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Full text of "Forstwissenschaftliches Centralblatt"

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Meeres: 
höhe 


— 
— 
— 


2200 
1860 
1350 
1087 


802 


1580 


1557 


1100 





Wallis: 
Gletſch 
Bürenfallwald . 
Brieg 


Sion. . . 


Engadin und Bergell: 


Rojetichgleticher 
Samaden 
Alarina 
Vicoloprano 
Spino 

Teſſin: 
Airolo 
Airolo 

Uri: 
Göſchenen 


Forstwissenschaftliches 
Centralblatt 


Höhentriebe in Gentimetern 


56 





1885 1884 1883 1882 1881 1880 


15 
16 


Forstliiche Forschungsanstalt München 





durchſchnitt 


aximum 


y 


( 
Minimum 


Gejammt: 


7 








Digitized by Google 


” 
. ” —— 
2* 


(Früher: Monatsſchrift für Forſt- und Jagdweſen.) 


Unter Mitwirkung zahlreicher Fachleute aus Wiſſenſchaft und Praris 
beraudgegeben von 


Dr. Franz Baur, 


0. 8. Brofeffer der Forſtwifſenſchaft an der Univerfität München. 


” 


Adıter Iahraang. 
(Der ganzen Reihe XXX. Jahrgang. ) 


Mit zwei Tafeln und fünf Tert- Abbildungen. 


Berlin, 
Derlag von Paul Parey. 


Deragsparhiung far tanbımizryihaft, Sartendeu ums Äurhmeien, 


1886. 





gq ) ages * n pri 
mo Stämmen. Vom Großh. Serien Oberförfter Shnittipahn 
in viren a 
Schlaglichter zur Streit age: hlagwei er ochwald⸗ ober Semelbetrieb. Bon 
* Weofeiior Suberg In Rarläruhe | oo. 
e Toll das Wade 












Zur = erentiofe felung der | ebre_ von ben Durhforflungen, Vom Cropt 
hen Oberforttrath % te in Darınjtadt . 242 
Der T Einfl up des Waldes auf die Ku) : und Bodenmwd Time: Ton T heod. 
drdlinger, Brivatdozenten zu bingen . 


Unte Tudnget dbe Dy Sakeriofgni Dr. 


j A Sbermayer in Münden. . 
Ein ne Dort an Herm ©. € jeTe, forflicer Praft er in München. 


Baur mV — 


























* n Kiefern umgen. 
er zu Neumarkt in ig Dberpfa g ; AR 
Die _ om Groß. 

t. %. 90] t ; ——— 
— zur — | mit einjährigen Kiefern (mebit HE dungen). 
De tantel in ea ee i 875 
Der at thes’she Höhenmeffer und der Prager'ſche Rivelli- Anter _Bom 
Bei a nd . . . 
we 


ität des Eicyenichälwaldes 






















der ‚Formoienfchaft, an Der Tinker 2 
Echo aus älwald zu den BBB er { 
in Bingen. Bon a ie Hi Reidharbt in — 

chaden. Von P —— in Zürich 







IV Inhalt. 


die Staatsfafjen gegenwärtig dabei befinden, wenn dieje Umtriebszeiten 
Se vor länger als 100 5 Sahren — worden wären? Vom Grh. 
berforſtdirektor Boſe in Darmitadt . 
Beobachtungen in Fichtenpflanzbejtänden. Mebit einer Tafel.) Bom ionigl 
bayr. Forſtamtsaſſiſtenten E. Grasmaun in Münden . . 
Leber die Beziehungen —— Alter und Bruſthöhenſtärke bei Buchen. Bon 
r. Theodor Nördlinger, Profeflor der Forſtwiſſenſchaft an der Uni: 
—5 Gießen . . 
Echo des „Echos aus dem Eihenihälwald“. (Ent egnung auf den Hrtitel 
im HE a ac BED 8. Be om ARE Oſtner 
in Michelſtadt . . re 


I. Mittheilungen. 


An die Lejer und Mitarbeiter. Bom Herausgeber . . 
Die XIV. nt deutjcher Koritmänner vom 7. bis 11. Soptbr. 1888 
au u Görlitz. (Ref.: Dolles, Fönigl. bay. Dberföriter.). i 
Die dienstlichen Verhältnifie der Forjtbeamten in Württemberg. 
Br über die Schauftellung von Feld: und Forjtbahnen in "Dsnabrüde. 
om Kgl. Foritmeiiter Ehlinger zu Aichaffenburg . 
Bias > des Vereins — —2 Berfuchsanftalt zu Börlit 
vom 1. bis 6. September 1885 
Denfichrift den zug der Reorganifation der bayerifchen Staatsforftoer 
waltung betreffen ; 
r Frage der Erziehung ftärferer Klopholzbeitände i 
r. Heinrich) Robert Böppert rt 
Der Etat der bayeriſchen Forſt-, Jagd: und Trift: Verwaltung für ein Jahr 
der XVIII Finanzperiode 1886 und 1887, bie rg ie 
über diejen Etat und die Streupetitionen . 
Der ze Rindenmarft von 1886. Bon Forſtrath Fiſchbach in 
Stuttgar 
Der Rindenmarkt in Hitſchhorn und die Erlbfe aus Eichenlohrinde i im Heidel- 
ei im Sabre 1886. ee von —— — ler 
eidelber 
Die Lohmeſſen in Boppard und Kreuznach im Jahre 1886 . . 
Nindenverjteigerung zu Bingen und Alzey am 13. März 1886. 
Der Lohrindenmarkt zu Kaiterslautern am 16. März 1886 . . 
Die Echenlohrinde- Verfteigerung zu Erbach pro 1886. Vom Gräflichen Forit- 
meijter Ihrig zu Erbad) . 
Waldbeihäbdi ungen durd) die Röthelmaus im Winter 1885, 86. Bom Forit 
meijter Beling in Seelen. : 
Ueber den Häuſerſchwamm und deifen Bekaͤmpfung 
Ueber .. Altungen. Bon Oberföriter Nelin in Stammheim, Mürttem- 


ber 

Die Gr ebniſſe der Statiftit des deutjchen Hol handels mit dem Auslande 
während des Jahres 1885. Von Forit- Aflettor Hillerich zu Gießen . 

Mittheilungen aus der —— des Großherzogthums Heſſen — 
1. Semeſter 1886 . 

Bericht über die IX. Berfammlung "des württembergifchen Forſivereins am 
20./23. Juni 1886 . 

Bur uggraphie von Karl Chriſtoph Dettelt. Von Profeſſor Dr. Heß in 


— — gegen Rehverbiß. Vom Oberforfter Yelin in Stammpeim 
ürttemberg) . . . 
Schutz der Kulturen gegen Rehverbif;. (Eine Stimme aus der Biel) 

Aus der badiichen Foritverwaltung & 


Seite 


601 


Inhalt. V 


Die . Be Bann des Vereins Mecdlenburgiicher Forſtwirthe am - u. 
| — 





Nr. 1. 





III. Literariſche Berichte. 


Die Beſchaffenheit der Waldluft und die Bedeutung der atmoſphäri— 

hen ZAHN r die on Bon Dr. Ernit Eber- 

maner, ord. PBrofellor an der F niverfität Münden . . . „ 60 

Horfiättien von Deintie von Calıfe . . ER": 
iHaden fhr Das Wreupifche Täger und $ orfieramen. Bon ®. Weiter: 


maier, Kal. a — Dr enwalde bei Stettin . . . 64 
tatiitiihe Nachweilungen aus der Yorjtverwaltung des Großherzog: 
thbums Baden Mn das Nahr IRB . . ; TERBEEEL ID: 
eber Foritfulturwejen. Nah Erfah rungen von 5. U. Ulemann „ © 
Handbud) der politiihen Delonomte. Bon Dr. Gujtav Echönberg, 
ord. Profeflor der Staatswillenihaften on der Iniverfitä ingen 117 
eber die Verwendung des YBuchenholzes zu — Vom Di— 
rettor Mar Rösler. . . 119 
Die Jagd in Dejterreich mit be onderer Rücficht auf das Er; her; vg 
{hum  Velferreid ob der Ens. Bon Yudwig Dimig, FE FE. Ober: 
Be 22 0. 0 0000.00... 08 
j Zajchenwörterbud ir Botanifer und alle freunde der Botanik. Bon 
Brof. Dr. 5. Glaler . . ee: 


deiträge der Foriitaimit von GljapVothringen. II 5 € ee : 
Die Yehre vom Waldbau für Anfänger in der Praris. Bon Gar 
Eduard Mey 2c. Gegenfritif . . . . . Be i 180 
Waldner ebaufunde. Bon ber. Ei 
tifer und Yei EEE EEE EEE 
archenbuc für ErdmaſſenBerechnun gen bei Waldwegebauten. Bon 


Ir. 8. Grundner . . M EEE WERDE EBETETETE 
abresbericht uber die Verlhung en umd Fo hritte in Der Forſtwirth— 
Ychafl peraus eg 






en (Seldungen beutfeher Sioil- und Strafgerichte in Fiiherel-Sadhen 
Fon RT 1 


Das Foritverforgungsweien in Berbindung mit dem Militärdienite 
im Preußiſchen Sagerforps unter Witberüdjichtigung der Tür Die 
gruete ayorilfattiere mahgebe benden generellen Beltimmungen Bon 
BIeBr ;  ; -, 366 
die induftrielle Verve hung des Mothbuchenholzes. Tine Dentichrift 36 


vie Wetler- und Ketor en-Ner oh 1eQ ent en und Itehenden 


Keiler. Die gemane en —— — und die Xetorten- 


— — — ——— WEITE 367 





VI Inhalt. 





Seite 

Baur, ordentl. ö. Profeſſor der Forſtwiſſenſchaft an der Univerſität 
Nüncden. . —466 

Nr. WB. Die Yebermoofe Seutichlands. Em Vademecum für Botan fer. Bes 
arbeite von Gott hold Hahn. . NE 426 
26. D e ehre vom Walbbau für Wnfänger im ber Prag s. Son E. . 


ter- 





28. Beiträge zur oritlichen umwachsrechnung umd zur dehre vom Weit er: 
prozente. - Bujft. Kraft . . a a ee re 
29. Die da deiienbahnen. Bon U. Runnebaum. . . en! 
0. Die Yand meffung. Ci Lehr. ind Handbuch van Dr. E. Bohn ._ 479 
) Blanterwald oder Ichlagweiler Hodhwald. Eine forſtliche Tages— 
rage, be progen von Hermann Fürft ———— —— 40 
„ 32. Jahrbũch des Schleſiſchen Forſtvereins für Herausgegeben 
bon D Tamm 1 UL ERS DEHBEHiIeRT N. 2 BER den 
Des Aeftichen % oritvereind . . 528 
33. Chronik des deutihen Koritweiens Im Yahre 1885. Beurbeitet von 
W. — zu Karlsruhe und 
yor) 


34. Handbuch der Prlanzenfranfheiten. Bearbeitet von Dr. Paul So- 
rauer, Dirigent der prlanzenpbytiologiichen BerJuchsitation am Kal. 
Bomologijchen nititut in Brosfau . . 2 2 0 nn. . bl 

„ 3. Der gemifchte Wald, Teine Begründung und Prlege, insbeſond re 
durch Horft- und —— u hichaft. a. Ir. Kar — Prof. 
der Forjmiffenfcha; der Imiverfi nen . . wa: 
36. Die: Sortlebligs: unB Die Wörherehfung In Arageir m Von 
ulius Theodor Örunert, fgl. preußiicher Ober ——— a. D 598 
37. Der arg des Mandzenges met bed: 
en rationellen Vetrieb. Won 
Pen Hrtebrieg, Tal preubticher MOrINer au toziipane Hirte) ed. 


F hich äg 
Bon all. 





er 
40. Statifi de Naceifungen aus ber Worfierafkung Bes Cr hberzog- 
hums Baden für das Jahr 1884. 639 
„ 41. Anleitung zur Aufnahme des Holsgeha {es der Ta Hbeitänt ©. Von 
I. 3 Runge, Brofeiior an ber jgorttafabemie $1 yarand . 639 
42. Waldgeſch hie des Alterifums. in Hanbbud, Tür afademifdje Kor- 
elungen 2 Von m: Seih denitider, fal. preup —— 
meiſter a. D. in Franffüurt ä. D. Erſter Band: Bor Cälar . . 640 


IV. Notizen. 
III. Dnarial rn: 





Inhalt. vo 





Bra Arco berg 8 sager 5 28 
Berwerthung des Holzes vom Yaulbaumffrauce (Rhamnus Frangula L.) zur 
Su Der abi eg Jorſtmeiſter WS Timger zu Side enburg_ . . 188 


Die Wildfällung Delterreih . . nz 0 
ne sein ommen aus der ab Defierrid eo... 18 
Serfonalperäuberungen {m banertihen Ctaatfonfsenallnigebtenfi  . . 1% 
F onalien aus 7 ürttemb berg . .» » 0 
es en in Graub — en R 





( . P 
agden bei W uchen im Sabre IBED. . . ... : EEE |: 
Berjonalveränderungen in Baden tin den ahjren 584 md 385 “ m — — [[ 
nr age. (Aus Baden) - - - » 2» 2 2 2 2 2 02. . 30 
Boitfarte an „Einen württembergiichen Kevterverwalter” . . . . 2. Bi 
Bayerticdhe Haumriefen . 38 


Ber er A nt erung en im bay yeri hen Stanrsfor] veriva iTigspienfte (bt 





Berfong veränderungen in Preußen ui . Quarfa 356) EEE 


Berfonalien aus Sadjien . . . — — AATAEACCCA 
Zum durch Enger — Rüffelsheimer Bemeindenat D der — 
eſſiſchen Werförſterei Möncbrud _. BbSBb 
Be GäBigung der Kiefer Ducch Yeimifcung ober Umterbau von Buche. Bon 
Oberröriter Walther zu Steh enan — 638 
Dächer aus zauniralut VEIT TEBTEEEZENR. 





Bindfallbefchäig gungen im Bayern . . 596 
Antiort auf die in der „„oftfarte an einen notiitembergifchen Revierveriva fer? 
geitellten Kragen . . ._596 
Berjona nachrichten aus der Ci; Del; j EEE TER, - 
ur bilaum des ıropb, heffihen Worftmeifters 6 ery € EEE TEE TEE 
Berjonalmachrichten aus Gieken . . . 598 


fe onalveränderung gen im baperiichen taatefoı Werimaltung söbienfte IT. u. 





V. Anzeigen. 


Vorlefungen an der forjtlichen Abtheilung der — Hochſchule Karls⸗ 
ruhe im Sommerſemeſter 1886 . 261 
Vie & Vorlefungen an der Univerfität Münden im ı Sommerfemefter 1886 262 
orjtliche Borlefungen an der Univerfität Gießen im Sommerjemejter 1886. 262. 


VII Inhalt. 


Forſtliche Vorlejungen an der Forſtakademie Eberöwalde, Sommerjem. 1886 268 
Borlefungen an der Koritafademie Münden im Sommerfemeiter 1886. . . 263 
Borlejungen im Sommerjemeiter 1886 an der Untvertita Dingen 2.0. 
Die Verjammlung bapriicer Korfkwirthe in Kelheim . 0. 







Die Berfammlung deu Idher oritwirkhe in Darmile AM 5 u. . 432 
nun 5 48% 
Brogramm für bie XV. Verfammlung beuffcher Forjtmänner zu Darmjtadt 

dom 7. bis 9. € ember BE. . r 454 





Vorlefungen an der Iniverfität ® üinden * 
1886/87 


Vorleſung ou an der Univerfit tät "Tübingen im Winte eme er 1886 87 f \ : 543 


orſiwirt e im 2 inferjemeiter 


Borlejungen an der Koritafademte Eberswalde im Winterjemeiter 1886/57 . 5# 
N orlefungen an der ⏑ 

im Wilerſemeſter 544 
Vorlefungen an ber Koritafademie Minden während bes Minte 356,57 6 
Forſtliche Borlefungen an der Univerfität Gießen im Winterjeme fer 336/87 _ 6 


. I. Original - Artikel. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz, 

Bon Profeffor Dr. Bühler in Zürich. 

I. 

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Lärche in der Schweiz erſtreckt 
ſich auf die Kantone Graubündten, Zeifin, Wallis und Die der Hochgebirgä- 
region angehörenden Theile von Waadt, Bern, Uri, St. Gallen und Appen- 
zel. Daffelbe wird etwa 20000 qkm Ausdehnung haben. 

Bon bejonderer Wichtigkeit ift die Lärche in der Schweiz deßhalb, 
weil fie allein oder in Gejellichaft der Arve die Waldungen an der Baum: 
grenze bildet und bei den neuen Aufforftungen, die in verjchiedenen hoben 
Gebirgälagen im Gange find, eine wichtige Rolle zu fpielen, berufen ift. 

Gleihwohl hat fie mehr in der Ebene und den Vorbergen, wohin fie 
von Menjchenhand mit wechſelndem Erfolge verpflanzt wurde ald im Ge— 
birge, die Aufmerfjamfeit des Forftmannsd erregt. 

Die Literaturüberfiht wird dies zeigen. Kafthofer gedenkt der 
Lärche an zahlreichen Stellen in feinen verjchiedenen „Alpenreijen*, die in 
den 20er Jahren erjdhienen find. Ausführlicher und mehr im Zufammen- 
bang behandelt er fie in feiner Schrift „Der Lehrer im Walde‘.1) Er 
beichreibt fie aber mehr vom Standpunkt der Botanik und der Benutzung, 
weil er ihre weitere Verbreitung namentlich als Weidebaum anftrebte. 
Ueber ihr Berhalten im Gebirge und die Bedingungen ihres Vorkommens 
ſpricht er fich nicht eingehender aus, obwohl er in den Naturmwiffenichaften 
ſehr bemwandert und ein genauer Beobachter war. Bielleicht hat ihn die 
populäre Tendenz jeined Buches von der weiteren Crörterung abgehalten; 
dieſes jollte ohne wifjenichaftlichen Apparat für dad Volk gejchrieben wer- 
den. Ein Sat jedody muß bier angeführt werden. Kafthofer jagt ©. 71: 
„An den Ufern der Flüffe gedeiht fie (die Lärche) recht gut.“ 

Gleichfalls mit Rüdficht auf die Frage der weiteren Verbreitung der 
Lärche außerhalb des Gebirges theilt 1828 Peter von Salid-Goglio in 


1) Erſchienen 1828. 
Borftwiffenfchaftlihes Gentralblatt. 1886. 1 


2 . —— Bühler: 


Chur einige Beobachtungen (wohl aus Graubündten) mit.!) Es jei be 
fannt, Sagt er, daß die Lärdye am beiten auf Bergen und an Abhängen 
in felfigem, kiefigem Boden gedeihe. Auf ſolchen Lagen empfiehlt er ihre 
Anzucht. 

Vieljährige Beobachtungen in den Kantonen St. Gallen und Appen- 
zell führen Rietmann von St. Gallen zu folgenden Schlüffen.?) Die 
Lärche icheine alle anderen Erpofitionen der jüdlichen vorzuzjehen. Jeder 
Boden jage ihr zu, der nicht jehr zähe oder zu naß ſei; fie gebeihe nur, 
wo fie Licht und Luft habe. Bemerfenswerth fei, daß die natürlich an- 
geflogenen Lärchen mur jelten die abjolute Höhe von 1200 m über- 
fteigen. 

1852 verhandelte der jchmweizerijche Forftverein bei feiner Verſamm— 
lung in Interlafen über die Lärdye.?) Der Referent, DOberförfter Fank— 
baujer in Interlaken, (jebt Forſtmeiſter in Bern) findet den natürlichen 
Standort der Lärche in der oberiten Waldregion, wo fie in lichtem Stande 
geichloffene Beitände bildet. Aus diefen Beobadytungen zieht er dann die 
Folgerungen für ihren Anbau außerhalb des Gebirges. 

1858 bildeten die auf den Lärchen der Ebene fidh einitellenden Flech- 
ten einen der Verbandlungsgegenitände der ſchweizeriſchen Forftverfamme 
lung in Schaffhaufen.*) Der Referent, Forſtinſpektor Keel von St. Gallen, 
glaubt auf Grund 27 jähriger Praris jagen zu können, dab Kalk und 
Thonichiefer der Lärche am meiſten zufage; im St. Galliichen Oberlande 
(Sargand, Werdenberg) finden ſich auf allen Lagen und Erpofitionen die 
ihönften Lärchenbeſtaͤnde, nur dumpfe, nafle und brudyige Stellen meide 
fie. Auf der Molaffe gedeihe fie nur, wo die Lage ſonnig und Iuftig, 
ziemlich geneigt und der Boden troden, fteinidyt, Fiefig tft. Korreferent 
war Fankhauſer. Er findet im Berner Oberland feinen Einfluß der 
Formation auf das Gedeihen der Lärche, nur dürfe der Boden weder feucht 
und naß, noch feit und bindend fein; auch auf die Lage fomme nicht viel 
an, wenn nur viel Licht vorhanden jei. Die Atmofphäre müffe troden 
jein und ein ftarfer Luftwechſel ftattfinden. Endlich finde man die Lärche 
von 800 m biß zur Vegetationdgrenze, aljo in einer Region mit einer Ve— 
getationddauer von 3—5 Monaten. 

Dies die Beobadytungen und Erfahrungen, wie fie in der Literatur 
von Foritleuten niedergelegt find, welche in der Heimath der Lärche Fürzere 
oder längere Zeit gewirtbichaftet haben. 


1) Allg. Korft: und Fagdzeitung 1828, 500, 
2) Dajelbft 1843, 132. 

3) Schweiz. Forſtjournal 1852, 259. 

4) Daielbft 1858, 242; 1859, 1. 


Streifzüge durd die Heimath der Lärche in der Schweiz. 3 


Die Beobachtungen auf einer Reiſe in Graubündten hat 1865 
Dengler unter dem Titel „Zur Naturgefchichte der Lärche, Arve und 
Kiefer" %) zufammengefaßt. Die Lärche finde fidy bejonderd auf Sommer- 
jeiten mit Fichten und Buchen. Der im Gebirge intenfiven Lichteinwirfung 
und der jchon mehr jüdlichen Lage dürfte es zugujchreiben fein, daß die 
Lärche bier weit mehr Ueberichirmung ertrage, als in nördlichen und tiefer 
gelegenen Waldungen. Es jei auber Zweifel, dab fie in einem Schluß, 
wie er für Kiefern normal jei, gedeihen und aufwachſen könne. 

Vom Standpunft ded wiſſenſchaftlichen Botaniferd aus erörtert 
Chriſt in feinem pflanzengeographiicdhen Meifterwerfe ?) die Verbreitung 
und das Gedeihen der Lärche. Im Unterwalli traf er die Lärche neben 
der Kaltanie, dem Baum des Seeklimas. Gleichwohl ift ihm die Lärche 
lediglich Baum des centralen Gebirges und des Fontinentalen Klimas; den 
Jura und die Voralpen flieht fie, mit einer Ausnahme: St. Gallen und 
Appenzell, dort erreicht fie am Gäbris bei 1250 m ihre Nordgrenze. Auf 
Kalk wächſt fie ebenjo gut, ald auf Urgeftein. In der oberjten alpinen 
Region begnügt fie fidy mit einer kurzen Vegetationdzeit; mo der Schnee 
lange liegen bleibt, ift fie vor Spätfröften geihüßt. Ihr Waldesmittel 
reicht bißS 1900 m; im Oberwalli und Engadin biö 2100 m; im Zer- 
mattthal geht fie bi8 2300, ab Münfter (Graubündten) Süpjeite bid 2316. 
Im Unterwallis fteigt fie bis zur Thalſohle, ebenjo im Thal der Seetz bei 
Sargand bis 450 m; im mittleren Wallis geht fie nicht tiefer als 1100 m. 
Am mädhtigiten ift der Baum entfaltet, wo die Regenmenge bis auf 60 cm 
hinabgeht. 

Es iſt am Schluß dieſer Einleitung nicht nöthig, auf die Wider— 
ſprüche hinzuweiſen, welche in den verſchiedenen Angaben enthalten ſind. 
Formation, chemiſche und phyſikaliſche Eigenſchaften des Bodens, Luft— 
Temperatur, Luftbewegung, Lage, Expoſition, Neigung, Lichteinfall, ab— 
ſolute Höhe, alſo geradezu allen Wachsthumsfaktoren wird bald ein gün— 
ftiger, bald ein ungünftiger Einfluß auf das Gedeihen der Lärche zuge- 
jchrieben. Lob und Anklage find freilich vielfach in redyt dehnbaren Aus- 
drüden abgefaßt, von denen die beftimmte Ausdrudöweije des Naturforichere 
fi vortheilhaft abhebt. Aber auch ihm find nicht alle Zweifel gehoben. 
So bemerft er 3. B. zum Borfommen der Lärche im Teffin, wo die Negen- 
menge 2—4 mal 60 cm beträgt, „daß wohl die Infolation einen Erſatz 
biete.” 

Jene Widerſprüche rühren nun theilweife von der Unbeftimmtheit der 


1) Monatichrift für Forſt- und Jagdweſen 1865, 23. 
2) Das Pflanzenleben der Schweiz 1879, ©. 224—228, 
1* 


4 Bühler: 


Spracde, theilmeife von der nicht vollftändigen Trennung der Faktoren 
ber. Die Feuchtigkeit des Bodens bei 1000 und 2200 m, auf Kalfgeftein 
oder Gletjcherfchutt, auf Süd- oder. Nordjeiten, in Teſſin oder Appenzell 
kann unmöglich diejelbe fein und felbit wenn der Waflergehalt des Bodens 
derjelbe wäre, müßte die Einwirkung auf das Wachsthum verjchieden fein, 
weil die übrigen Faktoren wecjeln. 

Trennung der Faktoren und erafte naturmwifjenichaftliche Forſchung 
find die Wege, auf welchen wir das Ziel unjerer Unterfuchung, die Er- 
forſchung der Wahsthumdbedingungen der Lärche, zu erreichen juchen 
müfjen. 

Die nachfolgenden Mittheilungen find zufammengeftellt aus Beob- 
achtungen und Unterfuchhungen, die ich in den Jahren 1883—1885 bei der 
Bereifung der früher aufgezählten Kantone gemacht habe. Sie fünnen der 
Natur der Sache nach nicht erihöpfend und vollitändig fein, jollen viel- 
mehr zur vorläufigen Drientirung dienen und namentlich zeigen, ob mit 
der angewendeten Methode überhaupt etwas zu erreichen jet. 

Im weitern jollen dann allerdings aus dem Wachsthum der Lärche 
im Gebirge Nubanmwendungen für ihre Anzucht außerhalb deffelben ab» 
geleitet werben. 

Faffen wir nun das Berbreitungdgebiet der Lärche näher ind Auge. 

: IH. 

Nach den Angaben von Ehrift — jedenfalld den zuverläffigften, die 
wir bis jetzt befißen, — wäre die obere Grenze der Lärche bei 2300 m, 
die untere bei 423 m Meereöhöhe gelegen. 

Berechnen wir aus den meteorologifchen Beobachtungen die mittlere 
Zahrestemperatur und reduziren wir für die höher ald die Beobachtungs- 
ftationen gelegenen Drte diefelbe nach der durchichnittlichen Abnahme der 
Temperatur auf je 100 m Erhebung), jo erhalten wir die Temperatur- 
grenzen, innerhalb welcher die Lärche im natürlichen Verbreitungsgebiete 
ihre Vegetation ausführt. 


Kanton Ort en — — 
Wallis Martigny 423 10,0 
Graubündten Gaftafegna 700 9,6 

6 Chur 603 92 
St. Gallen Sargand 501 92 
Wallis Brieg 708 90 


1) Letzteres auf Grund einer mir von Direktor Billmwiller in Zürich gütigft zur 
Verfügung geftellten Ueberſicht. Alle übrigen meteorologiihen Daten find entnommen 
den „Annalen der ſchweizeriſchen meteorologiichen Gentralanftalt.” 20 Zahrgänge. 
1864—83. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 5 


Höhere Iahreötemperatur (12°) herricht nur im unteren Theil bes 
Teſſin. 
Welche Temperatur an der oberen Lärchengrenze herrſcht, zeigt die 
folgende Zuſammenſtellung: 


Kanton Ort — —— 
Graubündten ob Bevers 2200 —0,9 
ö „ Sild Maria 2210 -0,3 
Wallis „ Redingen 2239 -03 
ö „ Gräden 2232 +12 


An einzelnen Stellen traf Chrift die Lärche jogar bei 2400 m. 

Als niedrigite Sahreötemperatur erhalten wir daher — 1,0 hödhftend 
+ 1,2° E. für das im Bisperthal gelegene Grächen (Dft-Weithänge)'). 

Relativ guted Wachsthum treffen wir in 1700— 1800 m Höhe bei 
Bevers, Sild Maria, ob Airolo bei Gletſch; die Tahredtemperaturen find 
1,6; 1,7; 2,4; 1,7° ©. 

Nun giebt ed in der Schweiz in verichiedenen Gegenden noch ren» 
zen für die natürliche Verbreitung der Lärche: am Gäbrid 1253 m mit 
5,1°, bei Göichenen 1128 m mit 5,9°., 

Aus den obigen Zahlen ergiebt fi, dab durdy die Temperatur dem 
Vordringen der Lärche weder im Appenzellerland nody im Reußthal Halt 
geboten iſt. 

Da die Temperatur in der übrigen Schweiz und in Deutichland, das 
Rheinthal ausgenommen, 10° felten überfteigt, und jelbit am Broden nicht 
unter + 2° finft, jo kann in der Temperatur der Grund des ſchlechten 
Gedeihend der Lärche, oder ihres Abfterbend nicht gefucht werden. 

In Sild Maria, wo id) einen der ſchönſten Lärchenbeftände traf, finkt 
die Temperatur oft auf — 25°; in Gaftafegna und Martigny fteigt fie 
auf 33 und mehr Grade. Es bewegen fi aljo aud die Ertreme der 
Temperatur im Heimathgebiet der Lärche innerhalb der weitelten Grenzen. 

Der Einfluß der Lage, Erpofition und Neigung, die bald erhöhend, 
bald erniedrigend auf die lofale Temperatur wirken, find hierbei nicht be= 
rüdfichtigt. Dieje Abänderungen verdienen genaueres Studium, mit wel- 
chem die detaillirte Feſtſtellung der Verbreitungdgrenzen der Lärche in ber 


1) Pfeil wäre hiernach zu berichtigen, der (Krit. Blätter 40. I. 180) meint, die 
eigentlibe Heimath der Lärche liege im Gegenden mit einer Zahrestemperatur von 
+3 bis 5°. — lieber die klimatiſchen Verhältniffe der Alpen finden ſich jelbit in 
den ncueften Werfen eine Denge von Unridhtigfeiten. Am ridhtigften — mit kleinen 
Ausnahmen — find fie jfizzirt von Borggreve, Allgem. Forft: und Jagd-Zeitung 
1871, 142. 


6 Bühler: 


Schweiz unter bejonderer Berüdfichtigung der forftlihen — nicht bloß de 
rein botanischen — Gefichtöpunfte verbunden werben könnte. 

Ueber den Einfluß der Feuchtigkeit gehen die Anfichten der oben auf: 
geführten Autoren jehr auseinander. Während von allen Näffe de Bo— 
dens ald fchädlich betradytet wird, jagt Kalthofer, daß die Lärche an den 
Ufern ber Flüffe ganz gut gedeihe. Chriſt findet fie bei ca. 60 cm Re— 
gen „am mächtigiten entfaltet.” Er ift zu diefem Ausipruch ohne Zweifel 
durch die Wahrnehmungen im Wallis und vielleicht audy Engadin gelangt. 
In diefem Gebiete gedeiht die Lärche augenjcheinlih am beiten; die Nie- 
derichläge überfteigen in Martigny, Sion, Redingen jelten 70 cm und 
jelbit in dem 1632 m hohen Grächen im Visperthal bewegte fie ſich wäh- 
rend 6 Beobachtungsjahren zwilchen 44 und 71 cm. Die Station Beverd 
im Engadin ſank jhon auf 49 cm und überfteigt jelten 80, während 
Sild Maria etwas mehr Niederichläge hat, es überfteigt die Menge jehr 
oft 90 cm. 

Aehnlich geringen Niederichlag hat nur noch die Gegend von Bajel 
bis Schaffhaufen!); in der ganzen übrigen Schweiz find die Regenmengen viel 
bedeutender. Da bier die Lärche von Natur aus fehlt und fie in den Gebieten 
mit geringem Niederichlag am üppigiten gedeiht, fo lag der Schluß auf 
den urjächlichen Zufammenhang beider Erjcheinungen nahe. 

Aud die Stimmen der praftijchen Forſtwirthe vereinigen ſich mit dem 
Satze ded Botaniferd; nur die Bemerkung Kafthofer’3 fteht nicht im 
Einklang. 

Zunächſt führe ich meine eigenen Beobachtungen an, die ich zum 
großen Theil gemadyt habe, bevor der Ausipruh Kaſthofer's mir be- 
fannt war. Xeßterer fam erft zu meiner Kenntnik, als ich in der Xite- 
ratur nachforfchte, ob nidyt früher und von andern Wahrnehmungen ges 
macht worden jeien, die von der herrichenden Anficht abweichen. 

Dberhalb Churmalden 1217 m gegen Parpan wächſt die Lärche dem 
Bade entlang, wie anderwärtd die Erle; ebenjo am Albulaflug beim Al- 
veneuerbad 1324 m, bei Bellaluna 1083 m, und beim Weibenitein 2030 m. 
Am Bade, der vom Rojetjchgleticher entjpringt, auf der alten Moräne 
und im alten Bachbeet zwilchen dem Gletſcher und Pontrefina 1800 bi 
2100 m bildet die Lärche mit Erle, Arve und Birfe den Beitand. Am 

ded Sees von Eilvaplana tritt die Lärche bid an den Seejpiegel 


1) Gutes Gedeihen zeigt die Lärche aber nur auf den Hügelzügen längs des Rhei— 
ned, beionders auf dem Randen bei Schaffhaujfen. Im Thal bei Rheinfelden bleibt 
fie in Kulturen hinter der Fichte zurüd, während fie ihr fonft überall vorauseilt. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 7 


heran; der jchönfte Lärchenbeftand der dortigen Gegend (Plaum Rabius 
150 Jahre alt, ca. 28 m body) fteht auf dem Schuttfegel ded Baches un— 
mittelbar am See. Im Bergell von Gafaccta 1460 m bis Gaftafegna 
700 m fteht die Lärche in zahlreichen Gremplaren, vielfach mit der Ka- 
ftanie gemilcht, am Bade. An der Göichener Neuß 1128 m und an der 
Rhone ift fie wiederum unmittelbar am Flußufer zu beobachten. Bei Ober- 
wald 1370 m im Obermallis findet ſich im Rhonebeet auf einer großen 
Gejchiebeablagerung ein vielleiht 3 ha großer Lärchen- und ein Erlen- 
beftand neben einander. Unterhalb Gletſch 1800 m fteht die Lärche auf 
dem trocdenen Felſen, wie auf dem flachgründigen Hange, aus dem aller- 
orts Waffer auf die Straße rinnt. Oberhalb Airolo 1570 m fteht die 
Lärche im Waſſer, wie ſonſt Erle oder auch Fichte. 

Dieje in den Kantonen Graubündten, Teffin, Uri, Wallis gemachten 
Beobachtungen beitätigen das von Kafthofer wohl auf Grund jeiner 
Wahrnehmungen im Kanton Bern audgeiprochene Urtheil. Im Appenzell 
habe ich die Lärche am Fuß des Sentis gegen Schwendi, ebenjo bei Gais 
am Bache getroffen. Cine Bernollitändigung der Beobachtungen, nament- 
ih aus dem letgenannten Gebiete, wäre jehr werthvoll. 

Mit Ausnahme der Uferftreifen am Silvaplanerjee ift von mir die 
Lärhe nur an fließendem Waſſer getroffen worden, ed war nirgends 
ftodende Näffe. Ihr Gedeihen war gut, dad Wachsthum, die Beaftung 
boten nichts abmweichended und die Benadelung war von friiher grüner 
Farbe. Nur am Silvaplanerjee und an einigen Stellen im Bergell war 
ein Flechtenüberzug vorhanden; das Ausſehen der Bäume war aber gejund. 

Da im größten Theile von Deutjchland die Regenmenge 55—75, in 
fleineren Gebieten bid 85 cm fteigt und nur in den Gebirgen und auf 
der ſchwäbiſch-bayeriſchen Hochebene diefer Betrag überfchritten wird, jo 
fann die jährliche Niederichlagshöhe das Abfterben der Lärche in Deutjch- 
land nicht herbeigeführt haben. 

Auf die Vegetation wirfen aber weitere wichtige klimatiſche Faktoren 
ein, die wir noch betrachten müſſen. 

Die Bewölfung, von weldyer die Infolation und die Intenfität der 
Sonnenftrahlung beeinflußt ift, wird befanntlich dadurch ausgedrückt, daß 
man den bewölften Theil der Himmelödede in Zehnteln der ganzen Him— 
melödede anſpricht. Im Berbreitungögebiet der Lärche erhalten wir fol» 
gende Zahlen: 


Wallis: Engadin u. Bergell: Teſſin u. Uri: nt * 
Sim . . 44 Pontrefina. . 51 Göſchenen. . 48 MRagak. . 48 
Martigny.. 49 ° Gaftafegna. . 51 Airolo . . . 54 Sargans . 5,9 
NRedingen . 52 Bed .. . 54 Gährid . 6,5 


Srädhen . 5,9 Si... . 56 


8 Bühler: 


Im Jahresdurchſchnitt erreicht alio die Bewölkung, wenn wir von 
fleineren unvermeidlihen Beobachtungsfehlern abſehen, nirgends 6,0 mit 
Ausnahme des die Nordgrenze des Lärchengebieted bildenden Gäbris. Im 
der übrigen Schweiz beträgt die Bewölkung faſt ausnahmslos 6,0— 7,0, 
fteigt jogar auf 7,5. 

In Deutſchland darf ald Durchſchnitt 6,5 und gegen die Nord» und 
Oſtſee hin 6,8 angenommen werden.!) 

In den meteorologiihen Annalen ift ferner die Zahl der heiteren 
Tage während des Jahres mitgetheilt; ihre Zahl ſchwankt jehr bedeutend, 
weßhalb nicht ein Durchſchnitt gezogen wurde, jondern die Grenzen an- 
gegeben werden. 

Die Zahl der heiteren Tage während 1874—1883 beträgt in 


Wallis: Engadin u. Bergell: Teffin u. Uri: St. Gallen und 


Appenzell: 
Grähen 65— 94 Sils 635—105 Nirolo 67— 87 Gäbris 42— 79 
Redingen 86—126 Bevers 64— % Göſchenen IT—134 Sargans 48— % 
Martigny A—145 Caſtaſegna 84-1236 Ragatz 744131 


Sion 92 - 140 Pontreſina 103—124 
(nur 3 Jahre) 

Gäbris und Sargans ausgenommen ſinkt ihre Zahl nicht unter 60; 
übertroffen wird das Marimum nur im Teſſin; für St. Vittore 3. B. 
ift fie 147—19. 

Um den bedeutenden VBoriprung, weldyen das Lärchengebiet bezüglich 
der Heiterfeit ded Himmels bat, zu zeigen, folgen bier einige Zahlen für 
die übrige Schweiz aus demjelben Zeitraum. Es hat heitere Tage 


Bafel. . 0-61 Ben... . 27-7 Neuenburg . . 33—56 
Yarau. . 3-84 Schaffbaufien . 32—61 St. Gallen . 42—85 
Laufanne . 24—65 Luzern. .. . 32—69 
Züri. . 24-70 Frauenfeld . . 33—50 


In vielen Gegenden der Schweiz fteht aljo das Marimum der heite- 
ren Tage hinter dem Minimum derfelben im Lärdyengebiet zurüd. 

Aus Deutſchland ftehen mir nur die Daten von Bayern für 1879 
bis 1882 zu Gebot. Die Zahl der klaren Tage beträgt in 


Münden. . 32—46 Augäburg . . . 2442 Nürnberg. . 93-45 
NRojenheim „ 44-52 Kempten . . . 8-9 Erlangen . . 30-58 
Lindau . . 3-4 N 36—72 Aſchaffenburg. 37—68 
Sngolftadtt . 17—62 Ansbah . . 28—68 Landau. . „ 46-69 
Negenöburg . 38—49 Bapreutb . . . 25—4 Speer. . . 86-69 


Zweibrüden. 28—60 Kaijerdlautern . 88—67 


1) Hann, Klimatologie 100. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 9 


Sie ift, wie zu erwarten war, geringer ald diejenige des Lärdhen- 
gebietes. 
Für die relative Feuchtigkeit ergeben ſich folgende Mittelzahlen: 


Wallis: Engadin u. Bergell: Teſſin u. Uri: St. Gallen und 


Appenzell: 
pCt. pCt. pCt. pCt. 
Martigny. 72 Caſtaſegna .. 64 Göſchenen . . 76 Gäbrie. „ 72 
Sion. . . 75 Baer... 7 Airolo -. » . 79 Ragatz . . 78 
Sid. . . . 7 


In der übrigen Schweiz beträgt die relative Feuchtigkeit in den weit- 
aus meilten Fällen 80 p&t. und darüber und fteigt mehrfach auf 85 bis 
87 p6t. 

In Deutichland finft fie jelten unter 75, in Bayern beträgt fie auf 
den meiften Stationen 77—79 pCt. 

Seit 1881 enthalten die Annalen der meteorologijchen Gentralanftalt 
für die meiften Stationen die Ergebnifje der täglidy breimaligen Beob— 
achtungen über die Windverhältniffe. Der Zeitraum von 3 Jahren ift 
natürlich zu kurz, ald daß den Zahlen jchon größerer Werth beigelegt wer- 
den fünnte; bei den tiefer gelegenen Stationen find die Berhältniffe im 
allgemeinen fonftanter, ald bei den höheren. 

Es werden jährlih 1095 Windbeobadytungen gemadt. Die folgende 
Ueberficht giebt die Zahl der Winpdftillen in Prozenten (annähernd genau) 
nad 3 jährigem Durchſchnitt an. 


NRedingen!) . . . 9 BEER u 5-5 08 
Sräden) . .. 8 Bavers . . . 65 
Wrold >. 2 5:2, 76 (2) Göihenn . . 40 
Gaftafegna . . . 74 ®äbrid . . . 17 
Martin. . .. a1 Sargani. .. 1 


Bon den übrigen ſchweizeriſchen Stationen haben Prozente Wind- 
ftillen: 


Marl.» 2... 8 Scaffhaufen . 67 
Augen... . . 76 Bern... ..656 
Zürich... 69 Lauſanne. . . 50 
Frauenfeld . . . 69 St. Gallen. . 46 


Die Unterjchiede find nicht jehr bedeutend. Es ift aber dabei zu be— 
achten, dab die Intenfität der Luftbewegung faft überall von 600 m an 
erheblich zunimmt,?) daß alſo bei demielben Betrag der Winditillen in 
den höheren Regionen der Luftwechſel viel ftärfer ift. 








1) Das Wallis bleibt von den allgemeinen Ruftftrömungen oft ganz unberübrt. 
2) Nach einem Vortrag von Dr. Billwiller in Zärid. 


10 Bühler: 


Die größere Heiterfeit ded Himmeld vermehrt die Infolation — nad 
Unterfuchungen von Profeſſor Dr. 5. Weber in Zürich ift die Beftrah- 
lung bei 2000 m etwa 20 p&t. intenfiver ald bei 400 m — und lofale 
Erwärmung. Die geringere Yuftfeuchtigfeit, die ftärfere Luftbewegung und 
der geringere Zuftdrud in den höheren Regionen fteigern neben der In- 
jolation die Verdunstung in hohem Grade. E8 fehlen jedoch jpezielle Un- 
terjuchungen!) hierüber, jo dab diefe Eigenthümlichfeit des Lärchengebiets 
nicht genauer präzifirt werden fann. 

Diele Lüde ift um jo empfindlicher, ald gerade in den Faftoren der 
Verdunftung das Gebirge von der Ebene und den Vorbergen, die Hei- 
math der Lärche, von dem Gebiet fich unterjcheidet, in welches fie künſtlich 
überfiedelt wurde. 

Um für die Beurtheilung der Wachsthumsverhältniſſe der Lärche we— 
nigftend einige, wenn auch dürftige Anhaltöpunfte zu gewinnen, habe ich 
an jungen Stämmcden von jelten mehr ald 3 m Höhe die Jahreöhöhen- 
triebe gemefjen, foweit died mit Sicherheit gejchehen konnte. 

Aus den Einzelmefjungen wurden dann Durchſchnitte berechnet, jo- 
wohl für jedes Jahr, ald im Ganzen. Bon den einzelnen Iahreötrieben 
wurde endlich das Marimum und Minimum bejonders notirt. Ein Bei- 
jpiel mag das Berfahren zeigen. 

Am Nofetichgleticher bei Pontrefina ca. 2200 m wurden die lebten 
2 Lärchen unterſucht. 








öhentriebe in ti- ’ 
* metern *— Geſammt⸗ 
— — durqſchnitt [EJ8 
1883 | 1882 11881 | 1880 S|a 


















Nr. 1 ca. Mjährig 30 m hoh..| 10 | 9 lı17!9 
” 2 # 18 ” 1,5 ’ 77 * 19 | 


Durchſchnittlich | 15 | 


Die in die Tabelle aufzunehmenden Zahlen find im Drud hervor— 
gehoben, fo daß Entftehung und Anlage der folgenden UWeberfiht Kar 
fein wird. 

1) Nach einer Mittheilung des Herrn Prof. Weber fteigt die Verdunſtung ziem— 
lih genau im Verhältniß des abnehmenden Luftdrucks. Darnach wäre fie bei 2100 m 
ca. 18 pGt. ftärfer ala bei 500 m 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 11 





Es Höbentriebe in Gentimetern 23 5 5 
1885/1884 1883.1882,1881.1880| 3 | = | = 

m | —2 Aa 
Wallis: | | 

18201 Slei$......]0I185| — — - | -!| 22|5|09 

1550 | Bärenfallwad. .. .I|e is 16 — — —16] ıslie 

7501 Big » 2.2.2...) 40 60 — — — 51 | 70| 35 

DI Sion... .. .1 183 60 850 — — 1-1 68 100] 35 
Engadin und Bergell: I 

2200 | Rofetiärletidr . . .|-i— 15 2 u! 1 13 | 19) 9 

1601 Samen . . - . .I|-Ii—- | r!- | - | - In | —-|-— 

1350 Yiarma - - 2 2. 1— — | 3830| 45 | 80 | 36 35 | 45 | 30 

1087 Bicofopranı . ..:.1- 1-70, 49 — — 55 | 85] 20 

802 Spin . 2... .1- 1-0! — | — | - Im I — I — 
Teſſin: | | 

1580 Uhl . : 2. .:.1-!90| 2 21 12 11 13 | 401 8 

1557 Airolo - » >». ..L{- 145! 40| 8 | 80 | 80 A| 51% 
Uri: 

1100 Goͤſchenen.. 156 40 28 29 — — 381 561 28 


Die Verkürzung der Vegetationszeit und die geringere Energie des 
Wachsthums in den höheren Lagen tritt jelbit aus der geringen Anzahl 
von Unterfuchungen hervor. 

Als weiteren Beweis, dab in tieferen Lagen der Höhenwuchs der 
Lärche bedeutend gefteigert wird, führe ich die Ergebniffe der Meffungen 
in anderen Theilen der Schweiz an, in welche die Lärche künſtlich ver- 
pflanzt wurde. 










Durbichnitt:- ; 
— 





Meereshöhe 


Niedrigſte 


Höhentriebe in Centimetern 








950 Belfenegg bei Zug . .. 50 | 60 | 40 
950 Einfiden . » 2.2... 60 660 | 51 
900 Appenzell . 2 2.2. 56 78 | 44 
670 Meinfelden. . 2... 63 65 60 
550 Weſen.. 74 100 55 
500 Rapperswil . 2... 75 128 85 
460 Altdorf. 50 86 30 
430 Leimbach bei Zürich. . „| 49 62 82 





12 Bühler: 


Die Dauer der Vegetationgzeit bei Zürich habe ih noch nicht mit 
Sicyerheit beftimmen können. Der Schluß jcheint in den Anfang des 
Zuli zu fallen. Die Entfaltung der Knospen der Kurztriebe erfolgt je 
nad der Witterung Mitte oder Ende März, der eigentliche Trieb ent— 
widelt fih aber erit 3—4 Wochen jpäter.!) Es muß aljo noch weiter 
unterjucht werden, ob der in den letten 3 Jahren beobachtete Wachäthums: 
gang fonftant ift. 

Ueber Höhe und Stärfe älterer Lärchen ftehen nur wenige Angaben 
zu Gebot. Eine 130 jährige Lärche bei Pontrefina ca. 1900 m fand id) 
mit Kreiförfter Gourtin in Sild-Maria 11,5 m lang, in 1,3 m l4cm 
ftarf. Gourtin fand bei 1850 m eine 170 jährige 21 m lang, 38 cm 
ftarf. Bei Brieg 750 m war ein 50 jähriger Beltand 17 m body, 18 cm 
ftarf; eine 65 jährige Lärche 37 cm ftarf. 

Auf dem Adlisberg bei Zürich (560 m) hat ein gejchloffener Lärchen— 
horſt im 45. Jahre 21,2 m Höhe, 21 cm durdyichnittliche Stärfe. Ein- 
zelne im Fichtenbeftand eingemiſchte 50 jährige Lärchen dajelbft (600 m) 
find 24,0; 24,5; 22,5 m body und 44, 33, 45 cm ftarf. Um dieſe 
Stärke zu erzielen, ift im Engadin (1800 m) die 3—4 fache Zeit erforder: 
lih. Courtin verjchult bei 1800 m die Lärche 2jährig und läßt fie 
3 Sahre im PVerichulbeet; 5jährig ift fie dann 40 bis 50 cm hoch; in 
Zürich erreicht fie in 2 Sahren 40, in 3 Sahren 88 cm als verichulte 
Pflanze. 

In den tiefer und wärmer gelegenen Gegenden übertrifft die Lärche 
hinſichtlich des Zuwachſes die meilten übrigen Holzarten, während fie im 
Gebirge vor Arve und Fichte faum einen erheblichen Vorrang zu haben 
Icheint. 

Wegen ihrer vorzüglichen Wahsthumsleiftungen ift fie ein beliebter 
Baum der Vorberge und der Ebene in der Schweiz und anderen Ländern 
geworden. Die jchlimmen Erfahrungen der neueren Zeit haben ihre 
Freunde etwas in Schreden gejeßt. An mandyen Orten iſt man bereits 
in das andere Ertrem gefallen und will fie wieder aus dem Walde der 
Niederung und der Vorberge verbannen. 

An der Hand der vorſtehenden Unterſuchungen läßt ſich über die praf- 
tiſchen Beftrebungen, die theild auf Audbreitung, theild auf Einſchränkung 
des Anbaugebieted der Lärche gerichtet find, ein Urtheil gewinnen. 

Die Unficherheit des Gelingens der Lärchenzucdht wird um jo größer 
fein, je weiter fih die natürlichen Verhältniffe im fremden Gebiete von 
denjenigen in der Heimath der Lärche entfernen. 


1) Diejelbe Beobachtung bat auch Th. Hartig gemacht. Naturgeichichte ꝛc. 39. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 13 


III. 

An Stimmen der Praxis über das Wachsthum der Lärche außerhalb 
ihred Heimathgebietes ift fein Mangel. Seit Mitte und Ende des vorigen 
Jahrhunderts nach Deutjchland verpflanzt, um dem damald befürchteten 
Holzmangel vorzubeugen, hat fie dad Imtereffe der Forſtwirthe und Wald— 
befiter alsbald in Anjprudy genommen.!) Die jog. Lärchenfranfheit hat 
daffelbe bis auf unjere Tage wach erhalten. 

Vergleicht man in den verjchiedenen Mittheilungen die Abjchnitte über 
die klimatiſchen Anfprüche, die Standortöverhältniffe und das Wachsthum 
der Lärche, jo findet man einen jehr geringen Unterſchied und einen noch 
geringeren Fortichritt in der heutigen Literatur gegenüber der Älteren. Heute 
noch wie vor 100 Jahren weilen die Zeitjchriften die widerjprechenditen 
„Anfichten” und Urtheile auf. 

Feuchte Atmojphäre und trodene Luft, bedeutende und geringere Nieder- 
jchläge, mäßig bewegte Luft und gejchüßte Lage, jeder diejer flimatijchen 
Faftoren wird bald als günftig, bald ald ungünftig bezeichnet. 

Die Lärche joll wachſen nach den einen Stimmen im trodenen, ziem— 
lich trodenen, friichen, mäßig feuchten, feuchten, jogar nafjen Boden, wenn 
die Näffe nur nicht ftagnirend ift, von anderer Geite wird bad gerade 
Gegenteil behauptet. Sie begnügt fi hier mit ärmerem Boden, dort 
verlangt fie mineralijch kräftigen Standort. Bald foll fie eine tief herab» 
gehende, bald eine geringe Krone haben. Gegen Schnee, Duft, Sturm 
bezeichnet fie der eine ald wideritandsfähig, der andere zieht eö in Abrede. 
Diefelbe Erpofition wird bald als pafjend, bald als unpafjend bezeichnet. 
Im Gebirge joll fie reine Beſtände bilden, nach Andern fehlt die Ges 
ichloffenheit des Waldes an Gebirgshängen überhaupt. Kurz: jedem 
pofitiven Sage läßt ſich aus der Literatur die direkte Negation entgegen- 
ftellen. 

Die Mittheilungen in den Zeitichriften ftammen aus den verichieden- 
Iten Gegenden, aus verjchiedenen Zeiträumen, aud der Feder mehr oder 
weniger genauer Beobachter. Sie tragen ſtets einen lofalen und indivi- 
duellen Charakter. 


1) Einen Nachweis der 1801 über die Lärche bereits vorhandenen Literatur giebt 
Gatterer „Neues Korftardiv” 8, 35. Seine Zujammenftellung beginnt mit dem 
Jahre 1524. Einen der Älteften Schriftfteller über die Lärche, der ih vom Stand- 
punkt der heutigen Wifjenichaft wenig entfernt, hat Gatterer unerwähnt gelaflen. 
Die Lärche liebt (mit der Tanne) die Gebirge und die Falten Gegenden; fie gehört 
nicht zu den Wafjerfeinden; im freien Felde werden die Bäume der Gebirge (mie der 
Ebene) größer und ſchöner von Anſehen. Aljo in den 70er Zahren des 1. Jahrhun— 
dert. Plinius im feiner Naturgeihichte 16. Bud. 


14 Bühler: 


Aber auch in den forftbotaniichen Werfen von Th. Hartig, Nobbe, 
Nördlinger, Willkomm x. und in den waldbaulichen von Borggreve, 
Burdhardt, Gayer, Heyer, Ney u. a. find dieſelben Widerjprüche 
enthalten, wie fie oben jfizzirt wurden.?) Dieje Verworrenheit und Un: 
Harbeit des heutigen wifjenichaftlichen Standpunftes hat bereits Borggreve 
gelegentlidy der Grörterungen über die Lärchenkrankheit gefennzeichnet.?) 

Daß auf dem biöherigen Wege die Frage über den Anbau der 
Lärdye außerhalb des Gebirges ihrer Löſung nicht näher fommt, liegt deutlich zu 
Tage. Nah zwei Richtungen bin muß die Fünftige wiſſenſchaftliche 
Forſchung ausgedehnt werden. Zunächſt müffen die Wachsthumsbedingungen 
der Waldbäume im Gebirge noch genauer unterſucht werden, denn ihre 
horizontale und vertikale Verbreitung bedarf für die Zwecke des Forit- 
wirths noch einer genauen Erhebung; in leßterer Hinficht wird der nahezu 
vollendete topographilhe (Siegfried-) Atlas der Schweiz weſentliche 
Dienite leiten, da er Höhenkurven mit hödyftend 50 m Aequidiſtanz ent= 
bält. Bezüglidy des Klimas und der Bodenbeſchaffenheit werden die theil- 
weile 20jährigen meteorologiichen Beobadytungen und die geologiiche Landes— 
aufnahme beitimmte Anhaltspunkte gewähren. Es ift nur zu wünſchen, 
dab Erforſchung der lofalen klimatiſchen Verhältniffe und agronomijdhe 
Bodenunterjuchungen für die Zwede der Forſt-(CLand- und Alpen-Jwirthichaft 
fidh der genannten Aufnahmen anſchließen. 

Daun aber ift notwendig, daß wir bei uniern Unterfuchungen die 
biöherige vage Ausdrucksweiſe durch eine wiſſenſchaftliche Terminologie 
erſetzen. Feuchte, trodene Luft, mäßige Niederichläge; ziemlich frijcher bis 
feuchter, eher trodener als frijcher, feuchter bis naffer Boden — das find 
dod feine Bezeichnungen, auf Grund welcher eine genaue Bergleichung 
angejtellt werden kann. Feucht bezeichnet einen andern Grad von Wafler- 
gehalt ded Bodens je nachdem diefer aus Sand, Lehm oder Thon beiteht, 
fein= oder grobförniger ift. Im einer Gegend von 240 cm Niederichlag 
wird man einen Boden für „ziemlich troden" erflären, der bei 60 cm al8 





1) Es wäre reine Berihwendung, wenn ich bier die Belege im einzelnen geben 
wollte. Man kann fidh leicht davon Überzeugen, fofern man fih die Mühe des Nach— 
ihlagend nehmen will. Nöthigenfalld bin ich jederzeit zum bdetaillirten Nachweis be: 
reit. Ein Betipiel mag genügen. Bezüglich der Bemwurzelung und Standfeftigfeit 
fagt Nördlinger (D. Forftbotanif 2, 419), daß die Lärche außerordentlich feſten 
Stand gewährende Wurzeläfte babe. Borggreve (Holzzudt 51) dagegen be- 
hauptet, daß die Wurzelaudbildung ſehr gering, daher die Lärche fo wind- 
würfig fei, wie bei einer jommergränen Holzart nur möglid. Wer bat 
nun Redt? Einer, Keiner, oder Beide? Weder Nördlinger noh Borggreve bat 
feinen Sap bewieien. Bergl. dagegen Hamm, Allgemeine Forft: und Fagdzeitung 
1881, 39. 

2) Allg. Forſt- und Jagdztg. 1871, 133; Forſtl. Blätter 1875, 195. 


Streifzüge durch die Heimath der Lärche in der Schweiz. 15 


friich gilt. Bei 10° Iahreötemperatur find 60 cm Regen ein mäßiger 
Niederichlag, bei — 2° wird man bei derjelben Regenmenge von relativ 
großen Niederichlägen jprechen. 

In Folge diefer Unbeftimmtbheit ded Ausdrudd und der lofalen und 
individuellen Färbung des Urtheild ift eine Vergleihung der beobachteten 
Thatjachen unmöglich, der aus ihmen gezogene Schluß unficher und vielfach 
werthlos. 

Ferner müſſen die Beobachtungen ſelbſt exakter ſein. Der Feuchtig— 
keitsgehalt, die Lockerheit und der mineraliſche Reichthum einer Bodenart 
müſſen auseinandergehalten werden; die Bezeichnung „gut“ oder „beſſer“ 
darf nicht abwechſelnd für die eine oder andere oder für alle Eigenſchaften 
zulammen gebraucht werden. Endlich muß, da wir auf dem Wege der 
Beobachtung allein den Einfluß eines einzelnen Faktors nie beitimmen 
fünnen, der Verjuch und, wenn auch nicht über die abfolute, jo doch über 
die relative Bedeutung dejjelben aufklären. 


IV. 

In der Heimath der Lärche ift, wie wir gejehen haben, die direfte 
Sonnenitrahlung ftärfer ald in den tiefer gelegenen Gegenden; der Baum 
erhält aljo unter jonft gleichen Verhältniffen mehr Licht als in der Nies 
derung. Dekhalb verändern fidy die waldbaulichen Eigenichaften der Lärche 
mit ihrer Verpflanzung in tiefere Gegenden. 

Im Gebirge — inöbejondere des Wallid — verjüngt fidy die Lärche 
natürlich in Horlten,!) wie tiefer unten die Weißtanne; aud) unter den 
alten Stämmen jelbit ftellt fie fih ein und hält (4. B. ob Brieg) im 
Drude 28 und mehr Fahre aus. Auch die Lärchenbeftände trifft man 
vollitändig geichlofien, d. h. die Zweigipiten berühren‘ fih und greifen 
über einander. Die Kronen find regelrecht, nicht blos einfeitig, auch an 
Nordhängen auf der Bergieile ausgebildet. Der Lichteinfall auf den Boden 
ift aber ftark, weil blos die Nadeln eined Jahres vorhanden und die 
Zweige jehr lang find. Die intenfive grüne Färbung der Lärchennadeln, 
wie fie die Wälder im Wallis auszeichnet, ift mir nirgends fonft begegnet. Bei 
1550 m im Oberwallis traf ich vollftändig grüne und gefunde Lärchen 
zwijchen Fichten, die 5—8 m höher waren. Im Wallis jah ich nirgends 
Slechten, im Engadin nur am Silvaplanerjee im obenerwähnten Rabius. 

Bezüglich des Lichtgenufjes ift noch zu beachten, daß im Gebirge die 
Lärche fait ausſchließlich an Hängen vorfommt, nicht wie man gemeint 
hat, weil fie die Hänge vorzieht, jondern weil ed im Gebirge feine Ebenen 
giebt und das weniger fteile Gelände der Land» und Alpenwirtbichaft dient. 








1) Die Stammzahl im diejen ift gering; ein ca. 2 m hoher Horft jah aus wie 
eine Pflanzung, ca. 10000 Stüd mögen pro Hektar ftehen. 


16 Bühler: 


Aus alledem geht hervor, dab der Lärche in ihrer Heimath ein außer: 
gewöhnlich hohes Maß von Licht zuftrömt und — jo dürfen wir wohl 
ſchließen — für ihre Entwidlung zuftrömen muß.!) Wird fie in tiefere 
und nördlicher gelegene Gegenden verjegt, jo fommt fie in Gebiete mit 
weniger intenfiver Beleuchtung. Mit Abnahme der Beleuchtung vermindert 
fi) die Tranjpiration, die Aſſimilation wird geringer, das Chlorophyll 
der Nadeln wird zerftört, fie werden gelb und verderben endlich voll- 
ftändig.?) ntzug des Lichted durch nebenjtehende Bäume muß fidy dort 
im Wachöthum der Lärche bemerflich madyen, fie erträgt feine Beſchattung, 
fie wird lichtbedürftig. Im Einzelitande, an Süd-, Dit: und Weſthängen 
zeigt fie dad beite Gedeihen, weil fie hier die größte Lichtmenge erhält. 
MWird die Krone im 28. bis 30. Jahr von den Nachbarbäumen bei ein- 
tretendem oder jchon vorhandenem Schluffe des vollen Lichtgenuſſes beraubt, 
und finft diefer unter das Minimum, was an Nordhängen und auf der 
(bene bälder der all ift, als an den intenfiver beleuchteten übrigen Erpofitionen, 
jo wird Aifimilation und Wahsthum aufhören und der Baum dürr werden. 
Mit der ftärferen Injolation erhält der Baum auch eine größere Wärme— 
zufuhr, durch welche die Tranjpiration ebenfalld gejteigert wird. 

Da außerdem die geringe Luftfeuchtigkeit, die ftärfere Bewegung ber 
Luft und der geringere Drud erhöhend auf die Tranipiration einwirken, 
jo fann die Lärche im Gebirge einen Waflergehalt ded Bodens ertragen, 
der ihr unter geringerer Verdunftung verderblicdy werden fann.®) 

In den tieferen Regionen glaubt man dem geringen Luftwechjel einen 
ihädlichen Einfluß auf das Gedeihen der Lärche zujchreiben zu ſollen. 
Bereitd oben haben wir den ftärferen Grad der allgemeinen Luftbewegung 
im Öebirge kennen gelernt. Zu den allgemeinen Luftftrömungen kommen 

nun in allen Gebirgsländern ein bei Tag thalaufwärts, bei Nacht thalabwärts 
ftreichender Luftzug. Wenn nicht heftigere allgemeine Luftftrömungen herrſchen, 
find dieje Winde regelmäßig. „Die bei Tag längs der Gebirgsabhänge auf: 
fteigende Luftſtrömung führt den Wafjerdampf der tieferen Schichten in die 
Höhe, jo daß die relative Feuchtigkeit hier Nachmittags fteigt, während es in 
den Thälern trodener wird“.*) Alſo eine faft ununterbrodyene Erneuerung der 
Luftſchichten in den Lärchenwäldern des Gebirge, dagegen eine immer größere 


1) In Rußland und Weftfibirien, wo die Lärche ebenfallö verbreitet ift, beträgt 
die Himmelöbededung im Sommer nur 1—2. Hann, Klimatologie 100. 

2) Sachs, Vorlejungen über Pflangenphyfiologie, 868. 

3) Im Gebirge fann man übrigens beobadıten, wie die Lärche auf dem trodenften 
Felsvorſprung und im Steingerölle noch wählt. In den erften Tagen des Auguft 1885 
war der Rajen im Rhonethal weithin dürr und roth, während ich nirgends eine ver: 
dorrte Lärche traf. 

4) Hann, a. a. D. %06. 


8. Baur: Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberehnung ꝛc. 17 


Stagnation derjelben in den heranwachſenden Wäldern der Nicderungen, 
zumal den Nadelmaldungen. (Sollte vielleicht hiermit das befjere Gedeihen 
der, Lärchen in den Nadelwaldungen zuſammenhängen?) 

Die Bodenfeuchtigfeit wird von den angeführten Faktoren ebenfalls 
beeinflußt, was nicht weiter erörtert zu werden braudyt. Bei den weiten 
Grenzen, zwijchen weldyen ſich die Aniprüce der Lärche bewegen, und 
bei den vielfachen Kombinationen und der Wechjelwirfung zwilchen Tem— 
peratur, Lage und Verdunſtung kann ed nicht auffallen, wenn die Urtheile 
über die zwedfmäßigite Feuchtigfeit des Bodens jehr weit auseinandergehen. 
Eine Uebereinftimmung wäre noch auffallender, denn die bezüglichen An— 
gaben beruhen auf feiner genaueren Unterjuchung, jondern auf einer ober- 
flächlichen und wie die neueren Verſuche von Wollny u. a. dargethan 
haben, einer in der Regel faljchen Beurtheilung der phyfifaliichen Eigen— 
Iichaften des Bodens. 

Daß die mineraliſchen Nähritoffe eine untergeordnete Rolle ipielen, 
geht aus den Unterfuchungen von R. Weber hervor.!) 

Unfere Unterfuchung führt zu einem Saße, weldyen die neuere Waldbau— 
prariö beftätigt. 

Der Faktor ded Lichte beherriht das Wachsthum der Lärche. 

Die übrigen Faktoren mögen nody jo günftig fein, fie gedeiht außer: 
halb ihrer Heimath nur, wenn fie möglichit viel Licht und genügenden 
Euftwechjel geniebt, wenn fie aljo am Wald» und Beltanderande, an Süd— 
Dit: und Welthängen im Cinzelitande mit voll audgebildeter Krone und 
ſtets vorwüchfig erzogen wird. 


Die neueften Kundgebungen über meine verfchiedene Sragen 
der Waldwerthberechnung betreffenden Deröffentlichungen. 
Bon Franz Baur in Münden. 


Es lag in meiner Abficht, und hatte ich diejelbe auch bereits Seite 
455 des vorigen Jahrganges diefer Blätter fundgegeben, in diefem Hefte 
meine Anfichten über die Methoden der Bodenmerthöberechnung zu ent- 
wideln, nachdem id) mid) im Jahre 1885 über Motive, Zinsfuß und Bered;- 

1) Allg. Forſt- und Jagd-Zeitung 1873, 367. Daß auf den verjchiedenften For: 
mationen die Pärchen gedeihen, ift befannt. Beim Einfluß des Bodens handelt es 
fih vor allem um die phyſikaliſchen Eigenſchaften, deren Bedeutung weder im all- 
gemeinen noch im fpeziellen Falle geſchätzt, oder gutächtlich beurtheilt werden Fann. 
Welch groben Irrthümern man hierbei ausgelegt ift, zeigen die babnbredhenden Ar: 
beiten von Wollnuy. 

Korftwiffeniaftlihes Gentralblatt. 1886. 2 


18 Franz Baur: 


nung des Normalvorrath8 eingehend geäußert hatte. Die in jüngiter Zeit 
über genannte Arbeiten in verjchiedenen forftlichen Zeitjchriften niedergelegten 
Kundgebungen machen ed mir aber zur Pflicht, diejelben zuvor zu beleuch— 
ten und erſt dann weiter zu gehen, nachdem die betreffenden Einwände 
beiprochen, beziehungsweiſe widerlegt und die bezüglichen Fragen geklärt find. 

Eine Kundgebung findet fi im Dftoberheft der allgemeinen Fort» 
und Sagdzeitung von 1885, Seite 360. Sie rührt von Profeffor Dr. 
Lorey und betrifft meine Methode der Ermittelung ded Normalvorrath3. 
Die Lorey’ichen „vorläufigen Bemerkungen“ machen in jo fern einen guten 
Eindrud, ald Lorey wenigftend objektiv bleibt und eine ſpätere Beleuch— 
tung meiner Anfichten zufagt. Sch fpreche dem Herrn Gollegen meine 
Anerfennung über jeine Haltung daher gern aus, obgleidy er meine Me— 
thode über die Berechnung des Normalvorraths ald unzutreffend verwirft, 
womit ich allerdings, wie ſich ſogleich ergeben wird, nicht einverftanden bin. 

Eine andere Kundgebung bildet den Hauptartifel des Dftoberheftes 
des Centralblatted für das gelammte Forftwejen (Seite 425), heraudge- 
geben vom Freiherrn von Sedendorjf. Diejelbe macht einen herzlich 
ſchlechten Eindrud. Der Berfaffer, ein unqualificirbarer Anonymus, jcheut 
fi) nicht feine giftigen Hohlgefhoffe in der ungerechteften Weiſe und ohne 
dab man feine hinter den Wällen veritedte Perſon faffen und treffen 
fann, auf eine ihm offen dargebotene Mannesbruit abzufeuern, obgleich er 
fi) bei einiger Ueberlegung hätte jagen müfjen, dab er den Befiter diejer 
Bruft zwar tief jchmerzen aber doch nicht fampfesunfähig machen kann. 

Id) habe lange mit mir gekämpft, ob ich dem anonymen noblen 
Herrn, ein ſolcher jcheint er in Berüdfichtigung feiner feinen Schreib- 
weile mindeftend zu fein, einer Antwort würdigen joll; denn man verftößt 
in gebildeten akademiſchen Kreiſen, in welchen ich midy an der Univerfität 
bewege, gegen ben guten Zon, ſich in einen offenen Kampf gegen einen 
Menjchen mit gejchloffenem Bifire einzulafjen, aus deffen ganzen Schreib- 
weile man zudem auf jeder Seite nachweiſen kann, dab er nicht im 
Interefje der Sache, jondern aus blindem Parteihaß zur Feder griff. Wenn 
ich dennod) antworte, jo gejchieht ed auch nur in der feften Erwartung, daß 
fi) der verjchleierte Anonymus nachträglid) noch enthüllt, damit fi) der 
geehrte Leſer mit mir ein Urtheil über fein Ausſehen und feine Satisfal- 
tionsfähigfeit bilden fann. Doch zur Sache. 


L 


Ih wende mid zunächſt zu den Auöftellungen, welde Brofefjor 
Lorey an meiner Methode der Berechnung des Normalvorraths einer 
normalen Betrieböflaffe zu machen beliebt. 


Die neuelten Kundgebungen über Waldwerthberechnung ꝛc. 19 


Bekanntlich babe ih im Sahrgang 1885, Seite 433 u. f. dieſer 
Blätter die verjchiedenen Methoden der Berechnung ded Werths ded Nor: 
malvorrathö einer eingehenden fritiichen Bejprehung unterworfen, wobei 
ich zu dem Refultate gelangte, dab alle mehr oder weniger mit Mängel 
behaftet jeien. Insbeſondere glaube ich nachgewielen zu haben, daß die von 
der jogenannten Reinertragsihule gelehrten Methoden der Beſtandskoſten— 
und Erwartungswerthe auf jo unficheren Unterlagen ruhen, dab von deren 
Berwendung in der Prarid, namentlich bei hohen Hochwaldumtrieben, faum 
die Rede fein kann. Dieje Warnehmung beftimmte mic; denn aud) eine neue 
Methode der Normalvorrathöberehnung in Borichlag zu bringen, die, wie 
ich felbft hervorhob, zwar auch nicht ganz tadellos ift (ein tadelfreies Der- 
fahren giebts überhaupt nicht), mit der man aber doch auf weit 
einfacherem Wege zu praktiſch brauchbaren Rejultaten gelangt. Mein Ber: 
fahren befteht, wie am genannten Orte nachgelejen werden kann, darin, 
daß ich im Normalwald, deſſen Umtriebözeit nad) den vorliegenden Ver— 
hältniffen alö die vortheilhaftefte anerfannt ift, nur den reinen Werth 
r des älteften Schlages, alſo = Au+ Da + ''"Dq— (ce + ur) 
ald jofort flüſſiges Kapital betrachte, während alle jpäter ſchlagbaren 
Glieder der Schlagreihe firirte Kapitalien find, und deßhalb mit ihren 
Eingangszeilen auf die Gegenwart disfontirt werden müſſen. Diejelben 
haben daher auch einen geringeren gegenwärtigen Werth ald wenn fie 
jofort nugbar wären. Da aber die öfterreichiiche Gameraltare lehrt, daß, 
wenn jährlicd der Holzgehalt ded älteften Schlages genußt wird, der Nor: 
malvorrath, welcher nur die Hälfte des in einer Umtriebszeit erfolgenden 


Zuwachfſes repräfentirt, nach Jahren aufgezehrt iſt, ſo ermittle ich den 


Werth des Normalvorraths nach ber — für eine jährlich gleiche 
Jahresrente [r = Au+ Da -Dq — @ + uv)], welde zum 


erften Male nad) einem Jahre eingeht und nad - 5- Jahren aufhört und 


deren Summe man nad der allgemeinen Rentenformel en 7 2 
findet. | | 


Es ift daher der Werth; des Normalvorraths 





_[Au+Da+''"Dgya— (+ wm] (1,0p® — 1) 
0,op' 1,0p® 
Da ber Waldreinertrag Au+Da+'''Dq— (ce + uv) ſehr 


leiht mit Hülfe einer Geldertragätafel zu — iſt, der Faktor 
2* 


20 Franz Baur: 


= 
hop? — 1 


direft aber aus jeder Rententafel herausgejchrieben werden 





0,0p '1,op® 
fann, jo enthält das Verfahren bei der Ausführung alle Bedingungen der 
Einfachheit und Bequemlichkeit. 

Gegen meine Rechnungsweiſe wendet nun Herr College Lorey ein, 


fie ignorire die geſammte Holzmenge der > jüngften Alteröftufen und 


jeße diefelbe rechneriih = 0. Wolle man überhaupt nach der Auffafjung 
der Forfteinrichtung den eingejchlagenen Weg betreten, jo müfje man das, 


was man an den-.- Renten durch Disfontirung gekürzt habe, wieder in 


der Art erjehen, dab man auch die Diskontowerthe der * ſpäteren Ren⸗ 


ten hinzufüge. 

Beide Auffaſſungen ſind aber ganz unzutreffend. Da nämlich bei 
gegebener Umtriebszeit und bei Unterſtellung des ſtrengſten Nachhaltbetriebes 
jährlich nur ein Werth Au+ Da +Dgqg — (c+ uv) flüſſig wird‘), 
die fämmtlidyen jüngeren Glieder der normalen Schlagreihe daher ala 
firirte8 Kapital im Walde ruhen bleiben, jo würde man den gegenwär— 
tigen Werth ded Normalvorraths ftreng genommen in der Summe der gegen= 
wärtigen Werthe aller u— 1 Glieder der normalen Schlagreihe erhalten. 
Man hätte alfo auch den Werth des erft nah u—1 Jahren eingehenden 
einjährigen Schlaged auf die Gegenwart zu diöfontiren, was jedenfalls 
bei höheren Umtrieben eine verjhwindend Fleine Größe fein würde. Dieſes 
correcteite Verfahren, — welches zwar nicht mir unbefannt ift, wohl aber 
Herrn Sollegen Lorey entgangen zu jein fcheint, denn er ſchweigt über 
daſſelbe und wählt eine unrichtige Methode, — märe aber ungenau und 
ſehr umftändlic. 

Umſtändlich dehhalb, weil die auf die Gegenwart zu disfontirenden 
u—1, u—2..... u. ſ. w. bis einjährigen Scyläge ganz ungleiche Werthe 
haben, alfo nicht nach der Kormel einer gleichbleibenden Jahres— 
rente jummirt werden fünnten; ungenau aber aus dem Grunde, weil 
man über den Preis des Holzes jüngerer Schläge auch gar feinen ficheren 
Anhalt befit. 

Deßhalb jummire ich nicht die immer Fleiner werdenden Werthe der 


1) Die Frage, ob auch die Durdiforftungen zu dem Normalvorrath gehören, be 
trachte ich als eine offene. Die Neinertragäfchule rechnet fie Dazu; ich glaube mit 
Unrecht. 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberehnung ıc. 21 


u—1l, u—2, u—3..... bis jährigen Schläge der normalen Schlag: 
reihe, fondern ich nehme für > Zahre gleihbleibende Erträge an, in- 


dem ich den Holzgehalt ded u— ljährigen Schlages durch Hinzufügung 
des einjährigen, den u— 2jährigen durdy Beifügung deö zweijährigen u. 
j. w. zu einem vollen haubaren Jahresſchlag ergänze und daher aud nur 


> aber volle Sahresichläge mit dem Worte Au+ Da + '''Dq — 


(e + uv) auf die Gegenwart diöfontire. — Diejed Verfahren ift zwar theore- 
tijch nicht ganz correct, ſondern mehr eine empirische Methode, wie ſolche in 
“ allen Wiſſenszweigen (Phyfit, Mechanik u. ſ. mw.) ſchon längft praftiich geworden 
find, wenn die reine Theorie zu unbraudhbaren Rejultaten führt. Ich 
ichneide aber mit meiner Methode den langen Berzinfungszeitraum und 
die Unficherheit in der Werthöbeftimmung der jüngeren Sahresjchläge ab und 
erhalte dabei Reſultate, die frei von den Widerfprüchen und Gefahren find, zu 
welchen andere Methoden, wie früher nachgewiejen, jo leicht führen. Es ift 


deßhalb der Einwand Lorey's mein Verfahren fee die 5 - jüngften 


Jahresſchläge rechneriih = O ganz unbegründet; man erhält nad denjelben 
aus den entwidelten Gründen eher ein etwas zu hohes Refultat. 
Wollte man aber nady dem Berbefjerungdvorichlag Lorey's nicht 


* ſondern u volle Jahreserträge auf die Gegenwart diskontiren, jo 


erhielte man ala Rejultat den gegenwärtigen Werth des innerhalb 
einer Umtriebäzeit u erfolgenden gefammten Zumwachies, d. h. 
2. nv, was offenbar ganz unridytig wäre. Wir wiſſen jo gut wie Herr 
Zorey, daß, wenn man einen ujährigen Umtrieb bat und jährlidy das 
ältefte Glied der Schlagreibe nußt, der Normalvorrath fi) immer wieder 
innerhalb eines Jahres anhäuft und das jeßt jüngfte Glied erft nah u 


und nicht: 5 Sahren genußt wird (darüber follten doc) Lehrer der Forftein- 


richtung und MWerthberechnung nicht mehr ftreiten); aber diefe Nutzung tft 
nicht der Normalvorrath nv, fondern der doppelte Normalwerti 2 nv. 
MWollen wir daher den gegenwärtigen Werth nv berechnen, jo dürfen wir 
nicht u volle reiner Jahresnutzungen auf die Gegenwart diöfontiren, fondern 
wir müffen entweder die u—1 Jahreöfchläge, von welchen jeder fol- 
gende um einen vollen Jahreszuwachs kleiner ift, disfontiren und 
jummiren, oder den von und betretenen einfacheren Weg einjchlagen, d. h. für 
—Jahre gleichbleibende Erträge annehmen. Grfterer Weg wäre der 
theoretiſch richtigere, leßterer der praftiich brauchbare. 


22 Franz Baur: 


Das von Lorey berührte Verfahren der Berechnung des Normal- 
vorraths durch Summirung von u gleichen Sahreörenten ift befanntlicy nicht 
neu, fondern von Preßler in feiner forftlichen Finanzrechnung, ©.199, bereits 
1859 gelehrt worden. Hätte ich dafjelbe für zutreffend gehalten, jo würde 
id; es felbft gewählt haben. Aber Preßler jelbit will nach diefer Methode 
nicht den Werth ded Normalvorraths, jondern den fogenannten Zer— 
Ihlagungsmwerth berechnen. Er geht von einem 8Ojährigen Umtrieb aus 
und unterftellt, daß jährlich der ältefte Schlag audgeftodt wird, fo dat die 
Waldwirthſchaft nach 80 Jahren aufhört. Durch Summirung der 80 
Sahreöfchläge, von welchen der erite nach 1, ber letzte nad) 80 Iahren ein- 
geht, erhält er dann den Zerſchlagungswerth der Holzbeitände, wobei allerdings 
eingewendet werden kann, daß es feinem Menſchen einfallen wird, wenn 
etwa ein im SOjährigen Umtrieb ftehender Wald ausdgeftodt und in Feld 
umgewandelt werden joll, dazu 80 Jahre zu verwenden! Was aber Preßler 
auf dieſe Art findet, ift gewiß nicht der Werth des Normalvorraths 


— jondern der gegenwärtige Werth; deö während der Umtriebszeit erfolgen- 


den Geſammtzuwachſes uz. 

Wie ih im vorigen Jahre in diefen Blättern in meinem Artikel 
über den Normalvorrath audeinandergelebt habe, berechnen daher auch 
H.Burdhardt und von Helferich den Werth des Normalvorrath keineswegs 
aus der Summe von u gleich alten haubaren Fahresichlägen, jondern aus 
der Summe der Gebrauchd- oder Vorrathswerthe des 1- bis u— 1 jährigen 
Holzed. Sie ſetzen daher voraus, der Normalvorrath könne fofort abge- 
trieben und ohne Verluſt abgejeßt werden. Da diejed aber nidyt der Fall 
it, und bei gegebenem Umtriebe die nicht hiebsreifen Schläge auc nicht 
augenblidlich genußt werden dürfen, jo müffen ihre Werthe auf die Gegen- 
wart diöfontirt, oder noch einfacher nad; meinem Verfahren behandelt 
werden. Hierbei handelt es ſich jelbitverftändlich, um mich mit Lorey 
auszudrüden, gar nicht um die „Siguren, durch welche wir und ben 
normalen Holzvorrath einer normalen Betrieböflaffe vorzuftellen pflegen, ” 
jondern um eine Redynungämanipulation, weldhe und den Werth des 
Normalvorraths, wenn auch nur auf empiriichem Wege, in einer für die 
Praris hinreichend genauen Weije angiebt. 

Nach der öfterreichiichen Gameraltare (Heyer, Waldwertl;berech- 
nung 3. Auflage, Seite 81) fann man befanntlid) den Normalvor- 
rath nad) der Formel — y = ‚um l berechnen. Will man den 
Werth defjelben wiſſen, jo jeßt man für die Slächeneinheit z= r = 
= Bi ee (Be erhält dann den Auödrud 


u 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberechnung ıc. 23 


em 3). oder, was bei Unterftellung der Sommermitte nur eine Kleine 


Differenz giebt, Nach der öfterreichiichen Gameraltare findet man 


daher den Werth ded Normalvorrathö, wenn man r, d. h. den Waldrein- 
ertrag mit 2 multiplizirt. Da derſelbe aber nicht augenblicklich 5 mal 


beziehbar ift, jo betrachte ich r als eine Jahresrente, welche ebenfalls nach -;- 


Fahren aufhört, und erhalte dadurch, gegenüber den zu hohen Refultaten der Ca⸗ 
meraltare entjprechend Fleinere und dadurch praftijch brauchbarere Rejultate. 

Ich habe Seite 452 des vorigen Iahrganges diejer Blätter nachge- 
wiejen, dab man unter Borausjegung von Burdhardt’3 Kiefernertrags- 
tafeln und bei 3 pCt. den Normalvorrath pro Flächeneinheit und 100 jähri- 
gem Umtrieb findet: 


Nach der öfterreichiichen Cameraltare a = 2296 M 
„ Burdharbdt, Helferidh = 1720 „ 
n„ ©. Heyer: — “B (Koſten⸗ und Erwartungswerth) = 1343 „ 

0,0p 


R (1,0p® 1) 


und nach meiner Formel 1194 „ 


u:0,op:1,op? 
womit das Gejagte betätigt fein dürfte. 

G. Heyer führt Seite 84 feiner Waldwerthberechnung, 3. Auflage 
daffelbe Beifpiel, natürlich mit Weglaffung meiner Methode, auch noch für 
2 p&t. und Umtriebe von 30—100 Jahren aus und erhält zwijchen feinem 
Berfahren und der öfterreichifchen Gameraltare jehr große Differenzen. 
Für 2 p&t. und 100jähr. Umtrieb erhält er nad feinem Berfahren 
1619 M, ftatt wie oben bei 3 p&t. 1343 M. Am Schluffe (Seite 81) 
begnügt er ſich mit folgender wenig jagenden Bemerkung: „Wie ſich aus 
Vorftehendem ergiebt, ftimmen hier die beiden Methoden der Vorrathsbe— 
rechnung für u = 40, p= 3 und u=50 und p= 2 nody am meilten 
überein, während man für die höheren Alter jehr abmeichende Ergebniſſe 
erhält.” Mas foll der Praktiker auf Grund folder Rechnungen nun thun? 
Ich glaube nicht, dab ©. Heyer die vorftehenden Bemerkungen gemacht 
hat, um den 4Ojährigen Umtrieb anzuratben, weil bier bei 3 pCt. bie 
Rejultate beider Methoden der Vorrathöberehnung am meilten überein- 
ftimmen. Aber foviel hätte man doch erwarten können, dab derjelbe die 
eine Berechnungsweife als falfch, die andere ald richtig erflärt und weiter 


24 Franz Baur: 


beigefügt hätte, ob das ſich auf 2 oder 3 p@t. ftühende Reiultat ald das 
richtige erfcheine. Der Praktiker verlangt dody vor allen Dingen eine feite 
Handhabe, an welcher er ſich halten fann. j 

Soviel über meine von Lorey verworfene Methode der Berechnung 
des Normalvorraths, welche ich aber troßdem fo lange für die praftijchite 
bezeichnen muß, ald ed meinem Herrn Gollegen nicht gelingt, mich von 
dem Vorhandenſein eined befferen Verfahrens zu überzeugen. Auffallen 
muß es übrigens jedem Leſer, dab Herr Lorey meine Methode verwirft, 
ohne audy nur eine Andeutung darüber für nöthig zu halten, nach welchem 
Verfahren er felbit in der Prarid operirt. Sollte er jedoch, was ich bei 
dem praftiichen Sinne deifelben faum erwarte, ein Anhänger der ©. 


Heyer'ſchen Methode Ar — :B jein, dann darf ich wohl bitten, die 


gegen diejed Verfahren von mir und anderen erhobenen jehr triftigen Ein- 
wände noch nachträglich zu widerlegen. 
II. 

Ich wende mich nun zur Kundgebung ded Anonymus im Dftoberheft 
des von Sedendorff’ihen Blattes. Da der Verfaſſer den Muth hatte, 
hinter den Wällen hervor und ohne ſich perjönlich vorzuftellen auf die ihm 
frei dargebotene Bruft feine giftigen Geſchoſſe abzudrüden, jo will id 
ihn, um nicht immer von dem heldenmüthigen Anonymus reden zu müffen, 
der Kürze halber „Muthig“ nennen. 

Aljo unser Herr Muthig beginnt feine Ausftellungen damit, „ic 
jei wiederholt für die Ehrenrettung des Waldes und feiner Bewirthichafter 
eingeireten, obgleich ed dody Niemandem von der Neinertragdichule einge- 
fallen jei, die Ehre des Waldes und die Verwalter deffelben anzugreifen.“ 
Durch dieſen Sat beweilt der Verfaffer, daß er weder den 1858 und 
1859 erjchienenen „rationellen Waldwirth" von Preßler, nody meine 
im vorigen Sahrgang diefer Blätter, Seite 249 u. f. niedergelegten 
„Motive“ geleien haben kann, jonft würde er ed dem gebildeten forftlichen 
Publifum gegenüber gar nicht gewagt haben, eine jo durch und durd une 
richtige Aeußerung druden zu laffen. 

Wenn Preßler den Wald einen „faulen und trägen Geſellen“ nennt, der 
bei den Grundfäßen feiner feitherigen Bewirthſchaftung nur eriftiren könne, 
wenn er „Almoſen“ entgegennehme und wenn derjelbe Herr Preßler in 
der gleichen Weije über die ungebildeten Foritwirthe jpöttelt und in den 
beleidigendften Ausdrüden die wirthichaftlichen Beftrebungen der Koryphäen 
der Forſtwirthſchaft verurtheilt, und endlich andere Kachgenoflen als feiner 
Schule angehörig bezeichnet, die bimmelweit von ihm verjchieden find, ift ed 
da nicht am Plabe, öffentlich und unverjchleiert auf dem Kampfplat zu 


Die neueiten Kundgebungen über Walbwerthberechnung ıc. 25 


erjcheinen und für die „Ehrenrettung ded Walded und jeiner Bewirth- 
Ichafter” einzutreten? Meine damaligen Abhandlungen fanden bei der 
großen Mehrheit meiner verehrten Fachgenofjen ungetheilte Billigung, 
dabei kann ich mich berubigen!), Die Gründe, welche mich aber in 
neuelter Zeit bewogen haben, einige weitere Fragen der Waldwerth-Be— 
rechnung zu beleuchten, können in meinen „Motiven“ nachgelejen werden. 
Ich babe denjelben weder etwas zuzuſetzen, nod etwas zurüdzunehmen. 
Merfwürdiger Weiſe ignorirt aber Herr Muthig in feiner Kundgebung 
meine „Motive;“ er jcheint diejelben nicht vertragen zu haben, die 
gemachten Aufflärungen paßten ihm nicht, mein Naturtabaf war ihm zu 
ftarf und fo zog er vor ein Giftkraut zu rauchen und den übelriechenden 
Qualm defjelben dem geehrten forftlichen Publifum und mir ind Geficht zu 
blajen. Das war weder ſchön noch Elug, denn Herr Mutbig hätte fich 
jedenfalld bei der großen Mehrheit des forftlichen Publikums ein freund» 
lichered Andenken bewahrt, wenn er diejen Knaſter nicht geraucht hätte. 

Auf derjelben Seite 425 ſchämt ſich Herr Mutbig nicht meine Per— 
jon grundlo zu verdädhtigen, indem er bemerkt, ich habe die Serie meiner 
Artikel 1873 nicht fortgejeßt, weil idy durch Herrn Dr. Lehr daran in unlieb- 
jamer Weije geltört worden fe. Lehr habe damals nachgewiejen, dab 
die Wirthichaft des höchiten Reinertrags und diejenige des Bruttoertrags 
oder Waldreinertrags nur dann identijch fein fünnten, wenn der zu unter= 
ftellende Zinsfuß gleich Null gejeßt werde, während ich geäußert hätte, 
Brutto und Reinertragsfchule fteuerten auf daffelbe Ziel zu, wenn nur 
richtig gerechnet werde. 

Bezüglid der Stellung, welche ich zu diefer Frage einnehme, gedenfe 
ich mich nächſtens zu äußern. Ueber den eigentlichen Grund aber, weßhalb 
ih in den letzten 12 Fahren meine Abhandlungen in der Srage nicht 
fortjeßßte, habe ich mich wiederholt öffentlich auögeiproden. Es war, um 
e3 furz zu wiederholen, die Organifation und Leitung des foritlichen Ver— 
ſuchsweſens in Württemberg, welche, neben meinem Berufe ald Lehrer, 
Schriftiteller und Redakteur, meine ganze Arbeitöfraft in den Jahren 1873 
bis 1878 voll und ganz in Anſpruch nahm. Wer meine in diejen Jahren 
veröffentlichten Specialunterfuchungen über den Feitgehalt und das Ge- 
wicht der Hölzer (1874), über die Gichengerbrinde (1875), über die Tiefe 
der Bedeckung der widhtigften Waldjamen bei Saaten (1875), über die 


I) Der verlegende Ton, in welchem Preßler damals ſchrieb, jowie die Ober 
flächlichkeit, mit. welcher er über viele forſttechniſche Fragen urtbeilte, rief bekanntlich 
die Gegenichriften von R. und 3. Midlig, Bofe, Braun u. f. w. berbor und war 
Beranlafjung der gegen Preßler gerichteten Erklärung einer Reihe hervorragender 
Forftwirthe auf der Korfiverfammlung in Dresden 1865. 


26 Franz Baur: 


Normalformzahlen der Fichte (1876), über die Brufthöhenformzahlen der 
Fichte (1876), über die Aufftellung von Crtragstafeln (1878), fodann 
meine Außerft zeitraubende Edhrift über „die Fichte in Bezug auf Ertrag, 
Zuwachs und Form“ (1876), die gleiche über die Rothbuche (1881), deren 
Material ich in den Sahren 1875—1878 in Württemberg fammelte und 
bearbeitete und endlich mein umfafjended und ungemein anitrengended 
Werk: „Unterfuhungen über den Feitgehalt und das Gemicht ded Schicht: 
bolzed und der Rinde“ (1879) fennt und gelefen hat, wer weiter weiß, 
dab in diejelbe Zeit auch die Herausgabe der II. Auflage meiner „Holz- 
mehfunde” fiel, der jollte doch wahrlich nicht erſt noch nad Gründen 
fragen, weßhalb ich 1873 meine Artikel über „die Ehrenrettung u. |. mw.” 
nicht fortjeßte. Das freundliche Entgegenfommen, deflen ich mich in jener 
Zeit bei allen Forſtverſammlungen von Seiten meiner Fachgenoſſen erfreuen 
durfte, war eine Bürgichaft, daß meine damaligen Artikel gegen die 
Preßler'ſche Lehre gezündet hatten, und daß auch aus diefem Grunde 
die Fortjegung derjelben fein dringende Bedürfniß war. Herr v. Seden- 
dorff, weldyer mich in der fraglichen Zeit in Hohenheim beſuchte, ſich 
über Organifation der Württembergifchen forftlichen Verſuchsanſtalt orientirte, 
meinen Verſuchsgarten und verſchiedene forftliche Verſuchsflächen in den 
Revieren befichtigte, fpäter meine Schrift über das forftliche Verſuchsweſen 
in der jeinigen recht gut zu verwerthen mußte, auch verichiedened aus 
meinem Berjuchögarten u. |. w. für nachahmungswürdig fand, ift vielleicht 
jelbft jo gütig, feinen Herrn Muthig bezüglich diefer Frage eines Beſſeren 
zu belehren. Mer weiter berüdfichtigt, dab ich in den Iahren 1878—83 
mit der Organijation bed bayr. Verſuchsweſens, der Einrichtung unjeres 
leeren neuen Unterrichtögebäudes ſehr viel zu thun hatte, mich im neue 
Berhältniffe einleben und zwiſchendurch die dritte Auflage meiner Geo— 
däſie bearbeiten mußte, und endlich nicht vergißt, dab ich in München 
zu ©. Heyer's Zeit feine MWaldwerthberechnung mit Statik zu lejen 
hatte und mich deßhalb aus NRüdfichten der Gollegialität über die ein- 
Ihlagenden Fragen nicht öffentlich äußern wollte, der wird außer Herrn 
Muthig, meine Zurückhaltung nicht nur erflärlich finden, fondern fie 
auch voll anerkennen. 

Da biernah Herrn Muthig für feine Behauptung jegliches Bes 
weismaterial fehlt, er aljo lediglih auf Grund von jelbitgejchaffenen 
Phantafien gröblihe Verdächtigungen gegen mich ausipricht, fo hat 
er ſich durch dieſe Handlungsweije vor dem forftlichen Publikum jelbit 
gerichtet und ich habe, daher nur noch nöthig, ihn dringend aufzu= 
fordern, ſolche Handlungen fünftig zu unterlaffen, weil eö befanntlidy in 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberechnung ıc. 27 


Kulturftaaten noch andere Wege giebt, ſich Recht und Satisfaftion zu 
verichaffen. 

Seite 426 und 429 leiſtet Herr Muthig bezüglich Entftellung meiner 
Anfichten über den forftlichen Zindfuß geradezu unglaubliche. Seite 428 
äußert fich derjelbe nämlich dahin: wie „es ſcheine,“ wolle ich mit einem 
niederen Zindfuß gerechnet haben, und Seite 429 behauptet er kurzweg 
ich verlange wie „es jcheine” etwa 2 p&t. Dieje Aeußerung muß um fo 
mehr auffallen, ald Herr Muthig nady Seite 431 ganz genau weiß, daß 
ich überhaupt nicht mit einem einzigen Zinsfuße, jondern mit verſchiede— 
nen Zindfüßen gerechnet haben will, welche fidy bei Umtrieben bis zu 120 
Sahren zwiſchen 2 und 3'/, p&t. bewegen können. Wie kann ed daher 
Herr Muthig wagen, den Lejern des von Sedendorff’ihen Blattes 
aufzubinden, ich jcheine für einen niedrigen Zindfuß, d. b. 2 pCt. zu 
jein, da ih mid von den jeitherigen Schriftitellern ja gerade in dem 
Punkt unterfcheide, daß ich jelbft in ein und derjelben Merthberechnungs- 
frage bei über 40 jähriger Berzinfungsdauer mit verjchiedenen Zindfühen 
gerechnet haben will. 

Dem Herrn Muthig, der in feiner Kundgebung weder Recht noch 
Wahrheit zu fennen fcheint, paßt ed eben hier in feinen ganzen DOperationd» 
plan, mir fälſchlich 2 p&t. zu unterjchieben, denn er fährt Seite 426 
wörtlidy fort: „Ift dies richtig (nämlich die Rechnung mit einem niedrigen 
Zindfuß von 2 p&t.) jo qualifizirt fidy Herr von Baur als ein Rein— 
erträgler vom echten Schrot und Korn u. |. w.“ Starrend vor Froft bin 
ih von dieſer neuen Dreiftigfeit ded Herrn Muthig und da ich für 
die gebührende Zurückweiſung derſelben den richtigen Ausdrud in einem 
anftändigen Blatte nicht gebrauchen darf, fo muß ich mir an den wahrheit- 
liebenden Herrn einige Fragen erlauben, auf welche ich die Antwort aller- 
dings jelbft gleich beifügen kann. 

Herr Muthig weiß ed ganz genau, daß Preßler in feinem rationellen 
Waldwirth für fisfaliiche Forfte 34, für Korporationd- und größere Pris 
vatwaldungen 4 und bei Fleineren jpeculativen Waldungen jogar 4; p&t. 
verlangt hat. Da nun Herr Muthig jedenfalld Preßler für einen 
Reinerträgler „von echtem Schrot und Korn“ hält, jo frage ich denjelben, 
wie dieje Zinöforderung von 34—44 pCt. mit obigem niedrigen Zins— 
fuß ftimmt? Man wird mir eine ausmweichende Antwort geben und behaupten, 
Preßler jei jpäter mit feinen Zinsforderungen heruntergeftiegen. 

Damit ift aber mein Examen nody nicht zu Ende, fondern ich frage weiter: 
Mer hatte denn bei der Berfammlung deutjcher Zand- und Forftwirthe in Wien 
1868, — wo es eine fleine rührige Partei, wenn auch erfolglos, darauf angelegt 
hatte, der damals noch ganz unreifen Preßler'ſchen Lehre zum Siege zu 


28 Franz Baur: 


verhelfen, — den Muth gehabt, gegen Preßler aufzutreten, die Unhalt— 
barfeit hoher Zindfühe nachzumeilen und Preßler zu veranlaffen, in 
Staatöforften ſich mit 24 pCt. zufrieden zu geben.) Herr Muthig kann 
hierauf Feine andere Antwort geben, ald die, dab Herr von Baur e8 
war, welcher damald niedere Zindfühe gegen Preßler und feine Schule 
mit beftem Erfolg vertheidigte. Ich bitte dody auch meinen bereits 1873 
über den Zindfuß erſchienenen Artifel nicht ganz vergefjen zu wollen, in 
weldyem ich mich in gleihem Sinne äußerte. Wenn alfo in neuerer Zeit. 
Prefler und andere mit ihren Zindforderungen herunterftiegen, jo möge 
fih Herr Muthig wohl merken, dab das dieſen Herren nicht gerade ala 
Berdienft anzurechnen ift, jondern fie durch die Macht der Verhältniffe zu 
diefem Schritte gezwungen wurden. 

Da ich einmal bei dem Zindfuß bin und Herr Muthig meint, ed 
wäre befjer gewejen, wenn ich die forftliche Welt vor Abjchluß meiner 
Studien mit „meinen Kragen und unfertigen Ergüffen verjchont hätte“ und 
weil er mir ed weiter jehr übel genommen hat, dab ich fo frei war 
einige faliche Zinsbeitimmungsgründe ald „wenig durchdacht” zu bezeichnen, 
jo muß ich mein Examen mit ihm noch etwas fortiegen. 

Befanntlib war ©. Heyer in der I. Aufl. 1865, Seite 7 und ber 
2. Aufl. 1876, Seite 8, noch der Anficht, man müffe bei fteigender Um— 
triebözeit mit einem höheren Zindfuße rechnen, während ich bereitd 1869 
dad Gegentheil behauptete und begründete. G. Heyer hat fidy hierauf in 
der dritten Auflage feiner Werthberechnung 1883 meiner Auffaffung ange- 
ſchloſſen. Ich frage Herrn Muthig, wer bat in diefem Falle tiefer 
gedacht und war mein angebrachtes Wort „wenig durchdacht“ hier am 
Plate oder nicht? Die Antwort will id dem Herrn eriparen, der Lefer 
kann auf diefelbe verzichten. 

Weiter war ©. Heyer 1876 in feiner Waldwerthberehnung 2. 
Auflage, Seite 9, noch der G. L. Hartig'ſchen Anficht, der forftliche Zinsfuß 
müffe aud je nach der Holzart verjchieden gewählt werden. Ich ſprach 
mich 1873, Seite 323 diejer Blätter im entgegengejebten Sinne aus und 
G. Heyer ließ hierauf in der 3. Auflage 1883 dieſen falfchen Zinsbe— 
ftimmungsgrund weg. Ic darf daher auch bier Herrn Muthig fragen, 
wer hat in diefem Falle tiefer gedacht? Auch auf die Beantwortung diefer 
Frage wird der Leſer gern verzichten. 

Es ift überhaupt charakteriftiich für den fraglichen Herrn, daß er 
zwar in der Widerlegung meiner Sätze ſehr unglüdlich, um fo ftärfer aber 
in feinen Schmähungen it. Im diefer Beziehung nur wenige Beilpiele. 

1) Kurz darauf erflärte Preßler am anderen Orte wieder, mit weniger ald 8 
Prozent könne er fidy nicht begnügen. 





Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberehnung ꝛc. 29 


„Wir wollen eö berufeneren Kräften überlaſſen,“ jagt Herr Muthig, 
„auf die wenig erbaulichen Angriffe gegen den im hoben Xebendalter 
ftehenden franfen Preßler und gegen den todten Heyer zu antworten.“ 
Da ich in diefen Worten eine Verdächtigung meined Charakters erbliden 
muß und der Sab jo gedeutet werden könnte, ald hätte ich nicht den 
Muth gehabt einen literarijchen Streit mit dem geiunden Prebler und 
dem lebenden Heyer zu führen, jo muß ich leider, jo unangenehm es 
mir ift, den Leſer bitten, mir einen Augenblid auf dieſes Gebiet zu folgen 
und meine kurze Bertheidigungsrede gegen die gerade jo verleßende als 
unbegründete Angrifföweije mit anzuhören. 

Ich frage zunächſt Herrn Mutbig, was bat denn die Wilfenjchaft 
mit der Perjon zu thun? Soll die Wiffenichaft jo lange ftillitehen bis ein 
franfer Menſch wieder geſund geworden, ein todter wieder auferftanden 
it? Wird nicht die Gejcichte der Menichen erft nad ihrem Tode ge 
ichrieben? Uebrigend weiß; der mit der Literatur befannte Leſer recht gut, 
daß ich mich auch vor dem gefunden Preßler und dem lebenden G. Heyer 
nie geicheut habe, meine Anfichten über Streitfragen offen auszuſprechen. 
Auch Herr Muthig weiß eö, aber er giebt der Wahrheit nicht die Ehre, 
jonit würden feine Schmähungen hinfällig. 

Was Herrn Preßler betrifft, jo habe ich ihm gegenüber nun ſchon 
gerade 29 Jahre meinen Standpunft offen und öffentlich vertheidigt 
und ich glaube mit der Bemerfung nicht zu viel zu jagen, daß ich bis 
jest aus allen mit ihm geführten literariichen Streitigkeiten ſiegreich her: 
vorgegangen bin. 

Zuerft habe ich nachgemiefen, dab Preßler's Verfahren, die Kreise 
fläheniumme eines Beſtandes mittelit Abitandezahlen zu finden, nicht nur 
ungenau, jondern auch überflüjfig fei. Die Frage fann in meinem Sinne 
als erledigt betrachtet werden. 

Hierauf griff Preßler die jogenannten Brufthöhenformzahlen 
an und verjuchte dafür die fchon von Smalian gelehrten aber von 
Erſterem neu aufgeftellten echten oder Normalformzahlen einzuführen. 
Die Brufthöhenzahlen wurden von Prefler ald „einfeitig, pedantiſch, 
unſyſtematiſch, unpraftiich, abnorm“ verworfen, die Normalformzahlen follten 
frei von diefen Mängeln fein. Ich habe ſchon vor 25 Jahren dad Gegen- 
theil nachgewiejen und ſpäter die Genugtbuung erhalten, daß der Verein 
deutjcher forſtlicher Verſuchsanſtalten beichlob, die Normalformzahlen nicht 
mehr zu berechnen, weil fie dody nicht zu gebrauchen jeien. — Auch diefer 
Streit mit dem gejunden Prefler ift fiegreidh ausgefochten, denn es 
wird fich fünftig faum ein Forſtmann noch der Normalformzahlen bedienen. 

Preßler nannte midy hierauf, obgleih ich damals noch keinen 


30 Franz Baur: 


Schritt über die bayeriiche Grenze gejebt hatte, einen „blauweiß ange» 
ftrihenen bayeriihen Forftfanatifer,“ weil ich für das ebenfalls 
auf Brufthöhenformzahlen berubende Prinzip der inzwilchen berühmt 
gewordenen bayeriihen Maffentafeln eingetreten war. Preßler behaup— 
tete damals, diejed werthvolle Tarationsmittel könne es zu feiner rechten 
„technijchen Kunſt“ bringen, weil ed fi aud auf Brufthöhenformzahlen 
gründe, und das Alter der Beftände zu wenig berüdfichtige. 

Beide Behauptungen habe idy ald unrichtig nachgewiejen. Gelbft 
Anhänger Preßler's gelangten jpäter zu demjelben Rejultat und heute 
zweifelt wohl faum noch irgend ein gebildeter Forſtmann an ber Trefflich- 
feit derartiger Tarationshülfen. Ja Preßler ſelbſt ſah ſich nachträglich 
zur Erklärung veranlaßt, daß derartige Tafeln, welche das Alter mehr 
berückſichtigten (auch dieſe Anſicht habe ich inzwiſchen als unrichtig nach— 
gewieſen) „als ſehr ſichere und vorzügliche Taxationshülfen zu bezeich— 
nen ſeien.“ Selbſt bezüglich des Zinsfußes mußte Preßler, wie bereits 
erwähnt, ſeine extreme Stellung aufgeben. 

Herr Muthig möge hieraus erſehen, daß mein Streit mit Preßler 
in eine Zeit fällt, in welcher er jo geſund wie ich war, mich aber jedenfalld 
an Kampfesluft weit übertraf. Wenn ich midy aber in neuefter Zeit in 
die Beſprechung einiger Fragen der Waldwerthberechnung einließ, jo habe 
ich die mich bewegenden „Motive“ im Sahrgang 1885 diejer Blätter 
Flargelegt und braude ich daher auf diejelben nicht. nochmals zurüdzus 
fommen. Preßler machte midy und befreundete Fachgenoſſen nämlich 
troß dieſer Niederlagen immer wieder zu jeiner Zielicheibe und fo ift es 
begreiflich, dab ich nad zwölfjährigem Scyweigen mir wieder einmal 
Ruhe verſchaffen wollte. 

Aehnlich liegt die Sache mit G. Heyer. Ich bin wohl der älteſte 
Schüler G. Heyer's und habe allen Grund, ſeine große Begabung als 
Lehrer und ſeine Verdienſte um die Wiſſenſchaft voll anzuerkennen. Wir 
waren in ſehr vielen Fragen gleicher Meinung und ich leiſtete ihm daher 
auch lange Zeit Sekundantendienſte. Er ſchätzte mich als Mitarbeiter für 
die Allgemeine Forſt- und Jagdzeitung hoch und rühmte namentlich mein 
Talent zur vergleichenden Kritik, was ich weiter bilden müſſe. G. Heyer hatte 
aber nach meiner Meinung den Fehler (fein Menſch ift ja ganz frei von 
Schwäden), daß er zu viel in „Gießener Schule” machte, in diefem Sinne 
zu Stark auf feine meift nody jungen Schüler (mich nicht ausgeichloffen) 
wirkte, denjelben die Meinung beizubringen wußte, fie feien wegen ihrer 
etwad bejjeren mathematiichen Bildung mehr werth als alle „Praktiker,“ 
fie deßhalb zum Kampfe gegen tüchtige, erfahrene, aber im anderen 
Lager ſtehende Fachgenoſſen anregte und diejenigen mit Mibtrauen 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberehnung :c. 31 


betrachtete, die nicht mit feiner Schule durch did und dünn gingen. Da 
ich in meinen reiferen Jahren, namentlidy in Sachen der Rentabilitätd- 
frage, theilmeije andere Anfichten gewann, alio nicht mehr durch dick und 
dünn mit G. Hever geben fonnte, jo hat er mir dieſen Abfall, wie es 
ſcheint, bis zu jeinem Tode nicht mehr verziehen. Ich kann das jelbft nur 
lebhaft bedauern und habe mich auch in gleichem Sinne feinen trefflichen 
Söhnen gegenüber geäußert, mit denen ich die Angelegenheit offen beſprach und 
welche die nervoͤſe Gereiztheit ihres Vaters wohl fannten und zugaben. 

Dies ſchloß jedoch nicht aus, daß wir uns über Differenzpunfte bei 
unferen gejelligen Zujammenfünften frei beſprachen; Heyer legte fogar, 
wie er mich wiederholt verficherte, großen Werth darauf. Ich erinnere mich 
3. B. noch genau einer Unterredung, bei der auch Profeffor Ebermayer 
gegenwärtig war. Die Borggreve'ſche Schrift „die Forftreinertragd- 
theorie, inöbefondere die jogenannte forftliche Statif Profeſſor Dr. ©. 
Heyer’s" war furz vorher erjchienen. G. He yer war über diejelbe, wie 
ich glaube mit Recht, jehr aufgebracht, denn Borggreve wurde im der- 
jelben viel zu perjönlih. G. Heyer äußerte fid) daher damals, jegt käme 
die Reinertragstheorie erft recht zum Durchbruch. Ich entgegnete darauf, 
daß ich jede Wette einginge, dab die Reinertragätheorie in ihrer jeßigen 
Geftaltung wohl nie praktiſch werden würde, obgleidy auch die Gegner 
derſelben möglichit hohen Reinerträgen der Waldungen zufteuerten. 

Herr Muthig möge hieraus und aus meinen Artikeln von 1872 
und 1873 entnehmen, daß ich auch zu Lebzeiten G. Heyer’s den Muth 
hatte, meine theilweife entgegengejeßten Anjchauungen öffentlich auszu— 
Iprehen. Wenn das in den Jahren, in welchen idy in München Special- 
follege von Heyer war, nicht mehr in Form von Xrtifeln geſchah, fo 
wird diejes mein Verhalten nur Billigung finden können. Ich hatte bier 
feine Waldwerthberechnung zu lefen und mußte daher kollegialiſche Rück— 
fihten nehmen, welche jet gefallen find, wo mir durch dad Vertrauen der 
Regierung Waldwerthberechnung und Statif ald Lehrfächer übertragen find. 
Uebrigend werde icy mich nach wie vor in allen wiffenjhaftlichen Fragen 
ftrengiter Objektivität befleißigen, wenn audy meine Feder in Folge der 
ewigen Nergeleien hin und wieder etwas gereizt und derb fchreiben wird. 

Noch muß ich einen Punkt berühren. Es mag manchem Fachgenoſſen 
aufgefallen jein, daß ich als ältefter Schüler und nädhfter fachlicher Special: 
follege Heyer’8 nicht bei dem Aufruf für die Errichtung eined Denkmals 
für denjelben betheiligt war. Auch bier will ich den wahren Sachverhalt 
offen darlegen. Sch erhielt von dem Unternehmen erft Kunde, ald mir 
Profeffor Dr. Lehr von Karlsruhe aus einen Separatabdrud des Aufrufs 
ſammt den Unterzeichnern mit der Zumuthung zuſchickte, denjelben in 


32 Franz Baur: 


meinem Blatte nachdrucken zu laffen. Trotzdem entſprach ich im Intereffe 
der Sache, wenn aud mit etwas eigenthümlichen Empfindungen, der an 
mich gerichteten Bitte. 

Ich wende midy nun zu einer weiteren Audftellung, welche Herr 
Muthig meiner Abhandlung über den Zinsfuß machte. ©. Heyer lehrt 
in feiner Waldwerthberechnung 3. Auflage, Seite 15, dab man den forft- 
lihen Zinsfuß auch aus dem Waldreinertrag und dem Berfauföwerth 
von zum jährlihen Nacyhaltbetrieb eingerichteten Maldungen beftimmen 
fönne. Er ftüßt diefe Anficht auf zwei Fälle Im eriten Beijpiel bevedynet 
er das Prozent aus einem Waldverfauf, im zweiten benußt er das durch 
Rau veröffentlichte Material der verkauften franzöfiichen Staatöwaldungen. 

Sc babe nun für beide Fälle Kar bewiejen, dab dieſe Methode über: 
flüffig jei und daß ſich der zu mwählende Zinsfuß nur auf richtige Zind- 
beitimmungsgründe ftügen dürfe. Statt mich nun zu widerlegen, ent- 
ftellt man meine Lehre und wirft mir Unfenntniß der elementaren Ma— 
thematif vor. 

Sch habe daher von meiner Lehre nichts zurüczunehmen, will aber doch 
Herrn Muthig Gelegenheit geben, die Richtigkeit feiner Auffaſſung jelbft 
zu beweijen. Stimmt nämlid) feine Redinung, jo muß fie befanntlich aud) 
die Probe beftehen, jo viel weiß ich zufällig nod) aus der „elementaren 
Mathematik. Herr Muthig möge uns daher jeßt den Beweis liefern, daß 
man wirfli auf Grund von ftatiftiihem Material über Waldrente und 
Waldverkaufswerth zu demjenigen Procent kommt, welches er ald „Reiner: 
trägler von echtem Schrot und Kom“ für nothwendig hält, aljo etwa auf 
2 p&t. wie er jelbit jagte. 

Bekanntlich ift fein Land gegenwärtig in diejer Beziehung jo inftruftiv 
wie Oeſterreich, weil gerade hier um die Mitte des Jahrhunderts jehr viele 
Staatöwaldungen verfauft wurden. Als ich noch in Weißwaſſer in Böhmen 
wirfte, waren die Staatöwaldverfäufe im vollen Gang und denfende hervor- 
ragende dortige Korftmänner, denen Kredit und Wohl des Staated am Herzen 
lag, ſahen befümmerten Herzend dem damaligen Gebahren zu, umjomehr, 
ald den betreffenden Waldverfäufen meift ein ſehr hoher Zinsfuß von 5 
und 6 p&t. zu Grunde gelegt worden fein fol. Da ich in dem Herrn 
Muthig einen Angehörigen des öfterreichiichen Staated vermuthe, jo ftelle ich 
ihm hiermit zurRechtfertigung feiner Anficht Die Aufgabe, das den öfterreichijchen 
MWaldverfäufen zu Grunde liegende Material (Waldreinertrag und Wald» 
verfauföwerth) zu jammeln, und die Summe der Waldreinerträge mit der 
Eumme der Waldwerthe zu dividiven, um jo den Nachweis zu liefern, 
daß das fich ergebende Procent ganz oder dody hinreichend genau mit dem 
von ibm ald Reinerträgler „von echtem Schrot und Kom“ verlangten 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberechnung ꝛc. 33 


niedrigen Zinsfuß von 2 p&t. übereinftimmt. Ich glaube vorausfagen zu 
fönnen, daß Herrn Muthig diejer Nachweis nicht gelingen wird. Aber 
auch wenn ihm derjelbe gelingen jollte, jo ift dieſes Durchichnittäprocent 
immer noch nicht auf einzelne Fälle der Waldwerthberechnung übertragbar, 
für welche natürlidy nur die entjprechenden Zindbeitimmungsgründe maß- 
gebend jein können. 

Dasſelbe gilt auch bezüglich der von mir ald unbrauchbar oder über: 
flüffig bezeichneten Methode der Beftimmung des Zinsfußes aus Bodenrente 
und Bodenmwerth. 

Mayen Sie fi) daher, Herr Muthig, muthig an die Ihnen vor- 
gelegte intereffante Aufgabe und erfreuen Sie die Lejer recht bald mit 
den Rejultaten Ihrer „tief durchdachten“ Studien! 

Was der Herr Muthig gegen die Begründung meiner Anficht, man 
müfje in der Waldwerthberechnung bei verſchiedenen Berzinfungäzeiträumen 
mit verjchiedenen und zwar mit der Länge der Verzinſungszeit abneh— 
menden Zindfüßen rechnen, vorbringt, zeigt wiederum, daß es demſelben 
feineöwegd um Berftändigung, jondern nur um Rettung ſeines Partei- 
ftandpunfted zu thun ift. Ich babe mein Verfahren jelbft als verbefje- 
rungsfähig erklärt und will mit demfelben nur erreichen, dab in der Wald- 
werthberechhnung Summen nicht zu den unnatürlichen und darum unbrauch— 
baren Größen anmwachjen, wie ſolches der Fall ift, wenn man Geld auf 
100 und mehr Jahre anlegt und dabei eine ununterbrochene Zinsan— 
bäufung ohne Kapitalverluft unterftellt, weldye mit den Gejchäftsplänen 
der Geldinftitute und der Wirklichkeit in Widerſpruch fteht. 

Ic komme dabei zu Rejultaten, welche bei einem 
Berzinfungszeitraum von 1—40 50 60 70-80 90 100—120 Sahren 
zu einen Zinsfuß von. 4 3% 4 2 2 Prozent 
führt. 

Sch gehe aljo bei Umtrieben bis zu 120 Jahren nicht unter 2 pCt. 
herunter, weldye Ziffer ein Theil der Anhänger der Reinertragsſchule jet 
jelbit für zuläjfig erklärt, während ich unter Umftänden bei niedrigen Um— 
trieben bis zu 34 p&t. auffteige, mich alfo über die Reinertragsichule 
erhebe, 

Herr Muthig ift der Meinung, ed genüge in der Waldwerthberedh- 
nung überhaupt nur mit einem niedrigen Zindfuß, 3. B. 2 pCt. zu 
rechnen. Ic war früher auch diefer Anficht, bin es aber jetzt nicht mehr. 

Es jei mir geftattet, meinem Gegner nur einige Fragen vorzulegen. 
Wil Herr Muthig auch den Werth eined Eichenjchälwaldes, der mit 
15 jährigem Umtrieb bewirthichaftet wird, durch Kapitalifirung des Wald- 
reinertraged mit 2 pCt., d. h. dem 50 fachen Betrag des Jahresertrages 

Forſtwifſenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 8 


34 Fr. Baur: 


berechnen? Da bier der Normalvorrath ſehr gering ift und die jüngeren 
Schläge überhaupt ziemlich werthlos find, jo dürfte fih um diejen hoben 
Preis faum ein Liebhaber finden, im Falle derjelbe nicht gerade geneigt 
wäre, fogenannte Liebhaberpreije anzulegen. Hier fünnen fidy 4 p&t. mehr 
empfehlen, ald bei 120 jährigem Hochwaldumtriebe 2 p&t. Oder glaubt 
Herr Muthig, er würde im gleichen Falle den Bodenerwartungdwerth bei 
Augrundelegung von 2 p&t. richtig finden? Es könnte ſich hier leicht für 
mageren Buntjanditeinboden ein Bodenwerth von 1000—2000 AH heraus⸗ 
rechnen, während faftiich vielleicht nur 200—300 # für denſelben bezahlt 
werden! 

Der glaubt der Herr Gegner für baare Ausgaben wie Kultur-, 
Schub: und Verwaltungskoften u. ſ. w, alſo umlaufendes Kapital, fich 
immer nur mit einer Verzinjung von nur 2 p&t. begnügen zu dürfen? 

Ich müßte eine foldhe Rechnungsweiſe nicht zu rechtfertigen. 

Menn Herr Muthig an meinem Berfahren tadelt, ich nehme nad) 
40 Jahren Kapital ſammt Zind aus der Kaffe, lege nur dad urjprüng- 
liche Kapital wieder zindbringend an, während doch auch die Zinjen wieder 
Zinſen tragend angelegt werden fünnten, jo ift diefe Anjchauung, wie ich 
übrigens ald Anhänger der Zinjeszinfenrechnung unter gewilfen Borausjegungen 
recht gut jelbft weiß, bis zu einer beftimmten Grenze ja richtig. Aber 
da dann die Kapitale beilangen Berzinfungszeiträumen jelbitveritändlid) wieder 
zu einer unnatürlidy hohen Summe anwachſen würden, jo wollte ich ja ge— 
rade dieje nur in der Theorie der Zinfedzinjesrechnung begründete, aber 
praftiih unzuläffige Unterftellung durdy mein Berfahren ver: 
meiden. Der Weg, den ich eingeichlagen habe, ift nur aus praktiſchen 
Erwägungen hervorgegangen, ich gelangte dabei aber zu Zinsfühen, die 
jeder praftijche Forftmann ald annehmbar wohl anerkennen wird. 

Ich modele alfo nicht, wie Herr Muthig meint, an den Zinsfühen herum, 
jondern id) rechne, nachdem die allgemeinen Zinsbeftimmungdgründe ge- 
bübhrende Würdigung gefunden haben, mit einem der Länge ded Verzin— 
jungszeitraumd entiprechenden feiten Zinsffuß. Dagegen weiß ich aus 
Erfahrung, dab man jeither den Bodenerwartungswerth z. B. mit dem 
Zindfuh 3 pGt. berechnete, dann aber, wenn ſich das wünſchenswerthe Re— 
fultat nicht ergab, den Zinsfuß jo lange drüdte, bis daffelbe herausfam. 
Das heißt man doch mit der Wiſſenſchaft der Waldwerthberechnung Scherz 
treiben und nur auf diefe Thatſache ſtützte fi mein Ausſpruch von der 
Wachsnaſe, die man jo lange biege und drüde, bis fie die gewünfchte ge- 
fällige Form babe. 

Kann mein Verfahren verbeijert oder durch ein anderes erſetzt werben, 
jo kann ich mich darüber nur freuen. Nach meiner jegigen Erfennt- 


Die neneften Kundgebungen über Waldwerthberechnung ıc. 35 


niß glaube ich aber daran fefthalten zu müffen, dab man bei 
verjhieden hohen Umtrieben refp. bei verjhieden langen Ver— 
zinjungdzeiträumen unmöglich mit einem und demjelben Zing- 
fuß rechnen darf. 

Der Herr Muthig beipricht endlich auch meine Methode der Be- 
rechnung des Normalvorratbs und macht ihr ähnliche Ausftellungen wie 
Lorey, nur befleißigt er fich dabei einer anftöhigen Schreibweife. Um 
Wiederholungen zu vermeiden, verweiſe ich hier auf dasjenige, was ich vor- 
ftehend zur Widerlegung Lorey's gejagt habe. 

Herr Muthig zeibt mich (Seite 433) bei diejer Gelegenheit auch noch 
einer „Ichredlichen Zautologie*, indem er fagt „ber Werth; des Vorraths 
joll aljo nady dem — Vorrathswerth beftimmt werben.“ Der gute Herr 
hat bier meine Perjon mit derjenigen eines Führerd Preßler vermechielt. 
Diefer hat befanntlicd; dad Wort Vorrathswerth erfunden und bdenfelben 
Seite 190 feiner forſtlichen Finanzrehnung wie folgt definirt: „der Vor— 
rathswerth eineö Beltandes findet fi, indem man den Werth des vor- 
bandenen Vorraths an Brenn: und Nubholz ermittelt, und die Ernte- 
foften davon in Abzug bringt." 

Ich jelbft griff aber bier berichtigend ein, indem ich, ganz im 
Sinne ded Herrn Muthig (vergl. feine Anmerkung, Seite 433) in Pa- 
rentheje das Wort Gebrauchswerth beijeßte und Seite 434 meiner 
Abhandlung jagte, man ermittle diefen Werth; in der Art, daß man die 
Maſſe (nicht den Vorrath) des Normalvorraths einer Betriebs— 
klaſſe beſtimme und dieſe in Geld umſetze. 

Preßler hat alſo die „ſchreckliche Tautologie“ begangen und ich, der 
fie nicht auf dem Gewiſſen trägt, werde zum Sündenbock gemacht. Man 
ſieht auch hier wieder, wie ed mit der Gemifjenhaftigfeit de8 anonymen 
Herrn Referenten bejchaffen ift! 

Wunderbare an Naivität, verbunden mit der erforderlichen Dreiitig- 
feit, leiftet Herr Muthig Seite 421 und 422 jeiner Entgegnung. Bes 
fanntlich jeßt u. A. Guſtav Heyer den Waldwerth w aus Beſtandswerth 
h und Bodenwerth b zujammen; es ift daher w=h+b. Nun findet 
man aber bei geringen Bonitäten und einem Zinöfuß von 24—3 und 
mehr Prozent meilt negative Bodenerwartungswerthe. Es ift dieje That- 
ſache um jo interefjanter, ald ja die MReinertragsichule in dem Boden- 
erwartungdwerth das Fundament ihrer ganzen Lehre erblidt. Erhält man 
alfo negative Bodenwerthe, jo wäre, wie ich in meiner Abhandlung über 
den Normalvorrath ganz richtig auseinanderjeßte w=h—b oder h=w-+b, 
d. h. der Normalwerth h gleih dem um den Bodenwerth vermehrten 
Maldwertb, was doch offenbar abjurd ift. Es ift mir befannt, daß durch 

3* 


36 8%. Baur: 


Veröffentlihung dieſer Thatjache meine Gegner im Anfang verblüfft waren, 
aber, da einmal das Syftem gerettet werden muß, jo fanden fie bald einen 
Ausweg, den au Herr Muthig triumphirend betritt, indem er zu ver- 
ftehen giebt, mir feien auf der Schulbank nur nicht die richtigen Begriffe 
von — und — beigebracht worden, jonit hätte ich jelbit die Erflärung 
für diefen Widerfpruch finden müſſen. 

Nun jucht mein Herr Gegner klar zu machen, die Bebauung des 
Bodens fofte in einem ſolchen Falle eben mehr ald er eintrage und deß— 
halb ergebe fidy für den Normalvorrath ein größerer Werth) als für den 
Wald ſelbſt. Auch dieſe Anficht ift ganz unzutreffend. Herr Muthig 
führt jogar, um ja ganz klar zu werden, noch folgendes Beijpiel an: 

„Iſt die Waldrente = 100, die Vorrathsrente = 120 (aljo größer 
ald die Waldrente!) und die Bodenrente = — 20, der Zinsfuß = 5 p&t., 
fo fünnen wir für den ganzen Wald bezahlen 

120 — 20 

„Dedt aber der jeitherige Waldeigentbümer fortab einen Theil der 

Koften (eine Schöne Zumuthung!) giebt er und jährlich einen Zujchuß von 


= 2400 fl. 





20 fl., jo können wir ganz gut für den Vorrath allein nn. 


bezahlen.“ 

„Herrn von Baur ift ed allerdingd unerfindlich, wie ein Boden, jo- 
bald „er“ eine Waldrente liefert, bei irgend einem angenommenen Zind- 
fuße negativ werden fönne, doch ift dem Herrn Profefjor bier eine leidige 
Begrifföverwirrung paflirt, er hat eben unbeadhtet gelaffen, daß nicht der 
Boden, jondern der Wald die Waldrente liefert.“ 

Unverjhämt! mußte ich beim Leſen diejer Stelle unmwillfürlich aus- 
rufen, denn dab mir die vorgeworfene DBegriffsverwirrung nicht paffirt 
ift, folgt aus den Maren Worten meines Artifeld ©. 438, wo ed wahrhaftig 
deutlich genug heißt: „Nun wird ed aber Niemanden einfallen, 
für den Normalvorrath mehr als für den richtig beredhneten 
Waldwerth zu bezahlen. Ich hoffe übrigens ſpäter den Bes 
weid zu erbringen, daß, jobald eine Waldrente und mit ihr 
deßhalb auch ein pofitiver Waldrentirungswerth vorhanden ift, 
der Bodenwerthb überhaupt nicht negativ ausfallen fann.“ 
Diefen ganzen Sa hat Herr Muthig verjchwiegen und dadurch dem 
Sinn meiner Worte eine ganz andere Bedeutung beigelegt. Denn daß 
es fi) im folgenden Satze nur um einen fleinen Lapſus handeln Fann, 
ift nicht nur jedem Lefer, fondern auch Herrn Muthig flar, nur darf er 


Die neuejten Kundgebungen über Waldwerthberechnung ıc. 37 


es nicht eingeftehen, müßte er doch fonft — der Wahrheit die Ehre 
geben! 

Ich behaupte alfo, daß, wenn der Wald eine Rente abwirft, auch 
der Boden unter allen Umftänden einen pofitiven Werth haben muß. 
Finden troßdem die Reinerträgler auf Grund ihrer Rechnung einen nega— 
tiven Bodenwertb, fo liefern fie damit nur jelbft den Beweis, daß dieſe 
Berehnungsmethode unrichtig ift und durch eine beffere erjeßt werden muß, 
bei welher man überhaupt bei vorhandener Waldrente feinen 
negativen Bodenwerth finden kann. 

Ganz wunderbar und die Verranntheit ded Herrn Muthig in ma— 
thematiſchen Spielereien recht Har illuftrirend, ift die weitere Annahme, bie 
Beitandeörente fönne größer ald die Waldrente fein, oder der Normalvorrath 
müſſe in diefem Falle einen größeren Werth ald der Wald jelbft haben, 
weil dann die Koften der Beitandederziehung größer ald der Waldwerth 
wären! Herr Muthig möge mir doch irgend einen Waldbefiter nennen, 
der je für einen Beitand mehr gegeben hätte ald für den Wald, d. h. Bes 
ftand + Boden. Er möge mir do nur einen einzigen Ball bezeichnen, 
in welchem der Berfäufer dem Käufer den Boden nicht nur geſchenkt, ſon— 
dern ihm auch nody eine Summe dafür bezahlt hat, dab er jo gütig war 
den Boden überhaupt zu nehmen! Menn die Bertreter der Bodenrein- 
ertragätheorie in der Mehrheit der Fälle bei 3 und mehr Prozent Zinjed- 
zinjen zu negativen Bodenwerthen gelangen, warum ertheilen fie dem 
Maldbefiter denn nicht den Rath die Waldwirthichaft ganz aufzugeben, 
wozu fie doch unbedingt verpflichtet wären? Können denn überhaupt für 
den Waldkäufer die von den Reinerträglern namentlich für ältere Beitände 
heraus geredneten Bejtandsfoltenwerthe maßgebend fein? Bei jüngeren 
Beftänden hat der Koftenwertb unter Umftänden (Erpropriationen) feine 
volle Berechtigung, dagegen leugne ich die Möglichkeit einer richtigen Be— 
rechnung für ältere Waldungen. Der Herr Muthig möge mir doch an— 
geben, wie groß der Koftenwerth eines 200 jährigen Eichenbeitanded oder 
eines 120 jährigen Femelbeftandes iſt. Es ift eben ſehr charakteriſtiſch für 
diejen Herrin, dab er meine Methode der Berechnung des Normalvorraths 
verwirft und ins lächerliche zieht, während er die von mir gegen die Be— 
rechnung des Normalvorraty nad dem Koſtenwerth der Beftände er- 
hobenen fchweren Bedenken vollftändig ignorirt. Wenn er die ihm vor- 
geworfenen harten Nüffe hätte fnaden können, er würde ed gewiß verjucht 
haben, fie wären ihm fogar, nach feiner ganzen Gefinnung zu jchließen, 
wahre Lederbifien gemeien. 

Ich kann nicht ſchließen ohne dem Lejer nody einen Genuß zu ver 
ſchaffen. Zur Befeftigung der Anficht, dab die Beftandesrente größer als 


38 Fr. Baur: 


die Waldrente fein könne, fügt Herr Muthig noch folgendes Beifpiel an. 
Ob dafjelbe aus der Prarid entnommen ift, wird leider nicht angegeben. 
Leſer höre und ftaune: 

„Haben wir Staatöpapiere, jo wird docirt, weldhe 10000 fl. ab» 
werfen und leihen (!) wir und dann 4000 fl., um einen Kaffenichranf zu 
faufen, jo müffen wir alljährlich 200 fl. Zinfen zahlen und unjere Ges 
jammteinnahme beläuft fi nur auf 9800 fl. Der Kaflenichranf, für 
welchen wir abfihtlid einen hohen Preis angeſetzt haben, ift für uns 
gleihjam ein freffendes Kapital. Der in ihm enthaltene Vorrath ijt 
200 000 Fl. werth, dagegen haben Vorrath und Kaffenjchrant zufammen 
für und einen Werth von 192000 fl. Der Werth des Vorraths ift alſo 
für und größer als der von Vorrath und Kaſſenſchrank zufammen.“ 

Der geehrte Lejer erfieht hieraus, welcher Zauberei fi Herr Muthig 
bedienen muß, um meine auf dem Boden von Thatiachen ftehenden An— 
ſchauungen über Boden, Beitandd- und Waldwerth zu disfreditiven. Für 
jeden praftifhen Mann liegt doch die Sache jo. Wer ein Kapital von 
200 000 fl. befitt, leiht fidy fein Kapital von 4000 fl. zu 5 p&t. zu 
einem Kaſſenſchrank, ſondern er kauft fich denjelben aus feinem eigenen 
Bermögen. Er fann deßhalb nur 196000 fl. in bdenfelben legen, 
der Kaſſenſchrank jelbit ift für ihn fein Kapital mehr, ſondern Gebrauchs— 
gegenitand. 

Vieles ließe fih zur Charafteriftit des Herrn Muthig noch beifügen, 
aber ich glaube, der geehrte Zejer weiß genug über ihn. Dagegen bin ich 
genöthigt, mir zum Schluß nody eine furze Selbitbiographie zu jchreiben. 

Mein Vater war Gr. Heſſ. Oberföriter und hatte neben einem damals 
jehr geringen Gehalt 7 Söhne, die alle ftudirten und jet ebrenvolle 
Stellungen einnehmen. Ich war der zweitjüngfte, an Bildungsmitteln 
blieb daher für mid; wenig übrig. Nur meinem Bertrauen auf Gott, 
meiner eijernen Energie und meinem unermüdlichen Fleiße habe idy ed zu 
danfen, daß ich mit 18 Jahren mein Reifezeugniß zum Beſuch der Uni» 
verfität befam, mit 20 Iahren mein Oberförjtereramen beftand, dem bald 
die übrigen höheren Prüfungen nadjfolgten. Mit 22 Jahren (1852—55) 
beichäftigten mich ſchon ausgedehnte Forſtvermeſſungs- und Einrichtungs— 
arbeiten. Bon 1855—1860 (mit 25 Sahren) war ich Profeffor an der 
Forftlehranftalt Weibwafjer, 1860-1864 Gr. Hell. Oberförfter, 1864 
bis 1878 Profeffor an der Forftafademie Hohenheim. Im diefer Zeit 
erhielt ich ehrenvolle Berufungen in 3 verjchiedenen Staaten, darunter auch 
an die Hochſchule für Bodenkultur in Wien, welche ich, da ich mich unter den 
Württemberg'ſchen Forftbeamten wohl fühlte und die dortige Regierung mein 
Wirken ſchätzte und auszeichnete, ablehnte. Im Sahre 1878 fam ich durch 
das Vertrauen der Kgl. bayr. Regierung an die Univerfität Mündyen und 


Die neueften Kundgebungen über Waldwerthberechnung ꝛc. 39 


ſchon nad) wenigen Wochen erhielt ich eine neue mich ehrende Anfrage 
wegen Uebernahme eined vorgejchobenen Beamtenpoftens in Preußen, weldye 
ih im negativen Sinne beantworten mußte. Während der Zeit jchrieb 
ih verſchiedene beliebt gewordene Lehrbücher, welche bereit? 3 Auflagen 
erlebten (die 4te ift in Vorbereitung), wirkte durdy mein „Wed und 
Mahnruf” bahmbrechend für das forftliche Verſuchsweſen, war weſentlich 
an dem Zuftandefommen des Vereins deuticher forftlicher Verſuchsanſtalten 
betheiligt, lieferte weiter eine ganze Reihe das forftliche Verſuchsweſen 
berührende Arbeiten und Schriften und bin nun ſchon 20 Jahre Redakteur 
einer beliebten forftlichen Zeitichrift. 

Menn ich mir dieje furze Lebensikizze zu machen erlaubte, jo bewegten 
mid; dabei gewih feine eitlen Gedanken; ich wollte vielmehr nur dankbar 
hervorheben, wie meine Schüler und Fachgenoſſen aus Wiſſenſchaft und 
Praris, jowie eine Reihe von Regierungen, jeither meinen Beftrebungen ihre 
Anerkennung nicht verjagten. 

Wenn nun troßdem ein Anonymus, über defjen Vergangenheit man 
lediglich nichtö weiß, mich in der nachgemwiejenen frivolen Weile vor der 
forftlichen Welt bloß zu ftellen jucht, jo darf ich von der gebildeten forft- 
lihen Welt gewiß annehmen, dab fie die von demſelben eingehaltene 
Kampfesweile verurtbeilt und das Gefühl der gerechten Entrüftung zu wür- 
digen veriteht, mit welchem mich deſſen unqualificirbaren und unverant- 
wortlichen Berdächtigungen erfüllen mußten. 

Mad die Bemerkung des Herrn Muthig Seite 426 anlangt, ich 
habe meine Seele bereit? dem forftlichen Reinertragsteufel verkauft (aljo 
ift die Reinertragslehre ein Machwerk des Zeufelö), jo gebe ich hierauf 
zum Schluß die bündige Antwort, daß, wenn fich mir je nody einmal der 
forftliche NReinertragäteufel mit jeinen falſchen Vorfpiegelungen nahen follte, 
ich ihm das Zintenfab unter Borhalt des M. Luther’ihen Wortd an 
den Kopf jchleudern würde: 

„Und wenn die Welt voll Teufel wär 
Und wollt’ und gar verjchlingen, 

So fürditen wir und nidht fo jehr, 
Es ſoll und doch gelingen!* 

Möge mich Herr Muthig daher künftig meine Straße unbehelligt 
wandeln laſſen; er wird dadurch auf das gebildete forſtliche Publikum einen 
beſſeren Eindruck machen, als mit ſeinigen böswilligen Schmähungen. 


40 8%. Baur: 


H. Mittheilungen. 


An die Leſer und Mitarbeiter. 


Vom Herausgeber. 


Mit dem Erfcheinen dieſes Heftes beginnt der 31. Jahrgang 
des forftwirthichaftlichen Gentralblattes (früher Monatjchrift für Forſt— 
und Sagdweien) und ich jelbit trete in mein 21. Redaktionsjahr 
ein. Aus diefem Anlaffe drängt ed mid) den verehrten Leſern und Mit- 
arbeitern meinen verbindlichiten Dank für das Intereffe und Wohlmwollen 
auszujprechen, welches fie dem Blatte jeither entgegenbradhten. Die That- 
jache, daß fi) von Sahr zu Sahr der Xejerfreis und die Zahl tüchtiger 
Mitarbeiter erweiterte, ilt der fiherfte Beweis dafür, dab unfer Blatt Die 
Concurrenz fiegreich beftand und ertitenzberechtigt ift. 

Die Monatjchrift für Forſt- und Jagdweſen, gegründet vom Foritrath 
Dr. v. Gwinner in Stuttgart 1857 und fortgejebt von Forftrath Pro— 
feffor Dengler in Karlsruhe von 1858 bis 1865, ging befanntlicy aus 
der Verjammlung jüddeuticher Forſtwirthe hervor und berüdjichtigte daher 
auch in den erften Jahren namentlidy die jüddeutichen Verhältniffe. Wenn 
fi) auch mit der Zeit die Lejer und Mitarbeiter über das ganze deutjche 
Reich und weiter auddehnten, jo trägt unjer Blatt doch injofern immer nod) 
den Charakter eined ſüd- und mitteldeutichen Blattes, ald weitaus die meiften 
Mitarbeiter diefem Staatengebiete angehören. Es wird aber diejer Sad) 
verhalt keineswegs künſtlich gepflegt, denn mehr norddeutiche Leſer und 
Mitarbeiter wären im Gegentheil jehr erwünjcht; jondern er hängt einfach 
damit zufammen, daß in Preußen überhaupt verhältnikmähig weit weniger 
forftliche Zeitjchriften gelefen werden und für diejelben geſchrieben wird. 
Es geht diejes ſchon daraus hervor, dab die Verfaſſer eines beträchtlichen 
Theild der Artifel der in Preußen ericheinenden forjtlichen Zeitichriften jüd- 
oder mitteldeutiche Fachgenofjen find. 

Das forftwiffenjchaftliche Gentralblatt ſucht namentlich die fachlichen 
Dedürfnifje der Wirthſchafter zu befriedigen und feine Aufgabe durch 
klar, einfach und leicht veritändlich geichriebene Abhandlungen und Mit- 
theilungen zu erreichen, wobei ein Prunfen mit vielen und großen mathe- 
matiſchen Formeln möglichit vermieden werden fol. Die Mathematik ift 
zwar eine ganz unentbehrlidye Grundlage für jeden Forftwirth, aber man 
darf ihr doch Fein all zu großes Feld in der Forftwirthichaft einräumen 
und nicht überjehen, daß die Naturmwifjenichaften und die Nationalökonomie 
mindeſtens gleichberechtigte Grundlagen der Forſtwiſſenſchaft find. 


An die Lejer und Mitarbeiter. 41 


In den letzten 25 Jahren wurde nach der Anſicht Forftlicher Docenten und 
vieler Praktiker der Mathematik, wenigitend in einigen forftlichen Zeitichriften, 
ein zu großer Raum gejtattet; es jchien fait, ald jolle der Wald durch die 
Formel beherricht werden, während ſich doch umgekehrt die Formel der 
Wirthſchaft anzubequemen hat. Der Rüdjichlag in diefer Beziehung tft 
bereitö eingetreten und läßt fich an verichiedenen Kundgebungen beobachten. 
So wird 3. B. in Bayern die Differential- nnd Integralrechnung wieder 
von dem Lehrprogamm für Forftwirthe mit der Motivirung abgeſetzt wer: 
den, die Foritwirthe fünnten von dieſen Disciplinen nur wenig Anwendung 
machen und es jei deßhalb eime gründlichere Ausbildung in den Staats— 
wiſſenſchaften vorzuziehen. 

Daß unfer Programm, über welches näheres im Jahrgang 1879, 
Seite 1 bid 9, diefer Blätter nachgeleſen werden kann, fic einer jehr viel- 
feitigen Billigung zu erfreuen bat, das beweilen die vielen Mit- 
arbeiter unter den forftlichen Profefjoren und ganz befonderd unter den 
Direftiond-, Inſpeltions- und Verwaltungsbeamten. Wir glauben nicht 
zu irren, wenn wir die Meinung ausiprechen, daß wohl faum ein anderes 
forftliches Blatt eine jo große Zahl vorzüglicer Männer aufzuführen bat, 
welche Arbeiten in dem forſtwiſſenſchaftlichen Centralblatt veröffentlichen, 
ohne jedoch durdy diefe Neuerung den vielen trefflihen Mitarbeitern 
anderer Blätter irgendwie zu nahe treten zu wollen. 

Unter den Profefjoren und Afademiedireftoren, nenne ich nur die 
Namen: Gayer, Ebermayer, Albert, PBrantl, R. Hartig, Fürft, 
Weber, Fleifcher, Bühler, Gwinner, Schuberg, Wollny, Dengler, 
Heb, Schwappach, Bernhardt, von Berg, Ju deich, Kunze, Bud 
mayer, Miklitz, Landolt, Bauſchinger, Weiſe und Stößer. 

Unter den Vorſtänden der forſtlichen Centralbehörden in erſter Linie 
Burckhardt, dann O. v. Hagen (Preußen), Ganghofer, Mantel 
(Bayern), von Brecht, von Fiſcher, von Dorxer (Württemberg), 
A. Baur und Boje (Heſſen), R. Miklitz (eſterreich). 

Bon Forſt- und Oberforſträthen u. ſ. w. Heiß, Mantel, Raeß— 
feldt, Bierdimpfl, Waldmann, Poſt (Bayern), H. Fiſchbach, 
Lang, Probſt, Speidel, Holland, Günzler Württemberg), Roth, Kru— 
tina, Wagner, Gebhardt (Baden), Braun (Heſſen), C. v. Fiſchbach, 
v. Pannewitz, v. Godin, v. Baumbach (Preußen), E. v. Cotta, 
W. v. Cotta, Blaſe (Sachſen), Deyßing und v. Michael (Thüringen). 

Don ſonſtigen Beamten des höheren Forſtdienſte: Rebmann, 
Gümbel, Hellwig, Oſterheld, Ebermayer, Gyßling, Eßlinger, 
Dolles, Bratza, u. ſ. w. (Bayern), Hopfengärtner, Neubrand, 
v. Mühler, Fribolin, Pfizenmeyer, Lang, Graner, Wetzel, Sigl, 


42 F. Baur: 


Frank, Hepp u. |. w. (Mürttemberg), Roth, Gerwig, Biehler, 
Hamm, Ziegler, Lelbach (Baden), Urich, Seeger, Muhl, Neid» 
bardt, Fauſtmann, Ihrig, Mardhand, Reif, Roth, Herpel, 
Schnittſpahn (Heflen), Schott v. Schottenftein, v. Binzer, Guie, 
v. Werneburg, Ph. Iäger, Rettſtadt, Davids, Kraft, v. See— 
bad, dv. Stephens (Preußen), Klette, Schaal, Rudorf (Sadjen), 
Röfe, Bollmar, v. Wangenheim (Thüringen), v. Berg, Ney 
(Elſaß), Bölte, Sandberger (Medlenburg), Beling, Alerö, Lampe, 
Geitel (Braunfchweig) und viele Andre. 

Don Mitarbeitern aus fremden Staaten nennen wir: Gaßmann 
für Rußland, v. Hertling für Indien, Gentralforftmeifter Dr. Chloros 
für Griechenland. 

Allerdings bat der Tod unter unjeren Mitarbeitern in den verfloffenen 
30 Sahren große und jchwer zu erje tzende Lüden geriffen, und es jcheint 
uns, ald habe der junge Nachwuchs diejelben noch nicht völlig ausgefüllt. 
Scmerzlid; vermiffen wir den fleißigften Mitarbeiter, Anhänger und För- 
derer unſeres Blattes, H. Burdhardt. Nicht minder beflagen wir den 
Berluft der Herren von Berg, Fauftmann, A. Baur, v. Bredt, 
Wagner, Gebhard, Gerwig, Roth, von Gotta, von Michael, 
Deyking, Ph. Jäger und Andere. 

Möchten neue tüchtige Kräfte, audgejtattet mit gutem, praktiſchem 
Blide für den Wald wieder reichlich in die durch den Tod geriffenen 
Lücken eintreten und für die Richtung thätig fein, welche unjer Blatt kenn— 
zeichnet und bei Gründung deſſelben gerade von unjeren tüchtigiten Praf- 
tifern vorgezeichnet und gebilligt wurde. Es will und bedünfen, ald würden 
in neuerer Zeit bin und wieder in den forftlichen Zeitjichriften Artikel von 
Leuten gejchrieben, welche den Wald, die Literatur und die forftliche Be— 
dürfnißfrage noch nicht genug fennen gelernt haben. Durdy ſolche Ab— 
bandlungen werden Wiſſenſchaft und Wirthſchaft kaum befördert, ja es 
fönnen junge Fachleute durch diefelben ſogar auf Abwege geleitet werden. 
Aus ſolchen Wahrnehmungen mag denn auch die Aeuberung eines erfahre 
nen, höheren Forftbeamten hervorgegangen fein, welcyer fürzlidy meinte, 
es wäre viel befjer, wenn manche Artikel von jungen Wirthichaftern gar 
nicht gelefen würden. Diefem Mißftande wäre am beten abzubelfen, wen 
unfere erfahrenen Forftverwalter und höheren Forftbeamten jelbit mehr 
aus ihrer Verborgenheit bervortreten und ſich an den wichtigften forftlichen 
Tagesfragen betheiligen wollten. Wir glauben zu bemerfen, dab gerade 
die Korftbeamten an den Gentraljtellen fid) in neuerer Zeit weniger für die 
Förderung der Foritwirthichaft, durch Betheiligung an der Zagesliteratur, 


An die Leſer und Mitarbeiter. 43 


interejfiren!),. Das war früher andere. Auch fünnen wir diefe Unter: 
lafjungsjünde nicht genügend mit der ſchon gehörten Aeußerung entjchuls 
digen: Was kümmern und die Lehren der Profefforen und der Inhalt der 
forftlichen Zeitichriften, wir haben ſchließlich doch unferem untergebenen 
Berjonale die bindenden Inftruftionen vorzufchreiben. Das tft ja ganz 
richtig, aber die Profefjoren würden manches beffer machen, und die Wirth. 
ſchaft könnte rafcher fortichreiten, wenn die Anſchauungen, welche die an 
der Spitze ftehenden tüchtigften und erfahrenften Forftbeamten über ſchwe— 
bende Fragen haben, auch Gemeingut Aller würden, d. h. im den forftlichen 
Zeitichriften mitgetheilt und nicht in den Regiftraturen begraben werden 
wollten. 

Nicht nur die politiiche Preſſe, jondern aud die forftliche Tages: 
literatur birgt in ſich eine gewiffe Macht, fie nimmt Antheil an der Weiter: 
entwiclung unſeres Faches. 

Wünſchen daher die Fachgenoſſen, dab ihre Anichauungen und Be- 
ftrebungen zur Anerfennung fommen, jo fteht ihnen in der forftlichen 
Prefie ein wirffames Mittel zu Gebot und fie werden für ihre Veröffent- 
lichungen felbftverjtändlich das Blatt wählen, in welchem ihre Anfichten 
am meilten zum Auödrud gelangen. 

Mir richten daher am unjere jeitherigen Mitarbeiter die Bitte, und 
auch fünftig in unjeren Beitrebungen treu zu unterftüßen und erjuchen alle 
Fachgenofjen, welche Freunde unferes Blattes find oder Vertrauen in 
dafjelbe jeßen, und Beiträge einjenden zu wollen. Unfer Blatt ift, wie 
ſchon wiederholt hervorgehoben wurde, troßdem fein Parteiblatt. Alle An— 
fichten fönnen in demjelben ausgejprochen werden, wenn fie objektiv 
gehalten find. 

Zafjen wir daher auch künftig fein Gebiet unbearbeitet, beiprechen wir 
in Originalartifeln alle das Forftfadh und die einjchlagenden Grund— 
wiſſenſchaften berührenden Sragen, Unterjuchungen und Erfahrungen, berich— 
ten wir unter Mittheilungen die Ergebniffe der Forftverwaltung, die 
Aenderungen in der Gejeßgebung, die Organifation, die Rejultate der 
Forftverfammlungen, Ausftellungen und Zehranftalten, der Statiſtik; referiren 
wir unter Literarifchen Berichten über die neuen literarifchen Erſcheinungen 
in objeftiver Weife und theilen wir unter Notizen alle Wahrnehmungen mit, 
weldye wir bezüglich der Perjonaländerungen, ſowie über interefjante Er- 
jcheinungen in der Natur, über Sturm, Schnee, Froft, Duft, Feuer, die 
Thiers und Pflanzenwelt, Erfindungen u. ſ. w. machen. 

Miederholt möchten wir alle Fachgenofjen auch um gefällige Zujendung 
Heinerer Mittheilungen und Wahrnehmungem aus dem Gebiete 





1) Heffen macht wohl jegt noch eine Ausnahme. 


44 Die XIV. Verfammlung deutjcher Forftmänner zu Görlig. 


der forftlihen Praris, der Naturbeobadhtung x. bitten, bdiefelben tra= 
gen zur Unterhaltung, Abwechslung und befleren Scattirung des bin 
und wieder etwas trodnen und ſpröden Inhalts größerer Abhandlungen 
bei. Alle zur Veröffentlihung fommenden Einjfendungen werden je viertel- 
jährlich entiprechend honorirt, jo dab die Herren Mitarbeiter eine Ent- 
Ihädigung für Mühe, Zeit und Borto erhalten, die um jo höher beredy- 
net werden kann, je größer die Zahl der Abonnenten ift. 


Die XIV. Derjammlung deutjcher Sorftmänner vom 7. bis 
11. September 1885 zu Görlitz. 
(Referent: Dolles, königl. bayr. Oberförfter.) 


Den Schlußakt eined kongreßreichen Sommerd in dem durch jeine 
Induftriee und Gemwerbeauöftellung zu einem bejonderen Anziehungspunft 
gewordenen Görlit bildete die XIV. Berfammlung deuticyer Forſtmänner. 
Die gegenfeitige Begrükung fand am Abende des 7. Septemberd in dem 
mit farbenreihen Lampions erleuchteten Garten der Aktienbrauerei ftatt. 
Die Berhandlungen wurden am folgenden Morgen durdy Forftmeifter 
Gutt (Görliß) im feſtlich geſchmückten Saale des Reſtaurants Tivoli er— 
öffnet. Die Wahl des erften Präfidenten fiel auf Oberforjtratb Dr. von 
Fiſchbach (Sigmaringen), die des zweiten auf Oberforftmeilter von der 
Ned (Breslau). Nachdem Dberbürgermeifter Reichert die Verfamm- 
lung Namens der Stadt Görlitz willkommen geheiben, referirte Landforft- 
meifter v. Wigleben (Dresden) über dad 1. Thema: „Die Organifation 
für die Betrieböregulirung und deren Terminologie“: 

In dem vorliegenden Berathungsgegenitand ift zunächft die Frage zu 
entjcheiden, ob es räthlib, die Geſchäfte der Forfteinrichtung einer ftän« 
digen oder unftändigen Behörde zu übertragen d. h. fie durch eine bejon- 
dere, lediglich mit diefer Arbeit betraute Forfteinrichtungsanftalt oder durch 
die Forftverwaltungsbeamten der einzelnen Dberförftereien unter Kontrole 
der Inipeftionsbeamten ausführen zu laffen. 

Referent will diefe Geichäfte einer ftändigen Behörde übertragen 
wiffen. In Sachſen ift bereits im 1. Iahrzehnt dieſes Sahrhunderts die 
Vermeffung der Forften, hierauf ihre Taration, welche etwa um’d Jahr 
1830 vollendet wurde, von einer folchen durchgeführt worden. Als es fid) 
darum handelte, die Forfteinridytung durch regelmäßig wiederkehrende Re— 
vifionen im Stande zu halten, wurden dieſe Gejhäfte naturgemäß ber 
gleichen Behörde übertragen. Die Betheiligung der Revierverwaltung bei 
den Nevifionen ift hierdurd; feineswegs ausgejchloffen. Im der erſten Zeit 


Die XIV. Verſammlung deutiher Forftmänner zu Görlig. 45 


dieſes Jahrhunderts, in welcher die mit Verſtändniß für die Forfteinrich- 
tung auögeftatteten Kräfte ipärlid vertreten waren, find die Nevierverwals 
ter zu den fraglichen Arbeiten allerdings weniger zugezogen worden; jetzt 
ift denjelben jedoch der gebührende Einfluß bei der Forfteinrichtung, ind- 
bejondere bei Aufftellung der Wirthichaftspläne gefichert. Die Vortheile, 
weldye das Inſtitut der jtändigen Taratoren gewährt, beruhen darin, daß 
der Zarator in Folge feiner mannichfaltigen Erfahrung geübter wird, und 
mehr zu leiften vermag wie der Revierverwalter, an den dieje Arbeit jelten 
herantritt. Ferner ift durch die Forfteinrichtungsanftalt ein der Bequem- 
lichkeit entiprechendes Verharren in nicht mehr haltbaren Zuftänden ebenjo, 
wie ein allzu rajches Vorgehen mit nidyt gehörig erprobten Neuerungen 
ausgejchlofien, während der einzelne Beamte feine Lieblingsideen allzufehr 
zur Geltung zu bringen geneigt ift und häufig mit dem Wechſel der Per— 
jon ein Wechſel der leitenden Grundideen eintritt. An der Spibe der 
Forfteinrichtungsanftalt muß jedodh ein Mann ftehen, der nicht nur die 
Forfteinrichtung gründlich verfteht, jondern auch die Revierverwaltung und 
den Forftinjpeftionddienft vollftändig fennt. — Die Koften der Forftein- 
richtung in den Jächfiichen Waldungen betragen nad Angabe des Refe— 
renten pro Jahr und Hektar nicht ganz 50 Pfennig. Das Inftitut der 
Sorfteinrichtungsanftalt in Sachſen fertigt auch Arbeiten für die Waldun- 
gen der Gemeinden und Privaten, welche dafjelbe auf die audgiebigite 
Weiſe benügen. Es ift diefe Thatjache um jo erfreulicher, ald hierdurch 
werthvolles, ftatiftiiches Material .gefammelt zu werden vermag. 

Was den zweiten Theil, die Terminologie, betrifft, bemerkt Referent, 
bei der Wahl zwiſchen „Forfteinrihtung“ oder „Betrieböregulirung”“ gebe 
er der Bezeichnung „Forfteinrichtung“ den Vorzug, da „Betrieböregulirung“ 
mehr die Fortführung des Forfteinrichtungswerfed bezeichne, zudem auch 
ein Fremdwort jei. Für die Forfteinrichtungsbehörde möge man dad Wort 
„Borfteinrichtungsamt” oder „Borfteinrichtungsanftalt“ wählen, während die 
Beamten, welde in Sachſen Forftingenieure genannt werden, ebenjo gut 
den Titel „Oberförſter“ erhalten fönnten. 

Korreferent PBrofeffor Dr. Weber (München) behandelt die Aufgabe 
der Forfteinrichtung nad ihrer technilchen, wirthichaftliden und verwal- 
tungsrechtlichen Natur. Im der Wiſſenſchaft ift lange Zeit nur die tech— 
niſche Seite der Betriebdregulirung ins Auge gefaßt und ausichlieglidy das 
Prinzip der Nachhaltigkeit als allein maßgebend bezeichnet worden. Wirth. 
Ichaftlih im Sinne der Nationalökonomie ift aber die Betrieböregulirung 
in eminenter Weife. Denn die Abwägung der im orftbetriebe thätigen 
Produftionsmittel mit dem Ertrage und die Regelung der reinen Produf- 
tiondtechnif behufs Erzielung des höchften Reinertrages fällt ihr zu. Bor 


46 Die XIV. Verfammlung deuticher Forftmänner zu Görlig. 


Allem haben die Arbeiten Preßler's, Judeich's, Heyer's die national- 
ökonomiſche Betrachtungsweiſe in das Gebiet der Betrieböregulirung ein- 
geführt. Im verwaltungsredhtlichen Sinne endlich ift die Forfteinrichtung 
das wichtigfte Hilfsmittel, um die Intentionen des Waldbeſitzers in den 
Grundzügen des Betriebs dauernd und unabhängig vom Wechſel des Voll- 
zugöperjonald zu firiren. Da in jeder größeren ftaatlichen Verwaltung 
aller Brandyen eine dreifachejAbftufung nach Gentral-, Provinzial, Lofal- 
behörden unterjchieden wird, möchte Redner die heutige Frage genauer da- 
bin präzifiren: „Wie follen die einzelnen Gejchäftstheile techniſcher, wirth- 
ichaftlicher und adminiftrativer Art, welche zujammen die Forfteinichtung 
ausmachen, auf die Gentral-, Provinzial-, Xofalforftbehörden vertheilt werden, 
um den günftigften Erfolg der Wirtbichaft zu fichern?* Im Bezug auf die 
geometriichen Arbeiten der Vermeſſung, Wlächenberechnung und Kartirung 
dürften die Gentralftellen fi) die oberfte Leitung vorbehalten. Als Illu— 
ftration hierzu erörtert Medner die Organijation des bayeriſchen Foritfar- 
tirungswejend. Die im fartographiicdhen Bureau der Gentralftelle her- 
geitellten 20/mtbeiligen Kartenfteine umfaffen das ganze Königreich. So— 
wohl der Generalplan biervon wie auch Mufter von einzelnen SKarten- 
blättern waren im Sitzungsſaale zur Anficht aufgehängt. — Die Arbeiten 
der Waldeintheilung und Wegneglegung, alle die Hauptrichtung der fünf: 
tigen Bewirthichaftung bezeichnenden Beftimmungen werden am förderlid)- 
ften durch die Provinzialforitbehörden bezw. den ftändigen Inſpektions— 
beamten im Einvernehmen mit den ausführenden Verwaltungsbeamten vor- 
genommen. Der aufgeitellte, allgemeine Wirtbichaftsplan ift auf dieſe 
Weiſe nichtd Anderes ald der formelle Ausdrud für den einheitlichen Willen 
der Forftverwaltung felbit. Als eigentlichen Kernpunft der Debatte be- 
trachtet Korreferent die Frage, in welcher Weile die taratoriichen Arbeiten 
der Ertragsberedinungen und der Ausarbeitung des Detaild der Wirth. 
ichaftepläne in den Behördenorganismus einzufügen feiern. Entweder be- 
jorge ein am Sitze der Gentralitelle beitehendes Korfteinrichtungsbureau 
diefe Aufgabe (Preußen, Sachſen) oder ed gliedere fi das Forfteinric- 
tungsgeichäft provinzial (Bayern). 

Nachdem Referent die eritere Art der Drganifation gejchildert hat, 
zergliedert Korreferent die zweite, jüngft in Bayern durchgeführte Einrich- 
tung. Ein Mitglied der Brovinzialregierung ift ald verantwortlicher Sach— 
referent für die Sparte des Forfteinrichtungswefens beftellt. Die Aufftellung 
der Grundlagen jowohl wie die definitive Feititellung der fertigen Operate 
erfolgt nach vorgängigem Cinvernehmen zwiſchen diefem Sachreferenten 
und dem Bezirksinſpektionsbeamten mittelit eines Beſchluſſes des Forft- 
follegiume. 


Die XIV. Verſammlung deuticher Forftmänner zu Görlit. 47 


Zu dem 2. Haupttbheile ded Themas: „In wie weit ift eine einheit- 
liche Terminologie bei der Betrieböregulirung wünſchenswerth?“ bemerft 
Korreferent: Werfe man einen Blid auf den reihen Sprachſchatz forftlicher 
Terminologie, jo möchte man faft jagen: „Difficile est, satiram non scri- 
bere.* Schon die Bezeichnung der wiſſenſchaftlichen Disciplin laſſe den 
forftlichen Laien im Zweifel, ob Forſteinrichtung, Forftwirtbichaftseinrich- 
tung, Betrieböregulirung, Ertragdregelung, Forfttarstion, Forltiyftematifirung 
oder gar Mappirung (Defterreih) fich dedende Begriffe jeien oder nicht. 
Im Bezug auf dad Objekt der Forfteinrichtung könnte man ebenjo gut 
Wirthſchaftsganzes wie Wirthichaftseinheit oder Kompler jagen, während 
Forftort, Diftrikt, Bezirk und wiederum Abtheilung, Jagen, Ortsabtheilung, 
Schlag, Gehau, in verjchiedenen Staaten ganz analoge Dinge, zuweilen 
ganz verichiedenartige8 bedeuten. 

Die Betrieböflaffen heißen in Sachſen Wirthichaftöbezirf, die Alters- 
flaffen werden nach mannichfachen Prinzipien eingetheilt, nummerirt und 
‚benannt. Die Perioden find je nach Staaten 24-, 20», 10-jährig; die 
Duinteffenz aller unferer Berechnungen heißt Etat, Hauungsſatz, Hiebsjaß, 
Abnutzungsſatz, Nutzungsgröße ıc. 

Korreferent ſchließt mit dem Wunſche, eine von der Verſammlung 
gewählte Kommiſſion wolle eine einheitliche Terminologie in den wichtig— 
ſten, forſtlichen Disciplinen ausarbeiten und den Regierungen zur Ein— 
führung im amtlichen Verkehre empfehlen. 

Nach der Frühſtückspauſe beginnt die Debatte. Oberforſtmeiſter Dr. 
Dankelmann (Eberswalde) führt die Licht- und Schattenſeiten der bei— 
den Richtungen, nach denen die Beſorgung der Forſteinrichtungsgeſchäfte 
durchführbar ſei, an Beiſpielen aus der Praxis in humoriſtiſcher Weiſe 
vor Augen und kommt dann auf die von Dr. Weber hervorgehobene, 
jüngſt geſchaffene, bayeriſche Organiſation zu ſprechen. Er betont, Bayern 
habe den 1876 in Eiſenach gebilligten Gedanken verwirklicht. Wenn 
Bayern das Syſtem der Decentraliſation gewählt und mit Beharrlichkeit 
babe durchführen können, ſei dies ein Merkmal feiner ſtaatlichen Größe. 
Mit der Anſchauung die Hauptgrundlagen des Betriebs, Wegnetzlegung, 
Waldeintheilung, Hauungsplan u. ſ. w. nicht allein von der Direktion aus, 
ſondern unter Beiziehung der lokalen Verwaltungen in allen wichtigen Fra— 
gen zu behandeln, befinde er ſich im Einklang. 

Die Entſcheidung über eine einheitliche Nomenklatur einer Kommiſſion 
anzuvertrauen, erachte er nicht für angezeigt; er wünſche vielmehr dieſen 
Gegenſtand der wiſſenſchaftlichen Fortbildung zu überlaſſen. Denn wenn 
man die Sache wolle, werde nach einem engliſchen Sprüchworte der Weg 
gefunden. — Forſtmeiſter Kaiſer (Trier) glaubt nach 30-jähriger Erfah— 


48 Die XIV. Verſammlung deutſcher Forftmänner zu Görlitz. 


rung im Forfteinrichtungsfache zur Aeußerung Seiner Anficht berechtigt zu 
fein. Bor dem Sahre 1866 habe er dem Lande Naffau angehört, wo— 
jelbft es ihm gegönnt geweſen, Gg. Ludwig Hartig’s Werke in Dillen- 
burg, von denen der einzelne Theil ein vollftändiges Lehrbuch für jeden 
Dberförfter bilde, zu erneuern. Er buldige nicht dem Prinzipe bei Her- 
ftellung der Betrieböwerfe alle Faktoren anzuhören. Der Einrichtungs— 
beamte jei der oberfte Beamte im Walde. Da die Betrieböwerfe das Er- 
gebniß einer joliden Arbeit jein müßten, wäre langjährige Praris im 
Dienfte erforderlih. Iunge Leute, audy mit Note I. von der Hochſchule 
weg, würden nichts leiften. Cr räth bei Auswahl des Hilfäperjonald ma> 
thematifch angelegte, mit geſundem Drientirungsfinn begabte Naturen zu 
berüdfichtigen. — Forſtmeiſter Muhl (Darmftadt) legt auf Arbeitätheilung 
großes Gewicht. Er will nur die dringlichiten Gegenftände wie Nivelle- 
ments, Maffenaufnahmen dem äußeren Perjonal aufbürden, die Berech— 
nungen, Aufftellung des Fällungspland ıc. jollen im Taxationsbureau vor= 
genommen werben. Bezüglidy des in der Nomenklatur herrſchenden Durd;- 
einander hätte er von der gegenwärtigen Verfammlung endgiltigen Be- 
icheid erhofft. — Kammerrath Horn (Braunjchweig) ſchildert das in 
Braunichweig bei Vornahme von Forfteinrichtungsarbeiten übliche Verfah— 
ren, eine fonjequente Einrichtung wie in Bayern. — Forſtrath Schuberg 
(Karlsruhe) bemerkt, daß in Baden der äußere Beamte vollen Antheil an 
den Forfteinrichtungsarbeiten nehme Es wäre verfehlt fich feinem Ur- 
theile zu verjchließen und feine Erfahrungen nicht auszunüßen. Bezüglich 
der Frage der Terminologie hebt er hervor, man könne feine Statiftif 
treiben, fo lange eine einheitliche Nomenklatur mangle. Es jollten daher 
die größeren, deutjchen Verwaltungen im Vereine mit den Vertretern der 
Wiſſenſchaft einer der nächſten Verſammlungen Vorſchläge in diefer Rich— 
tung unterbreiten. Eine längere Debatte rief der Antrag Muhl's, die 
Angelegenheit der Herbeiführung einer einheitlichen Terminologie in der 
Forſteinrichtung den forſtlichen Verſuchsanſtalten zu überweiſen, welchen 
Dankelmann als inopportun bekämpfte, hervor. Schließlich wird der 
Antrag Schuberg's, daß die Mitglieder des forſtlichen Verſuchsweſens 
unter ſich oder im Vereine mit praktiſchen Fachgenoſſen die Ordnung die— 
ſer Angelegenheit in Angriff nehmen, angenommen. 

Bor der Abhandlung des nächſten Themas am zweiten Sitzungstage 
wurde von der aus den 5 Mitgliedern Dr. Dantelmann, Muhl, Frei— 
berrn v. Schott, Weber, v. Witzleben zufammengejehten Kommiifion 
über den für das folgende Jahr defignirten Zufammenfunftsort und die 
dafelbft zu erörternden Fragen berichtet. Ald Drt der Berfammlung wurde 
Darmftadt gewählt und pro 1887 München in Auöficht genommen. — 


Die XIV. Verſammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 49 


Die Fragen für die XV. Verſammlung lauten: 1. Sn weldhem Stadium 
befindet fih die Waldverjüngung mittelft landwirtbichaftlicher Zwijchen- 
wirtbihaft? 2. Unter welchen Umftänden ericheint die Anlage der Wald» 
eijenbahnen geeignet und weldye Berwaltungsform (Eigenbetrieb oder Uns 
ternehmerbetrieb) empfiehlt ſich für dieſelben? 3. Genügen für die Wald- 
arbeiter die reichögejehlichen Beitimmungen über die Arbeiterverficherung? 
4. Mittheilungen über Verjuche, Beobachtungen und Erfahrungen im Be- 
reiche des Forſtweſens. 

Bei dem Mangel eines Referenten berichtete hierauf Forſtmeiſter 
Runnebaum (Eberswalde) als Korreferent über dad Thema: „Inwieweit 
find die Klagen und Wünſche der Holzhändler bezüglich ungenügender Be— 
rüdfihtigung ihrer Intereſſen begründet und in welcher Weiſe faun be— 
rechtigten Einwendungen abgeholfen werden ?“ 

Im Betreff der Wünſche der Holzhändler behandelt Korreferent fol» 
gende Punkte: Die Publikationen der Holzverfäufe jollen auf doppelte Art, 
zuerft ſummariſch einige Zeit vor dem Einjcylage, dann nady der Aufnahme 
der Hiebe detaillirt in den gelejenften Tagesblättern und Fachzeitungen 
erfolgen. Handhabung eines pafjenden Verkaufsmodus, Verkauf vor und 
nah dem Einſchlage, meijtbietender Verkauf, Submijfiondverfahren ı. 
muß je nach den örtlichen umd zeitlichen Berhältniffen zur Anwendung ges 
langen. 

Bei der Beitimmung des Zeitpunftet der Verfaufötermine für Han- 
belöhölzer ift eine paſſende Aufeinanderfolge der wichtigiten Verkäufe be- 
fonderd zu berüdfichtigen, denn in vielen Regierungäbezirken werden bie 
Nub- und Brennholzverfäufe von benachbarten Oberförftereien jehr oft 
gleichzeitig oder nur in furzen Zwilchenräumen innerhalb weniger Monate 
abgehalten; auf diefe Weile wird den Händlern die genaue Inaugenjcein- 
nahme, jehr oft auch die Betheiligung am Termine erſchwert. Ein weite 
rer Wunfch der Holzhändler ift Bildung von angemefjfenen Verfaufsloojen, 
damit möglichft gleichartige Waare zum Audgebote fommt und der Käufer 
nicht gezwungen ift, Sortimente, welche er nicht brauchen fann, in Kauf 
zu nehmen, Geftattung der Zurichtung der Hölzer im Walde oder auf 
Holzlagerplägen, Gewährung nicht zu kurzer Abfuhrfriften. — Eine noth- 
wendige Bedingung ift heutzutage die Kreditgewährung. Auch der Wald» 
eigenthümer fann fich ihr nicht entziehen. Ankauf und Holztrandport er- 
fordern während der kurzen Zeit. in welcher fi) ſämmtliche Verkäufe ab- 
wideln, Kapitalien, wie fie nur wenigen Händlern beſchieden find. Zu 
lange Borgfriften erzeugen übrigens leicht Schwindlerpreife und Berlufte 
für den. Waldbefiter. Bei Bedingung von Baarzahlung dagegen kann 
ſehr leicht eine Verminderung der Konkurrenz veranlaßt werden, da ber 

Sorftwiffenihaftlihes Gentralblatt. 1886. 4 


50 Die XIV. Berfammlung deuticher Forftmänner zu Görlig. 


Kleinhändler gewöhnlich nicht über große Kapitalien verfügt, vom Marfte 
verfchwindet und der Großhändler dad Monopol gewinnt. 

Ein Hauptaugenmerk ift auf zwedmäßige Sortirung und Werth- 
Haffenbildung zu richten. Bei der Zurihtung und Ablängung der Hölzer 
ift indbejondere auf die beftehenden Handeldufancen Rüdficht zu nehmen 
und muß man bier den Wünjdyen der Holzhändler nody mehr wie jeither 
entgegenfommen. 

Zu diefem Behufe ift die Kenntniß von der Verwendbarkeit der ein- 
zelnen Holzarten, dad Studium der Technologie abjolut erforderlich. Kor— 
referent weiſt in dieſer Hinficht auf die Verſuche von Profeffor Bauſchin— 
ger in München bin und empfiehlt den Staatöbehörden der Unterſuchung 
. ber chemifchen und phyſikaliſchen Eigenjchaften der Hölzer größere Auf- 
merfiamfeit zuzumenden. Für bejonderd werthvolle Hölzer, 3. B. Sciffe- 
furven, Artilleriehölzer ꝛc. empfiehlt ed fidy, den Forjtbeamten durch Zeich— 
nungen oder Tabellen die wichtigften Dimenfionen für ihre Zurichtung an 
zugeben. Bei der Beiprehung der Art der Sortimentd- und Taxklaſſen⸗ 
bildung, wonad man die Klaffififation nad) Länge und Mittendurchmefler, 
nad; Länge und Oberftärfe, endlich nach dem Feſtmetergehalt unterjcheidet, 
erwähnt Redner, Feine der angedeuteten Methoden ſei ohne Mängel. Es 
ericheine daher am zwedmäßigiten, im Bereine mit den Holzbändlern bie 
Sortirung nah Haupthandelöpläßen feſtzuſetzen. — Ein weiteres Begeh- 
ren der Holzhändler beiteht in der Erleichterung ded Bezugs der Rohpro— 
dukte. Die allgemeinen Verkehrsſtraßen find die Grundlagen unjered Ver— 
fehröwejend im Walde. Letzterer wird feinen Effekt in finanzieller und 
volföwirthichaftlicher Beziehung nur dann zeigen, wenn viele Verkehrs— 
ftraßen den Anforderungen ded Holzhandeld und der Forftwirthichaft ent— 
ſprechen. Mit der Ausdehnung der Eifenbahnanlagen find wir in Deutichland 
nicht zurüdgeblieben. Die Höhe der Bahntarife erjchwert jedody den Holz- 
transport. Bei den Verhandlungen in Dresden wurde nachgewiejen, daB 
auf verjchiedenen, deutichen Bahnen unfere Produkte lange nicht fo billig 
verfrachtet werden, wie die ausländiſchen. Es ift daher, wie ftatiftiich 
nadyweisbar, die Einfuhr des gejägten Holzed mit Ausnahme des Imports 
von Schweden um 14 p&t. gegen das Vorjahr geftiegen. Während die 
Forftverwaltungen durdy höhere Zölle fi) gegen das Ausland zu ſchützen 
judyen, gewährt die Eijenbahnverwaltung fremdem Holze geringere Kracht 
ſätze wie dem deutſchen. Ein weiterer Uebelftand in der Benutung ded 
Scyienengeleijes für den Holztransport liegt in der Schwierigfeit der An— 
lage und Einrichtung von Lagerplätzen und Halteftellen. Bei den jeßt 
jchwebenden Sefundärbahnprojeften müffen daher nicht blos die Stimmen 
der Handelöfammern, jondern auch die der Forſtwirthe hinfichtlich Feit- 


Die XIV, Berjammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 51 


ftellung der Richtung der Bahnen und der Anlage von Halteltellen berüd- 
fihtigt werden. — Die Wafferitraßen find für den Transport von ſchwe— 
ren Gütern wie die für foritlichen Robprodufte von großer Wichtigkeit. In 
Bezug auf Anlage und Regulirung von fünftlihen Waſſerſtraßen find wir 
in Deutjchland gegenüber anderen Ländern jehr zurücdgeblieben. Erſt in 
neuerer Zeit wendet man diefen Verkehrsmitteln größere Aufmerfjamfeit 
zu. Bezüglich der jetzt ſchwebenden Projekte auf ſyſtematiſchen Ausbau 
von Kanälen wird man dahin trachten müffen, daß auch die Intereffen der 
Forſtwirthſchaft und des Holzhandeld berüdfichtigt werden. Die Regelung 
der Flößerei und zwedmäßige Flußkorrektion zu Gunften derjelben verdient 
alle Beachtung feitend der Korftverwaltungen. — Korreferent rügt den 
ſchlechten Zuftand der Landftraken in Deutichland. Frankreich ift in die— 
fer Hinfiht um Jahrzehnte voraus. Louid Napoleon jorgte dafür, dab 
von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, zu jeder Zeit bequem befahrbare 
Straßen führen. Land: und Waflerftraßen find allerdings durch die Eijen- 
bahnen in den Hintergrund gedrängt, Chaufjeen werden durch Sefundär- 
bahnen erjeßt. Man vergibt jedoch, daß eine gedeihliche Entwidlung des 
Sekundärbahnnetzes erft dann eintritt, wenn die Zu- und Abfuhr der Roh— 
produfte zwiichen den Bahnhöfen und umliegenden Ortſchaften durdy gute 
Wege ermöglicht ift. — Als vorzügliched Transportmittel empfiehlt ſich die 
Einführung der Scyienengeleife in den Wald. Auf Grund eigener Erfah: 
rung bezeichnet Redner als mejentliche Vorbedingungen für Rentabilität 
von Waldeijenbahnen I. günftige Terrainverhältniffe mit mäßigem Gefäll, 
2. genügende Maffentransporte, 3. unmittelbaren Anſchluß des Nebes an 
die Holzablagepläße des Waſſerverkehrs oder an Eifenbahnftationen. Unter 
diefen Prämiffen kann eine Ermäßigung der Holztransportfoften auf J—4 
des Arentrandportd erreicht werden. Die richtige Auswahl von Holzablage- 
pläßen, bemerft Korreferent, bietet dem Käufer den Vortheil, jein Holz 
genügend audtrodnen, zurichten zu laffen, günftige Marftfonjunfturen ab- 
zuwarten und nach Bedürfniß die Berladung vorzunehmen. Der Nutzen, 
weldhen die Holzitapelpläße dem Waldbeſitzer bieten, befteht in leichter 
Meberficht über dad gelammte Material, bequemer Sortirung, den Han 
delsbedürfniſſen entjprechender Bildung von Berfaufsloojen. 

Als letter Punkt wird die Qualität des Holzes bejprodyen. Der 
Handel verlangt gefundes, gut gewachſenes Holz von richtigem Alter und 
geeigneter Struftur. Für den Werthsanſatz ift nicht nur die Maſſe, jon- 
dern in erfter Linie die Dualität maßgebend. Bei der mannichfachen und 
ausgedehnten Verwendbarkeit des Holzed wurde in früherer Zeit der Qua— 
lität nicht die Aufmerkſamkeit wie jett geſchenkt. Man iſt anjpruchövoller 
geworden und der Produzent hat die Dualitätsproduftion wohl zu beachten. 

4* 


52 Die XIV. Verſammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 


Dem Studium der Waarenkunde muß der Forftbeamte Aufmerkfjamfeit 
ichenfen. Er darf nicht allein Produzent fein, die Waldprodufte Ichablonen- 
mäßig ausnüßen und verwerthen, fondern er muß mit ſpekulativem Blid 
den Bewegungen des Holzmarktes folgen und berüdfichtigen, daß die Forft- 
wirthichaft ein Gewerbe ift. Reger, geiftiger Verkehr mit der Welt, Be 
achtung aller Erſcheinungen auf gemerblihem und merkantilem Gebiete, 
gründliched Studium des Abjatgebieted, Stand und Wechjel der Preiſe, 
Einſicht in die Haupthandelsblätter und viele andere Momente find uner- 
läßlich, um den Anforderungen des Holzhandels zu genügen. 

Es folgt nun eine ausgedehnte Debatte, die mehrfach in Wieder- 
bolungen von bereits erörterten Verhältniſſen fich bewegte. 

Stadtforftraty Kunde (Elbing) von der Hoffnung bejeelt, der Holz. 
handel werde ſich zu feiner früheren Blüthe aufichwingen, führt eine Reihe 
von Beichwerdepunften der Holzhändler auf: Unzwedmäßige Ablängung 
der Hölzer, jchlechte Sortirung, Einbeziehung des Abhiebs in die Längen- 
meffung, ungenaue Mefjung wegen Mangel an genügendem Perſonal oder 
in Folge fehlerhafter Inftrumente, unrechtzeitige Eröffnung der Berfaufs- 
termine, Nichtbeachtung der Trennung ded Verfaufd für den LZofalbedarf 
von dem für den Großhandel, ungleichartige und unzwedmäßige Bildung 
von Berfaufsloofen. — Forſtrath Schuberg warnt, den Wünjchen der 
Händler, wenn fi unehrliches Auftreten zeigt, entgegenzufommen. In 
jolhem Falle joll der Beamte kompetent jein, den Berfauf in öffentlichem 
Aufs oder Abſtriche zu verlaffen, jelbft auf die Gefahr der Erzielung eines 
geringeren Erlöjes, wenn bdiejed Verfahren nur den Zwed erreicht, dem 
Gebahren der Händler entgegenzutreten. Er befürwortet dad Mefjen des 
Holzes ohne Rinde, die Gewährung von Skonto bei Baarzahlung und 
zergliedert die Einrichtung in Baden, in weldhem Lande für größere Be- 
träge 4—5 pCt. Skonto genehmigt, während Borgfriften in der Dauer 
von 4—4 Jahren nur dem Vertrauendwürdigen gegönnt werden. Er 
wünjcht Errichtung von leicht zugänglichen Holzlagerpläßen, jo daß die 
Sortirung nad Klaffen leicht möglich ift, ein Verfahren, wodurd Käufer 
und Berfäufer gewinnen. 

Dberforftmeilter von der Ned hebt hervor, dab für den Großholz- 
händler frühzeitige Anfäufe vortheilhaft find. Er muß im Oftober bereits 
wiſſen, über welche Duantitäten er im nächiten April verfügen fan. Der 
Waldbefitzer jol daher frühe Verkäufe anſetzen, die Ablängung ded Ma— 
teriald dem Händler überlafjen, das Zopfende dagegen nicht in Komputation 
ziehen. Lizitationen räumt er den mehrfach mit Komplottbildungen ver- 
fnüpften Submijfionen gegenüber den Vorzug ein und begutachtet das 
Meſſen des Holzed ohne Rinde. — Borftmeifter Schott von Schotten- 


Die XIV. Berfammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 53 


ftein (Frankfurt) behandelt die Tariffrage. Vorzugsweiſe für dad gering» 
werthige Material (Gruben-Schwellenhölzer) ſollten Ausnahmätarife bes 
ftehen, dad aus weiter Ferne bezogen oft mehr Fracht zahlt, als ed werth 
ift, obwohl die Bahnverwaltung mit der weitern Strede eine höhere Ein- 
nahme erzielt. Als Mufterwirtbichaft im faufmännijchen Betriebe bezeich- 
net er die Züridher Stadtforftverwaltung im Siehlwald, weldye 3. B. das 
Brennholz mit Maſchinen zerfleinere, nach Zürich verfrachte und hierdurch 
die Konfurrenz mit der Kohle erfolgreid; beftehend eine erfledlihe Ein- 
nahme erziele. — Holzhändler Emft Grumbt (Dresden) vergleicht die 
angenehme Stellung der Staatöforftbeamten mit der der Privatforitbedien- 
fteten, die fich fügen müffen, wenn der Herr Geld brauche. Den preußi— 
ichen Staatöforftbeamten jpeziell wirft er zu geringes Entgegenfommen den 
Händlern gegenüber vor und betont hierbei, der Holzhandel ſei jehr fein- 
fühlig und ſcheue Verationen, zumal ihm überall Bezugsquellen geboten 
jeien. Er ſchlägt (wie nicht anderd zu erwarten) dad Meſſen des Holzes 
ohne Rinde vor und begutachtet dad Aushalten ganzer Stämme, damit 
fich der Käufer fein Holz nady eigenem Belieben zufammenjchneiden lafjen 
könne. Die Längen jollten nad Möglichkeit derart beichaffen fein, daß 
der Zopfdurdymefjer 4 des Stockdurchmeſſers, bei Kiefern die Hälfte bes 
letteren betrage. 

Dberfinanzrath v. Vetter (Stuttgart): In Württemberg hat man 
die Wünſche der Holzhändler im weiteften Maße berüdfichtigt. Der VBer- 
fauf wird im öffentlichen Aufftriche vorgenommen, der Verkauf auf dem 
Stode wurde verlaffen. Das Meffen findet nach geraden Gentimetern 
ftatt. Seit 1858 hat das Borgſyſtem aufgehört. Bid zu 1000 # bat 
der Käufer innerhalb 5 Tagen, über 1000 .# in einem Monat zu zahlen; 
jeded Borgfriftgefudy über 30 Tage wird abgewiefen. Die Stellung zur 
Bahnverwaltung bezeichnet Redner nidyt als die günftigfte. Für Verlade— 
gegenftände (Krahnen) muß die Forftverwaltung jorgen und für den qm 
des Lagerplaßed an Stationen pro Monat 3 Pf. entrichten. Die Flößerei 
ift in Abnahme begriffen. Auf dem Nedar, Enz und Nagold wird nur 
noch Langholz geflößt. — Forſtrath Rapp (Stuttgart) betonte, dab in 
Württemberg Laubholz mit, Nadelholz ohne Rinde gemefjen, Klo» und 
Sägeholz nur ausnahmsweiſe, daher ftetd nur Langholz in 4 Normalpreid« 
Haffen ausgehalten werde. Der Stamm wird in der Mitte nad; geraden 
Gentimetern gefluppt und hat daher bei gleicher Länge ein Stamm mit 
19 cm Mittendurchmefjer denjelben Preis wie ein joldyer mit 18 cm. 

Forſtrath Wimmenauer (Lich) legt Nachdruck auf Bildung großer 
Verkaufsbezirke. Die in Heffen gemeinjhaftlid an einem Tage aus 
Staat, Gemeinde: und Privatwaldungen ftattfindenden Nutzholzverkäufe 


54 Die XIV. Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Görlig. 


hätten fi bewährt. Durch gegenfeitige Mittheilungen jollten die Forft- 
verwaltungen ſich Einblid in die SHolzverfaufsrejultate verichaffen. — 
Redakteur Larid (Gießen) erwähnt, dab in Frankreich für berindeted Holz 
+ Abzug gemadyt werde. — Die Beiprecdhung über diejed Thema wird am 
10. September Vormittags, dem 3. Sitzungstage, fortgefeht. Oberförfter 
Kirchner (Rogelwiß) refümirt über die einzelnen gehörten Punkte. Er hält 
die Vereinigung größerer Holzverfäufe durch Betheiligung mehrer Re— 
viere am gleichen Tage und nämlichen Drte nicht für vortheilhaft. Dem 
Großkapital werde ein Monopol verichafft, ericheinen auch Kauföluftige, jo 
fteigere vielfah) doch nur Einer. Er unterfcheidet zwijchen Groß- und 
Provinzialhandel. Der Provinzialhandel faufe verſchiedene Sortimente und 
vertheile fie für den Großhandel, letzterer müſſe ſich daher des erften bedienen. 
Der Lokalhandel endlidy beanſpruche die gleichen Hölzer wie der Großhandel. 
— Kammerrath Horn (Braunjchweig) gibt eine Darftellung der Verkaufs: 
methoden im Braunfchweig’ihen Harze. — Forſtmeiſter Muhl führt an, 
da durch die Kubirung unter Anwendung ded Mittendurchmefjerd der 
Händler 5—8 pCt. Holzmafje mehr befomme, ald ihm berechnet werde. 
Die in Württemberg üblicye Einrichtung nad) geraden Gentimetern abwärts 
abzurunden, benachtheilige den Staat um 10 p&t. der Maſſe, weldye dem 
Händler als Ueberjchuß zu Gute komme. — Oberförfter Zeiſing (Eberömwalde) 
bat durdy den Berfauf auf dem Stode, aber getrennt nad Nuß- und 
Brennholz in Biejenthal jehr gute Erfolge erzielt. Bei nöthig werdender 
Kreditgewährung fei es vortheilhafter, die Sicherheit im Objekte ſelbſt wie 
in fremden Bürgichaften zu finden. — Schließlich hält Profeflor Dr. 
Weber eine Nachleſe. Das Meſſen des Holzes ohne Rinde jei wünjchene- 
werth, wenngleidy die Korftverwaltungen ſchwere Verlufte erlitten. Im Be- 
treffe der entrindeten Stämme haben rheiniſche Händler geklagt, dab zu 
raſch audgetrodnetes Holz in Folge von Riffen beim Berjchnitte bis zu 
33 p&t. Ausichuß ergeben hätte. Die Riffe, welche beim Waflertransport 
verquellen, ſchwer entdeckt werden und jpäter wieder hervortreten, erzeugen 
ftarfe Verlufte für den Händler. Die entrindeten Stämme, vorzugöweije 
Fichten und Tannen follen daher im Seitenſchutze des Beſtandes oder auf 
gut beſchirmten Zagerpläßen aufbewahrt werden. Redner empfiehlt die 
Vorgänge im Gebiete der Forftpolitif genauer zu verfolgen, mit großen 
Firmen gemeinjam zu operiren, um Abjabgebiete zu erobern, ähnlidy wie 
es Oeſterreich veritanden, den Iufrativen Holzhandel in Serbien zu oecu= 
piren. in vorzüglihes Mittel zur Hebung ded Hanbeld ruhe in der 
Gründung von fog. Holzjammellagern. Derartige Anlagen in Zraunftein 
und München haben fich ausgezeichnet bewährt. Der Holzhandel in Müns 
chen verbanfe jeinen rapiden Aufichwung zum großen Theil diejer Eins 


Die XIV. Berfammlung deutſcher Forftmänner zu Görlitz. 55 


richtung. Im verfloffenen Jahre jei ein Erport von 220 000 cbm daſelbſt 
zu verzeichnen. Die Kreditgewährung bilde das Lebenselement des Handels, 
deßhalb auch einen beachtenswerthen Faktor zur Hebung des Holzhandels. 
In Bayern jpeziell ſei Kautionsleiftung durch Deponirung von Werth: 
papieren eingeführt. 

Ueber den 3. Berathungsgegenftand: „Welche Erfahrungen hat man 
bezüglich des Ueberhaltbetriebes gemacht?“ war vom Referenten, Oberförfter 
Täger (Kohlfurt) eine Brodhüre!) mit mathematifcher Unterlage den 
Theilnehmern der XIV. Forftverfammlung in Form einer Feſtgabe gewid- 
met worden. Referent betrachtet die Frage vom waldbaulichen, finanziellen 
und allgemein wirtbichaftlichen Standpunkte. Er beipricht die Nachtheile 
der Kiefernfahlihlagwirthichaft mit hohem Umtriebe. 1. Der Waldbefiter 
wäre bei finanziellem Berlufte gezwungen, mit übergroßem Vorraths-Ka— 
pital zu arbeiten. 2. Auch individuell ungünftig angelegte Bäume müſſen 
ein jehr hohes Alter erreichen. Ohne an Mafje und Qualität zu gewinnen, 
finfen fie oft nody in ihrer Gebrauchöfähigfeit. 3. Die reinen, auf nicht be= 
ſonders friſchem Boden ftodenden Kiefernbeftände ftellen fi) in höherem 
Lebensalter fait ausnahmslos derart licht, daß die Bodengüte weſentlich 
zurückgeht. Es wird daher die Aufgabe, die im Handel und von ber Ine 
duftrie begehrten Kiefernalthölzer ohne finanziellen Wirthichaftsverluft auf 
ausſchließlich für Kiefernhochwald tauglichen Standörtlichkeiten nachzuziehen, 
nur unter Anwendung des zweibiebigen Betriebö gelöft werden 
fönnen. Für dieje Betrieböform hält Referent Kiefernböden faum mittlerer 
Dualität vorzugsweiſe geeigenjchaftet. Da fie biodgelegt austrodenden 
Winden, jengenden Sonnenftrahlen audgejeßt find, Niederichläge nicht der- 
art raſch aufzunehmen und zu binden vermögen, um almählidy von den 
auf ihnen ftodenden Pflanzen aufverbraucht zu werden, jo wirft bier ein 
unter lichtjtehenden Kiefern gegründeter Unterwucdhs, der den Boden vor 
Wind und Sonne ſchützt und Bildner einer Waſſer aufzunehmen, feſtzu— 
halten und allmählich wieder abzugeben fähigen Bodendede wird, zumadhö- 
fürdernd. Sit die Einführung eined zweihiebigen Betrieb bejchloffen, jo 
entfteht die wichtige Aufgabe die geeigneten Individuen für den Ueberhalt 
audzufuchen und waldbaulich zu behandeln. Plößliche Kichtftellung älterer 
Bäume hat vergrößerte Windwurfgefahr, dann in Folge ungleichartiger 
Entwidlung der Wurzel- und Blattorgane Wipfeldürre zu Folge. Auch 
die Strudtur ded Holzed wird alterirt. Die überzuhaltenden Kiefern müffen 


1) Seftgabe für die Theilnehmer an der XIV. Berfammlung deutſcher Forftmänner 
zu Görlid. Zum „Zmeibiebigen Kiefernbohwaldbetrieb.” Im Auftrage ded Magi— 
ſtrats zu Görlig verfaßt von Arthur Täger, Oberförfter in Koblfurt. 


