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Full text of "Die Anfänge des Glaubenskonfliktes zwischen Zürich und den Eidgenossen, 1521-1524"

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Die Anfänge 
des 



Glaubenskon 




zwischen 
Zürich und 




Wilhelm Oechsli 




HAIU'ARD 

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LIHRART 

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WT«)PE.\N IIISTORT 

OFNOHTHERN.M'RKIV 

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Die 



Anfänge des Glaubenskont'liktes 



zwischen 



Zürich und den Mdgenosseu. 



1521-1524 



Von 



WWTERTHUR 
Rucbdrtukerd von J. Wcukhliiv;. 



I 

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nme Schuljahr, 'a-elcbcs iiiii Oslent iSS) btghtul, birgt in seäum Sdnosse die 
^nn-jühri^c Gtdcnhjeifi dt-r GAnirt Luthers itiiJ /.winglis. Dies Ziisainiiicntri-ffi-ii iinig 
die yerößmüichiing der Anjangt einer grösseren Arbeil mhlferii^i'n, weidit der Fer- 
Jasser unlenta^, um skb an Hand des rä^m, «Oth in jüngster Zeit darth die 
Fortämagtn Ktmmt» Etektr* in den äslreidüschett Archiven äusserst glnckiich ergänzten 
MatcritiJs ~iir Si'hii-fi^frtsclun Rt'joniia!i(nist^(Scl<tcht( über d'w :\m ivrsihii'dtiifii Seite» 
so fuirl M^C);ri![j<-iic :{iirdh-i iiihc Politik ;iir Zeit der Kaj'pelerhneiie ein feil i:ei;riiitdetes 
Urteil bilden, iram dies Brucbstiiik dein Historiker vmi Fach nur wenig XeJies 
Helen kann, so wird es doeb dem mm oder mder» als eine Zusammenstdlnug des in 
den Abschieden nnd Sinislif;eii Akletuammiimgeu {erslreuten Sti^fes niebt Kiienviinscht 
sein. Einem iilljdllii;eii 'M-iteni Leserkreis aber mdt,' es hruriseit, iivlehn Festii^keit und 
Velhrt^aigangstnne es von Seiten des Ziircijenvlkcs und seiner geistlichen und n-eltlicluit 
Leuker bedurft hat, um das Reformatiottsmerk durA die sdmerett Geßhrimgen der 
ersten JiAre glüt ' ^' ''indnrcb-usteueni, und dadurch aiub ein Scherfida ipirr EritmerungS' 
Jeier des grossen Matuies beitragen, dein wir die kircUiehe ße/rduug unserer Hamat 
verdanken. 



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Die Auiäuge des Glniiliniiskonfliktes zwischen ZOrieli 

und den Eidgenossen. 



Am 5. .Mai 1521 güigeu die Eidgenossen nach langjähriger EnUfrenidimg wieder maatawfa* 
ein engM Baodnis mit Frankreich ein, das ihre Kriegskrafl von neuem ginzlieh in den '"'"^ "* 
Dienst dtewr Macht stellte, zur biltern Enlläuscljunp des Kaisers und Pabsles, die bei 
ihrer gleichzeitig abgeschlosaeneD Allianz gegen Fran?. 1. des bestimmtesten auf die Mit- 
trirknng der helrttiachen Kantone geredinet hallen '). Nur Zürich hielt sieh davon fern 
und Hess sich weder durah die Lockuntcen der französischen (Gesandten'), noch durch 
die dringenden Mahnungen und wiederholten Bolschaften ') der übrigen Orte zum Eintritt 
in die Vereinung bewegen ; selbst der Appell derselben an seine Untertanen blieb frucbt- 
da Stadl und Lftnd, Regierung mid YcHk in der Zurflekweiaung des franaOeiseben 
Bündnisses vollkommen einig gingen *). So stark war jedoch in der an sich so losen 
Eidgenosiieuschaft der schweizerische Staatsgedanke bereits geworden, dass diese >Sön- 
* derung« ZOrichs «tlentball)en von Behörden und Volk aals Vebelsfe empfanden wurde, 
und als- e-^ — konform dem Bündnis mit dem römischen Stuhl, dem es sechs Jahre zu- 
vor auf das Drängen der übrigen Orte beigetreten war, aber im (Gegensatz zu der jetzt 
unter den Eidgenossen herrschenden Stimtnung — dem Pabste im Ilerlist lö2l Werb- 
ungen zum Schutz seines Gebietes bewilligte, da machte sich der Groll gegen den Vor- 
ort in wilden Srhmalnin^'cn, ja in Krii iii ilunipt n Luft In il< r Tat, wäre dirsp 
Sonderpolitik Zürichs nicht aus jenem ethisch und politisch höherstehenden Prinzipe her- 
vorgegangen, dem Sehl grosser Prediger am GrossmOntter ao beredten Äusdmck verlieb, 
wäre sie einfach, wie die Eidgenossen anfän^dich anzunehmen geneigt waren, ein eigen- 
sinniges Parteiergreifen fiür die entgegengesetzte Seite, für Kaiser und Pahst, gewesen, 
die Geschichte mfiaate dieselbe vom Standpunkt der vaterÜndUchen Entwicklung aus 
durchaus Yerurlellen. 

') SMi« <9e die Sehwah bcrthrwidtii Artikel dIcM* Vatlmfcs in dsn EUgsBOsiisriiin AfastUs» 
4kii «V 1 s ptg. K. 

*) In dem Sehrelb« SSOriehi m Luiani Abseb. 4, I a p>|. M wihi «In wu/tmuiH^ Enchraieii d«r 
ftaniflabdimi G<>snti<lleu v<ir dvn Räten rrnühiit. !<. Bullinger I, pa^. l'^. 

') IX und |K. Mai I. Aufu-,t 1532 und ii. August löä! tAL:^h. t, 1 a p;.,:. 3S. 4<), 3S8). 

') Atv-th. i, 1 a pnc. 31). 

*J Slrickltr, AkleDNiDmlong for «chweit. R«f(nnnaÜotU|iCKliiefate 1 üo 3W, 346^ 412, 710, 7SI, 1^ 
Abseh. 4, 1 s pag; 151. 



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— 4 — 

E*«i« r»ri/rnii- Nocil erblickten dit- Kidg^onnscoii in Züridi «las ILmiifqtiartior il^r kaiserlich- 

ihftriitodilril!^ päbsUicheo Partei und gerieten mit iiitn darüber in mancherlei Kontlilitc 'j, als es ibaeo 
iNinar- »«• iu»i«D AnlMs zu Befremdontr und Unwillen nadi einer gani andern Seite bin bot. Die Welleii 
der von t^cm Wiffentiorpor Mönch aiir^'evvDrri'iU'ii rolii^ios'tn Dowo^'un^j; sclilugpn auch in 
die Schweiz hinein: derselbe > unruhige Kopf,c der sich den Regenten der Eidgcnossen- 
Klttfl dureh sein TolksUinliehe« Auftret«i ges^n Pensimen tmd fremde Dienste langst 
verhasst gemaclit halle*), der Leutpricslcr am Grossmünster in Züii I In^ an, nach 
Art »hussttischer und lutberiBcher Ketzere in Wort und Schrift auch an die altehrwür- 
digen Ordnungen der christlichen Kirche zu rühren, und seine Regierung Hess ihn trotz 
der Mahnungen des geistlichen Oberhirten von Konstanz frei gewftbren. Schon Ende 
Mai 152:?, nur einen Monat nach depi Erscheinf>n di r rrslen reformatorisclKn Srhrift 
Zwingiis: »Von i^rliiesen und Freiheit der Speisen«, imd nur wenige Tage, nachdem er 
seine »gOttlidie Ermabnong« an die Eidgenossen sa Sehwyz geriehlol, »dass tie sieb vor 
fremden Herren liüton mui i iinnli rn. wniilr ,V\r' --Irrung im christlichi-n fllinben, die 
jetzt durch die l'redigt uiandier Priester allcnlbalbcn in der Kidgenossenschart ent^tehec, 
auf der Tagsatzung in Losern zur Spraebe gebracht *). ZunScbst erfolgte nur der alt- 
gemeine Beschluss, die < )hi i^'ki iten aoütien mit ibren Priestern reden, dass sie von solchem 
Predigen abstehen; aber bald genug ging die Tagsatzung weiter. Während sie im De- 
zember ihren Beschluss in schärferer Fassung wiederholte und an Zürich und Basel die 
Aufforderung richtete, den Dmek solcher »nöweo büeehlin« nicht mehr zu gestatten*), 
Alto TmM- überlieferte sie den Lcutprieslcr Han« IVbnn Wyss von Fislispach, der gegen die Hci- 
ligeoverebrung gepredigt und eine »Tochter« zur Frau geooinwen, dem Bischof von Kod- 
stans zur Bestrahing und schrieb an die YSgte der gemeinen Herrschaften, wenn von 
Priestern odn- Ubiern hören, die also ungebürlich wider den Glauben handeln und reden, 
so aoUea sie die »uns Eidgenossen« verzeigen^). Die sununarische Beschaffenheit der 
Abflcbiede gestattet uns leider keinen EinUlek in die Art, wie cBeae erstra refomiBtloni* 
feindlichen Schritte der Eidgenossen zu Stande kamen; doch geben uns anderweitige 
Akten einigf^n Atiferhluss über die Stelliinp, wrltlif ilie ('inzj-Irnn Orte dazu einnahmen. 
Selbstverständlich stimmte Zürich nicht dazu, wie es denn aucli sofort sich mündlich 
und sdirifüieb bei dem Bisebof toq Konslant für den geAmgenen Wyss verwendete^. 
Auch Bern äusserte, obschon c-5 zn di-r Auslieferung,' de? Prioi?ter5 seine ZusttTninting 
gab'), über den Beschluss der Tagsatzung gegen die neue Predigt sein Missfallen und 
erklirte, et wolle adnes Täls frei adn, seine Piftdikanten das b. Evangelium und die 
b. Schrift verkflnden and piredigien lassen oha« jemandes V0rhliidenmg und Wldenrede 



') Wegen der HaupÜeute, die ^ilrche^l^cl^^; lleiäiäufiir lri»U üea Verljoten iler Kegitfiui^ anj(«- 
BOtnm«n, Absch. i, 1 a pag. 214, 932, H8, 963, 960, 97C elc, des AufenÜiag^s kaiicrlicLvr und 

uaUAmÜMbAr GMMidlea pig. 166^ S3U mgan d«r Baaatnnc 4w Togtci Meadriäo pay. SSf, W3, 986. 

*) AUemimmlanf l. Ko. tn, Aariielm TL ptf. Ml. BuBiatw L {lag. 4a 

•) \)''<h. i. 1 a pafr. IM. 
> patf. iSb. 

') Abschied vom 3. Nor. 1&93 fmg. tl9, Tom M, Kov, pig. IBO und 91. 
*) AkiuMuninhuig L No. fiflO. 
StOrler, Crkaadtn der htm, Kirehoncftirm L peg . 9. 



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~ 5 - 



und sie dabei baadliaben oad scbirtnen Dagegen stellte sich Luzern von An&ng an 
nrit aller Entechledenbeft an dl« Spifxe des aldgenfissiadien Feldxuges gegen die »Jatbe- 

fische und zwiiigüscJäC« Kelzerei *), wie es auci» bei der französischen Vereinuog in 
(Icstcr ^re-landen hatte. Dadurch ging die vorörtliche Rollo, welche Zürich in den 
ietzleii Juliiiithaten in der Eidgenossenscliaft besessen halle, die es jetzt aber durch seine 
poHtiiehe and religiöse Sonderstellang anf Jahre bioaus vüllig einbüssle, an jenes Ober *). 
An 1^^. Mär:r 15»? sah die Limmatsfridt 7iim Irlrfcn Mal ilie eidgenössischen Boten zu 
gemeinsamem Tagen in ihren Mauern versammelt, während Luzern nur von da an bis 
Ende Hai 15M dieselben ntebt ivenifer als 9S Hai beberbeifte. 

Währenil tlle Melirliei! diT Ta^'s;il/mu' unter der entschlosFi^non Frihrnny LuzornB 
der religiösen ^Jeuerang lange nur verurteilend und. strafend gegenüberti-at, so schlug die 
Regierung von Zflrieb einen entgegengeeetzten Weg ein, welcher von weUhlstoriteber 
Bedeutung werden sollte. Am 5. Januar 1533 meldete sie den aidgeoössischen Boten 
in Baden, sie habe wegen des Zwitspallrs in At^r Vcrkünduiig ilos Oottesworfos alle ihre 
Prälaten, Leulprieslor und Frudikanleii ai ünem Gebiete eingeladen, sich aul den nüchsLcn 
Tag itaeb Kaisar Karoliis (t9. Itn.) in ihre Stadt au vexAlgeii, wo man ne in Geg»- 
warf einer Hof^chaft des Ri?rhf>fs von Kon=tnn7 ?cfren eJumder hOrso «wde-; die EU« 

genossen möchten ihre Gelehrten auch «lazu senden. ' i 

Indem der zQreberisebe Rath die OiaubeMangdeKettheH vor sein Porom tog v«iimumi ' 
und dadurch die Aii>iilil Zwingiis, dass jede »Kirchhörec eine souveräne K'ircho sei, in ^^a"^'**^ 
gewissem Sinne ta der aeinigen macht«, dokumentirte er im voraus seinen Bruch mit oimdmu- 
der Hierarchie, mtt der katfaolisdien Aniehauung, weiche das Recht der Entsdieidai^ 
über Glaubensfragen nur einer Versammlung >gemeiner Christenheit«, nur der ganzen 
Kirche, aber nicht einem beliebigen Bruchteil derselben znerkatinfe. Ob nun die Eid- 
genossen schon die ganze Bedeutung dieses küiinen Schrittes ermasscn oder nicht, sie 
Mslten flieh im Gegensatz za dem Bisdiof ton Konstanz too dem CBaiubensgespridie 
völlig fern, sie würdigten die Einladunjj dazu nicht einmal rinor .Antwort') imrl verboten 
eintadi den Utrigen, iiinsugeben^). Dagegen zogen sie auf der Jabrrechnung zu Baden 
Mitte Juni 15tS den »lutherischen Handel« anfs neue In ematliehe Erwlgong. Der 
Fortgang der Bewegung, insbesondere ihr HinOberspielen auf das soziale Gebiet hatte 
auch Bern ängstlich gemacht. Sein Gesandter Kaspar von Mülinen wi^ auf Zürich bin 
und meinte: »Liebe Eidgenossen, wehret bei Zeilen, dass die lutherische Sache nicht 
die Oberfaaud gewinn«. Die Pridikanten haben es dort dahbi gobradit, dass die Regierung, 
anoh wenn sie gerne wollte, en nicht mehr wenden vecmöchle, nnd o> ist dahin 
gekommen, dass mancher in seinem eigenen Haus ohne Schutz von Bewaßnetcn nicht 
dcber ist Die Bumm «of dem Land wollen weder Zins noch Zehnten melir gdten 
und eine solcbe Zweiuog ist in Stadt and Land, deigieldwn noch nie gehfirt worden 



•} SiOrlar Ufknndco I. pag. 6. Aiub^ VI. pag. 10«. 

^ VgL die tmifltliNibMiLttnm «nltgra ton 11. oad 80i DeeembtrtStt, Abieh.«, I n p««.S57. 

•) Vgl AtleiL^iuiiiilimfr !. So. 744. 

'} Aksdi. i, I a pag. 903 findet »icb die ein&ge £>pur diessr Disputation in den cidgeiu AkUo. 
*) Ballina»r 1. p«. «7, v^. Andutaa Tl. pag. IIM. 



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— 6 - 

itt*). Den tLaodvös^ten wurden neue Verhaftungen von Prieslern anbefohlen, und Luzem*) 
erhob gejfon Zwingli die Anklage, er habe gepredigt: >die Eidgenossen yptkaufen das 
christliche Blut und essen das christliche Fleisch«'), worauf ohne Rücksicht auf seine 
Verantworhingr am nächsten Ti« in Bern (7. Juli) den VOgten im Tborgmu und in Baden 
geboten w urde, ihn bei Hplrelen zu verhafleti. Gharakfori>tisch für das seltsame Wider- 
spiei des weltlichen und geisUkhen Momentes in der Politik der Eidgenossen war es» 
dan lie gleicfaieitig dem Landvogt im Thwgau befikhlen, aoeb den in Konstanz weUenden 
Legaten des Pabstes, TalU er eidgenössischen Boden beträte, Testzunehnicn') und aa 
Zürich die besondere Aufforderung richten zu müssen glaubten, dass es (Iciii^rlben kein 
Geleit erteile^). Im gleichen Augenblick also, wo sie ihm seinen kirciiiieiieit Ablall 
von Rom zum Vorwurfe raaehlen, hielten «ie es merkwürdiger Weite poUtlaeh noch (Qr 
>päbslisch« gesinnt. Noch wog überhaupt der (iroll über die pnlitisrhr Ahsnndnninsr 
Zürichs bei ihnen vor. Weil es dem Stauipa, dem Agenten des restituirlen licrzogs 
Ton Mailand, Aufnahme gewährt und in einem Schreiben an die XII OKe den Frieden mit 
Mailand empfohlen hatte*), während diese im n.^'iifTe standen, dem König von Frankreich 
einen neuen Auszug gq;en dasselbe zu bewilligen, wurde, wie es aciieiat, wiederom auf 
Betarelben Luzems beecbloasen, noch eiimial eine eidgenSssiedM fiotadmft an i&t Stadt abzo- 
der jr.li/ v.r- gchicken und mit ihr >ernstlich Rede ZU kiranchcn«, da sie sich nicht bloss seit einiger Zeit 
tutuBg ül)rigen Ov\r'n ?"nn]m. sondern sogar Feinde der Kidgenossen, wie den Slam|>:i mul 

andere, bei sich dulde und ihnen ihre Hanke und Umtriebe nicht wehre'). Aus der 
tnstnilKtion, welebe von der Tagsatznng zu Luxem vom 17. Angnst für diese Botadiaft 
ntifrrO'i tzt wiirdi'. jrcht liorrnr, <1a?= man von Zürich befürchtete, es möchte abermals 
einen Aufbruch für den Pabst bcwilhgen, wie löil; daher sollten die Gesandten es 
ersuchen, wenn es die Vereinung mit Franlveieh nicht annehmen wolle, so mAge es 
wenigstens die Seinigen daheim behalten unil nirgends wider die Eidgenossen •ielicii 
lassen"). Die Antwort, welche Zärich am 22. Aug. Iöi3 der eidgenössischen Itotschaft 
erteilte, und wohl noch mehr der rasche Vertanf der kirchlichen Umwftlzung in der Stadt 
mochten allmälig die Eidgenossen davon überzeugen, dass bei der Ablehnung den 
französischen Bündiii-t, !,- in der Tat nicht sowohl die Hinneigung zur Politik (l' i Kaisers 
und Pabstes, als vielmehr die grundsälsUchc Vci-scbmähung des Pensionen- und &^ökloer- 
wesens im Sinne Zwingiis ansscblaggebend gewesen war. 

') Abfrli. i, 1 a pag. 310. Das H^rliwerJoschreilwri. dus Zrtriclj (irr von Mnihion iffbraiKliten 
AuMirflclM balba am Z5. Joai an B«m and Sototliani tiebtet«^ se%l, dass diM kleine ÜmchitOck ms den 
OfaraliintdiakuimneB der Tagntianf nicht, wie ■«tHwCw nwiirt {U iMg. 174), auf 4ie Jfl|||ag«ilMiag In Bam 
laut, aoDiIern muF die Jabrre-chiiiinir zu Baden 15. Juni f., wo NflliacO ab GeHBinar AieiiH*. 

■) Ahsch. i, I H jag. :t07. Uuwa wird b««uanigt, an den Lwadvagl vim Bad«n tu s^reibcn. 
Vgl. anch AkUiisaiiiiiilnnii l. .Vo. ö^X 
*) Abaeh. 4, I a pag. SS&. 
«) Abeeh. 4. t a |m«. 806. 

*i » p«f • M"- 

*) Aktenaamnibiiig I. \o. 959. 

') .\bsch. 4, I a pn?. 307. Scliwyz, Gtaru*. SchafTlinnePii und Appenzell, ilie liierfil>er keine 
YoUnukclit liitlxTi, sollen ihre .\iiiwort uacb Luiusra Wrichten, vv«kb«> dann einen To^ nacli Zürich mi- 
wiril. 

•) Abich. 4, 1 a pag. ätS. 



• 

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- 7 ~ 



N.- 



Wenn sie skh von dieser Seile beruhigt fühlen mochten, so machte ihnen die reli- 
giöse Ab'^ondr'rtinfr des »vorLlerstf-ti'. Ortes desln iiiehr zu -cIiaiTon. AI* sich der Bisdiof von l^^^^^'^^'ö 
Konstanz durch eine Uesandschaft bei der Tagsatzung darüber besclnvcrte, dass »einige «ik.- ucfurmatw». 
Printer«, wie lie voisebeii, mit Befugni» dtr wtItKdm (JMgkrit seitM Gebote «md 
Verbot^, seine Cilationrii uiu! ^-i isflichen Gerichte verachten, koinc Investitur mehr 
eioboleo, keine Abgaben mehr entrichten u. s. w.'), erwiderten die iRAle und Sendboten 
gemeiner GidgemMsensehaft , inaonden die in lefn Bistiiin gehOrenc, am 19. Auf., sie 
wollten das Stift bei all .-.etn> n [T>-rrlichkeiten, Gerichten ihkI allen Plerkommen bleiben 
lassen und niemanden dawider schirmen in der Hoffnung, der Bischof werde die, »so 
sich also uiischicltlich halten« und ihm zu Händen kommen , nach Verdienen strafen*). 
Ende September erib^ der weitere Besctiluss, jeder Ort solle die S^nen, Mann oder 
Weib, Geistliche und Wrlflitlic, die von solcher Irrunp nirht abstrhfn wollen, nach ihrem 
Verdienen slrafen'). Damit gab die Mehrheit der Tagsatzung in unzweideutiger Weise 
tn eriEeonen, daas sie es für PfUtM «mrf JUmilt tfer BUgmoutHMiiaft mwAfa, 4m 

<f«istlichen Autoritäten die U'uiii :n i-i'i'h>ii Uii'f </<"■ K<l :■}■•! in ihrinn ijumin Uinfany 
ZU mUrdrHakm. Aber von diesen Befichlüsseo bis zu ihrer Vollziehiu^ war nodi ein 
weiter Sehritt. Bekannflidi stand dar Tlagsatninf bei an dam Ansshen, du sie ab die 
Versammlung der gesammten Eidgenossensdiaft ganoss« eine eigentliche Staatsgawalt 
rieht 7.U, wfdtT nach iiiiiL'ii noch nach aussen. Umwnsf wiircn in dorn verflossenen 
Jahrzehnt wiederhull Aiisireiigungen gemacht worden, um du» Prinzip durchzuführen, 
^aaa die Htaderhelt der Orte aleh wenieatens In »groasen nnd dapimi« Dingen« In soietieD, 
welche »Lob, Nntr«»n und Ehro i^nrnfiner Eid^^cnossenschaftt betrofon . don Fte^chMssen 
der Melirheit zu unterziehen habe^); nur da, wo die einzelnen Bünde oder die gemein- 
samen BnndesvertiSge tu Mebrlieitebeseblflssen berechtigten, so wie bei der ßeberrschnng 

(li-r pf iisiMnen Vogteien war das Mehrheitsprin'/ip nnler den Eidarnnsscn zur Ariorkcnnung 
und Uebung gelangt. So konnte die Tagsatzung wohl in den gemeinen Uerrschaflea 
einschreiten ; gegendber Ztlrieh oder Irgend einem Orte, der Ihren BeaehMssen nicht 
fSgan wollte, war sie rechtlich machtlos. 

