll keine 
Stätte den Eltern und Kindern lieber sein, als ihr eigenes Haus, und dieses 
selbst soll gewissermassen zum: Heiligtum, zum Gotteshause werden. Es 
haben die Väter, wie seinerzeit Augustin bemerkte, in der Familie ein priester- 
liches und bischöfiiches Amt zu verwalten, und der Apostel verlangt das 
Nämlishe, indem er schreibt: »Erziehet Euere Kinder in der Lehre und in 
der Zucht des Herrn«, 

Ja, erziehet sie. Wie der Weinstock, wie das Bäumlein emporge- 
richtet und emporgezogen wird, um himmelwärts zu wachsen und reine und 
süsse Früchte zu tragen, so verhelfet: den Kindern nicht bloss zur körper- 
lichen Gesundheit, zu weltlicher Bildung, zu einem anständigen Benehmen, 
zu irgendwelcher Berufstüchtigkeit, nein, erziehet sie in der Lehre und in 
der Zucht des Herrn, dass sie Gott erkennen und lieben, Gott dienen und 
gehorchen und so ihre Seele retten, ewig selig werden, 

Von der Lehre des Herrn gilt das Wort des Psalmisten: »Das 
Gesetz Gottes ist heilig und wahr, getreu und zuverlässig, bleibend und un- 
wandelbar; es erleuchtet die Augen, erfreut die Herzen, bekehrt die Seelen ; 
es zu halten, bringt grossen Lohn und reiche Vergeltung« (Ps. 18). Was 
also David, der fromme König, seinem Volke zugerufen hat, das sollen der 
christliche Vater und die christliche Mutter immer noch dem kleinen Volke 
in der Familie predigen: »Kommt Kinder, höret mich, ich will Euch lehren 
die Furcht des Herrn« (Ps. 33), Wie die Eltern die Pflicht hatten, ihren 
Kindern den ersten christlichen Unterricht zu erteilen und dann den Reli- 
gionsunterricht der Priester und Seelsorger beständig zu unterstützen, so 
bleibt es fortwährend ihre Pflicht, auch die erwachsenen Söhne und Töchter 
zum fleissigen Besuche der Predigt und Christenlehre anzuhalten, und sie zu 
Hause gute Bücher, besonders die biblische Geschichte, die Evangelienerklär- 
ung von Goffine und die Legende der Heiligen lesen zu lassen. 

»Erziehet Euere Kinder in der Lehre, aber auch in der Zucht des 
Herrn.e Saget ihnen: Kind, willst du zum Leben eingehen, so halte die 
Gebote Gottes und der Kirche; und willst du Christo nachfolgen, so ver- 
leugne dich selbst ; nimm täglich dein Kreuz auf dich und trage es dem Hei- 
lande zu lieb; und willst du ein nützliches Glied der menschlichen Gesell- 
schaft werden, so sei fleissig und arbeitsam, erfülle tren und eifrig deine 
Pflicht! In der Tat, das sind die höchsten und besten Lebensregeln; ohne 
Gehorsam gegen Gott und die Kirche, ohne Selbstverleugnung und Geduld, 
ohne Arbeitsamkeit und treue Pflichterfüllung ist kein christliches Leben 
denkbar, kein’ christliches Leben möglich, 

Und darum ist auch in jeder Familie die Handhabung einer bestiminten 
Hausordnurg von grosser Wichtigkeit. So weit möglich habe alles seine 
festgesetzte Zeit: das Aufstehen, das Essen, das Gebet, die Arbeit und die 
Ruhe. Die treue Beobachtung der Hausordnung bildet eine heilsame und 
gottwohlgefällige Abtötung, macht das Zusammenleben lieblich und angenehm, 
schützt vor manchen Gefahren und bewahrt vor vielen Sünden ist also auch 
ein Mittel, die Kinder in der Zucht des Herrn zu erziehen. 

Wenn aber der Psalmist in einem seiner längsten Lieder, im 118, 
Psalm mit vielen Worten und Wendungen die Hochschätzung, die Betracht- 
ung, die Liebe des göttlichen Gesetzes empfiehlt, so sagt er auch ebenso 
oft: »Ich will wandeln im Gesetze des Herrn, halten die Satzungen des 


— 18 — 


Herrn, mich üben in den Geboten des Herın«e, Die Religion ist nämlich 
nicht etwa bloss Sache des Wissens, die Uebung der Religion ist die 
Hauptsache, ist Pflicht für alle, für Arme und Reiche, Gebildete und Ung« 
bildete, ist das Ziel, das die Eltern bei der Erziehung immer anstreben, aber 
auch das Mittel, das sie fort und fort anwenden müssen. Es würde in der 
Tat wenig nützen, die Kinder nur mit Worten vor dem Bösen zu warnen 
und zum Guten zu ermuntern, das Wichtigste und Wirksamste in beider 
Hinsicht bleibt ihre eigene Handlungsweise, ihr eigenes Beispiel. Man muss, 
sagte einer, erziehen mit dem Auge, mit dem Munde, mit der Hand und mit 
dem Spiegel: Ja mit dem Auge die Kinder überwachen, mit dem Mund sie 
ermahnen, mit der Hand sie in christlicher Zucht erhalten und mit dem 
Spiegel des guten Beispieles vor ihren Augen stehen, das heisst gut er- 
ziehen, 

Und dann, liebe Eltern, noch eines. All’ Euere Wachsamkeit und all’ 
Euere Arbeit wäre vergebens ohne den Segen von oben, olıne den Beistand 
und die Gnade Gottes. Und Ihr wisst, was Euch und Eueren Kindern Gottes 
Segen, Hülfe und Gnade verschafft: das Gebet, das hl. Opfer, die hl. 
Sakramente, Mit Recht ist gesagt worden: je mehr Gebet, desto mehr 
Christentum ; wer gut betet, der lebt auch gut. Darum muss Euere Haupt- 
sorge darauf gerichtet sein, dass in Euerer Familie fleissig und andächtig 
gebetet werde, am Morgen und am Abend, und vor und nach dem Essen 
und zwar, soviel als möglich, gemeinsam, was Gott besonders wohlgefällig 
ist und auf Eltern und Kinder reichen Segen herniederzieht. Ja, glückliche 
Familien, in denen noch die gemeinsame Hausandacht geübt und gepflegt 
wird! Die Bewohner solcher Häuser bedürfen dann keiner Ermahnung von 
meiner Seite, dass sie an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst besuchen, 
auch an Werktagen nach Möglichkeit die hl. Messe hören oder wenigstens 
eine Vertretung der Familie zum hl. Opfer senden, oft und würdig die hl. 
Sakramente der Busse und des Altares empfangen. Möchte man doch all- 
seitig recht beherzigen, was ein deutscher Bischof oft zu sagen pflegte: 
»Wie auf dem Acker nichts wächst und gedeiht ohne Gottes Segen, so kön- 
nen die Kinder nur mit Gottes Hülfe und Gnade zum Guten erzogen und 
im Guten erhalten werden. Nur Gott kann Göttliches erschaffen, aus Men- 
schenkindern Gotteskinder machen«. 

Widmet also, liebe Eltern, der religiösen Erziehung Euerer Kinder 
fortwährend die grösste Sorgfalt, eingedenk der Ermahnung, welche die 
Kirche schon bei der Trauung an Euch gerichtet hat, als der Priester zu 
Euch sprach: »Wird Euch Gott Kinder verleihen, so betrachtet sie als ein 
Geschenk Gottes, für das Ihr einst Gott werdet Rechenschaft geben müssen. 
Sorget für den Leib derselben, aber noch mehr für ihre unsterbliche Seele. 
Erziehet sie im hl. katholischen Glauben; lehret sie gehorchen den Geboten 
Gottes, so werden sie auch Euch gehorchen und Kinder des Trostes für 
Euch sein«, 

Und wollet Ihr noch das eine oder andere Beispiel, so denket 
an den Vater Tobias, von dem es in der Hl. Schrift heisst: »Er lehrte sei- 
nen Sohn von Kindheit an, Gott zu fürchten und sich von jeder Sünde zu 
enthalten« (Tob. 1); und welch’ schönes Tugendbeispiel er selbst fortwährend 
gegeben, und welch’ herrliche Ermahnungen er an seinen Sohn gerichtet hat, 
erzählt Euch ausführlich die biblische Geschichte. Und soll ich noch ein 
christliches und zugleich königliches Beispiel erwähnen, so erinnere ich an 
den hl, Ludwig, König von Frankreich. Auf seinem zweiten Kreuzzug wurde 
er in Afrika von der Pest ergriffen und sprach dann im Angesichte des 
Todes zu seinem ältesten Sohne und Thronfolger Philipp folgende Worte, wo- 


— 189 — 


bei er eigentlich nur wiederholte, was er selbst in seinem ganzen Leben mit 
allem Eifer geübt hatte: »Mein Sohn, das Erste, wozu ich dich ermahne, 
ist, dass du dein Herz gewöhnest, Gott zu lieben, denn ohne dieses kann 
niemand selig werden. Hüte dich etwas zu tun, was Gott missfällt; lieber 
sollst du jede Art Beschimpfung und Qual erdulden, als eine Todsünde be- 
gehen. Wenn Gott dir Widerwärtigkeiten zuschickt, so trage sie in Geduld 
und denke, du habest sie verdient; schenkt er dir aber Glück und Wohler- 
gehen, so danke ihm demütig dafür und hüte dich wohl, durch eben diese 
Mittel schlimmer zu werden, durch welche du besser wurden sollst. Gehe 
oft zur hl. Beichte und wähle dir einen weisen und guten Beichtvater, auf 
dass er dich über alles belehre, was du iun und meiden sollst. Wohne auch 
stets in frommer Weise dem Gottesdienste bei und bete mit grosser Andacht 
bei der hl. Messe, vorzüglich aber bei der hi. Wandlung. Höre gerne das 
Wort Gottes und bewahre es in deinem Herzen. Seisanft und mitleidig gegen 
Arme und Schwache. Fliehe und meide den Umgang mit schlechten Men- 
schen und hasse alles Böse, wo immer es sich findet, Keiner soll es wagen, 
in deiner Gegenwart ein Wort zu sprechen, das zur Sünde reizt, das Gottes 
Ehre oder die Liebe das Nächsten verletzt. Ehre und liebe die Kirche und 
gestatte nicht, dass ihr etwas, was ihr gebört oder gebührt, entzogen werde. 
Und endlich, mein lieber Sohn, lass hl. Messen für mich lesen und Gebete 
verrichten im ganzen Reiche und lass mich teilhaben an allen guten Werken, 
die du ausübest, In der Erwartung, dass du so handeln werdest, gebe ich 
dir allen Segen, den ein guter Vater seinem Sohne geben kann. Die hoch- 
heilige Dreifaltigkeit und alle Heiligen mögen dich bewahren und beschützen 
vor allem Uebel und aller Sünde und dir die Gnade verleihen, stets den 
Willen Gottes zu erfüllen, damit Gott durch dich geehrt und verherrlichet 
werde, und wir alle nach diesem irdischen Leben ihn loben mögen in Ewig- 
keit.« 

Was, meinet Ihr, wird Prinz Philipp auf diese Ermahnung seines 
sterbenden Vaters geantwortet haben? Wohl das Gleiche, was der junge 
Tobias: »WVater, alles, was du mir befohlen hast, will ich tun«, (Tob. 5.) 

Und in ähnlicher Weise müssen auch heutzutage noch alle wohlge- 
meinten Mahnungen der Eltern von den Kindern aufgenommen werden. Ge- 
wiss dürfen bei der Erziehung der Kinder die Eltern es nie an Belehrung 
und Ermahnung, nie an Wachsamkeit und Sorgfalt, nie am guten Beispiel 
und frommen Gebete fehlen lassen, Aber soll all das nicht vergeblich sein, 
sondern die erwünschten Früchte tragen, so wird auch von seite der Kinder, 
der Söhne und Töchter, Empfänglichkeit und Willigkeit und getreue Mitwirk- 
ung erfordert«, 

Dem Abichluße biefes 1. Teiles entiprechend, behandelt ber 2. Zeil fpeziell 
bie Entihuldigungen und Einwendungen, welcheeine heutige „reifere* Ju⸗ 
gend fo gerne verbringt, um das 4. Gebot in feinem erbabenen Ernfte zu um⸗ 
geben. Wir verzichten auf dieſe Wiedergabe, zumal ber 1. Zeil fo recht eigent- 
lich unfer Anteil ift und nicht der 2te. Der aktive Lehrer mag da und bort 
bei paſſendem Anlaße beim Unterricte den 2. Zeil belehrend und erläuternd 
berbeigiehen, er wirft gewiß ſehr erzieheriſch — ſtaatserhaltend und aufbauend. 
Und fo jceiben wir benn von dieſem einfachen und anfpruchslofen, aber nicht 
minder gebiegenen unb zeitgemäßen Worte mit einem aufrichtigen „Vergelts 
Gott!” an den hoben Kirchenfürſten und mit einem bemutsvollen Gruße und 
treuberziger Empfehlung an bie hohe Adreſſe unferes unvergeblichen väterlichen 
Präfeten ber ftürmifchen 70ger Jahre. C. F. 


— EU — 


— 43 190 — 


+ Prot. Buffer in Rirchberg. 


Am 16. Februar farb in Kirchberg nach kurzer Krankheit der hobw. 
Herr Profelfor Hutter. Seine fterblihe Hülle wurde am 19. Februar in 
Diepoldseu der gemeihten Erbe übergeben. 

Mer mit HH. Hutter fel. häufig verfehrte, konnte wohl ahnen, daß e# fo 
fommen werde; nun aber es geſchehen ift, ift man fo überrafcht, daß man nad 
Faſſung ringen muß. 

Hutter Gefunbheit war ſchon längft erſchültert; Krankheiten ber Atmungs« 
organe, Nierenleiden, Zuberfulofe vermochten in einträhtigem Zufammenarbeiten 
den :robufl”’gebauten Körper zu zerftören. Schon feit mehreren Jahren fuchte 
Hutter jel. in feiner fFerienzeit Erholung, bald in den Et. Galler Alpenbörfern, 

* dann wieder in den Hochtälern 
Graubündens — umſonſt! Nach 
einigen Wochen angeſtrengter Be— 
u rufsarbeit fing er wieder a zu 
| | Hagen — das alte Lied, Schmerz« 
liher Gedanfel Hat mohl ber 
aufreibende Schulbienft ben frühen 
Tod herbeiführen helfen? Iſt ber 
liebe Hutter ein Opfer bes Lehrer- 
berufes geworden? Wäre bie 
Zahl feiner Jahre nicht größer 
geworben, wenn er fi der Seel« 
forge gewibmet hätte? Solche Fra⸗ 
gen u. Zweifel drängen fi immer 
wieder auf. Hutter, bem bie 
Schule fo tief ins Herz gewachſen 
war, tmollte ihr einmal untreu 
‚werben und zur Paftoration über 
geben. Ob bei biefem feinem Ent« 
ſchluſſe nit auch bie Sorge um 
feine Geſundheit eine Rolle gefpielt 
bat? Gemiß! . 
Ende Januar war im benad- 
barten Gähwil Pfarrinftallation. 
— od In offenem Wagen fuhr auch Herr 
- he —— Am Abend bes. 
‚ Hutter in Kirchberg. jelben Tages klagte er über iyrd« 
T DER I ku fteln, begab fich frühzeitig zur Ruhe, 
ftand bes andern Tages wieber in ber Schule, und Alles fchien wieber gut. Aber wieder 
warfes ihn aufs Krankenlager ; heftige Fieber ſchwächten ben Körper ; da die Fiebernach ⸗ 
gelafien Hatten, befuchte ich ihn; fterbensmübe lag bie weiße Hand auf ben 
Binnen; im Kiffen wöhnte ich das Angeficht eines Toten zu ſehen; müde u. beifer 
Hang bie Stimme. „Hutter, Hutter, zu dir fomme ich nicht mehr*, dachte ich, 
bie Seele voll Web; „ich fürchte, fürchte das Schlimnfte und kann dich nicht 
fterben ſehen.“ Zränenden Auges reichte ib ihm die Hand zum Abſchied 
— auf immer — und ftürmte hinaus; ich Lracte das Wort „gute Befferung!” 
nicht mehr über meine Lippen. Aber am folgenben Tage, e8 war fein letzter 
Mittwoch, ſtand Herr Hutter an feinem Arbeitspulte, Rorrelturen beſorgend. 
Geiſtliche Amtsbrüder befuchten ihn und fanden ihn in befter Laune und voll 
frobefter Hoffnung auf,baldige Genefung; ja man jchmicdete Pläne und gedachte, 





— — — — — 








-- 3 191 0 


am Sonntag das Konzert bes Gäcilien-Dereins zu befuchen, beffen Präfibent er 
war; auf feine mitiative Hin war ja au das Konzert beſchloſſen worden. 

Am Freitag Abend aber erfannte der ihn behandelnde Arzt, Dr. Iofuran, 
ein intimer freund bes Berftorbenen, eine plöglihe Wendung zum Schlimmeren 
und Schlimmften und machte die hochw. Geiftlichleit der Pfarrei darauf auf- 
merlfam. Am Freitag früh empfing der Rranfe mit aller Andacht bie beil. 
Sterbſakramente; vom Mittag an mar er bewußtlos, und am Sonntag Morgen 
fagte e8 Einer dem Anbern: „Er ift geftorben! O Herr, 8’ ift ewig ſchade!“ 
Und heute liegt der Liebe, unvergeklihe Verſtorbene beim Portale der Pfarr« 
lirche feiner Heimatgemeinde, neben feinem geiftlihen Water, hoch. Herrn 
Pfarrer Scherrer fel. 

Hochv. Herr Hutter fel. war geboren am 18. Mätz 1874 in Die- 
poldsau; bort, im freundlichen Dorfe am Rhein verlebte er feine Jugend⸗ 
jahre, Schon als Primarjhüler zeigte er ganz hervorragende Eigenſchaften des 
Bemütes und bes Verftandes. Es kann baber nit wundern, daß man in ihn 
brang, feine Talente zu verwerten und ſich bem Lehrfache oder einem höheren 
wiffenfhaftlihen Berufe zugumenben. Und ber Knabe fing an, feine Eltern zu 
bitten, fie zu beflürmen, ibn ftubieren zu laffen — und er bat und bettelte mit 
blutendem Herzen, ba er wohl einfab, wie notwendig bie Eltern bie Hilfe ihres 
„elteften* gehabt hätten und wie er ihnen ftatt defien eine gewaltige Bürde 
auflade. Und ward er zu Haufe abgewieſen, fo. wandte er fi an feinen Ontel, 
Herrn Behrer Hutter, der heute trauernd am Grabe feines Schützlings fteht. 
Die mwerktätige Liebe weiß Opfer zu bringen, Der talentvolle Anabe konnte bie 
Realihule in Altftätten befuhen. Nah Apfolvierung berfelben gebachte er, 
ins Lehrerfeminar Mariaberg bei Rorſchach einzutreten. Aber man hatte bes 
Knaben tiefinnerften Herzenswunſch erkannt, und aufopfernde Liebe ebnete ihm 
den Weg zum Gymnafium. Hutter fam ans Kollegium: „Maria-Hilf* in 
Ehwyz, wo er fehs Jahre lang mit beftem Erfolge feinen Stubien oblag. 
Hernach befuhte er bie Univerfitäten von Innsbruck und Freiburg in ‚ber 
Schweiz, bort wie hier mit Zeit und Talenten wuchernd. Im Priefterfeminar 

zu St. Georgen erhielt er noch die nächte Bprbereitung zum heil. Priefterftand, 

ud am 31, März 1900 empfing er. aus ber Hand ded großen St. Galler 
Biſchofs Auguſtinus ſel. das Salrament der Prieſterweihe. Und der Herrgott 
erfüllte nun auch den früheften Jugendtraum des Knaben, Lehrer zu werben, 
und .ftellte. den jungen Prieſter gleich in die Schule binein. Im Mai 1900 
Tam'der hochv. Herr Neuprieſter an bie neugegründete Realſchule in Kirchberg. 
Mit, Feuereifer machte er ſich im Verein mit ſeinem ihm gleichgefinnten Koller 
gen iind freund Dudle, derzeit Reallehrer in Wyl, baran, bie junge Schule zu 
förbern, die Hoffnungen, die man auf fie feßte, zu erfüllen, fie in das Licht 
des Intereſſes der großen Gemeinde zu ftellen, für fie der fehulfreundlichen Bes 
dvölferung bie aufrichtige Wertſchähung abzuringen und religids und fittlich 
bildend auf die junge Generation einzumwirken, Der Ruf bes audgezeichneten 
Lehrers und Erzieherd drang „von Pol zu Pol’, vom Toggenburg ins Ober» 
land; es begann ein heißes Ringen um ben treffliben Dlann, 

„Sie Kirchberg! Hie Mels!“ Trauerd fah Kirchberg, wie fein Profefjor 
troß aller Gegenwehr von den Melfern genommen ward, Unabläfjig forderte 
Kirchberg, nah dem Wegzuge bes hochw. Prof. Schär, von Mels feinen Hutter 
zurüd, Aber jet war bie Angelegenheit für Kirchberg doppelt ſchwierig, ba es 
dem Herrn Profeffor bei den DOberländern zu gefallen ſchien und anberfeits in 
ibm der Wunſch erwacht war, fi ber Seelforge zu wibmen, Aber emfiges 
Ringen führt zum Gelingen. Hh. Hutter blieb bem Lehramte treu und kam 
wieder nah Kirchberg, nachdem er 2'/, Yabre im „Eril* gelett hatte. Aber 
nach kaum 1'/sjähriger überaus gejegneter Wirkfamteit in Kirchberg mußte er 


— 192 — 


heim zu dem, der ihn geſandt hatte, und der nahm ihn wohl zu ſich, damit 
fich nicht bie armen Menſchenkinder weiter um ben vortrefflichen Mann 
ftreiten, 

Freilich, man ftritt um einen eblen Preis. Ein Mann mit einem golbnen 
Herzen, mit einem tiefreligiöfen Gemüte, das all’ fein Tun befeelte und durch⸗ 
geiftigte, ein Erzieher, und nit nur ein Wiffensvermehrer, ein Mann voll ber 
berrlichften Geiftesgaben, gleich geichägt ala Lehrer und Prediger, unter ber 
hochw. Geiftlichleit und in Lehrerfreifen hoch geihäßt wegen feiner unmwanbel» 
baren Treue und feiner flammenden Begeifterung für den ſchönen Beruf eined 
fatholifchen Lehrers, ein Mann vol Demut, Herablafjung, aber auch wieder 
mit Starfmut und Rüdgrat, ein Mann voll von Herzensreinheit und Herzens 
güte, ein „geraber” Mann, ber immer ber Gleihe war vor Hoch und Niedrig, 
vor Arm und Reich, ein beiligmäßiger Priefter und Lehrer — fo fteht fein 
Bild vor unferm geiftigen Uuge”.— R. I. P. 


Jahres· Bexicht über den katholif—en Erziehungsverein der Hchweij 
pro 1907, 


Erfinttet vom Bentral-Präfidenten: Prälat A, Tremp. 
VII Die Zahresveriammlung Des Zentralvereing. 


Sie fand, im Anſchluß an die Jahresverfammlung des fchmweiz. kath. Volts« 
vereind, ben 7. Oktober 1907 nachmittags 2'/s Uhr im Konzertfaale in Olten 
ftatt, mit folgenden Traltanden: 

1. Eröffnung durch Prälat Tremp. 

2. Begrüßung durch das Komiteemitglied pro Kt. Solothurn: Pfr. Widmer. 

3. Gejchäftliches (Hahresbericht und Rechnungsablage). 

. 4 Pfr Peter hat, unter Mithilfe befonders feines hochw. Bruders, P. 
Leonhard in Mehrerau, im Auftrag bes ſchweiz. Erziehungsvereins einen Kata» 
log von Jugend» und Volksſchriften, mit der Unterfcheibung von vier 
Altersftufen, erftellt und zwar gratis. Das Manujfript liegt vor. Der Kata» 
log enthält 758 Autoren und 3000 Bücher. Er wird, mit ber Abhandlung, 
ca. fieben Drudbogen umfallen. Der Drud für 1000 Eremplare (bei ber Union 
in Solothurn) foftet ca. 800 Fr. Der Katalog fol à 1 Fr. an bie deutichen 
Pfarrämter der Schmeiz, an Vorſteher von Augenbbibliothelen a. verfanbt 
werden, Zur Dedung ber Untoften wird ber ſchweiz. fath. Volksvereins um 
eine Subvention von 200 Fr. angegangen. 

Dem Berfaffer bes Katalo'ges, Pir. Peter, befretiert ber 
ſchweiz. fath. Erziehungsverein für feine große und uneigen- 
nüßige Arbeit warmen Dant und Anerlennung. 

5. Vortrag bes Inivderfitätsreftors und Regens Dr. Bed über 
„die Erziehung in ber Familie“. Diefes wichtige und zeitgemäße Referat, 
das im Schmweizerhof vorgetragen worden, wird auf Beſchluß des Zentrallomitees 
im Druck erfcheinen, refp. es joll in 100 Geremplaren gebrudt und ben baupt« 
ſächlichſten kath. Zeitungen der Schweiz zugeſandt werben. 


VIII Das Zentralkomitee. 
1. Tätigkeit. Das engere Komitee hielt im Jahre 1907 brei Sitzungen 
ab: den 23. Januar im Seminar in Zug (mit Schulbeiuchen), ben 16. Juli im 
Union in Qugern und ben 7, Oftober im Schweizerbof in Olten; das weitere 
Komitee eine Sigung: ben 7. DOltober in Olten. Berfchiedene Traftanden mur« 
den auf dem Zirkularweg erledigt, — Gegenitand ber Verhandlungen waren bie 


-— 193 — 


Dereinsgebiete: das freie Behrerieminar, die Päd. Blätter, bie ſchweiz. Mütter 
vereine x. An ben hochwſt. ſchweiz. Episfopat erging das Geſuch um Smpfehl- 
ung des freien Rebrerfeminard und bed Üpoftolat® ber Erziehung. — Unier 
Komitee hat auch an der Sikung ber Eeltion für Erziehung und Unterricht 
am 16. Yuli in Quzern teilgenommen, welche unter dem Präfidtium von Prälat 
Tremp an Stelle des refig. Reg.-Rates Düring ihren neuen Präfidenten in ber 
Perſon des Erziehungsrates Biroll in Altftätten wählte, ferner fich ein gedrudtes 
Reglement (Arbeitsprogramm) gab und endlich die darin vorgejehenen Sub⸗ 
tommiflionen beftellte. Die Subfommiffion betr. die Seminarfrage entlebigte ſich 
unter bem Präfidium von Prälat Tremp ihrer Aufgabe ben 2. September im 
Bahnbof in Olten. — Wiederbolt behandelte unjer Komitee ben Jugend» und 
Doltsichriften-Ratalog. 

Pfr. Seller hat auf die Stelle eines DVereinsaltuars refigniert, Wir ver- 
banften ihm gebührend feine fünfundzwanzigjährige ausgezeichnete Schriftführung 
und wählten an feine Stelle Dr. Hengaeler in Zug. Ebenfo dankte ihm ber Berein. 

Auch Dekan Gisler refignierte ala Zentral-Kaflier des Vereins. Er führte 
feit ber Relonftrultion unferes Vereins das Kafſſaweſen vorzüglid, und es wurbe 
ihm bafür ber mohlverdiente Danl des Vereins ausgeſprochen. Auf feine Stelle 
ernannten wir auf feinen Vorſchlag zum Zentralfafjier: Pfr. Ducret in Auw. 

2. Beftand unjere® Zentraltomiteed Ende 1907. Zentral-Präfir 
bent: Prälat Tremp. BizePräfibent: Dekan Gisler. Zentralsflaflier: Pfr. 
Durcet. Zentral-Altuar: Dr. Hengueler. 

Meitered Kmitee: 1. Dr. Hildebrand, Vikar, Außerfihf, pro Kt. Zürich. 
2. Abvofat Louis Viatte, Telsmont, pro Kt. Bern. 3. Pfarrer Peter, Zriengen, 
pro Kt. Quzern. 5, Schulinfpeftor Zurflub, Altdorf, pro St. Uri, 5. Stände. 
rat Nikolaus Benziger, Einfiedeln, pro Kt. Schwyz. 6. Lehrer Staub, Sachſeln, 
pro Obwalden. 7. Ratsherr Hans von Matt, Stand, pro Nidwalden. 8, 
Lehrer Gallati, Näfels, pro Kt. Blarus. 9. Rektor Keiſer, päpftlicher Kämmerer, 
Zug, pro At. Zug. 10. Abbe Greber, Schulinfpeltcr, freiburg, pro Kt. Frei⸗ 
burg. 11, Pfarrer Witmer, Gregenbad, pro St. Solothurn. 12. Prälat 
Döbele, Tafel, pro Bajel-Stabt, 13. Pfarrer Müller, Lieſtal, pro Bajel-Land, 
14. Pfarrer Weber, Schaffhaujen, pro Kt. Schaffhauſen. 15, Dr. Hilbebrand, 
Appenzell, pro Inner-Rhoden. 16. Prälat A. Tremp, Berg Sion, pro At. 
St. Gallen. 17, Dompropfi Willi, Chur, pro St. Graubünden. 18. Delan 
Gisler, Lunkhofen, pro Kt. Aargau. 19. Piarrer Keller, Sirnach, pro At. 
Thurgau. 20. Profefior P. Caſſino, Colleg. 8. F, 8., Bellinzona, pro St. 
Tefſin. 2%. Bundesrichter Dr. Schmid, Laufanne, pro At, Waabt. 22. 
Pfarrer Delaloye, Diaflongez, pro FranzöfiſchWallis. 23. Pfarrdelan Eggs, 
Leuk, für Deutih-Wallis. 24, Pfarrer Dr. Cottier, Chaux-de-Fonds, pro At. 
Neuenburg. 25. Abbe Dr. Carry, Genf, pro Ft. Genf. 

Engeres Komitee: 1. Prälat A. Treup, 2. Delan Giöler. 3. Pfarrer 
und Sculinfpeltor Keller. 4. Pfarrer und Sculinfpeltor Peter. 5. Reltor 
Reifer. 6. AbbE Greber, Schulinipeftor. 7. Advolat Viatte. 


IX. Das freie Lehrerfeminar. 

1. Alle drei Auffibtöftellen (bev Lidzeſanbiſchof, das Priefterfapitel bes 
Rt. Zug und ber ſchweiz. Erziehungs-Berein) waren am Gramen ben 24. 25. 
unb 26. April 1906 vertreten, bei gewohnter Anerfennung. Zahl der Zög- 
linge: 50 (47 Scmeizer und 3 Ausländer). Das Auffihtöperfonal hat 3. T. eine 
Aenderung erfahren. Als bifchöflicher Delegierter funftioniert nun Monf. Kunz, 
Chorderr in Münfter, alt Seminardireltor von Hitzlirch. Für ben ſchweiz. 
Erziehungsverein tritt mit befien Zuftimmung eine Seminarfommiffion ein, melde 
fünftig von ber „Seltion für Erziehung und Unterriht* aus Mitgliedern bes 


— 14 — 


ſchweiz. Erziehungs und bes ſchweiz. kath. Lehrer⸗Vereins beſtellt wird. Wir 
wünſchen darin als Obmann be Erziehungschef des Kt. Zug, Landammann Dr. 
Schmid, und je zwei Mitglieder der ſchweiz. Erziehungs und des ſchweiz. kath, 
Behrer-Dereind. Dekan Gisler hat auch als Mitglied der Seminarfommiffion 
tefigniert. 

2. finanzielles. Zwei Geiftliche ber Diödzefe Bafel-Qugano haben 7000 
dr. vergabt und damit den Grund zu einem Seminarfond gelegt. Daneben ift 
ein Stipendienfond für Aargauerfeminariiten vorhanden im Betrag von 2250 
Fr. Die Yahresrehnung 1906/07 ſchließt mieter mit einem Paffivfaldo 
(3762.20 Fr.), obſchon die gefamte Direftion vom Seminar gar feinen Gehalt 
bezog, bad Penfionat St. Michael an die Seminarprofefjoren-Befoldungen 4200 
Fr., nebft freier Etation, leitete, die Vehrmittel auf Koften bes Penfionats an» 
fchaffte und eine Reihe von Reparaturen und anberen Auslagen aus feinem 
(des Penfionates) Einkünften bezahlte. Buben beträgt der Penfionspreis ber 
Seminariften 100 Fr. weniger als ber bes übrigen Penfioniften des Kollege (430 
ftatt 530 Fr.) 

Mir erlaffen hiemit den erneuerten Aufruf an bie fath, Schweiz, bie An« 
flalt St. Michael (Seminar und Penfionat) zu unterftügen, moraliſch durch 
Empfehlung und finanziell durch Beitritt zum „Verein der Gönner und ehe 
muligen Zöglinge des kath, Lehrerfeminars in Zug” als Ehrenmitglieder A 5 Fr. 
Sahresbeitrag (Präfident: Seminarlehrer Köpfli in Baar, (Schluß folgt.) 


— —ii 


Das Kreuzjeszeichen. 
(Katechefe.) 

1. Gehft du in der Türkei herum oder in Afrika, wo bie ſchwarzen 
Menihen find, fo fiehft du weit und breit fein Kreuz; denn die Türken 
find PMlohamedaner, und die Schwarzen in Afrika find Heiden, Hie und 
da Fiehft du aber doch in einer Türkenftadt ein Haus mit einem Kreuze 
darauf. Das ift dann eine chriftliche Kirche. Woran erkennft du fie? 
Und wenn du in Afrika viele Tage durch Wald und Wüfte getvandert 
bift, jo fommft du vielleicht zu einigen Häufern; eines davon hat ein 
Kreuz auf dem Giebel, und aud im Hof vor den Häufern ift ein Kreuz 
aufgerichtet. Das ift eine chriftliche Miſſion. Woran erfennft du fie? 
Hat eine Frau ein Kreuz als Schmuck um den Hals, fo weiß ich, was 
für eine Religion fie hat: fie ift eine CHriftin. Das Kreuz iſt das 
Chriſtenzeichen. 

Sind auf dem Judenfriedhof auch Kreuze? Auch auf Heidengräbern nicht, 


Ich möchte lieber ein einfaches Kreuz auf meinem Grabe haben als einen bor« 
nehmen Grabftein, an dem fein Kreuz ift. 


2. Fragt und nun ein Türke oder Jude oder Heide: Warum 
habt ihr das Kreuz fo in Ehren, daß ed euer Leichen ilt? fo 
lagen wir: Weil Jeſus Chriftus, unfer Herrgott, am Kreuze geftorben 

Mir entnehmen obige Katechefe dem vortrefflichen, eben erichienenen Düd- 


fein „Kath. Elementartateheien“ von Dr, Th. Dreber. 5. u bei 
Herder in Freiburg i. B. 1 Mi. 60 — 1908. 


— 3 195 — 


if. Siehe, was mit Gott zufammentommt, wird alles Heilig, fo bie 
Kripre, fo der heilige Rod, jo da® Kreuz. Früher ift das Kreuz in 
Unebre geweſen. Es galt für einen befondern Schimpf, wenn einer 
am Kreuze fterben mußte, Aber ſeitdem unſer Herrgott ed zu feinem 
Sterbebette genommen bat, ift dad Kreuz Heilig über alle Re, 
liquien. Dann ift das Kreuz noch beſonders darum heilig, weil das 
Sterben Jeſu am Kreuze für uns gejchehen ift, weil am Kreuze uns 
fere ganze Religion geftiftet worden ift. Denn das Sterben 
EHrifti am Kreuze hat und zu Kindern Gottes gemadht. 

Helena findet das Heilige Kreuz. Das aufgelegte Kreuz heilt eine Iranfe 
Chriſtin. Haft du ein Kreuz in deiner Stube? Nimm vor bem Feldkreuze 
ben Hut ab, 

3. Aber die Ehriften Haben nicht nur Kreuze, gezimmerte, ge 
ſchnitzte, gemalte; die Chriften zeichnen dad Kreuz au mit der 
Hand über Saden, über Perſonen, über ſich Jelbft. Man heißt 
dad „Dad Kreuz machen“. Kannſt du das Kreuz recht machen ? 
das deutjche * das Lateinifhe? Das Kreugmaden ift ſchon ein Gebet 
für fich allein, auch wenn man nicht? dazu fagt. Was fagt man aber 
meiftend dazu? Dan macht dad Kreuz dor dem Gebete und nach dem 
Gebete. Die fromme Mutter zeichnet das Kind in der Wiege fchon 
mit dem Kreuze. Dad Kreuzmachen ift alt. Es kommt von den 
heiligen Apofteln her. Auch am Kreugmachen erkennt man den Chriſten. 
Wer dad Kreuz macht, jagt, und wenn er au flumm wäre: Ich bin 


ein Ehrift. 

Menn ein Chrift begraben wird, jo madt der Priefter über ben Sarg 
im Grabe das Kreuz. Bei dieſer Gelegenteit kannſt da dann am fhönften hören, 
warum bie Ghriften das Kreuz machen. Der Priefter ſpricht: . „Das Zeichen 
unferes Herrn Jeſu Chriſti fei über dich gezeichnet, der in diefem "Zeichen dich 
erlöft hat, um dich zur herrlichen Auferſtehung zu erwecken.“ 

Menn einer im Chriftenglauben nicht mehr ganz feft ift, macht er das 
Areuz nicht mehr gern. Er fann’s nidt einmal mehr recht. Er ſchämt fi 
unb weint, es fei nicht vornehm, das Kreuz zu machen. Er madht ben Pro« 
teftanten nad. 

+ Ih kann e8 auch nicht recht verftehen, warum die Proteftanten bas 
Kreuz nicht machen. Sie glauben doch auch, daß Ehriftus für fie am Kreuze 
geftorben ift, und müflen es boch geitänbig fein, ba fein Papft das Kreuzmachen 
eingeführt bat, fondern daß ſchon in den allerften Zeiten das Kreuz von den 
Chriſten gemacht wurde. Zertullian, ein Ehriftenlehrer, weldher im Jahre 200 
lebte, jchreibt: „Wir bezeichnen unjere Stirn mit bem Kreuze bei allen unfern 
Bängen, wenn wir ins Haus treten ober dasſelbe verlaffen, wenn wir uns an« 
ziehen oder ausziehen, wachen oder uns zu Tiſche fegen, uns ins Bett 
legen ober was immer für ein Geſchäft beginnen.“ (Mach's auch fo wie !bie 
alten Ehriften!) Mande Proteitanten haben das Kreuzmachen wieder angenom« 
men, weil fie ba8 gelefen haben, Das ift ſchön von ihnen. Es wird jebenfalls 
zu ibrem Seelenheile fein, Sie follten noch einige andere uralte Saden wieder 
annehmen. 


— 4 196 —— — 


4. Aber man will mit dem Kreuze nicht immer den Ghriften- 
glauben zeigen. Oft ift ja niemand da, und man macht doch erft recht 
das Kreuz. Dad Kreuz hat eine Kraft an ſich. Es ift nicht bloß 
ein Kerimzeichen, es ift ein Kraft zeichen. Es ift kein Saframent, 
aber doch nicht weit davon weg (ein Sakramentale) und kommt gleich 
nad). den heiligen Sakramenten; denn: 

a) An das Kreuz ift Segen gefnüpft für Leib und Seele. 
Darum macht man das Kreuz über Sachen und Perſonen. Das iſt 
dann wie mit der Hand gebetet, und das Gebet heißt ſo: Chriſtus, der 
am Kreuze und alle Gnaden verdient hat, wolle uns von dieſen 
Gnaden jet gerade die geben, die wir erbitten oder brauchen. 

Eine Frau machte das Kreuz auf ben Protleib, ehe fie benfelben an-« 
ſchnitt. Das heißt dann: Geſegne Gott alle, die davon efjen. Die Geiftlichen 
machen beim Xijchgebet das Kreuz über bie Speifen. 

Ein Knabe nahm Abſchied von der Mutter, Die Mutter fprad: „Romm 
ber, ich will dich fegnen, bevor bu gebft.*“ Uber wie machte fie das? Sie 
zeichnete ihm ein Kreuz auf bie Stirn, baß es ihm gut geben folle. Der hl. 
Aloyſius machte das Kreuz ftets über das Bett, ehe er ſich fchlafen legte. 

b) Das Kreuz it auh Waffe und Wehr (Schuß und Trub) 
gegen die böjen Geifter. Der Teufel fürchtet da8 Kreuz. Das 
hat uns ſchon der Hl. Ignatius gejagt, und er Hat feine Lehre von 
den Apofteln felbft. Ignatius jagt: „Das Beichen des Kreuzes it ein 
Sieg wider den Fürſten der Welt; wenn er e3 ſieht, erſchrickt er.“ Der Teufel 
fürchtet da3 Kreuz fo ehr, weil Chriftus feine Macht am Kreuze zu 
Grunde gerichtet hat. Alfo fiehe, der Teufel haft dich auf den Tod; 
er ſucht dir an Leib und Seele zu ſchaden. Wehre dich gegen ihn 
mit dem Kreuze; mach's ihm zum Troß! 

Biſt bu allein und fällt bir Böſes ein, fo made das Kreuz. Kommen 
bie böfen Einfälle von dem böfen Feinde, fo ift er geichlagen; kommen fie aber 
aus bir jelbft, fo zeigt bu bocdh mich mit dem AMreuze (dir felbit und Gott), 
baß du nichts bavon wiſſen willſt, und bie böfe Verfuchung gebt jo mit einem 
guten Werk und Verdienſt aus, 

Die alten Chriſten haben mit dem Kreuze Zeufel aus Beſeſſenen aus— 
getrieben. Das Kreuz ift oft wundertätig geweien. Warum wirb der heilige 
Benedilt mit einem Kelche abgebildet, aus welchem eine Schlange hervorfommt? 





Bumor. 


Wahres Geihihthen. Fritzhen Wernet und Siegfried MWeinftein 
fpielen Indianer. Plöplih ſchlägt Hein Siegfried vor: „Du, wir wollen Bluts- 
bruderichaft trinken!“ 

Doch Fritzchen weigert fib, — trog aller fonftigen Freundſchaft: „Nein, 
das gebt nicht!" Mehr ift aus ihm nicht herauszubringen. Dot llein Siegfried 
will durdaus den Grund miffen. 

Schließlich ſagt Fritzchen bob: „Nein, es geht nicht, denn bu ftammft 
von Moſes ab und ic von Jeſus EhHriftus !* 


--3 197 — 


Bus Kantonen. 


1. Appenzell 3. Rh. * Im Innern bes neuen Kollegium St. Anton 
in Appenzell wird auch den Winter bindurh von verſchiedenen Handwerls— 
branden fleißig gearbeitet, um im nächſten Frühling mit ben Vorbe- 
reitungsdfurjen für die Gymnafial- und Realfchulabteilung beginnen 
zu lönnen. Die gefamten Räumlichkeiten find hoch und fuftig, ber Plag ift 
günftig gelegen; mon barf mit aller Sicherheit darauf rechnen, dab das’ neue 
Rollegium, das für Appenzell ala Mirtelfchule zu einem unabmweisbaren Bebür!- 
nis geworden ift, ſowohl von hiefigen wie auswärtigen Schülern, recht bald nad 
feiner befinitiven Eröffnung recht fleißig beſucht werde. Im Kollegium find 
Schulotalitäten für 150 Schüler geſchaffen. Die neue Lehranftalt der V. V. 
Kapuziner fol drei Real- und 4 Gymnafialllaffen umfaſſen. Für die Aus- 
bildung binreichender Lehrkräfte bes Ordens ift genügend Bedacht genommen. 

2. 5chwyz. Langfam, aber doch mindeftens ein Anfang gemadt. Da« 
chen hat den hh. Beiftlichen den Gehalt um ein Jota erböht; er ift aber heute noch jaͤm⸗ 
merlib. Schwyz erhöhte ihn legten Sonntag jedem Ortögeiftlichen um je 300 
Fr. und jedem Lehrer um je 200 fr. Leptere hatten je 100 Fr. geforbert, ber 
Souverän wargünftiggeftimmt u, griff fefter zu. Auch jede Lehrſchweſter erhielt 
ein Plus von je 50 fr. Wir freu:n uns von Herzen für Seelforger und Veh. 
rer, Sind aud alle heute noch mager befoldet, jo hat das Volk doch guten 
Willen betundet für das Wirken aller. Auch Einfiedeln hat bekanntlich einen 
Zuftupf von je 50 Fr. gemadt. Wir nehmen an, wir fönnen bieje Ehren» 
Chronik recht oft weiterjpinnen. 

3. Bafelland. Die letzte Landrats-Sikung behandelte das Geſuch 
ber Lehrerſchaft um Gewährung von Teurungszulagen. Megierungsrat 
und Budgetlommiffion beantragten Üblehnung, weil ſolche Zulagen ungejek- 
lih, und weil die Primarlehrer Gemeindebeamte feien. Den Bezirkölehrern als 
Staatöangeftellten wollte die Kommiſſion 100 Fr. Zulage gewähren, Beide 
Geſuche wurden vom Landrat abgemiejen. 

4. Zürich. Der Regierungsrat des Kantons Zürich Hat beſchloſſen, bie 
Herausgabe von Dr. Dändlikers Gefchichte des Kantons Zürich mit einem Staatö- 
beitrag zu unterftügen. Dafür foll ben Behrern ber Volls- und Mittelichulen 
das Merl (3 Bände) zu baltem Preife erhältlich gemacht werben. 

Ferienkurſe 1908. Ter Lebrerferienfurs 1908 für die deutfche Schweiz 
ift endgültig begraben. Bern und Baſel haben die Organifation eines ſolchen 
Kurſes abgelehnt. So meldet bie „Schweiz. Lehrerz.“ von ihrem Standbpunlte, 
Wir unfererfeits find ber Hoffnung, daß die Univerfität Freiburg auch pro 
1908 Gelegenheit bieten wird, einen folchen lehrreichen Kurs befuden zu können. 
Und bamit wäre bie Sade „für die deutſche Schweiz“ abfolut nicht „begraben“. 

Das Schulfapitel Ufter ergreift die Initiative zur fafultativen Einführung 
bes Projektionsar parates als allgemeines Lehrmittel, 

5, St. Gallen. Bütſchwil ftellt im Dorf eine 4, neue Lehrkraft an 
und Goßau an bie Realichule einen 5. Eelundarlehrer. — An bie ftäbtifchen 
Realſchulen wurde gewählt Hru. Gebharb Scherrer 3. 3. an ber fathol. Kan- 
tonsrealihule St, Ballen. Wir gratulieren unferm freunde! 


5prechſaal. 

Trage: Wie geitaltet ſich das Verfahren bei ber Erſtellung der großen, 
für die Veranſchaulichung und Belebung bes Unterrichts beftiimmten Zeichnungen, 
bie im pradtvollen Auffag von Hrn, Lehrer Hilber in Wil genannt wurden 
(„iliggierendes Zeigen“) und bie anläßlich ber Spezialverfammlung ber Primar« 
lehrer (Jahreöfeft im Frühjahr 1907 in St. Gallen) in fo reicher Zahl aus 
geftellt waren ? 8. 


— 108 — 


Literatur. 


1. Jos. Nenner (jun), Op. 19, Zmödtf Tonſtücke ——— 
Charalters für Orgel. Muſilverlag von F. E. C. Leuckart in Leipzig (Sa⸗ 
lomonſtraße). 

Domorganiſt Renner in Regensburg iſt einer ber bebeutenbfien 
DOrgelipieler und Kirchenkomponiflen der Gegenwart. Alles, was er fchreibt, 
zeigt klaſſiſch modernes Gepräge, ift originell, trägt den Stempel wahrer Künſtler⸗ 
Ihaft, erfreuet Herz und Sinn. Imöbefonbere ift eö des Referenten Gerzens- 
mwonne, all’ die größeren und Tleineren Orgelfachen des (namentlich in kathol. 
Organiftenfreifen) noch viel zu wenig geſchätzten Meifters zu fpielen. Die vor- 
liegenden 12 Zonftüde find zwar fchon vor einigen Jahren erfchienen, allein 
bas tut ihrem Wert feinen Abbruch; fie weifen im Gegenfaß zu vielen andern 
mobernen Orgelftüden noch ben Vorteil auf, baß fie ziemlich leicht find, alſo 
von jedem anfländigen Spieler bewältigt werben lönnen, Möchten in unfern 
Kirchen doch recht häufig folche Stüde erflingen an Stelle bes berüchtigten 
Schulmeiſterzwirns“! IJ. Dobler, Zug. 

2. Ein Opfer des Beihtgeheimnifles. Frei nach einer wahren Bege 
benheit erzählt von Joſef Spillmann 8. J. Zwölfte Auflage, Mit zwölf 
Bildern. 120 (VIII u. 320) Treiburg 1908, Herderſche VBerlagshanbluug. 
M. 2.40; geb, in feinem Halbleinwandband M. 3.— 

Don ben engen Majchen eines nahezu erbrüdensen Indizienbeweiſes um« 
fponnen, wirb ein franzdfifher Priefter unfhuldig wegen Raubmorbes zum 
Tode verurteilt. Obwohl er den Sculbigen kennt, ba biefer ihm bie Zat 
webeichtet hat, muß er jchweigen, auch trotzdem er weiß, baß es fich bei ber 
Beichte nur um eine Farce handelte, bie ihm ben Mund fihließen follte Jun 
wird auch noch feine Hoffnung auf baldige Erlangung der Giegespalme des 
Märtyrers zu Schanden, indem er zu lebenslänglidier Deportation „begnabigt“ 
wird, Drei entjegliche Jahre verlebt er dort unter dem Auswurf der Dienfch- 
beit, biß er durch das Belenntnis bes Schuldigen, feines früheren Küfters, erlöft 
wird, Diefe fpannende, auf einer wahren Begebenheit aufgebaute Erzählung 
it auch zur Gamilienleltäre vorzüglich geeignet. Cine wirklich el > 
Beltüre bereits in 10 lebende Sprachen überſetzt. 

3. Rieß, Dr. R. von, Saudkarte von PYaläflina. Sitograpfifier 
Tarbendrud. Maßstab 1: 314,000. Mit einem Nebentärtchen ber Sinaitifhen 
Halbinfel und SKanaand und einem Plan von Serufalem zur Zeit Jeſu und 
ber Zerftörung durch Titus, 70 n. Chr. Maßſtab 1:1.850,000. Vierte, ver- 
befjerte Auflage. Größe mit Papierrand: 92x126 cm. Roh in zwei Blättern 
mit Umſchlag M. 3.60; aufgezogen auf Leinwand mit Halbftäben M. 8.—, 
auf Leinwand mit Selbftrollvorrihtung M. 9,— Ein vortrefflihes Anm 
Ihauungsmittel, das in feiner Schule fehlen follte. 

4, Nachfolgende Zeilen wollen ein Büchlein empfehlen, betitelt: 

Geſaugbuch für Katholifge Zünglings und Iungfrauen- Vereine. 
60 Zmweir und bdreiftimmige geiftlihe und weltlihe Lieber, herausgegeben von 
einem {Freunde fath. Jugendvereine. Op. 60. Paderborn, 1904. Drud und 
Derlag ber Bonifacius-Druderei. 

Das Büdlein (c. 90 Seiten in 8°) ift berart, daß ber H. Aultor feinen 
Namen ganz wohl hätte beifegen dürfen. 

Für zwei und noch dfter drei gleihe Etim men geichrieben find die 
Lieber ſowohl bezüglich des Textes als ber Melodien vortrefflid. 

Der Tert ift entweder ein religiöjer (16 St.) oder bann ein im ebelften 
und beiten Sinn bes Wortes unterhaltender und fröhlicher. — Trinklieder oder 
ſolche erotifchen Inhaltes find gänzlich ausgeichlofien. 


— 19 — 


Bezüglich der Melodieen enthält das Büchlein einige Originalien und 
ſodann eine ſchöne Anzahl unſerer beliebteſten und zügigſten Volfslieber, 
die nie der Vergeſſenheit anheimfallen werden noch dürfen. 

Die geſanglichen Schwierigkeiten find feine großen. 

Wenn felbftverftänblich die Mehrzahl ber Vieder mehr für Jünglinge 
gebacht find, fo finden fi doch aud einige und gerade bie innigften und 
rührendfien, die eher für Töchter berehnet zu fein fheinen Bin 
barum der Meinung, auch ben fangesfroben Töchtern an unfern Pen- 
fionaten würbe das Büchlein auf ihren Spaziergängen und andern frohen 
Unläßen viele Freude bereiten. Kleine Textänderungen find zubem leicht anzubringen. 

Um aber gerecht zu fein, barf auch wicht verfchwiegen werden, daß der 
Drudfehler, zumal im Notenfage, etwas zu viele find, und auch die Ausitattung 
eine noch befiere fein könnte, — Ta jedoch Solches dem vorzüglihen Inhalte 
feinen weſentlichen Eintrag tut, fo möchte ich allen in Sachen interefjierten Di— 
reftoren den Rat geben: Beftellet Euch ein Exemplar (Preis jr. 1.50), denn 
„prüfet Alles unb das Gute bebaltet“. Etift Einf. P. Cleinens Hegglin. 

5. Des guten Jaskals lehrreiche Winterabende von 3, G. Eſchenmoſer, 
Spiritual in Wattwil, Et. G. Selbftverlag des Verfafjers 171 St. 

In. fpannender, ſehr anregenber und lehrreicher Weife beipridht ber Autor, 
1. Einige Werke Gottes und der Menſchen in der Wohnjtube 2, Entdedungen 
in der freien Natur und 3. Des guten Paskals Winterbefhäftigun. Wir 
tönnen das Büchlein Fehr empfehlen und möchten von Herzen wünſchen, bab es 
in mweiteften Kreijen gelejen würde. Es’'befämpit jpielend die heutige materialiftifche 
Weltanſchauung und Dentweife und Teitet recht anfhaulich und mögig zu nüß« 
licher Raturbetrabtung an. Dem zeitgemäßen Büchlein meitefte Verbreitung. 
— — — — — — — —— —— — 


Briefkaften der Redaktion. 

1. A. in 8. Das Bergwerk (Lehrübung) folgt. Bald wieder! 

2. Sch. Die neue englifhe Schulvorlage ift angelangt. Derlei Inappe 
DOriginal-Arbeiten ſehr willlommen. Beſte Grüße! 

3. Schw. M. H. „Wichtigkeit und Ausdehnung ber Ueberwachung ber 
Schüler” fteipt gelegentlich. 
4. Erflärung von ©. ift angelangt, erjcheint in nächſter Nummer. 

5. An mehrere Gwundrige. Erſte Beilage pro 1908 wird Nr. 13 beigelegt. 

6. Dr. A. Sel. Lehrer-Stellen mit 2100 Fr. Gehalt eignen ſich nicht 
für Sie; das find heute Stellen für — Waldmenfhen ober Engel, in 
legterem Falle paffen aber oft die Schulbehörden nicht dazu. — 

7. A. 8. Die Mondgöttin Selene gewann den Enbymion lieb, freilich 
ohne zu feinem DBefige zu gelangen. So fteht’3 mit mandem Konferenz-Heros 
und, feiner Theorie. Drum alleweil nüchtern benten, und zwar auch in Fragen 
ber Methodik. 


Um’ meine Waschmaschinen ä 21 Fr. 


mit einem; Schlage überall einzuführen, habe ich mich entschlossen, dieselben 
zu obigem billigen Preise ohne Nachnahme zur Probe zu senden! Kein Kauf- 
zwang! Kredit 3 Monat! Durch Seifenersparnis verdient sich die Maschıne 
in kurzer Zeit und greift die Wäsche nicht im geringsten an. Leichte Hand- 
habung! Leistet mehr und ist dauerhafter wie eine Maschine zu 70 Fr.! 
Tausende Anerkennungen! Die Maschine ist aus Holz nicht aus Blech und ist 
unverwüstlich! Grösste Arbeitserleichterung und Geldersparnis. Schreiben Sie 
sofort an: (H 7229 Z) 262 


Paul Alfred Goebel, Basel. 


Vertreter auch zu gelegentlichem Verkauf überall gesucht! Bei Be- 
stellung stets nächste Eisenbahustation angeben ! 


— 20 — 


Kantonsschule St. Gallen. 


An der merkantilen Abteilung der Kantonsschule St. Gallen ist infolge 
Resignation eine Haunptlehrerstelle (Professur) für kaufmännisches Rechnen, 
Buchhaltung und Handelslehre, eventuell auch Handelsgeographie und eine 
moderne Fremdsprache zu besetzen, 

Der Anfangsgehalt ist bei der pflichtigen Zahl von 25 Wochenstunden 
je nach Dienstalter und Qualifikation des Gewählten auf 4000 Fr. oder höher 
angesetzt mit ordentlicher Erhöhung von jährlich 100 Fr. bis auf das Maximum 
von 5700 Fr. Ueberstunden (d. h. über 25) werden besonders mit je 150 Fr. 
honoriert. Den Lehrern der St. Galler Kantonsschule ist Gelegenheit geboten, 
sich gegen ein sehr mässiges EKintrittsgeld in den Verband der Alters-, Witwen- 
und Waisenkasse der Anstalt aufnehmen zu lassen. Pension eines Lehrers bis 
3000 Fr, jährlich. Entsprechende Witwen- und Waisenrente. 

Die Stelle ist mit Beginn des nächsten Schuljahres, 4. Mai 1908, anzu- 
treten, 

Bewerber wollen sich unter Beilage eines Curriculum vitae und von 
Ausweisen über ihre Ausbildung und allfällige bisherige Lehrtätigkeit bis 24. 
März 1908 bei der unterzeichneten Amtsstelle, welche auf bestimmt gestellte 
Fragen noch weitere Auskunft zu erteilen bereit ist, anmelden, 


St. Gallen, den 3. Mürz 1808, (Zag G. 445) 
Das Erziehungsdepartement. 


— Offene Sehrerfielle. — 


Die Lehrerftelle an der hieſigen Oberjchule, verbunden mit Or— 
ganiftendienft und Gejangdirektion, ift infolge Refignation auf 1. Mai 
1908 neu zu befegen. Anfangsgehalt Fr. 1550. 

Anmeldungen find unter Beilegung von Patent und Zeugniffen 
dem tit. Schulratäpräfidium: Hochw. Hrn. Pfarrer P. Zelix Mofer ein- 
zureichen. 

Feuſisberg, den 3. März 1908. 





Der Schulrat. 


wilb, Baumann —IISE LOSEG 
Rolladenfabrik 

Horgen (Schweiz). '& 1 Fr, der Zuger Stadttheater-Lotterie 

Holzrolladen (Extra Emission) Haupttreffer : Fr. 40,000 

aller Systeme Fr, 20,000 und zwei ä Fr. 10,000. 

Roll- Für 10 Fr. -11 Lose und Ziehungslisten 

j alousien ä 20 Cts. versendet das Bureau der Stadt- 

theaer-Lotterie in Zug. 6030 Lz. 270) 

m. eisener Feder- — — — 

walze eingef. 1892; 


——— Inferate 
OH find an die Herren Haafen- 
ne ein & Vogler in Sugern 


zu richten. 























+- Verlangen Sie Prospekte! + 





—⏑ —— 


Pädagogihche 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Exziehungsfreundes* und der „Wädag. Monatsſchuift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmünner der Hchweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungspereinz. 


Einfiedeln, 20. März 1908. | Ur. 2 16. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 

HH. Rektor Keiſer, Erziehungsrat, Zug, Bräfident; bie HH. SeminarDireltoren Jakob Brüninger, 
xidenbadh (Schrwys), und Wilh. Schnüder, Hipficch, Herr Lehrer Fade Müller, Sohau (St. Ballen) 
unb Herr Glemens Frei zum „Storchen“, Einflebeln. 

Sinfendungen find an legteren, al$ ben Chef-Rebakttor, zu richten, 
Dnferat-Aufträge aber an HH. Hanfenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Eriheint wachontlich einmal und koſtet jährlich Fr. 4.50 mit Portogulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandblung Einfiedeln. 





Inhalt: Die neue engliiche Schulvorlage. — Sprechjaal. — Alban Stolz. — Zum Stapitel ber 
Schulverhältniffe Amerikas. — Humor. — Bädagogiiches Allerlei. — Aus dem Ft. Luzern. — 
Aus Kantonen und Ausland. — Pädagogiiche Ghroni — rühlingsfeuer oder Bunbesfeuer. 
— Zur ftritit bes geograph. Lerilons der Schweiz. — Brieflaften. — Inſerate. 





Die neue englifhe Schulvorlage. 


(Original Sch.-Rorr.) 


Belanntlich wurde in England im Jahre 1870 der Schulzwang durch bie 
fogen. ler Forſter eingeführt. Mit biefem Gefege waren zwei Arten von Öf- 
fentliden Elementarſchulen ins Leben gerufen, bie heute noch zu Recht be- 
fteben, die fogen. nationale Schule und die Kirchenſchule. Beide zehren vom 
Staatsfhage. Die erftere aber ſteht unter Kontrolle und Leitung der Lofal- 
behörde und beſchränlt den Religionsunterricht auf einfahen Bibelunterriht in 
dem Sinne, daß Kinder ber verjchiebenen religiöjen Selten daran teilnehmen 
fönnen. Die legtere dagegen ift in ben Händen einer beftimmten religiöfen 
Selte mit ausgeſprochen religiöfem, fonfefjionellem Unterrichte, Der munbe 
Punkt diefer öffentlichen Kirchenſchule nun befteht darin, bak Eltern, wie 3. 8. 
Nonktonformiften, Katholiken oder Juden, gar oft in bie Lage fommen, ihre 
Kinder in eine Schule zu fchiden, in welcher ein konfeſſioneller Unterricht er- 
teilt wird, ber ihrem eigenen Belenntnifje widerjpricht, oder bann für ben 
Unterhalt von Schulen beifteuern, ohne für ihre eigenen unterftügt zu werben. 

Die neue englifche Unterridtsvorlage, die unlängft vom Minijter bes 
öffentlichen Unterrichtes im Unterhaufe eingereicht wurde, ift ala ein Verſuch 
anzufehen, an Stelle zweier verfchiedenartiger Öffentlicher Voltsfhulen eine und 


3 202 — 


zwar bie erftere ber beiden oben genannten zu fegen. In Zukunft joll es in 
England und Wales nur eine Art von Öffentliher Elementarfchule geben. 
Diefe foll unter Kontrolle und Leitung der Lokalbehörde fteben und vom dffent- 
lien Gemeindemwefen bezahlt werden. Der Religionsunterricht joll fih auf ein. 
fachen Bibelunterricht befchränten, und vom Lehrer foll feinerlei Ausweis über 
fein  religidfes Belenntnis ober feine religiöfe Bildung verlangt werden. Damit 
ift den Öffentlichen Schulen konfeſſionellen Charakters ihre Eriftenz natürlich 
noch keineswegs entzogen. Sie verlieren nur ihren Öffentlichen Gtarafter, be 
ziehen feine Unterftügung vom Öffentlichen Gemeindeweien, erhalten aber 
einen Beitrag von 47 Schilling aus dem Staatsſchatze pro 
Kind unter der DVorausfegung, daß fie folgende Bedingungen einhalten: 
1. müfjen fie allen Forderungen bes Erziehungsdepartementes nahfommen ; 
2. muß deren Unterrihtöplan fih beiden mit bemjenigen ber Öffentlichen 
Säule; 
3. muß die Schule im Durchſchnitt einen Beftand von 30 Kindern auf- 
weiſen; 
4, darf nicht mehr als 9 d per Woche von einem Kinde verlangt werben, 
Diezu aber kommt nun eine Klaufel, die zahllojen Schulen der eng» 
liſchen Hochlirche ſowohl ala ber Nontonformiften verhängnisvoll fein wird. Um 
jedem Kinde im ganzen Reiche die Öffentliche Gemeindefhule zu ermöglichen, 
muß in Sculbdiftrilten, in welchen nur eine Schule möglich ift, dieſe öffentliche 
Schule Gemeindeihule werden und darf nidt Kirchenichule fein. Solche Schul- 
bifteifte finden fih nun natürlih auf bein Bande zahlreich, und bie meiften ber» 
felben find in ben Händen ber euglifhen godhlirte. Dieſe wirb daher auf bie» 
felben zu verzichten haben oder jeglichen Beitrages von feiten des Staates ver» 
luftig geben. Für die Katholiken dürfte dieſe Klauſel außer Betracht fallen, da 
biefe entweder gar leine oder nur eine ganz verfchwindende Zahl von ähnlichen 
Sculbezirten befigen. In den großen fatholifchen Schulzentren aber, mie 3. 
B. in Brefton, dürfte der Beitrag aus dem Staatsſchatze binreihen zum Unter» 
balte ber Schulen. Daber ftehen denn auch ſämtliche iriſche Vertreter, 
bie ja zum großen Zeil Katholiken find, für die Vorlage ein, 
In der Diafpora aber wird man fih an ben berrfchenden Gemeinfinn bes Tath. 
Volles in England menden, und dieſer wird auch unter der neuen Vorlage, 
falls biefe Geſetz wird, feine der gegenwärtig beftehenden kathol. Schulen ein- 
geben laſſen. — 





a Sprechſaal. 


Als Antwort auf die Frage der Erſtellung der großen Wandzeichnungen 
folgendes: 

In den von Altmeiſter Billeter, Zeichnungslehrer in Baſel, geleiteten 
Kurſen wird nachſtehendes Verfahren eingeſchlagen: Als Zeichnungspapier wird 
gewöhnliches grau⸗braunes Pachpapier verwendet. Se größer das Format, deſto 
beſſer, da bie Hand dann vielmehr „Schwung” erhält als an kleinen Strichen. 
Tie Zeichnungen merden dann in den großen Umrifjen von Kohle entworfen. 
Hernab kommen bie farbigen Kreiden zu ihrem Rechte, und zulegt wird bie 
ganze Zeichnung nod in den Details ausgearbeitet. Damit aber die fyarben 
nicht wieder mweggeben, lommt nun ein Fixierbad zur Anwendung (Miſchung von 
Schellak und Spiritus). M. 


Das in Nr. 7 befprodene „grüne Heft“ ber ft. galliichen Sekundarlehrer- 
fonferenz „die Buchhaltung in der Realſchule“ bebanbelnd, koftet 4 Fr. 
— Wir dürfen anläßlid nocd beifügen, daß als Folge jener Rezenfion beim 
a (Sefl.-Lehrer Ebneter, Langgaſſe, St. Gallen) zahlreihe Anfragen ein« 
iefen. E. 


— 3 203 —— 


Alban Stolz. 
IV. 


Zu den Schriften, die der religiöfen=, kirchen- und fchulpolitifchen 
Temperatur des Tages entfprungen find, vo wir u. a. ungefähr 
folgende: 

1. Zeilweife Stolzend Kalender. 

2. Klinge ohne Heft. 

3. Landwehr gegen den badijchen Landftand (1845). 

4. Der neue Kometſtern mit feinem Schweif oder Johannes Ronge 
und feine Briefträger (1846). 

5. Diamant oder Glas (1851). 

6. Der papierene Feld des Herrn Schenkel (1851). 

7. Kreuzzug gegen die Welſchen (1859). 

8. Der Schmerzendjchrei im Durlacher Rathaus (1860). | 

9. u. 10. Mörtel für die Freimaurer und Akazienzweig für bie 
Freimaurer (1862). 

11. Siebzehn notwendige Fragen und Antworten (1863). 

12. Warnung vor einer drohenden Gefahr. 

13. Die Preffe und der kath. Geiftliche (1867). 

14. Der Wechſelbalg, womit Baden und Oeſterreich aufgeholfen 
werden joll (1868). 

15. Wohin jollen wir gehen? (1872). 

16. Die Herenangft der aufgeflärten Welt. Umverfiegelter Brief 
an Herrn Bluntfchli und Gebrüder (1872) u. a. Des Weiteren zählen 
in gewiſſem Sinne ebenfalls hieher Stolzens Tagebücher: Witterungen 
der Seele (1867) — Wilder Honig (1870) — Dürre Kräuter (1877), 
die getreueften Einblid in fein ganzes Denten und Fühlen gewähren. 

Unfere Aufgabe fann es nicht fein, jede dieſer Echriften in ihrem 
Inhalte zu fligzieren, fo ſehr fie auch alle zu zeiten hohe Bedeutung 
hatten, und jo ſehr auch fpeziell einzelne heute noch vollſte Geltung 
haben. Man lefe nur in unjern Tagen die Nummern 9—14 nad), 
und. man wird zugefiehen müſſen, daß diefe Schriften ald Rüſt— 
fammer gelten können, woraus bei ähnlicher Gelegenheit auch Heute 
jede fath. Gemeinde ihre Waffen mieder nehmen faun, natürlich, wie 
überall, mutatis mutandis, da eben Perjonalien wechſeln. Darum Hü- 
pfen wir über dieſe fchriftftellerijche, ſehr eriprießliche Wirkfamteit Stol- 
zens mit einigen mageren Andeutungen hinweg, aber ja nur der Raum— 
verhältniffe unfered Organs wegen und nicht aus Mangel an Erkennt- 
nis der bez. Schriften und ihres zeitgendflifchen Gehaltes. 


— 4 204 —— 


Diamant und Glad und Klinge ohne Heft. Im Jahre 
1851 mochte Stolz eine Reife nad England, e8 Hatte fich eben allge- 
mad in feinem Inwendigen vollftändig „ein Zugdvogel-Teniperament“ 
gebildet. Auf der Rüdreife fand er bei jeinem Bruder in Bühl eine 
Brofhüre von Prof. Schenkel in Heidelberg, betitelt: „Feld oder Sand“, 
worin Schenkel Stolz abfertigen wollte, weil derſelbe in jeiner Schrift 
„Diamant und Glas“ dad Abendmahl der Proteftanten ald Glas Hin- 
geftellt hatte. Das Broſchürchen von Stolz war auf vielfachen Wunſch 
geichrieben worden gegen die pietiftiichen Traftätchen, wie fie von Ba- 
jel und anderswoher unter die Katholiken Sirddeutichlands und der Schweiz 
geflogen kamen. Prof. Schenkel u. a. feiner Art ftellten fih nun zur 
Wehr, und fo erblidte „Feld oder Sand“ das Licht der Welt. Sofort 
nahm nun Stolz „den vornehmiten der äußeren Etellung nach” aufs 
Korn und fchrieb ſomit gegen Prof. Schenkel die Eleine Broſchüre 
„Klinge ohne Heft”. Auf weitere Anzapfungen bin erjchien von 
Stolz „Der papierene Feld des Herrn Schenkel“. Dieje Ent- 
gegnung ging mit den vielen Schwächen, Unbefonnenheiten und An« 
maßungen, die Hr. Prof. Schenkel in feinen Erwiderungen befundete, 
unbarmherzig ind Gericht, weshalb Stolzend Antwort ebenjo amüfant 
zu leſen ift „ala Leſſings berühmte „Bearbeitungen“ Gböze's, Lange's 
oder Klotzens.“ Damit hatte denn auch Stolz durd feine 2 Streit« 
Ichriften dem „Katholikenfang“ durch Traktätchen gründlich Einhalt getan. 
Und jo waren denn genannte 2 Schriften gerade für Leute von niede- 
rem Stande, die in ihrer Religion nicht durch genügenden Unterricht 
befeftigt waren, von eminenter Bedeutung; fie waren in diefen Tagen 
für dad kath. Landvolk Badend, mas der berühmte „Athanafiud* von 
Görred in nationaler und kirchlicher Richtung jpeziel für die Katholiken 
Preußens zu |. 3. gewefen. Kamen aud die Schenkelſchen Schriften 
gratis jedem Abgeordneten in Karlsruhe in die Hände, jo blieben fie 
doch in kath. Kreifen einflußlos. Schenkel legte jpäter den Talar des 
gläubigen Proteftantismug, in dem er in „Fels oder Sand“ noch auf- 
getreten, kühnlich ab und murde ordinärer Rationalift. Und heute ift 
Schenkel Schrift tatfächlihd ein „Fels“ von Papier und Pappendedel 
geworden, während Stolzend „Diamant oder Glas“ 1879 eine Neuauf- 
lage erlebte und auch ins Englifche überjegt wurde. Und das kath. 
Volk Baden? jagt heute begeifterter ala je mit Alban Stolz: „Bei den 
Katholiken ift einzig da3 wahre Abendmahl, darum muß auch die kath. 
Kirche die einzig wahre fein.“ Und wenn das kath. Volf heute derart 
glaubensbewußt und glaubenzficher ift, fo gebührt ein erklediich Ver— 
dienft biefür der apologetifchen Wirkfamteit des ſlg. Alban Stolz. 


— 205 — 


Das Amulett gegen die jungkatholiſche Sucht — Der 
neue Kometftern mit feinem Schweif — Und Landwehr gegen 
den badiſchen Landſtand. Alle 3 Schriftchen haben kirchen=politijchen 
Charakter. Gin junger Geiftlicher Johannes Ronge war jchon feit 1843 
von Biſchof Arnoldi in Trier fufpendiert. Nun ließ genannter Biſchof 
vom 18, Auguft 7. bis Oft. 1844 den Hl. Rod in Trier auöftellen. Die 
Pilger zogen, wie der proteft, Menzel fchreibt, „täglich in einem un« 
unterbrochenen Zug, 1,100,000 Menjchen, demütig und andädtig daran 
vorüber.“ Hiegegen jchrieb nun Ronge einen jeiner gewöhnlichen 
Schmähartifel in Form eines Briefed an den Biſchof. Die ungläubige 
Welt ſchrieb natürlich diefem plumpen Erguß wie üblich fofort eine un« 
geheure Wichtigkeit bei, und man hoffte in höheren Kreiſen Badens auf 
ein deutſche — Nationalkirhe. Ein alter Traum! Jetzt erſchien Stol« 
zend „Landwehr“, die das fath. Volt zu Dlaffenpetitionen an den 
Landtag aufrüttelte, jo daß die Regierung die „Rongeluftige” Kammer 
auflöfen mußte. Um aber nicht bloß die Gefahr in der Kammer ab- 
gewehrt zu haben, ſchrieb Stolz feine zwei anderen Schriften; es galt, 
die Sefte mit Stumpf und Etiel aus allem Volke auszurotten. Be— 
greiflich, daß nun Stolz von der Univerfität megbugfiert werden jollte. 
Aber alles umfonft. Dad Bolt ftand unerjchütterlid auf dem Boden 
von Stolzend Anjchauungen, und dad Minifterium mußte fi in Un— 
vermeidliche fügen; es brauchte eben das fath. Volk. 

Der Schmerzeneſchrei im Durladher Rathaus, Die „Revolu- 
tiönchen“ von 1848 und 1849 waren vorüber. Den 18. Auguft führte 
befanntlich der Prinz von Preußen den Landesfürften von Baden im 
Triumph wieder in feine Hauptftadt ein. Daher wohl des hohen Hau— 
fe8 und ber berrfchenden Partei pietätvolle Hinneigung zu den jchrillen 
Kulturlampfgelüften in Preußen?! tem, ed wurde bon 1850—60 
wieder luſtig liberal drauflos regiert. Dem Erzbifhof wurde Mitteilung, 
daß fein Erlaß an die Geiftlichfeit Gültigkeit habe — ohne Genehmi- 
gung und Unterfchrift des Freiburger Stadtdireftord und Regierungd- 
tommifjärd. Weiter folgte Schließung und militärifche Belegung des 
theologiſchen Konvikts; dem Erzbiſchof entzog man alle Aufficht über 
die frommen Stiftungen und nahm ihm fchließlich auch etliche Tage in 
Haft. Aber am 28. Juni 1859 mußte die Regierung mit Rom ein 
Kontordat abjchließen. Hiernach hätte nun der Erzbiſchof Priefterje- 
minarien errichten, untmürdige Mitglieder auß der Kirche ausſchließen, 
Klöfer gründen, das Kirchenvermögen gemeinfam mit der weltlichen 
Macht verwalten, Hirtenjchreiben ohne Placetum regium veröffentliden 
dürfen. Die Liberalen in Heidelberg ertrugen aber bei ihrem biftorijchen 


— 4 206 — 


„Freiſinn“ diefe Urt Freiheit nicht und erhoben einen Heidenſpektakel in 
einer „improbdifierten” Berfammlung in Durlad. Hiegegen trat nun 
Stolzens Schrifthen 1860 auf, begründete die Berechtigung der Zuges 
ftändniffe im Konkordate und riß den heuchleriſchen Schreiern die Maske 
erbarınungalos herunter, indem er fielurzer Hand „nach gefellichaftlicher 
Stellung, Gefinnung und Abficht Fatalogifierte”. Der Lärm und die 
Wut des „Freiſinnes“ wurden derart, daß Stolz des Lebens kaum jicher 
war, das konfordatjchließende Minifterium abgedankt und dad Konkordat 
von der Kammer aufgehoben wurde. Stolz erkannte ald den Spiritus 
rector diejed indianifchen Freiheitstummels die Freimaurerei und ſchrieb 
dann 1862 die 2 Schrifthen „Mörtel für die Freimaurer und 
Alazienzmweig für die Freimaurer“. Beide deckten jchonungslos 
und in ihrer Art erfchöpfend das firchen- und gemeingefährliche Weſen 
der Freimaurer auf und ftellten die ganze Sippe ald „unnüß und laächerlich“ 
hin. Noch einmal bejchäftigte er fich 1872 ſpeziell mit der Freimau— 
rerei und den Freimaurern, ald er feinen „unverfiegelten Brief” an den 
DOberftuhlmeifter Prof. Bluntſchli in Heidelberg richtete. In der Bro: 
jhüre „Die Herenangft der aufgeflärten Welt“ wies er die Bor- 
twürfe, die Bluntſchli und Genofjen auf die Jeſuiten gejchleudert, als 
Lügen nad, dedte die Gründe des Jeſuitenhaſſes auf und zeigte, wie 
alle den Jrjuiten aufgebürdete Lafter ujf. im geraden Gegenteil bei ihren 
Todfeinden zu finden jeien, bei den Freimaurern im allgemeinen und 
bei Herren Blunfchtli im bejondern, Das Schriftchen machte weit her- 
um großes Aufjehen. 

Für die Eonfefjionelle Schule, für den fatramentalen Charakter 
der Ehe und für die päpſtliche Unfehlbarkeit trat er ein in den Gelegen- 
beitäichrifthen „Warnung vor einer drohenden Gefahr” — „17 
notwendige Fragen und Antworten“ — „Der Wechjelbalg“ 
und „Wohin jollen wir gehen?!” Die 2 legteren Schriftchen reizten 
Hrn. Prof. Bluntjhli derart, daß er jeinen Kollegen an der Freiburger 
Univerfität bei der Regierung zur — Amtsentſetzung denunzierte, was 
freilich weder follegial noch inännlich war, wohl aber „mourerifch” fein moch— 
te. Ein Mehreres über diefe Art jchriftftelleriichen Schaffens nicht mehr, 
wiewohl gerade deſſen Kalender in der Richtung noch eine befte Fund— 
grube wären. Es foll ohnehin dem „Ralendermann” nad ein Ertra- 
Gfähchen gewidmet werden, find doch gerade Stolzens Kalender erzieh— 
erifch von ungemeiner Tragweite und bei dem Lehrerjtande viel zu 
wenig befannt, 


— IIND —— 


— 207 — 


Zum KRapitel ver Schulverhältniſſe Amerikas. 


Aus dem Staote Wafhington, unweit des großen Ozeans, ſendet man uns 
Eramen-Aufgaben, melde bie Schüler ber 8. Klafje legten Sommer zu 
löfen hatten, fofern fie ba8 Reifezeugnis für bie fog. High School — un« 
gefähr Sefundar-Schule in ſchweiz. Sinn — erhalten wollten. Wie dieſe Auf« 
gaben im genannten Staate lauteten, fo ungefähr jeben fie aus in allen 46 
Staaten der Union. Neben den im Nachfolgenden angeführten Fächern gibt es 
dann noch das fog. Brchſtabieren — Spelling — ein ganz eigenes Fach. Ta 
müflen die Schüler 20 Wörter, die felten vorlommen, richtig fehreiben können, 

Diefe Eramen-Aufgaben haben auch für ſchweiz. Verhältniſſe ein etwelches 
Intereffe, und wäre es auch nur ein anregenbes, aufllärendes. Man hat immer 
wieber Gelegerbeit, vergleihend zu ftudieren, was alleweil und jedermann 
nüßge fein dürfte. Und fo laflen wir bern dieſe wertvollen Aufgaben unter 
berzlicher Verdankung und befter Empfehlung für die Zukunſt ohne jede weitere 
Glofſe folgen; fie lauten alfo: 

I. Geographie. 1.—2. Zeichne eine Karte von Südamerika umd auf jelber 
3 große Flüſſe, das Andesgebirge, Chile, Brafilien und ben Aequator. 

3, Nenne 10 Erzeugniffe des Staates Wafbington und beftimme, in 
welchem Zeile fie fich vorfinden, 

4. Nenne drei der wichtigſten Seehäfen an ber öſtlichen Küſte der Ver- 
einigten Staaten und fage, wo fie find. 

5. Beichreibe die große Golf-Strömung bes Stillen Ozeans und erfläre, 
was für einen Einfluß fie auf das Klima hat. 

6. Zeichne die Karte einer Erb-Halblugel mit den verfchiebenen Zonen. 

7, Erflär:, was ift: Vulkan, Flußiyften, Handel, künftliche Bewäſſerung, 
Regierung. 

8. Wenn du in einem Schiffe von Venedig nach London fährft, was für 
verſchiedene Gewäfjer würbeft du durchfahren? 

9. Schreibe eine furze Abhandlung über bie Schweiz, 
ihre Grenzen, Größe, Oberfläche, Beihäftigungen, Erzeugniffe, Re 
gierung, Volt, 

10. Schreibe eine ähnliche Abhandlung über Japan. 

11. Berichte kurz über den „Rufjiih-Iapenifhen” Krieg. 

I. Rednen. 1. Erfläre: Profit, Meter, Zinsfuß, Rechteck, Schulbicein. 

2. Ein Stüf Land hat 80 Yard Länge und 40 Yard Breite. Wie viel 
ift e8 wert, wenn ber Ader 33 Taler foftet ? 

3. a) Was ift der Ankaufspreis eines Teppichs für ein Zimmer von 18 
Fuß Länge und 14 Fuß Breite, wenn bie Streifen der Länge nad laufen und 
die Yard 1'/s Zaler koftet? 

b) Was toftet er, wenn die Streifen der Breite nach laufen? 

4. Ein Handelsmann kaufte 575 Pfund Zuder für 51,75 Zaler. Er ver» 
faufte *ıo davon für O,11 Taler das Pfund und ben Reft für 0,125 Zaler bas 
Pfund. Was war fein Gewinn? 

5. Ter Unterſchied in den Längen-Graden zwiſchen Et. Franzislo und 
Chicago it 34 Grade und 49 Minuten. Was für Zeit iſt es in St. Fran— 
zisko, wenn es in Chicago 9 Uhr vormittags ift? 

6. Ein Dann Hat ein Vermögen von 50,000 Zalern. 30 Prozente ba» 
von gab er feinem Sohne. Diefe 30 PBrozente find 80 Prozente des Belbes, in 
deſſen Befig der Sohn jhon war. Was ift jet fein Vermögen ? 

7. Ein Dann gab am 17. Mat 1881 einen Schuldichein für 700 Taler, 
verzinsbar zu 6 Prozent. Wie viel fehuldete er am 17, Mai 1887 an Kapital 
und Binfen ? 


3 208 2 


8. Berechne den Kubilinhalt eines Gefäßen, weldes 75 cm lang, 15 cm 
weit unb 12 cm tief ift. Wie viele Gallons (Ballon = 23 Kubikzoll) Flüffig- 
feit wird es enthalten ? 

9, Zu welchem Zinsfuß muß ein Kapital von 720 Zalern angelegt wer» 
den, um in 4 Monaten und 24 Tagen 6,12 Zaler Zins zu tragen ? 

10. Berechne den Kubilinhalt einer Walze, deren Länge 12 Fuß, und 
beren Durchmeſſer 4 Fuß ift. 

11, Ein Feld enthält 20 Aecker. Welches ift die Länge ber Diagonale 
bes TFelbes ? 

12. Welches ift die Quabratwurzel von 52,2729, welches bie Kubikwurzel 
von 20625 ? 

II. Geſchichte. 1. Gib eine furze Lebensbeſchreibung von Chriſtoph Ko— 
lumbus. 

2. Nenne die Gebiete, welche bie Spanier in der neuen Welt entbedt und 
erforfht haben. Nenne 3 fpanifche Entbeder ober Erforfcer. 

3. Nenne einen barbarifchen, einen wilden und Halbzivilifierten Inbianer« 
ftamm aus ber Zeit ber frübeften Gefhichte unferes Bandes. 

4, Gib die Gefchichte der „Yameftomn Colony“ an? Wer gründete fie? 
er Warum? Was fiir Leute waren e8? Was ficherte bas Fortbeſtehen ber 

olonie ? 

5. Nenne die Ergebniſſe bes „ranzdfifchen-Indianifchen* Krieges, Welche 
Gebiete haben die Engländer ſich dadurch erworben ? 

6, Nenne 3 Ergebniffe der Norb-Amerifanifchen Revolution, 

Mann und durch wen wurbe bie gegenwärtige fefte Regierungsform ein« 
geführt ? 

7. Erlläre: „Monroe Doctrine*, Emanzipation ber Sklaven“ und „irie 
dens ⸗Kongreß“. 

8. Inwiefern bat ber Unterſchied in Topographie, Klima und Erzeug⸗ 
niffen zwiſchen den nördlichen unb füdlichen Staaten zum norbamerikanifchen 
Bürgerkriege beigeiragen ? 

9. Gib eine kurze Lebensbeichreibung bes Präfibenten Lincoln; auch eine 
bes Präfidentin Grant. 

10, Erlläre, was bu unter dem „Oregon Gebiete“ verftehft ? 

Nenne 3 Staaten, bie aus bemfelben gebilbet wurden. 

11. Beantworte bezüglich bes gegenwärtigen Präfibenten Roojevelt: 

a) Was war feine Tätigkeit während bes Spanifh-Amerilanifchen Krieges ? 

b) Wie ift er zuerft Präfident geworben? 

c) Wann enbet ber gegenwärtige Termin feiner Amtsverwaltung ? 

d) Nenne 3 Vollmachten, die unfer Präfident bat. 

IV. Sefen. 1.— 4. Ausgewählte Refeftüde in freier und gebundener Sprade 
aus dem 8, Leſebuch. 

5, Schreibe ein Zitat, das (wenn befolgt) geeignet wäre, dich befjer 
aumaden, 

6. Nenne 2 lange und 3 Fürzere von Amerikanern geſchriebene Gedichte. 

7. Nenne ein Wert von einem ber folgenden Dichter: Longfellow, Bryant, 
Irving, Lowell, Zennyfon. 

8. Schreibe einen furzen, aber bündigen Aufiag über das Thema: „Wie 
ich letztes Jahr leſen gelehrt wurbe.“ 

9, Nenne 5 Negeln für gutes, folides Leſen. 

10. Senne 4 Zitate von 20 Worten, die einen erblauenden Inhalt 
haben. 

MWieberhole den Gebantengang biefer Zitate in eigenen Worten. (Bier 
folgen 2 Stellen aus Shafejpeare.) 


— 3 209 — 


V. Jhyſiologie. 1. Erlläre: Nahrung, Trank, Blut, Verbauung, Sinnes« 
organe, Ausfonberung. 

2. Befchreibe ein Experiment, das bemweift, daß] die Knochen tierifche Stoffe 
enthalten. 

Beichreibe ein andere Erperiment, bad mineralifhe Stoffe aufweiſt. 

3, Benenne bie verſchiedenen Knochen vom Ellbogen bis zur Fingerſpitze. 

4. Was iſt der Unterfchied zwifchen einer Sehne und einer Muslel? Zwi« 
{hen einer Sehne unb einem Band? 

5, Nenne 2 Leibesübungen. 

Wann foll man Bewegung haben? Warum? Was für phyſiſche Uebungen 
habt ibr in eurer Schule? 

6. Nenne drei Alaffen von Nahrungsmitteln, bie notwenbig zur Erhaltung 
bes Lebens find. Belchreibe eine Art und ftelle feft, was fie für ben Leib tut. 

7. Erörtere: a) Sorge für bie Zähne. 

b) Ueble Folgen, die ber Gebrauch des Tabakes auf den Speichelfluß und 
auf die Verdauung ausüben kann. 

8. Zeichne ein Auge und nenne bes Auges verichiebene Teile, 

9. Beſchreibe forrektes Atmen. Nenne 4 Aimungd-Organe, 

10. Nenne 3 Krankheiten, denen dieſe Organe unterworfen fein lönnen. 
Welche ift deinem Urteile nach bie gemöhnlichfte ? 
z 11, Schreibe eine kurze Abhandlung über „Neinyeit bes Leibe und der 

eele*. 
VI, Spradlehre. 1. Zergliebere den Satz: Er gab mir einen Brief zu 

lefen. 

Erlläre: mir — Brief — zu lefen. 

2. Erfläre buch Zeihnung: Die größte Kunft bes Lebens ift, nur 
wenig auf einmal zu unternehmen. 

3. Worin befteht der Unterſchied zwifchen einem einfachen und einem mehr⸗ 
fach zuſammengeſetzten Satze? Gib Beiſpiele von beiden. 

7. Gebrauche in Sätzen: 

a) Das rückbezügliche Fürwort „welcher“ im Alluſativ⸗Falle; 

b) brauche: jener, einige, mehrere, dieſes, zuerſt als ſubſtantive Fürwör ⸗ 
ter, dann als beftimmenbe Eigenſchaftswörter. 

8. Konjugiere das Zeitwort „Iennen“ in dem Paſſivum, anzeigender Modus. 

9. Konſtruiere Säge, welche Eigenſchaftswörter im Komparativ und Su« 
perlatidv enthalten. 

10. Erfläre in einem gut gefchriebenen Paragraphen die Urfahen und 
Wirkungen der „Kriege“. 

Lege in einem Auffage von nicht weniger ald 150 Wörtern beine Pläne 
für nädftes Jahr auseinander. 





Bumor. 


Der Pepper! fommt von ber Schule nah Haufe und fieht, wie ſich Vater 
und Mutter auf der Treppe mit dem Transport einer ſchweren Kommode ab» 
plagen. „Dos trifft fih ja guat,* ſagt da Pepper! zu fich felber, „wann f’ 
oben und müd' fan, nada zeig’ i eahne mei’ Zeugnis mit dem Vierer !* 

Bebrer: „Was ift ber Unterfchieb zwifchen einer Monardie und einer 
Republif ?* 

Schüler: „Cine Republik ift ein Band, deſſen Bolt fih von den Pc» 
litilern weismachen läßt, daß es das Regiment führe.“ 


4 2100 - 


Päivagvgifches Allerlei. 


1. Parlamentarier und Bolksfhule Im Preußiſchen Landtag fand 
Mitte Februar ein Antrag betr, Mängel bes Voltöfchulunterrichtes zur Dis- 
fufiion. Dabei erflärte u. a. der Zentrumsabgeorbnete Keſternich unter Beifall 
bes Haufes: 

„Es wird vielfah der Vollsſchule nicht ganz mit Unrecht der Vorwurf 
gemacht, daß fie die brei Grunbpfeiler der Vollsſchulbildung: Lefen, Schreiben 
und Rechnen zugunften einer übermäßigen Berüdfihtigung der Realien ſowie 
bes Zurn» und Zeichenunterrichts ſtiefmütterlich behandle. Dec Minifter möge 
bie Frage prüfen, ob es nicht zwedmäßig wäre, den Lebritoff in Geographie, 
Beihichte, Naturkunde, Turnen und Zeichnen auf das bejcheidenfte Mindeſtmaß 
zu beſchränken im Interefje bes Unterrichts im Deutfchen und im Rechnen. Das 
Gedächtnis unſerer armen Schulkinder wird jegt mit einem übermäßigen Me— 
morierftoff belaftet, während bie Beleftigung be8 Gebotenen durch Uebungen 
vernachläfjigt wird, Die Uebungen führen aber erit zum Können. Das Wiſſen 
geht im Strom bed Lebens verloren, das Können aber haftet.” 

Im gleihen Sinne erklärte der Konfervative v. Ditfurth: 

„Die Gefahr liegt vor, daß die Vollsſchüler mit zu vielem Memorierftoff 
belaftet werden. Der Unterricht muß aber das Willen fonzentrieren und ver« 
tiefen. Wenn man Hygiene, Bollswirtichaft, Bürgerlunde, Verhalten bei 
Feuersgefahr ufw, in den Lehrplan der Volksſchule bineinbringt, verliert fie 
ihren Wert für ben Heinen Mann. Die erzieheriihe Arbeit tritt zurüd, auf 
bie wir ben größten Wert legen.“ 

2. Parlament und Rath. Meligions-Anterridt in Italien. Die 
italienifhe Kammer behandelte um den 20. {Februar herum den Antrag bes 
fozialiftiihen Abgeordneten Bifjolati nuf Abſchaffung des Religionsunterrichtes 
in den Boltsfchulen. Es handelt fih in ber Durhbringung des Antrages um 
eine Scheidung ber Geifter, melde Gott aus der Schule verbannen wollen, oder 
ſol he, welche Gott in der Schule belaffen wollen. Der Antrag ift ein Ausfluß 
ber von ber Freimaurerei und ben Sogialiften geftügten antiflerilalen Bewegung. 
Er will Italien befcheren, was frankreich bereits hat und am eigenen Leibe 
hart genug zu fühlen befommt. 

Die radilale „Kölner Zeitung“ nennt das Vorgehen „eine Ueberſpannung 
ber antifferifalen Forderungen“, „die den Eindruck einer feindjeligen Ueber- 
treibung dee Parteigeiftes‘ macht. Die Abftimmung ift zu Gunften bes Reli— 
gions-Unterrichtes erfolgt. &8 lagen , „Wagenlabungen“ von Eingaben an das 
Parlament vor, die alle zu Gunsten des NReligionsunterrichtes Stelang nahmen, 

3. Durch eine Weiſung ded Erziehungsbepartements werden die Schul» 
pflegeichaiten Thurgaus eingeladen, den Behrern der obligatoriichen Fortbildungs« 
ihulen die Entihädigung für den erteilten Unterricht nah Schluß bes Kurſes 
jeweild ohne mweitern Verzug aus der Schulfafie zu bezahlen. Obmohl für die 
Schulgemeinden in dieſer Hinficht durchaus feine ſtrikte Verpflichtung befteht, fo 
rechnet das Erziehungsdepartement doch auf allgemeine Nachachtung, weil daraus 
den Schulkaſſen feine nennenswerte Belaftung erwachſe. 

Dur eine andere Verfügung des Erziehungsdepartementes werben nun 
jeweils die Einzelrefultate der pädagogifhen Refrutenprüfung den lokalen Scul« 
behörden und Lehrern zur Kenntnis gebracht, ſoweit ed bie Stellungspflichtigen 
bes betreffenden Schulfreifes angeht. Dadurch follen die lokalen Schulbehörden 
mehr intereffiert, die Stellungäpflichtigen ber nächiten Jahre angeipornt werben, 
‚arı der Prüfung ihre ganze Kraft aufzubieten, um ein gutes Refultat zu er« 
zielen.” Ob biefe Einrichtung die erhofiten Früchte zeitigen wird, wird Fh 
zeigen. Es gibt Leute genug, auch im Erziehungsfach, welchen diefe Noten« 
bajcherei an den Refrutenprüfungen nicht gefallen will, 


— 211 — 


Aus dem Rt. Tigern. 


Auch im Kanton Luzern machte fich jeit Jahren ganz fpeziell die 
Bejoldungdfrage für die Lehrer geltend. Die Klagen in diejer 
Richtung wuchſen ſtändig an. Die maßgebenden Kreiſe jchenkten der 
Frage immer mehr Aufmerkſamkeit und überzeugten ſich auch immer 
mehr von der Berechtigung dieſer ſich mehrenden Klagen. Allein ein 
Hindernid war immer fait unüberiteigbar: nämlich der Geldmangel in 
der Staatskaſſe. Das hinderte aber die höhern Inſtanzen nie, der Sa— 
che ernfte und ganze Aufmerkfamleit zu jchenten. Und jo gelangte end» 
li die 5. Regierung an den Großen Rat mit einem Antrage auf eine 
Erhöhung des Gehalted von je Fr. 200 per Lehrftelle, und zugleich 
löfte fie die Frage des Geldbezuges ev. der Schuldentilgung dieſer 
Mehrausgabe.. Darob entbrannte nun ein Streit der Parteien im 
Großen Rate. Uns jcheint, die konſerv. Mehrheit hat mit ihrem Pro— 
zedere volkswirtſchaftlich ſehr korrelt gehandelt. Denn wer Mehraus- 
gaben beantragt, der foll auch zugleich die Art und Weile der Tilgung 
ev. der Abzahlung bekannt geben. Das hat der Reg. Rat getan, und 
das hat die konſerv. Großratömehrheit gebilligt, was doch gewiß fein 
vernünftig denkender Lehrer zürnen kann. Das ift dad Vorgehen eines 
weiſen und fürfichtigen Hausvaterd, der bedenkliche Not lindert, aber zu— 
gleich jorgt, daß die Zukunft diefe Hilfe nicht zu läftig verfpüren muß. 
Bei dieſem Anlaße hat man oft fchrille Töne gehört, ald ob das 
lonſerv. Luzerner Regiment Fein Herz für Schule und Lehrerftand hätte, 
Derlei unabgellärte Anfichten jpudten auch in konſerv. Köpfen, die eben 
den Sachverhalt nicht genauer fannten und ihr bez. Willen nur auf 
dad Hörenfagen oder auf einfeitige Beitungäberichte gründeten. Wir 
haben und nun umgefehen und find im alle, folgende Detaild anzu- 
führen, die aufflärend wirken dürfen. 
Vergleiht man die Staatörehnung pro 1892 und dad Budget 
pro 1908 in Saden Schulweſen, jo ergeben fich folgende Differenzen: 


1892 1908 Diff. 
Ordentl. Bejoldung der Primarlehrer Fr. 226,571 340,000 113,500 


Bejold. der Wiederholungslehrer n 4,537 7,000 2,500 
w „  Retrutenlehrer z 1,895 5,500 3,600 
„ Selundarlehrer „39,119 63,100 24,000 

Beiträge an alt-2ehrer und am die 
Lebrerfafla z 4,536 13,300 8,800 


Lehrerbefoldung an der Zaubjtummen 


anftalt J 7,000 11,500 4,500 
Lehrerbefold. am Lehrerjeminar „14,900 20,700 5,800 
u der Lehrer an der An— 
ftalt für Chwadlinnige „ = 7,700 7,700 
der Lehrkräfte an der 
"tantonäfchule „72,954 140,000 67,000 


Bejoldung der Lehrkräfte an der Kunit« 
| gewerbefchule „10,300 24,000 13,700 


— 212 — 


Die angedeuteten Auslagen machten 1892 das Sümmcden von 
381,814 Fr. aus, heute aber find fie auf 632,800 Fr. angewachlen, 
aljo in 1!s Jahrzehnten eine Differenz; im Ausgaben— 
Büdget für dad Schulmwejen im Betrage von 251,100 Fr. 
Hiezu fommen aber pro 1908 noch Spezial-Ausgaben von 192,500 
dr. 3. B. die Teuerungdzulage It. Gejeh vom 29. Jan. 1908 an Pri— 
mar-, Sekundar- und Mittelſchul-Lehrer von rund 150,000 Fr., die 
Beiträge auß der Bundesfubvention an die Primarlehrer von 40,000 
dr. ꝛc. Und fo hat denn aljo die Staatdfafja Luzern? von 
1892— 1908 ihre Reiftungen an die Jahreäbejoldung der 
kantonalen Lehrerfhaft um rund 450,000 Fr. vermehrt. Diefe 
Zahlen jprechen, wie mir jcheint, deutlicher als jede Schimpfiade und 
iprechen jehr für den guten Willen, die klare Einficht und den Schneid 
der maßgebenden behördlichen Inſtanzen. Diefe Zahlen legen es dem 
Tehrerftande auch nahe, diefe Eigenfchaften ihrer Oberbehörden offen 
und rüdhaltlo8 zu würdigen und dankend anzuerlennen. Denn wer 
weiß, wie fehwierig es ift, dem Landvolfe Mehrausgaben in Form von 
Gehaltäzulagen mundgereht zu maden; und wer weiß, wie ſehr die 
fonjerd. Partei Luzern? in Saden von Mehrausgaben durch den poli« 
ſchen Gegner beengt ift, der ift erbaut ob diefen Mebrleijtungen von 
1892— 1908 für Schule und Lehrerftand und ob der leifen Art, wie fie 
im Verlaufe der Jahre durchgeführt worden find. Dieje Anerkennung 
follte man den maßgebenden Oberbehörden auch dann nicht verjagen, wenn 
diefelben mehrheitlich fatholijch-fonfervativ find. Das um fo meniger, 
da dieſe Mehrleiftungen alle dem Lehrerftande zu gute gekommen find 
und die Staatöfteuer nur rund 600,000 Fr. jährlich abmirft. 

Mollten wir den Faden weiter |pinnen, jo wäre auch noch zu be- 
achten, daß die gejeßlichen und freiwilligen Mehrleiftungeu der Gemeinden 
in diefer Periode auch noch eiwa 150,000 Fr. ausmachen. 

Speziell der fernftehende Leſer erfieht aus diejen matten Andeu— 
tungen, daß denn deoch auch der Stand Luzern für Schule und Lehrerſtand 
mit Einficht, gutem Willen und Energie arbeitet, und daß eben Aeuß— 
erungen einer gewiſſen Prefje inbezug auf das Wirken fath. Behörden 
gerade fo vorfihig aufzunehmen find, wie derfelben Prefje Kritif über 
kath. Prefje und deren Arbeit. Wir freuen und der Bemühungen der 
Luzerner Regierung und Erz.:Behörden um die materielle Beflerftellung 
der Lehrer von Herzen und freuen und für die wackere Lehrerichaft um 
die jüngfte geſetzliche Mebrleiftung. Cl. F, 

Abſchließend noch das neue ſtädtiſche Gehalts-Regulativ, 
wie ed im Ginverftändnis mit der ſtädtiſchen Lehrerſchaft dem Großen 
Stadtrate zur Behandlung vorliegt. Nunquam retrorsum! 

Primarfhulen: Lehrer 2900--3900 Fr., Lehrerinnen 2100 
3000 Fr.; Arbeitshilfelehrerinnen 1800 bis 2100 Fr. Lehrer an Spe- 
zialtlaffen eine Zulage von 200 bis 500 Fr. Die Erhöhung für Leh- 
rer und Lehrerin beträgt 300— 500 Fr. 

Setundarjhule und höhere ZTöchterfchule. Lehrer 3500 — 
4500 Fr.; Lehrerinnen 2400— 3400 Fr.; Arbeitshilfslehrerinnen 
2000— 2400 Fr. Zulage für den Unterriht an der höhern Tödhter- 


— 4 23 — 


fhule für die Wocenflunde 25 Fr. für Lehrerinnen und 30 Fr. für 
Lehrer. Die Erhöhung an der Sekundarſchule beträgt 500—700 Fr. 
für Lehrer, 300--600 Fr. für Lehrerinnen. 

Fachlehrer (mit Ausnahme desjenigen für Geſang, Mufit uud 
Zeichnen, für die das Requlativ der Eekundarlehrer gilt) 3200—4200 
dr., Fachlehrerinnen 2200-3200 Fr. 

Rektoren und Schulhausvorftände Für Reltoren zu der Sek— 
undarlehrerbejolduug eine Zulage von 800 bis 1500 Fr. (Erhöhung 
300 Fr.); Schulbausvorftände Zulage 200— 400 Fr. (Erhöhung 100 Fr.) 

Skhulabmwarte. 1800—2300 Fr. (eventuell nebft freier Woh— 
nung) Erhöhung 200—300 Fr. 

Gemwerbl. Fortbildungsſchule. Lehrer für die wöchentliche 
Stunde im Jahre 8O— 10 Fr. (ftatt 70—85 Fr. Reltor 400—500 
dr. (ftatt 300 Fr.) 

Srauenarbeitd- und Töchterfortbildungsfchule. Fach— 
lehrerinnen 1600—2200 Fr. (biöher 1400 bis 1800 Fr.), Lehrer 80— 
100 Fr. für die wöchentliche Unterrichtäftunde im Jahr. 

Das Regulativ jegt für jede Lehrperjon eine jährliche Bejoldungs- 
erhöhung von 100 Fr. feft, jo dab dad Morimum in 11 Jahren (bi8- 
ber 18 Fahren, erreicht wird, Für die Regelung der neuen Bejold- 
ungsverhältnifje wird beftimmt, daß im Jahre 1908 die Summe der 
reiten und ordentlichen Erhöhung 300 Tr. per Lehrperſon 
nicht überjhritten werden fol. 


— ü— 


Aus Ranfonen und Rusland, 


1. St. Gallen. Mit No. 59 begann die „Oſtſchweiz“ mit ber Publikation 
eines Vortrages von HH. Prof. Dr, Gisler, Kanonikus in Chur, betitelt „Bebanten 
über den Modernismus“. Redner nennt als Angelpunlte des dogmatiſchen 
Mobernismus 3 Heine Wörter: das Wort Glaube, das Wort Offenbarung 
und das Wort Dogma. Dieſe Wörter, jagt ber tieffinnige Theologe, haben 
bie Mobderniften umgebeutet, fie ihres kath. Sinnes entleert, ihnen einen andern 
unfatholıfden, undriftliden Sinn unterfhoben. Und von biefem Standpunfte 
— er dann bie zeitgemäße Frage in gründlicher und überzeugender 

iſe. — 

* Die Vertrauenämännerverfammlung ber kantonalen Zurnfommifiion findet 
Samstag den 28. März 1908, vormittags 10 Uhr, in St. Gallen ftatt, An 
berfelben wird Herr Jean Brunner eine Turnlektion mit feiner 6. Primarklafje 
vorführen. 

2. Zürich. Es verhandelte letzter Tage der Konvent der Elementarlehrer 
ber Stabt Zürich über bie Umgeftaltung ber Elementarfchule, wobei die gegen» 
mwärtige Organifation einerjeit# als morſch und verfehlt bezeichnet, anberfeits 
verteitigt wurde. Als Neuerungen wurden bie Verichiebung des Schuleintrittes 
um ein Jahr, Rebultion ber Klafjenfhülerzahl, Hinausfhiebung des linterrichts 
im Rechnen um zwei und desjenigen im Schreiben um 3 bis 4 Jahre, vermehrte 
Wanderungen und Spiele im Freien empfohlen. in einer Refolution erflärte 
ber Konvent fein Einverftändnis für die Errichtung von Verſuchsklaſſen für den 
neuen Unterrichtöbetrieb. Es handelt fich jelbftverftändlich nur um Reformver- 
ſuche in der ſtädtiſchen Volksſchule. — 


— 214 — 


3. Bug. *Die drei neugeſchaffenen, ſ. 3. auch in dieſen Blättern -ausge- 
ſchriebenen Lehrftellen an den Stabtfchulen von Zug find nun beſetzt. Der Stabt- 
rat wählte in feiner legten Sikung aus ca, 20 Bewerbern bie Lebrer Freuler 
in Buchs, Müller in Steinen und Stäuble in Arth. Alle brei 
Gemwählten find ehemalige Zöglinge des freien Seminars Zug, befiken das Zuger 
Lehrerpatent und haben bereits 15 Jahre Praris im Schulbienft Hinter fich. 
Allerſeits befte Glückwünſche! (Au unfere beiten Wünſche. D. Reb.) 

4. Italien. In Bordighera ftarb, 62 Jahre alt, ber Schriftfieller 
Edmondo de Amieis, befjen Jugenderzäblung „Jl Cuore*, (Das Herz*) weit über 
300 Auflagen erlebte. Huch fie verrät in offener Weile die naturaliftifchen und 
jungitalienifhen Zenbenzen ihres Verfaſſers. De Amicis ift wohl ber meift ge 
lefene Scriftfteller Italiens. 

5. Preußen. Der FKultusetat beanfprudt 215 Millionen Mark, ober 
6,4 Prozent ter gefamten Staatsausgaben. — 

Pro 1908 follen 12 neue Lehrerſeminare errichtet werben, 7 für bie Evan⸗ 
gelifchen und 5 für die Katholiken. — 

Den 1. April legt Paul Keller fein Schulamt nieder, um nur literarifchen 
Arbeiten fih zu widmen. — 

6. Koblenz. Die König!. Regierung erließ am 3, Dezember 1907 fol 
gende Verfügung: Vom 15. Tezember d. 8. ab haben die Lebrer und Lehrer⸗ 
innen von ber Uebernahme einer Nebentätigfeit, alfo aud von der Uebernahme 
von Privatunterriht, und allen Aenderungen, unter Angabe der wöchentlichen 
Stundenzahl und ber Vergütung dem Areisfchulinfpeftor dur ben Ortsſchulin⸗ 
ipettor Anzeige zu erftatten. BZumiberhanblungen find befonder8 anzuzeigen. 
Korporal vor! — 

7. Deutfhland, Kür alle Leier, jo ba aus alten Zeiten ber Karl 
May-Verehrer find, teilen wir mit, daß ber laufende Jahrgang von 
„Deutiher Hausſchatz“ bei Friedr. Puflet in Regensburg eine May'ſche 
Reiſeerzählung enthält, betitelt: „Der Mir von Dſchinniſtan“. Leſer und 
Beferinnen ber bereitö 11 Hefte durdlaufenden Erzählung find eines Lobes 
über den phantafiereihen Schwung, den Karl May ba wieder entfaltet, und 
einer Begeilterung für ben ber fath, Literatur Miedererftandenen., 


—mm 


Pãdagogiſche Chronik. | 

Zürid. An der Univerfität fludierten 1877—78 = 376, im Sommer 
1898 = 804, 1901—02 = 670 und 1907—08 = 1937. — Noch im Winter 
1901— 02 gab es nur 239 Ausländer, im Sommer 1907 beren ſchon 779. 
Seither ift eine Heine Abnahme an Ausländern zu verzeichnen. — 

Luzern. Steter Fortſchritt. Ein Kinderaſyl für das Amt Ent« 
lebuch ſoll in Schüpfheim errichtet werten. Bereits wurde eine Liegenſchaſt er- 
worben, um barauf einen fhönen Bau in beicheidenen Rahmen aufzuführen. 

Bern. Der evangelif«reformierte Synodalrat erließ an die Eltern und 
Dorn ünder eine Mahnung, die Kinder aus pädagogijchen und religiöien Gründen 
nicht vor vollendetem neunten Schuljahr ins Welfchland zu fchiden, Namentlich 
ber Konfirmandenunterritt ift in einer von ben Kindern nur ſchlecht vorhandenen 
Sprade ein Unding. Die Eltern werden gebeten, lieber einen feinen materiellen 
Schaden ın den Kauf zu nehmen, als ben pädagogiihen und religiöfen Unterricht 
ihrer Kinder zu gefährden. So das „Schweiz. Evang. Schuld.“ Es taget im 
immer weiteren Streifen, der Auf nah „mehr Religion* gewinnt an Boden. — 

Rußland. Analpbabeten. Laut einem amtlihen Ausmweife, ben las 
ruſſiſche Unterrichtöminifterium veröffentlicdt, fönnen von ben 144,184,000 Ein« 
wohnern Rußlands bloß 26,558,000 leſen. Alle übrigen, nahezu 118 Millionen, 
find vollftändig Unalphabeten. 


— 215 — 


Frühlingsfeuer oder Bundesfeuer? 


Nach dem alten Sage: audiatur et altera pars folgt bier auf eine jüngſte 
Luz. Korreipondenz eine andere jogar geiftlihe Anſicht. Eie lautet: Als Knaben 
höchſter Intelligenz wurden jüngft in ber Prefje bie „Ehriftenlehrbuben“ in 
Schongau (At. Luzern) gefeiert, welche in Zulunft an Stelle bes uralten Früh— 
lingöfeuers ein Buntesfeuer am 1. Auguft veranftalten wollen. Mag auch dieſes 
Frühlingsfener aus ber heidnifhen Vorzeit herrühren, fo liegt ihm durchaus nichts 
Boſes oder Unfhidliches, ſondern ein allgemein menjchliches Freudengefühl über 
bad Naben bes holden Venzes zugrunde. Darum bat bie fatholifhe Kirche als 
weiſe Erzieherin der Voͤller dieſe „heibnifche” Sitte, wie mande andere beibnifche 
Dolfsgebräuce, denen fie eine chriftliche Idee unterlegte, durch Jahrhunderte be 
fteben lafien. Und in einer Zeit, wo Gefellfchaften für Vollslkunde alle Tra- 
bitionen vergangener Zeiten fammeln unb durch Shöße von Antiquitäten in 
Mufeen vergangene Sitten ber heutigen Zeit wieder in Erinnerung Eringen, 
Sollte die Preſſe do etwas mehr Verſtändnis und Pietät für die lebendige Er- 
haltung folder unſchuldiger, altehrwürdiger und poefievoller Bolfsgebräuche 
zeigen. Die wirflihe Wiederkehr bes lang erjehnten Frühlings mit feinen 
warmen, belebenden Sonnenftrahlen hat für alle Menfchen, Befunde, Genefende 
und Kranke, Yung und Alt mehr aktuelle Bedeutung als nur eine hiſtoriſche Er« 
innerungsfeier, Wenn bie „Glarnerbuben* ihr Frühlingsfeuer auf das Feſt ihres 
bl. Bandespatrones, das ja ohnehin in den Frühling fällt, verlegt haben, jo hat das 
einen ganz andern Sinn als ein Bundesfeuer in der Hike ber Hundstage — es gilt 
dem Frühling ber Natur und gilt dem geiftigen Frühling des Ghriftentums, ben 
St. Fridolin ins Tal der Linth gebraht bat. Wir möhten gegen derartige 
pmritanifche Beftrebungen, die wohl gut gemeint, aber durchaus unberechtigt find, 
an bie ſchönen Worte erinnern, bie im Beginne des 19. Jahrhunderts ein an« 
gefehener jchmweizerifcher Theologe geſchrieben hat: 

Weil du bei Heiden und Wilden es findeft, ift es bir nichtig! 

Mahrhaftig muß es doc fein, weil's alle Zeiten beberrict. 

Chriſtentum ift verflärte Geſchichte, gebeiligte Renſchdeit, 

Wie der Himmel — in Licht aufgelöfete Welt. 

Was alle Völler dunkel geahnt und fpärlich geübet, 

Führt aus dem Abgrund beruus Chriftus lebendig und ſchön.“ 

(Sügler, Ziffern der Sphinx, Soloth. 1819). A. F. (Gaſter). 


Zur Kritik Des geogr. Lexikons der Schweiz, Berlag 
von Gebr. Attinger, Neuenburg. 

"Die von uns gebrachte Empfehlung war nur eine allgemeine Ergänzung 
einer frühern eingehenden und bezog fih, wie leicht erfiktlih, nicht jo faft auf 
die Karten, jondern auf den allgemeinen tertuellen und illuftrativen 
Ausbau. Karten wurden nur die über den At. St Ballen und deſſen Bezirlke 
uns zur Prüfung rechtzeitig zugefandt, und diefe erforberten allerdings aud eine 
bebeutende Korrektur, find aber forrelt, Der fartogr. Zeil bes Werkes iſt ent- 
ſchieden der ſchwächere Teil nicht bloß hinſichtlich Korreltheit, ſondern der allge 
ıneinen graphifchen Anlage überhaupt! Fehler, und zwar nicht wenige, weijen 
auch die eidgen. Original» und Fundamentalausgaben auf, 

Die Bemerkung, dat man bei den Stapuzinerflöftern au noch feine und 
größere in einer Karte unterfcheiden follte, gebt doch zu weit, das ift Sade ein— 
gehender Textbeſchreibung. Wir haben in dem frühern Beſprechungen auf bie 
ungleihmäßige Bearbeitung mancher Partien hingewieſen und baß ein bezügl‘ 
Eupplement notwendig! Dann aber fteht das Wert unbedingt ein 
zig ba! 6. 











--3 210 — 


Briefhaften der Redaktion. 
— des Feſttages des hl. Joſef wurde dieſe Nummer einen Tag früher 


| Dffene Vehrſtelle 


Realſchule Kirchberg. Infolge Todesfall. Lehrftelle für Religion, 
deutfche, franzöſiſche und lateiniſche Sprache, Gejhichte und Geographia 
für einen geiftlihen Herrn. Gehalt fr. 2400 nebſt entiprechendem 
Staatöbeitrag für Abhaltung eines Lateinkurfes; event. Abänderungen 
in Zuteilung der Fächer behält fig der Schulrat vor. Anmeldungen 
bis zum 26. März I. 3. beim Präfidenten des Realſchulrates hochw. 
Herrn Pfarrer Bühler in Kirchberg, der auf Verlangen noch nähere 
Auskunft erteilt. (H W 256) 
Kirchberg, den 4. März 1908. 





Im Auftrag: 
Die Kanzlei des Realſchulrates. 


Dffene Schulſtelle 


Dreien, bei Mosnang, Halbtagjahrſchule. Gehalt: Fr. 1600, freie 
Wohnung und Garten, ſowie voller Beitrag an die Lehrerpenfionskaſſe. 
Anmeldung bis 31. März I. J. bei hochw. Herrn Kaplan Jakob 
Eigenmann, Schulratäpräfident, in Mosnang. (1 1042 G) 
&t. Gallen, den 11. März 1908. 
Die Erziehungstanzlei. 


Wilh. Baumann FINSsFoi 
Rolladenfabrik Ss L 0 5 E = 
Horgen (Schweiz). à 1 Fr, der Zuger Stadttheater-Lotterie 


— Holzrolladen (Extra Emission) Haupttreffer : Fr. 40,000 
— — aller Systeme Fr. 20,000 und zwei ä Fr. 10,000. 
— Roll- Für 10 Fr. -11 Lose und Ziehungslisten 
ial i & 20 Cts. versendet das Bureau der Stadt- 
Jalousien theaer-Lotterie in Zug. 6030 Lz. 970) 


m, eisener Feder- 
walze eingef.1892; | — — 


eier Inferate 
Roll- find an die Herren Haafen- 


een 3 
wine zein & Bogler in Sugern 


m 5 
+ Verlangen Sie Prospekte! — zu vichten. 




















Padagogilde 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Exziehungsfreundes* und der ‚Jüdag. Monatsfhuift“. 


Organ des Vereins kathol. Zehrer und Hchulmünner der Schweiz 
und des ſchwetzeriſchen katholiſthen Erzieſungspereins. 


Einfiedeln, 27. März 1908. | Nr. 15 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiiffion: 
Hd. Rektor Heiler, un an. € A Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Brüninger, 
Kidenbach (Schwyz), und npbder, Hipfirch, * Lehrer Jof. —* er, Goßau (St. Ballen) 
Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einflebe 
— ende. find an lesteren, als den Glef-Rebaltor au richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haajenftein & Bogler in Luzern. 
Abonnement: 
Ericheint wöchentlid; einmal und koftet jährlich fr. 4.50 mit Portozulage 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Einſiedeln. 


— Ein an esnigmeinnteht: — Aus Kantonen und Ausland. — Päda— 
gogi ogiiche Chronik — Würdigungen und Ehrungen. — Sprechſaal. — 
eftaften der Redaktion. — Anferate. 








"Ein Vergißmeinnicht 
auf den frifchen Grabeshügel von 55. + Prof. Hutter in Kirchberg. 


Du lieber Herr, mas trieb did zu Den Sternen? 
Don froher Iugend weg, die Dich verehrt ? 
Dat heiſte Sehnſucht nadı den ewigen Sernen, 
Das Dimmtelsheimmweh Deine Braft vericehrt? 


War bir 1u fcrmwer die Laft, die du getragen, 
Das Zehrerkreug, Das dir der Dödfte gab? 
©, Freund, fo müde [don in frühen Tagen, 
Dah dir entfanken Zireug und Wanberftab ? 


Ward in der Tage flücht’gem Blättertange 
Das Leben [dal und welk Die Hoffnung dir, 
Daf deine Dände nadı dem Totenkranfe 
Sich aus geſtrecht in jubelnder Vegier? 


Du bifl an Btel — wir ringen ihm entgegen. 
Dein ift die Ruh; uns ruft Die ſtrenge Pflicht. 
Gib uns, o Herr, zum Werke deinen Segen, 
Und ihm den Lrieden und Das em’ae Licht. D, 


3 218 — 


Rus Ranfonen und Ausland. 


1. St. Hallen. * „S’ift eine Quft zu leben,“ wird fich der eine und an- 
bere vom „Wehfelfieber“ ergriffene Lehrer gedacht haben, ala er in der jüngifen 
Nummer des „Amtl. Shulblattes* die Rubrik „Difene Shuljtellen* burd- 
mufterte. Auch mandem nun bald „függe* werdenden Abiturienten des Se 
minard — bie erften mit einem 4-jährigen Bildungsgang — wird biefes Stubium 
mehr Freude bereitet haben, als eine verzwidte fyormel ber Progreflionen, ein 
lateinticher Name aus der Schäbellehre oder irgend eine andere abftrafte Ab- 
handlung. Begreiflid! Es war ja fchon von jeher eine ber Hauptforgen ber 
neu ins Leben der Schule Hinaustretenden, möglichſt bald eine Stelle zu er 
pattern! Don ber erften Anftellung hängt in ber Megel viel ab. Ob die 
Schulverhältniſſe geregelte, die Bevölkerung eine ſchulfreundliche und die Orts« 
fhulbehörte eine bem jungen Lehrer gewogene fei, prägen ihm unauslöfchliche 
Eindrüde ein. — 35 Balaturen meist alfo unfer Kanton 3. 3. auf, Freilich 
fommen babei 9 in Abzug, weil die Ausfchreibung eine mehr formelle ift und 
biefe Stellen von Kandidaten bejeßt waren ; aber auch 26 „offene Stellen” (dazu 
tommen noch je eine in Sargans und Straubenzell) verjchaffen den austretenden 
Seminarzöglingen die zuverfidtlide Hoffnung, balb „verforgt* zu werben. Was 
die Konfeflionen anbelangt, fommen ba zirka */s katholifhe und "/s proteftan« 
tifhe Gemeinden in Betracht. Diefes Jahr wird fich der Lehrermangel nicht 
mehr im gleichen Maße fühltar maden, wie anno 1907, Es treten nämlich 
fid auf Mariaberg 31 aus ber IV. Klaſſe aus; hiezu find noch einige Kantons« 
bürger zn rechnen, die in andern Seminarien ihre Bildung holten und fih um 
unfer Patent bewerben werden, Man hat alfo mit einem Zuwachs an friſchen 
Lehrkräften von 35—40 zu reinen; wovon aber (fiehe oben) wohl 28 fofort 
„antreten können, Immerhin werben jene ileinen, abgelegenen und wenig rofig 
falarierten Dörflein und Weiler, die in periodiſchen Intervallen regelmäßige 
Kunden bes „Schulblattes“ find und auch in ber zitierten No. 3 nit fehlen, 
ſchwer Halten, Lehrkräfte zu erhalten. Auch im Lehrerftaude macht fidh eben ber 
moderne vollswirtfchaftlihe Zug nach ben großen Ortſchaften geltend. Es Liegt 
auf ber Hand, daß derartige Heine Schulen durch die häufigen Lehrerwechſel ſehr 
leiden müflen. Und doch däucht es uns, fei dieſem Uebelftand nicht abzuhelfen, ba 
eine Vereinigung mit einer Schule der Nahbargemeinde der großen Entfernnng 
und bes vielfach bergigen Terrains wegen nicht angängig it. Da wären nun 
wirklich ſ. g. Berazulagen, wie fie in unferm Kanten auch ſchon poftuliert wur« 
den, nur am Plaße. —er. 

Der —2 ber Stadt St. Gallen hat einſtimmig beſchloſſen, das Be⸗ 
gehren der Stadtvereinigungskommiſſion betreffend Verſchmelzung ber Schulge 
meinden St. Gallen, Tablat und Straubenzell abzuweiſen, da eine Verſchmelzung 
ber drei politiſchen Gemeinden St. Gallen, Straubenzell und Tablat voranzu⸗ 
gehen habe. Ein vernünftiger Beſchluß! 

Schweiz. Turnlehrerverein. Als Hauptverhandlungsgegenjtände 
ber im Herbſt 1908 in St. Gallen ſtattfindenden Jahresverſammlung bes 
ſchweizeriſchen Zurniehrervereins wurden beſtimmt: „Kine ſchmeizeriſche Turn⸗ 
lehrer-Biltungsanftalt” und „Schaffung einer ichweizeriichen Zentralftelle für 
phyfiſche Erziehung”. Referent ift Herr J. ES pühler, Züri. 

Das Bühlein: „Des guten Paskals lehrreihe Winterabenbde“, 
das wir in jüngfter Nummer ſehr empfablen, findet in den erften fatholifchen 
Tagesblättern eine fihtlih ungeiuhte warme Empfehlung, weil es beſonders 
und leicht faßlih auf Bildung und Pflege bes Gemüted bringe. Spiritual 
Eihenmofer hat mit feinem „Pastal* einen bejten und zeitgemäßeften Griff ge» 
tan. Dem bejcheidenen Autoren unferen aufrictigen Glüdwunfd ! 


— 219 — 


2. Graubünden. * Zur Zeit werben unſere Talſchaften von zwei unan- 
genehmen Gäften unficher gemadt — Influenza und Schulinfpeltor. — Erfiere 
war Urſache, daß Ihr Korreiponbent nicht früher Einiges von „bahinten“ ben 
„Päd. BI.“ berichtete. 

1. Im April follen 2 Mitglieder ber Regierung neubeftellt werben, ba- 
runter auch der Erziehungschef, meil nah Bündner Gefeh ein Regierungsrat 
nur 9 aufeinanderfolgende Jahre amten barf. Eelbftverftändlich will die radir» 
tale Partei das Erziehungsdepartement. („Wer bie Jugend bat —“.) Ein 
Konfervativer könnte vielleiht Anmwandlungen zu Klöftergründungen kriegen. — 
Nun bat ber Vorftand bes Bünbner LVehrer-Vereins an bie einzelnen Seftionen 
ein Zirfular gefandt mit der Frage, ob die Lehrerfchaft Stellung zur Regierungs- 
ratswahl nehmen wolle. Bis jeht bat unferes Willens nur 1 Stonferenz das 
Zirkular behandelt und zwar verneinenb. 

2. Nächte Jahr treten infolge Errichtung ber vierten Seminarflafje feine 
Lehrer aus dem Seminar. Dies hat den Erziehungäcef bewogen, bie Gemeinden 
zu ermahnen, fih vorzuforgen mit Lehrern und Anftelungsverträge auf mehrere 
Jahre abzuschließen. 

3, Die Lehrer jcheinen die günftige Gelegenheit bed Tebrermangeld zu einer 
Petition um Beſoldungserhöhung zu gebrauchen. 

8, Zürich. Förderung bes gewerblichen Berufsunterrichtes, 
Der Verband ſchweiz. Zeihen: und Gewerbeſchullehrer erläßt eine Einladung zur 
Beteiligung am dritten internationalen Kongreß zur förderung bes Zeichen unb 
gewerblichen Berufsunterrichtes im Auguft 1908 in London. Eine allgemeine 
Einladung ift auch an die Erziehungsbehörden der Schweiz durch genannten 
Derband ergangen, bamit die Behörden felbft oder die Lehrerfchaft durch Dele- 
gationen vertreten find. 

4. Bug. *1. Am 6. Juni 1907 machte bie gefamte Lehrerfhaft eine Ein» 
gabe an den h. Erziehungsrat betreffs Gründung eines Stellvertretung®« 
fondes, Man anerfennt bie Berechtigung unferes Wunſches, findet aber bie 
Gründung einer befondbern Kaffe nicht tunlich, meil 

a. für biefe relativ geringe Kaſſe eine eigene neue Verwaltung gewählt 
werden müßte, 

b. unferm Begehren ben Gemeinden gegenüber bie gefehliche Grundlage 
fehle 

ce. und bie Gemeinden faum für Gründung einer neuen Kaffe zu beftim« 
men jeien, 

d. einige Gemeinden bie Stellvertretungstoften jet ſchon ganz ober teil« 
weiſe tragen (Cham und Paar ganz, Zug zur Hälfte). 

Daher wurde folgender Antrag angenommen: Statt ber verlangten 
Gründung ber Stellvertretungstfafle ift $ 73 bes Schulgefeßes in folgender Weife 
zu rebibieren: 

„Bei Arankheit eines Lehrers wird bie Befolbung des Schulvernefers nad 
Mabgabe von 8 70 des Schulgefeßes von Gemeinden und Kanton getragen. Die 
Stellvertretung foll die Dauer von 10 Schulmonaten nicht überſteigen.“ 

Ich denke, die Lehrerſchaft wird, wenn nicht einftimmig, fo doch groß⸗ 
mehrheitlich mit diefer Löfung einverftanben fein, und wir verbanfen bad Ent« 
gegenlommen des 5. Megierungsrates öffentlich. 

— 2 Bebrerwahlen Für die 3 neuen Stellen an den Primarſchulen 
der Stabt erfolgten 16 Anmeldungen. Auf Vorſchlag ber Schulfommiffion 
wurden gewählt: 1. Joh. Stäuble, 3. 3. Oberlehrer in Arth, 2, Sof. Müller, 
3. 3. Oberlebhrer in Steinen, 3. Werner Freuler, 3. 3. Oberlehrer in Buochs. 
Ten Gewählten unfere herzliche Gratulation. —i, 


mm 


—ñN 220 


Pãadagogiſche Chronik. 

Schwyz. Don ber Jütz'ſchen Direltion wurden an 21 Zöglinge bes 
———— 3220 Fr. Stipendien bewilligt und für die Lehreralterskafſſe deren 
200 Fr. — 

Zürich. Am Samstag traten 36 Profefforen, Studenten ıc. eine ſechs⸗ 
wöchentliche Stubienreife nach den fanarijchen Inſeln an. 

Schwyz. Die brei Seltionen bed kath. Lebrervereins richteten an ben 
Reg.Rat zu Handen bed Stantonsrates ein Gefuh um eine Teuerungszulage 
aus der Staatöfaffe von je 200 Fr. pro meltliche Lehrkraft. Der Eingabe. 
wünſchen wir beften Erfolg; bereihtiget ift fi. Ob fie auch mehr und weniger 
legalen und finanzpolitifhen Einwänben begegnen mag, fie bringt immerhin die 
reformbebüritige Befoldungsfrage in Fluß. — 

St. Ballen. Als Turnlebrer an die Kantonsſchule wurde gewählt Hr. 
Berd, aus dem Kt. Bern 3. 3. Turnlehrer in Chiafio. 

— Lebrerwahlen. Nah Et, Ballen kommt Schlegel, 3. 3. in 
Zaden Vonwil und nah Lihtenfteig Wider in evang. Goßau und Geel in 
Sargans nah St, Gallen, 

Schaffhauſen. Eigenartige Auffaffung ber pädag. Toleranz 
Allbier müfen alle „Kinder, alio au die römiich-fath. Eitern, aus dem „Ge 
fangbuch für die reformierte Kirche der Schweiz“ fingen. Wenn fo was in 
ben Urkantonen vorläme! — 

Schweiz. Das PBentralfomitee der „Lath. Vereinigung zum Schuß ber 
Sittlichleit* beftellte Ausfchüffe für 1. Literatur und Kunft, 2. Rechts- und 
Polizeiweſen, 3. Schauftellungen, Theater, Variétés, Kinematographen, Publi— 
ziſtil. Die Vereinigung erklärt ſich bereil, mit Vereinen, die verwandte Ziele 
verfolgen, beſonders auch mit ben evangeliſchen, zufammenzuarbeiten. 


— — 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5chule. 


Wolfhalden (Appenz. A-Rh.) erhöhte die Gehalte ber Lehrer von 
1600 fr. auf 1900 Fr. mit Alterözulagen (A 50 Fr.) bis auf 200 Fr. nad 
20 Jahren nebit freier Wohnung, Beleuchtung und Holz. 

Meefen. * Erhöhung des Pfarrgehaltese am 200 Tr. und 50 Fr. für 
Erteilung des Religions-Unterrichtes an der Sek.Schule. Letzteres macht fi 
etwas armielig. 

Bajel-Stabt. Der Regierungsrat beantragt dem Großen Rot, e8 ſei 
ber Lehrer, Witwen. und Waiſenlaſſe ber Stadt Bajel für jedes meueintretende 
Mitglied, das im Basler Schulbienft ftebt, ein jährlicher Beitrag von 50 Fr., 
fomwie einen Anteil für bie wegen vorgerüdten Alters zu leiftenden einmaligen 
Nachzahlungen aus Öffentliben Mitteln zu gewähren. Die jährlide Ausgabe 
für den Staat wirb auf 2500 bis 3500 Fr. berechnet. 

Rorſchach. Erhöhung um je 300 Fr. für jeden Lehrer, nämlich auf 
3600 Fr. für Primar- und 4200 Fr. für Selunbarlehrer (Marimalgebalt). 
Primarlehrerin Fr. 2600, vollbefhäftigte Arbeitöfehrerinnen 1800 Tr. Hiezu 
fommen noch bie Alterszulagen bis auf 300 Fr., auswärtige Dienfljahre 
werben voll angerechnet. 

Gachnang (Thg.) Der Ortöpfarrer lehnte eine GehaltsErhöhung um 
200 Fr. ab mit dem Wunfche, fleikigerer Kirchenbeſuch und einträcdtigeres Zu- 
fammenwirken der Pfarrgenofjen fei ihm lieber als höhere Beſoldung. 

Um dem Wegzug gerade ber tüchtiaften Lehrkräfte an beffer dotierte Schul« 
ftellen in großen Städten möglichft vorzubeugen, beabfichtint der hiefige Schul» 
rat die Schaffung und Aeufnung einer Gemeinberßehrerhilfälafle, nebft ber 


— 221 — 


bereits beſtehenden kantonalen Penſionskaſſe und hat mit ber Aufſtellung bies- 
bezüglicher Normen zwei Berfiherungstechnifer beauftragt. 

Der Lehrlörper befteht zur Zeit aus 18 Primar- und 7 Sefunbarlehrern, 
6 Primar- und 4 Arbeitslehrerinnen. 

Flamatt (Freiburg) Erhöhung für Lehrer und Lehrerinnen um je Fr. 


Elfaß-Rotbringen Anfangsgehalt 1600 M. Nah 3 Jahren 200 M. 
Alterözulage x. bis auf den Endgebalt von 3200 M. 

Olten. Erhöhung des Gehaltes für den römiſch-kath. Dilar um 200 Fr. 

Stetten (Et. B.)erhöhte die LVehrerbefoldung v. fr. 1400 auf fr. 
1600, ber kath. Adminiftrationsrat fepte den Anfangsgehalt ber verren Pro. 
fefioren an der Kantonsrealſchule St. Ballen auf Fr. 3000 feit, jedes 
Jahr um 100 Fr. fteigend bis zum Marimum von fr. 4000, — Dabei werden bie 
jet fchon zurüdgelegten Dienftiahre für je 2 Jahre mit 100 Fr. Jangerechnet. 

Pfyn (Thurgau) Erhöhung ber Lehrergebälter um je 200 Fr., bem 
Oberlehrer auf 1900 und dem Unterlehrer auf 1600 Fr. Dazu Holzberehtig- 
ung und Wohnung. — 


5prechſaal. 

a. Eine Frage. Die ſtänderätliche Kommiffion zur Prüfung des neuen 
Poſtgeſetzes befaßte fich It. Zeitungsberichten auch mit ber Porto⸗-Freiheit. 
Für die Herren Bundesväter und eidg. Erperten wurde diefelbe in vollem Um» _ 
fange fteben gelafien, ſonſt aber beſchnitten. Wir Lehrer 3. B. könnten nad 
ihrem Vorſchlage nicht mehr portofrei mit den vorgejegten Behörben verfehren, 
unter uns natürlich gar nicht. Wohl deshalb, weil wir bei unfern faft burdh- 
mwegs großen (!) Beloldungen es wohl vermögen, dem reichen Bund die Poft- 
taren zu entrichten. — findet fih niemand, ber fih in Bern ber Schulmei- 
fter annähme? Ein Luzerner. 

b. Dos ſchreckliche Brandungläd von Gleveland (Ohio), bem eine fo große 
Scülerzahl zum Opfer aefallen, follte Lehrer und Behörden aller Orte veran« 
laſſen, peinlichft genaue Umſchau zu halten, ob alles Nötige bei eventuellem Ein» 
treten ähnlicher Kataſtrophen vorgelehrt fei; aber nicht genug, daß bie nötigen 
Teuerlöfchgeräticbaften in gutem Zuftande vorhanden, follte e8 ber Lehrerſchaft 
zur Pfliht gemadt werten, jährlich wenigftens einmal eine Hebung im 
raſchen und geordneten Entleeren ber Schulzgimmer und »-Häufer vor- 
zunehmen. Es wäre ba8 ficher eine Verfügung von nicht au unterſchätzender 
Bebeutung, wenig Mühe verurfachend, dafür aber geeignet, die Schreden folder 
Vorlommniffe zu mildern, und junge, blühende Dienjchenleben vor jämmerlicher 
Dernidtung zu retten. X. 


Briefkalten deu Redaktion. 


1. Tiefer Nummer ift bie Beilage, „Ehriftlibe Schule und neuefte 
Piyhologie”, 24 Seiten ftarf, beigelegt. Der Umfang ber Nun er felbft ift 
aus Spebitions-Gründen auf 8 Eeiten reduziert. — 

2, Beiprehung bes Kataloges vom „Schweiz. kath. Erziehungd-DBerein“ 
ift in ber Seperei. — 

3. Nah Graubünden. Abrüftung? ine fehr zeitgemäße Arbeit. 
Sie folgt tunlichft bald. Nur wieder fommen. — 

4. Nah 8. Deripätete Polemik wirft wie — Seifenwafler. — 

5. Für Adreſſen, an die mit etwelcher Ausfiht auf Erfolg Probenum- 
mern gejandt werben fönnen, find wir dankbar. — 








— 222 — 


Einladung 


zu den Delegiertenversammlungen des Vereins Kath. Lehrer und Schul- 
männer der Schweiz nnd des schweiz, Kath, Erziehnngsvereins anl 


Montag, den 2%. April 1908 in Zug. 


Programm: 
A. Vorm. 9—11'’s Uhr gesonderte Sitzungen der Vereine. 
a. Verein kath. Lehrer u. Schulmänner im Grossratssaale. 

Traktanden: 

1. Krankenkasse ;Bericht der Kommission ; Statuten- 

. beratung. 

2. Reisebüchlein. 

3. Geschäftl. Verhandlungen (Rechnüngsbericht, 
Wahl der Revisoren, nächste Generalversamm- 
lung etc.) 

b. Vorm. 10-11’ Uhr Kathol. Erziehungsverein im 

Hötel Schweizerhof. 

Traktanden. 
1. Geschäftliches (Jahresbericht, Rechnungsablage, 
Katalog, Seminar, Apostolat der Erziehung, Ex- 
-- . erzitien, Kampf gegen die Unsittlichkeit). 
2. Die Müttervereine (mit Zuzug .der Präsides der 
schweiz. Lokalmüttervereine). 


B. Von 11!%—1 Uhr gemeinsame Versammlung. der beiden 
Vereine im Kantonsratssaal. 
‘ Traktanden: 
1. Referat des Hrn. Lehrer Jos. Müller in Gossau 
über die. Jugendlektüre, Diskussion. 
2. Verschiedenes. za 
C. Nachm. 1 Uhr gemeinsames Miikagessen im Hotel Ochsen 
(pr. Couvert mit Wein ä 3 Fr.) 
N.B. Mitglieder und Delegierte, welche am 26. April in 
Zug eintreffen, werden von der Sektion Zug auf den Abend 
zu einer freundlichen Zusammenkunft im Hötel Falken er- 
wartet. 
Zu zahlreicher Teilnahme laden ein: 
Die Komitee der Vereine. 


— 223 — 


| HSeminarledrerftelle. 


Infolge Refignation ift die Stelle eined Seminarlehrerd für 
Mathematit und franzöfifche Sprache eventuell auch Phyſik am kantonalen 
Lehrerfeminar Schwyz neu zu bejehen. 


Anmeldungsfrift bis 8. April 1908. 292 
Nähere Auskunft erteilt der Seminardireltor: 
(H 1387 Lz.) Jakob Grüninger. 


 — Offene Sehrerfielle. — 


An die Schule Sulzbach-Oberegg, Kt. Appenzell J.R., wird infolge 
Refignation auf 1. Mai 1908 ein tüchtiger Lehrer gefucht für IIL—VII. 
Klaſſe und Fortbildungsſchule. Anfangsgehalt 1760 Fr. (ohne Bundes- 
fubvention) nebjt freier Wohnung und 200 Fr. Alterözulagen (ohne 
Bunderfubvention) innert 10 Jahren. Beförderlichfte Anmeldungen an 

Karl Geiger, Schulratöpräfident in Oberegg, 
(Kt. Appenzell J.⸗R.). 


Offene Sehrerftelle. 


Infolge Refignation ift die Stelle des Oberlehrerd und Organiften 
in Hier zu beſetzen. Lehrergehalt famt Wohnungsentfhädigung Fr. 1500. 
Zulage für Rekrutenvorſchule Fr, 50. — Organiftengehalt Fr. 350. — 
Antritt auf anfangs Mai 1908. - 

Anmeldungen unter Beilage von Patent und Beugniffen für lehr- 
amtliche Tätigkeit und Fähigkeit für Orgeldienft :und Gefangäleitung 
find bis 10. April einzufenden an den Schulrat Steinen. 

Steinen, 21. März 1908. ER 


Um meine Waschmaschinen à 21 Fr. 

— — — — — nn — — — — — — 
mit einem Schlage überall einzuführen, habe ich mich entschlossen, dieselben 
zu obigem billigen Preise ohne Nachnahme zur Probe zu senden! Kein Kauf- 
zwang! t 3 Monat! Durch Seifenersparnis verdient sich die Maschine 
in kurzer Zeit und greift die Wüsche nicht im geringsten an. Leichte Hand- 
habung! Leistet) mehr und ist dauerhafter wie+ eine Maschine zu 70 Fr.! 
Tausende Anerkennungen! Die Maschine ist aus Holz nicht aus Blech und ist 
unverwüstlich! Grüsste Arbeitserleichterung und Geldersparnis. Schreiben Sie 
sofort an: (H 7229 Z) 262 

Paul Alfred Gabel, Basel. 
Vertreter auch zu gelegentlichem Verkauf überall gesucht! Bei De- 
stellung stets nächste Eisenbahnstation angeben! 





4 224 > 


Bufolge Refignation it die Stelle deö Lehrerd an der Knaben— 
Oberſchule in Art bis zum 4. Mai nächſthin zu beſetzen. Anfangd- 
gahalt Fr. 1500.— mit freier Wohnung, Heizung und etwas Garten. 

Anmeldungen und Beugnifje find gefl. bis ſpäteſtens Gnde dies 
Monats an unterzeicgnete Behörde einzufenden. 293 


Arth, 18. März 1908. Der Säulrat. 


Offene Lehreritelle. 


An die Anſtaltsſchule St. Johann in Klingnau wird ein Lehrer 
geſucht. Beioldung Fr. 1600—1800. Demfelben würde bei tüchtiger 
mufifalijcher Ausbildung und römiſch⸗kath. Konfeflion die Chordireltoren - 
ftelle in Klingnau mit einer Bejoldung von mindeftens Fr. 600 und 
die Leitung des Männerchored mit Fr. 100 übertragen werden. Ans 
meldungen bis 30. März 1908 nimmt entgegen die Anftaltödireftion 


Hochw. H. A. Wunderli, Pfr. in Haiferftuhl, Aargau, Präfident. 
Hochw. H. 2. Seiler, Pir. in Hlingnau, Altuar. 294 


Offene Lehreritelle. 


Un die Knaben-Oberfchule Buochs (Nidwalden) wird ein Lehrer 
geſucht. Gehalt 1700 Fr. event. 1800 Fr. Antritt anfangs Mai 1908. 
Anmeldungen unter Beilage von Zeugniffen find an den Schulrat 








Buochs zu richten, welcher nähern Aufſchluß erteilt. 2885 
Wilh. Baumann 5 LOSE F [=] 
Rolladenfabrik (ER 
Hergem (Schweiz). a1 Fr. der Zuger Stadtthea- 


Holzrolladen |: iercheiterie — (Extra Emission) 
aller Systeme Haupttreffer : Fr. 40,000 Fr. 20,000 und 
Roll- zwei ä Fr, 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 

= und Ziehungslistenä 20 Ct. versendet das 
Jalousien Bureau der Stadttheater- 


m. eisener Feder- Lotterie in Zug. (# 600 Lx. 20) 
walze eingef. 1892; 


vorzüglich bewährt Kath. Geistlicher 3533 
7 elle, lieb- 
bes, für Schulhäuser | sten an einer Erziehungsanstalt. ct —— 











Roll- 2%6 an H. Haasenstein und Vogler, Luzern. 
ehutzwände 
SOHLE REDES J N ſe T (dl f 4 





find an bie Herren Zaaſenſtein & Bog- 
+ Verlangen Sie Prospekte! — ler in £nzern zu richten. 


Betlage’zi’ilr. 18 der „Pädag. Blätter‘. 


Christliche Schule und neueste Psychologie. 
(Bon Dr. P. Gregor Rod, O. S. B., Stift Einfiedeln.) 


Kritik, Neuerung, Korrektur, Bekenntnis einfeitiger Verirrung und 
Ueberireibung, Geltendmadung aller Fortichritte der Kultur find gegen» 
wärtig ouf dem Schulgebiete genugjam in erfreulider und minder er. 
freulicder Art zu beobachten. Gegenüber den tiefen grundfäglichen fragen 
find die mehr technifchen und finanziellen zwar viel zahlreicher, jogar 
dem augenblidlichen Intereſſe näher gerüdt, an Bedeutung für Betrieb 
und Wert der Schule aber jehr untergeordnet. Keinem wird entgehen, daß 
die Welt- und Lebendauffaflungen, welde mit dem tatfächlichen Leben 
engftend verbunden find wie Krone, Blüten und Früchte mit Stamm, 
Wurzel und Boden, — immer wieder, bewußt und unbemwußt, zur 
Geltung fommen. 

In der Bordrängung der feruellen Frage und bes feruellen Unter- 
tichtes, jomwie in der Art, wie diefer don der Schule gefordert wurde, 
traten ganze Lebendauffafjungen und Lebensarten zu Tage. Man bat 
die Offenbarungslehre und die Erfahrungsweisheit des Chriftentums 
und der Kirche mit den modernften Forderungen verglichen; die grund- 
fägliche und praftifche Klaͤrung it allmählich durchgedrungen ; die beften 
Darlegungen haben nachgewielen, daß das Modernfte recht viel Moder- 
geruch aushaucht und die fittliche Menſchheit zum vermodern führen 
müßte. Aber man bat doch auch manches Pofitive gelernt. 

Aehnlicherweife dürften andere fragen zur Sprache fommen, wohl 
unter den erften die über die Stellung zur neueften Piychologie. 


I 


Stellung der Pſychologie in der Schule. 

Daß die Piychologie ein gewichtiged Wort in der Schule zu ſpre— 
Ken Hat, ift wohl allgemein anertannt. Seine Lehrerbildungsanftalt 
ohne piychologifche Einführung. Aber über die Stellung der Piycholo- 
gie in der Schule, ihre Bedeutung fpeziell für den Unterricht, werden 
verjchiedene Anfichten vorgetragen. 

Chriſtus und das Ehriftentum find in die Welt getreten mit der 
beftimmten Abficht, die Menſchen zu retten, die Menjchen Heil und 
Heilig zu machen. Dabei hat man den ganzen Menfchen in der Ein— 
beit von Leib und Seele im Auge. „Geheiligt dem Leib und dem Gei— 
fie nach“ — ift ein Hauptgedanke des Völferlehrerd Paulus. Und der 


— 2 — 


Heiland Hat leiblich geheilt, um zum vollen Leben in Gott durch den 
Blauben emporzurichten, Der, welcher lehrt: „Was nüßt ed dem Men⸗ 
ſchen, wenn er die geſamte Welt gewinnt, aber irgend Einbuße an jei- 
ner Seele leidet“, erflärt doch: „Wer einen Trunk friſchen Waſſers bietet, 
verliert jeinen Lohn nicht,“ — und die Werke leiblichen Wohltund ent« 
fheiden beim Gerichte. Die Lehre, melde ald Devife verkündet: „Seid 
vollkommen!“ fügt folgerichtig bei: „Man jehe euere guten Werke!“ 
Das Alles gilt für das Leben auf der Erde, und nur ſolches Leben reift 
aus für glüdliche Ewigkeit. 

Weil das Ehriftentum den ganzen Menjchen ind Auge faßt, fo 
muß es vor allem auf das Befte und Größte in ihm gehen. Ohne das 
wäre er bei weitem niemals ganz, durch dieſes aber erhält alles feine 
echte Art und Ordnung und Pflege. Das Befte und Höchfie aber ift 
dad Seelenleben und zwar das geiftige Seelenleben — und das 
wieder endgültig auf Gott hin: das Gottesleben des ſeeliſchen 
Menſchen. So ift die hriftliche Religion zunächſt Seelenrettung und 
Seelenpflege, aber der mit dem Leib innigft vereinten Seele, welche den 
Leib zu ihrem Werkzeuge hat, in dem und mit dem fie lebt und mächft, 
den fie durch das Leben mit ihm ſich bildet. Es iftdas Bildung von 
oben nach der wahren Natur der Seele und des Menſchen — im Ges 
genjaß zu einer gewiflen Bildung von unten, wo alles nur nach dem 
Leibe beurteilt und gehalten wird, 

So erſcheint ala chriftliches Fdeal der eine, nach Leib und Seele 
ganz entwickelte Menſch, dem das der Natur der Seele entiprechende 
Leben den Charakter gibt, der endgültig auf Gott gerichtet ift, aber, 
weil der Geilt in Wirkſamkeit lebt, waͤchſt und ausreift, in tüchtiger 
Tätigkeit alles menſchlich Gute wirkt. Der Apoftel zeichnet den Ehriften 
furz mit den Worten: „Er, der Menjch, wie Gott ihn will, fei voll« 
fommen, zu jedem guten Werke ausgerüſtet“ (2 Tim. 3, 17.); 

Diefem hoben Ziel fol aud, und vorzüglich, die Schule dienen. 
Die Kirche hat von Anfang an den Wert der Schule und deren Not« 
wendigkeit wohl erfaßt. Sie bat gefucht, alle zur Schule zu bringen — 
freilich zunächſt, um fie in die chriftliche Lehre und Religion einzuführen. 
Aber der einheitliche Zujammenhang aller Lebensgebiete, die praktische 
Verwirklihung des chriftlichen Lebens, der Sinn für die Bebürfniffe 
der Menſchen trieben allenthalben dazu, Schule und Unterricht ſoviel 
ald möglich auf die verfchiedenen Gebiete de Lebens und der Bebürf- 
nifje außzudehnen, Eine gute Schule war der Kirche eine der beften 
und wirkſamſten Erfüllungen der geiftigen wie leiblichen Liebeswerke. 
So hielt man es bis zu den Hochſchulen, wie gar mande Gründungs⸗ 
und Dotationdurkunden herrlich bemeifen. 


— 3 — 


Die chriſtliche Schule war und iſt die von dec Liebe des Herrn 
und feinem Gebote: Seid vollkommen! gegründete Schule. Sie will die 
Jugend hberanbilden helfen, daß ganze Ehriften, tüchtig und entjchloffen 
zum guten Wirken, erwachſen. Nach diefem Biel und in diefem Geijle 
wird fie bis ind Einzelne geordnet. Es gibt da fein bloßes Nebenein- 
ander von Fächern. Der einheitlih barmonijch entwidelte 
Menſch, von dem Chriſtus die Grumdzüge gezeichnet und dem er die 
großen Lebendrichtungen gegeben hat, bleibt maßgebend, Darum 
herrſcht in der chriſtlichen Schule eine dem Menjchenmejen entiprechende 
Ginheit. Umd wo dieſe waltet, da allein kann und wird der Menſch 
heranwachſen in jener ftarfen Lebendeinheit, welche den Charakter 
bedingt. Die konjequent chriſtliche Schule ift auch Charakterſchule, — 
und fagen wir fühn: nur fie ift das. i 

Man Hagt fo viel über Mangel an Charakter. Es find hiefür 
der Urfachen viele. Aber nach der Enthriftlihung der Familie fteht in 
erfter Reihe die Entchriſtlichung der Schule, der Mangel an barmonifch 
einheitlicher Auffaffung des Menfchen und des Lebens und an ber ent« 
ſprechenden Durchgeftaltung der Schule und des Unterrichtes. 

Damit wären wir bei fragen angelangt, die im neuefter Zeit 
wieder ernftlicher beiprodhen werden. Als Ziel des Unterrichted, und 
zwar als höchſtes Ziel, wird von vielen, bejonder® aus der Herbart— 
Zillerſchen Schule die Pflanzung der Gefinnung und der fittlichen 
Kebenstüchtigkeit Hingeftellt. — Gefinnung, wenn nad ihrem Vollbegriff 
gefaßt, Ichließt Charakter und fittliche Entjchlofjfenheit in fih. Dann 
fann jene Forderung nur bedeuten: Aller Unterricht joll derart jein, 
daß als einigended Band, ald Seele alle Willen? und Könnens, eine 
beftimmte Lebenägefinnung gepflanzt wird, mit welcher der Menfch allein 
befähigt ift, ala fittliher Menjch und Charakter zu leben mit feinem 
andermeitigen Wifjen und Können, und welche ihn weiterhin antreiben 
und leiten wird, fein Wiffen und Können zu erweitern und fortzubilden, 
wie es dad tüchtige Leben in den tatjächlichen Berhältniffen verlangt. 

Nur jchade, daß mit fo allgemeinen Ausdrüden nicht gefagt wird, 
worin denn diefe Gefinnung und die echte fittliche Lebenstüchtigfeit be= 
fteht. Erſt dann fönnten wir fie felber und den ihr ſchließlich dienen- 
den Unterricht beurteilen, Auch mit dem bloß „Allgemein Menſchlichen“ 
oder mit — der „Bürgergefinnung“ und „bürgerlichen Sittlichteit“ ift 
berzlihd wenig — und doc viel gejagt. Herzlich wenig, weil dad 
„Menjchliche” zu allgemein ift und doch jchon die verjchiedenften Aus— 
legungen findet, und meil die „bürgerliche Sittlichleit“ nur ein Teil 
der ganzen Sittlickeit it — und jo gern, ſtatt objektive Wahrheit, 


— 4 —— 


Parteiſinn bedeutet, d. h. Lebensfinn nad Auffaffung einer herrſchenden 
Richtung. 

Viel wird damit gejagt, weil, wer da ftehen bleibt — beim all- 
gemein Menſchlichen oder. rein Bürgerlichen, das hriftliche Leben nicht 
ald das zu erftrebende anerkennt, zum mindeften feine wirklich chriftliche 
Schule mill. 

Immerhin jedoch geben bie, welche jagen, das endgültige Ziel bes 
Unterrichtes ſoll Gefinnung, fittliche Lebensführung fein, der Schule eine 
einheitliche Beftimmung, Seele und Würde und naturgemäßen Zu— 
fammenbang mit dem Leben. Anders neuefte Stimmen mit fcharfer 
Kritik der Herbart-Billerfchen Auffaffung. Dr. Meßmer fchreibt in feiner 
Didaktik: „Ed wäre ein logifcher fehler, das Sittliche ald den Gipfel: 
punkt alles Wiſſens darzuftellen..... Den Fehler begeht man, wenn 
das Sittliche ald Zweck aller Erziehung erklärt wird... .. Die Selb- 
ſtändigkeit ift der einheitliche Erziehungszweck, der für alle Gebiete 
in gleicher Weije gilt. Es ift durchaus ungerechtfertigt, das fittlide Tun 
Ihlehthin zum oberften Erziehungszweck auch der intellektuellen Bildung 
zu maden.“ 

Alfo nicht das Sittliche ift höchſter Zweck der Erziehung und des 
Wiſſens, fondern die Selbftändigkeit. Iſt das „logiſch“ richtig ? 

Wir werden fragen müflen: Was ift das Sittlihe? Sittlich 
ift die richtige und gute Lebensart, das Sittliche aber die Gefamtheit 
diefer einheitlich geordneten guten Lebensarten des einen ganzen Menfchen 
— als eines vernünftig wollenden Wejend. Wer nun wiſſen will, wel- 
ches gute Lebensart ift, der muß auf die Menfchennatur mit ihren An« 
lagen jehen — in dem ganzen Zufammenhang mit der ihn umgebenden 
Wirklichkeit. Sittlich ift eiwas in dem Maffe, ala es gute Verwirklichung 
und Betätigung diefer Menfchennatur ift. 

Das ift der rein wiſſenſchaftliche, allgemeine Begriff des Sittlichen. 
Gewöhnlich ſtellt man auf den Hiftorifchen Tatbeftand ab, verfleht 3. B. 
darunter dad mit dem chriftlichen Sittengefeße Uebereinftimmende, das 
wirklich Ehriftliche. 

Die höchſten Anlagen im Menſchen find Vernunft und Wille. 
In ihrer guten Betätigung und im der durch fie geleiteten, von ihnen 
bejeelten Betätigung des einen ganzen Leben liegt das Sittlihe. Nun 
aber ift die Natur ded Menſchen eine einheitliche, Leib und Seele mit 
den verfchiedenen Organen und Fähigkeiten machen eine wunderbare Ein- 
beit aus. Die Harmonie aller Teile im richtiger Ueber- und Unter- 
ordnung und ihre einheitliche Betätigung im Leben gehören mejentlich 
zum Sittlihen. Das Sittlide macht den Menſchen zu einem ganzen 


_— 4 5 De 


Menſchen und geftaltet demgemäß das Leben zu ganzem und einheitlichen 
Leben. Darum gibt es Feine menſchliche Anlage nod Betäti« 
gung, welde außer dem Bereich dead Sittlihen wäre, Jede 
Anlage und Fähigkeit hat ihre Eigenart, ebenfo jedes Lebensgebiet. Allein 
als ſolche find fie eingeordnet in dad Ganze des Lebens, und zu ihrer 
wahren Güte und Wirklichfeit gehört, daß fie beftimmt und beherrjcht 
find von den oberften Geſetzen des Gejamtlebend und deshalb auch 
von der oberften Kraft, durch welche dieje Einheit des Ganzen herge— 
ftellt wird, vom vernünftigen Willen. Auch die intelleftuelle Betätigung, 
ja fie vorzüglich, gehört in den Bereich des Sittlichen. Daß dieſe Fä— 
Higkeiten gut betätigt werden auf ihrem eigenen Gebiete, in ihrer eige- 
nen Art, aber au, daß fie im richtigen Zuſammenhang mit den an— 
dern Anlagen und LZebendgebieten betätigt werden, ift fittliche Forder— 
ung. Das Willen muß fittlicges Willen fein, fonft jchlägt e8 zum Ber- 
berben aud. Da? will nicht jagen, das Wiſſen babe fid nur mit dem 
Sittlihen zu befaflen, wohl aber, die Gewinnung, Pflege und Ber- 
wendung des Wiflens müflen fittliche Lebensbetätigungen fein und wie- 
der den Menfchen zu ſolchen verhelfen. 

Die Pflege der Wifjenjchaft ift eine der ernfteften und wertvollften 
Aufgaben des fittlichen Lebens der Menfchheit. Nur wo fie, in welcher 
Art fie ſonſt immer gepflegt wird, ald Forſchung, als Lehre oder jonft, 
vom Sinn und von der Kraft des Sittlichen befeelt und geleitet ift, 
findet fie eigene gefunde Güte und gereicht fie den Menfchen zum Se 
gen. Jeder folide Forſcher, die beiten Männer der Wiſſenſchaft ftunden 
völlig im Dienjte fittlicher Auffaffung. Und ein wahrer Lehrer, welcher 
feine ganze Wirkſamkeit, die Heinfte Vermittlung von Wiffen und Kön— 
nen an ein Kind, nicht auf ernften fittlichen Boden ftellt, ift gar fein 
Lehrer. Bleibt e8 für den Schuldienft — in oft harten Stunden doc 
der weihevollite ftärfende Troft, daB Bewußlſein zu befiten, man tue 
feine heilige Pflicht und erfülle ein hehres Lebenswert! 

Dieſes beiteht gerade darin, daß mit dem Unterriht Menſchen 
erzogen und tüdtig gemacht werden, menſchenwürdig, gut zu leben 
und zu wirken. Sie werden ed, wenn fie die für jolides Leben und 
Wirken geeigneten, allgemeinen und fachlichen Fähigkeiten und Kenntniffe 
befigen, aber befiten ald Mittel und Beftandteile des fittlichen Lebens. 
finned, um ala gute Menjchen zu leben. 

Was die bloße Vernunft auf ſolche Weife dartut, findet Beftäti« 
gung und übernatürliche Erhöhung durch die chriftliche Religion. Wie 
ihr die Lehrtätigkeit Gottesdienft wird, um das Geſchöpf Gottes tüchtig 
zu machen zu jeglicdem guten Wirken, fo ſoll diejes Geſchöpf, das Kind, 


4 6 — 


Fähigfeiten und Kenntniffe derart befommen, daß e3, vom chriftlichen 
Sinne befeelt, das hriftlichsfittliche Leben voller quter Werke betätige 
und durch dieſes außreife für die noch höhere Beitimmung nad dem 
Tode, 

Wo diefe Auffaffung nicht maßgebend ift, wo dieſe fittlichen Ziele 
nicht mit allem und jedem Unterricht verfolgt werden, da ift freilich die 
wahre Einheit in der Schule dahin, aber auch die Eharokterbildung und 
der Lebendfegen. Die Leute lernen wohl vieles, aber mit welchem Sinne? 
— und darum auch: wie? fie können manches, aber zum Schlimmen 
wie zum Guten, find geichult, aber nicht gebildet als Menjchen, nicht 
unterrichtet, weil die Richtung des Lebens fehlt. 

Unter den Ethilern gibt ed manche, welche meiner, ein eigener 
ethifcher Unterricht in der Schule fei nicht recht. Warum? Nicht, 
weil der Unterricht überhaupt ala höchſtes Ziel nicht das Sittliche habe, 
fondern meil jeder Unterricht als weſentlichen Beftandteil fittliden Sinn 
befigen müffe und den Menſchen zum fittlichetüchtigen Leben zu befä- 
higen habe. Ob man age, die Schule habe gute, für ihre Zeit tüdh- 
tige Menſchen zu bilden oder gute Bürger oder gute Chrijten uſw. — 
immer wird damit ausgeſprochen, einheitliche Endziel alles Unterrich- 
tes fei das Sittliche, jened Leben, welches man ald das fittliche und 
gute anfieht. 

68 ift durchaus fein „logifcher Fehler, das Sittliche ald Gipfel- 
punkt alles Wiſſens darzuftellen,* auch nicht, ed „als Zweck aller Er. 
ziehung“ zu erflären, Im Gegenteil, die bloße Wahrheit, daß das Wif- 
jen menſchliche Lebenäbetätigung, und zwar der vornehmſten eine ift, 
zwingt logifch zum Schluße: Alfo muß es dem Sittlihen, dem einen 
ganzen Menfchenleben und feiner Ordnung eingeordnet werden, und es 
ift nar gut, ſoweit e8 zu diejem Leben beiträgt. — Ebenfo liegt im Be- 
griff „Erziehung“ einheitliche Heranbildung des ganzen Menjchen zu 
einheitlichen tüchtigem Dafein und Leben, Wer aber fo ift, ift fittlich. 
Zu diefem Scluffe zwingt die Logif. 

Wir haben heutzutage, angeſichts der Erfahrungen, die man genug— 
fam macht, weil man diefe Grundwahrheit nicht folgerichtig zum Fun— 
dament der ganzen Schule und des Unterrichte genommen bat, Urſache 
genug, mit größter Entjchietenheit für fie einzutreten. Freilich um das 
recht zu können, um das Sittliche ald höchſten Zweck anzuftreben, muß 
man über diejed Sittliche jelbft im Klaren fein — und das nicht bloß 
nad einigen allgemeinften Grundforderungen, wie: ſei wahrhaft, gerecht, 
wohlwollend ufw., jondern nad der wahren Natur und Beſtimmung 
des Menfchen und feiner Stellung in Welt und Wirklichkeit, Das ift 


— 7 8 


nur im Chriſteatum der Kirche zu finden. Auch dieſe Ueberlegungen 
zeigen wieder den unvergleichlihen Wert der einheitlich chriftlicden und 
konfeſſionellen Schule. 

Wie fieht e8 aber mit der andern Behauptung: „Die Selbftän- 
digkeit ift der einheitliche Erziehungszweck, der für alle Gebiete in gleicher 
Weife gilt“? 

Borerft gehört Selbftändigkeit zur fittlichen Bildung. Bildung 
bejagt Herauögeftaltung und Verwirklichung des menjchlichen Weſens mit 
feinen Anlagen zu einem einheitlich ganzen Menſchen und Leben. Se 
mehr aber der Menſch ift, defto felbftändiger ift er. Selſtändigkeit be— 
fitzen beißt: jelber ftehen, jelber fein, jelber tun, und das feßt eigenen innern 
Gehalt, foliden Gehalt mit eigener, von innen kommender Triebkraft 
und Tätigkeit voraus, Nur ſoweit kann von Sittlichkeit die Rede fein, 
ald der Menſch zum guten Leben und Benehmen diefe Selbftändigkeit er- 
reicht hat. Sittliche Selbf'ändigkeit gehört zum Stadium wahrer Tu— 
gend und audgewechjener Sittlichkeit.. Und wie die echte Sittlichkeit vom 
vernünftigen Willendleben aus den ganzen Menſchen in feinen leiblichen 
und geiftigen Anlagen, fowie auf den verjchiedenen Gebieten des Lebens 
und Wirkend, mie es deren eigenartigen Güte entfpricht, harmoniſch auß« 
bildet — die Seele ift, weldde den Menjchen auswachſen macht und ge» 
ftaltet, um als Menſch, d. 5. fittlich und gut zu leben, ebenjo macht die 
ſittliche Selbftändigkeit, daß der Menjch überhaupt auf den Einzelgebieten 
des Lebend und mit den eigenen verfchiedenen Kräften von fich aus, nach 
feiner Fähigkeit und fo gut ald möglich in eigener Genügfamteit tätig ift. Der 
wahrhaft Sittliche ift jelbftändig, ja der Selbftändigfte und 
allein cihtig Selbftändige. Gewiſſenhaftigkeit allein gibt wahre 
Eelbftändigteit, fie aber bleibt erſte Fordernng des Eittlihen. Die Schule 
erziehe je viel ala möglich die Jugend, daß fie gemiffenhaft ihre Fähig- 
keiten an Leib und Seele gebraudt und gemwifienhaft in Urteilen, Reden 
und Handeln mit allem umgeht, und fie bildet ficher jelbftändig tüdhtige 
Menſchen. 

Selbſtändigleit! für alle Gebiete im gleicher Weiſe! — Aber der 
Begriff „Selbftändigkeit“ bezeichnet doch nureinen Zuftand, der bei allen 
mögliden Arten vorlommen kann. So gut man von einem volllommenen, 
ausgemachten, vollendeten Dieb, Betrüger, Tyranıen u. a, reden fann, 
wie von vollendeten Ehrenmännern, Kaufleuten, Beamten, Lehrern, Künft« 
lern u. a., gerade jo gut gibt es felbftändige Aburteiler und jelbftändige 
Denker, jelbftändige Verbrecher und jelbitändige Biedermänner, gar nicht 
wenige jelbftändige Frechlinge. Fa, echte Selbfländigkeit hat nur der 
fittlih Gute, bei den andern ftedt immer ein großes Maß Unſelbſtändigkeit. 


4 8 Deu 


Allein das Verhältnis ift das: fittlie, wahre Güte wo immer 
ſchließt Selbftändigfeit ein, wo dagegen die Selbftändigfeit jo für fi 
in den Vordergrund gerüdt wird, da treffen wir meift Abfall von ber 
foliden Güte, weil nicht zunächſt und an ſich dieje, ſondern nur Selb» 
ftändigfeit gejucht wird. 

Nochmals: Erziehung und Schule find nur richtig, wenn fie den 
heranwachſenden Menſchen jo bilden und ziehen, daß er von ſich aus, 
mit eigenem Trieb und Willen, jelbftändig feine Kräfte und Fähigkeiten 
betätigt und bildet, daß er felber geht und handelt, jelber mit eigenen 
Augen fiebt, ſelber Hört, denkt, urteilt u. |. w., nicht nad Drill und 
wie eine abgerichtete Mafchine. Doch joll er felber gut und richtig 
und gewiſſenhaft jehen, denken, urteilen, fchreiben, handeln, jelbs 
ſtändig tüchtig fein im Dienft de8 Guten — als guter Menſch und 
Chriſt. 

Wer irgendwie die Neigungen des Menſchenherzens überhaupt, 
wer die Schwäche der Jugend insbeſonders kennt, der weiß, wie heifel 
und verfehlt es ift, die Selbftändigfeit ald Schulziel der verſchiedenen 
Gebiete hervorzufehren jo für ſich allein. Wer echte Güte und Tüchtig- 
feit in Vordergrund ftellt, wie es allein berechtigt iſt, der erzieht Leute, 
die tüchtig, reell und bejcheiden find — mas noch alle wahrhaft großen 
und alle foliden Volksarten charakterifiert hat. 

Wer gut und tüchtig fein will, der wächſt folid heran, will nicht 
früher und weiter felbftändig jein als er durch eigenen Gehalt dazu 
befähigt ift — der wird allmählich ein ganzer Dann, aber fein frecher, 
unbejcheidener Junge und fein Eelbitgenügender und Alleiniger, der 
Selbſtändigkeit mit Rüdfichtslofigkeit, Rechthaberei Jund „cherei” ver« 
mengt. Die Schule tut wahrhaft befjer, der Jugend auf allen Gebieten 
Beiheidenheit mit Selbftändigleit vereint beizubringen, und 
das ohne langweilige Moralpredigt, auf dem kürzeſten Wege, indem fie 
tüchtige Betätigung der Menjchennatur und ihrer Anlagen, tüchtige 
Keuntniffe und Wirkſamkeit als Vollziel im Auge bat, Liebe für fie in 
die Herzen jenft und Wertung des eigenen Lebens und Tuns nad ihr, 

Das, von der bloßen Bernunft und der täglichen Erfahrung laut 
gefordert, ift Grundcharakter der hriftlichen Schule, die wahrhaft tüchtige, 
ganze Menichen will und darum mit diefer Tüchtigkeit und erreichbaren 
Vollmenſchlichkeit als Begleiterinnen und Segendengel für das Leben, 
und zumal in der Jugend mitgibt: Selbftändigkeit und Bejcheidenheit 
in einem. 

Nun wieder zur erften Hauptfrage. Menfchenbildung zu fittlich 
geordnetem, tüchtigem und darum gejegnetem und glüdlicdem Chriften- 


leben ift Aufgabe und Biel der chriftlihen Schule. Wer aber ſolche 
Menjchenbildung anftrebt, der muß den Menſchen nach feiner beiten Art 
fennen und dieſes Befte zu entwideln fuchen. Das machen ſchon die 
Züchter bei den Tieren. Beim Menſchen gibt's aber was unendlich 
Beflered als leibliche Raffenzucht, wie manche Zoologen die Bildung und 
Erziehung bauptfächlich verftehen. Ya, ohne jedes Bedenken ift zu jagen: 
Eine Menjchheit ohne Seelenbildung ift auch eine leiblich verfommene 
Menſchheit. Was den Menjchen zum Menſchen macht, ift feine Seele, 
und zwar die intelligente, vernünftig wollende Seele, lebend in und mit 
dem Leibe und feinen Organen. 

Es gibt eine Bildung von unten und eine Bildung von oben. 
Jene ftubiert den Leib, feine Organe, deren Entwidlung und Tätigkeit. 
Sie leugnet die höhern Tätigkeiten vielfach nicht, aber fie deutet und 
behandelt fie einjeitig nach der Auffaſſungsweiſe, welche fie ſich vom Leib» 
lichen gebildet hat. Das Leiblid-Organijche ald Grundlage und Boraus«- 
fegung des Seelifch-Geiftigen und mit diefem zur natürlichen Einheit 
innigft verbunden, wird beinahe ala dad Ganze behandelt, wenigſtens 
ald das GEntjcheidende und Maßgebende. Es gibt eine leiblichegeiftige 
Schulung und Bildung. 

Die andere Art faßt unmittelbar dad höhere Menfchliche, dad Ser- 
life und Geiftige ind Auge. Das ift ihr das entjcheidend Wertvolle, 
das Zultiviert fie ald ſolches. Auch da kommen verkehrte Einfeitig- 
feiten und Mißdeutungen vor. Man verfennt die Leiblichegeiftige Einheit, 
ftudiert dad Organijche und defjen Bedeutung zu wenig, begeht arge 
Fehlgriffe und verbildet und kommt fo auch zu feiner tüchtigen Seelen- 
und Geiftesbildbung. Dem gegenüber find dann gegenteilige Reaktionen 
mit begeiftertem Anhang von ihrem erjten Auftreten an ſehr erklaͤrlich. 
Doch wird niemand beftreiten, daß wahre Bildung und Schulung dad 
Ganze des Menjchen und des Lebens unmittelbar zu erfaſſen haben und 
in diefem Ganzen wieder deſſen wichtigften Beftandteil, dad Seelijch- 
Geiftige, und daß dieſes in der Erziehung und Schulung des Kindes 
ald berrfchend und maßgebend genommen und alles auf es hin beurteilt, 
entwidelt und gebildet werden muß. Auf jolche richtige Weiſe wird 
jeder Zeil an unferem Wejen, jedes Organ und jede Fähigkeit in ihrer 
eigenen Natur und Bedeutung forgiam gewürdigt und gepflegt, aber 
ftet3 im naturgemäßen Bujammenhang, wirklich ald Zeil und fo als 
bejeelt und beftimmt für das vernünftigwollende Geiftesleben und erft 
in geordneter Bereinigung mit diejem ald wahrhaft menſchlicher Zeil, 
Dad gilt von der Hand, ihrer Bildung und ihrem Gebraud, vom 
Auge, vom Obr, von der Zunge, vom Gedächtnis, von der Phantafie, 


4 10 — 


fur; von allen Zeilen, je nad ihrer Art und Stellung im einheitlich 
ganzen Leben. Der Menſch, der jo erzogen und gejchult ift und derart 
lebt, der ift vernünftiges Weſen, und alles an ihm hat die Natur, 
Würde und Bildung der Vernünftigkeit und echten Menfchenart. 

Dielleiht hält man dem entgegen: Dem Werden und darum der 
Erziehung und Schulung nad und der Grundlage nad) geht dad Leib» 
lie und Organifhe voraus, Dem Erften gehöre die erſte Pflege. — 
Dir ftoßen biemit auf ein Prinzip, das auf andern Gebieten auch ſchon 
geltend gemacht wurde, aber immer wieder aus der Natur der Sade 
und aus den Folgen als unhaltbar fi erwied. Auf bkonomiſchem Ge- 
biete lehrten mande: Dad Materielle ift Boden, Grundlage und Erfles 
im Leben, fogar nach jeiner Geftaltung erwachjen die verjchiedenen Ar- 
ten don GSittlichkeit; darum kommt ihm die erfte Bedeutung zu, ed 
berriht und wird nicht beherriht. Wir haben die Frage nach dem 
Verhältnis zwiſchen Materiellem, Natur und Geift. 

Das Erfte der Entwidlung und dem Dafein nach ift nicht immer 
dad Belle. Die Grundlage richtet fi, wo Zweckmaͤßigkeit herrſcht, nach 
dem Bau, auch wenn man fie zuerft herſtellt. Zuerſt gedacht wird an 
den ganzen Bau, und nad ihm und defjen beiten Zeilen wird auch das 
Bundament geftaltet, jelbft wenn man zugleich mit der Eigenart biejed 
Fundamentes ſelbſt und defien Material rechnen muß. — Der Menſch 
ift wunderbarft einheitliches Wejen. Bon Natur ift da alles und jedes auf 
vernünftig-wollended Leben Hin veranlagt. Die vernünftig-wollende 
Seele durchdringt, belebt und beherrſcht den Leib. Sie fol ihn fid 
bilden. Das geſchieht nur, fofern fie als ſolche richtig ſich betätigt in 
ihm und mit ihm. Und das wieder kann nur gejchehen von erfter 
Jugend an, wenn die Erziehung von intelligentem Wollen geleitete und 
geübte ift, mit Hinblid auf das echte höhere Seelenleben des gut er- 
wachſenen Menſchen gehandhabt, und wenn, ſoweit Alter es geftattet, 
dieſes Seelenleben geweckt und zur Betätigung gebracht wird. 

Man beachte wohl, die in Leib und Seele liegenden Lebensfähig- 
keiten können nicht wie Blätter einer Blume genommen und bon eine 
ander im wirklichen Leben, vorab im Kindesleben, getrennt werden. In 
den Lebenstätigkeiten ift der ganze Menjc tätig, und was wir theoretifch 
ausjcheiden, ift in Wirklichkeit konkret, d. 5. verwachſen, ein Ganzes. 
Nur kommt drauf an, welches Leben im lebentwedenden Erzieher walte. 
Wie man ift, jo wirft und wedt man im andern, an den man fi 
wendet. Wie oft flaunen wir, daB dieſer oder jener Lehrer, fogar Mut« 
ter, wie man jagt, die rechten Saiten treffen, die wunderbarſten Seelen- 
und Lebenleiftungen audlöjen, während andere laut deflamieren: Ja, 


— 11 — 


das iſt nicht für Kinder! Kindiſch und kindlich find doch verſchiedene 
Arten. Kindifh bat Unvernünftiges, Willendelended an fih, kindlich 
zeigt den ganzen edlen Menjchen, nur in feinen Anfängen. 

Aus alledem möüfjen wir folgern: Die Schule und auch jeder Un« 
terricht haben als maßgebend entjcheidendes Ziel die Heranbildung des 
ganzen Menjchen zu einem Vollmenſchen mit tüchtigem Leben. Was 
nicht nad dem bemefjen ijt und dem nicht dient, ift verfehlt. Der Un- 
terricht muß durchaus jo gehalten werden, daß er dem Grundjaße folgt: 
Der Unterricht, jedes Fach für die Kinder zu Menſchen, 
nie die Kinder für den Unterriht oder dad Fach — zu Berbildeten. 
Wenn aber da3, bann joll man aud den ganzen Menfchen, defjen kon- 
fretes Weſen, Anlagen, Fähigkeiten kennen und vorher noch willen, wie 
der gut entwidelte Menſch fein fol. Wiſſenſchaftliche Kenntnis des 
Menſchen, feiner Organe, Kräfte, Fähigkeiten, ihrer Entwicklung, ihrer 
Betätigung, ihred gegenfeitigen VBerhältniffes und ihres Zufammenmwir« 
fend. Dad wäre Anthropologie im weitern Sinne Menjchen- 
kenntnis braucht jeder Erzieher und Schulmann — das weiß jeder; 
allein die bloß alltägliche aus der praftifchen Erfahrung mit findigem, 
eigend veranlagtem Auge, die auch ſehr wertvoll ift, wertvoller ala 
manche gelehrte Zheorie im Kopfe, reicht nicht aus. Wie überall, fo 
vorzüglich hier heiſchen wir eine Kenntnis, welche der ficher gewonnenen 
Wiſſenſchaft folg. Somatologie, Piychologie u. ſ. w. haben An« 
Ipruch, gehört zu werden. Mit vollem Recht verlangt die Medizin in 
ihren verjchiedenen Zweigen, ein Wort mitzufprecdhen. 

Der befte und reichfte Teil diefer Anthropologie im vollen Einne 
des Wortes fällt der Pſychologie zu, jo gut wie dad Pſychiſche der 
weitaus reichite und bedeutungsvollfte Faktor des Lebens iſt. Obne 
fidere und eingehende piychologiiche Kenntniſſe ift eine gute Schulung, 
wie fie dem Menſchenweſen entjpricht, richtig erfolgreich wirkt und mahr- 
haft menjchliches Leben zieht und bildet, unmöglid. Anthropologie 
und Piychologie bilden die Grundlagen der Erziehung 
und au jeglichen Unterrichte, der ganzen Schule. 

Anderer Meinung ift Dr. Meßmer. Er fchreibt in der Didaktik: 
„Die Didaktik empfängt nicht von der Piychologie ihre Geſetze, ſondern 
jte bearbeitet das Pſhchiſche gemäß ihren eigenen Prinzipien.“ 

Um jedes Mißverftändnis zu verhüten, fei hervorgehoben: Bon 
der Didaktik, nicht etwa allgemein von der Pädagogik oder von ber 
Schule wird geſprochen. — Der Unterricht im engern Sinne ift Gegen- 
Hand der Didaktik. Niemand beftreitet, daß die Forſchung fich eigens 
mit ihm befafjen kann und fol. Nur dann, wenn er als folder, an 


» 


— 12 — 


und für ſich Objekt der Unterſuchung wird, kann ein richtiges, allſeitiges 
und eingehendes Verſtändnis von ihm gewonnen werden. In dieſem 
Sinne muß die Didaktik auch eine eigene, ſelbſtändige Wiſſenſchaft ſein. 
— Weil fie weſentlich praktiſcher Art iſt, hat ſie Aufgabe und Ziel des 
Unterrichtes ins Auge zu faſſen und hauptſächlich von da die Prinzipien 
zu gewinnen, aus der Natur und dem Zwecke des Unterrichtes ſelbſt. 
So iſt fie ſelbſtaͤndig und hat fie ihre eigenen Prinzipien. 

Weil die Didaktik als eigene, ſelbſtändige Wiſſenſchaft den Unter« 
richt als ſolchen, und nur diefen zum Gegenftande hat, jo erforjcht und 
beipricht fie nur, was in den Bereich des Unterrichtes fallt und nur 
jo weit, als dabei der Unterricht in Frage fommt. Genau und richtig 
bat Dr. Meßmer dies dargelegt. Daraus folgt, daß die Didaktik fein 
bloßer Teil der Piychologie ift, daß die Forſchungsprinzipien und bie 
Forſchungsmethode, welche der Natur tes jeweiligen, beſonders eigenen 
Gegenftandes der betreffenden Wiſſenſchaft entiprechen, in der Piychologie 
und der Didaktik verfchieden find, daß die Piycholoyie jehr viel beipricht, 
was nicht in die Didaktik gehört, und umgekehrt, daß die Didaktik recht 
manches eingehend erörtert, was die Piychologie läft. Man kann jagen: 
was vom Piychiichen in die Didaktik gehört, dad Hat die Didaktik zu 
entjcheiden, obwohl die Didaltik, um ganz richtig zu fprechen, fo völlig 
jelbftändig ebenfo wenig ift als andere Wiſſenſchaften. Es ift gar nicht 
jelten gefchehen, und die neuefte Zeit gibt Beilpiele genug, daß andere 
Forſcher, eben weil in der Wirklichkeit beifammen, konkret ift, was bie 
Spezialwifjenichaften abftraft trennen, in die Realität und den Zujam- 
menhang der Dinge, ded Leben? und des Schulbetriebes Blide taten, 
die man bei Didaktikern umfonft juchte, und daß fie erllärten: Das ge» 
hört auch zum richtigen Unterricht, und daß fo die Didaktik ſich nicht 
verfteifen fonnte: Ich bin jelbftändige Wifjenichaft und beftimme, mas 
in meinen Bereich gehört. Man denke an die Forderungen der Medizin, 
der Phyfiologie, der Sozialmiffenihaften. Darum heißt es auch für die 
Didaktik: fie beftimme, aber laſſe fi auch beitimmen. Es gibt da 
feine abjolute Selbftändigfeit der Wiſſenſchaft, fo wenig als der gejchöpf- 
lichen Wirklichkeit in irgend einem Teile. Das find übertriebene Ein- 
feitigfeiten, die vor allem in den praktiſchen MWiffenjchaften unzuläfjig 
find, 

Und wenn die Didaktif „das Piychifche nach ihren eigenen Prin« 
zipien bearbeitet“, was foll da8 heißen? Eima: Sie habe die Erfennt« 
nifje der Piychologie nicht aufzunehmen und zu verwenden, fogar als 
grundlegend und maßgebend zu verwenden? Wer wird behaupten, die 
Medizin müfle nicht die Kenntniffe und Geſetze der Phyſik und Chemie 


4 13 — 


anerfennen und verwenden, ald grundlegend verwenden ? Sie müfle das 
Phyſiſche und Chemiſche jelber betreiben und bearbeiten und nicht von 
Phyſik und Chemie fi vorbilden und belehren laffen, um dann das 
Medizinifche richtig zu verftehen und feftzuftellen ? 

Die Wifjerjchaft ſei ein zutreffendes Abbild der Wirklichkeit. Diefe 
ift zu groß und reich für den forfchenden Menfchengeift und kann von 
verjchiedenen Seiten, Realitäten und Teilen erfaßt und betrachtet mwer« 
den. Geordniete Arbeitöteilung tut not. Wo aber geordnete Arbeits- 
teilung, da iſt Beicheidung und Anerkennung der andern, Selbftändigfeit 
mit Abhängigkeit und Einfügung in da® Ganze. Das find Grundge- 
feße der Wirklichkeit, fie find ed auch für alle Wiſſenſchaft. Sie bilde 
mit allen Spezialwiſſenſchaften auch ein organiſches Ganzes. 

Angemendet auf die Didaktik Heißt dad: Die Didaktik will wifjen- 
ſchaftlichen Einblid und Anleitung für den richtigen Unterricht geben. 
Beim Unterricht ift die Hauptjadhe das Rind und nit der 
Stoff. Aller und jeder Unterricht und Stoff, fo weit er überhaupt 
berechtigt ift, ift für die guie Ausbildung des jungen Menfchen da. 
Nach diefer ift er zu beurteilen und zu bemefjen und zwar fo viel ala 
mögli nad dem einzelnen Individuum. — Verſteht man unter dem 
Logifchen den rein fachlich geordneten Zufammenhang des Stoffes, wie 
er dem vernunftgemäßen Denken und Erfaſſen entipricht, jo ift die lo— 
gifche Darbietung des Stoffes, das logiſche Vorgehen im Unterrichten 
eine Haupiforderung. Der vernünftige Menſch wird nur jo zum ver» 
nünftigen Leben berangebildet. Allein die Vernunft ift nicht der ganze 
Menih; fie muß im naturgemäßen Bufammenhang mit dem ganzen 
Weſen gewedt, geübt, mit Kenntniffen ausgerüftet und gebildet werben. 
Der ganze eine Menſch ift für den Unterricht maßgebend, darum find 
für diefen grundlegend und beftimmend die Kenntniſſe und Geſetze des 
einheitlihen Menſchenweſens gemäß deflen Wahstum und Entwidlung. 
Das Berftändnis hiefür nun bietet die Anthropologie im oben gezeich- 
neten Sinne und in entjcheidender Weife vorab die Piychologie. Weit 
mebr als den Stoff der Fächer bat der Xehrer die Kinder des Unter- 
richtes, deren Faͤhigkeiten, Anlagen, Betätigungen zu fennen und zu 
beachten und nad) diefen den Stoff zu bieten und beizubringen. 

Was ift das? Lehren und unterrichten hat zwei Seiten. “Der 
Menſch wird erzogen und gebildet, einmal indem fein Leib mit defjen 
Organen und feine Seele mit ihren Fähigkeiten allmählich zur vollen 
Entwidlung und Wirklichkeit gebracht werden. Das gefchieht durch 
Hörderung und Hilfe des Wachtums und durch richtige Wedung, Be- 
täligung, Uebung. Das ift dad Allerwichtigfte: Gut gewwachjener, ganz 


— 144 — 


gewordener Menſch mit tüchtigen Organen und Kräften, bie er ſelber, 
ſelbſtaͤndig betätigt und in allen Lagen zu betätigen weiß und betätigen 
will. Was nützt ein riefiged Wiſſen beizubringen, logiſch — aber nicht 
darauf zu allererſt zu achten, daß die Leute Augen, Ohren, Hände, 
Willen, kurz ihre Fähigkeiten tüchtig, geſund und geübt haben und zu 
brauchen wiſſen. Nicht die Wiſſer find die Selbſtändigen und Tüchtigen, 
ſondern die ganz Gebildeten. 

Dann braucht der Menſch ein Maß von Kenntniſſen. Auch fie 
bat die Schule zu vermitteln. Erſt mit ihnen ift der Menſch mit feinen 
Fähigkeiten ausgebildet. Aber fie find nur Inhalt und Werkzeuge, die 
Fähigkeiten find die Gefäße oder befjer — die lebenden Kräfte, alſo das 
weit Wichtigere. 

Beide Beltandteile der Bildung gehen im Unterricht Hand in 
Hand. Das eine ohne dad andere ift nicht möglid. Möglich aber ift 
ein Unterricht, der den Stoff, dad Wiſſen vermittelt, logiſch vermittelt, 
in ſehr reihen Maße vermittelt, aus dem aber Leute mit verbildeten 
und unentwidelten, verfämmerten Organen und Fähigkeiten hervorgehen, 
Wiffer, aber feine vernünftige und gute Menſchen. Der Unterricht war 
logiſch, aber nicht anthropologiſch, noch pſychologiſch. Doc nein, weil 
dieſes nicht, auch nicht logisch im wahren Sinn, fondern bloß logiſtiſch. 

Da mir aber einmal eine Piychologie als eigene Wiſſenſchaft be» 
fiten, da diefe wirklich die Erkenntnis des Menſchenweſens, der Betä- 
tigung des Geelenlebend und jeiner Anlagen und Kräfte unmittelbar 
ala ſolche zum Ziele hat, jo folgt, dab die Didaktik diefe Kenntniſſe 
aufzunehmen und als grundlegend und maßgebend anzuerkennen und zu 
verwenden bat. „Dad Piychiiche nach eigenen Prinzipien bearbeiten“ 
fann und fol die Didaktif nur in dem Sinn, daß fie jo viel vom pſy— 
hologifhen Wiffen aufnimmt, als in ihren Bereih Fällt und fie zu 
ihren Aufgaben braudt, und daß fie auf Grund desſelben dartut, wie 
Unterricht, Stoffmahl und Darbietung und volle Beibringung des Stoffes 
gemäß dem piychologiihen Willen und dem richtigen Menjchen- und 
Seelenleben zu gejchehen haben. 


I, 
Die Art der Piyhologie für die Schule. 
Mit „Pſychologie“ wird gar manches benannt und geltend gemacht. 
Man hat jogar angefangen, nur mehr von PPſychiſchem“ zu ſpre— 
hen, das Wort „Piychologie“ fo viel ald möglich aber zu vermeiden. 
Das Pſychiſche im Leben anerkennt mau, feine eigene Seele dagegen 


— 4 15 — 


leugnet man. Dem Borwurf: Ihr treibt Piychologie ohne Seele, wollte 
man entgehen. Daß man da Halbheit hat, ift Har. Für diefe Leute 
ift dies ein Durchgangsſtadium der Wiſſenſchaft, dad Ende müßte jein, 
Beleitigung auch des Pſychiſchen und Erjegung des Ausdrudes durch 
einen die Sache, wie man fie meint, Marer bezeichnenden. — Solde 
Anfichten ſchwinden indes früher dahin als die Piychologie, fie dürften 
an der Unverdaulichkeit des Pſychiſchen mit einer eigenen Seelenſubſtanz 
au Grunde gehen. 

Unter Piychologie im weiteften Sinne verfieht man die Kenntnis 
bes jeelifchen Lebens, der Seelenfräfte und des Seelenwejend. Wer hierin 
über ein beſſeres Maß verfügt, wird manchmal Piychologe geheißen. — 
Leib und Seele bilden eine natürliche Einheit. Alle Lebensvorgänge 
und Tätigkeiten find Sache des einen Menjchen, Leib und Seele jind 
dabei beteiligt. Scheidet man das Seeliſche aus, weiſt man beftimmte 
Gruppen von Tätigkeiten der Piychologie zu, jo geichieht das nicht, ala 
ob fie nur Sache der Seele wären, fondern weil bei ihnen die Seele 
deutlicher hervortritt, ihr Hauptanteil am Lebensvorgange ſich aufdrängt, 
darum auch an ihnen und aus ihnen die Seele jelbft mit ihren Kräften 
und ihrer Natur erfennbar if. Das Hauptgediet der Piychologie, man 
fann fagen, die Pſychologie erftredt fih auf die Lebensvorgänge 
beim Menſchen, welche mit Bewußtſein begleitet find, von 
denen wir durch das Bewußtſein unmittelbare Kunde haben. 

Wie auf andern Gebieten auch, unterfcheiden wir eine Piychologie 
des bloß natürlichen, mehr oder weniger allgemein menfchlichen 
Erfahrens und Beobachtens. So hat jeder Menſch mehr oder weniger 
Piychologie. Wer über viele und folide, genaue derartige Kenntniffe 
verfügt, wird oft Piychologe genannt. Der gut Veranlagte und Ge- 
wedte kann zu einem jehr reichen und wertvollen Schatz von Einfichten 
gelangen und kann fie zu einem einheitlich geordneten Befigtum, Piy- 
chologie verarbeiten. 

Nicht im Gegenfaß zu diefer, aber ala höhere Art, die Kulturart 
fteht die wiffenfchaftliche Pfychologie da. Sie ift gewonnen durch 
berufämäßiges Beobachten und Forjchen nach beftimmter, für die Er— 
reichung des Wiſſens geeigneter Methode, und durch ſyſtematiſches DVer- 
arbeiten der Forſchungsergebniſſe. Das ganze, einheitlich geordnete, bis 
dahin erreichte Wifjen von den Seelentätigkeiten und dem Seelenwefen. 

Schon da muß mit Rüdficht auf neuefte Behauptungen berborge- 
hoben werden: Nicht die Wifjenfchaft allein, welche auß dem eigend be- 
triebenen Forſchen hervorgeht, gibt wertvolle Kenntnis oder gar allein 
der Beachtung und Befolgung würdige Einfichten. Der Fachmann leiftet 


wohl das Meifte und in der Regel auch do8 Beite. Doch wäre bie 
Menfchheit jehr übel daran, gerade auf dem Gebiete des Wiſſens, wenn 
e3 feine wertvollen Kenntniſſe gäbe ald von der berufsmäßigen Wiffen- 
Schaft. Nicht jelten wird diefe Heinlich und vernachläfligt Wichtiges, — 
praktiſche Köpfe mit ernftem Sinne gehen dem Wichtigen nad. Ihre 
ganze Denkungsart gibt ihnen weit wertvollere Einfichten ala die herr- 
Ichende Wiſſenſchaft. — Die Wiſſenſchaft mit ihrer oft recht einfeitigen 
und ungefunden Art der Methode verbildet biöweilen, daß die Leute 
einer unbefangenen Beobadtung und Ueberlegung faum mehr fähig find. 
„Se gelehrter, defto verkehrter“ ift nicht völlig aus der Luft geholt. Da 
bildet die natürlich ſchlichte Denkungsart, der gefunde Sinn mit jeiner 
Erkenntnis ein notwendige Korrektiv. — Weiterhin gibt es geniale 
Veranlagung, die befähigt, intuitiv, durch einficht8vollen Blid die Wirk— 
lichfeit gerade in ihrem tiefſſten Beſtand und in den mwichtigften Zuſam— 
menbängen befjer zu erfennen und fenntlich zu machen ald die grübelnde, 
mit allem Apparat arbeitende Wiſſenſchaft. — Vorzüglich gilt das 
immer für die Gebiete, auf denen ſolche Menſchen praktiſch tätig find 
mit wahrem fittlidem Ernſte. Die tiefften und reichften Einfichten in 
dad Menjchenleben gewinnt und hat gewöhnlich der, weldem das Leben 
die ernftefte Aufgabe ift, deren Löſung er fi praftijch widmet. Und Ein- 
blid und Verſtändnis des Seelenlebend und des Seelenweſens zeigen nur 
die recht, welchen eigenes, höheres und beſſeres Seelenleben heilige Sache 
ift, an der fie unabläfjig arbeiten, über die fie deshalb befjer nachdenken 
und die fie erleben. 

Daher ift für die Kenntnis des Seelifchen und der Seele jehr 
Wertvolles und praftifch einzig Wirkſames in Schriften, Biographien, 
Heußerungen folder Menjchen, eine Art Propheten, Genies dürfen fie 
beißen, enthalten, mit dem verglichen eine Maſſe „Wiſſenſchaftliches“ 
das reinfte Wucherwerk bildet. Diefe Piychologie it auh ein Schaf 
der Menſchheit, den vorzüäglid aud dieSchulebenüßen 
ſoll. 

Man meine alſo nicht, mit dem ſcheinbar vornehmen Bemerken: 
„Das iſt nicht wiſſenſchaftlich“, ſei alles abgetan. Sehr oft will was 
„wiſſenſchaftlich‘“ ſein und gehört zur Afterwiſſenſchaft. — Alle Wiffen- 
ſchaft iſt doch Stückwerk, es gibt alſo noch Platz für anderes Kennen; 
und die Wiſſenſchaft iſt nicht im Alleinbeſitz der Einſichtsfaäͤhigleit noch 
weniger als ſolche ſchon im Beſitz der beſten Einſichtsfähigkeit. Damit 
iſt freilich gar nicht geleugnet, daß der Wiſſenſchaft zum größten Teil 
führende Bedeutung zukommt. 

Nun kann das Verſtändnis des Seelenlebens, Pſychologie wieder 


— 4 17 — 


in verfchiedener Abficht gefucht und gepflegt werden, und daraus erwächft 
eine verſchieden geartete Piychologie. — Je nachdem man praktiſche Ziele 
verfolgt oder bloſſes Erkennen der ſeeliſchen Tätigkeiten, Vorgänge und 
ihrer Urſachen, der Seelenfräfte und des Seelenweſens jucht, ergibt fich 
praftifche oder aber theoretiſche Piychologie. Beide können für 
fih als Wiffenfchaften gepflegt werden, immerhin wird die praktiſche 
in ihren legten Erklärungen und Begründungen auf die theoretiiche ab- 
ftellen. 

Zu den bauptfähhlich praktiſchen Piychologien zählen die Spezial» 
piychologien verjchiedener Gebiete. So gibt es Medizinalpfychologie, 
Kriminalpfychologie, Verkehrspſychologie, die Schulpiychologie u. |. m. 
Praktiiche Piychologie Überhaupt ala eigene Wifjenichaft iſt die Willen- 
ſchaft von der richtig guten Betätigung und Pflege des Seelenlebeng und 
der ihm dienenden Kräfte und Fähigkeiten, 

Die chriſtliche Religion, obwohl Sache des ganzen Menichen, ift 
doch zunächſt und hauptſächlich Betätigung des Seelenlebend und zwar 
in feinen böchften geiftigen Tätigkeiten. Sie will Serlen- und Geifted- 
leben für das Reich Gottes, mie Gott der erhabenfte, unendliche 
Geift ift. Daher kommt ihr mejentlich die Seelenpflege zu. Tamit er« 
wächſt eine eigens geartete religiöfe und chriſtliche Piychologie. 
Diefe gröndet in der Offenbarungslehre. Was hier über Seele und See— 
Ienleben ausgeſprochen ift, fucht fie in feinem Sinne zu erkennen und 
allfeitig zu entwideln, ed auf das praktijche Leben und die Wirklichkeit 
anzuwenden. So haben wir die chriftliche und religidjfe Piychologie, die 
hauptſächlich Piychologie des praktiſchen veligidjen Lebend und ber 
religiös-fittlicden Bildung und Erziehung ift. 

Sie ift nicht die ganze Piychologie, nicht einmal völlig jelbftändige 
Wifſenſchaft, denn in ihr kommt das Seelenleben nur zur Unterjuchung 
und Darftellung, wie es in der Offenbarungslehre konkret ausgeſprochen 
und betätigt wurde, nur in Abficht auf die richtige Ausübung der Re- 
ligion. Selbſtverſtaͤndlich iſt diefe Piychologie zunäͤchſt Sade des 
Glaubend und der Glaubenswifjenichaft, nicht des rein menjchlichen 
Wiſſens überhaupt. So wurde vom Chriftentum von Anfang an die 
Pſychologie vorzüglih als Kunde des Seelenlebend und der Seele ge 
pflegt. Dieje Piychologie darf der chriftlichen Schule nicht fehlen. 

Sie flieht die rein wifjenfhaftliche, natürliche Piychologie 
nicht aus. Diefe als jelbftändige Wifjenjchaft bietet jehr viele Erfennt- 
niffe mit einfichtvoller Begründung, wie fie in jener nicht enthalten find. 
Sie ift der meiteftgehenden Entwidlung, Korreltur und Fortbildung 
fähig, wie alle menſchliche Wiſſenſchaft. Sie fol die natürliche Unter- 


— 13 —— 


lage und Vorbereitung, das kraͤftige Inſtrument fein für das Verſtänd⸗ 
nis, das wiſſenſchaftliche Erfaſſen und die Pflege des übernatürlich See- 
lijchen, wie es von diefem die höhere Vollendung und Hilfe empfängt. 
Beide vereint, natürlich wiſſenſchaftliche und Übernatürliche Offenbarungs- 
und Religionspfychologie, jollen ein höheres Ganzes machen, wie dad 
Seelenleben des chriſtlichen Menjchen ein einheitliches Ganzes fein fol. 
Das ift die Piychologie der hriftlicden Schule und Erziehung. 

Ferner unterjchied man bis anhin empirische oder Erfahrungs» 
pighologie und rationale oder philoſophiſche Piychologie. Gewöhnlich 
trifft man in den Lehrbüchern der Pſychologie der Schule nur Diele 
beiden Arten, obwohl die vorher angeführten auch ihre volle Berechtigung 
haben, 

Die empirische Piychologie befragt Bewußtfein und Erfahrung, um 
auf Grund derjelben die verfchiedenen Arten der menjchlichen Tätigkeiten 
und Vorgänge ihrer Beichaffenheit und Natur nach zu erkennen, ihr 
gegenfeitiged Verhältnis und ihre Ordnung, ihre Gejeße und ihre Ab- 
normitäten zu verftehen. Damit kann fich aber unfer Denken nicht zu— 
frieden geben. Auf Grund allgemeinerer Bernunftprinzipien wollen 
wir willen, was Urſache und Träger diefer eigenartigen Fähigkeiten und 
Borgänge ift, ob und melde Seelenvermögen es gibt, wie dad Weſen 
der Eeele zu fallen, woher fie kommt, wie fie au@gebildet wird, ob fie 
endet und welches ihre Zukunft ift, melches das Verhältnis zwiſchen 
Leib und Seele und welches die Stellung der Seele zu dieſer Welt ift. 
Daß alles find ragen von höchfter Bedeutung, fie haben die Menſch— 
beit, ihre beiten Vertreter ſtets bejchäftigt, von ihrer Beantwortung hat 
dad Leben, deffen Hoch oder Tiefftard beim Einzelnen wie bei Völkern 
abgehangen. Wer diefe Dinge ind Reich der nutzloſen Spekulationen. 
weit, ift auf dem Weg zu jemer chineſiſchen Vornehmheit, die da im 
Schmutze auf höhere Kultur Hinblidt mit dem Bemerken: Unfere Bor- 
fahren haben ſich abgemüht, aber was nüßt’3 ? 

Ya, für die nächſte Praxis brauchen wir Kenntnis und Berftänd- 
nid der feelifchen Tätigkeiten und Vorgänge, deren Berlauf, Zuſammen- 
bang, Geſetze. Mit dem Vermögen und dem Seelenwejen fünnen wir 
nicht unmittelbar operieren. Inſoweit liegt bei den Alten das frucht- 
bare Forschen. Doch wer biemit zufrieden ift, bleibt auf der breiten 
Oberfläche und im bunten Gewirr des Sleinen. Unabläflig hat es den 
denfenden Geift gedrängt, weiter zu dringen, auf die großen Realitäten 
der Seelenvermögen und die größte des Seelenwejend zu kommen, aud 
die neueften Piychologen, felbft die, welche negativ enden, diefe Realitä« 
ten leugnen und nur Reihen von Seelenvorgängen zu finden meinen. 


— 19 — 


Aber ſie mögen das mit noch ſo vornehmer Sicherheit ausſprechen, ſie 
find weder einig unter ſich in der nähern Darlegung, noch können fie 
dad ſtets erneute Auftreten anderer ernfter Denker verjchiedener Richt« 
ung hindern, die zeigen, daß Eerlenvermögen und Seelenfubftang mit 
Unfterblichfeit notwendige Folgerungen aus den Tatſachen find. 

Wer aber jteptifch erklärt: Das können wir nicht wiſſen! zählt 
fih zu jenem ®efchlechte, dad ald „verzichtendes“ nie die Menfchheit zu 
hohem, großem Leben und Tun geführt hat, und vor dem Volt und 
Schule bewahrt bleiben mögen. 

Nublofe Spekulation! — und doc wird dad Forſchen ohne zu 
ſtarken einheitlichen Realitäten zu gelangen, Müdenfängerei und Zer— 
jeßungsarbeit. Das hat auf Denkungsart, Wollen und Charakter, das 
ganze Leben ben allergrößten Einfluß. Wie ganz anders fafle, achte 
und behandle ich den Menfchen, wenn ich in feinem Leben nur ver— 
fchiedene Reihen komplizierter, und von den „Wiffenden“ kraus, unnatür- 
li und ganz verichieden gedeuteter Einzelafte erblide, die ablaufen, bis 
ed mit dem Komplex „Menfch“ fertig ift, — oder wenn ich, durch folge- 
richtiges Denken belehrt, weiß, daß ich es bei den Tätigkeiten mit ihnen 
zu grunde liegenden realen Eeelenvermögen und mit dem Realften im 
Menſchen, der unfterblichen Seele, zu tun babe. Das ift praftifch und 
fittlid von ungeheurer Tragweite, gibt der ganzen Behandlung des 
Menſchen und der Schule einen andern, tiefern und hehrern Charafter. — 
Der nun gar mit diefer natürlich vernünftigen Auffaffung, Piychologie, die 
e3 wahrhaft verdient höhere Piychologie zu heißen, die Aufklärungen, die 
vom Glauben und vom Gekreuzigten audgehen, vereint, der befibt eine 
pſychologiſche Vorbildung, um welche die „Spekulationsveräcdhter“ ihn be= 
neiden dürften, 

Wenn der neueften Schule jo mande Vormürfe wegen Dlenfchen- 
und Eharakterbildung gemacht werden müfjen, jo ift ein Hauptgrund in 
der vielfach ſehr bedenklichen Piychologie, mit welcher fie wirft und 
welche fie pflegt. 

Und die neuefte Pſychologie. Mehr und mehr hat bei den Phi- 
Iofophen und Piychologen das allerärgite Kunterbunt überhand genom« 
men. Gomeit es fih um mehr ala Phnfiologie handelt, um Seele und 
Seelenleben und deren Deutung, find die Theorien meift jo verjchieden, 
rein fubjektive Gebilde und dazu jo gefünitelt, daß wir weniger wifjen 
ala vorher, wenigſtens erjt recht den foliden Halt für ſeelenſtarke Le— 
bensführung eher einbüßen als gewinnen. Da begreift man die Not 
der Seelenrettung durch dad Ehriftentum. 

Gine andere Rettung der Piychologie wird indes geltend gemacht. 


14 20 — 


Wir begrüßen fie, fo weit fie wirklich rettend und hebend wirkt. Se 
mehr wahre Retter, deſto fidherer die Rettung. — Ich meine das pfy⸗ 
chologiſche Erperiment. 

Bereitö Herbart erklärt das Seelenleben durch die Vorſtellungen 
und meint, die Intenfitätöverhältniffe der Vorſtellungen laſſen fich der 
Rechnung unterwerfen. So können die Geſetze des Borftellungslaufes und 
damit des Seelenleben® auf eraften, mathematiſchen Ausdrud gebradt 
werden. Gr, obwohl keineswegs Materialift, jpricht doch da von Statif 
und Mechanik und ſtellt ſolche mechanifche Formeln auf. Bon ihm 
ftammen die von der ſpätern Piychologie jo gern gebrauchten Ausdrüde: 
Schwelle des Bewußtſeins, Schwellenwert u. a. 

Alfo bier ſchon wird hervorgehoben, daß die Methode der Forſchung, 
welche durch exakte Beobachtung, Experiment und Rechnung auf dem 
Gebiete der Natur jo Gemwaltiges geleiftet, exit recht bie verſchiedenen 
Naturwiffenichaften zu Tage gefördert hat, auch auf das Seeliſche anzu= 
menden fei, um eine dem Stande fortgefchrittener Wifjenfchaft, die über- 
haupt nur mehr diefen Namen verdiene, entiprechende wifjenichaftliche 
Piychologie zu gewinnen. 

„Gleichzeitig — mit der Anwendung der naturwifjenfchaftlichen 
Methode, begibt fih etwa jehr Merkmwürdiges, wozu und in den an— 
dern Wiſſenſchaften jedes Analogon fehlt. Nichts finden wir felbftver- 
ftändlicher, ald daß die Mathematif von Mathematikern, die Phyſik von 
Phyſikern betrieben werde. — Al nun auf die Piychologie die Metho- 
den der Naturwiffenfchaft Aawendung fanden, waren e3 nicht Piychologen, 
welche fich diefe Methoden zunuße machten, jondern die Vertreter der 
Naturwiſſenſchaft betrieben Piychologie, ein Umftand, der für die &e- 
ftaltung der Piychologie, wie wir fie heute vor Augen haben, von größter 
Bedeutung wurde. Phyſiker, Phyfiologen, Gehirnanatomen, Neurologen 
boten fich der Piychologie als Helfer an. — Natürlich betrieb jeder von 
diefen Forſchern die Piychologie in dem Genre feiner Fachmifjenihaft.“ 
So Smwoboda in der „Philoſ. Wochenſchrift“. (Bd. 7, ©. 178). 

Der Begründer der experimentellen Piychologie war der Phyſiker 
Fechner, mwelcher, durch Augenleiden gehindert an feinem Fache, phyfilch- 
piychifchen Unterfuchungen ſich zuwandte. — An der Ausbildung und 
Verbreitung der neuen Richtung haben Wundt in Xeipzig und Helme 
hol in Berlin den Löwenanteil. Jener war Phyfiologe, diefer Phyſiker 
und Phyfiologe. — War das Forſchungsgebiet einmal gekennzeichnet, die 
Methode gebildet, die Grundſätze von der exalten Naturwiſſenſchaft her 
und ihre Auffaſſungsweiſe in Gang gebracht, Schule gemacht, jo mußte 
diefe Art piychologifcher Unterjuchung gu einer befondern Disziplin aus» 


3 21 — 


wachſen. Mit gewaltigem Eifer und bewunderungswürdiger Ausdauer 
wurde gearbeitet und ein unüberfehbared Material aufgehäuft. Das 
Nähere Hierüber ift in einer frühern Beilage (1907) der „Päd. Blätter“ 
dargelegt worden. 

Können wir und mit diefer experimentellen Piychologie begnügen ? 
Iſt man berechtigt, zu jagen, wie Wundt: „Experimentelle Pfychologie 
und Bölferpfycbologie find die beiden Hauptzweige der wiflenjchaftlichen 
Piychologie. An fie fchlieken ſich an als ergänzende Gebiete die Tier— 
piychologie und die Piychologie des Kindes. Die Piychologie der bloßen 
Selbſtbeobachtung ift ein Überlebnis vergangener Zeit.“ (Phyfiol. Pſychol. 
Einleitung) oder wie Dr. Meßmer: „Unterfudhungen, die mehr als nuß» 
loje Spekulationen bedeuten, befiten wir noch kaum. Lediglich der piy« 
chologiſche Verſuch (d. 5. dad Grperiment) kann die richtige Auskunft 
geben.“ (Didattif.) 

Man beachte wohl: Die experimentelle Pfychologie wird nicht ver 
worfen. Auch fie Hat ihre Berechtigung, und was fie an wirklicher und 
wertvoller Erkenntnis hervorbringt, ſei freudig-dankbar anerkannt. Aber 
kann man allem dem, was bis anhin, vor der experimentellen Piycho- 
logie, geleiftet wurde, jo Bedeutung und Wert abjprechen, wie «8 in 
obigen Ausſprüchen gejchieht ? 

Die Frage richtig Faffen, heißt die Ungeheuerlichkeit ſolcher Aus— 
ſagen mit Händen greifen. Iſt denn alles, was von den älteſten Den— 
kern an bis heute über Seele, Seelenleben, Seelentätigkeit uſw. gedacht, 
erforſcht, erlebt wurde, wertlos? Können wir von Plato, Ariſtoteles, 
Auguſtinus, Thomas, Leibniz, auch von Chriſtus wirklich nichts lernen? 
Haben die Menjchen kein ernftes Seelenleben gelebt, über ihr Innerſtes und 
Beſtes nicht nachgedacht, wenigſtens nichts Rechtes erlannt? Was hat 
man denn für ein Leben geführt? welche Taten vollbracht? welche Ju— 
gend und Völker gebildet? — ch meine doch, der moderne Menſch 
hätte Grund genug, befcheidener zu denken und zu urteilen. Solde 
Ausfagen laffen den Lefer tief erröten. — Und wenn man jo über die 
bisherigen Leiftungen aburteilt, macht man dann nicht, daß andere, viel» 
leicht viele gar nie zu den alten Schäßen greifen ?_ Arbeitet man nicht 
am Bergraben und Vergeſſenmachen jener Quellen, aus denen durch 

Yahrhunderte weit mehr und höheres und edlered Leben und Kultur 
bergeflofien ift als aus der experimentellen Pe und wenn fie 
noch hundert Jahre arbeitet wie bisher? 

Was hat fie denn geleiftet? welches find ihre fichern Ergebnifle ? 
Das Urteil Gutberletö gilt beinahe buhftäblih zur Stunde noch. „Es 
gibt überhaupt Fein einziges Kejultat der experimentellen Beobachtung, 


— 2 — 


welches einmütig von allen Richtungen auf dieſem Gebiete zugegeben 
würde. Aber ſelbſt unter dem Vertretern derſelben Richtung iſt wenig 
Übereinſtimmung zu finden.“ 

Das genügt nicht. Über was erſtreckt ſich die bisherige experi⸗ 
mentelle Pſychologie? — Über die Vorgänge der Sinneserkenntnis, 
Empfindung, Vorſtellung. Gedächtnis, finnliche Gefühle. Hie und da 
wagte man fich in das Gebiet der höhern, „kompliziertern“ Vorgänge. 
Was bis dahin über das Seelenleben im allerbeſten Sinn, über das 
wahrhaft menſchliche Seelenleben, über das intellektuelle, das Willend- 
und Gemütsleben geleiſtet wurde, iſt erbärmlich wenig und hat mehr 
deftruftive ald aufbauende Tendenz. 

Bei den Beobadhtungd- oder Berfuchdergebniffen zu bleiben, ift 
diefen Leuten jelbft nicht möglich, ed wäre gegen den vernlinftigen Na» 
turtrieb ded Menſchen. Was fie aber über Seelenvermögen, Seelenwefen, 
Verhältnis von Leib und Seele, Unfterblichkeit, Urjprung der Seele 
uſw. darbieten, ift meift Ware, die zur Auflöfung und erbärmlichen 
Verkummerung höhern Seelenlebend fügren muß. Wundt bat immer 
mehr die Anficht vertreten, daß die experimentelle Piychologie für fich 
doch nicht genüge, daß dad Denken auf dem Verſuchsmaterial weiter 
bordringen müfje zum Weſen der Seele. Er hat nad) und nad mandes 
korrigiert, jogar ariftotelifch-thomiftiichen Lehren ſich genähert. Aber 
wie viel Anfechtung erfährt er? und wie viel verworrenen Pantheismus 
bringt er noch vor?! 

Sehr viele andere machen ſich's leiht. Sie erklären: Über diefe 
höhern Seelenfragen gibt e3 für die MWiffenichaft feine Antwort — 
Glaubensſachen! — Wer’ will! Und dann ftellen fie ihre erperimen- 
telle Piychologie als die ganze Piychologie hin. Wer nad dem Pſy— 
chologie treibt, bei diefen bloß in die Schule geht, kommt undermerft, 
wenn die eigene Natur fich nicht entgegenjegt, zur Anficht: Das ift das 
Seelenleben und die Seele. Tatjählih ift ihm Sand in die Augen ge— 
mworfen, daß er die Wirklichkeit des wahren Seelenlebens nicht einmal 
mehr ftudiert, fi fogar vornehm! luftig madt. Gerade jo wie ed bie 
Materialiften auch betrieben haben, 

Da gilt ganz allgemein das Wort Gutberlets: „Auch die feinften 
Beobachtungen und ſcharfſinnigſten Meffungen find eitel Quark gegenüber 
der Unſterblichkeitsfrage.“ — Man kann beifügen: Leute, die keine andere 
Piychologie haben, als die biäherige experimentelle, oder die bei dieſer 
ald alleinigen bleiben, find piychologijche Kleinträmer, — und eine 
Schule mit nur folder Piychologie wirtfchaftet ab mit Seelen. und 
und Menfchenbildung. 


4 23 — 


Wie man’3 treibt, ein allerneueftes Beifpiel. „1906. Lehrbuch der 
pigchologilchen Methodik von Alfred Lehmann. Inhalt: Einleitung 
1. Die Aufgaben der pſychologiſchen MetHodit, — I. Die Fehler und 
ihre Elimination: a. Konftante Fehler. 2. Urfachen der Fonftanten 
Fehler. 3. Eliminierbare Fehler. 4. Nicht eliminierbare Zeitfehler. b. 
Zufällige Fehler. 5. Das Gauß'ſche Fehlergeſetz. 6. Graphiſche Darftellung 
der Fehlerſtreuung. c. Variable Fehler. 7. Urſachen der variablen Fehler. 
8. Die Funktion und ihre Differenzen. 9. Interpolation und Grtrapolation. 
10. Die Differenzen ganzer Funktionen. 11. Fehler der Funktionswerte. 
12. Ausgleihung von Fehlern derfelben Ordnung. 13. Ausgleichung 
der proportionalen fehler. 14. Unjymetrifche Fehlerkurven. d, Die Be— 
ftimmung der Funktion. 15. Empirische Beftimmung einer algebraifchen 
Funktion. 16. Die wahrfcheinlichen Konftanten. 

I. Maßmethoden. a. Methode der Reizfindung. 17. Affozia- 
tiondmefjungen. 18. Bergleihung äquivalenter Reize. 19. Beftimmung der 
Bahnung und der Schwellen. 20. Beitimmung gleich erfcheinender Reizunter- 
ſchiede. b. Methode der Urteilafindung. 21. Konſtanzmethode, vollftändiges 
Berfahren. 22, Konftanzmethode, vereinfachtes Verfahren. 23. Müllerjche 
Hormeln. 24, Komplikationsverſuche. 25. Affoziationdmeflungen. c. 
Ausdrudmeihoden. 26. Mefjung der Zeitdauer pſychiſcher Vorgänge. 27. 
Energiemeflungen.“ 

Das heißt man kurzweg pſychologiſche Methodik, und was nach 
diejer Methode zur Sprache kommt, das joll die Piychologie fein! 

Man begreift Smwoboda, wenn er in der „Philoſ. Wochenſchrift“ 
1907 jchreibt: „Die Pfychologie überragt an Würde ihres Gegenftandes 
die übrigen Wiſſenſchaften. Wenn man aber die piychologiichen Zeit- 
ſchriften der Gegenwart bernimmt, jo befommt man eher den Gindrud, 
daß da fleinliche Leute über kleinliche Sachen ſchreiben. Wie viele 
Erdradien trennen doc dieje Scribenten von den Piychologen von ehe- 
dem, denen Unfterblichkeit, sreiheit Probleme von alles überragender 
Bedeutung waren. Natürlich find da8 Feine Probleme, denen natur» 
wiflenihaftlih, aljo mit einem Minimum von Gedanken, beizuflommen 
ift. Die überwiegende Zahl der zeitgenöfjiichen Piychologen interefjiert 
es — menigften® nad ihren Schriften zu urteilen, nicht im mindeiten, 
mie fie fih nad ihrem Tode von einem toten Hund unterjcheiden und 
und ob überhaupt. Freilich hört man jagen, derlei gehöre nicht in das 
Gebiet der Pfychologie. Allein man bedenke nur das Ungeheuerliche 
diejer Selbſtbeſchränkung. Leute, die fich ſchönſtens bedanken würden, 
wenn ihnen ein anderer deu Steuerbogen ausfüllen wollte, mweijen die 
Erörterung der wichtigiten Probleme des Lebens zurüd wie einen lang« 


— 24 — 


weiligen Bureaukraten, fie konſtatieren mit Befriedigung: Der gehört in 
ein andered Departement... Wenn da jemand kommt und jagt: Die 
Methoden find beffer geworden, fo kann man ihm getroft zurüdfagen: 
Die Menjchen find fchlechter geworden! Wenn der Forſcher mit feinen 
Methoden Heinliche Rejultate zutage fördert, jo iſt das ein Beweis für 
Hleinliche Intereſſen. . . . Der Wert einer Pfychologie läßt fi) darnad) 
bemefien, ob fie die Grundlage für eine Seelenheiltunde abgeben kann. 
Das ift mit der modernen Piychologie nit. — Eine gute Piychologie 
muß die Grundlage für eine Pädagogik abgeben können. Die moderne 
Pſychologie kann dad nur in geringem Maſſe.“ 

Die erperimentelle Piychologie kann nur — vielleicht ald Piycho- 
logie der Zukunft — ala die Piychologie genannt werden, das will jagen: 
Mit den modernen Beobadhtungd- und Verſuchsmitteln und Methoden 
gewinne man nad) und nad) ein genaueres und reichered Tatſachenma⸗ 
terial, und dann firebe man auf Grund dieſes Materials, ein wahres 
Verſtändnis der wirklichen Urfachen der Borgänge zu gewinnen, bon 
Seelenvermögen, Seelenwejen, Urjprung, Hortleben ujw. — und das 
wieder im Zuſammenhang mit einer befjern Gejamtweltauffaffung. Das 
aber ift auch mit der experimentellen Meihode allein nur zum — viel 
leicht geringen Zeile möglid und zudem in weitefte Ferne gerüdt. In— 
zwifchen müfjen wir mit dem leben und arbeiten, was das emfige und 
ernfte und tiefe Beobachten und Denken und Erleben der beften Menſchen, 
die ala ſolche Piychologen waren, der Menſchheit ala Beſit Hinterlafjen 
haben, hoffentlich ein ganz Winziges es bereichern, möglicheriveile auch 
korrigieren, aber nicht alles wegwerfen, wie ein ausgetragenes Kleid 
und felber nur eigened Neues gelten laffen wollen, jonjt werden wir — 
vielleicht raffinierte, aber ſicher Barbaren. 





Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Schmweher. Grziehungsfreundes“ ımd ber „Vüdag. Monatsfänift” 


Organ des Vereins hathol. derer ım und Shulmänmer der Hajweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifpen Erziejungsnereins. 


Einfiedeln, 3. April 1908. | Nr. 14 15. Jahrgang. 
Redaktionskommilfion: 
Nettor Heiler, Erzi * äfident; bie Se «Direkt tob ®rünin 
—8 2 er nößer, Hifi, 1 Ser denen Yot, Bäder, Gofau (St. Sal — 
er ei zum „Storchen“, Ei 
Sinfendun; en find r- ——— als den Ehef- —R zu richten, 
Bnfer ufträge aber an HH. Haanfenftein & Vogler in Luzern. 
Abonnement: 


Ericheint wödjentlic; einmal und fojtet jährlich F 4.50 mit Vortozulage 
DB eftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshandlung Einfiedeln. 


— .. hohe Ehrung. — Ein ſchweizeriſcher Lyriker und Satiriter. — Ein Schülerauffag- 

ban Stolz. — Katalog einpfehlenätwerter Jugend» und Rolfsichriften für bie kath. Schweiz. 

— Schulfrage in England. — Literatur. — XXII. Schweiz. Bildungskurs für Lehrer der 

Sinabenhandarbeit in Eitten. — „Bwei Bopflein*. — Aus ſtantonen und Yusland. — Literatur. 
Brieflaften. — Inferate. 


Eine hohe Ehrung. 


In einem herzlichen Briefe an Schreiber dieser 
Zeilen verdankt den 17. März der hochwürdigste Herr 
Bischof Dr. Ferdinandus Ruegg 
von St. Gallen die ‚‚ehrende Aufmerksamkeit‘‘, welche 
die ‚Päd. Bl.‘‘ dem diesjährigen Fastenmandate Sr. 
bischöfl. Gnaden geschenkt, und ‚‚spendet demRedaktor 
und seiner zahlreichen Familie den bischöflichen Segen, 


der auch der geschätzten Zeitschrift und dem ganzen 

lieben und verehrten Lehrerstande gelten soll“‘. — 
Wir verdanken in voller Ergebenheit die hohe 

Ehre im persönlichen wie im Namen der Lehrerschaft 


unseres Vereins von ganzem Herzen und wünschen, 
dass unser Verein und sein Organ sich der ihnen ge- 
steckten hohen Ziele immer würdiger machen, und dass 
Sr. Gnaden Bischof Dr. Ferdinandus uns seine hohe Ge- 
wogenheit allezeit erhalte. Immer in Uebereinstimmung 
mit den Wünschen des hochwst. schweiz. Episkopates! 





— 26 — 


Sin ſchweizeriſcher Lyriker und Satiriker.“ 


(Machdruck verboten. 
Hochgeehrte Herren! 


Der ſchweizeriſche Dichter, von dem ich Ihnen eine Weile plaudern 
möchte, wird in den Lehrbüchern der Literaturgefchichte kaum genannt. 
Seine Bedeutung ijt größer ald die Beachtung, die er bei den zünftigen 
Kritikern gefunden. Es find bis jetzt acht Bändchen Gedichte dieſes 
Lyriferd und Satirikerd erfchienen. Daß die Büchlein nitt in Gold- 
ſchnitt funteln daran iſt er jelber jhuld Denn fie find in feinem 





Red, Ulrich Pürrenmaft, Bat.-Ral, 


eigenen Berlage erjchienen: zu Herzogenbuchjee in der Buchdruderei von 
Ulrich Dürrenmatt. 

Der Redaktor der „Buchfizeitung“ ift wie Fridolin Hofer, Hans 
Eſchelbach und jo viele andere namhafte Poeten weiland Volksſchullehrer 
gemwejen, bat aljo auch aus diefem Erunde ein gewifjes Anrecht auf Ihr 
Intereſſe. Der alte Jean Paul Hat uns das „honigjaure“ Leben des 
Schulmeiſters Wuz erzählt und jo in einem einzigen paradoren Worte 

*) Vortrag von H. Nebaltor Franz von Matt, gehalten in ber Derfamm- 


lung der Seltion Einfiedeln-Höfe des „Vereins katholiſcher Lehrer und Schul» 
männer der Schweiz” zu Einſiedeln am 19, Januar 1908. 





— 4 227 — 


angedeutet, baß im des Lehrers Grdenwallen fi Süßigkeit mit mannig- 
facher Bitternid menge. Aber ed muß damit doch nicht jo jchlimm be- 
fiellt fein. Denn der Jugendbildner ift ja immer aud ein fangedfreu- 
diger Mann. Gr zählt nicht zu den düſtern Menfchen, die feine Lieder 
haben. Zur edeln Frau Mufita fteht er ex professo in den beften Be— 
ziehungen. Aber auch tie Leier des Dichter ift ihm fein unbelanntes 
Inftrument. Wer tagtäglich in lachende Kindesaugen blidt, bleibt jung 
im Herzen, und wer mit der muntern Jugend Wald und Feld durd- 
reift oder im froher Terienzeit die Wonnen der Wanderluft Eoftet, den 
muß wohl unmwilltürlih ab und zu die Verſuchung anwandeln, in die 
Saiten zu greifen und zu fingen und zu jagen, was feine Seele bewegt. 
So ift es auch Ultich Dürrenmatt ſchon in ganz jungen Tagen ergangen, 
Schon im Lehrerjeminar verftand er ed, den Pegajus zu fatteln und zu 
reiten. 

"Uber e8 waren im Anfange ſchrille Klänge, die von feiner 
Harfe tönten. Die Stürme politifcher Leidenschaft durchtobten damals 
die Schweizergaue, und im Bernerlande war der Kulturlampf Trumpf. 
Da regte fi denn in Ulrich Dürrenmatt zugleich mit dem Lyriker auch 
der Eatirifer. Er befang nicht nur die Blumen und Sterne, den Mai 
und den Wein. Es war ein ungeflümer Drang in ihm, mitzureden 
im Streite der Zeit. Im Seminar zu Hofwyl wurde jedoch nad) eigenen 
Heften Schweizergefchichte doziert und in den Herzen unerfahrener Leute 
der Haß gegen die fatholijche Religion zu heller Flamme entfadht. Auch 
Dürrenmatt ſchwur auf bed Meifterd Worte und mwetterte in grimmigen 
Berjen gegen die „Pfaffen“. Doc ald er Hinaustrat ins Leben und ala 
er im Jura zum erften Male unter Katholiken lebte, erfannte der junge 
Lehrer bald, daß er fchlecht unterrichtet worden war. Man bat in jenen 
Zeiten den neuen SKantondteil ala „Berniſch-Polen“ bezeichnet. Es 
herrichte brutale Gewalt. Der Schild des Rechtes lag zerbrogen. Mit 
forſchendem Auge maß Ulrich Dürrenmatt die Verfolger und ihre Opfer, 
und ohne Bedenken trat er dann auf die Seite der Unterdrüdten. Denen, 
die ihn darob nad langen Jahren noch einen Renegaten falten, gab 
er zur Antwort: 

„Den Bug, den ihr mir eingebrannt, Ein inn'res Ringen kennt ihr nicht 
Ich follt’ ihn frevlich Wahrheit nennen? Und nicht der Freiheit tieffte Quelle, 


Die Wahrheit, die ich felbft erfannt, Partei heißt eure Bürgerpflicht 
Tie ſollt' aus Scham ich nicht befennen? Und Ueberzeugung — Bagatelle. 


Bebaltet euren Kinderfchlaud, 
Bis ihr vom Freifinn fettgejogen, 
Do laft mir meine Meinung aud, 
Sie ift erfämpft und nicht erzogen.“ 


4 228 oe 


Und mit gutem Humor vergleicht er ſich im einem feiner friſchen 
Hrühlingslieder mit einer reifen Kirjche: 
‚Den glänzend fchwarzen Kirſchen, Und alfo geht's im Leben, 


Seht, freunde, und gewahrt’s: Ih glaub’ es feſt und fteif: 
Iſt's juft wie mir gegangen — Wer rot, ift noch nicht zeitig, 
Erft rötlich und dann ſchwarz. Mer ſchwarz ift, der ift reif,” 


Aus dem Lehrer Ulrich Dürrenmatt ift in den fiebenziger Jahren 
des vorigen Jahrhunderts ein Zeitung2jchreiber geworden, und er 
ließ in der Folge viele Hunderte von Leitartifeln voll Geift und Tem— 
perament ab Stapel und ungezählte mwißige, ſpitzige Entrefilets, Und 
doch verdankt er Klang und Ruhm feines Namens weniger feiner volfs- 
tümlihen Proſa ald feiner poetiſchen Ader, den Tiielgedichten feiner 
„Berner Volkszeitung“. In ihnen kriftallifierte fi in blanfen, glattge- 
Ichliffenen Strophen feine erfämpfte Ueberzeugung, feine tiefe Heimat- 
liebe, fein goldener Humor. Und jeglicher Nummer feined Blattes 
gab er ein Geleitwort in Verſen mit. ‚Mach's einer nad, und bredhe 
nicht den Hals!“ Es gibt Wißblätter mit gewaltigem Mitarbeiterftab, 
diei n ihrer troftlofen Monotonie an die Walze einer Drehorgel erinnern. 
Dürrenmatt aber fprudelt in umnerfchöpflicher Friſche wie ein Berg- 
quel. Immer wieder ift er darauf bedacht, dur Abwechslung zu er: 
gößen. Ein Lieblingäthema des einftigen Magiſters bleiben der Jugend 
Freuden und Leiden. Die Porfie des Bauernlebend, die gute, alte 
Berner Art, dad underdorbene Volketum echter Schweizerwährung, die 
Herrlichfeiten der ſchweizeriſchen Landſchaft find die Leitmotive feiner 
Lyrik. Am Borabende heiliger Feſte der Ehriftenheit fingt er fein Lied 
dem Heren im Himmel in innigen Akkorden. Sinkt ein großer Eidge- 
nofje in die Gruft, Lündet er in edler Pietät dem Volke, was es ver- 
Ioren. Marlanter ald manche lange Nekrologe haben die Titelgedichte 
der Buchfizeitung das Bild von Männern wie Dubs und Heer, Segefler, 
Joneli, Oberft Pfyffer, Reipini, Theodor Wirz gezeichnet, Kommt ein 
Unglüd übers Land, verheert ein Wildbad, ein Bergfturz eine arme 
Gegend, vernichtet ein Hagelichlag die Ernten, jo ergeht des Dichter Appell 
an die Mildtötigkeit, und Herzen und Hände öffnen fi. Der geiftreiche 
Kilchherr von Kerns, der „Weltüberblider“ von Ah fchreibt feinen tau« 
jendften Wochenbericht für das „Nidwaldner Volksblatt“; Profefjor 
Kocher in Bern operiert den taulendften Kropf. Dürrenmatt madt 
feinen Vers dazu, Ald mar die fiende Helvetia zum alten Eifen warf, 
und ald man die Phosphorzündhölzchen verpönte, widmete er ihnen einen 
elegiichen Scheidegruß. Aber auch zu den Weltereigniffen und Völker— 
zweifämpfen hat er jeweilen fein fräftiges Sprüchlein gejagt, und man« 


— 229 — 


ches Kopfgedicht der Buchſizeitung ift in fremde Sprachen übertragen 
worden uud mweit in den Landen umbergewandert. Dichterzungen find 
Richterzungen, und ein Poetenauge fieht Dinge, die dem Blide des ge« 
wöhnlichen Sterblichen verborgen bleiben. Als die Königin Biltoria 
das Zeitliche ſegnele und an die Himmeldpforte pochte, war unſer Uli 
Dürrenmatt mit Journaliftenfirigkeit im richtigen Moment zur Stelle, 
Und Tags darauf erzählte er feinen Leſern, was er da droben erihaut 
und erlaufcht bat: 


„Durch den Himmel gebt ein Flüſtern: Drauf St. Peter ernft u. freundiih 


Unfre Königin fieht am Thor! Sprach — ein Bischen fpig jedoch: 
Unb von Badied und Miniitern „Eurer Queen bin ich nicht feindblich, 
Zönt’3 God save tlıe Queen! im Chor. Aber warten muß fie nod. 
Ihre fel’gen Hofmarfchälle, Höret nämlich im Vertrauen: 
Die ibr längft vorausgeeilt, Mangel hab’ ih an Quartier; 
Drängen an bes Himmels Schwelle Zaufend brave Burenfrauen 
Zu St. Peter unvermeilt. Steh'n veryungert an der Zür, 
Beaconsfield und Bladftene kommen, Wenn ber Witwen Klagen ſchweigen, 
Palmerfton auch ſieht men nah’n; Die herauf zum Himmel ſchrie'n, 
Um ein Plägchen bei den fFrommen Wird fih wohl ein Plägchen zeigen 
Halten für die Queen fie an. Auch für eure Königin,“ 


Alſo ſprach der treue Wächter 
Auf dem ſchmalen Himmelspfab: 
Erft die Opfer, dann die Schlädter, — 
Aber allen winkt die Gnad'!“ — 


Uli Dürrenmatt ift ein Mann der ausgejprodenen Sym— 
pathieen und Antipathieen. Ihm find — exempli causa — im 
Innerſten zuwider: die glaubenslofe Ethik und eine fittenlofe Kunft, . 
die Juden und Maurer, „Knoblauch und Kelle”, die Bureaufraten und 
Paragraphenklopfer, die Seffelyoder und Ämterfumulatoren, die Vereind- 
eier und Titelſüchtigen, die Säbelraßler und Soldatenſchinder, Die 
Dentmalswut und die Jubiläumsjuht und noch viele andere Dinge, die 
er gelegentlich derb und draftiich brandmartt. 

Über Stoffmangel hatte unfer Lyriker und Saliriker offenbar nie- 
mal3 zu lagen. „Delectat variatio, da8 fteht ſchon im Horatio“ und 
ift allzeit auch Dürrenmattö Prinzip. Der Bielfeitigkeit feiner Motive, 
feinem Reihtum an originellen Gedanken und goldenen Ginfällen ent« 
Ipricht feine Mannigfaltigkeit im muntern Spiel wohltlingender Reime, 
im Bau der Strophe, in der Anwendung des Refrains, in der Prägung 
neuer Bilder uud Wortwitze, in der köftlichen Parodie altbefannter 
Balladen und Lieder und nicht zuleßt in feinen bodenfländigen mund» 
artlicden Gedichten. Daß freilich in dieſem und jenem Poem dieſe und 


— 230 — 


jene Strophe als überflüſſige Zutat erſcheint, nur dazu beſtimmt, den 
leeren Raum zu beiden Seiten des Mutzenbildes am Kopf der Zeitung 
füllen zu helfen, wer will es dem Dichter verargen? Die Alten ſagten, 
ſelbſt Homer habe bisweilen geſchlafen, und der Sänger der „Ilias“ 
war doch an feinen Fahrplan gebunden, mußte nicht auf die Minute 
für die Schnellprefje dichten, mußte nicht mit der Haft und Haß einer 
Beitungserpedition rechnen. 

Übung machte Übrigens aud Ulrich Dürrenmatt zum Meifter. 
Wenn er.fo auf feiner Redaktionsſtube im traulichen Zwielicht der 
Übenddimmerung dichtend auf» und abfchritt, das liebe, treue „Zubäd- 
pfyffli“ im Munde, da entftieg mit jedem neuen blauen Wölklein aud 
ein neuer kräftiger Reim der Pfeife. Und manch ein Zitelgedicht hat 
er fih aller Ungunſt des Alltagdlebens, den Wetterlaunen und der eigenen 
Stimmung zum Troße recht eigentlich „erraucht“. Ging ed auch oft in 
raſchem Tempo, auf flotte Metrik und Rhythmik nahm er doc immer 
Bedacht. Ihm kommt es nicht allein darauf an, was er zu jagen hat; 
er ift fih wohl bewußt, wieviel daran liegt, wie er ed jagt. „Was 
oder wie?” lautet der Titel eines feiner Gedichte, darin er fingt: 


„Was fragt ihr vorwurfsvoll, warım 
Ich alleweil politifch dichte ? 
Und nicht mein liebes Publitum 
Don Lenz und Viebe unterrichte; 
Don Maienpradt 
Und Waldesnadt, 
Don Mondesglanz und Sonnenlauf, 
Das reimt jo füh und regt nicht auf. 


Ob eure Waſſer fiy getrübt, 
Es ftrömt mein Dieb aus reiner Quelle; 
Bagunen hab’ ich nie geliebt, 
Ich ftehe gern in Stromesfchnelle. 
Wo's ſchäumt und zifht, 
Hat's mich erfriicht. 
Wo Freiheit käͤmpft mit Tyrannei, 
Ta bin am liebſten ich dabei. 


Drum laßt mir mein politifch’ Lied; 
Ein jeder pflegt in feinem Garten 
‚Ein Sträußden, das er lieber fieht, 
Als alle andern Pflanzenarten. 
Der zieht Jasmin, 
Der Rosmarin, 
Der liebt den Duft, Der ſchlanken Wuchs, 
Den Buchſidichter ziert der Buchs. 


Kein Maler gibt dir Rechenſchaft, 
Warum er biefe {Farben mäble, 


-— 3 231 — 


Doch prüft er wohl, ob mit ber Kraft 
Die Schönheit fih im Bild vermäble. 
MWie wird’ gemadt? 

Darauf hab’ acht; 

zenn nicht das Was, es macht das Wie, 
Die Aunft der wahren Poefie.* 


Einen Sänger, ber feine Lieder mit dem fchlichten, herbduftigen, 
blätterblanfen Buchs vergleicht ftatt mit leuchtenden Roſen und Perlen, 
wird man der Unbejcheidenheit nicht zeihen dürfen. Es ift wahr: bie 
politiſche Satire gedeiht vortrefflich in Dürrenmattd Gartenbeeten ; aber 
auch die lyriſchen Pflanzenarten erfreuen fich da tundigfter Pflege. Wenn 
unjer Dichter in feiner meltfernen Guggiöberger Heimat, an den Ge 
ftaden des Bierwaldftätterjeed, im Zefjin, auf dem Balmberg im Jura 
fampfmöbd’ eine Weile in froher Ferienftiimmung fi Ruhe gönnt, dem 
Waldbach laujcht, Silberdifteln behutfam pflüdt, im Schatten der uralten 
Wettertanne behaglich für ein Schlummerftündchen fich bettet, da denkt 


er nicht mehr der Tagesfehden. 


Arena bält er vertrauliche Zwieſprach mit Gottes Wunderwerken. 


Meitab vom Lärm und Staub ker 
Er 


ift ein Meifter der Naturbefeelung. Man höre: 


„Ih ſaß in Balmbergs Klüften 
Und laufchte dem Herdengeläut; 
Da börte ih in ben Lüften 
Der Berge merkwürdigen Streit 


Jura und Alpentette 
Befehdeten firh heiß 
Und eiferten um die Wette, 
Um den erſten Rang und Preis, 


Die Alpen pochten und prahlten 
Mit ihrem ewigen Schnee, 
Mit ihren Gletſcherſpalten, 
Mit Thuner- und Brienzerſee — 


Mit dem Edelweiß in den Flühen, 
Das man bezahlt mit Gelb, 
Unb mit dem Alpenglühen, 
Dem fhönften Wunder ber Welt, 


So rühmten mähtig und priefen 
Die Alpen ihren Reiz: 
Wir himmelhohen Riefen, 
Wir find der Stolz der Schweiz. 


Da gaben aus blauer ferne 
Des Juras Höhen Beiceib: 
Auch mir bewundern euch gerne 
In eurer Herrlichkeit. 


Zwar traget ihr folge Mienen 
In eurem fFirnengewand; 
Doch unſere Berge grünen 
Sp grün wie im Oberland, 


Wo fihere Wege ſich fchlängeln, 
Die Gäfte erflimmen den Grat; 
Kein Führer braucht fie zu gängeln, 
Sie finden von jelber den Pfad, 


Aus eurer „Bifitenftube” 
Kommt oft gar ſchlimmer Bericht — 
Wie vielen wird fie zur Grube, 
Mo Hals und Beine man bricht! 


Auch ift im Alpenkranze 
Die Ausficht felten perfelt! 
Nur Wenige fehen das Ganze, 
Weil ihr einander verbedt. 


Wer die Alpen vereinigt will jchauen, 
Die rings im Schmude fteh’n, 
Beherrſchend die blühenden Bauen, — 
Der muß in ben Jura geh’n. 


So zantten ein Bischen eitel 
Die Berge Hein unb groß; 
Da brach ob ihrem Scheitel 
Ein Hocgemitter los. 


— 232 2 


Yura unb Alpen beben, Der Yura in himmliſcher Bläue, 
Der Herr ſpricht aus ber Nadt: Die Alpen im Strablengewand 
Ihr follt euch nicht erheben, Gehören ber Schweizertreue 
Ih Hab’ euch alle gemadht. Als göttliches Unterpfand.* 


„Ein ander’ Beijpiel. 
„Sunges Raub von Berg und Rain Sieh, das Alte liegt im Staub, 


Glänzt vom Tau begofien; Sprach zu mir der Maien, 
Ueber Naht im Buchenhain Weggeräumt das alte Laub, 
Iſt es aufgeſchofſen. Freue dich im neuen! 

Alle Wipfel ſtanden kahl Junges Laub im Buchenwald, 
Geſtern noch im Wetter; Sagt’ ich ſchier verbittert, 
Heute früh zum erflen Mal Junger Maien, ach wie bald 
Rauſchen ihre Blätter. Seid auch ihr vermittert! 

Friſche Blätter wunderbar Doch der Lerche Morgenlied 
Mir zu Häupten grüßen; Sang, mid zu beihämen: 
Dürres Laub vom letzten Jahr Menichenkind, wenn alles blüht, 
Raſchelt mir zu Füßen. Soft bu nicht dich grämen! 

Alte Zeit und neue Zeit Kommt ein Uebel, fo beklag's 
Hab’ ih angetroffen, Micht, bevor es nah ift; 

Unten bie Vergangenheit, Aber jedes fchönen Tags 
Oben Zukunftshoffen. Freu' dich, wenn er ba ift.* 


Diefem präcdtigen Optimismus begegnen wir allenthalben in 
den Inrifchen Gedichten Dürrenmattd. So fingt er über die „Familie 
Minter“: 


‚Sy Frau, me beißt fe d'Kelti, ‚Dodh ift d's Großmüetti byne, 
's Iſt wohr, bie nimmt’s chly z’ftreng, Das ift e netti frau, 
Und db’ Zanternsau, b’ Frau Bye, Man nennt fe Churzi Zyti, 
Der ganz Tag ſchmält fi gäng. Gmwäh, denti, kennſt fernsau.“ 
(Schluk folat.) 


Ein Schülerauffah. Der Mebmer Der Meßmer gendrt zu ben 
nüglifien Menfchen, weil er am Morgen um 5 Ubr bie Glode läutet, daß bie 
befieren Leute noch zwei Stunden fchlafen dürfen. Um 11 Uhr läutet er wieder, 
damit bie Bauern auf dem Felde wiffen, daß fie bald Hunger haben follen, 
Am Abend läutet der Meßmer Feierabend, worauf bie Heinen Kinder Obrfeigen 
belommen, wenn fie nicht ſchnell heimgehen. Zumeilen wird der Meßmer auch 
ſchädlich, namentlich, wenn er bei Nacht läutet und es irgendwo zu brennen 
anfängt. Manchmal hält fih der Meßmer au in ber Wirtfchaft auf, wo er 
fib durh Sittſamleit auszeichnet. Der Meßmer nährt fi von Hochzeiten, 
Zaufen und den Toten. An ben Toten verdient er am meiften, weshalb er 
froh ift, wenn viele fterben. Die Meßmer werden fehr alt, weil fie ein ſolides 
Leben führen müffen und am Pfarrer ein gutes Beifpiel haben. Manchmal 
wird ber Meßmer auch Sigrift genannt, und dann muß er am Sonntag in bie 
Kirche gehen. Es gibt katbolifhe und reformierte Meßmer. Die reformierten 
fönnen nicht fo qut lateiniſch und befigen nickt fo lange Röcke wie bie fatbo« 
lichen. ‚Oftihmweiz”. 


— 23 — 


Alban Stolz. 
V. 


In 3. Linie finden wir von A. Stolz Schriften, die feinem Hl. 
Gifer für jeine lehramtlihen Pflichten und feinem Bemühen nach be 
ruflicher Bervollfommnung entfprungen find. Selbfiverftändlih fahte 
er jeinen Beruf ald Lehrer nicht bloß von der wiſſenſchaftlichen Seite 
auf, jondern ganz bejonder8 von der erzieherifhen. Daher erjtrebte er 
auch nicht bloß eine Vertiefung feines lehramtlichen Könnens und Wiflens, 
gleichſam eime zeitgendſſiſche Verſtärkung feines lehramtlichen Apparates, 
ſondern mindeſtens ebenſo ſehr eine ſtete innere Vervollklommnung feiner 
ſelbſt, eine Verbeſſerung feines höchſt eigenen vielfach ſchlackenreichen 
Ichtums, und dadurch eine Vergeiſtigung des lehramtlichen Wirkens 
durch den ſeeliſchen Adel der Perſon. Unter dieſem Gefichtspunkte mö— 
gen nachfolgende Schriften entſtanden ſein: 


— Legende ober ber chriſtliche Sternenhimmel. 10. Aufl. — 4 Bänbe 
12. M. — s 

2. Erziehungd-Kunft. 6. Aufl. — 896 St. — 3.M. — 

3. Homiletif ald Anweifung, den Armen das Evangelium zu predigen. 
2. Aufl. — M. 240 — 3808 ©. — 

4, Die bl. Elifabetb. 14. Aufl. — 404 8. — 8. M. 

5. Kleinigfeiten I, Sammlung. 3, Aufl. — 76468. — 6M. 

6. Kleinigkeiten. Letzte Sammlung. Als Anhang: der Menſch und fein 
Engel 636 St. — 4. M. 

7. Witterungen der Seele. 4. Aufl. — 585 — 4 M. 

8. Wilder Honig, Fortiegung der „Witterungen ber Seele‘ — 2, Aufl. 
mit dem „Wanderbüclein® aus dem Jahre 1848. 672 S. — 4M. 

Schreibende Hand auf Wand und Sand. 4. Aufl. — 534 Seiten— 
M. 2, 75. — 

10. Dürre m 2. Fortjegung ber „Witterungen der Seele” — 2 
Aufl. — 566 S. — 4.TM. 

„Der hriftlihe Sternenhimmel” ift eine literarifhe Frucht 
ernjter 12 jähriger Arbeit. Der Autor ſelbſt drüdt fih in „Wilder 
Honig* aljo über das Werk aus. 

„Es bot eine wunderbare Freundlichkeit Gottes über diefem Unternehmen 
gewebt und es geſegnet. Es ift Diele Schrift eines ‚ber fchönften Ereignifje ın 
m:inem Leben, weil ſchon vor ihrem Entitehen fie fo Lieblib in ber Phantafie 
geblöht Hat, und ftatt daß die Blüte wie ojt bei andern Plänen taub abge- 
fallen wäre, jo ift fie zur Frucht und Vollendung gereilt. Die Arbeit ſelbſt 
bat nur einige Zage quälente Mühegehabt, hingegen mande Luft poetifhen Schaf. 
ffens und jeßt die einige Freude gelungener Vollendung.” 

Wie ernft Alban Stolz dieje Arbeit nahm, jagt und eine Tage— 
buch-Notiz von ihm unter dem 8, April 1852, die aljo lautet: 

„Ih arbeitete heute am Leben ber hl, Katharina von Bologna; ihre 
Strenge machte mir bang und ich fah mid in einer tiefen Verwerflichkeit, gleich- 
ſam feinen guten Faden an mir, Da ich ſpäter zur Betradhtung Chrifti zu« 


— 234 —— 


rücklehrte, fühlte ich, wie er, menſchlicher in feinem Beiſpiele, nicht fo ſchreckt 
ober ängftigt als bie Härte mancher Heiligen,“ 

An anderer Stelle hat er Bedenken, ob dieje Legente ihn nicht 
zu jehr dem Berufe entziehe. In diefem Gefühle jchreibt er folgende 
Worte: 

„Es ift überhaupt eine Gefahr für jeden Mann, der einen Beruf bat, 
wenn er fchriftftellert; ſehr leicht geratet er dahin, daß ihm die Schriftitellerei 
zur Leidenichaft wird oder zur Bublerin, ber zuliebe er bie ihm angetraute 
rechtmähige Frau, die Aufgabe feines Berufes, vernadläfjigt. Es gilt dies aud 
von andern Liebhabereien, 3. B. von eifrigem Betrieb bei Bejang- und Mufif- 
vereinen. Ich fuchte mich zumeilen damit zu beruhigen, daß ich meine Zuhörer 
genug verforgt glaubte, weil fie noch im Seminar größtenteils fih mit dem— 
felben Gegenstand beichäftigen mußten, womit die Pajtoraltheologie auf ber 
Univerfität fie vorläufig befannt macht.” 


- Diefe Geftändniffe von Stolz angefichtd feiner erhabenen und er— 
hebenden Arbeit find gewiß greifbarer Beleg für unjere Behauptung, 
daß der „Sternenhimfmel* für Stolz eine literarifche Leiſtung war, die 
ihn perfönlih vervolllommnete und den Lehrer immer intenfiver 
zum Erzieher auswachſen ließ. — Meiterhin war die Art, wie 
er fih an jeinem „Sternenhimmel“ machte, auch jehr geeignet, zu feiner 
perfönlichen Bervolllommung und zur berufliden Vertiefung weſentlich 
beizutragen. Raum war der Entihluß, eine Legende zu jchreiben, in 
Stolz gereift, legte er fih die mehr ala 50 Foliobände der Acta Sancto- 
rum zurecht, die für einen einzigen Tag 30 und noch mehr Heilige 
in Kleindrud bejprechen. So mußte aljo Stolz das Leben von Taufenden 
von Heiligen durchfuchen, um für jeden Tag feiner Legende einen joldyen 
ausfindig zu machen, der eine charakteriftifche Seite für eine chriftliche 
Wahrheit bot. Eine verfängliche und jehr ausgedehnte Arbeit. P. Roh 
fand die Vollendung des Werkes für Stolz bei feiner jonftigen vielfachen 
Inanſpruchnahme kurzweg unmöglid. Der jehr initiative und wider 
ftandafähige und demgemäß in Sachen urteilöberehtigte Wallifer Je— 
ſuit täufchte fih aber, denn er rechnete zu wenig mit dem intenfiven 
Trieb Stolzens, fi Überwindung aufzuerlegen, um der Menfchheit zu 
nüßen. — 

So arbeitete fih Stolz denn jchonungslos durch und gab ſchon 
im Dezember 1850 die lebten Drudbogen ab. Das Werk erfchien in 
MonatsHeften und ging jomit den geordnelen, wenn auch unerwarteten 
Gang und fand riefigen Abſatz und befte Beurteilung. 


Heute liegt e8 in einer Oltav-Auögabe vor, 4 Bände, 2850 S. 12 
M. 10. Aufl. illuftriert von A. und 2. Spig und in einer Quart-Ausgabe, 
11, Aufl. 932 St. 8 M. 


Auch die Bearbeitung diejes Werkes hat Somit des Autors Willen 
gellählt, deſſen Glaubensleben gefräftigt und deſſen Wiſſen vertieft und 


— 235 > 


dadurch weſentlich beigetragen, den Lehrer der Jugend zum einflußreichen 
Erzieher derfelben und des kath. Volkes zn machen. 

Die Hl. Elifabeth. Ein Buch für Chriften. Stolz arbeitete 
an dieſem Werke nach feiner Mitteilung 3 Jahre, 3 Monate und 3 
Tage. Und e3 ift geworden ein liebemildes, wirklich wunderſchönes 
Buch, To recht „ein Buch der Barmherzigkeit“, wie er ed in „Wilder 
Honig” benamfet; deſſen ganzer Erlös floß zu mohltätigem Zwecke. 
Stolz betrachtete nach Dr. Jakob Schmitt diefed Buch als fein reifftes 
und vollendetftes Werk, wie er denn auch mit der größten Liebe und 
Ausdauer und mit dem verhältnismäßig größten Aufwand von Zeit 
und Arbeit fi mit der Abfaffung diejes Buches befchäftigt Hatte. Hier 
drängt fich jomit die Frage auf, welches wohl Stolzens beite Zeiftung jei, 
Die Anfichten gehen auseinander, Hägele will die Anficht verfechten, 
ala hätte Stolz „Schreiberde Hand“ an erfte Stelle fegen wollen. Dieje 
Anfiht ſtößt auf ftarken Widerſpruch. Am meiften Anklang finden wohl 
jene, die der Anficht zuneigen, Stolz hielt feine erften Kalender für jene 
Schriften, in denen feine Phantafie, feine poetifche und gemütvolle, tief- 
ernfte, erichütternde uud dabei doch wieder mit Humor gleichſam durch— 
ſetzte Art, die chriftlichen Wahrheiten zu behandeln, am unmittelbarften 
und reichften jprudelte. Sei dem nun, wie ihm wolle, „die bl. Elifabeth“ 
war Stolz and Herz gewachlen, und ſchon all’ die eingehenden und Hlein« 
lichen Borbereitungen, die er zu deren Abfafjung traf, jprechen dafür, 
daß der Charakter der hl. Glijabeth, ihr Leben und Dulten, ihr Xieben 
und Leiden, ihr Sehnen und Opfern e3 feinem Gemüte jehr angetan 
hatten. 


Heute Liegt das Werft vor in einer Pradtausgabe mit 16 Bildern, 
486 — 6 an in einer Oktav-Ausgabe mit 16 Bildern, 14, Auflage 
- 448. — 3m. —, ineiner Duodez-Ausgabe (Sammlung biftorifcher 
Bildniffe 3. Aufl, mit 13 Bildern — 110 St. — geb. 80 Pia. — in far 
lender-Format von 1876 — 3. Aufl. mit 13 Bildern — 110 S, — geb. 
= Pig. — und endlih in einer Boltd-Ausgabe, 13. Aufl. — 392 St. 

‚1. 50. 


Er war im beiten Sinne Schriftfteller „von Gottes Gnaden“, der 
das „Apoftolat der Prefje“ wie wenige geübt. Er hielt in allen Schriften 
die Fahne feines göttlichen Meiſters hoch, er kämpfte für feine Kirche 
mit fchneidigen, ſcharfen, aber nie mit vergifteten Waffen, er verwun« 
dete und wollte vermunden, aber nur, um das innere Gift abzuleiten 
und um dadurch zu heilen. Und immer fchrieb er auch, was er auch 
ſchrieb, zur wiſſenſchaftlichen Vertiefung und moralifchen Bervolltommung 
feiner felbft und zur Beflerung der Mitmenjchen. — 

——sAL—n— 


--3 236 — 


Katalog empfeblenswerter Jugend⸗ und Volks» 
schriften für die katb. Schweiz. 
Buch- und Kunftdruderei Union in Solothurn. 


In einer früheren Nummer haben nir mit wenigen Worten des 
oben bezeichneten „Kataloges“ gedacht und ihn empfohlen. Es ift am 
Plage, daß mir nachträglich noch eingehender auf die Novität eintreten. 
Mir find das dinerjeitd dem „Schweiz. kath. Erziehungsverein“ und an- 
derjeit3 den v. Autoren ſchuldig. Denn der erjtere hat mit dieſem 
Werke ein wirklich längft gefühlte® Bedürfnis befriediget, eine wirk— 
liche Lüde auf fath. Seite ausgefüllt, und die Herren Autoren haben 
die ihnen geftellte Aufgabe mit Hingabe, Ausdauer und Geſchick gelöft. 

Was bietet der „Katalog“? Antwort: A. ein Vorwort von 
9. H. Pfarrer Peter in Triengen, B. eine Einleitung 1. „über die Lek— 
türe*, 2. „über die Anlage von Bibliotheken“ und 3. „Literarifche 
Rundihau“, C. Bücher-⸗Katalog. — 

Aus dem „Wormworte” entnehmen wir, daß es folgende zuver— 
läfjige Führer durch die Jugend» und Volksſchriften-Literatur gibt: 1. 
Katalog von Dr. Hermann Rolfus in Sasbach, erjchienen 1866, 1876, 
1878 und 1892 bei Herder in Freiburg i. B. — 

2. „Zuverläfjiger Führer zur Auswahl einwandsfreier Jugend» 
ſchriften“, in 2 Ausgaben für Knaben und Mädchen von C. Ommerborn, 
Rektor in Charlottenburg, erichienen 1895 bei Kirchheim in Mainz. 

3. „Sugendleltüre und Schülerbibliothefen” von H. Herol3 und 
Dr. L. Kellner, erjchienen bei Schöningh in Münfter 1891 und 1898. 

4. „Verzeichnis empfehlenawerter Schriften für die fath. Jugend“. 
Herausgeber: Jugendſchriftenkommiſſion des kath. Xehrervereind in 
Bayern 1897. — 

5. „Berzeichnid von Jugend» und Volksſchriften nebſt Beurteilung 
derjelben“. Herausgeber: Verein kath. Lehrer Breslaus 1886 und 
und 1907, 8 Hefte a ME. 1.20 bei Aderholz in Breslau. 

6. „Wegmweijer durch die Jugendihriften- Literatur“. 
Erjchienen bei Keinrih Kirſch, Wien, Singerftraße 7, 3. Kronen, 375 
Seiten. 5000 Echriften beurteilt. Herausgeber: Kath. Lehrerbund 
für Defterreih. 1906, — 

7. „gührer dur die Jugendliteratur“ von of. Karl« 
mann Brechenmacher, Etuttgart. 2 Hefte à 60 und 1 ME. 20. Her» 
ausgeber: Kath. Schulverein für die Diözefe Rottenburg 1906 und 
1907, 

Bei der Anführung diefer „Ratgeber” freut es und namentlich, 
daß mehrere der nitiative kath. Yehrervereine entjprungen find. Es 
bemweift das, daß unjere fath. Lehrer immer noch eine erfreuliche Doſis 
echt idealen, echt kathol. Einn fich bewahrt haben, und daß fie diejen 
ihren kath. Sinn auch im Intereſſe dee katholiſchen, des chriftlichen 
Volkes praktiſch betätigen. Sie haben alle Dank für dieſen ihren Eifer! 
Je reger und offenkundiger diefe Urt Lehrerarbeit zu Tage tritt, um jo 
fiherer erreichen materielle und flandeöberufliche Lehrer-Forderungen bei 
Volt und Behörden ihr Ziel. — 


- 43 237 — 


Die „Einleitung“ bringt eine wertvolle Arbeit über die Lektüre. 
68 ift diefelbe außergewöhnlich knapp gehalten (2! Zeiten), dabei aber 
durchaus gedankentief und praftiih. — 

Eine 2. Arbeit redet in anfdhaulicher und flarer Weife über die 
Anlage von Bibliothefen (4 Eeiten), worin namentlich auf die richtige 
Ausiheidung der Bücher für die entjprechenden Altersftufen großes Ge« 
wicht gelegt wird, 

Die „Literarifhe Rundſchau“ entitammt der Feder des ©. 9. 
P. Zeonhard Peter in Mehrerau (9 Seiten), eined Priefterd, der als 
Präfekt und Bibliothefar an der Klofterfchule in Mehrerau auf dem Ge» 
biete der Jugendleltüre reiche Erfahrung beſitzt. Es läßt der einfichtige, 
belejene und ſehr weitherzige Herr in Jugendliteratur und Volks— 
literatur die Kerntruppen aufjpazieren, d. 5. jene Perfonen und Leift- 
ungen, die etwas Schöpferiiches in fich bergen und daher tunlichft bleis 
benden Wert haben. Haben wir den verehrten Herren gerade inbezug 
auf die Fritifche Behandlung diefer Arbeit ald jehr mweitberzig be- 
zeichnet, jo geichah das befonderd von dem Gefichtäpunfte aus, daß er 
dad wirklich Gute auch anerkennnt, wenn e8 in nicht-kath. Lager ſich 
vorfindet. Das noch mit befonderer Vorliebe, wenn es Geiftesprodufte 
von Landsleuten betrifft. Offen geitanden, findet Schreiber dies dieſe 
an fich jehr anerfennendwerte Weitherzigfeit da und dort fajt zu weit— 
gehend. Die Anerkennung, die einem W. Hauff, den beiden Brüder 
Grimm, dem Dänen Anderjen, einer Johanna Spuri, einem Fr. d. 
Tſchudy, einem Jeremiad Gotthelf, einem Guſtav Freytag, einem Jakob 
Grey u.a. nicht-kath. Autoren zu teil wird, ift verdient und berechtigt, 
auch wenn geynerischerfeitö ein P. Jais, P. Weißenhofer, P. Hattler, P. 
Hermann Koneberg, Konrad Kümmel, Frz. Xav. Himmelftein, P. Joſef 
Spillmann, P. Huonder, P. Maurus Garnot, P. Yojef Staub, P. Am— 
bros Schupp, eine „Tante Emmy“, ein P. Finn, Alban Stolz, Pfarrer 
Frz. &. Herzog, (der Balbeler), Ad. Kolping, Mar Steigenberger, P. 
Leo Fiſcher, Sebaftian Brunner, P. Joh. B. Diel u. v. a. Autoren aus— 
geſprochen fath. Richtung teilweiſe gründlich tet geſchwiegen und teilmeife 
nur jehr nebenfächlich behandelt werden. Es iſt am Platze, dak wir nicht Gegen- 
recht üben, daß wir die wirklich bildenden, wirklich erzieher- 
iihen, wirklich den pofitiven Chriftusglauben mehrenden 
und ftärlenden und den Sinn für das unverfälidt Schöne 
fördernden Geiltesprodufte empfehlen, auch wenn fie nicht aus— 
geiprochen kathol. Geblütes, wenn ſie nur poſitiv chriſtlicher 
Rihtung find. Mber ed will und perjönlich faſt bedünfen, einzelne 
im Kataloge vorfindliche Werke entſprächen dirfer oben angedeuteten 
Tendenz nicht, es will und bedünfen, es ſei bei deren Aufnahme in 
einen Katalog des „Schweiz. kath. Gr3.-Vereins* fpeziell der jchöngeiftige 
und vielleicht der patriotifhe Standpunkt einfeitig ausfchlaggebend ge— 
weſen. Denn wir perjönlich finden tatfählich an einigen Werken des 
2. Autord pag. 117 und an denen des 3. Autord pag. 129 „wenig“, 
dad „wirklich bildet, wirklich erzieht und wirflih den pojitiven 
Chriftenglauben mehrt und fördert”. Und wir fürchten, 
daß die Anführung von derlei Werken verführerifch, verwirrend 


— 238 — 


und entgleiſend auf das gewöhnliche kath. Menſchenkind ein— 
wirkt. Viele betrachten eben derlei Zugaben als ein Zugeſtändnis an 
den Zug der Zeit, an eine gewiſſe weitmaſchige Zeitſtrömung und finden 
ihr eigenes chriftliches Voltsempfinden dadurch etwas ftiefmütterlih und 
altväterifch behandelt; das ift fo unfere Anficht. Wir willen wohl, daß 
die verehrten Herren, die die Aufnahme gebilligt, den Schritt optima 
fide und offenbar nur mit etwelchem innerem Widerftreben getan haben. 
Unfere Einfchränfung will aljo auch nicht Eloßig tadeln und eigenmächtig 
verurteilen, feinen wir ohnehin die ſchwere und Schwierige Arbeit, 
welche die Erftellung eines kath. Eritlingd-Sataloged bedeutet. Aber zu 
nochmaliger Ueberlegung möchten wir für eine Neuauflage (zumal ja 
noch allerlei wirklich gute Werke überfehen blieben) anregen, weil wir 
mit einem Kataloge jpezifiich kath Provenienz beim kath. Volke größere 
Berantwortlichkeit tragen für das, was wir empfehlen, als wenn Die 
fath. Abftammung weniger fichtlic” markiert wäre, Man zürne und 
diefe Anficht nicht, aber wir haben fie nun einmal und betrachten deren 
— als unſere publiziſtiſche Pflicht, zumal in dieſer ſchonenden 
orm. — 

Im übrigen bietet die „Liter. Rundſchau“ von H. H. P. L. P. 
ungemein viel des Intereſſanten, des Zutreffenden und des Belehrenden, 
daß ſie alle Anerkennung verdient. Man durchgehe z. B. die Urteile, 
die fie über Alban Stolz, Karl May, J. Gotthelf, Karl Spitteler, Kon— 
rad Frd. Meyer, zc. und man muß gejtehen, es beherrfchte den Autor 
ehrliche Geradheit. — 

Der Kathalog jelbft, der über 3000 Bücher empfiehlt, geht alfo 
vor: I. Für Rinder vom 8.—11. Jahr (Beichtfinder). II. Für Kinder 
vom 11.—14. Jahr (Kommuniontinder). III. Für Fortbildungs- und 
Sekundarſchüler und Schulentlaffene, 14.—13. Jahr und IV. Für reife 
Yugend und Erwachſene. Angereiht find A. Kath. Jugend» und Zeit 
ichriften a. für Kinder vom 8.—11.Jahre, b. für Kinder vom 11. bis 
14. Jahre, ec. für Sekundar- und Forbildungsfchüler und Schulentlaffene 
(14.—18. Jahr), d. für die ftudierende Jugend, e. für Erwachſene, f. 
für die Frauenwelt und g. für gebildete Stände — B. Salınder, 
jchweiz. und andere. C. Münztabelle zur Umrechnung der Bücherpreije 
aus deutichem Geld in Franken. D. Kath. Buchhandlungen der Schweiz, 
alphabetiich nach den Ortjchaften rangiert. E. Ein Sad Berzeichnid und 
F. ein alphabetiſches Autoren-VBerzeichnid. — 

Das einige Worte zur Beleuchtung diejes ſchweiz. kathol. Erft- 
lingd- Kataloge. Der Griff ift gelungen, den GErjtellern und Veran— 
lafjern unfern Dant! C. F. 


—— I 


Aus den Vorträgen eines zerfireuten Lehrers: 

Die Hottentoten haben ein jo gutes Geficht, dab fie ein Pferb brei 
Stunden mweit trappeln bören. 

Egypten wird eingeteilt in das mwüfte und glüdliche Arabien. Zu den vor« 
züglichiten Probuften gehört unftreitig das Klima. Der Nil jchidt fein Waſſer 
hin, wo er will. Der Sultan ftarb am Ende feines Lebens, 

Südamerila ift krumm, 

Die Feuerländer find von der Kälte ganz rot gebrannt. 


— 239 — 


Zur Schulfrage in England. 
(Driginal-Sh. Korr.) 


Mancher dürfte vielleicht etwas überraſcht werden bei näherer Prüfung 
der Frage, was die Nation, die ſich einbildet, als die Erſte der Nationen an 
der Spitze derſelben zu marſchieren, für die Volksſchulbildung getan habe. Bis 
vor 50 Jahren war die Vollsſchule in England eigentlich noch ganz in den 
Händen der Klirde. Ja noch heute bilden bie ſog. Church-schools einen großen 
Bruchteil der beſtehenden Schulen. London allein zählt deren über 400. Der 
Erfte, der ben Verſuch machte, die Hand des Staates on die Volklsſchule zu 
fegen, war ein Deutfcher, Prinz Albert, der Bemahl ber veritorbenen Königin. 
Er hielt vor ben Lords eine Rede, in welcher er lebhaft die Erziehung und 
Bildung der unteren Bollsflaffen durch den Staat betonte. Aber das Land war 
noch nicht reif für ſolche Ueberlegungen. Erſt im Jahre 1870 wurde durch 
Parlamentsbeihluß die Volfsfhulbildung auf eine nationale Baſis geſetzt, ber 
Schulzwang eingeführt, Schulbefuh bis zum 13. Altersjahr zur Pflicht gelegt 
und Schulfomitees geſchaffen. Im Jahre 1902 wurde die Rontrolle über die 
Schulen aus der Hand der Komitees genommen und in biejenige der Gemeinde. 
behörden gelent, ſowie bad 14. Altersjahr als Austrittsjahr angeſetzt. In ihrem 
Programme von beute verlangt die Arbeiterpartei vollfiändige Selularifierung 
ber Schule, Echulpfliht bis zum 16. Altersjahr, Beforgung von Nahrung und 
Kleidung der ärmeren Schulkinder durch den Etaat, Doch mwmittigere und 
bringenbere Fragen als dieſe, find noch nicht zur volltommenen Löſung geflommen, 
wir meinen bie Frage ber Nebrerbildung. Die Zahl der Lehrerfeminare ift zwar 
im Zunehmen begriffen. Aber noch in ben legten Jahren mußten Scharen von 
Studenten abgewieſen werden, eınzig weil e8 am Platz mangelte, Dieſer Umftand 
mag auch dazu beitragen, daß bie Zahl der nicht patentierten Lehrfräfte nicht 
merklich binter derjenigen der Patentierten zurüditeht. 

Don 1901—02 betrug die Zahl der Erfteren 53,898, ber Letzteren 67,768 


„  1902—03 . „ 56,128 „ 70,914 
„ 1903—04 r „97,075 „74,811 
.„ 1904-05 s „61,482 „18,737 
„ 1905—06 63,363 . 84,274 


Es hatten demnah im Jahre 1904 von 100 Proz. der englifhen Volls— 
fhullehrer nur 55,7 Proz. und im Jahre 1906 nur 56,9 Proz. den Ausweis 
ber zu ibrem Berufe nötigen Kenntniſſe. Der Fall, der noch letztes Jahr 
paflierte, dab an einer Elementarfchule ein Lehrer angeftellt wurde, deſſen ein- 
ziger Ausweis fein praftifher Beruf alö Gärtner war, gehört wohl nicht mehr 
zu ben Alltäglickeiten, er ift aber charalteriſtiſch für dasjenige, was noch heute 
geleiftet werden fann unter dem negenwärtigen Erziehungsſyſtem in England. 





Literatur. 


*) Sammlung belshrender Unterhaltungsichriften für bie beutiche Jugenb 
von Hand Vollmer. Verlag von H. Pantel, Berlin. 

Bis jetzt find 25 Bände erfchienen. Preis geb. durchwegs 1 ME. Es 
liegen u. a, vor: Griehifche Sagen 1. Band von J. Dietze, der Kampf um 
Südweitafrifa von FF. Henkel, Ritterburgen und ritterliches Leben in Deutichland 
ven K. Fuchs x. xc. Die Dinge find lehrreich, intereffant und vielfach recht 
wertvoll, Immerhin fehen fie eine abgeflärte MWeltanihauung voraus. — 


— 240 — 


XXIII. Schweiz. Bildungskurs für Lehrer der Knaben— 


handarbeit in Sitten. 
(13. Juli bis 8. YAuguft 1908.) 


Der Schweizerifhe Becein zur Förderung des Handarbeitdunter- 
richtes Für Knaben veranftaltet mit finanzieller Unterftüßung ded Bundes, 
unter Oberaufficht der Erziehungsdireftion ded Kantons Wallid vom 13%. 
Zuli bis 8. Auguft in Sitten den XXIII. Schweiz. Lehrerbildungskurs 
für den Unterritt in Knabenhandarbeit. 


1. Zwech im Allgemeinen. 


Die Handarbeiten bezwedein, den Schüler beobachten und denken 
zu lehren, ihn durch Selbftbetätigung zum Erkennen, Wifjen und Können 
zu führen und ihm zu praftiicher Handfertigkeit zu verhelfen. Durch 
die Kurje jollen die Teilnehmer befähigt werden, den Handarbeitäunter- 
richt methodifch zu erteilen. Neben der praftiichen Ausbildung erhalten 
die Kursteilnehmer Belehrungen über zwedmäßige Einrichtung von 
Scülerwertitätten, über Rohmaterialien, Werkzeuge und deren Bezugs— 
quellen, 


2. Arbeitsfächer und ihre Dauer, Kursgeld. 


Dir Kurd umfaßt folgende Arbeitöfächer: 
1. a) Elementarkurs vom 13. Juli — 30. Juli, Kursgeld 50 Fr. 
b) Naturholzarbeiten „ 31. Juli — 8. Aug,, R 20 Fr 
(für beide Kurſe zufammen 65 Fr.) 
. Kartonnagearbeiten vom 13. Juli — 8. Aug., Kursgeld 65 Fr. 
. Hobelbantarbeiten „ 13. Juli — 8. Aug,, . v5 Fr. 
. Schnißen „ 43. Juli — 8. Aug., m 65 Fr. 
. Modellierarbeiten „ 14. Juli — 8. Aug., I 65 Fr. 
Ä DerElementarkurs, ergänzt durch 
=; die Arbeiten in Naturholz iſt für das 1. 
48 bis 3. Schuljahr, ſowie für Spezialklafjen 
und Jugendhorte berechnet. Er umfaßt Ar- 
— beiten in Ton, Papier, Halblarton und Na» 
4, turholg. Er will zeigen, wie die Handar- 
+ beiten zur Belehrung und Veranſchaulichung 
des theoretifchen Unterrichte® herangezogen 
werden follen und wie fie zur Betätigung 
in der jchulfreien Zeit dienen. 

63 ſteht den Teilnehmern frei, fich für 
la, oder Kurs 1b, oder endlid für Kurs 
la und b einschreiben zu lafjen. 

Die Kartonnagearbeiten (I. bis 
6. Schuljahr) erziehen zu Genauigkeit und 

Sauberkeit im Acbeiten. Sie unterftüßen 
den Rechen- und Beichenunterricht und liefern 
Bapparbeiten. beliebte Nußgegenftände für da® Hau. 


mom 








4 241 — 


Die Hobelbankarbeiten (7.—9. Schuljahr) bieten den Knaben 
Gelegenheit zu außgiebiger körperlicher Betätigung und zu wertvollen 
Beobadhtungen am Material, Sie führen ihm zugleich ein in das Ver 
ſtändnis und das Anlegen techniicher Zeichnungen und deren Verwend— 
ung bei der Anfertigung gewerblicher Gebrauchsgegenſtände. 

2 Ba (7.—9, Schuljahr) umfaßt Furchen-, Tylach- 

—— ar Reliefſchnitt. Dieje Arbeiten 
= : = bilden eine praftijhe Anmendung 
BR = 378 = deö Freihandgeichnend ; fie fördern 
——— den aͤſthetiſchen Sinn und bilden den 
— Geihmad dur Ausführung ein« 
Schnitzen. facher Ornamente. 
Da? Modellieren (1.—9, 
Schuljahr) läßt na mit Erfolg auf allen Schul⸗ — — 
ſtufen anwenden. Es iſt ein vorzügliches Bild— 
ungsmittel für Hand und Auge und fördert den 
Anſchauungs- und Zeichenunterricht, jowie die 
Geſchmackbildung. 








3. Organiſation. 


a) Der Unterricht wird in deutſcher und Elementarkurs. 
franzöfiſcher Sprache erteilt. Die Wahl des 
Faches ſteht dem Teilnehmer frei. 

b) Arbeitszeit. Der Unterricht dauert täglich neun Stunden. 
Der Samstagnachmittag iſt frei und ſoll zu gemeinſamen Ausflügen 
und zum Beſuche der Sehenswürdigkeiten in Sitten und Umgebung be« 
nüßt werden. 

ec) Koſten. Dad Kursgeld (fiehe oben) ift in der erften Kurs— 
woche zu bezahlen. Koft und Logis werden auf zirka Fr. 90.— zu 
ftehen kommen. 

d. Subvention de3 Bundes. Jedem Kurdteilnehmer ift durch 
Vermittlung der Srziehungsdireltion Walid vom eidgenöfliichen Indu— 
ftriedepartement eine Eubvention in gleicher Höhe gefichert, wie fie ihm 
von feiner Kantondregierung zugeiprochen wird. Allfällige Gemeinde 
fubventionen ꝛc. werden hiebei nicht berüdjichtigt. Es wird die beftimmte 
Erwartung ausgeſprochen, daß die jubventionierten Teilnehmer in ihrem 
Mohnorte die im Kurfe erworbenen Fertigkeiten verwerten, jei ed durch 
Abhalten von Borträgen über die Handarbeit, oder, was befjer ift, durch 
Errichtung von Handarbeitsfchulen. 

e) Vorträge. Für die theoretiihe Ausbildung der Kurfiften 
mird durch Vorträge oder Diskuſſionsabende gejorgt werden. 

f. Koft und Logis. Herr ingenieur Hänni im Sitten ift auf 
Wunſch gerne bereit, für Koft und Logis zu forgen und den Angemel- 
deten ſpezielle Mitteilungen darüber zu machen. 


4. Anmeldung. 
Bur Anmeldung jind befondere Formulare zu verwenden, welche 
bei der Kursleitung, den fantonalen GErziehungsdirektionen und den 


4 242 — 


Schulaußftelungen Bern, Freiburg, Laufanne und Zürich bezogen werden 
fönnen. Die Anmeldungen müſſen bis jpäteftens den 15. Mai 1908 
der Erziehungädireltion des Wohnkantons eingereicht werden. 

Der Kursleiter, Herr Ed. Dertli, Forchſtr. 88, Zürich V, wird 
weitere Auskunft bereitwilligft erteilen und den Angemeldeten päter durch 
Zirkular no angeben: 

Ort und Zeit der Eröffnung des Kurjed. Stundenplan und Kurd- 
ordnung, die zu beichaffenden Werkzeuge. 

Durch forgiältige Vorbereitung des Kurſes wird dad gute Ge- 
lingen desſelben zu fichern gefuht. Wir laden daher die Intereſſenten 
freundlich ein, den Kurs recht zahlreich zu bejuchen und hoffen im In— 
terefje einer zeitgemäßen Weiterentwidlung der Jugenderziehung auf 
recht viele Anmeldungen. Auch die landfchaftlichen Reize deö Kursortes 
und feiner Umgebung lafjen rege Beteiligung erwarten. Die Kuröleitung 
und die Kurslehrer werden fi nad Kräften bemühen, die Teilnehmer 
für da8 geforderte Ferienopfer in fruchtbringender Weile zu entjchädigen. 


Sin den 15. Februar 1908, 
Für den Schweiz, Berein zur Förderung des Handarbeitäunterrichtes 
für Knaben: 


Der Sekretär: Heine, Hieftand. Der Präfident: Ed. Dertli. 
Die Erziehungsdireltion des Kt. Wallis: Der Kursleiter: 
3. Burgener. Ed. Dertli. 





* Bwei „Böpflein“, 
(Korreip. aus dem Kt. St. Gallen.) 


Die Examen rüden heran. In den Schulftuben regt ſich's emfig, 
wie an einem ſchönen Frühlingstag beim Bienenvölklein. Selbſt ber 
faltblütigfte Lehrer merkt um dieſe Zeit herum, daß er ein gewiſſes 
Etwas befitt, dad man Nerven nennt. Da geht’8 an ein repetieren, 
auspolieren und forrigieren. Man hört zwar oft von der Gliminierung 
der Schlußprüfungen. Aber folange diefe von den Eltern fleißig befucht 
werden, darf man ihnen eine gewiſſe Berechtigung doch nicht ganz ab» 
ſprechen — Letzthin fam mir die „Oſtſchweiz“ zu Gelichte, worin von 
der Abjhaffung der Ausftellungen der Mäychenbandarbeiten 
in einer großen Gemeinde dead Fürftenlandes gefproden wurde. Diele 
Meldung freute mich aufrichtig. Iſt das jemweild ein Haften und Zrei« 
ben, ein Striden und Nähen unmittelbar vor einer derartigen Außftel- 
lung. Es ift feine Uebertreibung, wenn man behauptet, daß hier und 
dort um dieſe Zeit an diefe Mädchen zu große Anforderungen geftellt 
werden. Ja man bat uns fon ins Ohr geflüftert, die Arbeitölehrer- 
innen felbft werden recht nervös, und diefe Paradefchauftellungen rufen 
oft eine ungeſunde Rivalität und fogar Eiferfudht unter ihnen hervor, 
indem jede die antere übertreffen wolle. Auch hörte man fchon jagen, 


— 2413 — 


daß fidy dieſe Arbeiten nicht mit fremden Federn, wohl aber mit — — 
fremden Nadeln gejhmüdt hätten. Sei dem, wie ihm wolle — gefunde 
Zuftände find dies einemeg nicht. Aber — mird und entgegengehalten 
— bei der großen Wichtigkeit des weiblichen Handarbeitäunterrichts für 
die fpätere Hausfrau haben die Mütter doch ein reges Intereſſe einen 
Einblid in deſſen Leiftungen zu tun. Wir find der Meinung, dies 
könne viel intenfiver und befjer bei der mündliden Prüf- 
ung geichehen. — Wir hoffen, diejes Vorgehen werde in der Folge auch 
anderwärts Natahmung finden; gewiß nicht zum Nachteil der Schule, 
der Schülerinnen und Lehrerinnen, 

Aber noch ein andere Zöpfchen, dad im Zuſammenhang mit ben 
Examen fteht, Haben wir im Auge! Es ſei gleich genannt: die Probe- 
ſchriften! Recht faubere, kalligraphiſch möglichft einwandfreie Probe- 
Ichriften, mit eleganten Einband verjehen, am Examen vorlegen zu fönnen, 
das ift und muß ja das Ziel fo vieler Lehrer fein. Wird etwa der 
Stand einer Schule nah der Qualität der Probejchriften beurteilt? 
Haft wäre man da und dort verjucht, died annchmen zu müflen. Wir 
aber machen hiezu ein großes Fragezeichen. Dad wäre denn doch höchſt 
ungerecht und einfeitig. Wie gehts bei der Erftellung der Probefchriften 
zu und ber? Seien wir offen: da werden die Formen geübt und for- 
rigiert; Schüler, die nicht Schriften liefern, wie fie der Lehrer münjcht, 
werden geftraft, zum Nachfigen veranlaßt um. Denke nur jeder an feine 
eigene Schulzeit zurüd. Wir hatten das Glüd, bei tüchtigen Lehrern den 
Unterricht zu genießen. Aber der verwünſcheſte Tag des ganzen Jahres 
war jener, an dem die „Pröbli” zu fchreiben waren. Wir mifjen nicht, 
wer aufgeregter war, der Unterrichtende oder die Unterrichteten, Wieviele 
Blätter mußten oft von jedem Schüler hergefünftelt werden, bis fie end» 
lich beim geftrengen Prägeptor Gnade fanden u. für würdig erachtet wurden, 
am Examen den Ruhm des Lehrerd zu verkünden. Wir kennen Schul« 
gemeinden, welche auch diefem Zöpflein Balet gejagt haben und zwar 
auf einftimmiges Gutachten bin der Lehrerfhaft. Ein viel zuder- 
läſſiger Maßftab für die Leiftungen, oder noch bejjer für die 
Fortichritte der Schüler im Schönihreiben während:des 
ganzen Schuljahres und die Brauchbarkeitdes Lehrverfahrens 
in diefem Fache find die Kalligraphie» und Aufſatzhefte (erfte 
und leßte Seite!) Da hat ein jeder, der fi im Schreiben über 
die Schule ein richtiged Urteil bilden will, einen ganz unertrüglichen 
Grabmefier. 

Wenn alfo den beiden Zöpflein „den Schauftellungen der Mädchen« 
bandarbeiten” und den „Probejchriften” der Abjchied erteilt wird, ver- 
liert die Schule gar nichts; im Gegenteil! 


—nmm 


Bus Ranftonen und Busland. 


1. Sf. Hallen. Oft begegnet man in Lehrerkreifen der Aeußerung, daß 
in ben bezgirtsfhulrätlihen Kollegien bie Lehrer eine beſſerſe Ver— 
tretung haben follten. Ya jüngft lafen wir ſſogar die Notiz, „wir werben 


4 244 — 


dieſes Poftulst nur durch Kampf erhalten”. Wir geben nın unumwunden zu, 
daß biefer Forderung, theoretifch genommen, eine gute Abficht durchaus zu Grunbe 
liegt. Doc glauben wir, wären nod ungemein wichtigere und für bie Vehrer- 
ſchaft erfirebenswertere Wünfche zu verfechten und anzuftreben. — Sehen 
wir und die gegenwärtige Zufammenfegung der Bezirlöfchulratsfollegien einmal 
an! Bon zirka 80 Bezirlsinfpeltoren gehört '/« dem Lehrerftande an und zwar 
in der Weife, baß fie aktive Lehrer find oder body früher Lehrer waren. Unter 
diefen befinden fihb: 1 Seminarprofefjor, 1 Inftitutsdireftor, 1 Anftaltslehrer, 
4 altive Selundar- und 1 Primarfehrer, 10 ehemalige Lehrer x. Man wird 
einwenden, gerade ti: leßtgenannten können nicht als Dertreter ber Lehrerſchaft 
angefeben werben. Mber fie hatten doch f. 3. das fantonale Lehrerpatent er- 
mworben und eine Anzahl Jahre felbft Schule gehalten. Eine fabmännifche Br» 
urteilung bürfte ihnen daher faum abzufpreden fein. Vielleicht möchten einzelne 
Defürworter der mehreren Vertretung unferes Standes in der genannten Be 
hörbe, um dadurch bie Herren Geiftlichen beider Konfeſſionen in denſelben etwas zu 
bezimieren, Dieſe Logik veritänden wir allerdings nidt. Dan fennt ben Bor» 
wurf von befannter Seite, viele Beiftliche feien zu wenig ſchulfreundlich. Und 
wenn Fe ih nun intenfiv und mit Freude für Schule und Behrerfchaft betätigen, 
ift auch das wieder nicht recht. Uebrigens glauben wir, ftehe den Herren Pfarrern 
vermöge ihrer Bildung und Selbfitätigfeit in der Schule in Sachen ein Urteil 
zu. Beinebens fei erwähnt, daß beifpielöweife ein Vertreter des geiftlichen 
Standes voriges Jahr 60—70 Schulbefuche machte; bies bildet doch unftreitig 
auch ein fompetentes Verſtändnis für den ganzen Schulbetrieb. Daß übrigens 
bie gegenwärtige Zufemmenfegung und die Stellung ber Bezirksſchulratskollegien 
zu ben Lehrern ein gutes ift, bemeifen bie wenigen Divergenzen, bie in ben 
legten Jahren zwiſchen beiben vorfamen, Uns find tatfächlih Fälle befannt, 
wo in Anftänden zwiichen Ortöfchulbehörbe und Lehrer, letztere vertrauensvoll 
an ben Bezirköfchulrat anpellierte (3. B. wegen ber Höhe ber Mohnungsdentichä- 
bigung) und auch Recht befam. Zu Mibtrauen über Vergewaltigung der Vebrer- 
interefjen iit alfo feine Spur vorhanden. — Außer acht barf auch nicht gelafjen 
werben, dab ber Bezirkäfchulrat die geſetzliche Auffichtöbehörde über Schulrat und 
Lehrer ift ; dann verlengen leßtere pro Jahr von den Herren Inipeltoren min- 
beftens 3 Schulbefuche ; tie Abnahme ber fchriftlihen und münblihen Prüfungen 
abiorbieren, zumal in Bezirken mit zablreihen Schulen, fehr viel Zeit und Ar- 
beit. Auch bat jeder Bezirksſchulrat am Ende bes Schuljahres die Noten über 
Schulen und Lehrer feſtzuſetzen ulm. Ob in biejen Falle der Herr „be 
zirköfchuleätliche* Vehrer nicht oft in redt unangenehme Situationen fommen 
fönnte? 

Wir haben alfo bie fegerifhe Meinung, dab mit biefer Verkuppelung 
allerlei Unzukömmlichkeiten unvermeiblih find und ein beitimmter Grund zu 
einem „Kampfe für diefes Poftulat“ abfolrt nicht vorhanden ift. — Die Stell« 
ung folder ‚Lehrerinſpeltoren“, durch das Geſetz feitgenagelt, zu ihren Ortsſchul- 
räten, zu ihren Kollegen im Bezirksfchulrate und dann wieder zu denjenigen in 
ber Shule wäre oft eine heile. Uebrigens — es ift ja rihtig — gibt eö 
Kantone, welche eine Vertretung der Lebrerſchaft 3. B. in den Bezirtöfchufpflegen 
befigen. Beftehen dort deswegen ideale Verhältniſſe zwiſchen Behörde und „Unter- 
gebenen“? Man fragenad, und man wird oft die nämliche Antwort erhalten, 
wie Schreiber dies auch jhon. — Wir fürdten, mit unferer Meinungsäußerung 
nicht allfeitigen Beifall zu ernten. Aber wir find der Meinung, daß gerade 
ein Fachblatt der gegebene Ort ift, wo folde Fragen alljeitig beiprochen werben 
fünnen. Wir machen uns darauf gefaßt, event. auch gegneriihen Stimmen zu 
rufen. Gut! dann melden wir uns auch wieder zum Wort. 

(altiver Lehrer.) 


— 245 — 


2. Mit Ende bes Schuljahres 1907/08 wird Hr. Profeſſor Kurer von 
feiner Lehrftelle ber Gejchichte, Geographie nnd Deutfh an der fath. Kantons- 
realfchule zu St. Gallen zurüdtreten, nahdem er 31 Jahre an bieler Schulan- 
ftalt treu und opferfreubig wirkte, Hr. Kurer zählt 53 Dienftjahre und erfreut 
fh troß feiner 75 Jahre noch guter Geſundheit. Wer fo von ber Pide auf 
im Sculdienfte geftanden, wie der fcheidende Reſignat, darf getroft fich zur wohl⸗- 
verdienten Ruhe zuräüdziehen. — Wir fehen Hrn. Kurer als jungen Primar- 
lehrer anfangs ber Fünfzigerjahre amten am Flumſerberg in Ragaz. Kurze 
Zeit vertaufhte er die Schule mit der Kaffierftelle am Kantonsſpital. Tod es 
zog ihn wieder in bie Schulftube zurüd, Eiferner Fleiß brachte ihm das Real. 
lehrerpatent ein, und er wirkte lange Jahre an ber alten NRealfchule auf Maria» 
berg ⸗Rorſchach, bis er im Oftober 1876 die jegige Stelle übernahm Neben 
biejer Lebrftelle verjah er auch noch das Schulratspräfidium von kath, Tablat 
und bie Stelle eines Bezirlsſchulrates. — Hr, Aurer verftand aber aud bas 
politifhe Einmaleins und ftand mit dem feurigen Wort und einer fcharfen Feder 
für die Intereſſen der fonjervativen Sache ein, zu Zeiten, wo dies alles eher 
als Lorbeeren eintrug. Wenn e8 heute ander geworben ift, hat Hr. Profefjor 
Kurer im Verein mit gleichgefinnten freunden hieran cin großes Verdienſt. 

Die vorbildlihe Pilichttreue und bie erzieheriſche Einwirkung auf bie 
Zöglinge waren zwei Kernpunkte feiner Tätigkeit an ber jo wichtigen katholifchen 
Kantonsrealſchule. Möge diefe mit bem verjüngten Profefiorenftabe ihre hehre 
Aufgabe weiter erfüllen ! 

Hrn. Prof. Kurer aber ein wohlverbientes otium cum dignitate! (Dem 
Ib. Landsmann? auch unferfeits herzl. Wünſche für die Zulunft! D, Reb.) 

Lehrerwahlen. Lehrer J. Frei in Berned fommt nah Ebnat. — 
Lehrer Samuel Wiget mwurbe nad Herisau: gewählt. — Lehramtskandidat 
Paul Karrer erhält die erſte Anftellung in Niederuzwil. — Un bie fathol, 
Kantonerealidule wurde gewählt Jakob Schadtler, früger Prinarlebrer, 
zur Zeit Selundarlehramtäfandidat. — Nach Untereggen kommt Lehrer Jud, 
3. 3. in Bazenhaid, — An die Unterfchule Roßreuti bei Wil fommt Frl. Her 
bert, Lebramtäfandidatin; auf bie Oberlehrerwahl wurde nicht eingetreten, fon« 
bern mit Fr. 1700 Gehalt (1 Wohnung, freie Heizung, Garten) nochmals aus- 
geſchrieben. — Epgeröriet mählte als Oberlehrer ben Lehramtskandidaten 
Dufner. 

3. Appenzell 3. Rh. * P. Ephrem aus dem biefigen Kapuzinerkloſter bat 
an ber Univerfität Freiburg fein Doftoreramen beftanden und zwar: Summa 
cum Laude. Sieben weitere Pater besfelben Ordens bereiten fi auf die Era- 
mina vor, Bier berfelben befuchen bie pbilofophiiche und brei die naturmifien- 
ſchaftliche Fakultät. Dieſer Wifjenseifer beweiit, daß die „braunen Kuttenmänner“ 
beftrebt find, mit ber Zeit Schritt zu halten. Unferm neuen Kollegium St. 
Anton aber eröffnen ſich glüdverheißende Perſpeltiven, wenn fchon gleich anfangs 
wiffenfhaftlih fo tüchtige Profejioren zur Verfügung ftehen. Glückauf! 

4. Arfhweiz. Ohne Kritik — nur ftatiitiiche Aufzählung! Im abge 
laufener Faſtnacht wurden an ben fath, Lebranjtalten der Urſchweiz folgende 
theatraliſche Leitungen burchgefülrt. 

1. Stiftsfhule Einfiedeln: Der Marlt zu Richmond (Martha). 
Oper in 3 Aufzügen, Muſik von Friedrich Flotow. — 

2. Kollegium in Sarnen: Arnold van Melchthal. Dreiaktige Oper. 
Dichtung von P. Auguflin Benziger in Engelberg und Muſik von Stiftefaplan 
Oskar Müller in Luzern. — 

3. Rollegium St. Midhael in Stans: P. Gall Moreld roman 
tiftes Ritterdbrama: „Das Bild im Walde" und „Staberl in China“ von 
Niedermayer. — 


— 246 m 


4. Töchterinftitut St. Clara in Stand: Operette „Länfel unb 
Gretel“ von Humperdint, — 

5. Kollegium in Engelberg: Romantifhe Oper in 3 Alten: „Der 
—— Ritter“. Muſik von P. Franz Huber und Dichtung von P. Auguſtin 

enziger. — 

6. Anllegium Maria» Hilf in Schwyz: Der Zunftmeifter von 
Nürnberg, 5altiges Schaufpiel von Oslar Rebwih. 

5, Oeſterreich. Der Jefuitenpater Kolb nennt als Haupturſache ber 
Uebelftänbe Defterreihd ben Gegenſatz zwifhen bem offiziellen amtliden 
DOefterreih und dem privaten Defterreih. Das Schulweſen beichlagend, cha» 
ralterifiert er dieſen „Begenfag" alfo: „Das private Defterreih will fatho» 
liſche und patristifche Behrer für feine Kinder, die Oeffentlichkeit errichtet 
Behrerfeminarien, auf bie das Tatholifhe Volk nur mit großer Beforgnis ſchauen 
fann. Wollen die Katholiken Defterreichs Lehrer nach ihrem Wunfce, follen fie 
ſich Privatfeminarien errichten. Das private Defterreich will feine Kinder als 
Chriſtenlinder und patriotifh erzogen Haben. Die Deffentlidfeit aber 
fendet atheiſtiſche, antimonarchiſche Lehrer bis in bie fernften Alpen- 
dörfer und zwingt bie Eltern unter jchweren Strafen, das Heiligfte, was fie 
befigen, folhem Einfluß preiszugeben, verbietet das Kreuzzeichen, das DVaterunfer, 
bas Ave Maria für fatholifhe Kinder. Und wenn dadurch bie Liebe zum 
Voterlande vernichtet, der Glaube im Grunde zerftört wird, wenn bie Rinder 
ohne Glauben, ohne Liebe zu Gott, ohne Ehrfurcht vor ben Eltern verborben 
und unbotmäßig aus biefer Schule hervorgehen, dann hat bas Öffentliche Defter- 
reich erreicht, wonach es ftrebte: Untergang Defterreihs und — jo träumt es 
— Vernichtung der Kirche.” — 

Die vom Öfterreichifchen Unterrichtöminifterium jüngft herausgegebene Ber- 
ordnung betr. die Reform der Maturitätöprüfung behält lehtere bei, bietet aber 
weſentliche Erleichterungen. So entfällt bei der [hriftliden Prüfung am 
Gymnajium die Ueberſetzung aus ber Unterrichtöfprade ind Lateiniſche, an 
Nealihulen die aus dem Franzöſiſchen in bie Unterrichtäfprace, an beiben 
Schulen bie mathematifde Arbeit. Tür bie lateinifch-beutfche Arbeit wird bie 
Arbeitözrit von zwei Stunden auf drei erhöht, auch ift die Benükung eines 
Schulmödrterbuches bier wie bei den Prüfungen aus ben modernen Spraden an 
Realſchulen geftattet. Für den Auffag in ber Unterrichtsſprache werben ben 
Kandidaten drei verfchiedenartige Themen zur freien Wahl vorgelegt. 

Die mündliche Prüfung eritredt ih an Gymnafien auf Latein ober 
Griechiſch, die Unterrichtöipracdhe, Geographie und Geſchichte, jedoch befchränkt auf 
Vaterlandskunde und Mathematik. Statt der Prüfung aus Phyfit wirb im zweiten 
Semefter ber adten Klafje in einer Stunde wöchentlich eine zufammenfafiende 
Wiederholung in ber Schule ftattfinden. An den Realſchulen erſtredt fi 
bie mündliche Prüfung auf ein Sprachfach, Vaterlandsfunde, Mathematif und 
Phyſik. Aus welchem Eprahfadhe geprüft wird, hängt nebſt ben Ergebniſſen 
ber fchriftlihen Prüfung aub von ber Wahl bes Kandidaten ab, In ber 
Mathematit werben bloß Auflöfungsaufgaben geftellt. In ber Prüfung aus ber 
Poyfit wird an Mealfchulen von den theoretiihen und erperimentellen Be 
gründungen abgefeben. 

Ungünſtige Ergebnifie der fchriftlihen Prüfung bilden kein Hindernis für 
bie Zulafiung zur mündlichen Prüfung, der Kandidat muß aus biefem Gegen- 
ftande mündlich geprüft werben. 

Auf Grund bes Gefamteindrudes wird mit Etimmeneinbelligfeit ober 
mit Stimmenmehrheit auf „reif mit Muszeichnung‘, „reif“ oder „nicht reif“ 
erfennt. 


— 247 — 


6. Borarkberg. * Die freifinnigen Lehrer und Schulfreunde haben eine 
„freie Vereinigung” geſchaffen, ald Erneuerung des arg zufammengejchmolzenen 
liberalen Lebhrervereind. Seit dem Eingang des ftaatlihen Lehrerſeminars in 
Dregenz und der Wirkfamfeit des priv, fat}. Schullehrerfeminars in Zifis ift 
ber Tath. Schulverein jehr ſtark geworden und verfügt iiber bie weitüberwiegenbe 
Mehrzahl der Lehrer und Schulfreunde und Schulbehärden. Seit einer Reihe 
von Jahren wurde bie firma Kummerli in Bern zur Ausführung einer Wand» 
farte von Vorarlberg beauftragt, aber fie ift immer noch nicht erfchienen. Mit 
dem eriten Abdrud war man fehr unzufrieden und entdedten die Sachverftänbigen 
— darin Hunderte von Fehlern. 


Titeratur. 


Schrbuc der Aörper- und Gefundheitslehre von Dr. Theodor Altſchul. 
zn von F. Tempsly in Wien. Geb. 3 Mi. — 133 Abbildungen — 174 

eiten. — 

Des „Bebrbuh* ift berechnet für Mädchenlyzeen und ähnlicke Lebranftalten 
und bebanbelt im 1. Zeil Eomatalogie (81 ©.), im 2, Zeil Hygiene (61 ©.), 
im 3. Zeil erfte Hilfeleiftung bei plößlihen Erlrantungen und bei Unfällen 
(13 S.) und im 4. Zeile bie Krantenpflege im Haufe (13 S.). Der Anhang 
bietet ein eigebentes Sachregifter, eine Zufel A mit wertvollen, leicht verftänd« 
lihen und heilfamen Ratjblägen für erfte Hilfe und 2 kolorierien Tafeln „eB- 
bare Schwämme” und „giftige Schwämme”. - 

Kurzgefaßt, leicht faßlih, ungemein reihhaltig und zugleich ben praftifchen 
Debürfniffen angepaßt, iluftrativ trefflich, ein beachtensmertee Bud! —T. 

Hundert Schnurrpfeifereien von Sophus Trombolt. 13. Auflage. — 
Derlag von Ph. Rellam jun., Leipzig. — 110 S. — 1. Mt. — 

Das Büchlein bietet, mit Zeichnungen verfehen, fehr anregende Unterhalt⸗ 
ungen für jedermann. Sie find leicht ausführbar und erfordern feine umftänd- 
lihen Gerätſchaften. Vereinzelte find befannt, andere ganz neu, alle aber drollig 
und unterhaltend, Das Büchlein ſei beftens empfohlen! — 

Wer fih fpeziell um bie Refolutionen und um den kurzen Inhalt aller 
Vorträge beim I. Schweiz. Herz-Jeſu-Kongreß ben 20./21. Auguit 1907 
intereffiert, dem ift der „Feſtbericht“ von Heluitenpater J. Hättenfchmwiler 
febr zu empfehlen. Er umfaht 63 Seiten, koſtet 30 Rp. und bietet nebft an- 
gedeutetem Inhalt die Bildnifje aller Redner und Prediger, ber fchweizerifchen 
Bilchöfe und bes Kongrek-Romitees, Erſchienen bei Benziger u. Comp. U. ©. 
in Einfiedeln. — 


Briefkaften ver Redaktion. 


1. Diefe Nummer enthält 24 Seiten als Ergänzung zu Nr. 13. 

2. Das um einen Tag verfpätele Ericheinen bdiefer Nummer fällt zu 
Laſten der Rebaltion, die 3 Tage abmejend fein mußte. Bitte um Nahfiht! — 

3, Denkt an die Delegierten-Berjammlung den 27. April in Zug. — 


Fachschulen: Eisenbahn, Post, Telegraph, Zoll. 
B des Schuljahres 27. April, 
ÜE Verkehrs. Galln:3 Ber, oe iS 











a 248 — 


Offene Lehreritelle. 


An die Knaben-Oberſchule Buochs (Nidwalden) wird ein Lehrer 
geſucht. Gehalt 1700 Fr. event. 1800 Fr. Antritt anfangs Mai 1903. 
Anmeldungen unter Beilage von Zeugniſſen find an den Schulrat 
Buochs zu richten, welcher nähern Aufſchluß erteilt. 295 


—— Offene Sehrerfielle. — 


An die Eule Sulzbach-Oberegg, Ft. Appenzell J.:R., wird infolge 
Refignation auf 1. Mai 1903 ein tüchtiger Lehrer gefucht für IIL—VIT. 
Klaffe und Fortbildungsſchule. Anfangsgehalt 1760 Fr. (ohne Bundes- 
fubvention) nebft freier Wohnung und 200 Fr. Alterözulagen (ohne 
Bundesfubvention) innert 10 Jahren. Beförderlichite Anmeldungen an 

Karl Geiger, Schulratspräfident in Oberegg, 
N. Appenzell 3.-R.). 


'Wilh. Baur Baumann ä ze 
keitsdenieben 6 7— 


= _—__ Holzrolladen = 
I aller ß je * 


aller Systeme 
Roll- 


jalousien 
m, eisener Feder- 
walze eingef. 1892; 
z vorzüglich bewährt 
J bes. für Schulhäuser 
2 Roll- 
»; Schutzwände 


* \_ werschied, Modelle. Wan 4 t afeln 


+ Verlangen Sie Prospekte! + 


r in Schiefer und Holz 
— L 0 S E =] us stels am Lager. uı4Z 
V— Kath. Geistlicher Koinhre lieb. 
al Fr. dr Zuger Stadtthea- sten an einer Erziehungsanstalt. Get. OF unter 
ter-Lotterie — (Extra Emission) 2 an H. Haasenstein und Vogler, Luzern. 
Haupttreffer : Fr. 40,000 Fr. 20,000 und 

zwei 4 Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 

und Ziehungslistenä 20 Ct. versendet das J n ſe I a { e 
Bureau der Stadttheater- find an bie Herren Haafenflein & VUog · 
Lotterie in Zug. (H 60% Lz. 270) ler in £nzern zu richten. 


— 
==) 
— 




















Padagogilde 
® Blätter. ® 


Hereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes* und der „Wädag. Monatsihrift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmünner der Hchwetz 
umd des ſchwehzeriſchen katholiſchen Erziejungsvereins. 


Einfiedein, 10. April 1908. | Nr. 15 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 


HH. Rektor feifer, 1 uns al. & ug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Grüninger 
Ridenbadh (Schwyz), und W nhder, Hipfirch, Herr Lehrer Joſ. —* er, Gohau (St. Ballen 
Herr Glemens Frei zum „Storchen”, Einfiedeln 
————— en Ei an legteren, als ben Ghef- Redattor. 2 richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 
Ericheint wöcdgentlid; einmal und koftet jährlich 4 4.50 mit Bortogulage. 
B eftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagdhandlung Einfiedeln. 
a Ein ſch u. weiz. Lyriker und Satiriker. — Abrüftun u ?! Bon H. 
umor. — — Den. — Päda geil e Chronit. — Pk 
—— und Auslan llerlei aus dem Thurgau. — Der 3. inter- 
nationale Kongreß zur Förderung des Zeichen- und gewerblichen Berufs- 
unterrihtes. — Literatur. — Brieflaften der Redaktion. — 


Sin ſchweizeriſcher Syriker und Hatiriker. 


(Schluß.) (Nachdrud verboten, 
Ein unverfieglicher Born feiner Lyrik ift die Liebe zur Shul« 
jugend. Ihm liegt — geftatten Sie mir, den alten Jean Paul noch 
einmal zu zitieren! — ihm liegt „da8 Kubglodenjpiel der hohen fernen 
Kindheitäalpen“ zeitlebens im Ohre. Dem „Eramen und Schulfeft“ 
widmet er folgende Strophen: 
„Hinaus, hinaus in die Frühlingsluft! 
Wenn’s grünet an Heden und Zäunen, 
Dann wird bie Schule zur Mobdergruft, 
Mer bänbiget länger die Kleinen? 
Sie haben nit Ruh’, 
Die Bücher zu — ! 
Genug ift gehodt, 
Der Frühling lockt 
Und zupft fie an allen Beinen, 


Hola, ihr Buben und Mädchen, halt, 
In der heiligen Ordnung Namen! 





— 250 — 


Noch geht es nicht in den grünen Wald, 
Noch ſteht die Tafel im Rahmen. 

Gebt Rechenſchaft, 

Was ihr geſchafft 

In Wort und Schrift, 

Ob's fehlt, ob's trifft, 
Denn morgen iſt das Examen! 


Nicht laſſen wir ab vom ſchönen Brauch, 
Dom alten konſervativen, 
Wie viele moderne Erzieher aud 
Nah dem End’ ohne Schlukpunft riefen. 
Dem Fleiß zum Preis, 
Dem Faulen macht's heiß; 
Für Groß und Alein 
Eramen muß fein — 
Wer lernen foll, laſſe fi prüfen! 


Hinaus, hinein in das Jugendfeſt, 
Nun Tafjet die Freude lenzen! 
Wie Sonnenjhein dur grünes Geäft 
Die Augen der Kleinen glänzen. 

Das Dorf entlang 

Erihallt Gefang — 

Mie liegſt du jo weit, 

Du glüdliche Zeit 
Mit blumigen Bogen und Kränzen!“ 


„Die Schule ift ein köſtlich' Ding!“ So lautet der Kehrreim ei- 
ned marligen Xitelgedichtes der Buchfizeitung. Manche hochgepriejene 
pädagogifche Neuerung begutachtet dagegen der frühere Schulmeifter mit 
einem fteptiichen Lächeln. Der modernen Orthographie gab er mehr ald 
einen boshaften Geleitiprudh auf den Weg. Die Abjchaffung des „Ih“ 
will ihm ebenfowenig behagen wie die Abjchaffung der körperlichen 
Züchtigung in der Schule, die im Jahre 1898 aus einem Eutſcheide 
des bernijchen Obergerichtes rejultierte. Damals ließ er in einem Spott- 
gedichte die Schüler jubeln: 


„Hobo, fo wohl war und nimmer zu Mute, 
Ins Teuer mit der verdbammten Rute! 

Das Obergericht hat fie zerbrocen; 

„Frei ift die Unschuld” jeit einigen Wochen. * 


Ein Nachbar aber jammert: 


„Lie Zeufelörotte, die Galgenbande 

Rumporet und keſſelt, 's ift eine Schande, 

Derfauet die Gärten und ſchändet die Frucht, 

68 ift feine Ordnung und feine Zudt; 
Sculmeifter, wirft du bie Schlingel nicht zügeln — 
Mich jvdt’s in ber Fauſt, dich felber zu prügeln, 
Was ziebit du den Lohn, bu trauriger Wicht, 

Mit Worten böndigt man Buben nicht!" 


4 2351 — — 


Darauf der Lehrer; 

„Das Hauen laß’ ih mir nimmer gelüften, 
In der Schule befehlen jetzt die Yuriften ; 
Drum Tiegt für Erziehung und Unterricht 
Die böhfte Inſtanz beim Obergerict; 
Berbannt ift die Rute aus unferm Revier, 
Die einzigen Prügeljungen find wir.“ 

Und als die Erziehungspdireltion ded Kantons Bern die plößliche 
Entdedung machte, daß die Seminarijten in Münchenbuchſee draußen 
verbauern müßten, daß der feine Schliff, der gute Ton, die wahre 
Pädagogif nur an den hoben Schulen der Metropole ſich erlernen laſſen, 
da war Ulrich Dürrenmatt wiederum gar nicht einverftanden damit. 


„Unfer Berner Lehrerſtand, jo wandte er ein, 
St fo wohl gelitten; 

Ei, fo bleibt doch auf dem Sand 

Bei den alten Sitten.“ 


Mit Iuftiger Ironie befämpfte er die Verlegung der obern Semi- 
narklaffen nad Bern in dem Gedichte: „Aus dem Album eines Hoj« 
wyler Eeminariften“: 

„J ber Stabt het's ſchöni Gaſſe Kes Schenih cha hie erwache, 


Un es bildets Publikum; Dis me d’3 Seminar verleit; 
% der Stabt, da lehrt me jaſſe, Nit emal zum Schuldemade 
Z’Buchfi uſſe ſy fi z'dumm. Iſt hie uſſe G'lägeheit. 

Gang mer doch mit dym Studiere, J ber Stadt het's gueti Pöftli, 
D’Büder han ig afe ſatt; Und i biybe dent be bert; 

Für d's Erame bruucht's Maniere, . Näbenus fo in es Neftli, 

Die findeft nummen-i der Stadt. G'luſtet's mi nit grüsli hert, 
Karifiere lehrt bie Reine, Nei, i wott nit in e Chrache, 
Ali blybe ziſchüüch u z'lingg; Mär es nit um b’Bildbung Schad? 
Aber i de Stabtvereine, Ober madit b’B’foldig nade 
Da lehrt Eine ſcho der Schlingg. Um zweitufig Fränkli grad! 


Ime Schaden uß verſuure 
Z'Schangnau oder z’Ryffemati — 
Läbit wohl, ihr Berner Buure, 
Uf u furt, mir wei i d’Stabt!* 


Doch mit diefen Zitaten find wir unverfehend aus dem blühenden, 
laufdigen Hain der Lyrik ind Revier der Satire geraten. Es 
lohnt fi, auch im diefer Richtung die Eigenart des Poeten von Her« 
zogenbuchfee etwas näher ind Auge zu faflen. Zwar gibt es Leute, 
welche über die politiiche Satire mit ſouveräner Geringſchätzung Die 
Nafe rümpfen unter Berufung auf Gdthes Worte: „Ein garftig Lied! 
Pfui! Gin politiich’ Lied, ein leidig’ Lied!“ Allein es frägt ſich nur, 
in weflen Mund der Sänger des „Fauſt“ diefe Worte gelegt hat. Er 
legt fie auf die loſe Zunge des bezechten Mufenfohnes Brander in 
Auerbacha Keller. Die falfche Theſe von der Umvereinbarfeit von Porfie 


— 2532 — 


und Politik wird übrigens ſchlagend widerlegt durch die Geſchichte der 
Weltliteratur. Dante hat in den ehernen Terzinen ſeiner „Göttlichen 
Komödie“ und Walther von der Vogelweide, der größte Lyriker des 
deutſchen Mittelalters, hat in ſeinen Sprüchen mit Vehemenz politifiert. 
Eine erſte Sammlung von Kampfgedichten Ulrich 
Dürrenmatts erſchien im Jahre 1878 unter dem Titel, Bärentalpen“ 
und unter dem Namen Chriſtian Frymuth. Das Büchlein enthält 
famt und ſonders Parodien von Baterlanddliedern. Ginen 
Begriff von der föftlichen Verve, mit der er die altbefannten Weiſen 
ummobdelt, geben uns ſchon Anfangsverje wie: 
„Es bringt aus jeder Berner Bruft 
Ein unnennbares Stöhnen .... .“ 
oder: 
„Sab’ oft im Kreiſe ber Lieben, 
Im grünen Eefjel gerubt, 
Unb mir ein Taggeld erfchlafen, 
Unb alles war hübſch und gut.“ 
und ferner: 
„Wer nur ben lieben Ott läßt walten 
Unb Hoffet auf ihn allezeit, 
Dem wird er wunderbar entfalten 
Der Staatsfinanzen Herrlichteit ...“ 
Ohne viel Pietät verwandelt er jogar den hehren Schweizerpjalm 
in einen ſatiriſchen Bernerpfalm und widmet ihn einem bochgeftellten 


Magiftraten, der Wein, Weib und Gejang allzu Hingebend Huldigt: 


„Such' ih dich im Rathausfaal, Kommft du aus bem Landesrat, 

Find ih dich im „Federal“, Find ih bi im „Innern Bad“, 
Did, bu linerfindlicher, Did, bu Mönfchenfreundlicher, 
Wallender! Liebender! 


Wenn bei Andres du geldtet, 
Betet, freie Schweizer, betet: 
Eure arme Seele ſieht 

Bald ein neues Defizit.“ 


63 waren eben milde Zeiten damals, und es hieß: „A la guerre 
comme ä la guerre!* „Da Hilft fein Balfam — Hilft nur Gegengift,“ 
ſagte ji Dürrenmatt, Seine Satire war in jenen jungen Tagen nod 
Saufer im Stadium; fie hat fich ſpäter abgeflärt und ift zu einem gut« 
gelagerten, fräftigen, wohlbetömmlichen Landwein geworden. Ein über 
legener, gelafjener Humor meldet fi immer öfter zum Worte in den 
Zitelgedichten der Buchfizeitung. Aus dem Kanton Solothurn bringt 
ihm der Schärmaufer die launige Meldung: 


„Bo Soloburn hum i grab if 
Mit mine letjchte Falle ber, 

Do bei fi gegenwärtig Ehrig, 
Denn db’ Volt ift nimme populär.“ 


5 253 — — 


Die lateinifche Imfchrift am neuen Bundeöpalafte: „Curia Con» 
foederationis Helveticae“ überfeßt er mit: „Helvetifhe Kuranftalt für 
Foderaliſten.“ 

Auch ſeinen Freunden und Geſinnungsgenoſſen ſagt er 
ab und zu eine lachende Wahrheit. So fingt er nach bekannter Melodie: 
„Was fteit be Konfervative wohl a? 

Diel Rüdfiht für's Pad 
Une Fuſt im Sad, 
Das fteit ne wohl a, jubeiraffafja.” 

Die Traveftie bleibt all’ die Jahre hindurch feine Lieblingswaffe. 
Auch das unfterbliche Veereli⸗-Lied ijt von ihm parodiert tworden: 


„Si hend e gfrogt u8 der Geometry, Si hend e gfrogt us ber Zoologie, 


Do het der Beereli gfeit: Do bet ber Beereli gfeit: 
Dim Wahlkreis⸗Gſetz iſt Bſchiß derby, Gſetzmacher fötte nid Büffle fy, 
Das bet ber Veereli gſeit. Das het der Veereli gſeit. 


Do hend fi nim ſchlechti Note gä, 
Do het der Veereli gſeit: 

Das tuet mim herte Grind nid weh, 
Gät acht, wer ehnder gheit.“ 

Nach berühmten Muſtern hat er auch ſtachliche Klapphornverſe 
feinen Gegnern ine Stammbuch geſchrieben, und an gewiſſe Volkslied⸗ 
ſcherze erinnern feine „VBerunglüdten Reime: 

„Die Politit ift mir verleibet, 
Ich wollt’, id wäre bei ben Zurfen ; 


Es figen in den höchſten Räten 
Nun einmal doch zu viele Shur—zfel’. 


Die Politik ift mir verleidet, 

Du findft kein Recht und kein Gewiſſen, 
Und wenn wir auch bie Beten wählten, 
Wann baden fie uns nicht befh—wichtigt ?* 

Die Parteipolitik ift micht die einzige Domäne der Satire 
Ulrich Dürrenmattd. Im einen Gedichte lacht er über die Bazillenfurcht 
der modernen Wiflenihaft, in einem andern flucht er über die Auto- 
mobilproßen, in einem dritten jpottet er über das Faultier, das im 
Polfterfig der Bergbahn durch dem Nebel feinen Weg ſucht. Als einft 
der Oberländer Berfehröverein in Ehrfurcht erfterbend an die Prinzefiin 
von Wales gejchrieben: 

„Hoheit wollen uns geftatten, Ihnen die Bewunderung auszubrüden für 
das außerordentliche Intereffe, welches Hoheit an unferem Lande genommen 
haben,” 


da zerpflücdte die Buchfizeitung dieſe byzantiniſche Stilblüte in far 
kaſtiſchen Strophen: 


— 254 — 


„Hoheit wollen und geſtatten, „Hoheit wollen uns geſtatten“ — 


Und uns biefe Gnad' verleih’n, Vor den Stufen bes Hotels 

Wenn Sie Schnee und Regen hatten, Stellen Knigge an ben Schatten 

Uns das Wetter zu verzeih'n! Diefe Söhne Wilhelm Tells. 

Yungfrau, Eiger, Säntis, Tödi Doh wenn Hoheit mir erlauben, 
Wiſſen oft nit, was für Wind, Schente ih ihr Haren Wein: 

Nicht, was Ihrer Hoheit, Babr, Diefe Sprah’, Ihr bürft mir’3 glauben, 
Sie für Rüdfiht Shulbig find... . Spridt nur ber Verkehrsverein!“ 


Abfichtlich verzichte ich darauf, im meiner lediglih litera- 
rifhen Würdigung des poetiihen Schaffens Uliih Dürren- 
matt3 auf die politifhen Wirkungen feiner Streitgedichte, zum Beifpiel 
in den Kämpfer wider den Schulvogt, während der Wirren der Tef- 
finer Revolution und in fo vielen anderen kritiſchen Tagen erfter Ord- 
nung, näher einzugehen. Nur jo viel fei gefagt: Dieje Wirkung war 
oft eine gewaltige und war eine nachhaltige. Der Sänger von Herzogen« 
buchjee ift mit den Jahren dem Volke immer lieber geworden, und 
ſchließlich iſt der unbeugfame Oppofitionsmann auf feinem Pegafus 
frohgemut nad Bern geritten, um im kantonalen und im’eidgenöflifchen 
Rathaus den heißerfämpften Parlamentsfi einzunehmen. An feinem 
Wege vom Schulpaufe zum Rathaufe find ihm nicht lauter Rojen er« 
blüht. Aber auch in den böfeften Zeiten hat er, eine echte Soldaten» 
natur, den Humor nie verloren und als fangeöfroher Spielmann die 
reichbefaitete Leier niemald verdroffen an die Wand gehängt. Haben 
wir ihm Dank dafür! 


— Vi Te —— 


Abrüſtung?! 
Don H. S., V. in V. 

Eigentümlich! Auf zwei Gebieten — Militär und Schule — er— 
tönt ftetöfort der Ruf: „Abrüften!“ und — hier wie dort wird immer 
weiter aufgeladen ftatt abgerüftet. 

Heute wollen wir nur die Heberladung der Schule ftreifen, und 
ed diene und die Schulgefchichte des Kt. Graubünden vom 20. Yahr- 
hundert als Wegleiter. 

1. Was wird nicht alles für die Gefundheit des Kindes gerebet, 
geichrieben, gepredigt und — wenig gejorgt. Die Schule fol über die 
Schädlichkeiten des Alkohols aufklären und belehren, joll dahin wirken, 
daß daheim die Mutter alle Zimmer täglih Lüfte — mit anderen 
Worten: die Schule jol 1-3 wöhentlihe Stunden der Gejund- 
heitslehre als eigenes Fach einräumen. 

2. Die Gejundheit des Kindes erfordert auh mehr Turnen. 





4 25 — 


Die Schule leiftet darin noch zu wenig, Die Gemeinden follen Turn— 
ballen erftellen, damit auch im Winter geturnt werden konne. 

3. Kaum ift der energiſche Ruf nad Errichtung teurer Turnpa⸗ 
läfte verflungen (Yahred-Bericht des Bündn.L.⸗V. 1906), jo kommt 
einer mit mächtigen Schneefhuhen angetan. (auf gut deutſch „Ski“) und 
verfündet: er bringe erfi den wahren Jakob (Jahresb. d. B. L. V. 
1907). Der Stifport ermöglicht, daß man auch im Winter in der ge- 
ſunden Bergluft turnen kann. (Wenn man aber dabei mit den Lawinen 
in Konflift gerät, dann: ade, friſche Luft?) 

Die Schule jollte für den gefunden Skifport wirklich mehr leiften. 
Man jollte die älteren Schüler foweit bringen, daB fie die teueren 
Schneeſchuhe felber anfertigen könnten. Ergo: Schule, gib 2—3 
Stunden für Skifahren her! 

4. Geſund ift viertens auch der Handfertigfeitöunterridht; 
nur ift er fozufagen das Gegenteil vom Stifport, dort in Iuftiger Höhe, 
bier im dumpfen Zimmer. Aber gleihmwohl; der Handfertigkeitäunter- 
richt iſt gefund, er betätigt viele Muskeln. — Alſo liebe Schule, fei fo 
gut und laß dir weitere 2 Stunden aufbürden. 

5. Ja jo! Jetzt Hätten wir bald ein weiteres Sorgenfind ver« 
gefjen: da8 Zeichnen — bildet Auge und Hand — kann im Freien 
und im Innern gepflegt werden. — Zeichne möglichft nach der Natur! 
Die Natur ift aber ein wenig verzwidt und ſchwer nachzubilden — es 
erfordert dies viel Übung. Die 3 Stunden, die wir bis anhin dem 
Zeichnen mwidmeten, genügen nicht — darum Schule, laß dir noch 2 bis 
3 Stunden abzwaden ! 

Mein lieber Schulmeifter — wie du fiehft, du erfüllft deine Pflicht 
dem Kinde gegenüber nit. Du zeigft ihm nicht genügend, daß Noe 
nach der Sündflut — dur den Weinftod — feinen Kindern Ärgernis 
gab. (Gott hätte Überhaupt den Weinftod verdorren, und dafür einige 
giftfreie Kaffeebäume wachſen laſſen follen.) 

Im Militär gibt es ein Strafererzieren. Zur Buß’ und zur 
Dein, daß du, o Schulmeifter mein, die Gefundheitslehre bis anbin ver« 
nachläſſigt Haft, turne von nun an wöchentlich 2 Stunden zu 60 Mi— 
nuten mehr. Sorge dafür, daß die Gemeinde dir ein Turnlokal mit 
allem nötigen Komfort für den Winter erbaue. Haft du ein Zurnlofal 
— ſo fliege mit deinen Buben auf Ski hinaus in die frifche Luft und 
tummele did, bis deine Zunge ftaubfrei if. Dannn kehre heim und 
mobdelliere und klopfe, damit deine Skilunge fich wieder an Staub ge- 
wöhne. Iſt dein Auge jchneeblind geworden, jo nimm den Stift zur 
Hand und flärke ed, indem du die auf Ski durchflogene Winterlandjchaft 


— 20 — 


zeichneſt. Gelt, das iſt Abwechslung ?! Was verlangſt du noch mehr? 
Vielleicht Zeit für all' dieſe Sachen? Haſt ja genug! Du 
arbeiteſt jeßt nur 33 Stunden per Woche. Nun bat aber der kuürzeſte 
Wintertag noch feine wohlgezählten 24 Stunden. Macht per Woche 168 
Stunden, Bleiben dir ſomit noch 135 Stunden für obige Zwede. — 

Im Ernſt betrachtet, woher die Zeit nehmen für al’, die; neuen 
Anforderungen? 5—10 Stunden? Schon jeht Hagt jeder Lehrer: „EB 
ift unmöglich, alles im Lehrplan Gefocderte gründlich durchzunehmen.“ 
Dennoch, immer und immer wieder wird mehr gefordert. Jeder reitet 
ein anderes Stedenpferd, und jeder behauptet: „Mein Rob ift das befte, 
dad notwendigfte und dad nüßlichfte.“ 

Und was follen in gemifchten Schulen die Mädchen treiben, wäh- 
rend obige meift für Buben zugejchnittene Lehrfächer erteilt werden ? — 
Schon gefunden. (Seine Hererei, lauter Gejchwindigfeit.) 

6, Nahſchule, HausHaltung x. Da madt in letzter Zeit 
eine Frau D.-L. riefige Propaganda für Ermeiterung der Arbeitäfchule. 
So hielt fie auch in der Bezirkskonferenz Albula ein Referat darüber. 
Die Lehrer ftimmten ſeltſamerweiſe in der Mehrheit mit der Referentin 
überein, der Lehrplan follte der Arbeitsſchule mehr 
Stunden einräumen. Woher diefe Stunden nehmen ohne ftehlen ? 
Wir glauben, e8 wäre nun de Guten genug, ohne noch mehr der Schule 
aufzubürden. In der Stadt ja, da geben wir zu, daß die Mädchen 
mehr fliden und kochen lernen jollten. Auf dem Lande aber ift es un— 
ſeres Wiffend mit der Frauenarbeit nicht jo ſchlimm. Da Iernen bie 
Töchter an den fchulfreien Wintertagen und bei Regenmetter von ber 
Mutter dad Allernotwendigfte. (Und ſehr oft praftifcher und natürlicher 
als in mancher modern angehauchten Arbeitsfchule mit ihrem unfinnigen 
theoretifcgen Drill. D. Red.) Alfo verfchone man die Schule mit neuen 
Anforderungen. Jeder Lehrer ift froh, wenn er mit feiner Schule 25 des 
jetzigen Lehrplanes gründlich durchzunehmen vermag. 


Hhumor. 


+ Fragen und Antworten, Frage: Waren die Briefe an bie Korinther 
franfo ober niht? Antwort: Sie waren fehr frei. — Fr: Welches ift bie 
ältefte Poit, von der die Geſchichte weih? Antw.: Die Hiobspoft. — Fr.: Welche 
Kreuzbänder find am teuerften? Antw.: Jene, welche die Chirurgen anlegen. — 
Fr: Welche Poften find der größten Gefahr ausgefegt? Antw.: Die Vorpoften.— 
Fr.: Welches ift der ältefte Brief, ben bie Gefcichte fennt? Antw.: Der Urias« 
brief. — Fri: Welche Poſten treffen am lanafamften und unficheriten ein? — 
Die”ausftehenden Poſten. — Fe: Welche Poften fieht man nie wieder? Antw.: 
Die rerlorenen Poften. — Fr: Welche Poften kommen ſtets unwillfommen ? 
Antw.: Die Schredenspoften. — Tr: Welde Station ift ben Poftbeamten 
am liebften? Antw.: Die freie Station, — 


5 257 — 


Zeitſchriftenſchau. 
— Inhalt — 


1. Ueber den Waſſern. Alphonſus ⸗Buchhandlung in Münſter. Reb.: 
Dr. P. Expeditus Schmidt, O. F, M. in Münden. 24 Hefte 6 Mt. 

Madonnenlidt — Das Erwachen ber Legende — Stefan George unb bie 
Formkunſt — Lichtenberg im 20. Jahrhundert. Daneben wie in jedem Heft: 
——— — Ausguck und Signale. (Heft 6.) — 

2. Zeitſchrift für chriſtliche Erziehungswiffenfchaft. no. Nu Pötſch, 
Reltor. Verlag von F. Schöningh in Paderborn. 24 Hefte 

Wie läßt ſich der Schreibleſe⸗Unterricht in der nn: — 
— Mehr Studium der Vollswirtſchaftslehre! — Umſchau — Mannigfaltiges 
— Aus der TFahprefie — Bücherbeiprehungen — Brieflaften. (Heft 12). 

3. Stadium und Leben. Blätter für bie flubierende Jugend von Dr. 
Baum. 12 Hefte 7 Tr. 50. Verlag: Ennetbaden Schweiz. — 

Menſchenglück — Iſt Brillparzers „Abnfrau” eine Schidjalstragöbie? — 
Göthe auf der Suche nad dem Stein ber Weifen. — Paul Bourget dans ses 
romans — Die Witterungsbeobahtung — Ueber bas Studium der Geologie — 
Kleine Beiträge und Nachrichten — Experimente und Aufgaben — Bücherſchau 
— Brieflaften. (3. Heft). — 

4, Die gewerbliche Fortbildangsfchule, Reb.: Rub. Mayerhöfer, Direltor. 
10 Nummern 7 Kronen, Berlag von A. Pichlers Witwe und Sohn, Wien. 

10 Jahre Obmann ber Wiener Gewerbeihultommiffion — Wie gewinnt 
Württemberg bie Lehrer für feine gewerblichen Fortbildungsſchulen? — Die 
Yubiläums-Briefmarlen — LBebreplan für zweiklaſſige fachliche FFortbildungs« 
fhulen jür Sleibermaderinnen in Wien — Zur Reforubemegung — Schul⸗ 
angelegenbeiten — Berband zur förderung des fachlich-gemerblihen fFort« 
bildungsſchulweſens in Oeſterreich — Kleine Mitteilungen — Zeitſchriftenſchau. 
(Rummer 3). — 

5. Monntsfhrift für chriſtliche Horialreform. MReb.: Prof, Dr. De 
curtins und Anwalt Dr, 9008. Berlag bes „Basler VBoltsblatt* in Baſel. 
8 Fr — 

Die StidereirIndbuftrie ber Oſtſchweiz in Vergangenheit unb Gegenwart 
— Ueber Arbeiterjeelforge — Zeitichriftenihau — Literatur, (Februar- Heft). — 

6. Sandeamus, Blätter und Bilder für unfere Jugend. Ber- 
lag von 8, Freytag und Berndt in Wien. Reb.: Prof. Dr. Egid von Filelk. 
24 Nummern 5 Mi. — 

Eine heitere Harzreife — Frau Sonne — Wie das Dorf—-Fränzchen 
Profefjior wurde — Die mohammebanifche Hocfchule zu Kairo — Büherfchau 
— Spiel und Sport — Bilder — Rätfel. (Nummer 13.) — 

7. Die kath. Mifionen. Reb.: Jeſuiten. Verlag: Herber in freiburg 
1. 8. — 12 Hefte 4 Mi. — 

Die Voltsmiffion in MWeftbengalen — Die Wirren in Südsfiangfi — 
Die Miffion ber deutſchen Franzislaner in Norb-Schantung — Nachrichten 
aus den Miffionen — Beilage für die Yugend. (Nummer 7), — 

8. Beitfhrift für Lehrmittelwefen nud pädagog. Literatur, Red.: 
Franz Friſch, Direltor. Verlag von A. Pichlerse Witwe und Sohn, Wien. 
10 Hefte 6 Kronen. — 

Ueber Mimikry und verwandte Erfcheinungen im Zierleben — Gleltro» 
motor und Dynamomafhine in der Bürgerfhule — Wie follte ein Schulglobus 
eingerichtet fein? — Anfhaulich-lüdenlofe Verwandlung ber Pyramide in ein in- 
baltögleiches Prisma — Lehrmittel zur Arbeitstunde — Feiprehungen — Kleine 
Mitteilungen. (Nummer 1). — 


— 258 — 


9. Die Zukunft. Monatéſchrift für Jünglinge. Verlag von Eberle u. 
Rickenbach in Einfiedeln. Red.: Stiftsbibliothelar Dr. Ad. Fäh in St. Gallen. 
12 Hefte 3 Sr. — 

Die Ehre (Gebiht) — Florian — Eine weiße Naht — Ueber Spar- 
laſſenweſen — Der HKannes — Die Yugendfreunde — Vereinsnachrichten — 
Goldlörner — PreisNRätfee — Brieitaften. (Heft 5). — Im gleichen Berlapge: 
Ainder-Garten (12 Nummern 1 Fr. 50) und Marien-Grüße aus Einſiedeln 
(12 Defte 2 Fr. 50). 

10. Monika, für kath, Mütter und Hausfrauen. Berlag von 8. Auer 
in Donauwörth. Red.: G. M. Zimmerer in Sigmaringendorf. 52 Nummern. 

Marie Holland — Das Familienleben — Paflion (Gediht) — Rom» 
munionfeite — Ein ganz kurzes Geſchichtchen — Als die Sterbelerze brannte 
— Großſtadt⸗Geſchichten — Die Berufswahl der Mädchen — Handarbeiten — 
Kinderpflege — Geſundheitspflege — Gartenpflege — Geſchäftliches — Brief- 
laſten (Nummer 13). — 

11. Allgemsine Aundſchau. Berlag und Rebaltion von Dr. Armin 
Raufen in Münden. 52 Nummern 9 Mi, 60. — 

Der Papft und der „Wahrbeitsfinn* im Mobernismus — Das polnifde 
Ragout beim intimen Tiner — Nochmals der Raiferbrief — „Wahrmunb‘ — 
Beſetzung der Schulbeputation — Der Januskopf des Nevifionismus — Kahn« 
fahrt in Venedig — Anteilnahme bes Afabemiters an der Öffentlichen und pri« 
vaten Armenpflege — Gin hochaltueller lünftlerifcher Tendenzroman — Aus 
ungedrudten Wigblättern — Bühnen und Mufitrundigau — Finanz» und 
HandelsRundſchau. (Nummer 13). — 

12. Alte und Neue Welt, Verlag: Benziger u. Co, U. G., Einfiedeln. 
Ned.: Franz von Matt. 24 Hefte A 45 Rp. 

Des Königs Wert — Zwei Briefe — Das Erbe der Väter (Roman aus 
bem 19. Jahrh.) — Schloß Dradenburg am Rhein — Das Kreugeözeihen — 
Aldan Stolz — Der Mufegger Umgang — Durchs heikefte Italien — Silber 
jubiläum bes Rhein. Bauernvereins — Rundidau — Für frauen und Kinder 
— Zum Kopfzerbrehen — Neues dom Büchertiſch — 48 Illuſtrationen und 
eine Runftbeilane. (13. Heft). — 

13. Deutfcher Hausſchatz. Verlag von Fr. Puftet in Regensburg. Red.: 
Dr. Otto Dent. 24 Hefte à 30 Pa. 

Der Mir von Dhinniftan — Winterfport im Riejengebirge — Verſunlene 
Welten — Ein Kanal über die Alpen — Fürſt Ludwig von Anhalt und bie 
fruchtbringende Geſellſchaft — Romola — Der „Dihibad* ober ber „heilige 
Krieg” — Himmelserfcheinungen im Monat März — Unterbaltungen am 
Familientiſch — Hausſchatz — Chronik. — 40 Yluftrationen (11. Heft). — 





Pãdagogiſche Chronik. 


Thurgau. Der Große Rat beihlok einjtimmig ben Neubau ber 
Kantonsſchule und bewilligte biefür einen Kredit von Fr. 410,000. Der Ber 
trag mit der Stadt Frauenfeld betreffend Beteiligung an den Bau- und Bes 
triebstoften der Aantonsfchule wurde genchmigt. Frauenfeld leiſtet einen Beitrag 
von fr, 350,000. Der Großratöbefhluß unterliegt der Volksabftimmung. — 

Ein Unterfuh über gewiſſe beflagtiiche Vorgänge am Vehrerfeminar in 
Kreuzlingen förderte nicht fonberlich viel zu Tage. Es foll nicht alles fein, wie 
man es gerne fähe, aber man bürfe getroft ber Zulunft entgegenſehen. — 

Aargau, Der Grohe Nat beiklok die Errichtung eines ftantlichen 
Lehrmittelverlages. — 


4 259 — 


Schwyz. Die Vürgergefellichaft bes Hauptortes hat bie Errichtung einer 
Fortbildungsſchule für Mädchen in Ausficht genommen. — 

Thurgau. In Dingetswil bei Filhingen ftarb Lehrer Joſ. Speder, 
27 Jahre bafelbft ala Lehrer und Organift tätig. Der Brave war nur 47 
Jahre alt. — 

Rokreuti (St. ©.) ſchreibt die Oberlehrerftelle zum zweiten Mal aus 
. erhöht den Gehalt nebft Wohnung, Heizung und Penfionsfaffe auf 1700 

ranlen. — 

Untereggen. Erhöhung um je 100 Fr. für Lehrer und Lehrerin. — 

* 6t. Gallen. Lehrerwahlen. Nach evang. Goßau wurden neugewählt: 
Hanſelmann, Lehrer in Sax und Wüſt Lehramtskandidat. — An bie Realſchule 
Goßau kommt ala 5. Lehrkraft Jakob Keller von Schongau (Luzern). — 
Als Waifenvater nach Herisau wurde ermählt Lehrer Leo Keel von Mebftein 
3. 3. in Müren (Bern), — Als Nachfolger des H. 9. Prof. Hutter ſel. iſt 
an bie Realſchule Kirchberg H. H. Pfarrer Schönenberger in Steckborn 
gewählt. Evang. Berneck wählte den Lehramtskandidaten Böſch und an die 
Realfchule Bernhard Glaus. — Neallehrer Kauter-Wartau kommt nad 
Rapperswil, 

“Nidwalden. Hergiswil, Die biefige Gemeinde wählte kürzlich als 
zweiten Lehrer und Organiften Rob. Blättler, z. Zt. noch Seminarift in Zug, 
Sohn — ſeit über 30 Jahren dahier ee Lehrers. 

— Wolfenſchießen. Als Lehrer und Organiſt nah Wolfenſchießen 
fommt Bartfai aus freiburg, ber foeben das Seminar in Zug abfolviert hat. 
Die Wahl geſchah auf dem Wege ber Berufung. Anfangsgehalt: 1800 Fr, 
nebft freier Wohnung. 


—DITDAID — 


Bus Ranfonen und Busland. 


1. &£ujern. * GSeltion Ruswil. Neue Ermwerbungen unferer 
Bereinsbibliothel: Schule und Charakter von Dr. Tr. W. TFörfter; Stimmen 
aus ber Stille, Gedichte von Fridolin Hofer; Allgemeine Länder und Völfer- 
funde verbunden mit Handatlas. ferner made aufmerffam auf bie päbagogi- 
ſchen Werle von Dr. Willmann, Dr. Haberih, Dr, Kellner, Dr. Förfter, natur» 
wiffenihaftlihen Werke von Day, Junge und Dr. Bad, befletriftiichen Werke 
von Baumberger, Paul Keller, 3. C. Heer; Weltgefhichte von Annegarn ; 
poetiihe Natonalliteratur ber Schweiz von Weber und Honegger; Perlen aus 
dem Schage beutfher Dichtung von Dr. W. Reuter. 

Alle diefe Werke find zurüd und fünnen wieber bezogen werben. Ge— 
biegener Lefeftoff für die Ferienzeit. Sich zu wenden an Xaver Boflart, Lehrer 
in Wolhuſen, Bibliothefar. (Das ift praftifch gearbeitet. D.Reb.) 

Hitzkirch. Das „Baterland* fchreibt: „Mit den diesjährigen Frühlings- 
prüfungen fcheibet Herr Oberlehrer Guſtav Hartmann-Mofer aus dem aftiven 
Schuldienſte, um der übernommenen Agentur ber Schweiz. Mobiliarverfiherung 
feine volle Aufmerkfamfeit fchenfen zu fönnen. Herr Hartmann hat bie Stelle 
volle 15 Jahre zur volliten Zufriedenheit der Eltern und Behörden verfeben. In 
ben Bezirköfonferenzen gehörte er zu den einflußreichften und wägiten Mitgliedern. 
Es ift wirklich fchade, daß eine folch eminent begabte Behrkraft bem hehren Lehrerbe⸗ 
rufe entfagt und ins Privatleben ſich zurüdzieht. Hoffen wir jedoch, daß er 
ſeine Iſtenntniſſe nicht ganz der Schule entziege und ſich früher oder jpäter zu 
Nug und Frommen der Schule in anderer Weiſe betätigen werde! Als Zurn« 
lehrer am Lehrerſeminar bleibt er ftet? im Kontakte mit ber ins praftiiche 


— 4 260 — 


Beben tretenten Lehrerſchaft. Wohl denjenigen, welde von feinem Lehrgeichid 
praftifchen Nutzen ziehen!“ Herr Hartmann hat biefe Ehrung wohl verbient. 

2. Sf. Gallen. * Sozufagen aus allen Spezialtonferenzen verfammelten 
fi legten Samstag bie Dertrauendmänner ber lantonalen Turm 
tommijfion in St. Gallen zum gewohnten eintägigen Inſtruktionskurs. Es 
murbe ba8 Arbeitsprogramm im Stnabenturnen pro 1908— 1909 burcgearbeitet. 
Zum erftenmale werden barin auch einige Berätübungen vorgefehen. Allgemeines 
Intereſſe wedte die Vorführung einer 6. Knabenklaſſe bes Hrn. Lehrer Brunner 
an ber Leonhardſchule — St. Gallen. Das war eine flotte Leiftung! Der 
gewiegte Turner wußte in feinen Schülern Freude und Zuneigung am Zurnen 
wachzurufen. — Aus ben Mitteilungen des Präf. ber Zurnfommiflion, Prof. 
Himmel am Lebrerfeminar notieren wir das erfreuliche Faltum, daß legte Jahr 
in 10 2ebrerturnfurfen über 200 Lehrer im Schulturnen fi vervollkommneten. 
Lehrerturnvereine zählt unfer Kanton 4 (St. Gallen, Werdenberg, Wil-Unter- 
toggenburg und Rorſchach) bie aufgenommene Statiftil über bie Turneinrichtungen 
und das Zurnen in ben Schulen hat zwar noch viel Verbeſſerungsfähiges zu 
Tege gefördert, ba und bort gab fie aber auch ſchon Anftoß zu Neuerungen 
auf dieſem Gebiete. Das Wyßſche Spielbühlein wird It. Beſchluß bes Er- 
ziehungsrates jedem Lehrer gratis in die Hand gegeben werden. — Dem Schul ⸗ 
turnen auch fernerhin ein herzlich „Glück auf” in unferm Kanton! 


ee — — — — 


$ Allerlei aus dem Thurgau. 