56 Die XIV. Berfammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 


eine vollfeitige Krone befiten, tadellos gefund fein, möglichft jturmfeft 
gemacht werben, weßhalb die in ihrem Wurzelbereih auftretenden 
Stöde nicht gerodet werden bürfen. Segliche NRindenverlegung ift an 
ihnen zu vermeiden und der Vermehrung forftihädlicher Inſekten (Hyle- 
sinus, Pissodes piniphilus) ernftlidy entgegenzuwirfen. — Referent fommt 
nun zur Beantwortung der Frage: „Sit die Durchführung des zweihiebi⸗ 
gen Betriebd in der Görlier Haide und den angrenzenden Waldungen der 
Laufig mit gleichen Standortsverhältniffen vom finanziellen Standpunkte 
aus zu rechtfertigen?" An der Hand ded durch die angeftellten Zuwachs— 
unterfuchungen gefundenen Materiald und mit Hilfe der in der Wirth. 
ſchaft erzielten Durchſchnittspreiſe wird unterjucht, ob die Kiefer auf den 
mittleren Bodenklaffen der Görlitzer Haide quantitativ und qualitativ 
im höheren Lebensalter einen das Ueberhalten einer Anzahl von Bäumen 
rechtfertigenden Zuwachsgang zeigt. Als Grundlage der Berehnung wird 
ein Zinsfuß von 3 pCt. und für die IL. Bodenklaſſe ein 90-, für die III. 
ein 80», für die IV. ein 7Ojähriger Umtrieb angenommen und repräjentirt 
ein Stamm auf II. Bodenklaffe im 90. Zahr den Werth 23,94 M 


„ Meberbälter „ „ i „10. u. „ 18167 „ Sol 15151.# 
„ Stamm „DI : PER: —— x 1774 „ 
„ Meberhälterr „ „ B — | | ee — 4,88 „ — 40,89 „ 
„ Stumm „IV. z — — 208 „ 
„ Meberhälter „ „ ” AM, 5 : 10,33 „ a 838. 


Bei der Annahme bed unveränderten Standes der jebigen Preife 
erjcheint die Einführung des zweihiebigen Betriebd in den Görliter Wal—⸗ 
dungen vom finanzwirtbhichaftlichen Gefichtöpunfte aus nur für die IIL und IV. 
Bodenklaſſe zuläffig. Da der Werth des einzelnen Ueberhälterd jedoch auf 
II. Bodenflaffe nur 20 # unter dem Soll verbleibt, und eine jehr erheb- 
liche Preisfteigerung für ftarfe Kiefern nach einem Sahrhundert eingetreten 
jein wird, möchte Referent für Standörtlichfeiten II. Bonität, auf denen 
die Kiefern tief wurzeln und den Stürmen zu widerftehen vermögen, den 
zweihiebigen Betrieb empfehlen. Als geeignet zum Ueberhalt berechnet 
Referent pro ha der II. Bodenklaffe 20, der III. 25 und der IV. 35 
Stämme — Bei dem Bergleidy ded finanzwirtbichaftlichen Effeftö des 
zweihiebigen Betriebd mit dem des Kahljichlagbetriebd kommt Referent zum 
Schluffe, dab ein auf II. Bodenklaffe ftodender Kiefernwald bei 90 jähri- 
gem Umtriebe zweihiebig behandelt die doppelten Erträge ded bei gleichem 
Umtriebe im Kahlſchlag bewirthichafteten Beſtandes aufweiſt. Ebenſo be 
rechnet ſich auf der III. Bodenklaffe zu Gunften des zweihiebig behandelten 
Waldes der 1,8fache, auf der IV, Bodenklaſſe der nahezu 1,5 fache Ertrag. 

Die Berehtigung des Ueberhaltbetrieb8 vom allgemein wirthſchaft⸗ 
lihen Standpunkte nachweilend, hebt Meferent bei der Ausichlachtung 


Die XIV. Verjammlung deutſcher Forftmänner zu Görlig. 57 


ber Wälder jeitend der Nachbarftaaten und dem in Norddeutichland geübten 
Kahlichlagbetrieb den Eintritt des Mangeld an Fiefernen Dualitätshölgern, 
wie fie zum Schiffsbau und zu den feineren Arbeiten bei dem Betriebe 
des Tiſchlergewerbes erforderlich find, hervor. Ganze Induftriezweige können 
hierdurch Icbendunfähig gemacht werden. Der rechtzeitige Beginn mit der 
rationellen Erziehung von Starfhölzern in im Befite von Gemeinwejen 
fi vorfindenden Kiefernwaldungen durch zweihiebigen Betrieb ift, da die 
Preife ded Kiefernholzes in Folge der mehr und mehr fortichreitenden 
Geldentwerthung und der Zunahme des Holzwerthes überhaupt ftetig fteigen 
werben, daher nicht nur wünſchenswerth, ſondern vom fozialspolitichen 
Standpunft aud geboten. 

Während ded Vortrags betrat der Oberpräfident von Schlefien, Herr 
v. Seidewiß den Saal. Er begrüßt namens der Staatsregierung die 
Verſammlung auf's Herzlichite, ftellt ſich als Waldbefiger und einen alten 
Freund ded Waldes vor und folgte den Ausführungen des’ Neferenten 
mit fichtlichem Intereffe. Beim Beginn der Diskuffion hebt Forftmeifter 
Scott hervor, alle geringen Bodenklaffen, auf denen doch feine Stark: 
bölzer erzielt werden fünnten, vom Weberhaltbetriebe auszujchließen. Der 
größte Werth bei diejer Beftandöform jei nicht auf die Steigerung des Zuwachſes, 
jondern auf Berbefferung der Dualität der Hölzer zu richten. Mangels 
binreichender Erfahrung müßten auf größeren Flächen vergleichende Ver— 
ſuche mit und ohne Unterbau angeftellt, periodiiche Aufnahmen vorgenommen 
und die Rejultate in der Literatur veröffentlicht werden. 

Oberforjtmeifter von der Red befennt ſich als Anhänger des Ueber— 
haltbetriebed. Um auf dem Morgen drei Dualitätöhölzer), fein es Eiche, 
Kiefer ꝛc. zu erzielen, müßten mindeftend 20 übergehalten und bie jchledy- 
teren fucceffive befeitigt werden. Erſt nad) einiger Zeit der Freiftellung laffe 
fi die Ausdauerungsfähigfeit der Oberftänder beurtheilen. — Brofeffor Dr. 
Lorey will die Unterfuchungen über den Ueberhaltbetrieb getrennt von denen 
ded Unterbaues behandelt willen. Die forftlichen Berjuchsanftalten hätten 
die vorwürfige Frage bereitd in Angriff genommen. 

Dberforftmeifter Dr. Danfelmann hält viele Gedanken ded Refe— 
renten für beachtenswerth, obgleich er fich nicht ald unbedingten Anhänger 
der von ihm vertretenen Grundläße befennen möchte. Im Bamberger 
Hauptsmorrwald ſeien unter bijchöflicher Verwaltung aus Kiefernüberhältern 
500—600 fl. pro Stamm gelöft worden. Es fehle daher nicht an Erfahrungen 
binfichtlich des finanziellen Erfolgs diejer Betriebsart. Bedenflich jet ihm 
die Thatjache, daß der Ueberhaltbetrieb auf der IL. Bodenklaſſe ſich nicht 
entire; nach jeiner Anjchauung müßte er auf den befjeren Bodenklaffen 
am meiften rentiren. Die Anftellung von vergleichenden, durch Schott 


58 Die XIV. Verſammlung deutſcher Forjtmänner zu Görlig. 


hervorgehobenen Verſuchen anerfennend, bezweifelt er in längerer Ausführung 
den wirfjamen@&rfolg des v. See bach'ſchen Betriebs und der Ho mburg’ichen 
Nußholzwirtbichaft. — Forftmeilter Sprengel (Bonn) weift auf die nicht 
zu unterjchäßende Bedeutung des Ueberhalts von Eichen, Kiefern, Lärdyen 
in Eichenſchälwaldungen bin. Würde durd; die fichtlih im Steigen be— 
griffene Menge des Import von Gerbejurrogaten ſchließlich die Eriftenz 
der Schälwaldungen in Frage geftellt, fo jei die Ueberführung zum Hoch— 
wald angebahnt. Am Rhein ſei der Heberhalt nicht nur mit Eichen, ſon— 
dern mit Erfolg audy von Aöpen und Linden verjucht worden. — Kammer 
rath Horn erachtet die ald Stangenholzbetrieb im Braunjchweiger Harz ein- 
geführte von Seebach'ſche modifizirte Buchenwirthichaft, bei der der Unter- 
wuchs aus Stodausjchlägen bejteht, jehr ſchätzenswerth. Mit der Ausdehnung 
ber Durdyforftungen ſei man bei diefem Betriebe auf Grund von Erfahrun- 
gen jehr vorfichtig geworden, namentlidy werde auf geringen Bodenfaffen 
jehr ſchwach durchforſtet. — Forftmeifter Muhl hätte es für räthlicher erady- 
tet, erjt nad) dem Zofalaugenjchein in der Görliger Haide, durch den ſich manche 
Meinungdverjchiedenheit geflärt haben würde, die gegenwärtige Frage zu dis— 
futiren. Er jchildert die den auf dem Diluvialjand der Itheinebene ge: 
zogenen Kiefernüberhältern durdy den Wind drohenden Gefahren. „Bon 
120 pro ha durdjchnittlich in einem Beftande zum Ueberhalt rejervirten 
Stämmen jeien nad 2 Decennien lediglich noch 20 vorhanden gewefen. 
Die Erfahrungen in Heflen befürworten den Lichtungsbetrieb mit Buchen» 
unterbau auf den beiferen Bodenflafjen. — Oberforftmeifter Kühn (Schleiz) 
weilt auf Grund jeiner Unterfuchungen in Weftpreußen über den Lichtungs- 
zuwachs der Kiefern nad), daß auch eine im höheren Alter vorgenommene 
Freiftellung verftärkten Zuwachs zur Folge habe. 

Zur Erledigung des Themas IV: „Mittheilungen über Verjuche, Bes 
obachtungen und Erfahrungen im Gebiete des Forſtweſens“ beſprach Forft- 
meifter Sprengel mit Hilfe eined von ihm fonftruitten Apparats auss 
geführte Unterfuchungen über die Dauerhaftigfeit des Buchenholzes. Cr 
erwähnt verjchiedene überrafchende Reſultate, unter Anderem, dab ein Jahr 
im Walde gelegened Buchenholz ſich dauerhafter, wie friich gefälltes, erwies. 
Nachdem dem Präfidenten aus der Mitte der Verfammlung für die Leis 
tung der Verhandlungen der Dank votirt war, wurden die Sigungen 
geichloffen. 

Eines jehr regen Beſuchs von Seite der Mitglieder der Verfammlung 
erfreute fich die Gewerbe- und Induſtrieausſtellung. Gegenitände ber 
Forftwirthichaft und Jagd waren ſehr reichlich vertreten. Es fehlt hier 
der Raum audy nur einen Auszug von al’ dem Gejehenen wiederzugeben. 
Sogar das Kaiferlihe Minifterium in Eljaß-Nothringen war durch Bes 


Die XIV. Berfammlung deutſcher Forftmänner zu Görlitz. 59 


trieböpläne und Wirthichaftöfarten vertreten. — Das jehr zahlreich befuchte, 
durch guten Humor gewürzte Feftdiner am 9. September Nachmittags im 
Hauptreitauraut der Ausitellung verlief auf die ungezwungendefte Weife. 
Eine am Abende des gleichen Tags in Ausficht genommene Kahnfahrt auf 
der Neiße und der Beſuch ded Jägerwäldchens mußten wegen Ungunft des 
Wetters aufgegeben werden. Ebenſo wurde das von der Stadt zu Ehren der 
Verſammlung in der Ausftellung geplante Gartenfeft, zu welchem durch Be- 
leuchtung der Felſen, der Teichparthie, ded Waflerfalld und der großen 
Tontaine mittelft bunter Lichtrefleftoren die großartigften Vorbereitungen 
getroffen waren, vollftändig verregnet. Dagegen fonnte am 10. September 
Nachmittags der Ausflug zur fagenreichen Zandeöfrone, einer Burg auf 
tlolirtem Bafaltfegel mit mächtigem Thurme, von dem aus ſich eine wun— 
derbare Ausſicht über das Rieſen-, Laufiter und Sfergebirge, ſowie eine 
mit Städten und Dörfern bejäte Landichaft bietet, programmgemäß unter- 
nommen werden. — Die jehr lehrreiche Erkurfion in die 17 km in öft- 
licher Richtung von der Stadt gelegene Görliker Haide, einer von Süden 
nad Norden ftark abfallenden Ebene, am 11. September nahm den beiten 
Berlauf. Sie bildet ein wohlarrondirtes Eigenthum der Stadt Görlitz 
von 27 885 ha und zerfällt in die Oberförftereien Kohlfurth, Penzig und 
Rauſcha. Der Boden gehört größtentheild dem Diluvium an; torfig 
mooriger Sandboden ift hauptiächlidy vertreten. Die vorwiegende Holzart 
it die Kiefer; auf den beiferen Bodenklaffen in Mifchung mit Fichten, 
Tannen und Laubhölzern. Die Umtriebözeit für die I. und II. Boden- 
flaffe beträgt 120, die III. 100. die IV. 80 und die V. 60 Sahre. Die 
Ereurfion, unterftüßt durch eine gründlicy bearbeitete Beichreibung der 
Görlitzer Haide von Oberförfter Tſchepke, einen Führer nebit Karte wurde 
zum Theil auf jehr gut befahrbaren, mit einer 20 cm ftarfen Kiesjchichte 
überdedten Holzfnüppelwegen!) unter Benugung von Leiterwägen zurüd- 
gelegt. Gleich beim Beginne derjelben in der Dberförfterei Kohlfurt 
befichtigte man die Telegraphen-Zubereitungsanftalt der Kaijerl. Telegraphen- 
verwaltung. Die Imprägnirung wird mit Kupfervitriol nady der Methode 
von Boucherie bewerfitelligt. Die berührten, vollfommen gejchlofjenen Kie- 
fernbeftände gewähren einen impofanten Anblid. Sie zeichnen ſich fait 
durchgehends durch äußerſt ſchlanken, aftreinen Wuchs aus. Keineöwegs 
nachtheilig dürfte ed erjcheinen, wenn der Nebenbeftand mehr wie jeither auf 
dem Durchforſtungswege genußt würde. Auögedehnterer Unterbau mit 
Zannen und Fichten, die, wie allenthalben wahrgenommen, auf den befjeren 


1) Die Koften auf Herftellung eines Holzknüppelweges in der Oberförfterei Kohl» 
furt betragen pro Meter einſchließlich des Holzwerthes 1,80 M. 


60 Literariſche Berichte. 


Bodenklaffen ſich trefflich entwideln, leßtere Holzart indbejondere auf moo⸗ 
rigem Sand, möchte dem Gedeihen der Beftände förderlich jein. Auf dem 
Könteberg, dem höchſten, beiläufig 45 m über der Ebene gelegenen Punkt, 
wurde ein von der Stadt Görlitz angebotened Frühſtück eingenommen. 
Eine bier erbaute, hölzerne Warte gewährt einen überrafchenden Ausblick 
über den trefflich bemirthichafteten Waldbeſitz der Stadt, der ihr im 
Fahre 1883/84 einen Reingewinn von 310 788 AH gebradht bat. Sehr 
inftruftiv waren die in Neuhammer mit dem Spalding’ichen Waldeijen- 
bahnſyſtem vorgeführten Probeverſuche. Mit bewundernöwerther Schnellig- 
feit wurde unter Anwendung einzelner Vorrichtungen das Auf, Abladen 
und Trandportiren von 2 Kiefernftämmen zu je 1 und 14 cbm Inhalt 
vorgezeigt. Zweifellos hat dieſes Transportmittel unter geeigneten Verhält- 
niffen das Anrecht einer großen Zukunft. Die ſehr intereffante Theer- 
jchwelerei und Holzdeitillalion von Shlobad und Schmidt in Neuhammer, 
welche 1884 17093 Ster Kien-, Splint-, Stod-, Scyeit: und Aftholz mit 
einem Anfaufspreid von 36281 A zur Herftellung ihrer Produfte vers 
brauchte, wurde gleichfalld befichtigt. Im der Nähe von Neuhammer bes 
findet ſich ein ca. 5Ojähriger Kiefernbeftand, der von der Firma Schlobad 
angefauft und zum Zwede ber Gewinnung von Kien 1883, 1884 und 
1885 ftehend gejchält wurde. Im dem feftlich geſchmückten Rauſcha, wohin 
die Fefttheilmehmer zu einem von der Stadt Görlitz veranftalteten Diner 
geladen waren, fand die Erceurfion ihren Abſchluß. Die Nacdyercurfionen 
in dad Riejengebirge und den Gräflid Arnim'ſchen Park zu Muskau 
mußten wegen ſchlechten Wetters unterbleiben. — Und find fie auch ver- 
rauſcht die ſchönen Stunden in Görlig und feiner nächſten Umgebung, die 
Nüderinnerung an die waderen, gaftfreundlichen Bürger der betriebfamen 
Neißeſtadt, weldye den Pflegern des Waldes ungeheuchelte Sympathien ent- 
gegengetragen, wird eine ſtets angenehme bleiben. 


III. Literariſche Berichte. 


Nr. 1. 

Die Befchaffenheit der WaldInft und die VBedentung der 
atmosphärischen SKohlenfäure für die Waldvegetation 
von Dr. Ernft Ebermayer, ord. Profeſſor an der Kgl. Univerfität 
Münden. Stuttgart. Berlag von Ferdinand Enfe. 1885. 

Das vorliegende nur 68 Drudjeiten umfaſſendes Schriftchen ging aus 
der chemiſch bodenkundlichen Abtheilung der Kgl. Bayr. forftlichen Ver⸗ 


Literariſche Berichte. 61 


ſuchsanſtalt in München hervor und liefert einen bemerkenswerthen Bei— 
trag zu der jo wichtigen Frage der Bedeutung der atmoſphäriſchen Kohlen: 
fäure für die Waldvegetation. Die erften genaueren quantitativen Beftim- 
mung ded Kohlenſäuregehalts der Atmojphäre find ſchon vor etma 50 Sahren aus⸗ 
geführt worden. Diejelben wurden in Städten und auf dem Lande, in 
Bergen und Thälern, auf dem Meer und in der Wüfte vorgenommen, weil 
man die Bedeutung der atmoſpäriſchen Kohlenjäure für das Thier- und 
Pflanzenleben ſchon frühzeitig erfannte. Auffallen muß es, dab, abgejehen 
von einigen vereinzelt jtehenden Arbeiten, gerade die Waldluft jeither wenig 
unterfucht wurde, und danfend anzuerfennen ift ed, dab E. Ebermayer 
durch die in vorliegender Schrift niedergelegten Unterfuchungen die beftehende 
Lüde nah Kräften auszufüllen fich bemühte. 

Die Unterfuchungen wurden in den bayrijchen Revieren Forſtkaſten 
(bei Planegg), Tölz, Ramdau, Rofjenheim, Hohenihwangau und 
Schottenhof bei Kehlheim in Holzbeftänden verichiedener Holzart, 
Alter und Höhenlagen audgeführt und verdienen um jo mehr Beachtung, 
als jeither über den Koblenjäuregehalt der Waldluft die verjchiedenften 
Meinungen beitanden. Don der einen Seite wurde behauptet, die Wald- 
luft übe wegen ihres kleineren Koblenjäure- und größeren Sauerftoff: 
gehaltes einen bejonderd wohlthätigen Einfluß auf den menjdhlichen Körper 
aus, Andere jchrieben wieder, wenigftend theilmeije, üppigeren Waldwuchs 
dem größeren Kohlenjäuregehalt der Waldluft zu. 

Bei Lölung der vorliegenden Frage fpielt natürlich die Unterfuchungs- 
methode eine jehr wichtige Rolle. Seither beftanden zwei Verfahren: die 
Flaſchen und die Ajpirationsmethode. Der Verfaſſer jpricht fich über beide 
eingehend aus und gelangt auf Grund von 70 Analyjen zu dem Refultat, 
daß die Flajchenmethode weniger genau fei und durchgehende zu hohe Re— 
ultate liefere. Indem Referent auf das Studium der fleinen, interefjanten 
Schrift jelbjt verweilen muß, bejchränft er fich bier auf furze Mittheilung 
der wichtigiten Rejultate. 

Obgleich der Kohlenjäuregehalt der Luft in Buchenwäldern, jomwie in 
muldenförmigen Einjenfungen, in weldyen wenig Quftbewegung ftattfindet, 
öfter etwas größer ald in Nadelhölzern und in bewegterer Luft gefunden 
wurde, jo find diefe Differenzen doch größtentheild jo gering, dab im 
Großen nnd Ganzen der Kohlenjäuregehalt der Waldluft nicht 
mwejentlid verjchieden iſt von dem der Luft auf freiem Felde. 
Ebenjowenig vermochte der Berfafjer einen nennenöwerthen Unterſchied 
zwiichen dem Kobhlenjäuregehalt der Waldluft in jchlechten Krüppelbeitänden, 
gegenüber von jchönen wüchſigen Beitänden feitzuftellen, woraus hervorgeht, 


* 


62 Literariſche Berichte. 


daß der ſchlechte Wuchs der Holzbeſtände auf armen Böden nicht durch 
Kohlenſäurearmuth der Luft veranlaßt werden kann. 

Dieſes Unterſuchungsreſultat veranlaßt den Verfaſſer ſich gegen Forſt⸗ 
meiſter G. Wagener zu wenden, welcher in ſeinem kürzlich erſchienenen 
Waldbau die Behauptung ausgeſprochen hat, daß ſelbſt der mineraliſch 
ärmſte Boden den Bäumen die „wenigen“ mineraliſchen Nährſtoffe zu 
liefern vermöge, wenn in demſelben die erforderliche Feuchtigkeit nicht fehle 
und den Bäumen eine mit Kohlenſäure geſchwängerte Luft zu Gebote 
ſtehe, welche ihren Kohlenſäuregehalt „aus dem auf- und abwogenden 
Kohlenſäurevorrath im Boden beziehe.“ G. Wagener ſchreibt hier noch 
die verſchiedene Produktionskraft der einzelnen Bodenarten nicht ihrem ver— 
ſchiedenen Nährftoffgehalt zu, fondern ſucht fie einzig und allein in dem 
verjchiedenen Feuchtigkeitögrade derjelben und in der Menge der Kohlenjäure, 
welche aus der Grundluft eined humusreichen, loderen Bodend in die 
MWaldluft auffteigen und durch die Blätter der Krone ziehen ſoll! Dieſe 
Auffaffung ift, wie jo manche andere, mehr als fühne Behauptung Wa- 
gener’s, unrichtig und verdient daher auch das neue Waldbauevangelium 
diejed von fi nicht wenig eingenommenen und auf andere mit Gering- 
Ihäßung berabjehenden Schriftitellerd die forgfältigfte Prüfung. 

Die Unterfuhungen E. Ebermayer’8 ergeben für die Waldluft in 
einer Höhe von 1,5—2 m über dem Boden ald Gejammtmittel einen 
Kohlenſäuregehalt von 3,29 gegen 3,18 Zehntaujendtheile in der freien 
atmojphäriichen Luft. Hiernach enthält die Atmojpäre mehr als 2353 
Billionen kg Kohlenfäure, darunter nahezu 642 Billionen kg Kohlenftoff. 
3. v. Liebig berechnete 1840 für die gefammte Atmoiphäre einen Koh— 
lenitoffgebalt von 1400 Billionen kg, aljo mindeftend nody einmal foviel. 
Die Differenz erklärt ſich dadurch, dab nad) den älteren Unterjuchungen 
der Kohlenjäuregehalt der Luft viel größer, nämlich auf 4—6 Zehntaujend 
Bolumtbeile, angegeben wurde. 

Nah Ebermayer’d Berechnung hat 1 ha Wald zur Holz- und Blatt- 
bildung jährlich 11000 kg Koblenjäure nothwendig. Für dad ganze Wald» 
gebiet Bayerns macht das jährlich 29000 Millionen kg; hierdurch wird 
eine gleiche Sauerftoffmenge an die Luft abgegeben. Ebenſo atlymen die 
Blätter von 1 ha Wald während der Vegetationgzeit täglich ca. 37 cbm, in 5 
Monaten 5550 cbm = 7936 kg Saueritoff aus, d. h. eö werden aus 
der Geſammtwaldfläche Bayerns jährlicd mehr ald 14000 Millionen cbm oder 
mehr ald 20000 Millionen kg Sauerftoff der Atmoiphäre zugeführt. Wegen 
diejer Sauerjtoff producirenden Eigenjchaft der Waldbäume fchreibt man 
auch nicht jelten der Waldluft eine bejonders günftige Wirkung auf die 
menſchliche Gejundheit zu. 

Nady den vorliegenden Unterfuchungen gebt aber die Miſchung und 


Literariſche Berichte. 


Audgleihung der MWaldluft mit der äußeren Atmoſphäre durch Diffufion 
und Bewegung jo raſch vor ſich, daß bezüglich ded Kohlenſäure- und Sauer- 
ftoffgebalted® der Luft inner- und außerhalb des Walde, wie bereits 
erwähnt, fein nennbarer Unterichied beiteht. 

Wenn daher die Waldluft einen günftigen Einfluß auf das menjchliche 
Wohlbefinden ausübt, jo liegt das nicht in dem Kohlenjäure- und Sauer- 
ftoffgehalt derjelben, jondern darin, daß die Waldluft nicht wie in Städten 
durdy ſchädliche Beimijchungen, wie fie der ftarf verunreinigte Boden, 
BSabrifanlagen u. ſ. w. erzeugen, verunreinigt ift, und dab fie ſich auch 
durch größere Kühle oft auch Feuchtigkeit vortheilhaft auszeichnet. Dabei 
wolle endlich nicht überjehen werden, wie der Berfafjer mit Recht hervor- 
hebt, daß auf das Wohlbefinden des Menſchen im Walde auch die geiftige 
Ruhe, das Befreitiein von Berufögeichäften, die Aenderung der Lebensweiſe, 
dad Bergiteigen und jonftige viele Bewegung in der reineren Luft einen 
nicht zu unterjchäßenden Einfluß ausübt. 

Referent jchließt mit diefen wenigen Mittheilungen und empfiehlt die 
verdienſtliche Schrift den Fachgenoſſen und allen bei der behandelten Frage 
interejfirtten Kreijen auf's beite. 


Nr. 2. 


Forftäfthetif von Heinrich von Salifch. Berlin. Berlag von 
Zulius Springer. 1885. Preis 4 M. 

Der Berfaffer ift dem leſenden forftlichen Publikum bezüglich feiner 
forftäfthetiichen Beftrebungen nicht mehr unbefannt, denn er bat in der 
Zeitfchrift für Forft- und Jagdweſen, Band VII, X und XII, fowie in 
den Zahrbüchern des Schleſ. Forftvereind für das Jahr 1877, 1878, 79, 
80 und 82 bereitd eine Anzahl Artikel veröffentlicht, auß denen die Bes 
ftrebungen vefjelben mehr oder weniger deutlich hervorgehen. 

Die der akademiſchen Schüßenhaudgejellichaft in Eberswalde gewidmete 
Schrift ift wohl die erfte, welche die Foritäfthetif als felbitändigen forft- 
lihen Wiſſenszweig behandelt, obgleich in der Literatur jchon viele An- 
flänge an eine foldye zu finden find und der fönigl. bayr. Forftmeifter 
Freiherr von’ der Bord ſchon vor 50 Jahren die erite deutiche Forft- 
äfthetif herauszugeben beabfichtigte. 

H. v. Saliſch verfteht unter Forftäfthetif „die Lehre von der Schön» 
heit des Wirthichaftswaldes. Sie joll zeigen, worin deſſen Schönheit be= 
fteht und wie fie zu pflegen iſt.“ Die Forftwirthichaft, unter Berüdfich- 
tigung äſthetiſcher Gefichtöpunfte betrieben, wird, nach Analogie des Wor- 
tes Baufunft, vom Berfaffer Forftfunft genannt. 


64 Literariſche Berichte. 


Das 248 Dftavfeiten umfafjende Werfchen zerfällt, von einer kurzen 
Einleitung abgejehen, in zwei Theile. 

Im eriten Theile werden die Grundlagen der Forftäfthetif in 
folgenden vier Kapiteln beſprechen: 

I. Kapitel: Grundzüge der allgemeinen Aefthetif und zwar: Vor— 
bedingungen des äfthetiichen Genuſſes, das Wejen der Schönheit, Steige: 
rungömittel der Schönheit, perfönliche Empfänglichkeit eines jeden Einzel- 
nen für den Genuß des Schönen, Gattungen ded Schönen. 

II. Kapitel: Sarbenlehre der Landichaft. 

III. Kapitel: Holzarten. 

IV. Kapitel: Duft und Stimme ded Waldes. 

Der zweite Theil zerfällt in die zwei Abjchnitte Zorſteinrichtung 
und Waldpflege. Im Abſchnitte von der Forſteinrichtung wird in neun 
Kapiteln beſprochen: Die Beſtimmung der zweckmäßigſten Art der Boden- 
benugung, Wegeneb und Wirtbichaftöfiguren, die Betriebdarten, Wahl der 
Holzarten, der Umtrieb, die Berjüngung, die Beftandöpflege, Nebennubungen 
und das foritlihe Rechnen. 

Der Abjchnitt von der Waldpflege handelt in acht Kapiteln von 
der freien Anlage; den Wieſen, Gewäfjern und Aedern im Forfte; dem 
Ausbau der Wege, den MWegesfreuzungen und Wegeweilern; den Baumes 
pflanzungen an Wegen und Geitellen, der Verjchönerung der Waldbeftände 
durch Pflege altehrwürdiger Bäume, der Verichönerung der Waldbeftände 
durch Pflege des Strauchwerks und der Bodenflora; der Verjchönerung 
der MWaldbeftände durdy Verwendung von ausländiſchen Holzarten und von 
Spielarten der einheimiſchen; endlich von den Fernfichten. 

Dem Berfafjer gebührt jedenfalld das Verdienſt, dab er die vorhan- 
dene, aber jehr zeritreute Literatur mit Fleiß gefammelt und zu einem 
jelbitändigen Werke verarbeitet hat, in welchem der Forſtwirth Belehrung, 
Anregung und Borichläge findet, welche ohne nennenswerthe Koften we— 
nigitens theilmeife in der forftlichen Praxis verwerthet werden fünnen und 
auch feither jchon vielfach verwerthet wurden. 

Bon diefem Gefichtöpunfte aus betrachtet, kann die gut gejchriebene 
Schrift ald eine danfendwerthe Bereicherung der Forftliteratur begrüßt 
werden. 


Nr. 3. 
Zeitfaden für das Preufifche Jäger: und Förfteregamen. 
Ein Lehrbuch für den Unterricht der Forftlehrlinge auf den Revieren, 
der gelernten Säger bei den Bataillonen und zum Selbitunterridht der 


Literariſche Berichte, 65 


Sorjtauffeher. Bon G. Weftermaier, Königl. Preuß. Oberförfter zu 
dalfenwalde bei Stettin. Fünfte vermehrte und verbefierte Auflage. 
Berlin. Verlag von Julius Springer. 1885. Preis 5 M. 

Die erfte Auflage des vorliegenden Leitfadens erichien im Jahre 1877 
und wurde in dieſen Blättern (vergl. Jahrgang 1878, Seite 464) nicht ſehr 
günftig beurtheilt. Der behandelte reiche Stoff war noch nicht nady allen 
Ceiten zwedentjprechend abgegrenzt, überdies enthielt das Bud) eine An- 
zahl grober wifjenichaftlicher Verſtöhe und wimmelte von Ungenanigfeiten. 

Inzwiſchen war der Verfaffer von Auflage zu Auflage eifrig bemüht 
die gerügten Mängel zu befeitigen und die Thatſache, daß das Bud in 
verhältnigmäßig fo kurzer Zeit fünf Auflagen erleben fonnte, genügt für 
den Nachweis, dab dafjelbe einem wirklich vorhandenen Bedürfniffe ent: 
Ipricht. 

Auch in der vorliegenden neuen Auflage war der Verfaffer bemüht, 
eine Reihe zwedmäßiger Aenderungen und Berbefferungen vorzunehmen 
und eine große Reihe befferen Werfen entlehnten Illuſtrationen beizufügen, 
jo daß das gut ausgeftattete Buch auch fernerhin von den betheiligten 
Kreijen des niederen Forftdienftes gerne benutzt werden wird und zum Stu: 
dium denfelben empfohlen werden Fann. 


Nr. 4. 


Statiftifche Nachweiiungen aus der Forftverwaltung des 
Großherzogthums Baden für das Jahr 1883. Karlörube. 
Ehr. Fr. Müller'ſche Hofbuchdruderei 1884. 

Ueber dieſe werthvollen forftftatiftiichen Nachmweifungen aus Baden 
wurde jchon wiederholt in diejen Blättern unter der Rubrik „Mittheilun- 
gen“ berichtet. Diejelben erjchienen in Duartformat erftmals im Sahre 
1878, und jeither jährlich, ſodaß jet mit dem Sahrgang 1883 das jechäte 
Heft vorliegt. Da den Nachweiiungen fein Vorwort vorausgeht, jo wäre 
eö vielleicht nicht unzwedmäßig, wenn auf dem Titelblatt außer dem Jahr— 
gang aud die Nummer des Hefted fünftig beigefügt werden wollte. 

Die mitgetheilten Nachweiſungen zerfallen in folgende drei Abthei- 
lungen: 

I. Rorftjtatiftiihe Nahmweijungen in Bezug auf jämmt- 
lihe Waldungen des Großherzogthums und zwar über die gejanmte 
Waldfläche, vorgenommene Ausftodungen und Neuanlagen und zur Anzeige 
gekommenen Froftitrafthaten. 

1. Forftitatiftiiyge Nachweifungen in Bezug auf die Dor 


Geritwifjenichaftliches Gentralblatt. 1886, 5 


66 Notizen. 


mainenwaldungen, nämlid: Darſtellung des von den Bezirköforfteien 
verwalteten domainenärariichen Grundeigenthums, Nachweilungen über 
den Holznaturale und Geldertrag und denjenigen der Wald » Neben- 
nußungen und der Fagden, der Kulturen, Holzabfuhrwege, Land- und Ge: 
meindeftraßen, Verzeichniß der forſtlichen Arbeitslöhne, Nachweiſung der 
Durchſchnittspreiſe aus Brenn: und Nutzholz, jowie über den Geſammt— 
ertrag der Domanialwaldungen, endlich eine Vergleihung des Meinertrages 
aus dem Jahre 1883 mit den Reinerträgen der vorhergegangenen jechözehn 
Fahre. 

II. Forſtſtatiſtiſche Rachweiſungen in Bezug auf die Ge- 
meinde- und Körperihaftswaldungen und zwar über den Holz 
naturalertrag und die Kulturen und Wegennlagen. 

Das mitgetheilte Material ift in überfichtlihen Tabellen zur flaren 
Darftellung gebraht und kann auf dieſe Weile am leichteſten überblickt 
werden. Indem wir auch diejes Heft allen Fachgenoſſen empfehlen, wün- 
ichen wir dem dankenswerthen Unternehmen den beiten Fortgang. F. B. 


Nr. 5. 


Meber Forft:Aulturwefen. Aus den Erfahrungen mitgetheilt von 
Friedrich Adolph von Alemann, Kgl. Preuß. Oberförfter a. D. Dritte 
verbefjerte und vermehrte Auflage. Mit 17 Abbildungen in Holzichnitt. 
Leipzig. Emil Baenſch Berlag. 1884. 8. 82 Ceiten. 

Die erfte Auflage diefer Schrift erjchien bereits im Jahre 1851, fie 
fand damals eine rajche Verbreitung und vielfache Würdigung, was jchon 
daraus folgt, daß ein wejentlicher Theil ihres Inhalte in den Lehrbüchern 
über Waldbau Aufnahme fand. 

Das Scriftchen, welches jebt in 3. Auflage vorliegt, zeichnet fich 
namentlich dadurch aus, daß es die faft 50 jährigen Erfahrungen enthält, 
welche der Berfaffer in der Oberförfterei Altenpatow, in weldjer er von 
1829— 1872 wirkte, bezüglidy des Kulturwejens zu machen Gelegenheit 
batte. 

Das Büchlein ift reich an jehr beachtenswerthen Beobachtungen, ift 
jedoch auch nicht frei von Einjeitigfeiten, welche ſich jedoch daraus erklären, 
dab der Berfafler vorzugsweiſe die Standortöverhältniffe des eigenen Re- 
vierd im Auge behielt, welche natürlidy von denen anderer Waldungen mehr 
oder weniger abweichen. Nidyt Alles was v. Alemann lehrt, läßt fich 
daher direft auf andere Reviere übertragen. 

Mit bejonderer Vorliebe tritt der Berfaffer für eine größere Ausdeh— 
nung ded @ichenanbaued ein, wie er fih überhaupt ald ein Freund der 


Notizen. 67 


fünftlichen Aufforftung, gegenüber der natürlichen Verjüngung, erweift und 
inöbejondere die Vorzüge rafcher und billiger Pflangenmethoden (Klemm- 
pflanzungen) in den Vordergrund ftellt. Den verichiedenen Kulturmethoden 
find meift Berechnungen der Koften beigefügt, was namentlich Anfängern 
im forftlichen Kulturmejen erwünfcht jein wird. 

Die Borrede zur dritten Auflage ift im Februar 1884 in Genthin 
bei Altenplathow geichrieben, ſchon am 27. März 1884 ftarb der Ver: 
faffer im 86. Lebensjahre. Das Forftkulturmefen von Alemann wird 
aber auch fünftig noch eine ehrenvolle Stellung in der Waldbau-fiteratur 
einnehmen. 


IV. Notizen, 





Derfonal:Deränderungen in Preußen. 
IN. Quartal 1885. 


Deforirt: Mit dem Stern zum Rothen Adlerorden II. Klafje mit der 
Schleife. Der Landforftmeifter und vortragende Rath bet der Gentralverwaltung 
von Baumbach. Mit dem Rothen Abdlerorden II. Klafſe mit der 
Schleife. Der Forftmeifter Ludewig in Hannover; die Oberförfter v. Bülow 
in Wodeck (Reg. Bez. Bromberg), Jungermann in Ehlen (Reg.Bez. Kafjel) und 
Bogelgelang in Bilhofrode (Reg.-Bez. Merſeburg), Mit dem Rothen Adler« 
orden IV. Klafje: Der Oberförfter Hauſing in Gr. Lengden (Prov. Hannover). 
Mit dem. Kronenorden IV. Klafje: Der Revierförfter Hilgenberg in Roſen— 
berg, Dberf. Drusken (Reg Bez. Königäberg), die Hegemeifter Holländer in 
Brandenburger Heide, Oberf. Pr. Eylau (Reg.:Bez. Königsberg), Glauf in Grün: 
laufen, Dberf. Tapian (Reg. Bez. Königsberg), Bergmann in Wittftod, Oberf. 
Klütz (Reg.“Bez. Stettin), Penklin in Wildberg, Oberf. Grammentin (Reg.Bez. 
Stettin), Wrzeſinsky in Rangenpfuhl, Oberf. Laggow (Reg.Bez. Frankfurt) und 
Kleemann in Oberftedten, Oberf. Homburg (Neg.:Bez. Wiesbaden) und der Korft: 
faffen-Rendant Prag in Heinrihawalde (Reg⸗Bez. Gumbinnen). Die Erlaub: 
niß zur Anlegung fremder Orden haben erhalten: Die Oberförfter von 
Schütz in Zehdenid (Reg. Bez. Potsdam), Ritterkreuz I. Rlafje des Königl. Würt: 
temberg’ihen Friedrich Ordens und Freiherr Spiegel von und zu Pedelöheim 
in Padrojen (Reg-Bez. Gumbinnen), Ehrenfreug III. Klafie des Fürftlich Lippe'ſchen 
Hausordens. 

In den Ruheſtand verſetzt: Der Forſtmeiſter Homburg in Kaſſel und der Ober: 
förfter Brandt in Zanow, Oberf. Karnkewitz (Reg.Bez. Cöslin). 

Befördert: Zum Forftmeifter der Cherförfter Gerde in Nicolaiken (Reg.-Bez. Gum: 
binnen) nad) Gumbinnen —Lyck. Zum Profeffor der Mathematif und Geodäfte an 
der Forſt-Akademie in Münden der Gymnaſtal-Oberlehrer Dr. Baule in Attendorn 
(Weftfalen). Zum Sorftmeifter mit dem Range der Regierungsräthe der Titular— 


5* 


68 Notizen. 


forftmeifter NRunnebaum in Eberöwalde. Zu Oberföritern ernannt und mit 
Beftallung verjeben: Die Korftafjefforen Gehrmann nad Knobben (Reg. Ber. 
Hildesheim), Fintelmann nad Nicolaiten (Reg.-Bez. Gumbinnen), Grebe nach 
Bredelar (Reg.-Bez. Arnsberg), Rodegra nah Ruda (Reg.Bez. Marienwerber), 
Gornelius nah Gottäbüren (Reg«Bez. Tafel), Bering nah Zanow, Oberf. 
Karnkewig (Reg. Bez. ECöslin) und Krüger nad Hoyerswerda (Reg.:Bez. Liegnig). 

In gleicher Dienfteseigenfchaft verjeßt: Der Forftmeifter Morgenroth von 
GumbinnenLyd nah CaffelSchlüchtern. Die Oberförfter Müller von Kuobben 
(Prov. Hannover) nad Paruſchowitz, Oberf. Rybnick (Reg.:Bez. Oppeln), Bötzel 
von Bredelar (Reg. Bez. Arnsberg) nad Siegen (Reg.Bez. Arnöberg), Bieder: 
mann von Dippmannsdorf (Reg.:Bez. Potsdam) nadı Zehlin (Reg.Bez. Potsdam), 
Roſenthal von Kuda (Reg.Bez. Marienwerder) nach Dippmannsdorf (Reg. Bez. 
Potädam), Gudovius von Oblau, Oberf. Peifterwiß (Reg.Bez. Breslau) nach 
Rothemül (Reg. Bez. Stettin) und Klör von Hoyerswerda (Reg.Bez. Kiegnik) nad) 
Peifterwiß (Reg. Bez. Breslau). 

Aus dem Staatsdienft ausgeſchieden: Die Oberförfter von Münd in Paru— 
Ihowiß, Oberf. Rybnick (Reg.-Bez. Oppeln) in Folge feiner Ernennung: zum Forft: 
meifter und Mitaliede des Hoffammer-Kollegiumd und Wagner in Rothemäl (Reg. 
Bez. Stettin) behufs Uebernahme der akademiſchen Oberförfterftelle der Univerfität 
Greifswald. 

In Dienftesaktivität geftorben: Der Oberfürfter Paul in Gottsbüren (Reg. 
Bez. Kaflel). 


Perfonal:Deränderungen im bayerifhen Staatsforftverwaltungsdienfte. 
III. Quartal 1885. 


Dem Minifterialratbe im Kal. Staatsminifterium der Finanzen Auguſt Gangbofer 
wurde die Bewilligung zur Annahme und zum Tragen des ihm von Sr. Majeftät 
dem Deutſchen Kaijer und Könige von Preußen verlichenen Kgl. prenßiſchen Kronen: 
Ordens II. RI. ertbeilt. 

Verlieben: Der Titel und Rang eines Forftmeifterd den Oberförftern: 
Hermann Kühlwein in Lichtenau, Theodor Schent in Konradähofen, Michael 
von Ditterih im Peterögemünd, Karl Freih. von Kreß in Breitenthal, 
Mar Baur in Dttobeuren, Rudolf von Eoulon in Diefjen, Clemens Mayr 
in Grafrat, Karl Kauffmann in Srtenberg, Wilhelm Schend in Brud, Io: 
hann Stramer in Bebigau, Heinrih Grashen in Griesbach, Guſtav Mayer 
in Kraftöbof, Friedrich Uhl in Gungenhaufen, Ferdinand Bed in Oberwaiz, 
Wilhelm Griefmever in Abtöberg, Ludwig Link in Mündjiteinad, Karl 
Niedermaier in Lohr, Wilhelm Grod in Grettftadt, Simon Giggiberger 
in Paffau, Georg Uhrmann in Ergoldsbach, Friedrich Ruttenberger in 
MWendelftein, Karl Negelöberger in Neuftadt a. A. Robert Zeijari in Tapf— 
beim, Joſef Beder in Speyer, Rudolf Höflih in Feucht, Anton Baum: 
gärtner in Halbleb, Friedrich Einſele in Paſſau, Gottlieb Weſſenſchneid 
in Neuejfing, Auguft Lauſenmeyer in Epenriht, Friedrih Streiter in 
Schweinfurt, Friedrich Oſterheld im Langenberg, Friedrich Fleiſcher in 
Ungelftetten, Theodor von Hötzendorff in Schlierjee, Michael Geiße in 


Notizen. 69 


Höchberg, Karl Eichel im Altötting, Chriftopb von Beflerer-Thalfingen 
in Immenftadt, Mar Krembs in Königsjee und Adolf Henjelt in Siegsdorf. 

Befördert: Zu Forftmeiftern die Oberförfter: German Seiß in Raufambolz, 
Mar Bauer in Landöhut, Johann Silberborn in Pareberg, Ludwig Tauder 
in Regensburg, Andreas Singer in Fiſchbach, Georg Hofmann in Dienhaujen, 
Daniel Leykam in Forftbof, Mar Jägerhuber in Krottenjee, Ludwig 
Niederreuther in Germeröheim, Daniel Jaedel in Kaijerdlgutern: Oft, Wil: 
beim Lukas in Schöllkrippen, Chriſtian Glerifus in Neumarkt, Bernhard 
Hedel in Uffenheim, Anton Zöld in Amberg, Valentin Schmitt in Burg- 
finn, Chriftian Dörr in Hardenburg, Friedrich Dechant in Kabolzburg, Wil- 
beim Krodel in Weihenftadt, Ludwig Kröber in Wilgartewiefen, Philipp 
Sailer in Zweibrüden, Johann Nachtigall in Neidenfeld, Michael Adami 
in Enerdorf, Julius Rüdlos in Neuftadt a. 9. Nord, Hubert Lößl in Wafler: 
burg, Ludwig Kefer in Erlangen, Dr. Karl Schund in Höhenkirchen, Aleran- 
der Güth in Fabrifihleihah, Ernft Schaumberg in Bergen, Franz Thele: 
mann in Bohenftrauß, Alfred von Hößlin in Bergheim, Karl von Art: 
balb in Eihftätt, Wilhelm Mantel in Bilbbrunn, Dar Frh. von Crails— 
beim in Weihenzel, Wilhelm Felfer in Pegnitz, Engen Heldridh in Denken: 
dorf, Mar Kidinger in Riedenburg, Lorenz Ebert in Erlenbach, Konrad 
Prager in Rellenfeld, Hand Bay in Mittelfinn, Zaver Diepold in Hain, 
Dtto Ehlinger in Aihaffenburg Nord, Alerander Knab in Weiden, Julius 
Schlichtegroll in Bamberg Wet, Hermann Falko in Biburg, Georg Rudl 
in Zell, Konrad Schiend in Weidenberg, Karl Marzall in Franfenftein, 
Theodor Kießling in Brüdenau, Adolf Fellmeth in Wunfiedel, Ludwig 
Edert in Taunesberg und Ludwig Grimm in Kaufbeuren. 

Zu Forſtamtsaſſeſſoren die Forftamtsaffiftenten: Lorenz Engelhardt 
bei der Regierungäfinanzgfammer von Dberfranfen nah Obererlbah (Korftamts 
Triesdorf), Georg Münch bei der Regierungsfinanzkammer von Unterfranken nad) 
Gramſchatz (8-4. Binsfeld) und Georg Metzner bei der Regierungsfinangfammer 
von Oberpfalz und Regensburg nah Waidhans (F. A. Vohenftrauß). 

Zu Forftamtsasjiftenten nachſtehende Forftgebilfen, welde feit dem 1. Zuli 
1885 den Titel „Forſtamtsaſſiſtent“ zu führen hatten: im Negierungäbezirfe von 
Oberbayern: Friedrich Göbel in Korftenried, Franz Helbling in Areifing, 
Viktor Herele in Starnberg, Erih von Sichart in Zell bei Ruhpolding, 
Georg Heimbadı in Geifenfeld, Friedrich Kirchmayer in Anzing, Johann 
Keiper in Schrobenhaujen, Alois Gröbl in Münden, Sojepb Wittmann 
in Eurasburg, Michael Trümbad in Ruhpolding, Karl Weiß in Lands— 
berg, Friedrich Rümmelein in Reit im Winkel und Heinrih Leitſchuh 
in Zraunftein; im Negierungebezirfe von Niederbayern: Friedrich Lenz in 
Zwiejel Oft, Florian Ammer in Klingenbrunn, Reonhard Orth in Maut, 
Georg Ujjelmann in Biſchofsreut und Joſeph Kolbed in Neureihenau; 
im Regierungsbezirk der Pfalz: Sriedrih Gareis in Bergzabern, Karl Molter 
in Winnweiler, Georg Halbinger in Johanniskreuz, Auguft Zwißler in 
Elmftein Nord, Julius Lynker in Katjerölautern Weſt, Friedrich Thierſch 
in Zweibrüden Roman Stapf in Wilgartöwieien, Ditmar Banhardt in 
Neuhäuſel, Guſtav Knorr in Elmftein Eid, Eugen von Dall’ Armi 
in Walofjhbah Sid und Richard Boit in Neidenfeld; im Negierungsbezirt 


70 Notizen. 


der Oberpfalz: Albin Angerer in Neumarkt, Simon Schmid in Preflath, 
Adam Seidenihwarz in Roding, Ambros Thoma in Amberg, Nepo: 
muf Kleber in Plößberg, Wilhelm Gareis in Weiden, Baptift Thoma in 
Hannesreuth, Franz Kuirlberger im Leiderödorf und Georg ©igglberger 
in Krottenjee; im Regierungsbezirfe von Oberfranfen; Heinrih Weiß in Bam: 
berg Weft, Kaspar Züngling in Bamberg Oft, Friedrich Marth in Kronad, 
Auguſt Sad in Kordheim, Adam Saffer in Ebrad, Mar von Glaß in 
Pegnitz, Georg Rößler in Wunftedel, Franz Strobmayer in Spamed, Io- 
ſeph Wittenzeller in Langheim und Wilhelm Schilder in Fichtelberg; im 
Regierungsbezirk von Mittelfranfen: Oskar von Ditterich in Eichftätt, Friedrich 
Glock in Borftbof, Heinrih Kliegel in Breitenfurt, Xaver Grimmeis in 
Hofitetten, Leo Beiter in Pappenheim, Anton Roidl in Windeldbah, Georg 
Rüger in Erlangen, Ludwig Kohl in Kipfenberg und Joſeph Mittel in 
Kinding; im Negierungsbezirf von Unterfranfen: Leo Schmitt in Neuftadt a. ©., 
Adam Trübswetter in Guerdorf, Ambros Sell in Aſchaffenburg Sid, 
Georg Bill in Gemünden, Andreas Lang in Mainfondheim, Joſeph Hof- 
mann in Bundorf, Auguft Seihiger in Gohmannddorf, Johann Richter in 
Aſchaffenburg Nord, Mar Gegenbauer in Buidfeld, Georg Simon in Hain, 
Karl Bohlig in Fabrifjhleihab, Adalbert Hein in Scöllfrippen, Philipp 
Dieb in Baunah und Ludwig Werner in Rothenbuch; im Regierungäbezirf von 
Schwaben: Andreas Benz in Kaufbeuren, Baptift Mojer in Zusmarshauſen, 
Alois Müller in Biburg und Nepomuf Schaub in Günzburg; ferner Alexan— 
der Bamberg im Staatsminifterium der Finanzen, Minifterialforftabtheilung und 
Euſtach Grasmanı bei der forjtlihen Verſuchsanſtalt. 

In gleider Dienfteseigenfhaft verfeßt: der Oberförfter Karl Erug von 
Waidhaus an das Forſtamt Rothenbuch und der Korftamtsafjefior Stefan Schier— 
linger von Gramſchatz (#.:9. Binsfeld) zur Minifterial-Korftabtheilung. 


Die Württembergifche Forſtſtrafgeſetzgebung. 

Diefelbe jcheint in der Abhandlung des Herrn Direktors Fürft in Nidhaffenburg 
(Forſtwiſſenſchaftliches Gentralblatt 1885, Heft 7) nah ihrem Grundprinzip nicht ge 
börig gewürdigt zu jein. Autor ftelt ed aus, daß nach MWürttembergiicher Forſtgeſetz— 
gebung die Entwendung von Waldproduften erit dann ald gemeiner Diebitabl beftraft 
werde, wenn der Werth des Entwendeten 20 AH überfteige, was die Wirfung des Ge: 
ſetzes zu jehr Schwäche, wie durch ftatiftiiche Zahlen über den Eleinen Prozentſatz der 
Fälle von gemeinem Diebftahl nachgewieſen wird, hält es dagegen für zu weit ge 
gangen, wenn jede im Walde begangene Entwendung jofort als Diebjtahl beftraft 
werden wollte, und erklärt ſich befriedigt, wenn nur jeder ſchwerere Forftfrevel als 
Diebitahl angeiehen würde. 

In Württemberg wird nun aber nicht nur jeder ſchwerere, ſondern überhaupt je 
der Forftfrevel als Diebftahl beftraft, denn es giebt keinen Korftfrevel mehr, und alle 
Entwendungen von Waldproduften, jeien e8 Haupt: oder Nebennußungen — ab: 
geſehen derjenigen von Beeren, Pilzen und Kräutern, welche, wenn durch öffentliche 
Bekanntmachung verboten, forftpolizeiliche Uebertretungen find — werden als Dieb: 
ftahl behandelt, wenn audy unter dem Namen und mit der Wirkung des Forftdieb: 
ſtahls nad dem Gejeh vom September 1879, jofern die Produkte nicht fünftlih vom 


Notizen. 7 


Boden getrennt reip. eingelammelt find, und den Werth von 20 A nicht überfteigen. 
Allerdings fallen fie nur im leßteren Kalle unter den Begriff ded gemeinen Dieb: 
ſtahls, und werden nad Maßgabe des deutihen Strafgeſetzbuchs abgeurtheilt. Allein 
der Name ded Geſetzes thut ja nichts zur Sache, fondern der Inhalt ift für das 
Kriterium maßgebend, und fo bleibt ed ein Hauptgewinn diefer Gefepgebung, daß 
alle Entwendungen aus dem Walde, auch bei einem Minimalwertb, als Diebftahl be: 
tradhtet, und dem ordentlichen Gerichten überwiefen werden. Es tritt zwar für dem 
Forſtdiebftahl mit Recht eim abgefürztes, prozeſſualiſches Verfahren ein, indbejondere 
fünnen liquide Fälle nady Antrag des Forſtanwaltes durch richterlichen Strafbefehl er: 
ledigt werden. Allein die Hauptwirktung des Geſetzes liegt außer den Strafer: 
hböhungen in Folge von Erfihwerungsgründen, wozu ſchon grünes Holz, die 
Anwendung fchneidender Werkzeuge ꝛc. gehört, welche eine Strafe im 6—10 fadhen 
Merthbetrag, ftatt des 3—5 fahen, und Dlinimalftrafe von 2 ftatt 1A begründen, 
in ftrenger Beftrafung des Nüdfalled. Es kann hiernady beim dritten oder ferneren 
Rückfall auf eine Zuſatzſtrafe bis zu 1 Jahr Gefängnig, im leichteren Fällen bis zu 
100 A erfannt werden, wodurd die Mittel gegeben find, gegen die gewerbömäßigen 
Eingriffe in das Waldeigenthum auch bei geringen Werthen, z. B. bei Entwendung 
von Kiefernreiftg energifch vorzugehen, und den gewerbsmähigen Korftdieben das Hand: 
wert gründlich zu entleiden. Auch kann ſchon erftmals bei bejonders ſchädlichen Forft: 
diebftählen oder bei Gumulation mehrerer Erfchwerungen anf eine Zufagftrafe bis zu 
50 A oder verhältnigmähige Gefängniäftrafe erfannt werden. Es dürfte dadurch 
nachgewieſen fein, dak das Württembergiiche Forftftrafgefeg die Anwendung des ge 
meinen Diebftabld nicht vermiſſen läßt, dab es vielmehr duch entjprechende Be— 
ftrafung des Forftdiebftahls als jolhen den Anforderungen an fräftigen Schuß bed 
Waldeigenthums volle Genüge leiftet. 


Ein feltener Mifchbeftand. 


Die Erfurfion des jchweizeriihen Koritwereind bei der 1885er Berfammlung in 
Montrenr begann im 16 ha großen Walde von Chillen, in welchem id 38 Baum: 
und Straudarten zählte. Möglich ift immerhin, dab nod die eine oder andere Art 
mir entgangen ift. 

Die Lifte der 22 Waldbäume gebe ich vollftändig, von den Sträudern führe ich 
die widhtigften an. 

Es fanden fid: 

Fichte, Weihtanne, Röhre, Lärche, Eibe, Buche, Eiche, Eiche, Hainbuche, Finde, 
Pergahorn, Feldahorn, Ulme, Bergulme, zahme Kaftanie, Kirihbaum, Nußbaum, 
Mehibeerbaum, Birke, Aspe, Sahlweide, jchneeballblättriger Ahorn (opulifolium). 
(Die Erle fehlt.) 

Bon den Straudyarten find zu nennen: Weihdorn, Schwarzdorn, Haſel, Hollunder, 
Sauerdorn, Stehpalme, Pfaffenhätchen, Hartriegel, Wacholder und Weinrebe. 

Aus 6—14 jährigen Beobachtungen in Montreur (385 m ü. M.) ergeben fih fol: 
gende meteorologishe Daten: Jahrestemperatur 10,4° E., Niederſchlagsmenge 188 cn, 
Bewölkung 6,0, relative Feuchtigkeit (nah Genf und Laujanne) ca. 75, 

Es ift vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß das Gebiet des Genferfees in der 
Zone der vorherrfchenden Herbitregen liegt; 30,8 aller Niederichläge fallen von Sep— 
tember bis November, 16,6 im Dezember bis Februar. 


72 Notizen. 


Der Wald von Chillon liegt an einem fteilen Weftbange. Der Boden befteht 
aus oberem Lias, unterem weißem Jura und oberer Kreide, alfo aus kalkreichem 
Geſtein. 

Die Altersklaſſen ſind von der jüngſten bis vielleicht mehr als 100 jährigen ver— 
treten. 

Die Miſchung iſt auf natürlichem Wege entſtanden; die Holzarten ſtehen bald 
einzeln, bald gruppen, bald horftweije nebeneinander. — 

Weitere Gedanken an dieſe Mittheilung zu Fnüpfen, fei dem geneigten Leſer 
überlaffen. 

Zũürich. Dr. Bühler. 


Schneebruchbeſchädigungen im harz. 

Bei den Verhandlungen des „Hild:Sollig:-Forft: Vereins“ zu Eimbeck im Jahre 
1884 madte DOberförfter Reuß verjchiedene Mittheilungen über die Schneebrudy: 
beihädigungen im Harz vom Dezember 1883. Diefelben ſeien die ftärkften dicjes 
Zahrhunderts gemejen, hätten ſich zwiſchen 340-700 m Meereöhöhe bewegt und jeien 
am intenfipften zwiſchen 400 bis 550 m aufgetreten. Die Beitandesränder in den 
Dickungen hätten ſich bejonders widerftandsfähig ermieien, dagegen jei in der Um: 
gebung alter Brudylüden, jowie in feuchten Bodenpartien erheblicher Bruchſchaden, in 
legterem Kalle meift Wurzelbruch, erfolgt. In 30-50 jährigen Beftänden war der 
Schaden in Form von Maſſenbruch am größten, in 35—60 jährigen Beitänden erfolgte 
in der Nähe des Kronenanjages Schaftbrudy, in 6O—80 jährigen Schaft: und Wipfel: 
bruch. Im dichten Schluffe erwachſene und ſchlecht befronte Stämme litten mehr aid 
fichtere Beftandäpartien; auch habe ſich in einem 30 jährigen Beftande die Einzel: 
pflanzung bedeutend widerftandsfähiger ald die Büjchelpflanzung ermeijen. Ebenſo 
waren Plänterbeftände mehr bedroht und mit Buchen gemiſchte Fichtenbeftände haben 
nicht die erwartete Widerſtandsfähigkeit gezeigt. Im einem gleihmäßig mit Fichten 
und Lärchen gemiſchten Beftande kamen auf je vier gebrochene Fichten nur eine Lärche. 
Die Buche fei meift ganz geworfen worden und babe überhaupt ftarf gelitten. In 
jüngeren Beftänden (bid ca. 40 Jahren) wurden auch vom Wilde geſchälte Stangen 
an den Scyälftellen ftarf gebrochen. 


Foſſiler Fund. 


Eine fojfile Eiche von jehr beträdhtlihen Dimenfionen bat man in dem Bette der 
Rhone gefunden. Der Zund ift deßhalb von befonderem Interefie, als die Eiche zur 
Zeit, in welder fie an den genannten Orte fam, wie Kenner annehmen, ſchon 3000 
Jahre alt gewejen fein muß. Der Stamm ift jchwarz wie Ebenbolz, hart wie Eijen, 
835 m hoch, 55000 kg jchwer und bat einen Inhalt von 38 cbm. 


I. Original - Artikel. 


Ein Beitrag zur Srage über die Pflanzung von jungen 
Kiefern mit entblößter Wurzel. 
Bom Großh. Forftmeifter Böhme a. D. in Eiſenach. 


Die Pflanzung von jungen Kiefern mit entblößten Wurzeln ift in 
den deutjchen Waldungen jchon vor 40 Fahren und wohl noch früher zur 
Anwendung gefommen. Dody haben in der Literatur, joviel dem Ber: 
faffer dieſes befannt ift, erft in neuerer Zeit Erörterungen und Ausein- 
anderjegungen über die Anmwendbarfeit und inäbejondere über den Erfolg 
der gedachten Pflanzmeije ftatt gefunden. Die darüber befannt gegebenen 
Anfichten und Urtheile lauten nun ganz verichieden und ſprechen ſich mehr 
oder weniger bedingt und entichieden jowohl für, ald gegen die fragliche 
Pflanzung aus. So wird diefelbe z.B. in einer Abhandlung der Dan— 
felmann’jchen forftlichen Zeitichrift (Iahrgang 1883, Heft 2) vom Herrn 
Dberforftmeilter von Düder zu Düffeldorf — bezüglich der Wälder in 
der Forftinjpeftion Stettin-Torgelom — im Allgemeinen verworfen und 
nur für ausnahmsweiſe Berhältniffe ald bejchränft zuläffig erachtet. Da— 
gegen Iprechen fidy andere Berufögenofjen in derjelben forftlichen Zeitjchrift 
— unter Anderen Herr Oberforftmeifter Müller zu Merjeburg und die 
Herren Oberföriter Bekuhrs zu Planfen und von Bernuth in Freien- 
walde — mehr zu Gunften der in Rede ftehenden Pflanzweiſe aus. 
Für letztere Methode waren ferner viele Redner im Schleſiſchen Forft- 
verein zu Warmbrunn im Sahre 1883 und die Mehrzahl der ſich 
darüber äußernden Theilhaber an der Verſammlung des Vereins Medlen- 
burgifcher Forftwirthe zu Roftod im Jahre 1884. 

Here Oberforftmeifter von Düder ſchreibt nun der Pflanzung junger 
Kiefern mit entblößter Wurzel folgende Nachtheile zu: Widernatürliche 
MWurzelbildung, indbejondere mehr oder weniger mangelhafte Verbreitung 
der Seitenwurzeln, welch’ letztere für ein gedeihliches Wachsthum der Pflan- 
zen und deren Ausdauer bid zur wirthichaftlihen Hau- und Nußbarfeit 

Forſtwifſenſchaft liches Gentralblatt. 1886. 6 


74 Böhme: 


durchaus nöthig jeien. Die betreffenden Pflanzungen ließen zwar in deu 
erften Sahren ein freudiged An= und Aufwachien erfennen, welches aber 
meift jchon bald oder ſpäter nachlaſſe; in manden Kulturen made fich 
jogar ein frühzeitiged Nothwerden und Abfterben vieler Stämmchen be- 
merklich, an denen ſich die befannten krankhaften, mit Pilzbildungen durch— 
zogenen Verdidungen in der Gegend ded Wurzelknotens durch Harzausfluß 
zeigten. Zahlreiche Unterfuchungen der Wurzeln von mit dem Stieleijen 
vor 4 bis 5 Jahren gepflanzten Kiefern hätten eine fürmliche Deformation 
der Bewurzelung, eine unentwirrbare Berjchlingung, Verwachſung und 
Zerquetichung der Wurzeln ergeben; die Hauptjeitenwurzeln, welche natur- 
gemäß rechtwinklig von dem jenfrecht niedergehenden Wurzelftrange aus- 
ftreichen jollten, lägen in ftarfen Strängen jenfrecht herabgebogen und in 
platter Zage parallel der Pfahlwurzel ſich überall berührend, drängend und 
wundjcheuernd. Auch bei älteren, zu Stangenhölzern erwachſenen Pflanz— 
fiefern hätten ſich nur einzelne Seitenwurzeln in der Richtung der Prefjungd- 
ebene gefunden, dad ganze Wurzelſyſtem jei nach unten verbogen und platt- 
gedrückt; Wurzeln, weldye ihrem Anjate gemäß nad) Norden jtreichen joll- 
ten, hätten fich um den Hauptwurzelftamm herumgelegt und jeien kümmer— 
lih nad) Süden weiter gewachſen; der Pfahlmwurzelitrang habe fid nad) 
einer Seite umgebogen und an zahlreichen Stellen jeien die Wurzeln unter 
fi, vielfady um fich gedreht, verwachſen. Bei unzähligen Ausgrabungen 
von Wurzelitöden mit entblößten Wurzeln gepflanzten Kiefern habe man 
nur ſehr jelten einen Stamm auffinden fünnen, weldyer jeine, bei der 
Pflanzung maltraitirte Bewurzelung wieder einigermaßen in naturgemäßer 
Weije berzuftellen vermodt hätte. — In Folge diefer mißwüchfigen, 
namentlicd; ganz mangelhaften Seiten-:Bewurzelung entbehrten die betreffen- 
den Planzbeitände jpäter ded Widerftandes gegen Wind und Sturm und 
würden leicht geworfen, zumal auf den Lücken und Blößen, weldye diejelben 
chen im Stangenholzalter häufig zeigen. Außerdem fünne man von ihnen 
niemals einen den Standortöverhältniffen nur einigermaßen entſprechenden 
Beitand erwarten, welcher viel Nutzholz produzire, jondern wegen des ſper— 
rigen, äftigen Wuchjes vorwiegend nur Brennholz liefern. Weiter würden 
ſolche Prlanzbeitände das natürliche Haubarfeitsalter der Kiefer in ftand- 
ortögemäßem Wuchſe und Schluffe nicht aushalten, jondern vorzeitig wieder 
zur Hauung gezogen werden müſſen, mas den Hiebsertrag fühlbar beein- 
trächtige; man wäre zu dem Schluß berechtigt, dab unter feinen Umständen 
der Beitand ein Alter von beijpielöweije 100 Sahren bei entiprechendem 
Wuchs und Schluß erreichen werde. 

Als weitere Nachtheile werden noch angeführt, daß die Pflanzkoiten 
zwar bei Anwendung des Stieleifend (wohl dad modifizirte Buttlar'ſche 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 75 


oder Marienwerder'ſche Eifen) ohne jede Bodenloderung nur auf 20 bis 
30 A pro Heftar, dagegen bei tief umgegrabenen oder anderweitig ge- 
Iodertem Boden, welcher dem Gedeihen der Kultur mehr Vorſchub leifte, 
für die erfte Anlage auf 60 bis 70 # pro Hektar, alfo immerhin body 
zu Stehen kämen. Ueberdies würden erfahrungämäßig noch beträchtliche 
Nachbeſſerungskoſten nöthig, ſodaß die Koften der Pflanzkultur — ohne 
Eingattern und ohne den Aufwand der Pflanzenerziehung — die Höhe 
von 110 A pro Heltar erreicht hätten. — Die gepflanzten Stämme zeig- 
ten eine ftarfe Altentwidelung, doch bliebe der jo dringend nothwendige 
Beſtandesſchluß, die völlige Dedung mit einem alle Unfräuter tödtenden, 
dem Boden durch Humusbildung neue Kraft zuführenden Nadelpolfter 
meiſt jehr lange oder auch ganz aus; dad Haidefraut würde niemals völlig 
abſterben. Die äftigen Stämme fönnten niemals ein feined aftreines, zu 
Brettwaaren ‚geeignetes Hol; liefern. Außerdem feien die Pflanzkulturen 
dem Verbiß und auch Schälen des Wildes mehr ausgeſetzt, ald die Saaten; 
ed würde deßhalb das ingattern derjelben nothwendig, was wieder einen 
bejonderen Koftenaufwand von mindeitend 20 .% pro Hektar erfordere. — 
Bejonders ſei noch der Nachtheil hervorzuheben, dab die Pflanzbeftände 
jelbft in den günftigiten Fällen das oft jehr erwünſchte Durchforſtungs— 
Material an Dachſtöcken, Bohnenftangen, Hopfenftangen, Leiterbäumen x. 
nicht lieferten, und follten ja bei jehr eng geftelltem Pflanzverbande einige 
Stangen abkömmlich fein, jo ergäben diefelben nur Äftiges, ſchwammiges, 
wenig brauchbares und nicht begehrted Material. — Zu betonen ſei noch, 
dat die Pflanzkulturen weit mehr durch Rüſſelkäferſchaden zu leiden hätten, 
als Saatfulturen. 

Zum Schluß giebt Herr von Düder noch zu, dab die Planzung 
der Kiefer mit entblößter Wurzel vielleicht für Privatwaldbefißer, welche 
in gang furzen Umtrieben wirtbichaften, alſo mit 30—40 Jahren jchon 
wieder abtreiben wollen, inöbejondere bei Aufforftungen von audgenußten 
Ncerländereien, nidyt zu verwerfen fei. Audy der Staatsforſtwirth möge 
bei Aufforftungen von Aderland und bei der Kultur von Flächen mit der 
geringften Bodenqualität, gemiffermaßen nur als Vorkultur, vielleicht zum 
Schub gegen Winde oder zur Sandſchollen- und Dünendedung, zu folder 
Pflanzung greifen. 

Es ſei num geftattet, hier auch die Anfichten derjenigen Herren Fach— 
genofjen kurz wieder zu geben, weldye ſich in der Hauptſache für die Pflan- 
zung junger Kiefern mit entblößten Wurzeln ausgejprodhen haben. Unter 
diefen tritt zuvörderſt Herr Dberforftmeifter Müller zu Merjeburg in 
jeiner bezüglichen Abhandhıng in der Dandelmann'ihen Zeitichrift (5. 
Heft vom Sahre 1883) den von Düder’ihen Darlegungen mehrfach ent- 

6* 


76 Böhme: 


gegen und führt vornehmlich an, daß die vom letzteren gefundene wider: 
natürliche, mißwüchfige und mangelhafte Wurzelbildung, welche ein freu- 
diges Gedeihen der betreffenden Kieferpflangbeftände bis zu ihrer wirth- 
Ichaftlihen Haubarfeit ausjchließen ſoll, fich nur auf ſolche Anlagen be— 
ziehen fönne, in welden die Kiefer mit dem Marienwerder’ichen Stiel- 
eifen ohne vorherige Bodenverwundung gepflanzt worden jei. Es bedürfe 
feiner weiteren Crörterung, daß die mit genanntem Gijen gepflanzten 
Kiefern die von Herm von Düder geichilderte Wurzelbildung annehmen 
mußten; denn bei diejer Pflanzung erlitten die jchwachen empfindlichen 
Wurzeln in fiefigem oder mit kleinen Steinen durchſetztem Boden jehr 
nachtheilige, nicht wieder ausheilbare Berlegungen und Duetjchungen und 
würben überdied, wenn wider Erwarten auch von Beſchädigung frei ges 
blieben, in eine ſolche Zwangslage gebracht, daß fie ſich nicht naturgemäß 
entwiceln könnten. Das Stieleifen jet anfangs der jechziger Iahre — 
wegen der niedrigen Pflanzfoften und im Hinblid auf dad anfänglid 
gute Wachsthum der Pflanzen — im Stettiner Bezirfe eingeführt worden. 
Vorher jei dort, und indbejondere in der Oberförfterei Friedrichsthal all- 
gemein üblich, die einjährige Kiefer in tief ausgegrabene Löcher von ziem- 
licher Ausdehnung mit Anwendung ded Spatend, weldyer in der Mitte 
ftärfer und nach den Seiten hin jchwächer geformt ift, gepflanzt worden, 
jo daß bei jedem Spatenſtich zwei Pflanzen eingejegt wurden, und zwar 
in jede Ede der Spatenöffnung eine Pflanze. Es erjcheine jedoch nicht 
angemefjen, nur zwei Pflanzen in jedes aufgegrabene Loch zu jeßen; es 
empfehle fid vielmehr, mit drei oder mehr Spatenöffnungen ſechs oder 
acht bis zehn Pflanzen in jedes Loch zu bringen. Eine foldye Pflanzung 
gewähre dad Anjehen einer Plätzeſaat; die Pflanzen trieben nicht zu jehr 
in die Aeſte und gelangten bei raſchem Wahsthum binnen wenigen Jah» 
ren zu vollitändigem Schluß in den Pläben ſelbſt. Diefelben lieferten 
auch eine große Menge von Bohnen: und Hopfenftangen und widerftünden 
dem Wildſchaden ebenjo wie eine Saat. Die Hauptwurzeln joldyer Pflan- 
zen gingen allerdings vorherrſchend in die Ziefe, jo lange nicht feiter 
Untergrund dies etwa verhindere, es bildeten fidy aber außerdem nebenher 
Seitenwurzeln, weldye, wenn audy nicht horizontal, doch ſchräg in ſolcher 
Entfernung vom Hauptwurzelitrange d. h. von der Pfahlmurzel fich den 
tieferen Erdſchichten zumeigten, dab dadurch dad Gedeihen des jungen 
Baumes in feiner Weije gefährdet würde, wie dies durch vielfacyes Aus— 
ziehen gejunder, Eranfer und abgeftorbener Pflanzen feitgeftellt worden jei. 
Auf die Behauptung des Herrn von Düder, dab die Seitenmwurzeln 
rechtwinklig zu dem jenfredyt niedergegangenen Pfahlwurzelftrange liegen 
und horizontal ftreichen jollen, wird entgegnet: Es würde jelbftverftändlic, 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 77 


fein vernünftiger Menſch beftreiten, dab ed am wünfchenäwertheften jei, 
wenn ein Baumftamm feine Seitenwurzeln nady allen Himmeldögegenden 
gleichmäßig entwideln könne; died wäre aber zu deflen Gebeihen nicht un— 
bedingt nothwendig. Denn man brauche fih nur die erfte befte alte 
Grabenborte in einem Walde zu bejehen, jo würde man ſehr häufig auf 
der äußerſten Kante die beitgewachjenen alten Kiefern des ganzen Be- 
ftandes finden. Ja man jolle nur die längd einer Chauſſee gepflanzten 
Bäume betrachten, jo werde man finden, daß diejelben nahe der Böſchung 
ftehen und daher nur nad der Chaufjee bin Seitenwurzeln entwideln 
fönnen, ohne im Wachsthum zu leiden oder den Gtürmen, denen bieje 
Bäume von allen Richtungen ausgeſetzt find, zu erliegen. Eine horizontale 
Lage der oberen Geitenwurzeln treffe man bei Kiefern, welche Saaten 
oder natürlichen VBerjüngungen entitammen, vorherrihend auch nur ba, 
wo der Untergrund entweder völlig nahrungslos jei oder durch feine Feuch— 
tigfeit reip. Näfje dem Eindringen der Wurzeln in die Tiefe unüberwind- 
lihe mechanijche Hinderniffe entgegenjeße. Unter günftigeren Bodenver- 
hältniſſen neigten ſich vielmehr die Seitenwurzeln der Kiefer unter einem 
bald mehr oder weniger ſpitzen Winfel gegen die Pfahlmwurzel allmählid, 
abwärts zur tieferen Erde, wie am deutlichſten beim Ausreißen alter 
Stämme mit dem Waldteufel aus der Erde beobadytet werden fönne. Den 
natürlidy angeflogenen Kiefern auf armen Böden mit flacdhlaufenden lan= 
gen Geitenwurzeln jei übrigens ein günftiges Gedeihen und eine lange 
Sturmfeltigfeit, ſowie fonjtige Lebensdauer nicht in Ausficht zu ftellen; 
dagegen glaube man, daß eine einjährig gepflanzte Kiefer auf gehörig ges 
Iodertem Boden mit nicht angeflebten oder zu jcharf angedrüdten Wurzeln 
eine befjere Bemwurzelung und eine längere Lebensdauer erwarten laffe. 

Zum Schluſſe bemerkt Herr Oberforftmeifter Müller noch, daß alle 
unfere Forftfulturarten eine größere oder geringere Anzahl von Mängeln 
in ſich bergen, auf deren Abftellung demnächſt hingewirkt werden müffe, 
dab er ed aber nicht gerechtfertigt erachte, aus einzelnen, in Folge unzwed- 
mäßiger Ausführung mißlungenen Rejultaten die Verwerflichkeit eines gan- 
zen Verfahrens hberzuleiten, und fei er daher auch der Meinung, dab ed 
gegenwärtig vielmehr darauf anfomme, die Pflanzung einjähriger Kiefern 
thunlichft zu vervollflommnen, als fie zu verwerfen. 

Nächſt Herrn Oberforftmeiiter Müller tritt der Königl. Oberförfter 
Herr Bekuhrs zu Planfen — in einer Mittheilung der Dandelmann- 
chen Zeitichrift (4. Heft von 1883) — zu Gunften der Pflanzung mit 
einjährigen ballenlojen Kiefern hervor. Derſelbe fieht ſich veranlaßt, zu 
fonjtatiren, daß die von von Düder geltend gemachten Befürdtungen 
und Nachtheile im Plankener Forfte nicht oder doch nur in ſehr beichränf: 


78 Böhme: 


tem Maße zutreffen. Die ein bis fechsjährigen Pflanzungen einjähriger 
Kiefern dort von ziemlich großer Ausdehnung zeigten ein jehr freudiges 
Wachsthum und erforderten bei weitem weniger Nachbeilerungen als die 
Saaten; fie litten zudem bei ihrer jchnellen Entwidelung weniger unter der 
Verdämmung von Grad und Haidefraut und wären leichter im Stande 
die Beihädigung durch Engerlingsfraß zu überwinden. — Aus älteren 
Kulturen von 10 und 12 Fahren, welche wenig Nachbefferungen erfordert 
hätten und gejchloffen und gutwüchſig ftänden, ſeien verjchiedene Pflanz- 
eremplare auögehoben worden und habe man bei allen diejen eine nor= 
male Wurzelbildung bei entiprechend langer Pfahlwurzel mit alljeitig ab» 
ftehenden Seitenwurzeln gefunden. Bis zum vierten Jahre und vielleicht 
noch länger möchten mohl die einjährig gepflanzten Kiefern häufig eine zu— 
jammengeprebte Wurzelbildung zeigen, die vorgenommenen Unterfuchungen 
aber an älteren Pflanzen dürften die Annahme beftätigen, dab die junge 
Kiefer jpäterhin ihre Wurzeln regelmäßig auszubilden im Stande jei. — 
Die Pflanzungen würden dort mit dem gewöhnlichen Stahlipaten in Wald» 
pflugfurdyen, theild in gewachjenen Boden, theild nad) vorheriger Lockerung 
mit dem Untergrundäpfluge, in Ausführung gebracht. 

Nächſtdem ipricht fi) auch der Königl. Dberförfter Herr von Ber: 
nuth in Freienwalde, der ſich einen alten Praftifer nennt und die Pflan— 
zung von jungen Kiefern mit entblößter Wurzel feit dem Jahre 1840 an« 
gewendet hat, zu Gunften diejer Pflanzmethode aus, wie aus einer eben 
auch in der Dandelmann’ichen forſtlichen Zeitichrift — 4. Heft von 1883 
— enthaltenen Abhandlung deffelben zu erjehen it. Der Verfaſſer hebt 
bier hervor, daB der vom Here von Düder geichilderte Uebelſtand 
ded frühzeitigen Abfterbend der betreffenden Pflanzungen bis zum Sabre 
1878 im Forftrevier Jägerhof ſich nirgends gezeigt habe, jondern daß 
vielmehr die jo gepflanzten Beftände jchlanf emporgewadjjen jeien. Da 
diejelben aljo während eined Zeitraums von 38 Jahren fich vortrefflich 
entwidelt hätten, jo ftehe zu erwarten, daß das Gedeihen diejer Kiefern 
auch noch ferner gefichert jei. Der Berfaffer giebt zwar ein bejonderes 
Pflanzverfahren nicht an, bemerkt aber, dab die Pflanzen in geloderten 
Boden zu jegen jeien. Das Eintauchen der Wurzeln in Lehmbrühe, jog- 
Lehmtunfe, erachtet er für wichtig; es joll aber vermieden werden, dab alle 
Wurzeln der Pflanzen beim Einjeßen in den Boden ſenkrecht zu ftehen 
fommen. Ob legteres überhaupt von wefentlicher Bedeutung fei, wird be— 
zweifelt, da in jorgfältig und tief gelodertem Boden den Wurzeln fein 
mechaniſches Hinderniß bereitet würde, fich naturgemäß zu entwideln. — 
Nachdem ſchließlich vom Verfaſſer nody die Ballenpflanzung mit Kiefern, 
jowie die Anzucht derjelben in fünftlichen Saaten, aus Zapfenfaaten, in 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 79 


Kieferfamenichlägen oder im Plänterwalde ald mit fühlbaren Nachtheilen 
verfnüpft geichildert worden, fommt berjelbe zu dem Schluß, daß jedes 
Kulturverfahren bei Kiefern jeine Bedenken hat, läßt eö jedoch jehr dahin 
geitellt jein, ob die Pflanzung ein- bis zweijähriger Kiefern ohne Ballen 
jo ohne Weitered zu verwerfen jei. 

Nachdem nun im Vorſtehenden verjchiedene forftmänniiche Urtheile 
für und wider die Pflanzung von Kiefern mit entblößter Wurzel aufgezählt 
worden find, joweit joldhe dem Verfaſſer diefed befannt wurden, mag es 
auch diejem geftattet fein, feine über den fraglichen Gegenitand gemonne- 
nen langjährigen Erfahrungen den geehrten Fachgenofien im Nachftehen- 
den mitzutbeilen. — Dieje Erfahrungen umfafjen einen Zeitraum von 
27 Jahren, da die bezüglihe Pflanzweile im Jahre 1858 zuerit in 
größerer Ausdehnung Anwendung fand und jebt noch fortgejegt wird, 
nachdem vor dem genannten Jahre jchon Verſuche im Kleinen damit an- 
geftellt worden waren. Die Waldungen, in melden die Pflanzung zuerft 
und vornehmlicdy zur Ausführung fam, gehören zur Oberförfterei Lengs— 
feld im Großherzogthum Sachſen Weimar-Eijenah und liegen auf dem 
Bergterrain zu beiden Seiten ded Feldathaled am Fuße des Rhöngebirges. 
Diejelben ftoden auf buntem Sanditein, welchem ein theild lehmiger, theils 
mehr ſandiger Boden auflagert, deſſen Bejchaffenheit jedoch auf den Kiefern- 
Kulturfläcdyen vorherrſchend quarzbaltig und troden und in feiner Bonität 
nur als gering mittelmäbig anzufprecen iſt. Es werden nämlidy die dor- 
tigen Zaubmwaldungen jchon jeit geraumer Zeit in Hochwald übergeführt 
und von bdenjelben nur die Ichlechtwüchfigen, rüdgängigen Beftände mit 
dürftigem Boden zu Nadelmald rejp. Kieferwald umgewandelt, während 
die noch gut beftandenen Drte mit frijchem, nahrhaftem Boden zu reinem 
Laub» und gemijchtem Hochwald verjüngt werden. — Bis jebt find don 
jeit dem Jahre 1858 nahezu 1000 Weimar'ſche Acer oder rund 285 ha 
Kulturfläche mit einjährigen ballenlojen Kiefern bepflanzt worden, welcher 
Holzart noch zweis bis dreijährige Fichten — behufs Bodenſchutzes und 
zuträglicher Beitandesmilchung — beigelellt find. — Später, in den 1870er 
Jahren wurde die in Rede ftehende Pflanzkultur auch in mehreren benad)- 
barten NRevieren mit Sandboden und außerdem nod in einigen Privat: 
forften unweit Eijenach mit Thonboden auf rothtodtliegendem Grundgeftein 
und verjuchömweife auf fteinigem Tchonfalfboden eingeführt und zur An— 
wendung gebracht. 

Veranlafjung zu der gedachten Pflanzfultur gab vornehmlidy die in 
den 1850er Jahren mehrmals verheerend auftretende Schüttfranfheit in 
den Kieferfaaten, wodurch dieje meift bis auf wenige dürftige Heberbleibjel 
faft ganz vernichtet wurden. So lagen in der genannten Oberförfterei 


80 Böhme: 


Lengsfeld damald ſehr beträchtlicye Kieferfaatkulturen im 2 bis Ajährigen 
Alter fait gänzlich eingegangen und der gründlichen Nachbeilerung, welche 
denn Neuanbau ziemlich gleich fam, dringend bedürftig. Durch mehr: 
jähriged Bloßliegen der Saatitreifen auf den Kahl oder lichten Schirm: 
Ichlägen und durch die langandauernde nachtheilige Einwirkung von Sonne 
und Wind zeigte ſich der Boden verkruftet, ausgehagert und faft verarmt, 
jo daß eine Kompletirung der mißrathenen Kultur durch Nachſaat voraud- 
fihtlih erfolglos erſchien. Zur Ausfülung aber mit Kieferballenpflanzen 
fehlten die Pflänzlinge gänzlich, da diejelben nur den freien Saaten hätten 
entnommen werden fönnen, dieje jedoch ald mißrathen feine liefern konn— 
ten. So wurde man nothgedrungen darauf hingewiejen, Kieferpflänzlinge 
in bejonderd hergerichteten Saatlämpen in gut bearbeiteten, friſchem Boden 
thunlichit raſch zu erziehen und, bevor diejelben von der Schüttfrankheit 
im Saatbette befallen wurden, ald einjährige gutbewurzelte und fräftige 
Setzlinge auf die mißrathenen Saatflächen hinauszupflanzen. Hierdurch 
allein wurde es möglich, in den Lengsfelder Waldungen die vielen und 
großen Flächen ganz mangelhafter Saaten im Berlaufe weniger Jahre 
volftändig auszupflanzen. — Das gute Wachsthum, welches dieſe ein- 
jährigen Kiefern, mit entblößten Wurzeln gepflanzt, zeigten, regte weiter 
dazu an, nicht nur die mibrathenen Saaten damit audzupflanzen, ſondern 
auch die neuen alljährlihen Schlagflächen ganz mittelit ſolcher Pflanzen 
behufs Erziehung von Nadelmald wieder zu beitoden, namentlid auf 
ärmeren Bodenflähen. Nur auf einzelnen Kulturfläcdyen wurde theilmeife 
bei entipredyender Bodenbeichaffenheit die Kieferfaat nody in Anwendung 
gebradht, um Ballenpflanzen für abnorme Fälle zur Hand zu haben. — 
Als ein weiterer Vortheil der erwähnten Kieferpflanzung ift noch der ganz 
mäßige Koftenaufwand zu bezeichnen, welchen diejelbe — gegenüber der 
Ballenpflanzung und der Saat — verurfadyt, zumal der Kieferfame faft 
immer body im Preiſe ſteht. In Rüdficht auf diefe Koftenermäßigung 
mag wohl auch die bezügliche Pflanzweije manchenortö, wo die Schütte 
in den Kieferjaaten nicht ftarf und jchädlich auftrat, Nachahmung und 
Eingang gefunden haben. — 

Richten wir nun unfer Augenmerk darauf, von welchem Erfolge die 
Pflanzung einjähriger Kiefern mit entblößten Wurzeln bier begleitet ift, 
jo kann unter den angegebenen Boden- und Beltandsverhältniffen un— 
zweifelhaft Fonftatirt werden, daß diefer Erfolg ein in faft jeder Beziehung 
befriedigender ift, wenn die Erziehung der Pflänzlinge und das Pflanz- 
geichäft jelbft ſachgemäß und mit Beachtung der erforderlichen Sorgfalt 
in Ausführung gebracht wurde. Wie ſchon bemerkt, zeigen die gepflanzten 
Kiefern in den erfteren Iahren nach der Pflanzung ein freudiges Wadhö- 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 81 


thum; es ift nichts Seltenes, daß auf noch nicht verunfrauteten oder ver- 
armten Sclagflächen die einjährigen Kiefern bis zum Herbſt nach der 
Frühjahrepflanzung Höhentriebe von 12 bis 18 cm aufgefeßt haben. Im 
Gegenſatz hierzu wird man in der Regel finden, dab Ballenpflanzen 
während der erfteren Jahre nur jehr wenig in die Höhe und erft jpäter, 
nach erfolgter Ueberwindung des franfhaften Zuftandes, welchen die Ver— 
pflanzung hervorgerufen hat, freudiger wachſen. Höcftwahricheinlich Liegt 
dies darin begründet, dab die Ballenpflanze beim Ausftechen, Ausheben, 
ZTrandportiren und Einſetzen in die neue Pflanzftelle oft unvermeidliche 
Berlufte und Beſchädigungen an den Wurzeln, namentlich durdy Losreißen 
der feinen Saugwurzeln, Kürzung der Pfahlwurzel ıc., erleidet, welche fie 
in dem feſten Grdballen nicht fo leicht wieder zu erfegen uad auszubeilen 
vermag, wie eine mit entblößter Wurzel im gut zubereitete Erde vorſichtig 
eingejeßte Pflanze. — Aber nit nur in den erfteren Jahren wachjen 
unjere einjährigen Kiefern ftarf und freudig auf, jondern fie haben auch 
im weiteren jugendlichen Wachsthumsverlaufe darin nicht nachgelaffen, wo 
nicht eben gan; armer, fteriler Boden und auffällig trodne Lage Aus- 
nahme bedingen. Die im Lengöfelder Forfte zu Didungen und Stangen 
hölzern erwachſenen, aufwärts bis 27 Jahre alten Kiefern, welchen eben 
auch ballenlos gepflanzte Fichten beigemiſcht find, find in der früher ein- 
gehaltenen engen Berbanditellung (0,50 bis 0,80 m Pflanzweite) geftredt 
in die Höhe gegangen und haben einen frühzeitigen Beftandesichluß er- 
reicht, jo daß ein eigentlicher, den Boden verjchliehender und die Holz- 
wüchje beengender Unfrautüberzug nicht auffommen fonnte, dagegen die 
auf der Kulturfläche vorfindlihen und in den eriten Jahren nady der 
Pflanzung aufiproßenden Kleingewächſe von Haide, Beerfraut, theilweiſe 
aud Grad, ſpäter aus Mangel an Luft und Licht verichwanden oder nur 
noch kümmerlich fortvegetiren. Imöbejondere ift auch beobachtet worden, 
daß die beregten Pflanzungen durdy Trockniß, weldye in mandyen Sommern 
lange andauernd war, weniger gelitten haben, ald auf andere Art und 
Meile auögeführte Kulturen unter denjelben Standortöverhältnifien. Es 
mag dies wohl darin begründet liegen, daß einerjeitd? die mit Saug- 
wurzeln reichlidy verjehene einjährige Kiefernpflanze die im Boden befind- 
liche Feuchtigkeit leicht und im genügenden Maße aufzujaugen und der 
Pflanze zuuleiten vermag, andrerjeits aber auch die Spite der Pfahl- 
wurzel beim Ginpflanzen eine joldye Bodentiefe erreicht, in welcher eine 
gänzliche Bodenaustrodnung nicht leicht ftattfinden fan. Im Folge deſſen 
haben die bezüglichen Pflanzungen im Lengsfelder Forjte nur felten und 
immer nur in geringem Maße Eingang erlitten, jo daß irgend beträdht- 
liche Nachbefjerungen meift nidyt nöthig waren. 


82 Böhme: 


Die zu Stangenhölzern erwachſenen Beitände lafjen deutlich erfennen, 
daß die jährlichen Höhentriebe bis zu den jüngften faft durchweg lang und 
kräftig find und dab die Beaftung — in Folge der engen Pflanzweite 
und des frühzeitig eingetretenen Schluſſes — verhältnigmäßig furz und 
nicht weit auögeftredt ift. in naturgemäßes Ueberwachſen und Unter- 
drüden einzelner Stämmchen hat bereitö ftattgefunden, jo daß die erforder- 
lich werdenden Durchforſtungshiebe jchon eingelegt wurden und thun- 
lichit fortgefeßt werden. Deren Mafjenertrag an für jet noch minder: 
werthigem Holzmaterial ift immerhin beträchtlich und fteht dem aus 
ziemlich gleichalterigen Saatbeitänden, weldye meijt durch die Schüttfranf- 
heit gelitten hatten, nicht erheblich nad. — Ein frühzeitige Rothwerden 
und Abfterben vieler Stämmchen, wodurdy Lüden und Blößen entftehen, 
wie jolches in den bezüglichen Pflanzbeftänden der Forftinpeftion Stettin- 
Torgelow vorfommen joll, zeigt fih in den Lengsfelder Dickungen und 
Stangenhölzern bis jet nirgends. 

Da in den oben angeführten literarifchen Abhandlungen über die 
bier in Rede jtehende Kieferpflanzung ein großes Gewicht auf die Wurzel— 
bildung der ballenlos gepflanzten Kiefern gelegt wird, jo haben auch wir 
und der Mühe unterzogen, in unjeren bezüglichen Pflanzbeftänden eine 
beträchtliche Anzahl von Wurzeln vorfihtig ausgraben zu laffen, um bier- 
durch die Bildung und den Bau berjelben von Pflanzftämmen ver: 
ichiedenen Alterd und ungleihen Wachsthums zu unterfuchen. Dabei bat 
ſich herausgeftellt, daß die gefundene Wurzelbildung zwar feine ganz regel- 
mäßige und ftreng normale iſt, wie fie Herr Oberforitmeifter v. Düder 
für ein gedeihliches Wachsthum und einen dereinftigen hohen Nußertrag 
der Kiefern zu verlangen jcheint, daß dieielbe aber auch fidy nicht derart 
widernatürlich gebaut und deformirt zeigt, dab man unzweifelhaft be- 
fürchten fönne, der junge Kieferftamm merde im bis jett gedeihlichen 
Wachsthum bald nadhlafjen, dem Windbrudy leicht unterliegen, jein wirth- 
ſchaftliches Haubarfeitöalter nicht erreichen und feinen guten Nutzſtamm 
dereinft abgeben. — Was zuerit die Pfahlwurzel betrifft, jo war die- 
jelbe in der Regel naturgemäß in die Tiefe gedrungen; nur in einigen 
Sremplaren war fie nit im geraden Strange ſenkrecht, jondern etwas 
ichräg Seitlih, an anderen unten umgebogen oder auch fnieförmig jeitwärts 
erwachlen. Diefe Abnormitäten rühren bödhftwahricheinlidy von Hinder- 
niffen ber, welche die Pfahlwurzeln im Boden gefunden haben, wie Steine, 
noch lebende Wurzeln vom alten Holzbeftande, nahe liegender, undurch— 
dringlicher Untergrund xc., oder;fie find im fehlerhaften Pflanzverfahren 
begründet. — Die vom Pfahlwurzelitrange in verjchiedener Bodentiefe 
ausgehenden unteren Seitenwurzeln waren zahlreich vorhanden und 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 83 


zwar weniger wagerecht, als im etwas jpiten Winkel audftreichend ; ihre 
Bertbeilung um die Pfahlwurzel war feine ganz regelmähige, fie fanden 
fich vielmehr öfter an der einen Seite zahlreich und in kurzen Zwiſchen— 
räumen angejegt, während auf den deren Seiten ſich nur wenige ent» 
widelt hatten, zumal an fteilen Berghängen; nur einzelne diejer unteren 
Seitenwurzeln hatten ihre anfängliche Richtung von der Pfahlmwurzel aus 
verlaffen und waren im Bogen nad der entgegengejeßten Seite hin 
fortgewachſen, wohl in Folge von Hinderniffen im Boden oder auch von 
fahrläjfiger Arbeitsausführung beim Pflanzen. — Die oberen, vom Wurzel—⸗ 
fnoten auögehenden und in der Nährjchicht des Bodens mehr horizontal 
laufenden Seitenwurzeln fanden fich bei faft ſämmtlichen Pflanzſtämmen 
in genügender Menge naturgemäh audgebildet, wenn auch nicht in regel- 
mäßiger Bertheilung um den Wurzelſtock. Einzelne zu tief gepflanzte 
Stämmchen zeigten an dem in den Boden eingejenften, oberirdijchen 
Stammtheil wenige, nicht vollfommen ausgebildete Seitenwurzeln. 

Die im Borftehenden geichilderten Unregelmäßigfeiten im Wurzelbau 
der ballenlos gepflanzten Kiefern finden ſich aber audy an Wurzeln von 
Stämmen, welde aus natürlicher Anfamung oder Saat und mittelft 
Ballenpflanzung entitanden find, mehrfah vor. Dieſerhalb angeftellte 
Unterfuchungen in ſolchen Holzanlagen haben ergeben, daß auch hier Ab- 
normitäten im Wurzelbau vorkommen, welche Hinderniffen im Boden zu— 
zuichreiben find, die das Fortwachſen der Wurzeln in ihrem regelmäßigen 
Berlaufe hemmen und hindern. Solche Hinderniffe im Boden bilden 
fleinere oder größere Steine, undurchdringlicher Untergrund, lebende und 
abgeitorbene Wurzeln von den Nachbarſtämmen und dem früheren Holz- 
beftande, Nafgallen, Larvenfraß ıc. Selbftverftändlich treten die hierdurch 
entitandenen Abnormitäten im Wurzelbau nicht in dem Maße hervor, wie 
an ballenlos gepflanzten Beftänden, da bei diejen eine fehlerhafte, fahr- 
läffige Ausführung des Pflanzgefchäftes vielfahe Deformationen der 
Wurzeln verurjachen kann. Es bildet deßhalb die Art und Weife, wie 
die entblößten Wurzeln junger Kiefern ſachgemäß in den Boden gebracht 
werden, ein Haupterfordernit des gedeihlichen Wachsthums der zu erziehen: 
den Kieferbeftände. Ein weiteres bezügliched Erforderniß ift in der Er- 
ziehung der Pflänzlinge und in der Zubereitung des Bodens für die Pflanz- 
ftelle zu juchen. 

Uebrigens dürften die oben bezeichneten, an unjeren Pflanzfiefern ge» 
fundenen, im Ganzen nur geringen Unregelmäßigfeiten im Wurzelbau von 
nicht jo nachtheiligem Einfluffe jein, dab dadurch das bis jetzt jo gedeih— 
liche Wachsthum Ddiejer Kiefern für die Zufunft in Frage geftellt werden 
könnte. Es läßt ſich vielmehr mit Zuverficht annehmen und ein triftiger 


84 Böhme: 


Grund dagegen nicht wohl anführen, daß unjere im einjährigen Alter mit 
entblößten Wurzeln gepflanzten Kiefern, welche bis jet während eines 
Zeitraumd von über einem Vierteljahrhundert zu gejchloffenen Dickungen 
und durdhforftbaren Stangenhölzern freudig aufgewachſen find, bei ihrer hin- 
länglihen und im Allgemeinen naturgemäßen Bewurzelung nicht auch ferner 
bis zu ihrer wirthichaftlichen Haubarfeit gedeihlich fortwachſen, etwaigen 
Sturmmwinden ebenjo gut, wie Saatbejtände, widerftehen und bdereinft bei 
der Haupthauung nicht bloß Brennholz, jondern im Verhältniß zur Bo— 
nität des Bodend auch werthvolles Nutzholz liefern follten. — Zur Be- 
ftätigung dieſer Annahme läßt fi anführen, daß beim Stodroden von 
zur Hauung gezogenen Kiefern, welche werthvolle Nutzſtämme lieferten, 
öfter mehr oder weniger auffällige Abnormitäten im Wurzelbau gefunden 
werden, was gewiß manchem. Soritwirtljjchafter, der feine Aufmerffamfeit 
beim Stodroden auf die Lage und den Bau der Wurzeln richtete, nicht 
entgangen jein wird. 

Schon oben ift hervorgehoben worden, dab das anzumendende Kul— 
turverfahren für das gedeihliche Wachſen der Planzkieferbeitände von 
wejentlihem Einfluß if. Wir erachten es deßhalb für geboten, das für 
unfere Pflanzungen von jungen Kiefern mit entblößter Wurzel in An— 
wendung gebradyte Verfahren im Nachſtehenden zu bejchreiben. 

Was zunähft die Erziehung der Pflänzlinge betrifft, jo geſchieht 
diejelbe in bejonderen Saatgärten. Für Anlage diejer letteren werden 
Hleinere Flächen in geeigneter froftfreier und ziemlidy ebener Lage mit 
fteinfreiem, frijchem und nährkräftigem Boden jorgfältig ausgewählt, wo 
nöthig vom Holzbeitand gänzlich geräumt und der Boden, wenn thunlich, 
Ihon im Herbſte vor der Frühjahrjaat nach flacher Abräumung etwaiger 
Bodendede circa 20 cm tief jhollig durchhackt, wobei vorfommende Steine 
und Wurzeln bejeitigt werden. Im nächſten Frühjahre klärt man zeitig 
den Boden mittelft wiederholten Aufhackens und Durchharkens mit eijernen 
Rechen, bis derielbe gartenähnlich zubereitet erjcheint. Die Eintheilung 
der Fläche in Beete zwiichen jchmalen Pfäden empfiehlt fih, um dad Bes 
jäen, Iäten, Deden, etwa nöthiged Gießen ꝛc. bequem bewirfen zu fönnen. 
Da eine in Wurzel und Stamm fräftig entwidelte Pflanze erfahrungs« 
gemäß ein befjered An- und Fortwachſen verjpricht, ald eine mit ſchwäch— 
lihen Wurzeln und Stämmchen verjehene, jo ericheint es vortheilhaft, als 
erprobted Düng- und Treibmittel Raſenaſche der oberen Bodenſchicht, in 
welcher der Same feimen und wachſen joll, in mähiger Menge beizu- 
mijchen, zumal wenn der Boden durch mehrjährige Benußung zur Pflanzen- 
zucht jchon etwas ausgetragen fein ſollte. — Die Ausſaat geſchieht ent 
weder in Rillen oder breit auf dem ganzen Beete, muß aber jo dünn ges 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 85 


halten werden, dab der Same nicht dicht gedrängt aufgeht und die Pflanze 
ipindelig erwächſt, jondern vielmehr jeded Pflänzchen im räumlichen 
Stande möglichft Fraftig Wurzeln und Stamm entwideln kann. Dabei 
empfiehlt fich thunlichft frühzeitige Ausfaat, damit die Pflänzchen vor Ein- 
tritt ded Winterd ſich hinlänglich verholzen fünnen. Der in den Boden 
gebrachte Same wird gegen die Frühjahröfröfte durch Auflegen von gut 
benadelten jchwachen Aeſten oder Zweigen von Kiefern oder Weißtannen 
geſchützt, was zugleich ein nachtheiliges Feitichlagen der Bodenoberfläche 
durch Gußregen verhindert; weiter find auch die eben aufgegangenen Säm— 
linge durch Meberdeden mit Nadelholzäften auf einfachen Geftellen in an— 
gemefjener Höhe von der Bodenoberfläche gegen nachtheilige Witterungs- 
einflüffe zu ſchützen. 

Die Auspflanzung ind Freie gejchieht in der Regel ſchon im näch— 
ften Frühjahre, wenn die Kieferfämlinge ein Jahr alt geworden find, da 
diejelben erfahrungsgemäß jchon im zweiten Jahre von der Schüttfranf: 
beit befallen werden und dann zum Auspflanzen nicht mehr tauglich er- 
jcheinen. — Die einjährigen Kiefern werden num aus den Saatbeeten vor: 
fihtig ausgehoben und deren Wurzeln von der fie nody umgebenden Erde 
jorgfältig mit Vermeidung jeder Wurzelbejchädigung befreit, jo daß die 
Wurzelfäden völlig entblößt find. Von den auögehobenen Pflänzchen wählt 
man für die vorzunehmende Pflanzung nur fräftige, in Wurzeln und 
Stamm gut entwidelte Exemplare aus, da jpindelige, dürftige Seblinge 
fein gutes Wachsthum erwarten laffen und diejerhalb auszuſcheiden find. 
Die zu benußenden Pflänzchen, weldye hier eine Länge der Pfahlmurzel 
von 12 bis 15 cm und eine Länge des oberirdiichen Stämmchens von 
5 bid 7 cm haben, werden nun jorgfältig, in Eleine Bündel von gleicher 
Anzahl geordnet, zulammengelegt, jo daß jämmtliche Wurzelfnötcyen, in 
welchen fidy der oberirdiiche Stamm von den Wurzeln jdjeidet, in gleicher 
ebener Fläche liegen; einzelne, ungewöhnlich lang hervorragende Wurzel- 
jpißen find mit einem ſcharfen Mefjer oder Scheere angemefjen zu fürzen. 
Die Wurzeln der Pflanzenbündel find bid zum Einjegen in den Boden 
ſorgſam gegen Austrodnung durdy Luft und Sonne zu ſchützen, was durch 
angemefjene Bededung rejpective Umgeben mit feuchtem Moos bewirft 
wird. Vorher kann man, was ſich hier bewährt hat, die Wurzeln in 
Lehmbrühe anichlämmen, da hierdurch ein Austrodnen der zarten Saug- 
würzeldyen wirfjam verhindert und etwa verjchlungene und jeitwärtd ge— 
drüdte Wurzelfäden wieder von einander gelöſt und im gerade herab 
hängende Lage gebradyt werden. Nur muß die Lehmbrühe jederzeit ganz 
dünnflüffig gehalten werden, weil durch didflüffigen Brei ein nachtheiliges 
Zujammenfleben der Wurzelfäden bewirkt wird. 


86 Böhme: 


Was weiter das Pflanzgeichäft 
jelbft anlangt, jo benußen wir zur Her: 
ftelung des Pflanzlochs ein Pflanz- 
eijen (ridhtiger Bohrer), welches Werf- 
zeug in der mebenftehenden Zeichnung in 
1/,, der wahren Größe im Längd- und 
Duerdurchichnitt abgebildet if. Dafjelbe 
befteht in jeinen Haupttheilen, dem Stiel 
und dem Bohrer, aus Eiſen; am oberen 
Ende des Eiſenſtieles befindet fich ein run 
des Ohr, in welches ein Duergriff von Holz 
bis zur Mitte eingejchoben wird, als Hand- 
habe für die Umdrehung des Werkzeugs 
zum Bohren. 

Der Bohrer gebt an feinem oberen 
Rande vom Stiele aus in zwei bogig ge— 
formten Baden ab und verläuft nad 
unten in eine geltählte Spige. — Bevor 
der Bohrer in Anwendung gebradyt wird, 
ift die Pflanzitelle von der vorfindlichen 
Bodendede an Moos, Gras und anderen 

Y,, der wahren Größe, Forftunfräutern mittelft flachen Abſchürfens, 

je nach Erforderniß im fleineren oder größe 

ren Umfange, zu befreien, jo dab der 

Pflänzling während der erſten Sahre 

gegen Cinengen und Weberwachien durch 

Querſchnitt. Unkräuter hinlänglich geſchützt ſteht. Um 

letzteres noch ſicherer zu bewirken, empfiehlt 

ſich auf verunkrauteten Flächen die ſtreifenweiſe Abräumung der Boden— 
dede, wobei jedoch die obere Nährjchicht des Bodens nicht mit weggenommen 
werden darf. — Auf der fo vorbereiteten Pflanzitelle wird der Bohrer 
jenfreht in den Boden eingeftoßen und ſodann mittelft entjpredyenden 
Drudes an dem Duerbolze rund umgedreht, worauf mit dem Heraus— 
ziehen des Bohrerd ein Erdballen in Form eined Kegeld audgehoben wird 
und im Boden ein trichterförmiged Loc) entiteht, deſſen Tiefe von der 
Länge der Pfahlmurzel und defjen obere Weite von der Größe der Geiten- 
wurzeln abhängt. Im diejed Loch bringt die Pflanzerin die — in mehren 
Fäden herabhängenden — Wurzeln vorfichtig ein, hält den Seßling am 
Wurzelknoten mit der linfen Hand 1 bi6 2 cm über der Bodenoberfläche 
und ftreut mit der rechten Hand bereit gehaltene klare Füllerde ganz all- 





Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 87 


mählich — mit jedeömaligem Andrüden derjelben mit den Fingern nadı 
unten — ein bis zu vollitändiger Ausfüllung des Pflanzlochs. Die Füll- 
erde wird auf der Kulturfläche ſelbſt oder in nächfter Umgebung auf Boden 
ftellen mit ftreinfreiem, friihem und nahrhaftem Erdreich gewonnen, indem 
bier der Boden jo bearbeitet und zugerichtet wird, wie im Saatgarten. 
Snöbejondere ift dabei auf jorgfältiged Mengen und Miſchen der oberen 
Humusihiht mit dem Mineralboden und auf vollitändiged Klären des 
Erdreichs Bedacht zu nehmen. 

Die Ausführung des eigentlichen Pflanzgejchäftes ift mit großer Bor- 
fiht und mit Geichid zu bewirken; vornehmlich hat die Pflanzerin jorg: 
fältig zu beachten, daß die nody dünnen und biegſamen Wurzeln jchon vor 
deren Einhängen in den Boden nicht wirr durdyeinander liegen oder an 
ihren Spiten gefnidt find, und beim Ginbringen jelbft deren natürliche 
Lage nicht verändert, insbeſondere die Pfahlwurzel nicht jeitwärtd gebrüdt 
oder umgebogen wird, daß weiter dad Einſtreuen der Füllerde nach und 
nad in nur fleinen Quantitäten rund um die Pflanze erfolgt, die Füll 
erde möglichft zwiſchen die einzelnen Wurzelfäden fällt und nach jedes- 
maligem Einjtreuen mit den Fingern nad unten angedrüdt wird bis her- 
auf zur Bodenoberfläde. Die Pflanze beim Einbringen der Wurzeln in 
das Bohrlody etwas höher, als fie ftehen joll, zu halten, empfiehlt ſich 
deßhalb, weil diejelbe mit dem öfteren Andrücen der Füllerde fi auch 
etwas nach unten jenft und jo mit dem Wurzelfnoten ſchließlich dod im 
Niveau mit der Bodenoberflädhe fteht. Das zu tiefe Einjeßen des Pflänz- 
lingd mit einem Theile des oberirdijchen Stämmchens in den Boden tit 
ald nachtheilig zu vermeiden. — Schließlich wird die Pflanzftelle noch 
mitteld Auflegend der abgeräumten Bodendede in umgekehrter Lage gegen 
Austrodnung durch Luft und Sonne möglichſt vollftändig wieder bededt. 

Mollte man zu Ungunften der vorftehend bejchriebenen Pflanzweiſe 
einwenden, daß bei derjelben die gerade herabhängenden Wurzelfäden im 
Pflanzloche zufammengedrüdt würden und eine vorwiegend nur fenfrecht 
nady unten verlaufende Lage, nicht aber auch eine rund um jeitliche Nich- 
tung erhielten, jo läßt ſich dieſer Einrede entgegnen, dab die in geloderten 
Boden oder mit guter Füllerde gepflanzte einjährige Kiefer recht wohl im 
Stande ift, von den in den Boden gebradyten Wurzelfäden aus neue 
Seitenwurzeln zu entmwideln. Dieje Annahme findet ihre Beftätigung in 
den hier vorgenommenen Ausgrabungen von Wurzeln unjerer Pflanzkiefern, 
welche, wie oben bemerkt, ergeben haben, daß im Berlaufe einiger Jahre 
neben der gut entwidelten Pfahlwurzel — von diefer und dem Wurzelitod 
aus — ſich jeitlich und oberflächlich ftreichende Wurzelftränge im erforder: 
lihen Maße neu gebildet hatten und gut mit fortwuchlen. Diejelbe Er- 


88 Böhme: 


Iheinung kann man in Saatgärten wahrnehmen, wo einjährige Pflänz- 
linge behufs weiterer Erſtarkung auf andern Beeten mit dem Seb- oder 
Steckholz gepflanzt wurden, wobei doch jede Seitenverbreitung der Wurzeln 
ausgeichlofien ift; bier haben fi nad ein bis zwei Sahren eben auch 
Seitenwurzeln neu entwidelt. Wir geben deßhalb der Pflanzung mit 
geklärter Füllerde den Vorzug vor der mit dem Stieleijen oder in einem 
Spalt ded nicht geloderten Bodens ausgeführten, da die Bildung neuer 
Seitenwurzeln in der guten Füllerde weit leichter vor ſich gehen kann, als 
in nicht bearbeitetem feſten Boden. 

Schließlich mag noch bemerkt werden, dab in dem gehörigen Binden 
der Wurzeln mit der fie umgebenden Füllerde ein hauptjächliches Erforder- 
niß für gutes Anwachſen der Pflanzen zu fuchen ift, welches mitteld ent- 
ſprechenden Andrüdend der Erde an die Wurzeln mit den Fingern und 
zulett mit der ganzen Hand bewirkt wird, jedody vorfidhtig nur in dem 
Maße erfolgen darf, daß dadurch die zarten Wurzeln feine Beichädigung 
erleiden. 

Die Pflanzung zweijähriger Kiefern, welche vermöge ihrer ftäm- 
migeren und mehr ftandhaften Entwidelung nadıtheiligen Witterungdein- 
flüffen bejjer widerftehen können, ald einjährige, würde der mit lebteren 
vorzuziehen fein, wenn die Sieferpflanzen in den Saat: und Pflanzgärten, 
jo wie audy in freien Saaten, nicht jchon im zweiten Jahre gewöhnlich 
der Schüttfranfheit unterlägen und hierdurch zum Weiterpflanzen nicht 
mehr tauglich erjcheinen. Ob das jogenannte Einfellern vor Eintritt des 
Frühjahrs die Prlänzlinge vor der Schüttfranfheit wirkſam bemahrt, ift 
noch nicht entjchieden und müßten diejerhalb noch weitere Verſuche an— 
geftellt werden. — Die Wurzeln zweijähriger Pflanzen find naturgemäß 
— in Pfahle und Seitenwurzelfträngen — ſchon ftämmiger und jperriger 
entwicdelt, ald die der einjährigen, an welchen die Wurzeln gewöhnlich noch 
in dünnen Fäden bherunterhängen. Hat man nun etwa zweijährige Kiefer 
pflänzchen im gefunden (nicht jchüttfranfen) Zuftande und mit Fräftiger 
Wurzelbildung vorräthig, jo findet bei deren Auspflanzung ind Freie eben 
auch der oben bezeichnete Pflanzlochbohrer, ſowie die bejondere Füllerde 
zwecdienlidhe Anwendung. Beim Einbringen der Wurzeln aber in den 
Boden ift forgfältig darauf Bedacht zu nehmen, daß jeder einzelne Wurzel- 
ftrang, mag derjelbe gerade hinunter in die Tiefe oder aber feitwärtd ges 
wachjen fein, jeine biöherige Lage und Richtung behält, mit Füllerde voll- 
ftändig umfüttert und mit diefer gehörig gebunden wird. Sollten etwa 
die Seitenwurzeln eine weitere Ausdehnung haben, ald der Durchmeſſer 
ded Pflanzlochs weit ift, jo kann das letztere dadurch erweitert werden, 


Ein Beitrag über die Pflanzung von jungen Kiefern. 89 


daß man dad Bohrmerfzeug nicht in ſenkrechter Stellung, jondern etwas 
ſchräg nach der Bodenoberfläche hin gehalten, umdreht. — Sind die zwei— 
jährigen Seßlinge im Jahre zuvor ald einjährige aus den Saatbeeten auf 
andere meitergepflanzt (fortgejchult) worden, jo zeigen fich diefelben in der 
ihnen gegebenen räumlicheren Stellung in der Regel kräftiger entwickelt 
und unterliegen erfahrungsgemäß auch der Schüttfranfheit weniger, als 
die in den Saatbeeten ftehen gebliebenen. Bei Verwendung zweijähriger 
Pflänzlinge empfiehlt fidy deßhalb das Fortſchulen im einjährigen Alter. 

Menn in vorftehender Bejchreibung das hier zur Anwendung gebrachte 
Kulturverfahren etwas umftändlicd und weitläufig behandelt worden ift, jo 
geihah dies deßhalb, weil nad) unjerem Ermeſſen in der jachgemäßen, 
jorgfältigen und eraften Ausführung der bejchriebenen Pflanzmethode, ins⸗ 
beiondere ded Cinbringens der entblößten Wurzeln in den Boden, ein 
hauptjächliches Fundament für dad gebeihliche Wachsthum der mit ent: 
blößter Wurzel gepflanzten Kiefern zu juchen iſt. Es ericheint deßhalb un— 
erläßlich, dab die Arbeiter, welche das eigentliche Pflanzgeichäft bewirken, 
hinreichend inftruirt, tüchtig eingeübt und fleißig überwacht werden. Man 
verwendet dazu in der Negel weibliche Perſonen, welche zartere Finger 
haben und gewöhnlich fich geichicter anftellen, auch niedrigeren Tagelohn 
erhalten, ald Männer; doch find auch unter dem erfteren die dazu geeignet- 
ften auszuwählen. Das Pflanzverfahren ift zwar ein fünftliches, doch 
wird ed einem tüchtigen Kulturauffeher recht wohl möglich werden, das- 
jelbe in der erforderlichen gejchicten und eraften Weile vorfchrifts- und 
ſachgemäß zur Ausführung zu bringen. 

Was die Koften unjerer Pflanzung mit einjährigen Kiefern anlangt, 
jo hängen diejelben mejentlic mit von der mehr oder weniger verunfraute- 
ten und verfilzten Bodendede auf der Kulturflädhe ab. Hat man es mit 
einem von Mood» und Kleingewächſen nur dünn überlaufenen Boden zu 
thun, deffen Dede auf den Pflanzitellen im je geringen Umfange leicht 
abzunehmen ift, und giebt man, wie died neuerdings hier gejchieht, der 
Pflanzenftellung eine mäßige Weite von 0,80 bis 0,90 m in Berbandform, 
jo ftellt fich der bezügliche Koftenaufwand nad) den hier gewonnenen 
Erfahrungen ungefähr folgendermaßen: 

Bro Hektar find bei 0,85 m Pflanzweite ca. 140 Hundert 
Pflänzlinge erforderlih. Koften für Ausheben, Sortiren, Einſetzen 
derjelben in die Bohrlöcher nady vorherigem Abräumen der Boden- 
dee auf der Pflanzftätte, Bohren der Pflanzlöcher, Gewinnung 
der Füllerde u. |. w. — ” en 25 —— — 

140 x 25 Pig.=. - 35 M 
Sorftwiffenihaftliches — *— 1886, 2 


90 Schnittſpahn: 


Für die Anzucht der einjährigen Pflänzlinge im AR 

pro Hundert 10 Pf., jomit 140 x 10 Pf.= . .. 14M 
Zujammen pro Sektor AAñ 49 4 
rund 50 M. 

Fit dagegen der Boden ſtark verunfrautet und mit einer Schicht von 
MWurzelfil; überzogen, jo erfordert die Abräumung diefer hinderlichen Boden- 
decke, welche dann zweckdienlich in binlänglich breiten Streifen erfolgt, er- 
böhte Koften, je nady der Mächtigfeit ded Unfrautüberzuged; in ſolchem 
Tale darf man pro Hektar einen Koftenbetrag von 60—70 AH annehmen. 
— Eine gleicdye Koftenerhöhung tritt dann ein, wenn man ed vorziehen 
jollte, in engerer Berbandftellung von 0,60—0,80 m — ober in ca. Im 
von einander entfernten Streifen mit reihenweije engerem Pflanzenabftande 
in denjelben zu pflanzen, um einen baldigen Beftandesichluß zu erzielen 
oder für die Zukunft Durdyforftungdmaterial an ſchwächeren und ftärferen 
Nutzſtangen zu gewinnen, fofern jolches lohnenden Abja in Ausficht ftellt. 

Eingang an Pflanzen findet, wie ſchon oben angeführt, felten Statt, 
ausnahmsweiſe nur bei lang anhaltend trodner Witterung während der 
erfteren Jahre. Es braucht deßhalb hier für Nachbefferungen ein bejonde- 
rer Koftenaufwand nicht eingejtellt zu werden, zumal wenn eine geringe 
Pflanzweite in Anwendung gebracht wird. 

Zum Schluſſe darf ſich der Verfaſſer diejed wohl der Hoffnung hin= 
geben, daß die vorftehende, unmaßgeblich gehaltene Abhandlung dem einen 
oder anderen geehrten Fachgenoſſen, welcher mit Kieferfulturen zu thun 
hat, einiges Interefje bieten dürfte. 


Ueber die Berechnung des Schadenerjates bei Sreveln an 
grünen prädominirenden Stämmen. 
Bom Großh. Heſſiſchen Oberförfter Schnittſpahn in Ernfthofen. 


Zur vollen Schadloshaltung des Waldeigenthümers bei Freveln an 
grünen prädominirenden Stämmen ift es erforderlich, dab dem Frevler 
der Erjat auferlegt werde nicht allein des Verbrauchswerthes des ent- 
wendeten Stammes, jondern auch deöjenigen Betrags, welcher dem Wald» 
eigenthümer entgangen ift dadurch, daß der betreffende Stamm dem Walde 
entnommen wurde, bevor er den Verhältniffen nach möglichen höchſten 
Werth erlangt ‚hatte. Die Differenz zwifchen dem auf das Jahr deö 
Treveld (die Gegenwart) bezogenen höchften möglichen Werthe und dem 


Ueber die Berechnung des Schadenserſatzes bei Freveln. 91 


Verbrauchswerthe des gefrevelten Stammes ift dad, wad man unter dem 
dem Waldeigenthümer zu vergütenden Schadenerjat begreift. 

Die Frage, wie diefer Schadenerſatz feftzuftellen jet, iſt nicht nur 
Gegenitand theoreiifcher Betrachtung, fie wird ganz indbefondere praktiſch 
bei der Aufftellung der Tarife über Werth» und Schadenerſatz, melde 
von den Forftitrafrichtern auf die gegebenen Fälle der Holzfrevel an— 
zuwenden find. 

Dieſe Tarife können natürlich die Fälle nicht einjchließen, wo ganze 
Beitände oder größere Beftandötheile dem Frevel oder der Zerftörung ver: 
fallen, indem hier immer die Ausmittelung ded zu leitenden Werthö- und 
Schadenerjated durdy Sachverſtändige bejonderd zu erfolgen hat. Die 
Tarife haben nur die auf den einzelnen Stamm bezogenen Erſatzbeträge 
getrennt für Werth und Schaden anzugeben. 

Ueber die Srage, wie der Schaden zu berechnen jei, wenn grüne prä- 
dominirende Stämme zerftreut bin durd den Wald entwendet werden und 
eine Refrutirung nicht erfolgen Tann, finden fi Abhandlungen vor von 
Dr. ©. Heyer im Maiheft 1856 der allgemeinen Korft- und Iagdzeitung, 
fowie von Dr. E. Heyer im Dftoberheft 1877 der forftlichen Blätter. 
In beiden werden die Berechnungen mit NRüdficht auf die bezeichneten 
Tarife geführt. 

Der Anhang über Anwendung der Waldwerthrechnung auf Gegen- 
ftände der forftlihen Betriebslehre, weldyen Dr. &. Helyer feinem Lehr» 
buche über Waldwerthrechnung beigegeben hat, enthält verjchiedene Theorien 
zur Berechnung der Vergütung für den Abtrieb einzelner Bäume. 

Diejenige, weldye Dr. ©. Heyer in 1856 entwidelt hat, findet ſich 
jedoch darunter nicht vor. 

Bon den verjchiedenen Theorien, welche der bezeichnete Anhang bietet, 
kann für Aufftellung der Schadenerjagtarife nur diejenige in Betracht 
fommen, weldhe ſich auf die durchichnittliche Vergütung für einen Baum 
nah Maßgabe ded Erwartungswerthes bezieht und zugleidy die Möglich» 
feit der Rekrutirung ald ausgejchloffen betrachtet. 

Dieje durchichnittliche Vergütung wird nad Dr. ©. Heyer erhalten, 
indem man die Vergütung für einen ganzen Beſtand berechnet und die 
gefundene Größe durch die Zahl der Stämme, welche der Beltand enthält, 
dividirt. Bringt man aljo an dem für den ganzen Beltand berech— 
neten Werth = 

Au-+Dql,op"-ı-+.. 
1,op"-” 
den Verbrauchswerth der im Jahre m vorhandenen prädominirenden 
Stämme = A, in Abzug und theilt man die Differenz durch die Zahl der 
7’ 


92 Schnittipahn: 


im Sahre m vorhandenen prädominirenden Stämme Z., fo erhält man für 
den durchſchnittlichen Schadenerſatz, welcher von einem m jährigen prädo= 
minirenden Stamme zu leiſten ift, die Formel: 


E- = +Dg — ——— An | 
1,op" m 





m 


Es ift diefelbe identijch mit der Formel: 
1 Au N ” 

weldhe von Dr. E. Heyer in den forſtlichen Blättern von 1877 ala (4) 
aufgeftelt wird und es beiteht ſonach völlige Webereinitimmung in den 
Anihauungen von Dr. ©. Heyer und Dr. E. Heyer bezüglich der 
Theorie zur Berechnung des Schadenerſatzes für den unterftellten Kal im 
Allgemeinen. Zweds Aufftelung der Tarife wird nun von Dr. E. Heyer 
nody weiter verlangt, daß die berechneten Erſatz-Werthe Maximal— 
Werthe jeien, zu welchem Behufe er die Umtriebözeit der größten Erſatz— 
werthe unter Anwendung deöjenigen Zindfußes, welcher dem denkbar höchiten . 
Bodenverfauföwerthe entipricht, ermittelt. Dr. ©. Heyer hat in feiner 
Abhandlung vom Jahre 1856 ausgeſprochen, dab bei Entwerfung der 
Tarife die gebräuchlichen Umtriebözeiten zu Grunde zu legen ſeien. Man 
wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dab er jpäter die jogenannte 
finanzielle oder die Umtriebözeit der größten Bodenerwartungswerthe dafür 
jubftituirt willen wollte, jofern er überhaupt noch geneigt war für die in 
1856 gelehrte Rechnungsweiſe in allen Stüden einzutreten. 

Die Erſatzwerthe für Schaden, weldye man nad) der oben bezeidh- 
neten Formel erhält; weichen von denen ab, die mit Zugrundelegung der 
nämlichen Ertragdtafel auf dem von Dr. ©. Heyer in 1856 gezeigten 
Wege zu erhalten find. Dieſer letztere Weg zur Berechnung des Schaden- 
erjaßes ift von Dr. ©. Heyer in folgendem Sat zufammengefaßt worden: 
„Man findet den Schadenerjaß von einem grünen prädominirenden 
Stamme, welder nad vollzogenem Frevel nicht mehr refrutirt werben 
fann, in der Weile, dab man jede Nußung ercl. Werth, welche er mög: 
licher Weije hätte liefern Fönnen, wenn er der einen oder der andern Durch— 
forftung oder der Haubarfeit anheimgefallen wäre, mit der Wahricheinlich- 
feit des Abfterbend für den betreffenden Zeitpunkt multiplizirt, die erhal⸗ 
tenen Produkte je nach den Zeiten ihres Eingangs auf die Gegenwart 
disfontirt und jodann Jummirt.“ 

Dr. ©. Heyer zieht an den Durchforſtungs- und Hauptnußuugs- 
erträgen m— m, —m,....., weldye ber betreffende Stamm in den Jahren 
ar — — a —... mögliher Weiſe hätte liefern können, den Werth 


Ueber die Berechnung des Schadenserjaßes bei Freveln. 93 


ab, den der Stamm zur Zeit ded Freveld hat und biefontirt die mit der 
MWahrjcheinlichfeit des Abfterbend multiplizirten Differenzen auf dad Jahr 
des Freveld (die Gegenwart). Wenn man den Wert u zuvor auf die 
Sahre a, — a, — a, —... prolongiren und die Differenzen zwijchen den 
auf gleiche Zeiten bezogenen Werthen nach Multiplication mit der Wahrs 
Icheinlichfeit des Abſterbens auf die Gegenwart diöfontiren würde, jo 
wären die Vorwerthe und mit ihnen die Scyadenerjatvergütungen minder 
body zu befinden und Uebereinitimmung der Refultate nach den beiden 
Rechnungsverfahren wohl zu erzielen. 

Der beichädigte Waldeigenthümer joll voll entichädigt werden und 
der Frevler joll weder zu viel noch zu wenig bezahlen. Die Berückfich— 
tigung dieſer Forderungen hat zur Vergütung des durdyjchnittlichen oder 
desjenigen Schadens geführt, welcher fi im Durchſchnitt auf einen der 
im Freveljahre vorhandenen prädominirenden Stämme aus der Summe 
der Jetztwerthe aller noch zu erwartenden Zwiſchen- und Hauptnußungen 
ableitet. 

Der Waldbefig ift lofal oft jehr zerfplittert. Man denfe nur an bie 
Privatwaldungen II. Klaffe 3. B. des Odenwaldes. Läßt fi aud an» 
nehmen, dab in Staatdwaldungen, Standeöherrlihen Waldungen und 
ebenjo in größeren Gemeindewaldungen durdy Vergütung dieſes durchſchnitt— 
lihen Schadens dem Waldeigenthümer voller Schadenerfaß geleiftet wird, 
dab fi dad Plus und Minus der Schadenerjagleiftungen für jeden Wald: 
befiger mit der Zeit und der größeren Zahl der Frevel ausgleihe, jo kann 
doch das nämliche für den zeriplitterten Privatmaldbefi nicht unterftellt 
werben, bei welchem Waldflächen von weniger als 0,25 ha feine Gelten- 
beit find. Es hat für den einen MWaldbefiger, dem in diefem durchſchnitt— 
lihen Schadenerjaß eine zu geringe Entichädigung gewährt wird, feinen 
Werth, wenn jein Nadybar oder Nebenlieger in derjelben durchichnittlichen 
Vergütung mehr ald volle Entihädigung findet. Es dürfte jchon darum 
dad Richtige oder, befjer gejagt, dad Zweckmäßige dody nicht jo ganz be— 
ftimmt in der Mitte, d. h. nicht im diefer durchichnittlichen Vergütung ge- 
legen jein. Schenft man nod den Erwägungen gebührende Beachtung, 
welde Dr. E. Heyer zur Begründung der Marimalmwerthe anftellt, 
berückſichtigt man alfo noch, dab die Waldeigenthümer den Tarifen ſich 
bequemen müfjen und höhere Entichädigungen nicht in Anſpruch nehmen 
fünnen, dab die Frevel oft noch andere, nicht berechenbare Nachtheile im 
Gefolge haben, jowie daß in der Zahlungdunfähigfeit und Abftattung durch 
Haft ein wmejentlihes Hinderniß für die volle Entihädigung der Wald: 
befiter gelegen ift, jo wird man zugeftehen fünnen, dab für einen im 
Sreveljahre vorhandenen prädominirenden Stamm der Erſatz des durch— 


94 Schnittſpahn: 


ſchnittlichen, aus dem Jetztwerth aller noch zu erwartenden Zwiichen- und 
Hauptnugungen abgeleiteten Schadens nicht ausreichend zu befinden ift, 
auch wenn dafür Marimalwerthe berechnet werden. 

Wie aber foll man in der Prarid den Schadenerſatz bemeſſen, um, 
wenn der Ausdrud geftattet ift, alle Fliegen mit einer Klappe zu jchlagen 
und doch nicht gegen den Grundſatz zu verftoßen, daß der Frevler in 
jedem einzelnen Falle nur für dem fpeciell vorliegenden Schaden aufzu= 
fommen gehalten fein kann? 

So lange es fih um die Entwendung eined einzelnen, ausgeſprochener⸗ 
maßen prädominirenden, d. h. gipfelfreien, grünen Stammes handelt — 
und diejer Fall ift bier allein im Auge — darf die Unteritellung ald zu— 
läffig bezeichnet werden, daß diefer Stamm, wenn er dem Frevel nicht 
verfallen wäre, am Haubarkeitdertrag Theil genommen haben würde. Die 
Zahl der an gipfelfreiem grünem Holze vorfallenden und zur Anzeige ges 
langenden Frevel ift jo belangreicdy nicht, daß eimerjeitd den MWaldeigen- 
thümern nicht gebührender Bortheil, andererſeits den Frevlern nicht zu 
rechtfertigende Belaftung daraus abzuleiten wäre, wenn in einzelnen Fällen 
die gefrevelten prädominirenden Stimme dad Haubarfeitsalter nicht er- 
reicht haben würden, was übrigens mit Sicherheit gar nicht zu beurtheilen 
und ſchon deshalb als ausgeſchloſſen betrachtet werden darf. Nach der 
Zufammenftellung der Ergebnifje ded Forſtſchutzes im Großherzogthum 
Helen vom Jahre 1880 kamen von 38033 emidedten Holzfreveln 1035 
oder 2,7 Prozent auf Frevel an grünem Holz mit Schaden. Unter diefer 
Rubrik werden aber auch alle Frevel an grünem Aftholz von grünen ftehen- 
den Stämmen verrechnet und ed iſt darum einleuchtend, dab die Zahl der 
Frevel an prädominirenden grünen Stämmen eine weit geringere ift, als 
die Summe der Frevel in gedachter Rubrif. Im diefer Zufammenftellung 
iſt die Gefammtwaldflädhe, auf welche die ftatiftiichen Nachweifungen fidy 
beziehen, zu 187 998 ha angegeben. Es kam daher im Jahre 1880 auf 
ca. 182 ha nur 1 $revel an grünem Holz mit Schaden und auf 1 ha 
nur 0,0055 Frevel an ſolchem Holze. Aus diejem geringen Grade des 
Vorkommens foll man nun nicht ableiten, daß die Waldeigenthümer bei 
Vergütung des durchichnittlichen Schadenerfaged die eventuell zu gering 
bemejjene Vergütung recht wohl verjchmerzen könnten; man muß vielmehr, 
wie ſchon gejagt, daraus entnehmen, daß die höhere Vergütung ficher 
feinen bejonderen WVortheil für die Waldbefiger zu bringen vermag. Seden- 
falld gebührt den Waldbefigern mehr Rüdfichtsnahme, ald den Frevlern 
und diejed Mehr muß im vorliegenden Falle bethätigt werden durch die 

Unterftellung, daß die gefrevelten prädominirenden Stämme das Haubar- 


Ueber die Berechnung des Schadenserjates bei Freveln. 95 


feitöalter erreicht haben würden. Das praftiih Zwedmäßige fällt bier 
mit dem theoretijch Richtigen nicht zufammen. 

Bei Aufftelung der Tarife für den Schabenerjat nad) dem angegebe- 
nen Grundjaße wird die Umtriebözeit, welche den vorliegenden Wirth: 
Ichaftöprineipien gemäß ald normale gilt, zu Grund gelegt. 

Dezeichnet man mit Au den Abtriebsertrag im normalen Abtriebs- 
alter u und mit Zu die Zahl der prädominirenden Stämme im Jahre u, 


ſo ift * der Antheil eines dieſer Stämme am Abtriebsertrage. Dieſer 


Antheil iſt das Höchſte, was der einzelne prädominirende Stamm im 
Durchſchnitt zu leiſten vermag. Um den Schaden zu bemeſſen, welcher 
bei Entwendung eines in der Gegenwart m jährigen prädominirenden 
Stammed zu vergüten ift, muß man den Antheil des einzelnen Stammes 
am Haubarfeitdertrag auf dad Beltandedalter m (die Gegenwart) discon⸗ 
tiren und den durchſchnittlichen Verbrauchswerth eined m jährigen prä= 
dominirenden Stammes davon in Abzug bringen. 
&8 wäre aljo: 
En = zn: 1,op!-m — Am 


Von Zm Stämmen erreihen nämlih Zu Stämme die Haubarfeit (u) 
und deren Verbrauchwerth im Jahre m ift gleich Z- x Zu. Mitbin iſt 


der gegenwärtige Verbrauchswerth eined der Stämme, welche die Haubar- 
feit erlangen gleich 

Am ‚Zu Am 

Zum * Zu Zum’ 

Legt man der Berechnung eined Beijpield die Ertragstafel für Roth— 
buchen zu Grund, melde von dem Fürftlichen Forftratye Wimmenauer 
im Ianuarhefte 1880 der allgemeinen Forſt- und Jagdzeitung für bie 
II. Bonität mitgetheilt worden ift und benußt man die von Stößer in 
feinen Waldjervituten angegebenen Preije für 1 Feitmeter Buchenholz in 
den verichiedenen Alteröftufen, weil bei ihnen auf die Nußholzausbeute 
Rüdfiht genommen ift, während Wimmenauer nur Brandholziortimente 
unterjchieden hat, jo gelangt man zu folgender Tafel für die Vergütung 
des Schadend, welcher durdy Entwendung eined grünen prädominirenden 
Buchenſtammes dem Waldeigenthümer zugefügt wird. 

(Siehe Tabelle S. %.) 


Bei diefem Rechnungsbeiſpiele ift vom 110 Jahre ab fein Scyadens- 
erjag mehr zu vergüten, indem der mit 2 p&t. hierher discontirte mittlere 


/ 
96 Schnittipahn: Weber die Berechnung des Schadenserjages ıc. 





















=) 
& F SS = u 
1 = oa ® 2 2 | 
O 3 ——— 55 25 
— Pr = ze, 5 & =] = l 
= = u B8E = | ga 
2 = es abe 20 Rue << 
5 2 S5 26* Ku Sm SE "m 
5 = z=8 es’ E | 28 nn] a38 „ 
5 = | 88 | 3360 | 53 „„e=a88älSs 
O Lg) & a8 1 Di 
fm | fm | M | MM HM 
9100 47 0,01 3,05 
5040 82 0,02 4,0 0,08 





1790 227 0,18 5,20 0,68 
1370 280 0,20 5,86 1,17 
1090 329 0,30 6,74 2,02 

871 372 0,43 7,39 3,18 





720 442 0,61 7,79 4,75 


Haubarfeitöwerth eined Stammes Tleiner ift, ald der mittlere Verbrauchs: 
werth eined 110 Jahre alten Stammes. Verfehrt wäre ed, wenn man 
daraus den Schluß ziehen wollte, daß der Frevler nicht den vollen Ver— 
brauchöwerth mit 4,44 #, jondern den discontirten Wert mit 3,90 M 
dem Waldeigenthümer erjeßen müſſe. 

Der mittlere Verbrauchswerth eined 110jährigen Stammes beträgt 
nad vorftehender Tafel 4,44 ,#, im 120. Fahre ftellt er fi) auf 4,75 M. 
Die durchſchnittlich jährliche Wertbzunahme in diejen 10 Jahren beträgt 
mithin 0,031 M, woraus fi) ein Zuwachsprozent von — = 0,007 
berechnet. Die Prozenteinheit beträgt 0,7. So lange man der Schabdend- 
erjaberechnung ein höheres Prozent ald dieſes unterftellt, wird in dem 
gewählten Beifpiele für dad 110. Jahr fein Schadenderjat zu vergüten 
jein. 

Will man bei Aufftellung der Schadenerfagtarife das Negativwerden 
der Schadenserjaßvergütungen vermeiden und Schadenderfaß nur für das 
Alter der Umtriebözeit ausfallen laffen, jo muß man bei der Wahl des 
Zindfußed unter dad kleinſte vorfommende Werthzuwachsprozent herab 
gehen. 

Wie ſchon erwähnt, find die dem Beiſpiele zu Grunde gelegten Holz- 


Die dienftlihen Verbältniffe der Horftbeamten in Württemberg. 97 


preife aus dem Durchſchnitt aller Sortimente, aljo einſchließlich des Nutz— 
holzes gezogen. Stöde find nicht berüdfichtigt. Die Aufftellung bejonde- 
rer Tarife für Brand: und Nutzholz ift auf diefem Wege zu vermeiden. 
Daß auch die Aufbereitungäfoften in Abzug gebradyt find, ſei bier nur 
um deöwillen erwähnt, weil von anderer Seite in dem Abzug der Ernte 
foften eine nicht motivirte Vergütung für unerlaubte Arbeit gefunden wird. 
Die Abrechnung der Aufbereitungdfoften dürfte der vorbherrichenden An— 
ſchauung entipredyen. 

Die von Dr. ©. Heyer und Dr. E. Heyer berecdhneten Schadend- 
erfaßvergütungen laſſen fidy den vorbezifferten nicht gegenüberftellen, weil 
bei jenen Berechnungen Ertragdtafeln zur Anwendung gebracht find, welche 
inbejondere die Stammzahlen unridytig angeben und weil, wie Dr. ©. 
Heyer in feiner Abhandlung von 1856 anführt, die Materialerträge jener 
Tafeln (von Baulfen) nur unter der Vorausſetzung audy die Gelderträge 
darftellen, dah man den Preis der Einheit des Verkaufmaßes (Derbmahes) 
gleich 1 jeßt. Hierdurch aber wird für alle Alteröftufen gleicher Preis der 
Einheit ded Verkaufsmaßes unterftellt, was nicht zutreffend zu befinden ift. 

Daß man bei der praftijchen Verwerthung ſolcher Berechnungen an 
ftatt der Alter die diefen entiprechenden mittleren Stärfen über dem 
Wurzelanſatz in die Tafeln einführt, verfteht fich von jelbit. 


N. Mittheilungen. 


Die dienftlichen Derhältnifje der Sorftbeamten in Württem— 
berg.') 

Daß die Vorgänge in Baiern, weldyed durch das energiiche Vorgehen 
des Herrn Finanzminifterd v. Riedel mit einem Schlage die Revierver- 
walter zu jelbitjtändigen Bezirföbeamten erhoben hat, an dem benachbarten 
Schwaben eindrudälos vorübergehen werden, war um jo weniger zu er- 
warten, ald Württemberg genau diejelben Dienjtverhältniffe aufzuweijen 
hat, welche dort von der höchſten Behörde ald unzuträglicy gekennzeichnet, 
daher Furz über Bord geworfen wurden, und ald das andere Nachbarland 
Baden ſchon längft in ähnlicher Weile vorangegangen war. Die Württem- 


1) Wir fteben den in dieſer Mittheilung beſprochenen Fragen ganz unparteiiſch 
gegenüber und find felbitverftändlich auch zur Aufnahme anderer Meinungsäuferungen 
gerne bereit. D. Red. 


98 Die dienftlihen Verhältniffe der Forftbeamten in Württemberg. 


bergijchen Revierförfter blicten daher erwartungsvoll auf den im Frühjahr 
1885 zu berathenden Finanzetat, ald der gegebenen Gelegenheit, um auch 
ihnen von hoher Seite eine dienftliche Beflerftellung zu gewähren oder in 
Ausficht zu ftellen. Aber fiehe da! es war nichts; denn der Entwurf des 
Finanzetats enthielt nur eine pefuniäre Aufbefferung für die Korftmeifter 
und Forſtwächter, befeftigte daher die Korftämter, und ließ die Revierförfter 
in jeder Beziehung leer ausgehen. Auch war ed bald offenes Geheimniß, 
daß der mwürttembergijche Finanzminifter, Herr v. Renner, der gegen- 
theiligen Anficht feines bairiichen Kollegen lebe, und in den beauffichtigenden 
Forftämtern das einzige Heil einer erfprießlichen Forftverwaltung erblide, 
gleichgültig, welche Stellung dabei den Revierverwaltern verbliebe. Auch 
ſchien es, dab die mit einem guten Tropfen bureaufratiichen Deled ge— 
jalbte fgl. Forftdireftion der Hauptſache nad) fich zu Feiner freteren Auffaffung 
aufichwingen werde. So jahen ſich denn die württembergijchen Revier— 
förfter auf Selbithülfe angewiejen, und beriefen im Februar 1885 eine 
Beriammlung von Kollegen zujammen, um die zur Berbefferung ihrer 
dienftlichen Stellung dienlichen Schritte zu berathen. Das Refultat diefer 
Berathung war eine von 99 Revierförftern unterzeichnete motivierte Eingabe 
an das königl. Finanzminifterium und die fönigl. Forftdireftion mit der 
Bitte: „ed wolle nad) dem Vorgange der bedeutendften deutichen Staaten 
auch den württembergijchen Revierverwaltern durdy Uebergang zum jog. 
Oberförſterſyſtem diejenige dienstliche Stellung gewährt werden, welche den 
Anſprüchen an ihre Vorbildung, der Gleichheit mit den übrigen Staats— 
beamten und den wichtigen Aufgaben ihres Berufs Rechnung trage”, ſowie 
die Wahl eined ftändigen Ausjchuffes zur Wahrung der Intereffen im ges 
eigneten Falle. Die Petition, welche aud den Mitgliedern der beiden 
Kammern behufs Drientirung in der Organifationdfrage zur Kenntnik- 
nahme mitgetheilt wurde, berief fih auf die Motive, mit welchen das 
Oberförſterſyſtem in andern deutichen Staaten mit analogen Berhältniffen 
eingeführt wurde, ſowie bezüglich) der Prinzipienfrage auf verjchiedene Aus 
toritäten, zunächft namentlich auf den Inhalt der vom Finanzminifter von 
Riedel audgearbeiteten Denkichrift, welche dad Korftmeifteriyftem in jo 
ichlagenden wie warmen Worten, im folidarifchen Intereſſe des Dienftes 
und Perjonald, mit einer gefunden Berwaltung für unvereinbar erklärte. 
Schließlich wurde das Oberförfterigftem in der Preſſe nach allen Seiten 
erläutert und von offiziöien Federn befämpft. Dieje Schritte nun wurden 
an höchſter Stelle jo übel vermerft, daß der gewählte Ausſchuß, eine De- 
putation von $ der NRevierverwalter des ganzen Landes, auf zweimaliges 
Anſuchen nicht einmal Audienz erhielt, ein Beweis außerdem, wie der 
Stand im eigenen Departement über die Achſel angejehen wird. Die 


Die dienftlichen Verhältniffe der Forftbeamten in Württemberg. 99 


engherzige Politik, welche hier überhaupt gegen die Revierförfter maßgebend 
ift, möge auch aus dem Umftand entnommen werden, dab der ihnen von 
der königl. Korftdireftion allgemein zugedacdhte Titel „Oberförfter" abgelehnt 
wurde, weil man fürdhtete, dad „Ober“ fünnte ihnen zu Kopf fteigen. Der: 
jelbe wird nun nur ald Auszeichnung oder vielmehr ald Dienſtalterszeichen 
benußt, jo daß man jetzt für die jüngeren Revier und die älteren Ober— 
förfter den Kolleftivbegriff Revierverwalter gebraubt. Wir werden alſo 
fünftig von württembergiichen Revierverwaltern jprechen. 

Bei Berathung des Forftetatd in der Kammer der Abgeordneten wurde 
nun die Organijationdfrage im Sinne der Petition von mehreren Abge- 
ordneten eingehend in jehr zuftimmender Weije beiprocdyen, jedody ein Ans 
trag an die fönigl. Regierung nicht geitellt, da auch eine Petition der 
Revierwalter bei der Kammer nicht eingefommen jei. Bei der Etats— 
berathung vor 2 Fahren hatte ein mit $ Majorität abgelehnter Antrag 
der Finanzlommilfion gelautet: „an die Fönigl. Regierung die Bitte zu 
richten, behufs Erzielung von Erjpamiffen im Staatshaushalt die Aufs 
hebung der Forftämter in Erwägung zu ziehen.“ Sowohl gegen den da» 
maligen Antrag ald gegen die jeßige Befürwortung der Frage trat nun 
Se. Erzellenz Herr Finanzminister v. Nenner ald entſchiedener Gegner 
auf: „Die erfte Frage ſei jelbitverftändlich die deö Bedürfniſſes. Nun jei 
aber unjere Forftverwaltung anerfanntermaßen eine der erften in Deutſch— 
land, die Hauptiache jei doch der Zuftand der Waldungen, und mit diefem 
Gefihtöpunft im Vordergrund eriftire fein Grund zu einer Aenderung der 
Organiſation“, — Herr Finanzminifter v. Riedel hatte ein jolidariiches 
Intereffe des Dienſtes und Perjonald erfannt, — „die Organijation habe 
fid) audy in Ausführung des Gejeßes über die Körperſchaftswaldungen und bei 
Durchführung des Forftpolizeigefeßes bewährt“. — In diefem Gejeße drüdte 
fich allerdings die Tendenz aus, die Forſtämter feftzunageln und ihnen Be- 
Ihäftigung anzuweifen, nachdem der frühere Hauptberuf: die Ausübung 
der Korftgerichtöbarfeit und Vornahme der fpeziellen Materialfontrollen weg- 
gefallen ift. — „Alle diefe Erfolge feien mit dem günftigen Einfluß der 
Forftämter und dem Zujammenmwirfen mit den Revierverwaltern zu ver- 
danken. Die gefammte Geihäftsbehandlung gebe jomit lediglich feinen 
Grund zu einer Aenderung der Organifation, und dies fei ja die Haupt- 
jache, daher fomme man zu dem Ergebnib, daß der Grund im Perjonal, 
in perjönlichen Fragen liege. Es jei zwar zuzugeben, dab die Forſtleute 
wenig Gelegenheit zum Borrüden haben, und dab fie auch rüdfichtlich 
ihres Einfommend weniger günftig geitellt ſeien, als in andern Staaten“ 
— allerdings nicht zu beitreiten: das Marimum beträgt 3 200M. —, „er 
babe audy mit Bedauern wahrgenommen, dab die alten Korftfamilien all» 


100 Die dienftlihen Berhältniffe der Forftbeamten in Württemberg. 


mählich auöfterben, weil fie den Kindern nicht mehr die nöthige Ausbildung 
geben können, eine Beſſerung hierin jei dem Forftperjonal zu wünſchen“ — 
warum wird fie nicht vom Herrn Finanzminifter eingeleitet? — „den Weg 
aber, den die württembergiichen Revierförſter vorjchlagen, möchte er nicht 
betreten. Sie verlangen eine größere Selbftitändigfeit; nun ſei aber, wenn 
man die Verordnung von 1865 leſe, die Zuftändigfeit unjerer Revierförfter 
im Weſentlichen diejelbe wie die der Oberförfter in Baiern und Preußen“. 
— Der Begriff dieſes Weſentlichen muß alddann ſehr dehnbar und weit 
genommen werden. — „Ueber die neue Einrichtung in Baiern wiſſe er, 
daß dort dad Perfonal noch vermehrt werden müſſe, jedenfallö jei die Frage, 
welches Syftem den Vorzug verdiene, noch eine ungelöfte." Warum find, fo 
fann man fragen, 86 p&t. aller Staatd- und Korporationdwaldungen durch 
das Oberförfteriuftem bewirthichaftet und bleibt, nachdem das fo gerne zitierte 
Helen in Solge neueren Landtagsbeſchluſſes aucd im Begriffe ift, abtrünnig 
zu werden, für die Lofalforftmeifter nur noch dad Triumvirat: Sadyjen- 
Braunjchweig- Württemberg? „Bon einer Erſparniß jei feine Rede, er 
wenigftend glaube, dab mit dem neuen Syſtem eine Bieljchreiberei und 
Koftenvermehrung verbunden wäre". Wie? in Schwaben follte die 
Einführung des direkten Verkehrs der verwaltenden mit der injpizirenden 
und entjcheidenden Behörde und die Erſparniß doppelter Revifionen ein 
joldyed Nefultat im Gefolge haben? 

Als Beiftand des Herrn Finanzminifters trat Herr Direktor v. Dorrer 
auf und führte die ichöne Theorie der 2 Inftanzen nady Profeſſor Shwap- 
pach in’d Feld (vgl. diefe Blätter 1885, ©. 526), von denen eine mit MWeg- 
fall der Forftämter für die Nevierverwalter verloren ginge, eine Theorie, 
deren Schwache Seite für die Prarid zu widerlegen bier zu weit ginge, 
bewies, dab Württemberg ein ganz ungeftalteted Land ſei: für das badiiche 
Syitem zu groß und für das preußiiche mit Inſpektionsbeamten am Sie 
der Provinziale oder Kreiöregierungen, zu klein, — zu vergleichen die 
günftige Lage Stuttgartd im Mittelpunfte des nach allen Richtungen mit 
Eijenbahnen durchfurchten Landes, gegenüber der auf der nörblichen 
Flanke eined Landes von größerer Längenausdehnung gelegenen badiſchen 
Hauptitadt —, und fand ſchließlich für Mittelftaaten das einzig richtige 
Syſtem in der „einbeitlidhen Zeitung” eined Korftfollegiums mit den 
in ihren Dienftbezirfen wohnenden Injpeftionsbeamten, — wie wenn 
nicht hierin gerade die größte Dezentralijation läge! — „Die Thätigfeit 
der Injpeftionsbeamten müſſe eine präventive fein, und dieſer Forderung 
fönne nur der Lofalforftmeilter genügen“. — Dann müßte, derielbe 
allerdings dem Wirthichafter, welcher wohl a priori als ſchwach oder nach⸗ 
läjfig anzunehmen ift, ſtets auf Schritt und Tritt folgen, oder jogar, um 


Die dienftlihen Verhältniffe der Forſtbeamten in Württemberg. 101 


dad „prävenire” zu jpielen, ald Inftruftor vorausgehen, eine Forderung, 
welche mit der weiter geitellten nidyt übereinitimmt: „dab zur Vermeidung 
deö nad) der baieriichen Denkichrift vorhandenen ſchädlichen Dualismus in 
der Verwaltung die Inſpektionsbezirke nicht zu flein gemacht werben, 
damit der Inſpektionsbeamte nicht Zeit finde, ſich in das Detail der Wirth: 
ichaft einzulafjen.” Zu leterem hat derjelbe allerdings bei der dermaligen 
Größe der Inſpektionsbezirke von durdyjchnittlich 13 200 ha Staats: und 
Korporationdwaldungen nicht nur vollftändig Muße, fondern ift zum 
großen Theil, um fich zu beichäftigen, geradezu darauf angewiejen. In den 
nach württembergiichem Rezept wohl muitergiltigen, in alles Detail gehen- 
den präziien Wirthichaftseinrichtungen, welche von der fünigl. Forſtdirektion 
durchberathen und genehmigt werden, und durch die jährlich feitzuitellen- 
den Nutzungs- und detaillirten Kulturpläne ift aber eine jo ficherftellende 
Präventivfontrolle gegeben, dat ein Entgegenhandeln gegen die ald richtig 
anzunehmenden Vorjchriften derjelben nicht wohl denkbar ift. — Im übrigen 
ichreibt auch Herr Direktor v. Dorrer die jchönen Neinerträge und das 
ſchöne erfreuliche Bild unferer Kulturen und jungen Waldbeftände auf 
Konto der Leitung der Forfträthe und Forſtmeiſter — deren Verdienſt und 
früher berechtigte Thätigfeit gewiß nicht angetaftet werden ſoll, — ift jedoch 
weit entfernt, zu behaupten, dab ſich unjere bewährten Einrichtungen nit 
verbefjern ließen, jowohl hinfichtlich der Eintheilung der Forftbezirfe, als 
der Abicheidung der Befugnijje der Inipeftionsbeamten einerjeitd und ber 
Wirthſchaftsbeamten andererjeitd. — Wir harren der Dinge. — „Mit aller 
Sicherheit dürfe angenommen werden, dab der Grund des vorliegenden 
Geſuchs der Nevierverwalter eine Einführung ded Oberförſterſyſtems nicht 
in der Reformbedürftigkeit unjerer Forftorganijation, jondern lediglich in 
den perjönlihen Verhältniffen zu ſuchen ſei.“ — Wie wenn die unzulängliche 
perjönlihe Stellung der Wirthichafter nicht gerade die Neformbedürftigfeit 
bewieje, und eine Berwaltung als normal bezeichnet werden fünnte, bei 
welcher fih nur die Spiben wohl befinden, das Fundament aber ſchwach 
erhalten wird? — „Wo die Forftbeamten vorzugsweije der Schub drüde, 
das ſei der abnorm niedere Prozentſatz der höheren Stellen im Forftdienft. 
Dieſes Mißverhältniß liege in der Natur der Sache, und lafje ſich auch 
bei einer andern DOrganijation nach badiſchem Mufter nicht ändern, ja! ed 
wäre dann noch ungünftiger". — Es ift aber ganz unrichtig, daß das 
ichledhte Avancement den Grund der Unzufriedenheit bildet, jondern die 
ſchlechte dienstliche Stellung der eigentlichen Berwaltungsbeamten. Wenn 
dieje eine befriedigende ift, jo liegt überhaupt fein Mißverhältniß vor, und 
es verzichtet alddann gewiß die große Mehrheit gern auf jede weitere Be- 
förderung. Es fehlt alfo nicht am Fuß, welcher nothwendig gedrüdt fein 
muß, jondern der Schuhmacher ift am Drude ſchuldig. — Schließlich 


102 Die dienftlichen Verhältniffe der Forftbeamten in Württemberg. 


hält Herr Direktor v. Dorrer eine Berbefjerung der dienftlichen Stellung 
und des Einfommend unferer Nevierbeamten nicht allein im Intereſſe der 
Beamten, jondern weſentlich auch im Intereſſe des Dienites für nothwen- 
dig, findet aber im Uebrigen „entfernt feinen Grund“, mit Nenderung diejer 
Dienfteinricdytungen zu eilen. — Dies heißt doch wohl faum etwas andereß, 
ald die Befriedigung der Wünſche der Revierverwalter ad calendas graecas 
hinausſchieben. — 

Um nun auf das greifbare Reſultat überzugehen, welches die Petition 
und die Verhandlungen nach ſich führten, ſo ſchwirren verſchiedene Gerüchte 
in der Luft, wonach die königl. Forſtdirektion, mit Ausarbeitung eines 
Drganifationsplaned betraut, zunächſt die Aufhebung von 6 Forſtämtern 
— ed giebt deren 21 — geplant babe. Diejer Plan fei jedoch beim 
fönigl. Finanzminifterium nicht gnt befunden worden, und es jollen viel» 
mehr die Bezirfe der Mevierämter vergrößert und zujammengejchmolzen 
werden, um mit den Erſparniſſen der aufgehobenen den übrigen aufzu= 
befjern. Der gegen den Dualismus in der Verwaltung aufgeftellte Grund- 
fat ded Herrn Direktor v. Dorrer würde alfo zunächft nicht ind Leben 
treten, dagegen ſoll zur Korrektur der dienftlichen Stellung der Revier: 
verwalter auf der vom Herrn Finanzminifter v. Renner zitirten Ver— 
fügung vom Sahre 1865 „betr. die dienftlihe Stellung der Forjtmeifter 
und Mevierförfter im allgemeinen und die Bereinfachung verjchiedener 
Perwaltungsvorichriften” weiter gebaut, und nach Einforderung der Berichte 
von den Forftämtern und verjchiedener Revierämter unterfucht werden: „in 
welhem Maße die Befugniffe der Revierämter in weiterer Entwicklung 
diefer Verfügung erweitert werden könnten.” Die lettere hat allerdings 
feiner Zeit mandye Gejchäftövereinfachung und dienftliche Beflerftellung der 
Nevierförfter gegen früher eingeführt, im Laufe der Zeit aber wurden in 
Folge ded bewußten Deltropfend die Schranfen in mander Beziehung 
wieder enger gezogen. Der Grundjaß, dab der Revierförfter jelbftitändiger 
Verwalter fei, ift nirgends ausgeſprochen und nody weniger durchgeführt, 
im Gegentheil jagt die Inftruftion: „den Mevierförftern liegt die Ver— 
waltung ihrer Reviere nnter eigener Verantwortung, jedoch unter „Ober: 
leitung” und Kontrolle der Forftmeifter ob. Es ift davon auszugehen, 
dak „in erfter Linie” — aljo nicht allein — die Revierföriter die Ver— 
waltung zu bejorgen haben, und dab hierbei, ſoweit e8 die in Betradyt 
fommenden Verhältnifje, namentlich die Individualität der einzelnen Diener 
geftatten, feine zu enge Schranfen gezogen werben." Letztere find ſomit 
dem Ermeſſen des Forſtmeiſters überlaflen, die ganze Beitimmung iſt 
dehnbar, und durch den Begriff der Oberleitung iſt derjenige der Mitver- 
waltung legalifirtt. Im Ginzelnen auszuführen, in wie fern diefe auch 


Die dienitlihen VBerbältniffe der Foritbeamten in Württemberg. 103 


thatjächlich vorhanden ift, würde bier zu weit führen, und es ſei zur all 
gemeinen Sharafteriftif der Stellung der württembergiichen Revierverwalter 
nur erwähnt, dab die Forftämter alle Verträge abichliegen, die Revierver— 
waltung nach außen vertreten, den Verkehr der Revierämter mit der fönigl. 
Forftdireftion vermitteln, die Holzverfäufe audichreiben, die Forſtpolizei 
ausjchließlich handhaben. In dem neuen Forftpolizeigejeg vom September 
1879, nach weldyem jogar den Drtövorftehern der Gemeinden bei Weber: 
tretungen, welde im Walde einer Gemeinde oder Stiftung begangen 
werden, die Erlafjung der Strafverfügung zufteht, fommt unter 48 Ar— 
tifeln nur in Einem ganz jchüchtern der Name der Nevierämter vor, mit 
dem Auftrage, bei Handhabung der Forftpolizei, namentli bei Vollzug 
der allgemeinen und bejonderen forftpolizeilichen Vorſchriften (welche die 
FSorftämter erlaffen) mitzuwirken. Sie haben aljo die Funktion ded Hand— 
langerd und Anzeigerd ohne dad geringite Recht einer Auöftellung oder 
Anordnung. Im gleicher Weije liegt ihnen nach einer Verordnung vom 
Sahre 1883 die periodiſche Bifitation der Privatwaldungen mit 3jährigem 
Turnus ob, worüber fie nur ein Protokoll zu fertigen, ja! nichts zu jagen, 
und das Weitere dem Forftamte zu überlaffen haben, jo daß dieſe Bifi- 
tationen eigentlich mehr den Eindrud von harmloſen „Vifiten” machen. 
Sie haben die Korporationswaldungen zu bewirthichaften, ohne den ge— 
ringiten Einfluß auf das Dienftperfonal der Gemeinden, ihre Wirthſchafts— 
gehilfen, zu befiten, über welche vielmehr das Forſtamt mit dem Oberamt 
fompetent ift. Bei Holzverfäufen, welche von dem Revierverwalter mit 
dem Kameralamtöbuchhalter vorgenommen werden, ift er nicht einmal als 
Borftand oder Leiter der Verfaufstommilfion bezeichnet, jondern der Buch— 
halter, weldyer im Verhinderungsfalle durch den Privatgehilfen des Kameral- 
verwalters vertreten wird, erjcheint als gleichberechtigt, und nad) der neueften 
Verfügung diejed Jahres über Streuholzverfäufe ift nicht nur den Forft- 
meiftern anempfohlen worden, bedeutenderen Holzverfäufen ſelbſt anzu— 
wohnen, „um ſich von der ſachgemäßen Gejchäftöbehandlung zu überzeugen”, 
ſondern dieje fpeziellen Vorjchriften, welche auch Maßregeln gegen die üb- 
lihen Komplotte der Nutzholzkäufer enthalten, und zum Schluffe der Ber: 
kaufskommiffion anempfehlen, fi von Einfeitigfeit und Kleinlichfeit fern 
zu halten, und mit den Holzfäufern in entgegenfommender Weije zu ver» 
fehren, ift gleichſam zu ihrer weiteren Kontrolle den bedeutenderen Holz- 
händlern zugeſtellt worden. 

Dieſes ſyſtematiſche Herunterdrüden der amtlichen Stellung und 
beftändig entgegen getragene Mibtrauen muß natürlicy peinlich berühren, 
und vergebens fieht man ſich in andern Branchen ded Staatsdienſtes um, 
ob ein ſolches Bevormundungsſyſtem auch gegen andere Beamte nothwendig 


104 Eplinger: 


erachtet und ihnen geboten würde? Denkt man ſich nun zu der gejchilderten 
Sfizze über die Befugniffe oder vielmehr Nichtbefugniffe der württem- 
bergiichen Revierverwalter nody eine Anzahl Fleinlicher Vorſchriften, durch 
welche jede Freiheit ded Handelns beengt ift, jo wird gewiß fein Unbe— 
fangener das Urtheil zu ſtark finden, dab ihre Stellung troß aller ver: 
juchter Schönfärberei eine eined gebildeten Mannes von reiferen Jahren 
unmwürdige ift. Auch ift nicht zu viel gejagt, dak deshalb die Berufb— 
freudigfeit bei dem ganzen Stande im Niedergang begriffen ift und einer 
gedrücdten Stimmung Pla gemacht hat. 

Die von hoher Seite gemachten Kundgebungen in der Kammer er: 
mutbigen eben nicht zu großen Erwartungen für die nöthige fundamentale 
Aenderung, und nimmt man den angegebenen Inhalt der neuften Holz- 
verfauföporjchriften ald Antwort auf eine Petition um befriedigende dienft- 
lihe Stellung, jo werden wir wohl das nächſte Mal über eine ridiculus 
mus zu berichten haben welche aus derjelben hervorgejprungen ift. Sollten 
wir und täufchen, und frohere Nachricht bringen können, und follte eine 
andere Verſion Recht befommen, wonach man doch zur Einficht gefommen 
wäre, dab von dem MWeiterbauen auf der zitirten Verfügung ein eriprieß- 
lied Rejultat nicht zu erlangen ſei, und daher die ernitliche Abficht 
hegte, die Revierämter zu Bezirfdämtern umzuftempeln unter gleichzeitigem 
Avancement der veduzirten Forltämter zu Lofalinjpektionen, jo würden 
wir, obgleich died nicht ganz unſer Ideal wäre, nicht ermangeln, hiervon 
freudigit Aft zu nehmen. Ein württemb. Revierverwalter. 


Bericht über die Schauftellung von Seld- und Sorftbahnen 
zu Osnabrüd. 
Bom kgl. Forftmeifter Ehlinger zu Aſchaffenburg. 


In den legten Jahren hat ein neues Transportmittel, die leicht verleg⸗ 
baren, transportabelen Defonomie-, Gruben- und Forftbahnen, die Aufmerk— 
jamfeit der betheiligten Kreile in hohem Grade erregt, weil man ent- 
ichiedene Vortheile hiervon erwartet. 

Wenn auch die Verwendung jchmaljpuriger Geleife, fogenannter Roll 
bahnen, beim Eijenbahnbau und Grubenbetrieb längft befannt ift, jo war 
es doc der neuelten Zeit vorbehalten, diefe Bahnen in leicht zerlegbarer 
Form den Zweden der Land⸗ und Forftwirthichaft dienftbar zu machen und 
bejchäftigt fi) gegenwärtig eine größere Anzahl bedeutender Hüttenwerfe 
mit der Herſtellung und dem Bertriebe ſolcher Bahnen nebit Zus 
gehörungen. 


Bericht über die Schauftellung von Feld- und Forftbahnen. 105 


Es möchte nun in erfter Linie nicht unintereffant fein, die Frage auf- 
zuwerfen, warum man nicht eher daran dadıte, dem längſt befannten Prin- 
cipe die jebt angeftrebte Ausdehnung zu geben, und dürfte neben manchem 
Anderen der Grund darin liegen, daß der gewaltige Aufichwung der Eijen- 
und bejonderd der Gußitahl-Induftrie in Verbindung mit mangelhaften 
Abja die Preije diefer Materialien jehr herabgebrüdt und die Fabrifanten 
dahin gedrängt hat, neue Abflugmwege zu erjchließen. 

In den forftlichen Zeitjchriften finden ſich Notizen über zwei größere 
Auöftellungen von Forſt- und Dekonomiebahnen und zwar fand die erite 
in Maldin in Medlenburg am 11. Zuli 1884 ftatt, worüber in der 
Zeitjchrift für das Forſt- und Jagdweſen 1885, Seite 28 u. ff. ein aus— 
führliches Referat ſich findet. 

Eine weitere jpeciell forftlichen Zweden dienende Ausftellung wurde 
am 18. Mär; 1885 in der Dberföriterei Eberswalde in Gegenwart 
einer namhaften Anzahl von Forftbeamten und jonftigen Snterefjenten ver- 
anftaltet, deren Ergebniffe Herr Forftmeifter Runnebaum in Eberöwalde 
demnächft veröffentlichen wird. Dieje beiden Ausftellungen waren jeweils 
von verichiedenen Firmen mit ihren Fabrikaten bejchicdt und trugen mehr 
oder weniger den Charakter ded Wettbewerbes der einzelnen Produzenten. 

Eine große deöfalfige Veranftaltung wurde nun aud am 7. und 
8. Oftober 1885 von dem Georgsö-Marien-Bergwerfö- und Hütten- 
Berein in Osnabrück ins Werk gejet, worüber nadhftehend furz be— 
richtet werden joll: 

Die genannte Geſellſchaft hatte im Laufe der Monate Auguft und 
September 1885 Cinladungen zur Theilnahme jämmtlichen deutichen Forft- 
verwaltungen, den landwirthichaftlichen Behörden und DBereinen, ven 
Vertretern des Bergbaued, den betheiligten Zweigen der Militärverwal- 
tung zugehen lafjen, auf Grund deren fich 64 Delegirte aus faft allen 
deutihen Staaten in Osnabrück zujammenfanden, darunter 37 meiftend 
höhere Forftbeamte, außerdem höhere Dffiziere und zahlreiche Beamten 
anderer Gentralftellen x. Dieje ftattliche Anzahl ift wohl der befte Beweis 
für das alljeitige lebhafte Interefje an dieſem Gegenftande. 

Das Programm lautete dahin, daß am 7. Dftober auf dem bei dem 
Stahlwerfe Osnabrück gelegenen Verſuchsfelde verjchiedene Geleisſyſteme, 
das rollende Material und was jonft zu joldhen Bahnen gehört, gezeigt 
und am darauf folgenden Tage der Betrieb im Großen vorgeführt wer: 
den jollte, 

Am Morgen des 7. Dftober verjammelten fidy die ſämmtlichen Theil 
nehmer auf dem Hauptbureau der Gejellihaft, um nach Empfangnahme 
einiger Drudjchriften unter Führung der Direktoren und Ingenieure die 

Forſtwifſenſchaftliches Gentralblatt. 1386, 8 


106 Eplinger: 


Befichtigung fofort zu beginnen. Den Anfang machte die Vorzeigung und 
Erklärung einer geichiet ausgewählten und zufammengeftellten Sammlung 
von Gegenftänden, die auf den Oberbau normaljpuriger Eifenbahnen Bezug 
hatten, durdy welche die verjchiedenartige Abnußung des Geleijemateriales 
bei Anwendung verjchiedener Syiteme zur Anſchauung gebracht wurde. 

Für den Forftmann batte diefer Theil eigentlich weniger direktes In— 
terefje, allein indireft mußte fie jeine Aufmerfjamfeit deshalb in jehr hohem 
Grade beanfpruchen, weil aus dem Vorgeführten der Schluß ſich ziemlich 
ficher ableiten ließ, daß die Zukunft bei dem Bahnoberbaue dem Eijen 
gehöre und die Holzſchwelle vorausfichtlic mehr und mehr in den Hinter: 
grund treten werde. Ohne in das technijche Detail näher eingehen zu 
wollen, jei nur erwähnt, daß umfängliche und jehr genaue von dem Däna- 
brüder Werke angeftellte Verfuche in überzeugender Weiſe die Ueberlegen- 
beit der eilernen Langſchwellen und jpeziell der dem Werke patentirten 
eifernen Schwellenſchiene gegenüber den hölzernen Duerjchwellen dargethan 
haben. Es find zwar in der legten Zeit audy Stimmen zu Gunften der 
Holzichwellen laut geworden, allein wir können denjelben leider fein zu 
großes Vertrauen jchenfen, denn die Eileninduftrie wird fiher alle Kräfte 
anjpannen, um das Holz beim Bahnoberbau zu verdrängen, fie wird den 
dem Eijen-Dberbaue noch anhaftenden Mängeln durch verbefjerte Konftruf: 
tionen abzuhelfen juchen und bei dem hochentwidelten Stande der Technif 
it an ihrem jchließlichen Erfolge faum zu zweifeln. 

Mit Rüdfiht auf das große Holzquantum, mweldyes heute nody all 
jährlich zu Bahnjchwellen abgegeben wird und in Anbetradyt des weiteren 
jehr ſchwer wiegenden Umftandes, daß das hierzu dienende Material faft 
ausnahmslos eine andere Verwendung ald Nutzholz nicht geitattet, ift der 
Blid in die Zukunft in der Beziehung nicht jehr erfreulich und zwar um 
jo weniger, als ein vermehrtes Angebot von Brennholz der mageren Wald- 
vente nicht aufzubelfen im Stande jein wird. 

Nah diefen mehr einleitenden Betrachtungen famen die eigentlichen 
Dekonomie- und Forjtbahnen an die Reihe, wofür auf dem großen Ver: 
jucdhöfelde eine Reihe von Beranftaltungen getroffen worden war. 

Das Weſen diefer Bahnen befteht befanntlicy darin, daß die Geleife 
aus einzelnen, Schwellen und Schienen zugleich enthaltenden Stüden (Jochen) 
durch einfaches Auflagern auf dem Boden rajdy hergeftellt werden können, 
Bei dem audgeitellten Syiteme haben für fogenannte fliegende Bahnen die 
einzelnen Joche 3 Duerjchwellen von Flußſtahl und wiegen incl. der beiden 
je 2m langen Stahlſchienen nur 35 kg, jo daß fie von einem Manne 
leicht gehoben und dirigirt werden fünnen. 

Außer den geraden Stüden find für Curven nody gekrümmte oder 


Bericht über die Schauftellung von Feld- und Forftbahnen. 107 


trapezförmige Joche und zur Ueberleitung von einem Strange in den andern 
verjchiedene Weichen, Drebicheiben x. erforderlih. Die führenden Tech— 
nifer erläuterten die Einzelheiten der Gonftruftion und machten auf zwei 
Eigenthümlichfeiten bejonderd aufmerkſam, nämlich die ebenjo einfache als 
jolide Verbindungsweile der einzelnen Joche und die unſymetriſche Form 
der Schiene mit einem größern Fuße auf der Außenjeite, wodurch dem 
Umfippen derſelben entgegengemwirft wird. 

Hierauf wurde vor den Augen der Theilnehmer ein Strang von 
150 m Länge mit jcharfen Euren in 15 Minuten verlegt und mittelft 
einer leicht transportablen Kletterweihe an ein vorhandenes Geleife an- 
geſchloſſen, weldye Arbeit fich in zufriedenftellender Weiſe abwickelte. 

An die Betrachtungen der Geleife und Zugehörungen reihte fich die 
Vorführung des rollenden Materinled und wurden einerjeitd vollftändig 
montirte Wagen aller Art namentlich ſolche mit jehr zweckmäßigen Ein- 
richtungen für den Stammholztransport vorgeführt, anderfeits die Gon- 
ftruetion im Einzelnen an zerlegten Stüden ded Näheren erläutert, wobei 
die führenden Beamten wiederholt Gelegenheit hatten auf viele Vorzüge 
ihrer Produkte aufmerkfjam zu machen. Eines der wichtigften Hülfsmittel 
bei den Forftbahnen bilden die Auflade-Vorrichtungen, die in verfchiedener 
Form vorhanden waren, einmal joldhe, bei welchen die Stämme mit Be- 
nußung einer durch Eifenjchienen gebildeten jchiefen Ebene mittelft Ketten 
jeitlih auf die Wagen gezogen wurden, dann andere Apparate, welche 
frahnenartig über den Stamm geſtellt diejen vertifal in die Höhe hoben, 
jo daß der Wagen untergejchoben und der Stamm verladen werden fonnte. 
Sehr interefjant war das hieran ſich reihende Aufladen und Fortfahren 
von ſchweren Eichenftämmen; die Hebemajchinen wirkten jehr gut, zeigten 
bei ruhigem Gange eine jehr bedeutende Kraftentwidlung, welche geftattete, 
da zwei Arbeiter einen 80 Str. jchweren Stamm raſch und ficher auf 
die Wagen hoben; dabei find die Frahnenartigen Auflademajchinen jo leicht 
gebaut, da zwei Mann diejelben bequem weiter zu tragen vermögen. 
Ueberrajchend war namentlicy auch der Anblid, wie ein allerdings Fräftiges 
Pferd zwei aneinander gefoppelte auf je zwei Wagen rubhende ca. 190 Ctr. 
ichwere Eichenftämme anzog und fortbewegte, wobei ganz fteile Gurven von 
5m Radius in Folge der großen Beweglichfeit der Schemel elegant über- 
mwunden wurden. Es murden dann noch jchwächere Nadelholzftämme, auch 
landwirthichaftliche und fonftige Gegenftände wie Kartoffeln, Steine, Torf ıc. 
in bejonderd hierzu Eonftruirte Wagen verladen und fortbewegt. Cine ge- 
neigte mit ca. 7 p&t. Fall angelegte Strede bot Gelegenheit zu zeigen, 
wie fräftig die höchft finnreich Eonftruirten Bremjen wirkten, indem zwei 

8* 


108 Eplinger: 


Wagen mit einem ſchweren Fichtenftamme bei rajchem Gange mitten auf 
der ſchiefen Bahn faft momentan feftgeftellt werden fonnten !). 

Ein von der Verwaltung ded Werkes den Delegirten gebotened Früh— 
ſtück ftärkte diefelben zu der num folgenden Befichtigung ded großartigen 
Hüttenwerfed mit Vorführung des Beſſemer Prozeſſes ıc. 

Damit war die Tagedordnung für den 7. Dftober erſchöpft und hat 
wohl jeder Theilnehmer die Ueberzeugung gewonnen, dab die Technik der 
MWaldbahnen einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat und daß 
ipectell die von der Georgs-Marien-Hütte audgeftellten Fabrifate ſich durch 
Einfachheit, Solidität und Zweckmäßigkeit auszeichnen. Dad genannte 
Merk hatte, troßdem ed ſich jchon längere Zeit eingehend mit diefem Gegen: 
ftande befaßte, eö jeither unterlaffen mit Proſpekten ıc. in die Deffentlich- 
feit zu treten, da die Abficht vorlag, ein möglichit vollendetes Ganze vor— 
zuführen und fteht ihr der Erfolg injofern zur Seite, ald alle Theilnehmer 
in ihrem Urtheile darin fich vereinigten, daß das Vorgezeigte zielbewußt 
fonftruirt und muftergiltig ausgeführt war. Ein direkter Vergleich mit 
den Fabrikaten anderer Werke war bei der in Rebe ftehenden Ausftellung 
natürlich nicht möglich, doch hätte die Georgs-Marien-Hütte denjelben ge 
wiß in feiner Weije zu jcheuen gehabt. 

Der 8. Dftober follte nun die jchmalipurigen Bahnen bei vollem Be- 
triebe zeigen und jah man diefem Tage allgemein mit beredytigter Spannung 
entgegen, da zwilchen den Fleinen Verſuchen auf dem Paradefelde und dem 
Betriebe im Großen immerhin ein bedeutender Unterjchied befteht. Nach 
einer kurzen Eijenbahnfahrt bis zur Station Hasbergen beitieg die Gejell- 
Iihaft einen Extrazug und fuhr auf einer dem Werke gehörigen normal- 
Ipurigen Bahnftrede zunächft nach den Eifenerzgrubenfeldern an dem jpg. 
Hüggel, einem Ausläufer des Teutoburger Waldes, wobei eine mit der 
eijernen Schwellenſchiene belegte Strede Gelegenheit bot, den vollftändig 
ftoßfreien Gang ded Zuges zu beobachten. 


1) Der Raum diejer Zeitfchrift geftattet nicht entfernt die kurzerwähnten ver: 
Ihiedenartigen Apparate des Näheren zu befchreiben und durch Zeichnungen zu er: 
läutern und fei im dieſer Hinfiht bemerkt, daß die Georgs:Marien-Hütte über ihre 
ſämmtlichen hier einfchlägigen Fabrikate einen iluftrirten Katalog befigt, welchen fie 
auf desfallfigen Wunſch gewiß gerne jedem Interefjenten zur Verfügung ftellen wird. 
Dem Berihterftatter wurden auf Anſuchen von nadigenannten Firmen gleichfalls reich 
illuſtrirte Preiscourante zugefandt, welhe einen intereffanten Weberblid über den 
gegenwärtigen Stand diefer Induftrie gewähren, nämlich: Heinrich Kähler in Gu: 
ftrow i.M.; R. Dolberg in Berlin, Chauffeeftr. 50; Glaser u. Baare in Ber: 
lin, Lindenſtr. 80; Orenftein u. Koppel in Berlin, Tempelhofer Ufer 30; Spal: 
ding in Jankow bei Langenfelde in Pommern; Paul Dietrich, Berlin, Nordufer 8. 


Bericht über die Schauftellung von Feld- und Forftbahnen. 109 


Der darauf in Augenichein genommene Bergbau ift vorwiegend Tagebau 
mit terrafjenförmigem Abbau der erzhaltigen Geiteinsmaffen und dient 
eine andgedehnte Anlage von jchmaljpurigen Grubenbahnen dazu, die ge 
wonnenen Erze an die Förderichächte zu liefern. Die bier in Verwendung 
ftehenden Bahnen gehören dem älteren Syiteme mit hölzernen Querſchwellen 
an, ähnli den Rollbahnen beim Bahnbau und boten nichts bejonders 
Sntereffanted, dagegen imponirte den Beſuchern der großartige Bergbau- 
betrieb und namentlidy eine ausgeführte Felfenfprengung mit Dynamit. 
Nach einer furzen Raft an einem ſehr jchön gelegenen Punkte führte eine 
fleine Fußwanderung zu dem Hauptziele des Tages einer in vollem Betriebe 
ftehenden Forftbahnanlage. 

An einem ziemlich fteilen mit mittelftarfen Kiefern bejtandenen Berg- 
hange mit durdyjchnittlicher Neigung von 10—16 pGt. fand ſich ein Feiner 
Kahlhieb, in weldhem das Fällungsgeichäft in lebhaftem Gange begriffen 
war und mo jchon eine ziemliche Anzahl von Kiefernftämmen zu Boden 
lag. Bon der Thalgrenze des Schlages beginnend war vermittelt 5 m 
langer Joche ein Stammgeleije von ca. 1km Ausdehnung auf einem alten 
Wege verlegt worden, welches Streden mit Gefälle bis zu 7 pCt., ver 
jchiedene Curven x. enthielt. Bon diefem für längeren Gebrauch be- 
ftimmten Geleiſe führten gerade den Berg hinan in der Richtung des 
fteilften Abfalles, Zufuhrgeleife, an weldye fi) mit mehr oder weniger 
borizontalem Verlaufe fleinere Stüde entlang des Berghanges anjchloffen; 
die beiden lebteren Geleije waren jog. fliegende, welche durch einfaches An- 
einanderftoßen von 2 m langen Jochen gebildet wurden. An denjelben in- 
terejfirte ganz bejonderd die größere oder geringere Schwierigkeit, mit 
welcher dad Legen der Joche auf dem unvorbereiteten Waldboden verbunden 
war; und in dieſer Hinficht war es geradezu überrafchend zu ſehen, wie 
leicht das Verlegen von Statten ging, indem die Joche über Stöde, Ver: 
tiefungen x. ı. einfach weggelegt und höchſtens an einzelnen Stellen mit 
einem Steine oder mit einem Holzicheite unterftütt wurden. Das Ver— 
laden und die Abfuhr geihah nun in der Art, dab man mehrere Stämme 
zu einem Haufen vereinigte und dann ein eigenes kurzes horizontales Ge— 
leifeftüd dahin legte; hierauf wurden die einzelnen Stämme mittelft der 
Hebevorrichtungen auf die nachgejchobenen Wagen geladen, dieje gegen 
das fteile nach unten führende Geleife verbracht, wobei die Ueberführung 
eined Stranges in den andern durch leicht transportable Kletterweichen 
raſch bewerkſtelligt worden war. 

Das bi8 16 pCt. betragende Gefälle der nah dem Thal führenden 
Zufuhrftüde war nun jo groß, daß mit Bremjen allein die Wagen nicht 
gehalten werden fonnten, denn jelbit beim Feſtſtehen aller Räder würden 


110 Eplinger: 


biejelben gleitend thalabwärts gejchoffen fein und war deöhalb ein anderes 
mechaniſches Hilfsmittel angewandt, nämlich an eingerammten Pfählen 
bezw. an ftehenden Stämmen befeftigte ftationäre Bremjen, an weldye die 
Magen mittelft Tauen oder Ketten angehängt und langjam bergab ge— 
laffen wurden. Am Thalrande nahm das Hauptgeleife die einzelnen belade- 
nen Wagen auf und wurde durch Verfoppelung derjelben ein ftattlicher 
Zug formirt. 

Die ganze Arbeit ging raſch und ficher von Statten, ſämmtliche Appa= 
rate funktionirten zufriedenftellend und war die von manchem Theilnehmer 
gehegte Befürchtung, ed möchte die etwas leichtfertige Lagerung der Joche 
bei den fliegenden Geleifen Störungen veranlaffen, durchaus unbegründet, 
indem die Wagen flott darüber hinweggingen, wenn auch die Schienen 
manchmal bebenflicy fi hoben und jenkten. 

Es entjpann fi an Drt und Stelle eine allgemeine äußerft lebhafte 
Debatte und hörte man die Anficht vielfach äußern, dab das Berbringen 
der Stämme auf die ca. 60 m betragende Strede bis zu dem Haupt- 
geleije mit dem gewöhnlichen Hilfsmittel durch Schleifen x. bequemer hätte 
geijchehen können. Es mag died der Fall fein, allein es handelte fich ja 
bier doch mehr um einen Verſuch, der zeigen ſollte, wie weit die techniichen 
Hilfämittel vervollflommnet ſeien. Der auf dem Hauptgeleife aus ca. 
12 Wagen formirte Zug mit einem angehängten ftarf benußten Perjonen- 
wagen fette fich fchlielich in Bewegung und fuhr ohne Verwendung irgend 
einer Zugkraft nur in Folge der Neigung der Bahn raſch und flott vor- 
wärts, wobei namentlicdy auch die Bremen jehr zuverläffig wirkten. Cine 
weitere und lebte Probe beftand darin, dab auf jumpfigem Terrain, wo 
jeder Wagen entſchieden tief eingefunfen wäre, ein Schienenftrang vor den 
Augen der Delegirten verlegt und anftandslos ſofort mit jchweren Stäm— 
men befahren wurde. Diefer lebte Verſuch war namentlich deshalb jehr 
intereffant, weil die Ueberlegenheit der Forftbahnen gegenüber jedem andern 
Transportmittel auf ſolch bruchigem Boden fo recht in die Augen jprang. 
Der gefammte Eindruck des Gefehenen läßt fi kurz dahin zuſammen— 
faffen, dab die techniiche Seite der Waldbahnen bereitö einen hohen Grad 
der Entwidlung befigt und dab die Georgd-Marien-Hütte durch zielbewußtes 
auf ftreng wiſſenſchaftlichen Grundſätzen beruhended Vorgehen mit jeder 
Concurrenz ruhig in die Schranken treten fann. 

Es find zweifellos noch manche Einrichtungen der Verbefjerung fähig 
und läßt der gegenjeitige Wettbewerb der einzelnen Babrifanten bei dem 
heutigen Stande der Technif gewiß nody manchen Fortichritt erhoffen. 

Anlangend nun die Frage der Verwendung im Großen, jo möchten 
wir vorerft bemerfen, daß vom techniſchen Standpunfte aus die Walde 


Bericht über die Schauftellung von Feld- und Forftbahnen. 111 


bahnen namentlidy in Gegenden mit ebenem und ſchwach geneigtem Terrain 
am Platze jein möchten. 

In ebenen Lagen, wo der Trandport des Holzed nur per Are mög» 
lich ift, müßten ſich die Vortheile der vermehrten Zugleiftung ganz ent- 
ſchieden bemerklich machen. Es beträgt nämlidy der Reibungs-Coefficient 
für gewöhnliche Erdwege ca „4, für Steinſtraßen von mittlerer Beſchaffen— 
heit ca. „4 und für Waldbahnen ca. „45 !), wonady fidy die Leiftungs- 
fähigkeit eined Zugmitteld verhält bei Erdweg, Straße und Waldbahn wie 
10:30:125. Hierbei ift horizontaler Verlauf vorausgeſetzt. Es wird 
nun bei der überaus leichten Verlegbarkeit der Bahnen durchaus nicht 
Ichwierig fein an die einzelnen Stämme und Holzitöhe eined ebenen Ge— 
haues Schienengeleife zu legen und das Holz am Orte der Lagerung auf- 
zuladen, ebenjo ift der Transport auf längeren ebenen Streden, nach bereitö 
vorliegenden Erfahrungen, ſehr lohnend. Bei geneigtem Terrain fann die 
Neigung jelbft ald Motor benußt werden, denn jobald dad Gefälle der 
Bahn ein dem Reibungs-Goefficienten gleiches Verhältniß erreicht, aljo ca. 
1:125 oder 0,8 pCt. beträgt, geht der Wagen in Folge des Abwärtö- 
triebes von jelbft bergab und muß bei ftärferem Gefälle jodann gebremft 
werden. Welche Gefälle für den längeren Betrieb noch zuläffig find, läßt 
fih wohl erft nach eingehenden Verfuchen feititellen. Die Bremjen func- 
tioniren zwar noch ganz ficher bei Neigungen von 6—7 pCt. allein es 
tritt zweifellos eine ſehr ſtarke Abnußung des Materialed ein, jo dab für 
Hauptitränge ſehr wahrjcheinlich nicht über 4 oder höchſtens 5 p&t. hinaus- 
gegangen werden darf. Nach einer Angabe von Heufinger von Waldegg 
.c. ©. 332 ift bei Rollbahnen das vortheilhafteite Gefälle 1:80 oder 
1,25 p&t. mit der Transportrichtung zu Thal und wird bei den Wald- 
bahnen wohl dad Gleiche zutreffen. Sehr ftörend find Steigungen in der 
Zrandportrichtung, weil diejelben die Anſprüche an die Zugfraft unver: 
hältnißmäßig erhöhen. Die Zugkraft muß nämlich bei Unterftellung 
eined Reibung&-Eoefficienten der Bahnen von „4, in der Art vermehrt 
werden, daß fie bei 1 p&t. Steigung das Doppelte, bei 2 p&t. dad Drei- 
fache, bei 3 p&t. dad Vierfache ꝛc. gegenüber der horizontalen beträgt. 
Die Berwendung der Bahn in ftarf bergigem Gelände ift wohl immerhin 
möglid, doch müßten wenigftend für die Hauptftränge neue Planien her— 
gerichtet werden, wenn zufällig Feine Wege mit dem zuläffigen Marimal- 
gefälle zur Verfügung ftehen jollten. 


1) Nach Heuſinger von Waldegg, Vorarbeiten für Straßenbau ıc. Seite 322, 
ſchwankt der Reibungs:Goeffizient bei Rollbahnen zwiſchen 00 bis "go, und dürfte 
für Waldbahnen ein mittlerer Werth von "/,,, entiprebend erjcheinen, womit die in 
Malchin gewonnenen Reiultate auch ziemlich übereinftimmen. 


112 Ehlinger: Bericht über die Schauftellung ꝛc. 


Meit wichtiger ald dieſe technifche Seite ift jedoch entichieden die 
Frage der Rentabilität, denn fie wird von jeder Forftverwaltung in erfter 
Linie in Erwägung genommen werden. Es find in dieſer Hinficht ſchon 
jehr werthvolle auf ein reiches Beobachtungsmaterial fidy ftühende Zahlen- 
angaben veröffentlicht worden, jo namentlidy der Bericht des k. Landforft- 
meifterd von Baumba dı über die in der Oberförfterei Grimnitz erzielten Res 
jultate (Zeitichrift für das Forſt- und Jagdweſen pro 1885, ©. 193 u. ff.). 
Indem bezüglid der Einzelheiten auf diefe höchſt werthvolle Arbeit ver- 
wiejen wird, fei hier nur furz erwähnt, daß ed troß der Neuheit der Sache 
und der Ungeübtheit der Arbeiter gelungen ift, den Transport eined Kubif- 
meter Holz nad) dem Werbelliner See aud zwei Schlägen um ben Betrag 
von 0,76 A zu bewerfitelligen, während die Verbringung per Achſe aus 
dem nahen Schlage 1,80 # aus dem entfernteren 3 .# gefoftet hätte. Bei 
Unterftellung einer ähnlich großen jährlich zu transportirenden Holzmaſſe 
würde fi nad genauer Berechnung das Anlagefapital von 47 000 ME. 
in 4 Fahren vollftändig amortifiren, welches Ergebniß geradezu glänzend 
genannt werden muß. Allein ed ift dort eine Bedingung erfüllt, welche 
im Allgemeinen ald audichlaggebend für die Rentabilität erachtet werden 
muß, nämlih Anfall großer Holzmajjen auf Eleiner Fläche und 
einheitlihe Transportridtung bei günftigem Terrain. Anders 
liegt die Sache, wenn, wie es der Fällungäbetrieb bei der natürlichen Ver— 
jüngung bedingt, die Hölzer nicht mafjenhaft auf Kleiner Fläche anfallen, 
fondern der Natur der Sache nad) die Hiebdorte mehr zerftreut find; da 
möchte fich die Rentabilität mitunter jehr ungünftig geitalten. Vollſtändig 
abjehen wird man von Waldbahnanlagen dann, wenn lebhafter Lokalabſatz 
und gute Abfuhrgelegenheit beitehen und die einzelnen Käufer das Holz 
mit eigenem Geipanne nah Haufe bringen. Wo dagegen überhaupt 
ſchwierige Zransportverhältniffe in der Art beftehen, dab das zum Holz 
transport erforderliche Fuhrwerk nur jchwer oder gar nicht aufgebracht 
werben kann, ferner, wo der MWaldeigenthümer gegenwärtig ſchon Auf: 
wendungen für Landtransport im Intereffe beſſerer Holzpreife machen muß, 
werden — entjprechende Terrainverhältniffe vorausgejeßt — die Grunds 
bedingungen für vortheilhafte Bahnanlagen zu juchen jein, wobei jedoch 
ftet3 ein einigermaßen fonzentrirter Holzanfall vorhanden fein joll. Ieden- 
falls mahnt jedoch die rein finanzielle Seite zu großer Borficht, da dad 
Anlagefapital ein jehr beträchtliches ift, indem der Preis für 1 km Schienen 
mit Zugehörungen incl. des rollended Materiales auf 5—6000 # fidh ftellt 
und find deshalb alle Beröffentlihungen über Rentabilität beftehender An— 
lagen höchſt erwünſcht. Sehr günftig für den finanziellen Erfolg wirft 
noch der Umftand, wenn die Bahn außer zum Holztransport auch zum 


Verſammlung ded Vereins deutſcher forftl. Verſuchsanſtalten. 113 


Verbringen von Steinmaterial und zu andern Zweden verwendet werben 
fann. Ueberhaupt möchten auch auf Torfmooren und Holzhöfen die Bahnen 
ſich bejonderd vortheilhaft erweiien. 

Sclieflih möchten wir nody bemerfen, dab die Frage der Wald- 
bahnen wohl geeignet fein dürfte, das Intereſſe der forftlichen Kreije und 
ipeciell der Gentralverwaltungen in hohem Grade in Anſpruch zu nehmen, 
da diefelben zweifellos eine bedeutende Zukunft haben und ihnen möglicher 
Weiſe eine Entwidelung bevorfteht, welche alle dermaligen Berechnungen 
und Spekulationen weit überflügelt. 


Derfammlung des Dereins deutjcher forftlicher Derjuchs- 

anftalten zu Görlitz vom 1. bis 6. September 1885. 