Dabei wollten sich indes die Staatsmfinner der Innorschweiz nicht beruhltrcn, /uiiial 
die Bewegung von Zürich aus immer mächtiger um sich grift' und dort selber stets neue 
finsehen in dte alte KhrdwnordDnng aehoss. Am IS. Oktober riehtate Zfiridi an dl« «MÜMKSMdk. 
cidsenössischen Stünde die Rinladnng zunr zweiten Glaiil)f>nsgespräch über Bildrr rmd 
Messe, und schon wagten es zwei derseU>en, Schaffbausen und St. Gallen, sieb daran 
dnreh Al^esandte ni beteü^en. Die Antworten, weldia ZOrieh diesniri wanlgslena 
von einem Teil der übrigen Orte erhielt, sind bezeichnend für die erbitterte Stimmung, welche 
in der Urschweiz gegen die neue Lehre herrschte. Während Bern und Solothnrn sich 
freundlich für ihr Ausbleiben entschuldigten und ihre Mitwirkung zur Veranstaltung einer 
f^iilfjem»>i-rlt' ,1 Disputation über diese »schweren, die ganze Christenheit l)erührenden 
H&ndd« anerboten, antwortete Linem in schroiltter Weise: es hAtto erwartet, da» 



*) Abaeh. 4v 1 a P^(. iU* 
•) . » «t. 

') » » 331. 

*> loia, mä, 1ÖI8. 1531 vgl. Abacb. i, i. p«g. 731, »26, 1105. Atoch. 4 I a p««. 147. 



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— 8 — 



Zürich diese ImiDg längst ausgerottet haben wärd«; an Mtocm Beistande würde es ihm 
nicht gefehlt haben. Soldie »klpinfüpgct Versammlungen in Glauticnssachcn gezieme 
es sich weder zu halten, noch zu besuchen. Für den h'ali, dasa dies nicht Zürkbs 
Jfeinnag Mi, kttnoteii sie nur erUKren, dtaa die Wäer ▼on den Eontllien gatgeheiiaMn 
und die Messe der Grund nllp? Glatibc-ns si'i. Dabei wnMfpn sic" bleiben und jedLMTiiunn 
gewarnt haben, der solche Irrungen in ihren Ucricüten und Obrigkeiten pQanzen wollte. 
Noch bitterer ftOMerte eich (Ewalden: «ie hätten nkht eonderikh gelehrte Lente, alier 
fromme ehrbare Priester, die ihnen das Evangelium nach dem Brauch der Altvordi in 
auslegen. Dabei wollten sie bleiben und eh' den Tod darum leiden, bis Fäbste und 
Konzilien anders beschliessen ; sie könnten nicht glauben, dass es ihnen zustehe, das zu 
indem, was vor alten Zeiten »eo Ofdentlicb« von der ganzen Christenheit beschlossen 
worden, iinii annh nicht, das« un«pr Tiergott (t«:in Zivinfrli so viel Gnade erzeigt habe, 
wie den lieben Heiligen und Lehrern, die Tod und Marter um des Glaubens willen 
gditten. Dann sie vHnlbniMi nidit beeende», das« er ein feietiieb Leben fahre vor 
andern, vielmehr dass er ehnr zu Unruhe als zu Ruh und Frieden geneigt ?ri. DLsiluiIb 
wollten sie niemanden zu ihm und seines tiletchen schicken. Wahrlich, hüllen sie ihn 
QOd wOrde ytm ihm geredet, aie woHten ihm den Lohn geben, daas er es nimmer 
mehr l&te*). 

Der Ausgang des zweiten Glaubensgespräches, über welches Zürich den andern 
Orten Anfangs Jan. 15^1 ein i'ljüclileiix übersandte'), liess keinen Zweifel darüber 
aufkommen, dasa an der Limmat die AtMcItaffung der Bilder und der Mmb» nur noch 
eine Frage der Zeit war. DiM brachte in Luzern und srincn Gesinnunpjrcnns-fn den 
Gedanken zur Heife, dasa ifegeii Zürich tttn ÜHmlemeyen tinytichrUltn tcerdm mUsae. 
Eine Tagsatxuag wurde auf den IS. Jan. nadi Losem Iwrafim, zu der Zfirieh 
Kr»t.) keine Einladung erhielt*). Als es denuocli einen Boten, Hans t^her, tnil t-ineni 
Ai»«chik»«i>iMi s^eiiiea ^ Snberxog« ferdinand binscbkkle, wurde derselbe vom Lnzerner Schult- 
betaen Tammann mit den Worten angelUiren, ob er nicht noch einen andern Bnei 
vom Kaller liabo. Ammann Troger von Uri mäinto: >[hr schickt uns Büchli, schicktet 
ihr uns Zwint-li, den tCnf/cr, das war uns lieber Ic und viel andere biftm- Worfe rnnssfe 
t^cher des Glaubens halber entgegennehmen*). Auf einem zweiten Tag, Jan. u. f., icam 
ausser einer Botechaft des BtsdMli von Kdwetant auch die GeitiHcbkeit des fierwaUittUer 
Kapitel? samnit Zug dem Glaubenseifer üirer wdtlifhen Obern zu Hülfe, indem sie die 
£idgen(»9en bat, der Irrung so rasch als möglich ein Ende zu machen; sonst wären sie 
baU Hiebt mehr im Stande, S eelw u ger au aefai. Daa erste Reanltat dieser Anstrengungen 
Eid^mü« 1- h « war ein Glant>ensmandat in 20 Artikeln, welches die XII Orle am 2'";. Januar im 
Namen gemeiner Eidgenossen erliessen mit dem Befehl, dass CS »in ihro und ilireo ver- 
wandten Landschaften fest und strengt gehalten werde. DaMebe belUd den Pfiurrem. 
das Gottcawort nach altem löblichen Herkommen, »sowie es vor 1400 Jahren verküttdtU 
worden«« m pradi|ra» rariaiifta, dass »alle alten, lOblicben Briucbe und Gewöhn^ 

'Mbaeta. 4, I « psg. 944 S 
•) • > m 

*) » > 3ör>, «gl. p. 8C9. 

•) > * m. 



OlftubMumuKUi 



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— 9 - 



hrilen der hfliligcn christlichen Kirchs, so bisher gi'haUon sind», ancli fürder frchalfen 
werden, und set/.tc der Äntuslung der Messe, der Sakramente und Bilder, der Ueber- 
tretong d«r Futai, kurz alleii gefeiiwlrH(eB und kQnfligen Neaerun^en, allena offenen 
tind hpimlichpn Predigen. FnrShlfn und Disputiren von Itithprischpn Sachen ein strenges 
Verbot entgegen. Dem Mandat des gnädigen Herrn von Konstanz soU ein jeder treulich 
DHchkoromen. and jeden, junf und alt, Hann oder Weib, der mlehe Artikel Obertreten 
sähe, wird bcini Kid geboten, solches dem Landvo;.'l n<!i r stitioii Knechten an/.u/.i iKi-nc '). 
Duich dies Mand&l scbiea die teste Grundlage für ein eidgenössiacbes Kookordat zur 
Ausrottung der neuen Lehre gewonnen. Der Legat Ennioe maekte darüber den Eid- 
genossen das Kompliment, dass sie aus besonderer Unadc von Gott erleuchtet seien, der 
Inthrr'schen Sekte Widerstand 7.1! tun: it bahi^ di*> Artikel ^iMn'^r pübsllichen Heiligkeit 
und auf den Heichstag allen Fürsten iiugesundl-). Ks bedurfte bloss noch des Beilrittä 
Ton ZOrieb, um demselben den diarakter eines für die ganse Eidgenbsaenaeball ver- 
bindlichen Gesetzes -/u rcrleihen. Daher bpFthloss dir- Ta-^^at/nnj: gleichzeitin:. dass eine 
Bolschafl »ämmtlicher ürte nach Zürich reiten sollte, um mit ihm über die lutherischen vuk>utBi«iMf 
HSndel >en»tlieb« zu reden und tu verlangen, dase es sich von den Obrigen Orten der *^ s<Mk. 
Eidgenossenschaft nicht derart söndere'). Allein schon dieser Beschluss war nicht mit 
Einhelligkeit gefasst worden, und aU am 16. Februar in Lünern die In-^itruktion für die 
Bobchafl aufgesetzt werden sollte, gingen die Meinungen weitaaeeioander. Die IV Wald- m« v 
eiftlle nebst Zvg erklärten übereinstiinmendi an den alten Glaaben Leib und Gut setzen 
und mit denen von Zfiricli ^r^(if'rl r.u wollen, wri? mit ihnen /u reden ist, eben grob<. 
Glarus, Basel und äolotliurn wollten dagegen nur von »Ireundlichem Hedenc etwas wissen, 
die blöden ietatern at)erbaupt nur dann mitreiten, wenn kein Ort sidi aassehlOsse. Bern n« wautd» 
und SchafThausen lehnfdi vorerst ihre Bcteilipnnfr s.jnz .ih*) So sonderten sich die Eid- *♦* ***** 
geuossen von Anfang au in ihrem Verhallen gegenüber Zürich in zwei Parteien. Die 
V Orte, denen sieb ohne Zweifel auch Freiburg aoschlow, waren, wie die Folfeieit 
bewies, entsebloesen, Ziim-h zu itrhige», von der Nenemng abzulassen, und wollten 
daher mit Drohungen beginnen; die andern Orte dagegen schraken vor einem solchen 
Eingrü? in die kantonale Selbstständigkeit zurück und uoUlen übtr freundeidgenös- 
sueAe VonteUtutgt» nnd Mahmmfftn nwAl hinauffthm. Uro die eidgenae^idie Botsduift 
üt)erhaupt zu ermöglichen, imi?e)fn die V Orte nadi^rbpn: ps wurde an Bern und 
Scbaffbausen geäcliriebea, man sei »einhellig*, mit den Zürchern »freundlich zu reden«, 
und begehre, dass sie täxAi nieht absondern. Darauf wies Bern seinen Boten an, mit- 
zureiten*): SchafThan-i n blieb dagegen »einem Prinviip der atysolulen Nichtintervention 
treu, da es niclU ermessen könne, dass es in seiner Befugnis liege, die Zürcher oder 
andere fädgenoesen von ebiem Glauben zu drängen, mit dera sie meinen ihrer Seele Heil 
zu scbalfen, was ihm von Seilen der Tagaatninf den Abschied zuzog: »daraus ist zn 

Vabardia Mandat iMm ainaer Buniagcr L I4t f. aneii Aladileds 4^ 1 a ptg. tB«e. Nacfaing 

XU psg. 363 und Aktensammlunir I. So. 748. 
') Ab»eh. 4. 1 a pag. 417. 
•) » . 361. 

*i » > 376. Schreiben des Haiui Ziogtor a« fim. unii Rat von Sduffbauaan. 

*) 8l«rlH'. UriiaadMi t paf. MX 



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- !0 — 

merkeoi dam sie Reiche Chritten sind, wie die Zflrcher; belml>rtng«n, ob roaa aocb 

mit ihnen etwas reden wnllpt') 
EoDftikt In Wenn die Haltung der übrigen Eidgenossen die V Orte vorläuüg nüligle, die 

''^Sl^"'' l»ntona1e SelbststStidigkeit Zflriebs im Prinsip zu achten, «o baften sie sebon bei den 
verwickelten Rechtsverhältnissen der alten Eidgenossensch afl i-in-^ verwundbare Seite 
derselben ausgespäht. Nicht zufrieden damit, dMS sie, uabekümmert um das Mit- 
regterungsrecht Zflrichs, von ihrer Hetarhelt hl den gemeinen Herrschaften rücksichts- 
losen Gebrauch tiiachten, wollten sie den Umstand, einige Vogteien der ketzerlMllen 
Stadl mit den hohen Gfrichtt» narli Baden und zum Thurgau gehörten, benutzen, um 
daselbst ihre Ansicht von der kriminellen Xalur der neuen Lehre zur Gellung zu bringen. 
So hatte sieb in der dem zOreherisähen Geschlecht« der Heyer von Knonau gehörenden 
Voglei Weinin?rn. rihrr 'v. Irhc Z lrii h allein da? Mann^^nhriflsrecht , das Hlulgericht 
dagegen gemeinsam mit den zu Buden regierenden Orten übte, der Pfarrer der neuen 
Lehn zugewandt und waren, wie es sdteint, einige Bilder aus den Kirdten entfernt 
worden. Die V Orte, die, prihsllicher als der Pabsi, dem Bischof von Konstanz wieder- 
holt vorwarfen, er strafe die iliiii zugeschickten Priester viel zu gnädig, mehr in den 
»Seckel als am Leibe«*), stempelten die Vorgänge in Welningen ohne weiteres zu einem 
>malefizlschenc Verbrechen, dessen Ahndung den zu Baden regierenden VIII Orlen, 
d. h. ihnen als der MdirliLit derselben, zustehe, und gaben dem Landvc^t Fleckenstein 
den Befehl, den Pfarrer nebst andern festzunehmen'). AU Fleckenstein dies am 21. Jan. 
versuchte, wurde Sturm getftutet und ein Anflauf von etwa 300 Bancm hinderte ihn 
daran, sein Vorhaben auszuführen*). Arluilii !i vorhielt es sich mit Stammheini, wo 
Zürich das Maonschaflsrecbt, die oiedern Gericble, Gebote und Verbole, kurz die gesamte 
Rtgiirung mit Ansnalime der hoben Gerichte besaas, die zum Ijindgerleht im Tbargau 
gehörten''). Auch die Stammheimer hallen sich der neuen Lehre zugewandt unter dem 
Einfluss de< riitervogtes Hans Wirth und seiner beiden dem geistlichen Stande gewid- 
meten Söhne und zeigten so grossen Eifer gegen Bilder und Messe , dass sich Zuricii 
genMigt sah, Ihnen bei ihrer ezponirten Lage unter Androhung von Strafen Mässigung 
und Rnhe zu befehlen"). Srhnn hattf indes der Landrn^'t Mtiheitü auf dem T.tg 7n 
Luzern am 26. Januar Klage gegen sie eingereicht und Verhallungsbefehle verlangt, da 
er glaobe, sotebes mflase malefizisch bestraft werden; er sei jedoch geivamt worden, dass 
ein Sturm verabredet sri, wenn er gegen die Täler einschreite. Ausser diesen beiden 
Hauptpunkten dienten auch noch einige weniger bedeutende VorfltUe den V Orten zur 
Anbänftang eines umlhagieiehen Anklagemalerials gegen Zürich, so die Weigerung der 
Gemeinde Küssnacht, dem Gottesliaiw Engelt)erg den kleinen Zehnten weiter zu entriditeo, 
Schmflliurifren eines Wirtes von Töss, der die IV WnMsfältpn >Knokammcn« genannt 
haben sollte, die religiöse Propaganda des zürcherischen Landvogtes Meyer im Frei- 
amt 0. a. m. 

') .MMcb. 4, I « pag. in. 

*) > > 346 und 37i. 

^ > > »6. 

*) ' > 360 und 3fi9; Aktensiammluni( I. Ito. 789. 

• 3, Ü pmj. ai)9 (Vertrag vom 17. April 130IJ. 
*J AklSDMinnilaBg I. No. 74«. 



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— n — 



Wenn dies die Haltung der Regierungen war, so Klssl sich begrpifcn, dass im 
Volie geradeui Krtegsdrohungen g^n Zürich laut wurden'). Dies im Verein mit der Kiii>gi««whu. 
cwcimtliai AtHflcMleaaujig von eidfsnOMisefaen Taseo Imlte es ▼efwduat, un f7. Jan. 
durch fiiie Bütsrliafl von iltn /u Liizern versammelten Eidgenassen ErklärLin^-en zu 
verlangen. Es anerbot sieb, erwiesene Schmähungen ernstlich zu bestrafen, bat, blossen 
GerOcfrten nkM so leicht Glauben za sehmkeD; es «itscbitldigte sieh wegen des Aofturfs 
zu Weiningen, an dem die Obrigiceit Icdnea Anteil gehabt, und Hess durch Schultheiss 
Effingpr, den Vogt der Kinder des Hans Meyer ton Knonau, die Bestrafung der Schuldigen 
anbieten ; wag malefizitch sei, icvriU er «w den Vogt su Baden weism. Ueber die Vor- 
ginge in Stutmlieim werde es eine Untersuchnng ▼ennsUlten und die Schuldigen ' 

bestrafen; in drifi, nii.-t lUis Miilifi: htrPlirf, ■irrdi^ f.- <Jin Liintro'jf itnqrhinili r! haii<h!n 
lassen*). Mit diesem anscheinend so unvertanglichcn Anerbieten präjudizirte freilich 
ZOridi geiade die Hauptfrage xo seinen Gunsten. Es stellte die Entsdieidang, ob 
die kirchlichen Vorgänge in Weiningen und Stammheim »malefizisch« seien oder nicht, 
ob sie also vor den Richterslubl der Eidgenossen gehören oder nicht, seinem Ermessen, 
resp. dem des zArcherischen Gericbtsherrn anheim. Da die Tagsatzung detn Begehren um 
Antwcrt nicht entsprach und die Erklärung Zürli in im^ubringen beschloss, sandte 
dieses Anfanp? Februar noch besondere Botschaften an jeden einzelnen Ort, wurde aber 
wobl Überali, uie in Freiburg, auf die Tagsatzung verwiegen, da der Handel die ge- 
samte EidgenoBsensdiaft berfibre*). 

Am 25 Februar löSl or^rlii* tien die eidpcnöspischen Boten in Zürich und lasen Em« uaucMt 
hier die zu Luzern beschlossene >freundliche< Instruktion vor. Obgleich es längst nötig ''^ImiiaiLtt^ 
gewesen wäre, sieb zu vereinbaren, um die Neuerungen abzustellen und die Ehre Crottes, omkMMMthw. 
der Jungfrau Silaria und der Heiligen zu retten, so habe man sich doch (voiti-l) tnl- 
schlnfsen, mit Zürich »als dem Herd und der Fdanzschule dieser Zwietraclil und 
Irrung« eine UnleiTcdung zu halten und etliche Artikel zum Beweise vorzuletren, was 
für gute Früchte der neue Glaube bringe. Dann folgte die Aufzählung di r W^ifiille zu 
Weinin'p'pn, Stamrnhoiin uiiJ dit- übrigen Beschwerden, weHif dii- V Orte an diT Tn^^^atzung 
vorgebracht hatten, mit der Erklärung, die Eidgenossen könnten nickt zugeben, dost die 
nitdwn O^lehtt htfufß «cmm tu tnttehtidtti, im« maUfiitüt^ «et «Ar nieftl, wie das Ton 
»etlichen Gerichtsherrn all« r Vi rnuiin mul di m I.aiub in rld zuwider behauptet werden 
woUe«. AU diese »unerhörten gottlosen Handel* in »Stadl und L.and der Eidgenossen 
Ton ZOrichc rähren, wie man sich überzeugt habe, von Zwingli, Leo Jud und andern 
Priestern her, welche Gottes Wort nach ihrem Gefallen auslegen, so das* nMW täglich die 
bösen Früeldr d;uün spür*'. Von Kriegsabsichten gegen Zürich wisse mtm u\v\d< und 
gedenke die Bunde treulich zu hallen. Aber da es seil einiger Zeit den liillen der 
Eidgencasen üMt nie wiDÜBlire, nfiise man fast annehmen, dass die alle Treue und Liebe 
unier den Eidgenoaaen um TeO erloacben und veigeaaen sei. Daher bitte, mahne und 



\ v^'l a,. Vacb ruiire AlMth. 4^ I • pag . 808 r. aad AklenMunaUoBf I. Ifo, 780-788, die waniR^ 




*) Der mauirellian« AlnehMUext JiSf. 80Q wlfd dusch die lailnikliiMi der iBKlmlMliMi Bot- 
flcbaA MBtnit pg. 898 f. 




- It — 



ersachc man e-> zum alierhödi^ti ri, i-msllicbsteD uod dringendsten, zu erwägen, was ans 

diesen Händeln /tilftzf mifst- In n kuiiiitc, wpnn man nicht oinmüti;? Tii^ue und Liebe zu 

einander selzc, zuiceiUn mehr als der Buchstabe der Bünde aellmt frlieinche; darum solle 

es Bich deD EidgttnosBen gleiehlBroiig maebe», mit 1hn«o Haasngdn «ur ünterdradrang 

uni? An-rollung soMifr N'eui'rn[it.'i'ti rri,Teiff^n und mit Zwingli und seinem Anhang so 

verfahreu, dase Zwietracht und Frevel verhütet werden. i>«ttfi die Jiidgeitossen seien 

einhellig de« WiUeHt, die$*n nwm Otmiben mit Bnut zu uMterdrK^H tmd Bt$ »tmfen, 

m irfit ihre Geirall reiche, 2u Stadt iitid Land. Auch in den andern Orlen bekla^r-- iiiati 

sich über die Beschwerden und Gewalt, die sie bisher von den Päbsfcn, Kardinälen, 

Bischöfen und Prälaten erlitten haben, teils >niit den Gurtisancn, mit Anfallung, Ver- I 

kaufunr nnd Verianaehang von PAründen, teils mit dem Betrug der Cklaehea Ablassbriefe, 1 

mit dem strpnpcri, nfitp^hwcirippn, unendlichen geisllicheti nnrichlszwatig und dfm Rann, 

der M oft freveiitiicli in weltlichen UändelQ gebraudit wordene, u. a. m. Gerne wolle i 

man mit einander dardber ntien und dafür sorpen, dass man eolcher HiasbrSodie 

etlUadeii werde'). 

Man darf wobl sagen, dast» dies einer der entscheidenden Momente in der Refor- 
matlonsgeschichte gewesen ist. Noch unterhieK man hi Zürich lebhaft« politlsdie 

Beziehungen zum Pabsle und v .ir m td in den äussern Formen TOn alten Kirchenweten 
nur wenig abgewichi'n. .Ndi Ii 1> ;„'U' <\\n- Regierung allen Neuerungen gegenüber eine i 
ängstliche Belmtsamiieil an den Tag : die Messe wurde geschont, der Bildersturm bestraft ' 
und erst vor einer Woche halte sie das motwiilige Uetiertreten der Fasten bei Strafe 
verbotm') NV'Ch war die Refnrmnlion zu iteiner festen n:i>i5 frHangl ; sie hatte knnni 
begonnen, und doch zeigte sich in den Reiben ihrer Anhänger schon eine verbängnissvolle * 
Spaltung. Das ungestfime, leidensciwftliebe Dr&ngen der von Ronrad Grebel fefllhrten 
Radikalen war den Besonnenem, darunter Zwingli selber, widerwärtig ^'i ao: !en, während 
ihn jene wiederum der Halbheit, der Li&ssiglieil bescbuldiglen und gegenüber dem Zaudern 
der Gesamtheit die Errichtung einer »Sondericirche der Reinen« forderten. Prediger, 
wie Simon Stumpf in Höngg und Röubli in VVytikon, hatten das Volk gegen die bestehende 
gesellschaftliche und politische Ordnung aufpfewipn'flf, nmi kommunistische Ideen griffen 
um sich'). Zürich mit seiner ausgesprochenen Hinneigung zur neuen Lehre stand allein 
der gesamten Eidgenossensehafl gegenflber, and die ErtiKleniag der V Orte, die Ver- 
hältnisse in SfiTiiinihnim otc. I:i ssrn r-'mr> endlose Reihe von Vrrwickrlungen , wo nicht 
den Krieg befürchten. Air diese Erwägungen hätten die zürcherischen Staatsmänner 
wohl bedeniilich and geneigt machen IcSnnen, den dringenden Bitten und Mahnungen 
der Eidgenossen Gehör zu geben, zumal sich diese ernstlich anerboten, die Missbräuche, 
die doch eigentlich die allgemeine Gährung veranlasst hatten, abstellen zu helfen. Und 
doch finden wir nicht, dass de auch nur einen Augenblick geschwankt hätten. In diesem 
kritischen Augenblicke bewährte sich die Macht, welche Zwingiis gewaltige Persönlich- 
k^it atif dir Ersfrn in ilcr Shid! aii^üble, bewährte sich die Tiefe und nrsprfinp-liohe 
Kraft der Lcberzeugung von dem >rcinen Goltesworl«, die das zürcherische Volk in allen 

>) Absch. V. 1 a patr. 37« ff. 