Für uns ift bie Zeit der Schuleramen für einmal wieder am Abfchieb- 
nehmen. Sie dauerte in ben legten zwei Jahren etwas länger ala bis anhin, 
nämlih etwa vom 20. Februar bis Mitte April, während früher fo ziemlich 
alle Prüfungen an ben Primarjhulen im März abgenommen wurden. Das 
bat feinen Grund darin, daß das Erziehungsderartement einzelnen Herren In— 
ſpeltoren vielmehr Schulen zugewielen, als ebedem üblih war. dieſe finb zus 
bem gezwungen, die Eramina überall eiwas zu fürzen; an wenigen Orten find 
fie gana weggefallen, d. 5. durch einen fog. Schlußalt erfegt worden. 

Diefes Frühjahr find im Kanton eine ziemliche Anzahl von Lebrftellen 
neu zu beſetzen, ſodaß bie audtretenden Kandidaten wohl die meiften fofort An» 
ftellung finden, An Ratholiten dürfte fogar fühlbarer Mangel entftehen, ba 
nur zwei aus bem Seminar Kreuzlingen entlaffen werden. Da Hat fih bod 
eine ungeahnte Aenderung vollzogen! früher Hatte ber Thurgau immer Leqhrer, 
bie er nicht plazieren fonnte. Wie viel Thurgauer find in Bafel-Ganb und 
«Stadt, in Solothurn und Appenzell! 

Noch im Frühling 1898 fanden von 20 Lehramtskandidaten nur brei 
fofortige Anſtellung. Diefer fih mehr und mehr fühlbar matende Mangel bat 
feine verfchiedenen Urſachen. In den lebten Jahren wurden zahlreiche neue 
Lehrftellen gegründet, namentlich an induftriellen Orten, wie Arbon, Romans« 
horn und Kreuzlingen. Dann werden von Zeit zu Zeit immer wieder Lehrer 
an verſchiedene Amtöftellen gewählt, die Zahl der Gemeindeammänner, Friedens 
richter und Notare, die ehebem Lehrer waren, ift beträctlih. Endlich ift ber 
Beſuch bes Behrerfeminars zurücdgegangen. Die jungen Leute wenden fidh einem 
antern Berufe zu, wo aufgewendete Zeit und Mittel fich beſſer verzinien, ala 
im Schuldienft. Das bat nun auch wicder feine gute Seite, in dem Sinn, daß 
bie Befoldungsverbältniffe fich befiern müſſen. So lange ein untergeorbneter 
eidgendſſiſcher Zollbeamter 900 Tr. mehr Jahresgehalt bezieht, als eine Ge 
meinde ihrem Lehrer bezahlen muB laut Gefeg, folang wird man fidh eben lieber 


— 4 261 — 


zu den Bunbesangeftellten gefelien. Aber es taget! Märftetten bat den An« 
fang gemacht von den Bandgemeinben mit TFeftießung eines Tyirums von BE” 2000 
Fr. für den Oberlebrer, und jhon find ihm zwei andere Gemeinden gefolgt: 
Tägerwilen und Oberneunforn. Auf 1800 fr. find eine ganze Reihe von 
Schulen geftiegen im legten Jahr, und andere folgen. — 

Zur Zeit ſchwebt ein Mölklein über unferer tantonalen Behrerbildungs- 
anftalt. Ihr derzeitiger Direktor, Herr Dr. Häberlin, ift ein Anhänger der 
modernen Pädagogit. Er ftößt aber bei Verwirklichung feiner Ideen auf Oppo- 
fition bei den ältern Kollegen im Seminar und zum Zeil bei den Auffichtöbe- 
börden, während bie Lehrerfchaft bes Kantons großenteild mit ihm fympatifiert. 
Ein Stein bes Anftoßes iſt für viele ber Umſtand, daß Herr Häberlin neben 
feiner mit 6000 Fr. dotierten Stelle noch je an einem Wochentag an der Uni« 
verfität Bafel Borlefungen hält, Es fteht daher in Ausſicht, daß ber Ange 
fochtene ganz nad Baſel überfiebelt, wenn er hier nicht in Ruhe wirlen kann. 





* Der 3. internationale Rongreß mır Förderung des 
Zeichen- und gewerblichen Berufsuntergiches, 


Der 1. Kongreß biefer Art war befanntlid in Paris im Jahre 1900 in 
Verbindung mit der Weltausftellung. Im Jahre 1904 war der 2, in Bern. 22 
Nationen fandten ihre Delegierten, an Zahl 800, borthin. Die internationale 
Vereinigung für Zeichenunterricht, der die Organijation des Kongreſſes ander 
traut wurde, beſchloß nun, den 3. Kongreß im Auguft 1908 in Bonbon abzu« 
halten, Dort wurde bereits am 12. Februar eine große Zufammenkfunft von 
Fachmännern unter bem Vorfige bes Lord Mayors von London veranftaltet, 
zur Beiprehung der nötigen Vorkehrungen, die für die große Tagung getroffen 
werben follten. Man gab ber fiheren Zuverfiht Ausbrud, der fommende Kon—⸗ 
greß werde bie früheren weit übertreffen und beihloß zu biefem Zwecke alles zu 
tun, um eine Großbritanniens fowie der Bedeutung des Kongreſſes würdige 
Zagung zu veranftalten. Mit dem Kongreß ſolle eine Ausftellung verbunden 
werben, die in eriter Vinie die Veranſchaulichung der verfchiedenen Methoden und 
Ziele des Zeichenunterrichtes bezwede, Ein Komitee wurde gebildet, das behufs 
Verwirklichung der Beſchlüſſe die Bereinigung fämtlicher Lehrer und Profefjoren 
für Zeihen-Unterricht anftreben folle. 





Literatur. 


1. Ein Mahnwort, von U. Kankeleit. Verlag von E. Sterzeld Bud- 
banblung in Gumbinnen, Ofipreußen. 

Herr Kankeleit ergeht fib im biefem Büchlein über Heilung und Ber« 
hütung von Rüdgratsverfrümmungen bei unfern Kindern, Prof. Dr. U. Hoffa 
in Berlin empfiehlt das „Mahnwort“ (25 Pig.) recht eindringlid. — 

2. Sonntagsfille, von Konrad Kümmel. Herberfcher Verlag. 80, 310 
Seiten, geb. Mi. 2,30 

Daß 4. und 5. Bändchen betiteln ih: Hinaufnad Sion! Es find 
Faſten- und Ofterbilder als Erzählungen für Volk und Jugend. Darftellung 
fefjelnd, bisweilen eigentlih erſchütternd. Der Stoff ift immer ben Freuden 
und Leiden des Volles entnommen, Selten einer weiß wie Kümmel des Vollkes 
Bläubigkeit und Gerabheit fo begeifternd und fo rührend zu zeichnen. Kümmel 
Erzählungen find zu ben beten und wirkſamſten für kath. Leſepublikum zu 
zählen, — H. 


— 262 — 


3. Die praktiſche Hausfrau. Selbſtverlag von C. Patzen, Vehrer in 
Chur. 1 Fr. 50 — 128 S. - 

Das wertvolle Büchlein enthält 300 Haushaltungs-Rezepte oder 
wirklich praktiſche Winke für Hausfrauen. Patzens „Hausfreund* biente 
deriSGSeſundheitspflege mit 250 anerlannten Hausmittel-Rezepten. Nun 
fommt ber gebuldige Sammler auf bie tee, ein ebenfo handliches Büchlein mit 
Rezepten für das Zum und Treiben in der Familie, in der Haushaltung ber 
Deffentlichfeit zu übergeben. Und ber Gebanfe ift fehr anerlfennenswert, bie 
Rezepte zur Bereitung von Kitten, Leinen, Fleckwaſſern ꝛc, zur Nugbarmadhung 
fhon verborbener Lebensmittel x. find alle erprobt und leicht verwendbar. Auch 
bier Tiegen viele „Anertennungs-Schreiben* vor, 3. B. von Frau Ehriften« 
Schmid in Altdorf, rau Gemeindefchreiber Meyer in Rothenburg, Frau Wil. 
bein-Hornbacher, Hotel Engabinerhof in St. Morig, rl. 3. Broder, im Hirfchen 
in Sargand, rau Keller, Lehrers in Winterthur, Frau Roth, Lehrers in Doz« 
mwil (Thurgau), R. Faeſch, Privatlehrer in Baſel, E. Müller, Vorfteherin der 
Bündn. Koch- und Haushaltungsfhule u. a. m. Wir können die „Praftifche 
Hausfrau” nur dringend empfehlen, die Ausgabe bezahlt fi in der Haushaltung 
bald zehnfach, das Büchlein mit feinen reichen und vielgeftaltigen Ratſchlägen 
wirkt verbefjernd, ausgleichend und verſchönernd in den Haushalt und wird ein 
eigentliches Bedürfnis für jede fparfame und fürfichtige Intereſſentin eines 
fauberen und möglichſt billigen Haushaltes. Vorteilhaft ift auch das alphabetifch 
georbnete Inhalts ˖ Verzeichnis. 

4. NMaturwiſſenſchaftliche Jugend- und Nolksbibliotheh, Verlagsan— 
ſtalt vorm. J. G. Manz in Regensburg. 

Es liegen von der anerlannt vorzüglichen Sammlung wieder vor die 
Vändchen 40 bis und mit 45, 3. B. Aus der El. Welt des unbelebten 
Stoffes, von R. Handmann, S. J., 67 Illuſtrationen, 2 Farbenbilder, 191 ©., 
brofh. 2 Mt. 40 — Das Sükwafferaquarium, von Dr. Fr. Knauer, 
88 luftrationen, 308 S., broih. 2 Mi. 40 — Altes und Neues vom 
Monde, von Dr. F. K. D. Müller, 21 IMluftrationen, 138 S., broſchiert 
1 Mt. 20 — Die Biene, ihr Beben und ihre Pflege, von ' Fr. 
Rechtſchmied, 40 IM uftrationen, 164 €, 1 Mt. 20 — Walbpoefie, von 
Dr. Karl Wald, 37 Illuftrationen, 164 S., 1 DE. 20, Die Sammlung findet 
fiel in Fachkreiſen beften Anklang, verfügt durchwegs über gediegene fadh- 
männijche Kräfte, ift Leicht faßlich und nicht felten recht unterhaltend gefchrieben 
und erſcheint in feiner Ausftattung. Sie fei beitens empfohlen. — P. 


Briefkaften dı der Redaktion. 


1, Denkt an die Delegierten-Verfammlung vom 27, April in Zug! 

2. Tas Mittagefien den 27. beläuft fih auf 2 ir. 50, was wir zu 
forrigieren bitten im Programm, das näditer Tage verjandt wird. — 

3. „Die neue Schule marſchiert“ fommt bald daran. — 

4. Bon ber 1. Beilage 1908 liegen noch etwelde Separatabzüge vori— 








— — un — — — 


Sreies Rath. Cehrerſeminar in Sug. 


Schlußprüfungen: den 21. April nahmittagg 2 Uhr bi8 am 
23. April mittagg 12 Uhr. — Aufnahmsprüfungen find für die neu 
Gintretenden am 30. April. Beginn des Unterrichts: am 1. Mai. Pro« 
ſpelte jendet und nähere Auskunft erteilt Die Direktion. 


NB. Nach Oftern werden auch Zöglinge des deutichen oh e8, und 
der Realichule aufgenommen. y 





— 263 > 


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fundarlehrer-Patentes find, wollen ſich ſchnellſtens unter BZufendung 
bezüglicher Ausweiſe beim Ratholifhen Adminifirationsrat in St. Gallen 
anmelden. (H 1302 G) 299 

St. Gallen, den 25. März 1908. 


Die Sanzlei des kath. Adminiftrationsrates des St. St. Gallen. 


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Pädagogilhe 
& Bläller. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Exrztehungsfreundes* und der ‚Jädag. Monatsftrifi". 


Organ des Dereins kathol. Lehrer und Shulmänmer der Schweiz 
md des ſchweizeriſchen kzatholiſthen Erziejungsnereins. 


Einfiedeln, 17. Aprif 1908. | Nr. 16 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiilion: 


HH. Rektor Keiſer, Erziehungdrat, Zug, Bräfident; die HH. Seminar-Direktoren Jakob Grünin a 
Kidenbadh (Schmys), gr Ar nober, Oipficch, Hert Zeh ——— —— Goßau (St. Ba en) 
Der Clemens Frei zum Veen, fi 
Ginfendunge en find an lehteren, ald den Ghef- Renatior, —— —— 

Inferat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Bogler in 


Abonnement: 


Erſcheint wöchentlidy einmal-und koftet jährlich 2 4.50 mit Bortognlage. 
B efteltungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshandblung Einſiedeln. 


— — — —— ee ——— — — 
Inhalt: Alban Stolz. — Die Kompromiß Bill. — Ein zeit gemaͤßes —— — — Unterricht. 
— Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche und S 


us are 
tonen. — Sprechſaal. — Literatur. — Stanioljendungen. — GSammellifte f * Woplfabrts-Ein- 
richtungen unjeres Bereind. — Brieflaften der Mebaltion. 


Alban Stolz, 
VI. 


Ein letzter Artikel noch. Sind ed deren 6 geworden, was ur—⸗ 
ſprünglich nicht beabſichtigt war, ſo bedenke der Leſer: es handelt ſich 
um einen Säkularmenſchen, um einen „Kirchenvater des 19. Jahrhun— 
deriö”, um einen Volksſchriftſteller, Apologeten und Volkspädagogen 
von nicht bloß ureigenfter Kuriofität und Originalität, jondern auch 
von feltenfter literariicher DVielfeitigleit und Fruchtbarkeit. Ein Mann 
diefer Art darf aber auf eingehende Behandlung in Fath. Schulblatte 
rechnen. Dad um jo mehr, wenn der Dann bei Mit- und Nachwelt 
geradezu riefige Erfolge aufzumweijen hat, und wenn er alles gearbeitet 
und auch gelitten im Geifte „eines unerjättlichen Wohltäters feiner Mit— 
menschen“ und aus Liebe zu feiner Hl. Kirche und zu feiner eigenen uns 
fterblichen Seele. Darum abjchließend noch zwei Worte: eines über 
den Menſchen Alban Stolz und eined über den Schulmann ober Volt. 
pädagogen. — 


Der Menih Alban Stolz war zu feiner Zeit viel verfaunt und 
ift auch in den Tagen ber Jahrhundertfeier viel verfaunt worden. So 
nannte man ihn in diefen Tagen da und dort Fatholifcherfeitö kurzweg 
und mwegwerfend einen „melandolifchen Grübler”, beftritt ihm mit einem 
gewiffen „moderniſtiſchen“ Selbfibemußtfein „den gerechten Maßftab* 
bei feiner Schriftftellerei, machte fi Luftig über defien Mangel an 
Schliff im Umgange, über „den bolperigen Stil“ in feinen literarifchen 
Produkten, über defjen Selbftüberfhägung und Eigenliebe, über defien 
„Unkenntnis über die eigenen Schriiten“ und derlei mehr. Wir wollen 
dieſe Auffafjung nicht weiter bemädeln und fie auch nicht widerlegen. 
Aber das ift ficher, übermäßiged Verftändnis der Stolzen'ſchen Zeit und 
ihrer Bedürfnifje bekundet fie nicht; ſie iſt auch kaum der Ausfluß jener 
großen Nächftenliebe, die man felbft befigen, aber an dem jlg. U. Stolz 
vermifjen will, und fie beweift auch fein jonderlich tiefes Eindringen in 
Stolgend Schriften und in deren Geift und Tendenz Die v. 
Herren Kritiler begnügten fi) mit einigen wahrhaft beifpiellos bejchei- 
denen Geftändniflen, die Stolz in befannter Selbftlofigkit da und dort 
in einer Schrift über feinen Seelenzuftand und über fein jchrifftellerifches 
Wirken abgab, und nußten dieſe Auguftinifchen Konfefjionen undelifat 
zu Ungunften des Menſchen Stolz aus, um bei wörtlicher Inter— 
pretation Stolz herabzumürdigen, zu verkleinern und in den Wugen 
einer modernifierten und für Außerlickeiten ſehr empfänglichen Nach— 
welt zu entjtellen. Dieje Haltung ift unmürdig, auch wenn fie von 
fath. Seite ftammt. Denn wollen wir tem Menſchen Stolz gerecht 
werden, fo müfjen mir alle jeine Selbftgeftändnifie, feine ſtellenweiſe 
eigenartige Beurteilung der Nebenmenſchen und feine vielfache gejell» 
ſchaftliche und ſprachliche Eigenart im Lichte feiner wahrhaft kindlichen 
Selbftlofigfeit und Genügſamkeit, feines ganzen demütigen Weſens und 
feiner unmandelbaren kirchlichen Treue beurteilen; jede andere Beurteil« 
ung ift voreingenommen, einfeitig und uugereht. — Alban: Stolz ift 
das 16. Kind eines berufßeifrigen, aber in feiner Familie jehr wort⸗ 
fargen Apotheker. Deſſen Mutter war viel leidend, dabei freilich frei⸗ 
gebig, religiös und um die Kinder fehr beforgt. Better Auguſtin und 
zwei ledige Schweftern nahmen das „Albänle* in Beſchlag, ließen ihn 
bei fich efjen, wollten ihm das Kaufmannsgeſchäft ſchenken und ver— 
wöhnten dad „Albänle* gründlich, das jo allgemach recht eigentlich als 
„Herrſcher“ heranwuchs und fi; auch als foldyen bei jeiner lm- 
gebung auswies. Mit 10 Jahren fam das verwöhnte „Albänle“ and 
Gymnafium nah Raftatt, allwo ein ziemlich rationaliftifcher Geift 
herrſchte. Nach 8 Gymnafialjahren machte er fih in Grmangelung 


— 43 267 — 


eined Berufsertjchliffed „proviforih” ans theologiſche Studium, dad 
derjelbe rationaliſtiſche Geiſt beherrſchte. Unbefriedigt mit dieſer Art 
theologiſchem Studium betrieb er zwei Jahre in Heidelberg Juriſterei 
und Philologie” und trat ſchließlich 1832 nach langen inneren Kämpfen 
ins Freiburger Priefterfeminar, wo er den 16. Auguft. 1833 die HI. 
Priefterweihe empfing. Studierte er „Jurifterei und Philologie unter 
Kreuzer und Compagnie, um einmal Amtmann zu werden“, jo trat er 
wieder zur Theologie und dann zum Priefterftande. über mit dem mann« 
haften Entjchluffe, „ſich bedingungalos in allen Stüden der Autorität 
ber Kirche zu unterwerfen“. Stolz hielt diejes Gelöbnis zeitlebens, wie⸗ 
wohl er in Raftatt und Heidelberg der völligen Glaubenslofigkeit nahe 
ftund,: Gebet und. Beichte bereitö nebenfächlich bekandelte und ziemlich 
„verworren und finfter im Geift und Gemüt nachtwandelte“, wie er in 
feinem „Bejuch bei Sem, Cham und Japhet“ fich offen ausdrüdt. So 
fam er denn als Vikar nach Rothenfeld, im Yahre 1836. ald Pfarrver- 
weſer nad) Neuſatz, 1841 ald Gymnafiallehrer nad Bruchſal, 1842 ala 
Nepetent and theologische Konvikt in Freiburg, um 1845. proviforifcher 
Direktor deöjelben zu fein, und 1847 erhielt er die proviſoriſche Pro⸗ 
fefiyx,, der Paftoral und Pädagogik an der Univerfität in Freiburg, 
wornach- den 13. Oftober 1848 vom Minifterium defjen Einjegung ins 
Definitivum erfolgte, welche Stellung er. bis 1883, alfo volle 36 Jahre 
inne hatte. Das der äußere Gang des Lebenslaufes des Menjchen 
Aldan Stolz. — 

29 Befieht man fich Stolzens frühen Berluft der. Gltern — der 
Vatlter ftarb 1832, die Mutter aber ſchon 1822 — und die „Verziehung” 
durch den Onkel und defjen zwei Schweitern, dann den Geiſt der Gym—⸗ 
nafinl» “und Uninerfitätö-Beit, und endbli die Häusliche Kurzfilbigkeit 
und Stolzens jchwanfende Haltung in der Berufswahl, jo erklärt ſich 
mancher Schatten am Lebensbilde des Menſchen Alban Stolz. Hägele 
deiht ‚Stolzen ‚einer eigentlich „borftigen Wunderlichfeit“ und heftet ihm 
‚einen ‚auögeprägten Eigenfiun an. Die „Stadt Gottes“ von Steyl tut 
dieſer Eigenſchaften gar feine Erwähnung und, läßt Stolz ala mindenftend 
halben "Heiligen ericheinen. Domlapitular Dr. Jak. Schmitt, der Stolz 
feit 1842 kannte und ihm noch in den lebten. Zebendtagen jehr nahe 
ftund, läßt die Wahrheit jo „in der goldenen Mitte“ fein. Geradheit, 
Ehrlichkeit und Aufrichtigleit bilden. einen Grundzug Jeines 
Charakters, daher ihn aucd Lüge, Verſtellung und Heuchelei bei. den 
Mitmenſchen am eheften „in. die Säße braten‘. Leſe man. von 
dieſem Gefichtöpuntte auß nur jein „Spaniſches“ und jeine. „Tages 
bücher“, und man mwird feine ftellenmweife. derbe Schreibweije ſich pſycho 


— HB — 


logiſch ohne viel Kopfzerbrechen erklären können. Gegen alles unwahre 
Weſen Hatte er einen eigentlichen Haß. In verjchiedenen Schriften fin- 
den fich hiefür wirklich draftiiche Belege, (fiehe „Nachtgebet“ pag. 143, 
227, ıc.) ob die bez. Antwort dann den mit Geburtövorteilen oder mit 
königlichen, kaiſerlichen oder jelbit päpftlichen Auszeichnungen Behafteten 
galt. Aus diefem Grunde verachtete er auch Briefunterfchriften wie: 
„Ihr Diener — Ihr gehorjamiter, ergebenfter“ ꝛc. ꝛc. Gr jelbit ſchloß 
und unterzeichnete feine Briefe nur mit: „Gott behüte Sie, Stolz.“ 
Unterzeichnete er aber; „Ihr Freund Stolz“, dann konnte der Adrefjat 
drauf zählen, von ihm ala Freund betrachtet zu werden, Aus dem 
gleichen Grunde drüdte er fich auch mikbilligend über Kardinal Wiſe— 
mand „Fabiola“ und ähnliche Werte aus, weil die hiſtoriſche Wahrheit 
zu jehr mit Erdichtetem gemifcht fei. — 

Ein weiteres charakteriftifches Dierfmal des Menfchen Stolz war 
deſſen Charakterfeſtigkeit, er fannte dad Wort „Menjchenfurdt“ nicht. 
Dad erfuhren u. a. au die Großherzogin, Kardinal Reijah u, v. a. 
Notabilitäten (fiehe Nachtgebet 140). Jene latzenbuckelnde Kriecherei ; 
jene ſeichte Akkomodation an fremde Meinungen, um ja nicht anzuftoßen ; 
jene® „den Mantel nach dem Wind Hängen“; jened unmännliche und 
feige Aufgeben der eigenen Überzeugung; jenes diplomätelnde Etill- 
ſchweigen und Antworten in zweideutigen Ausdrüden, wie es . leider 
heute jo gang und gäb ift; al’ das haßte und verachtete er aus tieffter 
Seele. Und nicht am mindeften Selbjtüberwindung koftete es den ftreit- 
baren und grundjäglichen Mann, dem Widermwillen und bie Verachtung, 
die er dieſer zeitgendfjiichen Charakterſchwäche entgegenbrachte, nicht auf 
die mit dem häßlichen fehler behafteten Perfonen zu übertragen. Und 
war ihm wirklich etwelche Menjchenveradgtung eigen, jo war fie eine 
Folge feiner intenfiven Abneigung gegen ungerades, Heuchlerifche® und 
veritelltes Wefen, dad er leider fo oft antraf. Und ähnlich verhält es 
fih mit der erkledlichen Doſis Widerſpruchsgeiſt, den er befaß, auch er 
rührt von feiner eijernen Charakterfeftigfeit und feiner übergewöhnlichen 
Abneigung gegen charakterloje Nachgiebigkeit und Akkomodationsſucht, 
oder gegen das übliche Syitem des Lavierend, Kannegießenrs und Kom 
promißlend. Diefer „Starrfinn“, wenn man bie legte Konfequenz feiner 
Charafterfeftigkeit jo nennen will, zeigte ſich aber fo zu fagen nie in 
religiöfen, wiſſenſchaftlichen ꝛc. Fragen, indem er bei derlei Difputen 
vernünftigen Gründen jehr zugänglih jein konnte. So empfand er 
beiſpielsweiſe gegen die Scholaftif eine bedenkliche Abneigung, bemühte 
fih aber allgemady, fie fennen zu lernen, und geftand fpäter offen: 
„auch die Scholaftit und die fcholaftiiche Methode haben ihre Be- 
rechtigung“. — 


— 269 — 


Weitere ganz ſpezifiſche Merkmale des Menſchen Stolz 
waren: unbegrenzter Seeleneifer, ſorgloſe Freigebigleit, unerbittliche 
Reinheit, Härtefte Strenge gegen ſich ſelbſt, kindliche Frömmigkeit und 
jene unbeugfame Demut, die ihm vor allem Wahrheit war. In der 
Richlung nur noch ein Wort: Der 1873er Kalender Kohlſchwarz 
mit einem roten Faden“ — eröffnet den Band „Wachholder— 
Geift*, der die Kalender von 1873—1876 und 1878 enthält — erlebte 
eine Auflage von 101,009 und der von 1874, „Armut und Gelb- 
ſachen“ eine joldde von 111,000 &remplaren, fo daß von vielen Ka- 
lendern 3, 4 und von dem älteren fogar 10 Auflagen notwendig wur— 
den. Ühnlich fand und fteht e8 mit dem Abſatz der meiften Schriften, 
aber aller Erlöß manderte der leidenden Menjchheit zu. Im Jahre 
1873 gab er durch Herder der Heidenmifjion 4691 Gulden 40 Kreuzer, 
den Grtrag jeined Kalenderd. Seine Zimmer blieben aber troß 
der wachſenden Einnahmen kahl und ungemütlid, jo lange er lebte, 
ohne Vorhänge, ohne „überflüfjige" Möbel, (alfo ohne Kanapee und 
gepolfterte Sefjel) und jogar ohne Büchergeftel. Er ſelbſt erſchien zu 
allen Zeiten in Rod, Zylinderhut und „VBatermörder“, um ja nie einer 
„Mode“ nachzugeben. Dieſe Einfachheit zeichnete ihm im der Kleidung 
wie in dem Unterhalt jein ganzes Leben. Abgejehen von feinen vielen 
Reifen, die er in feiner Heimat, dann nach Holland, Belgien, Elſaß, nad 
Italien, England, Spanien, Paläftina, Öfterreih und nach der Schweiz 
machte, hatte er wenig Auslagen. Und fo fam denn fein Profefjoren- 
gehalt und jein Schriftiteller-Honorar — und das letztere war bedeu- 
tend — den Armen und Leidenden und gar viel der Heidenmiflion zu. 
Alban Stolz ift alſo ald Menſch im beften Sinne — „eigenridhtig” ; 
er ift ala Menjch in feiner Art groß. — (Schluß folgt.) 





Die Rompromiß-Bil. 
(Original Sch.-Korr.) 


Vor einigen Monaten tat ber englifhe Unterrichtsminifter Mr. Me. 
Kenna den Ausſpruch: Die neue Unterrichtsvorlage werde Fein Oelzweig, wohl 
aber ein Schwert fein. Was er bamit verfprocden, hat er gehalten, Land auf 
und ab ift der Kampf entbrannt, und der Gegner der Vorlage finb jo viele, 
baß nur noch von einem Kompromifie zwiichen ben ftreitigen Parteien die Rebe 
fein faın. Im diefem Sinne hat ber anglikaniſche Bifchof von St. Aſaph eine 
neue Unterrichtsporlage eingeführt im Haufe der Lords. ;Führende Häupter 
aller Parteien erbliden in der Bill tänlih mehr die Bafis, auf der eine Ei« 
nigung ſowie bie endgültige Böjung ber brennenden Trage erzielt werben könne, 
Die Kernpunlte der Vorlage find folgende: 

Jede Schule, bie mit öffentlidem Gelde unterhalten wird unb baber 
öffentliche Elementarſchule ift, fol unter Kontrolle und Leitung einer lolalen 


— 270 — 


Erziehungsbehörde ſtehen, vom Lehrer ſoll fein Ausweis über feine religidfe 
Bildung verlangt werden. Er darf nicht zur Erteilung bes Religionsunterrichtes 
verpflichtet werben. Es fteht ihm aber frei, auf Wunſch ber Eltern, dieſen zu 
übernehmen oder nicht, unb zwar ben fonfefjionellen oder ben einfachen Bibel» 
unterricht. - Für leßteren bat ber Stundenplan bie gebührende Zeit einzuräumen, 
für den Lehrer, ſowie für bie Bezahlung desſelben bat die Erziehungsbehörbe zu 
forgen. Für erfleren aber, falls derſelbe von den Eltern gewünſcht wird, follen 3 
Stunden per Wode zur Verfügung geftellt, der Lehrer und die Bezahlung des⸗ 
felben aber von ben. betreffenden Eltern und nicht von bem Gemeindeweſen beforgt 
werden. Wie leicht erfichtlih ift, ſpricht auch dieſe Bill einem einheitlichen 
Schultypus daB Wort. Was aber bemerkenswerter ift, ben Nonlonformiften 
trägt fie, obwohl von einem anglilanifhen Biſchofe ftammend, in weitgehendem 
Maſſe Rechnung und fichert bie teligiöfe freiheit ſowohl ber Kinder als bes 
Lehrers, 

Es dürfte nun unfere Veſer vielleiht wundern, was man in England 
unter einfahem Bibel- oder nicht-fonfefjionellem Unterrichte verfteht, fo, wie er 
in ber gegenwärtigen, seit 1870 beftehenden öffentlihen Gemeindeſchule gelehrt 
wird, und wie er gelehrt werben foll in ber künftigen Elementarſchule. Unlängſt 
wurde ein „Syllabus*, enthaltend den Stundenplan für den Religionsunterricht 
in den Öffentlihen Elementarſchulen Londons, veröffentlicht. Diefer ift für ben 
gegenmwärtegen, ſowie ben künftigen, nidt-fonfeiionellen Unterricht von typiſcher 
Bebeutung und ift daher trefflich geeignet uns einen Einblid in Letzteren zu 
geftatten. Da heißt es für: 

Klaſſe I. 


Berne das Gebet bes Herru und Pſalm XXIII, einfache Erzählungen aus 

dem Bude der Genefis und bie —— aus bem Beben bes Herrn. 
laſſe I. 

Lerne das Gebet des Herren und Pialm XII, bie 10 Gebote Et. 

Matth. XXIII Ders 35—40, das Leben Mofis und das Leben bes Herrn. 
Klaſſe II. 

Lerne das Gebet des Herren, bie 10 Gebote; St. Matth. XXU, Vers 
35—40, da8 Leben Abrahams, Iſaak, Jakob, Joſef und Mofes, bas Beben b:# 
Herrn mit ſpezieller Kenntnis ter Parabel vom Säemann, vom verlorenen 
Schafe, vom verſchwenderiſchen Sohne, vom Pharifäer und DIE, vom barm« 
berzigen Samaritan, von den Zalenten ... 

Klaſſe IV. 

Lerne bad Gebet bes Herrn x. St. Johannes XIV. Ders 1-15 und 

Palm CXXV; ftudiere das Bud —* und das Leben des Herrn. 
laſſe V. 

Lerne das Gebet des Herrn ac, . . 1 Corinth. XII, Vers 31, und Ru 
pitel XIII. und Pfalm XXII. und XCI. und Proverb III, das Leben Sa— 
muel8 und Davids, ! 


Rlafie VI. 
Lerne das Gebet bed Herrn ꝛc., das Leben und die Zeiten von Elias u 
bie DBergprebigt des Herrn ac. 
Klaſſe VII. 


Lerne das Gebet des Herrn ac., das Leben und bie Zeiten von Jezechias, 
Nehemias ꝛc., Apoftelgefhichte I— XII. 
Kaffe VIII. 
Wiederhole das Frühere unb lerne bie Apoftelgeichichte XIIT—XXVII, 
ben Brief Pauli an die Römer c. XII—XV. 


— WITT 


Ein zeifgemäßes Tehrmiftel, 


» Aanfmännifhes Rechnen für Handelsihulen faufmän 
niſcher Dereine unb kfaufmännifder Fortbildbungsidhulen. 
Methodiſch neorbnete Aufgabenfammiung von A. Ebneter, Reallehrer, Bang- 
gafje bei St. Gallen. Berlag ber Fehrſchen Budibandlung St. Gallen 1908. 
(2 Helte: I. und Il. Semefterlurs) Preis I. Heft — 70 Rp. Preis II. 
Heft = 90 Rp. (Der Schlüſſel ift nur beim Verfaſſer erhaltlich). 

Hr. Ebneter iſt ein self made man. Erſt Primarlehrer in Flawil, er 
warb er fi durch intenfives Selbititudbium und gewiffenhafte Ausnützung feiner 
Muſezeit des fantonale Selundarleprerpatent und wirkte als geihäßter Lehrer 
an der Realfhule zu Uznach, dann an der fathol. Kantonsrealſchule und nun 
feit einigen Jahren an der ſtädtiſchen Ruabenrealfchule im „Bürali*, Ebneters 
Force find bie matbematiihen Fächer. Seine aritgmetifhen Lehrbücher, bie fo 
recht ihre Feuerprobe in feiner eigenen Schulftube beitanden, baben ſich 
Bürgerreht in den meiften ft. gallifhen Selunbarjähulen er 
worben unb in fehr vielen derartigen Sculinftituten ber beutfchen Schweiz 
Eingang gefunden. *) 

Alle feine Lehrmittel vermeiden das Unnötige, rein theoretiihen Wert 
Bietende; er geht immer frifch aufs Ziel los und verwertet nur praftifche Prob« 
leme. Diefe hoben Vorzüge zeichnen auch die neueſte Frucht feiner {Freizeit 
aus: „Das faufmännifhe Rechnen.“ Die überfichtlihe Gruppierung aller 
Aufgaben ermöglicht bem Lehrer ein ſchnelles „Tichzurecht finden“; der Umftand, 
daß nicht jedes Jahr die gleihen Rechnungsexempel durchzunehmen find und 
alfo eine angenehme Auswahl der Aufgaben möglich ift, wirb von Unterrichten⸗ 
ben fehr begrüßt werden. Leider geftittet uns ber Raum nicht, auf den Inhalt 
näher einzutreten, Aus voller Weberzeugung bürfen wir aber ſummariſch be— 
tonen, daß biefe Arbeit ganz den Bedürfniffen der angehenden jungen Danbele» 
befliffenen entipribt. Wir empfehlen alfo die mit großem methobifchen Geſchick 
geihaffenen 2 Semefter-Hefte aufs angelegentlichfte. (Hr. Ebneter unterrichtet fchon 
feit mehreren Schuljahren mit alljeitig anerfannten Erfolgen im faufmännijchen 
Rechnen an der Handelsſchule in St. Gallen.) Auch an ben obern Klaſſen un« 
ferer Mittele und SKantonsihulen (wir denken ba an bie fath. Rebranftalten) 
werben fie vom Lehrer in vielen Fällen mit Vorteil zu Mate gezogen werben 
fönnen und ganz ſpeziell das 1. Heft in ber Klaffe jelbft Verwendung finden. 
Hrn. Ebneter aber verdanlen wir dieſe prächtigen mathematiſchen Lehrmittel 
beftens ! 


*) I. Aufgaben für das jchriftlihe Rechnen an Selundbar unb 
Realſchulen. I. Heft für die I. Sel.-Klaffe (Ttes Schuljahr.) 6. Auflage 
1908. II. Heft für die II. Set.-Rlaffe (Stes Schuljahr.) 5. Auflage 1908. II. 
Heft für die III. Sel.-Klafje (9tes Schuljahr.) II. Auflage 1902. Auflage III. 
kommt näcftes Jahr Jedes A Fr. 1.30, 3 Schlüſſel à 50 Et. 

II. Geometrie an Sekundarſchulen. I. Heft für 1. und bie Hälfte 
ber 2ten Klafſe. (7. und 8. Schuljahr.) (6. Auflage 1906 erfchienen) II. Heft für 
die 2te Hälfte der 2. und bie 3. Klaſſe. 8. und 9. Schuljahr, (4. Auflage 1905.) 
Jedes à fir. 1.40, 2 Shlüffel à 50 Et. 


Aus dem Diltatheft des kleinen Emil, Das Schwein ift ein Säu 
Getier. — 

Aus einem Auffay über das Kamel, Das Kamel wird in feiner 
Heimat zum Lafttragen, in Europa dagegen meiftens als Schimpfwort verwendet, 

Aus einem Aufſatz über bie Kuh. Der Kopf ber Kuh ift über bem 
Maule von zwei Nafenlöhern durchbohrt. — 


— 272 — 


* Der Unterricht. 


(Dem Urner Schulberichte pro 1906/07 eninomnten.) 


„Das Lehrperfonal läßt es jeinerfeits an eifrigem Schaffen nicht fehlen. 
Der Erfolg entipricht freilih nicht immer den gehabten Mühen. Die Ur 
faben des Mikerfolges oder geringen Erfolges find verfchiebenen Ur— 
fprungs: zu kurze Unterrichtözeit, Schwache Begabung und Faulheit der Schüler. 
Bisweilen ift auch ein untaugliches Vehrverfahren ber Grund, weshalb die Sache 
nicht recht in bie Köpfe hinein will oder nicht haften bleibt, Sehr nadteilig 
wirft eine mangelhafte Schuldisziplin überhaupt und das Abfchreiben und Heraus 
lefen im beſondern.“ — 

Nun zu den einzelnen Zächern: 

1. Der Keligionsunterricht fteht unter den Lehrgegenftänden obenan, 

Seine eminente Wichtigkeit forbert biefe Stellung. Ein großer Staatsmann 
(Washington) fagt mit Recht: Die Religion ift die Grundlage ber bürgerlichen 
Geiellichaft, das einzige Fundament des Staates. Nach bisheriger Gepflogenbeit 
bat fih der Schulinjpeltor mit der Prüfung in biefem Fache nicht zu be 
faſſen. Wir wünſchen nur, daß ber Unterricht in diefem wichtigen {Face zu 
ber im Stundenplan vorgejehenen Zeit gewifienhaft erteilt werde. Wenn jemand, 
jo muß ber Religionslehrer ein Mann ber Ordnung und Gemifienhaftigkeit fein. 
Und wenn von einem face, gilt von diefem: „Nicht für die Schule, fürs 
Reben lernen wir,“ — . 
2, Das Teſen. Es ift Feine leichte Sache, die Finder dahin zu bringen, 
baß fie nut lefen. In der Zat läßt das Leſen, ſowohl was Fertigleit als 
Verſtandnis betrifit, oft viel zu wünſchen übrig, Es wird unbeutlich gelefen, 
Sapteile werben zerrifjen, die Satzzeichen unbeachtet gelafien. Es braudt viel 
Geduld und Zatkraft, diefe fehler wegzubringen, und vor allem viel Uebung. 
Gerade das Lebtere vernadhläfligen viele Kinder. Mehr noch als bie Fertigkeit 
fehlt oft das Verftändnis des Geleſenen. Die Kinder follten das Geleſene ber 
Hauptſache nach mit eigenen Worten wiedergeben können. Eine Gedichte halb 
auswendig berfagen laſſen, wobei ber Lehrer jeweilen mieder den Ton angibt, 
wenn ber Erzähler nicht mehr weiß, „was jept fommt,* taugt ficher nichts. 

3, Der Auffag. Wenn jchon das Veſen feine Mängel aufweift, fo ift 
zum voraus klar, daß folche auch dem Auffag nicht abgehen. An den aller 
meiften Schulen wird dem Auffag viel Aufmerkfamfeit geſchenkt. Freilich ſetzt 
gerabe bier bie Kürze ber Zeit fehr nadteilig ihre Schranken. Das Ziel dieſes 
Lehrfaches foll ftets fein, das daß Kind feine Gedanken fauber und forreft 
fchriftlich darftellen lerut, Der Weg zu diefem Ziele ift ein befchwerlicher, und 
nicht alle legen ihn zurüf. Mehr Selbftändigfeit, Sauberfeit, forgfältige und 
nugbringende Korreftur ift da und dort zu wünfden“. 

4. Das Mehnen. Beim mündlichen und noch mehr beim fchriflichen 
Rechnen läßt die Sicherheit bisweilen zu wünſchen übrig. Beide Zmeine bes 
Rechnens müſſen ſehr gründlich behandelt werben, ſodaß die Kinder wirklich mit 
Derftand rechnen. Erft wenn die Aufgabe verftanben ift, gehe man 
an bie Löfung. Wie beim Auffag wird auch beim jchriftlihen Rechnen oft zu 
wenig auf eine überfihtliche, faubere und deutliche Darftellung 
gebrungen, Und doch bat das Rechnen nicht bloß den Zwed, das Denten 
derffinder anzuregen und zu fchärfen, es joll fie aub zu Ordnungsfinn und 
Benauigleit erziehen. 

5. Die Vaterlandskunde (Geographie, Geſchichte, Verfaſſungskunde). 
Der Unterricht in der Geographie ijt ein fehr lobnender, wenn er anſchaulich 
und praftifch erteilt wird. Die Lage ber Gegenden, ber Berge, Xäler, 
Flüſſe, Ortihaften muß den Kindern befannt, von ihnen aufgefaßt werden, 


--3 273 — 


Das mehanifhe Ausmwendiglernen nah 1., 2, 3. unda,b,c... nimmt 
biefem anregenden Fade Saft und Kraft, ift Gebächtnisquälerei, und der Stoff 
wird nit Eigentum bes Schülers. Mehnliches gilt vom Gefchichtäunterricht, 
nur wird bier noch mehr gefehlt durch zu fklaviſches Ankllammern and Bud. 
Es muß geforbert werben, dab die Finder die Tatſachen allerdings richtig er 
zählen, allein wörtlich braucht es nicht zu fein und foll es nicht fein. Was 
die Berfafiungsfunde betrifft, fo fol man fih auf das Wichtigfle aus der 
Kantond- und Bundesverfaſſung beichränten. Das Leſebuch bietet vollftändig 
Genügendes. Auch dieſer Unterriht fol anihaulih fein. Man jtelle 3. 2. 
ben kant. Behörden bie entiprerhenden Bundesbehörden vergleichend: gegenüber, 

6. Beim Anfdanungsunterriht wird fehr häufig auf die Nichtigkeit 
bes ſprachlichen Ausdrudes zu wenig Gewicht gelegt. 


— — 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5chule. 


Im At. Waadt wurden die Gehalte ber Selundarlehrer auf Fr. 3000, 
dad ber Lehrerinnen auf fr. 2500; da8 der Sekundarlehrerinnen auf Fr, 
2000 und das Gehalt ber Lehrer an der Kantonsſchule auf 4000 Fr. feitgefegt. 

Zug erhöhte bie Gehalte der Hauptlehrer an der Kantonsſchule bis auf 
fr. 900, 

Der Große Rat von Schaffhaufen fegte den Brundgehbalt der Elemen« 
tarlehrer auf Fr. 2000 und denjenigen ber Reallehrer auf 2800 Fr. 

Die glarniſchen Lehrer petitionieren um Gewährung von Zeuerungs- 
zulagen; im Durchſchnitt ſoll nah einigen Dienftjahren jeder Lehrer eine Be— 
folbung von Fr. 2500 erhalten. 

Die Lehrerfchaft bes Kantons Solothurn petitioniert um einen Minis 
malgebalt von fr, 1800 und bie Kostrennung der Befoldungsfrage von ber 
übrigen Sculgefegrevifion. Die kath. konſervative Volkspartei vermwirft bie 
feparate Behandlung ber Beioldungsfrage. Dieje Stellungnahme ift nicht etwa 
aus Lehrerfeinblichteit erfolgt, fondern aus taftifchen Gründen. Welcher Art 
dieſe find, laffen fit denlen. 

Die Geiftlihen-Aufbeiferung in Bayern ſoll demnähft eine Er— 
böhung des Anfangsgebaltes auf 2400 Mark und Alterszulagen bringen, daß 
beim 45. Bebensjahre 3600 Mark erreicht werden — 

Evang. Balgach (St. ©.) erhöhte bie Lehrergebalte auf Fr. 1700. — 

Walenftabtberg lieh eine Erhöhung von 200 fr, in dem Gehalte 
feines Lehrers eintreten. — 

— Die Kirchgemeinde Arth beſchloß folgende Behaltsaufbefferungen refp. 
Zeuerungszulagen. Hochw. Geiftlichkeit: Pfarrer 150 Fr., Kapläne 100 Tr. 
Lebrerichaft: verheiratete 150 Fr., ledige 100 Fr. — Befoldungsreglement ab» 
gelehnt; ebenſo die Gefuhe von Goldau; Schaffung einer neuen Lehrſtelle — 
Lehrſchw. 

Die Kirchgemeinde Meggen (Luzern) erhöhte den Gehalt des hochw. Hrn. 
Kaplans von 800 auf 1300 Fr. Fixum. — 





Aus einem Auffat über Tierquälerei, Man follte die fündhafte 
Tierquälerei überall viel mehr in Schuß nehmen, wie ed namentlih in Städten 
mit ben unvernünftigen Geſchöpfen geichieht, wa3 man Tierſchutzverein nennt. — 

Aus einem Auffag über den Nuken bes Waffers Endlich ift 
das Waſſer auch nüplich, weil man fonft nicht zu Infeln fommen fönute. Auch 
erläufte ed in der Sündflut die böfen DMenfchen, 


— 274 — 


Aus Rantonen. 


1. 5chwyz.* In ber Verlagshandlung von Dr, Grunau in Bern iſt 
ein Buch erichienen, das wir bier kurz flizzieren. Es heißt: „Das Verhalten 
ber meteorologifhen Elemente und Erſcheinungen in ber Bertifalen* unb ftammt 
aus ber bewährten Feder des Hrn. Seminarlehrer Fiſchli in Schwyz. In Fach⸗ 
kreiſen ift berfelbe durch feine verjchiedenen Aufſätze über dynamiſche Meteorolo. 
gie längft wohlbelfannt, Diefes neue Werk aber brachte ihm einen bedeutenden 
Namen, und erfte Fachleute nannten e3 „ein vorzüglices Buch für bie mwiffen- 
Ihaftlihe Meteorologie und für bie Luftſchiffahrt“, ſowie eine der beften Stubien 
auf diefem Gebiete und von befonderem Werte, da das Bud größtenteils bie 
Reiultate ber vom Autor felbft durchgeführten neuen miflenfhaftlihen Unter- 
fuchungen enthält. Als Hauptziel bat fich ber Verfafler geftellt, bie Luftſtröm⸗ 
ungen in ber freien Athmosphäre bis zu 15 km Höhe in Berug auf die Tages 
und Jahreszeit, Witterung, mit und ohne Berüdfihtigung ber Windrichtung zu 
ftubieren. Um dem allgemein gehaltenen Werke bob eine für uns Schweizer 
nationale Färbung zu geben, vergleigt der Autor biefe Quftfirömungen in ber 
freien Bertilalen mit denjenigen von Tal zu Berg (Zürih-Säntis) unb ziebt 
auch den Einfluß der Tallage auf biefe Luftfirömungen in ben Bereich ber 
Unterfuhungen, An mehreren Ginzelbeifpielen werben bie Eonberbemegungen 
ber Gemwitterwolfen betrachtet, zum Studium ber Winddrebung werden einige 
Flugbahnen der »Ballons sondere unterfubt. Dabei ift die Feſtfetzung ber 
täglihen und jährlihen Periode der Windhäufigfeit mit Richtung von Zal zu 
Berg von befonderem Intereſſe. Die angeführten Beweiſe über das Verhalten 
ber Auftdichte mit der Temperatur in der Bertifalen wirken recht überzeugend; 
bie in 10—15 km Höhe antreffende Iſothermie ift Logiih erllärt. Sodann 
folgen noch Ausführungen über Sonnenſchein, Feuchtigkeit, Nebel, Bewdllung 
und beren Einfluß auf die Luftitrömungen. Als Berweismaterial dient ein fehr 
umfangreiches Zabellenmaterial und ameifarbige graphiihe Darftellungen. Diele 
bilden einen Glanzpunlt dieſer willenichaftlien, umfangreichen Arbeit. Be 
wundernswert ift geradezu die Ausdauer, bie der verehrte Herr Autor bei biefer 
- Abfaffung und bei den wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen in einer langen Reihe 
von Jahren Haben mußte. Unſere berzlichfte Gratulation aber zu feinem fehr 
anertennenswerten Adtungserfolge! Schade, daß ber junge Gelehrte unjerer 
fantonalen Lehrerbilbungsanftalt ſchon wieber entrifien wird, — 

— An die Stelle bes verdienten fcheibenden Seminarlehrers Fiſchli wurbe 
Hr. Lic. phil. Ernft Rudftupl von Aadorf gewählt. Unſere kantonale Vebrer- 
bildungsanftaft erhält im Neugewählten einen ftrebjamen und tbeoretifch tüchtigen 
er Mann für ben Unterriht in Mattematit, Phyfl und franzöfifcher 

prade. — 

2. St. Gallen. Lehrerwahlen. Frl. Hufer, Lehramtätanbidatin, 
als Lehrerin nah Montlingen. — Sonnental wählte ala Lehrer ben Letramts- 
fandidaten Thoma von Amben für die fcheibende Agnes Züllig. — Auf bie 
zwei ausgefchriebenen Lebrftellen in St. Margarethen bat fi feine einzige 
Lehrkraft gemeldet. nfolgebeffen wird man bort zwei Lehrkräfte auf dem Be: 
zufsrwege zu gewinnen ſuchen oder auf Erhöhung ber Lehrergehalte Bedacht 
nehmen müſſen. Wir hoffen im Intereffe des Ganzen letzteres. 

Nah Tannen, Rirhberg, lommt als Lehrer, Shnell, 
Kandidat. — Evang. Au mäblte Ernft Rohner, Lehramtskandidat. 
— Evang. Balgach nahm von der Wahl einer Lehrerin an bie Unterſchule 
Umgang; es ſtellt einen Lehrer an. — 

* Sehr intereſſante Zahlen über bie Leiſtungen bes Staates St. Ballen 
im Jahre 1888 und Heute — ein Intervall von 20 Jahren — im Erziehungs: 
wejen entnehmen wir einzm DVortrage von Herrn Bandammann Meßmer: 


— 275 — 


1888 1908 

Erziehungsweſen 370,000 850,000 
Dabei find inbegriffen Alterszulagen an die Lehrer ar 140,000 
Beiträge an die Sekundarſchulen 30,000 70,000 
9 .„Primarſchulen 70,000 108,000 
Schulhausbauten 22,000 150,000 
Lehrmittel — 35,000 
Kantonsſchule 130,000 210,000 


3. Graubünden. In Chur ſtarb den 11. dies nad längerer Krankheit 
hochw. Herr Dr. Nofer, bifchöflicher Kanzler. Der Derewigte wirkte u, a, in 
ſchwierigen Zeiten mit großem Erfolge clö Direltor bes ſchwyzer. Behrerfeminars 
und bat als folder fich bleibende DVerdienfte erworben. Lehrer zund Behörden 
haben den gewanbten und bei aller Entichiedenheit immer liebenswürbigen Herrn 
in beftem Andenken; er war jungen Lehrern freund und Vater zugleich und 
behielt fie aufrichtig im Auge. Der liebe Tote ernte reihen Lohn, er bat ihn 
rerdient. R. 1. P. 

4. Aargan. Der Vorſtand des „Vereins ehemaliger Vezirlsſchüler in 
Leuggern“ bat dem fath.-fonfervativen Oberrichter und Nat.Rat Eggfpübler ben 
Auftrag gegeben, an ber biesjährigen Tagung im Mai über ‚ Schülerverfiherung 
gegen Krankheit“ zu ſprechen. Tarob ift im „Zurz. V.“ Sturu losgebrochen, 
mweil ein Einfenber besjelben feinen Ultramontanen zum Referenten will. Dian 
droht fogar mit Austritt aus bem Verein, wenn ber Neferent nit gewechſelt 
werde. Mir find wahrlich ein nörgelnd’ und ein ein’ Gefchlecht geworben, bie 
Aulturtampfluft betäubt bereits viele. — 

— Bruggen beſchloß bie Anftellung ein: 2. Kaplans. Gehalt 2000 Fr. 
und freie Wohnung. — 

5. Fhurgau. * Der lanbwirtihaftlide Verein hatte an bie Sekundar« 
fhule Amrismil das Geſuch geftellt, e8 möchten bie auf Wunfch ber Lehrer 
abgeichafften Heuferten wieder eingeführt werben. Da nur zirka 15% aller 
Schüler Gelegenheit finden, beim Heuen, mitzubelfen wurden bie Petenten abge 
wiefen, dagegen werben alle Abfengen wegen Heuens entfchuldigt. — * letztere 
Löfung richtig ſei? 





u — 


5prechſaal. 


Ein ‚Luzerner“ Kollega beſpricht in Nr. 13 die Beſchneidung der Porto- 
freiheit fpeziell gegenüber dem ſchulamtlichen Verkehr der Lehrer mit ben Be- 
hörden durch eine eidgenöſſiſche Kommiſſion. Diefe Reklamation ift durhaus 
angebradt. In einzelnen Gegenden ift ber amtliche, portofreie Verkehr ſchon 
nicht mehr geftattet. Da bilft aud bie gebrudte Auffhrift ber betreffenden 
Schulgemeinde oder bed „Amtlih* oder fogar Nennung „Schulfahe" nichts 
mehr. Bei Verfendung 3. B. ber „Schulausmweife* (ed ift micht immer rätlich, 
bem mwenziehenden Schüler benfelben in die Hand zu geben) hätte alfo ber Lehrer 
bad Vergnügen, das Porto darauf zu legen. Wir denken aber, der Lehrer 
werde fi dadurch ſchadlos zu halten ſuchen, daß er in biefem Falle eine An« 
zahl vom Schulpräfidium geſtempelte Kuverts ſich geben läht und dann dieſe 
benützt. Man muß ſich zu helfen wiſſen! M. 

* Die in den „Päd. Bl.“ beſprochene Abhandlung des H. H. St. Galler⸗ 
bifhofs „Erziehung der reifern Jugend“, kann in Brofhürenform bei 
ber Buchbruderei „Oftfhmeiz“ in St. Gallen bezogen werben. (Preis 20 Rp.) 


— IR — 


4 276 »- 


Titeratur. 


1. Vom göttlihen Heiland. Gemalt von fr. Schumader und ber 
Jugend erklärt von Frz. Kaver Thalhofer. Allgemeine Derlags-Gefellfchaft, 
Münden. 68 ©. gr. 8°, fein geb. 4 Mt. — 

Erftlih find bie 17 farbigen Vollbilder vortrefflih; fie führen bie 
widtigften Ereigniffe aus des Heilandes Leben und Wirken vor. Auch bie 16 
Breitleiftentilder in Schwarz und Weiß find anınutendb und fehr belebrend; fie 
zeichnen namentlich Epifoden, die das Kind fonft Selten zu Gefichte befommt, 3. 
B. „Jeſus lehrt die Jünger beten“. Ein religidfes Bilderbuch, mie wir für 
die kath. Jugend ein wirklich fchöneres um dieſen Preis nicht kennen. — 

Zweitens ift der Tert im beften Sinne eigenartig. Thalhofer will aus 
ber Betrahtung ber Bilder religidfe Stimmungen und Erlebniffe gewinnen 
lefſen. So foll alfo das Bilderbuh dem Finde Führer fein fürs Auge unb 
fürs Herz. Die Sprade ift einfah und leicht verRändiii, Kindern von 10 
bis 12 Jahren an zugäuglid, Ein befles Bud. K. 

2. Aus Judien. Reiſebriefe eines duionars, von Sep, Noti, 8. J. 
Benziger u. Comp. 4. &,, Einfiebeln, ſchön geb. 7 fr. 50, 370 ©, 

In 6 Briefen zeichnet uns ber Wallifer Jefuit Noti Bombay; einen 
Terienausflug in dad Delan, einen Aufenthalt in ben Bergen Sübindiens, eine 
Reife vom arabijhen Meere quer durch Indien nah Kalkutta und nad dem 
Himalaya, und jchließlich die Erlebnifje von den Mündungen bes Ganges firom- 
aufwärts, Bon 293-370 meldet Noti allerlei Buntes aus Indien und dharaf- 
terifiert furz die 99. Dr. Theodor Dalboff, S. J. (1837—1906) und Dr, Her» 
mann Jürgens, S. J., zwei Erzbiihöfe von Bombay, ernannt ben 28. Mai 
1907. Die 130 Jluftrationen erläutern ben reichen Stoff jehr gut, bie Sprade 
it einfach, ftellenmeife ſehr ſchwungvoll, die Beobachtungsgabe P. Notis eine 
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hen: Hartmann von Aue und Gottfried von Straßberg, bearbeitet von 
Paul Lagen und Thomas Lunſchau. 104 S., geb. 80 Pig. — 

Ale vier Bändchen find Zeile von den ſehr befannten und anerlonnten 
„Freytags Schulausgaben Haffiiher Werfe für den deutſchen Schulunterri.bt” 
und fpeziell „für den Schulgebrauh* bearbeitet. Handlich, überfihtlih, mit 
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in Freiburg i. B., geb. 1 Mt, 20. — 


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„Gaudeamus’, 222 Seiten zäblend, enthält 212 der fhönften Lieber, 
meift mit Melodie, und ift für bie beutfche reifere Jugend berechnet. Die 
Auswahl ber Lieber verdient hohe Anerkennung, es finden fi in der wertvollen 
Sammlung bie fhönften Baterlande-, Studenten und Volkslieder; das rein 
erotiiche Lied ift ausgeſchloſſen, das humoriftifche fand reihe Aufnahme. Die 
Ausftattung ift muftergültig, der Preis billig, das Tormat handlich; Gefamt- 
eindrud: fehr empfehlenswert. Einteilung: a. Vaterlandslieder (36) — 
b, Heimatgrüße, Wander» und Abfchiebslieder (56) — c. Naturlieder (13) — 
d. Stänbelieber (33), worunter 23 fpezifiihe Pennäler- und Stubentenlieder — 
e. Gejellfchafte- und Feſtlieder (21) — f. Balladen und Romanzen (17) und 
g. Scherzlieder (36). — Das befannte padende Stubentenlied „Valete-salvete“ 
vom Einfiedler Stiftspater Joſeph Staub hat auch Aufnahme gefunden. —r. 


FT n— 


Staniolfendungen. I. und II. @uartal 190708. 


Es find folgende Sendungen eingegangen: Hochw. 9. N. und F. Alt St. 
Yobann; 9. H. Rorſchach; M. J., Wohlen; M. K., Waltenfhwil; M. K. Aum; 
A. H., St. Georgen; R. B. und A, 9., Rorſchach; E. M., Rieden; B. V., 
Rotmonten; Thurgauer Lehrerinnen durch F. O., Bichelfee; frau Med. W, 
Sarmensdorf; 8, D,, Baden; U. 9H., Rorſchach und H. B,, Billmergen. 

Herzliches Vergelts Gott all’ den fleißigen Sammlerinnen, 

Neudorf, ben 1. April 1908, Ida Degen. 


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Durh Hrn. Lehrer D. in Kirchberg fr. 14,50 
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Weitere Gaben nehmen bankbarft entgegen: Spieß Aug., Zentral ⸗Kaſſier 
in Zuggen (Rt. Schwyz) und bie Chef-Rebaltion. 


Briefkallen der Redaktion. 


Diefer Nummer liegt ala Gratis-Brilage bei: Fortſetzung No, 1 bes 
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Infolge Refignation ift die Lehrerftelle an der Gejamtjchule 
Näfellerberg (Kt. Glarus) valant geworden und wird hiemit zur 
freien Bewerbung ausgefchrieben. 

Die Beſoldung beträgt 1700 Fr. mit jahrlicher Bemeinde-Alterd- 
zulage don 50 dr. nad) je 5 Dienftjahren, ſowie freier Wohnung und 
Holz. Antritt Mitte Mai. 
| Anmeldungen unter Beilage von Ausweiſen über Wahlfähigkeit, 
Bildungsgang und ed. praftiiche Wirkſamkeit find bis 26. April a. c. 
zu richten an Fridelin Landolt, Bergfhulpräfident, wofelbft auch das 
dieöbezügliche Pflichtenheft eingefehen werden kann. 302 


Näfelöberg, den 11. Aprit 1908. 
Der Schulrat. 


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Schlußprüfungen: den 21. April nahmittagg 2 Uhr bis am 
23, April mittagg 12 Uhr, — Aufnahmaprüfungen find für die neu 
Eintretenden am 30. April. Beginn des Unterrichts: am 1. Mai. Pro- 
ſpelte jendet und nähere Auskunft erteilt Die Direktion. 


NB. Nach Oftern werden auch Böglinge des deutichen Vorkurſes, und 
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Dadagogilde 
*Blältlter. ® 


Dereinigung des „Samweizer, Erziehungsfreundes* und der „Wüdag. Monatsfärifi“, 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und chulmünner der Schweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 24. April 1908. | Nr. 17) 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 


g8, Rektor Seiler, er ug, Bräfident; die HH. SeminawDireftoren Jalob Grüninger, 
denbadh (Schwys), * er nyber, Hipfirch, Herr Lehrer Ioi. —— Gohau (St. Ballen) 
tr Elemens Frei zum „Storchen“, * 
Sinſendun en ind an legteren, al ben Chef-Re ———— —— DR, 
anf moungen ind a aber an HH. Haanfenftein & Bogler in 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogula 
B efteltungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagdbandlung niiebeln. 


Juhalt: Sepchlung über: „Das Bergwert“. — Die Lüge vom erzieheriihen Standpunkte — Ein 
unentbehrliches Hilfsmittel bed Lehrers. — Ein Hortbilbungsturs für —— — und 
Schulby —* = Um Ende bes Schuljahres. — Aus Kantonen und Ausland. — Pro memo- 
ria! — Inſerate. 





Tehrübung übey: „Das Bergwerk“, 
(Mit Schülern aus den Oberllafien von N. Lehrer in B., Nibmwalben.) 


1. Die Erzäßlung. Langjamer, lauter und deutlider 
Vortrag des Lehrers. Unter einem Bergwerke verfteht man ſämt— 
liche unterirdifchen Anlagen oder Baue, denen Erze abgewonnen werden 
fönnen. Da die Einrichtung eines Bergwerkes mit ungeheuren Koften 
verbunden ift, jo wird zuerft durch verſuchsweiſe Bohrungen in die 
gefundenen Lagerfiätten der Mineralgehalt unterfucht und abgeſchätzt. Erft 
jobald fichere Grundlagen für Rentabilität vorhanden, werden Bergwerke 
erftellt. Diefe bilden dann die Fundgruben von Erzen, aus denen ſämt— 
lihe Metalle gewonnen werden können. Durch einen jenfrecht in die 
Erde eingegrabenen Schacht, den fogenannten Einfahrtsſchacht, fahren die 
Bergleute mittelft Mafchinen in die Erde. Etwa 140 Meter tief unter 
gewöhnlicher Erd» und unbrauchbarer Steinfchicht befindet ſich die erſte 
Silbererzader. Das ift eine ziemlich harte Erzichicht, die bloß etwa 45 


— 232 — 


em dick iſt. Um der Erde dieſes Erz abzugewinnen, werden unterhalb 
der Silbererzader verſchiedene Gänge ausgehauen, die man Stollen nennt. 
Sämtlide Etollen auf einer Etage nennt man Horizont. In einem 
Silberbergwerk können zwei bis drei folche übereinanderliegende Hori- 
zonte vorkommen. Gemöhnlich Liegt der eine etwa 140—150 Meter 
tiefer alö der andere. Wenn nun die Bergleute durch den jog, Ein- 
fahrtsſchacht eingefahren find, jo verteilen fie fi. Jeder geht an fein 
gefährliched Togewerk. Sind die Leute am Ort, wo das Silber abge 
Iprengt oder abgejchlegen werden ınuß, fo heißen das die Bergleute 
„Vorort“. Da find die Gänge gewöhnlich nicht höher ala 60 cm. Fe- 
kleidet mit einer eilernen, jchußbietenden Maske baden oder jprengen 
nun die fogenannten Heuer dad Erz ab. Diejes wird dann bon andern 
Bergleuten (den Nachheuern) auf Wagen geladen und von einer dritten 
Art Bergarbeiter, den fog. Schleppern, fortgeführt. Dieſes Erz wird 
durch einen mit dem Einfahrtsſchacht gleichlaufenden Förderſchacht an 
Tageslicht befördert. Sodann wird ed zur Scheidebanf gebradt, wo 
dad Brauchbare vom Unbrauchbaren gejchieden wird. Hernach wird das 
Silbererz auf einer Stampfmafchine zu Heinen Körnern zerichlagen, 
mit einem Quantum Salz vermilcht und jo zum Schmelzofen gebracht, 
der dann das reine Silber von den Schladen gereinigt abgibt. Es ift 
nun leicht Degreiflich, daß ein Leben jo tief in der Erde drin ohne ge— 
nügende, von Zeit zu Zeit erneuerte Luftzufuhr durchaus unmöglich 
wäre. Deshalb find in jedem Bergwerk fogenannte Lufl- oder Wetter 
Ihachte gegraben, die von zwei Seiten den Arbeitern durch Wettertüren 
genügende Luft zuführen. (Unter Wetter verfteht der Bergmann Luft.) 
Diefe friſche Wetter- oder Luftzufuhr ift eine objolute Notwendigkeit. 
Der Erde entftrömen nämlich fortwährend die fogen. Grubengafe. Wenn 
auf 100 Zeile gute Luft nur 2 Teile folder Grubengafe fallen, fo ift 
die Luft, ſchon entzündbar und kaun durch unvorſichtiges Gebaren mit 
Licht unter Umftänden Hunderte von Menjchenleben fordern. 

2. Teſen. Der Lehrer lefe in nachahmenswerter Weiſe langſam, 
laut und deutlich jeden Abjchnitt vor, worauf zuerft die beffer begabteren, 
nachher auch die andern Schüler nachlejen. 

3. Adfragendes Erklären. Was verfteht man unter einem Berg- 
werk? 


Unter einem Bergwerl veriteht man alle unterirbifhen Anlagen und Baue, 
benen Erze abgenommen werben können. 


Wo finden jich die Bergwerfe? 
Was heißt im Innern der Berge? 


Das find die in ben Bergen drin erftellten. Horizonte und Stollen 
(Bänge). 


— 4 23 — 


Was für Ausbentungen maht man in diefen Horizonten ? 

Was nennt man Horizont? 

Man gewinnt aus ihnen bie Erze. 

Was verfteht man unter Erzen ? 

Erze find Mineralien, die eines ber nußbaren ſchweren Metalle (mie Gifen, 
Silber, Bold ujw,) in gewinnbarer Meng: enthalten. Je nach dem größern 
ober fleinern Metallgehalt unterfceibet man reiche, arme und nah dem Wert 
edle und uneble Erze. 

Was für Anftalten trifft der Bergmann, um diefe Erze dem tauben 
Geftein abzugewinnen ? 

Um bie Ausbeutung don Erzen aus bem Erbinnern zu ermöglichen, nafſen 
unterirdiſche Gruben und Bänge erſtellt werben. 

Kennſt du ſolche? 

Benenne fie! 

a. Der Einfahrtsſchacht. — b. Der mit dem Einfahrtsſchacht gleichlaufende 
Forderſchacht. — c. Der ſog. Wetter oder Luftſchacht. — d. Die Horizonte. — 
e. Die Stollen. 

Was verſtehft du unter dem Einfahrtsſchacht? 

Der Einfahrtsſchacht iſt ein zirka vier bis fünf hundert Meter in bie 
Erbe ſenkrecht Hineinführender Schacht (von der Tiefe abgefehen zu vergleichen 
mit einer Eifterne (Brunnen). Bor Beginn der Arbeit fteigen die Bergleute 
entweder wie jrüher mit Beitern, oder mehr wie heutzutage üblich, auf Maſchinen 
durch denſelben in die Gruben hinein. 

Was ift der Förderichadht ? 


Der Förderſchacht ift ein mit dem Einfahrtsſchacht vollſtändig gleichlau« 
fenber und ähnlich gebauter Bergſchacht. Während letzterer nur die Einfuhr ber 
Bergleute bezwedt, wird durch den Förberichacht das gewonnene Material ma» 
Ihinenmäßig herausbeförbert, daher der Name Förderihadt. 

Womit ftehen dieje Fördermajhinen in Verbindung? 

Diefe ſtehen mit einem auf der Erboberfläche befindlichen Betriebswerle 
(Dampfmafhinen, Turbinen) in Verdindung. 

Mas verfieht man unter Wetter oder Luftjchacht ? 

Unter Wetter verficht der Bergmann Luft. Wetterſchacht heißt alfo Luft- 
ſchacht. Diefer ebenfalls fentrechte und ben andern beiden Schächten gleichge- 
baute Schacht bezwedt die gute Wetterung ober — 

Wie iſt das möglich? 

Durch eine oberhalb dem Erdinnern —— Wetter⸗ ober Luftpumpe 
wird die ſauerſtoffreiche, gute Luft mechaniſch durch dieſen ſog. Schacht binein- 
getrieben und zwar fo ſtark, daß dadurch eine Lüftung in ſämtlichen Gruben 
bewirft werben fann. 

Was find Horizonte? 

Horizonte find eigentlihb Stockwerle. Alſo jämtlihe Gruben auf einem 
Stodwerte ober auf einer Etage nennt man Horizont. In den Bergwerlen 
fommen für gewöhnlich drei Horizonte vor. 

Mad find Stollen? 


— 284 — 


Stollen ſind die in den einzelnen Horizonten (Stockwerken) befindlichen 
Gruben (Kammern). 


Gab es in der Schweiz auch Bergwerle? Ja. 

Wo zum Beijpiel? 
Ein Eifenbergwert am Gonzen, Rt. St. Gallen. Dasſelbe ift jet aber 
eingegangen. 

Was für eine Ausbeute machen wir jeßt in der Schweiz haupt» 
ſächlich? 


In den Hochalpen Granit und Gneis; in den Voralpen und im Jura 
Kalt; im Mittellande Nagelfluh und Sandſtein; im Wallis Silbererz im kleinern 
Make Eoldſand in den Hocalpen, Aare, Heinen Emme und Luthern; Schiefer 
in Glarus; Schieferfohle in Waadt, Bafelland und Aargau; Eifen im Jura. 


Wie nennt ınan die Leute, die ſich mit der Ausbeute der Mine- 
valien bejchäftigen ? 

Bergleute, 

Was find aljo Bergleute? 


Bergleute find alle Perfonen, die fih mit dem Bergbau befchäftigen. 
früher wurden fie unterfcieden in Bergleute „vom Leber” (Praktiker, bie in 
ben Gruben arbeitenden Dlänner) und in Bergleute von „ber Feder“ (Verwalt ⸗ 
ungsbeamte.) Jetzt kennt man das Grubenvelf, die fog. Knappſchaft unter ben 
einzelnen Namen: Heuer, Nachheuer und Schlepper. Die Heuer ftellen die unter- 
irdifhen Gruben ber und befchäftigen fib mit der Gewinnung der Mineralien, 
während die Nachheuer dieſelben nur transportabel machen und bie teils los;e 
Iprengten, teils abgeichlagenen Erze verladen, damit fie in dafür eigens Herge- 
ridteten Rollwagen (Hunden) von den Schleprern oder Förderleuten zum För— 
derſchacht gebracht und durch bdiefen an die Erdoberfläche geliefert werben 
fönnen. 


Was hältft du vom Leben diefer Bergleute? 

Es ift ein Außerft mübfeliges und mit Gefahren verbundenes Dafein. 

Wiefo ? 

Trübzeitig, bevor ber eherne Gruß der Morgenglode ben Frommen zur 
Andacht mwedt, verfammelt fih bie ganze Knappſchaft einhellig zum Gebete. Der 
DOberfteiger (Höcfter der Bergleute) betet vor, und nad vertrauensvoller Hingabe 
an Gott geben fie alle mit gegenjeitigem Bergwannsgruße „Glüdf auf“ an ihre 
ungemein bejhmwerdevolle und faure Arbeit. Ueber ihnen bangen drohende feld- 
blöde; oft auch ftürzen wilde Bergwafler in braufender Wut ihnen entgegen, 
oder totbringenbde, giftige Dünſte (ſchlagende Wetter) werfen fie barnieber. 

Was erleuchtet den Bergleuten in diejen einfamen finftern Gruben 
den Weg? 

Zur Beleuchtung bes Arbeitsortes im Bergwerk dienen meift tragbare 
Bikter und Lampen. Auf fehlagmetterfreien Gruben find am gebräudlichften 
mit Rüböl (fettes Del aus den Samen des fog. Napfes) gefpeiite, oiiene, Meine 
Lampen aus Schmiebeeiien, auf Schlagmwettergruben find geichloffene Wetter 
lampen vorgeicrieben. 

Warum find bei Schlagwettergruben gejchloffene Lampen not- 
wendig ? 


Es find biefelben notwendig, weil die böfen Wetter, bie allerbings dem 


— 285 — 


Bergmanne an und für ſich nichts ſchaden, durch Intritt von Vicht erplofibel 
(entzündbar) werden und Außerft fchredliche Folgen haben können. 


Wie entftehen böfe Wetter? 


Boöſe Wetter entfleben, wenn auf 100 Zeile gute Luft 2 Zeile Gruben» 
gafe fallen. Solange fie ſich aber durch etwaigen Zutritt von Licht nidt ent» 
zünden, find fie nicht ſchädlich. 


Mas ift aljo nötig, damit die Grubengaſe nicht zu ftarfauftreten fönnen? 


Don Nöten ift bie regelmäßige und gute Lüftung, bie fogenannte Wetter 
wirtfchaft. 

Mad umfaßt fie? 

Sie umfaßt alle Maßnahmen zur Lüftung ber Bergmwerle, zur Verbin- 
derung und Unjhäblihmahung gefährlicher Basanfımmlungen. Dan bat nun 
neuerdings meiſtens, befonders auf ESteinfoblengruben, die verbraudten Wetter 
vermittelft eines meiſt über ber Erbe aufgeftellten Grubenventilators (Wetter- 
maschine) berausgearbeitet, indem eine große Menge friſcher Buft zum Einftrömen 
gebracht wird. 


Was madht der Bergmann, nachdem er an jeinem Arbeitsorte 
angelommen ? 


Nachdem er in biefer gräßlicen Tiefe, in bie fein Sonnenftrahl fällt, 
nochmals Gott flehentlib um Schuß angerufen, beginnt er feine Arbeit (Gruben» 
bau, Steinſchlag, £teintransport.) 


Mas für Werkzeuge ftehen dem Bergmann zu Dienften? 

Die hauptfählihften Werkzeuge find: Hammer, Stemmeifen, Hade, Bohr» 
maſchine uſw. 

Was geſchieht mit den Ausbeutungen der Bergleute? 


Nachdem bie Erze an bie Erdoberfläche befördert find, werden jie zur 
Skeibebant (Stampfmafdine) gebracht, mo das Brauchbare vom Unbraudbaren 
geihieden wird. Sodann bringt man bie gereinigten, mit einem Quantum Salz 
ver niſchten Erze zum Scm.Izofen, ber dann das reine Metall ıbgibt, 


4. Die Meproduktion. Da bei dieſem Stüd zufammenhängendes 
Erzählen nicht gut gefordert werden kann, ilt ed wohl am beften, wenn 
der Lehrer mit Fragen nachhilft. Ein Hcuptaugenmerf ift auf das Ver— 
ſtändnis der zahlreich vorfommenden techniſchen Ausdrüde zu legen. 

d. Anwendung. Wenn dad Xeben dieſer bedauernsmwürdigen 
Menſchen an fi ſchon wenig Freuden bietet, jo follten wir um jo eher 
den im Bergwerk Verunglüdten mit warmem Herzen und offenen Händen 
nad; Möglichkeit beijpringen. 

6. Die Verwertung. Aufſätze: Das Leben im Bergwerk. 
. Wirfungen und Folgen eines fchlagenden Wetters. Folgen einer ſchlechten 
Wetterwirtſchaſt. Über den Grubenbau in Bergwerken. 

Grammatikaliſche Übungen: 1. Sude a. fämtliche Satzge⸗ 
füge. b. fämtliche Saßreihen. 

2. Sehe die Gegenwart in die Mitvergangenheit, die einfache Ber- 
gangenheit in die Borbergangenbeit. 

3. Die Zukunft in die Vorzukunft. 


— 286 — 
F.B. Die Tüge vom erzieherilcdgen Standpunkte, 


Ein Mittel, auf da8 unfere heutigen Generationen mehr ala die 
frühern angemiefen find, ift die Wahcheit und Ehrlichkeit. In frühern 
Beiten hat e3 feine jo wichtigen, und vor allem nicht jo zahlreiche Ver« 
trauenspoften gegeben, wie unfere Zage mit den mächtigen Riejenbe- 
trieben der Aktiengefellfichaften fie brauchen, um nur eines zu ftreifen 
von den vielen Gebieten, wo oft Millionen durch die Hände Einzelner 
gehen. Aber frühere Jahrhunderte haben auch nicht jene Unzahl von 
Befraudanten und Schwindlern, von ungetreuen Beamten gezeitigt. wie 
unfer Aktiengeſchlecht. Die Ehrlichfeit Hat in unjern Tagen leider an 
nur all’ zu vielen Orten trauernd ihr Antlig verhüllt und hat ſich ein- 
fam zurüdgezogen. Wo fehlt3? Jawohl liegt ed im Geifte der Zeit. 
Aber darum fol man diefem entgegenfteuern. Die Lüge, diejes fittlich 
veriwerfliche Übel, diefer Mifbrauch des edelften und notiwendigfien Ber- 
fehrämitteld der Menjchen, bringt nicht nur den Lügner mit ſich ſelbſt 
und feinen Nächſten in Zwieſpalt, ſondern Hilft auch allmählich dazu, 
dad Bertrauen aus der Welt zu jchaffen. Das aber darf nimmermehr 
fein. Wie öd und müft wäre die Welt ohne Vertrauen! Dad Ber- 
trauen ift eine der liebften Blumen. Wie wollte die Liebe, die Eltern-, 
Gatten», Lehrer, Kindes: und Schülerliebe möglich fein ohne Ver— 
trauen? — — 

Damit aber diefes Vertrauen zum Glauben an Ehrlichfeit und 
Zugend werde, muß dad Kindesherz dazu erzogen werden. Zu diefem 
Berufe binmwieder muß dem Rinde von frühelten Tagen an jelber bie 
offene Ehrlichkeit durch Eltern und Lehrer eremplifiziert und immer und 
immer wieder and Herz gelegt werden. Wer kdunte dies befler als die 
Schule? Da fol der Same zur Offenheit, zur einfachen lautern Grad» 
heit leis in Kinderherz fallen, um dann draußen im Leben zur ftolgen 
ftarfen Pflanze zu werden. Dann wird das Kind allmählich von felber 
die Lüge hafjen lernen und verachten. Denn pfychologifch bejehen fällt das 
Lügen dem Kinde wider die Natur. — Es glaubt alled, was man ihm 
jagt, weil auch es in feinen erften Jahren nur immer die Wahrheit fagt. 
Seine unfhuldige Natur ahnt und kennt die Lüge noch gar nicht. Aber 
gehe ed dann fo oder anders, ſei ed aus Furcht vor Strafe oder aus 
einem andern Grunde, aud dem brävſten Kinde wird die Verjuchung 
dur Lüge fommen. Das junge Menfchlein miderfteht ein erfted, ein 
zweites Mal, um dann beim dritten zu fallen. — 


Allein die erfte Lüge fällt dem Kinde meiftend recht ſchwer; es 
fottert, wird verlegen, errötet und wagt nicht, der Mutter in die Augen 


4 287 — 


zu ſehen. Trifft diefe dann die richtigen Worte zum Herzen ihres 
Kindes, ftellt fie ihm freundlicheeruft das Verwerfliche feine Tuns 
vor, dann wirft fi der kleine Sünder wohl laut jchluchgend in ihre 
Arme und verjpricht unter Tränen Beſſerung. Aber wehe, wenn bie 
eıfte Lüge überfeben oder gar als ein Zeichen von hervorragender Er» 
findungdgabe von den törichten Eltern belächelt wird! Der Heine Kerl 
bildet fih dann wirklich ein, etwaß recht Großes geleiftet zu Haben, und 
da die erfie Unmahrbeit jo gut aufgenommen wurde, laäßt die zweite 
und dritte nicht lange auf fich warten. Es gehört große Willenäfraft 
und Selbftüberwindung dazu, dieſe die Achtung der Welt raubende 
Teffel ſpäter von ſich abzuſchütieln und frei und ehrlich die Folgen zu 
tragen, die diefer unheimliche Feind nach und nad heraufbeſchworen bat. 
Mad veranlaßt die Kinder aber eigentlich zum Lügen? Welche Kinder 
neigen am ebeflen dazu? Dur irgend einen Außern Einfluß wird 
diefe böfe Eigenſchaft im Herzen wachgerufen, und beſonders jchlaue oder 
furchtſame Kinder laſſen fich dazu verleiten. Erſtere finden eine gewiſſe 
Luft daran, fi Dinge auszudenten und ald Wahrheit wieder zu er« 
zählen, die nur in ihrer Phantafie leben; Iettere jündigen meiflens aus 
Furt vor Strafe. Am traurigften berührt nun aber die Tatjache, daß 
Kinder im elterlichen Haufe gar oft Unmwahrheiten ausfprechen hören, 
ja zumeilen gezwungen find, felbige nachzuſagen. So läßt ih 3. 8. 
Mama vor dem Befuche verleugnen, und dad Mädchen muß beftellen, 
die gnädige Frau wäre nicht zu Haufe. Gin andered mal wird eine 
Dame freudig empfangen, die höflichften, liebensmwürdigften Worte taufcht 
man aus, aber kaum ift der Bejuch unter den herzlichiten Abſchieds— 
mworten hinaudbegleitet, — dann ändert ſich die aalglatte Höflichkeit, 
und die Kinder hören in einer ganz andern Tonart über den fo „Lieben 
Saft“ ſprechen. „Das find gejellfchaftliche Lügen,“ werden viele ant« 
worten, „und man würde ungezogen erjcheinen, wollte man ſtets die 
ungeſchminkte Wahrheit jagen.” ch will das gern zugeben, aber liehe 
fih darin micht auch viel vermeiden und bejonderd vor den horchenden 
Ohren der Rinder? Leider wird dieſen aber oft geradezu felbft bie 
Unwahrheit gejagt; man belügt fie im Scherz und freut fidh ihrer 
Reichtgläubigkeit; ed wird ihnen etwas „vorgeredet”, um fie zu einer 
Arbeit, zu einem Gange zu bewegen. Der Ontel verjpricht, bald wieder- 
zulommen, um jeinem Kleinen freunde ein Buch mitzubringen, aber er 
denkt nicht daran, fein Verſprechen zu halten. Wie joll aber ein Kind 
die Wahrheit lieben und hochhalten, wenn fie ihm felbft nicht entgegen- 
gebradht wird? 


4 288 — 


* Ein unentbehrliches Bilfsmittel des Lehrers. 


63 ift ein großer Augenblid, wenn an einem Rieſenwerk, wie es 
daß Herderſche Konverſations-Lexikon“) ift, die lebte Zeile gedrudt ift. 
Redaktion und Mitarbeiterftab laſſen die Feder ſinken und überbliden 
mit Genugtuung dad Geſchaffene, indem fie auch wohl noch einmal all’ 
der Mühen, Eorgen und Schwierigkeiten gedenken, die in reiherem Maße, 
als der Uneingeweihte auch nur ahnen kann, mit ſolchen Unternehmen 
verbunden find. Auch der Verlag freut fi der Vollendung; denn aud) 
auf ihm lag eine gewaltige Arbeit und die ganze Laſt des finanziellen 
Riſikos. Nach fleißiger Ausfaat dürfen nun alle an dem Werk Beteiligten 
die entiprechende Ernte erwarten. Wie diefe aber durch ein einziges, 
unverſchuldetes Ungemitter vernichtet werden kann, jo kann auch der 
Erfolg eines ſolchen Geifteswerkes in Frage geitellt werden, und zwar 
durch die Kritik. Diefe kommt jet und jpricht ihr Urteil, das cft par- 
teiifch umd ungerecht fein kann. Auch das ift ein großer, ein geradezu 
enticheidender Moment. Das Herderiche Leriton hat ihn gut überftanden, 
ed fann mit feiner Zenſur wahrlich zufrieden fein. In fteigendem Maße, 
mit jedem Bande mehr, bat ed ſich das Wohlmollen von Kritit und 
Publitum in ehrlihem Bemühen errungen. Daß ed ein Werk ift, 
dad in jeder Hinficht auf der Höhe der Heit fteht, daß ed an Reichtum 
des Inhalts, an Gediegenheit des Jlluftrationgmaterial?, an Präzifion 
ded Ausdrudd, an Vornehmheit der ſachlichen Darftellung zc. keinen 
Bergleih mit andern ähnlichen Werken zu fcheuen braucht, darüber 
berrfcht nur eine Stimme, Alle Gebiete des menjchlichen Geiſteslebens 
find mit gleicher Gründlichkeit behandelt, und es ift erjtaunlich, wie viel 
ed in wenigen Worten zu jagen verfieht, wie genau ed alle Erſcheinun— 
gen, Erfindungen und Daten bis zum Augenblide des Erſcheinens re» 
giftriert.. So ift e& in dem bunten Chaos der Gegenwart ein Führer 
und ein Freund, der auf alle Fragen Antwort weiß, in feiner Ber- 
legenheit uns verläßt, fei ed, daß man Aufihluß wünſcht über jyeuer- 
verfiherung oder Winterjport, über Japaniſche Kunſt oder Poden, über 
Heine oder Zola, über Frauenbewegung oder Theater, über Ernährung 
oder Motorwagen, über Beethoven oder Feldbereinigung, über die Ent« 
ftehung einer Landfarte oder über Unterfeeboote — überall diejelbe Präs 
zifton und Zuverläfligkeit, Wer ſolch ein Lerifon in feinem Stübchen 
bat, ift im Befite eines wahren Orakels, zu dem der Gelehrte wie der 
Handwerker dankbar jeine Zuflucht nimmt. 

Uns Lehrer interefjiert natürlich vor allem die Behandlung der 
pädagogifchen Artikel. Und da ift es und eine wahre Freude, darauf 
hinweiſen zu können, daß gerade dieſe vom erften bis zum legten Bande mit 
ganz bejonders liebevoller Sorgfalt behandelt find, was ja die Lehrer- 


*) Herders Ronverjationd-Lerifon. Dritte Auflage. Reich illuftriert durch 
Tertabbildungen, Tafeln und Karten. 8 Bände. Ler-8° (XLIV Seiten und 
14454 Spalten Zert, 73 durchweg neu bergeftellte Karten, 189 zum Zeil in 
reichftem Farbendruck auegerübrte Tafeln, 132 Tertbeilagen, 6540 Abbildungen 
— - auf Zafeln.) freiburg i. B., Herderiche Verlagshandlung. — 

ed. M, 100.— 


— a 239 — 


eitungen ſtets rühmend hervorgehoben haben. Mit welcher Klarheit 
Find die biographifchen Artikel angrfertigt! Bone, Don Bosco, Comes 
nius, Dieflermeg, Dörpfeld, Herbart, Overberg, Peltalozzi, Roufjeau, 
Sturm, Vegius, Vittorinc da Feltre ꝛc. ꝛc. — auch in der En-ppften 
Skizze fehlt nicht ein zutreffendes MWerturteil, dad auch den Nichtfach- 
mann über die betreffende Perjönlichkeit hinreichend orientiert. Bis zu 
welcher Meifterfchaft die Kürze im Lexikon entwidelt ift, zeigt vor allem 
die Beilage „Gejchichte der Pädagogik“, die in 4X69 Zeilen von den 
erſten Anfängen der vorchriftlichen Erziehungswiſſenſchaft bis zur Gegen» 
wart einen ganz prächtigen Ueberblid gibt. Durch Gediegenheit aus» 
gezeichnet find auch die Artifel Pädagogit, Schulhygiene und iiberhaupt 
die ganze Beilage Schulweſen, die theoretifched und praktiiches Wiſſen 
barmonijch im fich vereinigt. Als eine Art von Bekenntnis könnte man 
den jchönen, erniten Artikel „Erziehung“ bezeichnen, der Chriſtus das 
ewige Vorbild jedes Erzieher? nennt, Unter den verjchiedenen Schul» 
arten fehlt auch die fonft noch in feinem Konverfationslerifon zu fin 
dende „Waldſchule“ nicht, auch ſchon die für 1908 bei Laufanne geplante 
findet Erwähnung. Die Wandlungen in den einzelnen Schulorganismen 
firden praftifche Berüdfihtigung, man vergleiche nur Einheitsſchule, Hıns 
delsſchulen, Induſtrieſchulen, Reformichulen, Simultanfchulen, Vollshoch— 
ſchulen ꝛc. Mit beſonderer Sorgfalt find Seminar und Volksſchule 
bearbeitet, letztere mit einem trefflichen Ueberblick über ihren hiſtoriſchen 
MWerdegang und einem gut orientierenden Anhang über die ‚Volksſchule 
des Auslandes“. Bei den höheren Schulen (Realichulen, Oberrealichulen 
2c.) ift befonderer Wert auf Angabe der jog. „Berechtigungen“ gelegt, 
deren jedeömaliger, faft jährlich wechſelnder Stand für Mittelichulen ja von 
ganz entſcheidender Bedeutung ift. Alle Veränderungen in der Schulgejeßgeb- 
bung find gemifjenhaft bis zum legten Augenblid regiftriert, jo nament« 
lich in dem in letter Zeit ſtark modifizierten württembergiihen Schul— 
weſen. Bon technijcher Beherrihung der Etoffed zeugt die Behandlung 
von Stihmörtern wie Leſen, Handarbeitöunterricht, mechlelfeitiger Un» 
terricht, Sprachunterricht ꝛe. Reiche und forgfältigft ausgewählte Liter- 
aturangaben, die oft im danfbar zu begrüßender Weite durch ein ein— 
ziged Wort noch beſonders charakteriliert werden, geben die Handhabe 
zur gründlichen Vertiefung in den betreffenden Gegenftand. 

So könnte man fortfahren, Schöned und Trefflicdes Seite um 
Seite aufzuzählen. Aber was kann auch die längfte Beſprechung bieten 
von dem unerfhöpflichen Reichtum foldher acht prächtigen Bände! So 
wenig man die Literatur eined Volkes genießen fann durch das Studium 
eined Abriſſes der Literaturgeichichte, jo wenig kann auch die eingehend- 
fte und mwohlmollendfte Würdigung fol eined Menjchheitäwifjers, wie 
ed dad Herderfche Lexikon darftellt, eine Vorſtellung geben von diefem 
Weisheitsſchatze, den man fi für den wirklich billigen Preis von 100 
Diark erwerben fann. Gewiß ſoll das Lexikon in erfter Linie ein Nach— 
ſchlagewerk fein; wer fich aber erft einmal an Stichproben verjucht hat, 
wird es ſchließlich machen wieich und mit Genuß Seite für Seite lejen, 
wozu namentlich die prächtigen Zufammenfafjungen ganzer Wiffendge- 
biete, wie 3. B. die Schilderungen der verjchiedenen Nationalliteraturen 


- 4 200 — 


und Ländergeichichten, geradezu herausfordern; auch die technifchen Bei- 
lagen mit ihren vielen Yluftrationen können dazu verleiten. Das Le 
xikon füllt, ganz abgeſehen von feiner pofitivschriftlihen, harmonisch 
durchführten Weltanihauung, ſchon durch ſeinen Umfang, der die Mitte 
hält zwilchen den vielbändigen und den zweibändigen Werken, eine fühl- 
bare Züde aus. Möchte e8 ihm nun gelingen, jeinen Pla ein für 
allemal in Ehren zu behaupten! Möchte ed vor allem auch auf dem Arbeits» 
tijche keines Lehrer (mindeftens feiner kath. Xehrerbibliothef. D. Red.) 
mehr fehlen, da gerade diefer fein ihm am Herzen liegended Spezialfach 
in Herderd Konverſationslexikon jo jorgfam und liebevoll bearbeitet 
findet. Gerade der Lehrer wird auch aus den Darftellungen der übrigen 
Wiſſenégebiete, die ja im Konverſationslexikon allefamt vertreten ſind, 
einen ganz bejondern Nuten ſchöpfen, da er vieles, wie die geographi- 
ſchen Karten und die hervorragende Spradhenfarte mit ihrer ausgezeichnet 
orientierenden Sprachentabelle, die Karten über Pflanzen- und Tier- 
Verbreitung, reich illuftrierte Auffäge wie „Eonne*, „Vulkan“, „Herz“, 
„Kohlen“, „Weberei“, „Glas“ uſw. direft im Unterricht verwerten kann, 


Fr ——— 


o Ein Forfbildungskurs für Beilpädagogik und 
Schulhygiene. 


Die ſüddeutſche Gruppe des Vereins für chriſtliche Erziehungswiſſenſchaft 
veranſtaltet in der Zeit vom 15. bis 24. Juli 1908 zu Münden einen {yort- 
bildungsturs für Heilpädagogik und Echulbygiene. Der Kurs dient zur Ein- 
führung in biefe Heute jehr bebeutjamen Gebiete für Lehrer und Vehrerinen jo- 
mie Satecheten, die an Schulen und Anftalten für Schwa hbegabte beziehungs- 
weile Schwadfinnige wirken oder fi auf folches Wirefn vorbereiten wollen, bes 
Meitern aber für alle Lehrkräfte, bie den vielen mit irgend einem inteleftuellen 
ober moralifchen Defelt bebaftelen Kindern mit jenen Hilfen entgegenfommen 
wollen, die ber heutige Stand der Wiflenihaft vom pſychiſchen und phyſiſchen 
Beben ber Anormalen und die moberne beilpädagogiihe Erfahrung an die Hanb 
geben. Nicht zulegt ift der Kurs berechnet für die Schulinipeltoren, bie jo oft 
vor die Trage geftellt werben, wie für befefte Kinder gejorgt werden Lönnte, 

Das Bedürfnis nah einem folhen Kurs ift ferner in folgenden Ermwäg- 
ungen begründet. Die wiſſenſchaftliche Eriorfhung des anormalen Kindes hat 
im legten Jahrzehnt ungemeine Fortſchritte gemacht: Piyhiater und Pädagogen 
wetteiferten in edlem Streben auf dieſem Gebiete. Zu den wiſſenſchaftlichen 
Horjhungs-Ergebniffen kommt die praltiihe Ausmünzung in din Anftalten, bie 
ihren Schulen immer mehr Augenmerk zuwenden und in ben Hilfsichulen, deren 
Zahl in ftetem Wachen begriffen ift. Kein Lehrer wagt ed wohl, in die Arbeit 
dieſer Schulen zu treten, ohne fich wenigftens eine Inappe Einführung in bie 
Theorie und Praxis der Heilerziehung und Einblid in bie vorhandene Viteratur 
verſchafft zu Haben. 

Das an fih in den letzten Jahren bedeutfam gewordene Gebiet der Schul» 
hygiene hat bei einem heilpädagogiſchen Kurs noch deshalb befondere Bedeutung, 
weil; gerade ‚das 'anormale Kind ber völlig korrelten bygienifchen Bedingungen 
bedarf und weil erfahrungsgemäß bie rechte Sorge für die phyfiihen Normal- 
bedingungen in vielen Fällen bie pigchifche Veiftungsfähigfeit hebt. 


· — 291 — 


Endlich ift es bei einem ſolchen Kurſus auch angezeigt, die Teilnehmer 
einzuführen in das Wifjensmwertefte über Organifation und weſentliche Hilileiftung 
der Zaubftummen-, Blinden» und Krüppelfürforge, wie ber fozialen Yugenbfür- 
forge überbaupt, da hierdurch fiber die rechte Behandlung und Verſorgung dieſer 
Kinder unter Lehrer und Schulauffichtsbeamte wünſchenswerte allgemeine Auf- 
Härung getragen wirb. 

Nah diefen Geſichtspunkten ift vom Berein folgendes Programm aufge 
ftellt worden: 

1, Die Heilpädagogik im Ganzen ber Erziehungsarbeit. Hofrat Uni« 
verfitäts-Profeffor Dr. phil. Otto Willmann. (1 Vortrag.) 

. Tie pſychiatriſchen Grundlagen der Heilpädagogif. Privatdozent Dr. 
med. Spebt (Münden). (4 Vorträge.) 

3. Grundfragen ber Willensbildung mit befonderer Beziehung auf beil« 
päbagogiihe Probleme. Privatdozent Dr. phil. Fr. W. Hörfter (Zürich), 
(2 Borträge.) 

4. Päbagogifche Gefichtspunfte für die Behandlung Schwachhfinniger, 
Hilfsſchullehrer F. Weigl (Münden). (2 Vorträge.) 

5. Der Religiond-Unterriht in der Schwachfinnigenſchule. Anftalts- 
bireftor Herberih (Gemünden). (2 Vorträge.) 

6. Der erfte Lefeunterricht bei den Schwachſinnigen (mit Berückfichtig⸗ 
ung bed Artitulations-Unterrichtee. Schulinfpeltor J. Schips (Neresheim). 
(2 Vorträge.) 

7. Der NRechtichreibunterriht in ber Hilfsfchule in: feinen Beziehungen 
zum SBautier- und Spredhunterriht. Hilfsjchullebrer A. Schubeck (Münden). 
(2 Boriräge.) 

8. Der Rechenunterricht bei Schwachſinnigen. Anftaltslehrer Aufinger 
es (2 Borträge.) | 

9. Der Handfertigfeitsunterricht in der Hilfsſchule. Hilfsfulfehrer A. 
Schubeck (Bänden). (1 Bortrag.) 

10. Blindenfürforge und vorbeugende Maßnahmen gegen Erblinbung. 
Dauplehrer Anton Schaidler (Münden). (1 Bortrag und Fuhrung durch das 
Kol. Zentral⸗Blindeninſtitut.) 

11. Was ſollen Lehrer und Schulinipeltoren von der Krüppslfürforge 
wifien? Univerfitäts-Profeffor Dr. med. Frig Lange (Münden). (1 Vortrag 
und Borftellung von behandelten und unbehandelten Kranten.) 

12. Das allgemein Wifjenswerte von ber Zaubftummen-Fürforge. Zaub- 
fiummen-Lehrer Georg Ponfrap (Münden). (1 Vortrag mit praftifchen Vor · 
führungen und Beſfichtigung des Kgl. Zentraltaubftummen-Anititutes.) 

13. Oryanifation der Heilpädagogiſchen Fürſorge. Hilföfhullehrer F. 
Weigl. (2 Vorträge.) 

14. Einführung in die Aufgaben der Jugendfürſorge. Regierungsrat 
Braun (Münden). (1 Bortrag.) 

15. Grundzüge ber —— Schularzt Dr. med, J. Weigl (Münden). 
(4 Vorträge.) 

Beſuch einer Mündener Hilfsſchule mit praftiihen Vorführungen. 

Beſuch der Schulabteiluna der Ausftellung München 1908. (Die groß. 
artige Ausftellung München 1908 dürfte eine das Programm trefflih ergänzende 
Zugkraft für ben Kurs darſtellen!) 

Das Honorar für Zeilnehmer am ganzen Kurs beträgt 10 Mi. (für 
Mitglieder, Hilfslehrer und Hilfögeiftliche ermäßigt 5 ME). Außerdem werben 
Halbtageslarten à 1 ME. auögegeben werben, 

Anmeldungen (arnch zum Verein) nimmt jetzt ſchon entgegen: Die Ge- 
ihäftaftelle bes Vereins für chriftliche Erziehungs MWiffenfhaft (Lehrer Meigl) 
Münden, Erhard-Straße 30/0, 


— 292 — 


Am Ende des Schuljahres. 


Aus dem Thurgau. 


Allüberall in unſerem Gau find nun bie üblichen Eramina vorbber und 
e8 bürfte, wenn es draußen auch noch ſtürmt und fchneit, doh in der Schule, 
in ben Herzen urn Lehrer und Kindern, der erfehnte, wärmende Frühling ein- 
ziehen nach des froftigen Winters Mühen und Sorgen. 

Es ſcheint und ganz richtig zu fein, daß man vielerorts, namentlich in 
Gemeindeweſen mit mebreren Schulen, die Dauer der Jahresprüfungen 
abgelürzt oder fie verſuchsweiſe auch durch Shlußfeiern erießt bat; denn barın 
wird doch das Urteil vieler Lehrer übereinftimmen, daß mande Schüler ih am 
Tage ber Prüfung ganz anders zeigen als fie in Wirklichkeit find. Da find es 
nicht jelten die Begabten, auf beren Aönnen man feft vertraute, die uns im 
Stiche lafien, während Mittelmäßige und Schwoche fih wader wehren, Ich er- 
innere mih an einen Schüler, der mir das Jahr hindurch wegen feines ſchlechten 
Tleikes und Charalters nichts ale Mühe machte; am Eramen aber war er im 
Antworten einer der Erften, fo dab dir Zuhörer den Eindruck erhalten mußte, 
ber Betreffende jei ohne Zweifel einer ber Beſten. Solche Beiipiele ließen fi 
unzählige anführen. Daß bei ber fihriftlihen Prüfung mehr und mehr ber 
freie Auffag nah kurzer Beiprebung oder menigftens bie Wiedergabe von 
neuem Etoffe zur Berwendung fommen, ift zu begrüßen. Wie aing ed doch bei 
den in frühern Nabren geftellten realiftifhen Eramenauffögen oft zu? Traf es 
fib, daß ber Inſpeltor I efchreibungen und geſchichtliche Erzählungen wählte, 
bie der Lehrer vorher fchriftlich burchgearbeitet hatte, fo ging alles wie „neölt* 
und fehlerfrei. Hatte man aber da8 Unglück, daß etwas erzählt (3. DB. bie 
Schladt an der Bird) ober betrieben (irgend ein Individuum aus dem Natur- 
reib) werden mußte, was im Unterricht zwar auch beiproden aber nibt als 
Aufiag bebandelt worden, fo fonnte man viele mißlihe Examenarbeiten er- 
warten. So mußten derartige fhriftlibe Ergebniffe einfach zu ungleiher und 
ungerecbter Beurteilung von verfchiedenen Schulen führen. 

Dies Jahr fonnten nun Lehrer und Eraminator zum erften Male die 
Früchte unferes neuen Lehrplanes fehen. Ach glaube, daß bie vielen, 
eingangs bed Jahres geäußerten Bedenken und Befürchtungen wegen zu er 
wartender Plan» und Ziellofigfeit im Unterrichte beute arößtenteild zerfireut 
find. Weitaus bie Mebrheit der Lehrer ift mit friihem Mut und Eelbftver- 
trauen binausgefegelt auf das Meer bes Unterrictsftoffee und ift wohl aud 
glüdlih gelandet, was Unterrichtepläne und ſucceſſiv erfiellte Stoffverzeichnifie 
beweifen, Wenn es auch heute nicht mehr fo bequem ift, wie ehedem, wo man 
zu Anfang des Schuljahres einfach das „gelbe Büchlein” hervorziehen konnte, 
um zu fonftatieren, daß man dies Jahr europäifche Geographie oder Botanik 
babe, fo Hat doch der Unterriht in Geographie und namentlih Natarkunbe 
nit gelitten, fondern eher an Lebendigkeit und Altualität gewonnen. Dan 
froge bie Inſpeltoren! 

Da, wo man Erkurfionen in geeigneter Meife (mit wenig Klaſſen) machen 
fonnte, haben auch dieſe fich bewährt; das haben zur Genüge die Repetitionen 
bewiejen, die bem Vehrer zeinten, daß bes Schülers Willen nun wirllich in 
foliden Anfhauungen und Erfahrungen und nicht in vergängfihem Getädhtnie- 
fram beftebe. 

Bei einigen Examen fonnte man bereits auch Heine Mobellier-Ausftel- 
[ungen beachten. Mögen mande über das „Dredeln“ die Nafe rümpfen, gewiß 
ift, daß ein Schüler, ber 3. B. einmal ben clten und ben neuen Rhein d. b. 
bie Rheinkorreltion geformt hat, zeitlebens Harer davon benft, ald wenn man 
im ſtets nur von ber Korreltion unb ben dazu gehörenden Millionen „vor 
geihmabelt“, 


43 293 o 8— 


Nun wollen wir jür heute Abjchieb nehmen von dem alten Schuljahre, 
bad ber thurg. Lehrerſchaft viele Anregung gebracht und uns bem neuen zu« 
wenden. Bei ber Beachtung der neuen Lehrfocderungen wird fih nah unb 
nah der Mangel an paſſenden Shulbüdern fühlbar maden, bie bes 
Lehrers Arbeit in mancher Beziehung erleihtern follten, Bis wir biefe be- 
fiten, fann aber noch viel Wafler die Thur hinabfließen, ba befanntlih unfere 
Bebrmittellommiljion fi erſt mit der Redaktion des Buches für die 2, Klaſſe 
beihäftigt. Unterdeſſen benugen viele Lehrer privat die St. Galler Schulbüder, 
bie gegenüber unferen bisherigen gelehrten und trodenen Qehrmitteln ala lebendige, 
neuerblühte Blumen erfcheinen und im Realunterricht vielfach fich benutzen laſſen. 
Wir bürfen bie wadern St. Galler darum beneiben, und es barf wohl bier bie 
Trage aufgeworfen werben, ob bis zur Fertigſtellung neuer thurg. Bücher das 
Erziehungsdepartement nicht bie proviforifhe Einführung der vorzügliden Gt. 
Galler Behrmittel in bie Wege leiten ſollte. Manchem Lehrer würde man ba» 
mit die Auswahl des Stoffes erleichtern und den Schülern Gelegenheit geben, 
ei Gebotene grünblicher zu verarbeiten, Mögen fi nun auch andere barüber 
äußern! -7. 

— —— 


Aus Rantonen und NHusland. 


1. Bug. Ten 21., 22. und 23. waren Schlußprüfungen am Lehrer⸗ 
feminar. Wir nehmen an, etwa ein Zeilnehmer ſendet gelegentlich einen 
Beriht. Der vierte Kurs beitandb bereits ben 7., 8. und 9. April die Patent- 
prüfung, während ber dritte Kurs an felbigen Zagen bie partiale Patentprüfung 
in otanif, Zoologie, Beſchichte, Geographie und Buchhaltung ablegte. Als 
Protefjoren wirkten die dv. Herren Prudat, Dobler, Herzog, Fiſcher, Hartmann, 
Dierlo und Kantonsrat Theiler. Und das Szepter ſchwang in alt-erprobter 
Weife milde und kraftvoll hochw. Herr Prälat Reltor Keiſer. Das freie Lehrer⸗ 
feminar, eine Schöpfung bes lath. Erziebungsvereins ber Schweiz, eine gedbiegene 
Frucht bes kath, Opferfinnes in kulturkämpferiſchen Zagen, fei den Leſern und 
ihrem Opferfinne für fath. Lehrerbildung warm empfohlen. Gründen ift feine 
Dererei, erhalten iſt Mannestat! — 

Befebte Sehrfiellen: Ig. Bad, Lehramtskandidat aus Zug, kommt 
als Verweſer nah Homburg (Thurgau). 

Kader Graber, Lehramtäfandidart aus Zug, fommt als Lehrer nah 
Döttingen (Margau). 

Al. Bandtmwing, Lehramtskandidat aus Zug, nah Ettiswil (Margan). 

M. Billiger, Lehramtslandidat aus Zug, nach Reina (Bajelland). 

2. Auzern. Frl. Kath Widmer, jeit 2 Jahren penfionierte Lehrerin 
der Stadtſchulen, ftarb lepthin und teftisrte rund 500 Fr. an „arme Schul- 
finder der Stabt* und 1500 Tr. an befte Zwecke in ihrer Heimatgemeinde 
Baar. R. I. P. 

— Willisau⸗Land errichtet eine „ländlichen Verhältniffen angepaßte“ Bezirke 
ule. — 

Bezirköfchulinfveltor Gaßmann in Mebilon farb den 4. April, Die 
Preffe anerkennt des Berftorbenen reihe Verdienfte um Schule und Boll. Er 
amtete 1848 noch um 200 Fr. a. W. (285 Fr. 71) ale Lehrer der Geſamtſchule in 
Obmstal, fam 1858 nach Nebifon und wurde 1881 Bezirksinfpeftor der Kreiſe 
Altishofen und MRheiden-Pfaffnau. Er ftand 60 Jahre im luzerniſchen Echul« 
bienfte. — Mit 48 Jahren ftarb gleichen Tages wie 9. ©. in Nebilon {Franz 
Meyer, Lehrer an der Schule in Saldenegg. Veider allzu jung an Jahren. 
Sie ruhen beide in Gott. — 


— 294 — 


„An ben Prüfungen in Hitzkirch beteiligten ſich Lehramtskandidatinnen von 
Menzingen, vom ftädtifchen Behrerinnenf:minar und von Baldegg. Aus letzterem 
Institute unterzogen fih 6 Zöglinge ber „Zortur”, wovon 3 mit. ber beften 
Note durchdrangen. Eine verdiente Anerkennung. — 

Ueber die Oſterfeſttage veranitaltete die gewerbliche Fortbildungsſchule 
von Surfee eine Ausftelung ber in biefem Winter angefertigten Schülerarbeiten. 
Unfer verehrte H, Zentral-Präfident hielt ein Meferat über: „Die gemerblice 
Fortbildungsſchule und das neue Lehrlingégeſetz“. — Ber Erz. Rat erläpt ein 
Kreisihreiben in Saden „Strafen, Strafmittel, körperliche Züchtigung“, d. h. 
er bringt die Art. 65 und 66 des Erz.“Geſetzes in Erinnerung. 

Der Erz. Rat empfiehlt 2 Schrifthen vom Verlag Jung in München: 
5 Derminberungen der Brandftiftungen durch Rinder, 2. Gefunbheitäpflege der 

ugend. — 

Unfere Lehrerichaft erbielt bie kantonale Teuerungszulage von 400 Fr. 
ſchon die erfte Woche nach Ablauf der Referendumsirift. — 

Willisau-Stadt läßt ben Gefangunterricht durch eine Lehrkraft er- 
teilen. u 250 Fr. — 

3. Bavern. Eben fliegt ber Redaltion ein Heft mit einigen 30 padenben 
Yufteationen: zu, betitelt: „Hotel Union“, Münden, Bareriitaße 7. Der 
neue Gafthof ift Eigentum bes „kathol. Kafino" Münden, liegt in geutraler 
Stabtlage und in nächſter Nähe ber ftaatlihen Kunſtſammlungen und der jähr- 
lichen Kunftausftellungen, zirka 10 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Das 
Dıng ift nun Freilid etwas großartig, etwas dicemobern, 3. B. Hotel (50 
Zimmer mit 70 Betten), Reftaurants (deren 3), Saalbau (großer Theater. und 
Ronzertfoal, vollitändig modern, Pla für 1200 Perfonen) und daneben no 
Klubräume. Trotz alldem ift die neue Einrichtung aber auch für unfere Leſer 
ber Beachtung - wert; Denn erftens findet man fih im Haus als Katholik 
beimelig, e8 ift ja Eigentum bes „Kath. Kafino* von Münden; zweitens lebt 
man auch in biefen modernen Räumlichkeiten nicht teurer ald anderswo in 
Städten. Alſo fei das neue Unternehmen Lehrern und Geiftlihen, überhaupt 
fath. Interefienten warn empfohlen. — 


—— IR IR — 
Pro memoria! 


Zur Delegiertenverfammlung den 27. April in Zug. 

Die Eeltion Zug labet beide Vereine zu zahlreicher Teilnahme nah Zug 
ein. Mitglieder, Delegierte und andere TFeftteilnehmer, welche am Bankett teil- 
zunehmen wünſchen, können den 27. April in Zug bie Bankettkarten löfen und 
und zwar von 8—10 Uhr vorm. im Hotel Schweizerhof, von 11—12 beim 
Gingang zum Rantonsratsfaal und von 127/%—1 Uhr im Hotel Ochſen. 

Mit kollegialiſchem Gruß 
das Komitee der Sektion Zug. 


Zur Tagung in Zug. Die titl, Vorftände ber fchmeiz, Lokalmütter 
vereine find hiemit fpeziell eingeladen, den 27. April vorm. 10%: Uhr im 
„Schweizerhof” (made beim Bahnhof) in Zug zu einer Beratung betr. ſchweiz. 
Müttervereine zu erſcheinen. 
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Schlußprüfungen: den 21. April nachmittags 2 Uhr bis am 
23. April mittagg 12 Uhr. — Aufnahmsprüfungen find für die neu 
Gintretenden am 30. April. Beginn des Unterrichtd: am 1. Mai. Pro: 
ſpekte jendet und nähere Auskunft erteilt Die Direktion. 


NB. Nach Dftern werden auch Zöglinge bes beutichen Vorkurſes, und 
der Realſchule aufgenommen. (297) 



























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Dereinigung des „Schweizer. Exziehungsfreundes* und der „Wüdag. Monatsfirifi". 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und üchulmünner der Sajyweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholifihen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 1. Mai 1903. | Nr. 18 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 


gs. Reltor feiler, ner ug, Präfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob gr 
denbach (Schwyz), und Wilh. Schnyder, Hipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Gallen) 
und Herr Clemens frei zum „Storchen”, Einfiebeln. 
&infendungen find an legteren, ald ben Ehef-Rebaltor, zu richten, 
Dnferat-Auflräge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 
Erſcheint wöchentlid; einmal und Loftet jährlich Fre. 4.50 mit Bortosulage. 
8 eftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagdhbandiung Emiſiedeln. 


Inhalt: Wichtigkeit und Ausdehnung der Ueberwachung der Schüler abjeite der Lehrer. — Wür— 
bigungen und Ehrungen. — Die neue Schule marjchiert. — Humor. — Italieniſch — Ferien- 
furje. — Yus Kantonen und Musland. — Literatur. — Inierate. 





"Wichtigkeit und Ausdehnung der Meberwachung 
der Schüler abfeite ver Tehrer. 


Bor mir liegt das Titelbild einer der verbreitetiten Frauenzeitungen. 
63 wurde ald Kunſtbild angepriefen und gegen verjchiedene Einwend— 
ungen auch al# folches verteidigt. Nun, ed mag Kunftbild fein. Aber 
dem Haren Grzieherauge entjpricht e3 nun einmal nit. Sehen mir 
es an! Die Eltern fiten bebaglih am Kaffeetiiche. Jedes hat jeine 
Zeitung in der Hand. Sie haben fih’3 im Baumesſchatten recht be- 
quem gemadt. Bon den Sindern aber wollen fie beileibe nicht be— 
läftigt werden. Die können hinter ihrem Rüden treiben, was fie wollen. 
Es gibt da nur ein ernthaftes Gebot für die Kinder: „Du follft deine 
Eltern nicht beläftigen.” Andere Leute beläftigen macht nicht. Das 
ift jo echt modern. Die Eltern wollen ihre Ruhe haben, wollen von 
den Kindern nicht geftört werden. Darum überlaffen fie deren Aufficht 
nur zu gerne dienenden Geiftern, von deren guten oder ſchlimmen Eigen» 
Ihaften fie wenig Notiz nehmen. Und wenn e3 nur auf dem Bilde fo 


-4 298 — 


wäre! — Über leider zeigt und dieſe Zeitjchrift das Bild jo mancher 
Eltern, die fi wenig um ihre Finder befümmern. In vornehmen 
Häufern hat man vor lauter Gefellfehaften und Beiuchen nicht Zeit, fich 
mit den Kindern zu befchäftigen. Dafür wird ja die Kindsmagd be» 
zahlt. In mander armen Familie müfjen Vater und Mutter fauer 
das Brot verdienen. Die Kinder aber treiben fi ohne jeglihe Auf- 
fit auf Gaffen und Straßen herum, — Es gibt daneben wohl aud 
Eltern, die fi) um die Kinder annehmen; aber nur zu oft find fie 
blind gegen die Fehler ihrer Kinder, oder es fehlt ihnen die Kraft, die» 
felben mit Ernft und Nachdrud zu befämpfen oder durch gehörige Meber- 
wachung zu verhüten. — 

Ye mehr aber das Elternhaus die Auffiht und Ueberwachung 
vernachläffigt, defto mehr muß die Schule, befonders im fchulpflichtigen 
Alter des Kindes, in die Rüde treten. Denn die richtige Überwachung 
ift einer der mwichtigften Erziehungsfaktoren nad dem Grundjaße: „Vor« 
forge verhütet Nachſorge.“ Ihren vollen Wert erhält fie aber erft, 
wenn wir das Biel der Erziehung ind Auge fallen. Jedes Kind ift 
gleihjom ein Samenforn, aus dem eine wunderbare Pflanze für den 
Himmeldgarten gezogen werden fol. Das junge Menjchenfind muß 
darum angeleitet werden, da8 Böſe zu meiden und dad Gute zu tum. 
Es erhält diesbezüglich Gebote und Berbote. Es iſt nun aber eine 
Gigenheit der Kinder, daß fie gerade nad) dem verlangen, was fie nicht 
haben follen. Was ihnen die Erzieher jorgfältig vorenthalten, das dünkt 
ihnen der Inbegriff aller Seligfeit zu fein. Daraus erhellt die Not« 
wendigfeit der Überwachung. Sie ift ein Damm, der dad Kind ab« 
hält, Gebote zu übertreten oder Verbotenes eigenmächtig durchzuſetzen. 
Hier ein Beilpiel. Ein Heiner Knirps drüdt ſich durch die Zaunlüde 
in des Nachbars Garten. Aus dem Grafe leuchten rotwangige Apfel. 
Das Begehrungdvermögen entwidelt fi in dieſem Augenblide ſtark. — 
„Iſt wohl jemand Hier?* — Er ſchaut um fidh, vor ſich, Hinter fi. — 
— „Nein, niemand.” Haftig greift er nach dem Apfel. Jet — ein 
Heines Geräufh! Er zieht die Hand zurüd und ſchaut in das vor— 
wurfsvolle Auge der wachſamen Mutter, Die Überwachung kam gerade 
im rechten Augenblid! 

Der Sinn des Menjchen ift zum Böfen geneigt von Jugend auf. 
Je mehr das Find fich ſelbſt überlaffen ift, deſto mehr Tann dieſe 
Neigung ſich entwickeln. Weiß fi aber das Kind beobachtet, fürchtet 
ed das Auge der Erzieher, jo wird von jelbft der Entwidlung der böjen 
Neigungen vorgebeugt. Die Aufficht hält im Kinde oft von vorneherein 
Ungehorſam, Diebftahl, Eigenfinn, Unmwahrheit, Rechthaberei 2c. nieder. 


— 299 > - 


— Die viele gefährliche Gelegenheiten aber hält die Überwachung dem 
Kinde fern! Nur zu oft droht dem Kinde auch Verführung von außen. 
„So lange aber die Kinder noch verführt werden können und es noch 
Ichlechte und nichtswürdige Verführer unter der Jugend geben kann, fo 
lange müfjen die, denen die Sorge für das Seelenheil der Kinder über- 
tragen iſt, wachen, daß den Kleinen die Unſchuld night verloren gehe.“ 
Denn wichtig ift des jungen Leibes Schuß; wichtiger noch der Schuß 
der jungen Seele, die weich ift und empfindlich wie die Wachshaut 
im Phonographen, Daher tut unermüdliche und gewiſſenhafte Aufficht 
dringend not. —- 

Böſes vermeiden zu helfen, ift die wichtigfte Seite der Erziehung. 
Notwendig ift aber auch die Angewöhnung zum Guten, zur Aneignung 
der Tugenden. Die Überwachung leitet num die Kinder an zu allem 
Guten, zu treuer Pflichterfüllung, zu einem gottgefälligen Leben. Wohl 
find die Kinder in den erften Jugendjahren noch zu wenig reif, um den 
Wert der Tugend, zu der fie angehalten werden, zu erkennen und bei 
ihrem Handeln das rechte Ziel ind Auge zu faſſen. Sie tun dad Gute, 
dad die Erzieherin von ihnen verlangt, weil fie die Lehrerin lieben 
und ihr Freude bereiten wollen, befonderd wenn fie willen, daß fie be» 
obachtet werden. So gewöhnen fi die Kleinen an die Übung des 
Guten. Es bedarf nad und nad nur noch des Hinmeijed, daß fie das 
Gute in reiner Meinung und Abficht, nicht um der Lehrerin, jondern 
um Gott zu gefallen, frei von fi aus üben müſſen. Im der Erziehung 
fommt ja alles darauf an, daß das Kind aus freiem Willen dazu ge— 
langt, fich jelbft zum Guten zu beftimmen und es auch auszuüben, So 
wird aus der Gewöhnung zum Guten die Tugend, die ja nicht? anders 
ift als die durch die Gnadenjonne bejchienene und zur Fertigkeit ges 
wordene Übung im Guten. Diefe Zugend aber, die jo unter der Auf« 
fiht bejorgter Erzieher gewonnen wurde, wird auch den Stürmen des 
Lebens Troß bieten. Denn wofür das Herz in jungen Jahren mit 
Liebe und Wärme gejchlagen hat, das ift ihm auch in fpäteren Jahren 
wert und teuer. So verhilft gewifjenhafte Aufiicht einerjeit3 zur Be— 
kämpfung und Beflerung der Fehler und böſen Neigungen; andrerjeits 
aber Hilft fie zur Entwidlung der guten Anlagen des Kindes, zu Zu. 
genden. 

Welch’ großen Wert’ aber Gott felbit der Aufficht beilegt, gebt 
daraus hervor, daß er einem jeden Menſchen einen Himmelöfürften zum 
Ermahner und Beſchützer gibt. Gott ift der Erzieher der Völker, Alle 
Menſchen erzieht er für das gleiche Ziel, den Himmel. Die erwachſenen 
Menſchen bedürfen num in den vielfältigen Gefahren des Lebens der 


— 30 - 


unſichtbaren Engel als Schüßer und Ratgeber. Die Kinderjeele aber 
ift ein zarted Heiligtum. Darum bedürfen die Kinder auch noch bed 
fihtbaren Schußes durch ihre Erzieher. „Ya, vor das Paradied un» 
Ichuldiger Kinderfeelen hat Gott die Erzieher gejeßt, damit fie dadfelbe 
durch Wort und Beifpiel pflegen“ und duch unermüdliche Überwachung 
dem Gifthauche der Sünde fern halten. „Im Vereine mit den Engeln 
Gottes jollen fie dem Kinde zur Seite flehen, damit ed an diejer ſchützen— 
den Hand den rechten Pfad durch das irdifche Leben nicht verliere.“ — 

Wie weit aber dehnt fih die Auffiht aus? Schauen wir da 
wieder hin auf den großen Erzieher der Menjchheit, auf Gott felbft. 
Vom erſten Augenblide des Daſeins an gibt er dem Menſchen einen 
Grmahner und Beidjüßer. Und der Himmelsfürft weicht nicht, bis der 
Erdenpilger den leßten Atemzug getan und er deffen Seele mit hinüber 
nehmen kann zum Throne Gotted. So beginnt auch die Auffiht und 
Überwachung ſchon an der Wiege. Die Eltern find die durch Gnade 
und Natur berufenen Erzieher. Ihnen liegt ed nun ob, über die leib- 
lihe und geiftige GEntwidlung des jungen Erdenbürgerd zu wachen. 
Darum wird die erfte Erziehung und Überwahung dem Kinde durd: 
ſchnittlich in der Familie von den Eltern, namentlich von der Mutter, 
gegeben. Eo follte ed wenigſtens fein. Sie ift der wichtigfte und folgen- 
reichſte Zeil Yer ganzen Erziehung. Sie gibt Bahn und Richtung an. 
Ihre Spuren lafjen fi jpäter faum verwiſchen. Kommt aber das 
Kind ins fchulpflichtige Alter, jo übertragen die Eltern einen bedeuten« 
den Zeil ihrer Rechte und Pfligten und fomit auch die Überwachung 
der Schule. Dieſe betritt damit ein weites Feld ihrer Wirkfamfeit. 
Unermüdliche und gemwiffenhafte Auffiht ift nun eine der wichtigften, 
aber auch jchwerften Pflichten der Lehrerin. Eine wirkſame Beauf— 
fitigung der Schüler ift an mancherlei Bedingungen geknüpft. Suchen 
wir vor allem, in unfere Schule und Zöglinge jene Seelenftimmung 
hinein zu bringen, die gleich ift der Sabbatruhe in einem weihevollen 
Gotteshaufe. Die erfte Bedingung hiezu ift Bewachung und Beherrfchung 
feiner jelbft. — 

Es iſt früh morgens fieben Uhr. Vom Turme ruft die Glode, 
Bor dem Schulhaufe ſammeln fich die Lieblinge ded Herrn. Die Lehrerin 
ericheint. Nur ein Blid, und die Kinder ftellen fi in Reih und Glied. 
Ruhig und beicheiden treten jie in das Gotteshaus. Die Heine Lieſe 
und die bewegliche Trine taufchen aber bald Bildchen und bliden ver- 
langend nach der Nachbarin Gebetbuch. Verſtohlen ſchauen fie rückwärts 
nah der Lehrerin. Ihre Blide treffen fi. Das Grzieherauge hat 
gewacht. Die Kinder verfiehen defjen Sprache und fchauen auf den 


— 301 ⸗ — 


Altar, den Ort der heiligen Handlung. Darum find fie ja in die heilige 
Meſſe gelommen. — Schlimmer iſt's, am Sonntag während der Predigt 
die Kinder im Auge zu behalten. Da blättern fie gerne im Gebetbudh, 
bejonder3 dann, wenn fie dem Gedankengang der Predigt nicht au folgen 
vermögen. — Da habe ich noch Erinnerungen aus meiner Fugendzeit. 
Die Langeweile machte ſich in unjerer Rinderfapelle oft laut genug be= 
merkbar im Scharren der Füße, im Stoßen der Ellenbogen, im Zwidern 
der Augen. Aber nicht lange gings, und eine Obrfeige tönte berüber 
von der Knabenfeite, deren Lehrer ſonſt gewöhnlich auf der Orgel ſich 
befand. Somit glaubten die Knaben fich unbeobadtet. Doc diesmal 
hatten fie fih getäufht. Der „Klaps“ zeigte ifnen zur Genüge, daß 
Dberaufficht vorhanden war. — Übrigens können wir und am Montag 
gut überzeugen von der Aufmerkſamkeit, indem wir einige Sätze aus 
der Predigt hören wollen. 

Dann dürfen wir den Schülerinnen wohl auch über die Achſeln 
guden, um zu fchauen, was fie eigentlich beten. „Marie, du Haft dich 
heute brav gehalten,“ fagte ich eines Sonntags nad dem Hochamte zu 
einem „Quedfilber*, mit dem ich faft jeden Montag morgen wegen dem 
Betragen in der Kirche in Konflikt fam. „Ja, Schwefter, ſchauen Sie, 
fo viel habe ich gelefen, und welch' herrliche Geſchichtchen das waren!“ 
Und das Mädchen zeigte mir, wie viele Beijpiele es in dem Büchlein 
„ZTroft der armen Seelen“ während dem Hocdamte gelefen. Gin Knabe 
nahm einmal in aller Gemütsruhe ein Geſchichtenbüchlein ftatt eines 
Gebetbuches aus der Taſche und begann während dem Hochamte daraus 
zu beten. Die Überwahnng durch die Erzieherin jchaffte aber zeitig 
Abhilfe. 

Auch eine Gebetbücherrevifion kann hie und da nicht Schaden. Wie 
undorfichtig handeln da mande Eltern! ch habe felber ſchon in den 
Händen 12—14 jähriger Mädchen Gebetbücher gejehen, betitelt „Weg— 
weiſer für Eheleute“, „der chriftliche Hausvater“ ꝛc. Und menn die 
Kinder noch die Meßgebete daraus beten würden! Aber gewöhnlich 
blättern und lejen fie im erften Zeil, der die Belehrungen enthält, oder 
fie beten die Standeögebete., wie jened Mädchen, das als Ehefrau um 
Glück und Segen im Gheftande flehte, während ein Knabe das Gebet 
einer Witwe andächtig herausbetete. — Ein andrer Fall, der mir erft 
vor etlichen Wochen in ganz fatholifcher Gemeinde begegnete: Auf dem 
Wege zur heiligen Mefje erblicte ich in der Hand einer Schülerin ein 
niedlich gebundenes Büchlein. Ich jchlug ed auf und las auf der erften 
Seite in großen ſchwarzen Lettern: „Bibelüberjegung von Martin 
Luther“. Begreiflic wanderte das Buch ins Feuer. Da heißt es eben 


— 302 — 


Aufficht, unermüdliche Aufſicht halten. Es kann ſogar vorkommen, daß 
Kinder ernſt und geſammelt da knieen. Gehen wir der Sache auf die 
Spur, ſo kann man zuweilen die traurige Wahrnehmung machen, daß 
ſie während der heiligen Meſſe in der Kirche die Schulaufgaben lernen. 
Darum iſt es wohl unſere heilige Pflicht, den Selſorger in ſeinem 
Wirken zu unterſtützen und den Kindern bei vorkommender Gelegenheit 
einen recht lebendigen Glauben an den im Zabernafel weilenden Hei— 
land einzupflanzen und fie in den Geift der kirchlichen Feſtzeiten einzu= 
führen. Dazu erübrigt man bei gutem Willen felbft in Halbtagjchulen 
am Samdtag ein Biertelftündden. Das Verſtändnis der Firchlichen 
Feſte und Zeremonien und der lebendige Glaube an die Gegenwart 
EHrifti aber halten dad Kind vor nachläſſiger Haltung, vor aller Un- 
ehrerbietigkeit und allem Unerlaubten im Gotteshauſe ab, und dies nicht 
nur während den Schuljahren, mo es fich beobachtet weiß, ſondern aud 
Ipäter, wenn niemand mehr Aufjicht hält. Wohl mag der einen oder 
andern Kollegin die Überwachung in der Kirche, wie ich fie eben ge» 
Ichildert, übertrieben fcheinen. Wenn mir aber bedenken, wie Gott im 
alten Zejtamente die Unehrerbietigkeit im heiligen Zelte mit Feuer vom 
Himmel ftrafte, und mie der janftmütige Heiland jelbft die Geißel über 
die Tempelſchänder ſchwang, wird und dies ficher zu gewiſſenhafter Auf« 


fiht anfpornen. (Schluß folgt.) 
—— — 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Smchule. 


Horw (Luz.). Beſoldungszulagen: Probejahr 100 Fr. (50), — 2.-4. 
Jahr 150 (100) Fr. — 5.—10. Jahr 200 (150) Fr. — 11.—15. Jahr 
800 (200) Fr. ſpätere Jahre 400 (250) Fr. — Gilt ſchon pro 1907. Summe 
in Klammer bedeutet Erhöhung für Lehrerinnen. — 

Willisau-Stadt. Gehaltszulagen: Oberſchule 450 Fr. — Mittels 
ſchule 350 Fr. — Unterſchule 300 Fr. — Lehrerin der 1. Klaſſe 250 Fr. 
nebft je einem 4. Klafter Holz und für die Arbeitslehrerin 150 fr. 

Surfee gibt den verheirateten Lehrern an Primar-,, Sefundar- unb 
Mittelihulen nebjt der ordentlichen Gehaltszulage noch eine Zeuerungszulage 
von 200 Fr. pro LXehrperfon. — 

Häggenſchwyl (St. ©.) Erhöhung bes Kaplaneigehaltes von 1400 auf 
1600 Fr. — 

Teffin. Der Große Rat fprah ben Lehrern pro 1908 Teuerungszu⸗ 
lagen von 50 bis 200 fr. zu, total ca. 40,000 Fr. — 

Bafabingen (Thurgau). Erhöhung des Lehrergehaltes von 1600 auf 
1800 Fr. nebft freier Wohnung und Pflanzland. — 

Sargand fegte den Gehalt der Primarlehrer auf 1700 Fr. und zwei 
Alterözulagen a 100 Fr. und 450 Fr. Wohnungsentichädigung feſt. 

St. Margarethen (St. ©.) zahlt feinen Vehrern 2000 fr. Grundge⸗ 
balt und Alterszulagen von 50 Fr. nad 3 zu 3 Jahren, 


— 303 — 


Die neue Schule marschiert. 


Landerziehungsheim“, das iſt ein ſchönes Wort. Es iſt aber 
auch ſchön in einem Landerziehungsheim. Da iſt der Junge ſein eigener 
Herr und Meiſter, nicht zwar im Sinne der meiſten Jungen, aber im 
Sinne guter Erzieher, ſelbſtaͤndig naͤmlich fo, daß die eigene Überlegung 
neue Gedanken erzeugt, dad eigene Gewifjen über Recht und Unrecht 
entfcheidet. Die Schüler müſſen in Gruppen erzogen werden, fonft vers 
file man wieder in die beim heutigen Unterrichte notwendige Schablone. 
Notwendig ift diefe Schablone heute, neil die meiften Lehrer ohne fie 
die Schüler ebenjo wenig vollftändig auäquetichen könnten ald der Bauer 
feine Äpfel und Birnen ohne die Moftpreffe — und ausgequeticht müffen 
fie werden, „fo verlangt die Obrigkeit mit geftrengen Wimpern“. Im 
Erziehungsheim aber arbeitet eine Abteilung in der MWerkftatt unter 
einem Berufsjchreiner. Am Hobelbant fügt ein Zögling mit mehr Fleiß 
und Ausdauer ald Geſchick ein Futtertiichchen, ein andezer ein Bücher— 
regal zuſammen, der dritte flreicht ein fertiges Käftchen an, und morgen 
vormittag werden die fertiggellelten Sachen beiprochen, eingetragen, Be- 
technungen aller Art darüber angeftelt. Im Garten ernten 5 oder 6 
Schüler ohne weitere Aufficht die Kohlköpfe ein und ftegen um. Man 
fieht es ihrer ruhigen Arbeit an, wie zufrieden und zielbemwußt jfie 
daran find. Nicht vom „Räuberlismaden”, aber mit einem Wagen 
voll Äfte fommt eine dritte Gruppe aus dem Wald, und ihr fließt 
fih eine vierte an, welche auf dem Felde noch ein lebtes Stüd Kar— 
toffeln auögehadt Hat. Der Herr Direltor ift unterdeflen daheim 
damit befchäftigt, andern zu zeigen, wie man die Bienen für den Winter 
gut einpadt. So wird der Nachmittag zur Übung ded Körpers, der 
Hanbdfertigfeit, und vor allem — das wäre wohl das allerbefte — zur 
Übung in der Selbflerziehung im freien Umgang verwendet. 


Aber der Seit? Bis jebt hat man do 8 Jahre lang A ca. 
1500 Std. nur für die Bildung des Geifted verwendet. Aber die all. 
gemeine Unzufriedenbeit über unjere unpraftiihe Schule hat den Stab 
gebrochen über diefe Ginfeitigkeit. Man ift allgemein der Überzeugung, 
und die Landerziehungsheime haben ed auch bewiejen, daß bei taujend 
Jahresſtunden für die Bildung des Geiftes ebenjoviel abfällt wie bei 
1500, wenn man ihn wieder ruhen und vor allem, wenn man ihn das 
Gelernte am Gegenftand felber anwenden läßt. Der Schüler mefje felber 
oft und viel, fchneide jelber beftimmte Körper zu, dann wird er mit 
ihnen vertrauter ald durch ſchnellvergeſſene Lehrſätze. Die ©. 8. Z., 
die doch ganz im Sinne jened Lagers gejchrieben wird, welches mit 


— 304 9- 


lautem Pofaunenfhränzen die Anfänge ähnlicher Inftitute für das Volt, 
ich meine die früheren Wehrlejchulen, überblafen und weggeblaſen hat 
und mit durchdringendem Gejchrei eingeftanden ift für die heutige ein- 
jeitige Geiftesfchule, jchreibt in Nr. 13 über ev. Verkürzung des Klaffen- 
unterrichtes: „Es möchte nach alldem jcheinen, ala würde die Bildung 
des Intellekts vernachlaͤſſigt. Das foll keineswegs geichehen. Mit 
zwanzig wöchentligen Unterrichtöftunden dürfte es bei intenfiver, zielbe⸗ 
mwußter Arbeit möglich fein, die formale Bildung des Zöglings auf der 
jegigen Höhe zu halten. Wenn nur eine Beichränktung der Etofimenge 
eintreten muB, bedauern wir das nicht, jo lange wir dem Schüler 
Mertvolleres bieten können.“ Dieje® Wertvollere liegt einerſeits in der 
befieren Gelegenheit der Erziehung zum jelbftändigen Gewiffen und zur 
Selbſtbeherrſchung, anderfeitö in dem direkten Anpaffen und Anfchließen 
an das praftijche Leben, Im Aufruf zur Teilnahme am Hanbdfertig- 
feitäfurd in Sitten leje ich in der Oſtſchweiz: „Die Schule der Zukunft — 
eine Arbeiterfhule! ... . Geift, Auge und Hand zu bilden, ift das Biel, 
dem wir zuftreben. Es ift jehr zu mwünfchen, daß die Lehrer von ber 
günfligen Gelegenheit, die Schulreform praktiſch zu ftudieren, ausgiebigen 
Gebrauch machen.” Und in legter Beilage fehreibt P. Gregor Koch 
S. 14: „Wa3 nüßts, ein rieſiges Wifjen beizubringen, logiſch — aber 
nicht darauf allererft zu achten, daß die Leute Augen, Ohren, Hände, 
Willen, kurz ihre Fähigkeiten tüchtig, gefund und geübt haben und zu 
brauden wiſſen. Nicht die Wiffer find die Selbftändigen und Tüchtigen, 
fondern die Gebildeten.“ Und er führt Har auseinander, wie oft das 
abitrafte Studium auf horrente Irrtümer geführt habe, fo daß im Volks— 
mund das abjchäßige: „Se gelehrter, deſto verfehrter” entjtanden ſei, 
währenddem fogenannte Ungebildete oft viel vernünftigere Anfichten 
äußern, eben verınöge ihres noch gefunden, unbeinflußten Denkvermögens. 
Das Volk liebt e3 darum, Laien zu Richtern und Schulaufjehern zu 
machen. Ich erwähne da 3.3. einen Napoleon I., einen Lincoln, einen 
Jules Favre und al’ die „Männer aus eigener Kraft“. Um von une 
jerer Zeit zu reden, führe ich einen Baumberger oder Bopp an, weld’ 
leterer emfiger Bauer, berühmter Dichter, vielgelefener Redaktor und 
gewichtiger Kantonsrat im Zürichbiet zugleich ift. 

Über das jind Ausnahmen, faum Promille der ganzen Menfchheit. 
Diefen Promillen entgegen möchte ich eine meit größere Anzahl von 
Prozenten flellen, welche entweder mit beſtem Erfolg die Schule abjolviert 
haben, im Leben aber ala linkiſch, unpraftiich, faft einfältig gelten, oder 
jowohl in der Schule ala im Leben fich ala mittelmäßig tarieren lafjen 
müffen, nur weil die im ihnen jchlummernden Fähigkeiten nicht ge— 
wedt mwurben. 


— 305 — 


Eben dieſen Prozentſatz zu reduzieren iſt die Aufgabe der neuen 
Schule. Der Erdenbürger ſoll geſtützt auf ſeine Erziehung in der Schule 
immer mehr zu einer beglückenderen Lebensführung befähigt werden. 
Durch die erwähnten Landerziehungsheime könnte dies wohl geſchehen. 
Aber — aber —, dieſe Heime ſind in erſter Linie viel zu teuer, als 
daß fie von jenen beſucht werden könnten, die ihrer am meiſten be— 
dürfen. Das wären nämlich zumeift die Kinder armer Eltern, Und 
wer die Heime bejuchen fann, brauchte fie eigentlih am wenigſten. 
Eodann find die bis jet eriftierenden Landerziehungsheime fo jehr be= 
lodt von der „reinen Menjchlichfeit“, daß der chriftliche Vater mit Recht 
Bedenken trägt, feinen Jungen ihnen anzudertrauen. Glüdlichermeie *) 
ließe fich die Sache ganz einfach machen. Über früh oder fpät wird 
nämlich jedes Schulhaus jeine Wertftatt haben. Die Entwidlung der 
Schulfrage wird beftimmt dahin führen, daß man im 7. und 8. Schul- 
jatr für die Knaben den Handfertigkeitäunterricht, für die Mädchen 
den Unterricht in der Hauswirtjchaft in den Mittelpunkt des geſamten 
Schulunterrichtes jtellt. Lokale für die MWerkitatt find überall im Schul- 
haus einrichtbar, die Werkzeuge often weniger als Anfchauungsmaterialien, 
ein Schulgarten ift auch da, der Wald fteht jedermann offen. Die 
Wohnung des Abmarted oder eines Lehrers wäre wohl auch für Haus: 
wirtichaft zu haben. Bor einer unbewohnten „Ydealmohnung“ hätte 
ich dad Bedenken, daß fie wieder zu „ideal“ eingerichtet würde, Mäd, 
chengruppen könnten wohl auch armen oder kranken frauen übungsweiſe 
den Haushalt beforgen unter Nachlontrolle vonfeite der Lehrerin oder 
von Hilfäperfonal, das durch Kurfe in diefem Unterricht herangebildet 
werden könnte. Ühnliche kursmäßige Heranbildung müßte an größeren 
Schulen Berufsleute in der Werkitatt haben, wenn das Seminar dem 
Lehrer die nötige Handfertigkeit noch nicht ind Lehramt mitgegeben hat 
— da ift Gelegenheit, Nächftenliebe zu üben, Not kennen zu lernen, zur 
Selbfterziehung anzuregen. 

Ih deute Förfterd Worte ganz im Sinne meiner heutigen Aus— 
führungen, wenn er jagt: „Es gibt gewifje Arbeiten, die ihrem Weſen 
und Inhalte nach von ſelbſt da3 höchſte Intereſſe unſeres innern 
Menschen erregen. Bei dem größeren Teil aller menfchlichen Arbeit 
aber ift dies nicht der Fall. Und auch die interefjantefte Arbeit enthält 

*) Vielleicht wäre der Ausdruck „unglücklicherweiſe“ ebenfo berechtigt, weil 
die Löfung ber Trage fo einfach ift, daß man ihre zum vornherein ein gewiſſes 
Mibtrauen entgegenbringen Fönnte, da man oft glaubt, was nichts fojtet iſt 
nichts wert. Tiefer Gemeinplag mag gelten für Waren, bie man im Laden 


fauft, nicht aber für geiftigen Reichtum. Sonft würde mander gern mit feinem 
vollen Beutel etwas mehr Schlaubeit kaufen. 





-— 4 306 — 


reizloje Partien. Darin muß die rechte Arbeitderziehung es verfiehen, 
die geiftige Perjönlichfeit des Menſchen auch für die reizlofeite Arbeit 
zu intereffieren” 20. (Schule und Gharalter S. 124). 

Wie aber Geſchmack an der Arbeit beibringen, ohne den Schüler 
mitten Bineinzuführen? Auf Seite 89 genannten Buches tadelt Förfter 
darum das unpraktiihe Moment unferer Bildungdanftalten gegenüber 
den amerifaniichen. Er fiellt ald Mangel in der Lehrerbildung bin 
„den engen Zuſammenhang der modernen europäilchen Schule mit den 
abftraften Bıldungsbegriffen des Humanismus. Die heilfame Gegen- 
wirfung gegen dieſe Rihtung kommt heute aus der neuen Welt. Die 
amerifanifhe Schule fteht im engften Zujammenhange mit dem wirl« 
lichen Leben und Bebürfen der Gefellichaft.* Zu diefem Bedürfen redh« 
net Förſter allerdingd vorerft die „praftiichen“ Charaftereigenjchaften, 
und ich geftaite mir, darunter dazu noch die praftifchen Geiſtes- und 
Körpereigenfchaften zu verftehen. 

Die neue Schule marſchiert, und zwar um jo raſcher, je über 
drüfliger die jehige wird. Die neue Schule wäre eigentlich nichts 
„Neues“, jondern nur die fonfequente Durchführung des chriftlichen Ge— 
dankens der Nächjtenliebe und der Luft zur Arbeit. Der Freifinn wird 
fie zwar als etwas Neues auftifchen, ald etwas, da3 ſich aus den DVer- 
bältniffen heraus „entmwidelt“ habe, durchwäflert natürli wieder von 
den befannten reinmenjchlichen Kulturfämpferiichen Ideen. Es märe 
wohl unjerer edeljten Kräfte wert, diefem vorzubeugen, indem wir einem 
far erkannten Fdeal direkt aufteuern würden, Da beißt es jeßt, in 
einem äußerft nüßlichen und dankbaren Gebiete die Jnitiative ergreifen 
und ſelbſt beftimmend voranzugehen und zum voraus dem Vorwurfe zu 
begegnen, wir hemmen jede gefunde Entwidlung, opponieren gegen jede 
praftiiche Neuerung, ohne ſelbſt Beſſeres unterjchieben zu fünnen. 

Erſt jüngit ift Aufftellung eines allgemeinen Programms für die 
fatholifche ſchweizeriſche Volkspartei beſchloſſen worden. Wir jchlagen 
vor, IF die neue Schule in erfter Linie auf diefes Programm zu 
feßen und ihre ziwedmäßige Ausgeltaltung anzuftreben, dann marfchiert 
die neue Schule, marfchiert in unferem Sinne. E. 





In einer Graubündner Schule kam der Lehrer einmal darauf zu ſprechen, 
wie zablreich früher die Bären im Lande gewefen; aber bie Zivilifation, wie 
er jagte, habe fie auögerottet. „Ihr wißt doch, was „Zivilifation* iſt?“ — 
„Ja,” rief ein Heiner Kerl. „Die Zivilifation ift eine ſchwere Krankheit, an 
ber die Bären geitorben find.“ 

Aus der Phyſikſtunde. Lehrer: „Was ift Geihmwinbigfeit!” 
Schüler: „Geihwinbigfeit ift dasjenige, womit einer einen beißen Zeller 
megießt.” 


— 307 — 


© Italieniſch — Jerienkurſe. 


Vor einiger Zeit war im Organ des ſchweiz. kaufm. Vereins eine 
ſehr beachtenswerte Anregung. Darin ſchreibt ein offenbar zuweilen be— 
tlommener Italieniſchlehrer ungefähr folgendermaßen, 

Die Italieniſch-Kurſe werden heute ſehr häufig beſucht. Wie ſteht 
es aber mit der Vorbildung des betreffenden Lehrers? ch ſage nur, 
wie ed mir ſelbſt ergangen ift. Seinerzeit war ich ein eifriger Pendler 
und verlegte mich neben Latein und Griediih auch auf Engliih und 
Stalienifch, jodaß ich in leßterer Sprache die Maturität beftehen konnte, 
Jene Kenntniffe mußten ausreichen, um an meinem heutigen Wirlungs- 
freid das Ytalienijche zu übernehmen. Bon einem Aufenthalt im Sprach- 
gebiet natürlich feine Rede. Theorie aber ohne Praris reicht nicht aus. 
Darum verlangt man auch von jedem Franzöſiſchlehrer an 
der Realſchule einen vierteljährigen Aufenthalt im franzöfifchen Sprach- 
gebiet. Ein Gleiched jollte dem Jtalienifchlehrer zum Zeil auch möglich 
gemacht werden. Zur Ausbildung im Franzöſiſchen werden alljährlich 
an den Hodjchulen in Neuenburg, Genf, Dijon, Paris ꝛc. Ferienkurſe 
erteilt. Wenn nun einmal in der italienischen Schweiz ein Kurs für 
Stalienichlehrer arrangiert würde ? 

So in Kürze jener Einjender. Gleich in den folgenden Zentral» 
blättern erjcdhienen eine Reihe von Begrüßungen und Bewerbungen von 
drüben, und ſympathiſche Buftimmurgavoten von hüben. In Diele 
leteren möchten wir einftimmen. Das Jtalienifche gewinnt immer mehr 
an Bedeutung. Abgeſehen vom rein formal bildenden Wert des Er- 
lernend einer neuen Sprache; abgejehen vom hohen Kulturwert eines 
fremden Dioms, dad uns durch diejes Studium zu eigen wird; abgejehen 
endlid vom patriotifchen Gefichtöpunkie, daß unferem Herzen nämlich 
daB Leben, Denken, Fühlen und Streben unferer Miteidgenofjen ultra 
montes näher tritt und wir dadurd immer mehr an fie gefettet werden, 
wenn wir fie in ihrer Mutterfprache verftehen: müfjer wir einjehen, 
daß mandem Germwetreibenden tie Kenntnis der italieniichen Sprache 
unbedingt notwendig ift, um fi mit den Arbeitern ins richtige Ein— 
vernehmen zu jeßen, um Unannehmlichkeiten nnd ev. bedeutende Verlufte 
im Gejchäfte zu verhüten. 

Der Ferienkurs mird darum nicht bltoß dem Stalienifch-Lehrer 
mwilllommeu fein, er bietet aud dem Gejhäftömann ein willkommenes 
Bildungdmittel. 

Damit ſowohl der weniger VBorgebildete (langjames Italieniſch- 
ſprechen muß man verftehen!) ald auch der VBorgerüdtere einen Kurs mit 
Erfolg beſuchen kann, ift derjelbe in zwei Klaſſen, je nach den Fähig— 
feiten der Teilnehmer getrennt, Das Weitere bat die unternehmende 
Schule — die kantonale Handelafhule in Bellinzona bat ſich nämlich 
für die Uebernahme des Kurſes bereit erklärt, wenn fi” 40 Teilnehmer 
zum voraus anmelden — verfügt: 

1. Der Kurs wird 4 Wochen dauern (von Mitte Juli bis Mitte 
Auguft). Es werden wöchentlich 24 Std. erteilt, worunter einige Vor— 
träge. Zeilnehmertare 40 Fr. 


— 308 — 


2. Das Programm wird enthalten: 
a. Studium der Grammatik. 
b. Aufſetzübungen. 
Orthographieübungen (Diktate). 
Lektüre und Erklärung klaſſiſcher und moderner Schriftſteller. 
e. Theoretiſcher und praktiſcher Ausſprachekurs. 
. Eine Anzahl Vorträge literariſchen oder hiſtoriſchen Inhaltes. 
Diefer italienische Ferientnrd bedeutet einen qgutgefeßten Schritt 
vorwärts zur Hebung der Kultur, zur Stärkung des freundeidgenöflilden 
Sinnes und vor allem zur Unterftüßung des vorwärtäftrebenden mutigen 
jungen Mannes im Kampfe mit den BVerhältniffen. Der Lehrer ift der 
berufenfte Dann, den Jüngling für den Kampf ums Dajein vorzube- 
reiten, Darum jeße er ſich auch in den Stand, feinen Poften ganz 
ausfüllen zu können, Der Ferienkurs will dazu behilflich fein. Er— 
greife die Gelegenheit, Bildner des Volkes! 
Sid unverzüglich anzumelden bei Herru Dr. Rofli, Direktor der 
Handelsſchule, Belliszuna. 


— Fr — 


Bus Ranfonen und Busland. 


1, £uzern, Relrutenprüfungen. Der Erziehungsrat hat, um ben 
vielen schlechten Refultaten bei den pädagogiſchen Refrutenprüfung entgegenzu- 
treten, verfügt, daß fünftighin die Namen aller Refruten, bie in zwei 
Fächern die Note vier oder in einem Fach bie Note fünf erhalten, im Kanton 
blatt publiziert werden follen. 

* Anläßlih ber Ausftellung der Schülerarbeiten der gewerblichen Fort⸗ 
bildungsfhule in Eurje: ſprach am DOftermontag in großer Öffentliher Ber 
fammlung Hr. Erz. Rat Erni, Santonaljhulinfpettor in Altishofen über: 
„Die gewerbliche Fortbildungsfhule und das neue Lehrling 
geſetz“ und zwar, wie man ſichs don biefem Lerrn gewohnt ift, in gründlicher 
und allfeitiger Weife. 

2. Graubünden. Kempf gegen ben Altobolismusd Die Ne 
gierung bat das Erziehungsbepartement ermächtigt, 300 Eremplare bes zum 
Zwede der Bekämpfung des Alkoholismus herausgegebenen Buches „Aus frifchem 
Duell* aus dem Alfopolzehntel anzuſchaffen und an alle Oberjhüler gratis zu 
verteilen. Wir hatten im Kanton Graubünden in der legten Zeit zwei Morde 
wegen Alkoholismus zu verzeichnen. 

3. Appenzell J. Mh. Vorletzten Donnerstag verfammelte fih bie 
Lehrerſchaft Innerrhodens zu einer Kantonalkonferenz auf ben luftiafonnigen 
Höhen von Aeſcher und Wildkirchlein. Hrn. Profeſſor Bächler, Konfervator, bat 
in den bortigen Höhlen ſchon während dreier Winter wifjenichaftliche Forſchungen 
gemacht, unterftügt von den naturforfdhenten Vereinen der Schweiz und Deutic- 
lands. Die Funde an Knochen und Steinwerfzeugen in einer Tiefe von I—4m 
im Innern der Höhle find ſehr zahlreich, fie übertreffen auch die fühniten Er» 
wartungen, Wer Herrn DB, genauer fennt, weiß, daß bei ihm Hypotheſen feine 
Theſen find, Nur was alljeitig und gründlich nachgemwiefene Tatſache ift, ift 
bei ihm grundlegend und megleitend. Diefer Dann der Wiſſenſchaft bemeift 
aus feinen Funden, in ber Hauptſache von Höhlenbären herrührend. dab das 
Wildkirchlein bie erſtbewohnte menſchliche Heimftätte der Schweiz gewejen. Mit 
Zahlen müſſen wir da fpariam fein. Die Wiffenfhaft ſpricht von vier Eid 


— 43 309 — 


zeiten, bie je einen Zeitraum von vielen Jabrtaufenden beanſprucht haben mögen. 
Mo hinein di: Schöpfung bes Menſchen fällt, ift nicht beitimmt, bat aud an 
und für fi wenig zu bedeuten. Hr. 3. jagt, bier jeien Bemweife genug, daß 
bie Dienfchheit von Anbeginn an geiftig jedem andern Geſſchöpf überlegen ge 
weſen. Mögen Hädel und Konforten nah einem Uebergangsweſen zwiſchen 
Menih und Tier ſuchen, es ift das ein lindiſch Gebaren. Ihre neueiten Stamm 
bäume fallen gegenwärtig. Und wenn fie wieder nah andern auf die Sude 
geben, fei ihmen ein ähnliches Los beſchieden. Es war ein wahres Vergnügen, 
den Worten biefes beicheidenen Gelehrten während eines halben Tages zu laufchen 
und dabei wahrzunehmen, dab diefer gefeierte Mann in feinen Beweiſen und 
Ausführungen genau auf bibl. Boden fteht. Wir haben es in der Schöpfungs- 
geihicte nicht mit Kalenderjahren, fondern mit Zeitepochen zu tun. Das dürften 
wir gelegentlich auch unfern größern Schülern, felbft wenn es TFortbildungs- 
ſchulen wären, zu wiſſen tun. Die Funde werben in Appenzell, St. Gallen und 
Zürih plaziert und eine herrliche luftration bilden zu dem bezüglichen in Arbeit 
liegenden gröhern Werke, — Herren Bächler nohmal unfern mwärmften Danf. 
Didge er unferm Vaterlande, trog dem Rufe der erften Univerfitäten Deutjch- 
lands, noch lange erhalten bleiben. 

4. St. Gallen. Zum Eintritt ins Lehrerieminar auf Mariaberg 
hatten fich 41 gemelbet; es wurden aber nur 26 Yünglinge und 4 Töchter aufge 
nommen, Als ber 4. Seminarturs eingeführt wurde, befürdtete man allgemein 
eine Abnahme ber Frequenz des Seminars ; obige Zahlen zeigen aber, daß bies 
nicht eingetreten ift. Die gegenwärtige Konjunktar im Stidereigewerbe ift eben 
3. 3. für bie faufmännifhe Laufbahn auch nicht verführerifch. 

Für Hrn. Kurer wird an bie fath. Hantonsrealfhule St. Ballen ge 
wählt Alphons Ebneter, Sohn von Sekunbarlehrer Karl Ebneter, St. 
Gallen. — Keller Karl in Gommiswald fommt an bie Schule Ro freute. 
— Oberuzwil und Henau, die biöber eine gemeinfchaftlihe Sekundarſchule 
bejaßen, haben ben Vertrag gelündet; es erhält aljo jede Gemeinde eine eigene 
Realjchule. 

Lehramtskandidat M. Berti fommt nah Oberftetten. — 

* An der Schulgenofjenverfammlung des (paritätifchen) mehrheitlich fatho» 
liiden Ragaz mwurde auf ein eindringliches Botum des HH. Kanonilus und 
Delan Deich fein Antrag einftimmig zu Beſchluß erhoben, daß zu ber frühern 
Praris von 3 fatholifhen und 2 proteftantiichen Lehrern in nächiter Gelegenheit 
zurüdgefehrt und biefelbe künftig innegehalten werde. In der Begründung bob 
HH. Oeſch den Gefihtspunft der Gerechtigkeit und bes Friedens in ber Gemeinde 
hervor. Er erntet dafür in ber freifinnigen Preſſe ala eines, angeiehenen in bie 
realen Verhältniſſe tief hineinblidenden tath. Priefters‘ hohes Lob. — Wir 
gönnen dem verdienten HH. Kanonikus Deih dieje Ehrung von Herzen und 
flimmen bemit ein. Es foll uns freuen, wenn in Sculgemeinden, wo bie Kta— 
tholifen in Minderheit und im Lehrlörper ungenügend oder gar nicht vertreten 
find, bald in lojialen und nobeln Bemühungen bed kath. Kilchherın im Ober- 
ländifchen Babeort allüberall nachgeahmt werben ! 

5. Bug. Die Delegierten-Berfammlung vom kath. Lehrer- und vom fath, 
&rz.-Berein war gut beſetzt. Das Laien-Element ftellte fih in freudiger Harmonie 
neben verdienten Prieftern aus verjchiebenften Kantonen zahlreich ein. Eingehenber 
Dericht folgt aus technifhen Gründen in nähfter Nummer, 

6. Bayern. Lehrgehalte. Nah dem Vorichlag der Regierung follen 
bie Lehrergehalte in 10 Stufen nah ber Anzahl der Dienftiahre abgeteilt 
werben. In Gemeinden unter 10000 Einwohnern follen Behrer 1600-8750 
(nab 34 Dienftjahren), Kehrerinnen bis 2637 Franken (nah 34 Dienftjahren) 
erhalten. 


-:3 310 — 


In ben größeren Gemeinden (Städten) follen bie Endgebalte ber Lehrer 
(na 34 Dienftjahren) fteigen: in 25 Gemeinden 4000 bis 4500, in 39 Ge 
meinden 4000 bis 5000, in 10 Gemeinden über 5000 Franken; Bebhrerinnen 
bis 3600 Franken. An Witwen verftorbener Lehrer follen jährlih 450, an 
einfache Waifen 190, an Doppelmwaifen 250 Franken jährlich verabfolgt werben, 

Der Staat hätte nah diefen Vorfchlägen insgefamt über 5'/- Millionen 
Franken jährlich mehr auszubezahlen und zwar rund 4'/ Millionen an Dienft- 
alterözulagen für Lehrkräfte in Gemeinden unter 10000 Einwohnern, 1 Million 
an Lehrkräfte in Gemeinden mit über 10000 Einwohnern, 25000 Fr. mehr für 
Unterftügung penfionierter älterer Lehrperfonen und etwa 35000 Fr. mehr für 
Hinterbliebene von verftorbenen Lehrern. An bdiefer Erhöhung und an ber 
zarsE mit ber bie Frage erledigt wird, trägt einzig das verhaßte Zentrum 

chuld. — 
— — 


Literatur. 


Aurze bibliſche Geſchichte, von Dr, Fr. Juſtus Knecht, Weih- 
biſchof. Verlag von Herder in freiburg i. B. 

Schüler- Ausgabe, mit 46 Bildern, 96 Seiten flarf, Altes Teſtament 
29, Neues Zeitament 40 Erzählungen. Geb. 30 Pig. Behrer-Ausgabe, mit 
Andeutungen für die Auslegung, 139 5. flarf, Beide Ausgaben find für die 
unteren Slaffen berechnet und von über 30 bifchöflichen Orbinariaten empfohlen. 
60 Pig. Wohl das befte, handlichſte und billigite Behrmittel ber bibl, Geſchichte 
für die unteren Klaſſen! 

Einheitlide Präparationen für den gefamten Religionsunterricht in 
fieben Zeilen von Gebrüder fFalfe. VI. Band. Dr. Martin Qutbers 
fleiner Katehismus, ‘Fünfte, verbeflerte Auflage. Bearbeitet von 9, 
Falcke, kal. SeminarOberlehrer. Halle a/S., Päbagog. Verlag von Hermann 
Schroebel. 1906. XVI und 228 ©.; Preis geb. 2.75 Mt, 

Dorliegende® Buch ift der vierte Band aus dem fiebenteiligen Wert 
„Religienspräparationen‘, bearbeitet von ben Gebrüdern Falcke. Die erften 
brei Zeile des Werkes behandeln bie Biblifche Geſchichte für die Unter, Mittel 
und Oberftufe; 5 Bd.: Kirchenlieder; 6 Bb.: Bibellefen; 7 Bd.: Kirchenge⸗ 
fhichtee Der 4. Bd. ift eine Katehiämuserflärung. Nach einer Ein« 
leitung wird Quthers Feiner Ratehismus im Wortlaut mitgeteilt. Im Anſchluß 
an biefen Text folgt bann eine fehr überfichtlih geordnete, klare und eindring- 
lihe Erklärung, Auslegung und Anwendung ber einzelnen Worte und Ge 
danken. So kommen zur Behandlung: Die zehn Gebote Gottes, das apoftolifche 
Blaubenäbelenntnis, das Baterunfer, das Sılrament der Taufe, daB Saframıent 
bes Altars (im Anſchluß an diefes: bie Beirhte und das Amt der Schlüfjel, bie 
Gottesdienftordnung). Dann folgen nod einige ausgeführte Katechismusleltio⸗ 
nen ala Wegleitung, wie ber im Vorausgehenden forgfältig präparierte Stoff 
ben verſchiedenen Klaſſen der Schüler mundgereht dargeboten werden fan. In 
ben Ausführungen findet fich eine erftaunliche Fülle von Aſſoziationen aus ber 
Bibl. Geſchichte des Alten und Neuen Zeftamentes. Ueberall werben auch Kir« 
&en- und vaterländifche Geſchichte, Kirchenlied, verwandte Lefeftoffe und Sprid- 
wörter herangezogen. Zu den früheren Anwendungen find in der fünften Auf« 
lage verichiedenen Zeilen bes erften Hauptitüdes (10 Gebote Gottes) Zufähe 
etbiichen Inhaltes beigefügt worden, um bie Lehren ber chriftl. Ethik für bas 
tägliche Leben nugbar zu machen. 

Buther und Guſtav Adolf müflen oft ala Vorbilder herhalten. Geſtützt 
auf Denifle und Janſſen könnte man dagegen etwas einmwenden. Verletzend ift 


— 311 — 


in der „Einleitung,“ wo es ſich um bie wichtigſte und höchſte Frage bes Lebens, 
um die Frage nad dem ewigen Leben handelt, die Alammerbemerfung: „Gold 
und Silber fönnen uns nicht erlöjen. (Wuther und Tetzels Ablaßhandel.)“ Der 
Satz (S. 120): „Nach der Zeit, in welcher ber Miffionsruf an die germanifchen 
Stämme ergangen war, in ber ein Bonifatius lebte, war das Miflionswert 
bis zum 17, Jahrhundert jo gut wie tot* — ift in Bezug auf das prote 
ſtantiſche Miſſionsweſen ſehr richtig, die Fatbolifche Kirche hingegen bat 
gerade im 16. und 17. Jabrbundert auf bem Gebiete der Miſſionstätigkeit 
wahre Triumphe erlebt (bi. Franz Xaver). 

Von Herzen muß es uns Katholiken freuen, daß im orthodoxen Luther« 
tum noh fo vieles aus der fatholifhen Vorzeit erhalten geblieben ift, wie bie 
befprocene Katehismuserflärung beweift; erfreulich ift es daher aud, baß eine 
folhe Erklärung eine fünfte Auflage notwendig bat. Mit Recht bemerft ber 
große normwegiihe Konvertit Dr. Krogb-Zonning in bezug auf Quthers Heinen 
Katebismus: „Der Katehismus ift doch weſentlich gemeindriftlih. Speziell 
lutheriſch wird er eigentlih nicht jo fehr durch das, was er pofitiv enthält« 
als vielmehr dur das, was er von bem kirchlich überlieferten Lehrinhalt weg, 
fäßt.* (Erinnerungen eines Stonvertiten €. 268). Dr. 75. Gefer, Kaplan. 

Schr-, Gebet: und Sprucd- Büchlein von Dr. Aul. Berberih, 2. Aufl. 
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Der Autor macht in biefem handlichen unb wirkſamen Büchlein ben 
religiöjen Unterricht für bie Kinder bis zu 6 Jahren jo mundgerecht, daß er 
wirklich für groß und Mein eine Freude wird. Man fühlt, der Verfaſſer bat 
reihe Erfahrung. Drei Einleitungs-Kapitel zeigen a. die Bedeutung bes Ne 
ligionsunterridtes vor ber Schulzeit, b. die Notwendigkeit, früh mit dem 
Religionsunterricht zu beninnen und c. die Notwendigfeit der richtigen Art des 
Lernend. Hieran reiht fih in Frag’ und Antwort Wichtiges aus Altem und 
Neuem Zeitament, und abichliehend folgen Sprüde. Ein wertvolles Büchlein 
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Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmünner der Hahmeiz 
und des ſchwehzeriſchen katholifchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 8. Mai 1000. Ur. i19 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 
HH. Rektor Keiſer, ‚une il. ug, 22* die — —— rt Jalob Gehninge 
Kidenbadh (Schmp), _ a : zus 1) 
en u an lesteren, als Chef» wenattor — 
Anſerat · — aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in $ 
Abonnement: 


Ericheint wãchentlich einmal unb Loftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage 
B efteltungen bei bem Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshanblung nfiedeln. 








Inhalt: — und Ausdehnung der Ueberwachung ber Schüler abſelte ber Lehrer. — Humor. 
Zur diesjährigen Delegiertenverfjammlung bed Vereins Fath. Lehrer und Schulmänner ber 
Schweiz gen: bes Schweiz. kath. Er — — Mahnworte an — Eltern. — Aus Ktan⸗ 
tonen und Ausland. — Wabannoile hronif. — Brieflaften. — Inferat 





*MWichligkeif und Husdehnung der Heberwarkung 
der Sıhüler abfeite der Lehrer. 
Schluß.) 

Bon der Kirche geht's zur Schule. Bevor ich hier von Über— 
wachung rede, ſetze ich als jelbftverftändlih voraus, daß das Schul« 
zimmer ein Bild der Ordnung und Reinlichkeit fei und jo den Kindern 
imponiere. „Es joll für die Kinder ein Heiliger Ort fein, den fie ftetd 
mit Ehrfurcht betreten und nie mit unehrbarem Benehmen entweihen.* 
— Sodann adte die Lehrerin täglih von neuem darauf, beim Schul- 
gebete fein Schreien und Herableiern einreißen zu laſſen. Vor Beginn 
des Unterrichtes werfe fie einen fontrollierenden Blid über die Schüler, 
um fich zu überzeugen, wie fich diefe mit der allmorglichen Anwendung 
von Wafler und Seife abfinden. Während wir bei diefer Kontrolle die 
einen zum Brunnen ſchicken, gehen größere Mädchen in der Zoilettefrage 
tweiter, ald uns lieb ift. Wie duftet’3 einem entgegen von Veilchen- 


4 314 — 


Parfüm und Rofenwafler und Pommade, und ſogar das Kölnifchwafler- 
fläſchchen kommt vor in einer Mädchentafche. 

Die Lehrerin verlange von den Kindern gute Inftandhaltung der 
Schulmaterialien. Sie kontrolliere darum oft, ob die Bücher und Hefte 
eingebunden, Griffel und Bleiftift geſpitzt, Schwamm oder Läppchen zum 
Abwiſchen ſich vorfinden xc. 

Mährend dem Unterrichte adte und dringe man auf Ruhe und 
Stillſchweigen, damit wir alle Kinder und alles überbliden können. 
Die Schüler müfjen davon überzeugt fein: die Lehrerin fieht alles, ‚wenn 
fie auch nur zu hören ſcheint, und fie Hört alles, wenn fie auch nur 
ihre Augen zu gebrauchen jcheint. Es darf fein Kind auch nur einen 
Augenblid fiher fein oder doc annehmen können, es ſei unbeauffichtigt, 
Wir müfjen entjchieden darauf dringen, daß beim mündlichen Unterrichte 
die Schülerinnen ihre Blide auf die Lehrerin richten, „Der Schüler 
Auge gehört dem Kehrer, des Lehrer Auge den Schülern.” Das Fixieren 
der Lehrerin darf deshalb nur unterbrochen mwerden, wenn die Schüler 
an der Wandtafel, der Wandlarte oder an einem fonftigen Anfchauungs- 
mittel etwas anfehen jollen. Nachher müfjen fi) wieder aller Augen 
auf die Lehrerin richten. Darum muß die Lehrerin jo viel ala mög- 
lich eine fefte Stellung vor den Kindern einnehmen. &8 kann aber doch 
vortommen, daß fie diefelbe aufgeben muß, um die ftillbefchäftigten 
Schäler zu kontrollieren, da oder dort etwas nachzujehen oder einen 
Blid auf die Wandkarte oder die Wandtafel zu werfen. Trotzdem muß 
ihre Aufmerkſamkeit noch immer auf die ganze Klaſſe gerichtet fein. 
„Sie muß die Schule regieren,“ wie Herbart ed nennt. Dieje Regierung 
darf fie nicht einen Augenblid aufgeben, fonft wäre den Kindern bie 
Ihönfte Gelegenheit geboten, hinter ihrem Rüden allerlei Unfug zu 
treiben. Darum bejorge die Lehrerin auch das Anfchreiben an die Wand- 
tafel, wenn immer möglich in den Zwiſchenpauſen. Während deö Unter- 
richtes darf fie ed nur dann jelbft ausführen, wenn es fchnell erledigt 
it. Sonft überlafje fie e8 einem Schüler. Dabei ift aber nicht ber 
Schreibende zu beauffichtigen, fondern die übrigen. Hie und da ein 
raſcher Bli genügt für diefen. Ebenfo hüte man fich, beim mündlichen 
Unterrichte den Sprichenden zu firieren. Diejer ift durch bie geforderte 
Leiftung genügend in Anſpruch genommen, bedarf aljo der Aufficht am 
allerwenigſten. — Selbftverftändlich fallen auch Haltung, Anfertigung 
ber Schulaufgaben ac. in dieſes Gebiet. Man dulde fein träged Herums 
ſchauen, feinen Verkehr durch Zeichen oder Zettel, feine Beichäftigung 
mit andern Sachen mie Lejen von Büchern, Zeitungsumſchlägen an 
Heften ꝛc. Dan trete energiſch gegen Abjchreiben, Ableſen, Vorflüftern 


— 315 — 


und Vorſagen auf. Die Kinder find oft recht erfinderiſch, ſich durchzu— 
helfen und fcheuen fich darum nicht vor Unreblichkeiten. Da gibt es 
offene Bücher unter der Bank, herausgeriſſene Blätter in der Hand oder 
auf dem Rüden des vorfigenden Kindes angeheftet oder auch Anmerkungen 
auf den Ginbanddeden gejchlofjener Bücher. — Wir wollen unfer ved» 
lichfte8 Streben darein fegen, unjere Kinder vor ſolchen Unredlichkeiten 
zu jchügen. Die Auffiht in der Schule ift aber deshalb ſchwer, meil 
die Lehrerin gleichzeitig unterrichten und beauffichtigen muß. Boll« 
ſtändige Beherrſchung des Unterrichtöftoffes erleichtert indefjen ihre 
Aufgabe. 

Doch jeht hinaus ind Freie mit Kindern zu Spiel und Luft und 
freiem Zummeln! Dan achte auf Wahrung des Anftandes. Man 
dulde feine Spiele, mit denen eine fittliche Gefahr verbunden fein könnte, 
Da aber die Kinder auch in den Pauſen beichäftigt fein wollen, lehre 
man fie, wenn möglich, interefjante Bewegungsſpiele und fpiele mitunter 
jelber mit. Das ift ja jedesmal eine große Freude für die Kinder. 
Sie fehen daraus, daß die Lehrerin ihren Frohfinn und ihre Heiterkeit 
Tiebt und nur Unarten abndet. — Es gibt immer einzelne Kinder, die 
fi gerne von den andern abfondern. Auf diefe muß man ein befon- 
dered Auge haben. Man dulde feine Rechthaberei, Balgerei und Streit- 
ſucht. — Auch die Gefundheit der Schüler fol Gegenftand unferer Über- 
wadung fein. 

63 ſchlägt elf. Still und ruhig, wie fie gelommen, verlaffen die 
Schüler mit freundlichem Asichiedsgruß das Schulzimmer. Nun märe 
unfere Aufgabe erfült, wenn die Kinder gleich von den Eltern in Em- 
pfang genommen würden. Aber dazmwijchen Liegt oft noch ein ftunden- 
langer Weg. Und auch da drohen dein Kinde Gefahren. Cine Heine 
Balgerei ift da dad menigfte. Die fittlichen Gefahren, die da be— 
fonderd den größern von bereits angeftedten, wenn nicht gar verborbenen 
Kindern drohen, find weit gefährliher. Da kommen denn die Eltern 
und Hagen: „Wir bejhügen unfer Kind zu Haufe wie unfern Augapfel. 
Aber in die Schule müfjen wir es ſchicken, und da Hört’3 und lernt’8 
allerlei Schlimmes!" Was ift da zu tun? — Die Lehrerin kann doc 
unmöglich jede Kind nad Haufe begleiten! Das Befte ift wohl, wenn 
wir unfere Kinder für den Heimmeg jedesmal recht innig der Hut ihres 
heiligen Engels anbefehlen. Dem Kinde jelbft aber juchen wir bei jeder 
Gelegenheit einen recht lebendigen Glauben an Gottes Allgegenwart und 
an den heiligen Schußengel einzuflößen, der täglich beim lieben Gott 
feine Kontrolle abgibt. Durch diefen feften Glauben geben wir dem 
Kinde einen Talismann, der ed nicht nur während der Schulzeit, ſon— 
dern auch in den gefährlichen Jugendjahren vom Böſen abhält. 


— 316 —- 


Der Erzieher habe auch ein ſcharfes Auge auf den gegenſeitigen 
Umgang der Kinder. Er kann bildend, veredelnd und fördernd wirken, 
wenn er gut iſt. Der Umgang mit ſchlechten Kameraden dagegen hat 
ſchon manche boffnungsvolle Blüte mit Reif bedeckt, der die Hoffnung 
der Eltern und Erzieher zerftörte. Herz und Gemüt des Kindes gleichen 
eben dem Gifen und Blei. Biefe beiden haben ftarfe Neigung zum 
Sauerftoff in der Luft, ziehen ihn an fich und verfchlechtern fich dadurch. 
Das Gewicht, nämlich die Folgen der Erbfünde, zieht das Kind auch 
lieber niederwärtd zum Böſen; daher feine Vorliebe für zweifelhafte 
Kameradfhaft. Da ift Wachſamkeit jehr am Plate. 

Ebenſo einflußreih auf das jugendliche Gemüt find die Bücher, 
die eine eigene Art von Gejelfchaft bilden. Gehörig geleitet und beauf- 
fichtigt, ift die Lektüre ein treffliches Bildungsmittel der Jugend. Sie 
kann aber auch jehr verderblich werden. Bei manchen Kindern macht 
Ah Schon Früh die Lefefucht geltend. Da kann es vorlommen, daß 
folche Kinder Bücher zur Lektüre unter ihre Schulbücher verfteden. Jede 
Stunde, in der fie fich weniger überwacht glauben, fuchen fie dazu zu 
benügen. Wie jchlau und gewandt wiſſen fie ſich dabei zu benehmen ! 
In höchſter Eile arbeiten fie etwas an ihrer Aufgabe, — ſchreiben 
einige Säße, ob gut oder mangelhaft, — während fie da8 Buch auf 
dem Schoße haben. Und mas ift dad oft für eine Leltüre? Darum 
jollen mir auch da die ftrengfte Kontrolle führen und zuweilen die 
Schulſachen der Kinder unterfuhen. Auch follen wir ihnen einjchärfen, 
nie ein Buch zu lefen, ohne es den Eltern oder dem Seeljorger oder 
der Lehrerin zu zeigen. Dadurch würde der Schundliteratur gefteuert- 

Daß ſich die Überwachung auch auf das Betragen auf der Straße, 
auf Spaziergängen und auf Anftand und Höflichfeit überhaupt erftredt, 
verſteht fih von jelbft. Wir wiſſen ja nur zu gut: „Ein Menſch mit 
guter Lebensart geht um die Steine im Wege herum, während der Trotz⸗ 
fopf und Unhöfliche Überall anftoßen :“ 

Nun wäre noch ein Wort zu fagen über die ber Schule entlafjenen 
Zöglinge. Freilich Haben wir zu deren Überwachung weder Rechte noch 
Pflichten. Aber das Kind, dad wir treu gehütet während den Schul« 
jahren, verfolgen wir doch auch auf feinem Gang durchs Leben. Wir 
freuen una über feine Erfolge. Wir nehmen Anteil an allem, was es 
betrifft. Und wie gut ift es manchmal, wenn der heranmwachfende, junge 
Menſch ſich in kritiſchen Punkten im Vertrauen an feine Lehrer wenden 
kann! Unauffällig fann da die Erzieherin oft in gefährlichen Augen- 
bliden mit zarter, aber doch feiter Hand eingreifen. 

Bei aller Strenge der Aufficht darf dieſelbe aber nicht zu klein— 


— 317 —— 


lich und pedantiſch werden. Die Kinder müſſen zwar wiſſen, daß fie 
beobadtet werden; aber fie dürfen fi daducch nicht gedrüdt und 
beläftigt fühlen. Man mache aus der Aufſicht nicht eine gehäffige 
Aufpaflerei, die das Ehrgefühl der Echüler verlegt, ihr Vertrauen zum 
Erzieher ſchwaͤcht und nicht felten Troß erzeugt. Bei den größern Schülern 
trete die fühlbare Überwachung immer mehr zurüd. Man lafje ihnen 
Spielraum für freiere Bewegung. Denn wenn der Übergang aus der 
vollen Abhängigkeit zur vollen Selbftherrlichfeit mit einem Schlage er- 
folgt, jo gebt es jelten ohne Schaden ab. Die Erzieher follen dem 
jungen Menjchen ftufenteife gewiſſe Freiheiten einräumen und ihn fo 
Schritt für Schritt in die Selbfibeftimmung und eigene VBerantmwotlich- 
keit hineinleiten. So gewöhnen ſich die Kinder allmählig, von der Frei: 
beit, die ihnen jpäter doch nicht vorenthalten werden fann, einen guten 
Gebrauch zu machen. 

Trotz aller Überwadhung find wir aber doch unvermögend, alles 
Böje bei unfern Schülern zu verhindern. Doch wäre es töricht, das 
Eäen zu unterlafjen, weil nicht alle Körner Früchte tragen. Wenn unjer 
Mühen auch nicht den gemünfchten Erfolg bat, fo joll una das doch 
fein Grund fein, die Überwachung gering zu ſchätzen oder mutlos aufr 
zugeben. Gott, der und das leibliche und geiftige Wohl der Kinder 
anvertraut bat, verlangt von und nur das, aber auch durchaus und in 
allem das, was wir tun fönnen, was in unjern Kräften liegt. Der 
Erfolg aber hängt von Gottes Segen ab. „Denn nicht der ift etwas, 
der pflanzt, noch der, welcher begießt, jondern Gott, der das Gedeihen 
gibt.“ Beten mir deshalb Tag für Tag um Gottes Önadenjegen. Wir 
fnieen ja jo oft allein und mit den Schülern vor dem Tabernafel, beim 
heiligen Opfer. Stellen wir da unjere Kinder dem göttlichen Kinder 
freunde vor und bitten wir ihn, daß er unfer Wirken mit jeinem 
Gnadentau befruchte. — „Menſchenmühe ift das Eine, — Gottes Segen 
ift dad Andere.” Schw. Meinraba Hensler, Altendorf. 


Bumpr. 


Zwei Telegraphiſten fpielten mit einem {Fremden Skat. Als einer 
von ihnen mit dem Ausipielen zögerte, trommelte ber andere nerbös mit ben 
Fingern auf den Zifh, ihm telegrapbierend: „Romm mit Rot heraus.“ 
Aber ber Dritte war auch Telegraphiſt, und auch er trommelte: „Spielft bu 
Rot, fo kriegſt bu eins hinter die Ohren!“ 

Der Lehrer ſpricht über die eigentümliche Strahlenbrechung bes 
Sonnenlihtes im Wafjer und frägt den unaufmerlfamen Meier da Binten: 
„Meier, von was fpredhen wir?“ 

Meier: „Bom Licht, wenn es ins Waſſer fallt. . .“ 

Behrer: „Nun, und was ift dann?” 

Meier (verwundert): „Was joll fein! es . . e8 geht aus!” 


— 318 — 


Zur diesjährigen Delegierten-Derfanmlung des Vereins kath. 
dehter umd Sculmänner der Schweiz und des Schweiz. kat. 
Erziejung-Dereing. 

Wir tagten den 27. bei zahlreicher Teilnahme im Großratöjaale 
in Zug. Eine Reihe Kantone waren durch geiftliche und weltliche Herren 
vertreten. Der aktive Lehrer bildete natürlich die Hauptperfon der rüh— 
rigen Berfammlung. Die Stimmung war eine gehobene und eine be- 
geifternde, freute man fich doch allgemein, fich wieder zu jehen und zum 
erftenmal gemeinfam zu tagen. Herr Oberft A. Erni ſchwang das 
präfidiale Szepter, wie immer, mit Geſchick und Schneid. Jede unnötige 
Diskuſſion unterblieb bei der Promptheit des präfidialen Vorgehens. — 

Ein erſtes Traktandum betraf die zu gründende Arankenkaffe. 
Die Statuten find nun geregelt, nachdem fie in ernfter Diskuſſion gefiebt 
worden; die Krankenkaſſe des kath. Lehrervereins ift alfo gejchaffen. Sie 
ruht auf ſtreng verfiherungstechnifcher Grundlage nach den Berechnungen 
bon H. Profeffor Güntenfperger. Gewiß begrüßen die kath. Lehrer die 
neue Kaffe, fie ift ein bleibender Beweis, daß auch der katholiſſche 
Zehrerverein ſozial arbeitet. Er kommt fpät, aber er kommt ficher. 
Und wenn er jpät fommt, fo ift das für den, der die Geſchichte des ſchweiz. 
Katholizismus kennt, leicht erklärlich. Und daß er ſicher und zuverläflig 
mit diefem jozialen Werfe beginnt, dafür bürgt der verficherungstechnifch 
flangvolle Name des Herrn Güntenjperger. Ginen Dank fomit an die 
Adrefje der verftorbenen Gründer unſeres Vereins, nämlich an die HH. 
Chorherr Tſchopp und Seminar-Direltor Baumgartner, Dieſe beiden 
Männer haben ſachlich und fozial gedacht für unferen Verein. Und 
haben fie auch die permanente Schulauöftellung in Luzern und die neue 
Krankenkaſſe nicht mehr in der Tätigkeit jehen können, fie haben zu 
beiden Schöpfungen fundierend mitgearbeitt. Sie ruhen in Gott; 
unferen Freundesgruß und Freundesdank in die Ewigkeit. — 

Einen warmen Dank auch Herrn Güntenſperger, er wirkte für 
unfere Krankenkaſſe mit follegialem Opferfinne und mit befannter . 
fahmännifcher Tüchtigkeit; er hat unferen Dank vollauf verdient. Dem 
Gedeihen der neuen Inſtitution unjere Hoffnung; kath. Lehrer, erfcheint 
einmal die offizielle Kundgabe, dann tretet der Kaffe zahlreich bei; fie 
joll ein Bindeglied für die kath. Lehrerſchaft der Schweiz wer— 
den, das allen täglich den Gedanken der materiellen Fürſorge für den 
fath. Lehrerftand nahe legt und namentlich den jungen Lehrern yinger- 
zeig fein ſoll, daß ein Lehrerverein grundſätzlich katholiſch fein und 
doch Sozial fortfchrittlich wirkten fann. Alles im Rahmen der ge 


— 319 — 


botenen Beitverhältniffe. Einen Dank auch Herrn Bez.-Rat und a. Lehrer 
A. Spieß in Tuggen und der bez. Kommiffion, die beide unermüdlich 
am Werden der fozialen Inftitution in unferem Vereine arbeiteten 
und am gefamten Komitee verftändnievolle Förderer fanden. Der erfte 
Schritt ift gejchehen, hoffen wir, der Erfolg bleibe nicht aus. — 

Ein zweites Traltandum bildete daB Reiſebüchlein. Auch das 
gehört in gewiffen Sinne zu den „Seeichlangen“ unjerer Beftrebungen. 
Über auch hier müflen wir jagen, wenn wir das vollendete Büchlein 
prüfend durchgehen: „Lange gewartet ift nicht umfonft“ ; denn das Büch- 
lein ift einzig in feiner Art und entjpricht feinem Zwecke allerbeftens. 
Es präfentiert ich und in handlichen Tafchenformat in einem. Umfange 
von 120 Seiten. Nach kleinem, gut angebradhten Vorwort findet der 
Leſer orientierende Auffchlüffe für den bequemeren Gebrauch des Büchlein 
und die Erklärung der Abkürzungen und abjchließend ein alphabetijch 
geordnetes Inhalts ⸗Verzeichnis mit Geitenangabe z. B. Aachen — 
Aadorf — Aargau bis Zurzach — Zweiſimmen. — 

Des Weiteren folgen die einzelnen Kantone der Norde, Ofte, innere, 
Eüd- und Weſtſchweiz. Angereiht find auch die angrenzenden Länder 
bed Auslandes, was einen |peziellen, ſehr verdankenswerten Vorzug des 
netten Führers bildet. Der Lehrer fieht, unfer „Führer“ ift keine Kopie 
des Reijebüchleind des „Schweiz. Lehrervereins“, das zeigt fih im ber 
ganzen Anlage und ganz befonderd auch aus der verjchiedenen Anlage 
(nad Routen), dann in der größeren Würdigung von Dingen, die Ka— 
tholiten beſonders interefjieren, und in der Angabe von Hoteld und Gaft- 
bäufern, die von Katholiken gehalten werden und in denen man Blätter 
fath. oder mindeftend pofitiv chriftlicher Richtung finden kann. Selbit- 
verftändlich blieben auch Häufer von Anderögläubigen nicht unbeachtet, 
jofern Bedienung und Geſellſchaft gerechten Anforderungen eines reifenden 
Katholiken entſprechen. Es ift geradezu erftaunlich, welch’ eine Unmaſſe 
von Etoff (Hotels, Vergünftigungen, Fahrtaren in jämtlichen größern 
Drten. der Schweiz und dem angrenzenden Frankreich, Italien, Borarl» 
berg und Deutichland und Diftanzenfarte) da geboten wird und mit 
welch’ bequemer Üderfichtlicleit und buchftabenverfchlingender Gedrängt- 
beit. Der Führer wird vielen ein unentbehrlicher und zuvorlommender 
Reijebegleiter werden. Er ift um den Kleinen Preis von Fr. 1.25 beim 
Berfafler erhältlich. — 

Wir können den „Reife: Führer ded Vereins kath. Lehrer 
und Schulmänner der Schweiz“ nur beitens empfehlen. Wir find 
überzeugt, ex befriedigt nicht bloß Mitglieder und Freunde unſeres 
Lehrervereind, fondern wird allgemad Gingang finden in 


— 320 — 


den Kreiſen des reiſenden Publikums kath. Richtung; er 
hilft einem zeitgendſſiſchen Bedürfnis ab und zwar in recht befriedigender 
Weiſe. Unjer Dank hiefür gebührt hochw. H. Monfignore Rektor Keiſer 
in Bug, der diefe wirkliche Riejfenarbeit in ihrer peinlich gewiſſenhaften 
Durchführung ohne jeglide finanzielle Entjhädiqung dem 
Bereine leiftete;, er habe für feine opferfähige Sympathie unjern herz- 
lihen Danf. Erwächſt aus dem Erlös des Büchleins ein Bene, jo fällt 
ed der Wohlfahrtd-Einrichtung unſeres Vereins einerjeit? und dem 
fath. Lehrerfeminar in Zug anderfeit3 zu. Auch diefe Beftimmung follte 
aneifern, den ‚Reiſe-Führer“ recht eindringlich zu empfehlen und zu 
verbreiten. Freunde, macht Propaganda für den Reiſe-Flihrer un- 
ſeres Lehrervereind und auch für den Bücherfatalog des „Schweiz. fath. 
Erziehungs-Bereind“. Beide ſprechen laut für den zeitgemäßen Arbeits- 
geift der Bereindleitungen. — 

Haben wir von unferem „Reife Führer“ geiprocdhen, jo müſſen 
wir gebührender Weife auch des Verlegers anerkennend gedenken. 
Die Buchdruderei Sped u. Co. in Zug bat um verhältnismäßig billigen 
Preis gearbeitet und zwar in einer jehr gejhmadvollen Art. Ihre 
Leiftung fei warm anerlannt. Als FKachtrag bemerken wir noch, daB 
der „Führer“ 4 Eeiten Raum für Notizen enthält und eine pral- 
tiiche Karte „Überficht der Diftangen der Schweiz in Kilometern“. — 

Und als Ruriofum, dad nicht ganz ind 2Ofte Jahrhundert zu 
pafjen jcheint, fügen wir noch an, daß beiſpielsweiſe die Bahngeſellſchaft 
„Rheined-Walzenhaufen“ grundjäglid nur dem „ſchweiz. Lebrerverein“ 
Zar-Ermäßigung gewährt. — Kleinlih! — 

Die prompt geführte Jahresrehnung fand einftimmige Billigung 
und Anerkennung. — Sie lautet nach den Mitteilungen des I. Rech— 
nungsprüfers, Lehrer Mrd, Kälin in Einfiedeln, alfo: 

Die 1907er Jahresrehnung, geführt von Bezirkärat U. Spieh, 
AltsLehrer in Tuggen, zeigt folgende Hauptpoften: 





1. Zeitſchriften-Konto: Ginnahmen Fr. 7072.88 
" . Ausgaben „ 7010.33 
Paͤdagogiſche Blätter: Aktiv Saldo dr. 62.55 
2. Vereins⸗Konto: Einnahmen fr. 1242,09 
e 2 Ausgaben 384.65 
" u Mehr-Einnahmen Fr. 857.44 

3. Unterftügungstfafje- Vermehrung, worunter 
1000 Fr. Zuſchuß aus der Vereinskaſſe Fr. 1786. — 


4. Vermögendvermehrung im Berichtsjahre fir. 1613,45 


— 321 — 


Aus dem einläßlichen Reviſionsbericht der Herren M. Kälin, J. 
Zwimpfer und A. Jäggi an der Delegiertenverſammlung vom 27. April 
in Zug war zu entnebmen, daß vom titl. Vorſtand die Wünſche der 
— Generalverfammlung erfüllt, daß die Rechnung aufs Sorgfältigfte ge- 
führt, daß die Korrefpondenten mit 365 Fr. entichädigt wurden, daß 
einzelne Sektionen mit den Beiträgen ſäumig find, daß unfere Unter- 
Rüßungsfaffe viele noble Gönner hat. — Ihnen unfere Hochachtung! — 

Die Rehnung wurde unter befter Verdankung genehmigt und die 
Revifionskommiſſion in globo beftätigt. M.K. 

Ein Antrag von H. Spieß, dad nächſte Jahresfeſt in Schwyz 
abzuhalten, fand freudige Zuftimmung. — 

. Und nun zur Tagung des „Schweiz Rath. Erziefungsvereins”. 
Derjelbe tagte im „Schweizerhof*, um dann 11! zu gemeinfamer Sitzung 
im Großratdfaale fich einzufinden. Sie war präfidiert von dem uner« 
möüdlihen how. H. Prölat Tremp auf Berg Sion. Derjelbe berührte 
nad; Berlefung des dem Vereine gefandten Grußes und bifchöflichen 
Segend des hochwſt. Biſchofs Dr. Ferdinandus Rüegg in feinem Gröff- 
nungsworte die jeßigen pädagogifchen Strömungen, fpeziell im Zeflin, 
in Stalien und in England. Der Redner wie im fernern darauf hin, 
daß der fchweizerifche Katholifche Erziefungäverein jchon im Anfang des 
Jahres eine Jubiläumsadrefje an Se. Heiligkeit Papft Pius X. gerichtet 
und darauf eine Huldvolle Antwort von diefem dur Se. Eminenz 
Staatöfefretär Kardinal Merry del Val ſamt päpftlidem Segen für den 
Berein erhalten hat. 

Zahresbericht und Zahresrechnung lagen gedrudt vor, und es 
wurden diejelben genehmigt und beſtens verdankt, Die Rechnung erzeigt 
eine außerordentliche Ausgabe für den Jugend» und Voltsjchriftenfatalog, 
den der Verein letztes Fahr herausgegeben hat, eine Ausgabe, welche in 
vollem Maße gerechtfertigt if. Dem freien katholiſchen interlantonalen 
Lehrerjeminar wird wohlverdiente Anerkennung zu teil; aber freilich weder 
mit dem Lobe, das im Jahresbericht fteht, noch mit dem begeiftertften 
Anerlennungsvotum kann es feine materiellen Bedürfniffe beftreiten, und 
es war die finanzielle Beflerftellung daher Gegenjtand des Jahresberichtes 
und der Diäfufjion. Es wurde u. a. beraten, wie eine größere Zahl 
von Ghrenmitgliedern mit dem Jahresbeitrag von 5 Fr. gewonnen 
werden könnte. Wir entnehmen dem Berichte ferner, dab für dad Se— 
minar in Zug rejp. für Stipendien an Seminariften ca. 11,090 Fr. 
geftiftet find. Staatöfubvention erhalten Zöglinge, welche dieſes Seminar 
befuchen, in den Kantonen Zug, Uri, Ob» und Nidwalden, Appenzell 
J.Rh. u ſ. f. 

Die dem Jahresbericht zu entnehmen ift, werden die Tehrer⸗ 
exerzitien aus der Oſtſchweiz zahlreich befucht; dagegen fehlt es der 


— 32 e⸗ — 


Inner- und Zentralſchweiz noch immer an einem eniſprechenden Ort 
für die Abhaltung von Tehrerexerzitien. Es wurden hierüber Be 
ralungen gepflogen. 

Das Apoflolat der chriſtlichen Erzießung mit 60 Rp. Jahres- 
beitrag, gewiß fo gering, daß berfelbe eine ganz allgemeine Beteiligung 
finden follte, bat in der Perſon des hochw. Herrn Pfarrer Strebel in 
Raiften, Kt. Yargau, einen neuen Direktor erhalten. Das Apoftolat ift 
von den jchweizer. Biichdfen warın empfohlen. Dasſelbe könnte fehr 
viel leiften und fehr großen Segen verbreiten, wenn die Pfarrherren in 
den einzelnen Gemeinden nur je eine Perfon mit der Gewinnung don 
Mitgliedern und dem Einzug der jährlihen Beiträge betrauen würden, 
Alles muß gepflegt fein, wenn e8 gedeihen joll, mit Ausnahme des Un. 
frautd. Im Apoftolat der chriſtlichen Erziehung kann aber mit ver 
bältnigmäßig geringer Mühe ein großes Werk begründet werden. 

Im weitern wurde in der Verſammlung die eifrige Tätigkeit im 
Kampfe gegen die Unfittlichkeit und damit der Schuß der Unfchuld 
empfohlen. Diefer Kampf muß immer mehr ein univerfeller werden, 
und da gehört jelbftverftändlic auch der Fatholifche Erziehungdverein an 
die Spite. Ginläßlich wurde auch die Förderung der Müttervereine 
beſprochen; es haben verjchiedene Präfidenten von lokalen Müttervereinen 
an ber Berfammlung teilgenommen. — An Herrn Ständerat Benziger- 
Benziger, dad um den Berein verdiente Komiteemitglied, der aus Ger 
fundheitöurfache nicht teilnehmen fonnte, wurde der Gruß der Berfamm- 
lung mit dem Wunfche auf baldige Genefung abgefandt. Endlich wurde 
noch darauf aufmerkſam gemacht, daß die Beiträge für den Erziehungö« 
verein an den Bentralkaflier, ven hochw. Herrn Pfarrer in Aum (Aargau) 
und diejenigen für das Lehrerfeminar in Zug an die dortige Seminar« 
direftion zu richten find. 

Nun die gemeinfame Tagung. 8 referierte Herr Lehrer Joſef 
Müller aus Goßau in wirklich ausgezeichneter Weile über „Jugend« 
lektüre“. Der Bortrag baute fi auf folgende Grundgedanken auf: 
1. Berderblicher Einfluß der jchlechten Lektüre auf die Jugend; 2. Segen 
der guten Jugendſchriften; 3. Beurteilung von Fugendichriften und 4. 
Anlegung von Echulbibliothefen und deren zwedmäßige Benügung. Die 
wertvollen Ausführungen bewiefen, daß Herr Müller auf dem Gebiete 
der weitfchichtigen Jugendliteratur vollftändig à jour ift und ſich mit 
unermüdlichern Fleiße im dieſes hochwichtige, aber dankbare Gebiet ein- 
gelebt hat. Auf einftimmigen Wunſch der zahlreichen Berfanmlung 
wird auf Antrag von Herrn Redaktor Frei diefe Studie ald Quartals 
beilage zu unferm Vereinsorgan („Pädagogiiche Blätter“) ericheinen. 


— 323 — 


Im Schlußwort ſprach hochw. Herr Praͤlat Tremp in begeiſterten und 
zeitgemäßen Worten über die herrliche Aufgabe des Lehrers und betonte 
ſpeziell die Wichtigkeit der auguſtiniſchen „Hilaritas“, der Lehrfreude, 
für eine gebeihliche Schulführung. 

Es war ein wirklich kurzes und in jeiner Gedankentiefe ſehr 
paclendes Schlußwort. — 

Nun gings zum Mittageſſen im Hotel Ochſen. Gilen und Ehren⸗ 
wein, — ber leßtere von der hohen Kantondregierung geipendet — waren 
vortrefflih und mundeten allerwärtö beftend. Gafthof und Regierung 
haben Dant, er gebührt beiden vollauf. Begreiflich wurde auch geredet 
und zwar von den HH. Prof. Dr. Parpan, Monfignore Rektor SKeifer, 
Landammann Dr. Schmid, Präfident Weiß, Oberft Erni, Erziehungsrat 
Steiner und Redaktor EI. Frei. Dann gings allgemad mitten aus fröh— 
lichfter Gefellichaft nach dem Bahnhof; es galt heimwärts, um auszu« 
ruhen, war es ja der Tag nach firenger Arbeit. Die Zuger Freunde 
haben Dank für ihre Gefelligkeit und Treue, Dank für ihre freundliche 
Aufnahme und herzliche Gaftfreundfchaft ; fie haben's alle brav gemadht. 
Auf Wiederfehen! — Cl. Frei, 





* Mahnmworfe an die Eltern, 
beren Söhne aus ber Schule entlafjen merben. 


Eine ſchwere Sorge ber Eltern bildet die Wahl eines Berufes für ihre 
beranmwachfenden Söhne. Diefe Trage tritt an bie Eltern zum erftenmal ein« 
bringlich heran, wenn das eine oder andere ihrer Kinder aus ber Schule ent» 
laſſen wird, Die Eltern wollen doch das Glöd ihrer Finder, und fie wollen 
vor allem ihren Söhnen einen Lebenserwerb verſchaffen, in dem ſie nicht bloß 
materiell ein gutes Auskommen haben, ſondern auch innige Beſriedigung finden 
und ſich möglichſt glücklich fühlen. 

Die Eltern mögen fich bemühen, angeborene Talente und Anlagen richtig 
zu erfennen und frühzeitig zu fördern. Eine ſtark ausgeprägte Beruföneigung 
ift entfchieben eine köftlihe Gabe; ba pflegt ber feſte Wille fih ſchon felbft die 
Wege zu bahnen. Aber nicht die Neigung allein kann entjcheidend fein, denn 
es müflen auch die Zeitverhältniffe und die Ausfichten, bie ber einzelne 
Beruf bietet, berüdfichtigt werben. 

Bei der Wahl bes Erwerbszweiges find zunächſt in Betracht zu ziehen: 

1, bes Rnaben körperliche und geiftige Veranlagung ; 

2, die Bermögensverbältniffe der Eltern und bie Familienverhältniſſe; 

3. bie am Orte ober in ber nächſten Gegend gebotene Gelegenheit zur 
Beichäftigung und Ausbildung, 

Körperlich gefunde und geiftig hinreichend befähigte Knaben follen. gleich 
nach der Entlaffung eine beftimmte Befhäftigung erhalten, bamit fie vor Müßig- 
gang bewahrt bleiben; förperlih ſchwache und gebrechliche Kinder oder folde 
mit geringen geiftigen Fähigleiten finden am beiten im elterlihen Haushalt eine 
beftimmte Verwendung. Da bie Untoften für die Ausbildung fi nad ben zur 
Berfügung ſtehenden Mitteln richten müſſen, heißt es bier: gut überlegen, damit 
nicht durch ein Kind die Geſchwiſter geichäbigt werden. 


— 324 — 


Außer der perfönlichen Neigung, körperlichen Befähigung und dem Geſund⸗ 
beitözuftande kommt auch bie geiftige Beanlagung in Betracht, denn obne Zmeif:l 
wird ein geiftig regfamer Knabe es in einem Berufe weiter bringen und eber 
zu Selbftändigleit und Wohlftand gelangen ala ein wenig begabter. Auch ift 
zu bedenfen, daß Handwerk und Technik ſich ftetig vervollflommnen und die Ans» 
forderungen an ben Ausübenden daher beitändig wachſen. Run ift aber das 
gewerbliche Leben nicht nur von großer Bedeutung für bie Vollswohlfahrt im 
allgemeinen, fonbern e8 bietet auch, beſonders infolge gewiſſer ftaatliher Schup- 
maßreyeln, überhaupt bie befte Gelegenheit zur jchnellen Erreichung einer fidheren 
Eriftenz. Es ift deshalb fehr zu wünſchen, daß Eltern namentlich ihre be 
gabteren Söhne dem beflern Handwerk und der Technik zuführen, 

Allerdings Hat Ach bie Großinduftrie mandes früheren hanbwerlsmäßigen 
Ermwerbözweiges bemädtigt, und ed haben verhältnismäßig nur wenige Hand» 
werker Ausficht, bereinft felbftänbige Meifter zu werden. Falſch ift jedoch bie 
allenthalben verbreitete Meinung, daß bie Großinbuftrie das Handwerk nad 
und nad überflüffig made. Die Inbuftrie gebt im Gegenteil immer mehr dazu 
über, nur noch gelernte Arbeiter einzuftellen. Die Nachfrage nah ſolchen ift 
baber in ſtetem Machfen begriffen, und bie Vöhne find für zuverläffige und 
nüchterne Arbeiter durchweg febr gut. 
| Die Ausbildung erfolge auf Grund eines geſetzlich vorgeſchriebenen Lehr⸗ 
lingövertrages für gemöhnlih in ter Werkftätte eines tübtigen und gewiſſen⸗ 
haften Meifters, der den Lehrling nicht lebiglih als billige Arbeitöfraft be» 
trachtet. Auch ift auf fleißigen Beſuch der faft überall eingeführten Fort» 
bildungs- und Fachſchulen zu halten, ſowohl mit Rüdficht auf die zu ermerben« 
ben Kenntnifje, als auch auf die erzieheriite Wirkung der Schulbisziplin, 

Der früher allgemein übliche Brauch, daß ber Lehrling im Haufe bes 
Meifters wohnte und gleihfam ein Mitglied feiner Familie war, verſchwindet 
allmählich, um fo mebr obliegt den Eltern die Pflicht, ihren Eohn in bezug auf 
Fleiß, Betragen und Schulbeſuch felbft zu beauffittigen und in erniter Zudt 
zu balten. 

In größeren Städten gebt man bozu über, Lehrlingsheime zu errichten, 
bie den jungen Leuten für billiges Geld Wohnung, Koft, Unterhaltung und 
Belehrung bieten. Mlleinftehenden ift die Benutzung biefer Anftalten fehr zu 
empfehlen. Sehr wünſchenswert ift auch der Anichluß an folche Jugenbvereinig- 
ungen, die neben Unterhaltung und Belehrung eine enge Verbindung mit ber 
Religion gewährleiften. 

Außer dem gewerblichen Berufe kommen natürlih noch mande andere in 
Betracht, und aus ben vorftehenb angeführten Gründen kann man ben Eltern 
nur empfehlen, fih über die verichiedenen Berufe forgfältig zu unterrichten. 
Hierbei wirb ihnen ein BU” eben erjchienenes Büchlein, Erwerböberufe für fchulent- 
laſſene Knaben, bearbeitet von €. Richark, Lehrer (Derlag von Fredebeul und 
Koenen in Efien. 62 Seiten. 15 Pfg.), bie beiten Dienfte bieten, denn es 
zählt die wirbtigften Berufe, und zwar im Kaufmannöftande, im Handwerk, im 
Gewerbe und in ber Induſtrie, ber Zechnif, dem Kunſtgewerbe und der Kunſt, 
in ber Lanbwirtichaft, in der Armee, der Sriegd- und Handeldmarine, dem 
Gifenbahn-, Poſt- und Zelegraphendienft, im folonialen Subalterndienft und bie 
Bureau-Beruje auf. Bei den einzelnen Berufen wird angegeben, welche Gigen« 
fchaften und Kenntniſſe dafür erfordert find, wie bie Ausbildung am beften er- 
folgt, wie die Ausfihten und Löhne find, aber auch welche befondere Gefahren 
ber betreffende Beruf mit fih bringt. Außerdem beipricht der Verfaſſer bie 
Forderungen an ben körperlichen Zuftand, die Ausfichten in gemwerbliden Be 
rufen und bie gefeglihen Pflichten des Lehrlinge und des Meiſters. ferner 
richtet er ſehr beherzigenswerte Mahnworte an bie Eltern. Man kann mur 


— 325 


wünſchen, daß das Büchlein überall Verbreitung finden möge. Namentlich kann 
man den Gemeindeverwaltungen und Schulvorſtänden empfehlen, das Büchlein, 
das in Partien zu billigſtem Preiſe abgegeben wird, für alle zur Entlaſſung 
aus der Schule kommenden Knaben zu beſchafſen. Es iſt ihnen hier Gelegenheit 
geboten, ein Werk von großem ſozialem Nutzen zu verrichten, denn jebis Gemein» 
weſen bat ein hohes Intereffe daran, daß bie Jugend im bie richtigen Berufe 
bineinlommt. 
— — 


Bus Rantonen und BRusland. 


1. St, Gallen. * Aus ber Feder des Hrn. Lehrer Thomas Schönen. 
berger in Gähmil liegt ein Referat über bie Rekrutenprüfungen an bie 
nächte Kantonalfonferenz gebrudt vor. Dasfelbe ift fehr umfangreich und ver« 
förpert eine gewaltige Arbeit; ſpeziell das jehr reichhaltige, ftatiftifche Material 
abforbierte viel Zeit und Mühe. Da das Thema auch in andern Kantonen 
interefjiert, wollen wir verfuchen, an Hand der Refapitulation der Außerft luciden 
Studie bie Hauptgedanten bier wiederzugeben. 

Die Relkrutenprüfungen geben fichere Anhaltspunkte, um den Stanb ber 
Vollsſchulkenntniſſe der Jungmannſchaft zu beurteilen. Undauernb ungünftige 
Refultate berechtigen zu dem Schluße, daß in ber betreffenden Gemeinde im 
Primarunterriht nicht alles Happt; doch vermögen die Rekrutenprüfungen nicht 
bie gefamte Primarfchularbeit zu würdigen. Sie zeigen, daß ber Beſuch einer 
zwedmäßig organijierten Fortbildungsſchule unbedingt nüglich ift, Die ftatiftifchen 
Rejultste dürfen zur Beurteilung de Schulweſens nur mit Vorſicht und mit 
Bezugnahme auf die fozialen und geographifchen Verhältniffe der verfchiedenen 
Landſchaften verwendet werden, find nicht als Rangordnung zu werten, fonbern 
im Hinblid auf die in den Kantonen beitehenden Schuleinrihtungen zu würdigen. 
Für Veröffentlihung einer gemeindeweilen Statiftil ift Referent nur unter ganz 
beftimmten Reſerven. Aus der andauernden Bellerung ber Prüfungsrefultate 
in ber Schweiz und im Kt. St. Ballen muß auf eine erfolgreiche Förderung 
des Schulweſens geihloffen werden. Dieſe Fortſchritte find größtenteils in ben 
Borzügen ihrer Schulorganifationen begründet. (Ausbau bes kantonalen Schul- 
mwejens zum Zwecke erhöhter Leiftungsfäbigfeit.) Die Halbjahrichulen und ges 
teilten Jahrſchulen verurfahen da und dort eine Rüdftänbigfeit der Rekruten. 
Es wird dem achten Schuffurs, ber ergänzen und vertiefen fol, gerufen. 

Hierauf fußen folgende Anträge (im Auszug): 

Die Einführung ber 8. Klaſſe, die obligatorifche Fortbildungsſchule und 
bie Forderung binfihtlih Schulzeit und Schülerzahl (Lehrerverfammiung 1907 
in Rorſchach) im kommenden Erziehungsgefeß find notwendig. — Bis zum Er- 
laß besfelben ift anzuftreben: Grmweiterung oben genannter Schularten 
(Staatsbeiträge); Begünftigung ber Einführung der 8. Klaſſe; Hebung ber 
Fortbildungsſchule (menn möglih Gemeindeobligatorium); in den beruflichen 
Hortbildungsfchule ift Aufnahme der Vaterlandskunde zu empfehlen. Für Ver— 
anftaltung von Repetitionsftunden vor ber Mefrutenprüfung ift Referent unter 
folgenden Bedingungen : 

a. Gemeinden mit zweilurfigen Forbildungsſchulen organifieren Wieber« 
bolungssfurfe von 15—20 Stunden. 

b. Wo bie Fortbildungsichule fehlt, müfjen die Vorkurfe ca. 80 Stunden 
dauern. (Staatöbeitrag.) 

c. Einjährige Rekrutenvorkurfe find zu gefeglich organifierten zweifurfigen 
Fortbildungsſchulen zu erweitern, — 

Wir zweifeln nicht daran, daß nun die Bezirkskonferenzen eifrig ans 
Studium und Begutachtung biefer flott verarbeiteten Ausführungen gehen werben. 


— 326 — 


2. uzern. Die Vehrer des Bezirkes Hitzlirch traten in Mettmenſchongau 
. zu einer Konferenz zuſammen. Hauptreferat: Die permanente Schulaus- 
Rellung und ihre Benutzung durch unfere Schulen. Referent: OÖberlchrer 
Joh. Bang in Ermenfe. — Lehrer Guftad Hartmann ift zum Oberfchreiber 
des Departements des Gemeindeweſens ernannt worden unb als folder nad 
Luzern überfiebelt. Tem verdienten Lehrer unjeren Glückwunſch zu ber feinen 
Arbeitseifer und feine Arbeitskraft ehrenden Beförderung! — 

3. Aargau. Die Prefie meldet: Lie Diskuſſion über den Religions 
Unterricht ift im Fluß. Die Ultramontanen verlangen für ben Lonfeffionellen 
Religions Unterriht im Stundenplan die nötige Zeit und Benupung der Schul- 
Iotale.e Dafür werben aber bie fsreifinnigen nie zu haben fein; 
fie wünſchen auch im neuen Geſetz ben lonfeſſionsloſen Religions-Unterrict. 
Eine faubere Freiheit und eine noch fauberere Toleranz ! — 

4. Deutfäland. Die „Päd. Bl.“ in Münden finden, es fei wohl am 
torrefteften, über Wert ober Unmwert der Internate nit grundſätzlich, fonbern 
von Fall zu Fall zu entſcheiden. — 

Mon ruft in der ausländifchen pädag. Prefje vielfach „ber Pädagogik ber 
Tat’. Drum heißt es: Weniger Dozieren und mehr Praftizieren, weniger 
Leritonmwiffen und mehr Freude und Gefhid zur Tat. Und in biefer Weifung 
erblidt man bie Arbeitsfchule der Zukunft. — 

Der deutſche Reichsſskanzler veröffentlicht ein Mahnwort, Stellung zu 
nehmen gegen bie Pornographenzunft. — 

Die bayrischen Konfervativen ſprachen fih in einer Zufammenkunft in 
Nürnberg für die frachauffiht ber Vollsſchulen aus, foiern fie gefeglich bas 
Recht erhalten, ihre Kinder in proteftantiihen Konfeſſionsſchulen erziehen zu 
lafien. Eine Halbheit! — 

Die Vertreter fämtlicher beutfcher Behrergefangvereine erfireben die Grünb» 
ung eines Lebrerfängerbundes, — 

Der preubiihe Kultuswiniſter hat einen Erlab über bie körperliche 
Zühtigung in den Schulen herausgegeben. Die Abgeordneten v. Branbenftein 
und von Keſſel (fonf.) beantragten zur dritten Beratung bed Kultusetats: Die 
Staatöregierung zu erſuchen, für Ausbildung und Heranziehung von weiblichen 
Lehrkräften für den Glementarunterriht in weit färlerem Maße als bisher 
Sorge zu tragen, insbeſondere auch eine wefentlihe Dermehrung der ftaatlichen 
Rebhrerinnenjeminare herbeizuführen. 

5. Ameriſta. Das Organ bes „beutichen kath. Lehrervereins“ in Rio 
Grande do Sul fündet an, daß feine Abonnenten fih pro 1908 vermehrt haben. 
Unferen Glüdwunfh! Des Weiteren meint die Nebaltion: 

„Wie wäre ed, wenn in jeter Sektion wenigftens ein Lehrer (und ev. 
auch ein Katechet) mit der Aufgabe betraut würde, im Vereine mit feinen Nach ; 
barlollegen, an ber „Bebrerzeitung“ regelmäßig mitzuarbeiten und auch für bie 
Verbreitung bes Blattes tätig zu fein! 

Würde biefer einfache und leicht ausführbare Vorfhlag in allen Seltionen 
ernſtlich zur Tat gemacht werden, unſer Fachblatt müßte beſtimmt in kurzer 
Zeit bedeutenden Aufſchwung nehmen. Darum richten wir an alle Kollegen und 
Freunde des Blattes die herzliche Bitte, dasfelbe im der angegebenen Weiſe zu 
unterftüßen. ” 

Wir empfehlen diefe gefunde und praftifche Anregung auch unferen Vereind« 
mitgliedern. Und zwar follte jede Seltion jährlich menigftens eine gebiegene 
Arbeit einjenden, bamit fie im Vereinsorgane vom rege pulfierenden geiftigen 
Reben deutlich Hunde täte. Würbe biefe — irre ih nicht — ftatutengemäße 
Leiftung unentgeltlich geichehen, fo käme bas nit bloß ber inhaltlichen Ent. 
widlung unferes DVereinsorganes, ſondern au ber — Vereins ev. Wohlfahrt 
Kafja fehr zu gute. Ergo! — 


— 4 327 — 


Pãdagogiſche Chronik. 


Zürid. Am Yubiläumsbantett bes Hochſchulvereins machte Profeflor 
Cloetta bie Mitteilung, daß Herr Abeng-Arter, der zur Zeit in Südfrankreich 
weilt, telegraphiih eine Stiftung von 250000 Fr. für den Penfionsfond ber 
Hochſchulprofeſſoren gemacht habe. 

Buzern. Die Seltion Surfee unjeres Vereins hörte ein. Referat von 
8. Prof. Dr. Qubwig Suter an über bie Entwidlung des Iuz. Staatsweſens 
bis zur helvetifchen Revolution, Sie erfirebt bie Gründung eines Rantonal» 
verbanded. — 

Freiburg. Den 4. Mai befammleten ih von 8 Uhr morgens an in 
Dombidier die Lehrer bes 1, Kreiſes. Das Programm. hatte viel Merg an ber 
Runtel, 3. DB. „der Kampf gegen bie Zuberfulofe* — „praltiſche Winle für 
verfchiebene Faͤcher“ ıc. ıc. — 

Schaffhauſen. Das Lehrerbefolbungsgefeg wurde mit 5513 Ja gegen 
547 Nein angenommen. Es verwarfen Bargen, Buchberg und Scleitheim. — 

Graubünden. Die legte Jahr hier gegründete Mädchenhandels« 
ſchule hat bereit 53 Schülerinnen, wovon ein ſchöner Prozentfag bom Land 
geftellt wurde. Die erzielten Refultate find recht befriedigende. — Der Kanton 
Graubünden bat bei ben lektjährigen Refrutenpräfungen bie Durchſchnittisnote 
8,07 erhalten. 

* Am 16. dies wird in Chur eine außerordentliche Delegiertenverfammlung 
bes DB. 8. DB. udgehalten, um bie Ancegung der Sektion Prätigau zu befprechen, 
bie Lehrerbefoldungen auf minbeftend 200 Fr. per Monat zu erhöhen. 

Aargau, Lebrerbefoldungsftatiftil.. Nah ber vom aarg. Vehrerverein 
veranftalteten Beioldungsftatiftit bezogen im Jahre 1907 von 629 Primar« 
lehrern noch 156 das Befoldungsminimum von 1400 Fr. In den Bezirken 
Baden 12, Brugg 28, Laufenburg 12, Rheinfelden 8 und Zurzad 9. 

Teſſim. Das neue Schulgeieh fand im Kantonsrate Annahme mit 42 
gegen 29 Stimmen. Die „Bemäßigten“ (Eorrieriften) ftimmten Ja, — 

Defterreih,. P. Hugo Hurter, S. J., bat eben fein 100 ſtes Semefter 
als Profefjor der Univerfität in Innsbrud angetreten. Er ift, befanntlich ber 
Sohn bes berühmten Schaffhauſer Konvertiten Antiftes Hurter. — 

Bayern, Der Epistopat hat ein gemeinfames Hirtenſchreiben gegen 
ben Mobernismus erlaflen. 


Briefhkalten der Bedaktion. 
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Vereinigung des „Scyweiger. Erziehuugsfreundes* und der „Wädag. Monatsſchrift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner der Haweiz 
und des ſchwetzexiſchen katholifhen Erziehungspereins. 


Cinſiedeln, 15. Mai 1908. | Nr. 20 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilffion: 


HH. Rektor Steiler, —* ug, Bräfident; die HH. Seminar⸗Direktoren Jakob Grüninger, 
Nidenbach (Schruns), und Wilh. Schnyder, Hipficch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen 
unb Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiebeln. 

&infendungen find an lehteren, ald den Ehei-Rebaltor, gu richten, 
Inferat-Aufträge aber an Hd. Haafenftein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich — 4.50 mit Vortozulage 
B efteliungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandblung Einfiebeln. 








Inhalt: Stüdwunih. — Um bie kath. Lehrerjeminarien herum. — Statuten des Unterftügung®: 
Vereines der Freiburgiichen Lehrerichaft. — Humor. — Aus Kantonen unb Ausland. — Liter 
atur — Spredfaal. — Achtung - Injerate. 


Ehrfurchtsvollen Gruss 


entsendet auch der Verein katlı. Lehrer und Schulmänner der 
Schweiz dem neuerwählten hochwürdigsten Herrn Bischofe 


Dr. Georg Schmid von Grüneck 
nach der altehrwürdigen bischöflichen Heimstätte in Alt-Fry- 
Rhätien. Unserem neuen Ehrenmitgliede, dem alterprobten 
Freunde und tatkräftigen Förderer der christlichen Jugend- 
und Lehrer-Bilduug, unseren wärmsten Glück- und Segens- 
wunsch! Einen frohen Lebensabend dem ehrwürdigen und 
hochverdienten hochwürdigsten Resignaten auf dem bischöfli- 
chen Stuhle des hl, Luzius, dem frommen und liebenswürdigen 
Bischof Fidelis; einen herzlichen Willkomm dem tatkräftigen 
und zielbewüssten Nachfolger, dem mutigen und schaffens- 
freudigen Bischof Dr. Georg! 

Gottes reichsten Segen beiden hochwürdigsten Herren für 
und für! — Ad multos annos! 





— 330 — 


Am die kath. Lehrerſeminarien herum. 


Als erfter Bericht lief der von Hitzkirch cin. Er zeichnet auf 20 Eeiten 
a. Beſtand ber Auffichtsbehörden, ber Lehrer und Schüler, b. Lehrgegenſtände 
und c, Schulnadricten. 

ad a Das Inſpektorat zäblt 3 Laien, nämlich die Herren Dr. 3. 8. 
Drandftetter und A, Erni. (Erz.-NRäte) und U. Gelzer, Zurnlehrer. — 

Die Aufiihtsfommifiion beftund aus den Herren Brandftetter und 
Erni (oben gnannt), Pfarrer Blum, Erz. Rat Bucher und Großrat Thürig. — 

Das Vebhrperjonal beitand aus den Herren Dr. phil. Joſ. Bıun, Dr. 
U. Fifcher, Arzt, Guftav Hartmann, Friedrich Heller, Joſef Peter, Laurenz 
Rogger, Wilhelm Schnyber ale Direktor und Franz Wyß, Ingenieur. — 

2 Skhülerzahl: 1. At, 25, 2. Ki. 23, 3. Kl. 25 und 4. Kl. 29, total 
102, — 

ad b Stundenzahl: 1. Sl. = 236, 2. Kl, = 28, 3. Al. = 28 und 
4. Ri. = 80 nebft „Lebrpraris* im Sommer und Winter je eine Mode, — 

Hiezu gefellen fih noh Befanp, Chorgeſang, Gregor. Ehoralge 
fang und Muſiklehre, je per Safe 1 Stunde wöchentlich, für 1. Ki. 2 
Stunden und für 2. Klafje 1 Stunde Klavier, für 2. Kl. 1 Stunde und für 
3. und 4, SH. 2 Stunden Orgel, für 1., 2. und 3. RI. je 2 Stunden Violin 
und für 4. Kl. 1 Stunde Und endlich noch je 2 Stunden TZurnunterridt. 

ad c. Beginn bes Schuljahres den 29. April und Schluß den 7. April. 
Ferien: vom 23. März bis 29. April und 27. Juli bis 25. September. — 

62 Schiller Hatten Koft und Logis im Konvitt, 14 bei ben Eltern unb 
ber Reſt in Kofthäufern. — 

Im Behrperfonal traten Wedel ein. Der fehr verdiente HH. Dir. 
Kung fchieb aus nach Zl-jähriger hingebungsvoller Arbeit. Er hat 460 Lehrer 
auf den bebren Beruf vorbereitet, nicht immer Lorbeeren geerntet, ater immer 
unentwegt und jchaffensfreudig ausgeharrt. Auh HH. Spieler fie) nah 34 
jähriger Lehrtätigfeit aus dem Kollegium. Der große Nat gewährte ihm eine 
Penfion und bot dem fcheibenden HH. Direltor als Zeichen der Anerkennung ein 
finnreiches Geſchenk. — 

Die orbentliben Patentprüfungen fanden in 2 Serien ftatt, a. 32 
Primarlehrer und 3 Sek.-Lehrer-Handidaten, b, 29 :Brimarlehrer und 4 Set. 
Lehrer⸗Kandidatinnen. Der Erfolg war ein guter. — Des Weiteren melbet ber 
Bericht von einem Vehrerwieberbolungslurs (16.—21. Sept.), von Biblo- 
tet und Sammlungen, von Stenograpbie-Unterricht und Ausflügen und bderlei. 
Die Details weiſen Interefje der Behörden für die Lehranftalt nad und ber 
weiſen forbiales Verhältnis und fchaffensfreubigen Geiſt. — 

Abſchließend noch zwei Worte, verbatim dem Beridte entnommen; fie 
lauten alſo: 

„Das „Pädagogiiche Kränzchen“, laut Seminarreglement eine freie Ver- 
einigung ber Schüler der 3. und 4. Klaſſe, zum Zwecke gegenfeitiger Anregung 
zu wiffenfchaftliher Betätigung und kameradſchaftlicher Unterhaltung, ſtand 
dieſes Jahr unter der Leitung von Alfred Brun, 4. Klaſſe. Es zählte 45 Mit- 
glieder und hielt 10 Sigungen mit Protofoliverlefung, ſchriftlichem oder münd- 
lichem Neferat, einer Dellamation und nachfolgender Diskuffion ab. In ber 
Regel wohnten ben Situngen einzelne Herren des Seminarfehrerfollegiums bei. 
Die behandelten Themen waren: 

1. Eröffnungsrebe bes Präfidenten. 

2. Der Knabe Zell, Vortrag yon O. Gauhl. 

3. Was für einen Nuten hat bie Teilnahme an Nationalfeften für ben 
jungen Lehrer? Meferat von J. Kaufmann, 


— 331 — 


4. Die Mutterliebe in der deutſchen Porſie. Vortrag von F. Elmiger. 

5. Die Gemütsbildung in der Schule. Vortrag von S. Schöpfer. 

6. Das Söldnerweſen in der Schweiz. Schriftliche Arbeit von X. Bühl« 
mann. 

7. Einfluß der Dichtfunft auf das Leben, Referat von J. Gräniger. 

8. Bedeutung bes äfthetiihen Sinnes und Pflege desſelben in ber Schule. 
Vortrag von U. Bachmann, 

9. Der Lehrton und jeine erzieheriihe Bedeutung. Vortrag von M. 
Wirz 


10, Das Studium der Mathematik. Schriftliche Arbeit von DO, Wyß.“ 

„Wenn im legten Jahresberichte der Hoffnung Ausdruck verliehen wurde, 
daß zufolge der großen Zahl neuer Vebrer, die 1907 das Seminar verließen, 
die Lehrer-Stellvertretung durch Seminariften fi nur mehr ausnahmsweiſe ala 
notwendig erweilen würde, jo bat das abgelaufene Schuljahr diefe Hoffnung 
leider nicht erfüllt. Wenige Ausnahmen abgerechnet, famen während ber 
Sommerferien und während des Schuljahres ſulzeſſive jämtliche Zöglinge ber 4. 
Klafje in die Bage, längere ober kürzere Zeit an verfchiebenen Orten bes Kantons 
ald Schulvermwefer amtieren zu müſſen. Daß eine längere Inanſpruchnahme als 
Schulverweier während bes Schuljahres den geordneten Studiengang ber wegbe⸗ 
zufenen Zöglinge ftören und die legte Ausbildung berfelben benachteiligen muß, 
bürfte unfchwer zu ermefjen fein. Leider fteht — beſonders in Hinfiht auf bie 
neue Militärorganifation — zu befürdten, deß dieſer Uebelſtand noch nicht fo 
bald gänzlich verſchwinden werde, während anderſeits bie in Ausficht ftehenbe 
definitive (und propiforifch bereits realifierte) nicht unbeträdtlihe Erhöhung ber 
Lehrerbefoldung im Kanton Luzern ber Lofinung Raum gibt, dab ed bem 
Lehrerftand in Zukunft nicht an genügendem Nachwuchs fehlen werde, und baß 
nicht mehr, wie dies im vergangenen Jahre wieder ber Fall war, mand ein 
tüchtiger Kandidat während ter Seminarzeit dem Vebrerberufe ben Rüden 
fehre, um fich einem lukrativeren Erwerbszweige zuzuwenden.“ — 

Der zweite Bericht ift ber vom „freien Rath. Sehrerfeminar‘ in 
Zug; es ift ber verbienten Anftalt achtundzwanzigſter. — 

Die Auffihtslommifjion beiteht aus dem Abgeordneten bes Biſchoſs von 
Baſel, hochw. H. Monfignore Kunz, Eborherr in Münfter, aus ber nfpeltions- 
fommifjion bes Kapitels des Kts. Zug (5 Herren) und aus der Seminarfommiffion 
bes ſchweiz. kath. Erz.Vereins (3 Herren). 

Organifation. 

1. Das Seminar umfaßt vier volle Jahreskurſe. Es beginnt und ſchließt 
im Frühling. Das verfloffene Schuljahr begann den 2. Mai 1807 und ſchloß 
mit den Prüfungen am 21., 22, und 23. April 1908. Die Ferien dauern 10 
Wochen und find auf den Herbit verlegt. 

2. Ein deutiher Vorkurs, welcher die vier obern ſturſe der Primarjchule 
umfaßt, ift die Uebungsſchule, in welcher die Zöglinge unter ber Leitung bes 
Lehrers für bie praltifhe Schulbildung gebildet werben. 

3. Zöglinge, welde zum Eintritt in das Seminar noch nicht genügend 
vorbereitet find, können ihre Kenntniſſe an ber breifurfigen Realichule bes 
Penfionates vervollftändigen, und fi auf den ſpätern Eintritt ins Seminar 
vorbereiten. Eine tüchtige Realſchulbildung ift die befte Vorbereitung für ben 
Eintritt ind Seminar, 

4, Die Zöglinge weilen im Internate und haben fi ber Orbnung bes 
Haufe zu unterwerfen. Diefe berüdfichtigt bie körperliche und geiftige Bildung 
und das natürliche und übernatürliche Ziel der jungen Leute. 

Anſtaltsnachrichten. Wir entnehmen dem Berichte wörtlich folgendes: 

„Ebenjo wichtig wie bie finanzielle Uinterfiügung des Seminars ift bie 
moralifcte, nämlich 1. die Empfehlung ber Anftalt — des Seminars fomohl 


43 332 — 


als des Penfionatse — und 2, die Zumendung braver und talentvoller Xebr- 
amtsfandibaten, bie aus religidjen und gut beleumbeten Familien ftammen. Wie 
wir fhon im vorigen Jahre hetonten, follte in Diefer Beziehung mander- 
ort3 etwas mehr geſchehen. Auch jollte dafür geforgt werben, daß un- 
bemittelte Lehramtsfandibaten von wohlhabenden Familien in ihren Heimatge 
meinden möglichft reihlihe Unterftägungen erhielten, um ihren Verbindlichkeiten 
gegen bie Anftalt gehörig nadzulommen. Es ift für einen jungen Lehrer pein- 
lih, wenn er in dem erſten Jahren feiner pädagogiſchen Wirljamkeit faft ben 
ganzen Gehalt zur Abtragung feiner Schulden verwenden muß. Die Anftalt 
muß ben Lieferanten gegenüber ihren Verpflichtungen genau nachlommen. Daber 
ift e8 auch uns höchſt unangenehm zu fehen, daß große Schuldpoften von Zög- 
lingen nur lanyfam — oft erft nach mehreren Jahren — getilgt werben. 

Möge in al’ den erwähnten Beziehungen eine Wendung zum Beſſern 
eintreten!” — 

An anderer Stelle heißt es: 

„Einerfeits um die Zöglinge ans Öffentliche Auftreten zu gewöhnen, unb 
anderſeits um ihnen eine angenehme Unterhaltung zu bieten, finden in ben 
Faſtnachtstagen theatralifche Aufführungen ftatt. Diejes Jahr famen das Drama: 
Der Gonboliere bed Todes von Gh. Be Roy-Billars (aus dem Franzöſiſchen 
überfegt) und das Luftipiel: Tie Höllenmafhine von of. Bernhard zur Auf: 
führung. In PVerbindung mit dem Quftfpiel veranftaltete Herr Zurnlehrer 
Merlo eine große aymnaftiihe Produktion des Seminar-Zurnvereind.? — Un 
britter Stelle: 

„Seit zwei Jahren find etwas weniger Zöglinge eingetreten, als früher 
und zwar aus folgenden Gründen: 

a. wir haben mehrere unzuverläfjige Elemente, welche ſich meibeten, nicht 
aufgenommen ; 

b, einzelne (teil® nicht mebr aufgenommene, teil® aus nicht gerade idealen 
en auögetrstene) Zöglinge haben ba und dort gegen das Seminar Stimmung 
gemacht; 

c. eine engherzige Beſtimmung des Solothurner⸗Prüfungsreglementes und 
bie Befürchtung, bei den Staatsexamen in einigen Kantonen zu wenig Wohl» 
wollen zu finden, hat manden abgefchredt; 

d. viele tatholiſche Familien jchiden ihre Söhne in die Etaatöfeminarien, 
weil in dem einen und andern bderfelben eine etwas gemäßigtere Richtung Platz 
gegriffen bat und weil wir nicht fo hohe Stipendien geben Tönnen. Daber ift 
befjere Unterftügung unferes Seminars dringend nötig.” — 

Zöglinge: 1.8. — 5, 2. Kl. — 8, 3, Al.=9 und 4 Si. = 16, 
total = 38. — 

Stunbenzaphl: 1, Kl. = 42, 2. 8. = 42, 8. RI. = 42 und 4. Al. 
= 45 Stunden. — 

Mufitfäher, Turnen und Schwimmen und Vandwirtſchaft inbegriffen. — 

Das neue Schuljahr begann den 1. Mai. — 

Ale dritter erjhien bin der 51. Tericht vom Tehrerſeminar Niden- 
Bad bei Schwyz. 

Seminarbdireftion: 6 Herren, worunter zwei @eiftliche und ber 
Seminarbireltor von Amts wegen. 

Jügifhe Direltion: 6 Mitglieber, worunter Bunbesrichter Dr. 
Schmid und bifhöfl. Kanzler Dr. Nofer, nunmehr verftorben. — 

Behrperfonal: 7 Perfonen, worunter zwei Geiftliche. — 

Zöglinge: 1. Ri. 6, 2. Kl. 8, 3, 81. 11 und 4. Ki. 15, total 40. — 

Lehrbücher: 38 find beren 55 im Gebraud, — 

Stunbdenzahl: 1. Kl. 38, 2. Kl. 39, 3. RI. 44 und 4.81.41 Stunden. 


— 333 — 


Die Uebungsſchule zählte bei Beginn des Schuljahres in vier Klaſſen 
54 Kinder; durch Wohnungswechſel und Wegzug verblieben am Scluffe noch 
42. Die Edule erhielt in biefem Jahre eine neue, ben hygieniſchen An« 
forderungen entiprechende Beſtuhlung. An Anfhaffungen find zu nennen: Veſe— 
apparat von Stüffi und Herders Biblifhe Bilder. 

Die Zöglinge der 3. und 4. Seminarklaffe beſuchten die Uebungsſchule 
unter Leitung des Fachlehrers Taut Stundenplan wöchentlich zwei Stunden; bie- 
jenigen ber 4. Klafle vom Winterjemefter an, jeber je eine Woche. Dur Ber 
nußung eines zweiten Lehrzimmers konnten bie praftiihen Behrübungen bedeutend 
vermehrt werden. Hörten die Zöglinge anfänglih dem Unterrihte zu und 
merften fie fih Lehrgang und Methode in den einzelnen Unterrichts-Disziplinen, 
fo mußten fie fih jpäter felbft im praltiſchen Schulhalten betätigen. 

Das Orgelfpiel beim Seminargottesdienft (abwechjelnd Ehoralmefjen, 
Requiem und beutfche Mekgefänge, entiprehenb dem Diödzefanbireltorium) wurde 
von den befähigten Zöglingen ber Reihe nad beforgt. 

Dom Feldmeſſen ſagt der Bericht: „Allgemeines über Feldmeſſen. Die 
wichtigften fFeld-Amftrumente und deren Handhabung: FKreuzfcheibe, Winkel» 
trommel x. MUebungen im Winfelabfehen und »ablejen. Sirellieren. Das 
Polygonal» und das Koorbinaten-Syftem. Aufnahme und Kartieren eines Heim» 
weſens in Ridenbah; Berehnung des Flächeninhaltes.“ — 

Dauer des Schuljahres: 13. Mai bis 14. April. 22 Zöglinge 
gehörten dem Kanton Schwyz an. — 

Stipendien erteilte die Jütziſche Direktion 3220 r, an ſchwyzeriſche 
Kandidaten, 300 Fr. an die Uebungsſchule und 200 Fr. an die Vehrer-Alters- 
fafje. — 

Bon der bauliden Einrihtung bed Seminars leſen mir: 

„Dem Haufe felbft brachte da8 vergangene Jahr, dank der Opfermwilligleit 
ber ſchwyzeriſchen Behörden, eine hochwilllommene Verbefferung in ber Oekonomie: 
die Zentralheizung. Durch die Hallen und Räume des weißen Haufes am 
Mythenhang fluten nun die Strahlen einer gejurden, behaglihen Wärme Die 
wohltätige Einwirkung bdiefer Neuerung bat fih in einem trefflichen Zuftand ber 
gefundbeitlichen Verhältniſſe bereit? gezeigt. Den Behörden und allen, bie am 
Werke mitgewirkt, ſei hier der Dank ausgeſprochen.“ — 

Brüfung: 5 Zöglinge beftanden die ſchwyz. ‘Patentprüfung mit guten 
Erfolgen, 2 eroberten fih das ft. gall. Patent, einer das von Bajelland und 
einer das von Bug. — 

Antnüpfenbd jeien noch einige Worte dem Jahresbericht ber Ranfon, 
Sudnfiriefhule, des ſtädtiſchen Gumnaflums und der Sekundarſchule in 
Zug gewidmet, Es ging berfelbe ein mit bem Berichte bed „freien fath. Vehrer- 
feminars*. 

Laut dem Gefeg über Errihtung einer fantonalen Induſtrieſchale bat 
diefe den Zweck: Die Schüler teil zum unmittelbaren Eintritt ins praftifche 
Berufsleben, teild zum Beſuch höherer techniicher und faufmännifcher Vebran- 
ftalten vorzubereiten. Sie zählt 4'/ Jahreskurſe. Mit denfelben find bie fünf 
oberen Klaſſen bes ftäbtifchen Bymnafiums in engfter Verbindung, indem ber 
Unterriht an beiden WUnftalten, abgejehen von ben technifchen und merfantilen 
Fächern, von welden die Gymnafiaften difpenfiert find, gemeinfchaftlich erteilt 
wird, 

Setundarichule und Untergymnafium umfaffen zwei Yahresfurfe und find 
gleihfam der Unterbau ber Anduftriefchule und des Oberaymnafiums, Wenn 
auch die Inbuftrieichule kantonal ift, Selundarfchrie und Gymnafium unter ber 
ftäbtifchen Behörde ftehen, fo gehören doch beide Anftalten organiich zufammen 
und bilden ein Ganzes. Der Lehrplan der Inbuftrieichule und des Obergym⸗ 


— a 334 — 


nafiums fchließt fi enge an den ber Selundarſchule und bes Untergymnaſiums 
an, und einzelne Lehrer ber Sekundarſchule erteilen auch Unterriht an ben 
höheren Klaſſen. Nach Lehrplan und Organifation umfaßt alfo die ganze An- 
ftalt eine Gymmafial» und eine Real» (refp. Sefundar- und Induftrieſchul⸗) Ab» 
teilung von 6" Jahreskurſen. 

Mie die Gymmnafiaften von einzelnen (merfantilen und techniſchen) Fächern 
biipenfiert find, jo haben die Schüler, welche fich einem technifchen Berufe zu 
wibmen gebenten, mebrere dem künftigen Kaufmann nötige Facher nicht zu 
nehmen, wogegen Schüler, welde fih für ben Hanbeläftand vorbereiten, von ben 
vorwiegend technischen Fächern entlaftet find. — 

Aufiihtslommiffion ber Andbuftriefhule: 5 Perfonen, worunter 
zwei Geiſtliche. 

Profefioren ber Inbuftriefhule und bes Obergymnafiums: 
10, worunter ein @eiftlider. — 

Behrer der Selunbarjhule und bes Untergymnafiums: 6, 
worunter zwei Geiftlihe, — 

Schüler: Inbuftriefhule 54, Gymnafiun 23, Selunbarichule 48, Unter: 
aymnafium 15, total 102 Realſchüler und 38 Gymnafiaſten. — Aus beu 
Kanton Zug ftammen 71. — 

Maturität: Bon ben 10 Schülern ber 5. Klaſſe haben am Schluß 
bes Sommerfemefterd 9 die Maturitätsprüfung mit Eriolg beitanben. 

Die fogen. „Heine Maturitätspräfung“ (Eramen in Botanik, Zoologie 
und Geographie) wurde von 16 Schülern beitanden. 

Vehrerfonferenzen: Außer ben fantonalen Behrerfonferenzen (im 
Mat und November) fanden im Laufe bes Schuljahres 7 Speziallonferenzen bes 
Lehrer ⸗Kollegiums der AInduftriefchule und des Obergymnafiums ftatt, in welchen 
u. a, folgende Zraftanden zur Behandlung famen: 

1. NRefultat der Aufnahmöpräfungen, Aufnahme ober Abweiſung von 
Schülern. 
. Begutachtung von Difpensgefucen, 
. Erteilung von ESittennoten vor den Weihnachts, ben Dfter- und ben 
Sommerferien. 
. Beitimmung des Schulfpazierganges. 
. Beftimmung ber Promotionen, Sittennoten und Ehrenmeldbungen am 
Jahresſchluſſe. 
. Mitteilungen von Wünſchen ber Schulbehörden. 
. Disziplinar-Angelegenbeiten. 
. Wünfche bezüglich des Stundenplanes, des Budgets, des Schulprogramms 
und ber Jahresrechnung. 
9, Beratung der Turnvereinsd- Statuten. 

Wilſenſchaftliche Arbeit: Herr Johann Rieſer, Profeſſor, hat dem 
Jahresbericht eine hochintereſſante, 106 Seiten ſtarlke Arbeit beigegeben, betitelt 
„Geſchichte bes Reims in der dbeutichen Literatur“ Die eigenartige 
Arbeit hat einen ftreng fachlihen Charalter und zitiert 207 Autoren als 
„Quellen“, ift alfo in diefem erften Zeile eine Frucht langen Studiums, tiefen 
Ernites und ernften Vergleihens. Sie gliedert fih in folgende Kapitel: 

1. Begriff und Etymologie des Wortes Reim. 2, Porfie und Reim. 
3, Das erfte Auftreten des Endreimes. 4. Der Reim bei den Hafjifchen 
Völfern. 5, Der Reim bei den Römern. 6. Der Reim bei den Romanen, 
7. Otfrib und feine Schule. 8. Der Reim in der riftlich-lateinifchen Literatur. 

Der verehrte Autor, deſſen VBienenfleiz höchſte Anerlennung verdient, fagt 
im „Vorwort“ u. a.: 

„Wenn ich mir zum Vorwurfe gemadt habe, in vorliegender Arbeit zu 


be HE er Kö = co 80 


— 3 335 — 


fammeln, was in biftorifcher, äfthetifcher, linguiftifcher und pſychologiſcher Be⸗ 
trachtung des Reimes geſchrieben wurde, und wenn ich hiebei nur einige neue 
Gedanten und Gefichtspunfte ala Beitrag zur Geſchichte des Reimes hinzufüge, 
glaube ich, der Wiſſenſchaft auch einen Dienſt geleiſtet zu haben. Denn nicht 
bloß das Erfinden hat Wert, ſondern auch das Erfundene weiteren Kreiſen zu⸗ 
gänglich zu machen. Die Biene wird für den Honigliebenden gewiß ebenſo große 
Verdienſte haben, obwohl fie nur von Blume zu Blume fliegt und emfig fammelt, 
wie bie Blüte, die ben Neltar liefert. Und das Verdienſt be Baumeifters, ber 
dafür forgt, daß bie behauenen Steine zu einem einheitlichen, zwedmäßigen Bau 
aufammengefügt werben, und wenn er auch nichts weiter fein Eigentum nennen 
fann, als den Mörtel, ift gewiß jo großer Beadhtung wert, wie ber Stein- 
bredder im Bruce und der Steinmeß, der am Wege figt und die Quaberfteine 
bebaut.” — 

Diefer erfle Zeil bringt zur Darftellung ten Urfprung bes Meimes und 
ben Einfluß, den fremde Völker Hierin auf die beutfche Literatur ausübten. Ein 
fpäterer Jahresbericht mwirb behandeln bie Entwidelung und Anwendung bes 
Reimes in den verſchiedenen Dihtungsarten vom Mittelalter bis in bie neuelte 
Zeit. Unter hoher Anerlennung für bie fleißige Arbeit fei es uns geftattet, 
noh bie „Mefultate‘ mörtlih anzuführen, die Kerr Prof. Niefer aus dem 
erfien Zeile feiner Arbeit ertrahiert. Sie lauten alſo: 

„Die angeftellte Forſchung über den Urfprung des Reimes in der beutfchen 
Literatur bat mich zu folgenden Rejultaten geführt: 

1. Der Parallelisrus ift in allen europäifchen Sprachen zu Haufe. 

2. Er bat in vielen Fällen den natürlichen Reim zur unvermeiblichen 
Folge, dugegen bat ber fünftliche Reim die Einführung auf germaniſchem Boden 
nit dem Parallelismus zu verbanten, 

3. Die deutſche Sprade ift der Anwendung ber Fünftlihen Reime günftig, 
und ift e8 von Anbeginn gemeien. 

4. Der Reim bat ſich nicht aus der poetifchen Urform entwidelt. 

5. Der fünftliche Reim wurde aus dem Orient nach dem füdlichen Europa 
eingeführt; fand aber fchon bei den alten Klaflilern vereinzelt zielbemußte An« 
wendung. 

6. Als Anreim, Binnenreim und Kehrreim liegt er in der Sprache jedes 
Volles und ift natürliche Ausbrudsmweife, die oft künſtlich gefteigert wird. 

7. Die Anwendung bed natürlichen Reimes mit Fünftlerifchem Bewußtſein 
finden wir nicht nur in poetifchen Erzeugniffen, ſondern aud in ber Rebelunit 
aller Voͤller. 

8. Nicht alle Sprachen haben bie Anwendung beö Reimes in gleichem 
Grabe und gleicher Ausdrucksweiſe geftattet. 

9, Durch ein fünftlichese Metrum tritt der inhaltlihe Paralleliömus und 
ber natürliche Reim im der Regel zurüd. 

10. Ser Endreim in ber althochdeutſchen Sprade verftößt nicht gegen 
das Geſetz ber logiſchen Betonung, nicht gegen die Spracde, noch die Dichtungs— 
form. 

11. Er ift feine Notwendigkeit der Poefie, fann biefe aber verfchönern. 

12. In Deutihland ift ber Enbreim durch die Hymmendichter eingeführt 
worden, db. 5b. diefe haben burh ihre Werke den Anitoß zu den Enbreim« 
Dichtungen gegeben, 

13, Die Einführung gefchieht mit der Verbreitung des Ehriftentums, mit 
den chriftlihen Gebräuchen und religiöfen Gefängen im 4. Jahrhundert, in bie 
beutfche Literatur im 8. und 9, Jahrhundert. 

14. In den tonangebenden Klöſtern St. Gallen und {Fulda trat der Reim 
als Modeſprache auf und galt als elegante Redeweiſe. 


— 3 336 > 


15. Das Chriftentum Hat ber beutichen Literatur Vorteile gebracht; bie 
Nachahmungsſucht hat ben Deutichen genügt. 

16. Im Mittellatein treffen wir den Reim in allen Süb-, Weft-, unb 
Mitteländern Europas ix ben erften chriftlihen Jahrhunderten. Dagegen tritt 
er in der deutſchen Dichtung früher auf als in den mobernen, romaniſchen 
Spraden. 

17. Der raſche Erfolg der Verbreitung bed Meines ift den Klöftern und 
ihren Imititutionen, den authentiſchen Abjchriften, den römiſchen Singweiſen, 
der Noe Deane, fowie den Hof» und Klofter-Sängerfchulen zuzuſchreeiben. 

18, Das plöhliche Auftreten des künſtlichen Endreimes und das ebenfo 
raſche Verſchwinden der Alliteration erfolgte auf ein Machtgebot Ludwigs bes 
Frommen. 

Wir ſcheiden von den berührten kath. Anſtalten mit dem Bewußtſein, es 
wird latholiſcherſeits gearbeitet und fortſchrittlhich gearbeitet. Gebe Gott 
feinen Segen dazu, auf daß aus den Anftalten von Hitzkirch, Zug und Schwyz 
das fath. Volk bejcheidene, unentwegt fatholifche und zeitgemäß gebildere Lehrer 
erhalte. Es lebe und gebeibe der Geiit, der uns Lehrer in angetöntem Sinne 
gibt. Keine Wetterfahnen, keine Speichelleder und feine Hypolrit:n, tatholijd 
und gut bürgerlich fei daß Ziel unferer Lehrerbildung. Cl, Frei. 


— V — 


* tututen des Unterſtützungs-Yereines der Freiburgiſchen 
JLehrerſchaft. 


Artikel 1. Im Kanton Freiburg wird unter dem Namen „Unter- 
jtüßungsverein“ unter den Mitgliedern des Lehrkörperd der Primar- und 
Sekundarſchulen, gleihviel ob im Amte tätig oder penfioniert, ein Verein ge- 
gründet zur — Unterjtügung. Dieſer hat feinen Sitz in Freiburg 
und fit im Handelsregiſter eingetragen. 

‚„Art. 2. Der Verein hat den Bmwed, den Eranfen Mitgliedern eine 
tägliche Unteritübung und zu guniten der unmittelbaren Erben (Nachlommen und 
Eltern, ſowie der Ehefrau) eines veritorbenen Mitgliedes, nicht penfionierten 
Lehrers, eine einmalige Unterftügung, „Sterbegeld“ genannt, zu gewähren. 

h Unter feinen Umftänden kann dies Sterbegeld von Gläubigern gepfändet 
werben. 

Art. 3. Der Berein beiteht aus Aktiv- und Ehrenmitgfiedern. 

Art. 4. Aftivmitglieder können die Mitglieder der Freiburgiichen Lehrer- 
Ihaft werden, ſei e3, daß fie ji in Amtstätigkeit befinden oder nicht, welche, 
nachdem fie Ichriftlich bei dem Wereinsvoritande ihre Aufnahme in den Berein 
nachgeſucht haben, durch das Komitee aufgenommen werden. Jede Berion, 
welche ihre Aufnahme in den Verein verlangt, bezahlt ein Eintrittsgeld nad 
folgender Wlters-Stala: 


Alters⸗Skala: 

20 bis 25 Jahre 2 Ir. 
25 " 30 ” 4 " 

30 „35 „ 0 - 


„40 „ 8 

. Vom vierzigiten Altersjahre an kann fein Mitglied der Lehrerichaft feine 
Aufnahme in den Berein verlangen. Indeſſen wird diefe Verfügung erit acht 
Monate nah Gründung des obgenannten Verein? in Kraft treten. 

Urt. 5. Ehrenmitglieder find diejenigen Perſonen, welche durch ihre 

Gaben und jährlichen Beiträge zum Wohlitande des Vereines mithelfen. 
Als Ehrenmitglieder werden die Berfonen betrachtet, welche Durch eine 
einmalige Zahlung von wenigſtens 20 Franken zum Wohle des Vereines 
beigetragen haben. 


— 337 — 


Als Wohltäter des Vereins werden diejenigen Berfonen angeſehen, welche 
in ihrer lestwilligen Verfügung eine VBergabung zu gunften des Vereins gema t 


aben. 
Kit 6. Es From auf dem Bereine anzugehören: 
1. Diejenigen Altivmitglieder, welche ihre — während mehr als 
einem Sabre ohne triitige Gründe nicht bezahlt haben. 
ſacht ML nen Mitglieder, welche dem Vereine irgend einen Schaden ver- 
urja aben. 

3. Diejenigen Mitglieder, — aus dem Lehrkörper ausſcheiden, ohne 
eine —— zu beſitz 

. 7, Diejenigen Yttionnitgfieber, welche ihre Beiträge während mehr 
als ichs Monaten * entrichtet haben, verlieren das Recht auf die Vorteile 
des Vereins, es ſei denn, daß ſie ihr "Berhalten — einen triftigen Grund 
entichuldigen — — der Vorſtand zu entſcheiden hat. 

rt. 8. Verein re ih in: a. die Generalverfammlung ; b. den 
Verwaltungsrat F c. den Vereinsvorſtand. 

rt. 9. Die Generalverfammlung befteht aus Aktiv- und Ehrenmit- 
— dieſelbe wird jährlich wenigſtens einmal einberufen, am gleichen Tage 
wie der freiburgiſche Erziehungsvberein, um den Bericht über den Sg 
Stand bes Vereins entgegenzune men und um — fofern es nötig ericheint — 
die Neumahl der Mitglieder des Verwaltungsrates und des Vereinsvorftandes, 
jowie die Wahl der Erst ggg vorzunehmen. 

Art. 10. Der Verein wird dur einen Voritand verwaltet, welcher 
us Mitgliedern: einem Präfidenten, einem Sekretär und einem Kaflier 

eſteht. 

Art. 11. Die Generalverſammlung ernennt jedes Jahr einen Ver— 
waltungsrat, welcher die Oberaufſicht führt und im Einverſtändniſſe mit dem 
VBorftande die wichtigiten Entiheidungen fällt. Dieſer ne re tn rat iſt aus 

acht Aktivmitgliedern zuſammengeſeht, einem aus jedem S Diefe 
wählen unter fich einen Bräfidenten, einen Vizepräſidenten ee re 

Der Verwaltungsrat ernennt den DVereinsvoritand. Für den Verein 
zeichnet der Brälident —— mit dem Sekretär. 

if Urt. 12. Die Generalverfammlung ernennt jedes Jahr drei Rechnungs 
reviforen. 

Urt. 13. Der Sahresbeitrag iſt auf 12 Fr. reiigefeht, welcher halbjähr- 
ih vorauszubezahlen iſt. Dieler Beitrag wird durch einen Delegierten des 
Vereins eingezogen, welcher Mitglied des Verwaltungsrates ift und in diefem 
die ——— vertritt. 

14. Der Jahresbeitrag iſt dazu beſtimmt, ein Grundkapital zu 
bilden F — und darf keineswegs zur Bildung von „Sterbegeldern“ 
verwendet werden. 

Urt. 15. Jedes Vereinsmitglied, welches jein gene bezahlt bat 
und während mehr als fünf Tagen frank iſt, hat das Recht, von dem Tage 
an, auf welchen die ärztliche Bejceinigung lautet, auf eine tägliche Unter- 
Hüßung von 2 Fr. während höchitens 90 Tagen im Jahre. 

16. Die — für Srantheitsfäle find vierzehntägig 
oder monatlich zahlbor auf ärztliche —— J hin und ein ſchriftliches 
Zeugnis des eig Hug Kreid- Schuliniveltors enn der Vorſtand e3 für 
notwendig erachtet, kann er ein ärztliches Gutachten verlangen. 

Art. 17. Die chroniih erflärten Krankheiten geben Veranlaſſung zu 
einer einzigen Unterftügung von drei Monaten. Indeſſen kann der Vorſtand 
auf das Geſuch des Kranken und in Anbetracht des für joldhe Fälle vorge- 
jehenen Spezialfonds eine außerordentliche —— — gewähren. 

Art. 18. Die während eines bürgerlichen Jahres gewährten Unter— 
Hnbungen dürfen die Summe von 180 Fr, d. i. drei Monate nicht über- 

reiten 

Nrt 19. Die Gelder der Krankenkaſſe, welche nad) einem Jahresum— 
ſatze nicht verbraucht worden jind, werden durch einen Beſchiuß des Ver⸗ 
mwaltungsrates teils dem Spezialiond, teild dem Reſervefond der Krankenkaſſe 
zugewieſen. Diefe Fonds werden in Sparkaſſenheſten angelegt; die Zinſe 


— 338 o — 


werden zum —— gg > ber Krankenkaſſe darf nur 
angegriffen werden, wenn Krankenkaſſe nicht mehr die in Art. 15 vorge 
ſehenen Unterftüßungen zu leiften imitande ift. 

Urt. 20. Die Verwaltungsfoften werden aus den ———— der Ehren- 
—— gededt und — in Ermangelung folder — durch die Kaſſe ſelbſt, 
oder auch — infofern es die Generalverfammfung beichließt — durd die Binfen 
des a 

21. Jedesmal, wenn ein Mitglied der Lehrerichaft, welches ſich 
in Amtstätigteit — und Mitglied des Vereins iſt, geſtorben iſt, ziehen die 
Sammler, welche dazu beſtimmt ſind, die Jahresbeiträge einzuziehen, von den 
Vereiasmitgliedern einen a ken Beitrag von 1 Fir. ein. Diele je 
träge werden an den Vereinsvorſtand geſchickt, welcher ſie, nach Abzug der 
au * Einzug entſtandenen Koſten, den nächſten Erben als „Sterbegeld“ 
überſende 

Art. 22. Der Verwaltungsrat und der Vereinsvorſtand ſtellen ein 
Reglement auf betreffend den su: ug dieſer außerordentlichen Beiträge, um 
die Einzugskoſten auf das geringite Maß zu reduzieren. Dieſes Reglement be- 
mund auh genau die Beitbauer, welche zwiſchen dem Tobestage und ber 
—— bes „Sterbegeldes“ verſtreichen darf. 

Art. 23. Im Falle des Austrittes oder Ausſchluſſes werden keinerlei 
Eingabinngen zurüderftatiet. 

rt. 24. Die Vereindmitglieder find von ieber —— Berant- 
— "befreit, Die Verpflichtungen, welche von ereine übernommen 
werden, find einzig und allein durch das Vermögen Bihen garantiert. 

Die Veröffentlihungen des Vereines geichehen befonders in: 

J. Bulletin sdagogique. 

2. Rädagogiiche Blätter. 

3. Liberts von Freiburg. 

4, Freiburger Nachrichten. 

! urtenbieter. 

Art. 25. Der Verein kann fi nur, auflöien im pol ungenügenber 
Aktiva. Die Generalverfammlung, welche die Auflöfung bejchließt, darf nur 
befonder® für diefen Bwed einberufen werden. Sie ernennt ein Komitee, 
welches mit der Yiauidation betraut twird. 

Art. 26. Die vorftehenden Statuten treten in Kraft unter dem PVor- 
behalte der Genehmigung feitend der Erziehungd-Direftion am 1. Juni 1908. 
Sie können Ende des eriten Beitandjahres umgeändert werben. 


Freiburg, den 16. Januar 1908, 
Der VBerwaltungdrat: 


Der Seftretär: Der Präfident: 
B. Porlet. 3. Pberfon, Inſpektor. 
Der VBereinsvoritand: 
Der Sefretär: Der PBräfident: 
P. Deſſibvurg, Lehrer. 3. Barbey, Infpektor. 
Bumpr. 


Kathederblüte. Profeſſor ber Naturgefhihte: „Sie ſehen 
bier, meine Herren, ein jelten fchöne® Exemplar eines Gorillafchädele. Solde 
Schädel eriftieren in unferer Stabt nur zwei; den einen befigt dad Mufeum, 
ben andern babe ich.“ 

Aus einer luzernijhen Rekrutenſchule. Ein Rekrut (der aller 
bings bas Pulver nicht erfunden bat) jollte aus Nagers Fortbildungsbuch das 
Lefeftüd von ber Schweizergarde in Paris „Schweizertreue” leſen. Mit er» 
bobener Stimme ſprach er: „Schweizerftreue!* Schallendes Gelächter! 


— 339 — 


Aus Rantonen und NUusland. 


1. St. Gallen. O Schulturnen. Die Leſer der „Päd. Blätter“ er⸗ 
innern ſich, daß in unſerm Kanton infolge ber Verhandlungen ber kantonalen 
Behrerlonferenz von 1906, nad ber Ernennung einer lantonalen Schulturn» 
fommiflion und wegen ber Beltellung von Vertrauensmännern für die Turnſache 
in ben Spezialtonferenzen eine lebhafte Diskuſſion einfeßte, Die ganze Ange 
legenbeit ift nun in rubigeres Fahrwaſſer gelangt — und bewegt ſich doch. Die 
Aufftellung eines einheitliden Turnprogramms bewährte ſich entſchieden. Ent» 
bielt basjenige von 1907 nur Freiübungen und Spiele, jo ift das pro 1908 
durch Gerätübungen erweitert worden für foldhe, „die's haben und vermögen“ 
und im Interefje einer befjern finanziellen Unterftügung ber Lehrerturnfurfe. 
Die Nummern des Berzeichnifjes nötigen, die Zurnicule wiederum zur Hand zu 
nehmen. Für den fantonalen Inftruftionstag hatten fämtliche Spezialfonferenzen 
ihre Delegierten beſtellt. Im abgelaufenen Schuljahr haben 200 ft. gallifche 
Lehrer einen Inftrultiondfurs von 4 Tagen beftandın; wenn ber Zurnbetrieb 
auch an foldhen Orten auf die notwendige Höhe gebracht werben fol, wo das 
Programm nur zum Zeil oder gar nicht durchgearbeitet worben ift, dann müfjen 
nob 200 andere Zurnlehrer den „MWieberholungsturs“ wagen. Im Berichtsjahr 
ift eine neue Enquete über die Turngelegenbeiten aufgenommen worden. lm 
nicht Wergerni® zu erregen und böfes Beifpiel zu geben, feßen wir bie Zahlen 
nicht hieher, äußern aber den Wunſch, man möchte uns in dieſer Angelegenheit 
mit einer neuen Statiſtik verfchonen, biß ein entfchiedener Schritt zur Befferung 
getan worden ift. Der bat mehr Wert, als eine periobifche Konftatierung bes 
alten Elends. Die Zurnlommifjion hat einen durchaus zutreffenden Bericht mit 
praftifchen Vorjchlägen erftattet. Lebtere jeien kurz reproduziert: 1. Konſequente, 
aber fuccefiive Kompletierung der Zurngelegenheiten. 2. Verlegung ber Zurn« 
ftunden außer bie gewöhnliche Schulzeit und befondere Entihäbigung bafür an 
Schulen mit verfürzter Schulzeit. 3. Regelmäßige Turninfpeltion durch ben 
Bezirtsfchulret (da wäre man aber im Sommerfjemefter vor ben Herren nicht 
mebr fo fiber wie bisher!) 4. Fächeraustauſch! 5. Vollstümlicher, anregenber, 
nicht pebdantifher Zurnbetrieb! Allen Ueberforderungen, auch im Turnweſen, 
abhold, müflen wir erflären, dab bie vorgeichlagenen Mittel bei fonfequenter 
und allgemeiner Durchführung uns dahin bringen werben, zu leiften, was, 
ehrlich gefagt, möglich iſt — im Intereſſe ber Schüler und ber Lehrer. 

Don HH. Kanonifus Joh. Oeſch, Pfarrer in Ragaz, liegt eine bio» 
araphifc-biftoriihe Studie über ben ſel. Bifhof Dr. Auguftinus Egger 
in St. Gallen vor. Sie erihien als Feuilleton in der „Oſtſchweiz“ und ift zu 
beziehen in ber Buchbruderei der „Oſtſchweiz“ in St. Gallen. Sie ift Sr. 
Gnaden dem hochwürdigſten Herrn Dr. Ferdinandus Rüegg, bem würdigen Nach— 
folger bes verdienten Vorgängers, gewidmet. Die Studie umfaßt 186 Seiten 
und ift in 15 Kapitel gruppiert, 3. B. Elternhaus, Gymnafium, philofophifcher 
Kurs, Univerfität und Priefterfeminar, Profeffor und Präfelt, ber Pfarrer, der 
Schriftſteller, die bifchöfliche Wirkſamkeit ıc. ꝛc. Sehr wertvolle und aktuelle 
Kapitel find: Die fog. alt-fath, Bewegung in St. Ballen — Auguftinus Egger 
umd die Zagespolitit — Die Witterungen ber Seele — Die Sorge für einzelne 
Intereffen, Die ganze „Studie“ zeugt von großer Kenntnis des Lebensganges 
und bes geiftigen Werbeganges des Verewigten und gibt fich nicht felten in ver— 
blüffender Offenheit. Eine zeitgemäße und anregende Leltüre! — 

* Dezirt Wil. Vorlegten Sonntag find bie Schulgemeinden Nieder» 
belfenfhmwil und Zudenriet mit Gehaltserhöhungen in die Rinie gerüdt. Nur 
ben Dinimalgebalt bezahlt feine Gemeinde bes Bezirks ihren Lehrern mehr. 
Nachftehend geben wir eine Heine Statiftit über die Metto-TFirgebalte der männ- 


— 340 —— 


lichen Primarlehrergehalte. Vielleicht bietet fie Stoff zu Vergleichungen; 
die erſten Schulgemeinden in der Zuſammenſtellung aber mögen anderwärts zur 
Nacheiferung auſpornen. Ein ſpezielles Kränzchen verdienen die beiden Bauern« 
gemeinden Roßreute und Zudenriet. 


Wil Fr. 2400 im Marimum 
Roßreute „170 „ ® 
Zudenriet »: 100: 5 " 
Niederhelfenſchwil „1600 „ ; 
Niedermil „ 1600 „ " 
Niederbüren „1600 „ — 
Sonnental „ 1500 „ K 
Büberwangen „ 1500 „ . 
Lenggenwil „ 1500 „ e 
Zuzwil „ 1500 (bolzfrei) 
Oberbüren „ 1500 im Marimum 
Bronjähofen 1500 


2. Bug. * Es haben nun in allen Gemeinden bie Schulen wieder be» 
gonnen. Mit neuem Mut, mit feifcher Kraft find wohl fämtlihe Kollegen an 
ihre fchwierige Arbeit herangetreten. Die Sefundarlehrer freuen fi, daß ber 
b. Erziehungsrat ihrem Wunfche entſprochen bat und für einige Fächer neue, 
fortſchrittliche Lehrmittel obligatorifh erflärte, nämlih für die Geometrie bie 
ausgezeichneten Büchlein von Reallehrer Ebneter in St. Gallen und für bie 
Naturlehre bie Ausgabe B von U, Sattler. Wenn auch der Erfolg bes Unter 
richtes bauptiählih vom Lehrer abhängt, fo find die Lehrbücher dennoch nicht 
zu verachtende Hilfsmittel. Die h. Erziehungsbehörde habe Dank für ihr erg 
liches Entgegentommen! 

3. Appenzell A.Rh. An der Frühlingskonferenz bes „Evangel. Säut- 
vereins“ der Seltion Appenzell-St. Gallen fonnte mitgeteilt werten, „baß bie 
Zahl der Abonnenten bed „Evangel. Schulbl.“ von 21 auf 64 Prozent ber 
Seltionsmitglieder angewachſen fei”. Sektionen unferes Vereins, nehmt euch 
an biefem Eifer und dieſer Solidarität ein Beifpiel! — 

Die „Freie Schule* in Zürich I zählte im abgelaufenen Schuljahre 
78 Rnaben und 71 Mädchen an der Elementarihule, 81 Knaben und 62 
Mädchen an der Realabteilung und 92 Töchter an der Oberſchule. Pro Schüler 
12 Fr. Schulgeld. Ein anerkennenswerter Opferfinn! — 

4. Einfiedeln. Endlich ift auc der Bezirksſchulrat mit einer fonjervat. 
- Mehrheit beitellt. Es zählt derjelbe 25 Mitglieder, worunter 15 Konfervative. 
Es entſpricht dieje Belegung der fonfervativen Vollsmehrheit, die fi in wieber- 
holten Abftimmungen j.it 2 Jahren auf 3—400 bezifferte, Die Belegung ift 
eine voxrtrefflihe und läßt fortſchritthiche Arbeit erhoffen. — 

5. Graubünden. Die fathol. Studenten ber Kantonsschule waren bie 
eriten auf dem Plage, die dem neuen Bilhof Dr. Georg Schmid von Grüned 
einen SFadelzug nebit flottem Ständten darbrachten. Der hochwſt. Herr bantte 
gerührt für diefen Alt jugendlichen Taltes. — 

6. £nzern. Neues Schulgejeg. Der Regierungsrat unterbreitete dem 
Großen Rat eine Vorlage für ein neues Erziehungszeſetz, das weſentliche Aender- 
ungen enthält, Die biöherige obligatorishe Wiederholungsſchule wird zur 
Bürgerſchule, die von allen Primarſchülern, welche das 18, Vebensjahr zurüd« 
gelegt haben, zu bejuchen iſt. Die bisherige Wiederholungsichule wird fallen 
gelaffen. ferner find Klaſſen für Schwachbegabte, Anftalten für blinde Kinder 
und eine ſolche für verwahrlofte Stinder vorgeiehen. Die biöherige theologiſche 
Lehranftalt als Abteilung der Kantonsſchule joll in eine theologifche Fakultät 
umgewandelt werben. ferner ift auch die Errichtung eines GE” Technilums vorge 


— 341 — 


ſehen für die Ausbildung von Mechanikern, Klein- und Elektromonteuren. Der 
Entwurf fieht auch eine Alters und Invalidenfürforge vor, eine Witwen: und 
Waiſenkaſſe der Vollsſchullehrer und Invaliditätskaſſe für das Lehrperſonal ber 
fantonalen Anftalten. ferner ift vorgefehen Volkswahl der Vollsihullehrerfhaft. 
Man arbeitet zielbewußt auf dem Erz.-Departement in Vuzern. — 

7. Italien, Der „Oſſervatore Romano“ veröffentlicht einen Proteft ber 
trauen Noms gegen ben Beſchluß für bie Laienſchule, den ber italienifche fFrauen- 
fongreß gefabt hat. In dem Proteft heibt ed, das Votum bed Kongreſſes jei 
antichriſtlich, antipatriotifb, antipädagogifh. Alle katholiihen Frauen Italiens 
werben aufgefordert, fich gegen ben Beſchluß öffentlich auszufpreden, — 


— III — 


Literatur. 


1. £eben des bl. Aloyfins von Gonzaga, Patrons ber chriftlihen Jugend, 
Don Morig Meſchler, S.J. Mit drei Lichtdrudbildern. Mit Approbation 
bes hochw. Herrn Erzbiichofs von Freiburg. Neunte Auflage. 8° (XII u. 312) 
Freiburg 1908, Herderſche Verlagshandlung. Mi. 2.50, geb. in Leinwand mit 
Dedenprefiung Mt. 3.60, 

Zu den am meijten verehrten Heiligen der fatholifhen Kirche gehört auch 
ber hl. Aloyfius, ber Patron ber Jugend, insbeſondere der ftubierenden Jugend. 
Die meifterhafte Tarftellung, die P. Mefchler, geftügt auf die Alten der Heilig» 
ſprechung unb bie Briefe des Heiligen von deſſen Leben entwirft, hat das ihrige 
dazu beigetragen, der Jugend das leuchtende Vorbild nod näher zu bringen. 
Mit feinem piychologifhem Verftändnis ift das Lebensbild entworfen und hebt 
ſich von beim intereffanten Hintergrund landſchaftlicher Schilderung und ſorgſam 
gewählter, maßvoller Mitteilungen aus ber Zeit: und Kulturgefchichte leuchtend 
ab. Das Büchlein iſt ein vorzügliches Geſchenk für chriſtliche Jünglinge. Die 
Vertrautheit mit dem Leben dieſes „Engels im Fleiſche“ mwirb fie anfeuern, 
feinem herrlichen Beifpiel nachzueifern. H. 

2. An Gottes Hand. Grzählungen für Jugend und Voll. Bon 
Konrad Kümmel. Fünftes Bänden: Muttergottes-Erzähblungen. 
Fünfte Auflage. 12° (VI u. 322) Freiburg 1908, Herderſche Verlagshandlung. 
Me. 1,80, geb. in Halbleinwand Mit, 2.20. 

Konrad Kümmel ift ein Volks schriftiteller im wahren Sinne bes Wortes. 
Er weiß ben Leſer nicht nur zu fpannen und zu feileln, fondern ihn auch zu 
ergreifen und anzuregen, Erholung, Erbauung und Troſt für berbe Tage zu» 
glei bietend. Den Stoff für feine Erzählungen entnimmt er faft immer dem 
Beben, faft bei allen feinen Erzählungen bildet ein wirflihes Vorkommnis 
ben Kern, den er für feine Zmede mit bichterifcher Phantafie umfpinnt und aus» 
baut. Das gilt aud von feinen „Muttergottes-Erzählungen“, in denen er zeigt, 
wie Maria in allen möglichen Lagen bie Helferin der Chriften ift unb mie 
fegensreih ihre fromme Verehrung wirkt. Cine ferngefunde Geiftesnahrung, 
vorzüglich geeignet, die Erholungsftunden des Volkes mit reiner chriftlicher {Freude 
zu erfüllen und ſozial verföhnend zu wirfen. Die Stümmeljhen Schriften follten 
in feinem katholiſchen Haufe fehlen und in jeder katholiſchen Schul- und Wolfe» 
bibliothet womöglich mehrfah vorbanden fein. 

3, Der Ehorknade von Montferat von Dr. Ad. Fäh. Verlag Eberle & 
Rickenbach, Einſiedeln. 149 S, geb. 2 Fr. Die novelliftiichen Reifeerinnerungen 
eines mit offenen Augen und feiner Beobachtung reifenben Kunftfenners und 
Yugendfreundes bilden einen Abdruck aus der „Zukunft“, ber trefflihen Monats- 
schrift un'erer kath. IJünglingsvereine, Dieſe NReifeerinnerungen mit ihren etwa 
50 eigens geichaffenen reizenden Illuſtrationen machen den Leſer in anziehender 


4 342 — 


Form mit Katalonien in berziger Eigenheit vertraut. Ein finniges Büchlein, 
fein außgeftattet und packend gefchrieben! — 





5prechſaal. 


1. In Nr. 19, Seite 326, wird von einem Konferenzthema „Die per— 
mamente Shulausftellung und ihre Benügung durch unfere Schulen“ 
des Bezirks Hipfirh berichtet. Zweifelsohne ift hier die permamente Schulaus« 
ftellung in Luzern gemeint. Leider ift diefe in der Lehrerſchaſt noch viel zu 
wenig befannt. Wäre dies mehr der Fall, würde fie von den die Zeuchtenftadt 
befuchenden Lehrern mehr beſucht. Wir willen uns im Einverftändnis zahlreicher 
Kollegen, wenn wir ben betr. Referenten (Hrn. Joh. Lang in Ermenfee) bitten, 
feine Ausführungen in ben „Päd. Blättern” ericheinen zu laffen; event, lönnte 
ein eingehender Auszug aus bem Referate ben nämlichen Zweck erfüllen. M. 

2. Wir vermißten bis anhin eine Berichterftattung über die Delegierten. 
verfammlung bes fantonalen fi. galliichen Bebrervereins in Sargans 
in diefem Organ. — Auch in der fonfervativen Bezirköpreffe begegneten wir 
feinem einläßlihen Berihbt. Wir hoffen, das Verfäumte werbe nod RN: 
Die behandelten Traltanden find ja von größter Tragweite! 


Achtung! 


Die Reije-Legitimationsfarten können vom 16. Mai an 
gegen Einſendung von 1 Fr. oder gegen Nachnahme bei Hrn. Lehrer A. 
Aſchwanden in Zug bezogen werden. Außer den im Reijeführer er- 
wähnten Tar-Ermäßigungen werden die Legitimationskarten noch einige 
neue enthalten, die und erft letter Tage gewährt wurden. Der Reije- 
führer A 1 Fr. 25 CEts. ift ebenfalld beim obgenannten Hrn. Kollegen 
erhältlich. 

Bug, den 10. Mai 1908 H. Al. Keifer, Rektor. 














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. Herr Lehrer Pfändler in $t. Gallen schreibt darüber: 
’ „Jch bediene mich dieser Schrift, seit ich sie kenne, 
e / als Titelschrift in allen vorkommenden Arbeiten, und 
sie macht mir grosse Freude. Schon seit Jahren er- 
teile ich auch in derselben Unterricht. Meine Schüler 
pflegen dieselbe mit Vorliebe und kommen schneller 
zu einem befriedigenden Ziel als bei der gothischen, 
(! OF Fraktur- und Rundschrift. ....* Mögen recht viele 
Lehrer einen Versuch machen ; es wirdsie nicht gereuen!* 
Bestellungen beliebe man zu richten an den Verlag der Buchdruckerei 


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Freundliche Einladung 
an die Herren Lehrer! 


Herr 3. Huber, Lehrer an der Handelsschule des Kaufmännischen 
Vereins Basel, schreibt u. a.: 

. Es handelt sich nun darum, dass eine möglichst grosse Zahl 
warm empfindender Lehrer der Volksschule es verstehen, nicht bloss den 
Mechanismus, sondern den wahren Wert und Geist dieser Idealbuchhaltung 
für Wohlfahrt und Glück den Schülern beizubringen; denn aus der Be- 
geisterung für etwas Reales und Gutes folgt auch die gewissenhafte 
Durchführung. Ohne einen idealen Obergedanken empfindet der Mensch 
in jeder Arbeit und Bemühung nur eine ungenügende Befriedigung, welche 
schliesslich die mechanische Tätizkeit zur Qual werden lässt. — 

Im Vergleich zu andern teuren tHaushaltungsbüchern darf dieses 
praktische und schmucke Werk der Idealbuchhaltung für Haus- und Pri- 
vatwirtschaft billig genannt werden. 

Den Hauptwert lege ich auf das Bilanzbuch. Im Weitern lassen 
sich durch die Spezifizierung der Ausgaben eine Reihe von zeitlichen 
Vergleichen und Schlüssen ziehen über die Oekonomie des Haushaltes, — 

Diese neue Ausgabe der Idealbuchhaltung für Haus- und Privat- 
wirtschaft (VIl. Aufl, 28stes bis 40stes Tausend) kennen zu lernen, liegt, 
abgesehen von ihrer wahren Bedeutung für unsere Schulen, im eigensten 
Interesse eines jeden Lehrers und überhaupt eines jeden guten Haushalters. 


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Nach Balsthal folgt Olten. Haaſenſtein & Vogler zu enden. 


Dadagogilde 
Blätter. & 


Yereinigung des „Schweiger. Erziehnungsfrenndes“ und der „Yädag. onatsfi 


Organ des Dereins kathol. Zepter und Hchulmünner der 
und des ſchwehzeriſchen aatholiſthen Erziehungspereins. 


Einſiedeln, 22. Mai 1908. | Nr. 21 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiilion: 
2: Neltor Keller, 1 una lin. € ug, Bräfident; die HH. SeminarwDireltoren Jakob Brüninger 
denbacdh (Schwys), und rd * ns 1 Hifi, 8 * en, Müller, Gohau (St. Ga en 
um zchen“ 
— ind m — — ais den Ehef- nebatter —— richten, 
Infsrat-Aufträge aber an HH. Hanfenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint mw sntlidy einmal und koftet jährli x. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen gen en Eberle —A —— — Einfiedein. 





Sukel Aus ber Zeit — für bie Zeit. — Humor. — Aus dem Urner —— 


on im ee — Aus Kantonen und Ausland, — Literatur, — Inſerate. 





Der Föhn, 


Lehrübung mit Schülern aus den Oberklaffen (R., Lehrer in B., Nidw.) 


1. Bortrag des Lehrer. In unjern Urkantonen ift einer der hauptſäch⸗ 
lichften Winde der Föhn oder der fogenannte Südwind. Über feine Entſtehung 
berrfchen verfchiedene Anfichten. Durch Ungleichheit des Luftdrudes entfleht 
er im Süden, wahrſcheinlich in Afrika, zieht dann ald mächtiger Luftftrom 
in nördlicher Richtung bis zum Südabhang der Alpen, allwo fidh die 
Harf anprellende Zuftjäule ftaut, bis fie fidd zur Höhe der Alpentämme 
erſchwungen bat, um fi fodann gleich einem Wafjerfalle über deren 
Nordabhänge ind Tal zu fürzen. Der Höhn ift am keine Jahreszeit 
gebunden, jondern in fteter Abwechslung mit Nord, Weit: und Oftwind 
fommt er dad ganze Jahr vor. Im Frühlinge und Herbft namentlich 
tobt er mit ununterbrochener Wut oft acht Tage lang, nicht jelten zum 
großen Schaden der von ihm heimgefuchten Gegenden. Durch vorzeitiged 
und borfchnelles Entwideln der Blüten, durch Abreißen unreifer Früchte, 


— 346 — 


durch Entwurzeln der Bäume, durch Abdecken von Gebäulichkeiten, durch 
verurfachende Wirkungen bei Lawinenſtürzen ift er ein lieber nicht ge» 
jehener Gaft der Alpentäler, Und wehe einer Gegend, wenn fie in Zeit 
von Feueröbrünften von diejen mit großer Trödene begleitenden Orkan 
heimgefucht wird. Schauder erregende Szenen verwirklichen und die 
großen Gefahren des ſchon längft berüchtigten älteften Urners. Am 25. 
Olt. 1891 mwurde Meiringen im Berneroberlande bei rajendem yöhn- 
fturme ein Raub der Flammen, deögleichen Glarus am 10. und 11. 
Mai ded Jahres 1861, Altdorf im Jahre 1799 und jo viele andere, 


Bei den jedenfall3 überwiegenden Nachteilen des Föhns müfjen ihm 
nebftdem doch auch gemwifle Vorteile zuerlannt werden. Die während 
feiner Anweſenheit vor fich gehende Schneefchmelze ift infolge der von 
ihm bewirften warmen Temperatur eine jo hochgradige, daß der Föhn 
innerhalb 24 Stunden ebenfoviel Schnee wegſchmilzt, wie die natürliche 
Märme in 8— 14 Tagen. Bei den den Wirkungen des Föhnes ausgejegten 
Bergtälern ift daher die naheliegendfte Vermutung die, daß gerade infolge 
der ftarken Wirkſamkeit des Föhns die Firnen der ewig mit Schnee ge- 
frönten Berge viel weniger tief hinablangen und daß die Alpen früher 
befahrbar werden. Im Vergleich zu den andern Winden trägt der Föhn 
die mejentlichiten Merfmale an fi, bezüglich feiner Stärfe und Aus- 
dehnung. Anfänglich beobachtet man nur ein leiſes Wogen der Luft, 
bald fühlt man kalte Zugluft, und unter einer benachbarten Zuftjäule 
glaubt man fi wieder in geheiztem Zimmer. Er brauft durch Gebirg®- 
waldung daher, während fich im Tale fein Aft bewegt; er zupft zumeilen 
dad Laub von den Gipfeln hoher Bäume, während man ihn unten faum 
jpürt; er reißt dide Staubwolfen wirbelnd von den Straßen auf, wäh— 
rend ſich wenige hundert Schritte daneben kaum die zartefte Bewegung 
eines Grashalmes bemerkbar macht. Daher wird von den Fundigen 
Seefahrern ein gleihmäßig fortdauernder heftiger Wind für viel weniger 
gefährlich gehalten. Wenn der Föhn, was zwar feltener der Fall ift, 
im Winter über ſtark bejchneite Gebirge zu und hergezogen fommt, fu 
weht er die erften Etunden fehr kalt, nachher aber wird die Xemperatur 
milder, und es tritt warmes Tauwetter ein. 


2. Muftergültiges Borlefen des Lehrerd und abſchnittweiſes Nadh- 
lejen von Seite der Schüler. 
3. Erflärendes Abfragen. Was ift der Föhn? 


Der Föhn ift ein durch Trodenheit ausgezeichneter ſchwüler Wind. 
Er wirkt auf den Menſchen überreizend und erjchlaffend. 


Was für andere Winde gibt es noch? 


4 347 —— 


Mit dem Föhn mechjeln ab Weft-, Nordiweit- und Norbdoftwinde. 
Der Nord» und Norboftwind oder die Biſe herrfchen mehr im Winter 
und Frühling, ald zu andern Jahreszeiten. Der Nordoftwind oder die 
Bife weht befonder3 vom März bid in den Mai und ift auch unter dem 
Ausdrud Gregoriwind befannt. Der Oftwind bläft hier nur ganz leicht, 
jo vor Sonnenaufgang und nad Sonnenuntergang unter dem Namen 
Talwind, In Begleitiehaft des Weftwindes kommen gewiß neun Behntel 
der Sommergemitter. 

Was für Kantone find der Wirkung des Fohnes am meiften aud« 
gefeßt 7 

Die Alpenkantone. Zu den fogenannten Hochalpenfantonen ge— 
hören: Wallis, Bern, Uri, Glarus, Graubünden. und Teſſin. Zu den 
jogenannten Boralpenfantonen gehören: Waadt, Freiburg, Luzern, Zug, 
Schwyz, Unterwalden, Züri, St. Gallen, Appenzell. 

Mo entfteht der Föhn? 

Eine Annahme lautet im Süden, wahrjcheinlich in Afrifa. Wie 
überhaupt die Winde, jo verdankt er feine Entjtehung ebenfalld der lin» 
gleichheit des Luftdrude. Die Ungleichheit aber rührt von der un« 
gleihen Erwärmung der Atmosphäre (Luft) ber. Stärfer erwärmte Luft 
wird leichter. Die ftärfere Luft übt dann auf die leichtere Luft einen 
Drud aus. Dadurch entfteht eine Luftfirömung, die man Wind heißt. 

Melde Richtung fchlägt der Föhn ein? 

Der Föhn zieht fi von Süd nad Nord. Am Südfuße der Alpen 
ſtaut ſich der Luftſtrom an den im Wege ftehenden Gebirgen, bis er fich 
jelbft zu deren Höhe erfchtwungen Hat; nachher nimmt er in rajendem 
Laufe feine Abfahrt zu Tal, um fi nah und nad in den Ebenen 
Deutſchlands zu verlieren. 

Tritt der Föhn regelmäßig auf? 

Gr ift an feine Jahreszeit gebunden, jondern ein höchſt unregel- 
mäßig wiederkehrender mit Weit» und Nordwind abwechſelnder Luftzug. 

Wie lange kann er andauern ? 

Die Dauer ift höchft verfegiedenartig. Im Sommer und Winter 
ift er für gewöhnlich feltener und kurz, dagegen im Frühling und Herbft 
fann er von 8—10 Tagen andauern. 

Wie zeigt er fi in feinen Wirkungen ? 

Bezüglich feiner Wirkungen ift er ein mehr Schadenbringender, als 
heilbegleiteter Bote. (Vorſchnelles Treiben der Blüten, Abreißen der 
Knoſpen, Abdeden der Gebäude, übergroße Eiéſchmelzen mit ihren 
wafjerverheerenden folgen, große Feuersbrünſte. 

Wie ift der Föhn bezüglich feiner Stärke? 


— 348 — 


Er iſt ein ſtark ungleihmäßiger Luftzug, der auf einige hundert 
Meter Entfernung von feinen flärkften Durchzuge unter Umftänden kaum 
mehr bemerkt wird. 

Warum wird der Föhn mit einem Orkan verglichen ? 

Weil er, einmal auf den Berglämmen angelangt, mit rafenber 
Geſchwindigkeit fih ind Zal wirft. Allgemein unterfcheidet man nad 
der Stärke eines Windes a) Wind mit 3 m, b) Sturm mit 15 m, c) 
Orkan 40 m. Geſchwindigkeit in der Sekunde. 

Mas für Vorteile hat der Föhn? Wie macht ſich dad Herannahen 
des Föhnes bemerfbar ? 

Trüber Woltenflor am Himmel; gegen Süden dunfelblau, gegen 
Weſten ftark gerötet; Sonne bleih, glanzlod; Temperatur ſchwül, für 
der Menſchen erſchlaffend; leiſes Wogen der Luft; zeitlang kalte Bug« 
luft, dann warme Strömung; Mond vötlichen, trüben Hof; (Kranz) 
Sterne lebhaft funfeln. 

Wie wird, wenn der Föhn ausgebrochen, eventuellem Unglüde 
vorgebeugt ? 

Zwecks Berhinderung des Unglüds beftehen in föhngefährdeten 
Dörfern bejondere Verordnungen und Inftitutionen. So ift z. B. an 
Föhntagen das Einheizen in Badöfen und Waſchhüten, das Efjenfeuern 
in Schmiede und Schloßermwerfftätten bei ordentlich hohen Geldbußen 
verboten. Die Aufficht über das Einhalten diefer VBorfihtämaßregeln 
fteht einem eigend in der Gemeinde dafür beitellten Feuerrate und der 
ihm untertänigen Mannſchaft zu. 

Darum fällt in föhnigen Nächten fein Tau? 

Tau fällt nur in windftillen Karen Sommernädten. 

Mas verfteht man unter Tau? 

Der Tau ift wie Regen, Hagel, Wolfen, Nebel, Reif, Schnze ein 
fogenannter Niederfchlag. Er ift ein Niederſchlag von Waflertropfen an 
Gegenftänden unter freien Himmel, gewöhnlich” während windflillen, 
klaren Sommernächten. Derjelbe erjeßt in vielen warmen Gegenden den 
Regen. Es ift die Möglichkeit vorhanden, daß in gewiſſen Gegenden 
der Niederjchlag des Taues in einer Nacht gleich dem eines bis 3 mm 
hoben Regenfalles beträgt. 

Darum langen in einigen Bergtälern die Firnen weniger weit 
hinab, als in andern? 

Die Firnen langen vielleiht da oder dort weniger weit hinab, 
weil eben die einen Bergtäler den Wirkungen des Föhnes mehr auge 
jeßt find ald andere, daher an vielen Orten die Alpenftraßen früher be 
fahrbar werden ald an andern Orten. 


— 4 349 — 


Mad verfteht man unter Firnen? 

Firnen find gewaltige Maſſen erftareter Gewäſſer. Sie haben 
vielfach große Ausdehnungen, oftmals derartige, daß ftundenlange Alpen- 
täler davon angefüllt find. Firnen und Gletjcher find aber doch nicht ganz 
ein und dasſelbe. Firnen find jene zufammenhängenden Eid- und Schnee 
mafjen, welche troß aller Sonnenhige nicht zum Schmelzen gebracht 
werden können. Gletjcher ift mehr das durch Winterfälte gebildete, an 
die Firnen angrenzende Eis, daB durch die Sonnenhige wieder zum 
Schmelzen gebradt wird. 

Was geſchieht bei vielen Alpenübergängen, wo die natürliche 
Sonnenwärme gegenüber der Schneefchmelze zu ſchwach ift? 

An folden Orten muß der Schnee gebrochen werden. Für dabei 
entftehende Auslagen zur Fahrbarmachung der Alpenftraßen werden die 
Kantone vom Bund entfchädigt. 


4. Reproduktion. „Der Föhn“ ala Lejeftüd foll von den Schül- 
leın wiedergegeben und erzählt werden können. 


5. Berwertung. Unter andern Aufjäßen, die natürlicherweije nur 
unter gut borbereiteter Anleitung des Lehrers gegeben werden könnten, 
nenne idh: 

Welche Bedeutung bat der Föhn für die Urkantone? Der Föhn 
in feinen Wirkungen? Höhn im Vergleich zum Weftwind ? 


— tt —— 


Aus der Zeit — für die Zeit. 


1. Der religionslofe Schulunterriht in großfrei— 
jinniger Beleudtung. Es jchreibt das „Schweiz. Evangel. Schul- 
blatt“ aljo: 

Frankreich „erfreut“ fich befanntlich des religiondlofen Schulun» 
terrichtö in einem Maße, dab jogar die bloße Erwähnung ded Namens 
Gottes in den Schulen fireng verpönt if. Der Barifer Korrejpondent 
der „Neuen Zürcher Beitung* geht den Urjachen der fortjchreitenden 
Berwilderung der Jugend in frankreich nach und jchreibt: 

„Daß noch andere Urſachen in ftärkerem Maße mitwirken, ift frei« 
lich unbeftreitbar, und als die erfte darf wohl der im Bolköfchulunter- 
richt eingerifjiene Mangel an jeder fittlichen Erziehung bezeichnet werden. 
Die duch die Ferry'ſchen Schulgefeße eingeführte ‚Ronfefjiondlofigkeit‘ 
bat, gewiß wider den Wunſch und Willen ihres Urheberd, zur Ein» 
impfung des Religiondhafjes durch die Lehrerichaft in meitejten Kreifen 
geführt. Die Kleinen Bengel, die aus der Primarjchule fommen, wiſſen 


— 43 350 — 


nicht3 von Nietzſche, der eine Regel: ‚jenfeitd von Gut und Böfe‘ auf- 
geftellt Hat; aber fie Handeln ſchon darnach. Die antipatriotifhen und 
antimilitariftifchen Theorien Herves werden ihrem Berftändniffe durch 
Lehrer, die ſich für Volksaufklärer halten, nahe gebracht, und das 
Refultat läßt ich ziffermäßig nachweifen. Wo jetzt eine Diebsbande 
eingefangen wird, wo Raubmorde an mehrlojen Greifen und alten 
Frauen begangen werden, |pielen jugendliche Verbrecher immer die 
Hauptrolle, und wie ſehr der Webelftand auch im Heere fühlbar ift, 
legte der Kriegäminifter nach einem Aufjchrei in der Kammer dar, als 
von der äußerſten Linken her der Antrag geftellt wurde, auch die Dejer- 
teure zu amneflieren. Nie und nimmer! erllärte General Picquart. 
Dadurh würde nur die Zuchtlofigfeit aufgemuntert und des Anfehen 
der Vorgejegten no mehr erfhüttert. Hat ſich doch in drei Jahren 
die Zahl der Dejerteure und Meuterer verdoppelt. 1904 betrug fie 
7016, 1905 10,181, 1906 13,508 und 1907 14,067! Höchſt wahr: 
ſcheinlich wird man dabei nicht ftehen bleiben, dafür jorgt die Propa— 
genba, welche von der Kleinkinderjchule an bis in die Kajerne gemacht 
wird." 

Mangel an jeder „ſittlichen“ Erziehung! Die „Äittlie* Erziehung 
ftatt der religiöjfen follte ja eben der Fortfchritt fein! Gebt nur erft 
acht! Die Beftialität wird fich ganz herrlich offenbaren. 

2. Runftpilege oder Dentfaulheit? Zur heutigen Kunft- 
pflege in der Mufit und im Zeichnen ſpricht W. König in den „Blättern 
für die Schulprarid“. Nachdem der Verfafier den bildenden Wert eines 
richtigen Mufitbetriebes dargetan hat, fährt er fort: „Allgemeine Bildung 
jeßt ebenio fehr die Gediegenheit des äſthetiſchen Stoffe wie die ernfte 
Arbeit des Lernenden voraus. Damit komme ich auf dad unheimliche 
Geſchrei nach äfthetiichem Genuß. Genießen will man heutzutage. Man 
will fremde Sprachen lernen, aber durchaus feine Grammatik ftudieren; 
man will in freien Aufläßen fi ‚ausleben‘, aber man will den Geift 
nicht in firenge Selbftzudt nehmen; man will mufilalifch ſich ‚anregen‘ 
lafjen, man will ſich aber richt mit Tonleitern plagen. Man läßt fi 
von andern füttern, ohne das Futter jelbft verdient zu haben, ja ohne 
ed ſchließlich nur zu verdauen. Die Zahl der Kunſtſchwätzer hat fi 
bedenflih vermehrt. Demgegenüber müſſen mwir uns ängftlich an die 
Wahrheit Kammern: daß aller äſthetiſche Genuß, der nicht durd 
ernfte Arbeit erfauft ift, der fittlihden Berechtigung ent« 
behrt, weil er den Menjhen verweidhlidt. Wir brauchen 
Männer, die da8 Arbeiten gelernt haben, Männer, die das teure Erbe 
der Vorzeit zu bewahren wiſſen, die im heißen Ringen der harten Gegen» 
wart obenauf bleiben — nicht ſchwächliche Neftheten mit fehönen Fra» 
watten und langen Haaren. Was gelernt wird, muß ordentlid 
gelernt werden. Recht, oder gar nicht!“ 

REEL LLC ZZ N LE N NSS SE SE SS 2000202020000 0000 EEE EEE EEE EEE 

Nur praktiſch. Gymnafialprofefier: „Schmidt, feßen Sie fih bo in 
bie zweitlegte Bank vor! Denn in biefer figen nur bdreie, in ber legten dagegen 
bier !* 

Richtig. Lehrer: „Nennen Sie mir ein geflügeltes Wort von Schiller.“ 

Schüler: „Die Kraniche des Ibylus. 


— 351 — 


Aus dem Urner Schulberichte. 


a. Dis oblig. Sortbildungsſchule. Die obligatoriſche Fortbildungsſchule 
umfaßte die Jahrgänge 1888 mit 125, 1889 mit 116 und 1890 mit 132 
Schülern. Die 40 Stunden, welche für alle drei Jahrgänge vorgeſchrieben find, 
wurden überall eingehalten, an mehreren Orten wurde ein WMebreres getan. 
Letzteres batte feinen Grund vorzüglich darin, daß ber Lehrer den Schülern Ge- 
legenbeit bieten wollte, etwa vorgefommene Abſenzen auszumerzen. — Der 
awanzigftünbige Kurs, welcher nad ber neuen Schulorbnung für die zur Aus» 
bebung kommenden Fortbildungsſchüler abzuhalten iſt, wurde an einigen Orten 
nicht ganz durchgeführt. Es ift zu erwarten, daß in Zukunft der Verordnung 
nachgelebt werde. 

Der Schulbefuhb war an ben meiften Orten ein fleibiger, während er 
anderswo bedeutend zu wünſchen übrig ließ. Infolge mangelhafter Berichte läßt 
fid, bie Zahl der DVerfäumniffe nicht genau feftftellen., Die zur Verfügung 
ftehenden Zahlen zeigen aber, daß da Und dort mehr auf regelmäßigen Scul« 
befuch gehalten werden muß. Die 373 Schüler haben, ſoweit erfihtlih, 953 
Stunden gefehlt und zwar 345 Stunden unentjichuldigt. Diefe Abfenzen ver- 
teilen ſich, wie bemerkt, auf die einzelnen Schulen fehr ungleich. 

Die Fortbildungsſchüler find in einem Alter, wo fie von felber die Not« 
mwenbdigfeit guter Schulfenntniffe einjehen follten. Bei vielen ift diefe Cinficht 
vorhanden, bei andern nicht. Dementfprechend ift der {Fleiß und ber Erfolg ber 
Säule. Alljährlich geben eine zu große Zahl Forbildungsichüler mit fhlechten 
Noten aus den päbagogiihen Prüfungen hervor. Die Prüfungen find Teines« 
wegs ber nächte und höchſte Zweck ber Fortbildungsſchule, fonbern fie jollen „nebft 
bem allgemeinen Erziehungs und Bildungszmwed die für jedermann notwendigen 
Schullenntniſſe wiederholen, üben und ermweitern, damit dem praftifchen Leben 
bienen und inbirelt aud für die WRefrutenprüfungen vorbereiten.” Demnach 
follen bie Lehrer bie Fortbildungsſchule fürs Leben nußbringendb machen, 

Das Betragen ber Fortbildungsſchüler ſcheint, nad ben Berichten zu 
urteilen, nicht Anlaß zu ernften Klagen gegeben zu haben, war gegenteils an 
einigen Orten ſehr gut. 

b, Die Schulräte. Das gefamte Gemeindeſchulweſen ift der unmittelbaren 
Auffiht der Schulräte unterftellt. Sie haben vorab über bie Pflichterfüllung 
bes Lehrperſonals zu wachen, aber demjelben auch zu dieſer Pflihterfüllung hilf 
reiche Hand zu bieten und befonders auf regelmäßigen Schulbejuh der Kinder 
zu dringen, Was nım Letzteres anbetrifft, will es uns fcheinen, wandeln nicht 
alle Schulräte bie richtigen Wege. Man halte ſich an die Beftimmungen ber 
en andernfalls ſchafft man fi jelber Schwierigkeiten und ſchädigt 
bie Schule, 

Daß Schulrat und Bebrerfhaft miteinander Hanb in 
Hand geben müflen, wenn Mnterricht und Erziehung gebeihen follen, braudt 
nicht exrft bewiefen zu werben. Daher muß der Schulrat der Lehrerichaft Vertrauen 
entgegenbringen, bie Lehrerfchaft aber muß im Schulrat ihre Oberbehörbe aner« 
fennen. Ber Schulrat darf berechtigten Klagen und Bebürfniffen ber Lehrer— 
Schaft die Ohren nicht verfchließen, was nur lähmend und entmutigend auf dieſe 
mwirfen müßte, aber auch die Lehrerſchaft hat billigerweife auf die gegebenen 
Verhältniffe, die oft flärker find ala der Wille, Rüdficht zu nehmen, 

Einer gebeihlihen Wirkfamfeit bes Echulrates für bie Schule ebnet bie 
dftere Schulvifit: wohl am beiten ben Weg. Dieje hat, in richtiaer Weije 
aufgefaßt und ausgeführt, eine weitgehende Bedeutung für Kinder unb Vehrer 
und ift überdies eine Ehrenpflicht ber Schulräte. Verlangt der Schulrat, daß 
Lehrer und Kinder ihre Pflichten erfüllen, fo ift eö gegeben, daß er jelber 


— 3532 — 


mit dem Beiſpiel treuer Pflihterfüllung vorangehen muß, und 
eine biefer Pflichten heißt: Der Schulrat „vifitiert mwenigftens viermal per Jahr 
die fämtlichen Schulabteilungen“. 

Eine weitere Rüdfiht, melde der Schulrat ber Lehrerſchaft gegenüber 
walten lafjen muß, ift die regelmäßige und rehtzeitige Auszahl— 
ung der Gehalte. Der Arbeiter, auch ber auf dem befchmerlichen Gebiete 
bed Unterrichtes und ber Erziehung, ift feines Lohnes wert, befonders wenn biefer 
ohnehin fein ſehr großer ift. 

c. Die finanziellen Seiftungen an das Holksfchulwefen, Nachdem wir 
uns einen Weberblid über unfer Schulweien zu verihaffen geſucht, erübrigt 
noch, die Opfer zu nennen, welche im Berichtsjahr: 1906—07 für dasſelbe ge 
bradt worden. Diefelben flofjen aus vier Quellen zufammen. Die Gemeinben, 
ber Kanton und ber Bund haben für bie finanziellen Bedürfniffe der Schule 
aufzulommen ; edler MWopltätigkeitsfinn bat eine vierte Duelle eröffnet in bem 
Mubeim’ihen Primarihulfond für die Gemeinden der Korporation Uri. — Im 
Einzelnen verteilen fi die Zeiftungen folgendermaßen: 


a) Leiftungen ber Gemeinden Tr. 52 278 
b) Beiträge des Kantons „ 22264 
c) Aus dem Mubeim’fchen Primarſchulfond „4100 
d) Bunbesbeitrag » 7880 


Total Fr. 86532 


Die Beiträge der Gemeinden ftellen fih in Wirklichkeit höher, weil einige 
berfelben Berjchiedenes nit in Nehnung bringen, was berüdfichtigt werden 
müßte, Die Beiträge bes Kantons betreffend, enthalten diefelben nicht die Sub- 
ventionen an die Schulhausbauten im Betrage von 15—25 % ter Baufojten 
(Banbesgemeindebeichlng vom 4. Mai 1902 und Ausführungsbeftiimmung vom 
26, März 1903). Diefelben find aus den Amtsrechnungen erfichtlich. 

Der Reft der Bundesfubvention wurde nad Landratsbeſchluß in der Weile 
verwendet, dab 25 % an Schulhausbauten und 25 % an bie Kehrer-, Alters- 
und Verſorgungskaſſe übermwiefen werden. 

Schulſuppen beftehen bisher in Altdorf, Bürglen, Erſtfeld, Flüelen, 
Iſental, Schattdorf, Spiringen, Unterſchächen und Meien. Die Errichtung einer 
ſolchen Anſtalt in Briflen ſteht in naher Ausſicht. 

Mancherorts waren wieder wohltätige Hände tätig, armen Kindern ſchöne 
ChHriftbaumbeicherungen zu bereiten und dadurch Leib und Eeele der Armen zu 
erwärmen. 

Wir erwähnen noch bie Schulfonde der Gemeinden nad ben Berichten 
ber Schulräte. 


Altdorf Fr. 18399 Iſental Fr. 7390 
Andermatt 10000 Realp 6369 
Attinghauſen 3200 Schattdorf 18500 
Bauen „ 5000 Seeborf feine Angabe. 

Bürglen „ 12298 Seelißberg Fr. 26446 
Erſtfeld „ 10129 Silenen „5105 
Fluͤelen B83125 Sifikon 483893 
Böfihenen „ 5184 Spiringen .„ 7288 
@urtnellen „ 10329 Unterſchaͤchen 34989 
Hoſpental „ 10000 Waſſen „ 8300. 


— — — 


— 4 353 — 


Religion im Rechenunterricht. 


Wenn ed überhaupt disparate Dinge im geiftigen Leben des 
Menſchen gibt, ſo ficher diefe beiden: Die mathematiſche Dedultion mit 
ihrem böchften für Menjchen erreichbaren Grade von Abfolutheit in er- 
fenntnismäffiger Gewißheit auf der einen Seite, und auf der andern das 
religiöfe Erleben mit feiner an Macht unvergleichlichen gefühldmäßigen 
Gewißheit. Aber wir modernen Pädagogen haben nun einmal als erftes 
der Dogmen auf unfere Fahnen gefchrieben: Die Kindesjeele ift ein 
Oiganismus! und haben allem Dogma mit fauberen Kategorien ein für 
allemal abgejhmworen. So bringen wir denn gelegentlich das Kunſtſtück 
fertig, jogar Disparates mit einander zu verquiden. 


Bei meinen Siebenjährigen war's. Wir rechnen tapfer bis hun— 
dert: der Lehrplan will's ſo. Der Xebendigfte von den Kleinen läuft 
einen Schritt übers Ziel hinaus und rechnet an unſrer Reihe friich- 
fröhlich ftatt bis 91 bis 101. Es entfteht eine eine Paufe. — Einer 
von den Befinnliden: „Ya, aber wie ift denn das? Da geht’3 wohl 
wieder von vorn los hinter der Hundert?" Ich antworte, und es be 
ginnt ein fleined Zwiegeſpräch, in das fi für ein Weilchen jogar die 
ganze Schar mit erregter Debatte eindrängt (demn mit der Disziplin 
baben’3 befanntlich wir Modernen völlig verdorben). Schnell ift ge- 
funden, wie das weitergeht, bi® zwei Hunderte voll find, und wie’3 dann 
immer wieder don vorn angeht mit einer neuen &ind; ja, ein Weber- 
geicheiter hat fogar gewußt, daß man zehn Hunderte taufend nennt. 
Drei Minuten mag’3 gedauert haben, und wir wollen eben den ver- 
lorenen Faden wieder aufnehmen, da fommt der Fleine Grübler wieder: 
„Sa, aber dann?" „Dann kommt noch eine Taufend, und wenn die 
ganze, ganze Zaufend auch vorbei it, dann kommt wieder eine und dann 
noch eine uſw.“ „Aber — endlih muß ed doch mal aufhören!!“ Hier- 
auf energifcher Widerſpruch aus der Mitte der andern: „Nein, das 
fann nicht fein; denn dann ınuß doch wieder was fommen!“ Prompt 
ift die Antwort da: „Ya, aber dad kann man fi doch gar nicht den« 
fen! — Das ift doch zu komiſch: Da kann man fi) nicht denken, daß 
ed aufhört und auch nicht, daß es immer weitergeht!" — Hier befomme 
ich wieder die Leitung des Gefprächd, und wir haben bald heraus, daß 
ed eigentlich mit der Zeit ganz genau ebenfo ift, und auch mit dem 
„Pla“ da ganz oben, über ten Sternen. Die Kleinen figen ratlos ba, 
der und jener ganz verloren an dad Problem. Und für den Augenblid 
ift die Ahnung eines Höchften unter uns, indem wir bedenken: So wie 
und, gebt e3 allen Menfchen, auch den allerflügften: Auch nicht einer 





— 354 — 


von und Menſchen allen kann es recht begreifen, daB es mit dem „Platz“ 
zum Beifpiel nie und nie ein Ende nimmt, und ebenfo mit der Zeit 
und mit den Zahlen, unjer Geift ift zu ſchwach und verfteht das Un— 
endliche nicht. 

Gewiß: raſch genug ift das Grübeln vergeffen. Wber auch das 
andere ift gewiß: In den Tiefen des Unbewußten wirkt jchaffend weiter, 
was in ſolchen Minuten lebendig geworden ift. Ich gebe zu: ed mögen 
wenige unter den Kindern fein, bei demen wirklich etwas lebendig ge= 
worden ift. Ich gebe auch zu, daß man ftreiten fann, in welchem Alter 
die Kinder im allgemeinen für derlei empfänglic) werden, Aber darauf 
und auf Aehnliches kommt bier nicht8 an. Hier kommt auch darauf 
nichts an, daß die Sache an fich weder etwas jo gar Modernes noch 
eiwas jo gar Unerhörtes ift. 

Sondern nur eins foll uns hier wieder einmal zum Bewußtſein 
fommen: Wenn wir überhaupt Menfchen wollen, deren Welt fi nicht 
mit dem erjchöpft, was irgendwie mit dem Magen oder mit dem Gelde 
zu tun hal, dann muß uns jede &elegenbeit willlommen fein, da& Be- 
mwußtjein von derlei Dingen zu jtärken. Die heutigen Berhältuiffe ent- 
möhnen allzu viele des eigenen Denkens: Die hochentwickelte Technik des 
geifligen Verkehrs macht es jo leicht, fremdes Urteil nachzureden und 
vergrößert ganz allgemein jo jehr den Abftand zwiſchen den Menſchen 
und den Dingen, daß die leeren Worte erjchredend oft an die Stelle 
des eigenen Erlebens treten. Wo aber die lebendige Wertung der Dinge 
ſchwach ift, kann die Ehrfurdt vor Höchſtem (dad Wort durchaus nicht 
aufs Religidfe allein angewendet) nicht gedeihen, und ftatt daß ein — 
irgendwie gearteter — wurzelftarfer Glaube wächſt, wuchert der Aber: 
glaube aller Art. Robert Henfeling im „KRunftwart“ 1907, 6. 


—— — 


Bus Rantonen und NRusland. 


1. £ujern. Großwangen. Mittwoch ben 18. Mai verſammelte ſich 
im Gaſthaus zum Ochſen in Großwangen die Bezirkslonferenz Ruswyl. Unter 
der tüchtigen Leitung des hochw. Herrn Pfarrer Brügger von da wiclelten fich 
folgende Zraftunden mit drauffolgender wohlbenützter Diskufſſion ab. 

1. Lehrübung aus dem Geographieunterrichte, Über unterrichtliche Behand- 
lung be8 Kantons Unterwalden nach den formalen Stufen, vorgeführt von Lehrer 
Amrein, Sigerswyl. 

2, Die permamente Schulausftellung in Luzern und ihre Benügung. In 
dieſes Referat teilten fich zwei Lehrlräfte, Rüttimann, Rüediswyl und Fiſcher 
Großmwangen. 

Die Lehröbung rief einer bewegten Diskuffion, in welcher, was bie Be— 
urteilung diefer Lehrprobe betrifft, diesmal eine Lehrerin das Nichtige getroffen. 


— 35 — 


Daneben wurde noch manch erprobtes Wort über Erteilung dieſes Faches über ⸗ 
haupt geſprochen. 

Die Permamente wurde uns in ihren Gründern, ihrer Entſtehung und 
einer praltiſchen Art ihrer Benützung vorgeführt. Auch zirkulierten einige em» 
pfeblenswerte VBeranfhaulikungsmittel für Religion, Geſchichte, Zeichnen, obige 
Erdrterungen in praftifcher Weife ergänzend. Der Beichluß, ber Permamenten 
anläßli der nächſten Konferenz einen Beſuch abzuftatten, mag wohl ala erfte 
Frucht diefer beifällig aufgenommenen Ausjührungen betrachtet werben. 

Der gemütliche Zeil unferer Konferenz war recht belebt und zeigte, daß 
berfelbe in Geſang und Mufif recht tüchtige Kräfte befitzt. 

Der Erziehungsrat fandbte an die Herren Bezirls⸗Inſpeltoren ein Eremplar 
ber Bibliotheka Padagogica, 19. Yahrg. 1908, ald das zur Zeit vollftänbigfte 
Derzeichnis der Lehrmittel für höhere, mittlere und Elementarfhulen. Es bleibt 
basfelbe Eigentum ber Bezirfölonferenzen und fol unter ber Lehrerſchaft in Um⸗ 
lauf gejegt werden. Eine praltifche Anordnung! 

Lehrer und Lehrerinnen des Kantons, bie fich behufs Beſuch von Ferien⸗ 
furfen, Zurnfurfen ubgl. um ein Stipendium zu bewerben beabfichtigen, können 
fih bi® 15. Juni bei der Erziebungsfanzlei melden. 

Die Refultate von Frühjahrsprüfungen für Lehrer und Behrerinnen lau« 
ten alfo: Note 1 = 2 Lehrer, 3 Lehrerinnen; Note 2=21 Behrer, 23 Lehrer» 
innen; Note 3= 10 Lehrer, 0 Lehrerinnen. 

Zum Bezirlö-Inipeltor Hergiswyl ⸗Menznau ift Seh.Lehrer A. Meyer in 
Ettismyl ernannt. 

1908 find 8 Schulen neu errichtet. Lehrerwahlen fanben 50 ftatt, wo» 
runter 11 Lebrerinnen. 

Zum Inſpeltor des Kreifes Altishofen wurde hochw. Herr Pfarrer Dr. 
Sager in Schötz gewählt. Eine befte Wahl für Lehrer und Schule! 

* Daß Total der Mehbrausgaben, melde das in legter Nummer an« 
gebeutete Schulgefeg gegenüber bem beilehenden mit fich bringen wird, ift auf 
262,500 Tr. berechnet, das Gefamtbubget pro 1908 für das Erziehungsweien 
(ertiufive 150,000 Tr. Teuerungszulage) auf 1,011,065 Fr. oder 30,6 % bes 
gelamten Staatsbudgets. 

Aus all diefen Reorganifationen ſpricht beutlih das fichtliche Beſtreben, 
das Erziehungsweſen ſowohl fpeziell in ſozialer Hinficht, wie in der Sorge 
für die Lehrerſchaft in moderner Weiſe audzugeftalten. Man darf 
dem fonfervativen Regime in Luzern biezu von Herzen gratulieren! 

2. Ht. Gallen. Behrermwahlen. Lehramtstandidat Ammann in 
Gähmwil wird an die Mittelfchule in Gommiswald gewählt, 

Lehrer Emil Böſch in evang, Wildhaus kommt nah Baden» 
Straubenzell. 

Telegiertenverjammlung bes kant. Lehrervereins in Sar- 
gans, den 29. April. Aus NRüdfiht auf die am 27. und 28, April in Zug 
tagende Delegiertenverfammlung bes Vereins kath. Lehrer und Schulmänner hatte 
die Kommiffion von dem üblichen legten Dlontog im April als Berfammlungs- 
tag Umgang genommen; bie Zagung war ins Schloß Sargans verlegt worden, 
um ber LBehrerichaft der ſüdlichen Bezirke Gelegenheit zu geben, einer Delegierten: 
verfammlung beizumohnen. Der Ritterfaal des Schlofjes war von Delegierten 
und Gäften gefüllt. Präfident Heer, Rorſchach, gedachte in feinem Eröffnungs- 
mwort des guten Berlaufes des fant. Lehrertages in Rorſchach, der zahlreichen 
Lehrergehaltserhöhungen bes legten Schuljahres und ermunterte bie Lehrer, auch 
für Nebenämter eine angemefjene Befolbung zu verlangen; er hatte dabei nicht 
bloß bie ungenügend belöhnten Organiftenitellen, fondern auch die Direktion weltlicher 
Gefangvereine und fo mandes andere im Auge, was man dem Lehrer neiblos 


— 4 356 — 


und foftenlos als felbftverftändliche Nebenbefchäftigung zumutet. Herr Guler, 
Rapperswil, bot in feinem Reviforenbericht ein von Wärme getragenes Bilb ber 
Dereinstätigkeit, offen hinweiſend auf die forrefte Richtung und Begrenzung ber 
Pflichten und Rechte der Mitglieber und der Kommiſſion. Daß die Kaſſe auf 
dem Nullpunlt anfommen muäte, fann jeder begreifen, ber bedenkt, was pro 
1907 an BDrudtoften und Reifeentihäbigungen zu leiften war. Der Stants- 
beitrag belief fi fo ungefähr auf die Hälfte bes urſprünglich in Ausficht ge- 
— Betrages — ber Butgetpoſten „Lehrerlonferenzen“ bot feinen Reſt mit 
r. 259. —. 

Lehrer Hilber, Wyl referierte über die Gründung einer ſt. galliſchen 
Hülfskafſſe für Lehrer, Lehrerinnen, Lehrerwitwen und ⸗Waiſen. Das Thema an 
ſich war nicht neu, ſondern ſchon an der Delegiertenverſammlung in Rorſchach 
behandelt worden. Sämtliche Seltionen hatten es beraten und waren wohl auch von 
ibren Delegierten über bie bezüglicen Verhandlungen orientiert worden. 13 
Bezirlslonferenzen hatten dem Projekt einer Hülfslaſſe zugeftimmt, etwa ebenfo- 
viele dasjenige einer Darlehenslafje abgelehnt. Der Referent löſte mit Glück 
die Aufgabe, aus den Protofollen ber Sektionsberbtungen bie gemeinfamen been 
abzufhöpfen, widerſprechende Anfichten zu verföhnen, den Etatutenentwurf von 
6 Artikeln zu erläutern und für bie ganze Angelegenheit ber Hülfsbebürftigen 
eine gute Stimmung zu weden. Das ift ihm vollftändig gelungen, inbem er 
vor allem die Ehre und periönliche Würde bes Empfangenben intaft erhalten 
wollte dadurd, daß biefer in feinen befjern Tagen durch Erfüllung ber Beitragd« 
pflicht einen Aniprud auf die Wohltat der feparat verwalteten Kaſſa erwerben 
ſoll; fodann ſell die Hülfskaffe mit ihrem Fonde ein Band des Zufammenhaltes 
unb ein weiterer Beweis guter Wirlfamfeit bes !antonalen Lehrervereins werben. 
Mögen 2 Fr. Yahreöbeitrag für dieſen Spezialzweck auf ben erften Blid hoc 
erfcheinen, fo find fie e8 tatjählih nidt im Hinblid auf den Zweck und im 
Gedanken an jo mande Ausgabe für entjchieden fernerliegente Aufgaben. Es 
erhob fich gegen ben Statutenentwurf feine Oppofition, bagegen wurden Bebenten 
geäußert gegen bie Höhe des Jahresbeitrages. Und ein Mißverftänbnis über 
einen Paſſus im Referat, betreffend bie rechtlihe Stellung ber an bie Vehrer- 
MWitwen- und Waiſenkaſſa bed Schweiz. Lehrervereins beitragenden Lehrer, bie 
nicht Mitglieder des lektern find, bot Anlaß, bie Statuten bes genannten In- 
ftitut® zu erläutern und zu fonftatieren, ba wir immer noch St. Galler Blut 
und Nerven befigen und daß wir das einander gegenieitig erlauben wollen. 

Bräfident Heer referierte fobann über ein Uebereinfommen zum Schutze 
der Lehrerichait. Diefes Zraktandum litt nun offenbar unter zwei Mängeln: 
1, eignete fih da8 Materiol ala burhaus interne Vereindanzelegenheit nicht zu 
einer frühern ober weitergehenden Publilation, 2. hatte die Kommiſſion fi nicht 
entichließen können, das zugehörige, alles weſentliche enthaltende und endgültig 
orientierende Tantonale Regulativ zum voraus zu entwerfen. So mochte Senn 
ein Uebereinfomnen, das im Sinne eines Konlorbates über die fantonalen 
Grenzen wirlſam werben foll, teiimeife als eine Ueberraſchung gewirlt haben, 
Da aber bie kantonalen Verbände in ihren Schluknahmen durchaus felbftändig 
und nicht fontrofliert find — die Angelegenheit ein Proviforium von 1'/ Jah. 
ren ift und dann rechtzeitig ben zuftändigen Organen unterbreitet werben 
fann — fand auch biefes Traltandum Zuftimmung. Die gemwaltete Diskuffion 
glauben wir fo beuten zu müſſen, daß eiferfüchtig über bie Selbftänbigfeit und 
Neutralität des kantonalen Lehrervereind zu wachen ſei; anderſeits wird aud 
die Kommiffion die Abitimmungsvorlagen den Verſammlungen vorgängig gedrudt 
zuftellen in allen Fällen, wo dies nötig und tunlich if. Damit glauben wir 
in Sachen genügend berichtet zu Gaben und fügen nur noch bei, daß Frühlings 
weiter, Ferienftimmung, eine gute Bedienung und nicht am wenigften ber Toaft 


5 357 — 


von Vorfteher Brafiel, St. Gallen, auf Treue und Kollegialität eine freudig» 
ernfte Stimmung ſchufen. Sch. 

o Tas neuefte Amtlihe Schulblatt bringt zwei wichtige und mwilllommene 
Mitteilungen. Unfer Kanton bejaß bisher noch das Inftitut der Konlurs⸗ 
prüfung, indem jeder junge Lehrer nad zweijähriger Praris nochmals eine 
Prüfung zu beftehen hatte Vor Jahren war eine Entlaftung eingetreten ba» 
durch, daß ein Zeil ber Fächer beim Austritt aus dem Eeminar endgültig und 
nad weitern zwei Jahren noch ber Reft „erledigt“ wurde. Nun find bie Prüf- 
ungen an das Ende des dritten und vierten Seminarkurfjes verlegt — bie Kon— 
furspräfung ift abgeſchafft — ber Abiturient des Lehrerſeminars erhält ein 
befinttives Patent, das für die zwei erflen Jahre zu einer proviforifchen und 
bann zur definitiven Anftellung (ohne weitere Prüfung) beredtigt. Das Geſetz 
über „Feſtſetzung ter Primarlehrergebalte v. 30. Dezember 1901” hatte ben 
Diinimalgehalt für Lehramtsfandidaten und nicht definitiv patentierte Lehrer um 
je 100 Fr. niedriger angejegt als für bie übrigen. Auch waren die Kandidaten 
nicht Mitglied der Lehrerpenſionskaſſe. Nun lautet Art. 8 ber Verorbnung vom 
7./9. Mai a. e.: „In Bezug auf die Angehörigkeit zur Penftonslaffe und ben 
aefeglihen Minimalgehalt ftehen (auch) in ben erftien zwei Dienftjahren bie 
Lehrer den definitiv gewählten gleih. Nun ift unfer Befolbungsgefeg in einem 
Puntte abjolet geworden — ein formeller Grund zu einer Nevifion, bei ber 
dann aud eine vierte Alterszulage eingeführt werben. könnte und follte. 

Sodann find vom Erziehungsrat am 23. April, zwei Lehrer mit 62 
Alters» und 42 bezw. 43 Dienftjahren zur Penfionierung empfohlen mworben, 
„wobei in demjenigen der beiden Fälle, wo bie Invalidität glüdlicherweife nicht 
in jo hohem Grade eingetreten ift, wie in dem anbern, bafür um fo mehr Ge— 
wicht auf das Moment gelegt wird, daß eben ber Petent nur noch drei Jahre 
von dem Zeitpunft entfernt ift, wo er aus dem Titel des Aiters bie Penfionierung 
v:rlangen könnte, und es nicht für billig erachtet wird, daß in einem ſolchen 
Tale — — ein ebenfo firenger Nachweis eingetretener Invalidität gefordert 
werde, wie bei einer jüngern Lehrkraft.“ Das heißt doch wohl, daß bie fla« 
tutarifche Forderung des erfüllten 45. Dienft« bezw. 65, Altersjahr nicht bis 
zu ben Grenzen ber Härte aufvecht erhalten wird und daß Hoffnung vorhanden 
ift, die Bezugsberechtigung werde nach weiterer Konfolidierung der Rafja um 
fünf Jahre früher eintreten, wie dies bis zur legten Statutenrevifion der Fall 
war. 

3. Graubünden. Die Heinfle Schule, die Gefamtihule von Stuls, zählte 
nur drei Schüler. Aehnliche Berhältniffe zeigte Trans. Solche Zwergſchulen 
find wohl eine Seltenheit in ber ſchweizeriſchen Schulgefhichte. Ein Verſuch, fie 
mit anderen zu vereinigen, fcheiterte am Widerſtand der betreffenden Gemeinden. 
Auffallend ift auch der Häufige Lehrerwechſel in unferem Kanton, der hauptjäd- 
Tih mit den Befoldungsverhältnijien zufammenhängt. In einem größeren Bezirk 
haben mehr als 20 Prozent jämtlicher Lehrer Stellen gewechſelt, eine Erſcheinung, 
bie jedenfalls nicht zum Vorteil des Schulweſens ausfällt, 

4. Bern. If es nach dem bernifhen Primarjchulgejeß erlaubt, einen 
Schüler zur Strafe auß der Schule wegzuſchicken? Diefe Frage lag 
kürzlich einem bernifchen Gerichtöpräfidenten zur Beurteilung vor, und fie wurbe 
vom Richter bejaht. Der Vehrer joll das Recht haben, einen ftörifchen oder un- 
anftändigen Schüler wegzufhiden, da ſonſt unter Umftänden ein weiterer Un- 
terriht unmöglich wäre. Hingegen foll von der Anwendung biefer Strafe ben 
Eitern Anzeige gemadt werben, 

5. Zürich. Nach einem Entſcheid des Erziehungsrates leiftet ber Staat 
feine Beiträge mehr an ben Bau von Schulbarafen, weil diefe ald Proviforien 
zu betrachten feien, bie nur vorübergehend Schulzwecken dienen und nachher ver- 
äußert werden. Auch hygieiniſch feien fie nicht ganz einwandfrei. 


— 358 — 


6. In Tauſanne verſchied die ehrw. Schweſter Albina, welche 
nahezu 50 Jadre der dortigen katholiſchen Gemeinde in Kirche und Schule ge 
dient hatte. R. I. P. 

7. Deutſchland. In jüngeren Lehrerkreiſen macht fich eine wachſende 
Gegnerſchaft gegen die Lehrerinnen geltend, weil ſelbige in ben letzten Jahren 
immer zablreiher ihre Anftellung in den Städten fuhen und finden. Die jungen 
Lehrer wollen fich aber nicht auf die Landſchulen drängen laffen. 

Den 21. und 22. April tagte die 32. ordentlihe Bertreterverjamm- 
lung bes Rheinifhen Provinzial-Behrerverbandes in Aachen. Hervorzuheben ift 
das allgemeine Lob, das den Ferienkurſen an ber Univerfität Bonn gezollt 
wird, Ein bedeutendes Traltandum bildete bie Frage des Behrermangels. 

Im Verlag von Karl Häfling in Münden ift eine fehr zeitgemäße Bro» 
ſchüre erjchienen (60 Pfg.), betitelt: „Aarl Mays pädag. Bedeutung“. Sie 
bildet Heft 22 bes 4. Bandes „Päbdag. Zeitfragen“. Sie fei warm empfohlen. 

Mit dem 1, April trat der Dichter und Schriftitelleer Paul Keller 
vom Schulbdienfte zurüd. Die Breslauer veranftalteten ihm eine folenne Ab» 
ſchiedsſeiet. Er wirkte 15 Jahre ala Lehrer. 

In alathol. und kathol. Behrerkreifen bat eine etwas verfängliche undip« 
lomatifhe Redewendung des Bentrums-Apgeorbneten Pfr. Etull arg böfes Blut. 
Es Tautet biefelbe: „Als Stachel wird die geiftlihe Schulinfpeltion nur von 
folhen Behrern empfunden, beren amtliche Pflichterfällung zu wünſchen übrig 
läßt ober deren außeramtlicher Lebenswanbel in moralifcher Beziehung nicht ta» 
bellos ifl.“ Sie wurde im preußifben Abgeorbnetenhaufe ben 13. Februar ne 
fprochen und bat bereitd vielen Protefiverfammlungen fath. Behrervereine gerufen, 

Ter „Deutſche Lehrerverein“ zählte Ende 1907 in 46 Bereinen, die fi in 
3036 Verbände gliedern, 116234 Mitglieder gegen 112,797 in 3027 Einzel» 
verbänden im Sabre 1906. Bon je 100 Vehrenden im deutichen Reich waren 
1907 18 Lehrerinnen. Auf einen Lehrer entfielen 58—61 Schüler. 

In Leiligenftadt ftarb, 68 Jahre alt, Reg. und Schulrat Dr. Karl 
Aug. Bed, Verfaſſer eines unvollendeten Kommentars der Bibl. Geſchichte unb 
fehr verbienter geifiliher Schulmann. — 

8. Bayern. Der Bayriſche Xehrerverein hielt am 16. Mai in Münden 
eine Verſammlung ab in Sachen der Gehaltsaufbefjerungsfrage, 

Bayern. Den 6.—10. Juni findet in Münden die 23. Yahresver- 
fammlung des Vereins kath. deutſcher Lehrerinnen ftatt. Es kommen zur Be 
handlung: 

1, Tie Aufgaben ber Bezirke-Organifationen bes Vereins. — 2. Die 
nationale und fonfeflionelle dee unferes Vereins. — 3. Erziehung zu ernſter 
Bebensarbeil und edlem Lebensgenuß buch bie Schule. — 4 Slafjenlehrerin 
und Fachlehrerin. — Alafjenlehrerin und Schulleitung. — 5. Die neue Ethil. 
— 6. Die Erziehung unferer Mädchen zur Perſönlichkeit. — 7. Die foziale 
Schulung ber Lehrerin. — 8. Unſere Beteiligung an ber Fachliteratur, — 
9. Glaubensllarheit und Blaubensinnigfeit von bohmw. H. Chorherr Dleyen- 
berg, Prof. in Luzern. Eine reichhaltige Traktandenliſte! — 

In Jena ift ein fFerienfurs für Damen und Herren vom 5.—18. Aug. 

9. Preufen. Neubeiden. Unter ben 225,000 Schulfindern Berlins 
foll e8 1450 ungetaufte geben, und beren Zahl babe feit einem Jahre um 210 
zugenommen. 











Paſſender Choral: Als die Schule von Laſſau, einem Städtchen in 
Pommern, eingeweiht und der neue Lehrer eingeführt wurde, übergab zum Schluſſe 
ſeiner Antrittsrede der Pfarrer dem Lehrer feierlichſt Rute und Stock, und die 
Kinder ſtimmten hierauf laut Vorſchrift den Choral an: ‚Nun wolle Gott 
uns gnäbdig fein.“ 


--3 359 — 


Literatur. 


Joſ. Viktor Scheffels gefammelte Werke, Verlag von Ad. Bonz 
u. &o. 6 Bände à 2 Tr. Gefamtpreis 12 Fr, 

Inhalt: 1. Fand: Biographiſche Einleitung von Job. Proelß und 
Elteharb, Borwort und Kapitel 1—13. 

2. Band: Effeharb Kapitel 14—25 mit Anmerkungen zu ben erften 2 Bd. 

3. Band: Hugibeo, eine alte Geſchichte — Yuniperus, Geſchichte 
eined Kreuzfahrers und Reiſebilder. 

4, Band: Epifteln. 

5. Band: Der Trompeter von Sädingen — Waldeinſamlit und Berg» 
pfalmen. 

6. Banb: Aventiure und Gaubeamuß oder Lieber aus Heinrich von 
DOfterbingens Zeit und aus dem Engeren unb Meiteren. 

Die 94 Seiten ftark, Heingedrudte „Einleitung“ von Proelß gibt hin— 
reihenden Aufſchluß über Abftammung, Entwidlungsgang und Lebensichidfale 
bes großen Scheffel, ſowie über bie Einwirkungen der Liebe, ber Zeit und ihrer 
Ereigniffe auf den unfterblichen Dichter bes „Trompeter von Sädingen“. Selbft- 
verftändlich erfährt ber Leſer durch biefe „Einleitung“ auch den Werbegang ber 
einzelnen Scheffel’ichen Geiſtesprodulte und deren Inhalt. Ohne genaues Mebi- 
tieren bed Studiums biefer „Einleitung“ fein volles DVerftändnis ber einzelnen 
Merle, Proelß fchrieb feine kiographılden Notizen warmen Sinnes, in treuer 
Anbänglichkeit und auch mit tiefer Einfiht in des Dichters Denken, Fühlen und 
Leiden, vieleidt bie und da etwas fubjeftiv. Immerhin kann ber „Einleitung“ 
ber gründlich in bie Werke Scheffeld einführende Wert nicht abgeiprochen werben. 
Etwas im Unklaren bleibt ber Leſer über bie Schidfale von Scheffeld Sohn 
Viktor, und noch unmifjenber bleibt er an der Hand biefer Biographie über ben 
Bebendgang der dem Dichter 1864 angetrauten Gattin Karoline von Malſen. 

Im 2. Band find die Seiten 81—94 überfläfjig, weil im erften Teil 
bereits enthalten. Harentgegen fehlen dann im 2. Banb tatſächlich die Seiten 
80—97, reſp. je ein Zeil bes 18. und 19. Kapitels von Efteharb, 

MWertvol find die „Anmerkungen“ am Ende vom 2. Band, welche bie 
erften 2 Bände beichlagen unb in jedweder Richtung wünſchbaren Aufſchluß und 
erforderliche Aufflärung bieten. Aehnliche „Anmerkungen“ bietet ber 8, Bande 

Diefe 5 Bände hringen bem Lefer aus Scheffels literariſchem Schaffen 
Dinge, bie weder die Bebeutung noch bie urwüchſige liebensmürdige Eigenart bes 
Dichters verleugnen. Wir können diefe 5 Bände „Befammelte Werke” Scheffels 
allen Verehrern bes großen Dichters empfehlen. Die Ausgabe ift billig und folid. K, 

Die Allgemeine Heimatshunde mit Berückſichtigung der Kulturgefchichte, 
bearbeitet von E. Stedel, Seminarlehrer, erjcheint neuejtens zu Mt. 1.60, geb. 
2 Mt., in dritter, verbefjerter Auflage mit 19 Holzſchnitten im Pädagog. Ber- 
lag von Hermann Schröbel zu Halle a, d. ©. 

Sehen wir ms in deſſen 5 Zeilen um, fo gefällt uns bie geichidte Ver— 
bindung bed Geograpbiften mit dem Kulturellen. Hier das Zimmer und ben 
Zweck der Schule, dort das Haus unb bie Familie, Geld und Gut, Sitten und 
Gebräude, da die Umgebung bes Haufes mit Himmels, Quft-, und Witterungs- 
erfcheinungen, ferner ber Wohnort mebft deſſen Entjtehung, Verwaltung, Ger 
werbe, Handel und Verkehr, und endlich das geographifche, dann das farto» 
graphiſche Bild von der Umgebung de Wohnortes. 

Wohl haben wir auch in der Schweiz ein gutes und fehönes Werk biefer 
Art, nämlih: Samuel Walt’s Heimatkunde von Thal (Kt. St. Eallen), Selbit- 
verlag; aber jene allgemeine Heimatkunde mit Kulturgeichichte und dieſe unferes 
eifrigen Landsmannes ergänzen fich gegenfeitin, bieten dem Lehrer ein anregenbes 
Studium und find darum beide beftens empfohlen ! 


360 


Allgemeine Erdkunde von Seminarlehrer MW. Techter erfcheint zu MI, 
2.80 aud im Päbagog. Verlag von Hermann Schröbel zu Halle a,b. S. Das 
wertvolle Hilfsbuch Leiftet mit feinen 240 Seiten unb 64 Abbildungen an 
Behrerfeminarien und böhern Schulen, auch dem Lehrer ala Nachſchlagewerk jehr 
gute Dienfte, wie mir in biefer Art und bei biefem Umfange nod fein befferes 
‚zu Gefihte fam. Jedes ber 7 Kapitel behandelt in geſchickten Gliederungen 


Stoffe, die fih für Privatftudien fehr gut eignen, 
ältern Kollegen als Neuheit mwilllommen fein. 


Mandes bürfte — und 
. K. 





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Inferate find an die Herren 
Haafenftein & Vogler zu fenden. 


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Vereinigung des „Schweizer. Erziejungsfreundes“ umd der „Yädag. Monatsfirift*. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Gaulmänner der Gajyweiz 
und des ſchweizexiſchen katholiſchen Exrziehumgsvereins. 


Einſiedeln, 29. Mai 1908. | Ur. 22 15. Jahrgang. 





Redaktionskommiiffion: 


SB. Rektor Heiler, Erziehungsdrat, Zug, Bräfibent; bie HH. Seminar-Direftoren Jakob Grüninger, 
denbach (Schmys), —* ee nober, Hiptirch, Kerr Lehrer Joſ. —— Goßau (St. Ballen) 
Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einfied 
Sinfendun . find an Iegteren, als ben Chef-Red er —— richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in 

Abonnement: 


Ericheint wãchentlich einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Bejtellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbach, Berlagdhbanblung Einliebeln. 


Inhalt: Würdigungen und Ehrungen. — Gejchichte der Injel Ufnau. — Pädag. 
Allerlei. — Pädag. Chronik. — Aus Kantonen und Ausland. — Erziehungs 
Bericht. — Humor. — Brieflaften der Redaktion. — Inſerate. 





Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5chule. 


Mollerau (Sckwyz) erhöhte den Sek.-Lehrer-Gehalt auf 2500 Fr. — 

Ricken bach (Thurgau) Erhöhung von 1600 auf 1800 Fr. — 

Tuttwil (Tburgau). Erhöhung als Perfonalzulage an Lehrer Herzog 
von 1550 auf 1750 Fr. — 

Arbon. Die zwei Vilare erhalten von nun an eine Befoldbung von 
1800 bis 2000 Fr. — 

Bichelfee lehnte die Behaltserhöhung für die Arbeitslehrerinnen ab. Sie 
beziehen heute einen Zaglohn von 3.50 Fr. — 

Waldkirch (St. ©.) erhöhte den 5 Lehrern ben Gehalt von 1500 auf 
1600 Fr. Der Schulrat drang mit feinem Antrage auf 1700 Fr. leider nicht 
durch. — Schulfteuer 45 Rp. von 100 Fr. — 

Niederhelfenſchwyl (St. ©) Erhöhung bed Lebrergebaltes um 

gr. — 

Solothurn. Die Gemeinde Dulliten bat bie Befoldungen der zwei 
Lehrer der 1. und 2. Schule von Fr. 1600 auf fr. 1800 erhöht. 

Außerrhoden bat folgende Gehaltserhöhungen: Lutzenberg 1900 Fr. — 
Speicher und Gais 2100 Zr. — Meute 1700 Fr. und Alterözulagen bis auf 
200 Fr. Neallehreugehalt in Gaiß von 3200 auf 3500 fr. und in Herisau 
auf 3700 Fr. 


Geſchichte der Infel Hfnau am Züricherſee 
bon P. Ddilv Ringholz, Rapitular und Urxchivar 
des Stiftes Einfiedeln. 

Unter obigem Titel hat der auf dem Gebiete der hiftorifchen Fach— 
arbeit rühmlichft bekannte Einfiedler Gelehrte P. Odilo eben ein 96 ©. 
ffarkes, mit 43 Abbildungen verjehenes Büchlein herausgegeben. Es er« 
ſchien bei Benziger und Go. 4. G. und verdient ſchon vollfte Aner- 
fennung durch Drud und Jluftration, wodurch das Büchlein gleich zum 
vorneherein beften Eindrud madt. 

Infel Ufnau. Maßſtab 1: 6700. 




















kun, — — — un Baute-Marctiche 2 Briaho, a ——— — 2 
b Stall. 12. Wohnhaus. 13. Arnſtein mit Ausſichtshaus. 14.—16. Ehemalige Steinbrüche. 
17. Zaufender Brunnen mit Leitung. 18. Sübl. und 19. nördl. Lanbungsitelle. 

Den I. Zeil des Büchleind — 21 S. — verfaßte Dr. P. Damian 
Bud, um aud die Gejchichte der Inſel nach ihrer naturwiſſenſchaft— 
lichen Seite zur Darftellung zu bringen. Es beſchlägt diejer hoch in- 
terefjante I. Zeil die Geographie und Geologie der hiftorijch fo berühm— 
ten Inſel und beweift zugleich, daß fie auch geographijch und geologifch 
hervoragend ift. Sie ift zwiſchen 47° 10° und 47°20° nördlicher Breite 
und 6°00° und 6° 30’ öftlicher Länge (Greenwich) und hat ihre Längen- 
ausdehnung von Oſt nach Welt mit einer mittleren Länge von 470 m 
und ihre Breitenausdehnung don Nord nah Sid mit einer mittleren 
Breite von 220m. Ihre größte Länge mißt 550 m und ihre größte 
Breite 235m. Sie ragt heute mit einer Fläche von 28°; Jucharten 
oder 10,296 ha. über den Wafjeripiegel. Früher war fie bedeutend grö« 
Ber, wurden ihr doch feit dem 16. Jahrhundert zu wiederholten Malen 
Hunderte don m? Sandftein abgeftrengt. Der größte Teil der Inſel 
ift Fruchtbares Wiesland mit Obftbäumen bepflanzt, iiber dem Nagelfluh— 


— 363 — 


rüden hingegen iſt der Humus nurin ganz dünner Schicht vorhanden. Am 
Abhange der Nordſeite, der gegen die Mitte der Inſel hin ſanft abfällt, 
reiften früher die Trauben und Mais, jetzt werden dort auf einer kleinen 
Fläche Bohnen, Kartoffeln und andere Gemüſe gepflanzt. Auf der Oft« 
feite ift der Boden der Ufnau jumpfig und bildet ergibiges Streueland. 

Eine interefjante Erjcheinung auf dem Fleinen GEilande find bie 
drei Brunnen, von denen der eine ein beftändig fließender Quellbrunnen 
ift, während bei den andern das Waſſer mitteld Pumpe vom Grund» 
wafjerjpiegel zu Tage gefördert werden muß. Das Waller zu diejen 








Inneres der Infel Ufnan. 


Brunnen fammelt fih am Grate des nördlichen Höhenzuges, fidert bis 
auf die undurchläfjige Mergeljchicht und tritt an einer Stelle am Fuße 
der Böſchung ald Quelle hervor, wo es gefaßt wird, um den eben er« 
mwähnten Quellbrunnen unterhalb des Wohnhauſes zu fpeifen. Troß 
de3 kleinen Sammelgebiete fließt die Quelle jahraus jahrein und ver- 
fiegt auch bei der trodenften Jahreszeit nicht. Es ift aus diefem Grun- 
de nicht ausgeſchloſſen, daß dad Waſſer auf einer wafjerführenden Echicht 
vom Feſtlande her nach der Inſel geleitet wird, 3. B. von Rapperswil ber. 

An Gebäulichkeiten findet man auf der Inſel 1. die St. Peter u. 
Pauld-Kirche, 2. die St. Martins⸗Kapelle, 3. Scheune und Gtall, 4. ein 
Mohnhaus, 5. eine ehemalige Steinbrüde. Die Anhöhe auf der Nord- 
feite ift von einem etwa 300 m. langen Laubwäldchen befleidet, das 
ein laufchiger Fußpfad durchzieht. Ein Buſchwäldchen umkränzt die 
Nagelfluhbant im Süden, auf teren höchſtem Punkte, Arnftein gehei= 
beißen, ein Heiner Ausfichtöpavillon fteht. — 

Bon diefem berrlichen Pläschen aus genießt man die Fernficht 
bed ganzen Ufnauhorizontes. Im Weften erbliden wir die Uetliberg- 
fette mit dem anjchließenden Albis; dem Blide nah Süden ſetzen hohe 


— 364 — 


Rone, Etzel und die letzten Ausläufer der Wäggitaleralpen feine Grenzen, 
im DOften grüßen aus tiefem Hintergrunde einige jcharffantige Gipfel der 
Ehurfirften, während im VBordergrunde die chief geſchichteten Nagelfluh— 
bänfe des Speerd aud der Ebene auftauchen, und erhaben über feine 
ganze Umgebung thront in blauer Ferne das mäd;tige Säntismafliv. 
Im Norden jchließen das Rundbild die Ausläufer der Hörnlifette, fer- 
ner Badhtel und Pfannenftiel. Und über den Ufern des Bürichjeed bis 
hinauf am die Abhänge der Gebirge Tchaut das Auge ringaum einen 
Kranz von ſchmucken Ortjchaften, von Zalmil bi Lachen, von Uznach 
bis Meilen. 