Zu der Verſammlung des Vereins deutjcher forftlicher Verſuchs-An⸗ 
ftalten, welche vom 1. bis 6. September in Görlitz tagte, hatten ſich ein- 
gefunden: 
für die Badiſche VBerjuchsanftalt: Herr Forftraty Sch uberg =» Karlörube, 


„„Bahyriſche — „ Brofeffor Dr. Weber-München, 

„ » Braunfchweigifche „ „ SKammerratb Horn -Braunſchweig 
und Herr Forftaffiitent Nehringe 
Braunichweig, 

„„Elſaß-Lothringiſche, „Oberförſter Frh. v. Berg: Straf- 
burg, 

u m Helfiiche , „ Profeffor Dr. Heß-Gießen, 

» on Preußiiche r „ Dberforftmeifter Dr. Dandel: 
mann=&beröwalde, 

„Sächfiſche „PVrofeſſor Kunze-Tharand, 

„„Württembergiſchen, Profeſſor Dr. Lorey-Tübingen. 


Die Thüringiſche Verſuchsanſtali war wegen Verhinderung des Ober⸗ 
landforſtmeiſters Dr. Grebe nicht vertreten. 

Als Gaſt nahm Herr Profeſſor Dr. Prytz aus Kopenhagen Theil. 

Das Protokoll führte Forſtaſſiſtent Nehring. 

Es wurde beſchloſſen, die Verhandlungen über Nr. 1 und 2 der Tages- 
ordnung: „Verſuche über ungleichalterige Beitandöformen der Buche und 
Verſuche über Unterbau in Eichen und SKiefernbeftänden mit einander zu 
verbinden“. Die Referate hierfür waren angefertigt Seitens der Thürin- 
giſchen Verſuchsanſtalt durch Herrn Dberlandforjtmeifter Dr. Grebe und 
Seitend der Württembergiichen Verſuchsanſtalt durch Herrn Profefjor 
Dr. 2orey. 


114 Verſammlung ded Vereins deutjcher forftl. Verſuchsanſtalten. 


Die Vertretung der Thüringifchen Verſuchsanſtalt hatte Herr Ober: 
landforftmeifter Dr. Dandelmann übernommen. 

Die Berathungen behandelten getrennt: 

1. den Unterbaubetrieb, 

2. den Lichtungäbetrieb, 

3. den Weberhaltbetrieb, 

4. den Wagener’jchen Lichtwuchöbetrieb, 

ad 1. Unterbaubetrieb. Zweck des Verſuchs ilt, die Wirkung 
des Unterbaues in Bergleihung mit einem nicht unterbauten regelmäßig 
zu durchforftenden Hochwaldbeſtande zu Eonftatiren. 

Die Unterfuhungen jollen ſich auf Eiche und Kiefer, womöglidy aud) 
auf Lärche beziehen. 

Der von der Württembergijchen Verjuchsanftalt hierüber ausgearbeitete 
Arbeitöplarn wurde mit unmejentlichen Aenderungen angenommen. 

ad 2. Lichtungsbetrieb. Zweck der Unterſuchungen ift, die Ge- 
jammtwirfung der in den herrichenden Beſtand eingreifenden, graduell ver- 
Ichiedenen Lichtung auf die Beitandd-Entwidlung (Zuwachs, Form, Holz- 
qualität u. |. w.) in Bergleihung mit regelmäßig zu durchforftenden 
Schlußbeftänden zu erforichen. 

Die Verſuche find audzudehnen auf reine Beitände der Haupts 
bholzarten. 

Der Regel nah find die Beftandslichtungen zu beginnen, wenn Die 
Sulmination des Höhenwuchſes vorüber ift. 

In Bergleihung mit dem regelmäßig zu durchforſtenden Hochwald— 
Schlußſtande ift ftetd mit graduellen Abitufungen der Lichtungsbetrieb zu 
unterjuchen. 

In bejchränften Fällen ſoll auch der Lichtungsbetrieb ohne Unterbau 
zur Unterjuchung gezogen werden. 

Die graduellen Berjchiedenheiten jollen ausgedrückt werden in Prozenten 
der Stammgrundfläcde des Schlußbeftandes. 

Es find 3 Lichtftandsftufen zu unterjcheiden, von denen die geringe 
Lichtung 70—80 pCt., die mittlere 60 bis unter 70 p&t. und die ftarfe 
50 bis unter 60 pCt. der Vollbeitandd-Grundfläche enthält. 

Auf möglichft zeitige Begründung ded Unterftandes, — bei Lichtholz 
in der Regel vor, bei Schattenholz bei der erften Lichtung — iſt Bedadht 
zu nehmen. 

Die erſte Lichtitandsftufe, 70—80 pCt. ift auf allen 3 Einzelfläcyen 
gleihmäßig berzuftellen. 

Wenn der Unterwuchd gefichert iſt, joll, jofern Bedenken nicht ent- 
gegenftehen, auf der 2. und 3. Fläche jofort die mittlere und ftarfe Lich— 


Verſammlung des Vereins deutjcher forftl. Verfuhsanftalten. 115 


tung bergeftellt werben. Ergeben fich jolche Bedenken (Rüdgang der Boden» 
beichaffenheit, Wafferreiierbildung, unvermittelter Uebergang der Kronen 
aus dem Schluß in den Freiftand), jo joll auf der 3. Fläche die ftarfe 
Lichtung erft bergeftellt werden, nachdem der Unterwuchs in Schluß ge- 
treten ift. 

Die Durchforftungen in dem Sclußbeitande find in der Regel alle 
5 Sahre vorzunehmen. Zu gleicher Zeit erfolgen die Lichtungen der Licht: 
ftands-Verfuchöflächen bis auf dem entiprechenden Lichtſtands-Procentſatz. 
Die Holzarten und Methoden des Unterbaues werden freier Wahl über» 
laſſen. 

Bei Lichthölzern iſt der zur Vergleichung dienende Schlußbeſtand in 
derſelben Weiſe zu unterbauen, wie die Lichtſtandsverſuchsfläche. 

Stammanalyſen ſollen mindeſtens ausgeführt werden bei Einleitung 
und beim Abſchluſſe des Verſuchs. Die Stammanalyſen haben ſich zu 
erſtrecken auf je 3 Grundflächen-Mittelſtämme für 3 nach gleichen Stamm- 
zahlen gebildete Klafjen wie beim Unterbaubetrieb. 

Außerdem jollen, um außreichended Unterjuchungdmaterial für alle 
3 Klaffen bis zum Abſchluß des Verſuchs zu gewinnen, bei inleitung 
des leßteren von jeder Klaffe etwa 10 Stämme ausgeſucht und numerirt 
werben, welche annähernd den betr. Grundfläcdhen-Mittelftämmen der betr. 
Klaffen entſprechen. 

Die Numerirung hat ſich auf die Angabe der Klafje (I. II. III.) 
und der durch alle Klaffen fortlaufenden Drdnungs-Nummern zu erftreden. 
Ueber die numerirten Klafjenftämme joll eine Tabelle angelegt und dem 
Lagerbuche beigegeben werden, welde die Stamm- und Kronendurd)- 
mefjer angiebt. 

Empfohlen wird außerdem: 

a) die Stammanalyje auf den Grundflächen- Mittelftamm der 100 

ftärfften Stämme audzudehnen, 

b) in älteren Beftänden die ſämmtlichen bei Einleitung des Verfuchs 
verbleibenden Stämme zu numeriren (mit Klaffene und Ord— 
nungönummern) und in Bezug auf Stamm- und Kronendurd- 
mefjer zu regiftriren. 

Bezüglich der BVerjuchd-Einzelflächen gelten bier, wie bei den übrigen 
Veriuchdreihen, die beim Unterbau=Betriebe getroffenen Beftimmungen, 
jedoch joll, jomeit e8 fih um den von Seebach'ſchen Lichtungäbetrieb 
handelt, die mindefte Größe einjchlieklich der Siolirftreifen 1 ha betragen. 

Soweit Verjuche mit dem modifizirten von Seebach'ſchen Buchen- 
lichtungöbetrieb in Betracht fommen, ift die Schlagitellung jo zu bemeffen, 


116 Verſammlung des Vereins deutſcher forftl. Verſuchsanſtalten. 


daß bis zur Haubarkeit der Beſtandsſchluß der ſchließlich übergehaltenen 
Stämme wieder eintritt. 

3 und 4. Ueberhaltbetrieb und Lichtwuchsbetrieb. 

Es wird für erwünjcht erachtet, die Verjuche auch auf den Leberhalt- 
und Wagener’ichen Lichtwuchsbetrieb auszudehnen. 

Die Berjuche follen jedoch den einzelnen VBerfuchsanftalten überlaffen 
bleiben. 

Bejonderer Werth ift darauf zu legen, die Beitände, weldhe jchon 
früher gelichtet, unterbaut, oder in Weberhaltungdbetrieb genommen find, 
der Unterfuhung zu unterziehen. 

Den nun folgenden Berathungs-Gegenftand bildete der von 
der Badiſchen Verſuchsanſtalt auögearbeitete „Entwurf gemeingültiger Be 
ftimmungen über die Inftandhaltung der ftändigen Verfuchöflächen jeitens 
der Bezirks-Forſtbehörden.“ 

Jeder einzelnen Verſuchsanſtalt werden feiner Zeit 10 Exemplare der 
hierüber bejchloffenen Beitimmungen von der Gejchäftsleitung übermittelt 
werden. 

Zu dem weiteren Gegenitand der Tagedordnung: „Beichlubfaffung 
wegen Veröffentlichung der phänologiichen Beobachtungen”, wozu von Seite 
der heſſiſchen VBerjuchdanftalt das von Herrn Profeſſor Dr. Shwappad 
gefertigte Referat vorlag, wurde beichloffen, daß die Beobadhtungsrefultate 
aljährlih in Form eined Jahresberichtes veröffentlicht werden follen; 
außerdem ſollen die Berjuchsanitalten zum Zwede der Publikation und 
weiteren Verarbeitung alljährlid bis 1. April der beffiichen Verſuchsanſtalt 
übergeben: 

a) Die nad pag. 7 Nr. 1 der Inftruftion für forftlichephänologtiche 
Beobachtungen ausgefüllten Beobachtungs-Journale für das ver- 
gangene Jahr, 

b) im erften Sahre ein Verzeichniß der Stationen nady Oberföritereien 
und Regierungsbezirfen mit Angabe der geographifchen Lage und 
abjoluten Höhe, in den jpäteren Jahren die Angabe der hierin 
eingetretenen Aenderungen. 

Bon dem Vertreter der bayriihen Verſuchsanſtalt wurde jedody eine 
Betheiligung zu den phänologiichen Beobachtungen nicht zugejagt, weil in 
Bayern zunächſt eine 15jährige Beobachtungsreihe verarbeitet wird und 
deßhalb feine weiteren Materialien angefammelt werden fünnen. 

Hinfihtli der Bericdhterftattung über die Ergebnijje der 
Vereinsverſuche wurde bejchloffen, fünftig nur ſummariſche Ueberfichten 
über die im Laufe eined Jahres durchgeführten Verſuche anzufertigen. 

Als letter Theil der Berathung kamen die Aufaftungsverjuche 


Literariſche Berichte, 117 


auf die Tagesordnung. Die hierüber von der braunichweigiichen Verſuchs— 
anftalt durch Herrn Kammerraty Horn gefertigten eingehenden Erläu— 
terungen follen feiner Zeit den Verjuchdanftalten "zugehen, doch wurde be— 
Ihloffen, von einer allgemeineren Durchführung diefer Verſuche zunächſt 
abzujehen, da fie beffer am Sitze der Forftafademien durch die ein» 
ſchlägigen Profefforen vorgenommen werden ald durch das äußere Forſt— 
perjonal. 

In Betreff der nädhftjährigen Verfammlung wurde e8 für wünſchens— 
werth erachtet, diejelbe gegen Ende September möglichſt im Anjchluffe an 
die deutiche Forftverlammlung abzuhalten und den Satzungen gemäß das 
Weitere der Gejchäftsleitung zu überlaffen. Herr Profeſſor Dr. Heß 
gab dem Wunſche Ausdrud, dab als Berfammlungsort Gießen gewählt 
werden möge. 

Die in der Tagesordnung angelüngigte Reihenfolge der Erkurfionen 
erlitt wegen der Schwierigfeiten in der Beichaffung von Fahrgelegenheiten 
eine Abänderung, indem am 3. September von Glatz über Mittefteine 
durch die Dberföriterei Carlsberg über die Heufcheuer nad) NReinerz die 
erite Tour gemacht und leßterer Ort ald Centrum für die Erkurfionen in 
die Oberförftereien Reinerz (am 4.) und Nefjelgrund (am 5.) beibehalten 
wurde. 

In der DOberförfterei Garlöberg wurden verjchiedene Streuverjuchd- 
flächen und Durdyforftungsflädhen, in der Dberförfterei Reinerz dagegen 
einige Ertragsflächen für Fichten in Augenichein genommen, mährend in 
der Oberförfterei Nefjelgrund ausgedehnte Kulturverjuche, theild mit erotijchen 
Holzarten, theild mit einheimijchen unter verjchiedenen Modifikationen der 
Kulturart, Verbandsweite, ded Vorbaus und Pflanzalterd angeftellt, zu 
befichtigen waren. — 


IH. Literariſche Geridjte. 


Nr. 6. 


Handbuch der politifchen Dekonomie in Verbindung mit vielen 
Gelehrten herausgegeben von Dr. Guftav Schönberg, ord. Profeſſor 
der Staatöwiffenjchaften an der Univerfität Tübingen. Zweite umge- 
arbeitete und vermehrte Auflage. Drei Theile in 3 Bänden. Tübingen 
1885. Berlag der H. Laupp’ichen Buchhandlung. 

Die erite Auflage diefed hervorragenden Werkes erichien 1882 und 
war nad) faum zwei Sahren vergriffen. Die zweite Auflage ift gegen 


118 Literariiche Berichte. 


mwärtig im Drude und liegen mir bereitd 16 Lieferungen vor, der Reit 
wird in fürzefter Zeit nachfolgen. 

Das Handbuch hilft einem längft vorhandenen Bedürfniffe ab, indem 
ed das gejammte Gebiet der politiichen Defonomie nad dem neueften 
Standpunkte der Wilfenjchaft in gedrängter Kürze zur Darftellung bringt. 
Daß dieſes in vorzüglicher Weije geichieht, dafür bürgen die vielen Namen 
hervorragender Mitarbeiter wie: Profeſſor Dr. B. Benede in Königs: 
berg, Profefjor Dr. 3. Conrad in Halle, Geh. Rath Prof. Dr. $. 9. 
Geffken in Hamburg, Prof. Dr. Freiherr von der Goltz in Königäberg, 
Hofrath Prof. Dr. 3. A. R. von Helferih in Münden, Prof. Dr. 
2. Solly in Tübingen, ka k. Regierungsrath Prof. Dr. Fr. Klein: 
wädter in Gzernowig, Geh. Bergrath Prof. Dr. R. Kloftermann in 
Bonn, Prof. Dr. W. Leris in Breslau, Prof. Dr. E. Löning in Roftod, 
Geh. Rath Prof. Dr. A. Meitzen in Berlin, Staatörath Prof. Dr. 
Th. Mithoff in Göttingen, Prof. Dr. ©. Meyer in Sena, Geh. Rath 
Prof. Dr. Naſſe in Bonn, Prof. Dr. Fr. 3. Neumann in Tübingen, 
Bezirföpräfident z. D. Freiherr von Reitzenſtein in Freiburg i. Br., 
Präfident Dr. K. v. Riede, Direktor des 8. W. SteuersKollegiums in 
Stuttgart, Staatdraty Kanzler Dr. ©. v. Rümelin in Tübingen, Prof. 
Dr. E. Ser in Prag, Finanzrath Dr. K. F. Schall in Stuttgart, Geh. 
Rath Prof. Dr. H. v. Scheel, Mitglied des ftatiltifchen Amtes des 
deutfchen Neiched in Berlin, Prof. Dr. M. Seydel in Münden und 
Brof. Dr. U. Wagner in Berlin. 

Das Buch foll nicht nur den Zweden des afademilchen Unterrichts 
dienen, fondern aud ein Nachſchlagebuch für Männer der Wirthſchaft, d. h. 
für Abgeordnete, Beamte, Redakteure, Land» und Forftwirthe, Kaufleute 
u. |. mw. fein. Es umfaßt die ganze Volföwirthichaftölehre, die Finanz- 
wifjenichaft und die Berwaltungslehre. Die Forftwirthichaft wird von 
Hofrath Profeffor Dr. v. Helferich bearbeitet und ſoll darüber, jowie 
die betreffende Abhandlung erichienen ift, noch ein bejondered Referat in 
diefen Blättern erjcheinen. 

Mährend die erite Auflage in einem ftarfen Bande erjchien, ſoll die 
neue drei Bände umfafjen. E3 ift dieſe Aenderung durch Bequemlichfeits- 
rüdfichten und durch den Umftand begründet, daß die neue Auflage nicht 
nur viele Verbejjerungen und Zufäße bringt, ſondern audy eine Reihe ganz 
neuer Abhandlungen liefern wird, wie z. B. über Landwirthichaftspolitik, 
Kolonialpolitif, über Kommunalbefteuerung, Sicherheitspolizei und Unter: 
richtömejen. Das Werk vertritt feinen einjeitigen Parteiftandpunft, jondern 
veferirt in objeftiver Weije über den gegenwärtigen Stand diejer umfafjen- 
den Wiſſenſchaft. Es wird ca. 20 Lieferungen & 2 .% umfafjer. Der 


Literariiche Berichte. 119 


Preis ift bei dem großen Format und dem in gedrängter Kürze behandelten 
reihen Stoff ein jehr mäßiger. 

Es ift natürlidy in einer forftlichen Zeitjchrift nicht möglich auf den 
Inhalt in kritiſcher Weije näher einzugehen. Die genannten Mitarbeiter 
und der rajche Abjat der eriten Auflage mögen für die Leſer eine ge— 
nügende Bürgichaft dafür fein, dab ed ſich bier um eine rühmenswerthe 
Unternehmung erften Ranges handelt. Das Buch iſt jedenfalld eine Zierde 
für jede forftlihe Bibliothek und eine reihe Duelle der Belehrung für alle 
ftrebjamen gebildeten Forftwirthe. 5. Baur. 


Nr. 7. 


Heber die Verwendung des Buchenholzes zu Bauzwecken. 
Don Mar Rösler, Direktor der Wächtersbacher Steingutfabrif zu 
Schlierbach bei Wächtersbach. Separatabdrud aus den Nummern 65, 
66, 67, 69, 71 und 73, Jahrgang 1885 der deutſchen Bauzeitung. 
Berlin 1885. Drud der W. Moeſer'ſchen Buchdruderei, Stallichreiber- 
ſtraße 34/35. 

In diefer nur 32 Drudjeiten umfaffenden Schrift will der Verfaſſer 
in jehr dankenswerther Weije zu einer vermehrten Berwendung des Buchen- 
holzes anregen, indem er nachſtehende 5 Fragen beantwortet: 

1. Welches find die hervorragenden guten, jowie die hauptjächlichiten 
nachtheiligen Eigenſchaften des Buchenholzed und worin find dieſelben 
begründet? 

2. Welche der nachtheiligen Eigenichaften laffen fi) paralyfiren 
und wie? 

3. Wozu und unter welchen Bedingungen ift in Folge deſſen das 
Buchenholz zu Bauzweden geeignet? 

4. Welche praftiichen Erfahrungen kiegen in diejer Richtung bereitd vor? 

5. Welche Intereffen laffen eine größere Anwendung ded Buchenholzes 
zu Bauzweden wünſchen? 

Nachdem der Verfaffer die Fragen 1 und 2 einer eingehenden Unter- 
ſuchung unterzogen hat, fommt er in Frage 3 zu dem Reſultat, dab fich 
das Buchenholz zu einer Reihe von Bauzweden vorzüglich eigne. Abge- 
jehen von dem bereitö befannten Verwendungen zu gebogenen Möbeln, 
Zigarrenformen, Majchinentheilen, Eijenbahnjchwellen u. |. w. hebt Ver— 
fafler vorzugsweiſe die vorzüglichen Eigenichaften des Buchenholzes zum 
Tubbodenbelag hervor, wie derjelbe bei Zimmern, Brüden, Bahrbahnen 
in Haus, Hof, Fabriken und auf offener Straße vorfomme. Es werden zu 
dieſen Zweden jowohl Buchendielen, ald Buchenparquetts, und für Straßen, 


120 Literarische Berichte. 


Hofräume und Ctallungen namentlich auch Buchenſtöckelpflaſter 
empfohlen. Eingehende Koftenberechnungen, ſowie Mittheilungen über die 
Zurichtung des Materiald find beigefügt. 

Bezüglich der praftiichen Erfahrungen über die Verwendung des 
Buchenholzes führt Verfaſſer die vorhandene Literatur an und führt dann 
wörtlich folgendes aus: 

„Meine eigenen rfahrungen lehren mid) die WVortrefflichfeit der 
Buchendielung in Arbeitöjälen und zwar in joldhen, in weldyen ein leb- 
bafter Verkehr, ein Transport gewichtiger Maffen und eine Hantierung 
mit viel Feuchtigkeit ftattfindet. Dielen, welche wegen Bauveränderung 
aufgerifjen werden mußten, fonnten, nachdem fie bereitd 20 Jahre gedient 
hatten, mit neuen dergl. wieder zur Verlegung fommen. Mehr kann man 
billigerweife nicht verlangen. Ich laſſe fünftighin neue Dielungen nur 
mehr in diefem Material ausführen, habe dabei allerdings Schwierigkeiten 
durch die Schwerfälligfeit der Schneidemühlen, die aus welchen Gründen 
immer fowohl dem ihnen neuen Material, ald der verlangten ihnen un— 
gewohnten jorglichen Schnittmethode paffiven Widerftand leiften. Es bleibt 
mir nichts übrig, ald um meinem Bedarf genügen zu können, ſowie gutes 
Probematerial für die häufigen Anfragen von Intereffenten zu bejchaffen, 
dieſes Jahr noch ein Sägewerk für Se. Durdlaudt den Fürſten von 
Iſenburg⸗Wächtersbach neu zu errichten. Won anderer Seite höre ich, da 
die Fürſtlich-Lippe'ſche Forftverwaltung jehr beachtenswerthe Erfahrungen 
mit Buchenholz zu Bauzweden bereitd gemacht bat, jowie, daß in den 
großen Werkſtätten von Krupp in Eſſen jeit Iahren mit Vorliebe Buchen⸗ 
holz ald Fußbodenbelag verwandt wird. Wielleicht entipricht eine der beiden 
genannten Berwaltungen einer freundlichen Aufforderung, Mittheilungen 
über dieöbezügliche Erfahrungen zu allgemeinem Nut und Frommen Preis 
zu geben. 

Was die fünfte Frage betrifft, jo weift Verfaſſer auf die wirth— 
ſchaftlichen Intereſſen der heimiſchen Buchenholzproduzenten, jowie auf 
diejenigen unſers Handels bin, letere fünnten namentlich durch Lieferung 
buchener Schnitthölzer nach Frankreich und England weſentlich befördert 
werden, während für die großen Buchenmwaldungen des Wogelöberges, der 
Rhön, des Speſſarts, des Taunus, des Weſterwaldes, des Odenwaldes, 
der Rhein- und Mainebene, des Teutoburger Waldes u. ſ. w. ein er: 
weiterter Holzmarkt ſehr erwünſcht wäre. 

Der Verfaſſer ſchließt mit den Worten: 

„Und nun and Werk, ihr Herren Baumeiſter, Bauverſtändigen und 
Bauluftigen: Prüft und erprobt das vortrefflihe Buchenmaterial ohne 
Vorurtheil, verhelft der deutichen Buche zu ihrem Rechte, zu dem ihr kraft 


Literariſche Berichte. | 121 


ihrer Eigenſchaften gebührenden hervorragenden Pla auf den Bau- 
materialienmarft.” 

Unjern Fachgenoſſen jelbit fei aber das verbdienftlihe Schriftchen 
beftend empfohlen. 38. 


Nr. 8. 


Die Jagd in Defterreich mit befonderer Nüdficht auf das 
Erbherzogthum DOefterreich ob der Ems. DBeleuchtet aus 
volfawirthichaftlidyen Geſichtspunkten und durch die Ergebnilje der 
offiziellen Statiftif von Ludwig Dimig, k. f. Oberforftmeifter u. ſ. w. 
Linz 1886. Verlag von F. I. Ebenhöd. Preis .# 1,60. 

Der Berfafjer, ein Freund und genauer Kenner der Jagd und ihrer 
Geſetzgebung in Defterreich, hat ſich in der vorliegenden Schrift die Auf: 
gabe geitellt, ven Nachweis zu liefern, dab die Jagd nicht für einen bloßen 
Sport zu halten, fondern dab fie auch als Lehrerin und Bildnerin der 
Menichen zu betrachten jei und eine hohe nationalökonomiſche und foctals 
politijche Bedeutung habe. 

Er wurde zur Bearbeitung feiner Schrift durch die Thatiache ver- 
anlaft, daß die Iagdgelebgebung fortwährend auf der Tagebordnung ftehe 
und daß zu befürchten jei, diejelbe könne fchließlich eine Abänderung er- 
fahren, welche nicht im Intereſſe ded Landes und feiner Bewohner liege 
und Zuftände ähnlicher trauriger Art jchaffen, wie fie eine Reihe von 
Ländern (Italien, Frankreich u. |. w.), in welchen die Jagdausübung frei- 
gegeben jei, bereits befien. 

In objectiver, warmer und anregender Weije beipricht der Werfaffer 
die jagdlichen Verhältniffe von jonft und jett, wobei er ein treffended Bild 
von den bedauernöwerthen Zuftänden entwirft, welche die Freigebung der 
Jagd mit fid, führen müßte. 

Die in tabellariicher Form beigefügte Iagdftatiftif gründet ſich auf 
die „ſtatiſtiſchen Jahrbücher des k. k. Aderbau-Minifteriumd für 1874 bis 
1882" und dehnt ſich, mit bejonderer Berüdfichtigung der Jagdverhältniſſe 
Dberöfterreichd, auf ſämmtliche Kronländer aus. 

Die Tabellen enthalten: 

1. Eine Nadyweifung der gejammten Wildfälung Defterreich8 in ber 
Periode 1874— 1882, geordnet nad) den einzelnen Königreichen und Län- 
dern, dann nad; Ländergebieten und getrennt für hohe und niedere Jagd, 
jowie der durchſchnittlichen Wildfällung und ihres Wertes in gleicher An- 


ordnung. 
Forſtwifſenſchaftliches Gentrolblatt. 1886, 9 


122 | Literariſche Berichte. 


2. Eine Nachweiſung der Iagdrevierverhältniffe und Thiergärten, des 
durchſchnittlichen Abſchluſſes für die Flächeneinheit im Gelde, ſowie in 
Stüden der vorzüglichiten Wildgattungen für diefelben Zeitabjchnitte, end- 
lich des Sagdperionalftandes zu Ende 1880, ald dem Jahre der lebten ein- 
Ichlägigen offiziellen Publikation. 

3. Eine Ueberficht der in dem gleichen Zeitabjchnitte durch behördliche 
Entſcheidung und beziehungsweiſe durch die Schiedögeridhte in Böhmen 
zuerfannten Wildfchadendvergütungen, nad) Ländern, Landgebieten und 
Berioden-Durdichnitten. 

Indem wir und vorbehalten unter „Notizen“ noch einige Mit- 
theilungen aus der gut geichriebenen und gut audgeftatteten nur 60 Drud- 
jeiten (ohne Tabellen) umfaſſenden Schrift zu bringen, empfehlen wir die- 
jelbe allen betheiligten Kreiſen. 3. Baur. 


Nr. 9. 


Zajchenwörterbuch für Botanifer und alle Freunde der 
Botanif, enthaltend die botanifche Nomenklatur, Ter: 
minologie und Literatur, nebft einem alphabetijchen Ber: 
zeichniß aller wichtigften Zier:, Treibhaus: und Kultur: 
pflanzen, fowie Diejenigen der heimifchen Flora. Heraus: 
gegeben von Profeſſor Dr. F. Glajer. Leipzig. J. O. Weigel. 1885. 
Preis 5 M. 

Der Berfaffer des uns bier vorliegenden Werkes will mit demielben 
dem Bedürfniß nad) einem furzen Rathgeber über die ſich immer mehr 
und mehr fteigernden Schwierigkeiten des botanifchen Studiums entgegen 
fommen. 

Er theilt dad Werk wie folgt ein: 

I. Terminologie und Pflanzenbejchreibung. 

Il. Etymologijche Nomenklatur (Worterflärung der Pflanzen). 

A. Lateinnamen. 

B. Deutjdye, Trivial- und Fremdnamen der technifchen, merfan- 
tilen und bejonderd wichtigen Pflanzen und ihrer Produfte 
nach miljenjchaftlicher Benennung. 

III. Botanijche Literatur. 

a) Die Autoren nebit Perjonalien und wichtigſten Werfen; 

b) Geographiſche Botanif oder die Autoren und botanischen Werfe 
nach den Ländern alphabetiich zujammengeitellt; 

ce) Spezialbotanif oder botaniihe Monographien, Differtationen 


Literariſche Berichte. 123 


und andere Spezialjchriften nady dem Inhalt alphabetiſch ges 
ordnet; 
d) Nomenklatur und Wörterbuch der Botanif; 
e) Botaniſche Literatur und Geichichte. 
IV. Die widtigiten eßbaren und giftigen Schwämme. 
a) Ehbare; 
b) Giftige. 

V. Meberficht ded von Bartling und Bifchoff verbeflerten de Can— 
dolle'ſchen Syſtems (nad Leunis-Frank's Synopſis des 
Pflanzenreichs). 

A. Plantae vasculares, Gefäßpflanzen. 
a) Phanerogamae L., Phanerogamen oder Samenpflanzen. 
I. Klaſſe. Dicotyledoneae Juss. 
II. Klaſſe Monocotyledoneae Juss. 
b) Cryptogamae L. (Acotyledoneae Juss.) Kryptogamen- 
oder Sporenpflanzen. 
III. Klaffe. Cryptogamae vasculares, Gefäßkryptogamen. 
B. Plantae cellulares, Zellenpflanzen. 
IV. Klaffe. Cryptogamae cellulares, Zellenfryptogamen. 

Der Berfaffer hat namentlid die etymologiſche Nomenklatur der 
Pflanzenipezied, insbejondere die Lateinnamen derjelben, jehr jorgfältig be— 
handelt, was für Anfänger in der Botanik, dann aber auch für jchon Ge— 
übtere von großem Vortheil beim Nachſchlagen irgend einer Pflanzen- 
ſpezies ift. 

Auch die botanische Literatur, jowohl die einheimiiche als die aus— 
ländiſche, ift jorgfältig bearbeitet und gibt Zeugniß von dem großem Fleiß 
und der eingehenden Literaturfenntnik des Verfaſſers. 

Bei der Aufzählung der ebbaren und giftigen Pilze gibt Verfaſſer 
verjchiedene deutiche (gegendübliche) Namen für eine und diejelbe Pilzſpezies 
an, was für deren Beitimmung jehr praftiich ift. 

Wir empfehlen dad hübſch audgeftattete und jehr billige Werf gerne 
jedem Freunde der Botanif. 


Nr. 10, 
Beiträge zur Forftftatiftif von Elfaf-Lothringen. II. Heft. 
Straßburg. Im Kommiffionsverlage von R. Schultz u. Co. 1885. 
Das L Heft der forftftatiftiichen Mittheilungen aus Elfaß-Lothringen 
erihien im Sahre 1884 und findet ſich dafjelbe bereitd Seite 361 dieſer 
Zeitjchrift angezeigt. Das jebt vorliegende II. Heft bezieht ſich auf das Forſt⸗ 
9% 


124 Literariſche Berichte. 


wirthſchaftsjahr 1883, beziehungsweife Rechnungd- (Etatö-) Jahr 1883/84 
und bringt die Darftellungen etwas gekürzt und vereinfacht. Die Ab: 
änderungen find unter „Vorbemerkungen“ mitgetheilt. Verſprochen wer- 
den künftig auch anderweitige volkswirthſchaftliche und forftftatiftiiche Mit- 
theilungen aus dem Bereiche der eljah-lothringijchen Staatsforftverwaltung 
und ſoll für das III. Heft namentlich das in den Denkſchriften der Ober: 
fürfter der Staatöreviere im Vorjahre eingereichte reichlich enthaltene Ma- 
terial bezüglich der Frage der Hebung der Forftrente eine Bearbeitung 
finden. 

Indem mir unfere Leſer auf die jehr dankenswerthen Beiträge zur 
Forftftatiftif aufmerffam machen, müfjen wir und bier jelbftverftändlich auf 
Mittheilung folgender Inhaltsüberficht bejchränfen: 

1. Ueberficht über die MWaldflächen. 

2. Zufammenftellung der zur Holzzucht beftimmten und der zur Holz 
zucht nicht beitimmten Flächen. 

3. Ueberficht über den Holzeinichlan. 

4. Nachweiſung der Holzabgabe. 

5. Meberficht über die Rindennußung. 

6. Nachweiſung ded Ertraged aus den Forftnebennugungen ausſchließ⸗ 
li der Jagd. 

7. Nachweiſung der gewährten Bergünftigungen. 

8. Nachweiſung über das erlegte nutzbare Wild. 

9. Nachweiſung über das erlegte jchädliche Wild, 

0. Nachweiſung ded Ertraged aus der verpachteten und der admini— 
ftrativen Jagd. 

11. Nachweiſung der in den Staats- und ungetheilten Waldungen 
ausgeführten Kulturen. 

12. Nachweiſung der in den Gemeinde- und Anftaltdwaldungen aus- 
geführten Kulturen. 

13. Ueberficht über den Stand der Arbeitslöhne. 

14. Zufammenftellung der Einnahmen. 

15. Zujammenftellung der fortdauernden Ausgaben. 

16. Zufammenftellung der einmaligen Ausgaben. 

17. Nachweiſung über die Vertheilung der einzelnen Audgabetitel pro 
Heltar der Fläche und in Prozenten der Geſammtausgabe und der 
Bruttoeinnahme. 

18. Nachweifung über den Reinertrag. 52. 


Notizen. 125 


IV. Notizen. 


Die fogenannte neue J. Sriedrich’fche Baummeßfluppe. 
Bon F. Baur in Münden. 


Im Sabre 1858 ſchickte mir der Gräfl. Heinrih Georg Longueval von 
Buquoi’fhe Oberförfter Herr Joſef Friedrich zu Jakule in Böhmen eine an- 
geblich von ihm neu Eonftruirte Baummehfluppe nad Weißwaſſer, wojelbft ich da: 
mald noch ald Profeffor der forftmathematiichen Fächer wirkte, zur gefälligen Prüfung 
und Beurtheilung. Die Kluppe war mir neu und unterſchied ſich vor älteren Kiuppen: 
fonftruftionen dadurch, daß fie ftatt einen, zwei bewegliche Arme hatte, welche fid 
nad dem Prinzipe der iogenannten Schwalbenihwanzleiften in einander verjdhieben 
laffen. 

Herr Oberförſter Friedrich war damals jo gütig, der Forſtlehranſtalt Weiß— 
wafſer zwei ſeiner Kluppen zu ſchenken und mir zu geſtatten ſeine Erfindung in meinem 
1861 erſchienenen Rehrbudy der Baum: und Beſtandesſchätzung als ſolche aufzunehmen 
und au bejpredhen. 

Obgleich mir damald Herr Oberförfter Feurich aus Kosmanos bei Jungbunzlau 
(Böhmen) gelegentlich eined Beſuches in Weißwafjer mittbeilte, dab er Kluppen der 
gleiben Konftruftion ſchon über 20 Zahre kenne und anwende, jo nahm id, da mir 
Freurich den Namen des Erfindes nit nennen konnte, die fraglihe Kluppe doch 
unter dem Namen Friedrich'ſche Kluppe in meinem Lehrbuch der Holzmeßkunde auf 
und bat fi dieſelbe auch jeit jener Zeit in der forftlichen Riteratur als ſolche ein- 
gebürgert. 

Als eine auffallende Erjheinung bezeichnete id) es ſchon 1861 (Vergl. mein Lehr: 
buch der Holzmehfunde, 1. Auflage, Seite 9) daß, während id im Oktober 1858 die 
erite Kunde von der Friedrich chen Kluppe erhielt, ihon im Nopvemberheft 1858 
der Allgemeinen Forft: und Fagdzeitung, Herr Forftiommiffär Püſchel aus Deffau 
eine Baumfluppe beichrieb, welche im Prinzipe mit der Kluppe von Friedrich ganz 
übereinftimmt, und von weldier auch Püſchel äußerte, daß der Erfinder diejed Ins 
ftrumentes unbefannt ei. Die von Püſchel beichrievene Kluppe weicht jedoh von 
der Friedrich’ichen einmal darin ab, daß bei legterer die beiden Schenkel feftftehen, 
während dieje bei erfterer fih in die mit Theilung verjehenen Holzſchienen einlegen 
lafjen; ſodann daß bei der von Püſchel bejchriebenen Kluppe die Nutb, in welden 
fi die beiden eingetheilten Schienen bewegen, rechte Winkel befigt, der Querſchnitt 
der Nuth bei der Friedrich’ichen Kluppe aber ein Paralleltrapez bildet. Diejer Um— 
ftand veranlaßte mich daher auch in meinem Lehrbuche die Friedridh’ihe und die 
Püſchel'ſche Kluppe als verſchiedene Inftrumente aufzuführen. Belanntlih hat 
R. Micklitz 1869) die Friedrich' ſche Kluppe etwas abgeändert und fie in Holz 
(6 A) und in Metall (24 M) ausführen lafjen. 

Die ſpäter veröffentlichten Kluppen von Stahl (1868), Handloß (1875) und 
Magner (1876) ftimmen alle im Prinzipe mit der Friedrich-Puüſchel'ſchen Baum- 
fluppe überein. 

Nah den vorftehenden Mittbeilungen ift ed bis zur Stunde fraglidd wer ber 
eigentliche Erfinder der Kluppe mit zwei beweglichen Schenkeln if. So lange ſich 


1) Bergl. Forſt- u. Jagdkalender für Defterreih 1369, Seite 68. 





126 Notizen. 


aber der eigentlihe Erfinder nicht jelbft meldet und jo fange nicht nachgewieſen 
werden fann, dab das fragliche Inftrument ſchon in einem älteren Werke oder Forft- 
journal beichrieben ift, erjcheint es gerechtfertigt, Die oben genannten Fachgenofſen als 
Erfinder aufzuführen, diejelben aber nody mit einem Fragezeichen zu verjehen. 

Anders liegt die Frage aber bezüglich einer anderen Baumkluppe; welde der k. 
f, Dberforftingenieur Joſef Friedrich, Seite 298 des in Wien ericheinenden Gen: 
tralblattes für das geſammte Forſtweſen, Sahrgang 2 von 1876 beſchreibt. 

Ob der f. k. Oberforftingenieur Friedrich mit dem früheren Böhmiſchen Ober: 
förfter gleihen Namens identisch ift, weiß ich nicht, foniel fteht aber feft, daß die 1876 
von Erfterem beichriebenen und als men bezeichnete Kiuppe thatſächlich nicht neu ift. 
Herr Oberforftingenieur Friedrich Ipricht fi am genannten Orte über jeine Kuppe 
wie folgt aus: „Weit entfernt davon, die beftehenden Konftruftionen von Kluppen 
ohne Unterſchied tadeln zu wollen, bringe id im Nachftehenden die Beichreibung einer 
Baum-Mepkluppe, bei deren Konftruftion ich hauptſächlich darauf bedacht war, jene 
Mängel zu vermeiden, welche ich bei diverfen Kluppen vorgefunden habe“. 

Nachdem nun Friedrich als Hanpterfordernifje einer Baumkluppe mit vollem 
Rechte: 1. vollflommen rechtwinkelige Stellung der beiden Arme zum Lineal und 2, 
leichte Führung der beiden Schenkel bezeichnet hat, fährt er wiederum in faum zu be 
anftandener Weiſe fort, daß dieſe Erfordernifje ſich leicht dadurch erreichen ließe, daß 
man den feiten Schenkel feſt und ſenkrecht ftebend mit dem getheilten Lineal verzapfe, 
verleime und vernagele, während man dem beweglichen Schenkel feine ſenkrechten 
Führungsflächen zur Schenkelſeite gebe, jondern diejelben einen Winkel von 5 bis 10 
Graden bilden lafie. 

In der That entſprechen nad; dieſem Prinzipe gearbeitete jehr billige Kluppen 
(pro Stüd 6.#) namentlich den Bedürfnifien der Wirthſchaft volllommen und können 
diefelben daher au mit beftem Gewifjen empfohlen werden. Merfwürdigerweiie ift 
das Inſtrument aber unter den Praftifern noch wenig befannt. Dieje Wahrnehmung 
mag auch den eidgenöffiihen Forftadiunfkten Frankhauſer in Bern beftimmt Haben, 
unter der Aufichrift „Die neue Friedrich'ſche Baummeßkluppe“ im Zahrgang 1884, 
Seite 225, unferes forftwirthichaftlichen Gentralblatts auf den Gegenftand nochmals 
zurüdzufommen, inden er daſelbſt bemerkt, daß die neue Friedrich' ſche Kluppe, 
welche fi durch ebenjo einfache als finnreihe Konftruftion auszeichne, bei den deut: 
ſchen Foritwirtben, wie es ſcheine, noch nicht die erwünſchte Aufmerffamkeit gefunden 
babe. Weiter fügt er nady kurzer Beſchreibung der „neuen“ Friedrich' ſchen Kluppe 
bei, daß dieſelbe in der Staatsforftnerwaltung des Kantons Bern zu Bejtandesaus: 
zäblungen und Schlagaufnahmen feit Zahren beinahe ausſchließlich benugt werde und 
in jeder Beziehung als untadelhaft befunden worden jei. 

Bezüglich der Einfachheit, Braudbarfeit und Billigfeit der 1876 von Friedrich 
beichriebenen Baumfluppe wäre alfo fein Bedenken zu erheben. Nur kann ih auf 
Grund meiner neueften Informationen, die Erfindung als feine neue bezeichnen. 

Die fraglihe Kluppe ift nämlich ſchon viel früher bejchrieben und auch abgebildet 
worden. Sch mußte nämlich im den leßten Tagen in der Monatsſchrift für Forft- und 
Jagdweſen, jetzt Forftwirthichaftliches Gentralblatt, eine ältere Abhandlung ſuchen, 
da fand ich zufällig, daß ſchon unter der Redaktion Dengler 1864 (ich trat diejelbe 
erft zwei Jahre ſpäter, alio 1866 an) ein Aufjaß unter der Aufſchrift „die richtige 
Konftruftion der Kluppe u. j. w.“ aufgenommen wurde, in weldem die „neue* Frie— 
drich'ſche Kluppe, Seite 175 nicht nur bejchrieben, ſondern auch abgebildet ſich findet. 


Notizen. 127 


Der Verfafjer unterſchreibt ih Aldenbrüäd, giebt aber weder jeinen Titel noch 
Wohnort an. Da biernadh nit 3. Friedrich, ſondern Aldenbrück als der Er 
finder der fraglihen Kluppe au betrachten ift, jo wäre id danfbar, wenn mir vielleicht 
irgend ein Fachgenoſſe Mittheilungen über Beruf und Wohnort Aldenbräd’s machen 
fönnte, um das Erforderliche in der 4. Auflage meiner Holzmeßkunde aufnehmen zu 
fünnen. Wäre idy bereits 1864 Nedafteur meines Blatts geweſen, jo hätte idy mich 
wohl jofort an die berührte Thatſache erinnert. Auffallen muß ed aber immerhin, 
dak auch fein einziger Leſer unjeres Blatts den berührten Artikel noch im Gedächt— 
niß hatte und eine bezügliche Berichtigung an mich einjendete. 

Es bedarf wohl faum der Erwähnung, daß ich mit der vorftehend gemachten Ent: 
hüllung in feiner Weiſe Herrn 3. Friedrich irgend einen Vorwurf machen will; denn 
es fommt ja nicht jelten vor, daß verichiedene Menſchen einen gleihen Gedanfen 
haben. Aber im Interefje der Entwillungsgeihichte unferer Baumfluppen muß ich 
Herrn Aldenbräd die Priorität über die fraglice Erfindung jo lange zuiprechen, 
als nicht etwa nody ältere Anſprüche nachgewieſen werden können. 


Nochmals die Fachwerksmethoden. 


Die Abhandlung des Herrn Forſtmeiſters Denzin im Novemberbeft dieſer Zeit: 
ſchrift von 1885, Seite 565 ff., welche eine Entgegnung auf den früher von und ver: 
Öffentlichten Auffaß („Einige Bemerkungen über den Begriff der Fachwerksmethoden,“ 
Zahrgang 1884, ©. 522 ff. dieſer Zeitung) darftellt, fordert zu einigen furzen Gegen: 
bemerfungen heraus. 

Der Zwed unferer Abhandlung war der, nachzuweiſen, welden Begriff der Ur: 
heber des Ausdrucks „Fachwerksmethode“ mit diefem Cinrichtungsverfahren verbunden 
habe, ſowie zu zeigen, da der Name nicht ohne Berechtigung daftehe, mithin bei- 
behalten zu werden verdiene. 

Wie einige neuere — ———— dem Verfaſſer bewieſen haben, iſt dieſer Zweck 
erreicht worden und der Ausdruck „Fachwerksmethode“ dürfte vorerſt gerettet ſein. 

Aus dieſem Grund wird auch der Verſuchung widerſtanden, nochmals in der Sache 
ſelbſt das Wort zu ergreifen, insbeſondere auch das wenig Bezeichnende des von Den— 
zin vorgeſchlagenen Ausdrucks Abſtufungsmethode nachzuweiſen. 

Wir wollen und nur dagegen verwahren, Gründe gebracht zu haben, welche in 
den früheren Denzin'ſchen Arbeiten ſchon im Weientlidhen widerlegt find, wie Herr 
Denzin im Eingang feines Artifeld behauptet. 

Die von und angeführten Gitate aus Laurops Jahrbüchern und Hundeshagen 
waren entidyieden in dem voraudgegangenen Betrachtungen noch nicht in's Treffen ge 
führt worden. 

Dies war der Grund, weshalb wir diefelben in extenso bradyten, um daram zu 
zeigen, was die Urheber der Ausbrüde Fachwerk und Fachwerksmethode ſich bei der 
Wahl diefer Bezeichnungen eigentlich gedacht haben. 

Daß — wie Herr Denzin bemerft — Guftav Heyer in der 3. Auflage feiner 
Waldertragsregelung ſchon diejelben Werke, weldhe wir zitirt haben, anführte, fann in 
der oben erwähnten Thatſache, daß die Ausführungen aus den Werken von Hundes: 
hagen, Raurop x. in der vorliegenden Diskuffion noch nicht gebradht waren, nichts 
ändern. 

Thatjählicd war übrigens der im 1884er Jahrgang von und veröffentlichte Auf: 


128 Notizen. 


jaß zu einer Zeit gejchrieben, als die dritte Auflage von Heyer's Ertragdregelung, 
welche unferes Wiſſens erft Anfang 1884 ausgegeben wurde, nod) nicht in den Händen 
des Verfafſers war. Letzterer hat die Angabe der betreffenden Quellen (vielleicht ebenſo 
wie Heyer) der bezügliden Schrift von Wedekind's zu verdanfen. 128. 


Derlegung der mährifch-fchlefifhen Forftfchule Eulenberg nach Auffee. 


Mehrere Ausihugmitglieder des mähriſch-ſchleſiſchen Forſtſchulvereins ſprachen ſich 
in jüngfter Zeit darüber aus, daß eine Reform der mähriſch-ſchleſiſchen Forſtſchule 
zeitgemäß ei. 

Der Bereindausihuß des erwähnten Forftichulvereind hat nun nachſtehende Ber- 
änderungen im Organismus der Anftalt beichlofien. 

Es ſolle die mähriſch-ſchleſiſche Forftichule zu Eulenberg vom Studienjahr 1885/86 
an den Titel „Korftlehbranftalt” führen; den Lehrern an derjelben joll dann der 
Titel Profefjoren gegeben werden. 

Um in die mähriſch ſchleſiſche Forftichranftalt aufgenommen werden zu fünnen, jei 
fünftighin — mit dem Jahrgange 1886/87 beginnend — eine mindeftend 1 jährige 
BVorpraris und die mit gutem Erfolge abjolvirte 5. Real» oder Gymnaſialklafſe möthig. 
Die Anftalt jet unter der ferneren Beibehaltung des Convictſyſtems an einen leichter 
zugänglichen Ort zu verlegen. 

Mas das letztere anbelangt, fo bat ein zu diefem Zwede gewähltes Gomit& fidy 
dahin erflärt, daß zur Unterbringung (Berlegung) der Forftlehranftalt an einen ge 
eigneteren Drt, die Stadt Mähriſch-Aufſee ganz paffend ſei, mojelbit die Anftalt 
feit 1852 (dem Jahre ihrer Begründung) bis 1867 ihren Sik batte. 

Bon Seiten Sr. Durchlaucht dem regierenden Fürften Johann von Lidhten: 
ftein hofft man auf fihere Zuftimmung zur Berlegung der Korftlehranftalt. 


Graf Arco-Finneberg als Jäger. 


Der kürzlich verftorbene Graf Arco-Zinneberg (Münden) war einer der be- 
deutendften Watdmänner unjerer Zeit. Wie feine Schuflifte ausmweift, erlegte derfelbe 
1049 jagdbare Hirſche, 1800 Stück Gemſen, Auerhähne nad Hunderten; auch wurde 
von demfelben der legte Luchs, der in Bayern erbeutet wurde, geichoffen,; eine große 
Leiſtung war fermer, daß er bei einer Hajenjagd an einem Tage 100 Hafen erlegte. 
Seine Haupt: Fagdgebiete waren im bayeriichen und öfterreidhiichen Hochgebirge, Nieder: 
Öfterreich, Moldaugegend, Walachei, Kroatien, Slavonien und in der Bufovina. Die 
Geweihſammlung des Grafen, welche fih im Arco-Palaid am Wittelsbacher-Palais 
befindet, ift weltberühmt; in derfelben findet fih u.a. ein 22 Ender mit über 19 Pfr. 
Gewicht, im Ganzen überhaupt circa 500 Hirſchgeweihe, welche ſich theild durch 
Stärke, theils durch Abnormität audzeichnen; von befonderem Werthe find 50 Stücke 
der ſchönſten Nehböde, ein jchediger Gams und ein eben joldyer Rehbock. Der ver: 
lebte Graf hatte das Unglüd, noch als rüftiger Mann plöglich das Licht der Augen 
zu verlieren, Abends noch erlegte er auf dem Striche eine Schnepfe und als er am 
andern Morgen aufwachte, war er erblindet. 


I. Original - Artikel. 


Schlaglichter zur Streitfrage: fchlagweijer Hochwald- oder 
Semelbetrieb, 
Bon Forftraty Profeffor Schuberg in Karlsruhe. 


Ueber die Licht- und Schattenfeiten des jchlagweilen Hochwald- und 
bed Femelbetriebs werden in der Zagesliteratur und in Verſammlungen 
noch immer mit Eifer die — Anfichten ausgetauſcht. Schlagende Beweife, 
welche zum Austrage binführen fönnten, muß man leider meiftens ver- 
miſſen. Ziffernmäßige Belege beizubringen, ift allerdings weder bequem 
noch leicht, denn ed gemügen ebenjowenig mathematiſche Konftruftionen 
ohne reelle Grundlagen ald Ableitungen aus vereinzelten fleinen Objekten 
mit dem jo häufigen, eilfertigen Schluß auf das Große. 

Beweiögiltige Zahlenergebniffe müfjen vielmehr gewifjenhaften Unter: 
juhungen in Waldungen jenes Betriebs entitammen, für oder gegen welchen 
fie zeugen jollen, und jene Waldungen müſſen jeit längerer Zeit nad) dieſem 
Betriebe behandelt, die Unterſuchungen müfjen in genügender Anzahl und 
auf jo großen Flächen gewiffenhaft angeftellt worden jein, daß über die 
Zuverläjfigfeit und Nichtigkeit der Endergebniffe feine triftigen Zweifel 
mehr obwalten können. 

Soldye Erhebungen lafjen fich nicht binnen weniger Jahre durchführen, 
ſchon der Abfchluß der umfafjenden Rechnungen ift zeitraubend, wahr» 
genommene Lüden oder Anftände verlangen zur Ergänzung und Klar— 
ftellung neue Berzögerungen. 

Auch genügt die Thatjache nicht, dab ftrenge wifjenjchaftliche Grund» 
ſätze dabei beobadytet worden find. Wer die Erhebungen anftellt oder 
leitet, muß den Betrieb der betreffenden Dertlichfeiten durch längere Beob- 
achtung oder eigene Wirthichaftsführung genau fennen gelernt haben. 
Klingt ed ſchon ſehr bedenklich, wenn Iemand eine Betrieböweije befämpft, 
von welcher er eingeftehen muß, dab ihm die zur Kritif nöthigen Wal- 

Gorftmifienichaftliched Gentralblatt. 1886. 10 


130 Schuberg: 


dungen zu fehlen jcheinen (oder nicht befannt find) — jo wäre es noch 
mehr verfehlt, ungeeigneten oder unrichtig behandelten Objekten feine Zahlen 
zu entnehmen. Dieje Gefahr liegt beim Femelbetrieb am nädhiten, weil 
die Wirthichaft jelbft oft fein ſcharfes Gepräge hat, zeitweije mwechjelt und 
namentlidy bei Uebergangszuftänden über die Hieböführungen manchmal 
feine volle Klarheit herricht. 

Immer nody möchten einzelne den Femelbetrieb und die Betriebälofig- 
feit ald identiſch anſehen. Selbft bei Schriftftellern deutet der Ausdruck 
„geregelter Femelbetrieb“ auf dieje irrige Auffalfung bin — und uns 
geregelter Betrieb ift doch etwas, das ſich jelbft wideripricht. 

Meiftens berufen ſich die Gegner des Femelbetriebs, anſtatt Belege 
für ihre eigenen „Anſichten“ beizubringen, auf die Neukerungen anderer 
Gegner, welche ebenjowenig beweisfräftig find. Im diejer Weiſe ift in des 
verehrten Kollegen Fürft neulich erichienener Schrift!) gleichfalls ver: 
fahren, wenn er jagt: „Wir werden die dem Plänterwalde nachgerühmten 
Bortheile kritiſch zu erwägen haben, wie dieß auch ... jeitensd Bon: 
haufen’ geichehen iſt.“ Folgt man aber feiner Verweiſung auf jenen 
Aufjaß?), ſo ſucht man vergebens eine Bemweisführung für die gegen ben 
Femelbetrieb aufgeltellten Sätze. Daß der Femelwald z.B. weniger Nube 
holz liefere, daß die Qualität ſeines Holzed geringer fei, weil die Breite 
der Jahresringe zu jehr unter dem Wechſel von Schluß: und Lichtitand 
ſchwanke, daß die Stämme kürzer, abfälliger, aftreicher jeien — daß der 
ſchlagweiſe Hochwald einen größeren Holzreihthum befiße u. j. m. — 
dafür ift feine einzige Thatiache ind Feld geführt. 

Aud das angebliche Kuriofum, welches Fürft im badiſchen Forſtgeſetz 
von 1833 entdecdt hat?), ift nur ald der überwundenen Auffaſſung ent 
iprungen anzujehen, wie fie bereitd erwähnt ift, und charafterifirt die all» 
gemeine Anjchauung der damaligen Zeitgenoffen. Daß dieje geſetzliche 


1) „Plänterwald oder ſchlagweiſer Hochwald“. Berlin bei P. Parey. 1885 
(S. 20). 

2) In der Allgemeinen Forſt- und Jagd-Zeitung von 1882, S. 289. Weder die 
befämpften Vertheidiger ded Kemelbetriebs find bier genannt, nod die Schriften an: 
gegeben, worin diejelben ihre Anfichten entwidelt haben. Wenn bier nody angeführt 
wird, daß Vonhauſen's Anfidyten bei den Koritwirthen des badiſchen Schwarzwaldes 
lebhaften Widerſpruch erfuhren, jo wird dieß hoffentlich als eine Schmälerung jeiner 
ſonſtigen Verdienfte nicht aufgefaßt werben. 

3) Nämlich im $ 17, wonad „das Verfahren einer Plänter- oder Femelwirth— 
ſchaft als unftatthaft“ erklärt wurde. Webrigens ſei zur Ergänzung des Bildes noch 
$9 Abſatz 2 erwähnt, wonach aud „table Abtriebe nur aus befonderen Gründen aus: 
nahmsweiſe von der Staatsforftbehörde geſtattet“ waren. 





Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 131 


Beitimmung längft außer Anwendung ift, daß an vielen Drten des 
Schwarzwaldes — nit im Privatwald allein — aud in Staatd- 
und Gemeindewaldungen, in leßteren auf die dringenden Vorftellungen 
über die aroßen wirthfchaftlichen Einbußen, welche die Meberführung in den 
FSemeljchlagbetrieb veranlaßte — Femelhiebe wieder Regel geworden 
find, ift in Baden und den Nachbarländern wohlbekannt. Deutlid) 
erhellt die aus den Verhandlungen ded badiſchen Foritvereind bei jeiner 
Berfammlung zu Wolfah im Fahre 1884. Dort äußerte der Referent, 
Dberföriter Schätle von Wolfady, als er das zur Beſprechung geitellte 
Thema einleitete, unter Anderem folgendes!): 


Die Femelwirthſchaft fei in den Weihtannenwaldungen des oberen Kinzigthals 
eine uralte Wirthſchaftsform. 

In den Staats-, Gemeinde: und Körperſchafts-Waldungen habe die vom Korit- 
geieß gebotene Schlagwirtbichaft zur Folge gehabt, daß durch das Ausſetzen der Ber: 
jüngungshiebe viele Stämme des Hauptbeftandes ihren Nußholzwerth verloren, weh: 
halb zahlreiche BVorftelungen und Beſchwerden erhoben worden jeien. 

Umfangreihe genaue Unterſuchungen über die Bor: und Nachtheile der Schlag: 
und Kemelwirthichaft hätten dann überzeugt, daß die Beſchwerden theilweije begründet 
feien; es ſei deßwegen der Verjüngungszeitraum von 10 auf 30 Jahre ausgedehnt und 
der Aushieb Frebfiger und angefaulter Stämme aud aus jüngeren Beftänden an: 
geordnet worden, die neue Wirtbihaftsführung hätte aber im Kaufe der Zeit noch 
einige Abänderungen erfahren. 

Bei den Hiebsausführungen würden jeßt in jungen, mitteljährigen 
und alten Beftänden in erfter Reibe die Frebfigen und jonft ſchadhaften 
Stämme weggenommen, außer den unterdrüdten Stangen bid zu 10pGt. 
des Hauptbeftandes, bierdurdh aber die Beftände in ihrem Wachsſthum 
erbeblich gefördert. 

Vom 80 —90 jährigen Durbichnittsalter an werde ſehr ſcharf durchforſtet, ſofern 
nicht die Aushiebe ohnehin eine lichtere Stellung ſchaffen, das Erſcheinen von Pflanzen 
in den Rüden jei jetzt erwünſcht, die VBerjüngung fei damit eingeleitet und zu 
ihrer Förderung folge jept alle 10 Jahre ein Hieb. 

Dabei greife man zuerft nad allen ſchadhaften, geringwüchſigen, krummen und 
breitaftigen, im zweiter Reihe nad den ftärfften Stämmen; ſchöne und gutwüchſige 
verjhone man, die leßten Stämme entferne man 40—50 Jahre nad) dem Ericheinen 
der erften Pflanzen. 

Sn Beftänden von ausgeprägtem Femeldarafter finde alle 10 Jahre ein Durch— 
bieb ftatt, mit der Regel, immer erft die ſchadhaften, unſchönen und ſchlechtwüchſigen, 
dann die ökonomiſch-reifen Stämme zu nehmen, gleidaltrige Stammgruppen nur vom 
unterdrüdten und ſchadhaften Holze zu reinigen, aber im Scluffe fortwachſen zu 
laſſen. 

Nah jedem Hiebe ſei die Aufaftung der alten Hölzer zweckmäßig, in eigentlichen 
Femelbeftänden unerläßlic, um dem jungen Holze Richt zu verfchaffen. 


1) Da das Vereinsheft mur im den Händen weniger 2ejer ift, lafjen ſich einige 
Auszüge and dem Referat nicht umgehen. 
10* 


132 Schuberg: 


Zur Holzfällung und Zurichtung ſeien geübte und ſorgſame Holzhauer nötbig, 
welche ſtets in der Richtang des geringſten Schadens (aljo auch in die dich— 
teften Jungwüchſe hinein, wo Pflanzen entbehrlich find) fällen, die entftehenden 
Lüden jeien in wenigen Jahren zugewadjen. 

Die Fällung geſchehe gewöhnlid im Frübjahre nach dem Safteintritt, die Stämme 
blieben bis zum Herbfte beim Stod liegen (jo daß fie austrodnen und leichter werben) 
und würden dann (oder während des Winters) an die Waldwege gezogen und gejeilt, 
die Beihädigungen des ftehenden Holzes feien dabei von geringer Be 
deutung, weil die Schleif- und Rieswege nur etwa 90 m Abftand haben. 

Die nah jedem Hiebe entftandenen Rüden würden mit ftarfen Tannen 
pflanzen bejest, der Bedarf an Pflanzen jetaber außerordentlich gering. 

Durh die Beobahtung des Grundjaßesd, alle krebsbefallenen 
Stämme aus den Beitänden jeden Alterd auszubauen, jei die femel: 
weife Behandlung der Weihtannenwaldungen bedingt, denn die Krebs: 
frankheit bringe große Verlufte, wenn man die befallenen Stämme nicht fleißig ent: 
ferne: dieß redtfertige ſchon den Kemelbetrieb, er fei aber auch wegen 
feiner hoben Erträge empfehlenswerth. 

Es jei geftatter, auch im diefer Beziehung einige Belege zu citiren. Der Referent 
führte an: 

Er babe für 6 Gemeindewaldungen von 1003 ha Gefammtfläde, in den Zahren 
1835 und 1840 vermeflen und eingerichtet und jeither im den Grenzen unverändert, 
die Holzuorräthe, welche die erfte Einrichtung und jede Emenerung derjelben Eon: 
ftatirte, verglichen und die Nutzungsmaſſen jeit der Einrichtung ſummirt und pro Jahr 
und Hektar beredinet; die Vorräthe hätten jeither um 3,15 fm pro Jahr und 
Hektar zugenommen, die Nußungen 6,48 fm betragen — zuſammen 9,63 fm; 
die Vorrathszunahme und Nutzung feit 1855, wo die Schlagmwirthichaft mit 
den kurzen Verjüngungsperioden verlaffen worden, bis zum Jahre 1883, aljo binnen 
25 Jahren, betrage dagegen zuſammen 12,3 fm. 

Die Waldungen enthielten 35 pCt. Fichten, wovon die Hälfte auf Harz genupt 
worden; wäre jümmtlicdyes Holz gejund geweien, fo hätte fidh der Zuwachs noch höher 
belaufen; Aufnahmen in Probebeftänden wiejen bis zu 14 fm nad)! 

Wegen des Vorwurfs, die Femelwirthichaft liefere wenig Nutzholz, habe er (Re: 
ferent) das Nußholzprocent der legten 10 Jahre von jenen 1003 ha berechnet 
und 66 pGt. der ganzen Nutzungsmaſſe (einichl. Reifig!) gefunden; wo die 
Harzfichten und Krebshölzer jo ziemlich bejeitigt find, ftelle es jih auf 
70 und 74 p&t.! 

Die Kulturfoften (Pflanzung und Pflanzichulen, Kulturreinigung und Auf: 
aftung) betragen jährlich 1468,62 M, d. i. 1,46 .# pro Fahr und Heftar. 

Die Femelwaldungen hätten durdy Naturereignifje wenig zu leiden, Schaden durd) 
Schnee und Wind jet unbedeutend u. j. w. 


Ohne auf die folgenden Verhandlungen, welche nody viele gewichtige 
Belege beibrachten, einzugehen, jeien zunächſt, zurücweilend auf obige Gitate, 





1) Diefe Nachweiſe fügen fi auf zwei mit größter Genauigfeit ausgeführte 
Holzmafjenaufnahmen auf der Geſammtfläche; das Ergebniß der zweiten ift viel 
größer ald jenes der erften. 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 133 


noch einigen Irrthümern, welche jchon bei der Wildbader Verſammlung 
zum Borjchein famen und neuerdings ald Beweiſe gegen den Femelbetrieb 
wiederholt werden, die nöthigen Berichtigungen entgegengehalten, nämlich: 


1. 


dab der Bemelbetrieb thatlächlich in Baden noch (beziehentlic, 
wieder) auf größerem Waldgebiete in Hebung ift (nicht 
auf jehr beichränfter Fläche, wie z. B. (aud in Wildbad 
behauptet worden), 

daß dem jahrzehntelangen Wirthichaften im ſchlagweiſen Hoch— 
waldbetrieb dad Umfichgreifen der Kreböfranfheit in den Tannen— 
waldungen theilweiſe zur Laſt gelegt werden und jedes Abgehen 
von ihm, um diefem Uebel entgegenzuwirfen zur Wiederannäherung 
an den Kemelbetrieb führen muß, 

dab folgerichtig der letere, nachdem er die Waldungen wieder von 
der überwuchernden Kreböfrantheit!), dem Miftelmuchd und anderen 
Uebeln befreit hat, mehr und beſſeres Nubholz liefern muß als 
der eritere Betrieb, welcher jahrelang die Art von reinigungd- und 
pflegebedürftigen Beftänden fernhält (unter dem Titel der „Diebö- 
ruhe”), und daß die gegentheiligen Behauptungen auf einem gröb» 
lichen Irrthum beruhen?), herrührend aus mangelhaften einfeitigen 
Bergleichungen, weldye einer zuverläffigen und richtigen Grund— 
lage entbehrten, 

daß durch den Femelbetrieb weder der Holzuorrath noch der Zu— 
wachs vermindert, jondern eher geiteigert wird, 

dab bei geſchulter Holzhauermannſchaft Fällung und Holzbei— 
bringung ohne erheblichen Schaden durchgeführt werden kann, 
denn ſonſt — könnte der Zuwachs und Vorrath ſich nicht ſtei— 
gern und 


1) Das Umſichgreifen des Krebsübels iſt allerdings zugleich zwei anderen Fehlern, 
dem Erſtreben reiner Tannenbeſtände und einem zu zaghaften Durchforſtungsbetrieb 
zuzuſchreiben. 

2) Schon bei der Wildbader Verſammlung war dem ſtatiſtiſchen Mißgriff, daß 
den 24—28 pCt. Nutzholz des Geſammtertrags aller badiſchen Staatswal— 
dungen (einichl. Reiſig und einſchl. 60 p&t. Buchenwald!) 70—80 pCt. Nutzholz vom 
Derbholzertrag der württembergiſchen Staatswaldungen des Schwarzwaldes 
(beinahe reinen Nadelwaldungen!) gegenüberſtehe, von zwei Rednern aus Baden 
die nöthige Beleuchtung gewidmet worden. Herrn ıc, Fürſt made ich einen ſchweren 
Vorwurf daraus, dab er einen ſolchen Vergleih ungeprüft auf S. 28 feiner oben 
angeführten Schrift noh einmal als Beweismittel feinen Kejern auftiſcht und noch 
dazu in falfcher Darftellung!! 


134 Schuberg: 


6. daß der Femelbetrieb die natürliche Verjüngung in hohem Maaße 
begünſtigt und die künſtliche Nachhilfe auf ein geringes Maaß 
einſchränken läßt. 

Wäre nicht meiſtenorts die Wirthſchafts- und Hiebsführung wegen 
der mannigfaltigen und wechſelreichen Holzartenmiſchung, ſowie wegen der 
verſchiedenen Entſtehungsweiſe, in Folge deren manche Beſtände mehr 
gleichalterig, andere durch Femelwirthſchaft höchſt ungleichalterig ſind, eine 
ſo kombinirte, ſo könnte man eher Waldungen von ausgeprägtem, ſtrengem 
Hochwaldbetrieb finden und ſolchen von reinem Femelcharakter gegenüber— 
ſtellen, um Wuchs und Ertrag zu vergleichen. Aber wie die Verhältniſſe 
thatfächlich liegen, find ganze Waldkomplexe felten, welche lange genug nach 
gleichheitlihen Wirthichaftögrundjägen behandelt worden find. 

Zuweilen hört man von reinen oder gemijchten Weißtannen-Bezirken 
(ganzen Revieren), welche irgendwo mit höchſtem Nußbolzprozent, jehr 
günftigem Geldertrag und ohne namhafte Kulturfoften im Femelſchlag— 
betrieb mit 15—20jährigen WBerjüngungäperioden (ja auch mit Kahl- 
ſchlägen) behandelt würden. Es wäre jehr lehrreich zu erfahren, wo diele 
Waldungen eigentlich liegen und ob — der Wahrheit die Ehre! — dazu 
feine 150—200 jährige Starfholzbeftände gehören, deren hohen Sortiments- 
wert man dem jeßigen 100—120 jährigen Umtrieb und der jegigen Wirth- 
ſchaft gutichreiben möchte, jowie ob nicht beim Anhieb der haubaren Orte 
bereits 10—20jährige Vorwuchsgruppen vorhanden zu jein pflegen, jo 
dab eigentlich die VBerjüngungsdauer ſich ald eine 30—40 jährige darftellt! 

Wenn aber Nadelholz-Vorwüchſe Jahrzehnte lang unter Frebfigen 
und breitaftigen Althölzern oder fronenreihen Buchengruppen ſtehen 
geblieben find — war hieran der Femelbetrieb jhuld? War ed nicht viel- 
mehr die Unterlaffung feiner wiederkehrenden Durchhiebe, die Zuweiſung 
ſolcher Drte in die zweite oder dritte Periode des Umtriebs mit einitweiliger 
„Hiebsruhe“, wie die Cinrichtung zum jchlagweilen Hochwald ed vor: 
jchreibt!? Der rationelle Semelbetrieb verlängert ſolche Zuftände nicht, er 
verläumt weder den Nachhieb alled Un: und Mißwuchſes, noch die Licht» 
ftellung und Ergänzung freudigen Anwuchſes; er macht ſich des Fehlers 
nicht fchuldig, einer Theorie zu Liebe in den Beftänden der I. Beriode das 
frohwüchſige noch hiebsunwerthe Holz mit dem hieböreifen und jchlecht- 
wüchſigen raſch abzuräumen und dem Käufer auf Gnade und Ungnade 
vor die Füße zu werfen, unterdeſſen aber ungleichwüchſige Beitände ſich 
mit franfen, jchadhaften, mißwüchfigen Hölzern füllen und ihre ein- 
gewachſenen Starfhölzer verfaulen zu laſſen! 

Es ift überhaupt erftaunlich, wie vieled manche dem $emelbetrieb auf 
das Kerbholz jchreiben wollen, was vor Zeiten eine regelloje oder doch mit 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 135 


ichwanfenden Grundſätzen empirisch betriebene Waldbehandlung verjchuldet 
hatte — noch erftaunlicher, wie viele ihm alle erdenklichen Schattenjeiten 
zuzäblen, aber niemals die Waldungen genau bezeichnen, wo fie die be— 
bhaupteten Mängel durch einige genauere Erhebungen feitgeftellt haben!). 
Es fommt jogar vor, daß erfahrene Forſtwirthe beim Bejuch von Yemel- 
beftänden die diejen eigenthümlichen Charaktere nicht einmal erfennen und 
ihre große Ungleichaltrigfeit überjehen. 

Die Beweggründe, weldye den verehrten Kollegen Fürft leiteten, als 
er in jeiner oben citirten Schrift die Erfolge der beiden Betriebdarten 
gegeneinander abzumägen juchte, follen nicht verfannt werden, aber der 
Widerſpruch ift doch bedenklich, wenn auf Seite 18 fteht: 

„in den Plänterwaldungen des Schwarzmaldes tft der Tannen— 
krebs viel verbreiteter ald in vielen und befannten gleichalten (1?) Tannen— 
beitänden“ 

und dann Seite 19 und 20: 

„Wir werden die dem Plänterwald nachgerühmten Vortheile kritiſch zu 
erwägen haben... .. Es ftößt eine ſolche Prüfung dadurd auf nicht 
geringe Schwierigkeiten, dab Waldungen, in denen eine rationelle 
ſyſtematiſche Plänterwirthſchaft Schon jeit längeren Jahren 
betrieben wird, und der Hauptjache nach fehlen und daß auch jene 
MWaldungen, die Herrn Profeffor Gayer bei feinen Plänterwaldbildern 
vor Augen jchweben — die Tannenwaldungen des badiſchen 
Schwarzwaldes dod mehr in einem Femeljdhlag:... als im 
eigentlihen Plänterbetrieb ftehen!* 

Dafjelbe Objeft pro und contra jo zu benußen in einem Athem, was 
ſoll man davon denfen? Welche Wirtbichaftsform hat nun wirflid die 
Heberfüllung der Beitände mit Krebömüchjen veranlaft? So gelangt man 
zu feinem Austrag! 

Die Gejammtergebnifje ganzer Wirthſchaften zweier auögeprägter, lang- 
her entwidelter Betriebsformen einander gegenüber zu ftellen, fällt allerdings 
jehr ſchwer — aber man kann gewifjenhafte genaue Zuwachs- und Ertrags- 
unterjuhungen ausgejuchter Einzelflächen zu ziffermäßigen vergleichenden 
Darftellungen benüßen. Nur muß man fid) dabei zu verläffigen juchen, 
welche Beftände dem jchlagmweilen Hochwald- und welche dem Bemelbetriebe 
ihre Entftehung verdanken. Dieß läft fich durch die Aufnahms-Ergebniffe 
von Verſuchsflächen ganz gut veranjchaulichen: 


1) Geradezu köſtlich ift der Verſuch abzumwägen, ob der Wildſchaden im fchlag- 
weijen Hochwald oder im Femelwald größer fei, obgleich der Wildftand kaum irgendwo 
bis zur Vergleichbarkeit Fonftatirt und einige Sabre lang der gleiche ift. 


136 


A. 


Eine Durchforſtungs-Verſuchsfläche 
wald Abth. II. 1. Nr. 1.11 (ſtärkſte 


Scuberg: 


im Forſtbezirk Gernsbach, Domänen: 
Durdforftung), in 440m M. 9., 


II. Et. K. (gut), durchſchnittlich z70jährig, hatte an Hauptbeftand auf 1 ha: 

















ae Klaffen, Sentimeter, gemefien m 1,3 m Höbe 









































u 17 20 23 26 29 32 86 88 41 44 4 60 | 53 Zus 
bie | bid | bie | SIR, bis | bie | big | bis | bis bis | bis bis | bis u. fammer 
16/19/92 20 28 3134 |37 | 40 | 48 | 46 | 49 | 52 . 
Stammzahl . | 12 | 76 | 120152160 1080 56 | 64 | 44 | 16 12 | 4 2 im 2 828 
In Prozenten | 1,4| 9,1 14,5 18,4 19,4 13,0. 6,8 78 533 1,9 14 05 05 = 10 
Stärteflafien. I I m IV V 
Der Probeftämme (15 Stüd) 
63—73 61-69 59-83 66-71 ne Durchſchu. 
Alter . . 5 64 73 69 Jahre 70-713. 
Durdim. in13m 191 35 %5 30,6 F cm 28,4 cm 
ööfe . - .„. .„. 817 42 40 MA 274 m 24,3 m 
| Vom Haupt: 
Kubitinhalt beftand 
Derbhol; . . . 0,64 1056 141 1,68 2,94 fm 631,01 fm 
Reisbo . » .» 0,08 0,18 019 02 0,63 „ 104,61 „ 
Zujammen 0,72 118 160 1,98 8,57 fm 735,62fm pr. ha 


Kreisflächeniumme 52,24 qm 


Durchſchnittszuwachs 10,51 fm pro Hektar 


Sortimentd-Berhältniß nah dem Ergebniß der Probeftämme 


Derbnutzholz 
pCt. 82,5 


Brennſcheitholz 
02 


Prügelbolz 


Zufantmen 
100 


Brennreifig 


3,1 14,2 


Durdforftungs:Ergebniß 61,79 fm (einichliehlich unterdrüdter Krebshölzer) wovon 


Stammbolz 
pCt. 55,3 


Stangen 


25,5 11,3 


Scheit: u. Prügelbolz 


Zujammen 
100 


Brennreifig 
7,9 


Aus diefer Aufnahme ift jofort die Entitehung des Beſtandes in bei- 
läufig 40jähriger Berjüngungsdperiode und dad Fortwachſen in 


langjährigem vollem Scluffe erkennbar; 
beim 60. p&t. der Stammzahl: 60 p&t. haben 
14— 28, 40 pCt. haben 28—55 cm Grunditärfe. 


liegt, von unten gezählt, 


die mittlere Höhe und Stärke 


Die Stammanalyjen 


zeigen ein Zurüdgehen des Wuchſes bei 50—60 pGt. der Stämme, was 
vielleicht in Folge der ftarfen Durchforſtung fich ändert. Die Probe- 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ꝛc. 137 


ſtammfällungen und Stammanalyſen laſſen dagegen (weil dazu 
nur fehlerfreie Stämme ausgeſucht werden dürfen) nicht erfennen, daß 
zur Schlußerhaltung viele ftarfe Kreböhölzer mit dem Hiebe 
verichont find. Eine angrenzende vierte Verjuchöfläche ift davon völlig 
befreit worden, um ihren Beltandewuchd mit jenem der anderen drei 
Flächen jpäter zu vergleichen. Die entfernten Krebsſtämme (36 Stämme 
pro Heftar) mit 23—41 cm Grunditärfe, nur zum fleinen Theil anbrüchig, 
ergaben: 


Stammholz Scheit: und Prügelholz Reiſig Zuſammen 


23,58 7,95 3,94 35,46 fin 
in pGt. 66,5 22,4 111 


aljo 16 p&t. weniger Nutzholz, als im Hauptbeftand, ein Ausfall, 
welcher fich nicht jelten auf 30 p&t erhebt. 


B 


Am gleihen Orte hatten jchon vor dem Jahre 1870 zwei ftändige 
Verſuchsflächen beitanden, welche wiederholt aufgenommen wurden und 
nachitehende Wuchöverhältniffe (auf 1 ha beredynet) zeigten: 


Des Mittel: 





% = Laufen— 
312 jtammes | Beltande- | Dur: oer jähr. 5 
5 [Alter | ® zw | maffe ſſchnitts— licher 3 | & 
Pr E E Srund-| .. inclufive | Zu: 30: wachs 3 
5 |: 5 |färe Höhe | Neifig | wadıs wachs 
* Jahre] 9 qm |em | m | fm fm fm | p6t. * 
Bi . I 138 
2 | 54 | 1600| 452 | 190 | 189] 485 8,93 238 
10 | 144 || 22 
59 | 1800| 472 | 21,5 | 20,4 | 520 8,82 #2 
832 
64 | 1061| 5590| 85 | 19] si | sus] 82 | 15 Fr 
sau 
69 | Ma 49 5 85 614 893 | 106 | 189 1 Tr2 
253 
8 | 60 | 1561| 5564| 213 | 186 | 587 9,75 
Be Kam He — 1106 1,80 
65 | 1283| 55,7 | 24,0 | 198 | 640 9,85 
70 | 1017| 56,1 | 26,5 | 21,9 | 700 10,00 | 12,0 | 1,88 
25 | ol 92 | 83 | 837] 77 1035 | 15,4 | 2% 
Ungeachtet auch dieje Flächen zahlreiche Krebsſtämme enthielten, zeigten 
die Wuchsverhältnifje ſich doch fehr günſtig; der Zuwachs war noch immer 


138 Schuberg: 


im Steigen begriffen, jogar das Zumachöprogent ftieg, was feine häufige 
Erſcheinung ift. Aber ungeachtet der Durchforftung bei jeder Wiederauf: 
nahme (Entnahme von mehr ald 40 pG&t. der Stammzahl binnen 15 Fahren) 
janf dennoh der Zuwachs der jchwächeren Stämme und die Kreböhölzer 
drohten einen zunehmenden Ausfall an Nutzholz. 


©. 

Eine Verſuchsfläche im Forſtbezirk Baden (Dom. V. Abth. III, 7), 
in 210 m M. H., ebenfalld der II. Standortöflaffe zugehörig, 1878 und 
1883 arbeitöplanmäßig aufgenommen, hatte bei mäßigftem Beſtandsſchluß 
(Schlußgrad a): 

















> © | Des Mittel: ; 

1 8 ftammes Beftande-| Durch: Ne = 

— 5 (Grund: 4: inclufive | Zu: Zu: jradsl £ 
s 5 ftärte | Höhe | Reifig | wadıs mache 5 
= gm | cm m | in | fm | _fm pPEt. N 
9 97 | 527 | 54,0 | 36,1 | 27,9 905 9,33 

6,24 | 0,69 
102 | 457 | 53,1 | 38,5 | 30,5 936 9,18 


jomit im ſtarken Sinfen begriffenen Zuwacht, das Zumwacsprozent 
ſchon weit unter 1,0, was auf die wirthſchaftliche Nothwendig— 
feit hinweilt, den Beftand zu durdlichten und dadurd bei den 
wüdhfigften Stämmen auf eine nohmalige Wuchsſteigerung 
und die Berbejjerung der Sortimentd:-Berbältniffe (worüber 
Näheres weiter unten) binzuwirfen. 


D. 


Im großen Durdyichnitte ift der Derbholz-Gehalt und Zuwachs bei 
geichloffenen Weißtannen » Waldungen der zwei beiten Standortö- 
flajjen nad den Unteriuchungen in Baden der folgende'): 


1) Dr. X. Lorey's „Ertragstafeln für die Weißtanne“, Frankfurt a. M. 1884 geben 
hiervon weit abweichende Zahlen an, namentlich in den unteren Xiteräftufen; die dort 
entwidelten Zumadsprozente ded Derbholzes finken in I. Standortsgüte erft vom 
100. Jahre, in II. erft vom 120. Jahre ab unter 1,00. Eine näbere Beleuchtung 
diefer großen Differenz muß einer anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben. 


. 


Schlaglichter zur Streitfrage: jchlagweifer Hochwald ıc. 139 





Sabre 


L 


Beſtandsalter 50 60 70 80 90 100 110 


Feftmeter pro Hektar 


Standortsklaffe I. | | 

| | | 
Derbholzmafie . . 1487 614 7122 814 80 | 956 ‚1017 
Durchſchnittszuwachs 9,7 10.2 10,3 10.2 9,9 9,6 ı 92 


Periodiſch jährlicher 


| 2,7 0,8 9,2 1,6 6,6 ; 
Zuwahs . . . 12,7 10,8 ), 1,6 36 64 


Zuwachs pCt. 


Standortsklaſſe II. | 


Derbbolzmaite . 355 465 5654 647 720, 781 
Durchſchnittszuwachs 7,1 78 s.4 81 5,0 7,8 16 


Periodiſch jährlicher 
Zuwachs 


Zuwachs pGt. 


Dieſer Wuchsgang läßt erſehen, daß bei andauernder Erhaltung des 
Beſtandsſchluſſes die Maſſenmehrung ſchon früh nachläßt; die Analyſen 
der Klaſſenprobeſtämme weiſen insgeſammt darauf hin, daß die haupt— 
ſächliche Urſache in dem Wuchsnachlaß der vielen Schwächlinge der 
unteren Stärkeklaſſen liegt, welche man „im Kampf um's Daſein“ jahre— 
lang erhält, obgleich zuſehends ihre Lebenskraft ſchwindet. Welchen Unter— 
ſchied ſchon der Beginn der Durchforſtungen, ihr Stärkegrad und ihre 
Wiederkehr in der prozentijhen Bertheilung der Stammzahl in 
die Stärfeflaffen der Beftände innerhalb derjelben Standortöflaffen äußert, 
möge die Ueberſicht E zeigen. 


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Die bei jeder Wiederaufnahme ftändiger 


Verſuchsflächen üblichen Stammanalyjen beftätigen die durchaus, wovon 


bier ebenfalld einige Beiſpiele 


. 
* 


Sclaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıe. 
Die Tanne ift demnach, obgleich audgeprägte Schattenholgart, für 


zeitige und häufige Aufhebung eined gejpannten Beltandöjchluffes jehr 


empfänglich und zeigt dieß in der energiicheren Entwidlung des 


Stärfe- und Höhenwuchſes. 




















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142 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 143 


Um dem etwaigen Einwand zu begegnen, einzelne ausgewählte Beifpiele 
jeien feine vollgültige Beweile (zumal Lorey's Ertragstafeln viel nie 
drigere Zahlen angeben!), mögen nody die arithmetiſchen Mittel aus 
allen Stammanalvjen ftammärmfter (räumlider) und ftamme 
reichfter (dichter) Verjuchsbeftände der 1. bis III. Standorts- 
klaſſe folgen d. i. aus nahezu 200 unterjuhten Stämmen, melde 
in’2 m lange Abjchnitte zu diefem Zwede zerlegt worden find (aus den 
Aufnahmen bis zum Jahre 1883): 


F, Arithmetifhe Mittel, 






Durdimeffer der Klafjenftämme in | Sceitelhöhen dieier Klafſenſtämme 






































. | 13 m mit dem Rindenzuſchlag im] im mittleren Beitandsalter von 
——— mittleren Beſtandsalter von Jahren Jahren 
flaffe und — a ———— 
Sciuborad 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 90 |100| 40 | 50 | co | 70 | 80 | 90 100 
— I —— 
ne 4 DR = F 
I. a. 17,2 22,4! 26,9 30,5: 34,11 — | — [15,5 19,5 229 2,5: TA — | — 
e. [12,7 16,8 21,0 24,7 274 — | —96 142 183 21,1 28,6 260 — 
| | | | | 
| | | 
II. a. 17,0) 21,9) 25,3 28,4 30,4 33,3) — [13,4 17,9 21,1 238 26,2 381] — 
| | | | 
e 1112154 192)380%41 — — [105 145 179 20,233 — | — 








| 
| | | | | 
II. a. [11,3 15,1 182) 21,1] 233,5. 25,8 — |10,2 13,9 18,3 20938 — | - 


c. 92 12,6 15,8 18,5; 20429 — | 79 10,8 14,1) 15,9) 17,7 = — 


| | 


1) Die mittlere Beſtandshöhe ift in Lorey's Grtragätafeln wie folgt ver: 
zeichnet: 





























Sabre 
oil 60 70 8680 90 
— —————— 
I. Standorteklaſſe. . | 81 | 128 | 173 211. 45 273 
IT. Standortstlafle ... | 60 | 88 | 119 | 158 | 185 | 215 


| | | 


Obgleidy diefe Tafeln nur aus 4 Klaffen beftehen, muß doc beanftandet werden, ob 
fie den Höhenwuchs geſchloſſener Beftände richtig darftellen und ob ihre Angabe der 
Mittelböhen genüge, wobei der Unterſchied räumlich und dicht erwachſener Stämme 
ignorirt wird. Es wäre aber mit ihrer Hilfe leicht nachzuweiſen, daß Femelbeftände 
die längften Stämme erzeugen. 


144 
























































75 | Ler’o | war’o | rır'o 960'0 6L0'0 gs0'0 — 2201 
wo Io Iscrol_— Ineol oog #970 280'0 10000 | — £ 
1970 osꝛio 6880 ‚ 9or'o ımıro) ısr'o 1870 | g10 0 = 20] 
get | Sc1’T 996'0 ra ZA 090 80 1820 001’0 L80'0 “w II 
— RR 
1170 sor’o ısr'o wire | sera ser'o sır'o #90'0 | = z0I 
| mot Tom | lergo i—_Ioero! \sero | , [0080 900 | 2800 » 
* 0 sro 0780 a 0680 1680 sır'o vor’o | = 201 
garı —X 0681 oer'I ı 098'0 ‚0990 638'0 ggr'o 9000 *N 
| 982'0 088'0 | ser’ a9r’o o81'0 080'0 = 201 
| J J J 4 . 
gE0'T ‚008'0 ı o8g’o g68'0 | 088'0 | OTTO | 080°0 | — 
0980 | 8630 eo 0980 | | 008'0 | erı'o = 201 
gec'I — 2660 Kai 01F'0 | 0180 | 9000 ©] 
— En A 2 ——— BESSER WERDE. DER : 
. —VRVRX — = . 
DE | = J | | a De u cwabgnipo 
| | 
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wagng noa aazosquoilogz u walrwmyrpo wopquuag 22q oguygng — 






moilabavq waqunggusaspg usßugulor m qum qjaiuuaa walapuugmung 219 panq 
uupzogoadusllopgg 229 opoguyoips zımur 9 


Sclaglihter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 145 


BVorftehende Zahlenveihen fünnen davon überzeugen: 

l. wie allzudichte Beftände in der Entwidlung ihre Baumwuchſes zurüd- 
bleiben, wenn aud ihre Maffenerzeugung im Ganzen feine viel ge- 
ringere ift (ihre größere Stammzahl gleicht die Maſſendifferenz des 
durchſchnittlichen Baumgehalted aus, aber felbft ihre ftärfiten Stämme 
bleiben um 5—8 cm in der Grunditärfe und um 2—6 m in der 
Höhe zurüd); 

2. dab in den Beitänden, deren Schluß zeitig und häufig genug gelodert 
wird, fich nicht allein der Schaftgehalt viel rajcher entwidelt, fondern 
audy der Beſtandszuwachs früher gipfelt!); 

3. dab die größere Stärke und Höhe der Schäfte fie rajcher dem vollen 
Sortimentöwerth und der Abſatzfähigkeit zuführt. ’ 
Wenn dennod das Zuwachsprozent raſcher ſinkt, jo liegt 

die Urſache davon zwar gerade in der rajcheren Mafjenzunahme (der 

Nenner wählt rajcher als der Zähler), aber ein namhaftes Sinken ift 

gleichwohl ein Wink, von einem gewiſſen Alter ab die Durchlichtungen 

noch defto ftärfer und öfter vorzunehmen, je mehr nad) Starkholz örtlicher 

Begehr ilt. 

Beftätigt die Erfahrung, dab die Beltandölichtungen die doppelt- 
günstige Wirkung erhöhter Maſſen- und Werthömehrung üben, jo müffen 
e8 gewicdhtige Bedenken fein, welche dieje wirthichaftlidhen 
Dperationen dennoch verbieten. 

Der Unterjchied der Sortimentöverhältniffe dichtgeichloffener und durch— 
lichteter Beitände macht fih beim Haupt und Nebenbeitand fühlbar?). 
Beachtet man nur die neuere Klaffififation ded Nadelbau- und Stangen: 
holzes (obgleich die Tauglichkeit zu Schnittholz oft wichtiger ift) und bes 
rechnet aus den Probefällungen den Nubholzbetrag nach Preisklaſſen, 
wie ed in folgenden 2 Beijpielen der I. Standortöflaffe geſchehen: 


en 





a) 78jähriger Beftand mit 564 Stämmen und 





846 fm pro Hektar, wovon Nutzholz. . . [27pGt.46pGt.! 8SpCt. — | 81 pCt. 
b) 88 jähriger Beitand mit 1038 Stänmen und 
899 fm pro Heftar, wonon Nußholg . . .|4 „ 139 „ 185 „ |3pGt.| 81 „ 








1) Der Zuwachs zeitig freigeftellter Einzelbäume nimmt oft befanntlidy nad) der 
Kulmination des Beſtandszuwachſes noch lange oder, bei fpäterer Freiftellung, zunı 
zweiten Male zu, was ein anhaltender dichter Schluß jelten zuläft. 

2) Im Nebenbeftand ergiebt ſich beim Verzögern der Durdjforftungen oft eine 
große Mafie von Stangen ohne Nußholzwerth und von Dürrholz, welches ſogar den 
Brennwerth verliert. 

Gorftwifienihaftliches Gentralblatt. 1886. 1 


146 Schuberg: 


fo ergiebt fih bei Anwendung des durchichnittlichen Preisverhältnifjes der 
5 Stammbolz-Preidflaffen von den lebten Jahren (wie es ftatiftilch er- 
mittelt worden) 


Preiatafe 1 | 2 + 1 4 5 Derbbotz- 
= 10 |: | 0 


ein Nubholzwerth pro Feftmeter für a und b im Verhältniß von 614:54. 

Die in diefer Richtung aus allen Verſuchsflächen abgeleiteten durch— 
Ichnittlihen Sortiments-Verhältniſſe der 3 erften Standorts- 
Flajfen und ihrer Schlußgrad-Ertreme laffen fich überfichtlich für 20 jährige 
Alteröperioden jo darftellen: 











Tabelle H. 
Schlußgrad a (räumlich) Schluhgrad e (dicht) 
















Standortöflafien I—— — 
Beftandsalterd- Perioden 
i 61-80 | 81-10 |101—120 [61-80 | 81-100 | 101—1%0 
Sortimente ee er set ec Ve 
a ae jährig _ iãhrig 
Standortoklaſſe I | Sortimentöprogente des berindeten Derbholzes 
Derbbolzitangen. 












Banbolz 5. laffe. ’ 


I\akRow 


2 Bu : 
Nugholzprogent vom 
Derbholz und Reiftg 
Standortöflafje II 


ee er 
Bauholz 5. Klafje. . 






8 |8SSol | 


8 
& 
& 





8 
„|| 
SE | 


— 
Nupholzprozent vom 
Derbbolz und Reifig 


Standortsklaffe III 


——— F 
— fi. ; 





-] 
vi 
-] 
> 
-1 
w 
=] 
-) 
oo 
- 









” “ 
" 2 " 
” 1. 


Nupbolzprogent vom 
Derbbolz und Reifig 





IIlIBSo 
85 





v 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 147 


Es liefern demnad die dichtgehaltenen Beftände die werth- 
volleren Sortimente viel jpäter, jpärlicher oder gar nidyt, mit an- 
deren Worten: fie nöthigen, wo Starfholzzudt eine Reinertrags— 
bedingung tft, zur Erhöhung des Umtriebs und deſſen Wahl tft 
ſomit auf dasengfte mit dem Durdyforftungsd- und VBerjüngungs- 
Betrieb verfnüpft. 

In Tabelle H ift übrigens nur berüdfichtigt, daß felbft in normalen 
Beſtänden ein fleiner Theil der Bäume zu Brennholz ganz oder größeren 
Theild aufgearbeitet werden muß, größere Verluſte durch Kreböjchäden, 
Miftel ıc. find bei beiden Schlußgraden nicht in Rechnung gezogen. Be— 
hält man dieſe Unterftelung bei und benußt das oben angegebene Breiö- 
verhältniß der Sortimente, fo ergiebt fich gegenüber dem Werthe 100 
der 1. Preisflaffe folgendes Steigen der Durchſchnittswerthe räum— 
liher und geſchloſſener Beftände: 











Schlußgrad a Sclußgrad c 
Standortäfiaffen Alteröperioden der BeRände von | 
61-80 | 81-100 |101—120 | 61-80 | 81-100 | 101—1%0 
abe | Tahen 
1, z200 4 | 800 | ao | 580 73,1 
II. 48,4 60,0 75,1 44,6 55,6 69,7 
IN. 42,5 52,0 64,5 37,9 44,6 65,2 


Diefer Werthunterſchied des Nutholzed von durchſchnittlich 10 pCt. 
fällt aber gewöhnlich noch ungünftiger für die gedrängt-erwachjenden Be- 
ftände aus, weil die häufigen Abbrüche von Kreböftämmen auch andere 
Bäume jhädigen und überhaupt der Anfall an geringerwerthigem Nub- 
und Brennholz den Ertrag weiter herabdrüdt. 

Einige jorgfältige Auszählungen dieſes Jahres in gutwüchfigen, ge- 
jchloffenen Beftänden ded Forftbezirfd Mittelberg gaben über die große 
Verbreitung des Krebswuchſes noch weitere Aufklärung: 

1. in einem 44jährigen Beftand!) von 0,35 ha waren von 1077 Stämmen 

159 = 14,8 p&t. freböbefallen, davon ſchon $ der Zahl mit 

geborftener Rinde (franfer Krebs, weldyer nur Brennholz giebt), 


1) Diefer Tannenpflanzbeftand läßt zugleich erjeben, daß jelbit Kulturen aus 
geiundem Material nicht verfchont bleiben, wenn fie von Jugend auf audy lange freböfrei 
zu fein ſcheinen. Die bei Waldbereifungen gemachte Wahrnehmung beruht übrigens 
oft auf arger Täuſchung und kann ald Beweis pro oder contra nicht anerkannt werden. 

11* 


148 Schuberg: 


2. in einem 106 jährigen Verſuchsbeſtand von 0,18 ha waren von 
133 Stämmen 27 = 20,3 p&t. frebjig, davon mehr ald die Hälfte 
mit geborftener Rinde, etliche mit 2 und mehr Krebjen; 

3. in einem durchſchnittlich 124jährigen Verſuchsbeſtand von 0,25 ha 
von 194 Stämmen 65 = 33,5 p&t. frebjig, ebenfalld übet die 
Hälfte mit faulem Krebs an einer oder mehreren Schaftitellen. 

Diefe Steigerung mit dem Beltandealter fordert zu Berläffigungen 
heraus, ob bier mehr ald Zufall gewaltet. 

Vermag auch die femelweije Waldbehandlung das erneute Be- 
fallen mit Krebs⸗ und anderen Schäden nicht ganz zu bannen, jo bleibt 
fie dennoch das einzige gründliche Verfahren der Beftandspflege. 
Unterläßt man joldye durchgreifende Freihiebe aus Treue für einen ererbten 
Schuljaß, welder den Semelbetrieb verfehmt, jo find enorme wirthichaft: 
liche Verluſte unausbleiblid. Wären dagegen die heilſamen Wirkungen 
der Femelhiebe durch Mikerfolge beeinträchtigt, wie fie jchon öfter ernft= 
lich behauptet, aber noch niemals nachgewieſen find (geringere Menge und 
Güte des Nubholzes, Fällungsichäden, kleinerer Vorrath und Zuwachs, höhere 
Betrieböfoften x.) — jo mühte man fi endlich einmal auf eine Feſt— 
ftellung diejer Nachtheile einlaffen. Die bisherigen Unterfudhungen 
widerlegen die meiften erhobenen Vorwürfe und follen im 
nächſten Hefte obigen Zahlenreihen vergleichend entgegen geftellt werden. 

(Kortjeßung folgt.) 


1. Mittheilungen. 


Denfichrift, den Dollzug der Reorganijation der bayerijchen 
Staatsforftverwaltung betreffend. 


Die beiden Kammern des Landtages haben mit Beihluß vom 8. bezw. 7. April 1884 
und hiernach erzielten Geſammtbeſchluß die Mittel zur Durchführung einer Reorgani: 
fation der Staatsforjtverwaltung nad dem in der Denkſchrift vom 7. November 1883) 
dargelegten und in den folgenden Ausſchußſitzungen und Kammerverhandinngen näher 
erläuterten Plane zur Verfügung geftellt. 

Nachdem nunmehr die Wirkſamkeit diefer Neorganijation, für deren völlige Durch— 
führung binfihtlih der Dronung des Verwaltungsdienfted planmäßig ein Zeitraum 
von 5 bis 6 Jahren, binfichtlicy der Ordnung des Korftihußdienftes nah Umftänden 
ein längerer Zeitraum in Anjprucd genommen wird, auf Grund der Königlich Aller: 
höchſten Verordnung vom 19. Februar 1885*% die Organifation der Staatäforft: 
verwaltung betreffend, mit dem 1. Juli d. 3. bereits begonnen hat, glaubt das Königl. 


1) Vergl. diefe Blätter, Jahrg. 1884, Seitel u. f. 
2) Bergl. dieje Blätter, Jahrg. 1885, Seite 477 u. f. 


Denkſchrift, Reorganijation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 149 


Staatöminifterium der Finanzen in Hinficht auf Die bei den Verhandlungen des Finanz: 
audichufles der Kammer der Abgeordneten am 21. März 1884 gegebene Zufage dem 
verfammelten Landtag folgende Mittheilungen über den bisherigen Vollzug und den 
gegenwärtigen Stand der Organifation machen zu follen. 


I. Abſchnitt. 
Die Ausarbeitung des Syſtems und der hiezugehörigen Vollzugs— 
vorichriften. 


Alsbald nah Schluß des Landtages 1883/84, gegen Ende des Monats April 1884, 
wurde den die Ausführung des Organijationsplanes bezielenden Arbeiten näher ge: 
treten und zunädft: 

I. mit Allerhöchſter Genehmigung Seiner Majeftät des Königs eine Bekannt: 
machung über die einftweilige Verwaltung erledigter Korftreviere durch Forftamts: 
affefjoren (Beamte des neuen Status) im Sinne der feinerzeit im Finanzausſchufſe ab: 
gegebenen Erklärung (Beilage 196 3. d. Verb. d. K. d. Abg. Seite 529 r.) erlaflen; 

II. eine eingehende Inftruftion über die neue Bezirfäbildung ausgearbeitet und 
den fgl. Regierungen, Kammern der Finanzen, zum Vollzuge hinausgegeben. 

Das hiernach von den einzelnen fgl. Regierungen, K. d. &., angefertigte und collegial 
berathene, vom kgl. Staatöminifterium der Finanzen geprüfte und feitgeftellte Bezirks: 
bildungsoperat für das Königreih umfaßt einfchließlih der Qualifikationstabellen, 
der Ueberfichten über die inKolge der Bezirksbildung disponibel gewordenen Forit-Dienft- 
wohnungen und Dienftgründe und der Kartenbeilagen 72 Bände. 

Nachdem auf diefe Weiſe der Plan für die künftige Formation des Äußeren Forft: 
dienfted ſowie der Regierungsforftabtbeilungen, bezw. der Inſpektionsbezirke, vorläufig 
feitgeftellt war, und auch die Berfügungen über die Snangriffnahme der zur Aufnahme 
der Korftabtheilungen in die Regierungsgebäude erforderlichen baulihen Maßnahmen 
getroffen waren, wurde 

III. der Entwurf einer Königlidy Allerböchften Verordnung, die Organiſation ber 
Staatöforftverwaltung betreffend, aufgeftellt, weldhen Seine Majeftät der König unterm 
19. Februar 1885 die Allerhöchſte Sanftion zu ertbeilen gerubten. 

IV. Sofort nady dem Ericheinen der Königlich Allerhöchften Verordnung wurden 
ber Reihe nach folgende Special-Inftruftionen ausgearbeitet und zum Vollzuge erlafien: 
1. die Geſchäftsanweiſung bezüglid der Behandlung des Forft:, Zagd: und Trift: 
wejens bei den fgl. Kreisregierungen (Kinanz-Min.»Blatt pro 1885 Nr. 11); 

2. die Geſchäftsanweiſung für die fgl. b. Forftämter (Finanz: Min.:BI. pro 1885 Nr. 18); 
3. die Inftruftion über den Vollzug des Korft:Inipeftionädienftes durdy die Mit- 
glieder der Regierungs: Forftabtheilungen (Finanz: Min.-Blatt pro 1885 Nr. 15); 

4. die auf Grund Königl. Allerböchfter Verordnung vom 2. Mai 1885, den Vollzug 

des 8 17 des Finanzgeſetzes vom 21. Aprit 1874 betreffend, erlaffene Belannt- 
mahung über den Vollzug des Forſtgeſetzes vom 28. März 1852 (neuer Tertirung 
vom Jahre 1879) und des revidirten Borfiftrafgefeges der Pfalz (neuer Textirung 
vom Jahre 1879) (Gejeg: und Verordn.“Bl. pro 1885 Nr. 21 und Finanz-Min.: 

BI. Nr. 17); 

5. das Normativ Über die Einrichtung ded geiammten Buchhaltungsdienſtes bei den 
tgl. Regierungs:Forftabtheilungen (Separat-Audgabe); 
6. die Inftruftion über den Vollzug der Kormation der Rofalforftverwaltungen und 

über die Ordnung des Dienited pro 1885 (Finanz: Min.:Bl. pro 1885 Nr. 18); 


150 Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 


7. die Bekanntmahung über die mit 1. Juli 1885 eintretende Kormation der äußeren 
Forftbehörden (Finanz MinBi. pro 1885 Nr. 20); 

8. die Gefhäftsanweifung für die Negierungsforftabtheilung bei der kgl. Regierung 
ber Pfalz in Bezug auf die Mitwirfung an der Direktion und oberen Verwaltung 
des Gemeinde: und Stiftungsforſtweſens (autographirt); 

9. die Geſchäftsanweiſung für die Bewirtbihaftung der Gemeinde: und Stiftungs- 
waldungen in der Pfalz (Separat:Ausgabe und Kreisamtöblatt der Pfalz); 

10. die Dienftesinftruftion für den fgl. b. Forſtamtsaſſeſſor (Finanz: Min.Bl. pro 1885 
Nr. 28). 

Die BVorberathung der Entwürfe der Königlich Allerhöchſten Verordnung und 
der Geſchäftsanweiſungen erfolgte unter Zuziehung von Beamten des Äußeren Korft: 
dienfted der verſchiedenen Regierungäbezirke. 

V, Außer den voraufgeführten ſyſtematiſchen Arbeiten ift eine ſehr namhafte 
Reihe von Spezialentfchließungen, vorzugsweiſe in Hinſicht auf die Ordnung des for: 
mellen Dienfted, dann bezüglich der Veräußerung der entbehrlich gewordenen Forft- 
dienftwohnungen und Dienftgründe und in Bezug auf die in umfaflender Weile — 
ſowohl zur Vorbereitung der mit 1. Juli 1885 bewirften Neuformationen ald aud in 
Bolge derielben — zu betbätigende Ordnung der Perjonalverhältnifie erlaſſen worden. 


DO. Abſchnitt. 
Status der Forftdienftitellen in definitiver Feftjegung für den Zeitpunkt 
der völligen Durchführung der Organijation. 

Der auf der Grundlage des Allerhöchſt genehmigten Bezirkäbildungsoperated ber- 
geftellte, das Ziel der Organifation bildende Status der Äußeren Forftdienfteäftellen, 
welcher in der detaillirteften Weiſe in Tabellen und Karten dargeftellt und öffentlich 
befannt gegeben wurde, weift folgende a conto der Staatskaſſe zu beſetzende Dienftes: 
ftellen aus: 

358 Korftämter (n. O.), 

134 Korftamtdafjefforenpoften, 
100 Korftamtsaiftftentenftellen, 
251 Förfterpoften (n. O.), 

511 Forftwartäpoften, 

243 Korftgehilfenpoften, 

293 Korftaufjeherpoften, 

810 Waldwärterpoften. 

Das Perfonal für die Miniftertalforftabtheilung und für die Regierungs:Forft: 
abtheilungen ift in den 8$ 3, 7 und 8 der Allerhöchſten Verordnung vom 19. Fe 
bruar 1885 mit der auf Seite 366 der Denkſchrift vom 7. November 1883 projeftirten. 
Anzahl feftgejeßt worden. 


II. Abſchnitt. 


Die Ueberleitung des biöherigen Organismus in das neue Syftem. 
Eap. I. Bie Borgänge und Merhältniffe bis 1. Juli 1885. 
A. Die Minifterial-Forjtabtheilung. 
Bei Eintritt der Organifation wurden die dem jeitherigen Minifterialforftbureau 
zugetbeilten Forftmeifter zu Korfträthen des neuen Status im fgl. Staatsminifterium 
der Finanzen ernannt. Die Gehaltsbezüge dieſer Zorftmeifter wurden in derjelben 


Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 151 


Weiſe regulirt, wie die Bezüge der zu Forfträtben bei den Regierungsforftabtheilungen 
ernannten Forftmeifter und wird hiewegen, namentlih was die Reduktion der Ge: 
fammtbezüge jener Beamten betrifft, auf die nachſtehend unter B Ziff. II enthaltenen 
Ausführungen Bezug genommen. 

Der Dienftrang und die Gehaltsbezüge der bisher im fgl. Staatäminifterium der 
Finanzen ſchon ftatusmäßigen zwei Borftreferenten, nämlich des Minifteriafrathed und 
des Oberforftratbes, find unverändert geblieben. 

Dad Perfonal der Miniiterial: Forftabtheilung beftand am 1. Zuli 1885 aus 
1 Minifteriatratb, 1 Oberforftrath, 4 Forſträthen und 3 Funktionären. 


B. Die Formation der Regierungs-Forftabtheilungen. 

Auf Grund des $ 89 der Allerhödhiten Verordnung vom 19. Februar 1885 find 
— im Einflange mit den in der Einleitung zum vierten Abichnitte der Denkſchrift 
vom 7. November 1883 (Seite 359), jowie unter CI Ziff. 2 (Seite 860 a. a. DO.) 
niedergelegten Grundiägen — mit dem 1. Juli 1885 die biäherigen Zorftämter auf 
gelöft und die Negierungs-Forftabtheilungen formirt worden, eine Mapßregel, ohne 
deren fofortige Durchführung die Organifation überhaupt nicht hätte begonnen werden 
fönnen. 

Die bei dem einzelnen Regierungen erforderlichen New und Ermweiterungäbauten 
wurden durchgehends jo zeitig fertig geftellt, daf, nachdem aud das für die Regierungs— 
Forflabtbheilungen  erforderlihe Perjonal rechtzeitig ernannt und das geeignete Aften- 
material der aufzulöjenden Korftämter rechtzeitig am die Regierungen transferirt wor: 
den war, die Forftabtheilungen jofort mit dem 1. Zuli I. 3. in Funktion treten Eonnten. 


1. Perjonalftand der Regierungd:-Forftabtbeilungen mit Beginn der 
Wirkſamkeit der neuen Organijation. 


1. Einleitende Bemerkungen. 

Zu Oberforfträthen und Abtheilungsvorftänden der Regierungs-Forftabtheilungen 
wurden die feitherigen Kreisforfträthe ernannt. 

Die Ernennung der übrigen Gollegialmitglieder derfRegierungd:Korftabtheilungen 
hatte aus der Reihe der jeitherigen Kreisforftmeifter und der Korftmeifter des änßeren 
Dienftes zu erfolgen. 

Nach dem bisherigen Status waren normirt: 

14 Kreisforftmeifter, 
70 äußere Forftmeifter. 
Summa 84 Forftmeifter. 


Diefer Stand war allmählich in den lebten Jahren auf die Zahl von 71 Forft- 
meiftern zurüdgegangen, indem 13 durch Ableben der betreffenden Beamten in Er- 
ledigung gefommene Korftämter in Rückſicht anf die in Ausfiht genommene Reorga 
nifation nicht mehr beiegt worden waren. 

Von den zu Anfang des Jahres 1885 vorhandenen 71 Korftmeiftern find: a) im 
Laufe des erften Semefterd wegen hoben Alters, ſowie wegen nachgewieſener Krank: 
beit und dadurd bewirkter Funktionsunfähigkeit auf Anſuchen in den Ruheſtand ver: 
jegt worden 7, b) im die Stellung eines Forſtmeiſters n. DO. übergetreten 3, c) aus 
organifatoriihen Rückſichten theild in dem zeitweifen, theild in den dauernden Ruhe: 
ftand verjeßt worden 9, johin in Abgang gekommen 19 Forftmeifter. Zur Einberufung 
an die Regierungd-Forftabtheilungen verblieben demnady 52 Forftmeifter. 


152 Denticrift, Reorganijation der bayerifhen Staatsforftverwaltung. 


Diejelben wurden ſämmtlich zu Forfträthen ded neuen Status ernannt. 

Es bedarf wohl feines beionderen Nachweiſes, dab für die Uebergangszeit bei 
den Regierungs-Forftabtheilungen eine größere Anzahl von Gollegialmitgliedern und 
Snfpettionsbeamten erforderlich ift, als der für dem Zeitpunkt der vollendeten Organi— 
fation nad $ 8 der Allerböhften Verordnung vom 19. Februar 1885, in Ueberein- 
ſtimmung mit Beilage II zur Denkſchrift vom 7. November 1883 normirte Stand 
ausweiſt. 

Zur Erfüllung der von den kgl. Regierungs-Finanzkammern für die Uebergangs— 
zeit ald Außerfted Minimum geforderten Anzahl von 57 Gollegialmitgliedern und Su: 
fpektiondbeamten wurden aus der Reihe der Dberförfter 5 Regierungd:Forftaffefioren 
des neuen Status ernannt. 

Bon den, unmittelbar vor ber Formation der Regierungd:Forftabtheilungen bei 
den Forftämtern und den Kreiöforftbureaus noch vorhandenen 95 Forftamtsaffiftenten 
ä. D. wurden 94 den neu formirten Regierungs:Korftabtheilungen zugetheilt; ein 
Aififtent wurde feinem Anſuchen entiprehend bei einem Forftamte n. DO. in Verwen— 
dung genommen. 

Die augenblidlihe Geſchäftslage bei einzelnen Regierungs: Forftabtheilungen 
machte übrigens noch die Einberufung von zwei Korftamtsajfiftenten des neuen Status 
zu den betreffenden Korftbuchhaltungen erforderlich. 

Ein ſchon fett langen Zahren bei einer Regierungs-Finanzkammer als Forft: 
regiftrator verwendeter Körfter wurde aus dem Status der Förfter in jenen der Bud 
baltungäbedienfteten trandferirt, ebenio wurde ein bei einem Forftamte in Verwendung 
geftandener Schreiber (Autograph) dem Buchhaltungsperſonale aggregirt. 


2. Weberfihtlihe Darftellung des Perjonalftandes. 
Der Perjonalftand der Negierungs : Forftabtheilungen beftand Anfangs Juli 
1885 aus: 
8 Oberforfträthen, 
52 Forfträthen, pragmatijhe Beamte. 
5 Regierungsforſtaſſeſſoren 
65 


nicht pragmatiiche 


2 Forſtamtsaſſiſtenten n. D., Bedienſtete 


2 fonftigen Vuchhaltungsbedienſteten 
— — 
ſohin im Ganzen aus 168 Beamten und Bedienſteten. 


Dieſer Stand wird im Laufe der Jahre — und zwar, was die Reduktion des 
Buchhaltungsperſonals betrifft, nad) den sub B Abi. 6 des vierten Abſchnittes der 
Denkſchrift enthaltenen Grundſätzen — auf den normirten Stand zurädgeführt werden. 


94 Forftamtsaffiftenten &.D., | 


I. Die Regulirung der Gehaltsbezüge des zu den Korftabtheilungen 
einberufenen Perjonales. 

Die Gehaltöbezäge der zu Mitgliedern der Regierungs:Forftabtheilungen ernannten 
Beamten und der jeitherigen Korftamtsajfiitenten wurden auf Grund der Beſtim—⸗ 
mungen des $ 40 Ziff. 4 und 10 der Allerhöchſten Verordnung vom 19. Kebruur 1885 
geregelt. 


Denkſchrift, Reorganijation der bayerijhen Staatsforftverwaltung. 153 


Die zu Oberforfträthen und Abtheilungsvorftänden der Reglerungsd-Korftabtheilung 
ernannten jeitherigen Kreisforfträthe, deren Hauptgeldgehalt nicht ohnehin bereitd den 
Anfangögebalt eines Oberforftrathed überftieg, wurden gegen Einziehung ihrer defret: 
mäßigen Pferdegelvaverfen in den Anfangsbezug der Beamten der Gehaltöregulatins: 
Klafje IIIa eingemwiejen, — und haben in Folge deffen eine zum Theil nicht un— 
beträchtliche Einbuße an ihren feitherigen Gefammtbezügen erlitten. 

Die Gehaltöregulirung der zu Forfträthen des neuen Status ernannten bisherigen 
Forjtmeifter &. D. hat in der Weiſe ftattgefunden, daß die feitherigen, defretmäßigen 
Nebenbezüge diefer Beamten dem Einzuge unterftellt wurden, dagegen der bisherige 
pragmatiiche Gehalt derjelben um den Betrag von 1200 HM erhöht wurde. Hierdurch 
wurde die Einreihung der betreffenden Beamten in Die correipondirende Gehaltäftufe 
der Gehaltdregulativs:Klaffe IVb — im Sinne deö sub A Abi.2 des vierten Ab- 
ichnittes der erwähnten Denkſchrift niedergelegten Grundjaßes — ermöglicht, ohne daß 
bezüglich des Auffteigens in höhere Gehaltsſtufen derjelben Klaffe ein neuer Termin 
feftzufegen war, nachdem ohnehin die Zumeifung der Quinquennialzulagen an die 
Beamten der Gehaltöregulativs:Klaffen IVb und VIIb in ganz gleiher Weile er: 
folgt. 

Zur Benrtheilung diefer Gehaltsregulirung möge Nachftehendes dienen: 

Ein biäheriger äußerer Korftmeifter hatte folgende — & conto des Bejoldungs: 
etatd zu verredhnende — Nebenbezüge defretmähig au beanfpruchen: 


a) eine freie Dienftwobhnung, 

b) freie Dienftland zu 2,044 ha, 

c) die baare Vergütung für den Entgang des Naturalbezuges an Bejoldungsholz zu 
durdjchnittiih 51 Ster hartes oder 68 Ster weiches Scheitholz I. Klaſſe, 

d) ein Bunftiondaverfum zu durdichnittli 1790 AM, von welchem die Hälfte, mithin 
der Betrag von 895 AM, als fürmlicher Bejoldungstheil in monatlidien Raten 
ohne irgend einen Nachweis feiner Verwendung oder einer bejonderen Leiftung 
bezogen wurde, die andere Hälfte für veransgabte Fuhrlöhne nachzuweiſen war. 


Konnte dem Beamten eine Dienftwohnung nicht zur Verfügung geftellt werden, 
fo wurde demjelben der aufzuwendende Miethzind vergütet. Die für eine Forftmeifter- 
Mietbwohnung feither geleiftete jährlihe Vergütung betrug durdichnittlih 500 AM. 

Für den etwaigen Entgang der Dienftgründe war der Beamte mit 108 A jähr: 
lich zu entjchädigen. 

Die durchſchnittliche jährlihe Vergütung für den Gntgang des Natural«Holz 
bezuges betrug durchſchnittlich 401 M. 

Hätte man die Forftmeifter ä. O. ohne Aenderung ihrer biöherigen Befoldunge: 
bezüge und Stellung einfach an den Sitz der Regierung transferiren wollen, jo wären 
zunächit die Nebenbezüge der Beamten im nachſtehender Weile zu reguliren gewefen: 


a) die Entihädigung für eine Mierhwohnung in der REN Tan 
durchſchnittlich auf . . . 800 AM, 
b) die Entihädigung für den Entgaug ver Dienftgründe mit. x (ner AN 
ec) die Befoldungsholzvergätung zum bisherigen Betrage von. . » . . 401 „ 
d) das fire Funktionsaverſum im bisherigen Betrage von . . . 8% „ 
in Summa er 2204 M. 


Die Bezüge der in ihrer bisherigen Eigenihaft am die Kreiöregierung trans— 
ferirten Forftmeifter hätten fi demnad in folgender Weile geftalten müffen: 


154 Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatsforftverwaltung. 














| 
Quinquen- Hauptgeld. | gepenbezüge Geſammt. 
nium gehalt bezug 
u A — 
1 3360 2204 5564 
I 3720 2904 5924 
III 4080 N 9904 6984 
IV. 460 | 2204 GAGA 
v0 440 | 2204 6644 


Eine derartige Transierirung hätte ich aber fiherlich nicht empfohlen; denn einer: 
jeits ift der Wirkungskreis der nunmehr zur Regierung einberufenen Forftmeifter ein 
ganz anderer geworden, und anderjeits konnte das bisherige Syftem der Nebenbezüge, 
deren Bejeitigung im Interefje des Dienftes eine der Grumdforderungen der neuen 
Organifation bildet, doch nicht wohl auf unbeftimmte Zeit verlängert werden, ganz 
abgeiehen davon, dab es nahezu unmöglidy war, dafjelbe in den Rahmen der neuen 
Ordnung einzufügen. 

Nach der nunmehrigen Gebaltöregulirung haben die zu Korfträthen ernannten 
Korftmeifter nah Wegfall ihrer ſämmtlichen Nebenbezüge lediglih einen Ge: 
fammtbezug 


im I. Duinquennium von 4560 M, 


=. r „ 490 „ 
„ur, k „ 5280 „ 
„ W. i „5460 „ 
v. „5640 „ 


Bergleiht man diejen Gefammtbezug mit dem in der obigen Tabelle aufgeführten 
Gefammtbezuge, welder den Korftmeiftern bei einer einfadhen Transferirung an die 
Regierung verblieben wäre, jo ergiebt ſich, daß jeder der betreffenden Beamten einen 
beträchtlichen Ausfall an feiner Einnahme erlitten bat, welder nur durch die einge: 
tretene Erhöhung des pragmatiichen Gehaltes einigermaßen ausgeglichen wurde. Cs 
ergiebt fidy ferner, dak durdy das gewählte Syftem nicht nur feine Mebrbelaftung der 
Staatökafje, jondern eine Entlaftung derjelben herbeigeführt wurde, und daß der hie 
und da laut gewordene Vorwurf, ald habe die nene Korftorganijation eine befondere 
finanzielle Begünftigung der höheren Korftbeamten zum Zwede, gänzlich unbegründet 
ift. Es ergiebt fih endlich aber audy die volle Mebereinftimmung des eingeſchlagenen 
Verfahrens mit dem bezüglihen Grundiage sub A Abi. 2 des vierten Abſchnittes der 
Denkihrift vom 7. November 1883, welder lautet: 

„Die Kreisforftmeifter und die äußeren Korftmeiiter würden bei der Beförderung 
zu Snipektionsbeamten ihre ſämmtlichen defretmähigen Nebenbezüge verlieren 
und dafür in eine entipredhende Gehaltöflaffe ihrer neuen Stellung eingereiht.“ 

Die Regulirung der Gehaltäbezüge der zu Korfträthen beförderten Forſtmeiſter 
älterer Ordnung war einfad durch den Umftand beeinflußt, dab — wie gezeigt — 
die feitherigen Forftmeifter im ihren Gejammtbezügen beffer geftellt waren als die 
Regierungsräthe. 

Forftmeifter neuerer Ordnung oder Regterungd-Korftaffeiforen, welde in Zufunft 
zu Korfträtbhen befördert werden, erhalten jelbftverftändlih den Anfangsgehalt der Re: 
gierungsräthe. 


Denkſchrift, Reorganifation der bayeriichen Staatsforitverwaltung. 155 


Die Gehaltsbezüge der mit 1. Juli 1885 zu NRegierungs:Forftaffefforen ernannten 
DOberförfter wurden im Anhalte an die Beftimmungen feftgefegt, welde für die Ge— 
baltsregulirung der zu Forftmeiftern des neuen Statud zu befördernden Oberförfter 
beiteben. 

Die Gehaltäbezüge der zur Dienftleiflung an die RegierungsKoritabtheilungen 
einberufenen Korftamtsaififtenten wurden gleichfalld genau nach den Grundiäßen sub B 
Abſ. 1—3 des vierten Abichnittes der Denfihrift vom 7. November 1883 geregelt. 


C. Die Ueberleitung der Rofalforftbehörden in den formationsmäßigen 
Stand. 
I. Allgemeine Ausführungen. 

Ausweislich der Anlage A zum Gtat der Forft:, Jagd- und Triftverwaltung für 
ein Jahr der XVII. Finanzperiode beftänden im Königreihe 588 ftatusmähige Ober: 
förfterftellen. 

Schon ſeit dem Jahre 1883 wurden jedoch in Rückſicht auf die bevorftehende Re: 
organijation der Staatsforftverwaltung — und foweit es bie dienftlidhen Intereſſen 
geftatteten — die jeweils in Erledigung gekommenen Korftreviere nidyt mehr beießt, 
fondern durch Forftamtsaififtenten, jpäter durch Korftamtsafjefjoren commifjariib ver: 
maltel, jo dab am 81. Zuli 1884 nur mehr in Aftivität ftanden 499 Oberförfter. 
Seit diefer Zeit find wegen hoben Alters und Krankheit und dadurd nachgewieſener 
Funktiondunfähigfeit in den erbetenen Ruheſtand verießt worden 88 Oberförfter. 
In Folge organifher Verfügung wurden vom 1. Juli 1885 beginnend in den Ruhe: 
ftand verſetzt 14. Es find fobin im Abgang gefommen 52 Oberförfter, fo daß in die 
neue Organifation übergetreten find 447 Oberförfter des biöherigen Status. 

Die erledigten Korftihugdienftftellen wurden bis zum Frühjahre 1885 in feit- 
heriger Weiſe mit ftatusmäßigen Bedienfteten befegt, mit Ausnahme jener Förfter- 
roften, welde nad) dem Bezirfsbildungsoperate weder als Förfter: noch ald Forſtwarts— 
poften fortbeftehen jollten, dann der zweiten Korftgehilfenpoften, ferner diejenigen Wald» 
aufjeberpoften, deren Ummandlung in ftatusmäßige Forſtſchutzdienſtſtellen fünftiger 
Ordnung in Ausficht genommen war. 

Im Frübjahre 1885 wurde mit Allerhöhfter Ermächtigung Seiner Majeftät des 
Königs bereitd mit der Aufftellung von Forftihußbedienfteten des neuen Status, zu: 
nächſt von Waldwärtern, Forftgehilfen und Korftwarten, begonnen. Dabei blieben 
aber noch immer diejenigen Stellen mit Verweſern bejegt, welche zum Einzuge oder 
zu anderweitiger Kormation im Kaufe des Uebergangsſtadiums beftimmt waren. 

Mit den vorftehend erwähnten Perional-Veränderungen gingen umfafjende — zu: 
nächſt auf Anſuchen der Betheiligten erfolgte — Disiofationen des Verwaltungs: und 
Schutzperſonales Hand in Hand, wodurch der Weberleitung des äußeren Forftdienftes 
in das neue Syſtem der wejentlihfte Vorſchub geleitet wurde. 

Am 1. Zuli 1885 gleichzeitig mit der Auflöfung der feitherigen Forſtämter er: 
folgte, joweit es die beſtehenden Perfonalverhältniffe ermöglichten, die Kormation von 
Forftämtern des neuen Syſtems; im Webrigen blieben die jeitherigen Zorftreviere als 
jelbftftändige Lokalverwaltungen beftehen. 

Bon den 447 in die neue Organtiation übergetretenen Oberförftern konnten 417 
zur Führung der VBorftandihaft von Rokalforitverwaltungen in Verwendung genommen 
werden, wogegen BO Oberförfter nad Maßgabe der Beftimmungen des $ 40 Ziff. 8 
der Allerhöcften Verordnung vom 19. Februar 1885 in die Stellung eines Neben« 
beamten getreten find. 


156 Dentichrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 


Mit der Formation der Korftämter n.D. erfolgte zugleih die Formation und 
die Bejekung der einſchlägigen Affefforenpoften, jo dah außer den erwähnten 30 Ober: 
förftern auch die bisher mit der einftweiligen Verwaltung erledigter Korftreviere be: 
trauten Forftamtsafjefforen in die verordnungsmäßige Nebenbeamtenftellung einrädten 
und überdies noch eine Anzahl von Forftamtsaffiftenten ä. O. zu Forftamtsafjefjoren 
befördert wurde. Nur in einigen Fällen war die vorläufige Beibehaltung von 
Affefforen als commifjarifhe Verwalter von Forftämtern und vorerft verbleibenden 
Forftrevieren nicht zu umgehen. Für eine einzige Stelle mußte die bidher angeordnete 
Verweſung aus dienftlichen Nüdfichten beibehalten werben. 

Die mit dem 1, Zuli 1885 eingetretene Kormation der Lofalforftverwaltungs: 
behörden wurde Öffentlich befannt gegeben. 

Darnach beftanden am genannten Tage 

279 Korftämter n.D. (78 pCt. des jeinerzeitigen definitiven Standes), 
154 Forftreviere (einschließlich ded wegen Holzbofgeichäfte bis auf 
Meitered fortbeftehenden Triftamtes München, für weldes 
ein Berwejer aufgeftellt ift), 
ſohin im Ganzen 433 Rofal-Forftverwaltungs- Behörden. 


Die mit der Wahrnehmung der Geſchäfte des BVorftandes einer Rokal:Forftver- 
waltungs:Behörde betrauten Oberförfter behielten in Gemäßheit der Beftimmungen 
des 840 Ziff. 6 der Allerhöchſten Verordnung vom 19, Kebruar 1885 — in Ueber: 
einftimmung mit den Grundfäßen sub Abichnitt IV. C. I. Ziff. 3 Abi. 1 der Denfichrift 
vom 7. November 1883, beziehungsweile in Webereinftimmung mit der bei den Ber: 
bandlungen ded Finanzausihuffes der Kammer der Abgeordneten getroffenen Berein: 
barung (conf. Ausſchußbericht vom 26. Mär; 1884 Seite 584 Ziff. 9) — ibren bis— 
herigen Amtötitel, fowie ihre bisherigen Gehaltsbezüge. Die Dienftesaufwandsaverfen 
berjelben wurden, jedody vorerft nur ſoweit die disponiblen Mittel reichten, nach den 
verordnungsmäßigen Beftimmungen regulirt. 

Den in die Stellung der Nebenbeamten zurüdgetretenen Oberförftern wurde ihr 
bisheriger Titel und Rang, jowie ihre biäherigen Haupt: und Nebenbezüge nah Map: 
gabe der Beftimmungen des 540 Ziffer 8 der allegirten Allerhöcften Verordnung 
vorbehalten. 

Den aus der Reihe der Korftamts-Ajfiftenten &. D. ernannten Forftamts:Afjefioren 
wurde gemäß 540 Ziff. 9 der Allerbochften Verordnung vom 19. Februar 1885 außer 
ihren verordnungdmäßigen Bezügen eine befondere, nad dem Dienftalter abgeftufte, 
perfönlihe Zulage gewährt, zunächft in Berückſichtigung der bezüglichen Anregungen 
im Pinanzausichuffe der Kammer der Wbgrordneten (conf. Ausſchußbericht vom 
26. März 1884 Seite 534 Ziff. 7) fowie in Hinſicht auf die woblwollende Aufnahme, 
welche die betreffende Petition der Forftamtsajfiftenten in der Kammer der Abgeord- 
neten gefunden hat. 

Forftamtsafftitenten neuerer Ordnung waren am 1. Juli 1885 bei den Rofat- 
forftbehörden noch nicht ernannt. Demjenigen Korftgebilfen, weldhe den Staatskonkurs 
mit Erfolg beftanden hatten, wurde zwar der Titel „Forftamtsaſſiſtent“ verliehen, fie 
behielten aber die Funktion und die Gehaltsbezüge der Forftgehilfen ä. O. 

Die Kormation der Forſtſchutz-Dienſtſtellen vollzog ſich innerbalb der einzelnen 
Lofalverwaltungsbezirfe nad Maßgabe des jeweild vorhandenen Perfonalftandes auf 
der Grundlage des Bezirksbildungsoperates. Körfter und Korftauffeher des neuen 
Status waren am 1. Juli 1885 noch nicht ernannt. 


Denkſchrift, Reorganifation der bayeriichen Staatsforftverwaltung. 157 


Die Funktionen der Körfter n. D. wurden von den Körftern ä. D. wahrgenommen, 
die offenen Foritanfieherftelen wurden zunähft durch Forfteleven, die übrigen er- 
fedigten Stellen durch Korfteleven, Praftifanten und Foritgebilfen verjehen. 


II. Weberficht des Perjonalftandes der Kofalforftverwaltungen 
am 1. Juli 1885, 























Pragmatüjße Beamte Nicht pragwatiſche Sabeen 
der wirtich beſetzten Stellen | Eu der wirklich befeßten Stellen SE . 
u — 8 |. 1 £ 
= ee F 
Benennung Ei Benennung 517 































1. Sorftamts-Aififtenten, 
1 Forſtamts-Aſſtſtenten ä. DO. 


2. Förfter ä. O. und Forftwarte. 


I. Zokalverwaltungs-Vorkände. 
1. Forftamts-Vorſtände. 
3 Forſtmeiſter 4.0. ... . 


278 Oberförter 220.» ' — |517) Förfer .D..... —— 
vorftamts. Aſſeſſoren — Bormarte. — 
979 (commifjariich) 546 22 


3. Forſtgehilfen. 
451, Zorftgebilfen ä. O.. 
43, Forftgebilfen n. O. 





2. Reviervorftände. 

144 DOberförferr . -..... — 
9 Forftamts-Affefjoren 
—— (commifſariſch) 





4. Forſtaufſeher. 
2 ärarialiſche — 
Forſtaufſeher n 


Lokalverwaltungs-Vorſtände 








II. Uebenbeamte. 


Dberfürfer . ...... 
Forftamts-Affefioren 


81 Nebenbeamte . ..... 1 


5. Waldaufieber u. Waldwärter. 


468 Waldaufſeher &. O. 
MWaldwärter n.d.. ... 
Holzbofaufieber . . » . » 
di Skleufenwärter . . ».. 
erzu 


Rofalverwaltungs:Borftände 
’ nt 6. Hof: und herrichaftliches Jagd: 

p Hilde Beamt perſonal mit Forſtſchutzzulagen. 
ragmatiſche Beamte 
bei den Lokalverwaltungen — a a 


fieher 
herrſchaftl. Zagdbedienftete 


— 
— 
— 





1611| Nicht pragmatiiche Bedienftete | 121 
bei den Rofalverwaltungen 
Ausweislich der vorftehenden Weberfiht waren am 1. Zuli 1885 vorhanden: 
435 Rofalforftbehörden und 
82 Nebenbeamtenftellen. 





158 Denkſchriſt, Reorganifation der bayerischen Staatsforftverwaltung. 


Diejelben waren beſetzt mit: 83 Forftmeiftern ä. O., 
447 Oberförftern, 
63 Forftamts:Affefforen, 
in Summa mit 513 pragmatifhen Beamten. 
2 Stellen waren unbejeßt. 
Bei den Rofalverwaltungen beftanden ferner 1732 Stellen für nit pragmatiſche 
Bedienftete. 
Diefelben waren befeßt mit 1611 Bedienfteten, 121 Stellen waren unbejegt, bezw. 
mit Verweſern beftellt. 


III. Bergleihung ded Standes der Forftdienftfiellen bei den Rofal: 
verwaltungen zu Anfang der XVII. Binanzperiode mit dem Stande 
derfelben am 1. Juli 1885. 

Nach Ausweis des Etats der Forft-, Jagd und Triftverwaltung für ein Jahr 
der XVII, Finanzperiode beftanden zu Anfang des Jahres 1884 538 Korftreviere, 

In vorftebender Ziffer II ift nachgewieſen, daß am 1. Juli 1885 beftanden haben 
483 Rofalforftbehörden. Es find demnach am 1. Juli 1885 eingezogen und zu ander: 
weitigen Formationen verwendet worden 105 Korftreviere. 

Zieht man dagegen in Betracht, daß an Stelle der feither beftandenen 588 Forft- 
repiere mit dem 1. Zuli 1.3. 515 Poften für pragmatiihe Verwaltungsbeamte bei 
den Rokalforftbehörden getreten find, jo ergiebt fi, da 23 Forftreviere zur vollftän- 
digen Auflöfung gelangt find, 

Für dad Unterperjonal, einichließlich der Torf und Zriftbetrieböbedienfteten 
und des nur mit Forſtſchutzzulagen bedachten Hofjagbperionales, beftanden zu Anfang 
der XVII. Finanzperiode: 

581 Körfterpoften, 
568 Korftgebilfenpoften, 
593 Waldaufſeherpoſten, 
jobin im Ganzen 1742 Stellen, 
am 1. Zuli 1885 1732 „ 


johin weniger um 10 Stellen. 


Cap. II. Bie Entwicklung der Organifation vom l. Inli bis 
1. @ktober 1855. 
I. Die Veränderungen in der Minijterial-Forjtabtheilung. 

Die Veränderungen in der Minifterial:Korftabtheilung beftanden lediglich darin, 
dab im bdiejeibe eim feitberiger Korftamtöafieffor des äußeren Dienfted zur Wahr: 
nehmung der Funktion eined Forſtbuchhalters einberufen, ferner ein bisher ſchon in 
genannter Abibeilung als Funktionär verwendeter Foritgehilfe zum Forftamtsaffiftenten 
n. D. (unter weiterer Berwendung als Neferatsbiltäarbeiter) ernannt wurde. 


11. Die Veränderungen bei den RegierungssForjtabtheilungen. 

An dem Stande der Gollegialmitglieder hat fidh bis 1, Dftober eine Veränderung 
nicht ergeben. 

Drei Aififtenten wurden zu Forftamtäafiefioren im äußeren Dienfte ernannt, da- 
gegen wurden 2 Aififtenten n. O. zur Dienftleiftung an eine Regierungs:Forftabthei- 
lung einberufen. 

Die zur Dienftleiftung in der Forſtbuchhaltung und im Referatödienfte an Die 
Regierungs-Korftabtheilungen einberufenen Foritamtsajfiftenten find, wie in Hinficht 


Denkſchrift, Reorganifation der bayeriichen Staatöforftverwaltung. 159 


auf die völlig neue Ordnung der geſchäftlichen Berhältniffe nicht anders möglich ift 
und auch nicht anders erwartet wurde, vollauf befhäftigt, zumal im Juli 1885 nur 
9% Korjtamtsajfiftenten an die Regierungd-Forftabtheilungen übergetreten find, wäh: 
rend früher bei den Forftämtern und den Kreisforftbureauds zufammen 166 Korftamts: 
affiftenten gearbeitet haben. 

Schon aus diefem Grunde war ed — abgejeben von anderen Rüdfihten — nicht 
thunlih, den an den Regierungen beichäftigten Korftamtsaffiftenten den Schreiber: 
dienft in der Weiſe aufzubürben, in welcher fie denielben bei den früheren Forftämtern 
zu vollzieben batten, und ſchien ed geboten, zur vorübergehenden Aushilfe im Kanzlei: 
dienste 17 Funktionäre zunähft aus der Reihe der Korfteleven in Verwendung zu 
nehmen. Auch die einftweilige Verwendung von 7 Ausbilfäboten war nicht zu um: 
geben. Die hieraus für die Zeit ded Ueberganges, d. h. bid zur definitiven Organi- 
jation des Forftbudhhaltungsdienfted, den kgl. Regierungen erwachſenden Koften werden 
indeß aud Erjparungen a conto des Forftetatö beftritten. 


III. Die Veränderungen im äußeren Korftdienfte. 
Im Laufe der Zeit vom 1. Auli bis 1. Dftober 1885 wurden 7 Forftreviere ein: 
gezogen. 
Aus diejen Forftrevieren wurden gebildet 
4 Korftämter n.D. und 
1 Affefiorenpoiten, 
fo dat zwei Reviere gänzlidy aufgelöft werden fonnten. 
Mit dem 1. Dftober 1885 erjcheinen demnah 112 Korftreniere eingezogen, von 
denen 25 gänzlich aufgelöft, d. h. aud nicht mit Affefforen bejept find. 
Die Zahl der formationsmäßig gebildeten Forſtämter > — auf . 28 


die Zahl der Forftreviere gejunfen auf. . . . Beute ir er 
fo daß am 1. Oktober d.3. . . an ee A al — 


Rofalforitverwaltungsbehörden beflanten. 

Bon den Forſtamts-Vorſtänden wurden 51 zu Forftmeiftern n.D. ernannt, 89 
Reviervorftänden wurde der Titel und Rang eines Forftmeifterd verliehen. 

Der leitende Grundiaß bezüglich der Beförderung der bisherigen Oberförfter zu 
Forſtmeiſtern n. DO. ift in $ 4O Ziff. 5 der Allerhöchſten Verordnung vom 19. Kebruar 
1885 gegeben. 

Bei Einhaltung dieſes Grundjages wird ed nur als ein Akt ausgleichender Ge: 
rechtigfeit erjcheinen, dab zunächſt diejenigen Oberförfter, denen bisher ſchon die un- 
beanftandbare Dualififation zum Forftmeifter älterer Ordnung zur Seite ftand, 
in die Stellung eines Forftmeifterd n. DO. einrüden, und biebei jeweils aud eine An: 
zahl der übrigen, dienftälteften Oberförfter Berüdfichtigung finde. Nach dem NAblaufe 
der ohnehin nicht umfangreichen Lifte der zu Korftmeiftern ä. O. qualifizirten Be: 
amten wird das Vorrücken der Dberförfter in die Stellung eines Korftmeifters n. O. 
zunächſt nah Maßgabe des Dienitaltere Allerhöchften Ortes in Antrag zu bringen 
fein, wobei indeß nicht ausgeſchloſſen bleiben joll, einzelne, hervorragende, oder mit 
ſehr wichtigen oder jchwierigen Poften betraute Beamte befonderd zu berüdfichtigen. 

Was die Negulirung der Gehaltsbezüge der zu Forftmeiftern n. D. ernannten 
Oberförfter betrifft, jo war dielelbe nady der Vereinbarung im Finanzausfchuffe der 
Kammer der Abgeordneten (eonf. Ausjhußberiht vom 26. März 1884 Seite 534 
Ziff. 9) ledigli nad dem Grundjaße des Abſchn. IV C. I Ziff. 4 Abi. 5 der Denk: 
fhriit vom 7. November 1883 zu bewerfftelligen. Diefem Grundfage ift durch Die 


160 Dentichrift, Neorgantjation der bayeriſchen Staatsforftverwaltung. 


Beftimmungen des 8 40 Ziff. 7 der Allerhöchften Verordnung vom 19, Februar 1885 
Rechnung getragen worden. 

Die Aenderungen am Stande der Korftamtsaffefioren find nicht belangreich. 

Nachdem ein Forſtamtsafſſeſſor zur Wahrnehmung der Geſchäfte eined Forſtbuch— 
balters in das kgl. Staatsminifterium der Finanzen einberufen und auf defien Stelle 
ein jeitheriger Forftamtsajfiftent zum Affefior befördert wurde, ferner der im der Juli— 
Ueberfidht ald unbejeßt vorgetragene, dann der mit der Formation der oben ge: 
nannten 4 Forftämter neu gebildete Afjefforpoften durch Beförderung feitherigen Forft: 
amtöaififtenten bejett werben fonnte, hat ſich der Stand der Forftamtsafjefforen um 
drei vermehrt, jo dak im Ganzen 66 Forftamts-Afjeffioren — und bievon 65 bei den 
Rofalverwaltungen — angeftellt find. 

Bon diejen 65 Forſtamtsafſeſſoren find 12 zur commiffariihen Verwaltung von 
Lofalverwaltungen abgeordnet, — 53 befinden ih auf ftatusmäßigen Nebenbeamtenftellen. 

Ein in die Stellung eined Forftamteafjefjors zurüdgetretener Dberförfter ift 
wegen Krankheit und dadurdy bewirkter dauernder Dienftesunfäbigfeit mit dem 1. DF- 
tober in den Ruheſtand verjeßt worden. Der betreffende Poften war am 1. Oftober 
noch nicht bejeßt. 

Der Gang der Beförderung der Förſter ä. DO. zu Förftern des neuen 
Status ift dur die Beftimmungen des $ 40 Ziff. 18 der Allerhöchſten Verordnung 
vom 19. Februar 1885 vorgezeichnet. 

Am 1. Dftober 1885 fonnte bereits 40 Förftern ä. O. die pragmatiſche Stellung 
der Förfter n. O. verlichen werden. 

6 Körfter find theild durch Ableben, theild durch Ruheſtandsverſetzung in Abgang 
gekommen. 

Die am 1. Juli noch offenen Borftwartspoften find in der Zwiſchenzeit Durch 
Beförderung von 42 feitherigen Korftgebilfen zu Forſtwarten beſetzt worden. 

76 für den Korftverwaltungsdienft geprüfte und befähigt eradhtete Korftgebilfen 
wurden zu Forſtamtsaſſiſtenten n.D. ernannt und zwar: 

74 auf ftatusmäßige Alfiftentenpoften bei formationsmäßig gebildeten Forft: 
ämtern n. D,, 
1 als Hilfsarbeiter bei der Minifterial-Korftabtheilung, 
1. = „ » forftlihen Verſuchsanſtalt an der Univerfität 
Münden. 

Hiernach find jämmliche geprüfte VBerwaltungdfandidaten bereits ald Forftamts- 
affiftenten mn. O. untergebradt. (conf, Bericht des Finanzausfhufles vom 26. März 
1884 Seite 584 Ziff. 3.) 

Im Ganzen find 118 Sorftgebilfen feitheriger Ordnung in höhere Dienftgrade 
befördert worden. 

Bon den Eleven find 6 ältere in der Anftellung ats Forftgebilfen ä. O. nad: 
geholt, 24 zu Korftgebilfen n. O. und 54 zu Forftauffehern des neuen Status ernannt 
worden, fo daß im Ganzen 84 Korfteleven eine ftatusmäßige Stellung erlangt haben. 

Die nad dem Drganijationsplane entbehrlichen Korftichugdienitftellen wurden 
eingezogen, ſoweit ed mit Rückſicht auf die Möglichkeit der fofortigen Durdführung 
der mit diefem Einzuge verknüpften, anderweitigen Formationen thunlidy erichien; 
andernfalls find die erledigten Koritichugdienftftellen vorerft — und bis zu der im 
Laufe der nädften Zeit unter entipredyender Formation möglichen definitiven Be: 
ſetzung — mit Verweſern aus der Reihe der Korftgehilfen, Praktifanten, Eleven und 
Waldarbeiter beitellt worden. 


Denkſchrift, Reorganifation der bayerifchen Staatsforjtverwaltung. 


161 


IV. Ueberficht des Perjonalftandes der Forſt-, Zagd- und Triftverwaltung. 
am 1. Dftober 1885, 


Bergleihung derjelben mit dem Stande zu Anfang Zuli 1885, mit jenem zu Anfang 
der XVII. Sinanzperiode und mit dem fünftigen Normalftand. 


1. Ueberjidht des Perjonalftandes am 1. Oktober 1885, 


Pragmatiihe Beamte 


Nicht pragmatifche Bepdienftete 








Dienfted:Kategorie 





angel Dienfted: Kategorie 


an] 





A. Minifkerial-Forftabtheilung. 
1 | Minifterialrath. 
1 | Dberforftrath. 
4 | Korfträthe. 
1 | Forftamtäaffeffor (commifl. Forft: 
buchhalter) 


7 Summa A. 


B. Regierungs-Forſtabtheilungen. 
8 | Oberforfträthe. 
52 | Forfträthe. 
5 | Regierungäforftaffefioren. 


65 Summa B. 


C. £okalverwaltungen, 
I. Lokalverwaltungs-Vorſtände. 
1. Forftamts-Borftände. 


#orftmeifter. 
Oberförſter. 


54 


—* 


2. Revier-Borftände. 


137 | Oberförfter u. Titularforftmeiiter. 
9 | Foritamtsafjefjoren (commifſariſch). 


II. Berwaltungs:Nebenbeamte. 


Oberförſter. 


429 
29 
53 | Forftamtsafjefioren. 


je.) 
1) 


I. Betriebsvollzugs- und Korft- 
———— 


40 Förſter n. O. 
551 Summa C. 
623 | Pragmatiiche Beamte. 


2 jerledigte Stellen (1 Lokalverwal⸗ 
tungs u. 1 Afjefjorenpoften). 


1) Außerdem 24 Aushilfsbedienſtete. 
Gorfiwifjenfchaftliches Gentralblatt. 1886, 







Sorftamtsaffefjoren(commiffarifch). 


A. Minifterial-Forkabtyeilung. 
1 | Foritamtsaffiftent n. O. 
2 | Ranzleifunftionäre, 
3 Summa A. 


B. Begierungs-Forkabtheitungen, 
9 | Koritamtsaffiftenten &. O. 
4 | Forftamtsafftitenten n. DO. 
2 | Sonftige Buchhaltungsbedienftete. 


979 Summa B. 


C. Zokalverwaltungen. 


1. Forftamtsaffiftenten. 


1 | Korftamtsaififtent &. O. 
__ 14 | Korftamtsajfiftenten n. DO. 


75 2. Förſter ä. O. und Forftwarte, 
471 | Börfter ä. O. 
71 | Forftwarte, 


542 3. Forftgehilfen. 
339 | Korftgehilfen &. O. 
67 | Forftgehilfen n.D. 


406 4. vorſtaufſeher. 
54 | Korftauffeher. 
2 | Merarial. Zagdgehilfen. 


56 | 5, Waldaufieher u. Waldwärter. 
445 | MWaldanffeber &. D. 

12 | Waldwärter n.D. 

5 Solgbofanficher. 

4 | Schleußenwärter. 


464 : 
6. Hof und 5 ftliches d⸗ 
2 Be nit orale 
Kal. Hofjagdgehil d⸗A 
21 — neee ehheber 
86 





1629 Summa C, 
1729 | Nichtpragmatiiche Bedienftete 


12 


162 Denkſchrift, Reorganifation der bayerijhen Stantöforftverwaltung. 
1. Bergleihende 
über den Perfonalitand am 1. Dftober 1885 
Pragmatiihe Beamte 
Anzahl 
am 





am 1. Dftober 
waren 


Dienftes- Kategorie Ge ee — EEE 
— ee mehr | wege 


A. Minikerial- ee 


Minifterialrath 

Oberforitrath . 00.5 
Forfträthhe.. Sn 
Forftamtsaffeffor (commiff. Forſtbuchhaiter) 


Summa A 


B. Begierungs-Fortabtheilungen. 


Dberlsfnäte - - - - = 2000. 
Sorfträte -. - - - +. ———— 
Regierungsforftafiefioren . » - - 


Summa B 











C. Zokalverwaltungen. 
I. Lokalverwaltungs-Vorſtände. 
1. — 


Forſtmeiſter u —— 
Dberförfter. - - - 3 i 
Sorftamtdaffefforen (commiffartich) . 





2. Reviervorftände. 


Dberförfter 
Forftamtsaffefforen (commiflarifh) . 


II. Berwaltungsd-Rebenbeamte. 


Oberförfter. -. - 2.» es 
Forftamtsaffefjoren . i 


II. Betriebsvollzugs- und Forſtſchutz⸗ 
beamte. 


Förfter n. O.. Das 
Summa U 
Summa Pragmatiſche Beamte. . . 





Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatsforftverwaltung.. 163 


Ueberſicht 
und jenem zu Anfang Juli 1886. 


Nicht pragmatiſche Bedienſtete. 


Dienftes⸗Kategorie 


weniger 





4. Biniterial-Forkabtheilung. 


ee N even 


Summa A 


B. Beglerungs-Forkabtheilungen. 
Sorftamtsaffiftenten I a Er 


Sonftige Buchhaltungsbebienftete — 
Summa B 


C. Zocalverwaltungen. 
1 Forſtamtsaſſiſtenten. 
a ri ä. — ee ee 








% id SUR PP RE SO BEE NE HRERILAR ra 
Gorftwarte 2 0 run 


3. Forſtgehilfen. 
Borftgehilfen ä. — ee er een er. 


Borflauffeher RE Ser 


5. — — und Waldwärter. 

Waldaufſeher ä. O. F 

Waldwärter n. O. ... —— 

————— ter Zar Bar ale a 
Kleußenwärter . or —VF 
6. Hof⸗ und ——— NER: 

mit Forftichußzulagen. 
Kol. Hofjagd⸗Gehilfen und Eye: 
Herrichaftlihe Zagdbedienftete . . 
Summa C 


Summa nicht pragmatiiche Bedienitete 





1) Außerdem 24 Aushilfsbedienſtete. 


164 Dentichrift, Reorganijation der bayeriſchen Staatsforjtverwaltung. 


8. Bergleihende 
über Perjonalftand am 1. Dftober 1885 


Ueberfiht der Beamten und Bedieniteten nach Geſchäfts-Kategorien 















Anzahl der Beamten 
und Bedieniteten 
nad dem Stande 






am 
1, Dftober 1885 
waren 






















Beamten: Fategorien Bemerkungen 


zu Anfang 

der XVII. 
Finanz⸗ 

periode 


mehr | weniger 


Beamte 


am 
1. Oktober 
1885 und Bedienftete 





a) Directions- und In- Eonf. a 

fpections-Perfonal. aut an * 
beim Finanzminiſterium 7 6 — — om d. Novemb. 
bei den Kreisregierungen 22 65 — — 1888. A. Ziff. 2. 
bei den Forftämtern .. 70 _ — — 

8 711 — 28 

b) Buchaltungs · und 

Bevifions-Yerfonal 
beim Minifterial: Forft- M ä 


bureand 2.222020. 25 97 — — 
bei den Forſtämtern .. 141 — — — 


ec) Beamte der Bevier- 
Verwaltung. 


Oberförfter (Revier-Ber- 

Be aaa 538 _ — — 
Lokalverwaltungs Vor⸗ 

ſtände (einſchließlich der 


commifſariſchen). . .. — 429 — — 

Verwaltungs-Neben— 
beamte......... — 82 — = 
538 511 — 97 


d) Bevier-Perfonal. 


Förſter n.D. .. 2... — 40 — — 
Uebriges Perſonal zur 
unterſtützung im Bu- 
reau: und Betriebs: 
dienft, ſowie zur a 
babung des Forſt⸗ 


Ihubed. v0 0. 0. — — Incl. Hof: und 


1142 | 1629 
ma | 1669 EEE BR 1 ne 


Summa | 2550) 2352 — | 18 | Conf. Abſchluß 





der Beilage I 
zur Dentichrift 
v. 7. Nov. 1883. 


Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 165 


ueberſicht 
und jenem zu Anfang der XVII. Finanzperiode. 


Ueberficht der Beamten und Bedienfteten nad) ihren Penftionsaniprücen. 














Anzahl der Beamten am 
und Bedienfteten 1. Oktober 1885 





nah dem Stande waren 
Beamten-Kategorien —— — — Bemerkungen 
zu Anfang m mehr | weniger 
der XVII. |, Dftober 
Finanz 1885 Beamte 
periode und Bebienftete 








a) Yragmatifcre Beamte. 
beim Finanzminifterium 
bei den Kreisregierungen 


Conf. Beilage VII 
zur Denfihrift 
vom”. ars 
1883 A Ziff. 3 


bei den Forftämtern .. Forftmeifter älte- 


rer Ordnung. 
bei den Revierverwal: 


1.177: 05 ee Beamte der Lokal⸗ 

verwaltungen 
einſchließlich 40 
pragmatiſch. För- 
ftern n. O. 

b) Quaſt pragmatiſche 

Bedienſtete. 
Förſter & O....... Mit mehr als 10 


Dienftjahren. 


e) Inftabiles Derfonal 


(eintarübig der Förfter 
. unter 10 Dienft: 
re 


Suc. Hop und 
berrichaftl. Jagd⸗ 
perjonal. 


Summa 


166 Dentichrift, Reorganifation der bayerijchen Staatsforftverwaltung. 


4. Bergleihende Ueberſicht 
über den Perfonalftand am 1. Oftober 1885 und den künftigen Normalftand. 


— 


der Beamten Jam 1. Dftober 
u. Bedienfteten] 1885 waren 


Dienfted: Kategorien mehr | I Bemerkungen 


Beamte und 
— —Bedienſtete 








A. Minifterial-Forf- 
ungern 


1) commiſſariſch. 


Hierunter 1 Forſtamts⸗ 
Aſſiſtent. 





B. -Sorf- 
a — 


2) Forftamtsajfiftenten und 
fonftige Bedienftete. 


C. £okalverwaltungs- 
Behörden. 
a) Verwaltungs: und Be: 
triebs-Perjonal. 


wirkliche Korftmeifter. . 
Amts: und Revier-Bor: 
ftände mit den Gebalts- 
bezügen der Oberförfter 





Forftamtsafjefioren . . 40 | 8) incl. der ald commifjar. 


Amts- und Revier-Bor: 


Sorftamtsajfiftenten . . fände funkt. Affeſſoren. 


Summa.. 


Denfichrift, Reorganijation der bayeriichen Staatöforftverwaltung. 167 





der Beamten Jam 1. Oftober 
u. Bedienfteten] 1885 waren 





Dienftes: Kategorien 7 Eu |... | we Bemerkungen 
r 8 go 25 mehr niger 8 
m Pe 
ze 2m] Beamte und 
. u Bedienſtete 
— = nn — 
b) Betriebsvollaugd: und | 
Forſtſchutzperſonal. 
5. , Pragmatiiche Börfter | 851 | 40— | 211 
FE | Sorftwarte . . . . | 511 | 5429) 81) — | 1 Börfter ä. O. und 
2 KRorftwarte. 
=3 | Borftgehilfen . . . | 248 | 406 18 | — 
eg Sorftauficher ... [28 I 5 | — | 87 
E — ———— — ——— — 
* 1298 1044 | — | 34 
nicht ſtatusmäßige Wald- | = : £ 
wärter . -» * .. 13102) 4649] 154 — J2) Waldaufſeher ä. O. und 
| | MWaldwärter ercl. der Hof: 
—_ 7 — und herrſchaftlichen Jagd» 
1608 1508 | — 100 | bedienſteten mit Forftſchutz— 
— — — 1 aulagen. 
Summa . . . 12320 | 2266 _ 54 I ercl. der Hof-umd herrichaft: 
| lihen Jagdbedienfteten. 








V. Grörterungen über die Rejultate der Perjonalausweife und über den weiteren 
Vollzug dee Organifation. 


1. Bergleihung des Perjonalftandes am 1. Dftober 1886 
mit jenem am 1. Zuli 1885. 


Ausweislich der vorftehend unter IV Ziff. 2 vorgeführten Ueberfiht bat der Stand 
der pragmatiihen Beamten vom 1. Juli bis 1. Dftober 1885 incl. — zunächſt ver 
anlaft dur Beförderung von 40 Förftern feitheriger Ordnung zu pragmatiichen 
Förftern ded neuen Status — um 39 Beamte, der Stand der nicht pragmatiichen 
Bedienfteten — in Folge Belegung vacanter Stellen — um 17 Bedienftete zugenom: 
men, jo daf der Geiammtperfonalftand um 56 Beamte und Bedienftete fich erhöht hat. 

Nachdem jedoch die Förfter n. O. zum Unterperfonale gehören, und — abgeiehen 
von diefen neuen Beamten — das Unterperfonal bei den Rofalverwaltungen um 
18 Bedienftete zugenommen hat, fo ergiebt fih bei dem leßtgenannten Perjonale eine 
Geſammtzunahme von 58 Perfonen, während die Zahl der pragmatiichen Verwaltungs» 
beamten und jene der nicht pragmatiihen Buchhaltungs:Bedienfteten je um 1 Beamten 
bezw. Bedienfteten fid verringert hat. 

Zieht man dagegen in Betradht, daß am 1. Oktober 74 bisherige Forftgehilfen 
zu äußeren Forftamtsaffiftenten ded neuen Status ernannt wurden, jo ergiebt fidh, 
daß mit dem 1. Dftober 1885 eine Berminderung bed eigentlichen Forftichuß: 
perjonald um 74 — 58=16 Bedienitete eingetreten ift. 

Dieſes BVerhältni kann auch in folgender Weiſe veranſchaulicht werden: 


168 Denkſchrift, Reorganijation der bayeriſchen Staatäforftverwaltung. 


Das gefammte Unterperjonal bei den Kofalverwaltungen betrug: 
am 1. Zuli 1885 am 1. Oftober 1885 
1611 Bebdienftete 1629 nicht pragmatiiche Bedienftete, 
40 pragmatiſche Förfter n. D., 
1669 Beamte und Bedienftete, 
mithin am 1. Oftober mehr: 
1669 — 1611 =58 Beamte und Bedienftete. 


Das eigentlihe Schußperjonal betrug: 


am 1. Zuli 1885 am 1. Dftober 1885 
unter Abrechnung von 1 Aififtenten nah Abrechnung der Alftftenten von der 
1610 Bebdienftete, obigen Geſammtzahl ded Unterperjonald 
1669 — 75 = 1594 Beamte und 
Bedienſtete, 


ſohin am 1. Dftober weniger: 
1610 — 1594 = 16 Berienftete. 

Die erledigten Stellen für dad geſammte Unterperjonal ergeben fi aus der 
Differenz der erledigten Stellen pro Juli 1885 und der Gejammtzunahme des Unter: 
perjonald = 121 —58=63, oder 
aus der Differenz des Gejammtftellenitandes pro Juli 1885 und des gefammten Unter: 
perfonal:Standes pro 1. Dftober 1885 = 

1732 — 1669 = 63, wie oben. 

Fragt man jedoch, wie groß die Bacanz der Stellen beim eigentlichen Forft- 
Ihußperfonal fei, fo ergiebt ſich Folgendes: 

Die vorftehende Differenz von . . . “ee 0.00. GB Stellen 
bezieht fi auf das gefammte Unterperfonal. 

Bon demjelben find zu vorliegendem Zwed jedoch abaujegen die 
bisherigen Gehilfen, die zu Affiftenten im — — ernannt 
wurden, und bier in Zugang zu bringen= .. 4 


fohin vacante Borftfchnfteilen. pro i Offober 137. 
Die Darftelung läßt fi aud auf folgende Weiſe geben: 
Die Anzahl der reinen Forftihugß:- Stellen betrug am 1. Zuli 1885 1781, 
das eigentliche Forftihuß-Perional betrug am 1. Dftober 1885. . 159 Mann, 
ſohin waren am 1. Oktober noch unbejeßte Forftihuß- Stellen vorhanden 187. 

Thatſächlich find jedoch gegenwärtig nur 108 Forftihußdienftftellen erledigt 
und mit Verwejern aus der Reihe der Praftitanten, Eleven und Waldarbeiter beftellt, 
fo daß 187 -108=29 Forftihugdienftftellen zur Durchführung anderweitiger Forma: 
tionen eingezogen worden find. 

Aus dem BVorgeführten läßt fih aber aud entnehmen, daß die Zahl der auf 
ſtatusmäßige Poften bei formirten Aemtern ernannten 74 Aſſiſtenten n. D. nicht ohne 
Meitered an der Zahl des eigentlichen Forſtſchutzperſonales gekürzt, jondern dab hiefür 
anderweitig Erſatz geihaffen wurde, jo daß erft allmählich auf dem normalen Stand 
eingelenft werden wird. Es konnte deshalb, wie ſchon in den sub Ziff. III enthalte: 
nen Grörterungen nachgewieſen ift, im der Kategorie der Korftichugbedienfteten ein 
lebhaftes Avancement ftattfinden, zumal die Gehaltäbezäge der Affiftenten n. D. nicht 
à conto des Beſoldungsetats des Schupperionald, jondern aus den durch die Ein- 
ziehung von Aififtentenftellen ä. O. dieponiblen Mitteln beftrittem werden, 


Denkſchrift, Reorganijation der bayerifchen Staatsforftverwaltung. 169 


2. Bergleihung ded Perjonalftandes am 1. Oktober 1885 mit jenem zu 
Anfang der XVII. Finanzperiode. 

a) Werden bei der Vergleihung des Perjonalftandes am 1. Dftober 1885 mit 
jenem zu Anfang der XVII, Finangperiode die Beamten und Bebdienfteten nah Ge: 
ſchäftskategorien gruppirt, jo ergiebt fi, dah am 1. Dftober 1885 weniger vorhanden 
waren: 

28 Direftiond und Inſpektionsbeamte, 

70 Buhhaltungsbedienftete, 

27 Beamte der Revier-VBerwaltung, 

73 Unterbeamte und Bedienftete der Revierwaltung. 
Summa 198 Beamte und Bedienitete. 

b) Geſchieht bei ebengenannter Bergleihung die Gruppirung nad) den verjdiede: 
nen Penfionsanjprühen des Perjonals, jo ergiebt fi, dab am 1. Oktober 1885 weniger 
vorbanden waren: 

14 pragmatijhe Beamte, 
77 quasi pragmatiiche Bedienftete, 
107 inftabile Bedienftete. 

Summa wie oben 198 Beamte und Bedienitete. 

Diefe Zufammenftellung läßt fih auch aus der sub a aufgeführten Weberfiht und 
zwar in folgender Weije berftellen: 

Seit Anfang der XVII. Kinangperiode find prag» 
matiihe Beamte abgegangen . . . 55 
nämlich 28 Direktiond: und Aufpeftionsbeamte 
und 27 Beamte der Revierverwaltung, 
dagegen pragmatifche Beamte zugegangen. . . . 4 
nämlidy 1 pragmatiſcher Beamter beim Buchhal⸗ 
tungsperjonal, 40 Förfter n. O. 
Berbleibt ein Abgang von 14 pragm. Beamten. 
Ferner find abgegangen am nicht — zen 


Buchhaltungsbedienftte . . . ..70 
Bedienſtete der Lokalverwaltung.73 
neue pragmatiſche Körferr . » 2 22.2. 40 
pragmatifhe Buchhaltungsbeamte . . . .. 1 


184 Bedienſtete. 


Summa Abgang 198 Beamte und 
Bedienftete. 


8. Bergleihung des Perjonalftandes am 1.Dftober 1885 mit dem 
fünftigen Normalftande. 


8) Die gegenwärtige Zahl der Beamten und Bedienfteten der Minifterial: 
Borftabtheilung flimmt zwar genau mit der für das Definitivum vorgejehenen 
Anzahl von 10 ftatusmäßigen Beamten und Bedienfteten überein, jedoch find gegenwärtig 
höhere und pragmatifche Beamtenftellen mit Beamten von geringerem Range und Ge: 
balte, bezw. mit Funktionären bejeßt. 

b) Bei den Regierungs:-Forftabtheilungen befteht zur Zeit noch eine 
Deberjchreitung des Normalftandes um 52 Beamte und Bedienftete und zwar: 


170  Dentichrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 


um 7 Gollegialbeamte und 
„ 45 Buchhaltungsbedienitete. 


Allerdings find die gegenwärtigen Buchbaltungsbedienfteten ſämmtlich Funktionäre, 
während für den definitiven Stand 20 Funktionäre und 32 pragmatiſche Beamte 
normirt find. 

Im Nebrigen ift die gegenwärtige Weberjchreitung ded Normalftandes an Bud: 
bhaltungsbedienfteten mur eine ſcheinbare, indem feinerzeit außer den ftatusmäßigen 
Buhhaltungsbeamten und Bedienfteten noch ca. 45 Aififtenten und Praftifanten bei 
den Regierungsforftabtheilungen‘in Verwendung ftehen werden, für welche in Beilage II 
zur Denfichrift vom 7. November 1883 (Seite 366) ein Pauſchale mit 60 000 A vor: 
geliehen ift. 

c) Bei Bergleihung des Standes der LokalverwaltungsVorſtände (wirk— 
lihe Forftmeifter und Dberförfter) vom 1. Dftober 1885 mit dem Normalftande er: 
giebt Ah, da am 1. Dftober 1885 nur mehr eim Ueberſchuß von 59 Beamten vor: 
handen war. Bet dem früheren Stande von 588 Oberförftern haben ſich durchſchnitt- 
lih 27 Stellen jährlich erledigt. 

Wird diefed Verhältniß auf den gegenwärtigen Stand von 417 wirklichen Amts: 
vorftänden angewendet, fo berechnen ſich für die Zukunft alljährlich 20 Erledigungsfälle. 

Hieraus kann mit ziemlicher Wahricheintichkeit geichloffen werden, daß der Weber: 
ſchuß von 59 Lokalverwaltungs-Vorſtänden innerhalb dreier Jahre aufgezehrt fein 
wird, jo daß für die älteren der im Jahre 1884 ernannten Forftamtsafjefforen die 
Ausſicht befteht, bereit? nad Umfluß weniger Zahre in die Stellung eines Forft- 
meifterd einzuräden., 

Der Stand der Forftamtd:Ajjejioren vom 1. Dftober 1885 ift um 40 Be 
amte geringer ald der Normalftand. Dieſes Verhältniß fteht in Verbindung mit dem 
zur Zeit beftehenden Ueberſchuſſe an Lokalverwaltungsvorſtänden, und dürfte ebenfalls 
nah Umfluß einiger Sabre bereinigt fein. 

Den gegenwärtigen Borftamtsasjiftenten ä. O. ftebt ſomit nicht allein die 
Beförderung auf genannte 40 Affefjorenftellen, jondern auch auf die durh Einrüden 
von Affefjoren in den Forftmeifterädienftgrad ſich eröffnenden Stellen in Ausſicht. 

Mit der allmählicen Neberführung vorerft noch beitehender Forftreviere in Forft- 
ämter n.D. ſteht auch die endliche Formation von noch 25 Aififtentenpoften bei den 
Lofalverwaltungen im Zujammenhange. Wie jhon oben erörtert, joll in den nächiten 
Jahren auch eine Anzahl von Ajfiftenten (ca. 20) ald Referatsbilfdarbeiter bei den 
Regierungsd-Forftabtheilungen Verwendung finden, jo daß für die zur Zeit noch um: 
geprüften Praktikanten zunächſt 45 Aiftftentenitellen in Ausſicht fteben. 

Bid zu ihrer Ernennung als Forftamtsajfiftenten werden die Praftifanten nad 
Maßgabe der Beftimmungen des $ 86 der Allerhöchſten Verordnung vom 19. Fe—⸗ 
bruar 1885 honorirte Verwendung im DVerwaltungsd: Betriebs: und Forſtſchußdienſte 
finden. 

Hiernach ift für die zur Zeit in Praris fichenden VBerwaltungsadipiranten bin: 
reichend gejorgt. i 

Nah Ausweis der unter IV Ziff. 4 vorgeführten Ueberfiht war der Stand des 
Forſtſchutzperſonals im Ganzen um 100 Beamte und Bedienftete geringer als der 
Normalftand, im Einzelnen am geringiten in der Anfangsftufe und in der höchſten 
Charge des Forſtſchutzdienſtes. 


Denfihrift, Reorganijation der bayeriſchen Staatöforftverwaltung. 171 


Hieraus ergiebt fi von jelbit, daß das Anancement im Korftichngdienfte allmäh- 
lich einen lebhaften Charakter annehmen wird. 

Zunähft ind — nad Maßgabe der disponiblen Mittel — 211 Förfter m. O. zu 
ernennen. 

Nachdem bei den Körftern ä. D. und Forftwarten zufammen ein Ueberſchuß von 
81 Bedienfteten befteht, und aus der genannten Kategorie 211 Förſter m. D. zu ent- 
nehmen find, wird im Laufe der Zeit die Beförderung von (211 - 31) = 180 Forft- 
gebilfen zu Korftwarten erforderlich werden. Hierdurh wird nicht nur Der gegen- 
wärtig beftehende Ueberihuß von 168 Forftgehilfen aufgezehrt, jondern es wird ſogar 
die Ergänzung des Standes berielben durch Beförderung von 17 Forftauffehern er- 
forderlich werden. Hierbei ift jedoch nody gar nicht in Betracht gezogen, daß nach dem 
biäherigen Durchſchnitt aljährlih 25 Ältere Schugbedienftete (Körfter) naturgemäß 
in Abgang fommen. 

Der gegenwärtige Stand der Forftauffeber ftebt nm 237 Bebdienftete unter 
der Normalzahl. Wenn auch 3. 3. 154 diefer Stellen von Waldaufjehern ä. D. ein 
genommen und von diefen noch längere Zeit werden behauptet werden, jo find doch 
in nabeliegender Zeit 83 Korftauffeberftellen aus der Reihe der Korfteleven zu be: 
feßen, deren zeitiged Vorräden in den Dienftgrad eines Korftgehilfen durch den ge: 
mwöhnlichen Abgang von Beamten und Bedienfteten der höheren Forſtſchutzſtellen ge 
währleiftet erjcheint. 

Betont will noch werden, daß die mit der neuen DOrganifation geſchaffenen Forft- 
aufjeberftellen zunächft nicht den biöberigen ftatusmähigen Stellen, jondern den nicht 
ftatusmähigen Waldaufjeherftellen entnommen find, — im Interefje des Dienftes jo- 
wohl, ald im Snterefje der zablreihen Korftihugdienitadipiranten, bezw. deren Eltern. 

Durch die Schaffung des Forftaufieher-Inftitutes ift die Möglichkeit gegeben, die 
Forftihußdienftadipiranten für eine Reihe von Jahren in Stellung und Gehalt zu 
jegen, während welcher fie unter den jeitherigen Verhältniſſen umfonft hätten Dienfte 
leiften müfjen. 

Unter den gejchilderten Verhältnifſen kann auch im naheliegender Zeit der Zugang 
zum niederen Korftdienfte wieder eröffnet werben. 

Die Errihtung der MWaldbaufchulen wurde daher auf den geeigneten Zeitpunft 
verſchoben. Derjelbe dürfte mit Herbft 1886 berangefonmen jein. 

Dben wurde nachgewieſen, daß am 1. Dftober 1885 nod 108 erledigte Korft: 
fchugftellen vorbanden waren, deren vorläufige Beitellung mit Berwejern bis zur 
Möglichkeit ihrer verorduungsmäßigen Formirung nicht eingegangen werden kann, jo 
dat die durch Reduktion und anderweitige Formation von Stellen andererſeits er 
ztelten Erſparungen auf gewifle Zeit bin dur den Mehraufwand an Verweſungs— 
foften beeinträchtigt werden. 

Ferner darf nicht außer Betracht gelaflen werden, daß den aus der Reihe der 
Sorftamtsajfiftenten ä. O. bereits ernannten und fernerhin zu ernennenden Forſtamts— 
affefioren eine befondere perfönliche Zulage zu gewähren ift, deren Betrag urfprünglid 
im Organifationsplane nicht vorgefehen war, daß außerdem in den Stand der Forft: 
amtsafjefioren auch 30 feitherige Oberförfter übergetreten find, denen namhaft höhere 
Bezüge zulommen, ald den Korftamtöafjefforen des neuen Status, wobei andererſeits 
allerdings zu berüdfidhtigen ift, daß durch diejen Nebertritt der Penfiondetat vor einer 
ganz erheblichen Belaftung bewahrt wurde. 

Weiter kommt in Betracht, daß ſämmtlichen Beamten und Bedienſteten das Vor: 


172 Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatsforftverwaltung. 


rüden in höhere Gehaltsftufen ihrer Bejoldungsflafien gewährletftet ift, daß jedoch die 
Mittel zur Beftreitung der perjönlihen Ausgaben für je ein Zahr der XVII. Finanz: 
pertode, auf welche der neue Beioldungsftatus ſich gründet, nicht mit Nüdficht auf das 
Vorrücken in höhere Duinquennien, fonderr auf Grund der zur Zeit der Gtatö 
aufftellung beftandenen wirklihen Gebaltsverhältnifie feftgefegt wurde. 

Endlidy Fällt noch ind Gewicht, daß die augenblidiihen Gejchäftsverhältniffe bei 
den Regierungs:Korftabtheilungen noch für einige Zeit einen befonderen Aufwand für 
Regiekoſten, fowie für den Kanzleidienſt erforderlich machen. 

Denn nun auch nad dem VBorgetragenen nicht zu verfennen fein wird, daß mit 
dem ber kgl. Staatdregierung für Perjonal: und Realerigenz der inneren und äußeren 
Sorftbehörden, ſowie für die Waldbauſchulen bis zum Eintritt des Organtfations- 
Definitivums gewährten Pauſchalkredit zu 5077145 MH baushälteriich zu Werke ge: 
gangen werben muß, um eine, wenn aud nur vorübergehende, Weberjchreitung diejer 
Mittel zu vermeiden, To befteht doch nicht der mindefte Zweifel, dab nicht nur mit 
den gegebenen Mitteln jederzeit vollftändig ausgereicht, jondern auch die in Ausſicht 
geftellte Erjparung von jährlich 200 000 4 — mit der Bollendung des Organifationd: 
werkes eintreten werde. 

Dabei wird die kgl. Staatsregierung Bedacht nehmen, foweit möglich, ſchon wäh— 
rend der Zwiichenzeit erhebliche Beträge zur Bildung des Erjparumgsfapitald zu res 
ferpiren, — und ift jeßt ſchon in der Lage, die Abjekung des Betrages von 41 000 M 
an dem zur Verfügung ftebenden Pauſchalkredite und ſohin die Feſtſetzung deffelben 
auf den Betrag von 5036 145 M — für je ein Zahr der XVII. Binanzperiode bean: 
tragen zu fünnen, zunähft von der Abficht geleitet, einen Beitrag zu dem Penftond- 
fond für die aus organiſatoriſchen Rüdfihten in den Ruheftand verlegten Beamten 
zu liefern, der jedoch nach Abgang diejer Beamten ald reine Erjparung zu betrachten 
und gut zu rechnen wäre. 


Eap. III. Bienfigebände und Bienfländereien. 


I. Die Veräußerung und anderweitige Verwendung von Dienftgebäuden. 


1. Die Veräußerung von Dienftgebäunden. 

Nachdem zu Anfang der XV. Rinangperiode aufgeftellten Plane waren 37 Forſt ⸗ 
dienftgebäude — als durd die neue Bezirkdeintheilung entbehrlich werdend — zum 
Verlaufe beftimmt. Der muthmaßliche Erlös hieraus wurde in Beilage VIII zur 
Denfihrift vom 7. November 1883 mit dem Betrage von 589428 AM eingeftellt. 

Bet der definitiven Feftftellung der Bezirksbildungsoperate hat fi ergeben, daß 

15 Korftamts-SGebäude bezw. Gebäudecomplere, 

14 Oberförfterdienftwohnungen bezw. Gebäudecomplere, 

5 Förfterdienftwohnungen 

1 bisher von Sorftamtöaffiftenten” benutztes Haus und 

2 Nebengebäude, 

ſohin 37 Gebäude und bezw. Sebäudecomplere, 

ferner 1 Bauplag im Laufe der Entwidelung der Organifation wirklich zur Ver— 
änferung disponibel werden. 

Die Werthseinſchätzung der nunmehr definitiv zur Veräußerung beftimmten Ge: 
bäude wurde in vorjchriftsmäßiger Weile durchgeführt. 


Denkſchrift, Reorganijation der bayeriſchen Stantöforftverwaltung. 173 


In Folge der mit 1. Zult 1885 ftattgefundenen Bezirföneubildungen und bezw. 
Perfonalveränderungen konnten jofort 
9 Forſtamtsgebäude, 
6 Oberförfterdieaſtwohnungen und 
1 Föriterdienftmohnung 
im Ganzen 16 Gebäudecomplere 
dem Verkaufe unterftellt werden. 
Der Erlös aus dieſen Gebäuden beträgt 


die Summe von. . . een. 876584 M, 

der Schätzungswerth betrug 1 448 801, 

Der Erlös überfteigt ſomit die Schätzung um 27783 4 oder rund um 
8 Procent. 


Zur Veräußerung in nächſter Zeit find bereits verfügbar: 
3 Forſtamtsgebäude, 
3 Oberförfterdienftwohnungen, 
1 bisher von Forftamtsaffiftenten benutztes Haus und 
1 Bauplaß 
im Schäßungswerthe von zufammen. - » 2 > 2 22 136 180 M 
Zur Zeit nicht veräußerlih find: 
3 Forftamtögebäude, 
5 Oberförfterdienftmohnungen, 
4 Förfterdienftwohnungen, und 
2 Nebengebäude, 


im Gefammt:Schäßungswerthe von. . . . 02. MER NM 
Der Schätzungswerth der zur Zeit noch nicht — Gebäude, 
einſchließlich eines Bauplapes, beträgt demnah . . . ur . . 34205832 M. 


Die Rejultate des erften Verkaufes laſſen — daß dieſer 
Schätzungswerth jeinerzeit erreicht, und johin ein Geſammterlös aus ver: 
kauften Dienftgebäuden erzielt werden wird von 342532 M + 876584 M= 719116 M. 
In Beilage VIII zur — war ", — veran⸗ 


ſchlagt u ... . 589428 M, 
es läßt id — gegen den Dorn eine Weseinnahne er: 
warten von . » .» . i 20... 129685 M. 


2. —— ——— von Diengebäuden. 
Bon den durch die neue Bezirkdeintheilung anderweitig verfügbar gewordenen 
Gebäuden find 4 Koritmeifter- Dienftwohnungen und 
2 DOberförfterdienftwohnungen, 
johin im Ganzen 6 Forftvienftwohnungen, 
außerdem ein Theil der Bureaulofalitäten eines jeitherigen Korftamted an andere 
Staatöverwaltungszweige fberlaffen worden. 

Bon den für die Beamten und Bedienfteten der Staatäforfiverwaltung referpirfen 
Dienftwohnungen jollen nach Maßgabe des feftgeftellten Bezirkdoperates 59 Dienft: 
wohnungen im Laufe der nächſten Sabre einer anderen ald der jeitberigen Beftimmung 
zugeführt werden. Es jollen nämlich: 

a) 51 bisher von Korftverwaltungsbeamten innegehabte Dienftwohnungen an Forjt- 
Ichußbedienftete und 


174 Denkſchrift, Reorganifation der bayeriſchen Staatsforftverwaltung. 


b) 8 bisher von Korftihußbedienfteten benügte Wohnungen an Korftverwaltungs: 
beamte überlaffen werden. 
Hierdurch würde der Status für die Dienftwohnungen des Forſtſchutzperſonales 
einen Zugang von 43 Dienftwohnungen gewinnen. 
Borftehende Beftimmung ift bereitd ſoweit ihrer Verwirklihung entgegengeführt 
worden, dab gegenwärtig ſchon 
ad a) 27 Dienftwohnungen an Korftihußbedienftete, 
ad b) 5 Dienftwehnungen an Forftverwaltungsbeamte 
überwiejen find. 


Il. Ausgaben für Neubauten, Aptirung und innere Einrichtung von 
Gebäuden. 


Was die Koften für Neu und Umbauten an den Regierungs:Gebäuden behufs 
Aufnahme der Regierungs-Korftabtheilungen betrifft, jo fteht, obwohl die Redinungen 
noch nicht völlig abgeihloffen find, bereits ſoviel feft, dab eine Weberfchreitung des 
poftulirten Ausgabebetrages zu 508 851 A kaum oder ungünftigen Falled nur im ganz 
belanglojer Weiſe ſich ergeben wird. 

Für Gebäude der Lofalverwaltungen find aus Anlaß der DOrganifation Koften 
nicht erwacdjen. 


II. Die Veräußerung von Dienftländereien. 


Auf Grund der bei Aufftellung des Organifationsplanes gepflogenen Erhebungen 
wurden 91,264 ha Dienftgrundftüde (Ader und Wiejen) ald künftig entbehrlich er- 
achtet, und wurde deren Schäßungswerth im Betrage zu 129 742 AH in der Beilage VIIL 
zur Denfihrift vom 7. November 1883 als zu erwartende Einnahme vorgetragen. 

Das fol. Staatsminifterium der Finanzen bat jedoch — vorgängig der definitiven 
Feftftellung der Bezirköbildungsoperate — jorgfältige Erhebungen über das noth: 
wendige Maß der Bereitftellung von Dienftgründen anftellen lafjen, welde ergeben 
haben, daß ohne irgend eine Schädigung des Perfonald oder des Dienfted im Laufe 
der Entwidelung der Organijation 230,851 ha biäherige Dienftgründe mit einem 
Schätzungswerthe von 454 790 AH veräußert werden fünnen. 

Bon diejen definitiv zur Veräußerung beftimmten Grundftüden konnten in Folge 
der am 1. Zuli I. 3. eingetretenen Bezirfäneubildungen und bezw. Perjonalverände: 
rungen bereitö verkauft werden: 

833,349 ha mit einem Erlöfe von 96 92 M, 
der Schätzungswerth betrug. . 56758 „ 
Es ergab ſich hiernach ein Mehrerlös von 40189 M, d. h. nahezu 71 pCt. 
über die Schätzung. 

Zur Veräußerung im Laufe der nächſten Jahre verbleiben 197,502 ha mit einem 
Schäßungswerth von . . . . 898087 M. 

In Hinfiht auf die Refultate des erften Bertaufes "dürfte bie Ans 
nahme nicht unbegründet erjcheinen, daß bei den fünftigen Verkäufen 
durdhichnittlich wenigitens der Schäpungsdwertb erreicht wird, 

Aus der Veräußerung entbehrliher Dienftgrundftüde wird fidh hier: 
nach ſchließlich eine Gefammteinnahme von 96 2 M+3BRBTM =. IMYIM, 
ergeben, ſohin gegen die urjprängliche Beranfhlagung u . » » . . 1297422 „ 


eine Mebreinnahme von . . 2. 2... .. 386 237 N. 


Zur Frage der Erziehung ftärferer Klogholzbeftände. 175 


IV. Gejammtrejultat der Veräußerung von Dienjtrealitäten. 

Mie in den vorftehenden Grörterungen ausgeführt wurde, lafjen fi gegenüber 
den in Beilage VIII zur Denfihrift vom 7. November 1888 enthaltenen Voranſchlägen 
erwarten. 

Mehreinnahmen aus dem Berkaufe von Dienftwohnungen 129 688 M, 


. Pr — „  Dienftgründen . 3652837 „ 
Summa Mebreinnahmen aus dem Verkaufe von Dienftrealitäten 494 925 M. 
IV. Abſchnitt. 


Die Communal-Forftverwaltung der Pfalz. 

Der Plan über die Reorganifation der Gommunal:Forftverwaltung der Pfalz, 
melde im engiten Zufammenbange mit dem Organismus der Staatsforftverwaltung 
fteht, wurde nad den, für die Reorganifation der leßteren Allerhöchſt genehmigten 
Grundjägen aufgeftellt und im gleicher Weiſe in Vollzug gefeßt (conf. $ 38 und $ 40 
Ziff. 15 der Allerhöchſten Verordnung vom 19. Kebruar 1885). 

Im Definitium der Organifation haben an Stelle der jeitherigen 31 Communal- 
Forſtreviere zu beftehen: 

18 Gommunal-Forftämter und 
8 Communal-Forſtaſſeſſorenpoſten, 
Summa 26 Berwaltungsftellen, 
fo daß im Ganzen 5 Forftreviere zur Auflöfung beftimmt find. 
Am 1. Dftober 1885 waren bereitd formirt: 
17 Gommunal:Forftämter u. DO. und 
7 u Forftaffefforenpoften. 
Außerdem beftehben noch bis auf Weitered 2 Forftreviere, 
Es beftehen demnach ichon —— nur 

WER 2 . + Verwaltungsſtellen. 

Somit iſt die für das —— Deſinitivum in Ausſicht genommene gänzliche 
Auflöſung von 5 Forſtrevieren bereits perfekt geworden. 

Hieraus dürfte ſich ergeben, daß eine dauernde Entlaftung des Gommunalforft- 
fonds der Pfalz mit Sicherheit eintreten wird. 

gez. Dr. von Riedel. 


Zur Srage der Erziehung ftärferer Klogholzbeftände. 

Es ift eine Wahrnehmung, weldye man bereitö vielfady machen Tann, 
daß die älteren und ftärferen Holzbeftände, die Leberlieferungen einer Zeit, 
in weldyer Starfholz in Fülle vorhanden war, immer mehr jchwinden und 
daß zur Erziehung vielbegehrter Starfhölzer 60—80jährige Umtriebe nicht 
audreichen. 

Man erblict jet faſt überall, und mit vollem Recht, das Heil der 
Forfte vorzugöweife in der Nubholzwirthichaft, ſchlägt aber troßdem nicht 
felten ohne eingehende Prüfung die älteren Beſtände, jo viel wie möglich 


176 Zur Frage der Erziehung ftärferer Kloßholzbeitände. 


nieder, ohne zu bedenfen, dab ſchwaches, aber wenig geſuchtes Material 
überall zu finden ift. Wir werden daher bald an einer Ueberproduftion 
von ſchwachen Nutzhölzern leiden, während es uns an hochwerthigen Starf- 
bölzern fehlen wird. Das joll und mahnen, wirthichaftlicy zu denken, jonft 
fönnten wir nur zu bald ein ftarfed Sinfen der Waldrente erleben. 
Namentlih hat das Ausland allen Grund auf die Nachzucht von Starf- 
hölzern bedadyt zu nehmen, wenn ed nicht bald den Markt nach Deutich- 
land in der Hauptjache verlieren will. Bon diejen und ähnlichen Er- 
mwägungen mag auch der böhmiſche Forftverein ausgegangen fein, als er 
im vorigen Sabre bei jeiner Verſammlung in Caslau folgendes Thema 
zur Debatte bradyte: „Wäre es in Hinficht auf die gegenwärtigen 
Holzabjag- und Holzpreis-Verhältniſſe wünſchenswerth und 
vom wirthſchaftlichen und finanziellen Standpunfte aus ge 
rechtfertigt, die Erziehung ftärferer Kloßholzbeftände anzu— 
ftreben? Welde wirthbichaftlihen Maßregeln würden jich dazu 
empfehlen und inwieweit würde die Aufältung der Waldbäume 
diejem Ziele näher fommen?* 

Referent diejer Fragen mar urſprünglich Herr Oberforftraty Ritter 
von Fiskali, derjelbe übergab aber in Folge von Gejundheitsrüdfichten 
furz vor der Verſammlung das Referat an Herrn Forftmeifter Dittrich. 
Der erfte Theil der Frage, die Erziehung ftärferen Klotzholzes betreffend, 
wird vom Referenten entjchieden bejaht. Durch eine Mafregel, die eine 
Merthövermehrung und eine Preiöfteigerung veranlafle und dadurch die 
Nachfrage nad ftarfem Holz fteigere, würde ein volfswirthichaftliches 
Bedürfniß gefichert und befriedigt. 

Auh in waldbaulicher Beziehung ftellte fib der Ueberhalt von 
Stämmen zu ftarfem Kloßholze günftig, indem durdy eine weniger häu— 
figere Bodenbloßlegung die Bodenfraft minder beteriorirt würde. Be— 
züglich des zweiten Theile der Frage: „welche wirtbihaftlihen 
Maßregeln würden ſich zum Zwede der Erziehung ftärferen 
Klogholzed empfehlen“ äußert ſich Referent dahin, daß er die alte 
Gepflogenheit, Ausftänder, jogenannte Samenbäume oder Ueberftänder zu 
ftarfem Nutzholz überzuhalten für unwirthſchaftlich erklärt. Das Ueber: 
halten der Samenbäume könne nur dann ald eine zweckmäßige wirthſchaft⸗ 
lihe Maßregel angejehen werden, wenn es dahin abziele, den Lichtungs— 
zuwachs auszunüßen, um dadurd auf einen erhöhten Stärkezuwachs der 
Stämme einzuwirfen. 

Um neben dem Ueberhalten ſolcher Samenbäume auch nody auf eine 
andere Art allmählich zu ftärferem Klogholze zu fommen, jei, eine anhal- 


Zur Frage der Erziehung ſtärkerer Klotzholzbeſtände. 177 


tende Durchforſtung einzuhalten. Auch eine zu einer gewifjen Zeit ge- 
führte I harfe Durdforftung führe zum Zwecke. 

Referent betont weiter, dab mit zunehmender Stammzahl der Stärfe- 
zuwachs abnehme, man müfje deßhalb auch auf weitere Begründung der 
Beitände jein Augenmerk richten. 

Dei weit erzogenen Beſtänden werben aber die einzelnen Baumindi- 
viduen eine abholzige Stammform und eine äftige Baumform zur Folge 
haben. Da aber joldye räumlich erzogenen äftigen und abholzigen Bäume 
feine brauchbaren Kloghölzer liefern, fommt Referent zum dritten Theil 
der Frage: „Inwieweit würde die Aufäftung der Waldbäume 
diejem Ziele näher führen? Er betont bei der Frage der Aufäftung 
hauptſächlich, daß eben dod immer eine Aftwunde vorhanden jei, wenn 
diefelbe auch noch jo Elein wäre. Solche Aftwunden ſeien aber bei allen 
Bäumen der Weg, auf dem die für dad Holz jo jhädlichen Pilze in das 
Innere der Stämme gelangten. 

Nachdem ſich Referent noch weiter dahin ausgeſprochen hatte, dab ed 
leider noch an Berjuchen über Art, Zeit und Umfang der Aufäftung und 
zweckmäßigſten Art der Beitandögründung fehle (Referent jcheint die vielen 
in Deutjchland darüber bereits erſchienenen Mittheilungen nicht zu fennen), 
ftellt er jchlieglich den folgenden Antrag: „Der böhmijche Forftverein wolle 
beichließen, daß jeine Delegirten in den Fachkonferenzen bei der Gentral- 
jtelle deö forftlichen Verſuchsweſens in Wien dahin wirken, dab über dieſes 
noch gänzlich unbefannte Feld (!) des forftlichen Verſuchsweſens, nämlich 
über die räumlicdye Begründung der Beftände und über die Aufäftungen 
derjelben, zum Zwede ftärferer Mafjen: und Werthproduction 
forftliche Verſuche und Ermittelungen angebahnt werden mögen”. An der 
nun folgenden Debatte betheiligte ſich zunächſt: Oberförfter Figinger. 

Derjelbe giebt an, daß unter den Holzarten, die am meiften ausgeaftet 
werden, in Böhmen in erfter Reihe die Eiche zu nennen jei, erklärt aber 
dabei, dab Eichen, welche äußerlich oft glatt und tadellos erjchienen und 
deren Aſtwunden vollflommen überwallt jeien, beim Deffnen ded Stammes 
mitunter ganz rejpeftable Faulftellen zeigten. Junge Bäume ertrügen das 
Ausäften ganz gut, dagegen jei dad Abnehmen der Aeſte und bauptjächlich 
jtärferer Aefte an alten Bäumen gefährlich. 

Forſtrath Pompe: Nur ein jehr reicher Waldbefitzer, welcher die 
Zinjen des in feinen Forſten ftedenden Kapitaled Jahr um Sahr zur Be 
friedigung jeiner Bedürfniffe nicht bemöthigt, könne fchlagbare Beftände 
noch älter werden laffen und überhalten. Das Ueberhalten von öfters 
mehrhundertjährigen, im Zuwachs längft zurüdgebliebenen Beftände, auf 
hunderten von Hektaren großen Flächen halte er, offen geftanden, nicht 

Borftwiffenichaftliched Gentralblatt. 1886, 13 


178 Zur Frage der Erziehung jtärferer Kloßholzbeitände. 


nur für einen wirthichaftlichen, ſondern noch mehr für einen finanziellen 
Fehler. 

Forſtmeiſter Zenker: Der Ausſtänderbetrieb ſoll in Nadelhölzern 
eine Form ſein, welche dem Mittelwaldbetriebe der Laubhölzer am nächſten 
ſteht. Bei dem Ausſtänderbetrieb in den Nadelhölzern ſoll aber nicht das 
ſtärkſte Holz übergehalten werden, jondern als Ausftänder ſollen hier ſolche 
Hölzer gewählt werden, melde vermöge ihrer Stärfe und ihrer ganzen 
Form derart beichaffen find, daß fie augenblidlich zwar jehr wenig, aber 
durdy eine zweite Umtriebözeit übergehalten, jehr hohe Erträge liefern 
fönnten. Der Ausftänderbetrieb, wie ich ihn nenne, tft bis jeßt in Böhmen 
nur bei der Föhre praftizirt worden. Im einem ſolchen Beltand wird in 
der Regel noch eine andere Holzart fultivirt, und das ift die Fichte. Im 
den Fichten follen die jchönften mittelmüchfigften, alſo nicht die ftärkiten 
Kiefern ftehen bleiben und lebtere, die jet nur mehr oder weniger ftarfes 
Prügelbholz lieferten, hätten den Zwed, in Zukunft ftarfe Klogholzwaaren 
abzuwerfen. 

Mas die Anbahnung ded jogenannten Lichtungszumachled in den 
Nadelhölzern anbelangt, jo muß ich offen geftehen, dab ald der einzig 
richtige Weg hierzu eine Eonftante Durchforſtung von der zweiten Alterö- 
flafje angefangen bis in die Zeit, wo der Beltand in dad Alter der Hau— 
barfeit eintritt, ericheint, In ein zu altes Holz mit ftarfer Durchforftung 
zu fommen, dad würde fich wohl nicht empfehlen und am allerwenigiten 
bei Fichtenbeftänden. 

Karl Fürſt Schwarzenberg verwirft die Ausäftung und ſpricht 
fi) darüber aus, dab die richtige Durchforſtung nach feiner Leberzeu- 
gung dad Arcanım für die Zukunft der Wälder jei. Er ſtimmt jenem 
Modus bei, bei dem man frühzeitig mit der Durchforftung beginnt, die- 
jelbe öfterd miederholt und jchließlich eine derartige räumliche Stellung 
der Bäume erzielt, bei welder ihnen die durch die Natur gebotenen 
Mittel gewährt find, um rafcher zu erſtarken und zu Kloßhölzern beran- 
zuwachſen. 