'I Rgli, Akiotii'aiiimluni; zur GescLiclite der ZArcher Reform. Vo- 4Mi, 4V7, 4M, 499. 
•) > die Zarehm- VViedcrtAiifer {«);. ti SS. 



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— 13 — 



ScbichLea ei^rUfen hatte, die sich weder durch äus&erlicbe Zugeständnisse, noch uin 
politiscber Rtkilraichten Witten zum StilhehweiRvn bring«» lie«. Der Rat antwortete 

der Botschaft, man möchlo bolrcflend der Schmähungen Z-'u^on hersenden, die Pflichtigen 
in Küsr;nnr!il wolle er 7.ur iicz;iiilun<,' dt-s Zthiiteii- aiiliulten; in Bezug auf die Qbrlgeo 
Artikel werde er auf eiucm der nächsten Tage euie schriAUche Antwort einreichen'). 

Di» T Orte abor drftttgtan tn dner EnlacbcMiiiig. Um dem Landvogi »bebOtflieb 
zu sein», setzten sie rinon T.i? der Vfl rrpirrondm Orte nach Fraucnfeld auf den 
a, März an, und luden die Stammheimer vor sich, um sich gegen die Anklage zu verant- 
worten, in der Fasten fleisch 9g«freflsan< zu baben. Statt der Stammheimer ISuid 

sich jedfN-h der Fiote von '/.riüf-h in fraucnffld ein mit df-r Erklärurn: , dat-s die Sache 
nicbt kriminell sei und dasä s<unit die Strafbefugnis seiner R^ierung zustehe*). Als 
Antwort beUdden die TII neben Ztfaricb in Baden regierenden Orte aaf der Tagratning 
/u Luzern Tom 9. Hirz dem I^andvogt, die >Schuldigenc in Wciniogen zu strafen, in 
der Erwartung, es werde ihn daran nidd Iiindern'), und um ihre An>-i(ht Ton der 
Icriminellen Natur der neuen Lehre einniat durch ein Exempel zu bekräftigen, liessen sie 
zugleieli da« erste BkA giaubenabalber flienen. Auf Befehl dea Landvogtea Fleckenstein, 
eines Ln/orncr?, war der Sdiustpr Klan? Ilctftinjrer, der wegen Niederwerfung des Kruzi- 
fixes in Stadelhofeu auf zwei Jahre aus den) Gebiete Zürichs ausgewiesen word«i war 
and nun too Waidsbut am in der (Irabchaft Baden Pnqiaganda machte, in Kllngnau 
gefangen gesetzt worden. Die Klingnauer, welche unter dem Vogt des Bischofs von 
Konstanz die niedere Gerichtsbarkeit selber ausübten und llottingers Vergehen niclit für 
roalefldsch hielten, hatten anfänglicli die Auslieferung desselben verweigert, aber schliess- 
lich dem kategorischen Verlangen der VII Orte nachgeben müsmn. Als ihn aadi das 
Landgericht zu Baden ni'-ht verurteilen wollte, weil der Handel »neu und schwor« war, 
führte ihn Fieckeustein nach Luzern, wo ihn die VII Orte trotz der Fürbitten Zürichs 
vom Tod dordi das Schwert verarteliten*). 

Am 1. April ilht^rhrachlc rndlich die rnrcherische Gesandlsclinft der Tap^afzung iotwort 
in Luzern die Antwort von Bürgermeister und Hüten, teils in einem Schreiben, teils ^Aruh». 
in einer wohl nicht ohne Zwinglis Mitwirlrang abgedusten Dmcksehritt Darin fflhrle 
die Regierung einerseits die Klagen über Schmähungen, Verweigerung von Zelnilfti 1 1< 
auf ein bescheideneres Mass zurück und sprach wiederum nachdrücklich ihre Bereit- 
willigkeit aus, ihren Bundespflichten treulich nachzukommen. Andrerseits aber recht- 
fertigte sie in eben so wArdi',.-<'r als freimfltlger ttnd entschiedener Weise mit OrOnden 
der Schrift und de>- pr^^nndi n Mi iistdii^nverstandes ihr Verhalten in der Rclipinnsnn- 
gelegenbeit imd nahm ihre angegriffenen Frädikaoten warm in Schutz; ja sie erklärte 
sieh geradetu mit ZwingUs Ansiditen Ober den Verstand des »Gottesworteac, Aber 
Priesterehp. Kin'stpr, Rfirhfp, -iCö^r.rm und Messr- (•invprst.inden. So stellte Zürich in 
voller Offenheit der Eidgenossenschaft gegenüber ein anderes kirchliches System auf, das 
«idi einzig anf den »allen Menaehen ehibell^ Verstand des hmtem Gotteewortes« 

') Absch. 4. t 8 pa^. m. 

•) » m '^' 

«) » pag. 373. 381, SU, Bullfoier I. pag. W t. 




— 14 — 



^.'rnnvSL'k', oliiK' Rücksiclit auf die »von Päbsten. Konzilien iin<l Vätern scitlier aufpesti.'Ilk'ii 
MenscbeosaUungen«. £» anerbot sich, den Eidgeooseea in allem, was Dicht wider das 
GoUenrort und zur »Thwnuag seines Regimants« dienen kOnnte, rieh gteieliCSrmig zu 
macbsD, damit die Ehre Ootlif» seiner würdigen Mutter, der Heiligen und Engel erhalteo 
werde, und der Eid;,'enos?en Lob und Ehre wie die eigene zu schützen, nm so mehr, 
als man erlienne, dass iiiuen niemand hold sei, als wer sie lu seinem eigenen ^'ut^en 
bnuiebe. Aber vom GoUesmurt hOnne ei nicht leisen; dagegen wiederhole es dte Bitte, 
die es schon früher an sie und die Bischof ßfrichtet habe. ?!c möchten c> als Hrii l'M- 
in Christo, wenn es irre, bis zu näctister Pfingsten durch ihre Seelsorger und tieleiirlen 
eines Bessern und Wahrem beriditen'). ! 

Diese Antwort der Zürcher, eine auf demselben Tag erscliienene »ansehnliche« 
Bolschaft der drei Fürstbischöfe von Konstanz, Basel und Lausanne, die sich beklagten, 
dass sie in ihren Bemühungen zur Ausrottung der Neuemngen von der welUiehen Gewalt 
nicht unterstützt würden, sowie die Nachsicht, welche auch ein Teil der übrigen Orte der 
Ketzerei gregenüber bewies, braclile bei den V Orten einen wichtigen Entschlu««;! mr 
Keife. Wohl hatten die Eidgenossen in einem ausführlichen Mandat alle ^'e^c^ungen 
mholea ; aher h^ der elementaren VLuetA der Bewegung hatten hktsse Verbote niehts 
gegen ihre Ausbreilnn?, wenn ihnen nicht die strengstm Strafen Xachdruck veiliehen. 
Dem eidgenössiseben Glaubensmandat sollte daher ein entsprechendes eidgenössisches 
nflgMiBMMk» Strafgesetz naehfolgtti. Schon war hn Min der Anbng gemacht worden, indem die 

"""•^ Tagsatzung für eine einmalige Uebertrelung der Fastengebole Gefängnis von einem 
Tag und einer \achl bei Wasser und Brot nebst einer Busse von 5 Gl. als für die 
ijame Eidyenof*ensckaft reriindlkhe MintmaLtrafe festgesetzt halte, wobei jedem Ort ' 
vorbehalten blieb, dieselbe nach Belieben zu verschärfen*). Dann war beschlossen worden, 
>heini;:ubringen« , wie man die Priesttr. liic i.wv Ehe greifen, bestrafen wolle. Aber 
schon über dieser Frage scheint sich eine Einigung als unmöglich erwiesen zu haben. 
Der wie gewöbniieh ganz einseitig abgebsste Abecibied vom 1. April entfallt die Notis, 
man habe gemerkt, dass solche Irriinjren nicht je>lermann zu Herzen gehen, wie sie 
sollten, dass auf den Tagen viel gute glatte Worte g^ehen werden, die nicht ernst 
gemeint seien. Jeder Ort aoU daher auf nidislen Tag mit »Intern unverdaekten« Worten 
eine deutliche Antwort gaiiai, ob er WlOani sei, diese luthrische Irrung zu bekämpfen j 
oder nicht, damit jedermann vvi*se, was er von den andern zu halten habe, und iHt'j'-nigtn, i 
die dtm Neuen wehren woIUh, »ick zu einander tun und Maeeregeln treffen können nach 
■ooderbimd em Jftidurft*.) Ohne indes den nAchsten Tag atHuwarten, versammelten sich die V Orte 

^ '"'*■ zu einer t>r.im(hirn Tnfjhishtny am 8. April zu Beckenried und vereinbarten sich, wie | 
sie an Bern schrieben, »ohne J«de Ditpvtatiou bei christenlicher Iwircbenordnung wie von 
altersher und hei dem alten, wahren, rechten CShrietengfakuhen xo bleiben, audi diese 
lutherische, zwinglische, hussische, irrige verkehrte Lehre, die von den Altvordern, von | 
üirchenversammlungcn, den heiligen Vätern und Lehrern mit Hälfe des heiligen Ueistes • 
oftmals für Ketzerei erU&rt und erkannt worden, m allen ftren Gebieten and Obrigkritm 

Atach. 4v 1 1 IM«. 8« f, psf. SM ff. 
<) > > pag. 3S4. >Uu soU In 4«r |anHo HtginosaMBohsll •trane idwHen wsidai.c 

■) > > pag. 393. 



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- 15 - 



ZwMik d«« Sh^ 
VOM*. 



aasaiureuten, zu webr«D, zu strafea und niederzudrücken, so weit und sofern ihr Ver- 
inO|«a stehe«*). Damit war der erste der konfemonetlm Sonderbünde geschlossen, an 
denen die Geschichte der Schweiz von da an so reich ist Dem dftss die Vereinbarung 
der V Orte zu Beclcpiirtpc) al? solcher beurteilt werden rauss, wenn auch wcM ein förm- 
licher Bundesvertrag mit Brief und Siegeln aufgesetzt wurde, beweist die Folgezeit. In 
allen konSestionellien nagen eradilenen die T Orte fortan «nf den eidgenfloitedien T^n 
als rin Hnnzc?. du ?ip dieselben stets zuvor nnfpr >irh ansmnrhtrn, sei es. dass dies auf 
besondern Konferenzen zu Beckenried, Brunnen oder Luzern geschah, sei es, daas sie 
auf den gemelneidgenOasiecben Tagen selber ihre gesonderten Beratungen hielten. Dies 
verlieh ihrem Aurireten gegenüber der Zerfahrenheit der vermittelnden Orte eine unge- 
meine Wucht und sicherte ihnen eine domioirende Stellung in der Eidgenossensebaft. 
Ms die üdierspannung derselben das verletzte Bern in die Arme Ztlrichs trieb. 

Wenn die V Orte durch diese Sondervereinigung bloss das Aufkommen der 
Kft/(TPi in ihn-ii Tfebieten hatten vi rliindern wollen, so wäre dieselbe r.ncrkid^ ;rpwc«!Pn. 
Noch bestritt ihnen Niemand das Hecht, in ihren landen die neue l<.ehre mit Feuer 
und Sehwert auszurotten, und hei der damaUgen Lage der Dinge ivaren sie aoeh der 
gemeinen Herrschaften =n unhodinp;! Ili rr. dass ZQrich seim n Profest gegen die dort 
angehobenen Verfolgungen nur dadurch zu erkennen geben konnte, dass es seine Mit- 
wirkung dabei versagte, aber nicht, wie später, der Mehrheit hindernd entgegentreten 
konnte. Der Zweck der Verbindung war aber kein lokaler, sondern ein eidgenössisdier; 
die V Orte wollten vor Allem ihr Verfahren gegen die Kelzer zum Gesetz in der rfnnzm 
EidgeHosiemchafl erhoben wissen und für die Schritte, die sie gegen Zürich zu tun 
beabsichtigten, die MitAvirlning, wenn nicht aller, so dodi der Mehrheit der Orte gewinnen. 
Freiburgs waren sie sicher: wenn es ihnen gelanp. atich noch das mächfiirc Rrrn auf 
ilire Seite zu ziehen, so konnten sie über die Eidgenossenschaft gebieleu. Daher richteten 
sie noch von Beeicsnried aus ein eindringNdies üduviben an dasselbe, es mflehte sieh 
von ihnen niclit sümlirn, sondern zu ihnen stehen, sich thrfm Fürnrlittim kh'I WiUfn 
gleiekförmig machen und ihnen helfen, das Beste zu tno, solchen Missglauben und solclie 
Zwietracht niederzndrfteken; das werde auch ,jetneiner EidgmMuiuekaft zu Prteden, Ruhe 
nnd Einigkeit dienen. 

Schon der nächste Tag zu I.uzern vom 20. April f. schien die V Orte um einen 
groesen Schritt ihrem Ziele ^äber m bringen. Nach den» Wortlaut des Abschieds wurde AWki^a 
von der Mehrheit oder WH att«H Orlen, avsomemiM» ZiHeA und SAaffkanm, beschlossen, *^*ojurm ' 
bei dem von den Altvordern überkommenen Glauben und christliehen Brnneh»^ n\ bleiben, ! 
das »Weihen der Priesler, das Fleisch- und Eieressea zu verbotenen Zeiten und andere i 
bei der lutherisch» Sdrte eingerissene Misshitnehe tu strafen nnd aosnirenlen und I 
dazu alles Vermögen zu setzen; imbeeondere soll und icill man mit GehlUchen und 
WeMickm, die zu Solchem nicht VermUU^ung gebeth kemetiei Oemeinechaft mehr haben, 
wonach sich jeder riditen möge , bis ein Konrit in diesen Dingen entscheidet Uefcer 
die Missbiinehe der geistlichen Prälaten will man beraten, sobald man wieder Ruhe 

hatt. Dies wurde den Bolen von Zürich r.iit|<oloilt mit ilem Bfincrken, die äbri;.'en Orte ' 
hütteil sich vereint, gegen die lutherschen und zwinglischen Händel nacli Vermugeu zu 

^"ÄiisdL 4, i a |Mff. «MI. 



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kämpfen, und mit (Jor erneuten Bitte, sich den übrigen Orten gleichförmig zu machen; 
auch ScballbauMO wurde dringend f^rsucht, sich nicht zu sondern. Schoo regte Luzcrn 
mit Minen VeriribideteD die Frage au , ob man noch temer mit Zfiricii tagen \rolle, 
wenn et der Bitte der fSfdgeooeeen nicht willfuhre'). Selbstverständlich war der Ab- 
schied von (li'ii V Orten att?(>egangen: die Ftsltietzung der Strafen lialfon sie zuar für 
einmal dem Belieben jedes Ortes anheimstellen müssen''); aber dafür war das ketzerische 
ZOrieh mit Auflösung der Bandesgemeinseliaft bedroht; der Wortlaut des Ahsehiedee 
bedeulefe dies, und dass es der Sinn war, den die V Orte ihm unteHcjjfon . bewies 
ihr gleichzeitiger Antrag auf Ausschliessung Zürichs von Tagen. Was soll man nun 
aber dazu sagen, da» der Aheebled oaehwebUeh dne FUschung enthielt und zweiten» 
von der Mehrzahl der Regierungen nachträglich wenigstens in Bezug auf die Oroibong 
g^en Zürich desavouirt wurde? Letzteres, dessen Boten an diesen Verhandlungen keinen 

»Bin* ZMeiM. Teil genommen, aber wohl von den Gesandten ScbaEThausens oder Basels über den Gang 
derselben genauem Bericht erhalten hatten, tMbandcUe den Abschied in einem Schreiben 
an jedes einzelne der XII Orte fihnf ueitpre*i nur al.-; einen Beschluss »der getreuen 
lieben Eidgenossen von den IV Waldstätten und Zag, obwohl derselbe keine Sünderung 
tue«, und ertlArte, es fuae deoselbett so anf, dais er sicli nur auf das Qetiiet der V 
Orte oder allf^ltig weiter da/u beitretender Orte, niclit aber auf dasjenif^e Zürichs oder 
anderer erstrecke. Hätte er nicht diese Meinung, so könnte es wohl ermessen, was das 
bedeuten und bringen würde; die Eidgenoisen möchten die Folgen bedenken*). Darauf 
erwiederte Basel, fuihe nicht tu dtm Abschied gejitimmt, derselbe diurke es eben so 
sehr wie Zürich ; die Schreiber in Luzern hätten die Feder etwas weder taufen lassen, 
als im Kate beschlossen worden'). Auch Solotburn erklärte, seines Erachtcns enthalte 

«H MiAiite. ^^j. allerdings >in sölichem Stuck etwas unttttere« Abschied keinerlei Drohung gegen 
Zürich; sein Bote h&be sich jedenfalls nicht so weit »erläuterte, er habe nur die Instruktion 
gehabt, dass es auf seinem Gebiet die religiösen »ISlisshändeU strafen, sich ait&c uidit 
weiter gqpen jemand der Sadie bdaden wolle; es sei vkht WiDois, gegen die Zärcher 
etwas Unfriundliolies vorzunelinien odir >eiiiit,'fn Dran},' zu tunt, vielmehr begehre e> 
in alter Läebe und Treue mit ihnen als lieben Eidgenossen zu leben. Bern, obachon der 
Abschied ebenfolls viel weiter ging, als die Instruktion, die es seinem Boten Caspar v. 
Mülinen mitgegeben hatte'^), wagte nicht geradezu denselt>en ZU verUtogaen; aber es 
erklärt«* doch, nach seiner Ansicht gebüre es sicli nictit, die Zürcher oder andere 7n 
nötigen oder zu draiigeu, auden> zu glauben als ihnen woliigelaile; dann fügte es über 
etwn xweideotig hinsQ, daaa es rie »gar nnfem obm angesägter Sachen halb dbenlehen 
oder mit Gewalt pegen sie handeln würde«. Luzerns Erwiederung war dag^en gewisser- 
massen die ofüzietle Anzeige de^ Sonderbunds der V Orte: es erachte es nicht für 

*) Ah««h. 4, 1 a pag. 412 f., SlOrler, Urkunden I. pag, 326, wo der Wortlaot des Abschieds angc- 
|«b«n ist. 

*) >bi den F<iMU wie Jas jederniann ansftciien.« 
*| Ahveh, 4, I a pag. 420. 

•) Dieae ErkUrang Basels nM iuah dis hiitniktwa lur Tigsatsuag vom tl. Mai basittlgt, worin 
es auf (Ii« Gründe blnvi«b!, mdulb der Bota nieU is den AfcseUtdarUkal, i*fe er giAast wordea, gewil- 

l%t habe. Absch. 4, I a pa«. 490. 
*) Stdrkr I. pag. 3i«. 



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- 17 - 

gcdenicuii, hinler dem H&clieo und ohne Wiscea anderer Orte, die zu diea«m Handd 
mulerlich btj/riffen, Antwort zu geben; am nKdisten Tag woHe ea Zürichs ScbMibta 
voriegWUi und wm m dann samt andern Eidgenossen, sn hi di^stm Hamhl aonätiriiek 
zuommeHvtrfa>'>t . vereinbare miil Im vdilifssf, wnüi r? ilini th wissen tun, falls man es 
überiiaupt für gut linde, ihm eine Antwort zu geben. Dhne Zweifel setzte es seine 
TerbOndeton too diea«r Grwiederunr in KeniibBiss; Zug berief rieh daher ebenhlb «nf doe 
mit «andern Bidgenossenc gemeinsam zu vcrrrnharr-nde Antwort: und Obwalden 

scheioen es vorgexogea m. haben, ganz zu sctiweigen. Für Uri und Schwyz aber kam 
die Ton Luxem aus gegebene Parole zu spit; sie hatten adion nach Zdrieh geachrieben 
ea wä nicht ihre Absicht, etwas Unfreundliches gegen dasselbe vorzunehmen. 

Durch diese Antworten der einziellMO Orte batle der Abschied vom iäO. April 
eine Interpretation erhalten, bei der sich Zflricb fDr einmal beruhigen konnte. Aber 
inmier wieder wurde die Frage der eidgenössischen Intervention in (ilaubenssachen von 
dfii V Orlen angert'?!. Am 11. M.ii wurde Schaffliausen ,'iurt"-f(ir.lei f, auf diT nri' !u-i|pn 
Jahrrechnung zu Baden zu ericiären, ob es der lutherischen Üewegtxng entgegentreten 
weite oder nicht, mit ja oder nein, damit man aieh danach richten kAnneH> Auf der Jahr« «MAto4«»v 
n rlmun^' .^ii Fiadf^n vom Ci Jiaii wurde berichtet, dass Zürirh damit umgehe, .Nfi-s^i-, "^^J^JJ^ 
Bilder und Prozessionen abuischaffcQ, das« dort Personen ohne Beichte und Sakrament 
geatoriMn seien etc., und besebloeBen, auf dem nicbsten tvg darfiber Antwort zu geben, 
kU man solchem unchrhtlkhm Handil f/w Ewli' tmcken k^hme*). Da inzwischen am 
15. Juni in Zürich das Mandat, welches die Beseitigung der Bilder gestattete, wirklich 
erlusen wurde, waren diese »uuethüften, imrliristliehcn, srhmCMichtn und kdzvrischen 
Händel* das Erste, was die Tagaatzong in Baden am :ä3. Juni beBchäfligte. Die Ge- 
snnd(('n von Zürirh. ?r!inn"hniiF*>n und Ap]>enzeli als den von der Kelzerei am meisten 
bctiecktcn Bnndesgliedcrn wurden von der Beratung ausgeschlossen^). Die übrigen z^m 
Orte spracben sAmtUeh ihre MisetriUigung Qber die ToigftBge in Zdrieh aus; aber Über 
der Krage, wie man ;,'f»gen dieselben zu verhall/ ii lialir. .^nhii i!> n .^'di -ufort 

wieder in zwei Parteien. Bern, Criarus, Baad und iktiothurn wollten nur »in Oütc und 
Freundlichkeit« mit Zflrich handebi, «fthreod die V Orte, denen sich Freiburg völlig 
anaohloae, sich mit ganz andern Absichten trugen. Sie erklärten einmütig den EotacfalUBa, 
an die Äu.iroüUHf) diexen liäheri gelten oder zwiw /Ii sehen Mi.ssijlaul/eHii .I'^'-.-, frfr<i ihmn 
Gott vetiieheti, Leib, Khre und Gut aet^m ::u woUen. Zuerst sollte eine alierumiige eid- 
genOasisefae Botaebaft nach Zürieb, sowie anch nach SchalTbausen und Appenzell geben. 
F'ilt' min in <!'•)■ Stadl nichts eitrii-hti-. no würde man in 'frrnt Annt. >• rrii. „, uni iiie=?e 
aufs dringendste zu bitten und zu ermahnen, von ihrem lutherischen und zwinghscben 
Glauben atenetehen; die Toriiandenen Ifiasbrftuche wolte man gern abatellen helfen, aber 
in andrer Weise, als mit «solcher hussitischer Unsinnigkeit.« Wenn auch das wider Er- 
warten nicht hälfe, so müaste man erklären, dau man ftmcr Hiekt mekr mit ihnen 
tafm und teim 0etii4in»ttm mit An«? hahm woQe. Wännt efiMt noch frommt Inderbe 
üenis in der Stadt od*r Landtduft, die dem «ftgn Glauhm anAan^ und h^tn woUtm, 

*) Abfich. 4. t n {Miy. il9. 
*) » » 437. 