Bon der Tierwelt auf der Ufnau folgendes: Freilebende, größere 
MWirbeltiere find auf der Ufnau nicht heimiſch. In frühern Jahren 
wollte man dafelbft den Feldhaſen einbürgern, der aber über die erfte 
Eisdecke hinweg eiligit die Wälder des Feitlandes wieder aufſuchte. Racdh- 
ber haufte in den Löchern der Nagelfluhfeljen eine Kaninchenkolonie, die 
fehr gut gedieh, aber in mondhellen Winternächten von Meiſter Reinede 
arg heimgefucht wurde, indem er ebenfalld iiber die Eisdecke feine Raub» 
züge unternahm. Heute huſchen nur noch Eidechjen durchs Gebüſch und 
über den jonnigen Rain, und Fledermäuſe umfchwirren im Sommer zur 
Dämmerungsftunde den Kirchturm, der im Winter vielen Dußenden zur 
Ihüßenden Herberge dient. Weit häufiger als Säugetiere und Kriech— 
tiere erwählen fich gewiſſe Segler der Lüfte mit Vorliebe diefen ruhigen 
led Erde ald Abfleigequartier; vor allem begegnen wir zur Seit des 
Wanderfluged ganz intereflanten Gäften aus den Familien der Steih- 
füße, Möven, Flußſcharben, Enten, Regenpfeifer, Schnepfen, Rallen, 
Reiher, Falken, Eulen und Singvögel. Im befondern machte Hochw. 9. 
P. Dominik Matter, Statthalter in Pfäffikon, folgende Ginzelbeobacht- 
ungen. Außer der Brutzeit find auf der Inſel ab und zu alle um den 
Züricherfee heimischen Vogelarten zu treffen. Nachdem aber dad Brut: 
geihäft einmal begonnen, iſt weder ein Höhlenbrüter (Meifen, Stare, 
Rotſchwaͤnze 2c.) noch ein Vogel, deſſen Neit auf dem MWiejenboden ge: 
baut wird, 3. B. der Ichwarzkehlige Wieſenſchmätzer (Pratincola rubico- 
la, L.) ꝛc. au beobachten, wiewohl letterer ſonſt ein fehr häufiger Ber 
Jucher der Inſel ift. In gleicher Weiſe find im Frühling und Sommer 
außer Brutzeit Rotkehlchen (Erithacus rubeculus, L.), Zaunfönig (Trog- 
lodytes troglodytes, L.), Heides oder Baumlechhe (Lullula arborea, L.) 
beitändig anmejend. Borübergehend zeigen fich auf dem Zuge auch das 
weißfternige Blaukehlchen (Erithacus cyaneculus, Wolf), das Kleinere 
ſchwediſche Blaufehldhen (Erithacus suecius; L.), der Sandregenpfeifer 
(Charadrius hiaticula, L.), die Rohr- oder Sumpfweihe (Circus aeru- 


— — ginosus, L.) und ber Fild- 
| abler (Pandion haliaetus, 
| 





L.). Jaͤhrlich brüten auf 
dem Gilande: die Rabens 
frähe (Corvus corone, L.), 
der Buchfinf(Fringilla cae- 
lebs, L), ber Stieglitz 
(Carduelis carduelis, L.), 
die Schwarzamfel (Turdus 
merula, L.), die Garten» 
gradmüde (Sylvia simplex, 
Lath.), die Mönchégras- 
müde (Sylvia atricapilla, 
L.), der Scilfrohrjänger 
(Sylvia phragmitis, Naum.), 
die weiße Badhftelje (Mota- 
cilla alba, L.), der Wach— 
teltönig (Crex crex, L.), die 
% Stodente (Anas boschas, 
a 4 \ L.), der Haubenfteißfuß 
Die St. Peters: und Pauls-Pfarrkirche. (Ostembns: suiekakun, T) 
Bor einigen Jahren zog noch die Schleiereule (Strix flammea, L.) auf 
Ufnau ihre Jungen groß, jeßt ift fie dort leider nicht mehr zu fehen, 
ebenfo ift auch der Fifchreiher (Ardea cinerea, L.) verſchwunden. Bemertend- 
wert ift ferner, daß die Brutvögel ihre Nahrung auf der Inſel jelber 
finden und fie während der Pflege der Jungen nie vom Lande her 
holen müſſen. 

Auch in botaniſcher Hinficht bietet die Inſel ebenfalls ein wech— 
felvolles Bild. Wir übergehen das, machen aber aufmerkſam auf die 
ſehr interefjanten Darlegungen des Büchleins. 

Die Charalteriſierung der geologiſchen Entwicklung der eigen» 
artigen Inſel iſt ſehr lehrreich und jehr wiſſenſchaftlich. Fachmann 
und Spezial⸗Intereſſent leſen dieſes Kapitel offenbar mit hoher innerer 
Befriedigung. Für gewöhnliche Menfchentinder iſt dad Ding etwas ab- 
ftraft und zu hochgelehrt, weshalb wir und mit dem Hinweiſe auf die 
fachliche Gediegenheit de3 Kapiteld begnügen. Es umfaßt 8 Seiten und 
erläutert den geologijchen Werdeprozeß an anſchaulichen Zeichnungen u. 
überfichtlichen Gliederungen. 

Im II. Teil des Büchleins bietet HH. P. Odilo warm und wahr 
eine bollftändige und zuverläflige Geſchichte der Inſel, die fi alſo 








va“ a 
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— 3606 »- 


abgliedert: a. von Anfang bis 1308 b. von 1308—1531 c. von 1532— 
1704 d. von 1712—1908. In 3 Beilagen werden dem Lejer alle Ber 
lege angeführt, auf denen der gelehrte Forſcher feine Geſchichte aufbaut, 
und werden die Namen der 25 Pfarrer und Bilare der Ufnau und ber 
38 Statthalter der Statthalterei Pfäffifon genannt. Als erſter „Pfar- 
rer” fungierte der hl. Adalrich, zirka 973 geftorben, und als letzter P. 
Hand Jakob Brunner von Rapperswil 1555—1558. Im Jahre 1564 





En, 2 





Steinfarkophag des bl. Adalrich aus dem Jahre 1663. 


Wir können ja bier gleich anfügen, daß zirka 906 die Ufnau zuerft in 
engere Verbindung kam mit dem fi allmählich entwidelnden Stifte 
Ginfiedeln. Am 5. Nov. 1308 murde die erfte nacdhweisbare Tochter 
kirche — Freienbach — von der Mutterlirche auf der Ufnau abgetrennt 
und jelbjtändig. Bis 1546 amteten Weltpriefter ald Pfarrherren der 
Ufnau, naher bis 1558 zwei Patres von Einfiedeln. Bon den Tagen 
der Bereinigung der Ufnau mit der dem Stifte Ginfiedeln gehörenden 
Gtatthalterei Pfäffiton (1564) verfah der jeweilige Statthalter von Pfäf— 
fifon zugleich die Pfarrei Ufnau. 

Der geichichtliche Werdegang der Ujnau iftein ſehr wechjelvoller. Urs 
ſprünglich von Kelten bewohnt, wurde fie nacheinander — Gräberfunde 
beweijen es — von den Römern und den Alamannen beherrſcht und fam 
jpäter zur Abtei Sädingen und trot zu Anfang des 10. Jahrhunderts 
in enge und bald dauernde Beziehungen zum Stifte Einfiedeln. Im 


— 3607 ——- 


Jahre 906 erhielt nämlich Domherr 
Benno, der nad) des hl. Meinrads Tod 
mit gleichgefinnten Männern bei der 
Meinradötapelle ein weltabgeſchiedenes 
Ginfiedlerleben führte, die Inſel Ufnau 
vom Kloſter Sädingen ala Lehen und 
überließ dieſes dem jungen Stifte. Als 
Einfiedler z0g dann der jüngere Sohn 
des Herzogs Burkhard von Schwaben 
und jeiner Gemahlin Reginlinde von 
Nellenburg auf die Infel. Die Burk— 
bardinger, denen Adalrich entiprofien, 
find der Urflamm der Hohenzollern, dem 
auch der Hl. Meinrad angehörte. Adal« 
rih trat dann in die Meinradäzelle 
unter den Gehorjam des Abtes Eber- 
hard, und Reginlinde baute auf der Uf- 
nau eine Kapelle und ein Wohnhauß, 
wo ſie nach dem Tode ihres Gatten Hermann 
Jein zurückgezogenes Leben führte und 958 
ſtarb. Auf Reginlinde geht auch die 
Stiftung der Pfarrei Ufnau zurück. Nun 
fam Adalrich als Leutprieſter auf die 
Inſel, die dann ſein Verwandter 
Kaiſer Otto I. den 23. Januar 
965 dem Stifte Einſiedeln nebſt großem 
Zubehör ſchenkte. Die vielen bürger— 
lihen Reibereien damaliger Zeit riffen 
biömweilen auch Stift Einfiedeln und 
feine Befitungen mit in den unbeimli- 
hen Strudel. Und jo ging im Laufe 
der Zeiten die Ufnau des reihen „Bu« 
behörs“ ala Hombredtifon, Uerikon, 
Feldbach, Schirmenfee, Hurden, Freien⸗ 
bad, Feuſisberg zc. verluftig; es traten 
wiederholt Teilungen der Pfarrei Ufnau 
am rechten und linten Ufer ein, wodurch Ufnau immer mehr auf fi 
felbft dezimiert wurde, bis endlich 1567 die ganze Inſel wieder im Be— 
file des Stiftes Einfiedeln war. Nun begann eine fürmliche Wallfahrt 
nach dem Grabe des Hl. Adalrich auf der Ufnau. Der regelmäßige 


Gelamtanficht der Inſel Ufnan von Süden. 





24* 


- 


nm 





— 368 — 


Gottesdienſt auf der Ufnau, hörte 1674 auf, das letzte Begräbnis 
fand den 1. September 1674 auf der Inſel ftatt und die 
legte Eheeinſegnung den 7. Mai 1765. Lange Beit wurden in ber 
Pfarrkirche Ufnau auch die Einfiedler Patred beerdigt, die in Pfäffikon 
farben. Das dauerte wohl bis 1736. Während des Toggenburger- 
frieged (1712) nahmen die Zürcher die Inſel ein, die Altäre wurden 


‚zerichlagen, die Glocken weggeführt, die Kirchen entweiht und verwüſtet. 


Im Jahre 1786 ließ Abt Nikolaus II. die größere Kirche wieder re- 
ftaurieren, und e3 begann für die Inſel wieder ein Auffhwung Im 
Sabre 1798 kam die Infel in die Hände der Franzoſen, fie wurde „Na= 
tionaleigentum“. Schließlich ließ die Berwaltungstammer des Kantons 
Linth fie verjteigern, bis fie jchließli um 15000 Schweizerfranten an 
Bunftmeifter Karl Ludwig Eurty in Rapperswil fam. Damals heißt 
ed von ihr „9000 Klafter Wiefen, 8890 Klft. Ried und Strohried ſamt 
Haus, Scheune, einem alten Luſtſchloß (Ausficstsgebäude auf dem Arn— 
ftein) und einer alten baufälligen Kirche und Kapelle”. 

Unter dem 11. März 1805 kaufte da8 1803 wieder hergeftellte 
Stift von Curty die Inſel zurüd um 8521. Louisdord und die ſpezi— 
fizierten Anmeifungen von 1906 Franken, 3 Batzen und 3 Rappen. Eurty 
behielt aber noch den Nußen des Kirchenlandes, der Anpflanzungen in 
der Weid und ded Steinbruches für dad Verkaufsjahr. So hatte nun 
das Stift die Inſel dreimal erworben, einmal dur Schenkung und 
zweimal durch Rückkauf. 

Wir verlaſſen mit dieſen Andeutungen die „Geſchichte der Ufnau“, 
trotzdem dieſelbe auch im 19. Jahrhundert noch mancherlei Intereſſe böte. 
Wer ſie genauer kennen lernen will, der kaufe das nette Büchlein und 
leſe es. Der Verkehr auf der Inſel entwickelte ſich im 19. Jahrhund. 
bedeutend, daher der Werkmann in feinem Vertrage jeweilen den Pafjus 
bat a. „nie jemand über 10 Uhr abend im Haufe oder am Wirtstiſche 
zu dulden“. Auch Tanzen, Kegeln und dgl. ift unterfagt. Bom Stifte 
wurde feit 1803 außerordentlich viel für die Inſel und ihre Gebäude 
getan, e3 wurden viel Opfer für die Erhaltung des herrlichen Eilandes 
gebracht, um dem herrlichen Fleck Erde ja für alle Beiten den Charak- 
ter eined ehrmwürdigen Sites von Heiligen, den Charakter eines unjchäß- 
baren Kleinodes für das Stift Einfiedeln unverfehrt zu erhalten. — 

Cl. Frei. 


nn nn nn nn nn nen nn — 


Die Regierung zu Düffeldorf genehmigte endlich die von ben Stabt« 
verorbneten beichlofjene Zeuerungszulage von 175 ME, am verheiratete, 130 
Mt. an ledige Lehrer und 100 Mt. an LKehrerinnen und zwar rückwirkend auf 
1907. — 


— 369 — 


Pävagvgilckes Allerlei. 


1. Die bayeriſchen Biſchöſe und die Konfeſſionsſchule. Die in 
Freifing verfammelten Erzbijchöfe uud Biſchöfe gedachten in ihrem ge— 
meinjamen Hirtenjchreiben an den Klerus vom 23. April 1908 der 
KRonfefjionsichule in folgenden Worten: 

„Es ift aber nicht möglich und nicht notwendig, dem Volke den 
Wortlaut der Enzyflifa auseinanderzufeßen ; wohl aber ift dies erforder- 
ih, daß ihr als berufene chriftlicye Lehrer des Volkes ebendasjelbe vor 
verſchwommenen religiöfen Begriffen behütet und auf dem jtarfen Bo— 
den der gefunden Fatholifchen Lehre feſthaltet. 

63 drängt und daher, bei diejer Gelegenheit gemeinjam euch zu 
beſchwören, eure pflichtmäflige Tätigkeit und euren Eifer in der Schule 
zu verdoppeln, um jchon bier im die Herzen der euch anvertrauten Kinder 
den Grund zu einer Haren und richtigen Auffaffung der chriftlichrn 
Hauptlehren zu legen. 

Dabei werdet ihr aber auch beftimmt allen Beitrebungen entgegen- 
zutreten bereit fein, durch welche der fonfefjionelle Charakter der Schule 
verwijcht oder ganz befeitigt würde. Andernfalls wäre die Gefahr der 
religiöfen Verſchwommenheiten und Unklarheit in den Hauptlehrpunften 
ter chriftlichen Wahrheit erfahrungsgemäß für euere Katechumenen jehr 
nahe gerückt.“ 

2. Schulauffihtsfrage und moderner Schullampf. Die „deutiche 
Schule“ jchreibt erfreulich offen, da fie die Schulauffichtäfrage behandelt: 

„Es heißt die Bedeutung der Streitfrage viel zu eng und zu nied— 
rig faffen, wenn wir jagen, es handle ih um ein Standeßideal, um 
die Freimahung ded Lehrerftandes von einer Fremdherrſchaſt. Nein, 
etwas viel Höheres und Größeres ringt hier um einen lebten, entjchei« 
denden Sieg: es iſt die Souveränität des weltlichen Wiſſens, der welt— 
lien Bildung, die ſich durchjegen will, in der wichtigſten Bildungsan— 
Ralt des Volkes, in der Volksſchule ... Tauſend Zeichen verkünden 
und: Die Zeit ift reif für den legten Sieg des meltlihen Willens, der 
weltlichen Bildung .. Nidt eine alltägliche Beamtenfrage fteht zur 
Entjcheidurg, ſondern eine Kulturfrage erjten Ranges.“ 

3. Zum Kapitel „Lehrermangel“. An der 32. Bertreterverfamm« 
lung des Rheiniſchen Provinzial-Lehrerverbandes in Aachen beſprach Leh- 
rer Bauermann in Köln das Kapitel „Lehrermangel” und fam zu fol« 
genden, einftimmig angenommenen Schlüſſen: 

1. Der Lehrerverband ift in Preußen in fteter Zunahme begriffen. 
Die Zahl der unbejegten Stellen kann nicht ald Maßſtab für den wirk— 
lich vorhandenen Lehrermangel gelten. 2. Der Lehrermangel wird da— 
durch verurſacht, daß der Lehrerberuf aus mirtfchaftlichen, gefellichaft« 
lichen und dienſtlichen Gründen nicht mehr begehrenswert erjcheint. Er 
wird begünftigt durch den wirtichaftlichen Aufſchwung der letzten Jahre 
und dur die mangelhafte Organifation der Lehrerbildungsanftalten, 
3. Die Wirkungen deö Lehrermangels find umfo fchlimmer, als fie die 
Zeiten des Lehrermangeld noch lange überdauern werden; fie treffen in 
gleich jchädigender Weiſe a) die Schule, die ihre Aufgabe nur mehr 


--3 370 — 


mangelhaft erfüllen kann; b) den Lehrerſtand, defjen Anjehen fintt, und 
der Berufätrene und Ideale zu verlieren droht; c) dad Volk, deſſen 
MWohlitand und mwirtjchaftliche Tüchtigkeit nur dann gefichert find, wenn 
das heranmarhjende Gejchlecht für den Kampf ums Dajein ausreichend 
geihult ift; d) den Staat, defjen Wehrkraft und gefunde politifche Ent— 
widlung bei einer unzureichenden Volksbildung gefährdet erjcheinen. 4. 
Die: Lehrerichaft, der das Wohl der Volksſchule in ſchweren Zeiten 
mehr denn je am Herzen liegt, hofft, daß die Unterrichtävermwaltung 
recht bald die Mittel finden möge, die dem Lehrerberuf neue Werbekraft 
geben können. Die Thejen wurden unter lebhaften Beifall einftimmig 
angenommen. 

4. Verſäumnis des Religionsunterrichts. In Ejcherheim bei Frant« 
furt a. M. wurde ein Familienvater zu 5 M. Geldftrafe verurteilt, 
weil er feinen Sohn vom Religiondunterricht der Volksſchule fernge— 
halten und in den freiteligiöfen Religiondunterricht gejchidt hatte. Die 
Straffammer verwarf die eingelegte Berufung mit folgender Regrün« 
dung: „Der Religiondunterricht ift als ein Zeil de? allgemeinen Volts- 
Ichulunterricht® anzufehen. Gine freireligiöje Gemeinde eriftiert in E. 
nit. Maßgebend müfjen die Geſetze fein, die für den Ort gelten, wo 
der Unterricht erteilt ift. Darüber zu entjcheiden, ob der freireligiöje 
Erfaßunterricht genügt, ift Sade der Schulauffichtöbebörde, nicht Sache 
der Gerichts.“ 

5. Ein neue Lehrerbefoldungs-Gefet für den Kt. Zürih. Der 
fantonale Zehrerverein hat die Grundlinien für ein neues Lehrerbefol« 
dungsgeſetz feitgelegt. Darnach wird der Grundgehalt der Lehrer in zwei 
Zeile gejchieden: den Pflichtteil der Gemeinde, welcher gejetlich zu nor— 
mieren ilt, und den Pflichtteil des Staates, der je nach Bedürfnis durch 
den Kantonsrat beftimmt wird. Dadurch würde das Entſcheidungsrecht 
über die Xehrerbejoldungen in der Hauptjache dem Kantonsrat übertra— 
gen, wie es bereit3 für die eigentlichen Staatsbeamten geſchehen ift. 

6. Neligiond- und Profanunterriht. „Bei aller Bedeutung bed 
Religiondunterrichtes darf er nicht beftimmend auf alle übrigen Unter- 
richtögegeftänden einwirken. In der deutſchen Volksſchule muß doch auch 
dem deutjchen Unterricht ein hervorragender Pla angewieſen werden .. 
Auch das Leſebuch . . . ſoll feinen Eonfeffionellen Anftrich haben... 
Inbeſonders der deutfche und weltkundliche Unterricht tragen den Schwer- 
punkt in fi), und es gebührt ihnen ein jelbitändiges Leben, dad aller- 
dings nicht vom religiöfen Empfinden abjühren darf.“ (Ber. über die 
deutjche Lehrerverfammlung in München S. 90.) 


— —⸗— 


Pãdagogiſche Chronik. 

Schwyz. Pro 1908 und 1909 beſteht ber vom Kantonsrat 1903 bes 
ſchloſſene Modus der Verteilung ber eidg. Schulfubvention, 

Schulreijen in Zürid. An den diesjährigen Reifen ber Vollsſchule 
ber Stabt Zürich beteiligten fi 7667 Schüler, 356 Lehrer und 789 weitere 
Perfonen, 247 Schüler reiften unentgeltlich mit. — An die Gejamttoften aller 
Reifen im Betrage von 34 514 Fr. leiftete die Stadt einen Beitrag von 5240 Fr. 


— 371 - 


Bus Ranfonen und Busland, 


1. Graubünden. * Am16, dies tagte in Chur bie außerordentliche Dele- 
giertenverfammlung des Bündner Lehrervereind, um zu ber von ber Stonferenz 
Prätigau aufgerollten Bejoldungsfrage Stellung zu nehmen. Herr NReallehrer 
Töny in Schiers leitete als erfter Votant die Disfuffion ein. Der Kt. Grau— 
bunden ſteht mit Teſſin, Wallis, Uri und Unterwalben inbezug auf Lehrerbeſold⸗ 
ung auf ber legten Stufe, Unſere Berufsgenofjen aller anderen Kantone find 
finanziell beffer geftellt. Der Referent verlangt 1200 Fr. (bisher 800) Minimal« 
befoldung für Lehrer an Halbjahrſchulen, alio 200 Fr. monatlid. Davon hätte 
bie Gemeinde 500 Fr. und ber Kanton 700 Fr. zu tragen. Bisher zahlte bie 
Gemeinde 400 Fr. Der Kanton: Lehrern mit 1—5 Amtsjahren 250 Fr.; von 
5—10 Jahren 300 Tr. und über 10 Schuljahren 400 Fr. — Der auf 700 
ir. erhöhte Kantonsbeitrag hätte zur Folge, daß bie Ausgaben für das Er— 
— 24 % (ſtatt wie bisher 20 %) ſämtlicher Ausgaben betragen 
mwürben. 

Nah reger Diskufjion einigte man ſich auf folgende Nefolutioren : 

1. Das Gehaltsminimum foll 200 Fr. monıtlid betragen. 

a) Daran leiftet ber Stanton 80 Fr. pro Monat und Lehritelle. 

b) Gemeinden, in denen der Lehrer den vorgeichlagenen Minimalgehalt 
bereits überſchritten hat, dürfen ihre bisherigen Leiſtungen nicht redu—⸗ 
zieren. 

2. Die kant. Alterözulagen von Fr. 50 nah 5 und Fr. 100 nad 10 

Dienftjahren follen auch in Zufunft verabfolgt werben. 

3. Obige Beſchlüſſe find den tit. Kreislonferenzen zur Urabftimmung zu 
unterbreiten, wofür eine Friſt von 14 Tagen feftgejegt wirb, 

4. Der Vorftand bes Bündner Rehrervereind wird beauftragt, in einer 
befondern Eingabe in Sachen ber materiellen Befleritellung ber Lehrerſchaft im 
Sinne der Rejolutionen der außerordentlichen Delegiertenverfammlung an ben 
Kleinen Rat zu gelangen, 

5. Die Koften der außerorbentlichen Delegiertenverfammlung werben in 
der Weiſe gebedt, dab für den nächſten Yahreöberiht ein Zuſchlag von 50 Ets. 
erhoben wird, 

2, Deutfhland. Der Hamburger Oberlehrerverein ſprach fih in ſtark 
beſuchter Verſammlung mit erbrüdender Mehrheit für Beibehaltung bes Rel. 
Unterrichtes als eines obligatorifhen Lehrfaches aus. — 

In Auerbach wird geplant, ben geſamten Unterricht an ben Volksſchulen 
auf die DVormittage zu beichränfen. Es wurde bei den Eltern Umfrage gehals 
ten, und e8 erflärten fi wohl 90 % bafür, Einige erflärten ſich für Beibe- 
haltung bes bisherigen Zuftandes, da fie nicht wüßten, was fie am Nachmittage 
mit ben Ainbern anfangen follten. Ob bie Reform durchgeführt wirb, ift 
noch nicht feftgelegt, da fie die Anftellung weiterer Lehrkräfte bedingt. 

Einen vernünftigen Stanbpunft in der gegenwärtig viel erörterten und 
wohl noch lange nicht fpruchreifen Trage der Serualpädagogit vertrat Prof, Dr, 
Treiber v. Soden auf der III. Konferenz der „Deutſchen Zentrale für Jugend» 
fürforge”, welche im Nov. 1906 in Berlin ftattfand. Schon bie Formulierung 
bes Themas feines Vortrages: „Wie fchügen wir die erwachende Gejchlechtlich- 
feit unferer Jugend vor ber Ueberreizung und ihren Folgen?“ zeugte von einer 
gefunden und praftifchen Nüchternheit. Dieſe fam denn aub im Vortrag felber 
zum Ausdrud: Man folle alle künftlihen Erregungen bed Gejchlechtötriebes von 
ber Jugend fern halten: den Schmuß in Annoncen und Rellamen, in Schau« 
fenftern und Kinematographen u. ſ. w., die Verführungen in Animierkneipen 
und Nachtkafös u. f. w. Pofitiv Habe die Erziehung größeren Nachdruck auf 


— 372 — 


bie Erziehung zu legen, auf zwedmäßige Ernährung, viel Bewegung bis zur 
Ermübung, babei Einfhränfung bes Fleiſchgenuſſes und gänzlihe Entziehung 
bes Alkohols. Ueber bie jogenannte gefchlechtliche Aufklärung ber Jugend äußerte 
er fich zurüdhaltend: für die Vollsſchule fei fie jedenfalls verfrüht; eher paſſe 
fie in die Fortbildungsſchule; auch feien die Abiturienten beim Abgang über 
feruelle Dinge aufzullären. In der Diskuffion über den Vortrag bemerkte Ge» 
beimrat Kirchner vom Kultusminifterium: Die Frage ber feruellen Belehrung 
ber Abiturienten werde im Minifterium lebhaft erwogen und werde jedenfalls 
bejahend entjchieben werben; über bie Notwendigkeit der Aufflärung ber DVolts- 
fchüler feien noch Erhebungen im Gange. Hoffentlich fiegt die gefunde Vernunft, 
und bie wirb finden: Schulaufllärung ift Unfinn! (Schw. Ev. Schulbf.) 

Der Verein ftubierender Volksſchullehrer ift auf feine Eingabe, an ber 
Univerfit Jena eine Abſchlußprüfung für Vollsſchullehrer einzurichten, abſchlägig 
beichieden worben. 

3. Italien. Das neue fultusminifterielle Neglement über ben künftigen 
Volksſchulunterricht erwähnt den Religionsunterriht mit feiner Silbe. Es foll 
alfo wie in England ber Kulturkampf in Schulfaden auf dem Verwaltungs: 
wege durchgeführt werden, Diefes „Reglement“ braucht nämlich die Genehmigung 
bed Parlamentes nicht, nur die bes — Staatsrates. Der kath. Voltsverein hat 
ben Kampf gegen biejes Eniffologiite Progedere mannbaft eingeleitet. — 

4. Oeflerreich. Die jüdifhe Profefjorenwelt wußte den Kampf um 
bie Univerfitäten in den Reichſstag zu werfen. Univerfitäts-Prof, Mafaryf 
ftellte im Einverftändnis der ganzen judenliberalen Preffe den Dringlicleits- 
antrag, ber von ber Regierung Garantien forderte, daß die freiheit ber 
Wiſſenſchaften nicht beeinträchtiget und die Univerfitäten „gegen die hriftlid 
foziale NRegierungspartei“ verteidigt werden, Dem gegenüber verteidigte 
ber geiftlihe Gymnafiallehrer Dr. Drerel aus Tornbirn ben Antrag der Ehrift- 
lih-Eozialen, der die Stelle, bie eine Spige genen die chriftlich-foziale Partei 
enthielt, dahin mobelte „gegen die Angriffe aller politifhen Parteien‘. 
Die 2ſtündige Rede des jugendlichen neuen Vorarlberger Abgeordneten riß berart 
alle Parteien mit ſich, dab der Antrag der Chriftlih-Sozialen einftimmige 
Annahme fand. — 

Bur Berbreitung billiger, apologetifcher Volksſchriften. Anlählich des 
10sjährigen Beſtandes ber Brojhüren- Sammlung „Volksaufklärung“ bat fich, 
wie man und mitteilt, biefer Verlag entſchloſſen, die Verbreitung dieſer ohnehin 
fo billigen Brofbüren (jede der bisterigen 120 Nummern 10 h ober 8 Pie.) 
noch durch Verlofung von wertvollen Gemwinnften zu fördern; es werben nod 
heuer an bie Bezieher 2 Preife à 50 K in bar und 2 Preife in Form wert» 
voller Bücher zur Verloſung fommen, und zwar in ber Weife, daß fomohl 2 
Brojhüren-Eremplaren der Nr. 1—100, wie auch 3 Exemplaren der Nummern 
101—120 je eine Anmweifung beigelegt wird, bie eine auf 50 K in bar lautend, 
bie andere für den Bezug einer Büchergabe (bid zum Werte von 20 ME.) bee 
rechtigend. Die Adreffen der vier Gewinner werden in den nad Neujahr 1909 
zunäcdft zur Verſendung kommenden Nummern veröffentlicht. Bei der Verloſung 
fommen jene Befteller in Betracht, welche in ber Zeit bis Ende Dezember 1908 
„Volksaufllärungs“-Broihüren durch irgend eine Buchhandlung oder direft vom 
Verlage „BVollsaufllärung“ in Warnsdorf, Nordböhmen, gegen vorherige Ein« 
ſendung beö betreffenden Betrages beziehen. Mögen diefe Prämien recht vielen 
Katholiken ein weiterer Anſporn fein, ſich die fo billige Sammlung „Vollsauf- 
tlärung“ als Grundftod zu einer zeitgemäßen Handbibliothek anzufchaffen. 


u NU N —— 


— 373 — 


Juhres-Berict über den katholiſchen Erziehungsverein der Schweij 
ro 1907. 
Erfiatiet vom un Prälat A, Tremp. 


X. Die Lehrer: Ererzitien, 


1. Rantonal»-Direftoren für bie Lehrer-Ererzitien find folgenbe: 

1. Pro Kt. St. Gallen: Lehrer Büchel in Rebſtein. 2, Pro fit. Appen- 
zell: Lehrer Hautle in Appenzell. 3. Pro Kt. Glarus: Lehrer Gallati in 
Näfels. 4. Pro Kt. Thurgau: Lehrer Bochsler in TFifhingen. 5. Pro ft. 
Schwyz: a. Behrer Spieß in Zuggen. 6. Pro Kt. Nibwalden: Sefundarlebrer Gut 
in Stand. 7. Pro Kt. Obwalden: Lehrer Staub in Sadjeln. 8. Pro Kt. 
Uri: Schulinfpeltor Zurflub in Altdorf. 9. Pro Kt. Zug: Seminar-Direftor 
Reifer in Zug. 10. Pro St. Quzern: Behrer Reinhardt in Eich, ala Präfibent 
bes Lehrer-Ererzitien-Bereind. 11. Pro St. Solothurn: Pfarrer Widmer in 
Grepenbad. 12. Pro Kt. Yargau: Pfarrer Ducret in Auw. 13. Pro At. 
Graubünden: Lehrer Gabient in Maftrils. 14. Pro Kt. Bern: Abvolat Viatte 
in Delsmont. 15. Pro Bafel-Stadt: Migr. Döbele in Bafel. 16. Pro Bajel- 
Land: Kath. Pfarramt in Lieſtal. 17. Pro Kt. Züri: Dr. Hildebrand, Vilar 
in Außerfifl. 18. Pro Kt. Schaffhaufen: Pfarrer Weber in Schaffhaufen, 19. 
Tür die melfhe Schweiz beforgen bie Sache die Präfidenten ber bortigen 
Seftionen. 

2. Teilnehmer an ben Lebrer-Ererzitien im Jahre 1907: 

In Feldkirch nahmen einige Lehrer teil an ben Ererzitien für Akademiker 
vom 26.—30. Aug., eine Anzahl dann an den LVehrerererzitien vom 23.—27, 
September, die Großzahl an ben Lehrerererzilien vom 7.—11. Oktober. 

Total in Feldkirch 75 ſchweiz. Lehrer (50 St. Galler, 5 Appenzeller, 8 
Thurgauer, 3 Graubündner, 3 Zuger, 2 Schwyzer, 2 Quzerner, 1 Aargauer 
und 1 Glarner). 

In Wolhufen fielen die Lehrer-Ererzitien vom 23.—27. September aus, 
weil in biefer Woche die Quzerner Kantonallehrer-⸗Konferenz ftattfand. Dagegen 
machten in Wolhuſen vorher wieder 50 Lehrer und Profefforen Ererzitien, 
meiftens aus Wallis, Freiburg ac. 

— In Zug beſuchten 53 Lehrerinnen die Exerzitien (24 Aug., 11 St. G., 
08 x.) 

Der Schweiz. Erz'⸗Verein beitreitet bie ganze Penfion ber Zebrerererzitien 
(für alle Zeilnehmer ber beutfchen Schweiz) und gibt an die Eprerzitien der 
Behrerinnen einen jährlihen Globobeitrag von 150 Fr. — 


XI, Das Apoſtolat der hriftliden Erzichung. 
Der Direktor beöjelben, HH. Kämmerer, Rektor Keifer in Zug, hat darüber 
folgenden Zeriht (vom Olt. 1906— Ott. 1907) abgegeben. 
Im Berichtsjahr find folgende Beiträge eingegangen : 
Bon R. D. Pfarrer G. Simeon, Medels, Graubünden Fr, 14. 65 
„ Ungenannt durch R. D. Pfr, U. Eggloff, Unter- 


Endingen, Yargau „ 620 
.Dietwil, Aargau, durch R. D. Kaplan A. Stödlin „ 50. — 
» Pfarramt Horw, Ruzern ‚45. — 
"» Plarramt Wangen, Solothurn . 12. — 


Sr. 127. 85 


4 374 — 


Der Bericht fährt weiter: 

Voriges Jahr find 157.30 Fr. eingegangen, alſo fait 20 Fr. mehr als 
im Berichtsjahr. So bebauerlich es ift, daß Die Beiträge feit mehreren jahren 
nicht mehr die frühere Höhe erreicht haben, fo erfreulich ift die Wahrnehmung, 
baß in Gemeinden, in benen fih ein Geiftliher der Sache annimmt, viel Sinn 
und Opferwilligfeit für das fchöne Werk vorhanden if. Auch im Berichtjahre 
find gerabe aus Gemeinden, aus denen feine Yünglinge im Seminar fich be« 
fanden, ſchöne und höchſt verbantenswerte Beiträge gefloffen, dagegen bat feine 
Gemeinde, welche einen ihrer Angehörigen unter unfern Seminariften zählte, 
einen Beitrag fürs Apoftolat geipendet. Wir erneuern den dringenden Appell 
an bie hochwürdige Geiftlichkeit und beſonders an bie Vorftände der Mütter: 
vereine, fich des ſchönen Werkes mehr anzunehmen. Wir wiffen wohl, baß in 
unfern Zagen un bie Opfermilligfeit des kath. Volkes große Anſprüche gemacht 
werben; allein die verbanlenswerten Gaben, welche uns aus mehreren Gemeinden 
geipenbet wurden, überzeugen uns, daß ein Geiltlifer, ber eine biesbezügliche 
Bitte ftellt, williges Gehör findet. Möge alfo auch das Apoftolat ſich wieber 
größerer Gunft und Beachtung erfreuen! 


XIL Bereinsliteratur. 


1. Wir empfehlen wieder eindringlih zum Abonnement: 

a. Alle unjere Vereinsorgane als: „Pädagogijhe Blätter” (für 
bie beutfche Schweiz), „Bulletin pedagogique“ (für ben Kt. Frei⸗ 
burg), „Zrcole primaire“ (für Franzöfiih Wallis), „Erziehungs- 
freund“ (für Deutſch Wallis), il Risveglio“, Organ für unferen 
Tefliner Verein (3'/s Fr. für Nichtmitglieder. Rehaktor: Conseiller 
Pietro Ferrari in Arzo.) 

b. Die bei Benziger u. Co. ericheinenden Schülerbüchlein „Ernit 
und Scherz”, „Chriftfindfalender* und „Rath. Frauen 
zeitung”, fowie ben bei Eberle u. Rickenbach erſcheinenden 
‚Kindergarten“, 

2. Berzeihnis von Jugend und Volksſchriften. 

Wenn unfer Katalog von Jugend» und Volksfchriften erfchienen fein wird, 
follen künftig die neuen Produkte auf dieſem Gebiete ala Beilage ber „Päd. 
Blätter“ perobifch erfcheinen (3. DB. vierteljährlich 4 oder mehr Seiten). 

Diefe Beilagen werden bon einer gemeinfamen Kommiſſion bes jchmweiz. 
Erziehungs- und bes ſchweiz. kath. Vehrer-Vereins beforgt. Ueber bie Beftellung 
biefer Kommifjion verftändigen fich die Zentralfomitees beider Vereine. Der 
kath. Lehrerverein hat dafür vorgefchlagen: Pfr. Peter, Lehrer Joſ. Müller in 
Goßau, der fi bisher ſchon beteiligte, und Lehrer Harrer in Bachen-VBonmwil, 
Wir jchlugen bazu noch vor: P. Leonard in Mebreau, und Pfr, Büſſer in 
Magbenau, Vizepräfident des Komitees bes fchweiz. Vereins für gute Volksleltüre. 


XIII. Die Müttervereine, 


Der Bericht über die Müttervereine pro 1907 erihien Ende 1907 in 
ber „Katholiſchen Frauenzeitung“ (Einfiedeln) und wurde in Sonberabzügen 
allen Lolalmüttervereinen zugefandt.e Wir notieren bier nur ben Gejamtbe- 
fand. Die Zahl der Mütterrereine ift im Berichtsjahr um 9, von 160 auf 
169 und bie Zahl der Mitglieder um 2932, von 22732 auf 25664 geitiegen. 
Didzefe Baſel-V.: 79 Dereine mit 10911 Mitgliedern, Diözefe Chur: 87 
Dereine mit 7023 Mitgliedern. Diözefe St. Gallen: 40 Vereine mit 6162 
Mitgliedern. Didzefe Laufanne-Genf: 9 Vereine mit 1254 Mitgliedern, Diö« 
zefe Sitten: 4 Vereine mit 314 Mitgliedern. In Zeffin find die Müttervereine 
immer noch in der Gründung begriffen. 


3 375 — 


XIV. Berzeihnis der Ehrenmitglieder Des ſchweizer. 
Erziehungsvereins. 


Alle hochwſt. jchmweizer, Bifchöfe (7) und Aebte (6, inkluſſive Muri-Gries, 
Wettingen-Mehrerau und Daria Stein-Bregenz); ber hochwſt. Provinzial ber 
ſchweizer. Hapuziner- Provinz; alle 9 vom Zentril-Fomitee des jchweizer. Volls⸗ 
verein gewählten Mitglieder der „Seltion für Erziehung und Unterricht“; ber 
Rebaltor der „Pädag. Blätter”; der Präfident bes ſchweiz. fath. Lehrervereins; 
ber Präfident und Generaljeltetär des ſchweizer. Vollsdereins u. a. 





Bumor. 


Aus einem Auffage über das Salz. Die Schafe leden Salz, daß 
fih ihre Fleiſch befier hält. Es ift ein Gewürz, welches bie Speifen verbirbt, 
wenn e3 benfelben nicht beigegeben wird. — 


Briefkaften deu Redaktion. 


1, Diefe Nummer wird jhon Mittwoch verfanbt, ftatt erft (Freitags. All» 
fällige Rorreipondenten mögen das als Entihuldigurg hinnehmen. 
2. Ein ſchickliches Gedenkblatt an P. Theodoſius Florintinis 100. Ger 


burtstag folgt. 
8, Ter Artikel „Ufnau” ſchien uns auch ins Gebiet gefunder Fortbildung 
einzujhlagen, daher wir uns auch um befjen Illuſtrierung kümmerten. 


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teile ich auch in derselben Unterricht. Meine Schüler 


pflegen dieselbe mit Vorliebe und kommen schneller 
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Vereinigung des „Schweiger. Erziehungsfreundes“ umd der „Yüdag. Monatsfärift“, 


Organ des Vereins kathol. dohrer umd chulmünner der Sajweiz 
und des ſchwehzeriſchen katholiſthen Erziejungsvereins. 


Cinſiedeln, 5. Juni 1908. | Nr. 25 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


zi NRektor Keiſer, an drat, Bug, Bräfident; die 80 Seminar- — Jakob Grüninger. 
iclenbach (Schrwys), en —F Schnyder, Hipficch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen) 
Herr Elemens Frei zum „Storchen”, Einflebeln. 
RE EEE. en find an legteren, ald ben Chef-Rebaltor, — richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Hanfenftein & Bogler in Quzern. 
Abonnement: 


Erſcheint wãchentlich einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Befteltungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Verlagshandlung Einjiedeln. 


Inhalt: Rede des hochw. Bilhofs Dr. Paul Wilhelm v. Keppler über Familie 
und Schule. — Aus Kantonen und Ausland, — Spredhfaal. — St. Gall, 
Hatholifentag am Pfingftmontag in St. G. — Würdigungen und Ehrungen. 
— Prieflaften ber Redaktion. — Inſerate. 











Rede des hochw. B. Bildivfs Dr. Paul Wilhelm 
vd, Reppler über Familie und Schule 


auf der vierten Vereindverfammlung des Katholifchen Schulvereins für 
die Diözefe Rottenburg zu Rottenburg am 9. Oktober. 

Aus Ihrer Begrüßung habe ich zwei Töne herausgehört, die mir 
zu Herzen drangen: Die Ehrfurcht dor meinem Amt und das Ber« 
trauen zu meiner Perfon. In Verehrung, Vertrauen und Liebe begrüße 
ih aud Sie, und meine Seele ift gehoben und freudig bewegt beim 
Anblick diefer großen Berfammlung. So viele Männer aller Stände, 
jo viele Vertreter des geiftlihen Standes und bes Kehrerftanded, dazu 
jo viele edle Frauen und Jungfrauen, — alle Ein Herz und Gine Seele 
in der wichtigſten Angelegenheit, welche ed für die Menjchheit gibt, in 
der Fürſorge für die Kinderwelt, — mie follte dad den Biſchof nicht 
in der Seele freuen! 


— 378 0 


Freilich, auch diefe Freude ift micht ungemifcht, wie feine Erden⸗ 
freude. Unfer gemeinfames Arbeitägebiet follte an fidh eine Oaſe des 
Friedens fein, war auch lange gleich einem umfriedeten Garten, in 
welchen der Kampf und Streit der Welt nicht hereinbrandete. Das ift 
ander geworden. Dieſes Gebiet ift heutzutage am heikeften umftritten 
und kann faum mehr zur Ruhe fommen, die ihm doch fo nötig wäre. 
Wir ſuchen nicht den Streit, jondern den Frieden. 

Auch bei dem friedlichen Thema: Familie und Schule, Familie 
und Schulverein, über welches ich gebeten worden bin zu ſprechen, geht 
es nicht ohne allen Kampf ab. Wenn man heutzutage von der familie 
redet, muß man für dad Recht der Familie Fämpfen, 

Unter den Ummälzungen der lebten Jahrzehnte, unter den Wehen, 
aus welchen die moderne Zeit herausgeboren wurde, hat namentlich 
aud die Familie ſchwer gelitten. Sie ift vielfach nicht mehr, was fie 
war, und gilt nicht mehr, was fie wert if. Wie das jo gelommen, 
das ift eine lange, traurige Gejchichte, die wir bloß ftreifen können, 
Der Feinde, welche die Familie ſchädigten und ihr and Leben wollten, 
ift es eine ganze Legion. Die Wildwafler der Unfittlichkeit, de Un— 
glaubens, der Frreligiöfität nagen an ihren Grundpfeilern ; die unrubige 
foziale Bewegung wühlt in ihren Fundamenten. Falſche Staatätheorien 
glaubten auch fie entrechten zu müffen zu Gunften des Staates, der allein 
der Träger aller Rechte ſein ſollte. Von der neueren Gefeßgebung hat 
man mit Recht gefagt, daß fie zu fehr den Menſchen ala Einzelweſen 
nehme, ausgelöft aus dem Verband der Familie. Die Leichtigkeit der 
Eheſchließung und die Leichtigkeit der Ehejcheidung, beides hat die Fa» 
milie im Lebensmark gejchädigt. Der Sozialismus ift nie ihr Freund 
geweſen und würde am liebften ihr Haus auf den Abbruch verfaufen. 
Das Fabrifleben kann ſchon dadurd der Familie wehe tun, daß ed den 
Bater und namentlid die Mutter ihr allzufehr entzieht. Schlechte 
Literatur, Romane und Theater ſchändeten und ſchänden die Ehre der 
Ehe und Familie, Unverftänbige, Teichtfertige Eltern helfen ſelbſt mit, 
fie zu ruinieren; fie haben fein Bewußtſein ihrer Autorität mehr und 
der fich aus ihr ergebenden Pflichten, oder find zu ſchwach, dieje Autorität 
geliend zu machen. So tief geſunken war allmählich das Anjehen der 
Yamilie, daß man allen Ernſtes die Frage erörterte, ob fie nicht über- 
haupt eine überlebte Inftitution und eher ein Hindernis als ein Mittel 
des Fortſchrittes fei. 

Die Folgen dieſer Verachtung der Familie zeigten ſich bald und 
offneten den Verſtändigen die Augen. Nun finnt auch eine geſunde 
Sozialwiſſenſchaft wieder auf Mittel, den Schaden gut zu machen. Sehr 


ñ— 379 — 


mit Recht. Die Familie iſt und bleibt die Lebensquelle und Lebenszelle, das 
Lebensmark und die Lebenswurzel der Geſellſchaft. Geſellſchaft, Staat 
und Gemeinde beſteht nicht aus einer größeren oder kleineren Herde von 
Einzelmenſchen, ſondern aus Familien. Iſt die Familie im weiten 
Umfang krank, blutarm, blutverdorben, phyſiſch oder moraliſch minder- 
wertig, ſo kann das Volk und der Staat ſich unmöglich wohlbefinden. 
Große Völker und Staaten find nad dem Ausweis der Geſchichte daran 
zu Grunde gegangen, daß die Familie degeneriert war. Daß Gebot: 
Du ſollſt Vater und Mutter ehren (und damit die Familie reſpektieren 
und hochhalten), gilt jamt feiner Verheißung: Damit du lange lebeft 
und es dir mwohlergehe auf Erden, nicht bloß den Einzelmenſchen, fon« 
dern auch den Bölkern und Staaten. Die Achtung der Familie ift die 
Grundlage ihres Glüdes und ficheren Beſtandes; die Verachtung der 
Familie befiegelt ihren Tod und Untergang. Jeder wahre joziale Fortſchritt 
muß feinen Weg durch die Familie nehmen; wahrhaft heben kann man 
das foziale Leben nur, indem man die familie Hebt und fie gemäß 
ihrer urfprünglichen Jdee und ihrem Zwecke reorganifiert. Und eine 
Erneuerung, Erlöfung, Veredlung der Familie kann bloß mit Hilfe des 
Chriſtentums bewirkt werden. Es hat die durch dad alte Heidentum ent⸗ 
würdigte Familie wieder geadelt und im Haufe von Nazareth fie wieder 
gebeiligt; e8 kann allein die durch dad moderne Heidentum bedrohte 
Familie ſchützen und erhalten. Zu Zeiten, wo die Familie wenig 
Freunde mehr Hatte, da Hat eine mütterliche Freundin fi kraftvoll 
ihrer angenommen: die Kirche. Der oberfte Hirte der Kirche, Leo XIIL» 
ift in unferen Tagen in der Enzyklika Rerum novarum mit lanter 
Stimme für fie eingetreten: „Die Familie war früher als der Etaat. 
Wie der Staat, jo ift auch die Familie im eigentlichen Sinne eine 
Gejellihaft, und es regiert in ihr eine jelbftändige Gewalt, die väter« 
liche. Innerhalb der. von ihrem nächſten Zweck beftimmten Grenzen 
befitt daher die Familie zum menigiten die gleichen Rechte wie ber 
Staat in der Wahl und Anwendung jener Mittel, welche zu ihrer Er— 
haltung und ihrer berechtigten freien Bewegung unerläßli find. Wir 
jagen: mindeftens die gleichen Rechte; denn da das häusliche Zufammen« 
leben ſowohl der Idee ald der Sache nach früher ift ala die bürgerliche 
Gemeinſchaft, fo haben auch feine Rechte und Pflichten den Bortritt, 
weil fie der Natur näher ftehen.” 

Die Wahrheit und das Recht kommt auch in diefem Punkte alle 
mählich wieder zum Durchbruch, und, hoffen wir, zum Siege. Die 
Stimmung ift in allen guigefinnten Kreiſen wieder familienfreundlich 
geworden. Berftändige Staatdmänner, Vertreter einer gejunden 


— 380 0 


Sozialwiſſenſchaft und Sozialpolitit, reichen jetzt wieder den Geiftlichen 
und Lehrern die Hand im Beftreben, das Familienleben zu ſchützen und 
zu heben. a, neuerdings haben ſelbſt die Künfte angefangen, Hat zu 
pflegen, wie fie mit ihren Mitteln zu diefem Schönen Zweck beitragen 
fönnen; fie haben ſich das Problem geftellt, für dad Volk Yamilien-' 
‘ bäufer zu fchaffen, welche den Namen Familienheime verdienen. 

Auch die Einfiht bricht fi mehr und mehr Bahn, daß Schule 
und Familie in gutes Ginvernehmen gejeßt werden müflen. Wenn fie 
fih fremd und froftig gegenüberftehen, haben beide den Schaden, ganz 
bejonders das Kind, das beiden angehört. Ganz entjeglich find bie 
Folgen, wenn beide gar in offenen Gegenſatz, in Widerftreit und Wider: 
ſpruch miteinander treten auf dem höchſten Lebendgebiete, dem der Re- 
ligion. Diejed traurige Schaufpiel bietet Frankreich, wo eine bewußt 
religiondfeindliche und unchriſtliche Schule den Kampf aufnimmt gegen 
die chriftliche Familie und das arme Kind die Kriegäkoften bezahlen 
muß. Es ift das Berdienft des Herrn Oberftudienrats Egelhaaf in 
Stuttgart, auf diefe unjeligen Zuftände hingewieſen zu haben. In den 
„Zeitfragen“ gibt er einige Momentbilder aus der modernsfranzöfijchen 
Schule, welche das Recht der Familie und der Religion mit Füßen tritt. 
Der Lehrer inquiriert, wer am Sonntag zur Meſſe gegangen. Das 
Mädchen, welches jich dazu befennt, wird auf den Tiſch an den Pranger 
geftellt und muß das Baterunfer berfagen,; an jede Bitte Ffnüpft der 
Lehrer giftige, \pöttiiche Bemerkungen. Nach acht Tagen wiederholt fi - 
die unmürdige Szene; das Mädchen muß da8 Ave Maria berfagen, 
und der Lehrer begeifert den Gngelögruß mit feinem Hohn. Da fann 
ein zehnjähriger Knabe feinen Unmwillen nicht mehr bemeiſtern; er erhebt 
fh und jagt: „Herr Lehrer, mad Sie da tun, ift fehr fchlecht, und die 
Mutter diejer Kleinen wird das nicht dulden.“ „Ehre dem kleinen Ritter,“ 
Ichreibt Egelhaaf, „der es wagte, der gepeinigten Schulgenoffin zu Hilfe 
zu kommen, und dem fchoflen Kerl, der feine amtliche Stellung ſchaöde 
mißbraucht, ind Geficht zu jagen, was er fei, und die geheiligten Rechte 
der Eltern über ihr Kind zu verteidigen! Wenn man wegen etwas 
an dem Franzoſen nicht verzweifeln darf, jo ift es nicht wegen der Lehrer, 
welche ſich jo wie gejchildert benehmen, fondern wegen des tapfern 
Knaben, in dem der Anftand und die Ehre jo lebendig find, daß er ſich 
zu erheben und dem Lehrer ind Gemiffen zu reden mwagt.“ Ja: Ehre 
diefem Heinen Helden! Ehre aber auch dem Verfaſſer diejed Artikels, 
welcher den Mut Hat, im jebiger Zeit eine joldhe Warnungstafel aufzu= 
richten und die grauenvollen Schulzuftände jenes Frankreich zu beleuch- 
ten, auf welches leider wieder einmal manche urteilölofe Deutfche be— 
wundernd hinüberbliden zu müfjen meinen. 


— 3831 — 


Mögen ſolche Zuſtäude unſerem Vaterlande für immer erſpart 
bleiben! Das iſt der Religionskrieg in ſchlimmner Form; das i ſo 
arg als bethlehemitiſcher Rindermord. Möge bei und in alle Zu unft 
diejelbe gefunde Lebensluft chriftlichen Geiſtes das Rind in der Familie 
wie in der Schule umgeben! In diefem Geifte werden die Rechte des 
Staates, die Rechte der Familie und die Rechte der Kirche auf das Kind 
und auf die Schule ihre Ausgleichung finden. In diefer Atmoſphäre 
werden fih von felber rege MWechjelbeziehungen zwiſchen Familie und 
Schule ergeben, beiden zum Segen. 

Beide find und bleiben ja doch auf einander angetviefen. Der Lehrer 
wie der Statechet, welcher davon überzeugt ift, oder durch Förſters 
neuefte Schrift: „Schule und Charakter” fi davon überzeugen läßt, 
daß Charakterbildung eine umerläßlihe Aufgabe der Schule iſt, 
der daher, joweit immer beim Klaffen- und Mafjenunterricht möglich, 
individualifiert, jedes Kind für fich betrachtet und behandelt (und darin 
gipfelt die pädagogiſche Kunſt), — er wird bald darauf fummen, daß 
er fih um die Familie fümmern muß, welde ihm dad Kind jendet, 
und daß er aus ihr heraus das Kind verftehen und beurteilen muß. 
Gr wird da auf mande Hinderniffe ftoßen, ohne deren Überwindung 
oder Minderung er auf feinen Erfolg feiner Tätigkeit hoffen kann; er 
wird auch manche wertvolle Hilfskräfte finden, welche ihm die Arbeit 
erleichtern. Und fein Imtereffe an der Familie wird ihm für die Regel 
auch mit dem Intereſſe der Familie an der Schule beantwortet und ge= 
lohnt werden. Die Familie wird mehr und mehr lernen, in der Schule 
die Mitarbeiterin im ſchweren Werk der Kindererziehung zu ſchätzen. 

So ſehr der Niedergang der Familie zu bedauern, die Schule 
darf doch nicht etwa jagen: die Familie iſt nicht mehr, was fie fein 
fol, kann daher auch mir nichts mehr fein und ift für mich völlig außer 
Rechnung zu ftellen. Nein, jo weit ift es denn doch nicht. Bei uns 
gibt es denn doch im jeder Gemeinde noch eine ganze Anzahl von guten 
und gefunden Familien. Es gibt noch Väter, welche die Könige ihrer 
Familien find, fie auf ihren Schultern und auf ihrem Herzen tragen, 
welche regieren im beften Sinne des Wortes; ed gibt noch Mütter, 
welche die chriftlihe Mifchung von Liebe und Autorität finden; es gibt 
noch Eltern, welche fich für die Kinder voll verantwortlich fühlen und 
deren heiligfte Sorge es ift, am Herzen und der Eeele ihrer Kinder 
zu bilden und zu formen; es gibt noch Familien, deren Mittelpunkt 
Chriftus ift, im welchen die Autorität der Eltern die Autorität der 
Lehrer und Geiftlichen fügt und fchüßt. Es wäre die größte Torbeit, 
wenn die Schule, fi) ftolz als Staatöfchule fühlend, Hier nicht Anſchluß 
juchen und fich der Mithilfe verfihern würde. 


— 3832 — 


Ja ſelbſt dann darf die Familie von der Schule nicht ignoriert 
werden, wenn fie nicht ift, wie fie fein fol. Auch die Schule iſt be— 
rufen, an der großen fozialen Aufgabe, an der Hebung der Familie 
mitzuarbeiten. Da gilt e8, Berfäumniffe qut zu machen, Hinderniffe 
zu befämpfen, jchlechte Einflüße durch qute außer Kraft zu feßen, die 
geſunkene Familie zu heben durch das Kind. Weld ein Gebiet erſchließt 
fih da für den chriftlichen Pädagogen! Der gute Lehrer und Katechet 
fol, ſoweit möglid, gut machen, was der jchlechte Vater verdirbt und 
verläumt; die Schule ſoll Mutterftelle vertreten an einem Kind, dem 
die Mutterliebe fehlt; fie joll das Kind anleiten, beſſer zu fein als jeine 
Eltern, feine Pflicht zu tun Eltern gegenüber, welche ihre Pflichten an 
ihm nicht tun; ein befondered Maß von Liebe und Fürſorge ſoll in 
das arme gequälte Leben eines Kindes die Sonnenftrahlen der Freude 
bineinleiten, die e8 zu Haufe entbehren muß. Man fage nit: das ift 
nicht möglid. Schon manches verfümmerte Kind ift in der Schule 
unter den herzlichen Bliden und Worten eines edlen Katecheten und 
Lehrers wieder aufgelebt und aufgeblüht, Und ſchon manches Kind hat 
aus der Schule in eine verborbene Familie wieder neue Lebenskeime 
hineingetragen, der Familie den verlorenen Glauben und den chriftlichen 
Einn zurüdgebradt. 

Schule und Familie — fie find auf einander angemwiefen und ge— 
hören zufammen. Dad war auch einer der Leitgedankten bei Gründung 
des Schulvereind; darum follten die Familien, die Eltern im Berein 
vertreten fein. Die Beziehungen ztoifchen Familie und Schule zu ver- 
tiefen, zu verftärken, zu befruchten, das ift eine unferer jchönften Vereins: 
aufgaben. Familie und Schule fi in die Hände arbeitend zum Wohl 
der Jugend, dad heranwachſende Gejchlecht im gleichen Geift, auf Ein 
Hauptziel hin erziehend, — daß ift eine heilige und mächtige Allianz, 
ein Schuß des Staated und ein Segen für die Geſellſchaft. — 


— — ⸗ 


Aus Rantonen und Nusland. 


1. Shafffanfen. * Die Annahme des Lehrerbeſoldungsgeſetzes 
ift fehr zu begrüßen. Das vom Jahr 1892 ftammende, Tomplizierte Befoldungs- 
ſyſtem, das uns immer unyerecht gefcbienen hat, weil Primarlehrer mit ein und 
berjelben Vorbildung verſchiedene Befoldungsanfäge befaken, ift damit aufgehoben, 
und an beiien Stelle tritt eine Jahresentſchädigung von Fr. 2000,—, Was 
befonbers bemerkt werben muß, befteht darin, daß dieſe ausgerichtet wirb an 
ben Unterlehrer wie an ten Oberlehrer (Primarlehrer der obern Klaſſen, mit 
berfelben Vorbildung mie ber Vehrer der untern Klaſſen), an bie Lehrerin 
wie den Lehrer, und enblih an idie gewählte Lehrlraft wie an die provie 


— 383 — 


ſoriſch angeſtellte. Durch dieſe Einheitsbefolbung wird ber fortwährende Behrer- 
wechſel wohl ein wenig gehemmt, und auch den Landgemeinden wird es befcie- 
den fein, num tüchtige Lehrer auch „behalten“ zu können. Tür ben Reallehrer 
beträgt bie Befoldung Fr. 2800, nebit einer Zulage, deren Marimum (Fr. 500) 
nah 20 Dienftjabren erreicht wird. Der Staat bezahlt die Zulagen. Das 
neue Befoldungsgefeg verurfacht ben Gemeinden Tr. 35000, bem Staat Fr. 
62000 Mebrausgaben. 

2. Hf, Gallen. Obwohl wir 3. 3. erſt anfangs Mai zählen und alfo 
feit dem Austritte der Abiturienten ungefähr 1'/: Monate verftrichen find, 
haben nun fämtlihe ausgetretene Seminariften bereit Stelle er« 
halten. Wenn man bebentt, dab über 30 Kandidaten in frage famen, gewiß 
etwas Außergewöhnliches. Das laufende Schuljahr wirb alfo wieder keinen 
Ueberfluß an Lehrkräften aufmeifen. Solche Perioden find für bie Lehrerſchaft 
in mehrfacher Hinfibt von Gutem. — 

Reallebrer Johannes Braffel in St. Gallen feierte letzthin fein 60. 
Lebensjahr unb eine 30-jährige Lebrtätigleit an ber ftäbtifchen Mädchenreal« 
ſchule. Braſſels Wege und bie unfern find nicht immer die nämlichen,; aber er 
bemühte fich ftetd, uns ein nobler Gegner zu fein und unfere Prinzipien zu 
achten. Unb wenn er in die Saiten greift und feine gemütvollen Lieder fingt, 
ba freut uns der alte Barde mit feinem idealen Schwunge! — 

Fehrerwaßlen. Nah Vättis wird gewählt Behrer Theophil Nigg 
in Gohau, 

Sargans wählte Lehramtstanbibat Bernet von Engelburg. 

Nah Buchs kommt Peter Vetſch. 

Nah Bazenhaid VLehramtskandidat Wilhelm Forſter. 

Evang. Balgach wählte mit 50 gegen 48 Stimmen den Lehramtskandi- 
daten Roth aus Flawil (letztere fielen auf ben bisher angeftellten D.). — 

Oskar Pfiffner in Ebnat kommt als Selundarlehrer nah Stein« 
(Appenzell A.Rh.). 

Set.-Rehrer Winiger von Uznach fommt nah Wartau. — 

Nah Büchel kommt Lehrer Joſ. Müller in Hinterforft. 

Reallebrer Strub in Rapperswil wurde nah Herisau gewählt. 

Nah St. Margarethen (Nebengraben) wirb gewählt Lehrer A. Wohl« 
wenb in Kappel. 

Ev, Stein wählte als Lehrer Ehriftian Hartmann von Jenatz, 
(Bünben). 

* Die Sommerferien waren fhon ba unb bort — auf ben erften 
Blick mag es paradox erfcheinen — das Schmerzenslind für die Lehrerichaft. Die 
Bauerfame wünjchte frei an fihönen Tagen, wo fie das Heu einheimfen könnte; 
bie Lehrer dagegen hätten die Vakanztage lieber nacheinander gehabt. Begreif« 
fih! Nur einige halbe Tage, die Sonnenfchein aufwieien, auß ber ganzen Woche 
berausgeriffen, waren für den Lehrer nicht angenehm. Er konnte ja nicht einmal mit 
gutem Gewiften 1—2 Tage von feiner Gemeinde abweſend fein. Hauptfächlich 
an Orten, mo im Laufe der Sabre bie induftriele Bevölkerung auf Koften ber 
Zandwirtichaft gewachſen ift, hat fih in ben letzten Jahren ein erfreulicher Kom« 
promiß herausgebitdet, Die Sommerferien werben naheinander, gemöhnlih von 
Mitte Juli bis Mitte Auguft angefegt, Die Vauern baben dann aber ba8 
Recht, bei Gebrauch der Kinder für bie eigene Heuernte ihre fhulpflichtigen 
Kinder an ben ihnen paſſenden Tagen zu Haufe zu behalten. Ter Sculrat 
räumt diesbezüglih 12 Halbtage ein. Es wurde die Beobachtung gemadt, daß 
Familien mit großem Bodenbeſitz biefe Anzahl nicht durchgängig beanspruchten, 
ein Zeichen, dab man allgemein mit diefem Anſatze auslommen kann, An Kinder 
aus nicht landwirtfhaftlichen Familien wird biefe Erlaubnis nicht erteilt. — 


— 3834 — 


Der ſchweiz. Bildungskurs für Knabenhandarbeit in Sitten wird von 
14 ft, galliſchen Lehrern befucht. — 

Im letzten Schuljahr gab es im herwärtigen Kanton 13 Handfertigkeits— 
ſchulen (gegenüber 11 im Vorjahre) — bie höchſte Zahl, die ſchon erreicht wurde. 
Ein Beweis, daß diefem Fache immer mehr Aufmerkfamteit gefcentt wird. Es 
verdient fie aber au vollauf, 

Das kantonale Lehrerfeminar auf Mariaberg wird im eben be 
gonnenen Schuljahr von zirka 120 Zöglingen befucht, darunter 25 Träulein, 
Der 4, Kurs zählt 29 Schüler. 

* Rantonaler Katholilentag. Am nädflen Pfingftmontag ben 8. Juni 
1908 findet in ber ft. galliichen Metropole ber 9. ft. galliihe Katholilentag 
ftatt, Am Bormittag hält auch der Erziehungsverein feine Seftionsverfammlung 
ab und ift es ben leitenden Organen gelungen, biefür vorzügliche Referenten zu 
gewinnen. Es wird die Mitglieder unferes Vereins und die freunde und Gönner 
ber Schule überhaupt intereflieren, aus dem Munde des 9. Erziehungsrates 
Biroll in Altflätten etwas über den Stanb der Revifion bes Er— 
ziehungsgefegesd zu hören. Auch das 2. Referat von 9. Infpeltor 
Eberle-Röllin über bie von unferem hochw. H. Bifchofe Ferdinandus neueftens 
wieder ind Beben gerufene Bewegung gegen bie Unſittlichkeit ift von 
großer Bedeutung. Lehrer, Geiftliche, fomwie alle andern fyreunde ber Jugend 
feien darum recht zahlreich zu diefer VBerfammlung in die „Blume“ St, Gallen, 
eingeladen, Beginn vormittags 10 Ubr. 

Tablatt. * Bezirkäfonferenz. Eine Freude war’, Montag, ben 18. Mai 
zu tagen! Der pradtvolle Maitag Todte alle Kollegen (mit Ausnahme von 
zweien, bie Krankheit zurücdhielt) hinaus in das duftende Paradies bes Frühlings 
und dann hinunter nah Kronbühl in die „Krone‘, Herr Präfident Baumes 
gartner in St, Fiden begrüßte die ftattlihe Derfammlung, insbefondere bie 
Herren Bezirlöfhulräte Pfr. Germann und Stationsverwalter Michel, ſowie 
drei Behrichweftern ber kath, Mädchenrealichule in St, Gallen. In feinem treff- 
tihen Eröffnungsmworte gedachte er ber verjchiedenen Mutationen und wünſchte 
bem vielverdienten Refignaten, Hrn. Prof. ſturer, einen in jeder Beziehung glüd- 
lichen Lebensabend. Als neuer Präfident wurde dann 9. Lehrer Hangartner in 
Rotmonten erwählt. Die Wahl ber Delegierten des kantonalen Qehrervereins fiel 
auf bie Herren Grob» Wittenbab, Hangartner » Rotmonten, Sarer » St. 
Georgen, Torfter-St, Fiden und Reallehrer Büdel-St. Gallen. 

Herr Braber»St. Georgen behandelte als Korreferent auf vorzüglice 
unb fehr intereffante Art die Nelrutenpröfungen, An Hand mehrerer Bei» 
fpiele Iegte er bar, mie bie Prüfungsmethode da und dort zu wünfchen übrig 
lofje und in den Anforderungen zu weit gebe, reſp. diefelben zu wenig an bie 
Derbältniffe des Einzelnen anpalje; er bedauert den Gebraud der „itummen” 
Karte; ferner wünſcht Herr Braber, daß die Nefultate für die Kopfrechnungs« 
beifpiele irgendwo notiert werden dürfen; benn alle im Kopfe zu behalten, bis 
man an die Reihe fomme, das fei eine unmetbhodifche, überfpannte Anforderung 
an das Gebähtnid. Zur Erzielung befjerer Durchſchnittsreſultate verlanat er 
in erfter Linie dad Obligatorium der Fortbildungsſchule; enblih foll aud 
an den gewerblidhen TFortbildungsichulen Baterlandbsfunde gepflegt werben und 
zwar für alle Schweigerbürger obligatoriich fein (leßterer Paſſus nad Antrag 
bes Hrn, Oeſch, St. Fiden). 

Aus den Mitteilungen bes Bezirksſchulratspräſidenten des hochw. Herren 
Pfr. Sermann verdient erwähnt zu werben, daß die Zurnitunden im legten 
Jahre von rund 700 auf 1200 geftiegen find; auch wirb von jekt an in biefem 
Fache jeden Herbit eine Prüfung vorgenommen unb zwar durch bie Herren In- 
fpeltoren ſelbſt. — Die üblichen Eramenreden werden von jeht an mit Recht 


— 335 — 


fallen gelaſſen. — In unferem Bezirk exiſtiert nur eine einzige Ergänzungs- 
ſchule, und auch biefer wird balbe das Ende geläutet. 

Die Zahl der Mitglieder des kantonalen LBehrerfterbevereins bat fih banf 
ber rührigen Propaganda unſeres Bezirkölafjiers, bes Heren Hof. Schönenberger 
in Neuborf, um ſechs vermehrt und beträgt heute 44; darunter find auch brei 
Lehrerinnen, als einzige Repräfentantiunen ihres ehrenmwehrten Standes im ganzen 
Kanton, Alle Achtung vor ihnen! Sie heiken: Fräulein Degen-Neubdorf, 
Fräulein Müler-Banggafje und Fräulein Lenherr-Rotmonten. 

Den jhönen Schluß unjerer lehrreihen Konferenz bildeten einiae ſehr in« 
tereffante ſchulgeſchichtliche Reminisgenzen unferes greifen Schulvaters, des Herrn 
Prof. Kurer, der unerwartet als noch leidender Rekonvaleszent trotzdem in un« 
jerem Kreife erihienen war, 18 Lehrer waren bamals im Bezirke Zablat, als 
er anno 1877 zur erften Konferenz nach Muolen binunterftieg; zwei bavon 
waren nicht anweſend. Von allen jenen 18 wirkt heute außer ihm noch ein einziger 
aktiv, nämlich Herr Eberle in Häggenihmwil; als Refignaten find noch am Leben 
die Herren Fidel Wirth, St. Fiden und Schildfneht in St. Georgen. (Der 
Vater unferes unvergehlihen Eeminarmufiflehrers jel. auf Mariaberg). — Unb 
beute? Ein wefeutlich veränbertes Bild ftebt vor unferem Geiſte. Die Zahl 
ber Lehrer beträgt 48. Ton ben 30 neuen Schulen fallen drei auf das untere 
Tablat (Wittenbab, Obereng und Häggenihmwil), bie übrigen 27 allein auf das 
obere Zablat. Und wollten wir erſt reden von den damaligen Schulhäufern 
und ben heutigen, in St. ffiden 3. B. der „alte Kaften* und heute ber präch— 
tige Bau, bem ein faft ebenbürtiger in Neudorf und Langgaffe folgte und ein 
noch weit ftattlicherer im Budental bis nächftes Frühjahr der Vollendung ent« 
gegengeben wird. 

Interefjant wäre auch ein Vergleich zwiſchen einftigen und jegigen Gebalts- 
anfägen in unferem Bezirke! Damit will ich natürlich nicht jagen, daß fie heute 
das non plus ultra barjtellen, aber ein großer Fortſchritt ift zu fonflatieren, 
und wie man vernimmt, fol kath. Tablat in Bälde wieder einen Schritt weiter 
geb:n, nachdem ev. Tablat denfelben bereits voraus gewagt hat. Und wenn ich 
nun frage, welches Verbienit bat ſich Herr Prof. Kurer ſpez. im kath. Tablat 
um al die fortfchrittlihen Neuerungen erworben, fo darf gejagt werden: Er 
bat Großes geleiftet und darf getroft zurüdbliden ouf feine Werte. Und noch 
rubt der unermübliche Greis nicht; jedenfalls gedenkt er vor feinem Abſchied nody 
verſchiedene Pläne zum glüdlichen Abjchluffe zu bringen, Das walte Gott! 

St. Ballen. Der auf dem Gebiete bes ft. galliichen Erziehungsweſens 
unermüdlich arbeitende £r. Erziehungsrat Biroli aus Altitätten wurbe zum 
Bizepräfidenten des Großen Rates gewählt, Dem vieljährigen Abonnenten und 
freund der „Päd. Blätter* unfere Gratulation! (Auch unferfeit® dem Ib. 
Freunde berzlihen Glückwunſch! D. Reb.) 

Die katholiſche Mädchenſekundarſchule Wil zu St. Katharina feiert 1909 
ben 100.jährigen Beſtand. Gegenwärtig wird ein neues Internat gebaut. Glüd 
au 


Im legten Jahr wies der Qehrerbeftand folgende Zahlen auf: 


Lehrer Lehrerinnen 
1. An Primarſchulen 575 73 
2, „ Selundarſchulen 108 7 
3. „ Mrbeitöfchulen — 229 
4. „ Privatſchulen 60 466 
752 355 


Total Lehrer und Lehrerinnen 1107. 


— a 386 — 


* Die Relrutenpräfungen waren das gemeinfame Thema ber Früh—⸗ 
linastagungen fämtliher Bezirkslonferenzen. Soviel man in Erfahrung bringen 
fonnte, wurbe bemfelben allenthalben dasjenige Intereſſe entgegengebract, das es 
vollauf verdient. MNachftehenb einige zuſammenfaſſende Notizen ber Beſchlüſſe 
einzelner Konferenzen. 

In Zablat war Hr, Braber-St. Georgen Korreferent, Wie überall, 
wurbe das Referat von Schönenberger-Gähmil gebührend gewürdigt; ebenfo feine 
Theſen. Nur verlangte man mit Nahdrud das Obligatorium der yortbildungs- 
fhule und Berlegung bes Unterricht? auf einen Nachmittag. Syn beruflichen 
Fortbildungsihulen follen Schweizerbürger auch Vaterlandskunde genieken. Das 
Prüfungsverfabren im Rechnen foll geändert refp. vereinfaht werden. Einem 
haralteriftiihen Botum entnehmen wir wörtlih: „Wir legen den Nefrutenprüf« 
ungen einen allzu großen Wert bei, ala ob das Wohl und Wehe unjeres Bater- 
landes nur davon abhinge, Wir follten mehr darauf achten, daß unfere jungen 
Bürger das ‚Ruchwerchen“ (körperliche Arbeit) nicht verlernen. Als Erbarbeiter 
treffen wir bei uns bie Italiener und ala Handwerker bauptfächlich Deutice, 
Uniere Alpenföhne bagegen vertaufchen bie geſunde FFeldarbeit mit irgend einer 
Kommisftelle!" (Anmerkung bes Einfenderd: So ganz daneben geſchoſſen hat 
mit diefer Anficht Kollega N—g entfhieben nicht!) 

Dei ben Goßauern funktionierte mit Geihid Hr. Weder-Schönenmwegen 
als I. Votant. Zuitimmung zu den Thefen bes Kantonalreferenten! Ein Bor« 
flag auf Veröffentlihung ber Rekrutenpräfungsrefultate der Gemeinden ver 
mochte nicht durchzudringen. 

Auch in Wil fanden bie Vorſchläge im „amtl. Schulblatt* Beifall. Die 
Refruten-Wieberholungsfurfe wurden aus ſachlichen Gründen abgelehnt. Obli— 
gatorifhe Yortbildungsfhule vor, ftatt Schnellbleiche, es ift nicht 
mehr zu früh damit im St. Galler Lande, nachdem bereits * aller Kantone 
uns in biefem Punkte” überflügelt haben. — 

Am Oberrbeintal (Botanten: Bucher und Hasler-Altitädten) erbielt 
einzig Theſe 5 eine etwas ſchärfere Faſſung, in dem Sinne, daß Aufnahme ber 
Baterlandsfunde in ben gewerblichen Fortbildungsſchulen nicht bloß dringenb, 
ſondern befinitiv verlangt wurbe. (In dieſem Bezirke wurden an ber Verſamm⸗ 
lung mit Ehren ber beiden austretenben verdienten Bezirksſchulräte Pfr. Ringger 
(20 Jahre im Amte) und Dr. Ritter (14 Jahre) gedacht. 

Dei ben Untertoggenburgern amtierte Valdegger⸗Flawil als Kor« 
teferent. Er ftimmte den Thejen zu und fügte benfelben noch die neue bei, daß 
von ber Veröffentlihbung einer Gemeinbeitatiftit Umgang zu nehmen fe. Zu 
Theſe 3 wurde befchlofien, daß troß bes 8. Schulfuries der Beſuch ber Sekun⸗ 
barichufe zu empfehlen ſei. Unter anderem mwurbe auch das 8. Schulbuch er- 
wähnt, basfelbe aber als in verfchiedenen Punkten für die Primarfchule zu hoch 
gebenb getadelt. Im weiteren wurbe ber Wunfch geäußert, das neue Erziehungs- 
gefeg möge bie forderungen an bie Primarſchule etwas befchneiden. 

3. Bug. * Der 20. Mai war ein mwundervoller Maientag, voll Sonnen- 
glanz und Blütenduft. Sein Wunder baber, daß unfere ordentliche Früb- 
lingsfonferenz fo zablreih befuht war. Die Fußwanderung nad bem 
emporblübenben Unterägeri bilbet einen wirflihen Genuß. Allein nicht nur bie 
Natur, Sondern auch die wichtigen Verhandlungsgegenftände trugen zu einem 
ftarfen Beſuche bei. 

Der Ronferenzpräfident, Prälat und Rektor Keiſer, zeichnete in feinem 
mufterhaften Eröffnungswort das Leben und Wirken des großen Päbagogen 
Johann Mirhael Sailer (1751—1832), Sailer, ber uns katholiſchen Lehrern 
noch zu wenig befannt ift, tritt enjchieden für die pofitiv»religidfe Erziehung ein 
und verwirft energifch jene Richtung in der Schule, die alles Gewicht auf den 


— a 387 — 


Unterricht und bie Metbobe legt. Er war ein ibealer Menſch unb ein warmer 
Lehrerfreund. 

Das Haupttraftandum bildete das Thema: „Welchſe Grundfſätze bat 
ber Lehrer bei Erteilung der Monats» und Jahresnoten, ſo— 
wie bezüglich bes Steigens unb Begutachtung ber Entlaffungb- 
geſuche ber Schüler zu beobachten?“ Herr Lehrer A. Schmudi in 
Menzingen batte, wie nicht anders zu erwarten wer, das umfangreihe Thema 
meifterbaft bearbeitet und feine praftiihen Ausführungen in folgende Theſen zu⸗ 
fammengefaßt: 

I: 

1. Beim Erteilen der Monats und Jahresnoten balte ber Lehrer bie nad 
ben eingeführten Tabellen und Notenbücdlein in Betracht kommenden Hauptrus 
brifen fireng auseinander; fo unterfheibe er genau zwiſchen Betragen, Fleiß, 
Kenntniſſen und Fertigkeiten. 

2. Er beftimme fein Urteil bei jeder ber zu berüdfichtigaenden Rubriken 
nur nad ber ibm am Schüler entgegentretenden Wirklichkeit, bie günftigen unb 
förberlichen, die ungünftigen unb binberlihen Unilände, melde an ihr einen An« 
teil haben, dabei außer act laſſend. - 

FE 3, Um größere Einbeit zu erftreben, Halte er fi beim lirteil genau an 
ben gegebenen Maßftab ber Noten, 

4, Jede geringere Note als bie erfte im Betragen foll durch eine Ipezielle 
Bemerkung begrünbet werben. 

5. Die richtige Erteilung ber Noten feht beim Lehrer Gerechtigkeit, Wahr. 
beitsliebe, Konſequenz und Ruhe voraus, 

6. Die Monatönoten follen von ben Jabresnoten getrennt werben, 

II. 

1. Ein Schüler foll niemals aus einer Klaſſe in bie anbere verfegt werben, 
obne die für bie betreffende Klaſſe makgebenden Elemente jvöllig gewonnen zu 
haben ($ 9 bes Schulgefehes). 

2. Sänger als zwei?Jahre foll aber kein Kind in ber gleichen Kaffe zu⸗ 
rüdbehalten werben. 


III. 

1. Rein Rinb foll vor Vollendung bes 7. Kurſes ohne wichtige Gründe 
entlafjen werben. 

2. Als wichtige Gründe follen nur bie in $ 18 bes Schulgefepes ange- 
gebenen gelten. 

3. Rinder, melde aus Mangel an Fähigkeiten ben 7. Kurs nicht vollenden 
fönnen, ober die aus Mangel an Fleiß oder wegen vieler unentichuldigter Ab⸗ 
fenzen in den Schullenntniffen in bebeutendem Rückſtand find, follen angehalten 
werben, bie Schule zu beſuchen, bis fie bie 5. Klaſſe ordentlich abfolviert haben. 

Die fleikig benutzte Diskuffion ergab durchwegs Zuftimmung zu ben obigen 
Theſen. Insbeſonders wurde betont, dab bie Notengebung eine zu milde fei; 
man halte fih zu wenig den Maßftab vor Augen. Diele Lehrer und Lehrer« 
innen geben oft für geringe Leiftungen bie zweite Note, wo füglih bie britte 
ober eine noch ſchwächere am Platze iſt. Wenn das vorzügliche Referat nur in 
biefem Punkte eine Aenberung bewirkt, fo ift die große Mühe reichlich belohnt. 

Hernach begründete Sekundarlehrer Kuhn in Cham bie Stellung ber 
Behrerichaft zu der vom GErziehungsrate angeregten Revifion bes 8 69 bes Schul« 
geſetzez. Die Anträge wurden einftimmig angenommen und finden hoffentlich 
auch”ben Beifall der hohen Bebörben. 

P, Bein fchmadkhaftes Mittagefien, bem eine Gratis» Nundfahrt auf bem 
Hegerifee”mit Widmung am Morgartendentmaldfolgte, bildete den gemütlichen 
Teil der IKonferenz. en 4 


4 383 — 


4. Schwyz. Der Erz.Rat wurbe in ber erften Seffion des Rantonsrctes 
neu beftellt. An Stelle von Hrn, Stönderat N. Benziger, ber leider feit Wocen 
frank darnieder Tiegt und demgemäß als Erz.Rat refigniert yat, wurbe auf 
einftiimmigen Wunſch und Vorſchlag der Einfiebler konjervativen Abgeorbneten 
9. alt Kantonsrat Dr. Lienhardt widerſpruchslos gewählt. Der neue Erz.Rat 
ift ber rehte Dann am rechten Orte und wird fiber in feiner neuen Stellung 
dem Lehrerſtande und der Schule befte Dienfte leiften. H. Dr. Lienharbt ſteht 
auf kath. Fonferpativem Boden fortfchrittliher Richtung und befikt als lang» 
jähriger Echulratspräfident Einfiebelns reiche Erfahrung in Schulfaden. — Dem 
Hrn. Benziger gebührt ber aufrichtige Dank für fein Jahrzehnte langes Wirken 
für Schule und Lehreritand, Ein freudiges Otium cum dignitate! 

Einfiedeln ftellte nun auch für die 2, Anabenklafje eine Lehrſchweſter an. 
Dadurch rüdte das bisherige männliche Vehrperfonal um je eine Stufe Höher, 
woburd es ermöglicht wurbe, baß ein fpezieller Lehrer für die 7. Klaſſe einge 
reiht wurde. Bisher war befanntlih bie 7, Klaſſe unter Obhut ber 2 Sef.- 
Lehrer. Bon nun an amtet nun nur mehr ein Sekunbarlehrer, bem für Er- 
teilung von Gefang und Turnen Hilfslehrfräfte aus dem Kreiſe ber Primarlehrer 
beiftehen.. Für den Zeihnungs-Unterriht an Primar- und Sekt.Schule ift 
ſchon lange ein ſpezieller Fachlehrer angeftellt. Den Franzdfiih-Unterricht erteilt 
vorberhand ber hochw. Herr Ortöpfarrer. — Bei diefem Anlafje kann auch er« 
wäbnt werben, daß Herr Sek.Lehrer Suter feine Stelle ala 2, Sef.-Lehrer aufs 
gegeben, um in Brunnen bie Sekundarſchule zu leiten, Mit Hrn. Suter verlor 
die Sefundarfchule Einfiebeln eine gewiffenhafte, follegiale und arbeitäfreubige 
Behrkraft. Schade, dab der tücdhtige junge Mann nad fo kurzen Jahren unfere 
Schule verlieh. — 

5. Ari. * Erftfeld wählte als Vertreter im Landrat 9. Martin Wipfli, 
Oberlebrer, Präjident der Sektion Uri, Teſſen Bruder, Joſ. Wipfli, frügder 
ebenfalls lange Lehrer in dort, wurde an ber Landbögemeinde zum Regnierungs- 
rat, 9. Bomattes Alois, biß letzten Herbit über 30 Jahre Lehrer in Schatt« 
dorf, mwurbe ebenfalls ala Vertreter von Schattdorf in den Landrat gewählt. 

6. Nidwalden, Unſere Schulfubvention mwirb pro 1908 aljo verteilt: 
Sämtliden Schulgemeinden 50 Rp. auf ben Kopf ber Bevölferung und 1000 
Tr. an die Lehrerkaſſe. Der Reit von 3921 Fr. wurde wie folgt verwendet: 
AUltzellen erhält 400 Fr., Büren 400 Fr, Dallenwil 200 Fr., Emmetten 
200 Fr., Ennetbürgen 100 Fr., Ennetmoos 301 Fr., Hergiswil 200 Fr., 
Kehrfiten 100 Fri, Obbürgen 470 Fr., Oberridenbah 100 Fr., Stansſtad 
150 Fr., Wolfenſchießen 250 Fr. und Wieſenberg 50 Fr. 

7. Zürich. Der ftädtifche Vehrergefangverein unternimmt vom 12.—18. 
Juni eine Rheinreife nah Mannheim, Wiesbaden, Frankfurt ıc. — 

8, Aargau, Schulgebetsbandel in Wohlen. Die Schulpflege von 
Wohlen, bie unlängft beichloflen hatte, das Vaterunſer als Schulgebet zu ver- 
bieten, und bafür ein interfonfeflionales ohne den Namen Jeſus Chriſtus ein- 
führte, ſah fich veranlaßt, ihr auögeiprocenes Verbot aufzuheben. Sie will 
inbefjen auf die Cinführung der interfonfefiionelen Gebete, wie fie ber Schul« 
pflege von ber Lehrerichaft vorgelegt und von der Behörde genehmigt worden 
find, hinwirken. ine wirklich eigenartige Toleranz, bie ein kath. Schulgebet 
nicht erträgt. Und diefe Sorte Toleranz fol Frieden und Einigkeit ftiften ?! 

Für die Beratung des Schulgefehes ift eine bejonbere 2ıtägige Sigung 
auf Ende Auguſt in Ausficht genommen. — 

9. Freidurg. Beſuch der Univerſität: 557 Hörer, worunter 172 Theo 
flogen, 149 Naturwifjenichaftler, 131 Yuriften und 105 Philoſophen. — 

P. Theodofius Florentini, Ein befter Nachruf auf ben jel. P. 
Theodofius — anläßlich des Ablaufes bes eriten Jahrhunderts feit deſſen Geburt 


(23. V. 1808) — erſchien eben ein Junibeft ber ausgezeichneten „Monats- 
fhrift für chriſtliche Sozialreform“ (Buchbruderei Basler Volksblatt.) 
Verfaſſer besjelben ift 9. Univerfitätsprofeffor Dr. C. Decurtius, Der in ſozi— 
alen fragen beit verfierte Herr Autor zeichnet den großen XZoten mit warmem 
Herzen als Schulmann und Kriftliden Sozialreformer, fpeziell als 
werktätigften Freund der Induſtriearbeiter. Der Nachruf ift ungemein geiftreich 
und anregenb gefchrieben und verdient weiteſte Verbreitung. Bei biefem Anlaſſe 
jei uns geftattet, die „Monatsfchrift* 8 Fr. per Jahr) angelegentlih zu em- 
pfehlen. Als hervorragender und ſehr praftifcher Mitarbeiter beteiliget fih auch 
fleißig 9. 9. Regens Dr. Joſ. Bed. Seine Briefe über „Arbeiterfeelforge“ 
— bis jetzt find 13 erjchienen — zählen zum Beſten biefer Art. Es follte feine 
fath. Lehrerbibliothek fein, die diefe Zeitſchrift nicht beſitzt. — 

10. Deutfhland, In ber zweiten Kammer des Konigreichs Sachſen 
wurde die Befoldbung der Volksſchullehrer nah den Vorfchlägen der Depu- 
tation angenommen. Nah ihnen barf das Gefamteinfommen eines ftändigen 
Lehrers ohne freie Wohnung nicht unter Mi. 1500 Geldwert betragen. 
Es find kurze Aufrüdungsfriften vorgefehen: Mit dem 28. Lebensjahre ift durch 
Zulage ber Schulgemeinden bad Gehalt auf DIE. 1700 zu bringen und dann in 
Feben dreijährigen Aufrüdungsfriften auf mindeftens Mt. 3000 Höcdhftgebalt, 
das jomit nah dem 24. Dienftjahr erreicht werben muß. Hilfslehrer haben im 
erjten Dienftjahre mindeftens ME. 900 zu beziehen, ein Gehalt, das im britten 
Dienftjahre auf Mt. 1100 zu fleigern if. Schuldireftoren, denen zehn Lehrer 
unterftellt find, follen Mi. 3600 Anfangsgegalt, folde mit weniger Rehrern 
Mt. 3300 Gehalt, außerdem freie Wohnung und vier Zulagen von je ME. 400 
in breijähriger Friſt, erhalten. Diefe Beftimmungen follen am 1. Januar 1909 
in Kraft treten. 

* ;ahrten nah bem Orient und nad dem Suban. Das foeben 
erjchienene neue Programm meift für das laufende Jahr noch 4 kurze Sommer» 
reifen von Genua über Neapel, Meſſina, Athen, Smyrna nah FKonftantinopel 
und 2 größere Orientfahrten nach Syrien, Paläftina, Aegypten auf. Am 3. 
Januar 1909 beginnt in Genua mit dem Dampfer „Großer Kurfürft“ eine 
Reife nah dem Sudan bis Khartum. Ber Dampfer wird bis Port Sudan 
am Roten Meer benugt. Die Ofter-Orientfahrt beginnt am 20. März 1909 
in Genua mit dem großen Salondampfer „Preußen“ des Norbdeutichen Lloyd, 
Im Sommer 1909 finden 4 furze billige Sonderfahrten nad Jeruſalem und 
Eairo ftatt. Das genaue Programm ift von dem Leiter und Veranitalter ber 
Reifen Hrn. Jul. Bolthaufen in Solingen koftenfrei zu beziehen. 

11. Irland erhält eine kath. Univerfität, während England Fonfeflionslofe 
Schulen erhalten follte, 

12. Bayern. Der Berein kath. beutfher Lehrerinnen gelangt an bie 
Kreisregierungen mit dem Anfuchen um beſſere Honorierung des Handarbeits- 
Unterrichtes auf dem Lande. — 

Ein Zweites. Die Vorſtandſchaft desjelben Vereins juchte beim erzbifchöflichen 
DOrbinariate in Münden und Freifing um Difpens vom fFaftengebote 
für den in die anftrengenden Tage ber Hauptverfammlung (10. Juni) fallenden 
„QDuatembermittwoh“ nad, Ein forreftes Vorgehen, das jehr der Beachtung zu 
empfehlen iſt! — 

13. Holland. Zu Eraminatoren von Abiturienten, Behramtsfanbidaten 
x. ernannte die Regierung, deren Kultusminifter Proteftant ift, neben anderen 
fath. Schulmännern aud 7 Jeſuiten. Das ift ja „greulich“, 


— UT —— 


— 4 3590 — 


5prechſaal. 

1. Schulbuben und »«Mädchen brüden ſich jetzt gerne ben Zäunen 
entlang in die Wieſen und gehen auf Sauerampfer und Bocksbart (Tragopogon 
orientalis), Hier au „Habermarf* genannt, los. Die beiden Pflanzen waren 
einst nicht ſchädlich, jegt feien fie e8 namentlich dort, wo Kunſtdünger verwendet 
wird. Tatjächlich vergeht fein Jahr, wo nicht Erfrankungs- und Todesfälle als 
Folge des zu ausgiebigen Genufjes ber beiden Wiefenfräuter gemeldet werden. 
Behrer follen alfo ihre Schugbefohlenen warnen! N, 

2. Der XIII. Brief einer Artifelferie: „Ueber Arbeiterjeelforge* (Dr. Bed, 
Freiburg) handelt Über das Erziebungsmwejen und zwar über die jozialen Er- 
siehbungsaufgaben ber Volksſchule. Die Pädagogen Willmann, Ziller, 
Ziffen, Rein, Boſſe, Paßiger ꝛc. pafjieren Revue, Intereſſante Angaben find 
über Ueber- und Unterfhägung, Klafjenichule, Kopf und Handarbeit, Kinderar⸗ 
beit, Heimarbeit, Kriminalität 2c. zu finden. Wir maden die Kollegen auf dieſe 
Arbeit (Diaiheft 1908) bejonderd aufmerlfam, Es gibt Anregung und Stoff 
zu einer prächtigen und verbienftligen — Sonferenzarbeit, die fih fehen laſſen 
bürfte. — Die tiefgründige Arbeit fände auch den „Päd. BI.“ fehr wohl an! 

M 


3, Man fpricht Heute viel von Heimatſchutz. Nur wer über bie Beftreb- 
ungen besfelben nicht orientiert ift, kann ihn belächeln. Mich däuchts, hie und da 
wäre auch ein bischen Heimatihug auf manden Shulpläßen bitter notwenbig. 
Wie dde, zum Gähnen langweilig präfentieren ſich oft die großen freien Plätze 
vor den Schulhäuſern. Wie wohl würden dem Auge unb bem Herzen etwa 1 
ober mehrere Kaftanienbäume, eine Silberpappel ober eine altehrwürdige Linde 
tun. Und wenn die Eonne fengend auf den großen Plaß ſcheint, hätte bie Ib. 
Yugenb doch noch ein Oertchen, wo fie fih im Schatten freuen fünnte, —r. 


—— A — 


51. Galliſcher Ratholikenfag am Pfingfimontag in 
51. Gallen, 


Spezialverfammlung bes St. ©. Erziehbungdvereind: Den 
8. Juni vormittags 10 Uhr in der „Blume* (Schmidgafje 11) mit folgenden 
Traftanden: 1. Gejhäftlihes. 2. „Der Stand ber Revifion ber Erziehungsge- 
ſetze“ von Hrn. Erziehungsrat und Großratdpizepräfident Biroll, 3. „Der 
Stand der Bewegung gegen bie Unfittlichkeit* von Hrn. Inſpeltor Eberle-Röllin. 
Freie Diskuſſion felbftverftändlic. 

Zur zahlreihen Teilnahme ladet ergebenft ein Das Romitee. 


—ooo900.—— 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Schule. 


Evang. Neumünfter Zürich erhöhte den Gehalt der fünf Pfarrer um 
je Fr. 1000, Gin Geiitliher bezieht ab 1909 ſamt Wohnungsentihäbdigung 
(Fr. 2000) Fr. 6700— 8300. 

Vaättis (St. ©.) erhöhte den Lehrergebalt um 200 Fr, 

Unteriberg. Erhöhung des Pfarrgehaltes nach Pfrundbrief (mie haikt ?!) 
und bes Lehrergehaltes um 100 Fr. — 

Büchel (St. ©.) erhöhte den Vehrergehalt um Fr. 300. 

Galgenen. Erhöhung bed Lehrergehaltes um 100 Fr. 


— 3 8911 — 


Waldkirch (St. ©.) ftellte ben Lehrergehbalt von 1500 Fr. auf 1600 
dr Der Schulrat wollte auf 1700 Tr. gehen. Momentan ift es eben bei ber 
überall fih bemerkbar machenden Krifis jehr riskiert, mit Befolbungserhöhungen 
vor die Bürger zu treten; auch erftellte die Gemeinde ein neues Schulhaus für 
130000 Fr. — 

Zudenriet (St. Gallen) gewährte eine Lehrerbefoldbung von fr. 1600, 
dr. 100 Berfonalzulage und voller Penfionsbeitrag. 

Niederhelfenſchwil firierte den Gehalt des Oberlehrers auf Fr. 1600. 

Die Behreraufbefjerung in Bayern erfüllt die Wünſche, welde in 
Petitionen ber einzelnen vorhandenen Lehrerlorporationen aller Richtungen ge— 
meinfam ausgeiprochen wurden. Es geicieht eine Vermehrung und Erhöhung 
ber Dienftalterögulagen und zwar noch über die geäußerten Wünfche hinaus, 
Man muß die Yoyalität des Kultusminifteriums anerkennen, das mit 4450 000 
Mark dem Lehrerftande beifpringt. Es wird eine wejentliche förderung bes 
Lehrerſtandes eintreten, 

Schwyz. Die Alpthaler erhöhten ihrem fehr verdienten Pfarrheren ben 
Gehalt um 300 Fr. 


ernennen ee we ee 


Briefkaften ver Redaktion. 


Diefer Nummer liegt die zweite Beilage zum Bücherfataloge bes Schweiz. 
fath. Erziehungsvereins bei. Dem rührigen Eifer der fragl. Kommiflion mein 
aufrichtiges Kompliment! — 






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313 








la Wringmaschinen 


sog. Heisswringer, die Beste, Solideste und 
Feinste, was es gibt, versende zu nur 
Fr. 25.— ü Stück, und zwar nicht unter 
Nachnahme, sondern gegen 3 Monat Kredit. 


Paul Alfred Goebel, Basel. 


Ziehung Balsthal Ende Juni 
Haupttreffer 40,000 Fr. 








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von Balsthal, Luzern, Olien 


und Kinderasyl Walter- 
schwyl versendet ä I Fr. und 
Ziehungslisten à 20 Cts. das Haupt- 
versand-Depot 
Frau Haller, Zug. 
Auf 10 ein Gratislos. 
Nach Balsthal folgt Olten. 


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alFr der Zuger Stadtthea- 
ter-Lotterie — (Extra Emission) 


‚ Haupttreffer : Fr. 40,000 Fr. 20,000 und 


zwei 4 Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 
und Ziehungslistenä 20 Ct. versendet das 


Bureau der Stadttheater- 


Lotterie in Zug. (H 6080 Lz. 270) 
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Schreibheftfabrik 


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Wandtafeln 


in Schiefer und Holz 
118 stets am Lager. H1427Z 





— 


Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Vereinigung des „Saweiger, Erziehangsfreundes“ umd der „Didag. Monatsfärift". 


Organ des Dereins kathol. dohrer und Saulmänner der Hajwelz 
52. md des ſchweheriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Einfiedein, 12. Juni 1908. | Nr.24| 15. Jahrgang. 





Redaktionskommiiffion: 
HH. Rektor Keiſer, Erziehungsrat, Zug, Bräfident; die 89, a ge Grünin — 
Aſctenbach (Schwijg) * pe Schnyder, Htpficch, — Lehrer Joſ Gohau (St. Gallen) 


Herr Clemens Frei zum „Storchen”, dehee 
——— find an legteren, ais ben sn «Red reg u. 
Dnferat-Aufträge aber an HH. Haajenftein & Vogler in Feng 
Abonnement: 


Erſcheint wöcrentlid; einmal und —* jährlich Fr. 4.50 mit Portogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung fiebeln. 


Infaft: Würdigungen und —— — Der moderne Aberglaube, eine 
partielle Sonnenfinſternis in der modernen Bildung und Kultur. — 
Soziale Beſtrebungen und Schule. — Aus Kantonen und Ausland. — 
Das Lehrmittellabinett einer Primarſchule. — Literatur. — Pro me- 
moria. — Snferate. 





WBürdigungen und Shrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und 5chule. 


Buzern. Erhöhung ber ftäbtifhen Lehrergebalte. Der große Stabtraf 
bat in ber fortgefegten Beratung über das Befoldungsregulativ für bie Vehrer- 
haft bie Gehalte feitgelegt wie folgt: für Selundarlehrer Fr. 3500 bis 4500; 
Sefundarlehrerinnen fr. 2500 bis 3500; Arbeitshilfslehrerinnen fr, 2000 bis 
2400; Fachlehrer Fr. 3500 bis 4500; Fachlehrerinnen Fr. 2200 bis 3200. 
Die Reltoren beziehen Selunbarlehrerbefoldungen und eine Zulage von Fr. 800 
bis 1500; Schulhausvorftände eine Zulage von Fr. 200 bis 400. Das Gehalt 
der Schulabwärte beträgt i5r, 1800 bis 2400, ev. mit freier Wohnung. Die 
Lehrer an ber gewerblichen Fortbildungsſchule erhalten für die wöchentliche 
Stunde im Jahre Fr. 80 bis 100; bei den Frauenarbeits- und KXörhterfort« 
bildungsihufen erbalten die fFachlehrerinnen Fr. 1600 bis 2200. Der Rat 
beichloß ferner, daß bei Anftellung neuer Lehrer für die Feſtſetzung bed An— 
fangsgehaltes die bisherigen außerhalb der Stadt Luzern abjolvierten Dienft- 
jahre zu einem Biertel ihrer Zahl angerechnet werben können. 

Altnau (Thurgau). Erhöhung für beide Lehrer von 1500 auf 1700 
fr. und von 1400 auf 1600 Fr. (Mittellehrer), Jede Lehrkraft erhält noch 
100 Fr. als Entjhäbigung für den Wegfall ber Neujahrsgeſchenle. — 


— 394 — 


* Der moderne Aberglaube, eine partielle Honnen- 
finfternis in der modernen Bildung und Kultur. 
J. Diefenbach, Geiſtl. Rat. 


In den Organen der liberalen und fortfchrittlich-gefinnten Preſſe 
ftoßen wir gar oftmals auf die Erklärung, daß Religion und Kirchen« 
glaube mit all den alten Dogmen dem modernen Kulturfortchritte 
weichen und Pla machen müfjen, weil die moderne Sonne der Geijted- 
bildung jene antiquierten Anjhauungen in Schatten flelle, ja überfläffig 
made, Biefe und ähnliche Behauptungen erfahren in der Gegenwart, 
im 20. Jahrhundert, eine grelle Beleuchtung durch die Schlagichatten, 
welche in der menschlichen Gejellichaft troß der gepriefenen ethifchen 
Kultur von Tag zu Tag mehr bervortreten. Der oft gehörte Satz: 
„Bildung macht frei” hat in einem befannten Karlsruher Mordprozeß eine 
fonderbare Beleuchtung gefunden. Aber diefe Phrafe wird in ihrer vollen 
Richtigkeit erkannt, wenn man die Fortſchritte des modernen Aber» 
glaubens, troß aller Schulbildung, in unferer aufgellärten Zeit verfolgt. 
63 ift eine gejchichtlich erwiejene Tatjache, daß der Aberglaube dort am 
meiften regiert, wo der Unglaube muchert, nach dem befannten Aud- 
Ipruche Paskals: „les incredules sont les plus credules“. 

So ſtark ift das Bedürfnis des Menſchen nad einer Äußeren 
Glaubendquelle, daß er ſich Zifternen gräbt, die fein Waſſer halten, 
wenn er die wahre Quelle der Erkenntnis verloren hat. 

Gin großes Gebiet im Überglauben nimmt die heute wieder 
blühende Mantik, oder Wahrjagerei in Anſpruch. Sie hat fih nicht 
bloß in Heinen Städten eingeniftet, ſondern befigt ihre zahlreichiten 
Kunden gerade in den Hauptftädten, den Zentren der Yutelligenz. 

Gine kleine Stadt am Rhein von 4000 Seelen hat eine Karten- 
ihlägerin, welche gute Geſchäfte madt. In der Kurftadt Wiesbaden 
erfcheint ein fortjchrittliches Tageblatt, welches folgende Reklamen in das 
gebildete Publitum im Inſeratenteil richtet: „Wiſſenſchaftliche Beur- 
teilung von Charakter und Fähigkeiten nad Form und Rinien des 
Kopfes und der Hand. Extra griechifche Zahlendeutung. Nur für 
Damen.“ Ferner „Phrenologin aus Saarbrüden wohnt Albrechts- 
ſtraße“, „Phrenologin Helenenſtraße“, „Phrenologin und Arithmomantin 
noch zu ſprechen zu jeder Tageszeit, Helenenſtraße“. 

Dan erfieht Hieraus, daß das weibliche Geſchlecht dieſer Sorte des 
Aberglaubens am leichteſten ſich ergibt und die meiſten Prophetinnen 
ſtellt. Auch in dem hochgebildeten, an Schulen überreichen Frankfurt 
a. M., find Pflegeftätten dieſer geiftigen Verirrung vorfindlid. In 


= 895 Bo 


dem noblen Biertel, Große Ejchenheimerftraße, prangt ſchon feit langer 
Zeit ein Schild am 1. Stod, verlündend: „Phrenologin, Deutung der 
Kopf» und Handlinien, nur für Damen“. Das Fremdwort Phrenologin 
verdedt dad einfache deutjche Wort: „Wahrfagerin”. In einer füd- 
deutichen Stadt förderte diefer Erwerbszweig im Monat Juli 1907 eine 
interefjante Gerichtöverhandlung zu Tage. Als Angeklagte erichienen drei 
Perſonen, zwei Männer und eine Frauensperſon. Zwei Gejchwifter fr. 
und M. Thiemann Hatten in Bonn bei einem berühmten Manne die 
Kunft der Mantik ftudiert und afjocierten fi mit Kaufmann 3. P. 
Greb zu gemeinfamer Ausübung ihrer Kunft. 

Dad von ihnen etablierte Wahrfager-Bureau fand einen unge 
wöhnlich ftarfen Zulauf infolge der Beitungdinferate; es erjchienen nicht 
bloß Perjonen niederen Standes, fondern auch jolche aus höheren und 
jelbft fürſtlichen Kreiſen. Nur die ins jchwindelhafte gefteigerte Aus- 
beutung bed Geldjädels führte zur Anzeige und zur Verurteilung. 

Es ift harakteriftiih, daB nur die liberale Prefje fih zur Ine 
jeratenaufnahme in dieſem Genre hergibt, wie die „Kölner Bolfe- 
zeitung” ihrer Schwefter, der „Kölniſchen Zeitung“ Ddiefen Vorwurf 
machen konnte. In der Nr. 650 1907 madt die „Köln. Volks— 
zeitung“ auf das Erwadhen der am Ausgang des Mittelalterd jo be» 
liebten und verbreiteten Kunſt des Horoskopſtellens oder der Katinitäts- 
Kunde aufmerffam, wodurch die Kunft der Kartenlegerinnen, Phreno- 
loginnen und XLiniendeuterinnen überholt wird, Die Höhe der Ge- 
bührenrechnung zeigt jchon die Weberlegenheit dieſer neuen Art, den 
Schleier der Zukunft zu lüften, vortrefflid an. Nur die Kleinigkeit 
von 120 Mark wird für das „Horoskop nach ficherfter Manier für 
Perfonen und Unternehmungen angefeßt, bei genauejter Berechnung und 
jorgfältigfter Definition“. Es wird aus der Konftellation der Geftirne 
bei der Geburt des Kunden (weshalb Datum mit Tag und Stunde der 
Geburt anzugeben ift), dad Scidjal diejes Fregeſtellers herausgelejen 
und verkündet. Die Wallenfleiner treten wieder auf die Bühne, wie ihr 
Urahne bei Schiller gläubig befennt: „Saturns Reich ijt aus, der die 
geheime Geburt der Dinge in dem Erdenſchoß und in den Tiefen des 
Gemüts beherrjcht, und über allem, was da3 Xicht fcheut, waltet“. 

Die Hochſchule aber für all diefe dunklen und jo verbreiteten 
Künſte und Wiſſenſchaften Liefert die Kapitole des neuen deutjchen 
Reiches, Berlin, die Stadt der Intelligenz par excellence. Die Wahr- 
jagerei in allen verfchiedenen Arten blüht hier und gedeiht vortrefflich 
mit Unterftügung der fortfchrittlichen Blätter durch Aufnahme der Re— 
Hamen und Inſerate. Da ift es begreifli, daß das Geſchaͤft der Wahr- 


— 396 — 


ſagekunſt einen begehrten Erwerbszweig bildet und hunderte von Firmen 
aufweiſen kann. Zugleich liegt darin aber auch der Beweis, wie das 
Volk in Berlin, das gebildete nicht ausgeſchloſſen, heutzutage ſich durch 
Aberglauben und Leichtgläubigkeit auszeichnet. 

Schon im Jahre 1865 brachte die „Naſſ. Landeszeitung” fol— 
genden Bericht aus Berlin (Nr. 212 vom 9. Oft): „Aberglaube und 
Zauberei, jelbft mit Zutaten von mitternächtlichden Geiſterſpuck, find noch 
nicht jo ſpurlos verfhwunden, ald man namentlid in Berlin, der Haupt» 
ſtadt der Intelligenz, annehmen möchte. Nocd immer gibt es dort eine 
Anzahl dunkler Griftenzen, die aus der Zauberei mit dem Namen 
„Eympathie* ein förmliches Geſchäft maden und dabei den Sädel ihrer 
abergläubiichen Kunden leeren, die unbegreiflicher Weiſe nicht etwa aus» 
ſchließlich den ungebildeten, jondern, namentlih beim meiblichen Ge» 
Ichlechte, jehr oft auch den befjeren Stäuden angehören“. Daß bezeich- 
nete Blatt verweift auf eine Bäderöfrau, die als „Wahrſagerin“ fich 
einer ungewöhnlichen Rundjchaft erfreute; ferner auf einen elegant ge= 
fleideten Dann, namen? Braunfchweiger, der ſich gern von lnterbe- 
amten folder Kirchen, die noch alte Friedhöfe innerhalb der Stadt 
haben, von Donnerdtag auf Samdtag den Kichhofichlüffel zu leihen 
ſucht und dann in der Freitagsnacht feine Herentünfte mit einem weib— 
liden Runden an einem männlichen und umgekehrt mit einem männ- 
liden Kunden an einem weiblichen Grabe ausübt, um dadurch unbeil» 
bare Krankheiten zu bannen, 

In diefen Tagen berichteten die Blätter von einer Gerichtäver« 
handlung in Meiningen, in welcher verhandelt wurde über die Ber: 
mwundung eines Gejpenfte?. In Waſungen war ed dem Küfter aufge- 
fallen, daß in der Neujahrönacht punkt 12 Uhr ſtets ein Licht auf dem 
Friedhofe erfcheine, in welchem er ein Gefpenft vermutete. Gin beherzter 
Bäderlehrling ging in der legten Neujahrönacht dem Gefpenft mit Säbel 
und Revolver zu Leibe. Weil dad argerufene Geſpenſt Feine Antwort 
gab, griff er ed mit Säbelhieben an. Da erſt entpuppte ſich in dem« 
jelben ein Dann, der alljährlih um diefe Stunde auf dem Friedhofe 
Kreuzdornzweige ohne zu |prechen zu holen pflegte, welde ein probates 
Mittel gegen Krankheiten bei Menjchen und beim Vieh feien. 

Daß Zahlen und Zeiten geheimnisvolle Wirkungen beigemefjen 
werden, ift allbefannt. Was für eine Rolle jpielt nicht die Zahl 13% 
Bon deren Bedeutung ift man 3. B. in der aufgeflärten Univerfitäts- 
ftadt Bafel jo überzeugt, daß die Dlitteilung durch die Preſſe lief, man 
babe dafelbft gegen die Zahl 13 einen Boykott eröffnet, jo daß fein 
Haus, fein Wagen, kein Geſchirr und jogar im Theater fein Platz dieſe 


— 397 —— 


Ziffer führe. Jedenfalls werden auch in Hotels keine Zimmer mit Nr. 18 
gefunden werben. 

Daß in den Wochentagen ed Unterfchiede gibt, daß die einen ala 
Glüdbringer, die andern ald Schidjaldverfünder gelten, ift eine uralte 
Spezied des Überglaubend. Daher die jogenannte „Tagmwählerei*. Mitt« 
woch und Freitag gelten als verrufene Tage, an denen man nichts unters 
nehmen follte. Dagegen galt ftetö der Dienftag ald glüdbringend, wes⸗ 
halb man an diefem Tage gern zur Ehe jchritt. 

Endlich jei noch erwähnt der Gebrauch der ſogen. „Wünfchelrute”, 
welcher in neuelter Zeit wieder Zugkraft gewonnen bat. Bor 400 
Yahren bediente man ſich dieſer Wünjchelrute vorzugsweiſe zur Ent- 
dedung von Metallen, welche im Schoße der Erde verborgen liegen. In 
unjeren Tagen wird fie wieder angewendet von Leichtgläubigen zur Ent» 
dedung von Waflerquellen in maflerarmen Gegenden. Gin Hauptver« 
treter diefer Schule ift ein Herr von Ußlar, mwelder fogar im ver« 
Noffenen Jahre feine Experimente mit der Wönſchelrute vor den Augen 
Seiner Majetät des Kaiferd vornehmen durfte und dann nad dem 
wafjerarmen Südmweftafrifa fi begab, um dort Quellen zu entdeden. 
Allein der alte Sprud: „Wo nichts ift, hat der Kaifer fein Recht ver» 
loren“ wird auch bier fich bewähren; denn wo fein Waſſer ift, da läßt 
ſich keins entdeden. 

Als ein entſchiedener Verfechter des Glaubens an die Wünfchel- 
zute trat der berühmte Arzt Th. B. Parazeljus (1494—1541) auf, 
während die Jeſuiten P. Violet und U. Renaud ihn ernftlich befämpften. 
In der Folgezeit kam die Wünfchelrute in Vergeſſenheit, bis fie jetzt 
wieder Gläubige findet. 

Seit dem Jahre 1630 bediente man fich dieſes Werkzeugs zur 
Quellenentdedung. Die Rute muß gabelförmig fein, die Geftalt eines 
lateinifchen Ypfilon haben (Y) und vorzüglich aus Erlen oder Weiden- 
zeigen gejchnitten fein. Weil diefe Sträuder am Wafler gedeihen, 
ſchrieb man diefer Holzart eine geheime Zuneigung, Sympathie, zu, 
melche fi äußere in einer gemwifjen Abmwärtöbewegung, wenn die Gabel 
in die Nähe von verborgenen Wafjerquellen oder Waſſeradern gelange. 
Da der Quellenforfher zugleich mit der Rute auch feine Kenntnifje über 
Erdformation und Terrainbildung in Anwendung bringt, wird die 
ſeeliſche Erregung bei vermeinter glüdlicher Entdedung einer Waflerader 
die Nerven jo erregen, daß diefe Erregung ſich auch der in der Hand 
befindlichen Rute mitteilt und diefe in Bewegung jegt, ähnlich, wie der 
gleiche Vorgang beim jogenannten „Tijchrüden“ im die Erſcheinung 
tritt. 


— 398 —— 


Im Jahre 1906 Hat ein Gelehrter, Dr. Wolf, in ber Germania“ 
die Nichtigkeit der Wirkungskraft der MWünfchelrute, ber virgula mer- 
curialis, an der Hand vom verjchiedenen erperimentalen Proben nad): 
gewiejen. Unter anderem ergab ed fidh, daß die Rute beim Ueber. 
[reiten einer und der anderen Stelle im Terrain ſich bewegte, während, 
wenn ber Träger der Rute mit verbundenen Augen dieſelbe Stelle 
paflierte, keine Bewegung fidhtbar war. 

Damit ift da8 Gebiet des modernen Aberglaubens nur erft ge 
ftreift, nicht erſchöpft. Es find ſchon der Schlagſchatten auf die ge- 
rühmte moderne Kultur und Bildung "genug, um ihren Wert zu be— 


urteilen. 
—nnna—— 


Soziale Befirebungen und Schule. 


1. Was Tann und ſoll die Schule zur Hebung der Landwiriſchaft 
beitragen? *) 


Hochw. Herren Geiftliche! 
Merte Vereinsmitglieder! 

Das abgelaufene 19. Jahrhundert wird in der MWeltgefchichte den 
Namen „Fahrhundert der Technik und Erfindungen“ führen. Und dies 
mit vollem Recht, 

In keinem Zeitraum find fo gewaltige Fortjchritte im Mafchinen- 
bau, in Induſtrie und Gewerbe gemacht worden, ich erinnere nur an 
das Glektrizitätäwefen, 

Es läßt fich nicht leugnen, daß das Leben dadurch angenehmer 
geworden ift, und gewiß niemand hegt den Wunſch, daß alles dies 
nicht waͤre. 

Aber: Wo viel Licht ift, ift auch viel Schatten. Die fozialen 
Berhältniffe find heute ganz andere geworden, als nur vor 50 Jahren. 

Unter den bedauernämwerten Erjcheinungen, die dieſe gewaltigen 
Veränderungen im Gefolge hatten, jeien hier nur die wichtigften ge» 
nannt. 

1. Dad Anwachſen der Induftrieorte hat einer modernen Völker— 
wanderung gerufen. Die alten, mehr oder weniger jäuberlich konfeſſio— 
nellen Kantonsgrenzen find verſchwunden. Unbeftreitbar find dadurch 
viele fatholifche Familien verloren gegangen. 

2. Dad Fabrikleben hat vielfach das Familienleben krank gemadht. 


*) Vortrag, gehalten im kathol. Männerverein Amden, Sonntag, den 9. 
Gebruar 1908 von Hof. Seitz, Xehrer, 


3. Die leichte Berdienftgelegenbeit hat einer Flucht der jungen 
Leute vom Lande in die Stadt gerufen. (Schollenfludht.) Arbeitermangel 
in der Landwirtſchaft war die Folge. 

4. Mit der Hebung von Induſtrie, Gewerbe und Handel war ein 
an ſich begrühenswertes Aufblühen des Schullebend verbunden, aber 
ala Schattenfeite zeigt fich heute ein ungefundes Zudrängen zu dem ges 
lehrten Berufdarten. Es ift ein geiftiged Proletariat entftanden. 

Man mag dieje nebft vielen andern Folgen des modernen Erwerbs-⸗ 
lebend bedauern. Aber naturgemäß find durch diefe böſen Kräfte auch 
gute Kräfte frei geworden. 

Die Bevölkerungsbewegung rief einer vermehrten Fürforge für die 
beidfeitigen Konfefjionsangehbörigen, in unferm Lager dem blühenden 
Baume der inländilchen Miſſion. 

Die zerftörenden Ginflüffe des Fabriklebens riefen der ftaatlichen 
Fürforge für die Arbeiter, (namentlich in Bezug auf Gejundheit, Un- 
fall), dann dem Schuß der frauen und Kinder, ferner Kinderbewahr- 
anftalten, Spargenofjenfchaften ac. 

Dem in den letten Jahren geradezu erjchredenden Zuftrömen zu 
den gelehrten Berufdarten und zu einzelnen Gewerben ſucht man zu bes 
gegnen durch intenfive Aufflärungen über Berufswahl, Einführung von 
Prüfungen, um untüchtige Elemente fernzuhalten. 

Es würde hier zu weit führen, für jeden der genannten Punkte 
die Art und Weije darzulegen, wie die Schule mitzuarbeiten bat. 
Abfeits wird fie fich kaum halten dürfen. 

Geftatten Sie mir heute nur die frage zu beantworten: Welche 
Einflüffe haben diefe Erjcheinungen auf die Landwirtichaft gehabt, und 
inwiefern kann die Schule diesbezüglichen Übelftänden hemmend ent- 
gegenwirken ? 

Die Anregung zu diefem Thema gab mir vor allem ber erfte 
ſchnmeizeriſche Katholifentag in Luzern. Von den wirklich ausgezeichneten 
Referaten jener Tage find mir namentlich zwei in Erinnerung geblieben, 
weil fie die praftifche Seite meiner Berufäftellung ftreiften. Es find die 
Borträge von Hochw. Heren Prof. Dr. Bel in Freiburg betitelt „Die 
Stellung der Katholiten zu der fozialen fragen in der Schweiz" und 
der von Hrn. Dr. Feigenwinter in Bafel: „Was ſchuldet die jchweizerifche 
Bolkswirtichaft dem Bauernftand?* Der erſte Vortrag behandelte die 
Frage der Berufswahl einläßlich, dad mit dem andern „Schollenflucht“ 
eng zulammenbängt. 

Im Vortrage von Dr. Feigenwinter drang deutlich der Gedanke 
durch, daß die Schule die fozialen Beitrebungen der Gegenwart befjer 
unterftügen_dürfte und könnte. Er fagte wörtlich: 


— 400 — 


.Auch auf dem Gebiete der Schule könnten wir etwas mehr tun. Ich 
weiß nicht, warum unb mwoher es kommt, aber Tatſache ift es, daß unfere 
Jugend allmählich die Liebe zum landwirtſchaftlichen Berufe verliert, und aus 
unfern Schulen feine Jugend mehr hervorgeht, melde Freude hätte am fchönen 
Berufe bed Landwirtes.“ 


In einer unferer Vereinsverſammlungen Bielt Hr. Dr. Hätten- 
ſchwyler einen Vortrag Über „Die Urfachen ded Niederganged der 
ſchweizeriſchen Landwirſchaft,“ und auch bei ihm Fang obige Anjchuldigung 
an die Schule deutlich durch. 

Denn Männer von der Qualififation eines Dr. Feigenwinter und 
eine Dr. Hättenſchwyler, der eine vor einer Vollsverſammlung großen 
Stild und der andere in einer Ortöverfammlung der Schule jolch’ ſchwer⸗ 
twiegende Vorwürfe machen, jo muß der dentende Lehrer fich doch fragen, 
wie ed mit der Sache fteht. Entweder ift der Borwurf wahr, und dann 
ift die Schule zur Abhilfe verpflichtet, oder er ift unmwahr, und dann 
handelt es fi) um eine ungerechte Anfchuldigung, die um fo ſchwerer 
wird, wenn man die Perfonen, von denen, und den Ort, wo fie vor« 
gebracht wurden, beachtet. 

Es gäbe noch einen dritten Weg, diefe Frage zu behandeln, Wir 
Lehrer wiſſen ja gut genug, wie auf der einen Seite Tag für Tag neue 
Anforderungen an die Schule geftellt werden, und mie auf der anbern 
Seite die Schule Prügeljunge für alles fein muß. Dan könnte einfach 
über die Sache Hinweggehen und zu den beiden Herren und noch vielen 
andern jagen: „Auch du, mein Brutus!“ 

Diefer Weg ift aber verädhtlid. Wenn die beiden Herren und 
mit ihnen gewiegte Sozialpolititer und namentlich auch eifrige Land» 
wirte diefe Frage aufgerworfen haben, fo muß der Lehrerftand ihnen für 
die freundliche Einladung zur Mitarbeit dankbar fein; 


benn „ber rechte Lehrer ift micht ber, ber bem ſchwer bezadten Schulfarren 
jabraus, jabrein mehr oder weniger mühſam vorwärts fehleppt, um nad bem 
Eramen wieder frohlodend aus der Deichjel zu fpringen, fondern ber, welcher 
mit der Zeit fchreitet und als oberfte Deviſe feiner Tätigkeit ſchreibt: Nicht 
für bie Schule, fondern fürß Leben!” 


Über die Veränderungen, die die vollkswirtſchaftlichen Bewegungen 
der legten Jahrzehnte in der Schweiz hervorbrachten, will ich einen der 
berufenften Männer aus landwirtſchaftlichen Kreifen reden laſſen, näns 
ih Hrn, Prof. Krämer in Zürich, den eifrigen Borfämpfer zur Hebung 
der Landwirtſchaft in der Schweiz. 


„Unter dem Einfluffe, welden die Entwicklung bes Verkehrsweſens auf bie 
gefamte Erwerbstätigkeit übt, find befanntlich auch die Anforderungen an ben 
landbwirtfchaftlichen Betrieb zu einer Höhe gefteigert worden, welde bie äußerfie 
Anfpannung der bemfelben dienenden Kräfte erheifcht.* 


Und an anderer Stelle fagt er: 


— 3 401 —— 


„Sin Blid auf den Bang der Landwirtichaft in ben legten Dezennien, 
und namentlih in ben legten ‚Jahren, überzeugt mehr, ala dies Worte vermögen, 
daß dieſes unſer Gewerbe feineswegs fo ganz einfacher Natur, wie man im Leben 
anzunzbmen gewohnt ift, fondern recht vielgeftaltig ift.* 


Als Hauptmittel, der gedrüdten Landwirtſchaft zu Helfen, nennt 
Krämer: 


1. Die Hebung bed landwirtſchaftlichen Kredits burh Gründung von 
Raiffeifentaflen ꝛc. 

2. Bodenverbeflerungen zur Erzielung höherer Erträge. 

3. Hebung bes landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens. 

4. Beziehung ber Schule in ben Dienft der Qandwirtichaft. 


Nachdem von fo maßgebender Seite die Mitwirkung der Schule 
zur Hebung der Landwirtichaft verlangt worden ift, wollen wir da die 
weitern Fragen aufwerfen: 

1. Steht es überhaupt in der Kraft der Schule, hier fördern? ein- 
zugreifen P 

2. Welche Schulftufen find hiezu fpeziell berufen ? 

3. In welcher Weife hat dies zu geſchehen? 

Hr. Dr. Feigenwinter hat in feinem Bortrage darauf hingewieſen, 
wie die Volkswirtſchaft eine Zeit lang eine ganz einfeitige Entwidlung 
nahm, mie ein großer Bruchteil unjeres Volkes vom Staate vernad)- 
läfligt wurde, nämlich die landwirtjchaftliche Bevölkerung. Der Staat 
gab für Induſtrie, Gewerbe und Handel Millionen aus, die Landiwirt« 
haft erhielt nichtd. Erſt ala fich die Folgen diefer einfeitigen Ent— 
wicklung der Volkswirtſchaft zeigten, welche find: die Überfchuldung deö 
landwirtichaftlicden Grundbefibes, dad Verſchwinden des Fleinen Grund: 
befited infolge der Unrentabilität. (Erhebungen des ſchweiz. Bauern» 
fefretariald!) und die fog. Schollenfludt, gingen dem Geſetzgeber die 
Augen auf, und er fing an, auch jein bisheriges Stieffind, die Land— 
wirtichaft, mehr zu lieben. 

Tiefe Einfeitigfeit in der Entwidlung der Volkswirtſchaft hat aber 
auch eine einfeitige Entwidlung der Schule zur Folge gehabt. Handel, 
Induſtrie und Gewerbe haben ed auögezeichnet verftanden, ſich bie 
Schule dienitbar zu machen. Unfere Lehrmittel find Tange ſpeziell für 
fie zugefchnitten worden, die Landwirtſchaft blieb lange unberüdfichtigt. 
Wer Gelegenheit hatte, während ded vergangenen Yahrzehntes die Neu: 
erfcheinungen des Echulbuchhandeld durchzugehen, der konnte eine wahre 
„Hlucht von Erjcheinungen“ Eonftatieren, Vorfchläge über Vorſchläge, 
wie die Schule zur Hebung von Induftrie, Gewerbe und Kandel beis 
tragen könne: die Zandwirtichaft blieb auch bier Stiefkind. 
er y Erft in den letzten Jahren ift man auch bier erwacht. Den An— 
ſtoß Hiezu "gaben die Beflrebungen zur Förderung” des ortbildungs- 


— 402 — 


ſchulweſens. Unter dieſem Einfluſſe entſtanden eine ganze Reihe vor— 
züglicher Lehrmittel, ſo z. B. im Kt. Zürich. Auf dieſem Gebiete iſt 
uns aber entſchieden Deutſchland voran. Welches war dort der Erfolg? 
Auf meine Anfragen babe ich ſehr befriedigende Antworten erhalten, 
die und Lehrer aufmuntern dürfen, diefem Gebiete unjere volle Auf: 
merkſamkeit zu ſchenken und die erfte Frage muß unbedingt in bejahen- 
dem Sinne beantwortet werden; ja die Schule kann mithelfen zur 
Förderung der Landwirtfchaft. 
2. Welche Schulftufen find hiezu beſonders berufen? 

Im Kt. St. Gallen war ed der befannte Antiſtes Steinmüller, 
der zu Anfang des 19. Jahrhundert? der Landwirtihaft durch die Schule 
mitaufzuhelfen fuchte. Später war ed dann Dr. fr. v. Tſchudi, der im 
Yahre 1856 ala Präfident der kantonalen landwirtfhaftlichen Gejellichaft 
an die Erziehungsbehörden eine Eingabe richtete, worin er die Einführ- 
ung landmwirtfchaftlihen Unterrichtes an den Volkeſchulen verlangte, von 
der Überzeugung ausgehend, daß eine allgemeine, gründliche und nach— 
baltige Hebung unferer Landwirtſchaft in allen ihren Zweigen nur dann 
erreicht werden fünne, wenn ein außreichende® Maß rationeller und 
praktiſcher landwirtſchaftlicher Bildung ſchon der Jugend unferes Volles 
beigebracht" werde, denn in der Jugend liege bier, wie in fo vielen an- 
dern Beziehungen, die Hoffnung des Landes, die Garantie einer beffern 
Zukunft. 

Tſchudi ging entfchieden zu weit, denn die Primarjchule, nur um 
diefe kann es fih handeln, kann nie dazu berufen fein, einen Stand 
ipeziell"zu” berüdfichtigen. Aber dazu könnte fie geftaltet werden, alle 
Stände gleihmäßig zu berüdfichtiegen, die war lange nicht der Fall, 
Unfere neuen ft. galliichen Lefebücher haben in diejer Hinficht entjchieden 
einen ganz bedeutenden SFortichritt gemacht. Ohne fpeziell land⸗ 
wirtſchaftliche Themata breitzufchlagen, bieten fie eine Fülle Stoff, den 
nicht nur das Bauernkind, fondern auch jedes andere kennen follte und 
auch gerne lieſt. ch erinnere nur an die Kapitel der Obftbaumpflege, 
Bienenzucht, an eine Neihe anderer fehr inftruftiver Leſeſtücke aus dem 
realiftiichen Teil. Wie gejagt: Unfere Lefebücher find den Forderungen 
der Landwirtichaft an die Schule fehr meit entgegengelommen. Der 
befte Beweis Giefür ift, daß fie von unjern Bauern eifrig gelefen werden. 
Etwas abjolut Volltommened zu bieten iſt eben auch hier unmöglich, 
fonft wären einige Ergängungen noch erwünſcht. 

Das gleiche Zeugnis darf im ganzen den Baumgartner’schen Rechen» 
büchern auögeftellt werden, wenn und auch das 7. und 8, Heft in diejer 
Hinſicht nicht recht gefallen. i (Schluß folgt.) 


— 3 43 — 


Aus Ranfonen und’ Rusland. 


1. Appenzell 3. Rh. * Unſere eben abgelaufene Frühjabrd-Großratäfigung, 
nad altem Brauch „Alt’ und neu’ Rät“ genannt, ſtand zu einem Zeile aud 
im Zeichen der Schule, Nebft anderm aktuellem Stoff lag derjelben auch bie 
feinerzeit in biefen Ylättern regiftrierte Eingabe berjfant. Lehrerlonferenz betr. 
Fürforge bes Lehrers in Krankheitsfällen vor. Pie Erziehungs» 
behörde hatte das Begehren ber Lehrerſchaft, enthaltend 

E a) Schuleinftellungen bis auf 14 Zage können in ben ferien nachgeholt 
werben, 

b) durch längere Krankheit nötig gewordene Berireferloften werben von 
Staat, Gemeinde und Lehrer zu gleichen Zeilen getragen. 

c) Beim Tode eines Lehrers hat bie Familie Anſpruch auf Gehaltsnad- 
genuß für 1 Monat 
als Ergänzung bed bezüglichen Artikels der Schulverorbnung in empfehlendem 
Sinne an den Rat weiter geleitet. Doc vor bem Forum fanden nur a und c 
Gnade. Wer aber glauben wollte, bie Ablehnung von b fei lediglich eine {Folge 
fih allgemein geltend machender Schul- bezw. Lehrerfeinblichkeit, ift im Irrtum. 
Eher ift anzunehmen, daß andere Zroftanden ber Seſſion ihre Wellen aud in 
bieje Frage geworfen haben. Verſchiedene fonfervative Vertreter waren es, bie 
mutig für die wohlveriiandenen Intereſſen der Lehrer eintraten, wenn aud nicht 
mit dem gewünfdten Erfolg. Die fogenannten „Tortichrittlihen" aber hüllten 
fh in tiefes Schweigen. Ueberhaupt ijt ed an ber Zeit, einmal feftzuftellen, daß 
in Wahrheit bei uns die Konfervativen die TFortichrittlihen find. Ihnen find 
die großen, anerlannten Errungenschaften der letzten Jahre, welche bas Ländchen 
mwader vorwärts gebracht haben, zu verdanken; fie mußten aber auf dem Opfer» 
mege errungen und nicht felten erfämpft werden gegen bie fogenannte Fortſchritts⸗ 
partei. Diefe Erjheinung zeigt fich wieder in ber Kollegiumsfrage. Für geiftige 
Freiheit und Unabhängigkeit des Volkes zu wirken, wie Appenzells Fortſchritt⸗ 
lichſte der Fortſchrittlichen ſfich rühmen und im gleihen Momente eine für das» 
felbe gejchaffene, aus dem Bebürfniffe herausgewachſene und alle Gewähr 
bietende Lehranſtalt anzu — geifern, wie ein hoher Ritter der „Tyortichrittö- 
partei” neueftens in einem außerfantonalen Blatte ſich erbreift, das ijt eine 
eigene Art Fortichrittspolitif, die gewiß mander nicht verftehen fann. Im 
Im tiefften Grunde liegt allerdings ber Bazill der jüngften Fieber anderswo. 
Boltsbildung ift ja Volfäbefreiung! 

2. St, Gallen. * Nachdem jüngft diefe „Blätter* die Beratungen über 
das biesjährige fantonale Konferenzthema „Refrutenprüfungen” in einigen 
Landbezirken ftreiften, bürfte es interefjieren, wie fih bie ſtädtiſche Lehrer— 
ſchaft zu biefer Materie ftellte. . An der biesbezüglihen Tagung 13. Juni) re 
ferierte über vorwürfige Frage im fpeziellen Herr Karl Huber, St. Leonharb 
und Bottlieb Felder, Thalhof über „Heimatihug und Schule‘. In ben Fun— 
damentalforderungen ber Thefen im „amtlihen Schulblatt* herrſchte vollftändige 
Uebereinftimmung. Der 1. Votant glaubte, angefihts ber großen Bedeutung, 
welche das Freihandzeichnen für alle Berufe heutzutage habe, Fönnte eine 
Prüfung der jungen Schweizerbürger bei der Aushebung in demjelben dieſes Fach 
nur fördern, Zheoretiih mag Hr. Huber mit diejer Forderung Recht haben, 
boch finden wir, daß die Bezirlöfonferenz mit der Ablebnung berjelben feinen 
Mißgriff getan. Ter Schwierigfeiten, welche fih der Ausführung eines bder- 
artigen Prüfungsmod:s entgegenitellten, wären viele. Nachdem vor zwei Jahren 
aud eine Zurnprüfung eingeführt wurde, müßte man fi wundern, wenn nad 
Einreihung bed Zeichnens als Fach der Rekrutenprüfungen, in einem Jahre bie 
Mufiter eine Gefangprobe von deu angehenden Baterlandsverteidiger verlangten, 


— 404 do 


von biefer Neuerung eine fräftige Sebung bes patriotiſchen Gefanges und mit 
ihm Stärfung des vaterländifchen Gefühle erhoffend? — 

Entſchiedene Zuftimmung fanden aber ber erfte unb zweite Meferent in 
der lathegoriſchen Forderung nah einer mehreren Pflege ber Baterlanbs- 
funbe und wurde ber obligatorifhen Bürgerichule für bie Yünglinge im 18, 
und 19. Altersjahr gerufen. — für die Stadt St. Ballen ift eine fpegzielle 
Heimatkunde“ im Schoße einer Speziallommifjion beraten und iit bie 
Drudiegung berfelben balb zu erhoffen, 

Es geben vom beftverlaufenen ft. gall. Ratholifentage folgende 2 fehr 
verbanfenswerte Melduagen zu: 

a. Großartiger Beſuch des 9, fl, gall. Katbolitentanes: 7000 —8000 
Teilnehmer. Vorzüglide Reden! Lokal für die Derfammlung des Erziehungs- 
vereines viel zu Hein. Präcdtige Voten von Birell und Eberle-Rölin. J. 

b. Der fatb. Erziehungs unb Lehrer-Verein des Kt. St. 
Ballen bielt am Pfingftionntag anläßlich bes ft, galliichen Katholikentages in 
St, Gallen in der „Blume* feine 26. Yahresverfammlung ab und widelte bas 
publizierte Programm ab. Die Herren Erziehungsrat Biroll und Inſpeltor 
Eberle entledigten fich in meifterliher Weile ihrer Aufgabe (Revifion bed Er- 
ziehungsgeießes und Bewegung gegen bie Unfittlichkeit), und bie Disfuffion über 
beide Themata war eine ſehr lebhafte. Das Geihäftlihe wurde ſchneidig er» 
ledigt (Präfidialberiht und Nechnungsablage). Das weitere Komitee (15 Mite 
glieder für die 15 Bezirke) wurde für eine neue Amtödauer (von 3 Jahren) 
beftätigt, ebenfo der Präfident (Hr. Prälat Tremp). Die Verſammlung war 
fo zahlreich, daß fih das Vokal als zu fein erwies; ed waren höhere Herren 
augegen, die fich fonft noch nie an einer Erziehungsvereinsverfammlung beteiligt 
haben. 

* Menn der Mbeintaler einmal einen Zmed ala gut und edel er- 
fannt bat, dann behält er ihn im Auge und fleuert unentwegt ihm zu. 
Gr madt ed nicht, mie ed leider da und dort etwa zu gehen pflegt, 
daß man fidh durch ein begeiſterndes Referat für eine ideale Sache ent« 
flammen läßt und nad) der Verſammlung doch wieder — — nichts tut. 
„Die Berforqaungarmer Kinder“ des Rheintald, angeregt durch 
eine Arbeit des hochw. Herren Dr. Geſer, Kaplan in Berned, an Iehter 
Frühlingdtagung und ald einen vornehmiten Vereinszweck nun in bie 
Statuten unferes cheintalifhen fathol. Erziehungdvereind 
aufgenommen, wird toeiter verfolgt und vom 1. Juli 1903 an zur Aus 
führung gebradt. So hat eine erfreulicherweife ſtark befuchte Vereins» 
verfammlung vom 4. Juni 1. 3. in Heerbruag auf Grund eines 
von Hrn. Präfident Rift in Altftätten gehaltenen Vortrages einftimmig 
beihloffen. Um auch noch meitere fath. Kreife mit diejen edlen Be— 
firebungen&belannt zu machen und fie ind Intereſſe zu ziehen, wird im 
Herbft eine erweiterte Berfammlung — zugleich unfere Generalverfjamm- 
lung — nochmals mit der Kinderverſorgung fich befaffen, Bis dahin 
mögeYfih unfer Vereinskaſſier eines namhaften Anwachſens unferer Kaſſe 
erfreuen. Den edlen Männern und Freunden, die auch in diejer Sade 
tatkräftig am Steuerruder ftehen, unfere Anerkennung? Sie arbeiten für 
eminent foziale Ziele! 
v3” 5. Graubünden. * Zur Zeit wird in Malans ein Arbeitslehrerinnen⸗ 
Kurs abgehalten. Nun wurde ſcheint's von den Zeilnehmerinnen in ber Nadt 
gearbeitet. , Darob fogar Interpellation im Großen Rat. IIm „Bündner Tag- 


--3 305 — 


blatt” ergreift nun ber als tüchtiger Schulmann befannte alt-Schulinipeltor 
Diſch von Difentis (unferes Willens Vater der Kursleiterin in Malans) zu 
einer trefflihen Erflärung das Wort, — Es freut und, diefen erfahrenen Schul- 
mann auf unferer Seite zu willen. Er fpricht fich ungefähr im gleihen Sinne 
aus wie Schreiber died im Artikelchen „Abrüftung“? (Päd, BI. Nr. 15 vom 
10. April 1908.) Es wird zu viel verlangte — immer mehr. „rau Lendi— 
Dlgiati (au von uns angeführt) fagt in ihren Neferaten — daß der Kanton 
Graubünden in Bezug auf das Arbeitsfchulmefen gegenüber ben andern Kantonen 
um verjchiedene Menjchenalter rüdftändig ſei! Sept, da man bejtrebt ift, fich 
nachzumachen, fhreit man Mordio! Iſt das Konfjequenz?! Frau V. mag es 
ſehr gut gemeint haben, damit hat fie aber, vielleicht ohne es zu wollen, ben 
ganzen Kanton und feine Erziehungsbehörben bloßgeftellt und alte Arbeitölehrerinnen 
beleidigt, was nicht nötig geweſen wäre, denn es fieht auch auf dieſem Gebiete 
unfere® Schulweſens lange nicht fo jhlimm aus, wie ba gelagt und gefchrieben 
wurde, — Ich hatte feit mehr als 30 Jahren Gelegenheit, unfere Arbeitsichulen 
in ber Nähe zu beobachten und zu beurteilen und muß ich diefe berührte Kritik 
ald übertrieben und ungerecht tarieren.” So ſchreibt biefer Fachmann, 

Mas frau 8.-O, und diejenigen Vehrer, welde ihren Referaten fo jchnelle 
Zuftimmung gaben, dazu fagen werben ? 

4. Obwalden. * Ten 26. Mai hielt 9. Prof. Dr. Förſter einen hoch⸗ 
intereffanten Vortrag über bie Behandlung ber Züge. Der Obwaldner Lehrer⸗ 
verein hat wirklich einen guten Zag gehabt. Wir hoffen, in unferem Organe 
ben Vortrag ausführlih bringen zu können. Für heute Herrn Dr. Förſter 
unferen beiten Dant! (Referat jehr willtommen, D. Red.) 


— s— 


Das Lehrmittelkabinett einer Primarschule. 


Mit den Veranſchaulichungsmitteln ſteht es noch da und dort im Lande 
herum im argen. Außer einer wadeligen Zählrahme und einigen alten Wand» 
bildern ift nichts zu finden, und doc gehören fie zu einem rationellen Unterrichtd« 
betriebe. Wenn jährlich einem ftrebfamen Lehrer nur ein Kleiner Kredit zur 
Aeuffnung gewährt wird, mehrt fih in abjehbarer Zeit der Beſitzſtand in er» 
freuliher Weife. Zmwedentiprebende Veranſchaulichungsmittel find nicht bloß 
für die Bildung der befähigten Schüler wünfhenswert, fondern für bie Er- 
ziehung der mittele oder ſchwachbeanlagten abiolute Notwendigleit. 

Ein Rundgang in den Schulen aber zeigt uns gar vielfach: Leere Kiſten 
und Kaften, Die Lehrmitteljammlung erfüllt aber dann nur ben Zwed voll 
und ganz, wenn fie nicht etwa bloß eine Raritätenfammer, ſondern eine Aeuff« 
nung noch beftimmtem Zmwede und Plane darſtellt. Eine auf Grund ber ft. 
gallijhen Veſebücher und des Lehrplanes aufgebaute Lüdenlofe Zur 
fammenftelung ergibt die beutlichiten und richtigiten Anmeifungen zur Anlage 
eines dienlichen Kabinettes. Der Lehrmittmarkt ift ungemein reichhaltig. Der 
Katalog hebt in der Lifte nur das Nötigfte und mit befheidenen Mitteln 
im Laufe der Zeit Erreichbare hervor. Erreihbar ift das Ziel, wenn eine Schul» 
behörde jährlih nur 80—100 Fr. pro Schulhaus oder 30—50 Fr. pro Xehr« 
ftelle ins Budget ſetzt. Wo aber fein Anfang gemacht wird, gibt e8 fein Ende, 
db. 5. es fehlt immer ein richtiges Mittel des rationellen Unterrichtes. Die 
Biften des Proſpeltes find derart angelegt, dab Schulbehörbe und Lehrer auf 
ben erften Blick das für die einzelnen Stufen nötige Material ertennen können. 
Die wiederholte Anführung einzelner Bilder, Präparate ꝛc. ift nur der Boll 
ftändigfeit halber geſchehen. 


--3 406 — 


Wir haben uns aufrichtig gefreut, dab das neugegründete Behrmittelge- 
fhäft von ©. Benz» Koller, Rorſchach (früher Lehrer in Kaltbrunn unb 
Flawil, jegt Schulratsaltuar) für bie unterrichtlichen Zwede der Primar- und 
Selundarſchule in dieſem Sinne dienen will und im Stande ift, ganze und teil 
weiſe Ausftattungen für jede Schulftufe zu beſorgen. Die Hinweife und An- 
regungen, welche bie furjoriihe Zufammenftellung im prädtig georbneten Pro- 
ipelte enthält, haben für alle, fpeziell ſchweizeriſche Schulen Wert. Man verlange 
ben ausführlichen Wegweifer bei Herrn Benz⸗Koller. Ein ft. gall. Lehrer. 


Literatur. 


Diebold, Ich. 7 Männerhöre (1. Wah auf, 2. Helgoland, 3. Wiegen- 
lied, 4, Im Juni, 5. Sceiden, 6. Frühlingseinzug, 7. Menſchen bleib’ fern). 
Süddeutſcher Mufilverlag, Straßburg i. Elſaß. 

Vorſtehende Männerhöre (No. 2 paßt nur für deutſche Vereine) heben 
fih von fo vielen neuern Erjheinungen der Charliteratur vorteilhaft ab durch 
wirkliche Originalität der Anlage und Schreibweije, Vermeidung ausgefahrener 
Geleife und füßlicher, nichtöfagender Flachheit und Plattheit, durch Natürlichkeit 
und Ungezwungenheit in Melodie und Harmonie und ausdbrudsvolle Interprer 
tation beö Textes, bei nicht zu großen Anforderungen an die Stimmen: es find 
Chöre edeln, vornehmen Gepräges. In ben Mo. 3, 5 und 7 ift der Vollston 
allerliebft getroffen: es find dies wahre Kabinettjtüde,; Nr. 4 beftiht durch 
traumverlorene, jehnjuchtsvolle Elegie; 1 und befonders 6, welder Chor Früh— 
Iingsfreude und »jubel atmet, ſchlagen Eräftigere Saiten an; 2 (Kelgoland) ift 
ein pracdtvoller, großartig wirfender, durchkomponierter Chor. Die Vieder, die 
auch bezüglich Texte nit gewöhnlicher Art, ſeien Hleinern und großen Chören 
allerbeftens empfohlen, — 9. M, Lehrer in T. 

Diebold, Joh. op. 94, 26 größere Orgelftüde für den lirchlichen Gebraud 
und zum Studium. Preis 4 ME. 50 Pfg. Fritz Gleihauf in Regensburg. 

„Ein ganz bedeutendes Werk des hochangejehenen Komponiften und fönigl. 
Mufikdireltors, ein Werk, deſſen eingehendere Beiprehung weit über ben Rahmen 
einer Rezenfion binausreicte. Die 26 Nr, zeichnen fi aus durch eine erftaun- 
lihe Erfindungd- und Geftaltungsfraft, durch melodifhen und mobulatorijchen 
Reichtum, flüſſige, perlende, wahrhaft meifterhaft durchgeführte Themen, reiches 
in ben einzelnen Stimmen mwogendes Leben und burch pracdtvolle Eteigerungen, 
die mehreren Nr. fait triumphalen Schlußcharalter verleiht. Neben den Nr, 
für volle Orgel fehlen auch nicht folde janjtern Eharalterd, für zarte und 
mittelftarte Regiftrierung uſp. Daß das Pedal, das meiſt leichter nusführbar 
gehalten, während das Manualſpiel durchweg etwas höhere Anforderungen ftellt, 
nicht eigens auf einem dritten Syftem notiert., findet unjern Beifall. Wir em» 
pfehlen das ausgezeichnete Werl, mit reicher Harmonif, auf das im Einzelnen 
einzutreten des Raumes wegen wir uns verjagen müfjen, als eine wirkliche DBe- 
reicherung der Orgelliteratur eifrigen und ftrebfamen Organiften aufs wärmite 
und dringendfte zur Anſchaffung.“ 9. M., Lehrer in D. 


Pro memoria! 


1. „Katalog empfehlenswerter Jugend» und Volksſchriften.“ Solo 
thurn, Bud» und Kunftdruderei 1907. Preis 1 Fr, 

2. Meifeführer des Vereins kath. Lehrer und Schulmänner der Schweiz; 
beim Berfajier HH. Reltor Keiſer in Zug. Preis Fr. 1,25. 

3. Meifelegitimationskarfe (mit bedeutenden Tarermäßigungen auf 
Ihweiz. Bahnen und Dampfbooten und Ermäßigungen bei Befichtigungen von 
Sehenswürbdigkeiten) erhältlich bei Hru. Lehrer Afhwanden Zug. Preis 1 ür. 


— 407 8 


Sortbildungslehrer-Htelle. 


Der Hortbildungdverein Einfiedeln, welcher die gewerbliche Fort- 
bildungsichule unterhält, beabfichtigt, für die theoretiichen Fächer (Ge- 
ſchäftsaufſatz, gewerbliches Rechnen, gewerbl. Buchführung, Geometrie, 
Algebra, Material- und Volkswirtſchaftslehre, Vaterlandskunde), ein- 
ſchließlich fremdſprachlichen Unterricht (Franzöfiich korrekt, event. auch 
Italieniſch), einen eigenen Lehrer anzuftellen. — Derjelbe hätte auch an 
der Knaben-Sekundarſchule den franzöfifchen Unterricht zu erteilen, 

Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtäftunden beträgt im Mini» 
mum 24. 

Bejoldung Minimum 2600 Fr. 

63 böte ſich auch Gelegenheit, in fremden Sprachen — ———— 
zu erteilen. 320 (Ba 9206) 

Antritt nos Oktober 1908. 

Bewerber wollen ihre Anmeldungen unter kurzer Angabe ihres 
EStudienganges, biöheriger Tätigkeit und Beilage allfälliger Zeugniſſe 
bis Ende Juni nächſthin an den Präfidenten des Fortbildungsvereins 
Ginfiedeln, Hrn. Fürſprech Trinkler in Einjiedeln richten. 


Neue Zierschrift. 


Methodisches Uebungsheft von J. Edelmann, Lehrer. 
Probe-Wöster: Stückpreis 60 Cts. Dutjendpreis 30 Cts. 


. Herr Lehrer Pfändler in $t. Gallen schreibt darüber 
„Jch bediene mich dieser Schrift, seit ich sie kenne, 
u ! als Titelschrift in allen vorkommenden Arbeiten, und 


sie macht mir grosse Freude. Schon seit Jahren er- 
teile ich auch in derselben Unterricht. Meine Schüler 


pflegen dieselbe mit Vorliebe und kommen schneller 
zu einem befriedigenden Ziel als bei der gothischen, 
Bi () / Fraktur- und Rundschrift, ....“ Mögen recht viele 


Lehrer einen Versuch machen ; es wird sie nicht gereuen!* 
Bestellungen beliebe man zu richten an den Verlag der Buchdruckerei 


318 A. Maeder in Lichtensteig. 


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— 408 — 





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Inferate iind an bie Herren gebraud, Gel. Anmeldungen unter D 

Haaſenſtein & Vogler zu jenden. 3501 £} an Haafenftein & Vogler, Luzern, 








Dadagogilde 
® hläller. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreumdes“ und der „Vüdag. HMonatsfhrift“. 


Organ des Dereins katlol. dehrer ım und Sculmänner der Hchweßßz 
md des ſchweizerxiſchen katholifipen Erziehungspereins. 


Einfiedein, 19. Juni 1908. | Nr. 25 | 15. Jahrgang. 


.  Redaktionskommiijion: 
gt Rektor fteiler, im a. ug, Bräfident; bie HH. Seminar-Direftoren Jakob Grünin nper, 
denbac; (Schwyz), und W nober, Disfirch, Herr Vehrer Joſ. Müller, Gohau (St. Ballen) 
Herr Clemens Frei zum „Storchen”, Einfiedeln. 
———— en find an legteren, ald den Ebei-Rebaftor, au richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Bugzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlidy einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagshandlung Einſiedeln. 


— —— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 

Znhalt: Würdigungen und Ehrungen. — Soziale Beſtrebungen und Schule — Zum Schulberichte 
bon Nidwalden pro 1906—07. — Auch eine Statifti, — St. Galliſcher Fatholikentag. — 23. 
Hauptverfammlung ded Vereins Fath. beuticher Lehrerinnen zu Münden, — Wus Kantonen 
und Ausland. — Sprechjaal. — Bro memoria! — Literatur. — Snierate. 





Wäürdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Schule. 


Die Mleinfte Gemeinde des Zugerläntchens Steinhaufen hat den Gehalt 
bes Lehrers um Fr. 200 erhöht. 

Hitzkirch. Außerordentliche Pefoldungszulage von 150 Fr. an Herrn 
Lehrer Fleiſchli. 

Luzern. Vom 1. Januar 1908 iſt eine Beſoldungserhöhung für Lehrer 
und Lehrerinnen um 400 Fr. und für Selundarlehrer und Lehrerinnen ber 
Stabt um 500 Fr. eingetreten, — 

5 Fimmelsberg (The) Erhöhung bed Lehrergehaltes auf 1700 Fr. 
irum. — 

Stedborn. Erhöhung bes Pfarrgebaltes auf 2500 Fr. 

Wangen zieht bie Gehaltserhöhung bed Lehrers in Beratung. 

Schwyz. Die Lehrer erhalten aus bem Treffnis der Bundesfubvention 
von Fr. 16,615.50 Rp. 12,835 Fr. und zwar 17 Lehrer mit 20 und mehr 
Dienftjahren je 200 Fr., 13 Lehrer mit 15—20 Dienftjahren je 150 Fr., 8 
Behrer mit 10—15 Dienftiahren je 100 Fr. und 8 Lehrer mit 5—10 Dienft« 
jahren je 50 fr. Am Vebrerjeminar erhielten Die zwei geiftlichen Herren je 
500 Fr., Dr. Motihi 400 Fr, Muſiklehrer Furrer 300 Fr, und Zeichnung» 
lehrer Lienert 100 Tr. Gehaltsaufbeflerung. — 


— 410 — 


Soziale Beſtrebungen und Schule. 
(Fortſetzung.) 

Wir ſtellen aber der Volksſchule nicht allein die Aufgabe, diſe 
Grundlehren der Landwirtſchaft in anſprechender Form und 
ohne jede Hintanjeßung der berechtigten Forderungen der andern voll2- 
wirtfchaftlichen Gruppen zu bieten, jondern es fällt ihr eine große 
ethiſche Aufgabe zu. Sie joll die Liebe zur Landwirtſchaft heben, 
die Schönheiten der Natur childern, die Würde und Bürde des Bauern- 
ftandes den Kindern zu Herzen führen, ihn vor allem vor Berfpottung 
und vor Verkennung jhüßen. Sie unterftüge lebhaft die Beftrebungen 
der Tierfchußvereine, warne jchon die Kleinen vor dem unfinnigen 
Pflanzenausreißen ıc. 


Sie jehen daraus, daß unſere Volksſchule tatjächlich jehr viel zur 
Förderung der Landwirtjchaft beitragen kann, — eine landwirſchaft— 
ſchaftliche Berufsſchule zu werden. 

Die wichtigſte Schulſtufe aber, die für unſer Thema in Betracht 
fällt, iſt die Fortbildungsſchule. Es muß die wichtige Frage 
beantwortet werden: Kann und ſoll die Fortbildungsſchule 
zur landwirtſchaftlichen Berufsſchule umgeſtaltet werden? 
Diefe Frage iſt in den letzten Jahren in Fachkreiſen Gegenſtand leb- 
after Diskuſſion geweſen. Bei Anlaß der VII. Landwirtfchaftälehrer- 
fonferenz vom 21. Juli 1906 in Laufanne wurden folgende Theſen auf. 
geftellt bezüglich der Fortbildungsſchule. 


13, „Tür die Erteilung eines planmäßigen lanbwirtihaftlichen Fachunterrichtes 
find die an den Primarſchulunterricht anſchließenden Fortbildungsſhulen im 
allgemeinen nicht geeignet. Hiefür bedarf e8 der landwirtſchaftlichen Fachſchule, 
beren Beſuch joweit erleichtert werben joll, daß er für bie bäuerlihe Jung» 
mannſchaft ein möglichft allgemeiner wird.“ 

14. „Um bie Yünglinge auf das praftifche eben vorzubereiten, ihr Intereſſe 
für Sande und Vollkswirtſchaft zu fördern und dem Unterricht anregend zu ge 
geftalten, ift diefer an Fortbildungsſchulen, fomweit ihre übrigen Aufgaben Dies 
geftatten, auf angewanbtes Rechnen, das Gebiet der Naturkunde und ber Volks— 
wirtichaft auszubehnen. Zu dieſen Zwecke find vom Bunde geeignete Lehrmittel 
auszuarbeiten und an die Fortbildungsſchulen gratis abzugeben. 

Für Lehrer, die diefen erweiterten Unterricht an Fortbildungsfhulen er- 
teilen, werden auf Koften bes Bundes befonbere Einführungsfurfe veranftaltet,* 

15. „Sofern geeignete Lebrlräite zur Verfügung ſtehen unb die Verhältniffe 
es als mwünfchenswert erjcheinen laffen, fann ber Unterriht an FFortbildungs- 
fhulen ausnahmsweiſe auf einzelne Spezialgebiete, wie Obft« und Gemüfebau 
ober Bienenzucht, ausgedehnt werben.“ 

16. „Ter durch qualifizierte Fachleute erteilte Fachunterricht an lanbwirt- 
Ihaftlichen Fortbildungsichulen wird vom Bunde wie landwirtichaftlihe Wander» 
vorträge behandelt, unter der Vorausſetzung, daß auch Perfonen gereifteren 
Alters zu demjelben Zutritt haben.” 


— 411 —— 


Da und dort im Lande find ſchon vor Jahrzehnten immer und immer 
wieber Gedanken aufgetaucht, Tanbmwirtichaftliche Fortbildungsſchulen zu errichten, 
Es entipringt diefer Gedanke jeweilen tatfräftigen Leuten, die den guten Willen 
haben, etwas zu leiften. Stets hat man bie gleiche Erfahrung gemadt: Das 
Reiultat hat nirgends befriedigt. 

Dor allen Dingen fehlen die notwendigen Lehrfräfte, um einen ſyſte⸗ 
matiichen landw. Unterricht erteilen zu können. Diefer Unterricht artet deshalb 
leicht in Dilletantismus aus und führt zur Verbreitung von Anfchauungen, die 
mehr jchaden als nüken und dos landw. Lehrweſen leicht in Mißkredit bringen. 

Don einem fpeziellen landw. Fachunterricht an ländlichen Fortbildungs- 
ihulen fann daher in ber Regel keine Rede fein. Und doch follte und könnte 
biefe Inftitution etwas leiften fürs praftifche Beben. 

Nah Abfolvierung ber Primarſchule find bie jungen Leute geiftig fomweit 
entwidelt, daß nunmehr genügend VBerftändnis vorhanden ift, unter Anleitung 
das Erlernte dem praftifchen Leben bienftbar zu maden. Erinnern wir nur 
an ben Unterriht im angewandten Rehnen, ber beutichen Sprade, Naturkunde, 
Vollswirtſchaft ıc., fo bieten fich eine Menge von Aufgaben, die dankbar find 
und bei richtiger Erfafjung bes Gedanfens bazu beitragen, bei den jungen Beuten 
Interefje und Freude an diefem Studium zu ermeden und fie fürs praftifche 
Leben vorzubereiten. 

Soll aber ber Unterriht an ländlichen Fortbildungsſchulen in biefem 
Sinne erteilt werden, alfo nicht bloß eine Repetition befjen fein, was man in 
ber Primarſckule gelernt, fo wäre freilich eine Lücke uuszufüllen hinſichtlich ber 
Beihaffung biezu geeigneter Behrmittel. Hier follte es nun möglich fein, bei 
entiprebendem Zufammenarbeiten von Vertretern des Lebrerftandes unb ber 
Fahftule das zu jchöpfen, was der Sade dienlich iſt. Ein fo geführter Unter- 
richt, dem ausnahmsweiſe auch folder in Speziglgebieten angegliedert werben 
fann, würde gewiß nicht verfehlen, bie Ländliche Fortbildungsſchule zu einem 
Inftitut von größter Bedeutung zu erheben. Auf dieſe Weiſe wird fie bem 
praftifchen Leben zum Vorteil gereichen und verdient daher auch wohlwollende 
Unterftüßung. 


Es würde hier zu weit führen, die Aufgabe der FFortbildunge- 
ſchule darzulegen, Fafjen wir fie furz im Worte Saupe's: 


„Sie ift die einzige Vollsanftalt, bie den Aursbau und Abſchluß der Volks» 
fhule anftrebt. Die Volksſchule ift Lernen, Fortbildungsſchule gebrauchen. 
Die Volksſchule ift die Brüde fürs Leben, bie Fortbildungsſchule die Brücke 
ins Leben.“ 


So hoch aber die Bedeutung der Fortbildungsjchule fürs Leben 
ift, jo mannigfach find auch die Schwierigkeiten, die ihrem Ausbau ent- 
gegenftehen. Darauf muß noch befonderd eingegangen werden: 


„Sie Liegen,” wie Saupe fagt, „in ben Schülern, in ben Lehrern, in 
ben Dienſt- und Rebrberren, in der Stellung unb ungenügenden Unterftügung ber 
Hortbildungsichule im allgemeinen, in ihrer Einrichtung im Befondern.“ 


Im Jahresbericht der Tandwirtfchaftlicden Geſellſchaft des Kts. 
St. Gallen pro 19083 redet Dr. Baumgartner von „Flegeljahren“ uns 
ferer Fortbildungsſchüler und mit vollem Recht, denn gewiß jeder Lehrer 
an dieſer Schulftufe weiß hievon ein Xiedlein zu fingen. Gin Lehrer 
einer landwirtſchaftlichen Schule der Schweiz hat ſich über dieſen 
Punkt noch draftijcher ausgedrüdt und mit Recht. Verfaſſer dies kennt 


— — 412 - 


jogar Gemeinden, wo die Schulbehörde Mühe hat, Lehrkräfte für die 
Hortbildungsfchule zu gewinnen. Wo fehlt3? Einmal an der Schul. 
müdigfeit der jungen Leute. Aber auch Eltern, Vormünder und Meiſter 
jehen den Nuten der Fortbildungdjchule nicht ein, oder wollen ihn aus 
Eigennuß nicht einjehen, aus Eigennuß, weil fie in der Fortbildungs— 
ſchule ein Inſtitut erbliden, das ihnen willlommene Arbeitskräfte 
entzieht. 

Im allgemeinen findet man namentlich, daß die landwirtichaftliche 
Bevölkerung diefer Schulftufe nicht nur fein Intereſſe entgegenbringt, 
fondern jogar direkte eindfchaft gegen fie hegt. Die große Bedeutung, 
die ein Dr. Krämer der landwirtfchaftlichen Fortbildung beimikt, wird 
vom gewöhnlidden Landwirt noch bei weitem nicht erkannt. 

Diefe Erkenntnis in landwirtjchaftlicde Kreife zu tragen, ift nun 
die Aufgabe dieſer Schulftufe, bedingt aber eine vollftändige Reorgani- 
jation derſelben. 

Unfere Fortbildungsfchulen find leider viel zu fehr bloße Bor» 
bereitungafurfe für die Refrutenprüfungen. Alle Achtung vor lebterer 
SInftitution; aber zudiel des Guten gejhieht doch für fie. 
Ein deutfcher Landwirtfchaftälehrer, von Geburt Schweizer, äußerte ſich 
mir gegenüber folgendermaßen: 

„DaB demolratiſche ſchweizeriſche Staatsweſen bedingt eine grünbliche 
bürgerliche Fortbildung ber jungen Männer; aber wie bie angehenden Schweizer- 
bürger heute in alle Details von Berfafiungsfunde, Geſchichte und Geographie 
eingeführt werben follen, ericheint mir übertrieben, um nicht einen ſchärfern 
Ausdruck zu gebrauden. Das päbagogiihe Strebertum hat biesbe 
züglich in ber Schweiz ganz fonberbare Blüten gezeitigt. Man 
burchgehe nur die Schulbücher. Gerabe in ben ft. gallifhen Schulbüchern ift 
3. B. mehr ichweizergefchichtliches Detail enthalten, ald früher ein guter Gym» 
nafiaft wiffen mußte. Und Jahr für Jahr treten neue forderungen auf, Es 
ift gerabezu lächerlich, wie man im ſchweizeriſchen Blättern heute Eramen unb 
Nekrutenprüfungen verwirft, um morgen Elipp und Klar zu bemweijen, daß bie 
Schulen zu wenig für diefen und jenen Beruf leiften, und — ber Schultarren 
wird neuerbings ſchwerer beladen. Die ſchweizeriſche Fortbildungsſchule wird 
fo lange nidt richtig ausgebaut werben können, ala troß aller gegenteiligen 
Beteuerungen glänzende Nefultate an den Refrutenprüfungen als ber ausfchlag- 
gebende Maßſtab ihrer Beurteilung gelten.“ 

Warum flieht es aber fo? Geben wir die Antwort aufrichtig. 

(Schluß folgt.) - 


In Sachſen barf nun bas Einfommen eines Lehrers ohne freie Wohnung 
nicht unter 1500 ME, betragen. Mit dem 28. Lebensjahr ift durch Zulage ber 
Schulgemeinden ber Gehalt auf 1700 ME. zu bringen und muß dann in 7 breis 
jährigen Terminen auf mindeftens 3000 ME, Söchftgehalt gebracht werden. Hilfs- 
lehrer beziehen am Anfang mindeftens 900 Mt, im britten Dienftjahre min» 
beftens 1100 ME. Schulbdireltoren (denen zehn Lehrer unterftellt find) 3600 Mt. 
Anfangsgebalt. 








5 413 — 


Zum Schulberichte von Ridwalden pro 1906—07. 
(Erftattet von Pfr. Fr. X. Achermann, Schulinfpeltor). 


I, HStatiflifdes. Die 18 Schulgemeinden hatten 53 Schulen mit 1898 
Schulkindern und 53 Lehrkräften. Auf eine Lehrkraft traf es 36 Schulkinder 
und auf 1 Schulkind burdfchnittlich 6,17 Abſenzen. Am menigften Abſenzen 
(2,50) Hatte Kebrfiten, am meiſten Bedenrieb (9,56), Nie ausgeblieben find 
464 Schulfinder und nur wegen Krankheit 739, total alfo 1203. Gar keine 
unentichuldigten Abfenzen hatten Altzellen, Ennetmoos (St. Jalob), Kehrfiten, 
Niederridenbah und Wieſenberg. Dieſe Tatſachen fprechen laut und deutlich. — 
Klaffenmeife geftaltete fich die Schülerzahl der Knaben alfo (in Klammer bie 
Schülerzahl im Winter) I. 181 (177) II. 156 (162) III. 169 (168) IV. 162 
(169) V. 138 (155) und VI, 104 (127). Auch bier wie durchwegs ein ftetes 
allen, eine tete Abnahme der Schülerzahl nah oben; was natürlich fpeziell 
das Refultat der Refrutenprüfungen mefentlich beeinflußt. — Schülerzahl ber 
Mäbchen: I. 177 (183), II. 180 (177), Dil. 161 (162), VI. 147 (144), V. 
110 (139) und VL. 126 (139). — 

Don ben 53 Schulen gab es eine mit 4 Schülern (Wieſenberg, gemifchte 
Gejamtidule) eine 2. mit 11, eine 3, mit 16, 10 mit 23—29, 21 mit 30 bis 
40, 14 mit 40—50 unb 4 mit 50—55 Schülern, — 

Die geſetzliche Schulzeit von 42 Schulwochen haben nur 6 Schulgemeinben 
inne gehalten, weil eben Oftern früh war und die meiiten Gemeinden mit Oftern 
Schluß bes Schuljahres Haben. Es weht nun ein ftarter Wind, Schulſchluß 
und Schulanfang im ganzen Ländchen etwas einheitlicher zu geftalten, was dann 
natürlich allerfeits ermöglichte, die volle Schulzeit inn: zu halten. Wir wünſchen 
der fortichrittlichen Bewegung Erfolg. — 

Eine zweite Bewegung klopft an bie Türe ber Maßgebenden. Die Zahl 
der Abſenzen bat zugenommen, Als Gründe figurieren: Kinderkrankheiten 
aller Art. Mande Lehrkraft findet aber, e8 möchte au in die Führung bes 
Abjenzenverzeichniffes mehr Einbeitlichfeit und mehr Gewiſſenhaftigleit fommen, 
zumal namentlich mit den Kranlheitsabſenzen „viel Schwindel“ getrieben mwerbe, 
Der Sähulinfpeltor erinnert daher anlehnend an diefe Klagen an ben ſehr prägifen 
Urt. 45 bes Schulgefeges und mahnt, denfelben ftricte zu halten, dba er bie Ur- 
fadhen für gültige Abfenz genau bezeichne. Auch diefe Bewegung ift gefund« 
fortjchrittlih und dürfte auch andersmo Pla greifen. Denn wir willen aus 
unferer periönlihen Erfahrung, wie oberflächlich, unwahr und einfeitig in ber 
Richtung oft vorgegangen wird. Dan findet oft aus der Handhabung der Ab» 
fenzenlifte alles eher heraus ala Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe. — 

Die „Ehrentafel”, welche da die Finder mit Namen anführt, bie nie bie 
Schule verfäumt haben, ift wieder fortgejegt und wirft fehr aneifernd auf ben 
Schulbeſuch. Dean mag da und dort das Vorgehen pebantiich finden, in Nib« 
walben trägt ed gute Früchte und mirft animierend und ftimmt bie Maſſe 
fhulfreundlid, — 

Schulrats-Sigungen gab es je eine in Oberridenbah und Emmetten, 
2 in Altzellen, 3 in Büren, 12 in Bedenried, 15 in Kehrſiten, 26 in Hergid- 
wil ac., feine Berichte geben Stansſtad und Wieſenberg ein, Art. 24 des Schul- 
gejeßes fordert von wenigftens einem Mitgliede bes Schulrates einmal im Monat 
einen Schulbejuß und bez. Bericht in nächſter SchulratsSikung. — 

Schulbeſuche hatte Oberridenbacdh feinen, Wieſen 1, Tallenwil 3, Stans 
8—12, Hergiswil, Wolfenihiehen und Büren je 11 ꝛ⁊c. — 

Etrafen wegen Schulverfäumnifjen erteilten Buochs und Ennetbürgen je 
eine und Hergiswil 2, fonft nirgends. — 


en. _ 


-3 414 —- 


Klagen beim Erziehungs- und Regierungsrat gingen je l ein aus Xeden« 
ried, Ennetbürgen, Hergismwil und Wolfenſchießen. — 

Mahnungen wegen Schulverfäummiffen erleilten 9 Schulgemeinben feine, 
während 7 deren 2—14 ab Stappel lieken. — 

Der Erz.-Rat hatte 8 Sigungen und behandelte 49 Traktanden, worunter 
neue Lehrpläne für Primar- und Sefundar-Schulen und eine neue Verordnung 
über bie Maturitätsprüfungen in Nidwalden. Die erziehungsrätliche Kommiflion 
behandelle in 2 Sitzungen 14 Tranktanden. 

Die Miederbolungsichule zählte 2, 4, 6, 7, 8 bis 29 Schüler, 
umfeßte 90—96 Stunden und hatte O, 3, 4, 5, 6 bis 61 Abfenzen. — 

Sekundarſchulen beftunden in Bedenried mit 17 (15), Buochs mit 
26 (22) und Stans mit 29 (25) Schülern. An lekterem Orte befteht eine eigene 
Mädchen⸗Selundarſchule mit 24 (19) Schülerinnen. 

Neue Schulhäufer erftunden in Obbürgen und Ennetbürgen. Der Vehrerichaft 
fpendet ber Anſpeltor warmen Dank. Soviel für heute. — Cl. Frei. 


—— N — 


Auf eine Statiſtik. 


Die „Neue Mufilzeitung“ vom 7. Mai 1908 (Verlag von Karl 
Gräninger in Stuttgart) bringt ein intereffantes Verzeichnis von beutichen 
Mufitern, die ehedem einen andern Beruf hatten und dann zur Muſik „um« 
fattelten*. Wir notieren für die „Päd. Bl.“ etwa ein Hundert von Namen, 
beren Zräger aus dem Lehrerſtande hervorgegangen find, ergänzen damit be- 
fagtes Verzeichnis und berüdfihtigen auch bie Schweiz. Es wäre unſchwer, mit 
etwa 300 Namen aufzurüden; indeijen nennen wir bier nur die belannten 
Mufiter: ©. Angerer (Zürih), J. Bernard, Joh. und of. Bill, J. Blied, 
BD. Brähmig, M. Dada, 8, H. ©. Davin, K. Deigendeib, J. Diebold, ©. 
Dienel, 3. Dobler (Zug), 3. Dürmer, U. Edenhofer, 2. Erf, Eh. Filfe, Eh. 
Fink, M. ©. Fiſcher, G. Flügel, A. Förſter, &. E. Gebhardi, H. Germer, O. 
Girſchner, V. Goller, A. W. Gottſchalg, J. Gungl, J. E. Habert, J. H. 
Heinrich, Dr. J. G. Herzog, E. J. Hentſchel, K. Hirſch, Ch. H. Hohmann, 
O. Joos, A. Kaim, F. Kempter, Th. Kewitſch, C. Kiſtler, U. Klauwell, M. 
Koch, ©. W. Körner, A. u. B. u W. Kothe, Th. Krauſe, J. R. Krenger 
(Interlaken), €. R. Kriſtinus, F. Krieger, B. Kühne (Zug), F. Kühmſtedt, R. 
Linnarz, A. Lipp, Dr. H. Löbmann, A. Löhle, F. Lubrich, R. Meiſter, G. A. 
Merkel, B. Mettenleiter, R. Muſiol, K. J. Nachbar, H. Oberhoffer, W. Os— 
burg, P. Piel, J. Pilland, J. Quadflieg, I, Haff (Lachen), J. Renner (ſen.), 
F. Riegel, AU. G. Ritter, J. Roſenmund (Lieſtal-Baſel), R. Schaab, ©. Scharfe, 
Dr. 3. I. Schäublin (Baſel), Dr. H. M. Schletterer, J. I. Schnabel, J. G. 
Schneider, M. Schön, F. Schubert, F. 8. Schubert, F. A. Schulz, F. W. 
Sering, Dr. F. Silcher, U. Spahr (Kieital-Bafel), I. G. E. Stehle (St. 
Gallen), B. und J. Stein, R. und W. Steiner (Zürich und Chur), W. Tappert, 
P. H. Thielen, J. U Troppmann, Dr. J. G. Töpfer, M. Zöpler, €, F. 
Urbach, M. Vogel, H. Voal, Dr. W. Volchmar, G. Wälder, C. Walter, J. R. 
Weber (Bern), W. Wedemann, K. Weinberger, O Wermann, O. und R. 
Wiesner (Rorſchach und St, Gallen), B. Widmann, J. C. Willi (Wädenswil), 
A. Wiltberger, M. Winkler, 9. Wohlfahrt, PH. Wolfrum, L. Zehntner (Baſel), 
F. A. Zimmer, G. Zoller, H. Zumpe. — x—- 


— — 


— 415 — 


*St. Galliſcher Ratholikentag 
‚am Pfingfimontag den 8. Juni 1908 in St, Gallen. 


Spezialverjammlung Ersiehungsversin in ber Blume vormittags 
10—12 Uhr. 

Vorfigender: 9. Hr. Prälat Tremp. 

Zagesaltvar: Hr. Lehrer Wüſt. 

Stimmenzähler: Hr, Lehrer Schönenberger und Hr. Lehrer Yof. Müller. 
» Es ift dies die 26. Jahresverfommlung bes kath. Erziehungd- und Behrer« 

ereind, 

Unſer Berein tagte im gleichen Lokal am eriten St. Galler Statholitentag 
in St. Gallen vor 16 Jahren am Oftermontag den 18. April 1892 und trat da» 
mal8 auf Antrag bes Hrn. Prof. Kurer in zwei Refolutionen für die Alters- 
zulagen ber Lehrer und die Einführung des proportionalen Wahlverfahrens aud 
bei den Sculratswahlen ein. Der erftere Wunſch ift ſchon damals und fpäter 
noch in erhöhten Maß dburdgebrungen; ber Ießtere blieb bis zur Stunde un« 
erfüllt, 

Daß unfere heutigen Zraltanden zügig waren, bemweift ber Umſtand, daß 
das Lolal zu wenig groß war für die Herbeigeftrömten, und daß unter dieſen 
bebeutende Perfönlichkeiten fih befanden, die fonft noch nie an einer Verſamm⸗ 
lung unferes Vereins teilnahmen. 


Als erſter Neferent trat Hr. Erziehungsrat Biroll, Bizepräfibent 
bes Großen Rates und bes fath. Kollegiums, auf und verbreitete fich über ben 
‚Stand ber Reviſiondes Erziebungsgefeges* Mit großer Spannung 
lauſchte man auf die trefflihen Ausführungen, die felbftverfiändlih auf völliger 
Beherrſchung der ganzen Dlaterie berubten, Da beſchloſſen wurde, das Referat 
ber Preffe zu übergeben, fo verzichten wir auf eine Skizzierung desſelben und be- 
merfen nur, daß fib an ber Diskuffion bie Herren Stabtjchreiber Müller, 
Kinderpfarrer Zanter, Inſpeltor Eberle, Prof. Dr. Schneider, ber Referent und 
ber Präfident beteiligten. 


Es handelte fih um einen „Zmwijchenberiht‘. Deshalb abftrahierte man 
zu Folge Mebrheitöbeichluffes davon, beute, weil noch verfrüht, in Reſolu— 
tionen definitive Stellung in Sachen zu nehmen, in ber Hoffnung, bie biöherigen 
erziehungsrätlihen Pofitionen feien noch nicht alle unabänderlih und es werbe 
in den noch ausftehenden Punkten ein Werk geichaffen, defien Annahme aud 
uns möglich fei. Immerhin behält fih unfer Verein fpätere endgültige Ber 
ſchlußfaſſung vor. 

Mit gleichem Intereffe wurde das vorzügliche Referat des Hrn. Infpeltor 
Eberle-Röllin über ben „Stand der Bewegung gegen bie Unfitt« 
Tichleit“ angehört. Auch diefer Vortrag foll in bie Preffe wandern, weshalb 
wir weiterer Angaben enthoben find, Die Diskuffion von Seite der 9. 9. 
Stabtichreiber Müller, ſtanonikus Dr. Keel (einläßlich), Erziehungsrat Biroll, 
bem Referenten und Präfidenten geftaltete fich lebhaft. Man fühlte e8 allfeitig, 
baß der ſtampf gegen bie Umnfittlichfeit aftuell fei, und daß es fih um eine hehre 
Aufgabe aller Gutgefinnten handle. Dan bebauerte bie Schriften Forels und 
bie materialiftiihe Weltanihbauung ; man gedachte ebrend bes H. Prof, Dr. 
Törfter ; man betonte dad Gnabenleben und Keuſchheitsideal; man ermunterte, 
gegen Öffentliches Nergernis Klage zu führen, von Fall zu fall vorzugehen; es 
erging an alle die dringende Aufforderung, in ihrem Kreiſe unb bei jeder Ge- 
legenheit für die Sittlichkeit einzuftehen und gegen bie Umfittlichfeit auf ber 
ganzen Linie den Kampf zu führen, Hoffentlich wird biefes Thema ein Altions« 
objelt unferes Vereins und aller Freunde der Moral fein, 


- 5 416 — 


Der Präfidialjahresbericht bemerlte, daß das Komitee Verfamm- 
lungen abhalten ließ zur Beiprehung der neueften Piychologie, und daß es 
namentlich die Bewegung gegen bie Unfittlichfeit in der Sigung vom 27. Auguft 
1907 auf Antrag von Hrn. Lehrer Bruggmann infzenierte, mit dem Beichluß, 
bie titl. St. Galler fantonale gemeinnügige Gefellichaft zu erſuchen, in Sachen 
(Eingabe an den Reg.Rat ꝛc.) voranzugeben. Diefe Inftanz war It. Zuſchrift 
vom 1, Nov. 1907 mit der Sade einverftanden, wünſchte aber die Einladung 
ber geplanten Konferenz durch uns. Daraufhin lud unfer Präfidium 20 Vereine 
ohne Unterſchied religiöfer oder politifcher Anſchauung zu einer Zufammenfunit 
auf ben 27. November 1907 nachmittags 1'/s Uhr ins Schiff in St. Gallen 
ein. Die Präfenzlifte wies 20 Anmefende auf. Es herrichte eine erfreuliche 
Begeifterung und Einflimmigfeit behufs Vorgehen gegen die Unfittlichkeit, und 
es wurde ein proviforifches Komitee von 5 in der Stabt wohnenden Mitgliedern 
(darunter 1 Mitglied unferes Komitees) gewählt. Diefe veranftalteten eine 
größere Verfammlung auf ben 20, Januar 1908 nahmittags 2'/s Uhr im 
Konferenzfaal bes Kaufmännifchen Vereins St. Gallen. Diefe Berfammlung wählte 
ein Elferkomitee (darin 3 Mitglieder unferes Komitees); Präfident dieſes Komitees 
it Hr. Weblemann, Kaufmann, PVizepräfident Hr. Staatöjchreiber Müller, 
Kaflier Hr. Inſpeltor Eberle-Röllin, Altuar Hr. Luz. Es murben feither bie 
Statuten beraten, eine bezüglihe Eingabe an ben 5. Regierungsrat gerichtet, 
eine Firma mit unfittliden Verlaufsartifeln eingeflagt ꝛc. Es erfolgen Zirkulare 
an öffentliche Stellen und Aemter des Kantons behufs Unterfiügung in biefem 
Kampfe; es follen an einzelnen Orten Ktorrefpondenten und Lokalkomitees aufge 
ftellt werben u. |. w. Möge über biefer Tätigkeit ein guter Stern walten! 

Hr. Lehrer Wüſt erftattete ben Bericht der Rechnungsreviſoren. 
Die Jahresrechnung wurbe genehmigt und dem zurüdtretenben Kaffier und Altuar, 
Hrn. Lehrer Brugguann, fein vorzügliche Arbeit ſehr verbantt. 

Es folgten bie Neuwahlen für eine breijährige Amtsbauer. Es waren, 
mit einer einzigen Ausnahme Beftätigungsmwahlen. 

Der Beitand des weiteren Komitees (je ein Mitglied für einen Bezirk): 
bie HH. Inſpektor Eberfe-Röllin, St, Gallen, Profefjor Kurrer, Zablat, Lehrer 
Benz, Goldab, Kaplan Dr. Gejer, Verneck, Profefjor Gſchwend, Altftätten, 
Kantonsrat Scherrer, Gams, Lehrer Umberg, Flums, Ad. Nat Schmudi, Kalt- 
brunn, Prälat Tremp, Berg Sion, Lehrer Graf, Kappel, Pfr. Dr. Zöllig, 
Richtenfleig, Kehrer Bruggmann, Bütſchwil, Kammerer Bifchofberger, Jonſchwil, 
Kinderpfarrer Kanter, Wil und Lehrer Künzle, Schönenwegen. 

Präfident: Hr. Prälat Tremp. 

Engeres Komitee: die HH. Prälat Tremp, Profefjor Kurrer, Dizepräfibeent 
Lehrer Bruggmann, Inipeltor Eberle-Röllin und Ad. Rat Schmudi. 

Hochw. Hr. Rektor Keifer, Zug, jandte uns einen Gruß, der erwibert 
wurde. Tiefer Seminardireltor erfreut fih, wie ber Redaltor ber pädagog. 
Blätter, Hr. Frei in Einfiedeln, der größten Sympathie unferes Zentralvereins. 

In dem Schlußwort bemerkte der Vorfigende: Das Reviſionſchiff ift 
zwifchen der Scilla und Charybdis hindurchzuführen: Es darf nit an dem Felſen 
der religiöfen Ueberzeugung ftolpern und nit in den Strubel ber Weberlaftung 
geraten. Noch ein Wort aus ber Echlußrede: Das erſte Telegramm zwiſchen 
Europa und Amerika lautete: Gloria in excelsis Deo, Ehre fei Gott in ber 
Höte; fo muß man auch auf pädagsaifchen Gebiete Gott die Ehre geben, ber 
Religion au in ber Schule, wie in der Familie, die. Ehrenjtelle einräumen. 


— SUN SEN II — 


— 417 — 


*23. Bauptverſammlung des Vereins kath. deutſcher 
Lehrerinnen zu München. 


Zur erften öffentlichen VBerfammlung hatten fi) außer etwa 150 
Delegiertinnen aus allen Teilen Deutſchlands eine jo große Zahl Lehrer- 
innen und ihre Freundinnen eingefunden, daß der große Saol des ka— 
tholiichen Kafinos fie faum zu faffen vermochte. Fräulein Herber, 
die Vorſitzende des Vereins, ijt leider bei der Reife nah München ſchwer 
erkrankt, fo daß fie an der diegjährigen Tagung nicht teilnehmen kann. 

Die ftellvertretende Borfigende Frl. Wieland heißt alle Ber- 
jammelten herzlich willlommen und dankt dem Münchner Berein für 
feine liebenswürdige Aufnahme. Geh. Rat Fritzele heißt die Ver— 
jammlung namens der bayerijchen Unterrichtäverwaltung willkommen. 
Im Auftrage de Erzbiſchofs von Münden wünſcht Herr Dompfarrer 
Hartl den Arbeiten der diesjährigen Verfammlung einen erfolgreichen 
Berlauf. Herr Magiitratsrat Schön hieß die Berfammlung namens 
der Münchner Stadtverwaltung willlommen. 

Begrüßungdtelegramme find eingelaufen von dem Erzbifchof von 
Bamberg, den Bilchöfen von Regenaburg, Augsburg, Würzburg, Eid» 
Hätt, Speyer, Mainz, Köln, Freiburg, Hildesheim und Paderborn. Die 
fammlung bejchließt, Huldigungätelegramme zu ſenden an den Heiligen 
Vater, an die Kaiferin und den Prinzregenten Luitpold von Bayern. 
Während diejer Verhandlungen erjcheinen die Prinzefjinnen Ferdinand 
von Bayern und Klara von Bayern im Eaale, ftürmij von der Ver— 
jammlung begrüßt. 

Aus dem Gejdtäftsbericht geht hervor, daß der Verein auch im 
verfloffenen Jahre einen erfreulichen Auffchwung genommen hat. Die 
Zahl feiner Dlitglieder hat ſich auf 12,000 erhöht. 

An Stelle der erkrankten Borfigenden Frl. Herber verbreitet ſich 
Frl. Bage über „die nationale und die fonfeljionelle 
Idee ded Vereins“. Mie fhon der Name unjered Vereins jagt, 
ind mir deulſche Lehrerinnen. Der Berein fol das Bewußtjein der 
Zuſammengehörigkeit als deutjche Lehrerinnen in und allen mweden und 
befeftigen; er joll weiter und den Wert unſeres deutichen Volkstums 
und unferes deutjchen Baterlandes erkennen und ſchätzen lehren. Endlich 
joll uns unfer Verein dazu anjpornen, der heranwachjenden Jugend die 
Güter unferer nationalen Kultur zu übermitteln. Wir find aber aud) 
katholiſche Lehrerinnen. Wir halten die Religion für die erjte Not- 
wendigkeit und für die Quelle aller Kultur. Der Berein joll neben der 
nationalen Idee au dieſe unfere fonfefjionelle Idee pflegen. Die kon— 
feflionelle Idee erſt erweitert die nationale Idee zur univerjalen ; fie 
durchwärmt und befruchtet diefelbe; fie bildet in Gemeinfchaft mit ihr 
unfere Standesorganijation. Bon diefem unferem Standpunlt aus ver— 
teidigen und fordern wir aud dic fonfeflionelle Schule ald das einzig 
Richtige. Nur die konfefjionelle Schule kann den Forderungen des Ta- 
ged gerecht werden. Die Hauptaufgabe unjere® Vereins muß die Pflege 
diefer und einigenden Ideen fein und bleiben, Darum ift es nötig, 
daß feine Mitglieder auch an dem inneren Leben des Vereins den innig- 
ften Anteil nehmen. (Lebhafter Beifall.) 


— 418 — 


Sodann ſprach Frl. Kiefaber- Münden über „Erziehun 
au ernjter Lebensarbeit und edlem Lebensgenuß ante 
die Schule‘. Die Rednerin verbreitete ſich zunächſt über die Aufgabe 
der Schule Die Echule ſoll erziehen zur Denkarbeit, zur förperlichen 
Arbeit und zur fittlichereligiöfen Arbeit. Zur Erziehung der Denfarbeit 
ift es erforderlich, die Arbeitäfreudigfeit der Kinder durch interefjante 
Darbietung zu mweden; jodann muß die Lehrerin darauf Bedacht neh» 
men, die Stoffe ihrer Darbietungen dem wirklichen Leben zu entnehmen, 
denn nur dadurch kann dad Kind fürd wirkliche Leben erzogen werden ; 
auch zum Aufchauen und Beobadhten der Dinge und Vorkommniſſe des 
Leben? müſſen die Kinder angeleitet werden. Endlich foll durch die 
Vorführung des Werdend der menſchlichen Kultur zu Denfarbeit ange— 
regt werden. Neben den Geift foll auch der Körper zur Arbeit in der 
Schule erzogen werden. Zu diefem Zwecke empfiehlt es fi, die Kinver 
zum Zeichnen und Modellieren von Dingen aud dem Leben und zur 
Herjtellung von Gegenftänden für das Leben anzuleiten. Endlich joll 
die Schule zur fittlich-religiöfen Arbeit erziehen. Dazu ift es erforderlich, 
dad Kind an gute Arbeit zu gewöhnen und bei der religiöfen Untermweijung 
Bezug auf die Verhältnifje und die Arbeit de Lebens zu nehmen. Da der 
Menſch rber die Arbeit vielfach ala Laſt empfindet und nach Genüfjen 
ftrebt, fo bat die Schule auch die Aufgabe, zum Genuß zu erziehen. 
Sie muß das Kind jo erziehen, daß es in edler Weile zu genießen ver« 
ftebt. Zu diefem Zmede muß die Schule den Menjchen die aus der 
Arbeit entjpringenden Genüffe zu mwilrdigen lebten, indem fie hinweiſt 
auf den Genuß der Arbeit felbft, auf das angenehme Gefühl des Ge- 
borgenjeind vor Not durch die Arbeit, auf die Freude an einem jelbit= 
geichaffenen gelungenen Werk und auf die freude an dem durch eigene 
Arbeit erworbenen Beſitz. Weiter muß die Schule darnach ftreben, das 
Kind an die rechte Art und das rechte Maß von finnlichen Genüffen zu 
gewöhnen durch Hinmeid auf die Freude der Erholung nach getaner 
Arbeit, durch Weckung der Luft an maßvollen körperlichen Uebungen, 
wie Turnen und Schwimmen, und durch die freude an der Natur. Auch 
zum Kunſtgenuß fol die Schule anleiten durch die Pflege des Gejanges, 
namentlich des Volksliedes, durch Wedung des Formen- und Farben— 
finnes an geeigneten Kunſtwerken ſowie durch Wedung des Verſtänd— 
niſſes für vaterländiſche Poeſie und gute Lektüre. Nicht zuletzt ſoll die 
Schule auch geſellige Freuden genießen lehren durch Weckung des Fa— 
milienſinnes, durch Pflege des Gefühls der Zuſammengehörigkeit mit 
Standesgenoſſen und durch gelegentliche Anleitung zu wahrer freund» 
ſchaft. Zum Schluß behandelte Rednerin dad Verhältnis von Arbeit 
und Genuß; ihre Ausführungen gipfeln in dem Sa: Des Lebens Zweck 
iſt Arbeit, Genuß ift nur die Würze dazu, und deöhalb darf er nie in 
den Vordergrund geftellt werden. Lebhafter Beifall lohnte die feſſelnden 
Ausführungen der VBortragenden. (Fortf. folgt.) 


Zudenriet (St. ©.) Erhöhung ber Lebrerbefoldung auf 1600 Fr., 
100 Fr. Perfonalzulage und voller Penfionsbetrag. 

Mettlen (Thargau) ließ neben ber Gehaltsaufbeſſerung ihrer Lehrer ihnen 
auch noch das Ghrenbürgerrecht zufommen, — 


— 419 — 


Rus Rantonen und NUusland. 


1. Zug. Letzten Dienſtag beerdigte man unter geradezu rieſiger Ber 
teiligung die hochverdiente Generaloberin Schweſter Maria Paula Beck, Frau 
Mutter des weltbelannten Inſtitutes Menzingen. Die in Surſee Verſtorbene 
war eine Tochter von Nat.Rat Bed-Beu ſel. in Surſee, alſo ein Kind aus tief 
fatholifdem Haufe, in dem Religion und Sitte, Einfachheit und Genügfamteit, 
praftifhe Nächftenliebe und firamme Arbeitſamkeit allzeit heimifh waren. 
Geboren ben 6. Mai 1861, trat fie den 23. Dftober1884 mohlgebilbet 
in Menzingen ein, legte den 14. September 1887 die heiligen Gelübde 
ab unb wurde ſchon den 12, Februar 1901 einflimmig zur Generaloberin 
erforen. Ihr Beben war ein Opferleben im ebelften Einne, ihr Wirken 
gerade darum ein Außerft ſegensreiches. Ihr nebührt bes Himmels reichfter 
Kohn. Ein eingehender Nelrolog ſamt Bild folgt. AN’ den ehrw. Verwaiſten 
unfer Beileid, der Verftorbenen ein Ave. R, I. P. 

2. Bürid. * Dom 27. Juli bis 15. Auguft nädhfthin findet in Zürich 
ein Turnlebrerbildungsfurs für die deutſche Schweiz ftatt. An dem— 
felben können fih Lehrer, Abiturienten, Oberturner und Vorturner ſchweiz. 
Turnvereine beteiligen. 

3. Bern. Tas „Schweiz. Evangel. Schulblatt* gibt nun aud 
periobifh je 16 Seiten jtarle Beilagen, deren 6 im Sabre, beraud. Das 
„Schulblatt* felbit ericheint nun meiltens 12» ftatt 16.ſeitig. Redaltor dieſer 
Beilagen ift Hr. Sek.Lehrer P. Walther in Bauma, Zürid, Der Anlauf ift 
probeweife und ohne Erhöhung bes Abonnements. — 

Der berniiche Lehrerverein bat die neu erridtete Stelle eines Zentral» 
fefretärs ausgefchrieben mit Amtöantritt Frühling 1909, — 

4. £uzern. * Aus dem Entlebuch. Dienstag, ben 9. Juni abhin, vers 
fammelte ih in Ejholzmait bie Seftion Entlebuch bes kath. Xehrer- und 
Schulmännervereind,. 

Das neugemwählte Präfibium, Hochw. Herr Pfarrer Limacher, Romoos, 
fireifte in begeifterter Anſprache bie Faljhen modernen Erziehungstheorien 
(Naturalismus, moderne Ethik, 20.) und ermunterte bie Lehrer zum Feſthalten 
an ber volllommenſten und bewährteften Erziehungsmethode — der des göttlichen 
Heilandes. 

Der Hauptreferent, Herr Kreisförſter Spieler, Luzern, ſchilderte in 
feinem Bortrage: „Einige forftlihe Grundbegriffe und tehnifche Aus 
drücke“ mit poetiihen Worten die Schönheit und wirtichaftlice Bedeutung bes 
Maldes, machte mit den verichiedenen Waldarten und Betriebsmethoden befannt 
und fchloß mit einem Appell an die Lehrer, auch in ber Schule dieſem Gebiete 
vermehrte Aufmerkſamleit zu ſchenlen. 

Herr KHaffier Digger erftattete Bericht über die letzte Delegiertenver- 
fummlung in Luzern mit den Traftanden: 1. Krankenlaſſe, 2. Reiſeführer. Die 
Derfammlung nahm mit Genugtuung Notiz von ber endgültigen Bereinigung 
der Statuten für eine Kranlenkaſſe und begrüßte namentlich den Reiſeführer. 

Dem Vorſchlag der Eeltion Luzern, in Zufunft jährlib nur eine 
Eeltionsverfammlung abzuhalten, aber dafür die 7 luz. Seltionen einmal ge 
meinfam zu tagen, erhielt die einmütige Zuflimmung der Verfammlung. — 
Es war eine jehr zahlreiche uud gemütliche Tagung bei den jovialen Eſcholz— 
mattern, D. 

1 95. St. Gallen. Nah Goßau lommt Paul Pfiffner, bisher Vebrer 
in Bazenhaid. Kempraten baut ein Schulhaus für 79000 Fr. und ftellt eine 
neue Kehrfraft (Lehrerin) an. 

6. Graubünden. Schulärzte. Die kantonale gemeinnügige Gefellidaft 
nahm eine Refolution an, worin die Beitrebungen betreffend die Einführung 


3 420 — 


von Schulärzten, fommunal ober fantonal, begrüßt unb eine Altion zur Auf» 
Härung ber Schulbehörden und bes Volkes in Ausficht genommen wirb. 

7. Thurgau. * Im näcfter Zeit wird ber thurgauifhe Souverain fich 
darüber auszuſprechen haben, ob er ben für bie Erftellung eines neuen Santons- 
fhulgebäubes nötigen Krebit gewähren wolle. Bereit? vor zwei Jahren wurde 
diefelbe frage bem Wolfe vorgelegt, von biefem aber mehrheitlih mit nein be 
antwortet. Die Ausfichten für Annahme find auch diesmal nicht rofig, obſchon 
fih die Stabt Frauenfeld zu einem Beitrag von 350 000 Fr. verpflichtet hat. 
Dagegen ftimmen die Sozialdemokraten mit dem Schlagwort: „Keine Herren» 
fhule*. Dagenen werben auch viele Katholiken ftimmen, weil der an ber Schule 
berrichende Geift nicht derart ift, daß fath. Eltern ihre Söhne gerne ber Anftalt 
übergeben, fondern eben Einfiedeln, Sarnen, Schwyz oder ein anderes kath. 
Gymnafium vorziehen, 

Aehnlich fteht’s in den Tegten Jahren mit dem thurg. Seminar, Während 
unter Vater Rebſamens pofitiv chriſtlichem Regimente durchichnittlih die Zahl 
ber Katholilen etwa 15 betrug, ift fie fhon unter Freis Leitung und mehr noch 
jegt unter Direltor Häberlin zurüdgegangen, ſodaß jetzt in allen brei Klaffen 
zufammen nur 4 Satholifen find. Wenn fih das nicht zum Befjeren wendet, 
. fann eine Kamalität für ben kath, Rantonsteil daraus werben. 

Schon jet ift die Geſamtſchule einer ziemlih großen, ganz kathol. Ge— 
meinde mit einem reform. Lebrer bejeht worden vom Erziehungsbepartement, 
aus Mangel, nicht etwa aus einem andern Grunde, Daneben haben wir das 
Neue erlebt, daß zwei junge Lehrer, bie beiden dieſes Frühjahr aus dem Semi- 
nar getretenen Satholiten, jhon nach vierwörhentlider proviforifcher Anftellung 
von ihren Gemeinden befinitiv gewähli wurden, während fonit faft immer erft 
nah Ablegung eines Schuleramens zur Wahl gefchritten wird, alfo nad Ver— 
lauf eine ganzen oder doch halben Schuljahres. 

Wahre Kollegialität und Nächftenliebe haben biefes Frühjahr thurg. Kehrer 
und Lehrerfreunde geübt, indem fie für einen burch Heinem Kohn und große 
Familie in unverjhulbete Armut geratenen Kollegen mehrere taufend Franken 
zufamimenlegten. 

Wie verlautet, gebentt Herr Aug. Bob von feinem Amte als Schulin- 
fpeftor zurüdgutreten, weil fein Qanderziehungsseim feine ganze Zeit in Anſpruch 
nimmt. Die Lehrerfchaft verliert an ihm einen unerfchrodenen Förderer ihrer 
Intereſſen. Sein Nachfolger ift noch nicht beſtimmt. 

8. Deutfhland. Bayern, Die Abgeorbnetenlamn.er beichloß, eine 
zweite oberbayrifche Lehrerbildungsanftalt in Paſing zu errichten. Koften: 
900000 Marl, Dazu lommt ber freiwillige Zufhuß von der Stabtgemeinde 
Pafıng im Betrage von 50000 Mf, und die Gratisabgabe des Bauplakes im 
Merte von 125000 ME, — Der Kampf drehte ih um Pafing und München, 
für welch’ letzteres Liberale und Sozi in brübderliher Harmonie ftimmten. — 
Die neue Anſtalt wird Halbinternat für die Münchener Zöglinge, bie aus 
ihultehnifden Gründen bis abends in der Anftalt bleiben müffen, und Boll- 
internat für bie auswärtigen Zöglinge: Der Mündener Stadtrat verlangte, 
baß Angehörige nicht kath. Konfeffion unbefhränft in die Anftalt 
Zutritt haben müjfen, wenn fie nad) München verlegt werde, welche Forder⸗ 
ung mit dem Schulrecht und dem ftaatlichen Organifationsreht in Widerſpruch 
ftebt. Zudem bewilligte er nur 60 000 Mark Zuſchuß, wihrend das Münchener 
Projelt mindeftens 180000 ME. höher zu loften gelommen wäre. — 

Die Anfuhen um eine Febhrerbilbungsanftalt in Mindelheim und um Er« 
richtung einer vierten rechtsrheiniſchen proteftantifchen Lehrerbildungsanftalt in 
Nördlingen wurben der Regierung zur Würdigung überwiejen. 

Der Antrag Dr. Günther auf fimultane Lehranftalten fand forrelter- 
weiſe feine Gnade. — 


— 421 — 


Die Münchener radikale Lehrertagung in Sachen Gehaltsaufbeſſerung 
nahm einen bedenklich anmaßenden Verlauf. Darob entſtanden in den mit den 
Verhältniſſen rechnenden Lehrerkreiſen kath. und proteſt. Konfeſſion arge Ber 
benten. Man fürchtete, daß ob dieſem turbulenten Gebahren und ob dieſen 
ororbitanten Forderungen bie in befte Wege geleitete Aufbeilerungsfrage Sciff- 
bruch leiden könnte. Und fo rüdte denn ber Vorftand bes kath. Kehrervereins, 
9. Hämel ın Straubing, mit offenem Anfuben an feine Kollegen, mitteilen zu 
wollen (ev. bloß per Karte), daß man mit den fozialiftifch-rabifalen forderungen 
von Münden aus nicht einverftanden fei, um auf biefe Weife die Kammer. 
mehrheit für die fo notwendige frage der Gehaltsaufbeljerung zu erhalten. 
Die Mündener Berfammlung will nämlid mit einer geplanten Aufbeſſerung 
von rund 4'/s Millionen Mark ſich nicht zufrieden geben, fondern ftellt Forder⸗ 
ungen, melde von der Regierung nie gebilligt werben. Es ſtehen fomit zmei 
Wege offen. Stimmt das Zentrum den Münchener forderungen zu, — Libe⸗ 
rale und Sozialiften tun da8 — gut, dann erhält der Lehrerftand gar 
feine Aufbefjerung; beharrt das Zentrum auf der Erhöhung von rund 4'j: 
Millionen Mark, gut, dann erhält ter Lehrerftandb obne Unterſchied 
von Partei und Konfeffionen dieſe 4’. Millionen Zuſchuß und damit 
eine bedeutende Abfchlagszahlung an die wachſenden finanziellen Bebürfnifje, Es 
ift alfo ſehr erflärlih, wenn ber fath. Lehrerverein Bayerns und taftvolle 
liberale Lehrer fih fehr gegen dba8 Gebahren ber Mündener Tagung wehren ; 
e8 liegt in biefer Haltung ein Stück Magenfrage, aber aud ein Stüd Stan 
besehre. Hoffen wir, das Zentrum bleibe fich fonfequent und feße die Auf- 
befjerung im geplanten Sinne durch, bie Zukunft wird feine Haltung billigen, 

Schleſien. Lebtes Jahr Hat man bie neuen Lehrpläne probemweiie ein- 
geführt; fie haben fich erprobt, Auch die Gliederung ber Volköfchule in 7 auf— 
fteigenden Klaſſen, deren oberfte 2 Klafjen enthält, macht fih. Und endlich ift 
ber Mafien-Schwimmunterricht fehr volkstümlich geworden. Von 1903—1907 
find faft 2000 Vollsſchüler im Echwimmen ausgebildet worden. — 

Preußen. Ein fozaldemofratifches Flugblatt in Aachen fagte jüngft: 
„Das preußiihe Schulelend ift berüdktigt in ber ganzen Welt. Für Zudt- 
bengfte find Hunderttaufende da, dagegen fehlen zum Unterricht der Jugend 
nit weniger wie 27000 Xebrfräfte, Gelb ift da für bie Söhne ber Reichen, 
melde bie Univerfitäten und andere höhere Schulen bejuchen, dagegen ijt bie 
Vollksſchule zur Armenſchule herabgewürdigt worden, um die man fich feine 
Sorge macht.“ — 





* Sprechfaal, 


Der Erziehungsrat von Zug bat bie Lehrbücher ber Geometrie von 
Setunbarlehrer Karl Ebneter in St. Ballen für bie Selkundarſchulen feines 
Kantons oklgatorifch erklärt. Wir gratulieren dem beſcheidenen, ftrebjamen 
Derfafier! 


Pro memoria! 


1. „Aatalog empiehlenöwerter Jugend» und Volksſchriften.“ Solo. 
turn, Buch» und Kunftdruderei 1907. Preis 1 Fr. 

2. Meifeführer bes Vereins kath. Lehrer und Schulmänner ber Schweiz; 
beim BVerfafjer HH. Rettor Helfer in Zug. Preis Fr. 1.25. 

3. WMeifelegitimationskarte (mit bedeutenden Tarermäßigungen auf 
fchweiz. Bahnen und Dampfbooten und Ermäßigungen bei Befichtigungen von 
Sehenswürbigfeiten) erhältlich bei Hra. Lehrer Afhwanden Zug. Preis 1 ir. 


— 422 > 


Titeratun. 


“Im Verlage der Zonifaziusdrukerei in Yaderdorn find die „Lebens- 
bilder hervorragender KHatholifen des XIX, Jahrhunderts” von J. I. Hanien, 
I. Band, in zweiter Auflage erichienen. Das ebenfo anregenb mie belehrend 
geihriebene Buch enthält 15 Lebenäbeichreibungen, die in ihrer Art den land« 
läufigen Vorwurf der Nüdftändigfeit auf fatholifchem Gebiete widerlegen. Beitens 
befannt find die Erbauungsbücer diejes Verlages. „Jeſus, die Krone ber Yung» 
frauen“ ift ein empfehlenäwertes Gefchent für die weibliche Iugend. Ein Leit» 
ftern für Knaben "und Jünglinge darf genannt werden das neuerfchienene 
Merken: „Der Jüngiinge Führer zum Himmel” von 9. Kaminski. Dasſelbe 
warnt vor ben leider meit verbreiteten Sünden und PVerirrungen der Jugend 
in eindbringlichfter Weife, fhildert die traurigen Folgen und ftellt ein ftetes Ge- 
benfen an Gottes Allgegenwart als wirkſamſtes Schugmittel vor Augen, Em— 
pfeblenawert ift auch „Nachfolge Mariä”, ins Deutfche übertragen durch P. Leo 
Schlegel, Zifterzienfer. Ein Führer zu Glück und Zufriedenheit verdient genannt 
zu werben „Gedanken und Ratjchläge, zur Beberzigung für die weibliche Jugend“. 
IV. vermehrte Auflage. Bon Eları Britz. Don der gleihen Verfaſſerin ſei 
bervorgeboben, das „Kleine Brevier zu Ehren bes bl. Herzens Jeſu“, XVII. Auf 
lage. Ein recht ſchönes Weihnachtsgeſchenk ift au „Goldkörner“, von Gräfin 
C. Holnftein. VI. vermehrte Auflage. Eine Sammlung nüglicher, belehrender 
und auch verwarnender Gedanken. Die Sprade ift anziebend, die Ausitattung 
geſchmackvoll. Tas gleihe gilt von dem Werfchen „Leben der hi. Elifabeth von 
Thüringen”, von W. Stramer, III. Auflage, das ein feſſelndes Bilb von ter 
Frömmigkeit, der Wirkfamfeit, dem fo wechielvollen Leben und der heldenmütigen 
Entjogung diefer erhabenen Fürftin entrollt und beiondere Bedeutung für die 
Gegenwart befißt, nachdem foeben der 700jährige Gedenktag der großen Heiligen 
verftrichen ift. Für die Kinderwelt jeien empfohlen die lehrreiben Märden: 
„Maiandacht“, „Piligrim, der Heine Wallfahrer*, „Chregott und Frieda‘, „Die 
Joſephslilie“. 

Der kleine Sprachſchüler. Zweite verbeſſerte Ausgabe von Dietland 
— Otto von Greyerz. Aarau 1908. H. R. Sauerländer und Cie. 

r. 1.80. 

Der Grammatifunterriht hat in den letzten Jahren terfchiedene Wand- 
lungen burdgemadt. Erſt die alte Grammatif, gut gemeint, aber allzu viel 
Regellram, und dann das „Sichgehenlafjen” in diefem Fache. „Der Heine Sprad- 
ſchüler“ ſtellt fih zur Aufgabe, mit praftifben Uebungen, die bem Findlichen 
Denken, Fühlen und Spreden nehr Rechnung tragen, dem Ziele zuzuführen : 
Beherrſchung der Sprade. Die Anlege des Büchleins ift entichieden ori» 
ginell, und befonders gefiel uns bie vermehrte Heranziehung und Verwertung des 
fchweizerifchen Tialektes. Jeder Lehrer ber Mittel» oder Oberfchule wird für 
ben Sprachunterricht feiner Stufe bier etwas profitieren ! B. 








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Ziehungsiisten à 20 Cts. 

Frau Haller, Luzern, 
vormals Zug. 


Auf 10 ein Gratislos. 
Nach Balsthal folgt Olten. 


Dadagoailde 
® Bläller. * 


Vereinigung des „Schweizer. Erplehungsfreuudes* und der „Yädag. HMonatsfdrift", 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Haulmänner der Hchweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifhen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 26. Juni 1908. | Nr. 26 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


Hd. Rektor Keiſer, Erziehun cat, Aug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Grüninger, 
*idenbach (Schwyz), und Wilh. Schnyder, Higfirch, Herr Lehrer Joſ. — Goßau (St. Ba in) 
und Herr Glemens® Frei zum „Storchen”, Einflebeln 
Ginfendungen find an lesteren, al8 ben Chef- Redaltor. —— richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in ern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich F 4.50 mit Bortogulage. 
Beitellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshandlung Einfiebeln. 





— — — —ñ —ñ — — —— — — — — — — ä— — — — — — — 

Inhalt: Soziale Beſtrebungen und Schule. — 23. Hauptverſammlung des Vereins kath. deutſcher 
Xehrerinnen zu München. — Aus dem Amtsbericht bes ft. gallifchen Erziehungsbepartements. 
— Zur Bebherzigung für Schulreifen. — Bom Yuzerner —— — PBädagog. Allerlei. — 
ig * — Literatur. — Achtung! — Für die Ferien. — Berichtigung. — Briefkaſten. 
— SInierate 





Soziale Beſtrebungen und Schule, 
Schluß.) 

Es fehlt an den Inſpektoren. Ihr Verlangen geht an den 
Gramen in alle möglichen Detaild, und fo werden die Lehrer gezwungen, 
allen denkbaren geographiichen, geichichtlichen und verfaffungatundlichen 
Kleinkram zum rien Mal zu behandeln. 

68 fehlt an den obern Behörden, die alle möglichen „Ge- 
heimmittel* anwenden, um den lieben Kanton auf der Refultatätabelle 
ber Rekrutenprüfungen möglichft glänzen zu lafjen. 

Ge fehlt an den Seminarien; während meiner ganzen Semi- 
narzeit wurde die Leitung einer Fortbildungsſchule auch nicht mit einem 
Worte berührt, und in andern Seminarien ſoll es nicht befjer fein. 
Der junge Lehrer greift dann zu Nager ꝛc., und die jungen Burfchen 
werden gezwungen, das Material der Volksſchule wieder und wieder 
durchzufauen. Und die Folge? Das Intereſſe jchläft ein, und damit 


— 426 — 


hält der Todfeind alles gedeihlichen Wirkens ſeinen Einzug ins Lehr— 
zimmer. 

Wenn namentlich in landwirtſchaftlichen Kreiſen eine gewiſſe Feind— 
ſeligkeit gegen die Fortbildungsſchule herrſcht, ſo ſchreibe man dieſe Er— 
ſcheinung ja nicht allein der bäuerlichen Gleichgültigkeit zu, ſondern man 
bedenke, daß gar oft nichts fürs Leben geboten wird. Reorgani— 
fieren wir dieſe Schule, paſſen wir den Lehrſtoff dem praktiſchen Leben 
an, und ed wird befjer fommen. Die Beweiſe fehlen nicht, daß auf 
diefem Gebiete zu wenig geleiftet wird, 

Schon ſeit Jahren arbeite ich daran, für unfere Fortbildungs- 
ſchule einen Lehrgang zu entwerfen, der tatfächlich für unjere Verhält— 
niffe paßt. Ich Ließ ganze Beigen Bücher kommen, aber jelten fand 
ich etiwad, dad für vorwiegend landiwirifchaftliche Verhältniffe auch nur 
teilweije dienlich gewejen wäre. Am Fortbildungskurs in Rorſchach 
wurde der Wunfch nach ſpezifiſch Tandwirtichaftlichen Rechnungen auf: 
gejtellt, fiehe da: Tiefe Stilfchweigen im ganzen Kollegium. Hingegen 
Beilpiele aus Handel, Gewerbe, Jnduftrie furfieren zu Taufenden und 
Abertaufenden. Eine Umfrage an die Lehrer an den landwirtjchaftlichen 
Winterſchulen brachte die überraſchende Erjcheinung, daß man nicht ein- 
mal dort über befriedigende Lehrmittel verfügt. Erſt in den lebten 
Jahren hat man angefangen, fich zu erinnern, daß die Schule auch für 
die Landwirtſchaft da ſei. 

Wenn der Berband der Lehrer an landwirtjchaftlihen Schulen 
der Schweiz dem Ausbau der Fortbildungsſchule zur landwirtfchaftlichen 
Berufsſchule pefjimiftiich gegenüberfteht, jo können wir feinen Stande 
punft nur teilmeile annehmen. Es dürfte denn doch in der Schweiz 
auch möglich fein, was in Deutjchland mögli war. Es wäre jehr 
wünfchensmwert, wenn auch bei und Arbeiten über die ländliche Fort— 
bildungafchule, wie von Eaupe, Geröbauer, Polad, Diehl u. ſ. w. eine 
für unjere Berhältniffe paljende Umarbeitung finden würden. Wir 
ftehen vollftändig zu Thefe 14 der Eingabe an den Bundesrat, möchte 
diefelbe nur endlich einmal in Wirklichkeit umgefegt werden, fie ftand 
nun wahrlich lange genug auf dem Papier. 

Welde Fächer bedürfen einer gründliden Bearbeitung ? 

63 fehlt und vor allem au einem Leſebuche. Deutjchland befitt 
jolcde, die im wahren Sinne Volksbücher geworden find, 

Einer vollftändigen Neuregelung ruft der Rechenunterridt. Gr 
muß in jpeziell Iandwirtjchaftlichen Kreijen Beiipiele auß diefem Sad: 
gebiete heranziehen. Gine prächtige Anleitung hierzu bietet der zürche- 
riſche Lehrmittelverlag. Auch an andern für ſchweizeriſche Verhältnifie 


-- 3 427 — 


teilweife pafjenden Lehrmitteln fehlt es nicht, aber die Lehrer kennen fie 
felten. Dr. Glättli ſchreibt: 

„Es muß gejagt werden, daß der Landwirt im allgemeinen nur ungern 
rechnet, überhaupt viel zu wenig rechnet,” und fügen wir hinzu: „Weil er in 
ber Fortbildungsſchule felten gelehrt wird, fpeziell für feinen Beruf zu rechnen,” 

Ein jehr wichtiges Gebiet ift dann aud die Buchhaltung. Abt 
bemerkt biezu: 

„Schon oft ift den Vertretern der Landwirtſchaft von ihren Gegnern 
nicht ohne einige Berechtigung ber Vorwurf gemacht worden, fie vermöchten nur 
Behauptungen über deren ſchwierige Lage aufzuftellen und nichts zu beweiſen. 
So lange man in der Landwirtſchaft allgemein es unterlaffen könne, fich bes 
Nachmweifes mittelft der Buchführung zu bedienen, fo lange die Landwirte fich über- 
haupt nicht bemühen möchten, bejjere Geſchäftsleute zu werben, hätten fie keinen 
Grund, über ſchlechte Zeiten zu Hagen.“ 


Ein Ausſpruch des großen Landwirts Koppe, der ‚fi vom Sohn 
eined Arbeiter zum Rittergulsbeſitzer emporgearbeitet hat, Tautet: 


„Wenn ich jet am Ende meiner Laufbahn als Landwirt darüber nad« 
benfe, weldem Umſtande ich es vorzugsweiſe zu verbanfen babe, daß ich in ge 
werblicher Hinficht fo begünftigt worden bin, jo fann ich nicht umhin, anauer- 
fennen, das die zwedmäße Buchführung darauf einen unmittelbaren Einfluß aus— 
geübt bat, indem fie mich nötigte, üher das innerfte Wefen und ben Zufammen- 
bang der Gegenftände des landwirtichaftlihen Gewerbes nachzudenten und ba» 
durch die mir fehlende wifjenjchaftlihe Ausbildung zu erſetzen.“ 


Alſo lehrt die jungen Landwirte, Buchhalter und Berechner für 
ihre Verhältniffe zu werden. 

Auf den Lehrplan der Fortbildungsjchule gehört in Ländlichen 
Verhältniffen mehr ald bisher die Naturkunde. Der Landwirt ſoll 
einen tiefen Einblid in die Vorgänge der Natur erhalten. Es ift dies 
fein Ding der Unmöglichkeit, jondern ed braucht nur guten Willen. 
Wenn die ſchweizeriſchen Landwirtfchaftslehrer gerade diesbezüglich ſchwarz 
jehen, fo muß hier dad Wort eines Wanderlehrerd zitiert werden: 

„Wir empfehlen dem jungen Landwirte Fahjchriften, wir halten Vorträge 
und vergefien dabei, daß wir auf Vorkenntnifje aufbauen, die tatſächlich nicht 
vorbanden find, Wir gebrauchen techniihe Ausbrüde, deren Bedeutung unfere 
Zuhörer nit fennen. Wir ftellen Fühn Behauptungen auf, von denen bie An« 
weſenden oft zum fleinjten Zeil überzeugt find, Unſere Zätigfeit wirb erft 
dann eriprießlih werden, wenn die Schule, namentlih die Fortbildungsſchule, 
uns ſichere Grundlagen bietet. Anfonjt verleiten wir den Landwirt zu praf» 
tiſchem Dilletantismus, der nicht weniger gefährlich ift, als der theoretiſche.“ 

Gehen wir zum Schluſſe. Ich muß anerkennen, daß der Vorwurf 
Dr. Feigenwinter's nicht ohne Berechtigung ift. Die Schule jollte und 
fönnte etwas mehr für die Landmwirtjchaft tun! 

Mögen fih nun Schulmänner finden, die den Lehrern genau den 
Weg zeigen, wie died zu gejchehen hat, und möge namentlich der Bund, 
der das gewerbliche Fortbildungsweſen fo namhaft unterftüßt, auch der 
landwirtfchaftlicden Fortbildung gedenken. 


-- 3 42383 — 


Dr. Krämer’3 Wort möge Recht erhalten: 

„An der Spike aller Beftrebungen zur dauernden Verbeſſerung ber Lage 
ber Landmwirtichaft fteht überall und für alle fommenden Zeiten die Fürſorge für 
das landwirtſchaftliche Bildungsmejen. * 


— — 


*23. Bauptverſammlung des Vereins kath, deutſcher 
Tehrerinnen zu München. 


(Fortſetzung.) 


Ein Tag reich an Arbeiten war es, den die Verſammlung den ten 
zu abjolvieren hatte. Erſt nad 1 Uhr war der Beratungajtoff der 1. 
Öffentlihden Verſammlung erjchöpft, und ſchon um 21 Uhr fand die 
Ausſchußſitzung für Vereins- und Etandedangelegenheiten jtott. Sehr 
eingehend wurde dad Thema „Klafjenlehrerinund Fadhlehrerin* 
behandelt. Es wurde nad) längeren Verhandlungen folgende Rejolution 
angenommen: Die Verſammlung erklärt es ſowohl im Intereſſe der 
Ginheitlichkeit ded Unterricht3 und der Erziehungdarbeit der Schule, ſo— 
wie auch im Intereſſe der Klafjenlehrerinnen ſelbſt, daß jede Klafjen- 
lehrerin fih nad Möglichkeit die für dem Fachunterricht notwendigen 
Lehrbefähigungen erwirbt. — Dad zweite zur Verhandlung ftehende 
Thema betraf die „Klafjenlehrerin und die Schulleitung”. Es 
gelangte folgende Rejolution zur Annahme: „Da ed ım Intereſſe des 
Lehrerinnenjtandes und Schule liegt, jo ift eö empfehlenswert, daß die 
Lehrerinnen die Befähiaung und Berechtigung zur Leitung eined Mäd— 
chenſchulſyſtems jelbit erjtreben. Der mögliche Weg zu diefem Ziel iſt 
gegeben durch die Ablegung der Schulvorfteherinnenprüfung. Allen 
größeren Verbänden wird Einrichtung von Kurjen empfohlen, welche 
auf dieſes Gramen vorbereiten.” 

Um 5 Uhr nahm jodann die erjte beratende Mitgliederverfamm- 
lung ihren Anfang. Der Kafjenbericht, ſowie der Bericht des geſchäfts— 
führenden Ausſchuſſes fand die Billigung der Verfammlung. Sodann 
Ihritt man zur Aenderung der Saßungen ded Vereind und der all 
gemeinen Gejchäftsordnung. Ein vom Borftand vorgelegter Entwurf, 
der nur im einigen unerheblichen Punkten von dec biöherigen Saßung 
abweicht, fand nach unerheblicder Debatte Annahme, Für halb 8 Uhr 
abendE war ein „Frauenabend“ anberaumt. 

Ein ſehr interefjanter Bortrag des Frl. Dransfeld über die 
„Neue Ethik“ fefjelte die Aufmerkjamkeit der Verfammlung mehrere 
Stunden hindurch. Die Rednerin führte etwa folgendes aus: Die Bes 
wegung der jogenannten „neuen Ethik“ beanjprucht auch unjere Auf. 
merfiamfeit. Die Bewegung ift weder einheitlich, noch hat fie fich nad) 
einem feitbeitimmten Programm entwidelt.e Doch find ed zwei Biel 
punkte, die allen Anhängern der meuen Ethik gemeinfam find: Die 
Sorge für die unehelihe Mutter und die Rehabilitierung des unehelicheu 
Kindes, ſowie Bekämpfung des chriftlichen Ghebegriffed und das Eine 
treten für die jogenannten freien Verhältniſſe und die uneheliche Mutter- 


— 4 429 — 


haft. Wie follen nun wir fatbolifche Lehrerinnen zu diejen Beftreb- 
ungen und ftellen? Someit fie fich auf die Betätigung charitativer 
Liebe und jozialer Gerechtigkeit gegenüber den unehelichen Müttern und 
Kindern erfireden, Eönnen mir und im allgemeinen mit ihnen einver- 
ftanden erklären. Hiebei kann ich nicht unterlaflen, hervorzuheben, daß 
nicht der „Bund für Mütterfhuß“ die erfte planvolle Tätigkeit auf 
diefem Gebiet entwidelt hat, jondern daß das Verdienft biefür die 
fatholiichen Fürforgevereine für fih in Anſpruch nehmen fönnen. 
(Bravo!) Die praktiſche Arbeit ded Bundes für Mütterihug müſſen 
wir ablehnen, nicht nur aus prinzipiellen Erwägungen, fondern auch, 
weil die katholiſchen Fürforgevereine alle charitativen Bedürfniffe auf 
dem Gebiet des Mütterfchußes voll und ganz befriedigen, dann aber 
auch, weil wir unferen katholifchen Fürjorgevereinen, ihrem Arbeitägeift 
und ihrer Arbeitämethode ganz entjchieden den Borzug geben. Die 
ſchärfſte Belämpfung unfererjeits erfordern die übrigen Biele der neuer: 
Ethik. Denn fie widerſprechen unjerer chriſtlichen Weltanſchauung. Dieſe 
Ziele — Abſchaffung der Ehe — müſſen notwendigerweiſe die Kluft 
verbreitern, die heute zwiſchen dem Chriſtentum und dem Modernismus 
gähnt. Ganz abgeſehen davon aber gefährden dieſe theoretiſchen Ziele 
der neuen Ethik die ſozialen Intereſſen der Menſchheit, indem ſie an die 
Stelle allgemeingültiger Formen und Geſetze, ohne die ein Geſellſchafts— 
förper nie beftehen fann, ein Chaos jegen; fie würden zu einer Ver— 
mwilderung der Menjchheit führen, da gegenjeitige Rechte und Pflichten 
von den wandelbarften Faktoren abhängig jein würden. Mit all diejen 
Zielen der neuen Ethik verwerfen wir gleichzeitig auch jene ungejunden 
Begleiterfcheinungen, welche zwar nicht das Weſen der Bewegung dar« 
ftellen, aber von dieſer im jeder Weije für ihre Zwecke dienitbar gemacht 
werden. Sch meine die Lebertreibungen auf dem Gebiete der jeruellen 
Jugendaufklärung ſowie die Ueberſchätzung der jeruellen Seite des Men— 
ſchenlebens und der leiblichen Mutterſchaft. Uebrigens ſtehen wir in 
unſerem Kampfe gegen die Beſtrebungen der neuen Ethik nicht allein. 
Auf allen modernen Weltanſchauungsgebieten ſind den Theorien der 
neuen Ethik Gegner erwachſen, die wir als ebenſoviele Verteidiger der 
auf religiöfem Boden erwachienen jogenannten alten Ethik für und in 
Anſpruch nehmen können. Was wir mit allem Nachdrud fordern, ift 
alfo die Erhaltung der chriftlichen Familie, und diefe unjere Forderung 
Bean wir jet und allezeit mit allem Naddrud vertreten. (Xebhafter 
Beifall.) 

63 gelangt fodann eine Refolution zur Annahme des Inhalts, daß 
nur der chriftliche Ehebegriff die logiſche und fozialiftifche Folgerichtigkeit 
voll und ganz auf feiner Seite hat. 

Sodann behandelte Frl. Shmit-Aahen das Thema „Er- 
ziehung unferer Mädchen zur Perſönlichkeit“. Die Red» 
nerin legte die Notwendigkeit dar, daß unfere Mädchen zu Perjönlichkeit 
erzogen werden, nicht nur weil diefe am fich jchon ein jchäßbared Gut 
ift, fondern auch meil unjere Zeit eine ganze Perjönlichkeit erfordert. 
Zur Erreichung diefed Zieles fei es erforderlich, die Eigenart der Mäd— 
hen zu hegen und zu pflegen, fie im allgemeinen zu klarem Denen 


3 430 0 


und richtigem Wollen zu führen und fie in ganz befonderem Maße und 
in rechter Weile zu Selbfterfenntnis, Selbftgefühl und Selbftbehaupt- 
ungen zu erziehen. (Lebhafter Beifall.) Die Ausführungen der Rednerin 
werden inhaltlih in eine Refolution zuſammengefaßt und in der 
Berfammlung ihrer Meinung dahin Ausdrud gegeben, daß fie ed für 
eine der wichtigften Aufgaben der Erziehung hält, die Jugend zur Pers 
fönlichkeit im chriſtlichen Sinne zu führen. (Fort. folgt.) 





* Rus dem Amtsberidt des ſt. galliſchen 
Erziehungsdepautemente. 


Im Amtsjahr 1907 ftieg die Zahl der Primarichulen auf 652 
(um 21), jene der Sekundarſchulen auf 39 (um 1). Von den Primar- 
ihulen waren 36 Halbjahrichulen (11 im Berzirt Oberrheintal, 17 in 
Eargand), 9 geteilte Jahrſchulen (4 in Obertoggenburg), 60 Halbtag- 
jahrſchulen (20 im Alttogaenburg) 60 teilmeife Jahrſchulen (12 in Neu«, 
13 in Untertoggenburg), 59 Dreivierteljahrichulen (44 in Werdenberg) 
und 428 volle Jahrſchulen. Eine bunte Mufterfarte, die noch bunter 
erjcheinen müßte, wenn man die Ferienverteilung, den Stundenplan und 
die effeltive Schulzeit innerhalb der nömlichen Kategorie vergleichen 
fönnte. Trotz der Schaffung von 22 neuen Lehrſtellen beitehen noch 52 
Schulen mit 80—99 und 17 Schulen mit 100 und mehr Schülern. 
Auf gejeglihem Boden, aber dennoch zu hoch Stehen 185 Schulen mit 
60—79 Schülern. Zielpunfte für ein neued GErziehungsgejeß ! 

Ein Schwacher Punkt im kantonalen Schulweſen ift die Fleine Zahl 
der Töchterfortbildungafchulen (81), die fih im Berichtsjahr um 11 
vermindert bat. Wir glauben nicht, daß die Töchter weniger lern= 
begierig feien ald die Jünglinge gleichen Alters; aber wir befürchten, 
daß es den Töchterfortbildungsfchulen weniger gelungen ſei, Stoffwahl, 
Unterrichtöverfahren und Organifation den wirklichen Bedürfniffen und 
der Eigenart ihrer Schülerinnen anzupaffen. Bielleiht muß man fi 
gerade in diefer Echulart entjchließen, für berufliche Fächer häufiger Lehr- 
fräfte außerhalb der Primarlehrerichaft zu ſuchen. So viel erſcheint 
ala fiher notwendig, daß Behörden, Lehrerichaft, gemeinmüßige Vereine 
und nicht am wenigſten die Frauenwelt der Frage der Töchterfortbildung 
vermehrte Aufmerkſamkeit widmen. 

Überrafchend ift, daß der fchneereiche Winter 1906/07 nicht eine 
bedeutende Erhöhung der Abfenzenziffern brachte. 

Im Bergleih mit den Schulberichten der kantonalen Inſpektoren 
Heiner Kantone bietet unjer Amtöbericht wenig Einblicke in das innere 
Leben und Schaffen der ft. galliihen Volksſchule, nämlich nur Auszüge 
aus den pädagogijchen Berichten einzelner Bezirksjchulratspräfidenten, 
„E83 will und fcheinen, e8 habe die Schiefertafel zu viele Rechte in 
unjern Oberjchulen, fie dürfte zugunsten des Papiers mehr zurüdtreten, 
ja in den Klaſſen 6, 7 und 8 vollftändig verſchwinden. Auch befchränft 
man zu oft dad Schönfchreiben auf die Kalligraphieftunden und vergikt, 


— 431 — 


daß die Ziele des Schreibunterrichtes am eheſten geſichert werden, wenn 
mit Konſequenz darauf gehalten wird, daß alle ſchriftlichen Arbeiten, auch 
diejenigen im Rechnen, exakt und fauber audgeführt werden“. „Was den 
Gefang anbelangt, müfjen wir bemerken, daß von einer theoretifch-mu- 
filaliſchen Behandlung des Liedes mancherorts feine Rede if. Es ift 
dies wohl der verkürzten Schulzeit, dann aber auch dem Umftande zu— 
zujchreiben, daß wir zur Zeit fein Lehrmittel befigen, dad die notwen- 
digiten, einfachſten theoretifchen Belehrungen enthält, fie mit den Liedern 
verbindet und in diefen zur Anwendung bringt. 


Um die Einhaltung des Echulfchlufjes (um 9 Uhr abends) an den 
Fortbildungsfhulen zu erzwingen, werden bei vorkommenden Über» 
Ihreitungen fünftig überhaupt feine Staatsbeiträge mehr verabfolgt. 

(Schluß folgt.) 
ne — 


* Bur Beherzigung für Schulveifen. 


Die Zeit ift wieder gelommen, wo der Strom ber Ausflügler bis in bie 
Berne binaufdringt. Scharen Meiner und großer Bergfreunde fteigen in bie 
wunbderjhönen Höben, um fib an ber Natur zu freuen. Dieſen Hunderten, ja 
Taufenden fol in Erinnerung gebracht werben, daß fie einen Wundergarten 
betreten, ausgeftattet mit dem Herrlichfien, was die Schweiz an Blumen befikt. 
Diefem Schmud der Berge droht aber der Untergang, weil bie Maflenbefucher 
des Gebirges mit ihm in der fchonungslofeften Weife umgehen. Ein einziger 
Berein, eine Schulklajfevon 30 KRöpfenvernichtet mit Veichtigkeit 
1500 Blüten, indem er fie zu Zal trägt. Oft gelangen biefelben nicht ein« 
mal nad Kaufe, was auf Bahn. und Sciffsftationen Karren voll zertretener 
Blumenleichen genugfam bezeugen. Rechnet man biefe 1500 Blüten je zu 50 
Samen, fo ift durch einen einzigen ſolchen Blumenraub die Entitehungsmöglid« 
feit von 75000 neuen Pflanzen und Millionen von Nahlömmlingen vernichtet. 
Es gebt aber nit nur ein Verein, nicht nur sine Schule in ber Blütezeit in 
die Berge, nein,,ihre Zahl gebt in bie Hunderte, und es fteigt auch die Gefahr 
der Ausrottung und Vernichtung des Schönften, was unfer herrliches Schweizer 
land befigt, ins’ Unendliche. 

Zu jenen, welche die Blumen bünbelweife aus Gefallen brecen, kommen 
auch jene, die ein Geichäft baraus machen, Alpenpflanzen mit Wurzeln auszu« 
graben und fie an fremde Händler auszuliefern. Schon find Alpenrofen und 
Edelweiß von vielbegangenen Päſſen verihmunden — ausgerottet worden, Nun 
öffnen bie Bahnen nah und nah auch bie entfernteren Täler dem großen 
Strome, und die Fußgängertrupps bringen auch in bie entfernteren Zufluchtö- 
ftätten und natürlichen Refervationen der Alpenblumen, 

Die Schule fann zur Schonung unferer Alpenflora in zweifacher Hinficht 
unfäglich viel Gutes ftiften: durch Belehrung und praftifchen Durchführung bei 
Schulreishen auf bie Berge. Wir hoffen, ber Vorwurf, den man heute leider 
noch manden Schulen in der undernünftigen Beraubung unferer Bergblumen 
macht, werde nah und nach verftummen können ! 


—————B >>: ——— 


— 432 — 


Dom Tigerner Scdulbexict. ' 


Dad „Vaterland“ fchreibt redaktionell aljo: „Herr Kantonaljchul- 
inſpellor Erni eritattet dem Grziehungerat einen Bericht über 
das Volksſchulweſen, der den Behörden zumal bei der Re: 
vifion des Erziehungsgeſetzes wertvolle Dienfte leiften wird und allen, 
die mit der Schule fich zu befafjen haben, zur Lektüre empfohlen werden 
darf. Herr Erni verbreitet ich Über die Schulzeit und die Echulat- 
fenzen, den Unterricht nach allen Fächern, die Lehr-, und Lernmittel, 
die Disziplin, über befondere Schulanftalten u. ſ. w. In der kleinen 
gelben Broſchüre find dergeftalt eine Unzahl von Rügen und Räten, 
Anregungen und Aufmunterungen eined erfahrenen Schulmannes und 
großen Kinder- und Lehrerfreundeß zufammengetragen. Dabei ijt das 
Scriftchen nicht im trodenen jFachtone, jondern im gemütlichen Plau— 
dertone gejchrieben. Es Tieft fich leicht und ſogar ſehr unterhaltend. — 
Möchte e8 recht viel Leer finden! Es wird unferer Volkeſchule zum 
großen Nußen fein, weil e3 geeignet ift, wahre Schulfreundlichkeit zu 
pflanzen.” — z 

Wir können und diefen Außerungen vollüberzeugt und freudig an« 
ichließen. Das um fo mehr, weil wir den 36 ©. ſtarken Bericht, der ent- 
gegen anderen Schulberichten gar Fein jtatiftiiches Material enthält, wohl 
2 mal gelefen und immer mit Begeifterung gelefen haben. Er bietet 
wirkli ungemein viel Beachtenswerteſtes, weshalh wir ihn in 
unferenn Organe ſtellenweiſe wiedergeben unter jeweiligen UÜberjchriften, 
die wir ſelbſt fabrizieren : 

. Der Kantonaljhulinfpeftor auf Inſpek— 
tion: „Neue Schulhäuſer hat er gejehen, gebaut nad ben . 
Regeln der Runft und den Forderungen der Hygiene, deren Pläbe jedoch 
nicht immer durch hHarmoaijche Mebereinftimmung der Meinungen, fondern 
einigemal erft nad) vorausgegangenem Gepläntel der Beten der Ge- 
meinde zur Bildungsftätte beftimmt wurden. Gr hat Schulen ange— 
troffen, wo inmitten einer blühenden Schar ein fleißiger Xehrer feines 
Amtes waltete, wie ein Vater unter feinen lieben Kindern, two alles fo 
emfig arbeitete, wie ein Imm im frifchen Maienbluft. Und der In— 
fpeltor hat feine helle Freude gehabt an den ſchönen Schulhäuſern, an 
den guten Lehrern und an den vielen fleißiger Kindern mit den frohen 
Augen und den blühenden Wangen. Er ilt aber au in dunkle, 
tleine Zimmer getreten, in denen er blafje, bleiche Sinderlein 
fand und gramdurchfurchte Lehrergefichter fah. Es war fein freund: 
liche Bild. Shulabfenzen mußte er ahnden und ungenügende 
Leitungen rügen. Glüdlicherweife waren diefe Fälle nur jelten.“ 

2. Shuldauer: „Reht Ding will gut Weil haben, fagt ein 
altes Sprichwort. Und der Philoſoph behauptet, die Zeit habe man 
immer; aber fie müfle ausgefüllt fein mit müßlicher, fruchtbringender 
Arbeit, wenn fie überhaupt Wert haben fol. Die Schule braucht zur 
Bewältigung ihrer großen Aufgabe ganz gewiß Zeit und zwar viel Zeit. 
Wir können und nicht rühmen, daß wir gegenwärtig zu viel Schul— 
zeit haben. Wenn wir die Leiftungsfähigkeit der jugendlichen Kräfte 


— 


— 3 433 — — 


in Betracht ziehen, fo haben wir bei unferer jeßigen — 
gewiß genug Taged- und Jahreäftunden, aber zu wenig Schuljahre.“ 

3. Abwechslung im Schulbetriebe: „Arbeit und 
Erholung müfjen wechjeln, ſonſt ermüden Geift und Körper. Im Bus 
ftande der körperlichen und geiftigen Ermüdung ift da8 Arbeiten um» 
fonft ; alle Erfolge bleiben aus. Der Lehrer hat ed in der Hand, durd) 
einen geſchickten Wechjel zroifchen den einzelnen Fächern die Kinder felbit 
während der Schulzeit vor Ermüdung zu bewahren und für entjprechende 
Erholung zu forgen. Die Denkfächer ermüden raſch, andere Fächer find 
geeignet, eher wieder eine Erleichterung zu jchaffen. Nur glaube man 
dad Märchen nicht, daß angeftrengte Leibesübungen ein 
Mittel feien, die ermüdeten Seelenträfte ſofort wieder —9— und 
leiſtungsfähig zu machen. Bollſtändige Ruhe allein wird die abge— 
ſpannten Kräfte wieder neu beleben.“ 

4. Stundenplan: „Bei Aufitellung des Stundenplanes für 
die Kleinen verfährt man oft ganz unrichtig. Es kommt an einigen 
Orten vor, namentlich auf dem Lande, daß die Echulen im Sommer 
morgend ſchon um 7 Uhr beginnen. Kinder mit weitem Schulwege 
müflen dann fehr früh aufſtehen. Da fie nicht don jelbft ermachen, 
werden fie gemwedt. Schlaftrunken kommen fie zu Tiſche. 63 ift ihnen 

„Hurm“, und es geht ihnen wie ein Mühlrad im Kopf herum; fie 
mögen nicht effen, denten ängftlih an die Schule und begeben fi mit 
bungrigem Magen und wunderlich verſtimmtem Gemüte auf den weiten 
Schulweg. Was dann in der Schule herausfommt, kann man ſich 
denken. Der Schlaf fordert fein Recht, fei ed in der Schule, auf dem 
Schulwege oder zu Haufe. Der Inſpektor hat auf feinen Schulreijen 
ion oft am Rande des Schulmweged in Grad und Blumen Hänfel und 
Gretel jchlafend gefunden. Kleine Kinder miflen lange jchlafen. Gönnet 
ihnen doch die ſüße Ruhe; Sie bedürfen zu ihrer Entwidlung jo jehr 
des Schlafes. Alfo auch hier die ernfte Mahnung: Richtet die Stun— 
denpläne fo ein, wie e3 für die förperliche umd geiftige Ausbildung 
am förderlichften iſt!“ 

5. Hilfamittel im Unterridte: „Ein michtiges Mittel 
zur Erhaltung der Kräfte findauh Licht, Luft und rihtige Tem— 
peratur. Der Lehrer muß deshalb diejen drei Punkten immer feine 
vollfte Aufmerkjamkeit ſchenken, will er feine Klafje leiftungsfähta erhalten. 
Licht und Luft find Leben, deshalb richtige Beleuchtung und gewiſſenhafte 
güftung! Die Temperatur beeinflußt das förperliche Befinden und 
durch dieſes das jeeliiche Streben. Zu viel Wärme madt jd;laff und 
ihläftig und erzeugt vor, der Zeit Lernmüdigfeit; zu kalte Temperatur 
macht die Leute unruhig und verfiimmt. Dieje oft unbeachteten Sachen 
haben auf den Lernprozeß einen viel größern Ginfluß, ald man ge 
wöhnlih annimmt. Darum Lehrer: Geftatte dem Lichte den richtigen 
Zutritt; nicht zu wenig, aber auch fein blendendes, grelled Licht. (Vor— 
hänge, Storen)! Lüfte fleißig und, regelmäßig! Beobadhte dad Ther- 
mometer!“ 

6. Der Kehrer in der Vorbereitung: „Soll die Zeit 
für und Wert Haben, jo muß fie ausgefüllt fein mit müßlicher Arbeit, 


— 3 434 — 


anſonſt ift fie eine meite Leere mit gähmender Langeweile. Aber die 
Arbeit jelber joll nach einem beftimmten Plane, in zweckmäßiger Reihen- 
(olge und Anordnung geichehen. Nicht derjenige Lehrer, der fih am 
meiften abmüht, herumrennt, jchreit, antreibt und ftraft, ift der befte, 
ſondern derjenige, der mit ruhigem Blick jeine Schar leitet, mit fireng 
logifcher Anordnung feinem Ziele zufteuert, mit geſchickter Behandlung 
das ynterefje der Kinder anzuregen und zu fleigern weiß. Wenn der 
Lehrer jeine Zeit erfolgreich ausnützen will, jo muß er fi immer ge» 
wiffenhaft vorbereiten. Die jährliche und tägliche Vorbereitung 
fann feinem Lehrer erlaffen werden ; die alljährliche Aufftellung der 
Lehrgänge und die tägliche Anfertigung des Unterrichteheites muß man 
unbedingt verlangen. Auch den erfahrenen Praftifer darf man davon 
nicht dißpenfieren. Alle Jahre kommen andere Kinder mit andern An- 
lagen und Strebungen in die Schule. Diefe Anlagen müfjen ftudiert 
werden, und nach den Kindern und Lebensverhältniffen jollen fih Stoff: 
auswahl und Methode richten. Der Lehrer muß individualifieren, 
nicht generalifieren. Es gibt feine General-Methodik, jonft könnte man 
automatiih Schule halten. Daran erkennt man den beobachtenden, den— 
fenden Lehrer, daß er die allgemeinen Grundjäße der Unterrichtälehre 
geichicdt anmendet ruf feine Klaffe und feine Sciiler. Das erfordert 
aber genaue Beobachtung und tiefed Studium. Man kann nit band» 
werfamäßig Schule halten. Wenn ſich Lehrer und Schüler während 
der Stunde langweilen, jo ijt das ein ficheres Zeichen, daß der Unter 
richt Schlecht ift. Lieber nicht Schule halten, ala unvorbereitet Schule 
alten!“ . (Fortſetzung folgt.) 


— — 8 


o Pãdagogiſches Allerlei. 


1. Aus einer kroatiſchen Volksſchule. In Djakovo ſpielten ſich in 
der Vollksſchule“ unerhörte Vorfälle ab. Ein 18jähriger Schüler kam 
mit einem ‘Mefjer in die Schule und fpielte damit. Als der Xehrer den 
Knaben ermahnte, das Meſſer wegzulegen, ftieß diejer einen wilden Fluch 
aus und flürzte mit gezüdtem Meffer auf den Lehrer. Diejem gelang 
es nach kurzem Kampfe, dem Knaben das Meſſer zu entziehen. Tags 
darauf fanden fi alle Schüler mit Mefjern, einer fogar mit einem Re— 
volver bewaffnet, in der Schule ein. Der Mefjerheld hatte eine Revolte 
unter den Mitſchülern angezettell. Dem Schulleiter wurde dies ange— 
zeigt, und er berief Gendarmerie zu Hilfe. Gendarmen traten in den 
RAlafjenraum und entmwaffneten die Schüler. Die Behörde wurde von 
dem Vorfalle unterrichtet. 

2, Bezüge der Lehrer. Nach einer Pindvereind»Rorreipondeng be» 
zog durchfchnittlich (1905) ein Kehrer in Wien Kr. 3050, in Schlefien 
Kr. 2059, in Trieft Pr. 2032, in Böhmen Kr. 1995, in Mähren Kr. 
1880, in Niederöfterreich Kr. 1833, in Steiermark Kr. 1678, in Bus 
fowina Sr. 1572, in Görz Kr. 1478, in Oberöfterreih Ar. 1337, in 
Iſtrien Kr. 1325, in Vorarlberg Kr. 1174, in Dalmatien Kr. 1151, 
in Kärnten Kr. 1090, in Salgburg!Kr. 1036, in Galizien; Kr. 9:8, 


* 


a 435 ⸗ 


in Tirol Kr. 719 Jahreseinkommen. Injenem Kronlande alfo, wo 
die teuerſten Lebensbedingungen, walten, zahlt "man den Lehrer” am 
ichlechteften, ja, man aibt "ihm "nicht 'nurf um zwei’bißTdrei Hunderte 
von Kronen weniger alaFin anderen Ländern, fondern gleihTum zmölfe 
bi3 dreizehnbundert” Kronen. 

3. Geſunde Winfe.: Der neue NRedaktorkdessfathol. Schulblattes 
von Vorarlberg wünſcht von den Leſern folgendes: 

„i. Konferengberichte, kurz, mit Hinmweglafjung alles yormel- 
len, dafür geiftig”mwertvolle Merkjäße," wie fie ſichſab und zu in der De- 
batte ala Geiftesprodufte ergeben; 

2. methodiſche Abhandlungen (Referate) im vollen Umfange 
oder” dispoſitionsweiſe; 

8. gemachte eigenefGrfahrlungen"mit Leih'rmitteln; 

4. Notizen über verjchiedene andere Erfahrungen, über Grfolge 
auf dem Gebiete der Erziehung und des Unterrichtes; 

5z.literariſche ſowie alu andere, die Schule betreffende 
Neuigkeiten; 

6. Leſefrüchte und Schulmihße; 

7. Winte"über die Durhführung behördlidher Erlafle; 

8. Berichte” über Bezirtsihulratd- und Vereinsaus— 
ſchußſitzungen, ſoweit fie der Deffentlichkeit "zugänglich find); 

9. Perjonaled aus dem Lehrerftande x. 

Diefer homo novus_ ald pädagogifcher Redaktor padt die Sache 
praktiſch und energiih an.” Wenn fich feine Wünſche erfüllen, erhalten 
unfere Vorarlberger Freunde ein treffliches Fachblatt, das übrigens 
ichon bisher beft geleitet war. Man arbeitet überhaupt ennet dem 
Rhein zielllar und —— in grundſätzlicher und materieller Richtung 
für Lehrerftand und Schule. — 


ehr) 


Rus Rantoneniund Rusland. 


1. Graubünden. Die Maturitäts« und Diplomprüfungen an ber Kan— 
tonsſchule find auf 1.—7. Juni angelegt. 

Patentprüfungen für Lehramtslandidaten: 

1. Probelettionen an der Übungsfchule am 29. und 30. Juni. 

2. Schriftliche Prüfungen am 29, uni. 

3. Mündliche Prüfungen’am 2.—6. Juli. 

2. Tuzern.“* Gines ift in dieſen „Blättern“ meines Erinnernd noch zu 
wenig betont worden,‘ wiewohl es auch pädagogiiche und fchufpolitifche Bedeutung 
bat. Ich meine ben „Offiziellen-Bericht“ über ben II. Schweiz. Ka- 
tbolifentag in Freiburg. Es ift berfelbe nedrudt beiſ Hans von Matt in Stans 
und zuXbeziehen buch die Bentralftelle des Schmeiz. Kath. Volfvereins in 
Quzern. Er umfaht 382 Seiten, bietet alles, was ber Lefer in Saden zu 
wiſſen Intereſſe hat 'undb vor allem alle Reden inextenso. Wir 
erinnern an folgende Themata: 

Chriſtentum und Etiihe Kultur von Prof, Dr. Gisler. — Wie pflegen 
wir im Bolfe den Sinn für Kunſt und Literatur von Dr. P. Albert Kuhn O.S.B. 
— GChriftus und Kultur von Ilniverfitäts-Profeflor Dr. C. Decurtins ꝛc. ıc. 
Der Bericht ift jeher zu empfehlen, defjen Lelture anregend und belehrend. — 


— 436 — 


3. Glarus. Eben gebt uns von Herrn Sek.VLehrer E. Auer in Schwanden 
eine 132 ©. ftarle Broſchüre zu, betitelt: „Weitere Vorſchläge für bie Reviſſion 
ber Schulgefeßgebung.” Es beipricht biefelbe in 20 Kapitelden: I, Schulorga» 
nifation und Unterricht in 10 Kapitelchen, II. Stellung ber VLehrerſchaft, in 6 
Kapitelchen, III. Leitung, Beauffichtigung und Beurteilung der Schule in 10 Ka- 
pitelchen, IV. Soziale Poftulate — Jugendfürſorge. Die Arbeit ift zeitgemäß 
und eine Frucht reicher Erfahrung und zweifellos ehrlichen Willens, Sie iſt 
für weiteite Kreiſe leſens- und beachtenswert. Wir tommen auf fie gelegentlich 
zurüd, — 

— CçC 


Literatur. 


Je parle francais von Otto Eberbarb Premiöre partie. Verlag: Art. 
Inftitut Orell Füzli, Zürich Fr. 1.20, 

Diefe « Conversations et Lectures frangaises A l'usage des öcoles- 
wollen dem Lehrer eine praltifhe Grundlage zur fonfequenten Durchführung der 
fog. direlten Methode darbieten. Daber bietet ſich die fremde Sprade unter 
möglichſtem Ausſchluß ter Mutteripracde, die Grammatik tritt in bienenbe 
Stellung, die mündliche Bebandlung ber fremden Sprace beanſprucht das Haupt- 
intereffe, und als fachliche Grundlane bient die perfönlice Anſchauungs;, Bor« 
ſtellungs und Erfahrungswelt des Schülers. — — 

Den einzelnen Lektionen jchließen fich meift Geſpräche, Gedichte oder Nät- 
fel an, was ben linterricht anziehend und fruchtbar macht. — 

Das Büdlein — in feinem I. Zeile 92 ©. zählend, ein IT. und IIT. Zeil 
folgen bald — kann ala felbftändbige Grundlage für ben franz. Sprad- 
unterricht und Abwehslungsmittel neben einer gewöhnlichen Grammatik 
ober einem Lefebuch beite Dienfte tun. Einige Titel ber Leltüre: Je vois — 
Nous voyons — Que fait le professeur? — Le professeur ecrit — Le pro- 
fesseur dessine au tableau noir — L’eleve mange — Que puis-je faire? 
— Ai-je une moustache? — Addition — A la boucherie. — Tas Büch— 
lein verdient hbödfte Anerfennung und Beadtung, denn es ift wirk— 
lih der Praxis entiprungen unb vollauf geeignet, ber Praris zu 
bienen. C, 
Das Gafmahl der göttlichen Liebe. Verlag von Karl Seyfried & Co, 
in Münden. 

Das Büchlein, 264 S. umfafjend, ift ein ferriger Aufruf an alle chrift» 
lien Seelen, ſich das heiliafte Saframent des Altares fleißig zu nußen zu 
maden. Es entſtammt der Feder des heiligmäßigen Priors Hofef Fraſſinetti 
zu S. Sabina in Genua, der ben 2. Januar 1868 ftarb. Deſſen Schriften 
find von Pius X. und von Kardinal Swampa warm und meitfichtigen Blides 
empfohlen. In P. Leo Schlegel, Zifterzienier in Mebrerau, bat der fromme und 
gelehrte Seelenführer Fraſſinetti einen vortrefflihen Dollmetih gefunden. Denn 
P. Leo bat mit kindlicher Pietät und frommer Gemwilienhaftigfeit ſich an bie 
Ueberfeßung des in Italien fo vielgepriefenen Büchleins ins Deutſche hberange- 
macht und mit Wärme und Treue dem beutichen Leſer Fraſſinetis Anichauung, 
Auffafjung und religidfe Denkweiſe wiederzugeben fib bemüht. Das Büchlein 
it in feinem neuen Idiome auch unferen Leſern ſehr zu empfehlen, denn es iſt 
wirklich gesignet, in unferer religiös vielfad, Tiebelalten Zeit viel dazu beizu- 
tragen, daß ber öftere Empfang der bl. Salramente in den Reiben aud ber 
fath. und gebildeten Laien wieder lebendigeres Bedürfnis wird, C. F. 

Das heilige Herz Iefn und die Männer. Vortrag gehalten am fchmeiz. 
Herz. Iefu- Kongreß in Einfiedeln den 20. Auguft_1907 und mit Ergänzunzen 


— 437 — 


herausgegeben von Dr, Joſeſf Bed, Profeſſor an der Univerſität Freiburg 
(Schweiz). Mit 1 Bild. 40 Seiten. 8. Broſchiert 80 Cts. (Der Ertrag 
der Veröffentlibung ift vom Autor zum Schmude des Herz-Jeju-Altares in der 
Kapelle des neu errichteten theologiihen KRonvitts Salefianum an ber linivers 
fität {yreiburg beftimmt. — Einfiedeln, Waldshut, Köln a, Rh., Verlagsanftalt 
Benziger u, Co. U. ©. 

Man kann dieſe in edlem, Traftvollem Stile gehaltene, tiefgründige und 
geiftvolle Abhandlung meiteften Kreifen ber katholiſchen Männerwelt nur auf 
das Wärmfte empfehlen. Profefjor Dr. Bed beleuchtet in jeinem Vortrage zu- 
nähft unter ſchlagender Widerlegung einfeitiger Vorurteile die Bedeutung des 
religiöjen Gemütslebens für den Mann, dann die Segnungen ber Herz-Seiu- 
Andacht für die Männermwelt, um jchließlih auf diejenigen Uebungen der Herz. 
Sefu-Verehrung binzumeifen, welche für Männer vorzüglich pafien. Die mit 
einem Herz⸗Jeſu⸗Bilde nah M. P. v. Teſchwanden geihmüdte Broſchüre bildet 
ein herrliches, bleibenbes Anbenfen an den erbebenden Kongreß von Einfiedeln. 

Us’s Göttis Grümpelhammer. G'ſchichtli und Gedichtli für Chind in 
Treiämter Mundart von Walter Müller. 104 Seiten. 8. Brofcdiert Fr. 
. Einfiedeln, Waldshut, Köln a. Rh., Verlagsanftalt Benziger n. Co. 
4. ©. 

Der BVerfafler bat bereits zwei mit vielem Beifall aufgenommene Bänd— 
hen Dialeft-Pichtungen herausgegeben. Das vorliegente neue Bändchen ift in 
erfter Linie für die Jugend gebadt, „für bravi Chind und fettigi, wo meinid, 
fie feigib brav“. — "Diefe neueiten Geſchichtchen und Gedichte überrafben durch 
ihre Unmittelbarkeit der Empfindung und bes Ausdruckes. Wie fein und ficher 
ift des Dichters heimatliche Landſchaft getroffen, wie heimelig berührt uns das 
Beben der Landbbewohner, wie lebendig tritt aus ber blühenden Landſchaft das 
mwunberfame Regen und Weben ber Vogel- und Infeltenwelt uns entgegen! Und 
aus den naturfrishen Schilderungen voll Poefie und Humor fprubelt ein Duell 
gefunder Lebensregeln, der der rotbadigen Jugend Herz und Seele erquidt! — 
Über auch der ermachjene Lejer findet reihen Genuß an der fchlichten, reifen 
Poefie des hübſch ausgeftatteten Bändchens. — 

Was für Schulbänke Schaffen wir an? Diefe 25 Seiten ftarfe Beilage 
zum Jahresbericht der ftäbtifchen höheren Stnabenfhule zu Solbad Segeberg in 
Holftein entitammt der Feder des fomm. Kreisfchulinipeltors E. Wißlott. Sie 
will Wegmweifer durdb die Schulbankffrage für Behörden und Schulmänner fein 
und bietet in Text und Bildern viel Belehrendes und Anregended.. — 

Felix Molmann und Joſ. Pieper. 5. Auflage. 50 Pig. — 68 Seiten. 
Derlag von Ferd. Schöningh in Paderborn. 

Pieper charakterifiert Beben und Wirken eines wirklichen chrifilichen Tiufter- 
erzieherd und bietet wertvolle Auszüge pädag. Lehren und Grundjäße aus bejien 
„Tagebuche“. Ein verbientes Andenfen an einen muftergültigen Lehrer mit er 
bauender Wirkſamkeit. (Geb. 1755). Sehr anregend find die „Auszüge“, bie 
manch' trefflichen methodiihen Wint und beften Rat erteilen. Ein liebes Büch— 
lein, ba8 den 33. Band der „Sammlung der bebdeutenjten pädag. Schriften aus 
alter und neuer Zeit* bildet. — 

Der Mann im öffentlichen Leben von P, Cöleſtin Muff, O. 8. B. 
Derlag von Benziger und Eo., U. &., Einficdeln. 

Auf 40 Seiten tritt diefer Wegmweifer wurm, zeitgemäß und praftifch an bie 
kath, Männerwelt heran und zeigt ihr bie Pflichten in Sachen Religion, Politif, 
Lektüre und Vereinsweſen. Der Inhalt bildet teilweife einen Auszug aus dem 
beft befannten Gebetbuche „Der Dann im Leben* besjelben Verfaflerd und foll 
in vorliegender Form mehr die Mafjenverbreitung ermöglichen, — 


—ñi t⸗ſ — 


— 438 ⸗»— 


I g Adhfung! — Fig die Ferien. 


UT Reifefüprer“ A 1 Fr. 25 Cts. und Legitimationsfarten à 1 Sr. find 
bei Hrn. Xehrer A. Aſchwanden in Zug zu beziehen. 

2. Mitglieder, welde den Betrag in Briefmarken einfenden, mögen gefäl- 
ligſt au eine Marke für Porto beilegen. 

3. rg Ver fönnen und dirfen nur an Vereinsmitglieder ver 
abfolgt werden, „Reifeführer* dagegen an jedermann, welcher den Betrag bezahlt. 

4, Profefforen höherer Lehranftalten (Univerfitäten, Üyceen, Gymnafien :c.) 
und zwar fowohl Welt: und Orbensgeiftliche alö Laien, find zum Bezug von 
Legitimationsfarten berechtigt, fofern fie Vereinsmitglieder find. 

5. Bereits haben mehrere Seltionen den „Reifeführer” partienweife bezogen. 
Tas iſt ſehr zu empfehlen. An Orten, wo mehrere Lehrer wohnen, follte einer 
die Heine Mühe der Keitellung und der Verteilung mehrerer Eremplare übernehmen. — 

6. Der Erlös von ben bisher verkauften Eremplaren deckt die Erſtellungs— 
foften erft zur Hälfte. Daher bitten wir die Wereinsmitglieder, welche das 
Büchlein nicht befigen, um baldige Beitelung, damit der Abſchluß der Rechnung 
nicht verzögert wird, 

7. Man befolge namentlih die auf ©. 5 und 6 bes Heifeführers ent- 
baltenen Winte. 

8. Zu den im Meifeführer enthaltenen Ermäßigungen haben uns auch noch 
die Bahngeſellſchaften Rini—Kaltvad— Scheidegg und Samaden— Muottas— 
Muraigl ſolche gewährt. Erjtere jedoch nur unter der Bedingung, daß im 
Kaufe dieſes Jahres mindeftens I2ununterbrodene fahr 
ten von Kaltbad nah Scheidegg oder umgefehrt unter- 
nommen werden. Mitglieder, welche den Rigi bejuchen, mögen ja eine 
ſolche Fahrt machen damit die VBergünftigung uns nidt ent- 
zogen wird Finge eine Gejellfhaft an, in dieſer Weiſe vorzugehen, fo 
wäre zu befürdten, daß fie Nachfolger fände. Hat ja feiner Zeit eine Gejell- 
fhaft uns die gewünſchte Tag-Ermäßigung nicht gewährt, weil die DVergün- 
ftigung vom Schweiz. Lehrerverein „zu wenig benüßt worben” jei. 

Und nun allen Mitgliedern baldige vergnügte Ferien! H. A. Keifer, R. 


Berichtigung. 
In ber Rezenfion von Diebold, 26 Orgelftüde in Nr. 24 ber „Päbagog. 
Bl.“ ift im Schlußjage die Beifügung: „mit reicher Harmonil”, die an andere 
Stelle gehörte, zu ftreicher. 


Briefkaſten deu Redaktion. 


1, Zie 2, wiffenihaftlide Beilage dieſes Jahres wird bem 2. 
Heite des zweiten Semefterö beigelegt. — 

2. Srößere Nekrologe müſſen in Anbetracht ber Lehrerinnen» und 
Behrer- Tagungen ber letzten Zeit und der augenblidlichen ſchulpolitiſchen 
Strömungen für bdermalen zurüdgelegt werden. Auch fie fommen aber wieder 
eingehender dran. Bitte um Nachſicht. — 

3. Verſchiedenes ift verjchoben, folgt aber nadeinander, — 

4. Dr. ®. Auch erlittene Ungerechtigkeit ift Heilfam, Kein Baum waächſt 
in den Himmel, 

5. rd. G. MHebermut ift immer jhädlih. Der päbagog. Uebermut, wie 
er fih bermalen in Bayern fund tut, wirkt aber gerade edelhaft auf ein ge 
jundes Bolt und fchädigt berechtigte Interefjen von Kehrerftand und Schule in 
böcdjter Weiſe. — 


— 439 - 


— 211101 


Soeben ist erschienen: 


Feier des 50 jährigen Priesterjubiläums 


= Papst Pius X. 


für kath. Schulen, Pensionate und Vereine 


von H. Arnold. 8°, 86 Seiten, Mit 7 Abbildungen, worunter 2 ganz- 
seitige Einschaltbilder, mit 8seitigem Liederanhang. In gediegenem, 
zweifarbigem Umschlag, Preis 30 Cts. Bei Bezug von 20 Exeml. 
a 25 Cts,, von 50 und mehr 22 Cts. pro Exemplar. 


Bei Bezug von mindestens 12 Exemplaren 1 Gratisexemplar, 


Das Broschürchen enthält eine kurze, aber doch abgerundet und 
warm geschriebene Lebensgeschichte des greisen Jubilars, die durch- 
aus volkstümlich gehalten und erziehlich wirkt. Sieben Illustrationen 
aus dem Papstleben verschönern das Büchlein und sichern ihm ein 
erhöhtes Interesse, Ferner bringt das Broschürchen vier Original- 
dichtungen, die sich zu Deklamationen für fähige Schüler und 
Schülerinnen oder Erwachsene eignen. Da eine solche Feier ohne 
Gesang sich nicht denken lässt, so ist auch hierfür gesorgt, Wir 
bieten ein ganz einfaches Lied, ferner eine Hymne für gute Schul- 
oder Frauen- oder Männerchöre mit Begleitung sowie einen vier- 
stimmigen Männerchor, der von jedem Vereine bewältigt werden 
kann und von dankbarer Wirkung ist. Der letztere ist separat 
gedruckt und kostet die Partitur 15 Pfg., einzelne Stimmen 
5 Pfg. von 10 Exemplaren an. 328 


Wir bieten hiermit ein 


Prachtwerklein, 


das dank seiner vorzüglichen Ausstattung (Kunstdruckpapier und 
vorzügliche Bilder) vom kath. Volke gerne als Andenken an das 
Jubiläum des Hl, Vaters aufbewahrt wird, 


DE Durch alle Buchhandlungen zu beziehen. WE 


Verlagsanstalt Benziger & Co,, A.-G., Köln a. Rh. 


Kipsiedeln — Waldshut (Baden). 
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fehrer oder Sekundarlehrer auf dem 
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zu — wo er zu gei jtiger und 
förperlicher Arbeit Enge ten würde. 
Offerten find zu richten a 

Pfarramt Amfteg-Uri. 





Dadagogilde 
® Alätter. * 


"Vereinigung des „Schweiger. Erziehungsfreundes“ und der „Yädag. Monatsſchrift. 


Organ des Vereins kathol.. Zehter ım umd Hculmänner der Sajweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholiſchen Erziehungsvereins. 


Einfiedeln, 3. Juli 1908. | Nr. 27 | 15. Jahrgang. 


Redbaktionskommifjion: 


H. Rektor Heiler, Erziehun —* ug, ee bie HD. Sg gr Jakob Brüninger, 
idenbadh (Schwys), * Ar Schnyder, Hipfich, Herr Lehrer ol. Müller, Goßau (St. Gallen) 
— Clemens Frei zum „Storhen“, Einfiebe m 
—————— en find an legteren, ais den Ebef-Rebaltor, —— richten, 
Bunferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Vogler in 


Abonnement: 


Ericheint susczentlich einmal und foftet jährlich re 4.50 mit Bortogulage. 
Befteltungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagdhandblung Einjiedeln. 





Inhalt: Schulpolitiiche Strömungen neueiter Tage. — 23. Hauptverfammlung bes Vereins fathol. 
deuticher Xehrerinnen zu München. — Aus dem Amtsbericht bes ft. gabildhen —— 
departemente. — Kom Luzerner Schulbericht. — Aus Kantonen und Ausland.— Eine Wald⸗ 
ſchule. — Jahresrechnung des fchweiz. kath. —————— vro 1906, — Ein "Gelchäftd- 
briej“. — Cine völlig neue literariiche Ericheinung. — Ein Rechenlehrmittel. — Würdigungen 
und Ehrungen. — Literatur. — Brieffaften. — Injerate. 





Schulpolitiſche Strömungen neuefler Tage. 
(Bon EI, Frei.) 


63 brodelt und gährt dermalen in Schulfragen bedenklidy. Greifen 
wir mit fühnem Griffe einige Punktlein heraus. Nicht um die ange 
tönten Fragen auch nur annähernd gründlich zu erörtern und zu durch— 
leuchten, wohl aber um aufmerffam zu machen auf die päbdagogijche 
Windrichtung unferer Tage, auf den fchulpolitifchen Zug, der durch 
die Lande geht, auf die allen dermaligen Schulbeftrebungen gemeinjame 
Entchriſtlichungstendenz. 

1. Elſaß-Lothringen Hat geſetzlich die konfeſſionelle Schule feſt— 
gelegt. Das gefaͤllt begreiflich den Liberalen nicht. Und ſo verlangt 
ein Geſuch von ihnen, die Erſetzung der konfeſſionellen durch die ſog. 
Simultanſchule. Man will alſo nicht direft die konfeſſionsloſe Schule, 
ſondern angeblid bloß den Miſchmaſch von Simultanſchule, die dann 


— — 442 — 


nicht Vogel und nicht Fiſch und demnach naturgemäß die Vorläuferin 
und Borarbeiterin der konfeſſionsloſen wäre und auch fein müßte. Der 
Landesausſchuß, an den das zärtliche Anfuchen gelangte, lehnte es ab, 
demjelben zu Gevatter zu ftehen. Die Regierung fand ganz forzelter- 
meije, daß die große Dlehrheit der Bevölterung den beftehenden Zuftand 
wünſche und entgegenftehenden Beltrebungen feindjelig gegenüberſtehe, 
weshalb die Durchführung der Simultanſchule ausſichtslos wäre. — 
Nicht genug. Weiterhin wünſchten die Liberalen, daß der Religions 
Unterricht nur ein fafultatives Fach ſei. Alfo eine Degradierung 
des Religiond-Unterrichtes als Unterrichtsfach, um demſelben allgemad 
die hohe Bedeutung für das geſamte Unterrichtsgewerbe unvermerkt zu 
rauben und ihn auf leife Weiſe feiner hiſtoriſch prinzipalen Stellung 
zu enttronen. Das Endziel war fehr zärtlich eingefädelt. Aber auch 
ba war die Regierung nicht zu erwiſchen. Sie betonte, daß eine Aender- 
ung des beftehenden und rechtöfräftigen Syſtems nicht in Ausſicht ge» 
ftellt werden könne, weil ein fegenäreicher Unterricht in der Volksſchule 
mit dem Religiond«-Unterricht aufs Engfte verknüpft ſei. So fteht alſo 
auch die Regierung in den Reichälanden auf dem Boden, daß erftlich 
ber Volksſchule der konfefjionelle Charakter zu erhalten fei und zwar 
des Eonfeflionellen Friedens wegen, und daß zweitens die Religion, i. e. der 
chriſtliche Grundcharafter den ganzen Volksſchulunterricht beherrichen 
müfle. Umgefehrt erfirebt der Liberalismus der Reichslande dasſelbe 
auf dem Gebiete der Schule, wie der Liberalismus aller anderen Staaten 
Europas: a. die Konfefjionslofigkeit der Volksſchule und b. die Ent- 
tronung des pofitiven, des konfeſſionellen ReligionsUnterrichtes im 
Schulbetriebe. Alles nach dem hiftorifchen Satze: Auf den Trümmern 
der Konfeflionen da3 reine Menfchentum! — 

2. Württemberg foll eine Volksſchulnovelle erhalten. Die Be- 
ratung ift im Gange. Nun ift denn auch, wie recht und billig, der 
„Württembergijche Volksſchullehrerverein“ mit einer Eingabe an die 
Stantöregierung und an die beiden Kammern gelangt. Auch diefe Ein- 
gabe atmet den Geift der Zeit. Sie ftellt ald Grundlage des Geſetzes 
folgende Süße auf: „Die Schule ift Sache des Staates, die Kirche 
bat fein Recht an die Schule Die Schulen find, auch fo weit 
fie religiös«»fittlide Bildung zu vermitteln haben, rein bür- 
gerliche Anftalten und haben nicht zugleih auch dem kirch— 
lichen Leben zu dienen.“ So melden und die liberalen „Münchener 
Neuefte Nachrichten" in Nr. 239 dieſes Jahres, und die müfjen es 
wiffen. Die Berwirklihung diefer angetönten Grundfäße fell nad den 
Wünfchen des „Württembergifchen Volksſchullehrervereins“ folgende Maß* 
nahmen erfordern: 


— 443 — 


„Uebernahme der Schullaſten für Volks⸗ und höhere Schulen auf 
die Staatskaſſe, mit Ausnahme der freiwilligen Mehrleiftungen der Ge— 
meinden über dad vom Geje Geforderte hinaus, ferner Staatödiener- 
ftellung der Lehrer, Lehrerbildung ohne fonfeffionelle Scheidung 
in ftaatliden Seminarien, die nicht unter theologiſcher Keit- 
ung ftehen. Weiter Zulaffung der verfafjungsmäßig gleichberechtigten 
firchlichen Diffidenten zu allen Schulämtern, auch zum Amte eines Volks— 
Ihullehrerd. Organijation der ftaatlihen und kommunalen Schulbe- 
börden und beratenden Körperfchaften ohne konfeſſionelle Rüd- 
lichten. Einführung fachmänniſcher Schulauffiht für alle Schulgattungn, 
Befeitigung jeder Einmifchung kirchlicher Behörden in? Schulweſen. 
Einfügrung nicht konfeſſioneller Schulbücher, Befeitigung des 
Zwanges zur Übernahme von Kirchendienften, auch für die Volksſchul- 
lehrer.“ 

Auch diefe Mitteilungen über die zu treffenden Maßnahmen bringen 
und die liberalen Zagesblätter. Das „Berliner Tagblatt” geht dann 
in feiner Nr. 259 noch einen Schritt meiter und nennt ala Frucht 
der gefamten Schulbeftrebungen des oben angetönten Lehrervereind: 

„Erteilung des religidfen Geſchichts- und chriftlichen Unterrichts 
durch die Staatsſchulen und Ueberweiſung des kirchlich-dogmatiſchen 
Religiondunterrichtd an die Religiondgemeinfchaften, oder aber fakulta» 
tiven Charakter des gejamten Religiondunterrichtes, der dann von Geift- 
lien erteilt wird.* 

Dieje letzteren Andeutungen zeigen an, daB diefer Lehrerverein die 
urchigen Wege des internationalen Schulliberaliamus wandelt. Ber« 
gleichen wir fie mit den analogen Beftrebungen in Eljaß-Lothringen, 
fo gleichen fie fidh wie ein Ei dem andern. Nur ift man in den Reichs— 
landen noch um einige Grade vorfichtiger als in der alten Heimat des 
mweiland vergnügten „Grafen im Barte“, des jovialen Herzogs don 
Müttenberg. Dean fcheint in den Lehrerkreifen Württembergö bereits 
von den Beftrebungen in Hamburg, Bremen, München zc. angeftedt ev. 
ganz im Garne des allgemeinen deutſchen Lehrervereind zu fein. Daher 
fed und kühn und ohne allen Umfchweif der Sturm auf jede fon- 
feflionelle Faſer, auf jede hriftliche Spur im gefamten Volksſchulgewerbe 
und zwar ein Sturm mit ebenfo erfreulicher Offenheit ala nackter 
Kaltblütigkeit. Wenn das der Geift der liberalen Lehrervereinigungen 
ift; wenn Hinter jo manchen Lodungen nach einer mehreren beruflichen, 
ftandesgemäßen Organifation diefe tieferen Tendenzen ſich verbergen; 
wenn das die Endziele des geeinigten Lehrerftandes fein ſollen: 
dann ift es mahrlih höchfte Zeit, daß auf beiden Konfefjionen bie 


— 4 444 — 


chriſtusglaͤubigen Lehrer fih in gejonderten Vereinen zufammenfcharen, 
um den chriftlihen Charakter für Schule und Lehrerftand zu fchüßen 
und zu wahren, Derlei Beftrebungen tragen den Charafter heftigfter 
Entchriſtlichungstendenz unbeftreitbor an ſich und damit den Charalter 
der Berftörung und der Negation, weshalb die pofitiv riftlichen Schul. 
freunde mit vollem Rechte die Pofitionen ihrer chriftlicden Schulorgani« 
fationen nah innen und außen noch mehr ausbauen und mit einer 
eilernen Palanz von chriftlichen Volksvertretern und Lehrern dicht ume 
ftellen müſſen. Daher unfere Gegenlofung gegen derlei Anmafjung: 
Hebung und Mehrung der Eonfefjionellen Zehrervereine und praktiſche Aus- 
geftaltung bderjelben, vermehrte Arbeit in Harmonie von Geiftlichkeit, 
Lehrerftand und criftlidem Elternpaar. — Sehen wir nun, ob ber 
Entwurf der Württembergifhen Schulnovelle ein ſolches Auftreten der 
Lehrerſchaft fordert, ob er Eonfefjionell etwa kleinlich engherzig und 
lehrerfeindlih it. Er fieht eine Verlängerung der Ausbildungszeit der 
Lehrer von 5 auf 6 Fahre vor, die Möglichkeit des akademiſchen 
Studiums, Errichtung einer bejonderen evangelijchen Oberjchulbe- 
hörde, für Bezirksſchulaufſicht Fahauffiht im Hauptamt mit 
Prüfung auf Grund afademifchen Studiumd. Die Ortsſchulaufſicht 
wird aller [hultehnijhen Funktionen entfleidet. Es verbleibt 
ihr nur noch die allgemeine Schulpflege, für die der Ortögeiftliche namens 
der Ortöfchulbehörde die Aufficht führt. Die Gemeinden können die 
Volksſchulzeit von fieben auf acht Jahre ausdehnen. Die Schülerzapl 
in den einzelnen Klajjen wird herabgejegt. Der konfeſſionelle 
Charakter der Volksſchule bleibt beibehalten, 

Es find neue Beitimmungen aufgeftellt über die Zuſammenſetzung 
der Ortsſchulbehörde. Danach gehört der Ortöfchulbehörde irgend ein 
Geiftliher an. Die Bezirksfhulauffiht wird im Hauptamt dur Fach— 
männer ausgeübt, die von Staat? wegen zur Berfehung diefes Amtes 
für befähigt erflärt worden find und dem Bekenntnis der ihnen unter- 
ftellten Lehrer angehören. In Orten, wo fieben und mehr Lehrer find, 
fann einer davon, der die Befähigung zur Berfehung der Bezirkäfchul- 
aufficht befißt, mit der örtlichen Leitung beauftragt werben, 

Der Entwurf enthält ſomit mehrere Beftimmungen (alademijched 
Studium, Fachaufſicht im Hauptamt fir Bezirkäfchulaufficht, Herabfegung 
der Schülerzahl u. a. m.), die alle zeitgemäßen Wünfchen bed Lehrer- 
ftandes gerecht werden und wirklich einen Fortichritt bedeuten, weshalb 
die forderungen des Rehrervereind, wie fie eben angedeutet find, wirklich 
vom Laune gerifien find. Aber eben, man feuert auf ein letztes End» 
ziel los, und das Heißt: Enthriftlihung von Schule, Kind und 
Lehrerftand. (Fortjegung folgt.) 


--3 445 — 


* 23, Bauptverfammlung des Dereins kath. deuffcher 
Tehrerinnen zu Münden. 
(Schluß). 

Am Diendtag begannen die Arbeiten der Tagung bereit? um 
halb 9 Uhr morgens mit einer Situng des Ausfchufles für Jugend- 
fürforge und Mäßigkeitspflege. Den Hauptgegenftand der 
Debatte bildete die Dienftbotenfürforge. Die Referentin Frl. Knappe 
Barmen bezeichnete es als eine Pflicht der Fatholifchen Lehrerin, zur 
Linderung der herrichenden jozialen Not beizutragen. Borausfegung 
für eine gewinnbringende Tätigkeit fei natürlich foziale Schulung. Für 
die Lehrerin kemmen neben der Fürſorgeerziehung Minderjähriger 
hauptſächlich die Dienftboten- und Urbeiterinnen Drforge in Betradt. Es 
gelargt jodann eine Rejolution zur Annahme, worin es die Berfamm- 
lung für die Pflicht der katholifchen Lehrerinnen erklärt, mitzuarbeiten 
an der Linderung der Jozialen Not. 

Im Anſchluß an diefe Ausfguhfigung fand jodann um 10 Uhr 
die zweite Mitgliederverfammlung ftatt. Als erſter Bunft 
der Tagesordnung ftanden eine ganze Anzahl Anträge zur Debatte, 
Ein Antrag, für die Erhaltung und Erweiterung des St. Elijas 
bethheims in Pariß die Eröffnung eined einmaligen Kredits von 
2000 M. zu eröffnen, wird von der Berfammlung angenommen. 
Ein Antrag des Bezirköverbands Danzig und Wormditt auf Bewilligung 
eines Zuſchuſſes von 1000 M. zur Errichtung eined Erholungs— 
und Altersheim für fatholifche Lehrerinnen und Erzieherinnen an 
der Oftfee wird angenommen. Gin vom Bezirköverband Dort- 
mund gejtellter Antrag fordert, daß die Hauptverfammlung Etellung 
nehme gegen die Abficyt gewifjer Kreife, einer in den naturwiſſenſchaft⸗ 
lihen Unterricht einzufügenden gefhlehtliden Belehrung der 
Kinder Aufnahme in den Lehrplann der Volksſchule zu veridaffen. Der 
Vorſtand foll ermächtigt werden, alle Schritte zu tun, die einer folden 
Abficht entgegenzumwirken geeignet find. Frl. Töm y- Dortmund begründet 
den Antrag. Die Gefahr, daß die gejchlechtliche Belehrung in den 
Volksſchulen zum obligatoriihen Unterrichtöfache gemacht werde, ſei außer- 
ordentlich groß; es jei daher die höchfte Zeit, geeignete Schritte zur 
Abwendung zu tun. Der Antrag wird angenommen. Eine Anzahl 
weiterer Anträge betr. Aenderung der Gejchäftsordnung der Krankenkaſſe 
werden auf Antrag des Vorſtandes vertagt. 

Nachdem am frühen Nachmittag noch eine Ausſchußſitzung ftatt- 
efunden Hatte, bedann um 4 Uhr die zweite und zugleich letzte öf- 
f ntlide Berfammlung der diesjährigen Tagung. Zunaächſt 
wurde vom Vorftand Bericht Über die auf der letzten Ausihußfigung 
efaßten Beſchlüſſe und NRefolutionen erftattet, welche die einftimmige 
Biligung der Verfammlung fanden. Gine Refolution fordert bie 
Lehrerinnen auf, fih an der Ausgeſtaltung der yadliter- 
atur fritifh und produftiv zu beteiligen, Bu diefem Zwecke wird 
empfohlen, innerhalb der Bezirkdorganijationen Kleinere Gruppen zur 
Beiprehung und Bearbeitung fachlicher Stoffe zu bilden und fo die 


— 446 — 


Vereinsmitglieder zur tätigen Mitarbeit auf dem Gebiete der Fachliter—⸗ 
atur unter Verwertung theoretifcher Kenntnifje und praktifher Erfahr- 
ungen anzuregen. — Während der Verhandlung erſcheint Se. Eminenz 
der päpftliche Nunzius Kardinal Frühwirth im Saal, von der Ver— 
fammlung ſtürmiſch begrüßt. 

Drei weitere Refolutionen befaffen fih mit dem Höheren Mäd- 
chen ſtudium. Eine von Frl. Sieſché begründete Refolution be= 
fürwortet da3 juriftiiche Studium ſür Frauen; eine zweite von Frl. 
Landmann begründete Rejolution erachtet ed für wünſchenswert, daß 
an den höheren Töchterſchulen Bayrına nach dem 10. Schuljahr eine 
Abſchlußprüfung eingeführt wird, deren Beftehen zum Befuch höherer 
Lehranftalten berechtigt. Eine dritte Refolution, gleichfalls von Frl. 
Landmann begründet, fordert, daß bei der bevorftehenden Schul- 
reform in Bayern der wiſſenſchaftliche Unterricht in den Oberflafjen der 
höheren Mädchenfchulen in die Hand akademiſch gebildeter Lehrkräfte 
gelegt wird. Ein zweijähriger Kurſus für Heranbildung von Lehrerinnen 
in Spraden, Geſchichte und Geographie wird in der Rejolution als uns 
zureichend bezeichnet. 

Sodann erhält Kanonikus Profeffor Meyenberg- Luzern — 
von der Berfammlung ſtürmiſch begrüßt — das Wort zu einem Bor« 
trag über „Slaubensflarheit und Glaubensinnigkfeit“. 
Der Redner führte etwa folgendes aus: Wenn wir den Apoftel Paulus 
fragen, was ift der Goldgrund aller Grziehung, dann antwortet cr und 
in feinem Römerbrief: das ift der Glaube, der Glaube an Ehriftus. 
Alle echte Erziehung muß aljo aus dem chriftlichen Glauben wachſen. 
Glaubensklarheit und Glaubensinnigkeit widerſprechen fich nicht, nein, 
fie gehören zujammen. Der Glaube hat ein klares Fundament; der 
Urgrund ded Glaubens, das iſt der Gedanke: ed lebt ein Gott! Diele 
Ueberzeugung leuchtet und entgegen aus allen Zeilen des Weltalld. Die 
Natur und jeder einzelne Gegenftand in ihr bemweift dad immer aufs 
neue: es gibt einen perjönlichen Gott. In der Natur herrſcht eine 
Ordnung, ein Gejeß, nirgends wird fie geftört. Eine jolde Ordnung 
weift hin auf einen Geift, der die Natur ſchuf und ihr Geſetz. Sehen 
wir und die Pflanzenwelt, die Tierwelt an, immer und immer wieder 
werden wir jehen, ed herrjcht eine Ordnung in der Natur, die über ihr 
fteht, und wieder fommt uns der Elare Gedanfe, es gibt ein Wejen, das 
über allem fteht und dem Weltall feine Ordnung gegeben bat. Es 
freifen nach feſtem Gefeß die Geftirne am Firmament, und bewundernd 
muß der Aftronom geftehen, daß e3 ein höheres Wefen fein muß, das 
den Geftirnen ihre Bahnen gejeßt hat: Gott! Es muß aljo ein Weſen 
geben, da8 den Ungrund ſeines Weſens im fich felbft trägt, welches da 
ift von Anfang an, von niemand geichaffen, das da war, als nicht? war. 
Wiederum kommen wir aljo zu dem Schluß: 3 lebt ein perjönlicher 
Gott! Ohne diefes Fundament gibt ed feinen Glauben. Dan bat ſich 
gewundert, daß der Papſt fich jo jcharf gegen den Modernismus gewandt 
bat. Nicht der Glaube allein, jondern daneben auch das tiefe geiftige 
Denken führt zu Gott, hat der Papft den Moderniften mit Necht zuger 
ufen. Der zweite Grund fei die Glaubenäflarheit: Gott hat geſproche n. 


— 3 447 — 


Nicht dur die Natur allein. Die Kirche befit die Beweiſe dafür. Die 
Evangelien find echt; das ift wiederholt bewieſen und wird heute ernft« 
haft wohl faum noch beftritten, Der Inhalt der Evangelien beweift auf 
dad Unmiderleglichfte: ed gibt einen perjönlichen Gott. Selbit ein Ra- 
tionalift hat zugeben müfjen: nod nie hat ein jo idealed Weſen diejen 
Stern befchritten, ald Jeſus CHriftus. Seine Wundertaten liefern den 
unumftößlichen Beweis für feine Gottheit. Glaubenspflicht ift es nun, 
auf die Worte Gottes zu hören. Die Geheimnifje der Gottheit zu er- 
forſchen, ift dem menjchlichen Geifte nicht möglich, bier muß die Glau— 
benöflarheit zur Glaubendinnigkeit werden. Unſer Verſtand fann in die 
Geheimnifje Gottes nicht eindringen; an feine Stelle tritt der Glaube 
an die Wahrheit und die Autorität des offenbarenden Gotted. Es ift 
vernünftig, und zu unterwerfen, aber die Unterverfung kann nur er— 
folgen mit der Gnade Gotte!. Zu der Trägerin feiner Lehre hat Gott 
die Kirche geſetzt; wir müffen alfo nicht nur glauben, jondern wir 
müſſen glauben nach den Lehren der Kirche. Die Aufgabe der Lehrerin 
ift e3, die Lehren unjerer Kirche den Kindern zu übermitteln. (Stürmijcher, 
anhaltender Beifall.) 

Die Borfigende Frl. Sch mit dankt dem Redner für jeine herr= 
lihe Rede. Zum Schluß richtet der Kardinal Frühwirth einige 
Worte der Anerkennung und der Ermunterung an die Berfammlung 
und |pendet ihr dann den päpftlihen Segen. Damit ift die diesjährige 
Tagung des Vereins der katholiſchen Lehrerinnen beendet. — A. P. 


* Rus dem Amtsberidıt des ſt. galliſchen 
Erziehungsdepautements. 
(Schluß.) 


Einige beherzigenswerte Winke für die Lehrerſchaft ſind den be— 
zirfsfcyulrätlichen Amtsberichten entnommen: „Einige Lehrer haben ihr 
Lieblingsfach, hinter dem vielleicht andere Fächer etwas zurücktreten 
müſſen. Wenn die Benachteiligung der übrigen Fächer nicht eine zu 
große ift, möchten wir der individuellen Beanlagung und Neigung eines 
Lehrers nicht hindernd in den Weg treten. Ein Lieblingsfach bewahrt 
ihn vor Stagnation und auch vor Nebenbeichäftigungen, die in abjolut 
feinem innern Zufammenhang ftehen mit der Schule und diejer in feiner 
Meije zur Förderung gereichen.*” Bedenken äußert der Bericht gegen 
die Mebernahme der Einnehmereien von Raiffeifen- und Eparlafien, weil 
diefe intenfive Arbeit erfordern und gerade zur Zeit ded Rechnung?» 
abjchluffes den Lehrer ungebührlih ftark in Anſpruch nehmen. Ein 
Hünenbergpfeil liegt in der Bemerkung: „Ein zu großer Lehrermechjel 
muß die erjprießliche Arbeit der Schule jhädigen. — — Wir Ffünnen 
wohl verftiehen, daß auch unſere Lehrer, was ihren Haushalt angeht, 
zu rechnen haben; anderjeit3 ift e3 doch etiwad bemühend, wenn da und 
dort einer feinen Poften verläßt, wenn er anderswo ganze 100 Fr. 
mehr einnimmt“ ꝛc. Wir find mit diejen Klagerufen einverftanden, auch 
der Anficht, die guten Verhältniffe zu Behörden und Schulgenofjen, die 
ideellen Beziehungen zur Jugend einer Gemeinde jollten aud von und 


— 448 — 


Lehrern ſtets wohl geſchätzt werden; aber die Kehrſeite iſt leider auch 
zu treffen: Schulgenoſſen, die dem neuen Lehrer unverhohlen ſagen, er 
werde wohl bald wieder Stelle wechſeln, Schulpfleger, welche aus vier- 
jährigem Berbleiben des Lehrers auf feine Unfähigkeit ſchließen, und 
Präfidenten, welche triumphierend erflären: Wir haben immer tmieder 
Lehrer befommen; Lücken und gänzlicher Mangel deö Veranſchaulichungs- 
materiald, eine entmutigende Intereſſeloſigkeit der Ortsſchulbehörde, die 
fi in einer beihämend Heinen Zahl von Schulbeſuchen äußert, eine 
verlegende Beijeitejegung des Lehrers auch in internen Schulangelegen- 
beiten! Und dann vertvundert fih die Bürgerjchaft über häufigen Leh— 
rerwechſel. — 

Aus dem Bericht Über das Lehrerfeminar ift zu Fonftatieren, daß 
die externen Seminariflinnen weit mehr Abjenzen im Unterricht auf— 
wiejen ald die internen Seminariflen. Geringere Widerftandsfähigfeit 
und größere Ängftlichkeit auf der einen Geite, rationellere Lebenaweife 
und günftigere Wohnungsverhältniffe auf der andern erklären obige Tat- 
fache, die wohl aud in den Patentnoten ihre Nachwirkung haben wird. 
Der neue Seminarlehrplarn hat Arbeit und Erholung in ein beſſeres 
Verhältnis gebracht; wenn die bevorftehende Entlaftung der erften Teil« 
prüfung von zu vielen Detailtenntniffen den bloßen Namen» und Ge— 
dächtniskram bejchneidet, dann find mir bei einer durchgehenda zweck⸗ 
mäßigen Prüfungs- und Patentierungsmeije angelangt und zwar zu 
einem großen Zeil Dank der pädagogijchen Einficht der Seminarlehrer- 
Ihaft und der Erziehungdrated. 

Bon den 545 Kantonsſchülern waren 316 St. Galler, 200 Bürger 
anderer Kantone, 29 Ausländer. — 164 Katholiken, 368 Evangelijche 
und 13 Feraeliten. Die ftetöfteigende Schülerzahl machte die Anftellung 
von 2 neuen Hülfslehrern notwendig.‘ Im Sinne der Abrüftung und 
Entlaftung wurde die Zahl der Lehrſtunden der einzelnen Klafjen um 
durchſchnittlich 5 reduziert; dad Gymnafium ift von der 3. bis zur 7. 
Klafje in eine realiftiiche Abteilung ohne Griechiſch und eine literariſche 
mit obligatoriihem Griechiſch geteilt. Maturitätd- und Abgangs— 
prüfungen werden fortan dann abgenommen, wenn der Unterricht in 
dem betreffenden Fache abſchließt. 

Der ganze Amtsbericht gibt Zeugnis von liebevoller Arbeit und 
Opferwilligfeit für unfer niederes und höheres Schulweſen: Vermehrte 
Arbeit des GErziehungd-Deportement? und Erziehungsrats, weſentlich 
größere Zahl der Schulbefuche von Bezirfd- und Ortsjchulräten, fleißige 
Zeilnahme der Lehrerſchaft an Fortbildungs- und Spezialkurſen, Er- 
höhung des Vermögens der Primarfchulgemeinden um 370.000 Fr., der 
Sekundarfchulgemeinden um 325.000 Fr.; eine Steigerung der Lehrer- 
gebalte an Primar- und Sekundarjihulen um 84.200 Fr., aber aud 
eine Erhöhung der Steuerfumme um 71.600 Fr. Die Ausgaben der 
Staatskaſſa für das Schulmwejen betragen rund 1,000.000 Fr., jene der 
Gemeinden für Primarfchulen 7,800.000 Fr. und für Sekundarjchulen 
1,480.000 Fr. Der ruhige, bejonnene und friedliche Entwicklungsgang 
des fantonalen Schulweſens läßt weiterhin eine gedeihliche fortfchrittliche 
Tätigkeit hoffen. oO 


-:3 419 — 


Vom Tigerner Schulbericht. 
(Fortſetzung.) 


7. Angebliche Kleinigkeiten: „Der Lehrer ſei auch 
ein Muſter in der Benützung der Zeit. Mit dem Glockenſchlage ſei er 
auf feinem Bolten, mit dem Glodenjchlage follen Stundenmwechjel, Paufe 
und Schulſchluß ftattfinden. Der Altmeifter Goethe mahnt : 

„Gebraucht der Zeit, fie geht fo ſchnell von Hinnen ; 
Doh Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.“ 

Wenn bei unjerer Schuleinrichtung Taged- und Jahresſtunden ge- 
wifjenhaft ausgenüßt werden, jo zeigt doch die Erfahrung, daß die 
Schulzeit nicht Hinlängli ift. Die Nochbarskantone jchreiten vorwärts; 
wir treten mit andern in den wirtichaftlichen und wiffenjchaftlicden Kon— 
furrenzlampf, und es ift gewiß, daß nur ein wahrhaft gebildetes Volk 
diefen Kampf ehrenvoll beitehen fan. Wenn deahalb der Auf der Zeit 
nad Verlängerung ter Schulzeit ertönte, jo it dad nur die Aeußerung 
eined empfundenen Bedürfniffes und nicht eitwa eine Mache. Und wenn 
diefer Ruf bei den Behörden ein geneigte Ohr gefunden hat, fo muß 
ed als eine jehr erfreuliche Erjcheinung bezeichnet werden. Hoffen wir, 
der Widerhall beim Volke werde ein gleich kräftiger fein.“ 

8. Unlegung der Ferien: „Es liegt in der Kompetenz 
der Schulpflege, je nach ven Bedürfnis Ferien zu geben. Auf dem 
Lande werden die ftrengen Arbeiten das Bedürfnis ſchaffen, Heuernte, 
Erdäpfeljegen (Entlebud), Objternte, Weidgang ꝛc. Das Bedürfnis nad 
serien ift in den einzelmen Landesteilen ein jehr ungleichee, An den 
meinjten Orten im Gäu wird während der Heuernte an den Bormit- 
tagen immer Schu e gehalten, und die Kinder fommen recht fleißig zur 
Schule. Man mäht mit der Majchine und braucht deshalb vormittags 
die Kinder nicht. Im Entlebuch und Hinterland will man den ganzen 
Tag frei haben; da müfjen die Kinder „gabeln und zappeln“ helfen. 
Wenn Ecdulpflegen und Lehrer die wirklichen Bedürfniffe genau wahr— 
nehmen und dann in richtiger Weile i re Verfügungen treffen, jo kann 
mander Schultag gerettet werden. Nur foll ed nicht vorflommen, daß 
man während 14 WRegentagen Heuferien macht und beim jchönften, 
ftrengften Heumetter dann Schule hält. Man braudt nicht einmal ein 
MWetterprophet erfter Größe zu fein, um einen Regentag von einem 
Heuer'ag unterjcheiden zu fünnen“. 

9. Abfjenzen: „Die Echulzeit hat aber einen gar böjen Feind, 
wir meinen die Echulabjenzen. Die Abſenzen find große, ärgerliche 
Nullen in der Schulzeittabelle, niemals mit- wertgebenden Zahlen unter- 
miſcht. Sie wirken auf das Schulvölllein ähnlich, wie die Peſt auf die 
Bewohner der Ägyptifchen Dörfer. Wo das „Schulfhmwänzen* Braud 
ift, Hört eine gedeihliche Arbeit auf. Der Unterricht kann nicht mehr 
erfolgreich nrbeiten; die Unfleißigen verunmöglichen ein geordnetes Fort— 
fhreiten. Der Lehrer muß immer wieder vornen beginnen; die fleißigen 
Schüler werden gelangweilt, und die „Schwänzer“ bringen es doch nicht 
nad. Die Abjenzen wirken auch anftedend. Die pflichtvergefjenen Schüler 
bänfeln ihre fleißigen Kameraden. Es ift micht zu verwnndern, wenn 


— a 450 — 


diefe bei dem ungeordnneten Unterrichte auch „Ichulmüde” werden. Man 
bat fchon oft den Gründen diefer Schulpeft nachgefpürt und nach pro- 
phylaftiichen Mitteln geſucht. Wer will fi den Doktorhut verdienen ? 

Die Armut verurfache viele Abſenzen. Das ift wahr. Aber Staat 
und mwohltätige Vereine fieuern der Armut dur DBerabfolgung von 
kräftigen Schulfuppen und warmen Kleidern, und die Gemeinden be« 
zahlen in ziemlich mweitgehendem Maße die Lehrmittel der Echüler. Der 
Arbeitermangel verjchulde vieles. Es mag jein! Aber die fchulpflichtigen 
Kinder dürfen laut Gejeß nicht in den Fabriken angenommen werden, 
die Hausinduftrie hat neben der Echule noch genügend Zeit für Kin— 
ber bee Trigung, und die Landwirtſchaft arbeitet nicht da8 ganze Jahr 
mit Bollbetrieb. Der Inſpeltor hat ganz andere Urfachen fennen ge= 
lernt. 68 find: ein böfer, unverbefferlider Shlendrian, 
eine Pflichtvergeſſenheit bei Eltern und Sindern und in 
gar vielen Fällen da8 Grundübel unferer Zeit, der Alkohol. Sol 
ed befjer werden, fo müfjen alle gute Faktoren zuſammenwirken, geift- 
lie und weltliche Behörden, Eltern und Lehrer, felbft Polizeiftod ı nd 
Bußengelder.“ 

10. Ein Beleg zum Abfenzenunmefen: „Der In— 
ipeftor jpazierte nach einem Schulbefuche mit dem Dorfpfarrer über die 
ihönen Gefilde der Gehöfte. Da erfundigte er ſich nach einer Familie, 
melde ihre Kinder jo unfleißig in die Schule ſchichte. „Dort ift das 
Haus der jäumigen Eltern,” fagte der hochw. Herr. „Sie können gleich 
die Urjachen der heutigen Abferzen ſehen.“ Und fo war’d! Wir nä— 
berten und einem baufälligen Haufe, vor dem ein unfrautiger Garten 
lag. Bon diefem weg bewegte ſich eben unter mwildem Lärm langſam 
und zidzadförmig ein Gefährt aufwärts. Ginem Düngerwägelchen war 
ein magered Kühlein vorgejpannt, welche von einem fräftigen Jungen, 
vom Erjtgeborenen, geführt wurde. Rechts und lint3 neben dem ſchwachen 
Zugtier marjchierten, mit zerrifienen Kleidern angetan, je zwei Rangen, 
bewaffnet zum Zeil mit Peitſchen, zum Zeil mit Bohnenftideln. Die 
Waffen ſchwangen fie jo erfolgreih und zielbewußt, wie die alten Eid» 
genofjen ihre Hellebarden. Hintenher fam der Kommandant der Trand- 
portfolonne, der fürforglihe Hausvater. Die oberfte Leitung Hatte er 
fich jelber vorbehalten. Die Wahl der Kommandomwörter und der Alzent 
feiner Stimme verrieten jedoch deutlich, daß er fich jelber freimillig unter 
die noch fräftigere Führung eines währſchaften „Doppelröfligen“ gejtellt 
hatte. Der ftämmige, bärtige Mann hätte in einem halben Tage mehr 
Mitt in den Erdäpfelplatz getragen, ald die Sechs mit ihrer armen Kuh 
in einem ganzen Tage binausführten. Aber es mußte fo fein. Der 
Herr der Schöpfung wollte doch zeigen, wie man einen „Erdäpfalpläß” 
düngt und wie und warum die Schule verfäumt wird.“ 

11. Schuleifer: „Ed aibt fo fleikige Schüler und gewiſſenhafte 
Eltern, die im Berichte eine tehrenvolle Erwähnung verdienen. Biele 
fleißige Kinder haben nicht nur während eine Jahres die Echule nie 
verfäumt, fondern fie haben während ihrer grenzen Schulzeit feinen Tag 
und feine Stunde in der Schule gefehlt. Nicht vorübergehende Un— 
päßlichkeit, nicht die Ungunft der Witterung haben fie zurüdzuhalten ver— 


—_ 4 451 —— 


modt ; fie find in die Echule geeilt, haben dort fleißig gelernt und den 
vielen Mitjchälern ein leuchtendes Beifpiel gegeben. Ehre den Fleinen 
Helden! 63 gibt viele Echulorte, die fich durch einen mufterhaft fleißigen 
Schulbejuh auszeichnen, und mir finden folde in landmwirtichaftlichen 
und induftriellen Gegenden, zu erg und Tal. Wo der gute Wille ift, 
da findet ſich auch ber rechte Weg. 

Wir haben auch brave Mütter getroffen, die am Morgen zu ihren 
Lieblingen ſagten: „Geht in die Echule, Kinderlein, und lernet brav! 
Ich will unterdefjen dem Bater jelber die Erdäpfel jegen helfen.“ Und 
wir fennen brave Familienväter, die ftehen am Morgen eine Stunde 
früher auf, grafen, füttern und melfen und bringen die Milch jelber in 
die Hütte, damit fie ihre Kinder in die Schule fchiden können. Am 
Abend arbeiten fie eine Stunde länger, um die Kinder nicht der Echule 
* der Kinderlehre zu entziehen. Gottes reichen Segen allen guten 

ltern!“ 

12. Der Lehrer als Lehrer: „Dad Edulehalten iſt nun 
nicht allein durch das Wollen des Lehrers bedingt, es jpielen hier noch 
ganz andere Faktoren mit. Der Lehrer muß für feinen Beruf geboren 
fein. Die Perfünlichkeit des Lehrers, feine Veranlagung, dad Lehrgeſchick, 
alle dieje Umftände machen den guten Lehrer aud. Diefe Gaben fann 
ber Lehrer fich nicht nach freiem Ermefjen auswählen ; aber er fann mit 
feinem Pfund wuchern und ſich durch fleißige Fortbildung und gute Be— 
obachtung die nötigen Eigenjchaften erwerben. “ (Schluß folgt.) 


—nnnnnamm 


Aus Kantonen und Rusland. 


1. Bafel. * Anlählih ber Tagung der ſchweizer. „Vereinigung für 
Hleimatfhug“ wurde als ein Hauptziel aufgeftellt, die Lehrerſchaft und bie 
Schuljugend für die Veitrebungen bed Vereins zu gewinnen. Die Schuljugend, 
welche vor 5 Jahrzehnten in patriotifcher Begeiflerung die Mittel für den An— 
fauf bes Rütli aufgebraht hat, werbe auch Heute für den Heimatihuß ein 
fräftiger Bundesgenofje fein. — Heimatihug — Geographieunterriht! Wie 
nabe find beide miteinander verwandt. Gerne werben wir ſchweizeriſche Lehrer 
das unfrige für die verbienftvolle Zätigleit bes Heimatſchutzes leiten. 

2. Ht. Gallen. Infolge der Krifis in ter Stiderei-Inbuftrie verzichten 
bie Schulen Rorſchachs und Straubenzells biefes Jahr auf die Aus» 
führung von größern Sculreifen. — 

Vermol bei Mels wählte als Lehrerin Fräulein Anna Bürfe von 
Mittenbad. 

** Yufgefallen iſt, daß die Schulgemeinde Mels in den beiden Halbjahr- 
ſchulen Bermol und Mäbdris, wo feit Menjchengebenten immer Lehrer wirkten, 
letzthin weibliche Lehrkräfte anftellte. Jede Animofität gegenüber ben Lehrerinnen 
liegt uns ferne. Doh halten wir es mit dem „Fürftenländer-Rebaltor*, ber 
früher auch als Lehrer im Oberlande amtete: „Ob die ‚Fräulein Lehrer‘ mit 
ben flämmigen Bergbuben der 7. Klafie und Ergänzungsſchule fertig werben, 
bat die Zukunft zu lehren.“ 

8 Rorſchach verausgabte in ben letzten dret Monaten an ärmere Schul« 
Kinder Mil für Fr. 4000; von 80 ftellungspflictigen Jünglingen befuden 24 


--3 4532 — 


ben Nefrutenvorbereitungsfurs; es zählt diefes Schuljahr 97 Schüler mehr ala 
anno 1907. Sechs fäumige {yamilienväter, deren Kinder ſich viele unent- 
ſchuldigte Abſenzen au Schulden kommen ließen, werden ber Gerichtskommiſſion 
eingeleitet. Stramme Ordnung! 


3. Kuzern. * Bezirf Rothenburg. Den 16. Juni tagte in Inwil 
die Rehrerichaft bes Bezirkes Rothenburg. 

Der neue Bezirkinfpeltor, hochw. Herr Pfr. V. Ambühl von Eſchenbach, 
eröffnete die VBerfammiung mit einem warmen Begrüßungsworte, das freubig 
applaubiert wurde. 

Don ben yefhäftlihen Traktanden fam das vorzügliche Neferat des Hrn. 
Dezirlölehrer frei von Rothenburg zur Behandlung: 

„Die Pilege des kindlichen Gemütes in ber Vollsſchule'. 

Es war eine gediegene Arbeit, formihön dazu und gut vorgetragen. 

Die mweitern Traltanden des erjten Zeiled wurden auf die außerordentliche 
Konferenz in Hohenrain verfhoben — bes vorgejehenen gemütlichen Teiles wegen. 
„Brüder reicht die Hand zum Bunde“, das Weihelied, es Hang fo voll und 
rein aus treuer Männerbruft. Galt e8 doch, bem allgemein beliebten, ſcheidenden 
hochw. Hrn. nfpeftor, Kaplan Andres, ed nahe zu legen, daß fein Rüdtritt 
nit ein ſich volftändiges Entziehen der Schule bedeuten dürfe, baß er im 
Gegenteil ftets überall gerne gejehen werde an Sonferenzen, Examen und als 
Schulbeſuch“. 

Der Feſtesſang galt aber zugleich auch dem Amtsnachfolger, Hochw. Hrn. 
Pfarrer Ambühl, dem dec Auf eines tüchtigen Schulmannes vorausgegangen, 
und ber fich bereits die Sympathie aller erobert, die feinen entgegengenommenen 
Eramen bier beigerohnt. 

Herr DVizepräfident Trorler verdantte in gewählter Rede dem Scheidenden 
fein umfichtiges, freundliches Regiment während fechs Yıhren. „Allen wohl und 
feinem wehe“ fonnten alle Anwefenden bezeugen! Als mohlberebten Ausbrud 
biefes Dankgefühles übergab die Konferenz dem Sceidenden eine goldene Uhr, 
bie ihm lauter fonnige Stunden meifen fol und ihm eine freundliche Er« 
innerung bleibe an die Fühlung treuer Lehrer mit ihrem lojalen Meifter. 

Herr Troxler begrüßte aber auch in warmen Worten den künftigen 
Graminator, ber in feiner Eröffnungsrede dbargetan, er fomme als Schulfreund, 
Berater und Vifitator. „Wir tun und nib fürdten”. 

Die hieſigen Schulverhältniffe Liegen fehr gut und bie Schulfreundlichkeit 
ift befannt; an ernfte Arbeit und gewiſſenhafte Oberaufficht find wir längft 
gewohnt. 

Es wechſelten launige Reben mit froben Liebertönen bei einem guten 
Tropfen auf „foliden Boden‘, — Ten beiden Herren Inſpeltoren, die für die 
Löſung der Magenfrage alfo verftändnisvoll gelorgt, beiten Dank für ihre gene» 
röfe Leiftung. Es waren gemütliche Stunden, geeignet — Scheidende feftzu- 
halten und Eintretende vertrauend zu gewinnen. . 





* Eine Waldſchule. 


Die Waldſchulen find wohl das neuefte hygieniſche Problem im Schulwefen. 
Anfangs Mai 1908 ift oberhalb Bauianne, in dem an der Tramlinie ge 
legenen Weiler Etaves, mitten im Stadtwald, auch eine derartige Inftitution 
ins Leben getreten. Da legtere aanz neu, intereffiert die Organifation berfelben 
in hoben Maße. 


— 453 — 


Am Morgen werben bie Kinder durch bie Straßenbahn in die Nähe ber 
Waldſchule gebratt und bleiben dann, wenn das Wetter es irgendwie geitattet, 
ben ganzen Tag im freien. Der Schulunterridt — an einer geeigneten Stelle 
find fünf Schulbänke, eine ſchwarze Zafel, ein Tiſchen und ein Stuhl für bie 
Rebrerin aufgeitellt — dauert während tes Vormittags durchſchnittlich etwa zwei 
Stunden. Wenn das gewiß auch nicht ausreicht, um das eigentlihe Schul» 
programm burchzuarbeiten, fo lernen die Kinder durch ihren beftändigen Verlehr 
mit der Natur gewiß manches, was ben Kindern ber ftäbtifhen Schule lange, 
wenn nicht für immer, vorenthalten bleibt, 

Aufgenommen find für daß erfte Mal neunzehn Mädchen und elf Knaben, 
im Alter von fieben bis dreizehn Jahren, wobei ganz beſonders folde Kinder 
auegewählt werben, die an hochgradiger Blutarmut, an allgemeiner Schwäcke, 
zarter Körperkonftitution, Bronditis und dergleichen litten, Dreimal im Tag 
wird für bie Kinder gekocht; morgens und abends erhalten fie zur Genüge 
Milch und Brot, des Mittags ein kräftiges, aber einfaches Mahl, wobei jeden 
zweiten Tag Fleiſch verabreicht wird. So fehren bie Kinder bes Abends in beiter 
Etimmung zu ben Ihrigen zurüd, 

Die Koften find nicht übermäßig hoch. Für die erfien Einrichtungen 
waren rund 5000 Franken notwendig; der Betrieb wird fihb mit Ausnahme 
ber Ernährung nicht höher stellen, als der ber regulären Klaſſen. Was bie 
Roften ber Ernährung betrifft, fo ftellen ſich dieſe auf zirka 70 Pappen per 
Tag und Schüler, 

Ein abfchließenbes Urteil über das Syſtem der Waldichulen zu fällen, iſt 
unferer Anficht nach bei bem furzen Beftande biefer erften ſchweizeriſchen In— 
ftitution noch verfrüht. Daß in gefunbdheitlicher Hinficht die prächtige Waldluft 
nur aute Einwirkungen haben wird, bleibt wohl unbeftritten. Dagegen glauben 
wir benn boch betonen zu bürfen, daß bei einer Scülerzahl von nur 30 in 
jeder andern Schule (ed müßte feine Waldſchule fein) Vorzügliches geleiftet werben 
fönnte. Dieſer kritiſchen Erwägung unbeſchadet treten wir dem tief fozielen Ge- 
danken, welcher dieſen Waldſchulen zu Grunde Tiegt, keineswegs zu nahe, 


— ——— 


Jahresrechnung des ſchweiz. kath. Exziejungsvereins pro 1907. 
(Auszug.) 


Abgelegt vom Zentralkaſſier Dekan Gisler und genehmigt vom weiteren Komitee 
ben 7. Oltober 1907 in Olten. 


A. Einnahmen. 


I. Altivſaldo pro 1905 14, 10 
II. Yabresbeiträge: 1. Vom St. Ball, Kantonal- 
erziehungsverein 100, — 
2. Bon 29 Bereinen 263. 85 
3, Von 100 Einzelmitgliedeen 100. — 463. 85 
III. Sahresfubvention des ſchweiz. kath. Volksvereins 200. — 
IV. Eeſchenle an die Rehrer-Ererzitien: 
1. Bom hochwſt. Biſchof von St. Gallen 200, — 
2. Don dem St. Gall. Rantonalfatholifenterein 150, — 350. — 
V. Gabe bed hochwſt. Abtes von Einſiedeln, 
Ehrenmitglied 50. — 
Total Einnahmen 1077. 95 


— 3 454 — 


B. Ausgaben. 
I. Beitrag an das Lebrerfeminar in Zug 263. — 
JI. An die Ererzitien: 
1. Der Lehrer (52 Zeilnehmwer à 10 Tr.) 520. — 


2. Ter Lehrerinnen (in globo) 150 — 670. — 

III. Drudjaden: 500 Jahresberichte, 800 Mütter- 
vereindberichte zc. 53. 05 
IV. Porti 62. 65 
V. Neifeentfhädigung an Komiteemitglieber 13. 75 
Total Ausgaben 1062, 45 
C. Altivfaldo. 15. 50 





DE Note 1. Sämtlihe Beiträge an den fehmweiz. kath. Er 
ziehungspverein von Seite der Seftionen und mitwirfenden Vereine xc. find an 
unferen neuen Zentralfaffier, Pfr. Ducret in Aum, Yargau, zu fenben 
(niht an ben Zentralpräfidenten). 

Note 2, Die Beiträge an das Apoftolat ber chriſtlichen Erziehung 
find an Rektor Keifer in Zug zu fenben. 

Note 3. Diefer Jahresbericht wurde in 900 Eonberabzügen allen Einzeln 
mitgliedern, Seltionen, mitwirlenden Vereinen u. a. zugefandt. 


— ein — 


Ein „Beldäftsbuief‘,*) 


Ein renommierted Engros-Waarenhaus in St. Ballen erbielt letzter 
Zage von einem Kunden auf dem Lande, der in einer kleineru Ortichaft einen 
Laden führt, untenftehenden „haarigen“ Geſchäftsbrief. Der freundliche Eefchäfts- 
berr in der Stadt ftellte uns das Original besfelben zur Verfügung, mit dem 
Demerfen, daß eine berartige Stilübung in einer Zeit, wo allenthalben für bie 
Schulbildung von Gemeind:n und St:at foviel getan wird, faft unglaublich fei. 
Wenn Einfender dies dieſes „Elaborat* nidt felbit vor Augen gehabt hätte, 
würde er in der Zat nicht glauben, daß man folhen Unfinn fihreiben könnte, 
Aus leichterflärliben Gründen laſſe ih alle Namen mweo, Für bie Couformität 
bes Original8 mit meiner Abjchriit laſſe ich mich behaften: 

&., 5. Mai 1908. 
Geehrter N. N. ! 


Ih will Sie in kenntnis fezen, daß die irtum bei uns fehlt, wir haben 
nicht genau nachgeſchaut es ift ein gebäcklein bin einer andern Schachtel gewejen 
wo bie Pfeifen waren unter allem geftrauch, ich habe erft gejehen wo ich eine 
Pfeife verfaufe. Diefen Geldbändel werde ich bezahlen, wo fie uns gefcielt 
haben Ich wünſchne um verzeibung, der dummheit. Ich will Sie noch etwas 
anfragen ob Eie und der wunſch erfühlen der Betrag wo wie jind Zahlan« 
weifung abzahlen alle Dionate das beftimmite bis die Faltur bezahlt iſt, es ift 
bier eine Meine Ortſchaft mo nicht fo viel Einwohner find darum muß ih Ge 
Ihäftse Lerren biefen betingungen bemerken, fragen Sie ber H Reifend obs 
nicht war ift. 

Mit Adhtungsvoll 
MN. 

*)Anmerktung derRed. Wir waren in etwelcher Berlegenheit, ob wir biefen Beitrag 

nicht unter „Humor“ rubrizieren follten. Zu enticheiben, ob ber Eh reibebrief „originell“ ober 


aber „traurig” fei, überlaffen wir bem Lejer. — Jedenfalls ift ein — ufſabunterricht 
vorderhand noch nicht überflüſſig. 





--3 45 — 


* Eing völlig neue liteyaviſche Eufcheinung. 


Ein „Iahrbuh ber Zeit- und Kulturgefchichte* fendet eben H. Prof. 
Dr. Franz Schnürer in Freiburg in bie Welt hinaus, ein Bud alfo, das all’ die 
verfhlungenen Pfade, auf denen unfer heutiges SKulturleben vorwärts drängt, 
aufzeigen will, ein Werk, das bie jüngfte Vergangenheit in allen ihren merke 
würdigen Meußerungen wie in einem großen Bilder- Zyklus fefthalten will! Mochte 
es noch fo ſchwierig, ja gewagt erjcheinen, eine jolde Aufgabe zu übernehmen : 
das Bud mußte fommen, der Gebildete bebarf feiner heute mehr denn je. 

Jeder Tag, jede Woche bringen Neue auf den verſchiedenen Gebieten bes 
Lebens — die Ereigniffe des geſchichtlichen Werdeganges, die Beitrebungen ber 
gelehrten Forſchung wie ber praftifhen Arbeit — mögen fie nun ſchon zu Zat« 
fahen und Ergebniffen fich verdichtet haben oder noch im Werden begriffen fein 
— ftellen uns vor immer neue Gejtaltungen und beftätigen jo das Wort bes 
alten Herallit, daß „alles fließt” ; und deshalb gelangen wir nur ſchwer dazu, 
inmitten biejes Fluſſes Ruhepunfte zu gewinnen, an denen wir Halt madıen, 
ein Wegftüd überfhauen, und, bie Einzelheiten zuſammenfaſſend, ein Bild ber 
Zeit und ihrer Kultur gewinnen können. 

Dem Herauögeber des hier zum erften Male auf den Plan tretenden 
„Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeichichte”, Dr. Franz Schnürer, Direktor ber 
Privat- und TFamilienbibliothet des Kaiſers von Defterreich, feit Jahren als 
Redakteur bes „Allgemeinen Literaturblattes“ unb ber „Kultur“ tätig, iſt es 
gelungen, für diefes neue, weitausfhauende Unternehmen eine Reihe hervorragender 
Politiler und Männer der Wiffenichaft zu gewinnen und ihre nad einem ein« 
beitlichen Plane geftaltete Mitarbeit dem Werke nugbar zu machen. Schon ein 
Blick auf diefe Numenlifte bürgt dafür, daß das hier vorliegende „Jahrbuch“ 
niht ein fritiffojes Ronglomerat von trocdenen Berichten, fondern ein vom Geifte 
einer pofitiven Weltanfhauung getragenes und in fich einheitliches Werl von 
felbftändiger Erfafjung und Bearbeitung des Stoffes barftellt. 

Eine geſchichtsphiloſophiſche Studie „Das Jahr 1907* von Dr. Ric. von 
Kralik bildet die Einführung in das inhaltsreihe Buch. Drei Auffäße berichten 
über die Vorgänge im kirchlichen Beben: Dr. P. U. Kirih, Prälat Dr. F. M. 
Schindler und P. Anton Huonder 8. J. find die Referenten. — Daran ſchließen 
fih drei Auffäge „Politifches Leben“, der erfte über Deutichland ift von E. Kley, 
der zweite über Defterreich-IIngarn von Dr. 8. ©, Hugelmann, während ben 
dritten über das Ausland Dr. DO. Drefemann übernommen bat. — Unter ber 
nächften Rubrik: „Soziale und wirtichaftlihe Fragen“ find zufammengefaßt bie 
Auffäge „Volkswirtihaft und foziale Bewegung“ von Dr. F. Walt’r; Unter 
richts und Bildungsmwefen“ von E. M. Roloff; „Die Prefie in Deutichland“ 
von T. Kellen; „Die deutſche Preffe in Defterreih‘ von U. Weimar. Nun 
fommt als fünfter Abſchnitt: „Wiflenihaften“. Es merden dba beiproden : 
„Theologie“ von Dr. S. Seipel, „PHilofophie" von Dr. A. Mifcelitih, „Ge 
fhihte” von Dr. E. Hildebrand, „Klaffiihe Philologie“ von Dr. J. Bick, „Alt 
deutfche Philologie" von A. C. Schönbadh, „Literaturgefchichte* von DB. Stein, 
„Vollskunde“ von E. K. Blümml und ‚Rechtswiſſenſchaft“ von Dr. 9. Sacher. 

Alsdann wendet fih das Jahrbuch den ſchönen Künften zu: „Lyrik und 
Epik“ werden beſprochen von Dr. W. Oehl, „Dramatifche Literatur und Theater” 
von Dr. 3. Sprengler, die „Profa-Literatur“ von H. Brentano. „Ueber „Bil« 
dende Kunſt“ berichtet Dr. Fr. Leitſchuh, über „Mufikgeichichte” Dr. Th. Kroyer. 

Ein ganz eigenartiges Interefje wedt der nächte Abfchnitt, die „Chronil 
bes Jahres 1907. Was immer an Bemerkenswertem in Berichtsjahre 1907 
fi ereignet bat, hier finden wir es vom gemwifjenhaften Shroniften regiftriert, 
all’ die verfchiedenften Dinge in chronologifcher Folge. Nicht minder wertvoll, 


— 456 — 


ja unentbehrlich für jeden, der das öffentliche Leben verfolgt, ſind die das Werk 
abſchließenden Abſchnitte: Perſonalien“, „Totenſchau‘ und das ausführliche 
Regiſter. 

Der Gedanke, rückſchauend die Ergebniſſe eines Jahres in eine einheitliche 
Barftellung zu formen, ift ja nicht neu, und bie verichiedenartigen „Jahr⸗ 
bücder* und „Yahresberichte” geben Zeugnis, dab dieſer Gedanke auch Tebens- 
fähig und lebensfräftig ift. Aber er hat biöher immer nur eine teilweife Ber 
förperung erfahren, indem entaeber bloß die Zatfachen bes politifchen Geſchehens 
oder die Ergebbiffe beftimmter Einzelbisziplinen zum @egenftand ſolch retro- 
fpeftiver Darftellungen gemacht wurden. In den Herderſchen Jahrbüchern, dem 
bereitö zum 23, Mal erfcheinenden „Jahrbuch ber Naturwifjenichaften“, welchem 
nunmehr das „Jahrbuch der Zeit« und Kulturgefhichte zur Seite getreten ift, 
erfcheint zum erften Dale der Verſuch durchgeführt, das gefamte Beben innerhalb 
eines Jahres entheitlich in einem Ueberblit zu erjaffen, den natürlich vielfach 
auch über die nationalen Grenzen binausreihen und das Weltgejcheten im mweite- 
ften Umfange in feinen Geſchichtskreis ziehen mußte. 

Es ift ein glüdliches Zufammentreffen, daß alsbalb nad Vollenbung von 
Herders Konverſations⸗Lexikon diefe beiden Jahrbücher in harmoniſcher Ergänzung 
erjcheinen. Stellt das Konverſations-VLexikon die Summe bed Geſamtwiſſens bis 
zur jüngften Vergangenheit in enzyflopädiicher Form zufammengetragen bar, jo 
führen diefe Jahrbücher die Arbeit des Feſthaltens alles Bemerkenswerten fort. 

Im Intereffe der allgemeinen Bildung liegt «8, biefe Werke in bie wei« 
teten Kreiſe zu verbreiten. 

Der um bie fath. Wiſſenſchaft in feltenftermweife verbiente Verlag, wie bie 
Gediegenheit beider Werke verdienen ed, Preis geb. 7 Mt. 50, — 


— I — 


Ein Rechenlehrmittel. 


Hechenfibel von Johannes Meyer, Lehrer in Hemishofen. Scaffhaufen; 
zu beziehen bei Karl Schochs Buchhandlung. 1908, 

Ausgabe A = 5 Heften (& 8 Seiten) Einzelpreis 65 Rp. 
— 7 
duͤtzendweiſe billiger. 

Die Einführung der fundamentalen Zahlenbegriffe in der Elementarklaſſe 
ift eine fchwierige und eminent wichtige Arbeit ; nur fireng methodifches Vorgehen 
vermittelt da ein folibes, ficheres Willen, Zahrireich find daher bie „Rechen« 
fibeln“, in denen fleißige Rehrer ihre im Laufe der Jahre gefammelten Erfahrungen 
nieberlegen, vorwärtäftrebenden Kollegen Stoff zum Nachdenken und praftifcher 
Erprobung bietend. Auch dem DBerfafler der uns zur Rezenſion vorliegenden 
Rechenhefte, — den wir perfönlich nicht kennen — gebührt unummunden das 
Attribut eines emfigen, in die Methodik des erjten Nechenunterrichts ſich ver« 
tiefenden Elementarlehrers. — Wenn wir jebod in unferer objeltiven Kritik 
nachitehenb mehrere Aushebungen machen, glauben wir in biejer Materie in 
Hinficht auf unfere mehr als 20jährige Tätigkeit auf der], Primarſchulſtufe einiges 
Derftändnis beanſpruchen zu dürfen. Heft I. (A) bietet eine Menge Stoff zu 
alljeitigen Uebungen im Zahlenraum von 1—5; ein nit zu unterihäßenbes 
Hilfsmittel für ſchwächere Schüler, deren es ja gerade im Rechnen der Anfänger« 
Hafje viele gibt. Wenn aber beifpieläweife die Zahl 3 (Seite 3) 45 mal fozu« 
fagen in ber nämlihen Form und Anordnung bargeftellt wird, fo legt das ben 
Gedanken an eine mechanische Spielerei fehr nahe. 


— 457 — 


Daß Seite 1 und 2 „+* und „=* zu Zählübungen verwendet wurden, 
um fhon auf ©. 2. als Plus reſp. Gleicsheitszeihen in ber Abdition Der 
wendung zu finden, ift uns aufgefallen. Auf biefer Stufe und in die» 
fem Zufammenbang muß dies ben Schüler zum mindeften verwirren. 


Heft IT. (anihaulihes Rechnen mit Einführung ber Ziffern (1—5). 
Durdführung originell; aber vor lauter Veranſchaulichung feine Abftraltion. 
Tas felbfitätige Unterjcheiden, Vorftellen, Denten ber Schüler joll doch auch 
rechtzeitig zur Geltung fommen. 

Die Darftellungen für 2, für 3 und für 4 und f. f. bei Einführung 
ber Zıffern haben mir bei jüngern Kollegen auch ſchon geiehen. Mir 
möchten fie ald „Krüden“ bezeichnen, bie auf Ummegen zum Ziele gelangen. Die 
Ziffern, zur echten Zeit eingeführt und mit den Zahlenbildern gehörig ver» 
glihen und idertifizirt, bilden nach meiner Anficht jo wenig Schwierigkeit für 
ben Schüler, wie die Vautzeichen für ſolche Laute, welche ibm be» 
fannt unb geläufig find. 


Das III. Heft (Manigfaltige Uebungen im Zu- und Abzählen von 1—5) 
ift „praftifh" und gut bearbeitet. Nur find wir mit Erempeln wie S. 8 unten 
(2+3=4+2; 5—1=2+? ıc) nicht einverftanden. Tas find Aufgaben und Dar« 
ftellungen, die zum geiftigen Standpunk ber 1, Kläßler in keinem Verhältnis 
ſtehen. — 

Bei Heft IV ift mir aufgefallen, baß z. B. mit ber Einführung ber 
neuen Zahl 6 Sofort vermilchte Operationen (Zur und Wbzäblen, Ber 
legen, Meſſen und Bervielfahen) durchgeführt werden. Ob bie Rechnungen mit 
ben römischen Ziffern nicht mehr verwirren, als fie nüßen ? Darf man von 
einer ganzen I]. RI. die Kenntnis und rechneriſche Erfafjung der „Ubren- 
ziffern“ vorausfepen ? 

— — V. iſt ſchwer beladen. Aufgaben wie 

S. 322 284 

2:5X1+43:? u. ſ. w. 

S. 8. 1:4X2—3:?X u ſ. mw. 
feinen mir gefünftelt unb über bie Faſſungskraft eines Anfängers zu gehen. 

Troß biefer kritiſchen Bemerkungen möchte ich beigefügt haben, daß bei ber 
Neichhaltigkeit der Hefte Speziell jüngere Lehrer manche methobiihe Winte daraus 
ziehen können, Auch trete ich dem Eifer des Verfaſſers in feiner Weife zu nabe. 

K. 


— — — — 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Säule. 


Warth (The.) Erhöhung bes Lehrergebaltes auf 1600 Fr. und 100 
Tr. Organiftengehalt. — 

Deutfhland. Lehrergehälter. In Württemberg erhält ein Lehrer 
bas Hödftgehalt von 3000 Fr. nach 27 Dienftjahren und 52 Lebensjahren; in 
Heflen 3500 Fr. nad 30 und 3750 Fr. nah 31 Dienftjahren. In Bayern 
beantragt nun bie Regierung bem Landtag ein Lehrer-Höcftgebalt von 3500 
Tr. nad 34 Dienftjahren ober bei 52 Vevensjahren. 

Hüttwilen (Thurg) Erhöhung bed Primarlehrergebaltes von 1400 
auf 1600 Fr. — 


——BKE— 


4 458 »—— 


Titeratun. 


Keitfaden für den Uurnunterriht an der 1. bis 3, Alaffe. Zürich. 
Verlag der Erziehungsdireftion. Zu beziehen beim bortigen Lebrmittelverlag. 

„Run wollen die Zurnmwüteriche auch noch ein Turnen auf der Unterftufe,“ 
hör ich einen mir befreundeten Brummbären murren. Gemach! mein Lieber. 
Würde das Turnen auf der Vorſtufe als ein fireng ſyſtematiſches aufgefaßt, 
etwa wie in ber eidgenöffifchen Turnſchule für bie obern Klaſſen, jo würden wir ba« 
gegen entichieden Pofto faffen. Die Aufgabe des Turnens in den etften Schul» 
jahren fol vielmehr zwifhen dem freien Tummeln bes vorfhulpflichtigen Alters 
und ber befchräntten Freiheit eine Brüde jchlagen, ben Bewegungstrieb wachhalten 
und in richtige Bahnen Ienfen. Da das Spiel biefem Kindesalter am meiften 
zuſagt, foll bier ein fpielartiger Betrieb der Leibesübung die Megel fein, Ber 
Zurnftoff nimmt hierauf hauptiählih Rüdfiht und ift dbementiprehenb fehr 
einfach aber unterhaltend augefchnitten, Die Spiele, nach Klaſſen geordnet, 
nehmen benn auch einen fhönen Zeil bes Büdleins ein. Wem die Schulver- 
bältniffe ein Turnen auf der Vorftufe nicht geitatten, wirb in dieſem Leitfaden 
wertvolle Winke für das Turnen der Oberklaſſen finden. L 

Robert Seidel, Die Schule der Zukunft, eine Arbeitsſchule (Schweiger 
Zeitfragen Heft 35) 32€ 9, —80. Züri 1908. Verlag: Art. Ins 
ftitut Orell Tüßli, 

Herr Stabtihulrat Dr. Kerſchenſteinꝛr aus Münden, ber einen großen 
Ruf als NReform-Pädagoge genieht, hielt an ber Peitalogzifeier in Zürich einen 
Dortrag über das Thema: „Die Schule der Zukunft, eine Arbeitsſchule“. Diefer 
Dortrag fand bei Volt und Behörden Tebhaften Beifall. Hierauf erhielt ber 
Derfaffer ber vorliegenden Schrift, ebenfalls ein Reform Pädagoge von hohem 
Ruf und Privatdozent ber Pädagogif am eidgen. Polytehnilum, von ber „Zür« 
cher ⸗· Wochenchronik“ die Einladung, fib ala Vater der Arbeitsſchule über den 
Vortrag audzufpreden. Er tat dies in einer Reihe von Artikeln, die nun, um 
einen vermehrt, in biefer Broſchüre vorliegen, 

Robert Seibel jpricht ınit herzliher Wärme und hoher Anerfennung von 
Kerſchenſteiners Vortrag und Wirken, aber er dedt nichtöbeftoweniger mit freund⸗ 
licher Klarheit den vollftändigen Mangel an Theorie und Philofophie auf, ber 
in Kerſchenſteiners Auffaffung ber Schulreform zu Tage getreten if. Seibel 
Kritil ift jedoch nicht kleinlich, ſondern großzügig; fie ift nicht zerftörend, fon« 
bern ſchöpferiſch; fie gründet nur tiefer und baut höher, ala Kerſchenſteiner es 
getan hat, 

In einer Anzahl Eſſays, bie ſprachlich und ftofflich feine Kunſtwerlke 
find, zeigt der Verfaffer die Unzulänglichkeit der Unſchauungsmethode und rüdt 
bie große geift-, funft- und cdarafterbildende Kraft ber probuftiven Arbeitöme- 
thode ins hellfte Lit. Die yanze Frage der Schulreform durch Arbeit wird 
auf einen neuen Boden und auf feiten Grund geftellt, indem fie als ein not⸗ 
wendiges Produft der Hiftorifchen, fozialen und politifchen Entwidlung zur pla« 
ſtiſchen Darftellung fommt. 

In Seideld „Schule ber Zukunft” Liegt eine vorzügliche, Hare und warme 
Schrift über eine wichtige Zeitfrage vor, die niemand ohne Genuß und Gewinn 
lefen wird. Daß Seibel, der perfönlich ein Führer der Sozialdemokraten ift, 
nicht katholiſche Wege geht, ift klar, das erfieht ber Leſer fchon aus Seibels 
„Zweck der Erziehung”, ber von jebem höheren Endziel bes Menſchken und von 
jedem religiöfen Mittel zur Erreichung dieſes Enbzieles gänzlich abfieht. Seibel 
und RKerfchenfteiner gegen einander, aber beide auf — fandiger Unterlage. Obne 
— und feine Lehre — keine Erziehung, kein glückliches Dienfchenfchenge- 

echt! — 


— 459 — 


Um meine Waschmaschinen à 21 Fr. 


mit einem Schlage überall einzuführen, habe ich mich entschlossen, dieselben 
zu obigem billigen Preise ohne Nachnahme zur Probe zu senden! Kein Kauf- 
zwang! Kredit 3 Monat! Durch Seifenersparnis verdient sich die Maschine 
in kurzer Zeit und greift die Wäsche nicht im geringsten an. Leichte Hand- 
habung! Leistet mehr und ist dauerhafter wie eine Maschine zu 70 Fr.! 
Tausende Anerkennungen! Die Maschine ist aus Holz nicht aus Blech und ist 
unverwüstlich! Grösste Arbeitserleichterung und Geldersparnis. Schreiben Sie 
sofort an: (H 7229 Z) 262 


Paul Alfred Gabel, Basel. 


Vertreter auch zu gelegentlichem Verkauf überall gesucht! Bei Be. 
stellung stets nächste Eisenbahnstation angeben! 


Vakante FTehrerftelle. 


An die Rnaben-Öberjchule der Gemeinde Ingenbohl-Brunnen wird 
auf Mitte September nächſthin ein weiterer Lehrer geſucht. Anmeldungen 
find an den Schulratspräfidenten, Hohw. Herrn Pfarrer Föhn im 
Ingenbohl, zu richten. Derjelbe wird aud über Erforbernifie, Gehalt 
2c. jede wüntäbere Auskunft bereitwilligft erteilen. 330 

Ingenbohl-Brunnen, den 30. Juni 1908. 


Der Schulrat. 











Pro memoria! 


1. „Aafalog empfehlenswerter Jugend» und Vollsſchriften“ Solo 
thurn, Buch- und Kunftdruderei 1907. Preis 1 Gr. 

2. Meifeführer des Vereins tath. Lehrer und Schulmänner ber Schweiz, 
beim Berfafler HH. Rettor Keifer in Zug. Preis Fr. 1.25. 

3. Beifelegitimationskarte (mit bedeutenden Zarermäßigungen auf 
fchweiz. Bahnen und Dampfbooten und Ermäßigungen bei Befidhtigungen von 
Sehenswürdigleiten) erhältlich bei Hru. Lehrer Afdwanden Zug. Preis 1 ir. 


Sammellike für Bohlfahrts-Einrihtungen unferes Bereins. 
Übertrag: fr. 3295. — 
Durh Thom. Schönenberger, Lehrer St. Fiden dr. 1, — 
Übertrag: Fr. 3305. — 
Weitere Gaben nehmen dankbarſt entgegen: Spieß Aug., Zentral-KRaffier 
in Zuggen (At. Schwyz) und bie Chef-Rebalftion. 


Briefkaſten der Redaktion. 


1. Diefe Nummer umfaßt 20 Seiten. 

2. Es fehlt immer an — Seltionäberichten, weshalb die Rubrik „Vereins» 
chronik“ unterblieben. — 

3. Für Nekrolog „Brun“ fig. ift Elichs beftellt. 

DE” Dei benjenigen geehrten Abonnenten, welde ben Abonnementsbe- 
trag nur für das 1. Halbjahr entrichtet haben, werben wir uns erlauben, mit 
nächfter Sr. für das 2, Semefter Nachnahme zu erheben, um deren gefl, Ein- 
löfung wir bitten, Die Expedition. 


— 4 400 —- 














— Stahlbad Ainutwil sus 
Bahnſtat. Sarſee. Schönfter Landanfenthalt. Banton Zuyern. 
Reichbaltige Stablauelle, Sootbäder, Douche, Hango-Bäbder, toblenfaure Bäber, nene fani« 

tarische Einrichtungen, Üleltr, Licht. Ausgezeichnete Hellerfolge bei 

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Hetonvaleszenzen. Mildkuren. Schattige Barlanlagen und Spaziergänge. Nahe Tannen 
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/iehungsiisten à 20 Cts. 


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| vormals Zug. 


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Nach Balsthal folgt Olten. 














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würde ev. auch Stellvertretung la Wringmaschinen 
übernehmen. Auskunft unter 3655 | sog. Heisswringer, die Beste, Solideste und 


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plaß 66 Luzern. a Fr. 25.— ä Stück, und zwar nicht unter 
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Kirchenbaulotterie Balsthal, deren Los— 
vertrieb den Losverjandgeichäften Frau | be: 
sie £uzern —— grau ir —— zug 
ertragen wurde, mußte verſchoben 
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a 8 3700 : - — a Emission 
De 21 2, — * Eh laupttroſffer: Fr. 40,000 Fr. 20,000 ax. 
zwei 4 Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 
und Ziehungslisten & 20 Ct. versendet das 
Bureau der Stadttheater- 
Lotterie in Zug. (H 6%0 Lz. 270) 












Bags = 2 = a a Sn ae ———— 

Inferate find an die Herren 
Haajenftein & Vogler zu jenden. 
en ae I ve nn En Er ee — 





Dadagogilde 
Blätter.“ 


Vereinigung des „zqweier. Erziehungsfrenndes“ und der Judag. Monatsfhrift". 


Organ des Vereins kathol. dehrer ım und Shulmänner der Schweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholifhen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 10. Juli 1908. | Nr. 28 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilfion: 
HD. Reltor Seiler, Erziehungsrat, Zug Bräfident; die HH. Seminar-Direltoren Jakob Brünin Fa u 
Ridenbad (Schwys), _ - * Schnyber, Hiptirch, Herr Lehrer ol. —* er, Goßau (St. Ga 
err Clemens Frei zum Storchen“, Einſiede 
Sinfenpunge F x find an legteren, als den Chef» ——— zu richten, 
Infsrat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlidr einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Bejtellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshanblung Einfiebeln. 





Inhalt: Ter hi. Auguftinus ald Bädagoge. — Echu'politiiche Strömungen neuejter Tage. — Humor 
in ber Schule. — Bäbagogtiche Chronik. — Ein Echuibefuch. — Schulreiſen auf den Ihmeizer. 
Bundesbahnen. — Ein Schuflbeluch. (Mit Bild). — Kin wichtiges Erziehungsmittel. — + Ober 
lehrer Johann Brum-tneichen in Balltvil. — Aus Hantonen und Ausland. — Achtung! — Für 
bie Ferien. — Brieflajten der Kedaftion. — Anjerate. 





Der Hi. Auguſtinus als Pädagoge. 
(Bon Prälat Tremp, Berg Sion.) 


Wer bie vielen Schriften bes bl. Auguftinus, eines ber größten Geifter, 
nur ein wenig burhftöbert, findet darin verichiedene pädagogijche Weisheitsförner. 
Diefelben in einem Buch „Der bl. Auguftinus ala Pädagoge” geiammelt zu 
haben, ift das Verbienit von Eggeröborfier. Wir wollen barnad die Päbagogil 
bes Hl. Auguftinus nur in Umrifien fkizgieren, 


J. 


Wir können beim Pädagogen Auguſtin zwei Perioden unterſcheiden: 1. bie 
Periode bes Philofophen und neuplatoniihen Myſtilers und 2, die Periobe bes 
Theologen und Biſchofs. Als Scheidegrenze feßen wir bie Biſchofsweihe. Die 
Auguftin’ihe Stellungnahme zu ben erzieheriichen fragen konzentriert fih in 
zwei Brennpunften, in feinen beiden Werten: De Ordine (Orbnung) und De 
Doctrina christiana (Kriftliche Doctrin). Erfteres Buch gilt für bie erfte, letzteres 
für die zweite Periode. 

1. In feiner erften Periode begegnen wir den Fundamenten ber Auguſtinſchen 
Pädagogik. Objelt: Die Seele und Gott. « Noverim me, noverim Te » (Soliloq.), 
„möchte ich mich, möchte ich dich erfennen‘, Biel: Hinführung bes Dlenjchen 


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zu Gott. Bei St. Auguſtin iſt die Pſychologie die Grundlage der Pädagogik. 
Er fennt die Bedeutung des „ntereffes‘: „Es feuert den Eifer der Lernenden 
an“ (de Trinit.), Er betradtet bie „Anfhauung“ als ben Anfang ber Er» 
fenninis und bes Unterridtes: „Wir lernen nicht burh Worte, fondern nur 
durch die Anſchauung; nicht ber ift mein Lehrer, der vor mir redet, ſondern 
berjenige, welcher das, was ich lernen will, entweder meinen Augen ober einem 
andern körperlichen Sinne ober dem Geifte felber vorftellt“ (de magistr.). 

Auguſtins Philofophie zielt auf Myſtik; daher ift feine Pädagogif auch 
myſtiſch. Das Grundfhema jedes myſtiſchen Syſtems ift: Ablehr von ben 
Dingen, Einkehr in fihb und Hinfehr zu Gott. Dieſer Trias entjpricht bie 
andere Dreiheit: Reinigung, Erleuhtung (Heiligung) und Vereinigung. Das ift 
auch ber Weg ber Erziehung. Die Grundbewegung bed menfchlichen Herzens 
ftellt fi in der Formel dar: „Ewige Güter, Menſch, zeitlihe Güter“. 

S. Auguftin unterfheidet intelleftuelle und ethifde Bildung. Tas fittlich 
gute Leben ift Tehtes Ziel des Menſchen und feiner Erziehung. Die fitiliche 
Erziehung hut eine doppelte Aufgabe: Ablehr vom Böfen und Erwerb ber 
Zugenden. Das Enbziel ift: Anihauung Gottes, unmittelbare Erkenntnis 
Gottes. „Wenn ihr mich gerne Xehrer nennet, fo gebet mir auch ben Bohn: 
Seid gut“ (De Ord.). 