Graf Thun äußert fich dahin, daß man auch in Böhmen Verſuche 
über Durchforſtungen anſtellen ſolle, ähnlich wie er es auf einer Excurfion 
mit dem ſächſiſchen Forſtverein bei einem Fichtenbeſtand, der im Jahre 
1820 oder 1822 aus einer Riefenjaat im Felde entitanden jei und den 
man im Anfange der 1860er Jahre umzäunt und ald Verſuchsobjekt be- 
nußt habe, gejehen habe. Der Beltand jei jetzt 60 Jahre alt. Der Ber- 
judy wurde von vornherein in der Richtung eingeleitet, dab man erfahren 
wollte, inwieweit eine jchwächere oder ftärfere Durchforſtung auf den Holze 
maſſenzuwachs einwirfe. 


Zur Frage der Erziehung ftärferer Klotzholzbeſtände. 179 


Dberforftratb Swoboda theilt mit, daß er bei der Uebernahme 
eined Forfted in vielen Kiefernkulturen und Jungwuchsbeſtänden zahlreich 
ſtehengelaſſene Ausftänder vorgefunden habe. Er fand, dab die Kulturen 
in einem äußerft fchlehten Zuftande waren, daß jogar um die Ausftänder 
auf einer großen Fläche jelbit mit aller Mühe nichts aufzubringen war. 
Diefe Nachtheile wirken aber um fo intenfiver, je ftärfer die Ausftänder 
find und werden geringer, wenn die Ausftänder ſchwächer find. 

Swoboda jagt ferner, die Aufäftung fei zumeift auf junge Beftände 
und ſolche Holzarten zu beichränfen, von welchen in Folge diefer Mani: 
pulationen aftreined und vielleicht auch vollholziges Material zu erwarten 
jet und dad wären namentlidy Laubhölzer, vornämlich die Eiche. Auch 
fünne man durch Aufäftungen andere Holzarten vor Drud bewahren. 

Forſtmeiſter Zenfer jprah ſich nod über die Anbahnung des 
Veberganged vom 8Ojährigen Umtrieb in einen 100 jährigen aus und meinte, 
es ſei nicht jo leicht, auf einmal die Wälder von einem SOjährigen Um— 
trieb in einen 100 jährigen überzuführen, d. h. mit auf 20 Jahre beredh- 
neten Wirthichaftöflächen künftig 25 Iahre zu wirthſchaften. Es jei jet, 
wo nod die vierten Alteröflaffen vorhanden wären, noch leichter LOOjährige 
Umtriebe anzubahnen, als jpäter. Für Böhmen fei ed jeßt nody Zeit, die 
Sadje zu erwägen, verfäume man den richtigen Moment, fo gelange man 
bald auf den Standpunft, daß die böhmischen Forſte nur noch ſchwache 
Bauhölzer, aber feine Kloghölzer mehr lieferten. 

Baron Schirding erflärt darauf, daß auf feiner Domäne der 
Meberhang vom 60- bis zum 8Ojährigen und vom 80: bis zum 100jährigen 
Turnus faktiſch ohme irgend eine Schwierigfeit durchgeführt worden fei. 

Nach Beendigung der Debatte ergriff Meferent Forftmeifter Dittrich 
nochmals das Wort und erklärte, dab im Ganzen aus dem Berlaufe der 
Debatte der erfte Fragetheil bejaht worden jei. Nach nochmaliger An- 
führung der einzelnen Punkte der Debatte über den zweiten Theil der 
Frage, äußerte er ſich jchließlich wie folgt: „Es dürfte wohl im Allge— 
meinen der zweite Theil der Frage dahin zu beantworten jein, daß Die 
Mabregeln, welche zur Erzielung ftärferen Kloßholze& beitragen, 

1) in einer Erhöhung der Umtrieböziffer, beziehentlich in einer Ber: 
ringerung der gemeinjährigen Flächenabnutzungsgröße beftehe und 
zwar dort, wo babei der Werthzuwachs einen eventuellen Verluſt 
an Quantität wett mache, rejpeftive einen Gewinn ergebe, daß 
dieſe Maßregeln 

2) in der Ausnutzung des Lichtungszuwachſes vermittelſt Lichtungs— 
betrieb beim Beſtandesabtriebe und enſprechend ſcharfen recht- 
zeitigen Durchforſtungen, 

13* 


180 Literarifche Berichte. 


3) in einer räumlich weiten Begründung der Beftände und jchlielich 

4) in der Aufäftung der Mtittelhölzer und Aufäftung weit gepflanzter 
Kulturen, injoweit diefe Mafregel wirflid zum Zwede der Er: 
zielung von Kloßholzbeftänden ausgeführt wird und nicht viel- 
mehr ald eine Hilfsaufforitung zu betrachten wäre, beftehen. 

Der Antrag ded Referenten, daß der böhmijche Forftverein feine 
eventuellen Delegirten beim nächſten Kongreffe dahin beauftrage, daß fie 
auf die Wichtigkeit der Verſuche bezüglich der Durchforftungen ein bejon- 
dered Gewicht legten, wurde ebenfalld mit großer Majorität angenommen. 


II. Literarifche Berichte. 


Pr. 11. 


Die Lehre vom Waldbau für Anfänger in der Praris. 
Bon Sarl Eduard Neyx. Gegentkritif.!) 

Sm 11. Hefte gegenwärtigen Iahrgangd hat ein Herr h. meine 
Lehre vom Waldbau in einer Weije beiprochen, welche idy nicht unerwiedert 
laffen fann. Derjelbe geht vor Allem von der grundfaliben Annahme 
aus, dab dad Buch für gelernte Täger neichrieben ſei. Das ift ed nicht; 
vielmehr bin ich mit Herrn h. der Meinung, dab Gtreitfragen und 
Kapitel wie diejenigen über Wirthichaftöziele, Wahl der Betriebsart u. |. m. 
nicht in ein Lehrbuch für Förfter gehören. Ich lege dad Buch zwar heute 
noch meinem Unterricht zu Grunde; wer aber die Einridytung defjelben 
bei den Sägerbataillonen fennt, weiß, dab für die in meinem Waldbau 
behandelten Fächer im Ganzen nur höchſtens 45 Stunden verfügbar bleiben 
und dab ich deshalb nur ausgewählte Kapitel daraus behandeln kann. Ic) 
wähle dazu diejenigen, weldye in den jpäteren Wirfungsbereich des Förfterd 
gehören und die praftiichen Uebungen im Walde erläutern und werde 
vielleicht jpäter eine Audgabe defjelben für künftige Föriter veranitalten, 
deren Umfang ficher die Hälfte der jeßigen nicht erreichen wird. 





1) Indem wir, um unferen unparteiiihen Standpunft zu wahren, dieje Gegen: 
kritik veröffentlichen, überlafjen wir ed unjerm Herrn Berichterftatter darauf zu ant- 
worten oder nicht. Wenn auch Herr Ney in der Vorrede jagt, jein Buch fei für 
Anfänger in der Prarid und als Nahichlagebuch für ausübende Verwaltungsbeamte 
beftimmt, jo hebt er doch auch ausdrüdiich hervor, er babe für feinen Unterricht für 
die forftlichen Zägerbataillone (fünftige Förfter) Eeinen Keidfaden finden können und des: 
halb das Buch gefchrieben. Da fih beide Zwecke nicht wohl vereinigen lafjen, jo 
erſcheint das Urtheil unſeres Herrn Berichterftatters, weldyer als vorzüglicher Praktiker 
gilt, von diefem Geſichtspunkt aus betrachtet, doch wohl begründet. Die Red. 


Literariiche Berichte. 181 


Eo wie dad Buch vorliegt, ift ed für Anfänger in der Verwaltungs— 
prariö geichrieben. Es jollte ihnen gewiſſermaßen die praftiichen Hand— 
griffe zur Ausführung der in Gayer's Waldbau vorgetragenen Ideen 
lehren. Meine Freunde, denen ich dad Manuffript zur Durchficht über: 
ihidte, waren der Meinung, dab das Buch namentlich als Leitfaden für 
diejenigen jungen Leute geeignet jei, welche fih nad dem Abitu— 
rienten-Gramen vor Beſuch der Hochſchule bei den Oberföritern 
in der og. praftiihen Vorbereitung befänden. Mit Rüdficht 
auf diefen Zweck habe ich midy überreden lafjen, die allerdings nicht für 
ausftudirte Forſtkandidaten gejchriebene Standortölehre in dad Buch auf: 
zunehmen, deren Braudybarfeit für diefe Klaffe künftiger Forſtmänner 
ihon daraus bervorgeht, daß fie in Aichaffenburg bei der Einleitung in 
die Forſtwiſſenſchaft von dem betreffenden Docenten benußt wird. 

Mas nun die einzelnen Ausftellungen ded Herrn h. betrifft, jo frage 
ih, was hätte ed unter diefen Verhältniſſen nügen follen, wenn ich bie 
Zufammenjcgung der Gefteine angegeben hätte? Hätte ich z. B. gelagt, 
daß der Granit aus Quarz, Glimmer und Feldſpath beftehe, jo hätte ein 
zweiter Kritifer verlangen fönnen, daß ich auch die chemiſche Zuſammen— 
ſetzung des Feldipathed und die Art feiner Verwitterung erläutere; kurz 
ich hätte eine ganze Geognofie und Mineralogie und eine halbe Agriculture 
chemie jchreiben müffen. Wald baulich fam ed mir darauf an, zu jagen 
was die verichiedenen Gefteine für einen Bodeu liefern. Kür die höhere 
Prarid von Werth in diefem Abjchnitte ift jedenfalld die Angabe der durch 
die Verſuchsſtationen offictell gewordenen Ausdrüde für die Standorte- 
beichreibnngen. 

Weiter vermißt h. die Anführung der Fichte ald charakteriftiich für 
die Derichiedenheit der Fähigkeit der Holzarten, Schatten zu ertragen, je 
nach der Holzart. Im meinem Reviere verhält fih u. N. die Eiche, Eſche 
und Hainbuche genau ebenjo dharafteriftiich. 

Inwiefern dem wiljenichaftlich gebildeten Forftmanne in dem Kapitel 
über die Wahl der Wirthſchaftsmethode die Koft zu ſchmal ift, bat h. 
vergelfen anzugeben. Ic glaube darin Alles angegeben zu haben, was 
waldbaulidy von Bedeutung ift, habe aber hinweggelaſſen, was nur in 
das Gebiet der Foritpolitif gehört. Oder hätte ich vielleicht die Rein- 
ertragäformeln entwiceln jollen? 

Bei dem Kapitel über die Beichreibung der einzelnen Wirthichafts- 
maßregeln rügt h. die Aufnahme der Kapitel über die Bejeitigung über: 
mäßiger Bodentrodenheit, Terraffenkultur, Verbefferung vermagerter Böden, 
Vorverjüngung auf natürlibem Wege in ein Lehrbuch für Förfter. Ich 
geftehe, daß ich gerade dieje Kapitel beinahe ungefürzt in meinen fünftigen 


182 Literarische Berichte. 


Waldbau für Förfter aufnehmen werde, denn wenn derjelbe nicht lernen 
fol, wie man all das madıt, was fie jährlidy in der Kulturzeit zu machen 
haben, fo weiß ich nicht, was die Leute überhaupt lernen follen. Hierzu— 
lande und in Preußen würde unfehlbar jeder „der Herrn Jäger“, wie fidy 
h. ſpöttiſch auszudrüden beliebt, nebenbei gejagt, den brauchbarſten Schub- 
beamten, mit denen ich bis jet zu thun gehabt habe, fchon bei der Jägers, 
fiher aber bei der Förfterprüfung unfehlbar durdhfallen, wenn er nicht jede 
ihm aufgetragene Bodenvorbereitung und die Grundprincipien der natürs 
lichen Vorverjüngung aus dem ff verftünde. Die preußijchen und eljaß- 
lothringifchen Oberförfter haben feine Zeit, den Förftern erft zu zeigen, 
wie man Gaatitreifen, Terraffen, Schußgräben und Bodenverwundungen 
macht. Das müſſen diefe Leute wilfen, und es muß genügen, wenn ihnen 
der Dberförfter die Dimenfionen und Abſtände angiebt. 

Bei der Saat rügt h. umgekehrt die Unzulänglichfeit meiner An 
gaben über Samengemwinnung ıc. für höhere Forjtbeamten. Ich habe mich 
dabei abjichtlich auf das Nöthigfte beichränft, meil die ausführliche 
Behandlung diefer Fragen in die Lehre von der Foritbenugung und nicht 
in den Waldbau gehört. 

Bei der Pflanzung polemifirt h. dagegen, dab ich die Buche nicht 
jünger als 3jährig ganz ins Freie gejeßt haben wolle, weil man Buchen 
1—2jährig unterpflange. Ic jage am Schluffe des betreffenden Para— 
graphen ausdrüdlih, dab man unter Schußbeftand unter dad Minimal- 
alter hinaus gehe; jedenfalls gehört die Unterpflanzung nicht zu den Pflan— 
jungen ganz ind Freie. Ic habe dazu ſchon Buchenfeimlinge mit Er- 
folg verwendet und ſage beim Unterbau ($ 669) ausdrücklich, daß dabei 
meift alle Kulturmethoden und zwar jpeciell audy die Saat und die Ver— 
wendung ganz kleiner Seßlinge verwendbar jeien. 

Ganz dafjelbe Verhältniß waltet bezüglicy der übrigen Einwände des 
Herrn h. Er legt bei feiner Beiprehung den Ton auf Worte, die 
idy nicht betont habe und vernadhläjfigt andere, auf die ich, wie jededmal 
aus dem Zujammenhange hervorgeht, den Ton gelegt haben will; jo bei 
dem Abtriebe von Vorwüchſen und dem leberhalte von Waldrechtern bei 
der reinen SKahlihlagwirthichaft, bei dem Ueberhalte von Kiefern in 
Gruppen über Lichthölzer (nicht über Buchen), über die Vorzüge der 
Tanne, über den Werth der Lärdye im Lichtungsbetriebe ıc. 

Nur einen Punkt möchte ich hervorheben, die Beiprehung der Wirth: 
ſchaft der kleinſten Fläche, welche in einem nach h. „jonft jehr gut durch— 
dachten” Kapitel behandle. Herr h. hält diejelbe gleichbedeutend mit ber 
„Beſtandswirthſchaft“, welche ich für ihr abjolutes Gegentheil anjehe. 
Unter leßterer verftehe ich diejenige Wirthichaft, welche jede Wirthichafts- 


Literariſche Berichte. 183 


figur zu einem nad) Betriebdart und Umtriebözeit gleichartig geftalteten 
Beitande machen und ald Wirthichaftseinheit behandelt wiljen will, 
während ich unter erfterer diejenige Wirthichaft verftehe, bei welcher nicht 
die Wirthichaftsfigur, jondern die darin vorhandenen, in Bezug auf Stand- 
ort und Beitodung verfchiedenen Theile, Wirthichafteinheiten find. Der 
Name „Wirtbichaft der Fleinften Fläche”, gilt h. als nichtsiagender Aus- 
druf und fald nicht gutzubeißende Neuerung, während ihn dody Bern- 
hardt fchon vor 13 Jahren in jeiner Gedichte des Waldeigenthums 
wiederholt gebraucht hat. 

Dieje Wirtbichaft ift überhaupt der Punkt in meinem Buche, an dem 
fi) meine Gegner am meiften ftoßen; h. findet dad Kapitel mohl durdy> 
dacht, für Fürſt ift die Sache felbft eine ordnungsmwidrige Neuerung, für 
Borggreve eine lächerliche „Züftelei”, während Gayer gerade diejes 
Kapitel für das befte des ganzen Buches hält. 

Db das Bud überhaupt jo, wie es tft, in der That, wie h. be— 
hauptet, nach oben nicht befriedigt, vermag ich nicht zu enticheiden. Ich 
babe es gejchrieben, weil bis jeßt fein Lehrbuch eriftirte, weldyes das, was 
und Gayer's Waldbau „verftehen“ lehrt, auch zu „machen“ anleitet und 
ich bin überzeugt, das h., wenn er daſſelbe jegt, nachdem er weiß, für 
wen dad Buch beftimmt ift, mit Aufmerkjamfeit durchlieſt, doch manchen 
Vorzug in demfelben finden wird, den er biöher überjehen hat. 

Dad anzuerfennen ift allerdings nicht die Art der Kritifer unjerer 
Zeit, melde ſich ſchon etwas zu vergeben glauben, wenn fie in ganzen 
Kapiteln „nur wenige Bemerfungen zu machen haben” und nicht beweijen 
fönnen, daß fie in demjelben Manches gefunden haben, was fie beſſer 
wiffen. Sie haben ganz vergeffen, daß ihre Kritit nicht dazu beftimmt 
ift, dem Publikum zu zeigen, was fie wiffen, fondern ihm Aufſchluß dar- 
über zu geben, ob und in weldhem Grade es in dem Buche Belehrung zu 
finden hoffen darf. 

Nehme doc der Kritifer, von dem hors concours befindlichen Gayer- 
ſchen abgejehen, das erfte befte ältere Lehrbudy des Waldbaus, und jelbft 
die beiden neueften von Wagener und Borggreve nicht ausgenommen, 
zur Hand, ob er nicht in jedem einzelnen Kapitel mehr „Notate zu ziehen” 
und mehr „vergefjene Poſten zu moniren“ bat, ald er über mein ganzes 
Bud, zu ziehen und zu moniren im Stande war und Gaher jelbit, der 
dad Bud vor Annahme der Widmung gelefen hat, würde diejelbe ficher 
nicht angenommen haben, wenn er nicht darin eine brauchbare Ergänzung 
feines Werkes erfannt hätte. 

Dafjelbe wird jeinen Weg in die Hände der Praftifer zu finden wifjen, 
mag filh auch die Kritik nody jo ablehnend verhalten, dafür birgt mir die 


184 Literariſche Berichte. 


wohlwollende Aufnahme, weldye das Buch bei bewährten Praftifern bereits 
gefunden hat und der Mangel an einem Zehrbuche, welches auf dem Boden 
der heutigen Prarid ftehend, aud dem handwerksmäßigen Theile der 
Disciplin gerecht wird. Ney. 


Nr. 12. 


Waldwegebankunde. Bon Dr. H. Stötzer. Ein Handbud für 
Praktiker und Leitfaden für den Unterricht. Zweite vermehrte und vers 
befjerte Auflage. Frankfurt a. M. 1885. Sauerländer. 

Der gute Anklang, welchen die erfte Auflage diefed Werkes gefunden, 
madyte ſchon nad 8 Jahren eine zweite nothwendig, was nenugjam für 
die Zweckmäßigkeit und praftiiche Brauchbarfeit deffelben jpriht. In der 
That entjpricht auch die präciie, knappe Faſſung des Inhalts und dejjen 
Einſchränkung auf das für den Praktiker Wichtige fehr zu Gunften des 
Buches, welches jowohl zum Selbititudium, als zum Leitfaden für den 
Unterricht gut geeignet ift. 

Die Neubearbeitung bei diejer Auflage betrifft hauptſächlich die Ab— 
jchnitte von dem Entwurf des Waldwegenetzes und deſſen Zufammenhang 
mit der MWaldeintheilung, ſammt den hierher einjchlägigen Vorarbeiten der 
Zerrainaufnahme auf tachymetriſchem und auf barometrifchem Wege. Dieje 
Ausdehnung ded Stoffes ift bedingt durdy die Richtung der neueren Be— 
ftrebungen, welche in allen Forſten des Gebirgd- und Hügellanded auf 
möglichite Verbindung des Cintheilungsneges mit einem rationell projef- 
tirten Wegenet dringen. Je mehr die Verminderung der Transportipejen 
in der Forſtwirthſchaft ald nothwendig erfannt wird, ein defto größerer 
Werth muß auf die jorgfältige techniihe Begründung und Ausarbeitung 
diefer Wegenetze gelegt werden und deſto mehr bedürfen die Arbeitskräfte, 
welche in dieſem Gebiete in Thätigfeit geießt werden, einer techniichen 
Schulung. Aus der reichen Literatur über diefen Gegenftand hat der 
BVerfaffer die wichtigften Daten in kurzem Abriffe feinem Lehrbuche ein- 
gefügt und das Gebotene durch Pläne und jonftige Darftellungen gut 
iluftrirt. In dem übrigen Tert fand noch eine ausführlichere Behandlung 
der Kurvenabitefungs-Methoden, jowie eine VBerbefjerung in der Zeichnung 
und Berechnung der Duerprofile ftatt. Afle dieſe Veränderungen erſcheinen 
wohl angebradyt und tragen zur Empfehlung des biöher jchon beliebt ge- 
wordenen Buches bei. W. 


Literariſche Berichte. 185 


Nr. 13. 


Zafchenbuch für Erdmafjen- Berechnungen bei Waldiwege: 
bauten. Bon Dr. F. Grundner. Berlin 1884. I. Springer. 


Befanntlih ift die Berechnung der zu bewegenden Erdmaſſen der 
Abgrabungen und Anjchüttungen eine mühjame Vorarbeit bei Koftenan- 
Ichlägen für Wegprojekte. Die ermüdende Gleichförmigfeit derartiger Be- 
rechnungen und die oftmalige Wiederkehr joldyer im großen Forftbetriebe 
ded Staates legten den Gedanken an eine Vereinfachung der rechnerifchen 
Arbeit durch ZTabellenwerfe nahe, wie joldye von Ed. Heyer jpeziell für 
Zwede des Waldwegebaued berechnet worden waren und außerdem von 
Forſtmeiſter Kayjer und Forſtrath Schuberg in anderer Form angegeben 
wurden. Demjelben Bedürfniſſe fommen aud die vorliegenden Tabellen 
des Taſchenbuches entgegen, jedoch in einer Weiſe, welche eine vieljeitigere 
Verwendbarkeit derjelben gejtattet alö die genannten. Beim Gebrauche 
wird voraudgejeßt, dab von jedem Duerprofile folgende Dimenfionen aus 
dem Nivellement und aus dem Längenprofil befannt jeien: 

1. Die Neigung der Zerrainlinie nad Prozenten, 

2. die Breite ded Abtrags- und Auftragskörpers, in der Richtung 

des Wegplanums gemeifen, 

3. das Böſchungsverhältniß. 

Die Querfläche des Auftrages bezw. Abtrages in Quadratmetern wird 
dann aus den Tafeln entnommen, von welchen die erſte die Anſchnitts-Pro— 
filflädhen für Breiten bis zu 6 Metern und für ungebrocdyene Neigungen 
des Zerraind bis zu 70 p&t. getrennt nad den widhtigiten Bölchungsver- 
bhältnifjen (4, 2, 1, 14, 14fade B.) enthält. Um die Auf und Abtrags- 
breiten aus den rothen Zahlen (oder Coten) und den Neigungsprozenten 
der Zerrainlinie jchnell finden zu können, iſt eine bejondere Hilfstafel 
angefügt. 

Die Querflächen für volle Profile (Dämme oder Einjchnitte) werden 
aus der Differenz zweier Dreiede gefunden, die man durch Verlängerung 
der Böichungslinien, bis zu ihrem Schnittpunfte erhält und deren Flächen: 
inhalte mittelft Tafel Nr. 2 aus der Terrain-Neigung und Cote ded Auf: 
oder Abtrages für jedes obiger 5 Böſchungsverhältniſſe berechnet werden 
können. 

Eine dritte Tafel, welche hauptſächlich für „gebrochene Terrainlinien“ 
beſtimmt iſt, geſtattet die Entnahme des Flächeninhaltes für Anſchnitt— 
profile, wenn die Böſchungslinien, ſowie die in horizontaler Richtung ge— 
meſſene Auftrags- oder Abtragsbreite gegeben ſind. Endlich iſt noch eine 
Grabenprofiltafel beigefügt, da bei obigen Berechnungen der Erdkörper des 


186 Literariſche Berichte. 


Geiten-Grabend vernadhläffigt ift, um mittelft befonderer Rechnung ermittelt 
zu werden. 

Behufs Interpolation jener Zahlen, die in den Tafeln nicht direkt 
angegeben find, ift am Schluſſe des Taſchenbuches einer Tafel mitgetheilt, 
welche die Proportionaltheile 0,1, 0,2... 0,9 aller Zahlen von 1—200 
enthält, welche ald Differenzen in den Tafeln vorfommen. 

Ale Tafeln find mittelft einer Rechenmaſchine gerechnet, und da deren 
Anwendung leicht zu erlernen ift, jo kann das Taſchenbuch dem Praftifer 
im MWaldwegbau beitend empfohlen werden. W. 


Nr. 14. 


Rahresbericht über die Leiftungen und Fortichritte in der 
Forftwirthichaft. Heraudgegeben von Oberförſter Saalborn. 
Sechſter Jahrgang. 1884. Frankfurt a. M. I D. Sauerländer's 
Verlag. 1885. 

Zwed, Umfang und ſyſtematiſche Anordnung des „Sahreöberichtö über 
die Leiftungen und Fortichritte in der Forſtwirthſchaft“ find den Leſern 
diefer Blätter aud früheren Referaten hinlänglich bekannt. 

Auffallen muß ed in dem Bericht pro 1884, daß der Berfaffer nicht 
immer objeftiv über die neueften Erjcheinungen der forftlichen Literatur res 
ferirt, fondern vielfach feine eigenen nicht immer zutreffenden kritiſchen Be— 
merfungen beifügt. So jchreibt Saalborn Seite 2 z. B. folgenden Sat 
nieder: „Se mehr der Forftwirty (joll wohl heißen die Foritwirthichaft), 
auf den weniger fräftigen Boden zurüdgedrängt wird, je intenfiver er 
wirthichaften muß, deito weniger Fann er die Waldungen, wie ed bei 
der Plänter- und Mittelwaldwirtbichaft der Fall ift, der Natur 
überlaffen, deito mehr muß er thatkräftig eingreifen." Diejer Sat wäre 
nach unferer Anficht gerade in umgefehrter Fafjung richtig, denn befannt- 
lich erfordert gerade der Plänter- und Mittelmaldbetrieb die jorgfältigite 
Beitandespflege, was von jedem Kenner diejer Betriebdarten unbedingt zu= 
gegeben werden wird. 

Seite 156 bezeichnet Saalborn G. Wagener, den Berfafjer der 
Schrift „Der Waldbau und feine Fortbildung“, als einen der geiftreichiten 
Forftichriftiteller der Neuzeit und wünſcht ihm daher einen Docenten= 
ftubl. Zu einem Docenten gehört aber, neben Geift vor allen Dingen 
Lehrgabe, rubiger, nicht baftiger, logijcher und klarer Vortrag, ſowie ob» 
jeftive Darftellung der in der Literatur vertretenen verichiedenen Anfichten. 
Bon diefen Gefihtspunften aus betrachtet, würden wir es im eigenen 


Literariiche Berichte. 187 


Sntereffe des Herrn G. Wagener, deſſen Talente wir zu jchäßen wiſſen, 
nur bedauern, wenn er je Gelegenheit bekäme, den Lehrituhl zu befteigen, 
er würde auf demjelben fiher wenig Glück machen. 

Denn Saalborn von ©. Wagener (Seite 156) weiter fagt, der— 
jelbe juche die Waldbaulehre auf naturwiffenjchaftliher Grundlage, na= 
mentlih nach Ebermayer, aufzubauen, jo überfieht er darüber, daß 
Ebermayer, welder auf dem Boden Liebig’ fteht, gerade in 
diejer Beziehung ein Gegner Wagener’s ift, denn Ebermayer wird 
deſſen Satz gewiß nicht unterjchreiben: „daß, wenn man dem Boden den 
Laub- und Nadelabfall erhalte und ihn gegen Austrodnung ſchütze, bie 
Holzarten im ärmften Boden nody die nöthigen Mineralftoffe und 
Stiditoffverbindungen finden würden.” Wäre diefer mehr als kühne 
Wagener'ſche Satz richtig, dann müßte die Holzproduftion unter gleicher 
örtlicher und geographiicher Rage und bei gleicher Waldbehandlung diejelbe 
fein, was aber thatjächlicy nicht der Fall ift. 

Seite 13 wird Wilhelm, ein junger Botaniker, unter die hervor: 
ragenden Forſtmänner gerechnet! 

Seite 14 jpricht fi der Verfafler für das Erjcheinen einer Deutjchen 
forftlichen Wochenjchrift aus. Referent würde es tief beflagen, wenn zu 
den leider jchon allzu reich vorhandenen foritlihen Sournalen noch ein 
neued hinzu käme. Das forftliche Publifum würde gegentheilige Beftre- 
bungen gewiß mit größerem Interefje verfolgen. 

Seite 40 heißt ed: „Im Preußen bat der Miniiter für Kandwirthichaft, 
Domänen und Forften den fgl. Regierungen eine Inftruftion über forft- 
lichephänologifche Beobachtungen und ein Formular zum Gintragen dieſer 
Beobachtungen zugeben laffen u. |. mw.” Hier wäre beizufügen gewejen, 
dab fragliche Inftruftion von dem Vereine Deuticher forftlicher Verſuchs— 
anftalten entworfen, berathen und endgiltig redigirt wurde. 

Durch dieſe wenigen Bemerfungen joll übrigens dem Werthe des 
Saalborn’schen Jahresberichts, der in diefen Blättern ſchon wiederholt 
anerfannt wurde, keineswegs zu nahe getreten werben. 


Nr. 15. 


Der deutfche Vorftchhund. Bon R. von Schmiedeberg. Mit 
6 ganzjeitigen Abbildungen nach Zeichnungen von Ludwig Beckmann 
u. 9. Sperling. Ceperat-Abdrud aus Vero Shaw „das illuftrirte 
Bud vom Hunde“, Leipzig, Verlag von E. Twietmeyer. Preis 
2,25 M. 


188 Notizen. 


Diefe in Duartformat erſchienene Schrift bildet einen Separatabdrud 
aus dem großen und allfeitig günitig beurtheilten Prachtwerk „das illuftrirte 
Bud vom Hunde" von Vero Shaw. Da dieſes Werk ungebunden 
45 #, in Pradtband aber 55 .#% koſtet und defhalb bei den Hundefreun- 
den unter den Foritwirthen wohl feine große Verbreitung gefunden haben 
dürfte, jo ericheint der vorliegende Separatabdrud, welcher nur den deutjchen 
Vorſtehhund behandelt und nur 2,25 #% koſtet, ganz geeignet den Belehrung 
ſuchenden Fachgenoſſen zu dienen. 


IV. Hotizen. 


Derwerthung des Holzes vom Faulbaumftrauche (Rhamnus Frangula L.) 
zur Pulverfabrifation. 
Bon Korftmeifter Ehlinger zu Aidaffenburg. 


Die aerarialiihe Pulverfabrit bei Hanau bat häufig einen nicht unerheblichen 
Bedarf an Faulbaumbolz, für deffen Pieferung folgende fpezielle Bedingungen 
befteben. 

I. Das Faulbaumholz muß ganz rein geſchält, d. h. ſowohl von Rinde wie von 
Bait befreit und in feiner Weife durch Schmutz, Sand ıc. verunreinigt fein. 

Die zu liefernden Holzftäbe müfjen möglichft gerade fein und können verichiedene 
Längen baben, 6063 cm bezw. 1,20—1,25 m oder auch 50 cm bezw. 1,00 m. Die 
Stärfe des zur Ablieferung fommenden Faulbaumholzes darf nicht unter 1,5 cm und 
höchſtens 3cm am Etammende betragen. Das Holz darf nicht geipalten fein. 

Stark gefrümmte Stäbe und ſolche mit vorftebenden Aeſten und mit Branpftellen 
werden nicht abgenommen. 

II. Die Holzftäbe find in feften Bunden von 1m Umfang an zu liefern und zwar 
die Längen von 50 bezw. 60—63 cm und diejenigen von 1,00 bezw. 1,20—1,25 m in 
getrennten Bunden. 

Die Bunde müflen circa 10 cm von jedem Ende mit einer biegiamen Binde: 
weide oder einem Drabtband gut zujammengehalten fein; Die Enden des Drabtes 
müſſen nach innen des Bundes gebogen werden. Loſe Bunde werden nit an: 
genommen. 

Gleich nad Ankunft des Holzes findet eine Vorrevifion einiger Bunde ftatt. Bon 
dem Revifionsreultate diefer Bunde wird es abhängig gemacht, ob das Holz auf dem 
Terrain der Pulverfabrif behufs endgültiger Nevifion abgeladen werden darf. Finden 
fi bei der Revifion jdhlechte Stäbe im Innern der Bunde, fo ift die Pulverfabrit 
befugt, die ganze gleichzeitig amgelieferte Menge Pulverfobtenbolz nad Keftftelung 
des Thatbeftandes dem Lieferanten zur Verfügung zu ftellen. 

III. Der Berechnung der Lieferung und des dem Lieferanten für das abgenommene 
Holz zu zahlenden Preifes wird das Gewicht des trodenen Holzes zu Grunde gelegt. 

IV. Das Trockengewicht des zur Lieferung kommenden Holzes wird auf folgende 


Notizen. 189 


Weiſe ermittelt: Bon je 5000 kg den Bedingungen entipredhenden Faulbaumbolzes 
wird jogleich während des Abwiegens der Lieferung aus möglichit vielen Bunden eine 
Quantität von 100 kg zufammengeftellt. Dieje 100 kg werden in 2 Theile A 50 kg 
getheilt, deren eine in einem Trockenofen getrodnet wird, bis feine Gewichtsabnahme 
mehr erfolgt. 

Das bei der Abnahme ermittelte Trockengewicht wird direit in Rechnung geftelt. 

Die zweite Probe von 50 kg wird aufbewahrt für den Kall einer Unregelmäßig- 
feit bei Ausführung des erften Trockenverſuches bezw. einer Reklamation Seitens des 
Lieferanten. 

Neftlieferungen über 3000 kg werden wie volle 5000 kg behandelt. 

Das Aufſetzen ded Holzes bejorgt der Unternehmer. Die Gewinnung ded Faul: 
baumbolzes geſchieht am beften in den Monaten Mai, Juni und Juli, weil zu diefer 
Zeit die Rinde in Folge des Saftgehaltes ſich ſehr leicht ablöft und das Schälen 
raſch von Statten gebt. Letzteres wird am zwedmäßigften in der Weile ausgeführt, 
daß der Holzftab an einem Ende eingeflemmt wird, während man das andere Ende 
defielben mit der Hand dreht. 

Zur Berechnung des Kaufpreijes wird das Holz nad) Ziffer III und IV der vor 
aufgeführten Bedingungen künſtlich getrodnet, wodurd gegenüber dem Iufttrodenen 
Zuftand ein Gewichtsverluſt eintritt, welcher erfabrungsmäßig in der Regel zwiſchen 
10 und 20 p&t. ſchwankt und durchſchnittlich gegen 15 pCt. beträgt. Selbſtverſtändlich 
ift diefer Gewichtäverluft um jo geringer, je länger und je trodener das Holz gelagert 
worden, wobei noch zu bemerfen bleibt, daß durch die längere Aufbewahrung des 
legteren im Inftigen trodenen Räumen die Güte defjelben für den vorliegenden Fa— 
britationdzwed erhöht wird. 

In den lepten Fahren betrug der Preis für 100 kg getrodneten Holzes 9, 79 
frei Fabrit Hanau und haben Arbeiter, welche aus dem Amtsbezirke des Bericht: 
eritatterd ſolches Holz lieferten, einen ganz anjehnlidhen Berdienft erzielt, wobei aller: 
dings vortheilhaft in Betracht fommt, daß die Transportkoften relativ gering waren. 

Das Material wurde in Schulwaldungen gewonnen, wo der betr. Strauch in 
großer Menge ſich vorfindet, jedody meiftens zu Schwache Dimenfionen befitt, da er 
feither als Unkraut betradıtet und ichonungslos vertilgt worden tft. Kür die Folge 
wird berfelbe jorgfältig geihont und nah Erreichung der zu Pulverholz erforderlichen 
Stärfe vortheilhaft verwerthet werden. 

Bei dem häufigen Vorkommen des Rhamnus, namentlich in Auwaldungen entlang 
der Flüffe, dürfte vorftehende Mittheilung deßhalb nicht uninterefjant fein, weil fie die 
Möglichkeit bietet dur Verwerthung eines jeither fait nicht beadhteten Straudyes den 
Waldeigenthümern eine ganz anſehnliche Einnahme und den Waldarbeitern einen 
ſehr namhaften Verdienſt zu verſchaffen; abgejehen davon, daß es zugleich ein patrio- 
tiijhes Unternehmen ift, die Heeresverwaltung im einem der widtigften Fabrikations— 
zweige zu unterftügen. Allenfallfige Intereffenten werden fih am beften mit der 
Direktion der Fabrik ind Benehmen jegen. 


Die Wildfällung Defterreichs!). 
Bon dem Gejammtwerthe dev Wildfälung Defterreihs ohne Dalmatien, das ſich 


1) Vergleiche 8. Dimig: Die Jagd in Defterreich. Leipzig 1886, 


1% Notizen. 


feiner freien Zagd wegen der Sagftatiftif entzieht, im Betrage von 1976 168 Gulden 
würden nad dem Berhältnifie der Landesfläche entfallen. 


Auf die Nordweitländer. . 2 2 22000 27 Procent 
“no Norbofländer - ». » 2222000 32 R 
„„Donauländer..... 11 — 
„„Alpenländer.... 27 
„ „ Küſtenländer . ee 3 

Nah der Jagdſtatiftik berechnen ſich jedoch die thatſächlichen Autheile: 

Für die Nordweitländer mit... 2.2... 58 Procent 
„Nordoſtländer 6 s 
= » Dune 0 0a 21 a 
»  » Alpenländer FE EEE EG 14 z 
n„ „ Küftenländer EEE WET 1 m 


Der Wildertrag ift demnad im den Norbmweftländern um 31, in den Donanlän- 
dern um 10 Procent günftiger, dagegen in den Norboftländern um 26, in den Alpen: 
ändern um 13 und im Küftenlande um 2 Procent ungünftiger als der flächenmäßige 
Antbeil. 

Bemerkenswerth ift ed, daß Böhmen allein 39 p&t. ded gefammten Wildertrags 
Defterreihd zur Strede liefert. 

Auf 100 ha entfällt im Gefammtgebiet ein Wildertrag von 6,87 fl.; die einzelnen 
Rändergebiete reiben fidy im dieſer Beziehung wie folgt: 

Nordweftländer . . 14,08 fl. Küftenländer . . . 3,04 fl. 
Donauländer . . . 18,25, Norboftländer . . 1,34, 
Alpenländer ... 845 „ 

Auf die einzelnen Kronenländer entfallen, für diejelbe Flächeneinheit gerechnet, 

nachſtehende Wilderträge: 


Niederöfterreih. . . 14,90 fl. Salzburg... . . 3,24 fl. 
Böhmen. ..... 14,60 „ Käftenland . . . . 3,04 „ 
Mähren. ..... 14,44 „ Tirol u. Borarlberg 1,74 „ 
Dberöfterrih . . . 10,54 „ Sons ven. 1,65 „ 
Schlefin ....» . 10,50 „ Galijin.... . 146 „ 
Steiermarf . ... 642, Bufowina . . . . 069, 
Kärnten. er 3,73, 


Bezüglich des Verhältnifſſes zwiſchen hoher und ntederer Jagd gebt aus den Ab- 
fchußliften hervor, daß erftere im Wildertrage ded Gejammtgebieted mit 36, leptere 
mit 64 Procent vertreten ift. Die einzelnen Rindergebiete weifen in dieſer Beziehung 
folgende Verhältniffe auf, und zwar: 

Norweftländer 29 Procent hohe, 71 Procent niedere Zagd, 
Norboftländer 40 ie p r = z 

Donauländer 41 A 69 — — 
Alpenländer 61 A .„. 389 F — 

Küſtenländer 5 „ 95 ö 

Die hohe Jagd überwiegt daher in den Nlpenländern, die niedere ift im Küftenlande 
am höchſten. 

Der Hochwildabſchuß beträgt für das Gejammtgebiet je 2 Stüd pro 100 qkm. 


” 


Notizen. 191 


Unter den einzelnen Kronenländern weiſen Oberöfterreih und Schleften mit 6, Steier: 
markt mit 5, Niederöfterreih und Kärnten mit 4 Städ den höchſten Abſchluß auf. 

Hufen und Rebhühner geben ald das zahlreichite Wild im der Niederjagd den 
Ausſchlag. Diefe Wildgattungen allein participiren an dem Gejammtertrage von 
1976168 fl. mit 1093 758 fl. oder mehr ald 55 Procent. Im Gejammtgebiet ftellt 
fih der Abihu am ſolchem Wilde auf 312 Hafen und 260 Hühner pro 100 qkm. 
Für diefelbe Flächeneinheit liefern: 


die Nordweftländer . . ... » 723 Hajen, 754 Hühner, 
„ Donanländer . ...... 627 „ 8897 a 
„ Küftenländer . » .»..... 167 „ 65 r 
„ Alpenländer .. 2. .... 3 „ 23 — 
„ Nordoftländer. . . 2»... bl „ 12 ö 


Es läßt ih demnach nicht im Abrede ftellen, daß der niederen Jagd, ſoweit es 
auf den Wildertrag anfommt, die größere Bedeutung einzuräumen ift. 


Dolfseinfommen aus der Jagd Defterreichs'). 
A. Directes Einfommen. 


1. Werth der durchſchnittlichen jährlichen Wildfälung für den 25 proc, 
Flächenantheil der Eigenjagden (1976168 :4), und zwar mit Be: 
rüdfihtigung des Umftandes, daß die Abjichußliften weder alles 
Nutzwild noch dad unredhtmäßig erlegte nachweiſen, rund . . . 500 000 fl. 

2. Pachterträgniß der Gemeindejagden für den 75 procentigen Flächen: 
antheil per 21 285000 ha a 10. -.- 2 2 22 rennen ne 2128000 „ 


B. Indirectes Einfommen. 
Gehalte und Röhnungen des Jagdperjonals (28 460 Perjonen & 200 fl.) 5692000 „ 
Treiber, Träger und andere Föhne (Hundewartung, Wildfütterung, 
Wildabfuhr, Jagdfteige, ꝛc.) anihäßungsmeile - » » - 2.2... 600 000 fi. 
5. Arbeitöverdienft der Gerber, Kürſchner, Hutmader bei der Ber: 
arbeitung der Deden, Schwarten, Bälge, Haare, nah einer de 
taillirten Berechnung, welder der durchſchnittliche Wildabſchuß zu 
Grunde gelegt ift und wobei pro Stück angenommen wurde: Hoch— 
wid 3fl, Damwild 2fl., Rehwild 50 fr., Gemswild 1 fl, Schwarz: 
wild 1 fl. 50 Er., Hafen und Kaninchen 10 fr., Murmelthiere 20 fr., 
Bären 2 fl. 50 fr., Wölfe I fl, Luchſe 60 fr., Füchſe 45 fr, Marder 
25 fr., Iltis 15 kr., Fiſchotter und Dachſe 50 kr, in Summa rund 160,000 fl. 
6. Arbeitäverdienft aus anderweitiger Bearbeitung von Nebenprobuften 
der Wildnubung (Hirſchhorn, Krüdeln, Fetten, Ausftopferei ꝛc.) an- 
VER RETE  a : er 40 000 fl. 
Summa . . . . 9120500 fl. 
Der Einfluß der Jagd auf eine Reihe von Induftriezweigen und andern Gewerben, 
jo 3 3. die Waffeninduftrie, die Patronenerzeugung, die Tajchnerei u. ſ. w. entzieht 
ſich einer ziffernmäpigen Nachweiſung. Wäre diefe aber möglich, jo würden wir wohl 
ganz ſicher zu dem Schluffe gelangt jein, daß mit der Jagd im Defterreih ein Bolfe- 
einfommen von 10 Millionen Gulden verbunden ift! Mit dem Berfalle der Jagd 


> 


1) Bergleihe 2. Dimik: Die Jagd in Oeſterreich. Leipzig 1886, 


192 Notizen. 


müßten dieſe gewiß jehr beadytenswerthen Einkommensquellen tiefer und tiefer ſinken 
und endlich verfiegen. Ueberdies dürfen wir nicht überſehen, daß gute Wildftände 
auf den jagdberedhtigten Großgütern den Güterwerth heutzutage beträchtlich erhöhen, 
zumal wenn aud die Möglichkeit beiteht, wohl erhaltene Grenz: oder Ergänzung: 
reviere zu den eigenen anzupadıten. In der Heimath des BVerfaflers, Krain, war der 
feit 1848 datirende Verfall der Jagd fiherlich mit ein Factor des Preisrüdganges der 
Großgüter, deren mehrere jeitdem, nicht zum Bortheile einer conjervativen Bewirtb: 
ihaftung, in die Hände von Spekulanten übergegangen find. Diejen war es allerdings 
nit um die Zagd, jondern in erfter Linie um einem raſchen Eskompt der vorban- 


denen Holzvorräthe zu thun. 





Perfonal:Deränderungen im bayerifhen Staatsforftverwaltungsdienfte. 
IV. Quartal 1885. 


In den Ruheſtand verießt: die Dberförfter Georg Fiſcher in Marolds: 
weiſach, Friedrih Model in Winvsheim (mit dem Titel eined Forſtmeiſters); 
Hermann Mayer in Pielenbofen (mit dem Titel eines Forftmeifterd) und An: 
dreas Hirihmann in Germerdheim (mit dem Titel eines Korftmeifters). 

Befdrdert: Zum Forftamtöaffeffor der Förfter Johann Trunk von Hirſchpark nah 
Maroldsweifach (Korftamts Vorbach). 

Zugleicher Dienſteseigenſchaft verſetzt: die Forſtamtsafſiſtenten Alois Müller 
von Biburg nach Neuhäuſel und Ottmar Banhardt von Neuhäuſel nach Biburg. 

Geſtorben: der Forſtrath Joſef Buckel in Münden; die Oberförſter Guftav 
Roth in Prunu und Karl Baumeiſter in Schwarzach und der Triftmeiſter 
Wilhelm Slödle in Pafjan. 


Perfonalien aus Württemberg. 

Berfest: Korftamtöaififtent Mayer in Weingarten auf die Forftamtsaffiftentenftelle 
in Urad). 

Ernannt: Forftamtsajtiftent Fifcher in Bönigbeim zum Revierförfter in Ringingen 
Forftamt Blaubeuren; Revieramtsajfiftent Ortlieb in Grafened zum Forftamts- 
affiftenten in Weingarten; Revieramtsaififtent Bilbuber in Gründelhard zum 
Korftamtsaffiftenten in Bönigbeim; den Revieramtsaffiftenten Weigele in Der: 
dingen zum Mevierförfter in Wehingen, Forſtamt Rottweil; 

den Korftrath tit. Oberforftrath v. Probft bei der Forftdireftion zum wirklichen 
DOberforftratb; den Kinanzaffefjor Sigel unter Belafjung in feiner Stellung als 
Kommandeur der Kgl. Korft: und Steuerwache zum Finanzrath; 

den Korftreferendar Mayr zum Revieramtsaffiftenten. 

Uebertragen: die nen errichtete Bauinfpeftoräftelle bei der Korftdireftion dem Re: 
gierungsbaumeifter Raible in Stuttgart. 

Berlieben: den Titel und Rang eines Oberförfterd den Kevierförftern Nagel in 
Pfalzgrafenmweiler, Blejfing in Adelberg, Bilfinger in Stuttgart, Geyer in 
Bermaringen, Romberg in Hohenheim; dem Titel eines Revierförfters dem Revier: 
amtsajfiftenten Edelmann in Weihenau; das Ritterkreuz 1. Kl. des Friedrichs— 
ordend: dem Forftmeifter Preſcher in Heidenheim, dem Oberförfter Graf Adel: 
mann von Adelmanndfelden in Rottenburg. 

SGeftorben: Oberföriter Häußler in Wehingen, Forſtamt Rottweil, Oberförfter 
Bührlen in Nagold, Forftamt Wildberg. 


I. Original - Artikel. 


Schlaglichter zur Streitfrage: fchlagweijer Hochwald- oder 
Semelbetrieb. | 
Bon Forftraty Profeffjor Schuberg in Karlsruhe. 
(Mit einer Tafel.) 


11. 


Mit einem Hinweife auf die haltlofen Einwendungen, weldye immer 
wieder gegen den Yemelbetrieb geltend zu machen gejucht werden, und auf 
die widerlegenden Erfahrungen badijcher Forftwirthe habe ih im Märzbefte 
dieſer Zeitjchrift die Zufammenjeßung und den Wuchs gejchloffener Weiß: 
tannen⸗Hochwald-Beſtände tabellariſch dargeltellt. Der Zweck dieler Dar- 
ftellungen war zunächſt, den Lejern die günftige Wirfung vor Augen 
zu führen, weldye bei diefer Schattenholzart eine Zoderung des Be— 
ftandsjchluffes Schon in der Stärfeflaffenvertheilung der Beſtände deö regels 
mäßigen Hochwaldes, noch mehr aber in der Höhen, Stärken, Mafjen- 
und Werthi-Entwidelung der Stämme aller Stärfeflaffen zu bewirken 
vermag. 

Nunmehr jollen, um die nody günitigere Wirkung zeitig eintretender 
und periodiich wiederfehrender Beftandeslichtungen nachzuweiſen, weitere 
Vergleichungen mit den Ergebnilfen folgen, weldye die bisherigen Unter» 
fuhungen an Beftänden und Ginzelbäumen des Femel- und 
Lichtitandes zu Tage fürderten. Sie umfafjen: 

1. Berjuchöflächen im eigentlihen Femelbeſtand, 

2. ſolche in lichtgeftellten älteren Beſtänden, welche in verlängertem Ber: 
jüngungszeitraum belaffen find oder werden jollen, jog. Lichtſtands— 
flächen, 

3. Zumacsunteriuchungen an Einzelſtämmen, melde nach längerem Frei— 
ftand gefällt worden find, um die Wirkung defjelben feftzuitellen. 
Sie find planmäßig und jo umfichtig, vorurtbeilöfret und gründlich, 

ausgeführt, wie das Streben nach wifjenichaftlicher Wahrheit dieß gebietet. 


Borftwifienichaftliched Gentralblatt. 1386. 14 


194 Schuberz: 


Tabelle J. 

Eine 0,50 ha große Femelbejtandeflähe im Forſtbezirk Wolfach, 
Domänenw.-Diftrift I, Abtb. 2 Kaftelhalde (beim Bad Rippoldsau), Ber: 
ſuchsfläche Nr. 4, Weibtannen 66, Fichten 33,5, Buchen 0,5 p&t. im 
Fahre 1882 eingerichtet, in 740 m M.:Höhe, Nordoft- Abfall, lehn bis 
fteil, geihüßt, wenig lehmiger Sandboden auf Buntjandftein, von vielen 
Felöblöden überlagert, dazwiſchen mit Moo8 und Heidelbeeren überzogen. 
Der Beitand 20—200jährig, im horftweilen und Einzelitand, bald junge 
Anwuchöpartien, bald alle Alteröflaffen durchlaufende Gruppen bis zum 
Weißtannen-Starkholz („Holländerholz"). Für die Aufnahme empfahl fid 
die Draudt’jcde Methode am meilten, weil fie die großen Alterd- und 
Stärkeklaſſen-Differenzen nicht verwilcht!). 

1. Nebenbeftand pro Heltar. 


Beftmeter 
Stamm: Scheit- Prügel- „,; 
88 Tannen mit 069 qm abſchnitte bolz holz Reifig 
28 Sihten „ 0,89 „ 2 240 St. mit 1,67 qm 355 14 261 434 
124 Buchen 0,58 " Srundfläde ⁊ — — —— — 
11,94 
(Siehe Tabelle Seite 195.) 
Grundflächenſumme pro Hektar: ’ 
ber 
Durdym. bis u cm 6 2 28 34 8 45 60 60cm Zufammen 
Quadratmeter 
MWeißtannen. . 114 089 1,77 2,40 2,99 4,82 2,95 4,48 5,86 27,30 j 
Fidhteen . . . 0,29 037 0,56 1,97 2,43 4.19 4,850 —  14,61\42,2 
Buden . . . 0,07 0,27 — — — — — — 034 
en ih AU TEN OR IL EN IV EEE 
Stammklaffen 1. v. vi IX. XL XIV. 
Holzmajje pro Hektar: 
Derbholz Reisholz Zuſammen 
Weißtannen.3839,90 85,39 445,29 fm = 66,0 pG&t 
Bihten © 2 2 2 20. 192,34 34,22 286,56 „ = 335 „ 
Buden -» . 2» 2. 2,73 076 849 ,.= 05 „. 
im Ganzen . 2... 554,97 119,37 675.34 fın. 


— — Unterwuchs 035 „ 

1) Die Aufnabme gejhah Für die jungen Horfte in Stärkeftufen von je 5, für 
ben übrigen Beftand in Stufen von 10 mm; dann wurden Stärtellaffen von je 30 mm 
gebildet, für die jhwächeren Tannen 4 pGt., für die ftärferen Tannen und alle Richten 
10 p&t. der Stammzahl ald Probeftämme in der Fläche jelbft gefällt. Der Stammana- 
Iyje wurden 21 Tannen, 10 Fichten und 2 Buchen unterzogen, um den Zuwachs der 
legten 20 Jahre feftzuitellen; die ſchwächeren Stämme in 1 und 2 m Sektionen mit 
Mittenmefjung, die ftärteren in 4,5 m Sektionen mit Endmeffung (zur Vermeidung 
allzu großen Werthverluftes) zerlegt. Ueber das Verfahren bei diejen Unterfuhungen und 
den folgenden fiebe Ganghofer „Das forjtliche Berjuhsweien* Band I, Seite 185 u. ff. 


195 


hlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 


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— ——861 814 RI = >31 56% 91q er |sq |og ler or !oe Ior 
— —— — — | — — — — — — — ———— — Big 
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— — — —- Fre -BTE— | — 9183 — — 6*86 — 199 89 07*83 
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— — — — — — — — — — — — — — — — 
er J Im Im le galm (min * ve “ME Im in iz Array „In, olm(ı 
80 50 F% vr Bee 38 81 83 86 83 de or oo 
8 - Tr 88899 8181 21 8 58 695 |38 |OF |FS |or |20 89 IF 901 [268 897 
Mu: og va ham) a Var Doms Hama Tom Tec era Feel Haas -|& 16 |9 9 FI 7 
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14* 


196 Schuberg: 


Sortimentd-Berhältniffe der oberirdifchen Holzmaffe nad dem Ergebniß 
der gefällten Probeſtämme. 


Derbholz Reiſig Vom Derbholz find: 

| me al Baubolzfttänme 
Holzarten 21 * = 3— —— — 
s|s 515 | 8 |&E |S|ojajsıalı 
2|5|2|2|: E | 8 |suia. &i. Ki. &æi. 
= — = — = e —— erg 
a | IRA | D | Mm m Progenten der Maſſe 


-] 


‚1.200: 1,70] 0,56 ' 18,62 19,18 | | 


MWeiktannen „ [7 
581/168 41,6 


Le) 
1 
1 
ar 
! 


Fichten... . 182,0, 0,45 2,49] 0,26 | 14,84 15,10|| | 
| | | 


Diele durchſchnittlich 881ährige Beſtockung mit 180— 200 jährigen 
Meberhaltitämmen, in ihrer Stammzahl bis 67 p&t. Jungholz (unter 


























Tabelle K. 
Schaft-Inhalt und Zuwachs 
F Schaftmaſſen 
Eu it der Fällun } 
Holzarten Stammklaſſen > Ze Sällung ‘ Ninden: 
Er — — 9 
= mit dhne  \foeffizient 
= 9 Rinde Rinde 
Weißtannen .... 1. IE III. 38 0,180 0153 . 1,18 
IV. V. 4 0,327 0,295 1,11 
head 3 | oT | 0582 | 110 
VI. * 2 1210 1,099 1,10 
X. X. 2 1,684 1515 ; 1,11 
XI. XIII. 92 8,317 2,992 | 1,11 
N. 1 2,552 2340 | 1,09 
x. 1 865 | 8,258 1,11 
xvi. 1 | 6,598 | 5,916 | 1,11 
54 — 118095 |, 11 
20,005 | mit finde 


5 jähriger Zuwachs 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 197 


14 cm), zu 25 p&t. Mittelyol; (bi6 35 cm), die übrigen 8 p&t. bis zu 
83 em, entſpräche beiläufig einem gejchloffenen jährigen Beitande der 
III. Standortöflaffe, ſteht aber im Nubholzgehalt und in der Broduftiond- 
fraft viel höher. Der Zuwachs läßt ſich ſchon deswegen nicht damit gleich- 
ftellen, weil die periodiſchen Durdhlichtungen feit Sahren namhafte Haubar- 
feitö- und Zwilchenerträgnifje geliefert haben. 

Die Unterfubungen der zahlreihen Probeftämme wiejen 
einen Zuwachs nach, welder ſich dem beiten Wuchs gejchlojiener 
Beltände I. Bonität mit 850 fm Derb- und 100 fm Reisholz 
zur ©eite ſtellt! 

Drdnet man nämlich die jehigen und früheren Schaftinhalte der nach 
dem Draudt’ichen Verfahren ausgewählten und auf 10 p&t. der ganzen 
Stammzahl audgedehnten Probeſtämme nach 5jährigen Altersabftänden, jo 
ergiebt fich durdy Verzehnfachen die Schaftmajje des jegigen Be— 
ftandes und feiner früheren Alterjtufen und nach entipredyendem 
Rinden- und Reifigzufchlag der periodiſche und jährliche Geſammtzuwachs. 


Zabelle K. 
der analyfirten Stämme. 


in Seftmetern 





vor 10 vor 15 | vor 20 


vor 5 


Bemerkungen 

















Menn Schaft mit Rinde = Sr, ohne 
me =8, jo iſt Rindenkoeffizient = 
—=0. Aus 8*0 ergeben ſich die 
berindeten Schaftmaflen der früheren 
Alterftufen. 

(Für längere Zeiträume wäre diefe 
Rechnungsweiſe nicht genau genug.) 








15,740 13,613 11,797 9,987 Rindenprozent = 10,9, 
17,471 15,110 13,095 10,986 si Ba ae 3 


2,604 2,361 2,015 2,109 | (gezogen auf die Maffe in Anfang 
der Veriode). 








198 





Holzarten 





Fichten ....... 


Schuberg: 


Scaftmaften 



































u 5 it d ä | 
Stammklaſſen u BISE DEN: PANEMG ' Ninden: 
—ñe ⸗ñ — 
| mit ohne 1 foeffizient 
5 ® | Kinve Rinde | 
I. I. II. T 0,050 0,026 1,15 
IV. V. 1 0,119 0107 . 11 
VI. VII. 1 0,278 0,251 " 
VII. IX. 2 1,422 1,278 5 
3: XI. 2 2,504 2278 i 1,10 
XII. XII. XIV. 2 2.704 2438 |! 111 
xv. ı | 2898 | 2665 | 1,0 
9,083 | 1,10 
9,965 mit Rinde 
5 jähriger Zuwachs 
| 
n = 0,178 ) 1,08 
II, | 






mit Rinde 








djähriger Schaftzuwachs . - ) 
auf % ha von 10 pCt. der Stämme . 


alfo in den Zabresfünften. . . . 


jährliber Schaftzuwachs auf 1 ha . 
bierzu 15 p&t. Reiſig 


Sährliher Beſtandszuwachs 


Hierzu käme nody der Tannen und Fichten-Unterwachs mit allerdings 
noch fleinem, aber fteigenden Betrag. 


Zabelle J und K laffen ichon bei flüchtiger Vergleibung der Stamm- 
zahlvertheilung, der zahlreichen Alterftufen, Stärfe- und Höheflaffen mit 
jenem eined gejchloffenen Hocmalbbeitandes den ächten Femelwald— 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ꝛc. 


in Feſtmetern 











199 


Bemerkungen 























| 

vor 5 | vor 10 vor 15 vor 20 
Jahren 

0,014 | 0,006 | 0,002 * 
0,102 0,094 0,081 0,065 
0,181 | 01238 | 0,009 0,040 
1,152 | 1,036 0,908 0,824 
1950 | 1688 | 1,206 0,948 
210 | 1968 | 1,756 | 1,472 
2,340 | 2,084 1,854 1.597 
1929 | 699 | 5,976 4,946 
8,722 7,622 6,674 5,441 
1,233 | 1,100 1,048 1,183 

| | 

| 
| 

0,147 ı 0115 | 0088 0,065 

| 
0,159 | 0,124 | 0,095 0.070 

| 
3,996 3,585 3,168 3,812 


1 | 








1877—82 | il 1867—72 | 1862—67 
15,984 | 14,840 | 12,682 13.248 
2,396 | 2,151 1,894 1,986 

| 
18,38 | 16,499 | 14,53 15,23 











Rindenprogent = 10,2 


Schaftzuwachsprozent 


28 | 29 | 382 | 42 


Nimmt man die Gejammtftammzahl 
pro Hektar zu rund 1440 Stämmen 
an, jo ift der 5jährige Zumadıs der 
72 Stämme mit 20 zu vervielfaden 
und mit 5 zu tbeilen, um den perio- 
diſchen jährlichen Zuwadhebetrag pro 
Heftar zu erhalten. Dad Reifigprozent 
des Beftands betrug zur Zeit der Auf: 
nahme über 17. 


charakter nicht verfennen. Ein näheres Studium?) zeigt aber weiterhin: 





1) Bon dem Unterfuhungsmaterial konnte bier nur ein gedrängter Auszug ge: 
Eine mebrmalige Aufnahmewiederholung von Femelflächen mehrerer 
Standorte müßte, da (bezw. wenn) die meiiten Alterftufen vertreten find, mit Hülfe 
zahlreicher Stammanalnfen bald gute Ertragstafeln für die Betriebsart liefern, 


geben werben. 


200 Schuberg: 


1. dab die Grundflähenfumme mit 42,25 qm pro Hektar hinter 
dem gejchloffenen Beſtand des entipredyenden Alterd "und Standortd um 
20 bis 25 p&t. zurücbleibt; 

2. dab dennoch der Höhen wuchs den normalen Hochwald er- 
reicht, ja überbietet, denn die Baumböhen der bis 105jährigen 
Tannen: Probeftämme geben bis zu 31, der Fichten bis zu 34,5 m und 
die zahlreichen Stammanalyien weiſen für die Tanne folgende durchſchnitt— 
lie Baumhöhen der früheren Alterftufen nad: 














bei 50 | 60 | 70 | © | 9 | 100 | 110 Jahren 
m 102 15,0 |195 | 286 | 26,7 | 290 | 30,6 
Jahrestrich | 0,48| 0,45] 041] 081] 08) 0,16 








(Die Fichten durchweg höher) 


was den Erfahrungen in Baden über den Wuchsgang geichloffener Beftände 
nicht entipricht und auf größere Höhenentwidelung des Kemelmaldes erft in 
Ipäleren Jahren nad) langſamem Jugendwuchs hinweift (vielleicht in Folge 
früherer Hieböverjäumniffe), während nad Lorey's Zafeln die Ziffern 
nahezu die Mitte zwijchen defjen Bonität I und II: 


bei 50 | 60 | 10 | | © 100 | 110 Jahren 








ın = = — J— 24 8 28,9 


einhalten!) — was aber ebenfalls die Behauptung ſchlagend 
widerlegt: die Baumjdäfte blieben im Femelwald fürzer; 

3. dad das Dickewachsſsthum, abgejeben von den natürlidy unvermeid- 
lichen Ungleichheiten (zwiichen dem Wurzelanlauf, der Schaftmitte und dem 
Gipfelftüd) nicht allein ſehr raſch, jondern jo gleihmäßig ſich 
entwidelt, wie ed irgendwo jonft vorfommen fann. 

Zum Beweiſe find 5 Probeitämme in ihrem Wachsthum durdy Längs- 
ſchnitte in der Beilage (Taf. I, Fig. 1—5) dargeitellt, woraus zugleich das 
Vorrüden von einer Sortimentöflaffe in die andere fidy eriehen läßt, und 
zwei derjelben bier mit ihrem Durchmeſſer-Zuwachs von 5 zu 5 Iahren 
aufgeführt: 


1) Es iſt ſehr auffallend, daß der Höhenwuchs eined Femelwaldes mit Beftänden 
bes ſchlagweiſen Hochwaldes (?), welde in Staatswaldungen Württembergs unterſucht 
find, faſt identiich ift — es tet einiger Humor darin, da dortige Gegner des Femel: 
betriebs auf die befieren Ergebnifie der — jegigen Wirthſchaft hinwetien! 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 201 











Tabelle L. 
Nr. IX. 79jährig Nr. XII, 98jährig 
Höhe Durch⸗ Zuwachs des Durchmeſſers Durch Durch— Durchmeſſer Zuwachs Durd 
vom | mefler — 2 Be meſſer — — ek 
Ab: | vor | in ver | vor s in | der 
von 5 zu 5 Jahren Auf: von 5 zu 5 Sabren Auf: 
hmitt | 20 3. | 20 J. nahme | 20 3- '20 3. | nahme 
m Zur 5 Millimeter — Im Millimeter u 
1,3 205 | 25 16 17 27 85 200 335 25 | 26 | 26 | 26 103 438 
3,0 175 20 15 20) 18 ı 73 | 248 20 |, 25 | 20 | 25 | 30 100 | 39 
501500 20 5 22 18 75, 6 | 270 | 20 20 20 20 80 | 350 
7,0 135 20 15 20 22 771212 260 20 20 20| 22 82 >42 
40 115 25 20 20 20 s5 | 200 240 25 | 20 | 25 |! 20 90 | 330 
11,0 90 32 2] 22 17 92 |i 182 220 2 | 20 | 20 | 25 85 | 8305 
sleaisis a ale el m | 10% 285 
16,0 20 3 32 28 22 | 125 | 145 145 BD ı 830 | 2325| 35 115 260 
1801 — | — 135 | 35 | 80 | — ı 130 | 120 | 40 !80 | 27 | 38 30 | 250 
20,0 90 40 30 25 35 ! 180 220 


Dieſe Beweiſe, daß die Stammbildung im grundſfätzlich be— 
handelten Femelbeſtand keineswegs die Qualität beeinträch— 
tigt, im Gegentheil durch die Gleichmäßigkeit der Jahrringe in der 
Quer: und Längsrichtung beffered und fchönered Holz liefert, als wenn der 
Baum bald periodiſch im Unterdrud zurüdgehalten, bald durdy jähe Frei— 
ftellung zur rajcheren Entwicelung angeregt wird, bis er wieder mit feinen 
Alterögenoffen zu fämpfen hat — fünnten nody nambaft vermehrt werden. 
Zahlreiche Füllungen auch in Schlägen find vom Verfaſſer ſchon benußt 
worden und haben beftätigt, was audy allein logiſch ift, daß die zeitig 
wiederfehrende Freiftellung dem wüchſigen Stamme die gleich 
mäßigite Entwidelung in Länge, Stärfe, Form und Qualität 
fichert. 

4. In den wiederfehrenden Freihieben ift auch die natürliche Erklä— 
rung der Thatjache zu finden, dab in dem vorliegenden Beilpiel eines 
Temelbeitandes der jährliche Zuwachs das Höchſte an befannter Maffen- 
erzeugung leiften fonnte: 

18,4 fm Derbholz und Reijig pro Fahr und Hektar im 
legten Iahrfünft, 
16,5 fm im vorleßten, 
dagegen nur 14,5 und 15,2 fm auf je 5 Iahre früher, weil bie 


202 Schuberg: 


Zuwachsantheile der unterdeſſen genutzten Stämme nicht mehr nachweisbar 
find.!) 

Die Aufnahme im Jahre 1882, welche 1887 wiederholt werden foll, 
fonftatirte einen Vorrath von 675,7 fm pro Hektar, die umfangreiche 
Zuwachsunterſuchung für die legten 5 Sabre eine Zunahme um 92 fm, 
aljo an dem Borrath vor 5 Jahren eine jährlidhe Vermehrung um 
3,15 p&t., welde fidy folgendermaßen auf die Gruppen der Stammtflafjen 
vertheilen: 











Tabelle M. 
Zuwacheprozente 

Stammklaſſen a R —— 

1878—82 1873—78 | 1868—72 ‚1863-68 

Weißtannen: I. bis 11. . ; u nes | 61 | 9,4 | 18,3 16,2 
R 1 an IT 36 | 48 5,0 1,6 

= SEN 22 | 25 2,9 3,3 

= BE SEN. re: 102 | 107 | 1,0 1,3 
Durchſchnint . . . 30 | 81 I 81.| 88 

Fichten im Dardihmitt . . 2-2: .| 28 | aa ı 82 | 42 


Aehnliche Ergebniffe haben frühere Unterfuchungen geliefert, welche 
auf anderen Verfuchöflächen in denjelben Domänenwaldungen mit aus— 
giebigen Probeftammfällungen veranftaltet worden find.?) 

Die leider nicht feltene Wahrnehmung, dab derartige Thatjachen, 
jelbit wenn mehrere übereinftimmende Beifpiele vorliegen, dennody gerne 
ald vereinzelte Ausnahmen bingeftellt werden, zwingt zur Vermehrung der 
Beweiſe dur Hinzufügung der weientlichften Zahlenergebnifje aus zmei 
weiteren Aufnahmen im Korftbezirt Gengenbach (vordered Kinzigthal), 
A. Öemeindewald von Gengenbad, B. von Bermersbad: zwei 
Berjuchsflähen von je 0,50 ha, die eine auf tiefgründigem fandigem 
Lehmboden auf Gneis in 280 m M.:H., die andern auf Porphyr in 
250 m M.=-9., beide nordweftlich geichüßt gelegen, reine Weißtaunen— 
beitände. 


1) Hierdurh und durch Die folgenden Nachweiſe ift zugleich der Irrthum dar: 
gethan, daß die Tanne im Wuchſe der Fichte nachſtehe. Der höchſte Jahreszuwachs 
reiner geichlofjener Kichtenbeftände, welcher in Baden gefunden wurde, überilieg obigen 
Wuchs nicht, 

2) Diefe Ergebnifje find bei der Forſtverſammlung in Wildbad im ihren wid 
tigften Zablenfägen angegeben worden; ein Jahreszuwachs von 18,56 fm Derbholz 
und Reifig pro Hektar von den legten 10, von 16,25 fm von den legten 20 Jahren bei 
einem Beitandsvorrath zur Zeit der Aufnahme von 597 fm 40—150jäbriger Tannen 
mit Richten. 


203 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 

















*“ erım FT'EOT 66289 : 701098 gus 
u 9800. 8901 969 (lpymıg 1q auge) mb I96'2F z vıg 
wswmeine Progpisg Hoggug :allumtjad aumnS:ualpyuaunıg 
’ zu ıjsm qun 091 DB FE 7614q 66 "98 - gu 
3a0g oT agud 933 - 981 131-6 86 686 88 v ug 
231] — — en 
quv og — 
976 918 v’og 98% ı — — d us 
396 — 018 L1E gez 07% 091 % vus 
— — —— — —— — — — — — — — — — — — — — — — 
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x XI IA MA TA A AI DI I 1 “ wloygmung 
883 * 79 8 07 9 OT OT 9 OB 08 95 6 FE IT OT — — 9% us 


9 7 
aaa) | Ä 
95 | Ppnano "AIX IX | _MX_ IX X XITIA TA TA A AI II m 01 0° wlogmuung 


— — — — 




















zı6 = | 7 | 77% 97 3901 | I 8 86 98 8% IE 98 96 SE 96 SE IT 88 % vu 
nre a a 777777777 Yo ee a Da 
uwzl | 06—@8 | 18-81 | "IL 89 09 89 69 "99 | EG 09 vF Av BE CE TE 66 96 85 '06 ST/ET [oT aaun 

mmol — J nn ee nn 

20 mo g uoa ualnio ur aqoqqoꝛc; m g'T pq aallaupang ownauog 





2v73G nv quozlaggdnv "N ahpqu 


204 Schuberg: 


Auf jeder diejer beiden Flächen wurden 10 p&t. Probeftämme, in 
A 18, in B 12 Stämme nad der Draudt’ichen Methode ausgewählt, 
gefällt und nach der Benußung zu Zuwachsunterſuchungen in die üblichen 
Sortimente aufgearbeitet: 
Sortimentd:Berhältniije nah dem Ergebnif der Probeftämme in 





Prozenten. 
N Dom Derbnugholz find Bau: 
Derbholz Reifig m af an 
8 Nup: Scheit— Prügel: Nub⸗ Brenn: | Zu: | 
5 bolz | holz holz reiſig — —— 5.81. 4.Kl. Kl. 2. Kl. er Kl. 

















| 
ul 2.06 | 1,85 00 14,97 14,9 | 0,4 ı|1s| 1; 18,6. 31,3 





85,01 | | 
B. [so7s| 198 | 115 | „ 1600 1600| „ 45 802 115 | 346 
a | | 
| ı j 








Tabelle O. - 
Schaftinhalt und -Zuwachs der analyfirten Stämme. 


Schaftmaſſen, Feſtmeter 
| | 









zur Zeit der 










































Stamm: E35 Fillung j E vor 5 | vor 10 | vor 15 | vor 20 Bemeilingni 
Hafen |SS — 55— ————————— 
Snit ehne 3 
—2Rinde Rinde * Jahren 
| 
‚ biz Pal 12 1,572 1,114) 1447 | 1,3% | 1,92 | 1,098 25 
0,50 ha | Iv—vı | 4] 5,188 4,690.1,106 4,162 | 8632 3,205 | 2,725 6, dent wädheren 
vir. vu] 4 | 6.655 5,956 1,117) 5,030 | 4,816 | 8,572 | 2,807 | Shoe hm an 
IX. X. | 2 | 5,308 4,8701,090| 4,192 | 83,504 | 2,928 | 2,381 ae an * 
xxu. 2| 6018 53881,117) 4,650 | 8,907 | 8,887 | 2,791 | nam Schnitten, 
xım. | 1] 3392 2948 1.150 2738 | %551 | 2,320 | 2116 ie 
IV > 5997 3 gen | 7 ‘ 
xIv. | 1| 6,090, 5,2371,163| 4,965 | 4,200 | 4,420 | 4,230 Sänttoplänge 
: Ninde = 
18 |34,103 30,661 1,122 27,184 | 23,936 |21,004 |18143 | 1088 sent 
| | | 
) 
Rerindet: 

34408) . ||. 180,500 | 26,856 | 23,566 | 20,358 | 18 Probeftämme 
5jähriger Schaftzuwahs. . . . 3,908, 3,644 | 3,290 | 3,208 | auf 186 Stämme 
Alfo pro Quing. = = =... ‚1818,83 1873 ig 1868, 73 1863/68 pro $ha= 9% p6t. 

der Stämme, daber 

fährliher Zumads pro Heftar. . 16,142 | 15,070 | 18,607 | 18,268 —— 

hierzu 15 pGt. Reiſig. 22. Bl 2,260 | 2,040 | 1,995 | ha — —— — 

jährlicher Geſammterwachs an 872 | = 4,186 x 8,908 x. 
Stämmen auf Ihba. . . 18,56 17,33 115,65 15,26 | Seftmeter 








Zuwachsprozent. 266 | 272 | 280 | 8,16 





Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald x. 205 





Schaftmaflen, Reitmeter 


zur Zeit der 


r Stamm: [2,5 23 = verdb vor 10 vor 15 | vor 20 
Fläche - DE Helun |. Bemerkungen 
Halten |S2& Se 
ze mit | obne | J 
= | Rinde Rinde S* Sabren 


B. I. 1. IE) 3) 3,157 2831 1115) 289 2,087 1,872] 1,620 
IV. V. 31 5525 49301, 128 4.397 3,966 3641 8,275 
I. { 


VI. VIEL] 3} 7,860 6.908 1,109 6111 5454 484 4,270 
VIII. IX] 2} 6,665 21 16 5414 4624 4089 8,470 
X. 11 6533 5 1.147 5345| 5,034 4,167 4,467 
12 129,540; 26,532:1,122| 23,660, 21,165; 19,168) 17,102] Rindenprozent = 
10,86 
berintete Schaftmaflen 
23,840 . . | 26,546| 23,747 21,500| 19,188 
5jähriger Schaſtzuwachs. 2. 204 29 2247 3312] j 
Alſo pro Quing. . 2 2 2. .11879;82| 1874/79 1869,74 | 1864/69 die Aufnahme er: 
— — — — dolgte im Mat 1885 
jährliher Zuwachs pro Hektar. . | 11,976 11,196 8,988: 9,248 
hierzu 15 pGt. Reifla . . » . . 1,797 1,680 48, 1,387 


Jährlicher Gefammterwahd von 





120 Stämmen pro Hektar . . . 38,77 | 12,88 | 10,35 | 10,63 
Zuwaheprogente. . 2. 2 2... 2,26 2,36 2.09 2.00 


Da auf dieler Fläche, wie die Fleinere Stammzahl und Grundflächen- 
jumme zeigt, die Beitodung in Folge ftärferer Verjüngungshiebe feine volle 
mehr ift, jo muß der Jahreserwachs von 13 bis 14 fm des lebten Jahr: 
zehnts jo jchwer wiegen, wie bei den anderen Flächen. Im ähnlicher Weile 
find noch anderweitige Berluchsflächen Fangelegt, um näheren Aufſchluß 
über die Wahsthumsunterjchiede gleichaltriger und ungleichaltriger, ges 
ſchloſſener und durdhlichteter Beltände zu gewinnen, jedoch ift der Zeitraum 
jeit der Anlage ein zu kurzer, um ſchon jet verwerthbare Ergebnifje ab» 
zuleiten. Durch ihre Ausdehnung auf gemiſchte und reine Beſtände 
mehrerer Holzarten eröffnen fie jedody die Ausficht, das Wuchsverhalten je 
nad Berichiedenheit der Behandlung genauer fennen zu lernen und zu 
erfahren, welchen Holzarten die Kemelmwirtbichaft entipricht bezw. welche ab» 
weichende Behandlung jede Holzart bei diejer Betrieböweije verlangt. 

Weniger voreilig wird es ericheinen, beim Wuchs des Ginzelbaumes 
im Schluß und Freiltand nody zu verweilen, um die biöher hervorgetretenen 
Unterjdyiede zu marfiren. 


206 Schuberg: 


In geichloffenen Beltänden, zumal in ſehr dicht gehaltenen, ſchleppt 
man nicht allein eine Menge wuchsmüder Stämme und Stämmdyen mit 
dem Hauptbeftand im die höheren Alterftufen hinüber, jondern hemmt zu= 
gleich in Eurzfichtiger Weije die Entwidlung des letteren in feiner Maffen- 
und Werthözunahme. 





5 Stamm | Il III 

— — — 
= Alter: 76 19 81 

= 

5 — u _ F 
O hatten beim Eintritt in 
— = _ e aa a 
* Derbholz Derbholz Derbholz 

= ter . —— 07 Ulter ji ATAAlter |. —— 
= | Ränge Maſſe Range) Maſſe | Fänge Mafie 

> | QRabre m fm Jahre m fm Jahre m fm 
5 58 10 0,085 51 12 0,130 | 51 10 | 0,100 

4 76 16 0,285 59 15 0,220 63 15 0,220 

3 — — — 869 22 0,630 9) 8 0,728 

2 — — — — — — Br — 


Was aber hier in größerem Maßſtabe geſchieht, wiederholt ſich im 
kleineren bei der längeren Schlußerhaltung des Hochwaldes gegenüber der 
periodiſchen Durchlichtung des Femelwaldes. Man überzeugt ſich hiervon 
am beſten, wenn man an den analyſirten Stämmen unterſucht: 

1. wie viel Jahre die Stämme brauchen, um von einer Stammſorte 

(Preisklaſſe) in die andere hineinzuwachſen, 

2. wie viel Derbholzgehalt die Stämme haben, jobald fie das er- 
forderlihe Ausmaß der nächithöheren Stammijorte erlangt haben, 
und 

3. wie groß demgemäß die Prozente des Mafjen- und Werthö- 
zuwachſes find. 

Hieraus ergiebt ſich alddann der Erfolg der verfchiedenen wirthſchaft— 

lihen Behandlung. 


Zwei Beijpiele mögen dies illuftriren: 


A. Verſuchsfläche Nr. 8 des Korftbezirfs Hucdhenfeld, bei der 
Aufnahme im Jahre 1877 im Alter von 83 Jahren mit nody 1038 Stämmen 


1) Um die Bergleihung möglichft weit durdyguführen, ift das Zunehmen des 
Stammdurdmefierd als gleichbleibend für die nächftfolgenden T—15 Jahre, wie es in 
jüngfter Zeit gewejen, angenommen worden, was eine ſehr günftige Unterftellung für 
einen SBjährigen Beſtand I. Bonität iſt. 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 207 


pro Hektar, reine Weiftannen in engem Schluß, 62,89 qm Grund 
fläche, durchichnittlih 24 m hoch, 278 mm ftarf, 750 fm Derbholz und 
149 fm Reisholz, zujammen 899 fm (durchſchnittlicher Zuwachs 10,83 fm), 
nody der I. Standortöflaffe angehörig, zeigte folgenden Zuwachs der für 
die angenommenen 7 Stärfeklaffen unterſuchten Probeſtämme: 





IV V VI VII 


88 88 82 89 Zahre 











die einzelnen Preisklafjen 




















. Derbholz =: Derbholz | Derbholz s dDerbhoiz 
It FE Im „ I ter | j BE. 
et Lange Maſſe, Alter inge Maffe| "Fänge Maſſe Aller dange |Mafie 
Sabre m | fm Jabre m | fm Zapıe | m Ei Zahree| m | fm 











38 | 7 0110135 | 7 0,072] 37 7 0025| 39 | 7 | 0,081 
ss 1 oo 1 ol se | 18 |osıl | 18 | 0,856 
981) 2 | 0,720| 98) | 28 0818] 7 | 21 0885| 8 21 0,788 
111 | — - ſus - —*859 5 |1280| 9) 3 | 1,460 


J 











Somit hatten die 7 Probeſtämme beim Eintritt in die verſchiedenen 
Sortimentsmaße durchſchnittlich: 


eine 
Derbholze njährigen Jahres 
ein Alter ne Maſſe Zuwachs ” Juwachs 


bei Sorte5 v». 43 Fahren 8,6 m 0,093 fm} von Ol1d5lfm 173. 0.009 {m 
„ or .8 „ 32, — 1 285 0,018 „ 
ne a ae VOR 0 (IE 0,039 
ee A er ne 
jo daß der Stärke und Maſſenzuwachs in dem wichtigen Zeitpunft, wo 
die Haubarfeitäzeit herannaht, doch jehr mäßig bleibt und dem höchſten 
Sortimentöwerth fein Stamm nahe genug fommt, um den Zeitpunft des 
Eintrittd in denjelben veranjchlagen zu Fünnen. 


B. Die Verſuchsfläche für Femelwald im Forſtbezirke 
Wolfach (fiche oben) zeigte folgenden Zuwachs an ihren ungefähr in 
gleichem Alter ftehenden Probeftämmen der V. bis XIV. Stärfeflaffe (die 
tieferen Klaffen find jünger und haben die Stammitärfe von 14 cm noch 
nicht erreicht, die höheren Klaffen find Ueberhaltitämme von höherem 
Alter): 





tammforten) 


= 
Ne 


Preisflafien ( 


—10 00 








208 Schuberg: 

Stamm V VI VII VIII IX 

Alter 73 57 13 79 719 
hatten beim Eintritt in 
Derbbol; Derbbolz Derbholz Derbbolz 7— Derbhols 
Alter — AAlter 7 AAlter 7 AAlter 7 AAlter — 
Länge Maſſe vräange Maſſe Yange Maſſe Laäuge Maffe Range Daft 
Tabre m fm Jabre m fm Jahre m fm |Rahbre) m fm [Sabre m | fin 
73 95,0,095|1 46 9 0095| 56 8 0,0801 52 7 |0,070| 47 7 0010 
88 | 12,0'0,180| 64 | 18 |0210| 72 | 13,5 0,290] 67 15 |0,255| 62 | 15 0, 
— — —. 91) | 22 0,711] 84%) | 24 0,806 
-— — — | - — —-| —-I —| —-| - 1% | —-| - 
— — — — — — — — a — = a Sms — — 

Dieſe 10 Probeſtämme hatten ſomit durchſchnittlich beim Eintritt 

in die 
ein Alter Derbholz— n jährigen Größe Jahres— 
Sortimente von Linge Maſſe Zuwachs vonen- zuwachs 
5 50 Jahren 775m 0,165 fm 
4 65 i 1305 . 09244 „ ; 0165 fm 15 Jahre O,OL1 fm 
* g“\ " ' ” — ⁊* 

3 ee SET Ye 2 

2 re, en, 0 

1 104 z 28.50 R 2,667 R ! 1,015 " 10 " 0,101 " 


Der zur Vergleihung ausgewählte geichloffene Hochwaldbeſtand hat 
feine ungünftigeren Standortöverhältniffe — im Gegentheil! er liegt in 
nur 540 m M.=9., alio um 200 m tiefer, in geichüßter Yage, auf frijchem, 
tiefgründigem und loderem, lehmigem Sandboden ded Buntſandſteins 
(jomit auf gleicher Formation): die Rechnungsweiſe ift jo gewählt, dab 
fie Gunft und Ungunft gleich vertheilt. 


A. Der Hochwaldbeſtand B. Der Remelbeftand 
zeigt durdichnittlidy für einen Stamm im Alter 
von 43 Jahren 8,6 m Derbbolz-Ränge von 50 Jahren nur 7,75m Derbbolz: Fänge 


und 0,098 fm „ Maſſe und 0079 fm „ Maſſe 
von 60 „ 18,9 m Derbbolz-?änge von 65 „ et 85m „ Ränge 
und 0,244 {m Mafie und 0,24 fm „ Mafie 


1) Auch bier tft zur Durdfübrung der Vergleichungen in den Berechnungen das 
Sleichbleiben des Wuchſes auf einige Jahre Über das jepige Baumalter hinaus unter: 
ftent, was bier mehr Wahrſcheinlichkeit hat. 


die einzelnen Preisflafjen 


Alter 





Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 209 





| xl XII XII XIV 


83 98 93 Jahre 























Erft nah dem 80. Iahre tritt die Wirfung der freieren 
Stellung im emelbeftande hervor, welde eine mehrjeitige und 
wirthſchaftlich fehr gewichtige ift: 

In A In B 
berechnen fi für die Maſſenzunahme für ſich mittelft der befannten BVerzinfungs: 
formel der geometrifchen Reihe im Uebergang aus Sorte 








6 zu 4 43 32 b zu4 43183 3zu2 2zu 1 
17 28 16 Jabrelang 15 18 11 10 Jahre lang 
5.8 4,1 3,9 pCt. 7,8 7,66 5,46 4,90 pt. 


für die Werthszunahme pro Reftmeter für ih auf dieſe nämlichen Zeit: 
perioden, wenn man die ftatiftiich erhobenen Sortimentspreije der 6 Jahre 
1878 bis 1883 zu Grunde legt, nämlich 











bei Eortiment . . 1 2 3 4 5 
Hudenfeld. . . . 1890 16,16 14,10 11,50 9.74 pro Beftmeter®) 
Wolfach (Rippoldsauer 
Preisbezirt. . . 1885 1565 1340 1150 1020, „ " 
von 5 zu 4 4 zu 3 3 zu 2 von 5 zu 4 4 zu 8 3 zu 2 2 zul 
08 073 087 pCt. 00 086 12 160 
alſo abnebmend zunchmend 


2) Um jämmtlihe Preife für die Huchenfelder Fläche zu gewinnen, mußten die 
Preiſe der 1., 2. und tbeilweife der 3, Stammhbolzklaſſe aus dem Nachbarbezirk Pforz— 
beim zu Hilfe genommen werden, da im Huchenfelder Bezirke zur Zeit gar fein Stark— 
holz genußt werden fann. 

Goritwiffenfhaftlihes Gentralblatt. 1886. 15 





Derbholz derrton |, Re — Derbhoiz Derbholz 
Alter Alter Alter |, 7 
Länge Maffe Zänge! Mafle| er zäng e Ma ſſe Länge Maſſe Laͤnge Maſſe 
m_| tm Zahre m | fm Ar Zubre m | fm gahre m | fm 
0070| 43 | ? | 18 |? ? |43 | 8,5 0,092 
0257| 68 | 12 0312| 61 | 13 | 0219| 50 | 12 |0,265 
0,896 | 851) | 21 | 1125| 81 | 22,5) 0,970| 68 | 21 [1,060 
1,490| 94) | 25 | 1810| 94 | 26 | 1,590] 81 | 26 1,720 
— [104)) — — [1081 | 28 Gar 101) | 29 12,715 

t | | 


210 Schuberg: 


Stelt man Preiögleichheit nady den für Baden ftatiftiich ermittelten 
Berhältnißzahlen ber, wonad) die Preije 
für Stammtlafie b 43 2 1 
fi verhalten wie 51 : 61 : 73 : 87 : 100 
und ftellt den Preis für Starkholz (Klaffe 1) auf 20 .# pro Feitmeter, fo 
ergeben ficy folgende Werthe der Stämme: 





in A in B 
Sorte 5 4 8 2 Sorte 5 4 8 2 1 
pro Stamm 0,95 2,98 10,80 23,89 M 081 298 13,35 28,91 53,33 


und Prozente des Maffen- und Werthszuwachſes pro Stamm 
"6% 470 5,0 dor RT 

Alle dieſe auf realen Boden geſtellten Vergleichszahlen 
liefern jo ſchlagende Beweiſe für die Femelwirthſchaft, daß 
höchſtens eingewendet werden kann, es jeien die Beiſpiele noch zu ver: 
mehren, — aber der Anſpruch, welcher ſich auf die lehrreichen Zahlen 
ftüßt, gebt auch lediglich dahin, man möge von weiterer Prüfung ſich durch 
Voreingenommenheit nicht abhalten laffen! !) 

Die Unterfuhungen laffen fi in abgefürzter Form führen. Die 
nad der Beitandsaufnahme ausgewählten Klaffenprobeitämme werden in 
Sägflöße von ortsüblicyer Länge zerlegt, auf ihre Durdymeffer von n zu 
n Sahren (n abhängig von der Stärfe der Jahrringe) an den Schnitt- 
flächen unterfucht und wenn in überhöhtem Maßitab der Durchmeffer auf: 
getragen, die Schaftfurven ausgezogen. Sind darauf die Endpunfte (V, IV, 
IH, II, I) der Durchmeffer, weldye (in 1—8—16 und 18 m Höhe über 
der Abjchnittölinie) die Preisgrenzen bilden (fiehe Tafel IL, Fig. 6), ein- 
gezeichnet und die Alter (a, b,c...) beitimmt, in weldyen die Preis. 
grenzen erreicht wurden, jo werden die Schaftfurven diejer Alterftufen 
zwilchen jene der njährigen eingezeichnet und die Kubifinhalte aus dem 
Produkte der Schnittlänge mit den ermittelten Querflächenſummen be— 
ftimmt. Die Gipfelftüde unter 7 cm Stärfe bleiben dabei außer Acht. 
Die Ergebniffe des Probeftammes (Fig. 6) ſeien beifpielöweife verzeichnet: 


1) Es jei bier auf die gelegentliche anderweitige Neußerung des Verfaſſers bin: 
gewiejen, daß Angefihts der Schwankungen unjerer Dolzpreife und der bisherigen 
mangelhaften Recdnungsunterlagen bisher ein vollgültiger Beweis weder für nod 
gegen die praktiſche Brauchbarkeit von Reinertrageberehnungen geführt werden Eonnte. 
Die bier eingeführte Rechnungsweiſe zeigt weiterhin, daß eine verſchiedene waldbau— 
libe Behandlung einerfeitd und eine verjchiedene Preisnormirung andererfeits zu ſehr 
abweichenden Ertragsergebniffen führen kann. 


211 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald x. 








88% „| rer so 2 SE 3 
980 6TE 8801 9668 079 
gar 
2972m]38 oad 4" 08 I #e 08 9% 
2748 oad 03 = allg T a9Q spach aoq ums qun 
Dt 0I la gI et 
wy J >] jun 
u o8To | | 2080 | 1990 3160 
u⸗aqvd | 2—q 9 ⸗ p ee) u 
9800 9980 801 Ser T 0047 
2jpmlaR 
q F £ & I 
09 — 09 * el = 18 — 00T 
1gadıa ip gurıom 
9800 900'0 588 g86100 
980 2000 0% 16700 
3901 3000 81 151580 
831 200 001igo 
001% 1100 | *8 95890 
5 ob | un ub un 
1002 — — iu gz83 cu ugit mo, wu gg 
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p 3 
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227% ra 


15* 


212 Schuberg: 


Dies Hineinwachlen in den höheren Feitgehalt und Sortimentöwerth 
wird aber nicht allein verzögert durch das Anlegen fchmaler Iahrringe 
überhaupt, jondern zugleich durch eine abfällige Wuchsform. Wäre in 
obigem Beijpiel die Alterödifferene—d=d-c=..... =n, jo ergäbe 
fi bein=10 Jahre 

ald Zuwachsprozent annähernd: 
in e—d d—c c—b b—a 
für die Mafien . -. ». 2... 4,4 4,7 12,0 10,2 
„» m Wertbe von 1fm .. 14 1,9 1,85 1,8 


und ein Stamm von obigen Schaftgehalten und Preiſen würde jährlidy an 
Maſſe und Werth zunehmen um rund 


6 7 14 12 p&t. 


dagegen um einen defto Fleineren Prozentiaß, je größer n, d. h. je mehr 
Fahre der Stamm braudht, um in das nächſt höhere Sortiment hinein- 
zuwachlen. Hätte aber ein zweiter oder dritter Stamm fich ungefähr mie 
Fig. 7 (in Tafel I) entwidelt, jo ergäben fit an Feitgehalt (Derbholz): 
für Sorte —1 2 3 4 5 
Feftmeter 1,930 1,188 0.551 0,254 0,114 
ine—d d-c c—hb b—a Jahren 


alio Zuwachs fm . 2 2... 0,747 0,682 0,297 0,140 

Werth pro Stamm M . .. 3860 — 2058 — 79 — 805 — 114 
— — — — — — 

Werthſteigerung M. .» .» » » 18,02 12,65 4,88 1,91 


Bei der bejcheidenen Unterftellung, dab die Alter a=40, b=50, 
c=63, d=78 und e=W Jahre jeien, würde der Stamm angehören: 


der Preise... .5 453 2 1 

HR .% 00 4. 50. 6. 78. 9. Zabre an 
und in den Zwilchenzeiten ein Maſſenzuwachs-Prozent 

von beiläufig. . - - 716 57 485 40 


und eine Mafjen- und Werthzunahme von 
103 76 66 5,4 p6t. 
entwideln. 

Im gejchloffenen Hochwalde find derartige Zunahmen ganz vereinzelte 
Vorkommniſſe, im Lichtungsftande dagegen durchaus nicht jelten, wie aus 
den zahlreichen in Baden ausgeführten Unterjuchungen jegt im Einzelnen 
und Ganzen noch nachgewieſen werden joll. 

I. Aus dem Forftbezirfe Gernsbach, Domänenmwald zwiſchen 200 und 
400 m M.-H., auf lehmigem Sandboden, theild auf Granit, theils auf 
Rothliegendem, in verjchiedenen Waldtheilen und Erpofitionen, 10 Stämme: 


213 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 


| ı 
— | 990 890 870 — | | 
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— ꝛs8 | Ira | Bra | om | si -'!-Ior | °% zer | ıX1 
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— 968 LEE | 01% 96T | C8 4} 62 — — Pa a 99 0% se I 


| wmaquaßaıdgrorg Im 
990 890 690 190 — 
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II. Aus dem Forſtbez 
und 900 m M.-H., auf ſandigem Lehmboden des Granits in verſchiedenen 


Waldtheilen des Alb- und Wehrathales. 


214 


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ping [PUGT uf amt aa 





Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 215 


Läßt man alſo die Lichtftellung zeitig eintreten, z. B. zwiſchen dem 
50. und 65. Jahre, fo fann man dadurd; bewirken, dab die Stämme auf 
gutem Boden bereitd auf das 90. Jahr den vollen Werth der 1. Preis- 
flaffe erreichen; verzögert man fie bid zum 90. Jahre und darüber hinaus 
ohne triftigen Grund, fo fügt man dem Waldeigenthümer einen nicht un= 
empfindlichen Berluft zu. In obigen Fällen tritt derjelbe nicht einmal in 
ganzer Größe hervor, denn der 10jährige Zuwachs pro Stamm erjcheint 
zufällig bei früherer Lichtung ebenjo groß wie bei jpäterer. In zahlreichen 
Fällen verhält fidy dies jedoch ganz anderd; der 10jährige Scaft- 
zuwachs läßt ſich durd richtige Hiebsführung und jorgfältige 
Auswahl der wühjigeren Stämme für die Femelftellung viel 
höher treiben. 

Aus den Unterfuhungen über den Lichtungszumad; in babijchen 
Domänenwaldungen folgt zum Belege deſſen hier eine gedrängte Leber- 
fiht der Ergebnijje von 103 Weißtannen, welde in mannig« 
fachen Standorten von 10 Forftbezirfen des nördlichen und füdlichen Schwarze 
waldes gejammelt worden find. 

1. Scyaftinhalt und 1Ojähriger laufender Zuwachs (z) vor und nad 
der Beftandslichtung (|), geordnet nach Länge und Stärfeftufen und nad) 
den Alteröperioden, in welchen die Lichtung eintrat. 

(Tabelle fiehe Seite 216—219). 

Faßt man den aud den Schaftinhalten diefer 103 Stämme abgeleiteten 
mittleren 10jährigen Zuwachs in zwei Alteröperioden des Schluffed und der 
Lichtftellung zufammen, fo ftellt fi die Wirkung des Lichtftandes im 
Geſammtdurchſchnitt dar, nämlich: 


für das 2, 1: 1: 2. 
Zahrzehnt 
vor der nad der 
Lichtſtellung | Lichtſtellung 
1. Abſoluter Zuwachs. 0,192 0,209 fa 0273 0,316 fm 
2. Relativer Zuwah8 . 100 : 110 : 144 : 166 


In vielen Fällen dauerte der ftärfere Zuwachs nicht nur 20 bis 30 
Jahre in gleihem Grade fort, jondern ftieg noch bis in das vierte Iahr- 
zehnt der Lichtftellung. 

Daß aber in verſchiedenen Schwarzwaldbezirfen der Lichtftand oft über 
40 Jahre währt und zahlreiche Stämme bi8 über das 200. Jahr über: 
gehalten werden, zeugt für die Erfenntniß, daß man dur Starkholz⸗ 
Erziehung begehrtere Waare beichaffen und dazu in fürzeren Zeiträumen 
mittelft des altbewährten Femelns zu gelangen fuchen muß. Der regel- 
mäßige Hohwald hat jih ald untauglid dazu erwiejen und 
mußte wieder aufgegeben werden. 



































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217 




















chlagweiſer Hochwald ıc. 








Schlaglichter zur Streitfrage 



























































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Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 


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220 Schuberg: 


Nach Tabelle G (S. 144) gipfelt dad Wachéthum der Schaftmafjen ge= 
ichloffener Beltände beim ſtärkſten Durchforſtungsgrad für den Mittelftamm: 
in I. Standortöflaffe mit 0,83 fm!) 10jährigem Zuwachs 

„II. e „00 „ ö r 

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fann allerdings bei langer Verjüngungsdauer noch einmal erheblich 
geiteigert werden, aber gerade hiermit ift ein Wechſel in der Betrieböweile 
ſchon zugeltanden, weldyer mit dem „Femelſchlagbetrieb“ nicht mehr richtig 
bezeichnet ift. Der 10jährige Zuwachs fteigert fih dann bei wüchfigen 
Stämmen auf 1, ja zuweilen bis zu 1,5 fm, und demgemäß erlangen 
diejelben zugleich binnen kürzerer Zeit den höchſten Sortimentäwerth. 
Bei einzelnen Stämmen ift feftgeftellt, daß der Durchmeſſer „am Ablaß“ 
(d. h. in jener Schafthöhe, wo die Schaftftärfe über die Preiöflaffe ent- 
jcheidet) in 10 Jahren um 8—10 cm zunahm, dab ſomit 5—10 Jahre 
genügten, um den Preid bed Feſtmeters um 2 bis 3 ME. zu fteigern und 
eine Mafjen- und Werthözunahme ded Stammes um jährlih 5—7 pCt. 
herbeizuführen. 

2. Im den geichloffenen Beitänden finfen die Zumadhöprozente von 
Zahr zu Jahr. Im Lichtjtande fteigen diejelben wieder oder bleiben 
wenigftend Sahrzehnte lang auf gleicher Höhe. Bei obigen 103 Stämmen 
find die Veränderungen des Zuwachsprozents je nach der Alters— 
periode der Lichtftellung (I) und der Dauer des Lichtftandes die folgenden - 


geweſen: 
(Tabelle ſiehe nebenſtehend ©. 221.) 


Einzelne hervorragende Beiſpiele gehen jedoch bei 120jährigem Alter 
bis zu 6,8, bei 180jährigem bis zu 5,2 pCt. 

Die Sortimentsverhältniſſe obiger Stämme widerlegen ferner 
die Behauptung, im Lichtſtande verändere ſich das Verhältniß zwiſchen 
Nub- und Brennholz in ungünſtiger Weiſe: 






































2|82 2.8.» 8|8 :.|®.|» 
Hieböalter | 5 | = |33 8] 5 [Hiebsaltr | E | S IST ES | 5 
5 |s [07] $ 5 |5 |07|a”| 8 
Jahre ® Prozente Jabre | © Prozente 
Sat ERBE. 1. — — — a — 
80 oe |20| 31 06 2431 18101681 sı 882 38 | 00 | 121 
90-97 | 3 | 7571 4,1 | 1,6 | 18,6] 150—186| 15 | 81,8| 62 | 0,9 | 11,6 
%-18 | 4 |796| 35 | 0,4 | 16,5| 168—195 | 17 | 808| 55 | 1,2 | 125 
111—122 | 10 | 814| 50 | 0,6 | 18,0] 186-215] 5 |819| 33 | 0,8 | 14,0 
115140 | 4 | 80,7) 55 | 09 | 139 











1) Bei Bortführung der Unterſuchungen mag fit diefer Zuwachsbetrag auf 
0,40 im erböben. 


221 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 




























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222 Schuberg: 


Das Minimum des Nutzholzprozents betrug (wegen Stamm— 
fehlern) 65, das Marimum dagegen 91,3 — das Marimum des Reijig- 
prozents bei den jüngeren Stämmen 24,9, bei ben älteren ftieg es nach 
vieljährigem Freiftand ausnahmsweiſe bis zu 23. Ciner läftigen Kronen- 
ausbreitung wird aber ein umfichtiger Wirthichafter durdy mäßige Auf- 
aftung (bis höchſtens der Baumhöhe) zu begegnen wiffen. Gewöhnlich 
ift diejelbe unbedeutend, wie obige Zahlen aus 100 meift unaufgeaftet ge 
bliebenen Stämmen beweilen. Die Nußholzausbeute ift nirgends 
größer und wird durch Stammfehler nirgends weniger beein- 
trädtigt. 

Zur ergiebigeren Benugung des Lichtſtandzuwachſes, wie er im obigen 
Zahlen bervortritt, läßt ſich auch ein Betrieb unſchwer einrichten, welcher 
den Femel- und den Hochwaldbetrieb zu Eltern hat — nennen wir ihn 
„unädten (oder Hochwald-) Femelbetrieb*. 

Ein Drittel (oder die Hälfte) des Waldganzen befindet ſich in „vers 
längerter” (40—60jähriger) Berjüngungsperiode und wird femelartig be— 
handelt, während die übrige Fläche nur pfleglichen Durchforſtungs⸗ und 
etwa zugleich beſchränkten Auszugshieben unterzogen wird. 

Der Berjüngungstheil jett fich alödann nur aus den Ju oder Zu bis 
ujährigen Alteritufen zufammen und liefert während der Hälfte oder einem 
Drittel der Umtriebgzeit den Haubarfeitsertrag. Für abgelegene Gebirgs- 
waldungen, wo theure und umftändliche Bringungsanlagen (Rieöwege oder 
dergleichen) herzujtellen find, mag eine ſolche Betriebömeije recht vortheil- 
haft fein. 

Ob und inwieweit eine jolhe Wirthichaftömweile vor dem ächten 
Femelbetrieb, bei welchem das Waldganze in durchichnittlich 1Ojähriger 
Wiederkehr dem gleichzeitigen horſtweiſen Durchforſtungs- und VBerjüngungs« 
bieb unterzogen wird, Vorzüge im Wuchs und Ertrag voraus hätte, fönnte 
nur nady genauer Kenntnignahme ded Waldzuftandes beurtheilt werden. 

Bei einem Walde, weldyer die Alterdabitufung des regelmäßigen Hoch— 
waldes aus 20jährigen Verjüngungsperioden bejähe, wäre der unmittelbare 
Mebergang zum Semelbetrieb überhaupt unmöglid. Die Einlenfung dazu 
müßte mittelft des unächten Semelbetriebs, 3. B. durdy Eintheilung eines 
1—120jährigen Waldes in drei Gruppen mit 4Ojährigen Alterögrenzen ge— 
ſchehen. Wäre dieje Gruppenbildung jchen vorhanden, jo wäre die Rück— 
fehr zum regelmäßigen Hodywald beim Vorherrſchen der Weiktanne jeden- 
falld verwerflidd) — aus den bereit nachgewiejenen triftigen Gründen. 
Dagegen wäre die Frage: ob Beibehaltung oder Uebergang zum ächten 
Femelbetrieb, nachdem geordnete Verhältniffe geſchaffen find, erft dann zu 
Gunſten des leßteren zu enticheiden, wenn ein höherer Ertrag ald aus— 


Schlaglichter zur Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 223 


Ichlaggebend fich nachweilen ließe. Es ift immerhin denkbar, daß der 
Anhieb der äÄlteften Gruppe bei AOjähriger Verjüngungsdauer ebenfalls in 
umfichtiger Behandlung die Erftarfung der jchwächeren Hölzer bis zur 
zweiten und eriten Preisflaffe noch ermöglidht. Hätte man beifpielöweife 
bis zur zweiten Hälfte der AOjährigen Periode von 800-900 Stämmen 
pro Hektar 150 Stüd belaffen und diejelben beftänden aus 3 Stärfeklafjen- 
gruppen: 
60 Stämmen zu 180 fm, in 10 Jahren 2,40 fm 
RE 1, | SEE | Be 70 
40 . „40 „ „10 „ 510, 
jo wüchſen aus 405 fm in 10 Sahren 520 fm 


oder jährlih 11,5 fm pro Hektar — ein Wuchöverhältniß, welches be— 
friedigen Fönnte, wenn es zugleich volle Werthszunahme verjpräche und der 
Berjüngung günftig wäre. Daß bei ähnlichem Ueberhalt von lauter 
Altholz (21 bis 24 qm Grundfläche) noch ein Zuwachs von 2,5 pCt. 
erfolgt, die Stämme hinlänglich eritarfen und Anwuchs ſich einftellt, haben 
unjere Unterfuhungen auf mehreren Verſuchsflächen beftätigt. 

Die Abwägung der Stärfe deö Ueberhalts muß zugleich darauf ge— 
richtet jein, daß der Vorrath und Zuwachs für die erfte und zweite Hälfte 
der langen PVerjüngungszeit ausreicht, dab in leßterer der Ueberhalt zum 
vollen Sortimentöwerth heranwächſt und den Unterwuchs nicht zurüdhält. 
Die Zuwachsverhältniſſe geitalten ſich jedenfalls günftiger 
wie im Hocdmalde, aber dem Femelmwalde ftehben jie nad. 
Die Ungleicyaltrigkeit ded Femelbetriebs gewährt viel mehr Spielraum, 
erlaubt zahlreicheren Ueberhalt an Stämmen vieler Stärfeflaffen vom 
Stangenholz bis in das 200jährige Alter und läßt große Sortimentsaus— 
wahl bei den Hieben; er allein macht vollen Gebraudy vom Vortheil der 
Freiftellung. Der $emelbeitand liefert auf einen Hieb alle zu einem großen 
Floffe, zum Häuferbau zc. nöthigen Holzjorten und wächſt dann, geläutert, 
gelichtet und aufgeaftet, fröhlich Fort. 

Vom langher eingebürgerten Femelbetrieb zu Gunſten eined Schlag: 
betrieb8 abzugeben, welcher vermöge feiner gezwungenen periodijchen Ein: 
ordnung im einen MWaldtheile nußbare Althölzer, franfe, unwüchſige und 
jperrige Stämme zwijchen und über gutem Nachwuchſe Iahrzehnte lang 
erhalten, im anderen Theile aber unterdeffen die noch hiebsunwerthen beft- 
wüchſigen Parthien mit den haubaren wegnehmen müßte, hieße der Wald- 
natur Gewalt anthun und den Waldeigenthümer ſchädigen. Daf viele dem 
Semelbetrieb nachgelagte Schattenjeiten auf Vorurtheil und Unkenntniß be- 
ruhen, dürfte nicht mehr zweifelhaft fein; dab er rührige ſachverſtändige Wirth: 
ſchafter und gutgeſchulte Holzhauer braucht, ift richtig. Wenn aber ein 


224 Schuberg: 


intenſiverer d. h. doch mit höherem Aufwand werbender Betrieb ſich 
lohnender erweiſt und die örtlichen Verhältniſſe dafür günſtig ſind, iſt 
nicht einzuſehen, warum man ihn aufgeben oder nicht einführen ſoll. 

Die Femelbezirke, z. B. jene des badiſchen Schwarzwaldes, gehören 
keineswegs zu den kleinſten Forſtbezirken), fie find größer wie bei den 
öftlichen, Fleiner wie bei den weltlichen Nachbarn (mo die Oberförftereien 
allerdings für einen intenfiven Betrieb meiftens zu umfangreich find). 

Mo die nöthigen Bedingungen fehlen, wird fein Einfichtiger die Ein— 
führung fordern — daß und wo aber die Vortheile der Femelwirthſchaft 
ſich nüßen ließen, mag bier unerörtert bleiben — exempla sunt odiosa! 

Die Forfteinrihtung jhredt nur die Uneingeweibhten. Ein 
guted Cintheilungd und Wegnetz, durchgreifende Beltandsaufnahmen 
(ipeziell im Altholz, Probeflächen im Jung: und Mittelhol;), Zuwachs— 
unterfuchungen und Lokalkenntniß lafjen einen ausreichenden Wirthſchafts— 
plan entwerfen, welcher mit jedem Jahrzehnt an Zuverläffigfeit gewinnt. 
Die Umtriebözeit ift dabei ohne durchgreifende Bedeutung, weil bei z. B. 
10 jähriger Hieböwiederfehr ebenjo gut 10x10 als 12 x 10 jährige 
Bäume oder Baumgruppen, wenn verwerthbar, weggenommen ald ein an— 
dered Mal noch übergehalten werden fünnen. — 

Die für die Lichtjeiten des Betriebs entwidelten Beweife find nidyt 
allein reinen Weißtannen, fondern audy ihren Miichungen mit Fichten ent- 
nommen. Auch andere Miſchungen fönnten auf Femelbetrieb eingerichtet 
werden. Gar mancherlei Semelhiebe führt man, vielleicht ohne volle Klar- 
beit über den Charafter der Hieböführung, aus. Man lichtet Laubholz— 
beitände nody im Stangenholzalter parthienweile zu Gunften von Nabdel- 
bholzgruppen, welche jonft unter dem dichten Blätterdach eingingen, nimmt 
dabei unbedenklich Buchenftangen jeder Stärfeflafje heraus und dehnt joldye 
rettende Durchhiebe über ganze Abtheilungen aus. Man greift herzhafter 
wie früher bei Durchforſtungen auf Kranfhaftes und Schadhaftes, der 
Zannenwirtbichafter muß derart fih der Krebs- und Milteltanne er- 
wehren und jchon die Stangenhölzer davon zu befreien ſuchen. Sind der- 
artige öftere und frühe Eingriffe in den Beſtandſchluß jemald waldbaulich 
ald Hieböführungen des regelmäßigen Hochwaldes gelehrt und empfohlen 
worden ? 


1) Wenn einzelne die Durdichnittägröße nicht erreichen wie 4. B. der Forftbezirf 
Wolfah, jo find hieran die Beichwerlichfeiten der Rage oder fonftige Gründe (4.8. 
die forftpolizeiliche Auffiht über ausgedehnte Privatwaldungen, in Wolfah über 
11000 ha) ſchuld. 


Schlaglidhter zuu Streitfrage: ſchlagweiſer Hochwald ıc. 225 


Für reine Kiefern, Lärchen-, Eichen= ıc. Beftände empfiehlt im Ernite 
fein denfender Forſtwirth diefen Betrieb, weil er nicht dafür paßt. Für 
Buchen und ihre Beimiichungen wäre er erit anwendbar, wenn fie auf 
zeitige Freiftellungen bald zu mwerthvolleren Starfhölzern erwüchſen. Dazu 
wäre aber ein raſcher fteigender Preis und ein größerer Abſatz für Buchen 
nutzholz allererite Borausjegung (für Eſche und Ahorn wäre dies eher 
denkbar). 

Sichtenfemelwirtbichaft würde im Hochgebirge am beiten die 
oft gegemläßlichen Aniprücde auf Waldihuß und Ertrag vermitteln. Welche 
eigenartige Behandlung dazu nöthig und wie die Fichte dad Femeln lohnt, 
müßten bejondere Unterjucungen noch feftitellen. Weſſely 1) rühmte ſchon 
vor Jahren die vorzüglidhe Qualität der „ Blänterfidhte", ihre bejondere 
Dichtheit bei Schwachen Jahreöringen, ihre ungewöhnlidhe Gleich— 
förmigfeit?). und hervorragende Ausdauer. Man made fidh, ſagt er, 
vom regelmäßigen Fichtenplänterwald feine richtige Vorftellung. Es fei 
ein ganz eigener Wachsthumsgang, aber wie ſich Zuwachs und Ertrag zum 
gleichaltrig erwachſenen Beſtand verhalte, darüber müſſe er die Antwort 
jhuldig bleiben. Einige lehrreihe Zahlenreihen theilt er mit, empfiehlt 
aber den Pläntermwald der Alpen als Gegenftand wiſſenſchaftlicher Forſchung 
und meint: „wahrhaftig, jene welche die Plänterwirthichaft ald einen 
unferer Zeit unwürdigen Betrieb darftellen, mögen die Landforfte ihres 
Bezirks vortrefflidy Fennen, aber von dem Verhältniß unjerer Hochberge 
haben fie faum eine Ahnung“. 

Und noch heute wird müßiger Meinungöftreit von Vielen der Forſchungs— 
arbeit vorgezogen! 

Die Ergebniffe der leßteren werden aber auch faljch gedeutet. Wenn 
man 3. B. die gejammelten Erfahrungen über den Wuchs und Ertrag ges 
Ichloffener Weibtannenwaldungen mittlerer Standortögüte benußt, um die 
Haubarfeitöerträge vom 60.—120. Jahre, die dazwiſchen fallenden Durch— 
forftungserträge, die Bodenwerthe ıc. gewillenhaft zu ermitteln und die 
Meijerprozente?) daraus abzuleiten, jo erhält man jchon verjchiedene 
Größen derjelben, je nah dem angenommenen Durchforitungäbetrieb, 


nämlich: 


1) Siebe deſſen bekanntes Werk: „Die öſterreichiſchen Alpenländer und ihre Forſte“, 
2. Theil, Wien 1853. S. 293 u. ff., jowie die Feitichrift von 1868: „Die Bodenkultur: 
verhältnifje Oeſterreichs“ S. 90. 

2) Aljo ähnlich wie bei der „Femeltanne“ des Schwarzwaldes. 

8) Mit Anwendung der befannten genaueren Bormeln Preßler's, zufäglidh der 
Durdforitungserträge für jede betreffende Hiebsperiode. 

Gorfimwiffenihaftlichet Gentralblatt. 1886. 16 


226 Schuberg: Schlaglichter zur Streitfrage ꝛc. 





Für ein Hiebsalter von 61/70 | 711/80 12 81,0 —— J. 








a) bei ——— een 2,85 — 1,91 | 2,08! 162 | 1,88 
b) „ ftärfften = 3,55 | 244 | 2,30 | 202 | 191 | 1,40 


Berehnet mau dagegen die Rentabilität nach der Rormel für daß 
„ReinertragesWeijerpozent“ 1) und beitimmt zu diefem Zmede den Boden- 
erwartungwerth (Bruttowertb B+YV) der Umtriebszeiten vom 60. bie 
zum 120. Jahre, jo ergeben fih an Prozenten: 


e) bei mittelftarfen Durcforftungen . | 355 | 243 | 218 | 211 | 1.60 
d) ohne Einrechnung der Zwiichenerträge | 1,96 | 1,87 | 1,71 | 173 | 1831 


e) bei gleihbleibendem —— 
Bodenwertb . . . 2, 








1.8 | 1,13 2.07 1,63 | 1,75 

Somit finfen in auffallender Weije die Prozente vom niedrigften der 
angenommenen Hiebdalter und da die Bodenerwartungäwerthe vom 60» 
jährigen Umtrieb mit 1027 # pro Hektar bie zum 120jährigen mit 
710 .# (bei Annahme von 3 pGt.) ebenfalls ftarf fallen und der ftärfere 
Durdyforjtungsbetricb nur die Verzinfung erhöht, aber das Sinfen nicht 
aufhält, jo müßte man die allgemeine Aufregung und Unrube ob der une 
vermeidlichen Herabießung der Umtriebszeit theilen — ? — Nein! 

So verhält es ſich feineswegs! Bielmehr lehrt dieſes be— 
harrliche Sinfen, daß die Rechnung ſich aufeinen ganz unwirth— 
ihaftliden Berjüngungsäbetrieb d. b. auf faljhe Unterlagen 
ſtützt. 

Der regelmäßige Hochwald mit ſeinen kurzen Verjüngungszeiten be— 
läßt eine Maſſe unwüchſigen Materials allzulange Zeit im Beſtandſchluſſe 
und verhindert den wüchſigen Theil der Beſtandsvorräthe im raſchen Heran— 
reifen zum vollwerthigen Stamme — wie dies oben in den vergleichenden 
Berechnungen gezeigt worden. 

Möge man den Femelbetrieb erſt ernſtlich und gründlich prüfen, dann 
erſt urtheilen! 


1) Siehe G. Heyer's „Forſtliche Statik“ S. 42 


Wie joll das Nadelholzſtammholz gemeffen werden? 227 


Die joll das Nadelholzftammholz gemefjen werden ? 
Beitrag von Forſtrath Speidel in Stuttyart. 


Die Trage, wie das Nadelholzſtammholz zu meſſen fei, wurde bei der 
Erörterung von Wünſchen des Holzhandels, welhe ald 2. Thema Wie 
XIV. Berfammlung Deutider Forſtmänner zu Görli beidäftigten, ge— 
ftreift und dabei aud) das neuerdings in Württeniberg eingeführte „Mejfen 
nad geraden Gentimetern“ erwähnt. Da hiebei theilweiſe unzu— 
treffende Anſchauungen über dieſes Mefverfahren geltend gemacht worden 
find), jo dürfte ed angezeigt fein, Urſache und Wirkung deffelben ges 
ſchichtlich und ſachlich zu erläutern. 

Bekanntlich hat die Aufnahme des Nadelholzſtammholzes den doppelten 
Zweck, einmal den Kubikgehalt der einzelnen Stämme und ſodann die 
Preisklaſſe zu beſtimmen, in welche dieſelben einzureihen find. 

Von dieſen beiden Punkten ſoll hier nur der erſtere und zwar, da 
die Längenmeſſung zu erheblichen Bedenken keinen Anlaß giebt, auch 
dieſer nur in dem Sinne beſprochen werden, wie die zu der Stammlänge 
gehörigen Querflächen zu erheben ſeien, damit das Produkt aus Länge 
und Querfläche dem wirklichen Inhalt der Stämme wenigſtens inſoweit 
entſpreche, als es für praktiſche Zwecke geboten erſcheint. 

Da die Stämme weder im Längsſchnitt noch im Querſchnitt die 
Negelmäßigfeit genau beitimmbarer ftereometrifcher Körper befißen, jo 
handelt es fich überhaupt nur um Näherungswerthe, welde ſich durch 
dad Meljen mit Längen- und Gabelmaß finden laffen. Allerdings läft 
ſich auch mit diefen Initrumenten ein Stamm ziemlidy genau aufnehmen, 
wenn man bdenjeiben in furzen Sektionen mit und die Durchmeſſer der 
leteren mehrfach vergleicht: die forjtlicdye Praxis aber, die mit einer jehr 
großen Anzahl von Stämmen zu redinen bat, tönnte ein jo umſtändliches 
Verfahren jedenfalld nur in fehr beichränftem Maße zur Anwendung 
bringen und es hätte ein joldyes Verfahren thatjächlich auch wenig Werth, 
da ed, ald auch den Bevdürfniffen des Handels nicht entiprechend, von den 
Käufern doch nicht cbenmäßig angewendet und anerkannt würde: der Maſſen— 
verfehr bedingt eben für Käufer und Berfäufer gleihmäßig ein ein— 
faches Mehverfahren. Zu einem joldyen gehört nun nicht nur, daß zur 
Grmittelung des Inhaltes der Stämme überhaupt eine möglichſt geringe 
Anzahl von Dimenfionen gemeſſen zu werden braucht, jondern dab die— 
jelben auch direft abgenommen werden fünnen, aljo nidyt, wie bei einem 
auf die Feititellung des größten oder fleinften Mittendurchmeſſers bafirten 

1) Der offizielle Bericht liegt zur Zeit noch nicht wor. 

16* 


228 Speidel: 


Verfahren, erft gefucht werden müffen, endlich, daß diejelben jo gemefjen 
werden dürfen, wie dem Hol; am leichteften beizufommen: ift. 

Sp hat ſich denn für die gewöhnlichen Zwede des forftlichen Betriebes 
und des Holzhandeld im Wejentlichen das Kubiren aus ganzer Länge 
und faktiſcher Mittenquerfläche eingelebt und es erheben fidy weiter 
nur no die Fragen, ob der Mittendurchmefjer kreuzweiſe gemeſſen 
und verglichen oder einfach jo abgenommen werden foll, wie der Stanım 
liegt und endlid), wenn der Durchmeſſer einfach gemefjen wird, weldye 
Maßeinheiten — die geraden und ungeraden Gentimeter oder nur die 
geraden — berüdfichtigt werden jollen. 

In Crmanzelung mathematischer Geſetze müſſen diefe Fragen im 
Wege ded empirischen Vergleichs gelöft und bezüglich ihrer Anwendbarkeit 
nad den Bedürfnilfen des forftlichen Betriebed und des Handels beurtbeilt 
werden, wobei die Vergangenheit die beiten Lehren für die Zufunft ab» 
geben dürfte. 

Das ſektionsweiſe Meffen des Nadelholzftammholzes war in Württems 
berg noch nie vorgejchrieben ) und wurde auch jeßt im Intereſſe einfacher 
Geſchäftsbehandlung von einer Neuerung in diefer Richtung abgeſehen, ob— 
gleidy nicht verfannt wurde, dab wenigitend bei Stämmen von beträdht- 
licher Länge das Meſſen unter Zugrundelegung der auf halber Länge ab» 
genommenen Duerfläche nicht unbeträchtlidye Abweichungen vom Reſultat 
des ſektionsweiſen Meſſens ergiebt. 

Dagegen hat die Frage, ob verglichen oder einfach zu meſſen, 
und ob im letzteren Fall nicht der Durchmeſſer nach einer größeren als 
der ſonſt üblichen Maßeinheit abzunehmen ſei, in Württemberg ſchon 
einen geſchichtlichen Hintergrund. 

Vorauszuſchicken iſt, daß in Württemberg das Entrinden des Nadel— 
holzſtammholzes im Walde und demgemäß auch das Meſſen ohne Rinde 
längſt eingeführt iſt. Im Uebrigen wurde früher, als noch vorwiegend 
Sägholz Abſatz fand, das Nadelholzſtammholz nach örtlichem Bedürfniß 
und Herkommen aufbereitet und gemeſſen. Erſt im Jahre 1861 wurde 
zunächſt für die Schwarzwaldforfte einheitlich das kreuzweiſe Verglichen— 
meſſen des Mittendurchmeſſers bei der Aufnahme der ſtärkeren Lang— 
und Kloßhölzer eingeführt, dabei aber, wie dies in jämmtlichen Staats— 
waldungen des Landes ſchon längſt üblidy war, ſämmtliche Durchmeijer- 
verjchiedenheiten von + Zoll (= 0,57 cm) berüdfichtigt. 

Gegen leßteres ſprach ſich im Jahre 1862 eine Kolleftiv-Eingabe der 
größeren Holzinduitriellen ded Landes aus und wünſchte, dab nur volle 


1) Vgl. Monatsichrift für das mwürttemb. Forftweien. 1854. S. 807, 3.5. 


Wie fol das Nadelholzftammholz gemefjen werben ? 229 


Zolle, d. h. Verfchiedenheiten von 2,86 cm berüdfichtigt, die Bruchtheile 
von Zollen aber unberüdfichtigt gelaffen werden jollen, wie died im 
rheiniſchen Holzbandel etwa jeit Mitte der 1840er Jahre!) und von dort 
aus auch im einem Theil der württembergijchen Privat: und Körperjchaftd- 
waldungen eingeführt fei. 

Diefer ziemlidy weit gehende Antrag wurde den damald noch meift- 
betheiligten Korftbeamten ded Schwarzmwaldes zur Begutachtung überwiejen 
und von denjelben mit unerheblichen Abweichungen einftimmig zur Ans 
nahme empfohlen. Da jedobh der Hauptgrund der Beichwerden der 
Holzfäufer über das Maß von der Direftivbehörde in einer gewilfen Un— 
ſicherheit und Unzuverläffigfeit der Holzaufnahmen und der damald an— 
gewendeten hölzernen Gabelmaße erblidt wurde, jo wurden vorerft jene 
Anträge zurüdgeftellt, dagegen im Jahre 1863 für die Staatswaldungen 
eiferne Kubirungsgabelmaße?) eingeführt und gleichzeitig eine voll» 
ftändige doppelte Aufnahme des Stammholzes durdy einen Hilfs: 
bedienfteten und den Revierverwalter angeordnet. Dieje letztere Einrichtung 
ſowohl als die Anwendung der Kubirungsgabelmake hat ſich vollftändig 
bewährt und ift daher beibehalten worden, ohne dab für die Zus 
funft an eine principielle Aenderung zu denfen wäre. 

Es famen aber von 1864 ab zahlreidhe Kollektiv-Anträge von Holz- 
bandlungen ein, welche — ohne vorerit ihr Ziel zu erreichen — die Eins 
führung des Mefjend nady ganzen Zollen bezwedten. Immerhin hatten 
dieielben den Erfolg, daß im Jahre 1868 das bis dahin nur in den 
Schwarzwaldforiten eingeführte VBerglichenmefjen für ſämmtliche Nadel— 
bholzforite ded Landes wie folgt vorgeſchrieben wurde: 

„Bei der Meſſung des Nadelholzſtammholzes ift ald Regel 
zu betradten, dab beim Abgreifen der Durchmeſſer oder Kubif- 
mabe mit dem Gabelmaß ftetö nur diejenige Zahl notirt wird, 
deren Bajis (Querftrih) volllommen fihtbar zunächſt vor dem 
beweglihen Scenfel des Gabelmaßes hervortritt, daß ferner 
beim Sägholz und beim Langholz I. und II. Klaſſe, jowie bei 
allem Fordenholze, jowohl der mittlere ald aud der obere 
Stammdurdmeijer beziehungsweile die Kubikmaße von zwei 
jich vertifal jhneidenden Richtungen gemejjen und das arith- 
metijhe Mittel aus diejen beiden Mejlungen genommen wird.“ 

Gegen diefe Vorjchrift wurde in den folgenden Jahren zwar weniger 


1) Bal. die Abhandlung von Warth in der Monatsihrift für das württemb. 
Forftweien von 1854, 5. 142 fi. 
2) Bgl. Baur's Holzmeßkunft, 1875, ©. 18. 


230 Speibel: 


von Eeiten der Holzbändler reflamirt, weldhe mit dem Verglichenmeſſen 
einverftanden waren, um jo mehr aber von Seiten der Forftbeamten, welche 
dad Holz verglihen zu meſſen haften. Von diefen wurde nämlich u. A. 
geltend gemacht, dab dad Verglichenmefjen jehr umftändlich und zeitraubend 
fei und in zahlreichen Fällen überhaupt nicht durchgeführt werden fünne, 
jo indbejondere wenn das aufzunehmende Stammholz angerüdt und auf- 
gepoltert jei oder auf Kahlichligen Freuz und quer über einander lagere. 
Auch lägen die einzelnen Stämme häufig an den Meßitellen jo fatt auf, 
daß die Unterführung des Gabelmahed mechanisch gehemmt fet und der 
vertifale Durchmeſſer entweder überhaupt nicht abgenommen werden fünne 
oder zu Hein abgegriffen werde. Derielbe laffe fich auch deshalb nicht mit 
genügender Sicherheit ermitteln, weil die Stämme oft, z. B. an Steils 
hängen im Gebirge, jchon wegen der Gefahr des Abrutſchens, auf der 
unteren Seite nicht gründlich entrindet werden fünnen und es ſich in der 
Negel dem Urtheil ded Mefjenden entziehe, ob nicht der vertifale Durch— 
mefjer an einer eins oder auögebaudyten Stelle des Stammes abgenommen 
oder ein Rindenftüd, ein Atftummel, ein Splitter, anbängende Erde-, 
Moos- oder Eistheile mitgemefjen werden. Demgemäß müffe bei dem 
Verfauf das Holz ald „unverglichen“ oder „joweit als möglich verglichen“ 
gemefjen bezeichnet werden, jo dab von den Käufern überhaupt fein Werth 
auf dad BVerglichenmefjen gelegt werden fünne und durch das theilmweile 
Verglichenmeflen nur der Werfäufer benachtheiligt werde, injofern der 
Käufer bei feiner Kalkulation diefem Umftande eher zu ftarf Rechnung zu 
tragen und den durdy das theilmeife Nichtvergleichen entitehenden Maß— 
ausfall zu hoch anzunehmen geneigt fei. 

Dagegen bielten die Holzhandlungen jowohl an dem Verglichenmeljen 
als an dem Meſſen nady einer größeren Maßeinheit — früher nach ganzen 
Zollen und feit Einführung des Metermaßes, zufolge Frankfurter Beichluffes 
des Vereins Deutjcher Holzbändler vom 22. März 1875, nady geraden 
Gentimetern — feft. 

Bezüglich des erfteren Bunftes mar ed inöbejondere S. Boijjerde in 
Bayenthal bei Köln, der im Sahre 1872 als Borftand einer Verſammlung 
der rheiniihen Holzbändler zu Köln dad Verglichenmefjen nicht nur bei 
den ftärferen Stammflaffen beibehalten, ſondern aud auf alle jchmächeren 
Klafjen ausgedehnt wiffen wollte. Auf die ſchon erwähnten Schwierigfeiten 
aufmerffam gemacht, ſchlug derjelbe vor, dad Verglichenmeſſen wenigftend 
im Princip beizubehalten, die damit verbundenen Schwierigfeiten aber da= 
durch zu umgehen, daß eine einfache Methode angewendet werde, welche 
zu dem gleichen Ergebniß führe wie das Verglichenmeſſen jelbit. 
Diele beftehe nady feiner Erfahrung darin, daß der Stamm auf der 


Wie foll das Nadelholzſtammholz gemeffen werden? 231 


Breitjeite nach geraden und ungeraden Gentimetern gemeſſen, 
der zur Berehnung des Kubifgehaltes in halber Länge ab- 
genommene Durchmeſſer aber je um Il cm geringerangenommen 
werde ald er in Wirflichfeit gefunden worden jei. Died berube 
darauf, dab die Differenz zwiſchen größtem und fleinftem Durdymefjer der 
Stammmitte mindeitend 2 cm betrage. 

In Folge dieſes Antraged wurden vergleidiende Verſuche angeltellt, 
weldye die Prüfung der Ergebniffe des Verglidhenmejjend nach geraden 
und ungeraden Gentimetern einmal mit dem Meilen nach dem erwähnten 
Vorſchlag von Boiſſerée, jodann mit dem Meſſen nad der Breitjeite 
— Rheiniiche Handelöufancee — endlidy nach der Schmalfeite, bezwedten 
und deren Ergebniß folgendes war!): 

(Tabelle ſiehe umftebend.) 


Nicht dieſes Ergebnik der Probemefjungen, welches den 
Käufern gegenüber dem Berglichenmefjen ein Uebermaß von 2,1 bezw. 
0,2 pCt. mit Schwanfungen zwijchen 0,3 und 4,7 pGt. zugewendet hätte, 
hielt von der Einführung des Meſſens nady Boijjeree’8 Vor— 
Ihlag ab, fondern nur die dadurd bedingte Abänderung der Kubirungs— 
gabelmaße, welche jo hätten eingerichtet werden müffen, daß fie ein der 
Mirflichfeit nicht entſprechendes Mafrejultat angezeigt hätten und daher 
von den Eichämtern auf Grund des Art, 10 der Makordnung vom 
17. Auguft 1868 zurücdzumeiien geweſen wären. 

In Bolge des Zutagetretend zahlreiher mit dem Berglichenmeffen 
verbundener Unzuträglichfeiten wurde indeflen die Frage, ob das für die 


1) In Württemberg find für die Anfbereitung und den Verkauf des Nadelholz- 
ftammbolzes nachſtehende Sortiments: und Preisklaſſen äblidy: 


a) Langholz. 


Fänge Ablaß Durchmeſſer auf halber Länge 
— mindeſtens mindeſtens 
Klafſe m cm em 
I 18 30 — 
1 18 22 — 
I 16 17 — 
VI 8 14 — 


V. ſchwächeres Stammholz auf über 14 cm Durchmeſſer bei 1 Meter 
oberhalb des dicken Endes gemeſſen (vor 1875 nidht vorhanden). 


b) Sägholz. 
—— 
1. 45:9-.135-14-18 30 40 
II. desgl. 30 unter 40 


III. willkũrlich 14 willkürlich 


232 Speibdel: 











Zabelle I. 
Gemeſſen nad geraden und ungeraden 
Gentimetern Gegenüber 
— — —* dem Verglichemeſſen 
horizontale nad dem + Prozente 
; —— zhlen | fl 
Preis: verticale nad) aröß „ie | Mteinften. ee ee 
Hafle Durch— Boifierde Mitteldurcbmefler | 
mefler 
verglichen | (Breitjeite) "Schmalfeite) | 
: 1:1. 8-1 .% 1. 2. | 4 
Feſtmeter 9 


1. Weißtannen-Langholz 
I. | 1329,12 | 1317,61 1882,86 | 1282,74 | 1000| -08 | 4412—356 





ll. 79526 | 77545 | 82768 | 77145 | 1000| -25 | +41| -80 
I. 479,55 | 46835 | 49786 1 46828 | 1000| -38 | +87 | —23 
IV. 258,99 246,72 268,86 252,15 | 1000| -—4,7 | +58 | —26 

2862,72 | 2808,18 | 2976,71 | 2774,62 ‚62 | 100,0 | -2 +89| —81 


2. Forchen-Langholz 
J. 254,55 254,06 269,05 245,80 | 1001 -03 | +56 | —41 
Il. 231,38 234,06 247,14 215,84 | 10 oO | +12 | +68 | -67 
III. 176,97 174,83 187,87 166,67 ] 10,0 | - 12, +62| —-5,8 
IV, 128,22 126,66 137,07 120,10 | 1000 | -04 | +69 | —6% 





| 19142 | 78961 | 8113 | 746,41 | 100,0 | -02| +68! -57 
ftärferen Sortimente vorgejchriebene Verglichenmeſſen beibehalten werden 
jolle, anläßlich der Einführung des Metermaßes weiter behandelt. 

Die überwiegende Mehrzahl der eingegangenen Aeuße— 
rungen und ſämmtliche Aeußerungen von Vertretern größerer 
Nadelholzbezirfe jpraben jih für die Beieitigung des Ver— 
glihenmejjens und für das einfache Mejjen, jo wie der Stamm 
liegt, aus. So wurde denn im Jahre 1875 anläßlich der „Einführung 
gleicher Holzjortimente x. im deutichen Reiche” die 1868er Vorſchrift da= 
bin abgeändert, dab „zur Gejhäftsvereinfahung dad Verglichen— 
mejjen bei jämmtlihen Nadelholz- Gattungen und Stamm— 


1) Obne Erörterung der Frage, ob ein Mehr: oder Mindermaß durd einen 
Mebr- oder Mindererlöß ausgeglichen werde, bedeutet bier und in den nachfolgenden 
Ueberjichten das Minuszeichen den Bortheil der Käufer, das Pluszeihen den Vortheil 
der Berkäufer. 


Wie foll das Nadelholzſtammholz gemeffen werden? 233 


tlaffen nur bei ganz abnorm gewadjenen Stämmen vorzus 
nehmen, im übrigen aber der Mittendurchmeſſer centimeter- 
weile einfadh jo zu meſſen ſei, wie der Stamm liege oder wie 
er am beiten gemeſſen werden fünne.“ Dabei blieb nicht unbeachtet, 
dab das fo gefundene Maaß in Wirklichkeit zu hoch, alſo für den Käufer 
ungünftig ausfallen müffe, weil, wie angeltellte Unterfuchungen ergeben 
haben, fi bei dem Fällungöbetrieb etwa 3 der Stämme auf die breite 
Seite lagern und nur etwa 4 auf die fchmale Seite. Ausichlaggebend 
war aber die Annahme, daß die Holzfäufer fich über den Abmangel bald 
orientiren und ihre Gebote danach einrichten würden. Died war jedod) 
nicht ganz zutreffend, denn ein im Princip zu geringed Maaß —- vergl. 
Zabelle IV unten — fann die Käufer nicht befriedigen, wie auch ftetd 
einzelne Forſtbeamte derartige principale Mängel einer Vorſchrift zu paras 
Iyfiren beftrebt find. So hatte in Wirklichkeit dieſes vereinfachte Ver— 
fahren mehrfache Auswüchie im Gefolge, indem in einzelnen Verwaltungd- 
bezirfen in Erwägung des principiell mit diefem Mebverfahren verbundenen 
Maßausfalls das mißbräuchliche Verfahren ſich einſchlich, ſogenanntes 
Schwindmaß zu gewähren, das darin beſtand, daß bei jedem Mittendurch— 
meſſer mindeſtens 4 cm unberückſichtigt blieb. Die Gewährung von 
Schwindmaß erregt nun mehrfache Bedenken, ſchon deßhalb, weil eine ſolche an 
ſich laxe Uebung leicht zu Mißbräuchen führt, wie denn ausnahmsweiſe bis 
zu lem Schwindmaß gewährt wurde. Ueberdies iſt für den Käufer nicht 
der Mehgehalt maßgebend, weldyen das Holz zur Zeit des Anfaufes oder 
der Uebernahme im Walde hatte, jondern derjenige, welchen es zur Zeit 
des Verfaufes an Dritte hat und dieje fann, als in der Hand des Käufers 
liegend, nicht vorausbeftimmt werden. Das Schwinden des Holzes ift 
überdied verjchieden nach der Jahreszeit, dem Drt der Lagerung und nad 
der Art des Transportes (Floßholz). Wenn nun aud der im Schwindmaß 
verförperte Gedanfe, volles Maß zu gemähren, durchaus gebilligt wird, jo 
fann derjelbe doch audy durch Anwendung eined präcijeren Meßverfahrens 
verwirklicht werden, dad wenigitend nicht alle die gedachten Mängel im Ges 
folge hat. 

Inſoweit aber die 1875er Vorſchrift wirflidy angewendet wurde, führte 
fie zu Beichwerden von Seiten der Holzfäufer, die denn aud vom Jahre 1878 
ab in mehreren Kolleftiveingaben entweder die Wiedereinführung 
des früheren VBerglidyenmeijend oder aber das Meilen nad 
geraden Gentimetern beantragten. 

Als nun im Jahre 1884 einzelne Bunfte der VBorichriften, betreffend 
den Berfauf des Nadelholzſtammholzes aus Staatewaldungen, einer Aen— 
derung bedürftig erſchienen, jollten auch die Klagen über das Meßver— 


234 Speitel: 


fahren wiederholt geprüft werden. Dabei kamen folgende Erwägungen in 
Betracht: 

Aus dem jahrzehntelangen Procek, welcher in Vorjtehendem gejchildert 
wurde, geht unzweifelhaft hervor, dab ſich in der vorliegenden Frage 
zweierlei Intereſſen gegenüberftehen: unfere Verwaltung verlangt, 
inſoweit ed fid um die ausichlaggebenden größeren Nadelholzbezirke han- 
delt, audy bei dem Mefverfahren eine einfache Gejhäftöbehandlung 
und die Holzkäufer verlangen nicht unbilligerweije volle Maß. 

Für die Prarid kann nun in der Hauptiadhe wohl nur das einfache 
Meſſen nach der faktiſchen Mittenquerfläche in Betracht fommen. Es it 
aber befannt, daß ſich Schon durch die Anwendung diejes Principes gegenüber 
dem genauen Inhalt der Stämme nicht unerheblidye Differenzen ergeben 
und dab derſelbe im Allgemeinen zu body gefunden wird und zwar: !) 


nach Riecke zu hoch um 0,72 pCt. 
„ PBreßler PO 166 
vw GSeidenftüderr „ u u 43 „ 
„Judeich 7 a a BE 2 
„ Scaal are 
„ Kunze „ un 29. 


oder im arithmetiſchen Durchſchnitt, u m 2,3 pCt. 

Es konnte ferner an fidh feinem Zweifel unterliegen, dab das Ber 
gleichen der Mittendurdymefjer überhaupt, namentlich aber bei Fleineren 
Maflen, ein richtigered und verlählichered Reſultat liefere ald das einfache 
Meilen ded Durchmeſſers jo wie die Stämme eben liegen: es ift aber 
oben ſchon hervorgehoben worden, dab das Vergleichen an fi ſchon um— 
ftändlicy und bei der beftehenden und bewährten Vorſchrift der zweifachen 
Aufnahme jämmtlidyen Stammholzes durdy einen Forſtſchutzdiener und den 
Nevierverwalter doppelt zeitraubend und häufig überhaupt nicht anmwend« 
bar jei. 

Einzelnen ift zwar die Frage, ob einfach oder vergliden gemefjen 
werden joll, etwas wie jenes Räthſel: 

„Wer mich in feinem Leben mißt 

Den hört man debhalb Elagen, 

Und wer mid hat, dei Wunſch es ift, 
Mich wieder zu verjagen“. 

Die oben dargelegte Geſchichte diejer Frage giebt aber wohl ficheren 
Aufſchluß über die Haltbarkeit oder Nichthaltbarfeit des einen oder anderen 
Meßverfahrens. 


1) Vsl. Baur, Holzmeßkunſt, 1875, ©. 57. 


Wie foll das Nadelbolzftammbolz gemeſſen werden? 235 


Menn nun das 1875—1884 übliche einfadhe Meffen nad) geraden 
und ungeraden Gentimetern, wie eben der Stamm liegt, im Sinne ded 
Antrages der Holzinduftriellen verlaffen werden jollte, jo blieb nur übrig, 
entweder zu dem Verglidhenmeilen zurüdgufehren, was nad den 
bezründeten Wünjchen der ausſchlaggebenden Verwaltungsbehörden ausge: 
jchloffen erihien, oder aber ein anderes einfahes Mehverfahren 
einzuführen, das jedenfall& volles Maß, injoweit aber Ein— 
fachheit und Richtigkeit ſich nidt vereinigen lajlen wollten, 
eber ein Uebermaß liefern jollte ald einen Maßausfall. Da 
nämlidy die Etaatöforftverwaltung e& war, welche ein einfadyed Meßver— 
fahren anwenden und nicht auf das Verglichenmeſſen zurückkommen wollte, 
jo ſchien ed, abgejehen von dem Schwinden des Holzes, billig, im Zweifeld- 
fall eher ein Uebermaß als ein Mindermaß zu gewähren. 

Bei diefer Erwägung fam das Mejjen nad geraden Genti- 
metern, weldes von den Holzinduftriellen in zweiter Linie gewünſcht 
worden war, um jo mehr in Betracht, als daffelbe ebenjo einfach tft, wie 
das 1875—1884 übliche Verfahren und ale, wie aus den Boiſſeré e'ſchen 
Meflungen, jowie aus einigen anderen Probemeffungen geicloffen werden 
durfte, das damit erzielte Meßergebniß von demjenigen des Verglichen: 
meſſens im Durchſchnitt nicht jo erbeblih abweicht, als vielfad 
angenommen zu werden jdeint. Da nämlid der größte Mitten- 
durchmeſſer nad Boifjeree 8 DVorichlag je um 1 cm und bei dem Mefjen 
nad geraden Gentimetern, jo wie die Stämme eben liegen, im Durch— 
Ichnitt nur um $ cm gefürzt wird, jo war aud anzunehmen, dab das 
Meſſen nad geraden Gentimetern ein Ergebniß liefern werde, welches 
zwiſchen dem Ergebnih des Verglichenmeſſens und dem Meſſen 
nad Boiſſerée ftehe und dieſe Annahme haben die hiernach beigefügten 
Verſuchsmeſſungen im Wejentlichen beitätigt: 


(Tabelle 1] umftehend). 


Aus den Mekpdifferenzen bei den Langholz-Klaſſen I—V der Fichten 
und Weibtannen geht naturgemäß hervor, tab dad Vernachläffigen von 
durchſchnittlich 4 cm ded horizontalen Mittendurchmeſſers, auf was das 
Mefjen nach geraden Gentimetern, jo wie der Stamm liegt, binausläuft, 
mit der Abnabme der Durdymefjer und der Unterſchiede zwilchen größtem 
und fleinftem Durchmeſſer, jomit bei den geringeren Stammflaffen, pro= 
centiſch mehr wirft ald bei den ftärferen (bisher verglichen gemefjenen), 
bei welden das Ergebniß des Meſſens nad geraden Genti: 
metern mit demjenigen ded Verglichenmeſſens nahezu überein= 
ftimmt, und da die ftärferen Klafjen wenigitend in Süddeutſchland der 


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“ wllamaß uapıjBaya nasppm 
ug) Waguuadun gun mageud prg (8 








Wie joll das Nadelholzſtammholz gemefjen werden? 237 


Maffe nad überwiegen!) und überdied werthvoller find, liegt in diejen der 
Schwerpunkt. Dagegen ſcheinen die weniger regelmäßigen Differenzen bei 
dem Sägholz durdy den abnormen Wuchs der vorzugäweile die unteren — 
vom Wurzelanlauf her nody unregelmäßig geformten — Stammtbeile ent- 
baltenden I. Klaſſe, beziehungsweiſe der meift der III. Klaſſe zufallenden 
Gipfelſtücke bedingt zu fein. ?) 

Auffallend iſt aber bei den Forchen die Verjchiedenheit des Ergebniffes 
der neueren von verjchtedenen Landestheilen herrührenden Meffungen und 
der früheren — im nördlichen Schwarzwald gewonnenen — nad) Boitjeree. 
Da die Foren unter den Nadelhölzern erfahrungsgemäß die größten 
Durdymelfer-Differenzen aufmweijen, jo jollte bier aud) dad Ergebniß der 
Mefjung nad geraden Gentimetern demjenigen des Verglichenmeſſens näher 
ftehen, alö bei den Fichten und Tannen, wie died audy nach den Boijje- 
ré e'ſchen Meffungen — Tabelle I — thatjählih der Fall war. Eine 
weitere Ausdehnung der in Tabelle II unter 2. vorgetragenen Mefjungen 
würde died wohl beitätigen. 

Nach Vorſtehendem handelt es fich für den Verfäufer nicht um einen 
„Berluft von 5—10 pCt.“, wie foldyer in Görlitz geſchätzt worden jein joll, 
vielmehr iſt dad Gejammtergebniß der Probemefjungen derart, dab das 
Meilen nach geraden Gentimetern von der Praris, weldye jelbit bei gleicher 
Vorſchrift und unter gleichen Berhältniffen doch wohl jelten zu ganz gleichem 
Ergebniß gelangt, hätte abgelehnt werden müffen. Nur bei der V. Lang» 
bolzklafje, bei melder es fi um ein Uebermaß von ca. 5 p&t. handelt, 
fonnte die Frage entitehen, ob nicht nad) geraden und ungeraden Centi— 
metern gemefjen werden ſolle. Man glaubte aber im Intereffe der Ein— 
heitlichkeit des Maßes innerhalb der gleichen Berwaltungäbezirfe und mit 
Rückſicht auf den relativ geringen Werth und Mafjenanfall von Statuirung 
einer Ausnahme für dieje Klaſſe, die überdied häufig abgejondert verfauft 
wird und daher einen fpeciellen Kalful jeitend der Käufer bedingt, ab— 
ſehen zu jollen. 

Zieht man weiter in Betracht, dab die Anwendung ded Princips der 
Mittenmeffung nad) den oben angeführten Unterfuchungen von Riede u. ſ. w. 
für den Käufer im Durchſchnitt ein um ca. 2 p&t. zu niedriged Nefultat 
ergiebt, jo kann ein aus dem Meilen nach geraden Gentimetern für ihn 
fid) ergebendeö Uebermaß von ca. 1—14 pCt. keinerlei Bedenfen erregen 
und auch der Einfluß des wirklichen oder jcheinbaren Fehlers auf die Buch— 


1) Wie der Einſchlag in den württemb. Staatöwaldungen ih auf die einzelnen 
Sortimente vertheilt, jol im Aubang der forftftatiftiichen Mirtheilungen pro 1885 
nachgewieſen werden. 

2) Vergl. Baur, Holzmeßkunft, 1875, ©. 29. 


238 Speidel: 


führung it im Verhältniß zu der Genauigkeit, mit welcher Holzvorräthe, 
die erit im Laufe von Jahren eingejdlagen werden, für praftiiche Zmede 
beitimmt und aus den angefallenen Sortimenten wieder auf ihren Derb- 
gehalt reducirt werden fünnen, von feiner Bedeutung. 

Daß das Mefjen nad) geraden Gentimetern einfach jo wie der Cham 
liegt von den einfachiten Arten des Meſſens auch das relativ richtigite Re— 
jultat liefere und in dicjer Beziehung nidyt etwa von dem einfachen Meſſen, 
jo wie der Stamm liegt, nad geraden und ungeraden Gentimetern 
übertroffen merde, dürfte aus dem nachſtehenden Ergebniß weiterer Probe— 
meijungen hervorgehen: 


— 


II 
126,0 
119,4 
+5,1 





0 


I“ 





Sägbolz:Klaffe 
IL 
023 
4 2762 
989,4 
+24: +5,0 
+3,5 








607, 
33,2] 593 








Tabelle IL. 
7441,9 
+8, 
+29 


2816,1 | 1588,7 | 1658,3 | 1810,6 
+2, 


Rangholz- Klafje 

Iv | v 

ARABIC Feſtmeter 
28848 1620,1 1716,8 18661 67,0 

‚8 

63, 
+24 +40 | +60 
— — — —— — — 
+3,0 


| 








| 
| 


im einzelnen 
Prozent 
Prozent 


fah wie der Stamm liegt 
metern einfach wie der Stamm 


liegt 
[bei a) und b) nur ganz ab- 


Fichten und Tannen. 
ungeraden Gentimetern ein 
norme Stämme verglichen] 





a) Meffung nach geraden und 
b) Meſſung nad geraden Genti- 
gegenüber von | im ganzen 





Eomit ergab A| 


239 


Wie joll das Nadelholzſtammholz gemeffen werten? 


Rechnet man in voritehender Ueberſicht die unter b. vorgetragenen 


Maſſen unter Anmwendnng der Nejultate von Tabelle II, jo um, daß die- 





Urt 
AT——— Ve, 
gt | gIt+ 
— — — — — — — 
ger |gar 834 J got IYr+ + 134 


oqQ uslung) m 





yuafork wauppfuna m 
:(q uoa aaquuabob (e quba⸗ mon 


L’TFT8 
1'966 g’ercı 


1351 — 0169 09 06981 TEC 08091 Klaas 
| | | | 


g'1898 

















— — °P) 
le — Aa 








8'899L 
— — — un 


0'921 | 006% | Hroo | 09 19981 | B'9TLı 16391 | 87888 








a muri 299 am (pojms wall 
3b waspommusg) waqnasdun qun usquaad Prig (r 


uzuuv J qun waripıg 














aAllv x tiogby loıs:tjogtung 





AI >u2qvT 


felben ald das Ergebniß des verglichenen Meſſens betrachtet werden fünnen, 
Pr 
a 
= 


jo erhält man folgende Ueberſicht: 


240 Speidel: 


Während alſo bei Fichten und Tannen im großen Durchſchnitt der 
Lange und Sägholzjortimente das einfache Meffen nach geraden und un— 
geraden Gentimetern zu Ungunften der Käufer einen zwifchen 14 und 
2, pCt. fi bewegenden Abmangel ergab, ergiebt das Meſſen nad 
geraden Gentimetern zu Gunften der Käufer ein zwiichen 1—14 p&t. 
fich bewegendes Uebermaß. Daraus geht gleichzeitig hervor, daß das 
Mejien nad geraden Gentimetern (Tabelle II) bei den werth- 
volleren ftärferen Stammflajjen und im Ganzen ein dem Ver— 
glihenmejjen näher ſtehendes, alſo auch richtigeres Nefultat 
liefert als das nicht vergleihende Meſſen nad geraden und 
ungeraden Gentimetern (Tabelle IV). 

Durch die Ergebnifje der Probemeffungen nicht begründet und offenbar 
zu weit gehend, ericyeint aber, was eine Stimme — wohl im Eindrud 
des früher örtlicy gewährten Schwindmahes — vorihlug, nämlich auch im 
Falle des Meſſens nach geraden Gentimetern am Mittendurchmeſſer nody 
mindeftend 4 cm abzubrehen. Das Mefjen nach geraden Gentimetern 
realifirt offenbar die Abſicht, Schwindmaß zu gewähren, von ſelbſt. Auf 
größere Maffen angewendet muß jogar das Meffen nach geraden Genti= 
metern bei allen Holzarten und Sortimenten das gleiche Ergebniß liefern 
wie das „Schwindenlaſſen“ von je cm des centimeterweile gemefjenen 
Mittendurdymefjerd, wenn leßterer im Uebrigen in beiden Zällen gleich- 
mäßig abgenommen wird. 

Unter den gejchilderten VBerhältniffen trug die württembergiſche Staatd- 
forftverwaltung fein Bedenfen, das einfache Meſſen nad geraden Genti= 
metern einzuführen, um io weniger, als dafjelbe allen billigen Anforderungen 
Seitens der Käufer entſpricht und deshalb aucd eine forrefte und gleich- 
mäßige Anwendung in den einzelnen Verwaltungsbezirken erwarten läßt. 
Man kann ja, wie die Erfahrung lehrt, mit jedem Maß und mit jeder 
Meßvorſchrift gut oder ſchlecht, d. b. für Käufer und Verfäufer günftig 
oder ungünſtig meſſen: daß aber innerhalb eines Wermaltungsganzen 
gleihmäßig gemefjen und überall möglichft gleiches Map gewährt 
werde ift nach der Anficht des Verfafferö für Käufer und Berfäufer 
weit wichtiger als eine kleine Maßdifferenz, die ſich aus der Ans 
wendung eines einfachen Meßverfahrens ergiebt, gleichviel ob diejelbe von 
den Betheiligten mit Recht als Verluft oder Gewinn betrachtet wird oder 
nicht. Die nunmehr in Württemberg beftehenden Mebvorichriften vom 
6. Dftober 1885 lauten wie folgt: 

„ . . Dad Nadelholzſtammholz joll fünftig zwar einfady und fo, wie 
der Stamm zufällig zu liegen fam, aber nur unter Berüdfichtigung der 
den geraden Geutimetern entſprechenden Kubikmaße gemefjen werden. 


Wie joll das Nadelholzſtammholz gemefjen werden ? 241 


„ine Ausnahme hiervon bilden ganz abnorm gewachſene Stämme, 
welche verglichen zu meſſen find, injofern, ald hierbei die den geraden und 
ungeraden Gentimetern entjprechenden Kubifmaße zu berüdfichtigen find. 

„Der Ablaß ijt nad) geraden und ungeraden Gentimetern jo, wie der 
Stamm liegt, einfady und nur bei ganz abnormer Bildung verglichen zu 
meſſen. 

„Bei der Meſſung ſind Aſt- und Krebsſtellen zu vermeiden und iſt 
das Maß an der nächſten aſt- ıc. freien, dem Stockende zu gelegenen Stelle 
abzunehmen. Im Uebrigen werden die Stämme beziehungsmweile Stamm- 
theile je in der Mitte gemefjen. 

„Es ift ftreng darauf zu halten, dab an den Mebitellen Rinde und 
Baft vor dem Meſſen vollftändig entfernt werden. 

„Als Grundjag gilt, dab ftets volles Maß, aber fein 
weitered als fchon in der Natur ded neuen Mehverfahrend 
liegendes Uebermaß gewährt werden Joll. 

„Es dürfen daher bei dem Abgreifen der Durchmeſſer und der Kubif- 
maße ſtets nur diejenigen Querftriche berüdfichtigt werden, welche zunächit 
vor der Innenſeite ded beweglichen Armes am Gabelmaß und im Zweifelöfall 
auch bei einer veränderten Stellung deijelben vollfommen fichtbar her» 
vortreten.” 

Hiernach ift durch die Vorjchrift nicht berührt die Frage, wie die 
Zänge zu mejjen jei, wobei im Weſentlichen nur die Frage zu regeln ge= 
wejen wäre, in wie weit der Schrot mitzumeljen ſei. Eine Regelung 
dieſes Punktes wurde mit Rüdficht darauf unterlaffen, daß der Scrot!) 
höchſtens + des Stockdurchmeſſers betragen und der Stod eine Höhe von 
20 cm nicht überjchreiten jol. Wird diefe Vorſchrift angewendet, jo ift 
jene Srage von jehr untergeordneter Bedeutung. 

Allerdings ift das Mefjen nach geraden Gentimetern ein Engros— 
Map, weil die im Großen für den Käufer günftige Wirkung defjelben ſich 
nicht an jedem einzelnen Stamm gleihhmäßig äußert, vielmehr bei größerer 
Abweichung des größten und fleinjten Mittendurd;mefjerd, wenn der Stamm 
auf der Breitjeite liegt, fich im einzelnen Fall, gegenüber dem Berglichen- 
mefjen, jogar ein Abmangel ergeben fann, an weldyem fid) der Kleine 
Käufer ftoßen fünnte. Eben deshalb ift auch, durdy die Verfügung vom 
6. Oktober 1885, für diejenigen Bezirke, in melden nur weniges für den 
örtlichen Bedarf in kleinen Looſen abzujegendes Nadelholzſtammholz an— 
fällt und für welche daher die Nüdfichten einer Geſchäftsvereinfachung 


1) Bol. $ 10, 3.7 und 8, der Holzhanerordnung für die württemb. Staats 


mwaldungen von 1882. 
Gorftwiffenihaftlihes Gentralblatt. 1886, 17 


242 Frey: 


nicht den Ausſchlag geben, das 1868er Verglichenmeſſen in der Abficht, 
volles Maß zu gewähren, wieder eingeführt, beziehungsweiſe noch weiter 
ausgedehnt worden, wie folgende Borjchrift zeigt: 

„Sind die Produftiond- und Ablatverhältniffe der Art, dab das nur 
dem örtlichen Bedarf dienende Erzeugnik an Nadelholzſtammholz in Looſen 
zu verfaufen ift, welche je nur einen oder wenige Stämme enthalten, fo ift 
— das Nadelholzſtammholz nach geraden und ungeraden Centimetern 
aufzunehmen, wobei aber das Lang- und Sägholz der Klaſſe I, II und III 
und im Falle ercentriicher Formung audy dasjenige der Klaffe IV und V, 
ſowie ſämmtliches Forchenſtammholz verglichen zu mefjen ift.“ 

Ob nun das Meffen „nad geraden Gentimetern“ größere Verbreitung 
erlangt oder nicht, wird die Zukunft zeigen. Es ift aber zu vermutben, 
dab ed damit ebenjo gehen werde wie bei dem Meffen „ohne Rinde”, das 
bier längſt eingeführt ift und fih bewährt hat, anderwärtd zwar vorerft 
noch Bedenken erregt, nady und nad) aber wohl überall eingeführt werden 
wird, unabhängig davon, ob man das Reihen der entrindeten Stämme 
fürchtet und daher nur an den Mebitellen entrindet oder die Rinde, wie 
in Württemberg, ganz entfernt. Iedenfalld unbegründet ift der Einzelnen 
noch ſympathiſche Gedanke, daß ed dem Käufer auch nur möglich jei, 
werthloje Rinde oder gar Holz, welches er in Folge zu fnappen Maßes 
nicht einmal erhält, mit Nußholzpreijen zu bezahlen. 


Zur Weiterentwiclung der Lehre von den Durchforftungen. 
Bom Großherzogi. Heifiihen Oberforftrath Frey im Darmftadt. 


Unter obiger Ueberichrift hat Dberforftraty Dr. Karlvon Fiſchbach 
in dieſen Blättern feine Anfichten über die bei rationellem Durchforſtungs— 
betrieb zu befolgenden Grundfäße veröffentlicht, und im Novemberheft von 
1885, Seite 555 die Behauptung aufgeftelt: „dab mit Hülfe ſachgemäß 
geleiteter Durchforſtungen ſich uniere Umtriebözeiten in einem jetzt 
noch gar nicht mit Sicherheit zu beftimmenden Maße abfürzen ließen, 
und zwar ohne daß die Dualität und Duantität des Haubarkeitsertrags 
dadurch beeinträchtigt würde.” 

Nah Vorführung einiger Beiipiele von hoher Maffenproduftion frei= 
ftehender Stämme, inöbejondere eines den fürftl. Hohenzollern’ihen Wales 
dungen entnommenen Beijpield von außerordentliher Zuwachäleiftung, 
welche an 36 freiftehenden (befjer gefagt: vorgewachſenen, mit gleichaltrigen 
Fichten unterftellten) Lärchen beobachtet und gemefjen wurde, ift weiter 
auf Seite 557 die Zuverficht ausgeſprochen: „daß ſolche Beifpiele über kurz 


Zur Weiterentwicdlung der Lehre von den Durdforftungen. 243 


oder lang dahin führen müßten, mit dem bisherigen Syſtem des dichten 
Beitandsichluffed zu bredhen und zu dem weit vortheilhafteren der Er— 
ziehung in freier Stellung überzugehen“. 

Diefe Anſchauungen ded Verfaſſers werden indefjen zumeift nur von 
offenen und verfappten Anhängern der Reinertragstheorie bis jetzt getheilt 
und in der Literatur vertreten, von der Mehrzahl der Praftifer jedoch als 
berechtigte nicht anerfannt, theilmeije jogar lebhaft befämpft; und da wir 
ebenwohl der Anſicht find, dab es allen Holzbeitänden (mit feltenen Aus- 
nahmen) nur zu großem Schaden gereihen fönnte, wenn bei den Durch— 
forftungen andere als vollftändig unterdrüdte Stämme auögehauen !), 
oder wenn die Durdforftungen zu frühzeitig in die Beitände eingelegt 
würden, oder wenn gar die „Erziehung der Holzbeftände in freier 
Stellung“ ald Wirthichaftsprineip acceptirt werden wollte, jo erlauben 
wir und, die Folgerungen, welche Verfaſſer auf Seite 557 aus den von 
ihm mitgetheilten Beijpielen hervorragender Zumachöleiftungen einzelner, 
freiftehender Bäume ziehen zu dürfen glaubt, näher zu beleuchten und die 
Unhaltbarfeit derjelben darzulegen. 

Die Vortheile ded Syſtems der Beitandderziehung in freier Stellung, 
gegenüber dem Syſtem ded dichten Beſtandsſchluſſes, jollen ſich — nach 
Anfiht des Verfafferd — am deutlichiten aus der Gegemüberftellung zweier 
im Nachhaltbetrieb ftehender Wirthichaftscomplere von je 400 ha ergeben, 
von weldyen der eine, wegen Borrahme jpäter und jchwader Durch— 
forftungen, erit bei 100jährigem Alter der Beftände einen Haubarfeitö- 
ertrag von = 500 fm pro Hektar liefere, der andere, wegen Vornahme 
frübzeitiger und fräftiger Lichtungshiebe (Erziehung in freier Stellung), 
ſchon bei 8Ojährigem Beltandsalter den gleichen Haubarfeitdertrag (500 fm 
pro Heftar) abwerfe. 

Der 1. Compler liefert jonady auf einer Fahresichlagfläcdhe von = 4 ha 
jährlich 2000 fm a 6 A, mithin eine Sahredeinnahme von = 12 000 #; 
der 2. auf einer Jahresſchlagfläche von = 5 ha jährlid 2500 fm a 6 M, 
mithin ein Sahreseinfommen von = 15 000 A, denn — nad) Anficht des 





1) Selbftverftändlih verwerfen wir nicht den Aushieb prädominirender dürrer, 
kranker und verfrüppelter Stämme, oder den Aushieb vorgewachſenen Weichholzes ıc., 
ſowie den Freihieb von in den Hauptbeftand eingeiprengten, edleren Holzarten, behufs 
Erhaltung derjelben, oder den Unterbaubetricb auf den hierzu geeigneten Oertlich— 
feiten, fondern jprechen bier nur von eigentlichen Durdforftungshieben iu gleihaltrigen 
Horiten einer und derjelben Holzart. Auch billigen wir im Nevieren, in welden and 
irgend einem Grunde die Durhforitungen nicht oft genug wiederholt werden fönnen, 
den Ausbich von beherrſchten Stämmen, namentlid in guten Standorten, wo der 
Unterdrüdfungsproceh fih raſch vollzieht. 


17* 


244 Frey: 


Verfaſſers — wird die Qualität des Holzes durch Erziehung im freien 
Stande nicht beeinträchtigt, für daſſelbe daher der gleiche Preis pro Feſt— 
meter (6 Mk.) wie für das im Schluß erzogene Holz unterſtellt. 

Verfaſſer zieht nun aus dem Umſtande, daß der 2. Waldcomplex 
jährliy eine Brutto-Mehreinnahme von = 3000 A liefert, den Schluß, 
daß derjelbe auch einen entjprechend höheren Brutto-Kapitalwerth beiiten 
müſſe als der erfte; und follte man denfen, dab im vorliegenden Falle, 
da Seitens des Verfaſſers die Unterftellung einer 3procentigen Ver— 
zinfung beliebt wird, diefer Mehrwerth = 100000 A betragen müfle. 
Berfaffer fommt jedody durch eine — unſeres Erachtens — unter den vor— 
liegenden Berhältniffen nicht gerechtfertigte Discontirung zu dem Re— 
jultat, dab der Kapitalwerth des 2. Gomplered, demjenigen deö erften gegen- 
über, fih um nur = 26 169 AM erhöhe. Immerhin rechnet Verfaſſer für 
einen mit 8Ojährigem Umtrieb behandelten, im Lidytungäbetrieb ftehenden 
MWaldeompler von nur 400 ha, gegenüber einem gleich großen mit 
100 jährigem Umtrieb behandelten, in dichtem Beſtandsſchluß ftehenden 
Gompler, eine jo beträchtlie Erhöhung (26 169 M) des Brutto-Kapis 
talwerths heraus, dab — wie er jelbit jagt — die Zinjen dieſes Mehr— 
fapitalö bei weitem nicht erforderlich find, um die durd jährlichen Abtrieb 
von 5 ha (anftatt 4 ha bei 100jährigem Umtrieb) und frühzeitige Lich— 
tungshiebe in Buſch- und Gertenhölzern des 2. Complexes ſich erhöhenden 
Kulturfoften zu deden, dab mithin auch für den Netto-Kapitalwerth des 
im Lichtwuchäbetrieb ftehenden Complexes fidy eine beträchtliche Erhöhung 
ergiebt. 

Diefe Folgerung des Berfaflerd, dab durd Einführung des Yicht- 
wuchöbetrieb8 und Herabſetzung der Umtriebgzeit eine Steigerung des 
Kapitalwerths der Waldungen erzielt werden fünne, ift jedoch eine irrige; 
thatſächlich wird gerade die entgegengejehte Wirkung erzielt, und der Kapitals 
werth der Waldungen durch ſolche Wirthichaftömanipulationen ſehr beträchtlich 
gemindert. — Wir fragen einfach, welcher Waldfäufer wird für einen 
MWaldeompler von 400 ha, welcher nur mit Holz von 1—80 Jahren in 
lidyter Stellung beitodt ift, 100 000 AM (oder auch nur 26 169 .#, obwohl 
dieje von dem Verfaſſer berechnete Ziffer unrichtig ift) mehr ausgeben 
wollen, ald für einen gleich großen und audy im Webrigen ganz gleicye 
Berhältnifje darbietenden Gompler, weldyer mit Holz von 1—100 Sahren 
in gedrängtem Schluſſe beitanden iſt? 

Obwohl im conereten Falle, bei der von dem Verfaſſer unterftellten 
Bewirthſchaftungsweiſe, der 2. Compler einen Sahresertrag von 15 000 MH, 
der erite nur einen foldyen von 12 000 A gewährt, jo iſt doch ficher fein 
Maldfäufer darüber im Zweifel, dab der zweite faum den gleichen (ge 


Zur Weiterentwidlung der Lehre von den Durdforftungen. 245 


ſchweige denn einen wejentlid höheren) Werth ald der erite befiten wird. 
Sener enthält an im Nothfall aldbald nußbarem Holze 16 x 5 = 80 ha 
64— 80 jährige Beltände, diefer aber 20 x 4—= 80 ha 80—100 jährige Be- 
ftände, und wird daher ſchon im feinem haubaren Holze einen höheren 
Werth repräjentiren als jener; er gemährt aber zugleich auch nody die 
Möglichkeit, da das Holz in dichtem Schluſſe fteht, durch einzulegende 
Lichtungsbiebe alsbald beträchtliche Geldfapitalien der Tafche des Wald— 
fäuferd zuzuführen, ohne — der Vorausſetzung gemäß — den Sahred- 
ertrag dauernd zu jchmälern, da hierdurch ja nur der Zuftand des zweiten 
Complexes allmählich hergeſtellt wird. 

Bei der von dem Verfaſſer beliebten Unterftelung, daß der im Schluß 
erzogene, mit 100jährigem Umtrieb behandelte Waldcompler pro Sahr und 
Hektar nur einen Durchſchnittszuwachs von 


der in freier Stellung erzogene, mit 8Ojährigem Umtrieb behandelte aber 
einen joldyen von 


befige, berechnen ſich zwar für die im einen Fall vorhandenen 80 ha 
80—100jährigen Beltände ganz gleiche Holzmafjen wie für die im ans 
deren Fall vorhandenen 80 ha 64—80jährigen Beitände, und wenn weiter 
aud) noch für dad 80: und mehrjährige Holz einerjeitö gleiche Feitmeter- 
preile wie für das 64= und mehrjährige andererjeitö unterjtellt werden, 
auch ganz gleiche Geldwerthe, aber thatjächlich werden Ungleichheiten in 
der Maſſe und im Werthe zu Gunften der in dichtem Schluffe erzogenen 
Beitände vorhanden jein. Thatſächlich müſſen die 80—100 jährigen Be- 
ftände des 1. Somplered eine größere Holzmafje befigen, ald die 64= bis 
80 jährigen Beltände des 2. Complexes, denn: 1. iſt bei eriteren der laufend 
jährlihe Zuwachs noch ein relativ größerer (gegenüber dem Durdyjchnittd- 
zuwachs) als bei leßteren, weil in dichtem Schluſſe erzogene Beſtände ver: 
hältnißmäßig jpäter die Periode des größten Höhewuchſes, mit weldyer der 
laufend jährliche Zuwachs in der Regel unter den Durchſchnittszuwachs 
bherabfinft, vollenden, als die in freier Stellung heranwachſenden Beltände, 
und 2. ift in den 8O—100 jährigen Beftänden, wegen ihres dichten Schluffeß, 
nody ein größerer Vorrath an Durchforſtungsholz enthalten, ald in ben 
licht ftehenden 64— 80 jährigen ded 2. Complexes. Thatſächlich befien die 
Beltände ded 1. Gomplered, neben der größeren Mafje, aber auch einen 
höheren Werth als diejenigen des 2. Complereö; denn wenn auch die 
Borausjegung gleichen Preiſes pro Feftmeter für das 100 jährige Holz des 


246 Frey: 


einen und das 8Ojährige des anderen Complexes zutreffen jollte, jo muß 
billiger Weije doch bezweifelt werden, daß dieje Preiögleichheit auch in 
den correjpondirenden jüngeren Jahren bereitö befteht, und beijpielämeije 
dad in dichtem Schluffe erzogene 8Ojährige Holz dem in lichtem Stand 
erzogenen 64 jährigen im Werthe gleich fteht, da erſteres ficher einen größeren 
Procentiag an Derbholz und indbelondere audy an geringem Nutzholz ent» 
halten wird als lettered, dad fait ausfchließlich Brennholz; und hierbei 
große Mengen minderwerthigen Reiſigs bei eventuellem Abtrieb liefern 
dürfte. Wenn ſich daher auch gleiche Werthe für die in beiden Fällen 
vorhandenen Holzuorräthe — in Folge von Unterftellungen, deren Richtig- 
feit begründeten Zweifeln unterliegt — berechnen, in Wirflichfeit wird der 
aldbald realifirbare Werth des concreten Holzvorraths in dem in dichtem 
Schluß erjogenen, mit 100jährigem Umtrieb behandelten Gompler weit 
höher fein, als in dem in lichter Stellung erzogenen, mit 8Ojährigem 
Umitrieb behandelten Waldeompler, und did wird fih auch — wenn 
richtig gerechnet wird — in dem höheren Tauſchwerth ausſprechen, 
weldyen der 1. Compler, letzterem gegenüber, befißen muß. 

In dem von dem Berfafjer vorgeführten Beilpiel, welches ihm zu der 
irrigen Anficht verleitet, daß der Kapitalwerth der Wälder durch Einfüh- 
rung des Lichtwuchsbetriebs und Herabjeßung der Umtriebgzeiten wejentlich 
gefteigert werden fünne, wird für beide Betrieböweijen in ganz willlürs 
licher Weile ein gleicher Zinsfuß von 3 pCt. unteritellt. 

Dieſe Willfür in der Wahl des Zinsfußes, welche der Neinertragd- 
theorie ald ein Grundfehler anhaftet, verjchuldet es in erfter Linie, daß 
Berfafjer bei Gegenüberftellung der in Rede ftehenden beiden Waldcome 
plere zu dem widerfinnigen Reſultat gelangt, dab — unter ſonſt gleichen 
Verhältniſſen — der mit unleugbar größeren und werthvolleren Holzmafjen 
bejtodte Gompler dem mit geringerem und minderwerthigem Holzvorrath 
verjehenen Complex an Kapitalwert bh bedeutend nachftehe. 

Wäre dagegen unfer, in Danfelmann’s Zeitjchrift für Forſt- und 
Sagdwejen, Auguftheft 1885, näher dargelegted Rechnungsverfahren anges 
wandt, und wäre berüdfichtigt worden, daß der bei Kapitalifirung von 
Waldrenten in maximo anmendbare Zinsfuß in ganz beftimmter Ab» 
hängigfeit von der Umtriebäzeit fteht, mit welcher der in Frage fommende 
Waldfompler behandelt wird, fo hätte man äußerften Falls nur zu dem 
Rejultat fommen fönnen, daß die beiden in Betracht gezogenen Waldcom- 
plere fi im Kapitalwerth gleich ftünden. 

Bedeutet nämlich p den Zinsfuß und u die Umtriebäzeit, jo ergiebt 
fid) der Marimalwerth für p aus der einfachen Formel: 


Zur Weiterentwidlung der Lehre von den Durchforitungen. 247 


= 


und es beträgt jonady für den mit 100jährigem Umtrieb behandelten Com— 
pler der Zinsfuß in maximo: 


200 
P= 700"? 
für den mit SOjährigem Umtrieb behandelten: 
200 
P='gg = 2,5. 


Da nun aus eriterem Compler eine Jahresrente von = 12000 # 
bezogen wird, jo beträgt der Brutto-Kapitalwerth diefed Gomplered in 
minimo: 

— 12.000: 15° = 600 000 M 
und derjenige ded 2. Complered aus welchem — nad) Anficht ded Ber: 
faffers — eine Fahresreörente von = 15 000 # bezogen werden kann, in 
minimo: 


Mir ſehen daher, dab in beiden Fällen fidh vollflommen gleiche 
Bruttofapitalwerthe für beide Waldcomplere ergeben, wenn in beiden Fällen 
der Marimalzindfuß unterftellt und daraus der Minimalfapitals 
werth beredhnet wird. Der Minimalkapitalwertb repräfentirt jedoch die 
Geldjumme, welde mindeitens für den betr. Waldcompler bezahlt wers 
den muß, weil diefe Summe zugleich den Kapitalwerth ded auf dem betr. 
MWaldeompler ftodenden Holzvorraths bezeichnet, und fein Waldbefiter 
jeinen Wald unter dem Tauſchwerth des darauf ftocdenden Holzvorraths 
verfaufen wird. 

Wird nämlich in unfere Formel für den Waldtaujchwerth: 

W, d op 
i ; 200 . ; 
der Marimalwerth für p mit eingejeßt, jo wird: 


U Ta 
2 
d. h. die Formel für den Waldtauſchwerth ftimmt alddann überein mit der 
von und für den Tauſchwerth des Normalvorraths entwidelten Formel, 
und ed erhält der Wald-Verfäufer, wenn er bei Berehnung des Wald- 
werth8 die Anwendung des Marimalzinsfubes geftattet, von dem Wald: 


W.= =N, 





248 Frey: 


Käufer nur den Kapitalmerth des in dem Walde ftodenden Holzvorraths 
erſetzt. 

Da wir übrigens oben behauptet haben, daß der 2. Waldeompler, ob- 
wohl er ein um 3000 .# höheres Jahreseinkommen abmwerfe, nicht den 
gleichen, jondern einen weit geringeren Kupitalmerth mie der erfte 
befite, jo erübrigt uns noch, näher darzulegen, auf weldhe Weiſe der 
höhere Tauſchwerth des eriten, mit 100jährigem Umtrieb behandelten 
Gomplered in der Rechnung zur Erſcheinung kommt. Dies geſchieht je 
doch einfach dadurch, daß jeder Maldfäufer den Umftand, daß der 1. Com— 
pler — infofern die aldbaldige Realifirbarfeit der Vermwerthnug des Holz 
vorraths in Betracht gezogen wird — größere und mwerthvollere Holzmafjen 
auf dem Stode enthält, ald der zweite, dadurch in Rechnung bringt, daß 
er bei Kapitalifirung der derzeitigen Renten des 1. Gompleres ſich be= 
reit zeigen wird, unter den Marimalzinöfuß von 2 p&t. tiefer herabzugeben, 
etwa einer Herabjeßung des Zinsfußes um 0,2 p&t. zuzuftimmen, während 
er bei Kapitalifirung der derzeitigen Renten des 2. Complexes ſich 
höchſtens zu einem Herabgehen um 0,1 p&t. unter den Marimalzinsfuß 
von 2,5 p&t. verftehen wird, weil das auf dem 2. Gompler vorhandene, 
in licht geitellten Holzbeitänden beftehende WVorrathöfapital ihm nur jehr 
geringe Chancen auf Nentenfteigerung oder alöbaldige Kapitalentnahme 
eröffnet. 

Mürde nun — unter Feithaltung diejer Vorausſetzung — die Rente 
des 1. Complexes mit =2—-0,2=1,8 p&t., diejenige des zweiten mit 
= 2,5—0,1 = 2,4 pCt. fapitalifirt, jo erhielten wir ald Bruttofapitalwerth 
für den 1. Gompler: 


12.000 40% — 666 667 M 
und für dem zweiten: 
100 
15. 000°, — 625.000 M, 


mithin für den erften einen um 41667 .# höheren Kapitalwert ald für 
den zweiten. Ein rationell rechnender Waldkäufer wird aber im concreten 
Falle gewiß gern 41 667 # oder eine noch höhere Summe mehr für den 
1. Complex zahlen als für den zweiten, weil ja allein ichon die 4 älteften 
Schläge, weldye auf 16 ha mit 97— 100jährigem Holz beitodt find, einen 
diefen Geldbetrag überfteigenden Abtriebsertrag liefern werden, und fein 
Hindernik beiteht, dieſe 4 älteiten Schläge alsbald abzutreiben und dann 
durh Vornahme von Lichtungshieben in den verbleibenden, mit 1 bis 
Ijährigem Holz beitodten Schlägen und Wiederfultur der abgetriebenen 
zu dem auf dem 2. Complex beftehenden Wirthſchaftsbetrieb überzugehen. 


Zur Weiterentwiclung der Lehre von den Durdforftungen. 249 


Es erhellt hieraus, wie ſchon a priori gejchloffen werden durfte, daß 
der Kapitalwerth der Wälder keineswegs durch Ginführung des Licht: 
wuchöbetrieb8 und Herabjegung der Umtriebözeiten gefteigert, fondern im 
Gegentheil ſehr weientlih gemindert wird, felbit wenn die Vorausſetzung 
des Verfaſſers, dab durch den Lichtwuchöbetrieb die Dualität des er- 
zogenen, haubaren Holzes nicht gejchädigt würde, und daher für daſſelbe der 
gleihe Preis pro Feſtmeter wie für das im Schluſſe erzogene unterjtellt 
werden dürfe, eine unbejtrittene richtige wäre. 

Mir find jedoch überzeugt, dab diefe Vorausſetzung wohl nur in den 
jeltenften Ausnahmefällen zutreffen wird, und müffen und den direct ent» 
gegenftehenden Anjchauungen der Herrn Oberforftmeifter Guje zu Oppeln 
(cf. Allgem. Forſt- und Iagdzeitung, Februarheft 1885) und Foritmeilter 
Shliefmann zu Frankfurt a. D. (cf. Zeitjchrift für Forſt- und Jagd— 
wejen, Detoberheft 1885) vollitändig anjchließen, wonach ald Regel gelten 
muß, dab werthvolles Nutzholz nur bei dauernder Erhaltung dichten 
Schluſſes der Holzbeitände erzogen werden kann. Tritt aber thatjächlich 
bei Einhaltung des von dem Berfaffer empfohlenen Wirthichaftsverfahrend 
auch nod eine Dualitätöminderung des haubaren Holzes ein, jo daß für 
das in freier Stellung erzogene ein geringerer Feltmeterpreis als für das 
in dichtem Schluß aufgewachſene Holz im Abtriebsalter in Rechnung ges 
ftelt werden muß, jo erhöht ſich die Differenz im Kapitalwerth der auf 
die erite und auf die zweite Art erzogenen Wälder nody jehr beträchtlich 
zu Ungunften der Freiſtellung. 

Es unterliegt daher faum einem Zweifel, dab das MWerthfapital der 
deutihen Waldungen nur durch Beibehaltung des Syſtems des dichten Bes 
ftandsichluffes auf feinem gegenwärtigen Stande erhalten werden fann, 
daß die Einführung des Lichtmuchsbetrieb8 unter allen Umftänden den 
Kapitalwerth der betr. Waldungen mindern, und dab diefe Minderung um 
jo beträchtlicyer jein wird, je erheblicher die mit diefem Betrieb jeweilig 
verbundene Verkürzung der Umtriebözeit ift. 

Nicht durch Verkürzung, fondern nur durd Erhöhung der Umtriebö- 
zeiten, nicht durch Lichtwuchäbetrieb, jondern nur durch ununterbrochene 
Erhaltung dichten Beitandsichluffes laſſen ſich Vorräthe an werthvollen 
Nutzhölzern in den deutſchen Waldungen anjammeln, und dadurd; die 
Kapitalwerthe der Wälder in einer Weile erhöhen, daß der Nationalmohl- 
ftand, injoweit er ſich auf Waldbefiß gründet, dauernd geſichert ericheint. 


250 Nördlinger: 


Der Einfluß des Waldes auf die Luft: und Bodenwärme. 


Bon Dr. Theodor Nördlinger, Privatdozenten zu Tübingen. 

Meine unter obigem Titel erfchienene Habilitationsfchrift!) verließ im 
Anfange ded Monates März v. I. die Preſſe. So konnte mir unmöglid) 
bei Niederjchrift derfelben die von dem preußifchen Oberförſter Bieder- 
mann zu Dippmannödorf herrührende Arbeit über „Beiträge zu den 
Zahreöberichten über die Beobachtungsergebnifje der forftlichemeteorologiichen 
Stationen?)*, welche im Märzhefte ded Jahrgangs 1885 der Dandels 
mann'ſchen Zeitjchrift für das Forft- und Sagdweien (S. 137ff.) von 
Müttrich mitgetheilt worden ift, noch zu Gefichte fommen. 

Zweck gegenwärtiger Zeilen ift daher, einen Vergleich zu ziehen zwiſchen 
den von mir ermittelten Rejultaten, welche ſich aus den auf der württem- 
bergijchen forſtlich- meteorologiihen Doppelftation St. Sohann erhobenen 
Ablejungsdaten, jomeit ſich legtere auf Luft- und Bodentemperatur be= 
ziehen, ableiten ließen, und denjenigen der zwei preußilchen, ebenfalld nad 
dem in Baiern von Ebermayer?) eingeführten Syſteme der Doppel: 
jtationen eingerichteten Beobadhtungspoften Eberswalde und Friedrichs— 
rode. Die für lebtere in den genannten Jahreöberichten veröffentlichten 
Zabhlenangaben benußte Biedermann, um daraus einige Rejultate der 
wichtigiten Tabellen graphiſch darzuftellen und dadurch den Ueberblick über 
den Verlauf einzelner klimatologiſcher VBerhältniffe ſowie die Beeinfluffung, 
welche der Wald auf diejelben ausübt, zu erleichtern. 

Vorauszuſchicken dürfte fein, daß die feit dem 9. Dezember 1875 be» 
ftehende, mit der preußiichen Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens 
verbundene Station Eberswalde im Diluvium des norddeutichen Flach» 
landes (Reg.⸗Bezirk Potsdam) rund 40 m über dem Meere liegt. Die 
dortige Waldſtation befindet fi in einem nunmehr nahezu 60 Jahre alten, 
zum Eberswalder Stadtforfte gehörenden Föhrenbaumholze. 

Die ſeit 1. Dftober 1874 funftionivende Station Friedrichsrode 
liegt in der zum Reg.-Bezirt Erfurt gehörigen Oberförfterei Lohra auf 
dem vom oberen Wellenfalfe beberrichten Plateau der Heinleite in einer 
Meereshöhe von 350 m. Hier ift die Walditation in einem demnächſt 
90jährigen Buchenbeitand untergebracht. 


1) Berlin 1885, Verlag von Paul Parey. 

2) Herausgegeben von Dr. A. Müttrich, Profefjor an ver königl. Forſtakademie 
zu Eberswalde und Dirigent der meteorologifchen Abtheilung des forftlichen Verſuchs— 
wejend in Preußen. Berlin, Verlag von 3. Springer. 

8) Berg. defien Werk: Die phufitaliihen Einwirkungen des Waldes auf Luft 
und Boden u. j. w. Aihaffenburg 1873 bei C. Krebs (nunmehr P. Parey 
Berlin) ©. 2. 


Der Einfluß des Waldes auf die Luft- und Bodenwärme, 251 


Die Freiftationen find an beiden Drten auf Aderland inftallirt und 
die jeweilige Entfernung zwiichen Wald» und Feldftation beträgt zu Ebers— 
walde ungefähr 400, in $riedrichdrode 450 m). 

An der auf der jchwäbilchen Alb bei Urach im Gebiete des weißen 
Zura gelegenen württembergiſchen Station begannen die Beobadytungen 
am 1. Sanuar 1880. Die dortige Waldftation befindet fi in einem zum 
Staatömwalde der Oberförfterei Eningen gehörigen, von 5Ojährigem Buchen— 
ftangenholz umgebenen Fichtenhorfte, die von jener in öſtlicher Richtung 
um 700 m entfernte Sreiltation auf dem Gt. Johanner Geltütöfelde?). 

Mas zunächſt den Einfluß des Waldes auf die Tagestemperatur 
der Luft betrifft, jo rejultirt aus den Beobacdhtungsergebniffen der Station 
Eberöwalde, daß die durchſchnittlichen Monats» und Sahreötemperaturen 
der Feld» und Walditation „nur wenig von einander verſchieden“ find. 
Der Unterichied zwiſchen der Luftwärme (jo wie fie ſich ald Mittel aus 
den Marima: und Minimatemperaturen ergiebt) im Freien und im Walde 
in Kopfhöhe (1,5 m vom Erdboden) und in der Baumfrone®), während 
der ganzen Jahreöperiode, betrug im Durchſchnitte der 6 Kalenderjahre 
1876 bis 1881 nur 0,04 bezw. 0,12°, während in Friedrichsrode dieje 
Differenzen für das Jahr 1879 etwas größer ausgefallen find und fih auf 
0,9 und 0,3° beziffen. Für St. Johann (Iahrgang 1883/84) habe ich 
den in Rede ftehenden Qemperaturunterichied, welcher den abjoluten 
Einfluß ded Waldes auf die Luftwärme ausdrüdt, auf 1,1 reip. 
0,3° berechnet*), weldyed Ergebniß mit dem eben zitirten Friedrichöroder 
Nejultate nahezu vollkommen übereinstimmt. 

Den Gang der Erdbodentemperaturen hat Müttrih nur für 
die Etagen IV und VI (0,6 und 1,2 m unterhalb der Bodenoberfläche) 
veröffentlicht. Aus den diefen Schichten entiprechenden, von Biedermann 
fonftruirten Kurven, welche wieder den Eberswalder Mittelwertben der 
Sahre 1876/81 ihre Entitehung verdanfen, wird die Ihatjache erfichtlich, 
daß der Unterjchied der Temperatur zwilchen Feld: und Waldboden „im 
Sommer größer ald im Winter ift*, welche Erſcheinung in gleicher Weile 


1) Bergl. Müttrih a. a. D.: „Das Jahr 1875“ und „Das Jahr 1879*, je 
Seite 3. 

2) Bergl. Allgemeine Forſt- und Jagdzeitung, Jahrgang 1880, Septemberheft 
©. 326; Müttrich's Jahresberichte: Das Zahr 1881. S. 2 m. 8; oder aud 
Dandelmann's Zeitfchrift für Forſt- und Jagdweſen. Jahrgang 1880, Juniheft 
©. 349, 

3) Die in der Baumfrone angebrachten Inftrumente befinden fi zu Eberswalde 
und St. Johann je 12, zu Friedridierode 8 m Über der Bodenoberfläde. 

4)a.a.dDd.6©.9 Tabelle 1. Rubrik „mi—ma*. 


252 Nördlinger: 


für St. Iohann (1883/84) fih offenbart. Hier war der Waldboden 
während ded Sommers (Juni, Juli, Auguft) in den genannten beiden 
Erdſchichten durchſchnittlich um 3,4°, im Winter (Dezember, Januar, 
Februar) nur um 0,3° fälter ald das unbededte Acerland gewejen!). 
Dieſe Wärmeunterjchiede drüden offenbar den abfjoluten Einfluß des 
Waldes auf die Bodenwärme aus. 

Die Mittel der Iahreötemperatur zu Eberöwalde find für den 
Maldboden „etwas Feiner ald für den freien Feldboden” und zwar in 
einer Tiefe von 0,6 m um 0,7° und in 1,2m um 0,5°, durchſchnittlich 
alio um 0,6°, welche Erfältungsziffer für St. Johann, im Durdichnitte 
der drei Kalenderjahre 1881 bis 1883, fi auf 1,8° beläuft?), alſo bier 
numeriſch dreimal jo grob iſt als dort. 

Sn erftaunlicher Uebereinftimmung der württembergifchen und bairischen 
Beobachtungsergebniſſe befitt der. Waldboden im Verlaufe der jährlichen 
Periode ſowohl an der Dberflähe ald in feiner ganzen Aus— 
dehnung (natürlich eben innerhalb des beſchränkten Naumes der Erd- 
frufte, auf welchen fih überhaupt die Temperaturmeſſungen mittelft unjerer 
Bodenthermometer erſtrecken, alio etwa bid zu + m Xiefe), im Durdyichnitt 
jämtlicher Beobachtungen um 21 p&t. oder +3), zu St. Johann in den 
Etagen IV und VI um 23 p&t. weniger Wärme ald das freie Aderland. 
Dagegen würde nady obigem Rejultate die durchjchnittliche Jahrestemperatur 
des Waldbodens zu Eberswalde im Mittel diefer beiden Schichten nur um 
rund 7 p&t. oder „; niedriger ſtehen als diejenige einer unbemwaldeten 
Fläche in denjelben Tiefen. Mit anderen Worten, die Abkühlung, weldye 
der Erdboden im geidhlojienen*) Hodywalde die größte Zeit des Iahres 
hindurch infolge der Waldbeſtockung erleidet, würde unter Zugrundelegung 
der Sahresmittel der Bodentemperatur nad den Eberöwalder Unterſuchungs— 
ergebnifjen ziffermäßig nur 4 der anderwärts Fonftatirten Erfältung aus— 
machen, welch' letztere zweifellos von der phyſikaliſchen Bodenbeichaffenheit, 


1) a a. O. S. 63. Zabelle 10. 

2) a. a. O. S. 77. Tabelle 11. 

8) Vergl. a. a. O. S. 76. 

4) Vermuthlich iſt der die Eberswalder Waldftation bergende nahezu 60jährige 
Föhrenbeſtand nicht mehr vollkommen geſchloſſen, ſo daß deu Sonnenſtrahlen das 
Eindringen durch fein an ſich ſchon jedenfalls lichteres Kronendach erleichtert wäre, 
(im Gegenſatze zu dem dichteren die Sonnenſtrahlen energiſcher zurückhaltenden des 
St. Johanner Fichten: und Friedrichsfroder Buchenortes). Dieſer Umſtand würde jo: 
wohl obiges Verhalten hinſichtlich der Wärmevorgänge im Erdboden, als auch die 
Thatſache der geringen Temperaturunterſchiede zwiſchen Feld- und Waldluft hinreichend 
erklaͤren. 


Der Einfluß des Waldes auf die Luft- und Bodenwärme. 253 


dem geognoftiichen Untergrunde, den Strufturverhältniffen, dem Feuchtig- 
feitögehalte u. j.w., überhaupt eben von der Natur der Erdoberflähe an 
der betreffenden Dertlichfeit in hohem Maße abhängig ſein wird. 

Daß außer dem in mäßiger, im Eommer ald Wohlthat empfundener, 
im Winter indifferenter Abfühlung der Rufttemperatur beruhenden Einfluffe 
der Bewaldung eine weitere Wirkung ded Waldes darin befteht, daß der- 
jelbe jomohl die höchſten (tägliche Marima) ald die niedrigften Wärme 
grade (nächtliche Minima) abſchwächt oder m. a.W. die Temperatur» 
ertreme bezüglidh der Boden- wie der Zuftwärme abfjtumpft, 
baben ſchon Krugih, Hundeshagen, ©. Heyer, v. Berg, Eber- 
mayer und Mathieu richtig erfannt (S.46 und 74), jedoch mit der 
Einichränfung, daß der Wald zwar die Kälte der Winternäcdhte mie die 
der Sommernächte mildert, nicht aber die Winterfälte bei Tage mäßigt. 
Hieran fünnte man ja zunächſt in Analogie zu der mwohlthätigen Ab— 
Ihwädung der Sommerhige denken, aber im Winter ift die MWaldluft den 
Tag über ebenfalld3 wie im Sommer fälter als das freie Aderfeld, wenn 
auch in bedeutend geringerem Maße, menigitens wenn man monatliche 
Durchſchnittstemperaturen in Betracht zieht. Obige feftftehende Thatjache 
finden wir auch durdy die Eberöwalder und Friedrichsroder Zahlenangaben 
bejtätigt. Der Wald verkleinert daſelbſt die Differenz zwilchen Maximum— 
und Minimumtemperatur der Luft und diefer Wärmeunterjchied fiel 
beidemal in den Sommermonaten (Juni: 3,4°) größer aus ald in den 
Mintermonaten (Dezember: 0,8°), d. h. er betrug im Juni durchichnittlich 
4 mal joviel ald im Dezember. 