•) Zdrkh «n Bcra Abrnh. 4w 1 n pag- M9. 

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- 18 — 

drn nruen Miss./fn^d.' i, ii'.:n<hlU'n, ad trfnic t»nn »1^ fin J'-r (lOittnorhiift hi'-hf iiv->- 
»chlieastn, aviu/fift ihnen tun, wag ihnm lieb sei, utul 2u thnen Leih und Gut «e/c< w nach 
VetmifjHm. Dieien RmtMhlag aoUen aoeb di* vter «iideni Orte k«lmbrlim«n, und wi« 
man hnITf , auf den nächsten Tag Vollmacht bringen, sich den VI Orten anzuschliessen. 
Wenu aber Nitmawi zu ihnen «tfind«, ao wiirtkti tri« aliei» mck Zürich ffekm, in die 
Stallt und nSÜpmfalh anth in dit Amter^X IMeser Tag wurde auf den 10. Jatt nach 
Zag angesetzt und dabo! den Boten von Zflrich, Si lialThausen und Appenzell derb her- 
aoagesagt, man crwarto, ihre Regierungen werden keine Boten dazu senden"). 

So wurde Zürich um seiner Glaubensänderung willen nicht nur mit Auttut^januiii/ 
aus dem Bunde, sondern ommA mit Aufreizung »einer Landsehaft, ja mit offenem Kriege 
bedroht. \id:f nur nahmen sich die Vt Orte vor, mit Umgehung der Stadt in direkten 
Verkehr mit ihren Untertanen zu treten und mit diesen über die Ulaubeossacben vi 
verfiandeln, wie wenn eine Obrigkeit gar niebt existirie; jeder katholttchen Minderheit 
-otllt (ifff n erklärt werden, man sei bereit, ^ich mit Ihr zum Umsturz des ketzerischen 
Regimentes zu verbinden und Lieib und Gut zu ihr zu setzen, d. h. üe nötigentalls mit 
den Waffen zu anterstiitzen. Allein dies Vorgehen hatte seine gefShrliche Seite. Nidit 
nur stand v.s in s< i i n Irm Widerspruch zu dem in; Slan/.erverkommnis niedergelegten 
eidgenftfpi-ch^n Biiii lesrtcht ; die übrigen Orte waren kraft <]rs Yr»rkoiiuiinis>< geradezu 
verpflictitet, emem auf solche Weise angegritTenen Bundesgliede zu Hülfe zu eilen und 
ea vor Gewalttat in aebtltMD. Wenn die V Orte daher nicht riskiren wdltan, im Falle 
eines Angriffs auf Zörirh /. R. B»rn itn I.ajror Cc^ncrs m finden, so nuisston sie 
sich seiner zum voraus versichern und es zum Mitschuldigen maoben. Dessbalb hielten 
sie am 4. Juli zu Lasern wieder eine ihrer Sonderkonferenaen und richteten von da aus 
an Bern und Solothurn gleichlautende Schreiben: auch ihnen wäre es recht gewesen, 
mit keiner »Rächet gegen Zürich vorzugeben, sofern es erschossen hätte. Da aber alle 
Bitten, Mahnungen nichts gefruchtet h&tten, da die Zürcher im Gegenteil immer ver- 
stockter werden and nicht Wir die Iliren, sondern auch die Thurgauer und andere 
Verwandle der Eidgenossen vprffihren. «ei i s hritist • Zi^il, das »Vaterland« vor solch 
grossem Uebel, Schande, Schmach und Schaden an Leib und Seele ernstlich zu bewahren. 
Daher bitten sie die beiden Orte zum alleriiOchfllen und ematlliehatenf skh von ihnen, 
Acn V Orten und Freibiir;?. nicht -m sondern, und ihre Botschaft nadl Zug ZU senden 
mit der Volimacbt, dem Abschied gemäss zu handeln*). 

Auch Zöridi blieb inzwischen nicht mdssig; et beschwerte sidi gegenüber eh»- 
xeinen Ständen liber die seltsame Ausschliessung der drei Orte vom Tage zu Ziif imd 
hatte damit wenig-^tens den F>folg, dass es von Bern und Solothurn beruhigende Zu- 
sagen erhielt. Letzteres erwiederte bei allem Befremden über die »ungehörten Miss- 
brftuche und Neuerungen! in Zdrich, es habe an »Etlicher hitzigen AnschÜgen kein 
Haiions Btnä. Gefallen«, und Bern < rkLlrf*:-. es werde iwar auf die dringende Pitte der V Orte an dem 
Tag zu Zug teiluehmen, aber dort nur in versöhnlichem Sinne wirken ; es sei nicht seine 
Absicht, gegen Zürich etwas Unfrenndlichet oder GcwattlAtigss vortnaelimen oder es zu 

>7aIhk)i. 4w 1 « pM. 4M 
■) • > M7. 

*) > » 4U, Aktanwnnlung I« No. 84S. 



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- 19 - 

nötigen, anders zu Kl<'iubcn, als ihm wohlgcfalK In l1> r Tat tiielt es iti Jor Iiiäh uktiuD, Ti^dtrxutton 
die es seineo Gesatidtea mitgab, daran fest, dasa sie keine Druhung und (je wall ge> »••»•'■ut. 
braudwn dürften. Wmn daher bei der eidgenfieelKheii BotidiBR Ae bubrnktioR der 

übrigen Orte Unruhe erregen \vür<!t>, soJlfon 5ic sich ilerüflb^n niclit «beladen noch nn- 
oebinea« und sich gegm ukmand von Gewalt etwas merken lassen. Ferner, wenn die 
flbrigen Orte tw die Gemeinden reiten woHten, soUten sie sidi von ilmen trennen 
und mit niemandem als mit der Obrigkeit i> driK). So hioll Bern im entscheidenden 
Augenblick gegenüber den V Orten an seiner Auffassung fest, dass die Ürdnmy dtr 
Glaubenssachen in JedeM eitii/eiionniseh n Stand« aHsgckliesslirh Kmtonaimch« m! nnd da*« 
die Einwirkuuij des Bundes Aber freundlichi' BUlen und Vorslelhtuf/en nicht himautgehm 
dürfe, so wie au dini Gi-niid^alz, der allerdings für den bernischen Staat von vitaler 
^atur war, dass wedfr iagmuimg, noch Kfinto)ialMiürdeti beftUfl seien, sich mit üm- 
jftkunf tht Sfgiemmf dne9 Kuntm» dtrvkt ndt dm VnterUmM dtnMm in Ferftnt- 
duHff -II -rf^,'». An diosfi- IT.iltnni? srhi^itfrtr der »tapferet Plan der V Or!f, zumal 
auch Glarus, Sololburn und Basel von keiner »Rücfaec gegen Zühcb wissen wollten'). 
Vm dem Ii^mm, der in Folg» deasen nnter den Bolen gewisser Orte kochte, geben 
die Invekliven Zeugnis, denen sich V'adian als Gesandter der Stadt St. Gallen auf der 
Tagsatzung zu Zug von Seilen des Luzerner Sciiullheissen Hug und des Vogt Gisler 
von Uri ausgesetzt sah*). So viel setzten die V Orte indes durdi, dass an Züricli die 
Einladung gerichtet wurde, nicht nur kleine und groaie RAte« sondern anch die ganze 
Gemeinde, sowie von jeder Landgemeinde 1 — ~' Mann zw venammeln, Tor denen dann 
die eidgeoössiache tiotscbaft ihre Befehle eröffnen werde 

Samstags den 16. Jnli erschien die Botschaft dsr X Orte in Zfirich und Oese z>r, ii<. 

vor virsariiinritrrn ■kliinr-i) und lTossoii Rfilen und nurf'friu in dif rSr-riifune der ""'*''''»"'''■'■ 
i.andgeineiaden hatte man oichl gewilligt'^) — durch den Berncr Gesandten Sebastian z>iricb m nu«. 
▼on Stein die te Zug aufgeseUte InsfrakHoa mOndlieh vortragen. Die »gesehicUe, vw- i^jZ'^l^ 
nünflige, langet Rede Steina, der aus einem anfanglichen Freund ein eifriger Gegner 
der ReFciriiKifion ^.'cworden war, ging bi< an die üussersten Grenzen einer «freundlichen« 
i^riuahnung. Die Zürcher mussten sich sagen lassen, wie man nur wegen der besondern 
Trena, die sieh die AltTcrdern iMwieaen, nodi einmal iierinimmet um die schon llröiier 
gestellten, abpr nicht t^rhf'rtrn Pittcn zu erneuen; ^vir n-pd^r ihnen noch der grinzen Eid- 
genosaeoschaft das Hecht zu solchen Veräoderungen mit der Messe, den Sakramenten 
u. s. w. aosiehe, dass in Zikieh die Purebt und Liebe CktUes und des Niehsten siditlieh 
abnehmen und tincrliörte, unchrislliche Worte und Werke wider das Golleswort und die 
christliche Ordnung vorkommen^ dass diese neue Lehre nur aus »nidigem« Herzen her- 
Torgehe, damit »geistüche und wdiHdie Obrigkeit and tasionden die EidgenoswiHcbaft 

O Afawli.4k lapi«. 4M. 

') Ali«<;li. l. 1 n p t53 f. 

') Bullingcr I. pag. KcsMler. Sahbata ed. ruMiuii.-« i ^.a^. ils. Virl. Ah^^i h. i. I « pa;.'. 4ö:!, 
*) äbmb. 4. t a po«. m. 

"i » {Mg. 4äS. Ob in dem Auadmek »rat kleia tnuj groawo rälen and burgera« nicht bUtrn 
»tttt« und Bbirw«, A. h. dar OrmM tM, Midcm «ub die BOfgercemelsd» beBiia!»)» bt? 



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/.ertreonl, zerättet and verachtet und das gemeine Volk za Uag^orsani, Aufrulir und 
Empörung gereizt wrrdr -, dnsÄ rlifsrlfh- •ullf I.ficlitffrllpkpil. nUc f lottlosigkeil , alle 
Laster uod alle UeboU mit sich bringe, wie man an den neuen Lehrern crsebeu könne, 
die >ona reich« Wefber werben, in aU«r ildeehlieben WoUait und Ueppifkeit leben mit 
Essen, Trinken, f Je-:>>!l~cli;irt''ii liiid leiolifferfi^'ttii Wandel, iiiil dA'^en. Pfeifen. Sin^rfti, 
Lautenschlagen etc.* Zürich möge bedenken, mit welchem Glauben es in die Eidge- 
noesentehafl getreten sei, und lieh dieee lieber Mbi lanen ab »zwei, drei dppige PfklTeo«. 

Um nei dfx it-nstUchrn Willfti^, in allen Gehirtrn zu Stadl und ::u Land, in allen Vog- 
trien und Herrschaften, uo ein Ort oder drei, riere, zehne, mehrere oder wenifjere gewein- 
tam zu regia'en haben , diene nene Sekte zu strafen und abzusteUen , und hoffe, Zürich 
lemh ifitt »i^t hindern, sonderti dazu verhelfen; dagegen sei man bereit, in bereits 
erwfthnler Weise zur Abstellung der kirchlichen Missbräuchc die Hnnr) zu bieten. 

Auch wenn die Bürgerscbafl in ihrer Hiimeigung zu der neuen Lehre weniger 
entsebieden gewesen wSre, hfttten dieee maaeimen AnalftDe ff^ten dieaelbe ihren Zweck 
verfehlen müssen, und dass der Sprecher der zehn Orte sich zum Echo de- K!,i(-clie-! 
machte, der in der Eidgenoaeeoschaft über ZwingU im Schwange war, trug wohl auch 
nicht dam bei, den ISndmeic neirwr Rede m erhöhen. 

In höflicher Form crtvi i I daher der Rat, man glaube nicht, sich in dem, 
was die Bünde erheischen und was lieri nianbrn und dir- rhri?;t!fdie Ordminfr hefrpfTf, 
sich von den andern Eidgenossen gesöndert zu hab«>n ; da man aul diese bolschafi nicht 
vorlBereitel gewesen, erbitt« man sie sdiriftiieh, um aof den nficlisten Tagwa deh an 

rechtfertigen. In B. fr.ff Sln,f>;i 'fiii !/■ iiit iin ii II- rrsir.haften erintirri- mrm daran, 
dasH Zürichs Boten nie dabei gesessen und also nichts davon tri*»eny und bitte, damit stUi 
gu 9lA«H, tü *»« atfcA dazu rtdtn Hnnm. Auf diese Antwort erhob sieh Togt Egli von 
Luzern und eröffhete im Namen der Vi Orte Luzern, Uri, Schwyz, Lnterwalden, Zug 
und Freiburg, dass sie sich entschlossen und vereint hätten, Zürich nicht mehr zu Tagen 
berufen oder nehm demKflhen zu xit^eii. in der Erwartung, dass auch die übrigen vier 
Orte dasselbe tun werden, und beharrtc auf dieser Erklftrong, auch als Zürich bat, die 
Boten der VI Orte möchten doch Tf>rpr=I den ihnen ^eppbf'ntn ncahcid heimbringen 
und nicht so hiUig sein. Die Drohung, in die Aemter zu reiten, wagten diese jedoch 
angeeidits der Haltung Berns nicht an Tolifilhren. Dagegen erMärlen dass irfe Jetzt 
in den Tlinr^'aii reiten würden, um da nach Verdii-iu-n 711 strafen; Zfiricli ni"g-> auch 
seinen Boten luilsenden'). Dadurch bekam ihre Erklärung in Betrell' der geuieiueo 
Herrschaften einen ganz bestimmten Sbm. 

Es handelte sich nämlich bei dieser Drohung, wie bei den meisten damaligen 
Klagen fdjer die Ausbreitung der neuen Lehre im Thurgau, nicht sowohl um den Thurgau 
überhaupt, als vidmclu' um Stammheim und einige andere tirenzgcbiete, wo die Eidge- 
noiaen die hohen, Zürich aber die niedem Oericbte und tum Teil auch die Obrigen 
Iloheitsrechte bc^fi?«, wo mithin der ^clt'nme Fall rinpetreten war, da«« der Herr über 
Leben und Tod etwas für ein lodeswürdiges Verbrechen erklärte und zu verfolgen ver- 
langte, was der eigentliche Gebietsherr, deijenige, weldier tagtSglieh regierte und fiber 

'j Abscit. 4. I a pa^. 455 f. VgL auch pag. sM. 




— Si - 



die Kriegskrnft verfügte, für erlaubt erklärlc, ja sogar anbefahl. In Wdllinfea Wftt 
<li( >or Streil in sofern zu Gunsten Zürichs iiu^pffallen, als die Familie Meyer von Knonau 
an Hand des Twiogrodels hatte nachweisen können, dass ihr das Hecht zustand, auch 
lo HaleftclUlen di« Unlmaehung mUmt xa fBhMn, so dass dem Landgericht ni Baden 
nur 'Me Frilinnfr dos Eiulurfeil^ und die Exekution verblieb. Wenn nun ntich die V Orte 
nicht zugaben, dass daraus für den züiclierisehen Geriehtsberrn die Befugnis folge, za cal- 
«dieiden, «as malefixbeh sei oder nicht, und sieh das Redit ▼inditirten, anek hier troa 
«ich aus einzuschreiten, wenn derselbe seioe Pflicht nicht tue, so wagten sie doch nicht 
wider das verbriefte Herkommen direkt in die Herrschaft einzugreifen und auf ihren 
Befehlen an den Laudvogt zu beharren^). In ätammheim dagegen standen ihnen solche 
ausdrückliche Hindernisse nicht im Wege, und der bevorstehende Bildersturm hatte sie 
in der Absicht besUrkt, ilurt iliro Sfranmlioit tun jpdeu Prfis geltend zu niaclien. Auf 
der Jabrrecluiiuig su Baden hatten sie deshalb dem Landvogt im Thiirgau den Befehl 
«rtellt, alk Anhingar des neum Glaubens, Jnng und Alt« Hann oder Wdb ta ver^ 
haften*). Dem Schwyzer Joseph Arnberg', 1 r Mitte Juni den ürner Muheini abn-rlnst 
ttatte, fehlte es nicht am guten Willen dazu. Allein die ätammlieinier hatten sich schon 
im Hirz mit Waltalingcn, NoMbamnen imd Stein vereinbart, blis der Landvogt glanbew- 
iialber bei ihnen Verhaftungen Toraehineo wollte, zu stürmen und ihn nötigenfalls mit 
Gewalt daran /.u liitulcni'i. Xii?«haiin)en und Stein befanden sich nämtieh in rdunlicher 
Lage wie Stutnmheiu ; jenes getiurte mit den niedern Gerichten zu Zürich, mit den tiotien 
und der Mannsehafl dagffen snm Thorgau, und Stein, im QlirigeB Zaridi miterlan, 
niii^stp in seiner diesseif« vom Piheine gelegenen Vorstadt RTirtr pbonfall'; tip hohen Ge- 
richte, sowie das Mannschaftärecbl der Eidgenossen anerkennen*). Als nun auf das 
tüfcherisebe Mandat bin «am S4. Juni die Beseitiguog der Bilder in jenen Gemeinden 
wirklich erfolgte, bat der LniulvDgt, indem er die Zustände in Stammheim und Um- 
gebung als ganz »erwildet und verrucht« darstellte und den Untervogl Wirth mit seinen 
Söhnen als Hauptanstifter denunzirte, die Tagsattang am iS. Juni, man möchte ihm 
mit Rat zur Hand gehen, da es ihm nicht möglich sei. einen so grossen Haufen XQ 
fangen. Er eriiklt dio Antwort, wo initiier möglich, die Hauptsäclicr .in i'cU'i^enen Orten 
in seine Gewalt zu bringen; am nächsten Tage werde mau weiter darüber reden^). 
Seitdem schwebten die Stammlieimer in beallnd^r Angst vor einem Ud>erfldl des 
f.andvnpfs, und nnvorsichtige Reden des Priors der ICarthause Ittingen tnitjen d.i/u bei, 
die Gemüter noch mehr auftoregen*). In der Tat wurde dann auf neue tüagen Am» 
bergs hin ni Zug Jener Entsehhiss gefasst, den die eidgenOnlsche Botschaft Zflrieh mit- 
teilte. Die Drohung, in den Thurgau zu reiten, bedeutete mithin nichts anderes, als 
dass aie, die Gesandten der IX Orte, die nel>en Zäricb das Landgericht im Tbnrgan 



ftaMckttgto 



0 Afa«el>. i,iiv<^m,*t6,aL Zwli^'s 

*j > ]»i.Ma * 



US] 



L Jfifc TU. Zflrieh hatta davon Kuads faeknmauo uatl die 
■eheiat, bei diu «rbaittiBea AnddiiOBMa lnnihl|t. 



•) > » «1 

tiemeiodan zur Rede gF!.itc>11l, sicli .ihtr, wie 
♦) AWh. 3, S pag. «f»9. 
») dl, t. 1 a pag. Uö. 

«) Aktcn^ammlang 1. pig. 8M, 847, 863; Abscb. 4, 1 a po«. m 47& 



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— 22 ~ 



besfiasea, dem Landvogt bei der Verhaflnnf und Bestrafong der SUratnhdiner ete. beU 

'/.uslchen gedächten und gcwärtifron ^\ijllfcii, wie ?icli Zürich i1;r/u vr-rhaHfn \vfr«'1r-. Ob 
dabei nicht weQigsteos bei den VI Orten der Hintergedanke mit im Spiele war, dasseltx» 
dttrch dies* Profokation ta Handlangen xn treiben, di« ein bewaffbetefl GIngreiflen fak 
ZOlidt auch in >hm Augen Berns gerechtfertigt ersclieineo tieawn? 

Vorerst bej^ab s\d\ die Botschaft tier X Orte ihrem Auftrag g-enuiss iiacli Srlutfi'- 
hauäen, und wahrend sie hier weilte, nainn der ätaniinlieiuierhandel plulzhch eine akute 
WeodtuHf. Im ZoBaoimenhang mit den beabncbtigteD Bmadmilen zu Stammheim liatte 
di> Tnpsafznnj.' 7.11 Zuf? Hcm I.inivo^f Amherg auch den Auftrag gegeben, den roformirtm 
Pfarrer Hans OccbsU in Burg gefangen zu nehmen'), in der Nacbt vom Sonntag auf 
den Montag wurde dieser im PCurrbaoe von 30 bewailhelen Knechten fiberfiUleo und 
nach rraueiiftlil ^'eschleppl. .■^cinc Hülferufe löntLii ü!jor die Brückenach dem SiruHrlicii 
hinüber; sofoi-t wurde gestünnl, und die äteiner unter iü)nrad Steffan, Uirem Bürger- 
ra^ter, und dem PGurer Erasmus Schmid, die Stamnhelmer nnter Wirth, dte von 
N'ussbauinen unter ihroin Untervogt Rätimann erhoben sich, um den l'ai)^-enen zu 
befrr'ii n. Da die Landgerichlsknechle mit demselb*>ni so nstli al^ nntu-h^ h Fiam iifi M 
zueilten, so Konnte ihn die nachsetzende Menge nicht einholen, wohl aber zwei K.nechle, 
die als »GegenCang« nach Stein gebcaeht Warden. An der Thür maelite nuin Hait und 
sandte eine Bolschafl an den Lruidvop-t, er solle den wiiloir-fldlich gefangenen Pfarrer 
henuisgetten , sonst würde man ihn mit Gewalt holen, tlierauf wälzte sieb der durch 
xahbr^die Bauern aus andern benachbarten — xOrcherischen und thorgatusdran — Ge- 
meinden verstärkte liuufe gegen dIeXartiiause Itlingeii, forderte von den Mönchen Speis 
und Trank und drang trotz der Abmahnungen Wirths und anderer in das Kloster ein. 
Bald nahm die wüsteste Unordnung in demselben überhand; Tören und Kisten wurden 
erbrochen, Briefe und Urkunden zerrissen, Glasfenster und Bilder zerschlagen, Bücher 
zerh^chuiKen und verbrannt, die Fässer /i rlrfimiruMi ofr,; zuletzt erfolgte o'mc allfrcineine 
Plünderung. Statt dem Begebren der >Lnthcrischen< um Auslieferung Oechsli's zu ent- 
apredien, liess Amberg nun aneh seinerseits im obem Tbuigau den Slonn ausgehen; 
ilif^ Edrllculf cilloii ihm zu Hülfe, und eine »hübsche« Zahl von KnpiMi ;i -amiuelte Hieb 
um Frauenfeld. Jeden Augenblick konnte zwischen den beiden feindlichen üaufen, die 
nach Tausenden zftbilen, der offene Emift ausbrechen, 
ziirtciu Sobald man am Montag frflh in Zflrich Kunde von diesen Vorgängen erhalten 

hatte, liess der Rat durch reitende Bolen seine Angehörigen in ernsllichstn Weise heim- 
mabuen, und ein Teil, darunter der Untervogt Wirth mit seinem Sohn Adrian, leistete 
der Auffinntounf Folge. Der Vogl Ton Kjrbnrg, Koorad Engelliarl, eilte im Auftrag der 
Rpfricrun? tu den eidgenössischen Gesandten naeli Schnffhausen und bat sie, in Sachen 
des Aufruhrs das Beste iu tun*). Zugleich wurden an die V Orte und Freiburg 
Schreiben geriditett worin Zdrieh sein grosses Bedanem Aber den Torfcli aiudraelKte, 
von den gelroflfcnen Massregcin Mitteilung machte und hat, sie möchten auch ihrerseits 
'zur Erbaltüiin; des Friedens und der Ruhe nach Kräften mitwirken*). Üa ein grosser 

') Akti-n^ininliiiig L No. 8t»j. 
*) AbMh. f 1 » IN«. M8. 
*) > » » M3. 