Tillmonts urteilt über die Auguftinfche Erziefungspraris: „Er if ein 
ausgezeichneter Lehrer nicht bloß der Zunge (mie bie Rhetoren in iyren Audi- 
torien), fondern aud des Geiftes und bes Charalterd.” S. Auguſtin fagt ben 
Schülern: „Sroße Sorge um euern Charakter peinigt mich.“ 

S. Aug. ſetzt in feiner erften Periode als Ziel feiner Pädagogik mit ihrer 
myſtiſchen Färbung: das felige Leben ſchon hier, philofophifches Glüd, folratifchen 
Intellettualismus, ethiſchen Optimismus, Tontemplatives Leben. Dazu bient bie 
Erziehung, zunöchſt ala Stufengang ethiiher Reinigung. 

2. In der zweiten Periobe ber Auguftinichen Pädagogik tritt bie 
Theologie (Gnade und Erbfünde) in den Vorbergrund. ‚„Feſter Glaube ift ber 
Anfang ber Erkenntnis” (de Trinit.), Jetzt beginnt das tätige Leben; bie 
vita beata, das felige Leben ift nur das ewige Veben. Seine Kriegserklärung 
gegen die meitlihe Bildung gilt ber Eitelkeit und dem Hochmut ber Mhetoren« 
ſchulen. In der erſten Periode war ber Sapiens (dev Weife) das Ideal des 
Pädagogen Auguftinus, in ber zweiten Periode ift e8 der Sanctus (der Heilige). 

Die zmeite Periode ift die Periode ber hriftlichen Bildung, mit ber bl. 
Schrift im Mittelpunlt. Schon Overbed bemerkte, es dürfe der Buchtitel « De 
Doctrina christiana » nicht überfegt werden: „Von ber rifilichen Lehre“, fon» 
bern „Ueber bie hriftliche Wifjenichaft“ oder „Ueber bie Bildung ber hriftlichen 
Gelehrten“. In diefem Auguftinfchen Buche finden wir die allgemeinen Normen 
für ben höheren Unterricht, beionbers für den Klerus. Willmann jebocdh nennt 
in feiner Dibaltit (I., 231) das zweite Bud (2. Abteilung) von S. Auguflins 
de Doctrina christiana „ein Syftem der fätularen Bildungsftudien vom Gefi.hts- 
punfte der hl. Schrift“. Wir wollen nicht einzelne Sentenzen dieſes Auguftinfchen 
Vuches anführen, 3. B.: „Alles Willen ift entweder Erfahrungswiſſen oder 
Geiſteswiſſen“. 

Das Auguſtinſche Bildungsſyſtem bat in ſeinen zwei Perioden mit ben 
zwei Büchern De Ordine und De Doctrina christiana eine verfchiebene Phyfio- 
nomie: dort bie feurige Liebe zu den freien Wiſſenſchaften ala den hochgebornen 
Töchtern der Vernunſt, bier praftifcher Nutzen für das chriftliche Leben. Doc 
fließen beide Perioden dahin zujammen: Fort mit der einfeitigen Ahetoren« 
bildung, an ihre Stelle die fieben Künſte als Propadeutik für die Philofophie, 
biefe als Vorſchule für die Schrifteregefe; die heidniſche Wiſſenſchaft ift die 
Magd der riftlichen Weisheit. (Fortfegung folgt.) 


3 463 — 


Schulpolitiſche Strömungen neuefler Tage. 
(Bon EI, Frei.) 
(Fortſetzung.) 

3. In Bayern handelt es ſich dermalen um eine Gehaltsauf— 
beſſerung im großen Style. Im Dez. 1907 erließ die Lehrerſchaſt 
eine Petition an die Regierung mit dem Anfuchen um Gehbaltsauf- 
befjerung. Das Zentrum, die dermolige Mehrheitöpartei in der Kammer 
der Abgeordneten, forgte nun mit Energie dafür, daß die Aufbeflerung 
auch der Lehrer noch in diefer Sefjion gleichzeitig mit der Beamtenauf- 
befierung erfolge. Die Herren Domkapitulare Dr. Schädler (Bamberg) 
und Dr. Pichler (Augsburg) waren e8, die mannhaft und ohne Rüdficht 
auf Volksgunſt, Regierung und Parlameıt zu diefem Schritte anfpornten, 
Die Liberalen waren gegen jofortige und gleichzeitige Behandlung, alfo 
für Berfchiebung des Geſuches der Lehrer. Und noch Eined. Es murde 
nun dom Minifterium bald ein Gehaltsregulativ der Sammer vorge- 
legt, da8 im feiner Aufbefferung Über das Hinaudgeht, was die 
Lehrer im Dezember 1907 im ihrer Petition gefordert Hatten. Die 
giberalen find gegen dieſes Regulativ, wie fie auch 1896 eine mehrere 
Erhöhung des Grundgehaltes, als die Regierung bot, forderten, und 
dann dadurch jede Erhöhung zu Fall brachten. So heute. Nun berief der 
liberale Abgeordnete Lehrer Beyhl in Würzburg, zugleich Redakteur der 
„nreie Bahr. Schulzeitung” eine Lehrerverfammlung von 3000 Lehrern 
in den Haderbräufeller nah Münden, an der auch liberale und 
fozialiftifche Abgeordnete fich beteiligten und mamentlich Teftere frenetijch 
begrüßt wurden. Es handelte ih um Stellungnahme zu dem von der 
Regierung gebotenen Gehaltsregulativ, das beim Zentrum bereit3 groß- 
mehrheitlich befte Aufnahme und warme Bertreter gefunden hatte. Der 
Ton, den liberale Heerführer der Lehrerjchaft bei diefer Berfammlung 
anſchlugen, verlegte und Fränfte, jo daß Dr. Pichler in der Kammer 
erklärte, „Abtroßen laffen wir und nichts und zwar von niemand“. Das 
Wort war etwaß hart, aber leider erflärlich und berechtigt, zumal die 
Berfammlung mit aller Ungeniertheit fih als Bertreterin eines nadten 
Volksſchulradikalismus geberdete. Sie ftellte ſich ald die Retterin der 
Volksſchule aus den Feſſeln der Kirche. Diefer Ton in jenem Augen- 
blid, da man mit einer Bittichrift vor der Kammer ſieht und da dieje 
Kammermehrheit der Bittfchrift fehr ſympatiſch fich gegenüberftellt, war 
denn doch derart befremdend und taftlos, daß das ſcharfe Wort Dr. 
Pichlers feine Berechtigung finden muß. Es hat denn auch der erſte 
Borftand ded fath. Lehrervereins von Bayern gegen diefe Sprache des 


— 464 — 


Undankes, der Ungerechtigkeit und der Verhetzung in Verſammlung und 
Preſſe mit folgender öffentlicher Erklärung Stellung genommen, indem 
er ſchreibt: 

„Um jeder Märchenbildung vorzugreifen, erkläre ich in meinem 
und jedenfalls auch im Namen des ganzen Kath. Lehrervereins in Bayern 
folgendes: 

1. Wir bedauern die bekannten Worte, die unverhüllte Drohung, 
welche der Lehrerredalteur Beyhl am 16. Mai in München unter dem 
Beifalle der Verſammlung gebraucht Hat. 

2. Wir mißbilligen ebenfo den Radikalismus, der ſich feit Wochen 
in der liberalen Lehrerprefje fundgibt. Wir machen diefen verantwort- 
li, wenn das Werk unferer Gehaltsaufbeſſerung in letzter Stunde miß- 
lingen follte, 

3. Wie ich in meinem an die Geſamtlehrerſchaft Bayerns gerichteten 
Aufruf betonte, jo möchten wir auch hier Widerfpruch erheben gegen die 
in der radilalen Lebhrerprefie deutlich erkennbare Abficht, mit der Ge- 
baltöfrage radikale Schulziele zu verfuüpfen, um für diefe zu werben.” 

Und warum will nun der „Bayr. Lehrerverein“ ſamt 
feiner liberalen Fachpreſſe die Aufbejjerung um 4! 
Mill. Mark nicht, warum haſcht er bei feinem Bewußtſein der um« 
genügenden Lehrerbejoldungen nad dem friſch flatternden Vogel in des 
Himmeld Iuftigen Höhen, ftatt den ruhig auf dem Dache ſitzenden 
zu greifen und fi mit ihm als mit dem Grreichbaren zu beqnü- 
gen?! Die Antwort ift fehr einfach. Bereits ift wieder Voltzjchul- 
radilaliamus Trumpf und zwar in weiten, fpeziell ftädtifchen Lehrer— 
freifen. Bor zwei Jahren waren auf dem „deutſchen Lehrervereindtag“ 
in München die Herzen offenbar geworden; man hatte fi} dort gegen 
den Willen der Diplomaten unter der Lehrerfchaft mit größter Un- 
geniertheit für die chriftentumsfeindliche Pädagogik der Hamburger und 
Bremer Kollegen engagiert. Der Kampf gegen die chriftlide Schule 
war zur Hauptaufgabe der Randeölehrervereine proflamiert. Gehalts 
frage und Auffichtöfrage follten die Leimruten fein, um den einzelnen 
Berufsgenofjen zum Beitritt zu loden, und dad Hauptziel der beruf- 
lihen Vereinigung war der gemeinjame Kampf gegen die curiftliche 
Schule. Dies Jahr tagte der Lehrerverein in Dortmund und hat an 
den Kampf gegen die chriftliche Schule die fröhliche Fortjeßung an— 
gereiht. 

Univerſitätsprofeſſor Dr. Natorp-Marburg machte den Beginn in 
einer Rede, in der er ald Schulziel direkt die Belämpfung ded Katholi« 
zismus hinſtellte. „Auch aus dem deutfchen Katholizismus wird ein- 


mal ein neuer, wenn auch anderd gearteter Proteftantismus entftehen. 
Gerade die jüngften Ereigniffe haben gezeigt, daß diefer Proteftantismus 
im Katholizismus noch nicht erftorben ift. Wenn der deutjche Katholi« 
zismus es noch nicht verftanden hat, das römische Joch fo leicht abzu- 
werfen, wie anſcheinend unſer weftlicher franzöfifcher Nachbar, fo laſſen 
wir und den Glauben nicht nehmen, daß das an der ernfteren Religi— 
ofität des deutſchen Bolfes liegt. Erſt wenn diejed Joch abgejchüttelt 
ift, werden mir ein einiges Vaterland haben. Diefen Tag follen Sie, 
die deutjche Lehrerfchaft, vorbereiten.” Es wird aljo der Lehrerfchaft 
die Herbeiführung des Bruchs des deutſchen Katholizismus mit feinem 
kirchlichen Oberhaupt und die Proteftantifierung des deutjchen Katholi« 
zismus in Auftrag gegeben. Es gejchah unter dem Beifall der Ber- 
fammlung. Dr. Natorp ſprach weiter von der „geiftigen Zwingherrſchaft 
einzelner Konfefjionen“. Die Lehrerfchaft müſſe mweiterfämpfen auch für 
die „Ractlide Schulaufficht“. 

Reichstagdabg. Sommer aus Burg bei Magdeburg jehte Theſen 
über die Errichtung einer Reichäfchulbehörde durch im Intereſſe einer 
Konzentration. Sie fol die Verjchiedenheit der Schulpflicht befeitigen, 
die Schulentlaffung einheitlicher regeln, die Fragen der Schulorganifation, 
ber Lehrerbildung (!), des Schulrechts, der Schulauffiht und Echulver- 
waltung ufw. gleichmäßiger denn bisher löſen. Es genügt, auf dieſe 
gefährlichen Pläne Hinzumeifen. Der Lehrertag Hat fi für den Plan 
Sommerd ausgeſprochen und damit auf? neue dad Feuer geſchürt. 
Eommer vertrat natürlih auch die „allgemeine fimultane Volksſchule“. 

Lehrer Hiemann⸗Leipzig: Sachverſtändige in Schulfahen können 
nur die Lehrer fein. Nötig ſei Trennung von Schule und Kirche. Die 
Schule Habe fittliche Menſchen zu erziehen, nicht konfefjionelle.. Heute 
berriche in der Schule die Kirche und nicht die Pädagogik: 

Lehrer Stediner-Heilbronn: Ein Reichsſchulgeſetz ift notwendig. 
Beſonders muß die Trennung von Schule und Kirche gefordert werden. 

In diefen Darlegungen zeichnet ſich jo recht der neu erwachte 
Vollksſchulradikalismus, deſſen Erplofivnatur die Lehrerſchaft allerorten 
in fimultane und konfeflionelle Vereinigungen audeinandergeiprengt hat. 
Seine Führer find meift anftändig bonorierte Stadtlehrer, denen eine 
Aufbefferungsvorlage vor allem nicht Magenfrage ift, und die darum bei 
Berührung don Bejoldungd- und prinzipieller Schulfrage der letzteren 
den Vorritt einräumen, und denen darum die Vergewaltigung der Ge- 
wiſſensfreiheit chriftlicher Eltern durch die anzuftrebende Autonomie der 
weltlichen Schule über alles geht. Daher der ftete offene und fehlei- 
chende Kampf diefer Leute gegen die prinzipale Etellung des Religion 


-_ 3 466 = 


Unterrichtes im Schulgetriebe, gegen den autoritären Charakter der bib- 
liſchen Geſchichte, gegen die Konfefjionalität der Lehr: und Lejebücher, 
gegen die Eonfefjionellen Lehrerbildungsanftalten, gegen die geiftliche 
Schulauffiht und derlei mehr. Dieſer Volksſchulradikalismus arbeitet 
ſyſtematiſch, arbeitet zielbewußt und fonfequent, aber meift unter 
falſcher Flagge: Bejoldungd und Shulauffihtäfrage find 
ibm Zodfpeife, prinzipielle Schulfrage ift ihm Hauptjade. 
Menn Marz ia ragen der Arbeiterwelt fi dahin äußert, daß man 
den Arbeiter ftändig in der Unzufriedenheit erhalten jol, um ihn für 
die Sache der Sozialdemokratie reif zu erhalten, fo ericheint das faft 
unglaublid. Und wenn Bebeld Zendenz jeit Jahrzehnten parla= 
mentarifh nad dem Ziele ftrebt, alle fozialen geſetzgeberiſchen Erlaſſe 
zu bodigen unter dem Bormwande, jie bieten zu wenig, jo er 
ſcheint und das faft lächerlich. Und doch find beide Annahmen korrekt 
und Haben die Vergangenheit für fih. Und ganz analog fteht ed mit 
der neueften Forderung der liberalen Münchener Zehrerverfammlung. Sie 
gibt nicht die Stimmung der Lehrerfchaft wieder, fondern macht künſtlich 
Stimmung für ein Plus der Gehaltsaufbeflerung, um in Wirklichkeit 
Regierung und Kammermehrheit zu verdächtigen und zu mißfreditieren, 
die Lehrerfchaft in wachſender Unzufriedenheit zu erhalten, in Wirklich— 
feit ihr — nichts zu bieten, fie aber für die prinzipielle Auffaffung in 
der Sculfrage in liberalem, hier antichriftlihem Sinne zu gewinnen 
oder zu erhalten. Alles nach dem alten Worte von Marr: Die Der- 
zweiflung ift der Hebel, mit dem wir die Mafjen (Hier die Lehrerichaft) 
für uns erhalten und gewinnen. — Daher wird die Lehrerjchaft eigent« 
lich aufgehegt und irre geführt, um fie gegen Zentrum und chriftliche, 
konfeflionelle Schultendenz mobil zu maden. Selbfiverftändlic all’ das 
unter Vorgabe einer mehreren Gebaltsaufbellerung, ſofern das vor— 
liegende Gehaltöregulativ der Regierung som Parlamente verworfen ift. 
In Wirklichkeit wird dann gegen dad Zentrum losgeſtürmt, das eine 
höhere Aufbefjerung nicht wollte, und werden Liberaliamus und Eozials 
demofratie ald die Retter aus Lehrers finanziellen Nöten gepriejen. Und 
lo wird ein Eiertanz aufgeführt, der zwar die Lehrerſchaft unzufrieden 
erhält, ja noch unzufriedener macht, ihr aber eine mehrere als die vor— 
liegende Gehaltäaufbefjerung nicht bietet und nicht bieten fann. Wir 
fönnen darum allen Ernte nur warnen vor den Lehrerdvereinigungen, 
die nun einmal feine pofitiv chriftlichen Zielpunkte kennen, weil die Bor» 
gabe bloß materieller und rein beruflicher Ziele in Wirklichkeit praktiſch 
immer, zu allen Zeiten und an allen Orten, auf Täufhung beruhte und 
Täuſchung erzeugte. Und wenn Aug. Grünmeller in. feiner „Deutjchen 


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Lehrerzeitung“, der bislang immer den Anſchluß an ben „Deutſchen 
Lehrerverein“ empfahl, weil er an eine gewifje Solidarität der Berufs- 
und Standed«intereffen glaubte, heute mannhaft erflärt: „Es kann nur 
eine Loſung geben für alle pofitiv gläubigen Glemente des „Deutichen 
Lehrervereind*: „Heraus aus diefem Berein!* fo tönt diefe kategoriſche 
Lofung offenbar die logiſch korrekteſte Stellungnahme für einen fon; 
fequent denfenden Lehrer Deutihlands an und zeichnet den Eruft der 
Auffafjung jelbft in proteit. Kreiſen. Wir aber möchten die Loſung erweitern 
in den Sa „und hinein in einen fath., in einen pofitiv chriftlichen Lehrer⸗ 
verein!“ Der Schulradifaliamus ift eben gut organifiert, dem gegenüber 
tann nur eine ebenjo ſtramme Organifation auf prinzipiell kath. Baſis und 
mil ſehr praftifchen, zeitgemäßen Zielen wirkfam front machen. — In 
diefem bayrifchen Kampfe um die Gehaltsaufbeflerung ift das Wort ge- 
fallen „die Menjchen find für das Yenfeitö nicht durch die Schule heran« 
zuziehen“ (Dr. Müller, Meiningen), und der lib. Abgeordnete Lehrer 
Bühler entfaltete ein Schulprogramm, das nach dem Geftändnifje des 
fozialdemofratifchen Abgeordneten Segitz „fi mehr und mehr freieren 
Anſchauungen ſich näherte, ald man früher von den Liberalen e8 ver- 
nahm“. Aus diefen u. a. Weußerungen in dieſem angeblich rein 
öfonomilchen Wettjtreite erfieht der Lehrer, auch in Bayern gilt ed dem 
Sturze der Eonfefjionellen Schule, dem Sturze der konfeſſionellen Lehrer- 
bildung, der Schwädung des Religiondunterrichtes, mit einem Worte: 
e3 herrſcht auch hier fogar im Kampfe um die Beflerftellung der Lehrer 
der Enthriftligungsgedanfe vor. Daher hat auch der „Rath. 
Bezirlölehrerverein München“ mit vollem Rechte erklären fönnen, daß 
er bei den jüngſten Kundgebungen über die Gehaltsverhältnifie der 
Volksſchullehrer die in Wort und Schrift zu Tage getretene Ver- 
quidung mit radilalen Tendenzen bedauere, zumal jelbige fich 
u. a. in Eympathiefundgebungen für grundfäßliche Anträge der 
äußerften Linfen und in verſteckten Drohungen mit dem Einfluß auf das 
Kind und in Angriffen auf die Rechte der Kirche äußerten. — 


— — 


Humor in der Schule, 


Die Nafe Gymnafialdireltor €, in B. wurde von einem Inſelt in 
die Nafe geftochen, jo daß dieſelbe ftark anfhwoll und ein rotes Ausfehen be- 
fam. „Über, Herr Direftor,“ jo fagte der Ordinarius der Prima zu feinem 
Dorgefegten: „Sie belommen ja eine Nafe, ald wenn Sie die Gewohnheit hätten, 
recht häufig einen Hinter bie Binbe zu gießen.” — 

„Das ift allerdings jo,“ erwiderte der jhlagfertige Direktor, „in der Regel 
ber Tall, daß ich die Naſen befomme für das, was meine Lehrer tum.“ " 


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Päadagogiſche Chronik. 


Prof. Dr. F. W. Förſter hat einen Ruf nach Prag erhalten. Man hofft 
in ſchweiz. Schulfreifen immer noch, ben anfpruchslofen und tieffinnigen Gelehr« 
ten unferem Lande erhalten zu können. 

In Nahen war vom 8,—14. Juni ein Kurfus zur Ausbildung von 
Lehrern ber Jugendſpiele. 

In Kafſel war 4. Tagung von Religionslehrerinnen vom 8.—10. Iuni. 
Es fanden Vorträge ftatt über: 

1, Religion und Sittlickeit; 2. gefrkichtlihe Eriftenz Abrahams; 3. das 
theologiſche Studium der Lehrerinnen; 4. der Katechismus im Unterricht ıc. 

In Greifswald finden biefen Winter wiſſenſchaftliche Stubienturfe für 
Behrerinnen ftatt. Als Lehrer fungieren nur Univerfitätsbogenten Bäder: 
Religionslehre, PHilofophie, Deutſch, Franzöſiſch, Engliſch, Geſchichte, Erdkunde, 
Mathematik, Phyſik, Chemie, Botanik, Mineralogie, Zoologie. 

Auf Anſuchen des Biſchofs von Limburg hat der Kultusminiſter in 
Hefjen-Naffau für die jungen Geiftliden die Errichtung eines pädag. 
Kurfus angeordnet. Zeit: alljäbrlih nad den Herbſtferien. Es haben bie 
hochw. Herren den Unterricht von Seminarklaffen und Uebungsſchulen zu be- 
ſuchen und zum Scluffe in der Uebungsſchule Probeleltionen zu halten. Aebn« 
liche Kurfe beftehen in den anderen Diözefen Preußens, 

Vom 10.—13. Juli Hält der „Deutihe Verein für Knabenhandarbeit“ 
in St. Johann an ber Saar den 18. Kongreß ab, WBorfräge: 1. Die Er- 
ziehung ber Hand nah ihrer Bedeutung für bie technifche und wirtfchaftliche 
Dedeutung. 2, Die Rnabenhandarbeit als Mittel für Yugendfürforge. 3, Der 
Merkunterricht, feine Bedeutung und Geftaltung in ber Unterftufe der Voltö» 
fhule. 4, Unfere Stellung, was Iehıt fie uns mit Bezug auf Kunftgewerbe und 
Handwert? 

Im Reg.⸗Bezirk Wiesbaden verlangt die Negierung, baß die Lehrer 
mebr auf bie Bedeutung bes MWetternachrichtendienftes hinweiſen. 

„Die Zeitihrift für chriſtliche Erziehungswiffenihaft“ 
von Reltor J.Potfch in Styrum (Verlag von Ferd. Schöningb, Paterborn, 24 
Hefte 6 ME, & 32 ©.) erntet immer mehr Anklang. 

Die „Monatsfhrift für Kriftl. Sozialreform“ (Verlag bes 
„Basler Volksblatt" Bafel) bringt im Juliheft einen 14, Brief von Regens 
Dr. of. Beck „Ueber Arbeiterfeelforge‘. Auch biefer Brief hat einen vorwiegend 
päbagogiichen, erzieherifchen und fchulpolitifchen Charakter und ift auß ber 
Praxis gefköpft und für die Praris geichrieben. 

Für ganz Preußen jollen nun Verſuche mit Jugendgerichtshöfen 
— bieher nur an einzelnen Orten — gemacht werben. 

In Saden Befoldbungsfrage gährt es auch in weit:ften Kreifen ber 
preußiichen Lehrerfhaft und zwar ohne NRüdjiht auf konfeffionelle Richtung. 
Der Regierung wird durch eine Reihe von Lebrertagungen arg zugeiekt. 

Der „Kath. Lehrerverein Bayerns“ bält den 1.—3. Sept. in 
Regenöburg eine außerordentliche Hauptverfammlung ab. PFrakfanden: 
Stanbesfragen. Lehrer J. Beyhl ift von ber NMegierung in Unterfranten zur 


Rechenſchaft gezogen wegen jeiner Haltung als Redaltor ber „ireien Bayr. 


Schulzeitung?“. 

Von 7,551,445 ſchulpflichtigen Kindern Japans haben 97 Proz. der 
Knaben und 91 Proz. der Mädchen bie Schule beſucht, während 1878 es nur 
26 Proz. waren, bie biefe Pflicht erfüllten. — Die Vehrergehälter ſchwanken 
zwiichen 24 Mi. im Monat. 

Deutihlandb hat dermalen 59,187 Volksſchulen mit 146,540 vollbe⸗ 
ſchaäftigten Behrfräften und 8,924,000 Schülern und Schülerinnen. 


--. 469 — 


Dom Imerner Schulbenicht. 
(Schluß.) 


13. Der Lehrer und die Lehr- und Lehrnmittel: 
„Die Lehrer find bald bereit mit der Ausrede, der Schulverwalter ſei 
etwas zugeknöpft. Dieſer entſchuldigt ſich damit, die vorhandenen Mittel 
werden nicht beſorgt und nicht gebraucht, und der Staat weiſt hin auf 
ſein Ausſtellungsmagazin, die „Permanente“. Man gewinnt wirklich 
den Gindrud, daß bei einigermaßen ernftem Wollen etwas Rechtes zu 
beichaffen wäre. 

Der Lehrer fei felber ein fleißiger, Eluger Sammler, und es ift 
ihm namentlid auf dem Lande gar viele möglih. Aus der Pflanzen- 
kunde dürften die wichtigften Gräſer, die Getreidearten, Gejpinnftpflangen, 
die verjchiedenen Holzarten, die Sämereien, leicht aufzubewahrende Früchte, 
wie von Waldbäumen ꝛc. gefammelt und geordnet werden. Dann dürften 
auch die induftriellen Produkte von wirtjchaftlich bedeutenden Pflanzen, 
wie Hanf, Flachs, Baummolle, die Garne, Tücher und Gewelle geſam— 
melt werden. Bei diefen Arbeiten können die Schüler erfolgreich mit- 
wirken. Die Kinder von Handwerkern, Fabrilanten, Landwirten, För— 
ftern uſw. bringen gerne Materialien mit, die zu Haufe leicht entbehrlich 
find und für die Schule Wert haben. Aus der Fauna wird der Lehrer 
felber eine Auswahl treffen für feine Sammlung. Er kann fi mit 
Jägern und Schlädhtern in Beziehung ſetzen, und ed wird ihm möglich 
fein, Stelette und Tierleiber zum Ausſtopfen zu erhalten. Das Wli« 
neralteich liefert ebenfall® eine reiche Ausbeute. Ein verftändiger Schul- 
verwalter wird den Lehrer gerne entichädigen für jeine Auslagen und 
Mühen. Was die heimatlicye Gegend nicht liefert, wie phyfifaliiche Ap— 
parate, Chemifalien, Präparate, Gefteindarten, dad muß gefauft werden. 
Dabei jol man zielbewußt vorgehen. Die Yeufnung gejchehe nach und 
nah. Wenn alljährlih nur ein kleiner Kredit ausgeworfen wird, jo 
erhält man unvermerft in wenigen Jahren eine höchjt wertvolle 
Sammlung.“ 

14. Vorſicht bei Aufbewahrung der Veranſchaulich— 
ung3mittel: „Nur eine Mahnung : Es jollen die Veranſchaulichungs— 
mittel, forgfältiger aufbewahrt merden. Die vorzüglich gearbeitete 
Schweizerkarte (Bundeskarte) hat in mehreren Schulen jchon ganz be— 
deutend gelitten. Wenn die Karte auf die Dauer dem grellen Sonnen» 
lichte außgefeßt bleibt, jo vechlaßt der Farbenton und das Relief ver- 
ſchwindet. Wenn Staub aufgewirkelt wird und daran hängen bleibt, 
jo wird das ſchöne Gefamtbild ſchmutzig und verdedt, und wenn dann 
gar noch ein unvorfichtiger Stubenfehrer mit dem Bejenftiel drein fährt, 
jo macht das jchöne Bundesgeſchenk ein recht trauriges Vollmondgeſicht. 
Nah dem Gebraude joll die Karte verforgt werden, nicht Hinter Schloß 
und Riegel, fo daß fie die Schüler nur an vaterländijchen Feſten zu 
jehen befommen, jondern fie werde am SKartenitänder oder -Rouleau 
aufgezogen, wo fie dem fleißigen Schüler jederzeit wieder zur Verfügung 
ſteht. Kartenftänder und -Roleaux find ebenfall3 in der Permanenten 
ausgejtellt, und die Bezugsquellen find angegeben.“ 


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15. Disziplin in der Schule „Es gibt Schulen, in 
denen bei des Lehrers Gegenwart eine unheimliche Totenftille eintritt, 
feine Nähe den Kinder faft Furcht und Schreden einflößt, hinwiederum 
ſolche, wo alle drunter und drüber geht. Das find Ertreme, die qleich 
Ihädlih wirkten. Ruhe, Ordnung und Zucht jollen in der Schule herr- 
chen ; aber die Schule fei mehr dad Abbild einer guten Familie, ala 
einer Drefluranftalt. Dad Band der Liebe joll Schüler und Lehrer um— 
ſchlingen, und die gegenfeitige Achtung jchaffe den nötigen Reſpekt und 
bewahre die Schule vor Sentimentalität. Der jugendliche Übermut, die 
Lebensfreude und =Luft, ſchäumen oft hoch auf und müſſen in die 
Schranken gewiejen werden; aber der Lehrer laſſe fich nicht zum Jähzorn 
binreißen oder verbittern. Die Jugend darf fich freuen, und der Lehrer 
werde mit den Kindern jung im Gemüte und freue fi mit ihnen, 
wie fih ein Bater mit feinen lieben Kindern freuen kann.“ 

16. Lehrer und „Shwadhbegabte*: „Nicht jedes Kind, 
das ſchwache Veranlagung zeigt, gehört in die Anſtalt für Schwadfin- 
nige, fonft müßte der Staat in jedem Amte ſolche Inftitute einrichten. 
Nur ſolche ſchwach talentierte Schüler jollen der Anftalt zugewiejen 
merden, welche in der Normaljchule gar keine Fortjchritte erzeigen und 
für die normalen Kinder ein Hemmnis bilden. Für dieſe ift tie eine 
wahre Wohltat. Durch die individuelle Behandlung können die Zöglinge 
jo weit gefördert werden, daß fie jpäter wieder der Normalfchule zurüd- 
gegeben werden können. Der Lehrer joll den ſchwachen Schülern feine ganz 
bejondere Aufmerkſamleit zuwenden, fie mit Liebe und Geduld behandeln 
und ihre Eigenart recht einläßlich ftudieren. Schon mancher ſchwache 
Schüler hat endlih den „Knopf“ aufgetan und ift ein tüchtiger Bürger 
und braver Menjch geworden.” 

17. Lehrer und Konferenzmwejen: „Der Jnipeltor er- 
ſaubt fich, eine Meinung zu äußern, die dahin geht, die Konferenzen 
jollten noch mehr die eigene beruflich-praftifche Ausbildung fördern. Die 
Aufftellung von Lehrgängen, die praftifche Bearbeitung von Stoffgebieten, 
die Präparationen und jchriftlichen Ausarbeitungen von Xehrübungen, 
die Abhaltung von Mufterleftionen, Lefeübungen, Schulbefuche und ge= 
meinſame Beſprechung der gemachten Beobadturgen dürfen ftändige 
Nummern auf dem Arbeitöplane bilden. Daß zur Abmwechdlung hin und 
wieder ein Lied aus höherm Chore, ein Auffag über ein mifjenjchaft- 
liche Thema zum Bortrage gelangen foll, verfteht ſich von ſelbſt. Da- 
neben find die Konferenzverfammlungen der geeignete Anlaß zur Pflege 
der Freundſchaft und Kollegialität.“ 

18. Lehrer und Bolf: „Auf eine andere, fehr wichtige 
Bildungsgelegenheit ſei noch hingetviefen, auf den richtigen Verkehr mit 
dem Volke. Dieſem wohnt ein jo kerngeſunder Sinn inne, daß jelbit 
der Volksſchullehrer bei ihm noch etwas in die Schule gehen darf. Der 
Verkehr jei aber taftvoll. Die Gefahr des „Verbauerns“ liegt ebenſo 
nahe. wie diejenige des vornehmen, faftenmäßigen Abjchließend. Jungen 
Lehrern ift ed oft faſt unmöglich, ein geeignetes Koſthaus zu befommen. 
Wir möchten Geiftlichkeit und Behörden recht jehr bitten, den Kandi— 
daten mit Rat und Tat an die Hand zu gehen, damit fie eine richtige 


— 41 — 


Unterkunft finden. Auch das Vereinsleben unſerer Tage iſt für den 
Lehrer nicht ohne Gefahr. Bedenke, daß bu deine Zeit und Kraft 
bauptfächlich der Schule widmen ſollſt! Gefundheit und Geld find zwei 
Faktoren, die für den Lehrer mehr Wert haben, als für andere Stände*. 
Die Bemerkungen über Arbeitöjchulen, Wiederholungafchule, Se- 
fundarfhulen, Refrutenjchulen und gewerbliche Fortbildungsſchulen über- 
gehen wir, jo jehr auch da manche ebenfo zeitgemäß ald allgemein gültig 
if. Wir haben dem treiflichen Berichte ſehr viel entnommen, aber wir 
find überzeugt, unfere Leferfchaft hat die Auszüge gerne gelefen. Die 
Luzerner Lehrerichaft hat einen Erziehungchef, der ein Ziel hat und das— 
jelbe Ieife aber konfequent und mannhaft verfolgt, und hat einen Kan— 
tonaljchulinfpektor, der Wahrheiten unvermerkt verzüdern kann und auch 
fehr geheime Schäden im Schulbetriebe zu entdeden verfteht. Beide jollen 
nod lange Jahre an ihren Bolten arbeiten, fie tun dem Lande” große 
Dienfte. Cl. Frei. 
—DITDEID —— 


* Schulreifen auf den ſchweit. Bundesbahnen, 

Am 1. Juli 1908 ift ein neuer Tarif für die Beförderung von Schulen in 
Kraft getreten. Beſonders hervorzuheben iſt die Beitimmung betr. Anwendung ber 
Schülertaren für die Bebrer und Lehrerinnen. Demnach hat fünftig 
bei (Fahrten von Schülern beider Altersftufen und mehreren Lehrern cder Lehrerinen 
auf die Zahl von 9 bis 15 Schülern jeder Altersftufe ein Lehrer oder eine Leh— 
rerin und auf jede folgende angefangene Serie von fünfzehn Schülern ber 
gleichen Altersftufe ein meiterer Lehrer oder eine weitere Lehrerin Anfprub auf 
Beförderung zur gleichen Tare wie die Schüler. Die Begünftigung ber Fahrt 
zur gleiben Zare wie die Schüler wird feinesfalld Mitgliedern von Schultom- 
miffionen und anderen nicht zum Lebrerperfonal gehörenden Perfonen bewilligt. 

Unverfennbar bedeutet dieje Vergünftigung ein jchönes, gutgemeintes Ent- 
gegenkommen der Bundesbahnen gegenüber der Lehrerihaft. Doh fcheint es uns, 
baß die einentliben Volksſchullehrer, und darunter find doch unzweifel« 
baft in erfter Linie die Lehrer an den öffentlihen Primarſchulen zu verjtehen, 
bievon jehr wenig profitieren. Wohl zählen ihre Schulflaffen meift viele Schüler 
und fäme alfo einer jolben, die Bunbesbuhnen benüßenden Klafje obige Ber« 
günftigungen mehreren Lehrern zugute. Aber es ift ja nur eine Lehrkraft an 
biefer Schule angeitellt, und das Anerbieten der Bahn wird illuforifh. Hötitens 
fönnte etwa die Arbeitöfehrerin noh im Betracht lommen. — Anders verhält es 
fih an Selundar-, Neal» oder überhaupt Mittelichulen, mit dem Fächerfſyſtem. 
Hier wirfen meistens einige Lebrfräfte, denen dann auch die Vergünftigung 
zuteil wird, Dieſe Ang:legenheit legt und auch nocd eine andere Frage nahe. 
Die Schulen auf dem Lande führen nicht alle Jahre Schulreischen per Bahn 
aus; die Sache fäme uns zu hoch. Auch find unfere Kinder nicht jo begehrlich. 
Oft fommt es vor, daß ein Schüler während feiner ganzen Schulzeit etwa ein« 
oder zweimal fih auf dieſe Weife fein weiteres Vaterland befehen fann; dafür 
baften ihm dann die Eindbrüde fein Lebenlang. Es wäre daher nur ein ver« 
bienftliches Beginnen der Bundesbahnen, die Zaren dieſer Schulreifebillets etwas 
berunterzufeßen. Die Schweizerbabnen dem Schweizervolfe bat es f. 3. pathetiſch 
gebeißen., Wie, wenn man den Sag ummobeln würde: „Die Schmeizerbahnen 
— ber Schweizeriugenb“ ?_ Wohlveritanden, um in dieſem Falle ihr bie praf- 
tiſche Geographie mehr zu ermöglichen. 





Taubſtummen⸗ und Schwa 





hinnigen:Anftalt Hobenrain, 


— 474 — 


Ein Schulbeſuch. 


(Bon El, Frei.) 


Es ift nicht jo lange her, war ed Schreiber dies vergönnt, die 
fantonale Anftalt für bildungsfähige ſchwachſinnige Kinder zu 
Hohenrain zu befuchen. Es gereicht diejelbe dem Schuleifer Luzerns zur 
Ehre, fie ift eine eigentliche Perle unter den vielen Schulanftalten Luzerns. 
Ehre dem Geſchick und Eifer, womit an der Anftalt gearbeitet wird, 
und Ehre dem Erfolge, den die Anftalt erzielt. — 

Oberhalb dem induftriegefeaneten Hochdorf fteht auf anmutiger 
Anhöhe des Lindenberges ein alter, ehriwürdiger Turm, und daneben 
ein altertümliched, nun aber neu reftauriertes und zwedmäßig erweiterte? 
Gebäude, in dem Jahrhunderte lang ſegensreich hausten und wirkten 
die Yohanniter-Ordensritter. Es galt Jahrhunderte lang von diefer 
herrlichen Stätte aus den Schuß ber Pilger und die Krankenpflege. Und 
ſucht man in den Annalen des verdienten Ordend nach, jo erwahrt ed fich, 
daß die Johanniter von Hohenrain berechtigt fich nennen fonnten „benefac- 
tores ecelesie, patres pauperum und amici amicissimi“. Wirklid) Wohltä- 
ter der Kirche, Väter der Armen und demgemäß für die leidende Menjch- 
heit befte Freunde. Da droben nun, auf diefer luftigen, jonnigen Höhe mit 
der weitausſchauenden Fernſicht, wo die Engel der leiblihen Barm— 
berzigfeit ihre unvergeblihen Spuren einaetreten, da ſchuf derſelbe Geift 
der Liebe im 20. Jahrhundert eine Stätte geiftigen Wohltund. Die 
Menſchen haben da droben gemwechfelt, aber die Ideale find geblieben, 
An Stefle der ritterlihen und fampfluftigen Johanniter traten ehrw. 
Schweſtern und Laien und Priefter, welche, ftatt die Pilger auf ihrer Reife 
nach dem HI. Lande zu ſchützen und zu pflegen, num feit wohl jchon 60 
Jahren mit derjelben Liebe und in demfelben Geifte fich der geiftig verwahr- 
loften Kinder annehmen und Staunenswertes leiften. Anfänglich erftund Hier 
oben eine Taubftummenanftalt ala Denkmal hriftlichen Opfergeiftes, der die 
Herren Direktor Fellmann, Katechet Eitermann und Oberlehrer F. %. Roos 
Jahre lang in hingebungsvollſter Weile fich widmeten im Vereine opfer= 
fähiger Echweitern. Seit 1906 ift dieje ſegensvolle Anftalt umgebaut 
und zeitgemäß erweitert in eine Anftalt für ſchwachſinnige Kinder. Es 
folgte ala Direktor dem viel verdienten, in feinem ehrenvollen Dienfte 
erarauten Herrn Fellmann hochw. H. Gftermann, der mit Schneid, Hin— 
oabe, Verſtändnis und Energie die ſchwierige Oberleitung erfolgreich 
führt. Die Regierung Luzerns darf fich zur Leitung der großen Anftalt 
und zu den Fortichritten und Erfolgen derfelben gratulieren. Auch die 
innere Ausſtattung, Speziell die Pefriedigung der unterrichtlichen Bedürf- 
nifje und die daherige Inſtandſetzung ded erforderlichen Anichauungd- 
materiald, alſo des pafjenden Lehrmittel-Apparates, macht Fortichritte, 
Dank der Reafamleit und fachlichen Ginficht des hochw. Hrn. Direktors 
und der Opferfähigfeit der Regierung. Wir haben den Unterricht an 
beiden Anftalten befucht, das viele geiftige und förperliche Elend, das 
die zahlreiche Kinderſchar repräfentiert, wehmütig geſchaut, und an der 
beifpiellofen Hingabe und dem methodiichen Geſchicke des weltlichen und 
geiftlichen Lehrperjonald erbaut und find wahrhaft erjtaunt und über 


— 475 — 


raſcht geweſen ob den markanten Leiſtungen in Leſen, Rechnen und na« 
mentlich in Geographie. Wir haben die Anftalt verlafjen mit dem 
freudigen Bemwußtfein: unter dem Lehrperſonal herrſcht Einheit, Ein- 
trat und Bielflarheit, unter den armen Schülern und Edjülerinnen 
Zufriedenheit, Freudigfeit und Liebe, und in dem Anftaltögetriebe Rein- 
lichkeit, Ordnungsliebe und gejundheitlich vorteilhafte Abwechslung. — 

Die Anftalt hat eine beachtenswerte Geſchichte. Im Armen- 
gejege von 1889 legte die Regierung einen Artikel nieder, der die 
Gründung einer Anftalt für ſchwachſinnige Kinder in Ausfiht nahm. 
Das neue Erziehungdgefeß erweiterte diefen Gedanken dahin, daß ed eine 
Anſtalt für Shwadfinnig-bildungsfähige Kinder werden müſſe, Al- 
gemah nahm ſich dann die breite Deffentlichkeit des edlen Gedankens 
an, der kanton. Hilfäverein für arme Irren ließ durch Hrn. Dr. Paly 
ein aneiferndes Referat halten; ähnlich operierten die fanton. Lehrer— 
konferenz, die El. Priefterfonferenz, der El. Piusverein, die gemeinnüßige 
Gejellitaft und die Sektion des fath. Lehrervereind des Amtes Hoch— 
dorf. So mar der Gedanke ind Volk getragen, jo daß ein von der 
Regierung angeordneted Bettagdopfer 1899 rund 7000 Fr. abmarf, 
1903 lag nun der Regierung ein Projeft vor über Erftellung einer bez. 
Anftalt in Hohenrain, da8 aber vereinfacht werden mußte, bis der 
Koſſenvoranſchlag von 550000 Fr auf 340000 Fr. reduziert war. Und 
den 31. Mai 1904 genehmigte der Große Rat das unbedeutend abge- 
änderte Projelt bei einem Voranſchlage von 360000 Fr. mit einem 
Koftendedungsplane. Und jo ging’3 fofort an die Arbeit. Das Haupt« 
gebäude war im Sommer 1906 abfolut vollendet. Und nun ftellte die 
Regierung die neue Anftalt unter die Leitung der Direktion der Taub— 
ftummenanftalt und in Öfonomilcher Beziehung unter die der jeweiligen 
Borfteherin der Taubjtummenanftalt, die dem Haufe der Schweftern vom 
Hl. Kreuz in Ingenbohl entnommen ift. Und jo murde die Anftalt den 
11. Nov. 1906 feierlich eröffnet und bildet für alle Zeiten ein jprechendes 
Denkmal echt chriftlichen Opferfinnes, echt chriftlicher Tatkraft und ein- 
heitliden Schaffens von Volt, Behörden und Bereinen im St. Luzern 
zum Wohle der Aermiten unter den Armen. — 

Bon der Anftalt felbft noch folgendes: Der Haupt- und Bentral« 
bau (neue Anftalt) dehnt fich in jeiner Längs- und Hauptfront direft 
gegen Süden, jteht nach allen Eeiten frei, mit Ausnahme gegen Welten, 
wo die Anftalt mit Zentralbau fi mit der Taubftummenanftalt ver- 
bindet. Alle Schul: und Wohnräume find gegen Süden gerichtet. 
Sämtliche Räume find entfprechend groß, Luftig und hell und wirklich 
jauber im Stande und einfach, gejihmadvoll und zeitgemäß ausgeftattet. 
Warmwaſſerheizung durchzieht das Ganze, aber in zwei Zeilen, jo daß 
jede Anftalt eigene Heizung hat. Das Parterre enthält die gemein- 
ſchaftliche Köche mit diverfen üblihen Nebenräumen, Die Anſtalts— 
fapelle oberhalb der Kochküche bietet Raum für 200 Inſaſſen und ift 
in einfachen Formen gehalten und mit nettem gotijchem Altare ver- 
fehen; fie ift heizbar, Das Hauptgebäude hat 42 m Front und 16 
m Tiefe und ijt ringaum freiltehend, abgejehen von den Berbindungs- 
gängen gegen den Mittelbau, Durchgehende Gänge und reichliche Be— 


.-3 476 8 


fenfterung fichern gute Lüftung jund Beleuchtung. Der Dachſtock ift 
derart gehalten, daß ein ſpäterer Aufbau auf die heutigen zwei Stock- 
werke leicht möglich ift. Längd- und Höhen-Entwidlung flehen in gutem 
Verhältnifſe zur beſtehenden Taubſtummenanſtalt und bildet der Mittel— 
bau einen angemeſſenen Uebergang. Parterre und erſter Stock enthalten 
die Tagräume, der zweite Stock die Schlafräume, der Dachſtock bietet 
genügend Raum für Lingen, Zrodenanlagen u. dergl. Der erfte Stod 
ift im mejentlihen Schulraum, ſchulhygieniſch muftergiltig eingerichtet. 
Ohne in weitere Detaild einzugehen, ſei bemerkt, daß Korridore, Badz, 
Woſch- und Abort-Räume Zementbeton find, Rekreationd- und Speije- 
jäle find mit XZylolithbodenbeleg belegt, die Schul» und Gafträume mit 
buchenen Parkett? und die Schlafräume mit Pitjch-Pine. Alle Wände 
(Schreftern- und Gaftzimmer abgerechnet) find mit Hhperolin geftrichen 
und die Wände bei Bad» und Aborten und beim Waſchraum mit ge= 
brannten glajierten Belleidungäfteinen belegt. Beleuchtung ift ausjchließ- 
lich eleltriijhe. Gejamtloften der Anlage: 330,948 Fr. Zahl 
der Betten: 80. Gejamtfubifinhalt der Gebäude: 12575 m?., 
Zahl der Zöglinge bei Eröffnung: 46. Die Doppel-Anftalt 
ift ein Segen für Land und Bolt und eine hohe Woältat für die 
Aermften der Armen. Die machjende Frequenz beweift aud, daß in 
und außer dem Kanton der Ruf der Anftalt ein befter iſt. Unſeren 
Dank dem verdienten hochw. Hrn. Direktor und dem ganzen Lehrper— 
jonal, Gott lohne ihnen allen ihre Hingabe und Ausdauer im ſchweren 
Dienfte diefer Art Fugenderziehung! — 

Bei diefem Anlafje machten wir auch dem fräftig aufblühenden 
nahe gelegenen Töchter-Inſtitut Baldegg einen Beſuch und widmeten kurze 
Zeit einigen Schulbefuchen, ſpeziell in den einzelnen Klafjen des tat- 
ſaͤchlich ſehr gediegenen Lehrerinnen-Seminard. Die Sicherheit in 
der Behandlung des jeweiligen Stoffes, die Klarheit und Leber- 
fihtlichfeit im der Wiedergabe des zu Lernenden, die Anſchau— 
lichkeit in der Herbeiziehung aufflärender Beijpiele, die Ruhe in 
der Entwidelung des Lehrftoffes: all’ dad machte den beften Eindrud, 
Ind wenn wir vorher von Schulmännern in der Stadt Luzern erfuhren, 
daß die Zöglinge von Baldegg bei den Staatprüfungen jemeilen mit 
Glanz daftehen, jo begriffen wir dieje und gewordene Mitteilung vollauf. 
Wir können der Anftalt, die hygienisch und wiſſenſchaftlich mit den vielen 
kath. Töchter-Anftalten der Schweiz in berechtigte Konkurrenz getreten ift 
und gemeinjfam mit all’ den kath. Echulbejtrebungen der Schweiz zur Ehre 
gereicht, nur don Herzen gratulieren und fie in ihrem gefunden Wett- 
eifer nur ermuntern. Gott zur Ehre und dem kath. Volke zum Nuten! 
immer vorwärts, aber mit fteter ernfter Rüdfiht auf unfere Hiftorifche 
Ginfachheit und auf die Gefundheit jpeziell der ehrw. Lehrerinnen. Gott 
zum Gruße! 





—ñi ö— — — — — — 








Unüberlegt. Profeſſor: „Glauben Sie ja nicht, daß ich vor ben un« 
vermeidlichenz Folgen Ihrer Faulheit zurüdichreden werde! Sie milfen, im 
eriten Semeiter habe ich allein zehn Schüler durchfallen lafjen, und fein Hahn 
ai gelräht: weder ber Herr Direltor, noch der Herr Inſpeltor, noch 


— 417 — 


Ein wichtiges Erziehungsmiltel. 


Die Tagesgeſchichte zeigt uns, daß die Beihäftigung mit bem Staube, mit 
ber Matrie Gefahren für Leib und Seele birgt, in denen man nur Rettung 
findet, wenn man fi immer die hohen Gedanken vor Augen hält, welche 
bie Religion uns lehrt und bie bes Menſchen Würde auch in ber Beſchäftigung 
mit dem Staube rein erhalten. So find aljo zweifillos bie Hohen Gebanlen, bie 
großen Gedanken ein Bewahrungsmittel gegen den Untergang bed Einzelnen, ein 
eigentliches Erziehungsmittel. Sehen wir uns in ber Geſchichte um. 

1. Kinder, fhaut zum Himmel hinauf! (Maffabäifhe Mutter zu 
ihren Söhnen in ihrem ſchwerſten Rampfe, im blutigen Martyrium.) 

2. Gebt mir große Gedanken! (Herder in der Sterbeftunde.) 

3. Laßt uns nicht abweichen von den großen Gedanken der Kinder Gottes! 
(P. Franz Peres Godoy ben 15. Juli 1570 an feine 39 Genofjen, bie für 
Ehriftus ftarben.) 

4. Betet um große Gedanken! (Götbe.) 

5. Es gibt noch Gründe, länger zu leben. (Napoleon I., ala er nad 
feiner erfien Abdankung Opium genommen, ſich aber erbrechen mußte.) 

6. Grandis tibi restat via, bu haft noch einen weiten Weg, eine große 
Aufgabe, zum Berge Gottes mußt bu wandeln. (Medruf an den Propheten 
Elias, ber in ber Wüfte im Schlafe des Peſſimismus den Tod erwarten wollte.) 

7. In den heiteren Regionen, 

280 die reinen formen wohnen, 
Raufcht des Jammers Sturm nıdt mehr. (Schiller). 

8. Wir erheben uns wieder, wir bejeitigen die Gefahr ber Alltäglichkeit 
unb bes Untergangs im Weltgemwühl, wenn wir in einem guten Buche einen 
hoben Gedanken ſuchen. (HI. Franz von Sales.) 

9, Beatrice (Religion, Glaube) rettet Dante aus der Gefahr, in bie ihn 
ber Löwe (Stolz), der biutbefledte Panther (Fleiſchesluſt) und ber raubgierige 
Molf (Augenluft) verfegt hatten. — 

10. Herkules ſteht am Scheidewege, die Geftalten bes Laſters umfchmeicheln 
ihn. Nun fommt bie Tugend einfach und würbevoll zu ihm unb hält ihm 
vor bie großen Gedanken, die den Menſchen zum Ruhme erheben. Und Derfules 
bat die Krife feines Lebens fiegreich überftanden, — 

11. Nichts ift wichtiger für die Jugend, als wenn fie Ideale hat und an 
fie glaubt. Eine bloß realiftifch gefinnte Jugend ift verloren. (Böhmer.) 

12. In ber Jugend fchlieke dich irgend einer großen Angelegenheit ber 
Menſchheit an, ber Ausbreitung der chriſtlichen Religion, der Rettung ber Ver⸗ 
waßrloften, ber Befeitigung ber Trunfenheit x. (Hilty.) 

18. Der göttliche Heiland führt auf bie Höhe des Berges. Nur auf dem 
Berge hober Gedanken ift ber Menſch fähig, fich über ben Etaub zu erheben. 
(Bergprebigt.) 

14. Große Dinge will ich vollbringen. (Hl. Franz von Aflifi.) 

15. Ich will den Gedanken ber Vollkommenheit vollbringen. (HI. Antonius.) 

16. Die Ehre Gottes will ich erftreben. (HI. Ignatius v. Xojola). 

17. Die unfterblihen Seelen will ich retten. (HI. Franziskus Kaverius.) 

18. Wozu bin ih auf Erden? (HI. Bernhard), 

19. Zu Höherem bin ich geboren. (Hl. Aloyfius.) 

20. Quaere super nos! Gehe nur über uns hinaus in beinem Streben. 
(Buruf an den bl. Auguftinus.) 

21. Auf den Höhen Sions, des Delbergs und bes Kalvarienbergs voll« 
zogen fih bie größten Taten ber Menſchheit. 

22. Ayes une idee et comptez sur l’avenir. (Laccordaire,) 


4 48 — 


23. Völker Europas, wahret eure höchſten Güter! (Wilhelm II.) 

24. Die Zeiten des Glaubens find immer Zeiten ber Blüte geweſen. (Göthe.) 

Pflege man alfo in Kirche, Schule und Haus große Gedanken, man 
verrichtet dadurch eine dauerhafteſte Kulturarbeit. Cl. Frei. 





+ Dbexlehrer Iohann Brun-Ineidıen in Ballwil, 


Die unerbitterliche Tobeshand riß eine Büde in unfern Verein. Am 25. 
Juni ftarb um die 12. Stunde Herr Dberlehbrer Johann Brun-Inei- 
hen, alt Kirchenrat. Ein außergewöhnlich großes Leichengeleite begleitete ben 
teuren Voritorbenen auf ben Friedhof. Verweilen wır baber pietätsvoll einige 
Augenblide am frifchen Grabeshügel, um auf ben Lebensgang des lieben Heim- 
gegangenen zurüdzubliden, 

Lehrer Johann Brun wurde geboren den 15. Yuli 1851 in Quzern. Als 
er das fchulpflichtige Alter erreicht hatte, befuchte er die ftädtifhe Primar- und 
Sekundarſchule, welch letztere damals unter ber tüchtigen Leitung des gegen« 
wärtigen Herrn Erziehungsrates und Schulinſpeltors Johann Bucher ftand. 
Der gut talentierte Knabe befuchte 
hernach 2 Jahre die Realſchule 
unter Reltor Zähringer, bem Ver- 


fafjer ber fchweizeriihen Rechen⸗ 
bücher. Hier zeichnete er ſich durch 
feine guten geiftigen Anlagen unt 
Fähigkeiten aus. Kein Wunder, 
wenn in ibm bie Begierde er- 
machte, einft auch Lehrer zu werben. 
So finden wir ihn im Jahre 
1868 im 8. Lehrfurfe im 
Lehrerfeminar in Hitzkirch unter 
Direktor Stuß, dem nachmaligen 
Pfarrherrn, Kantonalichulinfpet- 
toren und Probiten. Unſer So» 
bann erinnerte fi redt gerne unb 
oft an die verlebte Seminarzeit. 
Er bebauerte nur, daß dieje Zeit 
fo fchnell vorüher war. Als neu. 
gebadener Schulmeifter fand er 
feine erfte Anftellung in Ballmil, 
Fort wurde er am 2]. November 
1869 zum Lehrer an bie Unter⸗ 


ichule berufen. Seine erfolgreiche 
MWirkfamkeit bewirkte, baß er im 
Sabre 1875 zum dortigen Ober- 
lehrer befördert wurbe, welche Etelle der Verblichene bis zum erfolgten Hinjcheibe 
beibebielt. Hier entfaltete der Eelige all’ feine Geiſtes Kräfte und fein metho» 
bifches Geihid. Sein freundliches und humorvolles Weſen, feine Pflichttreue und 
Energie madten ihn rajch bei Schüler und Eltern beliebt, eine letzte glanzvolle 
Wiederwahl ift auch ein trefflicher Beweis dafür, daß man feine Pflichtreue auch 
zu jchägen wußte. Manch’ Heike Tränenperle glänzte in den danklbaren Slinder- 
augen, als feine irdiſche Hülle dem kühlen Grabe anvertraut mwurbe, 

Brun war auch emfig für feine Fortbildung beitrebt. In den Ronfer- 
enzen gehörte er zu den arbeitiamften Mitgliedern, Seine Arbeiten find von 


3 49 —— 


ber hoben Erziehungsbehörde mehrmald prämiert worden. Diefer Umſtand 
feuerte ihn zu neuem Scaffen und Ringen auf dem Gebiete der Schule an. 
Das Schulhaus war höchſt bäufällig und für die große Schülerzahl auch viel zu 
Hein. Darum wurde auf fein Drängen zur Freude der Jugend von ber Ge 
meinbe ein neues, den Anforderungen ber Zeit entiprehendes Schulhaus gebaut. 
Dei deſſen Einweihung feierten bie Behörden mit ihrem würdigen Lehrer das 25« 
jährige Jubiläum für feine treue Wirkfamteit. Sein jehnlihfter Wunſch, 50 
Jahre im Dienfte der Schule leben und wirken zu lönnen, follte nicht in Er 
füllung geben. Der Lehrer aller Lehrer wollte feinen treuen Diener früher mil 
ben {Freuden ber ewigen Seligfeit belohnen. 

Geſang und Mufit waren feine Lieslinge. Kein Wunder darum, wenn 
er ald Organiſt Gefang- und Diufilvereine ins Leben rief, freudig und geſchickt 
dirigiert. Da ihm die alte Orgel — „LBotterfalle“, wie er fie fcherzweife nannte 
— ein Greuel war, brang er bei bem würdigen Kilchherrn auf Anfchaffung 
einer neuen Orgel, welche zu feiner freude auch bald erftellt wurde. Sein vor- 
züglih organifatorisches Talent fam bei verfchiedenen Anläſſen recht deutlich zum 
Ausdrud, jo beim DOrgel- und Schulhausbau, Waflerleitung, bei vaterlänbifchen 
Feſten, Jubiläen, Theatern, Stonzerten und Unterbaltungen. Er war jabr- 
zentelang bie Seele bes gefellichaftlichen Lebens in Ballwil. Ohne ihn ging es 
nit. Er befah auch das Talent zum Vollsredner, darum ergriff er gerne und 
oft das Wort in bumoriftifcher und ernfter Weile, 

Die Gemeinde wußte feine Kraft zu ſchätzen; darum mählte fie ihn nad 
bem Tode feines Schwiegervater H. Ineichen, gew. Gerichtsichreiber, in bie Kir« 
&enverwaltung. Da wurde ihm das Aftuariat übertragen. Während 18 Jahren 
verfah er diejes Amt mit beifpiellofer Benauigfeit und Puünlilichkeit. 

Sein größtes Glück aber fand ber Verewigte neben ber treuen Ausübung 
feiner Berufs und Bürgerpflichten in dem trauten Kreiſe feiner Familie Am 
16. {Februar 1874 verehlichte er fih mit Fräulein Salome Ineichen, Tochter 
bes vorgenannten @erichtöfchreibers Ineichen fol. Aus der überaus glüdlichen 
Ehe entiprofien 2 Söhne und 2 Töchter. Als zärtlicher und forgender Vater 
ließ er feinen Kindern eine forgfältige Erziehung und Ausbildung angebeihen. 
Sein Sohn Johann ift gegenwärtig Lehrer an den Stadtichulen in Quzern, während 
Franz als eidgenöfliicher Angeftellter amtet. Im Eifer für feine Schule und in 
ber Treue zu feinem Berufe ging ber liebe Verftorbenen mit feinen leiblichen 
Kräften nicht fparfam genug um. Bor 2 Jahren befiel ihn ein heftiger Katarrh. 
In Wilen bei Sarnen follte er Heilung ſuchen. Toch die Sehnfuht nad ber 
Schule und den lieben Seinen trieb ihn nad wenigen Tagen wieder heim. Fa— 
milie nnd Schule gingen ihm über alles; nach benjelben jehnte er fih, in ben- 
jelben lebte und wirfte er. Bor 3 Mocen warf ihn ein tückiſches Hals- und 
Magenleiden abermals aufs Krankenlager, von dem er ſich nicht mehr erheben 
follte. Mit Anftrengung al’ feiner Körperfraft wanderte er am Tage vor feinem 
Zode noch jelbft zum Aerzte. Eine Operation jollte die gewünſchte Heilung 
bringen. Doch der raſche Zerfall feiner Kräfte führte ben allaufrüben Tod 
herbei. Der edle Kämpe ftarb, wie er gelcht, als überzeugungätreuer Katholik. 
Als er bie Zobesftunde berannahen fühlte, nahm er jelbit das Sterbifreug von 
ber Wand, um im Angefichte feine® Herrn und Keilandes feine edle Seele aus- 
aubauden, um aus der Hand des großen Völlerlehrers bie Krone bes ewigen 
Lebens zu empfangen. 

Diit der Familie bes lieben Verftorbenen trauern an feinem Grebe bie 
verwaifte Schuljugend, die Behörden, feine treuen Kollegen und freunde und 
alle die, welche fein treues Wirken zu fchägen willen. 

Nude aus, du treuer Freund, von all den Mühen und Arbeiten! Aber 
uns lebft du in ber Erinnerurg fort. 3: B. L. 


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Bus Rantonen und Busland. 


1. St. Gallen. ** In ber Weiterberatung über die Nevifion bes Er- 
ziehungsgefeßes Hat ber titl. Erziehungsrat zwar vorderhand vom Stimm« und 
Mahlreht der Frauen in Shulfahen abzufehen befchlofjen, dagegen fiebt 
er ein Mittel, den biefür geeigneten {Frauen einen Einfluß auf bas öffentlice 
Schulleben zu geftatten, baß im neuen Gefeg den Echulräten die Kompetenz ver« 
lieben werben fönnte, folde zur Infpeltion der Schulen und zur Xeil- 
nahme an Schulratsfigungen mit beratender Stimme beizuziehen. — 
Diefe fnappe Form des erziehungsrätlien Bulletins läßt feine fihern Schlüfje 
über die ganze Tragweite obiger Neuerung zu. Sind darunter fpeziell alle jene 
Beratungen und Bifitationen verftanden, welche mit der Mädchenhandarbeitsſchule 
ober der Töchtecfortbildungsichule im Zufammenbange ftehen, wird ein derartiges 
Poftulat ungeteilte Zuftimmung erfahren. Anders — follte fich die „Infpeftion 
ber Schulen* und „die Teilnahme an ben Schulratsfigungen* aud auf bie 
öffentlibe Vollsichule und die Beratungen über Lehrer und organijatoriiche und 
methodiſche Schulfragen erfireden. Wie felten wird heute jener Beflimmung 
nadgelebt, daß bie Lehrer auch bei Beratung von ganz internen Schulange- 
legenbeiten zu ben Schulratsfigungen eingeladen werben? Unb doch wäre — 
ohne uns zu Überheben — gewiß ber Lehrer vermöge feiner fteten Wirkfamfeit 
auf dem Felde der Schule in fo vielen Fällen hier der Berufene, ein fompetentes, 
fachgemäßes Wort mitzureden. Können die biefür „geeigneten Frauen“ ber 
Schulerziefung und Schulbildung mehr dienen? Der frauen ureigenfte Domäne 
ift die Hauswirtſchaft, und deren Betätigung auf jenen Gebieten ber Schule, 
welche mit biefer in Beziehung ftebt, ift zu begrüßen. — Eine gebeihlihe und 
fegensreiche Wirkſamleit der Voltsjchule aber hängt nidt von vermehrten Auf- 
fihtsorganen, neuen Infpeltoren refp. Infpeltorinnen mit ben obligaten ragen 
und fchriftlihen und münbliden Befunden ab, fondern von der unterftüßenden, 
wohlwollenden Mitarbeit der beftehenden Schulbehörben mit einem gemwifjenhaften, 
auf eine ſolide Charafterbildbung und Jugenderziehung binarbeitenden 
Lehrer. Zheoretifhe und ihn überall einengende Reglemente wirlen faum an« 
eifernd auf feine Beruföfreube. 

Lehrerwahlen Nach evangel. Bazenhbaib kommt Lehrer Dietrich 
von Kappel; nah Müfelbah Frl. Olga Schweizer; nah St. Ballen 
Lehrer Steiger in evang. Rapperswil; nah Brandholz Lehrer Reifler und 
nad Bendel (Kappel) Frl. Frida Nüeſch. 

Mels. *An den „gwundrigen Träger bes Zmeigeftirns“ in letzter Nr. 
Eeite 451, Wie die „Fräulein Lehrer“. mit den ftämmigen Bergbuhen ber 7. 
Klafje und ber Ergängungsfchule fertig werden, braucht nicht erft bie Zukunft zu 
lehren, die Vergangenheit hat's jchon erwieſen, was zu erfragen bei Frl. Dina 
Hausherr, nunmehr Lehrerin in Oberwil, Kt. Aargau. Sie amtete ein Schuljahr 
in Vermol und Hat nicht den geringften Anftand gehabt mit den „ſtämmigen 
Bergbuben ber 7. Klafje und ber Ergänzungsſchule. Damit ift auch ummwahr 
geworben, daß jeit Menſchengedenlen „Lehrer“ in Vermol gewirkt haben. 

Es bängt doch in fraglider Sache nicht alles at von ber Kraft und ber 
ftarfen Fauſt des Lehrers; pädagogiſches Geſchick tut's bo mehr, und das fann 
eine Lehrerin grud fo gut befigen, wie ein Lehrer. Wir haben Erfahrungsbeweiſe. 

Und für Bergihulen, die nur Halbjahrſchule find, Lehrer zu finden, ift 
bald eine Hererei; fogar „Kandidaten“ fürdten diefe Schulen; — mir haben 
wieder Erfahrungsbemweife dafür — fie fürchten oft biefe Schulen. 

Steht dann hinter einer Vehrerin ein Schulrat, der feiner Stellung be 
wußt ift, braucht fie wahrlich auch bie „ſtämmigen Bergbuben“ nicht zu fcheuen ; 
bie find übrigens nidyt immer bie „Wildlinge*, wie brnnten im Zale zu Stabt 


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und Land; wir haben droben in Vermol ſolche Buben, mit denen die Lehrerin 
fo gut fertig geworben, daß dieſelben aus „weichen“ Herzen weinten beim Ab⸗ 
jchieb ihrer lieben Vebrerin, was einigen Lehrern allda minbeftens nicht begeg- 
nete, Alfo warum aufgefallen, daß bie Echulgemeinde Mels in Bermol und 
Mäbris mweiblihe Lehrkräfte anftellte?* — Iſt's wirklich nicht einige „Animofi« 
tät*? 

(Anmerkung ber Rebaltion). Wir möchten in diefer Angelegenheit 2 Din« 
ge betonen: 1, Der Einjender Seite 451 ift fein „Oberländer, und wohnt 
nicht im Oberland, Hatte alfo mit feiner Notiz ficherlig feine Nebenabfichten 
2. im Prinzip ift daran feitzubalten, daß für Knaben-Oberfchulen nur männ— 
liche Lehrkräfte Anftellung finden follen, 

2. £uzern. * Ganz bem Welen ber Gefeierten entfpredhend, beging man 
Enbe Juni in Rusmwil im Stillen die feier der 25jährigen Vehrtätigleit un» 
ferer Lehrerin Sr. Philomena Huber Bon Seite bed Gemeinderates 
wurde fie mit einem herzlichen Dankſchreiben und einer Geldnote überraſcht, 
während es fich ihre vielen ehemaligen Schülerinnen nicht nehmen ließen, ihr 
neben pradtvollen Blumenfpenden ein hübſches Sümmchen zu einer Erholungs» 
reife zu überreihen. Wer fo ber ungeteilten Hochachtung und Zuneignng fi 
erfreut, ber darf getroft am Ende einer "/« Jahrhundertarbeit einige Augenblide 
ber Vergangenheit fih erinnern und neue Kraft für die weitere Betätigung auf 
dem Gebiete der Jugenderziehfung fchöpfen. Möge die Mäbchenprimar- und 
sjefunbarjhule Ruswild Sr. Philomena Huber noch lange erhalten bleiben! 

3. Ireidurg. * lnfere Univerfität zählt im laufenden Sommerjemeiter 
624 Studierende, nämlih: 563 immatrifulierte Studenten, alfo 9 mehr 
ala im Winter, und 61 Hörer, davon 47 Damen. Die tbeologiihe Fakultät 
zäblt 180, bie juriftifhe 137, die pbilofophifche 138 und die mathematifch-natur» 
wiſſenſchafttiche 160 Studenten. Die Schweiz zählt 185 Immatrifulierte, alfo 
ein Drittel ber Gefamtzahl; bann folgt Rubland mit 97, Deutſchland 89, 
Frankreich 62. Ein Viertel der Echmweizer find Freiburger, nämlich 48, St. 
Galler 21, Luzerner 19, Walliſer 15. Gar nicht vertreten find die Kantone 
Appenzell, Glarus, Uri, Waadt und Zürih. Der Lehrlörper ber Univerfität 
ſetzt fih aufammen aus 73 Perfonen und zwar: 49 ordentlichen, 21 außer. 
ordentlihen Profefjoren und 3 Privatdozenten. Davon find 22 Geiftliche, die 
fih auf bie theologiiche (15), auf bie philofophifche (4), auf die juriftifche (2) 
und naturwifjenfhaftlihe Fakultät (1) verteilen. Aus ber Schweiz ftammen 17 
Profefioren (6 Freiburger), je 14 aus Deuſchland und Frankreich. 

Obige Zahlen fprechen eine deutliche, erfreuliche Sprache. Wer hätte es 
bei der Gründung unferer Hochſchule auch nur ahnen dürfen, daß fie fich in 
biefee Weife entwideln werde? Was meitblidende, energiſche Männer vor 
Jahren mutvoll prophezeiten, hat fich erfüllt: « Alma mater friburgensis » ift 
das Zentrum ber wifjenfhaftlihen Beſtrebungen für bie fatyolifhe Schweiz ge⸗ 
worben. Defjen freuen wir uns aufrichtig! 

Der gediegene Vortrag von Hrn. Prof. Dr. Decurtins über P. Theodofius 
Tlorintöni ift bei DO. Gſchwend dahier im Drude erſchienen. Er beleuchtet be» 
fonbers die Stellung von P. Theobofius zur fozialen Frage. 

4, Aargau. * Die Eeltion Aargau bed „Evangel. Schulv.” (zirfa 12 
Mann ftarf) will in dem Beftreben ber Nömifchlatholiichen, den „konfeſſionsloſen“ 
Religionsunterricht, bislang durch die Lehrer erteilt, aus ber Schule zu ent« 
fernen, dafür Schullofal und genügend Zeit zu fordern für Erteilung desſelben 
durch ben Geiftlichen, nit mitmachen. Sie will vielmehr „dankbar dafür fein, 
noch Gelegenheit zu haben, in der Schule von Religion zu reden. Eine eigen« 
artige Auffafjung das und eine noch eigenartigere „Religion“. Je nun, fahr 
wohl, proteftantifches Ehriftentum! — 


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5. 5chwyz. Die Stiſftsſchule in Einſiedeln hatte den 5. Juli nachm. 
2 Ubr Öffentliche Sifung ber rhetorifhen Abteilung der „Marian. Alademie“. 
Die begeifterten Muienjohne boten padende Szenen „aus bem eben bes bi. Joh. 
Chryſoſtomus“, felbft verarbeitet, Eröffnet wurde burh ein fräftig’ Männer- 
horlied, dann folgten nadeinander in Profa und Porfie: Rede des Präfibeuten, 
Mutter und Eohn (Dialog), Frevel und Verſöhnung (Gedicht), Sturz des Eu- 
tropius (Szene), Abjchied von der Garde (Szene), Tod bes hl. Ehryfoftomus 
(Gedicht), Klage bes Schülers an ber Bahre bes Meifters (Bebicht) un) Triumph 
(Gedicht). Ein ſprechender Beweis für die Pflege gefunden Fortſchrittes an kath. 
Anftalt ! 

6. Zürich. Vom 31. Auguft bis 12. September ift in Zürih ein 
„Schweiz, Informationsfurs in Jugendfürforge*, Der Kurs bezwedt 
die Förderung und Verbreitung ber Jugendfürjorgebeftrebungen an der Hand 
von Vorträgen, Referaten, Disluſſionen und Befihtigungen einfchlägiger Inftie 
tutionen. Zur Behandiung kommen: MWöchnerinnenfürforge und Mutterſchutz- 
beftrebungen, Säuglingsfürforge, foziale Fürſorge für unterftüungs- und ſchutz- 
bedürftige Kinder, x, ꝛc. Ein fehr eingehendes Programm liegt vor, das unter« 
zeichnet ift namens ber ſchweiz. Geſellſchaft für Schulgefundheitspflege, namens 
ber ſchweiz. Erz. Direltoren, namens ber Zentralomiffion der ſchweiz. Gemein- 
näßigen Gefellihaft, namens bes Zentralvorfiandes ber ſchweiz. cemeinnüßigen 
Frauenvereins und namens des Zentralausihufles des ſchweiz. Lehrer 
vereins. Auffallen muß dem katholifchen Leſer und Spnterefienten, daß ber 
Berein kath. Lehrer und Schulmänner nicht unterzeicnen durfte, alfo auß ber 
Zahl der ben Kurs veranftaltenden Bereine ausgeſchloſſen it. Es 
ift dieſes Ignorieren eines befannten und rührigen ſchweiz. Vereins erzieherifcen 
Sharakters um fo bemühender und tadelnswerter, als der Echreibende gerabe dem 
unterzeichneten Altuar der „Schweiz. Geſellſchaft für Schulgefundheitspflege*, wel« 
her Verein alle anderen Vereine zur Mitbeteiligung eingeladen bat, als Rebaf« 
tor unferes Vereinsorgans ehedem gerne und prompt Dienfte leiftete. Uın fo 
weniger hätte man abjeitd der verehrten Herren von der ‚„Geſundheitspflege“ 
gerade unferen Berein bei ter angetönten Einladung zur Mitwirfung über 
ſehen follen. So etwas, follte es mehrmals vorlommen, müßte mißtrauiſch ma» 
ben und beredtigten Verdacht erregen. 

7. Thurgau. Die Kantonsjkulbaute ift mit 13834 gegen 7798 Stim- 
men genehmigt. Sie foll auf 410,000 Fr. zu ftehen fommen. Das kath. Volk 
hat viel lLieberwindung belundet und große Schulfreundlichfeit bewieſen. 

8. Bayern. Der fehr rührige und ſehr verdiente „Kath. Vehrerverein“ 
macht bermalen eine Kriſis dur. Der 1. Vorftand, Herr Hämmel, erklärt den 
Rüdtritt, weil bas Vereinsorgan in Sachen Gehaltsaufbefjerung und berzeitiger 
Lehrerbewegung einen Artikel publiziert, ber nicht ganz einwandfrei war, fondern 
in etwa mit dem Gebabren ber liberalen Lehrer liebäugelte. Wir wollen hoffen, 
man finde ſich in ben kath. Lehrerkreiſen Bayerns bald wieder, Die Zeiten 
find zu ernft, um in ben eigenen Reihen die Empfindlichfeit Triumph werben 
zu lafien. Nur keine Wortfl.ubereien ! 

9. England. In Granville-fur-Mer findet ein franzöfifber und in Fol« 
festone ein englifcher „Ferienkurfus“ ftatt, Es umfafjen die Kurſe Elementar- 
Haffen, fomerzielle Klaſſen, Klaſſen für Studierende mit guter Vorbildung, Hoch⸗ 
ſchulvorleſung x. Staatlich geprüfte Profefjoren leiten die Kurſe. Es werben 
u. a. in ben Vorträgen die franzöfiichen Klafjiker, die großen Philofophen des 
18. Jahrhunderts und bie erften Yyrifer des 19. Jahrhunderts behandelt. Die 
englifchen Vorlefungen berühren das goldene Zeitalter der englifhen Literatur. 
Der Preis für beide Kurſe ift 210 Mark, PBenfion, Unterriht, Vorträge und 
Retourbillet von Paris nah Granville ober Folkeſtone eingefhloffen. Erkunbi« 
gungen find einzuziehen bei dem Direktor of Education of the Polytechnil 307 
Regent Street, Bonbon. Beit: Ende Juli bi Ende Auguft. 


— 483 — — 


Achtung! — Für die Ferien. 


1. Der titl. Verwaltungsrat ber Uetlibergbahn Hat infolge ftärkerer 
Belaftung der Betriebsausgaben bejchlofien, bei den an Vereinsmitgliedern aus- 
gegebenen reduzierten Billetten eine feine Erhöhung eintreten zu laſſen. Tieſe 
Erhöhung ſoll für die Vereine, welde die Begünftigung bereits bejefien haben, 
in 3 Monaten, d. h. am 1. Oftober in Kraft treten. Anftatt einer Redultion 
von 500/s wird eine folde von 330/o gewährt werden. Die neuen Preije wer« 
ben fein, wie folgt: Berafahrt 1.35 Fr., Talfahrt 80 Ets., Netourfahrt Fr. 2. 
Dafür erhalten wir eine andere, ſehr angenehme Begünſtigung. Jedes Mitglied 
unſeres Vereins „ift berechti gt für 2 weitere Familienmitglieder Bil— 
lete zum gleichen Preiſe zu löſen. Um dieſe Billete zu beziehen, iſt 
es nötig, daß das betreffende Mitglied ſich an der Billetkaſſe durch 
feine Mitgliedkarte ausweiſt. Dieſe Begünſtigung hat eine vor— 
läufige Gültigkeit bis zu Ende bes Jahres 1909”. 

Der Unterzeichnete hat der titl. Betriebsdireltion, welche ihm dieſe An— 
zeige machte, das Entgenenfommen keſtens verdankt und erſucht bie verehrten 
Vereinsmitglieder, teils durch Benützung der Begünſtiguug, teils durch Empfeh⸗ 
lung dieſer Bergtour ſich dankbar zu zeigen. 

2. Eine Anzahl von Gaſthofbeſitzern hat die feiner Zeit beſtellten „Reife-fyüh- 
ver“ nicht angenommen, obgleih der Name deö betreffenden Goſthofs und bie 
vereinbarten Preije in unfer Büchlein aufgenommen wurden. — Mehrere Häu- 
fer haben in Anbetracht der Erhöhung der Lebensmittelpreife fi genötigt ge» 
jehen, auch eine Erhöhung ber Penfionspreiie x. eintreten zu laſſen. Der Un— 
terzeichnete bittet die verehrten Mitglieder, ben im ReilefFührer S. V. (Hotels, 
Penfionat Nr. 5) geäußerten Wunſch zu erfüllen, damit, wenn nötig, Rellama« 
tionen gemadt werben fönnen. 

3. Es find noch zirfa 90 Eremplare bes ‚Reiſe-Führer“ auf Lager. Wenn 
biefe vergriffen find, wird das Zentralfomitee beraten, ob eine neue Auflage zu 
veranftalten jei oder ob „Ergänzungsbogen“ gebrudt werben follen. — Bericht- 
igungen, Wünfche betreffs Aenderungen und baf. Rab bem Unterzeichneten mit» 
zuteilen. 

Zug, den 5. Juli 1908. 
9. U. Keifer, NRector, 


Briefkaflen der Redaktion. 


l. Aus HM. Dofen folst demnächſt. Bald wieder lommen. — 

2. Dieler Nummer liegi eine 16ſeitige Beilage bei, zudem ift bie Nummer 
um 8 Seiten vermehrt, um auch ben Freunden im St. Luzern gerecht zu 
werden. Sammelt Abonnenten! — 

3. Bon autoritativer Seit: ging uns ben 29. VI. ein „offizieller” Be— 
richt bes Lehrerv. bes Kts. St. Gallen zu über befien Zagung in Sargand. 
Wenn unfere freunde in St. Gallen deffen Aufnahme nicht ertra wünfchen, fo 
legen wir ihn aus folgenden 2 Gründen banfenb beifeite und empfehlen una 
für eine offizielle rechtzeitige Zufendung für nächſtes Jahr: 

1. Unfer Organ bat bereits in früherer Nummer eine ziemlich eingehende Be— 
fprehung der Tagung gebradt. 

2. Die „Schweiz. Lehrerz.“ war fon für ihre Nummer vom 27. Juni im 
Vollbeſitze bes bez. offiziellen Berichtes, den fie dann auch tatfählih in 
jeldiger Nummer zur Hälfte publizierte. Das sine ira et studio, aber 
offizielle Berichte müfjen gleichzeitig zur Drudlegung verfanbt werben, 
fonft verlieren fie ben offiziellen Charakter grünblid. — 


— 4 484 — 


Vakante FTehreritelle. 


An die Knaben-Oberjäule der Gemeinde Ingenbogl-Brunnen wird 
auf Mitte September nächſthin ein weiterer Lehrer geſucht. Anmeldungen 
find an den Schulratäpräfidenten, Hochw. Herrn Pfarrer Föhn in 
Ingenbohl, zu richten. Derjelbe wird auch über Erfordernifie, Gehalt 
2c. jede wünjdhbare Auskunft bereitwilligfi erteilen. 330 


Angenbohl-Brunnen, den 30. Juni 1908. 
Der Schulrat. 


Höbenkurort Miederrikenbat) 


1162 mi.®W. (Maria-Rirkenbad) xt. Ridwalden 


Station Dallenmwyl der Engelberg: Bahn. Altrenommierter, beliebter, ge- 
nußreider — —— La — in ———— Alpenwelt. Zern 
lich empfohl eu. Große Val dungen. Quellwaſſer; Spaziergänge; Hocge- 
—— Wallfahrtskapelle und Frauenkloſter. Gut — befanntes 
Hand. Wa⸗ inkl. Zimmer Fr 4.50 bis 5.—. Beſcheidene Touriſtenpreiſe 
Proſpekte. 326 (H 2805 83) 


Familie Murer-Häsfin, Aur- und Filgerdans. 
KURHAUS F EUSI S GART E N, FEUSISBERG 


0000000 o (Kanton Schwyz) 00000000 


!/a Stunde unterhalb Etzelkulm, * Stunden von Station Schindellegi, 1 Stunde 
von Pfäffikon und Richterswil. Prachtvolle Aussicht auf den Zürichsee und 
Gebirge, grosser Saal, schöne Terassen für Gesellschaften, Vereine und Schulen, 
lohnendster Ausflugspunkt. Spezialität in guten Landweinen und Bach-Forellen. 
Schönster Kuraufenthalt. Pension mit Zimmer, 4 Mahlzeiten, von Fr. 4.50 an. 
Prospekte gratis durch den neuen Besitzer H 3300 Lz 
F. J. Kränzlin-Schön. 


Ziehung Balsthal Ence August 
Haupttreffer 40,000 Fr. | L 0 S E — 


— IL © S, S MAIFr. der Zuger Stadtthea- 


ter-Lotterie — (Extra Emission) 
von Balsthal, Olten, Luzern | Haupttreffer: Fr.40,000 Fr. 20,000 und 


und Kinderasyl Walter- — & ri 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 
schwyl versendet ä 1 Fr. und | Ziehungslisten & 20 Ct. versendet das 
Zinfmugellaten 420 Cts. Bureau der Stadttheater- 
Frau Haller, Luzern, Lotterie in Zug. (H 60% Lz. 270) 
vormals Zug. 


Auf 10 ein Gratislos. 
Nach Balsthal folgt Olten. 














AInferate find an die Herren 
Haajenftein & Vogler zu jenden. 
m Tr 


Beilage zu Hummer 28 der „Päd. Blätter“. 


Meber Jugendlekfüre. *) 
Don Yof. Müller, Goßau. 


Die Jugendleftüre in heutigem Sinne kann noch nicht auf eine 
lange Vergangenheit zurüdichauen. Zur Zeit Göthes kannte man noch 
feine Spezifiiche Jugendliteratur. In „Dichtung und Wahrheit“ fagte 

„Dran hatte zu der Zeit noch feine Bibliotheken für Kinder veran— 
ftaltet. Die Alter hatten jelbft noch kindliche Gefinnungen und fanden 
ed bequem, ihre eigene Bildung der Nachkommenſchaft mitzuteilen. Außer 
dem Orbis pietus des Comenius fam uns fein Buch diefer Art in die 
Hände.“ Die Familienbibliothek ſcheint in damaliger Zeit gemeinjames 
Gut aller gewefen zu fein, Wohl find und etliche fpezielle Kinder- 
ihriften aus früherer Zeit überliefert worden; 3.8. Robinfon aus dem 
18. Jahrhundert; aber ala eigener Zweig der Literatur treten fie erft 
im 19. Jahrhundert auf, Als Begründer der kathol. Jugendleftüre 
gilt P. Jais, O. S. B. (1750-— 1822), Der größte Altmeifter in diefer 
Epoche ift unbeftritten der Augsburger Domherr von Schmid, (1758 — 
1854) defjen Werke in 24 Sprachen überfeßt wurden. Ihnen reihten 
fi) dann Chimani, Hey, Robert, Reinid, Brüder Grimm, Bauberger, 
Horn und viele andere an. 

Lange Zeit — und vielfach heute noch — ift die Jugendliteratur 
ein unbeachtetes Afchenbrödel unter den übrigen Erzeugniffen der Liter 
ratur gewejen. Nur wenige Berufene haben fich derjelben angenommen. 
Man bat fich höchſtens auf die Abwehr des ftärfften Giftes beſchränkt. 
Um fo eifriger waren aber gewifjenlofe, geldhungerige Spekulanten be- 
firebt, die jugendliche Neugierde mit Stoffen der zweifelhaftelten Quali» 
töt zu befriedigen, Echon der lete Umftand allein müßte den Erzieher be- 
ftimmen, prüfenden Auges die geiftige Nahrung der Jugend zu über 
waden; denn mit Mecht jagt Herder: 

„Sin Buch Hat oft einen Menfhen auf feine ganze Lebenszeit gebildet 
oder verborben.” 

63 find aber noch andere Faktoren, die ed dem Erzieher zur Pflicht 
machen, diefes Gebiet nicht dem bloßen Zufalle zu überlaffen und ji 
nur auf die Abwehr des Werderblichen zu bejchränfen. Wir müfjen 
pofitiv arbeiten; denn die Jugendleftüre ift ein mädtiges Er— 
ziehungsmittel, Glauben und Willen zu mehren, den Geift 
intelleftuell zu heben, Herz und Gemüt zu veredelm und den 

Charakter zu ftärken. 
Das jugendliche Herz iſt — wie Wachs, und die guten und 


*) Referat für die Delegiertenverſammlung des Vereins lkathol. Lehrer 
und Schulmänner der Schweiz und des ſchweiz. kathol. Erziehungsvereins. 


2 — 


ſchlechten Gindrüde prägen fich demjelben in der Zeit der geiftigen Ent— 
widlung am tiefften und dauerhafteften ein. Der Erzieher müßte feine 
hohe Aufgabe völlig verkennen, mwollte er fich dieſes michtigen und 
mächtigen Mittelö nicht bedienen, um den Samen des Guten, Schönen 
und Edlen auf das empfängliche und fruchtbare Erdreich des kindlichen 
Gemüted zu fäen. 

Dir gedenken im nachfolgenden auf die Gefahren der ſchlechten 
und den auf Segen der guten Lektüre hinzuweiſen. Anſchließend wollen 
wir einige praftiiche Winfe bezüglich Beurteilung und Auswahl 
der Jugendjgriften, ſowie Ratjchläge zur Anlegung und zweck— 
mäßigen Benüßung von Schulbibliothefen erteilen. 


1. Berwerflider Einfluß der ſchlechten Jugendlektüre. 

Es ift ein auffallendes Kennzeichen der heutigen Zeit, daß alles 
lieft. Fährft du im Eiſenbahncoupé; betrittft du ein Wirtjchaftslofal; 
fuhft du Erholung in Feld und Wald; fteigft du auf Bergeéhöhen; 
fommft du and Krankenbett oder in die bdüftere Dachkammer hinauf: 
überall findeft du leſende Menjchen. Kein Beruf, fein Alter, fein Stand 
wird von dem Leſebedürfnis verſchont. An einer Überfüle von xXeje- 
ftoff fehlt es nirgends. Was Wunder, wenn von diefer allgemein ver— 
breiteten Lejefucht auch unjere Jugend ergriffen wird? Ganz abgefehen 
von ihrem ftarfen Nahahmungätrieb ift e8 ganz befonderd ihr Wifjens- 
durſt, der Befriedigung ſucht. Unfere Kinder leſen offen oder geheim 
mehr, ald wir nur ahnen. Herold teilt mit, daß von 100 Knaben im 
Alter von 9—13 Jahren 85 ohne befondere Anregung fich mit einer ſpezi— 
fiichen Jugendjchrift befabten, und von 150 Mädchen taten 70 ein Gleiches. 

Wir haben einmal eine Enquéte erhoben, was die Schüler zu 
Haufe leſen. Dieje hat ergeben, daß alle die Lokalpreſſe mit dem größten 
Intereſſe verfolgen und in ihrer Unbefangenheit alles haarſcharf glauben, 
was ſchwarz auf weiß gedrudt if. Wenn wir uns erlaubten, ein Tages— 
ereignid in etwas abweichender Form, in einer Variante zu erzählen, 
fo erfolgte von jeite der Schüler fofort eine Berichtigung, jo und jo 
jei ed gegangen, denn jo jei ed im Xofalblatt geftanden. Mit Vorlicbe 
lejen die Kinder aus der Zeitung die Unglüdsfälle, dad Lokale und die 
Inſerate. Nur ganz wenige jireifen mit ihrem Blick unter den Strich 
zum Feuilleton hinab, Weit verbreitete Kinderleftüre bilden in unjerer 
Gegend vor allem die Kalender und dann ein gewiller Tagesanzeiger 
mit jeiner endlojen Chronik von Unglüdsfällen, Berichten über Mord 
und Sittlichkeitövergehen, über Betrug und Diebftahl ꝛc. Dieſe letztere 
Sorte Lektüre ift für die Jugend eine fehr ſchädliche. Durch das Lejen 
diejer Berichte gemöhnt fich dad Gemüt an den AUnblid des Böfen, Rohen, 
Unmenjhlichen, und, jagt Dr. Kellner: 


4 3 — 


„Man weiß nie, auf welden Zündftoff ber Funle fallen könnte.“ 

Biele Nedaktoren bedenken gar nicht, daß ihre Blätter auch von 

Kindern gelefen werden. Herold gibt den Rat, den Kindern das Beitungs- 
lefen ganz au verbieten. Es foll ihnen von früh auf zum Bewußtſein 
gebracht werden, dab die Zeitungen ebenfo wie Briefe nur für die Eltern 
beitimmt jeien. Wir möchten nicht jo weit gehen und das Lejen guter 
Togesblätter vom 11.—12, Jahre an nicht vorenthalten. Die Zeitung 
ift das Lehrbuch der politifhen Schulung unferer angehenden Bürger, 
und es fällt ihr eine hohe erzieheriiche Aufgabe zu. Möge deshalb der 
Leiter der Tagespreſſe ftetö feiner hehren Mifjion wohl bewußt fein! 
— Auf die’ Frage eines Katecheten, was für Bücher jeine Schüler 
lefen, erhielt ex folgende Angaben: Indianer und Mordgejchichten, Ro— 
mane wie: „Der Bauernfohn und feine Geliebte,“ „Ehemann und Ghe- 
frau,“ „Eine dunkle Tat,“ „Hugo Schenk,” „Das Geiſterſchloß“ ꝛc. — 
Solche Bücher find gefährliche Kameraden. Sie vergiften das Geiſtes— 
leben des Kinder. 

„Das geiprochene Wort verfliegt vielleicht noch ungehört ober unbeberzigt. 
Die Schrift aber überbauert bie Flüchtigkeit des Augenblides; fie verbreitet 
das Bift durch Jahrzehnte und durch ganze Generationen hindurch fort, und 
das Kind kann jederzeit zu demfelben wieder zurüdtehren und von ihm genießen.” 

Herold. 

Könnte man immer das Geheimnis des jungen Menſchenherzen aufdecken, 
um den Anfang und Fortſchritt des Böſen aus feinen verborgenen Falten zu 
lefen, man würde ftaunen über bie verhängnisvolle Macht der fchlechten Lektüre 
und ftaunen über die Gleichgältigfeit der berufenen Jugendwädter.” 

Ebenberielbe. 

Napoleon erzählte, daß Plutarch feine tägliche Lektüre bildete, 


Ich ſchöpfte daraus das mächtige Verlangen, daß auch mein Xeben einft 
bejchrieben werden möchte. Hieraus entwidelten fich meine erften ehrgeizigen 
Gedanten.“ 


In New-York Hatte eine jugendliche Verbrecherbande beſchloſſen, 
daß ein jeder feine eigene Mutter vergifte. Einer verfuchte vorerft den Mord 
an einer Magd, wodurd die Verſchwörung entdedt wurde. Das Leſen 
von Senſationsgeſchichten Hatte folche Früchte gezeitigt. Der verrufene 
Mörder Eurvoifier erzählt in feinen Selbjtbefenntnifjen, daß ihm Satan 
ein Bud in die Hände fpielte, in dem die Gejchichte von Dieben und 
Mördern erzählt war. 


„Ih bewunderte ihre Gefchidlichkeit und Zapferkeit. Und nun ernte ich, 
was Satın geldet bat.“ 


Unter 121 verurteilten jugendlichen Gefangenen fonnte bei 92 
die jchlechte Leltüre ald Haupturfache der Verbrechen feftgeftellt werden. 
Und wie groß iſt erft die Zahl jener, die zwar nicht vor die 
weltlihen Schranken geftellt werden, aber doch durch religionzfeindliche, 
unfittliche Literatur ihren Glauben, die einfachen Sitten, und die ftille 
Zufriedenheit verloren haben und als Peſtkranke eine ftete Gefahr für 


— 4 — 


die Unſchuld bilden. Wahrlich, es ſchaudert den Kinderfreund unwill— 
kürlich, wenn er an dad namenloſe Unheil denkt, das ein einziges ſchlech— 
tes Buch unter der Jugend anrichten kann. Wie werden oft gerade in 
ſogenannten Jugendſchriften die Schattenſeiten des menſchlichen Lebens, 
das Laſter in feiner ganzen Nacktheit, Charaktere wahrer Scheufale und 
alle möglichen Gaunerftüde in ſpannender Weile dargefiellt, bewundert 
und bejchönigt. 

In der Regel jehr dubiöje oder doch nichtswertige Gratiäbeilagen 
laſſen die Reklamhelden zu Seife, Kaffee, Tabak, Chocolade zc. der Jugend 
verabfolgen. Diefe Büchlein enthalten vielfach Indianergeſchichten, in 
denen das Unglaublichfte, Wunderbarfte und Schredhaftefte erzählt wird, 
Ein Lehrer charakterifiert ſolche Mache folgendermaßen: 


„Nikts darf feinen ruhigen Verlauf nehmen, wie es in Wirklichleit vor» 
fommt, fondern bei jeder Fahrt auf dem Dicere, bei jedem Schritt in bie 
Prärie, bei jedem Ritte in die Wüfte und bei jeder Rute im Palmhaine muß 
irgend ein haarjträubendes, halsbrecheriſches Abenteuer eintreten.“ „Kein Wun— 
ber, daß die Jugend nad dem erſten Bändchen gleich die folgenden verſchlingen 
möchte, — ber Appetit fommt ja beim Effen.“ 


Wer wird da nicht unmwillfürli an Karl May erinnert? Dlan 
mag die Erfindungsd> und Kombinationdgabe, das Grzählertalent und 
den Phantafiereichtum dicjes Überproduftiven Schriftjtellerd, deſſen Werte, 
beinebens gejagt, dann allerdings noch haushoch über jener Indianer: 
literatur ftehen — bewundern, aber einen mwohltätigen Einfluß auf die 
fittlicde und inteleftuelle Bildung fönnen fie nicht haben. Deun aud 
dad Befte daran — die Schilderung der Länder: und Völlerkunde — 
ift nach dem Urteile Fachkundiger nicht ſachlich. Es begegnen und in 
diefen 50 Bd. Reifeerzählungen immer die nämlichen Figuren unter an— 
derem Namen. Geftalten, die man längft verſchwunden glaubte, werden 
wieder lebendig. Charaktere, die ihre Pflicht getan, bliten auf einmal 
wieder neu auf. Überall gefchehen die haarfträubendften Unmöglichkeiten, 
und immer wiederholen ſich die ewig gleiden Situationen, 


„Mit Vernichtung der 20 Pfennig Bücher hat man die Indianerliteratur 
auf der einen Eeite hinausgeworfen, was rett und gut war; mit Karl May 
will man fie auf der andern Seite wieder heriinlafien, was ein unverzeiblicher 
Fehler fit und bleibt”. F. Teldigl, Liter, Natgeber, Münden 1. Juni 1908. 


Bid anhin hat der hohe Preis der May’ichen Werke vor Ans 
Ihaffungen für Schülerbibliothefen zurüdgejchredt. Neueſtens jollen fie 
auch als Fugendichriften bearbeitet werden. 

Behüten wir unfere Kinder vor folder Phantafie und Nerben- 
überreizender Lektüre! Es ift auch Gift unter tem Deckmantel: Sittlich- 
reine Schriften mit Hriftlicher Anſchauung. 

2. Bom Segen der guten Jugendſchrift. 

Wir haben jchon eingangs von dem erzieherifchen Ginfluffe der 

Sugendleftüre gefprochen. Treten wir bier noch näher darauf ein, 


— 5 o >- 


Die gute Lektüre veredelt und bereichert den Sprachſchatz und dies 
am allermeiften in der Jugend, wo mir für alles viel empfänglicher 
und bildfamer find, als im fpäteren Alter. 


„Mander findierende Jüngling und mander achtenswerte Mann würde 
nicht an ber Feder kauen ober in der Rebe ftoden, wenn feine Erzieher für eine 
mufterbaft geichriebene AYugenbleftüre etwas weniger furzfichtig und Taumielig 
gemwejen wären,” ſagt Herolb. 


Diefer Ginfluß ift oft derart, daß man e3 dem reifen Schriftfteller 
anmerft, welche Lektüre derjelbe mit Vorliebe in feiner Jugend gepflogen 
hat. So fagt Pollad von ſich jelbit, daß für feine geiftige und ſprach— 
lihe Entwidlung Bibel und Hebel beftimmend geweſen jeien, und daß 
man heute noch an feinem Stile 

„bie Eierfchalen feiner Jugend, nämlich zahlreihe Anklänge an Bibel« 
und Hebelſprache leicht entdeden könne.“ 

Auch Göthe ſpricht von einem ähnlichen Einfluffe feiner Jugend» 
leftüre auf das jpätere eigene Dichten und Schaffen. Richtig lejende 
Schüler gehören jelten zu den gedankenarmen Aufjaßjchreibern; ihre 
Arbeiten heben fi mehr oder weniger immer durch Originalität und 
größern Wort: und Spradhreichtum von den andern vorteilhaft ab. 
Wer hätte es nicht fchon erfahren, daß Leute mit primitiver Primar- 
ihulbildung durch Lektüre es dazu gebradht haben, die Feder ortho— 
graphiſch und ftiliftiich FKorreft zu führen. Daß dad Leſen auch das 
Wiſſen erweitert, vertieft und bereichert, liegt auf der Hand. In die 
Yugendbibliothef gehören deshalb neben Märden, Sagen und Erzähl» 
ungen vor allem auch religiöje Stoffe, Legenden, naturfundliche, geo— 
graphifche und gejchichtliche Einzeldarftellungen. 

Der Haupteinfluß der Lektüre liegt aber in der Gemütd- und 
Herzenabildung und in der Stärkung bes Willens. Kellner 
ſchreibt: 

„Ein guter Erzähler klopft an alle Türen; bald regt er die Phantaſie 


an, bald greirt er in Herz und Gemüt hinein, bald bewegt er zum Frohſinn, 
bald ruft er Trauer und Furcht in die Seele,” Aphorismen, 


Das Kind lieft von Golted: und Nächitenliebe in Schloß und 
Hütte, von Freundestreue und Ehrlichkeit in Not und Tod, in Armut 
und Reichtum, von Wahrheit» und VBaterlandäliebe in jonniger und 
dunfeln Tagen, von Opferfreudigkeit und Gemeinfinn in Dorf und 
Stadt, von Gehorfam und Dienftfertigkeit bei hoch und niedrig, von 
berzinniger Eltern» und Kindegliebe bei groß und Klein. Es hört aud) 
von ſchlechten, verabſcheuungswürdigen Menſchen, die ihrer Strafe nicht 
entgehen und ihm zur Warnung dienen, 

Das Kind — jagt Herold weiter — folgt den Helden mit großem 
Intereſſe anf Schritt und Tritt, bald mit Zuſtimmung, bald mit Ent- 
rüftung; es durchlebt gleihjam die ganze Erzählung und 


— 6 ——— 


„wie ber rauſchende Bach ben eckigen Kieſel umſpült und reinigt und 
formt, fo wird das Kind geläutert und gebildet durch bie ftete Einwirlung 
ber Beftüre.“ 


Und jelbft im Alter wird der Greis im feliger Erinnerung dankbar 
feiner Jugendleftüre gedenten. Sie ift ein fiher und gut angelegtes 
Kapital für Geift und Gemüt, für Zeit und Ewigkeit. 

Fürwahr, e8 wäre deshalb eine betrübende Erfcheinung, wenn die 
Jugend nicht lefen würde; es wäre Kurzfichtigteit und Berfennung des 
erzieherifchen Einflufjes der Leftüre, wenn wir una nicht der Schul« 
und Volksbibliotheken annähmen. 

Diefer Ruf zur Gründung von Schulbüchereien ift in heutiger 
Zeit, mo die Unzufriedenheit jo weite Kreiſe ergreift und die ganze Ge— 
ſellſchaftsordnung zu zerbrödeln ſucht, gerechtfertigter ald je. Die 
Sozialiften jäen das Gift des Klafjenhafjes ſchon ins jugendliche Herz. 
Dem Arbeiterlind foll bewußt werden, daß ed zur Klaſſe der „Ent- 
erbten* gehöre; Befiktum ift Diebftahl; eine Vergeltung im Jenſeits 
gibt es nicht, der Glaube an Gott iſt ein Märchen. Welch’ jegendreiche 
Gelegenheit eröffnet ſich Hier gerade der guten Jugendlektüre, ſolchen 
falſchen Anihauungen mit Wort und Beijpiel warnend und belehrend 
entgegenzutreten. Das Kind muß erjehen, daß ein jeder Stand feinen 
Frieden und feine Laften bat, und daß man genießen joll, was ung 
Gott beichieden hat. Wie manche Erzählung fpielt deshalb in fchlichten, 
ärmlichen Familien, mo Arbeitöfreude und Genügſamkeit, Liebe und Friede, 
Gottesfurcht und Ehrlichkeit und darum auch Glück und Zufriedenheit 
wohnen. Wie manche andere Gejhichte erzählt und, daB auch der reiche 
und hochgeftellte Mann feine Bürden und Kümmerniffe zu tragen bat. 
Die Bedingungen zum Glüde find in Schloß und Hütte ganz diejelben, 
Das arme Kind fieht in der Erzählung nicht nur den Glanz, ſondern 
aud den Schatten des Reichtumed; und das reiche lernt die Tugenden 
in bejcheidenen Verhältniſſen kennen und lieben. Das wirkt verjöhnend 
und erziehend nach beiden Seiten (nach Herold). Was der Unterricht 
nicht zu ftande bringt, das kann oft dem Rinde in einer gut angelegten 
Erzählung anjchaulich beigebracht werden. Töricht wäre ed aljo, wenn 
man dieſes Mittel im Kampfe gegen den Unglauben und die Sozial- 
demofratie liegen ließe, 


3. Beurteilung der Zugendidriften. 

Zum vorneherein wollen wir bemerken, daß nachſtehende Normen 
ich mit den vom kathol. Lehrerverbande des deutſchen Reiches aufge 
ftellten Prinzipien decken, aber nicht in allen Zeilen auf manche, doch 
gute Bücher, befonders auf folche des vorigen Jahrhunderts Anwendung 
finden können. Diefe find Kinder ihrer Zeit und der damaligen lite» 
rarischen Anfchauung und haben ala folde — wenn jie nichts Verderb- 


4 7 — 


liches enthalten und unferem Hauptgrundfaße nicht widerſprechen — 
ebenjo viel Exiſtenzberechtigung mie etwa ein alterlümliches, flilgerechtes 
Gebäude neben einem modijchen Neubau. 

Schon lange bevor die Hamburger ihre Kriterien aufftellten, haben 
auf kathol. Seite zwei Pädagogen vorbildliche Grundfäße zur Beurteil- 
ung der Jugendfchriften entwidelt, nämlich Dr. Lorenz Kellner in jeinen 
Aphorismen und Willmann. Namentlih Kellner verpönte Außerliche 
Moralpredigt und Lange Neflerionen. 

Unfere Hauptreform lautet: Eine gute Jugendſchrift muß 
vom pojitiven KHriftliden Geifte getragen und geeignet 
fein, Glaube und Wiſſen zu mehren, zu allem Guten anzu» 
Ipornen und den Charakter zu ftärten. Es find deshalb alle 
jene Schriften auszufchließen, die den Glauben und die Sitte gefährden, 
eine jeichte Moral predigen, die finnlichen Gelüfte reizen oder nur zur 
bloßen Unterhaltung dienen, ohne das Wiſſen zu bereichern oder zum 
Guten anzuregen. 

Treten wir nach diefem allgemeinen Grundſatze auf Inhalt, Form 
und Geitaltung näher ein. 

Manche meinen, für eine Jugendfchrift müſſe der Stoff nur der 
Kinderwelt entnommen{mwerden. Das findliche Leben beregt fich aber 
meiftend in engen Rahmen, und es bedarf eined ausgezeichneten Schrift: 
ftellerd, um ein ſolches Süjet intereffant und bildend zu geftalten. Nur 
zu oft werden ſolche Schriften eintönig. Der Erwachſene fann feinen 
Willen auf die Lektüre richten und ein Buch zu Ende lejen, auch wenn 
ed ihm nicht gefällt. Nicht jo das Kind. Dasfelbe hat in erfter Linie 
ein ftoffliches Intereſſe, und mo dieſes nicht angeregt wird, wird auch 
der Wert der Lektüre ein Heiner fein. Dr. Kellner jagt deshalb jehr 
rihtig: „Die Begebenheiten müfjen auch einen Hintergrund haben, der 
weniger durch die Kleinigkeitäfrämerei der Kinderſtube ald durch das 
friſche, volle Leben gegeben wird.“ 

Gin berühmter Katechet äußerte fih, es ſei mach feiner Meinung 
ein pädagogijcher Mißgriff, den Kindern immer nur die Jugendgeſchichte 
der Heiligen ala Vorbilder hinzuftellen. Oft wiſſe man aus ben eriten 
Lebensjahren der Heiligen fehr wenig Beftimmtes; dann male man alles 
recht glatt und artig aus umd glaube, das werde zur Nacdheiferung an- 
treiben. Die Wirkung ift aber meift eine verfehlte. Man greife doch 
lieber ind volle Leben hinein und zeichne wirkliche Taten und Geſcheh— 
niffe, jo das Leben des HI. Apofteld Paulus in feiner ganzen Größe, 
jo weit man ed vor Kindern tun kann. Sole Stoffe paden und 
hinterlaffen einen bleibenden Eindrud fürd ganze Leben. Kinder werden 
Grwadjene und ranfen fi am Beilpiele Großer empor. Damit ſei 
nicht gejagt, daß das Kindesleben nicht zum Vorwurfe vou Jugend: 


3 8 0 


fchriften gemacht werden darf. Wir haben jehr viele treffliche Werke 
diefer Art, denken wir nur am die zahlreichen Fugenderinnerungen 
unferer erjten und beften Echriftfteller, einer Emmy Giehrl, Iſabella 
Braun, eines Handjalob und eines Rofegger; (die meiften Werfe des 
leßtern find zwar für und Katholiten unannehmbar), 

Märchen, Sage, Legende, Gelchichte, Länder» und Völkerkunde, 
Biographieen berühmter Männer, das Leben in feinen mannigfaltigen 
Mandlungen und Geftaltungen bieten eine unerſchöpfliche Fülle der 
Ihönften und edelften Stoffe für Jugendjchriften, daß mir nicht nötig 
haben, allerlei Sleinfrämerei zu treiben und die, für die fie beftimmt 
find, damit zu langweilen. Die Stoffwahl und Behandlung ſei mohl 
findfich, aber nicht Eindifh. Wir möchten das Lefealter ohnehin nicht 
zu früh angejeßt wiſſen, früheftend auf das 10. oder 11. Lebensjahr. 

Beim Aufbau und der Entwidlung ter Erzählung fordern 
wir eine gewifle Realität und pſychologiſche Wahrheit. 

Gerade in diefer Beziehung wird ſchwer gefehlt. Da werden Un» 
möglichfeiten und Zufälle in ſchwerer Menge aufgehäuft, um die Er— 
zählung recht fpannend zu geitalten, oder ihr eine glüdliche, überraſchende 
Löfung zu geben. Greignis reiht fi an Ereignis, Ungewöhnliches und 
Übermenfchliches fuchen einander zu übertreffen und den Leſer in fieber- 
hafter Spannung zu halten, Es ift unglaublich, welche Naivität dem 
Kinde zugemutet wird. Solche Schriften mögen zwar in bejter Abficht 
verfaßt fein; fie Üüberreizen aber (mie wir ſchon früher bei Karl May 
geſagt haben) die jugendliche Phantafte und entziehen den Sinn für die 
Wirklichkeit. Wahrfcheinlichkeiten und Zufälle werden nie ganz zu vers 
meiden fein. Sie follen ſich aber naturgemäß mie von felbft ergeben, 
Piychologifch begründet fein und nicht nur einen wohlfeilen Aniff zur 
Weiterführung der Handlung bilden. Eben in diefer Entwidlung, Ver: 
fnüpfung und Löſung der Handlung erfennt man den wahren Meifter 
von dem Lehrling, den berufenen Schriftfteller vom unberufenen. 


Die Charakteriftif der Perfonen, ihrer Handlungen und 
Sitten und Gebräude fei wahr und ſcharf. Sie darf nicht 
bloß in fromm weinerlichen Worten liegen, jondern muß in den Taten 
begründet werden. Weltunerfahrene Kinder oder ungelehrte Erwachſene 
reden in manden Schriften lange Seiten hindurch wie Weltweife. 
Solches ift unnatürlic, und ſchon Alban Stolz verwirft ſolche Kinder- 
weiheit. 

„Die Wirkſamleit folder Sentenzen wird nicht weiter geben, als daß ein 
Rind bisweilen tugenbliche Redens arten ohne Ernſt von fidh gibt, folglich Gleis- 
nerei gepflanzt wird,“ 

Vielfach werden nur unerreichbare Fdealgeftalten und übermenfch: 
liche TugendHelden gezeichnet. 


— 9 — 


Das Buch der Bücher, die Bibel, kennt die einſeitige Verteilung 
von Licht und Schatten nicht. Die Geſchichte Kains, Abſalons und 
Judas wirken mit unwiderſtehlicher Gewalt, während wieder Petrus das 
Anziehende und Abſtoßende in einer Perſon vereinigt und zu einem 
Abſchluſſe bringt, der mit Gott und dem teilnehmenden Herzen verſöhnt. 
— Mande Schriitfteller tun in ihrem Beſtreben, fromme und tugend- 
bafte Beilpiele vorzuführen, ded Guten auf Koften des Möglichen und 
Natürlichen zu viel. Wir können ed nicht billigen, und es Takt ſich 
auch mit der chriftlihen Anfchauung von der Vorjehung Gottes nicht 
gut vereinbaren, wenn jede Gabe, jede gute Tat faſt augenblidlich mit 
Hingender Münze, mit Ehre und Hoher Stellung belohnt wird. Wie 
verhältnismäßig wenig trifft died im Leben zu, und wie oft bemwahr- 
heitet fich gerade hier, daß ded Herren Wege nicht unfere Wege und 
feine Gedanken nicht unfere Gedanken find. Durch Häufungen von ſolchen 
wunderbaren Fügungen muß im leſenden Kinde der Gedanke erweckt 
werden, Gott müfje jedem augenblidlich helfen und alles fon hier auf 
Erden belohnen, ald ob e8 fein Jenfeits gebe. Wird es dann im Leben 
getäufcht, fo hält fein Glaube an Gottes Vorfehung nicht mehr ftand. 
Erinnern wir und auch, wie unerbittlich firenge die Kirche bei Konſta— 
tierung don Wundern, 4. B. bei Kranfenheilungen verfährtt. Wir 
fönnen ſolche Schriften, die mil Gottes Führungen und Fügungen ſolch' 
leichted Spiel treiben, nicht zu den beften zählen. Die Chriftoph 
Schmidfhen Erzählungen verfallen oft auch im bdiefen Fehler. Doch 
gehören fie wegen ihrer herzlichen Erzählmeife zu den beften Büchern 
diefer Galtung. 63 ift Eigenart des DVerfaflers, daß bei ihm alles ein 
Leben in Gott, durch Gott und fir Gott iſt. Alles Reden, Handeln 
und Zun gefchieht aus Gottes Zulaffung. Jedes Blümchen, jedes 
Tieren ift ein Wunderwerk der ewigen Allmadt, und mit feinem 
Verſtändnis weiß der naturfinnige Autor überall auf diefe Wunderwerke 
binzudeuten. Sind feine Schriften hinſichtlich künſtleriſchem Aufbau 
nicht ganz einwandfrei, jo werden fie doch zu allen Zeiten zu dem gele- 
ſenſten und beliebteften Jugendbüchern gehören. Der gegenwärtig herr- 
ſchende realiftiiche Geſchmack mag fie verpönen, im ‚kindlichen Herzen, 
dad noch nicht von diefer Zeitftrömung ergriffen ift, werden fi: alle Zeit 
Eegen ftiften. 

Um eine Grmüdung zu vermeiden, laffe man nicht zu viele der- 
artige Schriften nacheinander Iefen, 

Die Naturfhilderungen, die Länder u. VBölfer- 
kunde dürfen in Jugendſchriften nicht bloß Phantafiegebilde des 
Autors, fondern müfjen wie die Charakteriftit der Perfonen ſachliſch 
getreu und wahr fein, fonit wirken fie verbildend, nicht bildend- 
Rohe, blutrünftige Szenen und Bilder find auszuſchließen; die Haupt» 


— 10 — 


ereigniſſe ſollen nicht durch unnötiges Beiwerk zurückgedrängt oder auf- 
gehalten werden. Der Aufbau ſei einfach, klar und einheitlich. Es 
dürfen nicht Perſonen und Handluugen eingeflochten werden, die mil der 
Gefchichte in keinem oder nur ganz lojem Zufammenhange ftehen und 
auf den Gang derjelben keinen Einfluß ausüben. Daß aud der Stil und 
Satzbau einfach und Forreft, die Jlluftrationen kunſtgerecht, der Drud 
groß und deutlich, der Umfang des Buches nicht zu groß (höchſtens bis 
200 Seiten) fein follen, wollen wir der VBollftändigkeit halber auch noch 
anführen. 

Eine wichtige Trage ift die: darf die Jugendſchrift 
eine Tendenz verfolgen? Die Antwort darauf erjcheint 
elbftverftändlih, wenn man den Zweck der Jugendleftüre in unferem 
Sinne auffaßt. In den beiden letzten Dezennien hat fi) aber in Deutjc: 
land eine Strömung gebildet, die ſich mit aller Entjchiedenheit gegen 
die Tendenzichrift wendet. Lehrer Heinrich Wolgaft in Hamburg hat 
durch jein Buch: „Das Elend unferer Jugendliteratur“ die Erziehung 
zur Kunft proflamiert: 

„Die Iugendfchrift in bdichteriicher Form muß ein Kunſtwerk fein‘ 
lautet der oberfte Sat diefer Richtung. Nicht mehr die Sentenz, Ten- 
denz oder der Inhalt foll bei der Beurteilung oberfter Ratgeber jein, 
fondern einzig und allein die funftgerechte Entwidelung uud Darftellung 
der Handlung. Belehrung und Vermehrung des Willens können nicht 
durch die Dichkunft geboten werden. Die Poefie wird im Dienfte fremder 
Mächte erniedrigt. Die äfthetifche Erziehung zur literariihen Genuß- 
fähigleit muß allein das Ziel der YJugendleftüre fein. Deshalb dürfen 
dem Rinde nur literarifch wertvolle Bücher geboten werden. 

Hinter diefer Hamburger Richtung ftehen gegen 80 
deutiche Prüfungsausſchüſſe uud die „Jugendfhriften-Warte*, 
das offizielle Organ derſelben meift gegen 60,000 Abonnenten auf. 
Yahrlid zu Weihnachten erfcheint ein Verzeichnis empfehlenäwerter Ju— 
gendichriften in mehr ala 100.000 Exemplaren. Es führt bis jebt 
665 „muftergültige* Werke auf. Es fiehen wohl einige Bücher Fathol. 
Autoren darin, z. B. Brentano, Bendel, Hansjafob, Schadhing, Reinke, 
Weber (Dreizehnlinden). Doc wird die Mehrzahl der kathol. Literatur 
abgelehnt, weil fie verwerfliche Tendenzichriften fein ſollen. 

Gin Vergleich; der Hamburgerlifte mit unferen kath. Katalogen 
ergibt zirfa 200 gemeinfame Nummern, Died Grgebnig ift dem Um— 
ftande zuzufchreiben, daß die kathol. Kritik weitgehender und larger ilt, 
als die gegnerifche. Es ift aber auch ein Beweis, daß man auf unferer 
Seite die kunſtäſthetiſche Eeite einer Schrift auch zu werten weiß. 
Obwohl jede Tendenz aus den Werken ded Hamburger Berzeichniffes 
ausgeichlofjen fein foll, finden fi darunter manche Tendenzjchriften der 


— 11 — 


ſchlimmſten Sorte, die auf die Verhöhnung der kathol. Gebräuche und 
des Papfttumes abzielen. Hof. Lohrer in Münden bat eine folche 
PBlütenlefe in feiner Brojchüre: „Vom modernen Elend in der Yugend- 
eftüre” zufammengeftellt. In der feruellen Frage nimmt diefe Richtung 
eine fehr freie Stellung ein. Der kirchlich-dogmatiſche Religiondunter« 
richt ſoll aus der Schule befeitigt und dafür der Literaturunterricht auf 
allen Stufen ala Hauptunterrichtägegenftand eingeführt werden. 

Wir haben ed aljo hier mit einem jehr gefährlichen und mächtigen 
Gegner zu tun. Man will die Kunft zur Gottheit ſelbſt ftempeln und 
nur ihr allein dienen. Es ift ein verſteckter Kampf gegen alles chriftlich 
Pofitive, ein Neuheidentum, Welch’ weit erhabenered Ziel ſteckt das gläu- 
bige Chriftentum der Lektüre in der Pflege der Liebe zu Gott, dem 
Nächften und zum Vaterland, in der Wedung des Mitleides gegen die Not 
und Armut, in der Förderung des Sinnes für Ehrlichkeit, Wahrhaftig- 
feit, Genügſamkeit, Demut und Herzendreinheit. Das find unvergäng« 
liche Ideale, und es hieße den Rindern Steine ftatt Brot geben, wenn 
diefe ehren, fittlichen Ideen in den Jugendſchriften keine oder nur noch 
eine ganz untergeordnete Geftaltung erfahren follten, Wir lieben das 
Moralifieren und die aufdringliche Tendenz auch nicht. Diefe follte ſich 
von felbft aus der Kandlung abſchälen und unbewußt auf den jugend: 
lichen Lejer einwirken. Aber mit einer fchönen Form allein — und 
wenn es auch eine goldene Schale wäre — können wir erzieheriich nicht3 
anfangen; wir bedürfen hiezu eined greifharen Inhaltes von bleibenden 
Merte. 

Das Gute wird diefe Strömung auf die kathol. Belletriftif aus— 
üben, daß die fünftlerijch-äfthetilche Seite mehr gewürdigt wird ala bis 
anhin. Seichte, kunſtloſe Zugendichriften verderben den Geſchmack und 
find die befte Vorbereitung zur fpäteren Lektüre der gehaltlofen Kolpor- 
tage Literatur. 

Auf katholiſcher Seite hat fich in Deutfchland ſchon längſt 
eine Zentral-FugendichriftenKommifjton unter Rektor Bator in Thorn 
gebildet, die jährlich eine ca. 100 S. umfafjende Bücherbeiprechung ver- 
öffentlicht. Sehr rege arbeitet — durch die Gegnerſchaft angeeifert — 
die Jugend⸗Schriften-Kommiſſion des kathol. Lehrervereined in Bayern. 
Ihr Organ ift der „Liter. Ratgeber”, jährlich 7 Beilagen zu den „Pädag. 
BI.“ in Münden. 

In der Schweiz veröffentlicht die Jugend-Schriften-Kommiſ— 
fion des Schweiz. Lehrervereind jährlih ein ca. 110—160 ©. ſtarkes 
Bändchen: „Mitteilungen über Jugendichriften“. Auf Weihnachten 1907 
ift bereit das 30. Heft erfchienen. 

Die pofitiv kathol. Literatur ift darin mur fpärlich vertreten. Zwar 
ftellt fich die Kommilfion nicht ganz 'auf Wolgaſt's Standpunft, Sie 


— 12 — 


will mit der Lektüre auch den Charakter bilden, den Geiſt intellektuell 
kräftigen und Herz und Gemüt veredeln. 

Mit diefer von, unjferam Kapitel etwas abjchmweifenden Umſchau 
möchten wir dartun, daß e3 für uns Schweigersfatholifen die höch ſte 
Zeit war, auch ein zuderläffiged Jugend» und Boltsjchriftenverzeichnis 
zu erftellen, und daß wir diefer Frage in immer weiteren reifen Auf: 
merkſamkeit ſchenken müfjen, wenn mir diefes für Bildung und Erziehung 
jo eminent wichtige Gebiet nicht fampflo8 dem rührigen Gegner über: 
laſſen wollen. 


IV. Gründung von Schulbibliotheken und deren zwedmähige 
Benützung. 

Wir ſollen nach Möglichkeit überall Schulbibliotheken gründen: 

1. Weil die Leltüre ein vorzügliches Erziehungsmittel iſt und 

2. weil der Wiſſensdurſt der Jugend nach Befriedigung lechzt und es 


weit beſſer iſt, denſelben durch eine gut geleitete Leltüre zu ſättigen, als deſſen 
Befriedigung dem Zufalle zn überlafſſen. 


Wir hören verfchiedene Ginwendungen: Die Jugend braucht 
nicht zu leſen; das Schulbuch bietet Stoff genug; ohne Erklärung ver— 
ſteht das Kind dag Gelejfene doch nicht recht; dann wird ed blafiert, 
naſeweis und findet am Kindlich-Naiven feinen Gefallen mehr; es ver: 
jällt in Leſewut umd Zerſteutheit ꝛc. ꝛc. Das Leſen ift gejundheits« 
Ihädlih. Die Einrichtung und der Unt‘rhalt der Bibliotheken ift koſt— 
billig und zeitraubend. 

Diefe Vorwürfe mögen etwas berechtigt fein, wenn man die Sache 
nicht recht anzugreifen verjieht. 

Mir haben ſchon betont, daß das Kind offen oder geheim mehr 
lieft, ald wir nur ahnen. Wan mag diefen Trieb ala ftrafbare Neu: 
gierde betrachten, im Wirklichkeit ift es aber die Aeußerung eined 
ftarfen Wifjenstriebed. Der Schulbuchſtoff kann ihn nicht genügend be: 
friedigen. Was man in der Schule zum xten Male gehört hat, fefjelt 
das Kind zu Haufe nicht mehr. Wir wollen durch die Schulbibliotheten 
feine Biellefer oder ſog. Bücherfrefjer züchten ; denn diefe bleiben in der 
Regel mager. Das Gelejene joll recht verdaut werden. Darum wird 
die Bibliothef nur alle 2-3 Wochen einmal geöffnet. Bei der Rüd- 
gabe muß der Schüler über das Gelefene, — fei es mündlich oder 
ſchriftlich — Kurz Rechenſchaft geben können. Im Sprachunterricht wird 
er angeleitet, die Xefeftüde in einige Sätze zuſammenzufaſſen. An Hand 
de3 Bibliothetbuches folgt num die praktiſche Anwendung. Man macht 
das Kind etwa auch auf mnemotechniiche Mittel zum Behalten des Gele- 
jenen aufmerkjam, wie 3. B. Notierung der in einer Erzählung vor« 
fommenden Perfonen= und Ortsnamen oder Ginprägen der Titelüber— 
ſchriften. Wo fid) in der Reprodultion eine Lücke zeigt, da muß nod 


3 13 — 


einmal nachgelefen werden. Unverftandene Wörter und fremde geogr. 
Namen notiert der Schüler und befragt den Lehrer. Ganz große Er« 
zählungen — die wir ausnahmaweiſe nur für die oberfte Klaſſe — zulaſſen, 
wie 3. B. Wilemann’3 Fabiola, zerlege man in 3—4 Teile, in der Weije, 
daß bis zur nächſten Biicherausteilung nur 100— 200 ©. gelefen werden. 

Oft läßt fich die Reproduktion auch an Hand der Jlluftrationen 
vornehmen. ä 

Ich höre entgegnen, der Lehrer könne die Bücher doch nicht jelbit 
leſen. Das ift richtig und auch nicht gerade unbedingt nötig. Es gibt 
ausführliche Yugendjchriften Kataloge, die nicht nur Büchertitel und 
fnappe Rezenfionen enthalten, jondern von jedem Bude einen erjchd« 
pfenden Auszug bieten 3.8. da® Verzeichnis des Vereins Fathol. Lehrer 
Breslaus. Hier kann ſich der Lehrer wenigſtens den Hauptinhalt eines 
Buches ohne große Mühe aneignen. Ganz fähige Schüler werden eine 
gelejene Erzählung flott fchriftlic oder mündlich reproduzieren. Ter 
Lehrer fammle diefe Notizen zur fpäteren Verwendung. Einiges wird 
er auch mit großem Gewinn felbft Iefen, und jo wird er mit der Zeit 
wenigſtens einen Weberblid über des gejamte Lejematerial befommen. 
Es ift nicht nötig, daß die Bibliothek einen zahlreihen Beftand auf: 
weile. 100—150 Bd. genügen für eine Echule vollftändig. Leſebe— 
rechtigt find die Schüler von der V. Kl. an. Auf diefe Weile kann 
man der unverftandenen, ungejunden Bielleferei am bejten vorbeugen. 
Zuerſt will erfahrungsgemäß alles Bücher haben — natürlich zur Kurz« 
weil —; wern man aber über das gelejene Hechenfchaft verlangt, redu⸗ 
ziert jich die Zahl der Anmeldungen erheblid. An ſchwächliche, Augen- 
leidende oder ftarf nervöſe Kinder verabfolgen wir feine Lektüre, 

Wir ziehen die Klaſſenbibliothek (jede Oberfchule Hat eine 
eigene Bücherei) der zentralen Shulbibliothef vor. Einmal 
gennt der Klafjenlehrer feine Schüler am beften, er weiß, wer zum 
richtigen Leſen befähigt if, und fann den Stoff darnach bemeſſen. Zer— 
freuten und flüchtigen Schülern kann er die Benüßung der Bibliothef 
verweigern. Im weitern gibt ed im Unterrichte oft Gelegenheit, auf 
das Gelejene Hinzumeifen, mit demjelben zu vergleichen oder daran anzu« 
fnüpfen, Für die unterrichtliche Verwertung und Vertiefung deö gebo- 
tenen Lejeftoffes ift ed von großem Vorteile, wenn viele Schüler der 
gleichen Klafje das nämliche Buch gelefen haben. 

Dies ift aber bei einer Klafjenbibliothef eher möglich, ala bei einer 
zentralen Bücherei. Etwa ein nicht gar umfangreiches Büchlein follte 
in fv viel Gremplaren angejchafft werden, dab es ala Klaſſenlektüre be» 
handelt werden kann. Dadurch werden die Echüler unter Anleitung ded 
Lehrerd gewöhnt, ein Buch ald Ganzes richtig aufzufaffen, und werden, 
wie Dr. Eidinger jagt, 


4 14 — 


„über bie Brucftücdliteratur bes Leſebuches hinauswachſen“. 

63 ift nicht nötig, daß man auf einmal eine fomplete Bücherei 
einrichtet. Dit einem jährlichen Aufwand von 15 bis 25 Fr, fann man 
mit der Zeit ſchon einen recht anjehnlichen Bücherbeftand erhalten. Man 
ſchaffe vorerft die billigeren Werke an, um möglichft viele Schüler be- 
dienen zu können. Unfer Katalog weiſt ja jolde 10, 20, 40, 50, 60 
Rp. Büchlein genug auf. 

Am Sclufje unferer Arbeit wollen wir eine Bujammenftel- 
lung von Büchern zueiner guten Schulbibliothet 
— mit den billigften Werken beginnend, machen. 

Iſt einmal dem erſten Leſebedürfnis durch Anſchaffung mohlfeiler 
Ausgaben, wie wir ſolche sub I. anführen, entſprochen, dann greife man 
fucceffive zu größeren Werken in befjerer, illuftrierter Edition (Vide 
Il.-IV.) 

Nicht an allen Orten wird das Lefebedürfnis ein gleiches ſein; in 
Städten und Jnduftrieorten lielt man mehr als in vorwiegend land- 
wirtichaftlihen und bergigen Gegenden. 

Wohl bereitet des Austeilen etweldhe Mühe. Wir verwenden dazu 
immer eine Unterrichtäleftion. Es ift für die ganze Schule eine ſegens— 
und freudenreiche Stunde, wenn befähigte Schüler die gelefenen Ge— 
ichichten oder die Legende eines Heiligen flott und fließend laut wieder- 
erzählen. Fürwahr, ſolche Bibliothefftunden find keine verlorene Zeit, 
wenn fie auch nicht im Stundenplan vorgefchrieben find. 

Im Kt. St. Gallen, — und an andern Orten — unterftüßt der 
Staat die Schulbibliothefen durch Gratisabgabe von Büchern. Jede 
DOberfhule kann aus dem amtlichen Verzeichniſſe jaͤhrlich Bücher für 
10—20 Fr. auswählen. Die Gemeinde bat für die Bibliothef per 
Lehrjtelle 10 Fr. zu leiften. Es wird fein Bud ind amtliche Ber- 
zeichnis aufgenommen, wenn nicht alle 5 Mitglieder der Haatlichen Ju— 
gent-Schriften-Rommiffion, die konfejfionell gemijcht zufammengefegt iſt, 
ihre Zuftimmung geben. Wohl nicht überall hätte man die Gewähr, 
da jo vorfichtig und loyal vorgegangen würde. Dann könnte die jtaat« 
liche Unterftüßung zum Donaergejchent werden. 

Noch ließe fi) manches über die Anlegung von Bibliotheken, 
über Familienlektüre, jomwie über die Sichtung und Säuberung biähe- 
tiger Beftände — letzteres wäre ein ganz wichtiger Punkt — Jagen. 

Doch wir jchließen mit Pollacks Worten: 


„An Wort und Zahl kann ich es nicht faſſen, wie viel Lie Heine Biblio» 
thet meines Heimatortes der Bildung, der Sittlichleit und dem Familienglüch 
genügt bat; aber es ift jehr bedeutend. 

Nicht dringend genug kann allen Lehrern die Gründung einer Schüler 
bibliothef auf die Seele gebunden werben,” 


4 15 — 


Zufammenftellung einer billigen Schulbibliothek, 
bie jährlich mit einer Ausgabe von Fr. 25.— geäufnet wird, 


*) NB. Die Breife verjtehen fih mit Ausnahme der 10 und 20 Rp. Büchlein für gebundene 
Exemplare. 


L 

Exempl. Fr. Cts, 
1 Bufinger, Leben Jefu, Benziger u, Gie. 1. 50 
1 Berthold, Leben Mariä, „ Pr 1. 50 
1 z Kinberlegenbe, z 2. — 
1 Buchmann, Echönfte Tag bei Lebens, Benziger u. Gie. 1. 50 
1 Müller, €, Geibhirt vom Gotthard, . .. 1. 25 
1 Gräbner, Robinjon, Gräbner, Leipzig 1. 90 
l Müller, €, Kindergarten, geb. Yahrg., Eberle u. Ridenbad 

Einfiedeln 2. — 
6 Chriſtkindkalender, Benziger u. Cie à 25 Cts. 1. 50 
1 Schutzengel, geb. Jahrg., Auer, Donauwörth 2. 50 
1 Spillmann, Giebet euere Feinde, Herber, —— 1. — 
—1 Die Marienkinder, 1. — 
1 Brau n, Iſabella, Aus meiner Jugendzeii Bd. LE. Auer, 

Tonaumörth 1, 35 
1 Stifter, Bergfriftall, Seyfried, Münden 55 
1 r Granit, Wiesbadener Volksbücher 55 
1 Ruoni, Nachtwächter Werner, Verein Verbr. guter Schriften, 

Bafel 70 
1 Spyri, Toni von Kandergrund, Perthes, Gotha 40 
1 Moni, der Geihbub 40 
10 Bändchen (11 Nrs, aus „Mündener "Yugendfäriften: 

Conscience, Bahnwärter, Hauff, das kalte 

Herz, Reinid, Spikendriflel u. a. Erz., 

Brimm, Hänfel und Bretel, Müge, Sam Wiebe, 

Bauberger, Beatushöhle (Doppelbänd.ben) 

AUmicis, Don ben Apeninnen zu ben Anben, 

Maidorf, Künftlerlind, BProfhlo, die Nadhtigall, 

Bingen, die alte Komode A 20 Rp. 2. 20 
1 Wepel, Das brave Kind 40 

10 Nos. aus: „Nimm und Bies* (Eberle und Ridenbad), 

Chr Schmid, Dftereier, Heinrich von Eichenfels, 
Kanarienvogel, Hölzernes Kreuz, Ludwig, Erbbeeren, 
Weihnachtsabend, Vogelneft, Gottfried. Erınft, Du 

0 forlit den Sonntag heiligen, & 8 Rp. ER. 2 

43 Bdchen Fr. 25. — 
ll. 

Exempl. Fr. Cts, 
1 Auer, ®. Alluſtr. Heiligen Legende, Seyiried, München, 2. — 
1 Shmiederer, Am Zifche bes Herrn, Puſtet, Salzburg 1. 80 
1 Weigenmüller, Das Kirhenjahr, Schöningb, Münfter 2. — 
1 Grimm, Sindermärden, Löwe, Stuttgart, 54 Illuſtr. 1. 60 
1 Reinid, Rob. Diärden, Lieder und Geſchichten, 34 Illuſt., 

Ebenda 2, 40 
1 Schmid, Chr. Die Oftereier und 4 anbere Erzählungen, 

25 Illuſtr., Ebenda 1. 60 
1 RKoneberg, P. Kathol. Stinderbibliothef Bd. 2.: Lourdes, 

Köjel, Kempten 50 


1 IHnken, Rolumbus. Ein Lebensbild, Neufeld und Heninius, 
Serlin 1. 85 


— 16 Du 


Exempl, Fr. Cts, 


1 Bauberger, Der Köhler aus Valencia, Manz, Regenäburg 1. 80 
1 Bradelv. Ferdinande, Heinrich Findelkind, oder die Gründung 





des Hofpizes auf dem Arlberg, Vachem, Köln 1. 60 
1 Burneth, „Der Heine Korb Fauntleroy, 32 Illuſtr. Löwe, 

Stuttgart 2. 40 
1 Mefferer, Porfgeihichten, 4. Illuſt, Bachem, Köln 1. 60 
1 Reinte, Wanderungen in Gottes Natur, Schöningb, Münfter 2. 60 
1 Marty, Alluſtr. Schweizergeihichte, Benziger u. Cie. 1. 25 
1 Carnot, Sigisbert im rätifchen Tale, Ebenda 7 
15 Exempl. Fr. 25. 20 

II. 

1 Stammler, SKirdengeicicte, Benziger u. Cie, 1, 75 
1 Hecher, Lia. Erz. aus dem Geburtsjahre Chriſti. Seyfried, 

Münden 1. 60 
1 Finn, MPbilipp ber Heine Sänger, Benziger u. Cie. 4. 50 
16® roü ninger, Junges Voll, Ebenda 2. 70 
1 Schupp BP, Das Kilien-Veitle, Bonifacius: Drudersi, 

Paderborn 1. % 
1 Suonber, 8. J. Eine rote und eine weiße Nofe, Herder, 

freiburg 1. — 
1 Rolfus, Beppo, ber Yazaronifnabe, Ebenba 1. 60 
1 Schaching, Der Geigenmader v. Mittenwald, Manz, 

Regens burg 1. 80 
1 Ruoni, Verwaiſt, aber nicht verlaſſen, Orell Füßli, Zürich 4. — 
1 Arndt, Nübezahl, Löwe, Stuttgart 1. 60 
1 Heißer, Der Schüßling des Soldaten, Bachem, Köln 1. 60 
1 Gäll, Kinderheimat in Xiedern, Bertelämann, Günterslob 95 
12 Bd. Sr. 25. — 

IV. 
Exemp!. Fr, Cta. 

1 Shumader +» Thalboferr. Vom göttlichen Heilanbe, 

Bilder aus dem Leben Jeſu. München 5. 35 
1 Wiſemann, Pie Lampe des Heiligtums, Bachem, Köln 70 
1 Schmid, Chriſt. Zehn Erzählungen, Löwe, Stuttgart 3. 35 
1 Hebel» MReihbardt, Schapfäftlein tes Rheinischen Hausfreundes, 

Ebenda 2, 40 
1 Spyri, Heimatlos, Perthes, Gotha 4. — 
1 Schaching, Auf Ruklands Eisfeldern, Manz, Regensburg 1. 80 
ı Spillmaun, TFronleichnamsfeit der Ehiquiten, Herder, 

Freiburg — 
1 Scharrelmann, Aus Heimat und Kindheit, Janſſen, 

Hamburg . — 
1 Jahrgang „Ephbeurankfen*, Manz, Regensburg 4. 80 
9 Bd. Fr. 25. 40 


NB. Die beiden trefflihen und äußerſt billigen Ingendzeitfchriften: 
‚Rindergarten‘“, illufr Halbmonatsfcrift, 


Eberle u. Nickenbach, per Jahr Fr. 1. 50 
gebunden „2% — 

‚acdhubengel*, ilofr Halbmonatsfcrift, 

Auer, Donauwörth „ 1. 3b 
gebunden „2. 50 


follten Rändig abonniert fein oder jährlich in gebundenen Exemplaren an · 
geſchafft werden. 


Päidagogildhe 
Alaller. & 


Vereinigung des „Scyweizer. Erziehungsfreundes“ und der „Wädag. Monatsfhrift“. 


— —— — — 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmäünner der Hchweiz 
umd des ſchweieriſchen zatholiſchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 17. Juli 1903. | Ur. 29 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiilion: 


DD. Rektor Keller, rg ug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Grüninger, 
Kidenbad (Schwyz), und Wilh. Schnyder, Hipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Gohau (St. Ballen) 
unb Herr Elemens Frei zum „Storchen”, Einfiebeln. 

Ginfendungen find an lesteren, ald den Chef-Redbaltor, zu richten, 
Dnferat-Anfträge aber an HH. Hanfenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Eriheint zw chentlich einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Portogulage. 
Befteliungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Einfiedeln. 





Inhalt: Kath. Lehrerverband Deutichlandd. — Humor. — Zum „Iohanneumäbericht” 1908. (Mit 
Bild.) — Literatur. — Der hl. Auguſtinus als Bädagoge. — Heitichriftenfchau. -- Nach Jeru— 
falem, (Mit zwei Bildern.) — Aus Kantonen und Ausland. — Berichtigung. — Vereinächronit. 
— Pro memoria! — Sammellifte für RWohlfahrts-Einrichtungen unieres Rereind. — Brief- 
taften der Redaktion. — Anjerate. 





Kath. Kehrerverband Deutfdilands. 


Die 13. Generalverfammlung tagte in den Pfingittagen in Bres— 
lau, alfo in Echlefien, das allein 146 Bezirfävereine mit 4911 Mit- 
gliedern zählt und zu 200 Abgeordnete ſtellte. Wir zitieren ala Frucht 
anerfennendtwerter Tätigkeit folgende Rejolutionen: 


1. Die XIll. Generalverfommlung des Katholiſchen Lehrerverbanbes bes 
Deutfchen Reichs nimmt mit Freuden und Dant Kenntnis von der zielbewuhten 
Zöätigfeit verichiebener Provinz- uſw. Vereine des Koth. Kehrerverbandes auf 
bem Gebiete des Kampfes gegen den „Schmuß in Wort und Bild“ und empfiehlt 
allen Zmeig-Vereinen in Erwägung ber fittlichen Gefahren, bie unjerer Jugenb 
droben, bie Belämpfung der Schmupßfiteratur eifrigft zn betreiben, 

Des Weiteren werden danı Winfe und Ratfchläge erteilt und 
wird bejonderd Zufammenarbeiten mit den fath. Männervereinen warm 
empfohlen. 


2, Die XIII. Generalverfaiimlung bed Kathol. Lehrerverbandes bes 


3 486 — 


Deutſchen Reiches beichlieht Eingaben an den Kultus« bezw. Juftigminifter zu 
richten unb av bitten: 

1. die Schule erneut anzuweiſen, mit der größten Wachſamleit auf die Ge» 
fahren zu achten, die der Jugend durch den Schmuß in Wort und Bild 
immer mebr drohen; 

2. die Schule zu ermädtigen, den Schülern ſolche Geſchäfte zu verbieten, in 
denen fie fittlichen Gefahren in beionderer Weile ausgeſetzt find; 

3. das DVertreiben von Neflamezetteln und Flugihriften von ber ausbrüdlichen 
Genehmigung der Schule abhängig zu maden. 

3. Rinematographb. Antrag: Tie XII. Generalverfammlung bes 
Kath. LVehrerverbandes des Deutſchen Reiches empfiehlt den Provinz» uſw. 
Vereinen, ben Stinematographentheatern die größte Aufmerkfamfeit zu widmen, 
in gegebenen {Fällen polizeiliche Mabnahmen herbeizuführen und anzuitreben, daß 
Scdultindern der Befuch der Kinematographen nur mit erwachſenen Angehörigen 
geftattet werde. 

4. Die XIII. Generalverfa nmlung des Kathol. Lehrerverbandes des 
Deutichen Neiches empfiehlt den Provinzial ufw, Vereinen, die Frage ber Ein- 
richtung befonderer Sıhülerabteile in Eifenbahnzügen, die regelmäßig von Schülern 
benugt merden, zu ftubieren, damit bei der nächſten Generalverfammlung ein 
biesbezüglicher Beſchluß berbeigeführt werben kann. 

5. Die Kommiſſion „Schulauffiht“ der Seneralverfannmlung zu Bres— 
lau ftelt aus den vorhandenen Vorlagen folgende Säge auf und empfiehlt biefe 
der Generalverfammlung zur Annahme : 

1. Die Beauffihtigung und Leitung bes Unterrichtöbetriebes Tann nur don 
einem theoretiſch vorgıbildeten und praftifch erfahrenen Fachmanne ausgeübt 
werben, 

2. Diefe Tätigkeit ift fo umfangreich und jdhwierig, daß fie in der Regel 
nebenamtlich erfolgreich nicht geführt werden kann. 


3. Die Zulaffung zur Schulauffidt ift eine gerechte und billige Stanbes- 
forderung der Lehrer. 
4. Die gefamte Schularbeit muß vom chriftlich-fonfeffionellen Geiſte burd« 


brungen fein, und es wird ala felbftverftändlich vorausgefegt, daß vor einer 
Neuordnung der Echulauffiht das Recht der Kirche auf Erteilung und 
Zeitung des Religionsunterrichtes, fowie auf Ueberwachung ber gejamten 
religiössfittlichen Erziehung geſetzlich feftgelegt ober in anderer Weife hin- 
reichenb gefichert wird, — 

Die Thefen wurden angenommen. Eljaß enthielt ſich der Etimm- 
abgabe, weil die Frage dort fehon gelöft, und Baden, weil es über: 
Haupt zur Frage nicht Stellung nehmen will. — 

Aus den gehaltenen Vorträgen folgendes: 


Einen ſehr bedeutiamern Vortrag bielt in der Hauptveriammlung Lehrer 
Obſt (Breslau) über das Thema: „Umfang, Rihtung und Möglichkeit 
von Reformen aufdem Gebiete der Volksſchule“. Er Hatte feinen 
Ausführungen folgende Thefen zugrunde gelegt: 

1. Auf Grund vieler Erfohrungen und forgfältiger Beobachtungen ift 
feftgeftellt worden, dab die Vollsſchule ihre Doppslaufgabe, Volkserziehungsan- 
ftalt und Borbereitungsanftalt für das berufliche Veben zu fein, nicht immer 
reſtlos zu löſen Lermag. 

2. Diefer Umftand hat das längſt vermißte Intereffe an ber Schule 
wieder wachgerufen und eine Fülle von Reformvorſchlägen gezeitigt. Die 
Sichtung der Reformvorſchläge ergibt indeſſen, daß einige das Weſen der Hinbes- 
natur verlennen, andere religions-, vaterlands» und gejellichaftsfeinbliche Ziele 


5.487 — 


verfolgen, noch andere die gegebenen Verhältniſſe nicht berüdfichtigen, ober zu 
einer Beräußerlifung bes Schulbetriebes führen würden. Darum muß eine 
forgfältige Auswahl getroffen werden. Auch Hier ift nicht alles, was vorge» 
fhlagen wird, gut und durdführbar. 

3. Das Grundprinzip jeder Vollksſchulreform muß das chriftlich-konfef 
fionelle fein. 

4, Die Vollsfhule muß von ber Lernichule zur Erziehungs: Schule ſich 
binaufentwideln. Dazu ift nötig: 

a) die Bejeitigung des Intelleltualismus unb eine gleihmäßige Pilege von 
Derftand, Gemüt und Wille; 

b) die Beihränfung ber Lehrpläne und eine mejentliche Verminderung der 
Lehrſtoffe; 

c) die Befreiung vom ſchematiſchen Zwang der Methode zugunſten einer 
freiern, fogufagen perfönlichern Rehrtätigfeit; 

d) die Herabfeßung ber Klaffenirequenzgen. 40 Schüler müßten bie Hödfl- 
zahl einer Klaſſe fein. 

5. Die Schüler find — bei aller Berüdfihtinung ihres natürlichen Dranges 
nach Lebensfreude, Spiel und Scherz — zu erniter, felbftändiger Arbeit zu er- 
ziehen. Dumanitätsüberfhwenglichkeiten find zu vermeiden. 

6. Die Erziebungsihule fordert ferner eine größere Adtung vor ber 
nn Tätigfeit und eine höhere Bewertung ber Erzieher, Dies wird 
erreicht : 

a) durch eine auslömmliche Bejoldung aller Lehrer; 

b) durch Befeitigung ber oft ins Sleinlihe ausartenden Revifiond« und 
Reglementierungsfudt ; 

c) durch Wegfall aller jener Beftimmungen und Ginridtungen, die das 
Aufrüden deö Lehrerſtandes in die ihm nach Vorbildung und Wichtigkeit 
bes Amtes zuſtehende foziale Stellung zurüdhalten ; 

d) durch die Verüdfichtigung treuer Lehrarbeit und hervorragender Lehrbe⸗ 
fäbigung bei Beſetzung von Shulaufictäftellen. 

7. Bei aller Schulreform aber muß feitgehalten werden, daß aud bie 
befte Schule nur einen Erziehungsfaltor darftellt und nicht allein einen Zus 
ftand der Volllommenbeit in Staat, Kirche und Geſellſchaft herbeiführen kann. 


Lehrer König (Berlin) behandelte da3 "Thema „Jugendgerichte“. 


Nah eingehender Debatte fahte die Derfammlung folgende Theſen: 1. Die 
Vehandlung der jugendlichen Angeklagten bebarf dringend einer Reform. 2, Die 
bisherige Behandlung jugendlicher Mifjetäter, welche mehr ben Zwed der Sühne 
ald ben ber Beilerung und Vorbeugung im Auge hat, muB einer mehr indivi« 
duellen Behandlung weichen, deren Endzweck Beſſerung und Vorbeugung, aljo 
nicht Beitrafung, fondern Rettung ift. 3. Diefe individuelle Behandlung ber 
jugendlichen Angeklagten iſt durh Schaffung von YJugendgerichten zu erftreben. 
4. Als geeignete Schöffen find Perjonen vorzufhlagen, welche auf dem Gebiete 
der Yugenderziehung und Jugendfürforge fich ibeoretifh und praftifch Erfahrung 
geiammelt haben. Es wäre wünjchenswert, dab bereits vor der Einrichtung der 
Jugendgerichte bei Straftaten der Jugendlichen die zuftändigen Lehrer als Gut« 
achter gehört werden. 5. Bei jugendlichen Miffetätern möge von dem Rechte ber 
bedingten Strafausjegung weitgehendſter Gebrauch gemacht werben, 


Lehrer Paul Tſchöke (Breslau) Sprach über dad Thema: „Wie 
fann das Penſum vom Hohljpiegel unter Benußung eined von 
dem Bortragenden erjonnenen Modells den Schülern mehr- 
Hafjiger Volksſchulen zum Berftändnis gebradt werden?” und 


— 488 — 


führte den in den Breslauer Schulen bereits eingeführten Apparat vor. 
— Lehrer Artur Scholz (Breslau) demonftrierte eine neue Leſe— 
maſchine, mitteld welcher eine unendliche Zahl von Wortbildern vor 
den Augen der Schüler in kürzefler Frilt hergeftellt werden fan. 

Im ftädtifhen Schulmufeum in der Leffingturnhalle gab Mittel: 
ſchullehrer Schneider (Breslau) mit Erläuterungen verbundene Vor— 
fühbrungen von Apparaten der Studienabteilung des ftädtifchen 
Schulmufeums. (Von der Kraftlinie zur Dynamomaſchine; elektriſche 
Entladungen in luftverdünnten Röhren,“ Ktathoden=, Kanale und Röntgen« 
ſtrahlen, hochgeſpannte Ströme Tejlalicht, Funfentelegraphie). — Lehrer 
Vie aus Beuthen behandelte: „Die neuere Methodik in ihrer Be- 
deutung für die Bildung der fittlihen Willenskraft“. Wir 
zitieren folgende Säße: 

„Der Religionsunterricht iſt bie tiefite Quelle fittliher Willensbildung ; 
er kann burd einen von ihm losgelöften Dloralunterriht nidt erfegt werben, 

Nicht jeder Religionsunterricht ift indes ge.ignet, die ſittliche Willenskraft 
in der rechten Weife zu pflegen und zu fördern; deshalb begrüßen wir feine 
Reform nah Stoff und Methode, wie fie von den Mündener und Salzburger 
Katechetenkreiſen ausgeht. 

Der neuern Methodik bat auf dieſem Gebiet Förſter, der Verfaſſer der 
‚Sugendlebre‘, wertvolle Anregungen gegeben. Seine Gedanken verdienen, an ge» 
eigneter Stelle im Unterricht verwertet zu werben. 

Konzentrationd- dee, Perfönlichleitspädagogit, äſthetiſche Bildung, feruelle 
Belehrung, Kampf gegen den Altobo! lönnen in dem Rahmen der Maknahmen, 
welche die neuere Methodik für das Biel fittliher Eritarfung einitellt, von mit- 
beftimmendem Einfluß fein, wenn fie auf ein mweifes Maß ınb den reiten Plaß 
befchränft bleiben. 

Aeithetiiche Bildung ohne religiöfe Grundlage, Schulunterriht ohne wahre 
Arbeit bedeuten eine Gefahr für die fittliche Bildung.“ 

Dad Weniged aus der fruchtbaren Tagung. Es mag beweifen, 
daß die Fath. Lehrer Deutſchlands ihre Standesintereffen gründlich zu 
wahren verftehen und doch unerjchütterlich auf kath. Boden ftehen. Ein 
Wint für uns in der Schweiz: beruflich zieltlar, fonfequent und uner— 
jhütterlih, aber immer kirchlich treu und firchlich feft für und und 





unfere Kinder, Cl. Frei. 
Wie Karlden Schulze „Erfter* wurde, — Karlchen kommt 


freudeitrahlend aus der Schule und erzäblt dem Water, daß er in ber franzöſ. 
Unterrichtsllafie Eriter geworden fei. 

Dater (erftaunt): „Aber Junge, das iſt ja gar nicht möglich, du haft im 
Franzöſiſchen ſtets ſchlechte Zenfuren erhalten. * 

Karlben: „Janz Har iS mir die Sade ooch nid. Ber Lehrer wollte 
wıllen, was ‚jeboren‘ uf franzöfiich beebt. Nu fragt er der Reihe nah — keener 
weeß ed. Wie er ſchonſt ganz witig is, fommt er zu mir und fragt: Karlchen, 
weeßt du vielleicht, wie jeboren heeßt? — Ne, fage ib. Dabdruf fieht er mir 
iroß an und meent: Alſo von die janze Schafheerde fonnte nur eens meine 
Frage richtig beantworten, Karlchen Schulze, feke dir als Primus obenan,“ 


— 489 — 


Zum „Johanneumsabericht“ 1908. 


(Anſtalt für bildungsfähige, ſchwachſinnige Kinder in 
Neu St. Johann, St. Ballen.) 


Die vier frübern originellen Anftaltöberichte Haben im diesjährigen fünften 
wieder einen würdigen Nachfolger erhalten. Biele Menſchen ändern fih in ber 
Zeit, teild vorteilhaft, teild ungünftig; der Herr Direktor de Johanneums“ 
jedoch ift immer der gleichbeſorgte, opferfreudige, gemüt- und geiftvolle Pater 





Johanneum: Anjtaltsküche. 


feiner hilfsbebürftigen armen Kinder. Wenn er feufzt: 

„Das Alter ift ein wadlig Haus 

Es fängt bald an zu ſchwanken. 

Dem einen gehn die Haure aus 

Dem andern bie Gebanlen, “ 
fo treibt er da nur Scherz. Daß bie Zahl der Haare fih mindert, das will 
ich‘ begreifen, aber das letzte ift micht richtig. Vielmehr könnte unier« 
einer gleich feinem Buben zum Chriſtkindlein rufen: „S’ifcht gli, mwennt mer 
ſcho nöd bringſcht, wennt mehr no weh Verſtand bringſcht! Doch ah —, bie 
Hauptſache ijt und bleibt auch da wie bei jedem anderm Werke der gute Wille 
bes MWerlführers, Und wird es ba fehlen beim Leiter des „Johanneums‘? Gewiß 


- 490 — 


nicht. Je mehr einer ſein Arbeiten und feine Tireftion verfolgt, deſto mehr ge» 
langt er zur Ueberzeugung: Der HH. Defan ftebt auf feinem rechten 
Poften, er verfiebt ein heilig’ Amt. Um biefec feiner Anftalt und feinen 
armen, verfioßenen Zöglingen feine ungeteilte Fürlorge und Aufmerkjamleit 
widmen zu fönnen und um das besonnene große Liebeswerk allfeitig zu erhalten, 
zu befeftigen und zu erweitern, legte er das Amt als Seelforger ber ibm fo 
lieben Gemeinde Neu St. Johann nieder, das er bort 14 Jahre lang mit hel- 
benmütigem Pflichteifer verwaltete, Das ift wohl ber glänzendſte Beweis ber 
großen Liebe und Hingabe für das Wohl feiner „Schwadhfinnigen*, deren 
eines ſchon der Eltern fehmerzlichites Kreuz bedeutet. Gewiß werben wir bie 
Früchte diefer wenn audı fchmerzlichen, fo doch mwohlüberlegten Refignation bald 
wadjen und reifen fehen. Umgeben von einem Stabe wohlehrwürdiger Schwe- 
ftern und wadern Lehrerinnen wird es ihm gelingen, dad Menfhenmöglifte an 
biefen ſchwachſinnigen Geſchöpfchen zu erreichen. 

Ein gar drolliges Bild entwirft uns ber liebe HH. Delan von feiner 
Anftaltstüche (vide Illuſtration) und ber Kochgeſellſchaft. So iſt's recht. Da 
werben bie höchſten Feſte des Jahres und bie von Alters ber gefeierten Zeiten 
auch durch einen entipredenden „Zifh“ ausgezeichnet. Gegenwärtig laufen bie 
Yobanneumsbuben und Meitſchi oft mit „Schwarzen Mäulern“ herum, weil fie 
häufig frifhe Kirichen befommen,. Im Herbit gebt ber HH. Direftor auf Aepfel 
aus und erobert ganze Zainen voll für feine Jungens, oft fogar gratis ober 
dann doch „Ipottbillig“. Welche Mühe er jedes Jahr verwendet, um den Weih- 
nachtstiſch feiner Zöglinge möglichft mannigfaltig zu decken, fann ich bier nicht 
ſchildern, doch danfbar und ehrend fei ed erwähnt, Die luftige Faſtnacht fommt 
zur Geltung burh Chüächli, Milchplätz und Eierröhrli; das hohl, Ofterfeft 
bringt ihnen farbenprädtige Oftereier ufw. Die Anftalt bietet bdiefen Armen 
einen eigentlichen Kinderhimmel, mie |Hansjafob ihn im feiner „Jugendzeit“ 
ſchildert. 

Die Zahl der Zöglinge betrug im legten Jahre 72, wovon 51 St. Gal- 
ler find und 21 außerfantonale.. Da fie zumeift von wenig bemittelten Eltern 
ftammen und der Penfionspreis daher, wie auch aus andern Gründen, ein mög« 
lichſt beicheibener fein muß, fei jedermann ans Herz geleat, dem „Johanneum“, 
aud jein Scerflein zulommen zu laſſen. Der HH. Direltor läßt in feinem 
Berichte durhbliden, daß er nod tief in Schulden ftedt; fogar Millionen 
nähme er au; denn er ruft mit Schiller: „Millionen, ſeid umfchlungen!, Die 
Anitalt verdient unfre Unterftügnng und Sympathie. Folgen wir baber ben 
Wadern, bie bereits als Mitglieder am Schluſſe bes Berichtes aufgezeichnet find, 
Eo einen Franken jährlib mags ſchon noch leiden; von allem Idealen abge- 
feben, ift ja der humoriſtiſche Jahresbericht allein jo viel wert. Unfere beiten 
Wünſche begleiten den HH. Direftor und feine Anſtalt für eine recht lange und 
jegensreiche Zukunft! 


Literatur. 


„Mit Rünſtleraugen durd die Schweiz.“ Unter diefem Titel gibt das 
Publizitätsbureau der fchweiz. Bundesbahnen in Bern 7 Serien Monobilber 
aus. Jede Serie umfaht 7 Sujets. Es finden fich darunter prächtige Motive 
für den Unterricht in Geſchichte, Geographie und vor allem für das Zeichnen. 
Wir nennen 3. B. den Wachtturm von Stansftaad, die Ringmauer von Murten, 
Munoth in Schaffhauſen, Wafferturm in Luzern, Bubenbergs Schloß in Spiez, 
das trußgige Weiherhaus von Hagenmil, die Obergafie von Zug, die uralte Pfarr- 
fire von St. Maurice. Die ganze Kolleltiyn umfabt 49 Abbildungen von 
haralteriftiichen Gebäuden, Erfern, Gaſſen, Schlöfiern und Kapellen. Der Preis 
teträgt Fr. 2.50, äußert billig für die gebotene fünftlerifche Ausführung. Wir 
möchten die Bilder den Lehrern und Schulvorftänden beftens empfehlen. R. 


--43 491 — 


Der Hi. Auguftinus als Pädagoge. 
(Bon Prälat Tremp, Berg Sion.) 
(Fortſetzung.) 

II. 


Berühmt iſt das Auguſtinſche Buch «De Catechizandis rudibus», von 
der Unterweiſung der Anfänger im Katechumenat (nicht, wie Erzbiſchef Gruber 
überſetzte, von der Unterweiſung der Unwiſſenden in der Religion). Es iſt dies 
bie ältefte Theorie der Katehefe, melde von jeher große Beachtung und 
Bewunberung gefunden bat. Diele Schrift ift der Aufnahmelatecheje gewidmet, 
alfo dem einmaligen Vortrage als Finleitungscatechefe beim Aufnahmealt in 
das Katechumenat. Letztere ift micht eine Erhortation, fondern eine einfache 
narratio (Erzählung), eine volljtändige hiftorifche Darftellung, entiprechend der 
alten narratio als Darlegung bes Zatbeflandes in den antifen Gerichtäreben. 

1. S. Auguftin hat in dem genannten Bude, wenn es zunächſt auch nur 
der Einführungstatechefe dient, doch eine Reihe von Lehrgrundfägen aufgeftellt, 
welde für den Unterricht im allgemeinen Geltung haben. Diefe Grundfäge find 
befonders brei: 1. Betreffend Auswahl des Stoffes: Biete nur wenig, das Wenige 
aber anfhaulih und von Grund aus. 2. Anordnung: Ordne ben Stoff ziel. 
ftirebig zu einer Einheit. 3. Darbietung: Unterrichte inbividuell, 

ad 1. Stoff ift der gefamte Inhalt der bl, Gefhichte im Großen und 
Ganzen und mit Auswahl bemertensmwerter Abichnitte Ein didaftiiher Grund» 
fa bon größter Wichtigkeit, mit Klarheit und pſychologiſchem Verftänbnis aus« 
geſprochen. Welhe Logik Liegt in ber Anmeifung: Mirabiliora, que suavius 
audiantur, nur das Wunberbarere, das gern gehört wird. Non multa, sed 
multum; eine didaltiſche Auslefe, aber anjhauliche Behandlung; nit Ermübung 
oder Ueberbürdung, fondern intenfives Lehrverfahren; der Schüler muß die Sade 
[hauen und bewunbern. 

ad 2. Pragmatifhe Ordnung, Einheit im Unterricht — ein .piycho- 
logifches Grundgeſetz. Hinbewegung zur Gottesliebe durch Hinlentung bes 
Geiftesauges auf bie Offenbarungen der Liebe Gottes zu und. Diele narratio 
muß die Mitte innebalten: „Die fchlichte Wahrheit angewandter Pragmatif fei 
bie Goldfafjung, melde bie Reihe der Ebdeliteine zaſammenhält; nicht aber darf 
fie durch Ueberladung die Schmudfette irgendwie ftören.“ Die Einheit ift zu 
erftreben durch eine Vollerzählung der Heilögefchichte von der Schöpfung bis zur 
Jetztzeit; die Heilsgeichichte ift eine vollendete Einheit. Wie gelangt ter far 
techet zur Liebe Gottes? Die Gefcichte der Offenbarung ift eine Geichichte 
der Liebe Gottes zu und; nun ift es ein pfychologifrhes Gejeg: Liebe erzeugt 
Liebe. Man muß aber fo erzählen, dab man zum Glauben, zur Hoffnung und 
befonbers zur Liebe anregt. 

ad 3. Das individuelle Unterrichten nennt S, Auguftin (im genannten 
Buch Nr. 12) „das ganze Geheimnis der chatechetifchen Kunſt“. Allen bie gleiche 
Liebe, nicht allen die gleiche Arznei. Zuerſt die Gemütsverfaſſung der Hörer er: 
forfhen, durch fie oder andere. Mit Gebildeten „beicheidener Verkehr“. Die 
Auguftiniche Aufnahmekatecheſe ift eine Mufterchatechefe für einen gewöhnlichen 
Etäbter mit bürgerlicher Erziebung. 

2, Nach Slarlegung der allgemeinen Xehrgrundiäße des bl. Auguftin in 
feinem Bude «De Catechizandis rudibus» noch ein Wort über feine darin 
ausgefprocene fpezielle Methodif. Zur eriten Einführung in das Chriſtentum 
ift die gefchichtliche Darftellung befonders geeignet; bie chriftliche Religion ift 
zuerſt Geſchichte, Heildtatiahe, dann erjt Lehre und Syſtem. Zuerft der alte 
Bund, dann Ehriftus als Zentrum der Weltaeichichte, endlich der neue Bund. 
Diefe Narratio ift in den legten Jahrhunderten zur Triebfeder für die Ein 
führung der biblifchen Geſchichte in den Neligionsunterricht geworden. 

(Schluß folgt.) 


— 3 492 — 


Zeitſchriftenſchau. 

Wir bringen empfehlend in Erinnerung: 

1. Padag. Blätter, zweimal monatlich, MI, 2.40. Verlag: Pal. 
Höfling in München. 

2. Mariengrüße aus Einfiedeln. Verlag: Eberle u. Rickenbach. 12 
Hefte Fr. 2.50. — 

3. Rheiniſch- Weſtfäliſche Schulzeitung. 52 Nummern. Ber- 
fag: P. Ulrihs in Aaden, 4 ME, 

3. Bulletin Pedagogique. Zweimal monatlib, 3 Fr. Imprimerie 
Saint Paul, Fribourg. 

5. Ueber ven Wafjern Halsmonatsfhriit für ſchöne Literatur. 
Derlag: Weftfälifche DVereinsdruderei in Münfter, 6 Mt. 

6. Emmanuel. Monatajkriit für das Wolf. Verlag: Bucks, St. 
Gallen. fr. 1.20. 

7. Risreglio Periedico officiale della Federazione docenti ticinesi. 
dr. 1.50 — 52 Nummern, — 

8. Kath. Volksſchule. Zweimal monatlid — 4 Kronen. Berlag: 
Prebvereind-Puchhandlurg in Brixen. 

9. KRinder-Garten — monatlih zweimal — 1 Fr. 50. Verlag: 
Eberle u. Rickenbach. — 

10. Padag. Jahresrundſchau. 12 Nummern 2 ME. Berlag: 
Römwenberg’ibe Buchbandlung in Trier. — 

11. Monatsfhrift für briftilide Sozialreform. 12 Helte 8 Fr. — 
Buchdruderei des „Basler Volfsblatt” in Bafel. 

12. Monita (für Mütter) 52 Nummern 4 Tr. 10 und Zuftellgebübr. 
Verlag: Auer in Tonaumörth. 

13, Zeitſchrift für briftlide Erziebungsmiffenihaft. Ver 
lag: Ferd. Schöningb in Pabertorn, Zweimal mon.tlik 6 Di, 

14. Schweiz. Rundſchau. Merlag: Hans von Watt in Stans. 6 
Mat — 5 Fr. 

15. Kath. Schulzeitiung. Verlag: Auer, Tonauwörth. 52 Num- 
mern 4 ME. 

16. Die kath. Miffionen, 12 Heſte. Verlag: Herder in Freiburg 4 ME. 

17. Allgemeine Rundſchau. Perlag: Dr. Kaufen, Münden. — 52 
Nummern 9 ME. 60. 

18. Deutſcher Hausſchatz. Verlag: Friedr. Puftet in Regensburg. 
Monatlih 2 Heite 7 ME. 20. — 

19. Alte und Neue Welt. Berlag: Benziger u. Co. in Einfiebeln. 
24 Heſte à 45 Rp. 

20. Der Chorwächter (Volksſchrift für Kirchenmufit). Verlag: Union 
in Solothurn. 1 Fr. 50. 12 Nummern, 

21. Zeitfhrift für Schweiz. Kirchengeſchichte. Verlag: Hans von 
Matt in Stans — 4 Heſte — 6 Tr. 

22, Studium und Leben (für ftubierende Jugend) — 7 Fr. 50. Ber 
lag: Rebaltor Dr. Baum, Ennetbaden (Schweiz). 12 Hefte. 

23. Zeitihrift für Lehrmittelmefen und päbdag. Literatur. Verlag: 
A. Pichlers Witwe und Sohn in Wien, 10 Kefte — 6 Kronen. 

24, Tie Zukunft (für Jünglinge) 12 Defte — 3 Fr. Verlag: Eberle 
u, Ridenbah in Einfiebeln. 

25. Mitteilungen ber Herderſchen Verlagshandlung in freiburg. No, 
8, März 1008, — 

26. Pädag. Zeitfragen Verlag: B. Höfline, Münden, bis jet 22 
Heite A 60 Pig. 


— 403 — 


Mach Jerusalem! 


Der vielverdiente HH. Vikar Dr. J. B. Hildebrand in Zürich 
bat ſchon 1907 „Erinnerunmgäblätier” unter dem Titel „Jerufalem“ 
herausgegeben. Wir find «3 fchuldig, auf diefe Arbeit zurückzukommen, 
einerfeit3 teil der hochwürdige Herr unferem Organe einmal eine 
glänzende größere Arbeit zur Echulfrage geliefert, und anderſeits, weil 


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Jeruſalem in der Gegenwart. 


die Beiprehung des 207 Seiten umfafjenden Büchleind gerade heute 
angefichts der 2. Heiliglandfahrt jehr zeitgemäß ift. „Jeruſalem“ erichien 
bei Päßler, Drerler und Co. in Luzern und Zürich, koftete 2 Fr. 50 
und ift wohl heute noch bei jeder kath. Buchhandlung zu beziehen. 

Dr. 3%. 8. Hildebrand behandelt jeine Jerujalemfahrt in 19 Ka— 
piteln 3. B. auf der Fahrt nad Innsbruck, von Innsbruck bis zum 
Meere, auf dem Meere, Landung bei Yaffa, Ankunft in Jeruſalem, Be- 
völferung und Eonfeflioneller Charakter Jeruſalems, Geſchichtliches über 
Jerufalem, auf dem Kreuzwege, nach Golgatha, beim hl. Grabe, die 
Lichterprogefjion im Grabesdom, auf dem Wege nach Gethjemani, auf 


3 


— 49 9 


dem Delberge, auf dem Berge Sion, zur Omar-Mojchee, nad Bethle- 
bem, nah St. Johann im Gebirge, Heimmwärtö! Die Gruppierung 
des riefigen Stoffed jagt dem Leſer jchon zum vorneherein, daß der 
Autor vieles bietet und vieles im reicher und belebender Abwechslung. 
Und fo it ed aud. Die „Erinnerungöblätter“ find feine Reijebejchreib- 
ung gewöhnlihen Sclages. Eie find fein kühnes Phantafiegemälde, 
bilden fein literariiches Reklameſtück mit kath. Hintergrunde und be- 
müben ſich auch nicht, bloß literarifchen Genuß zu bieten. Sie bieten 
vielmehr zwangdlofe, getreue Echilderungen, um in dem Leſer die Liebe 
zum EI. Lande zu erhalten, zu vermehren und tiefer zu begründen und 
um recht viele zu einer Heiliglandfahrt zu begeiftern, denen ber liebe 
Gott die erforderlichen Moneten in die Truhe gelent. 

Ein Hervorftechender Zug diefer „Erinnerungsblätter“ bildet die 
ftete, ungefuchte Berquidung der geographifchen täglichen Neu-Erichein- 
ungen mit den gefchichtlichen Gefchehniffen alter und neuer Tage. Und 
zivar find diefe hiftorifchen Reminiszenzen wirklich jemeilen ſehr pafjend 
angebracht und gerade auch wertvoll verwendbar für den Geographie- 
und Gejchichtd- oder aud bibliſchen Gefchichtö-Unterricht 3. B. in Sel- 
undar= und Realjchulen. Es ſei in diefer Richtung erinnert an die Bes 
ſchreibung des Arlberg und Brenner pag. Il und 14, an das Ziſter— 
zienferflofter Stamd und das königliche Geſchlecht der Hohenftaufen pag. 
12, an Pfleſcherthal, Franzenzfeite, an das Schloß Miramar pag 15, 
16 und 17, an das Kapitel „auf dem Delberge“ ac, 2c,, mo immer geo» 
graphifche Bedeutung fragliher Punkte und Hiftorifch bedeutungävolle 
Momente der tyroliichen Landes- und der Welt- und Kirchengefchichte höchſt 
belehrend mit einander verquidt find. Diefe durch ganze Buch ſich 
erfreulich wiederholende Zatfahe macht fich wieder befonderd wertvoll 
geltend, mern der belefene und gejchichtäfundige Autor „heiligen 
Boden” betritt. Es iſt ein eigentlicher geiftiger Genuß, die Dar« 
legungen über des Verfaſſers Gang durch und über das heilige 
Land im Geifte mitzumachen. Die Aufklärungen über einft und 
jeßt und die bezüglihen Werdeverhältnijfe, über das Xeben und 
Treiben an den heiligen Orten und über deren Gigentümlichfeiten, 
(Gaſſen- und Straßenleben, Familienleben, Bauart, Kleidung, Gebräuche xc.) 
über den Geift, der die Geſchichte all’ diefer hl. Stätten beherrſchte und 
behertſcht: all’ diefe Aufllärungen find ebenjo anziehend und belehrend 
ala den Geſichtskreis erweiternd und die Liebe zum bl. Lande ſtärkend. 
Und jo jcheiden wir von Dr. Hildebrands „Erinnerungsblättern”, fie 
all’ denen warm zur Lektüre empfehlend, welche die 2. jchweiz. Volta“ 
wallfahrt ind hl. Land mitzumachen das hohe und beneidendwerte Glüd 


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— 496 —— 


haben. Wir haben das Büchlein in den Tagen von Ende Juni ganz 
durchleſen und mit Freuden durchlefen. Und wir haben die fefte Ueber— 
zeugung, daß die Lektüre diefer „Blätter“ jeden für eine Jerufalemreife 
jehr wohltuend und wirklich orientierend vorbereitet. Drum 
ollen, die da zu ten heiligen Stätten können, Gotted Schuß und als 


geiltigen Reifebegleiter Dr. J. B. Hildebrand: „Erinnerungsblätter“. 
El. Frei. 
—— 


Bus Rantonen und Rusland. 


1. £uzern. Tie „Gewerbliche Foribildungsfchale” Hochdorf verjendet 
ihren 4. Jahresbericht. Oberbehörbe: der h. Erz.Nat des Kid. Qugern. 
Eidg. Erperte: 9. Pendel, Prof. in Schaffhaufen. Auffihtsfommifsiion: 
11 Herren, mworunter fein einziger Geiftliher. VBorftand: 3 Herren. Rel- 
torat: Sek.Lehrer ©. Fehler, Hochdorf. Lehrerſchaft: 6 Herren, morunter 
Amtsftatthalter Dr. Eigriit für Obligationenrecht und Sculdbetreibung und 
ein Maſchinentechniker für mechaniſch-techniſches Zeihnen. Schüler: 49, von 
denen 34 in ber Berufslehre ftunden, 9 die Lehrzeit abiolviert haben x. Jahr- 
gänge: 1880—1893. Unterrihtsjtunden: Teutiche Sprade und Rechnen 
je 25, Baterlanbsfunde 26, tedn. Zeichnen 60, Buchhaltung 42, TFreibandzeid- 
nen II. 65, Freihandzeichnen I. 66 und Pinear- und Projeltionszeichnen 68. Total 
ber Unterrichtöftunden 382 und der Schülerftunden 4979. Zeit des Unter 
richtes: Zageöftunden. — 

Bedauert wird im intereffanten Bericht, daß es nicht möglih war, man« 
geld Schüler, den Unterricht in den theoretifchen Fächern durh Anfücung eines 
zweiten Semefterlurfes weiter auszubauen. Während die Schüler ein zweites 
und drittes Jahr die Zeihenfächer frequentieren, bleiben fie in den theoretifchın 
Fächern in der Regel nah einem Xayre zurüd. Der Herr Experte ſchreibt: 
„Daß aber der Beiuh der Fortbildungsſchule in den theoretijchen Fächern wäd⸗ 
rend nur eines Winterfemefters für die Mehrzahl der Lehrlinge ungenügende 
Rejultate erzielen muß, liegt auf der Hand.” — 

Ein Mangel, den bie Fortbildungsfchulen in weiten Landen jühlen, und 
ber nach Abhilfe fchreit. 

2. Bürid. Die Echulpflege Küsnacht beſchloß, die Auflage bes fozialder 
mofratiften „Bolfsrebt* im öffentlichen Lefezgimmer zu unterfagen. 

In Züri 111 follen junge Lehrerinnen das üblice Schulgebet unterlafjen, 
‚um beftändinen Anfedtungen von gewiſſer Seite zu entgehen“. Eo meldet dus 
„Schweiz. Evang. Schulbl.” — 

Im Kanton wirken 1208 Primar- und 301 Sefunbarlehrer, 12 Fachlehrer 
auf der Sefundarfchulftufe, 2831 Lehrer an Mittelſchulen und 143 Lehrer an ber 
Hochſchule, total 1945 Lehrkräfte. — 

3. St. Hallen. Unter dem harmlojen Titel „Das Schufwejen von 
Flums in ben Jahren 1803—62* gibt ein Herr Ch, M. M, ein 48 Seiten 
ftarlfes Broſchürchen heraus. Es behandelt dasfelbe 1, Organifation und gefeh- 
lie Regelung des Schulweſens, 2, Schulen zu Berg und Tal; Echulfreife, 5. 
Die Mädchenarbeitsſchule, 4. Unterrichtöfofale, Schulhäufer, 5, Die Kehrerichaft, 
6, Die Sctuibehörden der Gemeinde, 7. Von der Wirlfanfeit des Schulrates. 8. 
Die Schulgutsverwaltung und ihre Zätigfeit und 9. Delonomifches. 

Die „Studie“ ift ein wertvoller Beitrag zur ft, gall. Lokalgeſchichte des 
Schulweſens und verdient beite Anerkennung abjeite aller, die für die Entwid- 
lung bes fath. Schulwefens in dem einzelnen Gemeinden Intereſſe Haben. Dem 


— 497 - 


arbeitjamen Hrn. Chr. M. DM,, einem beruflich ſehr angeftrengten Amtsmanne, 
unfere freubige Anertennung zu feiner verdienftvollen Arbeit, — 

Tablat. * Es ift erfreulih, wie allenthalben im herwärtigen Kanton 
bem Schulturnen mehr Aufmerkiamfeit zugewendet wird. Auch bei uns im 
Zablat geht es diesbezüglich vorwärts; fo werden 3. 3. fämtliche Turnplätze ber 
fath. Schulen mit neuen, prächtigen Zurngeräten als: Doppelred, Barren und 
Springel ausgeftattt. Wie wird fi unjer turneriihe Vertrauensmann 9. 2. 
beim Anblid berfeiben freuen! Nebit dem Entgegenfommen bed fath. Schulrates 
ift dies nicht zum Heinften Zeile auch jeiner lojalen, für die Sache des Schul« 
turnens begeifterten Arbeit und Initiative zu verdanfen, — Das neue Schul. 
haus an der Xindenftraße, welches bald das Firſtbäumchen ziert, enthält eben» 
falls eine geräumige, allen modernen Anſprüchen gerecht werdende Turnhalle. 
— Und zu guter Letzt fei noch beigefügt, daß nun jeden Herbit anlählich des 
Beſuches durch den Bezirfsihulrat eine TZurnprüfung abgenommen wird. Ein 
vernünftiges, rationelles Schulturnen ift überall und ganz fpeziell in indufiriellen 
Zentren zu begrüßen. 

4. Thurgan, * Wie bereits lurz in lepter Nummer ber „PB. Bi.“ gemeldet 
wurde, bat ba3 Heer ber 20000 Etimmberedtigten unſeres Kantons den ge 
wünſchten Kredit für den Neubau einer Rantonsihule bewilligt mit rund 13000 
Ja gegen 7000 Rein, Ein fo gutes Refultat but im Ernft der ftärkfte Optimift 
nicht erwartet. Es ift zum Großteil ber eifrigen Agitation zu vertanfen, welde 
ehemalige Kantonsschüler unter der Aegide von Dr. Ullmann in Mammern in 
Szene ſetzten. Auch bie Führer der kath. fonfervativen Partei empfahlen den 
Ihrigen die Annahme ber Vorlage, obwohl das Yu für uns entjhieten ein Opfer 
bedeutete. Es ift zu hoffen, daß daraus die Ronfequenzen gezogen werben. Es 
follte nicht zu viel verlangt fein, wenn an ber Anftalt, an ber jeder nach Ver— 
mögen mitjteuern muß, auch alle den Unterricht genießen können in allen 
Fächern, Geſchichte nicht ausgenommen, ohne in igren religidfen Anſchauungen 
und Empfindungen verleht zu werben. Es mühte eben doch manchem Bater an— 
genehm fein, wenn er 200-300 Fr. jährlich eriparen könnte dadurch, daß er 
ben Sohn im heimatlihen Gymnafium unterbrädte, ohne ihn in anderer Hin- 
fit Gefahren ausgefegt zu haben, die anderswo nicht beftehen. 

An den diesjährigen in Sitten ftattfindenden ſchweiz. Handfertigleitskurs 
ſollen fih 35 Thurgauer angemeldet haben. Dies erklärt ſich dadurch, daß im 
neuen Lehrplan die Einführung dieſes Unterrichtsfahes vorgefehen iſt. Die Re— 
gierung bemwilligte 20 Angemeldeten eine Staatsjubvention von je 100 Fr. Die 
Trage liegt fehr nahe, ob nicht im eigenen Kanton Gelegenheit geboten werden 
follte, daß die Lehrer ſich bie nötigen Kenntniſſe erwerben könnten, um ben nun 
einmal auf dem Arbeitsprogramm ftehenden Hanbfertigfeitäunterriht zu er« 
teilen. Wenn aud die Zahl der Kursteilnehmer aus unferem Kanton eine noch 
nie dageweſene ift, fo bebeutet fie doch nur einen fleinen Bruchteil derjenigen, 
bie auch noch nicht eingeweiht find. — 

Als Traltandum für bie diesjährige thurgauiiche Schuliynobde ift beſtimmt: 
Revifion des 2. und 3. Schulbuches. Eine Lesrmittellommifjion, beitehend aus 
ben brei Primarleprern Meibeli in Hobentannen, Zwinger in Hauptwil und De 
brunner in Egnad, ift beauftragt, neue Schulbücher für die 2. und 3, Klaſſe 
auszuarbeiten. (Eine neue Fibel gebrauden wir jchon feit einigen Jahren). In 
der ©. 8. 3. wird aber bereits angetönt, daß es den Kerren nicht möglich iſt, 
„auf den beitimmten Zeitpunkt zu liefern“. Ich vermifje in ber Kommiſſion 
ben Unterlehrer. Wohl find 2 Lehrer von Gefamtihulen dabei, was gewiß jehr 
recht ift, aber für dieſe Leſebücher hätte ein fchon längere Zeit auf diefer Stufe 
arb:itender Lehrer gewiß ben einen und andern braudbaren, durch die Erfahrung 
geläuterten, Vorſchlag maden können. 


— 48 — 


Man hat anderswo auch ſchon die Erſtellung von neuen Schulbüchern 
durch Wettbewerb mit Prämierung der beſten Leiſtung durchgeführt. Auf ſolche 
Weile kommt Einheitlichkeit zuſtande. Nun, hoffentlich lommt's auch fo recht 
heraus, d. h. den einen wird's gefallen und den andern nicht. 

5, * Appenzell 3.-Rh. Der Große Rat hat in feiner legten Sitzung 
Ende (Mai) die fantonale Realjchule in Appenzell mangeld an Schülern 
aufgehoben. Gleichzeitig erhielt die flantewirtichnfllihe Kommiljion den Auftrag, 
zu unterfuchen, in welcher Weiſe die Lehrerſchaft zu entjchädigen jei. Wie man 
nun vernimmt, wird die Kommifjion dem Großen Rate verfchiebene Anträge 
unterbreiten, bie eine billige Orbnung der Angelegenheit vorjehen. 

6. Solothurn. Der vom Negierungsrat bdurchberatene Gejegentwurf ift 
den Kommiflionsmitgliedeen zugefiellt worden. Er iſt fehr kurz gehalten. Im 
16 Paragraphen regelt der Entwurf die Befoldungen der Lehrer, Lehrerinnen 
und Urbeitölehrerinnen, die Verhältniffe des allgemeinen Schulfonds, die Ueber- 
gangs- und Sclußbeftiimmungn. Danach haben bie Lehrer und Lehrerinnen 
Anſpruch auf den Grundgehalt (1800 Fr.), die Wohnung, bie Bürgergabe und 
bie Altersgehaltszulage. Dieſelbe bleibt wie biöher 500 Fr. nah 20-jährigem 
Schuldienft. Der Staat trägt zwei Drittel bei an bie Koften für Grundgehalt 
und Wohnung. Die eine Hälfte biefes Beitrages, alſo ein Sechstel, ſoll als 
direfter Beitrag verabfolgt werben, ber andere Sechstel im umgefehrten Verhaält 
nis zum Staatöfteuerbetrag des letzten Taxationsjahres. So erhalten finanz« 
fräjtige Gemeinden weniger, ſchwache mehr, ein gerechter Ausgleih, Die Lehrer 
follen in Zufunft alle Donate ausbezahlt werben. Tie Arbeitslehrerin erhält 
für jede Schule 180 Fr. - 

7. Borarlderg. Als erfter Katalog tritt auf ben Plan ber der „Privat: 
Behr u. Erz. Anftalt KollegiumS.Bernarbdi in Wettingen Mehrerau“. 
Er beichlägt das LIV. Schuljahe. Behrtörper: 29 Patres, Schüler: 193 
und zwar Handelsſchule 108 und Rateinihule 85. Die 2. Handelsklaſſe hatte 
in ber Schule als Klaufurarbeit zu machen: Die Beltimmung der Glode (nad 
Schiller) — Jung gewohnt — alt getan (Ehrie) — Die Urfadhen ber erften 
Blüte der beutfchen Literatur — Der Nutzen der Stenographie. Auch bie 5. 
und 6, Klaſſe der Lateinichule hatten 10 ev. 8 Stlaufurarbeiten in ber Mutter- 
ſprache. Die Anftalt blüht und gedeiht und hat immer auch etwelchen Beſuch 
aus der Schweiz in lebendiger Erkenntnis, daß das verdiente Stift einft in un« 
feren Banden Segen gejäet und ftaatlihen Undant geerntet. Einen Gruß ter 
rührigen Anftalt! 

8. Afrika. Eine jegenöreiche Nolle im kath. Miffionswelen fpielt bie 
Trappiften-Mifion in Marinnnhil. Das offizielle Direktorium pro 1907 
nennt folgende Zahlen: 54 Priefter, 28 Kleriker und Scolaftiter, 240 Raien» 
brüder, 360 Miſſionsſchweſtern, 42 Kirchen und Kapellen, 24 Dlifjionsftationen, 
64 Schulen und 73 Katecheſenſtellen. Spezifiziert geftaltet 
ih die Sade aljo: 43 ſchwarze Lehrer und Katechiſten, 1253 Schulkinder in 
voller Verpflegung, 609 Sculfinder ber Zageihulen, 237 Joſefsſchüler und 
Marienhausmädcen, 123 Zöglinge der Kleinkinder» Bewahranftalt, 14418 Tekte 
Zaufmatrifel, 4074 letzte Zotenmatrifel, 660 Erſtlommunikanten, 527 Firm» 
ling®, 1130 Ehepaare, 2458 Katehumenen, 15 Apotheken, 73 Wertftätten, 382 
Schwarze in den Merfftätten und 1290 Schwarze in der Landwirtſchaft. Diefe 
Zahlen ſprechen laut und ernſt. — 


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Berichtigung. 
Der Organiſtengehalt in Warth iſt nicht — 100 Fr. ſondern Fr. 160. 


„4 HIHI — 


Bereinschronik. 


Fuzern, Mittwoch, den 8, Juli tagte im Hotel Union ber Verein lath. 
Lehrer und Schulmänner, Sektion Quzern. Haupttraltandum war der Vortrag 
von hochw. Hrn. Profefior U. Meyenberg über: Sinnige Naturbetradt- 
ungen unb ihre Anwenbung im naturfundliden und Sprad« 
unterridte, 

Vorerft fagt der Herr Referent, was man unter finniger Naturbetradtung 
verfteht. Sinnige Naturbetradhtungen fann man auf vielfahem Wege anftellen, 
Wir können den Weg des Gebildeten wählen, befonders einwirfend auf @eift 
und Gemüt, oder ben bed Dichters, da8 Gemüt ergreifend, oder ben bes Philo- 
fopben, einwirlend auf den Geiſt und endblih no ben Bibelmen. Der Lehrer 
fol finnig die Natur betrachten auf dem Wege bes Dichters, Er foll in ber 
Natur wandern, nicht jagen. Auf dem Gemütswege wird die Natur zum Sym— 
bol. — Auch die Bibel leitet uns an zu finniger Naturbetrahtung, und zwar 
geſchieht das ſchon am Anfange derſelben, durch das Serahemeron des Mofes, 
Wenn ber Lehrer richtig finnige Naturbetrachtungen anſtellt, werden ſich bie 
Früchte auch bald im Unterrichte zeigen. Schon im gewöhnlichen Anſchauungs- 
unterrichte fann man das Sind zu denſelben anregen, ganz beſonders aber im 
Sprach. und Naturfundunterrihte. Zum Beweiſe führt uns ber Herr Referent 
trefflihe Beifpiele vor, Wir fehen, daß bie finnige Naturbetrachtung ſchließlich 
auf ben allmädtigen Schöpfer zurädiührt, unb fo haben wir old Schluß immer 
wieder vorzügliche Gottesbemeife, die bem Finde jehr gut bleiben werben. 

In 12 flündigem Vortrage entlebigte ſich der Herr Referent in gewohnter 
Meife feiner Aufgabe. Nur ſchade, dab ein fol hochintereſſantes Thema nicht 
von einem größeren Aubilorium angehört und unfern Verfammlungen von ge» 
wifler Seite nicht mehr Intereſſe entgegengebradht wirb. 

In Anbetracht des lekten Punktes wurde bereitd vom Vorſtande bie An« 
regung gemacht, jährlih nur mehr eine Seltionsverfammlung unb nebenbei alle 
Jahre eine kantonale Tagung abzuhalten, ungefähr im Stile ber fFörfterver- 
farımlung vom 2, Januar, Unſere Seftion ift damit einverftanden, und bie 
andern Iuzernifchen Sektionen, bei denen die Angelegenheit auch beiprocden wird, 
werben mit uns einig gehen. So hofft man benn, baß in biefem {Falle unfern 
Verſammlungen für die Zufunft eine ftärfere Frequnz gefichert werde. 

— ir — 


Pro memoria! 


1. „Aatalog empfehlenswerter Jugend» und Volksſchriften“ Solo 
thurn, Bude und Kunftdruderei 1907. Preis 1 Fr. 

2. Meifeführer bed Vereins kath. Lehrer und Schulmänner ber Schweiz, 
beim Verfaſſer HH. Rettor Keiſer in Zug. Preis Fr. 1.25. 

3. Weifelegitimationskarte (mit bebeutenden Zarermäßigungen auf 
fchweiz. Bahnen und Dampfbooten und Ermäßigungen bei Befihtigungen von 
Sehenswürbigfeiten) erhältlich bei Hru, Lehrer Afdwanden Zug. Preis 1 Ar. 


Sammellike für Bohlfahrls-Linrihlungen unferes Bereins. 
Übertrag: Fr. 3805. — 
,» Sodm. 9. Schulinfpeltor Ruſch u 5. — 
Durh Hrn. Lehrer Schönenberger, St. Fiden Fr. 5.— 
Übertrag: Fr. 3315. — 
Weitere Gaben nehmen dankbarſt entgegen: Spieß Aug., Zentral⸗Kaffier 
in Zuggen (At. Schwyz) und bie Chef-Rebaltion. 


— a 50 —— 


Briefkalten dev Redaktion. 


A. R. Ter Tifchtitel (titulus mense, t. seminarii, t. principis) ift „das 
Verſprechen einer dritten (pbhyfiiden ober moraliſchen) Perjon an einen zu 
weihenden Priefter, für befien Xebensunterhalt jo weit nötig und fo lange ein« 
treten zu wollen, bis er anderweitig verforgt it“. Ohne Zifchtitel darf fein 
Prieiter geweiht werden, wenn nicht ein anderer „Ordinationstitel“ (Nachweis 
binreihenden Vermögens, Befig eines Benefiziums, Eintritt in einen Orben 
uſw.) den genügenden Unterhalt fibert. Der Artikel „Orbdination* in Herders 
Konverfationd-Kerifon, dem wir biefe Angaben entnehmen, enthält noch mande 
andere fehr interefjante Darlegungen über die Priefterweihe, des Prieſters Stan- 
beörechte und »pflichten. 


rer n herderſche Derlagshandlung zu Freiburg in Breisgau. s a u 
Soeben ift erjchienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: 


Brüll, Dr. A., Bibeltunde für höhere Lehranſtalten, insbeiondere 


Lehrer- und Yebrerinnenjeminare ſowie 
zum Selbitunterricht. Elfte und zwölfte, verbeilerte und vermehrte Auf- 
lage. Herausgegeben von J. Brül. Mit 12 Tertbildern und 4 Kärtchen. 
8° (XVI u. 244) «A 1.60; geb. in Halbleinw. «A 2.—. 332 








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Dadagogilde 
® Blätter. % 


Vereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes“ nnd der „Yüdag. Monatsfährift", 


Organ des Vereins kathol. Zehrer ımd Schulmänmer der Hchweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholifhien Gryiehungsnereins, 


Einfiedein, 24. Juli 1908. | Nr. 30 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 


Beltor Steifer, im a dra Bräfident; > Au Seminar- ——— Yalob Brüninger 
838 (Schtwy3), —— fi. Schnur, Hipficch, Lehrer J of. M Goßau (St. Sa en) 
Eiemens Fin zum Gere. Einfie a 
Sinkmbans Sie an lepteren, ald ben Ehef-Rebaltor, au richten, 
Infsrat-Aufträge aber an HH. Hanienftein & Bogler in Een 


Abonnement: 


Ericheint wãchentlich einmal und koftet jährlich 2 4.50 mit Bortogulage. 
Befteliungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshanblung Einfiebetn. 











Inhalt: Lehrerbildung und Lehrerfortbilbung. — In Heinen Doſen. — Sr. Winfrieda Herzog. 
— Bu ben Katalogen kath. Zehranftalten. — Aus Kantonen und Ausland. — Echulreifen. — 
Berein kath. Lehrerinnen der Schweiz. — Brieflaften ber Redaktion. — Inſerate. — 





Lehrerbildung und Lebrerfortbildung. 
(Bon EI, Frei.) 


Der Großh. Schulrat G. Scherer in Büdingen bat bei Emil 
Roth in Giehen ein Brojhürden von 72 Seiten A 1 M. 20 heraus. 
gegeben. Es führt dadfelbe obigen Titel und bietet bei manch Weber- 
Ipanniem und Einfeitigem recht viel Led» und Genießbared. Es ift ſchade, 
daß daB ganze Büchlein ohne irgendwelde Gruppierung zu Ende ges 
ſchrieben ift; denn es beeinträchtigt das Verſtändnis ſehr und macht die 
Lektüre ohnehin ſchwerfällig. Die Tendenz des Büchleins geht bahin: 
bie Frage der Lehrerbildung ift mit vollem Rechte auf der 
Zagedordnung, aber die Ark der Reform, wie fie in Lehrer 
vereinsktreiſen planiert wird, ift eine verfehlte. Scherer will 
keine Xebrerbildung, die erzielt werden fol, wenn man eine der höhern 
Lehranftalten (Gymnafium, Realgynafium, Oberrealfchule) abfolviert und 


— 502 — 


dann die abſchließende Fachbildung auf einer Univerſität holt. Dieſe 
Forderung iſt in ſeinem Auge nicht rationell und für die nächſte Zukunft 
auch nicht durchführbar. Er will die obgenannten 3 ‚höhern Lehran— 
ftalten beftehen lafjen, neben ihnen aber noch eine neue „höhere Lehr- 
anftalt“, die er „Oberbürgerſchule“ nennt, errichten. Dieſe joll mit den 
bereitö beftehenden höhern Lehranſtalten die gleichen Berechtigungen haben. 
Sie foll feine Neufhöpfung, fondern nur eine Umfchöpfung fein, denn 
fie beftehe bereit3 in der Bräparandenjhule und im Seminar; fie müfjen 
alfo nur aus denfelben audgejchieden werden d. 5. die zum Teil nod 
im Seminar liegende Wllgemeinausbildung muß ausgejchieden und der 
Präparandenjchule ala Oberbügerichule zugeteilt und jo dad Seminar 
zur reinen Fachſchule umgestaltet werden. In diefer Umgeftal- 
tung liegt H. Schererd Plan für eine Reorganifation der heutigen Kehrer- 
bildung, aber nicht im Beſuche der Hochſchule. In dieſer feiner 
ablehnenden Haltung zu der in vielen Lehrerkreijen einfeitig gewärınten 
Anſicht derllniverfitätäbildung Liegt für uns der Schwerpunft der kleinen 
Broſchüre. Inwieweit die in Ausſicht genommene „Oberbürgerjchule” 
eine zeitgemäße umd wirklich rationelle Neugeftaltung der ala mangel: 
haft verjchrieenen heutigen Lehrerbildung brächte, iſt Hier nicht zu er- 
drtern, zumal diejelbe mit ſpezifiſch deutfchen Schulverhältniffen rechnet. 
Immerhin imponiert und die Begründung der Echerer’jchen Stellung» 
nahme gegen das Projekt einer Hohfhulbildung für den 
Volksſchullehrer. Denn erftlich jcheint uns wirklich, Lehrerſeminar 
und Univerfität haben ganz verjchiedene Aufgaben zu erfüllen, weshalb 
dad Seminar al3 Stätte der Berufäbildung des Volksſchullehrers nie 
durch die Univerfität erjeßt werden kann. Der Univerfitätslehrer 
lebt der wiſſenſchaftlichen Forſchung und der Vermittlung derjelben an 
Erwachjene mit entjprechender Borbildung; der Seminarlehrer fol 
Lehrer für die Jugend ded Volkes bilden, welche in der Lage find, die 
Elemente des Wiſſens und Könnend im Dienfte der Erziehung und 
Bildung der Jugend zu übermitteln. Der Univerfitätslehrer ver- 
tritt ein beftimmtes Gebiet des Willens, meift ſogar nur einen ganz be— 
flimmten Zeil diejed Gebietes; er fucht neue Probleme in demfelben zu 
ftellen und zu löſen und den Studierenden daran teilnehmen zu laſſen. 
Der Seminarlehrer hat e3 nicht mit der Förderung der wiſſenſchaft⸗ 
lien Forſchung an fich zu tun; er kann fich auch nicht auf ein ein- 
zelnes Fach oder gar auf einen beftimmten Zeil besjelben bejchränten, 
fondern muß wenigſtens eine Gruppe von Fächern wifjfenjchaftlich und 
methodifch beherrichen. Der Volksſchullehrer aber muß in allen Fä— 
ern des menfchlichen Wiſſens und Könnend unterrichten können; er 


— 508 — 


muß in ihnen wenigſtens die Elemente und ihre praktiſche Verwendung 
beherrſchen, um fie an die Jugend vermitteln zu können. Die Univer— 
Atät fucht das SKHulturleben der Vergangenheit und der Gegenwart 
wiſſenſchaftlich zu begreifen und zwar in feiner ganzen Fülle, im weites 
ften Rahmen; durch eigene Weiterforſchung jucht fie die gegenwärtige Kul- 
tur zu heben, zu fördern, ein Stüd vorwärts zu bringen. Die Volks— 
Thule dagegen will die Jugend einführen in das Verftändnis des 
gegenwärtigen Kulturlebens, will fie mit den notwendigften Kenntniffen 
außrüften, ohne die ein foldhes, ein Wirken in der Gegenwart, nicht 
möglid if. Dada Seminar bat die Grgebniffe der wiſſen—⸗ 
ſchaftlichen Forſchung in geiftbildender Weife dem werdenden Volks— 
Ihullegrer zu übermitteln und ihm anauleiten, diejelben wieder in an— 
gemefjener Auswahl und Form der Jugend des Volkes jo zu übermit- 
teln, daß fie erziehend und bildend wirken; e8 muß daher ſowohl mit 
der Volksſchule ald mit der Univerfität in Verbindung ftehen. Die 
Univerfität liefert dem Seminar die Ergebnifje der wiflenjchaftlichen 
Vorfhung, die der Seminarlehrer im geeigneter Form dem werden— 
ben Lehrer zu übermitteln hat; dieſer vermittelt fie wieder durch die 
Jugend dem Bolfe. 

Haben nun diefen Darlegungen gemäß Lehrerfeminar und Univer« 
fität wirklich ganz verfchiedene Aufgaben, weshalb der Lehrer feine ab- 
Ichließende Bildung richt auf der Univerfität holen foll und holen kann, 
fo fommt nod ein 2. Punkt hinzu, der gegen daß Projekt der 
Univerfitätsbildung für den Volksſchullehrer ſpricht: ich meine 
die heutige Eadhlage an den Univerfitäten ſelbſt. Das ift für den Kenner 
der Berhältniffe jo ziemlich unbeftritten, daß unſere Univerfitäten heute 
noch nicht jo eingerichtet find, daß fie die Ausbildung der Volksſchul—⸗ 
lehrer mitbeforgen können ; ihre Umgeftaltung für diefen Zweck, ſoweit eine 
folche überhaupt erfolgen kann, wird fiherlich in der nächften Zeit noch 
nicht erfolgen. Aus diefen Gründen ift H. Scherer gegen das Projekt 
der Hochſchulbildung für den Volksſchullehrer. Wenn H. Scherer dann 
die „Verlegung des Seminars in eine Stadt mit einer Hochſchule und 
die möglichft enge Angliederung des Lehrerfeminard an diefe Hochjchule“ 
fordert, jo teilen wir an der Hand der praktiſchen Erfahrung und ber 
Geſchichte diefe Forderung nicht. Wer unſere ſchweiz. Lehrerfeminars 
Berhältniffe im Lichte der unparteiischen Gefchichte und der objektiven Er—⸗ 
fahrung ſich befieht, ift gegen die Verlegung der Lehrerbildungsanftals 
ten in Städte und gegen „möglichit enge“ Angliederung an die Hoc 
fchule und zwar aus Achtung für und auß Liebe zum Lehrerftande und 
feiner gedeihlichen Zukunft, 


3 504 — 


Dir jagen aljo nochmals: das Broſchürchen ift zeitgemäß, lehr- 
zeih und bietet viel, aber wir teilen viele Anſichten von H. Scherer 
abſolut nicht, beſonders auch nicht deſſen Anfichten über die religidä- 
fittliche Bildung an der kommenden „Oberbürgerfehule”. Er fagt u. 
a.: „Es ſoll die religiös-fittliche Bildung durch die deutjche Literatur 
gepflegt werben; ald Ergänzung tritt noch der Lehrftoff Hinzu, den 
una die Bibel und die Kirchengefchichte bieten. Daß in letzter Hinficht 
die Ergebnifje der modernen Theologie berüdfichtigt und jede einjeit- 
ige, ftreng fonfeflionele Färbung des Unterrichtes vermieden 
werden muß, foll nur bemerkt werden; wir wollen eine religidß«- 
ſittliche und nicht eine kirchlich-konfeſſionelle Bildung in der 
DOberbürgerfchule gepflegt haben. Die lebtere zu pflegen, iſt Sache der 
Kirchen; ihr überlaffen wir fie. Wir fordern aber für die Schüler der 
Dberbürgerfchule eine religiöß-fittliche Bildung, welche mit der durch die 
Naturwiſſenſchaft und die Literatur vermittelten naturwiſſenſchaftlich- 
philofophifchen Welt: und Leben2anichauung zu einer Einheit ver- 
ſchmilzt; fie fol die Grundlage der Charakterbildung fein, weshalb jeder 
Zwieſpalt vermieden werden muß. Wir müflen daher auch fordern, 
daß der Lehrerfeminarift im legten Bildungsjahr mit all’ den Ström« 
ungen befannt gemacht wird, welche heute auf dem Gebiete.der Welt- 
und Lebensanſchauungen zu finden find; er muß wiffen, welche Fragen 
in diefer Hinfiht an ihn herantreten werden. Iſt feine Bildung die 
richtige, hat jeder Lehrer vom Standpunkte der heutigen Wiſſenſchaft 
und Pädagogik feine Pflicht erfüllt, jo wird er gefichert fein gegen Ma⸗ 
terialiömus, Atheismus und — Klerikalismus; ed wird ſich inihm eine 
real-ideale Welt- und Lebensanſchauung ausbilden, die in der Religion 
ihre ſchönſten Früchte zeitig. Wenn diejelbe im fpäteren Leben auch 
noch manche Wanderung (3?) durchmachen muß, der Kern wird davon 
nicht berührt werden, er wird immer fih mit einer Schale umgeben, die 
ben Forderungen entjpricht, welche die ehte Humanität ftellt!" — 

Soviel Worte — foviel Deklamationen! Diefe Forderungen und 
Winke behufs religiösrfittlicher Bildung für den jungen Jugenderzieher 
verraten mehr religiöfe Konfufion des verehrten Autor? als Bosheit. 
Die Konfequenzen von deren Befolgung führen aber Kind und Lehrer 
in die geiftige Zeere der Gottesleugnerei und der religidfen Verzweif- 
lung. Die Darlegungen mahnen und an den baumeifterlicden Schloß- 
plan ibealfter Art, der aber gebaut wiſſen will ohne Fundament oder 
auf Sand, und mahnen an die ideale Vorftellung eines herrlichſten Nuß- 
baumes, der aber jein Wurzelwerk nicht in der Erde haben ſoll. Derlei 
Horderungen einer „religiös-fittlichen, aber nicht Eirchlich-konfeffionellen“ 


— 505 — 


Bildung find im Zeitalter der konfeſſionsloſen Schule, ihrer Entwid- 
lung und ihrer ſichtbaren Konſequenzen ſchon längft dem Spotte derDenfenden 
verfallen, auch wenn Chriſtus nicht das ewige Wort hinterlaſſen hätte, 
„Es gibt fein Zundament als da ift Jeſus Chriſtus“. Diefe Art 
„religidſer“ Bildung fördert nur törichten Materialismus, Ueberſchätzung 
des Irdiſchen, des Reichtums und des Erfolges, forgt nur, daß ein an« 
maßender Dilettantiamus und eine gefährliche religiöfe Pſeudowiſſen- 
Ichaft bedenklich in den Vordergrund treten, daß neuerdings Berwirr- 
ung herrſcht, wo man Einheitlichkeit erftrebte, daß Kampf regieren 
muß, wo Friede glüdlih und zufrieden machte. Warum den Lehrer« 
ſtand gewaltfam in die religiöje VBerflahung und in eine blöde Ver— 
äußerlihung auf religiöfem Gebiete zerren? Oder wozu denn eine 
Piyhologie ohne Seele, eine Ethik ohne Ziel, eine Weltanfhauung, die 
fi gegenüber den letzten und entjcheidendften Fragen der Menjchheit in 
eifiged Schweigen hüllt oder höchftens verlegene Ausflüchte braucht? Sie 
Ihafft Verwirrung und religiöſe Haltlofigkeit, nie aber Sicherheit und 
Einheit. 

Wie Hellt ſich H. Scherer bei feiner „religids-fittlichen, aber nicht 
kirchlichkonfeſſionellen Bildung“ Gott vor? Seine „religid2-fittliche“ 
Bildung des Lehrers ift doch feine religiöß-dogmatifche, fondern wohl 
eine modern=ethifche? Woher fließt nun aber der Religion die ihr inne= 
wohnende Motivationdkraft zu? Aus dem trandgendentalen Jdeengehalt, 
den fie befitzt, aus dem Blütenkranze der Dogmen, in deſſen Schmud 
fie vor die Geifter tritt. Iſt es nun für den Lehrer, für den Jugenbd- 
erzieher gleichgültig, welcher Art die religiöfen Fdeen, die Dogmen find? 
Für die praftifche Geftaltung des Lebenslaufes des Lehrer muß ed von 
Einfluß fein, ob er an einen Gott der Liebe oder des Hafles, an einen 
Gott der Vorſehung oder der Sorglofigfeit, an einen Gott der Ber 
worfenheit oder der Heiligkeit ſich Halte. Für feine religiös-fittliche 
Haltung ift e8 geradezu entjcheidend, ob er die Religion des Moloch, 
deö Bel, der Aftarte, der Iſis — oder die Religion des Ktreuzes be- 
tätige. Alfo ein wenig mehr oder weniger Gott ift nicht dasjelbe. Man 
ftreiche aus dem Gotteäbegriff nur eine einzige Linie — die Allwiffen- 
heit —, oder man ftreiche die Allmacht, die Güte und die ganze fittliche 
Haltung des Menſchen — alfo auch die des Lehrer? — müßte eine an« 
dere fein. Oder man ftreiche die göttliche Eigenjchaft ewig. Es verſchlägt 
do ungemein viel, ob Gott vorübergehend oder ewig ift, ob ed eine 
Ewigkeit gibt, wo ein Richter maltet und Lohn und Strafe ausmißt. 
Und fo ift alfo die „religids-fittliche” Bildung des H. Scherer, die da 
feinen dogmatifchen Charakter haben darf, eine Phrafe, eine Anomalie. 


3 506 — 


Die Richtfterne für das fittliche Keben in diefer Welt leuchten hervor 
aus dem Jenſeits; denn dad Moralifche verfteht ſich nicht von felbft, 
jondern im Lichte der Ewigkeit. Dieſe „religiös-fittliche* Bildung, wie 
fie H. Scherer anftrebt, bildet eine ſehr unſichere Bafis für eine fefte, 
veranferte Weltanfchauung, indem ihr Ideen- und Wahrbeitögehalt 
nad) der religiöjen Seite hin völlig abgehen. (Schluß folgt.) 





3n Rleinen Dosen. 
(Bon U. 9., Lehrer in B., St. Gallen.) 


Enblih wird es doch wahr! Sie fomm:n wieder, nach bald zwei Jahren, 
und dann fangen fie noch mit ber zweiten Hälfte des erften Dubend an, find 
nämlich die Fortſetzung von jener Hälfte, welche der Jahrgang 1906 fo gnä- 
diglich aufgenommen. Ich Hoffe, es werde diesmal wieder jo glatt ablaufen. 
Damals mehr Theorie, heute aber ſoll das Praftifche den Vortritt haben. Gleich- 
viel, wenn es auch bloß „magere Brühe“ find, ich habe fie doch zu Ehren ge 
zogen, daB fie fürberhin nicht fo bürre Stunden bereiten. Das fei ihre vor« 
nehmjte Aufgabe, dazu noch die Bitte, um weiſe Nachſicht; Vorſicht braucht es 
feine. 


7, Die erfie Stunde, 


Wenn der Meifter einen neuen Knecht erproben will, fo ſchaut er vor 
allem darauf, wie derfelbe die Arbeit einfpanne, wenn ich e8 recht fage. Und 
Ihon vor dem „Znünt“ weiß es die beſſere Hälfte, ob ber Hannes paſſe oder 
nidt. Wie wohl fommt e8 dem Burfchen, wenn er gelernt hat, mit dem Kopf 
zu arbeiten, nicht bloß mit den Händen. Notabene! Wir find denn nicht etwa 
bloß Knechte; wir find Schulmeifter. Schon gut, wenn nur alle biefes Ehren» 
namens würdig befunden werben fünnen. Wir wollen nun, wenn immer mög« 
lid, bie erfte Nehnungsftunde im Kapitel ber „Brühe“ grundlegend geftalten. 
Darum befteigen wir ben „fünfräderigene Wagen. Stein! Sch fenne nur brei 
Stufen, nämlih die Einführung, das Erfafien und Verarbeiten, das 
Können. Diefes Dreigeftirn ſoll bei jeber Lektion leuchten, damit unfere Kleinen 
fiber zum Ziele gelangen. 

Der Lehrer tut jedenfallg gut daran, wenn er für jeben Schüler ein be 
fonderes Heft mit den Brüchen anlegen läßt, wo der ganze Lehrgang in ben 
Hauptzügen dargeftellt wird. ine ſolche Arbeit kann feiner Lebtag nicht ver 
wijcht werben. 

— Nicht wahr? Das wollen wir aber unter uns behalten. Jetzt friſch ans 
erk! 


a. Einführung. 


Lehrer: Heute fommen wir zu einer neuen Nechnungsart. Ich meine das 
Rechnen mit Brücen oder einfacher, dad Bruchrechnen. Die Schüler fehreiben 
biefe Ueberichrift ins neue Heft. 

1. Anfhauung: Auf dem Tiſch ftehen: Wage mit „Gewichten“, Liter, 
Halb» und Zeziliter; Meterftab, Geld. (Für einen Fr. Zebner.) 

In das Heft fommt als erfte Ueberſchrift: Halbe, Viertel and Achtel. 
Wir laſſen nun hierauf Reiben entflehen und jegen mwenigftens voraus, daß bie 
Schüler in ben Kenntniffen über Geld, Maß und Gewicht fattelfeft find. Es 
beginnt folgende Unterhaltung : 


3 507 — 


Lehrer: Mina und Lena teilen dieſen Franken gleihmäßig, Zur Belu- 
fligung gibt man einen Franlen bin und ein Meſſer. Das Zeilen gebt nicht, 
alfo bebilft fih Mina mit den „Zehnern“. Wie viel trifft e8 jedem Mädchen ? 
(50 Rp.) Oder? (1 halben Franken). Wir haben geliehen, daß ?;» Fr. = 100 
Rp.; Ye Fr. = 50 Rp. Franz und Klaus teilen einen Meter Schnur gleich« 
mäßig. In Anlehnung an Obiges fol Franz ben Teilprozeß ber Klaſſe er- 
Hören. So ergeht es, wenn ein Kilo Birnen, ein Liter Milch, ein Dutzend 
Eier auf zwei verteilt werden follen. Die Schüler erläutern felberr. Stunde 
und Minute werden an dem Zifferblatt halbiert, Es entſteht mittlerweile nad 
ftebende Reihe: 


2. b. c. 

1 Fr. = 100 Rp. 1%. = Y Sr 1, Fr. — 50 Rp 
Ilm = 100 cm lm = 2/2 m !a m = 50 cm 
11 = 10dl 11 = 2, ] 1/g ] = 5A 
ilkg - 1000 g ikg =! kg Ya kg = 500 g 

1 Dtzd. — 12 Stüd 1 Dtzd. = 2, Did. 17, Dtzd. = 6 Stüd 
1 Stv. = 60 Min. 1 Sto. = 2 Stv. 15 &tb, — 30 Min. 
1 Min. = 60 Selb. 1 Min. = ®;, Min. 1, Min. — 30 Selb 
1 Tag = 24 Std. 1 Tag — 3* Tage a tag — 12 Std. 


Stunde, Tag und Minute werben in Rreifen mit farbigen Zeigern bar- 
geftellt. — Obige Zufammenftellung entfteht unvermerft während ber Einführung 
oder Entwidiung über ben Begriff des „Halben“, welcher bier freilich bloß auf 
einem Beine ftebt. Macht nichts, fpäter fommt es jchöner, Die Schüler haben 
nun zutreffende Rechenſchaft über die Entwidlung der Zabelle zu geben; fie follen 
erzählen, wie biefelbe ausgeführt werden muß, Dabei fann ber Lehrer doch 
fiber ben Befund über das Erfaßte abgeben. Die Verarbeitung darch die 
Schüler mag nun folgen, bei a und b werden bie „Ganzen“, bei c die „Halben* 
erſtmals niht ausgewiſcht. Die Schüler bvervollftändigen nunmehr bie Reihen, 
und mir haben einen Heinen Schritt in der Berarbeitung gewagt. Als 
näcdfte Aufgabe betrachte ich das Reduzieren der zerlegten Werke in Ganze ober 
Halbe. Beifpiele: 


a b C 

100 Rp. 1 Fr. 2; Fr. = 1 Fr. 50 Rp. = Fr. 

uſw. uff. 

Mittlerweile bürften wir beim Können angelangt fein, indem bie Leut⸗ 
chen bejäbigt fein follten, die Nejolvierungs-Reihen in ihr Reinheft auswendig 
einzutragen ; eine Aufgabe für die zweite „Brucditunde‘., Bier mag dann als 
Ergänzung eine zweite Reihe mit entfernterm Anſchauungsmaterial aufräden, 
als da wären: q, hl, km, t, Jahr. Alles von der Einheit ausgehend! Wir 
ftehen plöglih vor einer Schwierigkeit; auf der Nüdfeite der Wandtafel befinden 
fih nämlich ar she die natürlich über Nadt a famen. 


2 Fr. —* Rp. 2 Fr. N gr. 0 
Bm = dm sn =?, ım km = tcm 
ulm, uſw. ulm, 


Anfchließend felgen weitere Beiſpiele aus dem Gebiete des „Zerlegens“ 
bez. Zufammenfaflens. Die Bearbeitung fogenannter „reiner Beifpiele* wie fie 
auch in einem „5. Hefte“ vorgeführt werden, würde ich der 5. Klaſſe ‚ſchenken“, 
weil mir diefelben zu abftralt vorfommen. 

Noch eine Entjhuldigung an Leute, welche gerne „voraus“ find, um ja 
recht viel geleiftet zu haben. Sie werden nämlich bei ihrem Zemparement auf ben 
Gedanken kommen, mit „meinen Reihen und Zabellen* komme ja das Brude 
rechnen gar nicht ab led, Wenn man allenfalls in außerordentlich günftigen 


--4 508 — 


Derhältnifien rüdfichtlid, Zeit und Schülerzahl amtiere, möge biefe Spielerei an« 
geben, aber bei üterfüllten Schulen und verfürzter Zeit heiße es fchnell vorwärts 
fommen. Parbon! „Schnellbleiche”, wäre mir bald herausgeplagt. Die Herren 
von ber „erperimentellen Richtung“ werben mir verftändbnisinnig, vermifcht mit 
etwas Mitleid, Beifall niden. Ich bin fogar fo fühn, zu glauben, bie vielen 
Anſchauungsreihen feien ein gutes Erperiment. Jetzt aber hat meine Wiſſenſchaft 
ein Ende, Einen alten Kronzeugen möchte ich aber doch noch ins Treffen führen. 
Hoffentlich rettet mir derſelbe die „erfte Stunde‘, Was will Komenius, wenn 
er in feiner „großen Unterrichtslehre* ala Haupterfordernis für jede gebeihliche 
Schularbeit ben Grundſatz aufftellt: Unterrihte naturgemäß. Der große 
Komenius, ber Pädagoge bes 15. Jahrhunderts, hat jedoch vielmehr als nur 
biejen einen Wink Hinterlaffen. Ihr lieben jungen Lehrer, madet euch dahinter. 
Die Herren Bibliothefare find dann erbaut, wenn die „Alten“ auch wieber zu 
Ehren gezogen werben; benn wiſſet, im Erzieben find uns jene überlegen unb 
bezüglich Wiſſenſchaftlichkeit brauchten fie fich nicht vor einem Dr. Wundt und feinem 
Anhange zu ſchämen. 

Wir müſſen ſchleunigſt zu unſern lieben Brüchen zurück. Es gibt einen 
großen Sprung. Ohne es zu wollen, müſſen wir über einen andern Punlt hier 
Einiges beifügen. Ich frage: Iſt ed von Guten, wenn bei den Brüchen Einheit 
für Einheit durchaearbeitet wird, wie dies bei Baumgartner ber Fall iſt? Mit 
guten Gründen fann man bie frage bejaben, aber ebenjo leicht läßt fi bie 
Barteinahme für einen gegenteiligen Stanbpunlt rechtfertigen... Meine unmah« 
geblihe Auffafjung zielt dahin ab, die „verwandten“ Brüche gehören zufammen, 
alfo „Halbe*, „Viertel“ und „Actel” ; Fünftel und Zehntel; Drittel, Sechstel 
und Zwölftel. Die Siebentel und Neuntel mögen einftweilen noch den Schlaf 
bes Gerehten ſchlafen. Ich würde jomit nach ben Reihen der „Halben“, fofort 
folde von „BVierteln“ und „Adteln“ folgen laflen. Diefelben müſſen mir Bau- 
fteine liefern für bie „zofen“: DBergleihung, Zähler und Nenner. Damit es 
nit an Abwechslung fehle, können wir bei der erften Derwandtengruppe einen 
operativen Schnitt wagen. ch verfidere Sie, e8 muß fein Blut fließen. 


—— -—— 


* Sr, Winjrieda Berjvg. 


Ab, allzu früh bift du von uns gejchieben! 
Doch Himmelsblumen welft bie Erbe nicht. 
Eo ruhe fanft! Geniehe Himmelöfrieden ! 
Die Liebe bleibt ; fie ftirbt und altert nie, 
Am 8. Juni flarb im Inftitut Baldegg ehrw. Sr. Winfrieda im Alter 
von erft 26 Jahren. Mit ihr fteigt eine vortreffliche Ordensſchweſter und aus- 
gezeichnete Lehrerin ins Grab, 
Sr. Winfrieda entftammte einer allgemein geadteten Familie in Winon 
b. Münfter, wo ihr Vater, Hr. Richter Herzog, ein größeres Landgut beſaß. 
Auf diefem idbyllifch gelegenen Heim verlebte fie mit ihren 7 Schweitern glüd- 
liche Jugendtage. Die feine, liebenswürdige Clementine war ſchon damals ber 
Stolz ihrer guten Eltern. Reiche Talente und gemwinnende Vorzüge bed Char 
talterd und Herzens machten fie zum Xiebling der Angehörigen, ſowie ihrer 
Seelforger und Lehrer. Mit 15 Jahren fam fie ins Imftitut Baldegg und 
war ba eine der eifrigften Seminariftinnen, Ihre rubige Heiterkeit, ihr an« 
ſpruchsloſes lenkſames Weſen eroberten ihr raſch die Viebe der Vorgeſetzten und 
Mitjchülerinnen, Im Herbit bes Jahres 1900 teftand Elementine mit Aus» 
‚eidnung bie J. Patentprüfung und in ber Folge auch die Sefundarprüfung' 


— 509 2 


Indes erging an bie junge Lehrerin ber Auf bes Herren: „Willft bu vollfommen 
werben, fo verlafje alles und folge mir nach!“ Trotz einiger Anhänglichkeit aus 
Elternhaus brachte Elementine mit ber ihr eigenen Entſchiedenheit alles zum Opfer 
und fehrte noch im gleichen Herbft ala Poftulantin ins Yuftitut Baldegg zuräd. 
Die Obern mußten bie vorzüglichen Geiftesgaten ber jungen Lehrerin zu ſchätzen 
unb nah Ablegung ber Gelübbe 1902 ſchichte man fie zur Weiterbildung an 
bie Univerfität Freiburg. Kier fiubierte Sr. Winfrieda während 2 Semeitern 
mit Erfolg Naturwiffenfhaft und teilweife Mathematik. Ins Inftitut zurück— 
gefehri, erteilte fie an allen Seminar- und Realklaſſen den naturkundlichen Un« 
terriht und fühlte fih da fo recht in ihrem Element. Sie verftanb es, aus 
ihrem tiefinnigen Verſtändnis und zarten Naturgefühl den Schülerinnen einen 
Strahl mitzuteilen und ihren Blid über das Erjchaffene zum Schöpfer zu Ienfen, 
ohne ins Fahrwaſſer deshohlen Moralifierens zu geraten. Sr. Winfrieda fragte näm- 
Ih nicht bloß nach der Natur, fondern fie fragte fie und empfing, je ftiller ihr 
Gemüt, befto reinere und tiefere Antwort. An ber Verſtorbenen verliert bie 
Jugend ferner eine liebensmwürbige Erzieherin, Beſonders gut verftandb fie das 
findlihe Herz in feiner Naivität, in feinen unfhuldigen Wünfchen und Bebürf- 
niffen und griff mit zarter Innigfeit veredelnb bier ein. Aber aud den borge- 
rüdteren Zöglingen imponierte ber milde Ernft ihres Wefens, und es war ihnen 
ihr leuchtendes Beiſpiel in allfeitiger Pflichttreue ein Anfporn zur Selbftver« 
eblung. Sr.! Winfrieda war überhaupt, ſowohl in ihrer Wirkfamfeit, wie in 
ihrem Orbensleben immer, was fie fein wollte, immer dieſelbe, fjreud- und 
Triebenvolle, und in ihrem Herzen wohnte bie heilige Stille, die durch feinen 
Laut unterbroden wurde, ald ber für die Wahrheit jchallt und zum Lobe Gottes, 
— Wie ſchmerzlich traf deshalb die Nachricht ihrer Erkrankung alle, bie fie ge⸗ 
fannt und geliebt! Ein heimtüdiiches Beiden zeigte im legten Herbit ſchon feine 
Symptome, Zroß aller Sorgfalt, das edle Leben zu erhalten, nahm bie Kran: 
beit innert wenigen Zagen einen ganz ernfthaften Eharalter an und Tieß umfo 
weniger Hoffnung auf Rettung, weil ihre Schwefter, Babette Herzog, Lehrerin, 
2 Jahr vocher dem gleichen LVeiden erlag, Merkwürdig! — Babette hinterließ 
ihrer geliebten Schweiter die Bemerkung, fie werben bald im Himmel mieber 
vereinigt fein; fie fomme fie holen. — Sr. Winfrieda war aud in ber Strantf« 
beit wieder bie findlich ergebene, ruhig ftarle Seele. Innig liebend, fomohl bie 
DOrbensgenofjenichaft, als au die Jugend und anberfeit# von allen, Obern, 
Untergebenen und Lehrerinnen geihägt und geliebt, fiel e8 ihr nicht zu bitter, 
wieberum allem zu entjagen und bem Tode mutig entgegen zu feben, abnte fie 
doch, daß er für fie nur ein fanftes Hinüberjchweben in eine beffere Heimat be« 
beute, wo fi an ihr die Verheißung des Herrn erfüllen follte: „Die viele in 
der Gerechtigkeit unterwiefen haben, werden einft leuchten wie bie Sterne bes 
Firmamentes.“ Treilih war Sr. Winfrieda nur eine furze Wirkſamkeit be» 
ſchieden; doch e# wirken ferner fort das Andenken und bie Liebe, unb ob aud 
„Früh vollendet, hat fie viele Jahre erreicht; denn Vollreife des Alters ift ein 
fledenlojes Beben.“ 


—ñ— Tr — 


3u den Rafalogen kath. Tehranflalten. 


I. Jahresbericht über das Töchter-Penfionat und Lehrerinnen Seminar 
Thereſianum in Ingenbohl. 

a. Zahl der Zöglinge: 210. 

b. Nah Nationen verteilt: Sckweiz 116, Deutſchland 38, 
Deiterreih 2, Italien 42, Frankreich 2, Rußland 4, Irland 2 und Ames 
rika 1. — 


— 510 — 


c. Shulabteilungen: Vorkurs A: 10. Vorkurs B: 13. DBor« 
bereitungskurs 16. 1, Realklaſſe 14, 2, Realklaſſe 15, 3. Realklaſſe 4. 1. Se 
minarfurs 22, 2, Seminarfurs 17, 8. Seminarkurs 9 und 4. Seminarkurs 
A und B 13, Haushaltungsfhule 15, Arbeitsfurs 9, Franzöſiſcher Kurs 6, 
Stalienifcher Kurs 7, Freifächer 32, Kindergartenfurs 9. — 

d. Spezielles: 1. Schriftlibe und mündliche Prüfungen in den Mo— 
naten Februar nnd Juli bewiefen bie ftromme Durdbführung des Etubien- und 
Stundenplanes. — 

2, Am 23. Mai waren gerade 100 Sabre verftoffen feit jenem Tage, da 
ber bochfelige Stifter der Schweitern vom heiligen Kreuze, P, Theodofius fylo« 
rentini, das Licht der Welt erblidte. Selbftverftändlich fand eine Gedädtnis- 
feier ftatt. Die vormittägige Feier Hang aus in eine laute Dantbezeugung 
an ben Allerhödhften für die von ihm der Kongregation und durch dieſelbe ge— 
ipendeten Wohltaten. Bei der nadhmittägigen Feier im Xherefianum murbe 
„zheodofius,* ein Feſtipiel von P, Auguftin Benziger mit verfchiedenen gefanglichen 
und muſikaliſchen Einlagen aufgeführt. Nicht wenig wurde bie Feſtfreude erhöht 
durch die Anweſenheit bes neugemwählten Bifchofes von Chur. — 

3. Der „große Spaziergang“ galt den 11. Juni der Stadt Zürich, dem 
Waldhaus Dolder und vorab vole 2 Stunden dem fchmeiz. Landesmuſeum. 
Eine rationelle Fahrt! — 

4. Un ber Faſtnacht benügten die Penfionäre die gebotene Gelegenheit, im 
Kollegium Maria Hilf der dramntifhen Anfführung des „Zunftmeiſters von 
Nürnberg” beizumohnen, was n:türlich freudige Ueberrafbung bot. — 

5. Eine praftiiheunbwirflid zeitgemäße Neuig- 
feit meldet uns ber Ratalcg Seite 5 alfo: „Als Ehronift freut es mic, 
von einer freudigen Ueberraſchung berichten zu können, die uns biejes Jahr ger 
bract bat, von einer Ueberraſchung, nad der männiglich fih ſchon lange jehnte 
— ih meine das Läuten eines Glöckleins. Sein voller Zaufnahme lautet: 
Therefianum-Glödlein, Korrefpondenzblatt für die Dlarienfinder und Zöglinge 
be3 Töchterinftitutes Thereſſanum in Ingenbohl. Des Glödleins Klang ver 
fündet vom Leben und Weben, von Wrbeit und Erholung, von Freud unb 
Schmerz im trauten Jugendheime Therefianum. Und von allen Seiten, von 
Nord und Süd, von diesſeits und jenſeits des Rheines bat des Glödleins Bäuten 
lautes Echo, freudigen Widerhall hervorgerufen,“ 

6. Auimerlfam zu maden it auf die unterrihtlide Neuerung 
eines franzöfiihen und engliihen Kurſes, wie felbige der Katalog pag. 32 und 
33 daralterifiert, Die Erſcheinung ift ſehr zu begrüßen, weil dadurch alle Ie 
benden Epraden an ber verdienten Anftalt in vollem Umfange und in für 
heutige Bedürfniffe wünfhbarer Weiſe gelehrt werden. — 

7. Angehänyt ift dem Kataloge der Profpeltus de „Pensionnat 
du Sacre CGoeur“ in Estavayer-le-Lac in Freiburg, das, von Ingen- 
bohl aus gegründet, ‘alle Anerlennung verdient. Es wird von ftaatlich geprüften 
Lehrerinnen geleitet und umfaßt: 

1. Einen franzöfiihen Vorlurs für die beutfchen Anfingerinnen ; 

2. Zwei ober drei Neil» oder Sekundarklaſſen; 

3. Einen franzöfifchen vierflafligen Seminarfurs ; 

4. Einen Haushaltungsfurs ; 

5, Einen Handelskurs. 

8. Beginn des neuen Schuljahres den 30. Sept. Neue Zöglinge follen den 
28., die bisheri en den 29. eintreten. (Forif. folgt.) 


— — — — — 


— 511 — 


Bus Rantonen und Busland. 


1. St, Gallen. *In ber Befhichte ber Lehrerpenſionskafſſe 
bes Kantons Et. Gallen, wird das Jahr 1907 jedenfalls ald ein freubiger 
Markjtein regieitrirt werden: Der Fond hat die langerfehnte Million Franken 
überfchritten! Gegenüber dem Vorjahre weiſt bie Rechnung eine refpeltable Ver- 
mögendvermehring von Fr. 109.000 auf. Dieſe findet hauptfählich darin ihre 
Erllärung, weil nun bie ehemalige evang. Vebrerpenfionsfaffe (feit der Gründung 
ber allgemeinen jegigen Kaſſe im Jahre 1878 murde fie nicht mehr weiter 
geäuffnet) mit 30.000 Fr. in den Fond überging; der Bunb leiftete 30.000 Fr. 
ber Kanton 23.000 Tr, und bie Lehrerichaft u. j. w, 74.000 Fr. Für Pen 
fionen wurden 92.000 Fr. ausbezahlt. — Der erfreuliche Stand unferer Vehrer- 
penfionsfafje darf uns mit Freude erfüllen. Trotzdem wir Feind jeglichen Per- 
fonenfultus find, müſſen wir in dieſem Zuſam nenhang doch jener Männer ge 
benfen, die ein Hauptverdienft an der Sanierung unferes Fondes befigen, nämlich 
die Herren Erziehungschef Dr. Raifer und alt-Fonreltor Güntensberger; 
erfterer wachte mit Aengftlichkeit über bie Ausrichtung ber Penfionen und wenn 
im einen und andern Falle ber Kopf mehr, als das Herz miliprach, fo tat er es 
im Intereffe unferer jo fegensreihen Inititution; legterer hat durch feine ver« 
fih.-technifchen Berechnungen fhon vor vielen Jahren bazu beigetragen, daß bem 
fo wichtigen Dedungsfond eine größere Aufmerkjamteit wurbe, 

Es braudte damals Mut, den üppig ins Kraut gefhofienen Begehrlich— 
feiten auf bie Kaſſe ein fategorifches „Nein” entgegen zu rufen. Nur ber 
Schild des unumitößlihen NRechnungsmaterial® und ber annerlannte Ruf als 
ausgezeichneter Mathematiker jhükte damals Hrn. Güntensberger, — Es märe 
jedoch grundfalih, ungefichts des ſchönen Rechnungsabſchluſſes nun mit allen 
möglihen Wünſchen auf die Kaffe loszuſtürmen. Noch ift nicht das völlige 
Dedungslapital vorhanden, Warten wir alfo bie kurze Friſt noch ab, bis bies 
ber all fein wird! Wir jegen das volle Vertrauen in die Verwaltung ber 
Lehrerpenſionskaſſe und ihres verfih..tehniihen Berater (wenn wir nicht irren 
ift Hr. Prof. Güntensberger altershalber zurüdgetraten und nun biefe Arbeit 
an Hın. Seminar-Direltor Morger übergegangen) daß fie von ſich aus, fobald 
e8 ber Dedungsfond erlaubt, den nächftliegenden Hoffnungen ber Lehrerſchaft 
(Penfionsberechtigung mit 60 Jahren oder fleine Erhöhung der Witwen» und 
MWatiienpenfion) näher treten werden. — Der Vollamund meint jherzweife, am 
ſchwierigſten gehe es, bi8 man eine Million beieinander babe; bie zweite fei 
leichter zu erreichen. Möge fich dies auch bei ber Penfionstafje ft. gall, Lehrer 
erwahren ! 

“Am Cäcilienfeſt Wil-Goßau, wo unter mufterbalter Direltion 
bes Hrn. Lehrer Joſeph Müller, begleitet von der Meiiterhand des Hrn. Real« 
lehrer Biltor Baumgartner fpeziell der Geſamtchor einen durchſchlagenden Erfolg 
erzielte, legte ber Feſtprediger, H. H. Pfarrer Klaus in Waldkirch den tit. Kir⸗ 
henverwaltungen warm aus Herz, die Gehalte ber Organiften mit den 
großen Anforderungen, welche heute an einen Kirchenchor gemadt merben, in 
richtigen Einklang zu bringen. Ein wader Wort — am reiten Ort! 

2. Glarus. * Montag, ben 29. Juni, einem prachtvollen Sommertage, 
trafen fich die glarnerifhen Lebrer in Mühlehorn an den Geftaben bes Walen« 
feed zu ihrer erften orbentliben Hauptfonferenz dieſes Jahres. Diejelbe tagte, 
wie die beiden letztjährigen, im Zeichen der Sculgefekrepifion. Nachdem bie 
Lehrerſchaft in den zwei Stonferenzen des legten Jahres Stellung genommen zum 
Ausbau des Sekundarihulmefens, Hebung der Kleinfinderanftalten und Ausbau 
ber Primarfchule und ihre diesbezügliden Wünſche und Anregungen aufgeftellt 
hatte, galt es num noch, fi mit den weitern {Fragen zu befafjen, die zwar für 


— 512 — 


ſich allein feine große Bebeutung befigen, aber in ihrer Geſamtheit für den Ausbau 
ber Schule und bie Stellung der Lehrerſchaft doch etwelche Wichtigkeit haben. 
Es wurden beöhalb vom Vorftand bes Kantonalvereins ben Filiallonferenzen 
gebrudte Verzeichniffe aller weitern Revifionspunfte zur Beiprehung und Mein« 
ungsäußernnyg übermittelt. Rantonalpräfident Auer hatte in drei fFilialvereinen, 
auf teren Wunſch Hin, das megleitende Referat übernommen und ftimmte bie 
Rehrerichaft faft durchweg ben Vorfchlägen des Herrn Auer zu. Die Ergebnifie 
ber Verhandlungen wurden nun von Herren Auer in einer gebrudten Arbeit 
(Brojhüre von 131 Drudfeiten), betitelt: Weitere Vorſchläge für 
bie Revifion der Shulgeseggebung, niedergelegt, far begründet 
und mit den Schulbeftrebungen anderer Kantone und Bänder vergliden. Die 
Rantonaltonferenz in Mühlehorn, der diefe Auerfche Arbeit zu Behandlung vorlag, 
Latte nur noch über einige Differenzen zwiſchen ben Vokalvereinen zu enticheiben, 
was bei einzelnen Puntten noch eine rege Diskuſſion auslöfte. 

Tas genannte gedrudte Referat ıft die dritte Arbeit, die Selundarlehrer 
Auer, der nimmermäde Pionier auf dem Gebiete unferes Schulweſens, zur Re 
vifion ber glarnerifchen Schulgefeßgedung beifteuert. Wir werden bei Gelegen- 
beit einige der wichtigeren Puntte, bie auch für weitere reife von Interefje fein 
fönnen, in ben „Päd. Blätter“ berühren. (Sehr gerne. D. Red.) Mögen nun bie 
Vorſchläge ber Lehrerſchaſt bei den vorberatenden Behörben mwohlvollende Auf: 
nahme finden! 

Während bes Banteites ſprach Präfibent Auer noch ein Wort „zum Fen—⸗ 
fter hinaus”; ein Wort des Danfes an die Behörden und ba8 Glarnervolf für 
bie num faft allerorts erfolgte Erhöhung ber Lehrerbefoldungen. Es beziehen 
nun bie Primarlehrer, mit vielleiht ganz wenigen Ausnahmen, einen Grund⸗ 
gehalt von mwenigftens 2000 Fr. 

Aber auch Herrn Auer wurde ber wohlverdiente Dank ausgeiproden für 
bie große Arbeit, die er namens der Lehrerſchaft zur Schulgeſetzrevifion geleiftet 
bat, Wenn die Mitarbeit der Lehrerihaft an ber Zotalrevifion in ruhiger, 
zielbewußter Bahn fortgefhritten ift, ift das wohl in erfter Linie das Verbienft 
unſeres Kantonalpräfidenten, ber in feinen inftruftiven, von tiefer Sachkenntnis 
und Erfahrung zeugenden Arbeiten grünblich erbauerte Poftulate aufitellte und 
erſtrebenswerte, erreichbare Ziele ſteckte. Seine drei Broſchüren bilden nicht nur 
einen wertvollen Beitrag zur Schulgejegrevifion, fie geben auch einen intereſ⸗ 
fanten Einblid in die Entwidlung des glarnerifhen Schulweſens während ber 
lepten Jahrzehnte und einen lehrreichen Ueberblid über neuzeitliche Schulbefireb- 
ungen anderer Kantone und Bänder. 

3. Bürid. Prof. Dr. F. W. Förfter bleibt ber Univerfität Zürich er- 
halten. Es find dem verehrten Herrn biefes Entſchluſſes wegen von den Stu- 
benten hohe Ehren zuteil geworben. Das chriftlich gefinnte Schweizervolf dankt 
Herrn TFörfter für diefen Alt der Entjagung. — 

4. Schwyz. Im die Seminarfommifjion wurde neu gewählt Herr alt« 
Lehrer Aug. Spieß, Bez.-Rat und Fabrikant in Zuggen. HKochw. H. Stanonifus 
Pfiiter ermöglichte durch feinen freiwilligen Nüdtritt aus biefer Kommifjion bie 
Wahl des Herrn Spieß, welde Wahl bie Lehrerfchaft zweifellos mit hoher 
Freude begrüßt und auch begrüßen darf. Mit hochw. 9. Kanonikus Pfifter 
En aus dieſer Behörde ein Mann von verdienter Wirkfamfeit und feinem 

alte. 

5, Deutſchland. Paläſtinag und Aegypten bilden das Ziel ber am 
17. Auguft in Konftantinopel beginnende Orientfahrt. Die erfte nädftjährige 
Gejellihaftsreife nach dem Süben nimmt am 3. Januar in Genua ihren Ans 
fang und erftredt ſich bis nah Khartum im Sudan, Das ausführlide Pro- 
gramm verfendet foftenlos ber Veranftalter biejer Reifen Herr Jul. Bolthaujen 
in Sollingen. 


— 513 — 


Die Deutſche Otologiſche Geſellſchaft, ber bie große 
Mehrzahl ber deutſchen, ſchweizeriſchen und Öfterreihiichen Obrenärzte angehört, 
bat bei ihrer biesjährigen Tagung in Heidelberg vor kurzem beſchloſſen, an bie 
Gemeinden Deutihlands mit fiter 10.000 Einwodnern die folgende Erklärung 
zu fhiden: Die beutike Otologiſche Geſellſchaft hält die Anftellung von Schul- 
obrenärzten an allen Volls- und höheren Schulen für erforderlich. Durch viele 
Unterſuchungen ift feitgeftellt, daß bei etwa der Hälfte der ſchwerhörigen Schul« 
finder die dauernde Schwerhörigfeit dur frühzeitige Behandlung hätte vermieden 
werden fönnen. Da ber Erfolg des Unterrichts vom Grabe der Schwerbörigfeit 
abhängig ift, liegt bie Verhütung und bie Befeitigung der Schwerbörigfeit fo« 
wohl im Intereſſe der Schule ald auch in dem ber betroffenen Kinder. — 

6. Bayern. Der „Bayr. Lehrerverein“ wirbt um bie Behrerfeminarab« 
folventen und ftellt fich, ale ob an der Beflerftellung ber Lehrer lebiglih er ein 
Berbienft hätte, Heuchelei! — 

7. Italien. Scheints it man in den höheren Regionen zur Einficht 
gelommen, daß im Unterrichtäminifterium eine urchige Säuberung ftattfinben 
muß. Bereits baten viele Entlafiungen von Beamten ftattgefunden. — 

Jugendliche Verbrecher von 16—20 Jahren. 1850 — 13910, 1860 
— 18562, 1870 = 19584, 1880 = 22319, 1890 = 27309, 1900 = 30485 
unb 1905 — 31411. Unb bei folder Sachlage * man ben Religions» 
Unterriht in ben Vollsſchulen ab?! — 


© Schulreiſen. 


Die Zeit ber Schulreifen ift wieder da, Im Lehrerlreifen und in Schul« 
zatälreifen martert man ſich ehrlich ab in ben Beratungen über das Wohin? 
Gar oft wird dann irgend eine Etabt zum Ziel ber Reife beftimmt, und bod 
werben ſich Schulrat und Rehrerihaft jagen müſſen: „Es iſt eine recht ſchwierige 
und verantwortungsvolle Aufgabe, mit einer großen Schar Kinder durch eine 
Stadt zu geben, vielleicht Lönnte bei dem heutigen fo unheimlich bewegten Stabt« 
leben (Tram, Automobil, Velo, Kutſchen x) ein Unglüd gefcheben und zum 
Anbern, wie müfjen bie Kinder in ftraffefter Orbnung daberlaufen und ſehen 
von ber yanzen Stabt nur ganz wenig, aber man fann bann jagen, man fei in 
ber Stabt geweſen“. Wie ganz anders fo eine Reife aufs Land, wo bie Kinder 
fi auch frei bewegen bürfen unb wo ihr Herz und Gemüt doch unvergleichlich 
eblere Eindrüde aus Gottes ungefälfhter Natur mit nah Haufe nehmen. Und 
ba erlaube ich mir auf ein prächtig Flecklein Erbe aufmerkfam zu maden, das 
bis anhin recht fliefmütterlich behandelt mwurbe, und bas ift BE” das Kleine 
Sifikon am wunderſchönen Uxrnerfee. 

Es ift jenes Dörfchen, das der Redakteur der „Neue Zürcher Nachrichten“ 
Herr Georg Baumberger, in fo reizender Weiſe jüngft gefchilbert Hat. Wer 
das nicht gelejen bat, ber hat eines ber liebſten Beiftestinder Baumbergers nicht 
Iennen gelernt (Siehe Neue Zürder Nachridten Feuilleton: Ein paar 
Maiengrüße „Ich weiß ein Mein Dörfchen”“ in No. 139 und 141). 

Wir fehen zwar viele Schulen in Sififon, aber nur im Durchgeben, feine 
will hier verweilen, wo e8 doch fo fchön, und warum, nun weils eben nicht auf 
bem Reifeplan ift, denn an Sifilon bat bie Vehrerſchaft nicht gebadht oder fie 
bat fih gefagt: „Das ift ja nur ein Meines Pauerndörfhen, wo man mit 
re nit eintehren kann“ ; biefen Irrtum zu beben ift Hauptzwechk biefer 

eilen. — 

Gewiß kann man mit Schulen einfehren, benn nicht weniger als brei 
gleichempfehlensmwerte Hotels zieren des Dödrfchen, beren Beſitzer es fich zur Ehre 


— 514 — 


anrechnen, bie Schulen aufs freundlichſte und beſte zu bedienen, und von denen 
jedes im Stande iſt, über 100 Kinder anzunehmen. Sie heißen in ber Reihen⸗ 
folge der Entjtehung: Mrirotitod, Scilleritein und Kophaien, welch' letzteres 
einen wadern Lehramtskandidaten nach Rickenbach ſchickt. —i, 


Derein kath. Iehrerinnen der Schweiz. 
a. Seltion St. Ballen. 

Der 25. Juni vereinigte die Mitglieder unjerer Sektion, wie gewohnt, in 
ber Gallusftadt zur gemeinfamen Tagung. 

Die Fraltandenlifte Hatte eine Brobeleftion vorgeiehen, weshalb man 
fih bis 10 Uhr ins Schulhaus Neudorf zu begeben hatte, 

Mit regem Intereſſe folgten wir der Muſterleltion (Sprache mit ber I. AL.) 
von Frl. Degen, die es verftand, aus einer einfachen, Heinen Erzählung ein 
Sprachganzes zu formen, den Anſchauungs- und Schreiblefeunterriht damit zu 
verbinden. Angenehm berührt haben die in die Leltion eingeflohtenen Zurn- 
übungen und die Demonftrierung bes Erzäblitoffes an ber Wandtafel, weshalb 
bie Rinder aud, troßdem diefe bereits 1" Stunden yingehalten wurden, nicht 
ermübeten und ber Lehrerin Aug’ und Ohr waren. Der Dufterlehrerin on 
biefer Stelle ein Wort des Dantes, 

Nah wohlſchmeckendem Mittagefien im ‚Caſino“ feste fich die Abwicklung 
ber Zraftandenliite fort. 

Leider war es unferer lieben um die biefige Sektion vielverdienten Prä- 
fibentin Frl. Högger wegen Unwohlſein nicht erlaubt, die Konferenz zu leiten, 
In verdanfenswerter Weile aber verfah dann unser geiftlihe Vorftand Hochw. 
Herr Prof. Yung ihre Stelle und entbot allen Anwejenden freundlihen Will 
fommengruß. 

Der Saupttbema bildete ein Meferat vo.ı Frl. Zündt, Btorfchacherberg, 
betitelt: „Halte Orbnung, liebe fie; fie erfpart dir Zeit 
und Müh‘, 

— In ſchlichter, forgfältig ausgeführter Arbeit verbreitet fie ſich über die 3 
unlte: 

1. Gott ift der lÜirbeber der Orbnung. 

2. Orbnung foll herrſchen in der Heinen Welt, die ber Lehrerin zur 
Reitung übergeben ift. 

3. Wie foll die Rehrerin die Kinder Ordnungsliebe lehren? 

Ter Lehrerin Wohnung ſei ein Muſter ber Ordnung, beögleichen ihr 
Schulzimmer. Sie verlange jeden Montag fauber gepugte Tafelrahmen, gebe 
felbft in der Reinhaltung ber Wanbtafeln ein gutes Beifpiel. Sie dulde feine 
Unordnung auf den Schulbänfen oder auf bem Boden, halte eine beftimmte Ta- 
gesorbnung feft, ſei pünktlich im Schulbeginn, genau in ber Vorbereitung, ge 
wiſſenhaft in den Anlegenheiten der Seele. Aueßere Ordnung ift das Bild ber 
innern | 

Die Konferenz befchliekt, in corpore der Eingabe an ben Erziebungsrat 
auzuftimmen, wonach in das neue Erziehungsgeſetz eine Beitimmung aufzunehmen 
ift, welche die Zulafjung ber Frauen in die Shulbe- 
börden und Die Beiziebung ber Lehrerinnen inben Lehr— 
törper ber obern Primar und Selunbar-, bezw Real» 
ſchule feftlegt, 

Nah Abwiclung mancher gefchäftliher Traltanden verlieh ber Hochw. 
Herr Prof. Yung durch fein anregendes Schlukmwort ber bis gegen 4 Uhr an« 
dauernden Tagung einen würdigen Abſchluß: 


— 515 —— 


1. Die Lehrerin ſchließe ſich nicht nur für Schule und Kirche ab, ſondern 
ſtelle ihre Kräfte auch in den Dienſt der Allgemeinheit. Sie unterſtütze oder 
leite Jugendbünde, Arbeiterinnen⸗, Dienftboten- und Mädchenſchutzvereine. 

2. Sie laſſe ſich nicht beirren von den Wanderpredigern, ſogennanten 
Freidenkern, die beſonders in der Gegenwart Eott und alles Göttliche leugnen 
wollen, hiefür aber doch keine ſtichhaltigen Beweiſe geben können. 

Religion und Wiſſenſchaft ſind nicht zwei trennende, im Gegenteil zwei 
einander ergänzende Faltoren, wofür bie vielen chriſtlichen Gelehrten aller Wiſ⸗ 
ſenſchaften Zeugen find. 

Neu geſtärkt und ermuntert dur die mannigfaden Anregungen verließen 
unfere lieben Kolleginnen die Gallusftabt, und wenn auch ber gemütliche Teil 
infolge Zeitmangel nie zu feinem Rechte fommt, wanderte boch bie für das Wohl 
ber Jugend begeifterte Schar wohlgemut und mit neuem Eifer auf ihr Wir« 
lungsfeld. 

Unferer lieben Präfidentin aber wünſchen wir baldige Geneſung und 
fenden ihr folleg. Cruß! 

Dem verehrten Konferenzleiter unfern befien Dant! — 

A.K,U. 

b. Die Sektion Aargau des Vereins Rath. Lehrerinnen der Schweiz 
bielt ihre üblide Yahresverfammlung am 8. Juli in Brugg. Als Hauptreferat 
figurierte: „Das Charalterbild Jeſu als Ideal aller Vollkommenheit und feine 
Verwertung in der Schule,“ gehalten von hochw. Herrn Pfarrer und Schulin» 
fpeltor Meyer in Wohlen. Man war fo recht überzeugt, bat der hochw. Herr 
Referent aus dem Bollen jchöpfte, und darum trugen nuch feine golbenen Worte 
den Stempel bed ewig Wahren. Es wäre überaus wünſchenswert, baß bie Ar« 
beit unverfürzt in den „Päb. Blättern“ erſchiene. — in zweites Referat 
„Wie wedt und pflegt die Schule das Mitgefühl“, gehalten von Frl. Stödli 
— Bünzen, wurde ebenfalls dankbar aufgenommen. 


Briefkaſten den Redaktion. 


Ein freund unferer Beftrebungen erbittet Auskunft über folgende fragen: 

1. Befteht in Ihrem Kt. eine Lehrer-Verfiherungs- ober Unterftügungs« 
faffe, feit wann? 

2. Welche Einrihtungen umfaßt bie Kaffe ? 

3. Wie viele Mitglieder gehören gegenwärtig berfelben an? 

4. Wie groß ift der Beitrag pro Mitglied und pro Jahr? 

5. Wie groß find die jährlichen Leiftungen des Kantons ? 

6. Wie viel leiften die Gemeinden und andere Korporationen ? 

Wir möchte je etwa ein Rehrerer bitten, bez. Antwort Bald an die Red. 
gelangen zu lafjen. Zum voraus herzlichen Dank für die Mühe. — 


KURHAUS FEUSISGARTEN, FEUSISBERG | 


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— 516 — 


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auch der weltlichen Musik. 


Ansichtssendungen aus meinem reichhaltigen Depöt stehen gerne zur 
Verfügung. 334 
Hochachtungsvoll 


J. Helbling, Lehrer, Magdenau (Kt. St. Gallen). 


Höbenkurort Aiederrikenbad 


1162 mi.m. (Maria-Rirkenbad)) xt. Pivwalden 


Station Dallenwyl der Engelberg-Bahn. Altrenammierter, beliebter, ge- 
nußreicher Anraufent —X herrliche er in großartiger Alpenwelt. Kerrt- 
ld empfohlen. Gro Waldungen. uellwaſſer; Spaziergänge; ge 
—— Wallfahrtskapelle und — But geführtes, befanntes 

Preis infl. Bimmer fr. 4.50 bis 5.—. Deidietdene Zouriienpreiie. 





— — G 2805 83) 
Familie Murer-Käslin, Aur- und SDilgerhaus. 
Ziehung Balsthal Ende A t| 
Haupttreffer 40,000 — J n ſera { e 


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fein & Bogler in Fuzern 
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Da Adagogilde 
& Bläller. ® 


Yereinigung des „Schweizer. Erziejungsfreundes“ und der „Yädag. Monatsfürift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Zchulmünner der Schweiz 
und des ſchwehzeriſchen katholiſchen Erziehungsvpereins. 


Einſiedein, 31. Juli 1908. | Nr. 31 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


g8 Rektor Reiier, ) und ai. € ug, Bräfident; bie HH. Seminar-Direltoren Jakob Brüninger, 
idenbad (Schwyp), und W m) Schnybder, Hipfirch, Herr Lehrer del —— Goßau (St. Ballen) 
Herr Elemens Frei zum „Storchen“, Ein 
Ba en find an legteren, ais ben Chef- sanfte zu richten, 
Dnferat-Aunflräge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in Zugern. 


Abonnement: 


Ericheint wöädrentlidz einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandblung Einfiebeln. 





Suhalt: Der bi. Au —— als Päbagoge. — Literatur. — Lehrerbildung und Lehrerfortbilbung. 
Eind Schülerb:bliotheten —— — Zu ben Katalogen kath. Lehranſtalten. — Vom 
Sterbela er bed Darwinidmus. — — Prüfungsaufgaben bei ber Lehrbefähigungs- 
prüfung in Innsbrud. — Bädagogi he Shromit. — Inſerate. — 





* Der Hi. Auguſtinus als Pädagoge. 
(Don Prälat Tremp, Berg Sion.) 
(Schluß.) 


3. Wir könnten ben Einfluß des hl. Auguſtinus auf bie Pädagogik ber 
Folgezeit ind Auge faffen, 3. B. feinen Einfluß auf die Benediftiner, wie über 
haupt bie Kloſterſchulen bes Mittelalters auf der Auguft. Doctrina chriſtii, fußend; 
und wenn aud im 13. Jahrhundert bie Menbilantenorben vom Auguftinismus 
zum Arifioteliamus übergingen, jo behaupteten doch bie Auguftinifchen Gebanfen 
itren Einfluß; felbft der Humanismus, der auf ben Streit zwifchen Klaſſiziſten 
unb Scholaftitern folgte, war bem Auguftinismus nicht abhold, Hatten doch Eras— 
mus und andere Vorliebe zu den Werten bes bl. Auguftinus. 

Wir wollen aber für und die Bedeutung beö De chatechiz. rud. bes hl. 
Auguftinus für die Ausgeftaltung des Religionsunterrichtes in der neueren Zeit, 
vor allem für befjen biftorifhe Grundlage in ber biblifhen Geſchichte, hervor⸗ 
beben, Die narratio des hl. Auguftin führte zur Einführung der biblifchen Ge— 
fhichte in den religidfen Jugendunterricht und gab fruchtbaren Anstoß zur Frage 
ber Methode bes katechetifchen Unterrichtes überhaupt. Der Einfluß bes HI. Auguftin 
auf ben römiichen Katechismus ift unverlennbar. 6. Auguftinus gibt in feiner 
Diufterfatechefe (narratio) eine Darlegung bes hriftlichen Glaubens an ber Hand 


— 43 518 ⸗ 


ber hl. Geſchichte und ftellt damit als erjter bie päbagogifch einzig richtige For—⸗ 
berung auf, baß ber religidfe Unterricht, befonders auf ber unterften Stufe, ein 
biftorifcher fein muß. 

Nah der Erfindung ber Buchbruderfunft find viele fatholifche und proteft. 
Unterrichtsbüchlein für die religiöfe Kinderlehre erſchienen, aber nur mit fyite- 
matiſchem Charakter. Georg MWicelius bat (im 16. Jahrhundert, 1535) zuerft 
die biblifche Gefchichte bes alten und neuen Teftamentes in feinem Kathechismus 
Eeclesie (fat. ber Kirche) aufgenommen, „auf S, Auauftini Rat”, Nachher 
famen Zufammenftellungen von bibliſchen Gefhichten nur für das Volk heraus. 
Boffuet nennt in feinem Katehismus im 17. Jahrhundert (1687) als die befte 
Methode des Religiondunterrichtes jene, „welche Bott ſelbſt durch Moſes und bie 
Evangeliften praktiziert habe’. Diefem Beifpiel folgten andere Franzoſen, in« 
bem fie ber Lehre eine Tatſache zugrunde legten, 3.8. Pouget im 18. 
Jahrhundert in feinem Katechismus von 1746. Im ſelben Jahrhundert trat 
für Deutihland Felbiger (1779) für dieſe Brundfähe bes Satehefierens ein, 
Nachdem ber Nationalismus ben dbogmatifhen und biftorifchen Unterricht ver« 
brängt unb nur die Moral, mit ber Sofratif, gelten laſſen wollte, erſchienen im 
19, Jahrhundert (1830) Gruber (Erzbiſch.) Katechetiſche Vorleſungen“, im 
Sinne des bl. Auguftin gehalten, darauf (1832) desſelben „Praftiiches Hand» 
buch ber Katechetil“, worin der Katechet ala Bote Gottes erfteint, Hirſcher 
trat für die narratio betr. Anordnung des gelamten Lehrftoffes, nicht bloß ber 
einzelnen Katechefe, ein Mey gab im Sinn ©. Auguftins vollftändige Katecheſen 
für Die unteren Klaſſen ber Vollsſchule heraus. Die bezüglichen Beitrebungen ber 
Mündner Methode find befannt, 


IT. 


Schließlich noch etwas Praftifches für den Lehrer und Katecheten, 

Wir haben ſchon gefehen, daß S. Auguftinus dahin zielte, aus dem Schüler 
einen Weifen (Sapiend) und einen Heiligen (Sanctus) zu maden. Das ift auch 
das hohe Ziel des chriftlichen Lehrers, Welch’ prachtvolle Aufgabe für ben Lehrer. 
wenn er niit ftehen bleibt in ben Niederungen bes bloß natürlichen Unterrichtes 
(Sapiens), fondern wenn er ſich auf bie übernatürliche Hochwarte begibt und 
ben Schüler zu einem religiöfen, gefitteten, charaktervollen Menſchen, Kurz 
zu einem Sanctuß heranzubilden firebt, was vollfräftig freilih nur auf dem 
Gnabenwege geichehen kann, 

Noh ein neuer Gedanke bed HI. Auguftinus., Er bezeichnet (No. 4 in 
catech. rud.) als das Hauptgebot der Dibaltif bie Lehrfreude (hilaritas, Fröhlichkeit), 
auf Grund bes Ausfpruches der LI. Schrift: „Bott liebt einen freudigen Geber.“ 
S. Paulus führt diefe Worte an (2 Eor. 9, 7); ähnlich heißt es in Sirach 35, 11: 
„Bei jeder Gabe laß heiter fein bein Geſicht.“ Der Unterricht ift eine geiftige 
Almofenipendung, und dieſe ſoll freudig gefcheben. Eo wird ber Unterricht an-« 
genehmer, jagt S. Auguftinus. Er bemerft weiter, es fei leicht, Regeln zu geben 
über ben Lebrftoff, aber bie größte Sorge des Lehrers müſſe fein: mit Freude 
zu lehren. Er gibt ſechs Hilfsmittel gegen ſechs Hinderniffe der Lehrfreude an: 
1. Demut gegen philofophifche Kälte einer fontemplativen Natur, bie gern ſchweigt. 
2. Gottvertrauen gegen Wengftlichkeit, die wegen Ungeſchicktheit am Grfolge 
zweifelt. 3. Liebe gegen bie Unluſt an ber Alltäglichleit der allbefannten Stoffe. 
Hier ift das 12. Kapitel des „Catech rud.* ein Glanzitüd, quasi eine dibaftifche 
„Einführung. 4. Intereſſante Darftelung gegen die Intereffelofigfeit ber Schüler 
5. Gebuld gegen den Unwillen über Störungen ber Tliebgeworbenen Ordnung. 
6, Höheres Teuer gegen bie natürlihe Mißſtimmung. „Das Unterrichten ift 
das größte Werk ber Barmberzigfeit, welches viele Sünden tilgt* (n. 21 u. 22). 
S. Auguftinus preift den hohen Wert der Lehrfreude, welche Liebe, Gebulb, Eifer 


— 519 —— 


und Klugheit vorausſetzt. Die Hilaritas iſt die Sonne des Unterrichts. S. 
Auguftinus nennt fie bald eine fittliche Tugend, durch Selbſtzucht erworben, bald 
umkleidet er fie mit ber höheren Weihe des charismas, einer Gnabdengabe, bie 
man duch die Barmperzigfeit erhalten. 

Welch' eine Ermutigung liegt in ber Anguftinifchen Pädagogif, mein 
werter Lehrer und Katechet. Du bildeft einen Sanctus, nicht bloß einen Sapiens. 
Du nimmft täglib die Hilaritas mit in die Schule; denn bu haft bas Be— 
mwußtfein: Ich übe darin eine Großtat, ein Werk der Barmherzigkeit, ja den 
ganzen Tag on vielen Schülern viele Werfe ber Barmberzigfeit, Meine Parole 
fei künftig bei jedem Schulgang: Gott liebt einen freudigen Geber! 





Literatur. 


Aus fernen Sanden. Tie Sammlung iluftrierter Erzählungen für bie 
Jugend, betitelt „Aus fernen Landen“ ift auf 22 Bändchen angewachſen. 1 bis 
18 = ä 60 Pig. und 19—22 — 80 Pfa. — Geb. 80 Pig. ew. 1 Dit. Sie 
ftammen aus den fehr beliebten Beilagen der weit befannten „Kath. Miſſionen“. 
In neuen Auflagen liegen vor: bie Marienkinder, 10. Auf. — Maron: 
ber Ehriftenfnabe aus dem Libanon, 8. Auflage und die Shiffbrüdigen: 
5. Auflage. Die Sammlung hat nur beite Kritik erfahren und ift u. a, ins 
Sranzdfiihe, Räto-Romaniſche, Slawoniſche, Italienifche, Polniſche, Ungarifche 
Spanifche und Englifche überjegt. Eine geift- und Herzensbildende Jugenbleftüre, 
bie nur freubig empfohlen werben kann. Verfafier: P. Joſef — 
8. J. Berlag: Herder in Feiburg in B. 

Die weiſe Zungſrau. 460 S. — 120 2 Mt. 40 — geb. 3 ar, 60. 
Derlag von Herder in Freiburg i. 2. 

Seit dem eriten Erjcheinen (1902) ſchon die 7. Auflage. In 3 Mbteile 
ungen: Umkehr — Yortihritt — Vollendung — 136 Kapitel. Wohl keine 
Trage ift unberührt, tie im Leben einer Jungfrau auftaudt. Bietet Licht in 
ben Zweifeln, Ermunterung in ben Schwierigfeiten und ift fo ein trefflicher 
Führer auf dem Wege zur Tugend. Schöne — — feſſelnde Sprache, 
—— Inhalt, Verfaſſer: P. Adolf v. Doß 8. J., neu bearbeitet von 

P. Heinrich Scheid, S. J. — F. 

als erſter Kalender pro 1809 rüdte ſchon ben 10. Juli in bie Linie der 
„Mariannhiller-Zrappiften-Miffionslalender. Verſandtſtelle: Vertretung ber 
Zrappiften-Diariannhill in Attingbaufen, Uri 65 Rp. 21 Yahrgang. Bon ben 
vielen Bildern jeien genannt: 1, Die jegigen Gouverneure ber deutſchen Kolo- 
nien (deren 8). 2. Die Miflionsichweftern der Kongregation vom foftbaren 
Blut (deren 36). 3. Die hriftlichfoziale TFraltion im Öfterreihiichen Abgeord⸗ 
netenbaufe. (96 Perfon:n). 4. Moderne Frauenberufe (Bilder in 4 Gruppen). 
Inhalt: reichhaltig, knapp in der Durchführung und vieljeitig im gebotenen 
Stoff. Der Reinertrag gilt einem ebelften Zwede, weshalb ber Ankauf bes Ka⸗ 
lenders ein wirklich gutes Werk ift. — 

P. Sheodofins Florintöni, O. Cap. Von P. Albuin, O0. C. Berlag ber 
Preßvereins Buchhandlung in Briren. 99 ©, 

P. Albuin widmet dem Andenken feines hochverbienten Orbensgenofjen, dem 
einftigen Generaflvifar von Ehur, ein pietätvolles und verhältnismäßig ausführ« 
liches Lebensbild. Der Biograph läßt recht oft den fel. P. Theodofins ſelbſt 
fprechen, was bie Objektivität der Darftellung wejentlich erhöht. Wir möchten 
das zeitgemäße und fehr würbig gehaltene Lebensbild fpeziell Lehrern warm zur 
Leltüre empfehlen, es gibt bei billigem Preife ein Mares Bild von einem Phi- 
en fath. Provenienz, aber umfaijenditer und feine Zeit weit überflügelnder 

tt. — 


— 520 — 


Lehrerbildung und Lebrerfortbildung. 
(Don EI, Frei.) 
(Schluß.) 


Abſchließend noch einige gute Bemerkungen aus der an ſich lefend- 
werten Schrift: 

1. Die Lehrerbildungsfrage wird oft von einem ihr fremden, 
außerhalb derfelben Tiegenden Geſichtspunkte erfaßt: man Hat häufig die 
foziale und finanzielle Hebung des Lehrerftandes im Auge. ch unter 
ihäße den Wert diejer Gefichtöpunfte als ſolche nicht; ich kann fie aber 
bier nicht ala berechtigt binfichtlich ihres Einflufjes anerkennen. (pag. 1) 

2. Die Lehrerbildungsanftalten find, das muß ich hier bemerken, 
in der Tat befjer ala ihr Ruf; fie haben fich weiter entwidelt wie die 
höhern Lehranftalten und find noch lange nicht am Biel, (pag. 2) 

3. Ich Hatte mit der Feder in der Hand denfend arbeiten gelernt; 
ich Hatte aber auch gelernt; das jo gewonnene Wifjen wieder zu einem 
Bildungdmittel für meine Schüler zu geftalten. Darin liegt nad) 
meiner Anficht der Kernpunkt der Xehrerbildung. (pag. 6) 

4. Man foll der Pädagogik nicht völlig neue Ziele fteden und 
völlig neue Wege meilen wollen; man muß vielmehr, immer anfnü- 
pfend an das Beitehende und bewahrend das gute Alte, ziel- 
bewußt und tatkräftig da3 Neue und Befjere erſtreben. (pag. 10) 

5. Wenn ein aus dem Volksſchullehrerſtande hervorgegangener 
Schulmann fih durch unausgefeßte Arbeit und unter Benußung der 
beften Bildungsmittel heute auch die befte Ausbildung für den Beruf 
im Seminar- und Schulverwaltungsdienft erworben Hat, jo fieht man 
es in vielen Fällen ald eine „Gnade“ an, wenn er in ein Amt gejekt 
wird, dad er voll und ganz erfüllen kann; die Herren alademijch ges 
bildeten Oberlehrer dagegen haben natürlich ein „Recht“ auf all’ diefe 
Stellen, wenn ihnen auch mandhmal vieles oder alles zur Er— 
füllung des betreffenden Berufe fehlt. (pag. 12) 

6. Der von mir noch zu fennzeichnende Weg der nationalen Bil- 
dung ift von den maßgebenden Faktoren im Staatsleben noch nicht ala 
„vollwertig“ anerkannt; noch zieht man für die „beſſeren“ Stellen im 
Volksſchulweſen vielfah Männer mit „voller“ akademiſcher Bildung vor, 
die nicht den Fehler haben, daß fie einmal Volksſchullehrer waren, 
wenn auch für bie betreffende Stelle oft ihr Urteil nicht durch Fach— 
kenntnis getrübt ift. Umd doch Haben Hunderte von Schulmännern, 
die den von mir gegangenen Weg, den ich ala den rechten Weg für 
die Ausbildung und Fortbildung des Volköfchnllehrers, der Lehrer und 


34 521 — 


Leiter an den Fortbildungsanftalten und der Verwaltungsbeamten im 
Volksſchulweſen Halte, im großen und ganzen auch gegangen find, durch 
ihre Tätigkeit als Lehrer und Leiter an Schulen der verjchiedenften 
Art und an Lehrerbildungsanftalten, ſowie in der Schulverwaltung bis 
zu den höchſten Etellen hinauf, und endlich durch ihre Tätigkeit als 
Säriftfteller gezeigt, daß der Weg zum Hiele führt. (pag. 13) *) 

7. Ergreift der Volksſchullehrerſtand nicht in dem Maße ernftlich 
die ihm gebotenen Mittel zur Fortbildung; begnügt er ſich auch weiter- 
bin hauptſaͤchlich mit der Kritik feiner Bildung und mit der Aufftellung 
von Forderungen, die in der nächften Zukunft nicht erfüllt werden und 
deren Erfüllung zum Zeil auch gar nicht im Intereſſe der Volksbildung 
liegt; arbeitet er nicht mit aller Energie und unter Benüßung aller 
der ihm heute zu Gebote ftehenden Hilfsmittel an feiner Fortbildung: 
dann wird das Volksſchulweſen nicht fortjchreiten auf der Bahn ber 
gefunden Entwidlung, auf der es fih, wenn auch fehr langfam, zur 
Zeit bewegt, und der Lehrerftand wird die Pofitionen, die er heute ſchon 
zum Zeil erworben bat, wieder verlieren; denn der Kampf um die 
Selbftändigkeit des Volksſchullehrerſtandes und des Volksſchulweſens ift 
noch nicht beendet. (pag. 71:72.) 

8. Für das Selbitftudium ift es vor allen Dingen nötig, daß 
planmäßig gearbeitet wird; denn „mer mit Bernuft zum Ziele ſtrebt, 
verjährt nach feftem Plan”. Gar mancher junge Lehrer mit den beiten 
Anlagen und großem Bildungdeifer verfehlt den rechten Weg; er ver— 
geudet Zeit und Kraft an Studien, die ganz außerhalb feines Lebens- 
berufes liegen. (pag. 58) 

Mir führten diefe 8 Stellen der Broſchüre an, weil fie vielfach 
ihre zeitgemäße Bedeutung haben, wiewohl fie ftarf von Pefjimismus 
und etwelcher Eigenliebe durchjeucht find. Mehr religidje Tiefe würde den 
zweifellos ftrebfamen Autor von einem vielfach mißtrauifchen und klein— 
lihen Peflimimus bewahrt und dadurch feine Reformideen nur vorteil. 
haft beeinflußt haben. 

*) Herr Scherrer hateine Reihe päbagogifher Wertegefchrieben 5.8.1. „Die 
Päbagogif ala Wifjenihaft von Peftalozzi bis zur Gegenwart, 3 Bd. 14 M. 80. 
2. Die Peftalogzifhe Pädagogit 4 M. 50. 3. Die Pädagopif in ihrer Entwidlung 
2 2b. 22 M. 80. 4. Wegweiſer zur Fortbildung deutſcher Vehrer. 2 Zeile 
13 M. 5. Pädag. HYahresberiht von 1906. 59. Jahrg. 2 Zeile in einem Band 
12 M. 6. führer durch die Strömungen auf dem Gebiete der Pädagogik und 
ihrer Hilfswiſſenſchaften 4 Hefte 7 DIE. 60. 1. Heft: Religionswiſſenſchaft. 
2. Heft: Religions uud Moralunterridt. 3. Heft: Geihichtswiljenihaft. 
4. geft: Sefchichtsunterriht. 5. Heft: Geographie. .. Die Sammlung ift 
noch nicht zu Ende. — 7. Diefterwegs Pädagogik 2 Mi. 50 und 8. Geographie 


und Statiftit des Großherzogtums Hefjen 2 Mt. 50. Die erften 5 Werke er» 
ſcheinen bei fr. Branbdftetter in Leipzig und bie legten 3 bei Emil Roth in Gießen. 


— 52 — 


Sind Schülerbiblivikeken notwendig?* 

„Apotheke für die Seele“, laſen wir einmal als Ueberſchrift einer 
Öffentlichen Bibliothel. Kann das Wort au auf Primarfhülerbiblio« 
thelen angewendet werden? ch habe nicht den Mut, die Frage zu be= 
jahen und noch weniger in der Benützung der Schülerbibliothelen ein 
wichtiged Erziehungämittel, eine Mehrung von Glauben und Wiffen, eine 
intellettuelle Hebung des Geiftes, eine Beredlung von Herz und Gemüt 
und eine Stärkung des Charakters zu erbliden. 

Die Anlage von Bibliothefen für Kinder blieb dem neungzehnten 
Jahrhundert vorbehalten, aber es ift eine frage, ob es damit der Schule 
einen Dienft erwieſen. 

Warum? Die Alten pflegten zu jagen: „Ich fürdhte den Mann 
eined Buche.” Dad Wort verurteilt die VBielwifjerei und Vielleferei. 
Und die Alten find mit der Hochachtung diefed Wortes gut gefahren. 

Unfere heutigen Lehrer und Erzieher Hagen feit Jahren über Ueber— 
bürdung des Lehrplan und rufen nad Abrüftung; und das mit vollem 
Recht. Denn es ift unleugbare Tatſache, daß die Leiltungen der Schule 
in Aufſatz und Rechnen nicht in auf-, fondern in abfteigender Richtung 
begriffen find; es ift Tatſache, daß in den Nebenfähern mehr geleiftet 
wird ala früher, aber leider auf Unfoften der Haupt- 
fäder. 

63 wird ebenfo zugegeben, daß ſich unjerer Jugend eine Flüchtig— 
feit im Arbeiten bemächtiget hat, die man früher in dem Maße nicht 
fannte, und eine Nervöfität, die geradezu beforgniderregend if. Wer 
die Statiftil der auf Seh- und Hörkfraft Unterfuchten durchgeht und 
dabei die vielen Prozente anormaler Kinder erfährt, befommt geradezu 
einen bemühenden Gindrud, Angefichts ſolcher Verhältniſſe fragt es fich 
jehr, ob man unjern Kindern einen Dienft erweile, wenn man ignen nebft 
den Schulbüdern, nebſt biblifcher Geihichte und Katechismus noch Bib- 
liothefbücher in die Hand gibt, Wir reden hier nicht von ausnahmd- 
weifer Lektüre, jondern vom regelmäßigen Gebraude von „Bibliothef- 
büdern“, wir reden biervom Syftem der Jugend- 
bibliothefen. Die Kinder der meiflen Schweizerfantone fiten nun 
fat Winter und Sommer per Tag ſechs Stunden in der Schule, 
hören und fehen dabei fo viel, daß man ſich fragen muß, ob ein We- 
niger nicht mehr, ein Minder nicht beffer wäre. Dergegenmwärtige man 


* Ein bochgebilbeter Lehrer» und Jugendfreund und zugleih ein Dann 
reicher Erfahrung ftreift in obigem Artikel Schattenſeiten ber heutigen Bildungs⸗ 
beftrebungen, die große Beahtung verdienen, wenn deren rüdfichtslofe Mar- 
lierung auch nicht ganz „modern“ klingt. D. Red. 


— s528 — 


ſich dabei die unfertige Konſtitution des Gehirns und der übrigen Or— 
gane, die in der Schule in Anſpruch genommen werden. Und da ſoll 
das überreizte Gehirn durch Nebenlektüre noch mehr gereizt, das über- 
anftrengte Auge noch mehr angeftrengt werben. 

Wenn die Kinderlektüre Nutzen haben joll in bezug auf Styl und 
Erzählen auf Kopf und Herz, jo müffen die Umftände ganz anders 
liegen. Schreiber diefer Zeilen bewegt fih ſchon lange in der Schule 
und unter der Jugend, hat aber mit den Biellefern noch ſehr wenig 
erfreuliche Erfahrung gemadt; er bat bei den meiften Viellefern eine 
wahre Apathie gegen die gewöhnliche Unterrichtäleftüre, gegen das 
ordinäre Hnterrihtöpenfum gefunden; von einem größern Gedanfen- 
reichtum, von befonderer Originalität, von einer Veredlung ded Ge 
müte8 war wenig zu bemerken. Wir geben gerne zu, daß die Finder- 
leftüre beim einen oder andern Schüler gute Refultate erzielt; aber die 
Ausnahme beftätigt ja gerade die Regel; wir verfennen auch die gute 
Ubficht nicht, welche manchen meiner Kollegen für Schülerbibliothefen 
begeiftert ; e3 ift und nur darum zu tun, auch die Kehrfeite der Mes 
boille zu zeigen. 

Wir befamen lehter Tage ein Buch, betitelt „Die Schule der 
Zukunft“ von Robert Seidel, Profefjor der Pädagogik in Zürich, in bie 
Hand, in welchem er der vermehrten Handarbeit, als einem vorzüglichen 
Mittel zur Bildung von Charakter und Herz das Wort redet. Seidel 
ift nicht unjer Mann, bier aber verdient er, wie Dr. Yörfter, gehört 
und beachtet zu werden. Bermehrte Handarbeit in der 
Schule und niht Biellejerei ift unferer Jugend 
notwendig. Sie bringt die Schule nicht bloß der Familie nahe, 
Närkt nicht bloß den Willen, jondern ſchärft auch den Berftand. (Bergl. 
„Hrauenarbeit und Frauenbildung” von Dr. F. Förſter, Beilage zu 
No. 40 der „Päd. Blätter“) 

Bielleicht entgegnet man mir: „Aber follen wir dann dad Yeld 
der Schülerleftüre ganz unfern Gegnern überlafien ?* Nicht? tmeniger 
als dad; aber man hüte fi, den Teufel mit Luzifer auszutreiben. 
Schule und Haus, Eltern und Lehrer follten doch Mittel genug befiten, 
die Kinder von diefen Giftbrunnen fern zu halten, forgen die Erzieher, 
daß das Unterrichtöpenfum gründlid und nicht bloß halb erlernt, und 
daß an Rechnung und Aufſatz die lehte Zeile angefeßt werde. 


— 524 — 


Zu den Kalalogen kath. Tehranftalten. 


II. Jahresbericht über das Töchter-⸗enſtonat und Lehrerinnen-He- 
minar Baldegg (Luzern), 

a. Zahl der Zöglinge: 155. 

b. Nach Nationen verteilt: 139 Schmweizerinnen unb 16 Auslän« 
berinnen, 3. B. 7 aus Italien, 4 aus Serbien, je 1 aus Frankreich, Württem⸗ 
berg unb Bayern. 

c. Shulabteilungen: 1. Vorbereitungsfurs für italienifhe und fran« 
zöfifche Zöglinge 15 + 5 und für beutiche Zöglinge 16. 2, Realkurfe: 18 + 
16. 3. Franzdfifher Kurs: 5. 4. Haushaltungsfurs: 45. 5. Seminarkurje: 
1 r8+11 +5. 

d. Spezielles: 1. Beginn bes neuen Schuljahres den 8, Oftober. 2, 
Dem Kataloge ift angehängt ein zweifeitiger Nefrolog auf die jugendlich ver« 
ftorbene Schwefler Winfrieda Herzog. — 

II. Alofer und Infitut Mariä Opferung bei Bug. 

a. Zahl der Zöglinge: 69. 

b. Nach der Sprade geordnet: 33 deutſch, 26 italienifh, 5 fran« 
zöſiſch, 3 flaviſch und je 1 romanifh und fpanifh fpredend. — 

c. Schulabteilungen: 1, Vorkurs für italienifhe und franzöfifche Zög- 
linge: 17. 2. Realfurfe: 14 + 16 + 12. 3. Seminarkurfe: 4 -F 2 +4. 

d. Spezielles: 1. Beginn bes nädften Schuljahres: 5. Oftober, 2. 
Stundenzahl am Vorkurſe: 23 im Sommer- und 22 im Winterfemefter, an ben 
Realklaſſen 20—22 und an ben Seminarfurien 23—28. Dazu Freifächer als 
franzöſiſch je 5, italienisch und engliſch je 2 Stunden per Klaſſe, Geſang 2 bis 
3 Stunden, Inftrumentulmufil "/ ev. 1—2 Stunden nah Verlangen jeder ein« 
zelnen Tochter, Freihandzeichnen je 2, Malen je 3, Handarbeit je 1—2'/, 
Stenograpbie je 1 und Gymnaſtik je 2 Stunden per Klaſſe. 3. Real» und Se 
minarfurje baben je 1 Stunbe per Mode und per Kllaſſe Haushaltungskunde. 

IV. 27. Iahresbericht der Sehr: und Erz» Anflalt des Benedihtiner- 
Stiftes Difentis. 

a. Zahl der Zöglinge: 70. 

b. Nah Kantonen: 55 aus Graubünden, 1 aus Luzern, 3 aus St. 
Gallen, 1 aus Aargau, 1 aus Bern, 2 aus Freiburg, 3 aus Teffin, 1 aus Uri, 
1 aus Zug und 1 aus Wallis, — 

c. Schulabteilungen: 1. Borfurs für romanifche Zöglinge 13. 2. 
Realllafien: 19 + 6. 3. Gymnafialflafien: 10 +10 +5 +7. — 

d. Spezielles: 1. Beginn pro 1908—09: 29. September. 2. Es 
wirkten 15 Patres an ber Schule, worunter 2 Doctores phil. 3. Zu Ehren 
bes vom Amte zurücdtretenden greifen Didzefanbifchofes Joh. Fidelis Battaglia, 
fand am 15. Mai in deſſen bober Anmejenheit eine mufifalifch-deflamatorifche 
Teier ftatt. 4. Der „große Spaziergang“ fand ben 2. Yuni nach Oberfaren 
ſtatt. — 
ger V. Töchter-Penfionat und Sehrerinnen-Geminar Menzingen, 44. Jahres- 

it. — 

a. Zahl der Zöglinge: 207 im Penfionate und 156 im Seminar. 

b. Nach Nationen georbnet: 241 Schmeizerinnen unb 122 Auslän« 
berinnen. St. Gallen 46, Aargau 31, Quzern 23, Schwyz 20, Zug und Zürich 
je 16, Bafel und Solothurn je 11, Freiburg 10, Thurgau 9, Teſſin 8, Bern 
17, ®enf und Neuenburg je 6, Graubünden, Unterwalden unb Uri je 5, Wallis 
4 und Schafihaufen und Waadt je 1. Stalien 48, Deutfhland 47, Frankreich 
und DOefterreih je 7, Serbien 3, Afrila und Amerifa je 3 und England und 
Rumänien je 2. — 


43 525 - 


c. Shulabteilungen: 1. Primarklafien 14 Zöglinge, 2. Vorbereit« 
ungskurs in 2 Abteilungen 32, 3, Realſchule in 4 Klaſſen mit 7 Abteilungen 
108, 4. Ein Kurs in franzöfifher Sprache in 2 Abteilungen 21, 5. Ein Haus 
baltungsfurs in 2 Abteilungen 32, 6. Vehrerinnen-Seminar mit Borbereitungs- 
furs und 4 Klaſſen 8 + 46 + 34 + 39 + 29. — 

d. Spezielles: 1. Einleitend enthält ber Katalog ein herziges, blumen» 
umrabhmtes Bild ber leider allzu früh verewigten frau Mutter Generaloberin 
Maria Paula Bel und einen zweifeitigen inhaltsreihen Nachruf. 2. Beginn 
bes neuen Schuljahres: 10. Oktober für da8 Eeminar und 13. und 14 Oftober 
für da8 Penfionat. 3. Im Penflonat find auch Finder ber 3., 5. und 6. Pri⸗ 
marklaſſe. 4. Au den Realklafjen wird aud Unterricht in BE Stenogtaphie und 
Maichinenichreiben erteilt; dem ſich gegen Vergütung auch Zönlinge aus an« 
bern Klaſſen anſchließen können. 5. Mit Herbft 1908 wird als Fortſetzung ber 
3. Realflaffe ein Handelsfurs eröffnet, ber ben Zweck bat, durch allgemein 
wiſſenſchaftlichen und ſpeziell beruflichen Unterricht tüchtige Arbeitäfräfte für den 
Danbelsjtand und das Kotel- und Verkehrsweſen beranzubilden. in Zeichen, 
daß man in Menzingen ſehr neuzeitlich denft und handelt. — 6. Tür fremd» 
ſprachige Zöglinge, bie ein Lehrpatent für die deutſche Sprache erlangen mollen, 
befteht ein eigener Spradfurs, 24 Stunden per Wode. 7. Das vierfurfige 
Rebrerinnen-Seminar hat au einen VBorfurs mit Sommerjemefter, was behufs 
gleihmäßiger Vorbildung für den Eintritt ins Seminar fehr zu begrüßen ift. 
— 8. Ende beö 3. Kurſes findet Patentprüfung in Buchführung, Botanif, 
Zoologie, Geographie und Geſchichte des Altertums und Dlittelalter ftatt. 

VI. Iahresberidyt über das Törhter-Penfionat und Lehrerinnen He- 
minar Heiligkrenz bei Cham, Ing. 

a. Zahl der Zöglinge: 107. 

b. Nah Nationen verteilt: 79 Schmweizerinnen unb 28 Ausländer- 
innen, 3. B. St. Gallen 27, Thurgau und Solothurn je 6, Aargau und Luzern 
je 9, Waadt und Zürich je 1, Uri, Zug und Graubünden je 3, Schwyz 4, 
Unterwalden, Teſſin und Bern je 2, Baden 16, Defterreih 3, Preußen 2, 
Bayern 2, Württemberg 4 und Frankreich 1. — 

c. Schulabteilungen: 1. Vorlurs mit 2 Abteilungen für Franzöſinnen, 
Ialienerinnen und Engländerinnen. 2. Realſchule mit 3 Klaſſen. 3. Seminar 
mit 4 Klaſſen. 4. Hanbelöfurs 3. DB. für Heranbildung von Ladbnerinnen, für 
Bureau» und Kontordinft x. 5. Haushaltungsfurs, 6. Spezialkurje für Weiß 
nähen, Kleibermahen, Handitiden und Bügeln. — 

d. Spezielles: 1. Beginn bes neuen Schuljahres 5. und 6. Oftober, 
2. „Großer Spaziergang“ nad Engelberg. 3, Der Unterricht in franzdfifter 
Sprade it in 5, der in den anderen modernen Spraden in 2 Kurſe eingeteilt. 
4. Zöglinge, welche bie ferien im Inſtitute zubringen, zahlen pro Woche 12 
Gr. ev. 10 Mt. — 

— III — 


* Dom Sferbelagen des Darwinismus“. 


Dr. &. Dennert’3, vor etwa einem Jahre unter diefem Aufjehen 
erregenden Titel in Deutjchland erjchienene Echrift liegt nun in einer 
englifchen Ueberſetzung vor. 

Zweck derfelben ift, auch Laienfreifen davon Kenntnis zu geben, 
wie der einſtmals jo populäre Darwinismus von den Fachgelehrten mehr 
und mehr ald unbemweisbar und unhaltbar aufgegeben wird, 


— 526 — 


Dennert geht in der Weile vor, daß er die Gutachten der Fach— 
leute über die darmwinijche Theorie zufammenftellt. 

Aus diefer Zufammenftellung erhellt zur Evidenz, daß, abgejehen 
von einigen Fanatikern vom Sclage Haedeld, welche ſich zumeit her— 
vorgetvagt haben, ald daß fie jetzt ohne Zerftörung ihres „mwifjenjchaft« 
lihen Anſehens“ den Rüdzug antreten könnten, der Darwinismus unter 
den Sacperftändigen heute jo ziemlich abgetan ift. 

Dabei find natürli die Begriffe Darwinismus und Dedcendenz« 
lehre (Evolution) ſcharf audeinanderzubalten. Cine Entwickelungslehre 
gab es ſchon vor Darwin. Aber während der leßtgenannte für die 
Abftammung und Entwidlung der Arten nur äußere, rein mechaniftijche 
Einflüffe annahm (Variabilität, Kampf ums Dafein, natürliche Ausleſe); 
betont die ältere Evolutionzlehre eine Entfaltung aus innern Urſachen, 
d. 5. eine auf einen Schöpfer zurüdzuführende, zielftrebige Entwidlung. 

Sehr interefjant find die Urteile hervorragender Botaniker (wie 
3. B. Julius v. Sad), Zoologen, (Götte, von Wagner, Driefh, Ha- 
mann, Haache, Fleiſchmann), Palaeontologen (3. B. Steinmann), bie 
Dennert in diefer Schrift über den Darwinismus anführt, 

Sie alle, und viele andere, haben ſich vom Syſteme Darwins ent- 
ſchieden abgemwandt. 

Einen ſchweren Verluſt für den Tarwinismus bedeutet auch die 
Abkehr des englifchen Naturforfcherd George John Romanes, welcher 
als ehemaliger begeifterter Darwinianer vom Atheismus zum Ehriften» 
tum zurüdfehrte und ald gläubiger Chrift geftorben it. 

Der vom Darwinismus gereinigten Descendenztheorie fteht be« 
fanntlid vom fatholifhen Standpuntt a priori nicht? entgegen. 
Aber die Naturforfhung hat erft das Zatfachenmaterial zum Beweiſe 
beizubringen. Ginftweilen ift die Evolution immer noch Hypotheſe für 
das Laboratorium ded Forſchers. Ob fie daraus als bemiefened und 
unbezmeifelbareß Geſetz hervorgehen wird, — bleibt abzuwarten. 

Inzwiſchen ift es freudig zu begrüßen, daß Gelehrte wie Fleiſch- 
mann und Dennert dad zum Teil noch im dorminiftifhen Wahn be- 
fangene große Publikum über den wirklichen Stand der Sache aufflären 
und daß dieje Aufllärung duch Männer wie O’Hara und Peſchges auch 
dem englijch-lefenden Publikum vermittelt wird. 








Betannte Empfindung. Student .: „Na, was für einen 
Eindrud hat denn auf did das geftrige Erdbeben gemadt ?* — Stu: 
dent B.: „Um die Wahrheit zu jagen, ald ich plötzlich ſo den Boden 
unter mir wanken fühlte, glaubte ich, ich wäre betrunken!“ 


— 527 — 


Prüfungsaufgaben bei der Lehrbefkaͤhigungsprükung 
in 3nnsbruck. 


A. Bürgerjhulen. Pädagogik: Welche Lehrform erjcheint ſchwie⸗ 
tiger, die bortragende oder die fragende? Warum? Nachweis an Bei« 
iptelen au8 der Schulprarid, — Die öfterreihiiche Echulreform unter 
Maria Therefia. — Unterrihtsiprahe: In weldem Sinne jagt 
Goethe, daß die meiften feiner Gedichte Gelegenheitägedichte feien? Er— 
läutert an feinen Dichtungen. — Geographie: Erflärung der Paffat- 
winde. — Horizontale und vertifale Gliederung, Bewäfjerung und Kli— 
ma der Porenäden-Halbinjel. Kartenſtizze. — Geſchichte: Die deut- 
Then Städtebündniffe im Mittelalter. — Geſchichte Böhmenz feit dem 
Ausfterben der Premysliden bis 1520. — Naturgeihichte: Der 
Geſichtsſinn und fein Werkzeug in den Houptflämmen des ZTierreiches. 
— Die Verarbeitung anorganiicher Stoffe zu Beufteinen der lebenden 
Zelle durch die grüne Pflanze. — Die Trümerfteine, Ronglomerate u. 
dgl. nach Eniftehung und Beteiligung am Aufbau der erften Erdfrufte. 
— Naturlehre: Methodiiche Behandlung der Dezimalmwage in der 
III. Vurgerſchulklaſſe, mit Zeichnung. — Die Elektrolyſe und deren pral. 
tifche Anwendung. — Die Nitrate ded Kaliums, Natriumd und Kal« 
iumd, — Mathematik: Eine Gemeinde bejchloß, zu ihrem Edhul« 
Fonde, welder Kr. 25.000 beträgt und zu 5'200 angelegt wurde, jo 
lange am Schluffe eines jeden Jahres einen Zufhuß von Ar. 800 zu 
leiften, bi® der Yonds die Höhe von Kr. 50.000 erreicht hat; wie lange 
muß fie diefen Betrag leiten? — Ein Wafjerbehälter kann durch 3 Röh— 
ren gefüllt werden. Iſt die 1. und 3. Röhre 5 Stunden und die 2, 
4 Stunden geöffnet, jo werden 212 des Behälters gefüllt. Sind alle 
3 Röhren gleichzeitig 6 Stunden geöffnet, jo werben °js des Behälters 
gefüllt. Iſt aber die 1. Röhre 9 Stunden, die 2. 10 Stunden und 
die 3. 4 Stunden geöffnet, jo mird der Behälter ganz voll. In wieviel 
Stunden kann der Behälter durch jede einzelne Röhre gefüllt werden, und 
in wieviel Stunden wird er durch alle 3 Röhren gleichzeitig gefüllt ? — 
Zwei Seiten eines Dreiedes find a» 5 cm, b = 4 cm. Der Radius 
ded dem Dreieck umſchriebenen Kreifes ift 10 cm; mie groß ijt die 3. 
Seite und wie groß find die 3 Winkel des Dreiedes? (Zeichnung!) — 
Wie groß iſt dad Volumen einer geraden Pyramide, wenn die Grund» 
fläche ein regelmäßiges Fünfeck ift, eine Grundfante 3 cm und eine 
Seitenfante 10 cm beträgt? Wie groß iſt die Neigung einer Seiten- 
fläche gegen die Grundfläche und wie groß ift die Oberfläche der Pyra- 
mide? (Zeichnung!) — Geometrifhes Zeichnen: Gin gleichleitiger 
Kreidzylinder fteht mit feiner Grundfläche auf einer zu allen drei Pro» 
jettiongebenen ſchiefen Ebene; man juche die Selbft- und Sclagjchatten- 
grenzen für Parallelbeleudgtung in zmwedmäßiger Annahme. — Eine 
Ichiefe, fünffeitige Pyramide, deren regelmäßige Bafis in der I. Projel- 
tiondebene (Grundrißebene) Liegt, ſoll dargeftellt werden und die Schat« 
tenfonftruftion für zentrale Beleuftung daran durchgeführt werden, 
Hierauf zeihne man das Neb diefes Körperd im Maßſtab 5:7 der 
Hauptfigur — alſo der Größe. — Der algebraifche Ausdrud x? » 


— 538 — 


ab ift nach allen dem Kandidaten bekannten Methoden zu konſtruieren, 
und die einjchlägigen Lehrjäße für die bier zur Anwendung gebradjten 
Konftruftionen find zu zitieren. — Gin zur Grundrißebene parallel 
liegendes regelmäßiges Sechseck ift um eine vertikal projizierende Gerade 
und hierauf um eine horizontal projizierende Gerade zu drehen und 
jede der zwei gedrehten Stellungen im Grund» und Aufriß darzuftellen ; 
hiebei find aud Hilfsprojeltionen oder neue x-Achſen zuläfjig. — Diele 
Konftruftionen find entjprechend groß zu zeichnen und zu bejchreiben 
und nah Maßgabe der erübrigten Zeit auch mit Reißfeder und Tuſche 
auszuführen; jedenfall joll mindeftens die 1. und 4. Aufgabe auch in 
Tuſche ausgeführt werden. — Freihandzeichnen: Eine Körpergruppe, 
beftehend aus Hammer, Zange und Hobel, ift perſpektiviſch darzuftellen 
und in farben wiederzugeben. — 63 ift ein Maikäfer in 10facher Ber» 
größerung farbig darzuftellen. — Es ift eine Gruppe von drei Gladge- 
fäßen in Paftelltechnit auf Naturpapier auszuführen. — Schönſchrei— 
ben: Welden Einfluß bat das Schreibwerkzeug (Griffel, Bleiftift, 
Stahlfeder) auf Handhaltung und Schrift? — 

B Doltsfchhulen. Pädagogik (zugleih ald Deutihaufjat 
geltend). Mit welchen Witteln läßt fich eine gute Schulzucht herftellen 
und erhalten? Die Bedeutung einer quten Schulzucht. — Was ift bei 
Erteilung der häuslichen Aufgaben zu beachten? — NRehnen: Eine 
Steuer beträgt jamt 36° Umlage Kr. 120; wieviel beträgt die Steuer, 
wieviel die Umlage? (Methodifch zu behandeln.) — 18 Arbeiter waren 
in 15 Zagen mit dem 3. Zeil einer Arbeit Fertig; um bie Arbeit vajch 
zu vollenden, wurden noch 12 Arbeiter aufgenommen; wann waren alle 
Arbeiter zufammen fertig? — Aus altem Eiſen im Gewichte von 2310 
fg. (ip. ©. 7.5) foll eine 7 cm dide, zylindrifche Säule gegofjen werden; 
melde Länge wird fie erhalten? Geographie: Es ift an einem jelbft- 
gewählten Beilpiel zu zeigen, wie dad Aulturbild eines öfterreichifchen 
Kronlandes behandelt werden ſoll. — Geſchichte: Maximilian I. ala 
Begründer der Großmachtitellung des Haufes Habsburg, Geſchichtsbild 
für die Oberſtufe. — Naturgeſchichte: Steinobft und Kernobſt, ver— 
gleichende Behandlung. — Zeichnen: Gin Ahornzweig nach der Nas 
tur zu zeichnen. — Eine quadratijche Pyramide fteht auf einer quadrat- 
ifchen Platte fo, daß die Kanten der letzteren überall gleichweit üder 
die Grundfanten der Pyramide binausragen. Die Gruppe ift frei aus 
dem Gedächtnis perſpektiviſch darzuftellen. 

(„Katd. Volksſchule in Brixen.) 





Titerafuy. 

Kreufer M., Bilder ans der kirchlichen Heilspädagogik, Paderborn, 
Ferdin. Schöningh. 1907. IV und 136 S., Preis: broſch. Mi. 1.20. 

Es ift ein glüdlicher und frudtbarer Gedanke, Lehre und Leben ber fath. 
Kirche vom pädagogiſchen Stanbpunft aus zu betrachten; denn tie fathol. 
Kirche ift die von Gott beftellte Lehrerin und Erzieherin der Menfchheit für das 
ervige Leben. Tas Schriithen bietet „Bilder aus der kirchlichen Heilsväda- 
gogik“. Es werben behanbelt: die Glaubenswahrheiten in ihrem pädagogiſchen 
Wert; ber Inhalt der Moral, pädagogifch gewürdigt; die Saframente als Er» 


— 529 — 


ziehungsmittel; die Liturgie als pädagogiſche Form; das Prieſtertum; die mo- 
derne Kirche. 

Wer ſich durch bie etwas ſchwere, bilderreiche Sprache, durch einige un⸗ 
klare, bisweilen dogmatiſch mißverſtändliche Redewendungen hindurcharbeitet, 
findet feine Entſchädigung in den reihen Goldadern, auf bie er Htößt. Beſonders 
ausfdhrlih und anfprebend ift die päbagogiiche Bebeutung der Heiligenver« 
ehrung bargeftellt, Golbkörner find 3. DB. die Bemerkungen über bie Charitas: 
„Sie ift eine Tochter ber fatholifhen Kirche und trägt darum auch ihre Merk« 
male an ſich, fie ift einig, heilig, fatholifch, apoftolifch,* und über die Keufchheit : 
„Nur die fatholifhe Moral hat bie Keuſchheit in ihrer ganzen Vollendung ge» 
zeitigt; dieſes Erziehungsideal bat fie allein gegenüber allen anderen Religiond- 
ſyſtemen feitgehalten, weil fie allein auch bie Kraft verfpürt, ihre Kinder zu biefem 
deal binaufzuführen.“ 

Wie anziehend auch für nichtlatholifhe Kreife eine päbagog. Würbigung 
ber kathol. Kirche ift, beweist ein Mann, wie Förfter in Zürich. Deſſen Auffag: 
„Was kann die proteftant, Pädagogik von ber römischen Kirche lernen?” müßte 
dem Berfaffer ber eben beſprochenen Schrift belle Freude bereiten und ihn er- 
muntern, bei einer zweiten Auflage, welche das Büchlein verdient, zur ethiſchen 
Vertiefung unb Erweiterung einiger Gedanken darauf Rückſicht zu nehmen. 


Dr. F. 6, 
Pãdagogiſche Chronik. 


In Italien amtieren 46,300 Lehrkräfte. Auf 100,000 Einwohner gibt 
ed im Norden 221 und im Süden 126 Lehrperfonen. Zahl der Analphabeten: 
13 Millionen oder 40 Proz. Zurin bat 3. B. 90 Prozent, Rom 80 Prozent 
Alphabeten, Neapel aber nur 57 und Ealtanifetta gar nur 30 Proz. Befoldung: 
400—500 Lire jährlich. 

5t. Ballen hatte 1907/08 zehn gewerbliche Bildungskurſe, bie 3748.25 
Tr. Lofteten. Der Kanton zahlt den Gemeinden "/s an dieſe Ausgaben, 

Pfarrer Schönholzer in Neumünfter (Zürich) tritt in einem mannhaften 
Artikel gegen übermäbiges Schulreifen und ertravagantes Echulfpiel auf. Den 
Sonntag mwill er dem Herrgott und nicht dem Wandertrieb gewidmet wiſſen, 
unb bas Kind will er erzogen wiffen, daß es weiß, woher das Brot lomme, und 
arbeiten lerne. 

Der „Evangel. Schulverein‘ bes Kts. Bern tagt zum 45ſten Male den 
13. Juli in Bern. Thema: „Schulreform und Unterrichtöpraris” — 

Es gibt in 69 Provinzen 29 Lehrerfeminarien. Einzig Kalabrien hat fein 
Behrerjeminar, 

Die ftädtiihen Schulen Qugerns gaben pro 1907/08 einen 176 Seiten 
ftarfen Jahresbericht Heraus. Die 6 Primarklaffen zählten 72 Abteilungen mit 
4074 Kindern. Es gab auch 2 Abteilungen Spezialllafie für Schwachbegabte, 

Die Kantonsſchule Solothurn verlor in Prof. Martin Gyfi eine Lehr⸗ 
fraft, bie jeit 1874 am Gymnafium wirkte. 

Die fchweiz. Erziehungsdireltoren, Referent 9. Türing in Qugern, erftreben 
eine Erhöhung ber eidg. Schulfubvention um das Doppelte. Die 
Eingabe ift an bie eidg. Räte eingereicht und bereitö behandelt. 

In Bamberg erhielten 49 Seminariften Demifjionsandrohung und Entzug 
ber bisher gewährten Stipendien. Zudem wurde bie Verbindung „Absolvia 
pedagogica“ aufgehoben. Der Negierungöreferent Hatte bie Unterfuhung ge 
leitet. LT eV; EEG ot 
Blaßgelbe Nörgeler zupfen immer noch an bem neu errichteten Gym- 
nafium in Appenzell herum. Hochw. H. Schulinjpeltor Ruſch weift ben 
Herren Mar nad, daß dieſen eigenartigen Bilbungsridhtern Schweigen am beften 
anftebt. 


- 3 530 — 


Die proteftantiihen Synoden Sübbeutichlands machten feit Jahrzehnten 
ihre Konfeſſionsgenoſſen bei jeder pafjenden Gelegenheit burch energifche Erlafie 
auf bie Gefahren ber Miſchehe aufmertfam. 

Die konfervative Partei Teſſins ergreift das Referendum gegen das neue 
in religiöfer Beziehung ſehr bedenkliche Schulgeſetz. 

Der Reltor ber vereinigten fFriebrichs-Univerfität Hall-Wittenberg er- 
Härte am Kommerſe ber 41. Generalverfammlung des Verbardes ber kath. 
Etudentenvereine Teutſchlands; „Wir können uns nit auf einen abftraften 
"Boden des Gemeinjfamen zurüdziehen, fondern ein jeder, der Religion hat, hat 
fie aud in feiner befonberen fonfeffionellen Form.“ 

In Nieberlenz Hat der „Schweiz. gemeinnügige Frauenverein“ eine Obft- 
und Gartenfhuie für fFrauenunterridt errichtet. Sie ift gut beſucht. 

Mit Schluß des Sommerhalbjahres wird in der Berliner Pflichtfort« 
bildungsfhufe ein Verſuch ber Unterweifung in Serualbygiene gemacht werden. 
Beſuch: obligatorifd. Anfhauungsmaterial: die in den Schulen ge— 
braudten Zafeln des menfhlihen Körpers, Ein gewagtes Spiel! 

Preußen. Di: Einführung bes obligatoriihen Shwimmunterrichtes in 
bie DVoltsfchulen gewinnt immer mehr an Boden, Eben bat au Köln bie 
Neuerung eingeführt. 

Die Ferienkurſe für Lehrer und Lebrerinnen werben in Berlin abgehalten 
bom 28. Sept. bis 10. Okt. 

Dldenburg. 800 kathol. Männer fahten auf einer Verfammlung in 
Rohen den Beichluß, im neuen Schulg:fege bie Aufrehterhaltung ber geijilichen 
Lokalſchulinſpeltion zu fordern, — 

Der Gemeinderat von Gaternberg bei Effen hat ben Antrag ber 
Lehrerinnen auf Annahme von Frauen in die Schulvorftände abgelehnt. 

Die Stadtverwaltung in Herborn (Heflen-Nafjfau) beſchloß, ſämtliche 
Behrer auf Koften ber Stadt in bie Haftverfiherung aufnehmen zu laſſen. 

St. Gallen. Der Regierungsrat erläht auf Grund eingegangener 
Klagen an fämtlihe Polizeiorgane ein Kreisfchreiben betreffend fihärfere Be— 
fämpfung ber unfittlihen Literatur. 

Schwyz. Der TFortbildungsverein Einjiedeln will einen Lehrer für bie 
gewerbliche Fortbildungsſchule anftellen, der zugleih an ber Realſchule Fran— 
zöſiſch erteilen fol. — 

Japan. Für fatholifhe Studenten Japans wirb in Tokio bereits das 
zweite katholiſche Stubentenheim gegründet. 

130 Teilnehmer beteiligten fih vom 15.—24. Juli an einem fehr inftruf- 
tiven ſchulpädagogiſchen Kurs* in Münden. Veranjtaltet war berjelbe 
vom „Derein für chriftliche Erziehungsmiflenihaft*. Es fpraden Altmeifter 
MWillmann über „Die Heilpäbagogif im Ganzen ber Erziehungsarbeit“, Hilfs 
ſchullehrer Weigl über „Pädagog. Gefihtspunfte für bie Behandlung Schwad- 
finniger*, Dr. 3. Weigl über „Das Kind als rafjebiologifhes Individuum”, 
Taubftummenlehrer Pongrap über „Zaubftummenfürforge*, Direltor Herberid 
über „Religionsunterriht bei Schwachſinnigen“ ıc, x. — 

Weſtfalen. Auf die antikatholifhen Auslafjungen ber liberalen Dort- 
munder Lehrerverfammlung hat Rektor Hallermann aus Werl auf einer Pro- 
vinzialverfammlung bes fath. Vehrervereind in Hamm eine mannbafte Antwort 
gebradt. Wir bringen Ned’ und Gegenredb’ und freuen uns, daß gegen bie an« 
tifatholifche Dortmunder Bengelei noh ein Rektor im Namen von 2500 Iath. 
Lehrern Weſtfalens proteftieren konnte. Es lebe der Glaubensmut! — 


Literatur. 


*Geiſtliches AAC für die chriiſtliche Familie nebft Familienchronik. 
Don Iobann &. Keim, Piarrer. Mit Approbation bes hochw. Herrn Erz« 
biihofs von freiburg. Mit einem zitelbild. 80 (XII. u. 208) Freiburg 1907, 
Herderſche Verlagshandlung. Me. 1.70; geb. in Leinwand Mi. 2,50, 

Unter ben verſchiedenen Büchern, bie das chriftlihe Familienleben be+ 
banbeln, zeichnet dad „Geiftlibe ABE* von Keim ſich durch Keichtfaßlichkeit, 
allgemeine Bruuchbarkeit, markigen Inhalt und gefällige Darftellung aus. Es 
enthält 25 Lefeftüde, Unterweifuugen über die Grundpfeiler bes Familienglücks, 
über die Tugenden chriftliher Eheleute und Kinder, über bie Gefahren und 
Schäben bes derzeitigen fFamilienlebens, über bas ewig jchönfte Familienideal, 
bie heilige Familie in Nazareth. Der Berfafjer würzt feine Belebrungen und 
Mahnungen burh Erzählungen, Beispiele, Gleihniffe, Schriftftellen, Sprihwörter 
berart, daß bas Büchlein ſicher wiederholt mit ebenfoviel Vergnügen als Nußen 
gelejen werden wird. Cine willlommene Beigabe find Formularien zu einem 
Familienbuch und genügender Rıum zu einer yamilienhronit. Wer angehenden 
Eheleuten ein beicheidenes Geſchenk darbieten will, wird mit bem as ne 
ABC“ Freude bereiten und Nugen ftiften. 


* Diele Sekundarfehrer wird es interpffieren, dab bie Buchhaltung f . 
beite zur amerifanifdhen Buchführung von 9. Keller ent 
fprechend defjen Arbeit im 17. Heft der Theorie und Praris ber ft. galifchen 
Selundarlebrerfonferenz nun im Drude ausgeführt zum Bezuge vorliegen. Die 
Preiſe ftellen fih folgendermaßen : 


Buhhaltungsmappen in Aarton, enthaltend: Gebrudtes Material unb 
je ein Heft für Inventur, Journal-Hauptbuh, Kontoforrent, Bilanzen unb 
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Im Eingelbezug foften : 

1 einzelnes Inventarbefte 20 Rp. einzelne Bogen 5 Rp. 

1 2 SJournal-Hauptbuh 60 „ J ı | 

—1 Kontokorrentheft 35 „ — 2 5 u 

1 — Bilanz.u. Skontriheft 20 „ — J 5 

Gedrucktes Material 50 5 50 

Ueber bie allentyalben mit Beifall aufgenommene theoretiſche Arbeit über 
bas kislang auf der Sekundarſchulſtufe etwas ftiefmütterlich behandelte Fach ber 
„Buchführung' ift ein abjchließendes Urteil erft durch bie praftiihe Er» 
probung möglib. Wir machen darum bie Fachlehrer Hierauf aufmerkſam. — 
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Einfiedeln, 7. Auguſt 1908. | Nr. 32 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiilion: 
g, Rektor Keiſer, Erziehungdrat, Aug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Yalob Grüninger, 
denbad (Schwus), > Ar a * nijder, — 25 Herr Lehrer De —— Goßau a en) 
—— ein ind an —— als ben Chef- yes 22 
Dnferat-Aufträge aber an HH. Haajenftein & Vogler in 
Abonnement: 


Eriheint wöchentlid; einmal ir toſtet jährlich 2 4.50 mit Bortozul age. 
Beitellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshanblung ſiedeln. 


—— — —— — —— — — — — — — —— ——— — —— —— —— ——— — 

Inhalt: Eine —— e Erzruc⸗ — Um das Betragen der Schulkinder —— — Die Gottes⸗ 
barfe von — Bu ben Katalogen kath. — — In kleinen Doſen. — Wcht- 
ung! — —* — — Aus Kantonen und Ausland. — Humor. Briefkaſten ber Redalktion. 


— Inſer 





Eine unbeachtete Enzyklika. 


(Bon Prälat Tremp, Berg Sion.) 


Dad „Rundjchreiben Papft Leo XIII. v. 1. Auguſt 1897 über die 
dreihundertjährige Gedächtniöfeier des jel. Petrus Ganifiuß an die 
Biihöfe Deutſchlands, Defterreihd3 und der Schweiz“ ift im allge- 
meinen, bejonderd in der Schweiz, viel zu wenig beachtet worden. Wir 
erlauben und daher, daran nur mit einigen Worten zu erinnern. 

Was die Enzyklika Novarum rerum für die foziale frage, das ift 
obige Enzyklika „Militantis Ecclesie* für die Schulfrage. 

Nah der Einleitung befpricht dieſes Rumdfchreiben zuerft daB 
Wirken des ſel. Petrus Ganifius, „des zweiten Apofteld von Deutjch- 
land“ (nah St. Bonifazius), „der die Schädigung ded Glaubens und 
die Verwilderung der Sitten durd Einführung von Schulen, Heraus- 
gabe guter Bücher u. a. ganz beſonders von der Jugend fernzuhalten 
ſuchte“. Dann wird „Kirche und Wiſſenſchaft“ befprochen, endlich „Kirche 


— 534 — 


und Schulen”. Heben wir aus dieſem dritten Teile nur folgende Zitate 
heraus. 

„Deshalb ermahnen wir euch eindringlid und vor allem, eure 
ganze Aufmerkfamkeit und Sorge dahin zu wenden, daß die Schulen in 
der Reinheit des Glaubens erhalten werden, oder daß diefelben, ſei es, 
daß fie feit langem beitehen oder neu errichtet wurden, ſei es, daß es 
Elemeatarfchulen, Mittelichulen oder höhere Lehranftalten find, zu dem» 
felben wenigſtens zurüdgeführt werden. Ebenſo follen alle andern fath. 
Männer euerer Lande dahin trachten und wirken, daß beim Unterricht 
und der Erziehung der Jugend die Rechte der Eltern und der Kirche 
gewahrt und unangetaftet bleiben.“ 

„In diejer Beziehung find bejonders zwei Dinge zu erftreben. Das 
erfte ift, daß die Katholiken fich nicht mit Miſchſchulen begnügen, fon- 
dern überall ihre eigenen Schulen haben, und daß an denjelben gute und 
bewährte Lehrer angeftellt werden. Sehr gefährlih ift jene Scul« 
bildung, bei mweldyer entweder eine entftellte oder gar feine Religion ge- 
lehrt wird, welch’ letzteres in Miſchſchulen oft der Fall if. Niemand 
möge fich einbilden, daß Frömmigkeit und wiſſenſchaftliche Bildung nicht 
notivendigerweile Hand in Hand gehen müfjen.” 

„Sodann ift es nötig, daß nicht allein beflimmte Stunden für 
den Unterricht der Jugend in der Religion augefagt werden, fondern es 
muß auch der ganze übrige Unterricht von dem Geifte chriftlicher yröm« 
migfeit durchweht und durchdrungen fein.” „Es it alfo mit aller 
Sorgfalt dahin zu fireben, daß die Hauptjache, das heißt die Uebung 
ber Tugend und der Frömmigkeit, nicht auf die zweite Stelle herabge. 
drückt werde.” 

„Es muß nicht bloß der Religiondunterricht eine beftimmte, ja die 
vorzüglichfte Stelle einnehmen, fondern zu diefem hochwichtigen Amte 
fol niemand zugelafjen werden, defjen Befähigung nicht durch das Ur— 
teil und die Autorität der Kirche felbft anerkannt ift.“ 

Schließlich ermahnt der Papft zur Einheit und erinnert an den 
fel. Petrus Ganifius, ala „das erhabene Vorbild“ und „den Fürbitter“ 
„für alle“, „belonders für jene, denen Gottes Vorſehung das wichtige 
und ehrenvolle Amt der Leitung ded Jugendunterrichted anvertraut hat“. 

„Als Frucht ihrer Arbeit können fie die Heranbildung einer gelebrigen, 
wohlerzogenen und gefitteten Jugend erhoffen“. 

Diefen Anführungen fügen wir nur noch bei, daß wir die Ver— 
ehrung des fel. Petrus Caniſius, dieſes herrlichen fehweiz. Jugendpatrong, 
unter der Jugend in unferem Baterland recht verbreiten wollen. 


— Ir —— 


— 535 — 


Um das Betragen der Schulkinder herum. 


Der hochw. Herr Schulinſpektor von Nidwalden, der verdiente und 
tiefblickende Kilchherr von Wolfenſchießen, ſagt in ſeinem Schulberichte 
pro 1906/07 u. a. Folgendes, das gewiß jeder Leſer mit freudiger ſtiller 
Zuftimmung lieft: 

„Betragen. Ein Kurgaft, mit dem ich gelegentlich ſprach, er- 
zählte mir von dem anftändigen Betragen unjerer Schuljugend ; in feiner 
Heimat auf dem Lande treffe er e3 nicht jo an. Es ift wahr, ed gibt 
bei und manche gutgefittete Kinder, die auf Anftand halten; leider aber 
haben wir noch mande Ausnahme von diefer Regel zu bedauern. Darum 
Grund genug, dem Betragen der Kinder befondere Aufmerkjamleit zu« 
zuwenden. Zu dem Bwede muß ber Lehrer zunächft forgen für eine 
gute, ſtramme Schulzudt. Wenn die Kinder in der Schule dem Lehrer 
den Gehorjam Fündigen, dann möge er fie auf der Straße nur ruhig 
laufen lafjen: jede Einmiſchung in ihr Treiben würde ihm eine neue 
Niederlage bereiten. Nur bei Handhabung einer guten Disziplin darf 
man boraudfeßen, daß die Gebote und Verbote, durch welche der Lehrer 
dad Verhalten der Kinder zu regeln jucht, nicht leichtfinnig übertreten 
werben. 

Ein weiteres bedeutjames Mittel in genanntem Sinne ift der Un- 
terricht. Die bibliſchen Geſchichten Halten dem Kinde mit ergreifender 
Wahrheit eine Menge der erhabenften Lehren vor, nach welchen es fein 
jugendliches Leben einrichten ſoll. 

Ein gar wichtiges Erziehungsmittel ift das gute Beifpiel des Lehrers. 
„Es ift die Wahrheit“, jagt Kellner, „daß der Lehrer mehr noch durch 
feine geſamte Berjönlichkeit, dur das Gewicht und die Würde feiner 
ganzen Erjcheinung, feines Charakters erzieht und lehrt, als durch fein 
Wort, und daß nur in der feelenvollen Webereinftimmung des Wortes 
mit der Tat die einzig fichere Bürgſchaft für die Löſung der wichtigen 
Aufgabe des Lehrers liegt.“ Der Lehrer fei feinen Kindern in feinem 
ganzen Verhalten und Auftreten ein wahres Mufter. Er Hüte fich aud) 
vor Kleinigkeiten; denn jelbft jolche entgehen dem jcharfblidenden Kin— 
derauge nicht. Läßt es der Lehrer an einer guten Schulzudt, einem 
gediegenen Unterrichte und dem eigenen, guten Beifpiele auch nicht fehlen, 
jo wird doch in gar vielen Fällen das Betragen feiner Kinder feinen 
Wunſchen nicht entſprechen. Der Grund hierzu Liegt teild in der Um— 
gebung des Kindes, teild in den demfelben angeborenen Schwächen und 
Neigungen. Gegen die lekteren muß der Lehrer ankämpfen. 

Zunächſt ift es als unftatthaft zu bezeichnen, daß die Kinder 


— 5356 — 


bis in die Dunkelheit hinein auf der Straße bleiben. 
Kinder treiben in den ſpäten Abendſtunden ſelten viel Gutes, weil fie 
alsdann jeder Beauffichtigung entrückt ſind. Der Lehrer darf die Mühe 
nicht ſcheuen, gelegentlich einmal nach ihnen zu ſehen. „Den Schulkin- 
dern iſt ſtrenge unterſagt, das Herumſchwärmen und Lärmen im Freien 
nach Einbruch der Nacht.“ Schulverordnung 8 18,8 (Poliziſt). Der 
Lehrer muß ferner dem Werfen mit Steinen den Krieg erklaͤren. Um 
diefen Unfug abzufchaffen, Eultiviere der Lehrer das Ballipiel. Die Be 
deutung der Jugend» und Zurnfpicle, darunter beſonders des Ballfpiels, 
ift befannt, und nicht der geringite Vorteil derjelben befteht darin, daß 
durch fie unerlaubte Spiele verdrängt werden. 

Da und dort findet fi die Unſitte des öffentlichen Ba— 
den. In der Regel werden die Kinder dazu verleitet von Erwachfenen. 
Eine firenge Ueberwachung der betreffenden Pläße wird Hier das wirk- 
famfte Mittel fein. Wie bei diefem, jo vergefje der Lehrer bei allen 
andern fyehlern nie, daß es leichter ift, diefelben zu verhüten, ala zu 
entdeden. 

Weit weniger Gefahr liegt in dem mitunter wüſten Schreien, 
das gewöhnli in Verbindung mit dem Spiel vorfommt. Kinder lieben 
da3 gejellige Spiel; je mehr ihrer beijammen find, defto mehr Freude 
haben fie. Faſt immer find ed auch diejelben Pläße, wo fie fich ſpielend 
zu verfammeln pflegen. Für den Lehrer, der ein Herz zu den Kindern 
hat, gibt es faum einen ſchönern Anblid ala eine jpielende Kinderfchar. 
Indeſſen werden doch manchmal die Gefühleäußerungen der Kleinen jo 
laut, daß der Lehrrr das tadeln muß. Mitunter kommen grobe, wüßte 
Redendarten vor, die man nicht dulden darf. 

Wenn der Lehrer die Kinder beobachtet, wird er auch leicht finden, 
daß ed durchaus notwendig ift, fie mit den wichtigſten Anftand3- 
regeln befannt zu maden. Der Anblid eines linfifchen, unbe- 
holfenen Burſchen ift geradezu widrig, obſchon man noch immer nicht 
fagen kann: der beträgt fich nicht gut. Die gelegentlichen Hinweije im 
Unterrichte genügen nicht; der Lehrer muß immer wieder darauf zurüd- 
fommen, ja ed ift notwendig, biß ind Einzelne gehende Anordnungen zu 
treffen. So ift 3. B. genau einzufchärfen, wen, wann und wie man 
grüßt: wie die Mübe abgenommen wird, wie man inein fremdes Zim« 
mer tritt, wie man das Schulzimmer und dad Schulhaus verläßt und 
dgl. Inwieweit die Schüler dem pünktlich nachkommen, vermag der 
Lehrer aus ihrem Benehmen ihm gegenüber leicht zu erkennen, 

Ein jehr jchlimmer Fehler, an welchem die Jugend vielfach krankt, 
it die Neigung zu Diebereien. Die Schule trifft daran keine 


— 537 — 


Schuld. Weil denjenigen, die ſelbſt nicht „Treu und Redlichkeit“ üben, 
auch an der NRechtichaffenheit ihrer Kinder nichts Liegt, jo braucht man 
nicht zu flaunen, daß in manden Familien die Kinder nicht ernftlich 
vom Stehlen abgehalten werden. Kinder ftehlen für die Eltern, 
aber fie ftehlen aud für fih; und hieran trägt wieder das El- 
ternhaus die Schuld. Aus dem Glaje, das mancherorts auf dem 
Tiſche thront, muß der Junge trinten. Kann er dazu nod einen guten 
Zug aus der Pfeife tun, fo ift der Bater entzüct über ihn. Die Neigung 
au diefen und ähnlichen Dingen entwidelt fich mit reißender Schnellig- 
keit und führt naturgemäß zum Diebftahl. Im foldden Fällen tue der 
Lehrer alles, was er überhaupt zur Heilung des Kindes vermag; jollten 
auch alle Mittel anfcheinend verfagen, fo bleibt ihm noch immer das 
Gebet. " 

Der Lehrer verfäume es nicht, fig tägli von dem Verhal— 
ten ber ihm anbefohlenen Jugend zu überzeugen, was ge— 
legentlich eines Spazierganges leicht gejchehen kann. Dabei kann er das 
Kind genau ftudieren, da es fich in der Freiheit zeigt, wie 03 wirklich 
if. Das Kind ift ein lebendiges Buch, in welchem zu lefen man nimmer 
aufhören fol. Nur durch dad Studium des Kindes wird der Lehrer 
inftand gejeßt, überall die rechten Mittel anzuwenden, um es zu einem 
guten Betragen anzuleiten. Und ift ihm das gelungen, dann fteht feine 
Schule in Ehren bei Jung und Alt.“ 


— 





Die Gottesharfe von A. Fräkel. 


Eine neue Blüte wieder auf ganz eigenem, einzigen Felde hat uns der 
Sänger ber „Sionsklänge“ geboten, oder jagen wir lieber, einen neuen, buftenben, 
frifhen Blütenftrauß aus Erzählungen und Gefängen ber hl. Schrift yewunben. 
Es find Blumen, gepflüdt an den Geftaden des Kifon und Jordan, auf ben 
Höhen bed majeftätiichen Libanon bes Tiebligen Karmels, bie wohlgefällig ihr 
flolges Bild im Meere fchauen. Einen wunderſamen melodijchen Viederkranz bat 
uns hochw. Herr Pfarrer Träfel geſchenkt, defjen tiefe Weifen er abgelaufcht im 
Eden, am einfamen Muttergrabe bei Epbreta, in ber ftillen Wüfte Arabiens, 
im Haufe Jobs, bed frommen Dulbers. Würbig reiht fih das neue Wert, „bie 
Gottesharfe“, dem früher erfchienenen Werte „Sionsklänge“ an und bietet Er— 
aählungen und Gefänge aus ber hl. Schrift in metrifcher Uebertragung, in 
neuer, reizender Gewanbung. Nicht bei ber äußerlichen, metrifchen Uebertragung 
ift der Tichter ftehen geblieben ; bie tiefen Wahrheiten der bibl. Gejchichte haben 
bes gebornen Dichterd Sängerblut wohl unbewuht erfaßt und Hingerifien, fobak 
bie befannten alten Erzählungen und Gejänge im neuen, gewinnenden Frühlings— 
kleid auftreten, fich dem Leſer fonntäglich präfentieren, ihm bie Bibel wieder neu 
und jungihön maden. Ein reich fprubelnder poetifher Quell ift bie „Wottes« 
harfe“, von wahrhaft echter innerer Poefie, padend und ergreifend. Gin groß- 
artiges Muflftüd, eine wohlgelungene Kompofition kann man auch „die Gottes. 


— 53 — 


harfe“ nennen, mit ſchön fließendem Rhytmus, mit tiefer, packender Melodie 
und expanfiver Dogmatik, bie das Pianifjimo beim zarten Lied ber Wiege fingt 
und anſchwillt bis zum Fortiſſimo des donnernden Jehova, bis zu ben Schreden 
bes Leviathan und Behemoth, melde mit ihrem Geheul bie Wüfte durchziehen, 
„Die Gottesharfe* ift aber auch eine orientierenbe, genaue Hiftorie. 

Man weiß nit, ob man den Sänger ber Gottesharfe mehr ala Lyriker 
ober Epifer bewundern foll. Gerade im bieien befannten bibliſchen Geſchichten 
fpiegelt fib die Kunſt, zeigen fih bie alten Bilder und Gemälde in neuer, 
prädtiger Farbdenharmonie. | 

Hochw. Herr Pfarrer Fräfel, der Lehrersfohn, bat in biefem neuen Wert 
befonbers und fpeziell an bie Lehrer gedacht und für fie gefungen, wie er bereits 
jelbft im Vorwort anführt. Darum, kath. Lehrer, greift zu, fo ihr nad ge 
funder, nach ſchöner unb quter Geiftesnahrung verlanget. Bier in „ber Gotted« 
barfe* findet ihr einen treuen Wegleiter, gleihlam „den Schußengel des Tobias“ 
durch bie Wahrheiten der bibl. Gefchichte. Bier findet ihr einen beredten Führer, 
der euch mie langmweilt, fondern zu den Erklärungen zur bibl. Geſchichte noch 
beitändig fingt und flötet. Einzig und allein fteht der verehrte Herr Verfaſſer 
auf biefem Felde und Hat fich da heimiſch akflimatifiert, um uns gleibfam als 
führer und Sänger binzuführen, wo Geſchichte, Kunft und Beben den Anfang 
nehmen. 

Indem wir ber „Gottesharfe* bei jedem kath. Lehrer willlommenen Ein- 
zug wünſchen, daß fie ihm die Bibel zur neuen lieben Freundin made, baf fie 
ibm bie Bibelftunden erleichtere, den Stoff ergänge, erfläre und padend mache, 
bab fie ihn als Lehrer und Arbeiter im Weinberg bed Herrn, als Pionier im 
AJugendgarten tröfte, mahne, aneifere und fein dormenreiches Leben mit ber 
Saiten Alang begleite, danfen wir dem gottbegnabigten Dichter und wünſchen 
ihm Jehovas reichten Segen. A. Küng. 


—— hun — 


Zu den Rafalvogen kath. Tehranflalten, 


VIII. 52, Jahresbericht der Lehr- und Erziehungs-Anfalt Aollegiam 
Maria Hilf in Schwyz. 

a. Zahl der Zöglinge: 462, wovon 72 Erterne, 

b. Nah Nationen verteilt: 227 Schweizer unb 235 Ausländer, 
3. B. Schwyz 64, St. Gallen 32, Solothurn 23, Teſſin 22, Graubünden 15, 
Yuzern 14, Margau 13 ꝛc., Italien 172, Sid-Amerifa 19, Deutſchland 13, 
Frankreich 12, Spanien 11 x. — 

c. Shulabteilungen: Morbereitungsfurfe 115, Induſtrieſchule 215, 
Gymnafium und philofophifter Kurs 132, 

d. Spezielles: 1. An der Anftalt wirkten 34 Profefjoren und 4 
Hilfslehrer, von benen 25 im Stonvifte wohnten. 2. In der Karwoche hatten 
ſaͤmtliche Schüler geiftliche Ererzitien. 3. Auf Neujahr und nad ben fchrifte 
lihen Ofterprüfungen wurden Schulberichte über alle Schüler auögeftellt. 4. Es 
beftehen an ber Anſtalt eine Seftion bed Schweizer. Stubentenvereins, ein 
Stenographenverein und ein Abftinentenverein. 5, Der „große Spaziergang“ 
wurde den 9. Yuni nah Sckönfels und Felſenegg im Ft. Zug ausgeführt. 
6. Die Bibliothek vermehrte fih um 280 Bände, 7. Im Lejezimmer waren 
aufgelegt 38 Blätter, teils fachwiſſenſchaftlichen und teils befletriftifchen Ins. 
baltes, 8. Im Laufe bes Schuljahres erwarben fih 3 Profefforen an ver« 
ſchiedenen Univerfitäten den Doltorgrad. 9. Beginn bed neuen Schuljahres : 
7, Olt. abends 5 Uhr. Eröffnung bes philofophiihen Kurſes 10, Okt. 


— 539 —— 


IX. Collöge cantonal St-Michel à Fribourg. 

a. Zahl der Zöglinge: Im Jahre 1857/58 = 196, im Jahre 
1907/08 = 788, 

b, Nach Nationen verteilt: 412 Schweizer, 3. B. 299 aus bem 
Kt. Freiburg, 33 Berner, 15 Zefliner, 13 Wallifer, Ausländer 376, 3. B. 338 
Franzoſen, 57 Deutfche, 28 Italiener ıc. 

©. Schulabteilungen: 1. Ein beutjches und ein franz. Gymnafium 
mit je 6 Klaſſen. 2. Ein Lyzeum mit 2 Kl. 3. Eine technische Abteilung mit 
7 Kl. 4. Eine Hanbelafhule mit 5 Al. 5. Eine franz. Gymnafialabteilung, 
eingerichtet nach den amtlihen Programmen Frankreichs, für die Studenten (dies 
Jahr beren 150) franz. Nationalität. — 

d) Spezielles: 1. Genf, Waadt, Neuenburg und Schwyz anerkennen 
bie vom Kollegium St. Michael ausgeftellten Maturitätszeugniffe als gleichwertig 
mit den in bdiefen Kantonen ausgeftellten Zengniffen. 2. Es wird den Schülern 
nur in bem Fall geftattet, während bes Schuljahres Militärbienft zu tun, wenn 
während der Ferien feine Refrutenfhule abgehalten wird. 3. Beginn bed neuen 
Schuljahres 2, Oft. 4. Das Profefjorenfollegium ftieg von 24 im Jahre 1860/61 
auf 70 an, — 

X. 31. Iahresbericht über die LKehr- und Erziehungsanfalt der IN, 
Rapuziner am Aollegium 5. Fidelis in Stans. 

a. Zahl der Zöglinge: 121. 

b. Nah Nationen geordnet: Schweizer 110, Ausländer 11, 3. B. 
Nidwalden 22, St. Gallen 20, Luzern und Solothurn je 12 ac. ꝛc., Bichtenftein 
5, Baden 2 x. x. — ober Bistum Chur 38, Bistum Bafel-Qugana 43, Biß- 
tum St. Gallen 32, Bistum Sitten 4, Bistum Laufanne-Genf 2. — 

ec. Shulabteilungen: 1. Vorbereitungsfurs (feit Oftern eingeführt). 
2. 6 Gymnafialflajjen. 

d. Spezielles: 1, 9 Väter Kapuziner erteilten den Unterricht, 3 welt⸗ 
liche Herren find beigezogen. 2. 21 Zöglinge waren externe, der neue Vorkurs 
zählte 4 3. 3, Anlählich des VII. Zentenariums ber Geburt ber bi. Elifabeth 
von Thüringen hielt die Marianifche Alademie eine wiſſenſchaftlich reich gefpidte 
Sigung im Theaterfanle ab. 4. Es wurde ber Umbau des Kloſters bewerk⸗ 
ftelligt und ber Neubau bes Kollegiums begonnen. Das beöhalb, weil bie 
Provinzobern beſchloſſen Haben, dem Gymnafium 2 Lyzealflaffen anzuſchließen 
und die bamit erforderlich werdenden baulichen Veränderungen und Erweiterungen 
vorzunehmen, — Die Eröffnung des Lyzeums iſt auf Oft, 1909 feſtgeſetzt. Ein 
träftiger Schritt vorwärts! 5. Beginn des neuen Schuljayres 8. Olt. — 

XI Anntonale Cehranſtalt Sarnen. \ 

a. Zahl ber 3.: 250; 66 waren extern. — 

b. Nah Nationen verteilt: 234 Schweizer und 16 Ausländer, 3. 
B. 34 Obwaldner, 52 Qugerner, 27 Aargauer, 17 Graubündner, 15 Thurgauer, 
14 St. Galler ıc. ıc., 8 aus Deutfchland, 4 aus Italien, 3 aus Frankreich 
xx. — 

c. Shulabteilungen: 1. Vorbereitungskurs. 2. Realſchule. 3. Gym⸗ 
nafium. 4. Lyzeum (2 Kurſe). — 

d. Spezielles 1. Im eigener Broſchüre liegt eine wifjenfchaftliche Arbeit 
ton P. Sigisbert Meier vor, betitelt: „Zum Problem des ZTragiichen”, 42 ©, 
ftarl, 2. Den bisherigen brei Kurſen im Lehrfach des Italieniſchen wurbe ein 
vierter angereiht. 3. Der Zeichenunterriht war für die erfte und zweite Qyzeal« 
Hafje im verfloffenen Shuljahre obligatorifch. 4. Es beitehen: eine Seltiun 
des Schweiz. Studentenvereins, eine ſolche des Abftinentenvereins und eine folde 
bes Arend'ſchen Stenographenvereins. 5. Im Nov. hielt P. Gregor Schwanber 
für bie drei oberen Klaſſen einen Vortrag über die philojophifchen Grundlagen 


— 540 — 


bes Modernismus. 6. Zur Jahrhundertfeier der Gründung ber Eidgenofſenſchaft 
unb bes Nütlibundes wurde am 27, Februar im feftlich geſchmückten Theaterjaal 
bie Opernpremidre „Arnolb von Melchtal“, Text von P. Auguftin Benziger, in 
Muſik gefegt von Otto Oslar Müller, gegeben. Ein Schüler ber 8. Klafſe be» 
grüßte namens ber Lehranftalt in gebunbener Rebe ben zum Feſtſpiel erſchienenen 
b. Regierungsrat von Obwalden, ben 5. Erziehungsrat, ben hochw. Hrn. bifchöfl. 
Kommiſſar Omlin ald Vertreter des bochw. Klerus von Obwalden, ſowie bie 
beiden Schöpfer bes Werkes, die man unter dem lauten Beifall bes Publitums 
mit Lorbeerfrängen beehrte. Am 1., 2, und 3. März fand eine Wiederholung 
ber vaterländijchen feier von feite unferer Lehranſtalt flatt, bei gewaltigem Zur 
brang bes Volkes von Obwalden und von auswärts. 7. Den 15. Yuli fand 
eine offizielle Ehrung von 9. H. Prof. P. Hieronymus Felderer ftatt. Es feierte 
bie Anftalt in würbiger und verbienter Weife das 40 jährige Profefjoren-Jubi« 
läum des terbienten Herrn. Eine fehr taltvolle Würdigung, ber ſich wohl alle 
kathol. Anſtalten nacträglih freudig anſchließen. Die fachlich-literarifchen 
Reiftungen des hohen Jubilaten erfordern der Katholiken Dank. 8. Beginn bes 
neuen Schuljahres: 8. Ott. — . 

X. Jahresbericht der Cehr⸗ und Ery.-Anfalt des Aensdiktinerfiftes 
Maria⸗Einſiedeln. 

a. Zahl ber Zöglinge‘: 293, wovon 226 im Internate. 

b. Nah Nationen verteilt: 269 Schmeizger und 24 Auslänber, 3. 
D. Aargau 42, St. Gallen 58, Luzern 26, Schwyz 49, Solothurn 11, Züri 
18, Thurgau 11 2, Weitere Zöglinge aus Württemberg, Frankreich, Baben, 
Rußland, Bayern x. 

c. Shulalbtelilungen: 1. 6 Gymnaſialklaſſen. 2. 2 Lyzealklaſſen. 

d. Spezielles: 1. &8 liegen 5 Sluftrationen bei, als Gymnafium, ein 
Schlaffaal, die Babeeinrihtung, das Kollegium unb das Naturalienlabinett. 
2. Lehrperfonal: 31, worunter 3 Laien und 6 Patres, gefrönt mit wohl« 
erworbenem Doktorhute. 3. Die Alademie ber Marianiſchen Sodalität nimmt 
Schüler der vier obern Klafien als Mitgliever auf. Sie bezwedt unter ber 
Reitung von Lehrern und freier wiffenfchaftlicher Betätigung bejonbers die Pflege 
ber Mutterfprade durch jchriftliche Arbeiten in Proſa und Poefie, mit fhrift 
licher und mündlicher Beiprehung berfelben. Dazu gejellen fi Mebungen im 
vorbereiteten wie ertemporierten Vortrag. Sie zerfällt in eine Iyzeale und eine 
rbetorifche Abteilung. Die philofophifche Abteilung hielt alle vierzehn Tage ihre 
regelmäßigen Sitzungen. Zwiſchen dieſe fielen im Winterfemefter freiwillige 
Situngen, in welden ber Leiter ber Alabemie im Anſchluß an ben in ber 
Schule behandelten Stoff der Sozialphilojophie Vorträge über den Liberalismus, 
feine Grundlagen, Ziele und Konfequenzen hielt. Daran ſchloß ſich jeweilen eine 
ausgibig benützte Diskujjion. Die rhetorifche Abteilung feierte am 5. Juli in 
einer Öffentlihen Sigung einen Yubiläumstag, die Erinnerung an ben fünfzig« 
jährigen Beftanb ber Alademie. Das Thema berjelben bildete das fünfzehnte 
Zentenarium bes chriftlihen Demofthenes, bes Hl. Johannes Chryſoſtomus. 
4, Für Turnen bildete fi dieſen Sommer neben bem obligatorifchen Kurs 
zum erjtenmale ein Zurnerklub, welcher einen Löblichen Eifer entfaltete, Die 
Internen, in zwei Kompagnien geteilt, hatten regelmäßige militärifche Uebungen, 
wobei meift Zöglinge, welche bereit? die Militärfchulen gemacht, als Offiziere 
funttionierten. Bei allgemeinen Spaziergängen und andern Unläffen wurbe in 
geichlofjener Ordnung, Muſik an der Spige, ausgezogen. 5. Gerade vor Tor« 
ſchluß erzeugte noch ein außerorbentliches Ereignis, die Ankunft Sr. Eminenz 
bed Kardinals Rampolla, eine freudig gehoben: Stimmung. Ber hohe 
Kirchenfürft, welcher als langjähriger Staatöfefretär Leo XIII. ben erften Plaß 
neben dem Oberhaupte ber Kirche eingenommen, traf Mittwoch ben 22, Juli zu 


4 541 — 


einem Erholungsaufenthalt im Stifte ein und wurde unter dem Geläute aller 
Glocken und Böllerfhüffen feierlih empfangen. Die internen Zöglinge in 
Soutane und Chorrock bildeten vor ber Kirche Spalier, ber Konvent von bem 
Kirhenportal zur Gnadenkapelle. Der Kardinal, eine hobe, ehrfurchtägebietenbe 
Geftalt, küßte am Portal Inieenb bie ibm vom Abt bargereichte Kreuzpartikel 
und wurde dann unter Abfingung ber liturgifchen Gejänge in bie Kapelle ge- 
leitet. Mit fonorer Stimme erteilte er bier ben feierlichen Segen und zog bann 
zwiſchen ben in ber Kirche Spalier bildenden Zöglingen, geleitet vom ganzen . 
Konvent, in ben Chor, von ba nad einer Aboratio Ganctiffimi unter gleicher 
Bealeitung in feine Wohnung. Am Iekten Sonntag bes Schuljahres veran« 
ftalteten die Zöglinge im Fürſtenſaale eine mufilalifhe Ovation, bei welder 
stud. philos. Enrico Gelio aus Ambri in italienifcher Anſprache dem hoben 
Kirhenfürften die Hulbigung der Schüler barbradte. 6. Das nächſte Schuljahr 
beginnt am 8. Oltober. 7. Die Seiten 40 und 41 zeigen anſchaulich bie Er- 
mweiterung und Umgeftaltung bes Stollegiums, das ein Zeil des Kloftergebäubes 
ift. 8. Dem Kataloge ift angehängt eine 60 Seiten ftarle Beilage von Dr. 
P, Albert Kuhn, betitelt: „Moberne Kunft- und Stilfragen“. Die 
gebiegene Arbeit findet zweifellos allfeitiges Intereſſe, entftammt fie doch einem 
erften Sprecher in Kunſtfragen. — (Schluß jolgt.) 





In kleinen Dosen. 
(Bon U. 9., Lehrer in B., St. Gallen.) 


8. Operation. 
Ohne viel Weſens zu machen, beginnen wir heute mit den Operationen. 
Un der Wandtafel jtehen eine Menge von neuen Rechnungen. Die Schüler 
erwarten wieder, viel lernen zu können. So wollen wir diejelben in ihren Er- 
wartungen nicht täuichen. 








1. Unton bat '/s Fr. 2. Marta fauft 1’; m Sammet 
Berta „ '? . 2'/; m Wolldid 
ib „. '. 4 Barchet 
ans „, 3'/a mi Katun 
dart 724 m Kölſch 
Bufammen = ? Fr. Summe = ? m Stoff. 
== Us Fr 
8. 1. Krug 10'/: 1 4. 1. Sad fa gi 
Gr 2% „ 63". 
3. „ 1, J cH.;. 
Me. 81, 4, 3 „ 
— 0 Aa, I. JE En 5 
Bufammen = ? I Summe = ? kg. 


Das find vier Beifpiele aus der Abbition. Lafien wir die Schüler das 
erite Beiipiel lejen. Diejelben werben für das Bufammenzäblen falich betonen. 
Laſſen wir fie den Fehler jelber finden! 

Lehrer (ad 1.) Was müflen wir bier fuchen, wenn wir auf die Schluß- ° 
age ahten? (Summe). Ein * üler wird animiert, dieſelbe zu finden. Er 
ge — ſind .+ Ya Fr. find Fr. + Fr. find ⸗ 

dr. + "/a Fr. find ° 8a 4 = 2! Ir. (Aus gewifcht). 