Für die Bodentemperaturen waren in gleicher Weile die Wärme- 
Ichwanfungen im Walde fleiner ald auf freiem Felde, wie auch in St. Jo— 
hann und auf jämtlichen ſechs bairischen Stationen im bewaldeten Erd— 
boden die täglihen Temperaturunterſchiede in allen Ziefen (joweit fie 
überhaupt nody Einfluß ausüben) und ebenijo an der Oberfläche ſich 
wejentlich geringer daritellten, ald in nadtem Boden. Der Wald ſchwächt 
aber nicht nur die Ertreme der Erdbbodentemperatur, jondern er vermindert 
auch ihre Verbreitung in die Tiefe (a.a.D., ©. 52). 

Schließlich möchte ich nody mit ein paar Worten auf die Differenz 
zwilchen den Monatmitteln der Lufttemperatur im Freien und 
im Walde zurüdfommen. Diejelbe erjcheint zu Friedrichsrode „viel be— 
deutender” als in Eberswalde — hier waren, wie wir gejehen haben, die 
durdhichnittlic in Wald und Feld erhobenen Monatötemperaturen „nur 
wenig von einander verichieden" — und „in den Sommermonaten wieder 
größer ald in den Wintermonaten“. Auch dieje Thatjache läßt fih für 


254 Nördlinger: 


andere Länder Mitteleuropas an der Hand mannigfacher Beobachtungen 
beitätigen. 

Ich habe ſ. 3.1) eine Tabelle berechnet, die auf Grund deutfcher und 
franzöfifcher Ablefungsdaten die QTemperaturgrade angiebt, um welche die 
Waldluft in Kopfhöhe (Temperatur des eigentlichen Waldinnern) während 
der verjchiedenen Jahreszeiten älter ift als die Luft auf freiem Selbe. 
Darnach beträgt für den Wald im allgemeinen, ohne Unterjcheidung 
der verichiedenen Holzarten, die Abfühlungsziffer im Frühjahr und Herbft 
fnapp die Hälfte der Sommerdifferenz (1,5°), welch' leßtere das 4fache 
ded im Winter zu Tage tretenden Temperaturunterſchiedes zwiſchen der 
Feld: und Waldluft (0,4°) ausmacht, während fie im Durdyichnitte für 
die geſamte Jahreöperiode gerade nody einmal jo viel, nämlich 0,8°, alſo 
wie in Friedrichsrode nicht ganz einen Grad beträgt. 

Dei Entwerfung genannter Zabelle pajfirte mir das Mißgeſchick, die 
von Ebermayer (S. XII ſeines bereitd zitirten Werkes) gebradyte Be- 
rihtigung, mwonad die Walditation zu Ebrad im Steigerwalde nicht in 
einem Fichtenitangenbolze, jondern in einem Buchenbeitande untergebracht 
war?), gänzlidy überjehen zu haben. Daber figuriren daſelbſt drei bairijche 
Fichtenftationen (Duſchlberg, Ebrach, Seeshaupt) und nur zwei Buchenorte 
(Johanneskreuz und Rohrbrunn). Die fraglidhe Tabelle 5 wäre jonady 
durch folgende Ueberſicht zu erjeßen: 

(Tabelle fiehe umftehend.) 

Wie man bei einer Bergleichung beider Tabellen bemerken wird, 
haben die Rejultate bezüglich der Temperaturerniedrigung, welche die Luft 
infolge der Einwirkung ded Waldes erfährt, durch die nothwendige Korrektur 
nur unmejentlihe Aenderungen erlitten. Nach wie vor zeigt fidh, daß die 
Abkühlung dur den Nadelwald ftärfer vor ſich geht als durd 
den Zaubwald. Lebterer erjcheint jahr aus jahr ein wärmer als jener, 
im jährlichen Geſamtdurchſchnitte netto um einen halben Grad. Da— 
gegen beträgt die Frübjahrserfältung im Nadelwald nur nod) ein drei= 
faches (Statt vierfaches) von derjenigen ded Laubwaldes, oder ander aus— 
gedrücdt, der Laubwald ift im Frühling um 0,9° wärmer als jener, nur 
um 0,4° niedriger ald die Luft auf freiem Felde temperirt, während dieje 
Differenz im Sommer nur 0,5°, zu den anderen Jahreözeiten noch weniger 


1) a. a. O. © 3. 

2) Nach 10 jährigem Beſtande wurden die bairiſchen forſtlich-meteorologiſchen 
Stationen zum Theil ganz aufgehoben, zum Theil in allgemeine Stationen III. Ord- 
nung umgewandelt, an welchen nur Mefjungen der Niederfhlagsmengen, höchſten und 
ntedrigften Wärmegrade u. |. w. vorgenommen werden. (Bergl. das forftlihe Verſuchs— 
weien von Ganghofer, IL. Band, I. Heft. ©. 7.) 


255 


Der Einfluß des Waldes auf die Ruft- und Bodenwärme. 


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256 Nördlinger: 


ausmadt. In blätterlofem Zuftande ftehen fommergrüne Beftände 
binfichtlich ihres thermiichen Verhaltens naturgemäß zwiſchen dem uns 
bededten Aderfeld und dem Nadelmalde (im übrigen vergleiche meine 
Ausführungen a. a. D., ©. 38 und 39)1). 

Eines wird man aus obigen Zeilen unfchwer herausfinden: Wenn 
jet jchon nach einzelnen Gefidytöpunften Uebereinftimmung der an ver- 
ichiedenen Beobadytungspoften erzielten Refultate vorliegt, jo muß es 
offenbar auf dem waldflimatologiichen Gebiete nody mandye Frage geben, 
binfichtlicdy deren eine endgiltige Löjung in demjelben Augenblide zu er: 
warten fteht, wo die bis jetzt vorliegenden Unterfuchungsergebniffe (auf 
einzelnen preußijchen Stationen werden ja die Ablefungen bereitö länger 
als ein Sahrzehnt fortgeießt) der 17 deutſchen Beobachtungsſtellen einer 
Bearbeitung werden unterzogen worden fein. Bei diejen Erhebungen fann 
ed ſich offenbar nur darum handeln, die Modififationen der all: 
gemeinen Temperatur: u. ſ. w. Verhältniſſe, wie fie durch die Be— 
waldung veranlaßt werden, fennen zu lernen. 

Konftanz der Wärmeunterſchiede zwiſchen Wald und Feld innerhalb 
mehrerer Jahrgänge, wie eine joldhe für St. Johann, jowohl bezüglich der 
Luft: als der Bodentemperatur, vorliegt (vergl. a.a. D., S. 45 und 76), 
Ipricht deutlich gegen Kortführung allein zu forftlichen Zwecken dienender 
Beobachtungen an einer und derjelben Dertlichfeit durch einen längeren 
Zeitraum (ald etwa 5 Sabre) ?), auch wenn ab und zu anormale Witterungs- 
verhälinifje in einzelnen Jahrgängen vorliegen jollten. Denn die abnorme 
Witterung eines ſolchen gehört in erfter Linie zu denjenigen Momenten, 
von welchen die Wärmeverhältniffe in Wald und Feld in gleihem Sinne 
beeinflußt werden, von denen jomit a priori nidyt anzunehmen jein wird, 
daß fie im Stande wären, das gegenfeitige Verhalten der Feld- und Wald— 
landſchaft in Elimatijcher Beziehung nad jeinen wejentlidyen Punkten zu 
verrüden. Alle derartigen Zaftoren, zu denen unbedingt auch Luftdrud, 
Bewölkung x. zu rechnen find, können offenbar ruhig beijeite gelafjen 
werden, wenn ed fi darum handelt, den Unterjchied zwiichen der 
Feld- und Waldtemperatur zu ermitteln, jomweit leßterer bedingt ift 
durch die Berjchiedenheit der beiden Medien, ald weldye und die Erdober- 


1) Vielleicht darf ih mir am diejer Stelle geitatten, auf einen weiteren Srrthum 
in meiner mehrerwähnten Schrift auimerfjam zu machen. Die Morgenablejung (mg) 
im Freien für den April, welde in Tafel II richtig zu 6,2° angegeben tft, erſcheint 
in Tafel I, welde die Monatmittel der Yuftteniperatur zu St. Fobann enthält, 
fälfchlicherweife ald negativ. Sie ift aber in Wirklichkeit pofitiv. Anderenfalld wäre 
fie ja niedriger geweien, als das nähtlihe Wärmeminimum (- 0,5 °). 

2) Bergl. Ebermayer ©. VIL 


Der Einfluß des Waldes auf die Luft- und Bodenwärme. 257 


fläche — bier mit Wald beitodt, dort ald nacktes Aderland — ent 
gegentritt. 

Die Zwede und Ziele der allgemeinen Meteorologie allerdings er- 
fordern wahre, nur durch eine lange Reihe von Jahren zu erzielende 
MWärmemittel. Derartige Mittelmerthe aber für den Wald und eine in 
deſſen Nähe befindliche Dertlichfeit zu erlangen, fann unmöglich aud Auf: 
gabe der ausſchließlich für forftlihe Zwede errichteten meteorologijchen 
Stationen fein, weldye doch in erfter Linie der Erforſchung der klimatiſchen 
Bedeutung der Wälder dienen follen, d. h. der Ermittelung des ſpezifiſchen 
Unterjhiedes zwiſchen Freiland: und Waldflima. 

Menn fid) die Nebereinftimmung der Ergebnifje der württembergiichen 
mit bairifchen und franzöfiichen Stationen auch für andere Beobadytungs- 
orte und Zeitabjchnitte!), jowie außer der Boden: und Lufttemperatur für 
fonftige flimatiiche Faktoren (Seuchtigfeit ꝛc.) bewahrheiten jollte, dann 
würde ſich uns die Möglichkeit bieten, in fürzerer Zeit und mit geringerem 
Aufwand an Arbeitsfräften und Material zahlreichere Waldorte als bisher 
auf ihre eigenthümlichen Beziehungen zum Klima zu unterjuchen und der 
großen Menge andermweitiger, noch ungelöfter Fragen über die Bedeutung 
des Maldes im Haushalte der Natur und des Menjchen näher zu treten. 
Diejed namentlih dann, wenn es ſich herausſtellen follte, dab die für 
St. Iohann zu konſtatirenden IThatiachen ganz allgemeine Giltigfeit bes 
fißen und geſetzmäßig auch auderwärts wiederfehren jollten. Dajelbft geben 
nämlidy die Wärmeunterjchiede der während der drei Winter: 
monate (Dezember, Januar, Februar) im Fichtenwald und Aderfeld er— 
hobenen Marimatemperaturen ziffermäßig genau die Ein- 
wirfung des Waldes auf die eigentlihe Tagestemperatur der 
Luft (als Mittel der Morgen, Marimum- und Abendbeobachtung), 
während der jährlihen Periode im ganzen wieder. Außerdem 
laffen die dortigen täglichen MWärmevorgänge in der Atmoiphäre die 
Meberflüjjigfeit der Nachmittagsablejung an den in freier Luft 
befindlichen Thermometern vermuthen (a. a.D., ©. 44). 

Aber audy anläßlich der Schilderung des Einfluffes des Waldes auf 
die Bodenwärme hat Ebermayer darauf hingewiejen?), daß man bei 
der Geringfügigfeit der täglichen Zemperaturfchwanfungen im Walde durch 
tägliy einmalige Beobadytungen „ziemlich fichere Reſultate“ erzielen 
könne. Solches um jo mehr, als es fi), um dies zu wiederholen, bei den 





1) Dies trifft nah dem früher Gefagten binfichtlih de Wärmeunterjchiedes 
zwiſchen den mittleren Friedrichsroder Jahrestemperaturen in Wald und Feld für das 
Jahr 1879 zu. 

2) Die phyſikaliſchen Einwirkungen u. f. w. ©. 67. 

Gorftwiffenichaftlihed Gentralblatt. 1886, 18 


258 Literariiche Berichte. 


zu forftlichen Zwecken angeftellten meteorologiſchen Unterfuchungen weniger 
um die Erforſchung abfoluter, nur in jahrelanger Beobadhtungsreihe zu ges 
winnender Mittelmerthbe handelt, ald vielmehr um Feſtſtellung des 
gegenjeitigen Verhältniſſes zwiihen Wald und Feld (Wieje oder 
Dedung), der durd den Einfluß des Waldes bervorgerufenen 
Modifikationen der allgemeinen, als gegeben anzunehmenden 
flimatijchen und anderen Verhältniſſe. 


III Literariſche Berichte. 


Nr. 16. 


SUuftrirter Kalender für Hunde-Liebhaber, Züchter und 
Ausfteller auf das Jahr 1886. Herausgegeben unter Mitwirs 
fung von hervorragenden Kynologen von R. v. Schmiedeberg. Leipzig, 
Verlag von E. Twietmeyer. Preis 1 ME. 35 Pig. 

Der erite Jahrgang dieſes Kalenderd erſchien im Fahre 1885 und 
wird jegt den Abnehmern des 1886. Jahrgangd um den herabgejeßten 
Preis von 1% offerirt. 

Der Kalender beginnt mit einem Kalendarium in Berbindung mit 
einigen Notizen über Kynologie, Jagd, Hundezüchter und Hundeliebhaber. 
Daran ſchließen fid die Drejuranftalten und Zwinger der herporragendften 
Hundezüchter, Zuchtrefultate u. ſ. w. Den Schluß bilden tabellarijche 
Ueberfihten über Hundeausftellungen im Fahre 1885, jowie über die 
Sieger der im jelben Jahre abgehaltenen Hühner und Dachshundprü— 
fungen. 

Der vorliegende Jahrgang enthält nur vier Abbildungen, verdient da— 
ber faum den Namen eines illuftrirten Kalenderd. Freunde diejed Sports 
jeien hiermit auf dieje neue literariiche Erſcheinung aufmerfjam gemacht. 


Nr. 17. 

Bewegung des Waflers in Kanälen und Ylüffen. Zabellen 
und Beiträge zur Erleichterung des Gebraudyd der neuen allgemeinen 
Geſchwindigkeits-Formel von Ganguillet und Kutter. Herausgegeben 
von W. R. Kutter, Ingenieur in Bern. Berlin, Berlag von Paul 
Parey, 1885. Preis gebunden 7 MH. 

Diejed mit Unterftügung ded Kol. Preuß. Minifteriums für Land» 
wirthichaft, Domainen und Forften herauögegebene 134 Drudjeiten um— 


Notizen. 259 


faſſende Werkchen enthält neben einem furzen Text über die Geichwindig- 
feitögefeße und Formel der Wafferbewegung in Kanälen und Zlüffen, 
Meftungsrefultate u. |. w., namentli Tabellen und Beiträge, weldye dem 
praftiichen Waffertechnifer den Gebrauch der allgemeinen neuen Geſchwin—⸗ 
digfeitöformel von Ganguiller und Kutter erleichtern follen. 
Fachgenoſſen, melde in die Lage fommen follten, ficdy mit diefem 
Gegenftande bei Trift-, Fluß-, Uferbauten u. ſ. w. bejchäftigen zu müffen, 
ſeien deßhalb auf das gut ausgeltattete Werfchen aufmerkſam gemadıt. 


IV. Notizen. 


Lärchen in Graubündten. 


Angeregt dur den höchſt interefjanten Aufiak des Herrn Profefjor Dr. Bühler 
„Streifzüge dur die Heimath der Lärde in der Schweiz“ (Januarheft ds. BI.) er 
laube idy mir, aus einem dort erwähnten Hauptlärdyengebiet, dem Engadin, 2 Angaben 
über dad Stärkenwahethum älterer Stämme mitzutheilen. 

Die unterfuhten Stammabjchnitte fanden fih am Schafberg bei Pontrefina im 
Granbäündten, in etwa 1900 m Meereshöhe; die Dimenfionen wurden in Im Höbe 
über dem Boden gemeſſen. 


Lärche Nr. 1. 
Alter D. Stgfl. Flächenzuwachs abfolut 
Jahre cm qm gm pCt. 
30 17,0 0,023 
60 27,0 0.057 Do . 
9 37,0 0,108 0.044 11 
120 44,0 0,152 ; ! 
0051 1,0 
150 50,8 0,203 os 05 
180 54,6 0,234 en 03 
210 57,4 0,259 0.094 08 
240 60,0 0,283 ' — 
Lärche Nr. 2. 
Alter D. Stafl. Flachenzuwachs abjolut 
Jahre cm qm qm y&t. 
20 6,6 0.008 0,014 7,0 
60 19,4 0 030 0.008 12 
80 22,0 0 038 0.011 13 
100 25,0 0.049 0.008 0'8 
120 27,0 0,057 0.011 09 
140 4 0,068 0,012 08 
160 82,0 0,080 0.020 11 
180 ‚6 0.100 008 06 
200 88,0 0,113 0.018 07 
220 408 0,131 0.008 0 8 
240 42,0 0,189 0.090 0% 
260 45,0 0, 159 0 '007 02 
280 46,0 0,166 . ⸗ 


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260 Notizen. 


Da der Höhenzuwachs der unterfuchten Stämme ſehr früßzeitig ein minimaler ge 
worden jein dürfte, aud die Formzahlzunahme bald nachgelaſſen haben, reſp. negativ 
gewejen fein möchte, fo können wohl die oben mitgetheilten Flächenzuwachsprozente, 
berechnet nady der Näbrungsformel p = 4. =, ein amnährendes Bild des 
Geſammtzuwachſes liefern. 

Man braudt nicht Reinerträgler zu fein, um zuzugeben, daß bei diejen Zuwachs— 
prozgenten die Starfholzgudt unmöglich rentabel fein kann. Der Durchſchnittsflächen⸗ 
zuwachs fulminirt allerdings fehr jpät, bei Stamm Nr. 1 mit 150, bei Stamm Nr. 2 
erfi mit 260 Zahren! 

Sntereffant ift ed, daß, obgleich die beiden unterfuhten Stämme auf annährend 
gleihem Standpunkt erwachſen find, dody der eine ſchon mit 120 Jahren eine Stärfe 
von 44 Gentimeter erreichte, während der andere mit 240 Zahren erft 42 Gentimeter 
ſtark geworden tft. Dieje Ungleichbeiten im Wachsthum find unzweifelhaft in dem 
freieren Stand des einen und dem geſchloſſeneren Erwuchs des anderen zn ſuchen. 
Die gefundene Differenz fönnte zu wichtigen Sclüffen über den Nutzen der Durch— 
forftungen führen, welde man in der Heimath jener Stämme nody nicht fennt. 

Sn dem alten Rhätien, von weldem das jehige Graubündten einen Theil dar- 
ftelt, erwuchlen früher Lärdien von enormen Dimenfionen. So lieft mau in Plinius 
(historia naturalis), daß in Rom zur Zeit des Tiberiud ein Lärchenbalien aus Rhätien 
bezogen wurde, mweldyer bei 85 m Ränge 60 cm fantig beſchlagen war: „fuit autem 
trabes 6 larice longus pedes CXX bipedali crassitudine aequalis“ (cf. Bernhardt's 
Forftgeihichte 1S.21 und Schwappach's Forftgeihichte IS. 32). Solche Stämme 
findet man heute im alten Rhätien nicyt mebr, weder diedfeitd noch jenjeits der Alpen. 
Im oberen Graubündten wird faum noch das nöthige Brennholz gezogen, Bauholz 
meift aus anderen Theilen der Schweiz eingeführt. Der Waldrüdgang, veranlaft 
durdy den herrſchenden Piänterbetrieb mit ungenügender Waldfultur und ercejfiver 
Meidenußung ift jehr zu bedauern. 

Sntereffant war ed dem Schreiber diejed, zu bören, daß in jener Gegend bie 
Funktion des Gemeindeförfterd meiftend dem — Schullehrer loci, einem in der Regel 
nicht lebenslänglich, fondern widerruflich angeftellten Beamten übertragen ift. 

Aus diefer Thatſache die nabeliegenden Schlüffe auf die Energie, mit weldyer der 
Wald geſchützt wird, zu ziehen, bleibt dem geneigten Leſer überlaſſen. 12 


DPerfonalveränderungen in Preußen, 
IV. Quartal 1885. 


Dekorirt: Mit dem Kronenorden IV. ECl.: Die Revierförfter von Rakowski in 
Dölig, Oberf. Zakobshagen (Rrg.-Bez. Stettin) und Wegener in Trodel, Ober 
förfteret Rotenburg (Reg. Bez. Stade); die Hegemeifter Mierſch in Kühnict, 
Dberf. Hoyerswerder (Reg.Bez. Liegnig) und Scholz in Königsdamm, Oberförfterei 
Tegel (Reg.Bez. Potsdam) und der Forftlafjenrendant Schreiber in Bilchersfelde 
(Reg. Bez. Stettin). 

In den Ruheſtand verjegt: Die Korftmeifter von Sonquisres in Frankfurt a. D. 
und Seidenftider in Franffurt a. D. 

Zum DOberförfter ernannt und mit Beftallung verjehen der Forftaffefior 
Born nad) Königsbrudy (Reg.-Bez. Marienmwerder). 


Anzeigen. 261 


Im gleiher Dienſteseigenſchaft verjegt: Die Dberförfter Dank von Zeiß, 
Dberf. Goffera, (Reg.Bez. Merjeburg) nad Forſthaus Durbefe, Oberf. Altenbeten 
(Reg.Bez. Minden) und Huber von Altenbefen (Reg.Bez. Minden) nah Zeitz, 
Oberf. Gofjera (Reg.Bez. Merſeburg). 

Geſtorben: Die Oberförſter Blanckmeiſter in Altenau (Reg-Bez. Hildesheim), 
Bodecker in Binnen (Reg.-Bez. Hannover); Hempel in Königsbruch (Reg.Bez. 
Diarienwerder); Walter in Saufhwald (Reg-Bez. Frankfurt) und Jsrael im 
Bederbagen (Reg. Bez. Kafjel). 


Perfonalveränderungen aus dem Großherzogthum Beffen. 


II. Halbjahr 1885. 


Geftorben: am 21. Auguft der Korftmeifter i. P. Dr. Karl Haberkorn zu Gießen, 
am 6. September der Oberförfter Eduard Marhand zu Alzey, am 21. Sep 
tember der Forftmeifter i. P. Chriftian Nievergelder zu Mörfelden. 

Verſetzt: am 14. Oktober der Oberförfter Heinrih Krauft au Grebenau in bie 
DOberförfterei Nieder-Ramftadt, 

eod. der DOberförfter Freiherr Kriedrih von Schenk zu Schweindberg im 
Wald⸗Michelbach in die Oberförfterei Alzey. 

Ernannt: am 14. Dftober der Korftaffeffior Heinrih Grünewald aus Harres— 

haufen zum Oberförfter der Oberförſterei Wald-Michelbadh, 
eod. der Forſtaſſeſſor Philipp Walther aus Wörrftadt zum Oberförfter der 
Dberförfterei Grebenau. 

Charakterertheilung: am 12. September den DOberförftern Guftav Landmann 
zu Homberg, Karl Joſeph zu Eberftadt, Julius Königer zu Büdingen und 
Chriftian Püdel zu Heldenbergen der Gharafter als Forftinfpeftoren. 

DOrdendverleihbungen: am 12. September dem Korftmeifter des Forſts Groß-Gerau 
Ferdinand Muhl in Darmſtadt und dem Überförfter, Korftinipeltor Karl 
Trautwein in Eeligenftadt das Ritterkreuz I. EI. ded Verdienſtordens Philipps 
des Großmüthigen. 

eod. diefelbe Dokoration dem Gräflichen Forftmeilter Friedrich Ihrig zu 
Erbach. 


V. Anzeigen. 


Dorlefungen an der forſtlichen Abtheilung der techniſchen Hochſchule 
Karlsruhe im Sommerſemeſter 1886, dauernd vom 15. April bis 
31. Juli. 

I. Eurjus: Arithmetik und Algebra, Schroeder; fnitematiihe Botanik und 
Pflanzengeograpbie, ſowie forftlihe Botanik, Zuft; Zoologie I. (wirbelloje Thiere) and 
zootomiſcher Kurs, Nüßlin; Geologie, Knop; Bodenkunde, qualitative Analyie, 
Kelbe; Erperimentalphuff II, Herb; organische Erperimentaldemie, Birnbaum; 
Plan: und Terrainzeichnen (für I. und II. Curſus), Doll; Freihandzeichnen, Knorr 
und Krabbes. 


262 Anzeigen. 


I. Curſus: Geodätiſches Praktitum II. Hatd und Doll; Waldbau, Forſtſchutz, 
fowie forftlihe Erkurfiouen, Weiſe; chemiſches Yaboratorium, Birnbaum; forftliche 
Nepetitorien und Uchungen (für II. und III. Eurjus), Kneitl. 

III. Curſus: Waldwertbberehnung und forftlibe Statik, Forftſtatiſtik, Korftver: 
waltung und Haushaltung, forftlihe Bauanſchläge, forftliche Erfurfionen, Schuberg; 
Encyklopädie der Landwirthſchaft, Stengel; Finanzwiſſenſchaft, Gothein; Forft- 
und Jagdrecht, Schenkel. — 

Die techniſche Hochſchule ertheilt ſolchen Studirenden, welche die normale drei— 
jährige Studienzeit zurückgelegt haben, auf Grund firenger Prüfungen, Diplome, 
weldje den Inhaber ald wifjenichaftlid ausgebildet empfehlen. Außerdem beftehen 
fogen. Fachprüfungen, durd welche Kandidaten nad wenigftend einjähriger Studien« 
zeit an der Anſtalt Zeugniffe über ihre Kenntniffe in einer ausgewählten Gruppe von 
Lehrgegenſtänden erhalten. 

Nähere Auskunft hierüber, jowie über die Bedingungen der Aufnahme ıc. ertheilen 
jederzeit die oben genannten Profefioren, jowie dad Sefreteriat. 

Der derzeitige Vorſtand. 


Forftlihe Dorlefungen an der Univerfität München im 
Sommerfemejter 1886. 


Im Sommerjemeiter 1886 werden, außer vielen andern grund: und hülfgwiffen« 

Ihaftliben Disciplinen, folgende Vorlejungen gehalten: 
Prof. Dr. v. Helferih: Nationalökonomie. 

”» „ © Riehl: Eyftem der Staatöwiffenihaft und Politif, Kulturgeſchichte. 

„» « 8. Gayer: Borftbenußung und foriti. Technologie, Erfurfionen. 

"» » &Ebermayer: Klimatologie und Meteorologie, Pflanzenchemie. 
Prof. Dr. F. v. Baur: Forſtliche Rentabilitätsfrage (forftl. Statif), forftliches Ber 
ſuchsweſen, Ercurfionen. 
R. Hartig: Pflanzenkrankheiten, forftlihe Kulturpflanzen, Erkurfionen. 

"» „R. Weber: Waldwegbanfunde mit Terrainzeihnen, Geodäſie mit prat. 

Uebungen. 
#» „ I. Lehr: Forfigeſchichte, Staatsforftwirtbihaft und Staatöforftverwaltung. 
»„  » ». Zittel: Geologie mit Erfurfionen. 
#»r Berdtold: Encyklopädie der Rechtswiſſenſchaften für Korftwirthe. 
Privatdocent Dr. Neuburg: Finanzwiffenihaft, Einleitung in die Statiftik. 
„ Pauly: Forftinfeftologie, entomologiiches Praktikum. 

Die Vorlejungen beginnen am 27. April. Die Aufnahme der Studirenden er- 
folgt auf Grund eines Maturitätszeugniſſes. Sole, welde auf Anftellung im gl. 
bayr. Staatsdicnfte nicht refleftiren, können aud auf Grund eines jonftigen Ausweiſes 
über genügende Vorbildung immatrifulirt werden. 


Forſtliche Dorlefungen an der Univerfität Gießen im 
Sommerfenefter 1886. 
Ord. Profefjor Dr. Heß: Waldbau, bſtündig. Forſttechnologie, Zftündig. Praktiſcher 
Kurſus über Waldbau, 1 Mal. 
Außerord. Profeſſor Dr. Schwappach: Waldwegebaukunde, Aftündig mit praktiſchen 
Uebungen. Uebungen auf dem Gebiet des forſtlichen Verſuchsweſens und der forſt⸗ 
lihen Statik, 2ſtündig. 


Anzeigen. 263 


Ord. Profeffor Dr. Streng: Bodenfunde für Forftleute, 4ſtündig. 
Außerord. Profeffor Dr. Fromme: Feldmeßkunde, Aftündig mit praktiſchen Uebungen. 
Außerord. Profefjor Dr. Braun: Korftreht, Sftündig. 

Beginn der Immatrikulation am 28. April, der Vorlefungen am 3. Mat. 

Das Vorlefungsverzeichnig der Univerfität kann durd den Unterzeichneten unent: 
geltlich bezogen werden. Nähere Auskunft über die Verhältniſſe des hiefigen forft: 
lien Unterrichts findet fi) in der von dem Unterzeichneten verfahten und nur direkt 
zu besichenden Schrift: „Der forftwifjenihaftliche Unterricht an der Univerfität Gießen 
in Vergangenheit und Gegenwart” (Gießen, 1881). 


Gießen, den 5. Februar 1886. Ord. Profefior Dr. Heß. 


Forftliche Dorlefungen an der Forftafademie Eberswalde. 
Sommer: Semefter 1886, 

Oberforitmeifter Dr. Dandelmann: Korfteinribtungslehre. — Forftliche Erfurfionen, 
dabei Probe-Abſchätzung eines größeren Waldförpers, 

Forftmeifter Bando: Forftihug. — Jagdkunde. — Forftliche Erkurſionen. 

Forftmeifter Runnebaum: Preußiſche Koritvermefiungs:Inftruftion. — Geodätiſche 
Snftrumentenfunde. — Uebungen im Feldmefjen und Nivelliven, dabei geodätiſche 
Berehnungen. — Planzeichnen. 

Dberförfter Zeifing: Forſtpolitik. — Forſtliche Erfurfionen. 

Forftaffefior von Alten: Koritftatiftit, — Forſtliches Repetitorium,. — Borftliche 
Erfurfionen. 

Profefjor Dr. Müttrich: Arithmetik, Algebra, Pianimetrie (Repetitorium). — Phyſik — 
Repetitorium in Phyſik und Meteorologie. 

Profefior Dr. Remelé: Mineratogie und Geognofie. — Geognoftiihe Erfurfionen. 

Dr. Gouncler: Standortslehre. — Bodenkundliche Erkurfionen. 

Profefjor Dr. Luerſſen: Spftematiihe Botanik mit bejonderer Berüdfidhtigung der 
Borftpflanzen. — Botanifhe Erfurfionen. 

Profefior Dr. Altum: Allgemeine Zoologie und wirbelloje Thiere. — Zoologijche 
Erfurfionen. 

Amtsgerichtsrath Raetzell: Strafrecht. 

Das Sommer-Semeſter beginnt Montag, den 3. Mai und endet Freitag, dem 
20. Auguft. 

Meldungen find baltmöglichft unter Beifügung der Zeugniffe über Schulbildung, 
forftliche Lehrzeit Führung, über den Befiß der erforderlichen Subſiſtenzmittel, ſowie 
unter Angabe des Mititär-Verhältniffes an den Unterzeichneten zu richten. 

Der Direktor der Forjtafademie. Dr. Dandelmann. 


Dorlefungen an der Forftafademie Münden 
während ded Sommer-&emefterd 1886. 

Borggreve: Einleitung in die Forſtwifſenſchaft. Korftpolitif. 
Knorr: Geſchichte des Korft: und Jagdweſens. 
Kienitz: Repetitorium über Zorftbotanif und Holzzudt. 
Kalk: Uebungen im Wegeban. 
Banle: Geodät. Uebungen. Zrigonometrie. Analyt. Geometrie. 
Daube: Anorganijche Chemie. 


264 Anzeigen. 


Hornberger: Audgew. Kapitel aus der Phyſik und Metesrologie. 
Müller: Syftematiihe Botanif. 

Mepger: Allgem. Zoologie, Wirbelthiere, Fiſchereiweſen. 
Ziebarth: Strafredt. 

Eggert: Geidichte der Nationalökonomie. 

Außerdem Repetitorien 2c. und an ſämmtlichen Nacdmittagen und einem Bor: 
mittag der Woche Erfurfionen und Uebungen in der Forſtwirthſchaft, im Beldmefjen 
und Nivelliren, Planzeichnen, Wege: und Brüdenbau, in der Jagd, Fiſcherei und Fiſch— 
zucht unter Leitung obiger afademiiher Dozenten und des Forſtafſſeſſors König. 

Das Sommerjemefter beginnt am 3. Mai. Erforderlib für die Preußiſche 
Staatsforft-Lautbahn Maturitad von deutihem Gymnaflum oder preußiiher Real: 
ſchule I. Ordnung und einjährige Vorpraxis. Sonftige Studirende finden auch auf 
Grund anderweiten Nachweiſes genügender Borbildung Aufnahme. 

Anmeldungen find baldmöglihft an den Unterzeichneten zu richten. 


Der Direktor der Korftafademie. Borggreve. 


Dorlefungen im Sommerfemefter 1886 an der Univerfität Tübingen. 


A. Staatöwifjenihaftlide Fakultät. 

Profeffor Dr. von Schönberg: Spezielle Nationalöfonomie. Die foziale Frage. 
Steuerlehre nnd Reichsfinanzweſen. 

Profeffor Dr. Neumann: Bolkewirthichaftslchre, allgemeiner Theil. Kredit: und 
Bantpolitif. 

Staatörath Dr. von Rümelin: Europäiſche Staatenfunde. 

Profefjor Dr. von Martig: Allgem. Staatöreht und Politik. Deutiches Reiche: 
und Landesftaatärcht. Die hiſtoriſchen Grundlagen des heutigen öffentlichen Rechts— 
zuftands in Deutichland. 

Profeſſor Dr. Zolly: Württembergiihes Staatsrecht. Verwaltungslehre (Polizei« 
wiſſenſchaft) und deutſches Verwaltungsrecht. 

Profeſſor Dr. von Weber: Landwirthſchaftslehre. II. Theil (mit Exkurſion und 
Demonitration.) Encyklopädie der Forſtwiſſenſchaft. 

Hüttendireftor Dr. Dorn: Maſchinenlehre. 

Korftratb Profeffior Dr. von Nördlinger: Forſtbotanik. Forſtſchutz (Schaden durch 
Gliederthiere). Anatomiſche Kennzeichen der Hölzer. 

Profeffor Dr. Lorey: Waldbau. Waldwegbau. Borfteinrihtung. 

Privatdozent Dr. Th. Nördlinger: Holzmeßkunde. 

Forftlihe Demonftrationen, Uebungen und Exkurſtonen, je unter Reitung der betr. 
Dozenten. 

Staatswiſſenſchaftliches Seminar: Nationalökonomie, verwaltungsredhtlide Uebungen, 
volföwirth: und finanzwiſſenſchaftliches Dijputatorium. 

B. Sonftige Vorlefungen. 
Ale jurifriichen, naturwiſſenſchaftlichen, mathematiihen Disciplinen find voll 
ftändig vertreten. 
Anfang: 28. April. 
Nähere Auskunft durch die forſtlichen Dozenten. 





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I. Original- Artikel. 


Unterfuchungen über den Sauerftoffgehalt der MWaldluft. 
Bon Profefior Dr. E. Ebermayer in Münden. 


In einer kürzlich erichienenen Broſchüre: „Die Beichaffenheit der 
Waldluft und die Bedeutung der atmojphärifchen Kohlenjäure für die 
MWaldvegetation," Stuttgart, Ferd. Enfe, 1885, habe ich durch zahlreiche 
im Walde und auf freiem Felde durchgeführte Luftanalyjen den Nachweis 
geliefert, dab der Kohlenjäuregehalt der Waldluft nicht wejentlicdy ver: 
jchieden ift von dem der freien atmoiphärifchen Luft. Auf Grund diefer 
analytiichen Ergebniſſe war ih auch zu dem Schluſſe berechtigt, daß 
zwijchen dem Sauerftoffgehalt der Waldluft und dem der freien Atmofphäre 
fein bemerfenswerther Unterjchied jein fan, da zwiſchen Kohlenſäure-Ver— 
brauch und Sauerftoffabgabe in den affimilirenden Blättern eine beftimmte 
Beziehung in der Weije befteht, dab für je ein Volumen aufgenommene 
Kohlenjäure nahezu ein gleiches Volumen Sauerftoffgas an die atmojphäriiche 
Luft abgegeben wird. Dbgleid größere Waldcomplere ganz entichieden 
Stätten vermebrter Sauerftoffproduftion bilden, wird doch mitten in dieſen 
großen natürlichen Sauerftofffabrifen den Menjchen feine jauerftoffreichere 
Luft zum Atmen dargeboten ald auf freiem Felde. Viele Lejer werden 
die Richtigkeit diejed Satzes um jo mehr bezweifeln, als biöher jelbit in 
vielen mediciniichen Schriften gerade auf die wohlthätige Wirkung der 
„Taueritoffreichen Waldluft“ auf den menſchlichen Organismus bejonderer 
Werth gelegt wurde. Alle Zweifel verjchwinden aber, wenn man die Frage 
eingehend fritifdy beleuchtet und die verjchiedenen Faktoren ind Auge faht, 
welche den Sauerftoffgehalt der MWaldluft beeinfluffen. Bor allem madyen 
fi) die meiften Menjchen eine übertriebene Borftellung von der Sauerftoff: 
produftion der Wälder. Diejelbe findet eine natürlidye Grenze in der den 
Bäumen zur Verfügung geftellten und in den Blättern verarbeiteten 
Kohlenſäure. Befanntlid find aber in 10000 Bolumtheilen Luft im 
Mittel nur 3 Bolumtheile Kohlenjäure enthalten. Selbſt wenn der durch 
die MWaldfrone ftreichende Luftftrom zufolge der ——— Thätigfeit 


Forſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 


266 Ebermapyer: 


der Blätter am Tage jämmtliche Kohlenfäure verlieren würde (mad aber 
niemals gejchieht), könnte doch nur ein gleicher Betrag Sauerftoff an die 
Luft abgegeben werden. Kennt man die Menge Kohlenjäure, welche ein 
Wald zur jährlichen Holz: und Blattproduftion bedarf, jo läßt fidy die 
Größe der Sauerftoffproduftion leicht berechnen. Im eben erwähnter 
Brojhüre habe ich nachgewieſen, daß ein Hektar Wald während der Vege— 
tationdzeit täglich ungefähr 37 cbm Koblenfäure verbraudht und nahezu 
die gleihe Menge Sauerftoff an die atmoſphäriſche Luft abgiebt. Was 
bedeuten aber diefe 37 cbm Sauerftoff gegenüber der gejammten Luft: 
menge, die in einem Walde ſich findet, der eine Ausdehnung von 1 ha 
befitt und nur 20 m hoch tft? Ein folder Wald enthält allein ſchon gegen 
200 000 cbm Luft, die von der äußeren Atmojphäre nicht abgeichloffen ift, 
jondern durch Diffufion und durd Winde immer wieder erueuert wird. 
Nichts ift mehr geeignet, und eine richtige Vorftellung von der Sauerftoff- 
produktion zu verjchaffen, ald die Thatjache, daß 4 Perfonen zum Atmen, 
Kochen und Heizen ſchon in einem Fahre fo viel Sauerftoff verbraudyen, 
ald der Wald pro Hektar jährlid während der Vegetationdzeit erzeugt. 
(E. 54 meiner Brojchüre.) 

Abgejehen von diejer geringfügigen Sauerftoffzufuhr im Vergleich zur 
gefammten Luftmenge eined Waldes, verliert die leßtere täglich auch ein 
beſtimmtes Sauerftoffquantum in Folge der Athmung der Bäume. Der 
Saueritoffverbrauh zur Unterhaltung des Athmungsproceſſes ift zwar 
geringer ald der Koblenjäureverbraud und die Saueritoffproduftion bei 
der Alfimilation, aber immerhin ift es zweifellos, daß nicht nur die Blätter, 
fondern auch die Knoſpen, Blüthen, reifenden Früchte, die Wurzeln, die 
feimenden Samen ac. ꝛc. der umgebenden Luft fortwährend Sauerftoff ent- 
ziehen, der, beim Stoffwechſel in der Pflanze eine wichtige Rolle ſpielt 
und in allen lebensthätigen (protoplasmahaltigen) Zellen gewiſſe organijche 
Beitandtheile (Kohlenhydrate) ähnlich wie beim Athmen der Menichen und 
Thiere zu Koblenfäure und Waffer verbrennt. Am Tage wird in den 
Blättern die Atmung durch den Ajfimilationdprozeh verdedt; bei Nacht 
dagegen, wo wegen Lichtmangels eine Neubildung organiicher Stoffe 
(Aſſimilation) nicht ftattfinden kann, kommt ausſchließlich nur die Athmung 
zur Geltung: Sauerſtoff wird aufgenommen und Kohlenſäure abgegeben. 

Aber nicht nur durch die Athmung der Bäume, ſondern auch durch 
die Verweſung (langſame Verbrennung) der feuchten Laub- und Humus— 
decke wird im Walde der Luft beſtändig Sauerſtoff entzogen. Dieſe 
chemiſchen Vorgänge wirken einer Vermehrung und Bereicherung der Luft 
an Sauerſtoff ſtetig entgegen, ſo daß ſelbſt in einem geſchloſſenen Glas— 
hauſe trotz üppiger Vegetation feine erhebliche Sauerſtoffzunahme der Luft 


Unterfuhungen über den Sauerftoffgehalt der Walbluft. 267 


ftattfinden kann. Nun ſteht aber die Waldluft und indbejondere die Luft, 
welche die Blätter der Bäume umſpült und in der fowohl am Tage ald 
Nachts der Gasaustauſch vorzugsweile ftattfindet, in beftändigem Verkehr 
mit der freien atmojphäriichen Luft. Selbft bei voller Windftille muß 
zufolge der Diffufiondgejeße ein rajcher Ausgleich zwiſchen der freien 
armoiphärifchen Zuft und der die Blätter umgebenden Luft ftattfinden; bei 
bewegter Zuft (herrſchenden Winden) geht dieje Vermiſchung noch viel 
jchneller vor fih, fo daß eine weſentliche Verichiedenheit in der Zufjammen- 
feßung der Waldluft und der Freilandluft unmöglidy beftehen kann. 

Bezüglich ded Kohlenjäuregehalted® wurde dieſe Thatjache von mir 
in genannter Brojchüre erperimentell nachgewieſen; um fie auch hin— 
fichtlich des Sauerftoffgehaltes zu conftatiren, habe ich im vergangenen 
Herbft (1885) an verjchiedenen Orten vergleichende Analyjen über den 
Sauerftoffgehalt der Waldluft und der freien atmoiphäriichen Luft vor: 
genommen. 

Gewiſſe Schwierigkeiten und Bedenken verurfachte die Auswahl der 
für dieſen Zweck geeignetften Unterſuchunggmethode. Es lag mir vor 
Allem daran, einen Apparat anzuwenden, der bei geringem Zeitaufwand 
hinreichend genaue Refultate liefert und jo beſchaffen ift, daß er leicht 
trandportirt werden fann, um gleih an Drt und Stelle in geeigneten 
Zimmern die Zuftanalyfe vornehmen zu fönnen. Unter den zur Zeit be— 
fannten Apparaten liefert dad Bunſen'ſche Eudiometer!), dann der im 
Mejentlichen auf gleihem Princip berubende eudiometriiche Apparat von 
Regnault?), ferner dad von Prof. U. Kreusler in Poppelädorf ver: 
bejferte Solly’ihe Kupfereudiometer?) und der von Prof. W. Hempel 
in Dredden conftruirte Apparat (mit pyrogallusfaurem Kali ald Abforptions- 
mittel)*) die erafteiten Rejultate, denn bei forgfältiger Handhabung der- 
jelben läßt ſich eine Genauigfeit bis zu 0,01 oder 0,02 pCt. erreichen. 
Ic konnte aber für meine Zmwede von diefen Methoden, theild wegen der 
complicirten Einrichtung und Bejchaffenheit der Apparate, theild wegen 
des erforderlichen beträchtlichen Zeitaufwanded feinen Gebraudy machen. 
Nach jorgfältiger Prüfung verfchiedener anderer Methoden entjchied ich 


1) Bunien „Gaſometriſche Methoden“, 2. Aufl. Dr. 3. Geppert bat neuer: 
dings die vorzügliche Bunſen'ſche Methode zur Gasanalyfe ſpeciell für phyſtologiſche 
Zwede etwas abgeändert. Vergl. 3. Geppert: „Die Gasanalyje und ihre phyſio— 
logifche Anwendung.“ Berlin 1885. Verlag von Auguft Hirſchwald. 

2) Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 78, S. 9. 

3) Beichrieben in Thiel's „Yandwirtbidhaftlihe Jahrbücher“ 4. Band (1885), 
©. 333 u. f. 

4) Berichte der deutſchen chem. Gefellidhaft, 18. Zahrg. (1885), ©. 270. 

19° 





268 Ebermayer: 


mich ſchließlich für dieLindemann'ſche Phosphorabſorptionsmethode, 
die in der bekannten vorzüglichen „Anleitung zur chemiſchen Unterſuchung 
der Induſtriegaſe“ von Prof. Dr. C. Winkler in Freiberg (2. Abthlg. 
S. 402), dann von Prof. W. Hempel in deſſen „Neue Methode zur 
Analyſe der Gaſe“, (S. 45) wegen ihrer außerordentlichen Bequemlichkeit 
zu Sauerſtoffbeſtimmungen der Luft ſehr empfohlen iſt. 

Die Anwendung des Phosphors zur volumetriſchen Beſtimmung des 
Sauerſtoffes gründet fi auf die Eigenſchaft deſſelben, ſchon bei gewöhn— 
licher Temperatur ſich mit dem Sauerſtoff der Luft zu verbinden und 
2 Ompdationdprodufte zu liefern (phosphorige Säure und Phosphorjäure), 
die im Waffer leicht löslich find. Bringt man daher ein beftimmtes Luft- 
quantum mit überjchüffigem, feuchtem Phosphor in Berührung, jo wird 
der Sauerftoff aus dem Gasgemenge abjorbirt, und es tritt eine dem 
Sauerftoffgehalte der Luft entiprechende Bolumenverminderung ein. Der 
fraglihe Apparat beiteht im MWejentlichen aus einer Meßröhre (Hempel— 
ihen Gasbürette) und aus einem Abjorptionsapparat (Hempel’jchen 
Gaspipette), der mit einem großen Ueberſchuß dünner Phosphorſtängelchen 
und im Uebrigen mit Waffer gefüllt iſt. 

Behufs Sauerftoffbeftimmungeu wird von der zu unterjuchenden Luft 
in der Gasbürette ein beftimmted Volumen (70—90 ccm) über Waſſer 
(beifer über Duedfilber) abgemefjen und dann in den Abjorptiondapparat 
übergeführt, wodurch das Waſſer zum Theil verdrängt wird und die Luft 
mit den feuchten Phosphoritangen in Berührung fommt. Der Eintritt 
der Abjorption (Orydation) gibt ſich jofort durch die Entftehung weiber 
Nebel und im Dunkeln durd ein lebhaftes Leuchten fund, mit deifen 
Aufhören (nad ca. 10 Minuten) audy die Abjorption beendet if. Die 
durch Orydation ded Phosphors gebildete phosphorige und Phosphorfäure 
werden im Abjorptionsapparat vom Waſſer gelöft und aufgenommen. Den 
verbliebenen Gasreſt (Stidftoff) läßt man dann wieder in die Meßröhre 
zurüdtreten und ermittelt die Volumenabnahme, weldye dem Sauerftoff: 
gehalte der Luft entipricht. 

Entfernt man von Zeit zu Zeit die im Abſorptionsgefäße ſich bil— 
dende Löſung an Phosphorſäure, ſo bleibt der Apparat Jahre lang wirkſam, 
vorausgeſetzt, daß man den Phosphor gegen Einwirkung des Lichtes ſchützt, 
damit die Bildung der rothen Modification des Phosphors vermieden 
wird !). 

Der ganze Apparat läßt ſich in einem Kiſtchen leicht verpacken und 


1 Der Apparat kann von Oskar Leuner, Mecanifer des Polytechnikums in 
Dresden, bejogen werden. 


Unterfuhungen über den Sauerltoffgehalt der Waldluft. 269 


auf Reifen mitnehmen, jo daß man überall, wo fidh ein geeignetes Zimmer 
findet, die Sauerftoffbeftimmungen vornehmen fann. 

Allerdings liefert dieſes Verfahren ſchon aus dem Grunde feine jo 
genauen abjuluten NRefultate, wie die oben erwähnten Methoden, weil als 
Sperrflüffigkeit Waffer verwendet wird, defjen Löſungsvermögen für Gaſe 
(Sauerftoff ꝛc.) ſtets einen fleinen Fehler hervorruft. Wenn aber mit 
Sorgfalt gearbeitet wird, fo läßt ſich nach einiger Hebung ein Genauigfeits- 
grad erreichen, der für den beabfichtigten Zwed genügt. Denn da bei 
allen Prüfungen genau auf diejelbe Weife verfahren wurde, erhielt ich ein 
durchaus vergleichbared Zahlenmaterial. 

Bor Allem ift zur Erlangung möglidyit genauer Rejultate nothwendig, 
dab der Apparat in einem Zimmer aufgeftellt wird, dad nur geringen 
Temperaturſchwankungen ausgejeßt ift; ferner darf das Ableſen des Luft— 
volumend in der Meßröhre jowohl vor ald nad) der Sauerftoffabjorption 
erft nah etwa 5 Minuten, d. h. erit dann vorgenommen werden, wenn 
der Waflerjpiegel feinen Stand nicht mehr ändert. Auch ift es jehr 
empfehlenswerth, itatt Wafjer Duedfilber ald Sperrflüffigfeit anzuwenden. 

Zum Sammeln, Aufbewahren und Transport der zur Unterfuchung 
beftimmten Zuftproben verwendete ich Glasröhren von 100 cem Inhalt, 
wie fie neuerdingd zur Entnahme von Luftproben für techniiche Gas— 
analyjen benußt werden!). Das eine Ende derfelben iſt zur Spitze auds 
gezogen und durch ein Stückchen Kautſchukſchlauch mit eingejchobenem 
Glasſtab verjchloffen, das andere Ende hat die Geftalt eines Flaſchenhalſes, 
und auf dieſes wird ein weicher Gummiftopfen dicht aufgejeßt. Die 
Probeentnahme im Walde und auf freiem Felde geſchah in der Weile, 
dab das dünnere Ende der geöffneten Glasröhre mit einer Kautſchukpumpe 
in Verbindung gebradyt und jo lange Luft durchgepumpt wurde, bi ich 
überzeugt jein fonnte, daß diejelbe mit der Probeluft angefüllt ift, 
worauf fie luftdicht verfchloffen wurde. Um bei Entnahme einer größeren 
Anzahl von Luftproben Berwechielungen zu vermeiden, find die Röhrchen 
nummerirt und behuf leichten Transportes in einen zwedmähig ein- 
gerichteten verjchließbaren Holzkaften mit Handhabe vertifal eingejeßt. 

Dieje bequeme Art zum Sammeln und Aufbewahren von Zuftproben 
ift jehr empfehlenswerth, wenn, wie es ſtets geſchah, die Umfüllung der 
Gasprobe in den Unterjuhungsapparat bald erfolgt. 

In ſolchen Fällen, wo die Unterfuchung der Zuftproben erft nach 
Moden und Monaten geicheben Tann, iſt es befler, diefelben in Glas— 
röhren einzuichmelzen, die bei einem Durchmefjer von ca. 25 mm etwa 


1) Bergl. Winkler a. a, D. ©. 2%. 


270 Ebermayer: 


100 cem Luft faffen!). Sie find an beiden Enden in etwa 10 mm 
weite, furze Röhren ausgezogen, die an ihren Spiten zu ganz feinen 
Gapillarröhren verengt find. Zum Transport derſelben dient ein ver- 
chließbarer Kaften, in welchem die Lagerung derjelben nur an 2 Stellen 
an den furzen, 10 mm weiten Anjatröhren erfolgt, jo dab ſich alle ans 
deren Theile nach dem Schließen ded Kaftend unverrüdbar frei ſchwankend 
in demjelben befinden. Zur Füllung der Röhren werden diejelben an den 
Ort gebracht, deifen Luft unterjucht werden joll, und dann wird mittelft 
eined langed Gummijchlaudyes längere Zeit mit dem Munde, befjer mit 
einer Kautjchufpumpe oder einem Bladbalg oder audy mit einem Aspirator 
ein Zuftvolumen durchgejaugt, was genügt, um den Inhalt der Röhren 
etwa 20 Mal zu erneuern. Hierauf wird die Röhre an beiden Enden 
mit etwas Baumwachs vorläufig gefchloffen und dann zugejchmolzen, in- 
dem man in binreichender Entfernung von dem Wachs die Gapillaren 
einen Augenblid in die Flamme einer Kerze oder in eine Weingeiftflamme 
hält und dann daß eine Ende der Gapillaren abzieht oder mittelft eines 
Löthrohres zuſchmilzt. 

Diefe Röhren werden behufs Weberführung der Xuftprobe in den 
Unterfuchungsapparat dadurd geöffnet, dab man in dem einen der furzen 
Röhrenanſätze einen Strich einfeilt und denjelben unter Duedfilber auf- 
bricht. Es laffen fi dann die Gaſe mittelft einer Pipette mit Leichtig- 
feit herausnehmen und unterjuden. (Hempel.) 

Mit den Luftanalyjen habe ich gleichzeitig an verjchiedenen Drten 
vergleichende Unterfuchungen über den Sauerftoff- und Koblenjäuregehalt 
der Grund- oder Bodenluft im Walde, auf Waldblößen, Wiejen ıc. durdy- 
geführt, die in diefem Jahre noch fortgejeßt werden und über die bei einer 
anderen Gelegenheit berichtet werden wird. 

Bevor ich über die Rejultate der ausgeführten Luftanalyſen Mit- 
theilung mache, erjcheint es behufs richtiger Beurtheilung derjelben zwed- 
mäßig, einige allgemeine Bemerfungen über den Sauerftoffgehalt der 
atmofphäriichen Luft vorauszuſchicken, weil derielbe in leßterer Zeit zu viele 
fachen Discuffionen Veranlaffung gab, hervorgernfen durch die Jolly— 
chen Unterſuchungen der Münchener Luft. 

Da der im Luftmeere enthaltene Sauerftoff dad wichtigſte und un— 
entbehrlichfte Element für die Athmung aller lebenden Geichöpfe auf der 
Erde ift, jo ift es begreiflidh, dab man jeit der Entdedung des Sauer: 
ftoffes (1776/77) beftrebt war, die Zujammenjegung der Erdatmojphäre 
jo genau ald möglich zu erforfchen. Die zahlreihen Methoden, weldye im 


1) Berichte der „Deutichen Chem. Gejellihaft”, 18. Jahrg. (1885), S. 275. 


Unterfuhungen über den Sauerftoffgehalt der Waldluft. 271 


Laufe der Zeit zur Beftimmung des Sauerftoffes in Vorſchlag gebracht 
worden find, beruhen alle darauf, einem beftimmten Bolumen Luft durch 
leicht orydirbare Körper den Sauerftoff zu entziehen und aus der Bolumen- 
abnahme den Sauerftoffgehalt zu berechnen. Als Abjorptiondmittel für 
Sauerftoff wurden mit mehr oder weniger Erfolg verwendet: Salpetergad 
(unjer jetziges Stidftofforyd), Schwefelcaleium (Schwefelleberlöjung), Phos⸗ 
pbor, mit Stiditofforyd gefättigte Eifenvitriollöfung, Wafjerftoffgas, an- 
gefzuchtete Bleifchrotförner, glühendes Kupfer oder, bei gewöhnlicher Tem⸗ 
peratur, nad erfolgter Benehung mit Ammoniak, altaliiche Pyrogallus- 
jäurelöfung u. a. Der erfte Eudiometer (Luftgütemeffer) wurde bald 
nad) der Entdedung des Sauerftoffes von Fontana und Zandriani con 
ftruirt und als Abjorptionsmittel Salpetergas (Sticftofforydgas) ver: 
wendet. Schon in der leßten Hälfte des Jahres 1781 benußte Cavendiſh 
in England ein verbefjertes „Salpetergad-Eudiometer” zu Luftunter- 
ſuchungen. Seit diejer Zeit wurden die Methoden zur volumetrijchen Be— 
ftimmung des Sauerftoffs mehr und mehr verbeffert und vervollflommnet 
und an den verjchiedenjten Drten der Erde Luftanalyſen vorgenommen. 
Eine ſehr intereffante, überfichtliche Zufammenftellung des wichtigiten zur 
Zeit vorliegenden Beobachtungsmateriales mit Angabe der gefundenen 
minimalen, marimalen und mittleren Werthe, von Prof. Kreusler in 
Poppelödorf bearbeitet, findet fi) in Thiel's Landwirthichaftliche Jahr⸗ 
bücher 1885, ©. 370 u. f. 

Auf Grund der früheren zahlreichen eudiometriijhen Meſſungen, 
namentlidy der Arbeiten Bunjen’s und Regnault’s hat man bisher ald 
mittleren Sauerftoffgehalt der Luft 20,96 Bol.pG&t. angejehen und all 
gemein angenommen, daß in dem Verhältniß der beiden Hauptbeftand- 
theile, Sauerftoff und Stidftoff, nur Schwankungen zwiichen 20,9 bis 
21 Bol.:p&t. vorfommen, daß — abgejehben von Einflüffen lofalfter 
Natur — der Sauerftoff: und GStidftoffgehalt der Luft auf der ganzen 
Erde: am Aequator und in den Polarregionen, auf hohen Bergen und in 
Thälern, über dem Meere und in den Wüften, zu allen Jahreszeiten und 
unter den verjchiedenften klimatiſchen Berhältniffen nahezu conftant jet, 
und daß größere Schwankungen ald 1, höchſtens 2 Zehntelprogent nur aus— 
nahmsweiſe auftreten. 

Dieje bisher herrichende Anficht wurde durch zahlreiche von v. Jolly 
in den Fahren 1875 bis 1877 in München mit peinlicher Sorgfalt aus- 
geführten Luftunterfuchungen jehr erichüttert, denn er fand ſowohl dur) 
Luftwägungen ald auch durch Meffungen mit dem von ihm conftruirten 
jog. Kupfereubiometer in der Münchener Luft fortwährend anfehnliche 


272 Ebermayer: 


Schwankungen im Sauerſtoffgehalte, die ſogar 0,5 Vol.-p&t. erreichten ?). 
Die im Jahre 1875 bis 1876 durch Lufimägungen gefundenen größten 
und kleinſten Sauerftoffgehalte betrugen 20,96 und 20,47 p&t., die im 
Fahre 1877 mittelit des Kupfereudiometerd beobachteten größten Ab- 
weichungen lagen zwiſchen 20,23 und 21,01 pGt., erreichten aljo 0,50—0,72 
Volum-⸗Procente. 

Als mittlerer Sauerſtoffgehalt ergab ſich 20,75 Vol.pCt., eine Zahl, 
welche hinter faſt allen früheren und ſpäteren Beobachtungen zurückbleibt. 

Auf Grund dieſer Verſuchsreihen konnte der Satz der Unveränderlidy- 
feit in der Zufammenjegung der Atmojphäre nicht mehr aufrecht erhalten 
werden, um jo weniger, als jpäter auh W. Morley in Amerifa und 
Hempel in Dresden die Eriftenz folder Schwanfungen wenigitend zum 
Theil beitätigten. W. Morley bat in feiner Heimath (in Hudion, Obio) 
vom December 1878 bis April 1879 mit dem von Franfland und 
Ward verbejlerten Regnault-Reiſet'ſchen Wafferftoff- Eudiometer bei 
27 Proben ald äuberfte Grenzwerthe 20,45 und 20,98 p&t. (Differenz 
0,53 p&t.), bei 20 Proben aber ald Marimum 20,97, ale Minimum 
20,85 pGt., mithin nur eine Differenz von 0,12 pGt. gefunden ?). Sehr 
beachtenswerth ift, dab Morley bei feinen jpäteren Verjuchen (Ianuar 
1880 bis April 1881) mit einem vervollfommneteren Apparat ald äußerite 
Ertreme 20,867 und 21,004, mithin als größte Schwanfung nur 0,137 p&t. 
nachweijen fonnte. 

W. Hempel in Dresden hat mit dem ©. 93 feiner „Neuen Methode 
zur Analyje der Gaſe“ befchriebenen Apparate, wobei er pyrogallusfaures 
Kali ald Abjorptionsmittel verwendet, im Herbit 1877 an 5 verjchiedenen 
Tagen Schwankungen von 0,20 pG&t., im April und Mai 1879 bei 
9 Proben Differenzen von 0,61 pGt., in der Zeit vom 22. bis 30. Juli 
1883 mit dem ©. 127 jeined Buches bejchriebenen Apparate dagegen nur 
Schmanfungen bi6 zu 0,15 p&t., vom 8. November bis 24. Dez. 1884 
mit einem neuen, aus den zwei erwähnten Apparaten combinirten In— 
ftrumente Differenzen bis zu 0,204 p&t.3) und im Februar und März 
1885 mit demielben verbefjerten Apparat unter Einhalt peinlidyer Sorg⸗ 
falt bei 24 Analyſen als Marimum 20,971, ald Minimum 20,877, 
folglidy ald größte Schwanfung nur 0,094 pCt. und ald Mittelzahl 20,93 pCt. 
gefunden *). 

Aus diejen Daten geht hervor, dab Morlev und Hempel, obgleich 





1) Wiedemann 's Annalen, N. F. Bd. 6, S. 5%. 

2) Naturforicer; 1882, &. 71. 

3) Berichte der Deutſchen chem. Geſellſchaft, 18. Jahrg. (1885), S. 267. 
4) Desgleichen S. 1800. 


Unterfuhungen über den Saueritoffgehbalt der Waldluft. 373 


fie nach ganz verjchiedenen Methoden gearbeitet haben, notoriih um jo 
geringere Schwanfungen nachweifen fonnten, je beſſere und vervollfomm- 
netere Apparate fie zu den Analyjen verwendeten und mit je größerer 
Sorgfalt fie dieſelben durchführten?). Aber troßdem glaubte man 
doch im Hinblid auf die Jolly'ſchen Meffungen die Möglichkeit größerer 
Schwankungen an einzelnen Orten nicht anzweifeln zu dürfen, und es 
wurden nicht nur von Jolly, fondern namentlih auch von Morley?), 
von A. Bogler?) und Hempel*) verſchiedene Hypotheſen über die Ur— 
ſache der Schwankungen ded Saueritoffgehalted der Atmoiphäre aufgeitellt. 

In jüngfter Zeit hat aber Prof. U. Kreusler in Poppelsdorf eine 
höchſt werthvolle und intereflante Arbeit veröffentlicht, in welcher er auf 
Grund einer ausgedehnten Verſuchsreihe zu weſentlich anderen Ergebniſſen 
gelangte, als v. Solly’). Kreusler bat vom 1. Ian. 1883 bis zum 
15. Feb. 1884 eine große Anzahl von Sauerftoffbeitimmungen mit einem 
verbefjerten Jolly'ſchen Kupfereudiometer ausgeführt und gefunden, daß 
die Schwankungen im Sauerftoffgehalte ftets ſehr gering find und als 
äußerſte Grenzen ſich durchgehends innerhalb 20,867 und 20,991 p&t., ja 
wenn man von vereinzelten Fällen abfieht, lediglich zwiſchen 20,88 und 
20,94 p&t. bewegen. Das aus 99 Beobadytungen des Jahres 1883 be- 
rechnete Mittel beträgt 20,911 pCt. 

Ein Vergleich diejer Zahlen mit allen anderen zur Zeit vorhandenen 
zuverläffigen Luft: Analyien führte Kreusler zu dem Schluß, „dab die 
früher allgemein herrſchend gewejene Annahme einer innerhalb enger 
Grenzen conftanten Zuſammenſetzung der atmojphäriichen Luft thatſächlich 
noch zu Recht befteht“. 

Wenn man in der That berüdfichtigt, daß 
Morley in Amerifa mit jeinem en — im Mittel 20,949 


Hempel in Dresden . . . ö „20,929 
Regnault und Reijet (1847-1848) in Paris . u „20,964 
Bunſen (1846—1847) in Marburg. . » 2 200 y 20,943 
Breslauer in Brandenburg a. H.. „20,934 


Prozent Sauerftoff fand, jo ſpricht die: große Hebereinftinnmung dieſer 


1) Bekanntlich haben auch die neueren, mit noch vollkommeneren Methoden aus: 
geführten Analyjen gegenüber den älteren Angaben bezüglich des Kohlenſäuregehaltes 
der Luft eine größere Gleichmäßigkeit (geringere Schwankungen) und einen geringeren 
Gehalt ergeben. (Vergl. meine Broihüre über „Die Beſchaffenheit der Waldluft“.) 

2) Naturforſcher 1882, ©. 71. 

3) Meteorologie Zeitichrift 1882, S. 175; Naturforjber 1882, ©. 245. 

4) Berichte der deutſchen chemiſchen Gejellihaft 1885, ©. 268. 

5) „Landwirthſchaftliche — berausgegeben non Dr. H. Thiel, 1885, 
S. 305 u. f. 


274 Ebermayer: 


Mittelzahlen mit dem von Kreusler gefundenen Mittelwerthe und zu— 
ſammengehalten mit zahlreichen anderen Ergebniſſen guter Methoden ganz 
entſchieden für die Annahme, daß die atmoſphäriſche Luft immer und 
allenthalben eine ſehr gleichmäßige Zuſammenſetzung beſitzt, und daß die 
von Jolly gefundenen niederen Mittelzahlen und anſehnlichen Schwan— 
kungen des Sauerſtoffgehaltes auf einer in der Unterſuchungsmethode be— 
gründeten Fehlerquelle beruhen müſſen, was auch von U. Kreußler nach 
vielen Verſuchen conſtatirt wurde*). 

Der Jolly'ſche Apparat beſteht im Weſentlichen aus einem Eudiometer⸗ 
gefäß, das mit einem empfindlichen Duedfilbermanometer (oder nad) Kreuds 
ler’8 Abänderung zwedmäßiger mit einem guten Barometer) in commus 
nicirender Verbindung ſteht. Die zur Analyje beftimmte Luft fommt, 
nachdem fie durch mit concentrirter Schwefeljäure getränfte Bimsitein- 
ſtückchen und durch Aetzbaryt von Wafjerdampf und Kobhlenjäure volftändig 
befreit worden ift, in das Eudiometergefäß, wo ihr durdy eine (mit Hilfe 
einer Dynamomaſchine) galvaniſch glühend erhaltene Kupferdraht-Spirale 
der Sauerftoff (unter Bildung von Kupferoryd) vollftändig entzogen wird. 
Bor und nady diefer Manipulation wird dad Eudiometergefäß behufs Ab» 
fühlung auf 0° in Eid eingetaucdt. Der Sauerftoffgehalt ergibt fich 
lediglih aus der Differenz ded (mit dem Manometer oder Barometer) 
ermittelten Zuft-Drudes vor und nach der Glühoperation**). 





*) Wie wenig im der Regel jelbit in bewohnten verſchloſſenen Räumen das 
Sauerftoffverhältniß fich Ändert, wird aus folgenden Angaben erſichtlich: 

1. Say: Rufjac und Humboldt fanden im Jahre 1807 im Parterre des theätre 
frangais gegen Ende der Vorftellung den Sauerftoffgebalt der Kuft nur auf 20,4 bis 
20,2 pCt. vermindert. 

2. Configliachi hat 1811 in verjhloffenen Räumen 20,2 bis 20,6 p&t. Sauer: 
ftoff nachgewieſen. 

8. Nah A. Smith betrug der Sauerftoffgehalt im Parterre eines Theaters, 
Abends 11'/, b, 20,74 pGt.; auf der Galerie dajelbit — 20,36 pCt. 

4. U. Kreudler fand am 17. Kebruar 1883 die Kuft eines Zimmers, in welchem 
ab und zu Menſchen verkehrten und mehrere Gasflammen brannten, bei 2 Verſuchen 
20,849 und 20,841 p&t. Saueritoff, am 28. Mai 1884 in einem feinen, doch gut 
ventilirten Zimmer, wojelbit 3 Perjonen zeitweife rauchend ſich aufbielten, 20,865 p&t. 
Sauerftoff. 

5. Am 13. September 1885 entnahm ih auf dem Hirſchbichel in einem Zimmer, 
in welbem 3 Perionen ſchliefen, Morgens 7 Uhr eine Auftprobe, die 20,35 pCt. 
Sanerftoff enthielt. Trotz des relativ bedeutenden Konſums durch Athmung, Ver— 
brennung, ift mithin der Sauerftoffgehalt in bewohnten Räumen nicht ftarf vermindert. 
Es erklärt fi dies durch die natürliche Ventilation, welde die Ihüren, Kenfter und 
Zimmerwände geftatten. 

**) Eine Bereinfahung des Joll y'ſchen Apparates wurde von #. Fiſcher in 
Vorſchlag gebracht (Dingl. polyt. Journ. Bd. 234, ©. 46 umd Berichte der deutſchen 
chemiſchen Gejellihaft 1879, S. 1696). 


Unterjuchungen über den Sauerftoffgehalt der Waldluft. 275 


So lange Kreusler mit dem Münchener Originalapparate arbeitete, 
erhielt er wie Jolly viel zu niedere Mittelmerthe und bei Kontrolanalyjen 
derjelben Zuftproben beträchtliche Unterichiede. Durch fortgejeßte Verſuche 
bat er endlidy gefunden, dab nad der Abforption des Sauerftoffes mit 
glübendem Kupfer im #Recipienten ded Apparats neben Stidftoff noch 
Waſſerdampf auftrat, obgleich die Probeluft vorher vollfommen getrodnet 
wurde. Dadurch wurde die Spannfraft ded im Gudiometergefäße ent- 
haltenen Stiditoffs erhöht, was die Urfache der unbefriedigenden Reſultate 
war!). Erſt ald Kreusler bei jeinen jpäteren Verſuchen den während 
des Glühens ded Kupferd gebildeten Wafferdampf durch Einführung einer 
kleinen Achfaliftange in dad Eudiometergefäß abjorbiren ließ, erzielte er 
wejentlich höhere Mittelzahlen und genaue Reſultate. Die größten Diffe- 
renzen bei einer und derſelben Zuftprobe betrugen nur noch 0,014 bis 
0,023 p&t. Aud die Schwanfungen ded Sauerftoffgehaltes gingen dann 
auf dad normale Maah zurüd. 

Nach diejer kurzen Darlegung des gegenwärtigen Standes der „Sauer- 
ftofffrage" will ich nun nachftehend meine Unterfuchungd-Ergebniffe mit: 
theilen: 




















> Sauerftoff: 
Tag = Holzart gehalt in 
der 2 und Vol. pet. 
Unterſuchung 5 Alter im 
Walde Freien 
1886. | 
Auguſt 15. | Hinterfee ... ..... 804 Fichten, 40 2. 20,68 | 20,95 
Am Fu des Mühlſturz | 
2 RE 815 dto. 20,82 
„ 16. löinterfe ........ 794 | Kaftanie in der Krone: | 
a) auf der Somnenleite | 20,94 | 20,81 
b) auf ber Schattenfeite] 20,90) — 
» IE —— Oſtabhang des 
atzmann .. .... 1677 — 20,99 
NordipigedesWapmann | 2658 — 20,94 
Nordoftabhang desWap- 
mann....... 1323 Fichten, 55 J. 20,77 | 
20. Litzelalpe ........ 1336 20,85 
Hirſchbichel ....... 1100 | Fichten, in der Krone: 
a) auf der Sonnenieite| 20,71 | 20,87 





b) auf der Schattenfeite | 20,68 
Buchen u. Fichten, 70 3.} 20,74 


1) Hempel vermuthet, daß diefer Wafferdampf während des Glühens aus dem 
im metalliihen Kupfer enthaltenen (abforbirten) Waſſerſtoffgaſe gebildet wird. 


276 





Tag 
der Ort 
Unterſuchung 
Remſau......... 
dto. 
dto. 


Wartſtein bei Hinterſee 
am Fuße der Reitalpe 
am Fuß des Hochkalter 
Hinterſee 


Kahlenbrunner-Alpe . . 
Steimerned Meeer ... 


42— 


Reubling bei Roſenheim 


Hirſchhorn im Fichtel: 
gebirg 


Nöthenbab im Nürn- 
berger NReihöwald. . 


Eichſtätt 





Meereshöbe 


= 
— 


Ebermayer: 

















Sauerſtoff⸗ 
Holzart gehalt in 
und Bol.:p&t. 
Alter tm | im 
Malde| Freien 
I 
Fichten, 45 2. 20,88 | 21,00 
Fichten, 50 3. 2081 — 
Fichten, 60 2. 20,93 — 
Fichten, 45 3. 20,86 | 20,88 
Fichten, 60 2. 20,86 | 20,9 
Fichten, 65 2. 20,70 | 20,88 
Fichten, 30 J. 2082| — 
Richten, 30 3. 20,91 | 20,85 
Buchen, 100 3. 2093| — 


Fichten, SO 2. 


Fichten, in der Krone, 
30 3. 
Fichten, 80 2. 
Buchen, 80 3. 


Kiefern u. Fichten 40 J. 
(auf Zorfboden) 


Fichten, 45 J. 
Kiefern, 55 3. 
Rothbuchen 50 3. 

Mittel 


Marimum 
Minimum 





20,75 | 20,98 
20,87 
20,91 
20,82 
20,84 


20,91 


20,97 
20,72 


20,94 


21,00 
20,77 


20,82 
21,00 
‚20,72 





Differenz zwifhen Marimum und Minimum 


083 

Als mittleren Sauerftoffgehalt der freien atmojphäriichen Luft ergeben 
meine Unterſuchungen 20,82 Volumen PVrocent, während auf Grund obiger 
Analyjen ald Durdyichnittszahl 20,95 p&t. angenommen werden kann. Dieſe 
Heine Differenz, ebenfo die von mir gefundenen etwas größeren Schwan- 
fungen im Sauerftoffgehalte der Luft find jedenfalld der Unterfuchungs- 
methode zuzufchreiben, jpeciell dem Umftande, dat bei dem von mir bes 


0,28 





Unterjuhungen über den Sauerftoffgehalt der Waldluft. 377 


nußten Apparate Waffer ald Sperrflüffigfeit verwendet wird. Aber auf 
das Hauptrejultat der Analyjen, dab der Saueritoffgehalt der Wald— 
luft durchſchnittlich derjelbe ift, alö der der freien Atmojphäre, 
fönnen diefe Verhältniffe feinen Einfluß haben. 

Die Luft, welche bei Sonnenichein und windftillem Wetter unmittelbar 
über den Blättern geſammelt wurde, zeigte fich bisweilen etwas fauerftoff- 
reicher als Freilandluft. Dagegen enthielt die Waldluft im Innern ges 
ichloffener Beftände, geſammelt zwijhen Boden und Kronendach, jehr 
bäufig und durchſchnittlich etwas weniger Saueritoff ald die Landluft, 
was fih durd den bei der Vermejung der Waldbodendede ftattfindenden 
Sauerftoffverbraud erflärt. 

Auf Grund vorftehender Unterſuchungen fann ein beachtenswerther 
böherer Sauerftoffgebalt der Waldluft nur noch in der Phantaſie unkun- 
diger Menfchen beitehen, aber troßdem hat die Land» und jpeciell die 
Waldluft im Vergleich zur Stadtluft jo wejentliche Vorzüge, daß fie 
dadurh an ihrer hygieniſchen Bedeutung nichtd verloren hat. Während 
die Stadtbewohner Luft einathmen, welche häufig nicht nur die Naje 
durch üblen Geruch beläftigt, jondern auch den Lungen eine ungeheure 
Menge feinfter Staub» und Kohlentheilden, zahlreiche Keime oft gejund- 
heitöihädlicher Spaltpilze (Bacterien) zuführt, ift die Lands, Berg: und 
Waldluft als reine Luft zu betrachten, d. h. ald Luft, die frei ift von 
übel riechenden Zerſetzungs- und Fäulnißgaſen thieriicher und vegetabiliicher 
Abfalftoffe, frei ift von oft ſchädlich wirkenden Gaſen und Dämpfen der 
Fabrifanlagen, frei ift von Ruß und Straßenſtaub und meit weniger 
Mikroorganismen enthält, ald die Stadtluft!). Für die Waldluft ift 
ſpeciell noch charakteriſtiſch, daß fie, wie ich früher ſchon nachgewieien 
babe, in der wärmeren Jahreszeit beträchtlidy kühler, feuchter und ozon= 
reicher ift, ald die Landluft. . 

Vergegenwärtigen wir und nod, daß der Wald aud einen gewiljen 
Schuß gegen Itarfe und rauhe Winde bietet, dab er durdy den aromatijchen 
Duft der Blüthen, Blätter und des terpentinölreichen Harzes der Nadel- 
bäume die Lebensluft zu würzen vermag, dab ein Aufenthalt in demſelben 
die verſchiedenſten äfthetiihen Genüfje gemährt und in Folge deſſen auf 
dad Gemüth und auf das geſchädigte Nerveniyftem ded modernen Kultur: 
menſchen die günftigfte Einwirkung ausübt, jo haben wir alle Urjache, 
dem Walde eine große hygieniſche Bedeutung zuzufchreiben und die Wald- 
luft in tiefen Athemzügen zu genießen. 

1) Der als Ruftreiniger wirkende Regen enthält deshalb aud auf dem Lande viel 


weniger Unreinigfeiten ald das Negenwafler in größeren Städten. Sommerregen ift 
noch unreiner ald Winterregen. 


278 Baur: 


Ein offenes Wort an Herrn S. Eifele, forftlicher Praftifer 
in München. 
Bon Franz Baur in Münden. 


Im Januarhefte der allgemeinen Forſt- und Jagdzeituug von 1886, 
Seite 7 u. f., fanden Sie ed für paffend, mir unter der hämijchen Auf- 
ſchrift „Sründliche Reformirung der Waldwerthrechnung durch Herrn Prof. 
Dr. Baur” einen offenen Neujahrögruß zu jenden. Sie nennen fich in 
demſelben (Seite 8), ohne Ihren Titel und Ihre Stellung anzufügen, 
jelbit einen „Praktiker“ und treten als folcher einzelnen meiner ehren 
auf dem Gebiete der Waldwerthberechnung entgegen, offenbar in der Ab- 
ficht, dem forftlichen Publifum den Glauben beizubringen, es fehle auch 
in Bayern unter den Praftifern nicht an Vertretern der jogenannten Boden- 
reinertragätheorie, d. h. Berfechter der nach meiner Anficht für den nad): 
haltigen Betrieb ganz unbaltbaren Lehre von der Feſtſetzung der Umtriebs— 
zeit nach dem Marimum ded Bodenerwartungswerths, der Berechnung des 
Werths des Normalvorraths aus der Summe der Koftenwerthe u. dgl. m. 

Da ich mit jämmtlichen forftlichen Praktikern am Kgl. Staatdmini- 
fterium der Finanzen und der Kgl. Regierung von Oberbayern in München 
freundliche collegialiiche Beziehungen unterhalte und mit feinem derjelben 
jeit meinem faft 8 jährigen Aufenthalt dahier in der vorliegenden Frage auch 
nur die geringften Differenzen hatte, jo war ich über das plößliche Auf- 
tauchen eined Gegners und vollends eined „Praktikers“ in meinem eigenen 
MWohnorte um jo mehr überrajcht, ald mir ein „Praftifer” mit dem 
Namen „Eiſele“ in Münden vorher nicht befannt war. 

Näheres über Ihre Perjönlichkeit zu erfahren, war mir daher Be- 
dürfniß; denn wer fi in Fragen der Waldwerthberechnung jelbit als 
Praftifer aufwirft, von dem darf man doch mindeitend erwarten, dab er 
ald Forftverwalter ſchon längere Zeit jelbftändig wirkte und dabei Ge- 
legenheit hatte, fih mit einer Reihe von Waldwerthöberechnungsfragen 
in eingehender Weiſe praftiich zu bejchäftigen. Ich zog daher Erkundi— 
gungen ein und erfuhr zu meiner großen Ueberraſchung, daß Sie Forft- 
amtsaffiftent bei der Kol. Regierung von Oberbayern find und noch nie 
ein Revier jelbitändig verwaltet haben. 

Wenn ich nun aud) weit entfernt bin, Ihnen bezüglidy Ihrer gegen- 
wärtigen amtlidyen Stellung irgend einen Vorwurf zu machen, denn im 
diefer Beziehung ſucht fid der Menſch bekanntlich fortwährend zu ver- 
beffern, und wenn ich ed auch gern jehe, wenn jüngere Leute fich noch) 
wiſſenſchaftlich fortzubilden ſuchen, fo hätte der Lejer aber doch einige 
Mittheilungen über Ihre feitherige praftijche amtliche Thätigfeit um jo 


Ein offenes Wort an Herm ©. Eijele, forftlider Praktiker ıc. 279 


mehr erwarten dürfen, als derjelbe dann jedenfalld über den Werth Ihrer 
Studien und praktiſchen Erfahrungen fidy ein beſſeres Urtheil hätte bilden 
fönnen. Sie fanden ed aber für befjer über diejen dunflen Bunft fein 
Licht zu verbreiten, machten aber dadurch in mir den Wunſch, Ihre werthe 
perjönliche Belanntichaft zu machen, nur um fo mehr rege. Ich ftattete 
Shen daher, wie Sie willen, jofort nah Erſcheinen Ihres Artikels, 
einen Beſuch ab und war nicht wenig überrajcht, in Ihnen denielben 
jungen Mann wiederzufinden, mit dem ich erft zwei Tage vorher einen 
vergnügten Iagdausflug machte, nicht ahnend, melde verbrecheriiche Ab- 
fihten Sie mit mir im Schilde führten, denn Sie ließen davon audy gar 
nichts merfen '). 

Ein für den geehrten Leſer nicht unintereffantes Zwiegejpräch ent- 
jpann fi nun zwiſchen und. Ich fragte Sie, wie Sie dazu fämen, einen 
Ihnen perſönlich unbelannten Mann, der Ihnen nody nie etwas jchlimmes 
in den Weg gelegt habe, in jo gehäffiger, hämiſcher und verleumderijcher 
Weiſe anzugreifen. Darauf gaben Sie etwa die Antwort: ja, wenn ich 
in Ihnen einen fo liebendwürdigen Mann vermuthet hätte, würde ich 
wohl anders gejchrieben haben und ed würde mir überhaupt leid thun, 
wenn ich Sie irgendwie beleidigt haben ſollte. Ich ermwiderte: Wenn 
Sie über wiſſenſchaftliche Dinge fchreiben wollen, jo müſſen Sie vor allen 
Dingen die Perion aus dem Spiele laffen und in objeftiver Weile Ihre 
Gedanken zum Ausdrude bringen, was Sie nicht in Abrede ftellten. 

Es interejfirte mich nun zu erfahren, wie weit Sie ald „Praftifer“ ſchon 
mit Waldwerthberechnungsfragen bejchäftigt waren und entnahm aus Ihren 
Aeußerungen, daß Ihnen wohl einige fleinere Objekte durdy die Hand 
gingen, dab Sie aber mit größeren Waldfäufen- oder Verfäufen, mit 
Srpropriationen u. |. w. jelbft noch nichtd zu thun hatten, Ihre Praris 
auf diefem Gebiete daher jedenfalld nicht weit her jei. Bei unferer mei: 
teren Unterhaltung überzeugte ich Sie weiter von der Nothwendigfeit, in 
der Waldmerthberechnung mit verichiedenen Zinsfüßen zu rechnen, und Sie 
jelbft gaben auf Vorhalt zu, dab man die finanziell vortheilhaftefte Um— 
triebözeit nicht auf Grund der Bodenerwartungswerthe beftimmen dürfe 
und daß man die Koftenwerthe älterer Beftände überhaupt nicht berechnen 
könne. Wie Sie fid) erinnern werden, ftellte ich Ihnen als Beiipiel die 
Aufgabe, den Koftenwerth eines 120 jährigen Tannenbeftandes im Revier 
Jachenau (bayr. Hochgebirge) zu berechnen. 

Kurz, ich durfte mich zu meiner Freude überzeugen, daß wir gerade 
in den wichtigften Punkten der Waldwerthberechnung keineswegs wejentlich 


1) Ich darf dieſe interefjante Erkennungsſcene dem verehrten Leſer nicht vorent- 
halten, weil fie zur Haren Zeichnung der Situation unerläßlich ift. 


280 Baur: 


verichiedener Meinung waren, und deßhalb richtete ich etwas vorwurfsvoll 
die Frage an Sie: Wenn Sie zugeben müffen, daß man in der forftlichen 
Praris mit den wichtigiten Lehren der jeitherigen Bodenreinertragsichule 
nichtd anfangen kann, warum treten Sie denn für diejelbe, unter gleich— 
zeitiger Befämpfung meiner Anſchauungen, ein? Dieje Frage fam Ihnen 
etwas unbequem und in Shrer Nothlage mochte Ihnen wohl die Antwort 
entjchlüpft fein: „Ja Herr Profefjor, Sie werden mir doch zugeben, daß 
wir in Bayern mit unjern alten Holzvorräthen endlich einmal aufräumen 
müſſen“? Die Schuppen fielen mir bei diejen Worten plötzlich von den 
Augen und die eigentlichen Motive Ihrer gegen mich gerichteten Abhand- 
lung waren mir auf einmal flar geworden. Die jogenannte Bodenrein- 
ertragälehre ſollte als Dedmantel benugt werden, um die DVerfilberung 
der alten Holzvorräthe in den bayriſchen Staatswaldungen zu rechtfertigen, 
und da Sie der faljchen Meinung waren, diejer Zweck ließe fih auf Grund 
meiner Xehre nicht erreichen, jo juchten Sie meine Perjon und meine 
wiffenjchaftlihe Stellung zu verdächtigen, um vielleicht nebenbei, ich jage 
ausdrüdlich vielleicht, fich jelbft in irgend einer Form, die Ihnen vor: 
geichwebt haben mochte, einen rothen Rod zu verdienen. Gleichzeitig 
fuhren mir noch eine Reihe von Gedanken bei diejer Ihrer Aeußerung 
durch den Kopf; da ed aber nicht immer räthlich ift, alle jeine Gedanken 
auszujprechen, jo will id nur das in wenigen Worten bier anführen, was 
ich Ihnen damals erwiderte. Ich wendete nämlich ein, daß das Berfilbern 
der alten Holzvorräthe mit der Reinertragslehre in feinem direkten Zulammen- 
bang ftehe, daß man audy feither ſchon, und zwar ehe man das Preßler— 
ſche Evangelium gepredigt habe, mit den Umtrieben heruntergegangen jet, 
daß auch in Bayern die Umtriebe jet ſchon wejentlich kürzer ald früher wären, 
dab man wohl auch fünftig fortfahren würde ſich etwaiger Vorraths— 
überſchüſſe zu entledigen, jobald noch befjere Holztranäportanftalten und 
Abjaggelegenheiten mit entiprechenden Preijen diejed Ziel ermöglichten, und 
daß endlich gerade die Anhänger der höchſten Waldreinerträge, zu 
welchen ich mich vom Standpunfte der Staatöforftwirthichaft aus zähle, 
fich die Aufgabe ftellten, bei Eleinftem Betrieböfapital mit geringiten Koſten 
die höchſten Waldreinerträge zu erzielen und alle Umtriebe für zu hoch 
erflärten, bei welchen dieſes Marimum von Waldrente nicht mehr erzielt 
werde; — ſelbſtverſtändlich mit dem einen Vorbehalt, dab ftaatd- und 
volfswirtbichaftlibe Rückſichten nicht die Einhaltung anderer Wirthichaftd- 
grundjäge vorzeichneten. Daß der Praftifer nad meinen NRechnungsregeln 
wirtbichaften fann, glaube ich in meinem joeben erſchienenen Handbuche 
der MWaldwerthberehnung klar bewiejen zu haben, dab man aber nad) ber 
Reinertragdlehre a la Preßler und ©. Heyer in der Praxis vielfach in 


Ein offenes Wort an Herm ©. Eijele, forftliher Praktiker ıc. 281 


eine Sadgafje geräth, ift jedem erfahrenen Wirthichafter zur Genüge 
befannt. 

Da ih auf Grund der mit Ihnen genommenen Rückſprache glaube 
annehmen zu fönnen, daß zwilchen und beiden in der Hauptſache Ueber: 
einftimmung bejteht, während andere Ihrer Angrifföpunfte meine jeitherige 
Lehre durchaus nicht zu erichüttern vermögen!) — wie ich joldhed event. 
in einem ſpäteren Artifel noch näher begründen werde, — jo wäre eigent- 
lih zwiſchen und fachlich feine weitere Ausdeinanderjeung mehr noth- 
wendig. 

Ihre Abhandlung ift aber nicht nur dadurch charafterifirt, daß fie 
nichts Haltbared zur Befämpfung meiner Lehre enthält, jondern zeichnet 
fih ganz bejonders nody durdy hämiſche Bemerkungen, unvollftändige und 
faljche Gitate und Verdächtigungen aus, weldye Sie nur in der Abficht 
niedergejchrieben haben Fünnen, die Aufmerfjamfeit des forftlichen Publi- 
kums auf ſich zu lenken, mich felbft aber vor demjelben zu diäfreditiren. 

Den Gebrauch jolcher verbotenen Waffen kann ich ald Menich, Lehrer 
der Jugend und öffentlicher Beamter nicht auf mir beruhen laffen, und 
da Sie fid) auf meine Aufforderung hin nicht veranlaßt fanden, die mir 
zugefügten Kränfungen jelbit öffentlich zurüdzunehmen, (Ihre nachträgliche 
„Erklärung“ in der Allgem. %.= und J.-Zeitung genügt mir nicht), fo bin id) 
leider in die unangenehme Nothwendigfeit verjett, Sie hiermit aufzufordern, 
den Beweis der Wahrheit für eine Reihe Ihrer Citate und Behauptungen 
anzutreten. 

Sie berufen fi in Ihrem Artikel auf Heft 5 u. ff. meines forft- 
wiſſenſchaftlichen Gentralblatts, in meldhem ich mich über die Frage des 
Zindfußed und der Berechnung ded Werth des Normalvorrathö in der 
objeftivften Weije geäußert habe, unterlaſſen es aber in Ihrer ganzen Ab- 
handlung, die Seite anzugeben, auf welcher meine von Shnen unter Ans 
führungszeihen namhaft gemachten Neuerungen ftehen jollen. Das iſt 
ein unter Gebildeten in der Literatur ganz unzuläjfiges Verfahren, weil 
Sie ed dadurch dem Leſer jehr erichweren, wenn nicht unmöglidy machen, 
Ihre Gitate mit meinen thatſächlich niedergejchriebenen Sätzen zu ver- 
gleichen. Ihre Gitate find in der That theild durch Leichtfinn, theils 
durch Bosheit und Entftellung gekennzeichnet. Ich begründe meine An- 
fiht wie folgt: 

1. Schon die Weberjchrift Ihrer Abhandlung „Gründliche Reformi- 
rung der Waldwerthrechnung durh Prof. Dr. Baur“ enthält eine 
Berhöhnung meiner Perfon, weil Sie im Berlaufe Ihrer Abhandlung 

1) Ich verweije in diejer Beziehung auf meine Abfertigung des öfter. Anonymus, 


Herrn Muthig, im Jannuarheft diejer Blätter. 
Forſtwifſenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 90 


282 Baur: 


dad Gegentheil zu beweiien ſuchen und weil Sie recht gut willen, daß ich 
mich noch nie ald Reformator der Waldwerthberechnung aufgemworfen habe. 
Bekanntlich ſprach Preßler dad große reformatoriſche Wort gelafjen aus: 
„Seit Anbeginn ihrer jyftematijhen Geftaltung laftet auf 
der Wirthſchaft des Waldes ein merfwürdiger Irrthum, gleich 
einem Alp, der ihre befte, nämlich finanzielle — im eigent- 
lihen Sinne ded Wortes aber ihre goldene — Blüthe, und 
dadurd mehr und mehr den Wald ſelbſt erdrückt“ 1), während mein 
ganzes Bemühen bis jebt darin beftand, einzelne Auswüchſe der Preßler— 
ichen Lehre auf ihr richtiged Maß zurüdzuführen und zu bemeiien, daß 
im großen Ganzen die Waldungen Deutichlands jeither nach richtigen 
Prinzipien bewirthichaftet wurden. 

2. Seite 7 ſuchen Sie mid vor der forftlihen Welt bloßzuftellen, 
indem Sie durdy Aufführung einzelner aus allem Zuſammen— 
bang geriffenen Worte, die Meinung zu verbreiten juchen, ich habe ge— 
äußert, die „Reinertrags-Anarchiſten (ih habe dieſes Wort nirgends 
gebraucht) jeien oberflächlich, leichtfinnig, trieben Mibbraud mit der Lehre 
der Waldwerthrechnung und förderten Ergebniffe zu Tage, weldye an das 
„Tollhaus“ erinnerten“. Im Zufammenbang, wie ich dieſe Worte ge 
braucht babe, ericheinen diejelben ald vollflommen begründet, in der Form 
wie Sie diejelben citiren, muß ich fie ald böswillige Verdächtigungen 
bezeichnen. Ich habe Seite 319 meines Blatted von 1885 den folgenden 
flaren Satz ausgeſprochen: 

„Forſtwirthe (alſo nicht Reinerträgler oder Reinertragsanarchiſten, 
wie Sie ſich auszudrücken belieben), welche daher auch für über Mjährige 
Umtriebe noch mit demſelben Zinsfuße wie Renten- und ähnliche An- 
ſtalten, d. h. mit 3— 34 pCt. rechnen zu können glauben, nehmen mit 
einer jolchen unmotivirten Annahme eine ertreme Ausnahmsitellung ein, 
wie man fie bei feinem andern Geidhäftäbetriebe findet, fie treiben in der 
That Mikbrauch mit der Wifjenfchaft der Waldwerthberechnung.“ Dieje 
Anficht theilen mit mir, das bin ich überzeugt, die ganze nicht foritliche 
Geſchäftswelt und alle Forſtwirthe, welche es ſchon einmal empfunden 
haben, zu welchen bodenloſen Reſultaten man gelangt, wenn man das 
Gegentheil thut. 

Mas die Stelle bezüglich des „Tollhauſes“ betrifft, jo habe ih ©. 315 
a. g. O.“ eine Stelle aus H. Cotta's Waldwerthberekhnung von 1818 
(©. 6) und 1819 (S. 129) angeführt, wo derjelbe, alfo nicht ich, be— 
züglich der Rechnung mit dem hoben Zindfuß von 5 p&t. Zinfeszinjen 


1) Bergl. Preßler: Der rationelle Waldwerth, 1858, Seite 1. 


Ein offenes Wort an Herm ©. Eijele, forftlicher Praktiker ıc. 283 


wörtlich folgende Anficht niederichrieb: „bei der Zinjeszinjenredh- 
nung fomme ein Rejultat zum Vorſchein, das den Tarator, 
welcher ed geltend maden wollte, in den Verdacht brädte, er 
fei dem Tollhauſe entjprungen“. 

Da Sie nun, Herr ©. Eifele, in Ihrer ganzen Abhandlung den 
berühmten Namen von H. Gotta gar nicht berühren, fondern mir den 
Ausdrud „Tollhaus“ zufchieben, jo muß ich diefe Ihre Handlungsweife, 
jo leid es mir auch ift, fo lange als eine ftraffällige Verleumdung be- 
zeichnen, als es Ihnen nicht gelingt, den Beweis der Wahrheit für Ihre 
Darftellungsweije zu erbringen. Daß diefe Ihre Auffaffung auf feinem 
Verſehen beruhen kann, (Sie hätten ſich dann wenigftens bei mir ent» 
Ichuldigen müfjen), folgt weiter au8 dem Schluſſe Ihrer Abhandlung, wo 
Sie die noch unmwahrere Bemerkung beifügen, idy habe von meinen neuen 
Gedanken feinen andern Gebraud; gemacht, ald auf Grund derfelben einen 
Vortrag über die „Reife für’d Tollhaus“ gehalten. Ich muß Sie daher 
ſchon bitten aud dem Beweis der Wahrheit für diefe allen Thatfachen 
widerjprechende Bemerfung anzutreten, ald Sie mit derjelben auch noch 
die böfe Abficht verbinden, meine Fachgenoſſen gegen mich aufzuheben, in- 
dem Sie beifügen, dab unter diefen Umſtänden ich nicht erwarten fünne, 
„dab die Praxis (!!) pietätvoller mit foldy neuen Gedanken umgehe, als 
ich jelbft”. 

Es find mir in leßter Zeit, neben vielen mündlichen Neuerungen, 
aud; von verjchiedenen Seiten Briefe von Fachgenoſſen zugefommen, welche 
mir ihr Bedauern darüber audbrüdten, dab manche Gegner, ftatt objektiv 
zu Fritifiren, ihre Ignoranz hinter Grobheit und Entftellungsfünften zu ver- 
bergen juchten. Hier liegt ein weiteres ſchlagendes Beilpiel der Art vor, was 
um jo unverantwortlicher ift, ald die jogenannten Reinerträgler jegt jelbft 
die Unmöglichkeit der Rechnung mit hohen Zindfühen für lange Ver— 
zinjunggzeiträume zugeftehen, wie ich ja überhaupt bereit 1868 niebere 
Zinsfühe in Wien gegen Preßler mit Erfolg vertheidigt habe. 

3. Seite 8 citiren Sie von mir folgenden Saß falih: „das Kapital 
babe nur etwa auf eine mittlere Lebensdauer, aljo vielleicht 40 Jahre, die 
Eigenichaft, fi mit Zins und Zins vom Zins zu vermehren“ und fügen 
dann den noch unrichtigeren Sat bei, ich ftelle die Möglichkeit, daß ein 
Kapital auf längere Zeiträume Zind auf Zind anwacdje, in Abrede. Da 
aus Ihrer eigenen Abhandlung klar hervorgeht, dab Sie ganz genau 
wiffen, daß ich auch für höhere Umtriebe, für 100 — 120 jährige z. B. 
mit 2 p&t. Zinfeszinjen gerechnet haben will, jo Klage ich Sie hiermit 
eined mit Willen gemachten faljchen Citats, begangen an meiner Berjon 

20* 


284 Baur: 


jo lange an, ald Sie nicht den Beweis der Wahrheit für Ihre Auffaffung 
zu erbringen vermögen, den ich Ihnen hiermit auferlege. 

Der Umftand, dab Sie jpäter die Sache wieder anders darftellen, als 
bier geſchehen, ändert an meiner Anklage, bier die Unwahrheit gejagt zu 
haben, jelbftverftändlich nichts. 

4. Seite 8 behaupten Sie, ich bezweifle, „dab Iemand die aus 
10 000 A 4 prozentiger Staatöpapiere jährlich fließenden 400 .# Zinjen 
ebenſo raſch wieder anlegen könne, als fie flülfig werden“. Ich fordere 
Sie hiermit audy bezüglich diejer Stelle öffentlich auf, mir Seite und Zeile 
meiner Abhandlung anzugeben, mo dieſer Satz ftehen joll, den id, über- 
haupt ald Beweismittel für meine Lehre jchon deßhalb nicht gebraucht haben 
fann, weil ich jelbit der Meinung bin, daß man die Zinfen von 10 000 M 
meift wieder anlegen kann, wenn fie für den Befiger entbehrlich find. 

Dagegen babe ich, nachdem ich ©. 314 meined Blattes von 1885 
den Elaren Nachweis lieferte, dab ed in der Waldwerthberechnung unzu— 
läffig jet, bei langen Berzinjungözeiträumen hohe Zinsfüße zu fordern, 
©. 315 folgended Beilpiel zur Begründung meiner Anficht beigefügt: 

„Unterftellt man nun weiter, die deutſchen Waldbefiger hätten, — 
weil ihnen etwa Preßler vorgerechnet hätte, ihre Wirthſchaft erftattete 
ihnen am Ende der Produktion nicht einmal die vorgelegten Steuern 
jammt Zinjeszinien zurüd — die Waldwirtbichaft vor 200 Jahren ganz 
aufgegeben, dagegen ftatt Steuern pro Hektar jährlid je 1% mit 5 p&t. 
auf Zinfeszinjen gelegt, jo müßten fie jeßt bei ca. 14000 000 ha deutſcher 
MWaldfläche im Befite von 14 000 000 x 345 831 = 4 841 634 000 000 M 
jein“, weil nad Ihrer Anfiht, Herr ©. Eijele, nicht nur theoretilch, 
fondern auch thatſächlich eine Sahreörente von 1.#% in 200 Jahren auf 
345 831 AM anwachſen jol! | Kommen Ihnen angeſichts der enormen 
Summe nicht jelbit einige „Tollhausgedanken“, inäbejondere wenn man 
unterftellt, in der Waldwirthſchaft wachſe überhaupt jede Einnahme und 
Ausgabe ununterbrochen mit vollen Zinſeszinſen fort. Wer joll denn 
ſchließlich die Zinjeszinjen alle zahlen und find denn zum Gejchäfts- und 
Snöduftriebetriebe nicht auch umlaufende Kapitalien erforderlih und werden 
nicht viele Einnahmen durdy den gewöhnlichen Staatd-, Gemeinde- und 
Privathaushalt abjorbirt? Wird denn Geld überhaupt nur in der Abficht 
angelegt, um Zins und Kapital auf 100 und mehr Jahre ftehen zu laſſen 
wie man in der Waldwerthberechnnng unterftelt. Man nenne mir doch 
irgend ein Gejchäft, welches fi) auf 100» und mehrjährige Prolongirungs- 
und Diskontirungdzeiträume ftüßt? 

5. Seite 9 bemerken Sie, ich wolle zur Freude der forftlichen Jugend 
diefelbe von dem reinerträgleriichen Formelkram befreien. Da id, wie 


Ein offenes Wort an Herrn ©. Eijele, forftliher Praktiker ıc. 285 


meine Herren Zuhörer wiljen, von den reinerträglerifchen Formeln in 
einem gewiljen Umfange jelbit Gebraudy mache, jo fonnte ed mir gar 
nicht in den Sinn fommen, einen derartigen Sat niederzuichreiben. Ich 
muß Sie deßhalb auch hier eriuchen, mir die Stelle meiner lit. Ver— 
öffentlichungen namhaft zu machen, wo diefer Sab ftehen jol. So lange 
Sie mir diejen Nachweis jchuldig bleiben, muß ich den Vorwurf der 
Verdächtigung meiner wiffenjchaftlichen Thätigkeit aufrecht erhalten. 

6. Seite 320 meiner Zeitichrift von 1885 habe ich mich in Elaren 
Worten für folgende Zinsfühe ausgeſprochen: 

BVerzinfungszeitraum 1-10 50 6 70 80 % 100-1%0 
Zu se a a 2/ 2. 

Ich habe dabei Kleine Zinsfußbruchtheile ſelbſtverſtändlich abgerundet, weil 
die Zinstabellen meift nur auf 4 p&t. berechnet find, Procente wie 2,45; 
2,08 u. j. w., daher praktiſch nicht verwerthbar find. 

Sie Jubftituirten dagegen für 

1—40 50 60 80 100 120 140 Zahre 
360 3 270 245 208 193 1,72 p6t. 
und geitatten fi aus eigener Phantafie nochmals überall 1 p&t. ab- 
zuziehen, kommen aljo ſchließlich auf die Zinsfüße 
2,50 2,00 1,70 1,45 1,08 0,93 0,72 pGt. 
Daran fnüpfen Sie wieder folgende hämijche Bemerkungen: 

„Man könnte mit jenem bejorgten Bräutigam fragen: Ja, was 
bleibt denn da noch überhaupt übrig?" und fahren dann fort: „Ob wohl 
ein joldyer Zinsfuß für „die Chrenrettung des Waldes und jeiner Be- 
wirthſchafter“ niedrig genug ift? Da ich thatlädhlicd mit 34—2 pCt. ge 
rechnet haben will, bei Umtrieben von 1—20 Jahren jogar anſtandslos 
bi8 auf 4pCt. hinaufgehen fann, fo fordere ich Sie hiermit auf, mir die 
Stelle meiner Abhandlung zu bezeichnen, wo ich mich für die aus Shrer 
eigenen Phantafie entiprungenen Zindfußreihe ausgeſprochen haben joll, 
widrigenfalld auf Ihnen der Vorwurf, faljche Gitate gebraucht zu haben, 
fitzen bleibt. 

7. Audy bezüglidy der Beitimmung des forftlihen Zinsfußes aus 
dem Waldreinertrag und dem Waldwerth der zum jährlihen Nach— 
baltbetrieb eingerichteten Waldungen machen Sie ein Gitat, mas Sie ſich 
ſelbſt Fonftruirt haben. Sie jagen nämlich ©. 12 wörtlih: „Sit ein 
Wald zu 65 300 A gefauft worden, ergiebt derielbe eine jährliche Rente 
von 1306 M, jo finde ich das von dem Käufer jeiner Rechnung unterftellte 
Prozent p aus der Gleichung 


65 300 = — woraus p=2". 
‚op 


286 Baur; 


Daran babe ih (Baur) vom rechneriſchen Standpunkte aus natür— 
lich nichts audzufeßen, denn jedes Sculfind von 12 Jahren weiß, daß 
man aus Rente (Zind) r—= 1306 und Kapital K = 65 300, das Prozent 
pP= xx 10 x 100 = 2 pGt. findet. 

Nun aber fahren Sie wie folgt fort und dagegen muß ich proteftiren: 

„Herr Profeffor Baur jagt jedoch: 

1306 1306 


Wenn 65300 = — jo iſt 0,0p = 65300 Setze ich diefen Werth 
in unſere Gleihung ein, jo erhalte ich 65300 = 1306 x 65300 = 65300". 


„Diejes Verfahren ded Herrn Prof. Baur jchließt allerdings einen 
Zirkelſchluß in fih und wir find mit ihm vollfommen einverftanden, wenn 
er ed verwirft. Dagegen fünnen wir in dem Berfahren, weldyed die 
Reinertragsichule, insbejondere die Waldwerthberechhnung von G. Heyer 
lehrt, durchaus feinen Zirkelihluß entdeden”. 

Ich bin nun auch hier leider wieder in die unangenehme Rage ver: 
jet, Sie auffordern zu müfjen, mir die Stelle meines Artifeld bezeichnen 
zu wollen, wo obiger von Ihnen unter Anführungszeichen mitgetheilter 
Sat Stehen jol. Da ih den Sab, wie Gie und alle Leſer zugeben 
müfjen, jelbit nicht gebraucht habe, jo machen Sie fid) audy hier wieder 
eines falichen Citats ſchuldig, indem Sie fidy gleichzeitig noch in fo fern 
an mir verfündigen, dab Sie das, was ic thatſächlich gejagt habe, ver- 
jchweigen. 

Id habe S. 374 meiner Zeitjchrift von 1885 das Prozent p aus 


x x 100 gerade wie Sie berechnet, dann aber wörtlich nody Folgendes 


beigefügt, was Sie aber, jowie die von Hever jelbit gemachten Vor: 
behalte, zu verjchweigen für pafjender fanden. 

„Dabei ift noch weiter zu bemerfen, dab fi Waldfäufe und -Ver— 
fäufe in der Regel auf Inftruftionen ftügen, in weldyer der in Anwendung 
zu bringende Zinsfuß vorgeichrieben it. Man würde aljo durch das ge- 
nannte Verfahren auf Ummegen durch Rechnung nur erfahren, was man 
direft aus der betreffenden Inftruftion für Waldwerthberechnung hätte 


wiſſen fünnen. Wird nämlich K aus > berechnet, dann it p= 
7 -100 = 7100 x100=p, d. h. der Gleichung wird bei jedem Pros 
p 


Ein offenes Wort an Herrn ©. Eijele, forſtlicher Praktiker ıc. 287 


zente Genüge geleiftet und das empfohlene Verfahren kann daher auch 
nicht zum Ziele führen“. - 

Sollte Ihnen diejer mein vorftehender Sat ald forftlicher Praftifer und 
Schriftgelehrter audy jetzt noch nicht flar genug fein, fo will ich, auf 
Grund der von Heyer jelbft gemachten Vorbehalte bezüglich der fraglichen 
Methode nody beifügen, dab der Wertb K eines zum Nachhaltbetriebe 
eingerichteten Waldes der (nad Heyer) beiläufig im Normalzuftande fich 
befindet, aus deijen Rente r und einem beftimmten Zindfuß p berechnet 
wird und dab man daher einen Umweg begeht, wenn man dann 
p rüdwärtd wieder aus x berechnet. Oder noch einfacher: Hört man von 
dem Anfauf eined Waldes, der durchichnittlich jährlich gleiche Iahresrenten 
abwirft, und man möchte das der Rechnung unterftellte p willen, jo muß 
man den Waldfäufer um r und K bitten, um p daraus berechnen zu 
fönnen. Da aber der Käufer K jelbft aus r und p ermittelt hat, jo ift 
es doch kürzer, man bittet gleich um Mittheilung von p, als ed erft aus 
x zu berechnen. 

Diefe und ähnlicdye Dinge habe ich in meinem Artifel über den Zind- 
fuß umftändlidy auseinandergejeßt, aber Sie waren für meine Auseinander- 
jeßungen blind. Schließlich (S. 376) fügte ich ſogar noch bei: „Die 
Feſtſetzung des forftlichen Zinsfußes aus Waldrente und Waldwerth, wird 
deßhalb in allen den Fällen werthlos fein, in welchen ſich nicht nachweiſen 
läßt, daß bei der Wahl eines folchen Verkäufen unterftellten Zindfußes, 
alle Beitimmungsgründe defjelben reichlich erwogen und berüdfichtigt 
wurden . 2... " Snzwiichen werden Sie ſich auch aus meiner Antwort 
(vergl. Januarheft diefed Blattes) an den öfterreichiihen Anonymus über- 
zeugt haben, daß auch der von Ihnen vertheidigte niedere Zinsfuß nicht 
erhalten wird, wenn man z. B. aus der Rente der verkauften öfterreichi- 
hen Staatöwaldungen und deren Verkaufswerth p berechnet; das Re 
fultat, welches Sie auf diefe Art finden, dürfte Sie jehr überrajchen. 
Mag aber die Sache liegen wie fie will, joviel bleibt feit, daß Sie mir 
auch hier wieder einen Sat unterjchoben haben, den ich nie gebrauchte 
und dab Sie dagegen zur Aufflärung dienende Auseinanderjeßungen ver- 
jchwiegen, welche ich machte. 

8. Im Anſchluß an Ihre nach meiner Anficht ziemlich werthlojen 
Betrachtung über den Normalvorratb fügen Sie unter Anführungszeichen 
Seite 11 wörtlich bei: Das gibt freilich „praktiſch brauchbare Reſultate“, 
indbejondere für die Verfechter „des hohen Umtriebs um jeden 
Preis". Da Ihre Abhandlung gegen midy gerichtet ift, jo muß ber 


288 Baur: 


Leſer aus Ihrer Darftellungöweife die Anficht gewinnen, ich ſei ein Ver— 
fechter hober Umtriebe um jeden Preis“. Da ich die von Ihnen citirten 
Worte nie ausgeſprochen, noch weniger irgendwo niedergejchrieben habe, 
jo maden Sie ſich auch hier wieder eines faljchen Citats jchuldig, oder 
Sie haben wenigftens ehrenhalber die öffentliche Erklärung abzugeben, dab 
Sie mich im vorliegenden Falle nicht gemeint haben. 

9. Ebenjo unverantwortli und meine wilfenichaftliche Ehre ver: 
legend ift Ihre frivole Bemerkung (S. 14), „mein ganzes Beitreben jei 
darauf gerichtet, niedere Betrieböfapitale zu berechnen, um damit den 
höheren Umtriebözeiten den redjnerijchen Reiſepaß ausitellen zu können“. 
Ic weile diefe unwahre Beihuldigung als gemeine Verdächtigung mit 
aller Entjchiedenheit zurüd. 

10. Endlidy muß ich nody mit wenigen Worten auf einige hämijche 
Bemerkungen zurüdfommen, melde Sie Seite 7 niederzujchreiben für an- 
ftändig fanden. Ich habe Seite 253 meines Blatts von 1885 ald Beweis 
dafür, dab ein großer Theil der Forftwirthe meine Ausführungen von 1872 
gegen die Prebler’iche Lehre damals billigte in anſpruchloſer Weije u. a. 
auh auf die Thatfache hingewieſen, daß die damalige Foritverfammlung 
in Braunſchweig auf Antrag aus ihrer Mitte heraus mir den grünen 
„Eichenbruch“ ald Zeichen der Anerfennung für die „Blattihüffe” auf den 
Hut ftedte, welche ich gegen die gefährliche Lehre Preßler's ab- 
gegeben habe. Sie jcheuen ſich als junger, unerfahrener Mann (verzeihen 
Sie, wenn ich Sie hier als Praftifer nicht anzuerkennen in der Lage bin) 
auch bier wieder nicht, diefe Thatſache in der von Shnen jehr beliebten 
larfaftijchen Weiſe zu entftellen, in dem Sie von einem „Eichenkranz“, er- 
halten für „Blattjchüffe in's Herz der (reinerträgleriichen) Gegner“ jprecyen, 
daß ferner ein welf gewordener event. wieder durch einen neuen erjettt werden 
könne, da den Forftleuten Gicyenlaub immer noch billiger zu ftehen komme, 
alö echter Zorbeer u. ſ. w. Ich bitte Sie dieje und ähnliche Frivolitäten 
fünftig in Ihrem eigenen Herzen zu bewegen, der Leſer weiß, was er 
von denjelben zu denfen hat! 

Ich will hiermit die Serie meiner Anjchuldigungen, welche nody ver- 
mehrt werden fönnte, für heute abjchließen. Auf einige weitere materielle Ein- 
wände, weldye Sie meiner Lehre vom Zinsfuß und der Berechnung des 
Normalvorraths, machten, verweife id Sie auf meine gleichzeitig mit 
Ihrem Artikel erichienene Abfertigung des anonymen öfterreichifchen Schrift- 
gelehrten, da derjelbe Aehnliches wie Sie vorbradhte. Sollten Sie fi} dadurch 
jedoch wejentlicy verfürzt fühlen, jo bitte ich mir nur Diejenigen Punkte 
aütigft bezeichnen zu wollen, in welden Sie fi) noch nicht widerlegt 
fühlen, idy werde zu meiteren Dienftleiftungen gern bereit fein. 


Ein offenes Wort an Herrn ©. Eijele, foritlicher Praftifer ıc. 289 


Sch habe in meiner Erwiderung, das bitte ich wohl zu beachten, mit 
Abficht Ihre vorftehend mir zugefügten Beleidigungen von der Sache ge- 
trennt, damit Sie bei Ihrer Entgegnung nicht Dinge bereinziehen, auf 
welche fich meine Herausforderung nicht bezieht. 

Damit Sie jedody ganz flar in die Situation ſehen, wiederhole ich, 
dab ich von Ihnen nicht mehr und nichtd weniger verlange, als den 
Beweis der Wahrheit für die von mir bezeichneten und nad) meiner Mei- 
nung faljchen Gitate, jowie für die meine Perjon betreffenden unwahren 
und darum unverantwortlichen Beichuldigungen. 

Dem forfilichen Leſer gegenüber bemerfe idy noch, um ihn bezüglich 
diejed nicht durch mich verichuldeten unangenehmen Handeld einigermaßen 
zu verfühnen, dab ich mit vorftehenden Auseinanderjegungen aber auch noch 
einen pädagogijchen Zweck verfolge, wobei idy namentli die forftliche 
Jugend im Auge babe. Ich bemerkte ſchon am Cingange, dab ich mid 
herzlich freue, wenn junge Forftmänner auch nach Ablegung ihrer Prüfungen 
fich wifjenfchaftlich weiter bilden, wenn fie ihre Beobachtungen und Ge- 
danken in Form von Artikeln, Mittheilungen oder Notizen den Redaktionen 
vorlegen, aber ich möchte diejelben auf der andern Seite doch dringend 
bitten, fidy dabei nicht den Herm Praftifer ©. Eifele von München zum 
Mufter zu nehmen. Denn wenn ein Anfänger, weldyer nody nie ein 
Revier verwaltet hat, und deſſen Hauptthätigfeit bis jegt in Revifions- 
arbeiten auf dem Forftamte beftand, jeine erſte literariiche Thätigkeit da— 
mit beginnt, einen älteren Mann, — der nun jchon jeit 1855 forftlicher 
Zehrer ift, 44 Jahr ein großes Staatdwaldrevier verwaltete, 3 weitere 
Fahre als Forftgeometer und Taxator wirkte, durch jeine forftliche Ber: 
ſuchsthätigkeit die forftlichen Verhältniffe verichiedener Staaten genau kennen 
lernte, in den verjchiedenften Fällen mit praftiichen Sragen der Waldwerth- 
berechnung ald Erperte u. |. w. thättg war, — in der von Heren Eijele 
beliebten Weiſe glaubt verhöhnen und verdädhtigen zu dürfen, der kann 
fich darauf verlaffen, dab diejer jein Schritt bei allen gebildeten und 
objektiv urtheilenden Fachgenoſſen entichiedene Mikbilligung finden wird. 

Es ift überhaupt merkwürdig, daß nady meinen nun 30jährigen Wahr: 
nehmungen und abgejehen von einigen hochachtbaren Fächmännern, ed bis 
jett unerfahrene Theoretifer geweſen find, welche für das neue Evangelium 
des Bodenerwartungswerths und der Berechnung des Normalvorraths nad) 
dem Koften- und Erwartungswerth geftritten haben; Leute nämlich, die, 
jobald man fie fragt, wie fie denn dieje Lehre praktiſch durchführen wollen, 
jchmweigiam werden oder ungenügende Antworten geben. 

Diefe Wahrnehmung babe ich auch bei dem Herrn Praftifer ©. 
Eifele zu machen Gelegenheit gehabt und deßhalb dürfte vielleicht der 


290 Dr. Heinrih Robert Göppert }. 


wohlgemeinte Rath) nicht ganz am unrechten Platze fein: derjelbe möge 
fi) doch erft noch etwad mehr mit der praftichen Forftwirtbichaft be— 
Ichäftigen, ehe er, wie geicheben, jo abjprechende Urtheile fällt; — denn 
blinder Eifer ſchadet nur! 


N. Mittheilungen. 


Dr. Heinrich Robert Göppert 7. 


Wenn ein Wann wie Göppert, welcher ald einer der hervorragenditen 
Naturforiher dieſes Jahrhunderts ſich jo große Verdienfte um die Ent— 
widlung der Foritwifjenjchaft erworben bat, und durch den Tod entrifjen 
wird, jo fönnen wohl die Leſer diejer Blätter erwarten, dab ihnen der 
Lebenögang defjelben, jowie deſſen bedeutendfte Zeiftungen nochmals vor 
Augen geführt werden, damit namentlich die jüngere Generation erfahre, 
wie man fühlen, leben und wirfen muß, um — ohne feine VBerdienite 
jelbft anzupreijen — dody zu großem Anjehen und unvergänglichen Würden 
zu gelangen. 

Heinrich Robert Göppert, geboren in der niederjchlefiichen Stadt 
Sprottau am 25. Juli 1800, ftarb am 18. Mai 1884 in Breslau, als 
Königl. Preuß. Geh. Medicinalrath, ordentlicher Profeffor in der philojo- 
philchen Fakultät dev Univerfität und Direktor ded botaniſchen Gartens zu 
Breslau. Er war der Sohn des in Sprottau 1843 verftorbenen Apothefers 
Heinrich Göppert und deffen Frau Thereje, geb. Sallmann. Bis 
zum 12. Lebensjahre beſuchte Göppert die Elementarfchule in Sprottau, 
dann die Gymnaſien in Groß-Glogau und Breslau, welch letzteres er als 
Primaner verließ, um den Beruf ſeines Vaters zu ergreifen. In Lebterem 
war er vier Fahre practiich thätig, aber die bei ihm ſchon früh ausge— 
jprochene Neigung zu den Naturmiffenichaften, insbeſondere zur Botanif, 
trieb ihn nochmals in das Gymnaſium zu Neiſſe, um das für höhere 
Univerfitätäftudien erforderlihe Maturitätszeugniß zu erlangen. 

Dom Frühjahr 1821 an beſuchte Göppert als Studiojus der Medizin 
die Univerfität Breslau, woſelbſt er ſich neben jeinen Fachſtudien insbejon- 
dere in die Naturmwillenjchaften vertiefte und in ein jehr intimes freund» 
ſchaftliches Verhältniß zu dem damaligen Brofeflor der Botanif, 2. C. 
Treviranus trat, welden er fi ald Mufter nahm und den er bis zu 
befien 1864 erfolgten Tode innig verehrte. Nach 3jährigem Studium in 
Breslau beiuchte er die Univerfität Berlin, trat in nähere Beziehungen 


Dr. Heinrich Robert Göppert F. 291 


zu feinen Lehrern 9. F. Link, 8. ©. Hayne, v. Schledtenthal und 
v. Chamiſſo und promovirte dajelbft am 11. Ianuar 1825. Seine 
Differtation „Nonnula de plantarum nutritione“ gründete fid) auf Ver— 
fuche, durch die er nachwies, dab das Licht auch einen materiellen Einfluß 
auf die Pflanzen ausübe. Noch in demjelben Fahre beftand Göppert 
die Staatöprüfung in der Medizin und fehrte 1826 nady Breslau zurüd, 
um fi als practiſcher Arzt niederzulaffen. 

Diejer Beruf befriedigte jedoch jeinen regen Geiſt und jein Intereſſe 
an den Naturmwiffenichaften nicht vollitändig, und jo wendete er fi) dem 
Lehrfache zu, habilitirte fi für Medizin und Botanik in Breslau !), über- 
nahm von 1830—1850 das Lehramt der medicinifchschirurgiichen Initi- 
tutionen, wurde 1831 außerordentlicher, 1839 ordentlicher Profeffor und 
doceirte außer Botanik noch die ganze Arzneimittellehre und Pharmakologie. 
Im Jahre 1852 gab er die medicinifchen Vorlefungen auf und übernahm 
die Direction des botanifchen Gartens, welchen er zu einer ganz bejondern 
Blüthe und Berühmtheit brachte. Es ift ein Verdienft Göppert's, daß 
er die botaniſchen Gärten in der Art zu reformiren fuchte, dab er bejon- 
deren Werth auf vollftändige Nomenklatur, Etiquettirung, Ordnung nad) 
Bamilien und pflanzengeographiichen Verhältniffen, Aufftellung von mor— 
phologiichen und pflanzenphyfiologiichen Gegenftänden im freien u. |. w. 
legte?). So ftellte er u. A. ein 8 m hohes und 19 m langes Profil, die 
Steinfohlenformation betreffend, her, fowie auch jeine Sammlung lebender 
officineller, in technifcher und phyſiologiſcher Hinficht wichtigen Pflanzen, 
welche die vollftändigfte der Erde jein foll. 

Aus den verfchiedenen Zweigen der Botanik jchrieb er über 100 Ab» 
bandlungen. Die Daguerre’jche Entdedung verwendete er zuerft 1839 
mit Hilfe des Hydrooxygon-Mikroſkopes zur Darftellung mikroſkopiſcher 
Bilder. Bekannt find ferner Göppert's anatomijche Unterfuchungen über 
die Struftur der Koniferen, über dad Ueberwallen der Tannenftöde und 
über die foffilen Koniferen, verglichen mit der Jetztzeit, wie er überhaupt 
der foffilen Flora den größten Theil feiner Zeit opferte. In einer ganzen 
Reihe von Abhandlungen und Schriften find diefe hervorragenden Leiftungen 
von ihm niedergelegt worden. Ebenſo beichäftigte er ſich mit der Ent- 
ftehung des Diamanten und defjen merkwürdigen organifchen Einjchlüffen, 
aus welden er deffen Entftehung auf naffem Wege zu beweiſen juchte. 

Ein Hauptverdienft Göppert’s war ferner, daß er mit allen Künften 


1) Habilitationsſchrift: „de acidi hydrocyaniei vi in plantas“, 

2) Vergleihe: „Botaniiher Garten der Univerfität Breslau 1857, mit Tafeln 
und Plänen” uud „die officielen und techniſch wichtigen Pflanzen unferer Gärten, 
Görlitz 1857“, 


292 Dr. Heinrih Robert Göppert }. 


und Gewerben, welche mit den Naturwiſſenſchaften in irgend einer Be— 
jiehung ftanden, Fühlung fuchte und durch populäre Vorträge die Er- 
rungenjhaften der Wifjenfchaft zum Gemeingut der gefammten Menjchheit 
zu machen juchte. Gerade in diejer Richtung wirkte er auch im jchlefiichen 
Forftvereine jehr jegensreich, um deffen Begründung unter „von Panne 
witz“ er fi große Verdienſte erworben hat. Faft bei allen wifjenichaft- 
lichen Vereinigungen in Breslau jpielte Göppert eine hervorragende 
Nolle; insbejondere war ihm aber die „Schlefifche Gejellichaft für vater- 
ländifhe Kultur”, deren Mitglied ſeit 1826 und deren Präfident er jeit 
1847 ununterbrodyen war, an's Herz gewachſen. Daß diejelbe in der 
ganzen wiſſenſchaftlichen Welt hochgeachtet dafteht, ift vorzugsweile das 
Verdienſt Göppert’s; ebenjo find die prachtvollen Anlagen in Breslau 
und deren Umgebung unter feiner Zeitung und Mitwirkung entjtanden. 

Unermüdlicher Fleiß, gewifjenhafte Pflichterfüllung, feſter, männlicher 
Ernft, verbunden mit einem liebevollen, weichen Gemüthe, neidloje Aner« 
fennung der Berdienfte Anderer, dad waren die Hauptzüge feines Cha- 
rafterd. So war ed denn auch natürlich, daß dieler Ehrenmann einen 
großen Kreis gleichgefinnter Freunde um ſich vereinigte und daß er in 
jeltener Weife und in jeltenem Umfange durch Auszeichnungen geehrt 
wurde. Er war Chrendoftor der Univerfität Gieken, Ehrenbürger von 
Sprottau, Inhaber hoher Titel und Befiter hoher Orden, weldye ihm aus 
Preußen, Bayern, Norwegen, Rubland und Brafilien verliehen wurden. 
Nebenbei war er noch Wirkliches, Gorrejpondirendes und Ehrenmitglied 
von gegen 100 Afademieen, gelehrten Gejellichaften und Vereinen fait aller 
Erdtheile. 

Bis in ſeine letzten Tage, und trotz eines andauernden Gehörleidens, 
widmete Göppert ſeine Zeit der Wiſſenſchaft; ſeine Produktionskraft 
überſchritt jedes Normalmaß und jo durfte er in dem hoben Alter von 84 
Fahren fein edles, geiftreiches Haupt in freudiger Erinnerung an jeine 
reiche, gejegnete Vergangenheit in Friede und Hoffnung zur Ruhe legen. 

Im Sahre 1830 verheirathete fih Göppert mit der Tochter Marie 
des 1850 in Breölau verftorbenen Geh. Regierungs- und Medizinalrathd 
Dr. Remer; ſchon im folgenden Jahre wurde ihm diejelbe nach Furzer, 
glüdlicher, finderlofer Ehe entriffen. Am 25. April 1835 vermählte er ſich 
mit deren jüngeren Scwefter Wilhelmine; fie ftand ihm bis zu ihrem 
1883 erfolgten Tode treu zur Seite. Drei Kinder entiprofjen der Ehe: 
zwei Töchter und ein Sohn. Die Tochter Marie, geboren 1836, ftarb 
1850. Der Sohn Heinrich, geboren 1838, ftarb ald Dr. jur. und Geh. 
Regierungrath 1882 in Berlin; die Tochter Emmi ift 1848 in Bredlau 
geboren. 


Dr. Heinrich Robert Göppert }. 293 


Ausführlichere Mittheilungen über Göppert und deſſen Schriften 

bringt das Jahrbuch des fchlefiichen Forftvereind für 1884. 

Nur die forſtlich bemerfenöwertheren Arbeiten Göppert’s jollen bier 
nody aufgeführt werden: 

Ueber die Wärmeentwidlung in den Pflanzen, deren Gefrieren und das 
Schußmittel gegen daſſelbe. Breslau 1830. 

Ueber dad Ueberwallen der Tannenftöde. Bonn 1842. 

Beichreibung des botanijchen Gartens in Breslau nebft Anhang: Erläu— 
terung des Steinfohlenprofild. Görlit 1857. 

Die botaniſchen Mufeen. Görlit 1857. 

Ueber den Park zu Muskau, ganz bejonderd über das dortige Arboretum 
im 47. Jahresbericht der Schlefiihen Gejellichaft für vaterländifche Eultur. 
1869, ©. 92. 

Ueber Einwirkung der Kälte auf die Begetation. Dafelbft 1871, ©. 59. 

Ueber die Einwirkung des Froſtes auf die Gewächſe. Dafelbft 1874, 
©. 132. 

Meber Barietät der Kiefer und Eiche. Dajelbft 1874, ©, 231. 

Ueber dad Berfahren, mit Erde zu hoch bedeckte Bäume zu neuem Wadıs- 
thum zu bringen. Dajelbft 1874, S. 232. 

Nördlinger’d Duerjchnitte der Holzpflanzen. Dajelbit 1876, S. 99. 

Ueber dad Vorkommen der Holzgewächſe auf den höchſten Punkten der 
Erde. Dafelbft 1876, S. 152. 

Ueber den Häuferihwamm und deijen Bekämpfung. Daſelbſt 1876, 
©. 404. 

Ueber das Gaftiteigen und über Infchriften und Zeichen an Bäumer. 
Jahrbuch des Schlefiichen Forftvereind für 1879, ©. 335. 

Ueber Drehwüchfigfeit und Drehſucht fojfiler Nadelhölzer. Dajelbit 1879, 
©. 339. 

Ueber Holzverwüftung unjerer Tage und deren Folgen. Sahreöbericht der 
Schleſiſchen Gefellichaft für vaterländiiche Gultur, 1880, S. 155. 

Ueber die Stämme der Coniferen, bejonderd der Araucariden. Dajelbft 
1880, ©. 191. 

Ueber die Coniferen, insbeiondere Araucariden und über die Defcendenz- 
lehre. Dafelbft 1881, ©. 290. 

Ueber ungewöhnliche VBerhältniffe der Baumvegetation, indbejondere Ueber» 
wallungen der Weißtannenſtöcke. Verhandl. des Schlefifchen Forftvereing, 
1841, ©. 137. 

Bemerkungen über den Bau und das Wachsthum der Bäume. Dajelbit 
1843, ©. 85. 


294 Literariſche Berichte. 


Die jogenannte Harzbildung in den Stöden der Kiefer und die Ueber- 
wallung der Zannenftöde. Daſelbſt 1846, ©. 179. 

Allgemeine Ueberficht der in Deutſchlands Gärten im Freien ausdauernden 
Bäume und Sträuder. Dajelbft 1850, S. 117. 

Zur Beichaffenheit der Baummurzeln. Dafelbfi 1851, ©. 321. 

Ueber Einrihtung fogenannter phyſiologiſcher Parthien in bot. und forft- 
bot. Gärten. Dajelbft 1860, ©. 254. 

Bemerkungen über die Begetationsverhältniffe Norwegens. Dajelbit 1861, 
©. 183. 

Ueber eßbare und giftige Pilze. Daſelbſt 1861, ©. 346. 

Ueber die Knieholzkiefer und Trennung derſelben in verjchtedenen Arten. 
Dafelbft 1864, ©. 185. 

Forftliche Notizen über das Schlefiiche Rieſengebirge. Dafelbft 1864, 
©. 1%. 

Ueber Injchriften auf und in lebenden Bäumen. Dafelbft 1868, ©. 252. 

Ein Naturfpiel, das Zeichen eined Kreuzed im Innern eined Baumes. 
Dajelbit 1868, ©. 421. 

Nachträge zur Abhandlung über Infchriften und Zeichen in lebenden Bäu- 
men, fowie über Maferbildung. Daſelbſt 1869, ©. 278. 

Ueber den Schuß, weldyen die Schneedede der Vegetation gewährt und 
über Forftriffe. Dajelbit 1870, ©. 156. 

Innere Zuftända der Bäume und äußere Verlegungen, befonders der Eichen 
und Obftbäume. Dajelbit 1872, ©. 216. 

Ueber Einführung nordamerifaniicher Holzgewächſe in Deutichland. Da— 
jelbft 1881, ©. 250. 

Schließlich fei noch erwähnt, daß Göppert bereits 1852 es feftitellte, 
die Urſache der Kiefernjchütte fei in der Wirkſamkeit eined parafitiichen 
Pilzes, de Hysterium Pinastri, zu juchen. 


III. Literariſche Berichte. 


Nr. 18. 

Die Holzzucht. Ein Grundriß für Unterriht und Wirthichaft von 
Dr. Bernard Borggreve, Königlih Preußiſchem Oberforftmeifter 
und Profefjor, Director der Forftafademie zu Hannöverſch-Münden. 
Berlin, Baul Parey. Preis 6 MH. 

Es iſt ein eigenartiged Werk, welches der Verfaſſer in feinem Grund- 
riß der Holzzucht der Deffentlichkeit übergiebt. Wer diefen Grundriß etwa 


Literariſche Berichte. | 295 


in der Erwartung zur Hand nimmt, in demjelben eine bündige, alle in 
die Waldbaulehre gehörenden Materien mit gleihmäßiger Sorgfalt be 
bandelnde Darftellung zu finden, wird fich getäufcht finden. Während 
einzelne Gegenftände, wie z. B. die Naturbefamung und Durchforftungs- 
lehre mit großer Ausführlichfeit abgehandelt werden, haben andere wichtige 
Zweige der Waldbaulehre — Mittelmald, Niederwald, Femel-, Ueberhalt-, 
Lichtungäbetrieb, Waldfeldbau, Begründung und Erziehung gemifchter 
Beitände u. ſ. w. — nur eine nebenjächliche Erörterung oder gar feine 
Erwähnung gefunden. 

Ueber dieje fpecifiiche Behandlung der Waldbaulehre, die ſich mit der 
jeither in den Werfen unjerer Coryphäen eingehaltenen in auffallendem 
Contraſt befindet, ertheilt dad Vorwort Aufihluß. Nach Anficht des 
Berfafferd ſoll zur Zeit von Seiten der ausübenden Forftwirthe die Ver— 
jüngungd- und Durdforftungsihlagführung nicht genügende und richtige 
Würdigung finden, und glaubt der Verfaſſer deöhalb die hierauf bezüglicyen, 
gleichſam den Schwerpunct feiner Deductionen bildenden, Materien aus— 
führlicher behandeln zu follen. Da dermalen bei der Verjüngung durchweg 
Kahlſchlag und eine forcirte Auslihtung und Räumung der Ver— 
jüngungsichläge in Anwendung fomme und in Zolge davon auf 1 bis 
3 Zehntheilen der Gejammtfläde (reſp. Umtriebözeit) lediglih Unfräuter 
und werthloſes Reijig anftatt wirklicher Holzwerthe erzeugt und 
überdem durdy unnöthigen, im Durchſchnitt reichlich die Bodenrente 
neutralijirenden, ulturfoftenaufwand unſere jogenannte Wirthichaft 
zu einer Verluftwirtbichaft geitempelt werde, jo jei die Mahnung zur 
Umkehr und Befolgung der weijen Lehren unferer Altmeijter dringend 
angezeigt und liege die Nothwendigfeit vor, die allerdings einer ſicheren 
naturwijjenihaftlihen Fundirung bedürftige Lehre von der Natur— 
bejamung bejonderd ausführlidy zu behandeln. Gleiches gelte für die 
Durdforftungen, deren Behandlung in Literatur und Prarid auf über: 
fommenen, ebenjo unbewiejenen wie unrichtigen, aljo naturwiſſenſchaft— 
lit unbaltbaren Borausjegungen beruhe und dadurdh die Werth: 
production unjerer gegebenen Waldflächen ebenfalls um 1 bis 2 Zehntheile 
der möglidyen herabdrücke. Bezüglidy diejer beiden Mlaterien wendet ſich 
der Verfafjer, um reformatorifc zu wirfen, direct an die in der Wirth: 
Ichaft ftehenden Fachgenoſſen und richtet die Bitte an fie, feine Arbeit 
ganz zu lejen, insbejondere die eriten 40 begründenden Seiten, auf welchen 
er verſucht habe, die widhtigften $undamentaljäße der Holzzudht 
allgemein zu formuliren und ald unmittelbare Gonjequenzen berzuleiten 
aus den großen naturwiſſenſchaftlichen Gejegen von der Unjchaffbarkeit und 
Unvernichtbarfeit des Stoffed und der unbeſchränkten geometrijchen Ber: 


296 Literarische Berichte. 


größerungd» reſp. Vermehrungd-Tendenz aller Xebewejen, insbefondere auch 

der Waldbäume. 

Was der Berfafjer in feiner Holzzucht und in Ausficht ftellt, ift ſomit: 

1. eine naturwiljenjchaftliche Begründung der von ihm verbefferten Lehre 
der Altmeifter bezüglich der Naturbefamung, 

2. eine neue auf naturwiffenjchaftlichen Gejeten beruhende Durch— 
forftungölehre. 

Dieje beiden Gegenftände in bejonderen Abhandlungen der Deffent- 
lichfeit zu übergeben, mürde ſich nad; Anficht des Referenten mehr empfohlen 
haben, ald ihre Darlegung in einem, die übrigen Materien der Waldbau— 
lehre thunlichſt kurz behandelnden, Grundriß der Holzzudht. Doch joll 
diefe Auffafjung nicht abhalten, den Inhalt des Werkes, bejonderd die 
darin enthaltenen Reformvorichläge und ihre Begründung, einer durchaus 
objeetiven Kritif zu unterziehen. 

Das vorliegende Werk zerfällt in 2 Theile und behandelt im: 

I. Theil: die deutſchen Holzgewächſe. 

II. Theil: die deutihe Holzzucht. 

Im erften Theil werden erörtert unter: 

A. Allgemeined: 1. Emäbrung und Wachsthum, 2. Fortpflanzung 

und Vermehrung, 3. Verbreitung und 4. Bedeutung; 

B. die einzelnen Holzarten nad ihren wirthſchaftlich bedeutjamen 

Eigenjchaften und Fähigkeiten. 

Sm II. Theile gelangen zur Erörterung: 

A. die Beitandögründung und 

B. die Beftandöpflege. 

Im Nachſtehenden jollen im Anſchluß an diefe Eintheilung die ein- 
zelnen Abjchnitte des Werkes beiprochen werden. 

I. Theil: A. la Ernährung der Pflanzen. Nach einer furzen Erläu— 
terung des Ernährungsproceſſes der Pflanzen ftellt der Verfaſſer für 
die Bodenproduction, insbejondere die Holzzudht, die folgenden zwei 
Sundamentalfäße nebit Folgerungen auf: 

I. Bei binlänglihem und ftändigem Vorhandenjein aller 
zur Bergrökerung erforderlihen Stoffe in den Medien ber 
Dflanze, indbejondere ded Baumes, muß die Umjegung diejer 
Stoffe in Pflanzenjubftanz, alfo das in der Vergrößerung und 
Vermehrung der Zellen verkörperte Rejultat der Pflanzen 
arbeit, zunäcft die Holzerzeugung nad Trodengewidht (bedin- 
gungöweije die Blüthen- und Frucdtproduction) in geradem 
Verhältniß fteben: 


Literariſche Berichte. 297 


a) bei gleihem Quantum der arbeitenden Organe (Blatt: 
und Wurzeloberflädhe): zu den phyſikaliſchen Bedin- 
gungen der organijchen Arbeit, insbejondere der Größe 
der Sonnenwirfung; 

b) bei gleihen phyſikaliſchen Bedingungen, inöbejondere 
gleiher Sonnenwirfung: zu dem Quantum der arbeiten 
den Organe, indbejondere der Blattoberfläde. 

Aus Ia folgt, daß der Vollbeftand an fi), ceteris paribus reſp. 
abundantibus defto weniger Holz producirt, je mehr polar, montan, 
mitternadhtöfeitig abgedacht und beſchirmt fein Standort und je jonnen- 
icheinärmer das Lofal-Klima, reip. die Witterung ift. 

Aus Ib ergiebt fi dann, daß, da die sub a erwähnten Momente 
fi) der Einwirkung des Holzzüchters in der Regel entziehen, ceteris 
paribus rejp. abundantibus eine möglichſt große Holztrodengewichtö-Er- 
zeugung auf gegebener Fläche in gegebener Zeit rejp. der Ewigkeit (nach⸗ 
baltig!) abhängig ift von möglichſt ftändiger Erhaltung der vollen — 
reſp. faft vollen, aljo jchnell bis zur vollen wieder ergänzungsfähigen — 
Zriebfnospenzahl (reſp. Wurzeloberflädhe) auf derjelben. 

Die rationellite Holzwerthberzeugung auf gegebener “Fläche 
muß alio nad diejer Richtung diejenige fein, bei melcher die zeitweilig 
unvermeidlihe (durch Holzernte und Berjüngung) Verminderung der 
arbeitenden Blätter (rejp. Knospen) unter das möglihe Marimum thun— 
lihft jo erfolgt, dab die unabweisbare Herabdrüdung der Troden- 
gewichtö-Erzeugung beitmöglid) (event. überreihlih) compenjirt wird 
durh voluminöſere — und der Regel nady in gebrauchsfähigerer Form 
erfolgende — Ablagerung großlumigerer Holzzellen aus ver zeitweilig nur 
erzeugbaren geringeren Gewichtsmenge von Holzjubftanz. 3 

Die wenigft rationelle Holzerzeugung auf gegebener Fläche 
muß dagegen jchon nach diejer Richtung diejenige fein, melde — z. B. 
durdy plöglichen Kahlabtrieb — auf größeren Flächentheilen ſämmtliche 
lebensfähigen Knospen auf einmal bejeitigt und ihnen in dem nachher, 
3. B. durch Gultur, gegründeten Jungwuchs eine zunächſt noch ganz 
ungenügende, erjt nad) 1 bis 3 Decennien wieder zur vollen ergänzungs- 
fähige, Knospenzahl wiedergiebt, wo dann aljo dad, was unter gegebenen 
Bedingungen und aus gegebenen Stoffen zu verarbeiten ift, in diefer Zeit 
zum größten Theil von anderen fidh jpontan anfiedelnden Gewächſen 
(Kräuter, Gräjer, Haide-Beerfraut), und nur nad) einem geringen Reft 
von diefem Jungwuchs in nahezu werthloje Holzfafer umgefeht werden 
fann. 

Goritwifienihaftlihes Gentralblatt. 1856, 21 


298 Literariſche Berichte. 


I. Bei gleihen phyfifaliihen Bedingungen (indbejondere 
Sonnenwirfung) und gleidher oder auch thunlihft marimaler 
Menge arbeitender Drgane fann die organiſche Leiſtung, ins— 
bejondere die Holzerzeugung nad Trodengewicdht (oder Blüthen- 
und Srudhtproduction) auf gegebener Fläche eine volle nur fein 
bei ftändigem Borhandenjein aller von berjelben zu ver— 
braudenden Stoffe in aufnehmbarer Form; und muß beim 
Mangeljolderim geraden Berhältnik zum Manquo des relativ 
jeltenften der unabweislih nöthigen bez. Stoffe herabgedrüdt 
werden. 

Die nächſte Aufgabe des Referenten wird darin zu beftehen haben, 
die oben mitgetheilten zwei Bundamentaljäße, welche bezüglich, ihrer Trag- 
weite und Bedeutung nicht gleich zu überfehen find, auch durch die Eins 
führung der Sonnenwirfung etwas ungewohnt klingen, auf ihre Richtig— 
feit zu prüfen und weiter die Stichhaltigfeit bezw. Wichtigfeit der aus 
ihnen abgeleiteten Folgerungen näher zu betrachten. 

Der sub Ia mitgetheilten Folgerung, dab ein Vollbeſtand defto 
weniger Holz producire, je mehr mitternachtöfeitig abgedacht jein Standort 
und je fonnenjcheinärmer das Lokal-Klima rejp. die Witterung fei, kann 
unbedingte Richtigkeit nicht zuerkannt werden. Auf Grund der auf Anz 
regung ded Referenten in Buchenbeftänden vorgenommenen Unterjuchungen 
wurde im Gegentheil conftatirt, daß die Holzproduction eine um jo reich— 
lichere ift, je größer die Anzahl der in die Begetationgzeit fallenden Regen 
tage ift. Schon das äußere Anjehen der Beftände in regenreichen Fahr: 
gängen, die friiche dunkelgrüne Belaubung jpricht für dieſe Thatſache, von 
deren Richtigkeit man ſich aldbald unmittelbar überzeugen kann, wenn 
man das in trodenen und regenreichen VBegetationdperioden erfolgte Stärfes 
und Längewahöthbum der Bäume einander vergleichend gegenüberftellt. 
In welhem Maße die Sommenwirkung auf den Zuwachs eines Voll: 
beitandeö innerhalb eines Tages oder gar einiger Stunden influirt, wird 
jchwer zu eruiren, eine deßfallſige Unterjuhung aber auch darum von 
feiner Bedeutung jein, weil der Geſammtzuwachs während ber 
Begetationdzeit den Ausfchlag zu geben hat. Diejer ift aber nach den 
vorgenommenen Unterfuhungen um jo größer, je mehr Regen- und je 
weniger Sonnenſchein-Tage in die Vegetationsperiode fallen. 

Meiterhin darf als befannt angenommen werden, dab in der Regel 
die Holzmafjeproduction auf den jonnenjcheinarmen Nordhängen eine reichere 
ift, ald auf den jonnenicheinreicheren Südwänden. In Berüdfihtigung 
des Umftandes jedoch, daß der Forftwirth nicht auf das Local-Klima ein: 
wirfen, auch an den vorhandenen Abdachungen nichts ändern kann, möchte 


Literariſche Berichte. 299 


der sub Ia gedachten Folgerung nur infomweit Werth beizumeſſen fein, als 
fie fi auf die Beichirmung bezieht und zu Ungunften derjelben ausfällt, 
aljo audy ein gegen die Verjüngung unter Schirmftand zu gebrauchendes 
Argument abgibt. 

Mad die unter Ib producirten Folgerungen anbelangt, jo iſt zunächft 
zu bemerken, dab in ihnen der Zuwachsgewinn, weldyer während der Dauer 
einer natürlihen VBerjüngung am Oberftande erfolgt, in einer anderen als 
der jeither üblichen Weile, gleihjam auf dem Wege einer Umjchreibung, 
vorgeführt wird. Diefer Zuwachsgewinn erfährt aber dadurdy in feinem 
Weſen feine Aenderung, ift aud ſchon längft erkannt, gewürdigt und 
neuerdings bezüglich jeiner Qualität und Quantität näher unterjucht worden. 
Vebrigend möchte derjelbe nicht voll in Anſatz, vielmehr der Verluft von 
ihm in Abzug zu bringen jein, weldyer dem Jungwuchs durch die Beichirmung 
und dad Herausfchaffen der Oberftänder zufügt wird. Wollte man die weiteren 
vom Berfaffer aus Ib abgeleiteten Folgerungen auf. die Spitze treiben 
und bis zu ihren letten Gonjequenzen verfolgen, jo fünnte man etwa zu 
folgender Theje gelangen: „Der Abtrieb eined älteren Holzbeftandes ift 
volföwirthichaftlich erft dann angezeigt, wenn die in ihm erfolgende Holze 
production nah Mafje und Dualität geringer wird, ald die bed an jeiner 
Stelle nachzuziehenden Jungbeſtandes.“ Damit würde man am Ende noch 
zu böberen Umtrieben gelangen, als fie vom Berfaffer vorgejehen find. 
Geht man aber der Sache näher auf den Grund, jo ergibt fi, dab 
derartige Theſen zwar recht ſchön Elingen mögen, jedoch für den practijchen 
Forftbetrieb feinen Werth haben. 

Bekanntlich gehen wir bei der Normirung des Abtriebsalters unjerer 
Beitände durchweg von finanziellen Erwägungen aus. Während der Rein- 
erträgler im Sinne von Preßler, ©. Hever u. ſ. w. den Abtrieb eines 
Beitanded in das Alter legen wird, bei weldyem der Bodenerwartungd- 
werth culminirt, beftimmt der Anhänger des höchſten nachhaltigen Wald- 
reinertrags das Abtriebdalter nady den hierbei für ihn in Betracht fommen- 
den, auf die Gejammtleiftung der ganzen Waldflädye ſich beziehenden, 
Momenten. Iſt aber einmal dad Abtrieböalter dergeftalt normirt, jo wird 
der Reinerträgler der einen wie anderen Species an ihm feithalten, 
jelbitverftanden ohne Berzichtleiftung auf den Nußen, der eventuell aus 
dem Lichtungszuwachs ded abzutreibenden Beftanded gezogen werden kann. 
Bei den zu biefem Zwede in Ausführung zu bringenden Galculationen 
wird fi die Mitberücdfichtigung und Inrechnungftellung des an den nach— 
zuziehenden Sungbeftänden erfolgenden Zuwachſes ald unausführbar er- 
weijen. 

Was den vom Berfaffer aufgeftellten II. Fundamentaljag anbelangt, 

21* 


300 Literariſche Berichte. 


fo würde derjelbe dann voll ind Gewicht fallen, wenn die Abhängigkeit 
der Bolumvergrößerung unjerer verjchiedenen Holzarten von dem Vorhanden⸗ 
fein rejp. Fehlen beſtimmter Duantitäten von Mineralbeitandtbheilen im 
Bodenraum ſchärfer nachgemwielen wäre, ald es bis jetzt der Fall il. So 
erzeugt ein trockner, aber mineraliſch reicher, Boden oft geringeren Holz 
wuchs, ald ein mineralijch armer, aber nachhaltig genügend feuchter Boden. 
Zieht man z.B. das Wachsthumsverhalten in Erwägung, welches Buchen 
und Eichen auf dem jchwißenden, aber an Ajchenbeftandtheilen armen, 
Sandboden der Rhein-Mainebene aufweifen, woſelbſt fie bi8 zum höheren 
Lebensalter ein vortreffliche8 Gebeihen und eine den beiten Bonitäten 
gleichlommende Mafjeproduction entfalten, jo kann diejes Verhalten um jo 
mehr auf die reihlih im Boden vorhandene Feudtigfeit zurück— 
geführt werden, als die in Rede ftehenden frohwüchſige Beitände auf 
landwirthſchaftlich benugtem Boden (MWaldfeldbaugelände) ans 
gebaut worden find. Aehnliches Verhalten zeigen die im heifiichen Oden— 
wald auf Buntfandfteinboden jtodende Eichenſchälwaldbeſtände, welche aus» 
weislicdy der Betriebönachweilungen fteigende Erträge an Holz und Rinde 
liefern, obwohl jedesmal nad) ihrem, alle 15 Jahre erfolgenden, Abtrieb 
ein 3 bis 4 jähriger landwirthichaftlicher Zwiſchenbau ftattfindet. Angeſichts 
ſolcher Thatſachen verliert die theoretiſche Unterftellung, daß eine ab» 
nehmende Holzproduction durch ein Manko von Bodennährjalzen bedingt 
werde, an practiicher Bedeutung, womit jedoch der Werth) der Mineral: 
ftoffe für die Ernährung der Holzgemächie nicht in Abrede geftellt wer: 
den joll. 

Fedenfalld muß die Klarftellung diejer für die Holzzudt jo jehr 
wichtigen Fragen ald dringend wünſchenswerth bezeichnet werden, aber dieſe 
höchſt jchwierige und complicirte Aufgabe kann ihre Löſung nicht durch 
Aufftellung von Fundamentalfäßen, jondern nur durch conjequente Aus» 
führung dieöbezüglicher weitgreifender Verjuche finden. 

1.b. Wach sthum der Pflanzen. Des Verfaſſers Darlegung bier: 
über ift folgende. Die Holzbildung (der Trockengewichtszuwachs) am 
einzelftehenden Baum vergrößert ſich bis zur beginnenden Fortpflanzung, 
beim Beftandögliede bis zum Eintreten des Beitandöichluffes, vom 1., 
2., 3. u. ſ. w. Jahre ab zunächſt rapide nad) einer Potenzreihe n°, n!, 
n?,n®...., deren Grundzahl n die Durchſchnittszahl der Knospen am 
einzelnen Triebe ift, weiterhin allmählig langjamer um einzulenfen in 
eine Vergrößerung, die derjenigen des Kronenmantelö bei jährlicher Aus- 
dehnung feines Querjchnittd (2 r) um die doppelte durchichnittliche Trieb⸗ 
länge (1) entipriht. (Um dieje in allen Formen zwijchen Kugelfappe und 
Kegelmantel fid) bewegende Bergröberung des Kronenmanteld zu beziffern, 


Literariſche Berichte. 301 


werden die Formeln für Kugelfappe und Kegelmantel mitgetheilt.) Auch 
beim völlig einzeln ftehenden Stamm finkt mit dem Beginn der Fort» 
pflanzung allmählich die Vergrößerung der Blattoberfläche und jomit auch 
die jährliche Holzfajergewichtderzeugung, weil mehr und mehr und ſchließ— 
lich jelbit die äußerften Spitz- und Wipfelfnospen fi in Blüthetriebe um— 
wandeln und als joldye nur für ſich arbeiten oder gar durdy Samenbildung 
zehren. Im den geſchloſſenen Beftänden erreicht auf gegebener Fläche 
vom Beginn der Reinigung ab die Belaubung ihr Marimum, aljo auch 
die organifche Arbeit und ihr Refultat, der Trockengewichtszuwachs. Bon 
da an bis zum Beginn der Bortpflanzungsthätigfeit muß leßterer ein 
wejentlich gleicher bleiben und ebenfo bei Einhaltung des gleichen Durch— 
forftungsturnus die Menge ded anfallenden Holztrodengewichte., Vom 
Beginn der Fortpflanzungsthätigfeit ab mindert fi aber — da 
Höhewuchs und Kronenverbreiterung ſchließlich minimal — mit der jähr- 
lichen Blattmenge der jährliche Trockengewichtszuwachs in dem fich jelbit über- 
laffenen Beftande, alfo auch die Erträge der gleichartig ausgeführten 
Durchforſtungen. Nach dem Eintritt diejes Zeitpunftes beſitzt der rationelle 
Forftwirth noch ein, aber auh nur ein Mittel, um den Werth» und 
Volumzuwachs wieder zu fteigern. Diejed Mittel befteht in zwedimäßigen, 
möglichit den herrihenden Stämmen zu entnebmenden, nicht über 0,20 
bi8 0,25 des Volbeftandes fich eritredienden und nicht vor Ablauf eines 
Decenniumd zu wiederholenden Auslichtungen, durdy welche Die jeither 
unterdrüdten Stämme ihre Knospen nod) einmal zu Kurztrieben, weiter: 
bin die Kurztriebe zu Langtrieben entwideln und dadurch zur Verdoppe— 
lung ihres bisherigen Volumzuwachsprozentes befähigt werden. Sogar 
Stämme mit ganz einfeitigen, gejhundenen, ſelbſt jchon trodenen 
Wipfeln erholen fi nady vorfichtiger Lichtung, wie denn auch in einzelnen 
eclatanten Fällen Verfünf- bis Berfiebenfachung der früheren Ringbreite — 
alfo auch reichlich ded Zumachöprocentede — beobachtet wurde. Als Ge- 
ſammtergebniß derart audgeführter Auslichtungen erjcheint ein abjoluter 
Volumzuwachs der Fläche, welcher das 14 fache deöjenigen des Vollbeftandes 
erreichen kann. Diejer Effect kann nicht erreicht werden durch Erhaltung 
der bisher ſchon dominirenden Stämme, da diefe ſchon an und für 
fih nach jeder Lichtung zur Geſchlechtsthätigkeit hinmeigen und von 
da an ihre organijche Arbeit hauptjächlich in Frucht und nicht in Holze 
bildung beiteht. 

Soweit der Verfafjer. Seine Auffafjung des Wachsthumsverhaltens 
von einzelftehenden Bäumen und VBollbeftänden thunlichſt treu zu geben, 
war um jo mehr angezeigt, ald in jener die Begründung für die neue 
Durdforftungslehre liegt, mit welcher wir ſpäter und eingehender zu be= 


302 Literarifche Berichte. 


Ichäftigen haben werden. Hier mag die Bemerkung genügen, daß ber 
vorstehenden Darftellung dann die Grundlage entzogen wird, wenn nach— 
gewiejen werden kann, daß die dominirenden Stämme eined Boll- 
beftandes: 

1) in Folge der Fructification nicht die Fähigkeit zur Volumver— 
größerung verlieren, 

2) bei einer $reiftellung ebenjo, wenn nicht noch befjer, zu einer 
Hebung bezw. Vervielfältigung ihre Zumachöprocentes veranlagt 
find, wie die bislang beherrſchten. 

Dieſe Gegenftände follen bei der Beiprehung der vom Verfaſſer auf» 

geftellten neuen Durchforftungslehre nähere Erörterung finden. 

2. Vermehrung und Fortpflanzung der Holzgewächſe. 
Verfaſſer beipricht kurz die Vermehrung durch Wurzelbrut, Wurzelausichlag 
und Stodausichlag, ſowie durch Senfer und Stedlinge und wendet ſich 
dann der Fortpflanzung zu, welche für die Nachzucht von Baumholz die 
Regel bilden ſoll. Hinfichtlic der geichlechtlichen Fortpflanzung der Wald» 
bolzarten werden furz erörtert: Zeit der Blüthe; Zeit der Samenreife; 
Abtrennung und Verbreitung ded Samend; Beginn, Wiederfehr und quan— 
titativer Effect der Samenproduction; fördernde und hindernde Einwir— 
fungen und endlich Bedingungen der Keimung- 

3. Verbreitung der Holzgewädje. Der Berfaffer unterjcheidet: 
natürlich geographiſche, natürlich locale und thatſächliche Berbreitung. 
Für die Holzucht ftellt derjelbe den Grundſatz auf: die nußbarften Holz- 
arten innerhalb des durch eigene Kraft eroberten Verbeitungsbezirks thun- 
lichft zu erhalten und bei dem Holzartenwechjel umfichtig und vorfichtig 
zu verfahren. Durch beigegebene Karten wird der Verbreitungsbezirk der 
wichtigeren Holzarten innerhalb Deutjchlands und die obere Grenze ihres 
Vorkommens in den deutichen Gebirgen veranichaulicht. 

Mit den in diefem Abjchnitt niedergelegten Anfichten kann man ſich 
einverftanden erflären. 

4. Bedeutung der Holzgewächje. Berfafjer leitet die Bedeutung 
unferer deutjchen Waldbäume ab von der Häufigkeit ihres Vorkommens 
und ihrer Nußbarkeit zu den verfchiedenen Verwendungszweden und 
ftellt fie dar als Product dieſer beiden Factoren. Glaffificirt man fie 
maßgeblich diejer Factoren in je 10 Klaffen und theilt 5. B. die Eiche 
nad ihrer Häufigkeit der 2., nach ihrer Nußbarfeit der höchiten, der 
10. Klaffe zu, jo ſpricht fich ihre Bedeutung aus in dem Product 2X10=20. 
Auf demjelben Wege erlangt man eine Bedeutungsziffer für die Fichte: 
40 bi8 50 und für die Kiefer : 100. 

Menn auch in einzelnen Fällen die Seltenheit ded Vorkommens einer 


Literariiche Berichte. 303 


Holzart für ihre Beibehaltung bezw. für ihren Anbau von Wichtigkeit 
jein mag, jo muß doch mohl im Allgemeinen ihre Nutzbarkeit in diefer 
Richtung als ausjchlaggebender Factor angejehen werden. Die Nuhbar- 
feit einer Holzart läßt fih aber nad Anficht des Verfafjerd gar nicht 
fiher für die Zukunft beurtheilen und erhalten wir jomit über die wichtige 
Frage der Anbaumürdigfeit der einzelnen Holzarten feinen Aufichluß 
von ihm. 


B. Die forftlihen Eigenſchaften der widtigften deutichen 
Holzarten. 


Die hierher gehörige Materie wird in diefem Abjchnitt bündig und 
gut behandelt. Für jede wichtigere Holzart wird in Betracht gezogen: 
a) Entwidelung und Wachsſthum; b) Störungen und Widerftandäfraft; 
ce) Bermehrung und Fortpflanzung; d) Verbreitung und Bedeutung. 

Ein jchlimmes Zeugniß wird der Lärche auögeftellt, indem der Ver 
falfer von ihr jagt: „Seit 100 Jahren in Deutichland mehr und mehr, 
meift (micht überall) mit immer fchlechterem Erfolg angebaut“. Diejer 
Ausſpruch ift um jo mehr auffallend und bemerkenswerth, ald andere Forft- 
Ichriftjteller den Anbau der Lärche warm empfehlen, Wagener-Gaftell fie 
jogar am höchſten ftellt. 

DO. Theil. Die deutſche Holzzudt. 

A. Beitandögründung, wobei der Verfaffer unterjcheidet: 1. Natur: 
befamung; 2. Holzjaat; 3. Holzpflanzung und 4. Schlag» 
bolzverjüngung. 

1. Die Naturbefamung. Wie bereitö früher angedeutet, wird die 
Naturbefamung mit bejonderer Vorliebe vom Berfaffer behandelt. Bon 
der Anficht ausgehend, dab die G. L. Hartig’ichen Generalregeln für die 
Naturbefamung noch jet die befte Grundlage für eine didaftiiche Be— 
handlung der natürlichen Beftandöbegründung bilden, glaubt der Berfafjer 
benjelben durd; die von ihm vorgenommenen Aenderungen und Zus 
jäße eine Faſſung gegeben zu haben, in welcher fie fich darftellen als die 
eorrectefte allgemeine Anpaſſung der bezügliden Ergebniſſe 
von Erfahrung und naturwiſſenſchaftlicher Abftraction an die 
Eigenart ded Waldes einerjeitd und die Ziele und Mittel der 
Forſtwirthſchaft amdererjeitd. Zur Begründung ber von ihm ver- 
befierten ©. 2. Hartig’schen Generalregeln wendet fih der Verfaſſer 
zunächit eingehend der Wirkung der Beſchirmung zu, leitet daraus 
die Regeln der Naturbejamung ab und gibt fahließlich eine Kritik 
fonftiger Berjüngungdmethoden. 

Die Wirkungen der Beſchirmung werden erörtert gegenüber: 


304 Literariſche Berichte. 


1. der Sonne; 2. den Niederjchlägen; 3. dem Winde; 4. der Wärme: 
ausftrahlung in den Weltraum; 5. der Wurzelconcurrenz jeitend der Mutter- 
bäume, 6. den Unfräutern; 7. der Thierwelt. 

Auch wenn wir den bier Fundgegebenen Anfichten nicht überall zu— 
ftimmen fönnen, jo möchten wir doch die über die Wirkungen der Bes 
ſchirmung gelieferte Abhandlung als eine verdienftvolle und leſenswerthe 
bezeichnen. Am wenigiten einverftanden ift Referent mit der aufgeftellten 
Behauptung, dab für eine genügend Fräftige Entwidelung aller unferer 
MWaldholzarten in den eriten 5 bis 15 Jahren eine directe Beitrahlung 
durdy die Sonne nicht nöthig fei, daß aber von diefem Lebensalter an für 
alle die möglichft volle Beftrahlung durdy die Sonne immer nöthiger 
werde. Diele Behauptung jucht der Verfaſſer zu begründen, zunächit 
durch die bezüglichen Verſuche im Laboratorium, woſelbſt die herangezo- 
genen Gewächſe ſämmtlich im diffujen Tageslicht gewachſen find, ſodann 
durch das flotte Wachſen und Gedeihen der Pflanzen auf Beftandslöchern, 
auf denen jene ein birecter Sonnenftrahl niemals erreiche, und endlich 
durdy den von Guſtav Heyer im Verſuchsgarten der Akademie Münden 
j. 3. angeftellten Verjuch, bei welchem unter fünftlicy durch Ratten her— 
geftellten verjchiedenen Beichirmungdgraden Lichte und Scattenholzarten 
herangezogen worden feien, um den demonitrativen Nachweis zu liefern, 
daß hierbei die Lichtpflanzen verfümmern, die Schattenpflanzen aber 
fi) wohl befinden müßten. Das directe Gegentheil jei jedoch der Fall 
gemwejen, die jogenannten lichtliebenden (Birke, Lärche, Ahorn, Eiche) ſeien 
freudig zu 2 bis 3 facher Manneöhöhe, die Lattenjchirme zeriprengend, 
emporgewachjen, die fogenannten jchattenliebenden!) Holzarten (Tanne, 
Bude) faum knie⸗ bis bauchhoch inzwilchen geworden. 

Nach Anficht des Referenten bat diejer Verſuch nur den Nachweis 
geliefert, daß eine Lattenbejchirmung, bei welcher überdem directe Sonnen- 
ftrahlen an die darunter befindlichen Pflanzen gelangen und die jchon deß— 
halb mit einem Schirmdad; von Bäumen überhaupt niemals in Vergleich 
geftellt werden kann, die Natur der betreffenden Pflanzen, jomeit ſich die— 
jelbe in ihrem jugendlichen Höhewachsthumverhalten ausſpricht, nicht zu 
ändern vermag. Deßhalb ericheint die vom Verfaſſer daraud gezogene 
Folgerung, daß ſelbſt Lichtholzarten in den erften 5 bis 15 Jahren fich 
ohne directe Beftrahlung durch die Sonne genügend Fräftig entwideln 
fönnten, aljo auch unter einem Schirmdach von Bäumen, nicht zutreffend, 


1) Anmerkung des Referenten: Die Bezeichnung „ſchattenliebende“ Holzart ift als 
eine unzutreffende ſchon jeit längerer Zeit erfaunt und durch „ſchirmbedürftige“ erſetzt 
worden. 


Piterariiche Berichte. 305 


weil eben bei dem fraglichen Verſuch das beichirmende Baumfronendad; 
fehlte und weil gerade das Berhalten von Jungwuchs unter Ober- 
ftand nur, aber audy nur unter Dberftand, beobachtet und feit- 
geftellt werden fann. Auch die Ableitung der gleichen Folgerung aus dem 
Gedeihen der auf Beitandslöchern befindlichen Pflanzen bleibt injofern an— 
fechtbar, ald den darauf ftehenden Gewächſen nicht nur — außer Regen 
und Thau — reflectirte Wärme», fondern auch reflectirte Sonnenftrablen 
zu Gute fommen. 

Wie mannigfah und verwidelt die Collectivmwirfungen der Beſchir— 
mung find, geht redyt deutlich aus den deffallfigen Audeinanderjegungen 
des DVerfafferd hervor. Jede hierbei ausgeſprochene Anjchauung auf ihre 
Stichhaltigfeit zu prüfen, würde zu weit führen. Hier muß die Mit- 
theilung des Schlußreſumé's des Berfafferd bezüglich der Beſchirmungs⸗ 
wirfung genügen, das lautet: 

a) Schon eine ganz geringe, ca. 0,1 bis 0,2 des Bollbeitan- 
des betragende Unterbrehung des Schluſſes genügt, 
um unter dem Schirm haubarer Beftände i. d. R. ſpon— 
tan reichlichen Nachwuchs gleiher Holzart entftehen 
und ſich einige (1 bis 5) Jahre fiher erhalten zu laflen; 

b) die Jungwüchſe aller unjerer wertbvollen Holzarten 
auf allen Standorten ertragen redht gut bis zur Knie- 
höhe die Beijhirmung von reichlich zwei Dritttheilen 
ihres eigenen vollen haubaren Mutterbeitandes, und 
dann bid zur Manneshöhe den von reichlich einem Dritts 
theil desielben, und werden durd eine fo geleitete 
Bejhirmung entweder noch direct begünftigt oder doch 
nur wenig zurüdgehalten; 

c) die etwaigen Nachtheile gegenüber den jehr erheblichen 
und verjchiedenartigen Vortheilen eines ungefähr 
biernadh geführten Hiebes können meiftend kaum in 
Betracht fommen. 

In diefen Säben, auf weldye die jpäter folgenden Regeln der Natur: 
befamung fi gründen, liegt die Gorrectur der von G. 2. Hartig ge- 
gebenen Regeln für die natürliche Beitandöverjüngung, die hinfichtlich des 
Beihirmungdgraded und der Freiftellung des Nachwuchjes nicht jo weit 
gehen, wie die ded Verfaſſers. G. L. Hartig gibt für die Verjüngung 
der Buchenbeftände folgende Regeln (Anmweifung zur Holzzudt für Förfter): 

„Die ftehenbleibenden Saatbäume — wozu man die jchönften und 
wüchſigſten Stämme von mittlerer Stärfe wählen muß — jollen fich bei 
möglichft gleich weiter Entfernung beim Bejamungd- oder Dunfel- 


306 Literariſche Berichte. 


ſchlag mit den äußerſten Aeften berühren. In diefer Stellung muß der 
Schlag jo lange bleiben, bis er fich größtentheild befamt hat und der 
Aufihlag 2 bis 14 Schuh hoch geworden ift. Der nunmehr erfolgende 
Lichtungshieb foll jo geführt werden, „dab alle 15 bis 20 Schritte 
ein Baum jtehen bleibt. In diejer Lichtichlagftellung bleiben die Mutter- 
bäume bis ber Aufichlag 2 bi8 3 und 4 Fuß erreicht hat und werden 
dann weggehauen.” Nah ©. 2. Hartig find fomit die Nachlichtungen 
im Samenſchlag und der Abtrieb der Mutterbäume viel frühzeitiger ge- 
ftattet, ald nad) den Reformvorſchlägen ded Verfaſſers, welche in dem 
Satze gipfeln: „Dem Nachwuchs aller unjerer wertbvollen Holz— 
arten ift i.d. R. auf allen Standorten biö zur Kniehöhe die 
Bejhirmung von reichlich 3 feines eigenen, vollen, haubaren 
Mutterbeftandesd, und dann bis zur Mannshöhe die von reidh- 
lich 4 defjelben zu erhalten.“ 

Wir halten die vom Berfaffer an den G. 2. Hartig’ichen Regeln 
vorgenommene Gorrectur nicht für eine Verbeſſerung derjelben, jondern für 
eine bis zur Unhaltbarkeit getriebene Berjchlechterung. Ganz undurdführ- 
bar erjcheinen fie für die Lichtholzarten und nur anwendbar bei den 
Schattenholzarten auf einzelnen Xocalitäten. Der Berfaffer begeht den 
ſchon jo oft gerügten Fehler des Generalifirens. Iſt es jchon jchwer bezw. 
gar nicht ausführbar für eine einzige Holzart bezüglih ihrer natür- 
lichen Berjüngung allgemein zutreffende Regeln zu geben, jo muß die 
Aufftellung von einer diesbezüglichen, alle unjere werthvollen Holz= 
arten umjpannenden, Generalregel in den Augen aller erfahrenen 
Forftwirthe mehr denn ein fühnes Wagniß und unlösbares Problem er: 
ſcheinen. 

Referent wirthſchaftet ſchon länger als 30 Jahre im Buchenhochwald 
und bat unter ſehr abweichenden Boden- und klimatiſchen Verhältniſſen — 
im höheren Vogelöberg auf Bafalt, am Fuße ded Wogelöberg und im 
Fürftentyum Walde auf Buntjandftein, auf den Thon» und Kiefelichiefer- 
böden des heifiichen Hinterlandes u. |. w. — umfaljende Beltandöver- 
jüngungen in Ausführung gebracht. Seine hierbei gewonnenen Erfahrungen 
gehen dahin, dab es nichts Verfehrtered geben fann, als die Einhaltung 
eineö gleichen oder nur annähernd gleichen Berfahrend bezüglid der Samen» 
ichlagftellung und Nadlichtung in den angegebenen Dertlichfeiten. Auf 
den friichen, fräftigen, zu dem üppigften Unkräuterwuchs neigenden, Bajalt- 
boden des höheren Bogelöberg muß der Samenſchlag viel dunfler geftellt, 
die Nadjlichtungen viel vorfichtiger und allmähliger bewirkt werden, als in 
den auf Buntjandftein, Thon und Kiejelichiefer ftodenden Beftänden, 
namentlidy in joldyen Lagen, in denen Froftichäden und verbämmende Un— 


Literariſche Berichte. 307 


fräuter wenig oder gar nicht zu befürchten find. GSelbitverftändlich wird 
dabei immer ein weſentlicher Unterjchied zwilchen Nord- und Südhängen, 
zwiſchen humusreichen und humusarmen, zwijchen frijchen und trodenen 
Böden u. |. w. zu machen fein. Während auf dem friichen Bafaltboden 
eine zu ftarf und raich betriebene Nadjlichtung dem Aufichlag den Er- 
ftidungstod durch Unfräuter bereitet, geht derjelbe umgefehrt auf mageren, 
vady Süden und Südweſten abdachenden Böden unfehlbar zu Grunde, 
wenn man ihn unter dem Schirmdrud des vollen Dunkelſchlags verfommen 
läßt und nicht durch rajche Nachlichtungen rettet. 

Wo hat man die gegentheiligen Erfahrungen gemacht, wo inöbejon- 
dere die vom Verfaſſer befürmortete, dunfele Schlagftellung mit langjamen, 
ausſetzenden Naclichtungen auf mageren, trodenen Böden, auf Süd- und 
Meftjeiten probat gefunden? 

Die vom Verfaffer nur ganz nebenbei erwähnten Vorbereitungd- 
biebe find unentbehrlich, wenn ohne zuvorige foftipielige Bodenbearbei- 
tungen die abfallenden Edern einen nicht nur zum Keimen, ſondern auch 
zum ficheren und feiten Anmurzeln genügend zubereiteten Boden vorfinden 
jollen. Dagegen collidiren die von ihm empfohlenen, gleihmähkig über 
den ganzen Samenſchlag hindurchzuführenden Nachlichtungen mit dem 
neuerdingd in den Vorderdrund getretenen Prineip: die Buchenver— 
jüngungsichläge vorzugsweiſe zur Anzucht wertbuoller Nutz— 
holzarten zu benußen. Sobald es gilt, eingeiprengte lichtbedürftige 
Nutzholzarten — Eichen, Eichen, Ahorn, Lärchen, Kiefern — froh: und 
vorwüchfig zu erhalten, da find Löcherhiebe unvermeidlich, bei rajchwüchfigen 
Holzarten den Unfräutern gegenüber auch weniger bedenklich. 

Unzweifelhaft ift die Ausnügung des Lichtungszuwachſes am Ober⸗ 
ftand vortheilhaft, aber der Verfaſſer geht hierin zu weit, indem er den 
Oberſtand durchweg zu dunkel und viel zu lang erhalten wiffen will. Sft 
einmal die Berjüngung in Angriff genommen, dann hat während der 
Verjüngungsdauer der Nachwuchs die Hauptrolle zu jpielen und nicht um— 
gefehrt der Oberftand. Nicht ein Fümmerliched, gerade noch zur Forts 
eriltenz genügendes, Gedeihen des Nachwuchſes ift anzuftreben, jondern ein 
thunlichſt frohes, und wenn dieſes durch häufigere, gleich nach erfolgter 
Bejamung zu beginnende und nahezu jährlich zu wiederholende Nachlich— 
tungen erfahrungsmäßig zu erreichen ift, jo verdienen dieſe jedenfalld den 
Vorzug vor den in mehrjährigen Perioden mwiederfehrenden, welche der 
Berfaffer empfiehlt. Für alle diefe Maknahmen find die Beobachtungen 
an Ort und Stelle im Zufammenhang mit den localen Erfahrungen maß— 
gebend und taugt eine, in die Zwangsjade von feiten, mühlam am grünen 
Tiſch ausgebrüteten Regeln, eingejchnürte Schablonenwirthichaft am aller- 


308 Literariſche Berichte. 


wenigften für den Verjüngungsichlag und feine Behandlung. Erforſchung 
der dieöbezüglichen mahgebenden Factoren im gegebenen Wirthichaftsbezirf 
bildet für jeden Wirthſchaftsbeamten die höchſte Aufgabe und kann die 
gewonnene Erkenntniß nur da bethätigt werden, wo freie Beweglichkeit 
geftattet ift. Wie nöthig diefe Beweglichfeit ift, das Abgehen von ftarren 
PVerjüngungdformeln, beweijen die zahlreichen, vielfach fich widerfprechenden 
Borichriften, welche bezüglich der Behandlung und Leitnng der Verjüngungd- 
ſchläge aufgeltellt worden find. Ob die eine oder die andere diejer Vor— 
Ichriften etwas taugt oder falſch ift, darüber läßt fich niemald auf dem 
Papier ein endgültiger Beweis erbringen. Gewiß ift man aber da auf 
dem richtigen Weg, wo man auf Grund der jeweilig eingehaltenen Ber- 
jüngungsmethode nachweisbar während einer langen Reihe von Jahren 
ftete und ſchöne Erfolge erzielt bat. Grfreulicher Weiſe können joldye 
in den verjchiedenften Localitäten nachgewiefen werden und wer ihnen 
näher nachforjcht wird finden, daß fie bei conjequenter Einhaltung ganz 
abweichender Manipulationen erreicht wurden. 

In Berüdfihtigung der großen Anzahl von einwirfenden, in ihrem 
Gejammteffeet jchwer zu beurtheilenden Factoren, haben darum auch die 
Koryphäen unſeres Faces unter ſachgemäßer Trennung der verjchiebenen 
Holzarten für die natürliche Verjüngung etwas dehnjame, den jeweiligen 
Iocalen Verhältniffen anzupafjende, Regeln gegeben und wird gerade hierin 
der erfahrene Forftwirty einen Vorzug berielben erbliden. Kaum einer 
berjelben wird darım auch dem Ausſpruch des Verfaſſers beipflichten, daß 
die, eine Verbeſſerung der von G. 8. Hartig bezüglich der natürlichen 
Berjüngung gegebenen Regeln anftrebenden Lehren von H. Cotta, 
W. Pfeil, E. Hundeshagen, E. Heyer und H. Burckhardt ald durd 
die Wirthichaftsergebnijfe unſeres Jahrhunderts gerichtet zu 
betradhten feien, vielmehr jenen mit aller Entichiedenheit zurüdweifen. 
Im Eingang feiner Holzzucht mahnt uns der DVerfaffer, zu den weilen 
Lehren unſerer Altmeifter zurüczufehren und muthet dann jpäter und zu, 
fie kurzer Hand über Bord zu werfen. Died wird ficher nicht geſchehen 
und am allerwenigften bevor wir willen, ob die Reformvorſchläge des 
Derfafferd fich lediglich auf dem Papier bewegen oder bereits in größerem 
Umfange in Ausführung gefommen find und ſich bewährt haben. Welche 
Nefultate find bislang mit den ſogenannten verbefferten Hartig'ſchen 
Generalregeln erzielt worden und in welchen Wirthichaftsbezirfen? 

Soweit die Beftrebungen des Verfaſſers darauf gerichtet find, der 
natürlichen Verjüngung wieder ein größered Territorium zurüdzuerobern, 
fönnen fie um jo mehr vom Referenten als berechtigt anerfannt werden, 
als er derielben Zendenz buldigt und dieſer in feinem für die Verſamm— 


Literariſche Berichte. 309 


lung deuticher Forftmänner in Frankfurt a. M. erftatteten Correferat Aus— 
drud gegeben hat. Doch hätten in einem Lehrbuch des Waldbaus die 
mehrfachen Nachtheile, welche jener anhaften, nicht mit gänzlichem Still» 
fchweigen übergangen werden bürfen. Auch die Gründe der Gegner ver- 
dienen Beachtung und bemirft ihre Verleugnung, Befangenheit und Ein- 
feitigfeit im Urtheil. 

Goulifjenhiebe und Köcherhiebe im größeren Umfang verwirft der Ver: 
fafjer bedingungslos. Sein abfälliges Urtheil gründet er hauptſächlich auf 
die Miherfolge, die er in dieſer Richtung in den märfifchen und pommer: 
ſchen Kiefernforften bei einer forftlihen Reife im März; 1885 wahr: 
genommen haben will. Dabei jollen alle die Nachtheile vorgefunden wor» 
den fein, die er jchon vorher a priori, ald aus der Sache folgend, ab» 
ftrabirt habe, ohne je zuvor in feinem Leben aud nur einen 
einzigen derartigen Schlag gejehen zu haben. Ginem in der 
Stube gewonnenen Urtheil über mwaldbaulihe Maßnahme wird ſchwerlich 
ein erfahrener Forftwirth irgend weldyen Werih beimefjen. Selbftverftanden 
muß ed den Collegen in den Provinzen Brandenburg und Pommern über- 
lafjen bleiben, die Schilderung des Verfaſſers von den dort vorgefundenen 
verkehrten Wirthichaftdmanipulationen zu rectificiren, falld fie diejelbe nicht 
ald zutreffend anerfennen wollen. 

Was die natürliche Verjüngung der Kiefer anbelangt, jo möge hier 
nicht ungejagt bleiben, dab in der Rhein-Main-Ebene diesbezügliche, in 
großer Anzahl und mit äußerſter Vorficht unter Anwendung verjchiedener 
Beichirmungsgrade und Nachlichtungshiebe auögeführte Verſuche nachhaltig 
jo jchlechte Erfolge geliefert haben, daß man gänzlid von jener zurüd- 
gefommen ift. Solchen Thatfahen muß am Ende doch auch Rechnung 
getragen werden, wie denn auch die vielfachen Miberfolge bei der natür- 
lihen Verjüngung der Fichtenbeftände die Zahl ihrer Anhänger ſtark ver: 
ringert haben. Die Unterftellung, dab die Schuld des Mißrathens ledig: 
lich der bislang eingehaltenen verkehrten Verjüngungsmethode beizumefien 
jei, wird ebenfo entichiedenen wie berechtigten Widerjprudy hervorrufen. 

2. und 3. Holzjaat und Holzpflanzung. 

In den die Holzjaat und die Holzpflanzung behandelnden Abſchnitten 
wird bei aller Kürze das Weſentliche der dieöbezüglichen Materie gebracht 
und gut erörtert. Die landwirtbichaftlihe Benugung des Waldbodens 
verwirft der Berfaffer, weil fie eine Ausraubung der Bodenkraft bewirften 
und die Hingabe der Bodennährftoffe gegen die Rüdgemwähr eined gut 
vorbereiteten Saatplaßes ein jchledyter Tauſch ſei. Dieſe Auffaſſung ftimmt 
nicht mit den thatjächlich beim Waldfeldbau erzielten Erfolgen überein, 
weldye — vom finanzellen Gewinn ganz abgejehen — nicht allein in dem 


310 Literariſche Berichte. 


fiheren Gerathen der Gulturen, jondern au in dem andauernd Fräftigen 
Gedeihen und der hohen Maffeproduction der derart begründeten Beftände 
beitehen. 

Auch die gegen die Nutzung des Graſes zwilchen Holzreihen vom 
Berfaffer ausgefprochenen Bedenken — Entführung ded Bodennährfapitals, 
Austrodnung im Nachſommer — werden von anderen Korftichriftftellern 
(Wagener-Gaftell) nicht getheilt, weldye im Gegentheil von der Grasnutzung 
folgende Vortheile rühmen: 

1. eine die Eulturfoften herabmindernde Einnahme, 

2. Schuß der Holzpflanzen gegen Froftgefahr, 

3. Verminderung der Bodenaustrodnung — eine Grasfläche ver- 
dunftet im Sommer 2 bis 3 mal jo viel Wafler, wie eine gleich 
große Wafjerfläche, 

4. Beförderung ded Cindringend von Regen, Thau in den Boden, 

5. Mehrung ded Kohlenjäuregehaltes im Boden. 

4. Die Schlagholzverjüngung. Der Sclagholzverfüngung — 
Mittel- und Niederwald, Kopfe und SchneidelsHolzzudt, Abſenkung, 
Stedlingd-Eultur — widmet der DVerfafler nur 3 Seiten, womit den im 
Mittel- und Niederwald wirthichaftenden Forftmännern nicht gedient 
fein kann. 

B. Die Beitandspflege. Unter Beichränfung auf die die Werths— 
erzeugung fteigernden Maßregeln beipricht der Verfafjer: 1. die Läuterung, 
2. die Durchforſtung und 3. die Aufaftung. 

1. Zäuterung und Durdforftung. Nach einigen der Beſtands— 
läuterung gewidmeten Worten wendet ſich der Verfafler in größerer Aus- 
führlichkeit der Durchforſtung zu, für die er eine ganz neue Lehre auf- 
ftellt. Das jeither allgemein übliche Durchforftungsverfahren, bei welchem 
die prädominirenden Stangen und Stämme belafjen und die bereitd unter: 
drücten oder mit Unterdrüdung bedrohten weggenommen wurden, erklärt 
der Verfaſſer für ein durchaus unrichtiges, fernerhin nicht mehr aufrecht 
zu erhaltendes und glaubt an die Stelle defjelben die, eine Art Umdrehung 
des jeitherigen Durchforftungsprincips mit ſich bringende, Plänterdurch— 
forftung jeßen zu fönnen, für deren Ausführung er folgende Regeln 
aufitellt: 

Etwa vom 60. Lebensalter ab jollen außer den völlig abgeitorbenen 
und ganz hoffnungslojen Stämmen joldye herausgepläntert werden, die bei 
ungünftigen Stammformen von oben her die Kronen ihrer Nachbarn ein» 
engen oder jeitwärts drüden. Unter Steigerung des üblichen Umtrieb- 
alterd von 100 bis auf 140 bis 160 Jahre (bedingungäweije noch mehr) 
jollen dieje Plänterhiebe in einem ca. 10 jährigen Turnus wiederholt und 


Literariſche Berichte. all 


mit ihnen O,1 bis 0,2 der, in der Zwijchenzeit durch Zuwachs ſich wieder 
ergänzenden, Beſtandsmaſſe hinweggenommen werden. Bon dieien, gerade 
und wejentlib auf vorwadjende die Herrihaft nehmende 
Stämme gerichteten Hieben, ftellt der Berfaffer folgende Vortheile in Ausficht, 

1. nur durch fie bleibe die nöthige Stammzahl zur Wiederkehr ähn— 
licher Hiebe erhalten; 

2. während eine Umlichtung der dominirenden Stämme weſentlich 
auf Steigerung der Fructification, nicht rejp. nur unter: 
geordnet auf die des Zuwachſes einmwirfe, zeigten die biöher 
leicht beherrſchten eine überraichende Zunahme des Holz» 
volumzuwachſſes (Berdoppelung mitunter DVerfünffahung des 
früheren abjoluten Zuwachſes) in Folge der Wegnahme der fie 
gefährdenden Nachbarn; 

3. die dominirenden Stämme bejähen in der Regel weniger günftige 
Stammformen wie die überflügelten; 

4. durch die Fällung der ftärfiten und werthvolliten Stämme erhalte 
man zunädft die werthvollften Stämme und damit audy das 
meilte Geld und durch den an den belaffenen bislang beherrichten 
Stämmen erfolgenden Dualitätd- und Quantitätszuwachs in einem 
oder wenigen Decennien ebenjo oder noch mehr nußbare Stämme. 

Ihr Ende follen die fraglichen Plänterhiebe dann finden, wenn nur 

noch prädominirende rejp. dominirend gewordene Stämme vorhanden find, 
deren Verjüngung damit angezeigt fei, weil alsdann dad Erzeugniß ihrer 
organiichen Arbeit mehr und mehr für die Sructification verwendet werde. 

Bei der Aufitellung der jeitherigen Durchforftungäregeln jei man, 

wie der Verfaſſer annimmt, allgemein, mit Einſchluß unjerer Alt- 
meifter, in dem Hauptirrtyum befangen gemwejen, dab das Zurüdbleiben 
der im Goncurrenzlampf mit ihren Nachbarn überflügelten Bäume auf 
eine jchlechtere Veranlagung der leßteren von Haus aus zurüdzuführen fei 
und dab diefelben nady der Befreiung von ihren Unterdrüdern nicht mehr 
zu einem flotten Wachsthum geeigenichaftet jeien. Um das Abgehen von 
diefem Grundirrthum und das Verſtändniß für die neue Lehre ded Ver— 
fafferd zu erleichtern, wird ein Gleichniß aus der menſchlichen Gejellichaft 
herangezogen und darauf bingewiejen, daß ebenfalld bei den reich geiwor« 
denen „Protzen“ ein zweifellojer Beweis dafür nicht zu erbringen fei, daß 
diejelben unter allen Umftänden mit Bortheil zum Beiten des Ganzen 
zu erhalten oder gar durch actived Vorgehen gegen die Bedrängien noch 
weiter zu jtärfen jeien. 

An beigegebenen Karten wird das Durdforftungsprincip ded Ber: 

fafjerd und die Art feiner Ausführung näher erläutert. 


312 Literariiche Berichte, 


Ehe den ausübenden Forftwirthen empfohlen werden fann von der 
bei den jeitherigen Durchforſtungshieben üblichen Begünftigung der Protzen 
abzugeben und zufünftig einer auf die Hebung der unterdrüdten Proletarier 
gerichteten Durchforftungdmethode ſich zuzumenden, wird ed angezeigt fein, 
die zu Gunften der letzteren angeführten Gründe auf ihre Richtigkeit 
zu prüfen. 

Als Hauptargument tritt und hierbei die Behauptung entgegen, daß 
die dominirenden Stämme eher wie die überflügelten zur $ructifi- 
cation gelangten und deßhalb zu entfernen feien, weil bei dem Eintritt 
diejer mehr Fruchterzeugung ald Holzfajerbildung ftattfinde. 

Sind vom Berfafjer diesbezügliche Veriuche angeftellt worden oder 
beruht die fraglihe Behauptung auf Abftraction? 

Auf Anregung des Referenten find in den Buchenbeftänden des 
Büdinger Forftes vom Großh. Heſſiſchen Forftaffeffor Spengler vielfältige 
Verſuche in diefer Richtung angeftellt worden und haben dad Ergebniß 
geliefert, daß jelbit in Vollmaftjahren weder eine Abnahme der Holzring- 
dide noch ein Zurücdbleiben in den Längätrieben bemerkbar war. Ein 
weiterer allgemeiner Gegenbeweis gegen die Richtigkeit der vom Berfaffer 
gemachten Unteritellung muß ferner in der enormen Zuwachsmehrung der 
im Lichtftande befindlichen Oberftänder in Samenfdylägen gefunden werden, 
die dieje Zuwachsmehrung trotz der häufig, theilmeije alljährlich, ſtatt— 
findenden Fructification aufweilen. 

Die weitere Behauptung des Berfafferd, daß die jeither dominirend 
gewejenen Stämme bei einer Umlichtung eine geringere Holzmafje pros 
ducirten, als die bislang unterdrüdten nady vollzogener Freiftellung, erſcheint 
an und für fi) unwahrſcheinlich und bedarf um jo mehr der zweifellojen 
Richtigftellung durch zahlreiche comparative Verſuche unter Heranziehung 
der verfchiedenen Holzarten, als fie nicht mit den jeither ermittelten Holz— 
zumachögejegen in Ginflang zu bringen iſt. Die in Rede ftehende Be— 
hauptung fteht zunächſt im vollften Widerfpruch zu den Refultaten, welche 
bei den mehr und weniger ftarf eingelegten, dvurhweg das unterdrüdte 
Holz hinwegnehmenden, Durdforftungshieben erlangt wurden und die 
zu Gunften der ftärfer ausgeführten ausfielen (Kunze, v. Baur). Noch 
mehr ſprechen gegen jene Annahme die enormen Zumwachsleiftungen der 
60 bis 80 jährigen Beftände, in welche entweder nad) Maßgabe des modi- 
ficirten Seebach' ſchen Hodywaldbetrieb8 oder zum Zwed des Homburg’: 
ichen Weberhaltbetriebs ftarfe, vorweg die ſchwachen Stämme be- 
jeitigende, Lichtungshiebe eingelegt wurden. Auch der in unterbauten 
Beftänden ftattfindende beträchtliche Lichtungszuwachs ſpricht dagegen 
(Schott von Schhottenftein, Wimmenauer, Rei); nit minder 


Literarische Berichte. 313 


ſprechen dagegen: die größeren Holzmaffeergebniffe der im räumlichen 
Stande erwachſenen Beitände im Gegenſatz zu dichter ftehenden (v. Baur, 
v. Fiſchbach, Wagener-Caſtell, Kraft, R. Hartig). 

Solange aljo der Berfaffer nicht durdy umfangreiche, auf Beltände 
und nicht einzelne Bäume ſich erftredende, Ertragsreſultate die Richtigkeit 
jeiner und die Unrichtigfeit aller jeither publicirten Ertragsunterſuchungen 
nachzuweiſen vermag, werden feine debfallfigen Reformvorichläge ſchwerlich 
Beachtung finden. 

Daß die prädominirenden Stämme durdyweg ungünftigere Stamm: 
formen (geringere Nugholzqualität) befigen jollen ald die unterdrüdten, 
fann nicht zugeftanden, die Unrichtigkeit diefer Annahme übrigens nur auf 
dem Local nachgewieſen werden. 

Unverftändlich bleibt die Vorſchrift, dab die Plänterdurdforftungshiebe 
erft vom 60 jährigen Beltandedalter an eingelegt werden jollen. Sollen 
etwa bid zu diefem Alter die Stangenörter ganz intact bleiben oder in 
jeitheriger Weile durchforftet werden? Beim Hinausjchieben der Durch— 
forftungen bis zum 60 jährigen Beftandöalter würde eine Menge von Holz 
im Walde verfaulen, namentlid) bei den frühzeitig und raſch fich aus— 
lihtenden Holzarten. Audy eine Wiederholung der Durchforſtungen in 
einem 10 jährigen Turnus läßt fih in Kiefern-, Lärchen- ıc. Beftänden 
nicht einhalten, weil in dieſen alljährlidy Holz abitirbt. Ebenjowenig wird 
man fich für die Idee erwärmen fönnen, reine vorweg Brennholz liefernde 
Buchenbeftände 140 bis 160 Jahre alt werden zu lafjen. Bei diefen find 
ftarfe auf eine baldige Eritarfung der Stämme abzielende und eine frühere 
Beitandöverjüngung ermöglichende Durchforſtungshiebe jedenfalld mehr 
angezeigt ald das Gegentheil und ein fünftliched Hinausſchieben der Ver: 
jüngungszeit bemirfende Plänterhiebe. 

Ueberhaupt fcheint der Proßen- und nicht der Proletarierwirthichaft 
die Zufunft im Walde zu gehören. Referent macht wenigitens fein Hehl 
daraus, daß er ein entjchiedener Anhänger der eriteren ift und darin jo 
weit gebt, daß er den eingebrachten werthvolliten Holzarten, ald den be- 
rechtigten Protzen ded Waldes, von Kindesbeinen an eine bevorzugte 
Stellung angewieſen und zum Zwed ihreö flotteren Wachſens und ihrer 
jchöneren Ausformung den ihnen beigejellten Holzarten foftenloje Sclaven- 
dienfte zugetheilt wiſſen will. Nur auf diefem Wege kann in fürzefter 
Zeit mit den geringiten Koften das werthvollſte Holz gezüchtet werden und 
find ſchon feit Decennien alle waldbauliche Manipulationen ded Referenten 
auf die Erreichung dieſes Wirthichaftzieled gerichtet. 

3. Die Aufaftung. Kurze Ausführungen über die Aufaftung und 
die mit ihr zu erreihenden Zwede und Erfolge bilden den Schluß des 

Sorftiwifjenijhaftliched Gentralblatt. 1686. 99 


314 Literariſche Berichte. 


Merfed. Verfaſſer befürwortet nur die Trodenaftung und die im Schwarz» 
wald übliche Aufaftung der nahmachjenden Oberftänder in den Verjüngungs— 
ſchlägen und warnt im Uebrigen vor den ebenjo Eoftipieligen ald geringen 
Nutzen bringenden Grünäftungen. 