VMlnItos. 



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— n — 



Teil der Aufständischen trotz der wiederholten Abmahnungen l>ei »Ehr und Eid< im 
Feldu Llieb und auf Fraueofcld zu ziehen drohte, bot der Rat am Dienstag 4000 Mann 
«ttf, um »mit d«r Bande geborsam sn macbeo, und verfehlte nlcbt, den IX Orten 
auch (Javon Mitteilung zu machen'). Inzwischen hatten Boten von Schaphausen ihre 
liemQhungen mit den zürcherischen vereint, um einem Zusaxnmenstoss vorzubeugen; 
doch konnten lie nicht Terliindem, dass IMensteg frdh morgens 6 Uhr das KIcwter in 
Rrand ^«iic't uiiil zum Teil zfr^tArf wmxlc-). Schon schickte sich desshal'u äcv Land- 
vogt zum Aagriff auf die »Lutheriscbenc an, als die eidgenösaiflcfaen Gesandten von Schafl- 
Imosen her anf dem Vbis» erachlenen. Jetzt gelang es endtieb den Storm ta sUtten. 
Die Boten der IX Orte bewogen den handvogti imr nicht den Pfarrer, der im Gewahr« 
sam blieb, aber vitr gefangene llancrii lieraiif-irtippbt ri . die zürcherischen Ratsboten 
«rwirkten von Sleiu die l.oalaasung der beiden Knechte, und während der Rest der 
Banem auf ihre Hahnnngen aneeinanderging, «itlteaaea &e EädgeDoesen die Mannschaft, 
die dem Landvo?? 7.11 flülfc- ?rorlt war. unter bestem Dank für den ge!pis?eten Zuzug*). 

Daas Zürich in der ganzen Angelegenheit durcliaus korrekt und mit vollem Ernst 
gehandelt hatte, maeeten auch die Gegner zugeben»). Freilich war diese konteMe '""^"'^'"^ 
Haltung dringend von Nöten. Die Kunde vom Itlingersturm !i;itle in den V Orten t\U; 
Erbitterung gegen Zürich aufs Höchste gesteigert Sofort traten sie in Bedcenried zu 
«hier Sondertagsatzang zusammen, nnd die Stimmung war durchaus dafBr, mit he» 
waßneter Hand aufzubrechen und »Gewalt mit Gewalt abzua teile nt'). Zum Glück hatten 
nicht !?!Ie noten htnrcicliende Vollmachten; die Sache musste heimfrthracht werden; 
immerhin wurde beschlossen, zu rüsten*'). Sclwn sammelten sich bei Cham und St. Wolf- 
gaag Ittiegeriedie HnnfiBn, welche Kappd tu dbtflUlen drohten*). Die leiseste (Jafor» 
«ichtigkeit knnntr auf das vnllig isolirte Zürich Jr n Kriep luTabtiPsrtnvöreii, nnti zwar bei 
dem Abscheu, den die wüsten Vorgänge zu ItUogen allenthalben erregten, nicht blos« 
von Seiten der V Orte, sondern der ganxmi Eidgenoesenaehafl. Altein die Regierung 
besass das volle Bewuestsein dieser L>age and handelte darnach. Nicht nur Hess sie die 
zu Fniuenfeld versammelten Boten der IX Orte versichern , dass sie die Sclmldigen, 
soweit sie Zürich zugehürten, nach Gebür bestrafen und auch an der Bestrafung der 
übrigen teihiehmen werde, sie sandte nodi rine Botschaft an die T Orte, »▼on Ort zu 

'1 Akt(>!is:iii]iiiii;ii/ I. No. SRI iimi S>>':, 

') Wir Z irlih veniieherte. hatten »eine Boten allv soiiie AIlg^»h(>^i^fBIl auf ritieni HaU oheiimlb 
AVarl, von vro aus man da* Klottcr nicht s«hen konnte, versauunelt, und wahrend »ia hier mit ihnmi rcr- 
bafidelten, wi das Kloster von »acUdUchea« Leuten ia Brtnd taitofsfcl «ocdun, Afaseh. 4, 1 a psg. £64^ 
vg). Bollini^r I. ptg. tSa. 

'l Uelicr dfn Itlini,'*'raunauf r«. iiii!?s«r Bullini;''!'"» Diirsli'lliin(,', deren irrig r IVL'inii j merkwürdiirt^r- 
wei*^ auch M.^rikofer folgt. Abs«h. l. I a pajr. 460. 4€S f., 475 f.. 477 f., 491 f. uuJ Aktwia. I. No. b. 

') Abt^ch. 4, I a pa(r. Uäi. »Desfrlirli liand unser EidirenuiMen von Zürich ir treffeiilich iMtacbnft 
diMwCacUen getcliidct uod iknnUH mit aUtm enut gshandiet, als ob dtor tauid«! inm itnwQaMnd, sunder 
gans leid wj; 

*) Selat'i Ghnnik iei AfdUv tat 41« «ehweb. RelomstionisesdUeble, L peg . 80. TgL Abadi. 4^ 1 a 

pai{. 587. 

') Dieü f^ht herver las Abedi. vom & Augvst, pey. 471: »b eoU jedes Oit iMi den besdlkeMnao 
KOslujigeu Tarhanw«. 

AhMh. 4h 1 a pag. 464. 




- J* - 



Ort«, mit dwselbea ErU&rang, mit »bobem Entsehuläigen« und drtogeodw Bitte, nichts 

Tällidics- vnrzunchmfn '). 7n,rleich sollte diese Gesandtschaft V OHr» wo möglich 
zur Zurücknatmie ihre» lüntschtusses, Zürich -von den Tagen uuszuschliessen , bewegen. 
Dies Bdieilorte freükh adion ia Zug, wo ai« ibfc Randreite begsno; dagegen be- 
wirkte sie wcnigstfins, dass das-i lbi .He bei Cham und Sl.Wülft'an^' versainineUen Leute 
tarn Heimziehen mabote'j. An letzterm Orte trafen die Zürdier den Landainniann 
Ham Luny von Nidwaiden, der zu ihnen sagte, dies Leben küam niebt länger geduldet 
wefden; er rede zwar nur in seinem \ um n, ohne von jemand beauftragt zu sein, aber 
er wi«!«o. wir- i^s Zürmh gehen werde. Man werde drei Mann hrmnshaben wollen, und, 
wenn es die nicht gäbe, die Bünde herausfordern oder sie herausgeben uod ihm feilen 
Kauf abaeblagCD. Aat die Antwort, d!« V Orte bfttten dab^ mehr zu verlieren, als 

Zürich, erwiederfe I.u?-y. der Kaisc-r wcrd:- ilnuTi si-linn K'nrn. Wr-in, n. s. w. /,u- 

gelMQ lassen, dass sie keinen Mangel hüllen. Diese Worte aus dem 3Iundc eines Mannes, 
der an der Spltw ebiei eidgenOnaehen Ortes stand und denselben gerflid* damals öftere 
bei der Tagsat/.ung vertrat, waren denn doch mehr, als blosse PrivathiBserung, und sind 
ein neuer Beweis dafür, dass man in der ürschweiz entschlossen war. es bis zum 
Aeussersten kommen zu lassen; merkwürdig sind sie auch desshalb, weil sie die erste 
Spur eines Einverständnisses zwischen Oestreich und den V Orten gegen Zürich eiit- 
halti n') filrli Ii/oitig gingen zürcherische Botschaften an die übrigen Eidgenossen ab, 
sowohl um zu bitten, dass man es nicht von der Bund«egemeinscl)afl ausechiicsse, als 
aneh am sieb wegen des Ittingerstums za verantworten. Doreb aO* diese Bemühungen 
erreichte man wenigstens so viel, dass die V Or!.- vorläutig von i inen» bewaffneten Ein- 
schreiten absahen, und dass Bern ausdrücklich seine Missbilligung gegen tiewaltmaes' 
regeln aussprach, dwcb welche die Eidgenossenschaft zerstSrt werden Icflnnte'). 

Aber der Ittingarliandel kam damit nicht zur Ruhe. Weniger als je waren die 
u> B*it3t. Yj , ^..ewint. der neiipn Lehre eine berechtigte Existenz inncrhnlb in- Kidgeno*sen- 
schaft zuzugestehen. Bumie^gliedern mindern Ranges, wie Mülhausen und SL Gallen, 
arkttrtan rie ohne Umsdiweife, sie seien als Eidgenossen ▼erpilicbtet, wie die andern 

Ortt' t\on Glauben der Vntrr ru f^rhaltrn; d.mi ^'Hr EMfj'-'tn.is-rn hni,<)) !>f^i ffstni Fjit- 
scliluss jf^asst, in unsern Gebieten solchen mtirn (Huuhen abzutun uiul, soireil Leib und 
Out rHekftt, gändidt amgurotten'"). Wenn sie noch nicht wagten, eine solche Sprache 
mit Zürich zu führen und iimi im Namen der Eidgenossenschaft die Wiederherstellung 
des Katholiziamus einCacb zu diktiren, so bot ihnen der ungiQckselige Kloslerbrand eine 
Handiiabe gegen dasselbe, die sie «DtsehkNaai waren, nicht bfaren ta lassen bis zu seiner 
gänzlichen DemCltignng, um so mehr, als sie bald zu bemeiten glaubten, dass es ihm 

'i \V;it;ii ii'1 Uullin^-er Idoss von einer Bolsch«n nacli /iig «priclil, erwfllMit Saint u. ii. (>. eine 
•oklie »II .ilb V ürt«;, und sein Bericht w\ri\ l>«at&t%l durch d«u Vorlrag U«r raorc'irtttdjen ti««uidti<ciian 
in Bern am 30. bec. AI<«U. l. 1 a paa. 545. 

*) AbMli. 4. 1 a [Mg. 494^ 8 u. la 

*) Der Nuliping Abseb. t, I « peg. 8M. i 9 R«bOrt «fümlier liieber. Dl« Annde: »Utbcit EU- 

^e! . 'it '/i1l'ich<, Miuie die VersicliPninK ; irh :• ;! für mich selb;:, nit dass mir JUIMIIa AI darUNik 
cwpfoUioii hab« zci|;t deutlich, üah Ltusy zu ottiziellen Persönlichkeitea i^praoli. 

*} AiMeh. 4, 1 a patr. 4«. 

•) • ptg. 487. 



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- äs - 

inil der BeBtrulutig des Autlaufes nicht Ern^t i Wohl sandte es einige Ratsherrn 
nach Stein und Slammlieiiu, um die Führer der i^rhcbuog geCaagen vx nehmen; die 
Hetreffenden wurden ab« leitig genug gewarnt, um sich, wie Koomd Sleffim, Enwntos 
Sebmid u. a., in Sicberilut bringen zu kdnnuk. Unlervogl Wirth mit seinen Sölincn 
dagegen, sowie Rülimann von Nussbaiimpn verschmähten die FIucli! uiiil wnnli ii ii< !iht 
einer Anzahl geringerer Leute von Stein nach Zürich gefülirt. Dieses erlilurle nun uut 
d«r Tagnliuiiff vom 8. Aug. ta Luzern, m halte die in den hohen Gerkhten der Eid- 
;:pnf)-son VrThafteten zu ihren Harrten und iiiüo, einen Tn? 7n ilirer Bestrsiftmu' in s«>iiie 
Stadl zu verlegen. Diese BiUe wurde von den VI Orten rundweg abgesdilagen und in 
Anbetracht, daaa ea akh niefat bloss um die Verhafteten, sondern um aiie ährigen Be> ' 
teihgten und auch um midf Fr,i'!, c. U <!:. n» il.n Bildern verübten, hanllL-, tin Tag 
nach Baden angesetzt in der Erwartung, Zürich werde die in den hohen Oerichien des 
Thargaus Verhafteten dahin fertigen, und die andern, über die es allein zu richten habe, 
<terart strafen, dass das Gotteshaus Ittingen und die Eidgenossen für ihren Schaden und 
ihre Kosten enlscliriiii^'f und solche Empörungen künfti? verlitHf»t wfirdpii fn:<risrheii 
tolle j«dtr Ort bei den hfixchhsHeHW limiuHjfeH vtrharren, damit imiu, irenn Ji mand »ich der 
Bt*traftmg widertebetn tmile, otrtthen md g«rütM ¥fär*^). 

ITnnittglich kminle Zürich auf solclip Bedinf,nin?€'n hin die Gefantfenen ansliefpr»; 
es hätte sich ja damit selber verurteilt und die Unglücklicheo dem sichern Tode, viel- 
leicbt gar dem Scbeiterbaofen preisgegeben. Im Grunde sebien ihm nicht etomal der 
Auflauf an sich stnfliar. Der wahre Schuldige war in seinen Augen Arnberg, in dessen 
Eingreifen zu Burg es eine Art Gebietsverlelzung erblickte. Nicht nur konnte es den 
Gründen zu einer Verhaftung Oechsli's keinerlei Gültigkeil zugestehen, es bestritt über- 
haupt dem Landvogt das Recht, bi Burg, das mit den niedern Gerichten va, Stein, also 
zu seinem Kt-bint crnhörfr», selber zu fangen. ' Ihne Zweifel wnr ^« 'l;tfjoi in sofern im 
Irrtum, als streng genonmien die Befugnis der Eidgenossen, in ihren hohen Gerichten 
Verhaftungen Tonmiehmen, nicht gettngnet werden irannte, wenn das Redil sm »Ibhen« 
nicht iNÄilrruklii ii von deti hohen Gerichipn wr^ggegeben war: ibrr anderseits war ee 
wobl ebenso unbestreitbar, dass Sitte und Herkommen vertraten, dasselbe einem mit- 
regierenden Stande gegenüiier in dieeer Weise geltend ni madien, dass ein direktes 
Eingreifen des Landvof^tcs mit Umgehung des nächsten Herrn gegenüber einem Orte Wie 
Zürich etwiis UiuTliört^s, cirii' offene Feindseligkeit bedeutete, ^f;^n hffrachtete daher 
in Zürich die Erhebung der vier Genieinden eigentlich als einen Akt berechtigter Notwehr 
and die Teilndmier nur insowdt als atraftiar, als sie in die PlQndenng und Zeratflmng 
der Kartlianse Illingen verwickelt waren, wrt? bri koinom der Vertiuftrtcn zutraf*). AU 
daher sich die Tagsatzung am 16. Aug. zu Baden versammelte, stellte Zürich dieselben 
nicht und erklärte, da sie in seinen niedern Gerichten gefangen worden, stehe ea ihm 
zu, zu erkennen, oIj m;ilofi/.i>i h i( n niler nicht, und nur im letztern Falle sei es 
schuldig, sie — nicht nach Baden - aber an das Landgericht nach Frauenfeld zu stellen; 
nnn kOrnie ee aber an ihnen keine Schuld erfinden und sie daher auch nicht heraus- 

') ÄbMh. 4k 1 « psr- *7I. 

*) Ucljer ilit- .\imicliteii /ilrich'» ileti .\b!<ch. von Kiii!tie«l«In vom lik Friltuar WM ptg 887 tU 
V|L kU«b Zwln){U°i) GuUtcbteu im Itüngerhaiidcl Werke i, t pag. ."iai f. 

4 



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— 2f» — 

gebeo. Die IX Orte enriederteo, es sei ihre Sache, zu enlschdden, iras malefizisch sei 

oder nicht, und als Zürirli S'Mnf Wdlo criiratTlf, man imVSili- in s.iiin Stadl tagen oder ) 
danu Verordnete hiosenden, die beim Verhör und bei der Erlienntnis silaea sollten, 
forderte man es statt aOer weitem Antwort auf, zn erkUien, ob es die Vebeltilter aus- ' 
liefern wolle oder nicht, ja oder nein. Bei der Stinuiiung in den V Orlen konnte 
man sich in Zürich der Erkenntnis nicht vcrschliessen, dnss der Abschlag den Krieg 
t>edcute. Kine solche Verantwortlichkeit wagte die Mehrheit des Grossen Rates nicht 
zo flbernehroen und Hess daher den fSdgenossen nach Baden meldeD, man sei bereit, i 
die viür Oefanpenen aushlnzupebeu. nnler der Bedingung, datt' ^i' nff'in n^nien ilrg 
Ittingvraturiuii, nichi oder 'h'» Glaubemi halber befragt und gestraft irürdoi Naclidem 
der bemiselie Gesandie Sebastian von Stein, der »Torderste Bote« tob den IX Orten, 
dies im Xaiiicn di r ühii^rrii /,ii',.'t'.sagt und drei oder vier andere sich auf stiiio An^|.l^;f• 
zustimmend, niemand aber dagegen geäussert tiattei erfolgte die Auslieferung"). Dcouocli 
worden die GaCmgenm »von Hund md peiiilkb tt& über die Ere^tese von 
Ittiii;.'! ti, ti-ii^ Über tMtrIri andere Dinge verhört, die man duidi ronndlichc und «schriftliche 
Kundschaften erfahren t, d. h. die gegebme Zusage wurde trotz des Protestes der zür- 
cherischen Gesandleu schinölilidi gebrochen und die Unglückliclien naiuenUich auch über 
die Beseitigung der Bilder und Hesse, den Iniialt ihrer Predigten und alle mOgiidien 
Anklagen inqiirtrt-, die der Landvogt Atnhfr^ gegen sie gesammelt hatte. Nachdem 
auch die Folter nichts anderes aus ihnen hatte herauspressen können, als dass sie Ehren- 
mftnner waren, die der neuen Lehre anhingen und an der Umgestaltung des Gottes- i 
dicnstes im Sinn der Reformation eifrig mitgeholfen hatten, dass Vater Wirth und Rfiti- J 
mann zu den Hauptiuhebern des Bundes der vier Gemeinden gehörten, dass alle vier 
an dem Auflaufe teilgenommen, at>er nach Kräften gesucht hutteo, Raub und Bnuid zn 
Ittin^en zu verhüten*), wurden sie Ende Sept. von den V Orten n«b*t Bem, Freünilf 
und Solot'jrn Züricii IkiUi;» sich von jeder Teilnalime am Prozesse zurückgezogen 
und Ularus stimmte dagegen'*) — des Todes schuldig erfunden und durch das Schwert 
geriehtet, mit Ausnahme Adrian Wirtbs, dem das Leiten auf eine harte Urfehde hin 
geschenkt wurde. Ebenso wurde das Vennöpen der Ilinpr rir-liteten ohne Rücksicht auf 
ihre zahlreiche Kachkotnmeoschaft den X Orten zugesprochen. Niemand machte ein 
Hehl daraus, dass diese Verarteilnng nidit sowoihl wegoi ihrer Teilnahme am ItUnger« 
auflauf, als vidmefar wegen des Bildewturms in den Kirchen ihrer Helmatgemeinden 
erfolgt war*). 



') Abscli. 4. 1 a jia«. VIT. 

*) Siehe au»9«r BuUiii|.'cr 1. i> ir 1^7 und AiMÜMlm VI. p. JW» iiiahcaoBdere da* £iclirclb«u ZOiich's 
«n ScbafflMiiuen Aklensauuulutig I. No. 1031. 
*) Alisdi. 1 a P«g- 413 ft. 491 (L 
*) Ssist CbMo. psg. a». 

*) AluetL 4k 1 s psiT' I ^' >ZvKr habtn die von SUniRib«lin, St. Anita ete. die Bilder aus 

ilr: Kirchen entfernt, pehAhnt iin<l verijraniit, geyeii alle Mandat^' i.;. 1 Vorbote : iln aber der Vojrt \oii 
.Stttiiiiiiheini uml «ein Sohn dieae Frevel mit ihrem Lebeu gvbiUct, sn foil UoU zu Ijub und Eilte, und um 
Friede und Riilie iRTitisiellen, den atidein Mi l«<< huldig« dit Sliafe In Onsdeo erb$Mo werden.« Vgl* 
»neb Abach. p«|r. «II und |luUinf«r I. p<f. IM. 



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— 27 — 



Auf diesen Wortbrucb der Eidgeaossen hin hielt skb Zürich für berechtigt, 
«daeraeiU die atrafreditUehe Verfblgui^ des Äoflaaft xu sistiren und die Gbr%en Oe- 

fangeuen zu entlassen, zumal die Unlersuchuag gegen sie nichts Gravirendes io Bezug 
auf Rauh uod Brand zu Ittiugen ergeben hatte und ihr Vergehen durch die lange Haft 
hinreichend gesühnt schien'). Die VI Orte aber sahen in den Elinrichtun^en zu Buden 
erst einen Anfang. Nicht nur sollte der Ittiogersturm in einer umfassenden Züchtigung 
sämtlicher Teilnelmier sptne Sühne finden; (»s wüfpti Aic kirchlichen Fi-evel überhaupt, 
insbesondere die Beseitigung der Bilder zu Ötauimheim, an den Gemeinden bestraA, und 
damit flberaH, wo ele etwas ni gebieten hatten, die Ausrottung der Ketxerd und die 
Wietlerherstellunp des Katholizismus verbim lt n werden*). Es vcrslrlit sli Ii, liass sie 
unter solchen Umständen mit der Art, wie Zürich das Strafen seiner Angehörigen ver- 
stand, ^Ch aiebt zufrieden geben mochten. Auf einem Tag, den die X Orte des Ittinger- 
handela wegeo am 13. Okt. zu Frauenfeld hielten, stellten sie daher in aller Form die Be- 
hauptung anf, da der Frevel in den hohen Gerichten der X Orte veröbf worden st^i, 50 
stehe diesen die Befugnis zu, au(A die Angehörigm Zürichs ton sich aus zu straf en, und 
um das Stidicben Stein für diesen Fall wehrlos zu machen, wurde ihm getioten, die 
Schanze nnd das Tor diesseits der Brücke, als auf thurgauischcm Boden hrfimilich, ab- 
zubrechen. Umaoost prot^Urte Zürich gegen einen solchen unerhörten Eingriff in seine 
staatliche Holtelt und erUtrte, ihm aliein und ninnandem sonst stehe es xo, die Sehügen 
zu .-^li ari'H ; umsonst bat os auch für die Slammheimer, duss man ilir<^ Handlung mit 
den »Götzen«, der Messe u. s. w. ruhen lasse, bis man sie nach ihrem li^ielen aus 
dem Evangeilum ebies Bessera belehrt fnbe. Da die VI Orte auf ihren Absichten be- 
harrlcn und weder Bern, noch iigend ein andrer der im Thurgau richtenden Stünde sich 
veranlasst sah, sich Zürichs gegen die Mehrheit anzunehmen, so blieb diesem nlchls 
übrig, als das eidgenössische Recht TwzusclUBgen*). 