Lehrer (ad 2). 7 wird wieder ein Schulen gerufen und Im Pre 
— elaffen, wie er zum Biele gelangen will. Wenn er zuerit bei den 

en tängt, bat es nichts zu fagen. Nachher mag er die Summe ber 
—— finden. Er muß auch den Ausgleich beſorgen: 


— 542 — 


17*/ m Stoff. 
= 19 


Eine Aufgaben ngrubpe aus ver Einheit Viertel mag dier ſich anſchließen, 
jedoch nur benannte Werte, Beiſpiele aus dem Leben. Es iſt nun durchaus 
nicht notwendig, daß Die „bier u ies“ bei jeder Einheit ——— müſſen. 
Sicherlich iſt es genug, wenn die Addition an den Halben, Vierteln und Achteln 

eübt wird. ür die Subtraktionen wähle ich mir Achtel und Fünftel als 
ebungsitoff. Diefe Rechnungsart möchte der Lehrer recht — und leicht 
faßlich zug eich geſtalten. Darum will er ſich nur an das praktiſch Verwend- 
bare halten. Es werden erſtmals folgende Aufgaben geitellt: 

1. Sepp bat o/s kg Nüfie 2. Die Mutter kauft s m Sammet 

ißt davon °s „ „ fchneidet davon ?%5 „ 


Er hat noh ? kg Nüſſe Der Reit beträgt ? m Scmmet 
3. Die Nachbarin braudt */s 1 Del 
die Mutter braucht * l 
Unterfchied = ? I Del 


Aehnliche Beifpiele * es in Hülle und Fülle. Etwas ſchwieriger er- 
fcheinen unten * Ser 





1. Franz marſchiert 19*/s km 2. Die erſte Ladung wiegt J 
dr — 10: Die zweite „ un 
Erjterer marſchiert ? km mehr. Unterfdieb - =? * 
3. Karls Schnur mißt 7 m anny zieht — kg Obſt 
Er gibt Thomas 4 lora cr 
Er behält noh ? m Fanny zieht * kg Dbft mehr. 


Den Schülern bringen die gemifchten Anfäbe von 3 und 4 einige Ver- 
wirrung; dieſelben mwijjen nicht, wo ln Wählen wir verſuchshalber ein« 
mal den „talichen“ Meg und beginnen mit dem AUbzählen bei den Ganzen. Das 
wird allen ein Vergnügen fein, wenn fie ein wenig den Ludimagiſter auf den 
rechten Pfad weiien künnen. Sie finden heraus, warum zuerit die Bruchteile 
geordnet fein müſſen. Mit bloß zwei — fist Die ſchwierige Sache noch 
keinesweas. Hierüber ſind wir hoffentlih alle einig. Ich fordere da zwar bei- 
nahe Wunderbares? Nur für eine einzige Stunde alle von der ehriamen PBä- 
dagogen · Zunft eig willen, was Ende das für die budlige Welt bedeuten. 
ber nicht Pi Bahl der Beifpiele gibt den Ausichlag über die Sicherheit im 
Bruchrechnen, fondern das wirklide, tatfählide Können der Shüler. Darım 
müſſen alle Schüler dran- und angehalten werben, öffentlich über ihre Nechen- 
kun 1 — Beweis der Tüchtigkeit zu erbringen. wiae Konſequenz führt nur 
zum 

Als dritte —— folgt bie Muftiplitation. Hier fommen die Drittel 
und Sechstel an die Reihe. Wir haben jchon in der Addition auf ein Be 
tonen bed Zählers Gewicht gelegt, das erweiſt ſich auch bier als ebenſo not- 
wendig, wird aber dem Schüler das Erfaſſen ungemein erleichtern und darf ber 
Lehrer mit der Türe ind Haus fallen. Alſo hätten wir es gleich mit ber 
Löſung von Erempeln zu tun. Ich wählte mir folgendes Aufgabenſchema: 


a. 2 1Std. = ? b.3 X !s Std. = ? 5 x Ye Jahr = ? 
5 2 ? 6 > 25 * — 7 3 > 2/e ” ? 
7343 ? 8 xt „ ? 4x , =? 
4x8 ,„ =? 5 „=? 9 R le =? 

d. 13 x !/s Tag — ? 
15 8 A; =? 
= I. er 
33 X ° =? 


Die befjern Schüler werben über —*2 Bagatelle lachen, die ſchwächern 
kommen daher zu allererſt ins — * Das „Heine Einmaleins“ wird aus 
ber Rüſtkammer der „untern Klaſſen“ bervorgezogen. Das Berwandeln kennen 

„Alle“ von Grund aus. Es iſt ja fait jede Stunde geübt worden. 


— 543 — 


Sollen wir die zweite Schwierigkeit grad auch in — nehmen? Ich 
meine: Ja. Stellen wir ein neues Problem vor das Völklein. 


8.6 X 2, Stb. — ? b. 5 X 9% Tag = ? c. 14 x 8'/ Jahr = ? 


6X 2: „ ? 7 x 5%6 Tag = ? 23 > 6% * 7 
6 x 59 „ ? 9x8 „ —? 35 X 2 „ ? 
6 X 3 „ ? 8x Tı „ =? 42 X 10°%  „ ? 
d. 13 X 15% Dtz. = ? 
17 S 26% =? 
19 X ae t3. — 


nem „fühnen” Lehrer traue Ms daß er alle dieje Beifpiele „im 
Kopf“ ne laſſe. Die forgfältig abwä abe Kollegin könnte vielleicht wünfden, 
über die jchriftlihe Daritellung doch Einiges zu erfahren. Der Verfafier „ber 
Heinen Doſen“ tut zwar nicht ſtark in Galanterie, aber folhen Wünfchen fommt 
er recht gerne entgegen. Nur zwei Beijpiele, ein verfehrtes und ein befiereg, 
unter Umjtänden brauchbares! 

1. Beiipiel: 7 X 4. Jahr = 7 x "iu — 1%, — 2916 Jahr. 

2. Beiipiel: 7 X 4'/s Jahr - — 28"/; Jahr — 29'/s Fahr. 

a 5* die leichtere üeſine liegt beim siveilen Beilpiel ? 

Es dürfte noch ein Wort über die angewandten —— zu verlieren 
ein. Dieſelben ſollen dem praktiſchen Leben entnommen werden, möglichſt aus 
m Geſichtskreis der Kinder. Jeder Lehrer wird in ſeiner Schule erfahren 
müſſen, daß Schüler im ſogenannten Verkehrsleben recht weit vorgerückt ſein 
können. Mit dieſen wird er anbinden. Auch wenn er ſie kennt, nämlich die 
Preiſe der Lebensmittel, * wird er gleichwohl anfangs die Rolle des Un— 
wifienden tragen und die Kleinen — Auf die Art müſſen manchmal 
ehr intereſſante Differenzen an den T 9 fommen. Das Vorgehen bat über- 
ies den einen Vorteil, die Buben und Mädels lernen im „tillen“ vergleichen, die 
Schlüſſe werben ſchon folgen. Damit aber ja der lehrende Teil nicht als Un— 
befannter im Lande gelte. wird er eine Liſte in der vorwürfigen Preisfrage 
fih jelber zur rechten Zeit anfertigen, von berfelben jedoch nur korrigierend 
Gebrauch machen. 

Die Aufgaben müſſen fo geformt werden, daß fie zum Denken heraug- 
fordern. Hierin hat Freund — entſchieden eine glückliche Hand. 
Eine wahre Freude iſt es, wie deſſen Rechenhefte nach dieſer Richtung Terre 
wirken. Nimm und_lies und Andier! Der gütige Lefer wird mit mir zufrieden 

ein, wenn ich die Quelle angebe. Nur das noch, zu jeder mehr fchematischen 
eihe — als Kitt die Angewandten. 

Wenn ich für einſtweilen von dem ſogen. — nichts wiſſen will 
„Pat das feinen Grund. Diesmal möchte meine Wenigkeit nur einen Spruch 

aulenzer zu Ehren ziehen: Rom iſt nicht in einem Tage erbaut worden. 
Die nwendung auf unſere Schularbeit liegt nahe. 


—„DINTDIID —— 


Aditung! — Zür die Ferien! 


1. Gefuche um Zufendung des ‚Reiſe-Führers und ber Legitimationskarte 
find nicht an ben Unterzeichneten, fondern an Herrn Lehrer A. Aſchwanden 
in Zug zu richten. 

2. Wird der Betrag in Briefmarken eingefandt, fo vergeſſe man nicht, 
auch eine Marfe für die Porto-Auslagen beizulegen. 

3. Die auf ben Rigi reifenden HH. Kollegen mögen nicht unterlaffen, 
eine ununterbrodene Fahrt von Kaltbab nah Scheibegg oder retour 
zu machen, ba bie Tarermäfligung für dieſe Strede nur fortbauert, wenn pr. 
Saifon wenigitens 12 ununterbrochene Fahrten gemacht werben. 

Zug, Anfangs Auguft 1908. 9. Al, Keifer, Relt. 


Aus Rantonen und Ausland. 


1, Solothurn. Das ter. Lehrerreglement verhindert Lehrer, bie in Zug 
ober fonft an einem kath. Seminar ftubiert haben, in dem Heimatlanton als 
Behrer zu amtieren. Und bie neue Lehrerbefoldungsvorlage madt den Genuß 
einer Altergehaltägulage vom Beſitze eines folothurnifhen Patentes abhängig. 
Sollte bemgemäß bie Ffath. Volksvertretung zu einem ablehnenden Bejchlufie 
ber Vorlage kommen, was jehr zu bedauern wäre, fo wäre bie Haltung 
mindeſtens erflärlih. Ausnahmegefege verraten einen prätorlanifchen Freifinn. — 

2. Bug. * Im Berlag von Philipp Fries, Muſikalien- und Inſtru⸗ 
menien-Sandlung in Zürich, ift foeben erjchienen: „WMorgarten‘, Marſch über 
die zur Einweihung des Dentmals aufgeführten Feithöre von of. Dobler und 
Bonifaz Kühne oder Dobler Iof. Morgarten Männerhor (mit vollftändigem 
Zert) Partitur 20 Ets. net, Tür breiftimmigen Chor Partitur 20 Ets. net, 

Kühne Bonifaz. Dentmals Weihe, Unifono Chor mit Orchefter ober 
Pianobegleitung (au für eine Singftimme mit Piano) Klavierauszug Fr. 1,50 
net. Die patriotifhe Widmung findet in Fachkreiſen beiten Anklang. 

Bug. An Stelle ber außerorbentlih verdienten jlg. Grau Mutter 
Maria Paula Bet wurde ben 4. bies bie bisherige Afliftentin, bie mohlehrw. 
— Carmela Motta, zur Oberin des Inſtitutes Menzingen ge 
waͤhlt. — 

Die neue Oberin, eine Schweſter bes konſervativen teſſiniſchen Nat. Rates 
Motta, ift 39 Jahre alt, legte ben 20. Auguft 1895 bie HI, Gelübde ab, wirkte 
zuerſt ala Lehrerin und feit 1901 ala Gemeralafjiftentin.. Die Wahl ift eine 
äußerft glüdliche zu nennen, benn bie neue @eneraloberin ift für biefe verant« 
mwortungsvolle und ſchwierige Stellung gleichfam präbeftiniert. Die verſchiedenen 
Stongregationen und Klöſter der Schweiz ſtehen zweifellos in den Augen Gottes 
hoch, denn fie haben alle — Gott fei es gedanlt — bei der Wahl ihrer Ober- 
leitungen fitlih Glück. Der neuen mohlehrw. Generaloberin unferen ehrer- 
bietigen Gruß und Gottes Segen, ber ganzen hochverdienten Kongregation ber 
Lehrſchweſtern von Menzingen einen aufrichtigen berzl. Glückwunſch zum für 
trefflichen Erſatz an Etelle einer Unvergeßlichen! 

8. 5t. Gallen. * In Wallenftabt ftarb letzthin Dr. med. &, Ramer- 
Wild im Alter von nur 54 Jahren. Der Berftorbene war eine erftflafjige 
Berufsnatur, daneben aber beft religids und treu kirchlich. Für Lehrerftand 
und Schule dachte er im beiten Sinne freundſchaftlich. Vor allem lag ihm bas 
moralifche Wohl ber Jugend fehr am Herzen, was ben lieben Verftorbenen 
ba und bort unpopulär madte. Er babe Dank für fein Wirken; gebe Gott, 
daß jeine Ib. noch unerzogenen Kinder bes Vaters edlen Getft behalten und zu 
ihren Zeiten in des Vaters Geift wirlen, dann ehren fie ihren unvergeßlichen 
Bater am beiten, Der treuen Gattin unſer Beileid. R. I. P. 

Rorihad. * Der 2. Kurs für Lehrer an Fortbildungsſchulen 
bauerte vom 28. Yuli bis 4. Auguft und nahm ben denkbar günftigften Verlauf. 
Dier erpropte Praltiker teilten bie Arbeit des Kursprogrammes, nämlich bie 
gerren: Grziehungsrat Wiget für Geſchichte und Leltüre; Lehrer Thomas 
Schönenberger in Gähmwil für Geſellſchafts- und Verfaſſungslunde; Lehrer Hag- 
mann im Bundt für Geichäftsauffäge, Nehnungsführung ; Selundarlehrer Pfanner, 
Rheineck für bürgerliyes Rechnen. Des Anregenden und Vehrreiden wurde in 
Hülle und Fülle geboten, eine Auslefe von Mufterarbeiten. Die Herren Kurs 
leiter nahmen bie Beiipiele aus dem Leben. Beſonders hoch jchägten wir bie 
gebotenen Xeltionen ein. So waren bie Teilnehmer, mit ben Hoſpitanten 
50 an ber Zahl, geiftig fehr wohl aufgehoben in den ehrwürdigen Räumen 
.Mariabergs“. Für die leibliche Verpflegung forgte in forrefter Art Hr. 


— 545 — 


Seminardireltor Morger. Darum ſei auch bier der Dank gezollt für alles und 
jedes, womit man und an dieſem uunvergeßlichen Kurs erfreute und begeiſterte. 

4. Jeſſin. * Der hochwürdigſte Biihof Peri-Morofini erließ einen ent» 
ſchiedenen Proteft gegen das neue antichriftlihe Echulgefeg. Diefe Haltung hat 
die Stellung bes hohen Kirchenfürften in ben fath. Streifen weſentlich befeftigt. 
An Stelle des um kath. Schule und Kehrerftand verdienten Herrn Ferrari Dber- 
nahm 9. Prof. Bazurri die Leitung des „Risveglio‘. Dem mutigen Rämpen 
für die hriftlihe Schule warmen Willlomm, es harrt feiner firenge Arbeit. 
Dem jheidenden Herrn F. warmen Dank für fein bisherige Wirken. — 

Den 9, Auguft tagen bie tefjinifchen kath. Behrer in Canobbio. Deren 
Devife lautet: Glaube — Wiffenjhaft — Arbeit! Beſprochen wird 
unter anderm bad Schulgeſetz. Dan Hat das Gefühl, wenn man Nummer 11 
bes „Risveglio“ durchgeht, es herrſcht unter ber kath. Vehrerihaft in Sachen 
bes Schulgeſetzes niht Einftimmigfeit in ber Auffaffung, was ſehr zu be 
bauern wäre, zas vorliegende Schulgefeg barf ber Fath. Lehrer nicht vom 
Stantpantte ber Magenfrage beurteilen, fondern vom grundfäßliden; 
eö bedeutet basjelbe in Tat und Wahrheit einen Eingriff in gebeiligte Rechte 
von Eltern unb Kirde. Darum einftimmig: Nein. Das Programm lautet 

9°/s Uhr Ricevimento — Presentazione del Vessillo e vino d’onore. 

10'/s Servisio divino. 

10°/ı Assemblea sociale (Diseussione sulla legge scolastica). 

i 11'/s Benedizione e inaugurazione del nuove locale scolastico, a Ca- 
nobbio, — 

12!/ Banchetto sociale. (Fr. 2.50) 

5, Ireidurg. * Die Damenalademie vom heil. Kreuz in Freiburg 
(Schweiz) hat mit Ende Yuli 1908 das vierte Jahr ihrer Wirkſamkeit abgen 
ſchloſſen. Die Zahl ber Hörerinnen betrug in biefem Stubienjahre 52. Es 
waren Damen aus Teutſchland, Italien, Frankreich, Defterreih, Ruſſiſch-Polen, 
England und der Schweiz, darunter einzelne Mitglieder von vier Lehrkongre— 
gationen. 

Wie befannt, haben bie wiſſenſchaftlichen Fortbildungslurſe an ber Aka— 
bemie vom heil. Kreuz einen doppelten Zwed: 1. den Kandidatinnen bes Lehr: 
amted an höhern Mädchenichulen die entiprechende wifjenihaftliche Berufsbildung 
zu bieten, Das Einzelne bejagt das Lehr. und Prüfungsprogramm und das 
femeftermweije erjcheinende Vorlefungsverzeichnis der Akademie. — 2. Eine weitere 
wifjenfchaftlihe Ausbildung denjenigen Damen zu verichaffen, welche nicht bie 
Fachprüfung für das höhere Lehramt zu beftehen wünſchen, oder melde fich 
biezu noch nicht endgültig entichlofjen haben, welche aber in einzelnen, ihrer 
Geiftesrihtung vorzugsweife entiprechenden Wifjensgebieten ihre Kenntniffe zu 
erweitern unb burch methodiſches Studium zu vertiefen gebenten, 

Im abgelaufenen Studienjahre wurden die Vorlefungen und Hebungen 
in ber Akademie gehalten von 20 Profefjoren der Univerfität Freiburg. Sie 
umjfaßten bie folgenden Gebiete: Religionswiſſenſchaft, Philofopbie, Päbdagogif, 
beutfche, franzöfifche, italienijche, englifche, polnifhe Sprache und Literatur, Ger 
ſchichte, Geograpgie, Botanik, Zoologie, Mathematik, Phyſik, Chemie. Die innere 
Zeitung ber Alademie beforgen die Schweitern von Dlenzingen (Kt. Zug). 

Die foeben zu Ende gegangenen Diplompräfungen, an denen fi 10 Damen 
beteiligten, haben recht erfreuliche Reiultate ergeben und ben Beweis für bie 
Rille, aber energifche Studienarbeit der Akademie aeleiitet. 

Beginn des Winterjemefterd 1908/09 den 20. Oltober 1908. Stubdien« 
programm unb Profpelt find unentgeltlich zu beziehen bei der Direltion ber 
Alabemie vom heil. Kreuz in Freiburg (Schweiz). 

Anknüpfend an dieſe Korreipondenz bringen wir auch noch das 


— 546 — 


Verzeichnis der Vorleſungen an der Afademie vom hl. Kreuz, in {Freiburg 
zur Kenntnis. Wir nehmen an, es Hat dasielbe für jeden Leſer 
etwelches Intereſſe, zumal er dadurch fo recht eigentlich den richtigen Einblid 
in das noch ziemlich neue Imftitut erhält. WMinterfemefter 20. Oltober — 26. 
März 1908/09. 

I. Allgemeine Fächer, 1. Religionsmwiljenihaft: Dr. P. 9. Felder: Die 
Grundlagen der diriftlihen Religion. Chriftus und Ehriftentum. 2 Stunden. 
Prof. Dr. Roufjel: Demonstration de la Religion chretienne. 2 heures. 2. 
Philofophie: Prof. Dr. Manfer: Piychologie. 2 Stunden. Geſchichte ber Philo- 
fopbie der patriftifhen Zeit. 2 Stunden.*) Prof. Dr, de Munnynck: Psy- 
chologie generale et ses applications pedagogiques: Introduction, Psycho- 
logie descriptive. 2 heures. 3. Päbagogit: Prof. Dr. Bed: Syſtem ber 
Pädagogik. 2 Stunden. Dr. Devaud: Culture de l'imagination et de la m& 
moire. 1 heure. Methodologie speciale. 1 heure, 

II. Spezielle Fächer. 4. Deutſch: Prof. Dr. Grimme: 1. Geſchichte der 
beutfchen Literatur: 1. Von ben Anfängern bis zu Opitz. 3 Stunden. Prof. 
Dr. Koſch: 1. Wieland, Herder, Sturm und Drang. 1 Stunde. 5. Franzöſiſch: 
Prof. Dr. Mafjon: Les auteurs de la premiere moitie du XVIIlM® siöcle, 1 
heure, Histoire de la litterature frangaise au XVIII"® siecle, 2 heures.*) 
Prof. Dr. Feugere: Analyse des principaux chefs d’euvre de la litterature 
fcangaise au 18° siöcle. 1 heure, 6. Italienifh: Prof. Dr. Arcari: Il trecento. 
2 ore.*) Esercizi critici sulle crenache de Trecento. 1 ora. 7. Englifä: 
* .„ * English Lectures. 2 hours. 8, Polniſch: Prof, Dr. Dobrzycki: 
Literatura polska w XIX wieku (Litterature polonaise au XIX, siecle). 2 godz. 
Seminarium: Michiewiez. 1 godz. 9. Geſchichte: Prof, Dr. Schnürer: Ulls- 
gemeine Geſchichte: Die Zeit der Glaubensfpaltung und ber Religionsfriege. 5 
Siunden.*) Prof. Dr. Büchi: Schmweizergefhichte bis zur Glaubensfpaltung, 
4 Stunben.*) 10. Geographie: Prof. Dr. Brunhes: Etudes sur les divers 
types de fleuves, 1 heure, L’Asie (suite et fin). 2 heures,*) 11. Matbe- 
matif: Prof, Dr. Danield: Complemente ber niederen Mathematik. . Elemente 
ber höheren Algebra, Analytifche Geoinetrie, 1, Zeil. 3 Stunden. 12. Botanif: 
Prof. Dr. Urfprung: Phyſiologiſche Anatomie, Phyfiologie, Orgınographie ber 
Pflanzen. 3 Stunden. 13. Zoologie: Prof. Dr. Katbariner: Allgemeine 
Zoologie und vergleihende Anatomie der Wirbellofen, 5 Stunden. *) Kurfus 
in Mikoskropie und Präparation. 3 Stunden. Repetitorium nebft Unterrichts, 
übungen. 1 Stunde, 14. Phyſik: Prof. Dr. v. Kowalski: Erperimental-Phyfif- 
1 Zeil, 5 Stunden.*) Phyſikaliſches Nepetitorium. 1 Stunde. *) Prof. Dr. 
Godel: Phyfitalifche Uebungen. 2 Stunden. 15. Ebemie: Dr. Gyr: 1. Anor- 
ganifche Chemie. 2 Stunden. 2. Anleitung zum Erperimentieren (für Dorge» 
fchrittenese). 1 Stunde. 16. Rateinifher Spradunterriht: Prof. Lombrifer: 
Für Anfänger: Grammatit und grammatifhe Uebungen. 2 Stunden. Für 
Dorgeichrittenere: Wiederholung der wichtigften Abichnitte aus ber Syntar. 
Lektüre ausgemählter Kapitel aus Cäſars Memoiren über den Gallifhen Krieg 
und Eallufts Krieg gegen Jugurtha. 1 Stunde. 

6. Deutſchland. Ueber den Stand be Schulweſens in Deutih-Sübmeft- 
afrifa gab ber Reltor der Regierungsfchule zu Windhuk, Oberlehrer Zeblig, 


*) 1. Die Vorlefungen und Uebungen werben in ber Sprade gehalten, 
in welder fie angelündigt finb, 

2. Die mit (*) bezeichneten Vorlefungen find Univerfitätsporlefungen, bie 
nicht ſpeziell und ausjchließlih für Damen berechnet, bie aber Damen als 
Hörerinnen zugänglich find. Die ſamtlichen übrigen Kurſe find ausſchließlich 
ür Damen beftimmt und finden größtenteils in den Hörjälen ber Alabemie flatt. 
f 


— 547 — 


in der Jahresverfammlung der Windhuker Schulgemeinde einen Ueberblichk. 
Deutihe Schulen gibt es danach in Gibeon, Grootfontein, Karibib, Feet- 
manshoop, KXüberigbuht und Smwalopmund; eine meitere ift in Warmbab 
im Entftehen begriffen. Zurzeit werden dieſe Schulen von 287 Kindern 
(138 Knaben und 149 Mädchen) beſucht. Bon biefen find 246 evangelifch, 
29 katholiſch, 12 jüdiſch. Rektor Zeblig Aufßerte die Meinung, daß Frauen 
ben hohen und anſtrengenden forderungen, bie ber lUinterricht in ber Kofonie 
an bie phyſfiſchen Kräfte der. Xehrenden ftellt, “nicht genügend gemwadhien 
fein. Es follten daher möglichſt männliche Kräfte angeftellt werden. In 
ben einflafligen Schulen wird das Hauptgewicht auf Deutſch und Rechnen 
gelegt... Im Deutfhen werden ala Lehrziel gutes Leſen eined nicht 
ſchwierigen Rejeftüdes, finngemäße Wiedergabe einer Erzählung und feblerfreies 
Diktat eritrebt. In zwei- und mehrflafjigen Schulen find noch weitere Fächer 
in befhränftem Umfang hinzuzufügen. Der oberite Grundfag ift: wenig, aber 
grändlih. Eine große Schwierigkeit liegt in dem Mangel an geeigneten Vehr— 
mitteln. Namentlih macht fi das fehlen eines Leſebuches, welches bie afri« 
kaniſchen Verhältnifſe berücdfichtigt, fowie der Mangel eines afrifanifchen Realien- 
buches empfindlich bemerkbar. Der Schulzwang keiteht feit 1/2 Jahren und erftredt 
fih auf die Schulorte und deren Umgebung bis zu 4 Kilometer Entfernung. 


—t vi 


Bumor. 


Studentenull. Der Eifenbahnzug fteht fertig zur Abfahrt 
da und der Bugführer will eben das Zeichen geben, ala ein Dutzend 
Studenten auf den Bahnfteig treten, die abwechjelnd Händedrüde wechjeln 
und einander umarmen. Der Zugführer zögert nun mit der Abfahrt 
eine ziemlich lange Zeit; endlich reißt ihm die Geduld. Er verläßt 
feinen Wagen, tritt auf den Bahnfteig und jagt: „Beeilen Sie fich, 
meine Herren, mit dem Abſchiednehmen!“ — Studenten: „DO, wir 
haben Zeit!” — Bugführer (erboft): „Aber es find bereit? drei Mi» 
nuten über die Zeit — bitte, ſofort einzufteigen.“ — Studenten (er— 
ftaunt): „Einfteigen? Ja, was fällt Ihnen denn ein — wir fahren ja 
nicht mit.“ 


Briefkaflen der Revdakfion. 


K. R. Ueber den genialen SKomponiften,. Staatsmann und Bifchof 
Agoftino Steffani (der Ton Tiegt auf ber 1. Silbe) bringt Herberd Konver⸗ 
fations-Leriton eine ganze Reihe völlig neuer, urkundlich feitgeftellter Daten, zu« 
gleich mit reihen Literaturangaben. Diefer Hinweis wird Ihnen wohl genügen, 
denn wir bürfen es wohl ala felbitverftändlich annehmen, daß Sie biefes monu—⸗ 
mentale Wert befigen. 

G. A. Im ber Runft verfieht man unter Spofalizio (ital., das = Ber- 
lobung, Vermählung) nad Herders Konverſations ⸗Lexilon befonders bie viel 
bargeftellte Vermählung Mariä mit Joſef, zumal die berübmtefte von Raffael. 
Auch die beliebte Darftellung ber myftiihen Verlobung des Jeſuslindes mit 
Heiligen, namentlich ber Hl. Katharina von Siena, als Symbol der myſtiſchen 
Bereinigung ber Seele mit Ehriftus, wird Spofalizio genannt. 

Als 2, und 8, Aunlender pro 1909 find eben (ben 6.) eingerüdt bie 2 
Benzigerſchen babier, betitelt: a) Einfiedler-Kalender. 69. Jahrgang. 40 
Eis. b) Benzigers Marien-Slalender. — 17, Jahrgang. 60 Gts. Verbienen 
befte Empfehlung ! 


Lehrer sucht Stelle als fi" un = 
Verweser = INDUSTRIE- „. 


— —— — QUARTIER j 
von Anfang August bis Mitte Oktober. 1 x * 


Auskunft erteilen Haasenstein & Vogler, 
Luzern, unter No. 336 P. | 


Schreibmaſchine 


gutes Syſtem, unter günſtigen Beding- 
ungen zu ver taufen. Schriftliche An- 
fragen unter S 4279 23. Haajenitein | 
und Bogler, Yuzern. 337 


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von Balsthal, Olten, Luzern 
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schwyl versendet à 1 Fr. und 

Ziehungslisten à 20 Üts. al Fr dr Zuger Stadtthea- 


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Frau Haller, Luzern,  Haupttreffer : Fr. 40,000 Fr. 20,000 und 














vormals Zug. zwei ü Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 

und Ziehungslisten 420 Ct. — das 

Auf 10 ein Gratislos. Bureau der Stadttheater- 
Nach Balsthal folgt Olten. ‚Lotterie in Zug. (# 6% Lz. 270) 


Offene STehrerſtelle. 


An der Bezirksſchule in Sind wird hiemit die Stelle eines Haupt» 
lehrers für Naturwifjenichaften, Mathematik, Geographie, Buchführung, 
techn. Zeichnen und Schreiben mit Vorbehalt von Fächeraustauſch zur 
Wiederbeſetzung ausgeſchrieben. Die jährliche Bejoldung beträgt bei 
höchſtens 28 wöchentlichen Unterrichtäftunden Fr. 2800. — 

Hiezu kommen 3 ftaatl, Alterözulagen von Tr. 100.— nad) 5, 
dr. 200.— nad) 10 und Fr. 300,— nad) 15 Dienftjahren. 

Anmeldungen in Begleit von Ausweifen über Studiengang, allf. 
bisherige Lehrtätigkeit und Wahlfähigfeit find bis zum 10. Auguft 
nöchſthin der Bezirfäfchulpflege Sins einzureichen. 335 


Sins, den 26. Zuli 1008. 





Die Bezirksfhulpflege- 


Dadagogilde 
& Blätter. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes* und der „Wüdag. Monatsfärift". 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmänner der Scyweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholiſchen Erziehungspereins. 


Cinſiedeln, 14. Auguſt 1908. | Nr. 33 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


g8, Reltor Seller, ——* ug, Vräſident; bie HH. Seminar-Direltoren Jalob Grüninger, 
cdenbach (Schwys), und Wilh. Schnybder, Higfirch, Herr Lehrer of. Müller, Goßau (St. en) 
unb Herr Clemens Frei zum „Storchen”, Einfiebeln. 
&infendungen find an lebteren, ald den EChef-Rebaltor, zu richten, 
Infsrat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlidz einmal und koſtet jährlich H 4.50 mit —— 
Beſtellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung njiedeln. 





Zuhalt: Berbriehlichleiten. — Erziehung zur Tee — In Heinen Doſen. — u ben 
Katalogen Kath. Lehranftalten. — Ber zweite Fortbildungsturs für ft. galliiche Lehrer an 
Fortbildungsichhulen. — Der Streit um Herbart. — Eintritt in die Schule anno Domini 1915. 
Aus Kantonen und Ausland. — Literatur. — Brieflaften der Redaktion. — Inſerate. 





Derdrießlichkeifen. 

Es gibt fo viel Verbrießlichkeiten Und will er nicht den Rüdzug nehmen — 
Im Lehrerleben; Nicht gleich verzagen ! 

Mir wollen und bagegen wappnen, Aufs Neu’ die blante Waffe 
Uns höher heben. In Kampf getragen. 

Als Rüftzeug wähl’ der frühe Morgen, So wird nad ernftem Strauße 
Große Bebenten*). — Der Sieg gelingen, 

D’ran ſuche in ber Ungeduld dich Und leicht wirft bu fortan 
Emporzuranten. Den Feind bezwingen. 

Und fommt der Feind herangeſchlichen, Es gibt fo viel Verbriehlichkeiten 
Dann ber bie Waffe, Im Bebrerleben. 

Mit hohem Mut ſie führe, Wir wollen und dagegen wappnen, 
Dom Leib ihn fchaffe. Uns höher heben. 


A. G. (Ct. Lz.) 
*) Aus ber Welt ber linbergänglichen, 
— — — 


3 50 — 


Erziehung Bir Wahrhaftigkeit. 
3. W., G., St. G) 
J. 

„Wenn Gott in feiner Rechten alle Wahrheit und in feiner Linklen ben 
einzigen, immer regen Trieb nad Wahrheit, obfhon mit bem Zuſatze, mic 
immer und ewig zu irren, rerichlofien bielte und fpräce zu mir: Wähle! Ich 
fiele ihm mit Demut in feine Linke und fagte: Vater, gib! Die reine Wahr- 
beit ift ja doch nur für Did allein!“ 

Diefe Worte Leffings wellen ung jagen, daß der Menſch in feinem 
irdifchen Dafein nie und nimmer in den vollen und reinen Befik der 
Wahrheit gelangen könne, daß feine Aufgabe nur darin liege, nach der⸗ 
felben mit allem Ernſte zu fireben. In der Wahrheit befigt der Menſch 
eines der höchften Lebensgüter. Schon das Etreben nach Wahrheit ge- 
währt Befriedigung; das Finden einer Wahrheit erfüllt und mit einem 
Gefühl der Freude. Es gehört eigentlih zum Weſen des Dienfchen, 
daß er Wahrheit fucht und liebt. So wenig aber jemand in den vollen 
Befi der Wahrheit gelangt, fo wenig können wir dad Weſen derjelben 
ganz erfaſſen. Es genügt daher für uns die Wahrhaftigfeit d. h. 
ber redliche Wille, nach den Geſetzen der Wahrheit zu leben und zu 
bandeln. „Nicht die Wahrheit, in deren Befib ein Menjch zu fein ver- 
meint, jondern das Etreben nad Wahrheit macht den Wert des Dien- 


[hen aus,“ 
„Strebe immer, 
Streben bringt dir Ehre ein; 
Aber wolle nie unb nimmer 
Ein gemeiner Streber fein.“ 


Das Gegenteil von Wahrhaftigkeit ift Lüge Sie ift Negation, 
Heuchelei, Betrügerei, Entftellung der Tatſachen. Eine Art Lügen find 
die phantaftifchen Lügen. Menſchen mit ftarfer, reger Phantaſie 
neigen oft zu diefer Art Lüge bin. Die Phantafietätigfeit ift bei folchen 
im Übergewicht gegenüber Verftand und Willen. Sie laffen fich leicht 
zu Übertreibungen und Illuſionen hinreißen und belügen fo fi und 
ihre Mitmenſchen. Die heroiſche Lüge Hat ihren Grund darin, daß 
man mittel3 einer Unwahrheit fucht, einem andern aus der Not zu 
helfen. Pathologifche Lügen entfiehen bei krankhafter Anlage ver- 
erbter oder erworbener Natur. Kinder, die derartig belaftet find, be« 
dürfen fpeziellee Behandlung von Seite ihrer Erzieher. Nerpdfe Lügen 
nennt man folche, die begangen werden können, wenn 3. B. ein Borge- 
jeßter ein Rind plößlic und in barfchem Tone frägt. Ein jolches Kind 
kann dann aus nervöſer Angft im Augenblid eine Lüge begehen, die 
es bei anderer Frageſtellung und ruhiger Befinnung nicht begangen 
haben würde. j 


3 Hl o- 


Häufige Urſachen der Lüge find: Mangel an Mut, zu befennen, 
Furcht dor drohender Strafe, falſche Schambaftigkeit, Mangel an Ener- 
gie, Habſucht, Genußſucht, Neid. Oft fpielen verfchiedene Motive mit 
bei einer Züge, jowohl krankhafte ſeeliſche Anlagen ald auch unbeherrſchte 
Leidenichaften. Die Lüge ift ein unerlaubtes Mittel, einen beftimmten, 
erlaubten oder unerlaubten Zweck zu erreihen. Sollte die Lüge in der 
Welt Oberhand gewinnen, jo käme die menfchliche Gefellihaft, deren 
gegenfeitiger Verkehr fi auf Wahrheit und Vertrauen ftüßt, in arge 
Unordnung und könnte nicht mehr beftehen. Gottes Weisheit und gütige 
Vorſehung ruft darum vom Sinai aus: „Du follft kein faljches Zeugnis 
geben wider deinen Nächften,“ und daB gewaltige Echo dieſes Rufes 
ballte wieder und wird wiederhallen durch alle Jahrhunderte der Länder 
bei Befolgung desjelben zum Segen, bei Nichtbefolgung aber zum Fluche 
für die Menjchheit. 

63 gibt eine äußere und innere Wahrhaftigkeit. Letztere könnte 
man auch „intelleltuelle Redlichleit“ nennen. Sie befteht in einer ſtrengen 
Kritik des eigenen Urteil, die erflere Art von Wahrhaftigkeit zeigt fich 
in ber getreuen Wiedergabe von Erlebtem und Gehörtem. 

Um Urteile zu fällen, bedarf man einer gewiſſen geiftigen Reife. 
Ein geiftig Unentwidelter ift noch nicht im flande, richtige Urteile zu 
fällen. Hiezu ift ein Denkakt nötig, Im vorfchulpflichtigen Alter 
mangelt es dem Rinde oft noch an richtigen Anfchauungen und Begriffen. 
Die Schule ift nun dazu da, die natürliche Entwidlung des kindlichen 
Verſtandes möglichft zu fördern. Sorge nun aber die Schule auch da- 
für, daß dem Sinde richtige Anſchauungen und Begriffe, mit einem 
Wort Wahres geboten werde! Was ift zu halten von einem Lehrer, 
der den Kindern Unklares, Unrichtiges bietet? Gin ſolcher betrügt eine 
ihm anvertrauten Kinder. Man bat heutzutage bei dem vielen Streiten 
über Methoden und formale Stufen vielfach das materiale, den Unter, 
richtsſtoff vernachläſſigt. Wenn wir die Schüler zur Wahrhaftigkeit er« 
ziehen wollen, dulden wir im Unterrichte feine Unklarheiten und Un» 
wahrbeiten. Jede Unterrichtöftunde biete dem Schüler Wahrheiten, 
volle und ganze Wahrheiten. Jede Ungenauigfeit werde verpönt! Im 
Anſchauungsunterricht follen die Gegenftände befchrieben werden genau, 
wie fie find; Geſchichtstatſachen follen reproduziert werden, wie fie ſich 
zugetzagen. Der Schüler leſe präzis, wie e8 im Buche fleht, und 
ſchreibe, wie dex Lehrer vorfchreibt. Eine Außerft pünktliche Exaktheit 
und Genauigkeit in der Schule wird bei den Kindern in formaler und 
materialer Hinficht einen unermeßlichen, vorteilhaften Einfluß ausüben. 
Freilich bedarf dazu der Lehrer eined umfangreichen und gründlichen 
Willens, eiferner Konfequenz und Willenskraft. 


4 552 — 


I. 

Werfen wir die Frage auf: Warum wird über Tatfadhen un? Er- 
eignifje oft jo verfchieden geurteilt? Häufig geſchieht es darum, weil 
Leute urteilen, denen die Kompetenz dazu abgeht. Irgend ein unreifer, 
einfeitig erzogener Menfh urteilt über einen andern Menſchen. Gin 
folder ift gar nicht befähigt dazu; es fehlt ihm die nötige Ginficht. Er 
belügt fich ſelbſt und andere, ohne vielleicht die Abficht zu lügen geheg 
zu haben. Darum frage man ſich, bevor man urteilt: Habe ich die 
nötige Ginficht und den guten Willen, über jene Perfon oder Sache zu 
urteilen? Verhaͤlt fich alles fo, wie ich es ehe, oder betrüge ich mid 
felber? Wahrhaftigkeit verlangt aljo ftrenge Kritit der eigenen Kompe⸗ 
tenz bei allen Urteilen. 

Sie verlangt aber auch eine Quellenkritit bei Weitergabe 
von Berichten. Cine Großzahl von Lügen entfleht durch überflüfjiges 
Reden, jog. „Klatſchen“. Es ſpricht eine Perfon eine Vermutung aus. 
Die zweite Perfon gab ſchon für wirklich aus, was die erfte für 
möglich hielt, und eine Drittperfon ergänzt und modifiziert dad Ge- 
hörte entjprechend. „Biel reden läuft nicht ohne Sünde ab,“ jagt mit 
Necht die HI. Schrift. Wen es darum ernftlid um Wahrhaftigkeit zu 
tun ift, prüft jede® Wort, das ihm zu Ohren fommt. Gr frägt ſich: 
Stammt das Gehörte aus reiner, fiherer Quelle? Iſt died nicht der 
Fall, jo ift Schweigen geboten. Im andern fall frage man fich weiter: 
Iſt es erlaubt oder notwendig, dad und Mitgeteilte weiterzufagen? Am 
ficherften vor Lüge, Entftellung und Übertreibung ift derjenige, welcher 
nur weiterjagt, was notwendig ift, andern mitgeteilt zu werden. Einen 
Bericht genau in der Form weiterzugeben, wie er und mitgeteilt wird, 
foftet oft Überwindung, beſonders bei Perfonen, die ſchmeichleriſch und 
neuerungdfüchtig find und andern gerne recht Neued und Intereſſantes 
zutragen möchten. 

Wie fommt ed, daß heutzutage die Menſchen nur felten mehr 
wahres Vertrauen und Treue zu einander hegen? Antwort: Unjere 
Jugend fieht und Hört, wie in Wandel und Handel, Verkehr und Um— 
gang vielfah Lug und Trug an der Tagesordnung ift; mit andern 
Worten, fie wird zur Lüge erzogen. Oder kommt ed nicht vor, daß 
3. B. Eltern in Gegenwart ihrer Kinder mit fremden Perjonen freund« 
lich und zuvorlommend find, diefelben aber, wenn fie abweſend find, 
nicht genug verurteilen und beſchimpfen können? Wie oft macht man 
als Lehrer die Erfahrung, daß die Kinder von den Eltern bireft zur 
Lüge gezivungen werden! Ein Schüler entjhuldigt feinen Bruder, er 
önne nicht zur Schule kommen wegen Unmohlfein, während derſelbe 


feinem Bater arbeiten Hilft. Leider gehören ſolche Fälle nicht zu den 
Seltenheiten, aber: 
„Wehe dem Menjchen, durch welchen das Aergernis fommt!* 
(Säluß folgt.) 





In kleinen Dosen. 
(Bon U. 9., Lehrer in B., St. Gallen.) 
9. Dergleichung. 


Wie fol ih da anfallen? Wenn ich das Heine Volt mit folgenden 
Fragen überraihen wollte! as ift mehr oder '? Was tft weniger "/s 
oder '/? Wie würden wohl bie beiten oder auch jchlimmften Antworten 
lauten? Auf jeden Fall ungenügend, unbefriedigend. Sobald wir aber vom 
—— Zeus uns ab- und zu dem konkreten Stoff wenden, ſieht unſer Thema 
grad fo aus: 


a b. c. d. 
r kg = 500 g ı/a q=? kg ‚ja Etd. = 4 Min. la Jahr = ? Mon. 
Zi: Wh: mo mh Mı=h 

Die Pfiffigern unter den angehenden Hochſchülern merken fchnell genug, 
daß bier etwas —* ſei. Mein l. Lehrer, bewahre bu wenigſtens A ua, 
bis folgende Gruppe auch ihre Erledigung gefunden. 

a 


. c, d. 
* kg — g jr q - : kg * Std. — Min. Jahr — Monate 
u ” 5 u r /8 PM — 12 — 
—*323; 5323233 m. =), mut, 
u ,„ —=?, Yun?) . ıh „m?, a „ ? = 
a, = ?,„ u,n=?, en 5 P. + MY ,.  —? R 
u, =?, "Ho, Ber I . =? _ Yo 5 =? r 
— „— ? " °/ı1o — ? " ®/ıa ” = ? 0) 2/4 ” — ? ” 
74 v > 8/10 .” ha ? " Pe u - ? 


Die nächte Aufgabe liegt in den beiden Gruppen enthalten, und zwar 
beforgen die Schüler ganz die Bujammenftellung der gleihen Brud;- 

rte; denn jeder Bruch gibt una einen gewiſſen Teilwert von einem Ganzen 
an. Die Bufammenftellung wird una zwei Fliegen auf einen rg! einfangen, 
beſonders, wenn der Lehrer weniger geicheidt ilt al3 die Schüler, darum dieſe 


fuchen läßt. 
1. Gruppe: Gleiche Bruchwerte. 


1akg — ? 5 Stod. —? Yıkg=? !sq=? Y Jahr —? "km? 
2 „ — — " — u 2/8 — — — ?/ı2 J — Un ey 
a „ = „ — „m ie x. 2C. rc. 
q=,„ Tao =, xC. 
os 
2. Gruppe: Ungleihe Bruchwerte. 
1, = J =. U, R 
— Eu; Tag —? u. f. mw. alles in ab- 
ee Mer. la ” | fteigenber Form. 
b. !s kg = ? Is 
0 =, 2/5; 
3 — 
oz 
— 
li „ u /1o 


— 554 e— 


Was werden bie Schüler bei der zweiten Gruppe a herausfinden ? 
allermindeften ein Sinfen der Bruchwerte, jobald wir die Teile Heiner ma * 
Es iſt nicht das Gleiche, wenn ich dem dans Ir oder nur fr Fr, !s Fr 
** ar nur o Fr. „verehre‘. Je mehr Zelte i aus — anz gen. sieben 

eito van er werben ihre Werte. Das umgelehrte V 
en wir ahl der Bruchteile erhöhen. ?/s q find N en * 3 9, 
noch ſchwerer, wieder ſchwerer °/s q aber wie ſchwer? Aus dem 
tradhten der Zeleut wird die Belehrung weiter gepflogen. Aber, wir Dürfen 
doch bie erite Gruppe nicht unbeachtet liegen laſſen; fie entbält noch interefjantern 
Stoff zur Bergleihung. '/ ke = *ı kg. Was folgt daraus? Sobald ich bie 

ab! der Teile in — Verhältniſſe vermehre, als ich die Teile verfleinere, jo 
leibt mir * ‚ganz gleihe Bruchmert. as ſehen wir ſofort beim einfachen 

Bruche *4 a «q it wohl leichter als '/: q, aber */« q haben das gleiche 
Gewicht. a3 it bier geihehen? Sch habe den Bruchteil Halbes noch einmal 
halbiert, dafür aber die Doppelte Zahl von den neuen Teilen genommen. 
kann das Spiel bei den Schülern beginnen. Gewiß, es wirb zn en Schweiß- 
tropfen koiten und mehr als eine jaure Miene hervorzaubern. 100 wir es 
jedoch fo meit, daß die Schüler einen regen Wetteifer im ——— chen“ ent- 
alten, 5 it die Schladht gewonnen. 

Die Kinder fommen bald zu der Anficht, die Brüche können auch wachſen 
oder fogar unter Umftänden die Schwindfucht befommen. Berubt das fegtere 
auf Wahrheit? Niemals! Sobald id von Bruceinheiten rebe, "2, !/a, a 2 
fagt mir das Rind, das jeien feine gleichen — ‚Dagegen „Finden fie ein 
Größerwerben ber Bruchwerte heraus, ih muß nur die Zahl der Bruchteile 
DEE EEE. ("/s, *la, fa, *0, */s Jahr.) Und dieje Beobachtung bient mir als 

Schlüffei zu einem geheimnisvollen Gun 


— — — 


Zu den Ratalogen kath. Tehranſtalten. 


XII. Jahresbericht über die Mittel ⸗Schule Münſter (Luzern). 

a. Zahl der Zöglinge: 65, 

b. Nach Nationen verteilt: Vorab Luzerner, dann auch aus Teſſin, 
freiburg, Bern, St. Gallen und fogar von frankreich unb Amerifa. 

ec. Shulabteilungen: 1. Setundarihule 26 + 13. 2, Progymnafium 
10 +4+ 8 + 4 total 26. 

d) Spezielles: 1. Der Katalog enthält noch bie Noten unb zwar 1, 
la, 1b, x. 2. Das nädfte Schuljahr beginnt den 9. Dt. Für die Sefundar- 
ſchule ſchließt das Semefter an Oftern. 3. Angehängt ift ein größerer Nekrolog 
über den am 18, Aug. 1907 verftorbenen Chorregenten Nilolaus Eftermann und 
eine eingebenbe ſehr interefjante Arbeit über deſſen funftgiftorifhe Sammlungen 
(Michaelspfennige, Münz- und Büder-Sammlung). 4. Lebrperfonal: 8 Herren, 
worunter 4 Geiftlihe. — 

— XIV. Jahresbericht über das Progymnaſium mit Nealklaſſen im 
rſee. 

a. Zahl der Zöglinge: 120. 

b. Nach Nationen verteilt: Vorab Luzerner, dann aber auch aus 
Aargau, Thurgau, Zürich und ſogar aus Vorarlberg, Spanien und Hannover. 

c. Schulabteilungen: 1. Realklaſſen 31 + 17 + 8 + 6, total 62. 
2. Gymnafialflaffien 7 + 5 + 3 + 3, tolal 17. 8. Sommervorfurs 41. 

d. Spezielles: 1. Während bes Winters 2 Stunden wöchentlich Päda» 
gogit und 1 Stunde Methodik. 2, Englifhe Sprache wöchentlich 1 ev. 2 St. 
3. Beginn des nächſten Schuljahres 10. Oft. 4. Lehramtskandidaten können zu 
Oſtern des vierten Jahres an bie 3. KHlafje des Lehrerjeminars übertreten. — 





— 555 1 - 


XV, Jahresbericht über die Höhere Sehranftalt ga Lusern. 

a. Zahl der Zöglinge: 517, von benen 22 Hojpitanten find, Stäbtler 
88, aus ben übrigen Teilen Quzerns 231. Vom Vorjahre ber find e8 no 
379 Zöglinge, neu eingetreten 138, in Rofthäufern wohnen 72, alle anderen 
bei den Eltern oder beren Stellvertretern. — Zugleich befuhen 285 Zöglinge 
bie befonbern Fachſchulen, alfo total 802. 

b. Nah Nationen verteilt: Vorab Quzerner, dann aus Nibwalben, 
Aargau, Zürih, Schwyz ⁊c., ferner aus Stalien, Großherzogtum Baben, 
Auffifch-Polen, Portugal, Defterreih, Frankreich zc. x. 

.c. Shulabteilungen: 1, Realſchule 71 +93 + 72 +49 +36 + 88 
+12 total 371. 2. Gymnafium 26 +17+911+13+7= 83. 3. Lyzeum: 
19, 17 = 86, 4. Theologie: 11 +5 + 11 = 27. 5. Muſikſchule 85. 
6. Runftgewerbefhule 161 und 7. Fortbilbungsfchule für technifches Zeichnen 
42, total 802 gegen 803 vom Sabre 1907, 684 vom Jahre 1906, 718 vom 
Sabre 1905 unb 624 vom Jahre 1895. — 

dd. Spezielle: 1. Die Lehrerfhaft zählt 26 Herren an ber Realſchule 
(3 Geiftlihe), 24 an Gymnafium und Lyzeum (5 Beiftliche), 5 an ber theolog. 
Fakultät und 7 an ber Kunftgewerbefhule,, total 62. 2, Freikurſe waren 
abends und Sonntag vormittags. 3, Die Diplomprüfung ber Handelsſchule 
beftundben 8, die Maturitätsprüfung der technifchen Abteilung ber Realſchule 10 
und bie bes Lyzeums 15. 4. Die Studierenden ber II. Byzealflaffe unternahmen 
unter Zeitung mehrerer Profefforen eine hiſtoriſche Erfurfion nah dem Schloß 
Kyburg bei Wintertfur. 5. Während bed Winterjfemefters beftunb Gelegenheit, 
Braujebäber zu nehmen. 6. Angehängt find 2 wiſſenſchaftliche, teilmeife illu⸗ 
ftrierte Arbeiten. — 

XVI. Jahresbericht über die kantonalen Aufalten für tanbfiumme und 
bildungsfähige ſchwachſtnnige Kinder in Hohenrain (Luzern). 

a. Zahl ber Zöglinge: 1. Taubftummen«Anftalt zählt 41 M. 
und 37 K. — 2. Bildungsfäbige ſchwachſinnige Kinder waren 53 Mädchen unb 
31 Anaben, Xotal 162, 

b, Nach der Herlunft: 42 + 70 aus dem Kanton Quzern, 29 + 13 
aus andern Kantonen und 6 ber eriten Anftalt waren Auslänber, 

c. Bermögensverhältniffe: 1. Erfte Anftalt: 34,61 % ber 
Kinder waren armengendfjin, 48,72 % hatten dlonomifh bedrängte Eltern, 
8,85 % wurden von Wohltätern verforgt und nur 12,82 % hatten wohlhabende 
Eltern. — 2. Zweite Anftalt: 57,14 % der Kinder erhielten Bezahlung 
burh bie Eltern und 42,85 % erhielten Bezahlung durch dritte Hand. Wohl» 
babenbe Eltern hatten 10 Rinder. 

XVII. Jahresbericht über das Wörhter-Penfionat und Lehrerinnen- 
Seminar St. Philomena in Maria⸗Melchtal (Obwalden). 

a. Zahl ber Zöglinge: 65. 

b. Nah Nationen geordnet: 3. DB. 6 aus Nargau, 16 aus St. 
Gallen, 8 aus Luzern, 2 aus Appenzell, 7 aus bem Berner Jura, 1 aus 
Glarus, 2 aus Zeffin, 4 aus Zürih, 1 aus Bafel, 3 aus Obmwalben, 3 aus 
Freiburg, 3 aus Schwyz, 2 aus Zug, 4 aus Preußen, 3 aus Italien. — 

c, Shulabteilungen: a) Haushaltunglurs, 2 Jahreskurſe, b) Vor⸗ 
Sereitungstuch für franz., ital, und deutſche Zöglinge, c) 3 Realkurfe, d) Lehrer⸗ 
innenfeminar mit Vorbereitungsfurs und 4 Kurſen. 

d. Spezielles: 1. Beginn bed neuen Schuljahres: 7. Oltober, 2, In 
ben Sommermonaten werden auch „KRurantinnen* aufgenommen. 3. Den Schul« 
unterricht erteilen 15 ehrw. Lehrerinnen und ber hochw. Herr Direltor, 4. eben 
Monat wurden den Töchtern in allen Fächern fehriftlibe Zenfuren erteilt und 
Öffentlih verlefen. 5. „Brober Spaziergang“ nad Seelisberg. 6, Hochw. 9. 


— 556 —- 


P. Berthold O. 8. B. gibt als Direltor den Töchtern ein pafjenbes Geleitwort 
mit in die ferien. 

XVII. 57. Jahresbericht über das Gymnaſtum des — — 
Engelberg. 

a. Zahl der Zöglinge: 144, wovon einer extern. 

b. Nah Nationen verteilt: 127 Schweizer und 17 Auelander, zJ. 
B. aus Luzern und St. Gallen je 40, aus Nidwalden 11, aus Obwalden und 
Thurgau je 6, aus Preußen 6, aus Baden 5 ıc. 

e. Shulabteilungen: öklaſſiges Gymnafium und 2 Byzealkurfe, 

d, Spezielles: 1. Den Unterricht erteilten 16 Stiftöherren. 2, Der 
wiffenichaftlichen Ausbildung der Zöglinge wurbe auch neben ber Schule alle 
Sorgfalt gewidmet. So bot bie Alademie in ihren wöchentlichen Sigungen ben 
Schülern der obern Klafjen Gelegenheit zur mweitern Ausbildung in ber deutſchen 
Sprade und zur Hebung im Vortrag. Während bes Sommers wurden außer« 
bem bei Gelegenheit von Spaziergängen einzelne Situngen im freien gehalten, 
benen auch bie untern Klaſſen mit Intereffe beimohnten., Es wurden im ganzen 
65 fchriftlihe Aufgaben (Abhandlungen, Reben, Monologe, Dialoge, Gedichte) 
geliefert und mündlicher und friftlicher Prüfung unterzogen. Jedes Mitglied 
batte wenigftend zweimal eine Rede oder ein Bebicht frei vorzutragen, bie vor« 
ber forgfältig eingeübt wurden. Mit Bezugnahme auf das 15. Zentenarium bes 
bl. Johannes Chryfoftomus behandelte die Alademie in öffentlicher Sigung das 
Keben biefes Heiligen. Bei jogenannten Veſpertrünken wurden auch felbftver- 
faßte Gedichte und Mufilftüde vorgetragen. 3. In der Stenograpbie (Einigungs» 
ſyſtem Stolg-Schrey) mwurbe während ber Wintermonate in freien Stunden 
Unterriht erteilt und berjelbe von 43 Teilnehmern beſucht. Nah Schluß bes 
Anfängerkurfes bildete fih ein Shülerverein von 56 Mitgliedern, ber durch 
mebrmalige Verfammlungen und dur Ablieferung von Hausaufgaben eine 
weitere Ausbildung in Schön-, Korrelt; und Schnellichreiben bezwedte. 4. Neben 
ber letztes Jahr ins Veben gerufenen Seltion des Schweizer, Stubentenvereins, 
ber „Angelo-Montana“, die 37 Mitglieder zählt, wurbe in biefem Schuljahre 
mit Gutheißung der Obern auch ein Abftinentenverein gegründet, bem ala 
Seltion „Zitlis” der Schweiz. Abftinenten-Liga gegenwärtig 42 Mitglieder an« 
gehören. 5. Ein Merein ber Sclittichuhfagrer und ein Sfiflub unter ben 
Studenten regelten bie winterlihen Unterhaltungen und belebten fie durch Preis- 
rennen mit Stis und Schlittfchuben. 6. Bei feſtlichem Anlafje fam u, a, zur 
Aufführung „Der ſchwarze Ritter', romantiſche Oper in 3 Alten, Zert 
von Hrn. Prof. P. Auguftin Benziger, Mufif von Hrn. Prof. P. Franz Huber. 
Diefe eigens für die Studenten-Bühne gejchriebene und komponierte neue Oper 
fand ungeteilten Beifall. Es fei den Schöpfern dieſes gelungenen Wertes auch 
an biefer Stelle für ihre große Arbeit herzlich gedankt. 7. Das nädfte Schul. 
jahr beginnt am 8 Oltober. 

XIX, 4. Iahresbericht über das Töchter-Yenſionat und Lehrerinnen» 
Seminar „St. Alara”“ in Stans. 

a. Zahl der Zöglinge: 47, von denen 17 Ausländerinnen. 

b. Schulabteilungen: 1. Haushaltungskurs 10, 2. Vorbereitungsfurs 
4, 8, Realllafien 7 + 13 + 5. 4. Lebrerinnenjeminar: erfter Kurs 4 und 
vierter Kurs 2, zweiter und britter Kurs fehlten 1907/08. 

c. Spezielles: 1. Beginn des nächſten Schuljahres: 15. Dit. 2. In 
ben letzten Ferien wurde ein breimöcentlicher Kurs zur Fortbildung im An« 
fertigen von Damenkleidern gegeben. Studienplan nad ber Frauenarbeitsſchule 
in Karlörube. 3. Die „Erziehungslehre“ im Haushaltungskurſe behandelte: bie 
Tochter des Haufes, ihre Pflihten und Eigenſchaften — die Temperamente — 
Gemütsbildung — das häusliche Glück. — 


1 DT — 


XX. Jahresbericht des Anaben-Jsufionates bei St. Michael in Bug. 

a. Zahl der Zöglinge: 154. 

b. Nach ber Sprache: 99 jprechen beutich, 27 franzofiſch, 27 italieniich 
und 1 romaniſch. 

c. Shulabteilungen: 1. Vorkurſe für Franzoſen, Italiener unb 
Deutihe (50), 2. Realihule und Untergymnafium (76). 3. Induſtrieſchule 
und Obergymnafium (13) und 4. Seminarllafien (45). — 

d. Spezielles: 1. Für die Lehramtöfandidaten ift ber Beſuch des 
landwirtſchaftlichen Kurſes obligatoriſch. 2. Beginn bes neuen Schuljahres ben 
1. Ott, 3. 122 Schweiger und 22 Ausländer, 3. B. 1 aus Argentinien, 19 
aus Italien, 7 aus Frankreich ac. 


— Dꝰi 


* Der zweite Fortbildungskurs für fl. galliſche 
Tehrer an Fortbildungsfchulen, 
(Bom 26. Yuli bis 4. Aug.) 


Eine wahre Kurwoche bed Geiſtes ift mit biefen acht Tagen verftrichen. 
49 Kollegen, junge und alte, folgten ben Darbietungen mit gleich regem Eifer 
und Intereſſe, wie das Schlußzeugnis eines jeden befagt. Eine wahre Freude 
war's und dazu ein feltener Genuß, in biefem, von acht kollegialiſchem Geiſte 
burchdrungenen Verbande zu lernen und zu fludieren an jener altehrwärbigen 
Stätte, an welder man einft ben Grunbftein legte zur ernften Praxis. Darum 
gilt e8, in erſter Binie der Herren Keiter dankbar zu gebenten; denn fie haben 
eine große Arbeit fiegreich bewältigt. ch weiß zwar, daß biefelben in ihrer 
Beiceidenheit gerne auf jegliche Anerlennung verzichten, aber trogdem kann ich 
über dieſe „Stlippe“ nicht ganz hinwegkommen; es wäre feige, ihr nicht nahe 
zu treten. 

Das Zagesprogramm eröfinete jeweilen Herr Kollega Hagmann in Watt« 
wil, „Aus dem Leben und für das Leben,“ das war jo recht ber leitende 
Grundfag feiner intereffanten Lektionen über „Buchhaltung, Geihäftsauffäge 
und Friefe”. Der Stoff wurde in ungegwungener Weife gewonnen aus bem 
einen ſachlichen Zentrum: Das geichäftliche Beben und Wirken des Qanbwirtes 
Georg Wäfpe in Platten, befien Geſchäftslage und Heimweſen den Schülern in 
allen feinen Details befannt ift. Letztere haben fein Haus befuht und Einficht 
genommen in feine Scheune und den Stall, die Wiefen abgelaufen, fennen bie 
Brunnenleitung, feine Walbung, bie Grenzen x. 

Nach feinen Ausführungen folgte als Lektor Herr Erziehungsrat Wiget, 
Schon daß er in feiner bohen Stellung ſich herbeiließ, unfer Lehrer zu fein, 
verdient ehrend erwähnt zu werben; ſodann wurben wir gerabs von Bewunber: 
ung erfüllt, ald wir nah und nad einen Einblid gewannen in bie vielen Opfer 
an Zeit und Geld, die Herr Wiget auf fib genommen, um jebem Lehrer bie 
Erteilung der Gefchichte und die Behandlung größerer Veſeftücke möglichft Leicht 
zu maden und dabei doch höchſt anregend und intereffant fürden Schülerzu ge» 
ftalten. So übergab er jedem Teilnehmer in fauber gebrudten Formular ben 
erften Bunbesbrief von 1291, den Pfaffen- und Sempaderbrief, bie emige 
Richtung mit Defterreich und das Stanjerverfommnis, alle in einem deu Schülern 
leicht verftändlichen Deutfh, Eine beliebige Anzahl von Exemplaren, zu 1 Rp. 
per Stüd, fonnten wir noch nachbeſtellen. — Im Unterrihte mit feinen drei 
Rekruten erwies fih Herr Wiget als ein vorbilblicher Praftifer von feltener 


— 558 — 


Mitteilungsgabe. Es war ein förmlicher Hochgenuß, ſeinen Ausführungen zu 
lauſchen. Sie zeichneten ſich in hohem Grabe aus durch lebendige Friſche, präg⸗ 
nante Darftellung, treffliche Charalteriſfiterung und ſprudelnden Humor, 

Mit bekannter Meiſterſchaft und Solidität lehrte Herr Th. Schönenberger, 
Gähwil, Gefellichafte-, Verfaſſungs und Geſetzeskunde. Seine großzügigen Ideen 
über die rationelle Praxis biefes wichtigen Faches find niebergelegt im achten 
Schulbuche. Sie verfehlen nit in bie Herzen unferer hoffnungsvollen Jungmanne 
ſchaft echten Patrivtismus zu pflanzen, ber ſich nicht begnügt mit hohlen Phraſen, 
fondern ber fähig ift, die Pflichten gegen Gott und Menfhen als ben höchſten 
Grad wahren Charafterd und Heldenmutes möglichſt vollfommen zu erfüllen. 
Die bezüglihen ethifhen Akzente find fehr wohl angebracht und geeignet, biejes 
vornehmfte Ziel mächtig zu fördern. 

Als vierter Votant funktionierte Kerr Reallehrer Pfanner in Rheinel. 
Auch feine Ausführungen über Rechnen und Wirtſchaftskunde verdienen volle 
Anerkennung. Sein Programm umfaßte 20 Nummern mit vielen linterab» 
teilungen, bie er großzügig und kritiſch durchging. Sie kezwedten, ben Schüler 
noch mit manden Aufgaben und Fällen bes Lebens vertraut zu machen, benen 
er begegnen wird und beren Kenntnis und PVerftänbnis für ihn von eminentem 
Werte ift, Damit habe ich die große Arbeit ber vier Herren Kursleiter kurz 
geftreift, doch keineswegs gebührend in Erwägung gezogen. Allen ſei nochmals 
aufrichtiger Dank gefagt für ihre vortrefflichen Veiftungen. Mögen fie ausharren 
auf ihrem fchiwierigen, aber verbienftvollen Poften und ihre geſchätzten Kräfte 
auch fernern Kurfen zu teil werben laſſen. Das ift gewiß unfer aller Wunfd. 

Daneben nehmen wir Veranlafjung, bem hohen Erziehungsrate für das 
treffliche Arrangement und bie intenfive Unterflügung bes Kurſes unfern aufs 
richtigen Dank auszufprehen. Dreimal hatten wir die Ehre, einen Vertreter 
biefer Behörde in unferer Mitte zu fehen, Es waren bie Herren Biroll und 
Staatsſchreiber Müller, welch’ lekterer in einem gebaltvollen Schlußworte feiner 
Freude Ausdruck verlieh, daß der Kurs fo gut beſucht und trefflich geleitet 
wurde. Auch ſprach er wohl allen Zeilnehmern aus bem Herzen, als er Herrn 
Seminarbireltor Morger und feiner verehrten Frau Gemahlin jpeziellen Dant 
zollte für die ausgezeichnete Führung ber Küche. Fürwahr, ed war ein feiner, 
nobler „Zifh*, den wir da friegten, ein Tiſch, wie ihn vielleicht nur wenige 
baben baheim. Es war erbaulich, zu beobadten, wie bie beicheibene Frau 
Direltor jo geihäftig in ber Küche arbeitete und fogar ihre wackern Buben 
zum ‚Tiſchen“ inftruierte. Unwillkürlich lam da einem ber Gedanke, daß es 
ben Seminariften unter folder Leitung wohl fein müſſe. Wir unternahmen 
unter Führung bes Hrn. Direltord einen Rundgang burh das Seminar unb 
wurden babei in biefer Ueberzeugung aufs neue beftärlt. Sogar zwei Orgeln, 
beide mit Zurbinenbetrieb, ftehen den Seminariiten zur Verfügung. Beſonders 
beimelig und ſchön find die Räumlichkeiten ber „Viertfläßler“ ; jelbft ein fpezielles 
Jaßzimmerchen fteht ihnen zur Verfügung. — 

An einem fonnigen Abend begleitete uns Herr Direltor Morger binunter 
ins Rietli zur Befichtigung der Gas und Waſſerwerle der Stadt St. Gallen. 

Ein anderes, ſehr angenehmes Intermezzo bildete endlich noch der Beſuch 
be3 Babes Schaden bei Lindau. Summa summarum: Der Kurs überrafchte 
jeden Teilnehmer in jeder Hinfiht und wird in angenehmiter Erinnerung in 
unfern Derzen fortleben. 

(Anmertung der Red. Um ben lobenswerten Eifer des v. 9. Korr. 
in ber Mitarbeit für unfer Organ nicht etwa zu lähmen, nahmen wir aud 
biefe zweite Korr. in ſchon berührter Angelegenheit auf,) 


— — — — 


-3 559 — 


"Der Streit um Herbart. 


Zu biefer wichtigen Trage ift in ber einzigen fatyolifchen päba» 
gogifhen Broſchürenſammlung, bie wir befigen, in Weigls „Pädag. Zeitfragen“* 
(Heft 15) eine kritiſche Studie erfchtenen. Die Schrift, bie wir ſehr empfehlen 
fönnen, trägt ben Zitel „Herbart. Zur Würbigung feiner Pädagogik“ (Münden, 
Höfling 8°. 44 S. 60 Pfg.). Der Verfaſſer, Matthäus Renat, charafterifiert 
felbft am beften bie Schrift im Vorwort, in dem er fchreibt: 

„Der Streit um Herbart ift nicht ausgelämpft. Wir ftellen una nicht 
auf die Seite jener, bie ihn ſchroff ablehnen; aber auch nicht zu jenen, die ihm 
noch beute blinblings folgen. Entiprechend bem Grundfag: „Nimm das Gute, 
wo Du es findeft!" geben wir gerne aud bei ihm in bie Lehre. Gerabe ber 
junge Lehrer von heute fol in bem Wiberftreit der Meinungen, ber fib um bie 
Herbartſche Schule dreht, über biefelbe informiert fein. Zu biefem Zweck wird 
ihm eine lurze Orientierungsf&rift willkommen fein, und bieje ſoll das vorliegende 
Heft auch darftellen. Aber auch in weiteren Kreiſen bürfte man eine fnappe 
Darftellung ber Herbartihen Pädagogik famt einer furzen Würdigung berfelben 
nit ungern aufnehmen. 

Auf der einen Seite find Stimmen ber energifhen Ablehnung laut ge 
worben. lm nur einige berauszugreifen, fei an Sallwürls Schrift: „Das Enbe 
ber Zillerfhen Schule* (Frankfurt, Dieftermeg 1904) erinnert, die der Bruppe 
von Männern, welde für die praftifche Ausgeftaltung ber Herbartſchen Päba- 
gogik fo viel getan bat, beilommen will. ferner an Zieglers „Allgemeine 
Pädagogik” (Leipzig, Teubner, 2. Aufl. 1905), in der gefordert ift: „Mit ber 
unfäglich ledernen und auf bie Tauer immer unfruchtbarer gewordenen Päda- 
gogif Herbarts muß endlich aufgeräumt, von ihr muß Theorie und Praris freie 
gemacht werben.“ ’ 

Auf der anberen Seite arbeitet der „Verein für wifjenichaftliche Päba- 
gogik“ eneraifh auf Herbartiher Grundlage weiter. Nein erzieht in feiner Schule 
immer wieber begeifterte Anhänger derfelben heran, und aud auf katholischer 
Eeite ift eine nicht durchaus abfällige Wertung zu verzeichnen. Im Gegenteil 
urteilt 3. DB. Altmeifter Willmann: „Die Mängel und Schwächen ber Her- 
bartichen Pädagogik flammen aus feiner Philofophie, aber Herbart fußt zum 
Glück nicht auf diefer allein, fondern auch auf der Erfahrung und zwar auf ber 
Erfahrung eines benfenden, das Lehr und Erziehungsgeihäft mit Liebe bes 
treibenden Mannes. Daher fommt es, daß feine theoretiihen Irrtümer vielfach 
Berichtigungen erhalten, wenn er ind Einzelne und Konkrete tritt.“ 

Die päbagogifhen Schriften Herbarts find u. a. in einer Ausgabe von 
Millmann erfhienen bei Voß-Leipzig (2. Aufl, 1881), ferner in einer Ausgabe 
von Hauptlegrer Wolff in ber belannten Schöninghſchen „Sammlung ber be 
deutendften päbagogiihen Schriften‘ ıPaberborn, 1895). Die Zitel feiner 
pädagogiihen Hauptichriften find: 1. Allgemeine Pädagogik, aus dem Zwecke ber 
Erziehung abgeleitet; 2. Umriß pädagogiſcher Vorlefungen; 3. Briefe über bie 
Anwendung ber Piychologie auf bie Pädagogif, 

Außer diefen Hauptihriften find bier benugt: Schmidt, Gefchichte ber Er- 
ziehung, 4. Band, Bogel, Geihichte ber Pädagogik als Wiſſenſchaft. Will 
mann, Bibattif, 2 Bände Willmann, Geſchichte bed Ibealismus, 3. Band. 
Still, Gefhichte der Philofophie. Herder FKirchenlerifon. Lindner, Ency 
Hopädie ber Erziehungsfunde, Schmid, Encyflopäbie ber Erziehungstunde. Rein, 
Encyklopädiſches Handbuch der Pädagogik. Habrich, Zur Herbartihen Päbda- 
gogif. (Kath. Schulzeitung für Norbdeutichland 1900, ©. 45 ff.)* 


— WERD e 


— 560 — 


Eintritt in die Schule anno Domini 1015. 
(Abdruck aus einem Schulbericht vom Jahre 1916.) 


Dies Jahr wird ber Jahrgang 1907 ſchulpflichtig. Da unfer Kanton 
bezl. Schulorganifationen ben Schwefterlantonen vorausgesilt if, bürfte ben 
Herren Kollegen unfer Reglement noch wicht überall in allen Einzelheiten befannt 
fein, Wir glauben beshalb Interefienten zu entſprechen, wenn wir ihnen an 
biefer Stelle einſchlägige Brudftüde mitteilen. — Hinfihtli ber Aufnahme ber 
Schüler in die Staatsfchule deißt 8 dort: 

Alle Schüler müſſen in dem Jahre, in welchem fie fiebenjährig werben, in 
bie Staatöfchule eintreten. 

Schulbeginn im Frühjahr. Dffizieler Anfang: 1. Mai. 

Säumigen Eltern wird eine Frift bis 1. Juni eingeräumt, innert welcher 
fie ihre jchulpflichtigen Kinder dem Xehrperfonal zu ftellen haben. Nah bem 
1. Juni erfolgen entſprechende Buben. — Kinder durch bie Polizei abzuholen 
it unftatthaft, wohl aber bie Beflrafung ber Eltern durch Freiheitsentzug. 

Soweit ber Wortlaut des Geſetzes. Der Geift desſelben foll durch feine 
Handhabung in ber Praris durch folgendes beleuchtet werben: 

Die meiften Kinder Haben mährenb des Winters ben Kindergarten bei 
Schwefter „Amabilis* beſucht. Schwefter Amabilis hat ihnen gefagt, daß, wenn 
ber Schnee weggehe, wieber andere Kinder fommen und darum bie ältern von 
ihnen vom Frühling weg ins obere Zimmer zu Schwefter Felizitas geben müſſen. 
Schwefter „TFeligitas* ift ftaatlich patentiert, Schweiter „Amabalis“ Sleinkinder- 
ſchullehrerin. Aber das wifjen die Kinder ebenfowenig, wie eine Großzahl ber 
Dorfbewohner. Dieſen genügt zu wiſſen, wann fie die Kinder ſchicken müfjen. 
Sie jhiden fie aber meift vor ber obligatoriichen Zeit, indem fie froh find, ber 
Auffiht enthoben zu fein. Säumige Eltern find darum felten. So wirb ben 
Kindern der Eintritt in die Schule eigentlih unmerklich gemadt. Sie wifjen 
ja, bat Schweſter , Felizitas“ nit weniger liebenswürbig mit ihnen iſt, als 
Schweſter „Amabilis*. Man ift eben davon abgelommen, mit dem Eintritt in bie 
Schule gewifjermaßen eine Meine fyeier zu verbinden, bei der das Kindergeſchrei 
die Begleitmufif fpielte.e Man kam zur Einficht, daß die Schule nichts vom 
Beben Verſchiedenes fein bürfe, weähalb fie mit dem Leben auch der Form nah 
zuſammenwachſen müſſe. Es ift ja nicht nötig, daß das Kind das Gefühl be- 
fomme, den Eltern genommen unb ber Staatömaht übergeben zu werben. 

Ende Mai maht ber Schulratspräfident der neuen Schule gelegentiich 
einen Beſuch und frägt Schweiter „Felizitas“, ob alle Kinder auf ber Lifte ein« 
gerückt ſeien. Gewöhnlih kann bie Schweiter bejaben. Nur zweimal in ben 
vier Jahren, während welcher die neue Schulorganifation in Kraft iſt, fam es 
vor, daß Eltern an ihre Pfliht erinnert werben mußten. 68 waren beibe 
Male Eltern, deren Kinder ſchon lange lieber zur Schweiter gelommen wären. 
Die meiften Kinder betrachten es überhaupt als eine Vergünftigung vonieite ihrer 
Eltern, recht frühe zur Schwefter „Amabilis* zu bürfen. 

Als ich felber noch zur Schule ging, und in andern Gegenden auch jekt 
noch, ſab man fich allerdings genötigt, alle neu eintretenden Echüler am felben 
Tag und zur felben Stunde aufzunegmen, weil min jhon vom erften Tage an 
ben ordentlichen „Unterricht“ begann, und da muhte man doc naturnotwendig 
alle Schüler beieinander haben. Heute aber herrſcht in päbagogiihen Kreifen 
die Meinung vor, biefe Kleinen feien noch zu Hein, das Alphabet zu lernen und 
fih mit dem Rechnen abzuplagen. Das ift Sache derjenigen, melde bald ans 
Verdienen denlen müſſen. Für dieſe drolligen Mäuschen wäre es aber faft 
ſchade, wenn man fie im diefem zarten Alter ſchon mit fo ſchwierigen Sachen 


4 561 — 


bebehligen wollte. — Weil wir aber in ber erften Klaſſe noch mit feinem allge 
meinen Lehrgang beginnen, wenigfiens nicht in ben Schulbänfen, ift es aud 
nicht notwendig, baß alle Finder miteinander in die Schule fommen, 

Es ift fo für die Erziehung ber Kleinen fogar viel befjer, weil ja jebes 
vom Lehrer ſowieſo zuerſt ftubiert werden muß, um feine Individualität kennen 
zu lernen. Ale vierzig bis ſechzig Schüler fann man aber nicht miteinander 
fennen lernen. Ic ſehe ein, daß darum bie indivibuelle B:hanblung in ber 
alten Schule leicht vergefien oder gerabezu unmöglich wurbe, während fie bei 
uns dem Lehrer faft aufgebrängt wird. Da kommt 3. DB. heute ein Kind zum 
erften Mal. Die Lebrfchweiter, bez. ber Lehrer gibt fih mit ihm ab, gibt ihm 
einen DBleiftift und ein Blatt, worauf das Haus bes Vaters, ein Spielzeug oder 
x⸗etwas gezeichnet wird, während bie andern Kinder ihre Arbeit machen. Der 
Neuling bat Freude am Zeichnen unb gewinnt Zutrauen, unb ber Lehrer bat 
ba bie befte Belegenbeit, aus Antworten und Zeichnung auf bie geiftige Veran» 
Tagung zu fließen. Morgen bringen bie Schüler vielleicht wieder einen andern 
Kommilitonen mit, und die Inbividualitätsunterfuhung beginnt von neuem. 

Der allgemeine Sehnjuhtsruf nah mehr individueller Behandlung, ber 
früher auch vonfeite unferer Lehrerfchaft immer und immer wieber gehört wurbe, 
ift ſehr begreiflih. Er wird aber verſtummen, wenn unfere neue Schulorgani- 
fation allerorts Eingang gefunden haben wirb. 

Das wäre nad meiner Auficht nur zu wünſchen, dba wir allgemein bie 
befte Erfahrung damit machen, zur größten Zufriedenheit ber verehrl. Vehrer- 
ſchaft ſowie ber Bürger. &., Schulinfpeltor. 


Sollten und noch andere Berichte be Herrn Sculinipeltor &. in bie 
Hände fommen, fo werben wir nicht unterlafjen, fie den verehrten Leſern eben« 
fall mitzuteilen. Ee. 


— AI 


Aus Ranfonen und BRusland. 


1. £uzern. In Willisau ftarb Sek.Lehrer Ed. Zwimpfer im Alter von 
53 Jahren. Die kath. Prefje rühmt dem Berftorbenen regen Pflichteifer und 
großen Zalt nad. R. I, P, — 

2. 5chwyz. Den 2. Auguft war feierliche Einweihung des Morgarten- 
Dentmald. Das Denkmal wurde den ſchweiz. Offizieren übergeben. Die kirch— 
lihe Einfegnung nahm ber greife Delan Staub von Unterägeri vor. Reden 
wurben viele gehalten. Das Denkmal ift gelungen, nicht minder auch bie feier. 
— Remigia Weibel ſchuf ein prächtiges Feſtſpielchen für dieſen An- 
laß. — 

3. Obwalden. * Unſer Zöchter- Penfionat und VehrerinneimSeminar 
St. Philomena in Melchthal nimmt immer zu. Die diesjährigen Prüfungen 
erzeigten wertvolle Mefultate. Beſonders gefreut bat es uns, daß fogar ein 
Samariterlurs nit fehlte. Obwalden hat wirklich treffliche Anftalten, 
Alles arbeitet im Zeichen gefunden Fortichrittes. — 

4, Thurgau. Au beichloß, dem bislang proviſoriſch angeftellten Lehrer 
Dr = Eljener von Menzingen eine Perfonalzulage von 200 Fr. (1300 auf 

00 Fr.) — 

5. Teſſin. Das Referendum genen das neue Schulgefek ift zuſtande ge 
fommen; e3 find mehr als 7000 ProteſtUnterſchriften beifammen. 

6. Freidurg. Prinz Mar, Herzog zu Sadjen, feit 1899 außerorbentlicher 
Profeffor für Liturgie und Kirchenrest an ber theologifhen Falkultät der hie- 
figen Hochſchule, wurde zum ordentlichen Profefjor ernannt. 


— 562 — 


7. Aargau. Am Katholilentag in Frick, der glänzend verlief, ſprach 
Mig. Döbeli von Baſel ein kerniges Wort zur Schulfrage. Auch wurde ber 
Zufammenihluß ber kath. Schweizerfrauen beſchloſſen. In den Maäbdchenſchutz⸗ 
verein traten neu gegen 200 rauen und Xöchter. Katholilentage vor! Kath. 
Kantone, warn fommt ibr nad? 

8. Glarus. * Einzig im Kanton Glarus find Behrerinnen für Primar:» 
ſchulen nicht wählbar, Wir hoffen, ein kommendes Schulgefeg bringt in biefer 
Richtung vollfte und weitgehendſte Freiheit und Gleichheit, wie es 
ber hiftorifhen Toleranz ber Glarner wohl anfteht! 

9. Sachſen. In Dresden wurde zur erften ſächſiſchen Profefforin für 
Muſik, Frl. Aglaja von Görger, Et. Yörgen ernannt. Sie war Schülerin ber 
befannten Pauline Diarbot-Garcia und ift feit über 20 Jahren am Dresbener 
Ronfervatorium als Lehrerin tätig. 

10. Bayern. * Die Kammer ber Abgeorbneten nahm, nachdem bie 
Liberalen oftentativ ben Saal verlafien hatten, bie Bejolbungerhöhungsporlage 
für bie Lehrer (4,450,000 Marf) ohne Widerfprud an. Der ehemalige Real« 
lehrer. Dr. Heim rechnete in Zftündiger Rede mit der radikalen Lehrerſchaft und 
ber augenverbreßenden Behrerfreunblichfeit der Liberalen grünblid und vers 
nichtend «ab. — 

11. Deutſchland. Ein freifinniger Gelehrter, Gegen Profeſſor 
Haedel in Jena erhebt Dr. U. Braß ſchwere Vorwürfe. In einer Zuſchrift an 
bie Norbd. Allg. Ztg. erflärt der genannte Forſcher: Profeffor Haedel habe in 
feinen neuejten Derdffentlihungen nämlich nicht nur eine einzelne, planvoll ent- 
fiellte und abfihtlih mit falſcher Artbezeihnung verfehene Darftellung bes 
Embryo eines Affen wiederholt verdffentlicht, fondern genau das gleiche mit 
einer ganzen Anzahl anderer Abbildungen ausgeführt; es Liege in feinen Dar» 
bietungen alfo Syſtem. Hr. Prof. Haedel benußte, jo ſchreibt Dr. Braß, bei« 
fpielsweife {Figuren aus ben‘ mühevollen Arbeiten ber Profefforen Hubrecht, van 
Beneden, Selenka und His, um daraus, burch Fortſchneiden bes Schwanzes, 
Entfernen anderer Organe, Entftelung bes Kopfes und ber Wirbelfäule, Em- 
bryunen ber Derrentiere und der Menſchen — herzuſtellen. An der Hand biefer 
Darbietungen folle ber großen Menge bed Boltes bie Menfhenahnenreihe vor 
Augen geführt werben. Dr. Braß bemerkt, er werde durch rüdhaltslofe Begen- 
überftellung von Original und Entfiellung feine Behauptungen bemeijen. 

12, Italien. Päpſthiches Ausichreiben an den Klerus. Aus An« 
laß feines goldenen Priefterjubiläuums erläßt Papft Pius X. eine Exhortatio ad 
clerum catholicum, worin er ben Prieftern die gewifjenhafte Erfüllung befien, 
was ihre Amt erheiſcht, and Herz legt, nicht bloß zu ihrem eigenen Nutzen, 
fondern au zum Woble ber ihnen anvertrauten Seelen, 

* Tie jchmerverleumbeten Salefianer von Barazzen find in ber befannten 
Affaira Befion von allen Imftanzen völlig freigefprohen worden. Es erheben 
nun bie unſchuldig Derleumdeten Verleumdungsklage gegen die Urheber bes ſchänd⸗ 
lichen Feldzuges. 





Literatur. 


Dis draßtisfe Telegraphie, von Richard Adamek, Lehrer. Berlag von 
Frz. Görlih in Breslau, 40 Pfg. 30 S. 13 Abbildungen, — 

Ser Autor will für Bürger und Voltsfhulen an einfachen Apparaten 
bie in Saden notwendige Belehrung bieten, Er halt bies für nötig, weil 
beifpielöweile ber neue Dresdener Lehrplan für angetönte Schulen die Behand» 
lung ber Telegraphie ohne Draht verlangt. Des Autors Abſicht ift leicht ver- 
ſtaͤndlich und anſchaulich gelöft. Wir empfehlen das Büchlein beftens. i. 


— 563 — 


Zeitſchrift für Schweiz. Kirchengeſchichte von Dr. A: ßAüchi uud Dr. 
Joh. V. KRirſch. 2. Jahrg. Drittes Heft. Verlag von Hans von Matt in Stans, 

Inhalt: Die Solothurner Schriftfteller von ben äfteften Zeiten bis zum 
Enbe bed XIV. Jahrh. Nah Biſchof Dr. Friebrich Fiala. La fiscalit& pontificaledans 
les diocöses de Lausanne, Genöve et Sion & la fin du XIII. et au XIV, siöcle 
par Dr. J. P. Kirsch. — Smwingli in ®ien von F. Rüegg (fehr lehtreich !). 
Kleinere Beiträge, Rezenfionen, Biographie. Eine ſehr empfehlenswerte Zeit« 
fchrift, die ben Lefer in offener und ehrlicher Weiſe mit der Kirchengeichichte 
ber Schweiz in vergangenen Tagen vertraut macht, Eine wertvolle Bereicherung 
fath. Behrerbibliothefen ! K. 

Venite adoremus! Katholifches Lehr und Gebetbuh für bie fiubierenbe 
Jugend. Unter Mitwirkung mehrerer geiftliher Profeſſoren herausgegeben von 
Mihael Riegelsberger, Pfarrer. Mit Approbation bes hochw. Herrn 
Erzbifbofs von freiburg. Bierte, burchgefehene Auflage. Mit einem Zitel- 
bilde. 240 (VIII u. 364) freiburg 1907, Herderſche Berlagsbandlung. Mi. 1.— ; 
geb. Mt. 1,40 und hböber. 

Zugleih Behr. und Gebetbud, enthält das Büchlein im erſten Zeile in 
fürzefter Form bie allerwichtigfien Unterweifungen und Ratjchläge für fiubie- 
rende Yünglinge, um fie vor den brohenben Gefahren und Irrwegen ihres Alters 
und Standes zu warnen, und anderjeitö jene Tugenden in ihnen zu werden und 
zu pflegen, bie fie in der fihern Erreichung ihres Zieles und Berufes förbern. 

Der zweite Zeil, das eigentliche Gebetbuh, enthält alle Andachten und 
Gebete, deren ein ftubierenden Jüngling bebarf, und felbft bem Alademiler mag 
ed noch genügen. — Außer ben tägliden Gebeten find vier verfchiebene Dieh- 
andachten aufgenommen, um Abwechslung zu bieten, Gang befondere Sorgfalt 
ift auf die Beicht und Kommuniongebete verwendet, weil ja der Empfang ber 
heiligen Sakramente für das religids-fittlihe Beben ber Jugend von allergrößter 
Wichtigkeit if. — Es folgen ſodann Andachtsübungen für die verjchiebenen Feſte 
bes Kirchenjahres, Andachten zur feligften Jungfrau Maria und andern Heiligen, 
beſonders zu ben Yugenbpatronen Aloyfius, Thomas von Aquin, Bernhard von 
Baden, endlich Gebete bei verjchiedenen Anläfien und Gebädtnistagen, fo daß 
das Büchlein für alle Feſte und Anläffe volllommen ausreiht. Den beutfchen 
Gebeten find im ganzen Gebetbuch die gemöhnlichften fateinifchen Bebetsformeln 
beigegeben;; ferner für bie einzelnen Feſttage die beliebteften Hymmen aus bem 
Breviarium Romanum, Sie follen dem Religionslehrer dazu dienen, bie Schüler 
an ber Hand dieſes Büchleins in das Verſtändnis diefer Blüten kirchlicher Poefie 
und in ben Geift des fatholifchen Kirchenjahres einzuführen und zum latenifchen 
Gebete anzuleiten. H. 


Brtefhaften der Redaktion. 
1. Nochmals zur frage der Jugendbibliothelen. — Zmei Behrproben, — 
Rehrerererzitin. — Dr. H's Grundlinien u. a. werben beftens verbantt, Es 
fommt Alles dran. — 


Offene Fehrſtelle. 


Freienbach, bei Oberriet Kt. St. Gallen, fucht für den Winter 
190809 einen kath. Lehrer. — Gehalt für die Monate November bis 
Ende April Fr. 900 inklufive Wohnurgsentichädigung. 

Anmeldungen nimmt bis Ende Auguft a. c. entgegen der Präfi- 
dent des Bezirkäjchulrates Oberrheintal: Hochw. Herr Pfarrer Thüringer 
in Kobelwald. Der Schulrat. 








— 564 — 


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nad 10 und Fr. 300 nad 15 Dienitjahren. 

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Einfiedeln, 21. Auguſt 1908. | Mr. 34 | 15. Jahrgang. 


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Wahrhaftigkeit. — Pädagogifches Allerlei. — Aus Kantonen und Ausland. 
— Humor. — Einladung an die Herren Lehrer. — Inſerate. 








Alban Stols. 
Schluß.) 


Der Abſchluß der ArtikelSerie über den ſlg. Alban Stolz an— 
läßlich der 100 Zahrfeier von deſſen Geburtstag hat fich bedenklich ver— 
aögert. Es drängte diefe und jene Arbeit zur Aufnahme in unjer Organ, 
und e3 trat died und jenes hemmend in den Meg, um dad Lebensbild 
abzujchließen. Endlich jei ed. Alban Stolz ald Shulmann. — 63 
fann einer den Titel eines Schulmannes im beften Sinne des Wortes 
vollauf verdienen, auch wenn er nicht einmal aktiver Lehrer gemejen ift. 
63 fei erinnert an Dr, Rolfus und an Pfarrer Pfifter, dieje beiden 
beftverdienten Urheber der erften Ausgabe der bekannten pädagogiſchen 
Enzyllopädie, Beide gehören unter die Rubrit Schulmänner und haben 
fi den Rang im diefer Ehrenhalle vorab ſchriftſtelleriſch verdient. 
Auch von diefem Geſichtspunkte aus muß felbft ein Gegner von Alban 


— 566 — 


Stolz ihn in dieſer Ruhmeshalle berechtigt gelten laſſen. Seine „Ka«- 
lender“ allein bilden eine widtigfte und wirkjamfte Leitung in er— 
zieherifcher Richtung, bieten eine Unmafje edelfter und unverweslichſter 
Samenlörner für den Erzieher. Echt erzieheriich wirkt ed, und echt 
Ihulmännifchen Geift verrät e3, wenn U. Stolz nad Erſcheinen de 
erſten SKalen- 
ders, der in der 
jog. gebildeten 
Melt jchredlich 
Staub aufwarf 
und alle libera= 
len Zintenfäfjler 
ind Wadeln 
brachte, meinte: 

„Sch halte dieſe 
Anfehtungen für 
eine Wohltat Got⸗ 
tes, teild um auf« 
fteigende Eitelfeit 
auszulöjhen und 
teild um ber Ar- 
beit auch das Ber« 
bienft einigen Lei⸗ 
dens beizufügen.“ 


Der Geift der 
Demut und der 
Selbitüber- 
windung, der 
aus diejen Wor⸗ 
ten fpricht, ift 
gewiß der Geift 
echter und unverfälichter Erziehung, der Geift des größten Schulmannes, 
de3 Erzieherd der Gejamtmenjchheit. Aber die Kalender lafjen auch jonit 
erkennen, daß ihr Autor ein Ehulmann, ein Erzieher iſt; denn ſozuſagen alle 
hatten ſpezifiſch volkserzieheriſche Titel, ev. volfderzieheriichen Grundcharaf- 
ter. 3. B. Wachholder-Geift gegen die Grundübel der Welt: Dummheit, 
Sünde und Elend — Mirtur gegen die Todedangft, Menſchengewächs zc. Eo 
waren wohl alle dem täglichen Leben mit all’ feinen Bedürfniffen und mit all’ 
feinen Verkehrtheiten abgelaufcht und auch darauf abzielend, diejes Leben 
des Einzelnen zu leiten, zu beeinflußen und zu forrigieren. Alle feine 
Kalender waren recht eigentlich Erziehungsfchriften für Einzelindividuum 
und Familie, Erziehungsichriften, deren Wahrheiten draſtiſch, derb und 





— 


Stolz. 





Alban 


— 507 — 


unverfälſcht geboten waren, aber gleich dem grollenden Donner des 
Himmels auf den leſenden und denkenden Einzelmenſchen wirkten. Auch 
die bilderreiche Sprache, die er gebrauchte, verriet den Volkspſychologen, 
den feinen Kenner der Volksſeele. Rümpfte au mehr ald ein Par- 
fümierter, der ſich zu den Gebildeten und zu den Piychologen zählte, 
verädtlih die Naſe ob Stolzens plaftifher Darftellung, die Wirkung 
von Stolzend Schriften war eineweg erzieheriich bedeutungsvoll, und 
die ganze Darftellung ließ immer den praktisch angelegten Schulmann 


zu WE Ei 





Gebusrthaus von Alban Stolz. 





erkennen. So dürfen wir ohne Bedenken erklären, aus Etolzend Ka— 
lendern und aus allen jeinen vielen Schriften gudt immer und immer 
wieder der Volferzieher, der Schulmann mit weitem Blid, mit offenem 
Auge für Licht und Schatten und mit hingebungdvollem Herzen an feine 
Scülerwelt, an die ganze hilfsbedürftige Menſchheit. Domlapitular 
Dr. Jak. Schmitt legt und ein ungefähr gleiches Geitändnid ab von 
der erzieherifchen Bedeutung und der plaftifchen Anfchaulichkeit der Stol- 
zen'ſchen Schreibweife, wenn er fagt: 

„Und fo begann ic die Schriften von Stolz zu lejen, insbefonbere feine 
Kalender. Diefelben Hatten nicht nur für meine Seele in religiös-aszetifcher 


— 568 — 


Hinſicht eine gute Wirkung, ſondern machten auch nad anderen Richtungen auf 
mid einen guten Eindrud, Zunächſt erinnere ih mich ganz gut, daß ed mir 
dort zuerft Har wurde: es gibt auch eine Poefie in Profa; und daß bie Natur- 
[hilderungen und Gemälde der Seelenzuitände, die prädtigen Bilder und Gleich» 
niffe mein Gemüt mebr ergriffen, erjreuten und erwärmten als viele andere 
hervorragende Geiltesprobufte, die ad hoc empfohlen wurden, Dann merfte 
ich heraus: das ift einmal ein Schriftiteller, der originell ift, der aus bem 
Schaf feines Herzens fihreibt, ber die Sprade in feiner Gewalt hat, ber nicht 
Slave ift des Herkommens in ber Schreibweife, fondern der neue Bahnen 
bricht und die Sprache zwingt, feinen Ideen dienſtbar zu werben unb fie fo 
auszudbrüden, wie fein origineller Genius fie fonzipiert bat. Ferner imponierte 
mir die ungewöhnliche Kraft, Klarheit und Popularität, die in den Kalendern 
mir entgegentrat. Da waren feine abftrafte Phrafen, feine allgemeine, unver» 
ftändliche Säße, feine matte und ſchwächliche Motive; da war alles fo Har bar- 
geftellt, fo konkret, fo anihaulih, gleihfam in Bildern illufiriert, alles fo 
pſychologiſch, ich möchte fagen berechnet, um ben Willen an feinen angreifbarften 
Punkten zu paden, bald auf die zartefte und Tieblichite Weife durch die ebelften 
Gefühle ihm beizufommen, bald dur bie Erwedung der ftärffien Affelte gleich- 
fam gewaltig auf ihn einzuhimmern, um ihm zu erfchreden, zu erweichen und 
fortzureißen, — daß ich mir fagen mußte: So muß wan (ſoweit e8 jedem ge» 
geben ift) zum Volke fprechen, wenn man von ihm veritanden werden und etwas 
ausrichten will. Das alles wurde mir aber noch Harer, als ich feine Borlefungen 
hörte und feine Anmeifungen ftubdierte, mie man „den Armen das Evangelium 
verfünden“ ſolle. Ich fann deshalb wohl jagen, wenn ed mir auch in etwa 
gelungen ift und gelingt, populär zu fpreden und zu fchreiben, fo danke ich’s 
(nähft den Gaten, Fügungen und Gnaben Gottes) zum großen Zeil den An- 
weifungen bes ſel. Stolz und befonbers dem Studium feiner Schriften.” 


So bezeichnet uns aljo aud Dr. Jak. Schmitt, diefer Tatechetifch 
jo hoch verdiente Priefter, Stolz ald einen Schulmann beften Klanges, 
als einen Grzieher intenſivſter Art ſpeziell durch feine Schriftftellerei. — 

Stolz war aber auch Schulmann, Erzieher in dem Sinne, 
daß er bei fich Einkehr hielt und begangene Mißgriffe offen eingeftand. 
Der Eigendünfel macht den Schulmann, den Erzieher nicht aus, und 
wenn auch die heutige Seminarbildung vielfach noch jo oft den Eigen» 
dünfel wuchern läßt; Demut und Einficht ftempeln zum Manne, 
aljo auch zum Schlmanne. Einige Belege von Stolzend Demut und 
Einkehr in ſich. Als Stolz dad Gebetbuh „Der Menſch und jein Engel“ 
druden ließ, brachte er dad Manuffript vorhin genanntem Domtlapitular 
und namentlich dasjenige ded im Buche enthaltenen Beichtfpiegeld. Der 
Herr tadelte ihm manded. So 3. 2. hatte Stolz gejchrieben: 

„Was du durch Arbeit am Sonntag erworben haft, ift ungerehtes Gut, 
und du mußt es zurüdgeben, fonft erhältft du feine Verzeihung.” 

Dr. 3. Schmitt madte ihm nun bemerflih, daß er fein Recht 
habe, eine ſolche Forderung zu ftellen (höchſtens könne der Beichtvater 
etwas Derartige ald Buße aufgeben). Um ihm die Untichtigkeit ja 
recht deutlich zu machen, ſagte Dr. Schmitt: 


— 


— 569 8 


„Dem muß benn ber Eonntagsfhänder das Crarbeitete zurücgeben ? 
Mer hätte ein Recht darauf? Er hat ja niemand etwas geraubt oder einen 
Schaden zugefügt.” „Ei was,” antwortete Stolz, „Sie fommen mir dba wieber 
mit Ihren ſcholaſtiſchen Diftinktionen, auf bie geb’ ich nichts.“ 

Andern Tages kam er aber wieder und jagte: 

„Sie, id Habe ben Sa geändert, über ben wir geftern uneins waren: 
ich Habe gefunden, dat Sie boc recht haben.” — 

Gegen die Scholaftil hatte Stolz gleih dem flg. Hirſcher einen 
großen Widerwillen, ohne fie zu kennen. Nach und nah kam er aber 


Ihr, 


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Grabtapelle in Bühl. 


davon zurüd, da ihm Belehrungen und Erfahrungen mehrfacher Art 
darüber zu teil wurden. Und fo fagte er einft zu Dr. J. Schmitt: 
„Ich babe gefunden, daß bie Scholaftif und bie fcholaftifche Methobe doch 
auch ihre Berechtigung bat,“ 
Er nahm jogar keinen Anftand, ala er darüber immer Elarer ge- 
worden war, das Hirjcher offen zu jagen, wiewohl er mußte, daß er 
damit nicht gut anfam. Gr jagte daher eined Tages ganz unverfroren: 


„Herr Geheimrat! ch überzeuge mich immer mehr, daß jene, melde 
ihre Theologie nach ſcholaſtiſcher Methode ftubiert haben, viel gründlicher unter- 
richtet find; und bie nad ber neuen fpefulativen Metbobe gebildet wurden, 
wifjen nichts.“ 


— 570 — 


Dieſe Belege zeigen, daß er Schulmann und Erzieher auch an ſich 
ſelbſt fein fonnte und ſtellenweiſe es auch tatſächlich war. — 

Von ſeinen Vorleſungen als Univerſitätsprofeſſor ſagt ein berühmter 
Schüler: 

„An feinen Vorlefungen gefiel mir einmal bie originelle und geiftreiche 
MWeife, wie er alles auffaßte und vorbradte; ſodann bie tiefe Menſchenkenntnis, 
bie er befunbete; bie File aus dem praltifchen Beben, bie er überall einzuflechten 
und wodurch er bie Theorie zu iluftrieren mußte; ber föftlihe Humor, mit 
dem er feine Doltrin zu würzen verſtand; befonders aber, daß er auch auf uns 
Stubenten einzuwirlen fuchte, indem er mit Wärme und Begeifterung die Würde 
Wichtigkeit und Schwierigfeit unferes Berufes uns vor Augen ftellte und babei 
nicht verfäumte, Streiflichter fallen zu laffen auf die Notmwenbiakeit, in intel» 
leftueller und moralifcher Hinfiht uns tühtig vorzubereiten unb ein des künftigen 
Standes würbiges Leben zu führen.” — 

Stolz war weiterhin cuch Schulmann und Erzieher in dem Einne, 
daß er hie und da den Humor ald lebendes Erziehungsmittel anmandte. 
Er ging vom Grundfage aus, daß fteter Ernſt lähme und nur gefunde 
Abwechslung Geift und Leib frisch erhalte. Einft hatte ihm ein Theo- 
loge eine predigt eingeliefert, in der er recht weitjchweifig und breit« 
Ipurig feinen Gegenftand behandelte. Unter anderem hatte er einen 
Paſſus, worin er den Heiland einführte, wie er die um feinetwillen 
leidende Seele tröftet, und zwar mit weitjchweifigen Worten und Wieder: 
holungen desfelben Gedanfend in anderer Form; dann ſchloß er mit 
den Worten: „So fpridht der Herr.“ Stolz lad nun den Paffuß vor 
und fügte kurz und troden bei: „Nein, jo ſpricht der Herr eben nicht.” 
Nachdem das darob entjtandene Gelächter ſich gelegt, zeigte er dann, 
wie furz, marlig und ſubſtanziös Jeſus geredet, und welcher Fehler da- 
gegen der junge Theologe ſich ſchuldig gemacht. — 

&in anderınal hatte eine Arbeit da3 Motto: „Krim“. (Damals 
— 1855 — turde gerade in der Krim Krieg geführt.) Stolz las 
nun dad Motto und ſetzte bei: „Der Verfaſſer fcheint mit feinen Ge- 
danken allerdings mehr im der Krim als bei feiner Arbeit geweſen zu 
fein,“ Dann wurde die ſchuldbare Nachläſſigkeit des talentvollen, aber 
etwa trägen und leichtfinnigen Studenten unbarmberzig gegeißelt. So 
verftand er ed, je nach der piychologijchen Anlage des Einzelnen Humor 
und Ernſt glüdlich und erfolgreich zu verbinden. — 

Don Stolz ald Katechet und Gymnafiallehrer und von Stolzens 
Predigten, die jeweilen gediegen pädagogifchen Charakter hatten, nichts 
mehr. Auch von feinen Tagebüchern, die in ungezählten Punkten den 
Schulmann und Volkserzieher charalterifieren, fein Wort. Als Katechet 
zeigte er u. a. fcharfen pädagogiſchen Einn und hohes Berftändnis für 
feine Aufgabe dadurch, daß er fi) namentlich intenfiv mit der erften 


5 571 — 


Klafje beichäftigte, weil ihn die Antworten der Kleinen jo oft einen 
Einblid tun ließen in die Natur einer jungen Menfchenjeele. Gr konnte 
auf diefe Weiſe beim Religionsunterricht nicht nur lehren, ſondern auch 
— lernen. — 

Und fo fei nun endli von Alban Stolz Abſchied genommen, in- 
dem nochmals feine Werke, erjchienen bei Herder in freiburg i.B., den 


Lefern warm empfohlen fein. — Er war ein Original erfler Güte, 
deren unjere Zeit nötig hätte, für die fie aber zu — verbildet ift. 
El. Frei. 
— III — 
Bereinschronik. 


Ari. Die diesjährige Sommerkonferenz wurde am 5. Aug. im neuen 
Schulhauſe zu Briften abgehalten, Bei der Sommertemperatur koftete 
ed freilich manden Schweißtropfen und manchen Seufzer der beleibteren 
Herren, bis fich alle endlich mohlbehalten bei Kollege Fedier zur Penfion 
Brilten einfanden. Für Reftaurierung der leiblihen Kräfte war aber 
bereit3 beſtens vorgeforgt. Mit gebührender Rüdfichtsnahme auf bie 
teuren Zeiten gab’3 fogar eine Teuerungdzulage in Form einer feinen 
„Nidel“, was mit Applaus akzeptiert wurde, Nach Abwidlung dieſes 
erften Gejchäfts gings ins neue Schulhaus zur Konferenz. Als erfted 
Geihäft ftand auf der Lifte, Referat von HH. Schulinſpektor Zurflub, 
„Der Aufjag in der Schule.“ HH. Zurfluh war der berufene Dann hie- 
für. Kann er doch ala Inſpeltor von beher Warte auß alles überjehen, 
Fehler und Märgel auf der einen Seite, wie die Vorzüge der einzelnen 
perjönlihen Methoden auf der anderen. So fonnte er auh Winke und 
Räte nach allen Seiten erteilen. An der Diskuſſion beteiligten fich die 
aktiven Lehrer recht fleißig, und manches Goldlörncdyen kam aud jo noch 
zu Tage. Für nächſte Konferenz wurde ala Frucht diefer Diskuſſion be- 
ftimmt dad Thema: „Wie kann da Kind zum richtigen ortographijchen 
Schreiben gebracht werden?“ Wieder etwas für die Praftifer. 

Weiter wurde befchlofjen, die Arbeiten für ein neues V. Schulbuch 
ala Fortfeßung bed von der Sektion herauögegebenen IV. Schulbuches 
an die Hand zu nehmen uud wurde der Umfang der einzelnen Abjchnitte 
beſtimmt; Wünfche und Anregungen ala mwegleitende Gedanken zu Han« 
den der Redaktionskommiſſion entgegengenommen. Die HH. Lehrer 
WipflisErfifeld, Beeler-Bürglen und Dörig- Waffen werden bie 
Arbeiten ficher beſtens bejorgen, doch ift die Mitarbeit der übrigen Hrn. 
Mitglieder jehr mwilllommen. 

Als nächſter Sonferenzort wurde dad neue Schulhaus in Gurt» 
nellen-Wylen beftimmt. Noch murden einige interne Vereindgeichäfte 
erledigt, dann ging man mit dem Bewußtſein auseinander, wieder eine 
genußreiche und nüßliche Tagung mitgemadt zu haben. 


— ah — 


4 572 — 


Erziehung zur Wahrhaftigkeit. 
(3. W., 6, &t. 6) 


III. 

Bei der Erziehung zur Wahrhaftigkeit fommt in erfter Linie in 
Betracht dad gute Beijpiel des Erzieherd. Worte bewegen nur, 
Beifpiele aber reißen hin. Darum müfjen ſich Eltern und Lehrer doppelt 
in acht nehmen, eine Unmahrheit zu fagen. 


; „Das ift ber Fluch ber bölen Zat, daß fie fortzeugend Böfes muB ge 
bähren.” 


Gin reines Kindergemüt wird durch das böfe Beifpiel eines Höher- 
geftellten jlarf getrübt, ein zartes Gewiſſen abgeftumpft. Es ift unpäda— 
gogisch und unverantiwortlich, wenn man Rindern eine Strafe androht, 
die man im gegebenen Falle gar nicht ausführt. Wie oft belügen blinde 
Eltern geradezu ihre Kinder; 3.3. fagen fie bei einer Mahlzeit: „Nimm 
nicht von diefer Speije, Kind, fie ift micht gut,“ ftatt einen fategorifchen 
Befehl zu geben. Am Ende fommt jede Lüge an den Tag; die Wahr- 
beit trägt doch jchließlich den Sieg davon, und wäre ed erft in der 
Ewigkeit. Sehr wahr fagt der Dichter: 


„D weh ber Züge; fie befreit nicht, wie jedes andere wahr geſprochene 
Mort, die Bruft; fir macht uns nicht getroft; fie ängftet ben, ber fie heimlich 
ſchmiedet, und fie fehrt, ein losgebrüdter Pfeil, ih zurüd und trifft den Schützen.“ 


In der Hygienie herrſcht der Grundſatz: Es ift beffer, Krankheiten 
zu verhüten ala folche zu Heilen. Nach diefem Prinzip müffen wir aud) 
im Geifteöleben verfahren. Mancher Menſch märe vielleicht nicht auf 
abihüfjige Bahn gelommen, hätte man bei ihm die erfte Züge verhütet. 
Gelang ihm die erfte Lüge jo vortrefjlich, jo jah er bald ein, daß man 
für den Augendblid auf diefem Wege weiter fomme und fidh oft Unan- 
genehmes eriparen Fünne. Mar überzeuge ſich daher felbit, ob die Aus— 
jage eined Kindes wahr oder unwahr fei, namentlich in Fällen, wo dies 
leicht auszuführen ift. Unbegründetes Mißtrauen bringe man dem Finde 
nicht entgegen. Grtappt man aber dasſelbe auf einer Unwahrheit, jo 
ift e8 Pflicht, mach der Urſache derfelben zu forſchen. Darnach richtet 
fi dann auch die Behandlung de3.begangenen Fehlers. 

Wir nehmen an, ein und anvertraute® Kind berichte und falſch 
über etwas Gejchehenes oder Gehörtes. Da können wir nicht gleich 
jagen: du lügft mich an. Hier empfiehlt es fich, etwa zu jagen: denkſt 
du auch wirklich, was du fagft? oder: Haft du recht gehört, recht an- 
geihaut? Vielleicht erfahren wir dann, daß das Kind feine böje Ab« 
ficht Hatte; es fehlte ihm nur an der Kraft, recht zu beobachten. Gin 
nicht unwichtiger Zweck des Unterrichtes in der Schule ift daher, die 


3 573 — 


Schüler recht und gründlich beobachten zu lehren. Dazu verhilft nament- 
lich die Anfchaulichkeit des Unterrichtes. 

Ein anderer Fall! Ginem unferer Anvertrauten ift ein kleines 
Malheur paffiert. Es Hat aus Unvorfichtigkeit eine Scheibe zerbrochen. 
Nun befommt es Angft vor dem Zorn des Vaters. Der Vater fommt 
nah Haufe und frägt mit Stentorftimme: Wer Hat das getan? Unſer 
Kleines fährt in Schred zufammen und antwortet zaghaft: Ich bin's 
gewiß nicht gewefen, Bater. Das Vorgehen des Baterd war in diejem 
Falle grundfalſch. Auf diefe Art Hat er zu einem guten Teil Schuld 
an der Lüge feines Kindes. In lehterem fiegte die Furcht vor der 
Strafe über befjere Einfiht und Gewiſſen. Lügen aus Furcht vor 
Strafe müfjen eigens behandelt werden. Statt der Furcht erwede man 
Bertrauen im Rinde. Man fage ihm etwa: Haft du daB getan oder 
nicht? Bekenne es aufrichtig, du befommft dann feine Strafe. Dann 
fei man aber auch fonjequent und breche daß gegebene Wort nicht. 
Kommt ein Fehler öfterd vor, fo vollziehe man natürlich auch bei offenem 
Bekenntnis desſelben von Seite des Kindes eine angemefjene Strafe. 

Bei Lügen aus Leihtfinn, Scherz, Gejhwägigfeit ift dem Kinde 
im Anfange klar zu machen, welche Verantwortung e3 für jedeö ge- 
ſprochene Wort trage, welche Rolle das gegenjeitige Vertrauen im ge— 
ſellſchaftlichen Leben fpiele. Ferner ift in Erwägung zu ziehen, daß der 
liebe Gott dem Menjchen die Gabe zu jprecden zu dem Zwecke verliehen 
babe, daß er die Wahrheit rede. Durch die Lüge würde die Epradhen- 
gabe zum Unheil der Menjchheit und darum verderblich fein, 

Die ftrengfte Beurteilung durch den Erzieher verdienen die Ge— 
wohnheit3lügen und die Lügen aus Bosheit und Haß. Der- 
art verderbten Kindern entziehe man alles Vertrauen, wenn andere 
Mittel nicht gefruchtet Haben. In ſolchen Fällen ift man verpflichtet, 
fein Mittel unverfucht zu laffen, um der Lügenhaftigleit zu feuern. 
Körperliche Strafen find zwar heutzutage verpönt, doch wird man oft 
zu foldden greifen müffen, wenn alle andern Mittel fehlſchlagen. 

„Der die Rute fpart, haft feinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, Hält 
ihn beftändig in ber Zucht.“ (Sprüchw.) 

Nicht außer acht zu laffen find dann namentlich die religiöfen 
Motive bei der Erziehung zur Wahrhaftigkeit. Stellen aus der 
bl. Schrift werden mit Erfolg verwendet befonders bei Kindern in vor— 
gerüdterem Alter. Es jeien hier erinnert an: 


„Diel Neben läuft nicht obne Sünde ab;“ „Wer feinen Mund bewahrt, 
bewahrt feine Seele;* „Ein Mund, der lügt, tötet die Seele;“ „Lügenhafte 
Rippen find dem Herrn ein Greuel.” 


-— 4 574 9 


Daß die Lüge eire Sünde, und darum Gott verhaßt jei, ift na- 
türlich das Hauptmotiv zur Bekämpfung der Lüge. Daneben können 
auch die zeitlichen Folgen diejed Lafterd dem Kinde vor Augen ge— 
halten werden. Es fann ein Sprüchwort anſchaulich interpretiert werden, 
. B. 

‚Lügen haben kurze Füße;“ „Iſt etwas noch fo fein gefponnen, es lommt 
doch an die Sonnen;“ „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn 
er auch die Wahrheit ſpricht.“ 

Ferner iſt zu beherzigen, welch große Rolle das gegenſeitige Ber- 
trauen im Menſchenleben ſpiele, wie aber dieſes Vertrauen durch die 
Lüge verdrängt werde. Es iſt aufmerkſam zu machen, wie die Lüge 
ſchon duch die Menjchen felbft verurteilt wird. Leuten, die als Lügner 
befannt find, bringt man fein Vertrauen entgegen, man meidet ed, mit 
ihnen zu verkehren. Bei wahrbeitäliebenden Menjchen aber jagt man 
fig: dem barf man aud trauen, auf den kann man fich verlafien. 
Machen wir den Kindern vorftellig, wie feig und gemein die Züge ſei. 
Benuben wir die Triebe der Tapferkeit und des Mutes, die namentlich 
im Geifte des Knaben jchlummern. Ermuntere man dad Kind, mutig 
zu befennen: 


„Wenn du mir bie Wahrheit offen herausfagft, habe ich Achtung vor bir 
und will bir verzeihen.“ 


Der Erzieher fördere und ftärke im Finde dad Berlangen nad 
Reinheit und Fledenlofigkeit feiner Seele. Wie alle Sünden, fo befledt 
auh eine einzige Lüge fchon unfere Seele und? madt und zu 
Feinden Gottes. Cine einzige Züge ertötet daB zarte Gewiſſen. Wer 
fähig ift, eine Unmwahrheit zu fagen, wird auch fähig, nah und nad 
andere Sünden zu begehen. Die Lüge führt gerne zum Diebftahl: 
vielleicht hat diefer oder jener Verbrecher feine fchredliche Laufbahn mit 
einer mwohlüberlegten Lüge begonnen. Unjere Natur felbft fcheint fich 
wegen der Lüge zu empören, oder feid ihr nicht im Gefichte überrot 
geworden, ald man euch auf einer Lüge ertappte? Derartige Belehrungen 
der Kinder ließen fih im Gefinnungdunterrichte oder bei vorgelommenen, 
diesbezüglichen Tisziplinarfällen anbringen, 

Im übrigen Tiegt ed nicht in Abficht diefer Zeilen, Reformvors 
Tchläge und neue didaktische Normen für einen Unterricht in der Ethik 
aufzuftellen. Es follten nur alte, längfterprobte Wahrheiten und Pflichten 
wieder in Erinnerung gerufen und vielleicht in anderer Form vorge» 
führt werden. Bergefjen wir darum nicht, daß das Kind neben dem 
Intellekt auch eine Seele hal, die gepflegt werden fol. Zwar wird 
man von der Schulbildung große Ummälzungen und plötzliche Hebung 
und Verbeſſerung des Sittenlebend nicht erwarten. 


975 —— 


„Unberechenbar aber find jene lebensfähigen Impulfe und Keime, bie in 
ber Schule gejäet werben ins empfänglide Kinderherz und bie dba barren, um 
fi verborgen zu entfalten zu wundervoller Blüte und zur vollen reifen Frucht.“ 

Zwar muß aud die Schule rechnen mit hemmenden Berhältniffen 
und Zeitftrömungen und nicht zulegt mit dem Menfchen jelbft, voller 
Leidenſchaften und Schwächen. 

— „Ich bin kein ausgeklügelt Buch; ich bin ein Menſch mit feinem Wider ⸗ 
prud“” 

fo ruft und auch jedes Kind zu. Aber ed wird für jede gute Arbeit 
ein Lohn, und follte der Lehrer au, um mit Kellner zu reden, bes 
fennen müfjen: 


„Unb wenn bie Blüten Früchte tragen, 
Haben fie mich längft begroben.” 


— ⸗î ——— 


o Pãdagogiſches Allerlei. 


Fiberale Tehrerfreundlichkeit. Auf dem liberalen Lehrertage 
zu Dortmund berichtete Oberlehrer Rödel (Mannheim) über das Scul- 
wejen im liberalen Mufterftaate Baden. Wir zitieren des liberalen Red» 
ner? Worte gloſſenlos. Sie lauten alfo: 

. Baden Hat grundjäglid; die Halbtagsſchule; grundfäglich hat 
in Baden jede Lehrkraft zwei Klafjen zu führen, eine vormittags und 
die andere nachmittags. Bis vor zwei Jahren hatte jede Klaſſe 16 
Stunden, der Lehrer 32 Stunden. Bor zwei Jahren ift man nun, wie 
gejagt, zu einer „durchgreifenden Reform“ gejchritten und hat die Unter» 
richtöftundenzahl für die Oberklaffen von 16 auf 20 Stunden erhöht. 
Aber damit fteht ja, daß brauche ich Ihnen, die Sie aus Alldeutſchland 
zulammengefommen find, nicht näher zu erörtern, mein Heimatland 
Baden noch lange nicht an der Spite der deutichen Etaaten. Die bad» 
iſchen Radifalen jagen jo hin und wieder: das jchon jo oft zu Unrecht 
als „Mufterland“ gerühmte Baden würde hinfichtlich der Organijation 
feiner Volksſchule, hinfichtlich der wöchentlichen Unterrichtägeit, der Halb« 
tagsſchule ganz nahe, obwohl fie räumlich weit auseinander liegen, an 
dad Land grenzen, dad einen een in jeinem Wappen bat, an 
Medlenburg. (Große Heiterkeit) . Ich kann Ihnen noch jagen, m. 
9., daß der geſetzliche Zuftand nur in 51 v. 9. aller Schulorte befteht, 
daß in 49 v. 9. der Schulorte ungeſetzliche Zuftände herrfchen, derart, 
daß auf eine Lehrkraft mehr Schüler kommen, ala die gejegliche Bor» 
ſchrift lautet . .. Ich glaube, m. H., das badijche Boltsfgulelend fann 
nicht treffender —— werden, ala daß ich fefiftelle: 22 v. H. der 
in den genannten Orten wirkenden badijchen Lehrer (die großen Städte 
find ausgenommen) haben bis zu 32 Wocenftunden — 32 Wochen— 
ftunden ift das Pflichtmaß in Baden — 43 v. 9. der betreffenden Lehr- 
kräfte haben 33—36 Wochenſtunden. (Hört, hört!) Es ift noch nicht 
fertig, Sie müffen noch lauter rufen „hört, hört“, denn 33 v. 9. der 


4 576 — 


in frage kommenden badifchen Lehrkräfte haben 36—45 Wochenſtunden. 
M. H. ih muß Ihnen das fagen, damit Sie auch einmal ein rechtes 
Bild von dem Zuftande der Volksſchule in Baden erhalten, damit Sie 
fi nicht in Ihren Forderungen am Ende auf Baden berufen, das lei« 
der fein Mufterftaat in Volksſchulſachen iſt.“ Bezüglich der Lehrerbe- 
joldung jagte derjelbe Redner: „Gerade jet ſchickt man fich wieder an, 
die Lehrer an die Wand zu drüden. Sämtliche Beamten befommen den 
Beitverhältniffen entjprechende Gehaltsaufbeſſerung, nur die Volksſchul— 
lehrer nicht, weil fie — man höre — 1906, aljo vor zwei Jahren, 
das endlih, und zwar noch nicht einmal ganz, erhielten, was den Be. 
amten jhon 1894 bemilligt worden.ift. M. H., dad ift die viel ge 
rühmte liberale Mufterjchulpolitit und die Gerechtigkeit gegenüber den 
Boltöfchullehrern in Baden! (Päd. Ztg. Nr. 31.) 

Brädagogifde Mekrntenprüfungen 1907. Der Bericht des eidg. 
ftatiftifchen Bureaus über die pädagogijhe Prüfung bei der Rekrutierung 
im Herbſt 1907 liegt von 63 hatten ſich der Prüfung zu unterziehen 
27,484 Yünglinge, von denen 8044 höhere Schulen, 466 audländijche 
Primarjchulen bejucht Hatten. Bon den höher geſchulten Prüflingen 
lieferten von je 100 Mann jehr gute Gefarntleiftungen 78, jehr jchlechte 
feiner; von den nicht höher gejchulten, jehr gute 23, jehr fchlechte 7. 
Das Gejamtergebnis (höher gejhulte und andere Rekruten zujammenges 
rechnet) war für jehr gute Leiftungen 39, für jehr jchlechte 4. 

Nach den guten Leiſtungen der Rekruten berechnet ergibt ſich fol 
gende Reihenfolge der Kantone: Bajelftadt (Durchſchnittsnote 6,59), 
Genf (6,65), Zürich (6,75), Obwalden (6,76), Glarus (6,97), Freiburg 
(7,01), Zug (7,05), Thurgau und Neuenburg (7,08), Waadt (7,10), 
Aargan (7,19), Bajelland (7,21), Schaffhaufen (7,25), Durchſchnitt 
der ganzen Schweiz (7,32), Bern (7,43), Appenzell A.Rh. (7,44), 
Nidwalden (7,49), Solothurn (7,50), St. Gallen (7,62), Luzern (7,75), 
Wallis (7,80), Schwyz (7,95), Graubünden (8,08), Teſſin (8,09), Uri 
(8,72), Appenzell ZRH. (9,05). Die ſchweizeriſche Geſamtdurchſchnitts- 
note ift von 7,52 im Jahre 1906 auf 7,32 im Berichtsjahre zurüd- 
gegangen, was einem mittleren Yortfchritte von 0,05 im jedem Fache 
entjpricht. 

21 Kantone fehen ihre Durchſchnittsnote verbeflert, 3 verfchlech- 
tert, und in einem Kanton iſt fie der vorjährigen gleichgeblieben. Die 
beſte und die jchlechtefte Durchfchnittönote liegen im ganzen noch um 
2,46, für jedes Fach, alfo durchſchnittlich um 0,61 außeinander. — Sehr 
ſchlechte Gefamtleiftungen hatten von je 100 Geprüften 2 in den Kan 
tonen Ob- und Nidwalden und Zug, 3 in Zürich, Freiburg, Schaffhau- 
fen, Aargau, Waadt, Neuenburg und Genf, 4 im Durchſchnitt der gan- 
zen Schweiz, ferner in den Kantonen Bern, Bajelftadt und »Land, Ap- 
penzell A.-Rh. und Thurgau, 5 in Luzern und Solothurn, 6 in Glarus 
und Wallis, 7 in Uri, Schwyz, St. Gallen und Zefjin, 8 in Graubün- 
den und 9 in Appenzell 3.:Rh. 


— ⸗ Dw —— 


— 


— 577 — 


Aus Rantonen und Busland, 


1. FJeſſin. Für das Referendum gegen das in Ausfiht genomme Schul- 
gejeg ber Radikalen find 8900 Unterſchriften beifammen. Es lebe der chriftliche 
Boltögeift ! 

2. Wallis.*) Handfertigfeitsfurs in Sitten. Der letzter Tage nach 
4 wöhiger Dauer beendete Handfertigkeitskurs wurde von 130 Lehrern beſucht. 
Davon waren 5 aus dem Wallis, die übrigen aus anderen Kantonen (Züri 
27, St. Gallen 14, Thurgau 19 uſw.) Die Urfantone hatten unferes Willens 
nur einen Zeilnehmer entjandt. Der Kurs ftand unter ber Oberaufficht bes 
Hrn. Staatsrat Burgener. Das Lolallomitee war gebildet aus den Herren In» 
genieur Hänni, Stadtrat Piefferle und Ribordy. Als Lehrer für bie verfcie- 
benen Arbeiten, Schreiner- und Schnikerarbeiten, Modellieren und Papparbeiten 
uw. funftionierten u. a. Oertli⸗Zürich, Gul-Zürih, Reimann-Wintertdur. Am 
Freitag den 7. ds. fand die Ausſtellung fämtlicher während bes Kurſes verfer- 
tiglen Arbeiten ftatt. Man ſah, e8 wurde fleißig gearbeitet. Doch zur harten 
Arbeit hat fib auch mande nette Erbolung gefellt. Im Verlauf bes ſchönen 
Kurfes machten die Lehrer einen Spaziergang nah Sapiöfe, ein andermal nad 
Saron, wo fie bie Konfervenfabrif befichtigten, und ein brittesmal gingen fie 
bis nad Zermatt und auf Gornergrat. Der Kurs war fireng, fagten einige 
Lehrer, die Spaziergänge aber großartig. Dank dem Hrn. Staatsrat Burgener, 
ber Stabtsbehörde von Sitten und Dank allen Kursleitern. 

3. Aargau. Lengnau erhöhte bie Bejoldung bed Fortbildungslehrers 
auf 2300 Fr. und Leibftabt auf 2400 Fr. 

* Am 17. Auguft verfammelte ſich die aargauiſche Lehrerſchaft fehr zahl- 
reich in der Martinätirche des ehemaligen Chorherrenftiftes zu Zofingen. „Der 
Religiondunterriht in ber Volksfchule* bildete das Haupttraftendum, Die beiden 
Referenten, Herr R. Hunzifer, Lehrer in Aarau, und Herr J. Hunziter-Bylanb, 
Lehrer in Küttingen, faßten ihre Anträge in 10 Thefen zufammen, von benen 
wir bier „zu Muß und Frommen“ ber katholiſchen Lehrer und Schulfreunde bie 
anftößigften etwas tiefer hängen wöllen: 

Thefe 4. Es iſt unerlählich, daß alle kirchlichen Lehrſätze und konfefjio- 
nellen Dogmen aus dem Religionsunterrichte ausgefchlofjen feien. Um ihm feinen 
interfonfefjionellen Charakter zu wahren, muß er vom Lehrer erteilt werden und 
fol ausſchließlich unter ſtaatlicher Aufficht ftehen. 

Er bleibt immerhin nah Art. 49, Lemma 2 ber Bunbesverfafjung, für 
die Schüler fakultativ. 

Thefe 5. An ben höhern Lebranftalten, deren Schüler das 16. Alters- 
jahr überfchritten Haben, ift eigentlicher Religionsunterriht nit mehr notwen« 
dig. Die Erteilung von Religions und Kirchengeſchichte, ſowie die Methobif 
bes Religionsunterrichtes an ben Seminarien bleibt den ſtaatltch angeftellten 
Lehrern vorbehalter. 5 

Theje 8. Damit ber Religiongunterricht feiner hohen Aufgabe allfeitig 
gerecht werde, ift ein neues Lehrmittel zu ſchaffen. Dasjelbe foll für den Ge 
braud in der Schule obligatorisch erflärt werben, 

Ast Thefe 9. Es ift von ber Vehrerichaft nach folgenden Grundfäßen zu 
erftellen:: j 

a, ehr inbaltlih und ſprachlich der betreffenden Altersitufe ange» 

paßt sein. 

b. Der Stoff wird aus der Bibel und der profanen Riteratur gefcöpft. 

Leben und Lehre Jeſu bilden den Mittelpuntt, — 

Nicht wahr, ein Programm, das dem der franzöfifhen „Himmelsliht- 

löfher* wenig nahfteht! In der erregten, ſtürmiſchen Diskuſſion zeigte es fich, 


— 578 — 


daß bie Referenten wirklich bie Abſicht haben, durch bie praktiſche Anwendung 
ihrer Teſen die Konfeſſionen nah und nach verſchwinden zu laſſen. Der Haß 
gegen bie katholiſche Kirche, die auf dieſem Gebiete nicht mit ſich markten läßt, 
bligte bald da, bald dort auf. Tür Abweiſung biefer Thefen, reſp. für eber- 
lafiung des Religionsunterrichtes an bie Konfeflionen fprachen Prof. Fricker in 
Baben, Lehrer Hilfifer in Hägglingen, Pfarrer Kaifer in Fislisbach und Vikar 
Müft, Bezirlölehrer in Frik. Die radifale Lehrerſchaft ftimmte vollzählig und 
geihlofien für die Theſen, die denn auch mit 480 gegen 64 Stimmen genehmigt 
wurden. Zu bedauern ift, daß mancher gläubige, fatholifche Lehrer Vorfikt für 
ben befieren Zeil ber Tapferkeit hielt und ber Tagung in Zofingen ferne blieb. 

Nun bat der große Rate das Wort und fchließlih das Volk. Sollte 
im Schoße ber gejeggebenben Behörden die Mehrheit ben gleichen Stanbpunft 
einnehmen, wie bie radikale Lehrerihaft, dann Gnade Gott dem Schulgefek. 

4. Thurgau. Romanshorn zählt nun bei "/s kath. Bevöllernng 3 kath. 
Lehrer. Neu gewählt wurben Künzli von Lommis und Schiltknecht von Aadorf. 

5. Tuzern. Zur Zeit hat ber Kanton 6 Xehrer, die 50 und mebr Jahre 
im Schuldienfte flehen. 

6. Englaud. Der englifhen Stantslirche fehlt es an Geiſtlichen. Nah 
bem Daily Chronicle find 5000 bis 6000 Stellen zu bejefen. Es ift wenig 
Ausfiht vorbanden, daß fih der Zubrang zu dem geiſtlichen Stande heben wird. 
Der Erzbifhof von Canterbury bat ein Komitee ernannt, um die Sade unter« 
ſuchen zu laſſen. Diefes Komitee ftellte feit, daß fih der Rückgang aus theolog- 
ifchen, fozialen uud finanziellen Gründen erflären laſſe. Theologiſche Streitig- 
feiten innerhalb der Kirche jeien zweifellos aub von Einfluß gemweien. Noch 
mehr wird freilich die Tatſache gewirkt haben, daß die jungen engliichen Geil!- 
lichen ſehr fehlecht befoldet find. Sie müſſen darben, während bie hochgeftellten 
Geiftlichen ganz riefige Gehälter beziehen. 

7. Württemberg. Als erite Dame hat hier in den Staatswiſſenſchaften 
promoviert Frl. A. Neumann, geprüfte Lehrerin aus Danzig, mit einer Unter 
fuhungüber die Löhne der Arbeiter in den landwirtichaftlichen Betrieben. 

Berlin. 15. Auguft, Prof, Friedrich Paulfen, der berühmte Philo- 
ſophe der Berliner Univerhität, ift im 62, Lebensjahre geftorben. 





Bumor. 


Ein heiteres Shulintermezz3o veranlaßte die Bep- 
pelin- Fahrt vom 1. Juli in Schaffhaufen. Ein fleined Mädchen, das 
bei der herrſchenden Schwüle im Schulzimmer in begreiflicdem Drange 
ich nad mehr Luft und Licht gejehnt und dabei jeine Gedanken und 
Aeuglein etwas außerhalb dem Unterrichtägimmer fpazieren gehen lieh, 
bemerkte plößlich da8 heranjaufende Ungetüm der Luft; im Eindlicher 
Begeifterung rief e3 jeinem Lehrer auf dem Katheder zu: „Härr Stääli, 
e Wurſcht, e Wurfcht!!“ Ob die Kleine damit das Ziel ihres jehn« 
lihften Wunjches herangelommen glaubte ? 

Shledt audgedrüdt Kaufmann: „Nichts Für ungut, 
meine Gnädige, wir bleiben doch die Alten!“ — Dame (entrüftet): „Sie 
vielleiht — aber ich nicht !” 


u nn: 


— 579 — 


*Einladung an die Herren Sehrer 


zu ben 


Gxerzitien im Jahre 1908. 


Im Prieflerfeminar in Tuzern (bei der Hofkirche): 

Dom Abenb bes 14. Sept. bis zum Morgen bes 18. Sept. 

Im Exerzitienhaus in Jeldkirch (Tifie): 

Dom Abend bes 21. Sept. bis zum Morgen bed 25. Sept. 

Dom Abend bes 5. Oltober bis zum Morgen bes 9. Dftober. 

An diefen Ererzitien können alle katholifchen Lehrer der deutſchen Schweiz 
teilnehmen, ohne irgendwelche Bezahlung am Ererzitienort, nur mit Beitreitung 
der Reijeloften. (Der ſchweiz. kath. Erziehungsverein übernimmt nicht bloß biefe 
Unfoften, fondern zablt jedem Lehrerererzitianten 10 Franlen an bie Ererzitien, 
bie er anberöwo, allein oder gemeinfam, madt), 

Die Teilnehmer melden fih einfay beim Borftand obiger Häufer an. 


Das Benfralkomitee des ſchweiz. Rath. Erziehungsvereins- 


Offene Lehrerflelle. 


Niederglatt, Kt, St. Gallen, teilweiie Jahrſchule. 
Gehalt 1550 Fr. voller Beitrag an die Penfionskaſſe, 50 Fr. für Keizen und 
Reinigung, freie Wohnung mit großem Garten. Für Orgeldienft und Geſang⸗ 
leitung Tr. 150. Anmeldungen nimmt bis 31, Auguft a, c. entgegen ber 
Präfident des Schulrates: HH. Pfarrer I. Appius in Niederglatt. 
Hisderglatt, den 17. Aug. 1908. 341 
Der Schulrat. 


Offene Schulſtelle in Saslen, Appenzell J. Rh. 


Die Lehrſtelle an hieſiger Oberſchule ſowie die Organiften» und Chordiri— 
gentenftelle an hieſiger Kirche find neu zu beſetzen und werben hiemit für die 
freie, öffentliche Bewerbung ausgeſchrieben. Der Lehrergehalt iſt 1400 Fr. nebft 
freier Wohnung und Garten. Nebeneinkünfte (Organiiten- und Dirigentengehalt 
inbegriffen) belaufen fi) auf 500 Frs. Anmeldungen ſamt Zeugniffen find bis 
13. Sept. zu richten an Seren Schulratspräfidenten Yranz Magenauer in Has— 
len, ber auch allfällig gewünſchte weitere Auskunft erteilen wird, 3 


Haslen, den 18. Aug. 1908 
Der 5chulrat. 


Offene Sehrftelle. 


Te a] 
Freienbach, bei Oberriet Kt. St. Gallen, jucht für den Winter 
1908;09 einen kath. Lehrer. — Gehalt für die Monate November bis 
Ende April Fr. 900 inklufive Wohnurgsentichädigung. 
Anmeldungen nimmt bis Ende Auguft a. c. entgegen der Präfi- 
dent des Bezirksſchulrates Oberrheintal: Hochw. Herr Pfarrer Thüringer 
in Kobelwald. Der Schuirat. 


— 580 —- 


BB Soeben ift erjchienen: 


Sr. Maria Paula Bed, 


Generaloberin der Cehrſchweſtern von Menzingen. 


Eine tatholiihe Ordensfrau des XX. Jahrhunderts. 


Biographifcher Nahruf von Georg Baumberger., 


Mit dem Porträt der Verftorbenen. 2 Kopfleiften und 1 Schluß- 
vignette. 48 Seiten. 8%. Brojchiert 85 Ets. 


In dieſer pa ichmudausgeftatteten Broſchüre jchildert der be- 
fannte Literat und Sournalift in der ihm eigenen lebenövollen, warm- 
berzigen Darftellungstunft das tatenreiche, wahrhaft große Frauenleben 
der verſtorbenen Generaloberin der Menzinger-Lehrjchweitern. Wir em- 
pfehlen dieſes vortreffliche, lehrreiche Schriftchen der Beachtung weiteſter 
Kreife, vorab allen jenen, geijtlichen und weltlichen Standes, die mit Sr. 
Maria Paula Bed als —— und Erzieherin in nähern Beziehungen 


eſtanden, dann aber auch allen Freunden und Gönnern der Menzinger 
Behrichwveftern und ihrer großen charitativen und jozialen Bejtrebungen. 


Durch alle Buchhandlungen zu beziehen jowie von der 


Verlagsanftalt Cenziger & Co. A. G., 





(340) 
Finfiedeln, Waldshut, Köln a. Eh. 


Offene Cehrerſtelle 


an der Oberjchule 
Lehrerbeſoldung 


Dietwil, Aargau. 


r. 1600 jährlich und Fr. 100 für Bürgerſchule. 


Hiezu fommen 3 ſtaatliche Alterdzulagen von Fr. 100 nad 5, Fr. 200 
nad 10 und Fr. 300 nach 15 —— 


Schriftliche Anmeldungen be 
legung der 
Dietwil, den 11. Auguſt 1908 


Ziehung Balsthal Ende August 
Haupttreffer 40,000 Fr. - 


—= Los 


von Balsthal, Olten, Luzern 
und Kinderasyl Walter- 
schwyl versendet & 1 Fr. und 

Ziehungsiisten à 20 Cts. 
Frau Haller, Luzern, 
vormals Zug. | 


Auf 10 ein Gratislos. 
Nach Balsthal folgt Olten. 





der unterzeichneten Behörde unter Bei- 
eugnifje bis zum 25. Auguſt nächſthin. 339 


Die Schulpflege. 


Schreibmaidine 


autes Syſtem, unter günftigen Bebding- 
ungen zu verfaufen. Schriftliche An- 
fragen unter S 4279 Haaſenſtein 
und Bogler, Zürich. 337 


BL0SEG 


al Fr. der Zuger Stadtthea- 


ter-Lotterie — (Extra Emission) 
Haupttreffer : Fr.40,000 Fr. 20,000 und 
zwei ä Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 
und Ziehungslisten 4 20 Ct. versendet das 
Bureau der Stadttheater- 


Lotterie in Zug. (H 60% Lz. 270) 


Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Yereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes“ und der „Vüdag. Monatsfhrift“. 


Organ des Vereins kuthol. Zehrer md Hulmänmer der chweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifchen Erziehungspereins. 


Einſiedeln, 28. Auguſt 1908. | Nr. 35 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiijion: 


88, Rektor Seiler, Erziehungsrat, Bug, Bräfident; bie H6. Seminar-Direftoren Jakob —— 
cenbach (Schwyz), und Wilh. niyder, Hiztirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Gallen) 
und Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einſiedeln. 

Sinferdbungen find an lesteren, ald den Chbei-NRedaltor, zu richten, 
DBuferat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Eriheint wöcyentlicd; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Bejtellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Eintiebeln. 








Inhalt: Harmloje Nachllänge zu den Katalogen kath. Lehranftalten. — Aus 
dem Kanton Aargau. — Aus Kantonen und Ausland. — Sprechjaal. — 
Pädagogiſches Allerlei. — Brieflajten der Redaktion. — Inſerate. 





barmlose Machklänge zu den Katalogen kath. 
Lebranstalten. 


Dei Durchſicht der Kataloge fallen dem Beobachter verichiedene Pünttlein 
ins Auge, Pie einen berühren in etwa bemübend und drängen nad Ge— 
fundung. Wir zählen zu diefen wenigen ganz bejonbers die Dannigfaitigfeit 
und Zmwiefaltigfeit der Lehrmittel. Uns ſchien ſchon Yahre lang, es müſſe alle 
gemac eine mehrere Zentralifjation auf diefem Gebiete Pla greifen, 
und bemgemäß erlaubten wir und auch jhon des Defteren, bie Notwendigkeit 
einer bez. Remebur zu ftreifen, Wir vernehmen nun, daß beifpieläweife für den 
naturfundlihen Unterriht Abhilfe und Vereinheitlihung in Ausfiht genommen 
if. Das ift bereiis ein anerfennenömwerter Schritt, ein Alt der Ginficht, bie 
Einfiht ift aber jeweilen der erfte Schritt auf dem Wege der Bellerung. Daß 
die Erftellung eines solchen Lehrmittels oder folder Lehrmittel zur Erteilung 
be3 naturkundlihen Unterrichtes für alle kath. Lehranftalte.ı eine heille Aufgabe 
ift, begreift fich leiht. Darum eilt die Sache auch nicht fo jehr, wenn fie ein— 
mal in die Wege yeleitet ift, jo genügt das für bermalen vollftändig. Wer 
gut anfängt, endet aut, fagt man für gewöhnlid. Und ift dann ber Anfang 
mit einem Lehrmittel gemadt, und erweist fih dieſe Art PBereinbeitlichung 
als rationell, als praftiich durchführbar, gut, dann werden fih auch die Schul« 


--4 582 — 


männer ſchon finden, die eine gleiche Arbeit für anbere Unterrichtöfächer be— 
werkſtelligen. Glaube man nidt, daß Lebendigkeit und Originalität bes 
Unterrichtes unter dem Gefichtswintel biefer Unifizierung leiden, dagegen arbeiten 
undermerft und einjchneidend genug: Xemperament und fubjeltive SLehrart 
bes einzelnen Profeffors und bie biftorifhe „Eigenart“ ber einzelnen Anftalt 
unb ihrer Reitung. 


Hier möhten wir ein zweites Jünktlein ftreifen, aber nur fireifen. Iſt 
es benn abjolut unmöglich, dab die kath. Kantone fih bahin einigen, gegen. 
feitig bie fantonalen Lehrer und Lehrerinnen-Patente als 
gleihmwertig anzuerlennen? Können denn nidt endlich bie kantonalen 
Erziehungs-PDireltoren fi auf ein gemeinfames Programm einigen, den bez. Ent« 
mwurf von ihren Erz.-Behörben beraten und dann proviforifch auf zirka 4 Jahre 
einführen laſſen? Soll benn biefe Art Zentralifation fo ſchwierig ober gar fo 
beifel fein? Schneide man doch endlich mutig und rüdfichtslos diefen kantonalen 
Zopf ab. Das Schulwefen leidet ficherlich bei diefem Schritte nicht und die Lehrer⸗ 
bildung auch nicht. Und wenn die kantonale Einbildung babei etwa einbüßen 
follte, fo mag ja das zu verjchmerzen fein. Es ift gewiß an ber Zeit, baß wir 
mit biefer komiſchen Pladerei von kath. Lehrern uub Lehrerinnen aufhören. Sie 
erinnert unwillfürlih an die Aargauifche Einfeitigfeit in Sadhen der Maturi— 
täts-Beugniffe nicht» Margauifcher Gymnafien; jene Einfeitigkeit ift aber verädt- 
lich. Alſo ſchaffen boch endlih 2 Kantone ein bez. Hebereinfommen, dann mar« 
f&hiert die zeitgemäße bee bald. — 


Gin brites Pünttlein, das wir für bie Zufunft einer etwelden 
Hemebur unterzogen willen mödten, ift das philoſophiſche Studium. 
Erftlih wird es in der Richtung zur zeitgemäßen Notwendigkeit, daß biejes 
- Stubium zwei Jahreskurſe umfafjen fol. Gine Begründung ift da überflüffig, 
und auch feine noch fo erflärlichen finanziellen Bedenfen jchlagen bie Notwendig- 
feit einer Gleichftellung des philofoph. Unterrichtes an allen fath. Behran- 
ftalten aus dem feld. Dieapologetifhen Bebürfniffe ber Zeit reden 
bier am eindringlichften. Vielleicht mag dann aud die Einfidht Boden gewinnen, 
baß periodiſche Konferenzen ber Reltoren und der Philofophie-Leltoren aller kath. 
Anftalten der Schweiz vorteilhaft find, ohne bier die Punkte, über welche bie v. 
Herren fich zu beipredhen haben, zu ftreifen. Die Sade ift zu beifel unb zu 
intern, als daß Unberufene die Furchen ziehen; die Andeutung mag genügen; 
benn e8 gibt eben auch eine geſunde Zentralifation und eine Zentralifation, zu 
ber reroͤnderte Zeitverhältniffe förmlich drängen. Verſtehen wir fatholifcherjeits 
dieſes eigenartige „Drängen“ nicht, wohlan, dann macht, biftorijch beſehen und 
ertvogen, gewöhnlich der Schaden Hug. Ein Mehreres nah dieſer Richtung 
nicht, und auch das nur con amore, 


Des Meiteren finden wir Pünftlein, bie wirflih wohHlig berühren. Wir 
zäblen unter fie die Tatſache, daß man neue zeitgemäße Fächer in ben Lehrplan reiht 
ober ihnen eine vermehrte Aufmerkſamkeit fchentt; es gilt das beſonders von den 
Mädchen. und technifchen Anftalten. Es gibt eben Fächer, in denen heute eine ge 
biegene Unterrichtö-Erteilung an ben höheren Anitalten kurzweg zwingend not ⸗ 
wendig geworden ift wie 3. B. Maſchinenſchreiben, Stenographie xc., die man 
früher ohne Schädigung und Beeinträhtiaung der Einzelinbipi« 
buen undbibhrer beruflihen Zufunft im Unterrichtsplane unbeadhtet lafſen 
fonnte. Heute find aber fragen wie die der intenfiven Mäbdenbilbung und 
Mäbchenfortbildung, zines mehreren und rationelleren Zurn- und Zeichnungs« 
Unterrichtes, zeitgemäß gehaltener Haushaltungsichulen und derlei mehr akut, ja 
eigentlich brennend geworben. Darum begrüßen wir es jehr, daß mehrere Kataloge 
in diefer angetönten Richtung mannhafte Fortſchritte aufweisen ; ſolche Haltung 


4 583 0 — 


ift der unmiberlegbarfte Beweis gegen eine unferen kath. Schulen fo oft anges 
bichtete Inferiorität. — 

Eine zweite wohlige Eriheinung bilden bie wifjenichaftlichen Bei— 
lagen mehrer Kataloge 3. B. „Zum Problem des Tragiſchen“ von P. Sigisbert 
Meier (Katal. Sarnen), „Moderne Kunft- und Stilfragen* von Dr. P. Albert 
Kuhn (Ratal, Einſiedeln). „Die kunftbiftorifhen Sammlungen bes fjlg. Chorre 
genten Nikolaus Eſtermann“ von Stiftsprobft M. Eftermann, (Katalog der Mittel- 
Schule in Münfter), „Die Reußzeiten des alten Ruzern* von S. Weingartner, 
Tireltor, und „Die Dezimalbrucperioden‘ von Prof. Dr. 3. 8. Branbitetter 
(Katalog ber „Höheren Behranftalt* zu Luzern ıc.) 

Diefe Arbeiten haben bleibenden Charakter und behandeln in mwijjenichaft- 
lich gebiegener Weife Fragen, welche die Zeit bewegen. Einen legten Punkt 
vorteilhafter Art Anden wir in den Programmen ber mufikalifch-beflama«- 
torifhen Schlußprobuftionen an den einzelnen Anftalten. Es bilden einzelne 
wahre Bijour mufifalifchen und beflamatorifhen Strebend nnb Flönnens, wes⸗ 
halb wir jene publizieren, die und eben noch zur Verfügung ſtehen. Diefe 
Wiedergabe bat nicht bloß den Zweck, daß fie bemeifen ſoll, wie reichlich auch 
bie Unterhaltung — und zwar gerade die bildende und erziehende 
Unterhaltung — an unferen kath. Bebranftalten Pflege findet, fondern fie 
bietet mandem Lehrer auch milllommene Gelegenheit, fein bez. Repertoire zu 
vermehren, Es folgen aljo nadheinander einige Programme, indem wir jeweilen 
an ber Spike die Namen der Anftalt zitieren, welche das Ding aufgeführt hat: 

1, Mlenzingen, a) Den 27. Juli 1908 abends 5'/: Uhr. Feſtmarſch für 
Streihauintett, Flöte, Klavier und Harmonium von P. Ambros Schnyber. 
Schweizerpialm, dreiftimmiger Chor von P. A. Zwuſſig. Lerchelein, Sopran« 
Solo mit Klavierbegleitung von E. Humperdbind. Das Wunderkind. — Tekla⸗ 
mation von 9. Eſchelbach. Salve Regina von Fritz Volbach. Bierftimmiger 
Ehor mit Streihquintett, Flöte, Harmonium, Klavier und Harfe. The Ship 
on Fire. — Tellamation von Ch. Maday. Pſalm 103 von Albert Beder, 
Für Chor, Streichquintett, Flöte, Klavier, Sarmonium und Harfe. — Stab 
reigen. Alavierbegleitung: Marche des Tambours von Sidney Smith. Tyantai- 
fie Galop von Ch. B. Lysberg. 

b) Edlußprobuftion den 28, Juli nadmittags 2'/s Uhr: Ouvertüre 
zur Oper „Oberon* von C. M. v. Weber. Für Streichquintett, Flöte, Kla— 
vier und Harmonium bearbeitet von Dr. 9. Schmidt. Auf dem See aus ber 
Rütlifahrt“ von C. Attenhofer. Doppelhor mit Stlavierbegleitung. Tröhlings« 
flimmen, Sopran-Solo mit Klavierbepleitung von Dans Krenn. Hymne de 
l'enfant à son reveil von Fr. Liszt. A 3 voix avec acc. de violons, viola, 
harmonium et harpe. fFeierliher Zug zum Münfter aus „Lohengrin“ von R. 
Wagner. Für Streihquintett, Flöte, Harmonium und Klavier. Die Wafjer- 
zofe, breiftimmiger Chor mit Klavierbegleitung von N. v. Wilm. Das Vied 
vom Geld. Dellamation von H. Eihelbah. Czardas, Horfen-Solo von ©. 
Verdalle. Salve Regina von Fritz Volbach. Vierftimmiger Chor mit Streid- 
quintett, Flöte, Harmonium, Klavier und Harfe, Federigo Borromeo e l'Inno- 
minato. — Dialog aus „Promefji Spofi von A. Manzoni. Stnufper- Walzer 
aus ber Märcenoper „Hänfel und Gretel“ von E. Humperdind. Zmeiftimmiger 
Chor mit Streichquintett, Flöte, Klavier und Harmonium, Er iit’s, 8ſtimmiger 
Chor mit Klavierbegleitung von Hofe Berr. „Der Schiffer und fein Sohn auf 
St. Helena” von Grillparzer Die Allmabt von Fr. Schubert. VBierftimmiger 
Chor, Etreihquintett, Floͤte, Klavier, Harmonium und Harfe. 

2. Maria-Meldthal den 28. Juli nahmittags 3'/z Uhr: 1. Im Elſter⸗ 
tale (Tyrolienne), von Ostar Meßmer, für Violinen, Zithern, Mandoline und 
Buitarre. 2. Deutiches Gedicht, von Sr. Dir. Cdleſtina. 3. „Wir find Heine 


— 584 — 


Turnerinnen“, von Sr. Mr. Cöleſtina. Kinderreigen mit Lied und Muſilkbe- 
gleitung. 4. Violette d’Abazia, vierhändige Eavotte, von H. Wenzel. 5. „Die 
Pfeiferi Mad'l“, von Engelhardt. 6. Reigen der Größern, mit Mufitbegleitung, 
von Rirner. 7. Il paese migliore. Italieniſches Gebicht von Giacomo Zanella. 
Don einer Anfängerin im Stalieniihen vorgetragen. 8. „DO fühe Heimat“, 
von Ed. Beyer, für Violinen, Zither, Mandoline und Guitarre. 9. Des Glüdes 
Traum, Lied, von Brunner, mit Klapierbegleitung. 10 Compliments à l'occassion 
de la clöture de l’annde scolaire, Tranzöfifches Gebiht. 11. „Alpengrüße,“ 
Bieberfpiel, von F. Blümel, 


3. Heiligkren; bei Cham Zug den 28. Juli yalb 2 Uhr: 1, Kaifer- 
Marih für Piano zu acht Händen von Rihard Wagner, 2. Preis Gottes, 
Hymne für bdreiftimmigen Chor mit Klavier und Harmoniumbegleitung von 3. 
B. Hildebrand. 3. Frühlings Erwaden, Romanze von Emanuel Bah für 
Streihquartett und Harmonium, übertragen von N. Reinhard. 4. Im Elfen» 
reib, ein Märhentraum im Walde für bdreiitimmigen Chor und Soli, mit 
Reigen unb verbindendem Zert von W. Rudnick. 5. Schweizerleben, Tonbild 
für Zitber und Violine von Degen. 6. Zur Einweihung bed Morgartendent- 
mals, Lieb für einftimmigen Ebor von B. SHtühne. 7. La conscience, podsie 
francaise de Victor Hugo, 8. Columbus, melodramatiſche Dichtung mit Chören, 
bearbeitet von Ph. Fries. 


4, Baldegg (Luzern) den 28. Juli 1908: 1. Feſtmarſch, für Violin und 
Piano von Aug. Wilbberger, 2, O, wie bricht aus den Zmeigen, breiftimmiger 
Chor. Volksweiſe. 3. Ouverture de Zampa, für Piano zu 4 Händen von 
Herold. 4. Elle aimait trop le bal, franzöſiſches Gebiht von Viltor Hugo. 
5. „Die Gefangenehmung Chriſti“, aus dem Oratorium: „Chriftus am Oel-⸗ 
berge“, bearbeitet für breiftimmigen Chor und Soli von Phil. Fries von 
Beethoven. 6. Il sogno della notte di Natale, ital. Bedicht. » 
Marih für Violin, Pian, und Harmonium von H. Wildberger. 8. Kaifer 
Otto J., Soli und breijtimmiger Chor von Rauchenecker. 9. Abſchiedsklänge, 
Gedicht ron einer Seminariftin. 10. Galop de Concert, für Piano zu vier 
Händen von Schulhof. At school close, engl. Gedicht von Wbittier. 12, Die 
Naht im Walde, für breiftimmigen Chor, Eolo und Deflamationen von 
Schletterer. 


5. Sarnen. Schülerxkonzert — erſetzt bie früher übliche Schlußprodultion, 
um jo ‚Ausweis für das geſangliche und muſikaliſche Können abzugeben” — 
zur Namensfeier des hochw. H. Rektors Dr. P. Johann Baptift Egger, den 18. 
Juni nahm. 4 Uhr: 1. Valse des Fées, für Piano zu 2 Händen von P. Wachs. 
2. Marjch-Rondo, für 3 Violinen von €. Fritſche, op. 3. 3. Les fauvettes, 
Polka für 2 Piccolo mit Piano von N. Bousquet. 4. Schwanenlied, aus ber 
Oper „Lobengrin“ von R. Wagner, Improvisation für Piano zu 2 Händen 
von D. Arug, op. 292, 5. Nordiſche Fantafie, für Tromba mit Piano von 
Th. Koch, op. 20. 6. Rondo, für Violine, Viola, Cello und Piano, aus bem 
2. Quartett, Serie 10, No. 76 von 8, v, Beethoven. 7. Simphonie concertante, 
No. 4, für 2 Violinen und Piano von Ch. Dancla, op. 98. 8. Serenabe, für 
Flöte und Piano von PH. Fries, op 40. 9. Dämonentanz, Galopp, für Piano 
zu 4 Händen von Ed. Holft. 10. Berceuse de Jocelyn, für Gello und Piano 
von B. Godard. 11. Schülerfonzert No. 4, für Violin und Piano von fr. 
Seitz, op. 15. 12. Trio concertant, für bdreiftimmigen Violinhor von Ch. 
Dancla, op. 99,1. 13. Yung Voller, gemifchter Chor von J. ©, E. Stehle. 
14. Wittelind, Ballade, für Bariton-Solo, Anabendor, Männerhor und Piano 
von XTheod. Pobbertsfy, op. 45. 15. Coro di schiavi Ebrei, für gemifchten 
Chor und Orcefter, a, db. Oper „Nabuhobonofor* von G. Verdi. 16. Gefang 


— 585 — 


bes Kriegers, Charatterſtück, für Orcheſter von M. Carl. 17, Cavatine, a. d. 
Oper „Maria Stuart“, für Orcheſter von C. Reinhardt. 

6. Thereſiaunnm in Jugenbohl den 28. Juli nachmittags 2 Uhr: 1. 
Marſch Heroique für Violinhor und Piano zu 4 Händen von Gilis. 2. La 
Speranza, Poesia von Bertoli. 8. Larghetto aus II. Sinfonie für 2 Pianos 
zu 8 Händen von Beethoven. 4. L’Immaculde, Reeitation. 5. Schön Ellen, 
Ballade von E. Geibel, fomponiert von Mar Bruch. — Nah der Driginal- 
ausgabe für gemifchten Chor mit gütiger Bewilligung bes Komponiften Mar 
Bruch und des Berlegers C. %. Siegel, bearbeitet für Solo und Chor von 
Phil. Fried. 6. Death of King Richard 1, Poem by Smedley. 7. Mufit 
zu „Athalia“. Drama von Racine, fomponiert von Mendelsſohn. Für Soli, 
Chöre und Dellamalion mit Piano zu 4 Händen, Harmonium und Gtreid- 
inftrumenten, arrangiert von Phil, Fries. 

7, „St. Alara“ in Stans den 28, Juli nachmittag 2 Uhr: I. Sere- 
nabe, für Violine und Piano von GrazianirWalter. 2. Des Iren Weib, Ge 
dit von af. Schäfer. 3. Il sogno dello schiavo,Poesia italiana von ®, 
Zanella. 4. Hänfel und Gretel, Traum-Pantomime für zwei Pianos zu 8 
Händen von E. Humperbinf. 5. Les Lapins, Poesie frangaise von Lenert. 
6. Fromme Weiſe, vierftiimmiger ViolineChor von Kühnel. 7. Die Schnee 
fönigin, ein Eyclus von Gefängen mit verbindenden Dellamationen von €. 
Bohm. 

8. Maria Opferung in Zug, ben 21. Juli nachmittags 1'/ Uhr: 1. 
Marik aus dem Gapriccio, op, 22 für zwei Pianos zu 8 Händen und Piolin- 
Kor von DB. Mendelsſohn. 2. „The stranger’s heart“, Englifh poem. 3. 
Denkmals Weihe, einftimmiger Chor, Piano, Harmonium und Biolin. 4. Jubel, 
Melodie über da8 XV. Prälubium son 3. S. Bad, für Piano, Harmonium 
und Violin, bearbeitet von V. Goller. 5. „Le cor*, podsie francaise, 6. 
„Zangreigen”, dreiftimmiger Chor aus „Tribordium” von B. Kühne von Ch, 
Schnyber. 7. Scerzo brillant für zwei Pianos zu 4 Händen von U. 9. 
Mollenhaupt. 8. „A una nuvoletta*, poesia italiana. 9. Symphonie für 
zwei Violin und Piano von Moret, 10. „Ein Gang auf Bergeshöh'“, Bes 
arbeitung nad dem Lieder-Eyllus: „Durch freied Land‘ von R. Mäber. 11, 
Valse impromptu für zwei Pianos zu 8 Händen von J. Raff. 12. „Auf bem 
Ozean”, Dellamation. 13, „Columbus“. Melodramatiihe Dihtung mit Chören 
von J. Beder. Für dreiftimmigen Chor, Piano, Harmonium und Violin ber 
arbeitet von Phil. Fries, 

9, Rollegium Maria Hilf in Schwyz ben 22, Yuli vormittags 9 Uber: 
1, Andante und Allegro, für Harmoniemufit von Käftl. 2, Nr. 2 aus Jahres» 
zeitenlieber, Knabenchor von Rubnid. 3. Simple Aveu, Violinhor und Piano 
von Thomé. 4. Mutterliebe, für Männerhor von Voigt. 5. Dupvertüre zu 
Pique Dame, für Orcefter von Suppe. 6, Die Naht, für gemifchten Chor 
von Schubert. 7. Columbus, Melodrama für gemiihten Chor, Dellamation und 
Orcheſter von J. Beder. 

10. Verſchiedene Anftalten, fo Schwyz, Einfiebeln, Mehrerau, Sarnen, 
Engelberg, x. baben aus erflärlichen Gründen feine Schlußprobuftion mehr, 
Dafür weiſen fie fih über ihr theatraliſch-muſikaliſch-deklamatoriſches Leiſten 
und Können durch dieverſe Gelegenheitsanläffe aus. So z. B. durch Leiftungen 
bei Anlaß des Namenstages bes jeweiligen HH. Rektors, dann bei Anlaß von 
Auniverfarien, bei Anlaß von hoben Beſuchen ꝛc. Darum bringen wir von an« 
getönten Anftalten Programme von berlei Beranftaltungen, fie find vollmertig, 
was ber Kefer felbit erfennt, 

Wettingen-Mehrerau auf den 100. Geburtätag bed P. Alberik Zwyſſig 
ben 5. Juli 1908 10% Uhr. — Titus ⸗Ouverture von Mozart. Des beutjchen 


—_ 5 586 — 


Knaben Zukunftspläne von Geb. v. Mönd. Auferfiehung für Chor und Orchefter 
von Benz. Heuriftiihe Methode Geb, v. Demeter. Die Uhr, Lieb von 
Löwe. „D'Vichkummiſſio“, Geb. i. jhmäb. Mundart. Andante für Klavier 
und Gello von Haydn. Auf ten Zob des P. Alberih Zwyſſig. Diktung von 
P. Gall Morel, Mufit von Zwyſſig⸗Stehle. 

11. Engelberg, zu Ehren bed hochwürdigſten Biſchoſs Dr. Yalobus 
Stammiler, den 29. Juni 1908: 1, Ouverture zu Prometheus von Beethoven. 
2. Feſtgruß von P. Martin, vorgetragen von Garnier. 3. Jubellied für 
Männerhor von H. Götze. 4. Abt Adelhelms Tod von F. Meyer, vorgetragen 
von Vogler. 5. Ritterlied aus ber Oper „Der ſchwarze Ritter“ von P. Franz. 
6. Klein Roland von Uhland, vorgetragn von Hilber B. 7. Variationen aus 
SForellenquintett von Schubert. 8. Das Fiſchlein, Gedicht von J. Röthelin, 
vorgetragen von Segefler. 9, Die Jodlerbuben, Zerzett von Engelhardt. 10. 
Chli und Groß, Gedicht vorgetragen von Tſchupp. 11. Duverture zur Oper 
„Der ſchwarze Ritter“ von P, Franz. 

12, Mittelſchule Surfer, den 26, Juli nachmittags 4 Uhr: 1. Marid. 
Diolinhor und Klavier. Op. 61. No. 4 von oh. Slunicko. 2. Schweizer 
glüd. Dreiftimmiger Chor. Vollksweiſe. 3. Die jodelnden Schildwadhen. Della- 
mation von Karl Spitteler. 4. FreiPyramiden. 5. a) Bateinifhe Vorträge: 
Auszug der Helvetier nah Gallien; Divico an Caesar; Caesar an Divico. b) 
Italienische Vorträge: Die goldene Tabaksdoſe; Der Gelehrte und der Dieb. 
6. Drei Heine Dortragsitüde für Streih-Enfemble: Moberato; Allegretto ; 
Adagio. Op. 60 von Mar Burger. (Unter gefl, Mitwirkung einiger Mufif« 
freunde.) 7. Robinion. Dichtung von Konrad Gahnang Für Solo Schüler 
hor und Klavier mit verbinbender Deflamation. Op. 123 (18 Nummern) von 
Karl Attenhofer. 3. Etabübungen. 9, Emigrants. :Poefie von Francois 
Goppee. 10. Mazurka. Violine und Klavier. Op. 61. No. 2 von Johann 
Slunido. 11, a) Griechiſche Vorträge: Klearch an feine Soldaten; Kyros an 
die griechiſchen Feldherren. b) Englifher Vortrag: Des Schülers Traum. 12, 
Santa Lucia. ®Bierftimmiger Chor. Neapolitanifches Volkslied, 

NB. Der Erlös fand Verwendung für die Brandbbejhädigten in Bonaduz. 

13. Stiftsfchule Einfiedelu. a) Abenbunterhaltung. St. Martin. 1. Syn 
phonie in Es von Hof. Haydn. a. S. Martin und bie Erfheinung von P. 
Gall Morel, vorgetragen von P. Allemann 4. Kl. b. Ter Schneiberjunge von 
Krippftabt, vorgetragen von N. Niedermann 3. Kl. 2. Potpourri aus Martha 
von Flotow für Streichquartett v. ©. v. Ruf. c. Der Richterſpruch von R. K. 
vorgetragen von fr. Gramwehr 1. Al. 3. Das Schweizerherz. Gem. Chor v. 
F. 3. Breitenbab. d. Der Tanzbär von Gellert, vorgetragen von Schuler 
2, Kl. 4, Alpenmweilen. Idylle für Streichquartett, Flöte und Piano von A. 
Styr. e. König Abel Ende von Gubel, vorgetragen von W, Risling 5. Al. 
f. Frieden von Heine, vorgetragen von Prantl 6. Kl. 5. finale aus der Sym- 
phonie in Es von Haybn. 

b) Unterhaltung am Cäcilien-Abenb ben 22. November. Programm: 1. 
Symphonie No. 1 in C. (erftier Say) von 8. van Beethoven. a) Kaifer Mar 
bei Albrecht Dürer v, U. Fiſcher, vorgetragen von O. Krauer. 2. Invocation 
par Louis Ganne für Streihordefter und Piano. b) Martin Sterzinger von 
P. Diel, vorgetragen von Rarl Kälin. 3. „Gäcilia*, Hymne von Karl Kammer- 
lanber für Zenor-Solo und gemifchten Chor mit Begleitung von Streid;quintett 
und Klavier. c) Im Saalgemwölbe bes Urmwalbes von Anaft. Grün, vorgetragen 
von Inberbigin. d) Gedicht vorgetragen von einem Schüler ber 3. RI. 4. 
Molframs Lied an den Abendftern aus „Zannhäufer* von R. Wagner. e) 
Der erfte Brief dv. Mar vd. Binden, vorgetragen von Eicher. 5. Finale aus 
Symphonie No. 1 van Beethoven. 


— 587 8— 


ce. St. Nilolaus-Abenb: 1, Ouvertüre 3. Operette „Bettelftubent” 
von Millöder. a) Horribilicribifag und Derabiribatumbdaribes, von Anbr. 
Goyphius, vorgetragen von Mühlebah und Biſchof 5. Kl. b) Der Bauer und 
fein Sohn von Gellert, vorgetragen dv. Kaufmann 1. Kl. 2. Auf der Alın, 
für Streichquartett, Flöte und Piano, von Niſe. c. Das Negerihiff von Ab. 
Schults, vorgetragen von Seiler Aug. 4. Kl. 3. Kabettenlied für Knabenchor 
von Hans Huber. d) Der Paß, vorgetragen von Weißenrieder 2. Kl. e) Der 
rehte Barbier, von Ehamiffo, vorgetragen von Riedener 3. Kl. 4. Blaze-Away, 
m... von Kolzmann. f) Peter Sequenz, Luftfpiel von Anbreas Goyphius 
(t 1664). 

d, Weihnachts-TFeier ber Studenten ben 25. Dezember: 1. Klavierquintett 
von Rob. Schumann. 2. Das erfte Opfer, dramatiſche Szene in 2 Aufzügen, 
nad Hlatly’3 „Weltenmorgen‘. 3. Pjalm 23 »Domini est Terra« v. Stehle 
(aus dem Zrauerfpiel „Abſalom“ von W. von Zeuren). Während besfelben 
lebende Bilder: a) Balaam fegnet die Jöraeliten: b) Das Opfer Melcifebechs; 
c) Samuel falbt David zum König. 4. Apparuit, bramatiihe Szene. 8, 
Paftorale für Orcefter von Joh. Seb. Bad; Lebendes Bild: — 

| I, Frei, 
—— u —— 


Aus dem Ranton Hargan. 


1. Bauerfame und 5chulgeſetz. 

Der Borftand des landwirtfchaftlichden Bezirkövereind Muri bat, 
der Anregung eined jeiner Mitglieder Folge gebend, in einer jüngft 
ftattgehabten Situng über die Stellung der Landwirtichaft zum Ent- 
— des Schulgeſetzes Beratung gepflogen. 

„Die Tatſache, daß immer Söhne von Bauern und Landarbeitern 
von ihrem angeftammten Beruf fi) abwenden, d. b. daß die jogenannte 
Landflucht beftändig zunimmt, erregt immer mehr Beſorgnis und zwingt, 
auf Abhilfe zu denken. Wir find nun der Meinung, dab einer der 
Gründe der geringen Sympathie, die unfere jungen Leute der Land» 
wirtfchaft entgegen bringen, in unfern heutigen Schulverbältniffen Liege. 
Mir glauben, daß ed um die landwirtfchaftlihen Berhältniffe wejentlich 
befier geftellt wäre, wenn der Jugend während ihrer letzten Schuljahre 
Gelegenheit geboten wäre, durch andauernde Mithilfe bei den landwirt« 
ſchaftlichen Arbeiten mit unferm Beruf in Fühlung zu fommen. Wären 
dann die Leute bei der Entlafjung aus der Volksſchule an die Landar- 
beit gewöhnt, jo würden fie fich leichter dazu verftehen, dem Bauernge- 
werbe treu zu bleiben. 

Geftüßt auf diefe Erwägungen erlauben wir und, Ihnen folgende 
Vorſchläge zur Prüfung und wohlwollenden Berüdfihtigung zu unter« 
breiten: 

1. Die Primarſchule fol nur mehr 6 ganze Jahreskurſe umfaflen. 
Darauf follen ähnlih wie im Kanton Thurgau 3 Winterkurfe mit Als 
tagsſchule folgen. In den dazwiſchen liegenden Eommern werden wö— 
chentlich 3 event. 6 Unterrichtsſtunden erteilt. 

Die Stadtgemeinden können an Stelle der drei Winterfurfe zwei 

anze Zahresturje beibehalten. Die Schüler befuchen aber in diejem 
e im auf die Entlafjung folgenden Winter die Bürgerfchule. 


— 588 > 


2. In der 3, und 4. Klaſſe der Bezirfäfchule follen diejenigen 
Schüler, welche nicht höhere Lehranftalten bejuchen wollen, im Sommer 
die Nachmittage frei haben. Ferner follen in der Zeit der ftrengen 
landwirtjchaftlichen Arbeiten die Hausaufgaben auf ein Minimum bes 
Ichränkt werden. An den Bormittagen find die Schüler dafür immer 
vollauf zu bejchäfligen. 

Die Aufnahme diejer Grundfäße in das Schulgefeg brächte der 
Landwirtſchaft Vorteile, ohne daß dadurch der Unterricht Schaden leiden 
würde. Im Gegenteil! Wir Halten dafür, daß die Ausdehnung der 
Schulzeit auf das 16. Altersjahr, in denen die Schüler jchon reifer find, 
von erheblihem Nuten jein müßte. Der Umftand, daß die älteren 
Schüler nur im Winter täglichen Unterricht genießen, würde bejonders 
für die Gefamtjchulen nußbringender fein, da der Lehrer fi tann im 
Sommer mit den jüngern Schülern viel intenfiver als bisher bejchäf- 
tigen könnte. 

Sodann dürfte in Betracht fallen, daß die Landwirtſchaft dur 
ein folches Entgegenfommen zu energiihem Eintreten für das Schulge- 
ſetz verpflichtet wäre.” 


2. Sehrerfhaft und Schulgeſetz. 

In der „Botjchaft* fchreibt ein Teilnehmer der kant. Lehrerkon—⸗ 
ferenz, deren Berlauf in legter Nummer gezeichnet war, aljo: „Es wehte 
Kulturfampfluft. Schon der Vorſitzende Hengherr ließ die Katze aus 
dem Sad. Der erite Referent R. Hunzifer jcheint ein arger Rultur- 
fämpfer zu fein. Sein Referat jtroßte von gehäfligen, jchiefen, unwahren 
und unmifjenjchaftlichen Behauptungen, geeignet für urteildunfähige, un- 
logiſche Leute, aber nicht für Lehrer. Er jagte unter Anderm: „So 
lange die Kirche nicht für die Armen jorgt, joll fie die Hand nicht über 
die Schule ſchlagen.“ Ferner: Im katholiſchen Katechismus der Did- 
zeſe Bafel ftehe: „Jeder Keber werde verdammt.“ Wo das ftehe im Ka— 
techismus, wußte diefer protejt. Herr natürlich nicht, weil ed gar nicht 
darin fteht. Aehnliche Behauptungen ftellte er noch. mehrere auf. Der 
Dorfigende verftieg fih zu der merkwürdigen Bemerkung: Keiner der 
Anweſenden werde an die Aulle Pascendi glauben. Eigentümlich berübrte 
ed überhaupt, wie er präjidierte, Immer griff er in die Disfufjion ein 
und gab einige Märlein zum beften. Gigentümli war aud die Art 
der Vorſtandswahl. Es kommt auf eine Selbjtergänzung des Vorſtan— 
des hinaus. Der Vorſitzende zeigte überhaupt, daß er entweder nicht 
fähig oder nicht gemwillt ift, die Verhandlungen umparteiifch zu leiten. 
Er hat bei der Schlußabftimmung die Lehrer aufgefordert: Farbe zu 
befennen. Nur jo viel für heute." — 

Dem „Baterland“ fchreibt ein —nn in Saden „Lehrerſchaft 
und Scule* alfo: „Das Haupttraftandum der Tagung bildete das 
Thema: Der Religionsunterricht in der Schule. Erfter Referent war Hr. 
Lehrer Hunzifer in Yarau. Einleitend ſprach der Redner von dem befannten 
Artifel 49 der Bundesverfafjung, woraus er jchließt, daß der Religions» 
unterricht von Eonfefjioneller Seite weder erteilt noch beauffichtigt werden 
dürfe; denn jeder Eonfejlionelle Unterricht beeinträchtigte die Gewiſſens— 


— 589 — 


freiheit. „Es ift daher unerläßlich, daß alle kirchlichen Lehrſätze und fon» 
feflionellen Dogmen davon ausgeſchloſſen feiern.“ Der Redner fährt fort: 
Er habe die Ueberzeugung, daß das Nargauervolf, wenn e3 unbeeinflu ft 
feine Meinung ausdrüden könnte, den Eonfeflionellen Unterricht nicht 
wünjche. Wer durch die Konfefjion erzogen werde, der werde nicht nur ein 
intoleranter Kirchgenofje, ſondern auch ein intoleranter Staatöbürger fein. 
Redner gibt dann einen Meberblid überdie Bemühungen der Konfefjionen, 
den Religiondunterricht „in ihre Hände zu bekommen“. Gr führt aber 
meiftend nur die Bemühungen von jeite der Katholifen an, wohl um 
dadurh die reformierten Lehrer und Lehrerinnen gegen dieſe 
aufzuhegen. Wir befamen während des Referates die Ueberzeugung, 
einen der Argjten Katholifenfeinde vor uns zu haben, der von den Ka— 
tholifen und ihrer Lehre die gröbften Unmahrheiten behauptete, ohne 
irgend etwas zu beweiſen. Den Religiondunterricht den Konfeflionen 
zu überlafjen, hieße vor der äußern Macht der Kirche fapitulieren. Diefe 
würde den Unterricht politifchen Zwecken dienftbar maden. Es jei den 
Geiftlichen jehr wenig an der Erteilung dieſes Unterrichtd gelegen, doch 
viel an der Beauffihtigung desſelben. „Wären die Religiondgenofjen- 
Ihaften, was fie fein follten, dann könnte man ihnen den Unterricht 
überlafjen, aber fie find dies nicht, daß bemweift die Geſchichte.“ Es ift 
eine Griftenzirage für die Eule und zwar auch von hoher politifcher 
Bedeutung, den Ultramontaniamus aus der Echule zu verdrängen. Wir 
wollen, daß der Lehrer allein in der Schule den Religiondunterricht zu 
erteilen habe, und nur das foll gelehrt werden, was und allen gemein- 
ſam ift, das, was verföhnt und nicht das, was und trennt. Mit diejer 
hohlen Phraſe endigte der Redner unter ftürmilchem Beifall. 

Der zweite Referent, Hr. Lehrer Hunziler-Byland in Küttigen, 

rundjäglic mit dem erften Referenten übereinflimmend, gab dann Auf: 
lu, mie diejer konfeſſionsloſe Unterricht zu erteilen jei. Er forderte 
für diefen Zweck die Schaffung eines neuen Lehrmittels, und nannte die 
Grundfäße, nach welden ein folches zu erftellen wäre. Charakteriftifch 
find darin folgende genannte Kapitel: Gejundheitälehre. Streben nad) 
Bildung. Der freie Menſch. Diejes Lehrmittel wäre dann für dieſe 
Art Religiondunterricht natürlich obligatoriich zu erklären. Wit leiden- 
ſchaftlicher Grregtbeit rief der Referent: „Wir lehnen jede kirchliche Be- 
einflufung ab. Die Kirche hat ſtets nur für ihre Sonderinterefjen ger 
forgt. Durch die Einführung diejes Unterrichtes ſprengen wir die Feſſeln, 
in welche die Kirche den Staat geworfen hat“ ꝛc. Auch diefem Refer- 
enten wurde lebhaft Beifall geklatſcht. 

Nun folgte die Diskuſſion. Zunächſt beteiligte fi” daran der 
feeifinnige Herr Bezirkölehrer Frider in Baden. Er ift grundfäßlicher 
und entichiedener Gegner der Anjchauungen der beiden Redner und findet, 
man jollte den Religiondunterricht denen überlafjen, die zu deſſen Er— 
teilung die nötige Borbildung hefiten. In Glaubensſachen der Kinder 
haben in erfter Linie die Eltern, dann die Kirche und erft in dritter 
Linie der Staat zu befehlen. Das Wort „konfefjionslos* iſt dem Redner 
ein Greuel. Religion ohne Konfefjion gibt es nicht, jo wenig als Reli— 
gion ohne Moral. Konfefjionslofer Unterricht ift eine Gefchmadäver- 


--3 590 — 


wirrung. Herr rider gibt dann Auffhluß über die kläglichen Erfahr- 
ungen, die man in Baden mit dem fonfejjiondlojen Unterricht gemacht 
habe. Er ftellt gegenüber dem Referenten den Gegenantrag, den Re— 
ligiondunterricht den Konfefjionen zu überlaffen. 

Bon katholifcher Seite ſprachen gegen den Antrag der Referenten 
Hr. Lehrer Hilfifer in Hägglingen, Hochw. Hr. Pfarrer Keiſer in 
Fislisbah und HH. Prof. Wöeft in Frid. Klar und beredt juchten fie 
die Berfammlung von der Bodenloſigkeit des konfeſſionsloſen Unterrichts 
zu überzeugen. Namentlih HH. Pfarrer Keijer, ein fchmeidiger Redner, 
proteftierte gegen die maßlojen Angriffe der Referenten gegen die kath. 
Kirche. Doc die wohlberechtigten Worte diejer Herren wurden von den. 
Großteil der Berfammlung mit bönifchen Lachen entgegengenommen 
Es reizten deren Worte nur zu defto heftigeren Angriffen ur Geiſtlich⸗ 
keit und Kirche, und die große Mehrheit nahm dieſe Hetzereien unter 
lautem Beifall entgegen. Dad war „konfeſſionsloſe Toleranz“! Die 
Krone der Borniertheit gebührt aber unftreitig dem Borfigenden Herrn 
Hengherr, der mit unglaublicher Dreiftigfeit in die Diskuſſion eingriff.“ 

Wir könnten den Gedanken weiter |pinnen und die Preßäußerun- 
gen zu dieſer wirklich berüchtigten Lehrertagung mehren; mir tui es 
nicht, fo reizend ed auch fein möchte. Uns ift die Stellungnahme der 
Aargauifchen Lehrerfchaft gar nicht überrafhend. Sie mag Optimiften 
im fath. Schullager befremdet, enttäufcht und jogar gefräntt haben. Du 
lieber Himmel, das ift komiſch. Das Endziel des Liberalismus — natür- 
lich auch des ſchweizeriſchen — ift und bleibt in unjern Augen und 
war es alleweil: Die Vernichtung jeder Kriftliden Aeußer— 
ung in der Schule und die Bejeitigung aller Hriftliden 
Organe aus der Schule. Das ilt echt maureriſch und auch hiſtoriſch 
liberal. Uns ift feine hiftorifche Tatſache bekannt, wo der Liberalismus 
den pofitiven Ghriftusglauben geihüßt und befördert hätte. Wohl aber 
ift und der Liberaliamus als Eyftem der Ernährer der religiöfen In— 
differenz und der Vater der religiöfen Negation. Warum ſich aljo ärgern 
ob dem religiondfeindlihen Verhalten der Aargauiſchen Lehrerichaft! 
Sie handelte prinzipiell korrekt und logifch gemäß der ihr ge= 
wordenen Erziehung. 


— dr — 


Rus Rantonen und BRusland,. 


1. St. Gallen. Katholiſch-Tablat erfirebt eine Lehrerbeſoldungserhöhung: 
vom 1. Juli ab 2100 Fr. mit und 2700 Fr. ohne Wohnung als Mini« 
- mum und 2600 fr. mit und 3200 Fr. ohne Wohnung ald Marimum. Behrerinnen 
1700—2200 Fr. Hit ſehr wünſchenswert. — 

Die bezirksfchulrätlihe Vereinigung hörte 2 Neferate an über „Guftav 
Fr. Dinter, ein Schulinipeftor der alten Zeit“ und über den mutmaßlihen Er« 
trag des zweiten Fortbildungsfurfes für Lehrer an Fortbildungsſchulen im Som« 
mer 1908. Die Tagung vollzog fich legten Montag in Rorſchach. 

Bruggen foll eine Schuliparkafje erhalten und zugleid Erhöhung ber Ger 
— — der Lehrerſchaft um 200 Fr. Den 30. Aug. entſcheidet 
die Gemeinde. 


--43 591 — 


Die Kirchgemeinde St. Fiden erhöhte den Gehalt bed Pfarr-Koadjutors 
um 400 Fr. und ben ber beiden Vikare um 200 Fr. — 

* Bandauf, Landab finden in fl. gallifhen Gauen 3. 3. bie Kirchgemein⸗ 
ben flatt und werben allerortö die Gehalte der Bebienfteten wieder für 3 Jahre 
normiert. Es ift ein fehr verdanfenswertes Verbienft ber „Päd. Blätter”, je 
und je für eine zeitgemäße Befoldung der Organiften eingeftanden zu fein. Es 
it anzuerkennen, dab hierin vielerorts in jängfter Zeit ein anerfennenswertes 
Entgegentommen gezeigt wurbe; aber ba und bort könnte entjchieden bei gutem 
Willen noch mehr geſchehen. 

Betreffend ber oft nur zu prefären finanziellen Lage ber Herren Geift«- 
lien nehme man St. Fiden zum Mufter, wo am lekten Sonntag troß ber 
allgemeinen Sammlung für eine neue fatholifche Kirche in Neudorf unb teilwei« 
fe an ber Langgaſſe, den 3 Seelforgern die Befoldungen im Ganzen um 800 Fr. 
erhöht wurde. 

Magdenan (St. ©.) erhöhte den Lehrergehrlt um Fr. 200. 

Andwil erhöhte ben Gehalt bes Kaplans um 200 Fr. Sekundarlehrer 
Zweifel in Wyl tritt als folcher zurück und gründet ein Spraden-Inftitut. An 
der apvenz.-rheinthalifchen Lehrerkonferenz ſpricht den 29, dies Lehrer Wiget 
in Herisau über „Kritit moderner Reformvorſchläge für die Volksſchule“. 

2. Bug. * Ein willtommenes Büchelchen erihien, wie ber Inferatenteil 
legter Nummer anzeigte, eben bei Benziger und Comp. U. G. in Einfiebeln, 
Es ift ein finniges Gebentblatt an die allzu früh verftorbene hoch verbiente General« 
oberin ber Lehrſchweſtern in Menzingen, an bie wohlehrwürdige Schweiter 
Maria Janla Beh, flo. Vier nette Bilder (Schwefter Maria Paula, ber 
Beckenhof in Eurfee, das Muttergotteshaus und Inititut in Dienzingen und bie 
Damen-Alademie St. Croix in Freiburg) zieren das flott und warm geſchriebene 
Büchlein, das ben literarifh beit belannten Red. G. Baumberger zum Ver—⸗ 
fafjer hat. Wir empfehlen biefen biographiichen Nachruf beitens; er gilt einer 
größten Frau unferer Tage und ift auch biefer Bedeutung gemäß gefchrieben. 
46 ©. ftark ift der Preis von 85 Rp. bei feinfter Ausftattung und ergreifender 
Schreibart ein gemefjener. Wir beglückwünſchen die Menzinger Schmweftern zu 
biefem begeifterten und begeijternden Biograpben. 

3. 5chwyz. Die Seltion Schwyz hatte, wie Öffentliche Blätter melden, 
üblihe Sigung. Es hielt Hr. Ardivar und alt-Lehrer Dettling einen gediege- 
nen biftoriichen Vortrag. Eine Berichterftattung ift leider ausgeblieben, folgt 
aber vielleicht noch nad. — Auch von Luzern melden bie Zogesblätter hie und 
ba Seltions⸗Sitzungen, über die leider feine Spezialberichte einlaufen. Freunde, 
feid rührig: Stillftehen bebeutet in dieſem Falle rüdmwärts gehen. 

Als zweiter Oberlehrer wurde an Ingenbohls Knabenfchulen der bisherige 
Mittellehrer Rob. von Euw und als Mittellehrer Karl Rickenbach z. 3. in 
Haslen gewählt. Auch die Mädchenichulen erhalten 2 weitere Vehrſchweſtern. 

Brunnen erhält ein herrliches neues Schulhaus, das ber Vollendung 
entgegengeht. 

Ter Jahresbericht der gewerbl. Zeichen. nnd Fortbildungsfhule Arth 
weit 88 Schüler, von denen 69 nur die Primarfchule befucht Haben. 38 biefer . 
88 befuchten den erften Kurs. Es befteht ein Winter- und Sommerkurs. Der 
Bericht macht einen guten Einbrud. 

* An unferen Vehrerfonferenzen machen fi oft Begehren geltend, bie 
im verworfenen Schulgefege befriedigt gewejen wären. Eigentümlih, daß nicht 
felten die Antragfteller felbft gegen das neue Schulgejeg Stellung genommen 
hatten, Es rächt fih alle Schuld auf Erben. 

4. Bürid. Dom 31, dies bis zum 12. Sept. findet hier ein Informa» 
tionsturs für Jugendfärforge ftatt. Es laufen viele Anmeldungen ein, 


— 592 »⸗ 


Dom 12. bis 24. Oktober ift in Zürich ein interfatonaler Fortbildungs- 
furs für Schul» und DVereinsgefang. 

5. Schafffaufen. Die lanbwirtfchaftlihe Winterſchule wird dieſen Herbft 
eröffnet. Als Hauptlebrer fungiert ein Hr, Gabathuler aus Wartau. — 

6. Tuzern. Während der Siyung bes Erziehung-Rates wurde Hr. Bucher 
vom Schlage gerührt, an befjen Folgen er bald darauf farb. Der Verſtorbene 
war lange Sabre treffliher Lehrer und als Erz. Rat ein Arbeiter im beften 
Sinne bed Wortes, Liberal, aber buldfam und gerecht. R. I. P. 

* In Horw ftarb Lehrer Konrad Fiſcher, geb. 1866. Schüler bes Lehrer⸗ 
feminars in NRidenbadh zur Zeit von Direltor Marty, amtierte er in Hellbähl, 
wo er viel zur Hebung bes mufifalifchen Lebens beitrug, Im Sabre 1897 
fiebelte er ald Organift nah Großwangen über, wo er zugleich das Gaſthaus 
zum Ochſen führte, um 1907 in Horw das Hotel zum Pilatus zu übernehmen. 
Als Lehrer befaß er beite Mitteilungsgabe, als Organift Shid und Talent 
und als Gejellihafter den Ruf anregender Originalität, Er ftarb als treuer 
Sohn feiner Kirche. R. 1. P. 

Der kant. Blindenfürforge-DBerein tagte in Surfe. Die Mit- 
gliederzahl wuchs von 2410 im Jahre 1906 auf 3057 im Jahre 1907. Tür 
direfte Unterftügung für Blinde gab ber Verein in beiden Jahren 1918 Fr. 
20 aus. Opferfähiger Leiter ift immer Hr. Dr. Paly. 

* An Stelle des leider zurüdgetretenen hochw. Hrn. Katecheten Wagner, 
ber kurze Jahre fehr initiativ gemwirft, fommt HH. Prof. Dr. Herzog als Ka— 
techet and Inſtitut Baldeng. Kerr Dr. U. Herzog mirlt berzeit am kath. 
Bebrerjeminar in Zug, bat jüngft mit Meifterfbaft ben theologiihen Doktor fih 
geholt und geniekt ben Auf eines ftrebjamen und hochbegabten jungen Priefters, 
ber der aufblühenden Anſtalt befte Dienfte leiften fann. Deſſen Wahl wird 
jehr begrüßt, Wagner Weggang ſehr bedauert. 

7. Aargau. Laufenburg erhält ein Schulfaus im Voranſchlage von 
345,000 Fr. 

Die Negierung beabfihtigt die Gründung einer Werkmeiſterſchule 
(ftatt eines Zechnifums), an ber ein tüchtiges Perfonal für die Werkftätten Her» 
angebilbet werben joll. 

Im Großen Rate verlas Nat.Rat Nietlisbah eine mannhafte Erklärung 
in Sachen Schulgeſetz, Religionsunterriht und Zofinger-Lehrertagung im Namen 
ber kath.lonſerv. Fraltion. Redaltor Jäger rüdte als Herolb der fonfefiions- 
ofen Schule auf den Plan, wurde aber von Delan Gisler ebenio ruhig als 
zwingend in die Schranken gemwiefen. Gisler wahrte ſich das Recht, ald römi- 
ſcher Katholik bei der frage eines kant. Schulgefeges Forderungen zu ftellen u. 
Rechte eines ganzen Konfeſſionsteiles geltend zu machen und das auch bann, 
wenn es einem Jäger nicht gefalle. Eintreten auf 1. Beratung wurde bejcloffen. 

Einige Ausſprüche von der ber- ZBofinger-Behrertagung: 

1. Wäre bie Kirche das, was fie fein follte, fo könnten wir ihr den Re 
ligionsunterricht wohl überlaffen. (R. Hunziler). 

2. Wenn die Lehrer in den Schulen das nit unterwühlen würben, was 
wir aufgebaut haben, fo fönnten wir ihnen den Religionsunterridt überlaffen. 
(Pfarrer Raifer). 

3. Ich erteile an ber Bezirkeſchule Frick Katholilen und Proteftanten 
Religionsunterriht und alaube gar nidt, daß einer in feinem Glaubenäbe- 
lenntnis verlegt werbe, Die ewigen Sterne, die droben am Himmeläzelte funteln, 
bezeugen: Im Dogma liegt Wahrbeit. (Kaplan Wüſt). 

4. Geben Sie das jenen Leuten an, die an die Bulle „Pascendi* glauben 
(Lehrer Hengherr, Vorfikender) 

Wir wollen im Religionsunterricht nicht Bibelſtunde treiben; wir 
wollen den Kindern nicht den Geſchmack für das Religiöſe verderben, 


45 593 —— 


8. Freiburg. Pro 1907 fteht der Kanton freiburg bei den Ergebniffen 
ber Nefrutenprüfungen an 6. Stelle und Bern an l4ter. Auch eine Tatſache! 

9. Thargau. Nomanshorn erhöhte ben Kaplangehalt von 1800 Fr. 
auf 2000 Fr. 

10. Baſel. Das Auguftheft der trefflihen „Monatsfhrift für hrift- 
lie Sozialreform“, redigiert von den HH. Prof. Dr. Decurtins und Dr. 
%008, bietet u. a. eine zeitgemäße Arbeit über „Soziale Konferenzen für den 
Klerus“. Derlag bes „Basler Vollsblatt“. 

11. UAnterwalden, Het 5 der „Schweiz. Rundfhau“ von Hans 
von Matt in Stans bringt u. a. gebiegene Arbeiten von Dr. P. Hilarin Selber (Fran⸗ 
zisfus von Affıfi und Johannes HYörgenien), von Prof. J. Wahnier (Platons 
Staat), von Dr, P. Emanuel Scherer (Vor 60 Jahren in Rom), von Dr. Job, 
Maber (Die neue Yulgata) und von Prof. Dr. U, Gisler (Ein Prophet in 
Zürih). Letztere Arbeit behandelt Pfarrer Kutter und fein paftorlihes und 
fchriftftellerifches Wirken ebenfo anfhaulich als geiftreih und würdig. 

12. Spanien. Im SKönigshaus herrſchen Differenzen, weil der König 
ben Thronfolger in abfolut nationalem Sinne erzogen wifjen will, während ſich 
die Königin in dieſer Richtung zu fehr von englifhen Einflüffen leiten laſſe. 


FRIST 


5prechſaal. 


*.Bei der Durchſicht des Verzeichniſſes der Mitglieder bes Sterbever- 
eins ber Lehrer bes Kantons St. Ballen fällt es jehr auf, daß ein« 
zelne Bezirke wie 3. B. Werdenberg, Neu» und Untertoggenburg fo wenig DMit- 
glieder aufmweifen. Sind in diefe Kantonsteile bie Rufe von „Kollegialtät* und 
„Solidarität”, die man ja fo viel zu hören befommt, nicht gebruagen? Unſer 
Sterbeverein ift ein Juwel; alle fpikfindigen und egoiftijchen Berehnungen des 
Einzelnen follten in Hinfiht auf den Zweck zurüdtreten. „Zuerſt diefe fchöne 
Inſtitution recht ausbauen und alle Kreiſe für dieſelbe intereflieren, bevor man 
zu andern Kafjengründungen zc. ſchreitet“ meinte jüngft in einer Spezialfonferenz 
ein einfichtiger Kollege. j 

* Ein Krängden ber Anerkennung verdienen jene 64, welde ben Mut 
hatten, an der Tagung ber benfwürdigen aargauifchen Kantonal-Lehrerlonferenz 
in Zofingen für den fonfeffionellen Religionsunterricht einzuftehen. Hut ab vor 
ber Unerichrodenheit und ber Treue für eine heilige Sache, die deren Sprecher, 
bie aktiven Lehrer: Herren Hilfifer, Hägglingen und Prof. Fricker in Baden 
an ben Zag legten. Möge ihre Prinzipientreue aneifernd auch anderwärts wir- 
fen! — Bur Sade ſelbſt, fällt es denn doch ſehr auf, daß man fi an ber 
Aare wegen einer Angelegenheit fo aufregen fonnte, die doch inandern, ebenfalls 
paritätifchen Kantonen jelbftverftänblich ift; da beforgen eben immer ſchon 
bie Konfefjionen den Religionsunterricht. Ein Lehrer, 


—t ⸗ — 


o Pãdagogiſches Allerlei. 


1. LZiberal-freifinnige Lehrerfreundlichkeit im Lichte einer Tat: 
ſache. Bor einigen Tagen wurde die Verteilung der 1. Millionen 
Mark für Berliner Beamte geregelt. Es kam fo, wie man erwarten 
konnte, die Lehrer befommen feinen Pfennig, weil die Stadtverordneten 
erklärten, daß die Lehrer feine Berliner Beamte feien. Sonft weiß man 





— 594 — 


in Berlin die Lehrer wohl zu finden. Bei Verteilung aller möglichen 
nichts einbringenden Arbeiten — Waiſenpflege, Zählungen, Armenpfle- 
e ujm. — wird auf die Beamteneigenſchaft der Lehrer hingewieſen. 

enn es fich aber um die Bewilligung einer wöchentlichen Zulage von 
nicht einmal 3 Mark handelt, wozu 1’ Millionen Mark für Beamte 
zur Verfügung ftehen, dann find Berlind nad außen jo gepriejene Zeh 
rer feine Beamte, d. h. fie befommen nichts ab. In Berlin gibt es 
halt feine Benttumdpartei, welche wie in Bayern die Lehrer aufbefjert, 
fondern nur eine liberal=freifinnige ſozialdemokratiſche Stadtverwaltung, 
welche für die Lehrer eben nichts übrig Bat. 

2. Japan und katholiſche Lehrkräfte. Bon kirchlicher Eeite wird 
aud Japan berichtet, daß die Zahl der ftaatlich angeftellten und bejol- 
deten Lehrer aus dem kath. Ordensſtande von Tag zu Tag größer wird. 
An den Gymnafien und anderen gleichwertigen Schulen wirken über 
hundert Mönche, meiftend franzöfifher und italienischer Nationalität. 
Der Einfluß der meiblien Orden ift womöglich noch größer. Die 
Schulen und Lehrinftitute der Ordensſchweſter erhalten vom Provinzial. 
und Bezirksrat anſehnliche Zuſchüſſe, ohne daß jene darum eingeflommen 
find. Sinder, junge Damen, verheiratete frauen befuchen zu Hunderten 
die Inftitute, um kochen, nähen, mufizieren oder malen zu lernen. Was 
den Mufifunterricht anbelangt, bezeichnet das japanifche Minifterium den 
Unterricht der Nonnen ald allein erftllaflig. 

3. Fortbildungsunterricht für Arbeiterinnen. Die 55. General« 
verfammlung der Katholiten Deutichlands begrüßt die durch die neue Geſetzes- 
vorlage zur Abänderung der Gewerbeordnung vorgejehene Einführung 
eined zortbildungsuntnrrichted für gemerbliche Arbeiterinnen. Sie er» 
achtet es aber als dringende Notwendigkeit, daß hierbei durd; gejeliche 
Beftimmungen folgende Grundjäße feftgelegt werden: 1. Der Unterricht 
der Arbeiterinnen ift getrennt von dem der männlichen Arbeiter einzu« 
richten. 2. Der Unterricht darf nicht an Sonn= und Feiertagen erteilt 
werden, auch ift an den MWochentagen die Ruhezeit möglichft Freizulaffen. 
3. Die religiös-fttliche Erziehung der Arbeiterinnen ift bei dem genann« 
ten Unterricht in den Vordergrund zu ftellen. Der Bejuch des Religions- 
unterrichtes ift für alle verpflichtend zu machen. 4. Der haus⸗ 
wirtſchaftliche Unterricht iſt in den Unterrichtsplan aufzunehmen. 5. 
Der Fortbildungsunterricht iſt auch für die weibliche Heimarbeiterſchaft 
einzurichten. — 

⸗ü ——U 


Literatur. 


* Exhurfionskarts vom Alpfeingebiet mit Umgebung, Die photolitho- 
graphiſche Kunftanftalt Walter Marty u. Co, in Herisau bat eine neue Er- 
furfionsfarte für das Alpfteingebiet und Umgebung fertig erftellt 
und ift diefelbe im Selbftverlage diefer Firma erfhienen, — Diele Erkur« 
fionsfarte ift im Maßftabe von 1 : 50000 nad Vorbild der eidg. Siegfrieb- 
Karte von einem ber erften Zopographen der Schweiz in Relieftönen bearbeitet 
worben; es wurbe für die Reprobuftion ein modernes, photomechaniſches Der- 
fahren gewählt. — Die Karte ift Hinfichtli ber Straßen, Wege und Pfade von 


— 595 »- 


einigen Mitgliedern des S. A. C., Autoritäten im @ebiete bes Alpfteins, einer 
eingehenden Prüfung und Verifizierung unterzogen worden, jo daß biefelbe in 
Bezug auf Rommunifationen, Wege und Stege unübertroffen bafteht. Die Karte 
iſt in einer hübſchen, anfprechenden Farbenſtimmung gebrudt und mwirb ihren 
Zwed, die größtmögliche Erploitierung bes Alpfteingebietes zu förbern, in vor» 
teilhafter Weife erfüllen. Wir fönnen diefe Erfurfionstarte allen freunden bes 
Alpfteingebietes beftens empfehlen und find überzeugt, dab biefelbe großen An« 
Hang finden wird, umſomehr, da ber Preis ein verhältnismäßig billiger ift. -e. 

Erzießungsdilder. Ven Dr. DB. Bergervoort. Berlagsanftalt Benziger 
& Co. Ginfiebeln 1907. Fein gebunden Fr. 4.—. 

Bei der Unmaffe von literariihen Novitäten auf dem @ebiete ber Paba- 
gogil heißt es, bei ber Auswahl ſehr vorfichtig zu Werfe gehen. Nicht ſelten befticht 
uns der pompdfe, einnehmende Zitel, wir faufen das Buch, machen e3 uns zum 
Gegenftand unjeres Stubiums u. — — find enttäufht. Nidt fo das in unſerer 
Ueberjhrift angegebene 300 Seiten haltendbe Wert. Noch jelten vermodht: uns 
eine derartige Neuerfcheinung fo jehr von Anfang bis zum Ende zu fefleln, wie 
biefe. Wohl wurde es uns ums Herz, bier wieder einmal die Hauptigrundjäße 
ber Erziehung, die auf ben feften Quadern unferer chriſtlichen Weltanſchauung 
zuben, in höchſt origineller, auf hoher Warte ftehender Art und Weile zu ver⸗ 
nehmen. Die Anjhaulicleit, mit ber Hr. Dr. Bergervoort feine Erziehungs« 
bilder vor bie Seele bes Leſers zaubert, it einfah unübertroffen. Hier 
bat ber Lehrer einen vortrefflichen Lehrmeiſter, die fo ſchwere, aber für einen 
nugbringenben Unterriht unerläßlich notwendige Kunſt einer faßlichen interefian« 
ten Darbietung bes Stoffes zu lernen. Das Hauptaugenmerk Ientt ber Verfaſſer, 
ein Pädagoge, ber uns unmwillfürlih an Alban Stolz, Xaver Wetzel ober einen 
Kellner erinnert, auf die abjchredenden Beifpiele ſchlechter Erziehung, Würben 
bie Eltern bei ihrer Erziehungsmethode ftetö die Folgen berfelben bebenfen, 
fo würden fie inne werden, wie fehr ihren Kindern bie übergroke Menfcenliebe 
ſchadet: fie würden e8 anders machen. Gerade biefe Folgen ben Eltern vor 
Augen zu führen, ift der Zwed bes Werkes. 

Mer foll die wunderſchönen „Erziehungsbilder" anſchaffen? Vorab ber 
Lehrer; fie bieten ihm eine Fülle Stoffes zur täglichen Verwertung; fie ver- 
tiefen jeine praftifhe Pfychologie. Ta findeft bu, merter Stollege, eine unver« 
fieglihe Fundgrube unferer pädagogischen Lebensanihauung. 

Dem Geiſtlichen hinwiederum bieten fie goldene Gedanken zur nüßlichen 
Verwertung in Predigt und Ehriftenlehre und nicht zuleßt für feine Betätigung 
als Freund ber Schule — in der Schule. 

Aber auch in recht vielen Yamilien möge das im guten Sinne „mo« 
derne” Buch Einkehr finden, wo es fpeziell von gebildeten Eltern ftudiert, un« 
ermeßlichen Segen ftiften wird. B. 











Briefhaflen der Redaktion. 


1. „Nochmals zur frage ber Schulbibliothefen‘ wirb in einer ber nächften 
Nummern erfheinen. Bitte um Nadfidt. 

2. Präparationen find ſehr willlommen, vorliegende find gefeßt und 
folgen balbigft. 

3. Die dritte Beilage pro 1908 ift eine Frucht Prof. Dr. Förſters; 
fie folgt in legter Nummer Sept. ev. in erfter Nummer Oftober, 

Nah Aargau. Beften Dank für die prompte Bebienung, Die ganze 
Bewegung tut ben optimiftifchen Elementenin unferen fath. Rreifen ſehr gut; fie 
Härt grell Ab, 


— 596 — 


Offene Schulſtelle in Haslen, Appenzell J. Rh. 


Die Lehrſtelle an hieſiger Oberſchule ſowie die Organiſten und Chorbiri« 
gentenſtelle an hieſiger Kirche ſind neu zu beſetzen und werden hiemit für bie 
freie, offentliche Bewerbung ausgeſchrieben. Der Lehrergehalt ift 1400 Fr. nebſt 
freier Wohnung und Garten. Nebeneinkünfte (Organiſten- und Dirigentengehalt 
inbegriffen) belaufen ſich auf 500 Frs. Anmeldungen ſamt Zeugniſſen find bis 
13. Sept. zu richten an Herrn Schulratspräfidenten Franz Mazenauer in — 
len, der auch allfällig gewünſchte weitere Auskunft erteilen wird. 


Haslen, ben 18. Aug. 1908 
Der Säulrat. 


Offene Schulſtelle. 


Katholiſch An. Mittelichule, neue Lehrſtelle infolge Schuler · 
weiterung. Antritt anfangs November. Gehalt: Fr. 1600. —; Bei« 
trag an die Lehrerpenfiondkafle Fr. 70.— nebit MWohnungsentfchädigung. 

Anmeldung bis 10. September I. J. bei Herrn Pfarrer U. Dürft, 
Scdulratöpräfident. (H 3361 G) 348 

St. Gallen, den 22. Auguft 1908. 


a ame. 
Um meine Waschmaschinen ä 21 Fr. 


mit einem Schlage überall einzuführen, habe ich mich entschlossen, dieselben 
zu obigem billigen Preise ohne Nachnahme zur Probe zu senden! Kein Kauf- 
zwang! Kredit 3 Monat! Durch Seifenersparnis verdient sich die Maschine 
in kurzer Zeit und greift die Wäsche nicht im geringsten an. Leichte Hand- 
habung! Leistet mehr und ist dauerhafter wie eine Maschine zu 70 Fr.! 
Tausende Anerkennungen! Die Maschine ist aus Holz nicht aus Blech und ist 
unverwüstlich! Grösste Arbeitserleichterung und Geldersparnis. Schreiben Sie 
sofort an: (H 7229 Z) 262 


Paul Alfred Goebel, Basel. 


Vertreter auch zu gelegentlichem Verkauf überall gesucht! Bei Be. 
stellung stets nächste Eisenbahnstation angeben! 


Ziehung Balsthal Ende August arte 
Haupttreffer 40,000 Fr. : 


— Lose = 


von Balsthal, Olten, Luzern 
und Kinderasyl Walter- 
schwyl versendet à 1 Fr. und 














Ziehungslisten ä 20 ts. [a — en 
Frau Haller, Luzern, sog. Heisswringer, die Beste, Solideste und 
vormals Zue. Feinste, was es gibt, versende zu nnr 

8 Fr. 28.— a Stück, und zwar nicht unter 

Auf 10 ein Gratislos. Nachnahme, sondern gegen 3 Monat Kredit. 


Nach Balsthal folgt Olten. Paul Alfred Goebel, Basel. 


Dadagogilde 
S bläller. ® 


Yereinigung des Ichweijer. Erziehungsfreundes“ umd der „Düdag. Monatsſchrift!. 


Organ des Vereins katlol, lehrer und chulmünner der Scyweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholifhen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 4. Sept. 1908. | Nr.36 | 15. Jahrgang. 


Redahtionskommiifion: 
pe Rektor fteiler, Erziehungsrat, Bug, Bräfibent; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Srüninger, 
ickenbach (Schtuys), und Wilb. Schnyber, Hisfirch, Herr LXebrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ballen) 
und Herr Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiebeln. 
Sinfendun er ı find an lepteren, als ben Chef» Rebdaltor, au richten, 
Inferat-Aunflräge aber an HH. Haafenjtein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöcrentlicy einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortozulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagdhbandlung Eintiebeln. 





Inhalt: Der bejte Fortbildungskurs zur geiftigen Stärke für den Winter. (Mit Bild). — Dr. Hag- 
mann: Grundlinien eines Neformplanes der Volkserziehung. — Bom deutichen Ratholitentage. 
— Humor — Bom fommenden Schulgeſetze Luzerns. — Aus Kantonen und Ausland. — Räba 
gogiiche Chronit. — Eprechfaal. — Literatur. — Sammellijte für Wohlfabrtd- — — 
unſeres Vereins. — Brieflaften, — Inſerate. 


Der beſte Jortbildungskurs zur geiſtigen Stärke 
für den Winter. 


Vorbei ift das fchweißtriefende Sommerjemefter, eine kurze Raft, 
wenige Tage der Erholung, dann heiſcht das arbeitsreiche Winterfemefter 
des Schulmeifterd ganze Kraft. Soll die Arbeit gut gelingen, heißt e8, 
fih wappnen gegen ihre Beſchwerniſſe und Schwierigkeiten und ohne 
Furcht und Zaudern ihre Mühen und Opfer auf die Schultern nehmen. 

Dazu find Gejundheit und ungebrochene Körperfraft von eminenter 
Bedeutung, doch find fie nicht alles. Ein Heller Kopf, ein friicher 
Geift, ein ftarker Wille und zielbewußte Arbeitöluft, — das erft macht 
die Schule zum Segenäquell für die Kinderſcharen, die zu des Lehrers 
Unterricht eilen. 

Willſt du, lieber Kollege, dieje großen Gaben dir erwerben oder 
falls du biefelben bereits befieft, fie vermehren, dann weiß ich dir ein 


— 593 — 


unſchätzbares Mittel, das mir ſelbſt ſchon jedesmal geholfen hat und 
weiter hilft: 

Die Lehrerererzitien zu Feldkirch. Sie find ein Gefund- 
brunnen, au? dem die Wafjer des Lebens in reicher Fülle fprudeln. 
Seit 6 Jahren ziehe ich jeden Herbit dahin. Und mir wird dabei ſtets 
jo licht im G®eift, fo froh ums Herz. Schweiß und Arbeit und Sorgen- 
laft, wie fie reichlich jeder Schulmeifter trägt, werden da wieder leicht 
und füß. Das ift meine Erfahrung, das haben fo viele andre erlebt. 
Dies wirft au du erfahren, verfuche es nur! 





Ererzitienhaus in Feldkirch. 


Zur Herbftzeit liegt oft über'm Tal ein fchiwerer dichter Nebel. 
Kein Sonnenftrahl vermag das finftere Gewölk zu durchbrechen. Düfter 
und unbehaglid, zu melandpolifhen Träumen mie gemacht, iſt's da 
drunten in der Tiefe. Da ziehe dir die Bergſchuhe an und feige hin— 
auf zur Bergeshöh”. Da lacht dir das herrlichfte Himmelsblau ent- 
gegen, volles Sonnenlicht umftrahlt dich, du atmet reine, erquidende 
Höhenluft. Wie fonnig und wonnig wird dir zu Mute, da du bie 
dunklen, wogenden Nebelwafler zu deinen Füßen fiehft, da du der feuchten, 
unfreundlichen Atmofphäre entflohen bift! Kein Wunder, du ſtehſt ja 
im Höhenlicht, dich ummweht Höhenduft. Doch fannft du nicht immer 
auf dem wundervollen Gipfel bleiben, du mußt wieder hinunter ins 


— 599 —- 


Tal. Uber dich begleitet die frohe Erinnerung an die herrlichen Stun» 
den droben auf lichtuoller Bergeshöh'. 

Ahnli ergeht es dir in den HI. Grerzitien. Du ziehft dich auf 
einige Tage zurüd aus dem wilden Tumulte irdiſchen Treibens in dem 
Frieden der Einſamkeit, fort, weit fort aus den Wolfen von Sorgen 
und Ängften und Zweifeln. Da wirft du hinaufgeführt zu den nebel- 
freien Höhen chriftliher Weltanihauung; dein Geift wird erleuchtet 
durch die Sonnenklarheit chriſtlichen Glaubens, dein Herz erfüllt von 
bl. Entjchlüffen, gehoben von Mut und Manneökraft, geftärkt von dem 
Reichtum göttlicher Gnaden. Du wirft mieder glüdlih wie in den 
Ihönften Tagen deiner Kindheit. Da wird dir zur feligen Gewißheit, 
dab es um all’ dein Ringen und Schaffen im Staube der Echule doch 
etwas Herrliches, Verdienftvolles, ja unendlich Erhabenes if. Über 
allen MWechfelfällen und dem Sorgengewirre des Alltagslebens fiehft du 
die liebevoll maltende, göttliche Vorſehung, die deinen guten Willen 
und dein opfervolles Leben fegnet und belohnt. Mögen hienieden auch 
bisweilen Böjervichte und Schurken dad große Wort führen, das wird 
dich nicht beirren; du weißt, fie bauen auf Sand, deine Überzeugung 
aber ift auf unüberwindlichen Felſen gegründet. 

Bon den Ererzitiengedanten erfüllt, zieht der Ererzitant freudigen 
Herzend heim; er hat das Biel wieder gejehen, er hat die Mittel wieder 
erkannt, jeßt will er Hand anlegen ans Werl. Was er in ben drei 
Zagen der Einſamkeit gelobt, das wird zum Leben, zur Tat im folgen- 
den Jahr. Es find fruchtbare Entſchlüſſe, jegensreih für die Jugend, 
die er bildet, fegensreich für fein Land und fein Volk. 

Daher ift es nicht zu verwundern, daß alle, die ed mit der Lehrer 
ſchaft gut meinen, und die Xehrerererzitien aufs Wärmfte empfehlen. 

Ich erinnere mich noch ganz gut, wie unſer hochwſt. Herr Bifchof 
Dr. Ferdinandus ſchon als Domdelan anläßlich des Fortbildungskurſes 
in der Bibliſchen Geſchichte in St. Gallen allen Lehrern den fleißigen 
Beſuch der Exerzitien eindringlich ans Herz legte. Sollen wir einem 
ſolchen edlen Freunde und Gönner nicht glauben und vertrauen? Und 
der „ſchweizeriſche kath. Erziehungsverein“ gibt feiner Überzeugung von 
dem Hohen Wert ter Lehrerererzitien beredten Ausdrud, indem er 
Koft und Logis für alle ſchweizeriſchen Teilnehmer aus feiner Kaffe 
beflreitet. Sie und fo viele andere Männer von Geift und Rang rufen 
und zu: „Berehrte Lehrer, laßt euch eine koſtbare Gelegenheit nicht 
entgehen!” 

Und wahrlih mit Recht! Denn zumal in unfern Tagen tut es 
not, daß vor allem die Vollserzieher wiſſen, was fie wollen und follen. 


4 600 — 


Der Unglaube erhebt ja Heute dreifter denn je die Stirn und fucht felbft 
in dad Heiligtum der Schule zu dringen. 
Einft fang der alte geniale Rüdert jo fromm und ſchön: 
„D fer auf Gottes heller Welt kein trüber Gaſt, 
Mach' Schande nit bem milden Herrn, den bu haft, 
Zeig’ in ber Tat in Wort und Blid, daß dem bu bienft, 
Der jagt: Mein Joch ift fanft, und leicht ift meine Laſt.“ 
Heute proflomiert ein moderner Geift, Felix Lange aus St. Gallen, 
im „Freidenker“ folgendes Lebensprogramm: 


„Rurz ift das Leben, brum genieße es flott, 
Hoffe nicht auf Jenſeits, Hoff’ nicht auf Gott, 
Lebe das Leben mit vollem Begehr, 

Leb nit als Sklave, fei felber dein Herr... .* 


Solde Stimmen werden heute jelbft in Lehrerkreifen gehört. 
Eollen ſich da die guten nit auch wappnen und ihre Kräfte ftählen 
im bl. Feuer der Ererzitien, um unfere Jugend zu fhüßen vor den 
folgenfchweren Berirrungen des modernen Unglaubend ? 

Und nod) einen andern Borteil bieten die Ererzitien. Da lernft 
du auch einmal die Jeſuiten kennen. Die meiften, bie auf dieſe 
Ordensmänner ſchimpfen und wettern, als wären fie die gefährlichften Sub- 
jefte auf dem Erdenrund, kennen dieſelben von Haut und Haar nicht. 

In den Ererzitien aber fommft du ihnen nahe; du lernft fie 
jhäßen und lieben ald Männer des Gebeted, erniter Arbeit und 
folider Wiſſenſchaft. Du wirft finden, wie trefflih Abraham à 
Sankta Klara, der berühmte Wiener Kanzelredner au dem 17. Jahr 
hundert, die Jeluiten und ihre Feinde charakterifiert hat. Der originelle 
Mann fagte einft: „Der Jejuitenorden gleicht einem Nußbaum. 
Je mehr und je ſchögere Nüffe da oben Hängen, defto mehr 
werfen die Buben mit Prügeln hinauf.“ Überaus zutreffend 
auch no im 20. Jahrhundert. 

Lieber Kollege! Wilft du dir alfo diefen Herbft einen Hohen 
geiftigen Genuß, Mut und Kraft, Berufsfreudigkeit, vielfeitige Belehr- 
ung und Anregung verichaffen, jo biſt du freumblich eingeladen, nad 
Feldkirch zu den Xehrerererzitien zu fommer. Sie finden ftatt: 1. Vom 
Abend des 21. September bis zum Morgen des 25. September. 
2. Bom Abend des 5. Oktober bis zum Morgen des 9. Oltober. 

Melde dich frühzeitig an, damit du einen recht guten 
Platz befommft. Es genügt eine 10 Gentimed-Poftlarte mit 
der Adreſſe: Ererzitienhaus Tiſis, Feldkirch. Da findeft du 
freundlide Aufnahme, forgfältige Verpflegung und eine große 
Bahl verehrter Kollegen aus nah und fern! Th. Sch. St. F. 


— 601 — 


Dr. Hhagmann: Grundlinien eines Reformplanes 
der Volkserziebung. 


63 ift feine vierte Echrift zur Frage der Schulreform. Die erfte 
ift in diejen Blättern befprodden worden. Ihr Inhalt bildet in ge— 
drängter Kürze den Inhalt des erften Teiles der vorliegenden Broſchüre, 
der zweite handelt von Schuldigziplin, Gruppierung der Schüler nad 
Jahrgängen oder Arbeitsſtoff, Schulzeit, Frauenlehrkräften, Einheitd- 
ſchule; der dritte emdlich ſpricht über Einheitlichkeit im Schulprinzip, 
über Religion und ESittlichleit, über das Verhältnis zur Schule und 
Geſellſchaft. Zufammen 53 Eeiten. 

Zurüdlommend auf den erften Zeil ift gewiß manches, ja die 
äußere Beichäftigung der Schüler betreffend, das meifte zu unterjchreiben: 
törperliche Betätigung in den untern Klaſſen, vermweifen ber Lernftoffe 
auf die höhere Stufe (9—12 Altersjahr), Leſen vor dem Schreiben zc. 
Hagmann bleibt aber bei diejer äußeren Beichäftigung jo ziemlich ftehen. 
Er vermag feine Forderungen nicht innerlid zu befräftigen, er bemeift 
nicht ihre innere Notwendigkeit. Seine Schule madt darum den Ein— 
drud eines jeidenen Kleided am Geftel im Schaufenfter, Der Stoff 
ift foftbar, doch ijt fein Leben in ihm, Wohl behauptet der Verfaſſer, 
einzig das Leben als für die Schule maßgebend anzuerkennen, und 
ſchmäht auf die „alte Schule“, die da@ nicht tue, obwohl man doc bis 
jegt immer dem Grundſatz gehuldigt, der Schule um des gleichen Lebens 
willen (vielleicht zwar da und dort um der Partei willen!) jedes Opfer 
zu bringen, 

Wenn Dr. Hagmann Schon im erften Teil unklar ift, jo ift er es 
vollends in den beiden legten. Gr jelbjt hat feine Titel und kein In— 
baltöverzeichniß gegeben. Dbige Inhaltsangabe ſuchte der Schreiber 
jelber heraus, einen logifchen Zuſammenhang hat er aber nicht gefunden. 
Und doc ift klare Logik die erfte Bedingung für „Grundlinien einer 
Neufhöpfung”. 

Es jei geftattet, auf einige Kapitel des zweiten und dritten Teils 
einzutreten. Nachdem vor allem „freie Betätigung” verlangt wurde, 
findet ber Verfaſſer die Frage nad) der Disziplin feiner Schule ſehr 
natürlih. Doc, fie macht ihm feine Sorge: „Wer ernftlich arbeitet, 
der übt Selbſtzucht. Arbeitift Ordnung; fie it geläuterter 
Mille zum Handeln!” Hagmann will alfo die Arbeitöluft ent« 
zügeln, fie garantiert ihm für die Disziplin. Sind wir aber nicht der 
Meinung, die Arbeitöluft jei noch lange nicht Lebensbedingnng des Men- 
ſchen ? Wiſſen wir nicht, daß die Trägheit ein ſehr beliebtes Lafter ift? 


— 602 — 


Hätte die Schule nicht ein ganz eminentes Verdienſt, wenn ſie durch 
Weckung der Arbeitsluſt zu jeder Arbeit, die das Leben fordert, eine 
Unzahl von Unglück, in erſter Linie die mit Aengſtlichkeit befürchtete 
Klaſſenrevolution verhüten könnte?“) Herr Hagmann muß ſich bie 
Menſchen doch optimiſtiſch vorſtellen! 

Er verlangt Freiheit der Schulzeit. Eine halbe Stunde länger 
oder kürzer foll dem Lehrer freiftehen. Und dann die übrige Zeit oder 
bie wartenden Angehörigen!? Mehr Leben, wie e3 ift, nicht bloß leben, 
wie man e8 felber gerne wollte! 

Gar ſchwer wird ed dem Leſer, Hagmann dort zu folgen, wo er 
von der Ginheit im Unterrichtäprinzip redet. Er zählt verfchiebene 
Autoren auf, von denen jeder etwas andered in den Mittelpunkt des 
Unterrichtes ftelle, 3. B. Dewey: praftijche Arbeit, Förſter: Charafter- 
bildung, Ellen Rey: Pflichten der Mutter ala Erzieherin, die Mitarbeiter 
des „Säemann“: Kunft, am prägnanteften Altmeilter Kant: die Mens 
Ihenmwürde. Dann folgert Hagmann: „Sch finde mid im Einklang 
(N mit diefen Größen, wenn ich der Jugend jede Möglichkeit zu ver- 
ſchaffen fuche, aus freier innerer Geftaltung zum Menfchen zu erwachlen. 
... Wiſſen und Können, Sittlicheit und Religion find im wahrhaft 
gebildeten Menſchen Eins! Alle entfließen der geiftigen Tat; aller Ziel 
ift innere Geftaltung. Ob die eine Richtung der andern das volle 
Gegengewicht halte, darf und nicht irrig machen. Im Grunde find fie 
eined Wefend. Und wie die Grundfarben, jede für fich anders leuchtend, 
in ihrer Jatenfität in? Sonnenlicht überfließen, jo geht jede mahre 
Beiftedtat auf ihren letzten Lichtquell, dad Emige, zurüd.“ 

Das ift num zum mindejiten, gelinde gejagt, jehr unklar. Nur 
wenn die Grundfarben zujammen wirken, ergeben fie da8 Weiß der 
Sonne. Denken wir nicht logischer, wern wir dieſes Zufammenleuchten 
der einzelnen Wiſſenszweige durch. dad Prisma der Religion zum einen 
Lichtquell, Gott, ald natürlich und notwendig bezeichnen? Und dod 
follen Hagmanna Ideen Richtlinien fein für die Reorganifation einer 
Volksſchule? Durch fie lernt der junge Menſch nur ſchwimmen und 
wird dann Hinaußgeftoßen in den großen, unendlichen, unbefannten 
Dean des Lebens, daß er — ertrinte. 

Erſt recht verirren darum des Verfaſſers Anfichten über die Reli« 
gion. Er definiert fie wie die Moderniften ala „dad Weſen (!) ber 
Gottesidee im Gemüte“. Seine „Ahnung des Ewigen“ ift dad Produft 


») Nachträglich finde ih in ber Zeitung ein neues Wert von fFörfter: 
„Klafientampf und Ehriftentum* verdffentliht. Der bereits weltbefannte Päba- 
goge hat jeinem Buche den gleichen Gebanfen zugrunde gelegt. 


— 603 16 


— ihm jelbft vielleicht unbewußt — wieder jpezifijch religiöfer Faktoren. 
Und doch proteftiert er ſowohl gegen einen Eonfefjionslojen, ald auch 
gegen einen Eonfeflionellen Unterricht. Und Hierin ift er für mich zu 
hoch! 

Dr. Hagmann hat verſchiedentlich Förſter zitiert, und zwar ala 
Autorität, trogdem Förſter Hagmann direkt widerfprechend die Religion, 
ja die Konfeſſion durdichlagend ald Urprinzip des Unterrichted dar" 
geftellt Hat. Wer darum Förfter fennt, wird fi) durch jene Stellen 
nicht beirren lafjen. Förſter ift Hagmann unermeßlich überlegen. 

Hörfter lehrt nicht fchwimmen, er gibt dem Irrenden ein jolided 
Fahrzeug und einen zuderläfligen Kompoß mit und gibt fichern Aufs 
ſchluß über dad Meer, das der Erdenpilger zu durchjegeln Hat. In 
feinem Bude „Schule und Charakter“ habe ich faſt auf jeder Seite am Rand 
Striche machen können, um flare, gedanfentiefe Eentenzen hervorzuheben, 
in Hagmanns Schrift aber nur — Fragezeichen. 


— — — 


Dam deutſchen Ratholikentage. 


Der deutſche Katholikentag in Düſſeldorf faßte eine Reihe Rejolu- 
tionen, die auch für Schweizerverhältniffe Bedeutung haben. Wir zitieren 
nachfolgend einige, wirken fie doch zum mindelten ſehr anregend. 

1. Fürforge für die fdhulentlaffene Jugend. Die 55. General« 
verfammlung der Katholiken Deutfchland® betont von neuem die drin= 
gende Notwendigkeit einer planmäßigen Fürſorge für die jchulentlafjene 
Jugend in Stadt und Land, wodurch die mit deren Audtritt aud der 
Volksſchule vorzeitig abbrecheade religiös-fittlihe Anleitung und Fe— 
ftigung, ſowie die jonftige Bildungs- und Grziehungsarbeit fortgeſetzt, 
vertieft und ergänzt wird. 

1. Sie wünjcht zu dem Zwecke die allgemeine Einführung eines 
den jeweiligen Verhältniffen angepaßten Fortbildungsunterrichted, muß 
jedoh bei eG” demfelben unbedingt den obligatoriffen Religions» 
unterricht verlangen, 

2. Außerdem find aber noch weitere Einrichtungen für die jchul« 
entlafjene, befonders für die männliche Jugend dringend vonndten, welche 
fi die religiös-fittlihe Belehrung und (harakiererziehung, die allge 
meine Bildung, ſowie die foziale Schulung und Fürforge zur Aufgabe 
jegen, und auch den jungen Leuten angemefjene Gelegenheit und Anlei- 
tung geben zur Ausfüllung ihrer arbeitäfreien Zeit, verbunden mit körper 
liher Kräftigung und gefitteter Erholung. 

3. Dieje Beftrebungen immer mehr in ihre Tätigkeit aufzunehmen 
und den Berhältniffen entiprechend durchzuführen, find zunächſt die jeit 
Jahren beftehenden, von Kirche und Staat empfohlenen katholiſchen 
Augendvereine berufen (Jünglings-, Lehrlinge-, Gejellen-, Burjchen-, 


— 604 —- 


Dienftboten-, Ladnerinnen-, Jungfrauen-Vereine, -Kongregationen und 
Sodalitäten). 

4. Die 55. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands em— 
pfiehlt deshalb auf das Nachdrücklichſte die Gründung folder Vereini— 
gungen und beren Ausgeſtaltung in genannler Hinſicht. Sie ſpricht die 
Erwartung aus, daß die Eltern ihre ichulentlaffenen Eöhne und Töch- 
ter diefen Bereinigungen zuführen und zu reger Teilnahme an den Ver— 
anftaltungen und Einrichtungen anhalten. Ebenjo erwartet fie von allen 
Yreunden der Jugend eine tatfräftige Unterftügung und Förderung die» 
jer Vereine, bejonderd durch Mitarbeit und Beichaffung der nötigen 
Geldmittel, Einrichtung von YJugendheimen, Erholungspläßen und Ver— 
jammlungsräumen. 

5. Damit diefe Arbeit für die fchulentlaffene Zugend eine mög« 
lift planmäßige fei, empfiehlt die 55. Generalverfammlung der Katho— 
lifen Deutjchlands die Gründung bejonderer Organilationen; wie fie 
Ihon mancherorts ald Schuhvorftände, Jugendſchutzkomitees, Jugendfür— 
jorgevereine, Vereine Latholiicher Jugendfreunde u. a. recht jegendreich 
wirfen. 

6. Um diefe, wie auch noch manche andere nicht hinreichend ge= 
Härten ragen der Yugendfürforge und des Jugendſchutzes einer ſyſte— 
matiſchen und möglichht einheitlichen Durchführung entgegenzubringen, 
enfiehlt die 55. Generalverfammlung der Katholiken Deutichlands ge- 
meinjfame Beratungen aller die Zugendfürforge pflegender Orgenifationen: 
fie erhofft von denjelben für eine der nächſten Generalverfammlungen die 
Vorlage eined als Richtſchnur geeigneten vollftändigen Programınes. 

2. Schule und Lehrerbildung. Die 55. Generalverfammluug der 
Katholiten Deutſchlands erflärt: Es ift Pflicht aller, die Einfluß auf 
die heranmachjende Jugend haben, darüber zu wachen, daß dieje in 
chriſtlichem Sinne erzogen und alles von ihr ferngehalten werde, wos 
die Achtung von der Religion nehmen oder mindern könnte. Diefe Pflicht 
haben an erjter Stelle die Eltern, fodann die Schule, die Lehrmeifter 
und Arbeitgeber. Pflicht der Eltern und ihrer Stellvertreter ift, jomeit 
died immer möglich ift, für die Kinder nur folche Unterrichtd- und Er— 
ziehungsanftalten zu wählen, die eine religiöje Erziehung in kirchlichem 
Sinne gewährleiften. 

Es wird daher ala ernfte Pflicht für alle Kreife der katholiſchen 
Bevölkerung errachtet, für die Errichtung und Förderung konfefjioneller 
Schulen und GErziehungdanjtalten einzutreten. Der Eutholifchen 
Kirche muß, abgejehen von dem jelbfiverftändlich ihr ausfchließlich zu— 
ftehenden Rechte, den Religiondunterricht zu erteilen und defjen Erteilung 
zu überwachen, derjenige Einfluß auf dad Schul» und Erziehungsweſen 
gewährt werden, deffen fie zur Erfüllung ihres göttlichen Auftrages, die 
Völker zu lehren und zu erziehen, bedarf. 

Die Katholitenverfammlung begrüßt die Tatjeche, daß in einer 
Reihe von Bundesstaaten neuerdings durch die Gejeßgebung der kon— 
feflionelle Charakter der Volksſchule feitaelegt iſt; fie erkennt aber ander» 
feit3 an, daß in erfter Linie die Perjönlichkeit des Lehrers von ausſchlag— 
gebender Bedeutung für die Erziehung der Jugend in katholiſch-gläu— 


— 43 605 — 


bigem Geifte iſt. Mit Rüdficht darauf betont die Katholifenverfammlung 
die hohe Bedeutung der Vorbildung der Lehrer und Lehrerinnen in 
Seminarien, die in katholiſchem Geifte geleitet werden. Sie verlangt 
eine Vorbildung, die die jungen Lehrer und Lehrerinnen befähigt, den 
an fie Herantretenden Berfuchungen zur PVBernadläfjigung und Nicht- 
achtung ihres Glaubens Fräftig entgegenzutreten. Sie erwartet, daß die 
ältern Kollegen auf die jüngern Kollegen durch Borbild und Wort ein- 
wirken. Mit Bedauern nimmt fie Kenntnis von den neuerdings immer 
dreifter zutage getretenen entgegengefehten Beftrebungen und jpricht die 
Zuverficht aus, daß die Fatholifche Lehrerſchaft ſolchen Zumutungen nach— 
drüdlich entgegentrete. Gleichzeitig Spricht die Katholitenverfammlung 
den katholiſchen Lehrerverband und dem Verein fatholifcher deutjcher 
Zehrerinnen für ihr treues Feſthalten an den Grundfäßen der fatholijchen 
Kirche und das entjchiedene Eintreten für diefelben Dank und Anerken— 
nung aus. 

Die Katholifenverfammlung erkennt die Beſtrebungen der Lehrer 
und Lehrerinnen zur Hebung ihres Standes in Stellung und Einfommen 
ald durchaus berechtigt an. 

3. Kolportage von Schriften. Die 55. Generalverfammlung der 
Katholifen Deutichlands weift mit allem Nachdrud auf die furchtbaren 
Schäden bin, die für unfere heranmwachjende Jugend beiderlei Gejchlech- 
tes erwachſen aus der Leſung jchlechter Schriften; fie warnt eindring- 
lichſt vor jenen meiſt minderwertigen, recht oft ſogar glaubensfeindlichen 
und fittengefährdenden Broſchüren und Zeitjchriften, welche von Kolpor— 
teuren zu meift billigen Preiien im Haufe zum Ankauf oder Abonne- 
ment angeboten werden; fie fordert dringend, daß die fatholiichen El— 
tern auf die Auswahl der Lektüre für ihre heranwachſende Jugend die 
größte Sorgfalt verwenden, daß fie dem Lejebedürfnis der Jugend Rech— 
nung tragen dur Entnahme quter Lektüre von fatholiichen Buch: und 
Derlagdhandlungen, bejonderd auch aus dem reichhaltigen Angebot em- 
pfehlenswerter Bücher und Schriften feitens jener Kolporteure, die durch 
jchriftliche Empfehlung den Ausweis erbringen, daß fie im Auftrage 
der vielerortö beftehenden katholiſchen Kolportage tätig find, 

4. Schul: und Jugendſparkaſſen. Die 55. Generalverfammlung 
der Katholiten Deutichlands empfiehlt die Gründung neuer und die 
Diiege der beftehenden Schul- und Jugend⸗Sparkaſſen in Stadt und 

aud, 


—DIRTDIID 


Bumor. 


Befürhtung. U: „Wie, Herr Direktor, Ihre Töchter jollen 
auch im verjchiedenen Sprachen unterrichtet werden ?“ B.: „Leider ja, auf 
Wunſch meiner Frau.“ A.: „Leider, jagen Sie?" B.: „Allerdinge; 
meine Frau beherrfcht nur eine Sprache, und ich komme nie zu Worte. 
Wie foll das werden, wenn die Frauen in drei Sprachen die Gardinen 
predigten halten %“ 


— 606 — 





— Dom kommenden Schulgesetze Zuzerns. 


63 liegt ein Entwurf für ein neues Schulgejeß vor. Bereit hat 
man da und dort Bruchſtücke aus diefem Entwurfe heraus lejen können 
Fußend auf diefe „Bruchftüde” geben wir einige Neuerungen an, fie 
beweijen, daß der Entwurf ſehr fortichrittlich und jehr weitfichtig ift. 

1. Die Jahresſchule foll die Regel bleiben. — 

2. Für Etädte und für geichloffene Ortichaften, Gemeinden mit 
vorwiegend induftrieller Bevölkerung ſoll die Schulzeit auf fieben Jahre 
außgedehnt fein. Für Gemeinden mit vorwiegend landwirtjchaftlicher 
Bevölkerung aber wären die erften ſechs Klaſſen Jahresklaſſen, die fiebente 
Klafje dagegen ein Winterfurd. Die Einführung eines weiteren (achten) 
Winterkurſes ift den Gemeinden geitattet, event. können dieje Gemeinden 
die erften fünf Klaſſen ald Jahresklaſſen, die fechite, fiebente und achte 
Klaſſe als Winterturje einrichten. Wo man dieſe ausnahmsweiſe Schul- 
einrichtung einzuführen gedenkt, müſſen Schulpflege und Gemeinderat 
gemeinfam beim Grziehungsrat vorftellig werden. Für Ausnahmefälle, 
wie foldhe im Amte Entlebuch noch da und dort beftehen, fann der Er» 
ziehungsdrat eine befondere Schulorganijotion gejtatten, — 

3. Die bisherige fog. obligatorifche Wiederholungsichule wurde 
fallen gelafjen, zumal fie die auf fie gejegten Heffnungen nicht erfüllt 
bat. Sie würde höchſtens bei gänzlich ungenügenden Zeiftungen als eine 
Urt periodijche Straf und Ergänzungsſchule ihre Geltung haben. 

3. Der Entwurf jhafft die Grundlage zur Errichtung einer An— 
ftalt für blinde und verwahrlofte Kinder. Natürli” wären 
Organifation, Finanzierung zc. Sache ded Großen Rates ev. einer 
früheren oder jpäteren Volksabſtimmung. — 

5. Die theologiihe Lehranftalt ift zur Stunde an die Hans 
tonsſchule angegliedert, foll aber fünftig eine eigene, von der Kantond« 
ſchule völlig unabhängige theologische Falkultät bilden. — 

6. $ 85 fieht zur Heranbildung von Technikern die Errichtung 
eined Technikums vor. Der Regierungsrat hat dabei den Plan, die An« 
alt nur fchrittweife auszubauen. Ihr Zweck beruht darin, theoretijch 
und praftijch gebildete Worarbeiter, Meifter und Monteure (Mechaniker, 
Klein und Elektromechaniler und Elektromonteure) heranzubilden. 

Bezüglich der Lehrerbejoldung behält der neue Entwurf dad 
beftehende Verhältnis bei. Mach demielben hat der Staat drei Viertel 
und die Gemeinde ein Viertel der Bejoldung beizutragen. Die Bejold- 
ung würde ſich nebft freier Wohnung, an deren Stelle 250 Fr. Ent« 
Ihädigung treten können, und neun Ster Holz (eventuell 150 Fr. Ent« 
Ihädigung) für einen Lehrer auf 1200— 1700 Fr., für eine Lehrerin auf 
1000—1500 Fr. ftellen. Die Sekundarlehrer erhielten 1600— 2200 Fr., 
die Sekundarlehrerinnen 1400—2000 Fr. — 

Was die Alterd: und Jnvaliditätsfürforge, die Witwen 
und Waifentafje der Lehrer betrifft, jo ſoll der Staat die erjtere allein, 
die Lehrerfchaft und Gemeinden gemeinfam die letere übernehmen. Die 
Invaliditätsverſicherung der Lehrerſchaft der fantonalen Anftalten wäre 
gemeinfame Sache des Etaated und der betreffenden Lehrerſchaft. Lehrer 


— 607 — 


und Lehrerinnen der Primar- und Sekundarſchule, welche nach menig- 
ſtens vierzigjährigem Schuldienfte beziehungsweiſe nah erfüllten 
60. Altersjahre und entjprechendem Schuldienfte in den Rubeftand treten, 
haben im alle des Bedürfnifjes Anſpruch auf eine (ebenslängliche, vom 
Staate zu verabreichende Alterdunterftüßung bis zum Marimalbetrage 
von 65 Proz. ihrer geſetzlichen Barbejoldung. Ferner haben die Lehrer 
und Xebrerinnen der Primar- und Sefundarjchule, welche mindeſtens 5 
Jahre im Kanton Schule gehalten haben und ohne ihr Verſchulden 
dienftunfähig werden, im Falle des Bedürfniſſes Anſpruch auf eine vom 
Staate zu verabreihende Jnvaliditätsunterftügung. Die a, der 
Höhe der Unterftüßungen erfolgt unter Berüdjichtigung der Zahl der 
Dienftjahre, der Dienfttreue und Dienfttüchtigkeit und der DVermögend- 
verhältniffe auf Antrag des Erziehungsrates durch den Regierungsrat. 

Die finanzielle Belaftung der Gemeinden wäre glei Null, der 
Steat Hingegen hätte eine Mehrbelajtung von rund 220,000 Fr., wo⸗ 
dur die Gejamtausgaben ded Staates für dad Erziehungsweſen fich 
jährlih auf 1,114,000 Fr. beliefen. — 

Das einige weſentliche Neuerungen des vorliegenden Entwurfes. 
Dir treten in eine Kritik nicht ein, anerfennen aber freudig den forte 
ſchrittlichen Geift de3 Entwurfes ſowie den regen Gifer des Departe- 
mented, Hoffen wir, die zuftändigen Behörden treten der Frage ınutig 
und opferfähig nahe, fie bedeutet ein Stüd gejundeften Fortſchrittes. — 

C. F. 


— um — 


Aus Kantonen und Rusland. 


1. Thurgau. Aufdem Gebiete ber Aufficht des Staates über bie Primarfchnie 
fann in ben legten Jahren ein neuer Kurs in doppelter Hinfitt beobachtet werden. 
Fürs erfte ift die Zahl ber Inſpeltoren reduziert worden. Früher, d, h. bis 
vor 4 Jahren, hatte jeder Bezirk zwei Schulinipektoren, die fih fo ziemlih in 
die Arbeit teilten. Eine Ausnahme machte Dießenhofen, das mit feinen zehn 
Schulen von einem Manne beauffihtigt wurde und wird. Seither bat die Re» 
gierung, welche ben neuen Inſpeltor gewöhnlih nah Vorſchlag des Abtretenden 
ernennt, ſechs frei gewordene Jnipeftorate an nur zwei Herren übertragen, jobaß 
jeder von biefen jet die Schulen in brei Halbbezirfen unter fih hat. Die 
andere Neuerung befteht darin, daß in legter Zeit direft vom Sculdienft fome« 
menbe Lehrer zu Inſpeltoren berufen wurden, während vorbem wmeiften® refor« 
mierte Geiftliche die Ehre hatten. So iſt auch der Benjamin ber Inſpeltoren, 
ber Nachfolger von Hrn. Bad für die Halbbezirle Stedborn, Kreuzlingen und 
Münchwilen, Herr Heinrih Plüer, zur Zeit noch Oberlehrer in Pfyn, bis zum 
Amtsantritt im Herbft. 

Am 14, September verfammelt fi die thurg. Shulfynode in ber ſtädti— 
ſchen Zurnhalle zu Frauenfeld. Als Haupttraltandum figuriert die Beſprechung 
ber von der Xehrmittellommiflion nun doch vollendeten Leſebücher für bie Il. 
und III. Klaſſe. Es referieren darüber der Präfident genannter Kommiſſion, 
Herr Lehrer Weibeli in Hohentannen (—d— Forr. ber ©. 8. 3.) und ein 
Nidtlommifjionsmitglied, Herr Lehrer Eggmann in Egg bei Sirnach. Der 
Beſuch der Synode ift obligatorisch für bie Lehrer aller Schulitufen und werben 
bie Teilnehmer mit einem Zagegeld von 3 — 5 fr. je nad Entfernung vom 


— — 603 — 


Verſammlungsort entſchäbigt. (Wenn einer nicht alles braucht, fo muß er doch 
nichts zurüdgeben.) 

Durch Zirkukar macht das Erziehungbepartement die Mitteilung, daß 
vom 5. bis 17. Dit. in Kreuzlingen ein pädagogifcher Tyortbildungsturs abge» 
halten wird, geleitet von den Seminarlehrern Dir. Dr. Häberli, Dr, Buſer, Dr, 
Eberli und den Muſterſchullehrern Seiler und Fröhlich. Die Kursteilnehmer 
erhalten 5 Fr. Zaggeld, Meifeentfhädigung unb freies Logis im Seminarlon- 
vilt. Die Abhaltung des Kurfes ift Sehr zu begrüßen, er wird bie Einführung 
bes neuen Vebrplanes fördern und überhaupt in mande alte Schläuche mwieber 
junges Blut gießen. 

Die heutige Ordnung des Sekundarſchulweſens ftammt aus dem Jahre 
1861. Seither hat man zweimal die Befoldung der Sel.-Rehrer geregelt, alles 
andere blieb unverändert. Run mill eine Revifion bed Sefundarfchulgefeges in 
Fluß fommen. 

2. Appenzell J.-RH. * Mit demauf 1. Sept. erfolgten Rüdtritt unferes 
hochverehrten Herrn biihöfl. Rommifjarius B. Raß als Pfarrberr von 
Appenzell verliert nicht nur das Ländchen im allgemeinen eine der verdienteften 
Geftalten feiner ganzen Befchichte, fondern auch bie innerrhodifhe Schule und 
beren Lehrerſchaft im beſondern einen ihrer werltätigften Freunde. Das müſſen 
felbft jene zugefteben, die fonft vom Wahne befallen find, der fat. Geiftlide 
ftehe ber fsrage: Hebung von Schule und LVehrerihaft wenn nicht feindfelig fo 
doch jelbitjühtig oder zum mindeften gleichgültig gegenüber. Nicht bloß hat 
ber Sceibende feinen ganzen Einfluß — und er war wahrlich fein geringer — 
für materielle und moraliiche Befleritellung der Lehrer geltend gemacht, 
ohne welche wir noch lange nicht auf ber Stufe ftünden, die wir jet nach biefer 
Richtung einnehmen, der Herr ift auch ftets trotz alljeitiger Inanſpruchnahme 
tatkräftig für SFFortentwidlung bes innerrhodiſchen Schulweſens 
eingeftanden, ja er hat fogar aus eigener Initiative und aus eigenen Mitteln 
neue Schulen geſchaffen. So vor ungefähr 15 Jahren die von einer 
Kreuzichweiter vorzüglich geleitete Zfurfige Privat-Mädchenrealſchule und 
al8 würdige Krone feines ho hverdienten Wirkens in jüngfter Zeit das Holle 
gium St. Anton (Nealfhule und Untergyanafium), dad im Oftober feine 
Pforten Öffnet. Erft mit den Jahren wird es fih offenbaren, welden Segen 
diefes große Werk für das Land bedeutet. Mit befonderer Vorliebe unb vor« 
bildlibem Opferfinn ermöglichte und erleichterte Herr Kommiſſar in den 20 
Jahren feines Hierfeins fo manchem armen talentierten Studenten bad Studium, 
gleichviel welder Art, und ließ fich weder von Undank noch andern unlieben Er» 
fahrungen von diefer idealen Handlungsweife abhalten. 

Ueber andere edle und große Schöpfungen des verehrten Herrn wollen 
wir uns bier nicht verbreiten; ed war uns nur darum zu fun, feine Verdienſte 
um bie Schule etwas zu beleuchten, was bis jebt nidt oder zu einen Fleinen 
Teile gefchehen. Kurz gejagt war Herr Kommiſſar Räß ein wirtlih großer 
Pfarrer. Unfer Bolt und nicht zulegt die Lehrerſchaft hat Grund genug, 
feinen Weggang zu betrauern und ihm aus danfbarem Herzen Stärkung und 
Erholung feiner geſchwächten Kraft auf Teichterm Pojten zu wünſchen. Den 
Freundnachbarn in ft. galliihen Landen aber ift aufrichtig zu ihrer vorzüglichen 
Yauifition zu gratulieren. 


Pãdagogiſche Chronik. 
1. Sf. Gaſſen. Den 19. Sept. beipridt die fantl. Selundarlehrer« 
Konferenz in Ragaz den erziehungsrätlihen Entwurf in Saden ft. gall. Set 
undarſchule. Es foll derjelbe ein weitgehendft fortjchrittlicher jein. 


— 609 — 


Stranbenzell. Die Schulgemeinde beſchloß die Grböbung ber 
Gemeindealterszulagen bie Lehrer um 200 Tr. d. h. je nach Ablauf von brei 
Jahren eine Zulage zum Gehalt von fr. 100 bis zum Marimum von fr. 
600; das nah Ablauf des 18. Dienftjahres erreiht wird. Die Arbeitslehrer« 
gg erhalten ebenfalls Zulagen nad gleicher Efala bis zum Marimum von 

x. 300. 

Rath. Tablat ſetzte letzten Sonntag ben Mnfangsgebalt ber 
Lehrer auf Fr. 2700 feft bazu kommen noch Wlterdzulagen bis auf Fr. 500; 
bie auswärtigen Dienftjahre werben zur Hälfte angerechnet. Damit ift bie fath. 
Lehrerſchaft derjenigen der evangelifchen Schulgemeinbe aleichgeftellt. 

Oberbüren erhöhte bie Gehalte beider Lehrer um je fr. 150 
(sr. 1650) Steuertreffnis : 25 vom 100 Kapital, Notabene: bas ift nur bie 
Schulſteuer. 

2. Ari. Das landwirtſchaftliche Verſuchs- und Bildungsweſen erheiſchte 
1907 Fr. 1818.90. Ausgaben für das Erziehungsweſen (Kollegium Fr. 7500) 
Erziehungsweſen fr. 31.504, Schulhausbauten Fr. 5925, Stipendien an Lehr— 
amtslandidaten fr. 500 und Prämien für bie Nefruten Fr. 400, 

Die Lehrer ⸗Alters- und Verforgungslaffe mweift nunmehr einen Beſtand 
‚bon fr. 16,824. 20 auf. 

3. Bürid. ver Informationsfurs bat begonnen, Gingefchriebene Zeil» 
nehmer find zu 100. Bei der Eröffnung beteiligten fi etwa 150. Prof. Dr. 
Rein ſprach über Erziehungsideal und Erziehungsziel. Ein Teilnehmer wird 
uns gelegentlich ben einen unb andern Punkt ftreifen und feine Eindrüde feſt⸗ 
legen. Vorderhand wünſchen mir beſtes Gebeihen, begreifen aber heute nod 
nicht, warum nicht auch nnfer v. Hr. Vereinspräfident bei der Organifierung 
bes ganzen Kurſus eingeladen wurde. 

4. Graubünden. Der 13. Winterfurs ber landwirtſchaftlichen Schule 
Plantahof beginnt am 26. Oktober unter ber neuen Direktion be Hrn. Thoma. 
Der Unterricht ift unentgeltlich. Für biejenigen, welche ber deutſchen Sprade 
noch zu wenig mächtig find, wird vom 21. September bis zum Beginn ber 
Winterſchule ein Vorkurs eröffnet. 

5. Bayern. Durch die neue Befolbungsvorlage ift auch die kath. Geift- 
lichleit mit der evangeliichen enblich gleichgeftellt worden. In Preußen, Baben 
und Württemberg aber ift ber Unterfchied im Gehalte und in ber Penfiond- 
regelung heute nod ein ganz gewaltiger. 

6. Italien. Die römiihen Sozialiften haben eine Tagesordnung anger 
nommen, die fih gegen bie „abfurde (1!) Gefeggebung” richtet, die ein Kruzifir 
in den Boltsjhulen vorjchreibt. Der Blodftabtrat von Rom hat es nämlich 
nicht gewagt, in den neuen Schulen Noms bad Kruzifir fortzulafien. Als „Re 
vanche“ haben nun die Sozialiften Roms die Genofjen in allen anderen Stäbten 
aufgefordert, eine fih über ganz Italien erftredende Agitation für Abſchaffung 
ber geſetzlichen Vorjchrift ins Wert zu fegen. — 

7. Deutfhland, An ber Lehrerverfammlung bed Katholikentages in 
Düffeldorf ſprachen Lehrer Quadflieg (Aachen), Weihbiihof Dr. Müller (Köln) 
und MWeihbifhof Eraf Galen. Es herrichte warmes Leben für die Sache ber 
fath. Lehrervereine. 

Hohenzollern. Laut „Kölner Volkszeitung“ ſchloß fi ber Hohen- 
zollerifche Lehrerverein an feiner Pfingfttagung an ben Landesverein preußiicher 
Doltsihullehrer an. Es foll der Anſchluß „in burhaus fagungmwidriger Weije* 
geichehen, fo recht eigentlich erichlichen worden fein. Die Mehrheit der Lehrer 
Hohenzollerns ift pofitiv, hriftus-gläubig, allein es fehlten 100 Xehrer, und von 
ben Anweſenden ftimmten 65 für und 36 gegen biejen Alt der Leberrumpelung 
und ber Bergemwaltigung. — 


-—— 43 610 - 


* Sprechlaal. 

1. »Die Stellung der Lehrerfhaft zum aftiven Mili«- 
tärdienft war fchon Öiterd Gegenjtand der Behandlung in Lehrerkreifen 
ſowohl, ald in den eidgenöffifchen und fantonalen Behörden. Durch die 
neue Militärorganijation ift nun dieſe frage einheitlich geregelt worden. 
„Die Lehrer werden gleich behandelt wie die andern militärpflichtigen 
Schweizerbürger, dem Adancement der Lehrer fteht nicht3 mehr im 
Wege“. Das find die beiden wichtigſten diesbezüglichen Beflimmungen. 
&o ſchön ſich dieſe auf dem Papier auch machen, flehen der Verwirk— 
lichung derſelben ſchon dieſen Sommer, da zum erſtenmal ziemlich viele 
Lehrer „ausgezogen“ find, verſchiedene Schwierigkeiten im Wege und 
dies zwar jpeziell in jenen Kantonen, wo Lehrermangel herrjcht, weil 
da natürlich die Verweſer ſchwer aufzutreiben find. In einzelnen Kreiſen 
bat daher nachltehendes Schreiben der zörcheriſchen Miılitärdirektion 
Staub aufgemorjen: „Die Militärdirektion ſpricht den Wunſch aus, daß 
in Zufunft möglichſt wenig Zehrer zum Gadresdienft vorgeſchlagen werden, 
weil die verlängerte Dienftzeit denjelben und der Schule von großem 
Nachteil ift.“ 

Eo ganz eben liegt die Eache nicht. Durch die vermehrten Dienft- 
leiftungen der Lehrer leidet eben die Schule ganz naturgemäß und Ein» 
fender dies begreift ed, wenn man jpeziell in Kreifen der Behörde diejer 
Neuerung nicht fonderlich qut geftimmt ift. — 

2, An der Jahresverſammlung der bezirksſchulrätlichen Vereinigung, 
welhe am Montag in Rorſchach ftattfand, tönte ein Mitglied an, es 
jolle die Kemmiſſion fih um die frage der Lehrergehalte des Näheren 
interefjieren und zur Beflerung bejtehender Mißverhältnifje das Geeignete 
in die Wege leiten. Gr nahm dabei Bezug auf die kürzlih im Drud 
erichienene Zuſammenſtellung der Zehrergebalte im Karton. X. 

3. Bwei neue Bücher, „Ih fürchte den Leſer eines Baches,“ fagte einft 
ein römifcher Weltweiſer. Defienungeacitet foll hier von zwei Büchern die Rebe 
fein, die einander ergänzen und flären, 

Es find: Dr. Förfter: Schule und Charakter und Moritz Meſchler S, J.: 
Ceitgedanken katholiſcher Erziehung (Freiburg, Herder 1908). 

Diefe zwei Werle dürften berufen fein, neben Kellner „Aphorismen“ und 
Kehrs „Praris ber Volksſchule“ einen Ehrenplag in der Bibliotbel bes Lehrers 
einzunehmen. Das obgenannte Buch von Dr. Förſter ift bereits für bie päba«- 
gogifhe Welt fo populär geworben, daß es einer Empfehlung nicht mehr bedarf. 
Ein ebler, feingebilbeter Pädagoge fpricht in dieſem Werke in ber Abſicht, die 
beutige Intelleftichule mit neuen Idealen und Impulſen zu befructen, ihr mit 
ernfter Stimme ihre erhabene Aufgabe der Charalterbildung in Erinnerung zu 
rufen. 

Hat Dr. Förſter die großen fittlichen Probleme der Erziehung mit feltener 
Grünblichkeit erfaßt und mehr vom rein ethiichen, menſchlichen Standpunlt aus 
zu löſen verfucht, fo holt fih P. Meſchler die Antwort auf alle Fragen unb 
Konflilte aus dem Maren Borne unferer bl. Religion. Formell finden wir bei 
Dr. Förſter eine glänzende Diltion und Sprachgewandtheit, bei P. Meſchler eine 
Klarheit und Einfachheit der Sprade, bie auch bie Leltüre ber abftralteften 
Partieen leicht verftänblib macht. — Uebrigens, lieber Kollege, greife zu und 
urteile felber! Für irdifhen Mammon erlaufft du bier Bücher, bie Emigfeits- 
wert haben, W. 


— 611 — 


Titeratun. 


* Stimmen der Aritik über Herders Aonverlations- Lexikon." Es ift 
ein für bie mweiteften Streifen interefjantes Heftchen, das der Herderſche Verlag 
in Freiburg i. Br. in dieſen Tagen unter obigem Titel herausgegeben hat. »Ein 
mädtiger Chor anerfennender Stimmen” erflingt daraus, wie die Vorbemerkung 
fagt, zu Gunften des bervorragenbditen literariiken Sammelwerles, daß in ben 
legten Jabrzehnten Fatholifhem Boden entwatjen if. Aus dem Inland wie 
aus dem Ausland lomuen DBeurteiler der verfchiebenften Richtungen, nicht nur 
in Literatur und Politik, ſondern auch in den Fachtkreiſen ber verjciebenften 
Derufäzweige zu Worte, in bunter, anregender Reihe zufammengeitellt. Neben 
bem „Reichsanzeiger” ftebt da die „Deutſche Photograpbenzeitung“, neben ber 
„Wiener kliniſchen Rundſchau“ die „Fachzeitung der Zifchlermeifter*, neben 
Zarndes „Literariihem Zentralblatt” die „Catholic Fortnightly Review“ von 
Arthur Preiß uſw. uſw. Die Herberihe Verlagshandlung verfendet das 832 
Seiten ftarle Heften Toftenlos; wer fi ein Konverfations-Leriton anſchaffen 
will oder für die Einführung des neuen „Herder“ bei freunden oder in öf« 
fentliten Bibliotheken forgen mödte, laffe fich die Broſchüre zufhiden. —r. 


Sammellike für Bohlfaßrts-Sinrihtungen unferes Vereins. 
Übertrag: Fr. 3315. — 
Don Hrn, Lehrer Joſ. Schönenberger, zum UAnbenten 
an feine verftorbene Gattin, rau Barb. Schönen- 
berger fel. geb. Ruſch Sr. 50. _ 
Übertrag: Fr. 3365. — 
Weitere Gaben nehmen danfbarft entgegen: Spieß Aug., Zentral-Faifier 
in Zuggen (At. Schwyz) und die Chef⸗Redaktion. 








Briefkaften der Redaktion. 


1. B. Betreffend Ihrer Reklamation fei bemerkt, daß feiner der Herren 
Delegierten an ber ft. gallifjhen Kantonallehrerlonferenz in Qlt- 
ftätten an die „Päd. Blätter” dachte, und bloß einen Bericht aus einem Taged« 
blatt „entlehnen“ wollten wir nicht. Ihre „Beichw:rde* fällt alfo nicht auf unfer 
Kontol — 

2. Verfhoben werben muhte: Jahrbuch des kantl. Lehrervereins St. 
Gallen, Literarifches, Heinere Mitteilungen ꝛc. 


Offene Hchulftelle. 


Katholiſch Au. Mittelſchule, neue Lehrftelle infolge Schuler- 
weiterung. Antritt anfangd November. Gehalt: Fr. 1600.— ; Bei« 
trag an die Lehrerpenſionskaſſe Fr. 70.— nebſt Wohnungsentichädigung. 

Anmeldung bis 10. September I. J. bei Herrn Marrer A. Dürft, 
Schulratspräfident. (H 3361 G) 348 

&t. Gallen, den 22. Auguft 1908. 


Die Erziefungskanzfei. 











— 612 —— 


Flü elenF Hotel ‚Sternen, 


am Vierwaldstättersee >> 
empfiehlt sich den Tit. Lehrern — Lehrerinnen für Schul- und Vereinsausflüge 
bestens. Extrabegünstigung für Vereine und Schulen. — Telephon. 
(H 1971 Lz.) Jost Sigrist. 


Offene Sehrer- und Organifienflelle. 


Infolge Refignation bes bisherigen Inhabers ift die Lebrerftelle an bie 
figer Knabenſchule ſowie bie Organiften. und Ghordirigentenftelle an biefiger 
Kirche neu zu befegen. Gehalt nad Uebereinfunft. Antritt auf den 1. Oltober 
nädfthin. Anmeldungen nimmt entgegen Hochw. Hr. Pfarrhelfer Emil Dillier. 


Wolfenſchießen, im Auguft 1908, 344 


Der Schulrat. 
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' hungskanzlei Luzern. 


Dadagogilde 
Blätter. © 


Yereinigung des „Hapweizer. Erziehungsfreundes“ und der „Yädag. Monatsfcrift“, 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Sculmänmer der Hajyweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifhhen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 11. Sept. 1908. | Nr. 57 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


8 Rektor Seiler, —* ug, Bräfident; bie HH. Seminar» —— Jakob Gruninger 
ickenbach (Schwyzh * - Ih. Schnybder, Hinficch — Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ba kn) 
b Herr Clemens Frei zum nn. infiebeln. 
Sinfenkm en find an legteren, als den Chef-Rebaltor, zu richten, 
Inferat-Auflräge aber an H5. Haalenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Einjiebeln. 


Fü en 

Inhalt: Die neueſten Feſſelnſprenger des Staates. — Ausſprüche von ber Zofinger Lehrer— 
Tagung. — In Beinen Toſen. — 18. Generalverſammlung bed Vereins kath. — der 
Schweiz. — Hier iſt gegipft. — Us ber guote alte Zyt. — Aus Kantonen und Ausland. — 
Sprechſaal. — Inſerate. — 





* Die neueſten Jeſſelnſprenger des Staates. 
(Bon einem urſchweizeriſchen altiven Primarlehrer). 


Wie die Zeitungen berichten, möchte man am Strande der Aare 
wieder einmal etwas in Kulturkampfartikeln machen; ohne das bringen 
ſcheints die Aargauer das projektierte neue Schulgeſetz nicht zuſtande. 
Beſonders intereſſant ſind die Referate über den Religionsunterricht an 
der letzten Kantonal⸗-Lehrerkonferenz. Es wäre doch ſchade, wenn da nicht 
einige Ausſprüche und Theſen der Referenten auch in diejem Blatte zur 
heilſamen Aufllärung für den einten oder andern feflgenagelt und ein 
wenig Weiter gejponnen würden; einzelne find wahre „Mufter” nicht 
nur des Inhaltes, fondern auch der Logik. 

Eine erfte Abfonderlichkeit ift Schon da®, daß eine Laienverſamm— 
lung, aud wenn fie aus Lehrern zujammengejeßt iſt, beftimmen will, 
was in Sachen der Religion zu lehren ſei; das ijt doch gewiß Sache der 
berufenen Vertreter und Lehrer der einzelnen Religionen. Nicht einmal 


— 614 — 


geſetzgebende Behörden maſſen ſich ſolche Beſtimmungsrechte an. So an— 
maſſend ſind denn doch die Lehrer anderswo bei gelegentlichen Schulge— 
ſetzberatungen nicht, und es iſt ihnen von niemanden und nirgends etwa 
als Schwäche oder Rückſtändigkeit angerechnet worden. 

Amüſant ſind dann erſt einige Ausſprüche an der Verſammlung 
ſelbſt, ſo unter anderm der des Vorfitzenden, daß hoffentlich keiner der 
Anweſenden an die „Bulle Pascendi“ glauben werde. Wird auf den erſten 
Streich richtig ſein, aus dem einfachen Grunde, weil ſie ſehr wahrſchein— 
lich, wenigſtens von den Laienteilnehmern, noch keiner geleſen haben 
wird! 

Don einem der Referenten ſoll daan der Artikel 49 der Bundes, 
verfafjung angerufen und daraus der intereffante Schluß abgeleitet wor: 
den fein, „daß der Religiondunterricht von konfeſſioneller Seite weder er- 
teilt noch beauffichtigt werden dürfe; denn jeder fonfefiionelle Unterricht 
beeinträchtige die Gewiſſensfreiheit.“ Was ift auch der fpigfindigite 
Juriſt gegen einen ſolchen Gefekedausleger! „Im Auslegen jeid friſch 
und munter, wenn's nicht Elappt, jchiebt was unter!“ Wenn angefichts 
derartiger Erſcheinungen dad Volt ſchon endlich geſetzesmüde wird und 
nicht mehr an die Abjtimmungen gehen will, jo ift es begreiflich; ge- 
wiffe Leute machen aus den Geſetzen doch, was fie wollen, fie drehen und 
quetjchen, bis juft dad Gegenteil von dem, was im Geſetze fteht, erreicht 
ift. Nach den Auslegungen des Referenten käme es ſchließlich auf das 
heraus, daß der Religiondunterricht nur von ſolchen erteilt werden 
dürfte, die an gar nichts glauben und gar feine Religion haben. Der 
Endzwed ift natürlich die Entfernung aller und jeder Neligion ſowohl 
and der Schule ald aus dem Volke. Merkwürdig bleibt immer, mie 
man in diejen religiondgegnerifchen Kreifen mit Gewiffen und Gewiſſens— 
freiheit umgeht. Allerdings läßt der erſte Satz des genannten Artifeld 
49: „Die Glaubend- und Gemifjensfreiheit ift unverletzlich,“ allerlei 
Deutungen zu. Wie kann eigentlich ein Rechts- und Pflichtenftaat dazu 
fommen, Verfaſſungs- und Geſetzesartikel aufzuftellen und vom Bürger 
Gehorſam und zwar unter Strafandrohung zu verlangen und handfehr: 
um ihn twieder von der Gewiſſenspflicht, diejelben zu halten, entbinden ? 
Was heißt ſonſt dad: „Gewiſſensfreiheit iſt unverletzlich?“ Doch wieder 
zur Sache. Ein ſchönes Geftändnis iſt dad, daß der fonfeflionelle Un— 
terricht die Gewifjensfreiheit beeinträchtige. Alſo nicht das Gewiſſen, 
ſondern nur die Freiheit desfelben! Das Gemifjen als ſolches bleibt 
aljo unverletzt. Was ift ober auch eigentlich ein freies Gewiſſen? Hat 
überhaupt der Begriff Gemifjen noh Zinn, wenn der Menſch nach Be: 
lieben für gut und böfe halten kann, was er will! Moher müßten denn 


— 615 — 


Gewiſſensvorwürfe kommen? Derart Gewiſſen mag ſich wohl Nietzſche 
in feinem „Senjeit3 von Gut und Bös“ gedacht haben, wenn man über— 
haupt dann da noch von Gemiljen reden kann und nicht befjer diejen 
Begriff durch „Laß dich micht erwiſchen“ überjehte. Zugegeben dann 
freilih, daß ein konfeſſionsloſer Unterricht derartiges „Gewiſſen“ viel 
weniger verlegte. 

Ergötlih find die von den Hauptrednern perſönlich vordemon— 
ftrierten Zoleranzmüfterchen. Sie hätten darüber eigentlich nicht einmal 
zu ſprechen gebraucht, es hätt's am Vorzeigen getan: Der Religion und 
ihren Dienern den Eintritt in die Schule fogar durch das Geſetz ver- 
jperren wollen, fie durch falfche Behauptungen anſchwärzen und verdäd;- 
tigen 2. — eine ſolche Art Toleranz ftredt denn doch die Bodafüffe 
aud gar zu auffällig hervor. Es wird aber nicht fehlen, daß ihnen 
die Klauen wieder gründlich befchnitten werden. Wie nobel fiicht doch 
jo eine deutjche Katholifenverfammlung ab gegen diejes Häufchen radifaler 
— es tut einem wahrhaftig weh — Schulmeiſter —. Zolerant, allzu 
toferant find Kirche und Staat, daß fie derartige Religionsfeinde und 
Unfriedenäftifter gewähren laſſen. 

Den Boden des Faßes jchlägt aber dann erſt der zweite Referent 
ganz aus. Berfteigt fich doch der zu der geiftreichen Behauptung: „Dur 
Einführung dieſes Unterrichtes (gemeint ift der konfeſſionsloſe Religiong- 
unterricht nach den Grundjäßen des Referenten) jprengen mir die 
Feſſeln, in melde die Kirche den Staat geworfen hat.“ Donnerwetter, 
wie mutig und wie fühn! „Die Welt hat gezittert, als ich aufftand, fie 
jol zittern, fol ich untergehen!” Muftapha hat diefe Worte zu früh 
geiagt. Aljo der heutige Staat noch in den Feſſeln der Kirche! Oh, du 
armfeliger, machtlojer Staat, du noch ein gefefjelter, troß Garibaldi, 
Bismark, Combes ꝛc. Doch verzage nicht, dein Retter naht, ſchon trägt 
er das Szepter feiner Dlacht in den Händen: Gin neuerfundenes Lehr— 
mittel für den konfeſſionsloſen Religionsunterricht. Jetzt, Kirche und 
Chriftentum nimm dich im acht! Welch' großartiges Ereignis, falt zu 
groß für die Kleine Schweiz, wird fi demnächſt in einem ihrer Gaue 
abjpielen, Alle Staatsoberhäupter der ganzen Welt werden in endlojem 
Zuge, zu Roß und zu Wagen nad Küttingen, dem Eiße des Feſſeln— 
ſprengers, gepilgert fommen und dankbarft ihre Geſchenke: Gold, Weih- 
reih und Myrrhen demjelben darbringen. Donn wird das goldene Beit- 
alter des abjoluten Staatsregimes beginnen. Aber, o jerum, wir werden 
ed leider wahrjcheinlich nicht mehr erleben. 

Daß ein Referent in momentaner Begeifterung, in einer augen: 
blidlichen Ekſtaſe zu ſolch' Tächerlichen Utopien einer Feſſelnſprengung 


— 610 — 


ſich verſteigen kann, iſt begreiflich, aber daß eine ganze Verſammlung 
oder wenigſtens der größte Teil derſelben ſolchen Phantaftereien Beifall 
Hatjchen kann, ift dann ſchon weniger begreiflich. Aus follegialifchen 
Rüdfichten wollen wir aber annehmen, diejer Beifall babe mehr der 
außerordentlich phantafiereichen fyorm der Ausdrucksweiſe ald dem eigent- 
lihen Inhalte des Referates gegolten. 


— EN — 


* Ausſprüche bon der Zofinger Tehrer-Tagung. 


1. Der lonfeflionelle Religionsunterrit, wie ihn die Geiftlichen erteilen, 
nährt den Unfrieden unter den Konfeſſionen, beeinträchtigt die Glaubens und 
Gewifiendfreiheit, trägt ben Haber zwiſchen den einzelnen Religionsgenofienidhaf« 
ten in die Schule hinein, erzieht die Kinder zum Habe gegen die Anderögläubigen 
x. (Rehrer Hunziler⸗Byland in Küttigen.) 

2. Wer durch die Konfeſſionen zur Intoleranz erzogen worden ift, 
ber fann fein guter Staatsbürger fein, und wer im Ffonfeflionellen Unterridte 
gelehrt worden ift, daß feine Kirche die alleinfeligmachende ift, der barfdie an» 
deren Religionsgenoſſenſchaften nicht als gleichberechtigt betrachten. (Derfelbe,) 

3. Im Katedismus bes Bistums Bafel fteht der Sag: „Ketzer lönnen 
nicht gerettet werden, Anbersgläubige können nicht felig werder, außer ber kath. 
Kirche gibt eö fein Heil.“ (Derſelbe) — 

4. Mit den Altern Geiftlihen ließe fih noh ausfommen, aber gegenwär- 
tig beberrfiht eben die intranfigente und intolerante jüngere Geiftlichfeit das 
firchliche Zeben bei den Katholiken. (Derielbe). 

5. Solange bie Kirche nichts für die Armen tut, joll fie die Sand nicht 
auf bie Schule ſchlagen. (Derfelbe,) 

6. Durch den konfeſſionsloſen Religionsunterricht Hoffen wir es nah unb 
nad dahin zu bringen, baßdie verjhiedenen Konfeffionenverjdwin- 
ben. (Derfelbe.) 

7. Wir ftehen ein für bie fortjchrittlihen Neuerungen, melde das Schul- 
geile bringt, wie 3. V. Beſoldungserhöhung; wir wollen gern für deſſen Annab» 
me arbeiten, wenn man wenigftens in diefem einen Punlt, wo wir nicht nadı- 
geben können, unfern Forderungen entipricht. Geſchieht dies nicht, fo wird bie 
fatholifche Geiftlichkeit allen ihren Einfluß geltend maden, um dem Schulgeſetz 
ein wenig ebrenvolles Begräbnis zu bereiten, und follte eö bennod angenommen 
werben, jo wird dafür geſorgt werden, daß die fatholiihen Kinder ben ftaatli« 
chen fonfefjionslofen Religionsunterriht nicht befuhen und dieſes Lehrbuch der 
konfeſſionsloſen Allerweltöreligion nicht in die Hand befommen. Mag aud bie 
freifinnige Lehrerſchaft dagegen proteftieren, die katholiſche Geiftlichfeit wird fi 
ihrer Pflicht bewußt fein. (Pfarrer Kaiſer in Fislisbach.) 

8. Die fath. Geiſtlichen find nicht dazu berufen, ben Bibelunterricht zu 
erteilen, benn bie kath. Kirche verbietet das Lefen der Bibel in den Familien. 
(Diufiflehrer Vogler in Baden). 

9, Der Religionsunterricht foll gänzlih aus dem Schulplan ausgeſchieden 
und ben einzelnen Sonfeflionen überlaſſen werden. (Theje von Hrn. Bezirkölehrer 
Fricker in Baben.) — (Nah dem „Badener Volksblatt“) 


— 617 — 


In kleinen Dosen. 
(Bon A. H., Lehrer in B., St. Gallen.) 
10. Bähler und Nenner. 


‚Bis meine Schüler das veritehen, braucht's doch ſchrecklich viel,“ Neufat 

ar mand ein l. Rollega — ZVeſperkaffee, und es wird gut ſein, wenn ibn 
iebe Töne daran. erinnern, daß die Sonne jeden Tag mit neuen Strahlen den 
Menſchengeiſt erleuchte. Weil dem fo it, mögen wir einjtweifen nicht verzagen 
und — friſch ans Werk und ſtellen die Schüler vor einen Berg mit 
olgender Aufgabe 

Der Bater braucht für den Kittel 1'/s m Soft, 18 —2 — ®/4 m zu einer 
Hoje und für Bapt tüft 1!/; m zu einem Kittel. eviel Stoff muß der Tuch- 
händler abjchneiden ? 

Die Schüler werden große Augen machen, wenn ihr Lehrer fo en 
ein anderer Menſch geworden, daß ihn die B Beiten nicht mehr veritehen, da er 
Unmöglies von ihnen verlangen kann. Aha, ihr veriteht mich nicht, darum 
faſſen wir die — anders an. 

Ich gebe dem Michel einen Bwanziger, der Genoveja einen Zehner, dem 
Klaus einen Fünfer, dem Seppli aber — Fünfziger, weil = gehen einen fo 
ihönen Aufſaß gemadt. Die Kinder kommen Ei bon aus dem Scherz. Sie 
werden nun angehalten, diejen ; —— den — Bruchnamen zu 
Jedes Ding hat feinen Namen, aber auch deſſen Teile werden benennt. 

ir hätten außgeteilt Rünftels-, Beöntels- Bwanzigiteld-, Halbefranten. Der 

Name des Bruches richtet fich na der Größe der Teile. Wie nennit du die 
Teile eine® Ganzen, das ich halbiert, rn habe? Statt Name der —— 
teile wir einfach Renner, und wir willen damit, wie jeder Bruchte 
heißt. Es dürfte nichts fchaden, wenn wir noch eine bildliche Darftellung an 
der Mandtafel vorbereiten würden. 


Dieterteile. 
sm 
| —4 
m 
j} I——ı ——— ——E—— ee 
1, m 
l — — —s L 
Ihe m 
I — — l 


Die Benennung der Teile sollen die Schüler bejorgen fünnen. Sie 
biftieren dem Lehrer die Namen, —— elbe gern „jet anfchreibt. Bezeichnet 
mir m Nenner in obigen Bruchwerten. Alte befinden ung u ‚amieem Biele. 

Renner iff gleichviel * Dame eines Buuchteile 


— 


Aralk Zenit Anker 

Nun heben wir mit einer andern Unterbeltung an. Die Schüler zäblen 
mir, wie viele „Halbe“ der Bei u * „Aralk“ elaufen, ebenio bei „Zenit“, 
„Unter“, wie viele „Biertel”, da öffnet 6 ein neues Türlein. Wir 


fonnen alfo die Anzahl der entre ihauen und fprechen von '/a-, !ja», *ı Std. 
Wir haben num die Bruchteile der Stunde gezählt, darıım redet man von einem 
Bähler bei dem Bruce. Was fagt uns derjelbe? Dieſe Frage dürfte nad 


4 613 — 


der ——— den Kindern zur richtigen Beantwortung nicht mehr zu hoch 
fein. Wir find nun zufrieden, wenn die Klaſſe bei unſern Tabellen die Zähler 
und Nenner mit gleiher Sicherheit herausfinden und berausleien kann. Das 
Material ift gefammelt. Soviel iit auch fider, die Schüler können dasſelbe 
auch verwenden. In der näditen Stunde werden wir uns an jene jchivere 
Aufgabe wagen. j 

Es jtedt aber noch mebr in diefer Heinen Dofe. Eine neue Aufgabe iteht 
an der Wandtaiel. Es hat abiolut nicht? zu bedeuten, wenn der Boiten Kreide 
in der Schulrechnung ſich ſchon bervortut Alſo, wer fann dieie Aufgabe löien, 
nämlich '/» m, */s m umd "/ıo m zuiammenzählen? Kein Menih unter euch! 
Aber wer kann biefe da: ®ıo m + *ıo m + "u m? Ha, ſchnellen die ‘Finger 
in die Höhe! Sie find dem Geheimnis auf der Spur. Ich will dem Völklein 
etwas mitteilen. Die Beth bat allerlei in ihrem Sorbe, nämlih 7 Eier. 3 
Stüd Goldfeife, 4 Büchſen „Nas“, 5 Palkete Fettlauge. Sie will zufammen- 
bringen, wie viel Stüd jie im Korb habe und zählt aljo: 
7 Stüd Gier 
3. Golbdfeife 


Pr a3 
Fettlauge, das macht 


19 Stüd. Gerade wie die Beth, jo habt auch ihr bei der zweiten Auf- 
gabe gerechnet. Welches iſt der Nenner bei all den aufgeitellten Bruchwerten ? 
(Bebntel.) 

®hom + u m-+ "so m= "u m = 1#ıo m. 

Wir verſuchen jebt die Löſung der eriten Aufgabe und verwandeln die 
Bruchtverte au lauter Behntel-Metern. 


ur m 


a m= io m , Was haben wir num bier getan? (Den Brud- 
5 „= Ho, teilen den gleichen Namen oder Nenner gegeben.) 
ho, = "jom Oder wir Jagen einfach, wir mußten die Brüche 


= — — aleichnamig machen, bi dieſelben zu- 

Summe = 10 m ammengezäblt werden konnten. Man ipricht daher 
von gleihnamigen und ungleihnamigen Brüchen, und veritehen wir das Rechnen 
mit jolden, dann können wir jchon viel. ip 

Der Lehrer wird zunächſt die fogen. Ertveiterungd- und Kürzungsauf- 
gaben löſen laſſen. 

Beiſpiele: a. Fr. = ?/u, ?% Fr. 
77 k = ‘ /s, /zo iR, 

Die Schüler beobachten bier, daß Zähler und Nenner leihmäßip wachen, 
feine unbefannte Sahe mehr, nachdem ſchon in der Vergleihung davon die 
Rede war; e3 kommt nun auf die Vertiefung des damals Geſchauten an. Hier 
möge die Umkehrung (Umwertung erwähnt werden. 

Beifpiele: b. ?/u km = '/ km, ®/s km, %,ı0 km. 
'*ı Tag = ' Tag, "Is Tag, ”ı Tag, */s Tag, "2 Tag. 

Ih halte dafür, derartige Uebungen An feine zeitraubende Urbeiten. 
Sollte es nicht möglich fein, daß der junge Nechner jelber darauf käme, für die 
Addition und Subtraftion müſſe zunächit ein „gemeinschaftlicher” oder Haupt- 
nenner gejucht werden, nach welchem auch die Zähler eingerichtet jind. Der 
Wechſel ım „Bablenbild“ gibt den Anſtoß zur Betrachtung über die Teilbarkeit 
der Zahlen oder deren Verwandtſchaft untereinander. Wir fommen zur 
heifeliten Stelle, der Aufſuchung eines ganz neuen Hauptnenners. 

eitpiel: ''= Std. + '/s Std. + 4 Etd. + °« Std. — ? 

Was iſt hier zu tun? Die Schwierigkeit liegt beim zweiten und dritten 
— hauptſächlich beim dritten, ſchaffen wir dieſelbe langfam aus dem 

ege. 

'» Std. könnten wir in /s oder «Std verwandeln. 

er " „ns Std. verwandeln. 

act 27a „ bier nicht verwandeln. 
> Ein Pfiffikus meldet jih zum Wort. Was denn? „Bwölitel” fei da der 
Haupfnenner. Woher haft du das? Leuchtenden Auges erflärt mir der Kleine, 
er habe 3 x 4 gerechnet. Sehr gut! Aber warım darf man fo rechnen? 


— 619 — 


Wenn man den Nenner /s Std. viermal verkleinert, ſo erhalten wir eben ⸗ 

Std. vieſer Nenner wird nun auf die Boiten übertragen. Das andere ift 

Sade der Sciiler. 

Seit Zeder taucht ein Rätſel auf. Ich beglücke das Völklein mit folgendem 
ei piel e: 

a Std. + Std. + 25 Stb. ? Da hat e3 nur Nachbarn, aber 
feine Verwandten unter den Nennern und wir wollen die Bafe bei den Minuten 
ausfindig machen. /s Stunden erweitern wir um das Vierfache das gibt /ıe 
Std. und dieie neuen Nenner erweitern wir abermal® um das ünfiade, daß 
daraus “ Std. entitehen. Im Antonbendeit jteht die Löſung folgender Art aus: 


Is Std. : o Std. Bald dürften wir den Schritt wagen 
ı 5 Be 5 und den gemeinichaitlihen oder Haupt- 
= da „ nenner nur einmal anichreiben, nämlich 





Im io S an die Spitze der neuen Zähler, und 
Summe ae 1 To Stb. dann ergibt fi die Wendung: 


1, Std. = “ ‚Std. 


E 3 
— 38 
8 B 


1 : eo ;60 Std. 
täten gehen wir noch folgendes Beifpiel ein: 
Ys Zahre 
6 %s a Was iit bier — en? 
4 u Die Schüler werden die ? — 
— J ſchaft gut beſtehen. 





22®/ı» Jahre. 

Die Exempel aus der Subtraltion lehnen ſich an jene aus der Addition 
* re feine beſondern Schwierigkeiten mehr. Die Anwendung bievon 
iegt nahe. 

Noch ein Wörthen über dad Vervielfahen der Brüche mit Brüchen. Es 
gehört zwar in den Bereich der 6. Klaſſe. In meinem Innern pocht es: Auf- 
räumen. Wielleibt hat es —— mehr, welche ſich auch auf den Schluß ſehnen. 
Ihr Verlargen ſoll aeſtillt werd en. 


eifpiele: a. * Std. d. 2{s X q. 
b. !a X * * e. */s x 9, » Std. 
ec. !uı Y'’ıo f, 6%» X 10%; 1, 


Verſuchen wir den Aufſtieg zur ſachlichen Velehrung Dieſelbe iſt hier 
etwas ſchwerer zu finden, wir dürfen ihr jedoch auf keinen Fall aus dem Wege 
geben. Am Gegenteil, da gilt es, friih anzufalien. Aber wie und wo? Es 
iſt notwendig, daß man ſich behutjam mit der wirklichen Möglichkeit abfindet. 

a. \'n X ®s Std I 2a xı Std. ?/; Std. Das wäre auch eine 
Art der Löfung, ſie muß nur gang anders vorbereitet werden. 2 Kinder müſſen 
*/s Std. jäten im Garten. Eines davon verrichtet jeinen Arbeitsteil am Vor- 
mittag, alio ein balbmal fo viel. Müßte es den andern Teil auch noch be: 
forgen, dann fiele ihm die ‚ganze Acbeitszeit au. ag lautete die Rechnung: 


> Stv. * 9 
Die Mutter will aber, da ein jedes der Kinder einen gleihen Teil be. 
ſorge die /» Std. wird demnach zweimal fleiner oder fürzer. ' = °/» Std. ! 


'a Stv. Sofort wird den Schülern Mar, daß die Arbeitszeit ein halbmal 
verlieinent worden it, denn ganze Arbeitszeit ’, Std. 4u Min. 
Balke 1; :0 Min, :s Std. 
(Mündliche Probe au 20 on. ‚ b. e. und d. können auf gleiche Urt bebandelt 
werden. e. läßt * nur eine richtige Wſung für das Schülerauge erſtehen. 
15 x. 01, Std. — St. »St St. 6°, &t.- - 6'3 Std. 
Eine Riefenichlange dieſe Auitöfung! "rundgeiebft füme e3 mir dor, 
wollte einer das Sadlihe dem Borwärtsfommen zulieb überhüpfen. Drei 
Männer haben ſich für eine Arbeit verdungen, die 9’. Stunden erfordert. Des 


— 620 — 


andern Tags will der Vater für ſich und ſeinen Sohn ſchon am Mittag ben 
Lohn Holen. Der Bauer hat aber denjelben noch BR verrechnet und fähe es 
überhaupt lieber, wenn alle drei da wären, es entitünde jo weniger Kopfarbeit. 
Die Situation ift nun tatjächlich eine recht verzwickte, wir müſſen & Hülfe eilen. 
Für 1 Mann =" x Y’r Std. :- "5 X "a Stb.!xX "2X a = 9 St. — 3" Std. 
2 „ 2x8 „ 6? Std. 

Wer wollte e3 nicht für ratjamer halten, nur einen Pfad einzufchlagen ? 
Den Luxus der Toppelipur mag fich erlauben, wer ihn auch verantmworien kann. 
Alfo nir, zweifahe Löſung. 

f. 6 x 10 l = Ya X MP 19 X MH 1X 5 -- Ma 1 = 71a 1 = (71'%Yee 1) 

Es find 6 Supfergelten, von denen jede auf 10%; 1 abgemefien iſt. Da- 
neben jteht eine Heinere, welche bloß 5 mal den achten Teil von einer großen 
Kupfergelte faßt. Nun wünſcht der Kupferihmid zu willen, wie viel alle dieſe 
Selten zufammen faflen. Der Handwerker rechnet folgendermafien: 

6 Gelten = 6 X 10% 1 = 60% 64/ 1. 

d/a einer Gelte ®/s X 10% 1 = Pain] or. | 69%; 1. 


. Dieje beiden Werte müſſen fomit erit noch addiert werden und die Löſung 
it mebr al8 kompliziert aenug. Ein guter Rechner nimmt das Ding anders 
in die Hand, wird ſich mit der eriten Löjungsart begnügen. Die Schüler find 
weiter vorgeichritten, vermögen demgemäß auch mit „größern“ Brücken fertig 
zu werben. Haben wir Alles? Ich glaube „Fa“. Dieje kl. Doſe hat das Maß? 





18. Generalverſammlung des Bereins kath. 
Lehrerinnen der Sdıweiz 
5, Okt. 1908, vormittags halb 11 Uhr, im Kantonsratsfanle in Zug. 


Traltanben: 1. Yahreöberibt — 2. Periht über die 23. Tagung bed 
beutfchen fath. Lehrerinnenvereins in München (Frl. Kikling, Bafel). — 3. 
Rehnungsablage. — 4. Natur, Sprade und Religion in der Pädagogik (Hochw. 
Sr. Kanonikus Meyenberg, Xuzern). — 5. Verſchiedenes. Umfrage. 

Jahresverfammlung ber „Altersfafje“ am gleihen Tage und an bemfelben 
Orte vorm. 10 Uhr. 

Yabresverfammlung ber „Krantenkafje* unmittelbar anfcließend an bie 
Generalverſammlung. — Auh Nichtmitglieder find frenndlichit erſucht, fid 
an ben Verhandlungen diefer beiden gemeinnüßigen Inftitutionen zu beteiligen. 

Um 1 Uhr gemeinfcaftliches Mittagefien A 2 Tr. im „Gugaitbal*. 

Immer noch müſſen wir unſer Bebauern ausſprechen darüber, daß unſerm 
Verein und feinen Beitrebungen jelbit von einzelnen kath. Vehrerinen fo weniq 
Sympathie entgegengebradt wird. Das follte nicht fein. Alle Berufsarten fam- 
meln ſich in unferer Zeit, um ihre Interefien zu wahren. Wir wollen nicht 
zurüdbleiben; aber wir wollen lebendige, fchaffensfreudige Mitglieber fein. Im 
mer wieber bebürfen wir ber Aufmunterung. Unfere Tagungen find der Puls 
ichlag, der neues, frifches Leben in die Seltionen und das Herz der Einzelnen 
bringt. Darum in Ihrem und unfer aller Anterefje: Auf nah Zug! 

Ein recht zahlreiches Erſcheinen — auch von folden, die noch nicht zu 
unferm Berein gehören erwartend, zeichnet mit folleg. Gruß 

Hochachtungsvollſt 
Das Komitee des Vereins kath. Lehrerinnen der Schmeiz. 


— FRI 





· — 621 — 


bier ist gegipst. 


Lehrübung mit Schülern aus den Oberllafjfen von N., Vehrer 
in B. Nidwalden. 


I. Vortrag des Lehrers. 

Menn dih Ende Winter oder mit Frühlingsanfang ber Spaziergang bin- 
auslodt auf die heimatlichen fyluren und Felder, dann ift bir zur Genüge Gelegenheit 
geboten, ben gefhäftigen Landmann bei feinen Arbeiten zu bewundern. Hoffend 
auf Gottes zufünftigen reichten Segen, bebaut er feine Aeder und düngt jeine 
Wieſen und Felder. Dur das Anbauen von Bäumen, Gras und Blumen, mit 
andern Worten, durch das Anbauen zur Pflanzenkultur werden dem Boden bie 
beften Säfte entzogen und erleidet berfelbe im Verlaufe der Zeiten derartige 
Veränderungen, daß er nah und nad pflanzenmüde, das heißt, für Kultur- 
pflanzen ungeeignet wird. Dieſer Verbrauch von Pflanzennäbritoffen muß nun 
durch geeignete Mittel wieber fo erießt werden, daß er ben Anforderungen ber 
anzubauenden Pflanze zu genügen vermag. Der Boden ift daher um ber Pflan- 
ze willen zu düngen. Die Düngung alfo, fei fie beflebend aus Hauptdünger 
wie (Stallmift, Abtrittdünger und Kompoft) oder inbdireft wirlendem Dünger, 
wie Gips, Half, Kochjalz, Dungjalz, Gründünger uſw. ift das beſte Mittel, den 
durch die Pflanzen berbeigeführten Verbrauch der Nährftoffe wieder zu erjeken. 
Diefe Art von Aderbau ift eine abfolut notwendige Einrichtung der Natur, denn 
feblen in einem Boden einzelne Nähıftoffe oder find fie nicht in richtigem gegen» 
feitigem Verhältnis zueinander vorhanden, fo finft nicht nur der Ernteertrag, 
fondern aud der Nahrftofigehalt der Pflanze, In Harer Einfiht biefer Dung- 
mittelverbältnifje ermuntert nun in dem heute zu behandelnden Leſeftück Benja- 
min Franklin die in der Landwirtſchaft allerdings noch etwas rüchſtändigen 
Bauern unb bringt fie burch tatlräftiges DBeifpiel zu jeinem vorgeftedten Ziele, 
nämlih zur Einſicht und Nahahmung. Der Inhalt des Leſeſtückes ift folgen- 
der: Benjamin Franklin, ein norbbeutfcher, ganz bedeutender Staatsmann, nüßte 
feinen Mitlandsleuten in manigfachfter Weiſe, fogar auch als Landwirt. Ueber- 
zeugt von ber nadhaltigften Wirkung einer Aderbüngung empfahl er ben Land— 
wirten ben Gips als Förderungsmittel der Kultur. Seine gut begründeten 
Empfehlungen erwiefen fidh aber baldigft für die dortigen Baueräleute als zu 
früh wadgerufene Ideen und fiheiterten daher an ihrem Unglauben. Wenn es 
auch Franklin darob Ärgerte, fo jann er dennoch auf Mittel und Wege, feine 
Behauptungen durch praktiſche Beweiſe den Landleuten Har zu legen. Und 
wirklich, e8 gelang ihm vortrefflih. Beim Herannahen bes Frühlings wählte 
er einen an der Straße liegenden Stleeader aus, auf welden er unbemerlt die 
Worte ftreute: „Hier iſt gegipft.“ Die ſpäler hier vorbeigehenden Leute ſahen 
nun die bunfeln fetten Streifen und einfichtig folgten fie von ba an feinem 
weiſen Beiipiele und Rate. 

II. Borlefen des Lehrers und abichuittweifes Naclefen von feite ber 
Schüler. Langfamer, lauter und beutliher Vortrag. 

III. Erllärendes Abfragen, 

Darum ift dad Gipfen und Düngen notwendig? 

Das Düngen ift notwendig, weil dur das Wachen ber Pflanzen die im 
Erbboden vorhandenen Pflanzennäbrftoffe verbraubt und eben durchs Düngen 
wieber eriegt werben, dagegen ben Gips benötigt man zur erleichternden Löſung 
der Pflangennährftoffe und zur Beförderung der Wafleraufnahmen durch bıe 
Pflanzen. 

Wie werden die Düngmittel eingeteilt? 


Sie werden eingeteilt in Hauptdüngmittel und indirelt wirkende Düngmittel, 


— 622 — 


Welches ſind Hauptdüngmittel? 


Die pflanzennährſtoffbildenden Hauptdüngmittel find Stallmiſt, Abtritt- 
dünger und Kompoſt. 

Der Stallmiſt, Vieh-, Hof- und Normaldünger beſteht in einem Gemenge 
von Exkrementen der Haustiere, vermiſcht mit Streumaterialien. 

Der Abtrittdünger beſteht in einem Gemenge von menſchlichen Erxrfremen» 
ten und Kehricht und fommt ungeachtet feines hohen Wertes weniger zur Ver— 
wendung. 

Der Kompoft beiteht aus einem Gemenge von Wirtichaftsabfälen, tieri- 
ſchen und pflanzlichen und auch mineraliſchen Stoffen, 


Welches find indireft wirkende Düngmittel, und mas haben fie für 


eine Bedeutung? 


Indirett wirkende Düngmittel find Gips, Kochſalz, Gründünger uſw. 

Während nun die Hauptdüngmittel Pflangennäbrftoffe bilden, befördern 
indireft wirkende Düngmittel nur bie Aufnahme ber Pflangennäbrfioffe durch 
Perbünnung oder Löfung berfelben. Das bedeutendite ift jebenfalls ber Gips. 
Der Gips iſt ein waflerhaltiges aus verichiedenen chemiſchen Subftanzen ober 
Präparaten zufammengefegtes Mineral. Dasfelbe kann entweder feit ala Geftein, 
oder pulverförmig, meblig fein. Gip&pulver dient auch zur Verfälftung anderer 
Pulver, wie Stärke, Mehl, Chinin, Bleiweiß; Farbſtoffe miſcht man mit Gips, 
um ihnen einen hellen Ton zu geben, Auch benutzt man Gips zu Glajuren 
und Emaild. Der Gips ald Gipsmörtel wird jetzt als Baumaterial wieder aufs 
befte empfohlen. 

Was für ein Mann kannte und jhäßte nach unjerm Lejeftüd den 
Gips, und was weißt du son ihm zu Jagen? 

Benjamin Franklin. Benjamin Franklin wurde am 17, Yan, 1706 in 
Boſton, (Boſt'n) Hauptitadbt des norbamerilanifhen Staats Maſſachuſetts (Mäſſa- 
tichufetts), als 15. Kind eines Seifenfieders geboren, trat im Stnabenalter in 
das väterliche Geſchäft, wurde aber im 12, Jahre einem Altern Stiefbruder, 
einem Buchdrucker, in die Qebre gegeben, wo er es durch cifriges Studium bis zur 
Redaktion brachte. Wißhelligkeiten mit feinem Bruder veranlakten ihn 1724 
nad London zu verreiien, wo er bie Belanntichaft fehr gebildeter Männer machte, 
die ben Streis feiner Anihbauungen bedeutend erweiterten. Hierauf fehrte er 
wieder nah Amerifa zurüd, gründete in borten eine eigene Buchbruderei und 
Papierbandlung und gelangte in furzer Zeit zu ben hödfien ftaatlichen 
Ehren und Aemtern. Ihm wird aub bie Erfindung bes Blikableiters zuerkannt. 
Gr ftarb im Sabre 1790 am 17. April, Zur Ehre diefes großen Mannes 
trauerte ganz Amerika einen Monat lang. 1856 murbe ihm in Bofton ein 
Standbild errichtet. 


Was heißt: Franklin war ein Staatsmann? 
Gr leiftete dem Staat große Tienfte. 


Was verfteht man eigentlich unter Staatödienft ? 


Staatsdienſt im allgemeinen iſt jeder dem Staate aeleiftete Dienft, im 
heiondern aber nur ein vertraglicher, berufsmäßigner Dienft, der gewöhnlich 
feine anderen Beihäftigungen zuläßt. Inter dem Begriffe Staatömann im 
allgemeinen oder weitern Sinne reiben wir zum Beifpiel ein, als eidgenöſſiſche 
Behörden: die National» und Ständeräte, als kantonale Behörden: die Regier- 
ungs⸗- oder Kleinräte und die Kantons, Groß- oder Yandräte, ala Bezirlöbehör- 
den: die Bezirlsräte, ald Gemeindebehörden: die Gemeinderäte, 


--4 623 — 


Als eigentlih richtige vertraglich angeftellte Staatsmänner, alio Staats— 
männer im engern Sinne, benennen wir in unjerer Schweiz bie Bunbesräte mit 
ihrem ftändigen Sig zu Bern und bie Bunbesrichter mit ihrem itändigen Sit 
zu Lauſanne. 


Wodurch ift die Geburtsſtadt Franklins befannt? 


Bofton, bie Hauptitabt des nordarmerifaniihen Staats Maffachufetts, ift 
berühmt durch ihr Alter und durb ihren Reichtum. Das eigentlihe Boſton 
nimmt eine 5 km. lange und 1,6 km. breite Halbinjel ein. 


Was weißt du von der Bevölferung Amerikas, namentlich Nord: 
amerifad? 


Tie Bevölkerung Norbamerifas zählt rund 106 Millionen Seelen und 
ſetzt ih aus 4 Hauptr:ffen zufammen: aus ber indianischen lirbevölferung, 
aus Meiken, aus Negern und Mongolen. Die Indianer find hauptiählid in 
Mexiko und Mittelamerifa anfäflig und belaufen fih troß ber beftändigen Aus- 
rottung immer noch auf 7 "2 Millionen. Sodann find von den Einwohnern 
zunäcft die Neger zu nennen. Ihre Zahl beziffert fih in Amerika etwa auf 
13 Millionen. Sie find durch ben afrifaniihen Sklavenhandel für Bemwirtidaft- 
ung ber großen Pflangenanlagen in Amerifa eingeführt worden, leben jet aber 
nit mehr als Sklaven. Die Weißen, bie jih nad Kolumbus zu ben eigentlichen 
Herren Nordamerilad gemacht haben, belaufen fih auf 84 Millionen. Sodann 
find nob etwa anderthalb Millionen Mongolen. Die Benölferung beihäftigt 
fich hauptiäblih mit Anbau von Mais, Weizen und Safer, ebenfo mit Baumr 
wollen», Zuderrohr- und Mineralproduftion (wie Gold, Silber, Kupfer, Zinf, 
Kohlen). 

Mas iſt ein Landwirt? 


Landwirt iſt ein Mann, ber gewerbsmäßig Pflanzenbau, Tierzucht und 
landwirtichaftliche Arbeiten treibt. 


Wie fteht’3 in meuerer Zeit mit der Landwirtichaft? 


Die Landwirtichaft hat in neuerer Zeit große TFortichritte gemacht. Als 
Beförberungsmittel derielben wurden landwirtſchaftliche Schulen gegründet. Als 
Hilfsmittel beim Betrieb der Landwirtichaft werden zur Bearbeitung, Peitellung 
und Aberntung des Bodens verichiedene böchſt praftiihe Inſtrumente gebraudt. 
So wird Jauche durch verichiedene Verteiter, ebenio Stalldünger durch beiondere 
Hilfsmittel verteilt. Die breitwürfige Säemaſchine, deren Arbeit diejenige bes 
Säemanns nahahmt, erftrebt, daß jede Fläche feine genau bemeſſene Sıatmenge 
erhält. Eine ber wichtigſten landwirticaftliben modernen Maſchinen ift bie 
Mähmaſchine. Sie eriegt allerdings nur aur ziemlich ebenen {Feldern die Schnit- 
ter. Die mit Dampftraft betriebenen Dreſchmaſchinen ermöglichen volllonmenern 
Reindeufh, ald die Handarbeit durch Flegel und erzielen demnach erhöhten 
Ertrag. 

Auf welche Art fuchte Franklin feine Mitlandsleute zu belehren ? 

Er wählte bie vorzügliche Art des Beifpield. Er ftreute auf einen nabe 
an der Straße liegenden Stleeader die Worte bin: „Bier ift gegipſt“, und nad 
einiger Zeit fonnten fib auch die ungläubigen Bauern jelbft von ben dunfeln, 
fetten Kleebuchſtaben überzeugen, was fie beftimmte, in Zufunft die Lehren Frank- 
lins ftatt ungläubig zu verwerfen, danfbarjt anzuerlennen und zu verwerten. 


Was verjteht man unter Klee? 


Unter Klee veriteht man teil? aufrebtliegende od. friechende Aräuter mit 
drei, vier, felten fünf fait ftets gezähnelten Blätthen. Es gibt fogenannten Kopf» 


4 624 — 


fee, Steinklee, Geibflee, Bergllee, Aderllee, (Hafen« Mäufe- und Katzenklee) uſw. 
Hleeblätter mit vier und mehr Blättern bringen nah dem Vollsglauben bem 
Finder Glüd, in Griehenland glaubt man, daß derartige Blätter Schäße heben 
und bie gefährlichften Krankheiten teilen. 


Woher famen die dunfeln fetten Streifen im Klee? 


Da haben wir eben die Wirkung des Gipſes. Der maflerhaltige Gips 
fiderte in den Boden ein, mifchte fih mit den im Erdboden befindlichen Pflan— 
zennährftoffen, bewirkte eine Verbünnung und fomit eine befördernde Aufnahme 
derfelben in die Pflanzenkörper und Heichleunigte deren Wahötum, mwährenb bie 
n-benliegenden unbegipften Zeile unter natürliden Verhältniſſen weiterwrchſen. 

IV. Reproduftion. Nachdem das Stück über Haufe gelernt wurde, wird 
es erzäblend wiedergegeben und zwar mit ben dazu nötigen Erflärungen. 

V. Anwendung. Zwei Vehren können wir dieſem Vefeftüf entnehmen: 

1. Willft du gutes Land befigen, fo mußt du es bebauen, 

2. Halte dich ftet? an gute Lehren erfahrener Leute. 

VI, Berwertung. Auffſätze: 

Einfluß des Beiſpiels. Welchen Nutzen hat eine gewiſſenhafte Aderbüngung ? 


— t⸗ 


Us der guote alte Zyt. 


„Schuol Ordnung für ein Schuolmeiſter zu Appenzell anno 1620: 

Sol ein Schuolmeifter täglib 3 mahlen ſckuol halten vor mitten tag 
2 mahl, vnd nahmitag I mahl. Winters Zeit von 7 vhren bis vmb 9 vhren, 
Somerd Zeit von 5 vhren bis vmb halbe Achte. Winter und Somer Zeit nad 
vollendet Gottsdienſt bis man Mittag wol verlütet bat. Nachmittag vom 1 
bannen bi8 vmb vier vhren tf das wenigift und welcher under ben fchuolern vf 
ob benandte Zeit nit vorhanden wäre, ber fol nach verdienen geftraafft werben. 

Er fol fih au befleißen, daß die Jungen in ein Rechte, guote Ordnung 
vnd gehorfame getriben werden, auch fy in Tugenden vnderweyſen und Lehren, 
der geitalt: die Jenigen fchuotfinder, fo im borff (Appenzell) daheimen find in« 
fonderheit die Rateiniichen, fol er jy ermanen vnd darzuo halten, daß jy winter 
Zeit morgen vmb 7 vhren, Sumers Zeit umb 5 vhren ba feyen bi ber ftraaff 
der Nuotten oder nad geftaltiane der ſachen vnd der fchuol das Veni Sancte, 
nacb mittag das Da pacem vnd dan Somerzeit nach mittag umb zwey vhren 
ein gebet für vngemitter beten fniend. Item fo offt die ſchuol ufgeht, fol er 
mit den fchuoler ein vater vnſer vnd ein Ave Maria beten, ex ſel auch almegen 
die fchuol anfangen vf die geordnete ſtund und dann alle vf daß fleißigiſt lehren, 
Er fol ihnen auch nit mehr dan zwey mablen in yeber wuchen vrlaub erlauben 
vnd niemalen am Mittwuden oder Frytag, usgnommen wan ein Feyrabend 
wäre vnd allwegen fovil nützlich ift felbft bhören und bei ihnnen in der ſchuol 
verbliben. 

Die Lateinischen fol er Lehren die Principia, Grammatica vnd Syntarin 
vnd fo müglih vnd fy fovil Proficieren, auch die Profidien. Muſicam fol er 
Lehren, nah dem bie Teütſchen heimgelaſſen find, Ihe nad eines fchuolmeifters 
Gelegenbeit, vor mittag Choral, nach mittag das figural, vf das mwenigift fol er 
Kehren die Meſſen vnd Muteten, welche Auf yebes Feſt zuo fingen, vnd ſich mit 
den gfengeren verfaßt baben, daß mans nit erit fuodhe, warn man anfangen 
fingen fol, die Büecher fol er au in Ehren haben vnd allwegen beſchließen (ex 
folle die Jugendt bi zeithen zum Gfang züchne, damit man yeber Zeith gute 
PDiscantiften haben fhöne). 





“ 
— \ 


— 625 — 


Item jo offt ein Kinderlehr ghalten wirt, fol er allwegen mit ben Jungen 
auch vorhanden fin, vnd fich befleiken, daß die Jugendt fo wol in dem gebet 
und Catechismo, ald Zucht vnd Lehr in der ſchuol zuonemmen, und wan er fidh 
von der Kirchen wolte abfentieren, fol er zue vorberift einen an fin ftatt ftellen, 
ber fin Ampt verjehe. Er fol fih auch mit Aignem Husraat zuo Yyeberzeit ver- 
faßt haben vnd fich Inzogen ftill vnd wol halten vnd v3 ber Schuol fein wirtä« 
oder Gafthus maden. 

Er fol fi auch gegen den Geiftlichen, als auch der Weltlichen Oberfeit 
wol inftellen fih onterthenig und geborjamlichen Halten vnd erz:igen,“ 

Dez. bes Kirchenbefuches der Jugend wird befonders betont: 

„Sr fol auch bie Schuoler in der Kirchen felbft in ein guote Ordnung 
ftellen, und wan fy bie jelbige gmadte Orbnung wol gfaſſet und behaltend, 
etlihe Decurionca beftellen, welche die Schwäzenden und ohnbehuotſamen vf« 
zeichnen, damit die ohnghorſamben gebürlich abgeftraafft werden in nächſt baruf 
volgender Echuol. 

Die übrigen jo nit in bie fehuol gehn, fol er in der Kirchen Kinder bie 
ihuoler aud in ein quote Ordnung ftellen und bie fhwäzenden und ohnbehuot« 
famen Gorrigieren, damit (die In Rändifche als Auß Ländiſche, Lutheriſche als 
Gatholifche, deren offter mahlen vil frömbde In bie Kirchen fhomen) fein ſolche 
unordnung in unferer Jugend fehen müfjen.“ 

Genug aus damaliger Schulorganifation, fie gewährt uns interefjante 
Kulturblide zwiſchen den Zeilen. Die Organifation jelbit betrifft die fogen. 
Lateinſchule im Flecken Appenzell, letztere batiert wenigftens bis auf 1531 Jahre 
zurüd und zählt in ber Blütezeit zirfa 40—50 Schüler. Unter ihnen finden 
wir hervorragende Männer, 3. B.: Landammann Joachim Dleggeli, Vand« 
ammann Acatius Wieſer 1618—1621, Dr. Paulus Ulmann, Stifter und Ein- 
fiedler des Wilbfirchleins, 1613 —1680, Abt Gallus II, von St, Gallen 1654— 
1687 u. a, Dean konnte, wie es fcheint, damals noch ohne Refrutenpräfung 
und eidgendfiifche Nummerierung eichenfefte Kämpen für Kirche und Staat er« 
ziehen. Es war halt die „nuote alte Zyt!“ R., Schulinfpeltor. 


—H EM R> Tr — 


Bus Rantonen und Ausland. 


1. Hf. Gallen. * In ſchmucker Brojhüre von 100 Seiten präfentiert 
fih uns das „agweite Jahrbuch des fantonalen Vebrervereins St. 
Gallen“ Hat das „erite Jahrbuh“ mit ber gründlichen „Heimatflunde von 
Thal” allgemeines Intereffe, befaßt fih das vorliegende mehr mit fpezififch in« 
ternen — ft. gallifhen Lehrerangelegenheiten. Im Bericht über das Vereinsjahr 
1907— 1908 gibt ber Altuar eine gedrängte Skizze der mit ber Lebrerver- 
jammlung in Rorſchach verbundenen Yubiläumsfeier des Seminard Mariaberg. 
Ob es nun abfolut geboien war, die Namen jedes einzelnen Votanten mit im 
Protokoll anzuführen, lafjen wir dahin geftellt. Wir glauben faum, daß bieje 
Bepflogenheit tei nächjten berartigen Anläffen eine vermehrte Benügung ber 
Diskuffion zur Folge haben wird. Und doch ift eine alljeitige Beteiligung an 
diesbezüglichen Beratungen zu wünſchen, follen ſolche große Kundgebungen nicht 
bloß für einige wenige der willfommene Ort fein, Proben ihrer rednerifchen 
Kunft abzulegen. Auch würden wir in Zukunft auf fjubjeltive, ſchmückende Bei- 
wörter wie „ichlagfertig* und „markant“ (4, Abſatz, Seite 7) im Interefje einer 
ſachlichen Prototollführung gerne verzichten. — In biefem „Bericht über die Ver— 
einstätigfeit* haben wir — und noch viele andere — wenigſtens einige wenige 
Mitteilungen über bie Beratungen im Schooße der Kommifjion erwartet. Mir 
bedauern, daß bies unterblieben if. — Einen Treffer verdient das Jahrbuch 


a 6026 8 


mit ber Markierung jener Mitglieder des Lehrervereins, bie zugleih Mitglieder 
bes Sterbevereines find. Die Voritände ber Speziale und Bezirksfonfer« 
enzen jind nun in der Lage, an ihren Tagungen bie notwendigen Schritte zu 
tun, um ber jo wohltätigen Inftitution die bislang noch Fernſtehenden aud noch 
zuzuführen. In ben Sterbeverein alle ft. galliichen Lehrer, das ſoll die Parole jedes 
follegial gefinnten Autsgenoſſen fein. An Hand diejes offiziellen Verzeichniſſes 
fann nun jeber ein Pionier dieſes beals werden! — Die Zufammenftellung „der 
Gehaltsverbältnisfederit. nal, Lehrerſchaſt“ bedeutet für Herrn. H. Schwarz 
eine riefige Arbeitsleiftung. Sie unterfcheidet fih von der eriten derartigen fta- 
tiftiihen Erhebung der Kommiljion des Lehrervereins dadurch, daß fie richtig 
und zuverläffig fit. Die diesjährige verdienftliche Publifation ift es wert, 
daß fie, beiondern Separatabzügen dem Erziehungs, Bezirksſchul- und ganz be 
fonders jedem einzelnen Ortsichulrat zur Bergleitung und Nukanmwendung — zu 
Gemüte geführt wird, Nicht alle Leute hören es zwar gerne, wenn bie Leh— 
rer die Beſoldungsfrage aufrollen, aber wahr bleibt doch das Mort Dinters 
„daß eines der vier Räder, auf denen das Schulweſen dahinrolle, die Bejoldungen 
ſei“. Recht angenehm lieſt fih die Jubiläumsrede ded Hrn, Seminarbirel: 
torö J. V. Morger auf die 50jährigen Zätigfeit unjeres ft. galliihen Staats» 
feminars in Rorſchach. Es war feine leichte Aufgabe, deren fidh der ebengenannte 
Herr zu entledigen hatte. Aber als tüchtiger Steuermann bat er recht ſchwie⸗ 
rige Partien glücklich umſchifft. Lojale und mohltuende Beurteilung ſtürmiſch 
bewegter Tage in Et. Gallens Geſchichte, wie die uneigennüßige Zufanmenarbeit 
aller Ridtungen unferes Landes am Ausbau des Seminars, findet ihre talt- 
volle Würdigung. Die mohlgelungenen Porträts jener Männer, die mit ber 
Entwidlung unferer Lehrerbildungsanftalt enge verknüpft find, beleben bie toten 
Zeilen aufs Angenehmſte. Wir begegnen da dem Charakterkopfe unjeres vielver« 
dienten Erziehungschefs Dr, Kaiſer, dann folgen die Seminarbdireftoren: ber 
temperamientvolle Ruͤegg, der edle Zuberbübler, ber lebhafte Largiadèr, weiter 
ber poefievolle Sutermeifter, der ſtramme Balliger, dann ber ſchneidige Wiget, 
ber gute Bucher und endlich der feit 1904 refidierende Dlorger, 

Den Schluß bes handlichen II. Jahrbuches bilden Statuten und Regulative. 

2. Bürid. (Seflorr.) Die Teilnahme am Kurſe für Jugendfürforge 
(vom 31. Aug. bis 12. Sept. d3. 3.) ift jehr groß. Vormittags find jemweilen 
Vorträge über alle Gebiete der Jugendfürſorge, nachmittags Befichtigung der 
Anstalten, Großen Beifall erntete bis jept befonders Prof. Dr. Rein aus Jena 
(„Bildungsideale und Erziehungsziel*) und rl. Adele Schreiber aus Berlin 
(„MWöhnerinnenfürforge und Mutterſchutzbeſtrebungen“). Der Kurs bietet fo 
viel des Intereſſanten, daß es ſich lohnt, in dieſen Blättern noch eingebender 
davon zu ſpcechen. „ie Organifation des Knrſes ift muftergültig und die 
Aufnahme der Teilnehmer eine überaus freundliche. (Kür legte Nummer leider 
deripätet. D. Reb.) 

Auf den Truppenzufammenzug mußten 101 Bifariate befegt merben. Der 
Lehrermangel wächſt an. 

3. Aargan. Leibſtadt wählte als Fortbildungslehrer Hr. Obrift und 
erhöhte deſſen Gehalt auf 2500 Fr. 

4. Tefin. * Wir mahen an dieſer Stelle auf das „Iſtituto Santa 
Maria” in Bellinzona aufmerffam. Es ift basjelbe von den Lehrſchweſtern in 
Menzingen geleitet und baulich eine mujftergiltige Anstalt nach movernften An» 
fhauungen. Die Anftalt bat fih den Zweck geitellt, eine Haushaltungſchule 
derart zu führen, dab aus ihr „gute, tätige und verftändige Hausfrauen“ ber» 
vorgeben. Als Lehrgegenlände finurieren 1. Neligionslefre und Pädagogik. 
2. Unterweifung über die Aufgabe der Frau — deren Pflichten in ber Familie 
und in der Geſellſchaft. 3. Handarbeit: a) Fliden, Ausbeljern und Stopfen 


-_4 627 — 


von Strümpfen, Gewobenem, Woll»- und Baummollftoffen. Tas Flicken ber 
Wäſche, Hand und Maihinen-Nähen. b) Zufhneiden und Anfertigung von 
Wäfche und Stleidern. c) Weißſticken. Stiden in Seide und Gold. 4. Theo» 
retiſch-⸗Praktiſche Haushaltungätunde im eigentlihen Sinne. Geſundheitslehre. 
Strantenpflege. 5. Belorgung ber Wohn- und Schlafräume 6. Die Wäſche: 
Das Wafhen von MWoll-Baummoll:Seidenftoffen, von Spitzen zıc. Befeitigung 
von Flecken. Bügeln ungeſtärlter und geitärkter Wäſche. Das iFein-Bügeln, 
7. Küche, Einribtung und Ordnung in ver Küche. Beforgung ber Einkäufe. 
Eigenfchaften, Veränderung und Fälſchung der Lebensmittel; deren Aufbewahrung. 
Das Kocen: die bürgerliche und feine Küche. — Menus — Servieren. 8. Die 
Buchhaltung der Hausfrau, 9. Gemüfebaun und Blumenpflege. Häusliche Ar» 
beiten. 10. Die fhönen Fünfte. Mufit. Malerei. Geſang. Fremde Spraden. 

Die einzelnen Kurſe beginnen am 1. Oftober, am 1. Januar und am 1. 
April und dauern je drei Monate. Das jeweilige Koft- und Kursgeld beträgt 
Irs. 200, je zu Anfang bes Trimeſters vorauszubezahlen. Im Kursgeld nicht 
inbegriffen find Arbeitsjtoffe, Bäder, Muſik, Dlalerei, Einzeln-Gelang, und Eng» 
liſch. Der Unterrigt in der italienischen und franzöfiihen Sprade, in Chor: 
Geſang und Zeichnen wird gratis erteilt. 

Mir können biefe „Haushaltungsfchule* Töchtern beutfcher Zunge warın 
empfehlen, haben fie doch durh ihren Beſuch einen zweifadhen Vorteil: 1. fie 
leben ſich theoretiih und praftiih ins Haushaltungsweſen ein, und jie haben 
2. die befle Gelegenheit, gleichzeitig die italienifhe Sprache zu erlernen. — 





S5prechſaal. 


* In letzter Nummer ſchreibt ein Einſender betr. dem Avancement der 
Lehrer im Militärdienst, daß es etwelchermaßen begreiflich ſei, wenn die 
Behörden dieſer Neuerung wenig Sympathien entgegen bringen. Die Stellver- 
tretung fchaffe in Stantonen, wo zudem Lehrermangel berriche, arge Verlegenhei— 
ten, Wir glauben dieje find zu umgehen. Wäre es nicht ſehr einfah während 
ber Zeit, wo der Lehrer im Militärdienſt abmweiend ift, die Zöglinge der IV. 
Klafje des Lehrerſeminars zu Verweſerdienſten berbeizuziehen? Einmal werben 
bieje folte Vilariate von Herzen gerne übernehmen, und dann fchadet bie praf» 
tiſche Betätigung in der Schule entjchieden nichts. Die Unterbrebung im Stu- 
dium fällt gewiß nicht in Betracht, da ja nur einige Wochen in Frage fommen 
fönnen und bie aktive Betätigung für die kommende Schule fowieio im legten 
Jahre des Seminars die Hauptaufgabe if. — In frühern Zeiten wurden die 
Schüler der Abgangsllafie des Seminars vielmehr zur Aushilfe für furze Zeit 
in Schulen auf dem Lande herangezogen. Wir glauben faum zum Nadteil ihrer 
ſachlichen Ausbildung. 


Um meine Waschmaschinen ä 21 Fr. 


mit einem Schlage überall einzuführen, habe ich mich entschlossen, dieselben 
zu obigem billigen Preise ohne Nachnahme zur Probe zu senden! Kein Kauf- 
zwang! Kredit 3 Monat! Durch Seifenersparnis verdient sich die Maschine 
in kurzer Zeit und greift die Wäsche nicht im geringsten an. Leichte Hand- 
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stellung stets nächste Eisenbahnstation angeben! 








628 — 


Offene Lehrer- und Organiſlenſtelle. 


Infolge Refignation bes bisherigen Inhabers iſt die Lehrerſtelle an bie» 
finger Knabenſchule ſowie die Organiiten- und Chordirigentenitelle an biefiger 
Kirche neu zu bejegen. Gehalt nach UHebereinfunit. Antritt auf den 1. Oltober 
nächſthin. Anmeldungen nimmt entgegen Hochw. Hr. Pfarrhelier Emil Tillier, 


Wolfenſchießen, im Auguft 1908, 344 
Der Schulrat. 


—— den Herren Dirigenten — 


ber Kirchen, Töchter und Männerchöre empfehle höfl, meine Rom. Nummern: 
Zidele Studenten für Zöchterhor, ital. Konzert für gemiicht. Chor. Diele, 
ſowie andere wirkungsvolle und mit Erfolg aufgeführte fom. Duelte, Verzette, 


— {3 











Quartette und Enfembdle-Szenen ſendet zur gefl. Einficht 


347 


17 


ae 


= 







— 


319 (H 3664 0) 


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Spiel-Zungen, 5 Oktaven, 15 Reg,; selb- 
ständ. 16 Pedalen (einschiebbar), C—D, 
27 Töne, 2 Kniehebel, hübscher Pfaifen- 
aufsatz, dazu eine schöne harthölzerne 
Orgelbank. Zu vernehmen unter 49L8 
bei Haasenstein & Vogler, Faikenplatz 
66, Luzern, (348) 








Bans Willi, 
Lehrer in Cham, Ft. Zug. 


Ziehung Balsthal definitiv am 
DB 29. Oktober ug 
Haupttreffer 40,000 und 10,000 Fr. 


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von Balsthal, Olten, Luzern 
und Kinderasyl Walter- 
schwyl versendet & 1 Fr. und 
Ziehungsiisten ä 20 Cts. 


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vormals Zug. 


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Dadagogilde 
Blätter.* 


Vereinigung des „Soweizer, Erziefjungsfteundes“ und der „Vüdag. Monatsfhrift“. 


Organ des Dereins kathol. dehrer ım md Sculmänmer der Hchweiz 
und des ſchwehzeriſchen katholifchden Erziehungspereins. 


Einſiedeln, 18. Sept. 1908. | Nr. 38 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilfion: 


gs. Reltor steiler, Erziehungsrat, Bug, Bräfident; die Hd. Seminar-Direftoren Jakob Brüninger, 
denbad (Schmwys), - nd. Schnybder, Hipfirch, Gar: Lehrer 0 — Goßau (St. Ga en) 
b Herr Elemens Frei zum „Storchen”, Einfi 
Gtnfenpunge ern find an letzteren, al® ben Chef- webatton —— 
nferat-Anfträge aber an HL. Haaſenſtein & Vogler in 


Abonnement: 


Ericheint wöcdyertlicy einmal und koftet jährlich 2 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagsbandlung Einfiedeln. 


Inhalt: Nochmals zur Frage ber Schulbibliothefen. — Um Herrn Prof. Dr. F. 
W. Förfter herum, — Bur Revifion des Erziehungsgejeges v. St. Luzern. 
— Aus dem Ausruf zur Gründung einer jchweiz. Anjtalt ꝛe. — Ausiprüche. 
Streifzüge durch bie Tierwelt. — Aus Kantonen und Ausland. — Injerate. 


Aochmals zur Erage der Bculbibliotheken. 
Bon Joſ. Müller, Goßan. 

Ein (mie die tit. Redaktion bemerkt) hochgebildeter Lehrer- und 
ZJugendfreund bezweifelt in No. 31 ©. 522 d. Bl. den wohltätigen 
Einfluß der Jugendlektüre, er erblidt im Leſen auf der Primarjchul« 
ſtufe vielmehr eine Überreizung des Nervenſyſtems und des Augenlichtes; 
er will bei den meiften Viellefern eine wahre Apathie gegen die gemöhn- 
liche Unterrichtöleftüre beobachtet haben; von einem größeren Gedanken⸗ 
reihtum und von bejonderer Originalität in den Aufjäten fei ebenfo 
wenig zu bemerken wie von einer Beredlung des Gemüted oder Stärk- 
ung des Willend. In den Hauptfächern, Sprade und Rechnen, leifte 
unfere Schule weniger als in früherer Zeit. VBermehrte Handarbeit und 
nicht DViellejerei fei unferer Jugend notwendig. — 

Es war zu erwarten, daß unfere Ausführungen betreffend Gründ— 
ung und Benüßung von Schulbibliothefen (vide Beilage zu No. 28 der 





— 630 — 


„Pad. Blätter”) bei dem einen und andern Kopfſchütteln erregen werden, 
zumal die Sache vielerorts noch neu iſt. Wir freuen und, daß dieſe 
Frage alljeitig geprüft und dieskutiert wird. 

Das, wad nun der Herr Einjender verabjcheute, nämlich die Viel- 
lejerei, verurteilen auch wir des Beftimmteiten, Bücherfreſſer bleiben 
ftet3 mager, und es fällt für fie nicht? ab, weder für ihren Geift noch 
für ihre Herz. Es treten bei ihnen wirklich jene übeln Folgen ein, wie 
fie genannter Herr grau in grau ſchildert. Aber eben deshalb, weil wir 
die Lefemwut verdammen, möchten wir die Leitung der Lektüre 
in die Hände der berufenen Erzieher, der Geiftliden und 
Lehrer legen, damit fie die Schüler zum richtigen, verftändnisvollen 
Leſen anhalten, daß fie dem Kinde nur gefunde Nahrung in erträglicheen 
Portionen zulommen laſſen, daß fie über das Gelefene Rechenſchaft ver- 
langen, und daß es nicht dem Zufall überlafjen wird, was, wie und 
wieviel der Schüler Lieft. Wie wir und diefe Leitung vorftellen, haben 
wir im IV. Abjchnitte der zitierten Beilage des Nähern ausgeführt. An 
zerftreute, ſtark bejchäftigte, nervenjchwache, kränkliche oder augenleidende 
Kinder verabfolgen wir überhaupt feine Lektüre, den normalen nur in 
befhränttem Maße, jo muß denn doch nicht eine Überreizung des Ner« 
venſyſtems ꝛc. befürchtet werden. 

Unfere Bauernlinder finden zu Haufe gefunde Arbeit genug, fie 
werden wenig Bedürfnis zeigen. Was follen aber die vielen unbejchäf- 
tigten Schüler an den langen Winterabenden, in den ferien oder an 
Regentagen anfangen, wenn die Witterung ihnen den Aufenthalt im 
Freien nicht geftattet? Iſt es nicht weit befjer, wenn fie fi an einem 
erbauenden oder belehrenden Buche erfreuen, als fich der Langeweile und 
dem verderblichen Müfliggange hinzugeben? Es ift uns völlig unver» 
Rändlich, wie man deu Wert einer guten Lektüre verfennen Tann. 

Warum haben fo viele wahrhaft große und weitfichtige Pädagogen, 
wie ein Dr. Lorenz Kellner, ein Dr. Hermann Rolfus, ein P. Koneberg, 
ein P. Spillmann, ein Chr. Schmid, ein Dekan Wehel und viele andere 
die Jugendleftüre warm empfohlen, ja ſelbſt Jugendſchriften verfaht, 
wenn fie nicht imftande wäre, das Wiſſen zu mehren, den Geift intellef- 
tuell zu heben und Herz und Gemüt zu veredeln ? | 

Diejed waren gewiß auch Männer mit reicher Erfahrung und tiefer 
Kenntnis der Eindlichen Seele. Wer dem Leſen den Wert auf die Her- 
zend- und Geiftesbildung abjprechen kann, hat noch nie die bejeeligende 
Freude erlebt, mit welchem Intereſſe und mit welcher Liebe ein Kind 
an den Perfonen einer Erzählung hängt, wie es vor den böjen Charaf- 
teren erſchrickt, an den guten Taten fich erbaut und den feiten Vorſatz 


— 631 — 


faßt, jene zu verabſcheuen, dieſe aber nachzuahmen. Wenn ſolches Leſen 
feinen fittlichen Einfluß auszuüben vermöchte, jo müßte auch alles münd⸗ 
lie Mahnen, Belehren und Erzählen am Geiſt und Herz ſpurlos vor⸗ 
übergehen. Wir können und Über den Segen ber guten Jugendſchrift 
nicht mehr weiter einlafjen; wir haben es im 3, Abjchnitt der Beilage 
getan und wollen dort Geſagtes hier nicht wiederholen. 

Wir Haben bei richtig lejenden Schülern ganz die gegenteiligen 
Erfahrungen gemacht ald der Herr GEinfender bei feinen Biellefern. Nie 
haben wir bei jolchen eine Apathie gegen den ordinären Unterridtäftoff 
beobadtet; im Gegenteil, wenn wir. im Unterrichte auf irgend etwas zu 
ſprechen famen, wovon die Kinder in der Privatleftüre bereitö etwas 
erfahren hatten, da leuchteten ihre Augen hell auf, und eines wollte dem 
andern mit Erzählen zuvorkommen. Danchen nicht leicht erfläclichen 
Begriff verftanden fie fofort, weil fie davon ſchon in einer Gejchichte 
Ausführlicheres gelejen hatten. Wie wertvoll find deshalb die Begleit- 
ſtoffe zu den ethiſchen Begriffen Wahrhaftigkeit, Edelmut, Starkmut, 
Eltern⸗, Nächften- und Baterlandaliebe, Treue ꝛc. Wie fördert das 2efen 
von Beichreibnngen und Schilderungen die geographifchen, geichichtlichen 
und naturkundlichen Kenntniſſe. Wahrlich, die Lektüre vertieft, erweitert 
und bereichert dad Willen und veredelt da8 Herz. Daß die Sprade 
dabei auch gewinnt, liegt doch auf der Hand. 

63 ift zwar ein beliebtes Schlagwort gegen die heutige Echule, fie 
leifte in dem Hauptfade „Sprache“ weniger al3 früher, und ba aud 
ber Herr Einfender die gleiche Klage erhebt, wollen wir, obwohl nicht 
direft zu unjerem Thema gehörend, noch etwas näher darauf eintreten. 
Wir behaupten, jener Borwurf ift unbegründet. Die Statiftil ber Re- 
frutenprüfung bemweift, daß die Zahl der Analphabeten beinahe ganz 
verſchwunden, die Anzahl der guten Noten in allen Fächern geftiegen, 
die Zahl der fchlechten Noten dagegen gejunfen ift. Man leje das mit anßeror- 
dentlichem Fleiße und Geſchicke ausgearbeitete Referat von Kollega Th. 
Schönenberger über die Refrutenprüfungen in No. 2 und ff. (1908) des 
amtl. Schulblattes des Kantons St. Gallen. Vermöge der kleineren 
Klaſſen fonnte die alte Schule mehr individuell unterrichten und dadurch 
hervorragende Talente weiter führen, ald died heute bei den überfüllten 
Schulen möglid if. Aber der allgemeine Stand der Schulen ift 
jet unbeftritten ein viel befjerer und die Durchbildung eine allfeitigere 
als früher. Findet man unter den älteren Leuten nicht genugfam ſolche, 
die fchreibjcheu find und zur Erledigung eines Heinen Geſchäftchens lieber 
eine Stunde Weg machen, als dasjelbe mittelft eines Briefchens ab» 
wideln? 


— 632 — 


Wir kennen ſehr unternehmende ältere Geſchaͤftsleute, die feinen 
fehlerfreien Satz ſchreiben können und uns ſchon oft gejagt haben: 

„O, hätten wir doch ſolche Schulen genießen fönnen, wie fie unfere Finder 
jet beſuchen.“ 

Wenn man die „gute alte Zeit” rühmt, fo bat man gewöhnlich 
ein paar Männer ald Beiſpiel im Auge, die ed mit bloßer Primars 
ſchulbildung durch außerordentliden Fleiß zu einer hohen Stellung 
brachten und gewandt die Feder führen konnten. Solche gibt ed aud 
heute noch, und dad find im der Regel jehr tüchtige Beamte. Dom 
Bildungsftand der Gefamtheit des Volkes in früherer Zeit jagt man 
aber nichts. Aber wir fragen, hätte man damals fo viele des Schreibens 
und Rechnens fundige Angeftellte, Bureauarbeiter, Laden und Geſchäfts— 
perfonen 2. gefunden, wie man fie heute braucht, und wären fie imftande 
geweſen, das zu leiten, wad man heute von ihnen verlangt? Niemond 
wird died behaupten fönnen. Woher hat dieſes Heer der Feder feine Bildung 
erworben? Doc wohl in erfter Linie durch die Primarjchule und viele 
durch lehtere allein. Wir geben zu, daß unfere Schule noch nicht leitet, 
was fie leiften ſollte. Die Anforderungen find auch viel höhere als 
früher, und das Gefchlecht ift, dank der verweichlichten Erziehung und 
der Sozialen Verhältniffe ein viel ſchwächeres und flüchtigered. Die 
Schule trägt daran nicht die Hauptſchuld. Wir finden heute weniger 
foldde self made man, wie man fie aus der alten Zeit gerne ala Bei- 
fpiele anführt, weil jet eben überall die leichteſte Gelegenheit geboten 
it, fi durch höhere Schulen auszubilden. Daß übrigens die Klage 
über die mangelhaften Leiftungen der Schulen in Sprache und Rech— 
nen von jeher ſchon erhoben worden ift (auch vor 80 und 100 
Jahren), beweifen die Schulgeichichte und die amtlichen Berorbnungen 
aus jener Zeit. Wer foldhe fkudiert, befommt eine ganz andere Vor— 
ftellung über die „gute alte Zeit“. Die Sittlichfeit war freilich eine 
befjere als heute, die fozialen Verhältniffe waren aber auch ganz andere. 

Doch wieder zurüd zu unferem Thema! 

Mit Recht fordert der Einſender vermehrte Handarbeit. Er meint 
damit wahrſcheinlich Frauenarbeit. Hierin jollte man ſich auf das Praf- 
tifche und Notwendige beichränten und meniger das Luxuröſe pflegen, 
Denn die feine Näh-, Häfel- und Stidarbeit ftellt außerordentliche Are 
firengungen an das Auge und an die Nerven. 

Für unbefhäftigte Knaben ift die Einführung von Handfertigkeitd« 
kurſen ſehr zu begrüßen. 

Die vermehrte Handarbeit für beide Geſchlechter macht aber die 
Lektüre keineswegs überflüſſig. Es wird nie möglich fein, alle müßig- 


3 633 — 


gehenden Kinder außer der obligaten Schulzeit zu beichäftigen; manchen 
wird neben den Erholungsftunden im freien, immer noch viel freie 
Seit übrig bleiben, die fie gerne mit Xefen zubringen werden. Wir 
haben da vorzugsweiſe ſtädtiſche Verhältniffe und ſolche an größeren 
Ortſchaften im Aug. Wie oft Klagen die Eltern, fie haben für ihre 
Kinder feine pafjende Beichäftigung, fie müflen fie auf der Gaſſe herum 
laufen laffen, und wie froh find fie, wenn nad den langen Ferien die 
Schule wieder beginnt. Für folde Schüler ift die Lektüre eine wahre 
Wohltat, und mir meinen, die Eltern follten fie geradezu zum Xejen 
anhalten, wenn fie ihnen jonft feine Arbeit anweijen können. Für 'Mäd- 
hen findet man immer pafjende Nebenbefchäftigung. 

Iſt die Volksbibliothek eine „Apothele für die Seele” der Erwad- 
jenen, jo ift es die Schulbibliothef in nicht geringerem Maße für die 
Seele der Rinder. Der jugendlihe Geift wird in entjprechend Fleineren 
Dofen daraus jhöpfen; aber bei der Weichheit des Eindlichen Herzens, 
der Bildſamkeit des Geiftes und der Stärke des Gedächtniſſes wird aus 
dieſer Seelenfpeife reichlicher Segen erblühen für Zeit und Ewigkeit. 

Darum noch einmal nad wie vor: Gründet Schulbibliothelen und 
lafjet diejes wichtige Erziehungd- und Bildungsmittel der Jugend nicht 
brach liegen! 





Am Heren Prof. Dr. 3. W. Förſter herum. 

Der Name Dr. F. W. Hörfter ift dermalen einer der in der ger 
bildeten Welt meift gehörten und auch klangvollſten. Defjen „Yugend» 
lehre“ ift internationales Eigentum geworden, und Katecheten und Lehrer 
aller religiöfen Belenntniffe rechnen diefe „Jugendlehre“ zu einem ihrer 
rationellften methodiichen Ratgeber und Wegmweijer, wenn auch ded Aus 
tors Anfichten beifpielämweife über die abjolute Außerkursſetzung der 
körperlichen Strafen in meiten Preifen nicht geteilt wird. — Nicht 
minder Elangvollen Auf genießt Förfter ald Autor von „Schule und 
Charakter”, von „Serualethil und Serualpädagogif” ꝛc. ıc. 

Der Name, den Förfter ald Privat-Dozent für Philofophie 
und Moral»-Pädagogik genießt, hat beiten Klang in weiteſten Landen, 
woher auch jeine ehrenvolle Berufung nad Prag. Auch jpricht der zahl« 
reiche Beſuch feiner Kollegien ab jeite der ftudierenden Jugend immer 
lauter für Förſters Iehramtliche Gediegenheit. Dazu gejellt fich deſſen 
bingebung3volle und verftändnisinnige Wirkjamkeit ald Redner in den 
Lebrer-, Jünglings- und Erziehungs-Bereinen in und außer unjerem 


— 634 — 


Vaterlande. Seine padagogiſchen Darlegungen an den katechetiſchen 
Kurſen katholiſcher Lehrer deutſcher Staaten, an kantonalen Lehrertag⸗ 
ungen in verſchiedenen Kantonen der Schweiz, an den Jahresverſamm⸗ 
lungen des ſchweiz. evangelijchen und des kathol. Lehrervereind, an ber 
Generalverfammlung der hochw. Herren Präfides der kath. Jünglings- 
vereine 2c. 2c., alle diefe Borträge und Lektionen haben Förſters bereits 
internationalen Ruf noch gehoben, defjen Bedeutung als Erzieher und 
Lehrer noch gefteigert und namentlich deſſen gerade Sinnedart in 
immer klarere Beleuchtung geſetzt. Iſt Förfter dermalen auch Feiner 
Konfeffion Kind, jo fteht er doch auf dem Boden des pofitiven Ehriften« 
tum3 und allda wieder dem Katholizismus am nächſten. Seine ganze 
Wirkſamkeit ald Lehrer, fei er auf dem Katheder oder in den Ber- 
einen, Bat einen intenſiv erzieherifhen Charakter. Und zwar 
will er nicht erziehen für die Bedürfniſſe einer beftimmten Gejellicafts- 
form, fondern erziehen nach beftimmten Idealen, „die über allen wech—⸗ 
felnden Bedürfniffen der Zeit dad beftimmen, was allein und ewig die 
geiftige Seite des Menſchen zu fteigern und zu befefligen vermag und 
was menfchliche Gemeinfchaft in der Tiefe zufammenhält“. (Siehe „Schule 
und Charakter“ pag. 5.) Nach feiner Anſchauung „ſoll nicht die gejell- 
ſchaftliche Entwidlung da3 Fatum des Charakters, fondern umgekehrt, 
die ewigen Ideale des Charakters jollen das Fatum der gefellfchaftlichen 
Entwidlung werden — ſollen fie mehr und mehr von dem bumpfen 
Mechanismus des Materiellen frei machen und ihr das Gefe des @eiftes 
aufzwingen, aus dem heraus auch dad Materielle allein erſt feine fefte 
Ordnung empfangen kann.“ („Schule und Charakter” pag. 6.) Förſters 
Art zu erziehen will „ein Ehriftentum der Seele“ jchaffen, von dem 
dann das Chriſtentum der Welt ausgeht. So jagt er in feinem „Ehri- 
ſtentum und Klaſſenkampf“ pag. 13: „Was Hilft mir aller flammende 
Hinweis auf foziale Pflicht und foziales Elend, auf Mammonäsknechtſchaft 
und geſellſchaftliche Ungerechtigkeit, wenn meine individuelle 
Seele nicht befreit, geläutert, bejeeligt wird? Woher nehme 
ih die Kraft, aus mir herauszugeben, frei zu werben für die Mit« 
menfchen, wenn mir der Erlöfer nicht mehr erjcheint, wenn ich von 
nichts ala von den Außeren Zuftänden des Lebens zu hören befomme, 
die wie eine ungeheure, erdrüdende Schuldforderung an mid Heran- 
treten, ohne mir irgend neued Leben zu fhenfen? Dan muß 
wiſſen, daß erft aus den befehrten Seelen die umgeftaltende Kraft 
fommt.* — 

Seite 16 leſen wir ebenda: „Chriſtus der Gekreuzigte ift die Loſung 
aller Schwierigkeiten. — — In der Schöpfung des wahren Menſchen 


--43 635 - 


durch den Gottmenfchen befteht der Beitrag des Ehriftentums zur fozialen 
Frage. Seine Pädagogik für diefe Welt rubt ganz und gar 
auf der Erziehung für die andere Welt.” Im Bude „Schule 
und Charakter” (Berlag von Schultheß u. Co. in Zürich. — 213 
S. — Fr. 3.80) lieft man pag. 199 aljo: 

„Der Maler Fra Angelico ſoll ſtets gebetet haben, bevor er zum 
Pinjel griff, um feine himmlifchen Geftalten zu malen. Wieviel mehr 
müffen wir beten, um lebendige Menjchen zu bilden — wie müffen wir 
und reinigen bon unferer verborgenften Unlauterkeit, um die verborgenfte 
Zauterfeit im Rinde zu weden; wie müfjen wir uns jammeln und ein? 
machen mit der göttlichen Wahrheit, damit unfer Wort das Göttliche 
im jungen Herzen treffe. Wie müflen wir und zur himmliſchen Liebe 
erheben, um über die Lieblofigkeit unjerer Nerven hinauszuwachſen! 


„Wunbertätig ift die Xiebe, 
Die fih im Gebet enthüllt I* 


Wohl ift der moderne Menſch dem tiefften Sinn folder Zwieſprache 
mit der ewigen Wahrheit zu weit entfremdet, um durch den vielen jüß- 
lichen und abergläubijhen Mißbrauch Hindurchzufehen und zu begreifen, 
daß ed dad Wejen ber Seele ift, zu beiten. Aber es mird wieder be= 
ginnen müflen, das „Ora“ mwenigftend in jenem reinmenjchlichen Sinne 
neu zu pflegen, der und dann von ſelbſt zu religiöfen Bedürfniffen em« 
porleitet: Daß wir nur dann erziehen können, wenn wir täglich einmal 
alle Gedanken zum höchſten Ziele aller Erziehung erheben, alle feine 
Forderungen aufs Tieffte auch für unfer eigenes Leben bejahen und felber 
den freudigen Gehorjam geloben, den wir von der Jugend verlangen 
wollen, In diefem Sinne gilt für niemand ernfter als für den Päda- 
gogen das alte Wort: „Ora et labora“. Ohne ſolches Gebet 
gibt ed feine wahre Arbeit und feine lebendige Er- 
ziehung.“ 

„sch behaupte, daß der gewiß ganz außerordentliche Mammonis- 
mus in unjerer Zeit zu einem großen Zeile gerade aus der weitver— 
breiteten religiöjen Verflahung des Chriftentumd zu erklären ift und 
darum auch nicht durch foziale Zornespredigten, jondern nur durch Über« 
windung des Intellektualismus, des Pantheismus und jeder anderen 
Art von Diesfeitigkeit im modernen Chriftentum befämpft werden kann. 
(„Ehriftentum und Slafjentampf“ pag. 20.) 