Am Schluß des Referated angelagt, dürfte hoffentlich in dem Hinweis 
auf die Wichtigkeit der darin befprochenen Gegenftände eine Entjchuldigung 
für die Ausführlichfeit defjelben gefunden werden. Sind es ja dody die 
waldbaulichen Themata, welde für die ausübenden Forftwirthe in erfter 
Linie von Intereffe und wegen ihrer eventuellen jofortigen Verwerthbarkeit 
in der Wirthichaft von nmaheliegender Bedeutung find. 

Die im Eingang ded Werfed audgejprochene Erwartung ded Verfaffers, 
mit feiner Holzzucht den Forjtwirthen einen ficheren Leitfaden durch das 
Chaos der fid) widerjprechenden Meinungen zu bieten, vermögen wir nicht 
als erfüllt zu betrachten. Zu den vielen in unjerem Fache noch auszugleichen« 
den Streitfragen, bat der Verfafjer neue, ganz unerwartete und ftarfen 
Widerſpruch herausfordernde hinzugefügt, zu deren überzeugendem Abſchluß 
das erforderliche Beweismaterial von ihm nicht erbracht worden ift. Ver— 
gleicht man die ebenfalld in 1885 producirten waldbaulichen Reform-Bor« 
ichläge von Wagener-Gaftell mit denen des Verfaſſers, jo ergibt fi, 
dab die denkbar jchroffiten Anfichten fich dermalen noch auf dem Gebiete 
des Waldbaus einander gegenüberitehen. Ohne Zweifel bedarf es noch 
der rüſtigen Arbeit Vieler, wenn in abſehbarer Zeit für die Waldbaulehre 
eine ſichere und beweiskräftige Unterlage beſchafft werden ſoll. Urich. 


Nr. 19. 

Entſcheidungen deutſcher Civil- und Strafgerichte in 
Fiſcherei-Sachen. Herausgegeben von Amtmann A. Wick in Ulm. 
Ulm 1885. Druck und Verlag der J. Ebner'ſchen Buchhandlung. 
Preis 1 M. 

Das vorliegende Schhriftchen enthält 25 Entjcheidungen über die wich— 
tigften Rechtsfälle in BilchereisAngelegenheiten, welche für Fiſchwaſſer— 
beſitzer, Pächter, Gutöbefiger, Juriften und Forftwirthe von großer Bes 
deutung fein fünnen. — Das Kol. Württembergiihe Juftizminifterium 
ftellte dem Berfaffer die einjchlägigen Alten zur Verfügung, woraus auf 
eine entiprechende Bearbeitung des Gegenftandes geſchloſſen werben darf. 


Notizen. 315 


IV. Notizen. 


Die größten Jagdgebiete Oberöfterreichs. !) 


Diefelben find, ſoweit fie ſich durdy einen fireng waidmänniſchen Betrieb der hoben 
und niederen Jagd audzeichnen, folgende: 
1. Leibgehege Sr. Majeftät des Kaijers, im oberöfterreihtihen Salz: 
fammergut jammt den angepachteten Semeindejagden, mit Einfluß 


von ca. 26000 ha ertragdunfähigen Landed . . . 96 000 ha 
2. Gräflih Rambergiihe Herrihaft Steyr ſammt anderem jagdlichen 

Zubehör. . . 52000 „ 
3. Fürftlich Starhembergifär Beitemmißieft Tamm angepateen 

Gemeindejagden . . -» 47000 „ 
4. Alpine Montangefelligaft er re ai are et SR 
5. Werndliihe Padhtjagden bei Eteyr . . . 20000 „ 
6. Dperöfterreihiicher Religiondfond (darunter die Pacıtreviere Er. tgl. 


Hoheit des Herzogs von Württemberg, Sr. Durchl. des regierenden 
Fürften Schaumburg-Lippe und der Gebrüder Freiherrn von ea 


zufammen ohne Semeindejagden . . . . 15,700 „ 
7. Pachtjagden Sr. fgl. Hoheit des Herzogs von Gumberland . 135000, 
8. Familienfondsgut Mattighofen im Innviertel ohne Gemeindejagden 10000, 
9. Linzer Domtapitel ſammt Pachtjagden . . 9200 „ 
10. Graf Rudolf Kinsky'ſche Herrjchaften im wimiolene oe | An- 

padtungen . . .» — 5400 „ 
11. Prämonftratenier Stift Elägt ohne Anpatungen — ur 5200 „ 
12. Weilbartforft ded Grafen Rudolf Hoyos ohne Anpachtungen . F 4900, 
13. Forſte Sr. Hoheit des Herzogs Ernſt von BOSSE zu 

(Sreinburg ohne Anpadhtungen . . - A 4440 „ 


14. Benediftinerftiit Kremsmünſter ohne Anpaditungen Er Se Er ae 4480 „ 


Jagden bei München im Jahre 1885. 


Im abgelaufenen Jahre 1885 wurden im der Umgebung von Münden 37 könig— 
lihe Hof, Faſanen- und Intendanz-Jagden abgehalten mit folgendem Abſchußreſultate 
(die Zahlen in Parentheſe ergeben das vorjährige Reiultat): 7 (4) Stück Edelmild, 
38 (49) St. Dammild, 288 (396) St. Rehböde und Rebe, 5107 (6566) Stüd Hajen, 
419 (690) St. Lapin, 1185 (1516) St. Faſanen, 5895 (8541) St. Feldhühner, 129 
(91) St. Wachteln, 25 (28) St. ES pielgeflügel, 477 (651) St. Enten, 20 (7) Walb- 
Ihnepfen, 127 (255) St. Moosjdinepfen, 5 (2) St. Wildtauben. Im Ganzen alfo 
13,722 (bezw. 18,791) St. Haar: und Federwild. Das Rejultat pro 1885 bleibt aber 
auch nod hinter dem des Jahres 1883 zurüd, wo 15,280 derartige Stüde erlegt 
wurden. An Raubzeug wurden erlegt und gefangen 2508 (2879) Stüd. Im Jahre 
1883 nur 1844 Stüd. 





1) Bergleihe %. Dimig: Die Jagd in Defterreih. Leipzig 1886. 


316 Notizen. 


Perfonal:Deränderungen in Baden 
in den Jahren 1884 und 1885, 


Sn den Ruheftand verjeßt 1884: Die Oberförfter Karl Seybel in Ichenheim, 
Joſef Schwab in Radolfzell; 1885: Auguft von Berg in Mannheim, Wil: 
beim Mathes in Sinsheim, Franz Fürſtenwerth in Gerladäheim. 

Geftorben 1884: Die Oberförfter Julius Dfiner in Tauberbiihoföheim, Georg 
Rautemann in Nedargemünd, Hubert Ganter in Bonndorf, Friedrid Gaum 
in Graben; 1885: Otto Schuler in Ottenhöfen. 

Berjegt 1884: Die Oberförfter Karl Maler in Kenzingen nad Offenburg, Karl 
Steiglehner in Rheinbiihofsheim nady Schenheim, Wilhelm Kopp in Forbach 
nad Tauberbiſchofsheim, Erwin Hof in Buchen nah Emmenlingen, Ludwig 
Stürmer in Langenfteinbah nad Forbach, Auton Klehe in Stodab nad) Bomn- 
dorf; 1885: Wilhelm Seidel in Schopfheim nah Rheinbiſchofsheim, Karl 
Kalame in Walldürn nad; Nedargemünd, Guftan Keller in Meßkirch nad 
Dttenböfen, Adolf Nüßle in Durmersheim (Wohnſitz Karlsruhe) nah Mannheim, 
Aibreht von Göler in Eberbah nad Durmersheim (Wohnfiß Karläruhe), Emil 
von Stetten in Schönau i. W. nad Eberbadh, Auguft Menger in Stein nad 
Sinsheim, Karl Kißling in Donauefchingen nad) Graben (Wohnſitz Bruchſal) 
Rihard von Wänker in Oberweiler nad Donaueſchingen. 

Zu DOberförftern ernannt 1884: Die Forftpraftifanten Guſtav Keller nad 
Meßkirch, Hermann Lauterwald nad Langenſteinbach, Friedrich Mangler 
nah Buchen; 1885: Karl Roth nah Schopfheim, Anſelm Gutmann nad 
Stodadh, Eduard Weidenbah nach Radolizel, Julius Fiſcher nah Meßkirch, 
Karl Hafner nad Stein, Ludwig Fecht nah Oberweiler, Adolf Dieplin 
nah Schönau i. W., Ernft Greiner nah Gerlachsheim, Wilhelm Könige 
nad; Walldürn. 

Befördert 1884: Der Oberförfter Eduard Mayerhöffer in Offenburg zum Forit: 
rathe bei der Domänen-Direktion; 1885: Forſtrath Gonftantin Föhliſch bei der 
Domänen:Direktion aum Oberforftrathe, 

Dekorirt: Mit dem Ritterkreuz I. Klafie des Ordens vom Zähringer Löwen 1884: 
Korftratd Karl Ziegler bei ver Domänen:Direftion; die Oberförfter Wilhelm 
Matbes in Sinsheim, Gonftantin Schmitt in Karlörube, Karl Maler in 
Offenburg; 1885: Zorftratb Eduard Mayerhöffer bei ber Domänen-Direftion; 
die Oberförfter Karl Mezel in Lörrab, Adolf Schridel in Ettlingen, Ludwig 
Schabinger in Durlad. 


I. Original - Artikel. 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Maldungen. 
Bom k. b. Forſtrath Gigglberger zu Neumarkt i. d. Oberpfalz. 


Sch unternehme ed, im Nachfolgenden ohne alle Nebenabficht, eine 
gejchichtliche Abhandlung zur — vor mehr ald 50 Jahren — brennend 
gewordenen Frage der Kultur und Verbeſſerung der Kiefernfrüppel-Wal- 
dungen zu liefern, weil ich glaube, dab die auf die Löſung derjelben ver: 
wendeten Bemühungen und Geldmittel beträchtlich genug find, um fie 
hervorzuheben, und weil bei der großen Verbreitung ſolcher Beftände in 
den Kreijen Oberpfalz, Oberfranken und Mittelfranken diefe Sache ſowohl 
in nationalökonomiſcher, wie forftwirthicdhaftlicher Hinſicht allgemein viel 
Interefje bietet. Insbeſondere dürfte fie bei der dermaligen jüngeren 
Generation der Forftwirthe um jo mehr Theilnahme finden, ald ich darauf 
eingehen werde, in welchen verjchiedenen Richtungen vielfache Verſuche 
bereits angejtellt, und wie alle erdenklichen Wege bereitö eingejchlagen 
worden find, welche zum Ziele führen jollten, während deſſenohngeachtet 
das Aufſuchen von Mitteln zur erfolgreichen Aufforftung der abgetriebenen, 
beziehungsweife abgeräumten Schlagflähen in Kiefernfrüppel-Waldungen 
und zur Erhöhung der Produktionskraft des mageren Waldbodend nod) 
keineswegs allerwärtd zum Abjchluffe gelangt zu jein jcheint. 

Wichtig genug jcheint mir diefe Sache auch deihalb, weil fie einer- 
jeitö einen Einblid gewährt in die damaligen nody mehr auf Erfahrungen 
geftüßten Anfichten der großen Mehrzahl unjerer, meift dahingejchiedenen 
Fachgenoſſen hinfichtli der von ihnen ftandhaft vertretenen Nothmendig- 
feit der Streufchonung, namentli auf jolhem Waldboden, deſſen Pro- 
duftiondfraft bereits fichtbar herabgefommen ift und weil durdy den in» 
zwilchen erfolgten Fortichritt der Wilfenjchaft der Beweis ihrer Richtigkeit 
erbracht wurde). 





1) j. Ebermapyer, Die Waldftreufrage. 
Gorktwifjenichaftlihes Gentralblatt. 1886. 95 


318 Gigglberger: 


Ich beabfichtige aber auch nachzuweiſen, dat die der Kultur und 
Berbefferung der fraglichen Krüppel - Waldungen bisher freiwillig und 
officiel gemwidmeten materiellen und geiltigen Kräfte vorerft noch ald 
erfolglod erachtet werden müffen, und daß die endliche Köfung des Problems, 
wie zum Theil ſchon damals anerkannt wurde, mit feinen anderen Mitteln 
wird erreicht werden fünnen, als die find, welche die Natur jelbit darbietet. 

Ich habe ja jelbft — wie ic; geeigneten Orts audeinanderjeßen werde — 
einen großen Antheil an der Lölung der aufgemworfenen Zeitfrage und an 
der Prüfung der aufgeitellten, theoretiſchen Vorſchläge in meiner früheren 
Eigenſchaft als Revierverwalter genommen, jo daß ich glaube, geftüßt auf 
meine langjährigen Beobachtungen und Erfahrungen, an die Abfaffung der 
gegenwärtigen Abhandlung, zu welcher idy mir das Material größtentheild 
längft gejammelt habe, nun gehen zu dürfen. 


I. 


Die Urjachen der Verfrüppelung der Kiefer namentlich im Kreije der 
Oberpfalz find befanntlich mehrfache. Doch nimmt den eriten Rang un— 
ftreitig diejenige der Bodenerjchöpfung durch Streunußung ein, zu welcher 
auch die der Vermagerung durdy lange Blosftellung ded Bodend nad) dem 
Abtriebe zu zählen ift. Sie ift entichieden die am meiften verbreitete, 
aber auch am jchweriten zu bejeitigende und ich gehe deßhalb über die 
anderen, nämlich die der früheren Vorwuchswirthſchaft, des zu langen 
Belaffend ded Nachwuchſes unter dem Drude in Folge verjpäteter Nach: 
biebe und Belaffung zu vieler Ueberhälter, ſowie die der Verfumpfung, 
fie nur ftreifend, hinweg. 

Der Berbefferung der Krüppelbeitände und der Art und Weiſe der 
Miederaufforftung der abgetriebenen Schlagflädhen wurde bei der großen 
Ausdehnung derſelben nicht nur in der Oberpfalz, fondern, wie gejagt, 
namentlich audy in den Kreiſen Dberfranfen und Mittelfranfen mit Recht 
eine große Wichtigkeit beigelegt, welche vor ohngefähr 50 Jahren zur 
Tagesfrage geworden ift. Es find zahlreiche und verjchievene Vorſchläge 
von berufenen Männern erfolgt, welche zum Theil nicht nur viel Aufjehen 
gemacht, jondern auch lebhafte Erörterungen und jehr auseinandergehende 
Anfichten — ja ſelbſt Verwidelungen, namentlih in Fachkreiſen bis zu 
den höchſten Schichten hinauf — hervorgerufen haben. 

Den größten Antheil an dem von Bielen erhofften Gelingen der 
Erfindung eined erfolgreichen Aufforftungsverfahrene nahm unftreitig der 
vormalige Kreiöforftinipeftor v. Greyerz zu Bayreuth. Bon ihm erfchien 
in der Forft- und JagdeZeitung v. 3. 1831 ©. 153 und 161 ein Aufſatz 
über die Berbefjerung der Kiefernfrüppelbeftände, der allenthalben großes 


Ueber Aufforitung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 319 


Auffehen, aber auch Erregung und Polemik bei den Fachgenoſſen hervor» 
rief. Ich widme deßhalb den Fdeen des auf diefe Weije berühmt gewordenen 
Mannes, welcher zweifellos von den beiten Abfichten bejeelt war, jedoch 
in den größten Irrthum gerieth, eine nähere Auseinanderjegung. 

Die Vorſchläge, welche er zur Kultur und Verbefferung der Stiefern- 
früppelbeftände machte, (Sorft und Jagd-Zeitung v. 3. 1833, No. 146), 
waren in der Hauptſache nachitehende: 

1. Beleitigung des der Kiefer nachtheiligen Schattens, weldyer von 
dem zu langen Stehenlafjen der Samenbäume oder von dem an die Ver— 
jüngung grenzenden haubaren Schadhten herrührt und jenen Vorwuchs 
erzeugt, welcher in der allzujpäten Freiſtellung fich nicht mehr heben kann 
und daher in feiner Verbuttung bis zur Haubarfeit fortgejchleppt wird. 

2. Hebung des Nadytheild allzudichten Schluffes in der Jugend und 
in Mittelhölgern, der bei feiner Holzart, wie bei der Kiefer jo entfräftend 
wirft und nächſt obigem die hauptlächlichite Beranlaffung zu Krüppel« 
beftänden iſt. 

3. Hebung oder Verminderung des jchädlichen Einfluffed des domini- 
renden Sandbodend, deſſen Fähigfeit zur Unterftüßung der Begetation 
duch den Umſtand vermindert wird, dab er von der Sonne getroffen und 
mit vielen Wurzeln durchzogen die durchſeihende Feuchtigkeit nicht halten, 
daher die junge Pflanze mit der zarten Wurzel nicht eindringen kann, 
zudem die Beichaffenbeit der Krone der Kiefer durchaus nicht geeignet ift, 
dem Boden den nöthigen Schatten zu geben, wie dies bei Fichte und 
Tanne der Fall ift. 

4. Hebung der auffallenden Nachtheile des Wachsſthums, wenn die 
obere Bededung ded Bodend der Keimung des Samend und der Ent: 
widelung des Pflänzchend in der erften Jugendzeit höchſt ungünſtig ift. 
Hierzu wird nicht nur der Weberzug der Heide, der Heidelbeere, des 
Mooſes u. dergl. gerechnet, jondern vor Allem jene Dede verfohlter Damm- 
erde, jogenannte Heideerde, welche fi) aud den Blättern der Heide und 
Beerfräuter, jomie aus dem Abfalle der Nadeln bildet. 

5. Entfernung des Nachtheild mangelnden Kulturmwechjeld, welcher 
doch bei der Landwirthſchaft eine jo große Rolle jpielt, beim Waldboden 
aber feine Berüdfichtigung findet. 

Um die erwähnten Nachtheile zu bejeitigen, jchlug er unter Umgang: 
nahme von einer Grörterung ad Ziffer 1, weil nämlidy feine dunfeln 
Bejamungshiebe mehr geführt werden durften, Folgendes vor: 

ad 3. 2. Anwendung von Pflanzungen im gehörigen Abftand 
(1,17—1,46 m); Aushauen der natürliben Didungen auf eben diejen 
Abitand; frühes Durchforſten, ſchon bei 20— 25 jährigem Alter. 

23* 


320 Gigglberger: 


ad 3. 3. und 4. Auflockerung des Bodens 

a) durch gründliche Ausrottung aller Wurzeln, nicht nur des Gtod- 
holzes, jondern allen Wurzelgeflechts, welches die Heide und Beer- 
fräuter verurjachen; 

b) durdy Verbindung des Felbbaued mit dem Waldbau, indem man 
in fulturbedürftigen Gegenden ſolche Pläte den Armen zur 
vorübergehenden landwirthichaftlichen Benutzung überläßt; 

ec) durdy tiefed Umgraben und Aufwerfen von Beeten, wo jolde 
Kulturen nicht zureichen. 

ad 3.5. Anbau zunädft der Fichte, welche durch ihren mwohlthätigen 

Schatten und befondere Eigenjchaften die atmoſphäriſche Feuchtigkeit länger 
aufzuhalten geeignet ift, um den SKieferwaldungen einen höheren Ertrag 
abzugewinnen. 

Er beabficdhtigte 

a) durch tiefgründige Aufloderung des Bodens eine Fräftigere Be— 
wurzelung der jungen Pflanzen zu gewinnen, ald die Krüppel- 
beftände zeigen, 

b) durch räumige Stellung der Pflanzen unter fi) im Gegenſatze 
ded engen Schlufjes das Fräftige Wachsthum zu unterftügen und 

ce) durch Wechjel und Zulammenftellung bomogener Holzarten einen 
neuen Reiz für die Wachsthums-Verhältniſſe herbeizuführen. 

Hinfichtlich der Aufforftung abgeräumter Krüppelbeftände wurden noch 

weitere Borjchläge zu Verſuchen gemacht und zwar 

a) Verbrennen ded Bodenüberzuged; 

b) Saaten in fleine Löcher, mit Anwendung der Hade oder des 
Pflanzenbohrerd hergerichtet, und Einfüllung guter Erde in die 
Saatlöcher; 

c) Anbau der Bejenpfrieme ald Redyftreufurrogat; 

d) Benutzung des Torfes zur Verbeſſerung der Kulturflächen; 

e) ftreifenmweile muldenförmige Bodenbearbeitung. 

Außerdem wurden auch von anderen Seiten vorgeichlagen: 

f) Vorherige Anſaat von Grasarten, welche den Boden binden; 

g) Pflanzungen oder Anfaaten auf der Schattenjeite der Stöde; 

h) Ueberdeden der Saaten mit Reifig; 

i) Ausrupfen oder Abmähen der Heide: und Beerfträucher im Juli 
oder Auguft in den Beftänden der beiden jüngften Alteröflafjen 
und Berwendung bed Abraumed zur Bebedung und Bebüngung 
des Bodens; 

k) Beimiſchung der Birke. 

Der weittragendfte jeiner Gedanken war unftreitig der, welcher auf 


Ueber Aufforftung in Kieferntrüppel-Waldungen. 321 


die Einführung des Kulturwechſels im Walde gerichtet wurde, weil er, 
wie die Berhandlungen der Berfammlung ſüddeutſcher Forftwirthe im 
Fahre 1853 zu Nürnberg ergeben haben, bald viele Anhänger erhielt und 
daraufhin großartige Fichtenfulturen, jogar auf den magerften Quarzſand— 
böden zur Ausführung gelangten. 

Er wurde hauptiädhli auf de Candolles Anfichten — befanntlidh 
Botaniker zu Genf — über den Kulturwechſel beim Pflanzenbau geſtützt, 
nad; welchen durch mehrjährigen Anbau der einen Pflanzenart dem Boden 
die für diefelbe nothwendigen Nährbeftandtheile entzogen, hingegen andere 
abgelagert werden und daher andere Pflanzenarten an deren Stelle gebradht 
werden müfjen, weldye die zu ihrem Aufbau nothwendigen Bedingungen in 
den von den Wurzeln der einen ausgeſchiedenen und im Boden aufge 
Ipeicherten Pflanzenjäften finden würden. Daraus ſchloß er, dab an Stelle 
der fünmerlichen Kiefernbeftodung in den Krüppelbeftänden andere Holz. 
arten — von weldyen insbeſondere der Fichte die ausgedehntefte Verwen— 
dung zu Theil wurde — ja fogar verjchiedene Laubhölzer in den von den 
Kiefernwurzeln langjährig audgeichiedenen Stoffen im Boden die Bedingun- 
gen ihred Gedeihend finden würden. 

de Sandolles Anfichten, auf vielfache Unterſuchungen geftüßt, wurden 
aud von dem Naturforſcher Macair beftätigt und laffen fidy in Folgenden 
zujammenfaffen: 

1. dab die von den Pflangenwurzeln audgejchiedenen Stoffe je nady den 
verjchiedenen Pflanzenfamilien chemiſch und phyſiſch jehr verjchieden, die 
einen jcharf, die anderen hart, wieder andere ſüß und gummiartig find; 

2. daß diejelben anderen Gewächſen, welche in dem Boden wachſen, 
der dieje Stoffe enthält, jchädlicy werden, dagegen andere, wenn dieſe 
Stoffe nit im Boden enthalten find, das Wachsthum anderer Pflanzen 
fördern Fönnen. 

Soldye Ausiheidung wurde ald darauf beruhend erflärt, daß alle 
Pflanzen, indem fie alles Auflösliche, was an ihre Wurzeln fommt, auf: 
jaugen, nothwendig auch Theile aufnehmen, welche nidyt zur Nahrung 
dienen fönnen, daher die Wurzeln gewiffer Gewächſe Stoffe ausjchwigen, 
welche der Vegetation der einen Pflanze nadhtheilig, während foldye 
Secretionen dem Wachsthum der anderen förderlich jeien!). 

v. Greyerz war fo feit überzeugt von der Richtigkeit und erfolg- 
reichen Anwendbarkeit diejer Anfichten auf den Wald, jowie von dem end— 
lien Siege jeiner hierauf beruhenden Theorie, dab er nichtadhtend auf 
die von verfchiedenen Seiten erfolgten Angriffe und den unvermeidlichen 


1) Allgemeine Forft- und Jagd-Zeitung v. 3. 18535 No. 6 und 7. 


322 Gigglberger: 


Konflift mit der oberften Leitung, wo ſich damals der jpätere Minifterial- 
rath Albert v. Schulze als Oberinipeftor befand, und bei welcher glüd- 
licher Weiſe andere und richtige Anfichten herrichten, Folgendes jchrieb: 

„Wenn ed anmaßend von meiner Seite jcheinen jollte, hier mit An— 
ſichten auftreten zu wollen, welche von den bisher befolgten abweichen, 
jo möge nicht vergeflen werden, daß oft von Hunderten Einem gegeben 
fein fann, den rechten Weg zum Ziele zu zeigen!)." 

Ich führe dieje ausgedrüdte Ueberzeugung wörtlich deßhalb an, um 
zu zeigen, wie ficher er fich den kühnſten Zukunftsplänen bingegeben hat 
und wie leicht Wifjenjchaftlichfeit ohne praftiiche Begründung auf Ab» 
wege führt. 

Gewiß jehr merfwürdig, ja ftaunenerregend war jein jpäter allerdings 
etwas modiftcirted Gutachten über Verbefjerung der SKrüppelbeftände be— 
jonderd deßhalb, weil er bezweifelte, dab das übermäßige Streuredyen es 
fei, welches dem Boden allen Humus entzieht, und ob dieſer Humus zur 
Förderung der Fruchtbarkeit jo unentbehrlich jei und dagegen die Weber: 
zeugung ausſprach, daß die Beraubung des Nadelabfalled feineswegd das 
Haupthinderniß einer befjeren Holzproduftion jei, mithin die alleinige 
Schonung nit dazu führen werde, den Boden zu verbefjern und die 
Produktion zu erhöhen. 

In der Forſt- und Jagd-Zeitung v. I. 1839 No. 58 berichtete er 
noch immer von den beiten Hoffnungen belebt, in jo interefjanter Weile 
über die erreichten Erfolge der angeftellten Kulturverjuhe in fterilem 
Sandboden, dab ich das Bemerkenswertheſte feiner dort niedergelegten 
Anfichten wörtlich deßhalb anführe, weil er — wie er von Anderen jagte — 
aus feinem gewohnten Ideenfreile keineswegs hinauszutreten vermochte, 
obwohl er bereitd zugeben mußte, daß ältere Fichtenpflanzungen 
angeblih in Folge ftattgehabten Froſtes im Jahre 1836/37 
ihre frijhe Farbe verloren und den Sommer hindurdh faft feine 
Fortjchritte gemacht hatten, ſondern fichtlich faſt allgemein bereits im Rüd- 
gange begriffen waren. 

Er ſchrieb: 

„Nur wenige Korftmänner haben biöher Luft gehabt, die Eigenthüm- 
lichfeit diefer Kiefernfrüppelbeftände zu erforichen und Mittel und Wege 
anzugeben, wie diefem entfräfteten Waldboden wieder aufgeholfen und 
dieſe Beitände in einen befjeren Begetationdzuftand zu bringen wären, 
vielmehr hat man ſich von jeher mit der Klage bejchwichtiget, dab einzig 


1) Allgemeine Forſt- und Jagd-Zeitung v. 3. 1833 No. 146. 


Ueber Aufforjtung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 323 


und allein das Streurehen die Schuld an diefem Zuftande trage und, 
fo lange dieje Kalamität dauere, nichtd Beſſeres erwartet werden fünne.“ 

Ferner: 

„Die abverlangten Gutachten der Forftämter über die Frage ‚in 
welcher Weiſe diejem fchlechten Zuftande in diefen Waldungen abzu— 
helfen jei?‘ fielen aus wie zu erwarten war, indem man theild auf die 
alte Gejchichte zurüdfam, die mit dem zur Genüge wiederfehrenden 
Chorus jhloß: So lange das Streurechen fortdauert, wird und fann 
nichtö beifer werden; denn Verbeſſerung des Bodens durd Er— 
haltung der Nadelftreu muß Allem vorausgehen; denn ber 
Humus iſt die Hauptjache.“ 

Serner berichtete er: 

„Sn 23 verſchiedenen Revieren in der Oberpfalz und in Oberfranfen 
wurde der allerfterilfte Sandboden zu Verluchen gewählt, der nur Krüppel 
producirt, und zwar in verjchiedenen Erpofitionen, theild Heideödungen 
und bejonders joldye Partien, wo jchon früher Kulturen mißlangen. 
Fichten, Lärchen, verichiedene Kiefernarten (nigricans, maritima und 
strobus) jogar Tannen, dann Eichen, Afazien, Weiberlen und Birfen 
wurden ſowohl in Saaten ald Pflanzungen angebaut und dazu gerade 
diefe Holzarten gemählt, welche ſämmtlich das Vermögen haben, mit 
ihren Wurzeln weit binauszurüden und deßhalb auch ſich vorzüglid) 
eignen dürften, auf magerem Boden vor anderen Holzarten, die dieje 
Eigenjchaften nicht haben, zu gedeihen.“ 

Im Uebrigen muß ich auf feine näheren Ausführungen in der Forſt— 
und SagdeBeitung v. 3. 1839 No. 58, 59 und 60 zwar verweilen, jedoch 
ald beſonders intereffant hervorheben, wad er in einer Anmerkung dort 
jelbft in Bezug auf feine Anſchauung binfichtlich der unzureichenden Wirf- 
jamfeit der Streufhonung auf die Produftion äußerte: 

„Wenn ich mit einer meiner Anfichten von dem Nuben der Damm: 
erde bei dem Vegetationsprozeß nicht verjtanden worden bin und man 
mir die Behauptung unterjchieben will, dab ich ihre fräftige Unter: 
ſtützung mißfenne und leugne, jo ift dad meine Schuld nicht, denn das 
wird doch wahrlidy feinem Forftmanne einfallen, dieſes belebende, wirk— 
jame Mittel zur Produftiondfraft in Abrede ftellen zu wollen; denn es 
bat ſich ftetö nur darum gehandelt, die Abwejenheit ded Stoffes 
durch die angegebenen Mittel in Erziehung junger Beitände 
einigermaßen erjeßen zu fönnen.“ 

Zur Widerlegung der irrigen Anfichten des Forftinipeftord v. Greyerz 

erichien ſchon in der Zeitjchrift für das Forft- und Jagdweſen von Behlen 
(VI. Bd., 2. Heft, pag. 13 u. f.) ein eingehender Artifel eined einge: 


324 Gigglberger: 


weihten Sachverſtändigen aus leitendem Kreiſe und zwar des damaligen 
Oberinſpektors der Bayeriſchen Forſte, Albert v. Schultze, um feine Ver— 
irrungen zu beweiſen, ſeine Irrthümer zu berichtigen und die Unhaltbarkeit 
ſeiner Theorie klar zu ſtellen. 

Dieſe Berichtigung iſt den v. Greyerz'ſchen Aufſtellungen gegenüber 
von großem Intereſſe und ich laſſe daher das Hauptfſächlichſte für die— 
jenigen Leſer, weldye nicht nachſchlagen wollen oder die gedachte Zeitichrift 
nicht zur Hand haben, bier wörtlich folgen. Die dehfallfigen Anfichten 
laffen fih in Folgendem zujammenfaffen: 

„4. Daß die Erhaltung und Verbeflerung des Bodens d. h. Beichrän- 
fung und Unſchädlichmachung der Streuabgabe ald erfte und Haupt. 
maßregel für die Konjervation der bedrohten und für die Wiederauf- 
bringung der herabgefommenen Waldungen anzufehen und anzumen- 
den ſei. 

2. Daß die vorgejchlagenen Mittel der Bodenloderung, geſchehe dieje 
nun durdy dad Stodroden, Pflügen oder Haden, oder temporären 
Fruchtbau, ferner das Reizmittel des Verbrennend des vegetabilijchen 
Bodenüberzuges, nicht blos ihrer beichränften Anwendbarkeit wegen als 
ganz untergeordnete Mafregeln, fondern auch ald joldye zu halten jeien, 
weldye aus der Landwirthſchaft und dem Gartenbau, die auf ganz 
anderen Grundlagen, wie der Waldbau beruhen, dort wohl 
nügen, in die Forftwirthichaft übertragen — auf das Wäldervorfommen 
dagegen feinen Einfluß üben fönnen, indem fie der Wiederholung un— 
fähig, mit ihrer kleinlichen Wirkung, in der Lebensdauer der Wal: 
dungen unbemerkt verjhwinden. 

3. Daß feine Ausſicht beftehe, die Fichte ohne Bodenverbefferung in bie 
Kiefernbeftände, von wo die Natur fie verdrängte, wieder zurüdzubringen, 
jowie daß andere genügjamere Holzarten an der Stelle der Kiefer — 
bei fortgejeßtem Streurechen — dad vermagerte Waldland nußbar zu 
machen nicht vermögen; dab daher ein Waldbeſtandswechſel, weldyer 
lediglich als Folge deö zu- oder abnehmenden Produftiond-Berhältniffes 
der Waldungen eintritt, ohne Bodenverbefjerung zum Vortheil gar nicht 
bewerfitelliget werden, als Folge fortwährender Bodenverjchlechterung 
aber nur Nachtheile mit ſich bringen könne. 

4. Daß Beftandölichtungen in Krüppelbeitänden, überhaupt in Wal- 
dungen von ſchlechtem, leichtem Boden das bejchränkteite Maß der Durch» 
forftungen nicht überfteigen dürfen; daß ferner in dergleichen Waldungen, 
wo den einzelnen Stämmen dad Begetationd- Vermögen (der gute Boden) 
fehlt, die Durchforſtungen ihren jo höchſt wichtigen begünftigenden 
Einfluß größeren Theils verlieren, daß fie daher für den Zuftand foldyer 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 325 


Waldungen ohne erhebliche Folgen bleiben und die vorausgejehte Wirkung 
für die MWiederaufbringung verfrüppelter Beitände nicht haben werden. 

5. Endlidy vermöge der von mehreren Seiten begutadhteten Boden- 
verbefjerungen vermittelt Ballenpflanzungen und durdy Einitreuung guter 
Erde in die Saatriefen x. Ergiebigkeit für den Holzwuchs der Wald- 
beftände (die von der Begünftigung der Feimenden Pflanze oder der 
Setzlinge wohl zu unterjcheiden ift) und dann auch allgemeinere Anwend⸗ 
barkeit nicht zugeltanden zu werden. 

6. Wohl aber werde dafürgehalten, daß der kahle Abtrieb der 
MWälder nad den Regeln und Grundjägen der jogenannten Großgehaus 
Wirthſchaft, vorzüglih auf ſchlechtem Boden, die Verdrängung der 
Buchen, Tannen und Fichten aus den Beftänden, die allgemeine Ver— 
breitung der Kiefer zur erften und dann die VBerfrüppelung diejer 
Kiefern zur zweiten Folge gehabt habe, dab daher der Angriff und 
Abtrieb der Wälder nad) joldyen Regeln zu betreiben und zu modifiziren 
jet, weldye zwar den Grundjäßen der Waldbenußung wohl genügen, aber 
nicht geeignet jeien, die Waldnatur zu zeritören. 

7. Werde auch dafür gehalten, daß aus ähnlidyen Gründen, nad) 
welchen die Waldſtreu, wenigitend mit einem genügenden Theile, zur 
unantaftbaren Waldjubftang gehört, audy die Wurzeln der Stämme 
dahin zu zählen jeien und daher denjenigen beizupflichten ſei, welche 
wünjchen, daß diefe Wurzeln im Waldboden, wohin die Natur fie weis— 
lid) vergräbt, bleiben, und dad Stod- und rejpective Wurzelroden in den 
Waldungen von fo Ichlechtem Boden zu unterlaffen jei. 

8. Daß das für den Erfolg direkter Streuabgabebejchränfungen hervor— 
gehobene BVerjtärfungsmittel vermöge deffen nody unberechte Mittelhölzer 
abgetrieben, wieder aufgeforjtet, jofort abermald in Hege gelegt und 
dadurd dem Waldboden vieljährige Schonung und unter vortheilhafteren 
Umftänden eine befjere Beitodung verſchafft werden joll, injofern als 
vortheilhaft und zweckmäßig anzuerkennen jei, als diejed Verfahren jenem 
Spyiteme angehört, dad den beiten Theil der Waldungen dem Gtreu- 
rechen ganz entziehen, den jchlechteren ganz preidgeben will. Da indefjen 
die vorgejchlagene Art ded Abtreibens der Mittelhölzer — in dem Maße 
der Streubeichränfung, in der Nothwendigkeit den Abgabefa und mit 
brauchbaren Sortimenten zu erfüllen — in dem Zuftand der älteren 
Beitände Hinderniffe finden und dabei auch die Wahl der in Bann zu 
legenden Beitände bejchränft fein fünnte, was bei direkter Auswahl der 
Bannwaldungen weniger der Fall wäre, jo möchte der Werth und die 
Anwendbarkeit des Streubann-Syftems überhaupt, insbeſondere in den 


326 Gigglberger: 


angedeuteten beiden Modififationen einer näheren Würdigung unterftellt 
werden bürfen ac. 2c." 

Am Scyluffe wurde dann noch Folgendes gejagt: 

„Da nun die Natur in ihren unberechenbaren Wechjelwirfungen 
allein zu jenem Gleichgewichte gelangen, jede unberufene Einwirkung 
dagegen neue Schwanfungen veranlafjen kann, jo dürfte wo möglid) 
geringe Störung ded natürlichen Ganges, in dem gegebenen Falle: 
Minderung der Streu und Wurzelabgabe, dann Berminderung des 
allzuplößlihen und ausgedehnten Abtriebed der Wälder am 
ichnellften und allgemeinften zum Ziele führen, und zudem noch 
Gefahren bejeitigen, welche gewaltjame Eingriffe in den natürlichen 
Haushalt allzeit zur Folge haben.“ 

Bei der großen Wichtigkeit der Sache in mehrfacher Hinficht, der 
Verjchiedenheit der vorhandenen Anfichten und dem daraus entitandenen 
Streite unter den Berufögenoffen lag es wohl jehr nahe, an die praftiiche 
Löſung ded Problemd zu geben und ed wurden daher vom Jahre 1836 
an folgende Verſuche angeordnet: 

I. Die ausgewählte Kulturfläche wurde in parallel von Morgen 
gegen Abend gezogene Streifen abwechſelnd zu 0,88 und 2,04 m Breite 
abgetheilt. Die 0,88 m breiten Streifen wurden grabenförmig nad Maß— 
gabe der Beichaffenheit des Bodens 36 cm bid 58 cm tief aufgehoben, 
wobei der Bodenüberzug auf die eine und die untere Erdſchicht auf die 
andere Seite ded 2,04 m breiten Streifenraumes gebracht wurde. Die 
Gräben wurden alsdann in der Art wieder eingefüllt, daß der abgehobene 
Bodenüberzug jammt der torfartigen Stauberde unten hinein gewendet 
und mit der von unten ausgehobenen Erde bededt wurde. Die 2,04 m 
breiten Streifen blieben unbehadt liegen. Allenfalld fonnte auch von 
diejen, je nachdem die Gräben Raum genug darboten, die Heideerde von 
den vorhandenen Flechten in die Gräben hineingezogen werden. Die 
Bodenbearbeitung wurde vom Frühjahre bis zum Herbſt bewerfitelligt. 
Te früher, defjo beifer. Die ausgefüllten Gräben hatten die Saatbeete zu 
bilden, welche aber erjt im darauffolgenden Frühjahre, nachdem ſich die 
eingeräumte oder rigolte Erde wieder gejett hatte, mit Kiefern bejät worden 
find. Ein abgelonderter Theil des Kulturplaßed wurde auch mit Kiefern 
und Fichtenfamen, durcheinander gemengt, in der Abficht angefät, daß die 
aufgehenden Fichten einen den Boden überjchirmenden Unterwuchd und die 
dazwilchen licht aufwachjende Kiefer den zu erzielenden Waldbeitand bilden 
jollten, auf deſſen Haubarfeitdertrag Rechnung gemacht werde. 

Beim Gelingen dieſes Kulturverjuhs hätte der Fichtenunterwuchd als 
Malditreufurrogat benügt werden fünnen. 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 327 


II. Der biezu ausgewählte und abgeftecte Kulturplag wurde 29 bie 
36 cm tief nad Umftänden, die von Dertlichfeiten abhingen, theild im 
Ganzen, theild in Streifen oder auch platzweiſe jo umgehadt, daß ber 
Bodenüberzug möglichit tief untergebracht, dagegen aber die untere Erb- 
Ihidht obenhin umgemwendet wurde. Wenn die Beichaffenheit des Erdreichs 
das Pflanzen geitattete, jo wurde diefe Art der Bodenbearbeitung audy mit 
einem ftarfen Waldpflug bewirkt. Die Saat auf dergleichen bearbeiteten 
Kulturpläßen wurde erſt nach Verlauf eined oder ein und eined halben 
Jahres vollzogen, wenn nämlich die unter den Boden gebradjten vegeta= 
biliichen Stoffe den DBerwejungsproze angefangen und die aufgeloderte 
Erde ſich gelebt hatte. Wie bereits unter Ziffer I erwähnt, wurde auch 
bei diefem zweiten Kulturverſuch der eine Theil der zugerichteten Saatpläge 
blo8 mit Kiefern und ein anderer Theil mit gemiichtem Kiefern: und 
Fichtenfamen befät, um auch in diefem Falle Erfahrungen zu machen, ob 
und in wie ferne durdy die Mitjaat der Fichte ein Schuß für den aus 
gemagerten Waldboden zu gewinnen jet. 

III. Unter der erforderliben Vorſicht, vorzüglich an ſolchen Stellen, 
wo die Kulturpläße von Wegen, Geräumten, Feldern, Wieſen x. begrenzt, 
und feine Beuerögefahr zu befürchten war, wurde der Bodenüberzug ab» 
gebrannt. Die abgejengte Strede wurde hierauf 29 bis 36 cm tief um- 
gehadt over gepflügt, jo dab die Ajche und Stauberde mit der tiefer 
liegenden Erde vermengt oder in diejelbe gebracht wurde. Auch in diejem 
Falle wurde die Saat nicht auf den friich bearbeiteten Boden, jondern erft 
im fünftigen Frühjahre gemacht. Theilweiſe wurde auf jehr trodnem 
Boden die Verſuchsſaat No. 1 bis 3 mit Reifig dünn überdedt, um den 
Boden vor Austrodnung durch Sonnenhige zu jchüßen. 

IV. In allen licht ſtehenden Kiefernbeitänden, wohin die Holzhiebe 
erit in 6 bis 15 Jahren trafen, und wo die jüngiten Schläge zeigten, daß 
eine Gedeihen verjprechende Beſamung der Kiefer nicht mehr erfolgt, wurden 
pr. Tagwerk (0,34 ha) Fichtenfamen eingejprengt in der Abficht, einen 
Bor: oder Unterwuchs von Fichten zu erziehen, welcher den Boden bejchirmt 
und friich erhält. Nach dem Abtriebe folder Beltände wurden zwijchen 
die jungen Fichten 400 bis 600 Stüd fräftige Fohren pr. Tagwerf 
(= 0,34 ha) in gleichförmiger Vertheilung eingepflanzt. Für das erforder- 
liche ballenhaltige Pflanzmaterial war zu forgen. Berbutteter Kiefern: 
vorwuchs auf den fraglichen Verjuchsflächen, welche mit Fichten anzujäen 
waren, wurde abgeräumt. 

V. In jenen Gegenden, wo fräftige im freien Stande erwachſene 
3—4 Jahre alte Kiefernpflangen mit dem Ballen zu haben waren, wurden 
Verſuche mit Kiefernpflanzungen auf ausgemagertem Sandboden in der 


328 Gigglberger: 


Art vorgenommen, dab die Pflanzen nicht weiter ald 1,17 m von einander 
zu ftehen kamen, damit fie ſich bald ſchließen und den Boden be= 
Ichirmen. 

VI Wurde auch der Anbau der Ajpe zwilchen die Kiefern in den 
Krüppelwaldungen, foweit nur einigermaßen das Fortkommen diefer Holzart 
erwartet werden fonnte, bewerfitelligt, um den Boden durch ihre ergiebigen 
Abfälle möglichft raſch zu verbeffern. 

VD. Außerdem wurden kleine Löcher, welde man mit Kompoft- 
erde und Nafenaiche füllte, hergerichtet und entweder mit Kiefernfamen 
angejät oder mit einjährigen Kiefern bepflanzt. Später wurde audy die 
Lärdye auf diefe Weije, jedoch meiſt durch Pflanzung, beigemengt und 
möglichit Bedacht darauf genommen, daß die jungen Pflanzen in den 
Schatten vorhandener Körper, wie Stöde, Hügel ıc. zu ftehen famen. 

VII Wurden ca. 400 Lichtungen pr. 0,34 ha in die wahrſcheinlich 
durch Vorwuchs entitanden kurze, dichte Krüppelbeitodung von der Größe 
gehauen; dab die durdy Pflanzung eingebrachten, fräftig gewachjenen Kiefern- 
pflanzen den nöthigen Wachsthumsraum hatten. Auf diefe Weiſe jollte 
wenigitend ein einigermaßen fräftiger Haubarfeitdertrag erzielt werden. 

IX. Wurden, je 2,92 m von einander entfernt, in den vorhandenen 
Krüppelbeftänden 0,58 cm breite Streifen abwechjelnd über die ganze Ver— 
juchäfläche abgeräumt, der Boden mit dem Ueberzug umgehauen und dann 
die Fichte durch Pflanzung mit fräftigem Material in die Streifen zwijchen 
die Kiefer gebradht. 

X. Endlich wurden die Verſuche auch noch auf 30—40 Sahre alte 
mittelmüchfige Beltände ausgedehnt, welde von der Streunußung gänzlich 
verichont geblieben find. Sie wurden abgeholzt und jofort durch Saat 
oder Pflanzung mit zweckmäßiger Bearbeitung des Bodens und Einfüllung 
guter Erde in die Saatpläbe und Pflanzlöcher wieder aufgeforftet. 

Als im Jahre 1841 die Forfteinrichtung in dem befanntlid auf 
Keuperjand ftodenden Nürnberger Reichswalde durchgeführt wurde, wurbe 
binfichtlich des fünftigen Kulturbetriebes auf die Bodenloderung mit darauf: 
folgender Saat oder Pflanzung in jenen Dertlichfeiten auf vermagertem 
Boden großes Gewicht gelegt und ald Regel aufgeſtellt!): 

a) einmalige Beaderung und darauffolgendes Beeggen, wenn Terrain 
und Beſchaffenheit dem Pfluge feine Hinderniffe bereiteten, eine 
volle Bearbeitung wegen Bermagerung ded Bodens fidy als 
wünjchenswerth zeigte und dieje nach Maßgabe feiner Beichaffenheit 
mit einem Male zur Genüge erzielt werden Fonnte; 


1) Korftl. Mittheil. I. Bd., 1. Heft. 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 329 


b) mehrmalige Beaderung, wenn der Meberzug ded Bodens mit 
Gräfern oder defjen unfruchtbare obere Schichte jo mächtig war, daß 
mit einmaligem Pflügen diejelbe mit der mineralijchen Unterlage 
nicht genügend vermengt und unter diejelbe gebracht werden konnte; 

ec) Grob» oder nah Umftänden Kurzhaden, je nachdem der Boden 
mehr oder minder loder oder filzig und bindend war, in jenen 
Fällen, wo der Pflug wegen des XTerraind und der Boden 
beichaffenheit feine Anwendung finden fonnte, oder zu viel koſtete, 
und die unter sub d ſchon erwähnte Furchenziehung mit der 
Haue nicht vorzugsweiſe anzuwenden war. Dieſes Haden fonnte 
auf der ganzen Fläche, oder in 1,17 bis 1,75m von einander 
entfernten, jedoch nicht zu ſchmalen, 0,43—0,58 m nach Umftänden 
ausnahmsweiſe nur 0,29 m breiten Streifen, oder in Platten, die 
mindeftend 0,58 m im Quadrat oder 0,34 qm einnahmen, ſtatt⸗ 
finden, je nachdem der Boden mehr oder weniger vermagert war 
und eine volle Bearbeitung wünſchenswerth machte, oder mit einer 
theilweifen audgereicht werden konnte; 

d) Vorbereitung ded Bodens durdy Furchen oder Rinnen mit der 
Haue, vorzugäweile auf trodnem, jedoch loderen und zum Gras— 
wuchje weniger geneigten, dabei aber doch nidyt zu jehr ver- 
magerten Boden, ftatt der Beaderung, weldye durch dieje Art 
Furchen zu ziehen im eigentlichen Sinne vertreten werden jollte, 
wenn jene jelbft nicht zur Ausführung gebracht werden Fonnte. 

Die Furchen waren in paralleler Entfernung von 1,17 bis 
1,46 m in der Ebene, von Dit nad Weit, an Gehängen dem 
Terrain in horizontaler Richtung folgend, wenigitend 0,29 m breit 
anzulegen, nad) Maßgabe des Feuchtigkeitägrades des Bodens und 
deffen fonftiger Beichaffenheit 0,14—0,21 m tief aufzubauen, nach 
unten möglichft ſcharf zu formen, die aufgehauene Erde zum Theil 
mittelit der Haue auf die jüdliche Seite zu ziehen und mit diejer 
Erde hart an der Furche eine Art Aufwurf zu bilden. 

c) Anwendung der jchwereren Kulturegge, jedoch nur auf loderem, 
wurzelfreiem, nicht vergraften oder gar verfilzten Boden von minder 
geichwächter Produftionsfraft, wo es ſich nur darum handelte, das 
Auffeimen ded Samens zu befördern. 

f) Als fpezielle Vorbereitung des Bodens für die Pflanzung: jorg- 
fältige Aushebung der Pflanzlöcher mit der Haue und entſprechende 
Aufloderung des Erdreichs in denjelben, wovon eine Ausnahme 
nur dann gemacht werden jollte, wenn es fi) um ganz junge 
Pflanzen handelte. 


330 Gigglberger: 


In allen dieſen Fällen der Bodenlockeruug, wo die Saat Anwendung 
finden ſollte, war daran feſtzuhalten, daß der Boden ein oder zwei Jahre 
nach der Bearbeitung den Einwirkungen der Atmoſphäre ausgeſetzt liegen 
blieb und das Erdreich ſich ſetzte, die untergebrachten, Vegetabilien ver— 
weſten und die Pflänzchen in fruchtbaren Boden kamen. Auf Verwendung 
ballenhaltiger Pflanzen zum Behufe bleibender Verbeſſerung des Bodens 
durch Vermiſchung der bindenden Erde am Ballen mit dem leichteren 
Erdreich, welcher nach Umſtänden in möglichit großen Dimenſionen aus— 
zuſtechen war, ſollte Bedacht genommen werden. 

Mit der Ausführung der verſchiedenen hier aufgeführten Verſuche 
und beziehungsweiſe aufgeſtellten Regeln waren die betheiligten Revier— 
verwalter allerwärts lebhaft beſchäftiget, als ich im Jahre 1848 vom 1. Mai 
an die Verwaltung des wegen ſeiner außerordentlich ſchlechten Boden- und 
Beſtandesbeſchaffenheit weithin befannten k. Forſtreviers Freyhöls, im Kreiſe 
Oberpfalz, welches ein Areal von 1539,872 ha beſitzt, übernehmen mußte. 
Die Staatöwaldungen desjelben liegen in 2 getrennten Haupttheilen, weldye 
4k von einander entfernt find, auf einem theild grob-, größtentheild aber 
feinförnigen Diluvium von beträchtlicher Mächtigfeit, zwiichen der Gneiß— 
und Granitformation gegen Nord und Dit und der Jura= und Kreide— 
formation gegen Süd und Welt. Das Diluvium lagert auf dem Jura: 
gebirge, ohngefähr 330 bis 340 m über dem Mittelmeere. Die dortige 
Gegend ift, joweit gedachtes Diluvium reicht, als eben mit janft wellen- 
förmigen Erhöhungen anzuiprechen, das Terrain ſenkt fi) jedody im Ganzen 
gegen Südoſt der Naab zu. 

Die Erhebungen der genannten Formationen begrenzen die Freyhöljer 
Diluvialebene. Sehr wahrſcheinlich ftand vor dem bei Schwandorf er- 
folgten Naabdurchbruch (Walther’s top. Geographie ©. 158) dieje ganze 
Fläche mit den dort aufgeltaut gewejenen MWaffern in Verbindung. Die 
jedimentären Ablagerungen lafjen ſich an manchen Stellen in unzähligen 
Schichten deutlich erfennen. Der Duarzjand, oft faft ohne Bindemittel, 
dem Flugjande ähnlich, lagert zum Theil in beträchtlicher Ausdehnung an 
der Oberfläche. 

Auf anderen Theilen ift bald mehr bald weniger Bindemittel bei 
öfterem und gewöhnlich plötzlichem Wechjel beigemengt; ed fommen aber 
auch Stellen mit wafjerundurdylaffendem Untergrunde vor. 

Es ift faum zu bezweifeln, dab auf diefem Boden in grauer Vorzeit 
die Eiche ihre Heimath aufgejchlagen hatte. Drei bei meinem Dienfteö- 
abſchluß noch vorhanden gewejene alte Eichen — wenn auch nur mehr von 
fümmerlicher, rüdgängiger Beſchaffenheit — in dem unteren, jübdöftlic 
gelegenen Haupttheile, der Kreitherforft genannt, laffen hierauf jchließen. 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 331 


Außerdem jprechen aud dafür die in diefem Theile, welcher in jeiner 
Produftionökraft verhältnißmäßig am meiften herabgefommen it, noch 
vorhanden gemwejenen alten Eichen-Stöde, dann eine Grenzbeichreibung vom 
Fahre 1672, welche öfterd ald Marfzeichen einzelne alte Eichen bezeichnet. 
Die für eine Abrheilung genannten Forſtes beibehaltene ältere Bezeichnung 
„Zannenjeige” dürfte ferner dafür jprechen, dab auch die Tanne bier als 
Beitand geherricht hat und auf die dort allgemein gewejene Verbreitung 
der Fichte lafjen die in Lohen bei Anlage von Entwäflerungsgräben vor- 
gefundenen alten Stöde, ſowie der auf den frifcheren Bodenſtellen noch 
vorhandene Unteritand ſchließen. 

Auf ſolch befjere Vergangenheit ift die ‘Kiefer gefolgt, welche, im 
Berlaufe der Zeit immer mehr berabgefommen, nur mehr in allen Formen 
eined kümmerlichen Wuchjed vorhanden, ihren Haubarfeitdertrag nur in 
einigen befferen Dertlidyfeiten bi zu 300 Et. pr. Heltar erhebt. Die 
Krüppelbeftände, d. h. joldye, von melden der Haubarfeitdertrag nicht über 
33 ©t. pr. Hektar hinausreicht, betrugen 800 ha; die vorhanden geweſenen 
Blößen 288 ha; die übrigen befjeren Flächen 453 ha. 

Die Urſache an foldyem abwärts gegangenen Wechjel der Holzarten 
und dem Herabfinfen unferer genügjamften Nadelholzart — der ftattlichen 
Kiefer — bis zum kaum erfennbaren Krüppel trägt in der Hauptjache 
ficher der nachtheilige Eingriff der Gegendbewohner in den Beftand des 
Waldes zum Vortheile der landwirtbichaftlichen Kultur. Scädliche Natur: 
ereigniffe, wie im Sahre 1788 ein Raupenfraß, wodurd der Wald bis 
auf wenige Theile abtrodnete, mögen auch mitgewirkt haben, den bereits 
geihwächten Boden noch mehr zu entfräften. 

Durch die alles Maß überichreitende Streunußung, weldye unter An- 
wendung hauender und jchneidender Werkzeuge fortgeießt ausgeübt wurde, 
it dem Walde der natürliche Dünger, die Pflanzennahrung, entzogen und 
im Berlaufe von einigen Jahrhunderten jener traurige Zuftand berbei- 
geführt worden, deſſen Bejeitigung wegen der großen Berbreitung, weldye 
die Krüppelwaldungen jowohl im Kreife der Oberpfalz, wie in einigen 
anderen bereit oben benannten Kreijen erlangt hatten, wie treffenden Orts 
ihon erwähnt, die Thätigkeit aller denfenden Fachmänner in Anſpruch 
genommen hat. Dieſe Nubung war in dem fraglichen Reviere, ohngeadhtet 
nur Ein Streubezugsrecht von jährlich 90 zweilpännigen Fuhren auf den 
Waldungen laftete, jo weit auögedehnt, daß ich nicht wußte, wie die im 
Sommer und Herbit des Jahres 1848 zum erften Mal an mid ge 
fommenen, noch dazu unter dem Einfluffe der damaligen revolutionären 
Demwegung entitandenen erorbitanten Recyitreuforderungen der Gegend- 
bewohner zu befriedigen jeien, ohne auf ihr Andringen einzugehen, und 


332 Gigglberger: 


auch die noch unter dem Rechbarkeitsalter geſtandenen, — theilweiſe leider 
auch ſchon vor mir genützten — jüngeren Beſtände öffnen zu müſſen. Alle 
meine Vorſtellungen über den traurigen Zuſtand der mir zur Verwaltung 
übergebenen Staatswaldungen und die mir gewordene ſchwere Aufgabe, 
ſowie die Unmöglichkeit der Befriedigung der erhobenen Anforderungen 
waren umſonſt. Deputationen aus den zahlreichen Ortſchaften des 
Bezirkes — meiſtens in voller Zahl, der Betheiligten — empfingen mich 
gewöhnlich bei meiner in der Regel erſt gegen Abend erfolgten Nach— 
hauſekunft, ſo daß ich oft 30 und mehr der unzufriedenſten und aufgeregten 
Leute in meinem Zimmer vor mir hatte. Ich mußte alle Mittel in An— 
ſpruch nehmen, um fie einigermaßen zu beruhigen und wieder aus dem 
Haufe zu bringen. Ic mußte immerhin etwas nachgeben, aber ich fiegte 
doch, und mein erfter Sieg, den ich nody dazu in fol ungünftiger Rage 
und Zeit errang, half mir, wie ich fpäter noch ausführen werde, zu 
weiteren. 

Mögen aud) andere ald die bereitö erwähnten Urjachen Schuld an dem 
ichlechten Zuftande der bezeichneten Staatöwaldungen fein; ein Theil fällt 
aber gewiß audy dem fortgejeßten jorglojen Abtrieb zur Laſt, wodurch die 
Schlagflächen, ohne auf natürlichem oder erfolgreihem künſtlichen Wege 
wieder beftodt worden zu jein, ungemein vergrößert wurden und der ohne— 
bin ſchwache Boden dem nadhtheiligen Einfluffe der Bloßftellung preis- 
gegeben wurde und der Vermagerung anheimfiel. Solche Schlagflächen 
überzogen ſich gewöhnlich dicht mit Heide oder beftodten fi nur mit 
vereinzelten kümmerlichen Bohren, welche entweder natürlih famen, oder 
die Reſte nicht zwedentiprechend vorgenommener Saaten waren. Ohne 
gründliche Abräumung ded oft I cm ftarfen Heidehumus und Bearbeitung 
des mineraliichen Bodens hatten die Saaten nämlih in der Regel nur 
wenig Erfolg. 

Behufs der Wiederbeftodung der jo beträchtlich angewachſenen öden 
Scylagflächen wurde, nachdem der günftige Einfluß der Bodenbearbeitung, 
theils durch die angeftellten Verſuche, theild durch mehrfache Beobachtungen 
wahrgenommen worden war, die Zoderung und Wendung durch Umftürzen 
mit dem Waldpflug in großer Ausdehnung — wie auch anderwärtd unter 
ähnlichen Verhältniſſen geſchah — vorgenommen und gewöhnlich im dritten 
Fahre, nachdem fich der mit feiner ganzen Dede gewendete Boden wieder 
gejett hatte, die Anjaat mit Fohren ausgeführt. Allein zu allen bereits 
vorhandenen Hinderniffen, welche dem Gelingen der befriedigenden Auf: 
forftung entgegenitanden, trat nody ein weiteres, jehr ſchweres, nämlich die 
früher zur Zeit der Schirmihlagführung in Kiefernwaldungen kaum ge— 
fannte Schüttfranfheit diejer Holzart, melde die im Großen ausgeführten 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 333 


Saaten befiel, die auf dem bearbeiteten Boden ganz dicht aufgegangen 
waren und bereitö zu den beiten Hoffnungen berechtigten. Durch 
die Dadurch entitandenen Abgänge und herbeigeführte Kränflicyfeit Der 
vorerft durchgefommenen Kiefernpflanzen, welche jchädliche Inſekten, wie 
den Fleinen grauen NRüffelfäfer, die Baſtkäfer, Borfenfäfer und Harzgallen- 
motte anlodten, wurden die hoffnungsvollften, oft ſchon 6 und mehr Jahre 
alt gewordenen Saaten wieder vernichtet. Geſchah dieſes auch nicht jchon 
beim erftmaligen, jo doch um jo gemiffer beim zweitmaligen und öfteren 
Auftreten diefer Krankheit. Vereinzelte Krüppel bildeten zulegt die wenigen 
Reſte joldyer Bollfaaten. 

Dieb war in der Hauptſache der Stand ded Kulturbetriebed bei meiner 
Revierübernahme. Ich wendete indeſſen zunächft die vorgejchlagenen, oben- 
erwähnten Löcherſaaten und Pflanzungen an, ging jedoch alsbald an- 
ordnungsgemäß auf die Anpflanzung der neuen Schlagfläcdhen im Großen 
mit einjährigen fräftigen Fohren, in theild vorerft gelodertem, theild auch 
ungelodertem Boden — meift in 0,58 bis 0,88m Berband, nad Bier» 
mand Methode, über. Ungelodert wurde der Boden zum Theil deßhalb 
gelafjen, weil ſich die allerdings irrige Anficht gebildet hatte, dab die 
Schütte auf ſolchem und bei räumlicherer Stellung der Pflanzen entweder 
gar nicht oder doch nicht jo heftig auftrete. Ich verfuchte außerdem auch 
Shlagflähen, auf melden die ganze Bodendede von dichter Heide, Alte 
Mooſen und Flechten zuvor abgebrannt und die Aſche jeicht untergebracht 
worden war, durch Pflanzung wieder zu beftoden. Aber joviel man fidh 
von diefem DBerfahren verſprach, jo gering war der Erfolg, wegen der 
großen Armuth des Krüppelbodend an Nährftoffen, wie ich ſpäter noch 
hervorheben werde. 

Indeß war die Greyerz’iche Theorie des Kulturmechjeld in immer 
weitere Kreije gedrungen und hatte bei dem Streben nad) Bejeitigung des 
jämmerlichen Zuftanded der Krüppelbeitände und bei dem bereits offen- 
fundigen Mißlingen aller anderen angewendeten Mittel und angeftellten 
Verſuche, wie gejagt, viele Anhänger — auch in leitenden Kreifen — ge 
funden. Es wurde deßhalb auch in diefem Reviere die Zuflucht zum Anbau 
anderer Holzarten, namentlicy der flachwurzelnden und anſpruchsvolleren 
Fichte, Jowie audy der Lärche um jo lieber genommen, ald die junge Kiefer 
in den Saatbeeten häufig durch die Schütte vernichtet worden ift. Vom 
Sahre 1851 an wurden die neuen Schlagfläden außer mit Kiefern aud) 
mit Fichten und Lärchen aufzuforften gejucht, welch letztere Holzarten ab» 
wechſelnd mit der eriteren in 0,58 m breite und 0,88 m unter fich entfernte 
in 14cm und tiefer umgehauene Streifen gepflanzt worden find. Die 
Arbeit der Bodenloderung und Wendung erfolgte koſtenlos gegen Hingabe 

Foritwiffenihaftliched Gentralblatt. 1886. 


334 Giggiberger: 


des Abraumed auf den Streifen. Es wurden nur jchöne, fräftige, ver- 
ſchulte Fichten und Lärdyen verwendet und ihr anfänglich freudiger Stand 
in den zur Vermeidung allzugroßer Schlagflädhen jetzt ausgeführten Spring- 
ichlägen erwedte neuerdings Hoffnungen auf Gedeihen der Pflanzungen 
bei diefem Aufforitungs- Verfahren, wenn aud, was die Fichte anbelangt, 
nur ald Bodenjhugholz Aber Schon nad Berfluß einiger Jahre, ſobald 
die Wirfung der Bodenloderung und dadurch veranlaßten Zerjegung organi= 
cher Materien, fowie der beigegebenen Füllerde aufhörte, zeigte ſich der 
Rüdgang der Fichte, dem die Gipfeldürre und dann dad gänzliche Abiterben 
in der Regel folgte. Es kann nicht geleugnet werden, dab Die jungen 
Fichten auf dem, wie gejagt, 14cm tief umgearbeiteten Boden, wo der 
meift aud den Heidereften beitandene Humus untergebradht worden war, 
bei vielen Fachmännern die Hoffnung auf Gedeihen belebten, und eine Zeit 
lang nährten. Sowie es der Fichte erging, jo geihah es auch der Lärche, 
deren Anbau als bodenverbeflernde Holzart, gleichfalls jehr empfohlen und 
deßhalb auch vielfach vorgenommen ift. Sie fing, anfangs auch gut 
wachjend, in einem Alter von 6—8 Sahren an, allmählidy zurüdzugehen, 
überzog ſich mit Flechten und ftarb endlich ganz ab. Auberdem wurde 
Birkenſamen, welcher, wie ich aus alten Rechnungen entnommen habe, jchon 
im Iahre 1811 und jpäter zentnerweije ausgejät worden war, ohne Spuren 
des Fortkommens diejer Holzart zu binterlaffen, zwijchen die Reihen der 
erwähnten Pflanzungen gebracht und ald die Saaten nicht gediehen, wurde 
fie zwei und mehrjährig gepflanzt. Es erhielten ſich jedody im Ganzen 
nur wenige Pflanzen eine Zeit lang. Sie gingen auf dem trodnem Boden 
gewöhnlich ſchon frühzeitig ein. Auch die Akazie fam zur Verwendung 
und zwar gleichfalls durdy Saat, wie durch Pflanzung; aber audy fie hielt 
nicht aus und ging endlich ganz ein. Sie hatte von Früh- und Spät. 
fröften und Beihädigung durd Wild, namentlich Hafen, zu leiden. Die 
nebenbei auch ausgeführten Kiefernjaaten auf den geloderten und gewendeten 
Stodplatten jchlugen meift gut an, nur wurde feine vollflommene Beftodung 
erzielt; Plattenſaaten jedoch in ungelodertem Boden, welche in der Abficht, 
die Schüttfranfheit ferne zu halten, angeordnet und vorgenommen worden 
find, wuchlen kümmerlich. 

Die in den Jahren 1848 bis 1851 ſowohl auf gelodertem als un- 
gelodertem Boden der friſch abgetriebenen Schlagflächen — mit der Auf: 
forftung der jehr vermagerten alten Blößen befaßte man fich nicht mehr, 
jondern richtete fein Augenmerk auf möglichſt raiche Wiederbeitodung der 
neuen Schläge — vorgenommenen Pflanzkulturen mit theild ein-, theils 
zweijährigen meift verichulten Kiefern lieferten immerhin — troß der 
Widerlicpkeit der Schütte — den untrüglichiten Beweis, dab dieſe Holzart 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 335 


allein auf vermagertem Sandboden mit einigem Erfolg fortgebracht werden 
kann, und ed wurde daher nad) und nach wieder auf den ausſchließlichen 
Anbau derjelben auf Krüppelboden zurücdgegangen und zwar hauptjächlich 
gegen Ende der fünfziger Jahre. Die Fichte wurde nur mehr auf einzelnen 
friiheren Bodenpartieen horftweife beizumifchen geſucht. Endlich wurde 
auch noch ind Auge gefabt, ob nicht eine wirkſame Bodenverbefferung durch 
den Anbau von Zupinen und auf jehr vermagertem Boden durch Hin- 
gabe von Areal zum landwirthichaftlichen Zwifchenbau, etwa an flein- 
begüterte Bezirksbewohner, unentgeldlicy auf eine Zeit von 10—12 Jahren, 
erzielt werden fönne. Die Lupinendüngung war feineöwegd audreichend 
und mußte wieder aufgegeben werden und an die Uebernahme von Areal 
zum landwirthichaftlichen Fruchtbau magte ſich Niemand in der Gegen. 
Da entihloß ih mich, in der Hoffnung Nachahmer zu gewinnen, eine 
Fläche von 1,36 ha zu dieſem Zwecke im Herbfte 1856 vom f. Aerar zu 
übernehmen. Wenn fi auch die Hoffnung auf Nahahmung nicht erfüllte, 
jo habe ich doch dadurch meine Erfahrungen bereichert, obgleich das Unter- 
nehmen in Folge meiner im Herbft 1863 erfolgten Beförderung nicht zur 
vollftändigen Durchführung gebracht werden konnte. Nach Verlauf von 
etwa 4 Jahren war ed mir bereitd gelungen den lange blos gelegenen 
Krüppelboden joweit zu verbefjern, dab er Winterroggen und Kartoffel, 
wenn auch noch nicht mit lohnender Ergiebigkeit, hervorbrachte. 

Die wichtigſte Erfahrung, weldye idy hierbei machte, ift unftreitig die 
von der großen Kraftlofigfeit ded Bodens der Krüppelbeftände, namentlich 
der alten, unbejtodten, vermagerten Schlagflädhen. Ich hebe dieſes be» 
fonderd deßhalb hervor, weil gerade die Unfenntniß der Schwäche des 
Krüppelbodend ed war, welche die vielen irrthümlidhen Anjchauungen er: 
zeugte, die Hoffnung auf Gelingen der bezielten Berbefferungen nährte und 
den Glauben erhielt, dab ſolchem Boden ohne Weitered im Wege de 
Waldbaues aufgeholfen werden könne. 

Das landwirthichaftliche Kulturverfahren begann mit dem Abräumen 
des Bodenüberzuged, beftehend in Heide, etwas Mond, Flechten und ver- 
einzelten Kieferfrüppeln, welcher ald Streumaterial Berwendung fand. 
Hierauf folgte der Umbrucdy mit dem Pfluge im Spätherbit und darauf: 
folgendem Frühjahre. Im Frühjahre wurde der zuerit gejtürzte Boden, 
nachdem er den Einflüffen der Winterwitterung ausgeſetzt war, beeggt, 
theilweiſe auch mit der Haue, joweit dieß nothwendig war, bearbeitet und 
dann mit Hafer angejät, wozu mir die Landleute, ihren Anichauungen 
gemäß deßhalb riethen, weil dieje Fruchtgattung es ift, welche im Neubruch 
jonft Schon ohne alle worhergegangene Düngung gedeiht. Allein, wie jehr 
wurde ich getäufcht! Der Hafer ift zwar aufgegangen, hatte aber nicht 

24* 


336 Giggiberger: 


die Kraft, in den Halm zu ſchießen. Ex wuchs nicht viel über den Boden, 
nahm eine röthlich fahle Farbe an und verſchwand bald gänzlid. Nun 
begann ich mit der Düngung, wozu ich theils animalifche, theils fünftliche 
Düngftoffe verwendete. Erft im vierten Iahre erfolgte dann, wie oben 
gelagt, eine ſpärliche Ernte. 

Den von Dr. Weber vorgenommenen Bodenanalyjen gemäß hält 
guter Waldboden auf Buntiandftein 18,47, verjchlechterter Kiefernboden 
nur 12,65 Prozente gelöfte Nährftoffe. Im Krüppelboden ift dieſes Ver— 
häliniß aber ein bei Weiten ungünftigered. Inöbejondere ift der geringe 
Borraty an Kalkerde die Urſache der Unfruchtbarkeit. Er fand auf 
1 Million Gewichtötheile Iufttrodnen Bodend nur zwilchen 73 und 187 Ges 
wichtötheile Kalferde, welche in Salzläure löslih if. Die Kalfarmuth 
ift ed demnach zunächit, welche der Waldwirtbichaft jo hinderlich im Wege 
fteht, wenn nicht durch die tiefergehenden Wurzeln der alten Bejtände 
fortwährend aus den Schichten des Untergrunded neue Duantitäten hervor- 
geholt werden, welche in Form von Laub oder Nadelſtreu den oberen 
Bodenlagen zu Gute fommen. Hieraus ergibt ſich die jo jehr erfchöpfende 
und die Fruchtbarkeit des Bodens äußerſt jchädigende Wirkung der Streu- 
nußung!). (Snauguraldiffertation, Leipzig 1877, enthaltend Unteriuchungen 
über agronomijche Statiftif des Waldbaues.) 

Meberzeugt von der dringenden Nothwendigfeit der Bodenſchonung, 
indbejondere in Kiefernfrüppelwaldungen und von der nur dadurch mög- 
lihen Berbefjerung war jchon bei der NRevierübernahme mein Augenmerf 
auf gänzlidye Einftellung der Streunußung in den fraglichen, jo jehr herab» 
gefommenen Staatöwaldungen gerichtet, obgleich dieß nicht plößlidy erreicht 
werden Fonnte. Allmählich entzog ich jedoch den Streugenofjenichaften, 
weldye dad meilte zur Abgabe gelangte Material ohnehin nur herkömm— 
licher Weije gegen Bezahlung der jeweiligen SForfttaren erhielten, ganz 
unabhängig von den im Streunußungsplane eingejegten Ertragsziffern in 
dem Maße immer mehr Rechflächen, ald die Streuvorräthe in Folge 
längerer Schonung der Beltände fid) vermehrten. Kleinere Flächen ergaben 
nad und nad größere Materialquantitäten, wodurch nicht nur die Arbeit 
des Sammelnd erleichtert, jondern auch bejjere Streu erzielt wurde. Ich 
ftieß auf diefe Weile nicht einmal mehr auf namhafte Unzufriedenheit der 
Empfänger. Ueberdieß wurde die Streu zuleit nur mehr an die nächiten 


1) Während außerdem der äußerſt werthvolle Phosphorjäuregehalt guten Kiefern: 
bodens 0,261 pGt. beträgt, enthält geringer nur 0,0236 pGt., und an Kali eriterer 
0,0457 und legterer 0,0215 p&t. Beide find aufer dem Kalt die wichtigften minera- 
logiſchen Näbrftoffe, welde von der Streudede geliefert werden. (Ebermaper, 
Lehre der Waldftren, S. 101 u. f.) 


Ueber Aufforftung in Kieferntrüppel-Waldungen. 337 


Waldanwohner und Fleinbegüterten Bedürftigen abgelaffen, den Groß: 
begüterten und namentlich zahlreichen Befitern eigener Waldungen, weldye 
gewöhnlich ald Höchitbefteuerte in den Genoſſenſchaften den Löwenantheil 
an fi) gezogen hatten, jedoch vorenthalten. Indeß haftete immerhin ein 
noch beträchtliche Abgaböquantum auf den fragliden Staatöwaldungen, 
nämlich ein Servitut von 90 zweilpännigen Fuhren eines Einzelnhofbefißers. 
So lange dieſes nicht bejeitiget war, fonnte an eine erfprießliche Streu- 
Ihonung nicht gedacht werden. Allein es beftand Abneigung und Wider- 
ſtand bei dem Berechtigten. Defjenohngeachtet wurde das Ablöfungsprojeft 
von Zeit zu Zeit wieder angeregt, das bei einem Ablöjungsfapitale von 
12 bis 13,000 .# immerhin viel Beftechliches darbot. Endlich nad Ver— 
fluß einiger Jahre brachte ich die Ablöfung zu Stande. Somie diejelbe 
durchgeführt war wurde auch die Rechftreuabgabe auf Verkauf ganz ein- 
geitellt und fo der ganze fo ſehr mißhandelte Wald in Schonung gelegt. 

Nah ſolcher Bereinigung verließ ich im Herbite 1863 dad fragliche 
Revier. 


II. 


Ich komme nun zur näheren Beleuchtung der Erfolge der von 
Greyerz'ſchen Theſen und der daraufhin angeſtellten Kulturverſuche. 
Es läßt ſich nicht in Abrede ſtellen: 

ad Ziffer 1. daß durch allzu lange Beſchattung des Nachwuchſes durch Ober— 
holz bei den feiner Zeit allgemein angewendeten Schirmſchlägen mehr— 
fach BVerfrüppelung des Nachwuchſes entftanden ift und dab ed daher 
an der Zeit war, durch Befeitigung ſolch ſchädlichen Einfluffes auch den 
verurſachten Nachtheil zu heben. 

ad Ziffer 2. Die Hebung des allzu dichten Schluffes mitteld entiprechender 
Lichtungen durch angemefjene Durchforftungen rief andere Nachtheile, 
namentlidy die der jchädlichen Einwirkung der Sonne auf die Boden- 
defe und der größeren VBerdünftung der Feuchtigkeit des ohnehin trodnen 
Bodend hervor, und dann fonnten fie in den ſchwachen und dichten 
Stangenhölzern, wo fid) wegen der Kraftlofigfeit der oberen Bodenjchichte 
entweder gar fein Hauptbeftand oder nur in jehr untergeordnetem Maße 
ausicheiden fonnte, feine angemelfene Ausführung finden, abgejehen da— 
von, daß fie noch mit anderen nahe liegenden Gefahren verbunden ge— 
wejen wären. 

ad Ziffer 3. und 4. Die Bodenbearbeitung, deren Vortheile ind Licht zu 
ftellen ald Hauptverdienft der von Greyerz'ſchen Verſuche anzuiehen 
fein dürfte — inöbejondere die Umwendung der oberen Bodenſchichte 
und Zerfleinerung und Unterbringung der Heideerde (Heidehumus) hat 


338 Gigglberger: 


fi) zwar überall aus befannten Gründen ald eine die Vegetation be- 
lebende, dad anfängliche Gedeihen der Waldkulturen fördernde Mani- 
pulation bewährt; allein eine tiefe Loderung und Ummendung, welche 
die erhofften Wortheile, insbejondere die mineralifche Berbefferung der 
Ernährungsichichte in nachhaltiger Weile gebracht hätte, war wegen des 
Koftenpunftes nicht ausführbar und eine oberflächlidye blieb ohne den 
gewünjchten Erfolg. Ausgebaute Sand- und Kiedgruben, Steinbrüde, 
Gräbenanlagen und Fuchsbaue liefern den Beweis, dab der tief bear- 
beitete und gewendete Boden, zur Erzeugung einer befjeren Vegetation 
fähig wird, welche ſich fo lange zu erhalten vermag, biß der Kronen- 
ſchuß eingetreten und der Wald in einen Zuftand verfeßt ift, um mit 
jeinen Abfällen eine chüßende, die Ernährung bewirfende Bodendede zu 
bilden, die feinen Beſtand fihert. Die Verbindung ded Feldbaues mit 
dem Waldbau hat da, wo fich Leute zur Unternehmung des zeitweijen 
Fruchtbaues fanden, allerdings nad 10—12 Jahren zur Grleichterung 
der Wiederaufforftung gedient. Die Nefultate find jedoch, wenn auch 
im Ganzen relativ befriedigend, doc; noch nicht nachhaltig genug. Mir 
ſcheint, daß die gewährte Zeit zum interimiftiichen Fruchtbau zu kurz 
war, um dem Boden jene Kraft wieder zu verichaffen, welche zur Tra— 
gung eines älteren Holzbeftandes erforderlich ift. Dergleichen Kulturen 
im Reviere Ehenricht, Forftamts Weiden (älterer Ordnung) ließen im 
6— 10 jährigem Alter einigen Rüdgang wahrnehmen. Indeß joll der. 
malen wieder Erholung eingetreten fein. 

Gegen die allgemeine Anwendung diejes Kulturverfahrens ſprechen die 
abichredenden Erfahrungen, welche diejenigen Unternehmer gemacht haben, 
die die magere Sandſcholle mit Aufwand vieler Anftrengung zum land- 
wirthichaftlichen Fruchtbau geeignet machten, fowie der Umftand, daß die 
Waldflächen oft fo jehr entlegen von Ortichaften find, da Bedüngung und 
Bewirthichaftung mit zu vielen Mühen und Koften verfnüpft it, dem 
gegenüber ein Zeitraum von 10— 12 Jahren nicht ausreichend erjcheint, 
um dad Unternehmen einigermaßen vortheilhaft zu geftalten, und dem 
Boden eine folche Verbefferung nachhaltig zu bereiten, daß der darauf: 
folgende Holzbeftand eine Umtriebözeit auszuhalten vermag. in weiteres 
Hinderniß befteht auch darin, daß die Befißer größerer Anweſen, die ohne— 
bin ſchon mit dem Anbau eines genügenden Areald beichäftiget find, eine 
mühevolle Ausdehnung ihrer Wirthichaft bei vermehrtem Düngerverbraudy 
ſcheuen. 
ad Ziffer 5. Es kann mit Grund nicht angenommen werden, daß ein im 

Laufe der Zeit herabgekommener, in ſeiner Produftionäfraft erſchöpfter 
Waldboden jo ohne Weiteres zur Fortbringung anſpruchsvollerer Holz 


Ueber Aufforftung in Kieferntrüppel-Waldungen. 339 


arten ald die Kiefer ift, namentlich der Fichte oder gar von Laubhölzern 
geeignet ſei und daß ed nur des Anbaues foldher Holzarten bedürfe, um 
den erwünſchten Mechjel herbeizuführen, ohne dab zuvor jein Humus- 
gehalt vermehrt und feine Kraft ſoweit wieder gehoben worden ift, daß 
die Bedingungen für die Eriftenz einer befjeren Vegetation wieder vor— 
handen find. 

Auch die weiteren auf Erzielung einer befjern Begetation gerichteten 
Vorſchläge fcheiterten nicht weniger an der Armuth ded Bodens, wie die 
bereitö ſpeziell abgehandelten. 

Die Saaten und Pflanzungen mit Kiefern in jo beträchtlich erichöpften 
Boden in meift mit dem Spiralbohrer angefertigten, 18—20 cm im Durdy- 
mefjer haltenden Löcher, welche mit Raſenaſche oder guter Kompofterde 
ausgefüllt wurden, gediehen nur in der erften Jugend. Sowie die Pflanzen 
mit ihren Wurzeln aus der beigegebenen befjeren Erde hinausfamen, zeigte 
fih dasjelbe Bild ded Nüdganges, wie außerhalb der Löcher. 

Ebenjo unzureichend waren alle Bemühungen, weldye auf Bewäfjerung, 
Beichattung ze. gerichtet wurden, denn auch diefe Mittel erwieſen fidy als 
zu ſchwach und fruchtlos. 

Wenn gleich alfo alle auf die Aufforftung und Verbeſſerung der 
Krüppelbeftände gerichteten Borjchläge des x. von Greyerz in der Haupt- 
ſache ohne den gewünſchten Erfolg geblieben find und als Thatſache feft- 
ftebt, daß alle durch ihn und auf Grund jeiner Theorie audgeführten ver: 
ichiedenen Eaat- und Pflanzfulturen, inöbejondere die mit Verwendung 
anderer Holzarten als der Kiefer bald rüdgängig wurden und ſchließlich 
nur ein kümmerliches Dafein frifteten oder ganz eingingen, jo war er 
immerhin der Beranlaffer, dab das Problem der aufgeitelten Aufforftung 
deö Krüppelbodens zur Löſung fam und der Beweis erbracht worden ift, 
dak alle hierauf gerichtete Arbeit und menfchliche Anftrengung umfonit ift. 

Allerdingd mußten die Erfahrungen theuer erfauft werden, denn 
namentlich der in beträchtlicher Ausdehnung bemerfitelligte Anbau der 
Fichte, welche Holzart man ald einziged Rettungsmittel erachtete und deren 
Beimiſchung faft in allen Dertlichfeiten des entfräfteten Waldbodens ver- 
gebend verjucht wurde, foftete viel Geld und Arbeit. Ueberdieß führten 
die vergeblichen Bemühungen dazu, daß man ſich von diefer Holzart ganz 
abmwendete und deren Anbau anderwärtd auch in foldyen Dertlichfeiten 
unterließ, wo fie am Plate gemwejen wäre und theild in Mijchung mit der 
Kiefer, theild ald Unterftand fortgefommen jein würde. Ald dann jpäter 
der Beimifchung diejer Holzart unter Fohren für paffende Böden und Lagen 
wieder eine größere Wichtigkeit beigelegt worden ift, fehlte ed nicht an 
Zabel, wegen der fraglichen Unterlaffung, der, mehr oder minder unver: 


340 Gigglberger: 


ſchuldet, meiſtens die betheiligten von der Leitung abhängigen Revierver- 
walter traf. 

Ich kann nicht unerwähnt laſſen, daß ſich in den betreffenden Oert— 
lichfeiten die Einflüſſe, unter denen die Waldungen gegründet wurden und 
aufwuchſen, aus den jetzigen Waldbeſtänden zum Theil leicht erkennen laſſen 
und ſowohl in Bezug auf den früher erfolgtem Anbau gewiſſer Laub- und 
Nadelholzarten von der jeinerzeitigen Ueberſchätzung der Bodenfraft, als 
auch von gewiſſen Unterlaffungen den untrüglicyen Beweis liefern. 


III. 


In demſelben Maße als es nach und nach klar geworden, daß, wie 
bereits theilweiſe und höheren Orts anerfannt worden iſt, dem entkräfteten 
Waldboden durch menſchliche Anſtrengung nicht aufgeholfen werden kann, 
wurde der Frage der Streuſchonung, und mit Recht, größere Wichtigkeit 
beigelegt. 

Theild wirkliche Krüppel, theild ſchwachwüchſige Kiefernbeftände, weldyen 
bereitö früher die Streu entzogen, inzwiſchen aber eine 10—12 jährige 
Schonung eingeräumt worden war, ließen bereit8 dort und da untrüglich 
ſchon ein freudigered Wahöthum erkennen. Nicht allein, dab in Folge 
folder Schonung der Stärkezuwachs durh Anlage mehr voluminöfer 
Jahresringe ſich gehoben hatte, traten audy aus den, in Folge fait gänz- 
licher Stagnirung des Höhenmuchjed, abgerundeten Baumfronen mit dicht 
aufeinanderfienden Aeſten, wieder längere Höhentriebe hervor. Ein Wieder: 
aufleben des wenn audy lichten Waldes ward ſchon fihtbar und feine fahle 
Färbung wid; einem frijcheren Grün. 

Die Hungerflechte, welche mit der Heide jehr oft die ausſchließliche 
Bodendede in den lichten Kiefernbeftänden bildete, verſchwand und machte 
dem grünen Mooje (hypnum-Arten) Platz. 

Soldye Umwandlung vollzog fidy in der Regel in der Weile, daß in 
dem Schatten eines Heideitodes, wo die VBerdunftung der Bodenfeuchtigfeit 
mehr zurüdgehalten wurde, die grüne Moosbildung begann und dann 
durch Erweiterung fidy vermehrte. Auf anderen Stellen im Beftande 
geſchah es ebenjo, und ed dehnte fi das Moos nad) allen Seiten immer 
weiter aus, bis ed zuleßt ganz den Boden bededte. Sowie fidy ſolche 
erwünjchte Bodendede bildete, verſchwand in Folge größerer Feuchtigkeit 
des Bodens und ber befjeren Beſchattung durd) die weiter und höher ge- 
wordenen Baumfronen nady und nad die Heide mehr oder minder aus 
den Beitänden. 

Solch intereffante Beobadhtungen habe ich während meiner amtlichen 
Thätigfeit jo vielfach gemacht, dab ich behaupten kann, die Bodenver- 


Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 341 


befferung vollzieht fich allgemein, felbft in lichten Kiefernbeftänden auf eben 
diefe Weile und bewirkt allmählidy wieder die Zuwachsvermehrung. Auch 
bei jungem lichten Nachwuchſe läßt ſich, namentlicy wenn der Schluß ein 
bejerer wird, ganz derjelbe Vorgang wahrnehmen. 

Einige eclatante Fälle in verjchiedenen Dertlichkeiten glaube ich des— 
falls hier beſonders anführen zu müffen: 

Im Reviere Röttenbady — gegenwärtig zum Regierungsbezirke Mittel- 
franfen einſchlägig — wurden die beiden Abtheilungen „Vordere“ und 
„Hintere Schmalleite* mit 6070 jährigen Kiefernbeitänden auf Keuper- 
jand, welche durch frühere ftarfe Streunugung jehr wenig Zuwachs liefer- 
ten, jeiner Zeit zum Abtriebe beftimmt und aud durch jchmale kahle 
Abſäumungen mit darauf folgenden Pflanzungen mit Kiefern zu verjüngen 
gejucht. Bei diefem Verjüngungs-Verfahren ging der Abtrieb natürlich 
nur langjam vor fi), jo dab ald nad Verlauf eines 12 jährigen Zeit- 
abichnitts, die Walditandsrevifion vorzunehmen war, nody beträchtliche 
Flächen mit Materialvorräthen vorhanden waren. Während diejed Zeit- 
raumed jomwohl, als auch jchon einige Sahre vor dem erfolgten Angriff 
wurde diejen Beitänden die Streu nicht mehr entzogen und ed zeigte ſich 
daher num jchon eine in die Augen fallende Zuwachszunahme in Stärke und 
Höhe der Bäume, jo zwar, dab in Erwägung gezogen worden ift, ob mit 
Rüdfiht auf den biöher erzielten, nur wenig befriedigenden Nachwuchs 
auf den Iahresichlägen, nicht mit dem Hiebe auszujegen und dem Boden 
eine weitere VBerbefjerung einzuräumen jei. Aus Rückſicht der Beſtands— 
fonjolidirung wurde fich jedody für die Hieböfortjegung entſchieden. 

Ebenjo wurde im Staatöwalddiftrifte Grafenbuch ded ehemaligen k. 
Forftrevierd Berg — jetzt Forftamts Pfaffenhofen — ein 49 jähriger 
geringwüchfiger Kiefernbeitand mit wenig Fichtenunterftand auf trodnem 
Jurakalk bei der Herftellung des erften Forfteinrichtungswerfes im Jahre 
1853 zum Angriff behufs der VBerjüngung beftimmt, in der Abficht, einen 
befjeren Nachwuchs an feine Stelle zu bringen. Der Anhieb erfolgte auch) 
an der Nordvftjeite durdy jchmale fahle Abſäumung und die Wiederauf- 
forftung der Schlagfläche durch Pflanzung mit Kiefern, Lärchen und Fichten. 
Die Bodenarmuth bereitete jedoch den Pflanzen beträchtlichen MWiderftand. 
Sie fonnten ſich nicht heben und ſchließen und deßhalb fchredte man vor 
der Hiebsfortſetzung zurüd. 

Bei Vornahme der zweiten Waldftandörevifion im Jahre 1878 trat 
nun auc die Frage heran, ob nicht doch der Hieb wieder einzulegen jei. 
Es wurde jedoch für befjer erachtet, davon abzujehen und mit Recht. Der 
ſonſt nody ausdauerungsfähige, nun 74 jährige Beftand hatte ſich in Folge 
fortgejeßter Streufhonung in leicht wahrnehmbarer Weije erholt. Anftatt 


342 Gigglberger: 


der früher vorhandenen Heide und Hungerflechte bildete eine dichte Moos— 
ſchichte die Bodendede und die Fohrenbäume zeigten einen freudigen 
Höhenwuchs, welcher aus den früher abgerundeten Kronen hervorging, und 
die Jahredringe waren bedeutend breiter al8 früher. Kurz, der Beſtand 
hatte ein ganz andered und befjered Ausjehen wie früher. Deßhalb wurde 
er auch zum längeren Weberhalten beftimmt. 

Im Staatswalddiftrifte Birkach, früheren Forſtreviers, nun Forſt⸗ 
amtd Neumarkt, ift in Abtheilung 1, auf dem Berwitterungsprodufte des 
braunen Jura, ein dermalen in Angriff ftehender lichter und furzichaftiger 
Kiefernbeitand vorhanden, weldyer bei Vornahme der Walditandsrevnifion 
im Jahre 1866 in Bezug auf feine Bodendede ald mit Heide und Beer- 
fraut überzogen bejchrieben worden war. Ich erinnere mich nod) genau 
an die bei meinem im Jahre 1863 erfolgten Amtsantritt als Forftmeifter 
älterer Ordnung vorhanden gemwejene hohe Heide, welche das Beerfraut 
weit übertraf. Gegenwärtig ift die Heide in dem überdied inzwilchen 
durh Schneedrud und Windbruh in den Sahren 1868 und 1870 noch 
mehr gelichteten Beitande ganz verjchwunden und die jorgfältig geichonte 
Bodendede befteht aus einem dichten, grünen Moospolfter, in welchem nur 
ftellenweije noch das Beerkraut vorhanden ift. 

Hieraus dürfte hervorgehen, dab fich, wie gejagt, der Boden auch bei 
lichter Beitodung nach und nad) verbefjert, wenn ihm die Dede belafjen 
wird. Selbſt da aljo, wo die Hungerfledhte allein die Bodendede bildete, 
famen bei fortgejeßter Schonung derjelben nad 10—12 Sahren die Alt 
moofe in den Kiefernbeitänden au, verdrängten die Flechte und bildeten 
die ausſchließliche Bodendede. Derlei erfolgte vortheilhafte Veränderungen 
fönnte ich noch viele anführen, doch fie jpringen ja dem aufmerfjamen 
Beobachter von jelbft in die Augen!) und ich gehe daher auf die Wahre 
nehmungen über, welche mir das vor 22 Jahren verlaffene k. Forftrevier 
Freyhöls, das ich beinahe 15 Jahre lang verwaltete und alſo jeit 37 Jahren 
fenne, bei meinem zum Zmwede der Unterfuchung jeined Aufſchwunges vor- 
genommenen Beſuche im Jahre 1884 darbot. 

Wie ih a.D. bereitö erwähnt habe, wurde dort, nachdem das Forft- 
recht von 90 zweilpännigen Fuhren Rechſtreu abgelöft war, audy bie 
Streuabgabe auf Verkauf gänzlich eingeftellt. War die günftige Wirkung 
der Streufchonung bereitd? bei meinem am 1. Dftober 1863 erfolgtem 
Abgange in die Augen fallend, jo war dies num um jo mehr der Fall 
und überhaupt der Gejammteindrud ſchon wegen der mehr grünen Farbe 
ded ganzen Waldes ein jehr befriebigender. Auf dem friiheren Boden, 


1) Ebermaver, Lehre der Waldftren, S. 266. 





Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 343 


mit relativ ziemlich geichloffenen Kiefernbeftänden zeigten ſich meift die 
grünen Aftmoofe mit Heidereften, auf dem troduen, ſehr armen mit 
jehr lichtem, jchwachen Baummudys die Heide, auch noch die Hungerflechte; 
jedoch hatten fich hier mehrfach jchon die grünen Moofe partienweije an- 
gefiedelt, oder fie waren im Werden begriffen. Ich hebe bejonders die 
Abtheilung „Kichtenegger“ hervor, welche mit einer Menge ſchwacher Kiefern- 
ftämmchen, bei weldyen der Kampf ums Dafein nur fehr langjam vor 
fich ging, beftodt war, und wo in dem nun 55 jährigen Beftande die 
Stammzahl fidy beträchtlich vermindert hatte und ein befjerer Wuchs durch 
vermehrten Höhen» und- Didenzumakhs unverkennbar war. Was leßteren 
anbelangt, jo wurden die letzten Jahresringe einiger unterfuchten Stämm- 
chen nody immer nicht jchmaler befunden, obwohl die Stammbdide von 
Jahr zu Iahr zugenommen hatte. 

Die älteren unbeftodten Schlagflädhen, weldye id bei meiner im Jahre 
1848 erfolgten Revierubernahme vorfand, waren nody wenig verändert, 
die theilweife beftocdten hatten fich erholt und der meift durch Pflanzung 
mit 1- und 2 jährigen Kohren unter Beimifhung von Fichten und Lärdyen 
gegründete Nachwuchs auf den friſch abgetriebenen Schlagflädhen, welche 
mit dem Buttlar’ichen verbefjerten Pflanzeifen gejeßt worden war, trat 
mir, was die Kiefer anbelangt, ziemlich gejchloffen entgegen; beſonders be— 
friedigten mich die auf dem friiheren Boden vorhandenen Junghölzer, 
wo verjchulte Fichten in 0,58 m breiten, vorerft abgeräumten und dann 
14—15 cm tief umgehauenen Streifen beigemifcht worden find. Dieſe 
Holzart war bier wenigftend zum Theil ald Unterftand noch vorhanden, 
wenn fie audy auf dem trodnerem bereitd eingegangen war. Die Lärchen 
waren jedoch entweder gar nicht mehr vorhanden, oder bi zum Gipfel mit 
Slechten überzogen und bereits ſchon abgeftorben, oder im Abfterben be- 
griffen. 

Immerhin war jelbft auf dem trodnerem Boden, wo fi) die Kiefer 
allein erhalten hatte und wo an die rechtzeitige Auspflanzung der entitandenen 
Lücken gegangen war, wenn auch geringmwüchfiger, jo doch ziemlich ges 
Ichloffener Nachwuchs als Rejultat der vorgenommenen ausgedehnten 
Pflanzenkulturen vorhanden, jo daß im Allgemeinen die feiner Zeit ald 
wirthichaftliche Aufgabe hingeftellte Bededung des abgetriebenen Bodens 
mit Nachwuchs als gelöft erachtet werden fonnte, wenn auch öfters leider 
nur wieder fümmerliche Kiefern an Stelle der abgetriebenen traten. Nam— 
hafte Lüden und Blößen waren jedoch nicht zu bemerfen. 

Einen jehr günftigen Eindrud machte mir der bald nad; meinem im 
Herbfte 1863 erfolgten Abgange durd; Saat entitandene Nachwuchs auf 
der von mir, wie bereitd oben gelagt, obwohl verhältnigmäßig zu kurze 


344 Gigglberger: Ueber Aufforftung in Kiefernfrüppel-Waldungen. 


Zeit zum zeitweilen Fruchtbau benüßten Fläche. Er beftand aus 18 bis 
20 jährigen Kiefern, größtentheild gut gejchloffen, von mittelmäßigem Wuchs 
mit ohngefähr 30 cm langen Höhentrieben. Auf dem Boden war bejonders 
an lichteren Stellen nody dünne Heide vorhanden, jedody hatte fidy überall 
bereitd das grüne Moos eingeftelt. Diefe Partie war mir um jo inter: 
effanter, ald die Umgebung an den Waldjeiten des 1,36 ha haltenden Vier» 
eds noch, wie vor 36 Jahren, aus Kiefernfrüppeln beftand. Hieraus ergiebt 
fih, daß wo die Hingabe, namentlich des längit abgetriebenen und 
lange blo8 gelegenen Bodens zum landwirthichaftlichen Zwiſchenbau 
ausführbar ift, immerhin der Zwed der MWiederbeitodung mit befjerem 
Nachwuchs leicht und ficher erreicht wird. Selbft wenn die Zeit des Frucht» 
baue 15 Jahre umfaſſen müßte, wäre der Erfolg keineswegs zu theuer. 

Da, wo die nad) einigen Jahren ſchon rüdgängig gewordenen Fichten 
und Lärchen in den Reihen, wie bereitd oben angedeutet nicht rechtzeitig 
durch Kiefern erjeßt worden find, zeigten ſich, wie z. B. an der Dftjeite 
des oberen Kreuzbogens, am Wege in die Münchöjeige, nur weititändige 
Kiefernreihen von krüppelhafter Beſchaffenheit. 

Wurde demnah durch Pflanzung in ftreifenweile abgeräumten und 
gewendeten Boden der vor Streunußung länger geichonten Angriffsbeſtände 
ein, wenn auch vorerft noch Fümmerlicher, jo doch befriedigend geſchloſſener 
Nachwuchs erzielt, jo glaube ich, wird fidy bei noch längerer eine ganze 
Umtriebözeit umfafjenden Dauer der Bodenſchonung ein nody befleres 
Reſultat ergeben, namentlich wenn der Abtrieb joldher Beitände jo weit als 
thunlich hinausgerückt und der mit der biöherigen über allzu große und 
gänzlich abgeräumte Flächen ausgedehnte Abtriebömweile verbundene Nach— 
theil der langen Bloßftellung und Vermagerung ded Bodens vermieden wird. 

Diejed wird erreicht werden fünnen, indem man entweder auf die früher, 
durdy allzu lange belafjene Beſchattung der von Jugend an lichtbedürftigen 
Kiefer, fehlerhaft ausgeführte und angewendete Schirmichlagitellung in einer 
Weiſe zurüdgeht, dab der erwähnte Nachtheil jorgfältig vermieden wird, 
oder daß man wirkſamen Seitenſchutz, etwa durch in die Angrifföbeftände zu 
verlegende kleinere Kahlbiebe, erzielt. Die Abräumung der Bodendede, 
die Loderung und Wendung der oberen Bodenjdichte müßte auf das 
Nothwendigite maßgeblich der den Umftänden angemeijenen Kulturart be— 
Ichränft und die Vermeidung der Rüſſelkäferbeſchädigung durch jorgfältig 
anzumendende Borbeugungsmittel im Auge behalten werden. 

Seht ift es eine unumftöhliche Wahrheit, daß durch feine anderen 
Mittel als jene, welche die Natur jeibft darbietet, die almähliche Hebung 
der Bodenfraft, welche bejonderd beim Abtrieb des Altholzes zu ſchonen 
gejucht werden muß, erzielt werden kann. Dieſe Mittel beitehen einzig 


Der Etat der bayerifchen Forft-, Iagd- und Trift-VBerwaltung ıc. 345 


und allein in der gänzlichen Vermeidung der Streunugung und der dadurd) 

hervorgerufenen wohlthätigen Wirkung der Bodendede auf das Wachsthum 

des Holzed, während alle anderen auf die Aufforftung und Verbeſſerung 

der Krüppelflächen gerichteten Bemühungen gänzlich umſonſt find. 
Deßhalb ſchonet die Bodendede, jchonet den Wald! 


I. Mittheilungen. 


Der Etat der bayerijchen Sorft:, Jagd» und Trift-Derwaltung 
für ein Jahr der XVII. Sinanzperiode 1886 und 1887, 
die Kammerverhandlungen über diejen Etat und die 
Streupetitionen. 


Gegenwärtig fonzentrirt fi) das Intereſſe der bayeriichen und wohl 
auch der deutichen Forftwelt weſentlich um die Durdführung der bayeri- 
ihen Forftorganijation, und um die Berhandlungen der Kammer der 
Abgeordneten über den Etat für die XVIII. $inanzperiode. Für die 
Herren Landwirthe von bejonderem Intereffe in des Wortes vollfter Be— 
deutung find, ſodann noch die Verhandlungen über die Petitionen um 
vermehrte Streuabgabe, die übrigend aud den bayerifchen Forft- 
beamten zum Studium empfohlen werden, und zwar insbejondere deimegen, 
damit fie aus denjelben entnehmen, welchen Dank fie von dDiejer Kammer 
zu gewärtigen haben, wenn fie der Streunußgung nicht Thür und Thor 
öffnen, fondern pflichtgetreu wie bisher den Wald vor dem verberb- 
lichen Rechen ſchützen. — 

Inden ich mir vorbehalte auf diefe in ihrer Art merfwürdigen Ber: 
handlungen zurück zu fommen, will ich mit dem Etat und den dießbezüg— 
lihen Berhandlungen beginnen und zunächſt den Sorftetat pro 1886 und 
1887 folgen laffen. 

(Etat ſiehe umftehend.) 

Wie aus der vorftehenden Zujammenftellung zu erjehen, find die 
Brutto-Einnahmen aus Forfthauptnußungen $ 1 — 3598 810 Ster — zu 
21 477503 A per Jahr veranjchlagt, d. b. um 800 000 4 höher als in 
der vorhergehenden Finanzperiode, obgleich das Einjchlagsquantum in Folge 
gebotener Einjparungen um 33 490 ha weniger betragen! joll. Der Durdy- 
ſchnittserlös ift jomit auf 5,94 .# per Hektar veranjchlagt. — 

Dad Nubholzprozent ift zu beinahe 42 p&t. — in dem Etat der XVI. 
Sinangperiode zu 35, in dem Etat der XVIL zu 38 pCt. — bemefjen, 


346 Der Etat der bayeriſchen Forft-, Jagd- und Zrift-Verwaltung 


Etat der Forft:, Jagd: und Trift-Derwaltung für ein Jahr der 
XVII. $inanzperiode 1886 und 1887. 


Brutto: 
Vortrag Einnahme 





















Aus — 
Forſthauptnutzungen. 
Aus dem Bau-, Nutz- und Werthholze . . 
Aus dem Brenn: und Kohlholze 
Forftnebennußungen . . 
Gegenleiftungen der Borftbereihtigten . 
Erfäge wegen Forftfrevel . 
Uebrige Einnahmen . ; . 
Sn. Kap. 1 22 467 503 
2 Aus Yagden. 
Aus dem Staatd:-Fagbbetriebe -. -. » 2 2 2... 95 000 
Aus der Jagdverpachtung und ne nad 
Art. 3 des Fagdgejeges vom 30. März 1 — 58 000 
Uebrige Einnahmen. . . » 2... De en 3 700 
Sa. Kay. 2] 156 700 
3 Aus Triften und Holzhöfen. 
Hauptnutzungen. 
Aus dem Brenu-, Nutz- und Werkholze.... 58 750 
Ans dem Brenn: und Kohlholze A 1752 0% 
Uebrige Einnahmen . De Aa — 40 000 
Sa. Kap. 3 | 850840 
4 Aus Forftdienftrealitäten. 
(Nenes Kapitel feit der Organijation.) 
ar von Gebäuden . 27000 AM 
(Geldanichlag der Dienft 
wohnungen) . . 3479 „ 
Pachtſchillinge v. Grunditäden 18000 „ 
—— der — 
periode) . . . 66806 „ 
Sonftige Einnahmen er Fi 200 
Sa. Kap. 4 200 





Gejammtbetrag der Einnahmen $ 1, 2, 3 und 4 [28475243 


für ein Jahr der XVII. SFinanzperiode 1886 und 1887 ꝛc. 347 





Ausgaben 
= Titel Bortra außer⸗ 
58 ordentliche ordentliche 
* 
1. Auf die Verwaltung und den 
Betrieb der Korfte, Jagden und 
Triften, 
1 Für Beloldungen und Büreanaudgaben (Per: 
fönlidhe und ſächliche Ausgaben) A. Mi: 
nijterialforitabtheilung, B. Regierungs— 
forftabtheilungen, C. Aeußere Behörden . | 5 036 145 
MPauſchale) 
3 1124 | Soften für die Erhebung, —— und 
Vermehrung der Forft-, Jagd⸗ und N 
gefälle bei den Rentimtern . 301 480) 
21 1—2 Anfwand für Unterftüänngen . . . . . 92 570 
3 Gigentliche Betriebsfoften. 
1 Auf die Korftgefälle. 
1 Holzfabrifationd: und VBerbringungsfoften . 4 110 800) 102 860 
(darunter d auf Holzabfuhrwege). . . 960 800 98 860 
2 Auf Korftenrihtung - » >» 2 2 2 2. 7.000 10 000 
5 Auf Rulturen ee — 160 0001 55 000 
4 Mebrige Betriebsfoften . . . a 206 600 — 
Sa. 8 Sa.$1l "5 104 400 400 167 860 
2 Auf die Zagdgefälle. 
1—7 Sa. 82 43.600 4.000 
3 Auf Die Trift: und Holzbofgefälle. 
1 Auf die Triften 687000 — 
2 | Auf die Holzhöfe 13 100 4300 
_&n.$8 ©a.83| 60 __600 100 4.300 
Sa. Kar. 3] 5748 5 748 100 176 160 
4 alten der Forſt-, Jagd» und Trift: 
realitäten. 
1-4 Kreisumlagen, Diftriftsumlagen, Gemeinde: 
umlagen, Paiftoreichniffe . Sa. Kap. 4 779.000 
5 Ständige Bauaudgaben „ 6 a 
Umzugsgebubren . .. „ „6 5.000 
7 Yandbauausgabenaufpdte 
Gebäude. 7 237070 10 000 
8 Uebrige Aufgaben. . . u. BB 8 47 000° 
Sa. 1. Auf die Verwaltung und den 
Betrieb — 12 264 366 186 160 


348 Der Etat der bayeriichen Korft-, Fagd- und Trift-Verwaltung 


Ausgaben 
z 8 $ | Titel Vortra außer⸗ 
8 >> 3 — ordentliche 
— 
2. Auf den forſtlichen Unterricht. 
A. Forſtlehranſtalt — | 
1 1—2 | Periönlihe Ausgaben . . . . 30 220 
1 2 1-3 | Sählihe Ausgaben 2 2 2 2 2 0. 6 000 
Sa, A. 36 420. 
B. Univerfität Münden. 
1 1—2 | Perföntihe Ausgaben . 2 2 2 2.0. 13 680 
Sa. B. 13 680 
| 
C Sorftlibe Verſuchsanſtalt | 
daſelbſt. 
1 1—2 | Periönlihe Ausgaben. . - 2 2 2 2. 18 120 
2 1-3 | Sädlihe Auögaben . » » 2 2 2 2. 6 650 
Sa. C, 24 770 
| 
2 Für Retjen, Exkurſionen und SATIERIMENE 
fiche Arbeiten . . . i — 15 000) 
3 Kür Etipendin. . » 2... } 13 370 
4 Kür Unterhaltung der botanifchen Gärten 1800 
5 Bauaudgaben . 2 2 2 m 2 m nen 1 100 
6 Vebrige Audaaben. - » 2 2 20. 130 


Sa. 2. Auf den forftlichen Unterricht 106 270 — 
Zuſammenſftellung der Ausgaben. 
1) Auf die Verwaltung und den Betrieb . [12264365 186 160 
2) Unirriht . . 2. 20. N 106 270 
Zotal-Summe 112370685. 186160 
uni EEE nenn 


12 566 795 





Abgleichung. 
Die Einnahmen betragen.. 2.2. 23 475 243 
Die Ausgaben dagegen . » 2» 2 20. 12 556 7% 
Somit reine Einnahme 10 918 448 


und ift fomit eine erfreuliche Steigerung wahrzunehmen, die bei dem 
großen Vorrath der bayerifchen Wälder an Buchenholz nur jehr allmählich 
erfolgen kann. — 

Zu diefem Theile ded Etats hat ſich nur der Abgeordnete Freiherr 


für ein Sahr der XVIII. Finanzperiode 1886 und 1887 ıc. 349 


von Lerchenfeld in bemerkenswerther Weiſe geäußert. Er ſprach die 
Anficht aus, daß in dem Verhältniß zwiſchen Nutzholz und Brennholz, in 
der Ausbringung ded Materiald — Nubholzprogent — das ganze Geheim- 
niß einer rentabeln oder unrentabeln Forftwirtbichaft liege, jowie daß unjere 
Umtriebözeiten noch zu body jeien. Im formeller Beziehung gab er zu 
bevenfen, ob ed nicht an der Zeit fei, die nach Abſchaffung der Gjährigen 
Finanzperioden nicht mehr berechtigte bayeriiche Eigenthümlichfeit der mit 
12 theilbaren Umtriebözeiten zu 96, 108 ıc. Jahren aufzugeben; ſodann ob 
es nicht angezeigt jei bei Berechnung der Maffengehalte den Ster auf: 
zugeben, und den Feltmeter als Einheit zu wählen. — 

Der königlidye Regierungskommiſſar, Minifterialratb Ganghofer, 
erwiderte hierauf, daß das biäherige Verfahren bezüglich der Feftftellung 
der mit 12 theilbaren Umtriebözeiten zwar prinzipiell nicht nachtheilig 
wirken fünne, daß aber dody bei Abänderung der Forfteinrichtungsinftruftion, 
welche beabfichtigt jei, dad biöherige Verfahren fallen werde. Auch bezüg- 
lid der Einführung des Feftmeterd, die jchon beabfichtigt jei, werde den 
geäußerten Wünſchen Redynung getragen werden. — Der Antrag der Re- 
gierung wurde angenommen. 

Die Einnahmen aus Forftnebennugungen $ 2 find zu 820 000.# 
veranjchlagt, und betragen demnach 3,5 p&t. der Gefammteinnahmen, 
wad um jo mehr hervorgehoben werden muß, ald die Kammer der Ab- 
geordneten bei jeder Berathung der Regierung nahe legt die durh Mehr— 
abgabe von Streuwerf, jedody ohne Preiserhöhung für daffelbe, 
die Einnahmen aus diejer Pofition zu mehren; wir werden jpäter noch 


darauf zurücdfommen. — Aus der furzen Debatte ift nichtd von Bedeu—⸗ 
tung hervorzuheben. — Der Antrag der Regierung wurde einftimmig an- 
genommen. — 


Ebenſo wurden die 88 3, 4 und 5 ohne bemerfenöwerthe Debatten 
einftimmig angenommen. — 

Die Einnahmen aus Iagden find zu 153 000 AM veranichlagt, und 
betragen demnach 0,65 p&t., jage etwas mehr ald ein 4 p&t., was in 
Berüdfichtigung der an dieſen Paragraph fich bindenden, in ihrer Art 
harafteriftiihen Debatte ganz bejonder8 hervorgehoben zu werden ver- 
dient. — 

Der Referent Abg. Keßler beantragt nun zwar feine Erhöhung der 
von der Regierung vorgejehenen Einnahmen, hält e8 aber dody für ange- 
zeigt Iagdbezirke in der Nähe der Städte im Wege der öffentlichen Ber: 
fteigerung zur Berpadhtung zu bringen. — 

Der Abg. Gabler geht jchon einen ganzen Schritt weiter, und 
verlangt, daß alle Jagden ohne Ausnahme öffentlich verfteigert werden; 

Gorftwiffenichaftlihes Gentralblatt. 1886, 25 


350 Der Etat der bayeriſchen Forit-, Jagd» und Trift-VBerwaltung 


er hält die von der Regierung poftulirte Mebreinnahme von 2000 .# 
per Sahr für die reinfte Ironie, und muthet der Regierung zu, das Poftulat 
um wenigitend 25 p&t. zu erhöhen, da ed nicht recht fei auf Koften der 
Steuerzahler die Staatöjagden den ohnedieß jo gut — warum nicht lieber 
zu gut! — bezahlten höheren Forftbeamten oder Reichsräthen, die Millioe 
näre find, um den vierten und oft noch geringeren Theil des wirklichen 
Werthes zu überlaffen. — Wenn wirklich derartige Fälle noch vorfommen, 
wad wir jehr bezweifeln — jo hätte der Herr Abgeordnete Namen 
nennen, aber nicht vage allgemeine Berbächtigungen erheben jollen. — Die 
Nedendart von der großen Schädigung der Steuerzahler ift natürlich nur 
für die Wähler berechnet, denn der Herr Abgeordnete hätte ja leicht be- 
rechnen fünnen, dab die Einnahmen aus Jagden ſchon 50 p&t. mehr als 
biöher betragen müffen, wenn fie nur ein Prozent der Gejammteinnahme 
ausmachen follen. Sehen denn die Herren Abgeordneten nicht ein, daß 
der Mißmuth der Forftbeamten über die Mikgunft, weldyer fie bei den 
Herren überall begegnen, leicht einige Prozente Mindereinnahme an der 
Hauptnußung verurfachen kann? — Auch der Abg. Walter glaubt, „daß 
wir noch lange nicht an der Höhe dieler Einnahmen angelangt find“ — 
will aber doch nicht für alle Fälle eine öffentliche Verfteigerung der Jagden, 
und deßhalb auch um feinen Preis befürworten, daß das Forftperjonal aus 
dem Walde vertrieben werde, und dab man ihm die Staatsjagden ab- 
nehme. 

Die Poſitionen Kapitel 3 und 4 „Aus Triften und Holzhöfen“ und 
„Aus Forftdienftrealitäten" geben zu feiner Debatte Beranlaffung, und 
wurden nady Antrag genehmigt. — 

Aus den nun folgenden Verhandlungen über die Ausgaben für je ein 
Jahr der XVIII. Finanzperiode dürfte folgended von allgemeinem Inter— 
effe fein. — 

Auf Holzabfuhrwege hat die Staatöregierung gegen die XVII. Finanz» 
periode im Ganzen ein Mehr von 109 660 AM verlangt. Die Nothwendig- 
feit diefer Summe wurde zwar jchon im Ausſchuſſe von einigen Seiten 
beanitandet, dagegen aber auch die Anficht geltend gemacht, „daß bier ein 
Sparen am unrechten Plage und der Regierung die verlangte Summe zu 
gewähren jei”. — In der Kammerfitung bat nun aber der Abg. 
Anton Lukas von Waldmünden, — welder der Gtaatsforft- 
verwaltung dad Zeugniß außftellte, „daß ihre Beamten die Holzabfuhrmege 
äußerft folid, praftiih, mit Verſtand — möchte ich jagen — (Große 
Heiterkeit) und, was die Hauptiache ilt, enorm billig bauen —, den Antrag 
geftellt die außerordentlichen Ausgaben auf Holzabfuhrwege von 98 860 # 
auf 103 860 # zu erhöhen. — Dieſem Antrage wurde num zwar nicht 


für ein Jahr der XVII. Finanzperiode 1886 und 1887 ac. 351 


ftattgegeben, aber doch immerhin die von der Staatöregierung poftulirten 
Summen von 960 800 .# ordentliche und 98 860 .#% außerordentliche Aus- 
gaben genehmigt. — 

Auch die weiter folgenden Ausgabe-Pofitionen gaben zu Erörterungen 
feinen Anlaß, und wurden in der Hauptiache nady den Anträgen der 
Staatöregierung bewilligt. — 

Zu um jo lebhafteren Verhandlungen gab die nunmehr folgende Be- 
rathung des Antrages des Finanzaudfchuffes zur Denkſchrift der könig— 
lihen Staatöregierung über den Bollzug der Reorganijation 
der Staatöforftverwaltung Veranlaffung, obwohl diefer Antrag dahin 
geht: Gegen den Bollzug der Organijation eine Erinnerung nicht zu 
erheben. Was die Denkſchrift mit ihren intereffanten Nachweilungen 
betrifft, jo ift dielelbe bereits im März. Heft diefer Zeitjchrift zum Abdrude 
gefommen, und werden wir daher bei Gelegenheit nur auf dieſelbe ver- 
weijen. — 

Dieje Verhandlungen haben fih nun aber nicht um die Denkſchrift, 
jondern weſentlich um zwei Punkte gedreht, und gehen wir nur deßwegen 
kurz auf fie ein, weil fie wieder Zeugniß gaben wie wenig günftig ein Theil 
der Abgeordneten, d. h. inöbefondere die rechte Seite des Hauſes, den Forft: 
beamten gegenüber fteht. — 

Die erfte Debatte hat fi an den Antrag ber Staatöregierung ge— 
fnüpft, der lautet: „Die Kammer wolle beichließen, die sub Kap. 4 88 1 
und 2 der Einnahmen vorgetragenen 45 000 M (17000 + 18000 M) 
intra lineam vorzumerfen“. Zur Erläuterung bemerfen wir, daß diele 
Einnahmen aus Miethzinfen und Pachtſchillingen fließen, welche die Forft- 
beamten ſeit der Organiſation für ihre Dienftwohnungen und Pachtgründe 
zu bezahlen haben, da nad Aufbeflerung der pragmatijchen (penfions- 
berechtigten) Bejoldungen jämmtliche jog. Nebenbezüge in Wegfall ge- 
fommen find. — 

Der Berichterftatter Keßler fpricht fi) in längerer die früheren und 
dermaligen Bejoldungsverhältniffe erläuternden Rede dafür aus, daß die 
genannte Summe nicht büdgetirt, jondern nad) Antrag der Staatöregierung 
nur intra lineam vorgetragen werden joll. Demnad) würden dieje 45 000.% 
und ebenjo die gleichen Einnahmen der folgenden Jahre der Staats- 
regierung zur Durhführung der Organifation gewiſſermaßen als Reſerve 
belaffen, und dem Lande erft dann zur Verfügung geftellt, d. h. im Budget 
vereinnahmt werben, wenn die Organijation ald durchgeführt zu betrachten 
ift, was der Fall ift, wenn die Organifation für dad höhere Vermwal- 
tungsperſonal vollendet ift. — 


25* 


352 Der Etat der bayerijchen Forft-, Jagd- und Zrift-Bermaltung 


Da fidy ein ernftlicher Widerjpruch gegen den Antrag der Staatd- 
regierung nicht erhob, jo wurde derjelbe einftimmig genehmigt. — 

Der zweite PBunft, bei dem ed fih um Abſetzung (vide ‚Denf- 
ichrift V. 3 ©. 315) der im Laufe der XVII. Finanzperiode gemachten 
Einjparung von 41000 AM an bem der Staatöregierung zur freien Ver— 
fügung ftehenden Paufchalkredit im Betrage von 5 077 145 .#, und johin 
um Feſtſetzung defjelben auf 5 077145 — 41 000.4 = 5036 145.# für 
je ein Jahr der XVII. Finanzperiode handelt, fand nicht dieſelbe glüd- 
liche Erledigung für das Korftperjonal, obwohl von Seite ded Abgeordneten 
Dr. von Schauß und Genoffen — linke Seite des Haufes — ein 
Antrag eingebracht worden war: von der Kürzung des Paujchale abzuiehen, 
daſſelbe vielmehr der Staatöregierung zu belafjen, aljo das urjprünglich 
feftgefeßte PBaujchale von 5 077 145 .# beizubehalten. — 

Diefem für die Forftbeamten wohlmollenden Antrage trat der Refe— 
rent Keßler und die ſämmtlichen Redner der Rechten entgegen, obwohl 
Dr. von Schauß, und indbejondere auch Freiherr von Lerchenfeld 
warm für ihren Antrag eingetreten find, und obwohl der fünigl. Staate- 
minifter Dr. von Riedel erflärte, daß die 41000.%, melde er dem 
Landtage ald Fonftitutioneller Miniiter zur Verfügung geftellt habe, wenn 
auch nicht ganz, jo doch fidherlich zum Theile für die Förfter verwendet 
werden können, indem fich damit die Herübernahme einer Anzahl von 
älteren auf einem formirten Förfterpoften befindlichen Förftern unter die 
Förfter neuerer Ordnung ermöglichen ließe. Die Herren Ultramontanen 
haben eben für die Forftbeamten, und jogar für ihre Schüßlinge die Förfter 
— ald kluge Leute bejchüben die oben genannten Herren immer die Sub- 
alternbeamten, weil fie die „Mebreren" bei den Wahlen find — nur ein 
theoretijches Wohlwollen; aber dieſes Wohlwollen reicht eben nicht 
aus um begründeten Klagen abzuhelfen wie der Abg. von Schauß ganz 
richtig gegen den Abg. Walter bemerfte. 

Diejer Herr Walter, ſeines Zeichens Fönigl. Landgerichtsrath, welcher 
ſich bei den Berathungen über die Forftorganifation im Vorjahre ald ent- 
jchiedener, ja verbiffener Gegner derjelben durch Unwiſſenheit blamirt bat, 
— er hat damals in der Finanzausſchuß-Sitzung felbft erklärt er verftehe 
nicht8 von der Sache, vide unjere Mittheilung „Die bayerifche Forſt⸗ 
organifation in der Kammer der Abgeordneten und der Reichsräthe“ im 
„Borftwiffenichaftlichen Gentralblatt Jahrgang 1884 ©. 438 ff." — tritt 
uun zwar viel janfter auf, fand fi) aber doch wieder veranlaft feine Be- 
denfen gegen die Drganijation fund zu geben, indem er bervorhob, „daß 
durdy die Verlegung des Inſpektions- und Auffichtöperjonald (?) an den 
Sitz der Kreiöregierungen der Kontakt zwilchen Aufſichts- und Berwal- 


für ein Sahr der XVII. $inanzperiode 1886 und 1887 ıc. 353 


tungsperſonal recht leicht in die Gefahr einer bureaufratiichen Verknöcherung 
gerathen und der Berjuch gemacht werden fann, vom Bureau aus bie 
MWaldkultur (2) zu dirigiren und zu befretiven und den Wald jelbit im 
Stiche zu laffen oder zu vernachläffigen”. Der Herr Landgerichtörath, der 
als Zurift und noch dazu ald Abgeordneter natürlich Alles verfteht, legt 
dann der Staatöregierung recht dringend an’d Herz dieſem Gefichtäpunfte 
doch ja ihr volled und ganzes Augenmerk zuzumenden. — Es wäre nur 
zu wünfchen, daß die Herren von der Rechten dieje zärtliche Liebe für den 
Wald doch auch bethätigen möchten, wenn es fid) darum handelt von 
dem Walde die Peit der Streunußung fern zu halten; da heißt es aber: 
ja Bauer dad ift was andered, wie wir jpäter jehen werden. — 

Nach Ertheilung diefer weiſen Rathſchläge Ipricht der Herr Abg. Walter, 
wahrjcheinlih um der Welt glauben zu machen, die DOrganilation habe 
nur jchlimme Früchte getragen, wie er voraus gejagt, nody lange und breit 
über die Unzufriedenheit, welche die Forftorgantjation ſowohl beim hoben, 
ald beim niederen Perjonal hervorgerufen habe; vergibt aber dabei voll- 
ftändig, daß er ganz kurz vorher gegen Belafjung der von der 
föniglihen Staatöregierung im Borjahre erjparten 41000 # 
zur Aufbejferung der Lage einzelner Forjtbeamtenfategorien, 
inöbejondere der Förfter gejprochen hat. 

Es ift nun nit in Abrede zu ftellen, daß die Organijation nicht 
alle oft jehr weit gehende Wünjche erfüllt hat, — fie konnte diejelben auch 
nicht erfüllen, was aber in allen Staatsdienjtzweigen, und auf der ganzen 
Welt der Fall ift, wo leider Unzufriedenheit genug herrſcht. — 

Berechtigte Klagen können nur in vereinzelten Fällen erhoben 
werden, wie der Staatöminifter Dr. von Riedel ausführlih und mit 
Zahlen nachgewiejen hat, wobei er noch inöbejondere betont, daß vereinzelte 
Härten bei Durhführung einer Organijation gar nicht zu umgehen jeien, 
und auch ſpäter wieder auögeglichen werden. Er hebt in dieſer Beziehung 
und gegenüber der Unzufriedenheit der Forftamtsajfiftenten ä. Drbng. her⸗ 
vor, dab ganz überjehen werde, dab bisher von 100 Oberförftern nur 
circa 15 Forftmeifter geworden jeien, während für die Folge jeder 
tüchtige Dberförfter Forftmeifter werden fann, was denn doch 
ſehr zu berüdjichtigen fei. Der Herr Minifter jagt wörtlidy: „Die fammt- 
lichen übrigen Beamten wiffen ganz genau, was für die Forftleute ges 
ſchehen iſt. Wenn ed die jungen Forftmänner nicht willen, jo bedauere 
ich das, allein ich werde die Sache nidyt ändern”. — 

Mit diefen Worten ſchließen wir unjere Erörterungen zu der Debatte 
über den Foritetat, aber nicht ohne daß wir unfer tiefed Bedauern darüber 
ausſprechen, dab gerade dem Minifter, defjen energiichem, zielbewußtem 


354 Der Etat der bayerifchen Forſt-, Jagd- und Trift-Verwaltung 


Eingreifen wir ganz allein die Organifation verdanken, jo mit Undanf 
gelohnt wurde, und leider noch wird. Die Organifation, weldye die ſäämmt⸗ 
lien Beamten, inöbejondere die Revierverwalter, endlih nad Rang 
und Gehalt den Beamten der übrigen Dienfteöfategorieen gleich geftellt 
bat, welche dieſen Revierverwaltern, — den Forftmeiftern —, eine Stellung 
einräumt, wie fie diefelbe in feinem andern Staat befiten, iſt dad erreichte 
Ziel eined jeit Sahrzehnten von den beften bayerijchen Forſtbeamten ge> 
führten Kampfes gegen Zurüdjegung und Mißachtung, von dem die 
Unzufriedenen gar feinen Begriff haben. Ungzufrieden fünnen 
übrigens bloß Furzfichtige Beamte fein, weldye die großen Vortheile der 
zufünftigen Stellung überjehen oder gering achten, weil fie vorübergehend 
— ir meinen hiermit die Afiftenten ä. Drdng., welche jofort Oberförfter 
geworden wären, und nun noch 4—5 Jahre Dienfte ald Affefforen machen 
müſſen —, benadhiheiligt werden. Wenn diefe Herren doch bedenken 
wollten, daß weitaus die meiften von ihnen für immer in der, 
wenn aud etwas bejjeren Nebenftellung als DOberförfter ges 
blieben wären, wenn die Organifation unterblieben wäre. — Wahrhaft 
beihämend aber ift die Thatſache, daß fid die Unzufriedenheit gerade 
oder vorwiegend in den ultramontanen Blättern, für weldye die Forſt— 
beamten nur da find, wenn fie fih zu Wahlzweden mißbrauchen laffen, Luft 
gemacht hat, und dab fich Forftbeamte an Abgeordnete diejer Richtung 
wenden fonnten, obwohl diefe Herren von je her und jet noch — vide 
dad Vorhergehende — gegen den ganzen Forjtbeamtenftand nicht 
günftig gefinnt find, und den Wald ihren Zweden zulieb den Bauern 
opfern würden, wie aud den nun folgenden Verhandlungen über die 
Streupetitionen zur Genüge hervorgehen dürfte. — 

Kein Landtag ohne Streudebatte, denn es giebt für gewiſſe, 
leider nicht feltene Landboten feine beffere, erwünfchtere Gelegenheit ihr 
Licht vor ihren bäuerlichen Wählern hell leuchten zu laffen, als eine recht 
animirte Streudebatte, wo man noch jo nebenbei den beft gehaßten, weil 
pflichtgetreuen Forftbeamten eins anhängen kann; „calumniare audacter 
aliquid haeret*“. — 

Die Diskujfion über die Streupetitionen, welche natürlih in Mafje 
eingelaufen find, weil die Bauern förmlich zum SPetitioniren ermuntert 
werden, eröffnete der Referent Abg. Sellner — Oekonom — nad) 
weldyem dad Hauptpetitum(?) dahin gerichtet ſei; ed möge der Antrag des 
Abg. Freiherr von Stauffenberg in der Sitzung vom 31. Mär; 1884, 
gemäß welchem „bei der Feititellung des Streunugungsplanes, 
bei der Abgabe und Anweilung der Walditreu, jowie auch bezüglich der 
Feftftelung der Art und Weife und ded Maßes der Geftaltung der Wald- 


für ein Jahr der XVIII. Finanzperiode 1886 und 1887 ıc. 355 


weide, Kommijjionen, beftehend aus Bertretern der politijchen Behörden, 
und der betreffenden Gemeinden und Interefjenten, mit berathender (?) 
Stimme zugezogen werden jollen*, — angenommen werden. 

Nadı dem Referenten wäre bei Begründung dieſes Petitums nur jo 
nebenher(?) der Wunih nah — Mehrabgabe von Streu unter- 
laufen, während dody der Antrag Stauffenberg, des großen Doftri« 
närd, abjolut nichts anderes bezwedt add — mehr Streu, wie auch der 
Staatöminifter Dr. von Riedel ganz zutreffend, bemerkte. Er äußerte ſich 
über diejen merkwürdigen Antrag furz wie folgt: „Es wird die Klage 
über Mangel an Streu und über Differenzen mit den Korftbehörden wohl 
nie verftummen, jo lange einerjeitd dad Bedürfniß nad Streu befteht, jo 
lange man irrthümlich glaubt, dab der Staatswald dazu da jei jeg- 
lied Streubedürfniß zu befriedigen, und fo lange ed Forftbeamte 
giebt, die jo gewiſſenhaft find, fich zu erinnern, dab fie auch in Bezug 
auf Streu nidht eigenes Eigenthum, fondern fremdes zu verwalten und 
dab fie vermöge ihres Berufes die Aufgabe haben, das Eigen- 
thum und Interefje des Staated zu jchügen und auch zur Erhaltung 
ded Waldes beizutragen. Es ijt eben, wie gejagt, die Berjchiedenheit der 
Interefjen, die hier einander entgegen ftehen, und die wohl nie im diejer 
Frage ganz Rube auflommen lafjen werden". — 

„Was nun die in Antrag gebrachten Kommilfionen betrifft, jo hat 
die Erwägung diejer Frage zu dem Rejultat geführt, daß ed die Regierung 
für möglid hält, ähnliche Kommiffionen bezüglich der Gemeindewal— 
dungen zu bilden, wie in der Rheinpfalz bereitö geichehen. — Was die 
Staatswaldungen betrifft, jo erflärt der Herr Minifter, dab er bis 
heute einen Weg biezu noch nicht ſehe, da die Verhältniffe zu verichieden 
feien. Offen gejprochen meint der Herr Minifter unter allgemeiner Heiter: 
feit, erwarte man von den Kommilfionen, daß fie dahin wirfen, daß die 
Leute mehr Streu befommen, denn wenn man im vornherein überzeugt 
wäre, dab diejed Nejultat nicht erzielt würde, dann würde man aud) 
auf diefe Kommilfionen fein großes Gewicht legen. (Ruf: Ganz richtig). — 
Es fann aljo nur dazu fommen, daß diefe Kommilfionsmitglieder eben 
Anwälte der Streuluftigen werden, und in fortwährendem Kampfe mit 
der Forjtverwaltung fich befinden, und diejer Zuftand jcheint mir denn 
doch nicht wünſchenswerth. — Gerade die Erwägung, dab auf dieſem 
Wege wirklid dem Walde Schaden zugefügt werden fünnte, war einer 
der hauptjädylichiten Gründe, warum die Kammer der Reichsräthe 
den Antrag, der vor zwei Jahren geftellt wurde, einftimmig abge 
worfen hat“. — 

Wir denken der Herr Finanzminifter hat mit diefen Erörterungen in 


356 Der Etat der bayerischen Forft-, Fagd- und Krift-Verwaltung 


der Hauptjadhe den Nagel auf den Kopf getroffen, möchten aber doch noch 
beifügen, daß Herr von Stauffenberg, — der ja im Gefolge ded im 
negativen Schaffen großen Eugen Richter läuft, — abiolut gar 
feinen Begriff davon zu haben jcheint, zu melden Schmierigfeiten und 
Zwiftigfeiten fein Antrag Beranlaffung geben muß. — 

Stellen wir und einmal die zwei möglichen Fälle vor, welche bei 
Mitwirkung von Kommiffionen, wie fie von den Herren Abgeordneten ge— 
plant find, eintreten fünnen. — 

Der erfte Fall ift, dab der Korftbeamte feiner Pflicht gemäß den ganz 
naturgemäß und unter allen Umftänden hervortretenden übermäßigen 
Streuaniprüden, melde von der beratbhenden Kommilfion ebenjo natur- 
gemäß befürwortet werden, entgegentritt und auf feine allein richtigen Er— 
mittlungen geftüßt, jede Mehrabgabe verweigert. — Die Folge muß jein, 
dab nun gegen den Beamten Beichwerden aller Art und bei allen Stellen 
erhoben werden, und dab er in den Augen der Ötreupetenten als ein 
harter Mann ericheint und dem Hafje der Bevölferung verfällt, denn die 
unfhuldige Kommiſſion wird unter allen Umftänden be» 
haupten, der Wald fönne mehr Streu liefern, aber der Forft- 
meifter habe feinen guten Willen x. ıc. 

Der zweite Fal ift, dab ein etwas ſchwach angelegter, nadhgiebiger 
Forftbeamte gegen jeine leberzeugung dem Drängen der Kommilfion nach— 
giebt, und mehr Streu verabfolgt als für die Erhaltung der Bodenfraft 
im Walde gut ift. Die Folge diefer Maßregel wird und muß fein, daß 
der Injpeftionsbeamte corrigirend eingreift, und die Regierung veranlaßt 
den betreffenden Beamten zur Berantwortung zu ziehen. Diejed Ein- 
ichreiten aber wird wieder zur Folge haben, dab die äußern Beamten fidy 
hüten werden zu weit zu geben; fie werden im Zweifel immer eher zu 
wenig ald zu viel Streu abgeben, was denn natürlidy wieder Bejchwerden 
der Kommilfion zur Folge haben wird. — 

Wir jehen alfo und es ift die natürliche Folge einer unnatürlichen Ein— 
richtung, daß die geplanten Kommiffionen nur Bejchwerden und Streit 
aller Art ind Leben rufen, gleichzeitig aber auch die Kommilfionen nad) 
und nah abftumpfen werden, weil eine vermehrte Streuabgabe, 
weldhe ja doch ganz allein von deren Wirkſamkeit erwartet wird, 
auf die Dauer abjolut unzuläffig ift, wenn das werthvolle Gut 
ber Gejammtheit, der Staatswald, nicht nachhaltig jchwer geichädigt 
werden fol. — 

Die Beurtheilung der Zuläffigfeit von Streuabgaben, und jpeziell des 
Maßes, ded Drted und der Zeit der Abgabe kann eben nur dem mit bem 
Berhältniffen feines Amtöbezirked vertrauten, fachktundigen und verant- 


für ein Zahr der XVII. Finanzperiode 1886 und 1887 ıc. 357 


wortlihen Amtsvorftande, und der ihm vorgejebten Stelle zuftehen, die 
auch allein das Recht hat jeine Anordnungen zu corrigiren. — 

Wenn wir nun in der Beiprehung der Streudebatte fortfahren, jo 
fommen wir zum zweiten Rebner, dem Abg. Uebler, im gewöhnlichen 
Leben Dr. der Thierarzneitunde, defjen Abhandlung über Pflanzenphufio- 
logie wir dem Leſer nicht vorenthalten zu dürfen glauben; der Kern der- 
jelben ift folgender. Uebler bat durch langjährige Beobachtung endlich 
die Entdedung gemacht, dat die Bäume ded Waldes am Saume deijelben 
oder an Wegen, Linien ıc. beffer wachſen ald in der Mitte defjelben, wo 
doch mehr Streumwerf liege. Er bat ſich aber mit diefer Entdedung nicht 
begnügt, ſondern ald echter Naturforicher der Neuzeit auch einen, jagen 
wir — eraften Verſuch angeftellt. Er bat nämlidy feinen „einige Tag- 
werke” großen Wald im Jahre 1865, wo das Stroh jehr theuer war 
— aha! — zur Hälfte ausgerecht, und dieſes Ausrechen ſeitdem alle 
4—5 Sahre wiederholt, und jebt nach 25 Jahren gefunden, daß in der 
Hälfte, wo die Streu nicht aufgereht wurde, eine wejentlidy beſſere 
Entwidlung ded Waldes nicht zu beobachten ift. — Dielen ganz neuen 
Entdedungen, Beobachtungen und Schlußfolgerungen wurde nicht einmal 
die Ehre der Berichtigung und Richtigftellung zu Theil, und glauben wir 
um jo mehr darüber zur Tagesordnung übergehen zu können. — 

Dem Herrn Uebler folgte der Abg. Dr. Frank, kath, Seelenarzt 
im Spefjart. Aus der langatymigen — Kanzel — Rede diejed Herrn ift 
nur bemerkenswerth, dat nad) feiner Anficht die Streufrage im Haufe der 
Abgeordneten früher vielfach anders, d. h. gleichgiltiger behandelt wurde, 
jet lege man der Frage eine größere Wichtigkeit bei, und behandle fie 
gründlicher. — Wie gründlich der Herr Pfarrer die Sache behandelt, und 
reſp. den Wald audgerecht haben will, geht aber daraus hervor, daß nach 
feiner Anfiht: 1. Zu wenig Streu abgegeben wird; 2. die Streu zu 
ungleichmäßig vertheilt — läuft wieder auf das „zu wenig“ hinaus — 
wird; 3. die Termine zum Reden zu kurz find — aljo mehr Streu —. 
— Seinen Wunjb nad „immer mehr Streu“ fleidete der Herr Pfarrer 
ganz poetilch in den jchönen Vers ein: 

„Gebt uns nur Laub» und Heideftreu, 
Dann fommt der Viehftand in die Reih“. — 

Bedenklicher ald dieje Berje ift folgende vom Miniftertiiche leider nicht 
wiberlegte Neuerung: „Aber meine Herren, dab die äußern Forftbehörden 
manchmal dody mehr Streu abgeben fönnten, ald fie in der That ablafjen, 
das fann ih aus einer Thatjache folgern: die oberfte Forftbehörde des 
Königreiches hat es ſich zum Verdienſt angerechnet, dab fie alle Petitionen, 
welche in diefem Jahre an das Minifterium eingelaufen find, willfährig 


358 Der Etat der bayerijchen Forft-, Jagd- und Zrift-VBerwaltung 


verbeichieden hat. Die äußeren Forftbehörben haben zu wenig Streu ab- 
gegeben, die oberfte Forftbehörde hat aber anerfannt, dab fie 
nod mehr abgeben fönnen, ohne dab der Wald nur den ge— 
ringften Schaden dabei gelitten hätte”. — 

Mit diejen Worten wird einfach den äußeren Forftbehörden und der 
einichlägigen Kreisregierung der Vorwurf des Uebelwollens gemadht, 
und dad ganze Ddium der unzulänglichen Streuabgabe auf ſie ge» 
worfen. Wohin wird und muß dieß aber führen? Werden die ohnedieß 
mehr jchußlojen, äußeren Behörden dadurdy nicht verleitet werden die 
Streuabgaben in Zufunft über Maß auszudehnen? Nach unjerer Anficht 
find dieje unheilvollen Kolgen jehr zu befürchten, wenn derartige Verhand- 
lungen noch öfter wiederfehren, und den Jahr für Iahr fteigenden Streu— 
anforderungen nicht energijch entgegen getreten wird. — 

Auf den Herrn Pfarrer Frank folgte der Abg. Oberamtörichter Lukas, 
welcher einen oberpfälziichen Forjtmeifter in spe dahin denumzirt, daß der— 
jelbe den Bauern, die doch quasi auch Menjchen feien, zugemuthet habe, 
die Streu nicht mit dem Rechen, jondern mit den fünf Fingern zufammen- 
zubringen. Der ultramontane Abgeordnete läßt ſodann dieje jchöne Ge- 
legenbeit nicht vorbeigehen mit Pathos audzurufen: Ich erblide in diefem 
Vergehen nicht etwa eine unbedeutende, blos unbequeme Pladerei, nein, 
meine Herren, das ift die nackte Bauernjchinderei in optima forma! — 

Der königliche Staatöminifter Dr. von Riedel hat dem Hrn. Abg. 
darauf treffend erwidert: „Er fünne nur bedauern, daß der Herr Abg. 
Lukas, ftatt den jpeziellen Fall zur Kenntnik des Minifteriumd oder 
der Dberbehörde zu bringen, einfady ohne nähere Borlegung des 
Falled von Bauernidhinderei durch Beamte ıc. jprecdhe, während 
ich in der Lage wäre, ihm zuzufichern, daß, wenn die Sache ſich wirf- 
lich jo verhält, was ich heute noch bezweifeln muß, eine entichiedene Ab- 
hilfe von Seite der Dberbehörde eintreten würde. Meine Herren! Auf 
Briefe hin Anflagen jo allgemeiner Natur zu erheben, ift auch 
mißlih. Für was find denn die Dberbehörden da? Warum wird ein 
folder Fall, der die allgemeine Entrüftung hervorzurufen geeignet ift, nicht 
an der richtigen Stelle im Wege der Klage vorgebradyt ?” 

Mir bemerken hierzu, dab dergleichen Anklagen deßwegen nicht bei 
den Dberbehörden zur Anzeige gebracht werden, weil in diefem Falle dem 
Herrn Abgeordneten die fchöne Gelegenheit entgehen würde, ſolche und 
ähnliche Entrüftungsreden zum Fenſter hinaus zu halten, was ja bei 
den bevorftehenden Neumahlen den echten Bolfövertreter nur empfehlen 
kann. Da das folgende Dutzend Redner größtentheild nur das alte Lied, 
mehr oder minder ftarf mit Klagen gegen die Forftbeamten geihmüdt, 


für ein Zahr der XVII. Finanzperiode 1886 und 1887 x. 359 


nah befannter Melodie abgeleiert hat, und die fruchtlofe Debatte ind 
Unendliche fortgeiponnen wurde, jo müfjen wir uns darauf bejchränfen 
nur bejonderd charakteriſtiſche Stellen wiederzugeben. 

Abg. Luthardt, Regierungdraty und Eonfervativer Bundesgenoſſe 
der ultramontanen Partei, jpricht ald Bureaufrat vom reinften Waffer für 
den Antrag Stauffenberg, und Hagt über hohe Streupreije und Be— 
läftigung bei der Gewinnung, weil die Leute gezwungen werben, die Streu 
auf Haufen — Ster — zujfammen zu bringen. Was ed nun aber zu 
bedeuten hat, in einem Athem — kurz vorher bei der Budgetberathung —, 
Mehrerlös aus Forftnebennußungen und Herabfegung der Streutaren 
zu verlangen, fcheinen die Herren entweder nicht zu begreifen, oder nicht 
begreifen zu wollen; es heißt einfach ausgiebige Mehrausgabe, was frei- 
lidy viele der Herren auch offen oder verſteckt anftreben. 

Die Abgg. Krebs und Penn ſprechen fi) in ganz ähnlichem Sinne 
aus; der Unterjchied beiteht nur darin, dab der Nacdhfolgende immer mehr 
ald der Vorhergehende verlangt. — 

Billiger ift jchon der Abg. Dr. Aub, welcher im Intereſſe der Forſt— 
rente eine Herabjegung der Taxe nicht befünwortet und meint, man jei 
im Ganzen jchon froh, wenn man genügend Streu (was heißt beim 
Bauer genügend Streu?) zur rechten Zeit, und an ber richtigen Stelle 
erhält, mo man fie gut wegnehmen fann, d. h. beim Bauer jeded Jahr 
mwomöglid auf demjelben Blede ganz nahe am Haufe. 

Der Abg. katholiſcher Pfarrer Haus fehrt den Sab des Herrn Mi— 
nifter Dr. von Riedel bezüglich der Streitigkeiten über die Streu um 
und jagt: „Es würden immer Streitigkeiten über die Streu vorfommen, 
jo lange es noch Forftbeamten giebt, die fo wenig gewiffenhaft find, daß 
fie bei Abgabe der Streu jo verfahren, ald wenn fie Herren und Eigen- 
thümer des Walde wären, und als ob derjelbe nicht dem Staate oder 
den Bauern gehörte." — Warum jagt der Herr Pfarrer nicht lieber gleich: 
So lange e8 überhaupt noch Foritbeamte giebt. — Noch eine andere 
Urſache „dieſer Streitigfeit” hat der Herr Pfarrer in der Bildung ber 
Torftbeamten entdeckt, bezüglich welcher er der ftaunenden Kammer erzählt, 
„dab er in feinem Haufe früher — vielleiht vor 30—40 Jahren? — 
mit Forftfandidaten zufammen gefommen jei, welche erzählt haben, 
was ihnen in der Korftwiffenjchaft vorgetragen wird. Da hat eines Tages 
Einer gejagt: Heute bat unjer Brofeffor und gejagt, wie man die Bauern, 
wenn fie Streu verlangen, behandeln ſolle. Er hat gejagt: Knallen, 
fnallen joll man fie, denn fie verdienen es nicht befjer.“ 

Außer diefem der Kammer zur Erheiterung dienenden Wit hat der 
Herr Pfarrer nur Denunziationen gegen die Forftbeamten und Speziell 


360 Der Etat der bayerijchen Forft-, Zagd- und Trift-Verwaltung 


gegen einen Ungenannten vorgebradht; — eine immerhin nicht jeltene 
Leiftung diefer Herren. — 

Der Gutsbeſitzer Abg. Fritzſche will zwar die Streu mit vollen 
Händen, aber doch nur in Nothjahren — freilich gegenüber dem Herm 
Landwirthe ein ehr zweifelhafter Begriff — abgegeben wiffen. — 

Der Defonom Abg. Lerzer führt fi ald derjenige ein, der dad 
Berdienft habe, feit 15 Sahren bei jedem Landtage die Streufrage 
angeregt zu haben — was hat der Mann dem Lande jchon gefoftet? — 
und fährt dann fort, „leit 15 Iahren haben alle Anregungen Nichts ges 
frudhtet, weil die Meinungen in diefem hohen Haufe getheilt waren, jetzt 
aber feien die Meinungen nicht mehr getheilt (2). Der Hauptgrund, 
warum die Volfövertreter früher nicht einig waren, war ber, weil der 
betreffende Minifteriallommiffär immer jagt: Ia, die Waldungen gehen 
zu Grunde. Das ift aber nur ein Schreckſchuß, denn wie ift ed mit 
diefem Zugrundegehen? Im Jahre 1849 und in den fünfziger Iahren 
jet faft durchgehende mehr Streu abgegeben worden als heute, und 
dennody habe der Landtag damals der Koritverwaltung feinen Danf und 
feine Anerkennung darüber ausgedrüdt, daß die Waldungen jo jchön jeien 
und jo vorzüglich bewirthichaftet werden.“ Der Herr Abgeordnete giebt 
und dann einen Kommentar zum Begriff „Notblage der Landwirthſchaft“, 
wenn er fagt: Im Finanzausichuffe bat ed geheißen: wenn fidy die 
Komite’8 der landwirthichaftlichen Vereine, indbejondere die Kreiskomité's 
dafür ausjprechen, ift eine ſolche als gegeben zu erachten. Nun bat aber 
ein Herr jchon angedeutet, daß diefe Herren — die Komitemitglieder — 
von der Landwirthſchaft wenig, von der Waldftreu gar nichts ver— 
fteben. Sie und die vom Hrn. Minifter erwähnten Direftiven jprechen 
immer von Schonung, und mit diejer Schonung madyen die Herren Alles." — 
Alfo fort mit jeder Schonung. Nafter und rüdfichtölojer Fann man denn 
doh für die Streunugung und die Ausſchindung ded Waldes nicht mehr 
eintreten. — 

Der Abg. Freiherr von Hafenbrädl ift der Anficht, dab die An— 
zeichen, dab der Anfturm um Streuabgabe aus den Staatswaldungen für 
die Zufunft geringer oder minderer werden jollte, nicht zu entdeden find; 
ihm jcheint die Forderung eher im Wachſen ald im Abnehmen begriffen. 
Was, fügen wir fogleich hinzu, jehr natürlich ift, wenn die Streu— 
begehrlichen jo aufgemuntert werden wie ed in der Kammer der Ab- 
geordneten gefchieht. Der Abgeordnete ift der Anſchauung, daß dieß haupt⸗ 
jädhli daher kommt, weil unjere Waldbeftände immer mehr und mehr 
eingeengt werden, weil jo viele Holzhiebe geführt, und die Anfamung der 
Natur überlaffen wird. Er befürchtet davon verjchiedene Nachtheile für 


für ein Jahr der XVIII. Finanzperiode 1886 und 1887 ıc. 361 


die Allgemeinheit, welche jpäter in großartiger Weije hervortreten werden; 
dieß hält aber den Herrn Abgeordneten nicht ab, für die Streunußung 
einzutreten, offenbar weil ihm unbekannt ift, daß ein durch Streunußung 
berabgefommener Wald zur Abhaltung der von ihm gefürdteten Nach— 
theile nicht viel befjer ift als ein durdy jchlechte Wirtbfchaft zu Grunde 
gerichteter. — 

Der Abg. Müller, Bürgermeifter zu Haardt in der Rheinpfalz, 
fommt zwar aus der Gegend der Pfalz, wo die Gemeindewaldungen, und 
indbefondere aud) der von Haardt, in Folge der übermäßigen Streunußung 
ſchon großentheild zu vollftändigen Krüppelbeftänden herabgejunfen 
find (25—30 Ster Holzvorrath pro Hektar gehören nicht mehr 
zu den Seltenheiten) und wo jchon jehr ftarfe Gemitterregen be— 
deutende Verheerungen angerichtet haben (vor ca. 15 Jahren wurden 
die Sluren des benachbarten Derdeöheim gründlich verwüftet, weil die 
Waldungen immer vollftändig kahl gerecht find), kann aber doch nicht 
umbin über dieſe „Lebensfrage“ — natürlih nicht für die Waldungen, 
nody einige kurze (?) Worte zu |prechen, was, fügen wir bei, im Ange- 
fihte der bevurftehenden Wahlen bei den Rheinpfälzern jedenfalld von 
Werth ift. Er will die Wahrnehmung gemacht haben, daß ſich die Klagen 
und Bejchwerden weniger gegen die Staatöregierung, ald gegen die äußeren 
Organe der Forjtverwaltung richten, was ja erflärlich jei, weil diejelben 
in unmittelbarem Kontafte mit der Bevölkerung ftehen. — 

„Weniger erflärlidy ift ed, dab ed noch jo manche — ich will nicht 
jagen viele — äußere Beamte giebt, welche troß der Erlaffe der Staatd- 
regierung eine gewiffe „Force“ dareinjegen, der Abgabe von Streu mög- 
lichft große Schwierigkeiten zu bereiten. Er will nicht unterfuchen, wen 
die Schuld davon zugemeffen werden muß, ob etwa gewijje Kreid- 
regierungen — ein Winf mit dem Zaunpfahl nad) Speyer — mit den 
Intentionen der Staatsregierung ſich nicht jo ganz einig fühlen, oder ob 
böjer Wille herrſche.“ Wir jehen, der Herr Abgeordnete denunzirt ganz 
unverfroren die jämmtlichen Beamten von oben bid unten. Wohin muß 
dad führen? Wir werden darauf zurüdfommen. Aus dem endlichen 
Schlußworte des Ref. Abg. Sellner ift nichts zu erwähnen, als daß der 
Vortrag ded Abg. Haus auf ihn den Eindrud gemacht bat: „daß die 
Streufrage nicht bloß eine volfdwirthichaftliche, jondern eine eminent 
politifche ift, und daß, wenn fie fid) jo auswädft und fortwächlt, nicht 
bloß Gemeindeverwaltungen geftürzt werden, jondern auch manches Land— 
tagsmandat dabei in Trümmer gehen könnte;“ — was gewiß nicht zu 
bedauern wäre. — 

Die Petitionen verjchiedener Gemeinden um Einjegung gemiſchter Streu- 


362 Der Etat der bayerijhen Forft-, Zagd- und Trift-Verwaltung 


einihägungs-Kommilfionen werden hierauf nady Antrag Stauffen- 
berg mit Mehrheit angenommen. — 

Damit wären wir am Scluffe der Streudebatte angelommen, und 
hätten nur noch einige Sragen aufzumwerfen, und unfere Anficyt über die 
Folgen diefer Berhandlungen darzulegen. — 

Als erfte Frage möchten wir aufwerfen, wie e8 ſich mit dem Eide 
ded Abgeordneten: „nur ded ganzen Landes allgemeines Wohl und 
Beſte ohne Rüdfiht auf befondere Stände und Klaffen zu berathen,” 
in Einklang bringen läßt, zu Gunſten der Landwirthſchaft einzelner 
Gegenden — weitaus nicht alle Landwirthe können Streuwerk aus 
Staatöwaldungen beziehen — die Produktivität der Staatöwaldungen und 
damit auch die Forftrente dauernd zu ſchädigen, nachdem wiſſenſchaftlich 
und praftiih durd den Zuftand der der Streunußung ftarf unter: 
worfenen Waldungen nachgewieſen ift, dab die Streumußung die Boden- 
kraft dauernd erjhöpft. Die Herren Kandboten werden die Antwort darauf 
jchuldig bleiben. — 

Als zweite Frage werfen wir auf: Wie läßt ſich die verlangte Aus— 
dehnung. der Streunußung, weldye die Nachhaltigkeit der Nubung 
auf die Dauer beeinträhtigen muß, mit der Beſtimmung ded Art. 2 
des Forftgejeßed vom Jahre 1852 wonach: „die Forftwirthichaft in den 
Staatöwaldungen die Nachhaltigkeit der Nugung als oberften Grund- 
ja zu befolgen hat“ — vereinbaren? Haben die Herren Abgeordneten 
eine Antwort hierauf? Bielleicht verweilen die Herren bezüglich der ihnen 
innewohnenden Achtung vor dem Gejeß auf die Generaldiskujfion über den 
Gtat der Forftverwaltung, bei weldyer betont wurde, „daß die Volksver— 
tretung befugt jei, den Etat darauf zu prüfen, ob die gejeßliche Beitimmung 
über die Nachhaltigkeit der Nutzung eingehalten ſei.“ — Wiſſen die Herren 
was Hohn it? — 

Wir fragen endlich drittend: wohin müjjen derartige Debatten, der- 
artige unqualifizirbare Angriffe auf einzelne Beamte, und Beichuldigungen 
gegen eine ganze, pflichtgetreue Beamtenklaffe führen? Werden fidh die 
Forftbeamten nicht jagen, daß alle ihre redlichen Bemühungen, dad ihnen 
anvertraute werthvolle Staatdgut gewiljenhaft zu verwalten, und zur Er— 
leichterung der Steuerzahler höhere Einnahmen aus demjelben zu erzielen, 
nur mit Undanf belohnt werden? Werden fich die minder pflichtgetreuen, 
und minder feften Charaktere nicht verleiten laffen auch übermäßigen 
Anforderungen nachzugeben, um endlih Ruhe zu befommen? Warum 
follten fich dergleichen Beamte, die den Kampf jcheuen, ein beiondered Ge— 
wilfen daraus machen den Wald den Bauern Preid zu geben, wenn fie 


für ein Jahr der XVII. $inanzperiode 1886 und 1887 ıc. 363 


das Beifpiel der Preiögebung ded Staatöguted, ded Guted der Gejammt- 
beit, im Intereſſe einer Bevölferungdflaffe, eines einzelnen Landjtriches, 
vielleicht eine? Mandated jeded Iahr in der Bolfövertretung vor Augen 
haben? — 

Glauben die Herren Abgeordneten, dab die gepflogenen Debatten dazu 
beitragen werden ein gutes Einverftändnib zwijchen der ländlichen Bevölfe- 
rung und den Forftbeamten berzuftellen? Wir glauben es nicht, fürchten 
vielmehr dad Gegentheil, da die Stimmung der getretenen Forftbeamten 
nicht befonderd milde ift, und man zur Liebe nicht zwingen kann, wie der 
Herr Minifter Dr. von Riedel bei der Debatte jo richtig bemerft hat. — 

Schließlich können wir nicht umhin noch anzufügen, dab man fich in 
forftlihen Kreifen die Frage geftellt hat, warum der technijche Minifterial- 
Referent nicht das Wort ergriffen hat, um auf die unabwendbaren, nad)- 
theiligen Folgen der geforderten audgedehnteren, d. h. übermäßigen 
Streunußung hinzuweiſen, und im Intereſſe der Geſammtheit vor weiterer 
Ausdehnung zu warnen. — Wir unterſchätzen durchaus nicht, was der Herr 
Staatöminifter Dr. von Riedel bei diefer Debatte geleiftet, wie er den 
Wald als Staatögut, ald Gemeingut des ganzen Volkes in Schuß ge- 
nommen, und die Angriffe gegen die Forſtbeamten zurüdgemwiejen hat; aber 
Abgeordneten gegenüber, weldyen offenbar jeder Begriff — wo blieb jonft 
der Eid und die Achtung vor den gejelichen Beltimmungen? — von ber 
ihädlichen, ja vernichtenden Wirkung einer fortgejegten Streunugung auf 
die Produktion im Allgemeinen, und indbejondere auf die Nutzholz— 
produktion, und damit auf die Korftrente abgeht, wäre es doch zwedmäßig 
gewejen vor dem ganzen Lande zu conftatiren, daß die Verantwortung 
für diefe Schädigungen nit die Forftverwaltung, jondern 
die Volksvertretung zu tragen habe. — 

Wir aber rufen unjern Fachgenofjen zu fidy zu rühren, und das 
Intereffe der bei der Streuausbeute nicht betheiligten Bevölkerung für die 
Erhaltung ded Waldes wach zu rufen, und nicht bloß in Fachzeitichriften, 
jondern insbejondere auch in politiihen Blättern und in Broſchüren für 
den gefährdeten Wald einzutreten, und fi) durch die Kammerverhandlungen 
nicht beirren zu lafjen, jondern nady wie vor an treuer Pflichterfüllung 
feft zu halten. — 

Unmittelbar an die Waldftreufrage bat fidy die Berathung über 
den Antrag des Abg. Grafen von Preyfing, über die Torfftreufrage 
angereiht. — Der Berichterftatter motivirt feinen Antrag die Kammer wolle 
beſchließen: „Es fei an die königliche Staatäregierung die Bitte zu richten, 
verjuchöweije in Gegenden, in welden Streumangel öfter wiederfehrt 


364 Der Etat der bayeriſchen Forſt-, Jagd» und Trift-Verwaltung 


und wojelbit mit Rüdfiht auf die Erhaltung der Waldungen eine ge- 
nügende Waldftreuabgabe nicht gewährt werden kann, die Berwendung 
von Zorfftreu anzubahnen, jowie durch thunlichft billige Bahnfrachtſätze 
und zwecdienliche Verfradhtungsweile die Ausbeutung von Möjern zur 
Streugewinnung auch entfernter liegenden Gegenden zugängig zu machen“, 
— damit, dab er hofft durch die Annahme feined Antrages die Streu— 
flagen aus dem Haufe zu jchaffen. Er hält die Herren Abgeordneten für 
verpflichtet, um diefen ewigen Beichwerden entgegen zu wirfen, die 
Leute in Beziehung auf die Torfftreu, welche er ald die befte Streugattung 
bezeichnet, aufzuklären, dann jagt er, ich bin nicht damit einverftanden, 
wenn man gleichlam in diefem Haufe die Waldftreu, überhaupt unfern 
Wald anfieht, ald wenn er dazu dba wäre, um der Landwirthſchaft 
Streu abzugeben. Ich glaube vielmehr, dab auch der Abgeordnete für 
den Wald, der ja auch Eigenthbum des Staates ift, mit derſelben 
Gerechtigkeit und Wärme eintreten muß, ich glaube ferner, daß gerade die 
Beurtheilung, ob der Wald noch Streu abgeben fann oder nicht, dab 
dieſes Urtheil einzig und allein denjenigen Behörden zufteht, welche 
durdy ihren Beruf derartig ausgebildet find, daß fie auch beurtheilen 
fönnen, wie weit fie in diefer Beziehung gehen dürfen. — Im Ganzen 
und Großen muß man eben gerade denjenigen Behörden, welche berufen 
find über den Wald zu machen eine gewiſſe Latitude überlaffen, und in 
diefer Beziehung glaube ich auch, daß der Antrag Stauffenberg nicht 
von Erfolg jein wird, indem doch am Ende bei den Kommilfionen 
das Schwergewicht wieder hauptſächlich auf die Korftbehörde gelegt werden 
muß, und dadurch die Klagen in diefem Haufe wieder nicht verjchwinden 
werden. 

Abg. Dr. Deinhard — Pfalz; — verbreitet fich eingehend und jehr 
ſachlich über die Torfſtreu, deren große Brauchbarfeit er aus eigener Er— 
fahrung fennt. Die Einführung der Torfftreu habe jedoch mit dem großen 
Miktrauen zu fämpfen, welches viele Landwirthe der Sache von vorne 
herein entgegenbringen. — 

Abg. Freiherr von Giſe befürchtet zwar, daß mit Annahme ded An- 
trage8 Preyfing „dieſe Seejhlange der Waldftreufrage” nidt 
aus dem Haufe hinaus getrieben werde, empfiehlt aber dennody den Antrag 
ſehr warm. — 

Abg. Bachmann conftatirt, dab in den Weinbergen bei Kilfingen 
mit der Zorfftreu überrajchend günftige Refultate erzielt worden feien, und 
ipricht für den Antrag. — 

Abg. Frikhinger fpricht ebenfalld für den Antrag, denn dem Kampfe 
um Waldftreu könne nur ein Ziel gejebt, oder derjelbe wenigftens gemildert 


für ein Jahr der X VIII. Finanzperiode 1886 und 1887 ıc. 365 


werden, wenn ein Surrogat für die Waldftreu gefunden werde, und das 
jei die Torfſtreu. — 

Der f. Stantöminifter Dr. von Riedel erflärt, dab die Staatöregie- 
rung dem Antrage die wärmften Sympathien entgegenbringe, und gern 
bereit jei, der PBrivatinduftrie an irgend geeigneten Drten, und ſolche jeien 
in, Bayern genügend vorhanden, entiprechende Möfer zur Ausbeutung gegen 
jehr billige Vergütung zu überlaffen und damit die Sache anzubahnen. 

Der königliche Staatöminiiter Freiherr von Crailsheim erklärt 
ichließlich noch auf eine Interpellation bezügli der Tarifirung der Torf— 
ftreu, daß ein ermäßigter Audnahmetarif für Zorfitreu bereits im Jahre 
1877 eingeführt wurde, daß aber diejer Tarif bereitd nad) einem Jahre 
aufgehoben wurde, weil von demjelben von Seite der Betheiligten 
abjolut fein Gebrauh gemadht wurde Auf Empfehlung des 
Generalcomite’8 des landwirthichaftlichen Vereins wurde nun zwar wieder 
ein noch mehr ermäßigter Ausnahmetarif eingeführt — früher 2,225 Pfg. 
jebt 2 Pig. pro Zonnenfilometer —, aber — audy von diefem wird fein 
Gebrauch gemacht, denn ed wurden 3. B. im Monat Oftober 1885 
nur jfieben Wagenladungen befördert. — 

Wir ſchließen damit, denn nicht? charakterifirt die ganze Waldftreu- 
frage mehr ald diefe Verhandlungen über die Torfftreu und diefe Zahlen, 
weldhe den unumftößlihen Beweis liefern, dab die Herren Land— 
wirthe eben jeder Neuerung und wäre fie noch jo zweckmäßig unzugänglid) 
find, wenn fie nicht dazu gezwungen werden. Dieje unjere Anficht 
wird durch die Aeußerung des Abg. Müller — ein echter Pfälzer Wein: 
bauer — trefflich illuftrirt, er jagt: „Die pfälziiche Landwirthſchaft kann, 
wie ich Ihnen ſchon vor Jahren nachgewiefen habe (sic!) ohne erheb- 
liche Aushilfe mit Waldftreu nicht eriftiren. Hieran wird auch 
durch das Surrogat der Torfitreun eine erhebliche Aenderung nicht 
eintreten”. Welcher Schluß muß nun aber aus diejen Verhandlungen, 
und aud dem nadt egoiftiichen Gebahren der Redner für die weitere Aus- 
dehnung der Streunußung, welche im Jahre 1885 ſchon ohnedieß 
ftatt gefunden hat, gezogen werden? — 

Mir, die wir in der Pfalz die Streunugung als eine wahre Waldpeft 
fennen gelernt, und fie jeit vielen Jahrzehnten mit Wort und Schrift ent- 
ſchieden befämpft haben, find ſchon jeit vielen Jahren zu der Ueberzeugung 
gelangt, dab jede Nachgiebigkeit gegenüber den rüdjichtölofen 
ungemejjenen Streuanforderungen vom Uebel, ja! geradezu 
gefährlich ift, weil jie nur die Begehrlichkeit der Bauern 
fteigert, und weil an die Einführung der Zorfftreunußung 


Gorftwiffenfchaftliched Gentralblatt. 1886. 26 


366 iterarifche Berichte. 


gar nicht zu denken ift, jo lange die Waldftreunugung anftatt aus- 
gedehnt nicht nach und nad eingeichränft wird. — Wir möchten dem 
Herrn Staatöminifter der Finanzen, der ja jo treu bejorgt für die Er» 
haltung des Waldes ift, zurufen: „Landgraf werde hart“. h. 


IH. Riterarifche Berichte. 


Nr. 20. 

Das Forfiverforgungswejen in Verbindung mit dem Mili- 
tärdienfte im Preufifchen Jägerforps unter Mitberürf: 
fichtigung der für die höhere Forftfarriere maßgebenden 
generellen Beitimmungen. Bon Liehr, Hauptmann im Rhei- 
niſchen Zäger-Bataillon Nr. 8, Adiutant bei der Inſpektion der Jäger 
und Schügen. Mit Genehmigung der Kgl. Inſpektion der Säger und 
Schüten bearbeitet. VII und 213 Seiten in DOftavformat. Berlin. 
E. ©. Mittler und Sohn. 1884. Preid 3 M. 

Dei dem eigenthümlichen Verhältniß, welches in Preußen zwijchen 
der Givilftellung des Foritperjonald und dem Dienfte in der Sägertruppe 
befteht, fanun den Betheiligten ein Buch nur erwünſcht fein, welches die 
erforderlichen Belehrungen über das Forftverforgungswejen enthält. Der 
Berfaffer hat ein ſolches Buch herausgegeben. Daſſelbe behandelt in drei 
Abichnitten folgende Gegenftände: 

1. Kurze Meberfiht über die Laufbahn als preußifcher Staatd- und 
Forftbeamter nebft Hinweis auf die einjchläglichen Beitimmungen. 

2. Ieht gültige Reglementd- und Ergänzungdbeftimmungen bezüglich 
der Ausbildung, Prüfung und Anftellung niederer Forftdiener und des 
Berwaltungäperjonals. 

3. Hiſtoriſche Entwidlung des Forftverforgungswejens in Verbindung 
mit dem Dienft im preußiichen Jägerkorps. 

Das Bud wird den betheiligten Kreifen gute Dienfte leiften und 
kann denjelben daher empfohlen werden. 


Nr. 21. 

Die induftrielle Verwerthung des Nothbuchenholzes. Eine 
Denkichrift, herausgegeben von einer Gommijfion, weldye von dem öfter- 
reichiicheungarifchen Verein der Holzprobucenten, Holzbändler und Holz- 
induftriellen und dem technologiichen Gewerbe-Mujeum eingejeßt wurde. 
Mien 1884. Verlag von E. Gräfer. 


Literarifche Berichte. 367 


Die „Buchenfrage" ift auch in Defterreich-Ungarn längft eine bren- 
nende geworden. Die Braun: und Steinfohlen verdrängen dad Buchen- 
brennholz immer mehr, dagegen ift die induftrielle Verwerthung des Roth— 
buchenholzes immer noch eine recht beichränfte. Vieler Berwendungsarten 
erfreut ſich zwar dieſe waldbaulich vorzüglich geeigenichaftete Holzart, aber 
feine entiprechend großen Maffen werden begehrt. 

Unter diejen Verhältniſſen haben der öfterreichsungariiche Verein der 
Holzproducenten, Holzhändler und Holzinduftriellen und das technologiſche 
Gewerbe-Mufeum in Wien eine Commilfion eingejegt, mweldye ſich die 
Aufgabe ftellt, eine beffere induftrielle Verwendung des Rothbuchenholzes 
herbeizuführen. 

Die Commiffion befteht aus Delegirten des f. k. Aderbau-Minifteriums 
und fämmtlicher großen öſterreichiſchen Eifenbahnverwaltungen und einer 
Anzahl Fahmänner der chemiſchen Technologie. 

Die vorliegende Schrift ift ald eine Frucht der Thätigfeit diefer Com— 
milfton zu betrachten; fie gibt Auskunft über den gegenwärtigen Stand 
der Benußung des Rothbuchenholzes in der Induftrie und dem Berfehr 
und beleuchtet zugleich die Hinderniffe, welche einer auögiebigen Benubung 
dieſes Holzed entgegenftehen. 

Die Schrift zerfällt in folgende drei Abjchnitte: 

1. Die techniſchen Eigenjchaften des Rothbuchenholzes; 

2. Die induftrielle Verwerthung defjelben; 

3. Die Hindernifje, weldye einer befjeren Berwertbung des Roth. 
buchenholzeö entgegenftehen. Um möglichft viel Material herbeizuichaffen, 
hat die Commiſſion eine Menge Waldbefiter, Anftalten, Fachleute u. ſ. w. 
um Mittheilungen über die Verwendungsarten des Buchenholzes in Form 
von Fragebogen erſucht, welche in der Schrift Verwerthung fanden. 

Die Schrift, verarbeitet vom Aifjitenten am technologijchen Gemerbe- 
Mufeum in Wien, Herrn €. Pliwa, und redigirt von Prof. Dr. ®. F. 
Erner, enthält viel Belehrendes und kann daher beitend empfohlen werden. 


Nr. 22. 

Die Meiler: und Netorten-Berfohlung. Die liegenden und 
ftehenden Weiler. Die gemanerten Solzverfohlungs: 
Oefen und die Netorten-Verfohlung in Handbudy für 
Herrichaftöbefier, Forftbeamte, Fabrifanten, Chemiker, Technifer und 
Praktikanten. Bon Dr. Georg Thenius, Chemiker und Technifer. 
Mit 80 Abbildungen. Wien, Pet. Keipzig, A. Hartleben's Verlag. 
21 Bogen. Octav. Geheftet 4,50 #, gebunden 5,30 M. 


368 Literariſche Berichte. 


Denn auch der erfte Abfchnitt, welcher die Forftprodufte ſchildert, 
dürftig und von etwas zweifelhaften Charakter ift (Seite 7 und 8 find 
die Figuren verwechjelt und auf Seite 18 wird z. B. eine ung jeither 
gänzlich unbefannte bedenkliche Methode des Harzens behandelt), jo enthält 
dafjelbe doch eine reiche Quelle der Belehrung für ſolche Waldbefiter und 
Sabrifanten, welche fih für die Verkohlung des Holzes in liegenden und 
ftehenden Meilern, in gemauerten Defen und Retorten, fowie für bie 
Erzeugung von Kiefern-, Birken und Buchenholztheer und die technilch- 
hemijche Verarbeitung der Nebenprodukte der Holzverfohlung intereifiren. 

Interefjenten, welchen die befjeren und umfangreicheren technologiſchen 
Werke nicht zugänglich find, feien daher auf die vorliegende Schrift auf: 
merfjam gemadıt. 


Nr. 23. 

Die Forfteinrichtung. Bon Dr. Fr. Judeich, königl. ſächſ. Geh. 
Oberforftraty. Dresden 1885. Vierte vermehrte und verbefferte Auf: 
lage. Mit einer Karte in Farbendrud. G. Schönfeld's Verlags: 
buchhandlung. 

Die raſche Folge der Auflagen dieſes Buchs ſpricht deutlich genug 
für die Anerkennung der ſorgfältigen und erſchöpfenden Bearbeitung, welche 
der ſo wichtige Lehrgegenſtand darin erfahren hat. Auch dieſer vierten 
Auflage iſt in allen Abſchnitten, für welche ſeither die Wiſſenſchaft und 
Wirthſchaft Fortſchritte und Aufklaͤrungen brachte, entſprechende Umarbeitung 
oder Ergänzung zu Theil geworden. 

Schon auf S. 14 und 15 „zur Zuwachslehre“ ſind die neueren 
Formzahlunterſuchungen, ©. 18—20 die Kulminationszeiten des laufenden 
und Durchſchnitts-Zuwachſes der Fichte, Buche und Kiefer umfänglicyer 
wiedergegeben, während die jehr ausführlichen Entwidlungen über das 
Zuwachs⸗ und Weiſerprozent und den finanziellen Umtrieb unverfürzt in 
die neue Auflage übergegangen find. Bemerkenswerthe Bearbeitungen 
haben weiterhin namentlidy die Abjchnitte ©. 178 u. ff. über die Beftands- 
verhältnifje (Ertragdtafeln, Bonitirung), S. 260 u. ff. über die Wald» 
eintheilung (Betriebsklaſſen, Hiebözüge, Loshiebe), ©. 287 u. ff. „bilto- 
riiche Vorbemerkungen zur Ertragsbeſtimmung“ erfahren; unter den Ein- 
richtungsmethoden ift Guft. Wagener's Verfahren neu eingefügt, mit 
Hervorhebung jeiner Weitläufigfeit und feiner fomplicirten, in eine weite 
Zufunft greifenden Rechnungsweiſe. 

Dieje Ergänzungen auf den neueften Stand haben den Umfang des 
. Buches abermald um 34 Drudbogen vermehrt, weshalb der Verfaſſer jelbit 
etwaige Kürzungen ermogen hat. Nicht gerade wegen lebterer, vielmehr 


Literarifche Berichte, 369 


aus Rüdfiht auf den Anfänger, welchem zu vielerlei ſchwer zu durch⸗ 
dringende Aufgaben der Zuwachs- und Rentenrechnung gleichzeitig bier 
entgegentreten, wäre eine einfachere und überfichtlichere Anordnung jener 
Paragraphen zu mwünjchen gewejen, welche dem Gebiete der Rentabilitätd- 
rehnung angehören. Hier fehlt es ja doch in mehrfacher Hinfiht noch 
an Klärung, weil die Rechnungdunterlagen noch zu mangelhaft find. Für 
die Nugholzwirthichaft insbejondere reicht die Ermittlung des Nubholz- 
prozents nicht aus; das Hineinwadfen in die höheren Sortimentöpreije 
bedarf nody einer Zergliederung, ohne welche das Weilerprogent oft auf 
ſehr ſchwachen Füben fteht. Manche Widerſprüche treten und bier noch 
entgegen. „Meiftend ift der rechnungsmäßige Einfluß der Vornutzungen 
auf die Höhe des finanziellen Haubarkeitdalters ein Außerft geringer, faft 
verjchwindend fleiner" (S. 74). — „Die Nubhölzer und ihr Preis find 
für die Berechnung des finanziellen Umtriebö der fchwierigfte Faktor“ und 
„offenbar ift der Haubarfeitdertrag nad) Maffe und Preis jener Faktor, 
von welchem die relative Höhe des finanziellen Umtriebd am meiften ab- 
bhängig bleibt" (S. 82). Nun übt aber der Eintritt, die Wiederholung 
und Etärfe der Bornußungen einerjeitd auf dad Rechnungsergebniß (denn 
werthvolle Nutzhölzer ftedden darin) — anderſeits auf die Entwidlung des 
Hauptbeftandes und feiner Sortimentöflaffen, aljo auf den Haubarfeitd- 
ertrag, einen jehr großen Einfluß. Der Uebergang aus den Durdyforftun- 
gen zu den Verjüngungen ift an vielen Orten ja ohne beftimmte Grenze. 
Der Schwerpunft liegt heute, wie ſchon vor 5 Fahren bei der Beſprechung 
der 3. Auflage erwähnt, jchon mehr in der Betrieböweije, aljo in wald- 
bauliden Reformen. Seither hat das Erjcheinen zahlreicher wald» 
baulicher Schriften gezeigt, dab viele Berufsgenoffen derſelben Anſicht find. 
Wenn man die in manchen Schriften zu Tage getretenen ertremen An— 
Ichauungen auch nicht theilt, jo läßt ſich doch bereitö erfennen, daß jelbit 
die „Beitandeswirthichaft” des Verfaſſers ihren finanziellen Erfolg 
weniger in der richtigen Wahl des finanziellen Umtriebs, welcher, wie er 
ja jelbit jagt, „ftet3 eine veränderliche Größe bleiben wird,“ als in der 
waldbaulichen Behandlung — Auflöfung ded großen Kahlichlagbetriebs 
in Eleine Hiebözüge mit partieller VBorverjüngung, Ausbildung des Durch— 
forftungs-, Ueberhalte, Lichtungd-, Femel-, Unterbau» und gemijchten Bes 
trieb8 — wird ſuchen müljen. 

Die ganze Behandlung der Forfteinrichtung, theoretiic und geichäft- 
lich, ift bezüglich ihrer Aufgaben und Methoden auf dad engfte mit der 
Erfüllung diefer Forderungen verknüpft. 

MWiederholt müfjen die Anfichten des Verfaſſers über den Blenter- 
betrieb (S. 315 und 419), welchen er auf den Schuß: und Parfwald 


370 Notizen. 


einjchränfen will, als unzutreffend befämpft werden. Näheres über diejen 
Punkt bringt vorläufig das März und Aprilheft diefer Zeitjchrift. 

Einige andere Fleinere Beanftandungen feien übergangen, denn troß 
abweichender Anſicht über mande Anordnungen und Entwidlungen wird 
willig der große Werth; ded Werkes als Lehrbuch anerfannt. Nach Volle 
endung jeiner Studien möge fein junger Forſtmann unterlaffen, darin 
Einkehr zu halten. Schbg. 


IV. Notizen. 


Hur Streunußungsfrage. 
(Ans Baden.) 


Die zweite Kammer der badifhen Randftände hat am 4. März d. 3. in der 
37. Sitzung wieder ihren großen Streutag abgehalten. Es ift nämlich bei dieſer 
hoben Verſammlung Sitte geworden, jedesmal, wenn der Etat der Korftpolizei und 
Forftdomänenverwaltung verhandelt wird, eine große Paude über Waldftreu anzu: 
ftimmen. 

Sn früheren Zahren betheiligten fih bieran nur Erwählte der ultramontanen 
Partei, jeit neuerer Zeit finden ed aber aud Männer anderer Richtungen für politiſch 
Hug, mit im diefes Horn zu blafen. Es fpielt nämlid die Streufrage eine wichtige 
Role bei Aufftelung der Wahlprogramme und haben in ländlihen Bezirken nur 
ſolche Kandidaten Ausfiht aus der Urne hervorzugehen, welde verjpredhen, im Landtag 
für Bewilligung möglihft umfangreicher Streuabgaben zu wirken. Dieſem Berjpredhen 
ſuchen dann bie Betreffenden durch Loslaſſung größerer Rammentationen über Ber: 
fürzung der jehr nothleidenden Landwirthſchaft und harte Behandlung von Seiten der 
böfen Forftbehörben in ausgiebiger Weiſe nachzukommen. Glüdlicher Weife haben es 
einige einfidhtige Männer fi nicht nehmen lafjen, zu Gunften des hartbedrängten 
Waldes zu ſprechen; insbejondere der Herr Bürgermeifter und Abgeordnete von Schopf: 
beim rief der Regierung die Worte zu: „Landgraf werde hart“. Werner bemerkte er, 
der Bauer wolle den Aft abfägen, auf dem er fiße; es ſei aber der Wald um der 
allgemeinen Wohlfahrt des Landes willen zu fchonen. 

Der Herr Binanzminifter, ſowie nod andere Vertreter der Regierung, wiejen, wie 
jedeömal, an diefem Streutage, darauf bin, dab man von Seiten der Forſtbehörden 
foweit wie nur irgend möglich der Landwirtbichaft entgegen komme, dab man dagegen 
die Henne, welche die goldenen Eier lege, lebensfähig erhalten müfle. Dabei wurde 
auf die Benutzung von Torfſtreu bingewiefen, womit man in Württemberg günftige 
Verſuche gemacht babe. Doch predigt man damit tauben Ohren, da unfere jo jehr 
am alten Schlendrian hängenden Bauern hiervon nichts wifjen wollen. 

Die Streufrage ift in der That in einem großen Theile Badens eine brennende 
geworben, jo namentlidy im Rheinthal und in den Borbergen des Schwarzwaldes und 
bed Odenwaldes durch die übergroße Ausdehnung des Baned von Handeläproduften 
und indbejondere der Weinberge. Manche Waldungen haben bier dur die über: 
mäßigen Streunußungen ſchon derart Noth gelitten, daß fie im ihrer Eriftenz ernftlich 
bedroht find und debhalb der Mahnruf „Landgraf werde hart“ ſehr an der Zeit ift. 





Notizen. 371 


In diefen Gegenden find die fogenannten Nothjahre flereotyp geworben, indem 
bei dem Betrieb der Landwirthſchaft, wie er hier ftattfindet, die Leute eben nie Stroh 
haben und deßhalb fi ftetd mit MWaldftren zu belfen ſuchen müſſen. Durd das 
Halten eines übermäßigen Viehſtandes reicht das vorhandene Kutter nicht aus und 
muß dad wenige Stroh gefüttert werden. Woher follen aber dann diefe Leute die 
Streu nehmen, um dem für die Weinberge, die Tabad:, Hopfen-, Hanf, Zuderrüben-, 
Cichorie⸗ ıc. Felder nöthigen Dünger zu erhalten? Statt mit einem Theile des aud 
diefen Produkten erlöiten Geldes fünftlihen Dünger jowie Stroh zu faufen, leben 
diefe Leute viel üppiger als es fonft bei mittleren Bauern Sitte ift, ihre Kleidung, 
Hauseinrichtung, furz Alles ift weit über ihre Verhältnifſe hinaus angelegt. So lange 
jedes Zahr reichliche Streuabgabe ftattfindet, kommt diefer Geſchäftsbetrieb nicht aus 
dem Geleife, wird aber nur im einem einzigen Jahre die Abgabe von Waldftren ver: 
weigert, dann gebt fofort ein großes Gefchrei los. Zuerft wird von dem Gemeinde— 
rath eine Eingabe au die Bezirkäforftei abgelaffen, wird diefe abſchläglich beantwortet, 
dann begibt fi) der Gemeinderath in vollzähliger Deputation zum Herrn Oberförfter, 
um diefen durch Vortragen herzerweichender Klagetöne weich zu ſtimmen. Bleibt der 
Mann bart, geht man wuthentbrannt nad Haufe, um fofort an hohe Domänen- 
direftion ein längeres Bittgeſuch abzufaffen. 

Nebenbei wird auch nod bei dem Herrn Amtsvorſteher vorgeſprochen und auch 
diefem ein Klagelied vorgetragen, da ja der Herr Oberamtmann im der Regel auch 
Borftand ded landwirthſchaftlichen Bezirksvereins ift und ald Solder ſchon Sntereffe 
daran haben muß, daß feine Schußbefohlenen in gänftiger Stimmung erhalten bleiben. — 

In mandien Gemeinden muß ſchon in dem Wirtbichaftsplan für das kommende 
Jahr eine Streumugung im Gemeindewald vorgejehen werden, geſchah dieſes von 
Seiten der Forftbehörde nicht, dann wird von dem Gemeinderath die Unterjärift und 
Anerkennung ded Wirthſchaftsplanes verweigert. Da dieſer Betrieböplan ſchon im 
Sommer aufgeftellt wird, wird jomit gar nicht abgewartet, ob überhaupt im fommen- 
den Zahre ein Nothftand eintritt, fondern ed wird eine Streuabgabe als jelbftver: 
ftändlich angenommen und auch verlangt. Der nicht unterjchriebene Wirthſchaftsplan 
geht ſodann an den Bezirkerath. Ein folder Bezirksrath befteht aber zum größeren 
Theile aus Bürgermeiftern, Gemeinderäthen und Rathichreibern unter dem Borfige 
des Amtövorftanded. Daraus gebt hervor, daß derartige Bezirfäräthe in eigener Sache 
Richter find, eine Einrichtung, welche natürlich nicht zum Vortheile des Waldes wirken 
fann. Das Ende des Liedes ift, dab im der Regel der hartnädige Oberförfter ver: 
anlaßt wird, der betreffenden Gemeinde eine Streunußung anzumweilen, wobei dann 
zur Linderung ded Schmerzes angeordnet wird, daß die ausgelaubte Fläche kurzgehackt 
werden muß. Solches geihieht aladann in der Frohnd, aber natürlich nur, um der 
Form zu genügen, in höchſt mangelhafter Weife. Daß unter joldhen Berhältnifjen 
die betroffenen Waldungen ihrem Berberben entgegen gehen, kann nicht auöbleiben, 
verjhiedene größere mit Streuberehtigungen ſchwer belaftete Waldungen der Rhein: 
tbalebene find nicht mehr fo weit hiervon entfernt. 

Nur durch Aenderung der Gejeßgebung kann derartiged Unglüd verhütet werben, 
freili ift hieran, fo lange die zweite Kammer noch ihren Streutag hält, nicht zu 
denfen, wir wollen aber doch die Hoffnung nicht aufgeben, daß ſich aud auf diefem 
Gebiete die beffere Neberzeugung Bahn bridt und unfere Waldungen den Zugriffen 
furzfichtiger habgieriger Menſchen nicht mehr preiögegeben werden müflen. Das 
walte Gott! 


372 Notizen. 


Poftfarte an „Einen württembergifchen Revierverwalter”. 


Es liegt nidht in meiner Abficht, mid über Ihre fürzlid im zweiten Hefte dieſes 
Blattes dargelegten Anſichten, betreffend „die dienftlihe Stellung der Forft: 
beamten in Württemberg“, im Allgemeinen audzulaffen, wohl aber habe ich, ala 
nad dieſer Seite nicht unbetheiligt, einen Irrthum zu berichtigen, der am Sclufie 
Shrer Mittheilung in dem Verſuche zu Tage tritt, aud die „neueften Holzverfaufs: 
vorſchriften“ Ihren Zweden dienftbar zu machen. 

Haben Sie in der That in Holzverfaufsvorjäriften die Antwort auf eine 
Petition um Aenderungen in ber Organifation des Forftdienftes geſucht oder 
erwartet? — Sind Sie nit vielmehr aud der Anfiht, dab, jo lange eine jolche 
Aenderung nicht eingetreten ift, unſere Einrichtungen ald zu Recht beftehend gelten 
müſſen? — Halten Sie ed wirklich für eine Beeinträchtigung Ihrer Stellung und 
für eine Schmälerung Ihrer Befugniffe, wenn der Holzverkaufs-Kommiſſton empfohlen 
wurde, ih von Einjeitigfeit und Kleinlickeit fern zu halten und mit den Holzfäufern 
in entgegenfommender Weife zu verkehren? — Wollen Sie im Ernfte Holzverfaufs- 
vorſchriften den Holzfäufern geheim halten und wie wollen Sie das durdführen? — 

Db dieje Ihre Kritik von dem befämpften bureaufratiichen Geifte ſich jelbft fern 
genug gehalten hat, mag dahin geftellt bleiben. Ich aber möchte glauben, dab es 
derartiger Winfelzüge nicht bedürfe, um einer Sache, wenn fie wirklich gerecht und 
billig ift, zu dienen und dab die Abficht, diefelbe zu fördern, durd eine grundloſe 
Kritik nicht unterftügt werde. 

Stuttgart, den 20. März 1886. Forſtrath Speibel. 


Bayerifhe Baumtriefen. 


Der fogenannte Sachſenrieder Forft, zwiſchen Schongau und Kaufbeuren (Schwaben) 
gelegen, zeichnet ſich durch einen reichen Vorrath der ſchönſten haubaren Fichten: 
beftände aud. Bäume von 45-50 m Geſammthöhe und von 8—12 Feftmeter Holzmafſe 
fommen nicht jelten vor, auch finden fi große zuſammenhängende Beftände, welche 
pro Heltar 1200-1500 Feitm. Holzmaffe, in den vorzüglichften Sortimenten liefern. 

Als Beweid mag nur die eine Thatiache dienen, dab kürzlich für die Kreis— 
ausftellung in Augsburg ein vollftändig gefunder Fichtenſtamm dahin geliefert 
wurde, welcher am Stammende einen Durchmeſſer von über einem Meter und bei 34 m 
Länge noch einen ſolchen von 35 cm hatte, und bei 45 m Ränge noch 20 cm did war 
und gegen 16 Feſtm. Holz enthielt. 

Solde Beftände befigen einen hoben Werth, welder nach Vervollkommnung 
der Trandportanftalten künftig noch weſentlich fteigen wird. So dürfte durch die 
neue Bahn zwifchen Landöberg und Schongau, welde noch im Laufe diefes Jahres 
eröffnet wird, umfomehr ber vorteilhafte Abjaß gefteigert werben, ald von Rande: 
berg aus das Holz in bequemfter Weiſe auf der Bahn und auf dem Lech felbft weiter 
verfrachtet werden fann. Lieferte doch jeither Schon der Sachſenrieder Forſt ſchönes 
Nutzholz nah Wien, Budapeſt u. ſ. w., weil dort ſolche Sortimente faum mehr zu 
finden find, für welche fünftig vorausfichtlih ein hoher „Seltenheitöpreis“ gezahlt 
werden dürfte. Eine konſervative Staatöforftverwaltung, bei der man natürlich Die 
Umtriebe nicht überipannen und namentli dad Holz ohne Grund nicht verfaulen 
laffen darf, ift daher ein Segen für das Rand und feine Bewohner; ein Raubbau 
dagegen führt vielfach zur Verfchwendung, zur Schwädhung der Bodenkraft, zur Ber: 
minderung ber nachhaltigen Waldrente und ſchließlich zum wirthſchaftlichen Ruine. 


I. Original - Artikel. 


Die Rentabilität des Eichenjchälwaldes. 
Bom Großh. Hefl. Oberforftdirector i. P. Bofe in Darmftadt. 


Unter obiger Aufichrift bat der Großh. Heff. Oberförfter Schnitt- 
Ipahn zu König (jebt zu Ernfthofen) einen Artikel in dem Julihefte der 
Forſt- und Jagdzeitung von 1884 veröffentlicht, auf dem ich erft kürzlich 
bei einem Durchblättern ded genannten Iahrganged der Fort» und Jagd⸗ 
zeitung aufmerffjam geworden bin. Herr Profefjor Dr. Lehr zu München 
bat diefem Artikel einen Zuſatz angefügt, über welchen ich mid, veranlaßt 
jehe, das Nachitehende zu äußern. 

Herr Lehr nimmt eine normale Betrieböflaffe mit 60 Flächeneinheiten 
und einem jährlichen Abtriebdertrage von A60 an und jagt ganz richtig, 
dab unter der Vorausſetzung, daß die Umtriebözeit nicht geändert werde, 


der Waldrentirungswerth wie der Walderwartungswerth — = fei. 

Er jagt nun weiter, daß Herr DOberförfter Schnittjpahn aus diefer 
Uebereinftimmung den Schluß ziehe, daß bei dem jährlichen Betriebe das 
Marimum des Walderwartungswerthes auch dann eintrete, wenn die 
Waldrente am größten ſei und daß jomit die Höhe der lebteren einfad) 
die Umtriebözeit bezeichne. 

Diefe vollftändig richtige Schlußfolgerung Schnittſpahn's hält 
Herr Lehr für unberechtigt und fährt dann, um dieſes zu beweifen, folgen- 
dermaßen fort: 

„Sn dem vorhin angeführten Beijpiele unterftellte ich eine feit- 
ftehende Umtriebgzeit. Nun wollen wir aber die günftigfte erft juchen. 
Nehmen wir der Kürze halber an, dieſelbe ſei nicht niedriger als 
60 Fahre. Die zu juchende Umtriebözeit fee ich wie üblih = u. Wir 
erhalten alddann ald Erwartungswerth des vorhandenen Waldes 











An-l,op"* | Au-l, op®® Au-l,op® Au u 1,0pe° — 1 
1,ope—1  Lopi—1 1,op&—1 1,op—-1 0,op. 
Die Zahlen 59, 58..... geben die Alter der gegenwärtig vorhandenen 


Gorfiwifienichaftlies Gentralblatt. 1886. 9 


374 Boſe: Die Rentabilität des Eichenſchälwaldes. 


Beitände an. Diefelben find feftftehende Größen. Im obigem Aus— 
drude kann nur u und mit u auch Au veränderlich jein. 


Nun ift RT nichtö Andered ald der Bodenerwartungdwerth. 


Hieraus folgt, daß auch bei dem jährlichen Betriebe der Walderwartungd- 
werth ebenjo wie bei dem ausjeßenden jein Marimum zu derjelben Zeit 
erreicht, wie der Bodenerwartungswerth.“ 

Der Ausdrud et bezeichnet allerdingd den Bodenerwartungs- 
werth, jedoch, wie idy ausbrüdlich hervorhebe, nur für die Umtriebözeit u. 

60 — 

or — ——— 3 * bezeichnet jedoch durchaus 
nicht den Walderwartungswerth, wie Herr Lehr annimmt, ſondern 
den Waldkoſtenwerth für die betreffende Betriebsklaſſe von 60 Jahres- 
ichlägen. Beide Werthe find nur dann identijch, wenn bei Berechnung 
des legteren der Bodenerwartungdwerth, melcher der betreffenden Umtriebö- 
zeit entipricht, zu Grunde gelegt wird. Dieje in den neueren Lehrbüchern 
der Waldwertbberehnung anerfannte und jhon von Fauftmann auf 
geftellte mathematijche Wahrheit dürfte dem Herrn Lehr doch wohl be- 
fannt fein. 

Was thut nun Herr Lehr? Er ftellt eine Formel für den Wald- 
koſtenwerth ded 60 jährigen Umtriebed auf, führt in diejelbe das Marimum 
des Bodenerwartungdwerthed, weldyed bei dem 80 jährigen Umtriebe erfol- 
gen joll, ein, und bezeichnet irrthümlicher Weiſe dieje Formel ald diejenige 
für den Walderwartungäwerth des 60 jährigen Umtriebed. Daß der nad 
der Formel berechnete Waldfoftenwerthb um jo größer werden muß, 
einen je höheren Bodenwerth man dabei angenommen hat, verfteht ſich 
doch ganz von jelbit. 