Die Lag« der vereinsamten Stadt war um so bedrohlicher, als Oth gleidizeitig 
ein neuer, iincrwartpter Feind grgen iii- erhöhen halte, f »nätroirb. Noch im Februar (^,^«^10») 
hatte Zürich geglaubt, sich den lüidgenossen gegenüber wegen des Vorwurfs verant- mm zoneb. 
werten zu mfissen, es sei 9pftbeti8eh oder kalsenNhc gesinnt, und stelle mit Oestreidt 
in besonderem Einverständnis*). In der Tat, so lange ein IlofTnungssdiimmer vorhanden 
war, durch Zürich die Eidgenossen vom französischen Lager in das kaiserliche hinüber- 
zuziehen, hatten Pabst und Kaiser dasselbe, trotzdem es auf reHgiösem Gebiete mit der 
Autorit&t beider gebrochen, mit grOsster Rücksicht und Sclionung behandelt. Noch zur 
Zeit des zweitens Glaubcnsgpspräches hatte der kaiserliclie Sekrelär Vrit Suti r von Kon- 
stanz aus einlösslichen Bericht über die Vorgänge in Italien, die Pabstwahl, die Rüst- 
ungen srines Bern und -des TUnigß von Engend an ZOrkb erstattet*)^ and noch im 

Mai 1524 hatte der Legat Knnius ebenfalls von Konstanz ans insjjcheim bei demselben 
angefragt, wie er wohl zu Friedensuoterhandlungen mit den Eidgenossen gelangen 

*) Abach. 4^ I a pag. »f. 
*) * » » 546. 
'j . . . WS. 
•j » » » 370. 
*) AkteiHMnaduuf I. Xo. CM» 



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— 3ö — 

könne'). Allein dem Spähorauge der kaiserlichen Agenten in Konstanz entging es nicbt, 
dass der KinIluKs dii^ •■lu-itiali^'in Vorrir!^ in Fol^'e seiner polilisclu'n iiinl kirclilifhpii 
isonderslellung null geworden war, diibs durch ihn von den Eidgenusseu niehb uiehr zu 
hoffen tland. DBmtt fiel für Oettividi jeder Grand weg, der ketierliehMi Stadt linger 
Pmindachafl zn hpiirhrln. Oan?. andcrf Vorfeilr für dasselbe stnntlrn in Aussicht, 
wenn es ihm gelang, mit den dermalen dominiienden V Orten eine engere Verbindung 
«nsokofipren, wozu in dem cemeimamefi Htm gegen die reUgifiae Neuerang^ in der 
beiderseitigen EnlacUoaaenheil, dicMlbe mit «Uen Mitteln ansnirotten, sieh gOnatige Ge- 
legenheit bot. 

Im Juli 1624, auf dem Konvent zu Hegensburg, wo ^ch Oestreieb und Batern 

im Beisein von Eck und Fnber, dem persönlichen Feinde Zwingiis, mit den aAddeotadieD 
Bischöfen zur Ausrottung der Iuthf*ri?i Ihmi Sekto voroinbarf haften'), scheint diese 
Schwenkung, sowie auch der Kampf gegen Zwingli verabredet worden zu sein. Noch rich- 
tete die Inmifaruekerregiermig am 13. Aug. «n Zfirieb ein Sehreiben, worin sie ihm w^en 
ir-s Itlingcrhiindf»!? ihrrn Hat nnd ihre Venniffliin? anbot*). Aber schon am 16. traten 
die Hcgeashurger Verbündeten mit einander in der Schweiz auf den Kampfplatz. Auf 
der gleüehen Tagsatzung m Baden, an welche Dr. Eek, das geistige Haupt der bafatechen 
Er-i. \.rii4i>.i Kirche, sein Anerbieten zur Disputation mit Zwingli richtete, erschien Veit Suter im 
Trm mit'ii] öslreichtschen Regiments zu Ensisheim mit der Anfrage an die Eidgenossen, 

otmAMmttkMk. wie sie sich dazu verbalten würden, wenn man die WtddgiuUr mit Gewalt tob ihrem 
n. Ahr. MM. onchristlifhen Glauben abbringe. Gerne würde man zwei von Stein also Zürcher — 
.ui^litfiTii, (lif «ich am Ittingerauflauf beteiligt liättf-n, alirr von Walfi^liul se?(lr,'itz( 
würden, und bitte die Eidgenofiaen, die lutherische Lehre als; die Wurzel aller itosheü, 
Laster, Unebri>arkeit etc. zu untnrdrfieken. Die eidgenSeslsehe Mehrheit erklärte, man 
Willens?, das narli \ trnin^'en i'.u vollsfn cke!!, und ersuche das Regiment, zwei weitere 
Flüchtlinge, die sich io Lindau aufhallen, auf Betreten zu fangen und auszulieferut wobei 
man versprechet »solehec Angehörige Oestrriehs auf gestdiles Begehren ebenfalls auszu- 
liefern. An dem Vorhaben gegen die Waldshuter werden die Obern grosses Wohlge- 
fallen haben ; mit Eidgenoeaen, die ihnen Hülfe br&cbten, möge das Regiment verfahren, 
wie mit jenen selber*). 

it>i u..r\vri.. i.r VoH da au finden wir die Ostreidiischen Gesandten Monate hindurch auf allen 

,1.1 ,-Rrrni,i,i. (ji,j,,,,|),',(,^i£,eiif»n Tagen und in stets wai'hsondoi Iiilitull.'it mit (kii .Staatsmännern der V 
aiu.u« vi>rt«u. Orte, zumal in Folge der Sdd- und l'ensionsrückstände eme bedenkliche Erkaltung in 
deren Eifer IKlr Frankreich «ngetreten war*). Auf der Tagsatsuog su Baden vom 
.3. Sfjil. \Mir(1e Veit Weber von denselben rrsnchf, soinr ni^rrionint: mörhlo cinr Rol- 
scbafl nach Konstanz senden, um im Verein mit Ralahoten von Luzern und Unterwaideu 
die Attdteferniv des dorthin geflohmen BfirgemMistei» St^n von Stein an erwirken. 
■) Abseh. 4, 1 a |M(. 

*J Auke, Deatscbe GeachldM 6. AulL IL pag. IW IT. 

*) Aktannmtiiluiig I. No. 88!I. 

*) Abücli. 4, 1 tt pafc'. 47:i. 

>^ > > 4ä<). Die Bvuiurkuug Veit Sutera, da»« bUjn» l'Jjwaltleii, 13«ru, Freitrunc 
und ^^ulothum diiii Kr>u]g Frifi mr BexiMutig febcn uihI Knsehte sulsuran laiMU weil«», «M hMlAI%t 
durcb Abwh. j««. m, m f. 



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— 2!' 



I'iuL'cktjiirf kann Veit Weher ati dt'ii fSrafni rr>ii >nh. den Liinilrsslalfhallor zu Iriii?- 
biuck, berichten, er habe mit den tioti-n der IV Waldslülte hn^t/rtiehn über die »Kieder- 
werfbngc' des nach SehAffhauae» gcQidieneo WaMrimter Pfiurrars Balthasar Hubmaiei' 
/■i-.if.thirt und s\c- dam gutwillig gefunden. Um Oeslreiclis l'nterslfltzung bei dem Aiis- 
lieferuogsbegehren in Konstanz zu erhalten, erklärten dieselben ferner dem kaiaer- 
licfaeD Sekretltr, seine Regiemog solle nur enraUieh an die Vertilgung der lotherischen 
Sekte getjcn , ,«»* woäU» ihr dttbti retUivIi beistehen , insbf sondere gegen Konstanz. Sif 
tnlfsteti wohl, thits es verineinr, im FnU rhiM Ei »schreit eng des Frimett Ferdinand nirh 
auf die Kidgenossrn verlassen zu köHiitn, aber nie irürden ihm diinu bedeuten, sich der 
farstl. DnrchUtwhl zu trHaien. Veit Snter ist auch die Mittelsperson, dorcb die als unter- ' * 
d»r Hand dem Di Eck sa^'tn lassen, er solle darauf bestehen, dnss Xiriiirrh' an ein"» 
andern Ort ah Zürich zur Ois^uUUioH müsse. Derselbe scbliessl sein merkwürdiges 
Sebreiben mit den Worten: »In Summa, mir Ist so viel anseaelgt, <f<r«» dktt Sekte» 
mit iler Zfit tu /.!U-i>^h imd iilhnthalben in der Eidgenossenschaft ausreuten irerden und 
sind die von Mülhausen und St. («allen auf diesen Ta^; redlich kapitelt worden. Zürich 
und Sehafk(Ht9en steh«» in sutp^o, hi» da«» tuan dm T%nr0n«m tmd d«tun mm 8l^n 
gertcM vit-d^). 

In der 'l ul, \val:ri nd nun eine nstreicliiscliL' ( .'e.-: uiiüsLliafl ihrr- liciiiühimgeo 
luit den Boten Luzerns und L nterwaldens vei-einie, um vuu Kumlanz die Äusslieferung 
«inea zArdieriacbte UntertuieB an die VI (Me n erwirken, so dttngten diew Sdnd^ 
hau^pii 7iir Auslieferung Hnbmaicrs an ' tfjtrcich; als e> erwiedertf. or nol in die »Frei- 
heit« cntvvicbeo, forderten sie es auf, es solle die Eidgenossen mehr ansehen, als einen 
ketzerisehen FhSea, und ibn nm* aus der Freibeit nehmen, da ein soleher Miseetftter 
derselben nicht geniessp') Schon wagte Veit Sutc: im 23. S( pt der Tagsatzung zu 
Baden eincti fürndichen Verlrag mit dem Kaiser su proponiren, um durch gegenseitige 
Auslieferung lUlchtiger Ketier die Inlherische Sekte tn ersticken. 

Mit Unwillen und steigender Besorgnis blickte man in Zürich auf diesen regen z»ruu. vcr>uci^ 
Verkehr der öestreicher und der VI ( trlo, die sich bei jeder Of-lL'genheit in gegenseitigen j''j,„,^J[ "«Tm 
Versiclierungen und Mahnungen betretfend Ausrottung der Kelzerei überboten, um so ■ 'Uiw«» 
mehr, als di« VI Orte die Tagaatsunf vSOig bebemditen. Waa sie unter sieh aus- 
in<u litten, wurde von dprsrlhnn hrschlnsspn : dir vrrmitfclndon Stimmen verstiimmon in 
den Abechieden aus dieser Zeit sozusagea gänzlich, ülarus wagte lue und da eine selb- 
stindlge Steüttng ebinmebmen, Bern und Sololhum dagegen lkssen sieb seit dem Ittlnger- 
«turm glaubenshalber völlig im Fahrwasser der V firtischen Politik dahintreilJe^l^l, und 
die Zürich geneigteren Orte, wie Basel, SchafThausen und Appenzell, waren als die 
jüngsten in der Eidgenossenschaft tu wenig fest gewurzelt, um eine kräftigere Opposition 
wagen au ddifen. Da machte Zürich unmittelbar vor dem der Itüngeislrafen wegen 

•) AbMh. 4. I B «Sft r. 

*j Al>.-rh. i. 1 a pag. VJH. Akten^'oniinluiig 1. Vo. !tl7. 

'} Ulai II» ^re^'en die Venii-tcilniiv' der OefaiHfMieu in {laden slimmte, willigt«- e< aucli nicht 
in da.« druUenile Mahn«rhreil)on an S<-hi>tT1iaii.>eu, itetraffend Hut*meier, willii'<.-ii<) D«ru und .Solothum 
ihre Nitnun d«lwigebniuchen litMen, w du» «eh SdmflbUMii reraDiiMl ft»d, an beide SUdte BoUclianen 
SU «ohiekan. V{i Abach. «. 1 1 paf. U&, 61». Aklcmamnliinff i. üo. »17. 



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- 30 - 

auf (Ich [:u Okt. nach fraucnfcld angesetzten Tage einen ersten Vefsucb, der gesdiloMeneo 
Phalanx ior V Orte mit Freihurp eine solche der VI verniiUelnden r»rte on(jrepen,?iistel!eti. 

beschwerte sich durch besondere Botscbalten bei Bern, tilarus, äoiothurn, Schati- 
iMuwn, Appenxell und wohl auch bei Baiel Aber das uneidfenflaeiKlie Terhalten der V Orte, 

• /(V, f.v i Din Fi iiiii/i limn :u 'Ir'hi</iii , ^/'7/ ' or und nach den (jcmeineu Tagrn rrr--am- 
mein uml hinter den Eidgenossen ßetchläsie f aasen, die oicbi mehr loil iboi tagen wollen, 
es TOD den Verhandlungen aber die gemeinen Herraehafle» aiuechUeaaen und sieh Ueber- 
griffe in seine Strafhoheit erlauben, die stalt mit ihm über eine Disputation zu ver- 
handeln, Stärkung beim Hause Üeslreicb suchen, was man ihm früher ohne («rund vor- 
geworfen habe etc. Die sechs Orte möchten daher mit ihm einen besondern Tag zur 
Besprechung dieser Lksi Ii werden abhalten, um sie dann auf einem gemeinen Tage tur 
Verhaudlung zu brin^'cn : di-nn es u-ullc nicht, wie gewisse i^rt»\ hinter den Eidpenossen 
durcbgeben und trachte nur nach Frieden und Ruhe. Allein dieser Versuch erwies sieb 
als verfröht; nur Sebaffhanaen, Appenxell and vermutUeb Basel waren geneigt auf den 
VoiÄchlaf,' cin/.ugehen ; Bern gab urittT iuidprem die barsche Antwort, mit Zütidi oder 
aodera Urteo biolerrä&ks im Utgco, gefuUe ihm nicht, da daraus mehr Unwillen als 
Gutes erwadbsen wflrde'). 

Bern Hess es sogar geschehen, dass auf dem Tag, den die X Orte ohne Basel, 
v«rtM« mit Schaffhausen und Appenzell zu Frauenfcld abhirdfcn, jener Vertraj; mit Oeslreich, wo- 
**^^^oiuür^'^ nach soKohl die „Lutherisch«»", die aus östreichischen Lamien auf eidgenössisches Gebiet 
Au.u<^f^niD«<i» ßOMm, ab auch jene, dU auM der EidgmiMaM Gebiet im BeliA etUrinmm teSrden, auf 
.LathwiMbiw. ^(fyg^„,ß,^, Auif nrdfnmri 'ii'rjrvant^f) ausgeliefert iierden sollt rn , wirklich abgeschlossen 
wurde und zwar Namens gemeiner EidgtnoaaeHtchoß*). Nur Zürich scheint ausdrüdüich 
dagegen pcoteetirt zu haben. Da rüeicten aber die fietretdiisehen Gesandten soflort mit 
eiller drohenden Anklage gegen Zürich selbtr Iier.uis^i : Es habe iicli mit den Walds- 
butero »vermischt« und dadurch die £ri>einui^ gebrochen} 110 Zürcher stünden in seinem 
SoMe in Waldihut, und es habe diesem f9r den Notlhll einen Znsog von 6000 Mann 
verspi'ochen ; die Tagsatzung solle dafür sorgen, dass es seine Leute heimbenilb; SOHSt 
. kiOnnte daran? leicht ein Landkrieg gegen die Eidgenossenschaft entstehen*). 
vTkUUbuter- c;anz otme Grund war diese Anklage allerdings nicht. Die Bedrängnis der äladi 

"""'^ Waldsbat wegen des £v«agdiams hatte in der Tkt \» ZQricb lebhafte Sympathien er> 
weckt. An offrnf» rintcrstfitzunp derselben licss sich unlrr drn nhwattenden Umstinden 
nicht woül denken ; die Regierung beschränkte sich daher darauf, bei den östreichischen 
Regimentern fSr sie wanne FdrUtte einzulegen und auch Bern, Basel, St. Gallen, 
ScItafThausen und Appenzell einzuladen, sie möchten ihre Vermittlung eiotrslSQ lassen. 
Aber sie hatte es gesebelien lassen, das« eine Anzahl Fretwill^er ohne offizielle 

'} Abidj. 4, 1 a pag. .VII— 5" »4; warum felilt Ba»el V. 

^ > » 5tl. Vgl. dta butnction vou Bern pag. hVht Und » vil «It» mandsl 
rQcrt, K die Bcgcnteu des Hos OesUvrieh tm^nu- Eidfnoaehsn, ond htmndsr «fAhWAiM EidgnoM«n dsa 
RflfMitro g«hen He. 

^) Sirlir C/li, Akteiittaaimluiif Xa 589 Alt 9i 
.Xbfcli. 1-, I a pa«. 510 f. 



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1 



— 31 — 



Erlaubnis, auf eigene Kechmin:: tinr! (Vf'dir der hr Iir4i!cii Stadl selber t'i Hülfe 
geeilt waren'). Die ia der Schweiz weilenden üslreictiisehen Gesandten Wilhelm vou 
Reichenbach und Veit Soter httten wegen dieser Angdegenheil am fO. Okt. ein Creditir 
an Zürich erhalten, aber in aufTallend feindseliger Weise jede direkte Erörlerii:;^; mit 
deiDselben vennieden und sich aumittelliar an die zu Frauenfeld venammelten X Orte 
gewandt. Da indes ZAri^h schon die Seinen wenigstens pro fonna hetmgemalint hatte* 
konnte es mit gutem Gewissen die arg übertriebenen Angaben der Oestreicher ciahch 
in AbtT'dp ?ffllr'n. Hio Kliifrenopsen wirsrti i1-'5.1inU> dii- no>;indtcn nach Zilrtrh, immer- 
hin mit der Erklärung, man hege die zuversichtliche Hoilnung, daes es den Waldsbulern 
keinen Beistand mehr leisten werde; wenn nicht, so wQrde man auf Uittel denken, es 
zur Ruhe zu bringen. Wirklich erschien Reich^nhach in Zürich. Während er aber hier 
auf die eriialleueD EritläruDgen tiiu verspradi, äicli der Waldshuter aDzuuebmen, ritt er 
alsbald nach Sehaffhauien, wo eine Vl^ürtische Botschaft in Hubmeiers Angeiegenlieit 
weilte»), und erwirkte von derselben eine Abordnung nach Zürich, die es zur Abmahnung 
seiner Hülfsiruppen aufforderte. Dann lies« er sich wieder von Zürich ein Geleit geben, 
ritt aber durch die Stadl, ohne die Sache noch einmal vorznbringen, direkt nach l.uwm, 
wo sich am 8. No». wiederum ein Tag der IX Orte ohne Zürich, Basel, SchafTliausen 
und Ap|>f'nz-2-!l vpr«iimnielle. Hier bf klagtp er <i<ii aufs neue über den Bruch der Erb- 
einung durch Zürich und verdächtigle auch die ernstlichen VenniUluugsversuche, weiche 
es inzwischen im Verein mit Basel, SehaUhaosen und dem Markgrafen von Baden su 
RhelnMIrn begonnen hatte*). Die VI Orte machten sich zum prlr^^npn Echo meiner 
losinuationeo. Nicbt nur wurde Zürich aufgefordert, sieb bis nächslca Dienstag mit ja 
oder nein cu erkiftren, ot» es seine Angehörigen sogleich aus Wald^ut mrOekziefaen und 
eich niemands aus5crhall< il< r Kidgenossenschaft annehmen wolle oder nicht, sondern 
es wurde ihm auch sonst notii ein ganzes Sündenregister vorgehalten: ümlriebe mit den 
Bauern von Stühlingen, »heimliche« Zusammenkünfte und Botschaften mit [\heinfelden 
und Konslanx, Drahni^en seiner Angehörigen wegen Waldshul, Bestellung der Glocken 
zum Sdirm etc.; es solle sich über alle dir?o Punkte rechtfertigen und nicht bloss gute 
Worte geben, sondern mit den Worten auch die Werke vereinigen. Ja die VI Orte 
stelllen sogar den Antrag, ite sciMin auf r> vielen Tagen mit Zürich wegen des swii^ 
Tischen Missglaubens fruchtlos unterhandelt worden und man genötigt sei, ^u andern 
Massregdn am greifen, noch einmal mit Ihm emstlich Eückspracbe zu netunen, es solle 
endtieh einmal ton seinem Missglauben a1»tehcn, intftm man u»9l nicht mAr mit ihm 
„regi«rtn tmd haushalten" könnh, tenidtnt r'-niiiluy.tt uüre, lUt BuH(h»ht iefe nm ihm 2U- 
rrirkTrtfnr'Jrrn 'ttiif Jitvhtn heramsziigeben und auf fftVsf Tf'»*/.«»' finniulfr de^ Bundf.* 
2u entiei.itijen. Lnd niclit nur wurde Zürich mit Ausstossung aus dem Mitbesitz 
der gemeinen Herrsdu^n, Ja der Eidgenoasenadwfl tHwrhMpt bedroht; unter dem Knrg^riMLe 
Vorwand, da?- es rüste und rintn IVberfall in Rappf^rswy! beabsichtige, wiirdo br- ^JwwÄtr" 
schlössen, es sollen die Eidgenoistn sich cdletühalben tendien mit üaruiich, Gewehr und 



<) AiiMb. 4, 1 1 y«. 516 f. 
*J » > > 511. 

*J Siebe Abwh. 4 I a |ni|. 5iC imd Egli. Aktcnewnttlimi So. Ti». 



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4 



Sä — 



GtachHU\ sowie an das Wallis'), an Basel*) und ohne Zweifel auch an SchnffhausRn und 
Appenzell im Xatiion der IX Orle »/iV Mahitutuj zum Attfsthen gegen dasselbe gerichlel. 
Da ilioso Gerürlit.', ul> Züridi .Mn- n Angriff bmhstchligte, völlii.' an.- der Luft 
gegrilTen waren und beim gemeinen Manne in den V Orten selber keinen Glauben ' 
fanden*), «o mflsste man die Welse, wie die Lenk« der letiteren dte gerne IKdseiiaaaen» 
Schaft in Alarm sebf-ti. in hiklistem Grade leichlferfip nennen, w^nn dem ,i!Iom nicht 
die bewuaete Absicht zu Grunde gelegen bälte, den Krieg zu provoziren. Zürich tat 
alles, um ihn zu ▼ermeiden, richtete sofort an Lasern und die übrigen Orte ein 
Sciireiben, worin es sich pf^r' 'Iche Zulagen verwahrte und die Hoffnung aussprach, 
dass ihm keine Obrigkeit dergleichen /.utrauen werde*). Zugleich freilich traf es jetzt 
auch seinerseits Anstalten, um sich gegen einen IJcberfall von Seiten der V Orte sicher 
zu stellen. Es beschloss, in alle Aeuiter Ratsbotschaflen ab/.uardiien, um denselben ein- 
lässlichen n- iii lil über die Zwistigkeiten mit den VI Otl> n litid Ot^slreich ?a\ otsfaften*), 
und Uess durch den Abi von ikappel Kundschafter nach Lu^.ern, Schwyz und Zug aus- i 
adiidcen. Am gröesten scheint der Kriegseifer in Lasern gewesen zu sein; der Kund» 
schafter berichtete, man hAw il irl so »-chwarlich ausgenonirnrn«, wie kein Luzernor 
sieb gedenken könne, und unter dem gemeinen Mann gebe die Hede, man wolle nächsten 
Montag (Sl. Nov.) aufbredten und naeh Zflri^ tiaben, aber niemand schädigen, sondern 
nur die Pridikailten h< rau^iiaijun. Der im ScbWjmf lande gewesene hatte von kriegerischen 
Zurüälungen nichts bt nn rkt : am ii von Zug her wurde berichtet, es lürfe hier niomaml 
wagen, von einem »Ausnehnienc reden; dabei werde aber die Besurguis geäussert, 
das Volk kflnnte durch eüien Stnrm doch »hinaosgebracht« werden'). Noch wollte man 
in Znrirh nicht an den Krirg Rlaubrn"); dennoch, um nicht? m vrrsänmpn. heanffragte 
der Grosso Rat am 20. .Nov. einen becliszehnerausschuss, den er schon im Juli, als die ' 
ersten Kriegsdrobnngen von Seiten der V Orte laut geworden waren, ebtgesebst hatte*), 
Ordnungen nnd Ratschläge zu -tell.n, »wie man in diesen geschwinden, sorglichen, 
seiUamea Läufen die Stadt Zürkb und gemeine Landschaft mit Geftchübt, Webren and 
andern notdarfligen Dingen Tm^en w<^<. Deegtelehen erhielten Bflrgermeister WaMer 
und die Obristzunftmeister Gewalt, >^'' enn je zu Zeiten schwere grosse Sachen vorlianden 
seien, dass sie darin htimlldiet- IfWji« znni Besten handeln«, auch vier, fünf oder mehr 
Beigeordnete beiziehen mögen, wo es ihnen nötig erscheine"*). So begann auch Zürich. 

<) Ab^ch. 4. I a [Mg. 5S8. 
') AktcuKiiumluuK i. No. 448. 