„Auguftinus jagt einmal: „Du riefft mich zurüd zu dem Ginen, 
da ich in das Viele zerjplittert war.“ Diefes Wort gilt für die chrift« 
lie Religion überhaupt. Sie vereinfacht alle die vertworrenen Prob- 
leme des Lebens, indem fie diefelben auf ihre tieffte Wurzel zurückführ 


— 636 — 


— auf die große Frage der inwendigen Wiedergeburt.” („Ehri- 
ftentum und Klafjentampf“ pag. 21.) — 

„Möchte der chriftliche Geiftliche fich gegenüber der Sozialdemokratie 
mit der ganzen Stärte feines religidjen Standpunftes wapp- 
nen und fid) durch fein Blendwerk ihrer äußeren Erfcheinung und feine 
Fehler ihrer Gegner über die tiefe Schwäche ihres kulturellen Funda— 
mented täufchen! Möge er fich erfüllen mit der ganzen Sicherheit der 
Meberzeugung, daß im lebendigen Chriſtus und nicht im Bücherge- 
lehrten Karl Marz die foziale Frage gelöft fei.“ („Ehriftentum und 
Klafjenfampf* pag, 51.) 

Diefe Andeutungen — fie könnten natürlich ohne viel Mühe wert- 
voll vermehrt werden — zeigen, daß Förſter in feiner lehramilichen 
und literarifchen Tätigkeit chriftlich denft. — 

Wir erlauben und, um dem Nicht-Kenner ton Förftere Büchern 
wenigſtens einen Einblid in deſſen geiftige Denkweiſe tun zu lafjen, einige 
Ueberſchriften aus 

a) „Schule und Charakter“ zu bieten. 8.8. 

1. Charafterbildung muß im Mittelpunft der Schule fliehen (1 
bis 23). 2. Ethiſche Seelforge und Schuldisziplin (23—70). Sozio« 
logiſche und piychologijche Erwägungen (70—93). 4. Die Bedeutung 
bed Gehorſams für die Freiheit und die Bedeutung der Freiheit für den 
Gehorfam (93—150). 5, Amerikanifche Methoden und Erperimente — 
Dflege der Selbitachtung und Winke für den Anfänger (150—200). 6. 
Religion und Schule (200— 204). 

Aus Ddiefen Meberjchriften erfiehft man, was Förſter mit den 
Morten will, die er im Vorwort diefem Buche mit auf den Weg gibt, 
wenn er jagt: 

Es foll der leitende Gefichtspunft der vorliegenden Arbeit fein, diejes all« 
zu äuberlih und nebenjächlich behandelte Gebiet der Jugendbildung ala eine pä- 
bagogische Angelegenheit erjten Ranges zu erweilen. Es joll gezeigt werben, wie 
viel Charakter bier auf dem Spiele fteht, wie tief bie Schule gerade durch bie 
Methoden ihrer Orbnungd- und Arbeitsdisziplin auf bie ethiſche Entwidlung 
ber Jugend einwirken fann — belebend ober tötend — unb foll gezeigt werben, 
wie bieje Disziplin um ihrer rechten Wirkung willen aud eine tiefere und brei« 
tere Grundlage aufjuhen muß: Damit fie den Charakter an der Wurzel bear- 
beiten ann, ftatt nur feine legten Yeußerungen zu behandeln. Gerade um auf 
ben ganzen Charakter zu wirken, muß die Disziplin ben ganzen Charakter für 
ihre Forderungen in Anfpruch nehmen, Das aber fegt eine moralpädagogiſche 
und pfychologiſche Vertiefung voraus. Dafür follen im folgenden einige Gefichte« 
punkte aufgeftellt werden, Zur Einleitung wird e8 angemeſſen fein, bie Schule 
baran zu erinnern, warum fie fidh gerade in unferem Zeitalter weniger als je 
ber Aufgabe entziehen fann, der Eharalterbildung ihre größte Aufmerkfamfeit 
zuzuwenden. Sit bies feitgeftellt, jo gewinnt bie Schulbisziplin als eine Haupt» 
gelegenbeit folder Charakter» Beeinflugung eine ganz neue Bedeutung, Sie er 


— 637 — 


ſcheint nicht als ein bloßes Mittel der Schultechnik, um ben intellektuellen Unter« 
richt, den ungeftörten Verlauf und bie größtmöglichite Leiftung zu fihern, ſondern 
vor allem als der grunblegende Beitrag der Schule zur moraliſchen Ausräftung 
ihrer Zöglinge für das fpätere Leben. 

Die außerordentliche Bedeutung der Schuldisziplin für die Eharalterbild- 
ung und für bie foziale Erziehung der Jugend ift bisher nur ber amerikaniſchen 
Pädagogik deutlich zum Bewußtfein gelommen. Man wird daher bie betreffenden 
Anregungen und Erfahrungen ber amerifanifhen Methodik im Vordergrunde ber 
praftifhen Vorſchläge finden, bie im Folgenden gemacht werden. Ter VBerfafler 
redet jedoch feiner Tritiflofen Ueberiragung das Wort — er bat vielmehr ver- 
ſucht, für die Probleme der Schulbisziplin eine Reihe leitender ethiſcher, fozio« 
logiſcher und pſychologiſcher Gefichtöpunfte zu begründen, von denen aus man 
auf diefem jo verantwortlichen Gebiste inmitten all der neu auftauchenden The— 
orien und Experimente das wirklich Ernithafte und Vebensfähige leichter erfennen 
fonn. Die Schwäche ber amerikaniſchen Anregungen beſteht immer in ber Ober. 
flächlichkeit ihrer prinzipiellen Begründung. Sie betonen mit Recht, baß bie 
Schuldisziplin fih mehr in Einklang mit den Bebürfniffen unferer induftriellen 
Demokratie fegen müfle — fie überfeben aber, daß die Bebürfnifje seiner 
bejtimmten Gefellfhaftsform no& nicht ber legte Maßſtab für 
bie Moralpäbagogit fein können, fondern daß die Erziehung des Dien« 
ſchen ſich nad Idealen zu richten hat, die über allen wechjelnden Bebürfniffen 
ber Zeit das beftimmen, was allein und ewig die geiftige Seite des Menſchen 
zu fteigern und zu befeftigen vermag und was menſchliche Gemeinihaft in ber 
Tiefe zufammenphält. (Schluß folgt.) 


Dr 


Buy Revifion des Erziehungsgelekes v. Rt. Tuzern. 


Die gefeplihe Grundlage des kantonalen Schulweſens bilden gegenwärtig 
bas Erziehungsgefeg vom 26, September 1879 und das Gefeß betreffend teil« 
weiſe Abänderung des Erziehungsgeſetzes von 1879 vom 29. November 1898, 

An Stelle biefer beiden Gejege will nun das rührige Erz.» Departement 
ein neues Erziehungs-Gejeß erlafien, von dem wir jüngjt Andeutungen gemacht. 
Es ſei geftattet, an der Hand des Entmwurfes jelbjt noch Einiges herauszugreifen, 

Der Ruf nad Revifiunsarbeiten auf bem Gebiete bed kantonalen Schul« 
weiens machte ſich fhon bald nah Erlak der Geſetzesnovelle von 1898 geltend, 
Es folgten nacheinander im Großen Rate bie Motionen Duclour (1. Dez. 1903), 
Albifjer (2. Dez. 1903), Hochſtraßer (Aug. 1905) und Egli (Nov. 1906). 

Desgleihen erfolgten Poſtulate und Eingaben, die alle Neuerung in biejer 
oder jener Richtung wünſchten. Und jo liegt denn in Anbetracht all’ der ge» 
ftellten Wünſche und Begehren der heutige Entwurf vor. Er beichränft die Re— 
vifion auf das abſolut Notwendigfte 3. B. Organifation der Primarichule, 
Umgeftaltung der bisherigen Wiederholungsfchule, Ausgeftaltung bes beruflichen 
Fortbildungsſchulweſens, vermehrte Sorge für die anormalen Kinder, Schaffung 
einer theologiſchen Fakultät, Menderungen in ben Befoldungsbeftimmungen, 
Gründung eines Technikums ꝛc. x. Wir greifen heute Seite 28 und ff bie ben 
Entwurf begleitenden Bemerkungen bes verehrten Hrn. Depart.-Chefs heraus, 
über „Bejoldbung der Lehrer“ (Artikel 109—128). Wir lefen da alfo: 

Die folgenshwerften Neuerungen in finanzieller Beziehung enthält ber 
Titel „Befoldung der Lehrer, Wir werden auf die finanziellen Folgen ber 
neuen Anträge betr. das Beſoldungsweſen ſowohl ala betr. andere einfchlägige 
Anträge in einem bejondern Abjchnitte unferes Berichtes zurüdfommen und haben 
bier nur bie Notwendigleit der vorgefhlagenen Aenderungen kurz zu begründen. 

Wir jtellen zunächſt einander gegenüber die Beſoldungsanſätze bes Geſetzes 
von 1879, ber Gejegesnovelle von 1898 und unseres Vorfchlages. 


— 638 — 


1879 1898 1908 
Primarlehrer 800—1100 900- 1300 1200- 1700 
Primarlehrerinnen 600— 900 700—1100 1000—1500 
Arbeitslehrerinnen 80— 140 80— 100 100— 160 
(pro Jahr) (pro Aurs) (pro Aurs) 
Wieberholungsschullehrer bis 100 bis 200 bis 250 
Rekruten (Bürger) Schullehrer — 120 200 
Sekundarlehrer 1200—1600 1300—1800 1600— 2200 
Selundarleyrerinnen 1000—1300 1100—1500 1400—2000 
Holz» und Wohnungsentihäbdigung 200 300 400 


Seit 1905 erhielten bie Primarlehrer aus ber Primarjhulfubvention eine 
jährlihe Zulage von fir. 75, für die Schuljahre 1906—07 und 1907--08 
wurde — außer ber Primarfhulfubventionszulage von fr. 75 pro 1907 — 
laut Gejeg vom 29. Januar 1908 an bie Primar-, Sekundar und Mittelſchul⸗ 
lehrerſchaft ausbezahlt eine Beſoldungszulage von Fr. 400 pro LXehrftelle, 

Mir baben anlählih ber Begründung unferes Vorſchlages zu einem Ge 
jeße betr. die außerordentliche Befoldungszulage an bie Lehrerſchaft auf bie be« 
ſtehenden Verhaltnifſe, fpeziell auf die Verteuerung aller Kebensbedürfniffe und 
auf die Inkongruenz zwiſchen ben Lehrerbefoldungen und andern Befolbungsan« 
fägen hingewieſen. Sie haben durch Erlak des genannten Gejeßes die Begrün. 
betheit unferer Aufftellungen anerfannt und zugleih Ihrem Willen Ausdrud 
gegeben, die Mikverhältniffe aufzuheben. Wir können baber auf weitere Aus« 
führungen verzichten. Dagegen lajien wir eine bem Memorial betr. bie dfono« 
mifhe Lage der bernifhen Primarlehrerihaft entnommene Tabelle folgen, welche 
die Mindeftgehalte zufammenftellt, bie der Primarlehrerihaft nah Zurüdlegung 
ber geſetzlich vorgefchriebenen Dienftjahre an allen Stellen ausgerichtet werben. 

Sahl ber Mindeftgebalt 


Ranton u Amel Kassa Bemerkungen 

Fr. Fr. 
Züri 20 2000 2000 
Bern 10 1400 1100 In Revifion 
Luzern 16 1375 1175 Zulage aus ber Bundesſubv. inbegriffen 
Uri — 1300 _* 

u: 

— 9— af Behrſchweſtern 
Nidwalden — 1100 _!’ 
Glarus 20 2000 ° — Keine Lehrerinnen — Feine Naturalien 
Zug — 18300 1000 
Freiburg 15 1350 1120 Die mittlere Beſoldung berechnet 
Solothurn 20 1500 1500 
Baſelſtadt 18 4460 2870 Seine Naturalien 
Baſelland 15 1370 1370 In Reviſiion 


Schaffhauſen 20 1800 1520 
Appenzell a. Rh. 10 1550 1550 
Appenzell i. Rh. 10 1400 700* * Vehrſchweſtern 


ee 1 00 ———— 
Aargau 20 1800 1800 Feine Naturalien — In Revifion 
Thurgau 20 1600 1600 

Tefjin 20 1175 920 Nur Ganziahresſchulen berechnet 
Maabt 20 2200 1850 

Wallis — 840 600 Nur Ganziahresſchulen berechnet 
Neuenburg 15 2200 1480 Seine Naturalien 


Genf 10 2850 2500 die II. Kategorie berechnet. 


— 639 — 


Aus dem Aufruf zur Gründung einer ſchweiz. Anſtalt 
für krüppelhafte Rinder. 


Ein Komitee in Zürich veröffentlicht einen fchon Ende Mai vorbereiteten, 
aber damals wegen bed weitverbreiteten großen Wetterfchabens noch zurüdgehal- 
tenen Aufruf an das Schweizervoll! zur Gründung einer ſchweizeriſchen Anftalt 
für früppelhafte Kinder. Das Bedürfnis folder Anftalten wird überall immer 
lebhafter gefühlt, jton wegen ber großen Anzahl folder Kinder. Dffigielle 
deutſche Zählungen, insbefonbere eine Reichözählung von 1906, laſſen vorausjegen, 
daß wir aud in der Schweiz neben 16 000 erwachſenen ungefähr 4200 jugenb« 
lie Krüppel unter 14 Jahren haben, und der Augenichein beftätigt eine folche 
Schätzung überall. In ber Regel geben ſolche Kinder einem freublofen Leben 
ber Entbehrung und Verbitterung entgegen. Aber in ben legten Jahrzehnten bat 
fid befonders im Ausland eine rege Fürſorge ihnen zugewandt, und bie Der- 
bindung von orthopädifcher Behandlung mit Erziehung und Unterriht, ſowie 
BDerufsanleitung in geeigneten Anftalten hat Zaufenden von ihnen ein befrie- 
bigtes, menfchenmwürbiges Daſein erſchloſſen. Ungefähr 90 "/o derielben können 
nad diefen Erfahrungen dazu gebracht werden, ihren Lebensunterhalt felbft zu 
verdienen. In Deutfchland beftehen jchon ungefähr 43 ſolcher Anftalten, Die 
Schweiz, welche fonft in humaner Tätigkeit nicht zurüdjteht, und in welcher 
neuerlih bie Geſetzgebung mander Kantone auch bie Fürſorge für ſolche ge» 
bemmte Kinder unter bie Aufgaben ber öffentlichen Erziehung aufgenommen bat, 
befigt noch keiue vollftändig für dieſen Zweck organifierte Anftalt, wenn aud 
feit 1864 bie Matbilde Eiher-Stiftung in Zürich (für die Erziehung von etwa 
12 armen früppelhaften Mädchen) und feit 1876 das Hofpice orthopsdique in 
Baufanne (für bie medizinische Behandlung von 36 verfrüppelten Kindern) An« 
erfennenöwertes geleiftet haben. 

Das Komitee ftrebt nun eine Anftalt zur orthopädiſchen, ergiehlicheunter- 
richtlihen und beruflichen Fürſorge für zunädit etwa 40 früppelbafte Kinder 
an und barf boffen, daß durch bie geplante Verbindung mit ber Matbilbe 
Eicher-Stiftung für deren 60 geforgt werben fann. Linder aus allen Zeilen 
ber Schweiz, aus ben verfchiebenen Konfeilionen und Sprachgebieten follen zu 
möglichft billigen Bedingungen Aufnahme finden, je nad Bebürfnis für dauernde 
2ehanblung oder für vorübergeheude Beratung und Anleitung. Wenn möglich 
fol bie Fürforge jpäter auch auf erwaciene durch Unfall oder Krankheit Der« 
früppelte ausgedehnt werben. Ein Terrain von ungefähr 15 000 Quabrametern 
wird gewünſcht für die nötigen Bauten und die Gelegenheit zum Aufenthalt im 
Freien. Die Gründungskoſten find auf ungefähr fr. 400000 veranichlagt, wo⸗ 
von das Komitee bereits etwas über die Hälfte befigt, weſentlich durch Beiträge 
aus dem Kanton Züri. E8 wendet fih nun an das ganze Schweizervolf, dem 
bie Anftalt dienen fol, mit ber dringenden Bitte um Mithilfe. Die ſchweizer. 
gemeinnüßige Gefjellichaft bat die Beftrebungen den gemeinnüßigen Geſellſchaften 
aller Kantone angelegentlih empfohlen unb einen Beitrag bafür gewährt. 

Der mebizinifhe Begründer und Leiter ber Beitrebung ift ber hervor⸗ 
tragende Orthopäbe Dr. Wild. Schultheß, Zürih V. 

Das Komitee befteht gegenwärtig aus 16 Mitgliedern, wird ſich aber na» 
türlich beim Eintreten ber Mithilfe aus andern Kantonen aus biefen letztern 
erweitern. Präfident ift Dr. ©. Keſſelring, alt Profeflor, Züri V, Vizeprä- 
fident Pfarrer Tappolet, Waijenhaus, Zürich I, Altuar und Quäftor A. Tobler⸗ 
Meber, Norbftraße 15, Züri IV. Ungefähr 220 angefeh:ne Bertreter bes 
Staates, der Kirche, der Medizin, der Erziehung und der Gemeinnügigteit aus 
allen Kantonen empfehlen dur ihre Mitunterichrift die Beſtrebung angelegent« 
lichſt allen Menſchenfreunden zur Mithilfe. (Nur aus Bafelftabt und Bajelland, 


-— 3 640 — 


wo bereits eine ähnliche Anftalt geplant ift, wurben aus Rüdficht Hierauf feine 
Unterfchriften erbeten). Gütige Grünbungs- ſowie Yahresbeiträge können an bie 
Mitglieder bes Komitees, in erſter Linie dem Quäftor, fowie, unter ber Bezeich« 
nung „Rrüppelanftalt”, an bie Abdreffe der Bank Leu u. Co. in Zürich, Poft« 
fcheeftonto VIII. 475, eingefanbt werben, 

Möge ber dringende Appel an das Schweizervolf überall eine herzliche 
Aufnabme finden und eine tatfräftige Beteiligung weden zum bauernden Segen 
für viele unglüdliche Kinder! 

Die Tabelle gibt infoferne eine nicht völlig erichöpfende Ueberficht, als 
barin — ſoweit das Gegenteil nicht ausdrüdlich bemerkt it — bie Natural- 
leiftungen nicht berüdfichtigt find. 


Das eben erwähnte Memorial gruppiert bie Kantone nad ihren Leift- 
ungen für die Beſoldung ber Vehrerihaft in 3 Gruppen, ber Kanton Qugern 
fällt in die 2. Gruppe. Cr jteht mit in vorberfter Linie, was das Entgegen« 
fommen gegenüber ber Behrerichaft anbetrifft mit Hinfiht auf Uebernahme ber 
Stellvertretungstoften bei Krankheit, Urlaub ꝛc., er ftebt aber weit zurück hin⸗ 
fihtlih der Leiſtungen betreffend Alters, Indaliditäts und Witwen. und 
Waiſenfürſorge. 

Die Hauptlaſt der Lehrerbeſoldungen liegt bei uns in einem Maße, wel⸗ 
ches die Derhältnifje der andern Kantone bedeutend überſteigt, auf dem Staate. 
Durch unfere Vorſchläge wird dieſe Belaftung, wie wir jpäter ziffernmäßig nadh« 
weifen werben, um ein Beträchtliches vermehrt. Wir fchlagen troßdem vor, bei 
ber gegenwärtigen Verteilung biejer Laſten zwifchen Staat und Gemeinden — 
°/s und — zu verbleiben, und haben unfererfeit3 einen auf Aenderung biejes 
Derhältnifies abzielenden Borichlag ber vorberatenden Organe — Staat "s, 
Gemeinde ?/; — abgelehnt. Es geſchah dies im Interefje ber Gemeinden; bie 
ihnen durch bie erböhten Anſätze des Geſetzes betreffend Barbefoldung und Er- 
höhung der Naturalleiftungen ohnehin erwacfende Belaftung follte nicht nod 
vermehrt werben, jo ſchwer bies auch ben Staat anfommt und fo fehr an und 
für fib ein beflerer Ausgleich zwiichen Staat und Bemeinden angezeigt wäre, 
Mir möchten im Gegenteil im Entgegenlommen zu Gunften bes Gemeindehaus. 
baltes noch bedeutend weiter geben als bisher, indem wir dad Marimum ber 
Staatöbeiträge an außerordentlich mit Steuern belaftete Gemeinden in Form ber 
Uebernagme ber gejamten Barbejoldung von fr. 5000 bes biöherigen Geſetzes 
auf Tr. 20 000 zu erhöhen beantragen ($ 113). Auch ber Vehrerfchaft, melde 
in abgelegenen Gegenden unter jchwierigen lokalen VBerhältniffen oder an flarf 
bevöllerten Gefamtichulen in bejonders mühevoller Weife ihres bejchwerlichen 
Amtes waltet, möchten wir noch mehr als bisher entgegenfommen, inbem wir 
ben Betrag ber Beioldungszulagen, welcher für foldhe befondere Berhältnifje fei«- 
tens bes Staates ausgeworfen werben barf, die jog. Bergaulagen, von Fr. 2500 
auf Fr. 10000 zu erhöhen vorichlagen. 


Die Befoldung der Mittelfchullehrer beantragen wir — abgejehen vom 
Ertrag ber betr. Schullaplaneien — ganz zu Laſten des Staates zu übernehmen 
($ 123) und betreffend die Feſtſetzung der Höhe diefer Befoldungen die Mittel 
fhullehrer den Lehrern an ben kantonalen Anftalten gleihzuftellen ($ 125). Die 
erfigenannte Neuerung ift eine Gegenleiftung für Inanipruhnahme des Mahl« 
rechtes. Sie liegt ferner im Interejje einzelner Mittelfhulen, deren Eriftenz 
gefährdet ericheint, wenn ben Mittelichulgemeinden nit ein Zeil ihrer Laften 
abgenommen wird, Wir verweilen diesbezüglich auf die Eingabe ber Gemeinden 
bes Mittelfchultreifes Münfter vom 29. April 1907 (Beilage XI). Der zweit« 
genannte Vorſchlag entſpricht bem mieberholt geäußerten Wunſche der Mittel- 
ſchullehrer, welcher aud in Ihrer Behörde ſchon oft lebhafte Unterſtützung fand. 


. — 641 mo 


Belreffend 8 125 fei noch darauf hingemwiefen, daß bie vorgefchlagene Re 
baltion besjelben Rüdfiht nimmt auf die von der Lehrerſchaft der Kantonsschule 
anläßlich der Vorlage des letzten Beſoldungsdekretes geäußerten Wünſche über 
bie Form ber Befoldungsfeitfegung. (Fortf. folgt.) 


—_— —— 


* Hussprüche. 


1. Es ift wahrlich nicht genug, bie Gebote Gottes auswendig zu wiſſen 
und im Gebädtniffe zu haben; man muß dasjenige, was barin befohlen, voll 
ziehen und fie in Ausübung bringen. Mit andern Worten: Um vor Gott ge 
recht zu fein, muß man nicht bloß bie Gebote Gottes fennen, jonbern man 
muß aub fein Beben darnach eingerihtet haben. „Denn vor 
Gott find diejenigen noch nicht gerecht," fehreibt ber Apoftel Paulus, 
„die das Gefey hören,” (wiffen, was barin enthalten ift), „Jonbern, bie 
das Geſetz vollziehen, dieſewerdenfürgerechtgehalten werden.“ — 

2. „Wenn du zum Beben eingeben willft, fo halte bie Ge» 
bote!“ fpricht wiederum Jeſus Chriſtus. Wir find alfo fchuldig, die zehn Ber 
bote Gottes zu halten und zwar: 

1, Weil fie eine Erllärung des natürlichen Gefeges find, welches Bott in 
unfere Herzen gefchrieben hat. 

2. Weil fie Jeſus Chriſtus felbft beftätiget, vollftändiger erflärt und zu 
balten befohlen hat. „Slaubet ja nicht,” jagt Jeſus, „baß ih gelommen 
bin, das Gefeß und die Propheten aufzuheben; ih bin nit 
gelommen fie aufzuheben, ſondern zu erfüllen.” 


3. Wer Eltern ſiets in Ehren Hält, 
Dem gebt e8 wohl in diefer Welt; 
Denn Wohlergehen, langes Leben 
Wird Gott ben guten Kindern geben! — 


4. Baterforgen find am Morgen 
Früh ſchon vor der Sonne wach; 
Wintt der Abend Kindern labenb, 
Vaterherz denkt forgend nad. 
Täglich neue Lieb’ und Treue 
Quillt in Baterbruft herauf; 
Froſt und Hite, Sturm und Blitze 
Hemmen nit der Liebe Lauf, 

5. Mutterliebe, Muttertreu’ 

Wird mit jedem Morgen neu, 
Kehren, Wehren, Nähren ift 
Ihr Geichäft zu jeder Friſt. 
Mutterforge, Mutterpflicht 
Raftet ſelbſt am Abend nicht, 
Mit den Engeln in der Nacht 
Hält fie bei den Kindern Wadt. 


6, Mein Kind, ebre deine Eltern; denn der Sohn Gottes 
bat die feinen auch geehrt!” ferner fpriht ber heilige Kirchenlehrer 
Chryfoftomus, Erzbifhof von Konftantinopel: „Die erjte Staffel ber 
Fröommigkeit ift, daß du die, welche dir Gott zuAnfängern beir 
nes Lebens geordnet Hat, in Ehren hältst.“ Und ber hl. Kirchen⸗ 
lehrer Cyrillus, Erzbiſchof von Alerandrien, jagt: „bas erfteift, baß ein 
frommer Chrift, baß ein Kind feine Eltern ehren folL* 


— 642 — 


7. Wer nichts tut ohne Rat, 
Den reut's nicht nach der Tat; 
DO es ift gar bald getan, 
Was jehr lange reuen fann! 


Wer Eltern Rat und Wint veractet, 
Iſt ſich und andern nur zur Pein! 
Dom Klugen wird er nicht geachtet, 
Muß feine eigne Geißel fein. 


(Dem Bebetbüchlein „Ehre Bater und Mutter" (351 ©, 1 Fr.) von 
Joſ. Ant. Hiller, 10. Aufl. bei Eberle und Rickenbach in Einfiedeln entnom- 
men. Wir können das wirklich zeitgemäße, praktiſche und lehrreiche 
Büchlein nur fehr empfehlen. Der Einfenber.) 


— LI 2 — 


Sfreifrige durch Die Tierwelt. 


So betitelt fih ein 96 Seiten ftarfes Werkchen mit farbigem Umſchlag 
von Dr. Th. Zell, Auch diefes Buch ift, wie die frühern Bände bes fchnell ber 
fannt gewordenen Verfaſſers von „it das Tier unvernünftig ?* und „Xier» 
fabeln*, ber Erforfhung bes Tieres, namentlih jeiner ſeeliſchen Eigem 
tümlichkeiten gewidmet. Ein Blid in das reichhaltige Inhaltsverzeichnis 
zeigt, welch’ hochintereſſante ragen behandelt werben; es finb meiftens Fragen, 
über welche biöher eigentlih noch gar feine Hypotheſen aufgeftellt worben find 
und besen Böfungsverfuche beöhalb jebermann, beſonders jede Lehrkraft, 
intereflieren werden. Wir nennen nur folgende Kapitelüberſchriften: Die Be» 
beutung ber Schnurrbaare.e — Warum Haft der Hund bie Hape? — Die 
Widerſprüche über die Gefährlichkeit mander Beitien. — Wie trinkt ber Wolf? 
— Tiere ala Politifer. — Eine mertwürbige „Angewohnheit“ mander Pferbe 
beim Zrinfen. — Zum Schluffe werben in fehr fhöner Sprache — das ganze 
Bänbchen ift übrigens gewählt geichrieben — die Eprihwörter „sFrecher Dada” 
unb „Neugierig wie ein Affe“ erklärt. 

Dem Lehrer wirb das erwähnte Buch gana bedeutend zu einem interefjanten 
Zoologie-linterrichte verhelfen. Es foftet 1 Mark und wird von ber „Kosmos, 
Gejellihaft der Naturfreunde‘, in Stuttgart, herausgegeben, ift auch durch jebe 
Buchhandlung zu beziehen. 

Dei biefem Anlafje möchte ich allen verehrter Kollegen und Kolleginnen 
ben Beitritt zur Rosmos-Gejellfhaft warm empfehlen. Jedes Mit- 
glied zahlt einen Jahresbeitrag von nur ME. 4.30 und erhält dafür ald Gegen- 
leiftung foftenlos: 

1. Kosmos, Handweiſer für Naturfreunde, erjcheint jährlich zwölfmal 
und foftet für Nichtmitglieder DIE. 2.80, 

2. Die orbentliden Berdffentlihungen; jebes Jahr minbeftens 
fünf Werte, von hervorragenden Autoren verfaßt und naturwiſſenſchaftlichen 
Inhaltes. 1906 erihienen: 1. R. 9. France, Das Liebesleben der Pflanzen; 
2. Dr. Th. Zell, Streifzüge durch die Tierwelt; 3, Dr. M. Meyer, Die Rätjel 
ber Erbpole; 4. Wilh. Bölfhe, Im Steintoplenwald; 5. Dr. W. Ament, Die 
Seele bed Kindes. 

8, Das Recht, bie außerordentlichen Verdffentlichungen früherer Jahr⸗ 
gänge zu einem ermäßigten Preiſe zu beziehen. 

Jede Buchhandlung nimmt Beitrittserllärungen entgegen. A. L. Zug. 


— 64 — 


Rus Ranfonen und Rusland. 


1. 5chhwyz.* Einfiedeln. Im „Löwen“ in Willerzell tagte am 9. Sept. 
bie Seltion Einfiebeln-Höfe. Hochw. Herr Pfarrer P. Peter Fleiſchlin er- 
dffnete die Derfammlung. Er begrüßt alle Anweſenden, beſonders auch den Re— 
ferenten hochw. Seren Profeflor P. Joahim Gisler herzlid, Nach Verleſung 
bes Protolols begann ber hochw. Herr Meferent mit feinem Bortrage: Der 
Gregorianifche Gejang und unfer bl. Vater Pius X. Der Referent zeigt, was 
ber Gregorianiſche Choral ift und wie er entftanden ift; er preift die Vorzüge 
besjelben gegenüber der modernen Mufit und widerlegt die Vorwürfe, bie diejer 
Gejangsweife gemacht werben. Er ſpricht von ber Blütezeit des Chorals, von 
ber Pflege besjelben im Kloſter St. Gallen, von feinem Niedergang und endlich 
vom Wieberaufblügen diefer alten kirchlichen Geſangsweiſe, bejonder® unter ber 
Regierung unjereß gegenwärtigen bl. Vaters Pius X., der fchon als Kardinal 
unb jest als hl. Vater dem Choral bie vollfte Aufmerkfamkeit fchenft und bie 
biesbezüglichen Beftrebungen fehr unterftügt. Noch widmet ber Redner einige 
Worte der Pflege bes Chorals im Kloſter Einfiedeln und führt Hierauf den Zu⸗ 
börern auf einem Grammophon mehrere Choralgefänye vor, wie fie in Rom 
gefungen werben. — Reicher Beifall Iohnte bie Ausführungen bes verehrten 
Referenten. Der Pant, der dem löbl. Stifte Einfiedeln ausgefproden wurbe für 
bie vielen Referenten, bie in unſern VBerfammlungen uns mit Vorträgen aus 
allen möglihen Gebieten erfreuten, war ein mohlverbienter, — Die Dis« 
fufjion wurde eifrig benüßt, und ba war e8 vor allem hochw. Herr P. Bo« 
nifaz Graf, Pfarrer in Euthal, ein in der Kirchenmuſik und im Choral 
wohlbewanberter Pfarrberr, der uns Chorbdirigenten mand’ praktiſchen Mint 
gab, — 

Ueber bie Delegiertenverfanmmilung in Zug referierten die Kollegen The— 
obor Feuſi und Meinrad Kälin. Nach einigen kurzen Mitteilungen über 
den bibl. Geſchichtskurs in Einfiedeln, der unter Leitung von Herrn Lehrer 
Benz in Marbad abgehalten werben foll, folgen die Wahlen. Es werben er- 
foren als 

Präfident: Lehrer Theodor Feuſi in Schinbellegi 

Dizepräfibent: Hochw. Herr Pfr. P. Peter Fleiſchlin in Einfiedeln 
KRaflier: Lehrer Robert Waldvogel in linteriberg 

Altuar: „ Thomas Ochsner in Trachslau 

Beifiter: „ Damian Steiner in Rothenthurm. 

Präfident und Aktuar werden als Mitglieder unferer Sektion im Kan— 
tonalvorftande bezeichnet. — Unfere nächte Tagung findet auf dem Birchli bei 
Einfiedeln ftatt. N. 

2. Tuzern. Die Verpflegungs- und Erziehungs» Anftalt armer Kinder 
in Rathauſen gibt eben ihren 24. Jahresbericht heraus. Derſelbe ift, ange 
fihts bes num 25. jährigen Beſtandes reich illuftriert, Bis heute waren 609 
Kinder in ber Anftalt. Wir kommen demnächſt redaftionell auf das Wirken ber 
Anftalt zurück und hoffen, für dieſe eingehendere Arbeit einige Klifchees bes 
Berichtes leihemeife zu erhalten 3. B. die Anftalt anno 1883 und heute, 
ben Präfibenten ber Kommifjion, ben Rechnungsführer, die Direltoren und bie 
Vorſteherin. Für heute der verdienten Anftalt ein herzliches Glüdauf zu wei⸗ 
teren 25 Jahren! — 

3. Appenzell-J. Mh. * Durch die Wahl bes H. 9. Pfarrers und Be 
zirksfchulratöpräfidenten A. Breitenmofer in Bruggen zum Seelforger und 
KRommiffarius zu Appenzell hat das Schulweien bes Ländchens am Alp- 
ftein einen warmen freund und Förderer erhalten. Wer weiß, wie hochw. 9. 
Breitenmofer mit ganzem Herzen ber Schule ergeben ift, wird Innerrhoden zu 
biefer Acquifition gratulieren, Noch junger Geiftlicher, hat er ala Schulrats- 


— 644 — 


präfibent von Mosnang und ſpäter in Haslen tüchtig in bie dortigen Schulver- 
bältnifje eingegriffen und mandem Fortſchritt zum Durchbruche geholfen oder 
bie Wege geebnet; bat er ja beijpielsweile an beiben Orten im Winter an 
mebreren Abenden jelbft als eifriger TFortbilbungsfhullehrer gewirkt. - Diefe 
Leidenſchaft für bie Schule* konnte er freilih in ber großen Gemeinde Strau- 
benzell vieljeitig betätigen. Wir haben von dortigen Kollegen erfahren, wie Hr. 
Pfarrer Breitenmofer als Schulrat je und je bahei war unb zwar meiftens 
initiativ, wenn es galt, der Behrerichaft entgegenzufommen oder fie finanziell 
befjer zu ſtellen. Dieſe noble Gefinnung fonnte er dann auch in einem weitern 
Kreife verwirklichen, ald er vom hoben Erziehungsrate in Ehrung dieſes ſchul⸗ 
und fehrerfreundliben Sinnes zum Bezirksfhulratspräfidenten von Goßau avan« 
cierte. Wies eine Gemeinde bes Bezirks überfüllte Schulen auf, fo rubte er nicht, 
bis Remedur geſchaffen wurbe; entſprach ein Schulhaus den neuen Anforderungen 
nicht mehr, fo ermunterte und belehrte er die Behörden zur Abhilfe, und um bie 
Bürger von der Notwendigkeit einer Aenderung zu Überzeugen, ging er felbjt in 
entfernte Gemeinden und legte ihnen dies in warmen Worten an öffentlicher 
Derfanmlung ans Herz. Die Tatſachen zeigen, daß er überall Erfolg batte. 
Die LVehrerihaft des Bezirks Goßau hat am icheidenden Bruggener Pfarrberrn 
einen wohlmeinenden freund verloren, darin ftimmen alle, welder Konfeſſion 
fie angehören, überein, — 

Hochw. H. Pfarrer Breitenmofer wird im Schulmefen Innerrhodens ein 
eifriger Mitarbeiter des verehrten hochw. H. Schulinipeltor Th. Ruſch fein! 

- (Eingefandt aus dem St. Gallifchen). 


ur Komplettierung einer Sammlung der 
vom Derein f, Verbreitung auter Schriften 


Fee Bändchen merden noch folgende Nummern 
gejudt: 
Züri: 4, 9, 13, 19, 31, 35, 36, 52 349 
Bajel: 1,2, 4, 6, 9, 26, 27, 32, 47, 50, 52, 58 
Bern: 2, 23, 
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Nach Balsthal folgt Olten. | Gberle & Rickenbach, Einfiedeln. 














———— 


Danogilde 
Ss hläfter. ® 


Vereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes“ und der „Yädag. Monatsfrift*. 


Organ des Vereins katlol. Lehrer und Haulmänner der Scjweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholiſthen Erziehungsvereins, 


Einfiedeln, 25. Sept. 1908. | Nr. 39 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilflion: 
ge Rektor Keiler, Erziehun ag! ug, Bräfident; die HH. Seminar-Direktoren Jakob Grüninger 
idenbad; (Schruns), * ie Schnüyder, Hipkirch, Ge Lehrer of. Müller, Gobau (St. Ga * 


err Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiedeln. 
— = x And an legteren, als den Chef-Rebattor, Br richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in 


Abonnement: 


Ericheint wöächentlid; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbacdh, Berlagshandlung intiebeln. 


Duhalt: Nach 50 Jahren. (Mit Bild) — Thurganiiche Danone _ ben Revifion bed Er- 
ziehungägefeged vom St. Luzern. — Um Seren Prof. D Forſter esum — Aus fans 
tonen und Ausland. — — — Brieflaften ber 4344 — Inſera 


Nach 50 Jahren. 


Den 18. Sept. waren ed 50 Jahre, daß Pius X. die HI. Prieſter— 
weihe empfing. Es iſt ſchicklich, daß auch ein Schulblatt dieſes Grinner- 
ungstages gedenkt; denn Pius X. war in allen Stellungen im beiten 
Einne fhulfreundlid. — 

Pius X. wirkte von 1858—67 im venezianischen Tombolo ala 
Kaplan, von 1869—75 ald Pfarrer von Salzano, von 1875—84 ala 
Seminarregend und Domherr von Trevifo, von 1884—93 ald Biſchof 
von Mantua, von 1893 —1903 ala Kardinaldpatriarh von Venedig 
und feit 1903 ala Papſt. Der Seeleneifer des Kaplans, die Mildtätig- 
keit des Pfarrerd, die Klugheit und der Weitblid des Regend, der ger 
funde Reformeifer des Biſchofs, die praktifch-foziale Arbeit des Patriarchen : 
all’ das ift befannt und zeichnet Pius X. als Fugendfreund, Lehrer und 
Erzieher der ihm jeweilen Anvertrauten. — 

Bom Papfte nun einige Worte. Was Pius X. ala Papft anftrebt, 


43 646 — 


zeigte er in feinem Worte, gejprochen bei Anfang des Pontififates: 
„Sollte jemand ein Programm von und erwarten, jo wird es immer 
nur das eine fein: Alles in Chriftuß zu erneuern.“ Und diefe Er- 
neuerung im praktiſchen Leben erwartet er davon, daß 

„in allen Städten und Dörfern bie Gebote Gottes treu befolgt werben, daß bem 
Heiligtum bie gebührende Ehre erwiefen, bie Saframente oft empfangen werben 
unb alles beobachtet wird, was zum Leben bed Ehriften gehört.” 

Auch im erften Kon⸗ 
fiftorium vom 9. Nov. 
1903 bezeichnet Pius 
X. ed als feine vor- 
züglichite Aufgabe, 
„dafür zu forgen, daß 
bie Gebote bes Evange- 
liums von allen beob- 
achtet und bie Räte 
treu befolgt werben, 
fodann bie Rechte ber 7 
Kirche zu verteidigen, in | 
ben vielgeftaltigen wich" | 
tigen Fragen, welde | 
bie fyamilie, ben In» 
terricht der Jugend, 
Recht und Eigentum be» 
treffen, zu entjcheiben, 
bie fich fchroff gegenüber. 
ſtehenden Klafjen ber 
bürgerlichen Bejelihaft 
zu verjöhnen, kurz die 
Erbe zu entfühnen und 
dem Himmel neue Bür- 
ger zu gewinnen.“ 

Bei der Durchführ- 
ung dieſes Pro- 
gramms, der Erneu- 
erung der Welt in Chriftus, zeigte fih Pius X. jofort in hellem Lichte 
als der umfichtige Steuermann des Schiffleind Petri, der den Blid für 
den Ernft der Lage in mehr als vierzigjähtiger praktiſcher Seelen- 
leitung gejchärft hatte. Der Papft war fich alsbald Har, daß, um das 
Werk mit Erfolg zu krönen, der hriftlicde Gedanke unter der Ju— 
gend gepflegt, die Diener der Kirche und manche Firchliche Einricht- 
ungen von menſchlichen Unvolltommenheiten und Zutaten, die fih im 
Seitenlauf angejeßt, gereinigt werden mußten. 

„Sefegnet fei,“ rief daher ber Papft aus, als er am fünfzigften Jubeltage 
ber feierliben Verkündigung de Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis 
Mariä (3. Dezember 1904) die Vertreter der fatholijhen Jugenbvereine 








— 4 647 — 


Italiens empfing, „geſegnet fei der Verband fatholifcher Jugendvereine, ber, in 
fhwerer Zeit gegrünbet, bas verdient bat, unter feine Fahne jene Jünglinge zu 
fammeln, auf melde es die Feinde bes chriftlichen Namens fo gerne abjehen, 
deren Unerfahrenheit fie fi zu nuße machen, deren Leidenſchaften fie ſchmeicheln 
und deren Geiftesgaben fie mißbrauden zur Verberbnis ihrer Sitte und zur 
Ausftreuung ber verberbliden Saat bed Unglaubens und bes Imbifferentismus 
in die Seelen.” 


Und ſchon vorher Hatte Pius X. im Bewußtjein, daß er fein Pon- 
tififat unter das Zeichen der kirchlichen Reform geftellt, am 5. Mai 
geſchrieben: „Kaum ift etwas jo !bedeutungsvoll, daß Chriſtus wieder 
herrſche in der Welt, als ein heiliger Wandel des Klerus, der da 
durch fein Beifpiel, jein Wort und fein Wifjen den Gläubigen ein Führer 
fein fol. Denn nicht mit Unrecht jagt ein altes Sprichwort: Wie die 
Priefter — jo da8 Volk.“ Bon diefem Gedanken ausgehend, erließ der 
Papft eine Reihe von Verordnungen, die darauf abzielen, die italienischen 
Priefler und Priefteramtöfandidaten dem Ideal des Prieftertums immer 
näher zu bringen. Demgemäß jollten nach der Abficht des Papftes die 
talienifhen Seminare zu wahren Pflanzftätten des kirch— 
ichen Nachwuchſes in forgfältiger wiſſenſchaftlicher und afte- 
tijhder Ausbildung umgeftaltet werden. 

Von Anfang an erfannte auch der Papft, daß zur Durchführung 
feines Programmes eine zeitgemäße Reform des päpftlichen Vermalt- 
ungsweſens von dringender Notwendigkeit ſei. Darauf richteten fich feine 
erften Mabnahmen, und fie war der Gegenftand feiner umfafjenden be» 
Händigen Eorge während des Luftrums, in welchem er den Stuhl Petri 
inne bat, bis in die jüngfte Zeit. Damit ift auch auf Engfte die Neu, 
ordnung des kanoniſchen Recht3 verknüpft, wie er in einem Reſkript vom 
19. März 1904 felbft hervorhebt. 


„Don dem Augenblid an,* heißt es nämlich daſelbſt, „da wir nad Gottes 
unerforfchlichem Ratichluffe die ſchwierige Aufgabe auf unfere Schultern nahmen, 
bie katholiſche Kirche zu regieren, war es unfere Abfiht und unfer Plan, nad 
Kräften alles in Ehriftus zu erneuern,... nach biefem oberften Grunbjag alles 
einzurichten, wa® wir unternahmen, war unfere ftete Sorge. Da wir aber Mar 
erfennen, daß zur Erneuerung in Chriſtus die kirchliche Disziplin von 
höchſter Bedeutung fei.. . haben wir ihr eine bejonbere, eifrige Sorgfalt zu« 
menden zu follen geglaubt.“ 

Die inneren Reformmaßnahmen follten fib aber nicht auf die 
Kurialbehörden allein erftreden; Kirchen und Gläubige von Rom 
und ganz Stalien, wohin 
„von allen Herren Ränder Ehriften und Nichtchriſten zufammenftrömen, würden 
fih eine große Verantwortung aufladen, wenn dieſe, anftatt ji in der Näbe 
bes oberften Hirten Erbauung zu holen, abgeftoßen und jhlimme Eindrüde in 
ihre Heimat mitnehmen würden.“ 


Daher ordnete Pius wenige Monate nach feinem Regierungdan- 
tritte eine genaue Bijitation der Kirchen und religiöfen Orden 


— 643 — 


in der ewigen Stadt an und dehnte dieſen Befehl zur apoſtoliſchen 
Bifitation unmittelbar danach auf die Kirchen und Klöſter des geſamten 
Stalien aus. 


„In ber Kirche darf nichts geichehen,“ mahnte ber Papft, was bie Fröm— 
migfeit und Andackt ber Gläubigen ftört oder au nur vermindert, nichts, was 
vernünftigermweife Mihfallen oder Aergernis erregt, nichts, von allem, was uns 
mitt:Ibar die Würde und Heiligfeit bes Gottesdienftes verlegt, bes Bethaufes 
und ber Majeftät Gottes unwürdig ift.“ 


Dies war auch der Beweggrung zu einer weiteren Reform, bie, 
wie die Neuordnung des kirchlichen Rechtes das Intereſſe der Gefamt- 
kirche im Auge Hatte, die Erneuerung des Kirchengeſanges und 
der Kirchenmuſik. 

Bei einem Rüdblid auf diefe unermüdliche Tätigkeit und Hirten- 
forgfalt für die Erneuerung und Gefundung ded Lebens der Kirche und 
EhHriftenheit findet fih dad Wort beftätigt, welches ein beutjcher Bio- 
graph, Migr. de Waal, bei der Thronbefteigung Pius’ X. niederge- 
Ichrieben hat, um defjen Wirken im. Vergleich zu feinem Vorgänger auf 
den Stuhle Petri, Leo XIII, Ausdruc zu verleihen. „Wenn ter Baum 
unter Leo feine Dlätterfrone mächtig entfaltet hat, dann wird er unter 
Pius X. feine Wurzeln tiefer in das Erdreich fenfen und den Stamm 
und die Aefte innerlich ſtärken.“ 

In einer Zeit tiefer Zerriffenheit und Zerklüftung auf geiftigem 
und fittlidem Gebiete rief Pius X. ala oberfter Xehrer der Kirche 
da8 aufmunternde und aufrüttelnde Wort hinein: Chriftus ift König; 
in Chriſtus fol die Welt ſich erneuern, in Chriſtus habt ihr eure höchſte 
Autorität, an welche ihr euch anſchließen müßt. Im Bemwußtjein der 
großen Berantwortung, welche jeine hohe Stellung ald obeerfter Lehrer 
und Hirte der Völker ihm auferlegt, erhob der Papft anderfeitö einen 
ernfter Warnungdruf im öffentlichen Konfiftorium vom 17. April 1907 
gegen eine glaubensfeindliche Richtung in der Kirche; gegen einen Geiſt 
der Pjeudokritil, gegen das Serrbild einer wifjenihaftliden 
Kritik, die ihre zerftörende Tendenz gegen die Lehre don der Ueber— 
lieferung, gegen die Dogmen und vorzüglich gegen die Bücher der hl, 
Schrift richtet. Die Folgen diefer Art von Kritif waren: Verneinung 
jeder übernatürlihen Ordnung, Verwerfung jeglicher übernatürlichen 
Offenbarung, der biblifchen Inſpiration und mündlichen Ueberlieferung, 
Leugnung jelbft der Gottheit Ehrifti, Auflehnung gegen die von Chriſtus 
geftiftete Kirche. 

Um dieſer Gefehr einen Damm entgegenzuftellen, erließ Papft 
Pius X. am 3. Juli 1907 einen fog. Neuen Syllabu8, ein offizielles 
Verzeichnis von 65 Beitirrtümern, von denen mehr ald 30 dem Gebiete 





— 649 — 


einer falſchen Bibelkritik angehören. Aber mit verneinenden Sätzen den 
Irrtum zu-verwerfen bei dem kühnen Anſturm gegen die Wahrheit er⸗ 
wies fich nicht ald ausreichend. Durch pofitive Darlegungen mußte die 
katholiſche Glaubenslehre einen Schugwall gegen Verfälſchung erhalten, 
und jo erſchien unter dem 8. September 1907 die Enzyklika wider 
die Moderniften. Weldhe Wellen der Erregung bei Freund und Feind, 
im katholiſchen und akatholischen Lager aller Länder und Zungen die 
päpftliche Kundgebung ſchlug, ift noch in aller lebhafter Erinnerung. 
Den Bemweggrund für diefes fein Vorgehen legt Pius jelbft im Eingang 
derfelben mit den Worten dar: 

„Dem Amte, welches uns von Gott übertragen worden, bie Herbe des 
Herrn zu weiden, wurde vor allem von Chriftus bie Aufgabe zugewiefen, ben 
Schaf bes überlieferten heil. Glaubens aufs forgfältigfte zu hüten und profane 
Neuerungen und Einwendungen einer fog. Wiſſenſchaft zurüdgumeijen. Zu jeder 
Zeit ift diefe Sorge bes oberſten Hirten dem fatholifchen Volte notwendig ge« 
weſen. Und doch fann es nidkt geleugnet werben, baß in ber lebten Zeit bie 
Zahl der Feinde des Kreuzes Chrifli gar jehr gewachſen, bie mit neuen hinter» 
Liftigen Kunſtgriffen die Lebenskraſt ber Kirche zu vernichten fuchen, ja, wenn 
es möglih wäre, das Reich Jeſu Ehrifti von Grund aus zerftören würben, So 
fönnen wir denn nicht länger mehr ſchweigen, wenn wir nicht unferer heiligften 
Aufgabe untreu werden wollen und man nicht die Milde, die wir bisher in ber 
Hoffnung auf Befferung walten lieben, uns ale Pfli btvergefienheit auslegen joll.* 

Nur gegen die verderblicden Folgen einer unwiſſenſchaftlichen 
Pſeudokritik trat der Papft mit aller Schärfe auf, nicht gegen die Eritifche 
Forschung überhaupt, was fih 3. B. die radikale Aargauer Lehrerfchait 
merten dürfte. Denn bei dem Empfang der Mitglieder der hiſtoriſchen 
Inſtitute Roms, hervorragender deutfcher, öſterreichiſcher, ungarifcher, 
engliicher, franzöfifcher, belgifcher, holländiſcher, ſchwediſcher Geſchichts⸗ 
forſcher am 20. April 1904 knüpfte Pius X. an das befannte Wort 
jeined Vorgängers Xeo XIII. an: 

„Die fatholifhe Kirhe hat feine Furcht vor der Wahrheit" und führte 
weiter aus: „Im Gegenteil, die katholiſche Kirche ift die befle Schüßerin und 
Hüterin ber Wahrheit. Ich bin durchaus gemwillt, alle die von Leo XIII. getroffenen 
Einrichtungen aufrecht zu erhalten und wünſche, daß die Studien immer 
weiter fortfhreiten mögen. Alle, die fih am Stubium der Wahrheit be« 
teiligen, ftreben nach dem gleichen Ziele wie die katholiſche Kirche. * 

Demgemäß hielt fi auch Papft Pius X. in ſechs Erlafjen Hin- 
fihtli der Erforihung und des Studiums der Bibel, von denen 
dad apoftolijche Schreiben Quoniam in re biblica vom 27. Mär; 1906 
der michtigfte ift, theoretijch an die von Xeo XIII. vorgezeichneten 
Richtlinien, aber in feinen praftifchen Maßnahmen geht er als der 
Mann der Praris über den Gelehrten Leo XIII. weit hinaus, Für 
die Theologen fordert ereine umfangreidhere Aus— 
bildung in der biblifhen Wifjenfhaft und eine 


-- 3 650 — 


gründlidere Behandlung diefer Disziplin hinſichtlich des 
Glaubens» und DOffenbarungsinhaltes der heil. Schrift, 
aber aud nad der philologijhen Seite hin und unter Be 
rüdfihtigung der neueren geſchichtlichen Forſchungsergeb— 
niffe. Als motmwendige Folge hiervon wird die Grridhtung einer 
größeren Anzahl von Rathedern für die Bibelwiſſenſchaft vorgejchrieben, 
die nur mit fachmänniſch ausgebildeten Kräften nach Ausweis ihrer 
Befähigung bejeßt werden follen. — 

Aus allem erjehen wir, daß bei Pius X. ala Papft der Briefter 
in den Borbdergrund tritt. Das fegt und auch deſſen Schreiben anläß- 
lich des derzeitigen Papftjubiläums, in dem ed u. a. heißt: 

„Aber als Statthalter Jeju Chriſti fann ih mich nicht bavon frei machen, 
zu geftatten, daß das Ereignis zum Gegenftand einer neuen Öffentliben Kund« 
gebung der Zuneigung und Liebe zum Stuhle Petri werde, Deshalb nehnıt alle 
meinen Dank hin. Vor allem wuß ich euch jedoch anempfehlen, daß bie Feſte 
rein religidfen Charakters fein follen und fidh nicht erweitern zu 
Kundgebungen, die mit dem Glauben nichts zu tun haben. Auch follen feine 
neuen Wohltätigfeitöwerfe begonnen werden, fonbern man forge mit 
Eifer und Großherzigfeit für Zuftandefommen und Erweiterung des Angefangenen 
und Beftehenden. So fei man in Rom bebadt auf ben Bau von Kirchen in 
ben neuen Diertela, wojelbfi folhe mangeln. Dan forge für Vereine zum 
Beften ber unteren Bollöflaffen, für Yünglingd- und Studenten 
vereine, man ermweitere den Katehumenenunterricht und vergefie nicht, 
Brot an bie Armen auszuteilen und ihnen Sclafjtätten zu bereiten. Hiefür 
müffen alle Kräfte eingefegt werben.” — 


So ift in obigen Beilen verhältnismäßig kurz und bündig Pius X. 
Wirffamkeit jpeziell ald Papft gezeichnet. Und jeder wird jagen müffen, 
ed Hat deren Kenntnis für den Lehrer und Erzieher hohe Bedeutung. 
Wir bringen darum auch unſeres kath. Lehrervereind wärmfte Grüße 
zur Jubelfeier des edlen und weitfichtigen Papſtes. Wir danken Gott, 
daß er und Piuß X. gegeben, wir bitten Gott, daß er ihn und nod 
lange erhalte. Sein Streben galt in jeder Stellung in hervorra— 
gendem Maße der Erziehung und dem Unterrichte der Jugend. In 
Tombolo richtete er eine Abendjchule ein, um bejonders ſchwache Schüler 
weiter zu bilden, In Salzano hielt er derartige Chriftenlehren, daß fie 
für den italieniſchen Klerus vorbildlich wurden, auch trieb er in anre 
regenditer Weije Kirchenmuſik. So ift Pius X. in Bergangenheit und 
Gegenwart ein Mann, der fatholifchen Lehrern jehr nahe fteht. Sein 
Wirken fei gejegnet. — 





Neu find eingegangen nahfolgende Kalender: 1. Regensburger Marien- 
falender (50 Pfg., 44. Jahrg.) bei Puftet in Regensburg. — 2. Sonntags» 
Kalender v. Herder in freiburg i. DB, (49, Yadrg., 40 Pfa.). — 3. Emmanuel» 
Kalender (8. Jahrg, 45 Pfg.). Verlag des „Emmanuel“, Buchhandlung in 
Buchs. Alle fatholifh und erprobt. — 





4 661 - 


*Thurganifche Schulfgnode. *) 

In dem vornehm audgeftatteten Kantondratjaale der Stadt 
Grauenfeld tagte am 14. September eine ftattliche Lehrergemeinde: 
die geſetzliche Schulfynode des Kts. Thurgau, wohl 400 Mann ftarf. 
Dieſe kantonale Verſammlung bat jeweild den befondern Reiz, daß be- 
fannte und befreundete Kollegen und namentlich Klaffengenofjen, die 
fi) das ganze Jahr nie gefehen, für ein paar Stunden fröhliches Wie- 
derfehen ie und mit Wonne der Erlebnifje längft vergangener Tage 
gedenken können. Nicht umſonſt hat auch heute der Rathausplatz ein fo 
lebhaftes und bewegtes Bild geboten; nicht umfonft ſchwärmte immer 
noch eine ftattliche Pädagogenihar um den Gingang ded Eitungdge- 
bäudes, nachdem das akademiſche Viertel bereit? vorüber war und 
drinnen unter den braujenden Aftorden des: „Wir fühlen und zu jedem 
Zun entflammet“ die Tagung ſchon ihre Weihe empfangen. 

Zum letzten Male entbietet das abtretende Präfidium: Hr. Sef.- 
Lehrer Schweizer in Frauenfeld, den Synodalen Gruß und Willkomm. 
Er gedenkt mit Anerlennung der Tätigkeit der früheren Erziehungsdirek— 
toren 7 Dr. Stoffel und Dr. Deucher (jeßiger Bundesrat) und erwähnt 
Iobend des Volksentſcheides betr. Kantonsſchulneubaute; hoffentlich werde 
dad nächſte Jahr den notwendigen 4. Seminarkurs bringen. Dann 
wendet fich der VBorligende gegen maßlofe Neuerungsfucht in Schuldingen 
und legt eine Lanze ein für dad bewährte Alte. Die befte Pädagogin 
jei immer noch die Liebe, und darin könne man von Peſtalozzi nie aus— 
lernen: Gr ſchenlte der lieben Jugend fein Alles, fein Herz. 

Seit der lebten Berfammlung find 8 Kollegen und und den 
Ihrigen durch den Tod entriffen worden im Alter von 25—86 Jahren, 
dafür find 33 neue Beruf2genofjfen in den „Ring“ getreten, um der er- 
babenen Mutter Pädagogia ihre Dienjte zu weihen. 

Das Ergebnis der Wahlen ift folgendes: Hr. Seminardireftor 
Dr. Häberlin, Präfident; Hr. 2. Rietmann, Bizepräfident; Hr, Sek. 
Lehrer Huber, Aktuar; übrige Mitglieder der Direktionskommiſſion die 
9. H.: Gut, Arbon; Weideli, Hohentannen; Meyerhans, Dießenhofen; 
Thalmann, Frauenfeld; Engeli, Ermatingen ; Betterli, Eſchlikon; Rilegger, 
Märftetten und ala Bertreter der Kantousſchule: Konrektor Kradolfer. 

Haupttraltandum: Beſprechung der neuen Schulbüder für bie 
2. und 3. Klaſſe. Erſter Referent ift das Präfidium der Lehrmittel« 
fommifjion. Er führt aus, daß die neuen Büchlein vollftändig neu er— 
ftellt worden; fie lehnen ſich an feine auswärtigen Lehrmittel an. Der 
Redner rechtfertigt die. Bildung einer Dreierfommifjion gegenüber der 
Mahl eines größern Kollegiums. Er erwartet von ihr mit Recht eine 
einheitlichere Anlage und ein fchnelleres Arbeiten. Die Schulbüdlein 
wollen keine Leitfäden für den Selbitunterricht der 8» und 9-jährigen 
Schweizerbürger fein, obſchon dies beim herrjchenden Lehrermangel nicht 
„ohne“ wäre, noch weniger aber fir und fertige methodiſche und wifjen- 
ſchaftliche Rezepte und Anmeifungen für die Lehrer; fein wollen fie: 
Freundliche Erzähler aus der Kinder Welt, in jchlichter, hie und da 


*) Leider blieb die Einjendung für lebte Nummer weg. D. Reb. 


— 632 — 


auch luſtiger Sprache. Trockene Analyſen von Gegenftänden ſfind erſetzt 
durch erzählende Beſchreibungen, Märchen dagegen nicht aufgenommen 
worden; fie mögen befjer durch den Lejer vorerzählt werden. Den In— 
halt des 2, Büchleind könnte man etwa zufammenfaflen in den Titel: 
Dad Kind und die Jahreszeiten; der Stoff des 3. gruppert fidh etwa 
um die Ueberjchriften: Was das Kind im Garten, in Wiefe und Feld, 
im Wald, in Dorf und Stadt jehen und erleben kann. Im Anhang 
befigen die Büchlein orthographifche, ſprachliche und filiftifche Mebungen, 
ſowie Bilder und Skizzen zum Nachzeichnen. Die Begutachtung über 
die gefchaffenen Lehrmittel legt Hr. Lehrer E. Eggmann vor. Er belobt 
die 3 Redaktoren für ihre einfichtige Arbeit, für die weile Bejchränfung 
bed Inhalt und erwartet von den neuen Xejebüchern Förderung der 
Schaffensfreudigkeit und Selbſtätigkeit. Die Lehrmittellommiflion Hat 
auf feinen Rat bin bereitwillig an verjchiedenen Stelle eine einfachere, 
findlichere Sprache eintreten laffen. — Mir mill fcheinen, es dürfte nad 
den gehörten Proben diefer Wunſch noch mehr Geltung erhalten; denn 
nicht3 ift langweiliger als die ewige „Erllärerei“, die den Lehrer nicht 
auf Fleiſch und Blut ded Stoffes und zum Leſen fommen läßt. — Die 
neuen Bücher werden das Auge der Kinder bejonderd erfreuen dur 
farbige Vollbilter und eine Zahl Schwarzdrudbilder. 

Da aber ein noch ziemlich großer Vorrat von alten Schulbüchern 
befteht, jo können bis zur prodiforifchen Einführung der neuen nod 
mehrere Jahre veritreichen, wenn das Erziehungsdepartement ſich nicht 
erbarmt und die bisherigen — in die Heidenländer verkauft. 

Bon den geftellten Motionen fei diejenige der Bez. Konf. Biſchofs— 
zell erwähnt, dahin gehend, es möchten bezirksweiſe angeordnete Kurſe 
für malendes Zeichnen ftatifinden. — Bon der Motion Chriſtinger (Re: 
frutennoten) Später einmal. 

Das gutbefegte Mittagsbankett im Hotel „Bahnhof“, geitaltete 
ſich zur verdienten Abjchiedsfeier für den abtretenden Hrn. Schweizer, 
dem auch hiemit, wie ed jchon an andern Etellen diefer Zeitjchrift ge- 
fchehen, ein bejcheidenes Kränzchen gewunden fei für feine gewandte und 
taftvolle Leitung der Verhandlungen und feine langjährige, von idealer 
Auffaffung getragene Lehriätigkeit. —1. 





Zur Reviſion des Erziehungsgeleßes v. Rt. Tuzern. 
(Fortſetzung.) 

Alters- und Invaliditätsfürſorge, Witwen- und Waiſenkaſſe der Lehrer. 
Die Vorſchläge unter obigem Titel find vollſtändig neu. Das Erziehungsgeſetz 
von 1879 enthält feine einſchlägigen Veſtimmungen. Der Regierungsrat bezw. 
Große Rat bewilligte alten Lehrern Rubegehalte von Fall zu Fall in Beträgen 
von Fr. 150 bis Fr. 1000, je nad der finanziellen Situation bes „Penfionierten“. 
Daneben beitand die Lehrer-, Witwen» und Waifenkafje auf ganz unbefriedigender 
Grundlage und mit völlig unzureichenden Leiſtungen. Die Geleßeönovelle von 
1898 bradte etwelche Fortſchritte. Sie fhuf das Obligatorium bed Eintrittes 
in bie genannte Kaffe und verpflihtete Staut und Gemeinden zu finanzieller 
Unterftügung ‚derjelben, und zwar berart, da& Staat u. Gemeinden aufammen zu 


— 6593 — 


gleichen Zeilen für die im altiven Schuldienſte befindlichen, zahlenden Vereins— 
mitglieder den gleichen Betrag in bie Vereinskaſſe einzubezahlen haben wie bie 
legtern, Ten Lehrern an den Mittelfchulen und den kantonalen Anftalten wurden 
für den Eintritt in bie Lehrerkaſſe bezw. bei Zugehörigkeit zu einer Alters», 
Invalibitäte oder Sterbelafje eine bejcheidene Staatsunterftügung zugeficert. 
Die Gefamtleiftung des Staates für ſolche Zwecke wurbe auf den Wtarimalbetrag 
von Fr. 6000 firiert. Daneben beitanb bie freiwillige Penfionierung von Alt« 
Lehrern fort. 1907 wurden für bie Ruhegehalte an Alt-Lehrer und ben Beitrag 
an bie Lehrerkaſſe total Fr. 11713 ausgegeben. Die Lehrerkaſſe revidierte ihre 
Statuten nah dem Gutachten eines Fachmannes. 

Wie jhon früher bemerkt wurde, ift unfer Kanton — abgefehen von ben 
befonden Berbältniffen der Stadt Luzern — auf biefem Gebiete gegenüber ben 
meiften Kantonen im Nüdjtande. Auch ber befcheidene Fortichritt feit dem Jahre 
1898 ändert an biefer Zatfahe nicht viel, er wurde feither durch eine große 
Anzahl von Kantonen bedeutend überholt. Um nur auf die Borgänge ber legten 
Jahre zu verweifen, fei erwähnt, daß neue einfchlägige Beitimmungen zu Gunften 
ber Lehrerſchaft geichaffen wurden in Zürich 1906, Bern 1904, Schwyz 1905, 
Obwalden 1905, Glarus 1906, Zug 1904, Solothurn 1904-06, Bafelftabt 
1904, Schaffhauſen 1904, St. Gallen 1905, Aargau 1905, Zturgau 1902, 
Teſſin 1904, Waadt 1906, Wallis 1907, Genf 1902. 

Angeſichts der Wichtigkeit der Materie wird eine kurze Weberficht ber 
Derbältnifie in den einzelnen Kantonen angezeigt fein. Wir folgen dabei bem 
bereitö erwähnten Memorial der berniſchen Primarſchullehrerſchaſt. 

Zürich. Nah 30 Yabren Schufdienft ift ber Lehrer berechtigt zu einer 
vom Staate ausgerichteten Penfion (wenigitens 50 % ber Bejoldung); bei weniger 
Dienitjabren jegt die Regierung die Höbe der Penfion feſt (bei 30—35 Dienft- 
jahren Rubegehalt fr. 950—1100, bei 36—40 PDienitjahren Fr. 1100—1200, 
bei über 40 Dienftjahren Fr. 1200—1400). Einzelne Gemeinden gewähren 
ebenfalld Rubegehalte im Betrage von Fr. 100—1000 oder bann einmalige 
Averſalſummen. Für die Verforgung ber Witwen und Waifen beiteht eine ob» 
ligatoriſche Kaffe, der bie Lehrerinnen indes nicht angehören. Jeder Lehrer zahlt 
jährlich Fr. 40, der Staat per Lehrer Tr. 24. Die Witwe erhält jährlid Fr. 
400, eventuell erhalten die Waifen denjelben Betrag. 

Bern, Die ältern Lehrer befommen Ruhegehalte, vom Staat ausgerichtet, 
im Betrage von Tr. 280—400. Einzelne Gemeinden richten ebenfalld Ruhege— 
balte aus. Die jüngere Lebrerihaft (vom Jahrgang 1862 an) gehört ter 
Lehrerverſicherungskaſſe an, obligatorifch für Lehrer und Lehrerinnen. Diefe ge 
währt Penfionen bis auf 60 % der Befoldung und Witwengehalte = ber Hälfte 
ber Penfion des betreffenden Lehrers plus "io für jedes Kind. Der Stuat trägt 
4% ber Befoldung bes Lehrers und 2% der Lebrerinnenbefoldung bei, ber 
Lehrer 5 %, die Lehrerin 3 % der Beſoldung. 

Schwyz. Ueber Ruhegehalte beftehen feine Beſtimmungen. 8 beftebt 
eine obligatorifche ftaatliche Alters, Witwen und Waiſenkaſſe. Der Staat 
leiftet an diejelbe einen Beitrag von fr. 2000 -+ Fr. 1500 auß ber Bunbeö- 
fubvention ald Minimum. Jeder Lehrer zahlt 30 Yahresbeiträge zu Fr. 25. 
Ein 50—60 Jahre alter Xehrer, der aus feinem Amt znrüdtritt, bezieht Tr, 
— ein über 60 Jahre alter 240, bei früherer Invalidität Fr. 480, eine Waiſe 

2. 120. 

Obwalden. Ruhegehalte werden gewährt aus ben Mitteln einer obliga« 
torifhen Lehrerpenfionätafje, Invalidenrente oder Altersrente vom 60, Jahr an 
Tr. 400, dazu im Zobesjall ein Kapital von Fr. 2000. Leiſtung bes Staates 
an bie Kaſſe 15 % bes Betreffnifjes der Bundesfubvention. Leiftung der Lehrer⸗ 
fhaft: Fr. 60 per Jahr. (Fortjegung folgt.) 


— 654 — 


Hm Gern Prof. Dr. 3. W. Förſter herum, 
Schluß.) 


b) Chriſtentum und Klaſſenkampf: 1. Stellung des Geift- 
lihen zur fozialen frage (1—53). — 2. Soziale Arbeit der ftudierenden 
Jugend in England und in Amerifa (53—103). — 3, Klaſſenkampf 
und Ethik (103—155). — 4. Piychologifche und pädagogijche Gefichts- 
punfte für Unternehmer und Betriebsleiter (155—197). — 5. Können 
Attentate den gejellichaftlichen Fortichritt befördern? (197—225). — 
6. Die Dienftbotenfrage und die Hausfrauen (225— 265). — 7. Der 
Bildungewert ded häuslichen Berufes (205—295). — 

Das Buch führt den Untertitel „Sozialethiſche und fozialpädago- 
giſche Betrachtungen“. Das ald Aufſchluß zum befjeren Berftändnifie 
der einzelnen Arbeiten, von denen eine vor Drudlegung des Buches 
durh das Wohlwollen ded verehrten Autor in diefem Organe als 
wiſſenſchaftliche Beilage erfchienen iſt. — 

c. Serualethift und Serualpädagogift: 1. Vorwort (5 
Seiten). — 2. Eine Borfrage (1—17). 3. Serualethit (17—55). 4. 
Sexualpädagogik (55— 96). 5. Schlußmwort (96—98). Erſchienen bei 
Köjel in Kempten und Münden und führt den Untertitel: „Eine Aus— 
einanderjegug mit den Modernen.“ — Preis 1 ME, — 

Das interefjante Schlußwort lautet aljo: 

„Der Berfafier möhte ben jungen Leuten, denen bieje Schrift in bie 
Hände fommt, zufammenfajjenb noch folgendes im Gleichnifje jagen: Sie fennen 
alle die Tragödie von König Lear, ber fein Ohr den falſchen Töchtern leiht, die 
ihm ſchmeicheln und bie jüngfte verleumben, die ihn allein wahrhaft liebt und 
ihm allein die Wahrheit jagt — bis er fie verftöht. Zu ſpät erfennt er ben 
goldenen Schaß in Kordelias Herzen und verfällt in Wahnfinn: Er bat ben 
Falſchen alles gegeben, fie haben ihn betrogen unb ibm bas Koftbarfte ge 
ftohlen ! 

Der moderne Menſch ift au fo ein König Rear, ber fein Ohr ben fal« 
ſchen Stimmen leiht, bie ihm fchmeicheln, nämlich jenen modernen Anſichten, bie 
fein Selbitgefühl ftreicheln, feinen Begierden {Freiheit verfprechen und feine Weich⸗ 
lichkeit fhonen unb verhäticheln. Er gibt ihnen alles Hin und wird betrogen. 

Korbelia, die fie ihm verläftern, das ift die gebeiligte Stimme ber Reli« 
gion, die daß tieffte Erbarmen mit ihm bat, ihn am beiten fennt und nur fein 
wahres Heil im Auge bat — Kordelia, die feine großen Worte madt. 

Er ftößt fie von fi und erfennt zu jpät, wen er verftoßen. 

Das ift dann zum Wahnfinnigwerden: Wenn ein Menſch erfennt, daß 
er auf Trug gebaut und das Köftlichfte verloren hat, obwohl es ihm angeboten 
mwurbe! 

Möge es den vorliegenden Darlenungen gelingen, au nur ein wenig ben 
Blick zu ſchärfen für das, was das Echte und das Unechte ift in all’ den tau« 
jend Stimmen, die auf den modernen Menſchen eindringen; möge bie junge Ges 
neration rechtzeitig fpüren, daß hinter all’ den glänzenden Verfprechungen mo» 
berner Lebensanfichten Leine wahre Liebe und fein wahrer Geiit fteht und daß 
man das Echte ftetö daran erkennen kann, dab es in ber Sprache unerjchöpflicher 
Selbftüberwindbung unb arenzenlofer Selbftbefcheidung redet ! 


— 
— ⸗ 


— 3 655 — 


Nch ein zweites Wort über das „Kulturwerk der Kirche“ 
fei angeführt: 

„Gegenüber al’ den vorhergehenden Gefichtspunften hört man immer aufs 
Neue ben Einwand: Das Ehriftentum hatte ja zmweitaufend Jahre Zeit, feine 
päbagogifhen Kräfte zu erproben — das Ergebnis finb unfere Heutigen Zu« 
ftände! Hierauf ift erftend zu antworten: Dieſe Zuftände find ba8 Ergebnis 
nicht der chriſtlichen Religion, jondern gerade ihrer weitgreifenden Verbrängung 
buch eine Aufflärung ohne jede charakterbilbenbe Energie und Klarheit. In 
wirklich gläubigen Kreifen finden wir auch heute noch bie feruelle Lebensführung 
von feften und ungzweibeutigen Grunbfäßen beftimmt, während fittlihe Schlaffheit 
und dharalterlojer Zynismus gerade in ben glaubenslofen Kreifen am größten 
if, die nur umgeftürzt und faft nichts Neues an die Stelle gefegt haben, als 
bie Theorie vom Ausleben. 

Daß auch im gläubigen Mittelalter viel Unfittlichfeit geherrſcht Hat, ift 
zweifellos richtig — aber ift es nicht eine ganz merfwürbige Verblenbung, bie 
Flegeljahre der europäifchen Menſchheit einfach der Kirche aufs Konto zu ſetzen? 
Erwartet man wirklich von ber Kirche, fie folle alle die barbarifhen und finn« 
lien Raſſen, bie fie damals in ihren Glaubensfreis aufnahm, ſchon wenige 
Jahrhunderte nach ber äußeren Belehrung in Kulturmenſchen verwandelt haben? 
Staunen muß man nur, welche Kraftgeftalten der Reinheit und Heiligkeit und 
welche Ehrfurcht ber Maſſe vor biefen Beftalten fie ſchon mitten in der Wild» 
beit bervorzurufen wußte — im Widerſpruche zu allen natürlichen Idealen einer 
friegeriihen Epoche! 

Es ift wahrlich fehr zu bedauern, daß man alle jene Kritifer bes Kul« 
turmwerfes ber Stirche nicht durch ein Experiment ad absurdum führen fann, ine 
bem man jene ungebänbigte Menſchheit der Vollexwanderung einmal auf zwei« 
taufend Jahre ihren neuen Erzichungsmitteln anvertraute — vielleiht würden 
fie dann endlich mit Schreden ber Spröbigfeit bes Materiald inne werben unb 
nicht länger vom hohen Buftballon aus über bie gewaltige Erziehungsarbeit der 
riftlihen Religion abſprechen!“ 

Damit fcheiden wir von Dr. F. W. Förfter, unferer Freude Aus- 
drud verleihend, daß er einer ſchweiz. Univerfität erhalten Lleibt und 
dem verehrten Gelehrten dankend, daß er Geld und äußere Ehre höheren 
Geſichtspunkten unterwarf und unterwirst. Seine hier zitierten Werke 


feien allen Lejern warm zum Studium empfohlen. — C. Frei. 
—— DIDI ——— 


Rus Rantonen und Busland. 


1. Bürid. Eine Erinnerung. * Am 15. Mai 1904 verwarf unſer 
Bolt mit 31,040 gegen 30,811 Stimmen ein Lehrerbeſoldungsgeſetz. Es ſah 
basjelbe einen Minimalgehalt von nur 1400 Fr. vor und eine ftaatliche Alters« 
zulage von 600 Fr., fo daß die Beſoldung eines Primarlehrerd nad 20 Tienft- 
jahren 2000 Fr. betragen hätte. Den 27. Nov, 1904 Tegte die Regierung die 
Dorlage wieder dor mit einer Alterözulage von nur 500 Fr., was dann bie 
Annahme ermöglichte. Alio 1400 Fr. Minimalgehalt und nad 20 Dienftjabhren 
1900 Fr. ift nun Zürcherſches Marimum. 

Die Stadt Zürlch bedarf auf näcdften Frühling 17 Primarlehrer und 10 
Sekundarlehrer. 

Mit Beginn des Winterſemeſters wird an der ſtädtiſchen Gewerbeſchule 
ein Kurs für Vaterlands- und Verfaſſungskunde eröffnet, welcher bezweckt, die 


3 6056 — 


nächſtes Jahr ftellungspflihtigen Schweizerjünglinge be Jahrganges 1890 auf 
bie Relrutenprüfung in biefem Fach vorzubereiten unb ihnen Gelegenheit zu 
geben, Belehrung über unfere ſtaatlichen Einrichtungen zu erhalten. 

Tie Firma Gebr. Sulzer in Winterthur hot für ihre Lehrlinge eine 
eigene Fortbildungsſchule eingerichtet, um fi einen Stamm geigidter und kennt» 
nisreicher Arbeiter heranzuziehen, 

2. Bafel. Erziehungsanftalten für verwahrlofte Kinder. 
An ber Verfammlung des ſchweiz. Schupauffichtövereins in Bajel ftellte Bundes- 
anwalt Aronauer die Subvention von Erziefungsanftalten für verwahrlofte 
Kinder burh den Bund in fichere Ausfidt. 

3. Obwalden. Tie Konferenz der Erziehungsbireltoren tagte ben 22. 
September in Sarnen. 

4. Bern. * In einem Berichte bes „Evangel. Schulblattes* über ben 
bisherigen Gang ber großrätlichen Schulgefeg-Verbandlungen in Aarau Tieft 
man ben interejlanten Sag: „Darin liegt gerade ber größte Fortſchritt in 
unferer Schulgefeggebung, baß einmal prinzipiell feftgenagelt wird: „Die Schule 
gehört dem Stante; niemand anders bat da hinein zu regieren.“ 
Selbſt die Redaltion bes genannten Blattes ſetzt zu biefer kraſſen Behauptung 
ein — bebenflies Ausrufezeihen! — 

* Der Beſchluß der Generalbireltion ber Bundesbahnen, erſt auf 
MWeifung der kantonalen Polizeiorgane bin gegen bie befannte Schmupliteratur 
in den Babhnhof-Buhbbandlungen vorzugehen, verbient allgemeine Verurteilung. 
Und wenn als „Begründung“ angefügrt wird, es gebe nit an, „die Moral 
bes reifenden Publikums firenger zu bewachen, als diejenige der Bevölkerung im 
allgemeinen“, fo ift dieſe Anficht unglaublich furzfichtig und unpädagogiih, Wir 
zäblen darauf, daß in ben eidgenöfliihen Räten und kantonalen Parlamenten 
biefe Angelegenheit nohb zur Sprade komme. Derlei „Begründungen* rufen 
ber Ausdehnung der Schmußliteratur, ftatt felbige zu beengen, — 

5. St. Gallen. * Bon ben 37 Schülern der ftäbtifchen Verkehrs— 
ſchule, melde bie Poftabteilung befutten, wurben bie meiften in ben eidgen. 
Poftdienft aufgenommen; 20 Zöglinge des 2. Kurfes traten in den Dienft ber 
Bundesbahnen. — 

*- Ser „Aufruf“ pag. 639 in letzter Nummer für früppelhafte 
Kinder bat und aus der Seele geſprochen. Aber Eines macht uns flußig und 
gefällt uns nit, dab für ein Komitee aus 16 Mitgliedern auch nicht ein 
einziger Aatholik gefunden wurde. Dieſes Ueberſehen, dieſes Vergeſſen iſt 
nicht ſehr vielverheißend für die Grundtendenz einer ſolch bedeutungsvollen 
Anftalt allgemein ſchweiz. Charalters. Nicht minder auffällig iſt, daß ein« 
zelne Kantone gar feine kathol. Gewährsmänner beſitzen und daß aus anderen 
Kantonen vorab nur rabdilalifierende Katholiken als Gewährs— 
männer audgefunden wurden, Alſo etwas mehr Parität, wenn aud ber 
Katholik Zutrauen haben foll. — 

Untertoggenburg. Bor einiger Zeit ging uns eine äußerft jym« 
pathiſche Einiendung zu, die den Nüdtritt von Hrn. Dr. med, Honegger in 
Oberuzwyl als Präfident des Bez.-Schulrates behandelte. Es maren bei v, 
Herrn Berbienfte in feiner 17jährigen Präfidialleitung ſchwunghaft gefeiert und 
war ihm ber Lehrer Dank in ritterlicher Weife bekundet, Wir fürchten, ber 
Wortlaut möchte dem verehrien Herren, zumal er ja noch das Glück bat, unter 
ben Vebenden zu verweilen, zu ſchmeichelhaft ericheinen, weshalb wir uns mit 
diefen Andeutungen begnügen. Nur Gott kann Sculdienfte bezahlen, — 

Wallenſtadt erhöhte den Gehalt der 5 Primorlehrer von 1400 auf 
1700 Fr. — Erft jet? — 

St. Margrethen erhöhte ben Pfarrgehalt um 400 Fr. — 


3 657 — 


6. £uzern. * Den 21.—23, Sept. — wir überfahen die Anfünbigung 
leider bis heute — fanb in Quzern ein theologifch-philofophifcher Vortragszyflus 
ftatt, an dem fich hervorragende Wiſſenſchaftlen kathol. Richtung beteiligten. 
Gebildete Laien und Geiftlihe hatten Zutriti. Lokal: Union. Wieder ein 
Fortſchritt! — 

* Den 12. Oltober ift in Eſcholzmatt die 66ſte Kantonal-Besrerfonferen;. 
Eröffnung 9 Uhr durch Gottesdienſt. Beſchlußfaſſung ſoll ftattfinden über 
bie Anträge des engeren Vorftanbes betreff Teuerungszulage und Verlegung ber 
Kantonal-Konferenz. — 

Unfer „Schulblatt* ift nicht felten ſtark polemifch aufgelegt und macht 
gar oft Haum rentable parteipolitifhe Seitenfprünge — 

Den 18. Oltober fommen die Schweiz. Bemimarhebsee in unfere Leuchten» 
ſtadt. — 

Zum Inſpeltor bes Kreifes Kriens Malters ift —— Pfarrer J. Erni 
in Reußbühl. — 

7. 5chwyz. * Prof. Kälin vom Kollegium in Schwyz feierte in aller 
Stille in Einfiedelns Gnabenlapelle fein goldenes Priefterjubiläum. Dem edlen 
Prieftergreife auch ber kath. Lehrer befte Segenswünfde. — 

In Baden ftarb im Alter von 72 Jahren alt-Set.»Lehrer Bieler, ein 
Mann treuer Pflichterfüllung, lojaler Kollegialität und geraden Weſens. Dem 
lieben Berftorbenen unferen Gruß ins Grab und unjer Gebet für bie ewige 
Ruhe. — 

8. Aargau. Nach dem neuen Schulgefege, wenn ber Dr. Müri'ſche Ent 
wurf überhaupt je Gefeg wird, follen endlich doch aller Kantone Maturitäts« 
zeugniffe — alfo auch bie ber fath. Kantone — volle @leihberehtigung haben. 
Dr. Müri drang mit feiner Heinlihen Anſchauung und noch Heinlicheren Be— 
gründung, den bisherigen Ausnahmezuftanb beizubehalten, nicht durch. Die 
Herren Dekan Gisler und Dr. Sigrift dachten freifinniger und freiheitlicher und 
bodigten den bisherigen „geiftigen Schlagbaum*. — 

9. Bug. * In Menzingen legten wieder 34 Novizinnen als Schweflern 
vom bi. Kreuz ibre bl. Profeß ad. Glück auf! 

10, Shafffanfen. * Dem Erz.-Rate wird demnächſt ein erfter Entwurf 
eines revibierten Schulgeſetzes unterbreitet. Es foll eine gründliche Neu« 
geftaltung unferer Schulgejeßgebung geplant fein, weshalb aud das Proviforium 
des neuen Lehrplanes für Primarjchulen nochmals verlängert wurde Buffen 
wir, daß bie Revifion gefhehe im Zeichen der Parität und Gerechtigkeit, — 

11. Deutfhland. * Auf dem 9. beutihen Kongreß für Volks und 
Yugendfpiele in Kiel wurden Vorträge gehalten über: Die Notwenbigfeit ber 
verbindlihen Spiel-Nahmittage für die ftäbtifhe Volksfhuljugend — TFort« 
bildungsfhulpflidt und törperliche Ertühtigung ber Lehrlinge und jugendlichen 
Arbeiter — Ter 2. Sept., ein Nationalfefttag der beutfchen Jugend (Sebantag) 
— Zur Gefhichte ber deutfchen Spielbewegung. — Der a war ſehr zahl» 
reich beſucht. — 

— e —— 


Literatur. 


Vorwärts, aufwärts! Don P. Göleftin Muff, O. S. B. erlag von 
Benziger u. Co. U. G. — 180 ©. — geb. 

Der Lefer kennt unferen Einfieblerpater Edleftin, er fennt ihn als ben 
Derfaffer von den weiteft verbreiteten Standesbühern: Der Dann im Leben — 
Der Dann im Öffentlichen Leben — Hinaus ind Leben! (für Jünglinge) — 
Fürs Leben! (für Yünglinge und Jungfrauen) x. Heute fommt nun ber feelen« 
eifrige Mönd mit einem neuen handlichen Büchlein und zeigt ben Jünglingen 


— 658 — 


wie fie vorwärts und aufwärts kommen durch Pflichttreue nnd Charakter— 
ftärfe. Er behandelt in einbringlider und einfaher Weife Pflichttreue und 
ihre Bedingungen — Pflihttreue und Religion — Pflihttreue und Menfcen- 
liebe — Pilihttreue und Wahrhaftigkeit und Pflichttreue und Tod, im zweiten 
Teile Bildung bes Charakters — Stählung bes Charalterd und Meußerungen 
bes Charakters, total 40 Kapitel, Schöne Ausftattung, gefälliger Drud! — 

Das Büchlein ift ungemein reih an padenden und dem wirklichen 
Leben entnommenen Beifpielen, leicht fahlih unb zugleich unterhaltend und an 
regenb geichrieben und immer den Zeitverhältnifien entlehnt und den Zeitbe» 
bürfniffen angepaßt. Für fath. Yünglinge — es könnten's auch nicht fa- 
tholifche ohne Gefahr leſen — eine wirklich befte geiftige Hausmannsloft. F. 

Im Flug an Jüdliche Geſtade von Red. Georg Baumberger. Verlag: 
Benziger u. Co. A. ©. Einfiedeln, Waldshut, Köln a, Rh. Fr. 7.50 geb. — 
486 Seiten. 

Diefe „Reifeeindride* aus Spanien, Maroffo und Htalien find ehedem 
in ben „Neue Zürcher Nachr.“ erjchienen, deſſen Chefrebaftur ber beft verfierte 
Autor if, Sie haben damals Auffehen gemacht und find von ben Lefern bes 
verdienten Organs, wie man im Volksmunde fagt, nur fo verfchlungen worben. 
Heute liegen fie nun in Buchform und rei und wertvoll (100 Textilluſtrationen. 
ilNuftriert vor, Auch das beft gelungene Bilbnis bes literarifch ungemein tätigen 
und beft fruchtbaren Autors ift dem reizenden Werle beigegeben, Für ben Groß« 
teil der Lefer und Xeferinnen eine wertvollftie Zugabe, Wer Questa la Via! 
— Aus fonnigen Tagen — Juhu — Juuhu! — Grück Bott — Blaues Meer 
und ſchwarze Berge gelefen, der lennt den ſprühenden Geift, ber aus Baum« 
bergers Schilderungen und Charakterzeihnungen bligt, Tennt bie Friſche und 
Natürlichkeit feiner Zeichnungen, fennt bie Wahrheit und Anfhaulichleit feiner 
Natur- und Sittenjhilderungen und kennt au den Humor und ben mannes⸗ 
tiefen Ernft, der das Ganze belebt und verfonnt, Was er in all den genannten 
Büchern war, bas it er im neueften frifcher denn je. Wir reißen nichts heraus, 
e8 wäre ſchade, man leje das Bud, und man ift für Geld und Mühe reichlich 
entichädigt. F. 
Dis 6. Iahrhundertfeier des Nütlifchwures ben 13. Oft. 1907. Der 
urnerifte Landesarchivar Dr. Ed, Wymann gibt „Feſterinnerungen“ (54 Seiten 
ftarf — 16 Illuſtrationen — 1 Fr.) im Auftrage ber 5. urſchweiz. Regierungen 
heraus, Sie lonımen etwas ftarf post festum, find aber tatfählih tertlich und 
illuftrativ vorzüglid. Abſchnitt I. zeichnet das Rütli in feiner Geſchichte, 
Abfchnitt II entwirft ein Bild von den Vorbereitungen auf bie Rütlifeier von 
1907. Abfchnitt III bietet das Einladungsfchreiben der 5. Regierungen und das 
Programm bed Tages. Der IV. Abjchnitt fchildert markig und fnapp den Ber» 
lauf ber 1907er Landsgemeinde. Und abichließend folgen bie Predigt von 
Domperr Dr. A. Gisler und bie Reben der HH. Stänberatspräfibenten Ad. Wirz, 
bes Bunbespräfidenten E. Müller und bes ſchwyz. Lanbesftatthalters Dr. J. 
Näber. Ein Büchlein von bleibenden: Intereffe. Verlag von Benziger & Co, 
A. ©. in Einfiedeln. — 

Die Quelle der Gnaden von Prof, Joſ. Peter, Be Eberle & Riden« 
bad in Einfiedeln. 8 Auflage — 544 Seiten — 1 Fr. 50. — 

Das fehr anziehende Gebetbuch dient fpeziell der Verehrung des allerhift. 
Derzens Jeſu. Diefem erhabenen Zwede wird es aber ſehr gerecht. Es bietet 
erftlich eine kurze Belehrung über die Verehrung bes heiligften Herzens, (30 ©.) 
hurz, padenb und gedankenreich. Weiter folgen von befonderem Werte: 30 Be 
trachtungen für den Monat Yuni über das leibende Herz Jeſu, eine Novenne 
auf das Herz⸗Jeſu-Feſt über die Volllommenheiten des göttlichen Herzens und eine 
Andacht an 12 Freitagen. Der II. Zeil bietet übliche Andachtsübungen in 
reicher Auswahl. Das Buch ift ſehr empfehlenswert. — G. 


4 659 - 


Drtefkaften der Redaktion. 

1. Um Zage ber Ausgabe ber legten Nummer war bie Redaktion abwefenb. 
Es ſchlich fih bann leider pag. 638 auf 640 eine unliebfame Verfchiebung ein, 
indem bie Fortſetzung des pag. 637 begonnenen Artikels ftatt pag. 639 erſt 
640, Zeile 9 ftattfand. Bitte um Nachſicht. — 

2. Der legten Nummer lag Fortfegung Nr. 3 vom „Katalog empfehlens- 
werter Jugend- unb Bollsfhriften“ bei. Die Fortſetzungen folgen fid 
raſch und ergänzen ben zeitgemäßen Katalog recht wünſchenswert. — 

3. Wir empfehlen unferen Imferatenteil recht eindringlich; jeder Leſer bat 
Gelegenbeit, feiner erfolgreich zu gebenten. Selbftverftändlich ſei unfer Leſerkreis 
auch auf die injerierenden Firmen und Einzelperfonen jpeziell aufmerkſam gemacht. 

4.8.8. Wohl zu ben beilen Tertausgaben alter und neuer Scrift« 
fteller zählen bie von Schöningh in Paderborn von Dr. 9. Funke und Dr, 
Schmitz -Manch. Sie find billig, mit guten Einleitungen und Wort- und Sadı- 
Erklärungen verfehen. Homers Odyſſee bildet das 52. Bänbihen. (144 ©. 40 Pig.) 

5. Gedichte bes Bistums Chur von Regens Dr. Job, Georg Mayer. 
Berlag von Hans von Matt in Stand. — 8 liegen bereits 6 Lieferungen vor, 
bie * dem Rezenſenten zugeſandt und von dem wir in Kürze eine Beſprechung 
erhoffen. — 


ur Romplettierung einer Sammlung der 
vom Berein f, Derbreitung auter Schriften 


herausgegebenen Bändchen merden noch folgende Nummern 
gefucht: 

Zürich: 4, 9, 13, 19, 31, 35, 36, 52 349 
Bafel: 1,2, 4 6, 9, 26, 27, 32, 47, 50, 52, 58 
Bern: 2, 23. 


Offerten mit Preisangabe für einzelne oder alle diefer Bändchen 
richte man unter Chiffre W5167Z an Haaſenſtein & Vogler, Zürich. 


— Den Herren Dirigenten — 
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352 


Aſpiranten wollen ihre Anmeldungen ſchriftlich und verſchloſſen, 
unter Beilegung ihrer Schul- und Sittenzeugniſſe, mit Angabe des 
Bildungsganges und biöheriger praktiſcher Wirlſamkeit, bie ſpäteſtens 
den 8. Oktober nädhfthin an Herrn Stadtpräſident Dr. Silvan 


Stadlin eingeben. 


Zug, den 21. September 1908. 





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Dereinigung des „Haweizer, Erziehungsfteundes“ und der „Yädag. Monatsſchrift. 


Organ des Dereins kathol. derer ım und Schulmänner der Scyweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifpen Erziehungspereins. 


Cinſiedeln, 2. Ottober 1908. | Nr. 40 15. Jahrgang. 


Redbaktionskommiifion: 


Bo: Rektor Seiler, Erziehungsrat, Zug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jatob Brüninger 
idenbad, (Schwyjs), 48 Schnyder, Hipfirch, Herr Lehrer Joſ. ei er, Goßau (St. Ga ei 
Herr Elemens Frei zum „Storchen”, Einfieb 
—— en find an iebteren ais den Chef- — zu richten, 
Anferat-Aufträge aber an HH. Haafenftein & Vogler in Luzern. 


Abonnentent: 
Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich 4 4.50 mit 2. 
Beitellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenba Berlagshandlung Einfiedeln. 


Ed — —— ET nn te — Et mr m — — — — — — — 
— Nochmals „Sind Schulbibliotheten notwendig?" — Zur 25. Aubiläumsfeier. (Mit 2 
ern). — Im "Intereiie ber Lehrabungen. — Nur Revijion bes Erziehungsgefebes Som 
Fr F zern. — Lehrerererzitien⸗Feldlirch. — Aus Kantonen und Ausland, — Literatur. 
Sprechſaal. — Sammelliſte. — Briefkaſten der Redattion. — Inſerate. 


Nochmals „Hind Schulbibliotheken notwendig?“ 


Der Einſender von „Nochmals zur Frage der Schulbibliotheken“ 
in No. 38 der „Päd. Bl.“ ſchließt ſeine Erörterungen mit den Worten: 
„Gründet Schulbibliotheken und laſſet dieſes wichtige Erziehungs- und 
Bildungsmittel der Jugend nicht brach liegen.” Darauf erftend die 
Frage: Für wen? 

Der Einſender ſagt ſelbſt: „An zerſtreute, ſtarkbeſchäftigte, nerven⸗ 
ſchwache, kraänkliche oder augenleidende Kinder verabfolgen wir Feine 
Zeftüre,* mit andern Worten: „Für zerftreute, fartbefchäftigte 2c. find 
Scülerbibliothefen nicht notwendig.” Das ift ſchon ein bedeutendes 
Zugeftändnis an den Gegner, für melches wir ihm zum Dante verpflichtet 
find. Denn die Bahl der zerftreuten und nerböjen Kinder ift Legion. 
Meiter gibt der Einſender zu, daß Bibliotheken auch für Bauernkinder 
fein Bedürfnis feien. Der Einjender hätte aus dem gleichen Grunde 
die Mädchen auch nennen dürfen, die doch gewiß mit Hausarbeiten be- 
fchäftigt werden können und follen. Aber heißt es „Was ſollen die 
vielen unbefchäftigten Schüler an den langen Winteradenden tun?“ 

Antwort: Nicht lejen, jondern die pflichtihuldigen Arbeiten für 
die Echule beforgen, den Eltern in etma behilflich fein im Hausweſen, 
mo es immer Arbeit gibt, früh zu Bette gehen ac. 


— 4 602 — 


Der Einfender geht ganz gewiß mit und einig, daß gerade aus 
dem Kreiſe zu Haufe unbeichäftigter Kinder die meiften nervenſchwachen 
Schüler hervorgehen. Warum denn foldhe Kinder nicht lieber ein Spiel 
machen lafjen, es fehlt ja nicht an jolden; warum müfjen gerade Bücher 
in ihre Hände? Es geht doch gerade gegenwärtig dad Beſtreben durch 
unfere Schulfreife, die Intelleft-Schule in die Charakterfchule umzu— 
wandeln, d. h. dafür zu forgen, daß mehr Aufmerkjamfeit auf die Bild- 
ung des Charalters, auf die Hebung des Willens, ald auf die abſtrakte 
Bildung ded Kopfes verwendet werte. Diejem jehr vernünftigen Be— 
ftreben arbeiten aber die Schülerbibliothelen nicht in die Hände, wenn 
auch deren Leitung in den berufenjten Händen fich findet. Weiter! Man 
klagt heute über die ſtark überhandnehmende Unfittlichfeit auch in den 
Kreilen der Jugend und madt Literatur und Kunſt x. dafür 
verantwortlich. Aber Frage: „It die Schule an dieſer bemühenden 
Erſcheinung ganz unſchuldig? Iſt dad viele und lange Siben der Kinder 
der Sittlichkeit etwa förderlich ?*) Man frage die Aerzte. Dr. Förſter, 
ein Kenner der menschlichen Natur, ruft nicht umjonft nad) Handarbeit, 
will nicht umfonft die Kinder von Schulbant und Schulbuch etwas ferne 
halten. Unfere vielfältige Mifere der Grziehung kommt nun einmal 
unbeftritten von der allzu einfeitigen Bildung de3 Intellelts in Schule 
und Lektüre. Wenn man nad Abrüftung ruft, und der Einjender tut 
dad gewiß aud, jo joll man nicht im gleichen Athemzuge wieder auf 
laden wollen. lm ein paar „aufleuchtender Augen“ wegen, um die 
Klärung de3 einen oder andern dunklen Begriffes lohnt es fich wahr: 
baftig nicht, den Kindern ſyſtematiſch noch mehr Bücher in die Hände 
zu jpielen. Es gilt auch hier dad Wort, „Brüder, jeid nüchtern.“ Der 
Herr Einjender verweilt auf Kellner, Spillmann, Wetzel, Chriſtoph 
Schmid zc., welde die Jugendleftüre empfohlen haben jollen. Wir 
fennen diefe Männer auch, wiſſen aber, daß fie nicht für Schulkinder, 
fondern für Kinder, die der Schule entlaffen, jchreiben wollten und ge» 
ichrieben haben. Und weil fih der Herr Einſender auf Auftoritäten be= 
ruft, können mir ihm jagen, daß der Berfaffer diefer Zeilen Männer 
fennt, auf mweldye Herr M. noch mehr ſchwört, ald auf die zitierten Au- 
toritäten, und die nicht? weniger als für Errichtung ſolcher Bibliotheken 
ſchwärmen. 

Auf die Ausführungen des Einſenders über den Vergleich der heu« 
tigen und der alten Schule lafjen wir uns nicht ein; es gehört nicht 
um Zwecke diefer Arbeit, abgejehen davon, daß die Aufftellung eines 
— Vergleiches nicht jo leicht iſt, wie fi) der Einſender vielleicht 
denkt. Dad frühere Gejchleht hatte bedeutend weniger Schulzeit, weniger 
Realſchulen, weniger fachlich gebildete Lehrer x. Man wird aljo einen 
ganz andern Maßitab anlegen müſſen. Tatſache aber ift, wie auch im 
preußifchen Unterrichtäminifterium Eonftatiert worden, daß Sprache und 
und Rechnen nit voran, Jondern rüdwärts gejchritten find. Da— 
rum zuerit das pflichtfcehuldige Penfum, für Bibliotheken ift noch feine 
Beit. 

* Dei der Hanbarbeit findet eine Ausgleihung und Abſpannung ber Der: 
ftandes- und Körperkräfte ftatt. 


— 663 - 


* Zur 25. Jubiläumsfeier der Grziefungsanftalt 
Rathauſen bei Luzern 1883—1908. 


„Sie war immer eine Stätte des Wohltuend und des Gegend und 
wird nie untergehen!" Diefe Worte, die fein armed Weib an daB 
Kirchentor eined aufgehobenen, franzöfiichen Kloſters fchrieb, haben fich 
noch in allen Zeitepochen für Rathaufen bewahrheitet. — Zuerft waren 
ed die Waldjchweitern (auch 
Begquinen genannt), die fich 
1245 inRathaufen niederließen, 
die Gegend urbar machten und 
an den Ufern der Neuß ihre 
Bellen aufjchlugen. Anno 1251 
traten diefe gottgeweihten Klo- 
fterfrauen in den Orden des hl. 
Bernhard (Eifterzienfer). 602 
Sabre mwidmeten fie fich hier 
fern von allem Menſchenge— 
triebe der Arbeit und dem Ge- 
bete. Niemanden beleidigen, 
nur Gute tuend, glaubten 
dieſe Himmelsbräute hier für 
immer eine Heimat gefunden 
zu haben. Aber ed war nicht 
fo. Es fam da3 Jahr 1847, 
das Jahr der Luzerner Klofter- 
Rürme. Nachdem die Klofter- Johann Walthert, 
leute all’ ihr Barvermögen dem erjter Direktor BET TOR Rathaufen. 
Staate abgetreten hatten, bob x j 
die damalige Iuzernifche Kantondregierung das Klofter auf (13. April 
1848). (Das Kloftervermögen betrug bei der Aufhebung 339470 Fr. 
alter Währung.) 


„Dde ftanden Raum und Hallen, 

Ohne Segen und Gebet. 

Der Zerftörung heimlich Walten 

Um des Haufes Giebel weht.“ Er. Anajtafia, 





Unterm 13. Januar 1849 beſchloß der Große Nat, dad Lehrerfe- 
minar nach Rathaufen zu verlegen und jo in die ftillen Kloftermauern 
neued Leben zu bringen. Herr Seminardireftor Franz Dula eröffnete 
am 1. Mai den erften Lehrerbildungsturs mit 20 Schülern, ohne jede 


— 4 664 — 


Beteiligung der Behörde bei diefem Akte. Allein 1867 wurde das Se- 
minar mit der Realjchule in Luzern verbunden, und jo ftand Rathaufen 
wieder offen. 

jedoch jchnell und unerwartet befam Rathaufen wieder neue Be- 
mwohner. Es wurden nämlich dajelbit am 2. Februar 1871 555 arme, 
entfräftigte Bourbalijoldaten interniert. — Nach Abzug derjelben tauch— 
ten wieder die verjchiedenften Vorſchläge zur definitiven Verwendung bed 
vereinjamten Gebäudes auf: doch man gelangte zu feinem Schluffe. 

1881 trat in Luzern fchnell und unverſehens eine Poden-Epidemie 
auf. Alsbald rüftete man das entlegene Klöfterlein mit den notwendig» 
ſten Bedürfniffen einer Krankenanſtalt aus, und fo leiftete der geichüßte, 
wohlabgefonderte Ort augenblidlih gute Dienfte. 

Am 30. November 1882 bejchloß nun der Große Rat auf Pro» 
pagande hochherziger und edeldenkender Männer Hin, in den verlafjfenen 
Kloftermauern eine Erziehungsanitalt für arme Kinder unterzubringen. 


Mo beihaulih Leben, Lieben 

Eih dem Himmel einft verfchrieben, 

Ward ein Haus ber LBiebestat; 

Wieder zogen Himmelsbräute, 

Hier zur Raſt, doch find fie heute 

Mütterlein vom guten Rat. 

Mütterlein der guten Taten 

Pflanzen fie die Zugendfaaten 

In die jungen Seelen ein.“ Peter Halter. 


Am 20. Dezember 1883 öffneten fich die Tore des altehrwürdigen 
Rathaufens den eriten Zöglingen. Die Anftalt feiert aljo diejes Jahr 
da filberne Jubiläum ihres Beftehend. — 

Die Verwaltung der Anftalt ift einer 18«gliedrigen, jeweilen vom 
Regierungdrate gewählten Kommifjion unterftellt, aus deren Mitte die 
eigentliche viergliederige Auffihtsfommiljion hervorgeht. — Die Leitung 
fteht dem Direktor anheim, der nebenbei auch die Seeljorge übernimmt, 
die Korrefponeenzen mit den Gemeinden und außgetretenen Böglingen 
führt, ſowie das engere Kaſſaweſen beſorgt. Als Aufficht bei den Kin- 
bern walten 18 Ingenbohlerichweitern und 2 Lehrer. — 

Es ift wohl argezeigt, bei dieſem wichtigen Zeitabjchnitte derjenigen 
zu gedenken, die während diejes BVierteljahrhunderts fi um die Anftalt 
bejonder8 verdient gemacht haben. Es ift in erſter Linie der hochherzige 
Gründer und Präfident der Aufſichtskommiſſion, Herr alt Schultheik 
Julius Schnyder von Surſee. Selbitlos und unentwegt hat der Jubi« 
lar in der langen Reihe der Jahre der Anftnlt vorgeftanden. Oft und 
oft ift er nach Rathaufen gepilgert, um zu raten und zu helfen. Und 


-.- 665 — — 


als am 29. Mai 1903 Rathauſen in Flammen aufging, wurde ſein 
Mut nicht gebrochen. Das opferwillige Luzernervolk half ihm fein Werk 
wieder jchöner und muftergiltiger aufbauen, und jet lobt das Werk den 
Meifter. — Volle 25 Jahre Hat auch die ehrw. S. Oberin Andberta 
Tſchopp ſich dem edlen Werte eweiht und ftill als waltende Mutter fich 
bingegeben. 

Der jetzige Neubau bietet Pla für 230 Zöglinge, ift alfo nad 
Fiſchingen die größte ſchweizeriſche Erziehungdanftalt. Bon 3 Jahren 
an werden die Kinder aufgenommen und miüfjen verbleiben bis zum 
zurüdgelegten 16. Alterdjahre. Die vorjchulpflichtigen Zöglinge (Kin— 
dergarten — Kleinkinderſchule) find in einer extra Abteilung, und es 
wird Hier befonder8 auf die förperliche Erziehung Bedacht genommen. 
Sobald die Kinder jhulpflichtig, werden 
fie nach Gejchlechtern getrennt. Die, jchul- 
pflichtigen Mädchen ftehen neben der Schule 
unter Aufficht von 2 Schweitern, die Kna— 
ben unter Auffiht von 2 Lehrern. Die 
Anftalt zählt 4 Schulen, (im Winter auch 
noch die Wiederholungsſchule) in denen das 
Penjum des luzerniſchen Lehrplanes durch— 
gearbeitet wird. An den Unterjchulen und 
der Mädchenjchule wirken drei Lehrſchwe- 
ftern, an der Knabenſchule zwei Lehrer. — 
Neben der Schule erteilen zwei Lehrerinnen 
Gartonnageunterriht. Die Schulmädchen 
beſchäftigen fih außer der Schule mit Ariminalgerictsprähdent Alois Käber, 
häuslichen Arbeiten. Sobald fie der Schule ag ra a 
entlafjen, werden fie eine beftimmte Zeit 
abmwechjelnd zu den verjchiedenen praftifchen Arbeiten zugezogen. (Hand 
arbeiten — Waſcherei — Glätterei — Garten — Küche — Aufficht 
der Fleinen Kinder) — Auch die Knaben werden mit pafjenden Haus— 
und LZandarbeiten bejchäftigt. Mit dem 14. Alterdjahre fommen fie dann 
auf die etwa drei Minuten von der Anftalt gelegene Milchfolonie, mo 
diejenigen, die Freude an der Landwirtfchaft zeigen, das Praktikum ber 
ftehen. (Milchhof, 120 Jucharten Land und 60 Stüd Vieh). Den ta- 
Ientierten Böglingen wird ferner Gelegenheit zum Beſuche der Sefun- 
darjchule geboten, und in leßter Zeit ift noch ein Lehrlingsfond angelegt 
worden. Wen die Böglinge austreten, wird einem jeden die nötige 
Ausfteuer mitgegeben. 

Für die Verpflegung und Erziehung eines Kindes verlangt die 





3 666 — 


Unftalt je nach dem Steuerfuß der Gemeinden oder dem Bermögenäbe- 
ftand der Eltern per Jahr die befcheidene Tare von 35 bis 100 Te. 

Mir ſehen alfo, daß die Anftalt viel leiftet. Verdanken wir da— 
rum unferer Behörde die Stiftung auf märmfte, denn fie gereicht dem 
Lande zur Bierde, zur Ehre und zum Nutzen. Möge die zweite Blüte- 
zeit Rathaufens die Dauer der erften erreichen ! — I. 

Antnüpfend noch ein hübjches Gedicht, das der allzeit ſangesbereite 
wadere „Ziböri“, der beliebte Dichter des „Vaterland“, der Anftalt zu 
ihrer verdienten Jubelfeier widmete, 


Zum Bodhuferjudilee, 


MWenn ih e flotte Sänger wär, 
Mo wit durs Länbli ziebb, 
So nähm i büt mi Harfe ber 
Und fäng es fäftlichs Lieb, 


3’ Surfee biihti vor nem Hus, 
Menn alles müsli ftill 
Und Täärti det mis Härzli us 
Bim frohe Saitejpiel. 


Es tönti lut, us voller Bruft, 
Es „Lied der Dankbarkeit”, 
Tem guete Ma, wo alli Zuft, 
De arme Chinde mweiht. 


Wo g’loff'n iſch bi Sturn u. Wind, 
Für eufi großi Schar, 

Und g’iorget bed für ali Chind, 
Scho füfezgwänzig Jahr, 


Zwor weiß i ned, wie lang das iſch, 
Als chline Wunderfiz — 
Dog wil Sis Hoor, fo wiiß es iſch 
Allwäg — e fhöne Bitz. 


Doch fig es jeßt, fo lang es well, 
S’ isch ned um d’Yöhrli 3’ tue, 
Mer wüihe ibm mit Liib und Seel 
E großes Stüd derzue. 


Damit Er fpöter no cha g’ieh, 
Mes eufe Chinde gob, 

Mie bie fih made öppe be 
Und jchaffe früeh und fpoot. 


Es ifch fho wahr, 's good mängiſch ruuch! 
Die eine find li fuul, 

Der ander macht gärn Widerſpruch 
Unb hed es böjes Muul, 


Au eufi Meitihit b’hüetis jo! 
Die hend au fehler gnue, 

Sie ſchwänzle d’ Röckli hinde no 
Und wend au nobel tue, 


T’ Schmwöfter het ſcho mängifch g’jeid, 
Es fig e chli e Plag — 

Doch gäbs de gli au mängi Freud 
Und mänge ſchöne Tag. 


Grab b’jonders hüt am Jubilee, 
Faßt jebes wieder Muet 

Und macht, was Öppe VLätzes gſcheh, 
I' Zulunft wieber guet. 


Das müender halt für's Gſchänkli näh 
Am AYubelfeftli hüt! 

Mer höne Euch net Beſſeres gäh, 
Mier hend jo fälber nübd, 


Was mier g’lobe i ber Still, 

Aſch alles, was mer gänb, 

S' iſch wenig zwor und bod fo viel, 
S' iſch alles, was mer hend. 


Drum binecht 3’ obe will i fpoot, 
No falle ftill uf d' Ehneu 

Und bätte no zum liebe Gott 
Bim Bettli ganz ellei. 


D! Vater, nimm eus au i db’ Huet]! 
O bilf eus arme Chind! 
„Au alle, wo ſo feelequet 


Und ordli mit is find!“ 


Ziböri. 


— 667 —— 


Im Intereflfe der Tehrübungen. 


Die gejchriebenen Lehrübungen, wie ſolche mit Recht ab und zu 
in diefem Blatte erjcheinen, haben entjchieden nach mehr ala einer Seite 
bin praktiſchen Wert: Während die einen anjchaulich zeigen, wie man 
ed machen kann und ſoll und viele nahahmendwerte praftijche Handgriffe 
bieten, verlieren fich andere faft ind gerade Gegenteil, indem fie fich denn 
dod auch gar zu weit vom praktiſch didaktiſchen Standpunkte entfernen, 
was in gewifjer Beziehung ja auch wieder lehrreich ſein kann. Aber im 
Intereſſe dieſes Blatted und in demjenigen der Lehrübungen jelbft jcheint 
ed angezeigt, einmal auf vorfommende Berftöße gegen eine richtige Me— 
thodit aufmerfiam zu machen. Etwaige perſönliche Animofitäten gegen 
die Verfaſſer oder gar Kritifierfucht find hier nicht im Spiele. Es So 
im Gegenteil der Fleiß der einen und das praktiſche Gejchid der andern 
lobend anerkannt fein, um jo mehr, da wir aus felbfteigener Erfahrung 
willen, daß es gar feine fo leichte Sache ift, Lehrübungen praktiſch gut 
zu Blatte zu bringen. Mander rümpft über diejelben vornehm und 
überlegen die Naſe, ohne auch nur einmal felbft den Verſuch zu einer 
folden gewagt zu haben. 


Der Berfaffer von ſolchen Lehrübungen muß nicht bloß die didal- 
tiſchen Grundſätze beftändig und ftrifte beobachten, jondern er muß aud 
noch die beim Unterrichte zwiſchen Lehrer und Schüler fich ergebenden 
Wechſelwirkungen erkennen und bei der jchriftlichen Wiedergabe der Lehr— 
übung darauf Rüdjicht nehmen können, Sonft entgeht der Lehrübung 
der Reiz. Sodann ift ed unbedingtes Erfordernis, daß Feine Lehrübung 
veröffentlicht werde, die nicht vorher im Schulzimmer ein- und abge» 
mwogen wurde. Auch der gemwiegtefte Praktiker wird ſeine Präparationen 
bei der Ausführung ftet3 noch da oder dort zu verbefjern, vor allem 
zu vereinfachen haben. 


Eines erjcheint und run bei einigen in diejen Blättern erjchienenen 
Präparationen zum großen Nachteile des jonft fleißig ausgearbeiteten 
Ganzen entjchieden ald Fehler: Man verquidt viel zu häufig 
den eigentligden Weg mit dem Ziele; man bietet ſchon Fertiges, 
ohne vorher zu zeigen, wie man dazu gelangt ift. 

Ohne uns zu jehr in Einzelnes einqulaffen, möchten wir doch im 
allgemeinen folgendes zu beherzigen geben: Warum auch bei Lejeftüden 
} 3 ſogar bei ganz einfachen, einen jo weitfchweifigen, gelehrten „Vor— 
trag des Lehrers“ vorausfhiden? Zuviel verderbt auch hier dad Spiel! 
Wohin käme man, wenn man bei jedem 2ejeftüd jo lange einleiten 
wollte! Macht man’3 in unfern meiftenteild mehrklafjigen Schulen wirk— 
ih jo? Was ſoll dann der Schüler am eigentlichen Xefen des Etüdes 
no für Intereſſe haben, wenn er ſchon vorher den Inhalt bis in alle 
Details kennt? In der Beſchränkung zeigt fih der Meifter, auch im 
Bortragen des Lehrerd. Beim Lefeunterricht muß der Schüler lejen 
lernen und nicht lang bloß ftumm zuhören müflen. Dan verwechäle 
doch auch Lefeunterricht nicht mit Bibel-, Geographie» und Gejhichtd- 
unterricht! Da ift freilich ein Vortrag des Lehrers angezeigt. 


— 668 — 


Mit dem ſoll nun keineswegs geſagt ſein, daß dem Leſen gar keine 
Einleitung vorangehen müſſe. Dieſe ſoll möglichſt kurz ſein, ſich auf 
eine kurze Angabe der Gründe beſchränken, welche das Leſen des betref- 
fenden Stüdes veranlaffen, Hauptjählich aber in einer Erklärung 
a priori derjenigen Ausdrüde und Satzwendungen bed 
Stüdes beftehen, welde der Schüler beim Borlefen nicht 
verftehen würde. Und vor allem muß dieje Erfläruug in einer 
Form geichehen, welche der Faſſungskraft der Schüler angepaßt ift. Was 
für „fafjungsvermögliche* Eleven muß da ein Berfafler vor fi 
Haben, der ihnen jo gelehrte Ausdrüde jervieren ann, und was für 
eine Spracgemwandtheit muß er bei jeinen Primarjchülern, und wenn fie 
auch „Oberklaffen* angehören, vorausfegen, daß dieje imftande find, der 
artige Antworten zu geben, wie fie dem Frageſchema der betreffenden 
Lektionen jemweilen beigefügt find. Das ilt ja allerhöchſtens das 
Ziel, da3 dur eine pafjenden Entwicklungsmethode erreicht werden 
fol und dieje, nicht das Ziel oder dadjelbe nur andeutungsweiſe, fol 
in praftijchen Lehrübungen gezeigt werden. Um den Entwidlungd- 
. gang. niht um vollendete Antworten handelt ed fi 

ei unfern Lebrübungen Wie die Antworten der Schüler 
beichaffen fein, welchen Inhalt fie ungefähr etwa haben follten, das wiſſen 
wir andern Kollegen jchon; aber in der Art und Weife, wie herausent— 
widelt wird, fann der eine oder andere praktiſcher fein, und man ift 
ihm dann gewiß dankbar, wenn er fein Verfahren, feine Handgriffe auch 
allgemein zum befien gibt. Das ift dann 3. B. beim Berfaffer der 
„Leinen Doſen“ vollauf der Fall. Der ift ein Schulmeifter, der 
rechnet mit der Faſſungskraft der Schüler, der tritt nicht ala Gelehrter, 
fondern als Lehrer unter diejelben, der reicht und in feinen Dojen nicht 
à priori audgehedte Schülerantworten, jondern zeigt, wie er eben ber» 
audentwidelt, daß die Schüler nah und nach felbft zu richtigen Ant« 
morten fommen. Dan mag ja freilih aud auf anderm Wege und 
ebenfo ſchnell zum Ziele gelangen; aber ſtets interefjiert mich an diejem 
alten Schnupfloch. (bitte!) mit feinen Dojen feine heitere anregende Lehr— 
weife; bei dem hätte glaube auch ich noch rechnen gelernt! Weberhaupt 
Icheinen mir die St. Galler Produkte einen vorbildlich praktiſchen Stand- 
punkt anzuftreben. Was 3. B. in No. 46 und 47 des lebten Jahr— 
ganged dieſer Blätter gegen das neuzeitliche Hirngejpinft des „freien 
Aufſatzes“ von einem gemwillen Sch. ins Feld geführt wurde, ift jo zu« 
treffend und praftifh, daß es wohl wert ift, auch nachträglich noch ein- 
mal daran erinnert zu werden. 

Dieje wohlgemeinten und mit möglichfter Schonung niedergefchrie= 
benen Bemerkungen über die Lehrübungen follen nun keineswegs die— 
jelben etwa zurüddrängen oder allfällige Verfafjer etwa entmutigen. In 
diefem Falle wollten wir fie lieber nicht gejchrieben Gaben. Sie wollen 
nur zur Einkehr und befjern Selbftbeobadhtung mahnen, und dann werden 
auch die Lehrübungen ſelbſt immer befjer und prakliſcher. Wert haben 
fie immer und den größten für den Berfafier felbft, indem fie 
ihm einen Spiegel feine eigenen didaktiſchen Könnens ar vor Augen 
halten, wenigſtens demjenigen, der in Demut und DBefcheidenheit ſich 


— 669 - 


felbft zu fehen vermag! Gefchriebened Verfahren tritt und eben anjchau- 
licher vor Augen als bloß gedachtes und gefprochened, und gerade fo 
gut, wie manche gefchriebene Lektion in der Ausführung ſich ala un- 
praftijch erweiöt, ebenfo gut zeigte umgefehrt wieder manche mündliche 
Lektion, wenn fie hinter und von jemanden nachjtenographiert würde, 
große Lüdenhaftigkeit und Verftöße gegen die Didattif. — üb — 


— A — 


ur Revilion des Erziehungsgefehes v. Rt. Tugern. 
(Fortjegung.) 


Glarus. Alte oder invalide Lehrer erhalten je nach der Zahl ber Dienft- 
jahre eine Penjion bis auf fr. 600. Zur Alters, Witwen: und Waiſenver⸗ 
forgung befteht außerdem eine obligatoriihe Safle, bei ber jedes Mitglied 35 
Sabresbeiträge von Fr. 30 einzablt, Der Staat trägt gegenwärtig jährlih Fr. 
2000 bei. Jedes noch im aktiven Schuldienft ftehende Mitglied erhält vom 60. 
Jahre an Fr. 100 jährlid. Aus den übrigen Erträgnifſen erhalten alte ober 
En Lehrer Tr. 400, Witwen Fr. 200, Witwen mit Kindern bis fr. 480 
per Jahr. 

Bug. An Stelle der Ruhegehalte macht der Staat jedem Lehrer jährlich 
eine Spareinlage von Fr. 150. Das Kapital wird im NAlterd-, Invaliditäts- 
oder Zobeöfall dem Lehrer oder feinen Erben ausgerichtet. An die obligotorifde 
Alters, Witwen» und Waifenkaffe trägt der Staat fr. 100, jede Gemeinde und 
jeber Lehrer je Fr. 25 per Jahr bei, der Staat überdies jährlih Fr. 1500 zur 
Heufnung des Dedungsfapitald. Im Alters oder Invaliditätsfall (ſchon vom 
5. Dienftjahre an) erbält jeder Verficherte Fr. 600 per Jahr, jede Witwe Fr. 
250 und, wenn Rinder dba find, Tr. 100--350, je nach ber Zahl ber Kinder. 

Freidurg. Muhegebalte werben aus den Grträgnifien der Alterslaſſe 
ausgerichtet, bie für jedes weltliche Dlitglied ber Lehrerichaft obligatoriſch iſt. 
Beitrag (je nah dem Recnungsergebnis) Fr. 30—40, während 25 Jahren zu 
zahlen. Der Staat trägt gleich viel bei, überdies lann ein Zeil der Bunbes« 
fubvention dafür verwendet werden. Ruhegehalt bei 25—30 Dienftjabren Fr. 
300, vom 31. Jahre an Fr. 500. Wenn vor dem 25. Dienftjahre Invalidität 
eintritt, fo erhält das Mitglied die Hälfte der Einzahlung zurüd. Im Zobes» 
falle gebt die Penfion auf Witwe und Kinder über, Die Witwe ohne Kinder 
erbält die Hälfte. 

Solothurn. Ruhegehalte werben ausgerichtet aus den Erträgniffeu ber 
obligatorijhen Invalidens, Witwen, und Waifentafje, genannt Roibftiftung. 
Staatliher Beitrag an biefelbe: Fr. 3000 per Yahr uud jemw:ilen "/s ter Bun» 
besfubvention. Beitrag ber Lehrer 5 %, der Kehrerinnen 4 % ber Gefamtbefold- 
ung. Penfionsberedhtigung vom 5. Dienftiahre an 20 % ber Beſoldung, anfteigenb 
bis auf 50%, je nach ben Dienftjahren. Die Witwe erhält bie Hälfte ber 
Penfion des verftorbenen Mannes, ein Kind "io, 

Bafelfadf. Jeder Lehrer hat vom 10. Dienftjabre an im Invaliditäts« 
falle die Berechtigung zum Bezuge eined Ruhegehaltes, 2% der Bejoldung mal 
Anzahl der Dienſtjahre. Eine Witwen- und Waiſenkaſſe der St.dt Baſel ift 
freiwilliger, privater Natur. Witwen und Waifen erhalten dort Fr. 360 ober 
720 per Jahr, je nachdem, ob einfache oder doppelte Verfiherung vorliegt. Ein« 
facher Jahresbeitrag Fr. 50, doppelter Fr. 100. Die Kafie erhält feinen Staats- 
beitrag. 


— 670 — 


Bafeland. Eine Penſion iſt nicht geſetzlich fixiert. Die Regierung ent« 
ſcheidet von Fall zu Fall und gewährt Altersgehalte je nach Vermögen und 
Dienftalter. Einzelne Gemeinden gewähren auch Penſionen. Aus der obligato— 
riihen Witwen» und Waiſenlaſſe erhält jeder Lehrer, der wegen Alter (vom 60, 
Jahr an) ober Invalidität zurüdtritt, eine Penfion von Fr. 300. Eine Witwe 
mit oder ohne Finder erhält Fr. 225, die Vollwaifen erhalten zufammen Fr. 
225. Der Staat trägt an die Kafie Fr. 4000 jährlich bei, die Vehrer minde⸗ 
ftens Fr. 25, je nah dem Zivilftand, dem Eintrittsalter ıc. 

5chaffhauſen. Staatliche Penfionen (in der Regel im Betrage von Fr. 
600) werden nur an Diejenigen Lehrfräfte ausgerichtet, die der im Jahre 1894 
gegründeten vbligatoriichen Penſionskaſſe wegen vorgerüdtem Alter nit mehr 
beitreten fonnten. An diefe Kaſſe gewährt der Staat Beiträge von Fr. 5000 
und Fr. 4000—5000 aus der Bunbesfubvention. Beitrag ber Lehrer fr. 50. 
Penfion für Lehrer nah dem 65. Jahr Fr. 800, für Lehrerinnen nah dem 55. 
Jahr Fr. 700. Wenn bie Invalidität vorher eintritt, fo findet in ber Aus— 
richtung des Ruhegehaltes eine Sfala Anwendung, nach mwelder vom 40. Dienit« 
jahre weg für jedes Altersjahr Fr. 20 zugeſetzt werden, bei fr. 300 beginnend, 
Die Witwenpenfion beträgt Fr. 240, die Waifenpenfion Fr. 25 per Kind, ganz 
verwaifte erhalten Fr. 50, : 

Appenzell A.Rh. Ruhegehalte werben ausgerihtet aus ber obligato- 
riſchen Lebrerpenfionsfaffe. Staat, Gemeinde und Lehrerichaft tragen per Schul- 
ftelle je fr. 40 bei; die Gemeinden übernehmen meiſtens auch den Beitrag ber 
Lehrerſchaſt. Im Altersfall (nach dem 60. Alteröjahre) oder bei Invalidität 
wird eine Penfion von Fr. 600 ausgerichtet; wenn bie Invalidität vor bem 
15. Dienftjahe eintritt, fr. 500. Die MWitwenpenfion beträgt Fr. 400, wenn 
Kinder da find, und Fr. 200, wenn die Witwe ohne Kinder if. Aus ber 
Bunbesfubvention werben zu ben Alteröpenfionen Tr. 400 Zulage gegeben, wo— 
mit die Penfion auf Fr. 1000 erböht wird, Ebenſo werden die Invaliditäts— 
penfionen auf Fr. 700 (eventuell Fr. 1000 im Bebürfnisfalle) und die Witwen» 
penfionen auf Fr. 500 (Fr. 250 ohne Kinder) erhöht. 

Appenzell J. Rh. Cine ftaatliche Penfionierung befteht nit. Ruhege⸗ 
gebalte werben aus ber obligatoriihen Alters, MWitwen« und Waijenlaffe aus— 
gerichtet. Staatäbeitrag: jährlih Fr. 300 + fr. 200 aus der Bunbesfubven« 
tion. Die Gemeinden zahlen gelegentliche freiwillige Beiträge an bie Kaffe, 
Beitrag der Mitglieder: 2% bes Gehaltes bis auf Fr. 1000, 1% für jebes 
weitere fr, 100, Alters- und nvalidenpenfion Fr. 200 nah 10 Tienſtjahren, 
für jedes weitere Dienitjabr Fr 10 mehr (3. B. bei 40 Dienftjahren fr. 500). 
Witwen erhalten die Hälfte der Penſion bes verftorbenen Mannes, Waijen je 
Te. 40,. Doppelmweijen Fr. 60. 

St. Gallen. Oblagatorifche Unterſtützungskaſſe. Beitrag des Staates: 
Ir. 30 per Lebrftelle und 20 % ber Bunbdesfubvention. Zie Gemeinden zahlen 
ie. 50 Jahresbeitrag per Mitglied und jedes Mitglieb einen Perjonalbeitrag 
von fir. 40. Die Beiträge der Behrerichaft werben von vielen Gemeinden be 
zahlt. Alterspenſion (für Lehrer nach dem 65., für Lehrerinnen nad dem 60. 
Altersjahre): Fr. 1000. Invalidenpenfion: von 5—20 Dienftjahren Fr. 40 
für jedes Dienftjabr bis auf 800—1000. Witwen fr. 200—250, je nad ben 
Dienftjahren des Mannes, Finder je Fr. 100 bis auf SFr. 500 für 5 oder mehr 
finder; bei ganz verwaiiten Kindern doppelte Anſätze, Marimum tr. 750. 

(Fortſetzung folgt.) 


BET Ichrerexerzitien - Feldkirch. 
Dom Abend bes 5, Oktober bis zum Morgen bes 9. Oltober. 





—i i 





— 671 — 


Rus Kantonen und AMusland. 


1. St. Gallen. Nächſten Samstag und Sonntag, ben 8. und 4. Okt., 
findet in St. Gallen die Jabresverfammlung ber ſchweizeriſchen Lehrer» 
turnvdereine ftatt. Aus allen größern Orten des Schweizerlanbes werden bie 
Leyrerturnvereine erwartet, jo von Zürich, Winterthur, Bern, Luzern, Bafel, 
Chaur de Fonds uſw. Auch bie in den lehten Jahren neugegründeten Qand« 
Rehrerturnvereine des Kantons St. Gallen (Wilrlintertoggenburg, Rorſchach, 
Merbenberg ac.) werben erfheinen. Samitag nachmittags finden Produfticnen 
ber einzelnen Sektionen, fowie Vorführungen von Mädchen: und Rnabenturn« 
Hoffen ftatt; auch eine Seminarklafje wird turnerifche Leiftungen zum Beſten 
geben. Der Abend vereinigt bie Teilnehmer im „Scügengarten”, Sonntags ift 
Hauptverfammlung und Fahrt nach Vögelinsegg. — Zweifelsohne wirb aud ber 
eine und andere Lehrer, der Turnen zu erteilen bat, nad St, Gallen pilgern, 
um fi den heutigen Stand der Zurnerei mitanzufehen. — Möge ber St. 
Gallertag neue Impulfe für das Schulturnen weden! —r. 

*. Aus ber Weiterberatung bed Erziehungsrates zu Vorfchlägen für ein 
neues Erziehungsgeſetz interefliert bejonders bie event. Schaffung ber Stelle eines 
fantonalen Schulinfveftors, neben den bisherigen Inſpektionsinſtanzen; doch ift 
noch nichts Definitives beſchloſſen. — Ob bei ben fehr eigenartigen Verhältniſſen 
unſeres Kantons dies bie notwenbigite Neuerung ſei? In den Poftulaten der 
Lehrerſchaft war hieron nicht die Rede, — Gegnern eines neuen Erziehungsge- 
feßes würde bamit unzweifelhaft ein gutes Kampfmittel in die Sand gefpielt. 

2. Bern. Bon ben 28201 Hocdzeitöpaaren im Jahre 1907 gab es 30 
Schweizer, bie auf dem Standesamt mit einem Kreuz unterzeichnet haben. Dazu 
gefellten fih nod 176 Italiener, — 

Der „Schweiz. Bauernverband“ erfucht ben Bundesrat, Fr. 150000 als 
ſpeziellen Poften ins eidgenöfjifche Büdget aufzunehmen, „um die Errichtung und 
den Unterhalt von Bergihulen zu erleichtern“. 

. Wallis. Der „Briger Anzeiger” meint inSaden Refrutenprüfungen 
und deren Refultate für Wallis: „Es bedarf bei und noch mander Aenderung 
und Umänderung. Beute greife ich nur Eines heraus: 

„Wir find gerade bei den Vorbereitungslurſen. Nach dem neuen Geſetz 
foll diefer Kurs wenigſtens 50 Stunden zählen. Ganz reht, bod jedermann 
wird zugeben, daß bie Zeit hiezu ſchlecht gewählt ift. Trotz gutem Willen ber 
Gemeinden und Refruten kann nicht alles jo ausgeführt werben, wie es eigent« 
lich fein ſollte. Manche Gemeinden halten eine Woche Schule zu 8 Stunden 
per Tag, andere müſſen die Schüler in ben Abendftunden zufammenbringen ; 
bier hält ein ausrangierter Lehrer Schule, bort eine halbe Lehrerin, an anderm 
Orte ein Pfarrer ufw., furz und gut, man ſucht halt den Verpflichtungen nad» 
zukommen, jo gut man eben fann, Meiner Meinung nad follte man die {Frage 
ftubieren, ob es nicht zu machen wäre, daß die Nefrutenprüfungen im 
Frühjahre, aleih nah dem vollendeten Winterfurfe, abgenommen 
werben fönnten, Drei fragen würben biemit auf einmal gelöft werben. 

1. Würde wätrend bes Winters von feiten des Schölers unb Lehrers viel 
fleißiger geichafft werden; 2. wäre man ber Sorge um ben Vorbereitungsfurd 
enthoben, denn biefer würde natürlich wegfallen; 3. letztes Jahr verlängerte man 
ben Winterfurs für MWiederbolungsihüler um 20 Stunden, den Vohn ber 
Behrer aber nit. Hierüber waren mit Recht die meilten Lehrer unzufries 
ben. Der Lohn nun, der für den DVorbereitungsfurs verausgabt wurbe, Fönnte 
bier wieder Abhilfe ſchaffen. Ich bin überzeugt, lönnten im Frühling die Prüf- 
ungen gehalten werben, die Wieberbolungsihulen und bie Noten unferer Re 
ruten fähen ganz ander aus. Wer dieje Umänderung zufammenbräcdte, würde 
unferem Wallis einen fehr guten Dienft erweiſen.“ — 


— 672 — 


4. Cuzern. Das Maihofſchulhaus, Spielplatz, Möbelierung, Vorhalle, 
Turnhalle, Abwartwohnung und Annexe inbegriffen, loſtet 640,682 Fr. Kredit⸗ 
überſchreitung: 27682 Fr. 11 Rp. — 

Eben liegt ein Büchlein vor: „Zwanglofe pädag. Plaudereien 
und Gedankenſpäne für Schule und Haus“ von M. Mehr, Lehrer in 
Tann. Es umfaßt 109 Seiten, koſtet 1 Fr. und erſchien bei J. Schills Erben 
in Luzern. Das Büchlein iſt ſehr zu empfehlen, es iſt praftifch in jeder Zeile, 
wirklich dem Familien. und Schulleben abgelaufht und fann namentlih von 
Eltern nur mit beftem Erfolge gelefen werden, Herr Mehr bat f. 3. Verſchie⸗ 
denes in unfer Organ geichrieben, das jemweilen beft gefallen. So 3. B. Gaffen- 
und Hauserziehung x. Wir fönnen bie „Plaudereien“ ohne Uebertreibung nur 
warm empfehlen. 

* Prof. P. Dr. Albert Kuhn (Stift Einfiedeln) ſprach den 22. Sept abends 
im Unionfaale in der theolog.-philof. Seltion ber ſchweiz. kath. Vollsvereins 
über religiöfe Kunft. Er beantwortete u. a. die frage: Was ift uns in 
ber Pflege der religiöfen Kunſt (fpeziell der klirchlichen Baufunft) feit Jahrzehnten 
binderlich gewejen? In melde Fehler jind wir vornehmlich verfallen? a. In 
die Scheu vor dem neuen Stil, vor der Moderne in ber Knnſt. db. Unfere 
firhlihe Kunſt hat gefehlt durch ben Mangel an Achtung vor ben Beiligen und 
befonders vor dem Allerbeiligften: Altar, Kanzel, Taufbrunnen. c. Wir leiben 
unter einem Mangel an Zotalauffaffung und Totalwirkung. d. Endlich fehlte 
uns und fehlt uns immer noch viel zu fehr der Sinn für Heimatlunft. Nebner 
fhloß dahin: „Die Kunft zeigt das Schöne, und das Schöne wedt bie freude 
und das MWohlgefallen, — das ift ein alter Sak ber Aeſthetik. Dod das ift 
nicht alles. Mo immer wir etwas Schönes erblicden, erfcheint uns barin ein 
Stück Paradies, und biefes Stüd wedt das fehnende Verlangen, das Heimmeh 
nach der ganzen Schönheit, nad dem ganzen Paradies, nach dem abfolut Schönen, 
nach Gott. Das ift der erhabene Beruf der Kunſt und vor allem der religiöfen 
KRunft, in uns und in allem Volke biefes Heimatjehnen zu weden nad der höchften 
— nach Gott.“ Der Vortrag fand lebhafteſte Aufnahme und ſtürmiſchen 
Beifall, 

5. Bürid. Der Regiernngärat verlangt vom Kantonsrat 91,000 Fr. 
une für die Ausrichtung von Zeuerungszulagen an Lehrer und 

eiſtliche. 

Die zürcheriſche Schulſynode, die ihre 75. Verſammlung in Hinwil abhielt, 
beſchloß den Bezug eines Extrabeitrages von 16 Fr. pro Mitglied und Jahr 
während längftens 50 Jahren für bie Tilgung des 900,000 Fr. betragenden 
Defizites der Witwen. und Waifenftiftung für zürcheriſche Volksſchullehrer, ſowie 
die Erhöhung der Jahresrente von 400 auf 600 Tr. Im meitern wurbe die 
Aufnahme ber Lehrerinnen und die Zulaffuna von Lehrern privater und fommu« 
naler Erziehungsanftalten zu der Etiftung bewilligt. 

6. Aargau, SKinderferienverforgung, Auf dem Hafenberg, oberhalb 
Bremgarten, fol ein Kinderheim zur Tyerienverforgung erholungsbebürftiger 
Kinder der Schulen der Stabt Baden gegründet werben. 

71. Schwyz. * Dem Vrnehmen nah Hat ber Erziehungsrat beichlofien, 
fatultativ die Schulfparfaffen einzu ü ren, — 

Den 13., 14. und 15. dies findet in Einfiedeln ein Unterrictsfurs in 
bibliſcher Geſchichie ſtatt, an dem in erſter Linie Geiſtliche und Lehrer der Kreiſe 
Einſiedeln und Höfe fich beteiligen werden. Veranftalter desſelben iſt die Sektion 
Einfiebeln-Höfe des kath. Kehrervereind und Leiter Herr Bez.⸗Schulrat Lehrer 
Benz in Marbad. — 

Nah Einfiebeln fommt als Lehrer, der an der Sekundarſchule franzöfih 
und baueben ben linterricht an ber gewerblichen Fortbildungsſchule — Zeichnen 


— 673 — 


abgerechnet — zu erteilen hat, ein Herr Aufdermauer, ehedem Seminarlehrer 
in Rickenbach. — 

Aus dem Kanton Schwyz machten zwei Lehrer bie zweite Schweiz. Heilig« 
landfahrt mit, nämlich die HH. Bilig in Einfiedeln und Marty in Schwyz. — 

Ingenbohl hatte letzter Tage feierlihe Schulhauseinweibung. Das berr- 
liche neue Gebäude iſt eine Zierde ber Gemeinde und ein Ehrenbentmal ihres 
ſchulfreundlichen Geiſtes. — 

* 8. Bug. * Am 21. Moi d, J. bat ber Kantonsrat das folgende Geſetz 
erlafjen: 

„Die Hauptlehrer an ber kant. Induſtrieſchule (mit Inbegriff bes Prof. 
für Zeichenunterriht und bdarjtellende Geometrie) erhalten folgende Gehaltszu⸗ 
lagen : 

a) Diejenigen, welde,ihon mehr als 10 Jahre lang als ſolche angeftellt 
find, jährlich 900 Fr. 

b) Diejenigen, welde noch nit 10 Jahre lang als folhe angeitelli find, 
jährlich 600 Fr. 

Diefe Zulagen fallen zu alleinigen Laften des Kantons. Das Geſetz hat 
auch Geltung für das Schuljahr 1907—08.“ 

Die Referendbumsfrift ift, wie erwartet wurde, unbenüßt abgelaufen, * 
das gewiß zeitgemäße Geſetz hat Gültigfeit erlangt. F 

9. Deutſchland. Freiburg i. B. Zur Aufnahme ins Erziſchoſtiche 
Konvilt haben ſich diesmal 84 Theologieſtudierende gemeldet, eine Zahl, die ſeit 
1888 nicht mehr zu verzeichnen war. 

An Berlin beſteht unter den Augen ber Behörden ein Unternehmen „Die 
Schönheit”, das fich die Pflege der NadtHeit im fittlihen (!) und erzieherifchen 
(!) Imterefie zur Aufgabe ftellt. Art ber Tätigkeit: 1. Durch Schrift und 
Bild. 2, Die Nadtheit auf der Bühne (20. Mai im Mozartjaale),. 3. Die 
Nadtkultur als Lehrfach. Es fol mit 1. Oktober im Eispnlaft eine bez. „Hoch⸗ 
fhule* errichtet werden. Man ift wirklich weit gelommen in Berlin. — 

Arthur Bietjchen wendet fih in der „Sächſiſche Stulzta.* energiich gegen 
bie feruelle Aufflärung in ber Schule im Sinne der Modernen. — 

Die Pofitiven Hamburgs gehen allen Ernſtes an bie Errichtung eines 
freien Lehrerſeminars. — 

0, Preußen. Als Studierende der Randesuniverfitäten werden mit Win— 
terfemefter 1908—09 aud Frauen zugelaſſen. — 

Das Schöffengericht in Elbing verurteilte einen Beſitzer G. W. aus 
Wickeren zu 30 ME. Geldſtrafe, weil er den Hauptlehrer B. in verächtlichem Sinne 
„Schulmeiſter“ genannt hatte, — 

Tel. Herber in Boppard, Vorfigende des Tath. Lehrerinnenvereins, erhielt 
von Pius X, das Kreuz pro ecclesia et pontifice. — 

Der preußiiche Lehrertag und der „Kath. Kehrerverband“ fordern gemein- 
fam „aehaltlihe Gleichftellung aller Lehrer mit Sefretären ber allgemeinen Staats« 
verwaltung“. Hervorragende Zentrumdführer, wie Dr. Zrimborn, Roeren ıc, 
haben jüngft an einer Vehrertagung bie Forderung gebilligt und ihre Dilfe zu⸗ 
gelagt. — 

Preußen. Kultusminifter Dr. Holle erflärte bei Enthällung des Boſſe⸗ 
Dentmals (früherer Unterrichtsminifter): „1. Wir müſſen die Kinder erziehen. 
2. Diefe Erziehung muß auf hriftlicer Grundlage ruhen, um ben Kindern 
einen feften fittliben Halt für die Zukunft zu geben, 3. Es muß fich der Ein- 
zelne in ben Organismus des Geſamtweſens einfügen, foll das Schulweſen ge 
beihen. Diele drei Dinge ftehen für mich feſt.“ 

11. Seherreih. Den 25. Sept. waren es 150 Jahre, feit ber fathol, 
Mufterpädagoge Vierthaler geboren. Ald Lehrer war er gewandter Dozent 


— 674 — 


und geſchickter Katechet, als Erzieher ein Overberg, ale Schulreformator 
vorbildlich durch ſeine Leiſtungen in Lehrplan, Schulbüchererſtellung und in ſeiner 
Fortbidungsidee. — 

12. Frankreich. Ein neues Miniſterialdekret ordnet die Schließung von 
27 Latb. Anftalten im Departement Cotes-du-Nord an. — 

Die Biihöfe des Landes haben einen Proteft erlaſſen gegen bie fteten 
Angriffe abfeite der Regierung auf bie Unterrichtsfreiheit. — 

13. Italien. Der Jugendkonkreß Italiens hatte — zirta 2500 Mitglieder 
ftart — ben 19, Sept. Aubienz bei Pius X. Er überreichte dem heil. Vater 
einen goldenen Jugendkelch. — 

Um ben Gomerfee herum feien laut Enquöte ber Unione fFeminile in 
Mailand die Schulen mit verlotterten Schulbänten und erbärmlichen Zimmern. 
Gehalt: 650— 900 Lire. — 

* Beptbin ſchifften fih die Jeſuitenpatres Nodliff, Dahlmann, Boucer 
nab Japan ein, um in Zolio die Gründung ciner höheren Lebranftalt vor- 
zubereiten. — 

14. Irland. Das engliiche Unterhaus genehmigte in 8. Lejung die Er— 
richtung einer kath. Univerfität in Dublin, — 


— —— 


Titerafur. 


Cärilia II. (Neue Folge). Für gemifhten Chor. SHeranögegeben 
von oh. Diebold. Verlag von Fritz Gleihauf in Negensburg. Partituraus« 
gabe: geb. 2 Mt. 40 — 420 €. — 

‚„Säcila II* ift eine Sammlung vier- und mehrftimmiger Chöre und 
bat einen „Anbang* von ſchönſten Voltöliedern. Die „Ehöre* find größtenteils 
Driginallompofitionen beutfcher Zonjeger der Gegenwart, Wir finden aud 
folgende ſchweizeriſche Komponiften vertreten 3. B. Karl Detih in Stans, 
Stehle 3. ©. E. in St, Gallen, Sturm Wilhelm in Biel. Die „ Sammlung” 
ift in Anlage, Tendenz und Ginteilung eine fFortiegung ber bejtbefannten 
Megensburger „Gäcilia I“, die nacheinander 5 große Auflagen erlebte. Sie will 
vorab den KHirchenhören und höheren Lehranitalten dienen, Imbezug auf Text 
und Muſik ift alles Unpafiende, Schwächliche oder gar Triviale forgfältig fern» 
gehalten; „Cäcilia II* bietet einfache, aber nicht alltägliche Hausmannsfoft und 
verdient von jedem Gefiktöpunfte aus von allen {Freunden reiner, leichter und 
anziehender Muſik ernite Beachtung. St. 

Ver Freund des chriſtlichen Jünglings von P. Mathias von Bremjceib 
0. C. Verlag von Kirchheim u. Co. in Mainz. — geb. 2 Mt. 20 — 

Der Kapuzinerpater von Bremfcheib hat literarifch beften Klang. Bon 
ihm ftammt u, a. aud eine Sammlung von Vorträgen über frau, Mann, Ehe, 
Familie 2c., die praltiich, leicht faklih und fehr anregend find. Auch das vor« 
liegende Büchlein — 306 S. — beißt diefelben Gigenfchaften und wird ein 
beiter freund des kath. Jünglings. Wenn dasjelbe nur auch von den Mit- 
gliedern unserer kath. Iünglingsvereine rest fleißig gelefen würde! Es mirlt 
apologetifh ohne Zubringlichkeit und ift in gemütvoller Weife gefchrieben. Ein- 
teilung: 30 Kapitel, Sehr empfehlenswert! — B. 

Je parle frangais seconde partie. Artift. Inftitut Orell Füpli, Zürid, 
Sefundar-kehrer DO. Eberhard gibt bier die Fortſetzung feiner befannten „Con- 
versations et Lectures A l’usage des dcoles* heraus, Er bietet Beirhreibungen 
(La maison — Le nid — Lejardin) Geſpräche (A dejeuner — Jnvitation au bap- 
t&me d’une poupee, (weniger jhidlih) Au printermps), Gedichte (Le petit gargon 
— Ma petite plante“ — Les trois poules). Erzählungen (Un brave garçon 


3 0605 — 


— Hannot et Annette — Blanche Neige) Am Ende jeden Refeitüdes find Thömes 
angegeben zur Bearbeitung burh den Schüler 3. B. Veſeſtück: Au bain, 
Thömes: 1. Un nauffrage. 2. Un concours de natation. 3. Nous allons en 
petit bäteau. 4. Notre etablissement de bain. 5. Nous nous baignons dans 
= riviere (dans le ruisseau ou dans le lac). Ein willlommenes praftifches 
üchlein. —T. 





» Sprechlaal. 


* 68 wäre von Intereſſe zu erfahren, ob bie an ber ft. gall, Sefundar« 
lehrerkonferenz vorgelegenen neuen Beitmotive über das Sekundarſchulweſen bes 
Kantons St. Gallen bereits vom hohen Erziehungsrate als bie feinigen erflärt 
worden, oder aber bloß perjönliche Vorſchläge eines Mitgliedes besjelben feien. 

—r. 





Sammellifte für Bohlfahrts-Einrihlungen unferes Vereins. 
Übertrag: Fr. 3865. — 
Durch Hrn. Lehrer J. Schönbädler in Schwyz von 
Ungenannt Fr. 5. — 
Übertrag: Fr. 3370. — 
Weitere Gaben nehmen dankbarſt entgegen: Spieß Aug., Zentral«staffier 
in Zuggen (At. Schwyz) und die Chef-Rebaftion, 


Briefkalten der Redaktion. 


Der Lefer findet in heutiger Nummer 2 Korreſpondenzen, die gegenüber 
Arbeiten und Anſchauungen tüchtiger und verdienter Mitarbeiter unferes Organes 
mehr und weniger fharf „reagieren“. Wir ließen beiden unverfürzt bas Wort, 
ohne perfönlihe Stellung zu nehmen. Wir nehmen an, beide Herren Mitar» 
beiter ertragen eine anftändig geäußerte Gegenanfit und finden mit uns, daß 
Kritik im eigenen Blatte nur belebendb und belehrend mirlt. — 

Diefer Nummer Liegt die dritte wifjenfchaftliche Beilage diefes Jahres bei, 
Die gediegene Arbeit ift höchſter Beachtung und ernfteften Studiums wert. — 


Dakante Sehrerfielle in Bug. 


Infolge Refignation ift am der hiefigen Knaben-Primarjchule eine 
Lehreritelle valant geworden. Die wöchentliche Unterrichtäzeit beträgt 
28—30 Stunden, mit Fr. 2200 Yahresbefoldung inklufive Altersver- 
forgung mit periodijchen Alteräzulagen bis auf Fr. 2400 nebjt Neben: 
gefällen, 352 

Afpiranten wollen ihre Anmeldungen fhriftlid und verſchloſſen, 
unter Beilegung ihrer Schul« und Sittenzeugnifje, mit Angabe des 
Pildungsganged und biöheriger praftifcher Wirfjamkeit, bie ſpäteſtens 
den 8, Oktober nähfthin an Herrn Stadtprälident Dr. Silvan 
Stadlin eingeben. 


Bug, den 21. September 1908. 
Die Einwohnerkanzlei. 











— 676 — 


— Offene SmSchulſtelle. ;, 


Die Sekundarſchule Küßnacht iſt infolge Wegzuges des bis— 
herigen Inhabers dieſer Stelle neu zu beſetzen. Der Jahresgehalt be— 
trägt 2200 Fr. Hiezu kommt noch die Rekrutenſchule und die Fort— 
bildungsjchule, welch’ Ietere beide mit 500 Fr. zu bezahlen find. Beginn 
der Sekundarſchule am 19. Oktober nächſthin. Anmeldungen find bis 
8. Oktober zu richten an Schulratöpräfident Pfarrer W. Gattani. 


ruß arkeilon aller Art beforgen billig, ſchnell und 
Irudarbeiten iso: enie  ihrılan, einkcn (Some). 
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Haupttreffer 40,000 und 10,000 Fr. 





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Nach Balsthal folgt Olten. 


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Haupttreffer : Fr. 40,000 Fr. 20,000 und 
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| E 


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— * EEE Bi n u 


Beilage zu Hummer 40 der „Päd. Blätter", 


Die Behandlung der Füge im Scuileben. 
Vortrag von Hrn. Prof. Dr, F. W. Förfter, *) 


Als ich über das Thema für den heutigen Vortrag nachdachte, da 
babe ich mich gefragt, ob eine allgemeine Betrachtung mehr am Plate 
wäre oder ein ganz konkretes, praftiches Thema aus der Erziehungs 
arbeit jede Einzelnen. Da habe ich den Gindrnd befommen, daß es 
dad Beſte fei, ein ganz konkretes Thema zu wählen, eine Ginzelfrage 
aus der Erziehung, die doch mehr als irgend eine andere frage in das 
Univerjelle der Erziehung eingreift, die überhaupt nur gelöft werden 
kann von der Gejamterziehung aus, die daher von der Gefamterziehung 
aus beiprochen werden muß, ein Problem, dad mit dem Kern des 
Charakters zu tun hat: das Problem der Lüge. 

Bon jeher find Eltern und Lehrer erfchroden, wenn fie die erften 
Anzeichen der Lüge bei ihren Kindern bemerkten. Sie haben das Ge— 
fühl, daß im der Lüge ein Symptom der tiefften Charakterſchwäche zu 
Tage trete, ein Mangel an Charalter, ein Symptom der Unterordnung 
des Menſchen unter die Macht des Augenblides oder aud ein Symptom 
der Menjchenfurdt. 

Es ift berechtigt, daß Eliern und Lehrer bei dem Erſcheinen der 
Lüge aufs Aeußerſte wachſam, vorfichtig und aufmerkfam werden. Selbft 
da, wo die Lüge nicht ein Symptom einer tiefern Verderbtheit ift, jondern 
auf vorübergehender Schwäche beruht, jelbft da ift fie eine ungeheuere 
Gefahr, meil durch ihre Ungewöhnung der Charakter im Fundamente 
untergraben werden muß. Gerade weil die Urfache der Lüge im tiefjlen 
Kern des Charakters fteht, ift es fo außerordentlich jchwer für den Er« 
zieher, an fie heranzulommen, zu ihrer wirklichen Quelle vorzudringen. 
Deshalb ift der Erzieher oft ratlos, weil alle übrige Erziehung in der 
Zuft fteht, wenn die auf Wahrheit beruhende Verbindung zwiſchen Er— 
zieher und Kind unterbrochen ift. 

Bevor ich auf die ganze pädagogijche Frage eingebe, ift es vielleicht 
gut, wenn wir und noch einmal vergegenmwärtigen, worauf die eigentliche, 
fundamentale Bedeutung der Wahrhaftigkeit beruft und woher bie 
Achtung der Lüge in der menjchlichen Gefellichaft ftammt. 

Man macht auch in Kreifen der Erwachienen die Beobachtung, daß 
man es mit der Züge immer leichter nimmt. Dan bat einen Regen- 


*) Stenogramm feines Vortrages anläßlich ber Konferenz ber obw. Vehrer- 
ſchaft, 26. Mai 1908 zu Sarnen). 


— 2 — 


ſchirm gegen den Regen, man hat einen Tram zum Fahren, man hat 
ſich alle möglichen Lebenserleichterungen geſchaffen, man denlt: Warum 
ſoll ich mir nicht durch eine Lüge etwas Unangenehmes vom Halſe 
ſchaffen? Es gehört ſozuſagen nicht zum Lebenscomfort, wahrhaftig zu 
ſein. Darum iſt es gut, daß wir uns auf dieſem Gebiete die alten, 
ewigen Wahrheiten in ihrer tiefern Begründung vergegenwärtigen. 


Von religionsloſen Moraliſten wird gewöhnlich die Forderung der 
Wahrhaftigkeit allein zurückgeführt auf das ſoziale Leben und ſeine Not— 
wendigfeiten. Wie fann ein Zujammenleben, ein Zufammenarbeiten der 
Menjchen erxiftieren, wenn nicht gegenfeitiges Vertrauen und volllommene 
Wahrhaftigkeit Herrfht? Nun ift damit gewiß auf einen Grund der 
Wahrhaftigkeit aufmerkſam gemacht, aber dieſe jozialen Gründe können 
nicht entfernt ausreichen, denn gerade aus dem Sozialen Leben kommen 
die ſchwerſten Berfuhungen zum Lügen im Intereſſe des Einzelnen und 
der Gemeinſchaft. Es ſcheint oft geboten, hie und da zur Lüge Zuflucht 
zu nehmen, um einem andern einen großen Schaden zu erjparen. Es 
ift alfo nicht richtig, daß mir die Nechtung der Lüge allein aus den 
Bedürfniffen der menschlichen Gefellichaft erklären fönnen. Diefer Fluch, 
der auf der Füge liegt, beruht auf etwas viel Intimerem, die Wahr- 
baftigkeit hat eine ganz perfönliche Bedeutung für den Charakter, Vom 
Römer Kato wird erzählt, daß er nicht cinmal im Scherze eine Lüge 
fagte. Woher fommt diele Abneigung? Daher, daß die Wahrhaftigkeit 
nicht mur etwas ift, was für den Verkehr der Menjchen untereinander 
wichtig jcheint, jondern daß fie das Fundament des Charakters bildet, 
daß die ganze Einheit des Menjchen beruht, daß fogar jedes Wort, jede 
Miene gededt ift von jeiner ganzen Perjönlichkeit. Wie ein Gebäude 
in einem einheitlihen Stile gebaut wird, jo muß jozufagen dieje Einheit 
des Stile auch im Menſchen vorhanden fein, und wo er Worte jpricht, 
die nicht gededt find von feinem ganzen Willen und Sein, da löft fi 
der Menich auf, da fällt der Charakter audeinander, die Einheit des 
Menſchen geht verloren, der Menjch bekennt fidh nicht mehr zu 
dem, was er ift, So fehen wir, daß gerade die ernften, charaltervollen 
Menjchen eine tiefe Scheu vor der Sünde haben. Wie wunderbar 
Ihildert Dante beim Hinabjteigen in die „Hölle“ dad Los der Lügner: 

Ale Bekannten erfennt er wieder, nur bie Lügner nit. Warum? Sie 
baben gar fein Geficht, weil ihre Perfönlichteit tot ift, weil fie nicht den Mut 
hatten, fich felbft zu befennen, weil eine Spaltung, Auflöfung bes Menſchen ein» 
getreten ift. 

So wollte ich zeigen, wie die Forderung der Wahrhajtigfeit aus 
dem tiefiten Bedürfnis des Charalterd ftammt. 


— 3 — 


Ein anderer Geſichtspunkt, die Wahrhaftigkeit, die Treue in der 
Wiedergabe deſſen, was wirklich ift, ift ein Schuß vor der Uebermacht 
unferer fubjeltiven Zuftände, unferer Phantafie, unferer Gefühle Die 
Treue gegenüber der Wirklichkeit ift ſozuſagen eine fihere Korreftur, 
durch die wir ficher geftellt werden gegen den Nebermut unſeres eigenen 
Subjeftes. Sobald wir die Wirklichleit fäljchen, find wir in Gefahr, 
unfere geiftige Gejundheit zu verlieren, 

Der lebte und wichtigſte Grund für die außerordentliche Schäßung 
der Wahrhaftigkeit ift der religiöje Sie werden mir alle recht 
geben, wenn ich fage, daß erſt das Chriftentum dem Streben 
nah Wahrheit die höchſte Glorie und den höchſten Sinn 
gegeber hat, indem das Chriftentum eine höchſte und un— 
umftößlihe Wahrheit in die Welt gebradt, eine ewige 
Wahrheit, und im Menfhenherzen das tieffte Verlangen, 
die tieffte Sehnſucht entzündet hat, die Wahrheit zu 
ſuchen und zu befigen. Auch die Wiflenjchaft verdankt ihr eigenftes 
treibendes Motiv, ihr Verlangen nad Wahrheit dem Ehriftentum, der 
großen Glut, der glühenden Liebe nach Wahrheit, die dad Ehriftentum 
entzündet Hat, damit warf e8 eine Glorie auf jede Wahrheit. 


So fagt auch Huguftinus: „O Wahrheit, o Wahrheit, wie lechzt das 
Markt meiner Seele nah bir,” 


Zum Schluß diefer Furzen Ueberficht möchte ich noch einen letzten 
Grund anführen. Es ift einmal notwendig für den Menjchen und viel» 
leiht das Allernotwendigfte, daß er Ideale hat, die über diefem Xeben 
ftehen und darüber hinausführen, dann aber aud, daß er einen tiefen 
und ächten Wirklichkeitäfinn Hat, daß er die Wirklichkeit, wie fie ift, 
unbarmherzig ind Auge faßt. Alle großen Perjönlichleiten zeichnen fich 
dadurh aus, daß fie ihren Blick nicht bloß in die Welt der ewigen 
Güter richten, jondern zugleich einen großen Wirklichkeitäfinn haben, 
mit durchdringenden Augen jchauen und alles fehen, daß ſie ſich feine 
Illufionen machen über den Menfchen, feine Selbfttäufchungen über ſich 
und andere, daß fie das wirkliche Leben nie verfälichen, fondern ihm 
feft und treu ind Auge bliden, daß fie alles fehen, die Wirklichkeit, die 
Erde und den Himmel. 

Nachdem ich die Haupturjadhen für den ungeheuern Wert der 
Wahrhaftigkeit klar gelegt habe, gehe ich aur eigentlichen Aufgabe meines 
Themas über: die Lüge im Echulleben. 

Ich gehe davon aus, daß für den Lehrer eine ganz befondere Ver- 
pflichtung befteht, Hier Seeljorger zu fein, weil nämlich das Schulleben 
ala jolches für das Kind eine ungeheuere VBerfuhung zum Lügen ift. Ich 


— 4 - 


habe eine Enquäte angeftellt und gefragt : Welche Lügen werden in der Schule 
gejagt? Ih war erftaunt über die Fülle von Lügen, eine unendliche 
Menge von Lügen kam da zum Vorſchein. Die Schule bringt eine 
Fülle von Anreizen zum Lügen mit ihrer Angft, ihrer Disziplin, ihren 
Anforderungen der Disziplin, der Kameradſchaft und ihren Prahlereien. 
Es ift Mar, daß das Kind alldem einfach unterliegen muß, ja daß jogar 
ein Erwachſener unterliegen würde, wenn nicht eben ein Seeljorger da 
ift, der fich des Kindes annimmt. ch betone, der für die Seele ſorgt, 
nicht nur don außen jchlägt und zwingt, jondern ihm zur Moral Hilft, 
ed erzieht, etwas herauszieht aud dem Kind, ed von innen für die 
Wahrhaftigkeit zu gewinnen weiß. Wenn ich bier von den ſchweren 
Verſuchungen des Schullebend ſpreche, jo gebe ich zu, daß es viele Kinder 
gibt, an denen diefe Verjuchungen des Schullebend ohne Spuren vor⸗ 
übergehen, auch folche, die in der Schule lügen und jpäter doch charakter- 
volle Menjchen werden. Aber gefährdete Kinder werden durch die 
Schulverfuhungen gerade fo zerjtört, wie ein Menjch, in deffen Nerven« 
foftem eine gewiſſe Schwäche ift, durch den Heinften Tropfen Alkohol 
zum Trinker werden kann. Gin moderner Pädagoge *) jagt mit Nedt: 


„Vor allem die Rüge bildet ein Hindernis für ben harakterbildenden Ein- 
fluß bes Lehrers. Die ganze intelleltuelle Leiftung bes Schülers, das ganze 
moralifche Fundament der Schule wird von ber Lüge angetaftet.” 


Eine Pädagogik, die nicht verhindern fann, daß Knaben und 
Mädchen Jahre hindurch aus Feigheit Lügen, wie könnte fie dem deal 
einer nationalen Erziehung entjprecden? Das jollte die Lehrer zu einer 
eınftlichen Prüfung veranlafjen, wie e8 in dem Punkt der Lüge in ihrer 
Säule fteht. 

Der ganze Geift unferes Beitalters ift dazu angetan, den Hang 
zur Lüge zu weden. Dieſes Ausmeichen, diefe Furcht vor allem Unan« 
genehmen trägt auch die Kauptjhuld an der wachſenden Kinderlüge; zu 
jeder Wahrhaftigkeit gehört eine gewifle Askeſe, eine ftrenge Eelbftübung. 
Unfer geitalter, das alle Asleſe ala Erdrofjelung der Natur betrachtet, 
muß auch die feelifchen Fundamente der Wahrhaftigkeit von Grund aus 
untergraben. 

Wenn man in der Schule für die Wahrhaftigkeit wirken will, jo 
muß man genau wie der Arzt zunächft nach den Urſachen der Lüge 
forſchen. Wo liegt die Urſache der Lüge beim Rinde? 

Es iſt höchſt wichtig, daß mir die Zügen nicht fo nach einem 
Schema behandeln, fondern und die große Verfchiedenheit der Motive 
vergegenwärtigen, die hinter den Lügen fteht. Der franzöfifche Pjychologe 


*) gehmann in feinem Bude: Erziehung und Erzieher, 


— 5 —⸗— 


Sülly hat einmal die Lügen in „heiße“ und „kalte“ eingeteilt, je nach 
der Art ihrer Grundmotive, Die erflern gefchehen aus dem Drange 
der Not, die andern aus langer Ueberlegung. Stanley Hall fchlägt 
folgende Haupteinteilung vor, ebenfalls im Anſchluß an die Hauptver- 
ihiedenheiten der Beweggründe: Phantaftifhe Lügen (aus ftarfer 
Phantafietätigkeit heraus), heroifche Lügen (um andern aus der Not zu 
helfen), egoiſtiſche Lügen (um fich jelber aus der Not zu helfen), patho- 
logiſche Lügen (aus Frankhafter Anlage). Dan könnte noch hinzufügen: 
Nervöfe Lügen, nämlich Lügen aus nerböfer Angft, Lügen, die nicht 
gelagt werden würden, wenn ftatt des barſchen und inquifitorijchen 
Fragens dem Kind Zeit gelafjen würde, ſich auf fich felbft zu befinnen. 
Eine Art von Lügen find foziale Lügen, um einen Schein zu eriveden 
von dem, was man nicht ift, was man aber vor den andern gern fein 
möchte. 

Dan kommt am beften auf die BVerfchiedenartigfeit der Lügen, 
wenn man die Kinder felber einmal frägt: Warum habt ihr ſchon 
Lügen gejagt? warum werden überhaupt Lügen gejagt? Ich habe ein« 
mal folgende Antwort bekommen: 

Man fagt eine Lüge, weil einem bie Wahrheit nicht geglaubt werben 
würde, Da ftand jedenfalls folgendes Erlebnis dahinter: Es war eine Stockung 
im Tramverlehr eingetreten, dba hatte ber Knabe geglaubt, daß dieſe Ent- 
fhuldigung zu abgeleiert fei und nicht gewagt, es zu jagen. Dafür hat er eine 
Rüge gebraudt. 

Man fieht, wie wichtig es ift, daß der Lehrer bei unmwahrjceins 
lichen Behauptungen ſich vorerft überzeugt, ob wirklich eine Lüge vor- 
liegt. Es gibt auh Weihnachtslüugen, dad find Ueberraſchungs— 
lügen; Schneiderlügen, wenn man ein Kleid jchnell haben will und des— 
halb eine Reife oder Hochzeit vorſchützt. Es fpielt daß, mie e3 fcheint, 
eine große Rolle im Leben des Kindes, und die Kinder denken viel über 
bie Grlaubtheit oder Unerlaubtheit folder Lügen nad. ch Habe bei 
folden Anläſſen die Kinder gefragt: Gibt ed Lügen, die nie heraus. 
fommen? Ein Knabe ſagte: „Man jagt es im Sclafe.“ Died war 
ihm jedenfalls einmal pafjiert. Die meiften jagten: „Sa, es gibt Lügen, 
die nie herauskommen.“ Da fragte ich: „ft es wirklich Wahrheit, 
fommt es nicht irgendwo, irgendwann and Tageslicht?“ Ein Knabe 
antwortete: „Ya, man fieht es einem am Geficht an, an den Augen.“ 
Als ih darauf alle Kinder feſt anblidte, flimmerten auf einmal die 
Augen aller Kinder unficher umber. (Heiterkeit) Gin Mädchen ſagte: 
„Wer einmal lügt, gewöhnt ſich an das Lügen.“ 

Gewöhnt man die Kinder, fih ihren eigenen Erfahrungen gegen« 
ftändlich zu maden, fo ijt das für die Kinder wichtig, und der Lehrer 


— 6 — 


lernt außerordentlich viel. Kinderpſychologie lernt er nicht aus den 
vielen modernen Büchern, die ſehr oft von Gelehrten geſchrieben find, 
melche feine Ahnung don der Seele des Menfchen haben, fondern durch 
ſolche Beiprechungen mit Kindern befommt er den tiefften Einblid in 
ihr Denten und Anjchauen. 

Ih komme zur Behandlung der egoiftifchen Lügen, die aus 
Feigheit gefprochen werden. Der Lehrer behandle dieſe fragen nicht 
poliziftifch, inquifitorifch, wie der Staatsanwalt, jondern ala Seeljorger, 
Arzt und Freund der Kinder. Gerade weil Rinder oft gar nidt recht 
wiffen, warum die Lüge jo verboten, verdammt und verflacht ift, gerade, 
weil fie erft jpät ertvachen zum vollen Bemwußtfein der Tragweite einer 
Lüge, muß man nadhjfichtig mit ihnen umgehen. Es gibt jehr kompli— 
zierte Erfcheinungen, in die man mit jorafältiger Hand eindringen muß. 

63 gibt zwei Methoden, einmal in der privaten Heilbehandlung, 
welche darin bejteht, daß der Lehrer das Kind nad Haufe oder 


wenigſtens erft nach der Stunde vernimmt. Diefe Methode follte viel 


häufiger praktiziert werden, als es tatfächlich geſchieht. Gin Kind bleibt 
dem Lehrer fürs ganze Leben dankbar, wenn er es nicht unnötig vor 
die Klaffe zerrt, ſondern fchonend mit ihm umgeht und die private 
Unterredung mit ihm eintreten läßt. Das Find wird dann auch viel 
hellböriger fein, während es Jonft bei allen Ermahnungen an bie 
lachenden Gefichter feiner Umgebung denkt und an die Schadenfreude 
auf dem Schulhofe. Bei jchwierigen Kindern rate ich, einige Nachhilfe 
ftunden zu geben, damit fie eine perjönliche Beziehung zu dem Lehrer 
befommen. Bei dieſer privaten Behandlung Jollte immer der Grund» 
fa maßgebend fein, daß man wie ein Freund mit dem Kinde redet, 
mit dem Gefühl: Wir wollen gemeinfam bie Lüge befämpfen, du bift 
fein Lügner, du Haft Anlagen zur Wahrhaftigkeit, ich habe mich ge- 
wundert, daß du gelogen haft. Plan muß dem Rinde das Gefühl bei- 
bringen, daß es die Kraft in fich hat, wieder wahrhaftig zu fein. Viele 
bringen dem andern da8 Gefühl bei, daß er überhaupt nicht mehr auf. 
ftehen könne und im Grund und Boden verdorben fei, daß Selbitgefühl 
muß gewedt ftatt zerjchlagen werden. Im Strafgejeßbuch ift e8 nicht 
umfonjt verboten, einen Menfchen, der zwar wirklich geftohlen hat, einen 
Dieb zu nennen, weil eben jeine Bejjerung dadurch erſchwert würde. 
63 ift jo wichtig, daß wir dad PVertrauen haben, es liege im Menfchen 
jelber die Kraft, dem Gebote nachzuleben. Ein vorbildlicher Erzieher 
ift in diefer Hinficht der amerifanifche Jugendrichter Lindfay. Ich habe 
einen Bericht von ihm gelefen, wo er feine privaten Gefpräche mit Ber- 
brechern gejcildert Hat. Da war ein Knabe, der geftohlen hatte und 


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mit eiſerner Stirne das Verbrechen gegenüber Eltern und Lehrern ab» 
leugnete. Lindſay wird „der Seelenmafjeur“ genannt. Er jchreibt: 


„Ich bemerkte dem Knaben, daß ich ihn nicht für einen Lügner hielte, 
obwohl er geihmworen babe, baf er das Betreffende nicht genommen habe. Er 
ſei ein braver Knabe, obwohl mir feine Betrügereien mihfielen. Wenn er dieſe 
faule Stelle nicht berausfchneide, fo würde er fein Mann, Ich fchilderte ihm 
bie innern Umftänbe, die ihn zur Büge führten und ließ ihn gar nicht zu Worte 
fommen. Ich fagte, wie ſehr ich feine Liebe zu feinen Eltern refpektierte, denen 
er durch bie Lüge einen Hummer zu eriparen glaubte. Aber aud, wie furz- 
fihtig bies gedacht und gehandelt ſei. Da brach er in Tränen aus und be» 
tannte alles. (M. 9. Das ift vorbildliche Erziehungsarbeit!) 


Auh beim Appel an die Schüler in der Klaſſe foll der 
Lehrer vorausjeßen, er erwarte unter allen Umftänden, daß ihm die 
Wahrheit gefagt werde. Biele Lehrer jagen, wenn fie eine Lüge im 
Anzuge glauben: Uber wehe dir, wenn du lügft! Das Richtige ift zu 
fagen: Bitte, fomm nad der Stunde zu mir, und fo genau, ala ich 
weiß, daß die Sonne morgen? aufgeht, jo genau weiß ich, daß du mir 
die Wahrheit jagen wirft. Zwiſchen Menſch und Menjch geht ein ge 
heimnisvoller Stontaft, Die Gedanken, die ich von einem Menſchen 
babe, wirken auf ihn. Ein Menſch, für den ein anderer glaubt 
und betet, geht ſchwerlich verloren. Der Lehrer muß fi 
an dad bejjere Selbit der Schüler wenden, das iſt fo eine 
Art Suggeftiondkur, die den Schüler vor dem Straudeln 
bewahrt. 

Mas nun die Öffentliche Behandlung der Küge betrifft, 
die Beiprehung mit der ganzen Klaſſe, jo möchte ich da vorjchlagen, 
daß ſowie der Zurnlehrer feine Klafje Hie und da ausruhen läßt, auch 
der Lehrer etwa einmal fünf oder zehn Minuten zur Ausfpannung der 
Schüler benüßt und mit ihnen über irgend ein moralifches Thema 
ſpricht. Ich meine bier nicht, was der Geiftliche, jondern was ber 
Lehrer zu tun hat; er follte fich mit den Kindern einmal ruhig über 
ſolche Disziplinarfälle ausfprechen. Gerade, wenn ein Delikt paſſiert ilt, 
befindet fich weder der Erzieher noch der Zögling in der rechten geiftigen 
Berfafjung. Biel wichtiger ift e8, ſolche Beiprechungen unabhängig von 
einem beftimmten Vorfall abzuhalten. 

In einer Schule in Amerika hat der Lehrer durch diefe Praeventiv- 
Methode eine glänzende Schuldisziplin erzielt. Jeden Tag, bevor die 
Stunde beginnt, wird fünf Minuten lang über irgend einen Gegenftand 
geiprochen, über Reinlichkeit, Selbftbeherrihung, Treue, Freundſchaft, 
Wahrhaftigkeit, Pflichtgefühl u. f. w. Die Schüler dürfen dad Thema 
jelbft ausfuchen, und einer muß es an die Tafel ſchreiben. Es heißt, 
ein Knabe habe einmal ſchreiben wollen: Selbjtbeherrichung, ein anderer 


4 8 — 


zupfte ihn am Rocke und wollte ein anderes Thema geben, der erſte 
bätte ihm beinahe eine Ohrfeige gegeben, da fam ihm plötzlich in den 
Sinn, aber nein, dent’ doch an die Self-Kontrolle. Die Kinder denfen 
alfo mehr nach über fich jelbft und bilden fich dadurch den Charalier, 
Man fieht daraus, wie wichtig ſolche ruhige, feelforgerliche Geſpräche 
mit den Rindern find. 

Ich möchte folgende Geſichtspunkte andeuten. Gin Belgier hat 
hervorgehoben, es ſei für den Heilpädagogen immer das Erfte und 
Wichtigſte, daß er ftudiert, wo noch eine gefunde Neigung, ein gefundes 
Sinterefje im Kinde vorhanden ift, und daß er alled, was er verlangt, 
an dieſes gejunde Intereſſe anknüpft. 

Wenn ein Knabe geiſtig tätig iſt, aber Freude hat an Garten» 
arbeiten, fo läßt er ihn gewaltig im Garlen arbeiten, aber ganz plan- 
voll, ftellt ihm höhere Aufgaben, läßt ihn auch Bücher darüber leſen 
und entwidelt jo das geiftige Leben des Kindes, Dasjelbe ſoll gelten 
für die moralpädagogiiche Behandlung gejunder Kinder. 

Mas ift bei gefunden Kindern gegen die egoiſtiſche 
Lüge audzufpielen? Es liegt auf der Hand, daß in dem Jugend- 
alter, in dem am meiften gelogen wird, auch ein Trieb im Vordergrund 
fteht, der das ftärkfte Gegengewicht gegen die Lüge geben kann, das Ver— 
langen nah Mut. Es fehlt eben nur das Gefühl, daß die Lüge eine 
Feigheit if. Der Lehrer muß dad Verlangen nad Mut Hinlenten auf 
das Streben nah Wahrhaftigkeit, er muß jozufagen den eleftr. Kontakt 
herftellen, da8 Verlangen nah Mut außjpielen gegen die Lüge. Ich 
wenigſtens habe damit große Erfolge erlebt. Ich ſagte z. B.: Ihr habt 
doch Verlangen, einen Kopfiprung machen zu können. Die Wahrheit 
zu jagen ift auch jo ein Kopfiprung, es ift unangenehm, aber man 
Ipringt eben mit Eräftigem Anja ab. Es bedarf oft nur eines einzigen 
MWorted, um einem Knaben eine entjcheidende Anregung zu geben. Es 
ift auch zu zeigen, was die Menjchenfurcht für eine Feigheit if, und wie 
man die Lüge unter dem Gefichtäpunfte der Tapferkeit befämpft, indem 
man das geiftige Ehrgefühl anfacht und gegen jede Art von Dtenjchen- 
furcht auftritt. 

Mas das Gefühl der perjönlichen Feſtigkeit gegenüber der Angit 
vor den Menjchen anbetrifft, jo möchte ich hervorheben, wie wichtig ed 
ift, Died nicht nux mit Worten zu pflegen, jondern auch in der ganzen 
Behandlung des Schülers dieſes Ehrgefühl zu fohonen. Da möchte ich 
offen jagen, daß die Lehrerichaft Deutfchlands und der Schweiz noch viel 
zu non galant mit dem Ghrgefühl der Kinder umgeht, daß fie die 
körperliche Züchtigung zu wenig bedenkt, die eben doch das Ehrgefühl 


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degradiert und abſtumpft. Es iſt kein Zufall, daß gerade da, wo die 
beſten Erzieher wirken, in den Anſtalten für ſchwer erziehbare, entartete 
Kinder in Belgien, Frankreich, Amerika, England grundſätzlich nicht ge— 
prügelt wird, die Vorfteher fagen ausdrücklich, alle Regeneration dieſer 
Kinder beruhe auf ihrer Selbſtachtung. Wer fich nicht ſelbſt achtet, der 
bat überhaupt auch jedes Intereſſe an feiner höhern Entwidlung ver- 
loren. Darum ift e8 fo wichtig, daß der Lehrer in feiner Disziplin To 
viel als möglich alle Mittel vermeidet, die das Ehrgefühl des Kindes 
abftumpfen können. 63 ift charakteriftilch, daß in den rufjifchen Schulen 
nicht gejchlagen werden darf. Man jchreibt viel von der ruſſiſchen 
Knute, aber in der Schule braucht man fie nicht. Der Jugend gegen« 
über wagt der Ruſſe niemals mit dem Stode zu fchlagen. Die Ruſſen 
find nämlich gute Pädagogen, wie auch die Erfolge in der Kolonial- 
politit in Aſien zeigen. Es follte zu bedenken geben, daß man in diefem 
Land der Knute der Jugend gegenüber fo zurüdhaltend verfährt. Ges 
wiß kann ein Lehrer durch Prügeln eine glatte Disziplin herftellen, aber 
ed geichieht immer auf Koften der tiefften Fundamente des Charalters. 

Diefe verprügelten Kinder werden ſpäter charakterlofe Menjchen, 
oft Verbrecher. Gine Lüge kann man niemals berausprügeln, die Lüge 
fehrt doch wieder in dad Kind zurüd. Es kann nicht genug hervorge⸗ 
hoben werden, daß die Hebung des Ehrgefühles das Erſte ift in einer 
lügerhaften Schule. Der Verbrecher „Aus verlorner Ehre“ betitelt 
Schiller einen Aufſatz. Aus verlorner Ehre, aus getötelem Ehrgefühl 
werden in der Tat viele Menjchen zu Verbrechern. Es iſt inzFrank— 
reich und Deutjchland beobachtet worden, daß dort, wo Borgejehte 
ihonungslos und brutal mit dem Ehrgefühl ihrer Untergebenen um- 
gehen, die Lüge unter der betreffenden Beamtenjchaft geradezu epidemiſch 
wird. 

Sie werden gewiß fragen, was man ald Erjagmittel für das 
VBrügeln gebrauden fol. Die Zeit reicht nicht aus, näher darauf 
einzugehen. Nur Gined möchte ich erwähnen : ed wäre gut, wenn man 
von den Amerifanern etwas lernte. Sie haben gerade gegenüber dem 
ſchwierigſten Publikum eine bewährte Einrichtung, die nicht ganz zu 
übertragen, woraus aber viel zu lernen ift: die Echulftadt (das Schoal- 
Eity Shftem). Die Schüler arbeiten jelber mit an der Disziplin, in- 
dem fie Bertrauendmänner in eigenes Parlament wählen. Das wird 
Ihnen zu weit gehen. ch möchte aber mitteilen, daß verjchiedene Lehrer 
aus der Schweiz über diefes Erperiment berichtet haben und über den 
Erfolg ganz glüdlich find. Im Toggenburg hat ein Lehrer feine Schule 
als Landögemeinde Fonftituiert, diefe ftellte jelber Gejeße auf und wählte 


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ihre Vorgeſetzten unter der Oberhoheit des Lehrers. Dieſes Intereſſe 
der Kinder an der eigenen Disziplin hatte wunderbare Wirkungen, fie 
bewährte fi auch bei Ausflügen, Statt daß der Lehrer wie ein be- 
rittener Poliziſt umheriprengt, wurde am Abend vorher eine Ordnungs- 
mache erwählt. Die drei Mädchen der Ordnungswache hießen dann in 
Anlehnung an Schillers Glode die „Himmelstöchter“. Sie waren von 
ihrer Aufgabe begeiftert und fanden den glängendften Gehorfam. Die 
Kinder wählen oft Kinder zu Auffehern, die der Lehrer niemals gewählt 
hätte, 3. B. als Reinlichleitsbeamte die ärgften Schmierfinfen, zu dem 
Zwecke, damit fie ſich befiern. Ich habe diefe Erfahrung von vielen 
andern Lehrern beftätigen hören, Schon der Umftand, daß nur ein 
paar Beamte von den Kindern felbft gewählt find, genügt oft, um die 
ganze Klafje für Ordnung und Reinlichkeit zu interefieren. In einem 
demofratijchen Gemeinweſen liegt ein folches Syftem eigentlich nahe. 
Es ift auch das Prinzip der Heildarmee, daß fie die Leute zur Selb» 
ftändigfeit anfpornt, fogar ehemalige Verbrecher anftellt, um andere zu 
retten, ch werde am meilten für etwas Höheres gewonnen, wenn ich 
dazu angeleitet werde, dafür zu arbeiten. Das ift auch ein Grundfaß 
bon Fröbel, der jagt: „Ich lerne nur das recht kennen, was ich felber 
mit der Hand hervorbringe.“ Die Auftorität des Lehrerd wird da» 
durch nicht außgefchloffen, wohl aber wird der Geift der Revolution 
gegen den Lehrer dadurch unterdrüdt, auch lernen die Kinder frühzeitig, 
ſich felbft gewählten Beamten unterzuordnen. 


Ich möchte Ihnen auch vorfchlagen, wenn Sie ein Kind haben, dad 
in irgend einer Beziehung micht gut tut, daß Sie es nicht allein be— 
handeln, fondern einen ältern Schüler (oder eine Schülerin) dafür in- 
terefjieren, damit er fich diefes Kindes annehme. Man kann auch bie 
ganze Klaſſe dafür verantwortlich” maden, indem man etiva fagt: 

„Sr ſeid ſelbſt Schuld daran, daß biefer Schüler fo ift, ihr feib feine 
Freunde und ala folde für ihn verantwortlich, ihr müht bafür forgen, daß 
biefer Knabe fich beſſert.“ 

Im Mittelalter wollte ein Verbrecher in Padua fein Bergehen 
nicht bereuen. Da rief das Volt: „Bereue, bereue!“ Dieſes Wort 
drang wie eine Woge empor, bis jchließlich der Verbrecher niederfiel 
und bereut. So müſſen wir die Macht der Klafje ausnützen und fie 
als erziehende Kraft in den Dienft der Schule und Erziehung ftellen, 
dann werden wir die Prügelftrafe überflüfjig machen. 


Noh ein Wort über die heroiſche Lüge. Ich Führe einen kon— 
freten Borfall aus der Praris an, 


zum 


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Ich habe mit Kindern in manchen Fällen und Konflikten über die Kunſt 
geſprochen, nicht zu lügen; ich habe ihnen dargeftellt, daß es ſchwere Situationen 
gibt, in denen es eine Kunſt iſt, nicht zu lügen. Die Kinder ſprechen ja meiſt 
nur von ber Kunſt zu lügen und bilden fie zu einer Fertigkeit aus, darum ſoll 
man eine ſchwere Situation berausgreifen und ihnen babei die Kunſt zeigen, 
nicht zu lügen. Wenn Sie mit den Rindern fpazieren gehen und ihnen einen 
Birnbaum zeigen, wo noch niemand binaufgeflettert ift, fo werben ihnen bie 
Kinder fofort daran hinaufflettern. Dieſes Verlangen nach Selbittätigfeit ift 
für das richtige Verhalten in ſchweren Konflilten fruchtbar zu machen. Es ift 
in folden Fällen ben Kindern zu zeigen, wie man bie Liebe zur Wahrheit mit 
ihwierigen Situationen vereinigen lann. Sch babe folde Fälle konftruiert und 
fingiert, und es war bodinterefjant zu fehen, wie Leibenfchaftlich fich die Skinder 
bei der Debatte beteiligten. Ich babe eine Enquöte veranftaltet über die Frage: 
Wenn der Lehrer ins Zimmer fommt und findet eine Frage an bie Wanbtafel 
gezeichnet und frägt: Wer Hat das getan? Was foll dann der Schüler tun, 
lügen ober bie Wahrheit jagen? Faſt alle Knaben entfhieben ſich für 
bie Büge, die Mäbhen waren bafür, es zu fagen. — Daß ift aber 
noch feine Löfung, man muß allen Seiten gerecht werben, Dem freund bie 
Treue, bem Lehrer aber ben Gehorfam bewahren, Ein Knabe fagte: „Ich bin 
bereit, den Schulbigen zu nennen, wenn Sie veripredhen, ihm nichts zu tun. 
Mit einer jo bedingten Angabe ift ber Lehrer matürlich nicht zufrieden. Endlich 
wurbe gefunden und einftimmig gutgebeißen die Antwort: „Herr Lehrer, ich 
bitte um Erlaubnis, ben Schuldigen nicht zu nennen, ich werbe in der Zmifchen- 
ftunde dafür forgen, daß er fich nachher felber nennt.“ Alle Kinder waren damit 
einverftanden. Wichtig ift, daß der Lehrer bie Anichauungen der Kinder fennen 
lernt, nicht daß er fie annehmen foll, aber fennen lernen, läutern und forris 
gieren muß er fie, dann wirb feine Disziplin wirklich erzieheriihe Wirkung 
haben. 

Ih komme zur Frage der Notlüge. Ein Knabe fagte: „Uns ift 


gelagt worden, in der Not dürfe man lügen.” Der Lehrer erwiberte: 
Wenn man lügt, ijt man immer in Not. Die Notlügen haben wir 
abzulehnen. Es gibt feine Situation, welche das Lügen geftattet. Ich 
hatte einmal eine Beiprehung mit Kantonsſchülern in Zürich. Es 
waren zwei Referenten, einer für umd einer gegen die Notlüge beftellt. 
Der eine fagte, mit der Notlüge verhalte es fih wie mit den inter- 
nationalen Schiedsgerichten. Man könne nicht abrüften, wenn nicht alle 
Mächte gleichzeitig abrüften. Da nun alle andern lügen, kann nicht ein 
Einziger anfangen mit der Wahrhaftigkeit, fonjt geht er zugrunde. Da 
ward die Berfammlung fichtlich bedrüdt. Zum Glüd ftand ein Knabe 
auf und fagte: Das jei doch fein Grund, daß man in Unonnehmlich- 
keiten kommen fönne, das ſei der höhere Weg ded Kreuzes, daß der 
Menſch leiden müſſe, und führte den Gedanken fo energifch, mit ſolchem 
Appell an die Kraft und den Mut durch, daß er das ganze Auditorium 
für fi gewann. Gin anderer fagte, es komme darauf an, ob man anddie 
Unfterblichleit glaube oder nicht, das Heil der Seele ftehe höher, ala 
der Erfolg im Leben. Ich brauchte mich gar nicht einzumijchen, die 
haraktervolleren unter den Schülern überzeugten die andern. Nachher 


434 12 — 


fagte ein Knabe: „Ich Habe Über diefe Frage ganz anderd denken ge— 
lernt.” Es fam alfo nur darauf an, das Gute zur Sprache zu bringen, 
um fo die Einficht zu vertiefen. 

Im Anſchluß daran habe ich über eine Frage zu jprechen gehabt, 
die vielen modernen Menfchen zu denken gibt, über die Notlüge im 
Galle der Krankheit. Selbſt ernfihafte Menjchen halten diefe Art 
Lüge für berechtigt, und nirgends jcheint die Ausnahme mehr am Platze 
zu fein, als bier. Ich fpreche die Uebergeugung aus, auf Grund vieler 
Beobadtungen, daß ich die Notlüge au am Kranken- und Zotenbette 
für abjolut nicht gerechtfertigt halte. Der Arzt fage nicht: du mußt 
fterben. Das weiß fein Arzt mit abjoluter Sicherheit, ob das Ende 
des Lebend unmittelbar bevorfteht, aber er foll den Kranken nicht im 
Zweifel laffen über den Ernft der Lage. Welche Konfequenzen hätte e3, 
wenn diejer Grundſatz die Oberhand gewänne; gerade im mwichtigften 
Augenblid, wo der Menſch fich felbft nicht mehr helfen fann, wenn 
der Menich da, wo er der Jnformation von feite anderer am meiften 
bedürftig ift, das Gefühl hat, daß er da betrogen wird, daß in dem 
Moment, wo er fi ind Bett legt, der Schwindel mit ihm beginnt? 
Und melde Unruhe muß ihm das bringen in Bezug auf die Vorbe— 
bereituug zum Tode? Gerade moderne Menſchen denken da oberflädhlid), 
wo do fo viel darauf ankommt, daß der Menſch gerade da noch ein« 
mal dad Beſte aufleucgten läßt und feinen Angehörigen das Befte gibt: 
feine ganze geiftige Hinterlaffenichaft. Gine geliebte Mutter einer frei 
gefinnten Familie wurde über ihren Zuftand vollftändig in Unkenntnis 
gelaffen, jo daß fie ohne jeden Abjchied von den Ihrigen ftarb. Aber 
einmal jagte fie do: „Ach, ihr feid ja alle jo verlogen!“ Sie hatte 
dunfel herausgefühlt, daß jchon alle Beziehungen mit den Ihrigen abe 
gebrochen feien; das ift aber tragifch, wenn ein Menjch jo jcheidet, ohne 
vor feinem Tode einen den tiefern Beziehungen zu den Seinigen ent« 
Iprechenden Abjchied genommen zu haben. Das Ausgeichlofjenfein der 
Lüge bat für ſolche Momente eine weit größere Gejundheitöbedeutung 
ald die ganze Schtwindelei und Kurzfichtigfeit. 

Noch ein Wort über die Belämpfung der phantaftiihen Lüge. 
Diefe kommt gerade bei jüngern Kindern fehr ojt vor, fie ift vom Er- 
zieber ernſt, aber nicht allzu tragiich zu nehmen. Er muß fidh vor 
Augen halten, daß die Kinder die Sprache zunächſt betrachten ala ein 
wunderbares Werkzeug. Immerhin muß er die Ueberzeugung haben, 
daß auch Hier eine außerordentlich forgfältige Gegenwirkung notwendig 
ift. Kinder, die gar nicht lügen, find oft auch Kinder, die gar fein 
Innenleben haben, denen die Außenwelt fo gebietend if, daß fie ihren 





— 13 — 


Eindrücken abſolut gehorchen, weil fie gegenüber den Eindrücken der 
Wirklichkeit durchaus unſelbſtändig ſind. Begabte, lebhafte Kinder 
geraten oft in Verſuchung zum Lügen. Man foll da nicht verzweifeln, 
jondern mit der Erziehung beginnen. Dieſe hat vor allem darin zu 
beftehen, daß ſich das Kind durch Treue und Uebung an die fcharfe 
Wachſamkeit gewöhne, daß es zur Treue in der Ausſage regelrecht er- 
zogen werde. Scharfe Wachſamkeit über folche Kinder ift notwendig, 
um fie darauf aufmerkſam zu machen, wie unfähig fie find, dad was 
fie gefehen Haben, auch richtig wiederzugeben. Man hat in Experimenten 
feftgeftellt, wie jehr die Erwachſenen daB Gejehene und Gehörte ver- 
täljchen. 


Man mahe ſolche Verſuche mit Kindern, indem man ihnen verfchiebene 
Gegenftände auf die Wanbdtafel zeichnet, fie nah 5 Dlinuten ausmifcht und 
fränt: Was habt ihr geſehen? — Die Kinder haben bie meiften Dinge gar 
nicht gefehen, wohl aber vieles, was nicht da war. Tie Kinder find felber 
darüber eritaunt, wenn fie jehen, wie ihr Subjeft die Ausfage fälfdt, wie un— 
fähig fie nodb find in ber Wiedergabe bed Gefehenen. Ein Lehrer legte ein 
Stüd Kreide, eine Schere und ein Meffer auf ben Katheber. Am andern Tage 
fragte er: Was babe ich geftern auf dem Katheber gehabt? Feines hatte es 
geiehen. Ein anberes Dial legte er nichts auf den Katheder und fragte dann 
mwieber nach ben geiehenen Gegenftänden; nun zählten fie ihm allerlei Gegen» 
ftände auf. Die Kinder werden auf dieſe Weife von ber eigenen Unfähigkeit in 
der genauen Ausfage über Gefehenes überzeugt, und man kann nun mit ihnen 
das Gebot befprehen, du follft nicht falfches Zeugnis geben. Mit ihnen barüber 
ſprechen, wie ſchwer es ift und wie man fich dazu erft erziehen müſſe, das Ge⸗ 
febene getreu wiederzugeben. Man fol überhaupt das Intereſſe der Kinder für 
bie Genauigleit ausbilden, auch im Zeichenunterriht und in der Naturmifien- 
ſchaft. Sie follen genau fagen, was fie gejehen haben, fie follen aud auf 
Kleinigfeiten achten, weil eben dadurch bie Freue ausgebildet wirb. Jede Er- 
ziehung zur Akkurrateſſe z. B. im Schreibunterrict ift eine Erziehung zur Wahr- 
baftigfeit. Ich habe einen Buchftaben an die Wandtafel gefhmiert und gefragt, 
was lernt man, wenn man fo jchreibt? Die Antwort lautete: Schuldenmaden, 
Uebertreiben u. f. wm. Die Kinder haben ein Gefühl, wie bie Gebärde ben 
Menſchen erzieht. Wer es in einer Sade nicht genau nimmt, fommt auch in 
Gefahr, e8 mit der Wahrheit überhaupt nicht genau zu nehmen. Der Charalter 
bilbet fih nit im Strom ber Welt, da wird er erft recht fortgefpült, er wirb 
durch Erziehung in Kleinigleiten gebilbet. 


Ich muß noch zum Schluß hervorheben, daß die allgemeine 
Erziehung des Willend für die Erziehung zur Wahrhaftigkeit von der 
größten Bedeutung ift. Wenn Sie ein Kind haben, dad Ihnen in Lügen- 
ſchwäche ganz verloren fcheint, fo rate ich Ihnen, daß Sie ed auf irgend 
einem andern Gebiete zu einer dauernden Willendleiftung erziehen. Er— 
ziehen Sie da3 Kind zu einer ganz volllommenen und faubern Leiftung, 
diefe Leiftung jelber wird für das Kind ein Erzieher fein, denn wir 
werden am meilten durch unfere eigenen Handlungen erzogen. Wenn 
ih etwas ganz Vollkommenes auf irgend einem Gebiete vollbringe, jo 


— 14 —— 


erzieht mich das. Dies iſt ein Grund für den Handfertigkeitsunterricht 
bei Menſchen, die auf geiſtigem Gebiete nichts Vollkommenes zuſtande 
bringen. Die Erziehung zur Ausdauer und Beharrlichkeit iſt auch ein 
Mittel der Erziehung zur Wahrhaftigkeit. Das Selbſtvertrauen wird 
dadurch befördert und der Wille befeftigt. Auch die Askeſe, die Gegen- 
wirkung gegen den Altohol, beginnt man durch den Kampf gegen das 
Wafler, indem man das Kind etwa bei Spaziergängen Durft aushalten 
läßt. 

Ich muß Hier fchließen. Ich möchte nur noch hervorheben, daß 
mit Recht alle großen Denfer, alle Pädagogen, alle Philofophen darin 
eind find, daß der Wille, die Willendfraft das Wichtigfte ift für die 
ganze Ausbildung des Charakterd, daß es falſch ift, immer nur gegen 
die einzelnen Fehler zu kämpfen, daß der Pädagoge feine Aufmerkſamkeit 
auf diefe Grundfraft richten muß. 

Zwei ganz entgegengejeßte Denker haben das Gleiche ausgeſprochen. 
Nietzſche ſchreibt: „ES gibt fein köſtlicheres Ding auf Erden, 
als ein großer und ftarter Wille,“ 

Thomas don Aquin fagte zu feiner Schwefter auf die Frage, 
was fie tun müſſe, um ficher felig zu werden, das eine Wort: „Velle“, 
„Wollen“, 

In diefem Willen, da liegt das Zentrum aller 
geiftigen und moralifden Lebensenergie, da liegt der 
ganze Weg zu allen Seligfeiten. 


— RE 


Erfier internationaler Kongreß für Moralpädagogik zu 
Fondon vom 25.—29. September. 


Seine Majeität der König von England bat dem Kongreß feine beiten 
Wünſche auszufprechen gerubt. 14 Unterrichtsminifter, darunter die von Eng» 
land, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien, Rußland, Belgien, Spanien 
und Japan, haben den Ehrenvorfig übernommen. Delegierte find von vielen 
Univerfitäten, von ben vornehmften euglifchen päbagogiichen Vereinen und von 
einer Anzahl von Behörden aus Deutſchland (einjchlieglich des preußifchen Han- 
belöminifteriums) und anderer Bänder angemeldet worden. Schließlich weiſt bas 
Verzeichnis ber DVizepräfidenten und bes Generalkomitees viele Namen ber erfien 
Pädagogen Europas auf. 

Don Referenten mögen erwähnt werden: Deutichland: Profeffor Mänd, 
Förſter, Thennies; England: Profefior Muirhead, Madenzie; Dereinigte 
Staaten : Profeffor Felix Adler, Peabody ; Frankreich: Buifjon, Youtrou, Seailles ; 
Italien: Profefior Villari, Oroftano; Rußland: M, und Madame Kovaleysky; 
Ungarn: Profefjor Harman, Schneller ufm. Das ganze Gebiet ber fittlichen 
Erziehung in der Schule wirb behandelt werben. 





———— ⸗ — — — — — — 
— — — 


— 


Das Programm lautet wie folgt: Die Grundjäge der Moralpäbagogif. 
Vorfipender: Der Präfident. — Lehrziele, Vehrmittel und Lehraufgaben der ver« 
ſchiedenen Lehrarten. Borfigender: The Right. Hon. Lord Avebury, F. R. ©. 
— Charalterbildung durch Disziplin, Einwirkung und Umgebung. Vorſitzender: 
M, le Baron d’Estournelles de Conftant (Senateur). — Die Probleme bes 
Moralunterrichts, VBorfigender: Prof. Dr. Friedrih Jodl (Univerfität Wien). 
— Das Verhältnis ber religidfen zur moraliihen Erziehung. Vorſitzender: 
Rev. Dr. Gow (Westminster School). — Befonbere Probleme. Borfigender : 
Regierungsrat Dr. Bobat (Bern). — Syſtematiſche Moralunterweifung. Vor— 
figender: Gebeimrat Prof. Wild. Förſter (Univerfität Berlin. — Die Unter- 
weifung in bejondern ethiſchen Gegenftänden. Borfigender: Cyrill van Oper- 
bergh (Minijterialrat für den böhern Unterricht in Belgien). — Das Verhältnis 
ber ethiichen Erziehung zur Erziehung im allgemeinen. Borfigender: Profefjor 
Ferdinand Buiſſon (Univerfität Paris). — Ethiſche Erziehung unter verjchiedenen 
Ulterd- und Lebensbedingungen. Morfigender: 'The Right Hon. Sir. William 
Anfon, Bt. (Univerfität Oxford), — Biologie und Moralpädagogif. Bor» 
figender: M. Engraphe de Kovalcaly (Bizepräfident ber parlamentarifhen Er- 
ziehungsfommifjion, Petersburg). 

Mufterftunden in Moralunterricht werben in englifcher, franzöfifcher und 
beutfher Sprade erteilt werden. Mit dem Kongreß wirb auch eine Auöftellung 
von Büchern und Anihauungsmitteln verbunden fein, Mitgliederlarten, die zu— 
gleih zum Bezug eines etwa 400 Seiten ftarken Bandes, ber 120 unabgekürzte 
Referate enthält, koften 10, für Vehrer 7,50 Mk., Zagesfarten 2,50 Mi. Rüd- 
fahrtöfarten werben für mehrere Länder zu ermäßigten Preifen ausgegeben. 

Die Kongrekleitung verfandte folgende fFragen, deren Ergebnifje in einem 
ober mehreren Berichten zufammengefaßt werben follen: 

1. Schule sub Haus. 1. a) Was gefchieht und b) was follte nach Ihrer 
Meinung geichehen, um ein erfolgreiches Zufammenmwirken von Schule und Haus 
berbeizuführen? 2. Inwieweit ift ein ſolches Zuſammenwirlen nötig ober nüß« 
ih? 3. Welches find nah Ihrem Dafürhalten bie diesbezüglichen Vorzüge ber 
Internate und Erternate? 

I. Zudt, fittlihe Erziehung. 4. Was geichieht an ben Ihnen befannten 
Rehranftalten, unb was follte nad Ihrer Meinung geſchehen: a) um ber find» 
lihen Imbivibualität und Gemütsart Rechnung zu tragen? b) um freunblide 
Beziehungen zwifchen Lehrern und Schülern herzuftellen? c) um eine anregende 
und eindringliche Lehrweiſe an ber Stelle von Strafen (befonders körperlicher 
Zühtigung) und Belohnungen zu ſetzen? 5. In welden Fällen, wenn über- 
haupt, halten Sie körperliche Zühtigung für angebracht und welche moralifche Wirk- 
ungen ſchreiben Sie ihr zu? 6. Inwieweit werben nad Ihrer Meinung Zudt 
und fittlie Bildung durch eın naturgemäßes Lehr-Verfahren, durch forgfältige 
Vorbereitung des Lehrers, durch kleine Klaſſen, dur mäßige Anſprüche an Lehrer 
und Schüler, fünftlerifhe Ausftattung ber Schulräume, überhaupt durch bie ge 
famte Schulorganifation beeinflußt? 7. a) Was geichieht, außerhalb des ge- 
wöhnlichen Behrganges, auf ben Ihnen befannten Behranftalten und b) was follte 
geichehen, um bie Zöglinge zum fittlihen Handeln zu erziehen (Selbftregierung 
ber Schüler, beiondere deu Schülern geftellte ethifhe Aufgaben, Sparvereine, 
Mäßigfeitsvereine, Schülervereine mit andern ethifchen Zweden ujw,)? 8. Könnten 
Sie etwa ein Dupend Bücher namhaft machen, die Ihnen, vom ethiichen Stanb- 
— aus betrachtet, als Leltüre für Elementarſchüler beſonders geeignet er» 
fcheinen ? 

III. Unmittelbarer und mittelbarer Moralunterriht. 9. Wirb in ben 
Ihnen befannten Lehranſtalten befondere oder mittelbare Moralunterweifung er- 
teilt? 10, Wie ift dba, wo befondere Moralunterweifung erteilt wird, der Un— 


— 16 — 


terricht geſtaltet und welche Methoden finden da Anwendung? 11. Welche 
Gründe ſprechen nach Ihrer Meinung a) für die Erteilung von beſonderer, b) 
von mittelbarer, c) für die gleichzeitige Erteilung von beſonderer und mittelbarer 
Moralunterweifung. 12. a) Wird in den Ihnen bekannten Lehranftalten auf 
bie fittliche Bildung ausdrüdlich Wert gelegt? b) Wirb dort befonberer Unter 
richt in irgend melden ethifchen Kehrgegenftänden wie Gefundheitöpflege, Mäßig- 
feit oder Zierfreundlichkeit erteilt? c) Verfolgt der bortige Lehrplan die Abficht, 
einen oder mehrere LVehrgegenftände ethiſchen Zmweden bienftbar zu maden? d) 
Hclten Sie e8 im befondern für zuläfjig, oder erforberlih, bie Jugend über das 
Gefchlechtöleben des Menſchen aufzullären? 13. Inwieweit führt nad Ihrer 
Meinung ber Unterricht in der Bürgerkunde dazu, tüchtige Bürger beranzubilben ? 
14. Halten Sie e8 für wichtig, den Schülern eine klare und beftimmte Auffafinug 
bes fittlihen Qebens beizubringen? Halten Sie zu biefem Zmwede unmittelbaren 
Moralunterrit als unbedingt notwendig ? 

IV. Gewöhnung ber Schüler, Perfönlichleit des Lehrers, 15. Was halten 
Sie von ber Behauptung, daß bie in der Schule erworbenen Gewohnheiten (Auf- 
mertjamfeit, Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnungsliebe, Höflichkeit ufw.) ſtets, in der 
Regel oder ojt zu dauernden Lebensgewohnheiten werben unb fo bie fittliche 
Bildung weſentlich beeinflufien? 16. Was halten Sie von ber Behauptung, daß 
bie dur das Studium einzelner Wifjensgebiete (Mathematik, Geſchichte, Logik 
ufw.) gewonnene Dent- und Empfindungsmweife ftets, in ber Regel ober oft ber 
gefamten Denk- und Empfindungsmweife dauernd bie Richtung mweift? 17. Welche 
Bebeutung für bie ethifche Erziehung der Schüler mefjen Sie der Perfönlichleit 
bes Direltors und ber Lehrer bei? 18. Glauben Sie (falld Sie ben in 15 und 
16 aufgejtellten Behauptungen nit beitreten Lönnen), daß es ſich durch die An- 
wenbung eines wohldurchdachten Erziehungs- und Unterrichtöverfahrens ermöglichen 
ließe a) die in der Schule erworbenen Gewohnheiten unb b) bie durch einzelne 
Behrfäher gewonnene beichränfte Denkf- und Empfindungsweife auf das ganze 
geiftige Yeben zu übertragen und c) die Perfönlichkeit des Behrenden, weniaftens 
bis zu einem gewiſſen Grabe, in den Seminaren zu bilden? 

V. Seminare, Fortbildungsſchulen ufm. 19. Welde Rolle ſpielt bas Se— 
minar bei ber ethifchen Erziehung und melde follte es ſpielen? 20, Erheiſcht 
es das Bedürfnis ber fittlichen Bildung, daß alle Lehrer, die Volks, Mittelichul- 
und Hochſchullehrer, Seminare befuhen? 21. Iſt e8 notwendig, die Lehramtö« 
fandidaten in der Moralpäbagogit zu unterweiien? 22. Was mwirb auf ben 
Ihnen befanrten technifchen, Handels» und Fortbildungsſchulen für die ethiſche 
Bildung getan und was follte bort nach Ihrer Meinung hierfür getan werden ? 

VI Hochſchulen. 23. Was gefchieht auf den Hochſchulen und was follte 
bort geichehen, um den fittlihen Charakter ber Stubierendben zu heben und ihre 
moraliſche Einfiht zu fhärfen? 





Luzern, 


ei 


Dadagogilde 
* Bläller. ® 


Vereinigung des „Gameizer. Erzieungsfreundes“ und der ‚Jädag. Monatsſchriſt“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Haulmänner der Sajyweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholifyen Erziehungsvereins. 


Einfiedeln, 9. Dftober 1908. | Nr. 41 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilffion: 
go Meftor Keller, — ug, Vräſident; die HH. SeminawDireftoren Jakob —— 
denbach (Schwyz), und Wilh. niyder, Hiptirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Gallen) 
und Herr Clemens Frei zum „Storchen“”, Einfiebeln. 
Ginfendbungen find an lesteren, ald den Chei-Rebaltor, au richten, 
Inferat-Auftrüge aber an HH. Haajenftein & Vogler in Yugern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beiteltungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagshandlung Einſiedeln. 











Inhalt: Eoziale Erziehungsaufgaben ber Boltsichufe. — Zur Revifion des Erziehungsgeſezes vom 


Kt. Luzern. — Kine ledbare Mitteilung. — Ein foftbares Gedenkblatt zu gunjten ber kon—⸗ 
feffionellen Schule. — Die Greigniffe der fanitariichen Unterfuchung der ſchweiz. Refruten in 
neuerer Zeit, — Verein fath. Zehrerinnen der Schweiz. — Stanioljendungen. — Aus Kan— 


tonen. — Literatur. — Brieflaften ber Redaftion. — Inſerate. 





* Soziale Erziebungsaufgaben der Volksschule. *) 


Profefjor Willmann fennzeichnet den „Charakter der modernen 
Bildung“ in feiner „Didaktik“ (IIT. Aufl. I. $ 28, ©. 400 f.) mit 
folgenden Worten: 


„Während in älterer Zeit die Jugendbildung weniger vielfeitig war, aber 
das, was fie angelegt hatte, mit einer gewiſſen Breite im Leben fortwirfen 
fonnte, geben wir dem Grundbau eine außerordentliche Ausdehnung, dabei ſpitzt 
fih der Ausbau raſch zu einer eng begrenzten und fpezialifierten Zeiftungsfähig- 
teit zu. Wir neigen dahin, unfere geiftige Arbeit nad dem Prinzipe ber Fabrik 
einzurichten, daß jeder nur eines recht machen könne, und geftalten gleichzeitig 
dad Widerſpiel der Fabrik, die Polytechnif zum Prinzipe der Jugendbildung. 
Allgemeine Bildung und Fachbildung find völlig heterogen geworden; jene gebt 
in alle Weiten, dieſe zwingt die Kraft in einem Punkt zufammen. Aber zwiichen 
beiden befteht noch ein zweites Mikverhältnis, Während bie rechte Bilbung, 


*) Siehe Über diefes Thema ben XIII. Brief von Dr, Bed in ber 
Monatsſchrift für chriftliche Sozialreform, 30. Jahrgang, Heft 5, das ich zur 
Grundlage für meine Arbeit erwählt habe, 





— 678 — 


ſchließt, gravitiert unſere allgemein? Bildung nach Seiten ber Ktenntniſſe, unſere 
ſachliche nach Seiten der Fertigkeit. Auf den Schulen wird viel gelernt und 
wenig geübt, das Leben dagegen forbert intenfive Ausübung und mirft bie 
Wiſſensfracht zum größten Zeile über Bord. Unſer Studienfyitem ift der Anti« 
pobe des Syſtems ber freien Künſte; unfer Können ift profeflionell, und unfere 
liberale Bildung iſt Wilfen. In geiftigen Dingen fennen wir nur Belehrung, 
nicht aber Schulung. Wenn wir unterrichten, find wir nur Lehrer. Das 
Städ Meifter, das fonft im Lehrer ftedte, ift uns abhanden gelommen, wie 
benn unfere Schulmeifter dieſen Ebrentitel mit dem meniger fagenden: Schul« 
lehrer vertaufcht haben.“ 


63 ift das bleibende Verdienſt Herbart® und feiner Schule, den 
alten Grundjaß der Ratio Studiorum des Fejuitenordend: Feder Unter- 
richt, jede Geiftesbelehrung foll erzieheriſch wirlen — mit ernfter Kon- 
fequenz auf alle Stadien und Zweige der Volksſchulbildung angetvendet 
zu haben. Und nad Biller, einem Schüler Herbarts, bat die Volks— 
ſchule das Erziehen, das Heraußarbeiten des chriftlichen Charakters ala 
ihre Hauptaufgabe und ihr Endziel zu betrachten und zuerftreben. (Vergleiche 
beffen Grundlegung zur Lehre vom erziehenden Unterricht.) Neben der 
Plege der Individualität gehört dazu die Entfaltung der fozialen Ans 
lagen und Tugenden im Kinde. Demgemäß befteht die Aufgabe ber 
Volkeſchule darin, daß fie gemeinfam mit der Familie und der Kirche 
den „ganzen Menfchen“ zu einem volllommenen Gebilde formt. 

Wie Dr. Bed bemerkt, ift die neuere Pädagogik, welche mit Locke 
und Roufjeau anbebt, einfeitig und individualiftiih. Sodann haben 
die Sozialpolitifer, zu denen Natorp und Bergmann zählen, einer Staats- 
pädagogif gerufen. Sie find jedoch ber entgegengejeßten Ginfeitigkeit 
verfallen und jet Schon auf dem Wege, fi mit den Wahngebilden des 
fozialiftiichen Staates zu befreunden. Da ift ed nun erfreulich und 
verdienftlich, daß man im maßgebenden reifen, bei tonangebenden 
Männern immer mehr und mehr zur Anficht kommt: eine Wahrheit 
fozialer Klaffen kann, darf und muß auf die Entwidlung der Schule 
ihre Anſprüche erheben. Diefe Faktoren find die Familie, die Kirche, 
die bürgerliche Gemeiude und der Staat, und ihr geordnete Zulammen- 
wirken und ideale Jneinandergreifen follen den jozialen Charakter der 
Volksſchule begründen. 

Die joziale Erziegungsaufgabe der Vollsſchule umfaßt jomit, dem 
Weſen der Sache gemäß, ein Dreifaches: Erftend hat die Schule das 
Kind zur Uebung der fozialen Tugenden, ala da find Nächftenliebe, Ge- 
rechtigkeit, Selbjtüberwindung, Pflichttreue und Arbeitäfreude zu ers 
ziehen. Zweitens joll die Echule vermitteln diejenige geiftige Ausrüft« 
ung, welche das Kind braucht, um beim Gintritte ind Berufsleben den 
wirtichaftlichen Anforderungen der Zeit gewachſen zu jein, den Kampf 


— 679 — 


um die Exiſtenz erfolgreich zu kämpfen und für ſich und die Seinen 
ein ehrliches Ausfommen zu finden, ohne der Geſellſchaft zur Laſt zu 
fallen. Drittend muß die Schule lehren, daß das Kind einftens, je 
nah Maßgabe feiner Jozialen Stellung, die Pflichten gegenüber den er» 
wähnten Berbänden mit Gewifjenhaftigkeit und Treue als heilige Gebote 
der Religion betrachtet. 

Dabei darf der ſoziale Einfluß der Volksſchule keineswegs über- 
hätt werden. Die grundlegenden fozialen Ideen und Begriffe zeitigt 
das Elternhaus, Sind die Eltern Soyialiften, jo mag der Lehrer noch 
jo eifrig die bürgerliche Geſellſchaftsordnung verteidigen, er wird das 
Kind ſchwerlich zu andern Anfhauungen befehren. Waltet umgekehrt 
im Glternhaufe ein gejunder chriftlicder Geilt, jo werden jelbit die 
feurigften Schimpfereien liberaler oder jozialiftifcher Lehrer den in der 
Kindesſeele feitgewurzelten Glauben nicht erjchüttern. Der Volksſchule 
erwacht daher durch das Vorwärtsſchreiten der Gegenwart eine Reihe 
wichtiger neuer Aufgaben. Fit ed ja die Volköfchule, welche den Grund 
legt zu dem, was der Menſch im jpätern Leben ift und wirkt. Auch 
ift zu berüdfichtigen, daß der weitaus größte Teil unferer Jugend den 
arbeitenden Ständen angehört, derjelbe - darum gefaßt und darauf ge: 
rüftet jein muß, gleich nach dem Verlaſſen der Schule den Kampf ums 
Dajein in harter Lohnarbeit zu beginnen. Alfo liegt der Volksſchule 
die Pflicht ob, die Jugend des Arbeitervolkes zwar nicht für die Hand» 
merfäberufe und induftriellen Fertigkeiten direft vorzubilden, das ift 
Sache der Berufslehre, wohl aber jene intelleftuell und moraliſch zu 
befähigen, fich der Mittel, welche dad moderne Erwerbäleben fogar dem 
Beliglofen an die Hand gibt, mit Sicherheit und mit Gemwandtheit zu 
bedienen, um in beharrlicher Arbeit und Strebjamfeit zu befriedigendem 
Wohlſtande zu gelangen. 

Damit überdied die foziale Pflicht durch die öffentliche Schule 
erfüllt werde, ijt mit aller Entjchiedenheit zu verlangen, daß in ihr der 
Geift ded Chriftentums herrſche. Ein chriftliched Volt Hat das Recht, 
für feine Kinder eine chriſtliche Schule zu fordern, und dieſe öffentliche 
Schule, welche aus den Steuern des hriftliten Volkes unterhalten und 
von chriſtlichen Kindern befucht wird, muß konfeffionell, und nicht bloß 
eine allenfall3 tolerierte Privatichule fein. Eine chriftlihe Volksſchule 
darf ihrerjeitö auch den vollberechtigten Anfpruch erheben auf das Ver— 
trauen der Eltern aller Volksklaſſen, der Kapitaliften wie der Arbeiter, 
der Bauern wie des Adels, der Hohen wie der Niedrigen. Es ift deö- 
halb fehr zu beklagen und nicht genug zu bedauern, daß man vieler- 
orts bejondere Schulen für „beflere Familien“ einrichtet, die Kinder 


— 650 — 


der arbeitenden Stände aber Schulen zutreibt, wo fie ganz „unter ſich“ 
find und eine Behandlung erfahren, welche die verfafjungdgemäße „Gleich— 
heit aller vor dem Gejeße* jeltfam beleuchtet. In der Tat beginnt beim 
Syftem der „Klafjenfchule* die Scheidung der Klaſſen fchon auf der 
Schulbank; die gegenfeitige Entfremdung, die Beratung des Prole- 
tariates einerjeitd, den Haß gegen die privilegierten Stände andererjeits 
werden jo der Yugend beigebradt. Dagegen bildet erfahrungsgemäß 
der gemeinfame Schulunterricht für die heranwachſenden Generationen 
ein ftarf einigendes Band, wodurd die Klaſſengegenſätze ſich mildern, 
dad Gemeingefühl ſich hebt, der foziale yriede begründet wird. Es 
bilden fich edle, dauerhafte Jugendfreundſchaften zwiſchen den Alteräge- 
noſſen aus bejcheidenen Arbeiterfamilien und aus höhern Ständen. Die 
Arbeiterlinder fühlen fi durch den Verkehr mit den Sproßen aus vor« 
nehmen Kreifen veredelt, ſie lernen zuderfichtliher und hoffnungsfreudiger 
ind Leben bliden. 

Uebrigens begründet die jegige ftaatliche Volksſchule 
durchaus nicht das Bölkerglüd. Brof. Bed ſchreibt hierüber: 


„In den mitteleuropäifchen Ländern frankte diefelbe an Gebrechen, wo— 
burh das Vollswohl gejhäbigt, die Arbeitstüctigfeit und Arbeitsfreude ber 
Jugenb ertötet, ein hbalbgebilbetes Geſchlecht und ein Shreiber, Kommis-, 
Publiziſten⸗, Schönrebner- und Demagogenibwarm herangezogen wird, während 
bas erhabene Handwerk faft feine währfcaften Rekruten mehr findet, weil, wie 
ber redlihe Bauer und Handwerker mit Recht Hagen, jept niemand mesr ar« 
beiten, fondern alles nur fchreiben, ſchwätzen und das Lerrlein maden will.“ 
Dann fährt Dr. Bed fort und fagt: „Nicht um eine fofortige totale Ummäiz- 
ung bes beftehenden Schulorganismus fann es fih handeln. Das Richtige wird 
vielmehr die allmähliche, ſchrittweiſe Umgeſteltung bed Volksſchulweſens nad 
Ziel und Methode fein, Lehrer und Lehrmethode follen vom Wehen bes crift- 
lich ſozialen Geiftes Durhbrungen werden. Aus diefem Geifte heraus müfjen fie 
ihre Aufgabe erfaffen. Die dadurch bedingten Fortſchritte und Aenderungen 
werden durch die Macht der Konſequenz mit der Zeit von felbft zur Umbilbung 


bes Vollsihul-Organismus führen,“ (Schluß folgt.) 
—m — 
Zur Reviſton des Erziehungsgelekes v. Rt. Tuzern. 
(Fortſetzung.) 


Graubünden. Obligatoriſche Hilfslaſſe. Beitrag des Staates: Fr. 15 
per Lehrſtelle, Vehrer: ebenfalls fr. 15 per Jahr. Ruhegehalt im Imvaliditäts- 
fall Fr. 100 nat 10, fr. 200 nad 20, Fr. 300 nad 30, Fr. 400 nad 40 
Dienftjahren. Witwen erhalten den gleichen Betrag. 

Aargau. Staatliche Ruhegehalte ohne Beitragspflicht der Gemeinden ober 
ber Lehrerſchaft: nach 40 BDienftjahren im Marimum 50 % der Beſoldung, alio 
Fr. 850-900, Außerdem beiteht eine für die Lehrer obligatorifhe Witwen» 
und Woifenlafjfe. Lehrerinnen ausgeichlofien. Der Staat trägt Fr. 8500 (per 
Lehrſtelle Fr. 12) bei, jedes Mitglied Fr. 30. Witwen und Waifen erhalten au» 
fammen Fr. 200-220 per Jahr (je nah dem Rechnungsabſchluß). 


— 4 681 — 


Thurgau. ine ftantliche PVenfionierung befteht in der Form, daß ber 
Etaat im Alters- ober Invalibitätsfall die Staatözulage weiter auszahlt (Fr. 
100—400 nad je 5 Dienfljahren). Ueberdies beftebt eine obligatorifche Lehrer⸗ 
venfiondfafje für olte Lehrer, Witwen und Waiſen. Beitrag des Staates: Fr. 
10 000 und fr. 7000 aus ber Bunbesfubvention. Beitrag des Lehrers ent« 
mweber ir. 20 Grundtare und 10 % ber Niterözulage ober Fr. 50 jährlich bis 
zum 50. Altersjahr. Penfion im Altersfalle (nach dem 65. Lebensjahr) Fr. 400, 
im Invaliditätsfalle Fr. 100—400, je nad den Verhältniſſen. Witwengehalt 
dr. 100-200, je nad den Dienftjahren de3 Mannes. Die Gemeinden find zu 
Beiträgen an dieſe Kafje nicht verpflichtet; an manden Orten übernehmen fie 
jebod bie Beiträge der Lehrerſchaft. 

Tefin. Staatliche Ruhegehalte feine. Es befteht eine obligatorische Hilfs- 
kaſſe, an melde der Staat jährlich ca. fr. 50000 aus ber Bunbdesfubvention 
beiträgt. Jeder Lehrer zahlt 3%) feiner Beſoldung unb genießt je nach ber 
Zahl ber Tienftjiahre eine Penfion von 25—60 % ber Beſoldung. Im 35, 
Dienftjahre wird er penfionäberechtigt, Die Witwe erbält 50 % der Penfion bes 
Diannes, jedes Kind 10 %. 

Waadt. Staatlibe Penſionskaſſe, an melde jeder Lehrer Fr. 50 (Leh⸗ 
rerin Fr. 30) beiträgt. Nach 30 Dienſtjahren erhält ber Lehrer eine Penfion 
von Fr. 900 (die Lebrerin Fr. 720), Im Anvaliditätsfalle werden vom 10, 
Dienftjabre on Fr. 30 per Dienftjabr (für Lehrerinnen Fr. 24) ausgerichtet. 
Witwe 50 %, jebes Kind 10%, 5 Kinder und mehr zufammen ebenfalls 50 % 
ber Invalidenpenfion. 

Walis, Eine ftaatlihe Penfionierung befteht nicht, dagegen eine obli« 
gatoriihe Kaffe für Ausrichtung von Aubegebalten. Die Mitglieder lönnen fich 
nad freier Auswahl mit Beiträgen von Fr. 30, 40, 50 ober 60 verfichern, die 
während 25 Jahren eingezahlt werden müſſen. Die Penfion richtet ſich nad ben 
Prämien und beträgt nah 25 Dienftjiahren 25 % ber gefamten Einzahlungen, 
nah 30 Dienftjabren 28%, nah 35 Jahren 30 % derſelben obne Zins, Ges 
famtpenfion fr. 200—450, je nah dem Dienftalter und ber Verſicherungsklaſſe. 
Für Witwen. und MWaifenverforgung beftehen feine Vorſchriften. 

Wieuendurg. Ruhegehalte werden ausgerichtet aus ber obligatorifcen 
Alters- und Hilfsfaffa, an melde jeder Lebrer und jede Lebrerin Fr. 60 per 
Jahr beizutragen hat. Beitrag des Staates: jährlich Fr. 20000, Penfion für 
Kehrer und Lehrerinnen nab 30 Dienftiabren sr. 800. Wer vor bem 30. 
Dienftjiahre aus dem Schuldienſt tritt, erhält feine Beiträge ohne Zins zurüd, 
Im Zobesfall erhalten die erbberectigten Hinterlaſſenen überdies Fr. 3000. 

Genf. Zur Auszahlung von Alters, Invaliditäts und Witmengebalten 
beftebt eine obligatoriiche Kaſſe. Der Staat zahlt für LVebrftellen mit Beſold— 
ungen unter Fr. 1500 fr. 120, der Lehrer Fr. 80, bei Beſoldungen von Fr. 
1500-2500 Staat und Lebrerihaft je Fr. 100, bei Beiolbungen über fr. 
2500 ber Staat Fr. 80, ber Lehrer Fr. 120, 25 Jahre lang. Nach 25 Dienft» 
jahren (im 50. Alteröjabre) wird eine Penfion von Fr. 64 per einbezahlten 
Hahresbeitrag ausgerichtet, bei früherer Invalidität tritt eine entſprechende Er» 
mäßiaung ein. Der Einheitsiag der Penfionsjumme wird nah dem Rechnungs» 
ergebnis feſtgeſetzt. Gegenwärtige PBenfion Fr. 1700, Die Witwe erbält bie 
Hälfte und, wenn minberjäbrige Kinder da find, *4 der Penfion. (Schluß folgt.) 


Dos hl. Mehopfer v. Gl. Leonard von Porto-Dlaurizio, üderiegt von P, 
Berchtold Steiner, O. S. B. Eberle u. Ridendab in Eınfiedeln. — 382 ©. 
— ge. 1 Fr. — Inhalt: Letensumriß des b. Leonard, Unterricht über das 
bl. Mekopfer, Anleitung, die bi. Meſſe zu hören, täglice Gebete und alle üb- 
lihen Andadten. Recht intereffant und höchſt anregend ift der 3. Abſchnitt, der 
verſchiedene Veiſpiele bietet, um zum fleibigen Beſuche ber bi. Meſſe angueifern. 
Bequemer Drud, einfache aber nette Ausftattung. Empfehlenswert! — 


. — 682 —— 


Eine lesbare Milteilung. 


In No. 1 ber ‚Rheiniſch⸗-Weſtfäl. Schulzeitung“ publiziert bie Konferenz 
von St. Vinzenz von Paul unter dem 13. September narhftehende beachtenswerte 
Mitteilung. Sie bat weſentlich preußifhe Bedeutung in erfter Linie, gibt aber 
auch uns in der Schweiz leife Minfe, wie man in Preußen vorbeugt. Letzter 
Tage bat uns ein angehender Jurift, der eben aus einem Wiederholungskurſe 
fam, wehmütig von einem j.. mäßigen Tone, ber in der Kaſerne geherricht, 
und von einer Zoterei im Sinne der neuen „ Schönbeit3”-Berwegung in Berlin erzählt, 
Der junge Herr ift uns Mann genug, die Wahrheit zu jagen, wenn wir auch 
bie Andeutungen nicht kontrollieren fönnen. Es fcheint uns fomit, auch wir in 
ber Schweiz follen und bürfen uns nicht begnügen, bloß auf immer beſſere Relruten- 
prüfungsergehniffe zu bringen, fondern aud wir follen und müflen uns mehr 
und naddrüdlider um ben Geift in der Kaferne, um bie Sprade in derielben 
fümmern. Darum aud unfere Refruten gefammelt, bevor fie in die Refruten- 
fchule geben, ermuntert, gewarnt, gemabnt; es handelt ih um etwas mehr 
als bloß um zweifelhafte Ergebniffe in einzelnen Fächern. Alſo fehen wir, wie 
man in Preußen vorbeugt. Die Mitteilung lautet alfo: 

„Auf „Allerhöchſte“ Anordnung find ſchon vor einigen Jahren in der 
Arınee für die Rekruten fogenannie Unterrichtskurſe eingeführt worden, Auch 
ber Charitasverband beipricht feit längerer Zeit in feinem Organ „Ebaritas“ 
bie Nefrutenfürforge. Die biefige Konferenz (Köln) vom bl, Vinzenz von Paul bat 
diefe Anregungen aufgegriffen, und im vorigen Jahre zum erften Male die zum 
Militär einberufenen Yünglinge zu einem Belehrungsabend verjammelt. Auch 
heute Abend hatte genannte Korporation bie im Herbſte db. J. eintretenden 
Jünglinge nebit deren Eltern zu einem Abichieds- unb Unterrichtsabende einge» 
laden. Pfarrer Hausmann belehrte die ausgehobenen Refruten über ihre re 
ligidſen Pflihten, An der Hand der Gebote Gotte und ber Kirche zeinte er 
ihnen, daß der Militärdienft den Gottesdienit nicht aufbebe. Die ganze Pfarr- 
und Zivilgemeinde erwarte von ihnen, daß fie nah beendigter Dienftzeit als 
treue, unbefcholtene Söhne der Kirche und der Gemeinde wieder in bie Heimat 
zurüdfehrten. Herr Lehrer Meyer unterrichtete die demnädftigen DVaterlands» 
verteidiger über ihre Soldatenpflihten und »Tugenden. Der Vortrag enthielt 
folgende Punkte: 1. Abſchied von der Heimat, 2. Weg zur Garnifon und An— 
funft in ber neuen Heimat, 3. das Stafernenleben, 4. der Fahneneid, 5. Aus 
gang in bie Stadt, 6. Freundſchaft und Kameradſchaft, 7. Wahrheitsliebe und 
Pflichtgefühl, 8. Liebe zu Eltern und Heimat, 9. Selbitbeherrichung und Dis 
zivlin, 10. Mut und Zapferfeit, 11. im Lazaret, 12. Vor bem Feinde, 13. ber 
Refervemann. Kaplan Keuter, als Präfes ber Jünglingslongregation, brachte 
ben Sünglingen die Rede des Oberftleutnant a. D. Haſſe, gebalten in ber 
Sünglingsvereinigung auf dem Katholikentage in Düſſeldorf, in den drei Merl 
ſätzen: „Sei wahrhaft, fei wehrhaft, fet keuſh“ nochmals in Erinnerung. 

Als Geichent wurden ben Rekruten folgende Bücher reſp. Schriften mit 
in bie Kaierne gegeben: „Der katholiſche Soldat*, Gebet- und Erbauunasbud 
von Armeebiihof Vollmar; „Der qute Kamerad“, von Divifionspfarrer Pfoert- 
ner; „In der Kaſerne“, von P. Köneberg, Ritter pp.; „Was muß der Soldat 
vom Alkohol wiſſen?“ von Regierungsrat Quenfel; „Meine Vorfäge bei ber 
eriten hl. Kommunion*, von Falk III Söhne, Mainz. Zwiſchen den einzelnen 
Vorträgen wurden patriotiihe Lieder gelungen. Den Schluß ber Velebrung 
bildete ein dreifaches „och“ auf Se, Diajeftät, den oberiten Kriegsherrn und 
ber Gefang der Nationalhymne, 


—— AR — 


— 683 — 


* Ein koftbares Gedenkblatt zu gunſten der konfeffionellen Hchule. 


(Korr. aus Tablat, Kt. St. Gallen.) 


Es war am 13. Sept. a. c., als ber konfervative Vollsverein Tablat bei 
vollgepfropftem Saale im „Kafınu* in St. Gallen eine impofante Berfammlung 
abhielt, an welcher hochw. Herr Pfarrer Lenherr von St. Fiden in vorzäglicher 
Meile referierte über „die fonfeffionelle Schule‘, Wir haben die Ehre, 
biefed ausgezeichnete, großzügige Neferat in Bälde gedrudt in unfere Hänbe zu 
befonimen, und ih werde nicht unterlafien, basfelbe alsdann unferem verehrten 
Herrn Chefrebattor zuzuhändigen, damit er ed, wenn möglid, in extenso in 
unferen „Päbagog. Bl.“ veröffentliche; denn ich bin überzeugt, dak das Studium 
biefer ungewöhnlich gebiegenen Arbeit jedem unferer werten Lefer einen großen 
Genuß bereiten wird. (Sehr willfommen. Die Red.) 

Wir Zablater leben im Zeichen ber Stabtverfchmelzung. Die glüdliche 
Löfung dieſes für unfere Zukunft in veligiößepolitifcher, in wirtſchaftlichſozialer, 
fowie in vertehröpolitifcher Hinfiht fo eminent bedeutſamen Problems bebarf 
wohl einer nad Jahren zählenden Zeit der Vorbereitung und fann jelbft dann 
ſehr wahrſcheinlich unmöglih alle befriedigen. Um bier fpeziell nur unfere 
onfeffionellen Schulen zu ftreifen, darf gelagt werben, daß wir dieſe lieben 
und ſchätzen als unſer foftbarjtes Juwel, das wir nit preis 
geben wollen und fönnen, bevor wir es müffen; ja, hüten unb ver« 
teibigen wollen wir es, „fo lange eine Aber in uns lebt”; denn biefer Schaf ift 
unbezahlbar und unerjeglih. So hoch ich auch gegenfeitige grokmütige 
Toleranz reipeltiere und jedem das Seine von Herzen gönne, ſcheint mir body 
auf feiner Seite ein folch gewaltig ſchweres Opfer vorzufiegen als wie gerabe für 
uns Zablater bezüglih der Schulverfchmelzung. « Suum cuique», aber un 
auch das rehtmäßige Unſrige: die Ronfeffionelle Schule. Wäre das nicht 
billig und recht? Dian follte meinen, bdieje alten, unmwibderlegbaren Grundjäße 
follten heute noch praktiziert werben fönnen, zumal im Lande der Freiheit. Iſt 
das wirklich Freiheit, wenn dem nit mehr fo it? Solange e8 in ber Stabt 
St. Ballen in der freibeitlichen, jeder Konfeflion ihr unverfürztes Recht zus 
ſprechenden Bürgerihule vorfommt, daß der Neligionsunterricht im Dachboden 
deoben erteilt werden muß, daß ſelbſt Kindermund urteilte: „Das iſt ja fein 
rechtes Schulzimmer, und was man da oben lernen muß, gehört nicht zur rechten 
Schule; es ift gleihb, ob man etwas fann oder nicht . ..“ — und angefichts 
ber Zatjache, dab auch bie Religionanote aus dem Zeugnifje bed Schülers ver- 
bannt ift und feparat erteilt werden muB, fünnen Leute, die auf Religion bei 
ihren Kindern noch etwas halten, wenig Freude haben an einem folden Schul« 
regiment, geihmweige denn voll: Befriedigung und Beruhigung. Da ift’s halt 
nun einmal leider nicht ganz — „Paris“. Fürwahr, wo in einem Unterrichts« 
betriebe die Religion nicht als Fundament geleat ift, da ift der Bau 
ein verfeblter. Drum taufendmal lieber feine Stabtverfhmelzung, 
1000 fr. Gehalt weniger, täglich ca. 40 Schüler mehr zum unterrichten, im ber 
Reihe der „Gelehrten“ 10 Stufen tiefer ftehen, NRotitrumpf und Pfaffenknecht 
betitelt werden — dafür aber bie fonfeffionelle Schule beſitzen, 
und dbiefe bis zum Lebensende immerdar, woblan, dann dünkt's mich 
ideal ſchön, Magifter zu fein, und doppelt ſchön, es zu fein im fatholiichen 
Zablat, wo man für Lehrer und Schule großer Opfer fähig ift und ſolche aud 
vollbringt. 

Zur volleren Würdigung der ernten Trage ſeien hier noch bie Stimmen 
zweier Männer angeführt, deren Namen auf biefem Gebiete beiten Stlang bes 
figen. Stein Geringerer als der langjährige, vielverdiente Herr Erziehungsrat 


— 684 — 


Dr. Müller in St. Fiden erklärte, daß er ſich glücklich ſchätze, daß alle feine 
Kinder konfeſſionelle Schulen beſuchen konnten. Er nannte dieſe eine Perle, bie 
man fih um feinen Preis rauben laſſen jolle. 

Unb ber greife Schulmann Herr Prof. Kurer bewies an Hand ber Ge- 
ſchichte, daß jedes Voll nur fo lange groß und gewaltig baftand, als es bie 
Religion, und wenn ed unverihuldet auch bie falfhe war, ſowohl im 
privaten al8 auch im ftaatliben Leben an bie erfie Stelle fegte. 
Ein Weifer aus alter Zeit fagt: „Eher lönnte eine Stabt ohne Boden, 
ein Band ohne Sonne, als ein Volk ohne Religion beitehen.“ Hoffent- 
ih wird man in ber fortichrittliden Stabt St. Gallen auch noch fo weit 
fommen, das einzuſehen. Man würde ficherlih gut daran tun und der Jugend 
felbft den beiten Dienft ermweifen, bie Religion an unfern Schulen als foft- 
barftes Kleinod und fühigftes Erziehungsmittel zu büten und zu 
bewahren, ftatt fie in den Dintergrund zu fchieben oder gänzlich nieberzu- 
brüden; denn das ift alles verlorne Mühe. Welch’ ein fchönes Gegenftürf im 
Kleinen zu fol’ religionsfeindliden Mächten bildete die mwadere Zablater 
Männerihar an jener Derfammlung vom 13. September. Die um unjere fon 
feffionelle Schule tiefbeforgten VaterHerzen Schienen jebesmal erleichtert und 
freubiger zu fchlagen, wenn wieder ein neuer Votant begeiftert in die Schranfen 
trat zugunften berjelben, und mit wahrem Enthufiasmus wurde Beifall geflatict. 

So möge denn in jenem entjcheidenden Diomente, ba bie letzte Stunde für 
unfer liebes Tablat fihlägt und es feinen hiftoriich-ehrwürdigen Namen mit 
„St, Gallen IIl* vertaufhen wuß, ein guter Stern über jenen Männern walten, 
die den BVerichmelzungstompromiß feititellen und vollziehen, damit wir Bürger 
ber Außengemeinden unfern neuen jtädtiichen Witbürgern mit Befriedigung, 
Hochachtung und Vertrauen die Hand zum Bunde reichen mögen; nur bann 
wird Friede dauernd herrihen und die Woplfahrt blühn im künftigen Groß- 
St. Gallen. Das walte Gott! 

— oo 


Die Ergebniffe der fanitarifhen Anterſuchung der ſchweiz. 
Rekruten in neuerer Beit. 


Un der Fahreöverfommlung der Schweiz. gemeinnüßigen 
Geſellſchaft, welde 21. und 22. Eept. 1908 in Frauenfeld tagte, 
bildete dad Haupttraltandum ein Referat von Hrn. Dr. med, Wiesmann, 

eridau Über: „Die Ergebnifje der janitarifchen Unterfuchungen neuerer 
Zeit“. Weil diefed Thema auch die Lehrer, die ja zu den Rekruten in 
teild angenehme, teild unangeneme Beziehung gebracht werden, interefjieren 
dürfte, jo will ich verfuchen, den Leſern Giniged aus der umfangreichen 
Arbeit zu ſervieren. 

Die ftatiftiiche Zufammenftellung genannter Unterfuhungen erftredt 
fih über die Jahre 1883— 1902, Sie wurde veranlakt durch die immer 
lauter werdenden Klagen über Rüdgang der phyſiſchen Tüchtigkeit der 
fich ſtellenden Refruten und die enorme Wichtigkeit, welche dem Wehr: 
weien eines Landes zukommt. Nach diejen Erhebungen beträgt jetzt der 
durchichnittliche Prozentfag der völlig Untauglichen 37%, die Zus 
rüdgeftellten noch dazu gerechnet 47° aller Stellungspflichtigen. Die 
Rejultate der fanitarifchen Unterfuhungen hatten ſich zu Anfang der 
9er Jahre verbefjert, gegen (Gmde des Dezenniums aber wieder ver— 
ſchlimmert. 


— 685 — 


Die Zahl der Gebrechen, die die Untauglichkeitserflärung be— 
dingen, ift in der Botjchaft des Bundesrates in 38 Rubriken zufammen- 
geftellt. Der Referent erwähnt zuerft die weniger wichtigen Urjadhen. 
Seine Angaben beziehen ſich auf je 1000 Rekruten und find Durch— 
fchnittöberehnungen aus den oben angeführten Jahrgängen 83— 02, 
63 betragen in Promille der Stellungäpflichtigen die Urſachen für gänze 
lich Untaugliche: Syphilis, Altoholiamus, Blindheit, Gicht, Rheumatis— 
mus, Mikbildungen, Fettleibigkeit, Nervenkrankheiten, Stottern = 0 bi 
1900. (Die eigentlichen Alkoholiker entwideln fich meiftens nach dem 
20, Lebensjahre; die Vererbungseinwirkungen fallen bei der Feſtſetzung 
der verjchiedenen organischen Krankheiten inbetracht.) 

Krankheiten der Atmungsorgane, chne Zuberkulofe; Taubftumm- 
heit = 2°. Lungenſchwindſucht = 5,8 %00 (fie figurierte anno 1883 
erft mit 4, jet mit 7,7 °%0! Der I. Divifionsfreis zählt mit 3,9 °oo, 
der V. mit dem Marimum von 9,3 %oo, der VII. mit 4,4 °%0); Ge— 
börleiden = 60 ; Beſchränktheit — 8 %o; Herztrankheiten — 12,9 800 
(in den welichen Kantonen treten leßtere auffallend häufig auf! Diefelben 
haben fich feit den 70er Jahren überhaupt um das Dreifache gefteigert; 
ift übertriebener Sport vielleicht daran ſchuld?); Rachitis, Schulbudel, 
Mirbeljäuleverrümmung — 5°»; Platte und Schmweißfuß — 28 "oo 
(fie betragen jetzt 31 %00; der Plattfuß entwidelt ſich zwiſchen dem 16. 
bis 18. Lebensjahr; Muskeln und Knochen vermögen dann oft nod 
nicht die mit der gefteigerten Arbeit verbundene Mehrbelaftung zu tragen ; 
der II. Divifionätreid fteht mit 47 %o am fchlimmiten, der I. mit 18 
%o0 am beiten da.) Wugenleiden == 46 %00; Kropf = 6200 (das 
Trinkwaſſer it der Träger des Kropffeing); Unterleibsbrücde — 30 Noo 
(Ueberanftrengung und ſchwache Muskeln verurfaden diefe). 

Schwächlichkeit, Anämie, Heiner Bruftumfang — 53,4 oo (unter 
diefer Rubrik werden die meilten zuriidgeftellt; als niedrigite Körper— 
länge wird gefordert 156 cm; der Bruftumfang muß die Hälfte der 
Körperlänge, aber mindeftens 80 cm, der Oberarmumfang der Kör— 
perlänge, im Minimum 22 cm betragen. Die größten Leute ftellen 
Genf, Obwalden und Baſel und die fleinften Glarus und Appenzell. 

Mo liegen nun die tiefern Urſochen zu der zunehmenden Un- 
tauglichkeit unferer Jungmannſchaft? Wir befiten doch ein gelundes 
Klima, mannigfahe Wohljahrtseinrichtungen und eine rationelle Volks— 
erziehung ! 

Der Redner findet die Gründe: 

1. $n einer irrationellen Ernährung. Es iſt gewöhnlich 
nicht da8 geringe Maß der Nahrungsmittel, das fchädigend wirkt, ſon— 
dern dad „Wie“, die Art der Zubereitung. Hausirauen, die ald Mäd— 
chen ftet3 die Fabrik bejucht, verftehen es nicht, die anregende Abwechs— 
lung in den Epeifezettel zu bringen. Wünſchenswert ift deshalb die 
obligatoriihe Mädchenfortbildungsichule, wie fie 3. B. im Thurgau bes 
reit3 angeftrebt wird. Bon befonderer Wichtiakeit ift richtige Ernährung 
im Säuglingdalter, Unfenntnis, Bequemlichkeit, Alkoholismus und In— 
anfpruchnahme in der Induſtrie verhindern nur zu oft die natürlichite 
und zuträglichite Ernährung durch der Mutter Bruft. 


— 686 — 


2. In dem Alkoholismus. Trotz Bundesmonopol hat ſich 
der Konſum vermehrt. Was weniger an Schnaps getrunken, wird mit 
andern alkoholiſchen Getränken reichlich nachgeholt. Ohne Monopol be— 
trug der Konjum per Kopf, in reinen Alkohol umgerechnet — 14,33 1 
und feit dem Beſtehen da8 Alkoholgeſetzes (1893—1904) — 15,781 per 
Fahr. Den größten Frortfchritt hat der Bierfonfum genommen, und ed 
wurde in der Tiskuſſion angeregt, Mittel und Wege zu ſuchen, um na« 
mentlich dem Flaſchenbierhandel, der den Altoholteufel bereit? auch in 
die Familien hineinburiert, auf den Leib zu rüden. Dex jchredliche 
Einfluß des Alkohols auf Körper und Geift der Nachkommenſchaft wird 
von Xerzten und Pädagogen übereinftimmend Eonftatiert. Wer ed nod 
nicht glauben will, den verweifen wir auf das Tiererperiment, wie ed 
———— Phyſiologen an beſoffen gemachten Hunden nachgewieſen 
worden. 

3. In ſchlechten Wohnungsverhältniſſen. Die Wohn— 
ungsfrage iſt eine foziale uud dkonomiſche. Sie bedarf der Regelung 
durch ftaatlihe Wohnungdgejege auf dem Boden der Kantone. Zu einer 
eidgendfjifhen Angelegenheit können fie, bei der Berjchiedenheit der Ber- 
bältniffe, nicht gemacht werden. 

4. In der Beihäftigung. Die Schweiz befigt eine mannig- 
fadhe und hochentwidelte Induftrie. Während unjere Mafchineninduftrie 
der Gejundheit nicht jchadet, ſetzt namentlich die Tertilinduftrie die Taug- 
lichkeitsziffer bedeutend herab. In der Diskuſſion wird auch erwähnt 
die Ueberanſtrengung von landwirtſchaftlichen Arbeitern, namentlich der 
Mütter, die umſo ärger werde, je mehr die Landflucht und Arbeiternot 
zunehme. Bei manchem Kleinbauer rentiere es auch einfach nicht, fremde 
Hilfe zu engagieren. 

Der Referent ſchlägt auch Mittel vor, um die jungen Leute phy— 
ſiſch tüchtiger zu machen. Ein wichtiges Moment hiezu liege: 

1. In der köörperlichen Erziehung des Kindes. Es iſt 
bereits mit der Rekrutenprüfung eine jetzt obligatoriſche Turnprüfung in 
Verbindung gebracht worden. Sie beſteht in Weitſprung, Schnellauf 
und Hantelheben. Dieſe Turnprüfung wird dem Schulturnen, dem 
Vereinsturnen, dem Freiturnen und militäriſchen Vorunterrichte erneute 
Impulſe geben. 

In der anſchließenden Diskuſſion wurde von einer Seite ſpeziell 
dem volkstümlichen Turnen: Laufen, Wandern, Schwimmen, Schlitteln, 
Eislauf, Werfen und Ringen das Wort geſprochen und u. a. angeregt, 
Nichtſchwimmenkönnen ala Untauglicpkeitzgrund zu erklären. — — Auch 
dem Turnen der Mädchen, den zukünftigen Müttern der Nation, will 
der Referent mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt wiſſen. 

In der moraliſchen Erziehung des Kindes. Es be 
ſteht ein Zuſammenhang zwiſchen geiſtiger und körperlicher Tüchtigkeit. 
Die moraliſche Stärke legt den Grund zur phyſiſchen Leiſtungsfähigkeit. 
— Ueber dieſen Punkt verbreitet ſich anläßlich der 1. Votant: Hr. Se 
minardirektor Dr. Häberlin von Kreuzlingen. 

Die Urſachen für die verſchlechterten Ergebniſſe der ſanitariſchen 
Unterſuchung der Rekruten find ſehr mannigfaltig und kompliziert; ein 
Univerjalmittel zur Hebung des Uebels gibt es nicht. 


5 687° — 


In der Diskuſſion ftellt H. Prof. Emery, Genf, folgenden Antrag: 
Die Kommiſſion ift eingeladen, den Bundesrat zu bitten, eine Rang⸗ 
ordnung der Kantone zu erftellen, nicht bloß imbezug auf die Rejultate 
der pädagogilchen Prüfung, Jondern auch: 

1. Nah dem Prozentjag der ausgehobenen Rekruten inbezug auf 
die Gefamtzahl der Bürger. 

2. Nah dem Prozentfah der Dienfttauglichen von allen unters 
fuchten Rekruten. 

3. Nach den Noten der Turnprüfung. 

Die Derfammlung bat diefe Säbe angenommen, und man wird 
nicht ohne Interefje und Spannung das Ergebnis der beantragten Rang- 
ordnung erwarten und entgegennehmen. 

In die Diskuffion wurde auch mit jugendlicher Verve eingegriffen 
bon M. l’abbe Charles de Raemi, freiburg. Es Hatte von den Zur 
hörern wohl niemand geahnt, daß in der originellen, Kleinen Figur mit 
der blauen Brille ein jo lebhaftes Temperament verborgen ſei. Er er- 
mahnte die Gemeinnüßige Gejellichaft bei aller Stleinarbeit in der Volks— 
fürforge nicht den einen großen Gefichtäpunft: Unfer Volt glüdlich zu 
machen, aus dem Auge zu verlieren, und ladet zur Zeilnahme am inter- 
nationalen Kongreß, der nächſtens in Freiburg ftattfindet, ein. 2. 





Berein kath. Tehrerinnen der Schweiz. 


Sehtion Bafel,. Mittwoh ben 16. September fanden fih bie Mit 
nlieder unferer Seltion zur Herbftverfammlung in Aeſch zuſammen. Eröffnet 
mwurbe dieſelbe durch bie vortrefflih unb lebhaft gehaltene Lehrübung von Frl. 
Kikling, Balel. In Marer und überfichtliher Weife führte fie mit den Schü- 
ferinnen einer dritten Klaſſe die etbifhe Behandlung des Leieftüdes „Zwei Ge— 
ſpräche“ durch. Die nachfolgende Disfuffion ergab noch einige ergänzende Bes 
merfungen. 

Sehr intereffont und anregendb war ber Bericht über die Generalverfamm» 
{ung bes Vereins kath. beutfcher Lehrerinnen, welche über bie Pfinafttage in 
Münden ftattfand. Um biefe impofante Zufammenfunft auch nur annähernd 
aleich zu fchildern, wäre ein größerer Yericht notwendig. Das muß ſelbſt er- 
lebt fein. 

Nah Erledigung einiger Vereinsgefchäfte vereiniaten ſich bie Mitalieber 
noch zu fröblibem Zufammenfein, bis fie die Pflicht wieder in ihre heimatliche 
Klauſe zurüdtief. A R. 





Staniolfendungen. III. und IV. @uartal 1907108. 


Es find Sendungen eingegangen don: Droguerie H., Laden, M. F. 
Rorſchach; M. Sch., St. Georgen; Th. B., Tegeröbeim; A. R,, Untereggen; 
C. F., Muri; E. W., Mellingen; N. Sch., Wettingen, €. B., Neu-Aegeri; M. 
J. Wohlen; Frau Red. W., Sarmenſtorf; B. L., Rotmonten. 

Beſten Dank und herzliches Vergelis Gott. 

Neudorf im Oltober 1908. 

Ida Degen. 


— 688 — 


Aus Rankonen. 


i. Freiburg. Nah 37.jähriger verdienſtvoller Lehrtätigleit als Sefun« 
darlehrer hat Theodor Miedinger refigniert und vom Staalsrate für feine aus · 
gezeichneten Dienjte beften Danf erhalten. 

Im Jahre 1906 zahlte bie „Caisse de retraite des membres du corps 
enseignant" an 114 Zugäberehtigte 30445 Fr., im Jahre 1907 an deren 119 
7 .e Fr. Das Kapital betrug den 31. Dezember 1907 = 431528 Fr. 

p. — 

Der hauswirtſchaftliche Rongreß wurde den 1. Okltober geſchloſſen. Man 
— die Errichtung eines internationalen ſtändigen Bureaus für Hausm irt— 
ſchaft. — 

2. St. Gallen, * Noch kein ſchweizeriſcher Turnlehrertag wußte 
fo viele Teilnehmer anzuzieben, wie derjenige, welcher lekten Samftag und Sonn⸗ 
tag innert den Marken unferer Gallusftabt ftattfand. Bon allen Seiteu waren 
die Lehrer, welche das Turnen in der Schule zu erteilen haben, berbeigeftrömt, 
um über die SForticritte und den Stand bes Sculturnens fih orientieren zu 
lafjen. — Recht initruftiv waren denn auc die Vorführungen durch die Schüler; 
befonderd angetan batten es uns bie Seulenübungen unter dem Altmeiiter im 
Zurnfadb, Hrn. Sek.Lehrer Heinzelmann. Die Gerätübungen der Kantonsſchüler 
verrieten Eifer und Kraft. Diefe Leiſtungen ließen zum erſten Dial bi: tur 
nerifche und methodiſche Tüchtigfeit des nenen Fachlehrers an ber lantonalen 
Anftalt vor der Deffentlichfeit erjcheinen. in mahgebendes Urteil über das 
Mädchenturnen geftatten wir uns als Laie nicht. Soviel wir aber nad ben 
diesberüglichen Lebungen aus fFachlreifen vernahmen, bat das Jaques-Dalcrozeſche 
Muſik-Tucnen auch nicht lauter freunde. Und über die Belleidung der Mäd- 
ben beim Zurnen erlauben ſich auch ſolche ein eigenes Urteil, welche den event. 
Vorwurf falfcher Prüderie zum voraus ablehnen. — — 

Impoſant waren die Mafienübungen von jämtlichen anwesenden Lehrer 
Zurndereinen. Das war ein jchönes Bild! Der faum „flüpge”“ geworbene 
Abiturient des Seminars neben manden Veteranen mit firammen Bart und 
Glatze! 

Und was ſollen wir von den Leiftungen der einzelnen Sektionen ſagen? 
Die Palme darf man wohl den Winterthutern mit den ganz reſpeltablen Ar» 
beiten am Red und den Bernern (Stabübungen) reihen. Anmutig war ber 
Reigen der Zürder Lehrerinnen. — 

Abends wurde dann noch gefeitet im „Schüßengarten“, wo Ihr Bericht: 
erftatter no einigen Darbietungen des Stabtturnvereins, ſowie ſolchen der fefl« 
gebenden Sektion beimohnen fonnte. 

Die Hauptverfammlung am Eonntag und die wunberfchöne Fahrt nad 
„Vögelinsegg” an einem idealen Herbittag, mußten wir ald „Banbpomeranze” 
leider „Ichenten*. — Der Zurnlehrertag zu St. Gallen wird feine Früchte zeir 
tigen. —r, 

3. Graubünden. Sonntag den 4, Oltrber war in Anmelenbeit zabl« 
reicher Vertretrngen feierliche Konſekration des neuen Biſchofs der Diözefe Chur. 
Er. Gnaden Biſchof Dr. Georgius wurde konſekriert durch feinen hochwſt. Hrn. Amts« 
vorgänger Biſchof Fidelis Battaglia.e Wir wünſchen dem neuen Leiter der 
ſchwierigen Didzeſe Gottes reichiten Beiitand, der weltliben Großen mannbafte 
Unterftüßung und eine wirfiame Sympathie feines Diözefanklerus, — 

4. £ujern. Den 18. und 19, Oltober befammelt fih in Luzern ber 
Schweiz. Se ninarlebrerverein. — 

Das in Sicht geitandene „Berufäreftorat* ift nun gründlich fallen ge- 
lafien. — 


— 689 — 


Prof. Dav. Huber erhielt nach 30»jähriger Tätigkeit einen jährlichen 
Ruhegehalt von 2500 Fr. zuerlannt. — 

5. Bern. Die ESeltion Bern» Stabt wählte zum Vereinsſelretär dis 
bernifchen Lehrervereins mit 230 von 245 Stimmen 9. Dr. Tröſch in Biel. — 

Das Seminar Muriftalden feierte das 25-jährige Aubiliäum der Herren 
%. Geikbühler und Dr. U. Krebs, Herrliche Ehrengefchenfe beglüdten die ver: 
dienten Herren. Mit Gefang und Gebet wurbe „nach altem Brauch“ die wür- 
dige eier geſchloſſen. — Die beiden Gefeierten danken in No, 40 tes „Schweiz. 
Evangel. Schulbl.* u. a. alfo: „Möge die fchöne Feier durch Gottes Gnade 
unferem lieben Seminar zum Segen gereihen! Soli Deo Gloria !* 

Das neue Lehrerbejolbungsgefeß ſoll derart befördert werden, daß es im 
Mai 1909 zur Abftimmung fommen fol, — 

Den 10. Oltober hält ber „Schweiz. Lehrerverein“ Jahres» und Deles 
gierte verſammlung in Rangenthal ab. 

6. Aargau, Den 4. und 5, Oltober tagte in Baden ber „Schweiz. 
Gymnafiallehrerverein‘. Borträge: Die Wandlungen der Aufhauungen über 
das Weſen ber Materie — Ueber die neugriehifchen Studien — Ueber die neuere 
Methodik im Geographieunterritte und über bisherige Ergebnifje der Vindo— 
niſſa⸗Forſchung. — 

7. Appenzell. Die Seltion St. Gallen-Appenzell des „Evangel. Schul» 
verein“ behandelte „die Stellung der Schule zur Sittlichleitsfrage“. — 

* Tem bisherigen Inhaber unferer Realſchule wurden bei Erdff- 
nung bed SKollegiums St. Antonius 3 Quartal» Gehalte vergütet unb eine 
Kanzleianftellang zugebalten. Wahrlich, eıne noble Handlungsweiſe ab feite bes 
fonfervativen Innerrhoder-Regimentes! Bereits haben faft alle bisherigen Real— 
ſchüler fih für den Eintritt ind neue Kollegium entichloffen. Der zeitgemäßen 
Anftalt unjeren herzliche. Willkomm: fie fol blühen und gedeihen als befte Frucht 
fath. Mannesarbeit! — 

8. Beflin. Die liberale „Societä Demopedeutica” des Kantons beitimmte 
2000 fr. für das Sculgefek. Kommt etwa der „Nubel* ins Rollen? — 

9. Schwyz. Die bekannten Standbesgebetbüher — Hinaus ins Xeben ! 
— Mit ins Leben x. — vom Einfiedler Stiftsheren P, Zöleitin Muff, finden 
riefigen Abſatz. Bereits ift das erſte erfienen unter der fslagge 26.—35. Tau⸗ 
jend und das legtere unter der 75.—10V. Zaufend. Auch ein erzieherifcher Er- 
folg. — 

i Die Shulfpartaffenfrage foll noch den Kantonsrat bebelligen, in« 
bem deren Löſung von ihm ausgeben fol, wie man berichtigend mitteilt. — 

Auf 100 Retruten batten fehr gute Noten 26 (1903), 27 (1904), 25 
(1905), 29 (1906) und 34 (1907), ſehr fchlechte Noten 12 (1903), 9 (1904) 
13 (1905), 9 (1906) und 7 (1907). — 

Zu dem im lepter Nummer angelündigten Fortbildungsturs für 
biblifhe Geſchichte in Einfiedeln publizieren wir nachitehendes Programm: 

Dienftag, den 13. Oftober. '/s3 Ahr: Heilige Meſſe in der Gnadenka— 
pelle. 82. —8/2 Uhr: Eröffnung durch hochw. Hrn. Pfarrer P, Peter Fleiſch— 
lin, Schulinipeltor, 8'/.—9 Uhr: Kommentar zum Kursprogramm. 9—9's 
Uhr: Herabtunft bes HI. Geiftes, 1. u. 2. Stute, 1. Stüd. 6. u. 7. Klaſſe. 
9'%—10 Uhr: Pauſe. 10— 10’: Uhr: Herablunfl des Hl. Geiftes, 1. u. 2, 
Etufe, 2, Etüd, 6. u. 7. Klaſſe. 10'%—11 Uhr: Jeſus, der Kinderfreund. 
2. Klaſſe. — Gemeinſchaftliches Mittagefien im Storden. I—1'. Uhr: Jeſus 
am Delterg. 2, Kaffe, 1'%—2 Uhr: Die wunderbare Brotvermehrung. 1. 
u. 2. Stufe. 5. Klaſſe. 2—3 Ubr: Vortrag über 1. u. 2. Stufe. 

Mittwoch, ben 14, Oltober. 28 Uhr: Heilige Meſſe. 8— 8": Uhr: 
Herabfunft des Hl. Geiſtes. 3.—5. Etufe 6. u. 7, Klaſſe. 8'7/2—9 Uhr: 


— 4 690 — 


Der agyptiſche Joſef. 3,—5. Stufe. 4. u, 5. Klaſſe. 9— 9": Uhr: Die Engel 
in der bibl. Geicichte. 5. u. 6. Klaſſe. 9'Ar—10 Uhr: Pauſe. 10— 10’: 
Uhr: Die Karte in der bibl. Geſchichte. 5., 6. u. 7. Klaſſe. 10'%—11 Uhr: 
Ser Jüngling zu Naim. 3. Klaſſe. — Gemeinihaftlihes Mitiagefjen im 
Storden. 1—1'/s Uhr: Die wunderbare Brotvermehrung. 3.—5. Stufe 5. 
Klaſſe. 1%—2 Uhr: 3.—5. Stufe an verſchiedenen Beifpielen. 5., 6. u. 7. 
Klaſſe. 2—3 Uhr: Vortrag über 3.—5. Stufe, 

Donnerstag, ben 15. Oltober. "/s8 Uhr: Heilige Meile. 8—8"» Uhr: 
Die erften Epriften. 1.—5. Stife. 6. u. 7. Klaſſe. 8'/.—9 Uhr: Reinigung 
bes Tempels. 1.—5. Stufe. 4. Klaſſe. 9— 9". Uhr: Jeſus beilt den Knecht 
bes Hauptmann. 1.—5. Stufe, 5. Klaſſe. 9'Ys—10 Uhr: Pauſe. 10—10's 
Uhr: Gott fendet den Propheten Elias. 1.—5. Stufe 5. u, 6. Klafſe. 10": 
bis 11 Uhr: Vortrag: Das Bild in der bibl. Geſchichte. — Gemeinſchaftlihes 
Mittagefien im Storden. 1—1’ı Uhr: Das Leiden und Sterben Yefu. 5. 
Etufe. 5., 6. u. 7. Klaſſe. 1%4— 2" Uber: Konlordanz der bibl. Geſchichte mit 
bem Katechismus. 5., 6. u. 7. Klaſſe. 2'2—3 Uhr: Vortrag: Stellung ber 
bibl. Geſchichte. 3 Uhr: Schlukwort von hochw. Hrn. Pfarrer P. Peter Fleiid- 
lin, Schulinfpeltor, 

10. Solothurn. Dornad erhält ein Schulhaus, das famt Einrichtung 
auf 800000 Fr. zu ftehen fommt. — 


m 


Literatur. 


Die ländliche Fortbildungsfhule als notwendiger Faktor unferer 
Volksbildung von Rei, Inipeltor. Verlag Thienemann, Gotha. Preis 80 Pig. 

Als Wr, 42 der „Beiträge zur Vebhrerbildung* erſchien unter obigem 
Titel eine fehr beachtenswerte Brofhüre, Die Fortbildungsſchule alten Stils, 
bie Beichäftigung mit den oft armfeligen Stoffüberreften aus ber Vollsſchule 
behandelten Materien, konnte das Intereſſe der Schüler nicht wach halten und 
bat abgewirtſchaftet. Nur die beruflihe Fortbildungsſchule kann zwiſchen 
Schule und Leben vermitteln. Handel und Gewerbe haben das längft erkannt. 
Konfequenterweife ift auch für bie landbwirtjchaftliche Bevölferung die Berufö« 
ſchule mit theoretifher und praftifcher Betätigung (Arbeitsjchule), wie fie vieler« 
orts bereits beſteht (Weitfalen, Helfen), zu fordern bez. auszubauen. Sie ftellt 
allerdings bobe Anforderungen an das LVehrperfonal, LVehrtalent und praftifce 
Tüchtigleit. Um aber die Berufsſchule nicht einjeitig im Intereſſenlreis einer 
einzelnen Ermwerbögruppe auszubauen, jondern auch das Wohl der Geſamtheit 
zu berüdiichtigen, ift neben der Berufäfunde, aber an diefe anfnüpfend, ber 
ftaatöbürgerliche Umnterriht wichtig. Gute Berufs» und allgemeine Bildung 
Ihließen einander zum Glüd nidt aus. Das find einige Grundgedanken aus ber 
Broſchüre, die wir Schulbehörden und Lehrern zur Leitüre fehr empfehlen. Mag 
auch die praftiihe Durchführung auf Schwierigkeiten ftoßen, die Zukunft gehört 
2: die beruflichen Intereſſen mehr als bisher berüdfichtigenben Fortbildungs⸗ 
ſchule. A. 

Aufwärts. Gebetbuch für junge Lenle mit einem beſonderen Abſchnitt 
für Rongregationen. A. Ausgabe für Jungfrauen — 429 Seiten. B. Aus 
gabe für Jünglinge — 428 Zeiten. — Fr. 1.40. Bon Hof. Konn, Kaplan 
in Köln. Verlag von. Benziger u. Comp., A. G. Einfiedeln. 

Horzüge des Aufwärts! 

1. Es greift vielfach auf alte, fernige Gebete zuräd. 
2, Es jtreut praftifche Winte über Beten, Gewifjenserforihung, Gebraud bes 
Roſenkranzes ac. ein. 


-— 3 691 — 


3. Es verlegt beſondere Sorgfalt auf bie Bearbeitung der Beichtandacht. 

4, Es erörtert kurz und bündig den Zweck, Bedeutung und Pflichten ber 
Kongregationen. 

5. Die „Erwägungen“ — 66 Seiten — find fnapp, zeitgemäß, berühren 
zwar ein beifelftes Kapitel, find aber fehr dezent gehalten und wirken er« 
zieheriſch. 

6. Der Anhang bietet eine reiche Anzahl üblicher Liederterte. Empfehlens⸗ 
werte und ſehr handliche Büchlein! 

Leitern für Eheleute von P. Stefan Bärloder, O.S. B. Verlag von 
Eberle u, Rickenbach, Einfiedeln. — 418 Seiten, — Preis Fr. 

Das fehr Tehrreiche, ſehr praftifhe und allzu wenig befannte Standesge⸗ 
gebetbuch bafiert auf dem Rituale des Bistums St. Ballen und dem ſehr em- 
pfehlenewerten Werke von Domfuftos Hug in St, Gallen betitelt „Die riftl. 
Hamilie*, — Die „Belehrungen“ in 33 Rapiteln verraten den erprobten Miffi- 
onär und ben feinen Pigchologen. Wer das wirklich trefilich geichriebene Buch 
lieft und befolgt, der kann für feine Ehe und für bie Zukunft feiner Kinder 
nur gewinnen. 

Graf Ferdinand von Zeppelin. Ein Dann ber Zat von U. Dömel. 
16 Runftdrudveilagen. Verlag von Johannes Dlanke in Emmishofen und Kon— 
ſtanz. 96 Seiten. Broidiert Fr. 2. —. 

Ein zeitgemäßes Buch! In eingehender und angenehmer Weife zeichnet 
es den Werdegang beö großen Zeppelin, um fchließlich in einigen Kapiteln Zep⸗ 
pelin und die Jugend, Zeppelin ale Menſch, Zeppelin als Chrift und Zeppelin 
ald Erzieger zu charafterifieren. Es endet mit dem Kapitel „Die große Teutjch- 
land-Fahri“. Text und Iluftrationen, Drud und Ausftattung find muftergiltig. 
Das Buch iſt eine gefunde Jugendleltüre und orientiert auch das Alter. Sehr 
au empfehlen ! T; 


Briefkalten der Redaktion. 


Als weiterer Kalender ift eingelaufen: Einfiebler Marien-Kalender 
von Eberle u. Ridenbat, 40 Rp. Als vollstümlidhe und geiunde Volfäleltüre 
erpropt. — . 

G. R. Ihren Abfichten und Ihren geiſtigen Bebüriniffen dürfte „Ueber 
ben Waſſern“ vollauf entiprehen. Das ift eine Halbmonatsfdrift für „Schöne 
Literatur” in wirklich fortichrittlihem und fath. Sinn. Herausgeber: Dr. 
P. Erpeditus Schmidt, O. F.M. Berlag: Alphonfus «» Buchhandlung in 
Münfter i. W. — 

In einer jüngften Nummer war ber Beitritt zur „Rosmos»Gefellihaft* 
buch einen Deren U. K. empfohlen. Nach erhaltenem Auffchluffe von zuver» 
läffigfter Seite müllen wir redaftionell vor dem Beitritte warnen. Wir ber 
dauern die Aufnahme jener Empfehlung und bitten dringend, gerade in Nezen» 
fionen nur grundjäßlih Zuverläffiges zu empfehlen. — 


ER a TEE a — — ö— —— AL — ———— — 





























Den Herren Dirigenten — 
ber Kirchen», Töchter und Männerchöre empfehle Höfl. meine kom, Nummern, 
Fidele Studenten für Töchterchor, ital, Konzert für gemiſcht. Chor, Diele, 
ſowie andere wirkungsvolle und mit Erfolg aufgeführte fom. Zuette, Verzette, 
Quartette und Enfemble-Szenen endet zur geil. Einſicht 

347 Dans Willi, 
Lehrer in Cham, St. Zug. 





— 692 


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Blätter. ® 


Dereinigung des „Schweizer, Erzlehungsfreundes* und der ‚Jüdag. Monatsfhrift“. 


Organ des Dereins kathol. Lehrer umd Saulmänner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifchen Erziehungsvereins. 


Einfiedeln, 16. Oktober 1908. | Nr. 42 | 15. Jahrgang. 


Redahktionskommilfion: 
9. Rektor Steiler, Erziehungsrat, Bug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jalob Grüninger, 
Drenbac (Schwys), ge Fer © — — % * —— Fi ge Goßau (St. Ballen) 
emens Frei 
Ginfenpunge en And an legteren, ala in “ fe heralter zu richten, 
nferat-Auflräge aber an HH. Haaſenſtein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöcyentlid; einmal und fojtet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beitellungen bei ben Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung Einfiedeln. 





Inhalt: Soziale | der Bollöfchule. — Auch ein rg von — Im 
ben ee gar eru Bum ſchweiz. Turnlehrertag in S 3 ſtan⸗ 


toren und Ausland. — Bädagogiiche Ehronif, — Würdigungen und —— für die en 
Bächter in Kirche und Schule — Literatur. — Brieflaften ber Redaktion. — Inſerate. — 





* Soziale Erziebungsaufgaben der Volksschule. 
(Schluß.) 

Die einzelnen praktiſchen Aufgaben der ſozialen Erziehung 
im Rahmen der heutigen Volksſchule find nun: 

Der Lehrer bat vorerft die Pflicht, die Kinder der Taglöhner, der 
Handwerker und der Bauern vollftändig gleich, mit der nämlichen Hingebung 
und Sorgfalt zu unterrichten und zu erziehen wie die Kinder der Begüterten, 
der Gebildeten und der Machthaber. Gerade die Arbeiterjugend darf 
vom Lehrer ein befonderd hohes Maß erzieherijcher Fürſorge bean- 
Ipruchen. Denn diefe wird in Folge der Not des Lebens von den unter 
dem Joche der Lohnarbeit jeufzenden Gltern oft nicht nur vernachläßigt, 
ſondern in erſchreckend vielen Fällen fchon im zarteften Alter zum drüden- 
den Broterwerbe herangezogen. Nach Möglichkeit muß die Schule den 
Ausfall an Bildungselementen und Lerngelegenheiten, welchen die armen 
Kinder dadurch erleiden, zu erjegen fuchen. So lange die Mikftände 


— 4 694 — 


durch das tatkräftige Einfchreiten der Behörden nicht bejeitigt werden, 
hat der Lehrer eine doppelt jchwierige, dornenreihe Obliegenheit zu 
erfüllen, verbunden mit neuer Entſagung, vermifcht mit vermehrten Opfern. 


In der Stadt jodann find andere Anforderungen an die Volls— 
ſchule zu ftellen ala in Tandwirtjchaftlichen Bezirfen. Ueberhaupt foll 
die Wahl der Lehrgegenftände ſich möglihft nach den lokalen Bedürf- 
niffen richten. Bor allem ift eine folide Fertigkeit im Schreiben, Lejen 
und angewandten Rechnen notwendig. Eine allgemeine Bildung den 
Kindern beizubringen, diefe mit wifjenichaftlichen Dingen zu beſchäͤftigen, 
gehört nicht in die Volksſchule. 

Durch eine derartige Beichränkung der Theorie auf dad im Leben 
Nötige kann der Erziehungsaufgabe der Schule, dem Erftarken in guten 
Gewohnheiten Raum gefchaffen werden, es läßt fi mit der Schule die 
Bildung zur Arbeitsfertigleit verbinden. Prof. Bed ftellt ala Leitſatz 
der Volksſchulreform für die Zukunft auf: 


„Vormittags in die Schule, nachmittags aufs Feld, in ben Garten, in 
bie Hauswirtichaft oder in bie Werkſtatt,“ alfo Abwechslung von Kopf mit 
Handarbeit. 


Namentlih in den obern Klaſſen der Volksſchule ift dahin zu 
wirken, daß die Jugend die Handarbeitäberufe nah ihrem Werte und 
ihrer Bedeutung jchäßen lernt und daß fie erhält jene Vorkenntniſſe, 
welche der erfolgreiche Betrieb eines Arbeitöberufes vorausjeßt. Dan 
denfe da an folgendes: An Hand von Vorbildern aus der biblifchen 
Geichichte, von Zügen aus der Periode des Wuittelalterd, von Tatjachen 
aus der Neuzeit möge den Kindern die Schönheit, die Boefie, die Würde 
des Landbaued und des Handwerkes dor Augen geführt und fie zugleich 
befähigt werden, die erwähnten Lebenäberufe gern, mit Freude und Liebe 
zu erfaflen. Das elementare gewerbliche Zeichnen und Modellieren find 
in den Lehrplan für die Knaben einzubeziehen, und für die Mädchen 
wäre erſprießlich die Anleitung zu den Handarbeiten ihres Gejchlechtes 
und zur Haushaltung. Der Rechenunterricht ließe fich in der Weile 
praktiſch geftalten, daß er vermittelte, was abfolut notwendig ift, um ein 
Gewerbe zu betreiben und einen befcheidenen Erwerb daraus zu erlangen. 


Bei den dem Schulrußtritie nahejtehenden Kindern wirke die Volks— 
jchule auf eine der Neigung und Befähigung entjprechende Berufswahl, 
Dabei ift der Zug zur individuellen Selbfibeftimmung im kindlichen 
Charakter zu entwideln,; man weiſe, jo weit tunlich, die Kinder nicht 
auf Erwerbögelegenheiten hin, welche feine bejondere Lehre vorausſetzen, 
dafür aber auch ihre Angehörigen zeitlebens in niederer Stellung und 
geringer Selbftändigfeit belafjen. 


— 4 095 — 


Mit Recht jeht die neuere Pädagogik einen hohen Wert auf 
die Präventiv- Methode, d. h., handelt es fi um die Volfäfchule, 
daß fie durch eine planmäßige, der Alteröftufe angemefjene Belehrung 
waffne gegen die dem Schulaußtritte gar bald folgenden Gefahren der 
Eitte und der mwirtjchaftlihen Wohlfahrt. Als ſolche Gefahren nennt 
Dr. Bed: 


a) Schlechte Kamerabichaft, Vereine, melde bie foziale frage mit bar« 
winiſtiſchem Geſchwätz, mit Zola-Romanen, mit Kulturfämpferei und enblofer 
politiſcher Kannegießerei zu löſen beitrebt find, b) die Wohnungsnot mit ihren 
Schabenwirkungen in gefundheitliher und moralifher Beziehung, c) leichtfertige 
Bekanntſchaften, die zu früh oder ohme gegründete Ausficht auf baldige glüdliche 
Ehe gemadt werben, d) ben Glauben und die Sitten verderbende Leltüre, e) 
ber Alkoholismus und befjen folgen, f) die Vernadläfjigung der Weiterbildung 
und ber beruflichen Ausbildung, g) Ausbeutung ber jugenblichen Arbeitätraft 
und ihre Erjcheinungen. 


63 ift der Kapitalismus, welcher den Begriff der gewerblichen 
Lohnarbeit des Kindes ald der billigften Arbeitskraft gefchaffen hat, ein 
Begriff, welcher den in vorliegender Abhandlung entwidelten Ausein« 
anderiegungen diametral entgegengefeßt it. Das Fabrikſyſtem der 
Gegenwart verlangte freilich billige Angeftellte. rauen» und Sinder- 
arbeit nahmen deshalb jchrankenlos zu. Die unglaublide Ausbeutung 
der kindlichen Leiſtungen zeitigte zudem ein himmeljchreiendes Glend, 
Der Staat jchritt dagegen ein und unterjagte den fcyulpflichtigen Jungen 
die Arbeit in den Yabrifen. Was war der Erfolg? Antwort: Die 
Kinderarbeit wanderte in die Heimarbeiterwerkftätten fremder Arbeit- 
geber oder in die Wohnungen der Eltern. Plan fucht und findet eben 
überall, fogar in der Landmwirtichaft, die wenig koftjpielige Arbeitöfraft 
der Rinder. In Deutjchland 3. B. joll die Zahl derjenigen Schulkinder, 
welche neben ihrer Inanſpruchnahme durch den Schulunterricht noch 
Zag für Tag ftundenlang, vielfach bis tief in die Nacht hinein zu 
ſchwerer förperlicher Lohnarbeit um erbäcmlichen Verdienft herangezogen 
werden, weit über eine Million betragen. Für die Schweiz mangelt 
bisher eine Statijtit über die gewerbliche Beihäftigung von Schulfindern. 

Und welde Summe von Jammer, Glend und Not verbirgt ſich 
hinter diejen Uebel- und Mihftänden! Kinder find tätig in gejund- 
beitsfchädlichene und gefundheitägefährlichen Werkitätten und Betrieben, 
in zu frühem Alter, zu ungeeigneter Zeit, mit Entweihung des Sonn- 
tags, unter Gntjagung auf frohes Spiel und ausreichenden Schlaf. 
Sodaun die Räume, wo Slinder arbeiten, die VBerhältniffe, welchen die 
Kinder in fittlicher Beziehung ausgeſetzt find! Endlich, wie fteht ed mit 
der geiftigen Entwidlung? Friſche Luft, heller Sonnenſchein, öftere 
Bewegung find freilich mohltuende und ſchätzenswerte Faktoren, um 


— 696 8 


einen Menfchen vorwärts zu bringen, aber fie allein und ausjchließlich 
verichaffen nicht jened Fortkommen, dad die vernünftigen Gejchöpfe 
außer ihrer körperlichen Exiſtenz bedürfen. Erwerbstätige Kinder er» 
reichen nur in geringen Prozenten das Schulziel. Am erjchredenditen 
jedoh ift der enge Zuſammenhang zwijchen kindlicher Erwerbstätigkeit 
und Kriminalität. Leider vollzieht fich die Ausübung des gewerbsmäßigen 
Verbrechens, beijer gelagt die Anleitung und der Zugang hierzu, vor 
zugsweiſe in den jüngern Altersklaſſen und erfolgt der endgültige fittliche 
und foziale Zufammenbruch bereits im jugendlichen Alter. Der Junge 
in der Schenkwirtjchaft, der Haufierburfche, der Hüterbube, da8 Blumen: 
mädel fommen in nahe Berührung mit dem Lafter und der Verworfen- 
beit, auf zahllofen Wegen nahen ihnen jchlechtes Beiipiel und Berführ- 
ung. Während zwar in Deutjchland einige der allerärgften Kinder- 
quälereien gejeglich verboten worden find, gibt es Staaten wie Defter- 
eich, Belgien, England, Nordamerika und die Schweiz, in denen die 
Babrifarbeit der Schulkinder unterfagt ift, allein wogegen die Auß- 
beutung der Findlichen Arbeitäfraft in ven übrigen Gewerben und 
namentlich in der Hausinduftrie jo viel wie nichts gejchehen ift. Eigent— 
lich troftlos find die Zuftände in Rußland, Spanien und Italien (}, 
Dr. Bed an gen. Stelle), weil Rinder von 5 bis 10 Jahren ſelbſt 12 
Stunden täglih in gewiffen Webereien, Magnefium= und Schmefel- 
gruben befchäftigt werden gegen einen Lohn von 35 bis 50 Cta. im 
Tage. Intereſſant ift diesbezüglich, was der internationale Arbeiter: 
ſchutzlongreß, der ganz fürzlich in Luzern getagt, bejchloffen hat. Näm- 
li: die betreffenden Sektionen werden erjucht, die Kinderarbeit für alle 
Arten erwerbömäßiger Beichäftigung feiner gejeßlichen Regelung zu un. 
terziehen, daher zunächht alle bejchäftigten Kinder zu berücdjichtigen, in 
der Landwirtfchaft aber zwifchen eigenen und fremden Kindern zu unter« 
Iheiden. Das Kind foll demnach erwerbsmäßig nicht im fchulpflichtigen 
Alter beichäftigt werden; ſoweit keine Schulpflicht mehr befteht, ift die 
erwerbömäßige Arbeit vom vollendeten 14. Jahre, in der Landwirtichaft 
vom vollendeten 13. Jahre an zuläffig. 

Sowohl die pofitiven Aufgaben der jozialen Erziehung, melde 
fih auf die Heranbildung der Kınder zu den Handarbeitd-Berufen und 
auf die Vorbeugung gegen die Gefahren des Geſellſchaftslebens der 
Gegenwart beziehen, fondern bejonders der Schuß der Schuljugend gegen 
die fapitaliftifche Ausbeutung ihrer zarten Lebenäkräfte erfordern ge- 
bieterifch das einmütige Zuſammenwirken der Seeljorge-Geiftlicden und 
der Volksſchullehrer. Denn wenn die Schule auf die Kinder einmirkt, 
wenn die Geiftlichfeit die Eltern belehrt, daß Gewiffen weckt und zu 


— 697 — 


gegenſeitigen Berufsvereinigungen zuſammenzuſchließen trachtet, wird ſich 
endlich auch der Staat ermannen, gegen das Unternehmertum durch 
die geſetzliche Statuierung des „zeredhten Arbeitslohnes“ vorzugehen. 
Surſee. H. Amberg. 
—DITDIID —— 


Audı ein erzieherifcher Derein, 

Unfer kath. Vereinsweſen wählt und wehrt fi mannhaft. Fortjchritte 
find nicht zu leugnen. Nun kommt die große Gefahr, daß Diffonanzen Elein- 
licher Art den „Engerling“ jpeziell deö Vereinsweſens bilden. Ich meine dad 
jo: nicht Jelten gedeiht irgend ein Berein nicht nach Erwarten, oder der 
im Gntftehen blühende Verein fintt und geht jogar dem Untergange zu. 
Je nun, da können verfchiedene Urſachen mitwirken, jelten aber ift der . 
Präjed eines andern fath. Vereind an dieſer Erjcheinung ſchuld. Drum 
iſt peziell in diefer Beurteilung große Borficht gut. Dieſe Borficht 
verhindert Mißgriffe. Aus diefen Gründen gefällt es uns jehr gut, 
wenn die „Spitzen“ der kath. Vereine ſich periodifch treffen und unge» 
zwungen ihrer Bereine Lage beiprechen, oder wenn die Präfides folcher 
Vereine fich periodisch jammeln, um Rüdblid und Ausblid zu halten, 
alle3 sine ira aber cum studio. 

Eine ſolche Tagung bildet der eben abgelaufene „Praktijch-foziale 
Kurſus“ des Verbandes der kath. Gejellenvereine der Schweiz, abge» 
halten vom 5.—8. Oft. im kath. Vereinshauſe zu Luzern. Zugleich war 
eine Zehrmittel-Ausftellung einfchlägiger Art, die wirklich reichhaltig und 
praftijch geltaltet war. 

Wir geben gedrängt Einige auß dem Programm, das jpeziell für 
Lehrer und Geiftliche Interefje hat. Jeder Teilnehmer erhielt ein 61 
Seiten ftarfed Büchlein. Dasjelbe enthielt Statiſtiſches — Programm 
— Leitſätze und war fo für jeden, der den Gang der Tagung inhaltlich 
verfolgen wollte, jo recht wmegleitend und bahnbrechend, Speziell die 
„Leitfäge* gaben ihm reichen Anlaß, in die Diskuſſion einzugreifen. 
Schreiber died nahm auch teil, nicht als Gejellenpräjes, wohl aber ala 
feit 30 Jahren matt mitwirfended Ehrenmitglied, das allezeit den Ge— 
fellen und Arbeitern rege Syinpathie entgegen gebracht hat und immer 
noch entgegenbringt. Jünglings;- und Gefellenvereine haben für Priefter, 
Lehrer und Familienväter höchſte Bedeutung, fie find jo recht die Prlanz- 
gärten, aus denen des kath. Volkes Zukunft herauswächſt. Ignorieren 
Priefter, Lehrer und Eltern dieje Pllanzihulen, wo foll denn der 
fath. Nachwuchs herkommen, wer joll ihn und dann bieten? Etwa die 
Gleihgültigkeit und Gutmüligkeit jo vieler und abermals vieler, die 


— 698 — 


wohl eine Kuh bewachen, eine Katze pflegen und einen Hund verwöhnen, 
die Kinder aber ſich ſelbſt überlaſſen, wenn fie nur jeweilen etwa zum 
Tiſche zu kommen geruben. Alfo aud Jünglings- und Gejellenvereine 
find unferer Obhut anbefohlen, wir müffen ihnen unfere Zuneigung be» 
funden; denn im ihnen liegt des Kath. Volkes Zukunft. 

Zur Zeit gibt es in Deutjchland, Defterreich und der Schweiz 
1123 Gejellenvereine (31 in der Schweiz) mit 182,795 Mitgliedern, 
wovon 72,745 aktive Mitglieder. Der Verein zählt 347 eigene Ge- 
jellenhäufer, die 1904 mehr als 100,000 durchwandernden Mitgliedern 
foftenlo8 Unterkunft und Berpflegung boten, Außerdem wohnen in 
diefen Häufern ftändig rund 4000 Gefellen, die an fraglichen Orten 
arbeiten, 

Foft alle Vereine erteilen ihren Mitgliedern regelmäßigen Religi- 
onsunterricht; etwa 250 veranftalteten hierzu möchentlich bis monatlich 
eine bejondere Verſammlung. Gemeinschaftlicher Sakramentenempfang 
ift in allen Vereinen ohne Ausnahme in Uebung, in 300 jährlich vier- 
mal und öfter. Die feit Jahresfrift eingeführten geſchloſſenen Ererzitien 
für Gefellen fanden bis heute bereit? über 600 Teilnehmer. 

In 514 Bereinen finden Unterrichtäfurje in den Clementarfächern, 
Gefhäftsauffag, Buchführung, Wechlellehre und Geſetzeskunde ftatt. Ter 
Schwerpunkt des fpeziellen Fachunterrichts fiel in die Fachabteilungen, 
deren etwa 200 in 75 Vereinen beftehen. 

Der in den Gejellenvereinen gebotene Unterricht verurfachte — ab» 
gejehen von den unentgeltlich erteilten Unterrichtäftunden — einen Ko— 
ftenaufwand von jährlich etwa 130, 000 Markt, Es beftehen aud 
Kaſſen. 

Etwa 550 Vereine beſitzen ſelbſtändige Sparkafſſen mit verſchie— 
dener Organiſation. Eingelegt wurden im Jahre 1904 1,700,000 

k.; ihre Beſtände betragen etwa 5 Millionen. 

Es beitehen im Berbande etwa 160 felbitändige Krankenkaſſen, 
meift in der Form eingetragener Hülfskaſſen. 

Verbandskaſſe, eine Zentralfaffe zur Beitreitung der dem Ber: 
bande erwachjenden Koſten. Sit in Köln. Beitrag der einzelnen Ver— 
eine: jährlich 10 Pig. pro Mitglied, durch Vermittlung der Diözeſan— 
präfides an die Zentrale abgeführt. 

BZentralfterbefafje für ordentliche und außerordentliche Mit- 
glieder, unter Aufficht des Kaijerlichen Aufficht3amtes für Privatver: 
fiherung in Berlin. Gröffnet am 1. Juli 1904, zählt fie heute bereits 
in 86 Bahlftellen 2400 Mitglieder. 

Neben all’ diejen jehr mohltätigen Zweigen ded Vereins beſteht 


— 699 — 


auch noch eine Verbandepreſſe für Vorſteher ſpeziell und für die Geſellen 
jelbft (Kolpingsblatt, 40,000 Abonnenten). Zudem find biß jebt zirka 
300,000 Flugblätter in die Welt binausgegangen. Das find ſchwache An 
deutungen über des verdienten Vereines erzieherifches und jozial- 
politiſches Wirken. Gin Wort noch vom diesjährigen Kurfus und 
feinen Arbeiten. (Schluß folgt.) 


Am den Religionsunferricht herum, 


1. Bor wenigen Wochen hat in Hannover eine allgemeine evan» 
gelijch-lutherijche Konferenz mit internationalem Charakter ftattge- 
funden. 68 waren Delegierte faſt aus allen Kulturftaaten erjchienen. 
Zur Verhandlung ſtand u. a. auch die Frage des Religionsunterrichtes. 
Die Berfammlung ftellte fi) einmütig auf den Standpunft, daß der 
Religiondunterriht au8 der Schule nicht verdrängt werden darf, und 
daß er auf der Grundlage des pojitiven Belenntniffes erteilt werden 
muß. Es wurde ausdrüdlich anerfannt, daß die. Eltern das Recht ha= 
ben, einen befenntnistreuen Religiondunterricht zu fordern. Den Eltern 
ſteht erſtes Anrecht auf die Schule zu, erflärte ein Vertreter 
des Lehrerftandes, Direktor Sellihopp aus Roftod in Medlenburg. 

2. Der katholiſche Wahlverein Italiens hat an alle Ortsgruppen des 
Königreiches ein Rundfchreiben gerichtet, da8 der Verteidigung des Res 
ligiongunterrichtes in den Volksſchulen gilt. Es ftellt 
feft, daß in manchen Gemeinden, wo die Mehrheit der Gemeinderäte 
fatholifch ift, zwar die Erteilung des Religiondunterrid;tes gefichert 
wurde, daß aber die Auswahl der Lehrkräfte vernochläfiigt wurde und 
infolgedeffen der Religiondunterricht eher eine Schädigung des religiöfen 
Empfindens als einen Nuten darſtellt. Der Wahlverein fordert die 
Gemeinderäte auf, hier Remedur zu jchaffen. 

Wichtiger noch als diefe Mahnungen ift die nun folgende Auffor— 
derung an die Katholiken, das Schulreglement Rava dort zu benüßen, 
wo antiklerikale Gemeinderäte den Religiondunterricht außgejchaltet haben. 
Das Reglement frhreibe die Meberlafjung von Schulfälen für den Re— 
ligionsunterricht vor, wenn Familienväter es verlangen und Lehrkräfte 
ftellen.. In Rom würden bereitö die Namen der Familienväter von der 
„Direzione Diocefana” gefammelt und dann Schuljäle gefordert. Es 
ergebe an alle katholiichen Lehrkräfte, die mindejtend dad Glementarpa= 
tent befien, gleichzeitig der Ruf, fih für Erteilung des Religiondunter« 
richteö bereit zu erklären. Bei Ueberrafchungen und Hinterhalten, die 
das Reglement Rava zeitigen könne, jolle fofort an den Wahlverein be= 
richtet werden. 

2. Die „Aargauer Nachr.“ fchreiben bei Beiprehung der Verhand— 
lungen des Kapitels der aargauifchen reformierten Geiftlichkeit in Sachen 
Reliaiondunterricht alfo: „In der mweitern Diskuffion fommt zum Aus— 
drud, daß es fi beim interfonfejjionellen Religiondun- 
terriht um einen afatholiihen handelt. Die moderne Stant3- 
ſchule ift eine proteitantiiche, und es ift ein Sieg proteftantiiher Kultur, 
daß fie —— durchſetzt.“ 

4. EEin Wink für die katholiſchen Lehrer und Prieſter und Eltern: 
tlare Stellung. 


— 70 — 


Zum schweiz. Turnlehrertag in St. Gallen. 
Morr.) 


Ein Einſender ſpendet in letzter Nummer unſeres Organs der Tagung 
im allgemeinen und der Vorführung der inftruftiven Uebungen im ſpeziellen 
bobes Lob. Dies mit vollem Rechte; denn „jauber“ und flott wurde gearbeitet 
von Sleinen und Großen, Schülern und Lehrern. Dennoch geftatte man uns 
einige Bemerkungen. 

Ohne fi einer Uebertreibung fhuldig zu machen, darf gejagt werben, daß 
man im Zurnfah nun fo ziemlih an der Grenze bes Erreihbaren an- 
gelangt zu fein jcheint, wenigftens ſoweit die Schule in Betracht fällt. Ein 
Mebreres wäre nit bloß überflüflig, fondern „des Guten zu viel‘. Dieſes 
Eindrucdes konnten ſelbſt Hochgeftellte freifinnige Schulmänner fich nicht erwehren 
unb verlieben ihm unverbolen Ausdruck. Welche Belaftung bed jugendlichen 
Gehirns verriet beiipieläweile das Keulenfhmwingen, wobei fozufagen ohne Kom« 
manbo, mehr denn eine Biertelftunde die verjciedenften Uebungen vorgeführt 
wurden, Welcher „Drill* — einen bezeichnenberen Namen kennen wir nidt — 
mußte ſodann aufgewenbet werben, bis die Schüler fich bewußt waren, was zu 
verftehen fei unter ben Kommandos: 

I. Stufe 3. Uebung. 
I. Stufe 4& „ 
II. Stufe Teßte 

Das ift ja mehr denn „preußifcher Schneid“. Der Einfender fommt je 
länger, beflo mehr zur Ueberzeugung, bab an bie Schüler zu beteutend 
bobe Anfo'rberungen geitellt werben. Ein objeftiver Beobachter muhte — 
ala er fah, mie beim Gefamtturnen ber Lehrer jede einzelne Hebung vom 
Reiter vorgezeigt und bis ind Einzelne fommanbiert wurde, fih denn bie Frage 
ftellen: „Weshalb mutet man dem Schüler höhere Leiftungen zu ala bem Lehrer!” 

Alfo fort mit dem Gedächtniskram und „abrüften“, wo man vernünftiger» 
weife fann und fol! Sonft muß bie Klage von „Ueberbürbung der Volksſchule“ 
ale Hohle Phraſe erſcheinen. 

Die Turnkleidung ber Mädchen betreffend, fann der Einfenber die 
Bemerkung niht unterdbrüden, daß nach feiner Anfiht eine Schülerin jene 
Pumphoſen faum anziehen kann, ohne daß kindliche Scham ihre Wangen rötet. 
Da war denn bie Kleidung ber Zürder Lehrerinnen doch um ein gutes Stüd 
bezenter. Diejer Ueberzeugung haben Schulmänner verfchiebener Richtung und 
Stufen lauten Ausbrud verliehen. 

Ueber bie Leiftungen ber einzelnen Seftion erlauben wir uns fein ab« 
fohließendes Urteil, ohne Bmeifel haben bie Basler mit ihren Kunftftüden am 
Barren nicht übel abgefchnitten. 

Wenn ber Einfender noh auf das Bankett im „Schüßengarten” 
zu ſprechen kommt, bat dies feinen fpeziellen Grund. Im rafher folge Löften 
die Darbietungen ber Vereine einander ab, eine netier ald bie andere, ſchön und 
genußreib. Und doch mußte noch ein dunkler Schatten bie freude des Bei« 
fammenjeins träben. Wie feiner Zeit Prof. Heim aus Zürih auf Wildkirch 
leins Höbe, fo erjchien ein Lehrer der Stabt St. Gallen im Kapuzinerhabit mit 
Eebetbuch auf der Bühne unb machte durch feinen Spott und feine Bewegungen 
einen ebrenwerter Stand lächerlid. Den Namen wollen wir nicht nennen, aber 
das war verzweifelt ähnlich bem „Dichter“ Gallus im „Vollsfreund'. In an 
erfennenswerter Noblefje bat bie „Oftichweiz“ ben Vorfall faum berührt; fie 
wollte den Lehreritand nicht bloßftellen ; denn ein Lehrer an einer bürgerlichen 
Säule, der eine bedeutende Zahl kath. Kinder zu unterrichten bat, ftellt ſich 
durch eine ſolche Taftlofigfeit — Dummyeit wird man nidt vorausfeßen dürfen 


— 701 — 


— kaum das beſte Zeugnis aus, blamiert nicht nur ſich, ſondern den ganzen 
Stand. In unſerem Organ aber müſſen wir mit Nachdruck gegen dieſes Vor— 
fommnis proteftieren, damit ſolche Sachen, die auch ehrenwerte freifinnige Pro» 
teftanten unangenehm berühren, fürberhin unterbleiben. Ringe man fich doch 
endlich einmal empor zur wahren Zoleranz, welche bie Ueberzeugung des Geg- 
ners mit Achtung und Viebe behandelt, wie die chriftlihe Nächftenliebe gebietet. 


—ööF 


Rus Rantonen und Rusland, 


1. St, Gallen. ‚*, Die Inftitution der Bez.» Schulräte fol im neuen 
Erziehungägeiege beibehalten und zudem noch 1 bis 2 Fantonale Schulinipektoren 
angeftellt werben; alfo ift im neueften Bulletin zu leſen. Eopiel wir die Stim— 
mung ber Lehrerſchaft fennen, nimmt fie hiezu eine fehr refervierte, wenn nicht 
entichieden ablehnende Stellung ein. Die forgfältig erwogene Eingabe ber ft. 
gall. Lehrerihaft an der Rorſchachertagung vom 11. Juni 1907 entbält diefes 
Poitulet nicht. An kleinern Kantonen mit gana homogenen Berhältnifien haben 
Kantonalinfpeftoren gewiß ihre Berechtigung. Aber melde Gegenſätze zeint unfer 
Kanton! Man vergleihe 3. B. die Stadt St. Gallen und das Fürſtenlaud 
mit dem Oberland inbezug auf bie Schulverhältniffe; dann befißen wir ganz 
ausgeſprochen inbuftrielle Bezirke neben ebenio ausgeprägt landwirticaftlichen ; 
auch foldhe mit Vermiſchung beider find zu finden, Dem Einwand, bie bezirke- 
ſchulrätlichen Kollegien, welche bie Veſonderheiten der Landesgegenden am beiten 
fennen, weil in denſelben vertraut, können eventuelle Uebelftände im Schulweſen 
ihon heben, wird man entgegnen, daß mehr Uniformität ins ft. galliſche Schul- 
weien hinein fommen müſſe. Dafür ift nun unfer Kanton ſchlecht geſchaffen. 
Hand aufs Herz! 2 Grokartige TFortichritte im Schulwefen bat geradezu bie 
jegige Organifation der Sculinfpeltion in ben legten Jahrzehnten bei uns er» 
reicht. Und die Herren Kantonalinipeltoren find meiftens auch „Menfchen“, die 
in päbagogiichen und methodiſchen Tragen oft ihre „Nößlein“ reiten. „Nomina 
sunt odiosa*; fonft fönnte man Namen von pädagogifhen Größen nur aus den 
Tegten Jahren im herwärtigen Kanton nennen, bie vielleicht zu Stantonalinipel- 
toren avanciert wären, bie aber fehr eifrige Verfechter biefes oder jenes Erziehungs» 
foftems waren. Was läge näher, als basjelbe eben ben Lehrern aufoltroieren 
zu wollen. Und wenn dann diejes pädagogifche oder methodiſche „Meteor“ ver« 
blaßt oder aus ber Mobe fommt und wieber ein begeifterter Anhänger eines 
neuen zum Amtsantritte fommt? Es gäbe noch mehr Gegengründe. — Wir 
erwärmen uns für biefes Poftulat im neuen Erziehungsgeſetz nicht! 

* 68 wirb bie frage aufgeworfen, ob nicht auch bie im Werden begriffenen 
Landeserziehungsheime fich den kantonalen und Bezirksichulbehörden zu unterwerfen 
haben reip. ihrer Aufiicht unterliegen. Gin ſehr vernünftiger Gedanke! In an» 
bern Fällen ift fonft der Staat fchnell bereit, das Beaufſichtigungsrecht für fi 
zu beanjprucen. 

Im kantonalen fonjervativen Zentralorgan wird öffentlich Beſchwerde er- 
hoben gegen einen rabilalen Lehrer, der als zeichnender Redaltor eines einjeitigen 
Scharfmaderblattes gegen Kirche und ihre Inititutionen loszieht. 

$ Betreffend Kreirung von fantonalen Schulinipeltoren mödten wir bie 
Trage ftellen: Können bie Leiftungen unferer Volksſchule nur durch vermehrte 
Sinipeltionen gehoben werden ? Wir glauben, die Leiftungsfähigfeit einer Schule 
hänge in eriter Linie von der Beruföfreubigfeit des Lehrers ab. Diefe wird 
aber durch neue Vifitatoren kaum größer. Die biöherigin infpizierenden Or- 
gane dürften vollauf genügen, 

2. Appenzell J..Mh. * Am 7. Oktober hat unfer Realgymnafium 
mit 50 Zöglingen fein erftes Schuljahr begonnen. Dieſe Anfangd- Frequenz ift 


+ 702 — 


fehr erfreulih, wenn man bebenlt, daß vorberhand nur 2 Neal» und 1 Gym« 
naftalflaffe beftehen. Schon biefe erfte Zieffer zeigt, wie zeitgemäß bie neue 
Anftait ift. Für die katholiſche Oftfchweiz war fie geradezu eine Notwenbigfeit, 
vorab für uns Appenzeller, bie wir biölang einer richtigen modernen Mittel» 
fhulbildung fozufagen entbehren mußten. Es iſt nicht Vermefjenbeit, wenn wir 
jet jhon die Hoffnung begen, bie Leiftungen bes neuen Kollegiums werben fo 
fein, daß auch der Landbevölkerung bie Augen aufgehen, damit in ben fommen« 
ben Jahren ber Befuch vom Lande ber immer mehr wählt. Die 50 Erfilinge 
find zur Hälfte intern. Dem Kollegium St. Antonius, das unter fo günftigen 
Aufpizien feine edle Miffion beginnt, ein herzliches Glück auf zur Meeresfahrt ! 

Es gebt und nachfolgende verdankenswerte „Berichtigung" zu: „Die Notiz 
bez. Appenzell und den biöberigen Inhaber unserer Realſchule 
ift in der Faſſung von Nr, 41 nicht richtig. 

Der bisherige Inhaber der Nealfchule bezog ben vollen Gebalt für das 
laufende Quartal 1, Mai bis 1. Auguſt. Hernach bat bie fompetente Bebörbe 
(Große Rat) eine Abfindungsiumme geſprochen, bie dem vollen Gehalt von 1'/: 
Schuljahren entipribt und mit 1. Auguft in Berechnung fällt. Dazu kommt 
noh eine Alterözulage von 200 Fr.; die ganze Abfindungsfumme beläuft fich 
auf 3950 Fr. und wird quartaliter ausbezablt. Die ganze Angelegenheit beweift in 
unferen Augen die Notmwendigfeit eines Rube- und Penſionsgeſetzes. Tarüber 
wird noch viel Waffer die Sitter hinunterfließen, Hat doch ber h. Große Rat 
erft letzten Frühling eine beicheidene Regelung der Stellvertretungsfrage in Iran» 
fen Zagen bachab geſchickt. Wie lange noch? fragt Eicero ben Gatilina. Xefer, 
mac’ ben Kommentar jelbfi! M. 

3. Thurgau. Die thurgauiihe ſozialdemokratiſche Partei richtete 
eine Eingabe an ben Regierungsrat auf Revifion des Primar- und Sekundar- 
ſchulgeſetzes. Es werden folgende Poftulate aufgeftelt. Für das Primarfchul- 
geſetz: Ausdehnung ber Alltagsichulen auf 8 Jahre und TFallenlaffen der Som- 
merrepetierfchulen, Reduktion der Schülerzahl der Klaſſen von 80 auf 60, un 
entgeltliche Abgabe von Rehrmitteln und Schtlmaterialien, periodifhe Wiederwahl 
ber Lehrer (??), Teilnahme der Lehrer an den Sikungen ber Schulvorfteherfcaft, 
ärztliche Unterfuhung der fhulpfliktigen Kinder und Unterbringung von geiftig 
und körperlich anormalen Kindern in Spezialanftalten, Jugendbhorte. Für das 
Sekundarſchulgeſetz: Iinentgeltlihe Abgabe ber Lehrmittel und Schulma- 
terialien, Vollswahl ber Lehrer. 

4. Bug. $ 69 unieres Sculgefeßes ift einer derjenigen Artikel, welcher 
ber Behrerichaft ganz und aar nicht gefällt. Er Handelt über die Altersver— 
forgung unb lest feit, dab jedem Primar- und Sekundarlehrer jährlich eine 
Sparlafjaeinlage von 150 Fr. gemacht wird. Das wäre nun fehon recht, wenn 
nicht folgende Beltimmungen ben ganzen Paragraph „verfalzgen“ würden: 

1, Die Einlagen werden ber Lehrkraft erſt ein Jahr nad Austritt 
aus dem Schuldienfte ausbezahlt. 

2. Erfolgt der Nüdtritt vor dem 60. Altersjahre, fo erhält bie 
Lehrkraft nicht3 von den Einlagen, jondern das Sparguthaben fält an Kanton 
und Gemeinden, 

3. Wird ein Lehrer wegen grober Pflihtverlegung oder aus moralifchen 
Gründen nicht wiedergewählt, jo fann ihm nur für die legte Wahlperiode die 
Spareinlage vorenthalten werden; verläßt aber eine Lehrkraft den Schulbienft 
freiwillig, fo muß ihm alles zurüdbehalten werben, 

Der hobe Erziebungsrat bat die Revifionsbedürftigfeit folder Beitimm» 
ungen eingefeben und in einem Zirkular der Lehrerichaft neue Vorfchläge zur 
Disfuffion unterbreitet. Er proyonierte u. a, die Verwendung ber jährlichen 
Einlage von 150 Fr. zur Erhöhung der Penfion. Herr Selundarlehrer ſtuhn 


4 703 »- 


in Cham bat bie Angelegenheit eingedend ftubiert und an der lebten Konferenz 
uugefäbr folgendes ausgeführt: 

Mir ſchätzen das Gute bes $ 69 fehr und wollen es baber 
nicht in etwas Unſicheres umtaufben. Die Erfahrung beweilt, daß 
ein Lehrer höchſt felten in den Genuß ber Penfion tritt. Wir find dem hoben 
Erziehungsrat dankbar, daß er die Nevifion bes $ 69 angeregt bat. Wir alle 
wünſchen ſehr eine humanere, weniger engberzigere unb gerechtere Faſſung des— 
felben. Eigentlich weiß feiner von ber Lebrerichaft, ob er bie Früchte bes $ 69 
je genießen kann ober nicht. Die fofortige Auszahlung nad dem Nüdtritt bes 
invaliden Lehrers ift ein Gebot ber Billigkeit. In erregten Zeiten kann es 
vorfommen, daß ein Lehrer ungerechter Weife weggewählt wird. Verdient nun 
ein folder die Aushändigung der Spareinlage nicht ebenfo qut, ala ber aus 
moralifhen Gründen entlaffene? Ferner fol der Lehrer ohne nahe Anver- 
mwanbte über die Spareinlage mit gleihem Recht verfügen können, wie ber mit 
nahen Verwandten, Beide haben dem Etaate bie gleihen Dienſte geleiftet. 
Und wer will bie Gründe aufzählen, welche ben einen bewogen haben, nicht zu 
heiraten? Kann nicht Aränklichkeit fchulb fein? Muhte er vielleicht bie Eltern 
unterftüßen, welche ihm im Tode vorangingen? Sodann frage ich, wer wechſelt 
bie Stelle? Der junge Lehrer und nicht der alte. Wenn nun foldhe wegen 
ben Einlagen gezwungen werben, zu bleiben, wer bat dann den Schaden? Ent- 
* hat die jetzige Inſtitution für Lehrerinnen, die ſich verheiraten, gar keinen 
Wert. 

Geſtützt auf obige Ausführungen ſchlägt ber Referent folgende Faſſung 
des $ 69 vor: 

„Bebufs Altersverforgung der Lehrerfchaft macht ber Kanton für jeben 
Lehrer und für jede Lehrerin weltliden Standes an ber Primar- und Sefun- 
darſchule nach dem erften Jahre ihrer Anftellung jährlibe Sparkafjaeinlagen von 
minbeftens fr. 150. Die Schulgemeinden können fih an tiefen Einlagen mit 
jäbrlihen Zuſchüſſen zu Gunften ihres Lehrerperfonals beteiligen. Die Einlagen 
famt Zinfen werben beim Austritt aus dem zugeriihen Schuldienit dem Lebrer 
ober ber Lebrerin ſelbſt und beim Tode eines Lehrers oder einer Lehrerin den Erb» 
berechtigten vollftändig ausbezahlt. 

Wird ein Lehrer (Vehrerin) wegen grober Pflihtverlefung oder aus mo« 
ralifhen Gründen nicht wieder gewählt oder entlafien ober verläßt er feine 
Stelle mit Nichtinhaltung ber aefeglichen Kündigungsfrift, jo fann ihm auf An« 
trag der Gemeinbebebörde die Sparfafjazulage ber letzten vier Dienftjahre vor« 
enthalten werden. Tas zurücbebaftene Spargutbaben füllt an ben Kanton zu 
Gunsten ber Lehrer⸗-Penſions- und Krankenkaſſe bezw. an die Schulgemeindbe im 
Verhältnis ihrer Einlagen.” 

Die gefamte Lehrerichait erflärte fih einffimmig mit dielem Antrag 
einverftanden, und wir geben uns ber zuverfichtlihen Hoffnung hin, die hohen 
Behörden werden auch diesmal ben MWünfchen ber Lehrerichaft gerecht werben. 

— 

5. Aſien. * Orient und Sudan können im nächſten Jahre bequem und 
ohne zu große Koſten unter Anſchluß an die bekannten Bolthauſen'ſchen Gefell- 
ihaftäreifen  befucht werden. Das ſoeben erichienene neue, reich illuſtrierte Pros 
gramm enthält für Januar-Februar 1909 drei Touren nah Ober-Aegypten 
bezw. nah dem Sudan, brei vollitändige Frühjahrs-Orientreiſen und neun 
Sommer- bezw. Herbitfahrten nach Griechenland, Gonftantinopel, Syrien, Palä- 
ftina und Aegypten. Tie Reiſeroute hat ſtets den Beifall ber Teilnehmer an 
ben bisherigen 25 Orientfabrten gefunden, weil fie nichts ausläßt, die Zeit 
praftifch einteilt, fein leberhaften bedinat, eine etwa verhängte Quarantäne ver« 
meibdet, die Landung in Jaffa ausſchließt, weil fie die Einbrüde allmählich ftei« 


— 4 704 — 


gert, bie geringften Anforderungen an die törperliche Leiftungsfähigkeit ftellt, 
Band» und Seereifen miteinander abwechſeln Täbt, fchroffe Uebergänge beim 
Klimawechſel meibet und einen Zotaleindruf vom Orient vermittelt. Alles 
Nähere ift aus dem für jeden Reifeluftigen, Anſichtskarten und Marlenſammler 
intereffjanten Programmheft erfichtlich, welches auf Verlangen koftenfrei von dem 
Beranftalter diefer Reifen Herrn Yul. BoltHaufen in Solingen zugefandt wird, 


ee — 


Pãdagogiſche Chronik. 


Zürich. Der Heg.-Rat beantragt, an Lebrer und Geiſtliche Teuerungs- 
zulagen im Betrage von 91,450 Fr. auszuhändigen. 

Seminar-Pireltor Dr. Zollinger in Küsnacht ſollte ein Religionslehr- 
mittel erftellen. Seit Jahren geht aber das Ding nicht vorwärts, — 

Bern. Ter Entwurf eines neuen Befoldbunasgefekes liegt vor. Die 
erite Rate ber Erhöhungen follte ben 1. Januar 1909 in Kraft treten. Ein 
Mehreres jpäter. — 

Der Vorſtand des berniſchen Organiftenverbanbes veranftaltete auf ben 
15. Oftober in die Münfterfirche in Bern eine Zufammenfunft zur Beiprebung 
ber frage, melde Mittel und Wege fib zur Schaffung eines täd- 
tigen Organiftenftandes eignen. Er erſuchte alle Stirchgemeindebehörben 
zur Abordnung von Vertretern. — 

Luzern. * Die lantonale LBehrerfonferenz in Eſcholzmatt war 
aut beſucht. Selundarlebrer Troxler bielt das Erdffnungswort., Die Arbeit 
bes Tages galt ber Behandlung des Themas: „Jugenbfürforge” — Das 
„Schulblatt“ zählte im abgelaufenen Jahre 575 zahlende Abonnenten. Ein- 
nahmen 1899 Fr. Ausgaben 1940 Fr. Defizit: 41 Fr. und dazu nod ber 
Gehalt bes Redaktors. Das Defizit wurde dadurch gebedt, daß beim DMittagefien 
pro Kopf 1 Fr. einfaffiert wurde. Ein geftellter gegenteiliger Antrag kam nicht 
zur Abſtimmung. Die Gefichter verzogen firb ob biefer eigenartigen Manipu- 
lation. Das Referat des H. H. Pfarrer Brügger über private und ftaatliche 
YJugendfürforge war eine Diufterleiftung, Wir hoffen, demnächſt die Thefen bes 
hochw. Herrn bringen zu können, — 

Schwyz. Der biblifhe Geſchichtskurs in Einfiedeln bat einen 
ſehr Ichönen Verlauf genommen, Die Art und Weife, wie H. Lehrer und Bez.» 
Schulrat Benz Stoff und Kinder behandelte, machte beiten Einbrud, Lehrerſchaft, 
Behrichweitern und Pfarrgeiftlichfeit nahmen regen Anteil. Die Teilnahme ab» 
feite bes Ibl. Stiftes war eine Außerft rege. Auch einige Nicht-Fachmänner 
(Baien) ftellten fich als eifrige Zuhörer ein, fo u. a. mehrere Herren des Bezirks 
ſchulrates. — 

Allgemach faht bie Idee der Töchterfortbildungsichule immer mehr Boden. 

Aargau. Aarau foll ein neued Bezirksfchulgehände erhalten, Koſten: 
'r Million Fr. — 

* Den 17. Oltober bält der „Schweiz, Evangel. Qebrerverein“ 
in Brugg feine Nabresverfammlung. Eröffnung: eine Bibelbetradtung von 
9. Lie, tbeof. Kadorn, Pfarrer am Münfter in Bern. Referat: Prof. Dr. 
F. W, Förſter über „Die Ungulänglichleit der religionsloſen Moralbegrändung”. — 

Freiburg. * Der Haushaltungsunterrict ift für die Vollsſchule obli— 
gatorifch erflärt, was wohl noch nirgends ber Fall ift, Ein vom Staatsrat er 
laſſenes „Allgemeines Reglement der Haushaltungsihulen” zeichnet die Grund« 
linien der Durchführung bes Obligatoriums. — 

Thurgau. * Die Haushaltungsihule Dußnang zählte im abgelaufenen 
Schuljahre 70 Töchter. Sie blüht und gedeiht erfreulich. — 


—— [nn De Do — rg — — 


— 705 — 


Obwalden. * In Sarnen Garnerhof, gemeinſchaftliches Koſthaus) 
beginnen den 3. November 1908 und den 4. Januar 1909, jeweilen nahm. 4 
Uhr, Pflegerinnenkturje, Wer fi weiter ausbilden will, kann nad bem 
Kurfe 6 Monate ald Volontärin im Kantonsfpital in Luzern fih in ber Kran— 
tenpflege üben. Leiter ift Dr. Jul. Stodmann. — 

Italien, 12000 Familienväter Roms haben an die Stabiverwaltung 
bad Verlangen gerichtet, ed möge in den Volksſchulen ber Religionsunterricht, 
ben befanntlich der Blod abgeſchafft, wieder eingeführt werden. Infolge befien 
werben jeßt die Vebrer befragt, ob fie dieſen Unterricht nad den Normen und 
Dergütungen von Art. 4 des allgemeinen Schulreglements übernehmen wollen. 

Die italieniihen Blätter find ganz begeiftert ob dem Aufmarfch ber 
belgiichen, kanadiſchen, franzöfifchen, irifchen und italienischen Zurner vor Pius X. 
und feiner Begleitung. Des Papftes Anfprache machte tiefen Eindrud. — 

Norwegen. Dan beihäftigt auch Knaben in Schulfühen. Es werben 
eigene, von Zehrerinnen geleitete Kurſe veranitaltet. Die Erfolge find fehr gute, — 

Jeſſin. Endlich vernimmt man da8 amtliche Ergebnis des Referen« 
bums gegen dad Schulgefeg. Eingereichte Unterichriften: 8952. Gültige Unter» 
fhriften: 8868. Abſtimmung am 1, Novemver. 

Oeſterreich. Unter dem Megimente Dr. Queger find in Wien 100 
Schulbauten erftanden. Und der Mann ſoll tein Schulfreund fein ? 

Srankreid. Die Radikalen wollen {yamilienväter - Vereine gründen 
zum Schuße ihrer fchlecht befuchten Laienſchulen. 

Deutfhland. Rudolf Virchow beziatigt die Schule, urſächliches 
Moment in der Entſtehung der Lungenſchwindſucht zu fein. Schlechte Luft, 
Schulſtaub, Erkältung beim Verlaſſen des Schulgimmers, durch das Sitzen ver- 
anlaßte Atembehinderungen ıc. 

Deutihland befigt bermalen 59187 Volksſchulen, an benen 146450 voll« 
berechtigte Lehrkräfte 3924800 Schulkinder unterrichten. — 

Der fozialdemokratijche Parteitag in Nürnberg befabte fih ernftbaft mit 
ber Jugendfchriftenfahe und beichloß eine Weihnadtsausftellung von Jugend» 
ſchriften und Erftellung eines Inhaltöverzeichnijjes von geeigneten Jugendſchriften 
für die fozialdemofratifhe Jugend. Die beiden Jugendzeitichriften haben etwa 
20 000 Xefer. Die veritehen das Arbeiten. — 

Bayern. Sehr wertvolle päbag. ‚Artikel Liefert die berühmte Dr. 
Kauſen'ſche „Allgemeine Rundſchau“ in Münden, 3. DB. „Alte und neue 
Kämpfe um die Freiheit der Wiſſenſchaft“ von Univ. Prof. Dr. Braig (No, 39 
und 40), — Eine jehr empfehlenswerte und wirklich allgemein und zuverläfjig 
orientierende Revue, gründlich und doch nicht zu troden wifjenihaftlih! — 

Deferreid. Der fathol. Lehrerbund umfabt in 19 deutſchen und 6 
nichtebeutfchen Vereinen 6625 Mitglieder, Auf den Juli 1909 ift ein „allge 
meiner Öfterreichifcher Lehrertag* nah Graz in Ausfiht genommen. Zugleich 
ſoll ein päbagogijch-katechetifcher Kurs ſtatthaben. — 

In Iſtrien erhält laut Gefeg vom 5. Juni 1908 von nun an ein Unter» 
lebrer 1200, ein Lehrer Ill. Kategorie 1440, einer 2ter 1680 und einer erfter 
1920 Kronen. — Ein Fortſchritt! — 

Die Stantövermaltung gibt jährlih 2 Milliarden Kronen aus, davon er» 
hält da3 Vollsſchulweſen 7 741120 Kronen. — 





WBürdigungen und Ehrungen für die treuen Wädter in Kirch 
und 5chule. 


Henau (St. Gall.) ſprach dem Herrn Pfarrer und Kaplan je 200 Fr. 
mebr Einkommen. 


— 706 — 


Kath. Straubenzell (St. ©.) erhöhte bie Gehalte des Pfarrers 
um 500 Fr., des Kaplans (Dr, Hutter) um 200 Fr., des Organiſten 
(Lehrer Joh. Hasler) von 400 auf 500 Fr. und des Meßmers von 1100 auf 
1400 Tr. Gejamtbetrag ber jährlichen Mehrausgaben durch bieje Erhöhungen 
1100 Fr. Bravo! 

Evangelijh-Kappel erhöhte ben Gehalt ber Lehrer auf 1700 und 
ben der Lehrerinnen auf 1500 Fr. — Zudem kann ber Shulrat wie bisher 
Perfonalzulagen bis auf 200 Fr. gewähren. — 

Berned. Sämtlihen Lehrern wurbe von ber Schulgenofjenverfammlung 
eine Gehaltsaufbeſſerung vor je 200 Fr. defretiert. — 

Kath. Rapper 8mwil erhöbte den Gehalt der HH. Geiftlichen und des 
Organiften um je 200 dr. — 

Lichtenſteig erhöhte den Pfarrgebalt von 2200 auf 2500 Fr. Bei— 
behalten bleibt die biöherige Perfonalzulage von 300 Fr. — 


Literatur. 


* Abrik der Englifhen Grammatik, von Dr. Arnold Schrag, Rektor in 
Et. Gallen (Verlag von U. Francke, Bern, Preis kart. Fr. 1.—, Mt. —.80). 

Das Buch ift nah rein praftifchen Rückſichten abgefaßt und zufammen- 
geftellt worden, Im überfihtliher Darftellung und Inapper Faſſung gibt ed bas 
wirflih Notwendige aus der Grammatif. Ausipraderzgeln find feine angegeben, 
In einer Reihe von Uebungsftüden bringt es ferner Stoff zu Wiederholungen 
durch praltifhe Anwendung. So bietet der „Abriß“ Schülern und Erwachſenen 
das Mittel, fich in furzer Zeit Klarheit und Sicherheit in den Hauptjachen zu 
verihaffen und ergiebiger Leltüre und Konverfation den Weg offen zu laſſen. 

Aeltere Schüler und Erwachſene, die bewußt auf ein Ziel binarbeiten, 
tönnen fih an Hand biefes Abrifjes in furzer Zeit in die englifche —— ein« 
führen lafien. 

Mitteilungen des Hiflor. Vereins des At. Schwyz (Buchbruderei Fi 
Steiner in Schwyz. Heft 19, 192 Seiten ftark) enthält Arbeiten von ben 
Herren Martin Ochs ner (Nitolaus Ignaz Fuchs von Einfiedeln, Major in 
tal, englifhen Dienfte 1774—1844), von P. Magnus Helbling, 0. 8. B. 
(Tagebuch des P. Joſeph Dietrich von Einfledeln ald Statthalter von Pfäffikon 
und als Beichtiger im Kloſter Fahr 1692—1704), von P. Obilo Ringholz, 
O. 8. B. (Der Kalender der fürftäbtlihen Kanzlei in Einfiebeln und bas Doltor- 
diplom des Wendelin Oswald vom 14. Sept. 1518), von U, Truttmanı 
(Ehronif bes alt Landammanı of, Urih von Küßnacht, geb. 1762). Ange: 
hängt find interefjante „Kleine Mitteilungen“. Der hiftorifche Verein des Kits. 
Schwyz darf dieſe feine Arbeiten vor aller Welt jehen laffen, es find Originals 
arbeiten von beiter Güte. 

Gelchichte der kath. Kirchenmuſik von Prof. Emil Nilel. Verlag von 
Franz Goerlih in Breslau, 1. Band, 474 S. Broſch. Mt. 7.50. 

Der Autor ift Vizedechant an der Domlirche zu Breslau und als folder 
Fachmann zur Bearbeitung bes geitellten Themas, Es ift dasfelbe auch meifter- 
haft durchgeführt bis in alle Details und dabei ungemein überfihtlih. Der 
l. Band bietet eine ‚Geſchichte des Gregorianiſchen Chorals“ und zeichnet in 
einer Einleitung die religicje Muſik der vorriftlichen Völfer 3. B. der Hebräer, 
Griechen, Aegypter, Japaner, Chinefen, Mömer x. Selbſtverſtändlich ift der 
Band reich geipidt mit Mufikbeilagen. Er ſchließt ab mit dem hochintereſſanten 
Kapitel „Tie Choralreform unter Pius X." Ungemein aufflärend wirft das 
38. Kapitel, dad die Erneuerung des Choralgefanges in ber 2, Hälfte bes 19, 
Jahrhunderts eingehend zeichnet. Der Autor verrät große Belefenbeit auf fir 


— 707 — 


chenmuſilaliſchem Gebiete, viel Takt in der Behandlung beifler Partien und vor 
allem große Liebe zum Stoffe. Das Buch ift ſehr zu empfehlen. R. 

Naumlehre für Volksſchulen. Anleitung aus der Praris für bie Praxis 
von 9. Quiliſch, Rektor in Freienwalde a, Ober, 1. Zeil. Leipzig, Kommiſſions- 
verlag von Otto Maier. Preis? 

Der Unterriht in ber Raumlehre auf der Stufe der Vollsſchule ift des— 
balb ſchwierig, weil die richtige Mitte zwiſchen Theorie und Praris ſchwer zu 
finden ift. Nicht in langwierigen Formeln, die dem Schüler zur Qual werben, 
ſucht das vorliegende in der Schulftube des praftiihen Schulmannnes enftanbene 
Büchlein die Grundbegriffe in ber Raumlehre beizubringen. Der Schüler fol 
vielmehr die Raumformeln und -Größen, die ihn täglich umgeben und bie be- 
fonders im Leben des Handwerkers vorlommen, Berüdfichtigung finden, richtig 
auffafjen lernen, er foll Verjtändnis und Hebung in der Handhabung ber ge- 
bräuclichen Maße erlangen und ſoll endlich fich die für das Leben notwendige Fer— 
tigkeit im Gebrauch von Lineal und Zirfel aneignen. Die ganze Anlage bes 
Büchleins ift nach neuen Grundfägen der Methodik geſchaffen und empfehlen wir 
dasfelbe nach einlähliher Prüfung den Kollegen der 4. und 5. Klaſſe der Bolta« 
ſchule angelegentlichſt. Tie treifliche Arbeit wird jedem Lehrer, ber nach einem 
gangbaren Wege durch die Raumlehre jucht, einen guten Dienft erzweifen. S. 


Brirfkallen der Redaktion. 


l. In Saden „Eidg. Turnlehrertagung“ müfjen wir die Verant- 
wortung jelbjtverftänblih unferem allzeit gewifjenhaften Gewährsinann überlafjen. 
Derhält fih die Sache nad der Mitteilung des verehrten Herrn, jo ift nur 
Eines auffällig, daß nicht fofort die fathol. Teilnehmer gegen ſolche Züberei 
proteftiert, ev. fofort ben Saal verlajien haben. 

2. Mehrere Heinere Arbeiten folgen nacheinander. — 


Offene Dermelerfielle. 


Unterfdule Langmoos, Rorſchacherberg (1.—2. Klaſſe) benötigt für 
längere Beit einen tüchtigen Verweſer bei gutem Gehalt. 350 

Schulanfang 2. November, — Anmeldungen bei Hrn. 3. Signer, 
Schulratöpräfident, Rorſchacherberg. 


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vormals Zug. Musikalienhandlg. B. Hegnaner-Gruber, 
Auf 10 ein Gratislos. | Zollikon-Zürich. 


Nach Balsthal folgt Olten. — — — — 


4 78 — 


Für 


ortbildungs- und 


— 


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Verkehrs-Heit 


von Carl Huber. Lehrer, 
= ST.GALLEN, Selbstverlag = 


(Sonnenstrasse 3). 


Dasselbe findet sehr vorteilhaft Verwendung 
ım Unterricht in: 


Kalligraphie, Buchhaltung, 22% 
322222222 Geschäfts-Aufsatz. 


Dasselbe enthält nun in der neuesten (6.) 
Auflage (innert 2 Jahren): 
a) 18 Adressmuster mit Vordruck zum Ueben 
auf dem gleichen Blatt; 
b) Genaue Erklärungen dazu nach neuesten po- 
stalischen Aenderungen; 
Klischee von „‚Antwortschein für das Aus- 
land** (neu); 
19 Formulare aus dem Post-, Telegraphen-, 
Eisenbahn- und Zollverkehr, geliefert von den 
betreffenden Amtsstellen; 
Anleitung zum Ausfüllen an 19 „Mustern“ u. 
Erklärungen; 
Eine doppelte Verkehrskarte der Schweiz; | 
Eine vollständige praktische „‚Brief- und Ge- 
schäftsaufsatz-Reihe** (zusammenhängend). | 


(Genügend für ı-2 Semester,) 








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Es gibt von dem Heft (367) 
2 verschiedene Ausgaben 
A. Die gewöhnliche, Partiepreis 80 Rp. 


B. Die Ausgabe mit dem am hintern Deckel des 
Heftes angebrachten sehr praktischen 


Schnellhefter — 


Partiepreis 00 Rp. 








! Diese zweite Ansgabe eignet sich 
Achtung! besonders zur Behandlung v. „Zu- 
sammenhängenden Geschäftsfällen**, wie meine 
praktische Anleitung (vide sub g) zeigt, — Im 
„Schnellhefter* können allerlei weitere Schrift- 


Kennen Sie die 


Ideal-Buchhaltung? 


Es sind folgende Ausgaben er- 


schienen: 


(H 6652 Q) 358 
I. 
Für Handel- und Gewerbetreibende. 


I. 

Für Vereine und Gesellschaften 
mit wohltätigen, geselligen, religiösen, 
wissenschaftlichen, künstlerischen und 

andern idealen Zwecken. 


III. 
Für Haus- und Privatwirtschaft. 


Ein Führer zum Volkswohl. Mit Bei- 

trägen von Prof. Dr, Förster, Zürich; 

Prof, Hilty, Bern; Bankdirektor Dr. 
Wolff, Posen, etc. 


Fachleute, Lehrer und Presse haben 
die Herausgabe der Idealbuchhaltung 
als eine „wirtschaftlich sozial gute 
Tat“ bezeichnet, Bis jetzt sind 7 
Auflagen mit 40,000 Exemplaren er- 
schienen. Preis des Leitfadens brosch, 
je Fr. Mk. 2,40, geb. je Fr. Mk. 3.—. 
Zu beziehen in allen bessern Buch- 
handlungen, sowie vom Verleger 


Edward Erwin Meyer, Aarau. 





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geben, ob Ausgabe: 


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und Ziehungslisten ä 20 Ct. versendet das 
Bureau der Stadttheater- 


Lotterie in Zug. (H 60% Lı. 20) 





Pãdagogilthe 
Blätter.“ 


Vereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes* und der Jädag. Monatsſchrift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner der Hchweiz 
und des ſchwezexiſchen katholiſthen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 23. Oktober 1908. | Nr. 45 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifjion: 


Rektor fKeiler, wre ug, Bräflident; die HH. SeminawDireltoren Jakob ee 
denbadı (Schwyz), und And — age er — 41 —— Go hau (St. 
un Clemen 
Sinfendungen find an letzteren. als Le ee. Are zu richten, 
Inferat-Auflräge aber an HH. Haalenftein & Bogler in Qugern. 


Abonnement: 


Ericheint wödrentlid; einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogula age. 
Befteliungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagshandlung Einfiedeln. 





Inhalt: a bie Zukunft! — Statuten für bie Krankenkaſſe ꝛe. — Auch ein erzieherifcher Bereit. — 
Erinnerung an bie 1908er Lehrer-Ererzitien. — Sammellifte ꝛc. — Aus Aantonen und Aus 
u: — a adagogiihe Ehronit. — Injerate, 





<= Für die Zukunft! a:> 


Bekanntlich besteht ein Dreierausschuss, der die Angelegenheit 
einer Krankenkasse für unsere Vereinsmitglieder zu regeln hatte. Die 
Herren Kantonalschulinspektor Rusch, Bez.-Rat A. Spiess und Lehrer 
Jos. Schönenberger haben sich der Sache warm angenommen und 
legen nun in nachstehenden Statuten die praktische Lösung der 
wichtigen und zeitgemässen Angelegenheit vor. Diese Statuten sind 
reif überdacht, von massgebenden technischen Instanzen überprüft und 
verdienen somit vollstes Zutrauen. Und so soll denn der Griff end- 
gültig geschehen; es soll die schon längst erhoffte, ernsthaft beratene 
und unserer Zukunft dienende Institution ins Leben treten und zwar 
mit 1. Januar 1909. Wir freuen uns dieser endlichen Lösung, weil 
wir gerade in der Lösung praktischer, finanzieller Fragen einen Kitt 
erblicken, der unsere Vereinsmitglieder zu höherem Ziele, nämlich im 


-4 710 — 


Interesse der religiösen Kinder-, Familien- und Schulbedürfnisse immer 
fester zusammenbhält, Aeligiös unerschrockev, konsequent und ziel- 
bewusst, aber zugleich auch standesbewusst und sozial fortschrittlich ! 
Wir empfehlen somit diese Statuten allen Vereinsmitgliedern, geistlich 
und weltlich, recht angelegentlichst. Je zahlreicher der Beitritt auf 
1. Januar, je früher die Anmeldungen samt den bez. Belegen für diesen 
Eintritt erfolgen: um so freudiger der Beginn, um so hoffnungsvoller 
die Aussicht auf Erfolg. Drum die Hoffnung und die Bitte, sich in 
allen unseren Kreisen recht ernst und initiativ dieser Kasse anzu- 
nehmen, sie zu empfehlen, sie zu fördern und so die ökonomische 
Zukunft der einzelnen Mitglieder für kranke Tage zu sichern. Auch 
Gaben sind immer willkommen; nicht stehen bleiben, fortschreiten, 
entwickeln, vervollkommnen sei unsere Parole. Also, Freunde, zahl- 
reich herbei, es gilt ein volkswirtschaftlich segensreiches Erstlings- 
werk. — Cl. Frei. 





Htafuten 


für Die 
Rrankenkaffe 
bed 
Dereins kathol. Lehrer und Schulmünner der Scmweh. 
I. Zweck. 
Art. 1. 


Die Krankenkaſſe des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner 
der Schweiz bezweckt die freiwillige Verficherung gegen Krankheit 
und Unfälle. 


I. Aufuahme und Austritt, 


Urt 2. 

Jedes Mitglied des Vereins kath. Lehrer und Schulmänner 
der Schweiz fann Mitglied der Krankenkaſſe werden, jofern es fi) 
in gejundem Zuftande und in einem Alter vom angetretenen 20. 
bis zum vollendeten 50. Jahre befindet. 

Urt 3. 

Die Aufnahme gefchieht auf Grund eines ärztlichen Gutachtens 

und einer jchriftlicden Anmeldung. Beide find durch den Sektions— 


--3 711 — 


faflier dem Berbandspräfidenten zu Handen ber engern Kommillion 
einzureichen. a 
rt. 4, 


Die Mitgliedichaft beginnt mit dem erſten des Monats, der 
auf die Anmeldung folgt. 
Urt. 5. 
Die Mitgliedichaft endet: 
a) durch freiwillige, fchriftliche Austrittserklärung; 
b) durch Austritt aus dem Vereine kath. Lehrer und Schulmänner 
der Schweiz; 
c) durch Verlegung des Aufenthaltes außerhalb der Schweiz; 
d) duch Ausschluß. 
Urt. 6. 
Der Ausschluß erfolgt durch das Verbandskomitee: 
a) wenn die — nach Verfall trotz Mahnung innert 3 
Monaten nicht bezahlt werben; 
b) wenn Unrebdlichkeiten gegen die Kaſſe begangen werden. 
Der Ausgeichlojjene hat Rekursrecht an das Bentralfomitee. 


III. Bedjte und Pflichten der Mitglieder. 
Urt. 7. 


Die Kaſſe gewährt jedem Mitglied des Verbandes ein tägliches 
Krankengeld von 4 Fr. 


Urt. 8. 


Das Recht auf den Bezug von Krankengeld beginnt mit bem 
vierten Monat der Mitgliedichaft. 


Art. 9. 


Im Erkrantungsfalle hat das Mitglied dem Verbandskaſſier 
duch den Sektionskaſſier — zu machen und die von einem 
patentierten Arzte ausgefüllten Meldeformulare einzuſenden. 

Kein Krankengeld wird bezahlt für Krankheiten, die weniger 
als drei Tage dauern. 

Das Krankengeld wird während eine Jahres, ob an Tour 
oder in unterbrochenen Perioden, höchſtens 90 Tage bezahlt. Die 
Auszahlung erfolgt monatlich. 

Wenn ein Mitglied die 90 Tage Krankengeld, ob an Tour oder 
in unterbrochenen Perioden, bezogen Hat, ift e8 erjt nach Verlauf 
eined Jahres wieder bezugsberedhtigt. 

Art. 10. 

Die Leiftungen der Mitglieder find: 

a) das Eintrittägeld: vom angetretenen 30. bis zum vollendeten 
39. Jahre 2 Frk.; vom angetretenen 40. bis zum vollendeten 
50. Jahre 4 Franken; 

b) der Betrag für das Statutenbüchlein; 

c) der Monatsbeitrag It. Art. 11. 


— 712 — 


Urt. 11. 
he Die Beiträge find monatli dem Sektionskaſſier voraus zu 
zahlen. 
Der beim Eintritt feitgejegte Beitrag bleibt während der Dauer 
der Mitgliedjchaft unverändert. 
Beim Austritt oder Ausschluß erlifcht jeder Anſpruch an Die 
Kaſſe und findet feine Rüdvergütung ftatt. 


Skala der Zeiftung. 






Mlonatsbeitrag 
Fr. Rp. 


Stufe A: im Alter von 20—25 Jahren ı 8 — 
Stufe B: im Alter von 26—30 Jahren | 2 20 
Stufe C: im Alter von 31—35 Jahren | 2,40 
Stufe D: im Alter von 36—40 Jahren 2 60 
Stufe E: im Alter von 41—45 Jahren 2 80 
Stufe F: im Alter von 46-50 Jahren 3 — 

IV. Raſſe. 

Urt. 12. 


Das Vermögen der Krankenkaſſe wird gebildet: 
a) aus dem vorhandenen Wohltätigfeitsfond, 
b) aus den Ueberſchüſſen der Verbrauchskaſſe, 
c) aus freiwilligen VBergabungen, 
d) aus Zumendungen bes Zentralvereins fath. Lehrer und Schul- 

männer der Schmeiz. 
‚ Urt. 13. 

Die Verbrauchskaſſe wird gebildet: 
a) aus den Zinjen des Vermögens, 
b) aus den Eintrittögeldern, 
c) aus dem Betrag der Statutenbüchlein, 
d) aus den Monatsbeiträgen, 
e) aus den Zuſchüſſen der Zentralkaſſe. 


Art. 14. 


Es muß ein Rejervefond von der doppelten Höhe der durch— 
Ichnittlichen Jahresausgabe gegründet werden. Allfällige Mebrbe- 
— find zur Vermehrung des täglichen Krankengeldes zu ver- 
wenden. 


V. Berwaltung. 


Art. 15. 

Der Verband gliedert fich in Sektionen. Jede Sektion bejtimmt 
einen Kaflier, der in feinem Kreife die Aufnahmsgeſuche dem Ber: 
bandspräfidenten, die Beiträge und Krankheitsmeldungen dem Ver- 
bandskaſſier übermittelt. 


— 713 — 


Art. 16. 

Ueber den Sektionen fleht ein Verbandskomitee, beftehend aus 
Berbandspräfident, Verbandskaſſier, Verbandsaktuar und zwei Rech— 
nungsrevijoren. Dasjelbe wird von der Generalverfammlung, ev. 
der Delegiertenverfammlung des V. k. 2. u. ©. auf die Dauer von 
2 Jahren akt fteht unter Aufficht des Zentralvorftandes und 
bat diefem alljährlich Bericht zu erftatten. 

Art. 17. 

bol Das Verbandskomitee teilt ſich in die Geſchäftsführung wie 

olgt: 

a) der Verbandspräſident, als Leiter des Vorſtandes, ordnet die 
Verſammlungen reſp. Kommiſſionsſitzungen an. Er führt die 
Korreſpondenzen, hat das Recht, einen Kaſſaſturz vorzunehmen 
und erſtattet alljährlich dem Zentralvorſtande Bericht; 

b) der Verbandsaktuar führt die Protokolle und teilt die Beſchlüſſe 
allgemein verbindlicher Natur den Sektionen mit; 

c) der Verbandsfafjier führt dag Mitgliederverzeichnis und Die 
Krankenkontrolle. Er bejorgt alle Einnahmen und Ausgaben, 
führt ein Kaſſa- und Kapitalbuch, ftellt jährlih auf Ende 
Dezember Schlußrechnung und den Ausweis des Reſervefonds. 
Summen über 300 Fr. find vom Kaflier in Konto-forrent 
einzulegen ; 

d) die Reviforen haben jährlich eine genaue Prüfung vorzunehmen. 

Art. 18. 

Die Mitglieder des Verbandskomitee werden entjprechend ent- 
ſchädigt. 

Art. 19. 


Für alle Verbindlichkeiten haftet nur das Verbandsvermögen 
der Krankenkaſſe. 


VI. Freizügigkeit. 
Art. 20. 
Die Mitglieder haben den Vorteil der Freizügigkeit innert den 
Grenzen der Schweiz. Ein Wohnungswechſel iſt dem Verbands» 


fajlier mitzuteilen, der alsdann die Zuteilung in die nächſte Sektion 
beſtimmt. 
VII. Reviſion und Auflöſung. 
Art. 21. 

Eine Reviſion findet ſtatt, ſobald es die Mehrheit der General— 
reſp. Delegiertenverſammlung des Verbandes beſchließt. 

Die Auflöſung kann nur von °s der Mitgliederzahl des Ver— 
bandes beſchloſſen werden. 

Das Vermögen fällt dem Vereine fath. Lehrer und Schul- 
männer der Schweiz zu. 


— TU — 


Art. 22. 
Die Krankenkaſſe des Vereins kath. Lehrer und Schulmänner 
der Schweiz iſt, geſtützt auf dieſe Statuten, in das Handelsregiſter 
eingetragen worden. 


EIER 


Auch ein erzieherifcher Verein. 
(Fortſetzung). 

Das Kapitel „Leitſätze“ des genannten Büchleins verzeichnet 
nachfolgende Themata: 

1. Die Leitung des Geſellenvereins als Seelſorge (Mſgr. Schweißer, 
Generalpräſes). — 

2. Die religiöſe Belehrung der Geſellen, eine beſondere Forderung 
unſerer Zeit (Mſgr. Schweitzer, Generalpräſes). — 

3. Erziehuug der Geſellen zur praktiſchen Ausübung des Glaubens 
(P. Norbert Flüeler, Stift Einfiedeln.) — 

4. Lage und Zukunftsausſichten des ſchweiz. Handwerks (Dr. jur. 
A. Haͤttenſchwyler) — 

5. Mie können die ſchweiz. Gejellenvereine an einer gedeihlichen 
MWeiterentwidlung des Handwerkes mitarbeiten? (Regens Dr. J. Bed). 