Sobald man jedoch in dieje Formel einen anderen, Höheren oder 
niedrigeren Bodenwerth einführt, als den der betreffenden Umtriebözeit 
entiprechenden Bodenerwartungswerth, fann diejelbe nicht mehr als 
der Ausdrud des Walderwartungswerthes gelten, jondern fie bezeichnet 
nur den Waldkoftenwerth. 

Die Formel für den Walderwartungswerty unſeres Beiſpieles ift 
mitgin „AGO .lopt® —1_ A60 

1,0p$°—-1 0,op 0, op’ 
Die Formel für den Walderwartungswerty der Umtriebszeit u ift 
U. 
DT“ a woraus folgt, dab der Walderwartungd- 


werth einer ganz normalen Betrieböflaffe bei der Umtriebözeit am größten 





Die entwidelte Formel 








Mantel: Beitrag zur Pflanzung mit einjährigen Kiefern. 375 


ift, bei weldyer Au d. h. der jährliche Durchichnittöbetrag jein Marimum 
erreicht. 

Menn in dem vorliegenden Beijpiele Au> A60, fo ift auch der 
MWalderwartungdwertb der ganzen normalen Betriebäflaffe 
bei der Umtriebözeit u größer, ald bei der Umtriebszeit 60. 

Iſt jedoch A60 > ald Au, jo wird aud der Walderwartungswerty 
der Umtriebäzeit 60 größer fein ald derjenige von u. 

Die Schlußfolgerung Lehrs, dab auch bei dem jährlichen Betriebe 
der Walderwartungswerth ebenſo wie bei den ausjeßenden fein Marimum 
zu berjelben Zeit erreiche wie der Bodenerwartungswerth, ift deshalb eine 
ganz irrige, die dadurch entitanden iſt, daß er den Waldkoſtenwerth mit 
dem Walderwartungswerth vermwechjelt bat. 

Sch glaube deshalb nicht, daß Herr Oberförfter Schnittipahn ſich 
durch die Ausführungen des Herrn Profeffor Dr. Lehr bewogen finden 
wird, zu den Reinerträglern überzugehen, wie Herr Lehr erwartet. 


Beitrag zur Pflanzung mit einjährigen Kiefern, 
Bom Ef. b. Forftmeifter Mantel in Großoſtheim. 


Die H. v. Düder’ihe Abhandlung — vide Zeitjchrift f. Forft- u. Jagd⸗ 
weien, Sebruarheft 1883 — mag wohl viele Fachgenoſſen, namentlidy aber 
Freunde der Kiefern-Jährlings-Pflanzung, ftußig gemadıt haben. Wenn dies 
leßtere bei mir, troßdem ich alle Fahre weit über eine halbe Million Kiefern: 
jährlinge verpflanze, in minderem Grade ber Fall war, jo mag es dem 
Umftande beigemeffen werden, dab ich ſchon jeit mehr als zwölf Jahren 
meine Pflanzmethode mit Rüdfiht auf eine naturgemäße Ordnung der 
Wurzeln im Pflanzloch, verbefjerte; während andererſeits die dort berührten 
Nachtheile, welche durch; den Beidrud mit dem Klemmeiſen entftehen 
jollen, hierorts auf Grund vielfacher Unterſuchungen abjolut nicht wahr: 
zunehmen find; was wohl in den Bodenverhältniffen, — e8 handelt ſich 
bier um loderen, feinförnigen beinahe ftaubartigen Diluvialjand, — feine . 
Begründung finden dürfte. | 

Die H. v. Dücker'ſchen Ausführungen find befanntlidy ſowohl von 
einzelnen Fachgenoſſen, wie von verjchiedenen Foritvereinen, in unferen 
Zeitjchriften, ald zu ſchwarz fehend, erfannt worden; allein immerhin 
waren diefelben, namentlich bei der überall jo beliebten Kulturart, geeignet, 
zur Borficht zu mahnen. Ic, habe deßhalb auch, jowie in weiterer Er- 

27* 


376 Mantel: 


wägung, dab das bei mir in Uebung beftandene Pflanzverfahren i. e. 
Ordnung der Wurzeln im Pflanzipalt, für die Auffeher ſchwer zu fon- 
troliren war und diejerhalb doch jo manche Pflanze nicht nad) Inſtruktion 
gepflanzt und deßhalb abgängig wurde, meine Pflanzmethode mit Rüdficht 
auf die in jener Schrift berührten Mißſtände, infoweit letztere die Defor- 
mirung des Wurzelſyſtems betreffen, des weiteren modifizirt. 

Der Abgang war zwar unter normalen Witterungdverhältnifjen jelten 
jo bedeutend, daß, bei dem engen Bflanzverbande (90 cm und 30 cm) 
Nachbefferungen nothwendig wurden; allein auffällig mußte ed erjcheinen, 
da fich unter den abgeltorbenen weit mehr ald die Hälfte joldher Pflanzen 
befanden, deren Wurzeln deformirt, namentlich aber die Pfahlwurzeln jeit- 
wärts nad) oben gefrümmt waren. 

Alljährlich Fortgejegte Unterfuchungen von ausgehobenen dürren Pflan- 
zen, ſowie in diefer Richtung vorgenommene jpezielle Verſuche, haben dieje 
Wahrnehmungen voll beftätigt, und ed ftand hiernach außer Zweifel, dat 
das Abgangsprozent, dur eine Pflanzmethode, bei welcher die Wurzeln 
in einer mehr natürlichen Zage in den Pflanzipalt gebracht werden fünnten, 
bedeutend abgemindert würde. 

Died veranlaßte mich nun, zum Einbringen der Pflanzenmwurzel in 
den Spalt ein eigened Werkzeug zu fonftruiren; ich will es dad Pflanz- 
bleh heiten. Bermittelft des Pflanzblechs können die Wurzeln in voll- 
fommen naturgemäß geordneter Weile in den Spalt eingeführt, und hier— 
durch alle durch Deformirung der erfteren entitandenen Nachtbeile als 
bejeitigt betrachtet werben. 

Seit Anwendung diejed Werkzeuges, nämlidy jeit dem Frühjahre 
1883, alfo während dreier Kulturjahre, ift faum mehr ein Abgang von 
4—5 p&t. bemerkbar, und hbierunter nicht eine Pflanze mit deformirten 
Wurzeln mehr zu finden. Zugleich ift das Pflanzblech jehr arbeitsförderlich, jo 
dab fich jeit Einführung deffelben die Koften von vormald 1,50 AH auf 
1,10 A yer 1000 Stüd Pflanzen gemindert haben, was bei ausgedehnten 
Pflanzbetriebe wohl auch der Beachtung werth ſein dürfte. 

Das Pflanzblech beiteht aus einem Stück Weißblech, Fig. 1, deſſen 
oberer breiterer Theil acb rechtwinklich gebogen ift, und an welchem drei 
Löcher zum Zwede des Befeitigend mit einem Bretthen cabd, Fig. 2, 
angebracht find. Das Bretthen cabd, Fig. 2, ift von beliebigem Holz 
und vertritt lediglich die Stelle einer Handhabe,. Die Dimenfionen des 
Eiſenblechs, Fig. 1, find folgende: ab = 0,06 m, ac = 0,02 m, fg = 0,04 m 
und de= 0,14 m; diejenigen der hölzernen Handhabe: ab = 0,14 m, 
ac= (0,06 m und ad = 0,015 m. 


Beitrag zur Pflanzung mit einjährigen Kiefern. 377 


Werden nun die beiden Theile, Fig. 1 und 2, mittelft dreier Nägel 
derart miteinander verbunden, daß die Kante ab des Blechs genau an 
jene ab des Brettchend anjchließt und dann in der Mitte des letzteren 
bei e ein Stridy mit ſchwarzer Farbe oder Tinte angebracht, jo ift damit 
dad Pflanzbleh, Fig. 2, fertig. 

Bevor ih zur Manipulation mit dem Pflanzbledy übergehe, dürfte 
es zweddienlich fein, der übrigen zur Spaltpflanzung bierorts in Anwen- 





|... 





#ig. 1 und 2. Big. 3. Big. 4. 


dung fommenden Werkzeuge in Kürze zu gedenfen. Es ift nämlich ſehr arbeitd- 
förderlich, wenn der Spalt oben möglichft weit gemacht wird, weil hierdurch 
das Pflanzblech leichter eingeführt werden fan. Zu diefem Zwede findet 
das Stoßeiſen, Fig. 3, mit folgenden Dimenfionen Verwendung: ab — 
0,05 m, be=0,08m, ad=0,22m und GStiellänge 0,70 m; während 
zum Einflemmen der Pflanzen das Inftrument Fig. 4 dient: ab = 0,12 cm, 
ms=0,22 m und Stiellänge ebenfalld 0,70 m. 

Beim Pflanzgejchäft jelbft habe ich jchon mehrere Fahre vollfommene 
Arbeitötheilung eingeführt; da hierdurch nicht nur der jeden einzelnen 
Arbeiter treffende Theil der Arbeit präcifer und raſcher ausgeführt und 


378 Mantel: 


dadurd; an Zeit bezw. Koften gejpart wird, fondern auch der Erfolg 
ein ungleich befjerer ift. 

Zunächft werden die Pflanzriefen mit der Breithaue gezogen. Dies 
jelben erhalten, bei dem vollfommen ebenen Zerrain, die Richtung von 
Süden gegen Norden und find 90 cm (von der Mitte zur Mitte) von 
einander entfernt. ine Bodenloderung findet, wegen des ohnedies loderen 
Sandes, nicht ftatt. Die Riefen erhalten eine Breite von 30 cm, und 
wird bier lediglich der Bodenüberzug, beftehend aus Moos oder lichten 
Graswuchs jcharf vom Boden abgehoben und unmittelbar an den welt- 
lichen Rand der Niefe angelegt, jo daß durch die gebildete Erhöhung das 
Pflänzchen in den Nachmittag-Stunden gegen die unmittelbare Einwirfung 
der Sonne geſchützt ift, wodurch den hierorts Außerft nachtheiligen Folgen 
der Dürre, wenigftens einigermaßen Rechnung getragen wird. 

Demnäcft folgt in je einer Riefe ein Arbeiter, der mit dem Stoß— 
eifen, Fig. 3, die Pflanzlödher auf 30 cm Entfernung einftößt. Diejem 
folgt unmittelbar die Pflanzeneinlegerin mit dem Pflanzbleh. Dieſe fabt 
dadjelbe mit der Linken am Brettchen (Handhabe) jo, dab der Daumen 
auf der vorderen jchmalen Seite deöjelben, die vier Finger dagegen auf 
der diejer entgegengejeßten, angelegt wird. Mit der rechten Hand nimmt 
fie nun eine Pflanze!) aus dem Pflanzkorb und legt jolche derart mit 
dem Stengel an den auf dem Brettchen angebrachten jchwarzen Strich an, 
dab die Nadeln an der oberen Kante bei o, Fig. 2, auffigen und die 
Wurzeln an dem Blech fid anhängen, bezw. herunterhängen. Die 
Pflanze wird durch das Anlegen ded Daumend der Linken an den Stengel 
(eo, Fig. 2) feftgehalten. Iſt die Pfahlmurzel länger ald das Blech, jo 
wird der über dasjelbe hinausragende Theil entweder mit den Finger: 
nägeln abgezwidt, oder aud um die untere jchmale Seite des Blechs 
berumgezogen und durch leßtered abgeichnitten. Hiernächſt legt die Pflan- 
zerin die Finger der Rechten in vertifaler Haltung auf die am Blech 
bherunterhängenden Wurzeln und führt letzteres mit beiden Händen in das 
Pflanzlody ſcharf an der linken (nach der Richtung der Pflanzriefen) Wand 
deöjelben jo tief ein, dab das Brettchen auf der Bodenoberflähe auffigt. 

Während jebt die Nechte die Finger von dem Blech bezw. Wurzeln 
zurüdziebt, wird mit derfelben von der rechten Kante des Pflanzlodyes ein 
wenig Boden mit der Fauft horizontal gegen den oberen Rand des Bleche, 
lediglich zum Zwed des Haftenbleibend der Pflanze, hinüber gedrüdt und 
mit dem Drud jo lange ausgehalten, bis die Linke, welche jebt den 
Daumen von dem Pflanzenftengel abnimmt, das Pflanzbled oben am 
Bretichen faffend, herausgezogen hat. 

1) Die Pflanzen dürfen weder angeſchlemmt, noch aus einem Gefäß mit Wafler 
gepflanzt werden. Am beften werben ſolche in frifchen Boden im Pflanzkorb eingelegt. 


Beitrag zur Pflanzung mit einjährigen Kiefern. 379 


Diefem Arbeitötheil folgt unmittelbar der Klemmer mit dem Klemm- 
eijen, Fig. 4, welcher das Pflanzgeihäft abſchließt. Es braucht deßhalb 
auch nur joviel Boden beigedrüdt zu werden, daß die Pflanze bis zum 
unmittelbar folgenden Einflemmen haften bleibt. 

Bei richtiger Anwendung ded Pflanzblechs wird nad einem weiteren 
Mißſtande beim Pflanzgeihäft, nämlich dem zu tiefen Einfeßen der 
Pflanzen vorgebeugt; denn nicht jelten wird diefelbe bis zu den Nadeln, 
ja häufig jogar ein Theil diejer mit hinein gepflanzt. Hierdurch wird 
aber, namentlich bei anhaltendem feuchten Wetter, die Epidermid des 
Stengeld zeritört und die Pflanze geht zu Grunde. Das zu tiefe Ein- 
ſetzen ift mit dem Pflangblec geradezu unmöglid; da die Dide des 
Brettchen (1,5 cm — durdfchnittliche Höhe des Stengels), an weldhem der 
Pflanzenftengel angelegt wird, von jeglidem Boden frei bleibt, weßhalb 
bier auch die Pflanze nicht tiefer fommt, als foldye im Pflanzfamp ge 
ftanden hat. 

Einen weiteren Bortheil bietet dieje Pflangmethode in der leichten 
Kontrole ſämmtlicher Arbeitötheile und zwar von einer Stelle aus, ba 
fi) die Arbeiter unmittelbar hintereinander bewegen. 

Der Gebraudy des Pflanzblehs ift fo einfach, daß meine Arbeiter, 
bei Einführung desjelben, jchon in einem halben Tage durchweg Uebung 
hatten. 

Durch diefe Pflanzmethode dürfte daher eine Deformirung der Wur—⸗ 
zen, namentlich aber das ſtets Nachtheil bringende Umbiegen der Pflanz- 
wurzeln vermieden werden, und die H. v. Dücker'ſchen Befürdtungen in 
diefer Richtung befeitigt fein. 

Ich habe bereitd im Eingange erwähnt, dab die Nachtheile, welche 
durch dad Einflemmen entitehen, unter bierörtlichen Bodenverhältniffen, 
nah dehfallfigen Unterfuchungen, fowohl an abgeftorbenen wie an leben- 
den jüngeren und älteren Pflanzen abjolut nidyt wahrgenommen wurden; 
vielmehr bei den über drei Jahre gepflanzten Kiefern die Seitenwurzeln 
fternartig um den Hauptwurzelftrang auslaufen. Es muß daher den 
Herrn Fachgenoſſen, welche nach ihren örtlichen Verhältniffen in dieſer 
Beziehung gegentheilige Wahrnehmungen gemacht, überlaffen werden, das 
Pflanzgefhäft mit einjährigen Kiefern auch in diefer Richtung zu ver: 
volfommnen. 

Schließlich bin idy gerne bereit, auf Wunſch verehrten Herrn Fach⸗ 
genofjen das Pflangbleh, per Eremplar gegen 30 Pfg., zu allenfallfigem 
Verſuch zu überjenden. 


380 Enders: 


Der Matthes’iche Höhenmefjer und der Prager’iche 
Nivellir-Anker). 
Vom Forſtgeometer E. Enders in Eiſenach. 


Im 9. und 10. Heft, Jahrgang 1885 dieſer Zeitſchrift, findet ſich 
©. 540 eine Notiz des Herrn Revierverwejerd Schwandner zu Warmen- 
fteinach, worin unter Bezugnahme auf die im 12. Heft bes forftlichen 
Gentralblatted® von 1884 erjchienene Bejchreibung des Herm Oberförfters 
Brod zu Dermbadh über ein von dem Forftaffiltenten Matthes bier 
fonfteuirted Inftrument zur Gefäll- und Baumbhöhen-Meffung mitgetheilt 
wird, dab faft genau basjelbe Juſtrument im Jahre 1881 von dem jehigen 
Oberförfter Herrin Prager in Bamberg fonftruirt worden fei. Herr 
Schwandner folgert aus diefer Thatjache, dab die Priorität in der Kon— 
ftruftion ded Inftrumentes nicht Herren Matthes, fondern Herrn Prager 
zukomme, und jucht dann weiter darzuthun, daß die geringen Abweichungen 
in ber Konftruftion beider Inftrumente lediglich) dem Prager’ihen zum 
Vorzug gereichten. 

Obgleich nun Herr Matthes perjönlicy jener Priorität, wie der 
Konftruftion feines Inftrumentes überhaupt, feine bejondere Wichtigkeit 
beilegt und daher weder diejes bis jetzt jelbft einer öffentlichen Beiprechung 
unterzogen (die Brod’iche Bejchreibung erfolgte ganz ohne fein Zuthun), 
nody fi) zu einer Entgegnung auf die Ausführungen des Herrin Schwand- 
ner veranlaßt gejehen hat, jo halte ich ed doch im Intereſſe aller, die der 
Angelegenheit ihre Aufmerkjamfeit zugewandt haben, für wünjchenswerth, 
dab die Prioritätöfrage, nachdem fie einmal aufgeworfen, audy der Wahr- 
heit gemäß beantwortet und zugleidy die Auffaffung de Herrn Schwandner 
über Borzüge und Schattenfeiten der beiden Inftrumente einer näheren 
Prüfung unterzogen werde. 

Mad zunähft die Priorität betrifft, jo muß vor Allem konftatirt 
werden, dab das Initrument ded Herrn Matthes von diefem zuerft im 
Sabre 1877, alfo 4 Iahre früher ald das Prager’iche, und zwar damals 
jpeciell für die Wegeneblegung auf dem Großherzoglich S. Forftreviere 
Ziefenort konſtruirt mwurde?). Lebtere ift von Herrn Matthed unter 
alleiniger Anwendung jeined Inftrumentchend im Herbit 1877 begonnen 
und im folgenden Sahre beendet worden. Ebenjo wurde von ihm im 
Fahre 1880 mit diefem Inftrumente die Abſteckung des Wegenetzes für 


1) Wegen Mangel an Raum unliebjam verfpätet. Die Ned. 
2) Wird auf Grund einer vorgelegten quittirten Rechnung über das fragliche 
Suftrument beftätigt. Die Red. 


Der Matthes ſche Höhenmeffer und der Prager'ſche Nivellir-Anker. 381 


das Forftrevier Wilhelmöthal ausgeführt. Bei diefen Arbeiten lernten 
verjchiedene mweimariiche Kollegen ded Herrn Mathes die Vorzüge des 
Snftrumented fennen und ſäumten daher nicht, ſich ein folches jelbft anzu— 
Ichaffen. So z. B. befindet es fi in den Händen der Herren Oberförfter 
Stichling zu Markſuhl und Forftaffiftent Schorcht, bier bereits jeit dem 
Anfang des Iahres 1879, zu welcher Zeit ed nody von Holz und, ähnlich 
dem Prager'ſchen Inftrumente, mit offenem Diopter bergeitellt wurde. 
Nachdem ed fih bei mehreren auögedehnten Arbeiten bewährt und im 
Jahre 1880 einige Umänderungen erfahren hatte, wurde feine Anfertigung, 
die bid dahin ein Dorftilchler bejorgt hatte, dem Mechaniker Frank in 
Eiſenach übertragen und dieſer brachte es 1881 auf die Gewerbe- und 
InduftrieeAusftellung zu Halle a./S., wo ed fi) von Seiten Sadyver- 
ftändiger mancher Anerkennung zu erfreuen hatte. In demijelben Jahre 
aljo, in meldyes die erfte Entftehung des Prager'ſchen Nivillir-Anferd 
fällt, ift das Matthes'ſche Inftrument bereits öffentlich ausgeſtellt, vorher 
jedoch ſchon volle 4 Jahre in Gebrauch und nicht wenigen Forſtwirthen 
befannt gemwejen. — Es kann daher nicht dem geringften Zweifel unter- 
liegen, daß von beiden Schweiter-Inftrumenten das Matthes'ſche un- 
bedingt das erftgeborene ift!). 

Bevor ih nun zur Vergleichung beider Inftrumente binfichtlich ihrer 
Vorzüge übergehe, muß ich vorausichiden, daß Herr Schwandner jeine 
dem Matthes'ſchen Inftrumente weniger günftige Anficht vielleicht von 
jelbft modifiziren würde, wenn er dadjelbe in feiner jeßigen Geltalt praf- 
tijch kennen lernte. Der legteren entſpricht die Bejchreibung im Dezember: 
beft des Sahrganges 1884 um deswillen nicht mehr genau, weil das 
Snftrument ſeit Iahreöfrift noch Verbefferungen erfahren hat, die haupt- 
ſächlich in Folgenden beftehen: 

Zur Erleichterung der Prüfung und Juſtirung trägt das Diopter- 
Rohr der neueren Inftrumente eine fleine Röhrenlibelle, deren Are in der- 
jelben Weiſe wie bei Fernrohrlibellen parallel zur Abjehlinie geitellt wird. 
Sit dies richtig bewirft und auch der Zeiger nady der Brock'ſchen Be— 
ichreibung juftirt, jo ſpielt die Libelle ein, fobald der Zeiger auf dem 
Nullpunkt der Theilung fteht. Hierin aber ift dem Arbeitenden ein Mittel 
geboten, das Inſtrument jeden Augenblid ſchnell und leicht auf jeine 
Nichtigkeit zu prüfen. Er hat eben nur den Zeiger ſcharf auf den Null» 
punft einzuftellen, um an dem Einfpielen oder Nichteinjpielen der Libelle 


1) Aus einigen Rechnungen und fonftigen Belegen, weldye der Herr Verfaſſer der 
Redaktion vorlegte, geht die Richtigkeit obiger Ausfagen unzweifelhaft hervor. 
Die Red. 


382 Enders: 


zu erkennen, ob das Inſtrument noch in Ordnung oder einer Korrektur 
bedürftig iſt. — Daß aus der Möglichkeit einer ſo ſchnellen Prüfung für 
den Beobachter eine ſehr große Beruhigung und Sicherheit entſpringt, 
bedarf wohl kaum der beſonderen Erwähnung. 

Ein anderer Fortſchritt der neueren Konſtruktion iſt der, daß die 
Feſtſtellung des Inſtrumentes auf ein gewünſchtes Gefälle nicht mehr 
mittelft einer Schraube, deren Anziehung leicht kleine Ausweichungen des 
Diopterd aud der verlangten Neigung verurfacht, jondern durch einen 
furzen Hebel gejcieht, der, mit einer ercentrijchen Scheibe verbunden, 
durch einen einzigen Drud das Diopter in der gewünſchten Lage feft- 
flemmt. 

Meiter jei erwähnt, dab zum Aufhängen des Inftrumentes ftatt des 
früheren ausziehbaren Stodes ein majfiver, unten verftärfter und oben 
verjüngter Rundftab von größerer Stabilität benußt wird, der an feinem 
unteren Ende mit Fußplatte und ftarfem eijernem Stadyel, am oberen 
verjüngten Theile dagegen mit Gentimetertheilung verjehen ift, auf melcher 
fi) der in einer Hülle endigende Metallträger des Inftrumentes nad) 
Belieben auf und abicieben und mittelft einer Klemmſchraube feſt— 
ftellen läßt. 

Endlih wird neuerdings die in Gentimeter getheilte Latte für die 
Zieljcheibe ftet8 in der Ränge von 2 m hergeftellt, wodurch das Inftrument, 
bejonderd für furze Entfernungen, wie fie bei Baumhöhenmefjungen vor: 
fommen, jehr gut ald Diftanzmefjer mit fonftanter Lattenhöhe gebraucht, 
aljo die direfte Ermittelung des Abftandes vom Baume zum Zwede der 
Höhenmefjung in den meilten Fällen gefpart werden kann. Stellt man 
nämlid die Ratte unmittelbar neben den zu mefjenden Baum, jo bedarf 
ed außer den zur Höhenmeffung an fich nöthigen Viſuren nady dem Fuß— 
punft und dem Gipfel des Baumes nur nody einer einzigen Bilur nach 
dem oberen Ende der Latte, um lediglich aus den Ablefungen am Inſtru— 
mente jchnell und leicht jomohl den Abftand des Beobadhterd vom Baume, 
ald die Baumhöhe jelbft berechnen zu fünnen. Denn wenn in der nach— 
ftehenden Figur FG =1 die Länge der Bifirlatte nd CD=E deren 
Entfernung vom Drebpunft des Diopterd bedeutet, jo ift 

(fB + gB):CB=1:E, wonad 
fg: CB=FG:CD oder 
p_ BC 
 f{B+gB 

Da nun aber (fB + gB) ald Tangente eined Kreijed vom Radius 
CB gedacht und die beiden Tangententheile fB + gB für den Rabius 
CB= 100 am Mattbes’ichen Inftrumente bei @ und 8 abgelejen werden 


Der Matthes ſche Höhenmefjer und der Prager'ſche Nivellir-Anker. 383 





fönnen, jo geht die obige Gleichung über in ge > und wenn, wie 


a+Pß 
es Herr Matthes thut, der Latte die ftändige Länge von 2 m gegeben wird: 
En I 
a ; dr ee 


Für die Baumhöhenmeffung jelbft hat man nun weiter 
BC:fk=CD:FK 
oder wenn CD =E und die Baumhöhe FK=H ift: 
* :H 
E-(fB+ +kB) 
Alfo Zee: "aaa 
Nun werden wieder am Matthes'ſchen Inftrumente für den Radius 
BC = 100 die Zangenten fB und kB durch die Ablefungen « und y 
ausgedrüdt; aljo gilt für dieſes Inftrument 


_E-(« +7) 
H= ET 11. 
Und wenn man für E jeinen Werth aus I fubitituirt: 
_2(a+7) 
H BREI II. 


Es bedarf wohl faum eined beionderen Hinweijed darauf, dab hier 
unter « ein Depreifionsprozent, unter 8 und 7 dagegen Glevationdprozente 
K 





384 Enders: 


verftanden find, weshalb dieſe Größen, jo oft fie in Folge höherer oder 
tieferer Aufftellung des Inftrumentes in das Gegentheil übergehen, mit — 
zu bezeichnen und jederzeit algebraifch zu abdiren find. 

In Bezug auf die erreichbare Genauigkeit der Diftanz- und Höhen- 
mefjung bemerfe ich, daß die Theilung des Matthes’ichen Inftrumentes 
beiderjeitd bis 120 p&t. geht und durch die erften 20 p&t. von 4 zu 4, 
durh den Reſt der Scala von 1 zu 1 p&t. fortfchreitet. Bei einiger 
Mebung läßt diefe Einrichtung für die erften 20 pCt. eine Ableſung bis 
auf „5 p&t., für ftärfere Neigungen eine foldhe bis auf „% p&t. zu. 
Hiernady fönnen die Größen « und 2 bis auf 0,1 p&t. genau gefunden 
werden, wenn man fi immer jo weit von der Bifirlatte entfernt, daß 
feine von beiden größer ald 20 p&t. wird. Die Größe Y dagegen wird 
in der Regel nur bid auf 0,2 p&t. genau zu ermitteln fein. 

Der Einfluß, den die hiernach mögliche Ungenauigfeit der Ablefungen 
auf die Diftanzmejjung übt, ergiebt ſich aus der Formel I, die erfennen 
läßt, dab dieſer Einfluß um jo größer wird, je Heiner die Summe 
(« +) ift, d. h. je weiter man von der Bifirlatte und dem zu meffen- 
den Baume abfteht. Denn da in dem Ausdrud a 
fonftante Zahl ift, jo muß natürlich der Duotient von dem Fehler des 
Diviford (im Marimalbetrage von 0,2 p&t.) um jo ftärfer beeinflußt 
werden, je größer der Fehler im Verhältniß zu («+ #) jelbft oder je 
fleiner dieſes im Verhältniß zum Fehler einerjeitd und zum fonftanten 
Dividenden andererjeitd if. Wäre z. B. in Wirklichkeit «= 30, f = 


10 pCt., alſo E= 5 m, ftatt deijen aber abgelefen «, = 30,1 und 


ß, = 10,1, jo ergäbe fi E, = 102 


noch nicht 0,03 m. — Wenn dagegen in Wirflichkeit « = 3 und $ = 5 pCt., 


der Dividend eine 





— 4975 m, alio ein Fehler von 





alo E= = =25 m, ftatt defjen aber abgelejen wäre «, — 3,1 und 
ß, = 5,1 p&t., jo würde gefunden E, = = — 24,39 m, der Fehler be- 


trüge aljo in diefem Falle 0,61 m. — Hieraus ergiebt fich für die Praris 
der Diftanze und Höhenmefjung die Regel, dab man, um (@ 44) möge 
lichft groß zu erhalten, den Abftand von der Latte und dem Baume jo 
flein als thunlich zu wählen bat, jedody nicht unter 1O m, damit, wie 
geiagt, feineöfalld « oder # > 20 p&t. werden und damit am Kreidbogen 
die Theilung in halbe Prozente überjchreiten Fanı. Einem allzugroßen 
Abftand ift übrigens bei forftlichen Baumhöhenmeſſungen dadurd in der 


Der Matthes'ſche Höhenmeffer und der Prager'ſche Nivellir-Anter. 385 


Regel von jelbft vorgebeugt, daß in gejchloffenen Beitänden der Gipfel 
ded zu mefjenden Baumed für zu weite Abftände durch die Kronen der 
Nachbarſtämme verdedt ift, wogegen in räumlichen Beftänden es feinerlei 
Schwierigkeiten unterliegt, einen paffenden Standpunkt in genügender 
Nähe ded zu mefjenden Stammes zu finden. 

Was nun den Einflug der Ablejungsfehler auf die Baumhöhen— 
meſſung jelbit — ſo lehrt die Formel III, nen in der 


2a 
Geſtalt H= 4 +ß a 
Ablejungäfehler in « und 8 dann am ftärfften beeinflußt wird, wenn er 





zunächſt, daß der Summand von dem 


bei @ entgegengeießter Art wie bei 8 ift; denn der Werth *5 wird 


vergrößert durch ein zu großes « und auch durch ein zu kleines £, 
aumd 3 dagegen verfleinert durch ein zu kleines « und ein zu großes 3, 
während Fehler an « und 2, in gleihem Sinne gemadyt, fich in ihrer 
Wirkung auf den Duotienten tbheilmeife aufheben müflen. Der abfolute 


Fehler von — wächſt natürlich wieder um jo mehr, je größer die mög— 


+ß 
lichen Ablejungsfehler an « und 8 im Vergleich zu dieſer jelbft oder je 
fleiner « und 8 an fidb find. Denkt man ſich den äußerten Ball, dab 
(@a+-$)=5y6t. (was einem Abftande von 40 m entiprädye, dem größten, 
der wohl jemals vorföümmt) und jeßt man ferner «= 5 pCt. und ?=0, 


jo it —— a2 — Wäre nun fälſchlich abgeleſen «, = 4,9 und 


a+ß 5 

8,=0,1, fo nn fich — au 1,96 m. Der fehler an dem 
’ m aß, 5 

An 7 kann alfo im äußerften praktiſchen Falle höchſtens 


4 cm betragen und daher unter allen Umjtänden ignorirt werden. — 








Summanden 





= Fl auf den e8 
nad dem eben Gejagten nod allein anfommt. Da bier y nur im 
Dividenden, « und 8 dagegen nur im Divijor auftreten, jo wird ber 
Werth ded ganzen Duotienten von den Fehlern diejer 3 Größen abermals 
am ftärfften alterirt, wenn die Fehler von « und 4 entgegengefehter Art 


Anders liegt die Sache bei dem zweiten Summanden 


find wie der von y. Der Einfluß des letzteren auf — 7 Er iſt von dem 
größeren oder geringeren Werthe der Größe y jelbit an — denn 


wenn der Ablefungsfehler = Ly, jo erhält man ſtatt A 3 den Auödrud 


386 Enders: 


2(v+Fr) _ PP j 
«+ ß z r Zi = z * Die Differenz dieſer Größe gegen das 











wahre = — beträgt 2 — = fie enthält die Größe y nicht, wird alſo auch 


durch deren Werth nicht beeinflußt, wohl aber durch den von (@ + £) 
und zwar wächſt fie um jo mehr, je fleiner dieje if. Da für das 
Matthes’iche Inftrument 45 nicht mehr ald 0,2 p&t. beträgt, fo kann 
der hieraus entipringende Fehler auch für den ungünftigften, faum je in 
der Prarid vorfommenden Fall, dab (a +) nur — 5 pCt. wäre, fid 


höchſtens auf ar Di — (0,08 m belaufen. — Biel ftärfer ald durch die 


Größe von a und $ wird dagegen der Duotient ai 3 durh die Ab— 


lejungsfehler an « und A beeinflußt. Die Wirkung der leßteren ift 
nicht allein abhängig vom Verhältniß des Divijors (@ + Pf) zu dem ihm 
anbaftenden Fehler jelbit, jondern aud vun der Größe ded Dividenden 
27. Je kleiner einerjeitd (& — 4) im Vergleich zu feinem Fehler und je 
größer andrerjeitd der Dividend 27, je öfter aljo der fehlerbehaftete 
Divifor (a + P) in ihm enthalten ift, um fo größer muß, abjolut ge 


nommen, der Fehler ded Duotienten * 





? z fein. Daraus folgt für die 


Prarid wiederum, daß (@ + P) innerhalb der Grenze von 20 p&t. mög» 
lichft groß zu nehmen, der Standpunkt des Beobachters aljo bis zu jener 
Grenze möglidft nah am Baume zu wählen it. 

Die denkbar ungünftigite Kombination für die ganze Baumböhen- 
mefjung ift nach dem Audgeführten offenbar die, daß die Summe («+ £) 
möglichſt Flein, dagegen y möglichft groß gefunden und bei « und $ ent- 
gegengejeßte Ablejungsfehler wie bei > gemacht werden. Um den hieraus 
entitehenden Gejammtfehler in der Baumhöhe zu erfennen, ſetze man wie 
oben a=5 pCt., $=0, alſo («a + P)=,5 pCt., was einem Abftande von 
40 m, und y= 82,5 p&t., was ber größten, bei ganzen Beftänden wohl 
in Frage fommenden Höhe von 35 m entjpricht, da nach Formel III 

H _2(la+y)_ 254825) _ 35 m. 
@a+Pß 5+0 

Wäre nun ftatt deſſen «,—=5,1, 3, * 0,1 und y,—= 82,3 abgelejen, 
jo ergäbe die Rechnung: 





_2(5,1+ 82,3) _ 
Der Gelammtfehler der dohe würde ſomit äußerſten Falls etwa 
1,38 m betragen. 





Der Matthes’iche Höhenmefjer und der Prager'ſche Nivelliv-Anfer. 387 


Es fann daher überall, wo bei der forftlichen Höhenmefjung Ab- 
weichungen bis zu 14 m ftatthaft find, wie bei vielen wirthichaftlichen und 
manchen taratorifchen Arbeiten, das Matthes 'ſche Inftrument ohne directe 
Abſtandsmeſſung benußt werden, um jo mehr, als die ungünftigfte Kom— 
bination nur jelten eintreten wird, in der Regel alfo der Fehler bedeutend 
kleiner ift. Für feinere wiffenjchaftlicye Arbeiten, joweit fie überhaupt an 
ftehenden Bäumen erfolgen können, hat man den Abitand des Beobachters 
vom Baume mit der Kette oder Latte direkt zu meljen, wogegen audy bier 
zur Grmittelung der beiden Neigungsprodufte « und y für den Gipfel und 
Fußpunkt des Stammes das Matthes’iche Initrument bequeme Verwendung 
findet. Im diefem Falle erfolgt die Höhenberehnung nach der Formel IT: 
A— 2er) — EB (@+y) und der mögliche Fehler an ber 

100 100 
Höhe H ift einfady proportional dem Fehler an (a +7). Da nun beim 
Matthes'ſchen Inftrumente diefer Fehler bis zu (0,1 + 0,2) pCt. be 
betragen fann, jo wird audy H jederzeit bis auf 0,3 p&t., alio die größte 
Baumhöhe von 35 m biö auf 10 cm richtig beftimmt werden fünnen. 

Wenn ich mid) nach diejen etwas meitläufigen, jedoch m. E. für die 
Charakteriſtik des Matthes’ichen Inftrumentes nicht wohl entbehrlichen 
GErörterungen nunmehr zur Bergleichung des lehteren mit dem Brager’jchen 
Nivellir-Anfer wende, jo muß ich zunächit bemerken, daß ich diejen leider 
bis jegt nicht in Natur gejehen babe, da meine vor längerer Zeit an den 
BVerfertiger gerichtete Beftellung bis heute unausgeführt geblieben iſt. 
Mag aber der Prager'ſche Nivellir-Anfer auch noch jo gut gearbeitet 
jein, das Urtheil ded Herrn Schwandner, wonach fi) alle Vorzüge auf 
Seiten diejed Inftrumentes befinden jollen, kann ich keinesfalls beftätigen. 
Räume ich auch gern und willig ein, dab durch die Form jeined Zeigers 
(Zunge mit Inder) die genaue Ablefung und Einftellung erleichtert und 
dag vor Allem die Schraubvorridhtung zur Fein- und Feftitelung des 
Diopterd bei zwedmäßiger Konftruftion und Verbindung der in Frage 
fommenden Theile (über dieſe beftimmt zu urtbeilen, bin ich erft im 
Stande, wenn ich das Inftrument gejehen) von wirklichem Werthe fein 
fann, jo vermag ich dagegen der Vorrichtung zum beiläufigen Abſtecken 
rechter Winfel, ald den Hauptzweden des Inftrumentes zu fern ftehend, 
feine bejondere Bedeutung beizumeljen. Was ich jedoch entichieden in 
Abrede ftellen muß, ift die Behauptung, dab das offene Diopter des 
Nivellir-Anferd vor dem Rohr-Diopter des Matthes’icdyen Snftrumentes 
den Borzug verdiene. Daß vielmehr dad Gegentheil der Fall, ergiebt ſich 
wohl zur Genüge daraus, daß leßteres, wie erwähnt, urſprünglich ebenfalls 


388 Enders: Der Matthes ſche Höhenmefjer ıc. 


mit offenem Diopter bergeftellt, dieſes aber jpäter mit dem Robr-Diopter 
vertauſcht wurde, weil die von den Eden und Kanten des offenen Diopters 
ausgehenden Lichtreflere, welche auch durch einen Zadüberzug wegen der 
baldigen Abnutzung deöjelben auf die Dauer nicht zu verhindern find, den 
Beobachter häufig blenden und ihm läftig werden. Die Befürdytung, daß 
andererſeits dad Rohrdiopter bei trüber Witterung den Dienft verjage, 
darf ich ald nicht begründet bezeichnen, da ed mir am Tage, auch beim 
düfterften Wetter, am nöthigen Lichte zur Arbeit mit dem Matthes’ichen 
Snitrumente nie gefehlt hat. — Ein anderer Punkt, in dem ich Herm 
Schwandner nicht beipflichten kann, ift der, daß er die Einrichtung zum 
Zujammenlegen des Matthes'ſchen Inftrumentes, die ed in einer 
fleinen Kapjel am Riemen zu tragen geftattet und jo bei aller Schonung 
des Initrumented den Nudjad entbehrlih macht, ald eine Schattenjeite 
betrachtet. Ich für meinen Theil erblide darin einen recht wejentlichen 
Vorzug des Matthes'ſchen Inftrumented, den audy Herr Schwandner 
eigentlich nicht verfennen dürfte, nachdem er am Fleineren Format des 
Prager’ichen Ankers rühmend hervorgehoben, daß es ſich mit Futteral 
in der Rocktaſche unterbringen lafje, was übrigens auch beim Matthes’ichen 
Snftrumente, dem Anichein nach aber nicht beim größeren Format des 
Nivellir-Anferd der Fall iſt. Diefe Einrichtung zum Einklappen der 
Kreisbogen und bed Zeigerd hat Herr Matthes ebenfalld erft jpäter ge- 
troffen, die älteren Inftrumente haben fie nicht und fie wäre ohne Zweifel 
längit wieder aufgegeben, wenn fie fi) nicht, Dank der joliden Arbeit 
und bes vortreffliden Materiald an den Inftrumenten, entgegen den 
theoretiichen Befürchtungen des Herrn Schwandner praftiih bewährt 
hätte. — Endlich aber bietet dad Matthes'ſche Inftrument in der aus 
der Diopterlibelle für die Arbeit entipringenden Sidyerheit, fowie in der 
Ginrihtung der Bifirlatte zum Diftanzmeffen, welche thatſächlich beim 
Nivelliren wie beim Höhenmefjen häufige Anwendung findet, zwei weitere 
Bortheile, die die oben zugegebenen Vorzüge ded Prager'ſchen Nivellir- 
Ankers zum Mindeften auögleichen, ja nach meiner Anficht im Verein mit 
Diopterrohr und Einrichtung zum Zufammenlegen recht erheblich über- 
wiegen. 

Das Matthes'ſche Inftrument wird zur Zeit gefertigt von dem 
Mechaniker Herrn R. Edftein, 2. Frank's Nachfolger bier und es beträgt 
neuerdings der Preis 

für das Inſtrument felbft -. » » 2 1686, — M 
für das Autteral. . . neh, DO; 
für den Aufhängeftod mit Sentimetertbeilung . 80, 
für die Vifirlatte mit Theilung und Kreuzjheibe 3,50 „ 


Fiſchbach: Der Heilbronner Rindenmarft von 1886. 389 


Bevor ich diefe Zeilen ſchließe, kann ich den Vorjchlag nicht unter: 
drüden, die Schöpfer der beiden jo nahe verwandten und ſchon jebt fo 
brauchbaren Inftrumente möchten ftatt allen Rivalifirend in Verbindung 
treten, um alle Borzüge ihrer beiden Konftruftionsweijen in einem In— 
ftrumente zu vereinigen, etwaige Mängel dagegen zu vermeiden. Auf 
diefem Wege könnten — abgejehen von dem MUebelftande aller Pendel: 
Inftrumente, dab ihre Benußung durch windiged Weiter erfchwert wird — 
m. E. die berechtigten Wünjche der forftlichen Praxis binnen Kurzem volle 
Befriedigung finden. 


I. Mittheilungen. 


Der Heilbronner Rindenmarft von 1886. 
Von Herrn Forſtrath Fiſchbach in Stuttgart. 


Im Anſchluß an den Lebermarft wurde der heurige Heilbronner 
Rindenmarkt unter den biöherigen Bedingungen und Vorausſetzungen am 
15. Februar abgehalten. 

Angemeldet wurden: 

(Tabelle ſiehe S. 3%.) 

Wenn man die in der obigen Tafel mitgetheilten Angaben nad; den 

Waldbeſitzern ordnet, jo ergiebt fid) Folgendes: 
(Tabelle fiehe ©. 391.) 

Werden nun die Zahlen, um jolde in einfacher Weiſe mit einander 
vergleichen zu fönnen, „auf Glanzrinde reduziert”, indem man die- 
jenigen für Naitelrinde mit 0,7, diejenigen für Grobrinde mit 0,5, für 
Fichtenrinde aber mit 0,3 multiplizirt, jo ergiebt fidy Folgendes: 

(Tabelle ſiehe ©. 391.) 

Betrachtet man dieje Zahlen des Näheren, jo bemerkt man vor Allem, 
dab das Angebot im Großen und Ganzen audy heuer wieder zurüd- 
gegangen ift, indem gegen 11000 Etr. weniger ald im vorigen Jahr an- 
geboten worden find. Da jedody die Beſchickung ded Heilbronner Rinden- 
marfted eine vielfach wechjelnde ift, weil namentlich viele Gemeinden es 
öfter vorziehen, zwijchenhinein auch wieder einmal unter der Hand oder 
im engeren Kreije der Nindenfonjumenten aus der Nachbarſchaft zu ver- 
faufen, jo kann aus jenem Ausfall für den heurigen Markt in Heilbronn 
nicht ohne Weiteres gejchlofien werden, daß die Erzeugung von Rinde im 
Ganzen quantitativ abgenommen habe. So wurden z. B. bei dem am 


2. Februar in Stuttgart abgehaltenen Rindenmarft von 14 Gemeinden 
ßorftwiſſenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 98 


Fiſchbach: 


390 








































































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Der Heilbronner Rindenmarft von 1886, 391 





























Staat Semeinden Private 
ä 2 12 Fr P- — 2a ı 8 wo a 
Nr. Bezirk. el2e/sjlelei2|2|8 8 E ẽ 
=Eı2 —515 — —517 — —5— 5 
= |8 | EIS IE |E|S|5 I 8 € 1 
8 3 83133/21233 
u Gr. Etr. |Etr. | Etr. | Etr. | Etr. |Etr. | Gtr. | Gtr. | Etr. 
I.| Korft Nenenftatt . . | 4251630 1408525 1610 790] 150° 65 60 — 7395 
IM „ Shomof . . — 11600 7201 —  —- !— I —- !- | | | 39 
IL] „_ Reichenberg . . 117011925 1020 860115018901 — ' — | — | — I 7445 
IV.| Sürften v. Hohenlohe . | — — — — I 510 75011615 2 | 2955 
V.JK. Hofdomänenfammer | — | — I—1— 830) 2001| — — 530 
vi.| Forſt Bönnigbeim . . [1800| 810206018515 2390 4425 225) 425) 650 — | 16800 
VIL| Sreib. v. Semmingen.|— | — | — | — | 380 350,1080 — | 1760 
VIIL| Forſt Reonberg . . „| 840 360| 1001 975 1080 200 80 40 30 — 3205 
IX. „a Sal .. «| — | %0) 1001 400 —  — I — !— 50 — 1! 1510 
X, u Mergentheim . ‚I — 1100| 4701 — | — — 1— — — — 1470 
XI „ Elwaneın . . — 110 — I — | — | —I- — — — 110 
3735 8395 461018275 6730 6735|1735'1830 3435 20 
Sn — — 
16 740 21 740 7020 45500 
Im Jahr 1885; 17 695 31725 6825 6245 
Gemeinden Prozente 
= | ⸗ = vom Ganzen 
Nr. Bezirk Staat Anzahl | el 
ı miele 6 
1886 1886 1864 886 1885) 1884 
st | | Som lem sel || 
— — 
Forſt Neuenſtadt. . . | 1686 | 10 | 18 | 10 4047 | 2251 5908 | 18 21 16 
.„ Schorndorf... [UI — | — — — T—1140 | 5| A! 5 
„_ Reidhenberg . .| 8028| 4 10 9 2325 | — | 5858 | ı6 | ı7 | ı8 
Fürſten v. Hobentofe .| — I— , — | — — fol 1902| 6 6| 7 
K. Hofdomänenfammer — J —— — — — 140 | 2| 212 
Sorft Bönnigheim . . | 8397 | 30 | 24 | 80 | 7750 | 847111994 | 36 | 84 | 35 
Freih. v. Gemmingen . — — — — — [1140| 1140 I 3| — | — 
Forſt Leonberg.. . | 2] A| 5; 71 1881 | 128] 2596 | 8 | 7I 8 
„» Sal... . 0.4 72 1) 1) 18 OT 1147 | 81|8|15 
ß Mergentbeim . 1 9551 — — — — 1-1 51 3| 314 
Ellwangen. . .- 7— — — — I— 71-1 — — 
oder vom Ganzen: p&t. | 36 | 49 115 | 
Im Jahr 1885: [12747 123627 1479914117: | | 
-p6t.| 31 | ıoı | 





28* 


392 Fiſchbach: 


Nach den Sorten vertheilen ſich dieſe Zahlen folgendermaßen: 
Glanzrinde Raitelrinde Grobrinde Fichtenrinde Summe 


Str. Gtr. Str. Str. Gtr. 
der Staat. s » - 3 735 5 870 2805 — 11910 
die Gemeinden . . 8275 4711 3 367 — 16 353 
die Privaten . . . 1735 1281 1717 6 4 789 
13 745 11 862 7389 6 33 002 
oder vom Ganzen . 42 p6t. 36 pt. 22 p&t. 
Gtr, Etr. Str. Str. Etr. 
im Jahr 1885 . . 18015 14 368 8705 90 41 173 


= 36 pCt. 31 pGt. 33 pCt. 


7414 Ctr. (auf Glanzrinde reduziert — 5544 Gtr.) Rinde auögeboten, und 
obwohl bier faft noch geringere Preije ald in Heilbronn erzielt wurden, 
zum größeren Theil auch zugeichlagen. 

Die Dualität des Angebots hat ſich abermals gebeffert, indem heuer 
42 p&t. des Gejammtquantums in Glanzrinde beftanden (gegen 36 pCt. 
ded Borjahrd), während in Grobrinde heuer nur 22 p&t. ded Ganzen 
(gegen 33 pCt. ded Fahre 1885) angeboten wurden und dieje zu nahezu 
0,9 aud feiner Grobrinde beitand. 

Leider aber find dieje Verbefjerungen unjerer Betriebe, wie fich ſolche 
in den angeführten Zahlen ausiprechen, heuer nicht von dem wünjchend- 
werthen Erfolg begleitet gewejen, da die Preije abermals einen empfind- 
lichen Rüdgang erfahren haben. Das hödjite Rejultat bat die Stadt: 
gemeinde Kleingartach mit M 5,50 erlangt, während gute Schälwald- 
rinde im Durchſchnitt wohl mit nicht mehr ald M 5,10 bezahlt wurde, 
die Rinde vom Unterholz des Mittelmald8 dagegen durchſchnittlich etwa 
auf #4 4,80 zu ftehen fam. 

Sp unerfreulich aber dieſe Erlöfe für den Verkäufer auch waren, jo 
wurde doch die audgebotene Rinde meiſt lodgeichlagen, jedoch nicht ohne 
in den Berkäufern einen „Dorn“ zurüdzulaffen. Man hörte vielfach, daß 
man bei diejem fortwährenden Zurückgehen der NRindenpreife bald vor vie 
Frage geitellt jein werde, ob man bei den mit vieler Mühe bergeitellten 
Betrieben bleiben könne, ob es nicht vielmehr angezeigt ſei, allmählid) 
wieder zu anderen Betriebdarten zurüdzufehren, welche die bet und ver- 
bältnigmäßig jo theure Handarbeit in geringerem Make verlangen und 
den MWaldbefiger nicht in gleihem Grad von den bei dem Schälbetrieb 
jo jeher ftarf jchwanfenden Konjunkturen abhängig machen. 

Auf der andern Seite hörte man freilich auch jagen, dab wenn 
unjere Konkurrenten im Ausland ſich mit ſolch niederen Rindenpreijen 
begnügen, wir ed eben vorerft — in der Hoffnung auf bald wiederfehrende 


Der Heilbronner Rindenmarft von 1886. 393 


Befjerung der Zuftände — audy thun müſſen und außerdem darauf be- 
dacht jein follen, durch WVerbefferung unferer Rindenzucht auf möglichite 
Veredlung unferer Erzeugniffe hinzumirfen. 

Daß wir in diefer Hinfiht auf gutem Wege find, dad zeigen die 
oben angeführten Zahlen. Mas aber inäbejondere die Grobrinde anbe- 
langt, fo werden wir jpeziell von diefem Sortiment mehr und mehr ab- 
zufommen ſuchen müffen. Wenn dadjelbe nur noch mit 2% und A 2,20, 
wie beim leten Markt vielfach geichab, bezahlt wird, jo kann es ſich jehr 
fragen, ob es nicht finanziell vortheilhafter ift, das Holz im Winter zu 
ichlagen und auf die Erzeugung diejes, für den Handel ohnehin nicht 
geeigneten Sortimentd zu verzichten. Ein Eleinerer, aber genauer Verſuch, 
welcher im lebten Frühjahr von der K. Verſuchsſtation in Tübingen an- 
geftellt worden it, hat ein in diefer Hinficht jehr lehrreiches Nejultat 
geliefert, indem ſich dabei unter Zugrundelegung der weſentlich befjeren 
Preife von 1882 bis 1884 ergab, dab der Winterhieb pr. Feſtmeter einen 
Mehrerlös von 1M abgeworfen bat. Allerdings wird bei und das Schäl- 
bolz lieber gekauft und beſſer bezahlt, als das MWinterholz, allein wenn 
die Rindenpreije jo ftarf zurüdgehen, wie dies jeit mehreren Jahren ftetig 
der Fall geweſen ift, jo wird auch dieſer Vortheil bald ausgeglichen fein. 

Zum Schluß können wir noch rühmend hervorheben, daß die Stadt- 
gemeinde Heilbronn fidy auch diesmal wieder bemüht bat, die Ausftattung 
des Verkaufslokals in einer der Abwickelung ded ganzen Gejchäfts förder- 
lichen Weife zu ergänzen und umzugeltalten: die Rindenmufter waren 
diesmal an den Seitenwänden aufgehängt und im Gaale jelbit Tiſche in 
ausreichender Zahl aufgeftellt, fo dab die Käufer ſichs an denjelben bequem 
machen konnten, während für die Verkäufer ein abgejonderter Raum nebit 
Zugang zu der für die Verkaufskommiſſion beftimmten Tribüne aufgelpart 
war. Es iſt nicht zu verfennen gewejen, dab die größere Ruhe bei ber 
Berhandlung, welche wenigftend zeitweije zu beobachten war, dieſen Ber: 
befjerungen entiprungen ift. . 

Die K. Gentralftelle für Gewerbe und Handel, welche von jeher dem 
Heilbronner Rindenmarft ihre beiondere Aufmerkjamfeit zugewendet hat, 
war aud) diesmal wieder durch deren Vorſtand, Herrn Direktor v. Gaupp, 
und die K. Forftdireftion durch den Berichterftatter vertreten. 


394 Biehler: 


Der Rindenmarft in Hirfchhorn und die Erlöfe aus Eichen- 
lohrinde im Heidelberger Marftgebiete im Jahre 1886. 
Mitgetheilt von Oberförfter Biehler in Heidelberg. 


Die 1886er Eichenlohrinden-Berfäufe haben den Eichenihälwald-Be- 
figern recht unangenehme Ueberrafchungen gebracht, indem dabei die Rinden- 
preije, die jchon im vorigen Jahre etwas zurüdgingen, einen unverhältnik- 
mäßig ſtarken Abichlag erlitten. 

Bei dem am 8. März d. 3. in Hirihhorn abgehaltenen Rinden- 
marfte, bei welchem aus den Waldungen ded Großherzoglichen Hauſes, 
der Gemeinden und Privaten der Großherzoglich heifiichen Oberförftereien 
Beerfelden, Hirihhorn, Lindenfeld, Rimbach und Waldmichelbach, jo wie 
aus den fürftlih Leining'ſchen, gräflich Erbach-Fürſtenau'ſchen, frei— 
herrlich von Bergheim'ſchen und von Dort'ſchen Waldungen — 
46 041 Centner Eichenlohrinden ausgeboten wurden, erzielte man nur einen 
Erlös von 238 337 AH, jo dab der Durdyfchnittäpreis für 1 Gentner fidy 
auf 5,18 A beredynete, während er im vorigen Sahre noch 6,48 „#% bes 
trug, wodurd ſich ein Mindererlöß von 1,30 # für 1 Eentner heraus» 
ſtellt. Diefer ungewöhnlich ftarfe Rückgang macht ſich aber bei der tech- 
nijch werthvollſten Rinde, dem bid 16jährigen Stockſchlage, noch empfind» 
liyer, indem für bdiefelbe im vorigen Jahre noch ein Durdhichnittöpreis 
von 6,90 AH erzielt wurde, dem jebt ein joldyer von nur 5,36 HM gegen⸗ 
über fteht, jo daß bier ein Mindererlöß von 1,54 # zu verzeichnen ift. 
Im vorigen Jahre gingen die höchſten Gebote bid zu 7,35 «#, während 
fie jet nur 6,10 AM erreichten. Es waren aber auf joldye geringe, dem 
Anſchlag weitaus nicht gleichfommende Gebote die Korftverwaltungsbehörden 
nicht vorbereitet und wollten ſich dehhalb die Genehmigung der Berfäufe 
in kurzer Frift vorbehalten, auf was aber die Käufer durchaus nicht ein- 
gingen, vielmehr erflärten, daß fie fich an ihre Gebote nicht mehr gebunden 
‚erachten, fobald fie dad Verkaufslokal verlaffen haben. Hierauf wurde bei 
dem Großherzoglich Heifiihen Minifterium der Finanzen in Darmitadt 
telegrapbiich angefragt und dieſes verjagte jedem Gebote auf 1 Gentner 
Rinden 1. Qualität unter 6 «# die Genehmigung. So fam e8, daß 
weitaus ber größte Theil der Rinden gar nicht an den Mann gebracht 
werden fonnte und daß jet noch Verfäufe aus der Hand oder im Gub- 
milfionswege im Gange find. 

Die übeln Erfahrungen beim Hirſchhorner Rindenmarfte haben die 
badijchen Forftverwaltungen veranlaßt, für ihre am 15. März d. 3. ftatt- 
gehabte allgemeine Eichenlohrindenverfteigerung in Heidelberg, bei ber ſich 


Der Rindenmarft in Hirſchhorn und die Erlöfe ıc. 395 


die Großherzoglich badijchen Bezirföforfteien Heidelberg, Nedargemünd, 
Neckarſchwarzach, Schönau und Weinheim, jo wie die freiherrlid von ©t. 
Andre’iche Verwaltung in Königsbach betheiligten, von ihrer vorgejeßten 
Behörde die nöthige Direktive zu erheben, die dahin ging, dab die Ver— 
faufögenehmigung ertheilt werden ſoll, wenn mindeftend erzielt werden für 
Stockſchlag-Rinden bis incl. 16 Jahren 6.#, bis ind. 20 Sahren 5 AM, 
bis incl. 25 Jahren 4 A, bis incl. 30 Iahren 3,50 A und bis incl. 
35 Jahren 3 .#. Soldye Preife wurden auch im großen Ganzen, aller 
dings meift erft nach wiederholtem Ausgebot und nach vielen, oft recht 
unangenehmen Grörterungen erzielt, jo dab beinahe ſämmtliche 12 710 
Gentner zum öffentlichen Verkaufe angemeldeten Rinden aud) wirklich an- 
gebradyt wurden, wobei die Ginnahme 65 482,50 #, jomit der Durd- 
Ichnittöpreis für 1 Gentner 5,01 AM betrug. Diejer fteht deihalb um 
17 Pfg. niederer ald jener in Hirfchhorn, weil die werthvollſte Rinden- 
forte in Heidelberg nur 52 pCt. in Hirichhorn dagegen 82 pCt. beträgt. 
Für Diefe befte Nindenqualität wurden in Heidelberg durchichnittlich für 
1 Gentner 5,84 #, jomit 48 Pfg. mehr als in Hirſchhorn erzielt. 

An der Bergftraße bezahlte man für 14- bis 16 jährige Minden 
5,10 A bis 5,50 #, für 20 jährige bis zu 5.M, für 25 jährige 4% und 
für alte Rinden zwiſchen 2 # und 2,50 M für 1 Gentner, wobei 2620 
Gentner aus Gemeindewaldungen öffentlich zum Berfauf famen. Im 
Kinzigthale, was feiner guten Zohrinden wegen von Gerbereibefigern gerne 
bejucht wird, erhielt man für die 3000 Gentner 15. bis 20 jähriger Rin- 
den aud Domänen» und Korporationdwaldungen, theils nach wiederholter 
öffentlicher Verfteigerung, theild im Submilfionswege, theild im Hand— 
verfauf 5 „# bis 5,55 A, und im Nendthal find für 450 Gentner 15= 
jährige Stodichlagrinde aus Domänenwaldungen 6 4 für 1 Gentner 
erlöft worden. In diefen beiden Schwarzwaldthälern geben übrigens die 
12- bis 14 jährigen Rinden aud den Privat-Hadwaldungen, welche gegen- 
wärtig aus der Hand um 5,50 M bis 6 M für 1 Gentner verkauft wer: 
den, den Ausjchlag. 

Nach der hier beigegebenen Ueberficht, welche die Eicyenlohrindenpreije 
nad) Marktgebieten und Sortimenten, ſowie zur Bergleihung auch die 
Ergebniffe der fünf Borjahre angiebt, beträgt dad ganze Duantum 
an Eichenrinden, das in beiden Marftgebieten öffentlich) ausgeboten wurde, 
66 131 Sentner, wofür 337 906,50 A, jomit durchſchnittlich für 1 Gentner 
5,11 A vereinnahmt wurden, während man im vorigen Jahre bei einem 
Audgebot von 545 050 Gentner 345 464,11 #, jomit für 1 Gentner durch⸗ 
ſchnittlich 6,34 AH, oder 1,23 A mehr erlöfte. 














Biebler: 


396 












































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und | RgTaund)  magmyagpnamag u⸗quiabvipleuvpoꝛ 





ojꝑiqoſiaavu aoasaoqjoqio gun zauaoglplug wu wagwauslpız) an) 29112) 12988] 


Der Rindenmarkt in Hirſchhorn und die Erlöfe :c. 397 


Diefe gegenwärtig fo unerfreulichen VBerhältniffe bei unſeren Eichen— 
rindenpreijen werden ſich im nächiter Zeit vorausfichtlich nicht verbeſſern, 
wir befürdıten vielmehr nody einen weiteren, wenn auch nur unerheblichen 
NRüdgang, da unfere einheimijchen Lederfabriken mit der amerifanijchen 
Wettbewerbung troß der Cingangszölle einen ſchweren Kampf zu beitehen 
haben, dem ſchon einige größere Xeder-Induftrielle Süddeutſchlands durd) 
Einftellen ihrer Betriebe aus dem Wege gegangen find. Dann find die 
Anerbietungen von Rinden aus Südfranfreih und Ungarn immer noch 
von großer Bedeutung, da franzöfiihe Händler zu 12 # bi8 12,50 M 
und ungariiche zu 13 H den Doppelcentner Fracht- und Zollfrei in 
garantirt unberegneter Waare zu liefern bereit find. In lehterer Be: 
ziehung follte auch bei uns etwas geichehen, denn ed ift immerhin eine 
ftarfe Zumuthung für den Nindenfäufer, die Gefahr, weldyer die Rinde 
durh den Einfluß der Witterung mährend des Schälens und Trocknens 
audgejeßt ift und wobei unter Umftänden ihre ganze techniſche Brauchbar- 
feit in Frage geftellt werden fann, mit dem Bemußtjein allein zu tragen, 
dab von Seiten der Waldeigenthümer gar nichtd zum Schuße der Rinden 
geſchieht. Endlid üben die immer mehr zur Verwendung kommenden 
Surrogate einen bedeutenden Drud auf die NRindenpreile aus, zumal dies 
jelben mit Rückſicht auf ihren Gerbftoffgehalt durdyweg billiger als die 
Eichenrinden find. Diefer mit einem Gehalte von 7 bis 10 p&t. und 
einem Durchſchnittspreis für 1 Gentner Stodicylagrinde 1. Qualität von 
5,36 H (Hirihhorn), Itehen bauptjächlich gegenüber Valonea mit 25 bis 
30 pCt. für 12 bi 15 #, Mirabolan mit 26 bis 30 pCt. für 10 bis 
15 .#, Mimoſe mit 28 bis 35 p&t. für 12 bis 14.# und im leßter Zeit 
namentlih Quebrachoholz, von weldyem bei 16 bi 20 p&t. Gerbjäure 
in Folge verbefjerter Mahlvorrichtungen der Gentner zu 5,70 A franco 
Heidelberg geliefert wird. Unter ſolchen Umftänden fünnen Preiserhöhungen 
für die Eichenlohrinde in nächiter Zeit nicht in Ausfidyt genommen werden, 
es muß ſich vielmehr der Eichenſchälwaldbeſitzer mit geringeren Erträgen 
abzufinden juchen. 

Um fünftig das Zufammenfallen der Termine bei den größeren Eichen- 
Iohrinden-Berfteigerungen zu vermeiden, jollen diejelben nach einer Ver— 
einbarung der bezüglichen Forftverwaltungen in feiten Terminen alljährlich 
abgehalten werben. 

1. zu Heilbronn am Montag vor dem 22. Kebruar. 

2. „ Hirſchhorn „ zweiten Montag im März. 

3. „ Kaiferdlautern $„ „» Dinftag vn 

4. „ Erbach i. O. H „. Mittwoch „ 


398 Die Lohmefjen in Boppard und Kreuznach im Sahre 1886. 


5. zu St. Goar am zweiten Donnerftag im März 
6. " Kreuznach u n Freitag " " 
T, „ Bingen a. Rh. „ „ Samftag „ mn 
8. „ Heidelberg „ dritten Montag A 

9 "u 


. „ $riedberg i. Obh. „ „Freitag 


Die Lohmeſſen in Boppard und Kreuznach im Jahre 1886. 


Die wictigften Lohmeſſen der Rheinprovinz find die der Kreife 
St. Goar und Kreuznad). 

Die eritere wurde am 11. März in Boppard abgehalten. Den 
Gemeinden ded Kreijed hatten fidy mit ihren Rinden, einzelne Gemeinden 
der Kreije Koblenz, Mayen und Simmern, die Königliche Forftverwaltung 
für einzelne Schläge den Oberförftereien Koblenz, Caftellane und Neupfalz, 
jowie einige PBrivatwaldbefiter angeichloffen. 

Im Ganzen famen 17 563 Gtr. Eihyen-Rinden zum Ausgebot, von 
denen die Königliche Verwaltung 1610, Private 2140 Etr., den Reft 
Gemeinden ftellten. 

Die Rinden waren überwiegend guter Qualität aus Schälwaldungen 
mit mittleren Umtrieben. Von Hoclagen ded Hunsrüd-Plateau’d, aus 
im Niederwald umgemwandelten Hocmaldbeftänden und Läuterungdhieben, 
jowie Durdforitungen des Hochwaldes famen nur geringe Mengen auf 
den Markt. 

Bon dem Gejammtangebot betrugen die Rinden bi 18 Jahre ein- 
ſchließlich 13 858 Etr. oder 80 pCt., ältere 3705 Etr. oder 20 p&t. Auch 
dieje waren meilt nidyt über 22 Jahre alt; nur ein Poſten ging über 
30 Zahre hinaus. 

Auf 240 Gtr. meilt ältere Rinden und aus kleinen Schlägen erfolgte 
fein Gebot. Die jüngeren erzielten im Durchſchnitt 5,42 .#, die älteren 
4,14 #, alle 5,16 #4 pro Gentner. Das Höchſtgebot von 6,35 AM fiel 
auf einen Schlag der Gemeinde Oberfell an der Mojel mit 240 Gtr.; das 
geringite Gebot betrug 3% für Heine Duantitäten älterer Rinden oder 
von Hodlagen. Die Stadt Boppard erhielt für 2050 Ctr. im Durd» 
ſchnitt 15 jähriger Rinden 6,25 AM, allerdings erſt bei freihändigem Verkauf 
nach Beendigung der Mefie. 

Während die 1885er Lohmeſſe noch verhältnigmäßig günftige Rejultate 
ergeben hatte (der Durchichnittöpreid von 6,11. blieb nur um 6 ®Pf. 
gegen ben des Jahres 1884 zurüd), machte fi das allgemeine Sinfen 
der Lohpreiſe in diefem Jahre in empfindlicher Weife auch bier geltend, 
obwohl die Mefje gut bejucht war. 


Rindenverfteigerung zu Bingen und Alzey am 13. März 1886, 399 


Auf der Kreuznacher Meſſe vom 12. März famen 37 295 Ctr. 
zur Verfteigerung, darunter 410 Etr. Fichtenrinde. Diefe, ſowie 4835 Etr. 
Eichenrinde ftellte die Königliche Forftverwaltung und die Oberförftereien 
Neupfalz, Entenpfuhl, Meifenheim und Kirchberg, 3960 Gtr. famen aus 
Privaten, der Reit aus Gemeindeforften des Kreijes Kreuznach zum Berfauf. 

Die Rinden waren fat durchweg guter Qualität, 35 845 Gtr. oder 
96 p&t. bis 18 Jahre einichließlich, 1040 Ctr. oder 3 p&t. über 18 Jahre, 
meift bis 20, nur ein Poſten bis 40 Jahre alt, die Fichtenrinden durch— 
ſchnittlich 56jährig. 

Auf 140 Etr. erfolgte fein Gebot. 

Für die jüngeren Rinden wurden durchſchnittlich 4,97 .#, für die 
älteren 4,38 M, im Gejammtdurdjchnitt 4,95.#%, für die Fichtenrinden 
2,50 AH pro Gentner geboten. 

Den höchſten Preis von 5,75.%# erhielt ein Schlag von 380 Ctr. der 
Gemeinde denroth, den geringften von 2,50 # ein 20-— 40jähriger 
Schlag der Gemeinde Rehbach von 200 Gtr. 3820 Etr. aus Königlichen 
Forften wurden nicht zugejchlagen und fpäter mit einem Gewinn von 
durchſchnittlich 60 Pf. pro Gentner freihändig verfauft. Die im Vorjahre 
ſchon erheblich geſunkenen Preiſe (durchichnittlich 5,74% gegen 6,47 M 
in 1884) find weiterhin erheblich zurüdgegangen. 

Die außerordentlich unerfreulichen Rejultate beider Märkte finden 
ihren Grund zwar auc in der fteigenden Verwendung von Gurrogaten 
(bier Balonea und Duebradyo), vor Allem aber in der Vereinbarung der 
Käufer, die während der Termine ftreng aufrecht erhalten wurde, obwohl 
vorher für einzelne Poften höhere, übrigens nicht angenommene Angebote 
gemadyt waren und die nicht zugeichlagenen Rinden jpäter meift zu höheren 
Preiſen verwertbet werden fonnten. 

Die zunächſt für die MWaldeigenthümer unangenehmen Abjchlüffe 
werden leider die Folge haben, daß fortan weniger Rindern auf die Märkte 
fommen, die Berfäufe mehr im Submijfionswege oder freihändig zu 
Stande gebradyt werden und daß die Forftverwaltungen zwar die vor- 
bandenen Schälwaldungen, wie bisher, pflegen, fie aber keinesfalls aus— 
dehnen werden. Ob diejer Erfolg ihrer Bemühungen den Rindenfäufern 
angenehm jein wird, müffen fie fich ſelbſt jagen. W. 


Rindenverfteigerung zu Bingen und Alzey am 15. März 1886. 


Nachdem in Hirſchhorn am 2. Montag ded März die Rindenver- 
fteigerung begonnen hatte, folgten in den nächſten 8 Zagen die Ber: 
fteigerungen in St. Goar, Kreuznad und Kaijerdlautern. Die Phy- 


400 Rindenverjteigerung zu Bingen und Alzey am 13. März 1886. 


fiognomie der Rindenverfteigerungen war ſchon in Hirſchhorn hinlänglich 
ausgeprägt. Nur wenige Ausgebote erringen dort einen Preid von 6.M 
pro Gentner, fo daß dajelbit 14 000 Gtr. Rinde aus Domanialwaldungen, 
für welche nur ein Durchſchnittspreis von 5,64 .# erzielt wurde, nicht 
genehmigt wurden. Auch die Verfteigerungen in St. Goar und Kreuznach 
fonnten die Rindenverfäufer nidyt befriedigen. 

Am Samjtag, den 13. März verfuchten in Bingen die Gerber ihr 
Heil an den ausgebotenen Rinden der Gr. Hefj. Oberförftereien Alzey und 
Bingen. Der Beſuch der Berfteigerung Seitens der Gerber entſprach dem 
früherer Jahre. Aber die Verabredung unter den Steigerern war fo feft, 
die Bertheilung im Ganzen fo beftimmt, daß die Komödie der fog. Ber: 
fteigerung raſch vorüberging, ohne da weder Steigerer nody PVerfteigerer 
befriedigt waren. Die Rinden der Oberförfterei Alzev erhielten bei der 
Berfteigerung einen jo geringen Preis, dab ein Zuſchlag nicht ertheilt 
wurde und eine jpätere Verwerthung durch Handverfauf eintreten mußte. 

Für die Rinden aud den Domanialwaldungen, ſämmtlich 18jährig, 
wurden nachſtehende Preife erzielt: 

400 Str. 5,05 .# pro Gentner. 
410 u RN u m 5 
1180 „ 500, u 

Die Gemeinden erzielten ähnliche Preife. 

Zu Alzey jelbit wurden am 11. März nur die Ninden aus den 
MWaldungen der Stadt Alzey verfteigert, und zwar 1000 Gtr. 16jährige, 
1000 &tr. 15jährige und 100 Etr. Yjährige (Durchforſtung); auf das 
ganze Quantum erfolgte ein Gebot mit 5,25 .#% pro Gentner, welches 
jedody nicht genehmigt wurde. 

Die Dberförfterei Bingen begann mit ca. 3000 Str. 20jährigen 
Rinden vom Hundrüd. Die beften fteigerte vorerft ein Herr Gemeinderath 
für 4.# und erhielt auch fpäter die Genehmigung des GemeindeKollegs. 
Für geringerwerthige erlöfte die Gemeinde bis 4,85 M. 

Die übrigen Gemeinden erzielten für 18 jährige Ninde 4,70.%#, für 
15jährige 5% und genehmigten aldbald. Nur Bingen madyte eine Aus— 
nahme. Für Binger Rochus und Rheinberg Rinden wurden blos 5,45 bis 
5,5% erlöft; aber alle Berfuche nady befjeren Erlöſen jcheiterten an der Kippe. 

Den traurigen Schluß machten 2000 Gtr. 18jühriger Ninden der 
Domanialmaldung von Dberolm mit 4,6 AM weldye vorerft nicht ge 
nehmigt wurden. Da aller Schader vergeblih war und die Steigerer 
das Möglichſte glaubten geleiftet zu haben, wurde jpäter der Zuſchlag ertheilt. 

Sp fann man im Allgemeinen und Befonderen fonftatiren, daß bie 
langjährige Agitation der Gerber um Bermehrung der Schäljchläge es 
fertig gebracht hat, daß wir an einer Ueberproduftion angelangt und — 


" 


Der Lohrindenmarft zu Kaijerslautern am 16. Mär; 1886. 401 


zumal unter dem Einfluß der geſchäftloſen Induftrie — die Folgen tragen 
müffen. Es dürften Iahre vergehen und die Leberbrandye müßte einen 
großen Aufſchwung nehmen, bis wir wieder ähnliche Gebote wie in 
früheren Sahren erlangen. Wir find an den Preijen angelommen, wie fie 
vor 20 Fahren gewöhnlich waren; nur die Löhne find verdoppelt. Aber 
wie fteht’8 mit den Holzpreifen? Bietet doch die ganze Forftwirthichaft 
dermalen fein erfreuliches Bild, trotz Holzzoll und Nindenzoll! —g. 


Der £ohrindenmarft zu Kaijerslautern am 16. März 1886. 


Derjelbe hatte einen höchſt ungünftigen Verlauf. Waren jchon im 
Borjahre die Rindenpreife ftarf gejunfen, jo blieben die diesjährigen 
Erlöſe nody weit hinter jenen zurüd. 

Zum Ausgebote famen: 

a) aus Staatöwaldungen 

1995 Ctr. Glanzrinde I. Kl. 
- 7300 „ 2 L.—I. Kl. 
6160 „ ’ II. &. 
30 „ NReibelrinde 
100 „ Reidel⸗ und Grobrinde 
850 „ Grobrinde. 
Demnady aus Staatöwaldungen 
16 435 Etr. 
b) au8 Gemeinde: und Privatwaldungen 
792 Str. Glanzrinde I. Al. 
8740 „ s I. AII. Kl. 
3490 „ r II. Kl. 
925 „ halb Glanz: halb Reidelrinde 
360 „ Neidelrinde 
450 „ Grobrinde. 
Demnad; aus Gemeinde und Privatwaldungen 
14 757 Gtr. und im Ganzen 
31192 Str. — 
Die erzielten Erlöje bewegen fich 
a) in Staatöwaldungen: 
für Glanzrinde I. Kl. zwiſchen 4,50 .# bis zu 5,— ıM 
" " L—U. " " 4,10 non 5,10 n 
n n 1. " " 3,90 no # 4,65 „ 
„ Neidelrinde ohne Angebot 
„ Neidel- und Grobrinde nur ein Angebot zu 2,50 „ 
„ &robrinde zwijchen 2,— A bis zu 2,20 „ 


402 Der Lohrindenmarkt zu Kaijerslautern am 16. März 1886. 


b) in Gemeinde und Privatwaldungen: 

für Glangrinde I. Kl. zwifchen 4,70 M bis zu 5,30 # 
" "n L—LU n " 3,90 un 9,30 " 
" " Il. " n 2,50 nn en 4,60 " 
„ halb Glanz-, halb Reidelrinde 3,50, nn u un 
„ NReidelrinde zwilchen 2,— „ nn 260 „ 
n Grobrinde ein Angebot zu 2— 

Auf einzelne Rindenloofe, namentlid; Reidel- und Grobrinde geſchah 
überhaupt fein Angebot. 

Vergleicht man dieje Erlöje mit den Rindentaren, welche für die 

Slanzrinde I. Kl. 6,50 # bis 6,70 M 

Glanzrinde I. „ 5,50 „ „ 9,70 „ 

Reidelrinde 3,70 u mn u u 

Grobrinde 250 4 „ 2,90 „ beträgt, 
jo ergiebt fi, daß die Erlöſe im Allgemeinen fi) um 20 p&t. bi zu 
35 pCt. unter der Tare halten, einzelne Looſe jogar 40 p&t. unter ber 
Taxe verbleiben. 

Menn nun audy der Rüdgang der Lederpreife ferner die in Frankreich 
fid) bemerfbar machende gejchäftliche Krifis und in Folge hiervon Die 
Ueberführung des pfälziichen Marktes mit franzöfifcher Rinde einen Rüd- 
gang der Rindenpreife nothwendig bewirken müffen, jo find die übermäßig 
geringen Erlöſe doch nicht genügend motivirt, was jchon daraus erhellt, 
daß bei den übrigen Rindenmärkten günftigere Preiſe erzielt wurden. 
Diefer ungünftige Verlauf des Rindenmarkted ift vielmehr einer wohl- 
vorbereiteten Goalition der Rindenfäufer zu verdanken. 

Daß unter folhen Umftänden faft für die ſämmtlichen Rindenlooje 
der Zujchlag verweigert wurde, ift nur zu jelbitverftändlih. Aus Staats- 
waldungen wurden von der verfteigerten Rinde nur 2 Looſe mit zufammen 
340 Gtr. Rinde abgegeben, alle übrigen Rinden aber zurüdgezogen, und 
jollen diejelben unter der Hand um annehmbare Preiſe abgegeben werden, 
ober aber der Schälhieb in diefem Jahre ausgeſetzt werden. 

Ein großer Theil der Rinde aud Gemeinde- und Privatwaldungen 
wurde ſchon während der Berfteigerung zurüdgezogen, bezüglich aller 
übrigen Looſe aber der Zujchlag vorbehalten. Von diefen Ninden gelangte 
jedody nur ein fleiner Theil um den bei dem Rindenmarft erzielten Preis 
zur Abgabe, der größte Theil dieſer Rinden wurde ebenfalld unter der 
Hand verkauft. 

Der Rindenmarkt zu Kaijerölautern ift demnach diejes Jahr refultatlos 
verlaufen, und fteht zu befürchten, daß ftatt einer regeren Betheiligung an 
dem Rindenmarkte Seitend der Gemeinden und Privaten fi) diefe mehr 


Ihrig: Die Eihen-Rohrinde-Verfteigerung zu Erbach i. D. pro 1856. 403 


und mehr davon ferne halten werden, jo daß aljo eine Einrichtung, die 
zumeift im Interefje der Rindenfäufer durch die fgl. Regierung ind Leben 
gerufen wurde, durch die Rindenfäufer jelbft gefährdet wird. S. 


Die Eichen-Lohrinde-Derfteigerung zu Erbach pro. 1886. 
Bom Gräfliden Forftmeifter Ihrig zu Erbad. 
Nachdem die Rinden-Verfteigerungen 
am 15. Februar d. I. zu Heilbronn, 
„ 8 Mi . . „ Hirihhom 
ein jehr ungünftiges Reſultat geliefert hatten, folgte am 10. März d. 3. 
die Erbacher Rinden-Beriteigerung mit nicht weniger günfligem Erfolg 
für die Berfteigerer. 
Es famen zum Ausgebot in Summa 7316 Gentner und zwar: 












werden Rinden von 





Bezeichnung FT — 
tod: 
der — — Kernwuchs E 
Bezirke — = 
Ai {unge ältere | {u junge ne irre 5 
m bis zu bis zu bis zu | np. 
Waldeigenthümer 16 Jah· 830 Jah: 30 Jah: — 


ren ren | ren Zahren! 











1 | Standeäherrlihe DOberförfterei Neuftadt und 


























Vielbrunn (Standeöherrihaft Löwenſtein 
und Erbach-Schönbergh... .. .» 
2 1 Standeöberrl, Oberförfterei Eulbach-Reichen— 
berg (Standesherrihaft Erbach-Erbach) 
3 | Standeöherrl. Oberförfterei Rehbach (Standes: 
berrichaft Erbady-Rürftenuu) . » » . .» 
4 | G.OberförftereiTrebur (Gem.Waldungen) 
b 1, “ König P . 
6 |, „» Grieöheim „ i 
11; — Ernfthofen „ . 
s |. ” Erbach 
9 P = Mörfelden „ — 
10 > a Langen e 
1 |. Dieburg Großherzogi. Haus 
und Gemeinde-Waldungen) — Ra ana 
Summa 3468 | 1195 | 765 | 1785 103 
in Progenten zur Gefammtjumme . 0,474 0, 168 |0,105 10,244 |0,014 
im vorigen Jahr (185). . 2 2... 2667 | 2785 | 1589 | 1585 | 200 
in Prozenten zur Gefammtjumme . . ‚0,180 |0,180 ‚ 0,022 








404 Ihrig: 


Die von den Steigerern, welche alle aus der Gr. Heſſ. Provinz 
Starkenburg waren, erzielten Verſteigerungsdurchſchnittspreiſe waren in 
Mark: 


| 4 










Ban 





Stofihlag | Kernwuchs. 
— Aſt⸗ 

ältere | und | Ind 

junge | ältere || junge von 31] Ober: i 

bis 16 bi 301bi8 80) und | yo ſoerein 

Fahren Fahren Fahren! mehr 

Jahren 





Ord.Nr. 























1 254 | 2021 — sl 
2 83,72, 3802| 2,65 | 4,71 
3 ‘410 , 200] — I 8,62 
4 — 3361 — | 535 
5 488 — I — 1516 
6 — ! 2305] — | 20% 
7 — | — |] 500 
8 426 — | 347 | 4,82 
9 — 3861 — | 38 
10 — 12300] — | 2,00 
11 5830| — | — [580 








— 5,12 | 4,52 | 442 2,22 | 3,15 | 4,21 | bei einem Verkaufsquan⸗ 
tum von 7316 Gtr. 


Gebote | 5,00 | 335, 210 | 200 | 2320| — 


Es waren bie 
Marimal: | 
Gebote 540 | 5,30 | 545 | 3855| 5401| — 


Am vorigen \ 
Jahr 1885. | 6,52 | 5,10 | 4,95 | 3,03 | 3,88 | 5,78 | b. einem Abſatz v.73336tr. 


Im Jahre 1884 6,65 | 6,56 | 494 | 358 | m | 5899| „ un m „88%. 
| | 6,91 6209 83,716) — |, 7217, 
6,26 | 612 3607| 38341 55 |» a» 7187, 
„m 1881| 5,84 | 488 | 451 | 356 | 295 | 47 | u un „4500, 
"m 1880| 6,99 | 6,68 | 622 | 425 | 410 | 6500| „ „ „300, 











Nur jehr wenige Zujhläge erhielten während der Ver— 
fteigerung die Genehmigung. Die nicht jofort genehmigten Rinden 
wurden entweder jogleih nad Abhaltung der Verſteigerung oder fpäter 


Die Eichen-Lohrinde-Verfteigerung zu Erbach i. O. pro 1886, 405 


nad) Tagen und Wochen aus der Hand verfauft und zwar zu höheren als 
den Verſteigerungspreiſen. 

Der Unterzeichnete giebt nachftehend die theild auf dem Verfteigerungd- 
wege, theild durch Handverfäufe erzielten Durchichnittöpreife aus den 
Gräflich Erbach-Erbach'ſchen Waldungen an, da ihm nur dieje 
befannt geworden find, nämlich: 

im im im 
Minimum Marimum Durchſchnitt 
6,.00 5,50 M 5,86 M p. Etr. für junge bis 16 jähr. Stockſchlagrinde 


4,0 „ 480 „ 450 „ „ „ „ältere „30, 

8,00 „ 6,05 „ 8,58 „ „un Jane „380 „ Kernſchlagrinde 
3,0 „ 820 „ 3.13 „ "„ nm Ältereüber 80 „ 

3,60 „ 3,60 „ 8,60 „ „nn At: und Oberholzrinde 

— — ,„ 494 „ „ „ „ Rinde Inögemein. 


Es ift wohl anzunehmen, dab im Ganzen die übrigen Rindenpreife 
den vorftehend erzielten annähernd gleich fommen werben, jo daß man 
ſchließen kann: 

Der Mindererlös beträgt gegen voriges Jahr: 

bei junger 16 jähr. Stockſchlagrinde = 6,52- 5,86 = 1,16 MA 


„ Älterer bi 30 „ — = 5,19-4,50 = 0,69 „ 
„ junger „ 30 „ SKemiclagrinde = 4,95-3,58 = 1,87 „ 
„ At: und Oberbofzrinde = 3,88-8,60 = 0,28 „ 
für Rinde Insgemein = 5,78-4,94 = 084 „ 


Der Mehrerlös dagegen: 
für ältere . - . 81 und mehrjährige Kernichlagrinde 8,13 M, 
im vorigen Jahr — 3,03 AM, in diefem Jahr - . . = 0,10 „. 

Da die Rinden-Berfteigerungen in Heilbronn, Hirſchhorn, Kaijers- 
lautern, St. Goar, Kreuznach, Bingen, Heidelberg und Friedberg auch ein 
ſehr ungünftiged Reſultat follen ergeben haben, fo fragt es fi, was ift 
die Urſache des Preisrüdgangs: iſts die Nindenslleberproduftion im In— 
lande, iftd die Zufuhr von Rinden und Surrogaten vom Auslande, ifts 
die Stodung des Lebergeihäftd oder find es geſchickt angelegte, geglückte 
Abmachungen unter den, den Markt beherrichenden, mit ihrem Rinden— 
bedarf ins Gewicht fallenden großen Lebderinduftriellen), iſts die Zufuhr 


1) Wäre es nicht möglich, der möglicher, ja mwahrjcheinlicder Weile, den Preie- 
rüdgang verurjahhenden ſog. Kippenmaderei auf genofjienfhaftlihem Wege einiger: 
maßen begegnen zu können durch Anlage von Roh Mühlen und Magazinen? Schwierig: 
feit derjelben allerdings nicht werfennend! Die Einführung der Maßregel im Falle 
der Eonftatirten Kippenmaderei nicht zu jhälen, ſondern Schlägſchläge auszuſetzen, 
bat aud ihre Bedenken und dürfte nur ihre Anwendung finden fönnen in ſtandes— 
herrlichen und größeren Privatwaldungen, wo fidh ein Umtrieb einrichten ließe, der 
zwijchen 14—16 Jahren liegt. 

Forftwiffenſchaftliches Gentralblatt. 158€. 29 


406 Ihrig: Die Eichen-Lohrinde-Berfteigerung zu Erbach i. O. pro 1886. 


von Zeder aus dem Auslande oder welhe? Mag ed nun eine oder mögen 
ed mehrere der genannten Urjachen oder mag es die allgemeine Flauheit 
im Gejchäftsleben jein, die Sache giebt dem Forſtmanne genügend Grund 
zu erwägen: quid faciamus nos, wenn ed jo weiter geht, wenn fich die 
Preiſe nicht wieder heben und der Krach über den Eichenichälmald herein- 
brechen jollte? 

Ich fage „Krach”, weil der Eichenſchälwald diejenige Betriebsart ift, 
deffen Ueberführung in den Hochwaldbetrieb die größten Schwierigfeiten 
und Opfer für den Waldbeſitzer bieten dürfte. 

Indem id; mich wegen Gejhäftsüberhäufung auf dieſe kurze An- 
deutungen bejchränfe und mir vorbehalte nach weiteren Erfahrungen und 
Erwägungen meine Anficht mitzutheilen, laſſe ich nachſtehend die Ueberſicht 
über die Durchſchnittspreiſe der jungen bis 16jährigen Stod- 
ihlagrinde der verſchiedenen Rindenmärkte folgen: 





— — per Etr. in Mark 


Ord. Rindenmarkt 








Ar. zu 1886 18885) 1884 1888 1882 1881/1890 1819 iors 1er 
ee 
1 Heilbronn ....1]5, 16 5,20) 5, 70 6,20 5,70 5,32 5,80 5,24 6,56 7,42 
3 | Sirihhorn.... . |5,86 6,90 1.05) 6,76 7,17 650 6,74 5,74 1,88 9 eBſnach Neidhardt 
3 Kaiſerslautern.. 14,75 6,54 6,72 6,34 6,04 5,66) 5,91) 5,19) 6,20) 7,11 
4 Erbach...... 5,36 6,52] 6,65) 6,64 6,74 5,84 som 6,29) 8,71 
5 ISt. Soar.... — \686|7,10| — | — =|-| | 5 ES 
6 [Areuzuad} . . . . [5,04 6,08 6,43] 6,64 6,78 5,84| 6,54 5,48) 7,70) 8,08 
T I Bingen ..... 4,94 6,35 6,62 6,15 6,80 6,27, 6,85) — 7 7,10| 8,80 
8 | Heidelberg... . . . [5,78] 6,66 7 ‚16 6,98 7,61 6,42) 6,97 | 6,46 1,4 * 
9 I%riedberg ... 4,87 — — — 586 5 ‚20 la — — 
10 [ae ...... — | 6,20 6,08] 6,08 620 581,12! — — | — 
) | 


III. Literariſche Berichte. 


Nr. 24. 

Handbuch der Waldwerthberechuung. Mit beionderer Berüdfichtigung 
der Bedürfniſſe der forftlichen Praris, bearbeitet von Dr. $ranz 
Baur, o. ö. Profeflor der Forftwiljenichaft an der Univerfität München. 
Berlin. Berlag von Paul Parey. 1886. Preid in Leinen geb. 10 M. 

Dem vorangezeigten Werke werden bejonderd die Forftwirthe volle 


Literariſche Berichte. 407 


Werthſchätzung angedeihen laffen, welche ficy bereit in der Prarid ein- 
gehender mit der Löſung von Aufgaben beichäftigt haben, die dem Gebiete 
der Waldwerthberechnung angehören. Bei dem Rüdblid auf die hierbei 
gewonnenen Erfahrungen wird ficher das Eingeſtändniß nicht außbleiben, 
daß in feiner Disziplin unjered Faches der Gegenſatz zwiſchen Theorie und 
Praris ſich einjchneidender geltend macht, ald bei der Verwerthung der 
theoretiichen Lehrjäße der Waldwerthberechnung und ihrer Anwendung auf 
fonfrete Fälle. 

In dieſer Hinficht vermittelnd einzugreifen und vorzugsweiſe dem 
Bedürfniß der forftlichen Prarid Rechnung zu tragen, tft nun die Auf: 
gabe, welche der Berfaffer in dem vorliegenden Werke ſich geftedt hat. 
Um dieſes Ziel zu erreichen, jchlägt derielbe Wege ein, die fih von den 
jeither in anderen Lehrbüchern der Waldwerthberechnung eingehaltenen 
weſentlich, und nach unferer Auffaffung vortbeilhaft, unterjcheiden. Wäh— 
rend man fidy nämlidy feither darauf beichränfte, der Waldwerthberechnung 
durch Vorführung eined umfangreichen Formelkrams eine möglichſt breite 
mathematiſche Unterlage zu bejchaffen, zieht der Verfaſſer audy die volks— 
wirtbichaftlihen und forftlichen Grundlagen heran und läßt ihnen fach: 
gemäße Erörterung angedeihen. Er geht hierbei von der Anficht aus, dab 
nur dann die Aufgaben der Waldwertljberechnung eine vollgültige Löſung 
erfahren können, wenn die Stellung der Forftwirthichaft in der allgemeinen 
Wirthichaftslehre und die Bedeutung ded Waldes ſowohl in materieller, 
wie auch ethiſcher Beziehung umfichtige Berüdfichtigung finde. Den 
überwiegenden Borzug des Werkes wird man jedody darin zu finden haben, 
dat ed nicht nur praftijche Anleitungen zum Gebraud; der Formeln giebt, 
jondern auch dieje bezüglich ihres Gebrauchswerthes einer ſcharfen Kritik 
unterziebt. Zu dem Behufe werden zunächft alle einzelnen, in die Gleichun- 
gen einzujehenden Elemente, dann aber auch die aus ihrer Zufammen- 
wirkung bervorgehenden Rejultate auf ihre Zuverläffigfeit und den Grab 
ihrer Richtigkeit geprüft. 

Auf diejer fritiichen Beleuchtung und den oben angedeuteten Weite- 
rungen beruht übrigens nicht allein der Unterfchied, welcher zwilchen dem 
vorliegenden Werfe und der, die gleiche Materie behandelnden, Anleitung 
zur Waldwerthberechnung von G. Heyer befteht. Auch bei unbedingter 
und voller Anerkennung der großen Verdienſte, die ſich Lebterer um den 
theoretifchen Ausbau der Waldwerthberehnung erworben hat, muß doc 
der Thatſache Rechnung getragen werden, dab G. Heyer der hervor: 
ragendfte Vertreter der jogenannten forftlichen Reinertragslehre war und 
jeine Anleitung vorzugsweiſe dazu benußt hat, um die jene Lehre ftüßen- 
den Fundamentalfäße zur Geltung zu bringen. Nun befinden fi aber 

29 * 


408 Literarifche Berichte, 


unter den ausübenden Forftwirthen nur Wenige, welche fich zu der auch 
von G. Heyer vertretenen Schule mit ihrem oberften Lehrſatz befennen, 
welher vom unbeftandenen Waldboden audgehend, die höchſte 
forftlihe Bodenrente ald letztes und feinſtes Wirthſchaftsziel bezeichnet. 
Bekanntlich fteht diefem Lehrjaße das Programm der überwiegend großen 
Mehrzahl der praktiſchen Forftwirthe gegenüber, welde aus den vor» 
bandenen Waldungen den nahhaltig höchſten Waldreinertrag 
bei den zuläſſig geringiten laufenden Koften und Betriebö- 
fapitalien erwirtbichaften wollen. Auf diefem foliden Fundamente 
ruht das vorliegende Werf, und da einauf ihm aufgebauted und für feine 
Realifirung eintretended Lehrbuch der Waldwerthberechnung jeither gefehlt 
bat, jo wird durch jened eine biölang lebhaft gefühlte Lücke ausgefüllt, 
und werden hierfür Alle dem Verfaſſer Danf wiſſen, die mit ihm 
„Erzielung einer möglichſt großen Waldrente bei geringften 
Koften und kleinſtem Betriebskapital auf ihre Fahne geichrieben haben). 

Bejonderen Werth für praftiiche Zwecke verleiht dem Werfe der ihm 
zugegebene Anhang I, welder 54 Tabellen enthält, in weldyen unter 
Heranziehung verichiedener Zinsfühße und Umtriebäzeiten pro Hektar 
Buchen», Fichten und Kiefernhochwald I und III Bonität vorgeführt 
werden: Materiale und Geldertrag; Waldnaturalertrag; Waldrobertrag; 
MWaldreinertrag; Bodenerwartungswerth und Bodenwerth der Betriebäflafje. 

Nach Vorausſchickung obiger, dad Werk im Allgemeinen charafteri= 
firenden, Bemerkungen ſoll nunmehr ein Ueberblid über feinen Inhalt 
gegeben und dann biejem im Cinzelnen näher getreten werben. 

Das Werk zerfällt in 2 Theile, in einen vorbereitenden und in einen 
ausführenden Theil. 

Im vorbereitenden Theil werden die Grundlagen der Waldwerth- 
berechnung, im ausführenden die verfchiedenen Methoden der Waldwerth— 
berechnung behandelt. 

Der vorbereitende Theil erörtert die einjchlägigen Materien in 
folgender Anordnung: 


1) Referent ijt in leßter Zeit bei einzelnen feiner Fachgenoſſen der Anſchauung 
begegnet, dab der Unterjchied zwiichen dem Prinzip der hödften Bodenrente und dem 
der höchften Waldrente fich mehr uud mehr mit finfendem Zinsfuße verwiſchen und 
bei einem Herabgehen desjelben auf ca. 3 pCt. vollftändig verichwinden werde. Wer 
fih über das Irrige und Ungutreffende diefer Anſicht näher informiren will, den 
verweifen wir auf die Beiträge zur Waldwerthberehnung von Oberforftdireftor Boje 
(Darmftadt 1863), in denen ſowohl die Unhaltbarfeit, ald aud die Gemeinſchädlichkeit 
der von der Reinertragsichule, indbef. Preßler, aufgeftellten Lehrſätze durch jcharfe, 
bis jept nicht widerlegte, mathematiſche Beweife dargelegt worden ift. 


Literarifche Berichte. 409 


1. Abſchnitt: Volkswirthſchaftliche Grundlagen. 

But, Werth und Preis; die in der Waldwerthberechnung üblichen 
Methoden der Werthbeftimmung; die volkswirthſchaftliche Produktion; die 
Grundrente der Waldwirthichaft; die forftlihen Bedürfniffe; die Preis— 
beitinmungsgründe der Forſtwirthſchaft. 


2. Abſchnitt: Mathematiiche Grundlagen. 

A) Der Zindfup. 

Begriff; Beltimmungsgründe für die Höhe des Zinsfußes im Allge- 
meinen; Beitimmungsgründe für den forftlichen Zinsfuß; falſche Be— 
ftimmungsgründe für den forftlichen Zinsfuß; die bis jeßt gemachten 
Vorſchläge zur Ermittelung des forftlihen Zinsfußes; Schlußſätze über 
den forftlihen Zinsfuß. 

B) Bon den Zindberehnungdarten. 

Einfache Zinſen; Zinſeszinſen; arithmetiſch mittlere Zinjen; geometrijche 
Mittelzinfen; bejchränfte Zinjeszinfen. 

C) Formeln der Zinjeszinsrehnung. 

Summirung derinder Waldwerthberechnung vorfommenden geometrijchen 
Reiben; Entwidelung der in der Waldwerthberehnung vorfommenden 
Zinjedzindformeln. 

3. Abſchnitt: Forftliche Grundlagen. 

Grenzen und Bermeflung; Nubfähigfeit des MWaldbodend und des 
Holzbeitandes; Dispofitionsfähigfeit des Befiterd; Holz und Betriebsart, 
Umtriebözeit und Waldbehandlungsart; Waldeintheilung; Grmittelung der 
Holzvorräthe; von den Waldeinnahmen; von den Waldaudgaben; von 
der Waldbeichreibung. 

In dem 2., audführenden Theil, welder jih mit den Me: 
thoden der Waldwertbberehnung beicäftigt, gelangen zur Be— 
handlung: 


1. Abſchnitt: Bon der Ermittelung des Bodenwerths. 
Ermittelung des Bodenverfaufswerths, ded Bodenwerths nad) dem 
Nentirungswerth, des Bodenwerths aus dem Durdjichnittdertrag, des 
Bodenerwartungswerths, deö Bodenwerths der Betriebsklaſſe, des Boden— 
koſtenwerths. 


2. Abſchnitt: Von der Ermittelung des Beſtandwerths. 


Ermittelung des: Beſtandserwartungswerths, des Bodenkoſtenwerths, 
bed Beſtandsvorrathswerths, des Beſtandsverkaufswerths, des Beſtands— 
werths aus dem Durchſchnittsertrag, des Werths des Normalvorraths, 
des Werths einzelner Bäume. 


410 Literariſche Berichte. 


3. Abjchnitt: Von der Ermittelung des Waldwerths. 


A) Ermittelung des Waldwerthd im ausfetenden Betriebe. 
Ermittlung des: Waldvorrathswerths, des Waldverkaufswerths, des 
Waldwerths aus dem Durdjichnittdertrag, ded Walderwartungswerths, des 
Waldkoſtenwerths. 
B) Ermittlung des Waldwerths im nachhaltigen Betriebe. 
Ermittlung des Waldwerths: der normalen Betriebsklaſſe (Wald— 
rentirungswerth), der abnormen Betriebsklaſſe. 


4. Abſchnitt: Behandlung beſonderer Fragen der Waldwerth- 
berechnung. 

Berechnung der zu leiftenten Entſchädigungen für die Abtretung von 
Wald zu öffentlichen Zwecken; die Berechnung der Vergütung für Be— 
nußung des Bodens zur Gewinnung von Fojfilien; die Berechnung der 
Abfindungsjummen für Waldferpituten; von der Ermittlung der Wald- 
fteuerfapitalien; von der Theilung und Zufammenlegung der Wälder. 

Im Anhang I find die bereit in der Ginleitung bemerften 54 Ta— 
bellen enthalten, im Anhang II 5 Zinfeszind-Tabellen (Prolongirungs- 
tafel, Disfontirungstafel; Periodenrententafel; Renten-Endwerthstafel; 
Renten-Anfangdwerthtafel). 

Nah Mittheilung ded umfangreichen Inhalts ded Werkes wollen 
wir und geitatten, die Kernpunfte aud den einzelnen Abjchnitten bervor- 
zuheben und einige Bemerfungen daran zu fnüpfen. 

Vorbereitender Theil. Volkswirtſchaftliche Grundlagen. 

Berfafjer weift zunächſt darauf bin, dab die Volkswirthſchaftslehre 
fi nicht damit begnügen könne und dürfe, eine Anzahl von Einzeln: 
wirtbichaften einer zufammenhangälofen Betrachtung zu unterziehen, daß 
fie vielmehr ihre Aufgabe darin zu finden habe: die Ziele und 
Interejjen der Einzelnwirtbihaften in möglidften Einklang 
mit denen der Gejammtheit zu bringen und die Bedeutung des 
Maldes für Volk und Staat mit Rüdfidt auf die erft im langen Zeit- 
räumen heranreifenden Produkte desſelben richtig zu erfaflen und 
klarzulegen. 

Unter Einſchränkung auf die weſentlich zum Berſtändniß der Volks— 
wirthſchaftslehre beitragenden Grundbegriffe und unter Anführung der 
diesbezüglichen neueſten Definitionen hervorragender Nationalökonomen 
werden erörtert: Gut, Preis, Werth (Erwartungs-, Koſten-, Rentirungs⸗, 
Verkaufswerth); die Produktion, deren Faktoren und Bedingungen (Stoffe 
und Kräfte der Natur, Arbeit, Kapital, Unternehmung); Grundrente der 
Waldwirthſchaft; forftliche Bedürfniffe und die Preisbeftimmungdgründe 


Literariſche Berichte. 411 


der Forftwirthichaft. Hierbei ift der Verfaffer immer beftrebt, aus den 
allgemeinen Lehriäßen der Nationalöfonomie richtige Folgerungen für die 
forftliche Produktion, ihre Zielpunfte, ſowie au für ihre Werthbemeſſung 
zu ziehen. 

Die von manden Borftwirthen beliebte Bezeichnung „Unternehmer: 
gewinn" will der Berfaffer durch „Forftlihde Bodenrente“ erſetzt 
wiffen. Der Unternehmergewinn ſei mehr als eine Bergütung für auf 
gewendete Intelligenz zu betrachten, während die Höhe der forftlichen 
Grundrente hauptſächlich von den gegebenen Berhältniffen der Boden- 
fruchtbarfeit und günftiger Verkehrslage abhänge. 

Bei der Erörterung der forftlihen Grundrente wird darauf 
aufmerffam gemacht, daß in der Landwirthſchaft die Grundrente fid 
aus der fteigenden Nachfrage entwidelt habe, iu der Forftwirth- 
Ihaft dagegen aud dem jinfenden Angebot herausgewachſen jei. Den 
Wald und feine im Ueberfluß vorhandenen Produkte fanden die Menjchen 
als Eoftenloje Gabe der Natur vor, während glei anfänglich die zum 
Lebendunterhalt erforderlichen landwirthichaftlichen Erzeugniffe dem urbar 
gemachten Boden abgerungen werben mußten. Erſt das in Folge der 
allmähligen Berringerung der Waldflähe mehr und mehr hervortretende 
Bedürfniß nach Waldproduften, verlieh dem Wald Eigenthumswerth und 
Rentabiltät, welche der landwirtbichaftlichen Produktion ſchon mit ihrem 
Beginn innewohnte. 

Die finanzielle Seite der forftlichen Grundrente anlangend, 
befämpft der Berfaffer das von der Reinertragsjchule aufgeftellte 
Prinzip der höchſten Verzinſung der in dem einzelnen Beftande 
(eſtandswirthſchaft) ruhenden Kapitalien, welche nur durch ein 
Herabjegen der bis jetzt noch üblichen, mehr auf der höchſten Waldrente 
beruhenden, Umtriebözeiten um 20 bis 30 und nody mehr Iahre und 
damit auch nur auf Koften einer fünftig an Quantität und Qua— 
lität ſinkenden Waldrente fich erreichen laffe. Den vorhandenen 
Waldflächen nachhaltig möglichft hohe und werthuolle Holzernten abzu= 
gewinnen, müfje eine auf gejunden Prinzipien ruhende Vollswirthſchafts— 
lehre um fo mehr ald oberften Grundjaß der Waldwirtbichaft aufftellen, 
als die Außeradhtlaffung desfelben nicht nur das Nationaleinfommen dauernd 
berabmindern, jondern auch die Sntereffen und bereditigten Anforderungen 
der nachwachſenden Geichlechter auf das empfindlichite verlegen müſſe. 
Auch dürfe niemals überfehen werden, dab die Volkswirthſchaft auch eine 
hohe immaterielle, ethijche und kulturelle Bedeutung habe und dieſer An- 
forderung ebenfalld in der Waldwirthſchaft Rechnung getragen werden müfle. 

Safe man die forftlihen Bedürfnijfe näher ind Auge, fo 


412 Literariſche Berichte. 


ergebe fich jehr bald, dab die Waldwirthſchaft der Spekulation nur ein 
beengted Feld biete, indem die Anforderungen an die Waldprodufte ſchon 
innerhalb kurzer Zeiträume weſentlichen Schwankungen unterlägen, während 
jene erft nach vielen Dezennien Reife erlangten. Dieje Thatſache mahne, 
verjchiedene Holzarten in möglichft vielfachen Alterdabftufungen (Sorti- 
menten) zu produziren, um allen Anforderungen des Konſums thunlichit 
entjprechen zu können. 

Dad Beftreben, durdy Herabjeßen der Umtriebözeit die Produktions— 
foften zu vermindern und auf diefem Wege die Rentabilität der Wald: 
wirthſchaft zu heben, habe das ernfte Bedenken gegen ſich, bdermaleinft 
minder werthiges und minder abſetzbares Material zum Angebot zu 
bringen. Der erfte und wichtigfte Faktor der Preiſe bleibe aber in allen 
Fällen die Nachfrage, deren Wurzeln Bedürfnik, Bedarf und Gebrauchs» 
werth ded Gutes und Zahlungsfähigfeit der Käufer jeien. 

An dad MWaldgewerbe mit feinen langen Zeiträumen dürfe nicht der 
etwa für Strumpfhändler und Käfefrämer zutreffende Maßſtab gelegt 
werden. Mer Waldwirthichaft treiben wolle, müſſe warten und etwas 
riäfiren fönnen, darum gehöre der Wald in eine feitgejchloffene Hand, 
am beiten in die des Staated. 

Referent glaubt aus guten Gründen annehmen zu fönnen, daß die 
Anfichten, welche der Berfaffer in dem, die volkswirthſchaftlichen Grund- 
lagen behandelnden Abjchnitt niedergelegt hat, ſich wenn auc, vielleicht 
nicht alljeitiger, fo doch gewiß der Zuftimmung der überwiegenden Mehr: 
beit der praftiichen Forſtwirthe zu erfreuen haben werden. 


2. Abſchnitt: Mathematiihe Grundlagen. 

Wie bereitd oben mitgetheilt, werden in diefem Abichnitt behandelt: der 
Zindfuß, die Zindberechnungsarten und die Formeln der Zinjezinsrechnung. 

Da ber Berfaffer bereitd in befonderen, in diejer Zeitichrift publizirten 
Abhandlungen den Zinsfuß eingehend erörtert hat, jo dürften hier unter 
Verweiſung auf jene Abhandlungen nur die Hauptmomente nochmals kurz 
zu erwähnen fein. 

Dafür, daß bei der Waldwerthberechnung ein niedrigerer Zinsfuß als 
bei allen übrigen Produftiondzweigen angenommen werden Fann, führt 
der Berfafjer folgende Gründe an: 

1. Der Waldbeſitzer betreibt in der Pegel feine Wirthihaft mit 
eigenen und nicht mit geliehenen Kapitalien. 

2. Der Zinsfuß hat für die Dauer überhaupt eine Tendenz 
zum Sinfen. 


Literariſche Berichte. 413 


3. Im der Waldwerthberechnung muß mit weit längeren Berzin- 
ſungszeiträumen gerechnet werden, als bei jedem anderen Produktionszweig. 

4. Die in der Waldwirtbichaft angelegten firen Kapitalien: 

a) ftellen im Laufe der Zeit eine Ertrarente in Ausficht, 
b) find weniger Verluften und Gefahren audgejeßt als Geld— 
fapitalien. 

Referent möchte bier weiter nody beionderd betonen, dab überhaupt 
nur dad Waldgewerbe auf lange Zeiträume einen Zinjeözindertrag von 
den gemachten Einlagen in Auöficht ftellt und dab neben dem Eingang eines 
ſolchen audy die Sicherheit der Anlage für die Annahme eined mäßigen 
Zinsfußes ſpricht. 

Das Gewicht der angeführten Gründe wird beſonders da ſich geltend 
machen, wo es fih um den Ankauf bezw. Verkauf von im Nachhalts— 
betrieb ftehenden und darin fortzubewirthichaftenden Waldungen oder 
um die Veräußerung von Theilen jolher Waldungen handelt. Für 
theoretijhe und praftiihde Waldabſchlächter werden allerdings 
andere Gefichtäpunfte fih ausfindig machen laſſen. 

Gegen den Vorſchlag des DVerfafjerd, die Höhe des zu gebrauchenden 
Zindfußed von der Länge ded DVerzinjungszeitraumd abhängig zu machen 
und jene im umgekehrten Verhältniß zur Länge der Zeitdauer zu normiren, 
find zwar inzwiſchen verjchiedene Einwendungen erhoben worden, doch 
dürften dieje ausweislich der Nejultate, zu welchen man bei der Zinjed- 
zinsrechnung unter Anwendung höherer Zinsfüße auf lange Zeiträume 
gelangt, ſich hinfällig, dagegen jener Borfchlag als durdaus praktiſch 
erweilen. So werden bei Waldveräußerungen für die verjchiedenen 
Perioden faſt immer abweicyende Erträge ſich ergeben und können bei 
dem Disfontiren auf die Gegenwart naheliegende Eingänge jehr wohl mit 
einem höheren Zinsfuß behandelt werden, ald die, welche erft nach 100 
und mehr Sahren erfolgen. 

Nach Beiprehung der Vorjchläge, die jeither zur Beitimmung bed 
forftlihen Zinsfußed gemadyt worden find, aber nicht annehmbar erjcheinen, 
legt der Berfaffer feine diesbezüglichen Anfichten in folgenden Säßen nieder: 

1. Der forftlihe Zinsfuß ift feine fonftante Größe, derjelbe ergibt 
fi vielmehr aus einer Menge nad) Zeit, Ort, Umtriebözeit, wirthſchaft— 
licher Zage u. ſ. w. veränderlichen Faktoren, welche denjelben fortwährend 
mobdifiziren. 

2. Der forftlihe Zinsfuß wird beeinflußt von der Natur des Ka— 
pitald; da in der Forftwirthichaft aber ftehende und umlaufende Kapitalien 
wirfjam find, jo follte für umlaufendes Kapital ein höherer, für ftehendes 
ein niedrigerer Zindfuß in Anwendung fommen. 


414 Literariſche Berichte. 


3. Je länger ein Kapital verzinslich angelegt wird, d. b. je länger 
der Berzinfungdzeitraum und die Umtriebözeit ift, ein um jo fleinerer 
Zindfuß muß unterftellt werden. Deshalb ift auch die Lehre, mit wachlen- 
der Umtriebözeit den Zindfuß zu erhöhen, verwerflich. 

4. Eine etwa in Ausficht ftehende künftige SPreidfteigerung bed 
Holzed follte bei Rentabilitätöberehnungen nicht in einer entiprechenden 
Erniedrigung ded Zindfußed zum Ausdrud kommen, fondern direkt bei der 
Aufftellung der Geldertragdtafeln Berüdfichtigung finden, wenn man über- 
haupt den Weg der Spekulation betreten will. 

5. Der Beweis, dab man jede Summe zu jeder Zeit und für jeden 
beliebigen Zeitraum, alſo auch für 100- und mehrjährige Hochwald— 
umtriebe, mit einem während des ganzen Verzinſungszeitraums unver: 
änderlic bleibenden Zinsfuß (z. B. 3 pCt.) ohne Berluft an Kapital 
und Zind mit Zinfeözinjen anlegen fann, ift feitend der Anhänger der 
Bodenreinertragätheorie noch zu erbringen. 

In den den Zinöberehnungsarten gewidmeten Paragraphen 
erklärt Berfafjer fih zu Gunften der Zinfeszindrehnung und führt 
dann die in der Waldwerthberehnung vorfommenden Formeln 
in möglichft einfacher Entwidelung vor. 


3. Abſchnitt. Forftlide Grundlagen. 


Meil zu den forftlihen Grundlagen der Waldwerthberechnung alles 
forjtlihe Material gehört, weldied den auszuführenden Aufgaben ald Bafis 
dienen joll, jo ilt eine gründliche Durchſprechung der hierher gehörigen 
Materien durchaus angezeigt und um jo weniger entbehrlich, als erſt durch 
eine präzije Feſtſtellung der forftlichen Thatbeftände die in die Formeln 
einzufegenden Elemente Zuverläjfigfeit und die aus ihnen hervorgehenden 
Rejultate Richtigkeit erlangen können. 

Als forftlihe Grundlagen find bezeichnet und finden eingehende 
Grörterung: Grenzen, Vermeſſung und Kartierung; Nubfähigfeit bes 
Waldbodend und Holzbeftandes; Dispofitionsfähigfeit des Befitzers; Holz- 
und Betriebdart; Umtriebözeit und Waldbehandlungsart; Waldeintheilung ; 
Ermittlung der Holzvorräthe; Waldeinnahmen; Waldausgaben,; Wald» 
bejchreibung. 

In den Ausführungen über die vorgenannten Gegenftände find eine 
Menge der werthvollſten Winfe und Belehrungen enthalten. Diejelben 
laſſen fofort erfennen, daß der Verfaffer wiederholt draußen im Walde 
bei der Ausführung von umfangreichen Waldwerthberechnungen thätig war 
und hierbei ſchätzenswerthe Erfahrungen fidy angeeignet bat. Ganz 
bejonderd verdient Beachtung, mad er über die den Waldwerthberechnungen 


Literarische Berichte. 415 


zu Grunde zu legenden Holzarten, Betriebdarten, Umtriebözeiten, jowie 
über den von Holz» und Geldertragstafeln zu machenden Gebrauch jagt. 
Auf der einen Seite warnt derjelbe vor zu weit gehenden, eine Aenderung 
der Holzarten, Umtriebözeiten, Holzpreije u. ſ. w. umnterftellenden, Spefu- 
lationen, betont aber auch wieder die Benachtheiligungen, welche aus einer 
Nichtbeachtung diefer jchwermiegenden Momente dem Berfäufer erwachien 
können. Bei der Abwägung der konkreten Berhältniffe fallen am meilten 
in die Wagſchale: neben der Bodenqualität die vorhandenen jchlagbaren 
Holzvorräthe, die lofalen Abſatzkonjunkturen und Holzpreife, dann aber 
auch die Dispofitiondfähigfeit ded Käuferd über dem zu ermwerbenden 
Waldbeſitz. Stände z. B. ein feither im 120jährigen Umtrieb bemirth- 
ſchafteter Buchenhochwald an den Staat oder an eine Gemeinde zum 
Berfauf und darf Beibehaltung der Holzart und Umtriebszeit unteritellt 
werden, dann geftaltet ficy die Ausführung der Rechnung einfah. Wäre 
aber ein Privatmann der Erwerber desjelben, dem mit dem Anfauf die 
uneingejchränfte Befugniß zur beliebigen ferneren Behandlung des Waldes 
zufiele, dann müßten audy alle mit einer eventuellen Waldausſchlachtung 
verbundenen finanziellen Vortheile in Veranſchlagung gebracht werden, 
wobei ed allerdings nicht ausbleiben könnte, dab höchſt abweichende 
Rechnungsergebniffe das Licht der Welt erbliden würden. 

Für die Veranichlagung der Waldausgaben bieten die am Ende des 
Abſchnitts mitgetheilten, amtlichen Duellen entnommenen, ſtatiſtiſchen 
Notizen gute Anhaltspunfte. 


Ausführender Theil. Methoden der Waldwerthberechnung. 


1. Abſchnitt. Bon der Ermittlung des Bodenwerthß. 


Die Ermittelung ded Bodenwerths it in einer Reihe von Fällen — 
Ankauf von landwirthichaftlichen Parzellen zum Zwed der Aufforitung, 
Abtretung von Waldgelände zu öffentlichen Zwecken u. j. w. — erforderlid) 
und finden die bei der Berechnung des Bodenwerths in Betracht kommen⸗ 
den Methoden: „Verkaufswerth, Rentirungswerth, Walddurchſchnittsertrag, 
Erwartungswerth, Bodenwerth der Betriebsklaſſe und Koſtenwerth“ ſeitens 
des Verfaſſers gründliche Erörterung und kritiſche Würdigung bezüglich 
ihrer Brauchbarkeit und Zuverläſſigkeit. 

Bodenverkaufswerth. Handelt es ſich um den Erwerb von 
Waldboden, der landwirthſchaftliche Benutzung finden oder umgekehrt von 
landwirthſchaftlichem Gelände, das aufgeforſtet werden ſoll, ſo iſt im 
erſten Fall der landwirthſchaftliche, im zweiten der forſtwirthſchaftliche 
Bodenwerth zu ermitteln. Liegen nun ortsübliche Kaufpreiſe für Böden 


416 Literarische Berichte, 


der einen oder anderen Benußungsart vor, jo können ſolche ala gute 
Anhaltöpunfte bei derartigen Beräußerungen bezw. Grwerbungen benußt 
werden, namentlich bei der Abtretung von Waldboden zu landwirthichaft- 
lihen Zwecken. Komplizirter und ſchwierieger geltaltet ſich jedody die 
Sache danı, wenn landwirthichaftliche Barzellen zum Zwed der Aufforftung 
zu erwerben find, weil alddann weitergehende Erwägungen ſich aufwerfen, 
bejonderd die Frage berüdfichtigt fein will, ob die zu ermwerbende Fläche 
nad ihrer Aufforftung einem größeren Waldverband zugetheilt oder 
im ausjeßenden Betriebe bewirthichaftet werden joll. 

Aehnlich liegt die Sache bei der Feftitellung des Bodenwerths nadı 
dem Rentirungswerth oder aud dem Durchſchnittsertrag. Für 
den außjeßenden Betrieb bleibt die Grmittelung ded Bodenwerths durch 
Kapitalifirung des Durchſchnittsſertrages unter allen Umftänden ver- 
werflich, weil man auf diefem Wege den Wald» und nicht den Boden: 
werth findet. Andere Gefichtöpunfte laffen fih beim Nachhaltsbetrieb 
aufitellen. Unter Heranziehung eines Beijpield geht der Berfaffer näher 
auf die intereffante Frage ein, ob und in wie weit der Bodenwerth einer 
Blöße durch Zutheilung zu einem Waldverband erhöht werde oder nicht. 
Referent glaubt hierauf bejonderd aufmerffjam machen zu jollen, weil 
jeither über diefen Gegenftand ziemlich abweichende Anfichten produzirt 
worden find. 

Bodenerwartungswerth. Nachdem der Berfaffer die verjchiede- 
nen zur Berechnung ded Bodenerwartungdwerthed dienenen Formeln ange: 
führt bat, beipricht er zunächit die den Bodenerwartungäwerth beftimmenden 
Faktoren und unterzieht dann die Methode jelbit einer eingehenden Kritik. 
Defanntlich ift der Bodenerwartungswerty das Fundament, auf weldem 
die fogenannte forſtliche Finanzrechnung ruht und muß ſchon deöhalb die 
Solidität desjelben auf das jchärffte geprüft werden. 

Für den Aufbau des Bodenerwartungswerths find nun erforderlich: 
eine richtige Holzertragdtafel für den Neben und Huuptbeitand ded zu 
beredynenden Bodens; eine richtige Geldertragätafel für die eingehenden 
Neben-, Haupt und Zwilchennußungen; eine richtige Vorausbeftimmung 
der Eingangözeiten der Neben:, Zwiſchen- und Hauptuußungen und endlid) 
die richtige Beftimmung des Zinsfußes. Da aber ſchon, wie der Ver— 
faffer in überzeugender Weije darlegt, die Beihaffung diejer Elemente in 
äweifelöfreier Richtigkeit auf nicht zu überwindende Scwierigfeiten ftößt, 
jo kann e8 am Ende audı nicht ausbleiben, dab die aus ihrer Zuſammen— 
fügung in die Bodenerwartungswertbformel hervorgehenden Reſultate von 
höchſt fragwürdiger Natur find und daß, je nad) Anwendung eines höhe— 
ren oder niederen Zinsfußes, Vor: und Rückſchiebung der Durchforſtungen 


Literariſche Berichte. 417 


u. |. w., alle möglichen und unmöglichen, fette und magere, pofitive und 
auch negative Rechnungsergebnifje zum Vorſchein fommen. Darum wird 
auch, unter Anführung der von hervorragenden Fachmännern, wie von 
Hagen, Bofe, Burkhardt, Jäger, Braun, Grebe, Danfelmann, 
Borggreve u. ſ. w. ausgejprocdhenen Urtheile, über den einem Stüd 
Gummielaftitum vergleichbaren Bodenerwartungswerth der Stab gebrochen 
und ihm nur ein fehr bedingter praftiicher Werth zuerfannt. Noch bes 
fonder8 wird darauf hingewiefen, dab die Formel für den Bodenermwar- 
tungswerth feinen Unterjchied zwiſchen audjeßendem und nadhhaltigem 
Betriebe mache und auch dadurch irrige Anjfchauungen und faljche Reſul—⸗ 
tate zu Tage fördere.!) Die Anhänger der von der Waldblöße aus- 
gehenden und alle ihre Lehrſätze auf ihr umd der aus ihr abgeleiteten 
Bodenrente aufbauenden NReinertragsichule jehen eben vor lauter einzelnen 
Bäumen den, ein organijched Ganzes bildenden, Wald nicht. Und fo 
lange fie fi nicht zur Bethätigung des Grundſatzes befennen „richte 
Deine Waldungen fo ein, dat ſämmtliche Zufunftserträge des 
Normalmwaldes auf die Gegenwart disfontirt ein Marimum 


1) Sinanzafjeffor Roth in Darmftadt hat bereitö 1874 den Beweis erbracht, daß 
die Fauſtmann'ſche Formel nur für den ausjeßenden, nicht aber den Nachhaltsbetrieb 
richtige Refultate liefert. Im Folge eines finnentftellenden Drudfehlerd im Roth’: 
ihen Driginal:Artitel ift die damals von Roth entwidelte Formel nit ganz zu: 
treffend vom Berfaffer (Baur) angeführt worden, weßhalb fie nachſtehend in richtiger 
Fafſung gegeben werben fol. 


Da eine gleichzeitig angebaute, 5 Iahre alte, Waldflähe den Normalvorrath 
enthält und dann nah Karl Heyer die nachhaltige Ernte des Haubarfeitdertrages 
geftattet, fo entwidelt Roth den Koftenwerth des 5 Sabre alten Waldes und ſetzt 
dieſen dem Rentirungswerth des Normalwaldes gleich. 

Es iſt nun der Koſtenwerth des Jahre alten Waldes: 


u u 


Bodenwerth + Beftandäfoftenwertb =B+(B+YV) (1. op” -1))+C1. op” _ 


u u u u 


— — 4 


7 — T 7 5 
Da.1.op — Db.1. op =(B+C)1l.op +V (l.op -1)-Da.1.op -_ 
5 —b 
Db1. op (d). 
Bei einem jährlichen Durchſchnittsertrag pro Flächeneinheit = Au+Da+Db-e _ 


u 


v 


418 Literariſche Berichte. 


bilden (Boſe)“, werden fie auch im Verdacht bleiben, dab fie an der 
Hand ihrer Lehre zu deren Ausgangspunkt, „der Waldblöße*, zurückkehren 
werden oder doch können. Soviel ſteht wenigftend feit, daß durch jenen 
Grundſatz Waldichinderei ein für allemal ausgejchloffen wird, während 
unter der Rubrif „Erzielung der höchſten Bodenrente” felbft weitgehende 
Raubwirthichaft betrieben werden kann. 

Bodenwerth der Betriebsklaſſe. Der Berfafler gebt von dem 
Grundjat aus, dab der Bodenmwerth des nachhaltigen Betriebs nicht aus 
dem einzelnen Beitande, jondern aus dem Betrieböverbande der normalen 
Betrieböflafje abgeleitet werden müſſe und betrachtet den Normalvorrath 
ald den Grundftod, aus welchem die Sahredeinnahmen der Betrieböklafle 
fließen. Da nun der Normalvorrath feinem Betrage nad in “/, Sahren 
durdy die Iahresernten aufgezehrt wird — feine Ergänzung erfolgt regel: 
mäßig durd den Jahreszuwachs der Beitandsreihe —, jo darf der Nor- 
malvorraty ald der Betrieböfond angejehen werden, aus welchem die 
Jahresernten °/, Mal hervorgehen, und fann der Sehtwerth diejer 
Bezüge ald der richtige Ausdrud für den wirthſchaftlichen Kapital- 
werth ded Normalvorrathed angenommen werden. 

Iſt die Nettorente der Betrieböflaffe= R, jo beziffert ſich deren 


Jetztwerth für die nächſten "/, Iahre = R(1.op 


i (l.ops—1) — Normalvor- 
0.op.1.op "/s 
rathswerth der Betrieböklaffe. 
Da nun befanntlidh: 
Waldwerth (Wr) = Holzwerth (uN) + Bodenwerth (uB), jo ift aud 
uB= Wr—uN. (1) 


Der Waldrentirungswerty Wr ift aber = u 


im Normalwald, ift der MWaldrentirungdwertb (Wr) pro Flächeneinheit 
_AutDa+Db-e _, 
Wr= —t — (2) 


0.op 
Sept man die Werthe aus (1) und (2) gleich, fo rejultirt: 
u u u u 





— ——b 


— — a 
B+O) l.op +V(l.op —D-Dal.op” -Dblop = Wr, woraus 


7 








aM. a m 
B- Wr +Da. op +Db. 1. op 20. 1. op* VG¶. op -]), 


N: 
2 


1. op 


Literariſche Berichte. 419 


Führt man diefen Werth und den oben für den Normalvorrathäwerth 
ermittelten in Gleichung (1) ein, jo findet man 


R _RA.op/s—1)_ m, _ Wella —D_ 





uB=,; 





-P 0.op.1.op"a 1. op"/a 
NT _ und für die Slägeneinheit - NT 
1.op"/a u.1.op"/a 


Man hat zwar die Ermittelung ded Normalvorrathd und damit des 
Bodenwerths auf diefem Wege angegriffen, ed kann aber ſchon eben mit 
aller Beftimmtbeit audgefprochen werden, daß die Praftifer von der vom 
Verfaſſer entwidelten einfachen Formel, die überdem auf einer weit zuver- 
läjfigeren Bafis fteht ald die Bodenerwartungswerthformel, von nun an 
vielfachen Gebraud; machen werden und jo lang, bis fie durch eine bejjere 
erjeßt werben wird. 

Der Bodenkoſtenwerth jpielt im Forftbetrieb eine jo untergeordnete 
Rolle, daß er hier übergangen werden fann. 

2. Abſchnitt. Ermittlung des Beſtandswerths. 

Bei den Holzbeftänden tft der derzeitige Gebrauchswerth (Worraths- 
wertb) von dem im hieböreifen Alter eintretenden wirthichaftlichen Werth 
zu unterfcheiden. 

Der Werth unreifer Beftände kann nun aus den Erzeugungskoſten 
(Koftenwerth) abgeleitet, oder auch nady dem Erwartungswerth, oder nadı 
fonftigen Anhaltspunkten bejtimmt werden. Diejen Umftänden Rechnung 
tragend beipricht der Berfaffer die Ermittlung des: 

1. Beſtandserwartungswerths, 2. Beltandäfoftenwerths, 3. Beftands- 
vorrathswerths, 4. Beftandöverfaufswerths, 5. Beſtandäwerths nach dem 
Durdfchnittdertrag, 6. Werth ded Normalvorraths, 7. des Werths 
einzelner Bäume. 

Somohl für den Beftandd-Ermwartungd:, wie Koftenwerth 
entwidelt der Verfaſſer die verjchiedenen, auch bei dem Einjeßen des 
Bodenerwartungdmerthed ſich ergebenden Formeln, beipricht die fie beftim- 
menden Faktoren — Größe der Einnahmen und Ausgaben; Cingangs- 
zeit und Größe der Zwilchennußungen; Berwaltungsfoften; Bodenwerth; 
Umtriebözeit, Beftandsalter und Zinsfuß — und läßt dann beiden Arten 
der Beitandöwerthermittlung eine eingehende Würdigung angedeihen. 

Neferent beichränft fi darauf, nur die mejentlichiten Punkte der 
hierher gehörigen Gegenftände nachſtehend kurz anzuführen. 

Bei der Werthsveranſchlagung von Holzbeitänden muß vor allen 
Dingen darauf geachtet werden, daß der Erwartungs- oder Koftenwerth 
nicht geringer ausfällt ald der vorhandene Vorrathswerth (Gebrauchswerth). 


420 Literarische Berichte. 


Ob man die Berwaltungdfoften in Anja bringen darf oder nicht, 
muß von Fall zu Fall unterjchieden werden. 

In der Negel wird der ortdübliche Bodenwerth oder der Bodenwerth 
der Betrieböflaffe anzunehmen fein und nicht der Bodenerwartungäwerth, 
weil diejer je nad dem Zindfuß großen Schwankungen unterliegt und 
nicht jelten negativ ausfällt. 

Bon der fonfreten, mehr normalen oder abnormen, Beichaffenheit der 
gegebenen Beftände wird die Normirung der Umtriebäzeit abhängig zu 
machen jein. 

Mit Rüdfiht auf die großen Unficherheiten und Schwankungen in 
den Redynungsergebniffen, zu melchen man eineötheild bei dem Gebraud) 
der Beftandd-Erwartungsmwerthformel bei jungen Beltänden, andern: 
theild bei der Anwendung der Beitandd-Koftenwerthbformel bei 
älteren Beftänden gelangt, empfiehlt fih die Methode der Beſtands— 
erwartungswerthe für joldhe Beftände, die bereitd die Hälfte der 
Umtriebözeit überjchritten haben, während für jüngere Beftände 
die Methode der Koftenwerthe am Platze ift. 

Bekanntlich liefern die Kormeln des Beſtandserwartungs- und Be- 
ſtandskoſtenwerths dann übereinftimmende Refultate, wenn man den 
Bodenerwartungdwerth in diejelben einjeßt. Werfaffer mißt diefer Ueber- 
einftimmung feinen Werth bei, weil er überhaupt fein Bewunderer des 
Bodenerwartungswerthed ift, dann aber auch, weil bei näherer Inbetracht⸗ 
nahme die fragliche Webereinftimmung lediglich durch Rechenkunſtſtücke!) 
bewerfitelligt wird, die auf höchſt problematifchen Unterlagen ruhen. Als 
derartige problematijche Unterlagen werden bezeichnet: die Unterftellung 
voller Normalität bei den Holzbeftänden; die Annahme des Gleichbleibend 
der Vermwaltungsfoften und des Bodenwerthö während der ganzen Umtriebs- 
zeit; die Anwendung eines gleichbleibenden Zindfußed für lange Berzin- 
ſungszeiträume, ſowie für feſtes und umlaufendes Kapital; die Nicht- 
unterjcheidung von audfegendem und Nachhalts-Betrieb; das Eingehen der 
Erträge in der unterftellten Zeit und in der angenommenen Höhe u. ſ. w. 

Die Beftimmung des Beſtandswerths aus dem Durchſchnitts— 
ertrag, wie fie von Burckhardt und Frey gelehrt wird, liefert zwar aus» 
weislich der vom Berfaffer mitgetheilten Zahlenbeiſpiele zu hohe Rejultate, 
dürfte jebody feiner Einfachheit wegen zu der Werthbeitimmung von jün— 
geren Beftänden bei Erpropriationen und Entſchädigungsberechnungen 
brauchbar und um fo mehr anwendbar fein, ald aus derartigen Wald- 


- 1) Bergleihe: Boſe, Beiträge zur Waldwertbberechnung, Seite 91 bis 96. 
Anmerkung des Referenten. 


Literariſche Berichte. 421 


entäußerungen in der Regel dem Waldeigenthümer jonitige nicht unerbeb- 
liche Benachtheiligungen erwachſen. 

Ermittlung ded Werthes ded Normalvorratbd. Der in 
Geld audgedrüdte Holzuorrath, welcher fih in einem Normalmald auf 
den 1 bis (u—1) jährigen Schlägen vorfindet, ftellt den Werth des Nor- 
malvorraths dar. Bekanntlich gehen die Anfichten über die richtige Art 
jeiner Werthbeftimmung dermalen nody beträchtlich auseinander. Dies 
fann nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dab einerjeitd bei Ein- 
haltung des Nachhaltbetriebd die zur Zeit vorhandenen effektiven Hol;- 
werthe (Gebrauchöwerthe) der einzelnen Schläge nicht jofort nußbar find, 
andererjeitö die richtige Feftitellung der Erwartungswerthe von den jüngeren 
Alteröftufen mit nicht zu bejeitigenden Schwierigfeiten und Unficherheiten 
verbunden iſt. 

Der Verfaſſer erörtert folgende Methoden der Vorrathswerthbeſtim— 
mung: Ermittlung nach dem 1. Vorrathswerth (Gebrauchswerth), 2. Er- 
wartungswerth, 3. Koftenwerth, 4. Waldrentirungdwerth und 5. jährlichen 
Holzreinertrag. 

Die Ermittlung des Normalvorrathswerths nad) dem Gebrauchs— 
werth, einmal unter Heranziehung der öfterreidyiichen Kameraltare, zum 
andern mit Beihülfe von Ertragstafeln liefert abnorm hohe Rejultate, 
weil bei dem einen wie anderen Verfahren der zwar bereitö vorhandene, 
thatſächlich aber nicht zu realifirende rejp. jofort und gleichzeitig abjeßbare 
Nutzwerth der auf jümmtlichen Schlägen vorfindlidhen Holzmaffen unter: 
ftellt wird. 

Sehr ausführlich werden von dem Berfafjer die mit der Berechnung 
der Erwartungs- und Koftenwerthe des Normalvorraths verbundenen 
Bedenken erörtert. Dieje finden dadurch feine Einjchränfung, dab man 
bei dem Einjeten des Bodenerwartungswerths in die Formeln des Normal- 
vorraths⸗Erwartungs⸗ und Koftenwerthö zu dem übereinftimmenden Rejultat 
gelangt: der Normalvorrath ift gleich der Differenz zwijchen dem Wald⸗ 
rentirungd- und Bodenerwartungdwerth. 

Bon den Bedenken und Einwendungen, welche der Berfaffer gegen 
den Gebraud; beider Formeln, indbejondere gegen das Einſetzen des Boden- 
erwartungswerths in diejelben, geltend macht, wollen wir die hauptjächlichiten 
nachitehend anführen. 

1. Die Berechnung des Werth vom Normalvorraty muß direkt 
erfolgen, fie muß dem vom Boden voraudgehen und unabhängig von diefem 
bemerfitelligt werden. 

2. Bei negativen Bodenerwartungdwerthen, die für geringere Bonitäten 
ihon bei 3 p&t. nicht jelten find, gelangt man zu dem abfurden Rejultat, 


Forftwiffenichaftlichet Gentralblatt. 1888, 30 


422 Literariiche Berichte. 


dab der Normalvorratb gleih wäre dem um den negativen 
Bodenwerth vermehrten Waldrentirungdwerth. 

3. Es wird das Gleichbleiben der Holzpreije, des Bodenwerths, der 
Verwaltungs: und Kulturkoften u. |. w. während der Dauer einer ganzen 
Umtriebözeit unterftellt und troß der langen Verzinfungszeiträume nur Ein 
Zindfuß angenommen. 

4. Das Verfahren ift nur dem Kahlichlagbetrieb auf den Leib ge- 
fchnitten und lehrt nicht die Vorrathswerthvermittlung von Mittel- und 
Femelwaldungen. 

5. Gegen die Einführung des Bodenerwartungswerthed iprechen die 
ſchon früher hervorgehobenen Einwendungen. 

Auch die Methode, den Normalvorrathswerth nah dem Wald» 
rentirungdwertb unter Abzug des Bodenerwartungswerths zu be— 
ftimmen, fann, von allen übrigen unrichtigen Unterftellungen abgejehen, 
ſchon um deöwillen ald richtig nicht anerfannt werden, weil ber Boden— 
erwartungöwerth dem ausjegenden, der Waldrentirungsmwerth 
aber dem nachhaltigen Betriebe entnommen wird. 

Ueberblicdt man die Schwächen und Unridhtigfeiten, welche den zur 
Bezifferung ded Normalvorrathöwerthe8 in Anwendung zu bringenden, 
jeither durchgejprochenen, Methoden anheften, jo verdient ficherlicy die vom 
Verfaſſer in Vorſchlag gebrachte: den Normalvorrath der Betriebs— 
flafje auf Grund des jährlichen Holzreinertrags mit Anwendung 
des Rentenfaftord — 
und um jo mehr, als dad Verfahren ungemein einfach ift, hierbei mit 
thatjächlichen Verhältniffen und kurzen Verzinſungszeiträumen operirt wird. 

Mer übrigens ein befjereö Berfahren angeben kann, möge dasſelbe 
produziren. 

Mas die Ermittlung des Wertd einzelner Bäume anbelangt, fo 
hat man jeither nur bei der Beichädigung bezw. Entmendung von prä= 
dbominirenden Stämmen neben dem Werth- aud einen Schadenserfaß 
verlangt und find u. W. von diejer Grundlage ausgehend bislang die 
Werth und Scyadenderjaßtarife normirt worden. Wofern nun aber die 
neuefte Durchforftungstheorie von Borggreve, nad) welcher die prä- 
bominirenden Stämme zu entfernen und die unterdrüdten zu protegiren 
find, fich als ftichhaltig erweiſen ſollte, würden zufünftig andere Normen 
aufzuftellen und auch vom Verfaſſer in diefer Richtung andere Vorjchriften, 
wie die gegenwärtig in dad Werk aufgenommenen, zu geben fein. !) 


zu beitimmen volle Beachtung, 


1) Anmerkung des Berfafjers: Bis dies geſchieht, wird noch viel Wafler den 
Rhein binabfliehen. 


Literariſche Berichte. 423 


3. Abſchnitt: Bon der Ermittlung des Waldwerths. 

Bei der Berechnung ded Waldwerths unterjcheidet der Verfaſſer zwei 
Hauptfälle, den ausjegenden und nachhaltigen Betrieb. 

Ermittlung des Waldwerths im ausjegenden Betrieb. 

Bei dem audfehenden Betrieb handelt ed fi) um die Werthbeitimmung 
von Waldparzellen und fann diefe je nady Umftänden nady der Methode 
des Grwartungd-, Koften-, Vorraths- und Verkaufswerths oder nach der 
des Durchſchnittsertrags bewirkt werden. 

Die Methode der Waldvorraths-Werthermittlung ift dann angezeigt, 
wenn haubares Holz; auf der betr. Waldparzelle ſich vorfindet. Nach 
Zerlegung der thunlichft genau aufzunehmenden Holzmafje in Sortimente, 
find dieſe mit den ortsüblichen Preijen zu multipliziren. Aus der Summe 
diefer Produfte rejultirt der Holzwerty. Fügt man dieſem den Boden- 
werth, eventuell auch den Kapitalwerth vorfommender Nebennußgungen, zu 
jo erhält man den Waldwerth der Parzelle. 

Don der Methode des Verkaufswerthes wird man überhaupt nur 
jelten, und von der der Werthsermittlung aus dem Durchſchnittsertrag 
höchſtens bei jungen Beftänden Gebraudy machen Fünnen. 

Bill man den Wald-Ermwartungs- oder Koftenwerth von Wald» 
parzellen ermitteln, jo hat man in Betracht zu ziehen, ob: 

1. der Beitand normal oder abnorm ift, 

2. berjelbe jofort abgetrieben werden muß oder noch längere Zeit 
ftehen bleiben fann; 

3. der Boden fernerhin land» oder forftwirthichaftlich benußt werden 
ſoll, lettereö mit Beibehaltung der jeitherigen oder mit Uebergang 
zu einer lufrativeren Holzart; 

4. die Vermaltungdrente in Abzug gebracht werden darf oder nicht. 

Bezüglidy der näheren Erörterung diejer Gegenftände glaubt Referent 
auf das Werk jelbit verweilen zu jollen. Für den rechneriich fchwierigen 
Fall, dab nach der Ernte des vorhandenen Beftanded eine andere Holzart 
eingeführt werden joll, möchte die nachitehende, von Guſtav Heyer ertheilte, 
Vorſchrift ganz am Platze fein: 

„Man ermittelt die Abtriebäzeit u, für welche fich unter Zugrunde- 
legung des Bodenwerths B der neu einzuführenden Holzart oder 
Boden-Benugungdart der größte Beſtands-Erwartungswerth ergiebt 
und beredynet den Walderwartungswerth nach der Formel: 

Au+ Dn’1,op' ""-+...V (l,op—=—-1)+B 
op 

in welcher für den Fall, daß der Beltand abnorm ift, A und D an 

die Stelle von A und D treten.“ 


424 Literariſche Berichte. 


Ermittlung des Waldwerths im nahhaltigen Betrieb. Es 
ift ein bejonderer Vorzug des vorliegenden Werkes, daß dasſelbe ſich ein- 
gehend mit der Werthbeftimmung von größeren zufammenhängenden, ins- 
bejondere im Nachhaltbetrieb ftehenden, Waldungen beichäftigt, die in 
anderen, nur die Merthöermittlung von Waldparzellen und Abtheilungen 
erörternden, Zehrbüchern faum geftreift und ganz nebenfächlich behandelt wird. 

Auch bei der Werthdermittlung von umfangreihen Waldungen unter- 
icheidet der Berfaffer wieder normale bezw. annähernd normale Waldungen 
von abnormen und berüdfichtigt bei Waldungen der legteren Art noch 
bejonderd die Umtriebözeit. Wollte man den Werth gröberer Wald- 
fomplere in der Weiſe beftimmen, daß man die Erwartungs- oder Koften- 
werthe aller einzelnen Abtheilungen und Unterabtbeilungen beftimmte und 
diefe jummirte, jo wäre died nicht nur eine Rieſenarbeit, jondern auch 
injofern ein nußlojes Unternehmen, als die faktifche Abtriebäzeit der einzelnen 
Beltände nur auf Grund eines alle konkrete Verhältnifje berüdfichtigenden 
Hauptwirtbichaftsplans feftgeitellt werden fann. Ein foldyer wird deshalb 
immer die Unterlage für die Werthsbeſtimmung zufammenhängender 
Waldungen abzugeben haben und nad) Anftellung deöfallfiger Probe- 
rechnungen der Betriebsplan der rationellite jein, bei welchem fidy der 
gegenwärtige größte Waldwerth ergiebt. 

Aus dem Rentirungswerth den Waldwerth abzuleiten, bietet dann 
geringe Schwierigfeiten, wenn die vorhandenen Beſtände rejp. Betriebö- 
flaffen fi in normalem oder dody annähernd normalem Zuftande be- 
finden. Immerhin wollen aud hier die Rentabilität der beftehenden 
Umtriebszeit und vorhandenen Holzart, die Höhe des Zinsfußes, überhaupt 
alle die Wald-Einnahmen und Ausgaben beitimmenden Faktoren, einer 
jorgfältigen Prüfung und Abwägung unterzogen jein. 

Bei abnormer Beſchaffenheit der Betrieböflaffe und gegebener 
Umtriebözeit find zunächſt für die erjte Umtriebözeit die innerhalb der 
einzelnen Perioden eingehenden Natural und Gelderträge an Holz. und 
Nebennußungen, jowie alle auf dem Walde ruhenden Koften (Verwaltung, 
Schutz, Steuern x.) feftzuftellen, dann aber auch zum Zweck der in der 
zweiten Umtriebözeit erfolgenden Einnahmen eine über den ganzen Wald 
fich erftredende Bonitirung vorzunehmen. Das dabei einzuhaltende Ber- 
fahren wird an einem Lehrbeiſpiel veranjchaulicht, auf das wir hier unter 
dem Anfügen verweilen wollen, daß die deöfallfigen Berechnungen mit An- 
wendung verjchiedener Zindfühe durchgeführt worden find. 

It die Wahl der Umtriebözeit dem Erwerber ded Waldes 
anheimgegeben und diejer bezüglich der Ausnutzung desſelben in Feiner 
Meije gehemmt, jo müfjen Betrieböpläne für verichiedene Umtriebözeiten 


Literariſche Berichte. 425 


aufgeftellt und auf dem Wege probeweijer Rechnung die Umtriebözeit er 
mittelt werden, für welde ein Marimum von Waldwerth fich ergiebt. 
Bei der Ausführung derartiger Arbeiten werden die vom Berfaffer im 
Anhang I beigegebenen Tabellen ſehr erjprießliche Dienfte leiften. Das in 
ihnen niedergelegte Zahlenmaterial wird fidy für Viele ald eine wahre 
Fundgrube erweijen und von demjelben nad allen Richtungen nüßlicher 
Gebraud; gemacht werben können. Mit Hinweis auf die fraglichen Tabellen 
betont mit Recht der Berfafler, dab das Beitreben der Praftifer, aus 
dem Walde die höchſten Reinerträge dauernd zu beziehen, d. h. 
die Umtriebe im Allgemeinen nad) der Zeit des Eintrittd des höchſten 
Waldreinertragd zu regeln, feine volle Berechtigung hat. 


4. Abjchnitt: Behandlung beionderer Fragen der Waldwerth- 
berechnung. 

Eu diefem Abjchnitte werden vom Verfaſſer behandelt: 

1. die Berechnung der zu leiftenden Entihädigungen für die Ab- 
tretung von Wald zu öffentlichen Zweden ; 

2. die Berechnung der Vergütung für Benugung ded Bodens zur 

Gewinnung von Kojfilien; 

3. die Berechnung der Abfindungsjummen für Walpdjervituten; 

4. die Befteuerung der Waldungen; 

5. die Theilung und Zujammenlegung der Waldungen. 

Diejenigen, weldye Aufgaben der vorangeführten Art zu löjen haben, 
finden im angezogenen Abjchnitt Belehrung und um fo zuverläjfigere 
Anhaltöpunfte, ald die diesbezüglichen Ausführungen des Verfafferd ald die 
bei Arbeiten draußen im Walde gewonnenen Erfahrungen anzufehen find. 

Abweichend von der Behandlung, weldye die Ablöfung von Wald- 
rechten in fonftigen Zehrbüchern der MWaldwerthberechnung findet, geht der 
Derfaffer jehr gründlih auf die Ermittlung der Rohe und Reinerträge 
der Sewituten, jowie auf die Zumefjung der Abfindungdfummen und bie 
Art ihrer Abftattung (Geld, landwirtbichaftliches Gelände, Wald) ein. 
Unter Heranziehung von jehr lehrreichen, der Praxis entnommenen Beijpielen, 
werden die verichiedenen Methoden zur Ermittlung der Natural- und Geld- 
wert Beträge von Wald-, Streus:, Grad- und Weidejervituten angegeben 
und ausführlich erörtert. Cine verhältnißmäßig fnappe Behandlung er: 
fahren die Holzjervituten. Vermuthlich ift der Verfaſſer um deswillen 
nicht näher auf fie eingegangen, weil diefelben jo mannigfaltig find, daß 
aus ihrer umfaffenden Darlegung ein didleibiged Buch entftehen könnte. 

Am Schluß des Referats angelangt, glauben wir das durchgeiprochene 
Werk nochmals und zwar in erfter Linie den ausübenden Korftwirthen, 


426 Literarifche Berichte. 


wohl aber aud den Herrn Theoretifern, beftend empfehlen zu fönnen. 
Mögen audy einzelne Theile dedielben, wie der Verfaſſer felbft unterftellt, 
verbefferungäbedürftig fein, fo fteht dasjelbe doch im Ganzen auf einem 
gefunden Boden und zwar auf feitem Waldboden. Die berechtigte Eigenart 
der Waldwirtbichaft, die thatlächlich draußen im Walde beftehenden Ver— 
bältnifje und Zuftände bilden den Ausgangspunft für die Deduftionen des 
Berfafferd und pafjen dieſe fi darum vorzugsweiſe den Bedürfniffen der 
forftlichen Praris an. Gewiß wird nicht in Abrede zu ftellen fein, daß 
der aus theoretiichen Lehrſätzen und langverſchlungenen Kormeln aufgeführte, 
mit Ornamenten aus der Differential: und Integralrechnung zierlich aus- 
gejhmüdte, Waldwerthberehnungs-Kunftbau unferer Theoretifer mehr das 
Staunen und Grauen, ald das Vertrauen der audübenden Forftwirtbe 
erwedt bat. Möge das vorliegende Werk dazu dienen, ein intimered Ver⸗ 
hältniß zwilchen Theorie und Prarid auf dem Gebiele der Waldwerth— 
berechnung herbeizuführen und namentlich die Praftifer dazu anregen, fich 
eingehender wie jeither mit Waldwerthberechnungäfragen zu beichäftigen, 
die noch in mehr ald einer Hinficht der Klarftelung dringend bebürftig find. 
Urid. 


Nr. 25. 

Die Lebermoofe Deutichlands. Ein Bademecum für Botaniker. 
Bearbeitet von Gotthold Hahn. Mit 12 Tafeln in Farbendrud. 
Gera 1885. Kaintzſche Buchhandlung. Preis 6 M. 

Mit dem und vorliegenden Werk will der BVerfaffer mit Hilfe von 
bildlichen Darftellungen das Beitimmen der Sporenpflanzen erleichtern. 
Er theilt fein Werk wie folgt ein: 

A. Allgemeiner Theil. 
1. Morphologie der Lebermooſe. 
2. Allgemeine jyftematifche Heberficht der Lebermoofe. 
B. Spezieller Theil. 
3. Spezielle Syftematif und Beſchreibung der Lebermooſe. 
C. Anhang. 

4. Dad Sammeln der Lebermooſe. 

5. Kurze Erläuterung der hauptjädhlichiten terminologiichen Aus— 
drüde in alphabetiſcher Reihenfolge. 

6. Erläuterung der Abbildungen. 

Der allgemeine Theil wird ganz furz behandelt, da darüber im Allge- 
meinen auch nicht viel zu jagen ift. Der Berfaffer zeigt in demſelben 
die Stellung der Lebermooje im Pflanzenreiche; behandelt dann die Vege- 


Literariiche Berichte. 427 


tationsförper oder Thallus der Lebermoofe, die Geſchlechtsorgane und Die 
Keimung berjelben. 

Der fpezielle Theil des Werkes ift ſehr jorgfältig ausgearbeitet, die 
Abbildungen (faft ſämmtlich Orginalzeichnungen) find vorzüglid und 
charafteriftiich in Farbenton ausgeführt. Wir empfehlen das fleine Werk 
allen denen, die ſich mit Botanif und fpeciel mit der Mooskunde 
beichäftigen. 


Nr. 26. 


Die Lehre vom Waldbau für Anfänger in der Praris. 
Bon E. E. Ney. Bemerkungen zu defjen Gegenftitif. 
Bon Oberforſtrath Heiß. 


Das Heft 3 des Forſtwiſſenſchaftlichen Centralblattes Jahrgang 1886 
bringt eine Gegenkritik des Verfaſſers obengenannter Schrift zu meiner 
im Heft 11 des Jahrganges 1885 derſelben Zeitſchrift enthaltenen 
Beſprechung. 

Ich werde mich in dieſem Falle ſo wenig wie im Falle Wagener 
auf eine Wiederlegung dieſer ſog. Gegenkritik einlaſſen, ſondern nur auf 
das Ungerechtfertigte ſpeciell dieſer Gegenkritik, und ſodann der ſog. 
Gegenkritiken überhaupt hinweiſen; ich denke mir, daß Herr Ney ebenſo 
gut wie ich, das Endurtheil den Leſern überlaſſen ſollte. 

Ungerechtfertigt iſt die Gegenkritik des Herrn Ney einerſeits, weil er, 
wie ich nachweiſen werde, ſelbſt zugeſteht, daß der Kernpunkt meiner Kritik 
zutreffend iſt, und anderſeits weil ih H. N. in feiner Weiſe perjönlid) 
angegriffen, jondern im Gegentheil jede Lichtſeite der Schrift anerfennend 
hervorgehoben habe. 

Herr N. beginnt feine Gegenfritif mit den Worten: „Derjelbe — 
Hr. H. d. h. ih — geht vor Allem von der grundfalichen (?) Annahme 
aus, dab dad Buch für gelernte Jäger gejchrieben jei, das iſt ed nicht; 
vielmehr bin ich mit H. der Meinung, dab Streitfragen und Kapitel 
wie diejenigen über Wirthichaftöziele, Wahl der Betriebsart ıc. nicht in 
ein Lehrbuch für Förfter gehören. Ich lege dad Buch zwar heute nod) 
meinem Unterricht zu Grunde; wer aber die Einrichtung deſſelben bei 
den Sägerbataillonen fennt, weiß, dab für die in meinem Waldbau 
behandelten Fächer im Ganzen nur höchſtens 45 Stunden verfügbar 
bleiben und daß ich deöhalb nur ausgewählte Kapitel daraus behandeln 
fann. Ic wähle dazu diejenigen, welche in den jpäteren Wirkungsbereich 
ded Körfterd gehören, und die praftiihen Uebungen im Walde 


428 Literariſche Berichte. 


erläutern, und werde vielleicht ſpäter eine Ausgabe desjelben für 
fünftige Förfter veranitalten, deren Umfang ſicher die Hälfte der 
jegigen nicht erreichen wird.“ 

Man vergleiche nun aber einmal dad was N. bier jagt mit dem 
folgenden Worten des Berfafjerd in der Borrede zu feinem Waldbau, 
mit den in demjelben enthaltenen Kapiteln, und mit meiner Beiprehung 
derjelben. 

Hr. N. jagt in diefer Vorrede, wie ich ſchon im Heft 11, Jahr— 
gang 1885 zitirt, folgendes: „Als ich vor drei Jahren einen Theil des 
forftlichen Unterrichtes zuerft im 9. und dann im 11. Fägerbataillon über- 
nahm, fiel mir die Aufgabe zu, den gelernteu Fägern d. h. den auf Forft- 
verlorgung dienenden Mannjchaften Waldbau: und Standortölehre vorzu— 
tragen. — Der Verſuch, diefe Vorträge an irgend eined der vorhandenen 
Lehrbücher anzujchließen mißlang x. — Ich entihlo mich daher zur 
Ausarbeitung eined eigenen Kollegienheftes für diefe Vorträge (?) und 
aus der weiteren Ausarbeitung dieſes Heftes ift das Lehrbuch 
hervorgegangen x.“ 

Noch intereflanter als der Widerſpruch zwiichen diefer Vorrede, und 
der vorhergehend zitirten nunmehrigen Erklärung bezüglid meiner grund— 
falichen Annahme, ift die auffallende Uebereinftimmung dieſer Er- 
flärung mit dem Schlußjate meiner Bejprehung ©. 59, 
welcher lautet: „Hätte fi der wiſſenſchaftlich und praftiich gebil- 
dete Verfafjer, der ein unbeftreitbared Zalent zum Schreiben 
befitt — das flingt doh nit nah Mißgunſt? — darauf beichräntt, 
mit Hinweglafjung alles doftrinären Ballaftes ein faum die Hälfte der 
Bogenzahl umfafjendes furzed Lehrbuch für Förfter, und nur für 
Förjter geichrieben, jo würde er ein brauchbares Lehrbudy geichaffen 
haben." Bezüglich der ebenfalld ungeredjtfertigten Beichwerde des Hrn. N. 
über meine Art Kritif zu üben, verweile idy nicht nur auf die ©. 589, 
5%, 592 und 595 meiner Beſprechung, wo ich von einzelnen Kapiteln 
hervorgehoben habe, daß fie „jehr Far, jehr gut, durchaus praftiich“ 
geichrieben find ıc. 

Ic) denke diefe kurzen Bemerfungen werden binreichen, die Gegen 
kritik als den umgerechtfertigten Ausflug einer viel zu großen Empfind⸗ 
lichkeit gegen jede Art von Kritif zu charafterifiren; im Uebrigen aber 
überlaffe ich, wie recht und billig, den geehrten Leſern zu beurtheilen: ob 
und in wie weit meine Beiprehung und die Gegenkritif derſelben berech- 
tigt war oder nicht. — Was die ſich in neuerer Zeit häufiger wie früher 
wieberholenden, nicht jelten endlos breit gelponnenen Gegenfritifen im 
Allgemeinen betrifft, jo find fie nad; meiner Anjchauung nur dann 


Literariſche Berichte. 429 


gerechtfertigt, wenn bei der Beiprechung unrichtig citirt wurde, oder wenn 
perjönliche Angriffe auf den Autor erfolgt find. — Xrifft feine dieſer 
zwei Borausjegungen zu, jo ift eine jog. Gegenkritik abjolut nicht 
gerechtfertigt, denn wer ald Schriftfteller auftritt, muß Kritif gewärtig 
jein, und fi) auch gefallen laffen; das Endurtheil fteht immer und 
überall dem Leſer zu, für den ed in gewiſſem Sinne eine Art 
Beleidigung ift, wenn man feinem Urtheil vorgreift, oder 
ihm eigentlich fein richtiges zutraut. Voltaire fagt ganz richtig in 
den epitres an den König von Dänemarf: „Un livre est-il mauvais 
rien ne peut l’excuser, est-il bon, tous les rois — jagen wir alle 
Kritifen — ne peuvent l’eccraser.*“ 


Nr. 27. 

Des deutfchen Forſtmanns Liederbuch. Herausgegeben von 
H. Weftermeier. Berlin 1886. Berlag von Juliud Springer. Preis 
50 Pfennige. 

Es ift eine alte, ſchöne Sitte, daß wo junge und alte Forftmänner 
fih am Sneipabende, nad) Iagden, bei Forftverfammlungen und fonftigen 
Beranlaffungen gejellig zufammenfinden, fie ihre in reicher Auswahl vor: 
handenen Bolfd-, Jäger- und Waldlieder bei Bier, Tabak und auch bei 
Wein anftimmen und in diefer heiteren Gemüthöftimmung mit Stolz auf 
andere Berufsklaſſen niederbliden. 

Leider macht man bei joldyen Gelegenheiten aber nicht jelten die 
Wahrnehmung, daß ed an dem nöthigen Tert fehlt und daß daher ber 
anfänglich fräftige Geſang oft jchon bei dem zweiten oder dritten Verſe 
auffallend jchwächer wird und jchließlich mit einigen zweifelhaften „Brunms 
ftimmen“ endigt. Um diejen Webelitande abzuhelfen, bat der Berfaffer 
aus dem reichen deutichen Liederiha mit Geſchmack und Sachkenntniß 
100 Lieder ausgewählt und deren Tert in dem vorliegenden Bücheldhen 
mitgetheilt. Der Berfaffer hebt zwar mit Recht hervor, dab fchon einige 
gute derartige Bücher eriftiren, diejelben feien aber zu voluminös, um bequem 
in der Taſche mit auf die Reife und auf Ausflüge genommen zu werben. 
Diefem Fehler ift in dem vorliegenden „Forſtmann's Liederbuch“ abge- 
bolfen worden; dasſelbe ift jolide, nicht fteif gebunden, enthält bei Eleinem 
Dftapformat nur 122 Seiten und läßt fich leicht überall bin mitnehmen. 
Da nun der Preid — 50 Pfennige — ein überaus niedriger ift, jo ſei 
die Sammlung allen Freunden fröhlichen Geſanges hiermit beftens 
empfohlen. 3. Baur. 


30* 


430 Notizen. 


Perfonalveränderungen im bayerifchen Staatsforftverwaltungsdienfte 
(pro I. Quartal 1886). 


Zu den Ruheſtand verjegt: Der Oberforſtrath bei der Regierungsfinanzlammer 
von Oberbayern Dominikus Rau unter Verleihung des Ritterkreuges des BVerdienft- 
ordens der bayeriſchen Krone und des Ehrenkreuzes des f. bayr. Ludwigsordens. — 
Die Oberförfter Friedr. Karl Hofmann in Ramjen mit dem Titel eines 
k. Forftmeifterd; Wilhelm Lamprecht in Marktiteft mit dem Titel eines k. Forft: 
meifterd; Kriedr. Jacobi in Werneck mit dem Titel eines k. Korjtmeifterd; Franz 
Thoma in Wörnbrunn und Johann Heppel in Koppenwind. 

Verlieben der Titel und Rang der Korftmeiiter den DOberförftern Karl 
Fuchs in Miltenberg, Franz Keller in Stalldorf, Ludwig Schenk in Roding, 
Andreas Anderl in Reogangthal, Karl Kreugbauer in Beilngried, Theodor 
Auer in Burghaufen, Karl Kippi in Altötting, Mattbiad Peg in Perlach, 
Joſef Bauer in Waldaſchaff, Kaſpar Mieg in Neuftadt a./H., Ludwig Bram 
in Peiting, Zaver Wille in Grönenbach, Otto Rednagel in Fphofen, Johann 
Meber in Landau a,/F., Friedrich Aign in Falfenberg, Pauli Stammler in 
Marktheidenfeld, Joſeph Neblih in Lohr, Kranz Härtl in Maut, Franz 
Mayer in Rojenheim, Franz Reinhold in Goldberg, Georg Pöhlmann in 
Burgariesbab, Karl Küfter in Heineröreuth, Wilhelm Schirmer in Göllheim, 
Ludwig Sebald in Miltenberg, Ludwig Wunderer in Schotfenbof, Leopold 
Zehelein in Steinwiejen, Auguft Bebringer in Burgberg, Kranz Rothamer 
in Schönefeld, Georg Kurz in Oberihwarzad, Guſtav Schäfer in Waflerlog, 
Heinrich Höchtlen in Simbach, Johann von Höpßendorff in Bodenmwöhr, 
Theodor Carl in Pappenbeim, Philipp Linner in Büdhold, Karl Martin 
in Biiesfaftel, Andread Bayer im Zellingen, Kafpar Engftler in Fiſchen, 
Rudolf Kümmel in Partenftein, Jakob Miejel in Zeifendorf, Chrifttan 
Schüchner in Leidersdorf, Guſtav Treubeit in Herrnbäütte, Karl Grieß— 
mayer im Benebiftbeuren, Karl Zaun in Kandel, Franz Ernft in Waidadı, 
Georg Seuffertb in Peulendorf, Aquilin Manter in Walderbab, Johann 
Wengner in Mainburg, Karl Merk in Waltfiihbah, Ferdinand Zuber in 
Steben, Alerander Kopp in Mittenwald, Ludwig NRennebaum in Kichtelberg, 
Karl Bauer in Schrobenhaufen, Nikolaus Sauer in Schweigen, Eduard 
Müller in Limmersdorf, Theodor Meyer in Pirmajend, Gabriel Detel im 
Aibling, Bernhard Frh. von Großſchedel in Anzing und Eugen Hopf in 
Sulzſchneid. 

Befördert: Zu Oberforſträthen die Forſträthe Ludwig Frhr. von Raes— 
feldt von der Regierungsfinanztammer von Oberbayern zur Regierungsſinanzkammer 
von Niederbayern in Landshut und Albrecht Ritter bei der Regierungsfinanzfammer 
der Pfalz in Speyer. Zu Korftmeiftern die Titulaturforftmeifter Theodor 
von Hößendorff in Schlierien, Wilhelm Schirmer von Göllheim nah Nen- 
ftadt a./H. Süd, Ludwig Schent in Roding, Mattbias Peg in Perlah und 
Georg Seuffertb in Penlendorf. Die Dberförfter Hubert Fürther in 
Lohr Wei, Joſef Rupp in Zeil, Franz Eder in Waldiaffen Johann Maſcher 
in Echenbruun, Heinrih Sand in Ansbach, Karl Zuber in Nordhalben, 
Ulrich Schultes in Prebatb, Karl Stehen in Wattenheim, Philipp Kraus 
in Kaijerdlautern Weit, Emil Senft in Golmberg, Johann Schlereth in 
Großmannsdorf, Mar Steger in Illertiſſen, Wilhelm Klinger in Arzberg, 


Notizen. 431 


Wilhelm Stapf in Grünau, Joſef Obermüller in Zraunftein, Theodor 
Goldmayer in Mainfondheim, Eugen Winkelbauer in Ebrad, Martin 
Luther in Kirhheimbolanden, Karl Albrecht in Sohannidfreuz, Ernft Nenning 
in Schongau, Arnold Martin in Lautereden, Eduard Widder in Seedhaupt, 
Sofef Röttger in Hammelburg, Heinrih Kellein in Engelthal, Oswald 
Mantel in Großofitbeim, Johann Ridhter in Emtmannsberg, Adalbert von 
Fiſcher im Starnberg, Hermann Föttinger in Behringerädorf, Zobann 
Ditthorn in Breitengüßbach, Ernft Mad in Trieddorf, Otto Kauſchinger in 
Neuftadt a./S., Friedrich Mofer in Goldfronah, Albrebt Schützinger in 
Münchsmünſter, Karl Stumpf in Aihaffenburg Süd, Philipp Hofmann in 
Reihmannsbaufen, Karl Hofberr in Neuftadt a./H., Zofef Sator in Bamberg 
OR, Wolfgang Fuchs in Martinlamig, Adolf Falke in Pyrbaum, Guftav 
Serint in Annweiler, Leonhard Pollert in Vorbach, Karl Mannert in 
Gemünden, Emil Göß in Treudtlingen Anton Bogel in Elmſtein Süd, 
Sohann Baur in Bittenbrunn, Wilhelm Donle in Schwabach, Karl Allioli 
in Cham, Martin Wagenbäujer in Korftenried, Georg Stillfraut in Burg: 
lengenfeld, Karl Striegel in Freifing und Gottfried Felſer in Mähring. 
Zu Forſtamtsaſſeſſoren die Forftamtsaffiftenten Georg Heindl von 
Augsburg nad Schwaighaufen (Korftamts Pielenbofen) und Wilbelm Dertel von 
Münden nad Göllheim (Korftamts Namfen). 

Beriept in aleiher Dienfteseigenfhaft: die Oberforfträthe Ludwig Heiß 
von Landshut nach München und Kranz Kleeſpies von Speyer nad Würzburg, 
Der Regierun göforftafjeiior Gottfried Haag von Bayreuth nad Münden. 
Die Titnlatur-Forftmeifter Franz Mieg von Neuftadt a./H. nad Sondern- 
heim und Aquilin Mauter von Walderbach nad; Münnerftadt. Die Oberförfter 
Johann Wallenrenter von Balepp an das Korftamt Schwarzad und Philipp 

-Höpfner von Dahn an das Forſtamt Ramfen. 

Geftorben: der Oberforftratb Joſef Bür in Würzburg, der Forſtrath Adolf 
Strebel in Regendburg, die Forſtmeiſter Ulrich Krodel in Kronady und Joſef 
Sator in Bamberg:Oft. Die Oberföriter Kranz Krapf in Münnerftadt und 
Johann Rauber in Bordorf. Der Korftamtsaififtent Albin Angerer in 

. Neumarkt. 


Drei neue buchhändlerifche forftliche Unternehmungen. 


Daß es in gegenwärtiger papierener Zeit auch auf dem forftlihen Büchermarkt 
ziemlich lebhaft zugeht, das bemeifen die drei großen neuen Unternehmungen der 
Herren Berlagsbuhhändler Laupp in Tübingen, Parey in Berlin und Perles in 
Wien. 

Bekanntlich erſchien vor wenigen Jahren bei Laupp im Tübingen ein Hand» 
bucd der politijden Defonomie, in Verbindung mit vielen Fachmännern berans- 
gegeben von Profefior Dr. &. Schönberg. Die gute Aufnahme, melde diefes treff- 
liche bereits in 2. Auflage erſchienene Werk fand, war offenbar die Veranlaffung, ein 
ähnliches Handbuh auch für Korftwiffenihaft herauszugeben. Profeffor Lorey in 
Tübingen bat die Redaktion dieſes Sammelwerfd unternommen und eine Reihe tüd: 
tiger Fachmänner find als Mitarbeiter für daffeibe gewonnen. Das Wert fol in 
gedrängter Kürze eine Neberfiht über das Geſammtgebiet des Korft:, Jagd: und 
Fiſcherei-Weſens mit entſprechender Riteraturnachweilung liefern. Es ericheint im ca. 


432 Notizen. 


25 Lieferungen & 1 ,#, ift aljo nicht zu umfangreich und kann deßhalb andy nicht die 
Abfiht haben, die bereitd vorhandenen Lehr- und Handbüder, weldye die einzelnen 
forftlichen Disciplinen erſchöpfend behandeln, zu verdrängen. 

Das Parey' ſche Unternehmen befteht in der Heraudgabe eines illuftrirten Forft- 
und Sagbleritond, es foll nur 20 Lieferungen & 1.4 enthalten und in einem Bande 
(Groß Reriton-Dftan) etwa 1000 Seiten reip. 2000 Spalten umfafjfen. Die Redaktion 
bat der Direktor Fürft an der Kgl. Forftlehranftalt in Aſchaffenburg übernommen, 
eine Reihe hervorragender Fahmänner find ald Mitarbeiter für das Unternehmen 
gewonnen. Das Lerikon wird alſo Handlidy werden, und foll ſich dadurd aus. 
zeichnen, daß ed zwar dad ganze Gebiet der Ferſtwirthſchaft und Jagd umfaßt, 
dabei aber bei aller Kürze doch vollftändig und fo billig ift, daß ed auch dem Forſt⸗ 
beamten leichter zugänglich wird. 

Dad Lexikon wird aljo in alphabetifcher Anordnung taufende einzelne Artikel 
enthalten und in klarer bündiger Weile fofortige Antwort auf alle Fragen geben, 
welche fi) dem Forftmann täglih am Arbeitstiiche und im Walde aufwerfen. 

Dad Perles'ſche Unternehmen in Wien befteht in der Herausgabe einer „All: 
gemeinen Encyllopädie der gefammten Forft: und Zagdwiffenichaften“, ebenfalld in 
Rerifonformat. Es wird unter Mitwirkung einer großen Anzahl tüchtiger Fachleute 
von Raoul Ritter von Dombrowsfi herausgegeben, ſoll in 60 Kieferungen 
a 1,K# und ca. 150 Drudbogen, d. 5. 2400 Seiten ftarf erfcheinen, und deßhalb 
mindeftend 3 mal jo theuer ald das Fürſt'ſche Lexikon werden, welder Umftand 
voraudfichtlidy einer größeren Verbreitung ded Dombroweéki'ſchen Werkes bindernd 
entgegenftehen wird. 

Raoul Ritter von Dombrowöki ift, jo weit wir unterrichtet find, Fein 
Forftmann, fondern Zäger, und diefem Umftand mag die immerhin auffallende That: 
fache zuguichreiben jein, dab in dem neuen „monumentalen* Werke, welches in 
„großem Style” aufgerichtet werden joll, die Jagd allein ein ganzes Drittel, d. 6. 
ca. 50 Drudbogen umfaſſen fol! 

Die vorftehenden kurzen Mittheilungen follen natürlich feine Kritik der drei in 
Vorbereitung begriffenen neuen forftlichen literariichen Sammelwerke enthalten; eine 
foldhe läßt fi in gerechter Weile erft dann liefern, nachdem diefelben ganz erjdhienen 
fein werden. Aber gerade deßhalb dürfte fidh, den verjchiedenen Reklamen gegemüber, 
für Die geehrten Leſer dieſer Blätter zuvor eine abmwartende Stellung empfehlen. 
Liegen die drei Werke, welche fih doch im gewiſſem Sinne Konkurrenz bereiten 
werden, erft einmal fertig im Drude vor, dann wird eine Enticheidung darüber viel 
leichter zu treffen fein, welches derjelben bei entipredyendem Preiſe den Bedürfniffen 
ded Publikums am meiften entſpricht. 


Anzeigen, 


1. Die VBerfammlung bayrifcher Forftwirthe findet am 26., 27. und 28. Juli 1886 
in Kelheim ftatt. Nähere Auskunft ertheilt der k. bayriiche Korftmeifter 
Reinhold in Kelheim. 

2. Die XV. VBerfammlung deutjcher Forftmänner findet am 5. bis 9. Sept. 1886 
in Darmftadt ftatt. Das Programm folgt im nächſten Heft. 

3. Druckfehler im Jahrgang 1886: Seite 17 Zeile 3 leſe Laubhölzer. — 
Seite 300 Zeile 19 von oben leje 1 bis 2jähriger ftatt 8 bis Ajähriger. 


I. Original- Artikel. 


Bei welcher Umtriebszeit erreichen die Holzbeftands- reip. 
Wald-Erwartungswerthe ihr Marimum, 
Bom Gr, Oberforftdireftor i. P. Bofe zu Darmftadt. 


Profeffor Dr. Guſtav Heyer hat auf Seite 56 der 3. Auflage 

feiner Waldwerthrechnung folgenden Sat aufgeftellt: 

a) Die unter Zugrundlegung des Marimumd ded Boden- 
Erwartungswerthes und der demjelben entjprehenden 
Umtriebözeit beredhneten Beltandd-Erwartungswerthe 
find größer als diejenigen, welde ſich für andere Um— 
triebözeiten und die denjelben entſprechenden Boden- 
Erwartungswerthe ergeben.” 

Diefer Lehrjat muß, wenn er richtig ift, aud für die Wald-Er- 

wartungswerthe gelten, wie Heyer auf Seite 82 mit Recht bemerft hat. 

Der Lehrſatz ift jedoch nur in fehr beichränftem Maße richtig, in der 

gegebenen allgemeinen Faſſung jedoch unrichtig, wie ich im Nachitehenden 
nachweiſen werde. Zum befjeren Verſtändniß meiner Ausführungen füge 
ich folgende Ertragätafel für 1 ha Kiefernwald an, deren Anjähe ich den 
Zafeln A, B und D der Heyer’jchen Schrift, Seite 245, 246 und 248 
entnommen habe, mit Ausnahme der in Spalte e eingetragenen Wald— 
erwartungswerthe, welche durdy Kapitalifirung der jährlichen Wald-Rein- 
erträge mit 3 p&t. berechnet worden find. 
(Tabelle fiehe ©. 434.) 


Heyer giebt nadyitehenden allgemeinen Beweid für den Eingangd er: 
wähnten Lehrjah. 
„&8 jei 
u, die Umtriebözeit des größten Boden-Erwartungdwerthes 
u, irgend eine andere Umtriebözeit, weldye größer oder Fleiner als u,. 
u,B der Bodenerwartungswerth der Umtriebözeit u, 
jo ift der Vorausfeßung gemäß u,B > u,B. 

Forſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 31 


* 
* 


Boſe 


434 








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Caoavqunge Ppurg) 
goauaalaıyz vij J and phojsſvaja 


Umtriebözeit bei Holzbeftands rejp. Wald-Erwartungswerthen. 435 


Nun ift der Beſtandskoftenwerth 
mit Zugrumdlegung von u,B 
u,BHım = (u,B+V) (1,0p® -1) +c.1,0pm — (Dal,0p"-+....) 
mit Zugrundlegung von u,B 
usBH;m = (u,B+ V) (1,0p"— 1) +c.1,0p® — (Dal,0pm-@+....) 


Da diefe beiden Ausdrüde fi nur durch den Bodenwerth unters 
jcheiden, u,B aber größer, als u,B, fo folgt hieraus 

u,BH;m — u,BHrkn." 

Dat der Holzbeitandsfoftenwerth unter allen Umftänden bei dem 
größten Bodenwertbe, auch am größten fein müffe, ift vollflommen richtig. 

G. Hever fährt nun meiter fort: 

„Run ift aber (fiehe Seite 67) der Beſtands-Koſtenwerth dem Be— 
ftands-Erwartungdwerthe dann gleich, wenn beide unter Zugrundlegung des 
Boden-Erwartungswerthes berechnet werden. Alſo 

u,BH;m = u,B"Hen; 
ugBHym = u,B":He„.“ 

Auch diejes ift vichtig. 

Dagegen ift die Schlußfolgerung Heyers: 

„Hiernady ift auch 

u,B": Hem > u,B":Hen, 
mad zu beweifen war, nur für die Holzalteröftufen richtig, welche in den 
beiden Umtriebözeiten u, und u,, mit einander übereinftimmen, d. h. 
welche gleichalterig find. 

Nah der obigen Crtragdtafel tritt bei 3 pCt. das Marimum des 
Bodenerwartungswerthed bei der Umtriebözeit von 70 Jahren, und das 
Marimum ded jährlichen Waldreinertrageö bei einer Umtriebszeit von 90 
Sahren ein. Cine Bergleihung der beiderfeitigen Holzbeftandd- oder 
MWalderwartungswerthe der einzelnen Alteröftufen kann mithin nur für die 
Alteröftufen von 1—70 ftattfinden. 

Die für diefe Altersitufen (1— 70) unter Zugrundlegung des Boden- 
erwartungäwerthed der Umtriebözeit = 70 berechneten Holzbeitandd- oder 
MWalderwartungswerthe find allerdings größer ald diejenigen der gleich- 
alterigen Alteröitufen der für die Umtriebözeit = 90 mit dem derſelben 
entjpredyenden Bodenerwartungswerthe berechneten. In der leßteren fommen 
jedody noch weiter die Erwartungswerthe der Alteröftufen von 71 bis 90 
vor, welche mit den Erwartungswerthen gleichalteriger Beitände des 70- 
jährigen Umtriebes nicht verglichen werden fünnen, weil ſolche dajelbft 
fehlen. 

31* 


436 Boſe: 


Berechnet man mit dem größeren Boden-Erwartungswerthe des 70- 
jährigen Umtriebed auch die Koſtenwerthe der Beftände von 71 bis 90 
Jahren, fo find diejelben jelbitverftändlich auch größer, ald die für dieſe 
Alteröftufen mit dem fleineren Bodenerwartungswerthe des MV jährigen 
Umtriebeö berechneten, welche Betrachtung dem Herrn Heyer bei Ent: 
werfung ſeines Beweiſes jcheint vorgejchwebt zu haben. Er bat hierbei 
jedoch überjehen, dab alsdann die Koftenwerthe der betr. Beftände über 
70 Sahre nicht mehr mit deren Erwartungswerthen übereinftimmen; denn 
die conditio sine qua non der Mebereinftimmung beider Werthe befteht 
darin, daß der Berechnung ded Koftenwerthed der einzelnen Beſtände der 
Bodenerwartungswerth der betr. Umtriebäzeit zu Grund gelegt wird. 

Eine gegenfeitige Vergleihung der Erwartungswerthe der einzelnen 
Holzalteröftufen bei verjchiedenen Umtriebözeiten kann nur in beichränftem 
Make ftattfinden, foweit in beiden Umtriebszeiten gleichalterige Beftände 
vorhanden find. 

Mil man den Einfluß verfchiedener Umtriebözeiten auf die Größe 
der Erwartungswerthe mit einander vergleichen, jo kann Diejes nur das 
durch geichehen, dab man die Erwartungswerthe für zwei gleicy große im 
Normalzuftande befindliche Betrieböflaffen von verichiedenen Umtriebäzeiten 
unter Zugrundlegung einer und derjelben Ertragätafel berechnet, oder mit 
anderen Worten, dat man die Summe der Erwartungswerthe der einzel— 
nen Iahresichläge für jede Betrieböflaffe ermittelt und beide Summen 
gegen einander jtellt. Die gejammte Größe des Walderwartungswerthes 
(Sunme ded Boden- und Holzbeitande-Erwartungswerthes) einer normalen 
Betrieböflaffe d. b. die Summe der Walderwartungswerthe der u-Tahres- 
ihläge — hängt nidyt von der Größe des Bodenerwartungsmwerthed der 
gewählten Umtriebäzeit, fondern von der Größe der jührlichen nachhaltigen 
Rente d. h. von der Größe ded Durdyjchnittdertraged ab, und wird deshalb 
auch bei der Umtriebäzeit, bei welcher diejer letztere am größten ift, feinen 
höchften Stand erreichen. 

Der Holzbeſtands-Erwartungswerth kann jedoch, wie aus obiger 
Tabelle erfichtlich ift, noch über die Umtriebözeit des höchſten Durchjchnitts- 
ertrageö hinausſteigen. 

Für den jährigen Umtrieb betragen pro — abgerundet 

der Walderwartungswerth. . . = 1594 M 

der Erwartungs-Bodenwerth . — 268 „ 

Unterjchied-Holzbeitands- Emwartungdwerth —= 1326 # 
Für den 100:jährigen Umtrieb 

der Walderwartungöwertb. . . . = 1546 # 

der Bodenerwartungswerth . . — 203 „ 

Unterfchied 1343 # 


l 


Umtriebszeit bei Holzbeſtands- rejp. Wald-Erwartungswerthen. 437 


Bon der 90: bis zur 100jährigen Umtriebszeit hat der Wald-Er- 
wartungsöwertb um 1594— 1546 = 48 M abgenommen, der Holz- 
beitandd- Ermwartungöwertb dagegen um 1343 —1326 = 17 MA zuge 
nommen. 

Es tritt diejes dann ein, wenn bei Erhöhung der Umtriebözeit der 
durchſchnittliche Waldreinertrag in geringerem Maße, ald der Erwartungd- 
bodenwertb abnimmt. 

Setzt man den jährlichen Waldreinertrag einer normalen Betriebö- 
klaſſe = R, fo ift es eine in der Waldmwerthrechnung von allen Schrifte 
ftellern anerfannte mathematiſche Wahrheit, dab ſowohl der Wald-Renti- 
rungs⸗ ald auch der Walderwartungdwerth der ganzen Betrieböflafje = 
50% Das Marimum dieſes Werthes, bei weldyem, wenn p als feft 
ftehend angenommen wird, nur R variabel ift, wird mithin bei ber. 
jenigen Umtriebözeit eintreten, bei weldyer R jein Marimum erreicht. Es 
it deshalb rein unbegreiflich, wie dieſe jo auf der Hand liegende mathe- 
matiſche Wahrheit in Abrede geftellt werden kann. 

Den mathematiichen Beweis, daß die Summe der Walderwartungd- 
werthe der einzelnen Iahresichläge einer normalen Betrieböklaffe dem Wald- 
rentirungswertbhe 005 der ganzen Klaffe gleich fein müſſe, jowie daß 
die nach den ftrengiten Regeln der Zinſeszinsrechnung theoretijch be— 
rechneten, aljo nur auf dem Papiere ftehenden Iahreörenten der einzelnen 
Schläge in ihrer Summe dem jährlidy effektiv eingehenden Waldertrage 
der ganzen Klaffe= R entiprechen, glaube ich zuerft in meinen „Beiträgen 
zur Waldwerthberehnung” in die Wiffenichaft eingeführt zu haben. Mir 
it ed wenigftend nicht befannt, dab dieſer Beweis vor dem Erſcheinen 
meiner Beiträge zur Waldwerthberechnung ſchon erbradyt worden wäre. 
Sollte den mit der älteren forftlichen Litteratur beffer vertrauten Fach— 
genofjen ein älterer Beweis dieſes Lehrſatzes befannt jein, fo bitte ich dieſes 
in dieſer Zeitſchrift zu veröffentlichen. 

Zum Schluſſe will ich das Vorgetragene noch durch Zahlen erläutern. 

Nach der oben erwähnten Ertragstafel auf Seite 248 der Waldwerth— 
rehnung von ©. Heyer find Einnahmen und Ausgaben, welde 1 ha 
Kiefernwald von ihrer Begründung an bis zum Abtriebe im 90. Sabre 
liefert: 

Summe der Durdforftungen . . . 523,2 M 
Hauptbeitand im 90. Sabre . . . 41280 „ 
Summe der Einnahmen 4651,2 M 


438 Bofe: Umtriebözeit bei Holzbeftands- reip. Wald-Erwartungswerthen. 


Die Ausgaben betragen 
Kulturfoften im Anfange des Umtriebed 24,00 # 
Verwaltungskoſten pro Jahr 3,6 M, 
alfo für 90 Sabre . . » . . . 324,00 „ 
Summe der Ausgaben 348,00 M 
Es bleiben mithin rein übrig = 4303,2 M. 
Der in den 90 Jahren erzielte arithmetiiche Durdyfchnittdertrag be= 
trägt mithin pro Jahr 





und ftimmt genau mit dem von Heyer berechneten jährlichen Waldrein- 
ertrag pro Heftar bei einer Betrieböflafje von 90 ha überein. 

Bei einer normalen Betrieböflaffe von 1000 ha betragen nad) obiger 
Ertragstafel in Mark auögedrüdt: 














” ” er 5 

=) an rn — 

_ ir’ * = u 

Bezeichnung >|8 5 ® s®, 

der © 35 ẽ ei 35 

E| 8: F ẽ 13: 

Umtriebözeiten E = * 5 —— ec 

5* 38 58 u 

Zahl 9* gr or 5? 

für das Maximum des jähr: 

lichen Waldreinertrages . 1325 823 






für dad Marimum des Boden» 
Erwartungswertbed. . . 


Unterſchied . | | 5 642 188 066 | — 94 616 282 682 


Obgleich der Bodenerwartungswerth der 1000 ha bei der Umtriebö- 
zeit = 70, denjenigen bei der Umtriebözeit = 90 um 94 616 A übertrifft, 
jo find doch bei leßterer, der Umtriebözeit ded größten Waldreinertrages, 

der Walderwartungswerth; der ganzen Klaffe um 188.066 «# 

und der Holzbeitandserwartungswertl) um . . 282682 „ 
größer, ald bei u=70, der Umtriebäzeit ded größten Bodenerwartungd- 
wertheß. 

&8 betragen nad) obiger Tabelle pro Hektar 
bei u=40, der jährliche Waldreinertrag 18,8 M; der Erwartungd-Bodenwerth 174,4.M 

„u=0, . . . 22, u . 8625 „ 

Vergleiht man hiernach die Wald» und Holzbeſtands-Erwartungs— 
werthe zweier normalen Betrieböflaffen von gleicher Größe mit einander, 
von welchen die eine mit u=40 und die andere mit u=70 bewirth⸗ 


Nörblinger: Ueber dad Gejeß der Stammbildung. 439 


ichaftet wird, jo fällt diefe Vergleichung zu Gunften der Umtriebözeit von 
70 Jahren aus. Aber nicht deshalb, weil dieſe Umtriebäzeit zugleich auch 
die Umtriebözeit ded größten Bodenerwartungdwerthes ift, jondern weil 
deren jährliher Waldreinertrag größer als bei erfterer ift. 


Ueber das Gefet der Stammbildung. 


Bon Dr. Theodor Nördlinger, a.o. Profeffor der Forftwifjenichaft an der Univerfität 
Tübingen. 

In einem „den Lichtungszuwachs inäbelondere der Buche“ behandeln- 
den Aufjaße, der im 2. Hefte ded laufenden Jahrganges der „Forſtlichen 
Blätter” erſchienen ift, hat Herr Korftaffellor A. König dad Rejultat 
von Zumachdunterfuchungen veröffentlicht, melde er an 5 Klaffenmittel- 
fämmen eined in den Sahren 1868/70 auf Berjüngung angehauenen, 
nunmehr durchichnittlich 123 jährigen Buchenbeftanded des Diftriftö 98 der 
Dberförfterei Kattenbühl angeftellt bat. 

Bei Darftellung des Einfluffes der Lichtftellung auf die Form der 
Bude an der Hand der durch Analyfe der genannten Mittelftämme ges 
wonnenen Zahlenangaben über Stärfenzunahme (Ring breite) und Fläche— 
zu wachs in verjchiedenen Höhen des Stammes gelangte Herr König in 
Bezug auf lettered Moment, das allein uns endgiltigen Aufſchluß über die 
Regeln der Wuchsform zu geben vermag, zu nadhitehender Schlußfolgerung 
(a. a. O. S. 44): 

„Bezüglich der Ringfläche ergiebt ſich für den Dunkelſtand eine 
ſtetige, aber ſehr langſame und erſt im Bereiche der Krone ſchnellere Ab= 
nahme nach oben hin.“ 

Er fügt bei, dab diefed von ihm gefundene Refultat nicht in vollem 
Einflange mit dem Ergebnifje ftehe, zu dem ich in meiner Abhandlung: 
„Zuwachs und Zumachöprozent” 1) nad) Unterfuchungen an ungefähr 50 
Buchen gelangt war. Es ſei mir geftattet, den Satz, den ich aufftellen 
zu dürfen geglaubt habe, bier zu wiederholen: 

„Der Flächezuwachs bei im gefchloffenen Beſtand (König’s 
Dunkelftand) ermwahjenen Bäumen ift nicht, wie Preßler meint?), 
in allen Punkten des Schafts — aftfreien Stammes — überall „nahe der: 
jelbe.* Er jinft vielmehr im unteren Schafte bis zu deſſen Mitte 


1) Vergl. Allg. Forſt- und Zagdzeitung 1884, Auguftbeit, ©. 265 ff. 
2) Vergl. Das Geſetz der Stammbildung u. ſ. w. Leipzig 1865, ©. 20, 


440 Nördlinger: 


mehr oder weniger ftarf, und zwar nicht blos bei den herrſchenden 
Baumklaffen älterer Beftände, jondern jchon bei Stangenhölzen. Ober— 
halb der Mitte, im ungefähren Sammelpunfte der Thätigfeit der Aefte, 
fommt eine bejondere Anjhwellung des aufgelagerten Holzman- 
tel3 nicht nur bei Tanne, Fichte und Buche überhaupt vor, fondern die— 
fer Vorgang bildet bei leßtgenannter Holzart die Regel, doch nur bei 
Bäumen, welche auf bejferem Standort erwachſen und nicht jünger ald 40 
Jahre alt find“ 1). 

Das oft zitirte Preßler'ſche Spezialgefeß der Stammbildung, bei 
deffen Prüfung auf feine Nichtigkeit und praftifche Anwendbarkeit ich zu 
obiger. Schlußfolgerung gelangt bin, lautet wörtlich: 

„Der Stärkenfläche- (auch Maſſen- oder Bolumen-) zuwachs ift nahezu 
proportional dem oberhalb befindlichen Blattvermögen, ſonach in allen 
Punkten des „Schaftes“ überall nahe derjelbe, dagegen im „Zopfe" d. h. 
dem beafteten Stammtbeile nad oben abnehmend im Berhältniffe des 
oberhalb befindlichen Blattvermögend.“ 

Dieſer Sa muß allerdings für von jeher frei oder im lichten Be— 
ftand erwachſene Bäume mit tief herabgehender Beaftung ald wahr an—⸗ 
genommen werden?). Bei ſolchen ftellt der ganze Baum eine Baumfrone 
ohne Schaft dar und die aufgelagerte Holzmafje wächſt naturgemäß von 
oben nad unten am Stamme mit dem Hinzutritt eined jeden Aſtes. 

Anderd aber bei im Schluß aufgewadjenen Bäumen, welche 
feine tief herabgehende Beaſtung, jondern hoben altfreien Echaft befiben. 
Hier fol nad) dem zweiten Saße des erwähnten, von Preßler aufgeftellten 
Geſetzes der Flächezuwachs in allen Bunften ded Schafts überall nahe der- 
jelbe fein, weil unterhalb der Krone zu dem von den Blättern gelieferten 
Bildungsjafte nichts mehr hinzutritt?). 

Diefer Anficht gegenüber fonnte ich nachweiſen, daß man an Bäumen, 
die Beitänden vierter und fünfter Bonität, alfo den jchlechteften Stand- 
orten, angehören und an welchen der Zuwachs an fidh genommen  jelbit« 
verftändlich erheblich geringer ift ald auf befferem Boden, den Zuwachs in 
allen Punkten des Scyaftes zur Noth als „nahe denjelben“ bezeichnen 
könne. Für alle übrigen, im Beſtandesſchluß erwachjenen berrichenden, nur 





1) Bergl. a.a.D. ©. 2380. 

2) Bergl. R. Hartig, Ueber das Didenwahsthum der Waldbäume in Dandel: 
mann’d Zeitihrift für Forſt- und Jagdweſen, III. Bd., 1. Heft, ©. 70. Bergl. 
9. Nördlinger, Der Holzring ald Grundlage des Baumförperd. Stuttgart 1871, 
S. 89. 

8) ANg. Forft- und Zagdzeitung 1884, Auguftheft, S. 269. 


Ueber das Gejeß der Stammbildung. 441 


jeitlih in ihrer Kronenentwidelung durch die Nachbarn behinderten Stämme 
gilt jenes Geſetz in Wirklichkeit nicht, injofern die auf mittleren und beſſe— 
ren Standorten erwachjenen Buchen eine fonitante Abnahme des Zuwachſes 
von unten nach oben mindeftend bis zur Höhe der Baumesmitte erfennen 
lafien!). 

Da die MWuchdeigenthümlichkeiten bei vollkommenem Beltandesichluffe, 
wie von Herrn König mit vollem Redyte hervorgehoben wird, als wejent- 
lih zum Berftändniffe der von etwaiger Lichtitellung veranlaßten Form— 
veränderung zu betrachten find, dürfte ed nicht ungerechtfertigt erjcheinen, 
genauer nachzuſehen, inwieweit denn unſere beiderjeitigen Reſultate von 
einander abweichen. Zu dieſem Zwede habe ich die von König für die 
5 Kattenbühler Buchenftimme in verſchiedenen Höhen der Bäume ges 
mwonnenen, auf die (= 1 gelebte) Zuwachsfläche in Bruſthöhe bezogenen 
Verhältnißzahlen der Zonenfläden für das letzte Sahrzehnt de Dun» 
felitandes, 1861/70 (Mr. 1 der unten folgenden Ueberſicht), jowie die 
erite und zweite Periode des Lichtſtandes, 1871/80 bezw. 1881/85 
(Nr. 9 dafelbit), mit meinen Unterfuchungsergebnilfen verglichen. Letztere 
gaben den abjoluten Flächezuwachs in Duadratcentimeter für 1/,gr °/ıe 

.. 15/,, der Scheitelhöhe, aljo 8 Baumetagen (I—VII) an. Das 
Refultat diefer Vergleihung ift in nachitehender Tabelle niedergelegt, zu 
deren Grläuterung folgended bemerft jei. 

Mie König die am tiefiten Punkt — in Bruftböhe — ermittelten 
Zonenflächen = 1 gejeßt hatte, jo mußten, wollte man die joeben ald wüns 
ſchenswerth bezeichnete Vergleichbarfeit unferer Ergebniffe erreichen, auch 
die für meine unterfte, in !/,, der Baumhöhe gelegene (J.) Etage gel— 
tenden Zahlengrößen, weldye ſich, wie gejagt, auf den abjoluten Fläche- 
zuwachs beziehen und an den aus der Ueberficht jelbit erfichtlichen Stellen 
fich verzeichnet finden, durdyweg — 1 angenommen werden. 