*) AbMb. 4k 1 a |>ag. f 

*} » » .'liO. Ii. .\ii<)r(trMMt* li'iiie man fn-ilirh agcli fitwle. «enu ili^ V Oilc 

Uivl Frcilvurv wiJor den neuen (iIuuImmi krie„!'-ii. sO wür lo iliiieii Wallis uinl (l«r Kaiser iM'istphen , :il>pr 
mich ZOiidi, SchaBhaawn, ApptnicU, Ttaur|au, RiMintai. lüiiiitaiu, <lie Städte am RlHfiD. Bawl und 
StrambDiv >tiiMmm<aMlMi,< M. k. 

") Alisch. t, I a [>av. 5J8. 

"> E^fli, .Vktt-usainiiilau)' Xo. fisw. 

'■) Alh-cli. 4, 1 a |wiif. 541». 

*) Akleiwammliing I. .V«. V3*u 

*> Efli, AkteiMunmUing No. 934. 
"> » » » 801. 




- 38 — 

durcli die drohende Haltung der VI ( Me genötigt, seine Rüstungen, und zugleich rief es 
jenen geheimen Rat ins Leben, der dann zur Zeit der Kappelerkriege eine so bedeutende 
Wirkaamkeit entfalten sollte. 
• ' Der 91. Nov. ging indes vorüber ohne den gefürclilelen Angriff, und zwei Tage EniorRMhuug 
späfpr versammelten sich die Kidgenossen zu Kinsicdeln, um das Recht zwischen Zürich 
und den IX, reap. VI Orlen zu beginnen, üier zeigte sich sofort, dass die letzteren 
mtt ibrer gewaUtfttigen Potttik alk^natanden. Insbesmidere «regte }bre fortgeietxte Ver> 
traulichkeit mit Oeslffich, wrnn nirht nn- Rnrk~irhf fnf Zfirirli, so rlmli auf Frankreich, 
ernste Misibilligung. Schon zu Luzcrn im Schoss der IX Orte war wohl auf Veran- 
IttSBUng Benn und Soloflran» der Antrag gefallen, heimxobringen, ob man noch femer 
den kaiserlichen Gesandten Uehil geben wolle, indem es scheine, dass dieselben untMT 
dem Mantel ihrer Sendnng Umtriebe machra und Unruhe stmen'). Jetzt embiea aocb 
der Bote Basels mit der Instruktion, den IX Orten zu eröffnen, wie sehr man tiedanre« 
daafl de mit den Gesandten des Erbfeindes des Verbündeten der Eidgenossen, mit dem 
man 7n Mailand im ofTenon Kriege stehe, mehrere Tage >hinter Basel« geleistet liüfti^n; 
man Ande, dass den'^eiben die lutherische Sache nicht so hoch angelegen sei, als die 
Abriebt, die Eidgenosaen zu trennen, und wflmcbe, dan sie iireggewieeeD wOrden*). 
Bern instruiili' sfinfii Hol 011 (l.iliin, dass miHi ilic Aiil;In;.n-'ii widni' Zfiridi we^r-n Walds- 
hut als »unfrouadlicbe Reden und Meinungen« ansehe und der Meinung etlicher Orte, 
mit Gewalt «n bandeln, die BQnde heraasxQferdem etc., nieht zaalimmen könne*). Selbst 

. Solothurn erklirte> die Künde herauszugeben oder mit den Zürchern nictit mehr zu 

; tagen, finde man norh nicht geschickt auf ihr freundliches Schreiben*). Allerdings wurde 

• Zürich dennoch auf die erneuten Heklaraalioneu der östreichischen tiesandten, die sich 
auch in Binsiedeln elnttoden, des Beatlmmteatea aallserordert, seine Leute aua Waldshat 

j zurü<*k7)i7irhrn. was .lrr,n nurh tat, doch fo, ilns? immer noch etwa 30 Mann dort 

blieben, wohl als Bürgschaft dafür, dass es nicht gedenke, die Stadt der Rache Ocst- 

I reldis pt^ zu geben*). Andrerwiti aber durften die VI Orte den Versueh eine« 
gütlichen Vergleichs, den Basel, Schaffhausen und Appenzell als die drei unbeteiliglea 

i Orte in Bezug auf den Ittingerbandel unternahmen, nicht ohne weiteres zurückweisen. 

) Um den Rechtshande), der bei der Unvereinbarkeit der Anschanungen Zilricbs und der 

VI Orte um (ili; Eüaleitiiog mm Kriege sein konnte, zu beseitigen, schlugen dieselben 
ror, alle l ln ihn hmer nm fftingerstunn aus dem Zürcher (iebid. von Stein, Stammheim, R^h^^j^,'."' 
Nussbaumen oder andern Orten, sollten für aUes, was seit dem Bitdersturm in Stamm- uiu A|iv<niuju. 
beim Ms zum Auflauf ergangen, den X Orten 6000 Gl. basableii} dagegen aoK daa Gut 
; diT ZU Baden Hingerichteten thron Anprc-hf^ricen titlnsson v, i'kJimi. Durch diese Busse 

:' sollte der Handel abgetan sein, mit Ausnahme der Bestrafung dreier Führer, darunter des 

' EraamuB Sd»mld mid Konrad Stefllaii, »wie der Bnmdttiller wid Beiligtttroeaebftnder, 



') .\liscb. 4. I a ftnif. öiü. 
' •) » »53*. 
■ *) • • Q». 

} *) » » m VgL AktaMMnakwg I. So. «10 



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- 34. - 



M» T Ort«. 



welche den X Orten vorbehalten bliebe. Dagejftn sotUm in Stammkeim Biliifr vnd Metse 

viedtr herqf.itellt werden^). 
8aiui«rk»ut«raix Hätten die V Orte sich zur Annahme dieses Vergleichs bequemt, der ihren 

ForderungeB in aHein WeMntlidien Recht gab, die Lage Zflricfas wire gegenüber dem 
einhelligen Willen der Eidgenossen »ehr schwierig geworden, da es inimöglich in die An- 
bahnung der kalholieebea Keaktion auf seiaem Gebiete wUligen konnte, obae sich »elber 
aufzugeben. Da taten ihm lUe ▼ Orte den Gefallen, den Vergleich ron afcb ans zu ver- 
werfen. Auf einer Sooderkonferenz so Lnzern am 7. Dec. beschlossen sie, dass man die 
Vorscldäge der drei vermittelnden Orte auf keinen Fall annuliiiion kötiiK'. Als Deding- 
ungen eines gütlichen Vergleichs verlangten sie 12,000 Gl. nebst dem Gut der Hinge- 
richteten, desgleleben Kopf und Habe (»Leib und Oute) des Eonrad Steffen, Eiaanras 
Schmid efr., sowie die f;än7.lirhp Hrrstcllung der »alten christlichen Ordnung« zu Slainm- 
iMim und den andern Orten, die in den hoben ti^ricblen der X Orte liegen. FOr den 
Fall, dass ZOrich dtoae Artikel alilebne und das Redit seinen Lauf aelnne, besehlossen 
sie femer, keinen Schreiber von Zürich zuzulassen und nur einen Obmann aus der Eid- 
genossenschaft der VIU alten Orte anzunehmen. Wenn Zürich dies nicht zugeben wolle 
oder sich die Schiedsrichter über den Obmann nicht einigen können, dann «illten sich 
die IX Orte darflber rerständigan, ihte Angehörigen, d. h. Stammheiraer, selber tn 
strafen, da man nntnöglich längpr damit zuwarten könne. Zutrleich solllen Born, Glaras, 
Basel, Solothurn, ischallhausen und Appenzeil »zur Hede gestellt werden« über den Vor» 
tag, den ZSrieh letsthin vor Dtnen gehüten. Dieac BesehlOase wurden »nim TeiU auch 
Bern, Freiburg lind Solothurn zugeschickt '). 

Am 12. Oec trat die Tagsatzung zu Baden zusaminen. Da beide Teile erklürteu, 
anf der von den drei vernrittdnden Orten vorgeBciitoffenen Basis nicht veriiandeln zu 
Vorbvrcituogen können'), wurde ein neuer Rechtstag auf den 9. Jan. \'^'> ^gesetzt. Schon aber trafen 
die VI Orte alle Vorbereitungen, um den Streit in anderer Weise zun> Austrag zu 
bringen. Indem sie ohne Scheu die eidgenössische Tagsatzung selber zum Sitz ihi'er 
Sonderberatungen machten, beschkesen sie, »in Anbetracht der schwierigen und >(eAbl^ 
liehen Umstände« Botsdiaften nach Bern. Solothurn, Basel, Srlmmiauscn, Glani.-, Appen- 
zell, zu der Stadt St. Gallen, zu den Gotteshausleuten St. Gallen und zu den versam- 
melten Oeriehlshemi nnd Gemeinden hn Thurgau an senden, um sie anfirafcniern, sn 
ihnen zu stehi?ii, uml zu frapon, wessen sie sich von ihnen im Fall eines Sturms oder 
Aufruhrs zu versehen hätten. Luiem und Uolerwaldeu wurden beauftragt, im Namen 
dar VI Orte rmA Boten Ins Wallis ta Muden, »Mh GranbOnden mid hw Rhehital sollte 
gaacbrieben werden. Die Obern golUm aiA wämr den Angehörigen erkunHigm und guten 
WfUm tfiifhen, damit jedermann wisse, «r«* an dm Snnnt habe. Zudem aolim Kreut' 
gänge und andrre G«b«k gekalten uerdsn, damit der Herr uns EidgenosMH seinen t>egm 
•sfMKa'). 



der V Urt* zum 



•) Abscfa. I K par. 

•) » » » 534 f. 

■) . . . 543. 

» > > 54(1 U Vgl. doniil die liialrakUo& der BoU«hafl p»g. 544 f. 



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Winnen suclien. indem man ihm Antfil nni Thiirg^rm, Gottp?baup Sf Gnllon. Hhrinfal 
etc. verheisse. Wenu ea nicht als Stand zu Zürich hallen wolle, solle St. Gallen be- 
wirken, dan ihm Freiwillige aus demselben sulanfen, und mit ihrer HtUe, aohald der 
Krieg anhebe, dns Kloster zu Händen nehmen, sowie Rorschach besetzen, während die 
Gotteshausiciitc und Tog^enburger Wyi einnehmen würden. Den Toggenbnrgero solle 
man sagen, dass, wie man ibnen drohe — Schwyz hatte n&mlich am 3. Dee. ein Mahn» 
sctireiben wegen der mom Lehre an sie gerichtet') — man auch Zürich gegenüber 
widerrechliich handle; es sei bereit, das Landitiht. da- sitj n it Schwyz liüHon. durch 
ein Burgrecht m ersetzen, ohne iodeü ihrem Verhaltniss xu lilarus Abbruch tun zu 
wollen. UebNhaopt stellt Zwingl! den Grundsatz anf, es sei nötig, dass »man, nachdem 
sich die Orl entschlos^i n linbcnii, allwrf; ionen orten, die nit wi ln nn-^ ^\nd, nüls nai h- 
teiligs an gemeinen undertanen handle, und, ob gott den sig gäbe, dass man etliche 
Herreehaflen glych allein haben mSeht, man »üts des« minder den hiMiehen orten oder 
den stillsitzenden nüts nftchleiligs handeller. Dagegen trägt er kein Bedenken, den 
Feindon die Untertanen in jeder Weise abnrendig zu machen. Die Thurgauer, die tiottes- 
hausleiite von St. Gallen, die Rheintaler und Sarganser solle man bei ihren Eiden zum 
Beistand mahnen, obgleich der widerspenstigen Orte mehr seien, und ihnen dabei offen 
solche »lybrunjj< vtTht'i--i ij. es mit der Herrschaft odtT mit i1<-ii Hntfi -liäusern, das? 
sie dauiit wohizufrieden sein werden. Wesen, Gaster, üznach, Kapperswyl solle man 
Ui gleicher Weise »anfechten«; man wolle sie mit Glarus viel freundlicher halten, als 
Scliwyz, und sie, wie ani h dir' M in li. Flii-^ii ili In nn I die Hofe, wenigstens zum Slill- 
sitzen zu bewegen suchen, ebenso Baden und die freien Aemter. Auch in die weiseben 
Vogteien solle man sehreiben, dabei aber mit dem Herzog von Malland Kandsehaft 
nmchcn, damit i r, wofern die i Walchen« sich gegen Züridi führen lassen wolUen* ihnen 
einen *Hl;i^!e mache, dass sie dutn iin bleiben. 

An die Walliser solle luuii ebenfalls schreiben, insbesondere aber Zwietracht 
unter ihnen su stiften suchen, da ait sonst nicht stiUsitien würden. Dagegen r&t er, 
'^ich cifrif.' tun d^n ßeistand der BQndner zn b<".verbcn nni =irh mil ihrer Nenlrnlilät 
nicht zufrieden zu geben. Mau solle sie auffordern, sofort die Güter der Gotteshäuser 
zu Banden zu nehmen, wie das auch Zfirich getan habe, und dem Kaiser durch Umtriebe, 
mit denen im Tirol, im Etsch- und Inntal, die seiner ganz und gar »verdrüssigc seien, 
im eigenen Lande zu Bchaffen zu machen, ihnen Freiheit und eigen Kitgiment zu verheissen 
«tc. Desgleichen soll man mit den Bflndnem auch den Allgan und Wallgau bearlMiten, 
damit sie u'f'tiiu'^it^'ns nicht wider Zürich ziehen, und überhaupt dem Kaiser Städte, Land 
und Lvrtie abtrünnig machen, instieaondere Rheinfiekten denen von Basel mawen« 
den suchen. 

Insbesondere aber settt Zwlngli fir einen aHftlUgen Kampf mit Oestreich seine 

rioffnnnp: auf die snrldentsschen Glanbem?enossrn, :iiif die der Pu'formaHon pcncijjten 
Reichsstädte. Auf dem Tag wi Baden am it. Uec halte Basel, Zürich und Schaffhausen 
dl« heiniii«lic MiUeitiing gemadit, dM« Steaasborg mit eUidien Orlan der fiidgenoesen, 
a1« Züridi, Bern, Easel« SoloUiurn und Schaffhausen ein Baodnlas auf acht Jahre zn 

') Altlsasunnluiiy L Ko. W. 



r 



— 38 — 



scblic9s«n wünsche'). Dulirv rfil Zwin^ili, vnr allen Dirifren den Strassburgcm das 
(itinen in der bcblacht von üorneck abgenommene) Paooer zurückzuschicken und hernach 
•1« um Rai und Hilb amurafeo. Und wlhrend die 7 Orte bereit wurm, XoMtans 
Oestreieb zu überliefern, will er, tlass man mit ihm und Lindau einen »besondem Ver- 
stand« mache, Ja daa» mau dem erälern im Oebeimen eröffne, oum wolle e«, wenn 
es sich gincb im Anfiuif des KriegM auf Seiten Zäridia strite, am TIniiBaa tdlbafi 
werden lassen, doch den Zoaasen, die man den Thaifanem gemadit, sowie den itled- 
liehen Orten ohne Schaden. 

Wohl mag die revolutionäre Kühnheit dieses Ratschlags beim ersten Ein- 
druck Staunen und patriotische Bedenken emgsn. Denaoch scheint es mir nicht g«recbt- 
foiti;,'1, Wfnn E-SL'lH>r demselben »Verleugnung der hisIrnisLlicn Fntn-ickltin^ der Kidpc- 
nossenschaftc, »gewaltsame Aeoderuag des btaatsorganimus«, »Ungerechtigkeit gegen die 
•tteo Bandeageooesen« a. s. w. vorwirft, oder andeneite metet, dte Undurdifinirbarlull 
stehf ilui! an der Slirne geschrieben. Einmal darf tmn den dttrclvm.-- fffensivm Charakter 
de» Gttnsm $tieht anMor Acht laastn. Zwiogli will nicht den Kri^, wie später -— er 
bittet ja auch am Schlüsse, Gott möge Zdrich doeo andern Weg behüten und daa 
fromme gemeine Volk in der Eidgcnosseni^hafl im Frieden mit einander wohnen lassen — 
in erster Linie sucht er ihn abzuwriulLri und ist bereit, zu diesem Zweck seine eiprenen 
Grundsätze gegenüber dem König von i'raukreich verleugnen l\x lassen. Für den Fall 
aber, daaa die V Orte in iltrem Fanaliimiis Zfliieh den Krieg anbwangen und gar mit 
Oestreich gemeinsame Sache machten, war dieses bei «einer isolirlen Lage gewiss be- 
rechtigt, alle Mittel, über die es verfügen konnte, zu Rate zu ziehen. Um Zwinglis Vor» 
sehttge in Benig auf die gemeinen Herrsdiaften nnd das Gotteebaua St. Gallen gelriir^ 
zu würdigen, darf man nicht vergessen, dass die Thurgauer, die Gotteshausleute, Rhein- 
taler, Sarganser etc., wenn es nicht gelang, sie auf irgend eine Weise ins eigene Lager 
herüberziehen, ebenso viele Feinde waren, da die V Orte als Mehrheit der regierenden 
oder schirmenden Stände sicherlich nicht verfehlten, sie gegen Zürich aufzubieten Auch 
hatte dieses wahrlich keinen Grund, im Fall ihm dieselbeti die Waffen in die Hand 
drückten, länger die von ihnen so rücksichtslos ausgeübte Vorherrschaft in den gemeinen 
Vogieieo m didden. Im Uebrigen war Zwingll von einer Verleugnung der bistoriadien 
Entwicklung der Eidgenossenschaft so weit entfernt, dass pr den Untertanen, die er auf 
Zärictis Seite ziehen woUte, nicht einmal die Selbständigkeit versprach, wie es z. B. 
die drri Linder im AmstaMener Handel gegenOber dem Entleboch getan hatten, sondern 
bloss Besserstellung, mildere Herrschaft; denn dass unter der »lybmngc nichts andere« 
verstanden werden kann, beweist sowohl die Schonung, die es allenthalben gegenüber 
den Rechten der neutral bleibenden oder bülfeleistenden Orten anempfiehlt, als auch 
der Vorschlag, St. Gallen, Koos tarn and Appenieli unter die regierenden Stände resp. 
Schirmorte aufzunelimen. Ebensowenig können wir in dem Ratschlag nur einen luftigen 
Bau erblicken. Derselbe sdiliesst sieh in allem aufs engste an die tatsächlichen Ver- 
hättniase an, an die Anerbietnngen Franlnreidia, au vermitteliii an die Werbung von 
Straasboiy um ^ Bttndnia, an die wobUMdeennte Tialsaebe» dass Konslana doreh den 

*) AbMh, 4, 1 • p«s. 5«S, SM. AktMwaunlMiv I. Na. Vtk 




— 36 — 



Wenn wbon dieae B«aebiaBaegrS8«tenlei]Bg«b(^ gidialleir wurden*), so war doeb 

die kriegerische Slimmung; der V (»rte so offenbar, dass man sieb an der T^iminat nif 
des Sebliinouie getust machte, ^ach all' dem intimen Verkehr zwischen Oestrcicii und 
den V-Ortiedien schien ein EinTeretindnie beider gegen Zflrkh kaum mehr xweifelball; 
batte doch noch eben die eidgenössische Mehrheit zu Baden die allerdings schwerlicb 
^nz aufrichfi^re Versichening Zürichs, dass seines Wissens niemand von den Seinigen 
in Waldshul geblieben sei, ohne weiteres als leere Ausflucht behandelt und beschlossen, 
bdiDZubiingen, wie man die Sache an die Hand nehmen wolle, wenn es der erneuten 
Mahnung kein Gehör gebe*). Da man dcslialb Juden Anfrenhlick einen kombinirten An- 
griff der Kaiserlicben und der V Orte besorgen musste, überschlug Zwingli, der seit dem 
HÜMchied der beiden alten Büi^genneiiter Schmid und Harz RMst nach in poKUsdien 
Dinpeti die Seele des zürcherischen Staates ^^ewordrn war und ohne Zweifel zu jenen 
vier oder fünf Beigeordneten des getaeiiueo Rates gebörlei in seinem üeiste die HülCi- 
mittel, auf cKe man in dieair gaflUudidMn Lage redmen kannte. So entstand um die 
Mille Dezember nein erster Batadlbig ^nm Krieg gegen die V Orle, ein volUländiges zwiogii« 
polilisches uiul ruilitarisches Programm des Ueruriiialürs*). Wenn ieli (rdtz der eingehen- 
den Analyse, die Kocher dem politischen 'teil desselbeu gewidmet hal^), eben diesen 
nodi einmal einer genaueren Betraditung untenidie, so geaddelit ea, wiSL aiek mir scboo 
aii<: der rr^^nz andern Drttirung des Schriftstücks eine von dar seintgen oieht unerbeUicb 
abweichende Auffassung und Beurteilung ergeben musste^). 

Wie ZwingK sagt, adviab er diese »graben« und radigewerehetenc Ansehlftge 
eilende /.usaiiimen »um etlicher frefnen und unredlichen« willen, die »einer froinmen 
Stadt Zürich« Krieg droben. Er verzweifelte daran, dass Bern oder die andern ver- 
mittelnden Orte nunmehr noch im Stande seien, die V Orte vom Krieg zurOekzohaUen ; 
dafür war ihm der Gedanke an eine Einwirkung des Königs von Frankreich dadurcb 
nahe gelegt wor-lon , dass die franzSiiiclien Gesandten schon auf dem Rechtstag zu 
Einstedeln und dann vvieder zu Baden erklärt hatten, wie sehr die Uneinigkeit der Eid- 
genossen dem König Isid tue; wenn er irgend etwas Gutes selufllBn Utame, so anarbieta 
er seine bebten Dienste"). Deshalb räl er, man solle sich an den Künif^ wenden und 
ihm unter Enlacbuldigungeo, warum man der Vereinung fern gebUeben, vorslcUca, vvie 
Ihm' niemand mehr dienen kOnne, wenn swisdien Zdrieh und den Eidgenoesen Krieg 
ausbreche, und ; stelle Zwietracht nur zur VersUrkung des Kaisers gereiche; es liege 
daher in seinem laleresse, nach Vermögen die Eidgenossen >hinderslellig« zu machen 
und abzunehmen; zudem zieme es einem christlichen Könige, Krieg zu »vergaumen«. 
In ähnlicher Weise soll aneb an dffs Heriog von Savoyen geschrieben werden. Gleich- 
zeitig solle man aber ancb den- Kaiser und Ferdinand an die zablloaen Verdienste 



') Olm AlwdiiMl ma Btati onl Sdnfnwuani tMm sie fpaa, dem BMner oad Solotlninwr 
gWMatcnlcib. 

■) AhKh. 4. I a pa^. 539. 

*) Zvringliü Werke, Supiiletnent, pag. 1 f. 

*) Die Glaubensparteien in der Bidgenossenscbafl pag. 24 ff. 

-) Siebe den Exkurs. 

*J AbMb. 4, 1 a pag. 531 und 539. 



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— 36 — 



erinnern, di» sieh Zflrieb in d«Q jüngsten Jahren um das Raas Oestreldi erworben habe, 

insbcsoriitt're. wir es ihin n nfLclisI HoK vor allen die zwei Herzufjhlmer Mailand und 
Würtleiuberg »iuliändig«. geniaclil habe; man bitte sie dcj<h«lb <icniütig, von ihren »Prak- 
tiken« mit den Eidgenossen abzustehen, tamtä man geneigt sei, sich von jedermann 
des Glaubens halber eines Bessern unterrichten 7.u lassen. 