6. Wie vermitteln wir den Gejellen eine ihrem Stande entjpre- 
ende Bildung? (Dompilar J. U. Schönendberger, St. ©) — 

7. Unterricht in Heinen Vereinen (P. Claudius Hirt, Stift Ein- 
fiedeln.) — 

8. Der Präjes im Verkehr mit den Gejellen (Präjes Hürth in 
Köln). — 

9. Unfere Gejellenhofpizitien (Derjelbe). — 

10. Jünglingsvereine und Gejellenvereine (of. Stuber, Bentral: 
jefretär der ſchweiz. kath. Jünglingsvereine). — 

11. Agitation (Domvifar J. A. Schönenberger). — 

12. Die Wohlfahrtdeinrichtungen der ſchweiz. kath. Gefellenvereine 
(Prof. B. Faͤh, Uznach). — 

13. Zweck und Grenzen der PVereindvergnügen (Kaplan Ignaz 
Weber, Schaffhaujen). — 

14. Die neue Wanderordnung (Präjes Hürth, Köln). — 

Das find die vielgeftaltigen Stoffe, die von jeweilen durchaus fach— 
männijcher Seite in wirklich praftijcher Weife behandelt und nachher in 
ergiebiger Diskuſſion beiprochen wurden. Gerade die Diskuſſion war bei 
jedem Thema jehr inftruftiv und jehr anregend, aber auch jehr oft, bis— 
weilen faft plaftiih. Sie war eben der Ausfluß der praftiihen Erfahr- 


— 715 — 


ung und des jugendlichen Eifers für die Sache des ſel. Kolping. Das 
Alter hätte vielleicht hie und da mehr Reſerve gewünſcht und mehr Be— 
rückſichtigung der wirklichen Verhältniſſe, aber den guten Willen und 
den Eifer für die Sache der Geſellen und des Handwerks mußte auch 
das Alter anerlennen und freudig begrüßen. Bor Uebereilung und 
Mißgriffen bewahrt ſich eben höchſtens das — Phlegma. Derlei „Fi— 
guren“ fördern aber auch weder die Sache der Gejellen noch die der 
Yünglinge und auch nicht die ded Bolfövereind, es braucht energijche 
Arbeit und initiative Köpfe, wo die fath. Sache vorwärts fommen 
fol. Und das Streben, energiſche Arbeit zu leiften und initiativ vor— 
zugehen, das leuchtete und jeweilen aus den Boten der Diskuſſion her- 
aus, Und darum war die Diskuffion auch Fruchtbringend und anregend. 

Mir bringen nun, gleihjam zur Jluftrierung unferer bier befun- 
deten Anfichten, zu einigen für unfer Organ einfchlägigen Thematen 
noch die im benannten Büchlein gedrudten Leitjäße, 3. 2. 

a. Die religiöfe Belehrung der Bejellen, eine bejondere Forderung 
unferer Zeit: 

Beflerung des Volkslebens, Hebung eined Standes auch in ſozial— 
wirtſchaftlicher Beziehung iſt nur möglich auf der Grundlage des prak— 
tiſchen Chriſtentums. Auch was für den Handwerkerſtand als ſoziale 
Frage bezeichnet wird, erfordert zu ſeiner Löſung nicht nur Rückſichtnahme 
auf die Religion; — jedes Streben in dieſer Richtung wird nur dann 
mit Erfolg gelrönt ſein, wenn es gelingt, das Fundament herzuſtellen: 
die Durchdringung des ganzen Standes mit dem Geiſte des Chriſten— 
tums. Daraus ergibt ſich insbeſondere für uns, die wir den Nachwuchs 
im Handwerk für feine dereinftigen Standesintereſſen zu erziehen haben, 
eine doppelte Notwendigteit: 

1. Neligiöfe Belehrung der jungen Handwerker im Religions— 
bortrag ; 

2. Anleitung derjelben zur praftifhen Betätigung des &laubens. 

I. Notwendigkeit des Religiondvortrages. 

63 hat keine Zeit gegeben, in welcher der Unglaube jo tief in das 
Bolt hineingedrungen wäre, ald in der Gegenwart, Von den Kathedern 
der Hochſchulen ijt er hinabgeftiegen in die Werkitatt, in die Fabrik, — 
er wird gepredigt von den jozialiftiichen Arbeitöfollegen unſerer Mit. 
glieder, verteidigt und angepriejen von der Tagespreſſe, in zahllojen po= 
pulären Brofchüren und Flugſchriften empfohlen. Das Antichriftentum 
ift modern geworden auch in den arbeitenden Ständen. 

NL Rüge, Berleumdung gegen die Kirche, ihre Einrichtungen, ihr 
Prieftertum find die Waffen, mit denen eine antitatholiihe Phalanx 


4 716 — 


fämpft, welche die Toleranz im Munde führt, die Intoleranz übt. Die 
Mittel, deren fie fich bedient, find mutatid mutandis diejelben, die der 
Unglaube in Anmwendung bringt. 

Auch bier find vielfach Werkftatt und Fabrik die Arena. 

Daraus ergibt Ach für umfere jungen Handwerker eine doppelte 
Notwendigkeit : 

A. Sie müſſen ihren Glauben mit dem Berftande klar erfaffen. 


B. In den Stand gefeßt werden, ihn, wenn nötig, zu verteidigen 
II. Stoff des Religions vortrage®. 


A. Begründung der chriftlichen Weltanſchauung durch Einführung 
in die jog. praeambula fidei. 

1. Dan berüdfichtige, daß unferen Gejellen durchiweg die ontolc: 
giſchen und metaphyfiichen Grundbegriffe fehlen; darum find Einfachheit, 
Klarheit, Popularität (Vergleiche aus der Natur und dem Leben) Vor 
bedingung eines erfolgentfprechenden apologetifchen Unterrichts. 

2. Böllig verfehlt wäre es, mollte man fuftematifch die gefamte 
Apologetit im Religionsvortrage behandeln. Nur was „zeitgemäß“, alſo 
hie et nune zweddienlich ift, werde befprocdhen (ragefaften). 

B. Den breiteften Raum unferer religiöfen Belehrungen ſoll die 
Darlegung der pofitiven Glaubenswahrheiten einnehmen. 

1. Die Berfon Ehriftt, feine Gottheit uſw. fei der Ausgangspunkt 
und dad Sentrum unſeres religiöjen Unterrichts. 

2. Die Unterfcheidungslehren müfjen bejonders eingehend behandelt 
werden; der Irrtum ift abzumeilen ohne gehäßige Polemik. 

3. Keine Schulmeinungen, nur Eirchlicde Lehre, das Dogma, kom: 
men zum Vortrag. Dabei gibt es allerdings nichts Unmwichtiges; darum 
Darlegung der Glaubenslehre in allen Zeilen. 

C. Dem fitilichen Leben der Mitglieder ift im Religionsvortrage 
bejondere Aufmerkfamkeit zu fchenfen. Darum ift die Behandlung der 
Sitienlehre und der Lehre der Gnadenmittel unerläßlich. 

1. Der Defalog, die Gebote der Kirche, die Standespflichten jollen 
als Forderungen der Bernunft, bezw. ald Konfequenz unſerer kathol. 
Glaubensüberzeugung begründet, erklärt und eingeführt werden. 

2. Als Stüße im Lebenskampf find die Gnadenmittel, insbejondere 
das Heilige Saframent der Buße, die Euchariftie, ſowie dad Gebet zu 
bejprechen. 

D. Die Kirchengeſchichte iſt als adminiculum des Religiondvor- 
trages zu betrachten. Die Behandlung ganzer Perioden ift gewiß zeit 
gemäß, gehört aber nidyt in den Neligionsvortrag hinein. 


4 77 - 


II. Behandlung des Religionsvortraged. 


1. Der Religionsvortrag darf nie die Form der Predigt oder Ka— 
techefe annehmen. Die Konferenzrede, dad Mittelſtück zwiſchen Predigt 
und profanem Vortrag, ift die am meilten geeignete Form. 

2. Kolping wünfchte ald Zeit für dem Religionsvortrag den Abend 
eined MWochentaged. In größeren Vereinen, die in der Lage find, zwei 
Mocenverfammlungen zu halten, muß das auch heute noch durchgeführt 
werden. Kleinere Vereine, die eime wöchentliche Verſammlung halten, 
follen mit profanen Vorträgen abwechſeln. 

Regelmäßigfeit im Religionsvortrage, Kontrolle des Beſuches find 
unerläßlich. (Schluß folgt.) 


— — — 


Erinnerung an die 1908er Tehrer-Exerzitien. 


Motto: Ihr Lob will ich verfünden, ſo lange mir Gott bie 
Zunge ſchenlt zum Reden und Hände zum Schreiben! 


Wiederum für ein Jahr vorbei ift fie, die koſtbare Gelegenheit, 
Lehrerererzitien mitzumaden, und nicht fommt mir in den Sinn, auf 
jene Herren Kollegen einen Stein zu werfen oder fie auch nur „chelb“ 
anzujchauen, die da fern blieben von diefem Hl. Kurfus idealfter 
Wiſſenſchaft und Pädagogik. Es gibt eben leider viele Gründe, die einem 
die Teilnahme an diefem großartigften, erhabenen Fortbildungskurs oft 
Jahre lang verunmöglicden. Ich will darum nicht jagen, es jei ein 
fatholijcher Lehrer Fein guter, ja nicht ein fehr guter Lehrer mehr, 
wenn er nie Grerzitien mat. Es geht mir aber da mie mit dem 
Ledigfein und dem Heiraten: „Ein kath. Lehrer ohne Ererzitien ift gut; 
ein kath. Lehrer mit Grerzitien aber ift noch keffer. 

Kath. Lehrer, die Apoftaten geworden find, — und deren Zahl 
leider allzugroß ift, beſonders in Städten, — fallen in obigen 
beiden Klaſſen außer Betracht. In den Augen der religiond- und 
riftusfeindlichen Welt mögen fie glänzen als „Lumina“. Und wir er 
leben die Stunde, in melcher dieje „Leuchten“ einmal enttäufcht erlöfchen. 
Darum nur treu und tapfer zu unferer Fahne geitanden, ob wir aud) 
bienieden ftet3 bekämpft und bedrüdt werden, der lehte, entjcheidende 
Sieg wird doch einmal unſer. Aus meiner feitejten Ueberzeugung be= 
haupte ich daher nochmal: „Kein Lehrer, der fleifig und wür⸗ 
Dig die Ererzitien bejudht, ift von geringer Qualität, im 
Gegenteil, ein jolcher verdient um jo mehr dad Vertrauen und die 
Achtung von Volk und Behörden; denn er will ficherlich nicht nur 
Willen ausftreuen und eintrichtern, jondern vor allem Tugend und 
Charakter pflanzen und befeftigen durch Wort und Tat. 
Das ilt der folide Boden, auf dem fein Bau in Brüde geht, ohne 
den aber auch fein Wiſſensgebilde dauernd befteht. 

Mir kath. Lehrer dürfen nicht vergefjen: Es ift für unfere 
Snterejjen, Prinzipien und Forderungen eine äußerfi 


— 718 — 


böſe und gefährliche Zeit angebrochen: ein furchtbarer, 
verderbliher und anhaltenderSchulfturm; da halten ſchwache 
Stüßen nicht mehr; es gilt, diefe zu erjegen durch widerftandafähigere; 
moderne Zeit — moderne Rampfmittel! Dad paßt zufammen! 
Und da wüßte ich denn für feinen lieben Kollegen ein gemwaltigered und 
dazu vornehmeres und edlered Kraftmittel, um perfönlichen und ftandes- 
feindlichen Angriffen wirlſam zu begegnen, ald da find Die Lehrer:Erer- 
zitien Draußen im altehrwäürdigen Feldkirch. Ich möchte fie 
hinftellen als das „non plus ultra“, als das Unübertreffliche geiftiger Bildung. 
Man muß fich nicht wundern, wenn ich ſchon wie „euer und Flamme“ 
bin für diefe Inftitution. Ich vermag leider nicht zu ſchildern, was 
ih ihr alles verdanfe, und daher treibt es mich denn aud, fie 
meinen werten Herren Kollegen im eigenen Intereſſe zu fleißiger und 
twürdiger Benüßung dringend zu empfehlen, ohne im gerinaften von ir— 
gend welcher Seite dazu veranlaßt worden zu fein. Mein Bemühen ift 
lediglich ein Fleinwenig Dankbarkeit für längft empfangene, unbezahl: 
bare Wohltaten. Kein Fatholiicher Lehrer ohne Lehrererer: 
zitien! Die Verwirklichung dieſer Parole wäre für unfere Beftrebungen 
und? Biele ein Fortſchritt No. 1. Und wie ftand es dieſes Jahr 
mit dem Bejuche drüben im Zifis bei yeldfich? Gottlob fehr gut! 
Die Zahl der Teilnehmer an den beiden Abteilungen für Lehrerererzitien 
betrug 123. Davon find St. Galler 61. Fürwahr, eine ftaatliche 
Ehrengarde Ehrifti und feiner Kirche! 

Dem hochw. Herrn P. Löhr aber aus innerftem Herzen ein danf- 
bared und aufrichtiges Vergeltägott! Was er und in diefen Oftober- 
tagen durch Gebet und Opfer und feine unübertrefflichen Vorträge Gutes 
eriwiejen, weiß Gott allein, und vermag nur er gebührend zu vergelten. 
Mein Lob müßte unmürdig ausfallen, darum unterlaffe ich es und 
begnüge mich mit dem einen Gedanken: Wir kath. Kollegen wollen 
feiner im bl. Gebete dankbar gedenfen und betrachten es 
ala hl. Ehrenjade, feine Lehren und Ratſchläge durch 
gewijfenhafte Bollführung zu belohnen Das wird 
feine größte Freude fein und unfer größter Nußen. 

„SH und mein Hau, meine Schule und meine 
Freunde, wir dienen dem Herrn“, dad ift und bleibe ſtets 
unjer Beruföziel. Und der Himmel wird jein Lohn fein! 

x. Sch, St. F. 


Sammellike für Bohlfahrls-Lintihtungen unferes Vereins. 


Übertrag: Fr. 3370. 





Hochw. Herr Reltor Keiſer in Zug sr. 5. — 
J „Schulinſpeltor Ruſch, Appenzell 10. — 
Herr Lehrer Schönenberger, Tablat R 8. — 
. 9. Sch. in R. (St. ©.) ö 10. — 


| 


Übertrag: Fr. 3403. 
Weitere Gaben nehmen dankbarft entgegen: Spieß Aug., Zentral-Raffier 
in Zuggen (Kt. Schwyz) und die ChefrRedaltion. 


— 719 — 


Rus Ranfonen und Ausland. 


1. Ari. * Das Sammelergebnis zu gunften der baulichen Erweiterung 
ber Erziebungsanftalt weift die Summe von Fr. 1001.20 auf. Ein ſchöner 
chriſtlicher Opferfinn! 

Wegen Shwahfinn mußte dies Jahr niemand von den Refrutenprüfungen 
bifpenfiert werden. Die Prüfung im Bande felbft — es werben auch welche aus- 
wärts geprüft, deren Refultate auf unferen Kanton fallen — mies weniger fehr 
gute und mehr ganz geringe Leiftungen auf als im Vorjahre. (Beweiſt herzlich 
wenig. Die Red.) Das fanitariihe Nefultat foll gut fein. 

2. £ugern. * Die in lehter Nummer angetönte Refolution des hochw. Hrn. 
Pfarrers Brügger an der 60. fantonalen Vebrerfonferenz lautet alio: j 

Tie heute verfammelte 60. Rantonal-Behrerlonferena brüdt ber h. Han» 
tonsbehörde gegenüber folgende Wünfhe aus: 

1. Daß Inftitut der Schularzte iſt für die Vollksſchule einzuführen. 

2. Das Mädchenturnen ift in der Volksſchule fakultativ zu erflären, 

3. Die Vollgiehungsverorbnung zum ſchweizeriſchen Zivilgefeg ift womdg» 
lih vor bem 1. Januar 1912 zu erlaffen, und es foll in berjelben auf die 
Förderung ber Yugendfürforge und des Kindberfchuges möglichſt Rückſicht ge 
nommen werben. 

4. Die Trage der Errichtung von Jugendgerichtshöfen ift zu ftudieren 
unb eventuell zu verwirklichen. 

5. Es ift die Errichtung von Haushaltungsihulen im Sinne der Aus- 
bildung unferer Töchter zu tüchtigen Müttern und Hausfrauen vorzufeben. 

6. Das eidgendfjifche ftatiftifche Bureau möge bie ftatiftiiche Bearbeitung 
auch auf die fanitarifchen Ergebniffe ausdehnen, ähnlich wie bei ben pädagogischen 
Grgebnifien. 

7. Das Bormundfchaftsweien ift zu resrganifieren. 

8. Im Armenweſen fol nicht mehr das Heimat«, fondern das Wohnungs 
prinzip zur Unmwendung kommen. 

Hochw. Herr Pfarrer Brügger fonftatierte in feinem Referate am fan» 
tonalen Lehrertage, daß bei der fanitarifchen Unterjuchung an den Refruten- 
prüfungen von 1898—1907 bie kantonale Zauglichkeitsziffer im Kt. Quzern nie 
auf 50% anwuchs, alfo nie das ſchweiz. Mittel erreichte, Als Arſachen nennt 
er: ben Altoholismus, bie Ueberanftrengung bei ber Arbeit, Beichäftigung und 
Ernährung. Er beflagt fich ſchwer über viele Pilegeeltern und verlangt bezügl. 
Abwehr, Als Mittel nennt er: 

a) Einführung des Inftitutes der Schulärzte; 

b) vermehrte Aufmerkfamfeit auf Ernährung und Bekleidung; 

c) vermehrte Pflege des Zurnunterrichtes; 

d) Kampf gegen ben Alkoholismus ; 

e) beijere Fürforge für uneheliche, verbingte, verwahrlofte und fittlich ge» 
fährhete Kinder, 

Herr Erziebungsrat Erni erllärte, daß bereit? Schritte getan feien, um 
die Zeuerungszulage auch fernerhin den Lehrern auszubändigen, bis das geplante 
Schulgefeß unter Dad fei. Ehre diefer Weitficht und biefem Eifer! 

3. Thurgau. * Zum pädagogiſch⸗-methodiſchen Kurs in Kreuzlingen haben 
ſich 94 thurg. Lehrer ange neldet, was gewiß als lebhafte Neukerung des Bebürfnifies 
nad Weiterbildung deu: Stande zur Ehre angerechnet werden darf. Leider fonnte 
nicht einmal die Hälfte der Anmeldungen derüdfichtigt werden. Für die Zus 
laſſung war das Alter mahgebend, mit dem Geburtsjahr 1870 als Grenze, in 
dem Sinne, daß die Aeltern augelaffen wurden in der gewiß richtigen Annahme, 
daß fie eine Auffrifhung nötiger haben als jene, welche erſt in den letzten Jah. 


--3 720 — 


ren aus dem Seminar gelommen find. Immerhin fei hier ber Wunfch funbge- 
tan, daß in Bälde auch ben diesmal Zurüdgemiejenen eine ebenfolche Gelegenheit 
geboten werbe! 

Für einmal wären die Rehrftellen im Kanton wieder fo ziemlich beſetzt, 
zwar nicht ohne Mühen für Gemeinden und Departemente. Der eine und an« 
dere Lehrer ift von auswärts zurüdgelehrt und hat eine Anftellung im Heimat- 
fanton angenommen ; eine Gemeinde hat einen Schwyzerkandidaten engagiert, und 
an mehreren Orten find Lehrerinnen als Erſatz gewählt worden. Ueberhaupt 
ift die Zabl der weiblichen Lehrkräfte in den legten Jahren bei uns bedeutend 
geftiegen. Die Synode von 1861 entichulbigte die einzige Lehrerin bes Kantons 
in Frauenfeld ein für allemal für ihr Wegbleiben „aus nabeliegenden Gründen”, 
und jet find e8 ungefähr 30 Vertreterinnen bes fchönen Geſchlechts. Sie fürhten 
fi deshalb auch nicht mehr vor den Herren und nehmen Anteil an den Ron» 
ferenzen. . 
4. St. Gallen, Ein langiähriger Abonnent fendet nachfolgende Ber 
ſprechung: 

Noch find es nicht 3 Jahre, ſeitdem Herr Karl Huber, Lehrer an ber 
Gewerbeihule in St. Gallen, da8 „Schweiz. Berklehrs-Heft“ herausgab, 
und gleihmwohl hat dieſes aus dem praltiichen Zehen herausgewachfen und für das 
Beben geichaffene trefflihe Werk bereits die 6. Auflage erlebt — Beweis genug 
dafür, welch' glüdiihen @riff der obgenannte Autor mit ber Edition dieſes 
Lehrmittels“ getan. 

Wer die Aaforderungen, die das geſchäftliche Leben und der allfeitig 
wachſende Verlehr der Neuzeit an einen Großteil unferer Generation ftellen, 
genauer fennt, ber wird nicht bloß mit Lobem Intereſſe, ſondern aud mit 
größtem geiftigen Nuken nad dem „Verkehrö-Heft“ greifen, dad — wir ſprechen 
aus vollfter Ueberzeugung — in feiner Geſchäftsſtube, in keinem Bureau fehlen 
follte. 

Wir fennen das „Schweiz. Verkehrs-Heſt“ durh eigene Verwendung in 
ben Oberllafjen ber Vollsſchule und müſſen beitätigen, daß uns — ohne 
mit dem Gefagten etwaigen andern ähnlichen Lehr- und Hilfsmitteln zu nabe 
treten zu wollen — ein befjeres, praftiicheres und für das Geihäfts- und Ber 
fehröleben verwenbbareres Werllein bis heute überhaupt nicht zu Gefidht ge 
fommen ift. Wer fürchtet, aus Mangel an Zeit bem Huber’ihen „Verlkehrs- 
Heft“ keinen Einlaß in die Primarjchule gewähren zu dürfen, der mache ohne 
Bedenken einen Verſuch in der Fortbildungsſchule; Schüler und Lehrer werben 
baraus reichlihen Gewinn fchöpfen und das oben Gefagte nur betätigen können. 
Nebenbei fei nur noch darauf hingewieſen, mit wel’ großem Vorteile das „Ver: 
kehrs ⸗Heft“ in den Dienjt des Briefunterrichtes gezogen werden kann. (Preis bes 
Heftes vartieweije nur 80 Gt8.) 

Aus der Feder desſelben rütrigen, buch Herausgabe mehrfächer, allfeitig 
fehr günftig aufgenommener Werke gar bekannten Verfaſſers — wir erinnern 
beifpieläweife an deſſen „Anihaulibe Bürgerſchule“, an die „Populäre ſchweiz. 
Geſetzes- und Verkehrslunde“ — ftammt bes fernern ein in jüngfter Zeit er- 
febienenes Handbuch, betitelt: 

‚Prahtifche Norbereitung auf die ſchweiz, Nehrutenprüfung mit be 
Junderer Berüchfichtigung der Verfaſſungskunde.“ An Werken und Werklein 
ähnlichen Inhaltes befteht zwar fein Mangel, doch muß ih — ohne von ein« 
jeitiger Voreingenommenheit für den Verfaſſer beeinflußt zu fein — befennen, 
daß ich das neue „Opus“ den übrigen biöher erfchienenen Lehr-und Vernmitteln 
verwandten Genres in Bezug auf Mannigfaltigkeit und Ueberſichtlichleit des dar- 
gebotenen Stoffes minbeitend ebenbürtig gefunden habe. (Wie ftehts mit dem 
Büchlein in konfeſſioneller und in gejhichtliher Richtung? Gar oft fpuden 


— 721 — 


derlei Werklein in dieſer Richtung. Es ſei erinnert an Wittwer, Bühler, Kiſt⸗ 
ler ıc. Die Red.) 

Wem e8 daran gelegen ift, an ber Mefrutierung feine päbag. Prüfung 
mit Ehren zu beftehen, ber laſſe fih den verhältnismäßig bejcheidenen Preis von 
fr. 1.50 nicht gereuen und hole ſich Rat und Belehrung aus dem trefflichen 
und handlichen Büchlein. Auf 162 Seiten bietet basjelbe alles, was billiger- 
reife bei all’ den genannten Prüfungen von dem angebenben Bürger und Wehrmann . 
zu willen verlangt wird, Zwei prächtige Schmweizerlarten, wovon die andere eine 
fog. flumme, erhöhen den Wert bes Werkleind. Auf der Stufe ber Foitbildungs— 
ſchule dürfte dasjelbe vortrefflihe Dienfte leiften und ben jungen Schweizerbür- 
ger hinreihend orientieren in allem, was in Bezug die Kenntnis bes eigenen, 
engeren und weiteren Baterlandes Aberhaupt wifjenswert und zu kennen note 
wendig ift. 

Wir wünſchen der „Pralt. Vorbereitung“ weitefte Verbreitung” !und ver- 
biente Anerkennung. D. 

5. Deutfhland. Ter Herber’fche Verlag in freiburg i. Br. ver 
fenbet eben Nr. 9 (Septemberbeft) der willlommenen Mitteilungen. Sie 
bieten a) Exegetiſche Literatur, gegen 200 Werke; b) Theologie, gegen brei 
Dugend Werke; c) Chriftus in der modernen Religiondentwidlung, über ein 
Dupend Werke; d) Pädagogik und Philofophie, Statiftil, Literaturgeſchichte ıc. 
Dauptwerle find: Eine neue Dante — Mebertragung von R. Zoogmann, Herders 
Jahrbücher und Herders Konverſations⸗Lexilon. Eröffnet ift das Heft durch ein 
Vebensbild des Prälaten Dr. Franz Kaulen. Ter berühmte Verlag leiftet 
Großartiges. 

Nr. 42 von „Allgemeine Rundſchau“ von Dr. U. Kauſen in 
Münden hat trefflich aufflärende Artikel zu den öſterreichiſchen Hochſchul⸗ 
fämpfen (pag. 698), zur fatholiichen Studentenbewegung (yag. 699), zum Ber- 
liner „Schönheits* Rummel (pag. 700) und zum Kapitel der Schunbliteratur 
(pag. 700 x.), Eine zeitgemäß und grundſätzlich vortrefflic geleitete 
Wochenſchrift! 

* 9. Schöningh in Paderborn verſendet portofrei und gebunden 22 
Dänbe fittlih reiner Bold und Jugendbfhriften zu 22 Marf, event. 
ungebunden zu 15 Mt. Das Berzeichnis fteht zur Einficht bereit. Urfprüng- 
liher Preis: 43, 45 ME, gebunber, Gin gejunder Griff! 


—t ——— 


Pãdagogiſche Chronik. 


Frankreich. Laut Mitteilung ven Miniſterpräfident Clemenceau gab 
e8 bied Jahr im Lande ber Freimaurer par excellence 40,000 Analphabetiſten. — 

Defterreid. Unter 23 Profefioren der juridifchen Fakultät in Wien 
find 10 Juden, unter 20 ordentlihen Profeſſoren ber deutichen medizinischen 
Fakultät in Prag find 7 Juden. An den Spitälern und Kliniken fteigt bie 
Zahl der Juden bis auf 50 Prozent. — 

Bayern, Im Jahre 1896/97 wirkten an den 3 bayrischen Univerfitäten 
220 Profefforen, worunter 127 Proteftanten und nur 87 Katho— 
Lifen, welch' Iegtere zudem vielfach noch fatholifch nach eigenen Heften waren. — 

Deutihland. Dan will in Oberweißbach bie Geburtöftätte von Fried» 
rich Fröbel der Nachmelt erhalten. Daher bat ein Komite einen Aufruf zur 
Beſchaffung von 15—20,000 Mt. erlafien. — 

Bern, Der „Schweiz. Lehrerverein“ hat pro 1907 aus feinen Organen 
einen Reinertrag von fr. 2842 erzielt. — 


— 72 —— 


Der Präfident des „Schweiz. Lehrerverein“ beklagte ſich in Langenthal, 
daß der Departementschef des Innern zu der Motion betr. Erhöhung der Bun— 
desſchulfubvention nicht ein einziges Wort fand, Gr nennt das „zum mindeſten 
eigentümlich*. 

Amden (St. ©.) erhöhte den Gchalt ber Arbeitslehrerin von 400 auf 
00 und Mafeltrangen von 100 auf 130 Fr. — 

Waadt. Ym kantonalen Budget findet fi zum erſten Male ein kan— 
tonaler Beitrag an bie ftaatlich fubventionierte Altersverficherung in der Höte 
von 51,000 Fr. und eine Summe von 78,000 Fr. für Alterözulagen an Se 
fundarlehrer. — 


Nidwalden. Ein ſchönſtes und fichönftgelegenes Schulhaus bat mohl 
Bedenried, ein wahres Bijou eines Landſchulhauſes. Wir hoffen, bald eine Pho⸗ 
tograpbie ev. ein Kliſchee und eine Beichreibung desjelben publizieren zu fönnen. — 

* Die fantonale Durchſchnittsnote bei den Rekruienprüfungen betrug 1905 
= 1,92 — 1906 = 23,16 — 1907 = 1,86 und 1908 nad ben Rejultaten 
ber im Lande Geprfften 1,59. — 

In Hergiswil jtarb 68 Jahre alt Pfarrer Blättler, ſ. 3. verbienter 
Oberlehrer und auch Rantonal-Schulinfpeltor. Der arbeitiame Priefter ruhe in 
Gott. — 

Freiburg. Für die Univerfität wird jährlid vom Staate etwa "jr 
Million Fr. verausgabt. — 

Schwyz. Bon ben in ben Tagen vom 3.—13, d8. im Kanton ſanitariſch 
unterfuchten Rekruten waren 57 Prozent tauglich oder von 492 = 282. — 


Solothurn. Im ‚ Grenchner Volksblatt“ fordert ein Lehrer Stellung- 
nahme bes Vorſtandes des foloth. Vehrerbundes zu den National» und Stände 
rats ⸗Wahlen und zwar im Sinne ——— Kandidaturen. Siehe 

Solothurner Anz.” vom 15. Oltober. 


Bayern. Kultusminijter Dr. von Wehner bat die Rektorate ber Mittel» 
fhulen angemiefen, darüber zu wachen, baß in ben verfchiedenen Buchhandlungen 
und Schreibmaterialienhandlungen feine unfittlichen Bilder, Zeitfchriften, Schauer- 
romane auögeftellt ober verlfauft werben; nad vorausgegangener Verwarnung 
tann ben Schülern das Betreten folder Laden jeitens der Schulbehörden ver- 
boten werden. — 

Der jüngft verftorbene Verleger Haas in Augsburg teftierte dem katb. 
Behrerverein 500 DIE, 

Die jährliben Ausgaben im Sultußetat find unter dem Negime „ber 
Ihwarzen Mehrheit” von 18 auf 36 Millionen angewachſen. — 

Im Gymnafialmelen gibt ber bayriſche Stant bie höchſten Summen aus 
von ben deutſchen Staaten. — 

Nah dem neuen Befoldungsgefek befommt ein Lehrer von 40—50 Jahren 
eine Aufbeilerung von 450—710 Mt. jährlihd. — 

Frankreich. Der Niniiterrat „bearbeitet“ eben 2 Geſetzesvorlagen, um 
die Vehrer gegen die Verfolgungen der Klerikalen zu jhügen, Iſt wirklich köſt⸗ 
ih das. — 

Preußen. Gegen bie auch in diefem Organe angetönten Nadtdarftellungen 
in Berlin 2c. haben ber Verband der Männervereine zur Belämpfung ber öffent- 
lichen Unfittlichkeit fowie der Evangel. Sittlichleitsverein für Köln und Vororte 
einen Proteſt an die zuftändigen Minifterien der Bunbdesftaaten gerichtet. — 


Italien. Einem Pilgerzug aus Xosfana betonte Pins X. die Notwen- 
digfeit eines gründlichen Unterrirhtes im Katechismus. — 


a 











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Dadagogilde 
hlätter. ® 


Yereinigung des „Gaweizer. Erziehungsfreundes*“ und der ‚Jädag. Monatsfänift“. 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Hchulmänner der Schweiz 
und des ſchweizexiſchen katholifchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 30. Dftober 1908. | Nr. 44 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommilfion: 


88; Neltor Keiſer, Erziehun —* u — bie 2, Seminar-Direftoren Jalob Brüninger 
idenbah (Schmwya), - hr , Dipficch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ba en) 
eg Frei zum „Storchen“, Einfledeln. 
Stufenpunge ern : find an legteren, als ben Ebei-Rebaltor, — — 
nferat-Aufträge aber an HH. Haaſenſtein & Bogler in 


Abonnement: 


Ericheint wöcyentlid; einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Befteltungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Verlagshandlung Einſiedeln. 





| — Sr EEE ——— gone or —— — EB Er — — 
Zuhalt: Auch ein —— Verein. — Mia ſchwyzeriſches Landſchulhaus. (Mit Bild.) — Ein 
Beitrag zur Frage des Mädchentum — 18, Beneralveriammlung des Vereins lath. Leh⸗ 


rerinnen ber Schweiz in Bug. — Eehiweigerlidhe —— und Teſſiniſches Schulgeſeß. — 
Aus Tyrol. — Padagogiſche Chronik. — Auch eine Meinung über die Notwendigkeit von Schul- 
bibliotbelen. — Aus Kantonen. — Anlerate. 


Auch ein erzgieherifcer Derein. 
(HFortjegung.). 

b. Wie vermitteln wir den Geſellen eine ihrem Stande entſprechende 
allgemeine Bildung? 

1. Eine gewifje dem Stande entjprechende allgemeine Bildung ift 
dem Gejellen notwendig. 

2. Sie foll erreicht werden: a) durch Vorträge an den Verfamm- 
lungen; b) durch Belehrungen des Präſes im Privatumgang mit den 
Gefellen,; ce. durch Benügung von Tagedereigniffen, Vorkommniſſen in 
der Natur; d) durch ev. Beſuch von Mufeen, Bibliothefen; e) durch 
kleine Abendkurfe. 

3. Ein zu Viel über den Stand hinaus ift ungejund, ed ſoll das 
für die Erweiterung des Geſichtskreiſes Notwendige und praftifh Nüß- 
liche angeltrebt werden. 

c. Unterricht in einen Bereinen: 


— 726 — 


Die Anforderungen, welche unſere Zeit auch an den Handwerker⸗ 
ſtand ſtellt, ſind derart weitgehende, daß nur ein allgemein und beruflich 
tüchtig ausgebildeter Handwerker den Kampf um ſeine Exiſtenz mit Er— 
folg wird beſtehen können. Im weiſer Berückſichtigung deſſen haben die 
leitenden Organe unferes fatholifchen Gejellenvereins, der ja die Heran- 
bildung eines tüchtigen Handwerkerſtandes auf feine Fahne gejchrieben, 
dem Umnterrichtöwejen im Berbande vermehrte Aufmerfjamkeit geſchenkt 
und die allgemeine und fpeziell berufliche Fortbildung der Mitglieder den 
großen und Heinen Verbandsſektionen zur Pflicht gemadt. (Vide Be: 
fchlüffe der Generalverfjammlung v. Mainz dv. %. 1902.) 

A. Was fol in den fleinen Bereinen gelehrt werden ? 

1. Bezüglich des Unterrichtes in Heinen Vereinen ift zu unter: 
ſcheiden eine mehr allgemein = gejellfchaftliche und eine mehr allgemein- 
berufliche Fortbildung der Mitglieder. In beiden Unterrichtögebieten 
fann und foll ſich der fleine Verein betätigen. 

2. Als Mitglied der menſchlichen Geſellſchaft und Angehöriger 
eined hochverdienten und geachteten Berufsftandes fol der künftige Hand: 
werfer über ein gewilles Maß ftandesgemäßer allgemeiner Bildung ver- 
fügen. Dieſelbe foll der kleine Verein demjelben vermitteln: a) Dur 
belehrende Vorträge aus verjchiedenen Wiſſensgebieten (Lichtbilder und 
Erperimentalvorträge, Kartenwerke uſw.) b) Durch fog. Diskuſſions— 
abende. c) Durch Lektüre (Vereinsbibliothek, Zeitungen, Zeitſchriften 
ujw.) d. Durch mufilalifhe und deflamatorifche Uebungen und Vor: 
führungen (Theater). e) Durch Beſuch belehrender öffentlicher Auäftell- 
ungen, Vorweifungen ujw.) f) Durch belehrende größere und Eleinere 
Vereinsausflüge. g) Durch Belehrung in Privatunterhaltung und ge» 
genjeitiger Ausſprache. 

3. Als künftiger Handwerksmeiſter bedarf der Gefelle einer gründ— 
lichen ſowohl allgemein wie jpeziell beruflichen Ausbildung. Während 
nun die |peziell berufliche Ausbildung des künftigen Handmwerfämeifters 
mehr Sache der großen Vereine ift, fällt die allgemein berufliche Fort- 
bildung des Gefellen in den Pflichtenfrei3 der Heinen Vereine. 

4. Diefer allgemein=berufliche Unterricht umfaßt den Unterricht a) 
in den Glementarfächern (Rechnen, Schreiben, Zeichnen), b) in den kauf: 
männifchen Unterrichtäfächern (Geſchäftskorreſpondenz, Buchführung, 
Wechſellehre, Kalkulation, Geſetzeskunde), c) über foziale Fragen (Sozi—⸗ 
aler Kurs), d) Mit Rüdficht auf unfere ſpeziell ſchweiz. Sprasver- 
hältniffe dürfte fich für ſchweiz. Sefellenvereine auch ein Unterrichtäturfus 
in frangöfifcher oder italienischer Sprache empfehlen. 

B. Wer joll lehren? 


— 727 — 


5. Während die mehr allgemein-geſellſchaftliche Fortbildung der 
Bereindmitglieder vorzugsweiſe Sache des Präfes jein wird unter Bei— 
ziehung von Hilfäbereiten Freunden aus dem Priefter- und Laienftande, 
werden für den Unterricht in den allgemein-beruflichen Fortbildungs- 
fächern vorab tüchtige Elementarlehrer, fodann aber auch gefchulte Meifter 
und Gewerbslkute oder Kaufleute in Frage kommen. 

C. Wie fol gelehrt werden ? 

1. Praktiſch, unter fortwährender Berüdfihtigung vorab der be- 
zuflichen Bedürfniffe unferer Schüler, 2. einfach, für alle verftändlich, 
3. intereffant und anregend, 4. nicht pedantijch, ſondern mehr in etwas 
freieren Bahnen. Die Gejellen find feine Schulbuben mehr! — m 
übrigen in Lehrplan und Unterrichtsmethode in den einzelnen Fächern 
genau nad) den von der Vereindleitung zur Erreichung eines einheitli- 
chen Unterrichts in den Gejellenvereinen herausgegebenen BereindsLehr- 
büchern. | 

Schlußfrage. Lohnt es fich für die Ichmeizerifchen Heinen Gejellen- 
vereine insbeſondere neben den überall in größeren Ortichaften beftehenden 
fommunalen Gewerbe- und Fortbildungsſchulen noch eigenen Vereins— 
unterricht zu erteilen? 

Antwort: 

1. Die Erteilung des oben (litt. 1. u. 2.) notierten allgemein-ge» 
ſellſchaftlichen Fortbildungsunterrichtes ‚der Bereindmitglieder wird fich 
fein Verein, auch der Eleinfte nicht, völlig entziehen können und dürfen, 
ohne arge Pflichtvernachlaͤſſigung. 

2, Wo hingegen die Erteilung des allgemein=beruflichen Unterrichtes 
(litt 3. u. 4.) ein Ding der Unmöglichkeit ift, da dringe man mwenigftens 
mit Nachdruck auf fleißigen Bejuch der kommunalen Gewerbe» und 
Fortbildungsfchulen, jofern der am denjelben waltende Geift nicht etwa 
die fittlichereligiöjen Güter der Schüler gefährdet. 

3. Wo aber die Erteilung des allgemein-beruflichen Unterrichtes, 
und wenn auch nur zum Zeile, möglich ift, da jpredhen jo viele und 
gewichtige Gründe für Pflege eines eigenen Vereinsunterrichtes auch 
neben der fommunalen Gewerbe- und Fortbildungsſchule, daß die Er— 
teilung desſelben wenigſtens im einen oder andern Fache dringend em— 
pfohlen werden muß, (Schluß folgt.) 

Preußen. Der Grundgehalt für Primarlegrer foll nah einem fom-» 
menden Keyrerbejoldungnsgefeg in Preußen mindeftens 1350 Mark betragen, 
Städten mit über 100000 Einwohnern foll e8 geitattet fein, ein Grundgehalt 
bis zu 1800 Mark zu bewilligen. Der Mindeitiag für die Alterszulagen it auf 


200 Dart feitgefegt und darf bis zu 250 ME in größeren Städten gefteigert 
werden. — 





— 723 — 


* Ein ſchwyeriſches Tandſchulhaus. 


Das alte Schulhaus, welches am 22. Juni 1840 feierlich eröffnet wurde, 
ift in den legten Jahren für die zahlreiche „mwillensburftige* Jungmannjcaft 
unferer aufblühenden Gemeinde Ingenbohl zu Hein geworden. Die Notwenbig- 
feit einer neuen Schulhausbaute zeigte ſich immer deutlicher. Unſere Gemeinde 
väter, überzeugt von dem Nußen einer tüchtigen Schulbildung, ſchritten nun 





Das neue Schulhaus in Ingenbohl. 


energifh zur Zat, Am 26. Mai 1907 wurden ber zahlreich verjammelten 
Kirchgemeinde Plan und Koftenvoranfchlag vorgelegt. Obwohl in den lepten 
Jahren verſchiedene Öffentlihe Bauten (Kanalifation, neuer Friedhof, Ouai- und 
eleftr. Beleuchtungsanlage) ſchon gewaltige Summen verſchlungen hatten, wurde 
ber vorliegende, ziemlich foftfpielige Plan ohne jeden Gegenantrag einmütig ge 
nehmigt, eingeben ber Worte: „Für die Jugend ift nur das Beſte gut genug.“ 

Und heute, nad 16 Monaten, ragt ber ftolge Bau mit feinen weißen 
Mauern fühn über feine Umgebung binaus und legt berebtes Zeugnis ab für 


— 729 — 


bie Schulfreundlichleit der hiefigen Bevölkerung. Und „drinnen* in dieſen herr 
—— Räumen waltet die Lehrerſchaft, „und lehrei bie Maädchen und wehret ben 
naben“. 

Ueber dieſen neuen Jugendtempel folgendes: Die Grundfläche bildet ein 
grohes Quadrat ton 441 m? (21 m X 21 m). Den Eingang, mit der prab—⸗ 
tiichen offenen Vorhalle und ber gewaltigen Granitfäule, zeigt beiliegendes Bild. 
Durch eine fchwere, eihene Doppeltüre (oben Glas), gelangt man auf einen Heinen 
Vorplatz. Bon da führen ſechs Granitftufen (3 m breit) nach bem geräumigen 
Korribor 9,5 m X 5,5 m) des Parterre. Auf jeber Etage befindet fih ein 
folder Korridor mit genügenden Garberobehaltern, je 2 Waflerhahnen und 1 
Treuerhabnen. Das Treppenhaus (1,80 m breit, Granitftufen) ift hell unb ge» 
fällig, obwohl es beiberjeits von einer Mauer begrenzt wird. Ein eifernes Ge- 
länder ift in bie Dauer eingelaffen. 

Bofale: 8 große Schulgimmer (12 m X 7 m X 8,8 m), 3 Heine Schul« 
zimmer (7? m X 7 m X 3,8 m), 1 Wohnung für Schulwart und 1 Lehrer» 
zimmer, Gänge und Aborte find mit gelblichen Steinplättchen belegt, Tonft 
überall buchene Riemenböden. Die Beitublung ift größtenteils neu (Zmeifiger, 
Screibtifh feft und Sitz beweglih.) Die Wandtafeln find verfchiebbar und 
bangen fenfredht in einem unbemweglicen Geftel. Die großen, hellen Fenſter aus 
amerik. Pitch-Pine, haben Doppelverglafung.. Im Sommer können jchüßenbe 
Rouleaux heruntergelaffen werden. Die Aborteinrichtung mit Piffoird und 
Waſſerſpülung entſpricht allen mobernen byaienifhen Anforderungen. Im Erb» 
geſchoß befindet fih die Warmmafler- Zentralheizung mit 2 Heizteffeln. Der 
übrige Raum fteht vorläufig noch leer, (Vielleicht fpäter Babeeinrichtung !) 

Die Gelamtloften (Bodenankauf genau 10'000 Fr., Anſchluß an Kanali« 
fation ca, 5500 Fr.) belaufen fi auf rund 168000 Tr. Da leider noch kein 
Baufond vorlag, muß bie ganze Bauſchuld (abzüglich Kantonsbeitrag) durch 
Steuern gebedt werben. 

Am 29. Septeniber war feierliche Eröffnung und Einweihung. Um halb 
8 Uhr wurde in der Heinen aber ſchmucken Pfarrlirche „St. Beonbardb” (erbaut 
1667) ein Hochamt gehalten, mobei ber Gäzilienverein feine ſchönſten Weifen 
erihıllen ließ, Die Schul- und Gemeindebehörben ſowie die gefamte Schuljugenb 
(c‘, 500 Kinder) hatten fi) dazu eingefunden. Darauf hielt der hochw. Herr 
Schulinſpektor Marty eine herrliche Aniprade, worin er auf die Gefühle ber 
Freude und bed Dankes binmwies, die das neue Schulhaus in uns ermwedt. 
Aber auch zahlreihe Wünfche, Erwartungen und Hoffnungen knüpfen fi 
an ben Einzug in dieſe neuen, lichtvollen Hallen. Damit fidh biefe letztern er- 
füllen, ift vor allem ber Segen Gottes notwendig. — Der hochw. Hr. Pfarrer 
und Schulratspräfibent J. Föhn nahm bie kirchliche Einfegnung bes feftlich ge- 
Ihmüdten Baues vor. Aus ca. 300 jugendfroben Kinderkehlen erlangen friſch 
und freudig einige Lieber, und finnreiche Dellamationen erfreuten das zahlreiche 
Publitum. Nun Uebergabe bes Baues an bie Gemeinde durch Herrn Major 
Frid. Faßbind. Schlieklih allgemeine Befihtigung des innern Baues, währent 
draußen fih bie Schuljugend freudig um die „Wurſt- und Brotlörbe* fammelte. 

Wie der hochw. Herr Schulinfpeltor in feiner Anſprache mit Befriedigung 
fonftatierte, befigt nun die Gemeinde Ingenbohl ein Schulhaus, das ben heutigen 
modernen Forderungen voll und ganz entipriht. Möge Gottes Segen über 
biefem Werfe ruben ! 


„Dantet dem Herrn! Der Bau ift vollendet, 
Prächtig von außen, und praftifh von innen. 
Bittet den Herrn, daß Segen er fpenbet, 
Lehrern und Kindern zum frohen Beginnen. 


— 730 — 


Schön iſt der Bau, — noch ſchöner die Jugend, 
Wenn ernſtlich ſie ſtrebet nach Weisheit und Tugend.“ 


NB. Wir können perſönlich einen zweifach freudigen „Anhang“ machen: 
a. unſer verehrte Einſender iſt nicht bloß ſehr dienſtfertig und prompt in ſeiner 
Berichterſtattung, er bezahlt auch aus feiner Taſche das Kliſche!! Das edle 
Beifpiel fei mindeflend im eriten Zeile warmer Nachahmung empfohlen und ber 
verehrte Einfender verzeihe uns biefe Ungeniertheit, wir machen fie nur wegen 
ihres — nnregenden Charakters. — b. Die I. Kongregation der Kreuzichweitern 
in Ingenbobl fandte am Tage der Schulhaus-Einweihung 6 hunderter Noten, 
um dem löbl. Schuleifer der Gemeinde eine greifbare Anerfennung zu zollen. 
5 Herren Gemeindeväter verdbankten die taftvolle Teilnahme der um das Schul 
und Armenweſen jo hoch verdienten Kongregation berzlid. Ein finniges Ber- 
bältnis zuiichen den ehrw. Schweflern und ber regfamen Gemeinde, (D. Reb.) 





* Ein Beitrag zur Frage des Mädchenturnense. 


Allgemach ſcheint das Mädchenturnen mehr und mehr in den Lehr— 
plänen unferer Volksſchulen Beachtung und Aufnahme zu finden. Es 
gab eine Zeit, und fie liegt nicht allzuferne, two man dad Turnen ala 
ein Vorrecht der Knaben auffaßte und die Mädchen von diefem Fache 
ausſchloß. Während man in den gebildeten Kreifen der Aerzte dem 
Mädchenturnen feit Jahren ſchon das regfte Intereſſe entgegenbrachte 
und faft in allen größern Ortſchaften der Schweiz in diejer Richtung 
bereit Namhafte gejchehen ift, war men dagegen in mehr ländlichen 
Gegenden nicht jo überzeugt von der Nütlichkeit des Mädchenturneng, 
betrachtete dasfelbe vielmehr old moderne Tändelei und witterte dahinter 
nicht ungerne eine VBerblafjung fittliher Begriffe. Das Mädchen hat 
aber gerade jogut wie der heranwachſende Knabe ein Anrecht auf eine 
rationelle Förderung und Ausbildung jeiner körperlichen Kräfte, und 
ed rächt fih in fpätern Jahren bitter, wenn in diefer Richtung etwas 
vernachläfligt worden ift. Woher denn das zahllofe Heer der Bleich— 
ſüchtigen und Blutarmen und Hpyfteriichen, die fi und andern zur Laft 
fallen; welche die vielen Strapazen, die dad harte Leben an eine Mutter 
ftellt, niemald auszuhalten vermögen. Durch Generationen hindurch if 
durch das lange Schuljigen, durch ermüdende Fabrif- und Heimarbeit, 
durch übertriebenen Kaffee- und Alkoholgenuß die körperliche Konſtitu— 
tion geihwätt worden. Etelle dich, lieber Freund, in einer Fabrikſtadt 
zur Mittagdzeit an eine beſonders frequentierte Stelle, und du wirft 
ftaunen über die vielen Jammerfiguren, die dir entgegentreten. Unmill- 
a. fteigt dir der Gedanke auf: es iſt etwas faul im Staate Däne- 
mare, — 

Wenn nun aber vom hygienischen Standpunkte aus dem Mädchen- 
turnen entjchieden darf dad Wort geredet werden, jo muß man fid 
doch jehr in acht nehmen, daß man nicht alles in Baufch und Bogen 
annehme, was einem auf diefem Gebiete gerade vorliegt. Gerade hier 
heißt es jorgfältig abwägen, was vom janitarifchen, vom äfthetiichen 
und vom fittlich-religtöjen Standpunkte aus kann als zuläflig und richtig 


— 731 — 


erachtet werden und was dieſem widerſpricht. Das Mädchenturnen er— 
fordert einen ganz andern Betrieb, als das Knabenturnen und zwar 
nicht bloß ilig Stoffauswahl. Wer ſich nicht auf dieſen ſpeziellen 
Zweig des Turnens vorbereiten mag, wer nur ſo aufs Geratewohl 
drauflosſsturnt, der bringt eben durch feine Unbeholfenheit und Leicht— 
fertigkeit da3 an und für fich ſehr nüßliche Fach in Verruf bei Volt 
und Behörden. Zur Anleitung für das Mädchenturnen eriftieren ver- 
fchiedene Handbücher. Eine Jorgfältige Auswahl fei aud hier 
Gewiſſensſache. Turneriſche Uebungen, die ug eine bejondere Be- 
Heidung (Pumphofen) vorausſetzen, können unbejchadet ded hygieniſchen 
Endzweckes wegfallen. Fort mit allen Nebungen, die vom fittlichen und äfthe- 
tiſchen Standpunkte aus nicht völlig einwandfrei find und die ein reines 
Auge verlegen müßten. Durchaus pafjende und jelbft graziöfe Turn- 
übungen und Zurnfpiele gibt ed mehr als genug, und man braucht 
richt nach dem Beiipiel moderner Meberfultur nach Dingen zu greifen, 
die über den praftiichen Zweck des Turnens hinausgehen, ja denjelben 
ald beinahe nebenfächlich betracgten. Eine ernfte Warnung vor 
Auswüchfen im heutigen TZurnbetriebe jei uns bier ge- 
ftatitet. Unter dem Vorwande, die Kunft und die körperliche Energie 
zu fördern, zeitigt die antichriftliche Aufklärung in verfchiedenen deutjchen 
Städten gegenwärtig Erfcheinungen, die auf einen tiefen fittlichen Ver— 
fall Schließen lafjen. Bon diefem Geifte, dervon unten ftammt, 
wollen wir unjere beranwadfende ſchweizeriſche Schul— 
jugend fernehalten. Was den Blid des allheiligen Gottes nicht 
aushält, jei c8 im Wort oder in der Tat, das geziemt fi) auch nicht 
in der Turnſtunde. 
DIT —— 


18. Generalverfammfung des DBereins Rath. Tehrerinnen 
der Schweiz in Bug. 

Der fonnenhelle Morgen bes 5, Oltober lodte eine ftaatlihe Zahl von 
Lehrerinnen (etwa 80) aus allen Bauen unferes lieben Vaterlandes an die 
berbitlih geihmüdten Geftabe des lieben Zugerfees. Dort tagte im ftäbtifchen 
Regierungsgebäube ber Verein kath. Lehrerinnen der Schweiz. Mehrere Ehren» 
gäfte, HH. Geiftlihe und Lehrer von Zug, auch Lehrſhweſtern von Menzingen, 
Baldegg und Mariä Opferung hatten fich zu unferer großen Freude zur Jahres« 
verfammlung eingefunden. Hochw. 9. Pfarrer Ducret v. Aum, diesmal in ber 
Hauptmannsuniform eines kath. Feldpredigers auftretend, eröffnete die Verſamm- 
lung und leitete fie mit der gewohnten Präziſion. Als Vertreter bes 
ſchweiz. Erzieyungävereind, des Vereins fath. Lehrer und Schulmänner und bes 
Zuger Lebrerieminars überbracdhte hochw. H. Rektor Keiſer deren dreifachen Gruß. 
Herr Redaltor Frei fandte telegraphiiche Grüße und Glückwünſche. — Fl. 
Kißling aus Baſel, die als Delegierte an ber legten Hauptverfammlung deutſcher 
foth. Lehrerinnen in Münden (6.—10. Yuni) teilgenommen hatte, erfreute bie 
Anweſenden mit einem ſehr beifällig aufgenommenen Berichte über den Verlauf 
jener glänzenden Tagungen. — Aus dem Jahresbericht der Präfidentin, Frl. 
Keifer, war,zu entnehmen, daß der Verein wieder einen ſchönen Zuwachs von 
25 neuen Mitgliedern erhalten, jo daß er jekt 300 Attivmitglieder zählt. Sel- 
tionsverfammlungen fanden im Laufe des Sommers in Bajel, Brugg, Fribourg, 


— 732 — 


Luzern, St. Gallen und im Thurgau ſtatt. Ueberall wurde tüchtig gearbeitet. 
— Der diesjährige Reingewinn für Staniolverkauf betrug 204 Fr. 

Den Glanzpunkt der Tagung bildete das Referat von hochw. H. Kan. 
Prof, Meienberg über „Natur, Sprache und Religion in der Pädagogik“. In 
meifterhaftem Vortrage zeigte ber verehrte Referent, wie die Natur mit Sprade 
und Religion ein Ganzes bilder, dad vom Sonnenlichte der Religion, dem Weſen 
Gottes, überall durchſchienen und burdflutet ift. Er fennzeichnete die Natur als 
Anregerin bes finnlichen und geiftigen Erfennens, bes vernünftigen Dentens, 
ald Sprachlehrerin, die durch Anſchauen und Erleben der Natur, finnige 
Naturbetradhtung, alles Bombaftiihe aus ber Sprache verbannt und das TFeine, 
Schlichte, Schöne erzeugt, unb ala große Seelenerzieherin, melde durch 
ihre erhabenen Schönheiten und Geſetze immerfort auf den ſchaffenden Urgeift, 
ben ewigen Entwidler, hinweiſt. Wer tief denft, muß in bie Symphonie ber 
Natur einftimmen! Im Gott find wir, in Gott leben wir und bewegen wir 
und Mit geipannter Aufmerkfamfeit folgten wir ben ſehr interefjanten und 
poefievollen Ausführungen, verbunden mit praftifchen Anleitungen für ben Un» 
terricht. — 

Anſchließend an die Hauptlonferenz hielten auch die Mitglieder unſerer 
Kranten- und Alteröverfiherungstafle ihre Irhresverfammlungen ab. Die Be 
richte derfelben ließen darauf ſchließen, daß beide Inftitutionen ſehr gut mar» 
ſchieren. Die Kranlenkaſſe zählt 63, die erft letztes Jahr gegrünbete Invaliden- 
und Alterslaſſe 45 Mitglieder. 

Nah Schluß der Tagung fand im nahen „Buggithal” ein mit Gefang, 
Scherz und Humor reichlih gewürztes, gemeinfames Mittagefien ſtatt. M. F. 





© Schweizerische Lebrerzeitung und Tessinisches 
Schulgeset3. 


In No, 43 vom 24. Okt. ſchreibt der Chefredaltor der „Schweiz. 
Lehrerzeitung* in Sachen des Schulgefeged vom Kt. Tefjin, einen län- 
geren Artikel abſchließend, aljo: 

„DaB die Hauptzüge des Geſetzes, das nicht weniger ald 323 Ar- 
tifel umfaßt. Es ift ganze Arbeit. Mag und die eine und andere 
Betimmung (3. B. über Lehrerwohnung) fremd anmuten oder unzu« 
länglich erjcheinen, der gute Wille zu einer fortichrittlichen Geftaltung 
der Schule kommt durch das ganze Gefeß zum Ausdrud. Wir hoffen, 
daß am 1. November das Tefjinervolf der Fahne des Fortſchritts 
folge und das Gefeß gutheiße. Es ift ded Kampfes wert.“ 

An anderer Stelle heißt es mörtlih: „Auf die Denunziationen 
des „antichriftfichen“, „religionsfeindlichen“ Schulgefeges hin wurden 
über zehntaufend Stimmen, eine unerreicht große Zahl, für dad Re 
ferendum aufgebradt. Am 1. November wird der Volksentſcheid fallen. 
Auf der einen Seite ftehen die liberalen Glemente, die mit der Joziali« 
ftifhen Partei und den radikalen Deutich- Schweizern einen „Blod“ 
bilden, und auf der andern Seite die konſervativ-katholiſche Partei mit 
allem, wa8 der Botmäßigfeit des Klerus und der Kirde 
unterjteht, die mit dem Fall des Schulgejeges das liberale Regime, 
das jeit 1891 im Zeflin die Mehrheit hat, zu ftürzen hofft.“ 


— 73 — 


Dieſen Auslaſſungen gegenüber wollen wir anführen, was der 
Biſchof des Kts. Teſſin zum Schulgeſetze und zu deſſen religidfer 
Tendenz ſagt. Denke mir, auch jener kath. Lehrer, der Leſer der 
„Schweiz. Lehrerzeitung“ iſt, muß der Anſicht fein, ein kath. Diözeſan— 
biſchof Hat in Sachen mehr Autorität als ein freiſinniger Redaktor. Die 
Stimme des Biſchofs ift gewiß maßgebend in Sachen ded Glaubend und 
der Eitten und ihrer Gefährdung; fie muß für den Katholifen 
maßgebend jein in der Frage, ob ein neues Schulgefeg eine Gefahr 
bilde für die religiöfe Bildung und Erziehung der Jugend. Nun gibt 
der hochwſte. Herr Peri-Mlorofini u. a. folgende Klare und ungmweideutige 
Antwort: „Den Blid auf den Himmel gerichtet,“ jo fchreibt er, „und 
auf das ewige Heil der Seelen, mit der vollen Kraft. meiner bijchöfl. 
Autorität und in der getreuen Ausübung meiner Hirtenpflicht erfläre 
ih, daß dieſes Schulgejeh, mas den Religiondunterricht in den 
Schulen anbetrifil, den Grundſätzen der katholiſchen Kirche 
widerfpriht und daß es eine Gefahr bildet für die Er- 
haltung des Glaubens, deffen Wächter ich bin. ch erkläre daher, 
daß jeder Katholik, der nicht Schiffbruch leiden will in der Erfüllung 
feiner vornehmften Aufgabe, ſtreng verpflichtet ift, die verfafjungd- 
mäßigen Rechte zu benüßen, um diejes Geſetz zurückzuweiſen 
und daß es für den Geeljorge-Klerus eine abjolute Gewiffenspflicht ift, 
dad Volt über die Gefahr aufzuklären, welche dieſes Geſetz für die Re— 
ligion mit ſich bringt.“ 

Dieſe, offene und entichiedene Sprache eines bekanntlich Außerft 
borfichtigen und flugen Kirchenfürften fagt?gewiß, weſſen Geift diejes 
Geſetz hat und verpflangen will. Und dasfnennt die „Schweiz. Lehrer- 
zeitung“ offiziell „ganze Arbeit“ umd hofft jehnlichft, dab das Bolt 
diejed Geſetz „gutheiße“. Katholiſcher Lehrer, verftehft du diefe Epradhe und 
fimmt fie mit der Sprache deined Herzens und deiner religiöjen An— 
Ihauung?! — 


—— öF 


Aus Tyrol. 


Die auf 5. Oktober einberufene Zehrertagung in Innsbruck 
war von 800 Lehrern und Lehrerinnen befucht. Italieniſch-Tyrol hatte 
30 Delegierte entjendet. Nach erniten Verhandlungen in Sachen Be- 
ſoldungsmiſere wurden folgende Refolutionen einftimmig angenommen: 

Die erfte fordert den Landtag auf, die Regulierung der 
Lebhrergehalte unverzüglich durchzuführen. Die Forderung gebt 
auf die mirtfchaftliche Gleichftellung mit den Staatäbeamten der vier 
unterften Rangklaffen hinaus, 

Die zweite Refolution verlangt die gefeglihe Trennung de? 
Kirhendienfte8 vom Lehramte, jo daß der Meänerdienft den 
Lehrern überhaupt nicht mehr zugemutet werden fol, Die!lebernahme 
des Organiftendienftes bleibe jedem Lehrer anheimgeftellt.F; Die Erlang» 
ung einer Lehrerftelle darf von der Keiftung des Organiftendienftes nicht 


— 734 — 


abhängig ſein. Uebernimmt der Lehrer den Organiſtendienſt, ſo iſt er 
dafür eigens zu entlohnen. 

Die dritte Reſolution betrifft das ländliche Fortbildungs— 
ſchulweſen, die Vernachläſſigung der ſchulentlaſſenen Jugend. Die 
Lehrerſchaft von Deutſch- und Italieniſch-Tyrol hält eine zeitgemäße 
Fortbildungsfcgule für nötig. Die Abgeordneten mögen diefem Gegen: 
ftand ihr Augenmerk zumenden. 

Eine weitere Refolution nimmt gegen das überhandnehmende Not» 
ſchulweſen Stellung und verwahrt ſich gegen diejen das Anjehen des 
Lehrerſtandes herabjegenden Mißſtand. 

Nun ſchloß Herr Griſſemann die Anregung an, gegen die Beit- 
ungen, welche die Lehrer wegen ihrer Forderungen angreifen und diefelben 
ind Lächerliche ziehen, mit dem Boykott vorzugehen und auch in Be- 
fanntenfreifen gegen fie zu arbeiten. Auch diefe Anregung murde mit 
zuftimmendem Beifall begrüßt. Der Redner jchloß mit den Worten: 
„Jetzt haben die Xehrer geiprodyen, nun wollen wir die Herren Abge- 
ordneten einladen, zu und zu fprechen,“ 

Hierauf ſprachen 3 Abgeordnete im Namen der verjchiedenen Frak- 
tionen. Alle ftellten fich den Lehrerforderungen gegenüber günſtig. — 

Lehrer Platzer aus Meran beantragt nun, dem Obmännerfomitee 
ein dauernded Mandat zu übertragen, damit e3 in den bevorfiehenden 
Verhandlungen mit den Behörden, Landtag uſw. die Forderungen der 
Lehrerſchaft vertrete. Diefer Antrag wurde mit einem Vertrauensvotum 
für dad Komitee einftimmig angenommen, ebenfo der von Frl. Bobl- 
Innsbruck begründete Antrag betreffend die beſſere gejegliche Regelung 
des Unterricht? in den weiblichen Handarbeiten. Der Gegenftand wird 
dem Landtag in einer Petition nahe gelegt werden. 5 

Lehrer Grifjemann brachte fodann den Antrag vor, daß den Lehrern 
ein Bertreter im Landesſchulrate eingeräumt werde. Auch die 
Annahme diefed Antrages erfolgte ftimmeneinbellig. 

Nun kann bald der Tyroler Landtag Stellung nehmen, und die 
verichiedenen politifchen Richtungen haben volle Gelegenheit, die durch ihre 
Vertreter an diefer Tagung befundete Lehrerfreundlichkeit praftifch zu 
bewähren. Etwas muß geichehen, ein Rückwärts gibt es für den tyroliichen 
Lehrerfiand nicht mehr. Seine ökonomiſche Lage ftimmt wehmütig, feine 
Haltung aber zur Verbeſſerung der ökonomiſchen Lage ift ermunternd 
und ſtimmt hoffnungavoll. — 





Teſſin. Der raditale Erz.Direktor fendet eine lange „amtlihe* Auf- 
Märung in Sachen des religtonsfeindlichen neuen Schulgeſetzes an die Preſſe, fo» 
gar an die fath.-foniervative Preſſe. Es Soll biejelbe „beweifen“, daß bas Geſetz 
nicht — religionsfeindlich ſei. Biſchof Peri-Morofini ließ von allen Kanzeln 
eine Erklärung gegen bas Gefek verlefen. Der wird nun wohl eher berufen 
fein, den religidfen Gharalter des Geſetzes zu deflarieren al ber — Frei— 
benfer Barbani-Werini. — 

Freiburg. Den 12. Oftober beiprachen die messieurs les inspectenrs et 
mes demoiselles les inspectrices scolaires mebrere päbagogifche Fragen unter Bor» 
fit von Erziehunoshef G. Python. Es entipann fich eine befonders lebhafte 
Distufjion über die Inſpeltion der Zurnunterridied. — 


— 735 — 


Auch eine Meinung über die Notwendigkeit von Shul- 
bibliotheken. 


Ich muß geſtehen, daß ich zwar als Freund von Schulbibliotheken, 
dem Einſender in No. 40 der „P. Bl.“ in den meiſten Punkten bei— 
pflichten muß. Es iſt in der Tat richtig, daß, wenn man alle Gruppen 
von Schulkindern ausſcheidet, denen man infolge körperlicher oder gei— 
ſtiger Gebrechen keine Bücher verabfolgen ſoll, nur wenige mehr übrig 
bleiben, welche die Bibliothek benutzen dürfen und zudem iſt es für den 
Bibliothekar geradezu unmöglich, immer die richtige Grenze zu ziehen. 
Ferner fehlt es unſeren Schulen gewiß nicht an der Ausbildung des 
Intellekts, ſondern vielmehr, wie richtig betont wurde, an der Charalter- 
bildung und gerade deöhalb und dann aber auch, um die Finder vor 
dem Leſen der Scyunbliteratur zu bewahren und fernzuhalten, möchte 
ih, daß überall und befonderd auch in kath. Orten Schulbibliothefen 
gegründet würden. Die Bibliothek an und für ſich kann weder günftia 
noch ſchädlich wirken, und es fragt fi) ja nur, wie foll fie benußt wers 
den. Gricdhrede man nicht, wenn ich den Wunsch äußere, man follte alle 
Scülerbibliothefen für wenigftens zehn Monate für alle Schüler fchließen. 
Nur wenn felten ein Buch, die Unterrichtöbücher felbfiverftänklich aus— 
genommen, in die Hand des Schülerd fommt und died in einer Zeit, 
in welcher vielleicht alle Schularbeit ruht, aljo in den Ferien, dann hat 
man einigermaßen Gewähr, daß der Inhalt nicht nur verfchlungen, jon= 
dern auch verbaut wird, und daß auch für den Stil etwas abfällt. 

Gin Bud richtig zu lefen, muß gelehrt und gelernt werden, und 
darin hat man bis anhin noch mandherort3 gefündigt. Würde der Lehrer 
vielleicht in der Woche zwei bis dreimal, in den leßten oft jo unfrucht- 
baren Biertelftunden den Schülern mirklich Gediegenes jomohl in Inhalt 
und Form vorleſen, dann wäre died weder für die kurzfichtigen noch die 
nervenſchwachen Schüler ein Nachteil, fondern vielmehr ein weſentlicher 
Faktor, um in den Schülern nicht nur die Liebe zur Schule und zum 
Lehrer zu befördern, fondern auch ihre Willenskraft zu heben und fie 
für die höchſten Ideale zu begeiftern. Der Drang, Intereffantes zu 
lefen und zu hören, würde jo in die richtige Bahn geleitet, und der 
Schüler würde faum mehr nad meiterer Literatur greifen. Gerade in 
diejen Kleinen Portionen, die gereicht werden, liegt die ficherite Garantie 
eines nachhaltigen Erfolges und dies beſonders auch deöhalb, meil der 
Lehrer den von allen Schülern gehörten Stoff im Unterricht verwerten 
fann. Die Schülerbibliotbef follte alſo in erfier Linie eine Vorleſe— 
bibliothek fein, aus welcher der Lehrer den je nach Umftänden paffen« 
den Borlejeftoff entnehmen könnte, und erft in zweiter Linie eine Leih— 
bibliothel an Schüler der obern Klaſſen in dem jchon angedeuteten 
Sinne und mit der Ginfchränfung, daß den Schülern derjelben Klaſſe 
menn möglich der gleiche Lejeitoff verabfolgt wird, da der Lehrer den- 
jelben erſt dann unterrichtlich verwerten fann. 

In diefem Sinne alfo gründet überall Schulbibliothefen. 

Ein ft. gall. aftiver Lehrer. 


— ts — 


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Aus Rantonen. . 


1. Sf. Gallen. * lintertoggenburg. Skizzierkurs. 26 Lehrer und 
Lehrerinnen fanden fih Montag ben 12, Dftober im neuen Schulhaus in Fla— 
wil ein, um einen Stkizzierfurs unter der Leitung des bewährten Herren Merli, 
Männeborf, und Hilber, Til, mitzumaden, 

Der Kurs wurde, der Teilnehmerzahl entiprechend, in 2 Abteilungen geteilt. 

Herr Hilber übernahm es, und Lehrer ins ſyſtematiſche Schulzeichnen ein- 
zuführen und bat es meilterhaft verftanden, die Aufgaben ber einzelnen Klaſſen 
in diefem Fache uns vor Augen zu führen und wo immer möglich, Gegenftänbe 
aus dem Intereſſens und Erfabhrungsfreife des Kindes zeichnen zu laſſen. (Bip. 
die Senkrechte: Eine Pappel, Ballon mit herunterbängendem Faden, Stod). 
(8, Kl. Mädden: Ein Schürze, ein Teppich, ein Teppichflopfer.) 

Schon die erften zeichneriſchen Verſuche follen mit Farbſtift die richtige 
Färbung erhalten, und wir begreifen wohl, wie das Auge bes Kindes babei 
glänzt und leuchtet, da e8 doch den Farben fo große Vorliebe entgegenbringt. 

Sehr banfbar waren bie Teilnehmer aud für die inftruftive, klare Ein« 
führung in bie Perſpeltive. Schade, daß für biefes Kapitel nicht etwas mehr 
Zeit zur Verfügung ftand! 

Unftreitig den intereffanteften Zeil des Kurſes bildete ein Bang burde 
Dorf Flawil, um Motive zu fuchen, bie fih für ben Zeihnungsunterrict ber 
4.—8 Klafſe eignen konnten. Dan war allgemein erftaunt, ein fo reichhaltiges 
Material zu entdeden, faum ein Haus, wo nicht Treppen ober Gartengeländer, 
Wetterfahne oder Laternenträger hübſche Motive boten, und wo man früher 
ſehend und bob blind vorbeigegangen war. — 

Hr. Merki Hatte bie Aufgabe übernommen, uns in bie Kunſt bes Skizzierens 
einzuführen, 

Mit Lindenlohle, die fo ungemein mweich und günftig fich erwies, arbeitete 
jeder an einem Zeichnungsblatt auf der Wandtafel. Wohl etwas fhüdtern an« 
fange, wurden bie Verſuche zufehends mutiger, und fichtlich wuchs auch die Freude 
an den Skizzen, beſonders da man nach einfacher, ſchematiſcher Darftellung bes 
Menſchen daran ging, einzelne Epifoden aus Erzählungen zu illuftrieren. Far⸗ 
bige Kreide, die verwifht und fpäter firiert wurde, trug weſentlich dazu bei, 
ben Farbenreiz biefer Kunſtwerke“ zu vermehren. 

Nicht weniger amüfant war auch das Skizzieren von Pflanzen und Pflan« 
zenteilen, von Zieren und Vögeln, Laub» und Nabelbäumen. 

Ein Ausflug am Gallustag nach Magdenau bot Gelegenheit, mit bem 
Ungenehmen au das Nügliche zu verbinden und bas Gelernte praftifh im 
Freien zu üben. 

Fleißig und eifrig mit eigentlich „vorbilblichem Eifer“, um mich bes Aus 
druds eines Kursleiter zu bedienen, arbeitete alt und jung nicht bloZ 7 Stb. 
pro Tag, wie das Programm es vorichrieb, fondern auch in ber freizeit, über 
Mittag und abends bis zur Dämmerung warb gezeichnet. 

Soll ih noch eine Bemerkung beifügen über ben finanziellen Zeil? 

Ein Skizzierungskurs ift ziemlich koſtſpielig. Auber dem Honorar für 
bie Kursleitung erfordert er Material die ſchwere Menge. 

Die Schulgemeinden bed Bezirkes zeigten fich generös unb bemilligten an 
bie Auslagen pro Lehrer 15—20 Fr. Nicht übermäßig hoch griff der Staat 
in die Taſche: 1". Fr. Taggeld, jedoch nur für auswärtswohnende Teilnehmer 
und ein Heiner Beitrag an die Kursleitung, an das Material nichts. — 

Was fi hingegen durch Staats» und Gemeindebeiträge nicht bezahlen 
läßt, das ift die freude und Begeifterung, mit der wir nun für uns und bie 
Schule ſtizzieren, aber auch das Intereſſe, das die beiden Kursleiter während 
ber kurzen Friſt von 6 Tagen in uns zu entfachen verftanden. An dieſer Stelle 
nochmals aufrichtigen Dank! 


--4 737 — 


2. Graubünden, * Wie alljährlich üblib, Haben die Bündner Lehrer 
foeben ein Kreisfchreiben bed Erziehungsdepartementes erhalten, zugleich als Ab» 
ſchiedszirkular unferes derzeitigen Erziehungsminifters Stiffler, welcher auf Neu» 
jahr dem Davofer Landammann Laely Play madt. 

So ein Kreisfchreiben ift ein ähnliches Ding wie ein Inſpeltoratsbericht 
anderer Kantone und entfteht aus den Anfichten und Launen bed Herrn Er« 
ziehungschefs und ber Herren Inſpeltoren, deren ber Kanton im Winter zeit- 
weife 5 auf Zaglohn nimmt. — 

Zuerft Hält ber Herr Erziehungschef Rüdihau auf feine fechsjährigen 
Errungenshaften auf Schulgebiet, ala da find: PVereinfahung bed Vebrplans, 
Verlängerung ber Schulzeit (auf 28 Wochen reſp. 9 Schuljahre), finanzielle 
BDeflerftellung ber Lehrer (?) und der vierte Seminarfurs. Dies und anderes 
foll ala Beweis dafür gelten, ba wir uns punkto Schulwefen im Zeichen eines 
hebädhtigen, aber gefunden TFortichrittes befinden.” 

Die Lehrer werden ermahnt, den „Sinn für bie Schule in ben Gemeinden 
und familien“ zu heben. „Die Schule muß der Liebling aller ftaatlihen Ein« 
richtungen eines DBolfes werden, wenn es mit der Schulbildung desfelben gut 
beftellt fein ſoll“. 

In der Schulfritil erwähnt unjer Herr Chef: „Viele Lehrer fuchen gerne 
mit Anfängerllafien zu brillieren,* indem fie diefelben fogar übers Lehrziel 
binausfördern, maß eine fichtlice Erſchlaffung der Schüler während der folgenden 
Jahre zur folge hat. — Dem ewigen Vergeſſen bed Gelernten gibt es zwei 
Mittel, entgegenzutreten. „Das eine beitebt in einem gründlichen Unterricht mit 
zeitweiligen Repetitionen, die unerläßlich find, wenn das Wiſſen in Fleiſch und 
Blut übergehen fol; bas andere in der Wedung bed Zriebes zur eigenen Fort⸗ 
bildung nad dem Austritt aus der Schule.“ 

Dem Schreiben jollte mehr Aufmerkfamfeit zugewenbet werben. „Die 
Schönſchreibſtunde darf nicht zur Ruhepauſe des Lehrers werben,” 

Das Singen barf nit ein blokes Gehörfingen fein. „Es geht nicht 
an, in fleinen oder fhwaden Schulen bdreir ober gar vierfiimmig fingen zu 
wollen, wo man faum das Material bat, zmweiftimmig fingen zu laſſen.“ 

Im Sprahunterricht möge der Unterricht im Dialelt, je früher befto 
befier, aufhören. „Die Gedanfenarmut bei den Auffäken ift wohl eine Folge 
der zu häufig vorfommenden Reproduktion von Lejeitüden. Mehr freie Aufſätze“. 

Im Rechnen „ordnen wir an, dab bie Behandlung der Brüde in bas 
5. und biejenige ber Dezimalbrüdhe in das 6. Schuljahr verlegt werben”. — 
Mit dieſem: „sic volo, sic jubeo* hat das Abjchiedsjchreiben unferes energiichen 
Erziehungsceis einen grellen Abſchluß gefunden. 

Als wir Primarjhüler waren, wurden die gemeinen Brüche zuerft erflärt, 
dann erft die Dezimalbrücde. Im zweiten Jahr unferer Vehrerberrlichkeit tauchten 
die neuen ftaatlihen Rehnungsbücdlein von Prof. Ylorin auf, welde im 5. 
Schuljahr die dezimalen Zahlen nicht als Brüche behandeln, im 6. Schuljahr 
erit folgen bie gemeinen Brüche, während bas 7. Rechnungsheft die Dezimalen 
ald Brüche enthält. Das 5. und 6. Rechnungsheft find fo eingerichtet, daß je 
nah Anficht und Geſchmack des Lehrers, das eine ober das andere vorangenom« 
men werten kann. Wir waren nie freund der neuen Einrichtung, weil wir bie 
bezimalen Zahlen auch als eine Art Bruch anzufehen uns geftatten. An ber 
fantonalen Zehrerfonferenz in Samaben (1903) entipann ſich darüber eine rege 
Disfufjion. Dan konnte fich jedoch nicht einigen und ließ ben Lehrern weiter- 
bin freigeftellt, bie gemeinen» ober Dezimalbrücde vorauszunehmen. Jetzt habt's! 
Buna peda! 

3. Berne. Samedi le 26. sept. les inspecteurs scolaires de la Suisse 
frangaise 6taient réunmis, en conference annuelle, à l’Hötel-de-Ville de Berne, 


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M. le conseiller d’Etat Gobat presidait la reunion. Presque tous les 
inspecteurs des cantons de Geneve, Neuchätel, Vaud, Valais et du Jura 
Bernois 6taient presents. Fribourg était reprösente par MM. Merz et 
Perriard, 

La question mise à l’etude et discutde dtait ainsi congue: L’enseigne- 
ment de l’histoire ä l'école primaire dans les temps actuels et l'’enseignement 
civique tel qu'il decoule de la brochure du colonel Frey. 

Un rapport fort interessant sur cette importante mais delicate question 
avait et6 redige par M. Vignier, inspecteur à Genöve. 

Voiei, en abrege, les principales conclusions qui, finalement, ont dte 
adoptees par la conference, 

1. L’enseignement de l'histoire à l’&cole primaire a un double but: 

a) Un but essentiell, absolu, celui, d’initier l’enfant au devoir de soli- 
darit6 sociale par l’&tude impartiale du passe, cette &tude devant servir & la 
connaissance du milien social oü l’enfant vit et exercera son activite; 

b) Un but educatif, celui de servir & la culture de sentiments moraux, 
civiques et patriotiques, et de donner à l'enfant l’habitude de bien juger les 
faits, 

2, L’histoire de la civilisation devra primer la relation des guerres; 
on se gardera toutefois d'éliminer celle-ci de l’histoire, Ja guerre ayant Gété 
l’un des modes les plus imperieux de l’activit6 humaine et ayant jou6 un röle 
capital dans la vie de nos pöres. 

3. L’histoire fera une large place ä la vie des classes populaires, mais 
elle ne devra pas mettre dans l’ombre les acteurs qui se sont detaches de la 
foule par leur genie ou leur heroisme, et ont été des facteurs de l’histoire. 

4. Dans l’&cole primaire, on appliquera ä l'’enseignement de l’histoire la 
methode intuitive. Le maitre adoptera, de preference pour les lecons, la forme 
expositive, seule capable de les rendre interessantes et vivantes. Il operera 
d’abord sur des gravures, des cartes, c’est-A-dire sur des objets qui forment 
le point de départ des levons. Il exposera les faits, non seulement avec ordre, 
clart& et precision, mais encore d’une maniere animde et pittoresque, avec une 
ömotion communicative qui 6veille dans l’'äme de l'enfant l’enthousiasme four 
les faits, 

5. Le maitre rendra les enfants attentifs aux bienfaits de la paix. Il 
leur inspirera l'horreur des guerres iniques, funestes ou inutiles. 

6. Il enseignera aux enfants & respecter les institutions qui sont & la 
base d notre vie r&publicaine, ainsi ceux qui sont charges de les administrer. 

7. 2 serait à desirer que chaque instituteur &crive la monographie de 
la localite qu'il habite, 

8. Il ent vivement & souhaiter que la Confederation publie, à ses frais, 
une collection de tableaux historiquns, à offrir gratuitement à chaque £cole 
suisse, comme on l’a fait si genereusement pour la carte murale de la Suisse. 

Voilä, à peu prôs textuellement, les principales conclusions qui ont öté 
admises. (Bulletin pedag.) 


Pãdagogiſche Chronik. 


St. Gallen, Der neu gewählte Pfarrer Bruggmann, 3. 3. noch in Rap- 
peröwil, wurde zum Mitglied und zugleich zum Präfidenten des Bezirkäfchulrates 
Goßau erwählt. Eine anerfennenswerte Ehrung, die aber einem Würbigen zu 
teil geworben. Ad multos annos! — 

Den tat. Lehrern und Schulfreunden von St. Gallen und um St. Gallen 
berum referierte letzthin 9. H. P. Dr. Gregor Rob, 0.8, B. Über bas Thema: 





mn tm 


— 3 739 um 


„In welchem Verhältnis fteht die Freiheit bes menfchlichen Handelns zur ver- 
erbten Anlage, und welde Forderungen ergeben ſich daraus für Unterridt und 
Erziehung’ — 

* Mir machen aufmertiam auf dag Mufilalien- Depot aus bem be» 
rühmten tirchenmufilaliihen Verlage von Franz Feuchtinger in Negenöburg. 
Dertreter für die Schweiz ift Herr Lehrer Schmalz in Nebftein, ein eif 
riges Mitglied unferes kath. Lehrervereins. 

Niederwyl sollte einen Lehrer mählen, befam aber feine Ans 
melbungen. Nun muß ber Gehalt erhöht werben, — 

Die poiitifhe Bürgerverfammmlung von Au Hat einftimmig die Ein- 
führung ber obligatoriichen Fortbildungsſchule beichlofien. — 

Golbdingen feierte das 50-jährige Lehrerjubiläum von Ad. Lüchinger in 
folenner Art mit paffenden Geſchenlen. (Auch unjere beiten Wünfche bem ver- 
ehrien Landsmanne! D. Red.) — 

* Der Lehrermangel macht fich bei uns neuerdings bei Vakaturen geltend. 
Sp liefen in Niederglatt trog mehrmaliger Ausichreibung der Schulftelle 


feine Anmeldungen ein. — In Schönenboben-Wildhaus erhielt man 
ebenfalls feinen neuen Lehrer; es fand fidh eine Frl. Lehrerin ala Verweſerin 
für den Winter. — Dan wird eben noch mancderorts zu Verbefferungen im 


Behrereintommen fchreiten müſſen. 

Dermed verlor durch Tod Lehrer J. Al. Bürgi. Der Veritorbene wirlte 
22 Jahre an dortiger Unterfhule mit großem Erfolge ala Lehrer, Erzieher und 
Mufiter, R. 1. P. 

5 Lehrer Robert Locher von Ragaz, d. 3. ia Alt-Et. Johann, kommt nad 
alens. — 

Schwyz. * Auch Wollerau und Piäffiton haben nun! Fortbildungs- 
ſchulen. — An bie verwaifte Selundarlehrer-Stelle in Kühnacht wurde 9. Joſt⸗ 
Galliter in Neuenkirch gewählt. Der Kanton Hat Mangel an einheimiichen 
Selundarlegrern. Wollerau, Küßnacht, Arth und teilmeife Einfiebeln haben 
Auberlantonefen. — In Schwyz feldft wurde eine Töchter» Fortbildungsichule 
eröffnet, Sie zählt gleih anfangs über 60 Anmeldungen. — 

Der Bez.» Schulrat Einfiedeln beſchloß, anlählich der abgelaufenen 50 
Sabre, in benen H. Selundarlehrer Ed. Kälin Schule gehalten, bdemfelben ein 
Diplom unb 500 fr. in bar zu verabreihen. Ein Antrag, eine beftimmte 
offizielle Anerkennung fhon für 25 jährigen Schulbienit feitzulegen, — es find 
mehrere Vehrfräfte, die bereits 25 Jahre im Schulfreife Einfiedeln gewirlt — 
unterlag, Wir bedauern das legtere und freuen uns über das erfiere, weil wir 
im Beſchluſſe einen Alt ſeltenſter Lojalität einer konjervativen Schulratsmehrbeit 
gegenüber einem liberalen Lehrer erbliden. Der ausdauernden Arbeit die Anır« 
fennung ohne Nüdficht auf politiſche Haltung, das ift taftvoll, — 

Luzern. In Winikon feierte Lehrer Frz. X. Bachmann das 50jährige 
Bebrerjubiläum, Die Gemeinde verehrte dem Jubilaren einen Lehnſeſſel und 
eine Geben!tafel und bie b. Regierung 100 Fr in Gold. — 

* Unſer „Schul-Blatt* zählt 575 Abonnenten, was eine Einnahme von 
1548 Fr. 53 Rp. ausmacht. An Inſeraten nahm e8 ein 338 Tr. 48. Die 
Drudfoften, Porti ꝛc. beliefen fih auf 1719 Fr. 75. Der Trud des General. 
berichtes, ber letztes Jahr 220 Fr. 50 Loftete, ift ein Weberbein, gibt aber dem 
Organe feinen ſpezifiſch luzerniſchen Charakter. Dieſer „Zopf“, wie 
viele das Ding nennen, ift fo recht das Wejen des Organs; ohne ihn fällt das 
Exiſtenzbedürfnis fo ziemlich dahin. —a. 

* Die Lehrerichaft begrüßt es freudig, daß Erziehungshef Reg.-Rot 
Türing als neugewähltes Mitglied in den Ständerat einzieht. Tieſes Volle» 
zutrauen bat der um das Schulweſen hoch verdiente Magiſtrat vollıuf verdient. 


— 740 — 











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rechter Ausführung, sowie Hand- 
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Eigene Zeichnerei € Eigene Stickerei & Beste Zeugnisse. 361 









Herr J. HUBER, Lehrer an 


der Handelsschule des Kaufmän- 
nischen Vereins Basel schreibt, 
u. a.: 


... Es handelt sich nun darum, dass 
eine möglichst grosse Zahl warm em- 
pfindender Lehrer der Volksschule es 
verstehen, nicht bloss den Mechanismus, 
sondern den wahren Wert und Geist 
dieser Idealbuchhaltuug für Wohlfahrt 
und Glück den Schülern beizubringen; 
denn aus der Begeisterung für etwas 
Reales und Gutes folgt auch die ge- 
wissenhafte Durchführung. 

Den Hauptwert lege ich auf das Bi- 
lanzbuch. Im weitern lassen sich durch 
die Spezilizierung der Ausgaben eine 
Reihe von zeitlichen Vergleichen und 
Schlüssen ziehen über die Oekonomie des 
Haushaltes. — 

BEP Diese neue Ausgabe der Ideal- 
buchhaltung für Haus- und Privatwirt- 
schaft (VII. Auflage, 28stes bis 4Ostes 
Tausend) kennen zu lernen, liegt, abge- 
sehen von ihrer wahren Bedeutung für 
unsere Schulen, im eigensten Interesse 
eines jeden Lehrers und überhaupt eines 
jeden guten Haushalters. 

Die Idealbuchhaltung ist u. a. ferner 
empfohlen von Frau Pastor A, Hoffmann, 
Schriftstellerin, Genf; Herrn Albert Hu- 
batka, Revisor der thurgauischen Finanz- 
verwaltung; Herrn Paul Maag - Kummer, 
Prokurist des Schweiz. Bankvereins Zürich; 
Herrn Meyer-Zchokke, Direktor des Gewer- 
bemuseums Aarau; Lehrerzeitung West- 
falen; Oesterreichisches Handelsjournal, 
sowie von sämtlichen Lehrerzeitungen der 
Schweiz. 


Musikalien-Ausverkauf. 


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Wegen Aufgabe meines Geschäftes 
gewähre den Herren Lehrern und Leh- 
rerinnen 33'/; bis 40% Rabatt und 
stehen Auswahlsendungen jederzeit zu 
Diensten. Extrabestellungen werden 
bis zum Schluss der Liquidation nur fest 
und zu den bekannten Rabattansätzen 
prompt besorgt. 355 (0. F. 2274) 

Um geneigten Zuspruch bittet die 


Musikalienhandlg. E. Hegnauer-Gruber, 
Zollikon-Zürich. 








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a1 Fr der Zuger Stadtthea- 
ter-Lootterie — (Extra Emission) 
Haupttreffer : Fr.40,000 Fr. 20,000 und 
zwei ä Fr. 10,000. Für 10 Fr. - 11 Lose 
und Ziehungslisten 4 20 Ct. versendet das 


Bureau der Stadttheater- 
Lotterie in Zug. (E 6080 Lz. 270) 


Lehrer (Lehrerin) geſucht 
an eine aargauiſche Gejamt- und 
Bürgerjchule.. Gehalt Fr. 1600 und 
Fr. 100. Auskunft bei J. Nuß— 
baumer, Lehrer, Schönenwerd, Kt. 
Solothurn. 362 

nn ————————— 





Dadagogilde 
Blätter. ® 


Vereinigung des „Scjweizer. Erziehungsfreundes* und der „Yädag. Monatsirift“. 


Organ des Dereins kathol. Lehrer und Saulmänner der Hayweiz 
und des ſchwehzeriſchen katholifhen Erziejumgsvereius. 


Einfiedeln, 6. Nov. 1908. | Nr. 45 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


88; Rektor Seiler, Erziehun — ug, Braſtdent; bie 22 un. —— Jakob Gruninger, 
ictenbach (Schwy3), _ Schnyder, Hipfirch, Herr Lehrer of. Müller, Goßau (St. Ballen) 
— Glemens Frei zum —— Einfieb * 
Sinfeonpunge er find an leteren, ald den Chei-Redaltor, zu richten, 
Dnferat-Aufträge aber an 55. Haafenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wächentlid; einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortozulage. 
Bestellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbadh, Berlagshandlung Einſiedeln. 


nd gu: — * A gg Verein. — Bur Mevifion bes ——————— dv. St. Luzern. — 
— Jahreäbericht über ben fathol. Erziehungdverein der Schweiz. — 


rt —— a tusları, — Pädagogifche —— — Um bie Beſoldungsfrage berum. — 
Literatur. — Brieflaften der Redattion — Inſera 


Auch ein erjzieheriſcher Derein. 
(Schluß). 

c. Erziehung der Gefellen zur praftiihen Ausübung des Glaubend: 

Die Erziehung der Gefellen zur praltiichen Ausübung des Glau— 
bens wird am beften und nadhaltigften gefördert durch die Mittel, die 
die Kirche zu diefem Zwecke an die Hand gibt. 

I. Die Gefellen jollen angehalten werden 

1. zum Beſuche des offiziellen fonntäglichen Gottesdienſtes: Hoch 
amt und Predigt, nicht bloß Frühmeſſe, 

2. zum nachmittägigen Gottesdienſte, befonder® auch der Chriften« 
lehre. 

II. Sakramentenempfang. 

1. Die — jährliche Generalkommunion iſt genau abzu⸗ 
halten. 

2. Eine beſondere Vorbereitung auf die Generalkommunion wird 
ihren Nutzen erhöhen. 


— 1 — 


3. Die öoftere private Kommunion iſt mit allen zweddienlichen 
Mitteln anzuftreben. (Bruderſchaft des heiligften Herzens Jeſu und des 
beiligften Altarsſakramentes.) 

II. Teilnahme am kirchlichen Leben. 

1. Einfühung in das Kirchenjahr und Erklärung wichtiger kirch— 
licher Zeremonien durch gelegentliche Anjprachen des Präjed. 

2. Offizielle vollzählige Teilnahme an der Fronleichnamsprozeſſion 
und an andern derartigen feierlichfeiten der Gemeinde ift Ehrenpflicht 
des Gefellenvereind. 

3. Gelegentliche gemeinfame Mallfahrtögänge des Gejellenverein?. 

IV. Außerordentliche Gnadenmittel: die HI. Ererzitien. 

1. Allgemeine Ererzitien im Gefellenverein mit Vorträgen während 
3—8 Tagen mit nachfolgender Beiht und Kommunion follten alle 2 
bi8 3 Jahre, dürfen aber auch alle Jahre abgehalten werden, jogar in 
Heinen Bereinen. 

2. Die Abhaltung von gefchloffenen Ererzitien für Angehörige ar« 
beitender Stände ift im Vereine mit eifriger Empfehlung zu publizieren 
und Mitglieder, die daran teilnehmen mollen, find mit Rat und Zat 
beſtens zu unterſtützen. 

V. Ueberwachung der Vereinsmitglieder durch die Vereinsleitung. 

1. Es muß eine Ueberwachung und Kontrolle beſtehen, ob und 
wie die Vereindmitglieder an den in vorflehenden Punkten behandelten 
Deranftaltungen teilnehmen, Die Kontrolle fei umfichtig und offen, 
feine Spiorage und Polizeiauffiht, es jollen ja junge Männer erzogen 
werden. 

2. Behutfame und wohlmwollende Ueberwachung der Xeltüre der 
Bereindmitglieder ift notwendig und die Beſchaffung guter Bücher, bes 
ſonders auch guter Belletriftif, für die Vereinsbibliothek ſehr zu em- 
pfehlen. 

3. Wachſamkeit Über den Umgang der Bereindmitglieder und bes 
ſonders bei Anknüpfung von Belanntichaften (wenn nötig, Mitteilung 
an die Eltern). 

Diele miühevolle, opferreiche feeljorgliche Tätigkeit wird unterftüßt 
durch das Gebet und die erzieherifhe Macht ded guten Beilpield von 
Seite der Vereinsleitung. 

Auch die „Leitiähe* zu anderen behandelten Stoffen (fiehe die 
Nummern 1, 4, 5, 10 u, a,) wären jehr belehrend, allein die. Raum— 
verhältniffe hindern uns au deren Wiedergabe. Dad Gebotene zeigt 
Ipeziell dem Lehrer, daß der fath. Gejellenverein der vollen Beachtung 
aud der kath. Lehrerjchaft wert ift, und daß des kath. Lehrers bewährte 


% 


— 4 743 — 


Arbeitskraft auch diefem Vereine nur nützen kann. Wir möchten aljo 
von Herzen wünjchen, daß der Gejellenverein wächſt und gedeiht, zumal 
er den heutigen Bebürfniffen weitfichtig entgegentommt und namentlich 
in Städten und induftriellen Orten dem chriftlicden Elternhaufe ein erfter 
Wohltäter und Freund iſt. Das bemeift feine Gejchichte und bemeift 
auch die bier gezeichnete diesjährige Tagung; er wirkt erzieherifch und 
ftaatderhaltend in beftem Sinne. Glüd auf für eine fruchtbare Zukunft! 
C. Frei, 
— tt —se — 


Zur Rebifion des Erziehungsgeſehes v. Rt. Tugern, 
(Schluß.) 


Auſere Borfhläge gehen dahin, bie Löſung der für die Alters. und 
Imvaliditätsfüriorge und die Witwen. und Waifenunterftügung ber Voltsjhul« 
lehrerſchaft erwachſenden Aufgaben teils dem Staat allein, teils der Lehrerſchaft 
und den Gemeinden gemeinfam zuzumeifen, und zwar fo, daß ber Staat bie 
Alterd- und Imvaliditätsunterftägung, Lehrerihait und Gemeinden gemeinfam 
bie andere Aufgabe übernehmen. Die Invaliditätsverficherung ber Lehrerſchaft 
der fantonalen Anftalten wäre gemeinfame Sade bes Staates und ber betreffen« 
ben VLehrerſchaft. 

Es fcheint ohne Weiteres gegeben, daß bie brei Tyaltoren Staat, Gemein⸗ 
ben und Vehrerſchaft fih in bie genannten Seiftungen teilen. Berfchiebener 
Meinung kann man darüber fein, wie bie Repartition ber Laſten vor. 
genommen werben foll. Wir mweifen die Alterö- und Smvalibitätsunter- 
füßung ganz dem Etaate zu, weil einerfeits eine Mithilfe der Gemeinden, welche 
ohnehin durch das neue Gejek mehr belaftet werben, nicht zu erhoffen ift und 
eine daherige Inanſpruchnahme bie ganze mwohltätige Inftitution gefährden könnte, 
und weil anbererfeits einer Lehrerjchaft, deren Einfommensverhältniffe auch nad 
Intrafttreten des neuen Gefeges noch ſehr knappe find, Leiftungen an bie ge 
nannten Zwecke nicht zugemutet werden bürfen. Anders liegen bie Derhältnifie 
bei der Lehrerſchaft ber kantonalen Anftalten; bier darf füglich eine Teilung der 
Laften zwiſchen Staat und Lehrerichaft vorgenommen werden. Ganz audge- 
ſchloſſen ift aber bier eine Veteiligung ber Gemeinden. Wiederum anders find 
bie Verbältniffe betr. bie Witwen» und Waifenverforgung ber Volksſchullehrer⸗ 
fhaft. Hier handelt es fih um Leitungen, für welche bie Lehrerichaft wohl 
auffommen kann, und um Ausgaben, gegen welche auch die Gemeinden in ihrem 
eigenen Intereffe nicht opponieren werden, ba dieſelben nidt nur eine „Derficher- 
ung“ ber Lehrerſchaft, fondern auch eine „Verfiberung” ber Öffentlichen Armen⸗ 
pflege bedeuten. Dieſe Verfchiedenheit der Verhältniffe der Beteiligten und ber 
Intereffenten bedingte ed, daß mir von ber Schaffung eines gemeinichuftlidhen 
Inftitutes für die gefamte kantonale Lehrerſchaft abiehen mußten. 

Aufgabe ded Staates wäre fomit nah unjern Vorfchlägen die Alters» und 
Ynvaliditätsunterftügung der Volksſchullehrerſchaft. Lehrer und Rehrerinnen der 
Primar- und Sefundarfhule, welche nach menigftens 40.jährigem Schulbienfte 
begw. nach erfüllten 60. Aitersjahre und entiprebendem Schuibienfte in ben 
Ruheſtand treten, haben im Falle des Bebürfniffes Anipruh auf eine lebens 
länglide, vom Staate zu verabreichende Altersunterftüßung bis zum Ma— 
zimalbetrage von 65 % ihrer gefeglichen Barbefoldung. Des Weiter haben 
Lehrer und Lehrerinnen ber Primar- und Selundarſchule, welche minbeftens 5 


— 744 — 


Sabre im Kanton Schule gehalten haben und ohne ihr Verſchulden dienſtunfähig 
werben, im falle bes Bedürfnifjes Anfpruh auf eine vom Staate zu verab- 
reichende Invalibitätsunterftüßung. Die Feſtſetzung der Höhe ber Un- 
terftügungen erfolgt unter Berüdfichtigung ber Zabl der Tienftjahre, der Dienft- 
treue und BDienfttüchtigleit und ber Vermögensverhältnifſe auf ben Antrag bes 
Erziehungsrates durch den Regierungsrat. 

Der bisherige „Lehrer-, Witwen- und Waifenunterftügungsverein“ ift um» 
zuwandeln in eine Witwen- und WBaifenkafe der Primar- und Seluubar« 
lehrerfchaft mit dem ausſchließlichen Zwed der Unterftügung der Rehrer-Witwen 
und -Waifen unter Ablöfung der bisherigen Nußniebungsaniprüde. Der Eintritt 
ift obligatorifh für Primar- und Selundarlehrer, falultativ für Lehrerinnen. 
Die Gemeinden bezahlen an bie Kafje für jede durch einen Primar- oder Set. 
Lehrer ober durch eine ber Kaſſe angehörende Lehrerin bejegte Lehrſtelle alljähr- 
lich einen Beitrag, welcher glei ift bem von ber betreffenden Lehrperſon be» 
zahlten ordentlichen Jahresbeitrage. Die Verwaltung ift Sade ber Lehrerſchaft, 
welche dafür die Dienite der Staatälafje in Anſpruch nehmen darf. 

Die kantonale Lehrerſchaft Hat fih mit diefer Trage ſchon wiederholt ein- 
gehend beichäftigt. Wir fommen mit unfern Anträgen berfelben foweit entgegen, 
als dies unferes Erachtens mit Rüdfiht auf die finanziellen Verbältniffe bes 
Staates und auf die übrigen Konſequenzen überhaupt möglich if. Es ift fpe- 
ziel die notmwendigerweife nebotene Rüdficht auf bie Konfequenzen, melde uns 
bie weitergehenden Vorſchlääge der vorberatenden Inſtanzen dermalen als unan« 
nehmbar erfcheinen ließen. Dabei wollen wir aber doch konftatieren, daß aud 
unfere Vorſchläge einen ganz welentlichen Fortſchritt bedeuten, 

Tür das Kebrperfonal der kantonalen Anftalten fehen wir die Gründung 
einer Hilfslafje in Form einer Genofjenihaft im Siune des Titels XXVII 
bes fchmweizer. Obligationenrechtes vor mit dem Zwecke, bienftunfähig gewordene 
Lehrer zu unterftügen. Der Eintritt wäre obligatorifh, Staat und Mitalieber 
würden bezahlen einen jährlichen Beitrag zu gleichen Teilen, und zwar nad bem 
uns vorliegenden Statutenentwurf je 2',2 % bes jeweiligen feſten Gehaltes bis 
zu einem Gehaltömarimum von Fr. 4000. Die Kaffe würbe leiften vom Aus- 
ſpruche der dauernden und gänzlichen Invalidität an, worüber der Negierungs- 
rat entjcheidet, nach 5 voll zurüdgelegten Dienſtjahren eine jährliche Rente von 
12 % ber angerechneten Befoldung, nah 6 Dienftjahren eine folde von 14 % 
und fo fort für jedes folgende Dienſtjahr 2 % mehr, jedoch fo, daß bie Mari« 
malrente 62 % ber Befoldung betragen foll, was bei 30 Dienftjahren eintreten 
würde. 

Wir haben durch einen Verſicherungstechniler uns über die Materie ein 
Gutachten geben und einen Statutenentwurf ausarbeiten lafjen. 

Auch diefe Vorſchläge erachten wir als geboten im Intereſſe ber Lehrer. 
ſchaft ſowohl als beſonders auch im Intereſſe der kantonalen Anitalten felbit. 

$ 135 endlih will uns ermächtigen, beim Hinſcheide eines Lehrers ber 
fantonalen Anftalten den Hinterlafjenen (Witwen, Kindern oder Eltern) besjelben 
eine beicheibene Unterftügung zufommen zu lafjen, und zwar bis zur Höhe einer 
Yahresbefoldung. Bisher konnten wir nicht höher gehen als bis zum Betrage 
eined Quartals, 

Auch Hinfichtlich der Vorjchläge betr. das Perfonal der fantonalen An- 
ftalten wären wir gerne weiter gegangen. Bedenken gleicher Art, wie wir fie 
vorftehend bei ber Vollsſchullehrerſchaft geäußert, zwingen uns aber bermalen 
leider auch bier zur Zurückhaltung.“ 

Someit nun der regierungsrätlihe Beriht. Wir fcheiden hiemit für ein- 
mal vom Entwurfe eines luz. Erziehungsgeſetzes. Der Leſer hat nun ben Be— 
richt des Erz.Direltors fpeziell zum Kapitel der Befoldungsfrage gelefen und 


— 745 — 


fich ſicherlich an deſſen Hand davon Überzeugen können, daß der Entwurf mwirf« 
lich von lehrer- und fchulfreundlichiten Abſichten geleitet iſt und, alle Verhältnifſe 
2 nebotenen Hemmniſſe Hug berädfichtigend, dennoch tunlichft „ganze Arbeit“ 
eiftet. 

Behebt man fich ben ganzen Entwurf, fo bebeutet er für die Zukunft ganz 
wejentlihe Mebrausgaben für das Erziehungswefen, und zwar wird am 
meiften ber Staat belaftet, Die Mehrausgaben geftalteten fib aljo: an 
bie Lebrerbefoldungen 170,000 fr. — an die Arbeitöfhulen 10,000 Fr. — an 
bie Bürgerſchulen 4,000 Hr. — an die Selunbarichulen 14,000 Fr. — an bie 
Mittelfhulen 14,000 Fr. — an bie Kantonsfhule 20,000 Fr. — an bie 
Lehreralterskaſſe 26,700 Ir. — an bie Hilfsfaffe für die Vebrerichaft der fan» 
tonalen Anftalten 3800 Fr. Alfo Total-Mehrausgaben 262,500 Fr. 
jährlich. In Progenten ausgebrüdt ftellen fich bie Ausgaben des Erziehungs» 
meiens in den letzten Jahren alfo: 1878 = 27,2% — 1880 = 28,1% -- 1890 
= 29% — 1900 = 27,2% und 1908 = 30,6%, 

Die Mebrausgaben für bie Gemeinden geftalteten fih nad der neuen 
Lage ter Dinge alfo: Ausdehnung bezw. Verlegung ber Primarichulzeit — Er— 
ridtung neuer Lehrſtellen und Beichaffung neuer Lokale — erhöhte Entihädiaung 
für Naturolleiftungen — etwelcke Mebrleiftung an die Beſoldung (der Staat 
übernimmt bekanntlich °/s, alio bliebe den Gemeinden ein Plus an den biöher 
bezahlten Biertel) und an die Witwen: und Waifentafle. 

Defieht man fih ben Entwurf ohne alles Mibtrauen und im Geifte bes 
ledernften Optimismus (Voranſchläge find eben gerne zu rofig), fo fihiebt er dem 
Staate eine jährlide Neulaft von 220,000 Fr. zu und bazu den Ge» 
meinten noch ein ganz Erfledlihes. Und trogßdem find im Entwurfe feine 
Poften feftgeleßt für ein geplantes Technikum und Feine für bie in Ausficht 
genommenen Anftalten für blinde und verwahrlofle Rinder. Wir können jomit, 
wollen wir annähernd gerecht fein, ben Entwurf nur freubig unbin 
bantbarer Anerlennung begrüßen Wir habeı auch die Hoffnung, 
daß ber einfichtigere Zeil der fantonalen Lehrerſchaft ihn billigen wird unb 
berzlich froh ift, wenn Großer Rat und Vollsmehrheit ihn gelegentlib im me- 
fentlihen fanktonieren. Erbält er Geſetzeslraft, jo bedeutet er für Lehrerſchaft 
und Schule einen großen Fortſchritt. Und weil er auch in religidjer, in 
tonfeffioneller Beziehung echt weithberzig und tolerant ift, 
(Art. 5, 21 und 22) fo hat er berechtigten Anſpruch auf das Attribut einer — 
„ganzen Arbeit“, Cl. Frei. 

—H I IE ——— 


Aus dem Ranton Schwyj. 


Der Bericht über das Erziehungdmwefen pro 1907/08 liegt vor. In 
erjter Linie etwas Btatiftifces : 

1. Sibungen: Der Erz.-Rat Hatte 5, die Inſpektoratskom— 
miffion 6, die Seminardireftion 6 und die Lehrerprüfung 
fommijfion 4 Sißungen. 

2. Pateniprüfungen wurden auch die Jahr mie 1906 ſowohl im 
Frühling ala im Herbft abgehalten. Die Neuerung fol ſich bemähren. 

3. Rreisſchreiben wurden 6 erlaflen, beichlagend die Prüfung der 
phyſiſchen Reiftungsfähigkrit der Nekruten, den Gefangunterricht an den 
obern Klafjen und Sekundarſchulen, den Unterfuch der ins —— 
Alter eingetretenen Kinder, Verwendung der eidgenöfſſiſchen Schulſub— 
vention ac. ıc. 


— 746 — 


4. Das nach reiflicher Beratung vom Kantonsrate angenommene 
Schulgeſeh wurde vom Volke den 26. Januar 1908 mit 3700 gegen 
1346 Stimmen verworfen. 

5. Die Anzahl der Primarfdhulen ftieg von 167 auf 170. 

6. Fehrkräfte: An den Schulen wirkten ala Hauptlehrer 2 Geift- 
liche, 62 weltliche Lehrer und 105 Ordensſchweſtern. 

7. Die Bahl der Primarfhüler ift von 8714 auf 8871 geitiegen. 

8, Berteilung der Schüler: In 25 Schulen 60—69, in 11 Schulen 
70—79, in 5 Schulen 80 und mehr Schüler. 

Zahl der Schulverfäumniffe auf 1 Kind 6,1 durch Krankheit, 2,3 
ſonſt entſchuldigte und 1,0 unentichuldigte. 

9. Die Bahl der Sekundarſchüler wuchs von 359 auf 366 an. 

10. Schullokale: ungenügend 7. In 6 Gemeinden find teild neue 
Schulhäuſer eritellt, teild ftehen Neubauten in jicherer Ausſicht. 

11. Bleinkinderfdulen gab e8 6 mit 6 Lehrerinnen und 332 
Kindern. 

12. Schulkinder: Der Unterſuch der im Jahre 1907 ind fchul- 
pflichtige Alter eingetretenen Kinder wurde wiederum vorgenommen. 

Dad Rejultat dieſes Unterfuches ift kurz zufammengefaßt folgendes: 

Die Gejamtzohl der in die Schule eingetretenen Kinder betrug 
1532 (770 männliche und 763 weibliche). 

Davon waren 134 mit Gebrechen behaftet. 26 Kinder waren in 
geringem, 12 in höherm Grade ſchwachſinnig. 24 Kinder litten an Ge» 
hörorgan«-, 29 an Sprachorgan- und 33 an Sehorganfehlern. 9 Kinder 
hatten andere Gebrechen. 

Die Verſorgung in einer Spezialklafje wurde bei 11 Rindern und 
die in einer Spezialanftalt bei 7 Kindern befürwortet. 4 Finder wur- 
den von der Schule ausgeſchloſſen. 

- 13. Lehrerſchaft: Vom Schulinfpektorate find folgende Noten erteilt 
worden: 

Betragen: 171 Note 1. Fleiß: 137 Note 1, 30 Note 1—2, 
2 Note 2, 2 Note 2—3. Keiftungen: 86 Note 1, 45 Note 1—2, 
27 Note 2, 9 Note 2—3, 3 Note 3, 1 Note 3—4. 

14. Bekrutenprüfungen: Durchfchnittliche Notenfumme 1906 = 8,11 
und 1907 = 7,03 oder 1906 Einfiedeln 6,98 und 1907 = 6,29, 
Küßnaht 8,57 oder 7,32, Höfe 7,92 oder 7,75, March 8,59 oder 
8,18, Gerdau 7.62 oder 8,29, Schwyz 8,29 oder 8,44. 

15. Gemeindefhulbehörde: Die Zahl der Schulratd-Situngen ftieg 
von 181 auf 198, Es gab Schulorte, die jährlich 1, 2, 3, 4, 5 und 
auch 10, 12, 13, 14 und fogar 15 Sißungen hatten. 

16. Bekruten-Borfdulen: Die Prüfung ergab 5 Nach- ev. Straf- 
Ihüler. Es hatten diejelben aber ftatt einer Straffchule noch einen wei— 
tern Winter die Nefruten»Vorfchule zu bejuchen. 

17. £ehrerfeminar: 40 Zöglinge, wovon 22 dem Kt. Schwyz an— 
gehörten. Lehrkräfte find es 7, unter denen ein fpezieller Zeichnungd- 
und ein Mufiklehrer, 

18. Sehrerkonferenzen: Jährlich 2 offizielle. Es wurden 10 Themate 
behanbelt. 


— rn — — — — 


— 747 — 


19. palentitrung: 28 Kandidaten beſtanden die Prüfung. Die 
Diplomprüfung für. Spradjlehrerinnen wurde von 6 Schülerinnen be» 
ftanden. 65 frühere Patente wurden erneuert. 

20. Höhere Schranftalten: a) Kollegium „Mariabilf* in Schwyz 
475 Böglinge, wovon 70 Schwyzer, b) Lehr. und Grz.-Anitalt des Bes 
nebiftiner-Stiftes Maria Einfiedeln 281 Zöglinge, wovon 43 Schwyzer, 
c) „Therefianum* in Ingenbohl 200 Zöglinge. 

21. Mantsbeiträge: Fr. 72,972. 81. 

22. £ehrerlafla: Einnahmen Fr. 8208.54, Ausgaben Fr. 6355.70, 
Bermögensbeitand 31. Draember 1907 = Fr. 72,860. 73. 

23. Eidg. Sculfubvention: Den Gemeinden direkt zugewieſen 50 Rp, 
pro Kopf = Fr. 27,692.50 und vom Kanton verteilt Fr. 16,615.50, 
Total fr. 44,308, 00. 

24. Gewerbliche Tortbildungsfhulen: Es gab deren 8 für Knaben 
und 3 für Mädchen. Alle zufammen erhielten vom Bunde 5064 Fr. 
Die Schülerzahl vermehrte jih um 50. Der kantonale Beitrag betrug 
dr. 5488.25 oder per Unterrichtöftunde 45 Rp. oder per Schüler 
dr. 2.50. Scülerzahl: 587. Interrichtäftunden 5235. 

25. Schulrechnungen: Alle 31 Gemeinden weiſen an Ginnahmen 
fr. 256,207.51, an Ausgaben Fr. 253,181.04 oder per Einwohner 
dr. 4,57 und per Schüler Fr. 23,65 im Durchſchnitt. Die Ausgaben 
per Schüler fteigen von Fr. 7,90 in Illgau und Fr. 7,99 in Muotathal auf 
Fr. 49,25 in Wollerau und Fr. 51,23 in Einfiedeln an und per Ein- 
wohner von Fr. 1,54 in Muotathal und Fr. 1,71 in Illgau auf 
dr. 7,86 in Einfiedeln und Fr. 10,24 in Riemenftalden. 

26. Tizer Gehalt: Beim weltlichen Lehrer fteigt er von 1250 
in Muotathal (dazu Wohnung, Holz und Garten, 300 Fr. Organiften- 
dienft und 50 Fr. Alterdzulage) auf Fr. 2150 in Einfiedeln (obere Ana» 
benfchule) nebft 200 Fr. Rekrutenſchule und Orgeldienft. 

27. Die EKhrſchweſtern beziehen von 470 Fr. (nebit Wohnung, Holz, 
und da und dort Garten und Licht) bis 730 Fr. ohne irgend welche 
weitere Zulage. 

28. Yrimarfdiller: Alle 31 Gemeinden haben 170 Schulen, deren 
1. Klaſſe von 1588, die 2. von 1429, die 3. von 1418, die 4. 
von 1362, die 5. von 1186, die 6. von 1171 und die 7. von 717 
Schülern beſucht if; total 8871 Schulkinder. 

29. Schulverſäumniſſe nad Gemeinden: Sie fteigen an von 1,2 in 
Riemenftalden, 3,0 in Morichadh, 3,3 in Steinerberg, 5,4 in Lomerz 
auf 11,1 in Schwyz, 11,4 in Ingenbohl, 13,2 in Muotathal, 13,1 in 
Gerdau, 13,3 in Reichenburg, 12,1 in Wollerau, 12,0 in Feufisberg. 

30. Sculbefuhe: Die Inſpektoren weiſen in den einzelnen 
Gemeinden Schulbefuche auf von 2 bis auf 11, 18, 26, 50 und jogar 
63, die Pfarrherren von 0 (an 2 Orten) 1, 2, 3, 4, 6 bis auf 
11, 28, 44, 58 und fogar 64 und die Schulräte von 0 (an 1 Orte) 
2,5, 7, 8 auf 11, 29, 35, 40, 51, 62, 89, 117 und 348 in Ein— 
fiedeln (25 Schulräte und 25 Schulen). 

31. Sekundarſchulen: 11 Schulen, geiftliche Lehrer einer in Ingen« 
bobl, weltliche Lehrer 8, Lehrſchweſtern 3; firer Gehalt der weltlichen 


— 745 — 


Lehrer von 1700 Fr. bis 2750 Fr. ohne Wohnung, Schüler 366, oder 
219 Knaben und 147 Mädchen, von denen nur 11 einen 3. Kurs be- 
ſuchten. Eigentliche Mädchen-Sekundarſchulen find in 
Schwyz (600 Fr. Wohnung und Holz und 22 Schülerinnen in 2 
Kurfen), in Laden (600 Fr. und Wohnung, 32 Schülerinnen in 2 
Kuren) und in Einfiedeln (850 Fr. ohne Wohnung und Holz, 
26 Schülerinnen in 2 Kurfen). 

_,32. Burmunterridt: Die Schülerzahl betrug in einer Schule 4, in 
3 Schulen je 6, in 2 Schulen 8, in einer Eule 9, in 5 Schulen” ıl, 
in 16 Schulen 10—20, in 22 Schulen 20—30, in 1 Schulen 30-— 40, 
in 12 Schulen 40—50, in 11 Schulen 50-00 und in 2 Schulen 60 
und 66 Schüler. 

33. Die Btundenzahl bewegte fi in den einzelnen Schulen von 6 
bis auf 80. 25 Gemeinden bezeichnen die Stundenzahl überhaupt nicht. 
Unter 10 Stunden verzeichnete 1 Schule, 10—20 Stunden 10 Schu- 
len, 20—30 Stunden 10 Schulen, 30—40 Stunden 15 Schulen, 40 
bi3 50 Stunden 7 Schulen, 59—60 Stunden 2 Schulen, 60—70 Stun 
den 2 Schulen, 70—80 Stunden 3 Schulen. Die Stundenzahl an den 
Selundarfchulen beträgt 24 in Wollerau bis 82 in Einfiedeln. 


Cl. Frei. 
DD 
Jahres-Bericht über den hathaliigen Grzlehungsverein der Hchweiß 
pro 19 


Erftaitet vom Bentral: a. Prälat A. Tremp. 

Wir verfaflen die Jahresberichte über ben kath. Erziehungsverein ber 
Schweiz immer fo, daß fie zufammen eine fortlaufende fnappe, aber vollftändige 
Chronik bes Vereins bilden. 

Unfer Berein enthält nebft ben eigentlichen Sektionen auch „mitwirtende 
Dereine‘, „von denen eine jährliche b:liebige Gabe an die Zentralkaſſe erwünſcht 
ift“ und bie an unferen Verfammlungen Sik unb Stimme haben wie bie Set. 
tionsdeputierten.. Die Form „mitwirfende Vereine” ift gewählt, bamit nicht 
neue Vereine gegründet werden müflen und unfer Vereinszweck in ſchan befte- 
benden andern Vereinen, als ein neuer Arbeitsprogrammpunft berjelben, doch 
realifiert werden fann, 


I. Allgemeiner Bereinsftand. 
1. Zahl aller Bereinsmitglieber: 


Seltionsmitglieder (der Kanton Bern ift noch nicht En i 1830 
Mitglieder der 84 mitwirlenden Vereine 5 ; . 15252 
Einzelmitglieder . ’ 300 


2. Der Beſtand der mitwirfenden Vereine ift folgender: 

Die 66 männlichen witwirkenden Vereine (lath. Männer-VBereine 2.) zählen 
11924 Mitglieder, nämlih: St. St. Gallen 34 DVereine mit 5613 Mitgliedern 
und zwar: Alt St. Johann 106 Mitglieder, Andwil 138, Amden 110, Benten 
56, Bütihwil 320, Diepolbsau-Schmitter 80, Eggeröriet 80, Goldach 138, 
Soldingen 109, Goßau 551, Henau 172, Häggenſchwil 100, Lichteniteig 60, 
Sonfhwil 110, Kirchberg 100, Lütisburg -Ganterswil 106, Marbah 118, 
Mörihwil 120, Nieberbüren 126, NiederhelfensmwilLenggenwil 102, Niedermil 
58, Oberbüren 65, Rapperswil 120, Rebftein 70, Rorſchach 900, Schmeriton 


— 749 — 


61, St. Gallen, Kath.Ver. 800, St. Gallen, K. Zirlel 110, Steinach 70, Un⸗ 
tereggen 41, Waldkirch 130, Wibnau 140, Wildhaus 59, Wil 102. — At. 
Aargau: 7 Vereine mit 1621 Mitgliedern: Auw 150, Beinwil 59, Kunkhofen 
261, Muri 335, Rohrdorf 325, Eins, Kreis 226, Wohlen 265. — Kt. Luzern: 
8 Vereine mit 1746 Mitgliedern: Dagmerfellen 105, Großwangen 177, Hoben« 
rain 98, Inwil 140, Kriens 160, Luthern 250, Luzern 345, Surentbal 
(Triengen ıc.) 404, — St. Thurgau: 4 Dereine mit 470 Mitgliedern: Er 
matingen 17, Filhingen-Au-Dußnang 150, Lommis und Umgebung 163, Sir- 
nach 140. — Kt. Appenzell: 2 Vereine mit 122 Mitgliedern: Wppenzell 94, 
Schwende 28. — Ft. Zug: 2 Vereine mit 427 Mitgliedern: Cham-Hünenberg 
250, Menzinsen 177. — Kt. Solothurn: 3 Vereine mit 174 Mitgliedern: 
Brislah 24, Däniten-Bregenbad 50, Schönenwerd und Umgebung 100. — ft. 
Obwalden: 1 Verein mit 312 Mitgliedern: Sachſeln. — Nidwalden: 1 Perein 
mit 247 Mitgliedern: Bedenried. — Kt. Graubünden: 1 Verein mit 225 Mit- 
gliedern: Chur. — Kt. Schwyz: 1 Verein mit 104 Mitgliedern: Ginfiedeln, — 
Kt. Züri: 1 Verein mit 876 Mitgliedern: Kath. Männer-Berein Zürich. — 
Kt. Uri: 1 Verein mit 49 Mitgliedern: Göſchenen. — 

Dazu 18 weibliche Vereine mit 3338 Mitgliedern: Bafel, weibl. Seftion 
bes Katholilenvereins 64; Rohrdorf, Jungfrauen-Songregation 85; Zriengen, 
Frauen- und Töchterverein 351. Und folgende 15 Müttervereine: Bafel 600, 
Bifchofszell 150, Bütſchwil 335, Göslikon 50, Häggenſchwil 100, Mörſchwil 
110, Muolen 77, Oberbüren 50, St. Peterzell 50, Plafjels 50, Rieden 68, 
Rorſchach 200, Sarnen 450, Sirnah 152, Wil 396. 


11. Die Zahresverfammilung Des Zentralvereins. 


1. Schon an bem zweiten ſchweiz. Katholikentag in Freiburg tagten ber 
„Derein lath. Lehrer und Schulmänner ber Schweiz" und ber „tath Erziehungs» 

verein ber Schweiz“ im gleihen Lokal nadeinander. Diesmal ging man einen 
Schritt weiter, indem die beiden Verein den 27. April 1908 vormittags in Zug 
zuerſt zur Erledigung der befonderen Vereinsverhandlungen feparat, dann aber 
von 11's— 1 Uhr nemeinfam im Kantonsratsfaal zur Anhörung eines Meferates 
von Lehrer Joſ. Müller in Goßau über die Jugendlektüre tagten, wobei ber 
Präfident bes erfteren Vereins präfidierte und die Derfammlung eröffnete, ber 
Präfident unferes Vereins das Vizepräfidium führte und das Schlußwort ſprach. 
Es entftand ba ein Mettitreit, indem feiner ber beiden Präfiventen das Präfi» 
bium übernehmen wollte; endlich mußte Hr. Oberft Erni notgeziwungen es ans 
nehmen. Bei biefem Anlaß verdanken wir bemfelben das Entgegenfommen auf 
unjere Anregung behufs gemeinfamer Tagung beider Vereine. Dielelbe hat fich 
auch als gelungen erwieſen, und fie ift ein fchönes Zeugnis der Harmonie beider 
Dereine, welche wohl eriftengberecitiget find, indem jeder berfelben ein jo reiches 
Arbeitsprogramm hat, daz ein Verein allein e& nicht bewältigen könnte, Zur 
Dermeibung von Gollifionen haben beibe Vereine ſchon längft in einer gebrudten 
Vereinbarung ihr Arbeitöprogramm verteilt und ausgeſchieden. 

2. Unfer Verein behandelte in feiner gejönderten Verſammlung von bor« 
mittags 10 Uhr an im „Schweizerhof* Geſchäftliches (Jahresbericht, Rechnungs- 
ablage, Stataloy, Seminar, Upoftolat der Erziehung, Ererzitien, Kampf gegen 
bie Unfittlidfeit) und dann, mit Zuzug bir Präfides ber ſchweiz. Volalmütter- 
vereine, die Müttervereine, 

Hier fei nur bemerkt, daß ber hochwſt. Biſchof Dr. Ferdinandus von St. 
Ballen unferer Verfammlung feinen Segen ſandte und daß ber ſchweiz Erzieh- 
ungsverein im Anfang Februar dieſes Jahres an den hf, Vater eine Glüd. 
wunſchadreſſe zu deſſen goldenem Priefterjubiläum fandte, worauf Papft Pius 
X, beu 13. März a. c. durch feinen Staatöfelretär Kardinal Merry bel Bal 


— · — 
— —— — — — 


— 750 — 


uns ein huldvolles Schreiben zukommen ließ mit dem Wunſch, daß unſer Verein 
unter der Führung der Hirten und durch den Eifer der Mitglieder täglich mehr 
katholiſchen Sinn an den Tag lege und reiche Früchte hervorbringe. 

Betr. Mättervereine wurde beſchloſſen: 1. daß die Präfides derſelben auch 
fünftig mit dem Erziehungsverein, wie dieſes Jahr tagen ſollen und 2. daß eine 
befondere Kommiſſion, beftebend aus den 9. 9. Pir. Good, Zug, Pfr. Roller, 
Muri und Pfarrer Keller, Sirnach, auf bie nähfte Verfammlung Beriht und 
Antrag bringe betr. Erftellung eines Vereinsbücleins und betr. Verbindung ber 
Müttervereine mit dem Verein der hl. Familie. (Fortj. folgt.) 


—u ))t— 


Rus Ranfonen und UHusland. 


1. Tuzern. Willisau. — %. B. — Schon Jahre lang warb bier an 
ber Gründung einer gewerblichen Tyortbilbungsichule gearbeitet. Endlich ift fie 
— dank ber Bemühungen bes biefigen Dandmwerfervereind — ins Leben getreten. 
Anno 1865 war die Sekundarſchule Willisau zu einem Progymnafium 
ausgebildet worden. Und letzten Donnerstag ſchloß fih nun biefen Anftalten 
auch bie gewerblide Fortbildungsſchule an, nachdem ein Jahr vorher 
das kantonale Gewerbegeſetz felbe fehr gefördert. An berjelben wirken 4 Lehrer, 
Die Schülerzahl beträgt 20. 

In Willisau-Land mwurbe vergangenen erften Mai mit bem Bezug 
eines wirklich pradtvollen Schulhaufes, nach mobernften Muftern erftellt, zugleich 
eine neue Sekundarſchule errichtet. Man fieht: Auch das Hinterland marſchiert 
mit ber Seit. 

2. Bug. * An Stelle des zurücdgetretenen verdienten hochw. Herrn Er- 
ziehungsrat Pfarrer Sped in Steinhaufen wurbe neu gewählt hochw. Herr Prof. 
Karl Müller in Zug. Eine vortrefflihe Wahl, deren Träger eine große und 
reihlih ausgenupte Erfahrung binter fich hat. Der Erziehungsrat befteht nun 
aus 3 geiftlihen und 4 weltliten Eerren. 

Herr Landammann und Erziehungshef Dr. Schmid in Baar tritt auf 
Neujahr aus dem Regierungsrate aus, was Lehrer und Schule fehr bedauern. 
Herr Dr. Schmid wır bei aller Biebenswürbigkeit ein Mann ber Tat, 

Hochw. Herr Prälat Keifer feierte letzthin in ftiller Beicheidenheit fein 
40.jähriges Profefforenjubiläum. Dem vielverdienten Schulmanne unb praftifchen 
Lehrerfreunde wünſchen vor allem auch die kath. Lehrer eine noch recht lange 
fegensreihe Mirffamteit. 

3. Shurgan. * Seit Frühjahr 1907 ift in unferem Kantone ein neuer 
Behrplan proviſoriſch in Kraft. Nah ihm bat das Quantum des Behr- 
ftoffes eine merflihe Reduktion erfahren und zwar in allen Fächern. 3. 2. 

1. Deutſche Sprade. Tie 1. Klaſſe übt nur noch die Schreibichrift 
ein, bie Drudichrift wird im 2. Schuljahr eingeführt. Die ſyſtematiſche Grcm- 
matik wirb in keiner Klaſſe mehr verlangt, an deren Stelle treten grammatifche 
Uebungen. Im Aufſatz foll fein Neinheft geführt werben. 

2. Rechnen. Die 1. Klaſſe rechnet im Zablenraum von 1—10, ftatt 
wie früher 1—20. Der 2, Klaſſe ift der Zablenraum von 1— 100 zugemiefen, 
aber obne Ginmaleind, Das mechaniſche Rechnen, ebenio das Einführen der 
Make und Gewichte find um 1 Jahr zurücgeftellt. Im Bruchrechnen jollen 
nur im praftifchen Beben vorlommende Brüche verwendet werben, befonders in 
ben Operationen mit ungleichnamigen. 

3. Biblifhe Geſchichte. Unter den biblifhen Erzählungen im Behr 
buch foll eine Auswahl getroffen und behandelt werden, 

4, Realien. Geographie. Die 4. Klaſſe beichreibt die engere Heimat, 


— 751 — 


das Dorf und deſſen Umgebung. Die Beſchreibung des Kantons Thurgau fällt 
in das Penſum der 5. Klaſſe, die 6. hat Schweizergeographie. 

5. Geſchichte. Die Erziblungen von ben alten Aſſyrern und Babyloniern, 
Grieben und Römern find geftrichen für die Primarſchule. Mus dem Gebiet 
ber Meltgeichichte ift einzig ba Kapitel von ben Entbedungen frember Erbteile 
beibebalten für die 7. Klaſſe; im übrigen wirb nur vaterländifche Geſchichte be» 
banbelt. 

6. Naturkunde, Vorgeichrieben ift bie Beichreibung ber Pflanzen und 
Tiere ber engern Heimat; die nützlichſten — bie jchäblichften. 

Sodann find als Gegengewicht gegenüber biefen geiftigen Leiftungen fleibige 
Körperübungen empfoblen, ala da find: Turnen, Baden, Eislaufen, Sclitteln, 
Spaziergänge. Die Ehule als ſolche und ber Lehrplan fordern fomit fein Zu. 
viel, meint ein Korr. bes „Wächter“. 

4. Oeſterreich. Der beutichfreiheitliche Bemeinderat von Innsbruck hat 
beichloffen, die täglihe Schulmeffe aus hygieniſchen und päbagogifhen Grünben 
abzufhaffen. Hiegegen legt nun erfreulicherweife bie fatbolifche Innsbruder Be- 
völferung energifhen Proteft ein. Der chriftliche fyrauenbund bat beiclofien, 
im Namen aller katholifch gefinnten Eltern von Innsbruck gegen ben jeber recht- 
liben Grundlage entbebrenden Antrag bes Innsbrucker Gemeinderates auf Ab- 
fhaffung ber täglichen Schulmefje energiſch zu proteftieren. Die Derfammlung 
besfelben ſieht darin ben erften Schritt zur Verwirklichung ber Ziele ber „Freien 
Schule“ und zur Abſchaffung aller religiöfen Uebungen der Schuljugend”über- 
haupt. Sie hofft, daß die ganze fatbolifhe Bevölkerung ihrer Enträftung Aus« 
beud gibt über die Einmenaung bed Innsbrucker Gemeinderates in eine fireng 
religiöſe Angelegenheit. Außerdem hat ber Ausihuß bes Piusvereines ben fa- 
tholifchen Blättern für ibr mannhaftes Eintreten im Kampfe7 um“ die Erhaltung 
ber täglichen Schulmefie ben wärmften Dank ausgeſprochen. Deögleichen prote- 
ftiert die Plauberfiube des Patriotiihben Vereins in Innsbruck beim „Noten 
Adler” energifch im Vereine mit ber ganzen katbolifchen Bevölkerung Innsbrucks 
gegen den Antrag bes Innöbruder Gemeinderates, wegen Abſchaffung der täg⸗ 
lihen Schulmeſſe. Sie erblidt darin ein Attentat auf bie religiofe” Erziehung 
ber Schuljugend, die Heute nötiger denn je ift, unb erwartet von ben höheren 
Behörden, daß fie gegen das wiberrechtliche Vorgehen bes Innsbrucker Gemeinde 
rates energifch einfchreiten. 


—nm 


Pãdagogiſche Chronik. 

Schwyz. H. H. Seminarbireftor Grüninger in Rickenbach bieft den 4. 
November unter Mitwirkung des Orchefter-Bereines einen „Rezitations-Abend* 
(Eigene Dichtung!) im „Eafino* in St. Gallen. Das Programm führt Gedichte 
und Skizzen an. Der „kath. Girfel* ift DVeranftalter bes „Abends. — 

Thurgau. Im „MWäcter* publiziert ein Lehrer 2 Artikel „zur Reorga- 
nifation unferes Primarſchulweſens“. — 

Am 22. Oktober beiprachen 170 Lehrer zu Meinfelden die Revifion bes 
Unterrichtögefehes. Fach- und Berufs-Inſpektorat lautete die Parole. Die 
Trage der Nevifion ift im Rollen. — 

St. Ballen. Es erftehen immer mehr weiblihe SFortbilbungsftulen und 
bie für Jünglinge werden immer mehr obligatorifh erflärt. — 

Neallebrer Bauer in Schänis fommt nab Altftätten — Flums 
errichtet im Frühjahr eine neue (6.) Lehrſtelle. — Die von Fachmännern“ günſtig 
beurteilte „Buchbaltung‘ von Kollega Jakob Oeſch in St. Fiden hat in 
zahlreichen ft, gallifchen Fortbildungsſchulen auch diefes Jahr wieder Bürgerrecht 





-- 752 — 


erworben. — Rapperswil ift baran, einen Schularzt anzuftelen. — Der 
Bezirt Wit zählt 12 Schulgemeinden ; bavon befißen 9 bie obligotorifte Fort⸗ 
bildungsfhule. — Evang. Kirchberg erhält als neuen Lehrer Niklaus Feurer 
* * Laad-Neklau. — Nach lath. Au lommt Lehrer Zoller, bisher im Be— 
zir l. — 

Neuenburg. Die Alademie zählt zum erſten Male einen weiblichen 
Farbenſtudenten (meiblicher Gouleurbruder), — ber in bie Verbindung „Belles 
Lettres“ eingeiprungen iſt. — 

Bern. Die Schweiz befigt bermalen landwirtfhaftlide Winter 
ſchulen in Eurfee, Plantahof (Chur), Arenenberg, Brugg, Baſelland, Schaff⸗ 
hauſen, Perofes (Freiburg), Rütti, Langenthal, Pruntrut (alle 3 in Bern), 
Kufterhof in Rheincd, Laufanne, Ehätelaine (Genf), Stridhof (Zürih) und 
Gernier (Neuenburg), alfo deren 15. 

An Müncenbuchjee (Bern) erihoß fih im Schulzimmer ber 40-jährige 
Kehrer Ernſt Wülhrihd. — 

Tefſin. Das Schulgeſetz ift mit rund 2100 Stimmen Mehrheit verworfen 
worden. Ein Glüd für ben Kanton und zugleich ein Anfporn für die wadere 
fonjervative Partei und bie Federazione bocenti ficineji, welch’ beide mannbaft 
gegen das chriftentumsfeindliche Belek arbeiteten, Unſeren Gefinnungsgenofien 
ein freudig @lüf auf! Der Geift bes Atheismus ift im ſchönen Süden nod 
nit Herrſcher. — 

Aargau, * Den 26. Nov. tagen unſere Armen ⸗Erziehungs ⸗Vereine in Baden. 
Traktanden: a. Sind Jugendſchutzlommiſſionen nach dem Muſter und Bor« 
bild der amerikaniſchen Jugendgerichtshdfe in ber Schweiz anzuſtreben? b. An« 
regungen aus dem I. ſchweiz' Informationsfurs in Jugendfürſorge. — 

Obwalden * In Bungern bat man verfuchömweife das Inſtitut ber 
Schulſparkaſſen eingeführt. Der Erfolg hat fehr befriedigt. Nun verpflanzt 
fih das Inſtitut auch in andere Gemeinden, — i 

Der ſchweiz. Seminarlehrerverein beabfitigt die Anglieberung 
an ben jchmeis. Gymnafiallehrerverein.. Er zählt 170 Mitglieder. — 

Bayern. Die Stadt Münden ließ im beurigen Sommer 360 Anaben 
in drei Aurjen Shwimmunterricht erteilen ; fie wendet jährlich für biefen Zweck 
2000 Mt. auf. Ber obligatoriihen Einführung biefes Unterrichtes jteht jetzt 
noch ber Mangel an auäreihenden Schwimmballen entgegen. 

Deutfhland. Stubentenfrage. Einer intereffanten Statiftil ent- 
nebmen mir, daß im beuticen Reich auf je 10000 männliche Ginmwohner die 
Hochſchule befuhten in den Jahren 1892: 10,55, 1899: 11,06, 1905: 12,67. 

Sachſen. Sämtliche Vollsſchullehrer der Lößnitzorte haben ihren Aus 
tritt aus den Geſang-⸗, Turn-, Berfchönerungs-, überhaupt aus allen Vereinen, 
felbft aus Dereinen mit wohltätigen Beflrebungen durch „ſtereoiype Echreiben” 
ben betr, Vereinsvorftänden erflärt. Der etwas temperamentvolle Schritt hängt 
mit Verweigerung von Beioldungserböhung im Sinne ber Behrerfchaft zuſammen. 
Der feltene Streik findet allgemeine Verurteilung. Hitzig iſt nicht witzig. 

Preußen. Die Ausgaben für das Volksſchulweſen machen 14 Prozent bes 
Bübgets aus. — 

Italien. Der befannte Komponist Perofi weilt bermalen in Sarbinien 
und ftubiert die dortigen Volksgeſänge. — 


Um die Befvoldungsfrage herum, 


1. Das Honorar für die Münchener mweiblihe Sonntagsſchule wurbe von 
60 auf 72 Mark pro Jahresſtunde erhöht. — 
2. Der „tath, Bezirtslehrerinnenverein München“ fordert in einer Eingabe 


— 753 »- 


„Bleichftellung des männlichen und weiblichen Behrperfonals in allen Bezügen“, 
eventue (wenn dies dermalen abjolut unmöglich) °/s der von ben Lehrervereinen 
erbetenen Bezüge, db. b. einen Anfangsgebalt von 2500 ME. und 8 Dienftalters- 
aulagen von je 300 Mk. in Sjährigen Vorrüdungsfriften. — 

3. Der „kath. Bezirlölehrerverein in Münden“ fordert in einer motir 
vierten Eingabe an den Stabtinagiftrat Erhöhung bed Grundgehalts ber Volts- 
fhullehrer auf 3000 ME. und der Alterszulagen auf 360 ME., bes Gehalts ber 
Schulvermeier auf 2100 ME. und 300 Dit. Wohnungäzulage, bed Gehalts ber 
Hilfälehrer auf 1500 Mi. und 300 DE Mohnungszulage, 

4, Shwarzenbad (St. ©.) erhöhte den Lehrergehalt von 1600 auf 
1700 Fr. und gewährte H. Lehrer Hämmerli eine Gratiflation von 200 Fr. in 
Anbetracht feiner 20jährigen jegensreihen Wirkſamkeit. — 

5. Katholiſch-Kappel (Et. G.), Erhöhung auf 1600 Fr. 

6. Berg (St. ©.) erhöhte den Gehalt ber Rehrerin um 150 fr, 

7. Wattwil (St. G.) Der Kaplangehalt erfuhr eine Erhöhung von 
fr. 1500 auf Fr. 1700. 

8. St. Margarethen (St. ©.) erhöhte das Einfommen bes kath. Pfarrers 
um 400 Fr. 

9, Evang. Kappel (St. ©.) bat den Gehalt eines Lehrers auf Fr. 1700 
angejegt nebit Perjonalzulagen von 200 Tr. 

10. Berned (St. ©.) erhöhte den Gehalt ber fath. Lehrer um Fr. 200. 

11. Eihberg (St. ©.) erhöhte den 2 Lehrern den Gehalt um je 200 
Fr., den ber Lehrerin und ber Arbeitölehrerin um je 100 Fr. — 

12. In Elfaß Hat ber kath. Pfarrer immer noch einen Anfangsgehalt von 
1250 Mi. und einen Höchſtgehalt von 1400 Di. Es erftreben fomit die fath. 
Beiftlihen volle Parität mit den proteit. Pafloren. — 

13. Zurgi (Margau) erhöhte ben Gehalt der beiden Lehrer von 1600 
auf 1800 Fr. — 

14. Tyrol. Ten 8, Oltober tagte in Innsbrud die Berfammlung 
ber Tyroler und Vorarlberger Gaftwirte, Sie beipraden „Die 
Lehrergehaltsfrage, deren Bededung und der Gaſtgewerbe— 
Hand“. Die Tagung ging vom Gebanfen aus, daß, wer den Fremdenverkehr 
will, die Vorbedingungen bazu wollen muß, nämlich eine gute Schulung ber 
einbeimifchen Gefchäftsleute. Die allgemeine Simmung galt einer baldigen und 
weſentlichen Gehaltsaufbeflerung der Lehrerſchaft. 


— — — — 


Titerafuy. 


Ceitgedanken katholifcher Erziehung. Bon Morig Mefchler, 8. J. (Ges 
fammelte Kleinere Schriften, 2, Heft.) 8° (IV. u. 156). Freiburg 1908, Her» 
derſche Verlagshandlung. Mt. 1.80. 

Es find viele Schriften über Selbftzucht, Eharalterbildung, Erziehung ufw. 
erihienen. Leider vergaken viele ber Schriftfteller, dab das irdiſche 
Beben eine Schulung für ben Himmel if. Hier ſetzt nun P. Meichlers 
neuefte Schrift ‚Leitgedanken fatholifcher Erziehung“ ein. Er baut auf der Natur 
auf, nimmt die Ergebnifje der modernen Beobachtungen und Forſchungen dank» 
bar an, aber er bemerft von vornherein, „daß das ganze Leben bienieden feiner 
eigentlichen Bedeutung nach eine Vorbereitung für die Emigfeit ſei“. Von dieſem 
hohen Standpunfte aus gewinnen die Abhandlungen: Verftandesbildung, Bildung 
bes Willens, Bildung bes Herzens, Erziehung und Bildung der Phantafie, Bild» 
ung bes Charakters, Erziehung und Heranbildung bes Leibes, neues Licht und 
werben fruchtbringend für ben ganzen Menſchen. Prieſtern, Erziehern — vor 





— 764 — 


allem ber Jugend ſelbſt — ſollte dieſes Büchlein ein liebes Bademelum werben, 
zudem es aud in hübſcher und anregender Sprache gefchrieben ift. 

In demſelben Verlage find au in neuen Auflagen erſchienen: a. 
Dentſche Spradhübungen für entwidelte Schulen von R. Lippert, 3. Heſt. 
7. Aufl., 45 Pfg., 73 Seiten). 

b. Dentſches Sprachbüchlein für Vollsihulen von demſelben Autor. (1. 
Heft, 3. Aufl., 32 ©., 30 Pig.) Beide Büchlein find praftijch [erprobt 
und von eriten Autoritäten wiederholt empfohlen. — 

c. Chriſtlicher Sanfpak von Alban Stolz. (23. Aufl, 11 S., 12 Stüd 
40 Rp.) — Tas Büdlein gilt der jchulentlajjienen Yugend als „Schild gegen 
Tobjünde und böfen Tod’, Ein kräftiges Mahn und Geleitwort! — 

d. Pas chriſtliche Birchenjahr.. Don Mar Pfaff. 18. Auflage. — 118 
Seiten — get. 40 Pig. Eine befannte chatechetifche Unterweifung über bie 
eftzeiten und Feſte der Kirche. Anerkannt zeitgemäß und leicht verftändlih! r. 

Leitfaden der mathematilchen und phyfikalilhen Geographie von Dr. 
Michael Geijtbed. 31. Auflage. 116 Abbildungen. Berlag von Herder in 
Freiburg i. B.; geb. 2 Mt., broih 1 Mi. 60, 186 © — 

Der Leitfaden ift befannt und bedarf tatjächlich feiner Unpreifung. 
Prattifh und wertvoll ift auch der „Anhang“ mit Aufgaben für den Un» 
terricht. in der aſtronomiſchen Geographie und eın zweiter „Anhang“, ber bie 
b:3. geogr. Literatur in allen Eingelwerfen und Werklein angibt. Sehr em-« 
pfehlenswert fpeziell für Vehrerjeminarien. K. — 


Briefkalten den Redaktion. 


1. Nachftehende Arbeiten find eingelaufen und folgen tunlihft bald: a. 
2 Schweitern (praltifhe Xehrübung). b. Die Strafen in ber Schule. c. Wie 
können wir die Schüler erzählen lehren ? 

2. Beridtigung Nicht Niederwil (St. ©.) fondern Nieberglatt 
ey — an Anmeldungen für ſeine Schule. Wir bitten, dieſe Berichtigung 
zu beachten. — 











Offene Derweferftelle. 


Unterzeichneter jucht an die teilw. Jahrſchule Zuckenriet für längere 
Zeit einen tüchtigen Verweſer. Antritt fofort. 363 


&. Bofler, Lehrer, Bukenriet, Wil: 
Vraktifch für die Herren Organiften! 


Die drei „Ave Maria” für die „Rorate” im Advent. 


Harmonifiert in f-, g- und a-dur mit Kap und pe auf Halb: 
farton jehr deutlich gedrucdt; für Dirigent und Sänger zu benügen. 
1 Stüd 50 Rp. 5 Stüd a 20 Rp. Von 10 Stüd an a 15 Rp. 
365 Bu beziehen bei 
Thomas Schönenberger, Lehrer, 
St. Siden, (St. Gallen). 


— 755 — 


Musikalien-Ausverkauf. 
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Wegen Aufgabe meines Geschäftes 
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Vereinigung des „Gayweiger. Erziegungsfteundes“ und der „Didag. Monatsfärift“. 


Organ des Vereins kathol. Aehrer ım und Saulmänner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifchen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 13. Nov. 1908. | Nr. 46 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


d. Nettor fteiier, —* ug, Bräfident; bie HH. SeminarDirektoren Jakob Grüninger 
idenbach (Schmwys), ge — Schnyder, dipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Bobau (St. Ba 7 
xx Clemens Frei zum „Storchen“, Einfiedeln. 
FERNEN = find an lesteren, als den Chef- Redaltor, u richten, 
Inferat- uflräge aber an HS. Haalenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlich einmal und koftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogula 
Befteliungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Eintiedein. 


DR Nochmals die Anſtalt Hathaufen. (Mit zwei Bildern.) — Bon kath. Beitichriften. — 
Deutiche Dichter für Haus und Schuie. — Aus dem ft. Hargau. — HYahresbericht über ben 


tatholiichen Erziehungsverein ber —— — Aus Kantonen. — Pädagogiſche Chronit. — 
Briejlaften der Redaktion. — Inſera 


Nochmals die Anflalt Rathauſen. 


Von 1883 bis 1. Juli 1908 haben 609 Kinder dieſelbe beſucht 
und deren Vorteile genoſſin. Von den ausgetretenen Knaben 
wurden 78 Landknechte, 16 Melker, 9 Karrer, 9 Schneider, 6 Schreiner, 
1 Seminarift, 1 Kaufmann, 1 Briefträger, 1 Buchhalter, 1 Lehrer, 1 
Uhrmader, 3 Medaniter, 3 Ladendiener, von den Mädchen 90 
Mägde, 18 Köchinner, 13 Schneiderinnen, 9 Glätterinnen, 1 Erzieherin, 
1 Modiftin, 1 Wärterin, 4 Haushälterinnen, 7 Ordensſchweſtern zc, 
Diefe knappe Statiſtik beweilt, daß in Rathauſen mit fichtlichem Erfolge 
für Ärmſte der Armen gearbeitet wurde. Die Anftalt erwies fich dem» 
nah in ihrem 2b-jährigem Beftande nicht nur als eine Verpflegungs-, 
fondern ebenjo jehr al3 eine Erziehungs-Anſtalt. — 

Die Koften per Kind geftalten fich alfo: a. per Tag 48,8 Rp. im 
Jahre 1883 und 1 Fr. 31 im Jahre 1903 oder 175,2 Fr. per Jahr 
im Jahre 1837 und 478,15 Fr. im Jahre 1903. Die legten Jahre 


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Schultheiß Julius Schnyder, 


Präſident der Kommiſſion der Erziehungsanſtalt Rathauſen. 


--43 759 — 


fommt ein Kind tägli auf 91—93 Rp. und per Jahr auf 335 Fr. 
bis 361 Fr. zu Stehen. Zur Rechnung pro 1907 lieſt man: 

Un Legaten und Gefchenten find im Rechnungsjahre Fr. 13,420.55 
eingegangen. In diefem Betrage find auch die Weihnachtögaben mit Fr. 
715.60 inbegriffen, die dieſes Jahr erſtmals hier publiziert wurden, 
Die Anftalt darf ſich freuen, daß fie ungeachtet der vielen Ansprüche, 
die an die öffentliche Wohltätigfeit gemacht werden, in fo erfreulicher 
Weiſe bedacht wurde. Die Legate, die bekanntlich als Fonda der Anftalt 
fapitalifiert werden, betragen nunmehr Fr. 271,292. 65. 

Die Anftalt nahm im Jahre 1907 für 82,902 PVerpflegungätage 
den Betrag von Fr. 13661.05 ein, Sie verpflegte daher im Durd)- 
ſchnitt 227 Kinder, und es hatte daher ein Kind Fr. 60 zu bezahlen. 
Dagegen betragen die Gefamtausgaben der Anftalt Fr. 94118.17 und 
nach Abzug der Kapitalanlagen von Fr. 20272.03 und den außerordent- 
lihen Bauauslagen von rund Fr. 7000 noch fir. 66 845.22. Es ent- 
fällt daher auf ein Kind eine Ausgabenfumme von Fr. 294.47 und die 
Zageskoften eines ſolchen betragen 80 Ets. 

Die Belleidung der Kinder beanfpruchte eine Ausgabe von Fr. 
7363.64. Hiebei ift die Ausftattung der Austretenden inbegriffen. Bei 
Anweſenheit von 227 Kindern betrifft e8 auf ein Kind Fr. 32.44. 

Für die Kinder der Anjtalt bildete die Milch das Hauptnahrungs— 
mittel, das von unferer Liegenjhaft in vorzüglicher Onalität geliefert 
wird. Die Anftalt und der Milchhot bezogen laut Liegenſchaftsbetriebs- 
fonto 89,763 Liter. Es betrifft diejes einen Tageskonſum von 245 
Litern oder zirka 1 Liter pro Kind, wobei die Angeftellten nicht berechnet 
find. 

Die Bauten und Reparaturen nehmen diejed Yahr Fr. 8949.50 
in Anſpruch. 

Die Inftallation des eleftriihen Lichtes ım Schulhaus, der Wa— 
icherei, im Milhhofhaus und Scheune koſtete, obgleich das Eleftrizitätd- 
werf Rathaufen einen ganz erheblichen Nachlaß geitattete, dennoch Fr. 
5054.40, Die biöher ungenügende Beleuchtung der Schullofale mit 
Petrol und die vermehrte Feuerſicherheit befonderd in der Scheune recht- 
fertigen die Mehrausgabe. 

Die Einführung der Zentralheizung erforderte die Erjtellung eines 
größern Kohlenſchuppens, zu deſſen Bedahung Wellblech verwendet wurde, 
Die daherigen Koften belaufen fi) auf Fr. 320.45. 

Der Friedhof, der mit Rüdfiht auf die Gefundheit der Kinder 
von der Anftalt entfernt und in die jüidöftliche Ede des Kloftergarteng 
verlegt werden mußte, erforderte für die Zotenfapelle und den Friedhof 








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dr. 1692,65. Mit dem diesjährigen großen Bauausgaben glauben wir 
doch den größten Zeil der Ergänzungsarbeiten nun erledigt zu haben. 

Auf 31. Dezember 1907 weilt die Bilanz ein „reines Vermögen“ 
von Fr. 566,124.55. Das Jahr 1906 endete mit einen Borfchlage von 
dr. 687.82. — An Geſchenken gingen 1907 ein: Fr. 13,420.53, von 
der Kantonalbank (ein Zeil ihres Gewinnes) Fr. 28,000, vom Erzieh- 
ungsrat (Situngägelder) Fr. 675. Dieje Andeutungen zeigen, wie bie 
Anftalt gejpeift, aber au, wie eine VBermögungsvermehrung auf edle 
und praktiſche Weije erzielt wird. — 

Ueber den inneren Betrieb lefen wir: 

Können fi unfere Sdjullofale nicht neben jene ftädtifcher Schulen 
und neugebauter, befteingeric,teter Schulhänfer ftellen, jo fann man doc 
lagen, daß fie bezüglich velle, Luftigkeit und ruhiger Lage allen gerechten 
Anforderungen entjprehen. Der Ausblic aber auf die Reuß und die 
friedlihe Landichaft ringsum tut dem Auge fo wohl: eine Schulidylie, 
wie man fie nicht jchöner wünschen könnte. 

Auch diejes Jahr gab die Anftalt einigen durch Fleiß und Talent 
fih audzeichnenden Kindern, vier Rnaben und einem Mädchen, Gelegen- 
beit, die Bezirköfchule zu bejuchen. Ihr Fleiß, Betragen und Fortjchritt 
verdienen alle Anerfennnng. Die Anftalt bietet diefen Kindern Ber: 
günftigungen, deren Nußen fie erſt fpäter im Leben draußen recht jchäßen 
lernen werden. 

Man hat anfänglich gegen die Einführung des Handfertigfeitsun« 
terrichteß Bedenken geäußert. Es bat ſich aber diefer Unterricht bewährt 
und fo eingelebt, daß man ihn auf unjerem Schulprogramm nur ungern 
vermiffen möchte. Die Knaben haben am Unterichte Interefje, fie fönnen 
fich hier ungeziwungener bewegen als in den Schulbänfen. Ferner macht 
eö den jungen Leuten Freude, Schön geformte Gegenftände, wie Dlappen, 
Notizkalender, Schächtelchen, Sparbüchſen ufw., ſelbſt bereiten und fie 
nachher ala vielbegehrte Schulutenfilien in eigenen Befig und Gebraud 
nehmen zu können. 

Die Wiederholungsfchufe ward von 10 Anftaltögöglingen und 2 
Knaben, die dem Schulfreis Ebifon angehören, befugt. Davon mwaren 
7 ſchwach, 3 mittelmäßig, 2 aber gut talentiert. Das Rejultat der 
Schlußprüfung, welche vom Herrn Direltor abgenommen wurde, war 
dem Fleiß der Schüler entjprechend ein bejriedigendes. 

Mit der Schulbildung allein wären die Ziele unjerer Anftalt noch 
nicht erreicht, e8 muß der Knabe nun auch noch eine Anleitung und 
Ausbildung fürs praktische Leben erhalten. Das nun geſchieht im Milch- 
hof. Die Landarbeit und das bäuerliche Leben gefällt deu Knaben, fie 


— 702 —— 


arbeiten fleißig und gedeihen und erſtarken dabei zuſehends. Hoffen wir, 
daß fie alle ald arbeitögewohnte und arbeitstüchtige junge Knechte in 
die Welt binausgejendet werden fünnen. Der Leiter des Milchhofes, 
Herr Schwegler, von zwei tüchtigen Schweftern und einer Anzahl Knechte 
unterftüßt, hat jeine Aufgabe ald Erzieher diefer jungen Leute zur Zur 
friedenheit gelöfl. 

Auch feſtliche Anläſſe fehlen nit. Zu den jchönften zählen die 
Tage, an denen Kinder zum erften Male zur HI. Beicht geführt werden, 
und an denen fie die erjte Hl. Kommunion oder die hl. Firmung em« 
pfangen. Ueberhaupt erwärmen die religiöjen Anläffe die Kinder am 
meiften. — 

Ein Hauptverdienft am Gedeihen und jegensvollen Wirken der 
Anftalt Haben Schweiter Ansberta Tichopp, Vorfteherin der Anjtalt jeit 
deren Gründung und natürlich ihre Mitarbeiterinnen. Volle Anerfen- 
nung verdienen deö Weiteren die Lehrer und Direktoren, die feit Gründs« 
ung gewirkt und bingebungsvoll gearbeitet Haben und heute wirken und 
arbeiten. Sie opfern viel und leiden viel, aber fic tund der armen 
Kinder und ihres irdilchen und ewigen Gückes zu Liebe. Sie haben 
alle Dank, wie nicht minder auch Hr. Echultheiß Julius Schnyder, der 
als Präfident der Auffichtsfommifjion von Anbeginn Wachſamkeit, Aus- 
dauer, Opferfinn und Berftändnis entfaltete. Der Anftalt erfolgreiche 
Zukunft! Gl. Frei. 





Bon kath. Beitfhriften. 


Es ift eined kath. Redaktors Pflicht, periodisch auf unfere Zeit— 
ſchriften zurüdzutommen, ihre Haltung zu berühren und den Leer allen 
Ernfte3 auf fie aufmerffam zu machen. Das um fo mehr, da nachweis— 
bar die meiften große Anftrengungen zur Hebung und VBervolllommnung 
machen, dabei aber mit jehr geringem finanziellem Erfolge arbeiten, um 
mich etwas euphemiftiich auszudrüden. Wir kommen fomit mit einigen 
Morten auf einzelne einheimiſche Eriheinungeu zu |prechen, nur um 
fie wieder in unferen Kreifen in Grinnerung zu bringen. Denn oft 
abonniert man unferjeit3 eine fath. Zeitſchrift durchaus nicht darum nicht, 
weil man felbe nicht will, jondern meil man tatjächlich vergefjen, (mir 
hätten Belege in den Händen!) daß eine folche unſerſeits eriftiert. Alfo 
zur Auffriihung des Gedächtniſſes. — 

An erfter Stelle marjciert die „Alte und Neue Welt“ bei 
Benziger u. Co. A. ©. in Einfiedeln. Sie erjcheint 24 mal jährlich je 
im Umfang von 44 Seiten, den Inferatenteil abgerechnet, und koſtet per 
Heft 45 CEts. Der neue Jahrgang, von dem bereitö 3 Hefte vorliegen, 
erjcheint bejchnitten und bietet fich alfo dem Leer jehr bequein. Bejehen 


4 763 — 


wir und den Jnbalt der lebten Jahrgänge, aljo die redaktionelle 
Leitung an, jo geht die allgemeine Anficht dahin, daß die „Alte und 
Neue Welt“ populärer geworden ift, ohne etwa der gebildeten Klaſſe der 
Lejer weniger entiprechen zu müſſen. Diejes Urteil ift nicht das Ein« 
zelner, ſondern ein ziemlich allgemeines. Gerade ein Gebildeter Deutjch- 
lands hat fie Schreiber dies letter Tage als das befte Unterhaltungs» 
blatt deutjcher Eprache bezeichnet. Sie ift in der Tat nicht einfeitig, 
bietet fie doch nicht bloß Spannende und wirklich gehaltvolle Romane (die 
etwa auch wieder ein Ende nehmen!), vorab Romane Hiftorifchen und 
fulturhiftorifchen Charakters, züchtige Novellen, gelungene Dorfgeichichten 
und padende Humoresken. Sie greift auch geſchickt und zeitgemäß ins 
Gebiet von Land» und Volkskunde, von Tier- und Pflanzenkunde, von 
geiftvollen Reijeplaudereien und von populär » mwifjenichaftlihen Abhand- 
lungen. 63 kommen aber auch die wichtigſten Tagedereignifle in fnapper 
und vornehm gehaltener „Rundftau* zur Geltung, die auch regelmäßig 
trefflich durch entfprechende Bilder erläutert find. Und endlicd kommt 
natürlich auch die Poeiie zu voller Geltung und flärt eine nette Beilage 
die Frauenwelt über Wichtiges auf. Alles in allem: „Alte und 
Neue Welt“ zeichnet fi aus durch reichen und gediegenen Inhalt, 
meidet hyperfünftliche Sentimentalität und ſpekulative Schdrfärberei, hält ſich 
möglichſt an gegebene Verhältniſſe und fteht auf durchaus katholiſchem 
Boden. Es verdient der Chefredaftor Hand von Matt für feine redaf- 
tionelle Leitung volle Anerkennung; fein literariſches Verftändnis und 
jein gelunder Volksſinn haben die „Alte und Neue Welt“ mefentlich po- 
pulariſiert. — 

Illuſtrativ machen Verlag und Redaktion unter großem Koſten— 
aufwande ftarfe Anftzengungen, um das Blatt auf der Höhe der Zeit 
zu balten und es ftändig allen berechtigten Bedürfnifjen entiprechend 
audzugeftalten. Kein kath, deutjches Organ fann ſich im diefer Richtung 
mit den Zeiftungen von „Alte und Neue Welt“ mefjen. Gerade bie 
erjten drei Hefte des neuen Jahrganges find eigentliche Mufterleiftungen. 
Wir empfehlen fie ſehr und möchten dringend wünschen, daß die großen 
Anftrengungen von Redaktion und Berlag aud von kath. Geite nad) 
Möalichkeit gewürdigt würden. — 

In zweiter Linie liegt und die „Zufunft” am Herzen. Sie ift 
für einen fpeziellen Leſerkreis berechnet, nämlich für unjere kath. Jüng— 
linge. Sie erjdeint bei Eberle u. Rickenbach in Einfiedeln, monatlidy 
24 Seiten ſtark, ſteht unter der Leitung von 9. H. Stiftöbibliothefar 
Dr. Ad. Fäh in St. Gallen und koſtet 3 Fr. per Jahr. Eie bietet 
Gedichte, Erzählungen, Belebrendes, Erheiterndes, Rätjel, 2. Daneben 
bemüht fie fidy ernsthaft, Ginjchlägiged aus dem Vereinsweſen zu ſam— 
meln und namentlich viele Berichte aus dem eigenen Vereinsleben zu 
bringen. Sollen wir ein Urteil über den geiftigen Inhalt des lebten 
Jahrganges geben, fo verdient er vollauf das Brödilat gut. Wenn 
der Jüngling nur zu lejen fucht, was ihn moraliſch ftärkt, geiftig an— 
regt und zugleich belehrt und amüftert, dann greife er zur „Zukunft“, 
fie erfüllt diefe Bedürfniffe vol und ganz. Auch illuſtrativ macht fie 
ſtändig Fortichritte und darf heute fi) auch vor Feinſchmeckern zeigen. 


— 764 — 


Der abgelaufene Jahrgang hat 6 Vollbilder und 98 Textbilder, gewiß 
eine jehr beachtenswerte Anzahl, die zudem ftellenmweije recht niedlich und 
reizend find. Vielleicht dürfte das Gebiet von Geſchichte und Geographie 
etwas intenfiver audgenußt werden. Es wäre denkbar, daß unjere jungen 
Leute ein reges Intereſſe an Charalteriftifen, Skizzen und Lebendbildern 
aus dem Gebiete der Geihidte nähmen und ein nicht geringere an 
geographijchen Bildern. Summa Summarum: Gerade der fath. Lehrer 
und ber koth. Priefter haben Gelegenheit und auch ein geiftiges Inte— 
tefje daran, die „Zukunft“ zu verbreiten. Solche Arbeit wirkt ja 
auch paftorell und erzieheriih. Und mir meiten 100 gegen eins, die 
„Zukunſt“ ift heute noch in vielen fath. Familien unbefannt. Und gar 
mander Jüngling ift noch aufzugabeln ald Abonnent der „Zufunft“, 
wenn Geiftliche und Lehrer ihr Net ausmwerfen. Je mehr aber die „Zu« 
kunft“ Abonnenten bat, um fo eher fann fie fich vervolllommnen. Drum 
an die Arbeit eifriger Propaganda für die „Zukunft“. Das 
erfte Heft ift wiederum, wie der ganze letzte Jahrgang, welcher ein 
präcdtiged Buch bildet, jehr reichhaltig. Es bringt ein ſchönes Gedicht 
von P. Joſef Staub, eine illuftrierte Erzählung nach Art der belichten 
Karl May'ſchen Echilderungen: „Junger Chriften edle Rache”, eine reich 
iluftrierte Beichreibung des berühmten Friedhofs von Genua, eine illu- 
ftrativ ebenfalld reich ausgeſtattete Reifefchilderung auf den Veſuv ſowie 
eine Reihe weiterer humoriftifcher und belehrender Beiträge in Poefie 
und Proja (Es Eprühli vom Hürote, Gejell und Lehrling, Der Mo- 
nismus, Diepenbrod zc.) nebft einem Preisrätſel uno Vereinsnachrichten. 
Dan beftelle fich ein Probeheft, leje c8 und empfehle es dann den Jüng— 
lingen ; man wirkt katholiſch, folidarifch und patriotiih. — 

Gin Drittes noch und dann ein Heiner Anhängſel. 

Die „Mariengrühe aus Einfiedeln“. Berlag wie vorhin, 
Preis Fr. 2.50, 12 Hefte rund 400 Eeiten, 13. Jahrgang. Sie find 
eine Volksſchrift zur Pflege der Marienverehrung und des chriftlichen 
Lebens und zugleich Organ der Oblaten des Hl. Benediltud und von 
allen ſchweiz. Bijchöfen warm empfohlen. Auch fie find immer zahl« 
reicher illuftriert, haben ala Chefredakteur hochw. H. 3. E. Hagen in 
Frauenfeld, den gemwandten Leiter ded „Wächter“ und zählen zu Haupt- 
mitarbeitern Stiftöherren von Ginfiedeln, Männer von Klang. Auch 
diefe Zeitſchrift kann empfohlen werden, fie bietet viel und bietet Gutes, 

Als „Anhängfel* jeien in Erinnerung gebradit: 

a. Der „Kinder⸗Garten“, monatlid 2 Nummern von je 8 
Seiten, Redaktorin die befibefannte Lehrerin Elijabethba Müller, eine 
Kinderjchriftitellerin von Gottes Gnaden, Preid Fr. 1.50. Der Lehrer 
follte dem zeitgemäßen Blättchen ſchon aus purer Kollegialität zum 
Durchbruche verhelfen. — Nun e8 aber noch fehr gut gefchrieben ift, fo 
verdient ed die Empfehlung und Verbreitung no um jo mehr. — 

b. Ebenfalld Empfehlung verdienen die „Eliſabeths NRofen“ 
bei Räber u. Co. in Luzern. Organ für die Frauenwelt und anerkannt 
fleißig redigiert von der aargauifchen Arbeitsjchulen-Infpizientin Frau 
A. Winiftörfer, einer mweitblidenden und erfahrenen Lehrerin. — 


— 765 — 


Dieſe Worte mögen nicht verübelt werden, aber fie mußten wieder 
einmal an Dann gebracht jein. Natürlich empfehlen wir auch neuerdings 
unſere „Päd. Blätter“, auch fie wachſen als beſcheidenes Blümchen im 
Garten fatholifcher Regſamkeit. — Cl. Frei. 


— tt I SS ——— 


* Deutfhe Dichter für Haus und Hufe. 


Im Verlage von Herder in Freiburg i. B. ift bekanntlich eine 
„Bibliothek deutſcher Klafſiker“ erfchienen. Es liegen 12 Bände 
von je etwa 600— 650 Seiten vor, per Band geb. A 3 Dit. 

Die Bibliothek bildet ein abgerundetes Ganzes und bietet einen 
Meberblid über die ganze Lituraturentwidlung und damit eine Ergänz- 
ung zu jeder Literaturgefchichte. Der dem einzelnen Dichtern zugewieſene 
Raum ift natürlich jehr verfchieden. Während Goethe und Schiller je 
3 Bände umfafjen, teilen fi jonft ftet3 mehrere Dichter in einen Band, 
in einen 3. B. Leſſing und Wieland, in einen andern Herder, Claudius, 
Bürger und Jean Paul 2c.; der XII. (Bom „jungen Deutfchland“ bis 
zur Gegenwart) umfaßt jogar 36 verjchiedene Namen. Insgeſamt bietet 
die Bibliothek beinahe 80 verfchiedene Dichter in ihren Meifterwerken. 
2 Auswahl genügt im allgemeinen den Bedürfniffen eines Webildeten 
völlig. — 

Sittlih anftößige Dihtungen find weggelaſſen. Doch ift 
biefer Grundfag nicht jo rigoros gehandhabt worden, daß um einzelner 
anftößiger Stellen willen größere Dichtungen, die fonjt höhere literarifche 
Bedeutung haben, ganz weggelaffen worden wärin. Der Herausgeber 
bat fih in ſolchen Fällen entfchloffen, die kurzen Stellen auäzumerzen. 
So find beifpielämweife die Jugenddramen Scillerd aufgenommen mot» 
den. Denn diefe find nicht nur in literaturgefchichtlicher Beziehung, 
jondern auch an und für fi von fo hohem Werte, daß man fie auch 
der reiferen Jugend nicht vorenthalten ſollte. Auch find ihre Grund» 
ee keineswegs verwerflich, und die wenigen wirklich anftößigen 

tellen, die nicht vom Dichter jelbft ſchon in den jpäteren Ausgaben 
geftrichen oder verändert worden find, konnten leicht ausgejchieden wer— 
den. Ueberdies ift in den Ginleitungen und Anmerkungen, ſoweit es 
geboten erjhien, auf die Irtümer folcher Werke hingewieſen und der 
Standpunkt, den man bei ihrer Beurteilung einzunehmen hat, gewahrt 
worden. So haben denn auch Goethes „Werther“ und „Fauſt“ Aufs 
nahme gefunden. — 

Es darf jomit die Sammlung auch der heranwachſenden Ju— 
gend ohne Bedenken übergeben werden, Dr. DO. Hellinghaus 
bürgt für eine geiftige Koft, die nicht gefährdet und nicht ver— 
dirbt. Gr ift bekannt durch feine biöherige literarijche Tätigkeit als 
re Mitte, Eorrefter Mäßigung in Auswahl für Volk und 

ugend. — 

Dankbar begrüßt werden auch die vom Herausgeber ftammenden 
Biographien, Einleitungen und Anmerkungen werden, Jedem 


— 766 — 


der aufgenommenen Dichter iſt eine Biographie gewidmet, die über 
ſeinen Lebensweg und ſein Schaffen je nach ſeiner Bedeutung mehr oder 
weniger ausführlich berichtet. Ueber Entſtehung, Bedeutung ꝛc. größerer 
Dichtungen unterrichten vorzüglich die ihnen vorausgeſchickten Einleit- 
ungen. Am Sclufje jedes Bandes folgen Anmerkungen. Ueber die 
Nüglichkeit folder für Schule und Haus fann fein Zweifel fein, insbe— 
fondere bei ciner Reihe Echillericher Gedichte, die mit griedhiicher My— 
tbologie überladen find; auch die Literaturgefchichtlicyen Nachweiſe zu den 
Dramen ſowie Gingelerflärungen find erwünfcht. 

Die Ausftattung iſt bei aller Einfachheit geradezu mufterhaft: 
Guted Papier, großer Drud, jhöne Randleiften und Bignetten, bei je 
dem Band ein wirklich trefflich ausgeführtes Porträt. Dieſe „Klafjer 
Bibliothef* gehört in die kath. Lehrerbibliothef, fie zählt z. 8. 
zu den billigften und fittlich empfehlenswerteſten und ijt inhaltlich durch. 
aus reichhaltig. — A. R. 


* Aus dem Sf. Aargau. 


Die Verhandlungen des Santonalvorftandes des kantonalen Hand- 
werfer- und Gemwerbeverbandes vom 3. und 2u. Eept. und vom 10 Oft. 
weilen u. a. nachſtehende Traktanden auf, die für ein Schulblatt In— 
tereffe haben: 

1. Einführung der gewerbliden Kalfulation in den 
Handwerkerſchulen. 

2. Staatsbeiträge an die Handwerkerſchulen. Wir ent— 
nehmen dem eingehenden Berichte der „Aargauiſche Gewerbe» Zeitung“ 
vom 29. Oft. folgendes: 

A. ad. 1. „Vom ſchweiz. Gewerbeverein wird die Einführung der 
gewerblichen Kalkulation als obligatorijches Unterrichtäfad an den Hand» 
werferfhulen gewünſcht und der Regierungsrat eingeladen, Vorkehren 
zu treffen, um die Kalkulation ald Unterrichtsfach einzuführen. Die 
bezüglihen Akten wurden und am 11. Septemder zur Berichterjtattung 
von der Direktion ded Innern überwieſen. 

Bei der einläßlichen Beratung kamen folgente Anfichten zur 
Geltung: 

Die Tatfache der Notwendigkeit des Kalkulationdunterrichtes ift 
unbeftritten, die Möglichkeit der Durchführung in den Handwerkerſchulen 
ift eine andere Frage. Als dringend nötig für die Handwer— 
kerſchulen ift dverBuhhaltungsunterricht und Dad gewerb— 
liche Rechnen, durch diefen Unterricht foll der Kalkulation die Bafıa 
gegeben werden. Die Buchhaltung ſollte nicht, wie ed da und dort ge 
ſchieht, als Nebenfach, ſondern ala wichtigftes Fach ded ganzen Unter— 
richtes behandelt werden. Nur ausnahmsweiſe ſoll in der Kal— 
kulation Unterricht erteilt werden, denn der Lehrling iſt zu 
diefem Unterricht noch zu jung, zu wenig vorbereitet, er fennt die Grund» 
lagen der Kalkulation, das gewerbliche Rechnen nicht, die Materiolfennt- 
nid geht ihm ab, und fo verſchwitzt er in kurzer Zeit das Gelernte. Es 


jollte die Rechnungsmethodik, gemwerbliches Rechnen an Hand von praf: 
tiſchen Beifpielen und eines fpeziellen Rechnungsbuches gelehrt werden. 
Dieſes praktiiche gewerbliche Rechnen ließe fih mit dem Zeichnen jehr 
gut verbinden, indem man den Schüler mit dem Zeichnen jogenannte 
Holz-, Stein- und Eijenliften aufitellen Tiefe. Im dritten Schuljahr 
jollte man mit dem gewerblichen Rechnen beginnen unter Anlehnung an 
den Ralkulationdunterriht, man jollte dabei den Schülern etwas von 
Kalkulation jagen, ihn auf die Geſchäftsſpeſen aufmerlſam machen und 
die allgemeinen Unkoſten abſchätzen lernen: Diejer Unterricht follte da, 
wo geeignete Lehrkräfte vorhanden, obligatorijch eingeführt werden. 

Der eigentlihe Kalkulationdunterridt ift den Meifter- 

furjen für Meifter und Gejellen vorzubehalten. 

Der Vorftand hat jodann beſchloſſen, folgenden Antrag der Diref- 
tion des Innern zu unterbreiten : 

„Sin förmlider Kalftulationdunterridt ift vor— 
derhband an den aargauifhen Handmwerferjihulen nicht 
einzuführen. Der Unterricht im gewerblichen Rechnen (Material« 
und Kreiöberehhnung) in Verbindung mit der Buchhaltung und unter 
Anlehnung an den Kalkulationdunterricht, iſt beftmöglich zu berüdfich- 
tigen; eine Anjegung vermehrter Unterrichtöftunden kann einjtmweilen 
nicht gefordert werden, Der Kalkulationdunterricht ift an Gejellen und 
Meifter in jogenannten Meiſterkurſen zu erteilen.“ 

In Beziehung auf die Meifterkurje foll eine Wanderlehrerftelle ge» 
ihaffen werden und ift diefe Ichon früher vom Stantonalvorftand beim 
Regierungsrat verlangt worden. Die Angelegenheit liegt bei der Auf- 
ſichtskommiſſion des Gewerbemuſeums und hat dieje die Anftellung eines 
Wanderlehrers beſchloſſen. Es ift möglid, daß nad Neujahr mit den 
Meifterkurfen begoanen werden kann. — 

B. ad. 2. Gemäß einem Kreiöfchreiben der tit. Direftion des 
Innern follen die Staatöbeiträge für dad Jahr um rund sFr. 3000 ges 
kürzt werden. Gegen dieſe Reduktion jprechen jich alle anweſenden Mit- 
glieder aud. Dae Vorgehen des Regierungsrates ſchädigt die einzelnen 
Handwerkerfchulen ſchwer. Die Reduktion bedeutet eine Verminderung 
der Unterrichtöftunden und eine Einjchränfung ded Lehrplaned. Das 
fönnen wir und aber nicht gefallen lafjen, der Unterricht jollte vielmehr 
in ganz erheblichem Maße und im zwedentjprechender Weiſe ermeitert 
werden. Die Handwerkerſchule ift für Handwerk und Gewerbe eine un: 
erläßliche Inſtilution, und der Staat hat ein Intereſſe daran, diele zu 
unterftüßen. Es wird bejchlofjen, dem Regierungsrate ein Geſuch ein- 
zureichen mit dem Begehren: 

1. Er wolle für das Jahr 1908 für die Handwerkerjchule einen 
Nachtragskredit von Fr. 2000 bemilligen. 

2. Er wolle für die Zukunft, auch ſchon für dad Yahr 1909, ala 
Unterftügung an die Handmwerferjhulen einen Beitrag von Fr. 12000 
in Ausfiht nehmen.“ 

63 ift recht mertvoll, aus den Handwerfer- und Gemerbefreifen 
jpeziell in Sachen des in neuefter Zeit fogar für die gewerblichen Fort- 
bildungsſchulen Heinerer Ortſchaften vielfach jo verfänglich angepriefenen 


— 7165 — — 


Kalkulations-Unterrichtes eine Stimme zu hören. Diefe Stimme ſtammt 
aus Kreijen erfter Intereffenten, weshalb ihre Publikation auch in dieſem 
Organ nur Gutes ftiften kann. — 


— RTL ——— 


Jahres-Bericjt über den katholiſchen Erziehungsverein der Schweiz 
Erfatist vom SR ee Prülat A. Tremp. 
(Fortjegung.) 


III, Das Zentraltomitee. 


1. Zätigleit. Das weitere Komitee tagte zweimal (in Zug und Zürich), 
das engere Komitee bielt 3 Sigungen ab (zweimal in Zug und einmal in Quzern 
Es erfolgte Gejdäftserledigung au auf bem Zirkularwege. Gegentand ber 
Verhandlungen waren fämtlihe Vereinszweige insbeſoudere jene, welde an 
ber diesjährigen Vereinöverfammlung zur Sprache famen. 

An Stelle des verehrten Vereinsaltuars, Dr. Henggeler, dem feine XZätig- 
a beftend verdanft fei, wurbe als DVereinsaftuar gewählt: Profeflor 
Fiſcher. 

2. Beſtand unſeres Zentralkomitees Ende 1908. Zentral-Prä- 
fibent: Prälat Tremp. Vize;Präſident: Detan Gisler. Zentral-Hafjier: Pir. 
Durcet. Zentral-Altuar: Profeſſor Fiſcher am Lehrerſeminar in Zug. 

Weiteres Komitee: 1. Dr. Hildebrand, Bilar, Außerfihl, pro Kt. Zürid. 
2. Advokat Louis Viatte, Delömont, pro St. Bern. 3, Pfarrer Peter, Triengen, 
pro St. Puzern. 5. Echulinfpeftor Zurflub, Altdorf, pro Kt. Uri. 5. Stände 
rat Nikolaus Benziger, Einfiedeln, pro At. Schwyz. 6. Lehrer Staub, Sadjelı, 
pro Obwalden. 7. Ratsherr Hans von Matt, Stand, pro Nidwalden. 8. 
Lehrer Gallati, Näfele, pro Kt. Glarus. 9. Mfar. Reltor Feier, Zug, pro 
Kt. Zug. 10. Abké Greber, Schulinfpeftor. Freiburg, pro Kt. Freiburg. 11. 
Pfarrer Widmer, Greßenbad, pro Kt. Solothurn, 12. Mia, Döbele, Bafel, 
pro Bafel-Stadt. 13. Dekan Müller, LVieftal, pro Bafel-Land. 14. Dekan 
Weber, Echaffhauien, pro Kt. Schaffhauſen. 15. Dr. Hildebrand, Appenzell, 
pro Inner-Rhoten. 15. Prälät A. Tremp, Berg Sion, pro. Kt. &t. Gallen, 
17. Dompropit Willi, Chur, pro Kt. Graubünden. 18. Delan Gisler, Qunt 
bofen, pro Kt. Yargau. 19. Pfarrer Keller, Eirnad, pro St. Thurgau. 20. 
Profeſſor P. Caſſina, Colleg. S. F. 8., Bellinzona, pro Kt. Tefjin. 21, Bun- 
deörihter Dr. Ehmid, Lanjanne, pro At. Waadt. 22. Pfarrer Telaloye, 
Mafiongez, pro Franzöfiih-MWallis. 23, Dekan Eggs, Leuk, für Deutih: Wallis. 
24. Pfarrer Dr. Gottier, Chaur⸗de⸗Fonds, pro Kt, Neuenburg. 25, Generalvilar 
Dr. Carry, Genf, pro fit. Genf. 

Engere3 Komitee: 1. Prälat A, Tremp. 2. Delan Gieler. 3. Pfarrer 
und Echulinipeltor Steller. 4. Pfarrer und Schulinfpeftor Peter. 5. Migr. Reltor 
Keifer. 6. Abbe Greber, Schulinfpeftor. 7. Advofat Viatte. 


IV, Da8 freie ſchweiz. Zehrerfeminar in Zug. 

1. Die drei Auffictsftellen des Seminars find: Migr. Hung, alt Semir 
nardireftor, als Delegierter ded Piözefanbifhofs son Bafel und Lugano; dann 
bad Priefterfapitel des Kt. Zug; endlich bie von der fchweiz. Vollsvereind-Sel- 
tion „Erziehung und Unterricht” gewählte Kommifjion, beftehend aus Prälat 
Tremp, Erziehungsrat Biroll, Oberft Erni, Redaltor Frei und Schulinipeltor 
Zurfluh (Altborf). 


--3 7169 


Zer hochwſt. Biſchof Dr. Jakobus Stammler beſuchte den 17. Juni bas 
Seminar. 

2. Das Seminar zädlte 1807—08 in allen 4 Kurfen 38 Böglinge: 9 
Yargau, 6 Solothurn, je 4 Zug und Thurgau, je 3 Luzern und St. @allen, 
je. 2 Nidwalden, Obmwalben und freiburg, je 1 Schwyz, Appenzell und Baden, 
&3 wirken im Seminar 10 Xebrer. 

Die Ehlukprüfungen fanden ben 21, 22. und 23. April 1908 ftatt. 
Das Schlußwort dabei ſprach Migr. Kunz. Er hat folgendes Schlußurteil ab» 
gegeben: „Faßt man alles zufammen, jo fann man mit ruhiger Ueberzeugung 
jagen: Das freie fatholifhe Kehrerfeminar in Zug erfüllt ſowohl in er« 
ziehlicher als in wiſſenſchaftlicher und technifcher Hinficht feine fchwierige Auf. 
gabe in vortrefflicher Meile, und es ift baber eine Ehrenpflicht der Katholiken 
der Schweiz, dafür zu forgen, daß bie Anftalt, welche heutzutage faft noch not« 
menbiger iſt, als zur Zeit ihrer Gründung, erhalten bleibe, und durch aus» 
reichende finanzielle und moraliiche Unterftüäßung in ben Stand gefeßt werde, 
ihren wichtigen Zwed immer volltommener zu erfüllen.” Wir freuen uns über 
diefes fahmännijche Urteil, melches die befle Empfehlung für das Seminar ift, 

3. Das „Stiftungsbuh“ in Zug weiſt erfreulicherweife 11000 Fr. pro 
Seminar auf. Dagegen ſchließt auch die Nechnung 1907—08 mit dem faft ob» 
ligaten Defizit (von einigen taufend Franken), obwohl das Kollegium St. Michael 
in Zug für das Seminar große, ja größere Opfer bringt, als alle übrigen 
Mohltäter zufammen. Es ift baher mehr als bloß recht und billig, daß bie 
ſchweiz. Katholiken ihr Möglichites in Saden tun, durch Gaben an das Seminar 
und durch Sendung von Zöglingen in das Kolleg-St. Michael. 

Ein Bichtblid für das Seminar ift, daß nicht bloß ber ſchweiz. Erzieh- 
ungsverein, fondern auch die „Settion für Erziehung und Unterricht“ 
vom ſchweiz. Volköverein in fein Arbeitsprogramm aufgenommen bat: „Finan— 
zielle und moralifhe Unterftügung bes freien fath. Lehrerſeminars.“ 


V. Die Lehrer: Ererziiien. 
1. Teilnehmer an ben 2ehrerererzitien im Sabre 1908: 


Im Priefterfeminar in Luzern vom 14.—18. September: 10 
„ Ererzitienhaus in Felbfirh „ 21.—25, 2 : 30 
5.— 9 Dltoberr : 60 90 
Xotal aller Teilnehmer 100 


(58 St. Galler, 20 Luzerner, 5 Thurgauer, 4 Schwyzer, 3 Appenzeller, 
2 Aargauer, 2 Bajelland, 2 Solothurner, 1 Urner, 1 Zuger, 1 Graubündner 
und 1 Wallifer.) 

Wir haben uns in biefem Jahr an vericiebene ſchweiz. Anftalten um 
Deffnung ihrer Zore zur Abhaltung von Xebrerererzitien aewandt; fie haben 
abgewunfen, wenigftens für biejes Jahr. Umſo verbanfenswerter ift das Ent» 
gegenfommen des Migr. Dr. Segefler, Regens und biſchöfl. Kommifjar, ber uns 
bereitwillig das Priefterieminar in Luzern zur Verfügung ſtellte. 

2. Rantonal»- Direktoren für bie Kehrer-Ererzitien find folgende: 

1. Pro Kt. Et. Gallen: Lehrer Büchel in Rebftein. 2, Pro Kt. Appen- 
zel: Lehrer Hautle in Appenzell. 3. Pro St. Glarus: Lehrer Gollati in 
Näfele. 4. Pro Kt. Thurgau: Lehrer Bochsler in Fiſchingen. 5. Pro Kt. 
Schwyz: Bezirtsrat Spieß in Tuggen. 6. Pro Kt. Nidwalden: Sekundarlehrer 
But in Stans. 7. Pro Kt. Obwalden: Lehrer Staub in Sadfeln. 8. Pro 
Kt. Uri: Schulinipeftor Zurfluh in Altdorf. 9, Pro Kt. Zug: Migr. Keiſer 
in Zug. 10. Pro Kt. Luzern: Pfarrer Peter in Triengen. 11. Pro St. So: 
lothurn: Pfarrer Widmer in Gretzenbach. 12. Pro Kt. Aargau: Pfarrer 
Dueret in Auw. 12. Pro Kt. Graubünden: Lehrer Gadient in Maftrils. 14. 


— 720 — 


Pro Kt. Bern: Advolat Viatte in Delemont. 15. Pro Baſel Stadt: Migr. 
Döbele in Bafel. 16: Pro Bafel-Land: Defan Müller in Vieftal. 17. Pro 
Kt. Zürih: Dr. Hildebrand, Vikar in Außerſihl. 18. Pro Kt. Scaffhaufen: 
Dekan Weber in Schaffhauſen. 19. Für die welſche Schweiz beiorgen die Sade 
bie Präfidenten ber bortigen Sektionen. 

(Fortfegung folgt.) 





— — — — — 


Aus Rantonen. 


1. Zürich. Dem Stadtrat von Zürich wurde von der Zentralſchulpflege 
ein Programm der nah ihrer Meinung in ben Jahren 1911—1914 auszu— 
führenden Schulhausbauten vorgelegt, deſſen Durhführung etwa 12 Millionen 
erfordern würde, 

Die Vorlage des Megierungsrates über Teuerungszulagen an Lehrer und 
Geiftlihe wurte vom Kantonsrat an die Staatsrehnungsprüfungstommiflion (?) 
gewiejen, die revidierte Befoldungsverordnung für die Staatsbeamten dagegen 
an eine befondere Kommiſſion. Die Lehrerſchaft kann es ferner nicht verſtehen, 
baß bei der Enquöte über die Befoldungsverhältniffe der Geiftlichen und Lehrer 
ben Lehrern bie Wohnumg eingerechnet wurbe, ben Geiftlihen aber nicht. — 

(Evang. Schulblatt). 

2. Freiburg. 75 Jahre alt ftarb in Freiburg 9. Arsöne Blanc-Dupont, 
ber bie beiten Kräfte der Erziebung und dem linterrichte ein langes Leben hin» 
burch wibmete. Er jeuf die „Societe romande d’Education” und beren Orgen 
ben „Educateur*. Als aber dieſes Organ von den Zielen des Gründerd ab- 
irrte, machte fich der Edle fofort mit waderen Befinnungsgenofien an die Schaff« 
ung ber nun fehr verdienten und populären „Societe fribourgeoise d’Education“, 
bie er von 1876— 84 mit Muözeihnung leitete. Des Weiteren wirfte er mwejent« 
lih mit an der Schaffung ber permanenten Schulausitellung, die fpäter in bas 
wohltätig wirfende „Musde pedagogigce* umgewandelt wurde. Bis zu feinem 
Lebensabende unterrichtete er aux cours agricoles de Perolles in der horticulture 
und arboricultnre mit großer Hingabe, tiefem Berftändnis und ausdauerndem 
Eifer. Auch verfaßte er mehrere Schulbücher von praltifcher Bedeutung. Der 
Verftorbene war ein ganzer Arbeiter. K. I, P. — 

Den 27. Oltober fand die Einweihung des neuen Gebäubes unb ber ſta— 
pelle der Ecole d’agrieulture auf ber Höhe von Örangeneuve dur Sr. Gnaben 
Biſchof Deruaz ftatt. Prof. P, Mandonnet hielt die Predigt, die einen tiefen 
Eindrud machte auf die Zöglinge H. Direftor Walter markierte beim Bantlette 
ben Zwed der Ecole pratique d’agrieulture: former de bons agricultenrs et de 
bons chretiens, Drei Staatöräte wohnten dem Anlaß bei. Zirfa 130 Schüler 
aus allen Bändern, vorab aus frankreich, genießen bier theoretiih nnd praltiſch 
gediegenen Unterricht in der Landwirtſchaft. Die Schule gereicht bem Kantone 
und feiner fortichrittlihen und ariftiichen Regierung zu hoher Ehre. 


Pãdagogiſche Chronik. 

St. Ballen. Don 2 Bezirksfchulblättern wird die Einführung ber 
fonfeffionslofen Schule in Thal angeftrebt, — 

Tem von Rapperswil gefchiedenen Pfarrer und Bezirköichulrat Bruggman 
danlt auch die micht»Fatholiiche Preije für feine wirklichen Verdienſte um bas 
Schulmeien. — 

Schmerifon erhöhte den Gehalt der hochw. Herren Geiftlichen und bes 
Organiften um je 100 Fr. — 


— 4 771 — 


Zeffin, Die Lehrer von Chiaſſo ftreiften am Tage, nachdem das Sul» 
gefeh gefallen und fandten ein Sympathie-Zelegramm an Erzj.-Tireltor Gurbani« 
Nerini, Kine eigene Auffafjung das! — 

Im eben zufammengetretenen großen Rate ftellte der kath.lonſervative 
Motta den Antcag, ed möchte den Lehrern die Gehaltserhöhung ge- 
währt werden, bie das eben verworfene Schulgeſetz für fie in Ausſicht ger 
nommen hatte, Der radifale Molo Hingegen will fofort die Vorlage eines neuen 
Schulgeſetzes. — 

Innsbruck. Der Tiroler Landesſchulrat bat den Beſchluß des Inns— 
bruder Stadtſchulrates und des Innsbrucker Gemeinderates betreffend Aufhebung 
ber cbligatorifhen Schulmeſſe aufgehoben. 

Italien. Im Stadtrat in Mailand wurde interpelliert, ob ber Stadt» 
rot „nach dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft“ es noch immer ſchicklich finde, 
den Religionsunterricht erteilen zu laffen. Die Interpellation wurde mit 45 
gegen 15 Etimmen abgelehnt. Ter Bürgermeiiter Senator Ponti meinte, „für 
Mailand fei zum Glüd die Aera bes Hafies vorüber”, — 


Briefkalten deu Redaktion. 


Zum „Jahresbericht des ft meiz. Erziehungsvereins* jind folgende verfpätet 
eingelangte Korr. angubringen: Seltionämitglieder (jiehe pag. 746) 2230, Bern 
inbegriffen — 34 Bereine mit 5618 Mitgliedern, — Wil 192 (ſiehe pag. 749) 
— In den „Päd. Blätter” wurden im laufenden Jahre 40 Seiten (nicht 36) 
Katalog-Beilagen keigegeben. — 

Auf Unweſentliches, wie Dinifen ftatt Däniton ıc. lommen wir nicht mehr 
zurüd, das hat jeder Leſer für fich ſchon verbeſſert. — 











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— 772 — 


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Geschäftsaufsätze | 


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in 25000 Exemplaren Eingang in den 
Schulen gefunden hat, ist in der vorlie- 
genden Auflage wesentlich erweitert wor- 
den. Ein neues Kapitel behandelt die 


Eisenbahnformularlehre, 
ein anderes ebenfallshinzugekommenesdie 
Bewerbung um eine Stelle. 
Jm Vorwort werden Proben 
zusammenhängender Gefchäfts- 














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Für die Benützer des Büchleins ist ein 
Formularverlag | 


eingerichtet worden, der auch eigene 


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ten, jeweilen eine Auswahl von Formu- 
laren nach seinen Zwecken zu treffen. | 


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Von 12 Exemplaren ab —.60 Cts. 
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Prozentrechnungen, Teilungs- und Ge- 
sellschaftsrechnungen, Geometrische | 
Rechnungen — enthält die neue Auflage 
in einem 1V. Abschnitt neu: 


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Organ des Vereins katyol. Lehrer umd Schulmänner der Sajweiz 
und des ſchweheriſchen hatholifhen Erzieſungspereins. 


Einfiedeln, 20. Nov. 1908. | Nr. 47 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


oo. Reltor Keiler, Erziehun * 38 ——— die A sg Direftoren Jakob Brüninger, 
Rickenbach (Schwyz), und .. nyber, pipfirch, Herr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (Gt. Ballen) 
unb — Frei zum —— Einſiedeln. 

u re en find an legteren, ald den Chei-Rebaltor, au richten, 
Inferat- t- Aufträge aber an Hd. Haaienftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöcjentlid; einmal und koſtet jährlich Fr. 4.50 mit Bortozulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Nidenbach, Berlagsbandlung Einfiedeln. 


— — — —— — —— — —— — — — — — — — —— — ——— ——— — — — — 
Inhalt: Ein ernſtes Wort Pius' X. — Zwei Schweſtern. — Drei nicht-katholiſche Bref-Stimmen 
— eig mon ES cyulgefege. — Jahresbericht über den katholiſchen Erziehungäverein ber 
eiz. — Rurze Mitreilungen aus bem Bentrallomitee. — Aus Kantonen und Ausland. — 


—ã — für Wohlfahrts⸗Einrichtungen unſeres Vereins. — Pädagogiſche Chronit. — 
Literatur. — Pädagogiſches Allerlei. — Briefkaſten ber Redaktion. — Inſeräte. -- 


Ein ernſtes Wort Pius’ 


„Es liegt Uns fern, zu behaupten, daß eine verfehrte Geiſtesver— 
faffung und Entartung der Sitten ſchon ausgeſchloſſen fri, wo die Kennt: 
nis der religiöjen Wahrheit vorhanden if. Möchten die Tatjadhen uns 
hierüber nicht allzu Elar belehren! Doc wir erflären ent|chieden, daß 
man eine gute Willensverfafjung und gute Sitten vergebens ſucht, no 
Unwiſſenheit mit dichter Finfternig auf dem Geifte lagert. Denn es 
fonn zwar auch dom rechten und fihern Weg abirren, mer offenen 
Auges einhergeht, ficher aber verfällt der Gefahr, wer blind dahin 
wandelt. Dazu ift noch zu bedenfen, daß beim Sittenverderbnis noch 
die Hoffnung auf Beſſerung befteht, wenn das Licht des Glaubens nicht 
gänzlih ausgelöſcht iſt; wo aber Sittenverderbnis und Abfterben des 
Glaubens infolge der Unwiſſenheit zufammentreffen, da bietet fich für 
Heilmittel faum mehr ein Angriffspunft, und der Weg zum Untergang 
liegt offen.“ (Rundichreiden über ben religiöfen Vollsunterricht.) 


— 774 — 


*Zwei Schweſtern. 
(Eine praltiſche Lehrübung.) 


Das Gedicht „Zwei Schweſtern“*) ftamnt aus ber Feder von Oslkar 
Rebwig. Er murbe geboren 1823 zu Yidtenau, bayriſch Mittelfranken, und 
ftarb 1891. 


J. Behandlung des Gedichtes für günfige Verhältniſſe. 


Vorbereitung: So, Kinder, fehlaget das Buch Seite 168 auf. Heute 
wollen wir ein Gedicht, ein poetifches Leſeſtück behandeln, welches bie Ueber⸗ 
fhrift bet: Zwei Shmweitern, Darin erzählt uns der Dichter folgende Be- 
gebenbeit : 

Eine Fürftin war mit vielen Herren und großer Dienerſchaft auf bie 
Jogd genangen. Am Abend hörten fie die Betglode aus der Walbfapelle. Die 
Fürſtin Hat fogleich gebetet. Nachher ging fie in die Kapelle. 

Auch ein altes Mütterchen bat in feiner Hüte die Aveglode gehört. Auch 
ed bat ſich aufgemacht und bat fih mühſam zur nämlichen Stapelle geſchleppt, um 
zu beten. 

Die hohe Frau bat fih nicht gefcheut vor dem Altare neben das arme 
Meiblein zu Inieen und zu besten. Da, fie hat ihm fogar ihre foftbare Per!- 
ſchnur geſchenlt. 

Dieſe ſchöne Tat hat der Dichter aufgefaßt, darüber nachſtudiert und ſie 
niedergeſchrieben. Er bat aber nicht geſchrieben, wie ihr in Sätzen eine Erzähl- 
ung oder ein Ereignis niederf treibt, jondern er bat die Begebenheit in einem 
Gedichte dargeſtellt. Das nennt man auch Poefie oder poetijhe Dar: 
ftellung zum Unterfhiede von der profaifhen Darftellung — Die 
Proſa erzählt eine Tatſache in fortlaufenden Sägen, obne auf beftinmte Ge- 
fege zu achten, gerade wie ich es vorhin getan und wie ihr es an den Xefeitüden 
im Sculbuce jeben fönnt. Dort find die Yinien vol gefhrieben, und nur jene 
Wörter find darin mit großem Anfangsbuchftaben geichrieben, denen ein großer 
Anfangsbucdftabe zulommt, 3. B. die Dingwörter. Bei der Prefie oder dem 
Gedichte febt ihr, daß die Linien nicht voll fint und daß jedesmal ‚bas erfte 
Wort am Anfange der Linie groß geichrieben iſt. 

Anna lies die eriten zwei Verszeilen und gib acht auf bie legten Sil« 
ben: grund — Aund. Was börft du? — Die Silben flingen fait gleih. Den 
Gleichllang von Silben und Wörtern heißt man Reim. Wie betonen Kinder 
ben Reim? — Sie ſprechen ihn fingend, fie leiern. Das tut den Obren meh. 
Ihr follt ihn aber gut und richtig betonen, dann klingt's fo angenehm wie 
Muſik. 

Profaiſche Leſeſtücke kann man nicht fo leſen wie ein Gedicht. Das 
fommt daher, weil bei einem Gedichte immer eire beſtimmte Anzahl Laute vor- 
handen find, — Der Dichter war alſo an beitimmte Gefege zebunden. Er hat 
an vieles denken müſſen und konnte nit fchreiben, wie er wollte. Er war ge 
bunden. Dieſe Schreib»: oder Redeweiſe heißt man daber die gebunbene 
Rebe, 

Ihr jchreibt einen Aufjag, jeid ihr dann auch an biefe Gelege gebunden? 
— Nein. — Ihr feid alfo ung:bunden und fehreibet daher in ungebundener Rebe, 
Das Gedichi „Zwei Schmeitern* ift in 7 Abſchnitte eingeteilt, man b:ikt fi 
Etrophen. Sie dienen zur befjeren Ueberſicht und maden das Gedicht ge 
fälliger. Ihr Sagt gewöhnlich den Stropben Bers, m:ö aber unrictig ill 
Vers nennen wir jete Zeile einer Strophe. Die Etrophen find alfo in Verf 


*) Tas Gedicht ift im 5. ſchwyzeriſchen Echulbuch enthalten. Diefe Behandlung ift eine 
Stonferenz.Arbeit einer Lehrſchweſter im At. Schwyz. 


— 43 15 —- 


eingeteilt. — Zäblet die Verie einer Strophe! — Es find 8. — Zählet au 
die Silben einer Zeile. — Es find wieder 8, — Durch das ganze Gebicht ift 
feine mehr und feine weniger. 


Kinder, jagt, wer verfaßt Gedichte? Iſt das die Arbeit eines Schülers, 
— eured Vaters — eurer Mutter? — Nein. — Es find Perfonen, denen Gott 
ein befonderes Talent, die Dibtergabe geichentt bat. Es find Männer und 
Frauen. Deffnet das Buch auf Seite 395. Da im Imbaltsverzeichnis febet ihr 
bei vielen Gedichten neben bem Zitel auch den Verfaſſer desſelben, d. h. den 
Dichter oder die Dichterin angegeben, — Eo verfaßte Quife Henſel: Jeſus 
Ehriftus, — In einer Dorfkirche — und Ave Maria. Bon Sturm find: 
Der Stupengel — und Abſchiedsworte eines Daterd an feinen Sohn. Bon 
Schwab ftammen: Das Gewitter — Das PVögelein x. 


Kennt ihr vielleicht vom Hörenfagen oder vom Lejen noch ben einen ober 
andern Didter? — Marie! „Ia, bodhr. Hr. P. Staub von Einfiebeln, Hr. 
Profefjor Wipfli von Lungern, Redaltor Ulrih Dürrenmatt von Bern. 


Wißt ihr feine Dihterin? — Rofa: Doch, Tante Emmy, fie jchreibt 
für das Schugengelblättben. — Na, die lebt in Deutihland, das ift eine 
beutihe Dichterin. Eine ſchweizeriſche Tichterin ift Ifabelle Kailer von 
Bedenried. 

Das Gewerbe ber Tichter heißt man Dichtkunft. Sie madt nit rei. 
Die meiften dichten aus Xiebbaberei und zum Vergnügen. 

Nun wollen wir das Gedicht die „Zwe Schweiſtern“ leſen. — Nachdem 
dad Gedicht mehrere Male vor» und nachgelefen wurbe, folgt die Begriffserllär- 
ung. Der Kürze halber laffe ih frage und Antwort weg. 

Begriffserklärung. Forſt ift ein Wald. Fürſten, Fürftinnen, 
Grafen und Herzoge find adelige Perſonen. Geadelt oder in den Adelsſtand 
erhoben wurden in frübern Zeiten ſolche Perfonen, die ſich durch ruhmvolle 
Taten ausgezeichnet hatten. So wurde Eicher von Zürich, nachdem er das Kinth- 
wert gejhaffen, in ben Adeläftand erhoben. Diefe Würde wurde badurch ange- 
deutet, dab man gewöhnlich dem Geiclettsnamen das Wörtlein „von* — oder 
— „an ber” — vorſetzte. Teshalb heißt auch Eſcher nun „Eicher von der 
Linth“. 

Zu einem Jäglertrok gehören bie Jäger mit ben Jagdhunden und 
Treibern. — Die Treiber hatten Lie Aufyabe, das Wild in einem beftimmten 
Umtreife des Waldes zufammen zu treiben. 

Unter Ahnen verſteht man die Groß« oder Voreltern. — Die Groß- 
mutter ift alfo die Ahne. — 

Pagen find Ebelfnaben. Eie famen ſchon mit 7 Iabren auf eine Rit- 
terburg oder an ben Hof, wo fie fein evzogen, in den ritterliben Künften un— 
terrichtet wurden. Sept dienen die Pagen nur mehr zur Verfhönerung bei 
Hoffeierlichleiten. 

Staffeln find Stiegentritte. (Treppenabfäße) 

Die Fürftin neigte fih vol Zuſcht heißt: fie bückte fich befcheiden, fittfam, 
eingezogen. 

Unter Zelter verfiebt man ein weißes, fvon Damen berittene® Saum« 
pferd, Pabaänger genannt. 

Ein Portal ift eine Eingangsktüre. 

Unter ihrem Geleit iſt die Begleitung von Jagdherren und Dienern ver« 
fanden. 

Statt Schimmer lönnte man auch Glanz oder Pracht fagen. 

Ein Perlgeſchmeid ift ein Ehmud von Perlen; die Perle fommt von 
ber Perlmuſchel in Meere. Die Perle ift fehr foflber, 


_{ 176 8 


Inhalt, Wir behandeln jete Strophe für fih. — Es ift ber leichten 
Auffaffung wegen. — Jede Strophe bildet etwas Ganzes. Tann faflen wir bie 
ganze Begebenbeit noch einmal zufammen. Ta jede Etropbe ein Ganzes iſt, 
fann man aud über jebe eine Ueberſchrift fegen: (Nun würde ıch von 
ben Kindern Strophe für Strophe erzählen und von benjelben eine Aufichrift 
juchen lafien. Der Kürze wegen fege ich aber bie leberfchrift gleih Hin und 
Lafje die Erzählung folgen. 

Die Ueberfhrift zur 1. Strophe fönnte fein: Die Ausglacke. 

Es iſt Herbſt. Im buntgefärbten Wald Halt Schuß auf Schuß. Die 
Fürſtin mit den Vornehmen des Landes hält große Treibjagd. Die Beute war 
erfreulid. Nun ift e8 Abend geworden. Sie rüften fih zur Heimfehr. Rings 
um berricht frohe Stimmnug. Tief im Wald fteht eine Marienfapele. Nun 
Hingt die Betglocke. Hören fie es wohl in ber Runde und adten fie bes Glöd- 
leins Ton? Ja, er bringt bis zum Herzen ber hoben frau. Sie mahnt zur 
Ruhe, und allfogleich faltet fie die zarten Hände zum innigen Gebete, Aller 
Augen find auf die fromme Beterin gerichtet. Sie aber hält den Blick geientt. 

Mir machen jegt gleih bie Anwendung: Die Fürſtin ift in vornehmer 
Gefellihaft. Sie ſchämt fih nit, der Himmelsmutter die ſchuldige Ehre zu er» 
weifen, Sie hat vor allem Ruhe befohlen. Wenn man mit Gott fpridt, follen 
die Menſchen ſchweigen. 

Die Kirche fordert und auf, ben engl. Gruß zu beten. Folgen wir ber. 
ſelben. — ferne fein von uns Menfdenfurdt ober religiöfe Gleichgültigkeit. 
Beten wir ben engl. Gruß im reife der Familie. Ber Vater, das Haupt ber 
Tamilie, gebietet Ruhe, fein anderes Geihäft foll verrichtet wır)en, — mie es 
oft geſchieht. — Die Knaben follen die Kopfbedeckung abnehmen, die Mädchen 
bie Hände falten. Das engl. Gruß-Gebet ſoll eine Familien-, eine Hausandacht 
fein. 

Stellen wir uns babei vor, wie demütig Maria, die allerfeligite Jungfrau 
im Kämmerlein betete, und wie der,Engel Gabriel fie zum erften Mal mit diefem 
Eruße erfreute. Wie heikt er? 

Welche Vorſätze fönnet und mollet ihr bieraus ableiten ? 

Vorfag: 1. Ich will täglich den engl. Gruß dreimal beten, fei es zu 
Daufe, auf der Steabe oder auf freiem Felde. Auch in Gejellihaft anderer 
will ih es tun. 

Was folgt hieraus? Dadurch werben andere angeregt, das gleiche zu tun. 
Worte bewegen, Beispiele reißen bin. 

2. Mahnt die Betglode nicht nur zum Beten, fonbern aud zur Tyeier- 
ftunde. Daber will ib bas Spiel und den Spielplag verlaffen, mih zum Eitern- 
haus und dann zur Ruhe begeben. 

Im Anſchluſſe an Obiges könnten nun folgende Aufgaben gegeben werben: 

1. Die Betglode; 2. Feierabend. 

Die Ueberjhrift zur 2. Strophe fönnte lauten: Gang zum 
Kirdlein. 

Mit der frommen Fürftin vereinte fih ein armes Mütterlein, das in einer 
alten Hütte am Waldesrande wohnt. Auch es hat bes Glödleins Ton vernom- 
men, und fein Herz ſchlägt böber. Gar bald läutet es ihm den ewigen Feier— 
abend ein. Und aus der Hütte tritt das aitternde Mütterlein. Es will noch 
zum lieblichen Marienbilde binziehen. Da läßt es fih beim Lampenſchein jo 
gut beten. Gebüdt von der Laſt der Jahre, Eilberfchnee auf dem Haupte, wanft 
es am Stabe feuchend den Waldmweg hinan. Niemand leiftet ihm liebevolle Ge— 
ſellſchaft. 

Auch die Fürſtin zieht es zur Himmelskönigin hin. Ihrem bohen Range 
entſprechend, begleitet fie die Jaodgefellſchaft. Während der Page das Pferd am 
Zügel führt, jentt fie in ſtummer Betrachtung bad Haupt. 


— 17 —- 


Wir wollen bie Anwendung maden: Kinder, am Mütterlein könnet 
ihr fehen, wie ihr euch zur Kirche begeben follet. Ihr follt ftill, beſcheiden auf 
der Straße einhergehen, nicht lärmen und fchreien. „Ehe du beteft, bereite bich 
vor und fei nicht wie ein Menſch, der Gott verſucht,“ fagt die HI. Schrift. Auf 
dem Kirchwege ftellet euch vor, daß ihr nun vor ben höchſten Herrn bintretet; 
er ift mehr als König und Fürſt. Er ift Gott. 

Welden Borjak fann man bier anfnüpfen ? 

Ich will am nächſten Sonntag auf dem Kirchwege allen ein gutes Beifpiel 
geben. Ich mill alten Leuten anf bem Wege freundlich begegnen und fie zur 
Winterdzeit führen. (Schluß folgt.) 


—i IR — 


* Drei niht-Ratholifhe Preh-Stimmen zum tefinifhen 
Schulgeſetze. 


1. „Schweiz. Lehrerzeitung“ vom 31 Oktober: „Der Kamp! 
um das Schulgefeg, da aın 1. Nov, zur Abftimmung gelangt, wird 
mit einer unerhörten Bitterfeit geführt. Für das Geſetz ftehen ein die 
Liberalen und Sozialiften (Blod), die Deutfchichweizer, der Lehrerverein 
Ecuola und der Xehrerverein Sozietä Magistrale KEconomica. Dagegen 
eifern die Geiftlichkeit, die fonfervative Partei und der konſervative 
Lehrerverein (Federazione Docenti Tieinesi), der auf feiner Jahreöver- 
fammlung zu Canobbia Stellung gegen das Gefe genommen hat. Der 
Bilhof hat in einem Hirtenbrief das Gejeg verurteilt und in nome degli 
nostri avi die Katholiten aufgefordert, das Geſetz zu verwerfen. In der 
Kirche hatten alle Kinder für die Verwerfung des Geſetzes zu beten. 
Mit feiner ganzen Macht wirft ſich der Biſchof in den Kampf, suppli- 
cando che sia lasciata al posto onorifico l’istruzione chatechistica. Zu 
dem Glaubendeifer, der gegen das Geſetz entfadyt wird, fommen die 
finanziellen Bedenken und Einwände, die in den jtärfften Worten vor: 
gebracht werden. An alle Leidenjhaften wird appelliert, um 
la legge di sciagura, wie die Gegner jagen, zu Fall zu bringen. In 
fieberhaft leidenihaftlider Sprade wird in der Prefje und 
in Berfammlungen gekämpft. Schlimmer hätte der Kampf nicht werden 
fönnen, wenn der Religiondunterricht (der belaffen wird wie bis anhin) 
aus allen Unterrichtöprogrammen völlig auögemerzt worden wäre, Der 
Ausgang ded Kampfes ift ungemiß. Er fann für den Kanton 
verhbängnisvoll werden.“ Den 7. Nov. erklärt dadjelbe Organ. 
„Religiondgefahr und gefährdete Gemeindeautorität hatten das Geſetz ge- 
bodigt“ und nennt den Fall, „eine ſchwere Niederlage der Blodparteien.* 

2. Der raditale „Bund“. „Es war ein taftifcher Fehler, in der 
Borlage den obligatorifhen Reliogiondunterricht in Trage zu flellen. 
Dad war der Stein des Anftoßes, am dem das Gejeh in der Volksab— 
flimmung zu Fall fam. Im früheren Gejeg war der Religiondunterricht 
in der Schule obligatorisch erklärt, unter Wahrung der durd die 
Bundesverfaffung garantierten Glauben d- und Gewiſſens— 
freiheit. Wer jein Kind nicht in den Religiondunterricht jchiden 
wollte, mußte dies ausdrüdlich erflären. In der jüngften Vorlage war 


— 778 — 


dieſe Beſtimmung einfach weggelaſſen worden. Ueber den Religionsun— 
terricht war darin nichts feſtgeſetzt worden, ein Dekret ſollte die Sache 
regeln“. Des Weiteren läßt der „Bund“ hervorblicken, daß die äußerſte 
Linke dieſe unglückliche Art Löſung erzwängte und fügt bei, daß der 
frühere Unterrichtsdireltor Simen das nicht wollte und darum ed vor— 
309g — zu gehen. — 

3. Daß proteftantifche „Berner Tagblatt" Der Haupt« 
fampf drehte fih um den Religiondunterriht. Derfelbe war bisher 
den Forderungen der Bundesverfaſſung gemäß jo eingerichtet, 
daß jeder Bater fein Kind davon dispenfieren laffen fonnte, wenn er 
ihm nicht gerehm war. Aber der Unterricht in diefem Fache war ein 
Zeil des regulären Interrichtes und fand bei der großen Maſſe 
des Volkes Anklang. Die Väter des neuen Gejehed wollten durch 
verfchiedene Anträge im Großen Rate dahin gelangen, den Religions: 
unterricht überhaupt aus der Schule zu entfernen. 

Sn Großen Rate famen fie damit nicht jo weit, wie fie wünſch— 
ten, und deshalb bradten fie im neuen Gejeße eine Beſtim— 
mung unter, die es möglich gemacht hätte, fpäter durch ein einfaches 
Dekret ded Großen Rated an? Biel zu gelangen. Das aber wollten die 
Katholiken unter allen Umftänden verhüten, und obſchon fie gerne zu 
den verſchiedenen Verbejjerungen, wie zum Beifpiel zur Be- 
loldungung "der Lehrez, geftimmt hätten, warfen fie fich mit ganzer 
Macht dem gefährlichen Opus entgegen. Der Verſuch, die Schule wie 
in Frankreich zu laicifieren, muß ala ein für lange Zeit ausſichtsloſer 
bezeichnet werden, nicht nur im ZTeflin, fondern wohl in den meiften 
Kantonen der Schweiz. — 





Jahres-Beridjt über den katholiftyen Erziehungsbperein der Schweiz. 


VI a3 Apoftolat der hriftlihden Erziehung. 
1. Migr. Keifer berichtet darüber was folgt: 
Bis im Herbit find beim Unterzeichneten see 


Aus der Pfarrei Wangen, St. Solothurn k Fr. 15. — 
Durch Hr. Kirdenverwaltungsrat Siffert, neberiorf 6. 60 
Aus der Pfarrei Dietwil, Kt. Aargau . 50. — 
Durch Herren Huber in Quzern . i ‚80 — 
Durch hochw. Hrn. Pfarrer Strebel, Kaiften, Aargau 56. — 


Total Fr. 157. 60 

Miederum machte man die Wahrnehmung, daß in ben Gemeinden, in 
welchen ſich ein Geiftlider oder ein eifriger Laie der Sache annimmt, fchöne 
Beiträge erhältlich find. Möge doch biefe Ueberzeugung fih immer mehr Babn 
breben und manchen zu regerer Betätigung für das edle Werk begeiftern. Leider 
machte man aber auch die Wahrnehmung, daß aus Gemeinden, deren Angebö- 
rige im Seminar fich befinden, keine Gaben geflofien find. Das follte nıdt 
ber Fall fein, es fei denn, dab eine Gemeinde fich eine Ehre barein fee, einen 
ihrer Angehörigen, der das Seminar bejucht, direkt zu unteritüßen. 

Um das edle Werk mehr zu verbreiten und dem Unterzeichneten bie Arbeit 
etwas zu erleichtern, wurde ber hochw. Hr. F. X. Strebel, Pir. in Koiften, zum 


4 779 — 


Direltor des Npoftolats gewählt. In höckſt verdanfensmwerter Weife hat er ſich 
biefem mübevollen Amt unterzogen und dasfelbe im Sommer 1908 angetreten. 
Vorher mußten die bohw. Nachfolger der hochw. Bilchöfe, melde ſ. 3. das 
Apoſtolat genehmigt und empfohlen hatten, um Erneuerung ber Approbation 
erfucht werben, und zu unferer Freude entipradhen alle bereitwilligft ber Bitte. 
Dann wurden bie Statuten neu gedrudt und mit einem Begleitzirfular an bie 
meiften beutfben Pfarrämter der Didzefen Baiel» Lugano, Chur, St. Gallen, 
Freiburg (Baufanne) und Sitten verfantt. Möge nun das jegendreiche Wert 
neuen Aufſchwung nehmen, damit das Lehrerfeminar immer beijer feine richtige 
Aufgabe erfüllen Tann! 

2. Der neue Direltor biefes Apoitolats, Pfr. Strebel in Kaiſten, 
Aargau, bat im Berichtsjahr 2000 deutſche Statuten famt 1000 Zirkularen druden 
laſſen und je 2-12 Eremplare an die Pfarrämter ber deutſchen Schweiz ger 
ſandt. Bei ihm ift bisher für das Apoftolat no wenig eingegangen. Hoffen 
wir auf eine reiche Ernte für die Zufunft. 


VII. Bereinsliteratur. 


1. Enbe 1907 ift in der Buchdruderei Union erfchienen: Ter „Katalog 
eınpfehlerswerter Jugend» und Vollsfhriften für die fatholifche Schweiz, heraus» 
neneben vom Schweiz. fath. Erziehungsverein*, 157 Seiten, Bücerfatalog nebſt 
Vorwort und Einleitung (Leltüre, Anlage von Bibliottefen und Titeratifche 
Rundſchau). Der Katılog wurde von Pfr. Peter in Zriengen, unter Mitwirl- 
ung feines Brubers, P, Leonhard in Mehrerau, verfaßt und zwar nicht bloß 
unentgeltlich, fondern noch mit Geldſpendung an die Roiten bed Katalogs. Der 
Erziehungsverein hat diefe enorme Arbeit den Verfaſſern ſchon gebührend ver« 
dankt. 

Der Katalog wird in Beilagen in den „Päd. Pi.” durch ben ſchweiz. 
Erziehungsverein und den ſchweiz. lath. Lehrer und Schulmännerverein, mit 
gemeinfamen Redaktoren und Kojtentragung fortgeiegt. Jetzige Rebaltionslom« 
miffion: Pfr. Peter, Zriengen; P. Leonhard Peter, Mebrerau; Lehrer Joſ. 
Müller, Goßau; Lehrer Adermann, Bruggen. Tiefen Herren fei ihre Arbeit 
pro 1908 auch an biejer Stätte warın verdankt, Die Katalogbeilagen 1908 be— 
tragen 36 Seiten. (Hr. Adermann bat wegen Zeitmangel refigniert.) 

2. Wir empfehlen wieder eindringlich zum Abonnement: 

a. Alle unfere VBereinsorgane ale: „Pädagogiſche Blätter“ (für bie 
beutihe Schweiz), „Bulletin pedagogique“ (für den Fr. Frei— 
burg) „Ecole primaire“ (für Franzöfiſch-Wallis), „Erziehungs 
freund“ (für Deutih-Wallis), il „Risveglio“, Organ für un— 
feren Tefjiner Verein (3. Fr. für Nichtmitglieder. Redaltor: 
Batt. Bazzurri Prof in Bugano.) 

b. Die bei Benzig:r u. Go. erfcheinenden Schülerbüdlein „Ernft 
und Scherz" und „Chriftfindlalenber”, den bei Eberle u. 
Nidenbab erjcheinenden „Kindergarten“ und bie bei Räber 
u, Go, erjcheinenden „Et. Elifabeths-R ojen“. 


VIII Die ſchweiz. Müitervereine. 


Der Beriht über die Müttervereine pro 1908 erſcheint Ende 1908 in 
den „Et. Eliſabets-Roſen“ (Luzern) und wird in Sonderabzügen allen Xofal- 
möüttervereinen zugejandt werden, Mir notieren bier nur den Gejamtbeitand, 
Die Zahl der Müttervereine ift im Berichtsjahr um 13, von 169 auf182 und 
bie Zahl der Mitglieder ım 1368 von 25664 auf 27027 geftiegen. Diözefe 
Bafel-?.: 84 Mereine mit 11658 Mitgliedern. Diözefe Chur: 40 Vereine mit 
7298 Mitgliedern. Didzeſe St. Gallen: 44 Bereine mit 6549 Mitglieberne 


— 780 — 


Didzeſe Laufanne-Genf: 10 Vereine mit 1208 Mitgliedern. Tiözeſe Sitten: 
4 Dereine mit 314 Mitgliedern. In Teſſin find die Müttervereine immer noh 
in der Gründung begriffen. Die Beichlüffe betr. Müttervereine ſiehe am Schluß 
Ziff. II, 2, dieſes Berichtes, 


IX. Verzeichnis Der Ehrenmitglieder Des ſchweizer. 
Erzichungsvereins. 


Alle hochwſt. ſchweizer. Bifchöfe (8) und Aebte (6, inklufjive Duri-Bries, 
MWettingen-Mehrerau und Maria Steim-Bregenz); der Hochwft. Provinzial der 
fchmweizer. Rapuziner-Provinz; alle 9 vom Zentralfomitee des ſchweizer. Volls— 
vereind gewählten Mitalieder der „Seltioa für Erziehnug und Unterricht”; ber 
Rebaltor der „Pädag. Blätter”; dee Präfident des ſchweiz. kath. Lehrervereins; 
der Präfident und Generalfefrelär bes ſchweiz. Vollsvereins u. a, 


X. Der tath. Erziehungs: und Lehrerverein des Kt. St. 
Gallen. 


1. Dieſer Kantonalverein tagte am St. Galliſchen Katholikentag Pfingit* 
montag den 8. Juni als Spezialverfammlung zahlreich vormittags 10—12 Uhr 
in der „Blume“ in Et. Gallen und börte u. a. Vorträge an von Erziehungs 
rat Biroll über den „Stand der Revifion des Erziehungsgeſetzes“ und von In» 
ipeltor Eberle Röllin über den „Stand ber Bewegung gegen die Unfittlichkeit*, 

2. Aus ber Jabhrestätigfeit dieſes älteften Kantonalerziehungsvereins heben 
wir nur eines heraus. Sein Komitee beſchloß ſchon ben 27. Auguft 1907, eine 
Bewegung gegen die Unfittlichkeit zu infzeneri:ren und lub 20 Bereine ohne 
Unterſchied religiöfer oder polıtifher Anjhauung zu einer bezüglichen Verſamm— 
fung ins „Schiff“ in St. Gallen auf den 27. November 1907 ein. Die 20 
Anmwejenden nahmen bie Anregung gut auf und wählten ein proviforifches Ko— 
mitee, Am 20. San, 1908 tagte in Sadıen in St. Ballen im Saale des fauf- 
männijchen Vereines eine gröbere Derfammlung und wählte ein Eılferlomitee. Es 
wurden jeither die Statuten Leraten, eine betreffende Eingabe an bie Regierung 
gerichtet, eine Firma mit unfittlichen Verfaufsartifeln eingellagt, Zirkulare an 
dffentlihe Stellen des Kantons behufs Unterftügung in diefem Kampfe gefandt, 
an einzelnen Orten Sorreipondenten oder Lokalkomitees aufgeftellt u. o. 

3. Der St. Gall. Kantonalverein zählt 6, meift rührige, Bezirkövereine: 
Untertoggenburg, Alttoggenburg, Rheintal, Sargand» Werdenberg, Gafter und 
Eee, Rorſchach. (Fortſetzung folgt.) 


* Kurze Mitteilungen aus dem Bentralkomitee. 


Im Monat Oltober a, c. tagte La8 Zentralfomitee des Vereins fatbol. 
Lehrer und Schulmänner der Schweiz in Zürih. Einige kurze Notizen mögen 
bier Pla finden. 

Das vom HH. Reltor Kaifer in Zug mit großem Fleiß und Geſchichk ver» 
faßte Reifebüclein erfreute fih eines ſchönen Erfolges. Da der Vorrat 
nicht mehr weit reicht, erfcheint eine Neu-Auflage in nicht gar ferner Zeit er- 
forberlib. Möge das Büchlein im lommenden Jahre zahlreiche neue freunde 
gewinnen, damit e8 feinen Zmed erreicht und ein freundlicher Führer und Rat- 
geber nicht bloß des kath, Lehrers, fondern bes gefamten reifeluftigen fatbol. 
Publifums überhaupt wird. — An LSegitimationskarten find eine orbentlice 


— 781 —— 


Anzahl abgeſetzt worden; immerhin dürfte ſich dieſe Ziffer für die Zulunft er- 
höhen. Den Verlauf beforgt in entgegenlommender Weile Herr Lehrer 
Aſchwanden, Zug. Mögen die Lefer nah Verfluß ber saison morte auf 
berührten Puntt Bedaht nehmen, an einer ermunternden Notiz im Vereinsorgan 
ſoll's nicht fehlen. — 

Endlich rüdt die Arankenkaffe in Sicht; fie beginnt Leben und Geftalt 
anzunehmen. Ein interimiftifches Komitee, mit HH. Schulinipeltor Ruſch als 
Präfident, erhielt Auftrag und Volmadt, fjämtl. nötigen Vorarbeiten auszu- 
führen, damit die Kaſſe mit 1, Januar 1909 in Funktion treten fann. Die 
endgültigen Statuten find allen Leſern in Nr. 43 befanut gegeben mworben; 
Statutenbüclein, Aufnabmigeiuce, Krankheitsanmelbsfermulore 2c. liegen innert 
fürzefter Friſt bereit. Mögen bie Beitritte auf I. Januar recht zablreid er» 
folgen; der Bwec der Kaffe, die Unterftüßung der Stollenen und Vereinsge— 
nofjen in tranfen Zagen, verdient e8; der Name bes Hrn. Prof. Güntensperger 
in St. Fiden bürgt für eine folibe, gefunde Bafis, und fodann bietet die neue 
Inftitution in mehr als einer Hinfiht wirkliche Vorteile gegenüber andern 
Krankenkaſſen, beträgt do das tägl. Krankengeld 4 Fr. Mlio friih ans 
Werl! Hr. Zentraltafjier Spieß in Zuggen erflärt jib zur Erteilung jeglicher 
Auskunft in Saden gerne bereit und läßt fih auf Wunid zu Vorträgen über 
diefe Materie in den Seltionen herbei, 

Es wird unſere Mitglieder und die Lefer biefer Blätter interefjieren, zu 
vernehmen, daß die Koften, melde die periodiich erjcheinenden Nacträge zum 
Iugendfchriften-Aatalog verurſachen, vom tit, Erziehungsverein und fatbelifchen 
Rehrerverein zu gleichen Zeilen getragen werden, Genannte Teilagen erfreuen 
fih großer Beliebtheit, zeugen von raftlofer Tätigkeit der Mitarbeiter und 
ind befonders vor hoben fFefltagen freudig willlommen, — 

Verichiedener Umſtände halber ınußte von der Veranſtaltung eines Ferien- 
kurfes pro 1908 abgejehen werden; vielleicht fann kommendes Jahr diefe günitige 
Belegenbeit zur weitern Ausbildung geboten werden, folern der Schweia. Katholiken - 
tag fein Hindernis bildet. 


— — mn — 5 


Hus Rantonen und Ausland. 


1. Appenzell (A.Rh.) Die Lebrerfchaft ftellt folgende Epezialfor- 
derungen zum foınmenden Sckulgeſetz: 

1. Der Kantonalfonferenz follte das Recht eingeräumt werten, einen 
Vertreter in den Erziehungsrat zu wählen (ftatt nur Vorſchlagsrecht). 

2. In der Gemeindeihultommifjion follte eine Vertretung der Lehrerſchaft 
Sig und Stimme baben. 

3. In Art. 82 follte, wern immer möglib, die Untichidigung der Stell» 
vertretung für erfranfte Lehrer noch weiter ausgedehnt werden. (Entwurf: Bei 
Krankheitäfällen fällt die Befoldung im 1. Vierteljahr der Schullaſſe, im 2. 
Dierteljahr je zur Hälfte der Schulllafje und dem erfcanlten Lehrer, jpäter ganz 
bem Xebrer zu). 

4, Ein Beioldungsnatgenuß (vielleicht für ein Vierteljahr) für die Hin» 
terlaffenen eines veritorbenen Lehrers follte geießlich feftgelegt werden. 

5. Obligatorifche “rztlihe Unterfuhung der neu eintretenden Schüler, 

6. Fakultativer Handfertigkeitsunterritt für Knaben in den oberften 
Klaſſen. 

7. Vorſchriften des Erziehungsrates über Inſtandhaltung ber Schulloka- 
litaͤten. 

8. Die in Art. 95 vorgeſehene Rückerſtattung bezogener Stipendien ſollte 
im Verhältnis der geleiſteten Dienſtjahre verlangt werden. 


— 182 — 


2. Bern. Abſchaffung der Maturität. Die Lehrerkonſerenz der Liter— 
arſchule des ſtädtiſchen Gymnafiums bot einftimmig beſchloſſen, der Schullom- 
miffion zubanden ber Unterrichtsdireltion folgenden Antrag einzureichen: Die 
Maturitätsprüfung wird abgeſchafft. In das Maturitätägeugnis werden bie 
Erfabrungsnoten der Schule eingefegt. Eine Schlußprüfung wird in ter Meife 
beibehalten, daß bie Abitwrientenllaffe am Ende bes Kurſes in jedem Fache eine 
Stunde gemeinfam geprüft wird, um ben allgemeinen Stand ber Klaſſe feitzu- 
ftellen. Ginzelnoten für die Schüler werben bei diefer Prüfung nicht ausgeftellt. 

3. Graubünden. Der Große Nat beihloß die Schaffung von Kurſen 
für die Ausbildung von Lebrerinnen für die Mädchen-fForbildungsſchulen (Hand— 
arbeiten und Hausbaltung). in mit Heiner Mehrheit abgelehnter Antrag 
wollte bie gefamte Mädchenſchulbildung auf eine breitere Erundlage ftelen. — 

4. St. Gallen. * In Thal jeien Selüfte vorhinden auf Verichmelzung 
ber dortigen konfeſſionellen Schulgemeinden. Kulturlampfluft. — Auf Veran: 
lafjung der Kommiſſion des fantoralen Lehrervereins follen fich die Bezirks. 
fonferenzen über ihre Etellung zu den „Eramen” ausipreben. Gin beifles 
Thema! Auf der einen Seite das Beitreben, der Schule noch mehr Inſpektoren 
aufzubalfen und die Prüfungen zu vermehren, und anderwärts will au mit ben 
Eramen abgefahren werben. In einer vernünftigen Mitte wirb hier bas Richtige 
liegen. — 

In der Knabenhandfertigkeit gebt es im Kt. St. Gallen von Jahr 
zu Jahr vorwärts. Seitdem die Stadt St. Gallen diefen Zweig zur Gemeind:- 
ſache machte, mußten die Lehrkräfte vermehrt werden. In evang. Zablat bat 
ein Berein die Sache an die Hand g.nommen; in fatb, Tablat wird vom Schul« 
rat ein Kurs in Neudorf und einer in St. Fiden eröffnet. In Straubenzell 
find 4 Paralellturie im Gange; in kath. Goßau hat die Knabenhandfertigleit 
ebenfalld Bürgerrebt erworben. — 

Die eindrudsvolle Papſthymne, fomponiert von Lehrer 9, Hasler in 
Bruggen, wurde auch anderwärts mit großem Erfolg aufgeführt. Dem Yebrer- 
fompeniften ein „Glück auf“ zu mweiterm originellem Schaffen in ber Sirden- 
muſik! — 

In Waldkirch ftrebt ein Initiativfomitee mit Hrn. Lehrer Mebmer an 
ber Spitze die Gründung einer Realſchule auf dem Storporationämwege an, 

In Widnau tagte den 12. die „Seltion Rheintal” des fath. Erziehungs» 
und Lehrer-Bereind, Der neue Statuten-Entwurf wurde endgültig feftaelegt. 
Lehrer Hasler v. Altftätten hielt ein Referat über ten Religions-Unterricht auf 
ber Unterfiufe. — 

Zablat. * An der Bezirlöfonferenz bielt 9. Lehrer Hans Biſchoff ein 
Referat über „Zaubjtummen-Unterricht und Bolkijhule‘. Die Tagespreſſe ber 
fobt dasſelbe jehr. Mehrere hohe Ehrengäfte beehrten die Tagung mit ihrer 
I nmejenheit. — 

In Nr. 43 bot ein waderer kath. Lehrer „Erinnerungen“, bie Lebrer- 
ererzitien bejchlagend, Es gingen der Rebaltion nun Briefe zu, bie derlei Artifel 
„bedauern“. Mir jcheint, es ift für unjere Veferfchaft wertvoller, wenn irgend 
ein braver Mann fib an ben Screibtifh fegt und gediegen, aber rein 
fahlihb die Gründe feines Bedauerns larlegt, dann erfahren wir Red' und 
Gegenreb’ und fönnen und auf dem Wege bdiefer Belehrung unjere Meinung 
bilden, Alfo an die Arbeit! Im übrigen in aler Liebe: nur nidt gleich 
Gänfehaut befommen, jonft fommt’s Fieber. — 

* Oberland. Den 15. tagte die Eeltion Sargand-Werdenberg bes 
ſchweiz. lath. Erz.-Vereins im Rebitod in Flums. Ter Chef-Redaltor unferes 
Vereinsorgans ſprach in ftündigem Vortrage über die Geſchichte des Erziehungs 
Vereins und Über die meuzeitlichen Aufgaben einer einzelnen Seltion. Als 


— 73 — 


„Taten“ des Vereins markierte der Redner: a. Schaffung und Vervolllomm— 
nung des Vereinsorgans, b. Gründung dee Müttervereine, c. Gründung des 
freien fath. Lehrerſeminars in Zug, d. Lehrerexerzitien, e. Schaffung des Büder- 
Tataloges, bes Stinder-Gartens und einzelner Kinderftriiten. Als neuzeitliche 
Aufgaben empfabl er: a. Verbreitung der Yugendfihriften, b. Sründung einer 
Jugend» und Volfs-Bibliothef, c. Unterftügung des freien kath. Lehrerſeminars, 
d, Hebung des Handfertigfeitö-Unterrichtes, e. Gründung von Jünglingsverein:n, 
f. Förderung der Mädehenbildung, g, Schaffung von Schulſparkaſſen, h. Gründung 
einer Suppenanftalt, i. Gründung einer Stleinfinderichule, k. Anitellung einer 
Krankenichweiter und enblich beffere Verſorgung ſchwachſinniger, verwahrlofter 
und früppelhafter Kinder, alles mit ſpezieller Rückſicht auf das höchſte und letzte 
Ziel des Menſchen. Natürlih wünſchte Referent nit, daß alle diefe Arbeiten 
von einer Seltion gelöft werden, aber er empfahl fie dem Komitee zum Studium 
und der Seltion zur Disfuffion, um bie eine oder andere von fih aus zu er- 
ledigen und andere in empfeblendem Sinne durch eine Gemeintebehörde durd- 
führen zu laſſen. Tie Diskuſſion war fehr febtaft und bewies, daß die An— 
regungen auf gutes Erbreih fielen. Die Tagung war frudtbar und qut te 
fudt. — 

5. Thurgau. T. Unſer Beloldungsgefeg Schreibt ein Minimum von 
1200 fr. vor; das ift rüdfländig.e Daneben beftimmt ed Niterözulagen von je 
100 Fr. nah 5 Dienftjahren, im Marimum 400 Fr., das ift eher auf der 
Höhe. Bis dato wurden nun bezügl. Auszahlung diefer Zulagen nur jen: 
Jahre gezählt, während melden Lebrer oder Lehrerin im Heimatlanton wirkten. 
Ein foeben -erichienenes neues Regulativ bebt dieſe letztere Beſtimmung auf, fo» 
daß von jegt an alle Dienitjiahre gezählt werden bei Ermittlung der Alterszu- 
lage, gleichviel ob in Solotturn oder PBafelland oder Thurgau verlebt. Tiefe 
Neuerung wird auch der begrüßen, ber feinen perjönl, Vorteil durch fie erhält. 
90 Prozent von allen, die in früheren Yahren infolge Ueberfluß an Lehrfräften 
auswärts Anftellung und Brot fuhen mußten, mären lieber bier geblieben. 
Kehrten fie dann nah einigen Jahren zurüd, jo waren fie im Nachteil gegen» 
über ihren Alterögenofjen, die dad Glück gekabt, gleich hierzulande bleiben zu 
dürfen. Gezeitigt wurbe dieſe Abänderung zweifellos auch durch ben herr— 
ſchenden Lebrermangel, um „Auswärtigen“ die Rücklehr leickter zu machen. — 

Gegenwärtig bat die Disktuffion über Nevifion des Schulgefeßes rene ein» 
geießt. Die Sozialdemofraten machten eine bezügl. Eingabe an den Regierungs 
rot; die Jahresverfammlung der Eeftion Thurgau des S. X. ®. befaßte fich 
ebenfalls mit dieſem Thema ; im meſentlichen deden ſich die Vorjchläge der einen 
mit denen der andern Hinfictlih der Wiederwahl der Lebrer freilich gehen 
bie Meinungen auseinander; in weldem Sinne braucht nicht erit gefagt zu 
werben, Auch das Publitum mifcht fib in die Angelegenbeit. Man kann faum 
eine Zeitung in die Haud nehmen, in der nidt eine Ginfendung oder Kor— 
rejpondenz ſich damit befaßt. Die Anfichten find freilich grundvericieden. „So 
viele Köpfe, fo viele Dieinungen“. Es ift nur out, daß nicht alle, die ſich dar« 
über äußern, etwas dazu zu fagen haben, ſonſt lönnte es nod länger dauern, 
bis das Ding Geftalt annimmt. 

Der Verwirklibung oder vielleicht der Verwerfung durch das Volk näher 
ift zur Zeit noch ein anderes Poftulat: bie obligatorifche Töchterfortbildungs- 
faule. Ein bezügl. Gefegesentwurf, deſſen Vater Delan Chriſtinger ift, mwirb 
ihon in der Novemberfikung des Großen Rates vorliegen. Er fiebt einen Halb« 
jabresfurd mit zwei wöchentlichen Sculhalbtagen zu drei Stunden vor. So 
ſympathiſch mın im ganzen der Anögeftaltung ber Bollsichule genenüberjlebt, fü 
läßt ſich doch nicht verbehlen, daß durch das Obligatorium diefer in größeren 
Ortſchaften ſchon fakultativ beilehenden Inftitution bie Tienftbotenfrage vir- 
fhärft wird. — 


— a 184 — 


6. Luzern. Als Bezirksinipeltoren wurden vom Regierungsrat in pro- 
viforiiher MWiederbefegung der infolge Refigration erledigten Stelle eines In« 
ſpeltors bes Schulbezirfes der Statt Luzern ernannt: a) für fämtliche Selundar« 
ſchulen ter Stadt, ſowie für die Primarſchulen am linten Ufer, Hr. Anton Erni, 
Kantonalſchulinſpeltor in Altistofen; b) für die Primarjhulen am rechten Ufer 
hochw. Hr. Katechet Alois Hartmann in Luzern. 

7. Borarlderg. Götzis. (Ehrung.) Oberlehrer Ellenfohn von Götzis 
erbielt die Ehrenmedaille für 40jöhrige treue Dienfte im Lelramte. Am 12. Oft. 
fand im Gafthaus zur „Traube“ die teierliche Ueberreichung derjelben flatt, wo» 
zu ſich die hochw. Weiftlichfeit der Piarrei, die Semeindevorftegung, der Orts- 
ſchulrat, der Lehrkörper ſowie mehrere Verwandte und Freunde einfanben. 
PBürgermeijter Ebenhoch feierte den Hrn. Oberlehrer in längerer Rebe und über. 
reichte itm die Medaille Hierauf ſprachen nocd ber hochw. Katechet für den 
abmwejenden hochw. Dekan Rudigier, Hochw. Frühmeſſer Gunz, bie Lehrer Berd» 
told und Ritter und Abg. Lofer. Zum Schluffe danlte der Gefeierte für bie 
ihm zuteil gewordene Ehre und ſchloß mit einem Hoch auf unfern Nubelfaifer. 
Tem verdienten Jubilaren auch unfere berzi. Gratulation! — 

8. Südafrika. * Im Bafutoland zählt die fath. Mifjion 9 Huupt- 
Rationen und 11 Nebenpoften. In 12 Schulen werden 779 Kinder unterrichtet. 
Die Unterhaltungstoften für die Schulen der Patres-Oblaten belaufen fih cuf 
17630 Mt. und werben teild von ber Miffionsgejellihaft, teils von den Zin- 


gebornen und teil8 von ber Regierung beitritten. — Auf eine Bevölferung von 
347,730 Einwohnern kommt ein Lebrperfonal von 322 Köpfen, wovon 32 
Europäer, die übrigen aber Eingeborne find. — 23 ber einheimijchen Lehrer 


haben ihr Sjähriges Lehrerſeminar durchgemacht und fpreden und jchreiben 
außer der Landesſprache fließend englifd. — 

9. Argypten. * Die Miffion im Sudan hat verfhiebene Stationen, 
So Chartum, Omdurman, Aſſaan, Port Sudan x. In Chartum ift eine 
Schule mit 42 Zöglingen, wovon 20 im Internate. Das Programm iſt das 
der Regierungsicule, und der Neligionsunterribt in der Mutterſprache wird 
nach Vorjchrift der Regierung nur jenen fatboliichen Zöglingen erteilt, deren 
Eltern die .Zuftimmung geben, Die Stweitern unterhalten in ihrem Haufe eine 
Schule mit 75 Mädchen. Die Knabenfhule in Omdburman zäblt 44, tie 
Mäddenfchule der Echweitern 45 Zöglinge. Halfaya bat eine Schule mit 34 
Mädchen, Affuan eine folhe mit 41 Kindern, Port Sudan eine folde mit 
32 Anaben. Total find im Sudan beute 11 Stationen (1903 erft 4) mit 30 
Brüdern, 41 Schweftern, 257 Schülern und 235 Schülerinnen. Ale 11 
Stationen zählen 2407 Katholilen. — 

Corfu— Atden— Eonflantinopel können gelegentlich der nähftjährigen 
Bolthaujen’ihen Orientiahrten bequem in 14 Tagen beſudt werden. Ausgangs 
punft einer jeden Fahrt, die mit einem 4tägigen Aufenthalt in Konftantinopel 
ſchließt, iſt Trieſt. Die Hoiten belaufen fich bei eritflafliger Durchführung der 
Reife auf 3 bis 400 Mt. je nah der Wahl der Schiffe- und Babnklafje. Jede 
Fahrt wird fortgejegt nach Eyrien, Paläftino, Unter: nnd Oberögppten, ım 
Januar bi8 nach Chartum im Sudan, Alle Einzelheiten find aus dem illu— 
ftrierten Programm erſichtlich, welches auf Verlangen von dem Beranftalter diejer 
Reifen Herrn Jul. Bolthaufen in Solingen foftenfrei zugeſandt wird. 


Sammellike für Bohlfahrls-Einridtungen unferes Bereins. 
Übertrag: Fr. 3408. — 
Don hochw. Herren Inipeltor Rusfh in Appenzell a 8.— 
Übertrag: Fr. 3406. — 
Weitere Gaben nehmen dankbarſt entgegen: Spieß Aug., Zentral-Kaffier 
in Zuggen (ft. Schwyz) und bie Chef-Rebaftion. 


el 185 — 


Pädagpgildıe Chronik. 


Freiburg. Der Große Rat beſchloß die Erhöhung der Beſoldund der 
Primarlehrer um 200 Fr. pro Jahr. — 

Sachſen. Der ſächfiſche Lehrerverein behandelte die „Umpeftaltung 
des NReligionsunterrichtes‘. Gr verlangt u. a. „Beirsiung von dem 
Zwange rein fonfefjionellen Religiondunterrihts und Befeitinung ber kirch— 
lihen Auffiht über den Religionsunterriht und Etellung desſelben 
unter bie ftaatlich geordneten Auffichtsorgane*. Hier heißt es für den Lehrer- 
ftand furz und bündig: Hand weg! Tenn ber Religionsunterrict it Sache ber 
Kirche und ihrer bdirelten Organe. — Tiefe Thefen wurden von den 3668 an— 
wejenden Lehrern en bloc angenommen. 12 waren dagegen. — 

Nidwalden. Es wurde eine gewerblibe Zeihenihul-flommiffion ge— 
wählt, um die gewerbliche Zeichnungsichule zu heben und eine mehrere Fühlung 
zwiſchen Meifterfchaft und gewerbl, Zeichnungsichule zu ſchaffen. — 

In Bradfored (England) ftarb Starl Anton Federer, Prof. ber Spraden 
(Griechiſch, Lateinisch, Jranzöfife, Deutih, Italienifb, Spınifb). Großvater 
und Vater waren Lehrer im Kt. St. Gallen. Sein Sohn (Lehrer K. U. Federer 
in St. Fiden) wirft an derſelben Schule, an ber einst fein Großvater gelehrt 
batte. — Lehrer Egger in Oberegg-Muolen bat dem Lehrerberuf Valet gejagt. 
— Evang. Tablat ſprach dem rejignierenden, Iranfen Lehrer Barth eine jähr- 
lihe Gemeindepenfion von jyr. 1000. Nobel! — 

Aus den Bezirlölonferenzgen. Die Lehrerihaft von Obertoggen- 
burg machte dem „Johanneum“, der Anftalt für ſchwachbegabte Finder, einen 
Beſuch. Der Direktor bdesfelben, 9. H. Dekan Eigenmann, entrollte dabei bie 
Gefhikte des Kloſters Neu-St. Johann, in Rundgang bewies, daß da alles 
in befter Ordnung ift, — Die Goßauer nahmen zwei Referate entgegen, näm» 
fih über „Die Schweizerregimenter in Rubland“ von Schamalder - Gohau unb 
„Berüdfihtigung und Pilege der Individualität in der Volksſchule“ von 
Wehrle-Bernharbzell. — In Zablat referierte Hans Biſchoff, Langgaſſe, über: 
»Zaubftumnenunterriht und Bolksihule.” — In St.Gallen fprab NReallehrer 
Telder über Schaffung einer ſtädtiſchen „Heimattunde“ für die Hand des Lehrers. 
Es wurde beichlofien, die Kommiffion babe bis zum Frühjahr einen Finanzplan 
bierüber vorzulegen und von jedem Stonferenzbefuher fei ein Eremplar anzu— 
faufen. Ueber jeinen Rechenıpparat referierte reip. hielt mit Schülern Probe- 
feftionen Lehrer Knupp von Romanshorn. 


—f —— 


Literatur. 


Aebungsheſt im ſchweiz. Berhehrswefen von Dtto Egle, Setundarlehrer 
in Goßau. Preis 50 Rp. Kommentar dazu Fr. 1.-. Erſchienen im Selbit- 
verlag des Verfaſſers. 

Neue Hülfsmittel zur Verkehrslehre ſind einem wahren Bedürfniſſe ent- 
gegengefommen. Auch in diefen Blättern find jolhe ſchon günitig rezenfiert 
worden. Nachdem ich in meiner Schule, der Notwendigkeit geborchend, eben- _ 
falls praktiſche Verſuche mit folchen Hülfsmitteln angeiteut habe, fühle ich mich 
verpflichtet, die Borteile des nıir a” am meilten fonvenierenden an dieler Stelle 
befannt zu geben. Es iſt dasjenige von Otto Egle, Sekundarlehrer in 
Goßau (St. Gallen). Bereits iit davon das von Voſt und Bahndireftion 
nach den neueiten Verordnungen korrigierte 1v. Tauſend erihienen. Sch habe 
darin gerade jene Formulare zur Hand, welche ich für den gewöhnlichen Hand- 
werfer ald nolwend'g erachte. Gin jtörender Wunderfit des Schülers kann 
dadurch vermieden werden, daß ihm die Formulare nur ſukzeſſive ausgehändigt 


Tr EEE 


— 786 = - 


werden. Gleichzeitig wird dadurch Die Spannung für das folgende wach er- 
alten. Statt deſſen laſſe ich die Schüler die Formulare au in einem großen 
uvert felber aufbewahren Der Vorwurf „Fliegende Blätter“ it alſo übel 
angebradt. Das dazu nötige Kuvert wird auf jpez. Beitellung bin ebenfalls 
vom Verleger geliefert. Einen ganz beiondern Vorteil diejes Heites erblide ich 
darin, daß die Formulare nach Wunſch des Lehrers um andere eingetauſcht 
werden fünnen. Und da iſt der Formularverlag des Verfaſſers jo reichhaltig, 
daß jeder Lehrer darin findet, was er braudt. Wenn man findet, das Ein- 
Heben fei lältig, fo habe id) die gegenteilige Erfahrung gemacht, daß ber Schüler 
gerade durch das Kleben noch jehr viel lernen kann. Warum bildet ſonſt die 
‚Kartonnage” ein grundlegendes Fach im Handfertigfeitöunterriht? Ich 
begrüße die jreie Ausgabe der Formulare ferner deshalb ganz bejonders, 
weil ih verborbene Eremplare (und das kommt in jeder Schule leider 
nur zu häufig vor, daß Schüler etwas verderben!) einſach erjegen kann. Bu 
biefem Bwede gewährt der Verleger bei Beitellung von über 10 Stüd in jehr 
verdanfenswerter Weile 10% Gratisformulare. Sind die Blätter, zum 
vornherein eingeflebt, jo würde das Herausreißen einem Beritören eines 
Heftes gleichfommen. Beim Egle'ihen Heft eriitiert jodann fein Borbrud. 
Die Formulare können darum nah dem Bebürfnis eines jeden Lehrganges 
ausgefüllt werden. Wer Aufichluß über die Ausfüllung der Rormulare wünſcht, 
bedient fi mit großem Nugen des Kommentars, in welchem alle Formulare 
nad einem beitimmten, nicht zwingenden Geſchäfisfall mit hervortretender roter 
‚Schrift ausgefüllt find. Zum Schluß darf auch der billige Preis des Wert- 
leins hervorgehoben werden. Es iſt endlich auch ein willkommenes Hülfsmittel 
zur Formularlchre von Karl Führer. er. 

Im Röſeligarte. Schweiz. Vollslieder. Herausgegeben von Dtto von 

ar Verlag von U. Francke in Bern. 2. Bänden Fr. 1.50. 
a3 :te Bändchen bietet 29 weitere Volkslieder aus alten Tagen mit 
mögigen Bildern in der alten Melodie und 10 Seiten Anmerkungen. .®. 
Anneli, wo biit geiter gii? — Es blühen die Rofen im Tale. — Es wollt’ ein 
Mäbderli wandeln. — Hüt iſch Silveiter und morn iſch Neuiohr. — Min Vater 
ift en Appenzeller. — Scag, mein Schatz, reiſe nit. — Uff em Bergli bin i 
gſeſſe zc. ꝛc. Die 2 trompetenden Buben pag. 25 fommen zu dieier Jahreszeit 
arg zu frieren, e3 iſt zu hoffen, daß der Beichner Fünftig mehr Mitleid mit den 
einzelnen Geitalten hat: „Der Tannhuier“ iſt inhaltlih von zweifelhaftem 
erte. — Im ganzen eine beadtenswerte Sammlung! Das 3. Heft ericheint 
im Frühjahr 1909 — 

Bon den befannten „iluftrierten Erzählungen für die Jugend“ aus bem 
Herder'ſchen Verlage find in neuen Auflagen erſchienen: 1. Die Sklaven des 
Sultans von Joſef Spillmann S. J. 7. Auflage. 2. Der Schwur des Huronen- 
häuptling3 von Anton Huonder S. J. 8. Uuflage 3. Liebet euere Feinde von 
Joſ. Spillmann S. J. 10. Auflage. Geb. 80 Pig. Die Erzählungen find den 
Beilagen der beit angeichriebenen „Kath. Millionen" (per Jahr 12 Hefte zu 4 
Met.) entrommen. Treffliche und zügige Erzählungen reiniter Art! — 

Max Springer, Op 3, Nezitationg -Kadenzen und Präludien 
für die Orgel. Preis: 4 Mi. Berlag von Alired Coppenrath iD. Bawelel) 
in Regensburg. 

Das jehr fauber und deutlich geitochene Heft enthält auf 50 Seiten 1. in 
der „Einführung” Negeln über die Ausführung der Rezitation (für Sänger 
und Organiiten), 2. im Hauptteil über 200 fürzere und er Nezitationgla- 
denzen in Dur und Moll (von denen allerdings eine Anzahl der kleineren ſich 
in verichicdenen Transpofitionen wiederholen) in den Tonhöhen don db. 
Die Kadenzen find glüdlih erfunden, meiitens fogar originell, die Setzweiſe iit 
echt orgelmäßig und zeigt fo recht das vielfeitige Genaltungsvermögen bes 
jungen, talentvollen Komponiften. Es wäre noch die leichte Spielbarkeit, die 
überfichtlihe Einteilung und überhaupt die praftiiche Anlage des ganzen Heftes 

u erwähnen — man ift 3. B. nie genötigt, während einer Nummer umzu- 
fättern. Der angeieste ‘Preis iſt troß all’ diefer Vorzüge ziemlich hoch zu 
nennen. Im übrigen fei das Heft namentlich angehenden Organiiten warm 
empfohlen; e3 wird ihnen bei Nezitationsbegleitungen und auch für Zwiſchen- 
ipiele allerbeite Dienite leiiten. J. Dobler, Zug: 


— 137 — 


Pãdagogiſches Allerlei. 


1. Uebungen im ſchriftlichen Ausdruck. Oppeln. Den Schul— 
leitern im Bezirk Oppelin iſt folgende Verfügung zugegangen: „In den 
miniſteriellen „Weiſungen“ vom 31. Januar ds. Is. iſt zur Uebung 
im ſchriftlichen Ausdruck die tunlichſt tägliche Anfertiguug von kleinen 
Niederichriiten angeordnet worden. Unter Hinmei3 auf den bezüglichen 
Abjhnitt der genannten „Weilungen“ werden die Schulleiter für die 
Zurhführung diefer Anordnung, ſoweit fie nicht fehon erfolgt ift, ver- 
antmwortlich geinadht. Sobald die Kinder mit Tinte zu jchreiben an— 
fangen, find diefe Niederjchriften in einem bejonderen Heft zu vereinigen.“ 


Brirfkallen der Redaktion. 


1. Chriſtnacht (Präparation — Die Strafen in her Schrle — Nidt 
Kunit und W, allein, Geduld will hei dein Werte fein — Erziehung zu erufler 
Rebendarbeit und zu edlem Lebensgenuß — fowımt alles nah und nah an bie 
Reihe. Bitte um Geduld, — 

2. K. G. Der moderne Geift findet nirgends Gefallen an etiwas Kon— 
ſtantem und unveränderlich Feſtſtehendem. So erllärt fib Dein Bedenlen. — 

Beridtigung. In Pr. 43 der „P. Bl.“ Seite 718 a, I. 22 follte 
es heißen „HRattliche*, ftatt „ſtaatliche“. 





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— 188 — 


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Tit. Erzichungskanzlei . Luzern, 


Dadagogilde 
Blätter.“ 


Vereinigung des ‚Ichweijer. Erzieſungsfreundes“ und der „Wädag. HMouatsfhrift". 


Organ des Vereins kathol. Lehrer umd Schulmänner der Hchwetz 
und des ſchwehzeriſchen katholifhen Erziehungsvereins. 


Einfiedein, 27. Nov. 1908. | Mr.48| 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiifion: 


z6 ettor ſeiſer, ** ug, Bräfident; die 00. ea ne Iatob Grüni 
idtenbach (Shwup), ge re Schnyber, Htpfirch, Here Lehrer Joſ. — er, Goßau (St. Ba m) 
Herr Clemens Frei zum „Storchen”, Einfieb 
FERNER... en find an legteren, ald den Chef» ——* zu richten, 
Anſerat ·Auftrãagae aber an HH. Haaſenſtein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Ericheint wöchentlidy einmal und foftet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagäbandiung Einliedeln. 


— —— — — — —— — —— — —— —— —— —— —— —— — —— men 
JInhalt: Ein Wort für die Lehrer. — Zwei Schweſtern. — Knappe Ueberſicht aus kath. Bücher⸗ 
verlagen von 1908. — Jahresbericht über den katholiſchen Erziehungsverein der Schweiz, — 
Nochmals „Erinnerungen an bie 1W8er Lehrerererzitien“. — Aus Graubünden. — Aus tan» 
—— und Ausland. — Pädagogifches Allerlei, — Aus Auffägen. — Brieffaften der Kebaltion. 
njerate. — 





Ein Wort für die Lehrer. 


Im ſchon berührten Erziehungd-Beriht vom KH. Schwyz, eritat- 
tet von Hrn. Regierungsrat Dr. Räber, heißt ed pag. 170 unter Rub— 
rit „Zätigfeit der Echulräte” wöritlich: 

„Die Zahl der Schulratöfigungen beträgt 189 gegenüber 181 im 
Jahre 1906,07. 

„Die Tätigfeit der Gemeindejchulbehörden läßt vielfadh zu 
wunſchen übrig. Manche Schulräte zeigen ein ſehr geringes In— 
tereſſe an der Entwidlung der Schule, und ſelbſt die Schulrats— 
päjidenten werden vielerorts ihrer Pflicht nicht gerecht, 
befonder8 hinfichtlich des Abfenzenmwejend. Man ſcheut ſich, das Ge— 
jet zu handhaben. 

Über gerade im Schulweſen mahen ſich die üblen Folgen der 
Nahfiht gegenüber renitenten Gltern am meiften fühlbar. Solange dad 
Abſenzenweſen nicht ftreng kontrolliert und gehandhabt wird, folange 
wird feine Befjerung bei den Refrutenprüfungsrefultaten eintreten, mag 
auch die Tätigkeit des Lehrperſonals noch ſo klaglos ſein.“ Dieſe Noti 
mag dem Lehrer zeigen, daß auch ein Regierungsrat und —— 
dorthin winkt, wo er es für notwendig erachtet. Gradaus! — 


--4 790 »-- 


* Bmei Schweſtern. 
(Fortiegung ftatt Schluß.) 


Anſchließende Aufgaben könnten fein: 

1. Das Stulfind auf der Etraße. 

2. Wie ih ein armes Mütterlein auf dem Kirchwege erfreute. 

Als Ueberjhrüft zur 3. Strophe fönnte paſſend fein: Der 
Aufflieg. 

Das Mütterben kommt zur Treppe, welche zur Kapelle hinanführt. Seine 
Kräfte find faſt erſchöpft. Es mißt mit feinem Blide die hoben Stufen unb 
lehnt nochmals ausrubend am Felſenhang. Dann rafit es feine Kräfte zufum- 
men und wagt ben Aufftieg zum Gnabenthron ber Mutter der Barmherzigleit. 

als es todesmüde burds Tor wanft, verläßt eben die Fürſtin fittiam den 
Zelter und befteigt in jugendlicher Kraft die Treppenböhe. 

Die Anwendung bieraus ift nicht jtmwer: Auch wir haben einen fteilen 
Weg zu gehen. Es iit ber Weg zum Himmel. Er ift bornig, ſchmal und ba» 
rum beihmw:rlid. Weshalb? Weil die Gebote Gottes und der Kirche unfere 
Freiheit befchränten, — Dennoch wollen wir ihn geben und uns durch nichts 
zur Umfehr bewegen lafien. Benn nur: „Wer ausbarret, wird felig werben.” 
Und ferner fagt der göttlihe Heiland: „Des Himmelreich leidet Gewalt, und 
die, welche Gewalt brauden, reißen ed an ſich“ Und —: „Breit ift ber Weg 
und weit das Tor, welches zum Verderben führt, und fchmal der Weg und eng 
bie Pforte, die zum Leben führt.” 

Maden wir daher den Vorſatz, den Wey der Tugend mutig zu wan« 
bein. Wenn wir fallen, wollen wir durch „Neue und Buße“ fchnell wieder auf- 
ftehen und unentwegt vorwärts jchauen. 

4, und 5. Etropbe: Das Mütterdhen im Gebet. 

Das liebe Mütterlein läßt fin glüdrelig am Altare nieder. Da bält es 
mit der gütigen Himmelswutter traulihe Zriegeipräde, Zu Maria fprict es 
von feinen Sorgen und Belümmerniffen, ihr opfert es mit aller Liebesglut jene 
Beiden auf, welche Alter und Entbehrungen mit fi im @efolge haben und bittet 
um Geduld und Ergebuna. 

Die Fürfin am Altare. Wir fehen die Fürſtin am Altare neben ber 
Ib. Sreifin. Die bobe frau betet nur um Demut, meil der göttliche Heiland 
ſagt: „Es ift ichwer, daß ein Neicher ins Himmelreih eingebt.” Gerne würde 
fie um diefer Tugend willen all’ ibre Pr.cht und Herrlicheit bingeben; denn fie 
achtet ein demütiges Herz böber, al& Perlen und Gelſteine. 

Anwendung. Bet:n wir, wie dad Mütterlein, einfach und kinblic, 
ber liebe Gott veriteht ed. Sagen wir ibm und Waria alles, was uns erfrent, 
betrübt, wos uns ängftigt und beglüdt. — Bitten wir, wie die Fürftin, um 
unvergänglide Güter. Gett bat an diefem Gebet großes Wohlgefallen. Zu 
Salomon ſprach er einft: „Wil du weder um Reidtum, noch um langes Keben, 
fondern um Weisheit gebetet haft, jo tue ich nach deinen Worten. Ich gebe 
bir ein weiſes und verftändiges Herz, To daß deinesgleichen nidt geweſen ift, 
noch fein wird, Aber aud; das, um was bu nicht gebetet Haft, gebe ich bir, 
NReihtum nämlib und Ehre.“ 

Aufgaben: 1, Das Abendaebet des Kindes. 2, Vor dem Altare: a. 
Taufe, b. Firmung, ec, erfte bl. Kommunion 

Als Ueberfhrift zur 6. Strophe jegen wir: Heilige Augen. 
blicke, 

Im Heinen Heiligtume herrſcht lautlofe Stile, Am Altare Inieen noch 
immer in Andacht verjunfen die zwei ungleichen Beterinnen, die aber ber liebe 
Gott gleich wohlgefillig anfieht. Ueber die Wange beider fließt eine Träne. 


— 791 — 


Beide lieben Gott und haben Sehnſucht nach dem Himmel. Darum betet die 
Fürſtin um Demut, betet das Mütterlein um Geduld. Nach dem Gebete ertebt 
fih die Fürſtin, und das Mütterlein will ſich ſchüchtern von ihr entfernen, doch 
die Fürftin blidt es freundlih an. 

Menden wir das auf und an: Ber hl. Geiſt jpricht zu uns in ber 
Ruhe und Etille des Herzens durch feine bi. Eingebungen. Durch fie werben 
bon Kinder zum Guten ermahnt und vom Böſen abgebalten. Mir 
müfjen auf diefe guten Einjprebungen adten und mitwirken, fonft verfcherzen 
wir die Gnade Gottes. 

Nehmet euch daher vor: Ach will gerne ber innern Etimme Gehör fchen- 
fen, wenn fie mich mahnt, einem andern Kinde in der Not auszubelfen durch 
Wort und Tat. 

Aufgaben: I. In der Kirche. 2. Verjdielene Tränen, 

Der 7. und legten Strophe geben wir bie Ueberſchrift: 
Srucht des andähtigen Gebetes. 

Dor dım Aitare ſtehen nun Fürftin und Mütterlein. Siebe, da nimmt 
bie Erftere zum Staunen aller den Perlſchmuck vom Halfe und überreitt ibn 
mit liebreibem Blick dem überrafhten Mütterlein. Noch mehr, fie nennt das 
zitternde MWeiblein fogar Sctwefter. Sie hält ich alfo nicht für mehr ala das 
arme Weiblein: denn vor Gott find alle nleich. 

Anmwenbung: Die Gebe der Fürfliin war groß in ben Augen bes 
Herrn. Sie war überaus wertvoll, vielleiht noch ein teures Andenten. 
Deflen ungeachtet bringt fie dad Opfer freudig; fie bot das Herz nidt an 
Gold und Juwelen gehängt. So fchadet der Reichtum dem Seelenheil nit. Er 
gibt donn vielmehr Gelegenheit, Gutes zu tun. 

Vorſatz: Perftärfen auch wir unfer Gebet mit einem Opfer: Kinder, 
nieet alfo ruhig in der Kirche, ftemmet bie Ellbogen nicht an, fchauet auf ben 
Hochaltar und nicht in der Kirche herum. Wollet nicht wiffen, wer zur Züre 
aus⸗ und einaebt. 

Aufgaben: 1. Eine Begebenbeit in ber Waldfapelle Don einem Pagen 
oder Edelfräulein erzätlt. 

2. Glüd in der Walbdfapelle. Vom Mütterlein erzählt. 

Als Bufammenfaflung kann man das ganze Gedicht noch einnal fert« 
laufend erzählen lafien. (Schluß folgt.) 


m TO —— 


knappe Uebersicht aus katb. Bücherverlagen 
von 1908. 


(Bon Dr, Armin Kaufen, Münden). 


Wie auf dem Gebiete der Preſſe und der ihr zu erfämpienden vollbürt- 
igen Stellung und Geltung muß auch auf dem Gebiete der Literatur mit der 
chwächlichen Selbitbefceidung, die oft bis hart an die Grenze der Selbitver- 

ümmelurg gebt, gründlih und nabdrüdlich gebrochen werden. Wir Katholifen 
rauchen uns nicht zu ichämen, dar wir fatholifch find; wir brauchen ung nicht 
u ſchämen, daß wir eine mweitverzweigte Literatur befigen, welche - angelichts 
er jelbit in die harmlojeiten und an ſich neutraliten Gebiete eingedrungenen 
lirchenfeindlichen, antichrinlichen, atheiltiihen und moniſtiſchen Brunnenvergif- 
tung — auf die unveriälichte Weltanidauung unferes Voltı3 und unferer Zu- 
gend gebührende Rückſicht nimmt. 

Niemals war die Abwehr bedenfliher Literoturerzeugniije_ notwendiger 
al3 heute. Gegenüber einer unabjebbaren Flut verführeriſcher Schriften und 
fog. Kunſtwerke, gegenüber dem billigen Maſſenabſatz der gewöhnlichiten Schund- 


— 72 — 


literatur und dem oft ſchwer kontrollierbaren Großvertrieb literariſcher Waren- 
un die Gutes, mehr oder minder Anfechtbares und Schlechtes oft wahllos 
nebeneinander führen, ift ein Gebot der Notwehr, nicht bloß weithin fichtbare 
Varnungstafeln aufzurichten, fonder dem chriltlichen Volle auch den We 
zu weilen zu den Stätten, wo man ohne jede Beſorgnis jeinen Bücherbe 
eden fann. Daß auch aus nicht ausgeſprochen fatholifhen Verlagen jehr em- 
pfeblenäwerte Bücher hervorgehen, ift eine Binſenweisheit. Es iſt mehr als 
reinlich dafür geforgt, daß dieren au infatholiihen Kreiien der Abfag 
nicht fehlt. Woran e8 aber noch immer mangelt, das ijt der lohnende Ab- 
fag in Werfen, die aus fatholiihen Verlagen hervorgehen und auf katholiiche 
Käufer und Leſer ichon deshalb zählen müjien, weil im akatholiſchen Lager der 
unduldfame Grundjag, daß Katholiſches nicht gelejen wird“, immer noch in 
Geltung und Uebung iſt. Unſere diesjährige Ueberjicht beginnt wieder mit ei- 
nem Ueberblid über Darbietungen des bedeutenditen und umfangreiciten Bü- 
cherverlages, der den Katholiken deutiher Bungen zu Gebote fteht, des Der: 
lags herder, Sreiburg i. Br. 

Im vorigen Jahre durften wir, ohne Widerſpruch fürchten zu müſſen, 
das noch gerade rechtzeitig für den Weihnachttiſch fertig gewordene Herderſche 
Konver ationslexikon (8 Bd. geb. Halbfranz. M. 100.—) als vornehmſtes und 
wertvollſtes Feſigeſchenk des Jahres bezeichnen. Ein Werk von ſolcher Bedeu⸗ 
tung, beſonders für die deutſchen Katholiken, muß auch heute noch an die Spi- 
be ter Feſtgeſchenke geießt werden. Was wir biöher zum Vobe dieſes ausge- 
eichneten Werles gelagt haben, iſt von der katholiihen und einem großen Zeil 

er afatholiihen Kritik beitätigt worden. — Inzwiſchen ift die VBerlagsband: 
{ung mit einer Neuauflage des Staatslexikons auf den Plan ee 
Dieſes bedeutungsvolle Unternehmen, das im Auftrag der ‚Görresgeſellſchaft 
zur Pflege der Willenichaft im katholiihen Deutichland“ von Dr. Julius Ba- 
chem in Köln herausgegeben wird, ericheint nun ſchon zum dritten Male, nad: 
dem erit 1904 die zweite Auflage vollendet worden iſt. Bisher ”s ber erite 
Band (Mbandon—Elfak-Lothringen) im — von fait 1600 Spalten in 
Leriton- Oftav vor (geb. Halbfranz M. 18. -). Das ganze Werf wird 5 Bände 
umjalien. Band Il-V werben in fchneller Mufeinanderfolge ericheinen. Das 
Staatälerifon gibt in eriter Linie Auffchluß über Natur und Wejen des Staa- 
tes, feine Aufgaben, die Grenzen feines Wirkungskreiſes, dad Verhältnis zwi— 
ſchen Staat und Kirche, ſowie über die Fragen der Kirchen und Wirtichafts- 
—— des Staatd-, Verwaltungs und Bölferrecht3 und der Volitik und wird 
aber nicht bloß dem Politiker und Bubliziiten, fondern jebem, der jich mit 
den ragen und Vorgängen des Öffentlihen Lebens zu beichäitigen bat, ein 
notwendigiter und ftet3 willlommener Ratgeber fein. Die Liite der Mitarbei- 
ter weiit zahlreiche der —— tatholiichen Namen auf. Wir greifen heraus: 
röber, Hertling, Hige, Lammaſch, Lehmkuhl Maus- 


Um ein herrliches Werk ift die „Slnftrierte Bibliothef der Länder und 
Völkerkunde“ vermehrt worden: Indiihe Fahrten von Jos. Dahlmann 
8. J. (” Bänbe geb. M. 18.—). Nicht eine Reifebeichreibung im gewöhnlichen, 
oberflählihen Sinne liegt vor und, ſondern d.r Verfaſſer fucht hier die Bu- 
—— der indiſchen, chineſiſchen und japaniſchen Kultur aufzudecken, an 

Hand erlebter Eindrüce das religiöie Problem des fernen Vitens. das 
gewaltige Ringen des Buddhismus, des Brahmanismus und des Mohamme- 
danismus im Grunde zu erfaiien, nicht minder aber auch die Eigenart ber 
Runftventmäler all’ der durchreiften Länder. Von Beling geht e8 über Kambod- 
ſcha, Java, Siam, Birma und Kalkutta nah Benares an des Ganges heilige 
Fluten und weiter über Bombay, Dehli und das füdliche Indien nad Ceylon. 


— 793 — 


474 hochintereſſante Bilder in vorzüglichen Reproduktionen machen das Werk 
zu dem am reichſten illuſtrierten deutſchen Werke über Indien. 

In dritter, völlig neu von E. M. Roloff bearbeiteter, Auflage ift Kayſer, 
Aegypten einft und jest (geb, M. 9. — erfchienen. Der Bearbeiter wohnte 
längere Beit am Nil und jchildert das eigenartige Qand aus eigener Anfhau- 
ung. Ueber Geſchichte, Religion und Aultur in neuer Beit werden wir in 
feſſelnder —— unterrichtet, auch die geographiſchen und geologiſchen Ver⸗ 

ltniſſe find berüdiihtigt worden. Gegen 2U0 vorzügliche Slluftrationen unter- 

ügen den Tert. Unſeres Wiſſens eriitiert fein zweites Werk, das in der glei- 
hen zuſammenfaſſenden und vieljeitigen Weile über das alte wie das neue 
Aegypten orientiert. 

Reichlihe Gelegenheit zu jchönen Feſtesgaben bietet auch wieder das Ge⸗ 
biet der jchönen Literatur. In eriter Linie muB da genannt werden eine neue 
Ausgabe von Dante, und zwar eine, die ſämtliche poetiichen Werte des 
Florentiners bringt, neben der „Göttlihen Komödie“ auch „Das neue Leben“, 
des Dichters Eritlingswerf, deſſen Kenntnis für das Verftändnis der Komödie 
nahezu unerläßlich ilt, und die Gedichte. Alles wird im italienifhen Tert und 
in einer meilterhaften Verdeutſchung von Richard Zoozmann geboten. Bon 
diejer urteilen Kenner, daß fie „den Wortlaut möglichit getreu wiedergebe und 
die unvergleichliche künſtleriſche Schönheit des Original® auch noch aus der 
Ueberſetzung berausleuchten lafie, jo daß fie, foweit das überhaupt er fein 
werde, das Original eriegen könne.“ Auch in der Ausstattung mariciert dieie 
Herderihe Barallelausgabe an der Spige aller Danteausgaben, und fo mu 
der Preis als mähig bezeichnet werben. Die vier Bände often in Leinwan 
geb. M. 18.—; in Pergament M. .8 —. 

Weiter iſt der Verlag an ein neues Unternehmen — und läßt eine 
„Bibliothek wertvoller Novellen und Erzählungen“ folgen, von 
Hellinghaus ——— Es wird jeder Band einzeln (geb M. 2.5u) käuf⸗ 
lich fein — iegen 2 Bände vor. Sie enthalten je ſechs Novellen von 
Brentano, Fouqué, Grillparzer, Halm (2), Hebbel, ©. v. Kleiſt (2), Kurz, Mö- 
rite, Stifter, Tied. Die angeführten Namen überheben uns der Notwendigkeit, 
noch etwas zum Lobe des Inhalts zu fagen. Die Bibliothek fol in demielben 
——ã werben und fo eine vorzügliche Ergänzung der Klaſſikerbiblio- 

et bilden. 

Bon Ansgar Albing, dem vorzüglichen Schilderer der modernen „bei- 
ſeren“ Geiellichaft, der und im vorigen * zwei neue Werfe „Frühling im 
Balazzo Saccialupi "und „Eine ſeltſame Verbindung” beichert hatte, fönnen wir 
heuer nur die zweite Auflage feiner 1899 zuerit erichienenen zweibändigen Erzäh- 
fung „Der PBeilimiit“ (geb. M. 7.—) anzeigen. Die Vorzüge der Albingichen 
#eber: geiftreiche Dialogführung, treue Milteuzeihnung und ſcharf umrifiene 
—— machen ſich auch hier geltend. Bu der kunſtleriſchen Darſtellung 
geſeut ſich, wie ſtets bei Albing, tiefer, fittliher Gehalt. 

Der langjährige verdienituolle Redakteur der „Rölniihen Volkszeitung”, 
H. Cardauns bat in feinem „Stadbtjhreiber von Köln“ (3. Aufl. geb. 
M. 3.60) bewieien, daß ihm auch die Gabe dichteriicher Geitaltung in hohem 
Grade verliehen iſt. Es jind glänzende Bilder aus dem Köln des 14. Jahrh., 
die fi da vor unfern Augen entrollen. Alle großen Ereignifie und Beweg- 
ungen jener Zeit, die Reit, die Geihlerfahrten, die Judenverfolgungen, ber 
Kampf der aufitrebenden Zünfte gegen die Geichlechter u. a. m. iſt geſchickt in 
der Erzählung verwoben, die Gerlah van Hauwe, den berühmteiten mittelalter: 
lichen tantörchreiber Kölns zum Mittelpuntt hat. Die eriten beiden Auflagen 
waren unter dem Pſeudonym H. Kerner erichienen. 

Unter dem Titel „Habsburger Chronik“ hat Wilhelm Ruland gr 
eier des jechzigiährigen Regierungiubiläums des Kaiſer Franz Joſef eine Ge— 
dichtſammlun a die Pat ausnahmelos bisher ungedrudte Beiträ- 
gr zeitgenöfiiicher Autoren enthält. Von auch in weiteren Kreiſen bekannten 
Namen heben wir aus dem Yutorenverzeichnis hervor: X. Kiesgen, R. v. Kra⸗ 
fit, E. v. Handel-Mazetti. Allen Freunden der habsburgiſchen Monarchie, auch 
außerhalb der ſchwarz gelben — wird der mit dem habsburgiſchen 
Wappen geſchmückte Leinenband (Di. 3.—) eine willkommene Gabe ſein. 


— 794 — 


Vollſtändig geworden iſt auch noch gerade rechtzeitig vor Weihnachten die 
14 bändige Volksausgabe der Geſammelten Romane und —— 
ungen“ von Joſ. Spillmann >. J. (Jeder Band geb. M. 2.—). Die von 
Spillmann geſchilderten handlungsreichen und oft abenteuerlichen Begebenheiten 
find meilt auf einem großartigen biltoriihen Hintergrund (Franzöſiſche Revo- 
lution, das Trama Maria Stuarts, die Beritörung Ierufalems, die japaniiche 
Ehriftenverfolgung ufw.) geftellt und eine fpannende und zugleich bildende Lek⸗ 
türe. Neben dieier billigen Ausgabe ſcheint auch die jeinere noch immer rege 
verlangt zu werden, wie die Neuauflagen zeigen. In dieſem Sabre erichienen 
„Die Wunderblume von Worindon” (2 Bd. geb. M. 7.—) in 6. Auflage und 
„Um das Leben einer Königin” 2. Bd. geb. M. 7.50) in 4. Auflage- 


— — 


Jahres· Bexicht über den katyolifcjen Erziehungsberein der Schweiz. 


xl. Der Erziehungsverein des Kt. Freiburg. * 


(Societe fribourgeoise d’education).. Darüber berichtet ber Präfident 
beöfelben, Perriard, Sıuulinfpeltor, Belfhux, folgendes: 

La societ& fribourgroise d’&ducation a tenu son assemblee generale 
ä Fribourg, le 2 juillet dernier. Un rapport sur »l’Action de |’ öcole 
dans la lutte contre la tuberculose« y fut präösentö par M. Bochud, in- 
stituteur à Marly. Cette question, — si importante ä l’heure actuelle, — ne 
pourait manquer d'attirer l’attention des membres du corps enseignant fribour- 
geois et de tous ceux qui s’interessent à l’avenir de la population de nos &coles. 
Dans une discussion interessante et nourrie, le problöme de la preservation 
contre la tuberculose tut étudié sous tontes ses faces. Mes mesures speciales 
ont et6 demanddes pour enrayer, à l’ecole dejä, les progres de la »terrible 
faucheuse de vies humainese«e. L’ Assemblee s’est prononcee à l'unaminite 
pour l’organisation d’un service sanitaire speciäle pour les &coles. 

Le comit6 de la societe fribourgeoise d’education s'est reuni deux fois 
pendant l’annde 1908. Dans sa derniere seance, il a decide de mettre & 
l’etude la question suivante: »Methode à suivre dans l’enseignement des 
sciences naturelles.. — Application de cette methode aux divers cours des &coles 
primaires du canton de Fribourge. — Le Bureau de la Societe a été constitue 
comme suit pour l’exercice 1909: President: M. A. Crausaz, inspecteur scolaire 
de la Gläne; Vice-President: M. Currat, inspecteur scolaire de la Gruyers; 
Secretaire-Caissier: M. C. Vesbieux, instituteur ä Romont. 


XI. 2er Erzichungsverein Des Kts. Bern. 


Dieie Societe catholique d’Education et d’Enseignement wurde den 30. 
Nov. 1905 in Glovelier gegründet, und Biſchof Haas genehmigte die Statuten. 
Der Biihof ernennt jemweilen den Präfidenten. Jetziger Präfidert ift Herr 
Nationalrat Daucourt in Pruntrut, Vizepr. bohw. Herr Dekan TFolletäte, Se 
fretär Herr Abvokat E. Jobin und Kafjier Hr. Advolat L. Viatte in Delemont. 
Diefer Verein Hatte in den Jatren 1906 und 1907 Einnahmen: Fr. 1816.50. 
Die bauptiählichften Vertinszwecke find: 1, Lehrer in kath. Seminarien (mit 
Unterftügung) beranzubilden und den Gemeinden zur Anftellung guter Lehrer 
bebilflih zu fein. 2. Die Schulbücher unb die Schulbibliothefen zu prüfen unb 


* An Kantonal-Berfammlungen ſandte der Zentralerziebungsverein je» 
weilen einige Abgeordnete, fo u. a, bie HH. Bundesrichter Dr. Schmid, Advolat 
2. Biatte ıc. 


— 4 795 — 


ev, Remedur zu verlangen. 3. Preife für Fleiß in Katechismus und biblifcher 
Geſchichte auszuteilen. 4. Freiſchulen zu gründen und zu unterftüßen (im ganzen 
Kanton war bisher eine einzige Freiſchule: die Mädchenſchule in Pruntrut). 
5. Die Lage bes LVebrperfonald und der emerierten Lehrer zu verbefiern. 6. Der 
verlafjenen Jugend fib anzunehmen. 7. Gute Büder zu verbreiten und ben 
ſchlechten entgegenzuwirken. 8. Zum Gedeihen ber Volksſchule alles aufzubieten. 
In jeder Pfarrei wird unter der Aufficht eines Direltord und einer Kommifiion 
«le Sou de l'enfance chretienne » von Zelatoren gefanımelt (per Dionat 10 Rp.) 
und diefe Samn lung dur die Directeurs de cercle der Zentralfafje überjandt, 

Ueber die Zätizfeit dieſes Vereins entnehmen wir einem gebrudten Berichte 
(v. 8. Juni 1908) folgendes : 

Le present rapport comprend la periode de deux anndes, car ce n'est 
qu’& partir de janvier 1906 que l'activite de la Societ6 a pu s’affirmer. Elle 
a tenu, pendant ce laps de temps, indöpendamment de la grande assemblee 
du 30 novembre 1905 à Glovelier, une assemblde generale des societaires le 
10 decembre 1906. Son comite general s’est reuni six fois, soit les 8 janvier 
et 23 avril a Delemont, 20 novembre ä Berne, 4 mars 1907 à Delemont, 12 
aoüt & Bo6court et 23 decembre 1907 à Delemont. 

Le 19 mars 1906, la Commission adresse aux catholiques jurassiens 
un Appel signe de tous ses membres, pour leur exposer son but, definir son 
programme — tel qu’il est resume plus haut — et faire mieux connaitre aux 
familles la necessit€ de s’organiser pour proteger et developper, dans notre 
pays, l’enseignement populaire sur des fondements chretiens. 

Le 8 mai, autre appel, cette fois aux membres du clerg6 catholique du 

canton, leur demandant leur appui devous pour mener ä bien cette @uvre 
difficile. 
# #Le premier soin de la Commission s’est porte sur les moyens d’en- 
seignement dans les écoles bernoises. Après s’ötre occupee du nouveau manuel 
religieux pour les ecoles primaires de la partie catholique: « Recits bibliques, » 
elle d&cida d’entreprendre la revision complete de tous les ouvrages classiques 
rendus obligatoires dans les &cules allemandes et frangaises du canton: ceci 
afin de demander le retranchement des passages attentoires A la libert6 de 
cunscience et offensants pour les &löves catholiques frequentant ces écoles. 
Une sous-commission de cing membres, presidee par le doyen de Berne, M. 
le cur Cuttat & 'Thoune, fut designee dans ce but: elle proceda à l’examen 
minutieux de 48 manuels scolaires. Ce long travail, si möritoire et qui n’avait 
jamais sts realiss auparavant, fit l’objet d’un rapport que la Commission a- 
dopta et transmit à la deputation catholique du Jura, en la priant d'en nantır, 
par requöte motivee, les autorité s compstentes bernoises. Nos honorables re- 
presentants au Grand Conseil ont signé et déposé une pötition entre les mains 
de la Direction de l’Instruction publique (mai 1908), concluant & la revision 
des manuels signales, pour en éliminer les passages reconnus contraires aux 
art. 27 et 87 des constitutions fedörale et cantonale. La Sociste veillera & 
ce que ceite täche importante soit conduite à bonne fin. 

ll se prepare, en outre, une refutation, au point de vue doctrinal et 
historique, de tous les passages errones releves dans ces ouvrages scolaires. 

La Societs d’Education suisse recut, comme section federee, notre So- 
eiets (juillet 1906) et designa M. Louis Viatte, tresorier de notre comn ission, 
comme membre de son Comits general, representant dans son sein le canton 
de Berne, 

La question siopportunede 5” l’unification des brevets scolaires en Suisse 
est studide par la commission de la Sceiete catholique d’Education et d’en- 
seignement, ainsi que le projet d’une Ecole moderne et la er&ation d’une section 


— 7% — 


d’Ecole normale libre, pour former, dans le Jura möme, des instituteurs chre- 
tiens, Ces graves questions font l’objet de l'’examen d’ane commission spe- 
ciale, prssidee par M. le Doyen Folletöte à Saignelegier, 

Une autre commission de quinze membres est chargee de rechercher les 
moyens les plus proyres à stimuler la jeunesse catholique à létude du cate- 
chisme et de la bible. A cet effet, on organisera dans les paroisses les plus 
difficiles, notamment les paroisses mixtes, avec l’assentiment des cures de ces 
paroisses, des distributions de prix solennelles pour recompenser ceux des &löves 
qui suivent avec le plus d’assiduite les cours d’instruction religieuse, Cette 
methode est employse avec succ&s dans des vilies protestantes. La Sociste 
deleguera l’un ou l’autre de ses membres pour parler à ces solennites et, si 
besoin est, procurera, sur les fonds de sa caisse, les ouvrages necessaires. Des 
demandes de ce genre ont déjà &ts faites par l’un ou l’autre cures. 

Les membres du clergs seront rendus attentifs au fait qu'il existe des 
bcurses cantonales pour les jeunes gens qni font des studes theologiques: les 
jeunes seminaristes catholiques n'en usent pas, et devrait cependant profiter 
de ces subsides, comme le font tant d'étudiants en theologie protestante, 

Enfin, on s’occupe d’examiner de quels livres sont composes les bib- 
liothöques scolaires dans les communes jurassiennes: on y a dejä remarque 
des revues, brochures, ouvrages qui n'y sont pas ä leur place, Un contröle 
serieux doit ötre fait A cet égard. 

La Socist# comptait fin 1907 cinquante-quatre membre actifs, et des 
membres souscripteurs dans seize sections actuellement organisees. Celles-ei 
sont: 

Boncourt, Buix, Ceuve, Courgenaiy, Porrentruy et St-Ursanne dans le 
distriet de Porrentruy. 

Glovelier, Vieques, Montsevelier dans le district de Del&mont. 

Corban, Courchapoix, Mervelier, Movelier et Vermes dans le distriet de 
Moutier. 

Les Bois et Saint-Erais dans Je district des Franches-Montagnes. 

Il est &vident que ce nombre de sections est bien trop restreint et qu'il 
y a lien de röjandre le plus possible l’assoeiation dans nos districts catho- 
liques: c’est dans cette attente que nous renouvelons notre appel aux membres 
du clergé, comme aux laics devoues qui comprennent la haute importance du 
but que se propose, avec l’approbation de notre Eväque, la Soci6ts catholique 
d’Education et d’Enseignement. (Fortj:gung folgt.) 


Mochmals „Erinnerungen an die 1908er Lehrer— 
Sererzitien“. 


Eben geftern, den 6. November, bekam ich von zwei treuen Freun« 
den, die es mit diefer Sache ficherlich gut meinen, zu hören, mein Ar« 
titel obigen Titeld in Nr. 43 diefer „Blätter“ habe bei manden Kol» 
legen „Staub aufgeworfen“. Wenn dem fo ift, ftehe ich nicht an, mei— 
ne Schuld zu fühnen, indem ich mein lebhafte Bedauern darüber aus 
ſpreche und recht höflich um Entſchuldigung bitte. Es Tag mir ferne, 
irgend jemand zu beleidigen, am allerwenigiten irgend einen Leſer diefer 
„Blätter“. Zweck jener Zeilen war nur der, die Xehrerererzitien allen 
Kollegen eindringlich zu fleißiger und würdiger Benüßung zu empfehlen 
und jenen ein mohlverdientes Kränzchen zu mwinden, die das bereits tun, 


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meine Perſon einzig davon ausgenommen. Leider war es bis anhin 
nicht ſelten Brauch, jene Lehrer, die zu den Exerzitien gingen, punkto 
Wiſſen und Können als „minderwertig“ hinzuſtellen. Dagegen darf man nun 
gewiß mit Recht einmal entſchieden Front machen und den Stil füglich 
umkehren. Es iſt und bleibt Tatſache; Ein Lehrer, der nie Exerzitien 
mitmadt, kann fi in feiner Gigenfhaft ald Erzieher (im Sinne und 
Geifte des Chriftentums), nur ſehr ſchwer auf jene Stufe emporarbeiten, 
auf welche er als gutgewillter Ererzitant vermöge der übernatür- 
lihen Kraft der Gnade, des Gebetes, der Betrachtung und des Opfers 
gehoben wird. Als glänzender Zeuge diefer Wahrheit ſei genannt 
der große gelehrte Bartholomäus Voß, der jich diesbez. folgenderma- 
Ben äußerte: „Ich geftehe gerne, daB ich zu Akala Ererzitien madhte. 
Seit 30 Jahren, während denen ih mid nur dem Studium und der 
Wiſſenſchaſt widmete, habe ich nicht joviel gelernt, als ich in den Grer- 
zitien in den wenigen Tagen lernte. Kommt einen das jonderbar vor, 
jo mache er einmal die Probe und mache Ererzitien, wie ich fie machte, 
und auch er wird urteilen wie ich.“ 

Leider iſt es vielen Rollegen mit dem beften Willen einfach nicht 
möglich, an den Lehrerererzitien teilzunehmen, fei ed, taß von der Be- 
hörde die Ferien erſt ſpäter angefeßt werden oder daß andere Umftände 
bindernd eintreffen. Und diefe Kollegen dauern mid. Möge aud für 
fie recht bald die Zeit anbreden, da ihnen die Teilnahme an diejer 
überaus ſegensreichen Yajtitution möglich wird. — Anjchließend jei noch 
eine Begebenheit aus den diesjährigen Kehrer-Ererzitien erwähnt, 
an die ich zeitlebend mit Freuden zurüddentee. Am Abfhiedemorgen 
war’3; da famen nach dem Frühſtück zwei junge, madere Kollegen auf 
mid; zu, der eine ein St. Galler, der andere ein Luzerner. Des einen 
Augen waren mit Tränen gefült, der andere ſchaute mir freudeftrahlend 
und mit dem Ausdrade glüdjeligfter Befriedigung ind Angefiht. Jeder 
drüdte mir innig die Hand, und ihre Worte an mich lauteten aljo: „Ic 
danke dir von ganzem Herzen, daß du mich auf die Lehrerererzitien auf- 
merkſam gemadt haft; du bift ſchuld, daß ich nach Feldkirch gefommen 
bin, O, es war doch jchön, ich Hätte ed mir nie jo vorgeſtellt!“ Vivant 
sequentes ! Jener Einfender. 





* Aus Graubünden. 


In der am 13. dies beendigten Großrat3-Sigung wurde die Schule 
betreffend bejchlofjen: 

1. Für Erweiterung der Gebäulichkeiten an der landwirtichaftlichen 
Schule Plantahof wird ein Kredit von 170000 Fr. gewährt. 

2. Die Mädchenarbeitsjhule und was drum und dran hängt 
bleibt beim status quo. — Die gemeinnüßige Gejelichait hatte eine 
Eingabe an den kleinen Rat gerichtet, es jolle eine kantonale Anftalt zur 
Ausbildung von Lehrerinnen für Frauenarbeitd-, Haushaltungd- und 
Kochſchulen errichtet werden. Die Lehrzeit follte 1—1's Jahr dauern. 


4 793 eo | er = 


63 jollten auch 3—A Inſpeltorinnen für die weiblichen Arbeitsſchulen 
angeftellt werden. Der Herr Erziehungschef verteidigte beim Groß-Rat 
die jetzige Einrihtung und erklärte, die Urheberin diejes Poftulates Frau 
LendisOlgiati jchildere die Verhältnifje, wie fie vor über 30 Jahren be= 
fanden, „Auch bei den beiten M.-Arbeitsjchulen wird die mütterliche 
Erziehung und Anleitung immer die Hauptſache fein. Es ift abjolut 
nicht nötig, unſere Zöchter zu Kochkünftlerinnen auszubilden; wohl aber 
find wir immer darauf augemiefen, fie zur Ginfachheit und Arbeitfamfeit 
zu erziehen und fie in der Bejorgung der Hausgeſchäfte anzuleiten. — 
Damen wollen wir nicht heranbilden!“ Brav gejagt! Die Schule ift 
fhon genug beladen, ohne noch 3 weitere wöchentlihe Stunden der M.- 
Arbeitsſchule abtreten zu müfjen. 

3. Auf die Vorlage betreff Lehrerbefoldungsaufbeflerung trat der 
Große-Rat gar nicht ein, jondern verſchob die Angelegenheit auf die 
Maiſeſſion. Zuerft müfje man Elar ſehen, wie ed mit dem Zufunfts- 
Budget deö Kantons ſtehe. Zudem „jagt man”, die fonfervative Partei 
wäre momentan für eine Leſſerſtellung der Lehrer, die eine jührliche 
Ausgabe von Fr. 150000 ausmacht, nicht zu haben. 

Zur Zeit iſt der gejegliche Lehrergehalt, den die Gemeinden zu 
zahlen haben, Fr. 450, der Kantor zahlt 300 —400 Fr. per Lehrftelle. 

Zwei Tage vorher hatte der Rat beichlofjen, den jährlichen Beitrag 
zur Hebung der Rindviehzudt um 23000 Fr. zu erhör,en. Am folgenden 
Zage erhielt die Pferdeverficherungagejellichaft 5000 Fr. jährliche Sub« 
bention zugefagt. Am gleihen Tage wurde der Gehalt der Wegmacher 
auf 3.80 — 4.50 Fr. erhöht (die Sonntage werden auch entihädigt). 
Parallele: Ein Bündnerlehrer mit 4 Jahren Seminarbildung und «Aud« 
lagen erhält Fr. 850 Gehalt. 

Ein kantonaler Wegmacher dagegen 1387—1642,50 Fr. jährlich. 
Die Lehrerichaft hatte 200 Fr. per Monat verlangt, alſo bei unferen 
Halbjahrſchulen 1240 — 1400 Fr. 

Bundneriſches Schulweſen. Hr. Reg-Rat Etiffler hat im 
Großen Rat die Bemerkung fallen lafjen, daß „die Anforderungen an 
die bündnerfchen Lehramtskandidaten jo hoch jeien wie die aller andern 
Kantone”. Ein Korrefpondent der „N. 8. 3.” beftreitet died. Es ent- 
Ipricht 3. B. der Lehrplan de3 zürcherifhen Staatsſeminars mit Aus« 
nahme von einigen wenigen technijchen Disziplinen den Anforderungen 
zum Gintritt in das eidg. Polytehnifum. Darnach haben aljo die Zür« 
her Seminariften wiſſenſchaftlich das Gleiche zu leiften wie die Abitu« 
rienten der 6. Klafje der technijchen Abteilung an der Kantonsſchule 
Chur. Wie fteht’3 diesfalld mit den Ehurer Seminariften? Man ver- 
gleihe die Verordnung über Patentierung der bündnerifhen Volks— 
ſchullehrer mit dem Programm der bündnerſchen Kantonsſchule, 
und man findet, daß die Anforderungen an die Lehramtskandidaten 
in verfchiedenen Fächern nicht ganz denjenigen der 4. Klafje der techni« 
ſchen Abteilung der bündnerifchen Kantondjchule entiprehen. Zum Ein- 
tritt in das zürcheriſche Staatsjeminar wird der Befud von 3 Eekund» 
arjchulklaffen verlangt, und da immer zahlreiche Anmeldungen eingeben, 
jo werden nur die tüchtigften davon aufgenommen, Das Seminar ſelbſt 


—— a — ——— — — 


— 79 — 


hat 4 Jahreskurſe. Das kommt einem ſiebenjährigen Studium an der 
bündn. Kantonsſchule gleich. Wollten alſo die Bündner Seminariſten 
den zürcheriſchen Anforderungen genügen, jo müßte Graubünden fein 
Seminar niht nur um einen Jahreskurs erweitern, fondern mindeſtens 
um deren zwei. Annähernd, wenn auch nicht ganz fo hoch, wie in Zü- 
Hi find die Anforderungen in den Kantonen Aargau, Bern, St. Gal- 
en uſw.“ 

Wir find nicht im Falle, die Angaben des Kritikers zu kontrollie— 
zen. — „Hr. Rhätier*. 


a — 


Bus RBantonen und Rusland. 


1. St. Gallen. * Jebesmal, wenn beö Herbſtes lekte Blumen ihre Köpfe 
ben in bie Höbe reden und die Natur fi zur Ruhe legt, dann jproßts und 
feimts bei der Beratung des ftaatswirtfchaftlichen Berichtes im alt ehrwürdigen 
Großratsjaal droben in St. Gallen; Wünfhe und Anregungen treten jeweils zu« 
tage, fo reichlich, wie ber Dlütenjchnee im Lenze. Wohl um das Erziehungsge- 
feß in feinem Dornrösceniclafe nicht zu flören, wurde mit Vorſchlägen im Er 
ziehungsweſen diesmal gefargt; ein Rorſchacher Ratsherr war es einzig, ber bie 
Anregung betr. Schaffung eines Konviktes für Seminariftinnen madte, — 
Es mögen verjhiebene Gründe biezu Anlaß gegeben Haben. Einmal ift nicht zu 
negieren, daß tie Seminariftinnen als Erterne wohl mit einem Koſtgeld von 
tr. 700 per Jahr zu rechnen haben, d. b. doppelt fo viel, als die internen Se» 
minariften. Es erfcheint gewiß parabor, daß jene, die gewöhnlich (Ausnahmen 
abgerechnet) nur wenige Jahre im Lehramte ousharren, viel mehr Studienkoſten 
auszulegen haben. — Dann feben wir periönlih gar nicht ein, daß die „TFräu- 
lein Seminariftinnen“ ſich nit an eine ziemlih firamm angezogene Seminar« 
lonviltsordnung zu halten haben, größere Freiheit im Verkehr mit der Außen⸗ 
welt im Promenieren in der Hafeuftabt uſw. befigen follen.. Auch würde 
fiherlih ein intenfives Studium der Seminariftinnen durch ein Konvilt nur 
gewinnen. — So jhön fi dieſe Sade auch in ber Theorie macht, wird bie 
tnappe Finanzlage troß der ſympathiſchen Worte von Landamann Dr. Kaiſer, 
in abfehbarer Zeit eine Aenderung bes status quo nicht zulajien. Den Nagel 
auf den Kopf hat unfere® Erachtens ber weitblickende ARheintaler Erziehungsrat 
2iroll getroffen, da er fagte, dak mit dem Vorftlage der Schaffung eines Kon« 
viftes der naturgemäßen Heranbilbung der Töchter zu Lehrerinnen — Arbeits 
fehrerinnen unb Hausmwirtichaftslehrerinnen zugleich — nicht genügenb gebient 
wäre, dies fei nur in Behrerinnenfeminarien möglib. Es möge baber erwogen 
werben, ob nicht die Heranbildung von Lehrerinnen an den beſtehenden Lehrer- 
innenjeminarien durch Konkordate oder Stipendien zu erleichtern wäre, 

Oberland. Unter Streihung aller perſönlichen Liebenswürbdigfeiten unb 
Komplimente läßt bie Red. auch eine zweite Einjendung Über eine in lekter 
Nummer jhon geftreiite Tagung folgen. Erftlich geichiebt das deswegen, weil 
aus dem „Oberland“ Mitteilungen für unfer Blatt recht fpärlih abfallen, und 
zweitens weil ber etwas in Vergeſſenheit geratene und oft ſchel angeihaute 
„Ihweiz. kath. Erziehungsverein® denn doch auch wieder in aller Gedächtnis ge 
zufen werden darf; er darf Vergangenheit unb Gegenwart ſehen lafien und ge 
hört noch vollauf zu den Lebenden. Man jchreibt uns alio Folgendes: „In ber 
Serbfiverfammlung des kath. Erziebungsvereind Sargand-Werdenberg referierte 
Herr Kantonsrat und Redaltor El. frei von Einfiedeln über „Wirkſamleit unb 
Aufgabe des Erziehungsverein‘. Anlehnend an eine Aeußerung Pius X. fagte 


-- 800 — 


ber Referent, er wolle nicht Hohes und Schweres, ſondern Naheliegenbes und 
Faßbares vorbringen. Im erften Teile bes Refarates wurde uns die Tätigkeit 
bed Dereind vor Augen geführt. Anfänglich hatte er gegen viele und große 
Schwierigfeiten au kämpfen, aber dennoch entfaltete er eine jehr jegensreice 
Wirtfamfeit. Um die Lehrer für ihren erbabenen Beruf zu begeiftern, wurde 
„das Volksſchulblatt“ gegründet. Ilm das Unternehmen auf eine breitere Unter⸗ 
lage zu ftellen und rentabler zu machen, wurbe jenes Blatt in ben „Erziehungs 
freund“ umgeftaltet, an beffen Stelle unter Mitwirkung bes kath. Vehrervereins 
bie „Päd. Blätter“ traten. Weiter eractete e8 der Erziehungsverein als feine 
Aufgabe, Müttervereine ins Leben zu rufen. Gegenwärtig beitehen bereits 180 
folhe Vereine, die ungemein viel Gutes ftiften. Als die Kulturlampfmogen höher 
gingen, wurde mit großen finanziellen Opfern ba8 freie kath, ehrerfeminar in 
Zug gegründet, ein Unternehmen, das von feite der Katholiken einer 
größeren Sympathie und Unterfläßung würbig wäre. ferner erachtete 
es der Erziehungsverein als eine Herzensangelegenheit, ber Lebrerfchaft Belegen» 
beit zu Exerzitien zu verſchaffen, um die Lehrer in ihrem fchweren Berufe zu 
ermutigen. Gewiß bat bann ber Berein auf bem Gebiete der Jugendlektüre 
Schönes geleiftet durb Herausgabe bed „Kindergarten“, eines Jugendſchriften⸗ 
fatalogs, bes „Ehriftlindfafender” und der Büchlein „Ernft und Scherz fürs 
Kinderherz“. Wer übertentt, wie viel Gutes durch alle dieje Inftitutionen ſchon 
bewirft wurde, wird erfennen, daß bie Wirkſamkeit des Erziehungsvereins eine 
ſehr ſegensreiche und zeitgemäße ift. 

Im zweiten Zeile führte ber Herr Referent eine ganze Anzahl Programm- 
punfte für den Verein an, eine ganze Blütenlefe, in welcher man je nach ben 
Örtliben Verbältniffen und Bebürfnifien und Möglichkeiten auswählen möge: 
Handfertigfeitsfhulen, Junglingdvereine, praftifche Ausbildung der beranwad- 
fenden Zöcter in Koch-⸗ Nähe, Flichkurſen, Sorge für körperlich oder geiftig 
Ihwadte Kinder, Jugendbibliothelen, Schulfuppe, Schulſparkaſſen, Stleintinder- 
ſchulen, Krantenpflegevereine ufw. Ein mädtiges Arbeitsfeld, auf dem eine viel« 
veriprechende Saat erblühen fanı. Dan braudt nur mit friibem Mut Hand 
ans Wert zu legen. Eine lebsafte Diskuſſion ſchloß fi dem Referate an, bie 
viel ntereflantes bot. Es war eine ſchöne, ſebr lehrreiche Tagung. Möge fie 
reichlide Früchte bringen! Den verehrten Herrn Referenten nochmals berzlichften 
Dant. 

* In ſehr zuvorkommender Weife jendet das ft. galliſche Erziehungsde- 
partement den Lehrern ber 1. und 2. Klaſſe eben das von einer kantonalen 
Biederbuhlommiffion erftellte neue „Viederbüdlein“ zu. In handlichem For— 
mate, 52 Seiten ftarf, präfentiert es fih recht hübſch. Die Neichhaltigfeit läßt 
dem Lehrer einen weiten Syielraum und übt auf die Methodik durchaus feinen 
Trud aus. Das Singen in den beiden Anfängerflaffen foll nach bem Gehör 
gepflegt werben. Mit dem Singen nah Noten fann nad Anfiht der Kommiffion 
fhon mit der 3. Klaffe ftatt erit mit ber 4. Klaſſe begonnen werden (Nach ber 
Meinung des Einjenders zu früh!) Durkblättert man das nieblihe Büchelchen 
mit den rund 90 Liedchen, fo hat man feine helle freude an ben muntern Ge 
fängen, die jo recht der Sinderfiube und dem Spielleben biejer „Erft-" unb 
‚„Zweitgiren” abgelaufcht find. Da fann mit Recht niemand mehr behaupten, 
eö fei ein Lehrmittel gefchaffen worden, weit über den Köpfen ber Schüler bin» 
weg. Kinberfre:de und echte, rechte Jugendluſt weht uns da entgegen! Die 
Liedchen find nah Tonumfang und Schwierigkeit georbnet. Nur zu berechtigt be» 
merlt das Begleitwort: „Dian finge die Liedchen in ber angegebenen Höbe vor, 
wenn der Zert zu Verftändnifje gelangt ift, und vergeffe nicht, daß durch Schreien 
bie findblihen Stimmen leicht verborben werden. Die Geige leiftet durch Ein» 
üben gute Dienſte; aber bie menfhlide Stimme erfegt fie nicht. — Wir 


gratulieren ber Liederbuchlommiſſion zu diefer ganzen Arbeit ; gegenwärtig ſammelt 
und fichtet fie den Etoff für die mittlere Klaſſe. Das „Liederbuh für das zrfte 
und zweite Schuljahr“ ift und Gewähr dafür, daß auch die zwei noch folgenden 
Bändchen Xieberftoff bieten werden, die ben Bebürfniffen ber einzelnen Klaſſen 
entfpredhen. Die Lehrerijchaft anderer Kantone wird uns um biefe ſchöne Kieber- 
fammlung beneiben! 

Als Verweſer an bie Sekundarſchule Schänis wurde Hr. Karl Blöd- 
linger gemäblt. 

Hochw. H. Dekan N, Eigenmann, hochverdienter Anitaltsdireftor in Neu» 
St, Jobann, ſandte letzter Tcge einen finnigen „Wedruf der 75 Johanniter zu 
Et. Johann im Zurtal an FKinderfreunde, diä's band und nöd händ“. Möge 
ber rubelofe fFörberer der armen, Förperlih und geiftig gebrechlichen und note 
feidenden Kinder mit feinem „Werruf” recht ergiebig ernten! — 

2. Wallis. Der Große Rat erhöhte die Gebalte der Lehrer um ein 
Kleines. Es variieren die Befoldungen nun zwiſchen 105 und 120 Fr. monat» 
fi und die der Lehrerinnen zwiichen 90 und 100 Fr., je nachdem ber Lehrer 
oder bie Lehrerin Inhaber eines endgültigen oder nur temporären Patentes ift. 
Nah akt Dienftjahren tritt eine Altersprämie von 50 Fr. jäbrlib ein, eine 
folde von 80 fr. nah zwölf und von 100 fr. nah zwanzig Tienftjahren. 
Für die Wiederholungsſchule erhält ber Lehrer eine Zulage von 80 oder 100 
Fr., je nad ber Zahl der Schüler. Die Rekrutenporbereitungsfurfe werden mit 
60 Fr. honoriert, Wenn ber Bebrer oder die Lehrerin außerhalb bes Mohn 
ortes Schule halten, haben fie auf 4 Eter Brennholz und eine Wohnung ober 
eine angemefjene Entjhädigung Anſpruch. Zudem wird bas Lebrerperfonal von 
jeder Steuer befreit, 

3. MNenendurg. Mit 46 gegen 39 Stimmen wurde im Großen Rate 
unter Namensdaufruf die Wählbarkfeit ber Frauen in bie Shullom- 
miffionen beidlofien. 

4. Appenzell A.Ah. Im zweiter Beratung bed Schulgeſetzes nahm ber 
Kantonsrat die Beftimmung an, wonach bie Beſuchszeit für die Primarfcule 
von 7 auf 8 Jahre erböbt wird und ſetzte das Maximum für die gleichzeitig 
von einem Lehrer zu unterrichtenden Schülerzabl auf 50 feſt. Ferner murbe 
bie Beflimmung angenommen, daß ber Staat an bıe Speifung und Belleidung 
armer Schullindr an die Gemeinden einen Beitrag leiftet. Weiter wurde feit- 
gelegt, dab der Staat nach dem Tienftalter bemefjene Alterözulagen au ben 
Lehr 'rb:foldungen ausrihbten fol, nämlihb für Lehrer und Lehrerinnen bis zu 
200 Fr., für Arbeitölehrerinnen bis zu 100 Fr. Ein Antrag, für bie unteren 
Klafſen ber Primarihule das Mädchenturnen fafultativ einzuführen, wurde ab» 
gelebnt. Bei den Nüdtommensanträgen wurde ein Antrag geitellt, die vorher 
ins Gejek aufgensmmenen ſtaatlichen Alterözulagen zu ben Lehrerbefolbungen ber 
Gemeinden wieder zu ftreihen. Tiefer Antrag wurde jedoch mit 40 gegen 11 
Stimmen abgelehnt. 

5. 5chwyz. Der Bezirlsfhulrat Kinfiedeln befhloß eine Gehaltszulage 
von je 100 Fr. an bie einzelne männliche Bebrfraft. 

6. Zürich. Die Stadt zählt bermalen 18 Lehrer für Schwachbegabte. 
— Auf 10,000 Einwohner fol eine Alafjie für Schwachbegabte das Normale 
fein. — 

7. Obwalden. Der jüngft verftorbene Hotelier Gattani in Engelberg 
teftierte für bie Selundarfhule 26000 Fr., für die Primar- und gewerbliche 
Fortbildungsſchule je 2000 Fr. und für andere Schulen Obwaldens 12000 Tr. 
Alle Anerkennung diefem Ebdelfinne, — 

8. Ireidurg. * Den 16. Febr. 1907 beichloß ber Staatsrat, bem Lehrer 
jeminar in Hauterive eine deutſche Abteilung anzugliedern., Bis Heute fonnt 


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der Plan nicht durchgeführt werden wegen Platzmangel im alten Kloſtergebäude. 
Nun wurde Herr Cathomen als Seminarlehrer ernannt, welche Ernennung bie 
neue dbeutiche Abteilung inaugurieren fol, Wir fürdten, dieſe „deutſche Ab- 
teilung“ tönnte den beutigen Zeitbebürfniffen für ben deutſchen Kantonsteil em- 
pfindlich lüdenbaft entgegen fommen. — 

Tie angefünbigte und durh ben Großen Rat beiclofjene Beiolbungser- 
böhung um 200 Fr. für Lehrer und Lehrerinnen und um 30 Fr. für Arbeits. 
lehrerinnen tritt mit fommendem 1. Januar in Kraft. — 

Das „Bulletin pedagogique“ beginnt in feiner Nummer vom 15. Nov. 
eine interefiante Artifel-Serie von 9. Lehrer Guſt. Gendre, betitelt „Prome- 
nades Scolaires*. Ber erite Xıtifel bebanbelt „Les bonnes herbes des pres“ 
a. Preparation par le maitre. b. En classe, c, En plein air. d. Exercices 
d’ application, Daran fnüpft Herr Gendre eine Scülerarbeit über „Les 
meilleures plantes des pres.“ ©. Gendre tritt warm und veritändig ein für 
Schulipaziergänge der oberen Klaſſen und für periodifchen Unterriht en ylein 
air, alſo auf freiem Felde, im Walde, auf einer Antöbe, kurzum in frifcer 
Luft. Der Beginn der Serie macht einen beiten Eindrud, Desgleichen bietet 
das Blatt eine Serie über „Nos plantes medicinales“, nidt in der Form von 
Behrübungen, fondern in allgemein aufflärender, belehrender Art als Wegleitung 
zu beliebiger Verwendung des Lehrers in der Schule Wenn ein Lehrer fib im 
Tranzöfiihen vervolllommnen oder „aufreht* erbalten will, findet er am 
„Bulletin“ in freiburg ein treffliches und beft belebrendes Organ. — 

9. Irankreid. Die Steilſchrift foll nun definitiv die Schrift ber 
Doltsihule fein für ganz Frankreich und zwar namentlih aus hyaieniſchen 
Rückſichten. Wenn man aber in maßgebenden Kreiien Frankreichs behauptet, 
Amerika, Deufhland, die Schweiz und England Yätten die Steiljchrift „deja 
longtemps, fo iit diefe Annahme — unrictig. — 

Nach 25 Jahren des obligatorifden Schulunterrichtes bat das freimaure 
riih regierte Bund noch 11,000 Rekruten, die weder iefen noch ſchreiben tönnen, 
5000, die nur lejen können. Und zu all’ dem nod 16,000, bie gar nicht ge- 
prüft werden. Diefe Zahlen find der „S. 8. 3.” entnommen. — 


— — 


Pãdagogiſches Allerlei. 

1. Sexuelle Aufklärung. Im einer Lehrerverſammlung in Düſſel⸗ 
dorf wurde in Sachen „Sexueller Aufklärung“ ein Voertrag gehalten. 
63 lagen demjelben nochjtehende Hauptgedanten zu Grunde: 

1. Die Unfittlichkeit nimmt in erfchredender Weile zu. Die führen- 
den gebildeten Stände find vielfach durchſeucht. Das Kalter zeigt fih in 
feiner mwiderlichiten Art. Allerſeits will man diejer Entſittlichung ent— 
gegenarbeiten, 

2. Man wählt die Schule gern ala den Ort, wo man dem Lafter 
den Garaud machen möchte. 

3. Died will man dur Aufklärung über geſchlechtliche Dinge 
erreichen. 

4. Diefe Belehrungen follen nah einigen Vertretern der Auf- 
klärungsmache durch den Xehrer im naturgejchichtlichen oder Religions 
unterrichte gegeben und teild durch Fachleute (Aerzte) erteilt werden. 

5. Man muß gegen eine derartige Aufllärung fein, a) um ben 
Kindern nicht die unbedingt notwendige Echambaftigkeit zu nehmen, 


Die Folge würde Verrohung der Reden und Sitten fein. b) Wie jeder 
Unterricht individuell fein muß, fo verlangt ed auch dieſer letztere. Ein 
Draffenunterricht ift daher völlig audgejchloffen, denn der Lehrer kennt 
nicht den richtigen Beitpunft, wann feine Belehrungen einzutreten hätten. 
Holgerung ift daher: c) Die Aufklärung foll bei dem Knaben der Vater, 
bei dem Mädchen die Mutter beforgen. d) Die Aufklärung fann das 
Kind nicht vor dem Laſter bewahren, fondern nur noch demielben in 
die Arme treiben. Bu erfterem iſt nur der gefeltigte Wille imſtande. 

2. Schulſparkaſſen. Schleiden. Mit Beginn des Winter femeflerd 
werden in allen Orten des Kreiſes Schleiden Echuljparkaffen nach dem 
vereinfachten Markenſyſtem des Lehrers Reinirkens (Eſſen) eingerichtet. 
Die Kreisfpartaffe trägt ſämtliche Koſten der erſten Einrichtung und 
verzindt die Ginlagen mit 4 Prozent. 

Königsberg. Neuerdings fucht die Regierung das Intereſſe für 
die Schuliparkafjen wieder wachzurufen. Es heißt in einer Verfügung 
vom 21. Auguft ds. Is.: „Im diesfeitigen Regierungdberirk beitehen 
in den Kreijen Preußiſch-Eylau 4, Fiſchhauſen 15, Friedland 28, Heils: 
berg 2 und Memel 4 Schulſparkaſſen, die, nach verichiedenen Syſtemen 
eingerichtet, fich jämtlich praftifch bewährt haben. Die günftigften Er- 
gebniſſe mweifen die Kreife Fiihhaufen (725 Sparrer mit einer Ginlage 
von 11865 M.) und Friedland (139 Eparer mit 1713: Di.) auf. In 
andern Kreiſen eingerichtete Schuliparfaffen und Groſchenmacken-Ver— 
faufsitellen, für die fi anfangs eine Anzahl Geiſtliche und Lehrer leb- 
haft intereffiert hatten, find fpäter allmählich eingefchlafen. Der Haupt- 
grund ift wohl darin zu fuden, daß die dasnoligen Leiter der Schul— 
ſparkaſſen teils verftorben, teils verzogen und nicht durch Perfonen er- 
feßt worden find und werden fonnten, die ein gleich warmes Intereſſe 
für diefe Einrichtung befundeten. Beſtimmte Urteile darüber, welches 
Syſtem das beſte fei, lafjen fi faum abgeben; es fommt auf perjön- 
lihen Geihmad und Gewohnheit an. Als ein praftiiches Handbud 
für die Einrichtung von Schulfparkaffen kann unter anderm empfohlen 
werden die Schrift des Regierungdratö Dr. v. Bradenhufen „Wegweiler 
zur Einrichtung von Schulſparkaſſen“, — Berlin 1907, Karl Heym ınna 
Verlag, — melde u. a. ein Mufterftatut enthält... Die Herren 
Kreisfhulinipeftoren haben auf der nächſten Kreislehrerfonferenz den 
Gegenftand zur Erörterung zu bringen.“ — 


+ Aus Auffägen. 


In Laufanne hat ed au eine Hodichule. - 

Mit diefem Gelde kann ih nun dem Arzt die Schulden bezahlen. 
Zum Glüd hatte der Fuhrmann noch die Geiſtesgegenwart bei ſich. 
In Italien gedeihen Orangen, Datteln und Magronen. 


— — * 








== Briefkalten dey Redaktion. BY ki 
1. Sehr anerfennenswerte Perichterftattungen über Herbitfonferengen in Zug 
und Sadjeln, ebenio St. Gallifhes muhten leider verihhoben werden, weil 


— 3 804 u 


außergewöhnfiher rebaltioneller Störung wegen ſchon Dienstag abends re» 
baftioneller Schluß eintreten mußte. — In Zug behandelte man bie 
Wünfhe für eine Neuauflage de erften und ſechſten Echulbuhes und in Sa d- 
feln „Brafilien und feine Schulverhältniffe”. Beten Tank den verehrten Mit- 
arbeitern für die prompte Bedienung. — 

2. St. G. Iſt etwas verfänglid. Wozu unnötig beleidigen? Es gibt 
Gelegenheit, der fragl. Seltion fonftwie zur „Auferftehung“ zu verhelfen. Alfo 
nichts für unaut! — 


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vormals Zug. Eberle & Rickenbach, Einfiedeln. 
Auf 10 ein Gratislos. DInlerate find an die Herren 
Nach Olten folgt Luzern. Haajenftein & Vogler zu jenden. 


— — 


Dadagogilde 
Blälter. ® 


Dereinigung des „Schweizer. Erzichungsfreundes“ und der „Wädag. IMonatsfärift". 


Organ des Vereins kathol. Lehrer und Schulmänmer der Schweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholifihen Erziehungsvereins. 


Einfiedeln, 4. Dez. 1908. | Nr.49 | 15. Jahrgang. 


Redbaktionskommiiffion: 


HH. Rektor Seiler, uno al. € Zug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Brünin 
Kidenbach (Schwyz), und Kr chnyder, oprıcch, Kerr Lehrer Joſ. Müller, Goßau (St. Ga 
db Herr Clemens rei zum „Storchen”, Einfiedeln. 
&infendun: en find an lesteren, al® den Gbef-Rebaftor, au richten, 
Inferat-Aufträge aber an HH. Haaienftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Eriheint wöcyentlid; einmal und foftet jährlich frr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagdbanblung Emſiedeln. 








Inhalt: Fact, ein Borbild von Ehriftus. — Aus dem stonferenzieben heraus. — Krankenkaſſe — 
Stnappe Ueberficht aus fath. Büche verlagen von 1908. Jahresbericht über ben katholiſchen 
Er ziehungsverein der chweiz. — Zu den Mitteilungen des Bentrattomitee® — Aus Kantonen 
und Aus and. — Literatur. — Humor — Brieflajten der Redaktion, 





* Iſaak, ein Vorbild von Ghriftus.”) 


1, Iſaak war mieberbolt vor feiner Geburt von Gott verheißen worden. 
— Ebenſo auch Jeſus Chriſtus. 

2. Schon vor feiner Geburt war ber Name Iſaak von Gott beſtimmt. — 
Auch der Name Jeſus war ion vor deſſen menſchlicher Geburt von Gott beftimmt. 

3. Iſaat war ber einzige und innigft geliebte Sohn feines Vaters. — Jeſus 
Chriftus ift der eingeborne und geliebte Sohn Bottes, an welchem ber Bater 
fein größtes Wohlgefallen bat. 

4. Iſaak war feinem Vater gehorſam und mollte aus Geborfam fein 
Leben bingeben; barum ließ er fi auch millig binden und erwartete ganz ger 
tuldig den Kodesſtoß. — Jeſus Ehriitus war feinem himmlischen Vater ge 
borjam bis zum ode, ja bis zum Tode am Kreuze. 

5. Iſaak trug felbft das Holz, auf welchem er geopfert werben follte, den 
Berg Moria hinauf. — Jeſus trug felbft das Kreuzholz, an dem er fterben 
follte, ben Ralvarienberg binauf. 

6. Iſaak wurde durch das wunderbare Eingreifen des Engel Gotted vom 
Tode erreitet. — Jeſus Ehriftus febrte durch das größte aller Wunder — durch 
feine Auferitebung vom Tode zum Leben zurüd, 

7. Gott begnügte fih bei Jſaak mit dem Opfer bes Willens, weil er nur 
ein Vorbild von Jeſus Chriſtus war. — Jeſus Chriftus aber opfert feine 
Perion, weil er die Erfüllung bes Morbilbes war. Jeſus wollte durch feinen 
biutigen Kreuzestod die Menſchen erlöfen. 


*) Dem neuen trefilichen Büchlein „Die Borbilber des Miten Teftamentes* vo" 
Behrer Breulelmann entnommen. Bertag: Echöningh in Raberborn. 








— 800 —— 


Aus dem Konkerenzleben heraus. 


1. Aus Obwalden. Mittwoch den 18. Nov. hielt ver Lehrerver- 
ein don Obwalden in Eadjieln jeine übliche Herbftfonfere? ab. Dies— 
mal mar fie aber ein dreifaches Zubelfeft, denn 3 Dlitglieder des Ver— 
eins feierten ihr 25 jähriges Dienftjubiläum, ed waren dies die Herren: 
Joſef Staub in Sadjfein, Ferdinand Lieſch in Engelberg und Johann 
Defhwanden, ebenfalls in Engelberg. (Unjere beften Wünſche ven v. 
9. Jubilaren. D.Red.) 

Der Präfident eröffnete in herzlicher Begrüßung der erichienenen 
Teilnehmer die Tagung und wies hin auf ein Mufter und Vorbild in 
Gebet und Erziehung, auf Bruder Klaus, defjen Grab in Sachſeln ſich 
befindet. Nach Verleſen des Prot.kolld von letzter Berfammlung erhielt 
der Jubilar Deichwanden das Wort zu feinem Bortrage: „Brafilien 
und feine Shulverhältnifie* In kurzen, Eräftigen Zügen jchile 
derte er lebhaft die Eitten und Gebräuche der Brafilianer, ihre Kultur 
und deren Fortſchritte, das Gntftehen der Schulen und die Art umd 
MWeife der Führung derfelben. Die ganze Durhfütrung verriet ganz 
deutlich die eigenen Erfahrungen unddas Miterlebihaben all’ des Gejag- 
ten. (Deſchwanden war felbjt einige Jahre als Lehrer in Brafilien 
tätig. 

— Referent erntete lebhaften Beifall. 

Der Präfident enpfiehlt beſſere Unterſtützung der „Päd. Blätter“. 
Als Rechnungsführer der Krantenfafja des ſchweiz. kath. Lehrer- und 
Echulmännervereins wurde für die Eeftion Obwalden Herr Kollega 
Willmann in Alprach gewählt. Der Kommiflion wurde übertragen, an 
den nädjiten ftat'findenden eidgenöſſiſchen Turnfurs 1 oder 2 Mitglieder 
zu entienden. Angeregt wurde auch die Abhaltung eines Sturies be— 
treff Hebung der teutichen Sprade. Als nächſter Konferenzort beliebte 
Stans. Als Abſchluß ter geichäftlihen Verhandlungen zeigte und er— 
Härte Herr Erziehungschef Nationslrat Dr. Ming noch einige Tabellen 
über „Alfohol und geiftige Arbeit” und fnüpfte unter anderem aud die 
Bemerkung an, wo immer möglich dem Alfobolgenufje aegenüberzutreten 
und beionders die Jugend davor zu waınen und au hüten. 

Der zweite, gemütliche Teil vollzog fi) im Hotel „Kreuz“. Beim 
vortrefjlichen Mittagsmahle wurden in mehreren verjchiedenen Reden 
feitend des Erziehungsrats und des Lehrervereind die -» verdienten Ju— 
bilaren gebührend gefeiert und mit beichridenrn Geſchenklein bedacht. 
Von auemwärts flogen per Telegraph und Telephon, ſowie bri flich viele 
Glückwünſche zu. Werichiedene Vorträge in Muſik und Geſang (Orche— 
fter von Sachſeln und Quartette aus Sarnen) verliehen dem Feſte die 
rechte Weihe, und auch die Komik fehlte nicht, 

Es mar ein ſchönes Feſt und den Jubilaren ein herzliches: Ad 
multos annos. 

2. Aus Bug. Tatſächlich vollyählig ar unjere gefamte 2 brer: 
ſchaft am ı8. ds. zur fantcnalen Herbftfonferenz erſchienen. In 
jeınem Eröffnungewort gedachte der Präjident, Prälat Rettor Keiſer, in 
warmen, anerfennenden Worten der im Sommer verjtorbenen rau Mut— 


— 807 — 


ter don Menzingen, Schweiter Paula Bed. Die hohe Frau, ſelbſt 
eine qute pädagogiſche Bildung erhalten, bewies während einer elfjähri- 
gen Tätigkeit eine audgezeichnete Xehrfähigkeit und eine bemunderungd« 
mwürdige Gemwifjenhaftigfeit in der Vorbereitung auf die Schule. Sie 
verſtand es, Xiebe für dad Etudium zu weden und ſchlummernde Talente 
wachzurufen. Unter den Schülerinnen erntete fie Dankbarkeit und Liebe. 
Ihr ganzes pädagogiiches Weſen entfaltete fie ald Generaloberin. Durch 
ihre häufigen Bifitationdreifen und fonftigen Erlaſſe erweiterte fie be- 
ſtehende Schulen, gründete neue Anftalten, jo die Damerafademie in 
Freiburg, und hat überhaupt durch ihr ganzes Wirken gezeigt, daß aud 
eine katholiſche Ordendfrau wahrhaft fortjhrittlich ge— 
finnt fein fann. 

Sodann gedachte der Präfident de3 am 18. Auguft in Luzern ver- 
florbenen Erziehungsrates Johann Bucher, der früher ald Lehrer und 
nachher als Erziehungsrat und Inſpektor für die Schule gemwirft hatte, 
Schließlich drückt der Redner das aufrichtige Bedauern aus über den 
Rücktritt des um die Schule vielverdienten Herrn Pfarrerd und Inſpek— 
tors %. Sped in Steinhaufen. Möge durh Ruhe und Abjpaunung 
die Gejundheit wiederkehren! 

Herr Lehrer Nußbaumer in Steinharfen erhält nun da8 Wort 
zur Behandlung der Frage: Welche Wünſche hat die Lehrerſchaft 
bezüglich einer neuen Auflage a) des erften b) des 6, Leſe— 
buches? Mit Bienerfleiß bat der Referent die verichiedenen Begehren 
gejammelt, eingehend gewürdigt und den ganzen Stoff in folgende 10 
Theſen zulammengefaßt: 

1. Die modifizierte Leſemethode bleibt beizubehalten. 

2. Die Laute treten einzeln auf mit möglichft treffenden Normal« 
bildern, ſodaß der gewünſchte Kaut möglichſt hervortretend, phonetifch 
leiht au8 dem Anlaut ded Normalmortes abgelöft werden kann. 

3. Bei der Neihenfolae der Laute und Buchftaben ift das phone» 
tiſche Prinzip zu berüdjichtigen mit Beobachtung der Schreibjchwierig- 
keit. — 


4. Bweifilbige Wörter dürfen nicht zu früh Verwendung finden. 
Die Eilbentrennung wird im ganzen Bud mit Eorgfalt ange» 
wandt, Apoftrophe werden möglichjt verhütet. 

5. Ebenfo werten Wörter mit doppeltem An, Jr» und Auslaut 
vor Ginübung der großen Buchſtaben grundjäßlich vermieden. Sie find 
in eigenen BZujammenftellungen mit Abwechslung von kleinen Lejeftüden 
zu behandeln, 

6. Auf der I. und II. Etufe ſoll die Echreib- und Frudichrift 
zugleich behandelt bleiben, jedoch jo, daß die Schreibſchrift vorherrſcht. 
Oder noch befjer: es follen Echreib- nud Drudjcrift auf zwei Seiten 
einander gegemübergeftellt fein. 

7. Der I. und II. Stufe find auf jeder Seite Vorlagen für das 
malende Zeichnen beizugeben und dürfte zu diefem Zwecke das Buch» 
format vergrößert werden. 

3. Der I. und II. Stufe find paffende Wiederholungen, ſowie 
das Heine und das große Alphabet einzujchalten. 


— 808 — 


9. Der III. Teil ſoll auf eine einheitlichere Ordnung der Leſe— 
ſtücke nach gewiſſen Gejihtspunften Rüdjiht nehmen und auf leicht ver- 
ftändliche, dem kindlichen Gemüt entiprechendere Stoffe jorgfärtig Bedacht 
nehmen. 

10. Es jollen aus der Fibel die Methode des Unterrichtes erjehen 
und im Vorwort die notwendigen Bemerkungen und Angaben gemadt 
werben. 

Die Diskuffion wurde lebhaft benüßt, ließ jedoch die jorgfältig 
abgefaßten Thejen jo ziemlich unverändert. Auch die Anregung des 
Herrn Religionslehrer Dr. Andermatt in Baar, im I. Kurs nur die 
Echreibichrift zu lehren, fand feine Gnade und zwar deöhalb, weil der 
Lehrplan beide Schriften verlange. Warum aber nicht den Lehrplan 
ändern ? 

Zur Neuauflage ded 6. Leſebuches bringt der gleiche Referent 
verſchiedene Abonderungsvorſchläge; von Seite der Zuhörer werden eben⸗ 
falls viele Wünfche laut; die Distuffion drott einen großen Umfang 
anzunehmen ; die Zeit if vorgerüdt,; es mird deshalb beſchloſſen abzu- 
brechen, Gine E pezialtonferenz, beftehend aus fämtlichen Lehrkräften des 
6. Kurſes und der Sekundarſchule joll den Stoff tichten und das Er— 
gebnis der Lehrmittellommiflion eingeben. 

Während ded Mittageſſens stellte Herr Kantonal-Schulinjpektor 
Hausherr den neuen Erziehungsrat, Hochw Profejjor Müller, vor, 
der ald Inſpektor der Sefuntar- und Fortbildungsjchulen, fowie als 
Mitglied der Lehrmittellommiffion mit der Lehrerſchaft bald in Bezieh- 
ung treten wird. Dem abtretenden Inſpektor jandten wir einen tele 
graphiihen Gruß mit dem Wunfche auf gänzliche Genefung. Und ichlieh- 
li gratulierten wir per Telegraph Herrn Kollega Staub in Sadjeln, 
der, ehemals Mitglied unjerer Konferenz, am gleicyen Tage fein — 
iges Amteéjubiläum feierte. — 

3. Aus St. Gallen. a) Im Untertoggenburg beſchäftigte — 
fich mit der „Sramenjrage*. Referent: Schawalder-Niederuzmil. Rejo- 
lution: 1. Die Examen find als ein ganz unweſentliqen den Geiſt einer 
Schule nicht wiedergebender Fektor auszuſchalten. 2. Solange fie noch 
weiterbeſtehen, ſollen ſie möglichſt kurz ſein und als Unterlage für die 
Qualifitation für Lehrer und Schule nicht in Betradt fallen. — 2. 
Referat von Hasler =» Niederugwil: „Ueber dad Ausmwendiglernen“. 

Die Sarganfer verfammeln fih im "näcften Frühling im neuen Sr 
genfanctorium auf dem Wallenfiadterberg; der Hr. Anſtaltsdireltor von 
aeg der Bezirkeichulrat ift, spricht rlödann über: „Altoholis: 
mu® und Schule“. — In der Wiler-Konferenz ſprach Seiler-Leng- 
gesmwil „Bom Gryählen“ nach folgendem Gedanfengange: 1. Wie lernt 
der Lehrer erzählen? 2, Welche Eigenſchaften muß die Erzählung haben? 
3. Welche Forderung ftellt die Erzählung und deren Wirkung an den 
Lehrer? — Außer Lenggenmwil und Bronichhofen haben alle Gemeinden 
des Bezirks die obligatoriiche Fortbildungsſchule. — Im Seebezirt 
verbreitete fih Widmer-Sommismwald über „Moralpädagogit“. Bez. 
Edulrat Dr. Echönenberger gratulierte Cüchinger » Goldingen zum 50 
jährigen Lehrerjubiläum. Die Lehrerſchaft ſchenkte ihm einen Fauteuil. 


— 809 — 


Im Frühling referiert Meli-Schmerikon über „die Vaterlandsliebe in 
der Schule“. 

b) In Ergänzung Ihrer kurzen Notiz über die Tagung der Selktion 
Rheintal, des Grziehungevereind, tragen wir noch nach, daß die Ber: 
einzfommifjion neu beftätigt und ala 2 weitere Mitglieder die Herren 
Präfidenten 3. B. Ritt und Dr. Gebhard Luß gewählt murden. Weber 
daB Referat: „Der Religiondunterriht auf der Unterftufe” von Lehrer 
Hasler - Alıttätten jchreibt unfere Reintaliiche Volszeitung ſehr richtig: 
„Ss war nicht nur ein theorethiſcher Weberblid über das behandelte 
Gebiet, dad der Referent und bot, fondern eine reihe Blütenleje theo- 
retiicher Auffaßungen, erprobt und g’läutert durch die jahrelange Er— 
fahrung des praftiihen Mannes.” Auf einftimmigen Wunfch der Ver— 
ſammlung joll vr. Hasler erjucht werden, die vorzügliche Arbeit miteiner ent» 
fprechenden Präparation in den „Päd. Bl.“ zu veröffentlichen. — Naäch— 
fter Referent HH. Pfarrer Maier in Oberriet. — Durch den erweiter« 
ten Bereindzwed — Waifenverforgung — ijt der Bereinäfommifjion 
(Präfident: Lehrer und Bez. Schulrat Benz in Marbach) ein neues, dank» 
bared, aber jchwieriged Gebiet zugeichieden worden. 


4. Aus der Mard. * Noch bei herrlichitem Herbftwetter tagte den 19. 
Nov. 1998 in Schübelbad die Eeltion March des Vereins kath. Lehrer 
und Scyulmänner der Schweiz. Die Verfammlung war zwar nur von 
ca. 20 Mitgliedern befucht. Sie wurde präfitiert von HH. Pfarrer 
F. Kuriger. Diejer bemerkte in feinem Gröffnungsmort aanz zu— 
treffend, daß die Verſammlung nicht jo gewichtig fei in der Quantität, 
wohl aber defto beſſer in der Qualität. Er hieß feine liebiwerten Amts- 
brüder, die zahlreich erjchienen, herzlich willlommen Es jei das ein 
deutlicher Beweit, daß der Seelforger Hand in Hand mit dem Lehrer 
arbeiten folle; denn beide haben ja da8 gleiche Ziel vor Yugen. Gbenjo 
entbot er den Herren Lehrern freundlichen Gruß. Er erinnerte an den 
durch den Verein veranftalteten Bibelkurs, an die durch dem Verein ge— 
ihaffene und mit Nıujahr 1909 ins Leben tretende Krankenkaſſe, an 
die Eingabe des jhmy;. Kantonalvorftande an den h. Kantonsrat betr. 
Zeuerungdzulage an die Herren Lehrer. Er gedachte des 50jährigen 
Prieflerjubiläums, das der hochverehrte Papſt Pius X. in diefen Tagen 
feiert und ruft hoch demfelben ein ad multos annos zu. 

Dad Haupttraltondum bildete der Vortrag des hochw. Herrn Vikars 
Emil Züger in Galgenen über „Reijebilder aus dem Orient”. Herr 
Referent machte dielen Herbit die Wallfahrt nad Jeruſalem mit, und 
fo erzählte er nun den Zuhörern fo recht anſchaulich über: die Abfahrt 
in Goldau, Ankunft in Loretto, Ginfchiffung in Ancona und Fahrt auf 
der Tyrolia, Ausſchiffung in Jaffa, Fahrt nah Jerufalem, Ankunft und 
Einzug tajelbit, Aufenthalt in Jeruſalem, Volkstypen, Klagemauer, 
Beduinen, Bild der Etadt und deren Bewohner, Heimfahrt. Wit ge— 
Ipannter Aı fmer!famteit laufchte man den herrlichen Sdilderungen, die 
bie und da ınit rechtem Humor gewürzt waren. Man fühlte fi ganz 
ind bl. Land verſetzt. Allgemein wurde dem Hrn. Referenten der ver- 
diente Dank ausgeſprochen. 


— 43 810 — 


Nun folgten noch die Vereinsgeſchäfte. Dad Protokoll wurde ge= 
nehmigt, ebenjo die Rechnung, welche mit einem recht befriedigenden 
Saldo abſchloß. Der VBorftand wurde in globo beftätigt. Es ſtehen 
aljo wieder an der Spitze: Hochw. Hr. Pfarrer Kuriger, Präfident; 
Herr Lehrer J. Ziltener, Kaflier; Herr Lehrer Ant. Kiftler, Altuar. 

Noh wurde zweier um den Verein verdienter Mitglieder gedacht, 
nämlich hochw. Herrn Sertar und Piarrer Benziger fel. in Wangen und 
Hrn. Bankpräfident Thom. Ronner jel. in Siebnen. Deren Andenten 
wurde durch Erheben von den Sißen geehrt. 

Nah Abwicklung einiger Geſchäfte intimer Natur trennte man 
fich mit warmem Händedruck und einem freundlichen „Auf ———— 
in Nuolen. 

5. Aus: Art. * Die zweite diesjährige Konferenz hielt die — am 
26. Nov. im neuen Schulhauſe in Wyler-Gurtnellen ab. Auch diesmal, 
trotz Winter, fleißiges Erſcheinen der Kollegen von allen Ecken und 
Enden des Kantons. Referent war Kollega Danioth-Andermatt. Thema: 
„Wie kann das Kind annähernd zum richtigen ortographiſchen Schreiben 
gebracht werden?“ Der in 25jäh iger Praxis ergraute Praktiker behandelte 
dad Thema gründlich und praktiſch. Auch die fleißig benützte Diskuſſion 
brachte nody manden praftiichen Wink, konnte im Uebrigen dem Referate 
nur beipflichten. Die Konferenz hatte Beihluß zu fallen über den Um— 
fang des Geographieunterrichted im neuen 5. Schulbuche. Dabei plagten 
die Diethotifer auf einander, doc jiegte mit großem „Mehr“ die Res 
daktionskommiſſion mit ihrem Antrage; die Unterlegenen werden fi zu 
tröften wiſſen. Nach Kenntnisnahme vom auffchiebenden Beſchluſſe des 
Grz..Rated, die Lehrer-Altere- und Unterftägungslaffe betreffend, wird 
einftimmig bejchloffen, Lie Vorlage durch den h. Req.-Rat an den hoben 
Landrat zu leiten unter Keantniszabe an den Erz.Rat. Hoffentlid 
findet dort dieſelbe wohlmwollende Aufnahme. Dem Erz..-Rat waren leider 
die Hände gebunden. Am guten Willen fehlte ed nicht. Die Bereind« 
rechnung wurde janktioniert und ala nächſter Konferenzort Hofpenthal 
erforen. Für die meilten ſchlug gleih nah Schluß der Sitzung auch 
die Abſchiedsſtunde. Die „Glüdlicheren” fanden fih zufammen beim 
gaftfreundl. Kollegen Leonardus im neuen Schulhaufe. 

Er habe Dank für all’ die geleifleten Samariterdienfte. 


DE Kranfenkajfe 


des fchweizer, Fach, Cehrer⸗ u. Schulmänner:Dereins. 


Beninn: 1. Januar 1909. 

Borteile: 4 Tr. tägliches Krankengeld; 90 Fage bezugsberechtigt; nad 
Ablauf eines Jahres wiederum Anrecht auf Krankengeld; abfolute Sider- 
beit (verfih.-tecnifhe Berehnung); mäßige Beiträge (Begünſtigung fpeziell 
für Jungeintretendel) Aerztliches Zeugnis mit Aufnahmegeſuch durch ben 
Seltionstaffier dem Verbandépräſidenten (99. Schulinfpeltor Ruſch in 
Appenzell) einfenden; Mitglieder, die feiner Seltioı angegliedert find, können 
beides direft an eben genannten Herrn einreichen. Seltionsmitglieder zahlen bie 
monatlihen Beiträge an ihren Seltiondfajjier, Eınzelmitglieder direlt an ben 
Zentrallafjier (Hr. Dezirlsrat Spieß in Tuggen). Statuten fieße 
Nr. 43 der „Päd. Blätter“. 





3 811 — 


knappe Uebersicht aus kath. Bücherverlagen 
von 1908. 
(Bon Dr Armin Kaufen, Münden). 


Im Jahre der hundertiten Wiederkehr des Geburtstages von Alban Stolz — 
in diefem Blatte in einer Serie von Urtiteln beſprochen - find deilen Predigten 
(geb. M. 4.50) aus feinem Nachlaß herausgegeben worden. Auch von feiner 

elbitbiograpbie „Nachtgebet meines Lebens“, duch Erinnerungen an Alban 
Stolz vom Herausgeber Dr. Jatob Schmitt ergäugt, iit eine zweite Auflage 
(geb. M. 3.20) erſchienen. 

Dauernd großer Beliebtheit erfreuen fich die prächtigen gear für 
Bolt und Jugend von Konrad Kümmel. Bon der eriten Reihe „Un Got- 
ted Hand” (6 Bändchen, je geb. DE. 2.2u) iit das fünfte, „MRuttergortes-Erzähl- 
ungen“, in 5. Auflage erihienen. Die zwe.te, audh auf 6 Bändchen berechnete 
Sammlung „Sonntagsitille” wird mit dem 5. und 6. Fändchen „Aus Geichichte 
und Leben I u. 11” (je zirka M. 2.30), wovon das eine fchon vorliegt, das an- 
dere au no vor Weihnachten fertig werden wird, vollitändig- 

Unmutige und reich illuitrierte Zugenderzählungen beihert und Hans 
Neunert unter dem Titel „Mur treu“ (geb. We. 150) Die reihe Auswahl 
der von P. Spillmann 3. J. begründeten Sammlung „Aus fernen Landen“ 
(Nr. 1—19 je Big. 803 20—24 je M. 1.- ), die ebenio jpannende wie lehrreiche 
Jugenderzählungen bringt, ift um ein 24. Bändchen „Der heilige Brunnen von 
Ehiven-Iga“ von U. Huonder S. J. vermehrt worden, wodurd von der Band» 
ausgabe der VıIll. Band (Bändchen 22-24 enthaltend; WE. 3.2U) vollitändig ge- 
worden iſt. Bon vielen anderen Bändchen find neue ——— erſchienen. — 
Auch das Büchlein von — „Im Heiligen Land“ (M 1.20), worin der 
Berfailer in fo recht findlihem Zon was er an ben heiligen Stätten 
erlebt und empfunden bat, liegt in zweiter Auflage vor. i 

Tie Geſchichte der briitlıihen Kunit“ von F. X. Strauß war 
dur den zu frühen Dingang des Verfaſſers unvollendet geblieben. Vom 2. 
Bande lag der erite Teil (Dlittelalter) und vom zweiten Teil (Italieniihe Re 
naillance) die erfte Hälite feit I900 vor. Das Werk iſt durch Wroieilor Sof. 
Sauer, einen mit deilen Anſchauungen und Ideen innig vertrauten Schüler bes 
Berewigten, unter Benusung des Nachlaſſes ganz im Krausſchen Weilte zu 
Ende gerührt worden, wodurch das Wert einen — gefunden hat Sauer 
war bei der Fertigſtellung des monumentalen Werkes überall mit Erfolg be- 
mübt, den Sinn und Gein des urfprünglichen Verfaſſers getreu wiederzugeben, 
auf dem Gebiet des Kunſtſchaffens den engen Zuſammenhang zwiſchen Kultur⸗ 
entwidlung und religiöiem Volkegeiſt gewiienbait zu verfolgen, die oft jo rät- 
jelbaften gewaltigen Kunftwerfe der Renaifjance ung zu deuten durch Auf. 
zeigen ihrer tiefiten, im Mittelalter ruhenden Quellen. Die, jest vollitändig 
vorliegende — Abteilung des zweiten Bandes „Italieniſche Renaillance* _ 
koitet geb. Dt. 32. — (die zweite Hälite allein, broſch M. 19.— die erſte Ub- 
teilung gebunden M. 1%. ). 

Der Rultur- und Kunſthiſtoriker P. Braun, S. J., bat dem im vorigen 

ahre erichienenen Wert „Die belgischen Jeſuitenkirchen“ in dieiem Jahre „Die 
Kirhenbauten der deutichen Jeſuiten, 1. Teil: Die Kirchen der ungeteilıen 
rheinifhen nnd der niederrheiniihen Ordensprovinz“ (broih. DIE. 4.80) folgen 
laſſen Diefed Werk dürfte mit manchen fchon erblich gewordenen kunſthiſtoriſchen 
— aufräumen. Erweiſt es doch auch den jog. ‚„Jeſuitenſtil“ als bloße 
a 

„Epohemahende Enthüllungen“ nannte Prof. Grauert auf der Bonner 
Generalverfammlung der Görresgeſellſchaft die Entdedungen, die P. ©. Grifar, 
8 J., in feinem Buche „Die römiihe Kapelle Sancta Sanctorum und ihr Scha 
(broih_ Me. 10.—) beichreibt. Der befannte Forſcher hat mit befonderer päpft- 
liher Erlaubnis die Kapelle und die feit Vapſt Leos X. Beiten von feinem 
Auge mehr erblidten Schäse unterfucht und beichrieben. Vorzüglich ausgeführte 
Süuftrationen (7: Tertabbildungen und 7 zum Teil farbige Tafeln) erhellen 
feine geihichtlihen und kunftgeiichtlihen Ausführungen. 


— 812 — 


„Die Legende der drei Lebenden und der drei Toten und der Totentanz” 
(broih. ME. 7.—) nennt Brof. K. Künſile fein neueites Werk, worin er der 
Frage nah Herfunit und Bedeutung der fogenannten Tolentänze näher tritt. 
17 Tertabbildungen jowie 6 Bildertajeln dienen zur Erläuterung. 

Für jeden Kunitfreund ein ganz hervorragend paſſendes Geſchenk it das 
banfenreihe und glänzend geichriebene Buch des Eunitiinnigen Biſchofs von 
ottenburg Baul Wilhelm von Kepvler, „Aus Kunſt und Yeben“, das in beiden 

Teilen (geb. in Leinen oder Halbfranz je Wie. 7 oder ME. 840) noch im 
Sahre des eriten Erſcheinens (1905) eine zweite Auflage erlebte. und von dem 
jest für den eriten Teil jchon die dritte Auflage angefündigt wird. Die ſchönſte 
Perle dieſes Buches iſt wohl das Kapitel über Venedig, das mit feinen mehr 
als 80 Seiten zugleich das umfangreicite iſt. Mit begeüiterter Liebe jchildert 
ber Verfaſſer Benedig „die Einzige“, die „Tochter der Kunſt“; denn „fie bat 
nicht blog Kunitwerfe, fie jelber it in ihrer ganzen Exiſtenz das grörte Kunit- 
wert aller Zeiten“, und „wo immer diejer Name ausgeiprochen werden wird, 
da dringt er zur Seele, entweder mit der goldenen Spige großer und unaus- 
—* Erinnerungen ober mit dem Glühſtift ſehnſüchtigen Verlargens”. 

uf avologetiicgem Gebiet, deſſen Pflege gegenüber den heutigen glaubens- 
feindlihen Strömungen ſehr am Plage iſt, begeg et und zuerit Dr. Anton Seig 
und fein „Evangelium vom Gottesiohn“ ‘geb. Mt. 6.10). Dieſe „Apologie der 
weienbaften Gottesiohnihait Chriſti gegenüber der Kritit der mederniten 
deutihen Theologie” wendet ſich neben den Theologen auch an die weiteren 
Kreiie der Gebildeten. Tas erite Kapitel „Shriitentum ohne Chriitologie“ 
geht deu Wurzeln der moderniltiihen Bewegung bis in die tieilten Tiefen nad. 

Die _ auf dem diesjährigen Hochſchulkurs zu Freiburg i. B. gebaltenen 
Vorträge find unter den zufammenfafienden Titel „Jeſus Chriſtus“ (geb Mt. 
6.—) als Bud erihienen und in dankenswerter Weile einem größeren Bublitum 
ugänglich gemacht worden. Der Hauptteil enthält 15 Vorträge über folgende 

bemen: Der geſchichtliche Charakter der vier Evangelien. (Hoberg.) — Die 
Gottheit Jeſu im Zeug id der Heiligen Schrift. (Weber) — Jeſus Chriſtus 
außerhalb der Kirche im ;9. Jahrhundert. (Braig.) — Das riitologiihe Dogma 
unter Verüdjihtigung der dogmengeihichtliben Entwidlung. Eſſer. — Jeſus 
Etriitus, die Wahrheit, der Weg und das Leben (Krieg) und im Anhang zwei 
aa = über die Modernismus -Frage (Doberg und Braig.) j 
eltanihauungsfragen in moderner Frageſtellung behandelt in Form 
einer Unterbaltung: „Ubende am Genfer See” von P. M. Morawili. Aus dem 
Polniihen überiest von 3. Overmanng, S. J. (gev. ME. 2.80), wovon jchon (feit 
1906) die dritte Auflage vorliegt. Das feſſelnd geichriebene Buch iſt zugleich 
ein zuverläſſiger Führer zu einer einheitlichen Weltanihauung. _ 

Apofogetiihe Tendenz in&bejondere gegenüber dem Monismus verfolgt 
auch D. Bimmermann, 3. J., mit „Ohne Grenzen und Enden, Gedanken über 
ben unendliben Gott“ geb ME. 2.50). Der „endlihe Gott der Moniiten“ er- 
Härt nicht die Welt, berriedigt feinen Geiit, fättigt fein Herz, das iſt einer ber 
Orundtöne der gedanfenreichen, in den leichteren Formen moderner Duritellung 
fih bewegenden Schrift. 

Hettingerd berühmte „Upologie des Chriitentumg“, bearbeitet von Dr. 
Eugen Müller (5 Bände ME. 31.—), Liegt jet in 9. Aufl. und die geiftreiche 
Upologie von P. U. M. Weiß, O. Pr. .% Bände, geb. ME. 51.40) in 4. Aufl. 
vollitändig vor. Herrliche Weihnachtsgaben find aucd zwei andere Büchlein v. 
P. Weiß. Es iit „Lebensmeisheit in der Taiche“ (11. Aufl, geb. in Yeinwand 
Mt 4.—, in Halbiranz ME 5.80) und in gleichem Preis das auch ſchon in 6 
Auflagen vorliegende Eeitenitüd dazu „Die Kunſt zu leben“. Zwei Büchlein, 
die beide wahre Weltweisheit predigen und von einem ausgezeichneten Welt- 
* Seelenkenner geſchrieben, echte rechte „Yaienbreviere“ genannt werben 

nnen. 

, Sehr nahe verwandt ift dem Weißſchen Büchlein bie — in 11. Aufl. 
erihienene Chriſtliche Lebenspbilofophie“ von Tilmann Bei, S. J. (RE. 3.50, 
geb. ME. 4.70) „Ueber dem Jagen nad den Mitteln des Lebens“, heißt es im 

orwort, „läuft der Lulturmenſch Geiahr, den Lebenszweck felbit aus dem 
Auge zu verlieren“. Das Büchlein fol den Blick immer wieder auf diejen 


— 813 - 


Suet — und uns das rechte Augenmaß für alles Übrige bewahren und 

erichaffen 

ge ebengenannten reiben fich er zwei Büchlein von P. —— 

—— 8. B, an: „Unfere Schwächen“ (7. Aufl., geb ME. 2.20) und „Unfere 
—— — . Aufl., geb Mk. 2.—), die F — Plauderton, aber doch mit 
ttlihem Ernit Be Selbiterfenntuis fördern. 

An ftudierende Jünglınge, die im Begriffe jtehen, aus dem Schube * 
Elternhauſes oder ines Penſionats ins Leben hlnauszuireten, wendet fi „ 
Horgen des Lebens“ von D. Yucad, 3. J. (geb. ME. 2x0). Das a if 
aus Vorträgen — die der Verfaſſer an die Zöglinge von Stonyhurſt 
Co ege gerichtet bat. Nachdem er zuerſt die Grundlagen für das geiſtige Leben 
gelegt bat, behandelt er die Berufswahl, den Wetttampf des Lebens. die rechte 
Wertun zeitlicher Ehren und Güter, Standhajtigkeit inmitten der Gefahren 

r Welt u. a. Die Ueberjegung von K. Hofmann iſt fließend. 

_Gleihfalls der Eorge um die Studierende Augend iſt entiprungen „Sturm 
und Steuer” (geb WE. 2.10) von K. Hol. Dieſes ernite Wort über einen 
heifeln Bunkt will die Jugend wappnen und jtäblen im Kampfe gegen die Un- 
feuichbeit. Der Berfafier veripricht fich * von der jetzt ſo viel erörterten 
Aufklärung, ſondern er ſieht den beiten Schutz in der Feſtigung des Charalters 
und religiöſer Erziehung, ohne neben den übernatürlichen die natürlichen Schuß- 
mittel zu überieben. Daß fdon im Jahre des eriten Ericheinens eine zweite 
Auflage nötig geworden iſt, ſpricht für die Nortrefflichkeit des Werken. 

ür Studenten, insbeiondere für folbe am Anfange ihrer afademifchen 
Laufbahn, darf als — und ſegenſtiftende Gabe der Kompaß für den 
deutſchen Studenten“ von Dr. E. Geradaus (4 Aufl) bezeichnet werben. 
bietet in anſprechender Daritellung zuvrrläfiige Aufklärung über die ftudentifchen 
Eitten und Unfitten, nennt mande Torheiten und Later mit ihrem wahren 
Namen, gibt auch treffliche Anleitung, das Studium nußbringend und erfolg- 
reich zu geitalten u. a. In lebterer Hinſicht werden bejonders die angehängten 
Studienvläne des Büchleind die Braucbarfeit erhöhen 

Bwei Heinere Bändchen bieten Lebensabriſſe von Orbenäftifterinnen, auf 
die durch ihre in dieſem Sabre erfolgte Setigſprechung die — weiterer 
Kreiſe gelenkt worden ſind. Das eine von B. Arens, 3. J., dem wir ſchon die 
Biographie von Anna von XKainctonge, der Stifterin der Ürfulinen von Döle 
verdanken, ſchildert „Die felige Julie Billiart” (geb. ME. 6.—), die Etifterin 
der Genoſſenſchaft Unferer Lıeben Frau, und ihr Werl. Das andere, „Die 
felige Magdalena Sophia Barat“ (geb. ME. 1.30), zeigt uns die Stifterin des 
Ordens Sacrd Ceur in anmutiger, liebevoller Daritell lung 

Joſef Seib hat fih zum Thema erwählt „Die x erebrung des hi. 886 
in ihrer geſchichtlichen Entwidelung bis zum Konzil von Trient“ (geb. Def. & 
Neben reihem Material aus den Apofryphen. den Kirchenvätern und = 
Iholaftiiben Theologen über Berjon und Würde des bi. Joſef bietet das Werf 
eine eingebende Daritellung der Entwidlung feiner Verehrung von ben eriten 
Anfängen in der orientaliihen Kirche bis zur mächtigen Entfaltung im 15. 
und 16. Sahrhundert. Auch die Beziehungen der Kunſt zum St. Joſefskult 
5 unterſucht. Zur Veranſchaulichung dienen 80 Abbildungen auf 12 

Tafeln 

Gleichfalls ein — zur Geſchichte des katholiſchen Kultus iſt „Die 
Geſchichte der Verrhrung Mariens in Deutichland bis zum Ende des Mittel- 
alter3” von Stephan Beillel, 3. I. Das Wert eritrebt feine Kritik der Marien- 
verehrung, fontern will nad den beiten Quellen berichten, aus welchen Wurzeln 
bie verichiedenen Arten - Diarienverehrung entitammen, wie fie fich weiter ent- 
widelt und Poeſie und Kunſt beiruchtet haben. Bahlreidhe vorzüglihe Illu—⸗ 
ftrationen unterjtügen wirffam die Klarheit der Darftellung. 

Wie das Tabernafel richtig Shön und praftiich — iſt, zeigt F. 
Raible in „Der Tabernakel einſt und jet” (geb ME. 7.80). Alle Künftler und 
Künftferinnen, die an der Heritellung des Tabernafel3 und feiner hi. Geräte 
mitwirken, werden darin brauchbare Motive und Muſter finden. 


— — 


--3 814 »—- 


Jahres-Bericjt über den katholiftjen Etzieſungsverein der Hchweiz. 


XII, Bericht über die Sektion des kath. Erzichungsvereind 
von Oberwaliis. 
Dom Präfidenten: Delan Eggs in Leuf. 


Da der Stand bed Erziehungsvereins von Oberwallis fich nicht verändert 
bat, darf fich die 2 erichterftattung auf eine Beiprehung ber X. Generalverfanne 
lung, die am 29. Aprii in Brig unter dem Vorſitze dieſes Berichterftatters 
tante, befchränfen. Diefelbe wurde in ber Kollegiumskirche zum erften Male 
mit einem levitierten Hochamte eingeleitet, wobei 9. 9. Delan Brindlen, Vize— 
präfes des Vereins, eine vortrefflihe Predigt an die Vereinämitglieder bielt. 
Redner fchilderte in marligen Zügen das Bild des Erlöfers, bes eriten Päda- 
gogen und Kinderfreundes. Die vereingsgeihäftlibe Sigung erfolgte im Stu- 
bententbeater. Nebſt dem Erziehungsdireftor, H. Staatsrat Burgener und 9. 
Generalvitar Meichtry, Diitglied des kant. Erziehungsrates, beteiligten fih zur 
größten freude aller an der Verfamu lung die Herren Bundesricter Dr. Schmid 
und Glaufen, eriterer ald Bertreter des fchmeiz. faty. Erziehungsvereins. Unter 
ben Verhandlungen boten die beiden Gegenſtände: 

1. „Mittel zur Wedung der Baterlandsliebe*’, und 2. „Urfaden, warum 
ber Erfolg im Unterricht in der Mutteriprache zurücdgeblieben ift, Deittel, diefen 
Unterricht zu heben“, Gelegenheit zu lebhaften Erörterungen. 

Der zweite ber beiden Gegenitände war bereild in ben Bezirfälonferenzen 
beiproden worden. 

Hoffen wir, daß bie Tagung auch gute Erfolge hervorbringe ! 


XIV. Der Kanton Teffin. 


Dem „Risveglio*, Organ der „Federazione Docenti Tieinesi* entnehmen 
wir, daß die Jahresverſammlung dieſes KRantonalvereins den 9. Auguft in Gar 
nobbio einen gl’nzenden Verlauf nahm. Die Fahne trug die Devife: „Fede 
Scienza und Lavoro’. Empfang mit Neben bes Sindaco bes Ortes und von 
zwei Profefforen und Verdankung durch den Vereinspräfidenter Prof. P. Eaffına. 
Darauf Zug mit Mufif in die Kirche zur Anhörung der bl, Meſſe, bernad 
Verfommlung mit tem Haupttraltandum la legge scolastica. Das Komitee 
ftellte dogu solgenden Antrag: 

Ordine del giorno: „La Federazione Docenti Ticinesi, riunita in 
assemblea generale, a Canobbio; 

„Considerando che la legge scolastica pure contenendo dei disposi- 
tivi buoni per le scuole e pure presentando un sensibile miglioramento 
delle condizioni economiche dei docenti, non tiene pero calcolo degli anni 
di servizio (e ciö a scapito dei docinti vecchi) e acuira la giä lamentata 
erisi di maestri; 

„Considerando che la stessa non risponde ai desideri della Fede- 
razione la quale ha sempre chiesto e propugnato che la scuola venga 
informata al principio cristiano: 

„Considerando che dessa & insidioso della libertä d’insegnamento, 
che & una dei cardini del suo programma d’azione; 

Proclama: La propria non adesione alla citata legge scolastica, 

Hr. Profefjor Bazzurri fprac für den Antrag der Kommiffıon und fand lang 
anhaltenden Applaus. Hr. Kollege A. Caſſina redete gegen den Antrag, Die 
Disluffion war kurz. Ber Antrag der Kommiflion auf Derwerfung bed Schul- 


— 815 — 


geſetzes erhielt bei der Abſtimmung bie grandissima maggioranza. Belanntlich 
wurde gegen das Schulgeſetz das Referendum erariffen und das Geſetz fiel in ber 
Dollsabftimmung vom 1. Nov. mit ca 2100 Stimmen Mehrbeit. 

Der bisherige vielverdiente Präſident, Hr. Profefior P. Eaffina, Bellin- 
zona, refianierte, ebınfo der Segretario cassiere, Hr. Prof Mattia, Jetzt ftehn 
an ber Epige bed Vereins: Als Präficent Hr. Profeſſor Baffi Benigno, da 
Dino di Sonvico; als Sefretär und Kaſſier Hr. Profeſſor Gianinazzi, Doc nte 
a Calprino; als Gıefrebaltor bes Vereinsorgans (Redactore-Capo del periodico 
officiale) Hr. Profeſſor B. Bazzurri in Qugano, 

Führen wir noch einige Stellen aus dem gebrudteu Vereinäbericht des 
abtretenden Präfidenten P. Caſſina mwörtlih an. 

Rapporto Presidenziale. Nello scorso 1907 veniva fondata una 
nuova Societä magistrale, l’Economica, avente per iscopo il solo miglio- 
ramento materiale del ceto insegnante. Nell’assemblea d’Arbedo la nostra 
Federazione risolvava di appoggiare i postolati dell’Economica, e noi non 
mancammo mai, nei liraiti delle facoltä concesseci, di accordarle il nostro 
povero aiuto. Nell’ottobre 1907 detta Societä chiedeva che il I,od. Gran 
Consiglio votasse un aumento di onorario di Fr. 300 a favore dei maestri 
elementari e di scuola maggiore, motivando detta domanda coi bisogni 
odierni della vita. Noi, sicuri di interpretare la vostra volontä, appo- 
nemmo la nostra firma a detta petizione. Vi ricorderete il rumore solle- 
vato dai giornali per questa povera damanda! 

In seguito, dietro iniziativa dell’'Economica stessa, i Comitati delle 
tre associazioni magistrali ticinesi si costituirono, salvo l’approvazione 
delle rispettive assemblee, in Comitato cant. autonomo per difendere con 
maggiore e miglior effetto i propri interessi; e primo lavovo di detto 
Camitato tu la pubblicatione dell’opuscolo — Provvedete — al quale si 
diede larga diffusione, ma che lasciö completamente, o quasi, l’opinione 
pubblica nele condizioni precedenti.  Intanto la povera nostra petizione 
veniva in ogni modo e direzione stiracchiata, finch& le si fecero funerali 
di prima classe, Poi, per elogio tunebre, anzi quasi per derisione, venne 
votato, malgrado le proposte fatte dal neo Redattore-Capo sig. Cons, 
Ferrari, un irrisorio aumento di onorario ai piü affamati dei maestri. 
Cosi per togliere un’ingiustizia, si commetteva un’altra ingiustizia! 

Cid che deve in questa assemblea cantonale fermare la vostra 
attenzionoe e formare l’oggetto di tutto il vostro studio e delle vostre 
deliberazioni & la nuova legge scolastica votata dal nostro Gran Consig- 
lio nella sessione primaverile e che verrä sottoposta in autunno alla 
vatazione popolare, avendo il referendum raccolto un numero di firme 
giü che sufficiente. Non tanto la legge stessa, a mio modo di vedere, 
deve occuparvi, che die essa s'é giä detto, anche nelle nostre assemblee, 
il bene et il male che contiene; ma dovete determinare chiaramente la 
linea di condotta che il nuovo Redattore-capo, il nuovo presidente ed 
anche il Com. Cant. devono tenere riguardo ad essa nelle prossime lotte, 
Cid & di massima importanza per il buon andamento sociale. 


(Schluß folgt.) 


—— 


4 816 8 


* Bu den Mitteilungen des Bentralkomitees. 


Die kurzen Mitteilungen aus dem Bentrallomitee veranlaffen mich 
zu einigen Notizen, Bor allem freut es mich und ift es fehr zu be= 
grüßen, daß in jüngfter Zeit mehr von der Tätigkeit dedlelben an die 
Deffentlichkeit dringt, ald dies früher der Fall war, und daß die Ber- 
bandlungögegenftände mehr einen praftiihen, jozialen Zug be— 
fiten. Ich nenne da vor allem die in Eicht fiehende Krankenkaſſe, 
die ohne Zweifel dazu berufen jein wird, viel Ungemad zu lindern, 
Hoffen mir, daß dieſe Mohlfahrtdeinrichtung genügend Berftändnis in 
dem interefjierten Kreiſen findet, um gleich anfangs ſchon richtig projpe= 
tieren zu können. Auch in Bezug auf die Jugendſchriftenfrage 
hat die Kemmiſſion nad; meiner Anficht die Zeichen der Zeit erfannt 
und richtig gedeutet. Hingegen Tann ich micht begreifen, daß ein 
Katholikentag in Luzern einen Ferienkurs in Freiburg unmoglich machen 
könnte. Gin Katholikentag kann einen Ferienkurs nie und nimmer er— 
ſetzen. Gewiß bin ich auch der Anſicht, daß ſchon aus finanziellen 
Gründen ed nicht möglich fein wird, alle Jahre ſolche Kurſe zu dveran« 
ftalten. Man wird gut tun, auch Rüdficht zu nehmen ouf andere derartige 
Beranftaltungen. Aber der erfte Ferienkurs in freiburg war fo gut 
frequentiert, daß ed wohl om Plate, ja ih möchte jagen, die Pflicht des 
Bentraltomitees ijt, der fath. Lehrerſchaft wieder möglichit bald Gelegen— 
beit zu geben, fih am Quell wahrer Wiflenjchaft zu laben. Es ift dies 
um jo notwendiger, da ja heute befanntlicy unter der Flagge der Wifjen- 
ihaft von gewiſſer Eeite, denken wir nur an das derzeitige Treiben der 
Freidenker, Glaube und Moral in weiteſten Kreijeu befämpft, ja geradezu 
verhöhnt und ind Xächerliche gezogen werten. Der Lehrer aber fieht 
mitten ia diejen unfeligen Kämpfen an erponierter Etelle und noch oft 
in prinzipiellem Gegenjag zu feinen Vorgeſetzten und Nebentcllegen, und 
da follte eine Weiterbildung rejp. eine Vertiefung in feinem Wifjen, das 
er fich in der furzen Seminorzeit angeeignet hat, nicht notwendig fein? 
Und dann dürfen wir auch in der Schule und nicht immer auf den 
ausgetretenen Geleifen einer alten Zradition beivegen. 68 fommen 
neue Zeiten und neue Forderungen. Damit ift ja nicht gejagt, 
doß das bewährte Alte ohne meitered über Bord geworfen werden 
müffe, aber 5 ont zu machen gegen jede Neuerung war noch nie von 
Vorteil. Gerade auf dem jo eminent wichtigen Gebiete der Erziehung 
vollzieht ficb hente eine totale Umgeftaltung. Das bisher gebräuchliche 
Repreflivigftem macht der Erziehung zur Selbſtzucht Pla oder mit 
andern Worten audgedrüdt, die noch fo Häufig vorfommende Prügel- 
pädagogif muß und wird mit der Zeit immer mehr einer Pädagogik 
ded Bertrauend und der Grinutigung meichen. Doch died ift leichter 
gefagt ald durchgeführt, und gerade die Ferienkurſe ſollten auch auf 
diefem Gebiete die Pfade ebnen. Der erfte Ferienkuts hat des Intereſſanten 
und Lehrreichen viel geboten. Das bewies der rege Eifer im Bejuche 
der Borlefungen, und am Schluſſe des Kurſes berichte allgemeine Be: 
geifterung für ſolche Ferienkurſe. Wenn ed nun noch gelingen würde, 
für einen weitern Ferienkurs Männer wie Prof. Dr. Förfter v. Züri 


— 817 — 


nebſt den anderen Herren Profeſſoren, die in zuvorkommendſter Weiſe 
ſchon einmal ihr Wiſſen und ihre Ferien in den Dienſt der guten Sache 
ſtellten, zu gewinnen, jo wäre ein glaͤnzender Erfolg ſicher. Und nun 
frıfh auf zu den Vorarbeiten zum zweiten Ferienkurs! 
Ein dankbarer Teilnehmer am 1. Ferienkurs. 


— emo 


Bus Rantonen und BRusland. 


1. St. Gallen. In ber Bezirlölonierenz Gaſter referierte Reallehrer 
Bauer über „Schule und Boltsleben von England”, 

+ In Rorſchach jtarb hochbetagt die Vorfteherin bes fath. Töchter- 
inftitutes „Stella Diaris* Schweiter Cöheſtina. Mit ihr war dos Wachstum 
bes hochangeſehenen Inftitutes ganz verwachſen; Stella Maris unterhält eine 
Sekundarſchule und zählt Schülerinnen aus Italien, Frankreich England und 
Amerita. 

Kath. Rebſtein ftellt im Frühjahr eine dritte Lehrkraft an. — 

Die von ber Hauptftadt aus inszenierte Unterſchriftenſammlung betr. 
Wählbarfert ber Frauen in die S ulbeherdm und Beiziebung ber 
Behrsrinnen in ben Lehrkörper der obern Primar- und Selundarfchulen 
bat 4000 Unterjhriften ergeben. Das Hanpttontingent (2000) ftellte Et. Gallen, 
Daraus fließen wir, daß fpeziell da eine Aenderung gewüniht wird, Große 
Ummälzungen wird aber diefe Frauenbewegung faum erzielen! 

Benggenmwil erhöhte ben Gehalt des Piarrerd um Fr. 200, 

St Ballen leiftet an die Aubengemeinden einen jährlichen Beitrag an 
bie Schullaften (Straubenzell fr. 12,000 und Zablat Fr. 8000), Die Lehrer 
an der Zaubftummenanftalt, am ftadt-ft. galliichen Waifenhaus und am Gewerbe» 
mufeum werden in die Witwen, MWaifen- und Alterskaſſe der Primarlehrer auf- 
genommen. 

2. Graubünden. Der Große Rat hat zur Förderung bed weiblichen 
Unterribtöwefens eine neue Verordnung erlıffen, weiche bie Dauer der Lehrkurſe 
für Arbeitslehrerinnen von zwölf auf ſechszehn Wochen erhöht und neue Kurfe 
von jechözenn Wochen für Leprerinnen ber Haushaltungsfunde an den Sefundar- 
Ihalen ſchafft. 

3. Zürich. Im Kanton Zürich amtet ein Dollor der Jurisprubenz als 
Primarlehrer — ein Beweis, baß e8 zu wenig Lehrer und zu viele Advokaten 
gibt. Nicht mit Unredt bemerkt ein Zeitungsblatt dazu: Ein ſicheres Brot hat 
auch feinen Wert. — 

4. Schwyz. * Schule und Lehrerſchaft verzeichnen wieder Fortſchritte. 
Der Kantonalverband der 3 Seltionen des kath. Kehrer- und Schulmännerver- 
eins richtete eine Eingabe an bie Regierung betr, einer „Zeuerungszulage” von 
je 200 Fr. an bie einzelne männliche Lehrkraft. Die zuitändigen Behörden 
mußten biefelbe ablehnen, weil fie geieglich nicht leicht durhführbar und obnebin 
vor die Voltdabitiimmuug hätte gebratt werden müflen. Dagegen beantraate der 
Regierungsrat dem Gefuhe in der Weife entgenenzutommen, daß der jährliche 
Rantonsbeitrag an bie Lehrer: A tersfafje von 2000 auf 4000 Fr. erböht werde. 
Die ſtaatswirtſchaftliche Kommiffion binmwieder wollte eine Erdoöhung von 2000 
auf 3000 Fr. Im Kantonsrate felbft traten die Dlitglieder El. rei und Ed. 
Kälin für eine Erhöhung auf 5000 fr. ein, worauf bie ftaotsmwirtichaftliche 
Kommiflion ihren Antrag zu Gunften desjenigen der h. Regierung, den H. Erz. 
Chef Dr. Räber warm verteidigte, fallen lie. Es fiegte dann in ber Abftim- 


--3 818 — 


mung ber Antrag auf 4000 Fr. mit 46 gegen 29 Stimmen, welch' letztere auf 
ben Antrag Frei fielen, 

Des Meiteren nahm ber Kantonsrat das Poſtulat frei, e8 möchte bie 
Regierung die Frage ftudieren und Bericht erftatten, ob nicht prebereife zwiſchen 
den Rantonen Zug und Schwyz ein Kontordat ouf Freizügigleit der Behrer und 
Rehrerinnen gefchaffen werden könnte, widerſpruchslos an. — 

Einfiedeln. Mit H. Ständerat Benziger ift lehter Zage ein erfter 
Gönner von Schule und Lebreritand in unjerem ſtantone aus diefem Leben ge» 
jbieden. In den 5Oger und 70ger Jabren wirfte er als Sculpräfident Einfie- 
beins ſehr animierend auf Volk, Fehrerihaft und Jugend, ipäter als Renierungs- 
und bann namentlich als langjähriger Erz-NRat, Mit 78 Yabren rief ihn ber 
Ib. Gott von dieſer Erde ab nad einem Leben reicher und vielfeitiger Arbeit im 
Dienfte des Staated und der Hirde, Seine Tent- und Handlungsweile war 
eine edit riftlibe und fein Opfirfinn weitherzig. Gott lohne dem großen 
Schul- und Lehrerfreunde fein rege? Schaffen im befjeren Jenſeits. Er ruhe in 
Bott. — 

5. Deutfhland. 3300 Millionen Marl für Alkohol verausgabt jährlich 
das beutiche Volt, für die Schule hingegen nur 330 Millionen! 

Aus den Mifionen. In Japan haben die Ketholiten 32 Schulen 
mit 6000 Stindern, in Korea 77 Schulen mit 1200 Rindern; in Vorber« 
indien find 3405 kath. Schulen mit 191548 Kindern, in Oftafrifa haben 
die Statholifen der deutichen Kolonien 659 Schulen mit 33807 Kindern. Sämt« 
lie fath. Miffionen haben in ber Heidenwelt 17834 Schulen mit 867 370 
Schülern. — 

—— — Ir VIER — 


Literatur. 


Lehrbuch der katholiſchen Religion. Zum Gebrauh an Lebrerr und 
Lehrerinnen. Sen inarien und andern böberen Zebranftalten, fo vie zur Selbfibe 
fehrung. Bon Martin Waldeck, Geiftl. Seminar-Oberlehrer. Neunte und zebnte, 
vielfach verbefierte Auflage. 80. Freiburg 1908, Herderiche Berlagshandlung. 
Mt. 5.--; geb. in Halbleder DIE. 6,—. 

Dieſes Lehrbuch ftellt die fatholiiche Religionslehre im engen Auſchluß an 
ben (durch befonders fräftige Schrift fenntlih gemadten) Wortlaut des Hate 
chismus unter fietem Hinweis auf die übrigen Zweig: des Meligio: Sunterridtes 
(Bibliſche Geſchichte, Kirchengeſchichte, Kirhenjahr, Yiturgie und Kirchenlied) in 
leicht verftändliher Sprache dar. Der Verfaſſer will die Schüler dahin führen, 
daß fie die religiöien Wahrheiten möglichft Mar mit dem Geiſte, zugleıh aber 
auch möglichſt tief mit dem Gemüte und dem Willen erfaffen, im Beben brtä« 
tigen und fih als treue Mitglieder der Kirche bewähren. Die apologetiſche 
Seite tritt beſon ers brvor. Die vorliegende Newauflage enthält mante Zur 
föge und Wenterungen, die namentlich dur Die neueften räpftlihen Runde 
fhreiben und Pelrcte über den Modernismus, die Ebe u. a. notwendig geworden 
find, Dem Gang des Katechismus folgend, ift das Ganze in metzodifhe Eın« 
beiten mit beiondern Ueberſchriften eingeteilt, wodurd zual ih eine leidte Heber- 
fitt gemonnen wird, Das Buch nimmt ald Grundlage die Hatehismen von 10 
deutſchen Didzeſen. Seit 1889 fjden die 10. Auflage Zeitgemäße Weuer- 
ungen ev. Umänderungen meift die Behandlung auf über Echtheit des Pentateucs, 
Glaubwürdigfeit der Evangelien, Deszendenztneorie, Edeſchließung zc. 20. In dieſen 
und Abnlicen Punkten ift fehr ernfthait und yedieaen, wenn auc fnapp, Rüd« 
fiht genommen auf neuerlibe Entiberdungen und Erlaſſe der Kirche. Es bürfte 
Waldes „Lehrbuch“‘ zu dem beiten zählen. Wir empfehlen e8 aus Ueberzeuaung 
recht ſehr. — H. 


— 819 — 


Humor. 

Dad reſolute Najhinen-Fräulein — Mark Twain 
bat unter dem Titel „Das Maſchinen-Fräulein“ das folgende Idyhll ver- 
dffentlih: „Der Chef war wieder 'mal, wie gewöhnlich, bei jchlechter 
Laune. Und war er daö, jo ließ er fie ftet3 an den Untergebenen aus, 
denn das gejchieht immer. Und da dad „Maſchinen-Fraͤulein“ am 
meiften mit ihm zu tun batte, jo hatte fie auch am meiften darunter 
zu leiden. „Es iſt zum Verrüdt werden!“ rief er. „Wie oft habe ich 
gefagt, man foll mir auf meinem Schreibtiich nicht3 anrühren?!* — 
„Es ift auch nichts angerührt worden.” — „So? Und wer hat denn 
die Marken hier hingelegt? Wer fonft wieder ald Sie!“ — Sie Jagte 
fein Wort, jondern fing an, auf ihrer Maſchine zu klappern. „Zun Eie 
die Marten weg!“ ſchrie er fie an. — „Wo foll ich fie hintun?“ fragte 
fie und ftand auf, „Irgend wohin, wohin Sie wollen. Nur mir aus 
den Augen, wo ich fie gar nie mehr ſehen kann.“ — Und das Maſchinen— 
Fräulein nidte, naim die Briefmarken, befeuchtete fie ruhig, klebte fie 
dem Chef auf feine Glaße und fagte: „Ich bitte um meine Entlafjung !* 


Brirfkalten der Redaktion. 


1. Dieſer Nummer liegt eine 12ſeitige Beilage des „Bücherkataloges“ bei 
Wir empfehlen diefelbe jehr der Beachtung und verdank:n zugleich den verehrten 
Hd. Bearbeitern deren Promptreit. — 

2. Gejegt liegen viele Arbeiten vor, fie folgen nadeinanter, — 


Mitteilung. 


Den einzelnen Sektionen find im Berlaufe diefer Woche die An— 
melde Formulare für den Beitritt in die Krankenkaſſe unfered Vereins 
zugeiandt worden, Die titl. Borftände werden höfl. erlucht, diefe ihren 
Viitgliedern zufommen zu laffen und die ausgefüllten Aufnahmöge- 
ſuche an HH. Schulinfpeftor Ruſch in Appenzell weiter zu leiten. Dieſe 
Gejuche können von den Mitgliedern auch direlt an obige Zentralſtelle 
gefandt werden. 

Zur Erleichterung der Ginzahlungen für Ginzelmitglieder wie 
Seltiongfafjiere wird mit Neujahr der Giro-Berfehr eingeführt werden. 


























in garantiert solider und kunstge- 
rechter Ausführung, sowie Hand- 
schuhe, Federn, Schärpen 


Vereinsfahnen etc. liefern billig 0000000 
KURER & Cie, in WIL (Kt. St. Gallen). 


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Schiffels, Joſ., Rektor. Hondbud, für den Unterricht in der 











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ber Kirchen, Töchter und Männerhöre empfehle böfl, meine Rom. Nummern, 
Bidele Studenten für Töchterchor, ital. Konzert für gemifcht. Chor. Diele, 
ſowie andere wirlungsvolle und mit Erfolg aufgeführte fom. Duette, Zerzette, 
Quartette und Enfemdle-Hzenen fendet zur gefl. Einſicht 

347 Bans Willi, 
Lehrer in Cham, Kt. Zug. 








Ziehung Olten, Haupttreffer 40000 Fr. 
am 30. Dezember 1908. 


)») =Lose = 


von Olten, Luzern und Kin- 
derasyl Walterschwyl ver- 
sendet & I Fr. und Ziehungs.isten 


la Auswind - Maschinen |* °° ©“ 





319 (H 3664 Q) nd 


sog. Heisswringer, die Beste, Solideste und Frau Haller, Luzern, 
Feinste. was es gibt, versende zu nur vormals Zug. 

Fr. 28.— ä Stück, und zwar nicht unter : i 
Nachnahme, sondern gege: 3 Monat Kredit. Auf 10 ein Gratislos. 


Paul Alfred Goebel, Basel. Nach Olten folgt Luzern. 


"PR. Frziehungskanzlei Luzern, 


Dadagogilde 
® Blätter. ® 


Hereinigung des „Schweizer. Erziehungsfreundes* und der „Yüdag. 3Monatsfärift“. 


Organ des Dereins kathol. Lehrer umd 5chulmünner der chweiz 
umd des ſchwehzeriſchen katholifhen rziehungsvereing, 


Einfiedeln, 11. Dez. 1908. | Nr. 50 | 15. Jahrgang. 


Redbahktionskommiifion: 


H. Neltor Keiſer, Erziehungdrat, Bug, Bräfident; die HH. Seminar-Direftoren Jakob Brüninger, 
denbad (Schwys), und Wilh. Schnyder, pipfirch, Herr Lehrer Yof. Müller, Goßau (St. Ballen) 
unb Herr Glemens Frei zum „Storchen”, Einfiedeln. 
&infendungen find an legteren, al& den Ebei-Rebaftor, gu richten, 
Infsrat-Aufiräge aber an HH. Haafenftein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Erſcheint wöcdrentlicd; einmal und koſtet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Befteliungen bei den Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Eintiedeln. 





Iuhalt: Zwei Schweſtern — Aus Graubünden. — Auch zu den Lehrerererzitien. -- Um das 
Gebiet der Anregungen herum. — PBädagogiiches Allerlei. — Aahresbericht über den fatholi» 
Ichen Erziehungsverein der Echiweiz. — Etwas zum Wachdenten für Bolld. und Yugenber- 
aieher. — Roc ein Wörtchen zur Frage über die Jugendleftüre — Humor. — Sinappe lleber- 
ficht aus fatholifchen Bücherberlagen von 1908. — Literatur. — Inferate — 


* Bmei Schweſtern. 
(Schluß.) 

Die verehrte Autorin diefer Lehrübung hat bei ihrer Arbeit auch ſchwie⸗ 
rigere Schulverhältniffe berüdfichtigt. Wir bringen aud biefe Behandlung; 
fie mag zeigen, wie ein- und basjelbe Stüd fnapper und weiter aefaßt werben, 
alfo beichräntteren und freieren Schulverhältnifien anbequemt werden fann, immer 
aber methodifh zum Ziele führt, Die verenrte Autorin fchreibt fomit alfo: 

Il. Aurze Behandlung, 

Mo Zeit und Umftände eine fo weitläufige Behandlung nit zulafien, 
fönnte man nach Vorbereitung und Begriffserllärung das ganze Gediht ftropben- 
weile erzählen laſſen. Die Zitel und alles andere weglaffen. Und nachdem es 
noch ein» oder mehreremale im Zujammenbange erzählt worden, nad Haupt- und 
Nebenperfon fragen, fie im Kürze behandeln und daran einige Anwendungen, 
Borfäge und Aufgaben anfnüpien. Alſo 


Das Ganze als Einheit 





betrachten. 
DHierüber nur noch Einiges: 
Die Hauptperfon im Gedichte ift: Die Fürftin. 
Die Nebenperjon ift: Das Mütterlein. 


— 852 — 


Wir ſehen die Beiden: 

1. Beim Singang zur Kapelle. 
2. Bor dem Muttergottesaltar. 
MWelbe Tugenden erfennen wir an ber TFürftin? 
Sie zeigte 1. Demmt in Gedanken, Morten und Werfen, — Inwiefern ? 
Die Fürſtin war demütig: 
in Gedanken: Sie Iniet gern neben dem armen Weiblein. Dasfelbe ift ihr 
nit zu gering. 

in Worten: Sie fagt: Lieb Mütterlein, was zitterft bu? — Wie fäm’ ein 
reihrer Ploß mir zu? Und ferner: Als Schweftern Inieten wir vor ihr. 
— OD mär wie du ib gnadenreich. 

im Benehmen: Obne Ziererei fteigt fie vom Pferde und fhämt fih vor bem 
ganzen Hofftaat nit, ein Bettelm.ib mit einer fürftlichen Gabe zu erfreuen. 

Melbe Anwendung ergibt fih hieraus? — Wer bemütig ift, bält fi 
nit für befier als andere, Gr veractet niemanden, felbft fehlerhafte Perſonen 
nicht. Auch ber Ib. Gott ſchaut nidt darauf, ob jemand eine Krone oder ein 
geflidtes Kleid trage; ob jemand gelehrt oder einfältig fei; ob bu reiden ober 
armen Eltern angebdrefl, — Mber darauf ſchaut er, ob bu liebreich mit allen 
verfehreit; ob du beicheiden feieit und nicht ſtolz auf jene herunter fchaueft, bie 
weniger jchöne Kleider tragen als bu. 

Borfag: Ich will nicht ftolz fein auf ſchöne Kleider und andere wegen 
folder nicht beneiden, Niemals will ich ein Kind verachten, weil es unanjehn- 
lich gefleidet, gebrechlich und häßlich ift. 

Aufgabe: 1. Die Kleider. 2, Geben ift feliger ala Nehmen. 

Die Fürftin übte 2. Freigebighkrit gegen die Armen, Sie gibt nit nur, 
was für fie unbraudbar ift, fondern KRoitbarfeiten, die fie vermiffen wird. Und 
fie fpenbet bie Gabe mit freundlibem Wohlmollen. 

Anwendung: Kinder, gebet gerne; nicht nur mit den Hänben, fonbern 
aud mit dem Herzen follet ihr geben, b. h. freundlich dreinicauen, Zraurigfeit 
verrät Geiz oder zum mindeiten Neue über den Berluft ber Gabe. Was könnt 
ibr geben? — Ein Bildchen, woran dad Herz hängt. — Eine liebgemworbene 
Spielfahe. — Eine Münze aus der Sparbüchſe für die armen Heidentinder, 

Aufgaben: 1. Wohltun bringt Segen. 2. Einen freudigen Geber bat 
Gott lieb. 

Die Fürftin Tebret uns: 2. Kiebe und Hochſchäütung für das Alter: Die 
Fürftin fteht in der Blüte des Lebens, in jugendlicher Freude und Sralt wullt 
fie dahin. Tas Mütterlein ift 80 Jahre alt, Runzeln verunftalten fein Ange 
fibt, jhmwantend und unlicher gebt e8 des Weges. Sein zabnlofer Munb mur« 
melt eın faft unverftändlih’ Gebet. Und dennoch, wie lieb, wie freundlih und 
berablafjend unterhält fich bie bobe {Frau mit ihm. 

Anwendung. Kinder, lernet hieraus eine alte, aber immer wieder neue 
Pflicht. Ehret das Alter. Schämet euch nicht, wenn ihr alte, gebrechliche Groß« 
eltern oder Eltern babet, Präget es euch ins Herz: Ein betendes altes Mütter 
lein ziebt oft den Segen beö Himmels auf ein ganzes Haus herab, Wie viele 
Geſchichten habet ihr ſchon geleien, und im Leben werdet ıbr e& noch erfabren, 
wie Gott Findesliebe ion bienieben belohnt, wie er aber die Uebertretung feines 
göttlichen Gebotes ſchon auf Erben bitter ftraft. Die bl. Schrift mahnt: Bor 
einem grauen Haupte jolft du aufftehen und bie Perion des Greifen ehren! Unb 
meiter: Ebre Bater und Mutter, auf baß es bir wohl ergebe unb bu lange 
lebeit auf Erben. 

Aufgaben: |. Meine Eltern. 2. Jugend und Alter. 

Das Schönſte, das wir von ber Fürftin lernen, ift 4. Pie Marienver- 
ehrung. Sie und ihr ganzes Gefolge beten, ald bad Ave⸗Glocklein ertönt. Nicht 





— 823 — 


genug, obſchon die Tämmerungsſtunde anbricht, eilt ſie noch zum Kirchlein im 
Walde bin, um die Himmelsldnigin zu arüßen. 

Anwenbung: Die befte Verehrung, bie wir Maria barbriugen können, 
beftebt ın der Nahabmung ihrer Tugenden. Yhr tretet nun bald in den Yung» 
frauenftand. Ermäblt fie zu euerer Mutter. Nehmet zu Vorbildern in ber 
Verehrung Mariens den feligen Hermann Joſef, den bi. Aloyfius. Fliehet in 
aller Not zu ihr. — Werdet Marientinder. 

Dorfag: Ih will oft und gerne den Rofenfranz beten. Stleinere Mar 
riengebetcben, wie das: Gedenke ... — Unter deinen Shug und Schirm uſw. 
will ich auswendig lernen. Die Marienfeite will ich durch den Empfang der 
bl. Satramente beionvders feiern, 

Der Grundgedanke im Gedichte ift: Tugend und Demut machen vor Gott 
alle Menſchen gleich. 

Anihließende Aufgaben: 1. die Waldkapelle. 2. Demut im Fürſten⸗ 
Heide, Glück im Bettlergewand. 3, Wie ein armes Mütterlein feinen Lebens— 
abenb zubracte. 

Andere Ueberſchriften zum Gebichte könnten fein: 1. Das arme Mütter- 
fein und die reiche Fürſtin. 2. Zwei ungleihe Wallfahrerinnen oder Kirch» 
gängerinnen. 3. Ein glückliches Zuſaumentreffen. 

Jetzt wäre noch das Mütterlein zu behandeln, aber die Zeit fehlt. Ich 
glaube, die vecehrte Leſerſchaft fei zufrieden, wie ich e8 aud bin. 





*? Aus Graubünden. 


Bündner Lehrerverein. Der Jahresbericht des Bündner 
Lehrervereins iſt aus Anlaß der Feier des 25jahrigen Beſtehens des 
Vereins ziemlich dick geraten. 

Einleitend wird die Lebensgeſchichte des Vereins und ſeines Jahres- 
berichtes auseinandergeſetzt. Die Zuſammenſtellung der 26 Jahresberichte 
würde eine ſchöne Sammlung pädagogiſcher Aufſätze liefern. 

Eine intereſſante Arbeit im heurigen Berichte bildet die „Geſchichte 
F Volksſchulweſens im alten Graubünden“ von Prof. Dr. F. Pieth, 

bur. 

Prof. A. Florin, Chur, befürwortet die Jluftration unferer neuen 
Schulbücher und will die Gemeinden gefeglich verpflichten lafjen, ein ges 
wifjed Quantum Beranfhaulihungs: und Uebungsmittel für die Schule 
anzujchaffen. (Bon der Stantonallonferenz angenommen.) 

Darauf folgen 1. die übliche Berichterftattung der letztjährigen 
Delegierten: und Kantonalkonferenz. 2. Konferenztätigkeit. 3. Ergeb» 
niffe der Umfragen: a. Schularzt. b. Abhaltung von Zeichenkurſen. 
c. Boytutt. 

Diefen Winter haben die Konferenzen ihre Anfichten fund zu tun, 
ob fie die Fibel nur in Schreibjchrift wollen oder wie fie die Fibel ge- 
jtalten mödten. — Zum Eclufje enthalt der Jahresbericht dıe Traf- 
tanden der diesjährigen Delegiertenverfammlung und Kantonalkonferenz 
und Mitglieder verzeichnis. 

Die Delegiertenverfammlung fand ftatt am 13. Nov. in Chur 
und beichloß: 


— 4 824 — 


a. betr. Schularztfrage: 1. Der Kl. Rat möge dem Gr. Rat 
beantragen, das Inſtitut des Schularztes zu kreieren. 2. Am Lehrers 
feminar ſoll durch einen Arzt Unterricht im Hygiene erteilt werden. 
3. Der Turnunterricht ſoll gefördert werden. 

b. betr. Zeichenkurſe: Es feien die Zeichenkurſe möglichſt allen 
Lehrern zugänglich zu machen, deshalb follen foldhe aud auf dem Lande 
abgehalten werden. Der Beſuch ausmärtiger Zeichenkurſe ſoll fub- 
ventioniert werden. 

c. betr. Mebereinfommen zum Scuße mweggewählter Lehrer. Dan 
wolle abwarten, ob und wie die Anftellungsverhältniffe gejeglich geregelt 
werden, bevor man in Sadıen etwas unternehme. 

d. betr. Reorganijation der mwechieljeitigen Hilfskaſſe möge der RI. 
Rat dafür Sorge tragen, daß der Stand der Kaſſa bis 1. April 1909 
begutachtet werde. 

e. Der alte Borftand wurde beftätigt. 

Tags darauf feierte bei Anlak der kantonalen Lehrerkonferenz der 
B. L.V. fein 25jähr. Beftehen. Der Vereinspräfident, Seminardirektor 
P. Conrad, eröffnete die von 400 Lehrern und Schulfreunden befuchte 
Berfammlung durd einen falt einftündigen Vortrag Über die Geſchichte 
des Vereins. Anno 1883 murde der Berein gegründet auf Beranlafjung 
des damaligen Seminardireftord Dr. Th. Wiget, bekannt durch feine 
Schrift: „Die fünf formaler Stufen des Unterrichts”, 

Zur Feier des Taged war Hr. Prof. Dr. Hörfter, Zürich, als 
Referent gewonnen worden, welcher über: „Lehrerberuf und Lehrerper- 
fönlichkeit* ſprechen wollte. Krankheitshalber verhindert, jchidte Herr 
Förſter einen Stellverireter, Herr Dr. Keffelring, der über Hygiene des 
Geiftes reſerierte. 

Zum Schluſſe wurde eine Refolution angenommen, die Kommiſſion 
jege in den Gr. Rat ihr volles Bertrauen und ermarte von ihm die Bes 
handlung der Gehaltsaufbeflerung in der Frühjahrsſitzung in ſchul. 
u und dem bündnerifchen Lehrerftande gegenüber gerechten 

inne, 





* Auch zu den Lehrerexerzitien. 


Brieflihe Klagen follen bei der Red. der „Blätter“ eingelaufen 
fein (find eingelaufen. D. Red.) wegen den „Erinnerungen an bie 
Zehrerererzitien*, Urglaublich, unmöglich! ſage ih mir. Wer die 
Grerzitien kenat und fie ſchon zu Dußendmalen mitgemacht hat, wie der 
Schreiber diejer Zeilen, der muß jagen: Th. Sch. hat aus meiner volliten 
Ueberzeugung geſchrieben. Eat für Eat, Wort für Wort unterfhreibe 
ih voll und ganz. Die Grerzitien find ein Genuß, eine Stärkung für 
unjern Beruf, für unfere unfterblicde Seele, wie wir fie und fchöner, 
edler und erhabener gar nicht denfen können; fie find eine übernatür- 
liche Freude, eine unvergleichliche Wonne, ein Stüd Himmel. Schon 
oft babe ich geſagt, ich ließe mir diefe hl. Uebungen nicht ablaufen für 
1000 Fr. bares Gold, nicht abfaufen um feinen Preis. Oft hört man 


— 825 — 


am Schluß der Exerzitien jagen von ſolchen, die dieſelben zum erften- 
mal mitmadten: „So habe ich mir die Srerzitien nicht vorgeftellt. Dan 
fann fie einfach nicht bejchreiben, man muß felder dabei fein, man muß 
fie mitmachen. Nächftes Jahr gehe ich wieder. Sie find unſchätzbar, 
unerfeglich, undefinierbar. So wohl mie jet war es mir noch nie im 
Leben.“ Und eine ſolche Inftitution ſollte nicht Öffentlich gelobt, aner- 
fannt werden dürfen?! Jawohl; Lob, dem Lob gebührt; Ehre, dem 
Ehre gebührt! Dieſes „Bedauern“ findet feine Grklärung nur in den 
Morten: „Ih will Feindſchaft jegen zwiſchen dir und dem Weibe.” Es 
gibt ja Leute, die bedauern es, daß es einen Himmel gibt, weil fie fidh 
—— müſſen: Dann muß es naturnotwendig auch eine Hölle geben. 
Zum Schluß. Die tit. Redaktion mahnt ganz überflüfſig: „nur 
nicht gleich Gänſehaut bekommen“. Gewiß nit. Aber Heimmeh 
nah den Grerzitien befommen wir, wenn wir fie jo marm und wahr«- 
heitögetreu geftildert jehen. Innigſten Dank den Söhnen des Hl. 
Ignazius, die fih ganz opfern dem Unterrichte und der Erziehung der 
Jugend und der Rettung und Heiligung unfterblicher Seelen. 
Lehrer M....r in 9. (Oſtſchw.) 


m 


Um das Gebiet der Einregungen berum. 
(Korr. aus St. Gallen.) 

Aufgabe einer pädagogischen Zeitfchrift iſt es, alle Beftrebungen, melde 
den Ausbau oder bie Vervolllommnung des Schulmefens bezweden, im Auge zu 
haben und ben Lefer hierüber auf dem Laufenden zu halten. Wir tun dies in 
nachftebendem — ohne unfere perfönliche Meinung miteinzuflehten, — indem wir 
die Reorganifationsbeftrebungen von Dr. Schrag, Vorfteber an der Mädchen» 
ſelundarſchule, bier referierend mwiedergeten. — Beim Antritte des Reftorates 
burh Hrn. Dr. Schrag vor ca. 1’/a Jahren wurden an ber ftädtiihen Mäddten« 
zealjehule eine bausmwirtihaftlidhe Abteilung, eine Handelsſchule und 
eine Literarichule hinzugefügt. Als Schlußſtein bes Ausbau:s wird nan 
ein frädtifches Qehrerinnenjeminar gefordert. Zwar wird zugegeben, daß 
auch ſtädtiſche Mädchen am kantonalen Lebrerjeminar ftets ein freundliches Ent» 
gegenfommen fanden, allein basjelbe entſpreche den ftadtefl. galliſchen Bedürfniſſen 
nicht. Die 3—4 jährige Studienzeit am Seminar in Rorſchach erfordere Opfer, 
die für manche ftädtiihe Familie unerfhwinglich feien. (Anmerkung bes Ein- 
fenders: Iſt denn dort für die Seminariftinnen vom Lande das Leben billi« 
ger? Dieſes Argument binft.) 

‚Es lommt nit einzig darauf an, unfere Öffentlichen Schulen mit Lehrer⸗ 
innen zu verforgen. Tas foll natürlich auch geſchehen, aber für eine große Zahl 
unferer Seminarıflinnen wäre die Erlangung von Erzieberinnenftelen im In« 
und Ausland dur den vorgeichlagenen Kurs in hohem @rabe erleichtert, und 
auch manches Mädchen aus ten beſſer fituierten Kreifen würde es fich nicht 
nehmen lajien, eine ſolche Laufbahn zu wählen, wie bie anderwärts längft 
Sitte iſt.“ 

Das erweiterte Ziel, das den Schülerinnen eines ftädtiichen Lehrerinnen⸗ 
feminars geftedt werben müſſe, laſſe die gemeinjbaftlihe Erziehung mit Knaben 
weter als wünftenswert noch als praftiich erfheinen. Kine gründliche theore- 
tifhe und praftifhe Schulung in den brei Fremdſprachen ſei für Töchter un« 
erläßlih, dazu komme noch praktiſche Tätigkeit, Lie für eine zufünftige Erzieherin 


4 826 — 


— frember Kinder ober ihrer eigenen — fehr zu begrüßen fei: Hauswirtidait, 
Praltitum in der Kinderkrippe, Einblid in bie foziale Hilfsarbeit überhaupt. 
(Anmerkung des Einfenders, Aehnliche Gedanken über bie Ausbildung ber Lehrer⸗ 
innen ſprach im Großen Rate anläßlih der Tebatte über die Errichtung eines 
Konviltes für Seminariitinnen reip. eines Lehrerinnenfeminars, Hr. Erziehungs 
rat Biroll aus Altftätten.) 

„Die Bermwirklitung des bier in ben Umriſſen vorgelegten Planes ift bie 
bentbar einfahfte und von ſehr geringer finanzieller Tragweite Wir haben an 
bie jegige Riterar-Abteilung fulzeffive zwei weitere Klafien anzufügen. Das neue 
Inftitut fol allen Vollstlaſſen zugänalih gemacht werden, und baher müßten 
wir an unbemittelte, aber begabte Töchter, bie fi dem Behrerberuf widmen 
wollten, Stipendien verabfolgen, Es würde fih damit um eine jährlihe Mehr- 
ausgabe vın 12000 Fr. handeln. 

Ein Vorzug unferes Eyftems läge noch darin, daß der Eintritt in bie 
beiden obern Klafien aub Dandelsfbülerinnen offen ftehen müßte, die fich in ber 
3. Handelsklaſſe das Tiplom gebolt hätten und denen nadträglih ber Wunſch 
fäme, das Lehrerinnen- und Erzieberinnen» Diplom zu erwerben. Die Berufs 
wahl könnte alfo febr weit hinausgeſchoben werden.” 

Dr. Schrag ift ſich der Unterftügung ber Bebörden und ber Bevölferung 
ziemlich fiber und regt an, daß bei genügen’er Beteiligung bie erite Klaſſe bes 
Kehrerinnenfeminars zu St. Gallen im Frühling 1910 eröffnet werben jollte, 


—— ——ö—— 


Pãdagogiſches Allerlei. 


1. Die geiſtliche Schulaufſicht in Anhalt. Auf der jüngft 
ftattgefundenen allgemeinen Paftoralfonferenz der evangeliihen Pfarrer 
Anhalts nahm man auch Stellung zur Schulaufſicht. Der Re 
ferent führte aus: Dem Staate ſtehe dad volle Recht auf die Schule 
zu, auögenommen den Keligiondunterricht. Doch ſei es zwedmäßig, daß 
die Kirche die technische Auffitt Über denjelben gleichfall® dem Staate 
überlafje; es jei aber ihr Recht, fich über den realen Gehalt der religi« 
djen Unterweilung in allen Schulen jederzeit durch Kirchliche Organe zu 
vergemifjern. Referent hielt es auch für eine Ehrenpflicht des Geiftlichen, 
die Schulauffiht auf dem Lande willig zu übernehmen. Jedoch fand 
er mit feinen Ausführungen nicht vollen Anklang. Denn faft einftim« 
mig wurde folgender Antrag angenommen: „Die Paſtoralkonferenz bittet 
dad Herzogliche Anhaltiſche Konfifterium, fall die Schulauffiht ihres 
techniſchen Amtes entfleidet wird, die Geiftlihen der Anhaltiihen Lan- 
deöfirche von der Ortefhulaufficht zu befreien, den Seminarkurſus der 
Kandidaten der Theologie aufzuheben und aus dem zweiten theologifchen 
Gramen die Prüfung in der Schulfunde auszuſchalten.“ 

2. Bon den Rekruten in Fraukreich. Der Berband der Ffathol. 
Jugend Frankreichs richtet an die neueintretenden Rekruten einen Auf— 
ruf, in dem die jungen Leute ermahnt merden, freudig ſich dem Dienft 
des Vaterlandes zu Stellen und fi des DVertrauend, der Mitbürger 
würdig zu erweilen. Die jungen Soldaten jollten aber audy nicht ver- 
geflen, daß fie Katholiken feien und follten das auch im Regiment 
bleiben. Furchtlos und fröhlich follten fie ſich ald dad zeigen, was fie 
find, und dadurd den anderen Achtung vor ihrem Glauben beibringen. 


-- 827 — 


Zahres-Bericht über den katholiftyen Etzieſungsvperein der chweij. 


XV. Der Erzichungsverein Yranzöfiih: Wallis, 
Berihterftatter: Hochw. 9. Pfr. Telaloye, 


La socists bas-valaisanne d’Education n'a pas eu d’assemblee generale 
en 1908, ses grandes assises ne se tenant que chaque deux ou trois ans, 
suivant decision du Comits central, qui est competent pour preciser la date 
des reunions selon que les circonstances l’exigent. 


L’espacement de nos congrös pedagogiques s’explique facilement par le 
double fait du peu de duree de l'exercice scolaire et des enormes distances 
que nos rögents doivent parfois franchir pour se rencontrer, 


Cett» annde 1908 ne sera pas moins marqude d’une pierre blanche dans 
le champ d’activits de la soci«ts; elle a permis, en effet, de constater le ar- 
fait fonctionnement de la récente caisse de retraite qui, malgr& les critiques 
— ce necessaire assaisonnement de toute «@uvre nouvelle — se manifeste 
pleine de vitalite et promet des resultats heureux quoique modestes. 


En mars 1908, une petition, signde de la majeure partie des membres 
de la societs (212) fut adressee aux autorites competentes, reclamant une 
augmentation des traitements, qui, actuellement, ne correspondent pas plus à 
la somme imposde de travail qu'aux exigences de la vie, dont le renchörisse- 
ment va chaque jour grandissant. 


Appuyees par messieurs les inspecteurs, étudiées et recommandees par 
la Commission eantonale de l’Enseignement primaire — une nouvelle et 
trös importante institution de la loi scolaire de 1907 — les rerpectueuses et 
energiques revendications de nos maitres d’&cole ont recu le meilleur acceuil 
del 'éminent et distingus Chef du Departement de l'Instruction Publique. Sur 
le rapport de ce dernier un projet de loi à été deposs sur le bureau du Grand 
Conseil qui, sans aucun doute, le votere, sans changement appreciable, déjà 
dans la prösente session legislative de novembre. 


La loi nouvelle qui, en outre de la prime annuelle d’age et de r&com- 
pense, assurera à nos in-tituteurs definitivement brevetss une retribution men- 
suelle de 120 francs, n’est &videmment pas une mine d’or et ne creera pas, 
pour nos maitres, un nouveau parradis terrestre; mais elle sera incontestable- 
ment une serieuse et notable amelioration de la situation materielle de notre 
personnel enseignant. 


La plus franche cordialit# continue à rögner entre les deux societes 
seurs du Haut et du Bas Valais et une nombreuse delögation apporta à 
nos fröres allemands, lors de la r&union generale de Brique, l'expression de nos 
sentiments d’attachement et de devoument. 


Nos societaires se sont montres dignes de l'estime et de Ja Conside- 
ration generale par l’excellence de leur conduite et de leur zele et, durant cet 
exercice scolaire de 1907/1908, ils ont vaillament rempli leur devoir d'En- 
seignement et d’Education. L’effort qu’ils font pour demontrer à leurs col- 
legues suisses qu'ils savent comprendre Je serieux et l’importance de leur 
mission sera mis en 6vidence par la prochaine publication des notes peda- 
gogiques pour 1908: nos chers instituteurs valaisans ont d’autant plus droit 
aux felicitations que l'on ne soupgonne guöre, au delä des Alpes, combien 
grandes, presqu’ invraisemblables, sont les difficultes que leur cr&ent la si- 
tuation topographiques du pays et la modicit des ressources de nos budgets 
cantonaux et communaux. 


— 8283 — 


P. S. 1. Die Vereine der Kantone Bern, Freiburg, Wallis und Teſſin 
verdienen für ihre rege und praltiſche Tätigleit beſondere Anerlennung und 
follen den beutichen Seftionen Vorbild fein. 

2. Am 26, Nov. abhin ftarb hochw. Hr. Pfarrer Strebel in Raiften, feit 
1907 Bireltor des „Apoftolates der chriſtlichen Srziehung“. Ihm feien die Be— 
mübungen in dieſer Stellung beftens verdantt. R. I. P, 


Jahresrechnung des ſchweiz. kath. Erziehungsvereins pro 1907. 
(Auszug.) 
Abgelegt vom Zentraltaffier Pfarrer — und genehmigt vom weitern Komitee 
den 27. April 1908 in Zug. 


A. Einnahmen. 


1. Altivſaldo von 1906 15. 50 
2, Jahresbeiträge: a. Dom St. Gall. Kantonal« 
erziehungsverein 100. — 
b. Bon 34 Bereinen 285. 35 
c. Bon 95 Eingelmityliedern 95. — 
d. Ban Ungenannt 5. — 485. 35 
3. Jahresſubvention bes ſchweiz. fath. Vollsvereins 200. — 
4. Geſchenke an bie Lehrerererzitien: 
a. Nom hochwſt. Biſchof von St. Gallen 275. — 
b, Dom St. Gall. Kantonalfatholifenverein 150. — 425. — 
5. Gabe vom hochwſt. Abt von Mehrerau, Ehren» 
mitglied 2 
Total der Einnahmen 1175. 85 


B. Ausgaben. 
1. Dem Lehrerſeminar Zug den Beitrag des Prieſterkapitels 








Untertoggenburg 20. — 
2. Für die Lehrerexerzitien (75 Teilnehmer zu 10 Fr.) 750. — 
3. Trudiade: 900 Yabresberichte ıc, 59. 45 
4. Honorar an einen Referenten 20. — 
5. Porti 54. 85 
6, Reifeentihädigung an Aomiteemitglieder 14, — 

7. Abfchlagszahlung an die Buchbruderei Union Solothurn 
für den Katalog 250. — 
Total ber Auslagen 1168. 30 

Bilanz: Einnahmen Fr. 1175. 85 

Ausgaben „ 1168, 30 

Altivfaldo pro 1908 ser. 7. 55 


DE Vote 1. Sämtlidbe Beiträge an den ſchweiz. kath. Er: 
ziehungsverein von Seite der Seltionen und mitwirfenden Vereine ıc. find 
an unfereren Zentralfaffier, Pfr. Ducret in Auw, Aargau, zu jenden 
(niht an den Zentralpräfidenten), 

Note 2. Die Beiträge an das Apoftolot ter riftlichen Erziehung 
find an den Direktor desſelben, Pfr. Kaiſer in Fislisbach, Kt. Aargau, zu fenden 
oder an Reltor Keifer in Zug, in Tegterem falle mit bem Bemerfen „pr. Apo- 
Rolat”, 

Note 3. Diefer Jahresbericht wirb allen Einzelmitgliedern, Seltionen, 
mitwirfenden Vereinen u. a. zugefanbt. 





— 829 — 


*Etwus zum Nachdenken fir Volks- und Iugenderzieher. 


Univerfitätsprofefior Dr. Rudolf Erlen in Jena äußerte fih letzthin in 
den „Mündener N. Nachrichten“ folgenderweife über unfere heutige Kultur: 

„Sroßen Bemweaungen im Kulturleben pflegen immer Ernücdterungen zu 
folgen. &ine ſolche Ernüdterung erleben wir bente. Taß dem Aufmogen bes 
Lebens ein Abwogen folot, fann in feiner Weife beiremten, ba jeder Aufftieg im 
Bereiche bes Menſchen cine Einfeitigfeit, eine Ueberfpannung enthält, die früber 
oder ſpäter einen Rückſchlag herbeiführen muß ... Und dann tritt eine ftarfe 
Herabiiimmung des Lebens ein, der anfänglibe Enthufiasmus verfliegt, wir be» 
ginnen tiefe Schatten zu entdeden, wo wir früher eitel Licht gemwabrten, 

Derartiges erleben wir teute gegenüber der Realfultur mit ihrer aus» 
fohließlichen Richtung des Menſchen auf tie fidtbare Welt. Aber die Triumpbe 
haben fih nicht als ein reiner Gewinn ermwiejen, die Umgebung, bie ber Menſch 
unterwerfen wollte, bat in ber Unterwerfung felbft ibn überwältigend an ſich 
gezogen und bält ihn jo zwingend feit, daß er aus einem Herrn ein Diener zu 
werben verft . . . Indem die Technik die Naturkräfte in den Dienst der Menjch« 
beit geftellt, ift unfer Leben bemwegter, reicher, genubvoller geworben. Aber der 
Gewinn bat fih in Verluft verwandelt. So find überall andere Folgen einge 
treten, als in der Abfiht der Handelnten lag, gemeinfam aber ift das Anſchwellen 
bes Lebens nad außen hin, das Gleichgültigwerden bed Einzelnen, bie Erdrüd- 
ung ber Innerlichkeit. 

Ausgezeichnete Arbeiter und Eleine zu leere Menſchen, das ſteht am Ende 
bes Weges.“ 

Profeſſor Enten nennt im Weiteren unfere heutige Kultur eine Talmi- 
fultar (Sceintultur), die möglichſt prunfen unb glänzen will, bie für die innere 
Bildung die äußere Ausdehnung einfept, bie allen Selbftwert des Lebens ber 
bloßen Nüplicfeit opfert unb fo zugleich unvermeidlich ins Bloßbdelorative, Scein« 
bafte und Leere gerät. Es ift gut, daß folde Urteile über unſere Zeitrichtung 
buch Gegner ausgeſprochen werden, uns felbft würde man es nicht glauben. 

Wir wären dem Ienaenferprofefior dankbar geweien, wenn er uns ebenfo 
unverbholen die Urſachen dieſes Niederganges unferer geiftigen Kultur offengelegt 
hätte, Er hätte e8 entichieden enbenfo gut können als Proiefjor Dr. Förſter in 
Zürich. Er Hätte eben den Materialismus im Erziehungsmweien als erfte Urſache 
nennen müflen ; und das wollte er nidt, denn fonft wäre e3 ja aus gemwefen mit 
feinem Kollegen Profefjor Häkel, dem Präfidenten des Moniften- oder DMateri- 
aliften» oder Atheiftenbundes, Die Grundpfeiler jeglicher Kultur find beute wie 
ehedem Religiyn, Moral, Autorität, Sittlichleit,; der Materialismus aber unter- 
aräbt dieie Pfeiler, denn ohne Gott gibt e8 keine Religion, feine Sittlichfeit und 
feine Autorität. Man bat in ben legten Jahren ber fatholifhen Kirche von 
Feinden und oft auch faljhen freunden nferiorität vorgeworfen, weil fie nicht 
vor jedem Tagesgötzen in ber Erziehung niederfalen wollte; gottlob find ſchon 
Vorboten da, welche eine gerechtere Beurteilung ber größten Erzieherin ber 
Menfchpeit, das ift der Kirche, in Ausficht ftellen. 


Roch ein Wörthen zur Frage über die Iugendfektüre. *) 

Schreiberin Lied ijt gar nicht mehr bedeutend tätig auf dem pä— 
dagogiſchen Webiete, war ed aber mehr ald 50 Jahre. Dennoch möchte 
ih bier mehr meine perjönlichen Erfahrungen ins Feld führen, als die: 


*) Bon einer hochverdienten Lehrerin und Erzieherin eingefandt. Wir 
wünſchen der allzeit noch idealen Schreiberin einen fonnigen Lebensabend. 
Die. Red. 


— 830 — 


jenigen des Lehrers, obwohl die erſtern individuell, aber dennoch kein 
Unikum ſind. Sie ſprechen aber meines Erachtens ein entſchiedenes 
Wort für die Jugendlektüre. 

Ich erhielt in meinem 7.—8. Jahre ald Schulpreis ein Büchlein 
mit dem Zitel: „Elodoald oder Ahnungen eines Kindes.“ Es war und 
wurde für mich providentiell. Ich las das Büchlein, ich weiß nicht wie 
viele Male durch und wußte bald ganze Seiten davon auswendig. Es 
legte ftarfe Fzundamente zu meimerintelleftuellen Bildung 
und meiner Charafterentwidlung. Es entpielt ein Stüd Ge» 
Ihichte, ein Stüd Legende, ein Stüd angewandte Piyhologie, 
ein Stück Myſtik und entmwidelte in mir Jdeale, lange bevor ich etwas 
bon diefem Begriffe träumte und zwar Ideale, die mich durchs Lange 
Leben begleiteten, in den verichiedenfien Lebenslagen zu Haren Offen« 
barungen ewiger Wahrheiten wurden und mächtig auf meine Gemüts- 
richtung einwirkten. Ich erinnere mich noch heute im 72. Lebensjahr 
deutlich der Semütsberwegungen, welche die Gegenfäße von Gut und Bös 
in mir erregten und fih nah und nah zur ftehenden Gefinnung ent— 
widelten. Aehnlichen Einfluß übte etwas jpäter ein anderes Büchlein: 
„Paulinus, der Biſchof ald Stlave.“ Dec befannte Traum des Königs 
Genferich Eriftallifierte in meiner jungen Seele die fruchtbare Wahrheit 
der göttlichen Strafgerechtigkeit, ein Wall gegen Zweifel, welche manche 
Beitereignifje hätten erregen fünnen. Cine Novelle warf jpäter fcharfe 
Schlaglichter auf die zwei Gegenſätze Eelbftlofigfeit und Eiferfucht und 
Neid und ließ mich fürs Leben Stellung zu denfelben neben. Mehr und 
mehr traten bedeutende literariiche Erjcheinungen in meinen Horizont 
und erweiterten niht nur denjelben, fondern auch das Herz. Biele ver- 
wandte Erfahrungen habe ich auch in der Schule gemadıt, 

Meine Mutter freilih mar mit meiner vielen Lektüre nicht ganz 
äufrieden. Mein Vater aber farte: „Laß das Kind leſen; ich weiß dann, 
imo und bei wem es ilt (gewiß auch ein erzieherijcher Moment), Tas 
Buch kann ich anfchauen, und wer weiß, wo es dad Geleſene brauchen 
fann?* Die Zukunft gab ihm Recht. Früchte der Jugendleftüre leiteten 
mid jpäter durch die Charybdis eines ſehwierigen Examens in Gejchichte 
und Geographie glüdlicy hindurch. 





Bumor. 


Aus dem Unterridt. Lehrer: Diogenes fuchte Menfhen mit ber 
Raterne; was heißt das?” 

Schüler: „Er war ein Nachtwächter!“ 

Die Vorfilbe „ver*. Lehrer: Wie ich euch gezeigt habe, liebe FKin- 
ber, bedeutet die Vorfilbe „ver“ meiftens, daß etwas in einen ungünftigen Zu« 
ftand übergegangen, ber jchlechter geworden fei; ihr habt z. B. bie Worte „ver 
berben“, „verpfufben“, u. f. w. Kann mir eines noch andere Beifpiele fagen ? 
Fritz: O jal verlobten, verbeiroten, Herr Lehrer. — 

Frig: Papa, hör’ mal! Papa: Was willft bu, Trip? Fritz: Hör 
bob, Papa! Papa: Kind, lab’ mich jegt uur einen Augenblid in Ruhe mit 
beinem ewigen fragen! Fritz: Du, Papa, woran ift eigentlich das Tote 

Meer geitorben? — 


--3 331 — 


knappe Uebersicht aus katbolischen Büchberverlagen 
von 1908. 


(Bon Dr. Armin Kaufen, Münden.) 


Wer die Erzeugnifie unferer Verlagsbuhhandlungen von Jahr zu Jahr 

—** der wird leicht die Entdeckung machen, daß fie, wie Berfö: lichkeiten, 
ihre ſcharfen und ausgeprägten Phyſiognomien nicht verleugnen fünnen. Es 
bilden ſich gewiſſe Grund- und NRichtungslinien heraus, die bei der Verlags 
tätigfeit beobachtet werden. Der Brriag 3. 2 Bahem in Köln pflegt jeit man- 
chem Jahrzehnt in feinem belletriitiichen Teile einerfeit8 den großen hiſtoriſchen 
Roman, die mehr den brennenden Zagesfragen zugewandten Gegenwartser- 
ählungen, den Familienroman, anderfeits ſieht er in der Jugendſchrift eine be- 
onnene Ungleihung an die immer mehr erhobene ——— zu verwirklichen, 
daß die Erzählnng für die Jugend den literariſchen und künſtleriſchen Wert 
nicht vermilien laſſe Immer hat man aber bei Büchern dieſes Verlages die 
beruhigende Empfindung, daß es ſich um gehaltsvolle und in guter, gebildeter 
Geſellſchaft repräientable Giben handelt, die man in der joliden Ausſtaſtung, 
die in vornehmem Konſervativismus ſchon die ganze Richtung zur Eriheinung 
bringt, mit beitem Gewiſſen als Feitgeibente erwerben fann. 

Il, Siftorifher Roman: Daß das Leben der heiligen Bükerin Maria Mag- 
balena immer wieder die Phantaſie der Tichter zur Darit: lung reizt, zeigt fich 
in der Neuzeit beionderdoft. Kaum einer hat die Geitaltung dieſes Vorwurfs mit 
mehr Lebensblut und Herzenswärme durchdrungen, ald die Dicterin Anna 
von Krane, der Berfallerin des ichönen Buches „Bom Menſchenſohn“, Chri- 
tus-Erzählungen (geb. M 5.—), deren Schriften endlich den verdienten Wider- 
ball bei Kritif und Publikum zu finden fcheinen. Sie ſchildert in Magna pec- 
catrix” (Salonband Di. 5.—) die große Büßerin, mie fie, in heißem Drange 
nah Willen, Freiheit und Macht ſich von dem gedrüdten und gedemütigten 
Volke der Juden abgewendet hat, wie fie aber im Haufe des römiichen Legaten 

rofulus in deſſen glänzender Vila am Eee Genefareth aud im üppigiten 

eben nicht Befriedigung finden fannn. Ahr Herz jehnt ſich nach Tiefe. Erft 
auf dem Wege der einer niedern Sklavin bewiejenen Guttat fommt ihr — ein 
echt chriſtlicher Gedanke! — die himmlische Liere felber entgegen. Ein Blid 
des Heilandes bohrt ji in ihre jehmfüchtig fuchende Seele. Die Helle dieſes 
Blides erleuchtet nah und nah die dunkle Sündennaht. Anna von Strane 
bat die jeltene Gabe, und das fündige Yeben der Maria von Magdala mit 
dichteriiher Anichaulichfeit, aber ohne das ſonſt ſolchen Darjtellungen anhaften- 
de Peinliche zu ſchildern. 

Viele Leer findet auch fortgefegt der große hiitoriihe Roman „Das 
Lob des Kreuzes“ von Joſefine Grau (Salonband Dt. 7.50), der uns die 

eit der Jünger des deutſchen Apoſtels Bonifazius lebendig werden läßt, die 

eitalt Karls des Großen heraufbeſchwört und uns dieſe kulturgeſchichtlich fo 
überaus wichtige Epoche in farbigen Bildern ſchildert Es it eine Heiligen- 
fegende in künſileriſcher Gejtaltung. Tie meitverbreiteten Echilderungen aus 
der Jugendzeit des Chriltentums, Kardinal Wijemans .Fabiola“ und des 
Kardinald Newman „Kalliſta“ (beide je M. 4.—) erlebten auch neue Auf- 
na pe nie fich zeigt, daß auch dieſe chriftlihen Heldengeihichten immer 
jung bleiben. 

Il. Segenwarts-Romane: Menden wirungausmeitentlegenerBergangenheit 
Gegenwart, fo intereiliert uns vor allem die Durchdringung unjerer jcein- 

ar fo erwerbungsbungrigen Menſchen mit dem religiöien Vroblem. Die Ver- 
ajjerin des in beitem Andenken ftehenden Roman „Baterunfer“ (M. 4.—) 
ie Schweigerin Fiabella Kaiſer, ſchenkt uns heuer Bekenntniſſe aus dem 
Leben einer Frau, wie's icheint der Tichterin felber, unter dem Titel „Die 
Sriedeniucherin*‘ (M. 4.—). Loſe in Tagebuchform geichrieben, erfahren 
wir die Schidjale einer Kranken, franf an Leib und Seele, wie fie in den Hö— 
ben des Alpenlandes leibliche Geneiung und in den Höhen und Tiefen des ehr- 
lien Seelenrigens die geiltige Wiedergeburt, den Frieden fucht. Verwandte 


— 832 >- 


Töne klingen in dem Roman bes franzöfiihen Schriftiteller8 Henry Borbeaur 
wieber, der fi, Furcht vor bem Leben“ (M. 4.50) nennt. In Spannung 
der Handlung und geiitreiher Sprade entzüdte der von der franzöfihen Ata- 
demie preiögefrönte Roman derart, dag er in vielen taufend Eremplaren ver- 
breitet iit. Rens Drumif, als Kritiker von europäiibem Auf, ftellt ihn in die 
vorderite Reihe der Romane. Bon der deutichen Ueberfegung liegt die dritte 
Auflage vor. In die Härten, welche durch die augenblidlih in Frankreich herr- 
chende firchenfeindliche —— an Geiſtlichen und Klöſtern verübt werben 
hrt uns der ebenfalls preiägefrönte Roman „Schmweiter Alerandrine 
von Champol (M. 4.50). Es iſt ein flammender Proteit gegen die Kloſterſtür⸗ 
merei. Man fiebt greifbar vor Augen wohin, die brutale Anwendung des ra- 
difalen Gejekes von der „Trennung“ führt, ſieht e8 an einem rührend gejchrie- 
benen Einzelihidial.e Man gewinnt aus diefem Cinzelbeifpiel eine befiere 
Kenntnis ber — religiöfen Lage unſerer weſtlichen Nachbarn, als 
durch noch jo viele Zeitungsberichte, weil wir mit dem Herzen in dieſe Zuſtän⸗ 
de hineinverjenft werben. 

Wie immer in interejlanter und mit geiitvollen Betrachtungen reichlich 
durchſetzter, reifer Erzählungskunſt erfreut und M. Herbert mit zwei Gaben, 
einem Proja- ımd einem Versbuh. Die Proſagabe iſt ſehr bezeichnend „Aus 
unjeren Tagen“ betitelt (M. 4.50) und enthält einen Roman und zwei Heine 
Geſchichten. Herbert batin biefer Schöpfung, die einen nachhaltigen Eindrud 
macht, nebenher ein gutes Teil zu ebler, praftifcher Kuniterziehung geleiitet, in- 
bem der Leer nad den genauen Milieujcilderungen leicht veranlakt wird, jeine 
Umgebung, feine Unterhaltung, feine Lektüre entıprechend umzugeftalten. Die 
beiden beigefügten Meinen Arbeiten fteben gleichfal8 auf der Höhe. Die „Ein- 
famfeiten“ (M. 3.—) derjelben Dichterin liegen jchon in 3. Auflage vor, was 
für ein Gedichtbuch viel jagen will; von den Romanen M. Herbert behalten 
Jaad nah dem Glüde“ (5. Aufl, M. 4.25) und „Das Kind feines 
Herzens“ (5. Aufl, M. 4.25) noch immer die Führung. 

Berührte der Roman „Aus unferen Tagen” ſchon die foziale Not unſerer 
Beit, wenn auch mehr die geiitige Not, fo haben wir in einigen hervorrag- 
enden Romanen des Bachemſchen Verlages die jozialen Verhältniſſe nad ver- 
ichiedener Seite unterjuht. Ten Roman der in taujend Gefahren fittliher Art 
arbeitenden Modiſtin ichildert Rene Bazin in „Aus ganzer Seele” 
(M. 5.—), während Charles de Vites im „Roman der Urbeiterin“ 
(M. 6.—) das Elend der Arbeiterinnen in der Millionenftadt Paris zeichnet, 
ung daritellt, wie im entnervenden Kampf um das tägliche Brot dieſe Armen 
au beroiihem Widerſtand fich aufrafien müflen, um nicht zu unterliegen. Es iſt 
ein Vorzug diefer beiden in neuen Auflagen erichienen Bücher, daß fie bei aller 
Wahrheit in der Schilderung doh unbedenklih den erwächſenen Töd- 
tern dargeboten werden fönnen. Auch an den großen Roman Geja 
Plitt von M. Scharlau (M. 6.—) mag bier erinnert werden, der die Schid- 
jale eines unehelihen Kindes in erichütternder, aber ſchließlich doch verjöhnen- 
der Weile vor Augen führt. In origineller Weife jucht der befannte Volksſchrift⸗ 
ftelleer Anton Schott in feinem f. Zt preisgefrönten Roman „Gottedrat” 
(M. 6.—) das Problem der Arbeiterfrage zu löien. Er zeichnet die Ungered)- 
tigkeit des ausbeutenden Kopitalismus ebenjo ſcharf wie die unehrlihen Ma- 
chenſchaften angeblicher Volfsbeglüder. Durch die Direkte Beteiligung der Ar- 
beiter am Geihäftsgewinn und :VBerluft wurde ein Tal mit großem vüttenbe— 
triebe zum Gottestul. Scottd Vorzüge ald Erzähler, feine Heimatsliebe, jeine 
aa 7 Sprade find befannt. Dos ſtattliche Bud iſt ſtark iluitriert. 

n diefe Stelle paßt ein Buch, das beileibe fein Roman iſt, wir meinen 
die hervorragenden Schilderungen Karl Kollbachs, feine Wanderungen durch 
Fabrifen, Werkitätten und Handelshäufer Weitdeutichlands, die er „Deutſcher 
Fleiß“ nennt \M. 3.80.) Wer fennt nicht den Reifeichilderer Karl Kollbach ? 
Ton, Töpferei, Achat; und Edeliteingewerbe, Kunſthandwerk, Möbelgrokgewer- 
be, Steinbrücde, Schofolade, Kölnische Waller, Krebierei, Gummi-, Bapier-, 
Sei)eninduitrie u vd. a. erfahren in dem Buche wunderjhöne Schilderungen, 
über dem Ganzen weht ein großer Wimpel „Boefie der Arbeit‘. Belehrung 
und Achtung vor dem deutichen Fleiß, das iſt die Frucht dieſes eigenartigen Buches. 


4 833 — 


In der diterreichiichen Adelswelt jpielt bekanntlich auch die außerordent- 
fi Spannende Handlung des Romand. „Das Märhen von Glüd“ von 
Itha von Golbega (M. 8.—), auf den gelegentlich des Erſcheinens der 6. 
Auflage nochmals aufmerffam gemadt fei. Eıne in unſern Tagen wieder bren- 
nend gewordene Brage, ob Duell und Ehre mit einander etwas zu tun hätten, 
verneint der Gleichnamige, in 3. Auflage vorliegende Roman von Unna von 
Lilien entihicden und bringt in lebensvoller, oſt and Herz greifender Taritel: 
fung ein typiſches Sr (Salonband M. 6.—). Mehr romantiich veran- 
lagte Gemüter können fich einen apparten Genuß verichaffen, wenn jie ſich Die 
Subiläumsaudgabe des bekannten von Bradelihen Romans „Die Tod- 
ter des Kunſtreiters“ (Bweilarbiger Drud, Chamoispapier, 9 Einfchalt- 
bilder von Doubet, Prachtband M. 10.—) vom Chriitfind wünfchen. Hier wird 
reichlich die Freude am künſtleriſch ausgeitatteten Buche genährt. Eine geiit- 
voll geihriebene Lebensſtizze und literariiche würdigung der Dichterin aus der 
Feder E. M. Hamanns macht die Bracdhtausgabe doppelt wertvoll. 
Il. IugendfGriften: Neben dem den Knaben jo beliebten „Sotenfürft“ 
erihienen nun neu „Die MärtyrervonXyon“. Mit kräitiger Plaſtik treten 
uns die einzelnen Verſonen, beionders die junge ſchöne Antonia entgegen. Ohne 
Aufdringlichkeit wird der Sieg des Guten über das Böſe dargenellt. „Klod- 
wig der Frankenkönig“ (je WM 3.- ) jchildert die Kämpfe dieſes Königs _mit 
den Galliern. Was ein Jugendherz in Spannung halten kann, Kampf, Sieg 
ud Treue, das ift hier vereint, und babei iſt der literarifche Wert ein beträcht- 
icher. 
In der Serie ter Märchenerzählungen (Prachtkaliko M. 2.50) er- 
ählt nah dem Englifchen die bekannte Schriftitellerin Everilda von Pütz eine 
übſche Geſchichte unter dem Titel „Winifred“. Lebenswahr und folgerichtig 
entwidelt, oft mit vorzüglihem Humor g-jcildert, tritt namentlich die Heine 
Heldin Winifred hervor. Das Buch iſt jo interefiant, daß auch Erwachſene es 
ern lejen werden. Angelika Harten, die Verfaſſerin der fchon in vielen Tau- 
enden verbreiteten „Wildfang”- Bände, führt ung „Im Waldparadies* in einer 
erienreije zum Speſſart; allegoriihe Märchen, geibichtliche Erinnerungen und 

agen beleben das friſch geichriebene Büchlein. Als Märchenerzählerin trat 
Angelifa Harten bereit früher mit Erfolg hervor, fo in „Wichtelborn“, „Sonn- 
wendzeit“, „Bauberband” (je M. 4.—). 

Die Heineren Bändchen der Jugenderzählungen (je M. 1.20) find 
ebenfalls um wertvolle Nummern bereichert: Ta haben wir zunächſt drei 
Märchen bed immer mehr in die Lelergemeinde eindringenden Klemens Bren- 
tano. Wer es noch niche kennt, das Diärlein vom Schulmeiiter Klopiftod und 
einen Söbnen, findet ed bier mit feinem ganzen Humor bei dem Myrtenfräu- 
ein und dem Murmeltier. Da werden uniere Jungen und Mädel fchauen! 
Bwei weitere Bändchen find einem neu eingeführten Autor F. Lorenz zu ver- 
danfen. Es find jedesmal ein paar Stüde zuſammengefaßt. Tas eine heißt 
„Die bl. drei Könige“, des andere „Das Tagıbud des Bruders“. Natürliche 
Schilderungsweiſe, durchſetzt mit Humor, aus reicher Lebenserfahrung geichöpf: 
te Typen, das jind die Vorzüge, die diefe Büchlein von Lorenz bald beliebt 
machen werden. Unſere Kleinen werden auch an dem hübichen Filderbud „Vom 
lieben ital und den einfachen Berfen von E. Horiter (M. 3.—), das im 
4. Taufend vorli’gt, ihre hellite Freude haben. 

Das hübſcheſte Büchlein für die Jugend, in ganz aparter, fait hätten wir 
gejagt moderner hand rg haben wir uns für zulegt aufgripart: Es heißt 
„Seltiame Abenteuer” und iſt von Rofa Rittner (Dt. 4.—), einer Wiener Leh— 
rerin und Dichterin, die, wie wir hören, leider die Herftellung ihres ganz ori- 
ginellen Büchleins nicht mehr erlebt hat. Marie Grengg, eine Schülerin der 
Verſtorbenen, hat die költlihen Bilder dazu geliefert Hier haben wir eine 
ſchöne, beziehungsreihe Poeſie, an der fih alt und jung ergögen wird. Hier 
iſt unfer fonfervativer Verlag einmal im beiten Sinne modern geworden. Aus- 
ftattung und Inhalt entſprechen fich. 

Werfen wir zum Schluß noch einen Blid auf die allgemein belehr- 
enden Bücher des Verlages Bachem, fo erinnern wir noch einmal an die 
Monographien „Das Gewitter“ (Dr. Albert Godel, M. 6.—), ferner die Ster- 


— 834 > - 


nenwelten und ihre Bewohner“ (Dr. Joſ. Bohle, M. 10.—), „Der Mond“ (E- 
on Lützeler, M. 6. ) und endlih „Aus der Urzeit des Menichen‘ re Ioh. 
umüller, M. 4.50), aus denen der Gebildete reichite Belehrung ſchöpfen wird. 

Noch eindringlicher aber möchten wir die vortreiflihen, auch für die Hand ber 

Jugend geeigneten „Studien und Lejeirüchte aus dem Bude der Natur“ ins 

Gedächtnis rufen (4 Bände, je M. 4.50), die von Prof. 2. Borgas mit Eorg- 

falt dem hentigen Stand der Willenihaft angepaßt wurden und, was ein Be- 

weis ihrer Beliebtheit iſt, zum Teil in 12. Auflage vorliegen. 





Literatur. 


Chrifikinds-Aunlender für die Aleinen pro 1909. 96 ©. Preis 35 
Cts. — Verlagsanftalt Benziger & Eo. A. G, Einfiedeln, Waldshut, Köln a. RG. 

Als lieber friſcher Burſche ift er ſchon mandes Jahr bei ben Kindern 
eingelehrt Die Jungwelt fennt ihn beftens an feinem bunten Gewande und fie 
freut fi von Herzen auf fein Kommen; denn er bringt jedesmal viel Unter» 
baltung und Sturzweil, erzählt padende Gefhichthen und Märlein, zeigt gar 
ſchöne Bilder aller Art, bies Jahr 4 farbige Einfchaltbilder und 30 Zertillu- 
firationen und fcherzt und plaubert und lacht, daß den jungen Leſern bie Her- 
zen freudig poden .. . 

Ehrifikinds-Falender bildet wirklich eine allerliebfie Heine Weihnachtsgabe 
für bie Kinderwelt — 

Ernf und Scherz fürs Ainderherz. Heft 15 für Kinder von 7—10 
Jahren. 16 Seiten, Preis 25 Cts. Heft 16 für Kinder von 10—14 Yahren. 
32 Seiten, Preis 35 Ets. — Verlagsanftalt Benziger & Eo. A. G., Einfiedeln, 
Waldshut, Köln a. Rh. 

Wieder find zwei neue Heftchen biefer fo beliebten Kinberichrift erfchienen, 
eines für tie Heineren AB.-Schüßen, das anbere für die Größern. Beide find 
wie ıhre Vorgänger reich illuftriert, und ihr tertlicher Inhalt ift ebenfo kurz 
weilig als lehrreih und charafterbildend. — Sie feien, befonders für ben Weib» 
nachtstiſch, beftens empfohlen. B. 

„Auf zur Freunde!“ inter biefem verlodenden Zitel behandelt ber Ber- 
faffer HH Franz Kav. Kerer, berjelbe, ber auch da® Buch „Gebt mir große 
Gedanken!“ gefchrieben bat, das Thema: daß in Chriſtus allein volle, wahre 
Lebensbejabung, volle, wahre Lebensfreude zu finden ſei. Wir find ben geift- 
vollen Ausführungen mit großem Intereſſe gefolgt. Sie bilden eine flammende 
Kriegderklärung an ben Peilimismus auf ber ganzen Linie, rüden aber nament- 
fih unferen Modephilofophen Niegihe und Konforten arg zu Leibe. Zurüd 
zum pr ftiichen Eyriftentum, und dann wird auch bie wahre Lebensfreude in 
unfere abgelebte, vom finnlihen Genufje überfjättigte moberne @efellfchaft wieder 
einziehen! Das Buch, mit großer Belefenheit und in ſchwungvoller Sprache ge 
fchrieben, birgt eine reiche Fülle ber prächtigften Gedanken und fei meiteften ge» 
bildeten Kreiſen beftens empfohlen. Es ift erfchienen: Regensburg 1908. Ber» 
lagsanftalt vorm. G. J. Manz, Bud und Sunftdruderei A. G. Münden- 
Regensburg. P. Claudius Hirt. 

5chweizeriſcher Schüler-Aalender 1909 von a. Neltor Kaufmann Bayer 
und Ledrer K. Führer, Berlag: Huber u. Eo., Frauenfeld. 31. Jahrgang. 
Enthält Zablen-Rätiel, Silben-Rätiel, Buchftaben-Ritiel (alle 3 Preis-Rätiel), 
dann Sprüche, kurzweiliges Allerlei, vertebröitatiftifche Notizen, kurze chrono- 
logiſche Ueberſiht der Welt- und Schweizer;Geſchichte, Erllarung mufifaliicher 
Kunitausdrüde, allerlei Zabellen und Formeln, gebräudlichfte unregelmäßige 
Derben ber franz. Sprode, Album- und Etammbuc-Berfe, einige Yufföpe ıc. 
Dielfah nette Bilder, da8 zur „Germanentaufe“ pag. 121 paßt aber nidt für 
Vollsſchüler. Der Kalender mabt Schule bei der Jugend. — . 


— 85 — — 


Mitteilung. 


Den einzelnen Sektionen find im DBerlaufe diefer Woche die An— 
melde- Formulare für den Beitritt in die Krankenkaſſe unſeres Vereins 
zugelandt worden, Die titl. Borftände werden höfl. erfucht, diefe ihren 
Mitgliedern zufommen zu laffen und die ausgefüllten Yuinahmöge» 
ſuche an HH. Schulinipeftor Rufch in Appenzell weiter zu leiten. Diele 
Gejuche können von den Mitgliedern auch direft an obige Zentralſtelle 
gefandt werden. 

Zur Erleichterung der Ginzahlungen für Ginzelmitglieder tie 
Seltiondfafjiere wird mit Neujahr der Giro-Verfehr eingeführt werden. 













in garantiert solider und kunstge- 
rechter Ausführung, sowie Hand- 
schuhe, Federn, Schärpen 


Vereinsfahnen 3: 
etc. liefern blıg 0000000 
KURER & Cie., in WIL (Kt. St. Gallen). 


Anerkannt leistungsfähiges Spezialhaus für Kunststickerei. 


Auf Verlangen senden kostenlos Vorlagen, Stoffmuster etc. nebst ge- 
nauen Kostenvoranschlägen nach eigenen oder eingesandten Entwürfen, 


Eigene Zeichnerei & Eigene Stickerei & Beste Zeugnisse. 361 










Kantonsschule St. Gallen. 





An der Kantonsschule St. Gallen sind infolge Errichtung einer Vebungs- 
schule für die Sekundarlehramts-Kandidaten nachbezeichnete zwei Lehrstellen 
zu besetzen, wobei die Verpflichtung zu ergänzendem Unterricht an der Kantons- 
schule in den betreffenden Fächern besteht. 

1. Für Deutsch, Französisch und Geschichte, eventuell Zeichnen und 

Schreiben, Gesang, Turnen und Handfertigkeit. 

2. Für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer und Geographie, even- 

tuell Zeichnen und Schreiben, Gesang, Turnen und Handfertigkeit. 

Der Anfangsgehalt ist bei der pflichtigen Zahl von 30 Wochenstunden 
auf 4000 Fr. angesetzt mit ordentlicher Erhöhung von jährlich 100 Fr bis 
auf das Maximum von 5700 Fr, Ueberstunden (d. h. über 30) werden beson- 
ders mit je 150 Fr. honoriert. Den Lehrern der Kantonsschule ist Gelegenheit 
geboten, sich gegen ein sehr mässiges Eintrittsgeld in den Verband der Alters-, 
Witwen- und Waisenkasse der Anstalt aufnehmen zu lassen. Pension eines 
Lehrers bis 3 00 Fr. jährlich. Entsprechende Witwen- und Waisenrente. 

Die Stellen sind mit Beginn ces nächsten Schuljahres, 3, Mai 1909, an- 
zutreten, 

Bewerber wollen sich unter Beilage eines Curriculum vit®e und von 
Ausweisen über ihre Ausbildung und allfälligs bisherige Lehrtätigkeit bis 26. 
Dezember 1908 bei der unterzeichneten Amtastelle, welche au! bestimmt gestellte 
Fragen noch weitere Auskunft zu erteilen bereit ist, anmelden, 372 


St. Gallen, den 1. Dezember 1908, (H 4951 G) 
Das Erziehungsdepartement. 


— 836 — 


Offene Schulſtelle. 


Für die vakante Primarſchnle Zukenriet Kt. St. Gallen (Halb: 
tagjahrſchule) wird ab Mitte Dezember I. J. bis Ende April 1909 ein 
tüchtiger Verweſer geſucht. Eventl. definitive Anſtellung. 

Jahresgehalt Fr. 1600 nebſt freier Wohnung, Garten und Pflanz— 
land, ſowie voller Beitrag an die Penſionskaſſe. 373 

Anmeldungen nimmt entgegen 
I. G. Zwick, Schulratspräfident. 






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Auskunft bei Haaienftein & Vogler 
23. unter Nr. 370 „Päd. Blätter‘. 


Ziehung Olten, Haupttreffer 40 000 Fr. 
am 30. Dezember 1908. 


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von Olten, Luzern und Kin-| 





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sendet & 1 Fr. und Ziehungslisten 
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vormals Zug. 


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Nach Olten folgt Luzern. 


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zweite Hälfte Januar. = 





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an Brimarichule geſucht. Offerten un- 
ter Chiffre 569 Päd. Blätter an Haajen- 
ftein & Vogler, Luzern. 


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Auf 1. Sanuar wird an die Zefundar- 


= I fhule Cham für einige Monate ein 


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alFr der Zuger Stadtthea- 


Stellvertreter für Teutih, Franzöſiſch, 

Geſchichte und Geographie geſucht. 
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ter-Lotterie — (Extra Emission) Ausweiſe nimmt entgegen 


Haupttreffer: Fr.40,000 Fr. 20,000 und | 


zwei ä Fr. 10,000. Für 10 Fr. - Il l,ose 


und Ziehungslisten 4 20 Ct. versendet das 
Bureau der Stadttheater- 
Lotterie in Zug. (H 6030 Lz. 273) 


S. Kuhn, Self. Lehrer, Tham. 
(Za, 14969) 
Inlerate find an die Herren 
Haajenftein & Bogler zu jenden 





Dadagogilde 
Blätter.* 


Veretnigung des „Sahweiger, Erziehungsfreundes“ umd der „Wüdag. Monatsfärift“. 


Organ des Dereins katlol. {eher und Saulmänner der Hchweiz 
umd des ſchweizeriſchen katholiſthen Erziehungspereins. 


Cinſiedeln, 18. Dez. 1908. | Nr. 51 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiffion: 


BB, Neltor Keller, —* Brat, Aug, Bräfibent; die HH. gg Jakob Srüninger, 
idenbach (Schmwya), mn fr Schnyder, Stpfirch, Herr Lehrer Fi Müller, Bopau (St. Ballen) 
Herr Clemens frei zum „Storchen“, infiebel n. 
— on find an letzteren, als den Chef-Redbaltor, au richten, 
Dnfernt-Auflträge aber an HH. Haaſenſtein & Bogler in Luzern. 


Abonnement: 


Sricheint wödrentlidy einmal und koſtet jährlich Fr. 4.50 mit Bortogulag 
Befteliungen bei ben Berlegern: Eberle & Rickenbach, Berlagshandlung Einiiedein. 








Inhalt: Zur Sammlung! — f Franz Kaver Gruber. — Für die Feitzeit.— Chriſtnacht. — Anappe 
Ueberjicht aus kath ee gg von 1908. — Aus Kantonen und Ausland. — Väbagp- 
gilhe Chronik. — Literatur. - ufgepaht! — Wegleitung zur Krankenkaſſe. — Sprechſaal. — 

ürdigungen und Ehrungen für bie treuen Wächter zc, — Brieffaften ber Redaktion. 





Sur Sammlung! ++ 


Mit 1909 tritt unſere Krankenkaſſe“ in Kraft. Wir rechnen darauf, 
baß recht viele Mitglieder beitreten, — 

Im ablaufenden Jahre find 4 Beilagen wiſſenſchaftlicher und praftifcher 
Natur unferem Organe gratis beigelegt worden und zugleich vier wertvolle 
Ergänzungen zum Bücer-Stataloge des „Schweiz. lath. Erz.Vereins“, eben- 
falls gratis und ohne Erböhung des Abonnements, Beide Neuerungen 
werden pro 1909 zweifellos beibehalten, alio forta:führt. — 

Bereits bat ein millenichaftliher Ferien-Kurſus an unjerer lathol. 
Univerfität zu allgemeiner Zufriedenheit flattgebabt; die Idee fit feit und wird, 
fobalb immer tunfich, wieder in die Praris überjegt, 

Alles direlte Schöpfungen unferes fath. Vehrervereins, zeitgemähe Erfolge 
feines Schaffens und Ringens. — 

In ben Kantonen Schwyz, Obmalden und Graubünden haben mit ficht- 
lichem Erfolge und zur freude ber Lehrerſchaft bibliſche Geſchichtskurſe 
ftattgehabt. — In Uri find neue Qehrmittel erftanden. — 

In Schwyz, Uri und Obwalden find erfolareih Anläufe behufs 
materieller Beſſerſtellung des Lebrerftandes zit verzeichnen. — 

All' dieſe nützlichen Erfheinungen fallen auf das Konto ber organi- 
fierten fatb. Lehrerſchaft, und organifiert in kath. Sinne ift fie durch un» 
fern kath. Lehrerverein. — Das als Erinnerung und Merlömarr auf ben 
Jahreswechſel bin. — Katholiſche Rehrer, abonniert die „Pädageg. Blätter”, 
dann banbelt ihr männlich und foniequent. — Cl. Frei. 


— 838 — 


Franz Xaver Gruber,“) 
(der Komponiſt des Liedes: „Stille Nacht, heilige Nat“) 


Mer ſehnt fie nicht herbei, die befeligende, gnabenreihe Weihnachtszeit ? 
Iſt nicht gerade fie es, melde bie Kälte und Dede bed bunfeln Winters uns 
förmlih mit Luſt und Mut, mit Hoffnung und freude ertragen läßt? Im ber 
Tot, feine Zeit des ganzen Jahres vermag in gleichem Maße wie fie eine fs 
tiefe Sehnsucht zu wecken und das menſchliche Gemüt bei Groß und Klein alfo 
zu entfadhen zu edlen Gefinnungen und Werfen. Nicht mehr als billig und 
recht ift e8 darum wohl, nenn aud die Schule diefe Zeit in geziemender Weiſe 
feiert. Die bibliihen Erzählungen von der Geburt und Jugendgeſchichte 
Jeſu dürfen mit Fug und Recht das geiftige Zentrum des Sprachunterrichtes 
fein, den entiprehende Gedichte vorteilhaft unterftügen, beleben und ergänzen. 
Wenn je Schule und Elternhaus Gelegenheit haben, mit einander zu verkehren 
und einander liebreich zu begegnen, fo bietet fi in dieſer Zeit ebenfalls leicht 
Deranlaffung. Viele gute Mütter weiteifern in dem Beftreben, ihren Kindern 
finnige Sprüche und Liedchen einzuprägen, und reichlich bezahlt finden fie fich 
für ihre Mühe, wenn ber Herr Lehrer geftattet, diefelben an ber Weihnachts 
feier oder fonft zu geeigneter Zeit zum Bellen zu geben. 

Unter ben vielen Weihnactöliedern hat ſich wohl feines fo viele Verehrer 
errvorben und ift feines fo a'/gemein populär geworben, ald das Gruberfde: 
„Stille Nadi, heilige Nacht“. Durum mag es für viele Lefer von In— 
tereffe fein, jenes ehrwürdigen Mannes dankbar zu gedenfen, ber buch fein 
unfterbliches Lied zu unferem feligen Kinderweihnachtsglüd nicht wenig bei— 
getragen. 

Es war im Sommer bes Jahres 1901. Da ftrdmten Scharen banfbar 
bewegter Menichen hin zu jenem ſchlichten Holzbäuschen unmeit des maleriichen 
Innſtädtchens Burgbaufen, deſſen Eingang eine weiße Marmortafel jhmüdt. Es 
galt, in einem Schönen Feſte das Andenken jenes einfachen Mannes zu feiern, 
beflen rührendes Weibnactslied Zaufende von Menſchen jo fehr beglüdte Ge 
boren anno 1787, war franz Gruber der Sohn eines armen Leinewebers. Sein 
Leben glich in vieler Beziehung dem traurigen Loſe der meiften armen Kinder. 
Doch frühe regte ih im Anaben der Hang zur Mufif, allein der Vater, deſſen 
Bub werden follte was er, fuchte diefe Neigung zu unterbrüden; aber ein 
Kirdentied, das ber Knabe an einem Sonntag auf ber Orgel jpielte, vermochte 
ten Vater umzuſtimmen. Er kaufte feinem Sohn ein altes Klavier für fünf 
Zaler, und der Organift Dartdobler in Burgbaufen weihte ihn in feine Kunſt 
ein. Sein großer Eifer und jein frommes Streben fanden wohl den ſchönſten 
Kohn in dem Gefühl der Andacht und des freudigen Danfes, das den jungen 
Gruber durchſtrömte, ald er fein erſtes Hochaut fpielen durfte. Don dieſem 
Tage an lag aber aub der Wea Mar vor ihm, den er nehmen wollte und 
mußte: Er wurde Organift und Lehrer. 

In dieſer Eigenihaft zu Armsdorf im Salzburgifchen wirfen?, gewann 
er in dem Priefter des benachbarten Oberndorf, Joſef Mohr, gar bald einen 
lieben Freund. Es war am heiligen Abend des Jahres 18183. Da kam bieier 
mit einem feinen, von ibm felbft verfahten Gedichte zu ibm und bat ihn, es in 
Muſik zu fegen, Unb Gruber, von den Worten des priefterlien Freundes an« 
geregt, fowie durchdrungen von einer innigen Weihnahteftimmung, fpielte bald 
barauf dem laufchenden Priefter das ſchöne Weihnachtslied vor, das feitdem in 
taufend und taufend Hütten und Häufern bei Hoch und Nieder wieberballt: 
‚Stille Nacht, heilige Naht‘. Obſchon das Lied raſch befannt wurde, abnte 


*) Benützte Orelle: „Deutſcher Hausſchatz“, 28. Jahrg., Nr, 11. 








4 309 — 


bob niemand, daß fein Schöpfer der ſchlichte Organift zu Armsdorf war. — 
Jahre vergingen. In Grubers ftillem Haufe, das er mit Weib und Sind bes 
wohnte, zogen Sorgen ein, Sorgen um das tägliche Brot für die Seinen; denn 
fein armfeliger Lehrergebalt reichte faum zur Beichaffung bed Notwenbdigiten. Da 
geſchah es im Jahre 1833, daß in Hallein die Stelle eines Chormeiiters frei 
wurde. Grubers innigfter Herzeuswunſch war, biefe Stelle zu erringen, bie ihn 
und feine Familie vor aller Not gefihert hätte. Sein Geſuch aber, in welchem 
der allzu beideidene Mann feine Fähigkeiten nicht in das rechte Licht zu ſetzen 
verftanden hatte, wurde abgelehnt, denn niemand kannte ihn, und feine freund» 
ſchaftliche Fürſprache erhob fih zu feinen Guniten. 

Plögtih follte einer jener Heinen „Zufälle*, wie viele Menichen ſolche 
Dffenbarungen von Gottes Güte nennen, einen bellen Scein ber Freude in das 
Beben Gruberd und im fein verbüftertes Heim bringen. Als er am heiligen 
Abend desſelben Jahres betrübten Herzens und von Sorgen bebrüdt in das be- 
nachbarte Oberndorf ging, um bie Chriftmette zu fpielen, traf es fich, dab ge 
rabe fein freund, der Prieiter Joſef Mohr, das hl. Amt zu zelebrieren hatte. 
Beim Anblid dieſes würdigen Mannes am Wltare überlam Gruber wieder bie 
Erinnerung an jenes Weihnachtsfeſt, an welchem er zum erftenmal das Heine 
Meihnachtöliedchen geipielt hatte, und nun flocht er jene fchlichte Weife in ben 
Weihnachtschoral, der die Kirche braufend durchſtrömte und in den Andächtigen 
eine belle, reine Weihnachtsfreude entfachte, jo daß fie alle das Lied: „Stille 
Nacht, heilige Nacht‘ mitiangen. Aber das Echo, welches dieſe Klänge im ben 
Herzen der Andächtigen wedte, war fein flüchtiged. Tief ergriffen von ber 
Macht des feelenvollen Spieles fam der Bürgermeijter von Hallein, welcher dem 
Gottesdienft beigewohnt hatte, auf die Empore, um Gruber für den Genuß zu 
danfen, welchen fein Spiei ihm bereitet hatte, Auch Briefter Mohr, der feinem 
Freund dafür danfen wollte, daß er das einfache Liedchen, welches er gebichtet, 
tur feine Kunſt zu einem erhebenden Gebete gejtaltet habe, erichien auf dem 
Chor. Bei diefer Gelegenheit nun hörte der eritaunte Bürgermeifter, von wem 
eigentlich das jhöne Weihnachtslied ſtamme. Er verabichiedete fih unter wisder- 
Holter Verfiherung, mie tief ihn das Lied ergriffen habe. Bald darauf erfuhr 
Sruber durdb ein amtlihes Schreiben aus Hallein, welche Wunder fein Feines 
Weihnactslied gewirlt, Er wurde zum Chormeifter diefer Stadt ernannt, 
welches Amt er bis zu feinem Zode 1863 verſah. Und wir gesen nicht irre, 
wenn wir behaupten, dıB dies der legte und jehönite Tribut feiner guten Tat 
nit war. Ebenſo fehr wird eö den Braven drüben im Ienfeitd freuen, wahr» 
zunehmen, tie feine gemütvolle Kompofition vermag, edle fromme Weihnadts- 
flimmung in vieler Menſchen Herzen alljährlihd aufs neue wadzurufen. 
Man darf fagen: Sein Lied wird leben, jolange bie Welt lebt! Zum 
Schluſſe nur nob eine Bemerlung zum Texte, Diefer ift fehr tief, aniprechend 
und barakterifh, dagegen für Schüler nicht gerade leicht faß- und befinierbar. 
Darum iſt es fehr zu empfehlen, denfelben den Kindern alljährlih zur Weih— 
nachtözeit wiederum zu esläutern und zu umſchreiben. Diefe Mühe ift nicht 
umfonit; das Lied wird dann mit weit mehr Verftändnis und Wärme 
gefungen. Der Name des Dichters fomohl ald des Komponiſten mögen ben 
Schülern bir Oberllafien befannt gegeben und eingeprägt werden, Ihr Ans 
benfen bleibe erhalten ! 


Für die Zeſtzeit. * Ein hübſches Feſtgeſchenk für Vater 
landsfreunde, Jung und Alt, ift der von Behörden und Fachmännern 
warm empfohlene neue Geſchichtbatlas der Schweiz aus dem Verlag Wirz 
in Yarau, Preis 4 Fr. Wir fommen barauf näher zuräd, 


— 840 7 — 


Christnacht. 


Präparation. 


I. Vorbeſprechung. 
Biel: Wir wollen in den folgenden Stunden etwas Weihnadten fei- 


£: Die heilige Nacht naht heran. Was geichiebt im Haufe? Sdı: Ein 
Tännchen wird geihmüdt, und darunter werden die Geſchenke ausgebreitet. £: 
Und die Kinder? Hd: Sie find unterdefien in einem andern Bimmer und 
harren begierig, bis ihnen der Einlaß geitattet wird. £: Oder jie gehen mit 
dem Vater Durch die Straßen des Dorfes ipazieren, derweil die Mutter den Baum 
rüftet. Was jehen fie da? Sch: Aus den Fenftern ſchimmert ſchon Ehriitbaum- 
kerzenſchein. £: Was meinen die Heinen Kinder? Sch: Das Chritfind habe 
den Baum gebradt. L: Wie kommt ihnen jedes geheimnisvolle, Teile Kniſtern 
vor? Sch: Wie der lügelichlag der Engel, welche die ichönen Weihnact3- 
bäume in die Häuier tragen. #: Da find Vater, und Kinder vor ein armieli- 
ge3 Häuschen gefommen. Sie treten hinzu und fhauen durch die matterleuch- 
teten Scheiben, und fiehe, auch hier iſt das Chrinfindlein gefommen. Zwar 
fieht das Bäumchen ärmlich aus, und wenig Lichter glänzen auf jeinen Aeſichen, 
und die Rädlein darunter find Mein. Aber das Glüd der Kinder, die drum— 
herum stehen, iſt darum nicht geringer. In ehrfurdtvoller Entfernung fingen 
fie: Stille Nacht, heilige Naht. Ob auch das Kleinſte, das noch nicht fingen 
kann, aufhüpft und die Hände ausſtrecht und jauchzt vor feliger Luft, der Ein- 
drud des Liedes wird dadurch nicht vermindert, jondern nur noch erböbt. — 
Das Lied ijt zu Ende. Der Vater überläßt die da drinnen ihrem Glüde und 
will auch die Seinigen nicht länger binhalten. Nun ertönt in die ‚Feier ber 
erhellten Nacht noch die Weihnactöglode. Den Kindern iſt es im ihrer gehobe- 
nen Stimmung, als ob fie dem Himmel entgegenichritten: ihre glüdlichite Stun- 
de im Jahre iſt gefommen. 

Erzähle vom 
eihbnadtsabend! 

Sch: Wenn der bi. Abend gekommen ift, wird der Weihnachtsbaum ge- 
ihmüdt. Unterdeilen jiben die Kinder in ihrer Stube beim Spiele und barren 
geipannt auf den Augenblid, wo fie zum brennenden Chriitbaume eilen dürfen, 
oder fie machen mit dem Vater einen Spaziergang im Dorf. Sie eben, wie 
ihon vielerorts das Chriitkind eingefehrt iit, und jedes Geräuih kommt ihnen 
wie fein zlügelichlag vor. Bor einer armen Hütte bleiben fie jteben und be- 
traten, wie auch arme Kinder fich ihres mageren Weihnachtsbäumchens freuen 
und ſelbſt die Kleinſten vor Freude aufbüpfen und jauchzen. Die Eltern jind 
dadurd nicht weniger als durch den Geſang der älteren Kinder erfreut. 

L: Warum erfreuen die Eltern ihre Rinder am Weihnadtsfeite mit Ge 
ſchenken, und warum feiert die Kirche dieſes Feſt fo boh? Sch: Zur Grinner- 
ung an die Geburt des Heilandes, da der Erde der Erlöfer geſchenkt warb. 
%: Was geihah denn damals? Sch: Chriſtus wurde in einem Stall zu Beth- 
lehelm geboren. Unterdeſſen erichien einfamen Hirten auf dem Felde in großer 
Lichtfüle ein Engel, der vom Himmel berniederitieg und ihnen di: Geburt des 
Heilandes verkündete. £: Wie wurde die Gegend bei der Ericheinung des En- 
gels? Sc: Sie wurde hell, wie zur Zeit der Dämmerung. L: Woher fam 
das Liht? Sch: Der Himmel hatte ſich aufgetan und entjandte auf die Erbe 
feine leuchtenden Strahlen. 2: War der Engel allein? Sd: Nein, er wır 
begleitet von einer grofen Schar anderer Engel, welche fangen : Ehre fei Gott 
in der Höhe und Frieden den Menichen auf Erden, die eines guten Willens 
find. €: Nun die Hirten? Sch: Zuerſt erichrafen ſie Dann aber gingen fie 
bin und beteten da Kind an und beicenkten es. £: Sie allein? Ic: Später 
famen die bl. drei Könige aus dem Morgenlande und brachten ebenfalls Ge- 
ſchenke. £: Weihe? Sc: Gold, Weihrauch und Myrrhen. £: Wer iit aber 
zunächit beim Chriftfindlein? Sch: Die liebe Gottesmutter. L: Was denft jie? 

dr: Sie iſt überglüdlich, die Mutter des Erlöſers zu fein, der jich hilflos ihrer 
stlege anvertraut hat Sie betrachtet ihn mit —2 Freude, denlt über das 


ern 


— 841 —— 


Geheimnis feiner Menſchwerdung nach und betet ihn mit den Hirten und Küöni- 
en an. -- 2: Worin ftimmt unſere Erinerungsfeier mit der eriten Weihnacht 
berein? Sc: Es iſt Nacht; die Nacht wird durch Lichterglanz erhellt; man 

fingt Lieder; man wird _reichbeichentt. 

Erzähle von der _ 
eriten Weihnadt! 

Sch: Wir feiern Weihnachten zur Erinnerung an die Geburt des Hei- 
landes. Er wurde zu Bethlehem in einem Stalle geboren, und unterbejien tat 
jih vor einſamen Hirten auf dem Felde plöglich der Himmel auf, und e3 wurde 
hell wie am Morgen zur Beit der Dämmerung. Es erichten ein Engel, der den 
Hirten das frohe Ereignis erzählte. Er war begleitet von einer ganzen Schar 
Engel, welche fangen: Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede den Menichen auf 
Erden, die eines guten Willens find. Die Hirten fuchten nun das Kindlein 
auf, beſchenkten es und beteten e3 an. Später famen auch die hi. drei Könige 
aus dem eg gr mit Gold, Weihrauh und Myrrhen. Mit bejonderer 
Freude betete die Mutter ihr göttliches Kind an. 

L: Warum it denn Chriſtus auf die Welt gefommen? Sc: Um den ge- 
fallenen Menichen den Weg * Simmel wieder zu zeigen. £: Wie hatten ſie 
ihn verloren? Sch: Dadurch, daß fie der Sünde und der Abgötterei verfielen. 
£: Die Menihen wurden Sklaven der Sünde. Sie verloren dadurch den in- 
neren Srieden. Ihr wißt ja, * böſe Menſchen nie zufrieden ſind. Dieſen 
Frieden des Herzens, der das höchſte Gut iſt, das der Menſch auf Erden I 
ben kann, hat uns das Chriitfindlein gebracht. Was hat es und dadurch be- 
wiefen? Sch: Seine große Yiebe zu und Menichen. 2: Nun begeht die fir- 
che dieſes Seit insbeſondere fo feierlich, daß jene Liebe Gottes jo recht in uns angefacht 
werde, jene Liebe, welche jede böfe Regung aus dem Herzen vertreibt und in 
ihm den Frieden des Himmels einziehen läßt. Sie joll unſer ganzes Denken 
und Wollen beherrichen, fie joll in unjerem Herzen König fein. 

Erzähle mir von der 
Weihnacht im eigenen Herzen. 

5d: Chriſtus iſt Menſch geworden, um den gefallenen Menichen ben 
Weg zum Himmel wieder zu zeigen. Sie waren durh Sünde und Abgötterei 
davon abgefommen und verloren jo den innern Frieden, dad höchſte Gut der 
Erde. Diejen Frieden hat ung das Chriitfind gebracht. Es hat dadurch feine 
Liebe zu ung Menichen gezeigt. Die Kirche begeht dieſes seit darum jo feier- 
ih, um auch in uns die Liebe Gottes zu entfahen. Sie fol alle unjere Ge- 


fühle und unfern Willen beberrichen. (Schluß folgt) 
Knappe Uebersicht aus katholischen Bücherverlagen 
von 1908. 


(Von Dr. Armin Kaufen, München ) 


Der Verlag der Fol. Köjelihen Buhhandlung Kempten und 
Münden ftellt eine Anzahl gewichtiger Neuheiten in die Reihe der Weih- 
nachtsſaiſon-Veröffentlichungen ein. Yunädit bat die Sammlung Köfel, eine 
beträchtliche Erweiterung gefunden. Dieje hochitehende Serienausgabe (a Einzel- 
band ME. 1.—) hält durchaus ihr Verſprechen, auf „zuverläjiige, Leicht faßliche 
und feßelnde Art in die wichtigiten Gebiete des theroetiichen Willens in der 
praftiihen Welttunde einzuführen.“ Die Nedaktion beiorgt ihre Bilicht tadellos: 
in gejchidter Auswahl der Themen und last not lenst Mitarbeiter, die ihre 
Stoife unter „feiten und einbeitlihen Geſichtspunkten“ fo fonzentriert wie durcdh- 
— DE TanDeıe Neu binzugelommen jind folgende Bände: 19. ‚Geſchichte 
der Däniihen Literatur”. Bon Johannes Jörgenſen. Die geiitvolle Dar- 
itellung erſtreckt jih vom Jahre 300 n. Chr. bis in uniere Tage, von der - 
Runenjchriit des Urnordiichen und dem Domberen Saro bis zu Saurids Bruns 
und Sevend Leopold. Leider fehlt das Kapitelverzeichnis (micht ein Namens- 
regüiter). 20/21. „Der Menich.“ Ein anthropologiiher Grundriß. Von Dr. 
Johannes Bumüller. Das (illujtrierte) Büchlein_leiitet an knapper und an- 
regender Gründlichkeit das Menichenmöglihe. Ein Namensregiiter möchten 
wir ihm wünſchen. 22. „Geſchichte der mittelalterlihen Philoſophie.“ Von Dr, 


— 2 — 


— Endres. Hier wird mit dem vielfach verbreiteten Wahn, als gäbe es 
feine für fich abgeichloflene Philoſophie des Mittelalters, in den von Alkuin 
big Thomas von Kempen reichenden drei Hauptabichnitten der Früb-, Hoch— 
und Spätjcholaitif überzeugend aufgeräumt. 23. „Deutihe Phyſiker und Che- 
mifer.” Von Brof. U. Kiſtner. Ich babe, als Laie, diefen dur 10 fünitleri- 
ihe Porträtwiedergaben geihmüdten Band mit außerordentlichem Interefie ge- 
lefen und wünſche ihm eine recht weite Verbreitung in fachlichen, häuslichen, 
pädagogiihen und öffentlichen Bibliotheken. 24. „Geihichte der polniichen 
Literatur.“ Bon Gymmafialprof. M. Switalsfi. In unferer Beit des Hafatis- 
mus und Untibalatismus darf dieje vorzügliche Abipiegelung der Geiitesitröm- 
ungen innerhalb des polniihen nationalliterariihen Lebens auf einen größeren 
Leſerkreis rechnen. 25. „Deutihe Reichsverfaſſung und Reichverwaltung.” 
Bon Umtsgerichtsrat Coermann. Da haben wir endlih einen handlichen 
„Führer durch die Einrichtungen des Deutihen Reiches und feine Gejeßgebung”, 
den wir in feiner klaren Zuverläſſigkeit dankbarit begrüßen fünnen. 

Zum Gebrauh an deutſchen Mittelichulen beitimmt und daber, deren 
Forderungen entſprechend, auf Nreng paritätiichen Boden geitellt haben Mar 
Föderreuther und Friedrich Wörth ihr in den vaterländiſchen Teilen kerndeutſch 
geplantes Sammelwert „Aus der Geſchichte der Völker“. Wutoren alter und 
neuer, jemweilig und tatſächlich aktueller Zeit finden ſich bier einträctig bei- 
fammen. Das auf langjährige Schulpraris gegründete Ganze iſt in eriter Yinie 
ie den Geſchichtslehrer ala Hilfsmittel zur reicheren und jhärferen Charafteri- 
ierung der einzelnen Beiträume, in zweiter als Geſchenkbuch für reifere Schüler 
edaht und ſoll dem für Mittelichulen gebotenen Gejamt-Geichichtäitoit _um- 
allen. Der bemerkenswert ausgeitattete I. Band liegt vor unter dem Titel 
„Altertum“ (ME 2.70), Er zählt 10 Bollbilder (darunter 3 farbige), 141 Tert- 
iluitrationen und 26 Pläne und Skizzen. Verfaſſer und Verlag haben erjicht- 
fi ihr Beſtes getan und dürfen daber einen Vollerfolg erwarten. in 

Für Schule und Haus beitimmt iſt die Joſ. Fudiche Sammlung religiöier 
und ethiicher Gedichte „Das neue Seelengärtlein® (ME. 5.-'. Unter 31 Haupt 
fapiteln iſt hier eine Fülle von dem pulenmnengeheüt was unfere deutiche Voeſie, 
nicht zuletzt die neueite und in ihr die fatholiiche, an Köſtlichem zur Wedung 
und Förderung des religiög-etbiichen Lebens uns geipendet bat. Auch aus dem 
entiprechenden fremdländiſchen Tichtungsichas iſt Einiges berübergehoben twor- 
den. Den itarfen ſchmucken Band beichlieht ein Verzeichnis der Dichter (mit 
Daten) und Gedichte nebit Quellenangabe ſowie der Hapitelüberichriiten. Möge 
dag neue Seelengärtlein Ungezäblten grünen und blühen. , 

„De profundis“ nennt Ernſt Thrajolt feine „Geiſtlichen Gedichte” (ME.2.50) 
Er iſt noch ein Junger, diefer Dichter, aber alle Schmerzen der Gott fuchenden 
Seele ſcheint er jchon ermeilen zu haben. Und wie er fie binitrömt in mit- 
reißende Verſe, rührt er unmittelbar an unfer Herz. Wer ihn einmal las, 
wird ihn öfter leien. _ 

Johannes Nörgenjens letztes Werk Leiht: „U. 2. Frau von Dänemarf.‘ 
Autorilierte Ueberiehung von Johannes Mayrhofer (ME. 4.50). Der geiitvolle 
Konvertit gibt uns hier eine Konverſionsgeſchichte, wie nur er fie jchreiben 
fonnte. Wenn man will: Das ganze Buch atmet Tendenz, aber es atmet zu- 
leich Leben, realite Wirflichkett, die auf Idealſtes: auf die Vereinigung mit 
Sott, hinzielt. Die Anbabnung, Entwidlung, —— und Krönung einer 
Grundwandlung im Helden, einem jungen dänifchen Gelehrten, wird mit den 
Mitteln feiniter Seelenfunde, volltommener Kenntnis dev verichiedenen Ström- 
ungen im modernen Geiitesleben und geradezu ſouveräner Belejenheit dargeitellt. 
Für Oberflähliche iſt das Buch nicht geichrieben, für tiefer Veranlagte kann 
e3 zum Sochgenuß werben. . j 
Fin fünitferiich-Tiebliches Angebinde für jung und alt, vor dem Kinderluit 
jauchzt und Erwachſene jich ihrer freuen, iſt Johanna Arntzens: „Mit Morik von 
Schwind ins Märchenland.“ Gin Buch für die Jugend und, ibre ‚sreunde (Il, 
Aufl gr. 4° ME. 3.—). Letztere orientiert ein Vorwort über die Abjiht der Ver- 
faſſerin, die ſich mit liebevoller Hingabe in die Schwindſche Märchenwelt binein- 
gelebt hat und nun das Reſultat in felbiterionnenen Märchen, Gedichten uſw 
verkörpert oder auch andere Berufene für jich ſprecheu läßt. Schwinds Porträt 
und Lebensſtizze itehen voran. Die 20 Vollbilder und vielen Tertilluftrationen 
iind fo Herrlich, wie jie eben diefeg Meiſters Kunft hervorzuzaubern veritand. 


— 3 813 — 


Rus Ranftonen und Rusland. 


1. Ireidurg. * Die „Monatsihrift für Kriftlihe Sozial: 
reform“ bat eben ihren 30. Jahrgang vollendet. Wir möhten bei diefem 
Anlaffe namentlih auf die „Briefe über Arbeiterfeeljorge* von Regens 
Dr. Beck allen Ernites aufmerfiam machen. In diefem Jahrgange finden fich 
ein 12., 13., 14., 15. und 16. Brief, In diefen Briefen liegt eine Unmaſſe praftiicher 
Lebensweisheit, eıne Unzahl anregender Gedanken, fie find für Seeliorger, 
Lebrer und aub für Familienväter eine beite Fundgrube fozial-päda- 
gogifcher Ideen wirklich zeitgemäßer Art, Dr, Bed fchreibt für Menſchenkinder 
und Verhältniffe auf dDiefem Planeten, auf dem wir alle find und fein müffen ; 
feine Belebrungen find dem Tagesleben abgelaufht und jeine Ratſchläge 
bem reihen Schaß des Evangeliums entlehnt und ber heutigen Zeitlage gemäß 
ausgewählt. Auch andere Arbeiten von Dr. Decurtins (P, Theodofius Floren⸗ 
tini xc.), von Rudolf Amberg (Sozialethiſche Grundfäße der Scholaftifer bezl. 
ber Steuerlehre), von Sempronius (Wirtichaftliche Tagesfragen) u. a. verdienen 
cHe Beachtung. Lehrerbibliotheken follten dieſe Zeitichrift (12 Hefte mit 
ca. 800 S. zu 8 Fr. Verlag: Basler Vollöblatt. Redaktion: U.Prof. 
Dr. Decurtins und Rechtsanwalt Dr. 008) abonnieren, fie bietet geſunde 
Nahrung, belehrt zeitgemäß, Härt tiefgründig auf und ift chriftlich fundbamentiert. 

Das Marimum des Lehrergebaltes auf dem Runde erreicht nun 1650 Fr. 
nebft Wohnung, Holz und etwas Pflanzland, bas ber Lehrerinnen 1420 Fr. 
Beptere „Ichmwelgen in freude und Jubel“, meint dad « Bulletin». Der Sgritt 
vorwärts ift ungenügend, aber er zeugt von jehr gutem Willen des Großen 
Rates, — 


2. Glarus. Don dem allgeit ſehr rührigen Hrn. Sekundarlehrer Auer 
in Schwanben erfhien eben „Ausbau ber Fortbildungsſchule“, 86 S. Die ge 
biegene einläßliche Arbeit bildet einen weiteren Beitrag bes in Sachen beilver- 
fierten Autors zur Totalreviſion ber glarneriichen Schul ⸗Geſetzgebung. Wir 
fommen auf 9. Auers „formulierte Anträge” zurück und fchließen für heute 
biefes Wort über die fehr empfeblennmwerte Arbeit mit den Shluß-Anträgen 
bes Glarnerifhen Kantonallehrervereind. Sie lauten alſo: 


1. Der Kantonallehrerverein erklärt fich mit dem zufammenfaffenden Urteil 
bes Referenten über den gegenwärtigen Stand des glarnerifchen Fortbildungs⸗ 
ſchulweſens einverftanben. 


2. Der Kantonallehrerverein pflichtet dem Gejamturteil bes Referenten 
über die Ergebnifie der glarnerifchen pädagogiſchen Refrutenprüfungen, bezw. 
über den Stand der Vollsichulfentnijie ber ins ſtimm- und wehrpflichtige Alter 
tretenden Jungmannſchaft unferes Kantons, jowie den daraus gezogenen Fol— 
gerungen bei. 

3. Aus voller Ueberzeugung empfiehlt der Rantonallehrerverein den Qanbes« 
bebörben und dem Glarnervolf die Einführung der obligatorifhen Fortbildungs- 
fhule für Nünglinge in den ber Nefrutierung vorausgebenden 2 Jahren. 

Die Lehrerichaft betrachtet den Fortbildungsſchulzwang mit allen feinen 
Konsequenzen als das wirkſamſte Mittel, um bie beftehenden Mängel gründlich 
zu befeitigen, eine burcgreifende Hebung der Vollsbildung zu erzielen und un— 
ferm Stanton bei den pädagogischen Refrutenprüfungen eine ehrenvolle Stellung 
zu fihern. 

4, Die Kantonalkonferenz erklärt fih mit den vorftehenden formulierten 
Vorſchlägen für die Organiiation der obligatorifchen Fortbildungsſchule für 
Yünglinge grundfäglich einverftanden und erſucht die Bantesbehörden, biefelben 
bei der bevorfiehenden ZTotalrevifion der Schulgefeßgebung zu verwirfliden. 


— 4 844 — 


5. Die Kantonalkonferenz Spricht fib grunbfäglih für das Obligatorium 
ber TFortbildungsichule für die aus der Volksſchule eritlaffenen Mädchen aus; 
fie wartet aber mit ber endgültigen Stellungnahme in biefer Frage bis zu bem 
Zeitpunfte zu, da eine die einichlägigen Verhältniffe beleuchtende Arbeit mit be 
ftimmten Vorſchlägen für die Organifation der obligatorifhen Mädchenfort- 
bildungsſchule vorliegt, 

6. Die wichtigſten Beitimmungen über das gefamte Fortbildungsſchulweſen 
follen anfammengefaßt und unter dem Zitel , Fortbildungsſchule“ als befonberer 
Abſchnitt in das neue Schulgefeß aufgenommen werben. 

3. Aargau. Die Primarjchulfubvention des Bundes im Betrage von 
123,898 Fr. foll folgendermaßen verteilt werben: jFür ben Bau und Umbau 
von Schulhäufern 44,000 Fr.; für Erridtung von Turnhallen, Turnplägen 
und Anihaffung von Geräten 15,000 Fr.; für Alterszulagen ber Lehrer 24,000 
Franken; für außerordentliche Beiträge an im Schulweſen ftarf belaflete Se- 
meinden 11,000 Fr.; für Beihaffung von Schulmobiliar und allgemeinen Lebr⸗ 
mitteln ber Gemeinden 8500 Fr. ; für Unterftüßung ber unentgeltlihen Verab— 
folgung von Lehrmitteln 12,000 Fr.; für Ernährung und Belleidung armer 
Schulkinder 5000 Fr.; für Erziehung ihwahfinniger Rinder 3500 Fr. und als 
Reſerve ded Regierungsrates 898 Tr. 

In Kulm erhält jedes arme Schullind ein Paar Endefinken zum Anziehen 
im Schulzimmer und jeder Schüler mit weitem Schulweg ohne Rüdfibt auf Ber- 
mögensverhältnifie gegen Abgabe einer Kontrollmarle mittags einen halben Liter 
warme Milch. Das Brot bringen bie Kinder ſelbſt mit. Beide fehr beliebte 
Inftitutionen genießen Unterftügung aus der Bundesſubvention. — 

MWolfwil entfernte den Seelforger aus der Schulbehörde. — 

4. Wallis. Der Grobe Rat erhöhte die Gehalte ber Lehrer um ein 
Kleines. Es varieren die Befoldungen nun zwiſchen 105 und 120 Fr. monat. 
ih und bie der Lehrerinnen zwiſchen 90 und 100 Fr., je nachdem der Lehrer 
ober die Lehrerin Inhaber eines endgültigen oder nur temporären Patentes if. 
Nah acht Dienftjahren tritt eine Alteröprämie von 50 Fr. jährlich ein, eine 
folhe von 80 Fr, nad zwölf und von 100 Tr. nad 20 Dienftjahren. Für 
die Wiederholungsſchule erhält ber Behrer eine Zulage von 80 oder 100 Fr., je 
nad ber Zahl der Schüler. Die Refrutenvorbersitungsturje werben mit 60 Fr. 
honoriert, Wenn ber Lehrer oder bie Vehrerin außerhalb des Wohnortes Schule 
halten, haben fie auf 4 Ster Brennholz und eine Wohnung oder eine ange: 
mefjene Entſchädigung Auſpruch. Zudem wird das Lehrerperfonal von jeder 
Steuer befreit, 

5. Appenzell A.-Mh. In zweiter Beratung bed Schulgefeßed nahm ber 
Kantonsrat die Beſtimmung an, wonach die Beluchszeit für die Primaricule 
von 7 auf 8 Jahre erböht wirb und fehte das Marimum für die gleichzeitig 
von einem Lehrer zu unterrichtenden Schülerzabl auf 50 feſt. Werner wurde 
die Beſtimmung angenommen, daß der Staat an die Speilung und Belleidung 
armer Schulkinder an die Gemeinden einen Beitrag leiftet. Weiter wurde feft 
gelegt, dab ber Staat nah deu Dienftalter bemefjene Altertzulagen zu ben 
Kehrerbeioldungen ausrichten fol, nämlich für Lehrer und Lehrerinnen bis zu 
200 Fr., für Arbeitslehrerinnen bis zu 100 Fr. Ein Antrag, für die unteren 
Klafjen der Primarfchule das Mäbkenturnen falultativ einzuführen, wurde ob 
gelebt. Bei den Nüdfommensanträgen wurde ein Antrag geftellt, die vorber 
ins Geſetz aufgenommenen ftaatlichen Alterözulagen zu den Lehrerbeſoldungen der 
Gemeinden wieder zu flreihen. Diefer Antrag wurde jedoch mit 40 gegen 11 
Stimmen abgelelnt. 

6. Schwyz. * Das Ergebnis der Nelrutenprüfungen pro 1908 ifl 
folgendes: Beftes Reſultat: 5,37 und ichledteftes 12,50. Einfiedeln hat 7,75. 


— 845 — 


Die Bezirke ftellen ſich alſo: Einſiedeln 7,75 — Höfe 8,25 — March 8,38 
— Gersau 8,69 — Schwyz 8,82 und Küßnacht 9,04. Im Jahre 1907 
wies Einſiedeln 6,29 — KRüßnacht 7,32 — Höfe 7,75 — March 8,18 — 
Gersau 8,29 und Schwyz 8,44 auf. Der Durchſchnitt von 1907 iſt 7,98 
und der von 1908 = 8,51. Beſtes Refſultat 1907 = 5,00, und ſchlechteſtes 
14,00. In mebr als 2 Fächern batten 1908 von 478 Relruten ein Eins 133 
und ein Bier und Fünf in mehr als einem Fache 60. Bei ber Aubrif „in 
mebr als einem Fache 4 und 5* fteben ohne Zahlenangabe Laden, Alten- 
borf, Oberiberg, Morſchach und Feuſisberg und in der Rubrik „in mehr als 
2 Fächern 1* Stehen Nuolen, Lauerz und Steinerberg obne Zahlenangabe. 
Leſen bifferiert von 1,00 bis 3,00 — Aufſatz von 1,21 bis 3,40 — Rednen 
von 1,53 bis 3,50 — Vaterlandskunde von 1,58 bis 3,80. Höhere 
Schulen beiubt: 100 von 478, nicht geprüft 14, außer bem Kanton geprüft 
91. Im Leſen erhielten Note 5 nob 4, und Note 4 no 9, im Aufſatz 
Note 5 noch 7 und Note 4 no 26, im Rechnen Note 5 noch 3 und Note 4 
no 58 und in der Vaterlandskunde Note 5 noch 12 und Note 4 noch 90 
Prüfling. — 

7. Churgam. * Wohl unter dem Einfluffe der Refrutenprüfungsergebnifie 
wurbe von ber Direltionsfommiffion ald Haupttraftandum für die Synode 1908 
vorgeichlagen: „Unfere Fortbildungsichule” mit Einſchluß der gewerblichen 
Tortbildungsfchule), Die Ergebniffe der erfteren find aber erwieſenermaßen in 
den legten 10 Jahren nicht zurücgegangen, fondern mindeftens ftabil geblieben. 
Es wirb das Mar erfichtlich fein aus einer ftatiftiihen Zufammenftellung, die 
Herr alt-Sefundarlehrer Schweizer im Auftrage des Erziehungsdepartements ver» 
fabt. Tür das genannte Synobalthema find 2 Referenten beftimmt: Herr 
Braudli, Wängi, für mehr ländliche Verbältniffe und Herr Gut, Arbon, für 
die Verhältniffe in einer induftriellen Ortihaft. Zum Berichterftatter über bie 
Tätigkeit der Konferenzen und Schulvereine pro 1908 wurde gewählt: "Herr 
Knupp, Romanshorn (Erfinder einer Rechenmaſchine). 

Nicht wie ein Blitz aus beiterm Himmel fommt die Kunde von dem Rück- 
tritt de Seminarbdireltor ©. Dr. Häberlein. Sagte man doch ſchon beim An« 
tritt, er betrachte die Direltorenftelle nur als ein Uebergangsſtadium zur nad 
berigen Profeffur an der Univerfität. Dies wurde beftätigt durch feine folgenden 
Vorleſungen ala Privatdozent an der Univerfität Baſel Verſchiedene Zeitungs« 
polemifen, fein geipanntes Verhältnis zu einigen Seminarlehrern und der Mangel 
eines 4. Kurſes mögen feinen Rücktritt beichleunigt haben. Aus pädagogifcen 
Gründen bedauern wir feine nur Ajährige Wirkfamfeit am Seminar im Momente 
ber Einführung bes vorzüglichen neuen Lebrplanes, deffen Urheber er war. 

Auf Fatholiicher Seite bat man darüber begründete Klagen gebört, daß 
religiöfe Beeinflußung und Erziehung der Seminariiten nicht im Sinn und Geift 
eines pofitiven Chriftentums erfolgten. Anderſeits darf auch bier lobend ermähnt 
werben, daß Herr Tireftor Häberlin mande zeitgemäße Reform einaeführt und 
großes Vertrauen feitens der Zöglinge befeflen bat, Tas lektere ging fo weit, 
baß feine Schugb>fohlenen ihm mande moraliſhe Verirrungen (auch feruelle) 
aufrichtig befannten. Sein Ideal war die Erziehung der Seminariften zu fitt- 
lich ſtarlen Menſchen auf der Bafis einer allgemein menjd lichen Sittenlebre. -z. 

8, Bern. Großer Nat, Der Grobe Rat bat in jeiner Sigung vom 2. Dez. 
dem Antrag ber Regierung, den Beitrag an die bernifche Lehrerverſicherungskaſſe 
pro 1909 wie bisher auf 130,000 Fr. feitzufeßen, beigeflimmt. Die großrät- 
lihe Kommiſſion hatte, entiprecbend einer Eingabe der Verwaltungsfommiijion 
der Kaſſe, 190,000 Fr. vorgeichlagen. Die Mebrforderung von 60,000 Fr. 
ſtützte fich auf bie verfiherungstehnifche Berechnung, ber die neuen Statuten ber 
Kafie mit verichiedenen für die Mitglieder günftigen Neuerungen zugrunde gelegt 


— 346 — 


waren, Die Berechnung ergab ein Defizit von rund 350,000 Fr., das durch 
erhöbte Einſchüſſe des Staates nach und nad hätte gededit werben follen. An« 
nefihts der bevorftelenden Aufbefjerung ber Primarlehrerbeioldungen — fie 
bringen dem Stanton, ber nach ber Ausfage derjenigen, die es wiſſen follen, fo« 
wiefo in eine Defizitperiode eintritt, eine Mehrausgabe von nahezu einer Million 
— fonnten fih Regierung, Staatswirtſchaftslommiſſion und bie Mehrheit des 
Großen Rates nicht dazu entichließen, der Vehrerverficherungsfaffe den erhöhten 
Beitrag zuzuwenden. (Schweiz. Evangel. Schulblatt,) 

9. Deutfhland. * Belanntlih ift der Berliner Tews führer des 
„Deutſchen Lebhrervereind“. Und dieſer „Deutiche Vehrerverein* bat fich laut 
und pompös für einen „bogmenlofen Religiond-Unterricht* enticieden. 
Seither find auch bie Lehrer Hobenzollerns burch Ueberrumpeluag bem Dereine 
beigetreten. Leider haben mir aus ben Kreifen ber fath. Lehrer noch herzlich 
mwenig gegen bieie Tendenzen bes genannten Vereins geleien, vor allem feine Ge— 
famtluündgebung ber Lehrerſchaft. Und boch ift gerade nach diefer Richtung 
fath. Solidarität nötige Um fo mehr freut und das Mort ber evangelischen 
Lehrer ber Provinz Sachſen, die da offen und mannesmutig erflären: 

„Wir verwerten das Tewsſche religidjfe Bildungsideal auf das Ent- 
ſchiedenſte, weil feine Verwirklichung die Beſeitigung der chriſtlichen Schule be- 
beutet und für ben Fortbeſtand ber fittlichen und nationalen Höhe bes beutichen 
Voltes von Gefahr wäre. Die Gewähr eines fruchtbaren Neligionsunterrichtes 
gibt uns nur die Webermittlung ber ungejchmälerten biblifhen Heilswahrbeit 
burch eine im lebendigen Glauben ftehende Lebrerperfönlichleit”. — 

Was jagen die kath. Lehrer der einzelnen Staaten Deutichlanb3 zu dieſem 
Schritte? Heraus aus dem Berftede, ihr kath. Lehrer Bayerns, Württembergs, 
Badens. Nur folidarifcher Proteft wirkt und bringt zur Befinnung, und aud 
nur ein folder ſolidariſcher Proteft gewinnt dem fath. Vebreritande des fathol. 
Volkes Sumpathie und Liebe und fördert die Schulfreundlichkeit der Maffe. Auf 
zur Zat, es gilt bie heiligſten Ideale! — 


— co ——— 


Pãdagogiſche Chronik. 


1. Sf. Gallen. Here Selundarlehrer Egle in Gofjau melbet ung Nadı- 
ftebenbes, bas wir redaltionell beiter Beachtung empfehlen: 

In meinem Berlage ift noch ein Reit der lektjährigen Auflage meines 
Uebungsbeftes im jchmweizerifchen Verlehrsweſen, den ich gratis an unbemittelte 
Schulen abgebe. Für die nötigen 20 Formulare (neu!) würde ich ben rebuzierten 
Preis von 20 Rp. erheben. Aufträge möge man jofort und unter Bezugnahme 
auf dieſe Einſendung richten. 

Oberuzmil (St. G.) Minimalgehalt für den Selundarlehrer 2900 Fr. 
Kann erhöht werden bis auf 3500 Fr. — 

* Der Erziehungsverein vom See und Bafter bat fi den 26. November 
abhin unter dem Prafidbium von H. Präfat Tremp neu fonitituiert; 
die neue Kommiſſion beiteht aus ben Herren Profeffor Fäh, Uznach, Lehrer 
Oeſch, Ernetihwil, und Lehrer Bürke, Rieden. Glüd auf zu regem Tun und 
erfolgreicher Arbeit! Nur allemeil vorwärts! — 

* In Echänis wurde Lehrer Rob. Oberbolzer unter gewaltiger Teilnahme 
beerdigt. Der Verewigte wirkte von 1876—1904 dahier mit großem Erfolge 
als Lehrer und Chorregent. Seit 4 Yahren genoß ber Ib, Mann den Frieden 
des Ruheſtandes. Er war ein edler Charakter, eifrig mit vorbilblicher Hingabe 
und dabei ein Arbeiter von Beihid. Er ruhe in Gott, — 


— 347 — 


Der Verſtorbene bewies and hoch anerkennenswerten Opferſinn. So ver« 
machte er ber Kirche Schänis zur Renodation 1000 Fr., der St, Sebaſtians- 
fapelle als Fond 500 Fr., der inländiihen Miffion 100 Fr., der auslänbdifchen 
Miflion 50 Fr., der Anftalt in Neu-St. Yohann 50 Fr., der Blindenanitalt 
in St. Gallen fr. 50. Ehre feinem Andenten ! 

Der Schulrat von Rorſchach unterbreitet am 20. Dez. ber Bürgerichaft 
den Antrıg über Eritellung eines neuen Schulhauſes. Der detaillierte Koften» 
voranihlag für das Gebäude mweilt eine Summe von fr. 520000 auf. Hierzu 
fommen nod zirka Fr. 40000 für Umgebungsarbeiten und Fr. 20000 für Bau» 
leitung und Arditeltenbonorar; total demnach Fr. 580,090. — 

Uznach erhöhte den Gehalt des Hrn. Kaplan Bächtiger um Fr. 300.— 

Mit großer freude werben unjere Lejer die Meldung entgegennehmen, 
daz ber frühere Pfarrer von Berg (Kt. St, Gallen), 99. Leo Benz, feit 
einigen Jahren ſehr fchwer nervenfranf, 3. 3. im &t. Johann-Stift in Zizers 
weilt und von feinen Leiden wieder vollftändig gebeilt it. HH. Pfarrer Benz 
war lange Jahre Mitglied der Redaltionskommiſſion der „Päd. Blätter“ und 
ein eifriger Mitarbeiter und {Förderer berielben. 

2. Bern. Der Große Rat lehnte die Inipeltion für die Gymnafien 
ab, was auch ganz korrelt. — 

3. Schwyz. March. An ber Stelle, wo ber verdiente Lehrer und 
Erziehungschef Landammann Winet ben 10. Oft. 1905 burh Sturz in die Ya 
feinen tragiſchen Zod fand, haben „Lehrer und Schulfreunde der March“ als 
pietätvolles Anbenten eine 60 cm breite und 90 cm hohe Marmortafel mit 
Anniger Inschrift in bie Nifche d28 Felſens eingraben lafjen. Ein Zeichen warmen 

altes. — 

Unfere Beilage „Die Behandlung der Lüge* von Dr. F. W. Förſter bat 
im Organ des „Kathol. Ziroler Lehrervereins, des katholiſchen Lehrervereins 
für Vorarlberg und des Diödzefan-Cäcilien- Vereins Brixen“ wörtlich Abdrud 
gefunden. — 

Einsiedeln, * Die Stiftsfchule hatte ben 29. Nov. eine beft gelungene 
mufilalifchdeffamatorifhe Papftfeier, Abſchließend folgte Gounods « Marche 
Pontificale » für großes Orchefter, ein großartiger Hymnus auf den Vater ber 
Chriftenheit. Eine einfache, aber mürdige und inhaltätiefe fFeier mit einem 
mufifalifchen Genuffe, wie ihn eben unfere Stiftsfchule zu bieten vermag. -- 

Den 12. Aug. 1848 ift in Einfiedeln eine Oberfchule erridtet und 
die Anstellung eines Reallehrers beichlofien worden. Der Gehalt bes Reallehrers 
war auf 6—800 Fr. notiert und ber zweier Primarlehrer in Gruß und Egg 
(2 Filialgemeinden) auf je 260 Fr. Dan ſuchte „tätige und mit dem erfor 
derliben Wablafte verfebene Lehrer‘. — 

4. Solothurn. Die „Kath. Volkspartei" machte dem Lehrerbejolbungs- 
geieß feine Orppofition, wünschte aber das Gehaltäminimum für Lehrer auf 1600 
und für Lehrerinnen auf 1400 Fr. feitgeiegt und eine „milde und loyale Hand» 
habung“ des gehäſſigen $ 20 des neuen Lehrerprüfungs-Reglementes vom Jahre 
1907, Die Herren Vertreter der Partei, die diefe Zufage machten, ernteten viel 
oratorifhe Komplimente für biefe ſelbſtloſe Stellungnahme. 

Der Volfsverein der Stadt beichlok einen Beitrag and freie kath. Lehrer» 
jeminar in Zug. Zur Nadabmung empfohlen. — 

5. Zürich. Im Schulfapitel Andelfingen referierte Bader (Guntalingen) 
über Giordano Bruno als „den Apoftel der Wahrheit und freiheit‘. Eine 
eigene Auffafiung das. — 

Der gemefene Lehrer U. Kramer, nunmebriger verdienter Präfibent bes 
Vereins ſchweiz. Bienenfreunde, wurde von der Hochſchule Bern zum Ebrendoltor 
ernannt „in Anerkennung feiner wiljenjchaftlihen und praftiihen Verdienſte um 
bie ſchweizer. Bienenzuht*. Eine wohl angebradte Anerkennung! — 


4 848 7 


* Am Lebrerfeminar in Küsnacht follen kommenden Frühling brei erfte 
Klaſſen errichtet werden, um dem Lehrermangel abzuhelfen. Ein etwas zweifel- 
baftes Ausbilfemittel! — 

6. Bafel. Die „Freiwillige Schuliynode“ eritrebt deren Verſtaat— 
lihung, von ber fie „Wunder“ für Schule und Lehreritand erhofft. — Auch 
ein Lebrerfeminar mit Uebungsſchule „für bie Lehrer aller Schulſtufen“ ift 
Zielpunft bdiefer Synode. Scharf marliert wurde „die Notwendigkeit einer 
ibealiftifhen Lebensauffafjung, des Glaubens an Gott als der einzigen Löſung 
des fozialen Problems in der Eule‘, Als Metter in der Not, um bis Kluft 
zwifchen Individualismus und Sozialismus zu überbrüden, preift man „ben 
von R. Euden vertretenen Henidenlismus‘. Du lieber Gott, mie furz- 
fibtig ! Chriftus, der ewige Gott, der Gottmenid, auf ben und feine Lehre 
muß ber Erzieher zurücdgreiien, diefer Kanoſſagang allein überbrüdt 
Kluften und beilt die Zeitgebreden. — 

7. Ireidurg. Ein rz-Sorrefp. der „Schweiz. Lehrerztg.“ fchreibt den 
5. Dez, dab „Freiburg fih in feinem Unterrichtsweſen mit der Mebrzahl ber 
Kantone mefjen darf". — 

8. Graudünden. Am Priefterfeminar find dermalen 65 Zöglinge, eine 
fhon lange nicht erreichte Zahl. — 

Die Unterfbule von Landquart hat 30 Anfänger, wovon 10 Italiener- 
finder find, die zum Zeil gar nicht Teutjch verſtehen. 

9. Uri. Das 25jährige Oberlehrerjubiläun des Hrn. Dom. Klo mwurb: 
den 28, Nov. mit Rede, Umzug und Abendeſſen gefeiert, Herr Klotz iſt Marien» 
bruder aus Defterreih und bat eine erfolgreiche und beicheidene Wirkjamleit 
binter fib, Als Geftent erhielt der Yubilar ein Konverjations-Leriton van 
Herder. Die Feſtrede hielt Bunbesrichter Dr. Schmid. Aub Herzl. Wünjce 
aus der Maldftatt! — 

10. Nidwalden. Den hochw. Herren Beiftlihen von Stand wurde ber 
Gehalt um je 300 Fr. erböbt. Dafür wird aber künftig das Kirchenopfer ber 
Kirche überwiefen. Kirchensteuer 70 p. %o. — Der v. Herr Organift 
murde leider überjehen, dafür gedachte man der Sigriften und des Kreuzträgers. 
Wir zweifeln nicht daran, daß dieſes Verſehen recht bald Ffräftig nachgeholt 
wird, — 

11. Shafffaufen. Hier ftarb unerwartet der Präfident des „Evangel. 
Schulvereins Schaffhauſen“, 9. Oberlehrer Walter. — 

12. Soſothurn. Die Regierung bat fih nun auf den Antrag der kath, 
Volkspartei geeinigt: 1600 reip. 1400 Fr. für Lehrerinnen Lehrerbefoldungs- 
Minimum. Die „Sozi“ treiben Obftruftion. So rettet alfo die kath. Volle» 
partei ber mehrbeitlich radifalen LXebhrerichaft die Beſoldungserhöhung. — 

Auf Vorſchlag der Bezirksitul-Pflege Olten wird in Anmwenbung von $ 
11 des Bezirköfchulgefeges vom 18. April 1875 für die Lehrer der Bezirfsichule 
Dlten folgendes Befoldung-Rregulativ erlafien: Anfangsbeſoldung für proviſoriſch 
angeitellte Lehrer Fr. 3200, Anfangsbefoldung für definitiv angeftellte Lehrer 
fir. 3500, Befoldung der beiden Lehrerinnen ie Fr. 3100, bazu Zulage der 
Stadt Olten: nah 5 Dienftjahren Fr. 200, nah 10 Dienitjahren Fr. 400. 

13. Neuenburg. Mit 46 gegen 39 Stimmen wurde im Großen Rate 
unter Namensaufruf die Wählbarkeit der Frauen in bie Schulkom— 
miſſionen beſchloſſen. 

14. Deutſchlaud. Württemberg. Der hochwſt. Herr Didzeſanbiſchof 
und ber „Kathol. Schulverein“ treten in getrennten Eingaben gegen bie geplante 
Schulreform auf. Beide laſſen an der Konfefjionalität ber Volklsſchule nicht 
rütteln und verlangen das Recht auf Leitung und Beauffictigung des Reli« 
gionsunterrichtes für die Kirche und ihre Organe. — 


— 349 — 


15. Freußen. Das Grundgehalt ſoll künftig 1350 Mark betragen und 
für eine Lehrerin 1050 ME. — Einheitsſatz der Alterszulage 200 ME, für Lehrer 
und 150 Mt. für Lehrerinnen jäbrlid. — 

Preußen. Der Zentrumsantrag, das Grundgehalt der Lehrer auf 1500 
Mark feitzulegen, wurde von der Kommiſſion des Landtages abgelehnt. Um jo 
mehr bringt das Zentrum darauf, daß allen Schulvorftänden die Möglichkeit 
gewahrt wird, nach Lage der Berhältniffe Ortözulagen zu gewähren. — 

16. Irankreid. In einer großen Anzahl von Departementen müfjen 
beute noch die Echulfinder das Schulzimmer reinigen. Allgemach bildet ſich eine 
Bewegung unter den Eltern gegen biefen Uebelſtand. Mit Recht! — 

17. Italien. Eine Refolution der Lehrer in Rom Magt die Stadt ber 
DVerlotterung der Schulen an und ruft fogar nad Intervention des Staates. 
Und das troß eines jüdifch-freimaurerifchen Stabtoberhauptes?! — 

18. Zyrof, Weil der Landtag die fo dringend nötige Lehrer-Bifoldungs- 
frage nicht an bie Land nahm und fomit nicht erledigte, fo fahte die Lehrer— 
fhaft den Beihluß: „Bis zur Regelung unferer Gehaltöfrage 
dürfen bei Konferenzen nur mehr Stanbes«-, nicht aber meiho- 
bifhe Fragen behandelt werden.” Es famen eben ben 8, Nov. in 
Franzensfeſte bie Dertreter fämtlicher Xebrer- Dereine von Teutſch- und 
Italieniſch-Tyrol zufammen. Den 19, Nov. fanden dann in allen Bezirken 
Deutſch- und Italieniſch-Tyrols gleichzeitig große Proteft-Behrerverfammlungen 
ftatt. Die Notwehr der Träger des ungerecht verkürzten Liedlohnes! — 

19. England. Seit 3 Jahren beſteht „das internationale Bureau ber 
europätfchen Qehrerverbände”, Diefe Vereinigung zählt bereits 273,000 europäijche 
Behrer. In London mar bie diesjährige Hanptverfammlung. Es gehören ihr 
3. B. an: Der deutfche Behrerverein (116,000 Mitglieder), der englifche Lehrer: 
verein (61 M.), der franz. Lehrerv. (60,000 M.), der belgiſche Vehrerv. (6500 
M.). Man fpricht bereits vom Anſchluß bes „ſchweiz. Lehrervereins“. — 





Literatur. 


Weihnadhts-Antaloge liegen vor von ben befannten und beft verdienten 
Buchhandlungen: Herder in freiburg i. B. — Benziger u. Co. U. ©, in 
Einfiedeln —, von Hans von Matt u. Go, in Etans, Näber u. Co. in 
Luzern. Sie find gratis zu beziehen. — 

* Nobinfon. Ein Gedicht von Peter Schnellbah. Verlag der Hofbud- 
handlung Fr. Gutſch in Karlaruge, 66 S., 50 Pig. Die „Rebinſoniade“ ift 
in 12 GSefängen gezeichnet. Für Freunde poetiicher Geftaltung eine willlommene 
Leltürt, bie fich leicht und angenehm lief. — 

Libro di Seitura © di Premio. Terza Edizione. Prezzo: 11. 50 c. 
Prof. Giovanni Anajtafi. Das Buch, 250 ©. ftarf, foftet ungebunden 1 Fr. 50. 
Es ift berechnet per le classi elementari superiori ed i primi corsi tecnicidelle 
scuole tieinesi und enthält Arbeiten befter moderner Schriftiteller und Scrift« 
ftellerinnen, 3. B. Salvatore Eorticelli, Silvio Pellico, Nicolo Tommaſeo, 
Hauflina Buonarotti, Edmondo de Amicie, Ceſare Cantu, Pietro Peri, Dante 
Aligbieri, Francesco Chieſa, Ida Baccini, Paolo Legneri, Giacomo Leopard x. 
x, mworunter 6 Teſſiner. Dieſe 3, Auflage ift auf nerkſam revidiert und ver- 
mebrt und bildet wirklich eine geift- und abwehälungsreiche Zeltüre, Das Bud wird 
benußt von ben Privat» und Selundarjhulen, während bie öffentliben Schulen 
es feines chriftlichen Beiftes wegen nicht benutzen. Es eignet ſich gut für deutiche 
Schüler, die italienifch lernen wollen. Zipografia Alberto Pedrazzint, Locarno. 


— 850 — 


* Aufgepaßt! 


Zur Zeit wird von ber belannten Firma F. Zahn in Neuenburg bie 
erfte Lieferung eines Werkes „Das Beben Jeru“, von F. W. Farrar; deutſche 
Bearbeitung von Dr. theol. F. Bartb, Prof. an der Univerfität Bern, glänzend 
iluftriert von ben berühmteſten zeitgendfiiihen Künftlern“ an die Vehrermwelt 
unter Beilage eine marltichreieriihen Nellamezetteld verſchickt. 

Trotzdem ein abjhließendes Urteil über das Bud, das auf 18 Fr. 75 zu 
fteben kommt, vor feinem vollftändigen Erjcheinen nicht abgegeben werben fann, 
müffen doch katholiſche Leſer vor deſſen Anihaffung gewarnt werden. Der 
Umftand, daß eö von einem proteftantiichen Geiftlichen verfaßt und von einem 
alttatholijhen Berner Theologen in beutfcher Sprache bearbeitet ift, ſowie das 
Fehlen jepliber kirchlicher Approbation ober Empfehlung fenn- 
zeichnen bad Werk zur Genüge, und über feinen Geift lönnen auch bie fchönften 
Bilder nicht hinwegtäuſchen. 

Mer fih ein „Leben Jeſu“ anjhaffen will, findet eine reihe Zahl eben- 
bürtiger Werfe auf auf kath. Boden, und jede farb. Burbhandlung legt gerne 
folhe zur Auswahl vor, W. 


TU — 


Wegleitung zur Krankenkasse. 


1. Anmeldung: SupnaßınBarinde mit ärztlichem Beugnis find durch ben 
Sektionskaſſier dem Berbandsprälidenten einzujenden. a bie 
feiner Sektion angegliedert find, enden beides direft an den Berbandspräfiden- 
ten. Geſuche ohne ärztlihes Zeugnis werben nidt —— 

2. Aufnahme: Jedes Mitglied erhält als Ausweis der Mitgliedſchaft ein 
von Präſident und Kaſſier gefertigtes Mitgliedbuch. — 

3. Monatsbeiträge: In Geldſachen wende man ſich an den Verbandskaſſier. 

ne können vom 3. Januar 1909 an mittelit Einzablungsicheinen ge- 
macht werden: 
Nr. IX. 0,521 Krankenkaſſe des Vereins fatholifherLehrerder 
Bone: une n. Geltiongmitglieder zahlen die monatlichen Beiträge durch 
ihren Sektionskaſſier; Diefer auittiert den Empfang im Mitgliedbuch mit Na- 
mensunterſchrift. Cinzelmitglieder zahlen direft an den Verbandskaſſier; der 
poftamtlihe Empfangfchein gilt als Quittung. 

4. Arankheit: Jedem Mitgliedbuche find die nötigen Meldeformulare 
beigelegt. Erkrankte Seftionsmitglieder fenden die Un- und Abmeldeformulare 
durch den Sektionskaſſier an den Verbandskaſſier; Einzelmitglieder jenden felbe 
direft an den Verbandskaſſier. 

Katholiihe Lehrer! wertet das foziale Snititut der Krankenkaſſe. Es 
fihert euch, euerer Gattin, eueren Kindern lindernden Troſt für die ſchweren 
Tage bitterer Sorgen. Walte Gott, daß dieſe Kaſſe durch euer lebendiges und 
ſolidariſches Intereſſe zum fozialen Kleinod unferes Vereins aufblühe und die 
Tränen in den Familien ftille! 

Das Verbandskomite: 


Der Präfdent: Ruh, Schulinſpeltor, Appenzell 
Der Kaſſier: Spieß, Bezirksrat, Tuggen 
Der Aktuar: Schönenberger, Lehrer, Neudorf-St. Fiden. 
fine 


* Spredyfaal. 


* Der württembergiihe Minifter des Innern bat die Polizeibehbörden an— 
aewiefen, im Intereſſe der Schuljugend ftreng gegen die Schunbliteratur vorzu- 
gehen und auch bie Kinematographen jcharf zu überwachen, In lepterer Be— 
ziehung dürfte es fich empfehlen, die Bewilligung von folden Scauftellungen 


von ber Einreichung des Programms abhängig zu maden, und 3. B. bie Vor» 
führung von Diebs- und Einbruchizenen, Raubanfllen, dann auch von Szenen 
aus Operationsfälen furzw:g zu verbieten. — Die Sorglofigfeit ift zu „be 
wundern“, mit welcher Behörden bei folhen Konzeflionserteilungen vorgeben; 
man follte e8 oft nicht glauben, daß man „im Jahrhundert des Kindes“ lebt. — 
Gilt auch für mande größere Ortihaft im Schweizerland. Hier fann oftmals 
die Lehrerfchaft keine angenehme, aber höchſt verdienſtliche Miſſion erfüllen. 
— —— 


Würdigungen und Ehrungen für die treuen Wächter in Kirche 
und Säule. 


Evangel. Leudingen (St. ©.) bat ben Lehrergehalt um fr. 100 
erhöht. — 

Schmerifon (St. ©.) beihlok die Erhöhung ber Gehalte der beiden 
Geiftlihen und bes Organiften um je Fr. 100. — 

Strättligen (Bern). Anfangsbelolbung der Lehrer wurbe erhöht von 
700 auf 900 und ber ber Lehrerin von 600 auf 750 Fr. Zudem Alterözulagen 
von je 100 Fr. nah 4, 8 und 12 Jahren. Die Arbeitslehrerinnen erhalten 
100 Fr. per Klaſſe und eine einmalige Alterözulage von 20 Fr. — 

Walenftabt (St. G.) gewährte Gehaltderhöhungen den 2 Sekundar- 
lfehrern um je Sr. 300. 

Salenftein (Thurgau) zahlt der Lehrerin 1700 Fr. und Wohnungs und 
Planzland-Entihädigung 400 Fr., total 2100 Fr. Kommentar überflüflig! — 

Buzern. Der Große Rat genehmigte neuerdings die außerordentliche 
Teuerungszulage von je 200 Fr. pro Lehrkraft. — 


Briefkaflen deu Redaktion. 


1, Diefer Nummer liegt bie vierte Beilage pro 1908 bei; wer jelbige 
lieft, den befriedigt fi. Dem dv. Herren, ber uns biefe Arbeiten in die Hände 
geipielt, und denen, bie fie verarbeitet, beften Dank! — 

2. Wir maden alle Leſer aufmerliam auf bie Beilage in Saden 
„Krankenkafſe“., Friih an die Arbeit und fofort bie erforderlichen Schritte 
zur Aufnahme getan! — 

8. Mit ber eriten Nummer pro 1909 hebt der bei allen Zeitichriften 
übliche „Filhfang" an. Wir erfuhen unjere jegigen Abonnenten heute fchon, 
dem Organe treu zu bleiben unb Gefinnungsverwandte zum Abonnement 
auf unfer Organ zu ermuntern. — 

4, Zum Artikel „Gruber* war leider eine zur Herftellung eines Clichés 
verwendbare Photographie nicht erhältlihd. — 















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Beilage zu Nummer 51 der „Päd. Blätter. 


A. Praktische Ziele eines kath. Erziebungsvereine. *) 
Don Dr Fridolin Gefer, Kaplan in Berned. 


Neferat gehalten an der Berfammlung bes kathol. Erziehungs» und Schulmänner- 
vereins Sektion Rheintal, in Marbad, Kt. St. Gallen, den 25. Nov. 1907, 


In der Kommifjion unjered Vereins ift eine praftiiche Anregung 
gemacht worden bezügli einer neuen Vereinsaufgabe und einer ihr 
entjprechenden neuen Bereinstätigkeit. Da ich jchon früher zum Refe— 
renten bejtimmt war, erjuchte man mid von Seiten der Kommiſſion, 
diefen praltiichen Gedanken zur Sprade zu bringen. Mein Thema 
lautet demnach: 


Praktiſche Ziele eines Tathol. Erziehungsvereins. 


Es handelt fi um eine Bielangabe. Da habe ich zunächft 
im Protofoll des Vereins nachgeſchaut, welche Ziele er verfolgt, was 
er etwa jchon erreicht hat, was er weiter anftcebt. Es wäre nicht gut, 
einer Verein etwas zuzumuten, was außerhalb feiner Richtlinie Liegt, 
wohl aber ift ed von Nutzen, etwas anzuregen, was dem Zwecke des 
Bereind entjpricht und zugleich geeignet it, im Verein neues Leben zu 
weden. 

Mas Habe ih im Protofoll gefunden? Unfer Verein bat Ach 
Jerausentmwidelt aus einer freien Bereinigung von Geiftlihen und Lehrern 
jur Befprechung pädagogijcher Fragen. Er hat fi dann ald „Seltion 
Rheintal“ dem „ſchweiz. fathol. Erziehungsverein® und dem „Verein 
fathol. Lehrer und Schulmänner der Schweiz“ angeſchloſſen. Unjer 
Verein bezwedt alfo das Gleiche, was die beiden genannten Vereine 
anftreben. Im Protokoll der Verfammlung vom Auguft 1902 auf der 
„Felſenburg“ in Altftätten leſe ih: „Mit einer ganz erfreulichen Be— 
fimmtheit wird betont und zwar aus der Mitte der Verſammlung, ed 
möchte dad Komitee darauf bedadht nehmen, daß in unjeren Verein 
viel Leben fomme und daß er eine regere Tätigkeit entfalte al? bisher.“ 
Dann werden verjchiedene Punkte in diefem Sinne genannt u. a. aud) 

Anmerkungder Redaktion: Manerſucht uns, wieder eine praktiſche 
Arbeit in der Beilage zu bringen. Wir lommen dem Anſuchen hiemit nach, 
hoffend, die heutige Gabe rege auch in weiteren Kreiſen dazu an: a) die einzelnen 
Sekticaen des kath. Erz.Vereins zu recht zritgemäßer Arbeit anzuhalten und 
b) gleich der rheintaliſchen Eeltion recht rege und recht einſchneidend einzugreifen. 
An Arbeit fehlt es ja heute nit, und bie Art der Tätigkeit der rheintalifchen 
Sıttion dürfte ein anregendes Vorbild für andere Seltionen verfchiedener Kan» 
tone werden. Praftifh, zeitgemäß und fortfchrittlich fei die Parole 


unferer fath, Bereinstätigfeit! Nur fein Schlafhaubengefeufze und fühes Nichte: 
tun! — 


— 2 — 


folgender: „Alle Erſcheinungen auf dem Gebiete der Schule und der 
Erziehung jollen ind Auge gefaßt und Gegenftand der Beratung werden“, 
Ferner wird angeregt: „Es joll dem Verein eine möglichft breite Grund: 
lage gegeben werden. Zu diejem Zwecke jeien außer den HH. Geiftlichen 
und Lehrern auch die Mitglieder unferer Behörden, die Eltern, über: 
haupt alle freunde der chriftlichen Erziehung einzuladen.“ 

Damit babe ich aus der Tendenz unjered Vereins heraus die 
Grundlage gejchaffen für die praltiihen Ziele, für die ich Sie an— 
regen ſoll. Auf dem Protokoll leſe ich ala Titel: „Protofoll des kath. 
Erziehungd« und Lehrer: Vereine, Sektion Rheintal”. Der Berein bat 
fich bisher bejonder8 im der zweiten Richtung betätigt ala Lehrer. 
Verein, und dad ift recht und er joll davon nicht weichen. Gerade in 
diefer Richtung bat er ja etwas Herrliches geleiftet durch den Fort— 
bildungskurs für bibl. Geſchichte, eine Tat, die nicht nur für 
das Rheintal, jondern für den ganzen Kanton, fogar für andere Kantone 
ſegensreich geworden ift, dank vor allem der Tüchtigfeit und dem Seelen- 
eifer unſeres H. Präfidenten, H. Lehrer Benz in Marbach. Diefer Fort— 
bildungsfurs wirkt auch in unjerer Sektion immer noch lebendig nad 
(Problektionen mit Schülern anläßlich der Sektiondverfammlung). Es 
ift num aber am Plaß, daß der Verein fih aud einmal in ernfterer 
Richtung betätige, nämlich ald Erziehungs-Verein. Darum habe id) 
zum Titel geuommen: „Praftifche Ziele eined Erziehungs« Vereins“. 

Unfer hochwſt. Biſchof Auguftinug jel. Andenkens hat in feiner Schrift 
„Zur Stellung des Katholizismus im 20, Jahrhundert“ gejchrieben: 
„Biele Vereine wollen nur darum nicht gedeihen, weil man ihnen michtd 
zu tun gibt, in ihnen bloß redet, ohne für ein praktifches Ziel Hand 
and Werk zu legen. Ja dieſer Beziehung find die Vinzentiusvereine 
mit der perfönlichen Betätigung ihrer Mitglieder vorbildlich für alle 
anderen. In diefer Gelbftbetätigung liegt ein pädagogijches, vielleicht 
beſſer asketiſches Moment, geeignet, den Mann zum vollen Chriſten zu 
erziehen.“ Es wäre nicht gerecht, unferem Verein das innere Leben 
abfprechen zu wollen; ſchon die Jahresverfammlung, wo Geiftliche und 
Lehrer und Erziehungsfreunde fich zufammenfinden, bringt ed mit fich, 
daß immer wieder Anregung geboten wird; dann find e3 die Probe— 
leftionen, die beftändig das Leben wach erhalten. Wir müfjen aber 
nad den Worten des Heilandes gehen. Er Hat gefagt: „Ach bin ge» 
fommen, ut vitam habeant, et abundantius habeant, damit fie Leben 
haben und es überreichlich haben.“ Abundantius, überreihlidh! Das 
wollen wir nun auch in unſerm Verein. 

Als kathol. Erziehungdverein wollen wir tätig fein für kathol. 


Erziehung, für eine Erziehung im Sinn und Geift unferer Hl, Kirche, 
im Sinn und Geift unfered Herren Jeſu EHrifti. Wer bat nun eine 
jolche Erziehung am Notmwendigften? Offenbar diejenigen, die feine 
ſolche Erziehung genießen. Wir brauchen da nicht über unfer Grenz» 
gebiet hinauszugehen, jondern können ganz ruhig innerhalb dem Gebiete 
unferer eigenen Olaubendgenofjen bleiben. Es gibt ſolche, die katholiſch 
beißen, denen aber eine Erziehung im Sinn und Geift unferer Hl. 
Kirche, im Sinn und Geiſt unſeres Herrn Jeſu ChHrifti nicht zuteig 
wird. Um die müflen wir uns interefjieren. 

Prabktiſches Ziel eines kathol. Erziehungsvereind ift: fein Augen— 
merk auf diejenigen Kinder zu lenken, die des Segen? einer guten 
chriftlichen Graiehung entbehren oder bejonderer Pflege bedürfen; praf- 
tiſches Biel ift: ich folder Kinder anzunehmen, helfend und rettend 
einzugreifen. Aber man wird mir fagen: Wir Haben ja ein Geſetz 
betreffend die Verforgung und Erziehung armer Kinder und Waiſen. 
Gewiß, wir haben ein Geſetz, und zwar ein gutes Geſetz, ein Geſetz, 
dad rom Geifte der chriftlichen Charitas infpiriert if. Aber — das 
Geſetz muß auch zur Ausführung gelangen, und das kann nicht geſchehen, 
ohne daß in den weiteften Kreifen der Bevölkerung der Sinn für die 
chriſtliche Liebestätigkeit lebendig ift. Es gibt Behörden, die mit großem 
Eifer und nachahmenswerter chriftlicher Liebe für die Ausführung des 
Geſetzes tätig find; vielleicht gibt ed aber auch andere, die ſich nicht fo 
viele Verdriehlichkeiten aufladen wollen, die damit verbunden find. Zu» 
dem bietet fih in manchen Fällen gar keine oder zu wenig gejeßliche 
Handhabe, um eingreifen zu können, Fälle, in denen Abhilfe dringend 
not tut. Das Gefet hat der Kriftlihen Charitas ein weites Feld ge- 
öffnet. Da heißt es (ft. gall. Gejeß betreffend die Verforgung und Er— 
ziehung armer Rinder und Wailen, erlaffen am 18. November 1896): 

Art. 1. Arme Kinder und Waifen, die der Öffentlichen Unter- 
ftügung anheimfallen und die das dritte Alterjahr zurücgelegt, das 
ſechszehnte aber noch nicht angetreten haben, jollen bei Privaten wo— 
möglich ihrer Konfeffion, welche ausreichende Gewähr für ein geord- 
netes Familienleben wie für gehörige Pflege und Erziehung bieten, ver» 
ſorgt, oder in bejonderen Waijenanftalten untergebracht, verpflegt und 
erzogen werben. 

Art. 4. Kinder folder unterftüßungsbedürftiger Eltern, welche 
für eine gute Pflege und Erziehung der erfteren feine hinlängliche Ge- 
mwähr bieten, find den Waijenkindern in Bezug auf die öffentliche Privat- 
oder Anjtaltöverjorgung gleich zu halten. 

Ein wahrhaft edles Biel unjered fathol. Erziehungsvereind märe 


es nun: fich als freimwilliges Organ zu erklären und zu betätigen für 
die Verforgung armer Kinder und Waijen in unferem Gebiet, aljo im 
Rheintal tätig zu fein für die Verforgung armer Kinder und Waifen 
in guten kathol. Familien oder fathol. Anftalten; tätig zu fein für ver 
mwahrloste Rinder, für Kinder, die zu Haufe feine gute Erziehung haben, 
die krankhaft oder bösartig veranlangt find, Fr ſchwachſinnige oder 
ſchwachbegabte Kinder, die einer befondern Behandlung bedürfen, Die 
ihnen nicht zuteil werden fann, für fathel. Kinder aus gemijchten Ehen, 
wo der fathol. Elternteil geftorben ift und wo Gefahr droht, daß ohne 
befondere Hilfe die Kinder dem fathol. Glauben verloren gehen. Ich 
braude Ihnen nicht noch mehr fälle aufzuzählen, Sie haben ja weit 
mehr Erfahrung ala ih. Mit einem Wort: Hilfeleiftung an den förper- 
lich oder geiftig Mühjeligen und Beladenen in der Einderwelt und in 
der heranmwachjenden Jugend. Unſer Erziehungsverein und jede® Mit- 
glied deöfelben foll es fich zur Aufgabe machen, den Geift der chrift- 
lichen Charitas in der Richtung in allen Kreifen der kathol. Bevölkerung 
zu weden, ihnen die Herzen und die Hände für diefen Zweck zu öffnen. 
Bergefjen wir doch ja nicht, was wiederum Biſchof Auguftinus in der 
eben genannten Schrift jagt: „Wo die Feinde oder die freunde die 
jhlummernden Kräfte des Katholizismus gewedt haben, da 
find fie aufgewacht, ihre Leiftungen Haben ſchon fehr viel Guies ge— 
ftiftet, felbft vielfach den Gegnern imponiert, fie ſogar beunruhigt. Die 
Summe der Kräfte, die noch jhlummern, ift noch viel größer, auch 
diefe wachzuruſen und zu einer einheitlichen Wirkjamkeit zu bringen, 
dad ift die große Frage der Zeit.“ 

Ein edles praftiiches Biel unſeres kathol. Erziehungs-Bereind 
wäre ed auch: armen fathol. Knaben, die durch ihr Talent und ihren 
Charakter etwas für die Zukunft verfprechen, zur Realjchule, zu gemerb: 
licher, induftrieller oder techniſcher Fortbildung zu verhelfen. Wir müſſen 
darnach trachten, unjere eigenen Leute voranzubringen, in Stellungen, 
two fie auch wieder etwas für die gute fathol. Sache leiften Tönnen. 

Denn dann aus dem Kreis der Berfammlung nod weitere der- 
artige Anregungen gemacht werden, jo ift das ſehr zu begrüßen. 

Nur noh ein Wort zur Ausführung der gemachten Anregung. 
Daß unferm Berein nicht etwas Ternliegendes oder Unmögliches zu— 
gemutet wird, ergibt fich jchon aus der Tatjache, daB auf proteflantifcer 
Seite ſchon jeit einigen Jahren die Sade an die Hand genommen tvor- 
den ift und mit Eifer durchgeführt wird. Durch gütige Bermittelung 
unjered H. Präfidenten, H. Lehrer Benz, habe ich den 4. und dem 5. 
Jahresbericht des evangeliichen Erziehungs: Bereind der Bezirke Unter 


BEE — — U" 


— 5 — 


und Oberrheintal, Werdenberg und Sargans zur Einſicht bekommen. 
Auch ein Anmeldungsſchein für bedürftige Kinder an den Erziehungs— 
verein liegt mir vor. Es iſt ſehr intereſſant, dieſe Jahresberichte zu 
durchgehen. So z. B. heißt es im 3. Jahresbericht: 

„Der Verein ftellt fi die Aufgabe, dad Augenmerk der Bevölker- 
ung auf diejenigen Kinder zu lenken, die des Segend einer guten Er— 
ziehung emtbehren oder bejonderer Hilfe bedürfen, um hier joviel ala 
möglich rettend und helfend einzugreifen. Wie viele jolcde Kinder gäbe 
es doch noch, Tandauf, landab. Das Beſte fehlt ihnen. Die für fie 
jorgen follten, find ihrer Aufgabe nicht gewachſen. Sie haben nicht die 
nötigen Mittel, oder das Berftändnis geht ihnen ab. Und da8 junge 
Leben verfümmert. Edle Triebe fterben ab. Andere, wilde Schoße 
entwideln fi umſo ftärker, Dan fieht e8 wohl, aber man läßt es 
geichehen. Bis traurige Folgen die Erkenntnis weden: man hätte es 
vielleicht verhüten können. Man hätte ſich des jungen Menſchen mehr 
annehmen follen. Man hätte ibm und andern damit eine große Wohl« 
tat erwiefen. Ja, man hätte!” — 

Der Jahresbericht 4 bemerkt: „Und endlich haben wir hülfreich 
und jorgend einzutreten, da wo etwa eine unerfahren junge, im Stich 
gelafjene Mutter oder eine einfame Witwe für die armen Waidlein 
nicht mehr Rat weiß, noch fie erhalten kann oder wo au einem Ort 
Trunkſucht und anderes Lafter und in der folge phyfiſche und pſychiſche 
Degeneration der Nachkommen herrjcht und Spezialverforgung und Er- 
ziehung nötig macht.“ ferner jagt der Bericht: „Im vergangenen 
Vereindjahr find fieben neue Fälle zur Behandlung gelommen, fünf 
Knaben und zwei Mädchen betreffend, von diefen wurden wirklich ver® 
jorgt ihrer ſechs, zwei bei tüchtigen Privaten, vier in geeigneten An« 
ftalten; ein Verſuch fcheiterte am Wankelmut des trunffücdhtigen und 
vaganten Vaters.“ 

Hier ift von geeigneten Anftalten die Rede, — Bei unierm kath. 
Grziehungsverein kämen als derartige Anftalten in Betracht: kath Wai- 
jenanftalt Altftätten, Thurhof, Zddazell (Filchingen), Iddaheim (Lütiß- 
burg), Neu St. Zohann, Bremgarten u. ſ. w. Für die Unterbringung 
von Kindern in guten kathol. Familien ſoll der Erziehungd-Berein 
Verſtändnis und Liebe für dieſes große Liebeswerk im kathol. Volt zu 
weden ſuchen (Broſchüre von Biſchof Auguftinus fel, „Ein Wort über 
Wailenerziehung“). 

Bielleicht wäre es auch angezeigt, für das geplante Unternehmen 
eine erweiterte Kommiffion zu beftellen, in welcher alle Gemein- 
den des Rheintald vertreien wären, nicht etwa bloß Geiftliche, jondern 
namentlich aud Laien (fathol, Amtsleute und Lehrer). 


Ein wichtiger Punkt, mit dem dad Unternehmen fteht und fallt, 
ift die Finanzierung desjelben. Wir können und wollen micht 
darauf audgehen, einen neuen Gin» und Sweifranfenverein zu gründen, 
es bat deren fchon genug, jondern wir müſſen darnad) trachten, daß 
neben einer möglichen Inanſpruchnahme unferer Kaffe vor allem große 
Beiträge, Vermächtniſſe, Geichenke u. ſ. w. zu einem Fond zujammen- 
tommen. ch glaube, wenn einmal ein anjehnlicher Anfang gemacht 
ift durch eine grundlegende Gabe, wird die Sache ſchon allmählich fommen. 
„Rom ift nicht an einem Tag gebaut worden.* Wir brauchen aud 
nicht gleich anfangs ſchon Großes zu leiften. 

63 handelt fih um ein Werf, da? umnferer Liebe und Hingabe 
wert ift. Charitas Christi urget nos! „Die Liebe Ehrifti drängt 
ung!“ Wir wollen und denn doch nicht von Anderögläubigen an 
werktätiger, chriftlicher Liebe übertreffen laffen. Wir wollen und nicht 
begnügen, una defjen zu rühmen, was in allen Jahrhunderten von un— 
jerer HI. kathol. Kirche auf dem Gebiete der chriftlihen Charitas ge— 
leiftet worden ift, wir wollen auch ſelbſt Hand anlegen! Oder jollen wir 
diejed Werk der chriſtlichen Werktätigfeit im Rheintal ganz den Anders- 
gläubigen überlafjen? oder auf unferer Seite bloß den barmhderzigen 
Schweſtern, dem einen und andern Pfarrherrn, dem einen und andern 
gutgefinnten Laien? Nein, wir wollen mit organijierter Tätigkeit 
einfegen. Es gilt etwas Großes, ed gilt die Rettung unfterblicher 
Seelen, es gilt die Liebe Ehrifti, der gejagt hat: „Wer ein jolches Kind 
in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.” Hat die Sektion 
Rheintal des kathol. Erziehungs: und Lehrervereins bahnbrechend ge- 
wirft im engeren und weiteren Vaterlande durch den jo ſegensreichen 
bibl. Fortbildungskurs, jo möge fie auch hier das Eenfförnlein fein, 
dad mit dem Segen Gotted zum Baume fih entwidelt ! 

Wir begehen died Jahr das 700=jährige Jubiläum der hl. Elifa- 
beth von Thüringen, dieſer verförperten chriftlichen Barmberzigfeit. 
MWohlan! Gründen wir jet in diefem Jubeljahr ein Werk der chriftl. 
Barmherzigkeit als Jubiläumsandenten an die Hl. Elifabeth, ala 
Segenägefchent für die fathol. Jugend! 


B. Wailenverforgung. *) 


Zu den vielen Vereinen, die wir fchon haben, noch einen gründen zu 
wollen, jcheint faft ein Wagnis zu fein. Doch, wo es fih um bie Verforgung 
armer Kinder handelt, dürfen wir ben Mut niemals verlieren. Will es uns 
aber ſchwer fallen bei unſerem Unternehmen, fo gedenfen wir der Worte bes 


) Mortrag g’halten von Präfident 4. B. Rift in Altftätten an ber Ver— 
jammlung bes fath. Erziehungsvereins Rheintal vom 4. Juni 1908, 





— 7 — 


größten Menſchenfreundes: „Was ihr einem dieſer Kleinen tut, das habt ihr 
mir getan; wer ein ſolch' verlaſſenes Kind aufnimmt in meinem Namen, der 
nimmt mich auf.“ 

Ueber die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit eines ſolchen Vereins ſcheinen 
mir viele Worte überflüſſig zu ſein, nachdem im Toggenburg, Wil, Goßau, See 
und Gaſter ein ſolcher Verein ſchon ſeit Jahren ſegensreich wirlt, und im Rhein— 
tal, Werdenberg und Sargans evangeliſcherſeits eine ſolche Gründung mit Er- 
folg geichehen ift. 

Wenn wir uns umſehen, werben wir in jeder Gemeinde finder finden, 
bie wegen Efternlofigfeit oder Armut, Schwadhlinn oder aus irgend einem Grunde 
einer bejjeren Verſorgung bedürfen, 

Schon mehr als einmal tat es dem Sprechenden leid, wenn man in das 
Waiſenhaus von Altftätten, deſſen Pfleger er ir, arme, verlafjfene Kinder, ober 
Kinder, bie eine beffere Erziehung dringend notwendig gehabt hätten, bringen 
wollte, er diefelben aber nicht aufnehmen fonnte, weil es feine Gemeindebürger 
waren, fi) aber niemand vorfand, für die Koften aufzufommen. Wie wohltuend 
wird es hoffentlich in der Zukunft in ſolchen Fällen fein, bei einem Vereine an« 
klopfen zu können, ber fich folcher Kinder auch bei uns Katholiken im Rheintal 
annimmt. 

Auch mande zuftändige Behörde wird uns bankbar fein, wenn wir fie 
auf Kinder aufmerkſam machen, die einer befjeren Verforgung bedürfen, ober 
wenn wir den Behörden das ganze Verforgungsgeichäft, oder nur bie Beauf— 
fihtigung der verforgten Kinder abnehmen. Behörden und verftändige Eltern 
werden uns ferner dankbar fein, wenn wir Rat und Hilfe bei der beruflichen 
Ausbildung ber fchulentlafjenen Kinder jo weit ald möglich gewähren. Es fei 
bier erwähnt, daß wir gegenwärtig im Waifenhaus in Altftätten eine größere 
Anzahl Kinder haben, bie nicht wegen Elternlofigfeit aufgenommen wurben, fon« 
bern wegen Vernachläffigung im elterlihen Haufe. Diefe Kinder wären alle fehr 
wahrſcheinlich in jeder Beziehung einem traurigen Loſe entgegengegangen, mein 
man nicht rechtzeitig eingeichritten wäre. Sn foldhen Fällen, wo zwangsweiſe 
Verſorgung notwendig erfcheint, empfiehlt e3 fich immer, zuerft dafür beforgt zu 
fein, daß den pflichtvergefjenen Eltern die elterliche Gewalt dadurch entzogen 
wird, daß die Finder unter Vormundſchaft geftellt werden. Man verfchafft ſich 
auf diefe Weife, falld gegen bie Wegnahme der finder Rekurs erhoben werben 
follte, zum voraus eine rechtlich gefunde Unterlage. 

Die Waifenverforgung befaßt fich mit Kindern, bie teils dem fchulpflichtigen 
Alter, teild dem Alter der beruflichen Ausbildung angehören. Naturgemäß muß 
fie nach dieſer zweifachen Nüdficht ins Auge gefaßt werden, Die Frage, ob ſich 
für die MWaifenfinder die Erziehung in geichloffenen Anftalten ober in Familien 
mehr empfiehlt, ift vielfach erörtert, aber bis jet mit allgemeiner Zuftimmung 
endgültig nicht entjchieden worden. Darin war und ift man wohl einig, daß 
bie Familienerziehung für alle der Waijenpflege zufallenden Kinder zuträglich ift 
und ob fich geeignete Familien in genügender Zahl finden. In allen gut ge 
leiteten Anftalten fühlt fich bie Mehrzahl der Kinder glüdlihd und wohl auf- 
gehoben, und man fieht es ein, dab die Anflaltserziehung ihnen in vielen Be— 
ziehungen mehr leiftet, ald ihre Eltern ihnen hätten bieten können. 

Alſo nicht Anftalt oder Familie, ſondern Anftalt und Familie: das ift 
heute das allgemeine Urteil aller derer, die über eine größere Erfahrung auf 
dem Gebiete ber Kindererziehung und fpeziell der Waifenpflege verfügen. 

In manden Fällen würde es ſich empfehlen, daß bie Kinder zunächſt 
in Anftalten aufgenommen würden und dann, wenn ihre Eigenfchaften von ben 
berufsmäßig erfahrenen Erziehern ftubiert und erfannt find, in SFamilienpflege 
übergeben. Diejer Uebergang wirb auch bei verwahrloften Kindern bann er- 


4 8 9 


folgen fünnen, wenn fie in ber Anftalt einigermaßen an Zucht und Orbnung 
gewöhnt worden find, jo daß bie Familie auf dem in ber Anftalt gelegten Grunb 
weiterbauen und ihre unbeftreitbaren Vorzüge zur Geltung bringen fann. Sehr 
oft mwirb bie fyamilienpflege der größeren Wohlfeilheit wegen hervorgehoben. 
Natürlich fpielt biefes Moment eine große und michtige Rolle. Es darf aber 
in dem Urteil über ben erziehlichen Wert nicht maßgebend fein. Es gebt bier 
nicht an, aus ber Not eine Tugend zu machen unb deshalb, weil man feine 
Anftalt hat, oder die Mittel zur Anftaltöverforgung fehlen, ſich babei zu be. 
ruhigen, daß nach bem Urteil maßgebender Behörden und Perfonen bie Familien- 
erziehung der Anftaltserziehung gegenüber vorzuziehen fei. Wollen und können 
wir ein Kind nicht in einer Anftalt verforgen, jo werben mir eben geeignete 
Familien ausfindig maden müſſen. Bier heißt ed, mit ber größten Gemifjen- 
baftigfeit unb dem größten Ernfte zu Werke zu geben, hängt ja von ber richtigen 
Auswahl der Familien das fernere Wohl und Wehe ber Kinder ab, Vorerfi 
ift e8 notwendig, ein möglichft vollftändiges Bilb von ben Berhältniffen ber 
Pflegefamilien zu haben. 

Die Kinder find außerordentlich verjchiedben nah Alter und Geſchlecht. 
nad geiftiger und moralifcher Veranlagung, nad Talenten und Fehlern, nad 
förperlicher Befchaffenheit und nad verwandtichaftiichen Beziehungen. Alle dieſe 
ren bebürfen bei ber Auswahl ber Familien ber Prüfung und Berüd: 
ſichtigung. 

Mit der Hinausſendung der Kinder in die Pflegefamilien, auch wenn 
dieſe noch ſo ſorgſam ausgewählt ſind, hätten wir unſere Aufgabe und Pflicht 
noch nicht erfüllt, Die Kinder müſſen dauernd überwacht werden. Die Not- 
wendigfeit dauernder Ueberwachnng ift einleuchtend und braucht eigentlich nicht 
bewiefen zu werben. Die Verhältniſſe der Pflegeeltern können ſich verfchieben, 
Pflegevater und Pflegemutter fönnen fterben, ber eigene Kinderſegen fih ftarf 
vergrößern, bie wirtichaftliche Lage fich verjhlechtern, furzum, es können Fälle 
eintreten, wo eine noch vor furzem brauchbar erjcheinende Familie nicht mehr 
geeignet ift und bas Pflegefind fortgenommen werben muß. Ober das Kind 
verändert fich, feine Gefundheit entwidelt fich nicht günftig, fein Verhalten mag 
firengere Zucht notwendig machen. Alle biefe Möglichkeiten müfjen erivogen 
werben, aus all biefen Gründen muß bauernde Ueberwachung bed Pflegeverhält- 
nifjes ſtattfinden. Nötig ift dies auch, weil ber Vertrauensmann ben Pflege» 
eltern ein Berater bei Erziehungefchwierigfeiten und den Pflegelinbern eine Perfon 
bes Vertrauens fein muß, ber fie fi anvertrauen fönnen, wenn fie etwa aus 
genußt ober ungerecht behandelt zu werben glauben, Der Vertrauensmann ſei 
gegenüber Kindern und Pflegeeltern ber Repräfentant unjeres Vereins, ber helfend 
und ſchlichtend eingreift, wo dies notwendig ift. 


Aleine Ainder, kleine Sorgen; f 
Grohe Rinder, große Horgen! | 5 


So lange unfere lieben Kinder im fchulpflichtigen Alter ftehen, mag es 
genügen, dafür zu forgen, daß benfelben, fei es in ber Anftalt ober in einer 
Familie, eine möglichft gute Pflege und gute Erziehung zuteil werde. Die Für 
forge für die der Schule entlaffenen, bisher unter unjerem Schutze geftandenen 
Kinder wird aber allzeit ein mwefentlicher Zeil unferes Programms fein müſſen. 
Die befte und anfcheinend wirkfamfte Erziehung würbe in ihren Ergebniiien zer- 
ftört werden, wenn nicht bas Auge bes Erziehers und Pflegers gerichtet bliebe 
auf den Erfolg der Erziehung, welcher an bem Kinde nach dem Ausfcheiden aus 
ber unmittelbaren Aufficht zu Tage tritt. Niemals ift der Menſch wohl jchuß- 
bebürftiger zu erachten, als in biefer Zeit der Entwidlung zur Selbftänbdigteit, 
welche in die erften Jahre nach der Schulentlafiung fällt. 


— 9 — 


Es iſt dem Sprechenden immer ſchwer ums Herz, wenn er ein berange- 
wachfenes Kind aus bem Waifenhaufe von Altflätten entlafien fol. Mit be 
wegtem Herzen fpreche ich ungefähr zu bemielben: 

„Kenntniffe haft du bir erworben, und in rechter Sitte bift bu geübt, 
um ald erwachfen deinen Lebensweg zu wandeln unter eigener Verantwortung. 
In der Furcht Gottes bift du erzogen, babe immer ben himmliſchen Vater vor 
Augen unb im Herzen und willige nie in eine Sünde ein, Treue Hände haben 
dich gehütet und gepfleat bis auf diefen Tag, nun wünſche ih, daß du bas 
Glüd bes Lebens findeft auf dem Wege ber Unſchuld. Mit herzlicher Teilnahme 
ſehen bie Behörden auf deinen Lebensgang. Hilfäbereitichaft und Rat findeft bu 
bei ihnen wie ein Kind bei ben Eltern, Das Waifenhaus nahm dich in feine 
Obhut, fein liebes Find bleibft du, wenn bu bes eigenen Namens Ehre wahrft.“ 

Jedes Kind wirb nad feinen Anlagen und Fähigkeiten einem Berufe zu— 
geführt werden müſſen. Syn erfter Linie find die förperlihen und geiftigen Eigen» 
ſchaften eines Kindes, feine Zu oder Abneigungen zu gewiſſen Berufsarten zu 
berüdfichtigen. Erflärt ein Kind mit voller Beftimmtheit, das will ich werben, 
und entfpricht feine Befähigung ben Anforberungen bes Berufes, fo ift die Sache 
bald entſchieden. Dies trifft aber felten zu, meiftens läßt man fi ohne be- 
fiimmte Neigung von Außeren, oft zufälligen Gründen leiten. Ein Knabe er- 
Härte mir einmal, er wolle ein Koch werben. Als ich ihn fragte, warum, fagte 
er, es fönne geben, wie e8 wolle in der Welt, ein Koch ſei gewiß noch nie ver- 
bungert. Auf Zureden hin wurde er dann aber ein tüchtiger Handwerker. Glüd- 
fichertoeife ift der Menſch nicht jo einfeitig veranlagt, daß er nur für einen 
Beruf tauglih wäre und nur in biefem Belriedbigung fände. Gerade in ber 
Jugend lebt man fich leicht in neue Verhältniffe ein; nicht mas man ergreift, 
fondern wie man e3 ergreift und betreibt ift darum oft die Hauptſache. immer: 
bin find die Eigentümlichleiten und allfällige Schwächen ber Leibes- und GBeiftes- 
beichaffenheit wohl zu erwägen; für jeme ift, wenn nötig, ber Arzt, für biefe ber 
Lehrer zu beraten. Schwächliche Naturen taugen nicht als Bäder, Müller, Bau- 
handwerker, Feuerarbeiter; bebächtige nicht ala Schneider, Pofamenter, Tapezierer, 
Friſeur, Photograph; ſchwache Augen ertragen das angeftrengte Schauen an 
grell beleuchtete Wände, ins Schmiede: ober Dfenfeuer, durch die Qupe bes lIhr- 
machers nicht, 

Die Bunge leidet in allen ftauberzeugenden Gewerben ; Verbauungsftörungen 
erzeugt bie andauernd ſitzende Bebensweife, Nheumatismen bie ftrenge Arbeit in zügigen 
Rofalen, ober der ftete Wechſel von falten und warmen Räumen; ausgefprochenen 
Sinn für formen erbeifcht eine lange Reihe von Berufen, andere einen folchen 
für Farben. 

Unter den vielen Kindern, welche bie Waifenverforgungsfommiflion von 
Altftätten ſchon verforgt bat, befinden ſich ganz verfchiedbene Elemente. Es ift 
gelungen, Knaben zu ſchönen Lebensftellungen zu verbelfen, die nun als Ange 
ftellte in faufmännifchen Geſchäften, Banken, ihre fichere Erxiftenz haben; Hanb« 
werfer verfchiedener Art find herangezogen worden, tüchtige Landwirte in größerer 
Anzahl. In ber mürttembergifchen Gemeinde Fidazhofen bei Ravenäburg unter» 
hält die MWaifenverforgungsfommifiion von Altftätten eine beftändige Kolonie 
von Knaben. Wir fennen bort eine größere Anzahl gutbeleumbdete, wohlhabende 
Bauernfamilien, melden wir bie Knaben für unbeftimmte Zeit übergeben. Dort 
finder fie liebevolle Pflege, wie eigene Kinder, helfen ihren Kräften entiprechenb 
bei der Landwirtſchaft mit und machen ſich dabei ganz jchöne Erfparniffe. Haben 
fih die Knaben nach etwa zwei Jahren genügend Förperlich entwidelt und ge 
fräftigt, fo dürfen fie nach freier Wahl einen Beruf erwählen, wozu wir ihnen 
gerne behilflich find. So meit das felber erſparte Geld nicht langt, werben 
eben andere Mittel beſchaffen. Durchgehends find die Knaben ftolz darauf, aus 


— 10 — 


ſelber verdientem Geld ganz ober teilweiſe einen Beruf zu erlernen. Gewiß ein 
erzieheriiches Mittel, um bie Finder von dem Werte ber Arbeit und bes Geldes 
zu überzeugen. Diele ziehen es aber vor, bei der Landbwirtichaft zu bleiben, und 
diefe haben nach meiner Anficht nicht dem jchlechteften Zeil erwählt, benn ein 
tüchtiger Landwirt ift immer hoch geachtet und geſucht. Bei meinen jährlichen 
Beſuchen in Fidazhofen finde ich dieſe Kinder jeweilen fröhlich und gefund, Es 
ift jedesmal für die Kinder ein ganzes Feſt, wern fie ihren alten Belannten von 
Altftätten wiederum für einen Tag haben, Mir ift es aber faft ber fchönfte Tag 
im Jahr. Ach unterlafle e8 nicht, jeweilen bem dortigen Herrn Pfarrer aud 
einen Beſuch zu machen, der ſich über bie Schweizerfnaben durchſchnittlich jehr 
lobend ausfpricht, ihren fleißigen Kirchenbefuh und ihr gutes Betragen befonbers 
bervorhebt. 


Daß e8 auch unter Kindern folche gibt, welche fich gerne dankbar zeigen, 
beweist folgender Vorfall: An Allerheiligen fam ein Knabe aus Fidazhofen auf 
das Grab jeiner Eltern und machte auch mir einen Beſuch. Er bringt mir zum 
Geſchenk ein Stüd Speck, welchen er von feinem Bauern für mich erbettelt hatte. 
Er fagt zu mir: „Sie haben für uns finder fehon viele Mühe gehabt. Als Sie 
bei meinem Bauern zu Mittag gegeiien haben, fagten Sie: einen ſolchen Sped 
möchte ih auch zu Haufe haben. Darum bringe ich Ahnen biefes Geſchenk.“ Es 
wäre wohl ein großer Fehler gemwefen, Hätte ich mich fiber das Geſchenk nicht 
freudig gezeigt; und es freute mich auch in der Tat. 


Die Mädchen müflen wiederum anders verforgt werben. Wir bringen 
biejelben in guten familien unter, wo fie die Hausgeſchäfte erlernen können, 
um ald Mägbe, Haushälterinnen, Köchinnen ihr Brot verdienen zu können. Iſt 
natürliches Geichi und Freude vorhanden, fo laflen wir fie auch einen Beruf 
erlernen, wie Kleidermachen, Mobiftin x. Mehrere find ſchon in Orben einge 
treten, teils als barmherzige Schweſtern, teild in gefchloffene Klöſter. 


Man würde ſich aber gewaltig täuſchen, wenn man glauben würde, daß 
alle Kinder gut ausfallen oder dankbar find, Viele glauben, mit der Volliährig- 
teit das Hoch der Bevormundung abſchütteln zu müffen, befümmern fi nicht 
mehr um ihre früheren Vorgefehten und führen ein zügellofes Leben. Es tut 
einem fehr leid, ehemalige Waifenfinder auf ſolchen Abwegen zu willen. Mahn: 
ung bilft aber in ben meiften Fällen nicht? mehr, Neue und Erkenntnis wird 
erft mit bem Unglüd kommen. Solch' ungeratene Früchtchen dürfen aber nie 
manden die Kinderfürforge verleiden machen, Unkraut gibt es in jebem Garten. 
Für eine große Wichtigkeit halte ich es, mit den ehemaligen Waiſenkindern in 
fteter Verbindung zu fein. Man foll fie auffordern, von Zeit zu Zeit etwas 
von fich hören zu laſſen; man ſoll aber auch ihre Briefe und Starten beant» 
worten, man fol fie aufjuchen und befuchen. Unſere jungen Leute in der Fremde 
müſſen wiſſen, baß fie noch jemanden auf der Welt Haben, der mit ihnen Freud 
und Leib teilt, der ihnen immer bilft, fo Tange fie brav find, Es bedeutet bies 
allerdings Mühe und Arbeit, gewährt aber auch Befriedigung. Wenn fo bie 
Kinder willen, daß fie ihr Herz jemanden ausfchütten dürfen, fann man bie 
verfchiebenften Briefe befommen und den Charakter der Einzelnen jo richtig ſtu— 
dieren und erfennen. Das eine fühlt fih mehr glüclich, das andere ift weniger 
zufrieden, das eine hat für bie Zufunft bochfliegende Pläne, das andere benft 
gar nicht an die Zukunft und überläßt getroft der Vorſehung fein weiteres 
Schickſal. 

Andere zeigen für ihre Meiſterſchaft beſonders großes Intereſſe. So ſchreibt 
mir ein Knabe: „Sch bin gerne auf unferem jchönen Hofe, es gibt ein gules 
Jahr, die Meiiterichaft und auch die Kinder find gefund, wenn wir nur im 
Schweineitall mehr Glüd hätten.“ 


— 11 — 


Die Mehrzahl der Männer, welche ber chriſtlichen Gefinnung, der Kirche, 
ben Rüden gefehrt haben, Hat bie Fühlung mit ihr in ben Entwidlungsjahren 
ber Yugendzeit verloren. Der Sinn für Gemeinfchaftsgefühl, für Einordnung 
in bad Ganze, für Pflichtbewußtſein, ohne welche Staat und Gejellichaft nicht 
gebeihen fünnen, begegnet den größten Gefahren in ber Uebergangszeit von bem 
Kindes: zum Mannesalter. Wenn man die Erfahrung macht, dab heute biefe 
Gefahren gewachſen find, ift die Forderung nach einer fuftematiichen Jugend: 
fürforge für Staat und Geſellſchaft umſomehr gebieteriiche Pflicht. 

Wie Sie fehen, verehrte Herren, warten unſerem Vereine mannigfadhe, zum 
Zeil fchwierige Aufgaben. DVerlieren wir aber ben Mut nicht; ſuchen wir in 
allen Gemeinden bes Rheintal Kinderfreunde, die unferem Vereine beitreten, 
wir werben fie finden; aud der Staat mit feiner finanziellen Unterftügung wird 
nicht auäbleiben. 

Wenn es ein Löbliches und beiliges Werk ift, einem gewöhnlichen Dürftigen 
ein Stüd Brot zu verſchaffen, oder ein Gelbftüd zu geben bemjenigen, ber un- 
fähig ift zu arbeiten, fo ift es viel fchöner, fich der verlaffenen Kindheit anzu⸗ 
nehmen und fie bamit einem umberfchweifenden Leben und dem Lafter zu ent» 
reißen. Im erften Fall erleichtert man nur ein gegenmwärtiges Elend, im zweiten 
arbeitet man für bie Zukunft, man fegt ein fruchtbares Saatforn, aus melchem 
foßter tugenbbafte Bürger, Tyamilienväter und Mütter hervorwachſen. Das gebe 
Bott! — 


C. Statuten des katholiſchen Erziefungs- Vereins der 
Bezirke Ober- und AUnterrheintaf. 


Urt, 1. Der Fatholifche rheintalifche Erziehungsverein ftelt ſich unter 
ben Schuß der hl. Familie. Er ift ein Glied bes „Katholiſchen ſchweizeriſchen 
Erziehungsvereins” und bed „Vereines fathol. Lehrer und Schulmänner ber 
Schweiz". Die Zwede der genannten Vereine finb deshalb auch feine Ziele: 

Insbeſondere ſtellt er fich aber folgende Aufgaben: 

1. Förderung der religiös-fittlihen Ausbildung unferer Nugend durch 
praftifche Leltionen aus Katechismus und Bibl, Gefchichte, durch paſſende Referate, 
durch Verbreitung entiprechender Schriften, befonders des Vereinsorgans, ber 
„Pädag. Blätter”, 

2, Verforgung folcher Finder, welche ber Wohltat einer guten Erziehung 
entbehren unb bie aus irgend einem Grunde (Efternlofigfeit, drüdende Not. 
religiös-fittliche Gefährdung, Teibliche Gebrechen, Schwachſinn u. ſ. w.) in Fa— 
milien ober paſſenden Anftalten untergebracht werden follen. 

Art. 2. Mitglieder des Vereines können alle jene werben, welche jährlich 
einen Beitrag von wenigftens 1 Fr. leiten. 

Art, 3. Der Verein beftellt eine Kommiflion von 7 Mitgliedern und 
aus deren Mitte den Präfibenten, während PVizepräfident, Altuar und Kaſſier 
von der Kommiſſion jelbft bezeichnet werben. Die Amtsbauer beträgt 3 Jahre. 
Für Die gleiche Zeitdauer wird eine Rechnungsfommiflion, aus 3 Mitgliedern 
beſtehend, ernannt. 

Die verbindliche Unterfchrift führt ber Präfident, in deſſen Abweſenheit 
ber Vizepräfident und Altuar, 

Art. 4. Der Verein hält jährlich eine Hauptverfammlung ab. In ber 
felben nimmt er die auf Ende Juni abgeichloffene Aahresrechnung entgegen, nebft 
ben Perichten des Präfidiums und der Rechnungekommiſſion. Weitere ZTraftan- 
ben, wie praftijche Leltionen, Referate u. ſ. w. bejtimmt die Kommiſſion. 


— 12 — 


Art. 5. Außerordentliche Verſammlungen werden einberufen, wenn die 
Mehrheit der Kommiſſion ſolches für notwendig erachtet oder wenigſtens 4 ber 
Vereinsmitglieder es wünſcht. 

Art. 6. Die Hilfsmittel bes Vereins find: 

a) die Spahresbeiträge der Mitglieder; 

b) Beiträge bes Staates, der Behörden ober gemeinnüßiger Vereine; 

c) @eichente und Vergabungen ; 

d) bie Zinfen allfälliger Fonde. 

Art. 7. Anträge auf Statuten-Revifion find an der Hauptverfammlung 
zu ftellen und eventuell an die Kommiffion zur Begutachtung und Antragftellung 
zu weijen. 

Urt, 8. Bei allfälliger Auflöfung des Vereins verwaltet da8 hochw. 
Priefterfapitel Rheintal während 10 Jahren das Vereinsvermögen. 

Sollte innert diefer Friſt ber Verein nicht neu erftehen, jo iſt basfelbe 
zur AYugendfürforge im Rheintal zu verwenden. 


Repulativ. 


Art. 1. Die Kommifjion wird ſich angelegen fein laſſen, fo weit es in 
ihren Kräften fteht und bie vorhandenen Mittel es erlauben, ſolchen Kindern ein 
gutes Plägchen zu verichaffen, welche aus irgend einem Grunde (Elternlofigfeit, 
brüdendbe Armut, religiös-fittliche Gefährdung, leibliche Gebrehen, Schwachſinn 
u. f. mw.) in familien ober Anftalten untergebracht werben follen. 

Art. 2. Um bie Hilfsbebürftigen Kinder fennen zu lernen unb folche 
richtig zu verforgen, ſetzt fih der Verein in Verbindung mit den hochw. Herren 
Geiftlihen und den Herren Lehrern unferer zwei Bezirke, ferner mit Waiien- 
und Armenbehörben, ſowie mit dem fantonalen Patronate für Verjorgung kathol. 
Waiſenkinder. Er führt ein Verzeichnis von fyamilien, welche bereit wären, 
Kinder anzunehmen und bie auch Gewähr bieten für eine durchaus gute Kinder- 
erziehung unb Pflege. 

Art. 3. Die Kommiſſion ernennt für jedes verforgte Kind einen Patron, 
ber dasſelbe überwacht und allfällige Klagen von bdiefer ober jener Seite ber 
Kommiffion übermittelt und derſelben halbjährlichen jchriftlichen Bericht erftattet. 

Art. 4. Der Verein erftredt feine Fürforge auch auf die aus ber Schule 
oder Anftalt Entlafienen, ift benfelben mit Rat und Tat behilflich, eventuell 
eine Nealfchule zu beſuchen, in ein Gejchäft einzutreten ober ein Handwerk zu 
erlernen. Zu letzterem Zwecke fett er fich ins Einvernehmen mit dem Lebhrlings» 
patronate des fchweizerifchen fath. Volksvereins. 

Art. 5. Die Kommiffion bezeichnet für jede Gemeinde wenigſtens einen 
Vertrauensmann, ber bei Verforgung von Kindern aus ben betreffenden Gemein- 
den der Kommiffion beratend und belfenb zur Seite fteht, ferner bie Jahres» 
beiträge einzieht und allfällige Geichenfe und Vergabungen entgegennimmt. Der 
Vertrauensmann vertritt irberhaupt den Verein und befjen Intereſſen in der be» 
betreffenden Gemeinde, 


D. Reglement für die Kathof. Waifenanflalt in Altfkätten, 
Kt. St. Gallen. 


I, Zwech der Anfalt. 

s 1. Die Anftalt wurde vorerft don ihren Stiftern und Guttätern, 
worunter den Herren Generalfonful Ulrich Geißer und C. H. Thüringer fel. bie 
Ehrenpläbe gehören, gegründet, zur Aufnahme jener fatholifhen Kinder ber Ge- 
meinde Altftätten, die entweder feine Eltern mehr haben, oder folcdhe, die ihre 
Pflichten den Kindern gegenüber nicht erfüllen wollen. 


— 13 e— 


So lange aber noch genügender Pla vorhanden iſt, dürfen auch Kinder 
anderer Gemeinden aufgenommen werben, wenn für diejelben ein angemefjenes 
Koſtgeld bezahlt wird. 


II. Organifation der Anſtalt. 


$ 2. Die Anftalt fteht unter ber Leitung von barmberzigen Schweftern 
aus dem Inſtitut Ingenbohl. Diefe ftellen jich zur Aufgabe, den Kindern ein 
gemütliches, frohes Leim zu bieten und in ‚allem nach beften Kräften benfelben 
ein gutes, chriftliches Elternhaus zu erjeken, damit fie ſpäter taugliche Mitglieder 
der menſchlichen Gejellichaft werben. 








Die kath. Waifenanfalt in Altkätten, 


s 3. Für tüchtige Schulbildung ift beftens gejorgt, indem die Finder 
die gut geleiteten fatholifchen Primarſchulen der Stadt regelmäßig b’fuchen. Hat 
ein Kind befondere {Freude am Lernen und zeigt es genügende Fähigkeiten, fo 
wird ihm auch Gelegenheit geboten, bie katholiſche Realſchule zu befuchen. 

$ 4. Die Zeit, weldde nach der Vorbereitung für die Schule noch übrig 
bleibt mird verwendet zur praftifchen Ausbildung in den verfchiedenen Hand» 
und Hausarbeiten, jowie zur Mithilfe in Bearbeitung eines großen Gemüfegartens. 
Daneben haben die Kinder mehrere Stunden täglich frei und tummeln fich bei 
fröglihem Spiele im geräumigen Hofe herum, 

$ 5. Die Kinder erhalten eine fräftige und vollftändig genügende Er- 
näbrung. Diejelben ftehen Tag und Nacht unter ber mütterlichen Obhut und 
Auffiht der Schweitern. 

Die Anftalt, ein moberner Bau, (Siehe beigegebenes Bild. D. Reb.) ift ver- 
fehen mit Zentralheizung, eleltriſchem Licht und Babeeinrichtung. 


III. Aufnahmsbedingungen. 
$ 6. Aufgenommen werben Knaben und Mädchen im Alter von 2—14 
Jahren, welche geſund und bildungsfäbig find. Ausnahmsweiſe fönnen auch 
Kinder unter 2 Yabren Aufnahme finden. 


4 14 - 


Ueber bie Aufnahme enticheidet die Anftaltsfommiffion in Uebereinftimmung 
mit der Anftaltsoberin. Gejuhe um Aufnahme find an die Schwefler Oberin 
zu richten, 

IV, Befude. 

$ 7. Beſuche ron Angehörigen find in ber Regel am erfien Sonntag jeden 
Monats gejtattet. Die Beſucher Haben fich jedoch vorerft bei der Schmeiter 
Oberin anzumelben. 

Die Kinder bürfen fein Geld in eigener Verwahrung baben, dasſelbe 
wird don der Schwefter Oberin aufbewahrt. 

Allfällig überbrachte Ehwaren ober andere Geſchenke nimmt bie Schweiter 
Oberin in Empfang und läßt bdiejelben den betreffenden Kindern in gehöriger 
Weiſe zufommen. 


V, Erziehungs» und Nerpflegungskoften. 


s 8, Die Erziehungs und Verpflegungskoſten betragen wöchentlih 5 Fr. 
Dabei iſt inbegriffen: Koft, Neuanichaffung der leider, Schube, Wohnung, Licht, 
Beheizung, Reinigung und Ausbelferung der Wäſche ıc. 

Ausgenommen in Krankheitsfällen entftehen ſomit feine Nebenausgaben. 
Allfällige ärztliche Behandlung mühte ertra vergütet werden. In gewöhnlichen 
Strantheitsfällen finden die Kinder fergfältige Pflege im Haufe. 

Für die Erziehungs: und Pflegefoften fämtlicher Kinder muB der Anftalt 
genügende Garantie geleijtet werben. 

8 9. Jedes Kind Hat mitzubringen: 

a) Heimat- und Zauficein ; 

b) an Wäfche und Stleidern: 6 Hemden, 6 Zafchentücher, 4 Paar Strümpfe, 
2 Paar gemwöhnlihde und 1 Paar Hausſchuhe, 2 vollftändige Kleider, einige 
Unterkleider, 1 Hut, 1 Schirm, und bie Mädchen noch 4 Schürzen. 

Diefe wenigen Sachen müſſen aber in gutem, fauberem Zuftanbe fein. 


VI. Entlaffung der Rinder. 


s 10. Ein ber Anſtalt zur Pflege überlafjenes Kind wird nur in Ueber— 
einftimmung berjenigen Organe, welche das Kind übergeben haben, entlafien. 
Unbefugte Einmiihung von Drittperfonen wird zurüdgemieien. 


— — — — — 


Rnappe Uebersicht aus katbolischen Bücherverlagen 
von 1908. 
(Bon Dr. Armin Kaufen, München.) 


Eine eigenartige Stellung unter den fatholiihen Berlagsiirmen nimmt 
die Allgemeine Berfansgelellfhaft m. 6. H. in Münden und Berlin ein, imjo- 
fern fie von Maſſenproduktion abjieht, jih dagegen vorzugsweife Unternehm- 
ungen größern Stils widmet. Was dieje Verlagswerfe vor allem aus- 
zeichnet, ilt die hervorragende Ausftattung und Slluftration von 
wirklichem Stunitwerte. 

Alls aländzendſte Leiltung der katholiſchen Literatur liegt in neuer Bear: 
beitung und neuem Gewande vor und dasgroß angelegte Prachtwerk der Deiter 
reihiichen Yeo-ejellihait „Die karholiihe Kirdhe und ihre Diener 
in Wort und Bild“. Tie Verfaiier Prälat Dr. Baul Maria Baumgarten 
und Dr. Heinrich Svoboda haben bei der \imbearbeitung das Verſönliche nad 
Tunlichleit ausgemerzt und das Unveränderlihe in den Vordergrund gerüdt 


— 1) — 

Der Reichtum des Inhaltes wird durch die koſtbare Illuſtrierung noch wert: 
voller. Jeder Bibliothek gereicht ed zur Bierde, in feiner Vereinsbibliothet 
follte es fehlen. Der erite des drei auch einzeln fäuflihe Bände umfafienden 
Werkes behandelt Rom, die Regierung und Verwaltung der bi. Kirche (in Ori- 
ginalpradtband M. 24. —), der zweite Band: Die fatholiiche Kirche auf dem 
Erdenrund (in Originalpradhtband M. 34.—) und ber dritte Band die fatholi- 
ſche Kirche (in Originalprahtband M. 34.—), 

Bor einem Jahre meldeten wir an dieſer Stelle die Vollendung eines 
neuen, großen Wertes dieſes ei Weltgeihichte” von Dr. S 
Widmann, Dr. B. Filcher und Dr. W. selten; heute liegt ichon die zweite Auf- 
lage vor ung. Diele Tatjahe jagt mehr als Worte. Die Bedeutung diejes 
Geſchichtswerkes ruht vor allem in der der wiſſenſchaftlichen Behandlung, die 
eine objektive Daritellung in jich ſchließt, in der Inappen und doc erihöpfenden 
Durchführung des reichen Stoffes, bei der auch die fulturgejchichtlichen Wiomente 
nicht überjehen wurden. Feines Taktgefühl und leichtveritändliche Sprache find 
nebee der vorzüglihen Jluitrierung noch weitere empfehlende Vorzüge. Alles 
in allen eiu ebenjo nützliches wie lehrreihes Seichentswerf. (Preis in 4 ve 
Leinenbänden M. 43.—, in 4 Orig.-Halbirzbänden M. 54.— und in 4 Halble- 
ber-Pradtbänden M. 56.—). j 

Eine Mufterleiitung it unbeitritten die „Slluftrierte Literatur- 
Geſchichte“ von Brof. Dr. Salzer, die aber leider noch nicht fompfett 
vorliegt. Mit beionderer Betonung können wir fie als hervorragend carafteri- 
tieren ſowohl binjichtlich des inneren Gehaltes wie binjichtlid der Ausitattung 
und des Reichtums ihres Bilderihmudes. Mit Schönheit der Sprade und 
Reinheit des Stils verbindet Salzer durchwegs eine Mare, zutreiiende Charalter- 
iſtik der einzelnen Berfönlichfeiten und der Literaturperioden. Bon 35 Liefer- 
ungen zu M. 1.— find bis jept 27 Lieferungen erichienen. 

Im Erfheinen begriffen it ein neues großes Unternehmen: „Himmel 
und Erde.“ Unſer Willen von der Sternenenmwelt und dem Erdball, heraus» 
gegeben unter Mitwirkung von Fachgenoſſen von Prof. 3. Plaßmann, Prof. 
Dr. 3. Bohle, P. Kreichgauer und %. Waagen (zirka 25 Lieferungen zu DM. 1. 
Dieſes Werk, durch die Wärme und Leichtiahlichkeit der Darftellung ebenfo wie 
durch die forgfältig ausgeitattete Fülle wertvoller künſtleriſcher Tafel- und Tert- 
illuftrationen ſich auszeichnend, zeigt eine jtaunenswerte Leberlegenheit gegen- 
über anderen Werfen diefer Gattung. Beſondere Aufmerkſamkeit verdient das 
Unternehmen vor allem deswegen, weil es bei Berückſichtigung der neueiten 
wiſſenſchaftlichen Forihungen auf chriſtlicher Weltanihauung aufgebaut iit. 
Einen Abonnementsichein über das ganze, 23 Lieferungen zu M. 1.—, umfallen- 
de Werk empfehlen wir al3 eine wertvolle Weihnachtsgabe. 

Einige frühere Werfe der Verlages jeien wiederholt rühmend hervorge- 
hoben: Ein Bud, das in die Hand unferer Kinder gehört: „Vom göttlihen Hei- 
land“. Bilder aus dem Leben Jeſu, gemalt von Philipp Schuhmacder, der 
Jugend erffärt von Kranz Xaver Talhofer (M. 4.--), In dem Prachtwerke 
„Das Leben Jeſu' bietet ein finniger, jrommgläubiger Künſtler Phillipp Schu- 
macher, eine tiefempfundene Bilderreibe aus dem Leben Jeſu. Prof. Joſef 
Schlecht hat dazu erläuternde Worte geichrieben. Beide ſchließen fich dabei eng 
an den Wortlaut der heiligen Evangelien an. Es iſt ein Ölanz und Schmud- 
ſtück für kunſtliebende und funjtverjtändige Kreiſe. 

Wer von der Niüchternheit des Alltages jich erheben will, greiie zu den 
Büchern unferes jchleiiihen Dichters Baul Keller. Es genügt, auf _die uner- 
reicht hohen Auflagen der einzelnen Romane binzumweifen. „Der Sohn der 
Hagar“, 15.—20, Auflage (broſch. M. 4.50, geb. M. 5.50), „Das legte Märchen“, 
10.—12. Auflage (broſch. M. 4.50 geb. 550), „Waldwinter“, mit Bildern von 
PB. Brodmüller, 15 —18. Auflage (broih. M. 4.—, geb. Mi. 5.—, „Die Heimat“, 
mit Yucichmud von Vh. Schumader, 10.—12 Huflge (broih. M. 4.-, geb. 

.9.-) 


Als der beite Kenner der römischen Katakomben und des Beitalters der 
eriten Chriſten iit Anton de Waal bereit befannt. In jeinem biltoriihen Ro- 
man „Judas Ende” tritt feine Meiſterſchaft, die Zuftände im alten Kom mit 


— 16 — 


Anſchaulichkeit und Farbenpracht zu ſchildern, glänzend zutage. Das Buch legt 
uns der a Rage in dritter vermehrter und reich illuitrierter Auflage vor. 
(Breis broih. M. 4.50, geb. M. 5.50. 

Ein Jahrhundert zurüd deuten zwei im Verlage Alrih Mofers Buchhlg. 
(3. Meyerhofl, Graz) erichienene interejiante Bücher: 1. „Andreas Hofer un 
das Jahr 1509.* Ein Gefchichtsbild für Jugend und Volf, erzählt von Alois 
Meughin (M. 1.80): reich und trefifich iluitriert, von lebhaſt fe jelndem, gründ- 
lich bajiertem Vortrage. und 2. „Vor hundert Jahren‘. Erlebniſſe eines Wie- 
ner Freiwilligen im Kriegsjahre 1809, von Karl Bienenitein (M. 1.80): eine 
jlott und warm geſchriebene, profaepiihe Daritellung mit 14 Abbildungen, die 
den von Helden erlebten großartigen Stoff der Freiheitskämpfe bei Ebelsberg, 
Apern und Wagram uf. künitleriich beleuchten. — Wie das eben genannte 
Buch, gehört die Zul. M Thetteriche Erzählung „Der Küfer-Friedl’ (M. 1.80, 
5 Bilder), welche unter anregender hiſtoriſcher und per dag Bezug: 
nahme den Werdegang eines braven Küferiohnes zum einjlugreichen Fabrikherrn 
ihildert, der nah Inhalt und Ausitattung warm zu empfehlenden Ulrih Mo- 
—5* „Grünnen Sammlung für Jugend und Volt“ an. (Bis jet XVI. 

ände). 

Der Verlag der Bonifazius-Pruderei in Paderborn bietet ung verichie- 
dene Neuheiten und Neuanflagen. Unter eriteren allerlei anziehenden und ge- 
Ihmadvoll ausgeitattete Belletriitifa: „Des Freiherrn Traum“. Dem franzd- 
ſiſchen Originale _de3 Louis de Chätillon nacherzählt (120. 124 St. M. 1.40), 
liebenswürdig erfunden, fiebenswürdig erzählt, mit ftraff geichürgtem epiichen 
Faden; „Die Erbin von Trogonec‘. Dem franzöfiihen Originale der Mme. 
d’Ethampes nacherzählt von Wilma Wera (7. Aufl. 12°. 272 Seiten M. 2.80), 
eine „Komödie der Irrungen” in ernitem Sinne, eine Verwechſſungs- und Um— 
wandlungsgeichichte von etbiichem Reize; Die Kaiierblume und Die Königstochter. 
Zwei Märchen mit (10 alerliebiten) Bildern von P. Ambros Schupp S. J. 
(12°, 120 ©. M 1.60). Died Büchlein wird vorausiihtlih viel Unklang bei 
der Jugend und ihren Freunden finden. Seine jo einfache wie poetifch-finnige 
Daritellung verdient das zweifellos; Zwei Erzählungen für Volt und Jugend 
vom gleihen Verfaſſer. Mit vielen (ebenfalls vortrefilihen Bildern (12. 304 
S. M. 3.80). And diejer Band verdient, wie der vorgenannte, fräitiges und 
zwar ähnlihes Lob, nur daß bier der Bortrag in der aftuellen Wirklichkeit fe- 
iten Fuß faßt. Beide Bände follten in allen Zugend- und Voltsbüchereien ein- 
geitellt werden. 

Bon den Neuauflagen desjelben Verlages nennen wir: die geijtvollen um. 
berzenswarmen Goldkörner. Eine Sammlung Heiner Ratſchläge zur Vervoll- 
fommnung und Beglüdung des Lebens. Im Anſchluſſe an das franzöfiiche 
Original bearbeitet von Gräfin E. Holnitein 7. Aufl. H. 120 308 ©. M. 1.40 
— 2.10); Lourdes und jeine Wunder nad) in Anſchauung und authentiichen 
Berichten nebit einem Anhange über Baray-le-Monial von Dr. Friedrich Henſe 
(4. Aufl. Illuſtriert. 80 480 ©. Wi. 4.20). Dieſe in Form einer friſch und 
lebendig gehaltenen Reifebeichreibung verfaßte Originalarbeit gilt als eines der 
empjeblenswerteiten unter den vielen und weitverbreiteten Lourdesbüchern — 
was die mehrfach wiederholte Auflage beweiſt. Die chriſtliche Krankenſtube. 
Ein Lehr-, Gebet- und Erbauungsbuch für Kranke. Herausgegaben von Rein- 
hold Albers (2. Aufl. Gr. 5° 574 ©. M. 4.20). Diefer ſtattliche Band mit vie- 
len guten Vollbildern und großem, dem Auge wohltuenden Drud ift bereits in 
viele Krankenſtuben und »fäle eingedrungen, wohin es geiftige Anregung, För- 
derung, Ermutigung, Tröftung bringt. Die neue verbeflerte Auflage wird zu- 
gleih neue Zielwege finden. j 

Den bekannten, von oh. Jakob Hanfen bearbeiteien und heraufgege- 
benen vier Bänden der Lebensbilder hervorragender Katholiken bes neungehn- 
ten Jahrhunderts hat fich foeben ein Fünfter zugejellt (8 VIII. und 344 ©. 
M. 5.—), der fich feinen durchweg als gebiegen anerfannten Vorgängern wür- 
dig anreiht — wie jene eine treitliche Apologie und Beweisführung für die 
Geiſt und Gemüt ftärkende Kraft der katholiſchen Kirche. 


— nn gi 


Dadagogilde 
Blätter.* 


Vereinigung des „Haweizer. Erziehungsfreundes“ und der „Vüdag. Monatsfhrift“. 


Organ des Dereins kathol. Zehrer umd Sculmänner der Schweiz 
und des ſchweizeriſchen katholifhen Erziehungspereins. 


Einfiedeln, 25. Dez. 1908. | Nr. 52 | 15. Jahrgang. 


Redaktionskommiiffion: 


Nektor steiler, Erziehun —* ug, Bräfident; bie HH. ——— ——— Jakob Grüninger 
denbach (Schwijz). ger * nyder, Hipfirch, Herr Lehrer det —— Goßau (St. Ba a 
—* ans Frei zum „Storchen”, Einfieb 
Giuſendun —* find an legteren, ais den Thef⸗ — u richten, 
Inferat-Aufträge aber an 59. Haaſenſtein & Vogler in Luzern. 


Abonnement: 


&riheint wödrentlid; einmal und koftet jährlich fr. 4.50 mit Bortogulage. 
Beftellungen bei den Berlegern: Eberle & Ridenbad, Berlagshandlung Kinliedeln. 











men: Einheit — Einigkeit. — Chriſtnacht. — Aus Kantonen und Ausland. — Kampf gegen 
die Influenza. — Literatur. — Brieflaften ber Redaktion. 





Kinheit — Einigkeit. 


Priefter, Bebrer und fath. Familien haben ein heiliges Intereſſe an ber 
Schule, fie alle follen das Schulfind für ben Himmel wappnen, erziehen. Ein 
bobes, ein höchftes Ziel! Das ift ibre ſchwere Aufgabe, das auch ihre Ver- 
antwortung vor dem höchſten und legten Richter. In biefean Sinne bilden fie 
eine erzieheriſche Einheit und ſollen als folde Hand in Hand arbeiten, 
auf denjelben Grundfägen aufbauen und mit denfelben Mitteln nad, dem Ziele 
ftreben. 

Bilden fie in ihrer Arbeit, in ihrem Wirkungsfreife eine Einheit, dann 
mäffen fie aub folgerihtig in Einigkeit mit einanber arbeiten, ſonſt ver- 
fehlen fie ihr Ziel, ſchödigen das Erziehungsobjelt und verfündigen ſich nicht 
nur am finde und am Staate, fondern ebenfo fehr gegen Bott. Gewiß Grund 
genug. ald Einheit auf bem Boden ber Jugenderziebung aud einig zu fein. 

Unfere Leſer find fich diefer Verpflichtung vollbemußt. Sie wiſſen aud, 
baß unfer Organ in bdiefem Sinne arbeiten, fundamentieren und einigen will; 
an dem guten Willen fehlt es nicht, Darum ſei die Bitte in biefer letzten 
Stunde geftattet: bleibet bem Organe treu unb fammelt ihm nod 
neue Freunde — 


Auf Wiederfehen 1909! Cl. Frei. 


nämlich? 


3 854 — 


Christnacht. 


Präparation, 
1. Darbietung und Erläuterungen. 


1.£: Ich leſe nun ein Gedicht vor, das vom Beiprochenen handelt 


dj: a) von der heutigen Weihnacht 
b) von der erften Weihnacht 
c) von der Weihnacht im Herzen. 


4: Bon der heutigen Weihnadt: 


1. Heil'ge Nacht, auf Engelibwingen 
Nahit du leiſe dich der Welt, 
Und die Glocken hör’ ich Hinger, 
Und die Feniter find erbelt._ 
Selbſt die Hütte trieit von Segen, 
Und der Kindlein jrober Dant 
—5* dem Himmelskind entgegen, 

nd ihr Stammeln wird Geſang. 


Bon der erften Weihnadt: 


2. Mit der Fülle ſüßer Yieder, 

Mit dem Glanz um Tal und Höhn, 
eilge Nacht, jo lehrſt du, wieder, 
ie die Melt dich einſt geieben: 

Da die Balmen weiter rauichten 

Und, verjenft in Dämmerung, 

Erd’ und Himmel "vorte taujchten, 

Morte der Verkündigung! 


3. Da, mit Burpur übergojien, 
Angetan von Gottes Hand, 
Alle Himmel fib erichlolien, 
SHänzend über Meer und Yand; 
Da, den Frieden zu verkünden, 
Sih der Engel niederihwang, 
Auf den Höhen, in den Gründen, 
Die Verheißung wiererllang; 


4. Ta, der Jungfrau Sohn zu dienen, 

ge aus dem Morgenlaud 
n der Hirten Kreis erſchienen, 

Gold und Wiyrrben in der band; 
Da mit feligem Entzüden 
Eich die Mutter niederbog, 
Sinnend aus des Kindes Bliden 
Nie gefühlte Freude jog. 


Bon der Weihnacht im Herzen: 


5. Heil'ge Nat, mit taufend Kerzen 
Steigit du feierlich herauf! 
D, jo geb’ in unſerem, Herzen, 
Stern des Yebens, geh ung auf! 
Schau, im Himmel und auf Erden 
Slänzt der Liebe Roſenſchein! 
Friede ſoll's noch einmal werden 
Und die Liebe König fein! (R. Praß). 


2, Strophenweiles Leſen durch die Schüler mit folgenden eingejlochtenen 


Erläuterungen: 


— 855 — 


Auf Engelſchwingen: wenn wir am heiligen Abend ſpazieren gehen, 
ſo kommt uns jedes —*2* wie Flügelſchlag der Engel vor. 

Die Hütte trieit von Segen: in jedem, auch dem ärmiten Haufe 
ift heute das Glück eingekehrt, indem fich die Kinder der Gaben und des Ehrift- 
baumes, die Aelrern an der freude der Kleinen freuen. 

Das Stammeln der Kindlein wird Sefang: die freude und 
der Dank, die aus ihren Augen leuchten, geben ſich in froben Ausrufen fund. 
—— freuen ſich darüber ſo ſehr wie über die ſchönen Lieder der älteren 

inder. 

Strophe 2—4 aufgelöſt (Kann ſtufenweiſe nach dem Fettdruck an der 
Tafel entwickelt werden, ohne Gramatikſchinderei!l): Heilige Nacht, du kommf 
wieder mit den fühen Liedern (der Engel — der Kinder) und mit dem Lichter 
glanz (über Bethlehelms Fluren — in allen Häufern) mie damals, 

Als die Palmen vom Braufen beider himmliſchen Erſcheinung raufsten ; 

Als bei Dämmerjcein, welhen das Himmelsliht in der Naht verur- 
achte, der Engel vom Himmel zu den Hirten auf der Erde redete, indem er 
hnen die Geburt Ehriiti verkündete; 

4 Aſs — dos Firmament öffnete und auf Meer und Land einen rötlichen 
ein ergoß; 

Als fidi der Engel niederfhwang, um den Frieden zu verkünden; 

Als man überall von der Berhrißung des Erlöſers Ipradı. 

aaa ganze Strophe iſt eine Erweiterung der zweiten Hälfte von Stro- 
e s 


Als die hl. drei Könige vom Morgenlande Gerkamen, um den neugebore- 
nen Heiland mit den Hirten anzubeten und ihn mit Gold, Weihrauch und Wyrr- 
ben zu beichenten; i 

Als die Hotfesmufter AG voll Seligkeit über ihr hehres Kindlein neigte, 
über das Geheimnis der Menihwerdung Chriſti nachdachte und Ah freute, zu 
ihrer hohen Würde auderforen worden zu fein. 

Stern des Lebens, brennende Liebe, die Chriitus bewogen bat, zu 
una zu fommen. 

Der lieblihe Rojenihein- oben hat es analog geheißen „mit Bur- 
pur Mann: Undeutung auf „rot“, die Farbe der Liebe. 

Die Liebe jou König fein: die Liebe fol alle andern Gefühle un- 
ſeres — beherrſchen, ſo daß kein Neid und feine Mißgunſt darin aufkom; 
men kann. 


III. Anwenduna. 


£: Was hat Chriſtus bewogen, Menſch zu werben, die Mühſalen der 
Erde auf fih zu nehmen, um ung den Weg zur Seligfeit zu ebnen? Sch: Sei- 
ne Liebe zu den Menihen. £: Er bat uns zugleich ein Beifpiel geben wollen, 
wie wir uns jelber lieben follen. Wann fommt auch der Schüler in den Fall, 
an einem andern feine Nächitenliebe üben zu können ? 


(Beiipiel zur Beiprebung): 1. Beim Spiel wirft der Andres dem Bene- 
dift vor, er habe falich geipielt Der Benedilt beitreitet es hartnädig und ſchroff 
und en dem Andres die Schuld. Die Schuld jtillihweigend auf ſich nehmend, 
um einen anderen zu jchonen, wäre ein edles Werf der Liebe. 

2. Des Goldapielbauers dider Hans bringt ſtets zwei Stüde Brot unb 
oft noch einen Wuritzipfel mit in die Schule. Während er fich anitrengt, feinen 
reihlihen Z'nüni berunterzumürgen, ficht ihm der armen Wajchtäthe Frit mit 
Ihmalen Baden und den Händen in den Hoientajchen jehnfüchtig zu_und frägt 
wohl aud: „Sit dad Brot gut?" Wenn der Dans dem Fritz ein Stüd Brot 
gie fo würde ihm das Gewiſſen fiherlih das Zeugnis ausſtellen, gut und 
iebevoll gehandelt zu haben. 

3. Der Haldenfepp ift mit dem Schlitten beim „Sternen“ in die Keller— 
er geiahren, jo daß : Scheiben flirrend zufammen brachen. Als der Wirterjcien, 

ellte Sepp fih ihm und fagte, daß er der Schuldige fei- Mar hat zuge- 
jehen und glaubt, den Fall noch weiter ausflatichen zu müflen und würde nicht 
ungern den Stod auf des Sepps Hinterteil tanzen Eben, weil ihm jener ein- 


.- Bl —— 


mal eins gehauen habe. Würde er ſich zufammen nehmen, auf Rache verzic- 
ten und fchweigen, io würde er großmütig Böſes mit Gutem vergelten. 

4. Die Mutter von Anna iſt krank. Anna follte noch am jpäten Abend 
eine Stunde weit dur den Wald in die Ctadt zum Arzt. Bertha Lat — 
feine Arbeit und, da Unna zu ihr kommt und fie bittet mit zu gehen, da fie 
fich fonit fo fürchte, denkt fie zuerit an ſich jelbit und an den finftern Wald, 
— aber an Annas ſchlimme Lage, faßt ſich ein Herz, beſiegt ſich und beglei- 
et Unna. 

5. Der alte Peter mübt fih um ein paar Rappen ab, Hola in den Eit- 
rich zu tragen. Karl fieht ihm zu. Dienitiertig jagt er zum alten Beter: 
„Haltet, Beter, ich bin jünger und ftärfer, füllt nur die Beinen, ih’ will fie 
ihon hinauitragen. * rn z 

6. Lina iſt in der Schule ſchwächer als Roſa und Hedwig Roſa fiebt 
das gerne und freut ſich auf das beilere Zeugnis. Die Bitten Lınad um Un- 
teritügung beim Aufgabenmaden jchlägt fie ſtolz ab und fpielt weiter. Hedwig 
fieht es und geht zu Lina: „Xtarte. ich fomm mit dir und helfe dir,“ fagte fie. 
„Du braucit e8 aber nicht zu jagen, wenn man dic frägt“ Hedwigs Wert 
iit doppelt gut, weil e# von großer Liebe und zugleich großer Beicheidenbeit 


zeugt. 

(Vielleicht laſſen ſich bier noch konkrelte Fälle, aus dem Leben der Schü- 
ler beiprechen) FR 

Wohl bleiben ſolche Werfe oft verfannt, aber Chriftus it ja auch ver- 
fannt worden, und im Buche des Lebens find fie doch aufgeichrieben, abgefehen 
davon, daß uns das eigene Gewiſſen dur fein Lob ſchon reidli belohnt. 
Man muß ed nur einmal felber gefühlt haben, was es heißt, vom eigenen Ge— 
wiſſen gelobt werden und man tut dag Gute gern wieder und verjagt ſich man- 
hen Genuß um die innere Stimme Gottes für ſich zu haben. Man hat dann 
das Glüd im Herzen, und feine Macht der Welt iſt imitande, es zu rauben. 


Schrifttide Aufgaben: 

Ceichtes Thema: Spaziergang am bl. Abend. Um Hi. Abend 
rüftetete bie Mutter den Chriiibaum. Damit e3 die Kinder nicht merken foll- 
ten, ging der Vater mit ihnen ins Dorf jpazieren. Aus vielen Fenſtern glänz- 
ten ſchon die ungezählten Nerzenlichter. Es war fo jtil und feierlich, daß die 
Kinder beim geringiten Rauſchen glaubten, jie hören den Flügelſchlag der En- 
gel, welche dieje Shönen Bäumcen bringen und melde gewiß auc zu ihnen 
fommen werden. Bei einem niedrigen Hauſe konnten fie von einiger Entfernung 
zum Fenſter hineinihauen. Da jtand in der Mitte auf dem Tiſch ein ärmliches 
Bäumchen mit wenig Lichtern. Drum herum ftanden die Kinder und fangen. 
Auf einem Stuhl ſaß die Mutter mit dem Nleiniten, das vor Freude hüpite u. 
jaudbzte. Man jah e3 allen an, daß fie zwar arm, aber doech zufrieden und 
glüdlih waren. 

Anderes Thema: Unſer Chriitabend. 

Thema für die Beten: Die Mitternachtsmeſſe. (Muiterbeifpiel, 
ev. zum Vorlefen:) „Nun räumt zufammen, Kinder! Seht, der Zeiger itebt 
bald auf elf! Joſefinli und Hang, ibr gebt jetzt ins Bett; Anna, du hilfſt ihnen, 
derweil ich Jakob und Alired zum Kirchgang richte.” Eo hat die Mutter ziem- 
ik ernitlih verfügt, als fi die Ungeredeten auch gar nicht von ihren Weih- 
nachtsgeichenfen trennen wollten. „est aber warteten fie den ſtrengen Blid des 
Baters nicht ab und gingen. (Morgen und eine ganze Woche lang fonnten fie 
ja 2*8* ipielen. Mahrlich, die Ferien geben dem Weihnachtsfeſt erit noch die 
rechte Feier! 

Nah einer halben Stunde waren fie auf dem Weg zum Kirchlein hinauf, 
dad auf einem Hügel ftand. Seine fangen, erleucteten :seniter waren dem Be 
jucher von ferne fchon ein willkommener Wegweifer auf verfchneiten Pfaden. 
Sonit war ed bei Wind und Regenwetter eine lange halbe Stunde bis hinauf 
zum Gottehäuschen, aber heute merkte man die Kälte nicht, ed war einem fo 
warm ums Herz, und Annas never Muff ibüste vortrefflihd und Jakobs Filz 
ſchuhe und Alfreds Belztappe — das Chriftlindlein hatte doch gerade das rechte 
getroffen! — machten, daß es jie weder an die Füße noch an die Ohren fror. 


— 357 — 


Wie ſchön war das Kripplein in der Kirche eingerichte! Der Meßmer 
war grad daran, die Kerzen anzuzünden. Schon viele brannten, aber er war 
noch fange nicht fertig. Endlich ftrahlte die Krippe in voller Glorie, und die 
Orgel fing auch an drein zu fingen, und dann fam der Chor: 


„Gott in der Höh’ ſei Ehre! 
So fingen Engeldöre 

Dem neugebornen Sefustind. 
Und Friede müſſe werden 
Den Menſchen hier auf Erben N, 
Die eines guten Willens find. 


Dann Hingelte die Sakrifteiglode, und die Mitternachtsmeſſe begann. u 
Mutter und der Vater waren in große Andacht verſunken und Unna auch. Auch 
ter vilfred. Er konnte nur ihauen. Denn dies Jahr durfte er zum er tenmal 
gut Chriſtmette. Und er hatte ſich fo in die heilige Feier vertieft, daß er bie 

nglein des Himmels fab, wie fie fih in großem X Yicterglan auf die Fluren 
Betblehems niederließen, bis ihn der Vater jahte am Nermlein fahte, als bie 
Meile zu Ende war. E. 





Aus Rantonen und Busland. 


1. St. Gallen. Für and Gegen. Die Bezirkskonferenz Mentoggenburg 
ſprach jih für Abſchaffung des Examens aus: 

„Die veraltete vinridtung der jährlichen öffentlihen Schuleramen, bie 
den Befuchern leine wahre Einſicht in das Leben und das Wirken der Schule 
ermöglicht, eine beſſere Verbindung von Schule und Haus nicht herſtellt, wohl 
aber fich raſch verflüchtigendem Sceinwifjen Vorſchub leiftet, ift aus päbdagogi- 
hen und aus praftiichen Gründen jo bald als möglich abzuicaffen.“ 

Die Bezirlötonferenz; Alttoggenburg jedoch ift für Beibehaltung, und 
begründet dies alfo: 

„Die Eramen find beizubehalten; befonders in ländlichen Gegenden würbe 
die Abichaffung mikdeutet, benn Volt und Behörden haben ein Recht, den Lehrer 
ihrer Jugend menigftens einmal im Jahr an ber Arbeit zu ſehen. Tie Prüf- 
ungen balten ben Fleiß und Eifer bei den Schülern und Lehrern bis ans Ende 
des Schuljahres wach. Die Eramen follen in Form öÖffentliher Wiederholungen 
gehalten werden, welde in Anordnung und Verlauf von einem normalen Sctul—⸗ 
balbtag nicht allzu verfchieden find. Dann können fie dem Publitum einiger: 
maßen zur Orientierung über Schwierigkeit und Erfolg des lUnterrichtes in 
intelleltueller Hinfiht dienen.” 

Die Rorſchacher erhalten deshalb ein fo teures Schulbaus (580 000 Fr.) 
weil beim Bau ber m? auf 30 Fr. zu fleben fommt, während man gemöhnlid 
nit über 20 jr. gebt, jo 3. B. beim evangel. projeltierten fatbol. Schul« 
haus in Goßau. — Der Einbeitspreis eines Schulzimmerd bed Rorſchacher 
neuen Schulhauſes beträgt 37000 Fr. — 

Straubenzell beihloß die Erftellung von zweillafiigen Schulpa- 
villond in Bruggen und von dreiflafjigen in Schönenmwegen ; die Bevölferungs- 
zunahme macht im Frühjahr 1909 die Anftellung von 4 neuen Lehrkräften nötig, 

2. £ujern. * Gben haben wir Lehrer Mehrs „Bedantenfpäne* zu 
Ende gelejen (fiehe Rezenfion von H. 9. alt-Seminardireltor Kunz in heutiger 
Nummer Die Red.). Uns fcheint, das praltiſche Büchlein follte in die Hände 
der Eltern lommen, dorthin gebört «8, dort wirlt ed. Dann follte aber ber 
Preis noch billiger werden fönnen, jpeziell für den Mafjenabfag. Ein anderer 
Weg wäre ber, es aus der Schule tretenden Kindern als „Geleitbrief“ mitzu- 


— 858 — 


geben; auch da ſollte der Preis reduziert ſein, wiewohl es an fich gar nicht zu 
teuer iſt. Unter allen Umſtänden leſe ber Lehrer das Heine Büchlein, es gibt 
ihm viel Ratfchläge und Winke, die er fonft ahnungslos unbeachtet läht. — 

* Die liberale Fraktion des Großen Rates fhlug mit 19 gegen 17 
Stimmen Herren Großrat 9. Thüring von Malterd als Erz.Rat vor, ben 
dann der Große Rat ohne Oppofition wählte. Die 17 Etimmen fielen auf 
einen ber ſtädtiſchen Vebrerichaft „genenmeren“ Randidaten, ber aber beim Wahl⸗ 
afte felbit von büben und drüben unbeachtet blieb. — 

In einem Vortrage in der Stadt wünichte a. Bundesrat E. Frey „Aus- 
dehnung der Schulung bis zum refrutierungspflichtigen Alter, zum Zwecke ber 
Bildung eines gefunden Bürgerfinnes und ber Verhütung moralifher De 
felte*. Eine einfeitig ideale Auffaffung! — 

3. Appenzell. * Im Statholitenverein der Reſidenz ſprach über eine 
Stunde warm, praltiſch, anregend und offen b’r kantonale geiftlihe Schulinſpeltor 
Ruſch über die Schule. Er dedte die Gebreben unſerer Schule ſchonungslos 
auf, wie er auch bie tatjächlichen Erfolge und Fortſchritte ber legten Jahre 
fobend anerfannte, Die Klagen und Anregungen fanden geneigtes Gehör. Für 
eine nächte Zukunft ift vieles in Ausfiht genommen, und gegenfeitige Arbeit 
erreicht es auch. Hochw. H. Schulinfpeltor Ruih verdient hohe Anerkennung 
für Eifer und Erfolg. — 


* Kampf gegen die Influenza. 

Dis jekt wurden wir immer mehr oder weniger von ber Influenza, biefer 
beimtüdifchen Arantreit, deren Derlauf und Tauer nie voraudzufehen waren, 
beimgejubt. Künftighin foll dies jedoch anders werden, wenn die mir vorlie- 
genden Mitteilungen, welche ich gewiſſermaßen durch perſönliche Verfute und 
Beobachtungen beftätigt finde, fich vollends bewahrbeiten, woran nicht zu zweifeln 
ift und wonach ein ſchweiz. Arzt ein wirffames Mittel gegen verf.biedene In— 
feltiondfranfheiten, befonderd aber gegen die Anfluenza entdedt hat. 

Gemadte Berfube im Laboratorium haben zur Herſt'illung einer Arznei 
geführt, welche unierem Körper in der natürlichen Belämpfung der Mitroben 
bebülflih ift, indem fie ihm diejenigen Elemente zuführt, welche zu beren Ber- 
nidlung erforberlih find, 

Mit dieſem Medikament — Eatalyline genannt — wurden ganz audgezeidh» 
nete Mefultate erzielt. Wır nehmen vorerit Abſtand von den übrigen Infeltions- 
franfbeiten und möchten hauptfählih auf die Influenza aufmerffam machen. 
Ein ſchweiz. Arzt, der ca. 20 Fälle mit diefem neuen Heilmittel behandelte, be 
zeugt, daß unter ben 20 Patienten nicht eın einziger geweſen, welder nidt 
innerhalb 2 Zagen vollftändig genzfen fei. Ein franz. Arzt, deſſen Dleinung 
mich auch interefjierte, fprach fih dahin aus, daß die Entdeckung meines Mit« 
bürgers höchſt wichtig fei und daß ihm fein anderes Mittel von folder Wirk. 
famteit befannt fei. 

Unter bdiefen Umſtänden ift e8 für das Publikum höchſt wichtig von dieſer 
Entdefung, welde ihm von großem Nupen fein fann, ohne ſich der gneringiten 
Gefahr auszufegen, Kenntnis zu erhalten, 


Literatur. 

MU, Mehr, Lehrer, Pädagogifche Plandereien und Gedankenſpäne für 
Schule und Haus, Luzern 1908, Truderei von Schill Erben. 110 8. 8, 
Preis 1 Fr. 

„Aus dem Leben und für das Leben“, fann man von diefem Büchlein 
fagen. Es ift eine Frucht der Beobadhtungen und Wahrnehmungen des Ber 


AAl 


4 3559 — 


faſſers im Familien und Schulleben. Er rüdt zunähft die Fehler, melde 
vielfach bei der häuslichen Erziehung begungen werden, in fcharfe Beleuchtung 
und meift zugleih auf bie entſprechenden eilmittel bin. Dann fommt er 
auf die Schule, ihre bobe Bedeutung und Aufgabe, die Mürde und Bürde des 
Lehrers, feine Ideale und Verdienite, feinen Welt und Botteslohn zu fprechen. 
Echt chriſtlicher Eeiſt, Liebe zu den Kindern, praltifter Sinn und eingebende 
Beobabtung bes Volts- und Kinderlebens treten überall in Mehrs „Bedanten- 
jpänen* zu Zage, weshalb biefelben hiemit befonders Eltern, Lehrern und Seel« 
forıern nachdrücklich empfohlen feien. Das Büchlein wird, wenn feine trefflichen 
Ratſchläge befolgt werden, zumal in den familien viel Gutes ftıften. Dan 
weile ihm daher nicht die Türe, wenn es über die bevorftebende Feſtzeit irgend» 
wo Einlaß begebren ſollte. — Auch Druck und Ausftattung des Werlleins ver: 
dienen Lob, ebenfo ift der Preis ſehr mähig. 
F. X. Kunz, Münfter (St. Zugern). 





Briefkalten der Redaktion. 


1. Allen verebrten Leſern und Leſerinnen glüdfelige Weihnachtszeit! — 

2. Fehlende Korrefpondenzen von Zug, Et. Gallen xc. folgen in ber erfien 
Nummer pro 1909. — 

3. Tiefe Nummer enthält nur 8 Seiten, die MWeihractäzeit nimmt ben 
Leſer ohnehin ftark in Aniprud, und die legte Nummer ift zweifellos noch nidt 
ganz gelefen. — 


Offene Lehrerſtelle. 


Infolge Reſignation wird hiemit die Lehrerfielle an der I. 
Knabenklaſſe in Tchwyz zur Wiederbejehung ausgeichrieben mit 
Amtsantritt auf bevoritehendes® Meuiahr, beziehungsmeiie — je nad 
Uebereinkunſt — auf Frühjahr 1909. Jahresgehalt (inkl. Wohnungs» 
entihädigung) Fr. 1700.— 

Anmeldungen unter Beilage von Ausweijen über Studiengang, all- 
fällige bisherige Lehrtätigkeit und Wahlfäbigfeit find beförderlichſt 
dem Sculratöpräfidenten Zof, Weber-Eberle, Arzt, eınzur’ichen. 

Schwyz, den 10. Dez. 1908. (317) 


Der Schulrat. 


















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Katalog 
empfehlenswerter Jugend: und Doltsichriften. 


Fortſetzung Nr. 5. © Eidgen. Betiag 1908. 
Derausgegeben vom 


Schweizer. Tathol, Erziehungsverein und vom 
Schweiz. Tath. Lehrer: u. Schulmänner-Derein. 





SeihensErhlärung: * Paßt auch für vorige Stufe. + Für folche, 
welche höhere Schulen bejucht. & Für alademijch Gebilbete. 


J. Xltexsſtufe (8.—11. Jahr). 


Arntzen, Johanna. Mit Moritz von Schwind ins Märchen— 
land. 78 S. 30 Bilder. Großquart; fein geb. 4 Fr. Joſ. 
Köſel, Kempten und München. 

Aus dem köſtlichen Schatze des befannten Märchenmalers Moritz bon 
* werben bier zahlreiche, künſtleriſch fein ausgeführte farbige und 
Schwarzweiß⸗Bilder durch einen poefievollen, märchenduftigen Tert um- 
rahmt und belebt; letzterer ift nicht Selbſtzweck; er will, das Bilb er- 

Härend, die Stimmung aus bemfelben herausheben und bie Jugend ber 
Kunft näherbringen, ähnlich wie es Dr. Thalhofer mit ben Schumacher'ſchen 
Bildern in: „Vom göttlichen Heilande“ (vide Dfterbeilage 1908) in finniger 
Weiſe tut. Beides herrliche Weihnachtsgaben, an benen ſelbſt Die Alten —* 
noch freuen! J. M. 

Goſen, Johanna v. Luſtige Geſchichten. Mit 4 Bunt- und 25 
Vollbildern. 219 S. Geb. ME. 4. (Voksausgabe 2.50). Loewes 
Berlag Ferd. Carl, Stuttgart. 

Eine Naturgefchichte in Form bon drolligen Meinen en en, nicht 
re mit gejchtet einbezogenen ethijchen Anklängen. Auch die Jlluftrationen 
ind allerliebjt. L. P. 

Jetſes u. Pikus. Noch bei Mutter. Geb. ME. 3. (Volksausg. 2.) 
Loewes Verlag Ferd. Carl, Stuttgart. 2 

Ein wundernettes Bilderbuch. Auf 16 Blättern prangen ebenfoviele 
farbenreiche Illuſtrationen; ihnen zur Seite fteht ein finblich-naiver PBrofa- 
tert. SKinderchen werben die hellſte Freude baran haben. L. P. 

D’3wald, Toni. In der Dämmerftunde Mit 6 Yarbendrud- 
bildern. Geb. ME. 3. (billige Ausg. 2). Loewes Berlag Ferd. 
Carl, Stuttgart. 

Die Berfafjerin muß Herz und Art — auch Unart — ber Finder aus 
dem ff kennen, Mit den lebensfriichen Geichichtlein harmoniert das nied⸗ 
liche Bildwerk volllommen. Das Stüd ‚Ein Baar Schuhe‘ follten auch 
alle Kindsmägde lejen und fich zu Gemüte führen. (S. 59 ift ein Name 
bermechjelt.) L. P. 


—— 


22 Hortfegung Nr. 3 — Eidgen. Bettag 1908. 


Pletih, Oskar. Bilderbud. Mi. 3.—. Loewes Verlag Ferd. 
Carl, Stuttgart. 
Der bübiche Duartband enthält 65 Blätter, wobon jedes ein ſchwarzes 
Bild mit Sprüchlein darunter aufmweift. Die Bilder find à la Richter und 
wirklich famos; fie und die Sprüche verraten ben Spaßvogel. Den Kleinen, 
die das herzige Buch Friegen, ift zu gratulieren. L. P. 


I. Stufe (11.—14. JZahr). 


Brüning, Chriftion. * Wunder aus dem Pflanzenreiche. 
Mit 17 verfchiedenartigen Vollbildern und 75 Zertilluftrationen. 
Geb. ME. 4. (Volksausgabe 2.50). Loewes Verlag Ferd. Carl, 
Stuttgart. 

Das Buch ift ganz bem kindlichen Verftändniffe angepaft, ohne aber 
ins Kindiſche zu verfallen. Es Hat nicht von einem trodenen Leitfaden, 
fondern bietet alles Wiffenswerte auf bie originellfte und anziehendfte Weiie. 
Vom Bau und Leben der Pflanzen; bie wichtigften Yamilien ber Blüten- 
pflanzen; etwas von ben blütenlofen Pflanzen und Sonderlinge unter den 
Pflanzen. Dies find die Weberjchriften der vier Abfchnittee Den Jlu- 
ftrationen gebührt Hohes Lob. Das fchöne Werk wird entjchieden auch 
Eltern und Lehrperſonen bie beften Dienjte leiften. L. P. 


Reinick, Robert. * Märchen, Lieder und Geſchichten. 2088. 
4 Buntbilder und 30 Tert-Illuftrationen, geb. Fr. 1.60. Loewes 
Berlag Ferdinand Carl, Stuttgart. 


Unter ben vielen Neinid-Nusgaben zmweifeldohne bie beſte, veichhaltigfte 
und preismürbigfte. J. M. 


Sapper, Agnes. Die Familie Pfäffling. Eine deutſche Winter— 
geſchichte. 288 S., geb. 4 Fr. Gundert D., Stuttgart. 


Das Buch jchildert in anziehender Weije das Leben einer grundbraven, 
mit fpärlichen Glüddgütern gejegneten Mufilerfamilie, Bater und Mutter 
geben ben Kindern ein Herrliches Beifpiel ber aufopfernden Elternliebe und 
pflanzen in bie jugendlichen Herzen echten veligiöjen Geift, Liebe zur Arbeit, 
genügjamen Sinn und gegenfeitige Anhänglichkeit. Nicht nur den Kindern, 
jondern auch ben Eltern zum Xejen empfohlen! J. M. 


Schumader. Tony. Zirkuskinder. Erzählung für die Kinder. 
194 ©. 1 Titelbild. 2. Aufl. Fr. 4.—. Levy & Müller, Stuttgart. 


Alles, was bie begabte Schriftftellerin jchreibt, wirkt burch die Natür- 
lichkeit unb burch die padenbe Behandlung bes Sujet ungemein erfrifchend. 
So aud hier. In mechjelvollen Bildern vs das Birfusleben einer 
Urtiftengejelichaft an uns vorüber. Unter dem bunten Flitter find recht 
‚biel Kummer und Sorgen verborgen. Die beiden Zirkugfinder kommen 
enblich aus biefem glänzenben Elend heraus und werben nüßliche Glieder 
ber menschlichen Gejellichaft. J. M. 


Winter, C. Ein Ueberzähliges und andere Geſchichten. 
144 ©. fr. 1.35. Steinkopf, Stuttgart. 

Neben ber a ag Titelerzählung werden noch zwei Gejchichten: „Ge— 

witterſchwüle“ und „So einer“ geboten. Vorzügliche Charalteriltiten, gute 


Entwidlung mit tunlichfter Vermeidung unmöglicher Zufälle und feflelnde 
Darftelung empfehlen das billige Büchlein für jung und alt, J. M. 


Fortjegung Nr. 3 — Eidgen. Bettag 1908. 23 


II. Stufe (14.—18. Jahr). 


Gramberg. ©. 7 Deutfhe Männer aus großer Zeit. Mit 
6 Bildern von 9. Grobet. Geb. ME. 1.50. Loewes Berlag 
Ferdinand Carl, Stuttgart. 

mei Sänger aus ben Vefreiungdfriegen, Held Körner und Arndt find 
es, deren Leben bier in großen Yügen miebergegeben ift. Edle Begeifterung 
führt bie — Sehr — olgt beiden Abriſſen eine Auswahl ber 
marligften Lieder. Das Löftliche Buch ift auch vorzüglich illuftriert. (Neben- 
bei gejagt, würde Körners Biographie als Jugendſchrift noch gewinnen, 
wenn feine Leipziger Flucht weniger burjchilos angedeutet wäre.) L. P. 

Meidler, M., S. J. Leben des HI. Aloyfius von Gonzaga, Patron 

der ar Jugend. Mit drei Lichtdrudbildern. 9. Aufl. 

312 S. ME. 2.50; geb. in Leinwand mit Dedenprefjung ME. 

3.60. Freiburg 1908, Herderſche Berlagshandig. 


Bu ben am meiften verehrten Heiligen gehört der Hl. Aloyfius, ber 
Patron der Jugend, insbeſondere ber ftubierenden Jugend, Mit feinem 
piychologifchen og rei ift das Lebensbild entworfen unb hebt fich von 
bem interefjanten Hintergrund landſchaftlicher Schilderung und jorgfam ge- 
mwäßlter, maßvoller Mitteilungen aus der Beit- und Kulturgeichichte leuchtend 
ab, Das Büchlein ift ein vorzügliches Gejchent für chriſtliche Jüng — 


Schmid, Chriſtoph v. Der gute ad Mit Bildern. Geb. 
Me. 1.50. Enßlin & Laiblin, Reutlingen. 
Man kann über ben päbagogifchen Wert dieſer Erzählung verfchiebener 
Meinung jein. ift, daß bie vorliegende Ausgabe eine ber bejten 
genannt werben darf. L. P 


Willigerod, &. * + Ein deutſches Herz. Mit 4 farbigen und 
26 Tertilluftrationen. Geb. ME. 3.—. Loewes Berlag Ferd. 


Carl, Stuttgart. 

Die Erzäh ung flößt um jo größeres Intereſſe ein, als fie wahren Be— 
gebenheiten aus dem Leben eines Kapitäns entnommen ift, ber vierhunbert- 
mal den Ozean burchquerte. Das Milieu ift proteftantijch, aber burchaus 
nobel; an dem Frommſinn und ber Hochherzigkeit unjeres Helden kann 
her auch bie fatholijche Jugend erbauen, Dem reichsdeutjchen Batriotismus 
tehen wir Schweizer jchon gar nicht apathifch gegenüber. Das lepte 
Kapitel orientiert, in Tert und Bild gleich vortrefflich, über die mobernen 
Lloybdampfer. (Schade, daß da und dort iprachliche Härten zutage treten. 
Auch dürfte der Einband für Leihbibliothelen zu wenig — on) 


IV. Stufe (für reife Iugend und SErwacfene). 


Arnet, Thad. * Dana Waldmanna Tod. Bollsichaufpiel mit 
Gejang in 5 Alten. Fr. 1.—. Schill, Luzern. 

Arnets Stüde verdienten mehr Beadhtung, als fie bisher gefunden. Frei 
bon nichtiger Effekthajcherei, bringen fie Pi t unb mahr bie gropen 
Momente der vaterlänbiichen Gefchichte zur Darftellung; bie — 
durchgängig ſpannend, der Dialog — und bie Sprache ebel. ir 
jcheint, man könnte berlei Schaufptele nicht oft genug aufführen: Sie ent» 
zünden ben Patriotismus unb klären das Urteil in politieis, Speziell bie 
‚Hüribieter‘ bürfen das vorliegende Stüd nicht ignorieren. LP. 

Dlümlein, Carl. + * Saalburgftürme. 227 ©. Illuſtriert. Geb. 
ME. 4.50. Loewes Verlag Ferd. Carl, Stuttgart. 


24 Fortfegung Nr. 3 — Eibgen. Bettag 1908. 


Eine flott gefchriebene, padenbe Geſchichte aus den legten Tagen ber 
Römerherrihaft am germanijchen Grenzwall. —————— antiker 
Funde, ſowie eine Menge anderer entſprechender Abbildungen ſind durch 
das ganze Buch zerftrent. Es war ein glüdlicher Gedanke, all dieje mwelt- 
unb —E Momente in den Rahmen einer sujammenfängenben 

— 6 zu sw 
Brandis: Zclien. Die Violinfpielerin. Berlag 3. "&ller, 
Paderborn. Dir 3.50, geb. Mi. 5.— 

Ein Künftlerroman voll hoben fittlichen Wertes. Wen Vertrauen auf 
Gott bejeelt und antreibt zum Gebrauche feiner eigenen Kraft, wird nicht 
untergehen in ben mwildeften Stürmen be3 Lebens. P. 

Bubon & Berder, Kevelaer. Aus Bergangenheit und Gegen- 
wart. Weitere Bändchen: 87. Hatnel, Aus der Skizzenmappe. 
88. Danby-Sophar, Rache. 89. Krane, Aus dem Alltagsleben. 
90. Heinemann, Requiem. Karton. A '30 Pfg. 

Nr. 88 iſt ein büfteres Bild aus ber Londoner Geſellſchaft; freilich die 
Eharakterzeichnung läßt jehr zu wünjchen übrig. Da gefällt das andere 
ſchon befier. Rafael zeigt uns in ‚Elijabeth‘ eine Idealgeſtalt. Vom ‚Ber- 
trauten’ geht Heimeliger Friede aus. An ben auögereiften Gaben ber 
Krane muß man fich nur finnenb laben. Ebenjo tief und wahr empfunden 
find die Stüde von Heinemann ; boch ‚Herzeleib‘ wünſchte man meg, en des 
weibiſchen Ritters und weil der Ausgang piychologifch hinkt. L.. 

Garnst, Maurus, O. S. B. + Der legte Hohenftaufe. ME. 1.25. 
Ehomas-Buchhandlung, Kempen-Rh. 

Es ift mohl das befte ber dramatijchen Werte Carnots. In farben- 
—— Bildern zeichnet der Verſaſſer mit ſicherem Stiſt und wohl⸗ 
Hingender Sprache ben Wert ber Freundichaft in dem jo jähen Wechſel 
bon Glück und Unglüd im Leben bes legten und ebeljten Hobenftaufen. 
Eine Brobe: 

„Raubt man mir Land und Gut, 
Bin ich dem Bettler gleich; 
Bleibt mir ein treues Herz, 
Bleibt ınir ein Königreich.“ 

Wohl fein Lejer wird dieſes Trauerſpiel ohne hohe Befriedigung aus 
ber Hanb legen und Leine Vereins- ober Stubentenbühne es — — m 
hohe Begeifterung und gewaltigen Erfolg. 

Gathomad, Dr. med. Die Hygiene des ; end. —** 
Far u e für un und Kranke, mit And ang: „Diätetijche 
Aufl. 48 ©. Fr. 1.50. Kirjchner & Engler, 
St. Gallen — "pflege der Atmungsorgane in gejunden 
Tagen. — Pflege der Atmungsorgane in kranken 
Tagen; je 20 Rp. Buchdruderei „Oſtſchweiz“, St. oe 


Eifenring, C. J. Pfr. Karl Greith, der größte ee 

BEDERMUN SE Ein Lebens- und Charalterbild. 176 ©. 
1 Fr. „Paradies“, Ingenbohl. J. M. 

Goffine, P. Leonharb: EHrihfathotif e Dandpoftille Kurze 
Auslegung aller jonn- und feittäglicden Evangelien jamt daraus 
gezogenen Glaubens- und Sittenlehren. Titelbild in Farben— 
drud, Farbentitel, viele Bilder im Text. Neue Volksausgabe. 
22. Auflage. 616 S. Geb. in Driginal-Kunjtlederband Mi. 
3.20 und höher. Als Geſchenk befonders geeignet ift die feine 
Ausgabe à ME. 8.— und ME. 12.—. Herder, Freiburg. 


Hortjegung Nr. 3 — Eibgen. Bettag 1908. 25 


Die „Kanzelftimmen” in Würzburg urteilen: „Die Herderſche Goffine- 
Ausgabe ift bie anerkannt befte und eig billigfte. Sie gibt 
den alten, 5* Goffine, der im Laufe der Zeit durch Bearbeitungen 
mancher Art faſt unkenntlich geworden war, wieder in ſeiner alten Schlicht- 
heit und Bollftändigfeit. Dies Herrliche Vollsbuch eignet fich ganz bejonders 
ala Feſtgeſchenk auf Weihnachten ober zum Namenstag oder zum Hoch- 
zeitöfefte. In ben Fatholijchen Familien iſt es unentbehrlich und ſollte dort 
zu Haufe ſein wie das Kruzifix. P. 

Hofmann, Katharina. Der Lindenmüller. Preisgekrönte Er— 
zählung. 245 ©. Broſch. ME. 2.—, gebund. 2.50. Herder, 
Freiburg. 

Aus dem Vollke, — Volk. Das Thema: Unrecht Gut tut nicht gut, 
ift keineswegs neu. iginell aber ift bie feine Piychologie, womit die Ver- 
fafjerin den Knoten ſchürzt und einer verjühnenden Löfung — 


Zegerlehner, 3. Am Herdfeuer der Sennen. Neue Märchen 
und Sagen aus dem Wallis. Geb. Fr. 4.—. A. Francke, Bern. 


Nur für beftandene Charaktere. In Fräftiger Sprache find die dem 
Volksmund abgelaufchten Sagen und Märchen mwiebergegeben. Sie ent- 
halten manch gute Lehre betreff Baterlandsliebe, Wohltun, wahre Reli- 
giofität, Treue u. f. w. Der Luchichmucd ift etwas zu fezeflioniftiich, da 
und bort ein berber Wit oder auch eine ganze Erzählung tendenziös an- 
gehaucht. 2; 

Kellner, Dr. Lorenz. Ein Gedenkbuch für feine Freunde und Ver— 
ehrer von 9. Leinemweber und A. Görgen. 330 ©., Fr. 
5.60. F. W. Cordier, Deiligenftadt-Eichafeld. 

Ein prächtige Buch über ben großen Schulmann! 3 bildet eine Er- 
gänzung zur Autobiographie: „Lebensblätter". Was die allzu große Be- 
ſcheidenheit des Autors in ben lebtern verſchweigen ließ, das wird uns von 
zwei ſeiner intimſten Freunden und Kennern aus dem reichen Leben des 
Verblichenen mitgeteilt. Das Gedenkbuch trägt jehr viel zur Charakteriſtik 
und Würdigung Kellners bei und jeder Erzieher wird e3 mit großem 
Nupen lejen. J. M. 


Kümmel, Konrad. An Gottes Dand. 5. Bd.: Muttergottes- 
Erzählungen. 322 ©. ME. 1.80, geb. ME. 2.20. Freiburg 
1908, Derber. 

Konrad Kümmel ift ein Bolksjchriftfteller im wahren Sinn des Wortes. 
Er weiß ben Lejer zu fejleln, ihn zu ergreifen und anzuregen, Erholung, 
Erbauung und Troft für berbe Tage zugleich bietend. Den Stoff entnimmt 
er dem Leben, den Kern bilbet ein wirkliches Borlommnis, den er für feine 
Zwecke mit bdichterifcher Phantafie umfjpinnt und ausbaut. Das gilt von 
feinen „Muttergottes-Erzählungen“, in denen er zeigt, wie Maria in allen 
möglichen Lagen bie SHelferin ber Ehriften ift und mie jegensreich ihre 
fromme Verehrung wirft. P. 

Mündener Bollsihriiten. Nr. 51/52. Dr. Fernmwalder, Das Glück 

in der Stadt. 40 Pfg. Kevelaer, Butzon & Berder. 

Drei jehr hübſche Erzählungen, die ein Stüd foziale Frage löſen: Die 
jungen Bauersleute jollen, ftatt in die Stadt zu ftrömen, auf ber väter- 
lichen Scholle bleiben; ba blüht ihnen, abgejehen vom Heimatglüd, auch 

eute noch die meifte und jolidefte Wohlhabenheit, wenn anders fie e3 ver- 
tehen, rationell zu wirtjchaiten. L. P. 

Nienkemper, Frist, Haus nud Herd. Familienbuch. 386 ©. Eleg. 

brojch. ME. 2.50. Butzon & Berder, Kevelaer. 


26 Fortjegung Nr. 3 — Eidgen. Bettag 1908. 


= gemütlichem Plauderton an fagt biefeß reizende Büchlein un- 
geichmintt gar manch bittere Wahrheit übers eheliche Leben, die Kinber- 
—— ꝛc. Und niemand kann ihm bbs werben, ob feines Herzlichen 
Wohlwollens unb bes goldenen Humors. kin wahrer Freund. L. P. 


Der. Sebaftian v., Benebiktiner. Unfere Shwäden. Plaudereien. 
7. Auflage. 286 &. ME. 1.40, geb. ME. 2.20. Freiburg 1908, 
Herber. 

Der Grundgedanke ift ber, daß mir alle, mehr ober minder, gewiſſe 
le haben, die zunächft harmlos find, fich aber, wenn fie nicht ge» 
= mt unb gezogen werden, zu jchlimmen Eigenjchaften auswachſen können. 

8 werben uns 25 folcher „Schwächen“ wie Langeweile, Haß, Bergeklich- 
keit uſw. vorgeführt, die alle ihre Betätigung und Entwidlung im jozialen 
Leben finden. Die mehr ſtizzenhafte als boktrinäre Behandlung des Stoffes 
ſowie ber leichte, anregende Konverjationston Haben dem liebenswürbdigen 
Büchlein viele Freunde verjchafit. P 


Plakmann, Bohle v. U. Himmel und Erde. Unjer ®iffen von 
der Sternenwelt und dem Erdball. München und Berlin, All— 
gemeine Berlagsgefellichaft m. b. 9. 

Die beiden Bände „Himmel und Erbe” werben, wie wir bem Proſpekt 
entnehmen, in 28 Lieferungen zum Preiſe von je ME. 1.— zur Ausgabe 
— Ein mäßiger Preis, der bie weitgehendſte Anſchaffung ermög- 
icht. Iſt zu empfehlen für jedes chriftliche Haus, wo man den Bifjens- 
eifer ber heranreifenben Generation mit bauerndem Gewinne nähren will. 
Es liegt nicht in der Mbficht ber Herausgeber, das Naturftubium mit ber 
Theologie zu verquiden, was bei der Unabhängigkeit und Selbftändigfeit 
der Naturwifjenfchaften ein törichtes Beginnen wäre. Allein, wenn wir 
jehen, wie jo manche Naturforicher von Weltruf ohne Scheu ben Atheismus 
ur Grundlage ihrer Weltanfchauung machen, jo muß ed dem chriftlichen 

aturforjcher gejtattet fein, diefer gefährlichen Tendenz als einer unbe 
rechtigten Geiftesrichtung entgegenzutreten unb für ben allmächtigen und 
allgütigen Schöpfer alle Ehre zu reklamieren, die ihm gebührt. Es muß 
anertannt bleiben, daß Himmel und Erbe von Gott ſtammen und zu Gott 
binführen ! * 

Reus, P. Joh. Bapt, S. J. * Der heldenmütige Liebesakt 
für die armen Seelen. 672 ©. Von ME.1.65 an. Butzon & 
Berder, Kevelaer. 

Nachdem im Vorwort ein gemeinverftänblicher Unterricht über Privat- 
offenbarungen gegeben ift, legt das Büchlein Weien, Entmwidlung und Be- 
mweggründe des ‚Liebesaftes‘ dar. Weberall wird bie Lehre der Bäter, 
Theologen und Heiligen zu Nate gezogen, nicht minder den kirchlichen Be- 
ne Rechnung getragen. Es gibt fein Buch, das in Ähnlich er- 
chöpfender und anmutiger Weije diejen Gegenftand behandelt. Eine Aus— 
wahl von Gebeten macht ben Schluß. L. P. 


Roſegger. Jakob der Letzte. Heimatsroman. ME. 3.—. Staad- 
mann, Xeipzig. 
Erjchütternde Schidfale aus bem Bauernleben führt uns da ber fteirifche 
Poet, und zwar mit ber — Kraft und Wärme ſeines virtuoſen 
Könnens, plaftifch vor die Augen. Die rechten Saiten find angejchlagen, 
wo bes Helden tiefe, treuherzige — berührt wird; nur deſſen 
himmeltrauriges, unchriftliches Ende muß man als ſchrillen Mißton em— 
pfinden. Hätte uns übrigens Rofegger lauter folche Romane gejchentt: 
wie groß jtände er ba! u P. 


Sartory, Anna. Katharina von Alerandrien. Schaujpiel in 
5 Alten. 92 S. 1 Er. 1 Fr., 12 Er. Fr. 10.70. Joſ. Köfel, 
Kenipten und München. J. M. 


Fortjegung Nr. 3 — Eibgen. Bettag 1908. 27 


Schmetz, Dubert, Dauptlehrer. Das Glüd im Heim. 424 ©. 
16 Illuſtr. Gebund. Fr. 6.70. Laumann'ſche Buchhandlung, 
Dülmen i. W. 

Ein ausgezeichnetes Buch für Eltern, Geiftliche und Lehrer! In un— 
va anregenber Weije und in ftilgewanbter, leicht fließender Sprache 
ehandelt es ba3 ganze Familienleben in Freud und Leid, im Glück unb 
Unglüd. Alles ift von warmem, katholiſchem Geifte innig burchmweht. Das 
Buch gehört in jede chriftliche Familie hinein und Brautleuten wüßten 


wir fein paſſenderes Angebinde ald „das Glüd im Heim“. J. M. 
Schott⸗Fiechtl, H. Ich zwing's. Tiroler Roman. Br. 4 Fr., 
geb. 6 Fr. Bachem, Köln. J. M 


Schweizeriſches Jahrbuch 1906. Erſter Jahrgang. 400 ©. Br. Fr. 
5.—, geb. Fr. 6.—. Schultheß & Co., Zürich. 
Unter unbefannter, aber feinfinniger Rebaltion erjchienen, enthält es 
Aufſätze bon fjchweizer, Autoren erfter Güte. Namen wie Dr. Baer, Dr. 
. Förfter, Dr. Furrer in Zürich, Dr. Gisler in Chur, Dr. Dubois in Bern 
u. a. bürgen jür die Gebdiegenheit des Wertes. J. M. 
Seeburg, Franz. Die Nachtigall. Eine Dorfgeihichte aus dem 
bayerijchen Hochland. 336 ©. Tr. 4.30. Puſtet, Regensburg. 
— Joſef Haydn. Ein Xebensbild. 448 ©. Fr. 5.35. Ebenda. 
— Immergrün. Volkserzählungen mit Illuſtr. 6 Bände à 
Fr. 1.35. Ebenda. J. M. 


Seiler, Th. Pfr. Die Macht des Gewiſſens. 566. Fr. —.65. 
Benziger & Eo., Einſiedeln. J. M 


Smolle, Leo. * Der treue Spielmann. Umſchlagbild, 11 Ab— 
Dean im Tert und 5 Vollbilder. 187 ©. Geb. Fr. 2.—. 
Ur. Mojer, Graz. 

Eine romantische Erzählung. Sie verjegt uns in jene Tage, wo zu 
Wien Leopold der Slorreiche herrichte, ben Minnejängern ein gar „milder“ 
Freund. Neben dem Titelhelden Engelmar tritt auch Walther v. d. Bogel- 
weide auf, deſſen „Sprüche“ geſchickt mithinein verflochten find. Wir lernen 
das Leben in Klöftern und Nitterburgen, bie Turniere, ja fogar einen 
Kreuzzug kennen: So recht den Zauber des Mittelalters, dazu die Poefie 
der Donau. Die erotischen Momente find von aller Bilanterie frei: Aus. 
zuftreichen ift auf ©. 177 der Name Bonifaz VIll. und bafür Gregor IX, 
zu jeben. — In einer Neuauflage dürfte es Nich um ber jonft fließenden 
Sprache willen empfehlen, manche in Form von Nebenjäpen gegebene Auf- 
ichlüffe, die den Dialog ichleppend machen, anderswie ern meh ir S. 5 
ſcheint mir die Geſchwätzigleit des Falkenbergers der Hexe vom Nixenturm 
gegenüber unmotiviert. L. P 


Sonderegger, Dr. &. Borpoften der Gejundheitspflege. 
Derausgegeben von Dr. E. Haffter. 500 ©. Fr. 9.35. Julius 
Springer, Berlin. J. M. 

Spillmann, J. 8. J. + Um das Leben einer Königin. Hiftor. 
Roman in 2 Bd. 4. Auflage. 734 S. Mi. 5.50, geb. 7.50. 
Herder, Freiburg 1908. 

Die tragiichen Vorgänge im Siedepunkt der franzöfiichen Blutherrichaft 
werden in ihren reinen gt Perfonen mit gejchichtlicher Treue vor⸗ 
ENDE: Taten, Sitten und Stimmungen jener Tage, im Eharalter ber 
andelnden lebendig veranjchaulicht, mit grünblichem hiſtoriſchem Erfaſſen, 
aber auch mit dem Reiz unb der Spannung eines Abenteuer- und Intrigen- 
romans außgejprochenjter Art. Der Roman ift auf gebiegene Hiftorijche 


28 Fortfegung Nr. 3 — Eidgen. Bettag 1908, 


Studien aufgebaut, mit reicher —— künſtleriſchem Geſchick durch⸗ 

eführt und wie alle Spillmannſchen Romane bis ins letzte Wort hinein 
ittlich durchaus unverfänglich. Er bietet eine wahrhaft bildende, zugleich 
außerordentlich feſſelnde, oft tief ergreifende Leſung für jung und alt. P. 


Stolz, Alban. S Nachtgebet meines Lebens. Ergänzt von 


Dr. Jak. Schmitt. 282 ©. Broich. ME. 2.40, geb. Mt. 3.20. 
Herder, Freiburg. 

Halb Autobiographie, Halb Tagebuch; doch ganz Alban Stolz. Mit 
fteigender Spannung verfolgt man feinen religiöfen Entwicklungsprozeß: 
Wie er fich aus rationaliftiichen und Wefjenberger Anjchauungen —* 
zum echt kirchlichen Standpunkt durchringt. Es fehlt nicht an köſtlichen 
Anekdoten. Daß er die eigenen Schattenſeiten zu peſſimiſtiſch auffaßt, läßt 
ſich bei feiner Neigung zum Grübeln verſtehen. Auf Hirſcher u. a. fällt 
—— intereſſante Streiflicht. Schade, daß Stolz ſeine Ausführungen 
nur bis 1854 bringt, Zum Glück ſetzen gerade Egg Prälat Schmitts Er- 
innerungen ein. Von ihm, der Stolz perjünlich nahe ftand, wirb 3. B. 
dejien Aufenthalt in Rom ausführlich gejchilbert. Das entworfene Charafter- 
bild dürfte gelungen fein. Es ift 45 zu wünſchen, daß der Klerus und 
die gebildete Männerwelt fleißig in dieſem inhaltsſchweren — leſen. 

Wr 


— Die heilige Elifabeth. 391 S. Volksausgabe. ME. 1.90. 
Herder, Freiburg. 
„Es ift Dies das jchönfte und nüplichite Buch des Jahrhunderts. Hätte 
Alban Stolz auch nicht? anderes als diejes nach Form und Gehalt —* 
haft klaſſiſche Buch geſchrieben, ſein Name wäre unſterblich, ſolange die 
deutſche Sprache beſteht — mie es unſchätzbaren Wert bat für bie kathol. 
Glaubens- und Sittenlehre.“ Hefele, Biſchof. P. 
Tavel, Rudolf v. Der Schtärn vo Buebebärg. EGſchicht us 
de trüebichte Tage vom alte Bärn. 2. Aufl. 330 ©. Eleg. 
geb. Fr. 5.—. U. Frande, Bern. 
Eine neue bernbeutjche Novelle. Die Gejchichte fpielt anno 1653, zur 
Beit de3 Bauernfrieged. Bern ift noch ſtark, aber jchon beginnt Ent- 
frembung 3. Herren u. Boll, Tavel ift ein tüchtiger Erzähler. Dem 
literarijchen Werte des Buches würde e3 inbefjen feinen Eintrag tun, wenn 
gewiffe Anfchauungen betr. bie fath. Miteidgenofien (fiehe Seite 273, 282, 
295) und finnliche Gepflogenheiten des jungen Volkes damaliger Zeit (S. 
125, 220, 222 und bejonders 260, 302) feine Erwähnung gefunden Hätten, 
er jeine Gejchichte erzählt „us dä trüebichte Tage vom a 
ärn“. ä 


Wehner, Hugo. * Bomben und Granaten zur Verteidigung des 
fatholiihen Glaubens. 181 S. Broich. 60 Pig. Schöningh, 
Paderborn. 

In Dialogform, Die Beweije jchlagen wirklich ein, Zur ua 
breitung jehr geeignet. P, 

Wilemann, Kardinal. Fabiola. 524 ©. Fein gebund. Fr. 7.50. 
Benziger & Co., Einfiedeln. 

Die Benziger-Ausgabe ift fünftleriich fein und reich illuftriert und Br 








Redaktionskommiſſion: 


Peter, Pfr., Triengen; P, Leonhard Peter, Mehrerau-Bregenz; J. Müller, Lehrer, 
Goßau; X. Adermann, Lehrer, Bruggen. 


Beilage zu Ur. 49 der „Pädag. Blätter“. 


Katalog 


empfehlenswerter Jugend: und Doltsichriften. 
Fortſetzung Nr. 4. EB Weihnachten 1908. 


— — 


I. Xltersſtufe &.—11. Jahr). 


Benziger (Einfiedeln). Chriſtkinds-Kalender für die Kleinen 
1909. Ghromotitelbild, Einjchaltbilder und ca. 30 Tertillu- 
itrationen, ca. 94 Seiten fl. 8%. 28 Pfg. 6 Er. a 25 Ets., 12 
Er. a 22!» Gt, 50 Er. à 21" Ets., 100 Er. à 20 Ets. 

Köln, Volkszeitung, Köln „.. Im rechten Momente fommt 
diejer für die Jugend bejtimmte Kalender, um jeinen Pla unter dem 
Weihnachtsbaum zu finden. Er bildet ein prächtiges Gejchentlein für un- 
jere Kinder . .” P. 

Gordier, 5. W. Das Vater unjer — Der engliihe Gruß, 
in Wort und Bild (v. A. Görgen), à 20 Pig. Ernitu. Scherz 
für's Kinderherz, 2 Bdch. à 25 Pig. Heiligenſtadt. 

Hübſche Kinderbüchlein, paſſend für Weihnachtsgeſchenke. P. 


Lieſſen, AUsgewählte Erzählungen, Märchen u. Gedichte 
für die Kleinen. 208 Seiten, prächtig gebunden ME. 2.—. 
Bachem, Köln. 

Schönes Weihnachtögeichent für die Kinderwelt. Das Buch mit den 
lieblichjten Gejchichten wird namentlich ben Müttern empfohlen, weil aa 
Erzählungsftoif bietend. 

Müller, Eli. Sonnenjchein. Geichichten für Kinder und iöre 
Freunde. 1. Der Geißhirt vom Gotthard. 2. Jutte, 
das MWitterfind 3. Wir bitten um Arbeit, 4. Die 
Krückenlinde. +4 Bändchen (135 ©.) A Fr. 1.25. Benziger, 
Einfiedeln. 

Die anmutigen, padenden Kindererzählungen bon ber beitbelfannten 
an des „sindergarten” werben für den Weihnachtstiic . 
empfohlen 


Müller, Walter. Us's Göttis Grümpeldammer. 100 's 
Fr. 1.75. 1908, Benziger & Co., Einfiedeln. 
Tiefe „G'ſchichtli und Gedichtli" in Freiämter-Munbart, teilmeije aus 
der Natur gegriffen, Iprechen jo „heimelig* und frisch zum a a 
dab man fich ganz „wohlig” dabei fühlt. 
— Claver-Sodalität, Kinderbund-Miſſionskalender 1908, 
1. Jahrg. 45 Rp. Oswaldsgaſſe 15, Zug. 
Paſſend als Weihnachtsgefchent, zugleich Unterſtützung bes re 
wertes,. 





Seihhen-Erklärung: * Baht auch für vorige Stufe. F Für jolche, 
welche höhere Schulen beiucht. $ Für alademijch Gebilbete. 


30 Fortjeßung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 


Sapper, Agnes, Lieschens Streiche u. andere Erzählungen. 
Hluftriert. 250 S., Fr. 4.80. D. Gundert, Stuttgart. 

Dieſe 18 fchlichten, aber jehr an'prechenden Erzählungen enthalten Kleine 
Epijoden aus dem Kinderleben, denen je ein erzieherijches Motiv zugrunde 
liegt. Die Berfafierin kennt die findliche Seele in ihrer Eigenart und weil; 
fie durch richtigen erzieheriichen Einfluß zum Guten zu leiten. Siebei 
findet das veligiöfe Moment ſo bor allem das Vertrauen auf Gott und 
der Glaube an die Kraft des Gebetes gebührende Ferwertung. Für Mäd 
chen vom 10, Jahre an warm empſohlen. . M. 


II. Stufe (11.—14. Fahr). 


Brentano, Klemens. Klopftod. Murmeltier. Myrtenfräulein. 
Drei Märchen. Neu herausgegeben von Dr. Fecht. 126 ©. 
+ Bilder. Fr. 1.60. (Bachems Jugenderzählungen Bd. 40) Kölu. 
Sehr phantefiereiche und humorvolle Märchen, die jelbjt der Erwachſene 
—* mit Vergnügen lieſt. Das Papier dieſer Sammlung ie — 
em, J. h 
Flenriot, 3. Ein nerzogenes Kind Wit 48 Bildern. Geb. 
2 Mt. Herder, Freiburg. 


— Windjtille u. Wirbeljturm. Illuſtr. Ditto. 


Mit köſtlichem Humor geipidt. Beide Gejchichten find von bedeutendem 
erzieheriichen Wert. Die Ueberiegung merkt man ihnen gar nicht an. 
Eltern, lejet fie auch! l. P 


Gerber N. Abdel Kader u. der Ehrijtenfnabe. 1605. Geb. 
1 ME. Gundert, Stuttgart. 


Den Hintergrund zu der hübichen Erzählung bilden die Kämpfe der 
Beduinen mit den Franzoſen in Algier. E3 ift zu bedauern, daß die 
mangelhafte Sprache dem jpannenden Werklein Abbruch tut. L.P. 

Graf, Otto. Aus der Deimat Bilder aus unjerer Vogel- 
welt. 124 S. 7 Illuſtr.,, geb. 3 Fr. Orell Füßli, Zürich). 

Obwohl von einem jachkundigen Ornithologen haupt ächlich unter Be- 
rüdfichtigung der zürcherijchen Verhältnifie verfafit, bieter das Buch 
des allgemein Intereſſanten (befonders für Knaben vom 13. Jahre an) jo 
viel, daß es don jedermann mit Nuben gelejfen werden fann Es wird Die 
Jugend nicht nur zur feinen Beobachtung der Natur anregen, jondern ihr 
auch zugleich ein Mufter eines farbenreichen Stiles fein. Nicht umſonſt 
nennt ein anderer Rezenſent das Werl eine „poetiiche Naturkunde” uber 
„naturkundliche Boefie”. J. M. 


Harten, Angelika. Im Waldparadies. 150 Seiten, ME. 2.50. 
Bachem, Köln. 

Kinder gehen zur Tante in die Ferien und ſchildern die Reiſe-Eindrücke 
in lebhaften Farben. Bei des Förſters Mutter „im Waldparadies“ ſchöpfen 
jie aus deren reichen Märchenichape nüpliche Lehren, Yu tadeln jind Die 
vielen Fremdwörter und Redensarten in fremden Sprachen. Sonjt reiht 
fi) das Buch würdig an die 27 früßern Bändchen von „Bachems ifluftr. 
Erzählungen für Mädchen“ an. ", 

Himmelftein. Dr. X H. * Leitſterne. Geb. 1 ME. -- * Wetter: 
feuchten. Ditto. Bucherjche Berlagsbuchhandlg., Würzburg. 


Die netten Erzählungen find geeignet, auf kindliche Gemüter tiefen Ein— 
druck zu machen. L. P. 


Fortfekung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 31 


Lorenz, 5. Die hl. drei Könige. Drei Erzählungen. 130 ©. 
‚st. 1.60. (Bachems Nugend-Erzählungen Bd. 42) Köln. 
Die erjte Erzählung: „Die Hl. drei Stönige* leidet unter ber vajchen 
‚Folge der Ereignifie, die Hier kurz aneinander geveiht werden. Auch wirkt 
tie häufige Anmwenduıg des Tialeltes ftörend auf den Leſer. „Leni-Bas“ 
und „die Schwammerl-der“ jind entichieden bejjer; bejonders dürfte die 
legtere geeignet jein, dev Jugend Ehrfurcht vor dem Alter einzuflößen. J. M, 
Montgomery, Florence. * Die Kinder des Lord Duncumbe. 
Sufteiert. In Salonbd. 3 ME. Kicchheim, Mainz. 
Fein beobachtete und frisch gezeichnete Schilderungen aus dem Leben 


zweier Knaben. Die Ueberſetzung lieft ich flott. Willtommenes Weihnacht.» 
geſchenk. L. P. 

* Mündener KHunftbilderbud; für jung und alt. Geb. ME. 4.50, Volks: 
ausgabe 3.30. Seyfried & Co., München. 

Nicht jede, aber dieje, ben Adel ihrer Geburt an der Stirne tragende 
Kunſt gehört den Kindern, E3 find finnige, fonnige Bilder. Auch die 
Terte verraten Schöpfer, die in der Kindesſeele zu lejen willen, Laute, 
zapplige Naturen wird das Künftlerbilderbuch kaum feſſeln; umjomehr 
jeinfühligere. L.P. 

Püß, von, E. Winifred. 136 ©., geb. ME. 2.50. 27. Bd. der 
Erz. für Mädchen. Bachem, Köln. 

Ein Banfangeftellter kommt unjchuldig ins Gefängnis. Sein einziges 
Kind, ein braves Mädchen, bringt, ohne es zu willen, den wirklichen Dieb 
zum Geftändnis und befreit den Bater aus jahrelanger Gefangenjchaft. 
Winifved ift mit jeinem edlen Charakter und jeinen noblen Manieren ein 
trejiliches Vorbild für Mädchen, P. 

Ritiner, Roſa. Seltiame Abenteuer von Berta und Muz. Mit 
Bildern von Marie Grengg. 48 ©., Ar. 5.35. 4". J. P. 
Bachem, Köln. 

E3 find wahrlich märchenhajte Abenteuer, die die 1Ojährige Berta er- 
lebt. Aus einer recht altertümlichen Stadt geht's per Auto durch alle 
Erdteile, dann mittelft eines Luftichifies hinauf zur Sternenwelt, vor die 
goldenen Himmelspforten, wo jie eine Minute lang zum Gucdloch hinein» 
ichauen darf, Die Rückreiſe erfolgt der Gefchwindigleit halber per Stern- 
ichnuppen, denn Berta muß noch in einem 7Ojährigen Erdenleben durch 
Arbeit, Geduld, Mitleid und Wohlwollen fich den Himmel erſt verdienen. 
Zum vollen Verjtändniije diejes jchönen Traumes bedarf es einer befjern 
Borbildung, ald von einem 1Ojährigen Kinde normalerweije erwartet 
werden daärf. Tie brillante Nusjtattung des Buches mit den zahlreichen 
farbigen und Schwarzmweiß-Bildern wirkt höchft modern und humorvoll. 
Für fähige Kinder eine Weihnachtsgabe, die viel Freude bereiten wird. 

J. M. 
Spillmann, J. 8. J. Mus fernen Landen. 24 Bdch., 70—112 ©. 
a 80 Pfg., geb. 1 ME. Herder, Freiburg. 

Neben Spillmann, den großen Romandichter, Haben noch andere tüchtige 
Schriftiteller zu diefer gediegenen Jugendjchriftenfammlung beigetragen, jo 
u. a. P. A. Huonder, der das kürzlich erichienene 24. Boch. „Der heilige 
Brunnen“ von Chitzen⸗Itze verfaßte. Die Jugendichriften jprechen in vor— 
züglicher Weite zum Nindesherzen, zeichnen jich aus durch einfache, jpan- 
nende Darftellung, ſchöne Bilder und Gleichniffe und trefiliche Alluftrationen. 
Die Sammlung wird bejtens empfohlen, namentlich für Knaben. P. 


Stolz. M. v. Die beiden Walter. Mit 40 Illuſtrationen. Geb. 


2 ME. Derder, Freiburg. 
Wirklich eine nette u. lehrreiche Erzählung. Auch für Familienmütter. I. P 


32 Fortfegung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 


III. Stufe 14.—18. Zahr). 


7 Aſchendorffs Sammluna auserleſener Darftellungen ans Kunft und 
Wiffenihaft. 1. Boch. Naturkfundlihe Charakterbilder. 
(30). Niefen.) 2. Bdch. Erdkundliche Charafterbilder. 
(Gottir. Lennarz.) 3. Boch. Aus Kunft und Literatur. (Laur. 
Kiesgen.) 4. Bdch. Geſchichtliche und fulturgejchichtliche 
Charakterbilder. (Dr. Mertens.) Gebunden je ME. 1.50. 
Münster i. W 

Die Auffäge find nur Schriften ausgejprochener, z. T. berühmter Fach— 
männer entnommen. Ihren Zwed, Schülern höherer Anftalten, beionders 
auch Lehramtätandibaten, wertvolle Stoffe zur Ergänzung und Vertiefung 


bes im Unterricht Gewonnenen zuzuführen, dürften fie in eminenter me 
erreichen, L. 


Berg. Marie. Auf der Sonnenalp. 163 ©., gebunden Fr. er 15 ). 
Bachem, Köln. 

Ein junges Mädchen weiß in jeder Lebenslage jeine Pflichten zu ev- 

füllen. Der gemütliche Erzählerton, die fließende Sprache und gediegene 


— — machen das Buch für junge Töchter zu einer —— 
lektü 


— P Aug. Bruder Klaus. 180 ©., brofchiert Fr. — 
Benziger, Einſiedeln. 

Die tiefempfundene Dichtung quillt aus frommem Herzen und wird den 

Weg zu gläubigfrommen Herzen finden. P. « 


Berger, Hedwig, Chriftlihe Blutzeugen. 3 Erzählungen aus 
den Ehrijtenverfolgungen: 1. Alerander. 2. Sanguis Martyrum. 
3. Neros Fadeln. Aus dem Italienischen überjegt. 160 S 
geb. ME 1. Laumann, Dülmen. 


Lehrreiche Erzählungen von heldenmütigen Blutzeugen, welche für den 
hl. Glauben mächtig begeiftern. P. 
Bremſcheid. P. Mathias. Der Freund des chriſtl. Jünglings. 
306 S., geb. Fr 2.75. Kirchheim-Mainz oder Räber-Luzern. 
Die Schriften Bremſcheids gehören zu den beſten, die ich je geleſen Eine 
wahre Perle iſt dieſes neueſte Werk des hochverdienten Kapuziners. In 
30 Kapiteln ſpricht der prieſterliche Freund zum Jünaling über Gott, 
Religion, Kirche, Gebet, Sonntagspflicht, Saklramentenempfang, Gehorjam, 
Eharafterbildung u. j. w. Das Buch iit für den Priefter eine Fundgrube 
ber herrlichſten VBelehrungen über Jugendjeeljorge; für den Jüngling der 
bejte Ratgeber für jein zeitliches und ewiges Wohl — 
Güppers, Ad. Joſ. Klodwig, der Frankenkönig. 152 S., geb. 
Me. 3.— Bachem, Köln. 
— Die Märtyrer von Lyon. 148 ©, geb. ME. 3.—. Bachemn, 
Köln. 
Von ben „Neuen illuftrierten Jugendichriften” bietet Bachem hier den 
37. und 38. Bd. Für Sekundarjchüler und fchulentlafjene Jugend interej- 
fante Leftüre. Im erften Buche wird in fejlelnder Sprache erzählt, wie 
zur Zeit der Böllerwanderung Klodwig, der Frankenkönig, Ehrift wurde, 
auf den Trümmern der römischen Weltherrichaft ein chriftliches Reich 
gründete, den Arianismus bejiegte und eine mächtige Stüge der kathol. 
Kirche wurde. — Im zweiten Buche werden die Leiden der Kirche in Lyon 
und ber Heldenmut ihrer Märtyrer 3. 3. des römijchen Kaijerd Marc 
Aurel und jeines Statthalter Septimus Severus gejchildert. r, 


Fortfegung. Nr. 4 — Weihnachten 1908. 33 


Geiger, Dermann. Lydia. 321 S., ME. 2.40, geb. 3.40. Verlags— 
handlung ©. 3. Raus Regensburg. 

Die jchöne, erhebende Erzählung aus der Sr bed Kaiſers Mark Aurel 
zeigt, wie eine chrijtliche Sklavin von der Vorjehung auserſehen war, eine 
bornehme griechiiche Matrone zu befehren. Verfaſſer jchildert wirktungs- 
voll das Leben der vornehmen Griechen und Römer und das harte Cs 
der Stlaven, jowie ben Heldenmut und die Opfermilligleit der erften 
Ehriften. j , P. 

Hammer, P. Bonaventura. Gott, Chriftus und die Kirche. 392 
S., geb. Fr. 2.25. 1908, Benziger, Einfiedeln. 

In populären, mufterhaften Abhandlungen werden jene Glaubens- und 
ri erklärt, die von ben Stirchenfeinden am häufigften angegrifſen 
werden. 

Hensler, U. Frankreichs Lilien. 344 ©. 3. Aufl., geb. Fr. 4.50. 
Benziger & Eo., Einfiedeln 1908. 
In edler Sprache werben die Schidjale der Kinder Ludwig XVI. nad 
— Quellen geſchildert. Es iſt keine trockene Aufzählung von 
atſachen und Ereigniſſen, ſondern eine ſo intereſſante Darſtellung, daß 
ſich das Buch lieſt wie ein ſpannender Roman. Das jugendliche Herz er- 
wärmt ſich darin zu Hohem und Edlem. P. 
Köſel's kath. Dilettanten-Bühne. 214 Theaterſtücke für die verſchieden— 
artigſte Beſetzung. Einzelpreis 40—95 Rp. Partienweiſe billiger. 
Man verlange den Spezialfatalog, der, nebjt Preisangabe, kurze 
Inhaltsangabe und Rollenüberficht der einzelnen Stüde ent- 
hält. Joſ. Köjel, Kempten. J. M. 
Muf, P. Cöleſtin. Vorwärts, aufwärts. 180 ©., geb. Fr. 2.50. 
Benziger, Einfiedeln 1908. 

In liebevoller, zu Herzen gehender Sprache führt Berfafler dem Jüng- 
ling bie Pflichttreue vor Augen, in Bezug auf Religion, Menjchenliebe, 
Wahrhaftigkeit u. j. f. Sodann bejpricht er in herrlicher Weije die Cha— 
rakterſtärke. P. 

— Fürs Leben. 48 Seiten, per Dutzend 50 Pfg. Benziger, 
Einſiedeln. 

Das treffliche Büchlein belehrt Jünglinge und Jungfrauen über Glauben, 
Gott und die Welt, Menſch, Jeſus — kath. Kirche, Gnade und Sa— 
tramente, Gebote und Sünden. Das Schriftchen eignet ſich vorzüglich für 
GSeeljorger als Gefchenklein an fortziehende junge Leute. P. 

Spillmann, Joſ., S. J. * Wolken und Sonnenjchein. 2. Bd. 
(Volksausg.) 4 ME. Herder, Freiburg. 

„Spillmanns wunderſam liebliche Erzählungen ... ich Höre fie noch 
heute. ch zähle jene Stunden zu den fchönften Erinnerungen ...“ So 
jchrieb mir vor kurzem ein alter Schüler, jept Lehrer. Ich füge bei, daß 
fie Erwachfenen bdenjelben Hohen Genuß bereiten. Eine von ben 8 Ge- 
ichichten, nämlich ‚der Sohn des Bannerherrn‘, jpielt im Zugerland. — 
Sämtliche Werke Spillmanns liegen nun in der Bollsausgabe vor: —— 


a 2Mk. F 

Stolz. Alban. Chriſtlicher Laufpaß, gültig bis zum Tod. An— 
denken für männliche Jugend, welche aus der Schule entlaſſen 
wird. 23. Auflage. 12 S. 12 Stück 40 Pig. Herder, Frei— 
burg 1908. 

Einen „Schild gegen Tobjünde und böſen Tod“ will Alban Stolz in 
biefem Schriftchen der jchulentlafjenen männlichen Jugend mitgeben. Es 
ift ein Mahnmwort zur Stärkung im Glauben und in der Recht — 
und Reinheit, voll ernſter Warnungen und liebevoller Ermahnungen. 


34 Fortjegung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 


Tappehorn, Dr. U. Die Kunit, reich zu werden — Die Kunſt, 


immer fröhlich zu fein — Die Kunft, alt zu werden. 
— S. 3 Bdch à 40 Pig. Laumannm'ſche Buchhandlg., 
ülmen. 


In anziehender, überzeugender Sprache wird die „Kunft“ gelehrt, zu- 
frieden und Gott wohlgejällig zu leben und ein glücliches Alter zu er- 
reichen. Für Geſchenke an fortziehende junge Leute jehr geeignet. P. 


IV. Stufe (für reife Iugend und Srwacfene). 


Balet, Leo. F Im Banne der Berufung. Roman, aus dem 
Holländiichen überjegt von Elje Otten. 192 S., ME. 2.50, geb. 
3.50. Joſ. Köſel'ſche Buchhandlg. Kempten und München. 


Ein Stubierender überwindet in den Ferien eine jchwere Berjuchung, 
ein umſtrickendes Liebesidyll und bleibt jeinem Borhaben, Priefter au 
werben, treu. Ein Kunftwert nach Inhalt und Form ift der Roman. P. 


Baumberger, G. St. Maria Paula Bed. Eine kath. Ordensfrau 
des XX. Jahrhunderts. 48 S. Broſchiert 85 Rp. Benziger & 
Co., Einfiedeln 1908. 

Die Hochverdiente Generaloberin von Menzingen wird geichilbert in 
ihrem Wirken im ®Dienfte Gottes und der Mitmenjchen, ald Ordensfrau, 
Lehrerin und Erzieherin, in ihrer Förderung moderner Frauenbildung. P. 

— Im Flug an füdliche Gejtade. 486 S. 100 Illuſtr. Eleg. 
geb. Fr. 7.50. Benziger, Einfiedeln 1908. 

Baumberger zeigt fich in dieſer neueften Reifebejchreibung wieder als 
Meijter, der in farbenreichjter Sprache jeine Beobachtungen wiedergibt. 
Bas einem gewöhnlich Sterblichen alltäglich ericheint, bietet ıhm Leben und 
Poeſie. Es ift ein hoher Genuß, wie B. den Kardinal, den Parlamentarier, 
wie das auszehrende Mädchen und das alternde Mütterchen jchildert. P. 

Bernhart, Joſ., Ars Sacra. Blätter heiliger Kunft mit begleitenden 
Worten. 1. Serie: Vom Erlöjer. jr. 3.35. Io). Köfel, 
Kempten und München. 

Eine jehr ſchätzenswerte Publikation! Sie bietet im Format von ca. 
18 X 25 cm 20 ſehr feine Reproduftionen von Gemälden berühmtefter 
Künftler (von Raffacl, Dürer, PBerugino, Rubens, Velasquez 2c.) in vor- 
nehmer und zugleich praftiicher Ausftattung. Die Blätter können event. 
leicht abgelöft und im Wechielrahmen den firchlichen Zeiten entjprechend 
als künſtleriſchen Wandſchmuck verwendet werben. 

Der begleitende Tert ift jehr jchön und erbaulich, für breitere Volks— 
ichichten aber eimas hoch geichrieben. Bei manchen Bildern würden wir 
ben entiprechenden einfachen Bibeltert der poetiichen Umichreibung bor- 
ziehen, Wünichenswert wäre die Angabe des Ortes, wo ſich das Original 
befindet. Die prächtige Sammlung verdient mweitejte Verbreitung. J. M. 


+ * Bibliothek deutſcher Ktlaſſiler. Mit Anmerkungen. Begründet v. 
Dr. Lindemann, neu ediert von Dr. Dellinghaus. 12. Bd. à 3 
ME. Herder, Freiburg 1908. 


Die eben vollendete Ausgabe ‚Für Schule und Haus‘ ift nicht bloß 
katholiſcherſeits, ſondern überhaupt ein Unikum, injofern jie ein ſyſtematiſches 
Ganzes bietet, ohne die Anichaffung einzelner Bände geradezu auszu— 
ichließen. inleitende Skizzen klären über die jeweiligen literarijchen 
Strömungen auf; bier und in ben Biographien ift jehr oft dem Dichter 
jelbjt das Wort gegönnt, ſodaß einem die Perjönlichkeit und ihre Werte 
um vieles näher treten. Nicht zu vergejien ijt die Objektivität, womit der 


Fortjegimg Nr. 4 — Weihnachten 1908. 35 


Heraudgeber die Poeſie wertet. — Der erſte Band hebt mit Mopſtock an, 
den zweiten füllt Lejjing fait ganz aus; im dritten dominiert Herder und 
begrüßen wir auch Jean Paul, Ye drei Bände jind Goethe und Schiller 
gewidmet. Der zehnte führt uns ind Bauberland ber Romantik, wo wir 
föftlich träumen, bis die Schlachtrufe der Freiheitäfriege und weden. 
Darauf laufchen wir — im elften — Schwabens und Dejterreichd fried- 
lichen Sängern. Der Schlußband dürfte uns Schweizern um jo willkom— 
mener fein, als wir darin Heinrich Yeuthold, Gottfried Keller und Konr. 
Ferd. Meyer antrerien. (Mujter vun Otto Ludwig wird die demnächſt er- 
icheinende ‚Novellenfammlung‘ bringen. Bei Hebbel vermißt man ungern 
ein bdramatijches Stüd.) Jeden Band jchmüdt ein gelungenes Bildnis, 
Die ‚Bibliothel! eigmet fich zur Familienlektüre und für Lehrperfonen jehr 
gut; zur Erweiterung und Jllujtration des Unterrichtes auch a 
Scüler. 

Bolanden, Konrad, von. Satan bei der Arbeit. 3. Aufl. 215 


S. ME. 1.50, geb. Mt. 2.50. Cordier, Deiligenjtadt 1908. 


Der bochw. Wijährige Verfaſſer läßt zwei Freunde eine Stubienreije in 
Frankreich und Deutjchland machen und läßt fie jchauen den Niedergang 
des religiös-fittlichen Yebens. Kein peflimiftiicher Hauch, jondern der Hoff- 
vie Kampfesruf „Für Wahrheit, Freiheit und Recht!” weht a 

as Bu 
Bubon & Berder, Kevelaer. Die Braut des Derrn. Bon — 


alten Miſſionär. 528 S. Geb. ME. 1.65 und mehr. 


Das Büchlein wendet fich an Jungfrauen, die mit Kloftergedanten um— 
gehen oder jchon ben Schleier genommen haben; an lebtere vorzüglich. Es 
iſt bollwertig, dank der ſoliden asletiſchen Bildung und ber reichen Er- 
fahrung im inneren Leben, worüber der Autor verfügt. Die korrekte, ja 
gewählte Sprache nicht minder als die ungeheuchelte, überzeugende Wärme 
—— dem Werklein ungemeinen Liebreiz. Möchte es recht viel — 
tiften! 

Garnst, P. Maurus. Schlichte Geſchichten. 362 ©. 5.2 2.50, 
geb. Fr. 3.70. Berlag Julius Rich, Chur. 


In „Rosmwitha” fchildert Berfafjer in poetiicher Sprache die Entwiclung 
einer zarten Mädchenfeele zur Dichtkunft, in Demut und Hlöfterlicher Ein- 
jamkeit. Im „Landrichter* begegnet uns Streben nah Ruhm und Größe, 
infolge ruchlojer Härte und Habfucht; dann Fall von ruhmbededter DIR 


Champol. Schwejter Alerandrine 230 S. ME. 3.—, geb. 4.50. 
Bachem, Köln. 

Der treffliche, fpannende Roman führt in das Armen-Biertel von Paris 
unb jchildert die aufopfernde Liebe der Schweftern der Hl. Borjehung, welche 
troß ihres großen jozialen Wirkens von der Regierung vertrieben werden. 
Das Herrliche Buch jei warm empfohlen. P. 

Eordier, 5. W. Konvertitenbilder, brojchierte Deftchen & ca. 64 
Seiten zu 15 Pfg. Heiligenftadt (Eichsfeld). 

Die Verlagsbuchhandlung verdient für dieſes nügliche, zeitgemäße Unter: 
nehmen Dank und Anerkennung. Bis jegt erjchienen 5 gebiegene — 
zum Preiſe von 70 Pfg. 

— Illuſtrierte Volks-Bibliothek, broſchierte Bändchen à "50 


Pig. ——— — 
Dos 1. Boͤch. ſtammt von J — „Um eine Hand breit“, eine an— 
ſprechende Erzählung. Boch. 2: „Auf Trümmern neues Leben“, bon F. 
W. Grimme. Den Piarı und Boltsbibliotheten beitens empfohien. P. 
Doß, P. Adolf von. F Die weife Jungfrau. 8. Aufl. 460 S 
ME. 2.40, geb. 3.60. Derder, Freiburg 1908. 


36 Fortſezung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 


Eim nad Form und Inhalt vorzügliches Buch für —— Töchter, 
das innert 6 Jahren 8 Auflagen erhielt. Behanbelt die Gefahren des 
modernen Lebens und bie jo wichtige Berufswahl. Ein prächtiges Weib- 
nachtögeichent ! P. 

Ernſt, Friedrich ABC für Adamsſöhne — ABC für Evas— 
töchter. 183—200 S., prächtig geb. & Mf. 1.— Cordier, 
Deiligenftadt. 

Treffliche Ratjchläge und Berhaltungsregeln, friich, originell und Humor- 
voll geſchrieben. Paſſende Geſchenke für Brautleute, P. 

Fabri de Fabris, N. * Im Wandel des Lebens. 236 ©. Mt. 
350, geb. 4.50. Bacjem, Köln. 

Kurze Erzählungen, padend und lebenätreu, mit trefilichen Nukan- 
wendungen. Für reifere Jugend und Erwachfene lehrreiche Lektüre. P. 

Fullerton, ©. von. Laurentia. Eine Erzählung aus Japans Ber- 
gangenheit. 4. Aufl. 232 ©, Mi. 2.—, geb. 3.— Berlags- 
anjtalt Regensburg. 

Präctiges Zeitgemälde von der Einführung des Chriftentums in yapan. 
Berfafierin jchildert in edler, fejlelnder Sprache, wie die bejeligenden Lehren 
des Chriftentums bie Japaner erfaßte, ohne daß bieje ihre — 
Charaktere verleugneten. 

Gürtler, J. Volksaufklärung, Broſchüren-Sammlung — 
105—108) à 8 Pig. Opitz, Warnsdorf. Fortſ. Nr. 116117: 
Zur Geſchichte der Sozialdemokratie; 118: Wunder der Schöpfung 
im Kleinen; 119: Wunder der Schöpfung im Großen; 120: 
Katholizismus und Wirtjchaftsleben; 121: Katholizität und 
Rationalität. P. 

Herder (Freib. - 2 Die jelige Magdalena Sophia Barat. 
Sch ME. 

Obwohl * — nur ‚ber beſcheidene Vorläufer‘ einer nachfolgenden 
tag Biographie fein will, gewährt es bereits einen erhebenden Ein- 

lid in das provibentielle Leben einer der altivften rauen bes lehten 
Jahrhunderts. Nicht allein für religidjfe Kommunitäten, fondern auch für 
Eltern und Pädagogen finden fich darin höchſt bedeutjame Winke. L. P. 

Herlein, Willibald, Pfarrer. 7 Das Dorfleben in jeiner ge- 
Ihichtlihen Entwicklung. Lex. form. Broich. 5 ME. Ber- 
lagsanftalt vorm. Manz, München-Negensburg. 

Hiftorifern und Freunden der Volkswiriſchaft dürfte bas Buch fehr will- 
fommen jein. Die Hijtorijche Entwidlung des Dorfes Rohrbach an den 
Grenzen bon Bayern, Franken, und Schwaben ift darin al® Paradigma 
hingejtellt für die ‚Geichichte der fozialen, rechtlichen und mwirtjchaftlichen 
Berhältniffe auf dem Lande‘ überhaupt. Das vortreffliche Manuſtript des 
frühverſtorbenen Berfajjers gelangte in den Beſitz des Biſchöfl. Ordinariates 
Eichjtätt, dejien Archivar es nun herausgab. Die Darjtellung lieft fich, was 
bei derartigen Schriften nicht immer ber Fall ift, recht angenehm. (Das 
interejlante Werk könnte auch manchen Seeljorger animieren, dem — 
archiv erneute Sorgfalt zuzuwenden.) B 

ſterer, Fr. X, Pfarrer. F Auf zur Freude! Broſch. ont. 1.50. 
Verlagsanit. vorm. Manz, München: Regensburg. 

Mit apoftolischer Begeifterung verkündet hier ein gottbegnabdigter Schrift» 
—* die Frohbotſchaft des Chriſtentums. Die Menge ganz neuer Ge- 
ichtspunkte, jowie bie Wucht ber Gedanken erinnern an Meyenberg; bin- 
ſichtlich Auffaſſung des Evangeliums Hat er das Liebenswürdige und Groß. 


Fortſetzung Ar. 4 — Weihnachten 1908. 37 


zügige Schelle, ohne aber jemals zu entgleiſen. Daß die Arbeit gewifien- 
haft vorbereitet wurde, beweilt die Ueberfülle von Zitaten, die logiſch 
hineinverflochten find. Per Lapidarjtil macht die Lektüre nur noch padender. 
Das ift wieder einmal jo recht ein Buch fürs Leben, woraus ne und 
Laien ſchöpfen follten. ep, 


Krane. Anna, von. Magna peccatriv 4329. ME 5, — 6. 
Bachem, Köln. 

Ein Roman aus der Zeit Chriſti; fchildert Maria Magdalena als 

Sünderin und als Büherin. Recht würdig zeigt die Schriftitellerin, wie 

Magdalena vom Gnadenſtrahl getroffen, dem Heilande nachfolgt bis unter 


das Nreuz und ihm treu bleibt in ftrengem Büherleben Das Buch bietet 
viel Schönes und Belehrendes. P. 


ſtrüger, Karl A. + * Germanifche Götterkunde. Wit 8 Ton— 
bildern. Geb. ME 3.— (Volksausg. 1.80). Loewes Verlag 
‚serd. Karl, Stuttgart. 

Die einzelnen Bilder find willenschaftlich, aber in jehr anziehender und 
leicht verjtändlicher Form dargeſtellt. Es iſt uns über Denjelben Gegen- 
ftand fein Werk bekannt, das unbedenklicher in jedermanns Hände —— 
werden könnte. 

Kümmel, Konrad. * Sonntagsſtille. Neue Seaählungen Eike 
Volk und Nugend. Chriſtmonat, 2. Bd. à 306 und 313 Seiten. 
3. Aufl. ME 1.80, geb. 2.30. Herder, Freiburg. 

Bd, I enthält 18 „Adventsbilder‘, Bd. II 6 „Möventsbilder“ und 12 
„Weihnachtsbilder”, Erzählungen voll warmer religiöjer Begeifterung, mit 
prächtigen Naturichilderungen und gediegenen Charakterzeichnungen. Küm— 
mels Schriften werden mit Recht genannt „weihebolle Erholungsftunden, 


beld reiner chriftlicher Freude, bald edlem, fittlichem Ernſt gewidmet“. + 
reiferen Nugend und dem Wolfe jehr zu empfehlen. 


Randfteiner, Carl. S Ein Jünger Ahasvers. 258 S., ME. — 
eleg. geb. 3,40. Berlagsanjtalt Regensburg. 

Ein junger Mann wird zur glaubensioien Weltanichauung verführt, 
jucht umſonſt den verlornen Seelenfrieden in der Natur. Ein Jugend— 
freund weiſt ihn ins bl. Land und führt den Verirrten zum Glauben zu— 
rück. Reich an jchönen Landichafts- und Weijebildern, an draſtiſchen 
Schilderungen des modernen Großſtadtlebens, Daneben voll von feinpiycho- 
logischen Betrachtungen ift das Buch eine Perle für akademiſch Gebildete. 

P. 


— Die Geijter des Sturmed. Zozialer Roman. 420 S., ME. 
3, eleg. geb. ME. 4. Ebenda. 

In frischer, räftiger Sprache werden die Bewegungen und Stimmungen 
in ber heutigen Arbeiterwelt gezeichnet, am Bildern aus dem Berliner- umd 
Wienerleben. Ter Held des Romans gelangt zu den Grundſätzen chrilt- 
licher Gerechtigkeit ald Hauptfaktor einer glüdlichen Löſung ber joztalen 
Frage. P. 

Zafierre, Henri. Der Pfarrer von Lourdes Monfeigneur Pey— 
ramale. Ueberiegung von C. Burtenbadh. 448 S., ME. 4, 
geb. 4.50. Berlagsanjtalt Negensburg. 

Der geiftvolle Laſſerre ichildert mit franzöfiichem Feuer ein inteveflantes 
Prieiterleben, ein wertvolles Stück Seichichte über die Entftehung des be- 
rühmten Gnadenortes. P. 

Lenzen, Maria. F Nekodas. 369 S., ME. 2.80, geb. 3.80. Ber: 
lagsanſtalt Negensburg. 


38 Fortiegung Nr. 4 — Weihnachten 1908 


Die lehrreiche Erzählung macht befannt mit der großen, ereignisreichen 
Zeit, wo das ſtolze Jerujalem durch die Römer bezwungen und zeritört 
wird. Die Charakterzeichnung der Kraftgeftalt des jüdischen Priefters Netodas 
iſt — gediegen und farbenreich iſt die Schilderung der ———— der 
Juden 


Maidorf. Marianne. Die Here vom Triesnerberg. Eine &r- 
zählung aus Lichtenjteins dunklen Tagen. 270 S. 9 Illuſtr. 
‚st. 5, eleg. geb. Fr. 6.20. Orell Füßli, Zürich. 1908. 

Prächtige Charatterzeitinung, eble form, für jedes Wlter unb jeden 
Stand paſſend, find die Vorzüge des Buches. Bon tendenziöfer Farbung 
des Hexenwahns feine Spur. 

Müller, G. Ad. Hece homo, ME. 4.50, geb. 6.— Amelangs ver— 
lag, Leipzig. 

P. Rufin, 0O. C. ſchreibt: „Ihr großzügig angelegter Roman „Ecce 
homo“ hat mir Stunden tiefen geiftigen Genuſſes bereitet. Was mir an 
demielben bejonders gefällt, ift das klare und beftimmte Bekenntnis des 
Slaubens an die Gottheit Chriſti. Es gereicht dem Buche zu hohem Ber: 
dienfte, daß Sie bie jcharfen Linien der lekteren nicht verwiſchen ließen, 
jondern bejtimmt und ficher gezeichnet haben. Ihr Bud) ift fein vein 
theologiſches Wert, ſondern muß als das genommen werden, was es iſt, 
als eine Erzählung aus der Zeit Chriſti, der weder bie poetifche Tiefe und 
Geftaltungetraft, noch der wilienjchaftliche Untergrund fehlt.” P. 


Muff, P. Cöleſtin. Der Mann im öffentlichen Leben. 40 < 
— Dutzend 1 ME. Benziger, Einſiedeln. 

Das Schriftchen, zur Maſſenverbreitung vorzüglich geeignet, belehrt die 
Männerwelt über Tagesfragen auf religiöſem Gebiete, in der Politik, in 
Preſſe und Seremen. P. 

Nabor, Felix. 7 Mysterium erucis. 570 S., ME 4, geb. 5.20 
Berlagsanftalt Regensburg. 

Der Roman jchildert in herrlicher, bilderreicher Sprache das heidnijche 
Rom 3. 3. Neros. Meifterhaft werden die auftretenden Perſonen charak— 
terifiert. In ſcharfem Kontraft zur Sklaverei wird der Roman zur be- 
redteſten Apologie chriftlicher Nächitenliebe. Der Roman, auf hiftorijcher 
Grundlage aufgebaut, iſt als Lektüre für ſolche, welche höhere Studien 
gemacht, ein Hochgenuß. 

- Der Boat von Xord. 309 ©. ME. 3, geb. 4. Berlags- 
anjtalt Regensburg. 

Ein jpannender, jzenenreicher Roman aus den Bauerntriege. Der Ber- 
faffer kennt die damaligen Kulturzuftände und geielljchaftlichen Verhält— 
nifje mit feinen Licht- und Schattenjeiten, Beim Yeien glaubt man fait, 
vom Klofterturm in die rajenden Bauernhaufen Hinunterzujchauen, denen 
der Bogt umionft entgegentritt. — In beiden Romanen jollte der Berfafier 
einige zu realiftiiche Stellen in einer Neuauflage etwas abtünen! P: 

Neuenburg, Bibliothef des Geographiichen Lerifons: Die Schweiz. 
Seographiiche, demographiſche, politische, volfswirtichaftliche und 
geichichtliche Studie. Deutſche Ausgabe, redig. von Heinrich 
Brunner. 15 Faszikeln A Fr. 1.20 — Sr. 18. FIRE 
Die Schweiz. Geographiſcher, volkswirtichaftlicher, geichicht- 
ger Atlas. 6 Yieferungen von je 8 Karten à Fr. 1 —— Fr. 6. 

Nebit vielen Illuſtrationen, Ueberjichtsplänen und Tabellen enthält das 
Wert Belehrungen über Geologie, Flora, Fauna, Verlehrswege, Induſtrie, 
Handel und Landwirtſchaft ꝛe. „Die Schweiz“ und der dazugehörige „Atlas“ 
können allen für die geiftigen Forti ritte unferer Zeit fich intereflierenden 
Leſern und beionders auch jedem Schweizerbürger, ber jein Vaterland liebt 
und gründlich fennen will, empfohlen werben, P. 


Fortſezung Nr. 4 — Weihnachten 1908, 39 


Der, 6. S. von. Unjere Tugenden. 255 ©, ME 1.30, geb. 
ME. 2. Derder, ‚sreiburg. 

Das Gegenftük zu „Unjere Schwächen“. Dieje Betrachtungen über 
Selbftbeherrichung, Uneigennügigteit, Opferwilligkeit 2c. find in einer folch’ 
anjprechenden Form geichrieben, daß fie ben Weg zum Herzen finden 
müſſen. P. 

Petrus Glaver-Sodalität (Verlag in Zug, Dswaldsa. 15). * Claver— 
Kalender. 69. 

Gehört zu den beiten unter feinen vielen Brüdern. 

* Der Beruf einer Hilfsmifiionärin für Mirifa. 25 Rp, 

Bon der Generalleiterin der Sodalität, Gräfin Ledöchorwsfa, jelbit ver- 
faht und von zahlreichen Bijchöfen warm empfohlen, orie ‚tiert das gehalt- 
volle Büchlein über Einrichtung und Wirkfamkeit genannter Sobalität, bie 
von Europa aus am Heile der armen Neger mitarbeitet. Für Martha: 
jeelen ein aktueller Lebensweg. 

* Die Aufgaben der kathol. Frauen am Miſſionswerke. 
10 Rp. 

Ein guter Fingerzeig für manche, die Helfen möchten, es aber nicht an- 
zuſtellen wiſſen. 

Zaida, das Negermädchen. Volksdrama in 5 Aufzügen. 
Bon Alexander Halka. Fr. 1. 

*Das Weinkörbchen. Drama in 3 Akten. Von demſelben. 
50 Rp. 

*Baroneſſe Mizzti. 6 dramatiſche Bilder. Bon demſ. 50 Rp. 

Drei Bühnenſtücke, die auch in der Schweiz ‚ziehen‘ würden. Sind fie 

och ganz aus dem Leben gegrifien. Das erjtere verdient auch bez. Auf- 
bau und Charalterzeichnung großes Lob; es wurde fogar an ben Höfen 
zu München und Wien, und zwar mit glänzenden Erfolg, aufgeführt. Alle 
drei find in Proja abgefaht, was jedoch ihrem Wert feinen un tut. 


Nheinau, Klara. 7 Liebe und Pilicht. 202 ©. ME. 1.50. — 
Mk. 2. Cordier, Heiligenſtadt 1908. 
Der Roman ſpielt in Nordamerika. Die Helden des Romans ſind: Suſie 


Walters und ber Herr bon Aikenhall. Die Vorſehung löſt die RAS: 
und bringt die beiden einander nahe. 


i Dem Lichte entgegen. 327 S. ME. 2, geb. ME. 2.50, 
Ebenda. 

Laurence vd. Bayens in religionsfeindlicher Atmosphäre erzogen, kämpft 
jich nach vielen Konflikten zum Lichte des Glaubens durch. Gin piycho» 
logisch fein empfundener Roman. In einer 2. Aufl. müſſen in beiden 
Werten — Auslaſſungen im Druck verbeſſert werden. 


Saitſchick, Rob. S Quid est Veritas? Ein Buch über die Prob- 
feıne des Dajeins. 316 ©. ME. 4.35. Ernſt Hofmann, Berlin. 


Tiefgründig, nobel, männlich: das ift die Signatur des in Dialogform 
abgefaßten Werkes. Ein chriftlicher Philoſoph — der Autor jelbft — ringt 
mit je einem Vertreter der buddhiftiichen und naturaliſtiſchen ltan⸗ 
ſchauung. Die Wettbahn iſt lang und der Naturaliſt ein Dauerläuſck; doch 
die Palme fällt Theophilus zu. Den Sieg enticheidet ‚dev ewige Gehalt 
der Religion‘ (legtes Kapitel), Hut ab vor dem ſtrammen Zürcher Pro- 
feſſor! —1 

Schoenaich-Carolath, Prinz Emil v. 7 * Auswahl ſeiner Dicht— 
ungen. Brojch. ME. 1.60, geb. ME. 2. Göjchen, Leipzig. 


40 Fortjegung Nr. 4 — Weihnachten 1908. 


Neuromantiter auf chriftlicher Bafıs. An idealer, märchenhafter — 
heit Böcklin vergleichbar I. P 


Schöninghs (Paderborn) Tertausgaben alter u. neuer Schriftſteller. Zu 

den bisherigen find erichienen: 7 Göthe, Didıtung u. Wahrheit 

(in Auswahl). 40 Pa. — 7 * ktleiit, Hermannsſchlacht. 30 Bra. 

7 Sophokles, Aias. 30 Pfg. — 8 Leſſings Laofoon. 30 

Pig. — 7 Sophokles, König Dedipus. 30 Big. — FT Desjelben 

Antigone. 30 Big. — F * Klopftods Oden u. Elegien (Ausw.) 

| 40 Big. - - 7 Shafeipeare, Kaufmann dv. Benedig. 30 Prag. — 

‘*Domers Silas. 40 Bra. — T* Uhlads Ludwig der Bayer. 

| 30 Big. — *Hebbel, Die Nibelungen. 60 Pfg. — T Yudwigs 
Erbföriter. 40 Pfg. — 7 Desielben Mafkabäer. 40 Prog. 


Die Einleitung umfaht jeweilen nebft wertvollen biographiſchen Aus- 
| führungen eine Sejchichte und Charalterijtit des betreffenden Wertes, ſodaß 
| der Leſer volllommen aufgellärt an die Lektüre herangehen kann. Als 
Anhang jind die alernotwendigiten Erläuterungen zu einzelnen Stellen 
beigefügt. Die gefällig fartonierten Bändchen find denen von Reclam ent» 
ichieden vorgugichen; jie weiien auch bejieren Drud auf. L. P. 
Schott, A. 7 Sotswin, des Fiedlers Denkbuch. 141 Z., geb. 
Fr. 3.7 3 J. P. Bachem, Köln. 
Der treffliche Erzähler ſchildert den Mönch Gotswin, der als Fiedler die 
Welt durchzogen, als Burgpfarrer des Ludwig des Bayern. Prächtig 
werden Zeit und Charaktere des 14. Jahrh. geſchildert. Gotswin zeichnet 
offen und treuherzig Tugenden und Schwächen jeines Bayern-Kaijers und 
verjtcht es, manch’ treffliches Soldkörnlein von Lebensweisheit einzufügen. P. 


Shumader, Derbert. * Kleine Volksgeſchichten (S. Katalog 
S. 123124). Fortiegung Band 5—10. 


Bd 5: Ehrlich währt am längften — Norah. — Tie Spielichuld. -- Die Tante des Bügermeiiters. 
— Die Kommerzienrätin — Tas Ende einer Königin. — Veiriedigte Fure. — Die gebejierte 
Stiefmutter. Gott ijt der Kater der Witwen und Wailen. — Sag’s deiner Frau. — Der 
arme Student. — Tie Roſe von Bezierd. — Ter Mutter Gebet. — Eine ergreiiende Szene. 
— 8. 6: Ein ungeratener Sohn. — Des Lebens halber Lüg’ ich nicht. — Der Wotresftreiter. 
— Ein hartes Herz. — „er Xater und das Kommunionkind. — Du ſollſt den Sonntag 
heiligen. — „So bete doch“. — Der Nabrestag der Brimiz. — Tas Tifehgebet. — Bater 
Bruno und der Wilderer. — Turch Nacht zum Yicht. — Em Bettelfind. — Bd. 7: Die fieben 
Schillinge des Banfıers. — Kin Schwur. — Tas Kezept des Iinbefannten. — An einem 
Blick. — Tas Weberbuch der Mutter. — Hohe Zinſen. — Die Tepte Reiſe. — Tie Müllere- 
tochter. — In Berjuchung. — Ein Traum. — Gine Warnung. — Tod und lebend. — Tie 
Blippbotograpbie. — Bd, 8: Auf roter Erbe — Im Leichenhauſe. — Auf Borg. — zer 
Wilderer. — Tiger Jim, der Pferdedieb. — Wie auch wir vergeben. — Ter Preis ein 
“ Menichenleben. — Ter alte Nurfürft. — Tas Grab in der Scheune. — Die Abendglode. — 
Manko in der Kaffe — Eine Erbichaft. — Die Kifitenfarten. — Gin Teierteur. — werettet. 
\ — Bde 9: Der Girtenfnabe aus Tirol, Intel Mattbies. — Der Hofrat. Tie Stednabel. 
Ä 3wei Freunde. Ein Schuldichein. Ter Neger. - In ig rd Im Schnee 
| Bd. 10: Das Nreuz im Sabichtsbolze Treu bis in den Tod iedergefunden auf dem 
Todesbette. Ein verwaiftes Nind. In Balaft und Hütte, 


Bd. (144 S.) à ME. 1. Yaumann’sche Buchhandlung, Dilmen. 
Eine Neihe reizender Heiner Erzählungen, in voltstümlicher Sprache, 
\ mit echt chriftl. Lebensanichauung, für Jugend- und a 
jebr empfehlenswert. 
<tolj, Mban. Kompaß für Leben und Sterben. 54 S. ‚Mt, 
1.80, geb. ME. 2.20 vder 2.60. Herder, Freiburg 1908. 
In padender Sprache bietet der unvergehliche Schriftteller in Wahrheit 
Ahnen Kompaß auf dem ftürmifchen Meere des Lebens, ficher zum ewigen 
Endziel leitend. „Tas Menichengewächs“ enthält treffliche Winfe für eine 
gute Erzichung. . | p. 
— Wilder Honig. 4. Aufl. 674 S., ME. 3, geb. 3.40, 3.80 und 
s 4.50. Herder, Freiburg 1908. P. 








Redaktionskommiſſion: 
Peter, Bir, Triengen; P,Leonhard Peter, Mehrerau-⸗Bregenz; J. Müller, Lehrer, Goßau. 


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NN! 
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