Wie die V Orte wielcrholt die Meinung äusserlen . wenn -u Jirt kf mil dvr 
zürcherischen Landschafl verkehieii IwÖnnten, wäre der Ketzerei bald ein Lüde geuiachl, 
90 glaubt auch Zwingli, d«n Krieg abwenden in kOnnea, wenn man an die Gemeinden 
der fiogner zu '_'olnti^pn vprniö<'h(i". Wnnn iück nicht sein liönne, so solle o in r» inrdenHirh 
gesetzte und gedruckte« Schrift vcröfTentlicht werden, worin der ganze Handel mit 
klarer Summe begriffen wtre, wie die Eidgenossen wegen de« Golteswortes und der 
französischen Vereinung angefangen, Zürich zu »fehen«, und wider alle Bünde mit dem 
Kaiser besondere Uespr&che gehabt haben, wie der Landvogt >uns bei Nacht und NebeU 
In das Gebiet gdUlen sei und einen frommen Priester gewaltsam weggefahrt habe, wor- 
aus ein ganzer Landslauf iui<i la-t gar ein Landskrieg gewurden sei elc. ; diese Schrifl 
solle man an alle Orte um) lin kti inMii -r Eid?' rios-Lnächalt schicken und namentlich 
auch in zahlreichen Esetuplareii in die IV Waldstatte zu verbreiten suchen. 

Ffir den Fall aber, dass all' diese Bemühungen, den Frieden aufrecht zu er- 
halten, fnirhtlos lilinben, Tini=*!r sich Zflricli nacli nnndcspenosseii umsehen, '/iinfichst 
galt es, »ich des bcistandes oder wenigstens der Neutralität der vermittelnden Orte zu 
versichern ; machten doch Luzem und die Waldstitte seit langem alle erdenklichen An« 
slrengungen, dieselben auf ihiv Seile zu ziehen; nicht einmal die Neutralität Basels, 
i^cbaffhauseiis und Appenzells wollten sie zugetien, obschon dieselbe diei^en Ständen im 
Kall eines Bürgerkriegs ausdrücklich von ihren Bundesbricfen vorgeschrieben war'). Dem 
gegenubti imI Zwingli, Bern hoch und teuer m ermahnen, es solle den BQnden gemäss 
Zürich beistellen und sich nicht mil dem iSfillcsifzen« begnügen; sonsl wilrdeii die IV 
Waldalälte üt>er alle Orte Herren und keinem mehr wider Gewalt geholfen werden. In 
gleicher Weise solle man sich an Glarus, Basel. Appenzell und Sololhum wenden. Sehaff- 
hnnsi n, ..'^■.«i ij welches Zwingli in jüngster Zeit einiges Misstrauen gefn^st iiabi i: mochte'), 
sollte ennahnt werden, wenn es nicht zu Zürich stehen wolle, doch in keinem Falle 
iiid«r dasselbe zu handeln; wofern man diese Zusage nicht erhielte, sonien 4— WO Hann 
in einer Nacht die Rheinbrücke abwerfen. 

Etwa von Basel abfresclu n, das Oestreich gegenüber oine lucrkwanlip a?'»''p^*'^'e 
llalluug einnahm und sich nicht nur insgeheim anerbot, sich mit Zürich der Waldsluiter 
anzunehmen, sonderB sogar eine Anneilon der IV Watdstfttte am Rhein in Vorschlag 
brachte'), konnte Zwingli auf den Beistand ricr eid!?enris?ischen Orte nicht ernstlich zählen; 
es war ihm auch nielu* darum zu tun, sie durch die dringenden Maboungen um Hülfe 
wenigstens zum Stillesitzen za veranlassen. Bessere Hoflbung setzte er auf St. Gallen, 
er rät, mit ihm »einen festen, sichern Bund* zu machen und ihm Anteil an alHällig den 
Feinden ah^rnomrncncn Herrschaften zu gew&hren. Auch Appenzell soll man zu ge- 

') ^ielits Kxkur¥. 

■) Ab«d). 4, 1 a pag. 5i3. V);l. auch Nqrcr Tim Knontu, Aiu dar •rhwefa. Gcsehicble der Reforni. 
«od OcgenrcJonn. in Sytiels Zeitociirift, 40. B. png. 114h 




— sy - . 

Kiniritf in die Eirl^f-nnssensdiafl tüf Ik-ch)p übor den Thurgau, d'w im Srhwa!)oii- 
kheg verloren halle, wieder zu gewinnen liufTte, und d«» auch die Hevolulioniruog des 
Tirob, yoraitbergs and Allgwu niebt im geringsten in den Bereich der UniDfigtieUtelten 
gehörte, bewies der wenige Wochen später in diesen Landen ausbrechende Bauernkrieg. So 
scheint mir im Gegenteil aus jeder Zeile der anscblägereidie, um llülfsquellen nicht ver- 
legene, freilich durch keinerlei »Romantik nnd Senlimentaliiät« gehinderte Realpolitiker 
zn sprechen. 

Zum Glück bedurfte es imiusicn. wie ja Zwitif:!] i-- solbiT wünschte, eines Ver- 
suches, seinen Uatsdilag im vollen Umfange zu verwirklichen, nicht; bloss der Anfang dazu 
wurde gemaclit. Anftmgs Janoar 1616 endiieii die von Qiin fwgeBcblagene an das ganxe 
Schweizervolk gerichtete Dni( ksdu iff '): jrlc ichzeitig wurdr nn das Wallis und an Graubün- 
den geicbrieben ; zunicbst jedoch nur in dem Sinne, dass sie sich Dicht zu unfreuDdlichen 
Sdirilten wider ZOrieb bewegen oder zu Krieg auftreiben lassen sollten*). Dabei hatte 
CS sein Bewenden, wohl hauptsächlich deshalb, weil der kriegerische Eifer der VI Orte 
selber wieder erkaltete, Ihre Botschaft an die Termitlelnden Orte halte nämlich nicht mmubugt^ 
den gewünschten Erfolg. Bern verlangle, sie sollten gegen die Thurgauer und Zürelier 
keine Gewalt üben, sondern zuvor, wie es die Billigkeil erheische, das Reehl suchen. 
Glarus erklärte, man hal>e ?u:h <;ntfirhlocs<ni, boi rlr in pnlon, iiUcn ITorkommen zu bleiben, 
aber des Glaubens wegen mit niemandem etwas Unfreundliches anzufangen, wo man 
nicht za strafen liahe. Solotbani vempradi xwar den VI Orten fOr den PaH, dass ihnen 
Gewnlf wiilflrföhre, den bundcsgemüssen Beistand, ahcr in der festen Zuversicht, dass 
sie keinen Grund zum Kriege gäben. Basel iMfief sich auf die IfeatraUl&tskkosei in seinem 
Bflndnis, und Schaffhausen gab die elwnso bequeme, als in diesem FaV nlebtsaagende 
Antwort, es gedenke, die Bünde mit allen Orten ohne Ausnahme »tapfer, redlich, ebrMdl 
I und pelreu€ zu halten*). Diese Antworten mochten den V Orten die UebLnieugang bei- 

bringen, dass sie dem Rechtshandel seinen regelmässige» Lauf lassen müsslen. Derselbe 
[ mtog sidi aber in Folge der Streitigkeiten in Betreff des Sdiraiben und Obmanns, dann 

) wifcfpr durch ilie Vermittlungsversuche Basels, SchaflThausen? und Appenzells so lange, 

bis er mit HQcksicbl auf die Gefahrduageo, welchen sich die ganze Eidgenossenschaft durch 
die grosse Banembemgnng anageaetzt sali, an S9. Hai anf onhestimmte Zeit Tsredioben 

wurde*). Ebenso bew irklcMi die Ereignisse in Kulien eine ullmählige Erkaltung in den 

Beziehungen zwischen den V Orlen und Oestreich, bis die Niederlage bei Pavia am 
ü. Feh. «rieder den TOnigen Brach herbeifBhrte. Schon am S7. Jan. hatte Zflrieh die 

Genugtuung erhalten, dass Dr. Sturzl, dem Ostreichischen Gesiindton, von der Tagsatzung 
vt^rtleulel wurde, tr möchte sich in diesen bedf'nklirhon T'nistiindr-n entfernen \ind einst- 
weilen zu Hause bleiben''), und nach der Schlacht von Pavia war es der Schwyzcr Arnberg 
selber, der an ZOrieh schrieb, er Tcnehmo, dass in Koostanz und jenseHs des Seen 



I ') Ah-d'. k I a :,r,i r. siehe Exkuit. 

') Aktcnsammlung I. So. »6G und %7. 
I *) AlMh. 4v 1 « pfg. M4, m dB«, W4. 

*) • * » m. 

*) > » • 591. 




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— 40 — 

Qber den Uofall in Hailand grosse Freude hemebe; er bitte dab«r die Stadt um getreues 

Aufsehen, indem die Sache schwer und den Eidgenossen jedermann Feind sei'). So 
trat der konresslonelle Gegensatz vor den allgemeinen Weltverhältnissen für eine Spanne 
Zeit so weit in den Hinte^rund, dass derselbe wenigstens nicht mehr jeden Augenblick 
die EldgenossemebaR in Bdiferbrieg xn «tfinmi drobte. 



r Exkurs Uber die Entstehungszeit von Zwinglis Ratschlag. 

(Opera, Supjrfem. p. l f.) 

Wahrend SbricVler, AkKn«. T. Sr. 9S7, den RtfaeUay in den Nov. od«r Dm. 15H wriil, (itaubt fi«eh«r 

^ p. iö I. tlewelhen in Ii t/fi ii M. ii tc de» Jahres 16S5 wtzen lu müssen. In ilci T.il LmIim liiiltr 

^ennu f-\n Jahr später, im iNuv. uiul Dec. XTt^n eine etwelrliernta.iRen Shnlicliü Koiiskilsitiuii. Ztiiicb 
geriet wiederum durch die Anwesenlieit einer itstreichischen Gesandt'-pliari zu Luzern in Bewiviii« öher 
«im Verbindung xwischen Oeetmcb und den Y Orten (vgl. Atweh. ^ I « p. 8l0j. Aber zur Grwarluny 
ciitta unmittellMrett Kri«|^nibriiefa«e, «vmaf docb d«r pm» RatMhkf baalrt, war «fauimls Mn Onmd 

' Torhunden, und die Worte, mit welchen Zwinfrli die Umtrichc de« Ferdinnndischen (lol'en bezeichnet: »i^a 

ir nun »fTenlich tkifrirht -^yifind. da«s er mit prektiken .... um|mn);<, |iaiiüun nur auf den \Valdi<huler- 
handel: von i'niem >ot1enpn« .^n'iii ■ :. (). -'reichs k"-"!?*'' Zfirith kann im Xov. ridcr Dec. l;>2."> nicht jfe- 
sproeben werden, wie auch Zürich an Bern imr henierkt, e« liahe »Kerüctitnuise« vernaininen, dM« einige 
Öria »enraiilt« «elen und >vielleiciit< um ausländische Hülfe hewcrheii. Ferner hUle Zwingif duials 
sieht raten kfinmait sich wi ilen KDnig von Fnnkniok su wenden, d«r seit der Sehiieht von Pkrin 
(Ii. Febr.) ein Gelbngener dee Kaj«n war and seil Aiiffurt in Madrid «-«111«: an «nen hpaos mcraortaa 
Ht bei einem so ekl.itant>>n F.reigni;^ nicht zu 4 -i Acii und wohl auch niclil an eine Gleichselinn;; des 
Kflnigs mit der Itegentin, in «leren Namen ilte ir,iu£>>!>ischtii Gesandten nunmehr mit den Etd^eiuk^^eu ver- 
handelten. Kltonsoweiiig bAlte X\vin).'li sich Ende 15'.'5 des Hcrzo)^ von Mailand hedlenca kennen, um die 
italieniKben Vogleien im Schach zu baiten, da derselbe im üktotter «einer HerrMfaafl wegan Terrftleriecber 
Umtrialic (ECgen den Cataer beraubt und in einen PraMga wagen Pelonie tanriekdt wonien war. fs. Ranke 
IL p. i'i'.) 

Eutüohcidend filr die .\n!»elzun^ des lUt.schla;;« an das EikIc 1">44- ist übrigens das Vorhanden- 
sein einer DriickschriU vom 4-. Jan. welche genau der \>. 6 geüUBserlen Intention Zwinglisi und der 
TOD ihm duti gegebenen I)i'>|M»lti»n entapricbt («. .\b»ch. I. 1 a p. Mi St., vgL auch Buiiinger 1. p. i83). 
MaaaOia ist lietitell : »Inhalt etlicher Hiii^lan, wie die an inen selb« xum teil mit der Wahrheit vergangan 
und inm teil erdacht inid, die ein Baigwimiiler, Hat und der groaa Rai der atailt ZOrich ire Eidimaaan 
und Zoogawandten fa einer gemein, als nf die sAlidi htndcl dienend, bericfalend und «ich gegen inan ent- 
^xhuldigcnd und verantwurtend«. und i«t gerichtet an die »frommen, ftlrsichligen und ny^en, schullhei^n. 
landamniajin, bur^ermcislern, rätcn, bürgern, lamUiVrii und i/mrinilfH der löblichen EldgiiuEcliaft und allen 
andern vii^et lüdgiio^churt Zuugewundten und Pundsgeno^^cii. wie denn die einer Eldgiio^-Iiaft mit lieb 
und leid verwandt nml«, aLw wie Zwingt! ganten hatte, eine an das gatu« Schwcinrvalk garicbtele poptt- 
Itre RaehtMUgtu)gB«clu4lt Qcoan der Ten ihm gegebsDan Wagteilnng geirtas fingt dleadbe mit Zflricfae 
Stellung gegenüber der frHnzö»isi'hcn Vertinuhg an, schildert dann die Anfechtungen, dir < - u i ;.'cn des 
(lottesworles vun den Eidi!eno<»en erlitten, hieriiuf den Itlingemuflanf. wie der Landvogt im Tltui^au bei 
».Nacht und .N'elieN n i > i r. lieh den Priester von Burjt weggeführt etc, dann die rmtrieh« Oe^treichs 
in der Schwei«, den WalÜBbuterhandel, verwahrt alrh gegen die unwahnm Gerüchte von kriegeriscben 
AnstailcN, und •ehB«ai« nil elaan «uman Antnif an dto B d gm oa aa ii, dar gcmainramen Schiekmlc in Ltab 
und Leid eiagadenk n sein, andrancita IMlfdi «neb uU der Vanlehenaf, da« ZOrieh sich idcht mit 
Qewill vrni data 0«llte««rt «atda dMugta iaaani. IMaaa Sehifft war aa md afaht die im Bnchinonat 

^) Afaadk ^ 1 a fag; fiSe. VgL hien Heyer wa Kanaan, »Ana der ediweit Gaachldite in dar 
Zeit der Rerormalfon« in Syfael« Ztitsehrift Bd. 40. pag. 100 IT. 



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ersebienene V«rt«idi(angsKiuifl Zwinglüi »Wi« lOkD sich vor l<agen bOlen und bewabreo mü«, welcli« 
liebst der neditfeitiginiB dendbm »Ober «He Geratlcndiaflc vom Rate am 13. Jim. <kr B^tednlt der ver- 

iiiiltelttiltn Olle rilierjri^bpn wunle mil der'dringenden Bille. Aie »twex gedruckten BAiMHn« wRSlwiuiid 
(i«nit»'milvti TM verlfsi'n; sie hl wnhl nnch itnti-r dem »Inifk Znihgli^« 211 verft^hcn. tmi .denf Im Aha-hird 
Vinn 10. Jiiiiii.-ir 152') p. 5oS, ilic Heilt- i-<l. NVIiiiifii «ir tum «.•Iwa 7.woi bis iJc 1 \Vi ■ hm für Abfn nn 
itiiil llriick der Schrift au, m liatt«o wir ttoii Katwtilag sp-^ilntnis aiiT Mitte DrcüViiier Ihii ni\tu^i/.eii. 
Anderseils «mOglieht es ane die Notli Aber die ElniidtUDg itcr Kinüiervüiei p. 7, die Abras^imgi^?^!! nneh 
nach r&ckwfirta noeb etwas geuaer abmgrciiaen, als es tou Slrickler gescfaeheii Ui; dieselbe fiUll als« 
}e<1cnliiUs nicht vor dfe'cmte Dnemberwoehe 19M, ra welcher diese Elniietiunf m 2flrieh eWtftuid. So 
lili-iht iiri5 noch 4lio Zeit tvahreiid und iiniiiittell>ar nach der Tat''ra1/iinK zu Hndcn vurii 13. Dec. 11'., niif 
welcber die VI drlf j»»nL' DeüchlQüsH; raasleii, die einen AnjtrilT von ihrer Seite als uiiniillelbar l>evor«te|ienil 
crBslieinen Hessen. Mit dic^mu Dklum slimiut nicht blosü dur [.'unze Tenor de^ Hatsehlng» trefHioli zu- 
sammep, sondern auch manebe Eimelnbeiten, wi« s. die ErwUinuag von Drohungen gegen Toggenbuig. 
die Anknfiphing mit Stnunboif, diae Anrufen des KSnig« von rnmkreieh etc. 

Die Einwfl: Ii' Estfher Kefe'en diese Daliruny erhebt, erweUpn sich bei näherer PrilAnn: nicht 
;iN ■«lichhalliy. ''ass Waidshul unter flen Städten, die Üe.slreich abwendig (jemaeht werden sollen, nicht 
^(«-ii.innt wird, wohl aber llheinfelden, er^jibl fleh vvn aelbct, da j.i W.ildshnl sich schon gegen Oolreicli 
im offenen AuMand behnd und zOnfaeriacben ZmU hallte, FUieinfeliJen dagegen niobt. Ans p. i gehl 
herrnr, das« die p. 4 angeführten •Qnttaten« in Betreff Wflrlenibeiyü neb auf das »inbUndig maehenc 
lies Hmoglum.-', aUo nur auf dii' Fiti,ni5*e des Jahres I.'jI'.i, und nndil auf die Abmahnnng der 
Knecht«- im .lahr ITiiS beziehen; wtiiii tUUei von der Kuiserwahl nicht die liede ist, so erklärt !»ich d^-f 
wohl daraus, ilu<f- die TagsatzuH); allerding!« dahin halte (.'ebracht wer<!en ki'niien, sich gegen den König 
von Frankreicb, nicht aber, wie die Agenten Karle V. wünsebten, «idt poeitiv ffir diuen auecittprcebeii 
(Baak« I p. Der Plan, das Tinl vmi der Henwfhalt Destreielw tosniniaien, braucht nicibt erat ans 
der Zeil zu .sbminien, wo diu Itewcgung dort am niüchti^^len war, andern konnte ebenso gut ans den An- 
filngen derselben seine Rereehlixunir «chOpfen. luninl -rlion nach dem Tode Maximilians niterlei auf- 
ri'Unerische Dinge im Tirol vi fli Cil • 11 waren, die man als Yornpiei des -»p.ltern H-Tuernkrlegct bclracliten 
kiinn: (vgl. Ruchnitz, üescb. Ferdinaudü I. VIII. p. 'Mli, Mit der »hartes Üedr&ngni»> ist die religißf^e Ver- 
folgung gemeiul. Uebrigens hlttr dieser Plan, wie E^er selbet sagt, aaoh der blatigen UnterdrAekimg 
dsMslbcn im und Okt. (Bueholli VIII. pi Hü f.) ksinen Sinn mshr gehabt, aho auch nicht mehr im 
Not. oder Dee. IBSA. 

Dagegen scheint allerdings die Art. wie SchafThau'eu erwrihnl wird, auf den ersten Blick mit 
dem Intimen Verhällnii^ in dem dieeer iäland (dt Beginn der Reformation su ZQrieb gestanden, sehweirln 
EiakUmg au bringen, und die PAngsten IMB tfngeltetene kalhollselie Rcaktiwi voiansniaalae». Allein aueh 

diese Sehwieri<.'keil l^'^sl sich bei genauerem Zusehen. Noch am lä. Okiober halle ScliatThnusen erklärt, 
il.-Lss es «ganz lustig', willig und geneigli sei. Zilrich alle? zu tun, wa-s ihm lieb und dienlieb sein nulge 
(Ahsch. p. 5<W)- l'm »n emplindlicher mu<«sle es aber Zwin^li berAhren , das* da.«.«ell>e es bald hernach 
fiirinlich dnrauf abgesehen tu haben schien, den Uidgenuaeett im UegeusatJt zu ^arirb iHsine katholisch« Hecht- 
gUubigkeit »1 baweisso. Niehl nur bsMgte der Bat das Beispiel Ulrichs in Bssug auf dis BiUar nlebt; 
aU dnigtt BOfgar am 1. Nov. den BiUeiatufB n dM Hauptkimfae f«n sieh aus beginnen wollten, »wnrda 
Ihnen Buif- und itnnftrcchl nt>gen-hlagen: mit Wrib und Kind munten mV mit Verwerfimg alter Ffirhitle 
und Gnade Stadl und üm-l meiden und die rrfilide bei dei; H Iii.' n - hwAreu, die «ic ■. fi ai lii-l <. Vm 
die Fürbitte Zürichs kound- diese li:ir;e Strafe mildern, (knchlnifer, SchafTliaUiier Jahrbücher p. 54). 
Ncuail Grand m Mi-^lrauen gab <las Verhalten <chuiTh.iiisens im WaliMuiterhandel. Mil Ra.nel halte es 
sich >««r an den VermittlungsTersuchen in Hheinfelden betüligt; wahrend aber Jenes auf dar Tagsafaiung 
zu Bkdett IJt. Bee. sich Zilrieh gefmifllwr bereit erklKrle, sieh der Walilshuter In Jeder Weise amninebmen, 
und sogar eitler .Annexion der i fWil Vi '"tie am ithoin da.-i Wort redete (Ab--ch. p. 3, p. 'ti^i, 4). 
wich Scha(Tlian'»en äng.tllich r.urfltl und warf Zilricli in einem Schreiben vom 7. Dec. in verblOmtcr 
Weise geradezu Riuch J.-r Krbeinung mil tti')t[reich vor; »Man linde den Handel allerdings schwer, halte 
aller die Crbeinuog geprOft und kAnue nichts anderes sehen, als da» nisn Dnglimpf besorgte, wenn die 
Saebc BchaUhauseo betrif«; mau «weiOe abeir itichtt daas Zörieh waiser rnid «amOnftifsr sei, und den 



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;tu<:h»lab' ilvj' Erbeiiiuii(; |,;ruij<llioli und geiui^i«aiii er».'i|;ini kAriiu-« (iVhiscli. |i. '•36, :)). Olmv Zwcift-I 
' baltco - " . -Vi IX Orte am 18. Kov. nicht lilos BaMi, aonilera aucb Ucho/Ihuueeu HnJ AppcnxcU um Auf- 
Mlri .' '/ . eb f»iiuilinl (Abteil, p. 633. S); vUircad nuh Bbbo) d«n V| Orian «Mterhöll dl« ramle 

F-' l'i '• ,), (liLss es ili'iii Wortlallt seini>s Huinle« jit-diHss Im Fall.- ein.»- liüi j;<"rkri«^P'* ki'inem Teil, 

.1.' 1 •< *' nen nirhl, Hülfp vei'lieiüi:6ii küiiiip, Srhafniaii*»-!; ili*'» iiichl (;eUti «i h!il>«)i: »dii-i! 

^ . Ii) lim VI Orle l>i»i jhr^-r (iesaiiilUcIian an die vermilt>'liiiloii Oiie im )nu. ]Ui'> nirlil Wii-^ 

i' -r., -Jddmi «ujcfa iiiio itaa Herhl so «klch«r NeulniliUl i^riUcn luth«u. (VgL Ab»cii. p. 5&I Hr. !£)4 
■ ■ ; . ftfti Vr. S37J. So wttr min la Zdrieh, alx der «ibvhaldrad« Auf rnlitirk in iHtlira wlü«n, in d<« 
1.1» nii4il dnnHiI dar N«olnillllit Scliallliauaei» aidier, faf«ebwta|ga dvun erinar BaiMIfe. 



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