Die 47 württembergifchen Buchen (Nr. 2—5) entitammen ſämmtlich 
6—8 Jahre zuvor durchforſteten normalen, aljo vollftändig geichlofjenen 
Beitänden II. bi IV. Bonität der Reviere: Altheim und Königsbronn 
(Forſts Heidenheim), Dörzbah (8. Mergentheim), Geislingen (#8. 
Kirchheim) und Hohengehren (F. Schorndorf). 

In Bezug auf die Namen diefer Beitände, in denen ftändige Ver— 
ſuchsflächen angelegt find, jowie deren geognoſtiſche und Meeres— 
böhen-Verhältnifje verweile ich auf meine zitirte frühere Arbeit (vgl. 
a. a. O. ©. 267). 

Die vier 9jährigen Fichten (Nr. 7) find der Abtheilung Stein— 


1) Bergl. a. a.O. ©. 272, 


442 Nörblinger: 


haupt des Meviered Dankoltsweiler (Forſts Ellwangen) entnommen. 
Letztere ftocft auf dem weißen Stubenfande des Keuperd in einer Meered- 
höhe von 460 m. 

Die drei 100:jährigen Tannen (Nr. 8) ded Reviers Aalen (Korftes 
Heidenheim) rühren von den noch gut geichloffenen Beltänden Brenten- 
bud (460 m über Meer, auf Opalinusthon) und Steine (in 660 m 
auf weihem Jura erwacjen) ber. 

Sowohl unter der Rubrik Schluß» (Nr. 6) ald beim Lichtitande (Nr. 
11) figuriren drei 90—100jährige Buchen des Reviers Dörzbadı. 

Diejelben entitammen einer Abtheilung des Diftriftes Rechen, einem 
im Schlage ftehenden Buchenaltholz auf mittelgründigem Lehmboden des 
Hauptmujcelfalf8 und waren im Winter 1877/78 freigeftellt worden, 
hatten jomit bid zum Dftober 1883, wo fie zur Fällung gelangten, ſechs 
Fahre Lichtſtandes genofjen. Ich babe diefelben aber nicht blos für die 
inzwiſchen veritrichene Periode der Freiftellung, fondern auch für die vor— 
bergegangene Gjührige Wuchöperiode gejchloffenen Standes auf ihre Zus 
wachsflächen unterjudht. 

Die beiden anderen Buchen des Reviers Dörzbach (Nr. 10) find 
zwar derjelben Abtheilung wie die eben aufgeführten Bäume entnommen, 
ftammen aber aus einer Partie, welche nicht erft im Winter 1877/78 an— 
gehauen worden ift, jondern wo fich der Hieb bereits feit dem Jahr 1867 
bewegt. 

Die drei Stämme aus Abtheilung Müllerteich des Reviers Geis— 
lingen (Nr. 12) endlidy ftanden erft feit 4 Jahren frei. 

(Tabelle ſiehe ©. 448.) 

Wie die in nebenftehender Tabelle mitgetheilten Zahlen befunden, er— 
giebt fi) in nahezu vollitändiger UWebereinftimmung mit den für die ein— 
zelnen Pofitionen der 5 Buchen ded Lehrrevierd Kattenbühl (Nr. 1) be» 
rechneten Verhältnißzahlen auch für die in 10 facher Anzahl vertretenen 
(im ganzen 50) württembergijchen Bucdenftämme (Nr. 2—6) für den 
Schluß» oder Dunfelftand eine ftetige, aber jehr langjame und erft im Be- 
reihe der Krone raſcher ſich vollziehende Abnahme des Flächezuwachſes 
oder der Ringflächen von unten nady oben gegen den Gipfel hin. 

Diejed Nefultat fteht, wenigftend was die Buchen IV. und V. Bo- 
nität betrifft, völlig im inflange mit dem von mir j. 3. gefundenen Er— 
gebniffe, wonach im großen Ganzen bei Bäumen Ddiejer Kategorie der 
Flächezuwachs vom Fuße gegen den Gipfel fortwährend abnimmt (a. a. D. 
S. 271 und 272). Dagegen läbt ſich aus obigen Zahlen allerdings nicht 
mebr herauslejen, was ich unter Zugrundelegung von bezüglich der Flächen- 
größen ermittelten abjoluten Ziffern für die Stämme II und III Stand: 


443 


Ueber das Geſetz der Stammbildung. 


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444 Nördlinger: 


ortögüte zu fonftatiren im Stande war, nämlich) auch wieder beftändiges 
Sinfen des Zuwachſes bid zur Baumesmitte, dann aber eine Zunahme 
unterhalb der Krone Nicht als ob lebtere in Wirklichkeit nicht erie 
ftirte! Sie läßt fih vielmehr nur nicht erfennen, weil die in obiger Ueber- 
ficht aufgeführten Zahlen nur auf Eine, nicht auf 2 Dezimalen lauten. 

Führen wir auf leßtere Art die Berechnung durch, jo erhalten wir 
unter Weglaffung der in Höhe VII und VIII erhobenen Daten!), für 
die 30 Buchen (Nr. 2 und 3) im Mittel von unten nad oben am 
Stamm 

1,00 0,92 0,86 0,79 0,82 0,70. 

Es fommt alio bei Buchen, welche auf befjerem Standort erwachſen 
und nicht jünger ald 40 Jahre alt find, eine bejondere Anichwellung des 
aufgelagerten Holzmanteld oberhalb der Mitte, im ungefähren Sammels- 
punfte der Aeſte, in der That vor. Dieje Berdiduung ift aber quantis 
tativ jo unerheblich, daß man fie nur dann entdeden kann, wenn die auf 
die Grundflähe — 1 bezogenen Verhältnißzahlen der Zonenflächen in vers 
ſchiedenen Höhen ded Stammed auf zwei Dezimalen berechnet werden. 
Daß eine jo minimale Anihwellung nicht von praftiicher Bedeutung fein 
fann, will ich gern zugeben. 

Anderd verhält ed fi bei unjeren 3 Tannen (Wr. 8). Der von 
mir jeinerzeit (a.a.D. ©. 270) bei Erläuterung der von diefen Bäumen 
gelieferten Zahlen aufgeitellte Sat gilt Wort für Wort audy bei Einhals 
tung der von König befolgten Darftellungsmweiie. 

Dielelben dofumentiren ein zwar nicht bedeutendes Fallen des Fläche— 
zuwachſes nach oben bis zur Baumesmitte, dann eine den Zuwachs über 
dem Boden d. h. in mehr ald Brufthöhe, wo von Wurzelanlauf feine 
Rede mehr, überjteigende Zunahme unterhalb der Krone, hierauf 
innerhalb der letzteren raſches naturgemähes Sinken dejjelben. 

Deutlicher tritt uns allerdings audy bier das beitändige Sinfen des 
Zuwachſes bis zur Stammesmitte vor Augen, wenn wir wieder die auf 
zwei Dezimalen berechneten Zahlen und vergegenwärtigen: 

1,00 0,96 0,94 0,89 1,04 1,09 0,95 0,18 

Dagegen trifft die 4 Richten (Mr. 7) daſſelbe Scidjal wie bie 
Buchen II. und III. Bonität. Die jeinerzeit (a. a. D.) nachgewieſene, 

1) Die Zumadhsgrößen in den beiden oberften Sektionen folgen beinahe durchweg 
der allgemeinen Regel raſchen Abnehmens innerhalb der Baumfrone und find nament- 
lich in der letzten Sektion bei jüngeren und ſchwächeren Stammindividuen überhaupt 
oft kaum meßbar. Die Etage VIII weiſt bei Nr. 10 und 11 audy wieder wegen ber 
Abrundung der Ziffern auf ganze Zehntel einen Zuwachs von Null auf. Lepterer bes 
lief fih in Wirklichkeit auf Das 0,O1facdye für die I. und IL. Periode bei Nr. 10, auf 
das 0,02fadye der Grundflädyenzone bei Nr. 11. 


Ueber dad Gefeß der Stammbildung. 445 


den Zuwachs über dem Boden allerdings nicht erreichende Zunahme unter- 
halb der Baumfrone tritt wiederum nur bei Berechnung der mitgetheilten 
Zahlen auf zwei Dezimalen in die Erjcheinung: 

1,00 0,80 0,76 0,72 0,74 0,74 0,66 0,17 

Anders verhalten fich die von König früher unterjuchten?!) 7Ojährigen 
Mittelftämme eined gleihmäßigen, angehend haubaren, in überaus engem 
Schluſſe ftehenden Fichtenbeftandes der Oberförfterei Gahrenberg. An 
denjelben betrug die Ringfläche in 10 m über der Erde gegenüber der: 
jenigen in Im vom Boden für die legtverfloffenen 5 Jahre das 1,3 fache, 
für die vorlegten 5 Jahre das 1,1fache, im Mittel jomit das 1,2fache, 
der unteren Flächengröße. Die Zunahme verjchwindet alfo bier nicht mie 
bei unjeren Fichten, jondern bleibt wie bei unjeren Tannen auch dann noch 
deutlich wahrnehmbar, wenn man die Zonenflädhe der oberen Baumpartien 
in Bruchtheilen ded Grundflächezuwachſes ausdrüdt oder m. a. W. das in 
Rede ftehende König'ſche Verfahren der Darftellung der Zuwachsanlage— 
rung am Stamme zur Anwendung bringt. 

Hinfichtlich des Einfluffes plöglicher Lichtftellung auf die Form 
der Buche beftätigen, die in obiger Ueberficht aus Württemberg mitgetheil- 
ten Zahlen vollfommen König's Wahrmehmungen: etwas bejchleunigte 
ftetige Abnahme des Flächezumadhied vom Fuße gegen den Gipfel für die 
eriten 10 Jahre des Lichtitandes (I. Periode bei Nr. 9 und 10) und eine 
noch ſchnellere Abnahme der Ringflächen nady oben hin für die lebten 
5 Jahre (II. Periode), aljo mit zunehmender Dauer des Lichtitands, aber 
ohne Hinzutreten einer weiteren Lichtung. 

Somit fann dad Preßler'ſche Gele des annähernd Sichgleichbleibens 
des Flächezumachled am Schafte hinauf auch für aus bisherigem Schluſſe 
plößlih freigeitellte Bäume nicht gelten. Der Habitud der legteren 
iſt übrigend weſentlich verichieden von demjenigen von jeher frei erwachjener 
Stämme, injofern jene, weil vorher im Beſtandesſchluſſe geitanden, hoch— 
angejegte Krone, jomit hohen Schaft, altfreien Stamm und feine tief 
bherabgehende Beaftung aufweiſen. Trotzdem zeigen fie diejelbe Erjheinung 
bei der Zumachöanlagerung wie dieje, nämlich Verlegung des Schwer— 
punfted der Holzmafjenerzeugung an den Zub. Diele außerordentliche Ver: 
ftärfung des unteren Schaftes, welche den infolge bisherigen Schlußitandes 
ſchlank erwachſenen Stämmen durd Freiltellung zu Theil wird, muß als 
weile Natureinrichtung angejehen werden, da die Bäume andernfalld leicht 
Gefahr laufen würden durdy Sturm gebrochen zu werden (vergl. a. a. O. 
©. 273). 


1) Forſtl. Blätter 1882, Dezemberbeft, ©. 360. 


446 Nördlinger: Ueber das Geſetz der Stammbildung. 


Die ftarfe Berdidung des Fußes d. h. einer Stammregion, die 
1,30 m und höher über dem Boden liegt, und die im Zujammenhange 
damit ftehende rafchere Abnahme der Ringflähen gegen die 
Krone hin werden bejonderd augenjcheinlid, wenn man jämmtlidhe Zah— 
len des Freiltanded denjenigen des Schlußſtandes gegenüberftellt. Die 55 
im Beltandesihluß ermachjenen Buchen (Nr. 1—6) weilen im Mittel fol- 
gende BVerhältnißzahlen auf: 


100 090 08 0,80 070 060 035 0,10, 
die 13 freigeftellten (Nr. 9—12) durchſchnittlich 
1,00 0,85 0,75 0,65 0,50 035 0,15 0,05. 


Im Hinblid auf die von mir nachgewiejene, thatſfächlich unerhebliche 
und praktiſch bedeutungsloje Anſchwellung des Holzmantelö bei der Buche, 
ftehe ich nicht an den eingangs erwähnten Sat entiprechend zu modifiziren. 
Die beiden unter Ziffer 1 und 2 a.a. D., ©. 280 aufgeführten Rejultate 
meiner dortigen Unterfuhung würden demnach folgendermaßen zu lauten 
haben: 

Der Flächezuwachs bei im geſchloſſenen Beftand erwachſe— 
nen Bäumen ift nicht, wie Preßler meint, in allen Bunften des Schafts 
— aftfreien Stanımed — überall nahe derfelbe. Er ſinkt vielmehr vom 
Fuße gegen den Gipfel mehr oder weniger ftarf, und zwar nicht 
bloß bei den herrichenden Baumflaffen älterer Beftände (Buche, Fichte und 
Tanne), fondern jchon bei Stangenhölzern (Buche). 

Dberhalb der Baumedmitte, im ungefähren Sammelpunfte der 
Thätigfeit der Aeite, fommt bei älteren hochſtämmigen Tannen 
(nad H. und Th. Nördlinger) und Fichten (nady König), welde ihr 
Hauptlängewachsthum offenbar vollendet haben, eine bejondere Anſchwel— 
lung des aufgelagerten Holzmantels vor. 

Diefe audy bei anderen Holzarten „nicht ſeltene“ Anjchwellung der 
von den Aeſten dem Schafte zugegangenen Holzmafje!) tritt namentlidy 
bei auf gutem Standorte noch in vollem Höhenwuchſe begriffenen Buchen— 
ftangen in die Erſcheinung, jedoch gegenüber den Vorkommniſſen bei 
Zanne und Fichte in jo unerheblicyer Duantität, dab fie völlig verloren 
geht, wenn man die abjoluten Flächezuwachsgrößen der einzelnen Baums 
höhen in nur auf eine Dezimale ausgehenden Bruchtheilen des Zuwachſes 
der Grundfläche ausdrüdt. 

An plötzlich freigeftellten Stämmen mit wegen jeitherigen 


1) Bergl. 9. Nördlinger, Deutſche Forftbotanif. I. Band. Etuttgart 1874. 
©. 19. 


Echo aus dem Eihen-Schälwald ıc. 447 


Schlußſtandes hochangeſetzter Krone verlegt jih der Schwerpunkt der 
Holzmajjenerzeugung an den Fuß, wie bei von jeher frei erwachſe— 
nen Bäumen mit tief berabgehender Beaftung. Dieſe Thatſache laffen 
auch die neueren Unterjuchungdergebniffe König's unzweifelhaft erkennen. 


Echo aus dem Eichen-Schälwald zu den Stimmen aus der 
1885er Heſſiſchen Sorftverfammlung in Bingen. 


Forftverfammlungen find zur Modeſache geworden; gegen die Mode, 
dem Superlativ des noli me tangere, iſt aber jelbft bei den aufs Aeußerſte 
gefteigerten lebertreibungen eben jo wenig anzufämpfen, als gegen fo 
manches Andere, wogegen — natürlid sans comparaison zu reden — jelbft 
die Götter vergeblich kämpfen. Uebrigens haben gegenwärtige Zeilen auch 
feineöwegs eine derartige Abficht, um jo weniger, ald audy Forftverfamm- 
lungen, allgemein genommen, gewiß jehr nüßlich find; nur darf man nicht 
erwarten, dab dabei irgend ein Gegenftand an Vertiefung gewinnen 
werde — sc. für die meitauß größere Zahl der Theilnehmer. — Mehr 
ſchon wird ind Breite gearbeitet, da es ja ganz natürlich, dab jehr Viele 
gern ihr Scherflein beitragen möchten, wobei dann oft gar viel Neben» 
ſächliches zu Tage gefördert wird, während Andere mit oder ohne Beruf, 
je nachdem, eben reden müſſen, um zu reden und gedrudt zu werden, weil 
fie eben, ähnlich einer anderen Indispofition, „das Neden nicht halten” 
fönnen. 

In den eigentlichen Verhandlungen jollte man alio den Nutzen nicht 
zu finden juchen; denn mögen die Vorträge nody jo wohl ausgearbeitet, 
noch jo gediegen jein: mehr oder befjered, ald in Büchern zu finden, was 
man aljo bereitö jchwarz auf weiß befitt, wird man aus ihnen nicht „nad 
Haufe tragen" können. Wer wirflid) lernen will, braucht nur „in jein 
Kämmerlein zu gehen“ und bier dad pro und contra von Koryphäen der 
MWilfenichaft und von waldfundigen Männern der Praxis über irgend einen 
Gegenftand Veröffentlichte gründli und mit wirklicher Ueberlegung zu 
ftudiren, weldy lettere bei mündlichen Vorträgen oft ausgeſchloſſen, und 
zwar um jo mehr, je jchöner und beftechender der Vortrag. — 

Schon von etwad mehr Nuten fönnen die Erfurfionen fein, wenn 
auch das Erfurfionögebiet mitunter jpeziell ad hoc präparirt ift — (bat 
man doc einmal bei einer derartigen Erkurfion im Auguft bemerfen 
können, daß Pflanzungen mit Nadelhölzern in der Nacht vorher — aller: 


448 Echo aus dem Eidhen-Schälwald ıc. 


dings recht Fünftlich, jo dab ed von gar Mandyem überjehen ward — aus» 
geführt worden — decorationis causa! — und war ferner auch gar 
nicht zu verfennen, dab namentlih an heißen Tagen die Gedanfen gar 
mancher Theilnehmer viel mehr auf das nächte Fäßchen Bier gerichtet 
find, als auf die betreffenden forftlichen Erſcheinungen! Erfcheint nun 
gar endlich ftatt des erfriichenden Trunfes in Folge allzu gütiger Rüde 
fiht ded Spenderd eine Alaichenbatterie des ſchwerſten MWeined auf der 
grünen Bildfläche, der am kälteſten Wintertag das Blut wallen und fieden 
macht, wie ja auch died ſchon vorgefommen: dann foll Einer nach feld 
einer „Erfrifhung” jagen, ob er überhaupt nody aufgelegt oder nur fähig 
ift zu rubigem, erwägendem, vergleichendem Beſchauen. — Doch, wie ge— 
jagt, find die Erfurfionen, da Gleiches nicht gerade oft vorfommen mag, 
wenn auch Aehnliched und Verwandtes nicht zu den Seltenheiten gehört, 
immer noch inftruftiver, ald die Vorträge, zumal eritere auf dem Studir— 
zimmer nicht zu machen find. — Aber auch in ihnen liegt nicht der 
hauptſächliche Nußen der Foritverfammlungen; diefer muß vielmehr gejucht 
werden in den perlönlichen Berührungen und Anfnüpfungen, jowie in den 
unpräparirten fachlichen Unterhaltungen, in dem zwanglojen Audtaufch von 
Anjhauungen und Erfahrungen. — 

Sicher mag aud hierbei manches Anfechtbare mit unterlaufen, aber 
dies hat in joldher Form nicht die Bedeutung, ald wenn es ex cathedra 
gewilfermaßen offiziell urbi et orbe verfündet und deshalb mit einer 
größeren Dofid von Gläubigfeit aufgenommen wird. 

Einen Beweis für lebteren Umſtand haben auch die Verhandlungen 
der in der Ueberichrift diejer Zeilen genannten Forftverfammlung geliefert, 
da offenbare Unrichtigfeiten bezüglich thatfächlicher Verhältniffe und mehr 
ald fragwürdige Annahmen, jowie ald Dogmen fundgegebene Anſchauungen 
unwiderſprochen geblieben. — 

Mir möchten uns deshalb geftatten, einige Auslaffungen der beregten 
Art hier zu berichtigen zu Nuß und Srommen ſolcher Kollegen, welche 
jelbit nody nicht im Schälwald gewirthichaftet haben, — alles natürlich 
sine ira et studio, lediglid) amore elucitandae veritatis! Beginnen wir 
mit der Begründung oder Refrutirung von Schälſchlägen. 

Da hören wir, 

daß nur fleine Blößen mit Eihen-Stummelpflanzen in 
Beltand zu bringen, 

daß auf den Verband weniger anfomme, ald auf gruppen= 
weilen Anbau, 

daß „ungefürzte” (jol wohl „unabgeworfene”, nicht „geſtum— 
melte” bedeuten) Pflänzlinge fidy mitunter empfehlen und, 


Echo aus dem Eihen-Schälwald ꝛc. 449 


daß in älteren Schlägen „nicht unter 3 m Abftand vom Holz“ 
gepflanzt werben jolle. 

Was das erftere Item betrifft, dab nämlich auf Fleineren Blöhen 
geftummelte Pflänzlinge zu verwenden feien, jo kann der Grund hierfür 
doch nur in der unverkennbar viel rajcheren Entwidelung jolcher, ald un- 
abgeworfener Pflänzlinge zu finden fein, weil jene rajchere Entwidelung 
den Nachtheil des Ueberſchirmtwerdens durdy die Geitenlohden der älteren 
Stöde vermindert, und ferner, weil Lohden viel eher Rinde liefern als 
Kernwüchſe. 

Nun aber möchten wir fragen, warum dann im Hinblick auf dieſen 
ganz unanfechtbaren Grund Stummelpflanzen nur für Eleinere Blößen 
und nicht auch für größere, jowie für den vollen Anbau reip. die Neu— 
aufforftung von Scälfchlägen unbedingt den Vorzug verdienen jollen? 

Dod wir haben diefe Frage im 1870er Sanuarheft der Allgemeinen 
Forſt⸗ und Fagdzeitung genügend erörtert, und fönnen einfach auf das dort 
Geſagte verweilen. — 

Dei der zweiten der oben erwähnten Annahmen ift uns nicht recht 
verftändlih, was unter „gruppenweilem Anbau“ verftanden werden joll; 
wir glauben aber, dab die im Odenwald überall übliche Dreipflanzung 
gemeint ift und find in diefer Hinficht vollftändig d’accord mit dem betr, 
Herrn Kollegen, haben übrigend audy diefen Punkt in dem erwähnten 
Aufſatz und in jpäteren feiner großen Bedeutung wegen entiprechend gewürdigt. 

Dagegen find wir nicht damit einverftanden, dab auf den Verband 
weniger anfomme, mag dieſer fi auf die einzelnen Individuen der 
Gruppen oder auf leßtere jelbjt zu einander beziehen. — 

Iſt erftered gemeint, dann muß darauf aufmerffam gemacht werden, 
daß der Zweck diejer gruppenmeijen Pflanzung einestheild in dem Schuß, 
welchen die einzelnen Individuen fich gegenfeitig leiften, ſowie in dem 
durch joldye Stellung vermehrten Trieb nach oben, anderntheild aber darin 
beiteht, auf diefe Art ein kräftigeres Stod- Individuum zu begründen 
(man vergleihe ©. 10 ded 1870er Ianuarhefted der Forſt- und Jagd— 
zeitung), und bierbei fommt es allerdings recht weſentlich darauf an, ein- 
mal, dab die Entfernung der einzelnen Pflanzen von einander nicht zu 
groß, zum andern, dab fie eine möglichit gleichmäßige, weil beides die 
Entwidelung zu einem Ausichlagbujch-Individuum nur befördern fann. 

Iſt dagegen der Verband der einzelnen Gruppen unter einander ges 
meint, dann kann ed doch auch im dieſer Hinfiht faum einem Zweifel 
unterliegen, daß es ein durchſchnittlich ſchicklichſtes Maß für jene Entfernung 
geben muß, welches in den Odenwälder Schälwaldungen zu 2 bis höchſtens 

Gorftwiffenichaftliched Gentralblatt. 1886. 32 


450 Echo aus dem Eihen-Schälwald ꝛc. 


2,5 m angenommen werden kann, und dab möglichite Negelmäßigfeit des 
Berbandes in hohem Grade günftig wirken muß, eineötheild, weil nur bei 
ſolcher Negelmäßigfeit die größtmögliche Zahl von Ausichlagbüfchen in 
rationellem Abftand von einander auf einer beitimmten Fläche zu erziehen, 
anderntheild aber, weil dadurch gleichere Vertheilung des Lichts erzielt wird, 
dejjen Einwirkung namentlich in der zweiten Hälfte des Turnus jo wichtig 
für Entwidelung einer kräftigen, marfigen Rinde. 

Ganz entichieden beftritten muß ed jodann werden, daß „ungefürzte 
Pflänzlinge” überhaupt empfehlenswerty, außer vielleicht in ganz jeltenen 
Ausnahmefällen mit mirklihen Heiftern, ein Modus, der ſchon wegen 
feiner ganz unverhältnimäßigen Koftjpieligfeit eben nur in ſolchen Aus- 
nahmefällen überhaupt zuläffig ericheint; — oder dab dad Abwerfen der 
Pflanzen beim Fruchtbau unterbleiben müffe, denn gerade dad Gegen- 
theil ift der Fall, da man eben nur Stummelpflanzen verwenden kann, 
wo Frucht gebaut wird. Und wie die Einjprengung der Birfe mit ihrem 
jpärlihen, zähen Laub vortheilhaft fein, oder was mit Refrutirung der 
Schläge im 12. Fahr bei 18 jährigem Umtrieb bezwedt werden fol, dafür 
fehlt und das Berftändniß. 

Wenn man Derartiged erzählen hört, wird man unmillfürlih an die 
befannte, auf Kriegsichiffen üblidye Nedensart erinnert: „that will do for 
the mariners, but sailors won’t believe it“. 

Endlid die Entfernung der in älteren Schlägen zu refrutirenden 
Pflanzen anlangend, würden wir dody 3m für unbedingt zu hoch gegriffen 
erachten, weil bei jo Lichter Stellung das zu erzielende Mindenquantum 
eined Schlages, falls derjelbe größere Blößen enthält, unnöthig beeinträchtigt 
werden muß, ganz abgeiehen davon, dab eine jo große Entfernung ohnehin 
feinem eigentlichen Zwed zu dienen vermöchte. Die Abficht dabei Fönnte 
nur die fein, die Pflänzlinge vor Ueberjhirmung durch die Seiten-Lohden 
der alten Stöde zu jhüßen, hierzu aber dürfte eine jo beträchtlidye Ent- 
fernung faum nöthig fein, und wird vielmehr eine joldye von 2 bis höch— 
ftend 2,5 m vollflommen genügen. — 

Kommen wir nun zu den auf die Erziehung der Schläge bezüglichen 
Auslaffungen, gegen welche die binfichtlicy der Begründung vorgebrachten 
Unrichtigfeiten ald minima erjdeinen. Zunächſt die Ueberhügelung der 
Hajelitöde behufs ihrer Vertilgung, weldye in der Oberförfterei Hirichhorn 
gute Dienfte leiften fol! 

Nun — dieje einfach als nonsens zu bezeichnende Mafregel, melde 
vor ca. 20 Jahren in der Oberförfterei Hirihhorn in Hebung war und 
hin und wieder aud in der Dberförfterei Waldmichelbach eingeführt werden 
jollte, ift längft aufgegeben, da fie ihren Zwed nicht nur nicht erreichte, 


Echo aus dem Eidhen-Schälwald ꝛc. 451 


fondern abfolut nachtheilig, ja ganz verwerflich war, ift und fein wirb in 
saecula saeculorum! 

Auch diejed Item haben wir vor 15 Jahren, im 1870er Sanuarheft 
der Allgemeinen Forſt- und Jagdzeitung, ©. 13 —15, eingehend erörtert 
und fönnten einfach auf das dort Gejagte verweilen; da aber jetzt post 
tot discrimina rerum der längft vergeffene nonsens wieder in literis, 
meömerijch belebt werden zu jollen ſcheint, wollen wir ganz furz die Gründe 
bier wiederholen, welche zu einer Jcheinbar jo harten Dualifizirung des 
bemeldeten Erpedienz oder eigentlich Impedienz berechtigen. 

1. Der zu der Ueberhügelung nöthige Grund und Boden muß den 
übrigen Eichenftöden entzogen werden, — dabei muß die zu ver: 
wendende Erdjchicht möglichit fteinfrei fein, deren Menge für einen 
einzigen ordentlichen Hügel nahezu 1 cbm beträgt. — Den auf einen 
Eichenausſchlagſtock entfallenden Bobdenflächenfreis zu 2 m im 
Durchmeſſer und die Stärke der loderen Bodenſchicht zu 0,2 m an— 
genommen, enthält der auf einen Stod entfallende Bodenchlinder 
0,63 cbm, jomit über 4 weniger, ald zur Bildung eined einzigen 
ſolchen Hügeld nöthig, d. h. man braucht, um 3 Hafelftöde nicht 
etwa zu erſticken — nein blos zu dem deöfallfigen meift fruchtlofen 
Berfuhe — und um drei Cichenftod » Emporfümmlinge von 
mehr als zweifelhafter Zufunft auf jelbigen Hügeln zu erziehen, 
jo viel Bodenfrume, als auf 5 eingejeffene Eichenftöde entfällt, 
welche diejen leteren entzogen werden muß! 

Man mub die Geichichte mit eigenen Augen gefehen haben 
und erinnert fih dann unmillfürlid deö Spectatum admissi 
risum teneatis, amici? 

2. Die Ueberhügelung erjchwert das Verbringen von Holz und Rinde, 
welche an den fteilen Hängen des Odenwaldes bergab gejchlittelt 
werden (eine jchon ohne jened Impediment ziemlich gefährliche 
steeple-chase), eben jo mwejentlih, als den Forftihuß, da man 
faum bei Tag, am wenigften aber bei Nacht durch einen derartig 
mißhandelten Schlag gehen Tann, ohne alle paar Schritte in 
Gefahr zu fommen, die Mutter Erde zu küſſen. 

3. Die Ueberhügelung macht den Fruchtbau, reip. den Bodenbau 
(denn letzterer ift die Hauptiache, ohne erfteren aber nicht möglich 
wegen der Koften, während dieſer noch jehr beträchtliche Boden- 
pachtbeträge ergiebt) unmöglich, was wohl nicht näher erörtert zu 
werden braudyt — ce va sans dire; 

4. Last not least erfüllt die Heberhügelung troß al diefer eminenten 
Nachtheile nicht einmal ihren Zwed, da die Ausichläge der zäh- 

82* 


452 Echo aus dem Eidhen-Schälwald ꝛc. 


lebigen Haſel ftet3 wieder durch die lodere Erde bredyen, jo daß 
ſchließlich alle direfte und indirefte Opfer rein pro nihilo ge— 
bracht worden. 

Mer aber glauben wollte, jene würden paralyfirt durch die auf jelbige 
Hügel gepflanzten, frohwüchſigen Pflänzlinge, der muß eben ſich in einem 
Grade vom Schein trügen laffen, wie ed jegliche Vergleichung der maß— 
gebenden Verhältniſſe ausſchließt. — Daß die auf ſolche Hügel placirten 
Pflänzlinge anfangs jehr freudig wachſen, wie fönnte died anders jein, 
da fie ja mit der beiten Bodenſchicht förmlich gemäftet werden; eben io 
natürlich aber ift e8, daß der lodere Grund der Hügel nad) und nach ab» 
geſchwemmt wird, und daß die zu bildenden Wurzelſtöcke nidyt bis unter 
den gewachjenen Grund ſich abjenfen, alfo jpäter wie auf Stühlchen fiten 
werden, reſp. fien, und ed dann „natürlich vorbei” ift mit dem ganzen 
Schwindel. — 

Doch genug für hier — im 1870er Ianuarbeft ift mehr darüber zu 
finden. — 

War die Belobigung dieſer Erziehungs Manipulation ſchon auffallend 
genug, dann hätte die Anpreilung einer anderen nody zu viel allgemeinerem 
„Schütteln ded Kopfes" Anlaß geben fönnen, sc. für alle, die den Oden— 
wälde Erichenſchälwaldbetrieb aus eigner Wirkjamfeit kennen gelernt haben: 
wir meinen die angepriejene 5=, jchreibe oder drude Fünfmalige Aus— 
jchneidung der Weichhölzer! Das wäre denn doch in der That des Guten 
zu viel, weil eine vollftändig unmotivirte Verſchwendung jehr beträchtlicher 
Summen, und verfiele zugleidy dem Sprichwort: „Blinder Eifer ſchadet 
nur”! — 

Als wir die fragliche Stelle lajen, trauten wir uniren Augen faum, 
waren aber faſt nicht minder erftaunt, ald wir den Schlüſſel dazu erhielten. 
Demnach find die von dem ÖSteigerern der Hadwaldlooje im erften und 
zweiten Jahre lediglich in ihrem eigenen Intereffe — zum Bortheil der 
Fruchtſaat — beſorgt werdenden Ausichneidungen mit einbegriffen. Dieje 
Bejeitigungen der Weichholzausichläge können aber abiolut nicht zu den 
fogen. Reinigungshieben gezählt und unbedingt nicht in dem Licht einer 
Erziehungsmaßregel betrachtet werden, denn weit entfernt davon, aud) nur 
entfernt zu bejjerer Entwidelung des Eichen-Stockausſchlags in nur 
einigermaßen ordentlichen oder regelmäßigen Schlägen beizutragen, 
beeinträchtigen fie jenen jogar mitunter durdy den Entzug ded Schußes, 
welchen die jungen Raumbolzausichläge namentlich den refrutirten Pflänz- 
lingen gewähren, ganz abgejehen davon, daß das fette reichliche Laub der 
Hajel — und dieje ftellt im Ddenwald dad Hauptfontingent zu dem 
Raumholz — ſehr wejentlicdy zur Bodenbefjerung beiträgt! 


Echo aus dem Eihen-Schälwald x. 453 


Die gepriefenen fünf Reinigungshiebe reduziren fich ſonach auf drei, 
und hiervon ift, wenn die Schläge einigermaßen in Ordnung, einer, bei 
guter Beftodung aber find deren jogar zwei überflüffig. — 

&8 handelt ſich nämlich keineswegs um abjolute, unbefledte Reinheit 
der Schläge von Weichhölzern, die mitunter, namentlid wenn die Hajel 
die Hauptrolle ipielt, recht nüßlich find ald bodenbefjernde, jchügende und 
treibende Elemente, jondern nur darum, ihnen feine ungebührliche Aus: 
breitung über die Grenzen einer im Allgemeinen nicht ganz unberechtigten 
Eriftenz zum Nachtheil der Eichenlohden zu geftatten. 

Und genau diefem Verhältniß entiprechend wird jeit mehr als 25 Sahren 
in der Oberförfterei Waldmichelbach verfahren, wonady alio audy das in 
diejer Hinficht mit Bezug auf jene Oberföriterei in Bingen VBorgetragene 
durchaus unrichtig ift. — Die Formel lautet nit: „In Waldmichelbach 
wird der Reinigungshieb zuerft vorgenommen, wenn er fich bezahlt macht“, 
jondern „er wird vorgenommen, jobald dad Weichholz ſich ungebührlich 
breit zu machen, die Eichen-Ausjchläge zu bedrängen anfängt”; und dab 
er fih dann auch bezahlt macht, weil in Unter-Schönmattenwag die Fer- 
tigung von Schanzförben, Naturftühlen, Bänfen und Seſſeln, von Bejen x. 
einen jehr florilanten Induftriezweig bildet, ift abjolut eine Sadye für fich, 
die übrigens jogar von recht wejentlihem Einfluß auf den Reinertrag der 
Schälſchläge. — Denn wenn in einem Schlag für Ausſchneiden des 
Meichholzes 80 Gulden = rund 140 AM auögegeben werden follen, wie dies 
laut Wirthſchaftsplan (forftamtlicher Zuſatz) im erſten Sahr nad Eintritt 
des Unterzeichneten in eine Dberförfterei der Fall war, und ed werden 
hernach bei DVerfteigerung des Gehölzed auf dem Stock ca. 150 # erlöft, 
jo bedeutet Died doch eine ſchon recht merfliche Erhöhung des Ertrags, 
nämlich von 10 .#% jährlich bei 15 jährigem Turnus. — Wegen des allen: 
fallfigen Einwandes, bei jenem Modus werde nur das ftärfere Weichholz 
entfernt, glauben wir auf unjre deöfallfigen früheren Erörterungen, na— 
mentlich auch im 1870er Ianuarbeft der Forft- und Jagdzeitung verweilen 
zu dürfen. 

Wie in aller Welt aber fonnte nun gar nody behauptet werden: 

„Deshalb (sc. weil fein fünfmaliger Reinigungshieb vorge— 
nommen wird) wird aus den Schlägen der Dberföriterei Wald» 
michelbady auch nicht jo viel erlöft als in Hirſchhorn“? 

Für foldye Behauptung find doch einzig und allein Zahlen maßgebend, 
und Anfichten über Erziehungsmaßregeln, von welchen ja mitunter noch 
das „adhuc sub judice lis est* gelten mag, abjolut irrelevant. — Und 
waren denn, als jenes „Wort“ ohne das befannte Epitheton jo gelaffen 
ausgeſprochen ward, jene allein maßgebenden Zahlen ganz unbefannt, was 


454 Echo aus dem Eihen-Schälwald ꝛc. 


doch bei einem bei ſolcher Gelegenheit ausgeſprochenen Verdikt faum anzu« 
nehmen wäre? 

An der bona fides fol natürlicdy nicht gezweifelt werden; aber jo un- 
genirt hätte doch nicht mit Thatjachen umgegangen werden follen, und 
jedenfalld wird es nöthig fein, die Sache ziffermäßig richtig zu ftellen. 
Und jo mögen Alle, die jenem Berdift Glauben geichenft haben, wiſſen, 
dab ed ſich direft umzgefehrt verhält, nämlich dat die Waldmichelbacher 
Schläge faktiich mehr ertragen — jelbitverftändlid, bei gleichen Flächen — 
ald die Hirichhorner. — 

Zunächſt und bevor wir die betreffenden Ziffern hierher jeten, wollen 
wir noch bemerken, daß die Formel „ed wird mehr erlöft” überhaupt total 
unrichtig it, und daß es ganz allein darauf anfommt, ob mehr Rinde 
von gleicher oder befferer Qualität produzirt wird. Der Erlös fommt bei 
diefer Frage gar nicht in Betracht; denn wenn ein Schlag 4—5 Stunden 
von dem Fluß oder der Eijenbahn entfernt liegt, und der Käufer die 
durchſchnittlich 40—50 Pig. pro Centner bis dahin betragenden Transport⸗ 
foften tragen muß, dann ift ed doch mehr als jelbitverftändlich, dab er 
nicht den gleichen Preis pro Centner zahlen kann, ald wenn ihm die Rinden 
foftenfrei an den Fluß oder an die Eijenbahn geliefert werden. — 

Außerdem aber würden von dem „Erlös“ erft noch die für fünf- 
malige (xeſp. dreimalige) Reinigungen aufgewendeten ſehr bedeutenden 
Beträge abzurechnen fein; denn wenn dieje ſich nicht durch höheren Erlös 
decken jollten, dann wäre ja das Geld rein weggemworfen. — 

Nehmen wir nun an, jene Koften betrügen für einen Sahresichlag 
von 75 ha ungefähr 1500 #, jo fämen auf 1 ha 20 M und bei einen 
Rindenanfall von rund 100 Etr. netto 20 Pf. auf den Gentner. Und 
wenn nun in der Oberförfterei Wald-Michelbady aus fraglichen Reinigungen 
noch ca. 3% pro ha rein erlöft werden, dann fommen bei gleicher Rin- 
denmenge 3 Pf. Gewinn auf den Gentner, und müßten fomit an Hirſch— 
born, um nur gleichen Preis herzuftellen, 40 reip. 50+20 +3 = 63 bis 
73 Pf. per Gtr. mehr erlöft werden. 

Wie aber nun, wenn von dem Allen abjolut feine Nede ift, wenn 
vielmehr nicht nur das Duantum des Rindenanfalles, jondern jogar auch 
der Preis per Gentner (auf welchen es aber wie oben bemerft eigentlich 
gar nicht anfommt) — caeteris paribus — in beiden Oberförftereien faſt 
völlig gleih? Nun haben fid) in dem Zumus 1871 bis 1885 

in Hirihhom . . » . duurchſchnittlich 98,4 Etr. per ha 

„ Wald-Michelbah . . . EN. u u 
Rinde ergeben. — Bringt man aber den Einfluß der viel günftigeren 
klimatiſchen Lage der Nedarberge gegenüber dem mitunter viel weniger 


Echo aus dem Eihen-Schälwald ıc. 455 


warmen Standorte in der Oberförfteret Wald-Michelbach bei ganz gleichen 
Bopdenverhältniffen — (dort wie bier bunter Sandftein) jowie den weiteren 
Umstand mit in Rechnung, daß die bereitd in normalem Zuftand befind- 
lihen Schläge in der Oberförfterei Wald-Michelbady beträdytlich jünger, 
daher die einzelnen Stod-Individuen noch nicht jo kräftig find, wie in ber 
Dberförfterei Hirſchhorn, dann ift es doch klar, daß die Rindenerträge der 
Schläge in erfterer Oberförfterei eigentlich größer find, obgleih nur ein— 
höchſtens zweimal geläutert wird, ald in eriterer, ganz abgejehen davon, 
daß der minimale Quantitäts-Unterjchied von 0,4 Str. per ha audy ohne 
denjenigen der maßgebenden Berhältniffe unmöglich zu Gunften der Ober: 
förfterei Hirſchhorn geltend gemacht werden fünnte! 

Und wie verhält ed ſich in qualitativer Hinficht, in welcher lediglich 
der Preid mahgebend, welchen die Lederfabrifanten zahlen, jo lange Chemie 
und Technologie noch zu feinem ficheren Nefultat hierüber gelangt find? 

Nun wurden in dem nämlichen Tumus (1871—1885) durchſchnitt— 
lich per Gentner erlöſt: 

in der Oberförfterei Hirichhorn, in welcher 2 aller Rinden frachtfrei 
an den Nedar geliefert werden, während ke 4 nur ein ganz geringer 

Fuhrlohn bezahlt wird . . ... 7,90 4 

in der Oberförſterei Wald— Michelbach aber, in , welher 40 bis 

50 Pf. Fracht bi8 an den Nedar bezahlt werden müſſen. 7,45 M 
und befteht die Differenz ſomit lediglich in den auf Fracht entfallenden 
Betrag von 45 P.f, — welcher fih auf 50 Pf. fteigert, wenn man den 
durchichnittlichen Preis lediglich für den großen Hirſchhorner Schlag, aus 
welchem die Rinden ganz frei an den Nedar geliefert werden, berechnet, 
bei welchem Galcul man nämlich 7,95 M per Gentner erhält. — Aber 
jelbit dann find die auf die jo viel öfteren Ausjätungen und Reinigungs 
hiebe nad Vorangeführtem ca. 20 Pf. per Gentner betragenden Koften 
eben jo wenig gededt, ald der aus jener Manipulation rejultirende Rein: 
ertrag von 3 Pf. per Gentner in der Oberförſterei Wald-Michelbach, und 
erhellt hieraus doch unwiderleglich, dab die Erträge der Hadwald- reſp. 
Rinden-Schläge in der leßtgenannten Dberförfterei denen in der Dber: 
förfterei Hirſchhorn mindestens gleich ftehen. — 

Was hat ed aljo mit dem Verdikt: „in Wald-Michelbad) wird aus 
den Schlägen nicht jo viel gelölt, als in Hirihhorn“, und mit der weiteren 
Auslaffung: „die Beltodung wird zwar auch dort jährlich eine befjere, 
aber der Läuterungsprozeß dauert zu lange, die Unterdrüdung der einges 
brachten Eichen durch Raumholz wird nicht ganz befeitigt ꝛc.“ auf fi? 

Die Antwort ergibt fi) von jelbft, und ift es nicht nöthig auf den 
weiteren Umſtand aufmerfjam zu machen, daß den großen Lederfabrifanten 


456 Echo aus dem Eihen-Schälwald ıc. 


die beträchtlich größeren Rinden-Quantitäten in der Oberförfterei Hirjch- 
born weit befjer fonveniren, ald die Eleineren in der Oberförfterei Wald» 
Michelbach — Berkaufsloofe von 1000-1200 Etr. erzielen immer einen 
höheren Preis ald jolde von 500—600 Gtr., und daß ferner die Hirich- 
borner Schläge ſ. z. ſ. direkt an der Eiſenbahn, ſomit viel bequemer für 
die Herren Lederfabrifanten liegen, die dody auch manchmal die Schläge 
bejuchen wollen, ald die von Weinheim 4—5 Stunden, von Hirjhhorn 
3 Stunden entfernten Schläge der Oberförfterei Wald-Michelbah, wohin 
man einen Crtrawagen nehmen muß! 

Wollte man nun gar die Behauptung: „aus den Wald-Michelbacher 
Schlägen wird deshalb (sc. wegen der nur ein= höchſtens zweimaligen 
Reinigung) nicht jo viel gelöft ꝛc.“ wörtlich nehmen, dann würde fich das 
Rejultat noch viel günftiger für jene Oberförfterei geftalten, weil in den 
Schälſchlägen durdjchnittlih 32 pro Hektar für Geftattung des Frucht: 
baued gelöft werden, was alfo pro Jahr des 15 jährigen Umtriebes über 
2 A pro Hektar ergibt, welche ſomit effektiv mehr erlöft werden, ald in 
der Oberförfterei Hirichhorn, in welcher bi8 zum Jahre 1884 der auf die 
Geftattung des Fruchtbaued entfallende Betrag ſ. 35. |. = O war. — Die 
Berwerthung der Crescenz, Rinde und Holz, erfolgte nämlich bis dahin 
auf den Stock und waren die Erlöje nach jahrelangem Durchſchnitt ſolche, 
daß pro Gentner Rinde 2 A abgingen, ſomit bei einem Preis von 8 X 
nur 6 MA rein verblieben, während in der Oberföriterei Wald-Michelbach 
die Erlöje für Holz und Bodenbau in der Regel die Gmtefoften für 
Holz und Rinde nahezu dedten, jodaß der ganze Erlös für die Rinde 
als Netto⸗Einnahme erichien, höchſtens aber 50 Pf. pro Gentner abgezogen 
werden mubten. — 

Gerade alio in der Zeit, auf welche die Bingener Verhandlung fich 
nur beziehen fonnte, wurde aus den Schälſchlägen der Oberförfterei Wald» 
Michelbady effektiv viel mehr pro rata der Fläche erlöft, ald aus den 
Hirihhorner Schlägen, was wir nur, der Unbeftimmtheit der fraglichen 
Auslaffung wegen und zur Aufklärung folder Theilnehmer an der Bingener 
Verſammlung, die jonft vielleicht in verba magistri zu ſchwören geneigt 
jein möchten, zu bemerfen nicht unterlaffen wollten, wenn wir audy wohl 
wiffen, dab es hauptſächlich auf eine Vergleihung der Rindenproduftion 
nah Duantität und Dualität abgejehen war. — 

Mie fich in let erwähnter Hinficht die Netto-Erträge in der Dber- 
förfterei Hirſchhorn künftighin geftalten werden, nachdem auf Veranlaſſung 
des Unterzeichneten auch dort die Ernte in Regie eingeführt wurde, muß 
abgewartet werden; jedenfalld war der Anfang ein jehr guter, da jogleich 
im erften Sahre troß des „ce n’est que le premier pas qui coüte“ dem 


Echo aus dem Eihen-Schälwald ıc. 457 


Fiskus ein Vortheil von rund 4000 # daraus erwuchs, welcher fich im 
Sahre 1885 noch beträchtlid — bis auf 5000 M — gefteigert, und da 
in heurigem Jahr in dem großen Schlag nahezu 31 .# für Geftattung des 
Fruchtbaued erlöft worden, während allerdings in den kleinen Schlägen zugelegt 
werben mußte, jo daß nur rund 10 AM übrig blieben, was jedoch jeinen 
Grund bat in der fteinigen, zum Fruchtbau jehr fchlecht geeigneten Be— 
ſchaffenheit des Bodens des einen der kleineren Echläge. — 

Daß in der fraglichen Verhandlung auch einiges Richtige zu Tage 
gefördert wurde, ift ja nicht gerade auffallend; dahin rechnen wir die Ber 
ftätigung, daß die Gerber für geflopfte Rinde nicht weniger bezahlen, als 
für ungeflopfte, wifjen aber dann nicht, warum das MWendelöheimer Ber: 
fahren als dad beite bezeichnet, während in demjelben Athem zugleich 
betont wird, daß das Ausichälen bei dem Odenwälder Verfahren jehr 
vollfommen jei. — Schließlich fommt es doch, jo lange die Chemie zu 
feinem ganz ficheren Rejultate gelangt ift, lediglich darauf an, wie die 
Herren Gerber und Lederfabrifanten den relativen Werth der Rinden tariren, 
welchen Preis fie dafür zahlen, und kann jonady dad Odenwälder Verfahren, 
welches das reinite Ausſchälen ermöglicht, während die Herren Gerber 
ihre Taxirung des Werthes fich nicht herunter klopfen lafjen, feinem anderen 
Berfahren nachitehen, ganz abgejehen davon, daß es jedenfalls das die 
Arbeit förderndfte ift und daß zu diefer Frauen und Kinder verwendet werden 
fönnen (auf einen guten Hauer fommen 3—5 Individuen jener Arbeiter 
klaſſe), was unfehlbar eine größere Billigfeit der Arbeit bedingen muß! 

Daß aud in einem minimalen Rindenbezirk des Forſtes Wald-Michel- 
bach unbeirrt weiter im Stande geichält wird, obgleich jeit 15 Jahren die 
jo geerntete Rinde noch niemald audy nur um einen Pfennig höher bezahlt 
worden, als die geflopfte, jo dak der ganzen Standſchälung Liebesmüh' rein 
„för ümeſunſcht“ wie der Ddenmalder bei Veraccordirung ded Bodenbaues 
zu bieten pflegt, wenn er weder Pacht geben, noch Lohn erhalten will, dies 
haben wir wiederholt in unjeren jährlichen NRindeberichten erwähnt. — 

Uebrigend find ja im ganzen Ddenwald im Jahre 1870 eingehende 
Verſuche mit den verjdiedenen Schäl-Methoden unter gleichen Berhält- 
nifjen gemadyt worden und find dieje jo wenig günftig für alle anderen 
Schälverfahren dem urwüchſigen Odenwälder gegenüber auögefallen, daß 
jogar von Wiederholung der Verſuche, die nad Ablauf eines Turnus in 
Ausficht genommen war, in 1885 ganz abgejehen worden. 

Ueber die Ergebnifje jener 1870er Verſuche haben wir im 1871er 
Maiheft der Allgemeinen Forft: und Iagd-Zeitung genaueren Beridyt er- 
ftattet. 

Auch das Verhalten der Sommer: und Winter-Eiche (qu. peduncu- 


458 Echo aus dem Eihen-Schälwald ꝛc. 


lata u, robur) ift bejprochen worden, ohne irgend etwas Neues zu bringen; 
daß leßtere Art bei angemeffenem Standort im Ddenwald, bezüglich welches 
aber fait lediglich die Erpofition in Betracht fommt, und zwar in einem 
Grade, daß der Typus mitunter modifizirt wird, eben fo einträglih als 
eritere, ift jedem Hadwald-Arbeiter im Odenwald befannt und gleichfals 
früher von und erwähnt worden. — 

Wohl hätten wir noch einiged Andere auf dem Herzen, wollen es aber 
für etwaige jpätere Eventualitäten rejerviren; nur das gelaffen auögejprochene 
fleine Wort, daß die Mineralgerbung nicht zu fiegen vermöge, möchten wir 
nicht ganz mit Stillſchweigen übergehen. 

Das heißt denn doch der Technik und- in specie der Chemie, die erft 
in allerleter Zeit wieder ein neued Element entdedt bat, ein durch nichts 
gerechtfertigted Miktrauend- Votum außftellen! 

Wir meinen im Gegentheil, e8 fünne ſich unbedingt nicht fehlen, daß 
man auch nody dem Lohrinde-Gerbeftoff hinter feine Schlidhe fommen, ihn 
vollftändig zu erfeßen im Stande fein werde, ganz abgejehen davon, dab 
die Mineralgerbung jchon jetzt ganz Vortreffliches leijtet, wie wir au ver- 
Ichiedenen Stellen unjerer Berichte nachgewielen haben und es jederzeit an 
unjeren MWaldftiefeln ad oculos demonitriren können, und daß ed eigentlich 
nur nod anf die beite Methode und die Vervollfommmung ind Feine 
anfommt! 

Freilich kann nicht bezweifelt werden, daß gerade in lehterer Hinficht 
Jahrzehnte und mehr hingehen werden, bis die Mineralgerbung mit der 
Rheinischen Lohgerberei, die es zu einer Vollkommenheit gebradyt hat, wie 
faum irgend ein anderer Imduftriezweig, wirklich Eonfurriven kann, wenn 
es auch gar nicht zu bezweifeln, daß fie dieier jeht jchon vielfach in den 
Meg tritt; deshalb aber der Mineralgerbung furzweg alle Zukunft abzu« 
iprechen, heißt einfach der Wifjenjchaft halt gebieten, worauf es nur eine 
Antwort gibt: 

„e pur si muove!“ 

Uebrigend wird der Lohgerbung ja nicht einmal faktiſch damit gedient, 
dak man den Kopf — nicht in den Sand, jondern in einen Gerbrindenchlinder 
ftedt, um was jonft vorgeht nicht zu bemerfen; wird doch heute jchon jo 
vielfacdy offen und heimlich mit Surrogaten rejp. mit anderen Pflanzen- 
ertraften, namentlidy mit joldyen aus dem Bereiche amerikanischer Mimojen 
gearbeitet, daß jchon hieraus der Rückgang der Eichenlohrinde-Preije ſich 
erflärt und prophylaktiſche Maßregeln im Eichenſchälwaldbetrieb behufs 
etwaiger Ueberführung derſelben in eine andere Betriebsart mit wenigit 
empfindlichen Opfern gerechtfertigt erjcheinen. — 


Eho aus dem Eihen-Schälmald x. 459 


Genug für diesmal. Wer fih über den Odenwälder Eihen-Schäl- 
waldbetrieb genauer unterrichten will, wird in den 4 Abhandlungen 

I. Aus dem Eichenſchälwald im 1870er Sanuarbeft, 

II. Eichenſchälwald-Aphorismen im 1870er Juliheft, 

III. Aus dem Eichenfhälwald im 1871er Maibeft und 

IV. deögleihen im 1871er Novemberheft der Allgemeinen Forſt- und 

Tagd-Zeitung 

io ziemlich Aufſchluß im jeder Hinfiht über Begründung, Erziehung und 
Behandlung der Schäljchläge, über Ernte und Nutzbarmachung der Rinde ıc. 
finden und ſich auf die Richtigkeit der desfallfigen Erörterungen verlafjen 
fönnen, da fie nicht am Schreibtiſch fombinirt, ſondern ſämmtlich der Praris 
entnommen find, — auch jederzeit in den Schlägen jelbft auf ihre Leber: 
einftimmung mit den thatjächlichen Verhältniſſen geprüft werden fünnen, — 
wozu es freilich nicht genügt, einmal durd) ‚einen Schlag zu rennen, mie 
died bei den Forſtverſammlungs-Exkurſionen geſchieht, jondern wozu ges 
naueſtes Studium aller einzelnen Verhältniſſe und eigentlich audy jelbit- 
thätiged Wirken, wenn auch nur für einige Zeit, nöthig ift. — 

Nach diefem Allen wird unjere Anficht, daß die Verhandlungen der 
Bingener Berfammlung über den Dvenmwälder Schälwaldbetrieb abjolut 
nichts Neues, pofitiv aber viel Unrichtiged zu Tag gefördert haben, und 
daß namentlidy der verluchte Beweis für die Räthlichfeit fünfmaliger Aus- 
jätungen vollftändig mißglückt ift, ficher begründet erfcheinen — 

„Qui nimium probat nil probat“. 

Schließlich wollten wir nicht unerwähnt laffen, daß vorftehende Er- 
örterungen fich auf den Bericht über fragliche VBerfammlung in dem 1885 er 
Dezemberheft der Dankelmann'ſchen Zeitjchrift ftüßen und daß wir alfo 
bei einer allenfallfigen Unrichtigfeit der Prämiffe nicht verantwortlich zu 
machen wären für die daran gefnüpften Bemerkungen und Folgerungen. 
Wie der Bericht lautete, fonnten wir, da und die Verhältniffe genauer 
befannt, ald irgend einem Andern, ihn nicht unerörtert laffen: 

ahhoıorv dm trade Errurälleo, un yap &uouye. 


P.S. Im diesjährigen (1886er) Iunibeft der Danfelmann’jchen 
Zeitihrift begegnen wir eine Fortſetzung des in Obigem betrachteten früheren 
Artifeld über den Eichen-Schälwald, welcher gerade jo wie leßterer wieder 
viel Unrichtigfeiten zu Tage fördert, die nicht ganz umberichtigt bleiben 
fönnen, und von weldhen wir hier vorläufig, Weitered und vorbehaltend, 
nur einige erwähnen wollen. 

1. Falld die Angabe: auf 1 Gtr. Rinde redinet man 0,44 R.-M. 
ftärferes Holz (eine jehr dehnbare Bezeichnung) allgemein genommen, 


460 Echo aus dem Eihen-Schälwald ıc. 


ſomit auch auf den Ddenwald, dad eigentlichite Schälwald-Rayon, bezogen 
werden joll, dann ift fie unbedingt unridhtig, mag nun unter „ftärferem 
Holz“ bios das Knüppelholz (von 7 cm Stärfe aufwärts) oder died mit 
dem Schälreifig I Kl. (von 2,5 em Stärke bid 7 cm aufwärts) ver- 
ftanden werden. Uebrigens fommt e8 auf died Verhältniß gar nicht, ſondern 
nur auf das von Holz und Rinde überhaupt an, gleichviel ob das Duantum 
des erfteren in %.-M. oder in R.-M. ausgedrüdt wird. Mit der Be- 
zeichnung „ſtärkeres“ ift gar nicht anzufangen, und erinnert und dielelbe 
an einen leider zu früh — viel zu früh — veritorbenen ausgezeichneten 
Dberförfter mit liebenswürdig jovialer Anlage, weldyer den Kontrollbeamten 
behufd Kontrolirung einer Abzählung mit größerem Quantum in einen 
Schlag mit ca. 90 F.⸗“M. führte und auf die Bemerkung, dies jei doc, 
fein größered Duantum, ſchalkhaft ermiderte, andere Schläge hätten noch 
geringere Duanta! 

2. Die Behauptung, daß mittel Saat begründete Beftände die 
höchſten Erträge lieferten, ift eine jo vage, daß ihr nicht der geringfte 
Werth beigemefjen, ja dab fie in dieſer Unbejchränftheit als unbedingt 
unrichtig bezeichnet werden fan. Zunächſt wäre zu fragen, ob Abtriebs- 
oder durchſchnittliche Jahres-Erträge gemeint find, da aus Pflanzung mit 
tücdhtigen, ftarfen Stummeln von 0,8—1 cm Dide erzogene Schläge caet. 
par. unbedingt um mehrere Sahre früher ald aus Saat entjtandene ab» 
getrieben werden können; jodann ob Natural oder Gelderträge, da Saaten, 
namentlich bei etwas dichterem Stand, geringwerthigere Rinde liefern als 
Stummelpflanzungen; ferner ob Roh- oder Reinerträge, da die Erziehung 
von Saatbeitänden viel mehr Ausgaben veranlaßt, ald diejenige von 
Stummelaufforftungen, ganz abgejehen von der Dualitäts-Differenz der 
Ninden; endlid wie und wo die Saaten reſp. Pflanzungen ausgeführt 
werden, da erftere in Bauland offenbar verhältnißmäßig beffer projperiren 
müffen, ald leßtere auf Waldödungen ıc. 

Daß derartige Vergleihungen überhaupt nur von geringem Werth, 
wenn fie ſich nicht auf unbedingt oder mindeitens nahezu gleiche Verhält- 
niffe in jeder Hinficht beziehen, iſt felbitverftändlich, während es ferner 
mindeftens in hohem Grad bedenklich, ſich dabei lediglih auf Angaben 
Anderer zu ftügen ohne in der Lage zu fein, Die Richtigkeit jener auf Grund 
eigener Erfahrung zu prüfen. 

3. Die Annahme, daß noch manches Heftar bei günftigen Standorte» 
Berhältniffen dem Eichenichälwald mit finanziellen Bortheil gewidmet werden 
fönne, bedarf unbedingt eined befchränfenden Zufaßes: sc. für die nädhite 
Zeit; denn wenn auch die in großer Menge eingeführten Surrogate die 
Eichenlohrinde noch nicht zu verdrängen vermocht haben, jo find fie doch 


Beling: Waldbejhädigungen durch die Röthelmaus. 461 


jedenfalld nicht pro nihilo eingeführt worden, müſſen aljo jchon jeßt den 
Konfum der Lohrinde beeinträchtigen; und daß fie dies faktiſch in bedenf- 
lihem Grade thun, erhellt aus dem fteten Rückgang der Rindenpreife und 
wird von den Großgerbereien jelbit nicht geläugnet, die vielmehr ihre 
niedrigen Gebote ganz offen mit dem niedrigeren Preid der Surrogate 
motiviren. — Und gerade deöwegen wird der Bedarf an Rinde jchon jebt 
durch die einheimiſche Produktion gededt, jo dab wir die Auiforflungen 
neuer Schälichläge jelbit unter günftigen Verhältniſſen für jehr bedenklich 
mit Rüdfiht auf die Zufunft halten würden; denn es fann gar feinem 
Zweifel unterliegen, daß in gar nicht ferner Zeit der Bedarf an Eichen- 
(ohrinde ein fehr reduzirter fein wird, während die Ueberführung von 
Schälwald in Hochwald nicht jo leicht ift als man es fich vielleicht vorftellt; 
der Forftwirtbichaftöbetrieb darf fi aber gewiß nicht blos für die nächſte 
Zukunft einrichten, muß vielmehr die fernere ganz beftimmt in’d Auge 
faffen, namentli wenn die dann mahgebenden Faktoren jchon in der 
Gegenwart ganz Kar erfennbar und mit Sicherheit zu bemefjen find, wie 
died in fraglicyer Beziehung der Fall ift. — 
Soviel für eben; Weitered und Ausführlichered demnächſt. — 
Neidhardt, 


Korftmeifter. 


HD. Mittheilungen. 


Maldbeichädigungen durch die Röthelmaus im Winter 1885,86. 
Vom Korftmeifter Beling in Seeien. 


Die Röthelmaus, Arvicola glareolus Schreb., war mir im Laufe 
der Zeit ald Beichädigerin von Laͤrche und Schwarzfiefer, der Aöpe und 
einiger forftli wenig oder faum in Betracht fommender anderer Laub— 
bölzer, nämlich; Faulbaum, Sahlweide und Flieder (Sambucus nigra L.), 
denen nad Altum’s Koritzoologie nody die Stechpalme (Ilex aquifolium L.) 
anzureihen ift, befannt geworden. Meine deöfalliigen Beobachtungen find 
im SIahrgange 1873, ©. 561, der Monatsjchrift für das Forſt- und Jagd» 
wejen und im Sahrgange 1880, ©. 367, diefer Zeitjchrift veröffentlicht. 
Bis zum Jahre 1876, in welchem die zweite Auflage ded die Säugethiere 
umfaffenden I. Bandes der Forſtzoologie des Profefjor Dr. Altum erjchien, 
waren wirtbichaftlich bedeutſame Waldbeijhädigungen durd die Röthelmaus 
nur an der Lärche Eonitatirt worden und darauf bin konnte Altum ©. 135 
des zitirten Werkes die begründet zu erachtende Anficht ausiprechen, dab 


462 Beling: 


die Nöthelmaus außer an Lärche ſchwerlich an eine andere anbauungs- 
würdige Holzart gehe. Nachdem der Lärdye nach hiefiger Erfahrung im 
Winter 1879/80 die Schwarzfiefer binzugetreten ift, hat ſich die Röthel— 
maus in jüngfter Zeit auch ald nicht unmichtige Bejchädigerin der Buche 
und der Hainbuche ermwiejen. 

Am 25. Februar 1886 wurde in einer umfangreichen, theild noch im 
Lichtichlage ftehenden, theild bereit? vom Dberholze befreiten Hochwald⸗ 
verjüngung an jungen Ddichtgejchloffenen Buchen nahe über dem Boden 
etwas Mäufefraß bemerkt, im Worbeigehen aber nur flüchtig in jo weit 
gewürdigt, als fich eriehen ließ, dab die Rindenbenagung an einem ber 
Stämmdyen theild älter, theild in der Fortfegung nach oben hin merflid, 
friiher war. Es hatte feit dem Beginn des Jahres ziemlich anhaltender 
und periodijch ftrenger Froſt geherrſcht und der Boden war mit einer ge 
ringen, nur wenige Gentimeter hohen Schneelage bededt, die fih vom 
26. Februar bis 2. März durch wiederholten Schneefall auf etwas mehr 
als 20 cm im Durchſchnitt erhöhte. Als ich am 13. März den betreffenden 
Forſtort wieder bejuchte, erichien ed mir angezeigt, den Mäuſefraß einer 
näheren Befichtigung zu unterziehen, wobei ſich dann nad den hody an den 
Stämmchen hinauf reichenden Frakbejhädigungen und nad dem Nages 
mufler ſelbſt — ſchmale, nur wenig oder gar nicht in den Splint ein- 
greifende, Ichräg aufwärts gerichtete ſchmale Zahnfurchen bei jo gründlicher 
Entrindung, daß zwar viele, aber nur fleine, an der Luft intenfiver braun 
gewordene Theile ded inneren Rindenförpers in ganz dünner Schicht ftehen 
geblieben waren und die entrindete Partie ein ſchmutzig weißes, braun 
melirted Anjehen hatte, ganz ähnlid dem, wie ed mir früher am Faul- 
baume befannt geworden war — jofort ergab, dab es fidy hier um Rötbel- 
mausfraß handle. Auf der etwa 2a großen, theild durch jüngeren Auf- 
ſchlag, tbeild durch den Mangel an foldyem injelähnlich ijolirten Fläche, 
worauf Fraßbeſchädigungen jtattgerunden hatten, ſtanden die jungen Buchen 
in dicht geichloffenem Horfte und waren auf dem größeren Theile der 
Parzelle durchichnittlich etwa 1 m, auf dem übrigen Fleineren Theile bis 
2m hoch. Dieje legteren, jchon höheren und ftärferen, unmittelbar über 
der Erde bis 3 cm im Durchmeſſer haltenden Buchen waren faſt ſämmtlich 
nahe oberhalb des Bodens ringsum bemagt, im der jüngeren Beltandes- 
partie erjtredte fidy der jehr ausgedehnte Fraß bis zu 85 cm Höhe an den 
Stämmden aufwärts. Die Seitenzweige waren mehrentheild gar nicht 
oder nur ausnahmsweiſe bis etwa 2 cm weit vom Stamme ab durdy Ab- 
nagen der Ninde bejchädigt, im Mebrigen hatten durdy die Röthelmaus 
vorzugsweiſe die jtärfiten und fräftigiten LZohden zu leiden gehabt und 
zwar faft durchweg in joldyer Ausdehnung, dab fie nothwendig werden ab» 


Waldbefhädigungen durd die Röthelmaus im Winter 1835/86. 463 


fterben müffen. Gleich alte, bis 1 m hohe Hainbuchen, die fich zerftreut 
auf der Fläche mit befanden, waren ebenfalls benagt, jedoch dabei keines— 
wegs vor den Buchen bevorzugt. Auch eine junge, wenig über Federpoſen— 
ftärfe die, zwilchen den Buchenlohden eingezwängte Ebereihe (Sorbus 
aucuparia L.) war bi6 zu 40 cm Höhe völlig, von da ab bis zur Spitze 
noch platweife ihrer Rinde beraubt. Die ſämmtlichen aufgefundenen 
Nageſchäden waren jchon älteren Datums, eine noch friſche, weniger als 
etwa eine Woche alte, wollte ſich troß vieler Mühe nicht auffinden lafjen. 
Gleichzeitig mit der NRöthelmaus hatte audy die Feldmaus (Arvicola ar- 
valis Pall.) in dem fleinen Bezirke an der Buche gefreſſen, jedoch im 
Gegenſatze zu jener gerade die jchwächeren Buchen vor den ftärferen be- 
vorzugt und zum Theil in der Erde abgenagt, wie fi dann ähnlicher 
Schadenfraß der Feldmaus jehr vereinzelt über den mehr ald 50 ha großen, 
bier in Betracht fommenden jungen Beſtand bin verbreitet fand. 

Etwa 100 m von dem gedachten Fraßplatze entfernt in ſchon 3 m 
und theilweis darüber hohem, jeit Jahren vom Dberholze befreiten Be— 
ftande waren einzelne eingejprengte über der Erde bis zu 5 cm im Durd)- 
meſſer haltende Hainbuchen bis 2,5 m vom Boden aufwärts und mehren- 
theild bis nahe zur Spite jo ſtark benagt, dab fie fi) jchon aus einiger 
Ferne durch ihr rindenlojed weißes Anjehen bemerkbar machten. Borzugs- 
weile angegriffen waren die etwas freier, am Rande von Horften oder an 
kleinen Beltandeslüden ftehenden Hainbuchen, gar nicht dagegen die zu— 
jammen mit Buchen in geichloffenem Stande befindlichen und eine benagte 
Bude fand ſich in diefem jchon höheren Aufjchlage überall nicht. 

Meiterhin auf einer mehre Hektar großen Fläche ded Forſtorts, auf 
welcher der junge Beſtand eine Höhe von durchſchnittlich etwa 2 m hatte 
und wo fih die Hainbuche reichlicher vertreten fand, war eine verhältniß- 
mäßig große Anzahl gerade der fräftigiten, etwas freier ftehenden Lohden 
diejer Holzart jehr ſtark von unten biö oben hin benagt, während aud) 
bier an feiner einzigen Buche durch die Röthelmaus verurjachte Be- 
Ihädigungen aufzufinden ftanden. ©leichergeftalt wie vorhin benagt bei 
Buchen, Schienen die Röthelmäuſe audy bei der Hainbuche die im fräftigiten 
Wuchſe ftehenden Stämme bevorzugt und in diefer Beziehung eine ftrenge 
Auswahl getroffen zu haben. Dicht neben von unten bis oben hin fait 
völlig weiß genagten, rejp. entrindeten und zu diejem Zwede jedenfall zu 
öfteren Malen erfletterten Lohden ftanden andere völlig unverjehrt da. 
Das Fraßmufter glich bei der Hainbuche demjenigen, welches die Buchen 
zeigten, nur mit dem Unterfchiede, daß die ftehen gebliebenen Theilchen 
der unteren Rindenfchicht mehr grau oder ſchwärzlich ftatt bräunlich rejp. 
braun gefärbt erjchienen. Im Uebrigen waren bei den Hainbuchen nicht 


464 Beling: 


blos die Stämme, jondern vielfady auch Zweige auf bald mehr bald minder 
weite Entfernung vom Stamme ab, benagt und lehtjährige Geitentriebe 
nicht felten hart am Leibe der Zweige, unter Hinterlaffung eines verjchieden 
großen, einen bis mehrere Millimeter im Durdymefjer haltenden rundlichen 
rindelofen Fleckes, abgebiffen, um fortgejhleppt zu werden. Sn anderen 
Fällen zeigten fich die letztjährigen Geitentriebe an ihrer Bafis umnagt, jo 
dab anzunehmen ftand, die Maus habe den Trieb am Leibe ded Zweiges 
abzubeißen beabfichtigt, jei aber aus irgend einem Grunde davon abges 
ftanden. Zuweilen, jedoch feltener, war auch ein einjähriger Trieb mit 
Zurüdlaffung eined längeren Stumpen durchbiſſen und der Abbib entweder 
fortgetragen oder derjelbe hing dann und warn noch, durdy eine verſchont 
gebliebene Holzfajer gehalten, mit dem ftehen gebliebenen Stumpen zu- 
jammen. 

Der Berfuh, auf den Fraßplätzen Mäufe in ausgeftellten Fallen zu 
fangen, gelang nicht, obſchon Vogelbeeren (die Frucht der Ebereſche, Sor- 
bus aucuparia L.) und Mohrrüben — beides erfahrungsmäßig eine jehr 
gejuchte Speife der Röthelmaus — ald Köder in Anwendung gebradjt 
wurden. Hieraus, jowie aus dem Umftande, dab alle aufgefundenen, diejer 
Mäufeart zufchreibbaren Fraßbeſchädigungen augenjcheinlih ſchon Wochen 
bi8 mehrere Monate alt waren, lieb ſich fchlieken, dab die Röthelmäufe 
in Folge ihnen nicht zufagender Begegniffe verjchwunden fein mußten. 

Ihre mir von früher ber bekannte Vorliebe für den gemeinen $lieder 
(Sambucus nigra L.) hatte die Röthelmaus durch Benagung des in dem 
in Nede ftehenden Forftorte vielleicht nur einzig vorhandenen Strauches 
diefer Holzart, ſowie eined anderen in einer nahen Wiejenhede befindlichen 
aufs Neue bethätigt. Auch ſonſt nody fanden ſich ſpäter anderenortö im 
Walde bier und da einzelne Fliederbüſche, welche unverfennbare Röthel— 
maudbejhädigungen an ihrer Rinde aufwiejen, ohne daß andere neben» 
ftehende Holzarten verlegt wären. Nur in einer breiten body aufgeſchoſſenen 
Hede, weldye innerhalb eined hoben Buchenbeſtandes eine vor etwa 
20 Jahren mit Fichten bepflanzte Wieſe ungiebt, waren neben lieder 
auch mehrere etwa fingerdide Stämmchen von Lonicera Xylosteum L. 
eined großen Theild ihrer Rinde durch Wegnagen beraubt.!) 

In dem Mittelmaldfomplere des hiefigen Forftrevierd, in welchem ic) 
im Sabre 1873 zuerſt Röthelmausichaden an Aöpe und Raulbaum fon= 
ftatirte, wurde audy in diefem Jahre gegen Ende des Monats März wieder 


1) Auch ein anderer Nager, das Eichhörnchen, liebt Loniceren-Rinde; es hielt ſich 
ein jolches vor einigen Wintern in einer biefigen Parkanlage eine Zeit lang auf und 
benagte die Ranfen der dafelbft befindlichen Lonicera Periclymenum L. jo bebeutent, 
da fie binterdrein abftarben. 


Waldbeſchädigungen durch bie Röthelmaus im Winter 1835/86. 465 


dergleichen an den genannten beiden Holzarten aufgefunden, indelfen eben- 
falls nicht mehr frijch, vielmehr augenjcheinlidh ſchon eine Anzahl von 
Moden alt. 

Wie aud Vorſtehendem entnehmbar, kann die Röthelmaus unter Um— 
ftänden entweder gemeinjchaftlich mit der Feldmaus oder für fich allein 
wirfend, an der Buche und Hainbuche nicht unerheblich ſchädlich werden. 
Im vorliegenden Falle war fie, jo weit ihr Fraß die Hainbuche betroffen 
hatte, zwar eher nüßlich als nachtheilig geworden, indem fie vielfach ſolche 
Stämme diejer Holzart in ertödtender Weiſe angegriffen hatte, welche zu 
Bunften junger Buchen abkömmlich erichienen, rejp. in den nächſten Sahren 
wegzunehmen gemwejen fein würden. Anders aber verhielt es fidy mit der 
Bude, an der die Röthelmaus verhältnigmäßig ungleich nachtheiliger als 
die Feldmaus geworden war, indem fie den jungen Beſtand, wenn aud) 
nicht geradezu vernichtet, doch in den fräftigiten, im beiten Wachsthum 
ftehenden prädominirenden Individuen zum Abfterben gejchädigt umd das 
duch den Beitand im Zumachje zurüdgejeßt hatte. 

Mo man die Bejhädigungen der Nötbelmaus frühzeitig genug be- 
merkt, da wird man denjelben in den meiften Fällen wohl durch Weg— 
fangen Einhalt thun fönnen, indem dieſe Mäufejpecied eineötheild jehr 
leicht in die Fallen geht, anderentheild bei im Allgemeinen weit minberer 
Häufigkeit, im Bergleih mit der Feldmaus, ihre charafteriftiichen und 
leicht unterjcheidbaren Beſchädigungen über Mleinere Parzellen zu eritreden 
pflegt. 

Im leßtverfloffenen Winter kamen in den biefigen Forften Beſchädi— 
gungen durch Die Feldmaus zwar in den meilten jungen Buchenbeftänden, 
indejjen jehr zeritreut und mehrentheild ganz vereinzelt vor. Verhältniß— 
mäßig häufig wurden die Stämmchen in der Oberfläche des Bodens ab- 
genagt, was muthmahlich darin feinen Grund hatte, daß bis gegen den 
Schluß ded Monatd Februar jehr wenig Schnee lag und daher die Feld— 
maus für oberirdiichen Fraß weniger Schuß fand, worauf fie nicht gern 
verzichtet. 

Daß audy die Röthelmaus junge Stämme in der Erde abbiffe, wie 
die Feldmaus und die Hamaus es thun, habe ich bislang nicht gefunden, 
halte joldhed audy bei dem Umftande, dab die Nöthelmaus beim Abnagen 
der Rinde faum oder nur jehr jchwac mit den Zähnen in den Holzförper 
rejp. Splint eingreift, für wenig wahrjcheinlih. — 


Sorſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 33 


466 Ueber den Häuferihwamm und deſſen Bekämpfung. 


Ueber den Häuſerſchwamm und defjen Bekämpfung. 


Hierüber hielt Geh.-Rath Profeſſor Dr. Göppert in der am 22. April 
1876 unter dem Vorſitze des Herın Direktor Dr. Bruch abgehaltenen 
Sektion für öffentliche Geſundheitspflege einen mit dem lebhafteiten Intereſſe 
jeitend der zahlreihen VBerlammlung begleiteten demonitrativen Vortrag!). 
Da der Häuſerſchwamm und deſſen Befämpfung gegenwärtig wieder auf 
der Zagedordnung Steht, jo interejfirt ed gewiß viele Leſer diejer Blätter, 
welche das Jahrbuch des Schleſ. Forſtvereins nicht halten, die Anficht dieſes 
berühmten Forſchers über diefen Schädling zu fennen. Göppert's Ge- 
danfengang ift etwa folgender: 

Unter den Kryptogamen, weldye gegenwärtig von den Botanifern be 
jonderd bebacht werden, ftehen die Pilze und zwar vorzugsweiſe die mikro— 
jfopilchen in erfter Reihe, und doch iſt die Erforjchung derjelben noch 
lange nicht erichöpft. 

Eine oder die andere Richtung tritt dabei natürlich zurüd. Dies gilt 
insbefondere von den größeren, dem unbemwaffneten Auge fichtbaren Arten 
diefer formenreichen merkwürdigen Familie. 

Während jene mifroffopijchen Organismen auf dem nicht anomalen, 
ſondern für unjere Griftenz ja ganz nothwendigen Wege ded Athmens in 
unfer Inneres gelangen, durch Zerſetzungsprozeſſe oft gefährliche Krankheiten 
erzeugen und und eim vorzeitigeö Ende bereiten, ftören und andere, wie der 
jogen. Häufer- oder Gebäudejhwamm (Merulius vastator, lacrimans 
oder destruens) auf nicht minder heimtüdijche Weile in unierer gemüthlichen 
häuslichen Ruhe, erfüllt die Atmojphäre unferer Wohnungen mit ſchäd— 
lien Ausdünftungen, ja bewirkt endlich nach Zerftörung allen Holzwerfes 
den Zufammeniturz ded Gebäudes, wenn wir und nicht beeilen, ihm entgegen 
zu treten. 

Höchſt mannigfaltig find die Formen feiner äußeren Erjcheinung, 
welche weniger von feiner Eigenthümlichfeit, ald vielmehr von Äußeren 
Umftänden bedingt wird. Die Fortpflanzung erfolgt nicht durch zufällige 
äußere Verhältniſſe: Feuchtigkeit, Fäulniß, wie immer noch viele glauben, 
jondern durd Samen, wie bei allen andern Pflanzen, die bei Kryptogamen 
Sporen genannt werden. 

In tieffter Verborgenheit entwidelt ſich zuerft ein aus zarten cylin- 
driichen Zellen beitehendes Gewebe, Mycelium genannt, welches bei den 
Pilzen die Stelle der Wurzel, Stengel und Blätter vertritt. Raſch wächſt 
es empor, klammert fi an alles Holz zunächſt ohne einen beftimmten, 


1) Vergleiche: Jahrbuch des Schleſ. Forſtvereins, S. 404. 


Ueber den Häuſerſchwamm und deſſen Bekämpfung. 467 


feften Typus, wie wir ihn fonft bei Pflanzen wahrnehmen, fondern richtet 
fi, wie jchon erwähnt nach der Beicdhaffenheit der umgebenden Räumlich— 
feiten, verbreitet fi in zarte fpinnenwebenartige Faſern über Holz und 
Mauernflächen bis zu mehreren Fuß Länge mit Neigung zu fächerförmiger 
Ausdehnung, mie died bei dem von Medner vorgelegten, zwiichen Glas: 
platten aus einer Holzfifte bervorgewachfenen audgezeichneten, fußlangen 
(Sremplare der Fall, dringt dabei in die Zellen, Gefähe, Marfitrahlen des 
Holzes, umſpinnt ed und löſt fo zu Jagen insbeſondere dad Nadelholz in 
längliche, vieredige Stäbchen oder Stüde, verwandelt fie offenbar unter 
Entziehung ihrer anorganischen Beftandtheile (Kali) in verhältnißmäßig furzer 
Zeit in eine leichte, brühige Maſſe. 

Bei örtlichen Hindernilfen oder mangelndem Flächenraum bilden ſich 
ſchmale bis zollbreite Bänder oder bis zu $ Zoll dide Stränge, weldye 
durch alle Fugen, ſelbſt durch Kalk zwiichen den Ziegeln, auch in morjche 
Ziegel dringen und fid vom tiefiten Keller aus durch alle Stodwerfe in 
furzer Zeit verbreiten. 

An einigermaßen räumlichen Stellen ſucht er ſodann freien Horizont 
zu gewinnen, um zur Bildung des Fruchtlagers, dem verderblichiten, 
die Fortpflanzung und Verbreitung bewirfenden Entwidelungsitadium zu 
gelangen. 

Aeßere Umstände üben aud hier großen Einfluß auf die Form deö- 
jelben aus. Anfänglich im Dunkeln, um jo gefährlicher, weil man es 
biöber kaum beachtete, erheben fich auf jolchen Flächen rundliche warzen- 
artige, bejonders jaftige, erbſen- bis filbergroichengroße Stellen, die netz— 
förmige Adern bilden, fi in der Mitte gelb färben und ſchon Sporen 
oder Samen entleeren. Allmählig vergrößern ſich diefe neßförmigen 
Stellen, fließen zulammen und bilden rundliche längliche Flächen, die eine 
große Menge zimmetbrauner Sporen abjondern. 

Aus bandfürmig zwiſchen Holzwerf jchnell bervordringendem Mycelum 
entiteht ein ichüffelförmiges, viel dickeres Fruchtlager, dad anfänglich wie 
eine von einem jchimmelartigen zarten Flaum überzogene Maſſe ſich dar: 
ftellt, dann gelblich rojenroth fidy färbt, mit mulftigen, faltigen Rändern 
und Andeutung fonzentriicher Kreije verjehen ift. Im Mitte entiteht eben- 
fallö jene neßartig auch mit Sporen erfüllte Schicht, welche die Wiſſenſchaft 
mit dem Namen Hymenium bezeichnet. Beim Berühren verfärbt fie fich, 
wird augenblidlich weinroth, jpäter ſchmutzig braun und endlich ſchwarz. 

Die Sporen find von äuberft geringer Größe (etwa „4, Linie Durdh- 
mefjer), zimmetbrauner Farbe und werden bei der Reife mit einer unglaub— 
lihen Energie ficher viele Fuß weit hinmweggeichleudert, jo daß man oft 

33* 


468 Ueber den Häuſerſchwamm und deſſen Bekämpfung. 


ausgedehnte Räumlichkeiten mit ihnen bededt findet. (Redner ftellt jolche 
unter dem Mifroffope zur Anficht). 

Die Natur bat noch jehr viele andere Pilzarten mit diejer Fähigkeit 
audgeftattet, um jo deren Verbreitung möglichit zu befördern. (Beweis« 
ſtücke wurden vorgelegt.) 

Im Zuftande der Reife jondert das Fruchtlager eine anfänglich waſſer— 
belle, jpäter mildartig trübe Flüffigfeit von widrigem Gejchmade ab (daher 
der Spezialname lacrimans), die noch nicht chemiſch unterfucht worden ift. 
Die an Koblenfäure gewiß jehr reiche Gefammtausdünftung des Pilzes wird 
für jehr nachtheilig erflärt und wohl nicht mit Unrecht, obſchon ſtets bei 
den mit Pilzvegetation erfüllten Wohnungen dody auch noch die Einwirkung 
der nie fehlenden Feuchtigkeit in Anſchlag zu bringen ift, ohne weldye die 
Keimung und das Wachsthum des in Rede ftehenden Pilzes nicht erfolgt. 

Zahn und andere führen ald Symptome vorzugsweije allerhand nervöfe 
Zufälle, wie Kopfichmerz, Schwindel, dann Affeftionen der Schleimhäute 
des Halfes, Schwämmchen, Aphthen, nervöje Fieber, Aſthma an, Symptome, 
die wenigſtens eine gewiſſe Ipezifiiche Beziehung kaum erkennen laffen. Es 
feien denn etwa die Aphthen und dad Aſthma, die wohl durch die Ein- 
athmung der in jo großer Menge vorhandenen, bei jedem Luftzuge in 
ſolchen Räumen ſich in Bewegung ſetzenden Sporen verurjacht worden jein 
fünnten. 

Nichtödeitoweniger ericheinen jelbitverftändlich Reinigung und Entfer- 
nung der Schwammmvegetation, vor allem der Fruchtlager derjelben, dringend 
nothwendig, freilich ſtets auch nur in Verbindung mit Trodenlegung der 
MWohnungsräume Die Schädlichfeit der Kellerwohnungen liegt auf der 
Hand, die leider in großen Städten immer noch vermehrt werden. 

Mas nun aber die in praftijcher Beziehung vor allem wünjchenswerthe 
Bekämpfung dieled beftialiichen Feindes unjerer Wohnungen betrifft, fo 
muß bier zunädhit angeführt werden, daß feine eigentliche Heimath in den 
Mäldern zu fuchen ift und er nur durch aus ihnen entnommenesd Bauholz 
nad und nad) in unjere Gebäude gelangte. 

Hier wird er insbeſondere durdy aus ſolchen infizirten Häufern ent— 
nommenen, an Pilzſamen überreihen Bauſchutt wohlfonfervirt und 
immer weiter verbreitet, ſobald nur das geringite Maß von Feuchtigkeit, 
die in ſolchem Bauſchutt und dem zum Bau verwendeten, meift nody naſſen 
Holz nicht fehlt, vorbanden ift. Eine einzige Spore ilt außreichend, ein 
ganzes Gebäude zu infiziren und deſſen Befiter um Taufende zu jchädigen. 
Daß der durdy diejen unjdeinbaren Pilz berbeigeführte Verluſt ſich ſchon 
nad) vielen Millionen beziffern läbt, bedarf feines näheren Beweiſes. 

Einen großen Theil der Schuld trägt die geringe Berüdfichtigung, 


Ueber den Häuferſchwamm und deſſen Befämpfung. 469 


weldye man biöher den Ergebniffen wiffenjchaftlicher Forſchungen feitens 
der Braftifer widmete, Zuftände, die fich auch ſchwerlich verbefjern 
werden, da in unſeren Gemerbeichulen und Bauafademien unter allen 
Naturwiffenihaften gerade der Botanik entweder nur eine jehr geringe 
oder wohl gar feine Berucdfichtigung gewidmet wird. Wenn in diejen 
Inftituten die Pilzfrage eingehender behandelt worden wäre, würde man 
doch wohl längft dem Hauptherd der Verbreitung durdy Samen oder Sporen 
einige Aufmerkjamfeit geſchenkt und ſich vor vielen herben Verluften be» 
wahrt haben. Eine ſolche Vernachläſſigung rächt ſich jelbit! 

Man meint immer no, dab der Urjprung des Schwammes im 
Holze jelbit zu ſuchen jet und durch eine Zerfegung und Gährung vege- 
tabiliicher Säfte und Abjonderung des Scyleimed gebildet werde, denkt 
daher natürlih gar nicht an die Befeitigung der Sporen oder Samen, 
jondern begnügt fi mit der Bekämpfung feiner Begetationsorgane, der 
auf der Zimmerung audgebreiteten weißlichen Pilzmaſſe (Redner legt folche 
in mannigfaltigften Sormen vor) betropft oder beftreicht fie mit den ver— 
ichiedenartigiten Flüjfigfeiten (woraus man ſchon entnehmen kann, wie 
wenig fie ihren Zweden entiprechen), bald mit diejer, bald mit jener Säure 
in verjchiedenem Zuftande der Konzentration, mit Mlaun, bolzeifigjaurem 
und jchwefeljaurem Eiſen oder Kupfer, brenzlichen Produkten, Theer, Holzs 
ejfig, natürlich auch Karboljäure, oder läßt ſich auch zur Verwendung 
marftjcreieriicher pompöfer mit geheimnißvollen Namen auegeftatteter 
Mittel (Mycothanaton) herab, überlegt aber nicht, in mie geringe Tiefe 
dergleichen von der Dberfläche aus eindringen und wie wenig Schaden fie 
daher jelbit da dem Pilze beizufügen vermögen. Zu warnen ift vor Allem 
vor der Anwendung der So giftigen, aber nichtödeftoweniger jelbft amtlid) 
bie und da empfohlenen Duedfilberjublimatlöfung, die audy die bereits in 
der Tiefe wuchernden Pilzzellen nicht zu erreichen vermag. Erfolgt die 
Anwendung aller diefer Mittel überhaupt erit nach Bildung der Fruchtlager, 
jo ericheint fie unter allen Umftänden ganz überflüjfig, da in dieſem 
Stadium das Holz auch ſchon zerießt worden ift. 

Die jorgfältigite Entfernung der Sporen kann nidyt dringend genug 
empfohlen werden, objdyon die Schwierigfeit der Befämpfung eines Feindes 
von jolcyer Kleinheit von dem Redner nicht verfannt wird. Wenn man 
aber damit ganz Eonjequent verfährt, vor allem mit möglichſter Strenge 
auf Vernichtung ded Bauſchuttes infizirter Häufer gedrungen 
wird, dürfte mit der Zeit ein günftiger Erfolg nicht ausbleiben. Es ift 
jedoch nicht zu erwarten, wenn man nicht zugleich auf Befeitigung der bier 
jo wichtigen, die Entwidelung des Pilzes beygünftigenden Feuchtigkeit und 
zwar ſchon bei Neubauten Rüdjicht nimmt. 


470 Ueber den Häuſerſchwamm und defien Bekämpfung. 


Keller find in unendlich vielen Fällen die Hauptherde des Pilzes; 
ihnen ift beſondere Aufmerfjamfeit zuzumwenden und nichts ift hier wirt: 
jamer, wenn ed angeht, als die Anwendung des Feuers einer Fadel, 
um den überall im Mauerwerk und in jedem darin befindlichen Holzrefte 
bherumfriechenden unheimlichen Gaſt zu vernichten, wie Nedner died aus 
eigener Erfahrung bezeugen fann. 

Unter allen Umftänden aber wird man weiter gelangen, wenn man 
bei Neubauten alles bejeitigt, was jeine Entwickelung begünftigt, alſo 
Gebäude nicht auf moorigem, mit verweiten und verwejenden Pflanzentheilen 
erfülltem Boden ohne vorherige Abjchliegung von demjelben errichtet und 
nicht mit Sporen infizirten, dabei auch noch feuchten Bauſchutt als Füll- 
material verwendet, ftatt trodenen, am beiten geglühten Sand oder jehr 
empfehlenöwerth Koaks, oder anderes, von organischen Stoffen freies Material 
als ſolches zu benußen. 

Selbitverftändlich ift auch für möglicyit trodenes Holz Sorge zu tragen. 
Bon höchſter Bedeutung erſcheinen auch zweckmäßige Einrichtungen für 
Luftzirkulation, welche auch bei jchon von dem Pilz infizirten Gebäuden 
als z. 3. einziges, aber wirfjames Mittel anzujehen ift, um durd 
austrocknen — wenn ed nody Zeit ilt und der Zuftand des Holzes dieſes 
verlohnt — die Ausbildung des Pilzes zu verhindern. Alle anderen oben 
angeführten chemilchen Beitreihungsmittel find völlig nutzlos. Cine Be- 
Ichreibung und Würdigung jener Ventilationsvorrichtung erachtet Medner, 
nicht als in feiner Kompetenz liegend; muß er den Bauverftändigen über: 
laſſen. 

Wenn ich, bemerkt Redner, aber auch meinte, mich über die nicht aus— 
reichende Benutzung wiſſenſchaftlicher Ergebniſſe beklagen zu dürfen, ſo kann 
ich doch nicht verſchweigen, daß auch die Wiſſenſchaft noch mancherlei hier— 
ber .gehörende Fragen zu löfen habe, wie zunächſt eine genaue Entwicke— 
lungsgeſchichte des Pilzes, jowie feiner Einwirkung auf die organijche 
Grundlage des Holzes, Angabe der Beltandtheile, die er ihr entzieht und 
in weldyen Lebensſtadien deijelben fie erfolgt, ebenjo die genaue Unterjuchung 
der Beichaffenheit der Ausdünftung und der Abjonderungen, wie die Er: 
mittelung der etwaigen Einflüſſe, welche die Keimfähigfeit der Sporen 
oder Samen vernichten. Wer fünnte wohl im Voraus bezweifeln, dab 
nicht dennoch auch durch ſolche Unterfuchungen, troß der augenblidlid, 
ſcheinbar ungünftigen Lage der ganzen Angelegenheit für die Praris wichtige 
Reſultate erzielt werden fünnten?! Unſer Mitbürger, Herr Dr. Hulwa, 
gedenkt ſich chemiſcherſeits damit zu beichäftigen. 

Fürwahr ein würdiger Gegenftand einer Preisfrage! 

Nachdem die Berfammlung dem Redner für jeinen jehr intereljanten 


Literarische Berichte. 471 


Vortrag und die denfelben begleitenden zablreihen und inftruftiven Photo: 
graphien von Gremplaren, die zu dem von ihm begründeten botanijchen 
Mujeum gehören, ihren Dank in beredter Weile ausgeſprochen, weift 
Geheimrathy Dr. Gräßer auf die Erfahrung hin, welche beim „Fränkel'- 
ſchen“ Hoſpital bezüglich der Entitehung und Beleitigung des Schwammes 
in demſelben gemacht worden. Im dem drei Jahre unbenußten und mit 
Wolle belegten Gebäude zeigte fi der Schwamm in jolcher Verbreitung, 
daß er die Balfen und Thüren, jelbit die Ziegeln zerftörte. 

Eine Bejeitigung ded Schwammes durch Erſatz der Füllungen aus 
Schutt durch joldye aus Sand, ſowie das Beltreichen der Dielen hielt nur 
zwei Sabre vor; mit rapider Schnelligfeit verbreitete fi der Schwamm 
nach dieſer Zeit über das ganze Gebäude. Seht wurde durch Iſolirung 
der Balfen von dem Gemäuer, dur Hohllegung und Bentilation der 
Fußböden, Theerung der Balken, Anwendung von Gement an Stelle des 
Mörteld, dem Uebel entgegengetreten und der Erfolg war ein jo günitiger, 
dab der Schwamm in dem Hoipitale fi nicht wieder gezeigt hat. 

Geheimrath Profellor Dr. Göppert berichtet nachträglich noch über 
die Bejeitigung ded Schwammes in dem von ibm bewohnten Haufe. Hier 
hat die Entfernung des Schuttes zwilchen Deden und Dielen und der 
Erſatz derfelben durdy Koaks ausgereicht, das im Entftehen begriffene Uebel 
zu beheben. 


III. Literariſche Kerichte. 


Nr. 28. 

Beiträge zur forſtlichen Zuwachsrechnung und zur Lehre 
vom Weiſerprozente. Bon Guſt. Kraft, königl. preuß. Ober: 
forſtmeiſter. Hannover, Klindworth's Verlag, 1885. 

Seinen früheren werthvollen Arbeiten auf dem Gebiete forſtlichen 
Rechnens, worunter zwei: „Zur Praxis der Waldwerthrechnung und fort 
lichen Statif* und „Beiträge zur Lehre von den Durchforſtungen, Schlag— 
ftellungen und Lichtungshieben“ als jelbitändige Monographien vor wenigen 
Jahren erſchienen find — ſchließt ſich in ihren Tendenzen die obenange— 
zeigte Schrift an. Dieſelbe behandelt in vier Haupttheilen: 

A. den Maſſenzuwachs und im Einzelnen den Zuwachs der Maſſe— 

faftoren (Stammgrundfläche, Höhe und Stammform), 

B. den Qualitätszuwachs, 

C. den Theurungszuwachs, 

D. das Weijerprogent und die Umtrieböformel 


472 Literariſche Berichte. 


und entwickelt in flarer und anregender Weiſe die dem Anfänger wie dem 
Praftifer zugänglichften Rechnungs-Wege zur Löſung wichtiger forftwirth- 
Ichaftlicher Fragen, dieſe Löſungen nody fördernd durch Beigabe bequem 
eingerichteter Rechnungs- und Hilfstafeln und graphiiche Darftellungen. — 
Der Verfaſſer ift dabei beitrebt, für jene Bälle, wo der jpefulativen Rech— 
nung dad wünjchenswerthe zuverläifige Zahlenmaterial nody fehlt, die Be— 
Ihaffung brauchbarer Näherungswerthe zu lehren und mit dem einfachiten 
mathematiichen Aufwand zum Ziel zu gelangen. Der Kern der ihn leiten- 
den Abſichten ift im leßten Abjchnitt zu erfennen gegeben: 

„Eine naturgemäße Erziehung der Beitände, rechtzeitig eingelegte 
ftarfe Durchforſtungs- und weiterhin Lichtungshiebe vermögen aud das 
finanzielle HiebSalter ... zu heben. An dem Tage, an weldyem wir und 
entjchließen, mit der Erziehung der Beitände in andanerndem, gejpanntem 
Schlufſſe zu bredyen und zu rechter Zeit, in rechtem Maße und am rechten 
Drte die Durchforſtungs- und Lichtungsart walten zu laflen, wird das Feit 
der Verföhnung zwiſchen den Anhängern höherer Umtriebe und den Ver— 
tretern der Neinertragslehre gefeiert werden fünnen. Die geringen Umtriebe, 
weldhe nady den Grundjägen der Neinertragslehre jeither meift heraus— 
gerechnet wurden, ftüßen fi auf die herkömmliche (leider allzu häufige) 
ungeeignete Grziehungsweije der Beſtände.“ 

Im eriten Abjchnitte find die Wege der Zuwachsprozentrechnung 
betreten, um in Berfolgung der Aenderungen, weldye an der Mafje (Derb: 
holz, Schaft, Baum) und den Mafjefaftoren der unterfuchten Probeftämme 
eintreten, aud dem erfolgten auf den nächſtkünftigen Zuwachs ganzer Be— 
ftände zu ſchließen und dadurch den Effekt wirtbhichaftlicher Operationen zu 
bemefjen. Es ift dabei die geometrijcye Reihe zu Grund gelegt, aber zur 
Grjparung der logarithmiſchen Nehnung eine Zuwachsprozent-Tafel aufs 
geitellt, und jo eingerichtet, daß aus den n jährigen Nachwerthsfaktoren 
dad zugehörige Zuwachsprozent direkt gefunden werden fann. Bei der 
Zuwachdermittlung ſoll die Nindenmaffe ignorirt werden. Died ilt korrekt. 
Zeider begegnen wir aber, wenn wir dem Qualitäts und Theurungszuwachs 
nachgehen wollen, bald der nody immer giltigen Mefjung auf der Rinde, 
bald der Meffung auf dem Holze, was in die Sortengrenzen, die Feſtgehalte 
und Preife große Schwankungen bringt. 

Bezüglidy der Formveränderung ijt auf die häufig mögliche Zunahme 
der Formzahl durdy die Yichtitellung bingewiefen, während fonft die (un- 
ächte) Formzahl zu finfen pflegt. Daß diefe Steigerung recht namhaft 
werden fann, zeigt fidy bei Stämmen des Ueberhalteö nicht felten.!) 

E 1) Die gerade vorliegende Stammanalyje einer 86 jährigen, ſeit 24 Jahren im 
Buchenbeftande übergehaltenen Kiefer ergab 


Literarifche Berichte. 473 


Zur richtigen Beftimmung ded Qualitätszuwachſes mit Ausichluß 
des fogenannten Theurungszuwachſes will der Verf. im zweiten Abſchnitte 
die Beitandsmafjen nach den Sortimenten zergliedern, welche fie gemäß der 
Holzart, Bonität, Alteröftufe ac. haben müſſen, für jedes Sortiment den 
Feltmeterpreis aus dem Durchichnitt mehrerer Jahre gewinnen und den 
Mittelwerth des Feftmeterd aus den Sortimentöprozentjäten und -Preiſen 
herleiten. Aber da die Holzjortirung nicht auf gemeingiltigen Grundjäßen 
berubt, begegnet dieje Herleitung etlichen Schwierigkeiten, den meilten beim 
Langnußholz Für die Klaffenbildung beim letzteren unterjcheidet Kr. 
als mögliche Maßſtäbe: 1. die Mittenftärfe und Länge, 2. und 3. die Ober: 
oder Unter-Stärfe und Länge und 4. den Feitmetergehalt, bleibt aber bei 
leßterem jchließlich ftehen, ungeachtet er zweckmäßigere Eintheilungen fennt. 

Hierzu berechtigt ihn die in Norddeutichland noch beitehende Uebung, 
wonady jeine Klajfififation der Rundholzes für 

Klaffe 5 bis 0,5 F.-M. 
„ un 1 n 


„ 2.93 " 

geht und hiernady ftarf abformige Stämme mit vollformigen gleichwerthig 
wären. Hiermit ftehen aber die Preidangebote der Käufer oft genug im 
Widerſpruch und daher die Ipefulativen Rechnungen auf unficherer Unter- 
lage. Dennoch verdienen die Entwidlungen des Berfaflerd alle Beachtung, 
denn auch bei anderer Klafjenbildung fann nad) feiner Weije der Quali— 
tätszuwachs verfolgt werden. Man entnimmt z.B. aus den Probe: 
ſtämmen einer Verſuchsfläche alle 5 Iahre, wie im Beitande die Rundholz— 
flaffen vertreten find und nad) welchem Prozentjaß demgemäß die ganze 
Nutzholzmaſſe fih in die Klaffen vertheilt. Nur muß erwogen werden, 
daß ſich im Großen meiltend ein ungünftigered Verhältniß ergibt, weil 
manche Stämme jdyadhaft oder ganz untauglid find und die Füllung 
manche Einbuße verurjadht. 














10 J. vor | zur Zeit der 10 3. nad der 20 3. nad) der 
Unädhte — — 
Lichtſteltlhung 
Schaftformzahl 0573 | 667 610 | 623 
Derbformzahl . . . » 0,556 | 659 606 | 620 








was die mwillfürlihe Annahme mancher Autoren, dab die Formzahl fidy in kurzen 
Wuchsperioden wenig Ändere, jeltiam illuftrirt! 


474 Literarijche Berichte. 


Der Berfaffer verſchließt fih der Einficht nicht, da in diefem Gebiete 
noch das Meifte zu thun bleibt; er will die fürderlichen Wege zeigen und 
zu baldigen umfafjenden Unterfuhungen anregen, zu welchem Zwede er 
fi an die Verjucdhsanftalten wendet.!) Er verlangt mit Recht die Aus» 
dehnung der Unterfucdungen auf die Durchforſtungsmaſſen und auf die 
Beitände verichiedenen Lichtungsarades. 

Die aufgeltellten „Tableaux“ über den Kurvenverlauf jeder Rundholze 
jorte der Kiefer von einer Alterftufe zur anderen veranjchaulichen im Zu— 
ſammenhalt mit den Rechnungsbeiipielen vollfommen den Meg, welden der 
Berf. alljeitig betreten zu jehen mwünjcht, um das biöherige Chaos zu 
bejeitigen. Selbſtverſtändlich verlangt jede Hauptholzart ihre bejondere 
Behandlung, aber aud) jeder Standort und jede Betriebdart, Durchforſtungs— 
und Verjüngungsweile, was eine vorfichtige Modifikation ſolcher Sortiments— 
tafeln für jede Dertlichfeit bedingt. 

Auf welche Klaffe (= 1,0) man dabei, um mit Preifverhältnißzahlen 
anftatt mit abjoluten Preilen rechnen zu können, die Klafjenpreije am 
beiten bezieht, fann meines Erachtens erit entichteden werden, wenn felt- 
geitellt ift, in welchen Klaſſen die Preisichwanfungen am größten find. 
Wahrſcheinlich müßte man die marftgängigfte Klafje wählen und zwar mit 
ihrem 5 oder 10 jährigen Durchſchnittspreis. 

Was der Verfaffer über die Einwirkung des Forſtwirths jelbit auf 
die gleichzeitige Steigerung des Maſſen- und Qualitätszuwachſes durch einen 
rationellen Durchforſtungs- und Verjüngungsbetrieb äußert, kann unter- 
Ichrieben werden. 

Die Behandlung ded Theuerungszuwachſes im 3. Abſchnitt 
leitet ein furzer Hinweid auf die viel größeren Schwanfungen der Grund: 
lagen für jpefulative Nennungen bin. Daß bis in die neuere Zeit die 
Holzpreije, obgleich mit großen Schwankungen, nambaft geltiegen find, tft 
unbeitritten, aber die Gründe find mehrfache und machen fidy gleichzeitig 
oder wechſelnd noch heute geltend. 

In feinen anerfennenswerthen Bemühungen, auch dieſes Gebiet auf: 
zubellen und einfache brauchbare Nechnungswege zu zeigen, hat der Berf. 
an zwei wichtige Punkte nicht gedacht, wenn er meint, die Beitimmung 
des Theurungszuwachſes der Vergangenheit unterliege feinen Schwierigfeiten. 
Die eine Maldgegend ift im Laufe der Zeit durch öffentliche großartige 
Berfehrseinrichtungen und durch Waldwegbau oder befjere Triftanftalten ıc. 
der wirtbichaftlichen Ausnugung erjchloffen worden, andere harren deſſen 





1) Daß die eine und andere Verſuchsanſtalt dem Gegenftande ihre Aufmerkſam— 
keit längft zugewendet hat, zeigt der Artifel: „Sclaglidhter zur Streitfrage: Schlag: 
weiier Hochwald- oder Kemelbetrieb“ im März und Apriiheft diejer Zeitichrift. 


Literariſche Berichte. 475 


noch. Es läßt fich annehmen, daß in kurzer Friſt alle Theile des deutichen 
Reiches die Vortheile der Erjchliefung in gleihem Maße genießen werden. 
Aber der innere Ausbau der Waldwegneße wird, joweit nicht die Einführung 
der Waldbahnen fie entbehrlihd macht, noch geraume Zeit dauern. Der 
eine Wald hat bereits die Auflage, durdy die höheren Preije jeiner Erträge 
die Zinjen nebit der Amortifirung großer Baufapitalien und die Koiten 
der MWegunterhaltung zu deden, ein zweiter und dritter ift in dieſer Be— 
ziehung exit theilweife oder nody nicht belaftet. Erſt nad; Abzug diefer 
Laſten, welche wiederum theilweife dur die Verminderung der Erntefoiten 
audgeglichen find, bleibt ein Theurungszuwachd aus der allgemeinen Preid- 
fteigerung. Dies Elarzuftellen, iſt der Forſtſtatiſtik nody vorbehalten, welche 
befanntlicy noch viel joldhe Arbeit zu bemwältigen hat. Gin zweiter Punkt 
betrifft die früheren Holz: Taren, weldye nicht aus dem allgemeinen Wett: 
bewerb hervorgingen, jondern meiltend einer einfeitigen Feſtſetzung ent: 
iprangen. 

Ein Schluß aus den bisherigen Preiöbewegungen, welche neuerdings 
durdy die Holzzölle eine weitere Beeinfluffung erfahren haben, fordert aljo 
eine jehr umfichtige, auf reiche Erfahrungen und Lofalfenntniß gegründete 
Abwägung. 

Man fann zwar dad Verfahren ded Verf. befolgen und den Theurungs— 
zuwachs der Vergangenheit dadurch beitimmen, dab man das Werthzuwachs— 
prozent erhebt, jodann den Qualitätszuwachs und aus der Differenz den 
Theurungszuwachs herleitet, aber man darf ihn jelten ohne Ermäßigung 
in die Necdhnung einitellen. 

Der 4. Abjchnitt behandelt das Weiferprozent und die Umtriebö- 
formel, 

Die Zwede, welchen erfteres dienen joll: „Beltimmung der finanziellen 
Hieböreife von Holzbeitäinden und Ermittlung der vortheilhafteiten Durch— 
forſtungs- und Lichtungsformen“ zuerit allgemein bejprechend, wendet fid) 
der Verf. bald an der Hand eines Zahlen-Beilpield den Nechnungsmwegen 
zu, weldye er für den häufigeren praftiichen Gebrauch eingejchlagen willen 
will. Er reproduzirt dafür jeine ſchon früher!) mitgetbeilte Näherungs- 
formel, fügt einige allgemeine Entwidlungen binzu, 3. B. zu vergleichenden 
Unterfuhungen am Grundflächen- oder Maſſenzuwachs über die Wirkung 
verjchiedener Durchforſtungs- und Lichtungsformen, wozu Kunze's ver: 

1) In der Schrift „Zur Praris der Waldwerthrechnung und forſtlichen Statiftik” 
©. 72. 

Den Fehler des Setzers auf S. 112 der vorliegenden Schrift, Ießte Zeile: w=z = 
(B+V+C)w 

h 


ftatt w=z — ‚ nimmt der Leſer ſofort wahr. 


476 Literarijche Berichte. 


gleichende Unterfuhungen ftarfer und mäßiger Durchforſtungen (im Tha— 
rander Jahrbuch veröffentlicht) als Zahlenbeifpiele benußt find, vergleicht 
feine Näherungsformel mit den Formeln Preßler's und Heyer's, zeigt 
die Gewinnung der nöthigen Recdnungsunterlagen und erläutert an einer 
graphilchen Darftellung, wie aus dem Verlauf der Kurve, welche das für 
mehrere Alteröitufen berechnete Weijerprozent in feinem Fallen und Steigen 
bildet, die Hieböreife zu erfennen iſt. Da nach der Anficht des Verf. das 
Meijerprozent durch Beltandölichtungen nody auf finanzwirthichaftlich be— 
friedigender Höhe bis in ein höheres Alter erhalten werden fann, fo 
genügen oberflächliche Unterfudhungen durchaus nicht. Man jolle dad Weiler: 
prozent des ald Ganzes zu behandelnden herrichenden Beltandes im Auge 
behalten; der Nebenbeitand müfje ſchon behufs normaler Beitandsentwidlung 
rechtzeitig bejeitigt werden. Selbſt bei höheren Beltandsaltern fünne die 
finanzielle Hieböreife jo lange binausgejcheben werden, ald man für aus- 
reichenden Lichtſtandszuwachs zu ſorgen vermöge. 

Bei dem herkömmlichen Durchforſtungsgrade ſteige freilich der finan— 
zielle Umtrieb ſelten über 70 Jahre, ſpäteſtens bei dieſem Alter aber hätten 
die vorgreifenden Durchforſtungen und die Lichtungen zu be— 
ginnen. Der Lichtungsgrad, welcher ein genügendes Zuwachsprozent zum 
Hinausſchieben des finanziellen Umtriebsalters ſchaffe, wenn dieſes Prozent 
je nach der Beſtandsbeſchaffenheit noch erreichbar ſei, könne auf dem Wege 
der Unterſuchung und Berechnung gefunden werden. 

Hierzu entwickelt der Verf. ſeine Umtriebsformeln, in welcher die ver— 
ſchiedenen Lichtungsgrade zum Ausdruck kommen. 

Er zweifelt nicht daran, dab durch einen geeigneten Durchforſtungs— 
und Fichtungsbetrieb ein Geſammtzuwachsprozent zu erzielen jet, weldyes 
den finanziellen Umtrieb bid zum 120. Jahre erhöhen fünne; jchon ein 
Maſſenzuwachs von 2—2,5 p&t. würde bei 1,5 p&t. Qualitätszuwachs dieſe 
Berichiebung zu Wege bringen.!) 

Bezüglich der weiteren Auseinanderjeßungen, auch dem bisherigen 
Kahlhiebsverfahren gegenüber, muB auf die leſenswerthe Schrift jelbjt ver- 
wiefen werden, deren klare durdhfichtige Behandlung und anregende Er: 
örterungen fie jedem praftiichen Forſtwirth empfiehlt, zumal die mathe: 
matiſchen Entwidlungen einfach und veritändlich find. 

Die Bemängelungen ded Plänterbetriebs am Schluſſe der Schrift 
mögen bei anderer Gelegenheit noch berührt werden. A. Schbg. 


1) Kür die Weihtanne trifft dies nad den in Baden angeitellten Unteriuchungen 
völlig zu, wie die Ansführungen im Aprilhefte diefer Zeitihrift (S. 209 u. ff.) lehren. 
Ein weiteres Moment ift dabei nody wicht beachtet: Die heutige Erleichterung für die 
Abfuhr der Starkhölzer. 


Literariſche Berichte. 477 


Nr. 29. 

Die Waldeifenbahnen von A. Runnebaum, fgl. Forſtmeiſter und 
Docent der Geodäfie und Waldwegebaufunde an der Forſtakademie 
Eberöwalde, mit zahlreichen in den Tert gedructen Figuren und 17 auto= 
graphirten Tafeln. Berlin 1886, Verlag von I. Springer. 

Nachdem jeit mehreren Jahren in den preußiſchen Staatsforiten Ver: 
judye mit transportablen Bahnen angeftellt worden find, an welche fich im 
Zaufe der Zeit auch noch ſolche angeichloffen haben, die von einzelnen 
induftriellen Etabliffementd ausgingen, bat Hr. Borftmeifter Runnebaum, 
auf deifen Anregung und unter defjen Leitung die ausgedehnten Verſuche 
bei Eberöwalde im Frühjahr 1885 vorgenommen murden, die biöherigen 
Ergebniffe und den gegenwärtigen Stand der Waldeijenbahnfrage in vor: 
liegender Schrift eingehend dargeitellt. 

Im erften Abjchnitt derjelben wird zunächſt die Frage beantwortet: 
Unter welden Berhältnijjen ift die Verwendung der trand- 
portablen Scienen-Bahnen im forſtwirthſchaftlichen Betrieb 
ratbjam? Eine BVergleihung von Koften und Nußeffeft der üblichen 
Zransportmethoden auf vierrädrigen Wagen mit jenen der Waldeijenbahnen 
ergiebt für leßtere bei jolchen Terrainverhältniffen, in welchen fie fich über: 
haupt zur Anwendung eignen, d. h. bei einem Gefäll längere Streden von 
nicht über 5 pCt. ein außerordentlidy günftiged Reiultat. 

Selbft bei diejer Marimalfteigung Stellen fidy die Transportkoſten für 
50 kg und 1 Meile (7,5 km) bei einem befjeren Kiesweg auf 31,2 Pfg., 
bei Schienengeleiß aber nur auf 10,0 Pfg. Nody deutlicher tritt der ges 
waltige Unterfchied aber bei einer vergleichenden Rentabilitätöberechnung 
hervor, welche Runnebaum im Auftrag des Minifteriumsd für die Ne: 
viere Dfterode und Riefesbeck am Harz angeftellt hat. Dort find beim 
Transport nicht nur der Forftfisfus, ſondern auch noch eine Eijeniteingrube 
und die beiden Steinbruchspächter im fisfaliichen und ftädtiichen Mevier 
betheiligt. Es würde die Anlage eined Schienenftranged von 13 km 
erforderlich jein, während die auf demfelben zu bewegenden Laſten jährlid) 
ca. 9250 Feſtm. Fichten Baus, Nutz- und Schnittholz, ferner 180 000 Etr. 
Rotheijenitein und 240000 Gir. Pflafteriteine, im Ganzen aljo etwa 
535 000 Etr. betragen. Die Kapitalöwerthe fämmtlicher Koften belaufen 
fih nun bei Benußung der Bahn auf 607 831 MA, bei der biöherigen 
Trandportweije aber auf 1866 720 .%, jo daß ſich für eritere bei 5 pCt. 
Verzinſung eine jührlihe Erſparniß von 62 944 # ergicht! 

Neben dem Terrain fommt aber für die Nentabilität einer ſolchen 
Anlage noch ganz weſentlich die Größe des Einichlages ſowie die Art und 
die Richtung des Abſatzes in Betradht. 


478 Literariſche Berichte. 


Nur da, mo größere Holzmafjen nady der gleichen Richtung auf bes 
deutende Entfernungen zu bewegen find, wird fich die Anwendung eined 
Scyienenweged empfehlen. In fait allen Fällen wird bei Einführung der- 
jelben die Anlage von Holzftapelplägen nothwendig werden. 

Ob Eigen: oder Unternehmerbetrieb vorzuziehen ift, hängt von den 
Verhältniſſen ab, doch jprechen wohl die jchwerwiegendften Gründe für den 
leßteren. Soweit meine Kenntnifje reichen, jcheint diejer auch thatjächlich 
faft allenthalben in Anwendung zu fein, und bürgert ſich die Waldeijenbahn 
in folder Form am leichtejten ein, weil durch diefelbe die ſehr beträchtlichen 
Koften der eriten Anlage vom Waldbefier eripart werden. R. theilt am 
Schluß des 1. Abichnittes jene Bedingungen mit, welche im vergangenen 
Winter für die Abfuhr des Materiald aud einem Theil des Nevierd Ebers- 
walde durch einen Unternehmer zu Grund gelegt worden find. 

Der 2. Abjchnitt beſchäftigt ficb mit der Frage: Welche techniſche 
Anforderungen jind an die Waldeijenbahnen zu Stellen? Aus 
den betr. Grörterungen möge Folgendes hervorgehoben werden: Ald Haupt: 
bedingung iſt für alle Konftruftionstheile „größte Solidität bei möglichiter 
Leichtigkeit” zu fordern. Die Schienen müffen daher aus dem beiten 
Beſſemer Walzftabl gefertigt fein, und empfiehlt fich für diefelben das Profil 
der (für die Hauptbahnen üblichen) ſog. Bignole-Scyiene. Ald Schwellen: 
fonftruftion ift nur die Duerjchwelle geeignet; eilerne Schwellen find den 
hölzernen vorzuziehen, leßtere find höchitend bei Stammgeleifen in Anwendung 
zu bringen. Die beite Spurweite beträgt 60 cm, und das Gewicht eines 
Joches bei 2 m Länge, wie diejelbe für die öfterd zu verlegenden Theile 
notbwendig ilt, 40—45 kg, auf den ftabileren Stammgeleifen benußt man 
5—6 m lange Iodye. Das Untergeitell ded Wagens wird am zweck— 
mäßigften aus Eiſen bergeftellt, da bei guter Konftruftion ein joldhes nur 
180 kg, ein hölzernes aber 160 kg wiegt, während erftered ungleich Dauer: 
hafter ift, als diefed. Die Näder haben gewöhnlich einen Durchmeljer von 
30 cm und find im Schlag zweiflanichig mit breitem Yauffranz. Große 
Sorgfalt erfordert die Konftruftion der Bremſe, für welche fidy am beiten 
Eiſen eignet, die Bedienung derjelben erfolgt an der Längsleite des 
Wagens. Die Form des Obergejtelled wechielt, je nadydem das zu Trand- 
portirende Material aus ſchwerem Nußholz, Stangen oder Brennholz beiteht. 

Die Preife für ein 2 m langes Joch betragen 5,5—8 M, für ein 5 m 
lange 12—13 #; ein Unterwagen von Holz koſtet 100-120 #, ein 
jolher von Eiſen 150.4, das Dbergeftell für Nutzholz 30—60 A, ein 
Brennholzgeſtell 70-90 M. 

Im 3. Abjchnitt wird: die Anwendung des transportablen 
Scyhienengeleijes beim Transport von Kiefern-Bau- und Nuß- 


Literariiche Berichte. 479 


bölzern im Xehrforitrevier Eberswalde beiprodyen, wobei zugleich 
die verjchiedenen Auf und Abladevorrichtungen bezüglich ihrer Konftruftion 
und Verwendbarkeit eingehend geichildert werden. 

Bei den oben erwähnten Verſuchen im Frübjahr 1885 bat fidh er- 
geben, daß die Hölzer auf dem Holzablageplag um 17 pCt. höher bezahlt 
wurden ald im Schlag. Wenn aud aus verfchiedenen Gründen aus 
diefem Einzelfall noch fein definitive Nejultat über den finanziellen Effekt 
jolher Anlagen abgeleitet werden kann, jo ift doch bereits die Rentabilität 
einer unter den entjprechenden Borausiegungen zwedmäßig angelegten 
Waldeifenbahn durch zahlreiche Beiipiele in der Prarid inzwijchen bereits 
zur Genüge dargethan. 

Die Runnebaum'ſche Schrift zeichnet ſich durch klare Darftellung, 
jowie durch ein reiches Material von genauen Zahlenangaben aus und 
erleichtert durch viele jorgfältig ausgeführte Zeichnungen dad Verſtändniß 
der für die meilten Foritwirthe doch nicht jo geläufigen techniſchen Details. 
Diefelbe ift deshalb für Jeden ein unentbehrliches Hilfsmittel, welcher der 
Frage bezüglich der für die Nentabilität der Forften jo bedeutungövollen 
Anlage von Waldeifenbahnen näher treten will und kann als joldyes auf 
dad Wärmfte empfohlen werden. Schw. 


Nr. 30. 


Die Landmefjung. Ein Lehr: und Handbudh von Dr. E. Bohn, 
Profeffor der Phyſik und Vermeſſung an der Kal. Bayr. Forftichule in 
Aſchaffenburg. Mit 370 in den Tert gedrudten Holzichnitten und zwei 
lith. Tafeln. Berlin. Verlag von Julius Springer 1886. Preis 
22 M. 

Bereitö im Jahre 1876 hat der Verfafler eine „Anleitung zu Ber- 
mejjungen in Feld und Wald“, mit bejonderer Berüdfichtigung der 
Bedürfnifje von Fort: und Landwirthen gejchrieben. Diejelbe erichien bei 
Paul Parey in Berlin und bat biö jegt wohl deshalb noch feine zweite 
Auflage erlebt, weil der Inhalt vem Titel nicht ganz entipradh. Die Kritik 
ſprach fi damals in diejer Zeitichrift dahin aus, daß der Verſaſſer, ein 
Phyfifer von Fach, fih wohl nicht viel praktiſch mit dem Gegenftande 
beijhäftigt habe und jedenfall die wirklichen Bedürfnilfe der Land» und 
Forſtwirthe in Bezug auf Vermefjungsweien zu wenig fenne. Dagegen 
wurden jeine umfaſſenden theoretiichen Kenntniſſe rühmend hervorgehoben. 

Das nun jet vorliegende Lehr: und Handbuch der Landmeſſung zeichnet 
fi) durch weit größeren Umfang und eingehendere Behandlung der Materie 
aus, ift mit großem Fleiße auögenrbeitet, vorzüglich ausgeftattet, aber nicht 


480 Literarische Berichte. 


jpeziell für die Bebürfniffe der Land» und Forftwirthe gejchrieben, fondern 
mehr für Geodäten von Fady und einen mit größeren mathematifchen und 
phyſikaliſchen Kenntniffen ausgeftatteten Lejerfreis berechnet. 

Dem ausübenden Forftwirth dagegen, welchem dad Vermeſſungsweſen 
nur ala Hülfswiffenjchaft dient und der fich insbefondere nur mit denjenigen 
einfacheren Materien zu befaljen hat, welche ihm gelegentlich feiner dienft- 
lichen Berrichtungen gerade vorfommen, wird das vorliegende Bud) zu 
umfangreich, ſchwierig und auch zu theuer fein. Hiermit ſoll jedoch durdh- 
aus nicht ausgeiprochen werden, dab das Buch überhaupt zu theuer fei; 
fowie wir auch gern hervorheben, daß das Werk für viele nach höherer 
geodätiicher Koft ftrebende Fachmänner jedenfall eine willflommen, werth- 
volle Gabe fein dürfte. a. 


Nr. 31. 

Plänterwald oder ſchlagweiſer Hochwald. Cine forftliche Tages— 
frage, beiproden von Hermann Fürſt, E. b. Regierungs- und Forft- 
rath, Direktor der k. Foritlehranftalt Aſchaffenburg. Berlin. Berlag 
von Paul Parey. 1885. Preis 2,50 M. 

Mir leben gegenwärtig wieder einmal in einer Zeit, in weldyer, wie 
man zu jagen pflegt, Alled auf den Kopf geitellt werden fol. Dies gilt 
namentlih bezüglich der Waldbaulehre. Man darf fi) darüber nicht 
wundern, wenn man bedenkt, daß wir einen wiljenjchaftlich begründeten 
Waldbau bis zur Stunde nicht haben, und daß deshalb, wie vor 50 und 
mehr Jahren, im großen Ganzen immer noch Anfichten gegen Anfichten 
ftehen. Es wird eben in der Waldbaulehre viel zu viel gejchrieben, aber 
leider nur wenig unterfudht. ine einzige gründliche waldbauliche Unter 
ſuchung iſt unter Umftänden mehr werth ald ein neues dickes Buch über 
Waldbau. Durch die neuen Schriften über Waldbau von Gayer, 
Wagener, Ney und Borggreve wurden die Gegeniäße nicht gemildert, 
fondern nur noch verichärft, und man darf ed dem Wirthſchafter nicht übel« 
nehmen, wenn er jchließlid über die Schriftgelehrten bedenklich den Kopf 
jchüttelt, welche, ſtatt ihm feine wirthichaftlichen Zweifel zu benehmen, die- 
jelben nur nody vermehren. 

Die größten Meinungsverichiedenheiten beftehen gegenwärtig bezüglich) 
der zwecfmäßigiten Art der Beftandsbegründung und Beltandöpflege. Die 
Anhänger des Plänterwaldes (Femelwaldes) und der ſchlagweiſen Hoch— 
waldformen mit ihren verjcdyiedenen Modifikationen find fich wieder in die 
Haare gerathen, und wie der Streit enden wird, läßt ſich noch nicht vor— 
ausfagen. Referent vermutbhet mit dem ſchon oft dageweſenen und alljeitig 


Notizen. 481. 


befriedigenden Schlagwort: „Alles zur rechten Zeit und am rechten 
Orte”. 

Auch der Verfaſſer ift in feiner vorliegenden Schrift in den neu ent— 
brannten Streit eingetreten, der aber nad) der Anficht des Referenten nicht 
in der Frage, ob Plänterwald oder ſchlagweiſer Hochwald, jondern darin 
gipfelt, unter welchen Verhältniſſen fich Bemelbetrieb, unter welchen Femel- 
jchlagbetrieb und wann Kablichlagbetrieb mehr empfiehlt. Wir haben 
wenigftend die Meberzeugung, dab, jolange überhaupt Waldbau getrieben 
wird, fich unter gegebenen Umftänden der Kemelwald, unter anderen wirth- 
Ichaftlihen Berhältniffen aber auch der langjamere oder rajchere Femel- 
ichlagbetrieb und endlich auch der Kahlſchlagbetrieb empfehlen fann. Wir 
glauben, daß auch Gayer dieſer Auffafjung keineswegs gegenüberjteht, 
wenn er auch unter vielen Verhältniſſen der langjameren und mehr horft- 
weilen Naturverjüngung im Ganzen und gewiß vielfah mit Recht bas 
Wort redet. 

Zejern, welche ſich für die gegenwärtigen waldbaulichen Streitfragen 
interejfiren, fann die vorliegende Schrift zu ihrer Drientirung beitend empfohlen 
werden, wenn ed aud) wünſchenswerth gewejen wäre, wenn der Berfafler 
jelbft mehr pofitived Beweismaterial für die Belegung feiner eigenen An— 
fihten, welche wir ſelbſt in vielen Punkten tbeilen, beigebradyt hätte. 

Profeſſor Schuberg hat in neuefter Zeit diejed danfbarere, wenn auch 
zeitraubendere und mühevollere Arbeitögebiet in diejen Blättern!) betreten 
und Beweisftüde für die im Badiſchen Schwarzwald längft beftehende 
borftweife femeljchlagbetriebartige Wirthichaftöform beigebracht. Möchten 
die Anhänger des ſchlagweiſen Hochwaldbetriebes jebt denjelben Weg be- 
treten. Wir glauben, daß es nicht jchwer fein wird, auch aus den Erträgen 
diejer Hocmaldformen den Beweis für ihre Zwedmäßigfeit und befriedi- 
gende Rentabilität zu erbringen. 


IV. Notizen. 





Die Baummeßfluppe von Aldenbrüd und Friedrich. 


Seite 125 diejer Blätter babe ich darauf aufmerfiam gemacht, daß die Priorität 
der Kluppe mit jchiefem Einſchnitte des Laufes nicht Friedrich, jondern Alden- 
brüd zujuerfennen ift. Inzwiſchen hatte Herr Oberforftratb Friedrich in Wien 
die Freundlichkeit (vergl. Gentralblatt für das gefammte Forftweien, 1886, ©. 163) 
ſich meiner Auffaffung bezüglich der Priorität anzuſchließen. 


1) Dgl. diefe Zeitichrift Jahrgang 1886, ©. 129 u. ff. 
Forftwifſenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 34 


482 Notizen. 


Auf meine Öffentlih audgeiprodene Bitte um gefällige Mittheilungen von Notizen 
über die Perſönlichkeit Aldenbrück's gingen mir Kundgebungen von Herrn Forft- 
meifter Stöger in Hildburgbaujen und von Herrn Oberförfter Wullftein aus 
Grumſchütz in Schleften zu, welde darin übereinftimmen, daß Aldenbräd fgl. 
preuß. Oberförfter in Hürtgen, Regierungäbezirf Aachen, war und im November 1884 
geftorben ift. Zugleich theilte mir Herr Korftmeifter Stößer nod mit und belegte 
feine Ausſage durch ein Blatt aus feinem Kollegienbefte, daß er bereit vor Jahren 
in feiner Borlefung über Holzmeßfunde die fragliche Kluppe ausdrüdlih ald Alden— 
brück'ſche angeführt habe. 

Die Priorität wäre hiernach Aldenbrüd zuguerkennen; während auf der andern 
Seite nit daran gezweifelt werden fol, dah Friedrich, wenn aud erft 10 Jahre 
fpäter, unabhängig von Aldenbrüd denjelben Gedanken fahte und verwirklichte. 

Müncen, 22. März 1886. Dr. F. Baur. 


Derfonaländerungen in Preußen 
(pro I. Quartal 1886). 


Dekorirt: Mit dem rotben Adlerorden II. Ki. mit dem Eichenlaub: Der 
Dberlandforftmeifter und Minifterialdireftor Donner. Mit dem rothen Adler: 
orden III. KI. mit der Schleife: der Oberforftmeiiter Wellenberg in Marien 
werder. Mit dem rotben Adlerorden IV. Kl.: die Forſtmeiſter Fedderſen 
in Marienwerder, Goullon in Danzig, Runddpaden in Koblenz und von 
Stünzer in Potsdam; die Dberförfter Conradi in Runfel (Reg.-Bez. Potddam), 
Fangel in Friedrichsſthal (Reg.Bez. Stettin), Harms in Klausthal (Reg.Bez. 
Hildesheim), Hümmerich in Dillenburg (Reg. Bez. Wiesbaden), Klemme in 
Dberfaufungen, Oberf. Rottebreite (Reg.Bez. Kaflel), Mergell in Kirchditmold 
(Reg. Bez. Kaffel), Sch. von Rechenberg in Erfurt (Reg.Bez. Erfurt), Rink in 
Doberſchütz (NReg.-Bez. Merfeburg), Wegener in Kobbenbrügge (Reg.-Bez. Hannover) 
und von Weiler in Kleve (Reg.Bez. Düffeldorf). 

Die Erlaubniß zum Tragen des Ritterkreuzes II Kl. des kgl. ſächſ. 
Albrehtordend hat erhalten der Oberförfter Sachſe in Grofe-Schönebed, Ober 
Pechteich (Reg. Bez. Potsdam). 

Sn den Rubeftand verjeßt: der Korftmeifter von ber Deden in Kaflel; die 
Dberförfter Hildenhagen in Mußelburg (Reg.Bez. Stettin) und Fritſche in 
Eſchede (Neg.:Bez. Rüneburg). 

Befdrdert: Zu Forftmetitern: die Oberförfter von Eftorff in Oberfler nad 
Erfurt — Worbis, Tiburtiusd in Lehnin GReg.Bez. Potsdam) nah Frankfurt — 
Gruben, Hinüber in Morbah (Reg.: Bez. Trier) nah Schleswig — Trittau, 
Koyen in Taubenwalde (Bromberg) nad) Bromberg — Inowrazlaw und v. Wedell 
in Klaushagen (Reg.Bez. Köslin) nah Marienwerder — Deutſch-Krone. 

Zu DOberförftern und mit Beftallung verjehen: die Forftaffefioren: 
Born nach Königsbruch (Reg.Bez. Marienwerder), vom der Hellen nad) Binnen 
(Reg»Bez. Hannover); Nitihe nah Napeburg (Reg. Bez. Königsberg), Zur: 
baufen nah Eiterhagen (Reg.Bez. Kaflel), Breek nah Hilchenbach, Oberförft. 
Lützel — Bilftein (Reg.-Bez. Arnäberg), Löper nah Breitenheide (Reg.-Bez. Gum: 
binnen), Kayſer nady Miele (Reg.:Bez. Lüneburg), Regling nad Zaubenwalde 
(Reg. Bez. Bromberg), Krumhaar nad Sohannisburg (Reg. Bez. Wiesbaden), 


Notizen. 483 


Wohlers nah Marbach (Reg.: Bez. Trier) und Sellheim nad Klaushagen 
(Reg.“Bez. Köslin). 

BVerjegt im gleiher Dienfteseigenihaft: die Forftmeiiter Stahl von 
Schleswig — Trittau nad) Potsdam — Beelik, Hausſchild von Potsdam — Beelitz 
nad Potsdam — Rheindberg, Graßhoff von Kaffel — Fulda nach Kaffel — Rein: 
bardswald und Sadhjenröder von Marienwerder — Deutſch-Krone nad Kaflel — 
Bulda; die Dberförfter Euen von Rapeburg (Reg.Bez. Königsberg) nach Ober: 
fier (Reg.Bez. Köslin), Wernbart von Hilchenbach, Oberf. Lützel-Bilſtein (Reg. 
Bez. Arnsberg) nad) Jänſchwalde (Reg. Bez. Frankfurt a./D.), Pauli von Eiter 
bagen (NReg.:Bez. Kaffel) nah Veckerhagen (Reg.Bez. Kaflel), Banning von 
Miele (Reg.Bez. Lüneburg) nad) Mupelburg (Reg.:Bez. Stettin), von Döhn von 
Breitenheide (Reg.:Bez. Gumbinnen) nah Lehnin (Reg.Bez. Potsdam), See: 
bufen von Unnarode, Dberf. Stebigrode (Reg.Bez. Merfeburg) nad Karpellen 
(Reg. Bez. Königsberg), Ewald von Ziegenort (Reg.Bez. Stettin) nad Annarode, 
Oberf. Siebigrode (Reg.:Bez. Merjeburg) und Gerlach von Sadlowo (Reg. Bez. 
Königsberg) nah Ziegenort (Reg.-Bez. Stettin). 

Beftorben: der Korftmeifter Philippi in Potsdam, die Oberförfter Dörinkel in 
Johannisburg (Neg.: Dez. Wiesbaden) und Jagielki in Karpellen (Reg. Bez. 
Königäberg) und Profefior Dr. Daube, Dozent an der Korftalademie Münden. 


DPerfonalien aus Sachſen. 


Audgezeichnet: Oberförfter Frhr. von Brandenftein und Uhlemann mit dem 
Titel Forftmeifter, Oberforftmeiiter Blobmer mit dem Range eines Ober: 
finanzraths, Oberforftmeifter Frhr. von Beuft mit dem Ritterkreuz I. Kl. vom 
Berdienftorden, Forftinipeftor Gläſel, Oberföriter Jordan-Neudeck und Schreiter: 
Rofenthal mit dem Ritterkreuz IL. Kl. vom Verdienftorden, Profeffor Kunze: 
Tharand mit dem Ritterkreuz I. Kl. vom Albrechtsorden, Unterförfter Maute: 
Ebersbach mit dem Verdienſtkreuz. 

Geftorben: Dberförfter Bachmann, Rev. Borftenborf, Sorftinfpeftor Funke, 
Rev. Dresden. 

Penſionirt: Oberforſtmeiſter Rüling und Fehr. von Berlepid. 

Verſetzt: Oberförfter Doft auf das Rev. Dresden, Oberforftmeifter Greiffenhahn 
in dem Korftbezirf Dreöden, Korftinfpeftor Heinide auf dad Rev. Koldiz, Förfter 
Biehweger auf das Rev. Großbothen, Förfter Thomas auf dad Rev. Zwenkan, 
Förfter Schulze auf das Rev. Dittersdorf, Förfter Schlegel auf das Revier 
Nauendorf, Oberförfter Uhlich auf dem Rev. Zoblitz. 

Befördert: Oberförfter Tittmann zum Oberforftmeifter im Forſtbezirk Grillenburg, 
Dberförfter Beyreutber zum Dberforftmeifter im Korftbezirt Eibenftod; Körfter 
Menges zum Oberförfter auf das Rev. Rüderöwalde, Börfter Eggendorf zum 
Oberförfter auf das Rev. Grillenburg, Körfter Rehſchuh zum Oberförfter auf das 
Rev. Borftendorf; Fürftlich reufflicher Forftmeifter von Zehmen zum Förfter auf 
das Rev. Tharand; Oberförfterfandidat Wilsdorf zum Förfter auf das Revier 
Zannenhaus, Oberförfterfandidat König zum Rörfter auf das Revier Karlöfeld, 
Oberförfterfandidat Frhr. v. Biedermann zum Förfter auf das Rev. Kunneräborf, 
Oberförfterfandivat Bach zum Zörfter auf das Rev. Rofenthal, Cherförfterfandidat 
Mühlmann zum Förfter auf das Rev. Hundshübel. 


34* 


484 Anzeigen. 


Anzeigen, 


Programm für die XV. Derfammlung deutfcher Forftmänner zu 
Darmjtadt vom 5. bis 9. September 1886. 


Ale Korftmänner und Freunde des Forftwejend werden hierdurch ein 
geladen und dringend gebeten, ihre etwaige Theilnahme bis jpäteftens 10. Auguſt 
bet dem unterzeichneten Korftmeiiter non Werner anzumelden, jowie gleichzeitig an- 
zugeben, ob Beftellung einer Wohnung gewünſcht wird. 


Betteintheilung. 

Sonntag, den 5. Geptember. Empfang der Theilnebmer im Bahnhof: Hötel 
der Heil. Ludwigsbahn; Abends gejellige Vereinigung in defjen Räumen. 

Montag, den 6. September. Sitzung von 7'/, bis 12 Uhr im Saalban. 
Nach gemeinfamen Frühftüd um 1 Ubr Erkurfion in die Oberförfterei Kranichftein. 

Dienftag, deu 7. September. Sitzung von 7'/, Ubr an mit einer Frühftücks— 
paufe. Um 1Uhr Befihtigung der Ausftellung von Wald:-Eifenbahnen mit Fahr: 
zeugen ıc. im Holzbofe. Um 3 Uhr gemeinjchaftliched Mittagefien im Saalbau. 
Abends Beſuch des Großb. Hoftbeaters, 

Mittwoch, den 8. September, Sikung von 7’, bis 12 Uhr. Nachmittags 
Erkurfion in die Oberförfterei Befjungen; Zuſammenkunft um 2Ubr; je mad 
Wahl: am Holzbof zur Befihtigung von Waldfeldbaufulturen im Nadelmald, oder 
im Großb. Drangeriegarten zum Gang dur die Raubwaldungen nad) der Ludwigs: 
höhe. Abends gejellige Bereinigung mit Konzert im Saalbaugarten. 

Ronnerfiag, den 9, September. Bormittags 7 Uhr Ausflug in die Berg: 
ftraße (Oberförfterei Jugenheim) über Jugenheim, Heiligenberg, Feldberg, Auerbadyer 
Schloß, Fürftenlager nad) Aucrbad (Station der Main-Neckar-Bahn). 

Gegenflände der Berathung. 

I. In weldem Stadium befindet ſich die Verjüngung der Holgbeftände mittelft land⸗ 
wirthſchaftlicher Zwiſchennutzung? 

Referent: Forſtmeiſter Auhl in Darmſtadt. 
Korreferent: Forſtmeiſter Aprengel in Bonn. 

U. Unter welden Umftänden ericheint die Anlage von Waldeifenbahnen geeignet, und 
welche Verwaltungsform, eigener Betrieb oder Unternehmerbetrieb, empfiehlt ſich 
für diejelben ? 

Neferent: Forfitmeiiter Runnebaum in Eberöwalde. 
Korreferent: Baurath Reinhard in Stuttgart. 

III. Mittheilungen über Verſuche, Beobadhtungen, Erfahrungen und beachtenswerthe 
Borlommniffe im Bereiche des Forſtweſens. 

IV. Genügen für die Waldarbeiter die reichsgeſetzlichen Beſtimmungen über Arbeiter- 
BVerfiherung ? 

Referent: Oberforftmeifter Müller in Wernigerode. 
Korreferent: Profeffor Dr. Schwappach in Gießen. 
Darmftabt, den 14. Juni 1886, 
Die Geihäftsführung. 
Aubl, vo. Merner, 
Großh. Forftmeifter. Großh. Forftmeifter 


I. Original - Artikel. 


Unterfuchungen über Schneebruchichaden. 
Bon Profefior Dr. Bühler in Zürich. 
J. 

Der außerordentlich frühe Schneefall vom 28. September 1885 hat in 
Süddeutſchland und in der Oſtſchweiz mehr oder weniger große Verheerungen 
angerichtet. Dieſe Gelegenheit zu eingehendem Studium!) eines wichtigen 
Problemd wollte ich nicht unbenüßt vorübergehen laſſen, denn glüdlicher- 
weije find Kalamitäten von diefem Umfange doch jelten. 

Leider ift ed nidyt möglich, eine nur einigermaßen zuverläjfige Statiftif 
der Schneebruchbeſchädigungen zu geben. Die Notizen find vielfach in den 
amtlichen Akten der Berwaltungäbehörden begraben; in den Zeitjchriften wird 
gewöhnlich nur der auffallend ftarfen Schäden gedacht, oder eö find nur 
Mittheilungen aus einzelnen Gegenden geboten, jo dab ſich ein vollftändiges 
Bild der eingetretenen Waldbeichädigung nicht entwerfen läßt.?) 

Dieſe Lückenhaftigkeit unjerer Kenntniffe ſowohl in Bezug auf den 
Zeitraum der Wiederkehr, ald die Intenfität des Schadens ift aus mehr- 
fahen Gründen zu bedauern. Einmal läßt fi) die vielfach vertretene 
Anfiht, ald ob im Folge der modernen Waldbehandlung die Schneebrudy- 
beijchädigungen in neuerer Zeit heftiger aufgetreten jeien, ftatiftiich, oder 
wenn man will, hiſtoriſch nicht ficher begründen bezw. widerlegen. Sodann 
fann man nicht enticheiden, ob die (manchmal zweifellos übertriebene) 
Furcht vor Schneedrudichaden und die von ihr beeinflußte Waldbehandlung 
(die Durchforſtung, Pflanzweite, Wahl der Holzarten) gerechtfertigt ift oder 
nicht. Endlich gelangen wir nicht zu einer richtigen Würdigung diefer 
Art von Waldbeihädigung. Denn es führt zur Unterjhäßung der Bee 
deutung, wenn nur die erheblichiten oder weitverbreiteten Schäden, wie z. B. 
derjenige vom November 1868, der von Sachſen bis an den Genferjee 


1) Das Ergebniß früherer Unterjuhungen babe ich mitgetheilt in der „Schweiz. 
Zeitichrift für das Forſtweſen“ 1884, ©. 82, Bgl. ferner Korftw. Gentralblatt 1885, 
©. 26. 

2) Bgl. Bernhardt, Die Waldbeihädigungen durch Sturm und Scneebrud 
1868— 77. Allg. Forit: und ZagbdZeitung, Suppl. XI, ©. 53. 

Forſtwiſſenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 35 


486 Bühler: 


reichte, beachtet werden. Es wäre deöhalb zu bedauern, wenn die jährlichen 
Berichtet), wie fie mehrere Jahre hindurch in Dankelmann’s Zeitichrift 
für das Forftweien erjchienen find, nicht weitergeführt würden. Für be- 
ftimmte Gegenden und namentlich für einzelne Beftände find felbft die 
kleinen Beſchädigungen wirthſchaftlich beachtenswerth. in großer Theil 
unferer Beftände verdankt die vielen Lüden und Eleineren Blößen den öfters 
fih wiederholenden, wenn aud an fi) unbedeutenden Schneebruchbeichä- 
digungen. 

Wie unficher unjere Beurtheilung der Tragweite diejed Schadens ift, 
gebt am deutlichſten aus den ſehr verſchiedenen Annahmen hervor, 
welche Ertragsminderung die jog. Unglüdsfälle hervorrufen, welche Quote 
des normalen Ertragd bei Anwendung von Ertragstagstafeln in Abzug zu 
bringen oder weldyer Zuwachsverluſt, 3. B. bei der Steuereinichäßung oder 
fonftigen Fällen von Waldwerthberechnung, zu Grund zu legen jet. 

Um fichere, für praftiiche Zwede brauchbaure Anhaltspunkte zu ges 
winnen, müßte erhoben werden, wie oft eine beftimmte Art der Schädigung 
und in weldem Umfange fie innerhalb eines Umtriebs eintreten ann. 
Erftered hängt von den Witterungäverhältniffen ab, läßt ſich aljo überhaupt 
nicht vorausbeftimmen. Für den Grad der Schädigung fann man der 
Natur der Sache nad) weder eine untere Grenze, noch einen Durchſchnitt 
feſtſtellen. Es fann ſich vielmehr nur um den höchiten Grad des bis jebt 
befannt gewordenen Scyadend handeln. Diejer läßt dann beurtheilen, 
weldye Rolle unter den „Unglüdsfällen“ dem Schneebrudy zufommt. 

Die hierzu nöthigen Daten find in der Literatur nur ſpärlich zu 
finden. Im der folgenden Ueberficht find dieſelben zuſammengeſtellt, indem 
die in einem Verwaltungsbezirk gebrochenen Maffen auf 1 ha der gefammten 
Waldfläche des Bezirks reduzirt wurden; nur in zwei Fällen fonnten die- 
jelben mit dem jährlichen Fällungsquantum verglichen werden. 

Es beträgt die gebrodyene Holzmaſſe 


im ſächſ. Revier Hermsdorf?) (5.—9. Febr. 1874) 4,0 Feſtm. pro Hektar, 

meilt Richten; 
im Reg. Bez. Wiesbaden?) (Eisbrudy von 1879) 49 5 um 

1) Die in der Schweiz allgemein üblichen „Zahresberichte* der Forftverwaltungen 
bilden die Beranlaffung, dab auch unbedentendere Greigniffe aufgezeichnet und vor dem 
Bergefienwerden bewahrt bleiben. Denjenigen für den Kanton Zürich entnehme ich, 
daß feit 1880 bedentendere Schneebruchſchädigungen eingetreten find am 30. Oft. 1842, 
15. März 1848, 28. Dez. 1858, 23./24. Mai 1867, 8. Nov. 1868 und 29. Sept. 1885. 
Ueber die Schneebrädhe im Harz vgl. Heß, Forftihug, ©. 578 ff. 

2) Tharander Jahrbuch 4, ©. 226. 

8) Zeitjchrift für Forſtweſen 12, S. 430. 





Unterjuchungen über Schneebruchſchaden. 487 


im ſächſ. Erzgebirge!) (1843/44). » .» .» . . 6,8 Feſtm. pro Heftar, 
Fichten; 

in der Winterhaudh ?) (Eisbruch 16.—18.Nov. 1864) 70 5 um 
Laub» und Nadelholz gemiſcht; 

in den Gebirgäforften von Gotha3) (1875/76) -. 90 u“ Hm 

im Sihlwald bei Zürich?) (28. Dez. 1858) . -. 90 vun 
Buchen; 

in franzöfiichen Waldungen 5) (23. San. 1879) ca. 00 „ un 

im Fürſtenthum Birkenfeld 6) (18.—25. Nov. 1858) 112 „u 

in Sachſen?) (November und Dezember 1868) . 30 „ „ » 
Kiefern, das 5 fache des jährlichen Etats; 

im Harz®) (Dezember 1883) . » ». 2... 180 4 nn 
Fichten; 

im Sihlwald bei Zürich (29. Sept. 1885) . ca. 300 nn nm 
Buchen, ca. das 6 fache des jährlichen Gtats. 


Man wird den Schaden im Sihlwald wohl als den bebdeutendften 
bezeichnen dürfen, weldyen die Geſchichte kennt. Die Holzmaffe ift nur 
geihäßt; allein nady den bisherigen Erfahrungen bei der Aufarbeitung wohl 
noch zu gering veranjchlagt.?) 

Der Bergleihung halber füge ich bei, dab von einem der heftigiten 
Stürme am 26./27. Dftober 1870 in den Fichtenwaldungen des württ. 
Nevierd Roßfeld ca. 91 Feſtm. und des Reviers Ellwangen ca. 96 Feſtm. 
pro Hektar bezw. das 15,9: und 15,5 fache des Jahresetats geworfen 
mwurden.1®) 

Die Berlufte und die Störungen im Betriebe durch Sturmjchaden 
find, wenn wir dieſelben ohne Rüdficht auf die Holzarten betrachten, wohl 
bedeutender, ald diejenigen durch Schneedrudichaden. Andererjeitd fallt in 
die Wagichale, dab der Sturm vorherrjchend im Alltholz, der Schnee faft 
nur im jungen und mittelalten Beſtande Schaden anrichtet. 

Die Urſache des Schneebruchſchadens, den verderblidy wirkenden Schnee- 

1) Tharander Jahrbuch 4, ©. 143. 

2) Korftl. Blätter 7, S. 158. 

3) Forftl. Blätter 1877, ©. 259. 

4) Bericht der Gemeindeverwaltung der Stadt Zürich 1859, ©. 36. 

5) Forftw. Gentralblatt 1879, ©. 646, 

6) Tharander Jahrbuch 14, S. 80. 

T) Zeitichrift für Forſtweſen 2, ©. 371. 

8) Ebendajelbft 16, ©. 378, 

9) Wir werden jpäter wohl von berufener Seite genauere Mittheilungen erhalten. 


10) Monatsichrift für Forft: und Jagdweſen 1871, S. 90. 
35* 


488 Bühler: 


fall, zu bejeitigen find wir nicht im Stande. Das Abſchütteln defjelben 
ift bei großen Flächen undurdführbar und je nach Umftänden mit Xebens- 
gefahr verbunden. Es kann ſich alfo nur darum handeln, die Beitände jo 
zu erziehen, daß die Anhäufung von Schneemafjen auf den Xeiten 
möglichit erſchwert und andererjeits die Tragfraft der Bäume 
und Beftände möglidhft erhöht wird.!) 

Um bierüber zur Klarheit zu gelangen, ift nothwendig, die Urjachen 
und den ganzen Verlauf eines Schneebruches genauer zu verfolgen. Erft 
an die richtige und vollitändige Beobachtung der Thatjachen läßt die Er- 
flärung derjelben fich anfnüpfen und erft die Kenntniß der wahren, nicht 
der vermeintlichen Urſachen führt zu brauchbaren Borichlägen für die Praxis 
der Waldbehandlung. 


1. 


Scneedrudichaden entiteht, wenn die Belaftung der Bäume ihre 
Tragkraft überjchreitet. Dieje beiden Momente, Belaftung und Zragfraft 
müffen jcharf auseinandergehalten und je für fich unterjucht werden. In 
der vielfach beliebten, audy von den Lehrbüchern über Forſtſchutz mitgetheilten 
Reihenfolge der Holzarten nad der Gefährdung durch Schnee find beide 
Punkte vermengt. Daher kommen die vielen Unklarheiten und Wider: 
jprüche, denen man in der Literatur begegnet. Wenn Heß fagt, nur eine 
„übermäßige Auflagerung“ von Schnee icdyade, und Nördlinger dem „in 
Maſſe fallenden Schnee" nur Bedeutung bei milder Witterung zujchreibt, 
jo wird man zunädhft ohne alle Rüdfiht auf die Holzart fragen, wann 
die Auflagerung „übermäßig“ ift oder der Schnee „in Maſſe“ fällt? 
Wenn ferner in manchen Berichten von „ungeheuren“, oder „unglaublich 
großen“ Schneemafjen die Rede ift, jo ift damit jehr wenig demjenigen 
gedient, der genauere Studien anftellen will. Man follte zum mindeften 
die Höhe des gefallenen Schneed im Freien und unter den Kronen meſſen, 
damit die „ungeheuren“ oder „unglaublich großen" Schneemaffen menig- 
ftend einigermaßen genauer beitimmt find.?) Stehen die Beobadytungen 
meteorologijcher Stationen im Gebiete des Schadens zu Gebote, jo ift ed 
das einfachfte und, weil dadurch zugleich dad Gewicht der Schneemaſſe 
ausgedrüdt wird, wiſſenſchaftlich genaueſte Verfahren, die Höhe des 
Niederichlaged anzugeben, wie er aud dem gejchmolzenen 
Schnee ſich berechnet. 


1) Val. Monatsſchrift ıc. 1878, S.2%68. Eine anonym erſchienene Abhandlung, 
die zum Beften gehört, wad vom allgemeinen Geſichtspunkte aus über den vorliegenden 
Gegenftand geichrieben wurde, 

2) Bgl. einen Bericht aus Holftein in der Forft: und Zagd-Zeitung 1857, S. 188. 


Unterfuhungen über Schneebruchſchaden. 489 


Unter den zahlreichen Berichten über Schneedrudichaden ift einzig in 
demjenigen von Reuß!) diefe Angabe enthalten. Kennt man die Nieder: 
ſchlagsmenge für ein beftimmted Gebiet, jo läßt fi) dad Marimum des 
Druckes pro Fläcyeneinheit leicht berechnen. Am genaueften wird dieje 
Berechnung, wenn der Schaden durch einen einzigen Schneefall plötzlich 
herbeigeführt wird, dauert derjelbe längere Zeit, wie dies im Harz die 
Regel ift, jo wird dieje Berechnung ungenau, weil dad Abjchmelzen und 
Abfallen des Schneed nicht fontrolirt werden fann. Es wird alfo das 
Rejultat bei jehr frühen oder jehr jpäten Schneefällen am zuverläffigften 
werden. Daß bei bewegter Luft die Meflungen ded Niederichlags an Schnee 
unficher werden, ilt befannt. Es betrug die Menge des Niederjchlags 1883 
am Harz; 725 mm, 1885 im Sihlwald 71,0 mm, 1868 bei Stuttgart 
nach einer Mittheilung der württ. meteorologijchen Gentralitation 54,0 mm.?) 

Die Zahlen zeigen, daß es plößliche, ungewöhnlich große Nieder: 
ſchlagsmengen find, welche dieje bedeutenden Brüche herbeigeführt haben. 
Die meiften Brüche im Harz rühren übrigens von den während ded Winters 
fallenden Schneemengen ber. Der Harz hat nad) den Unterjuchungen von 
Hellmann und Aßmann die Eigenthümlichfeit, dab das Marimum ded 
Niederichlags auf ihm in den Winter fällt. 


1) Die Harzer Schneebrüce im Dezember 1883. Zeitjchrift für Forſt- u. Jagd» 
weien 16, S. 378 ff. und 408 fi. Diefe Arbeit überragt durch ihre Objektivität, 
Gründlichkeit und erihöpfende Behandlung des Gegenftandes weitaus alle Abhand— 
lungen in Büchern und Zeitichriften. — Aus dem Harz, dem Flaffiihen Lande des 
Schneebruchs, ftammen überhaupt die beiten Berichte. Sebr werthvolle Beobachtungen 
erhielt die Forft: und Zagd-Zeitung in den 40er Fahren aus dem Harz, beſonders 
von einem unter Chiffre 27 fi verbergenden Harzer Korftmanne. Unter den neueren 
Berichten ift derjenige von Tittmann aus dem ſächſ. Nepier Hermädorf bejonders 
hervorzuheben. Thar. Jahrb. 24, ©. 226. 


2) Ueber das Gewicht des „trodenen” und des „naſſen“ Schnee babe ih im 
Dezember 1883 in Gemeinſchaft mit Herrn Dr. Barbieri in Züri Unterfuhungen 
angeftellt. 

Es betrug im Durchſchnitt das Gewicht von 1 cem „trodenen“ Schnee? 0,198 g 

" ” ” ” ” ” " 1 ” „nafien“ ” 0,462 g 
Bei gleicher Schneehöhe ift aljo die Belaftung durch „naſſen“ Schnee 2,33 mal größer, 
ald durch „trodenen“ Schnee. Die praftiiche Unterjheidung zwiſchen „trodenem” und 
„naſſem“ Schnee ift alfo berechtigt. Beſonders gefährlich ift es jodann nad) der An: 
nahme der Praktiker, wenn aufgelagerter und vollends wenn angefrorener Schnee be: 
regnet wird. Nach meinen Unterfuhungen fann der Schnee 75 pGt. feined eigenen 
Gewichts an Wafler aufnehmen, bevor eine Ausſcheidung des letzteren eintritt. 

Nach den Unterfuhungen eined meteorologijhen Beobachterd in Surjee erhält 
man die Wafferhöhe ziemlich genau, wenn man die Schneehöhe mit 0,076 multiplizirt. 
Schweiz. meteorol. Beobachtungen 1872, S. 260. 





490 Bühler: 


Ueber die von den Baumfronen zurüdgehaltenen Schneemengen habe 
ich im Winter 1885/86 umfafjende Erhebungen gemacht, deren Ergebnifle in 
Durchſchnittszahlen bier folgen. Diefelben find mit den früher erwähnten 
Zahlen, namentlich; bei Fichten, falt genau übereinftimmend. 


























Schneehöhen 
Alter des — — 
Beſtandes Beſchaffenheit des Beſtandes — unter der 
Fahre cm cm 
1. Tannen. 
15 nat. Berjängung 19 6 | 13 68,5 
30 do. 19 6 I 38 68,5 
35 do. »ı I m 13,7 
60 dv. 19 7 | 12 63,2 
70 do. 19 9 | 10 52,6 
80 do. 19 10 9 47,4 
100 do. 20 | 9 | 11 55,0 
2. Fichten. 
15 Pflanzung 19 6 138 68,5 
15 bis unten beaftet, nat. Berj. 24 8 16 66,7 
20 Pflanzung 20 6 | 125 75,0 
30 desgl. 26 10 16 61,6 
85 Vorwüchſe 19 5 | 1 78,7 
40 Saat 24 8 16 66,7 
45 Pflanzung 24 14 | 10 41,7 
50 nat. Berjüngung 20 8 12 60,0 
55 bo., licht geſchloſſen 19 | 12 7 86,8 
60 nat. Berjüngung 24 “u | 1 | an 
60 Vorwüchſe im Buchenbeſtande 20 14 | 6 30,0 
65 nat. Verjüngung 20 1 9 45,0 
80 desgl. 19 0 |, 9 47,4 
3. Föhren. 
15 Pflanzung 19 1 | 8 42,1 
15 nat. Berjüngung 21 2 | 9 42,9 
20 Pflanzung 18 10 | 8 44,4 
20 nat. Verjüngung oder Saat 20 13 7 35,0 
60 do. 21 15 6 28,6 
65 do 20 15 5 25,0 
100 do 19 2 7 86,9 


Unterfuhungen über Schneebruchſchaden. 











Schneehöhen 


unter der 
Krone 








491 

















Jahre 
4. Larchen. 
20 Pflanzung 24 
50 do. 19 
55 do. 20 
5. Buchen. 
15 nat. Verjüngung 21 
40 do. 20 
50 do. 19 
60 do. 21 
6. Eichen. 
50 | Pflanzung | 19 
7. Erlen. 
40 Planzung | 19 
8. Eichen. 
60 Oberholz 20 
60 do. 20 
9. Mittelwald. 
20 — mit el 20 
20 20 
10. Obſtbäume. 
30 — 15 





| 


zurüd: t 
ı gehalten Prezen = 
von ber — 
Krone Nieder: 

ſchlags 
4 16,7 
4 211 
6 30,0 
2 9,5 
4 20,0 
7 36,9 
2 95 
5 | 26,3 
5 | 26,3 
1 6,0 
8 15,0 
2 10,0 
5 25,0 
4 | 26,6 


Beftandesihluß, Aftbau und Belaubung find die Faktoren, 
durch deren Zujammenmwirfen die größere oder geringere Belaftung der 
verichiedenen Holzarten herbeigeführt wird. 
nachftehende Reihenfolge: Tanne, Fichte, Röhre, (entnadelte) Lärche; 


der Lärche fommt die entlaubte Buche jehr nahe. 


Die Nadelholzarten bilden 


Die Föhre bleibt hinter 


Tanne und Fichte ſehr erheblich zurüd. Die langen Nadeln derſelben 
balten allerdings jehr viel Schnee feit; allein die langen Jahrestriebe, der 
weite Abftand der Aftquirle und der Mangel an Hleineren Aeften zwilchen 
den Quirlen verhindern die Auflagerung einer kompakten Schneemaſſe, 
wie fie bei Tanne und Fichte regelmäßig auftritt. Je ſchmäler die Bafıs, 
um fo geringer ift die Höhe der aufgelagerten Schneeſchicht. 


492 Bühler: 


Die Vergleihung der Beftände nady dem Alter ergibt, dab etwa 
vom 50.—60. Jahr ab die Belaftung bei allen widtigen Holz- 
arten plößlid finft und dab diejelbe etwa vom 20.—50. Sahr 
am größten ift. 

Es ift felbftverftändlih, dab nicht das Alter als joldhes, fondern der 
mit demfelben wechſelnde Schluß der Beftände die Urfache der ver- 
ichiedenen Belaftung it. An anderem Drte!) habe ich nachgewiejen, daß 
die Reiſigmaſſen eines Beitandes im 30.—50. Iahr ihr Marimum er: 
reihen und daß ſie — worauf ed bier bejonderd ankommt — „nad 
dem 50. Jahr plötzlich fehr ſtark fallen.” Daß die ald auffangende 
Fläche zu betrachtende Reifigmaffe den Ausjchlag giebt, geht aus der Ver- 
gleihung von Fichte und Tanne mit der Föhre hervor. Die bedeutend 
geringere Belaftung der leßteren entipricht ihrer faft um die Hälfte ge— 
ringeren Reifigmaffe. Die vom 50. Jahr ab jinfende Reiſigmaſſe 
vertheilt jidy überdies auf eine geringere Stammzahl. Der 
Abftand der Stämme unter fidy wird größer, dadurch muß der Schluß 
loderer werden und mehr Schnee zur Erde fallen. 

Auf diejer Lockerung des Schluffes beruht die geringere Belaftung der 
ftammärmeren Pflanzungen (troß ihrer gegenüber der Saat oder natür- 
lichen Berjüngung etwas größeren Reifigmaffe), ebenfo der ungleichalterigen, 
licht gejchloffenen Pilenterwaldungen, der im Buchenbeftand eingemijchten 
Fichten und Tannen und zum Theil auch der Lärchenbeftände. 

Erfolgt der Schneefall bei ruhiger Luft, jo müßten auf einer ebenen 
Fläche alle Bäume eine gleihmäßige Belaftung erhalten, wenn ihre Kronen 
gleich groß wären. Dies ift in dem jeltenften Fällen zutreffend, da fogar 
gleich ftarfe Bäume ganz verſchiedene Reifigmaffen haben. Die Belaftung 
verjchiedener Bäume wird alfo unter fonit gleichen Berhältniffen mit der 
Reifigmaffe wechſeln und mit der Zunahme der Reifigmaffe, wenn auch 
nicht im gleichen Berhältniß, fteigen. Da in einem gejchlofjenen Buchen: 
oder Fichtenbeftande die Aftmaffe der einzelnen Bäume in größerem Maße 
zunimmt ald die Stärke der Stämme, da z. B. der doppelt jo ftarfe 
Stamm die 3—4 fache Reiſigmaſſe hat, jo muß die Belaftung der 
einzelnen Stämme eine verjhiedene, und für die ftärferen 
Stämme eine verhältnißmäßig größere fein. 

Hinſichtlich der Vertheilung der Schneelaft über die Krone hin, zeigen 
winter: und fommergrüne Hölzer eine wichtige Verfchiedenheit. Beim ent- 
blätterten Laubholz und den Lärchen liegt der Schnee audy auf den un— 
terften Heften im Innern der Krone, ift alfo auf eine größere Flädye 


1) Zeitſchrift für Forſt und Jagdweſen 18, ©. 71. 


Unterjuchungen über Schneebruchſchaden. 493 


und tiefer gegen dad Baumende hin vertheilt. Beim wintergrünen Nadel- 
holz dagegen halten die oberften Aftquirle den weitaus größten Theil 
ded Schneed zurüd, fo daß die tiefer am Baum entipringenden und wie 
befannt längeren Aefte nur an den Enden belaftet und im Innern oft 
volftändig jchneefrei find. Diefe Anhäufung ded Schnee im oberen 
Theile der Krone ift die Urſache der bei der Fichte jo häufig eintretenden 
Gipfelbrüche. 

Iſt endlich die Baumfrone nicht gleihmäßig entwidelt, jondern der 
Baum einfeitig oder überhaupt ungleihmäßig beajtet, jo ift beim Schnee: 
fall die Belaftung ebenfalls einjeitig, die Wirkung derjelben auf den 
Stamm eine veränderte und die Gefahr ded Bruches eine vergrößerte. 

Diefe einjeitige Beaftung ift regelmäßig vorhanden an den Berg— 
abhängen namentlidy im jüngeren Alter, fodann in didyt aufgemachjenen 
Beftänden, in welchen die gleihmähige Entwidlung der Krone erjchwert, 
oft verhindert ift. Beltände an Abhängen find aljo audy bei ruhiger Luft 
in Folge der einfeitigen Belaftung mehr gefährdet, um jo mehr, je enger 
fie beftodt, oder je jchledhter fie durchforſtet find. 

Ueber den Einfluß der Durchforſtungen find die Anficyten befanntlich 
ſehr getheilt. Died rührt davon ber, daß man nur die Thatjache und 
etwa den Zeitpunkt, nicht aber die eigenthümlihe Wirfung der 
Durdforftung ind Auge faßt. Mit Rüdficht auf die Belaftung, von 
weldyer vorerft allein die Rede ift, fommt einmal die durdy die Durch— 
forftung berbeigeführte Lockerung des Kronenjchluffed in Betracht, welche 
jelbft bei Ichwacyer Ausführung an einzelnen Stellen, bei mäßigem oder 
gar ftarfem Grade der Durchforſtung ſtets und unter allen Umftänden eine 
geringere Belaftung herbeiführen muß. Die Durdforftung führt jodann 
zu einer gleichmäßigeren Entwidlung der Krone, und verhindert die jo ge: 
fährliche einfeitige Belaftung. Diefe Wirkung tritt aber nicht alsbald, 
jondern je nad der Beſchaffenheit des Beftandes erſt nady Iahren ein. 
Weil diefer Punkt oft außer Acht gelaffen wird, fommen fo viele wider: 
Iprechende Anfichten zu Tage. Nicht auf die Durdforftung an ſich 
fommt ed an, jondern auf den Umftand, ob die hierin Betradt 
fommende Wirkung der Durchforſtung eingetreten ift. 

Tritt ſtarker Schneefall bei bewegter Luft ein, jo ift die Belaftung 
nicht mehr gleidhmäßig vertheilt. Sie wird nicht nur eine einfeitige auf 
der dem Winde zugefehrten Seite der Baumfrone, fondern auch eine ſtär— 
fere. Bei ſolchen Schneefällen läht ſich oft die Beobachtung machen, daß 
die hinter dem Baum liegende Fläche fait ganz fchneelos bleibt, weil die 
Krone den Schnee auffängt. 

An den vor dem Wind gejchügten Bergjeiten oder auch hinter hohen 


494 Bühler: 


Beitänden führt die plößliche Verlangjamung der Luftſtrömung zu lofal 
bedeutenderen Niederjchlägen, daher die ftärferen Verheerungen in Klingen, 
Einjenkungen «. 

Das Anhaften ded Schneed an fait ſenkrecht ftehenden Stämmen und 
Heften wird durch einen Umftand befördert, auf welchen ich erft durch 
meine Detailjtudien aufmerffam wurde. Am 9. Dezember 1885 war 
Schnee bei milder Temperatur gefallen. Als ih an ganz vor dem Wind 
geihügten Stellen im Innern des Waldes Unterjuchungen machte, ergab 
fi, dab auf Stämmen, Neften, Zweigen, Nadeln und dürrem Laub die 
unterfte Schicht des Schnees in eine Eiöfrufte mit ſehr rauher Oberfläche 
fid) verwandelt hatte. Auf dem Boden, auf Brettern ıc. war died nirgends 
der Fall, jo daß wohl die ftärfere Wärmeausftrahlung der verichiedenen 
Baumtheile ald Urjache der Zemperaturerniedrigung angenommen werden 
muß. Der Vorgang ift übrigend noch nit genügend aufgehellt; die 
ZTemperaturdifferenzen zwiſchen Luft, Holz und Schnee find nicht befannt, 
jo daß ſich nicht enticheiden läßt, ob der Schnee gleich beim Auffallen ge 
friert oder anfangs jchmilzt, dadurdy jeiner Unterlage Wärme entzieht und 
jo ihre Temperatur erniedrigt. 

Ein Blid in die oben mitgetheilte Tabelle zeigt, dab entlaubte Buchen 
bis 37 pCt. des Schneed aufnehmen; von foldyen mit dürrem Laub fand 
id) bis zu 77 p&t, zurüctgehalten ; alfo eine Laft, die derjenigen des Nadel— 
holzes nicht nachſteht. Es begreift fi, daß durch einen Schneefall, der 
das Laubholz theilweife oder gar vollftändig belaubt trifft, unter Umftänden 
im Laubwalde größere Berwüftungen als jelbft im Nadelwalde angerichtet 
werden können. Solche außergewöhnlichen Schneefälle find von September 
bis Mai als möglich anzunehmen, wie die Geſchichte gerade der legten 
Fahre beweiſt. 

Aus dem Biöherigen ergiebt fi, daß, wenn wir die Belaftung der 
Beftände und die Gefahr ded Bruched vermindern wollen, wir die Xode- 
rung des Kronenſchluſſes, die gleichmäßige Entwidlung der Krone ans 
jtreben und bei der Schlagführung und der Aneinanderreihung der Alters 
flaffen die jüngeren Beftände vor lofaler Schneeanhäufung jchüßen, unter 
Umftänden bejondere Holzarten anziehen müſſen. Dieje Rüdfichten find 
um fo mehr da zu nehmen, wo die topographiiche Beichaffenheit des Ter— 
raind und die Lage zum herrichenden Windzug fonftant die lofale An- 
bäufung des Schneed begünitigt. 


II. 


Mad den abjoluten Betrag der durdy Schnee heruorgerufenen Be: 
laftung betrifft, jo find oben einige Marimalzahlen bereits mitgetheilt 


Unterjuhungen über Schneebrudichaden. 495 


worden. Die dur ſolche Niederichläge angerichteten Verwüſtungen ge— 
hören zu den bedeutendften, die überhaupt befannt geworden find. Prak— 
tiſch weit wichtiger, namentlich für die Beurtheilung der Widerftandöfraft, 
find die Minima von Niederſchlag, bei welchen Schaden eintreten fann. 
Der Schneefall vom 28. September 1885 in der Ditichweiz bietet Ge— 
fegenheit zu einer dieöbezüglichen Unterfuchung, weil wir durch die Beob- 
achtungen von mehr ald 200 Regenftationen für dieſes Gebiet genauen 
Auffchluß über die Menge des Schneefalld erhalten.!) 

Den größten Bruchſchaden erlitt der Sihlwald bei Zürich in feinen 
Buchenbeftänden. 

Außerdem wird erheblicher Schaden gemeldet von Seeli?) für ben 
Kanton Glarus, insbejondere die Waldungen der Stadt Glarus; von Ri- 
nifer®) für einzelne Gebiete ded Kantons Aargau; von Müller*) für 
den Kanton Uri. Im Glarus betrug der Niederſchlag 46 mm; an den 
aargauifchen Stationen Bremgarten und Baden jogar nur 35 und 26 mm; 
in Andermatt 49, in Altdorf (beide in Uri) 51 mm. 

In den Nadelmaldungen hat ein Niederichlag von 46 mm, in den 
Raubwaldungen fogar ein joldher von 26 mm geichadet. 

Da 1 mm Niederjhlag 11 pro Quadratmeter ergiebt, jo tritt Schaden 
ſchon ein bei einer Belaftung von 46 kg bezw. 26 kg pro Quadratmeter, 
oder rund bei 50 kg im Nadelholz, und 25 kg im belaubten Zaubholze; 
von diefer Laſt ift aber nach der obigen Tabelle ein gewiſſer Prozentjag 
abzuziehen. 

Da die Niederichlagäverhältniffe in Folge der orographiſchen Geſtal⸗ 
tung eined Landes verichieden find, jo muß es lokale Schneedrud- 
gebiete geben. Dieje Schlußfolgerung wird durdy die praftiihe Beob- 
achtung beftätigt. Auffallenderweile — jo fann man in mandyen Schnee 
drudäberichten etwa lefen — habe eine benachbarte oder anftoßende Wal- 
dung jo gut wie gar nicht gelitten. Dieje Erjcheinung ift debhalb auf: 
fallend, weil man annimmt, daß überall diejelben Niederſchlagsmengen 
erfolgt ſeien. Dies ift aber eine jehr irrige Annahme, wie die folgende 
Zufammenftellung für die Umgegend von Zürich zeigen wird. 

Der Niederjchlag betrug am 28. September 1885 in Zürid) 51 mm, 
in Thalweil (9 km Luft-Entfernung von Züri) 47,0, in Horgen (4 km 
von Thalweil) 63, im Sihlwald (3 km von Thalweil) 71, in Adlisberg 


1) Die Zahlen wurden mir von Herrn Billwiller, Direktor der ſchweiz. meteorol. 
Gentralanftalt in Zürich in dankenswerther Weile mitgetheilt. 

2) Prakt. Forftwirth für die Schweiz 1885, ©. 158. 

8) Ebendaſelbſt 1886, ©. 54. 

4) Ebendajelbft 1885, S. 182. 


496 Bühler: 


(3 km von Zürich) 55, in Dübendorf (3 km von Adliöberg) 38 d. b. die 
Belaftung wechjelt in Furzen Entfernungen um 30—50 pCt. 

Da für den Sihlwald nicht nur die Niederjchlagähöhe genau befannt 
ift, (für die bequemere Rechnung find nur 70, ftatt 71 mm genommen), 
fondern aud eine Ertragdtafel für die Buche zur Berfügung fteht!), jo 
jollen der folgenden Betrachtung die Verhältniffe des Sihlmaldes zu Grund 
gelegt werden. Für die Fichte ift Baur's, für die Kanne Lorey's, für 
die Kiefer Weiſe's I. Bonität eingejeßt worden; diefelben find für hieſige 
Verhältniffe übrigens zu niedrig. 

Um die Weberficht, ferner zu vereinfachen, find aus der obigen Ta— 
belle Durchſchnitte berechnet worden, nach welchen ſich eine Belaftung in 
Prozenten der ganzen Schneemafje ergiebt für 

80 — 50 jährige 51 — 100 jährige 


Tannen von. .» 2... 70 pEt. 50 pCt. 
Fichte .° 65 „ 40 „ 
Bahn 2.55 5,% 40 „ 30 „ 
Buchen (unbelaubt) von. 380 „ 10 „ 
„ t(belaubt) von. . 70 „ 2, 


70 kg pro Quadratmeter ergeben 700000 kg pro Hektar. Da aus 
den Ertragstafeln die Kreisflächen pro Hektar bekannt find, jo läßt ſich 
die „Inanſpruchnahme“ pro Flächeneinheit des Beltanded irgend welchen 
Alterd berechnen. Dabei wird von der Voraudjeßung ausgegangen, daß 
jeder Baum centriſch und in der Richtung der Achſe in Anſpruch ges 
nommen, daß aljo einfacher Drud vorhanden jei. 














Alter des — Wirkliche Belaſtung pro 
Beſtandes | dem Boden Belaſtung gm | gem 
pro Heltar — der Kreisfläche in 1,3 m 
Sabre qm ke kg 
1. Buche (belaubt). 
80 20 490 000 24 500 2,45 
40 26 490 000 18 900 1,89 
50 31 4% 000 15 800 1,58 
60 175 000 5000 0,50 
70 89 175 000 4 490 0,45 
80 42 175 000 4170 0,42 
0 175 000 3 980 0,40 
100 45 175 000 3890 0,89 


1) Das weitere Zablenmaterial, das in dem Werke „Die Stabtwaldungen von 
Züri" nicht enthalten ift, wurde mir von Herrn Forſtmeiſter Meifter im liberalfter 
Weiſe zur Benutzung überlaffen. — Leider ift der größte Theil der Verſuchsflächen 
jept vernichtet. 


Unterfuhungen über Schneebruchſchaden. 497 








Alter des — Wirkliche a Belaftung pro 
Beftandes | dem Boden Belaſtung gm | gem 
pro Heftar pro Hektar der Kreiöflähe in 1,8 m 
Jahre qm kg kg 
2. Tanne. 
30 19 490 000 25 800 2,58 
40 31 490 000 15 800 1,58 
50 4 490 000 12.000 1,20 
So 48 350 000 7290 0,73 
10 53 350 000 6.600 0,66 
80 58 350 000 6030 0,60 
o 63 350 000 5.560 0,56 
100 68 350 000 5 150 0,51 
3. Fichte. 
30 32 455 000 14 200 1,42 
40 40 455 000 11 400 1,14 
50 45 455 000 10 100 1,01 
60 48 280 000 5.880 0,58 
70 51 280 000 5.490 0,55 
80 58 280 000 5 280 0,53 
90 55 280 000 5 090 0,51 
100 57 280 000 4910 0,49 
4. Föhre 
30 33 280 000 8 480 0,85 
40 87 280 000 7570 0,76 
50 40 280 000 7.000 0,70 
60 42 210 000 5.000 0,50 
70 44 210.000 4770 0,48 
80 44 210.000 4770 0,48 
90 45 210 000 4 670 0,47 
100 45 210.000 4670 0,47 


Da die Kreiäfläche eined Beftanded mit dem Alter zunimmt, jo muß 
der Drud pro Duabdratcentimeter ein immer geringerer werden. Da 
außerdem vom 50. Sabre ab aus den oben entwidelten Gründen die Be- 
laftung plößlich bedeutend finkt, jo muß die Gefahr des Bruches mit 
dem Alter abnehmen. 

Wie die Reihenfolge der Holzarten zeigt, werden diejelben unter jonft 
gleihen Verhältniffen verfchieden in Anſpruch genommen: den ftärfften 


498 Bühler: 


Drud bis zum 50. Jahr erleidet die belaubte Buche und die Tanne, 
viel geringer ift er bei der Fichte, während die Föhre nur 4 bie 4 jo 
ftarf in Anſpruch genommen ift, als die drei genannten Holzarten. 

Im höheren Alter dagegen find die Zahlen für alle Holzarten jo 
ziemlich gleichwerthig. 

Diefe Tabelle erflärt mur die Abnahme der Bruchgefahr mit dem 
höheren Alter. Weil diefelbe Laft auf eine größere Fläche fich vertheilt, 
wird die Flächeneinheit weniger in Anſpruch genommen. Dies gilt auch 
vom einzelnen Baume: unter ſonſt gleichen Verhältniſſen wird der ftärfere 
Baum mwideritandsfähiger fein, und zwar nimmt dad Widerftanddmoment 
zu wie bie dritte Potenz des Durchmefjerd. 

Der Einwurf, daß hierbei der mit dem Alter immer größer werdende 
Standraum, alſo die damit fidy fteigernde Oberfläche der Krone und die 
in Folge davon höhere Belaftung nidyt berüdfichtigt jei, wäre nur ſcheinbar 
richtig. Der Standraum einer 5Ojährigen Buche im Sihlwald beträgt 
7 qm, ihre Stärfe 17 cm, die Kreisfläche 227 gem, aljo die Belaftung 
pro gem 1,51 kg, eine Zahl, die mit der obigen faft genau übereinftimmt. 
Die Berüdfihtigung des Standraums ift allerdings nothwendig, aber wenn 
dabet nur die durchſchnittliche Stärke zu Grund gelegt wird, jo entipricht 
died dem wirklichen Sachverhalte nicht. 

Die Stärke der Stämme innerhalb eines Beſtandes bewegt fich zwi« 
ichen weiten Grenzen. Der ftärfite Stamm ift in der Regel 5—6, aber 
in einzelnen Fällen 10—15 mal ftärfer, als der ſchwächſte in normalen 
Beftänden. Wenn nun vielfady beobachtet ift, daß gerade die ftärfiten 
Stämme gebrodyen werden — dies ift bejonderd auch im Sihlwald ein- 
getreten —, jo muß die an fich größere Widerftandsfraft durch andere, 
entgegengejeßt wirkende Faktoren verringert werden. 

Dem ftärferen Durchmefjer der dominirenden Stämme entſpricht — 
wie bereit oben fur; erwähnt wurde — ein größerer Reifiggehalt und 
zwar ift die Differenz zwiſchen den Reifigmafjen erheblich größer, als die— 
jenige zwijchen den Durchmeſſern. Denn jogar an den Probeftämmen, die 
ja nicht aus den ſchwächſten und ftärfiten Stärfeftufen genommen werden, 
beträgt 3. B. nah Kunzes Angaben die Differenz regelmäßig das 5 und 
6 fache, fteigt aber mandymal auf da8 8—10= und mehrfache. Im Beftande 
jelbft ift fie natürlich nody größer. Wie jehr nun die dominirenden Klaffen 
an der Belaftung betheiligt find, mag folgende Weberfiht aus Kunzes 
Fichtenunterfuchungen zeigen. 

Bon der gefammten Reifigmaffe ded Beitandes fallen auf eine je 
20 p&t. der Stammzahl umfafjende Klafje: 


Unterfuhungen über Schneebruchſchaden. 499 


1 2 3 4 5 
Nr. 48 Pflanzung 9 9 12 20 50 
Nr. 73 Saat 7 11 14 24 44 


Da die Stärfe von Klaffe 3 ungefähr dem mittleren Durchmeſſer 
entipricht, jo entfallen auf die 40 pCt. dominirender Stämme ca. 70 pGt. 
der Reiſig- und aljo ungefähr auch der Schneemaſſe. Da die Stämme 
für Klafje 5 in Nr. 48 um 7 cm, in Wr. 73 um 16cm vom ftärfiten 
Stamm übertroffen werden, jo fann ohne großen Fehler gejagt werden, 
dab 40 pCt. aller Stämme ca. 80 p&t. der ganzen Reiſigmaſſe haben, 
dab aljo den weitaus größten Theil der Schneemajje die do— 
minirenden Stämme zu tragen haben, und dab die hinter der 
durchichnittlichen Stärke zurüdbleibenden Stämme, die ca. 50 p&t. der 
Stammzahl betragen, jo gut wie gar nidht in Betracht fommen. Das 
Heraushauen von unterdrüdten Stämmen ift daher ald eine in diefer Hin- 
fiht gleichgiltige Maßregel anzufehen. 

Bei der Beitandederziehung muß alſo in erfter Linie auf die domi- 
nirenden Stämme dad Augenmerk ded Wirthſchafters gerichtet fein, ſo— 
wohl binfichtlich der Verminderung der Belaftung ald der Steigerung der 
Tragkraft. 


Ä IV. 

Einfacher Drud!), welder der Betrachtung zunächſt zu Grund ge- 
legt werden mußte, ift beim Schneebruch wohl nie vorhanden. Da nämlich 
die Krone höchſt jelten vollftändig regelmäßig ift, alfo die Belaftung nie 
centrijch und in der Richtung der Baumachſe wirkt, jo tritt der Bruch 
in Folge von Knidung bei ercentrijcher Belaftung ein, wobei die 
eine Seite ded Baumes auf Drud, die andere auf Zug in Anfpruch ge- 
nommen wird. Nach dem Bruch zeigen die Fafern der einen Hälfte des 
Baumd die charakteriftiichen Erfcheinungen des Drudes, die Faſern der 
anderen Hälfte diejenigen der Abiplitterung und Zerreifung. Ob nun zus 
erit durch Drud die Faſern abgepreßt oder durdy Zug abgerifjfen werden, 
in beiden Fällen wird die widerftandöfähige Fläche auf die Hälfte plößlich 
reduzirt. Es fjcheint, wenigitens bei Buchen, in der Pegel zuerft die ge- 
Ipannte $ajer zu reißen und dann der Stamm ſich abzujpalten. Darauf 
deuten die auf der Seite der Fallrichtung abgejchlitten Baumftrunfe hin. 
Die Spannung auf der einen, der Drud auf der andern Hälfte des Baumes, 
bewirkt oft ein Abfchälen der Sahreöringe und eine feine Zeriplitterung des 


1) Wejentlihe Förderung im Studium der mechaniſchen und ftatiichen Seite des 
Gegenitandes verdanke id meinen Kollegen, den Herren Profefjoren Ritter umd 
Tetmajer in Zürich. 


900 Bühler: 


ganzen Stammförpers, oder eine bis in den Wurzelftocd bineinreichende 
Spaltung deö ganzen Stammes. 

Bäume mit ſchwach verzweigtem Wurzelnet oder oberflädhlicher Be- 
wurzelung werden dabei aud dem Boden geriffen. Diefe Wirkung tritt 
überall da ein, wo dad Gewicht, der von den Wurzeln durdyzogenen Erd- 
maffe, die Kobäfion der Erdtheile, die Adhäfion der Wurzeln und das 
Eigengewicht ded Stoded der Laft gegenüber zu gering find. Auf naffem 
oder flahgründigem Boden, in den die Wurzeln nicht tief eindringen, auf 
moorigem Grunde, dem die Wurzeln nur ſchwach abhäriren, deſſen Ko- 
bäfion in ungefrorenem Zuftande ebenjalld gering ift, wird in der Regel 
der Baum herausgerifjen. Dafjelbe tritt ein bei Bäumen mit abgefaulten 
Wurzeln; ift auch der oberirdiiche Theil des Stodes faul, jo bricht der 
Baum unmittelbar über der Erde. Alle diefe Erjcheinungen, inäbejondere 
auch die oben erwähnte Spaltung des Stammes von der Krone bis in 
den Wurzelftod, zeigen, daß Zug und Drud am größten im Wurzelſtock 
find. Sft aber der Stand des Baumes feft, jo wird er nicht ausgeriſſen, 
jondern bricht an irgend einer Stelle des Stammes ab, gerade wie ed bei 
einem heftigen Sturm auch der Fall ift. 

Sehen wir nun, von weldyen Momenten die Erjcheinung des Knickens 
abhängt. 

Da wir den bier nicht zutreffenden Fall der Knickung, bei welchem 
der Baum unter einer centriich und arial wirkenden Laſt nach irgend einer 
Seite audbiegen und bredyen muß, außer Betracht laffen fünnen, ſo bleibt 
nur der Bruch bei Ausbiegung der belafteten Krone zur Unterſuchung übrig. 

Fe größer beim Ausbiegen die Entfernung der Krone von der Baum= 
achje wird, um jo größer wird, wie befannt, die Wirkung der Laſt. Es 
muß aljo im Beitande durch das Schlufverhältnik jenes Aus— 
biegen unmöglich gemadıt werden. Die Rüden im Beftande, bie 
Waldwege mit ihren unaufbörlichen Schneebrüchen weilen ſchon darauf 
bin. Es fommt dabei weniger auf die Stammzahl und den Abjtand der 
Stämme, ald auf ihre Kronenbildung an. Unterdrüdte Stämme nüßen 
hierbei nicht, nur die beherrjchten und dominirenden fönnen wirkſam jein. 

Eine einjeitige Krone wirkt in doppelter Beziehung gefährdend; ein- 
mal, weil fie dad eigene Auöbiegen auf der beajteten Seite begünftigt, jo- 
dann, weil fie es bei andern mit der unbeniteten Seite nicht verhindert. 
Beided wirft an Berghängen gewöhnlid) zufammen. Hauptaufgabe der 
Beftandeserziehung ift, dieje einjeitige Kronenbildung zu verhin- 
dern dur die Durdforftung!). Dies ift um jo leichter, je früher 


1) Bgl. hierzu Tittmann's Bericht, Thar. Jahrb. 24, ©. 280. 


Unterjuhungen über Schneebruchſchaden. 501 


diefelbe beginnt, weil dann die einjeitige Beaftung von vornherein un— 
möglich gemacht wird. Iſt diefe aber einmal vorhanden, jo wird fie durch 
die Durdhforftung, ſobald diefe auch die Klaffe der beherrichten Stämme 
umfaßt, in ihrer jchädlichen Wirfung erhöht. Died find die Fälle, in 
welchen von Schädlichfeit der Durchforſtung die Rede ift, oder wenn frijch 
und ftarf durdhforftete Beſtände als bejonderd gefährdet bezeichnet werden. 
Allein weder auf den Grad noch auf die Zeit der lebten Durchforſtung 
fommt es an, jondern auf die durh die Durchforſtung herbei» 
geführte Kronenausbildung. Zahlreihe Durdforitungs » Berjuche- 
flächen find jeit 14 Jahren in Württemberg angelegt worden. Meines 
Wiſſens ift noch feine einzige vom Schneedrud ruinirt worden.!) Das 
beweift wenigitens, daß die ſtark durchforjteten nicht mehr gefährdet find, 
als die ſchwach durchforfteten. Auch im ſchwach oder mitteljtarf durd;- 
forfteten Beftande tragen ja die dominirenden Stämme die Hauptmaſſe 
des Schneed. Dieje find aber jelbft nady einer ftarfen Durchforftung noch 
alle oder wenigitens faft alle vorhanden! 

Je früher die Durchforftungen beginnen, um jo gleihmäßiger ent- 
wideln fi die Kronen; zu der Lockerung des Schluffes und der geringeren 
Belaftung fommt aljo ein weiterer, bejonderd für Hänge wichtiger Vor— 
theil. Die Wiederfehr der Durchforſtung bat fidy nicht nady der Schablone 
„mäßig und oft”, fondern nad) den Wachsthumsverhältniſſen des Beftan- 
deö zu richten. ?) 

Die Knidungsgefahr wächſt ferner bei gleichbleibendem Durchmefjer 
mit zunehmender Länge, und zwar im quadratifchen Verhältniß der leb- 
teren. Nach Tetmajer?) beginnt die Knickungsgefahr „bei Balfenlängen 
von fünf» bis zehnfacher, ſchätzungsweiſe achtfacher Duerjchnittöbreite" — 


alſo wenn das Verhälmiß von Höhe (h) und Durchmeffer (4) . = 5 biß 
10 ift. Dabei wird vorausgeſetzt, daß der Durchmeffer auf die ganze 





1) Diejelben Wahrnehmungen mahte Tittmann in den Verſuchsflächen im ſächſ. 
Revier Hermsdorf. A. a. D. S. 232, 233. 

2) Diefe Streitfrage über den Einfluß der Durchforſtungen könnte demnächſt den 
Anlaß zu einem 100 jährigen Jubiläum geben. 1789 ichrieb nämlih F. L. v. H. in 
Moſer's Forftarhiv 5, S. 72: „Bei diefer Gelegenheit (nämlich, ald am 5. Januar 
1772 „Starker wäfjeriger“ Schnee fiel) habe ih eine Bemerkung gemacht, welche viel- 
leiht einige weitere Nachforſchung verdient: Am meiften haben damals die ganz dicht 
beftandenen Wände gelitten. Sollte nidyt das zwar nach den meiften Forftprinzipiis 
verworfene Auslüften, wenn es mit geböriger Vorficht geihähe, ſolches in etwas ver- 
bindern?* 

3) Tetmajer, Methoden und Rejultate der Prüfung der ſchweiz. Bauhölzer. 
Zärih 1883. S. 48, 44. 

Forftwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 36 


502 Bühler: 


Länge bin gleich bleibt. Bei unſern Waldbäumen nimmt er aber vom 
Fuß des Baumes an ftetig ab, jo daß er am untern Ende der Krone, am 
Angriffspunft der Schneelaft nur nody etwa halb jo ftarf ift, als am Fuß— 


punft. Ferner ift, mie die folgende Ueberficht zeigt, dad Verbältnib ı ein 

weit ungünftigered, ald an den bei den Unterfuchungen verwendeten Balken. 

Verhältniß des mittleren Durchmeſſers in 1,3 m zur mittleren 
Beftandeshöhe () je auf I. Bonität 


im Altersjahre: 2. 90%. 2 9. ©. 0. 8. %. 18. 
Bude Sihlwad . . . 152 135 119 114 107 105 102 105 
Fichte Württemberg . . 18 18 055 ° 9 % %* N MM 
Tanne u ß 64 74 85 9 92 87 80 14 
Kiefer Deutihland 97 97 96 92 89 86 82 18 

Im 30.—50., theilweiſe nodh im 60. Sahr erreicht der Quo— 
tient jein Marimum. Da dies zugleich auch die Periode der höchiten 
Belaftung ift, jo wirken zwei ungünftige Faktoren zufammen. 

Tanne und Föhre zeigen günftigere Berhältniffe ald Fichte und 
namentlich ald Buche. Lebtere ift im Sihlwald nicht etwa abnorm ent- 
widelt; die Buche in Württemberg zeigt dafjelbe Verhältniß. 

Innerhalb des Beitandes wird diejes Verhältniß von den jchwächeren 
zu den ftärferen Stämmen immer günftiger. In Kunze's Tafel beträgt 
ed z. B. 


1181 


im Durchſchnitt in Klaſſe 1 2 3 4 5 
in Nr6.10903 143 124 120 105 88 


Unter 70 fällt der Werth auch in alten Beitänden jebr jelten, während 
er in jungen Buchenbeftänden bis auf 360 und 400 fteigt. Iunge Buchen: 
dickungen zeigen ja oft jo wenig Widerftandäfraft, daß fie ganz zu Boden 
gedrüdt werden (ſich meiitend aber wieder aufridhten.") Die jchwächeren 
Stammflafjen find ftetd weniger widerftandsfähig, worauf die in Buchen— 
beftänden jo häufigen, auch bei ganz ſchwachem Schneefall auftretenden 
„Bogen“ hinweiſen. Pflanzungen zeigen günftigere Werthe, als natürliche 
Verjüngungen, ebenjo lichter erzogene Beſtände gegenüber dicht beftodten, 
weil die Höhen nicht erheblich verjchieden, dagegen die Durdhmejjer 
bei einer von Natur aus oder in Folge von Durdyforitungen 
geringeren Stammzahl ftärfer find. 

Mandye beim Schneebrudy auftretende Erſcheinungen erklären fich 


1) Dieſe Wirkung pflegt man befanntlih ald Schneedrud im engeren Sinn zu 
bezeichnen. Bruch fann in Folge von Drud, Zug und Knidung eintreten. 


Unterfuchungen über Schneebruchſchaden. 503 


endlich durch die am Stamme wechſelnde Dualität des Holzed. R. Hartig 
bat für das Nadelholz!) gefunden, daß die Dualität des Holzed von unten 
nach oben abnimmt und dab diefelbe unmittelbar unter der Krone am 
ichlechteften ift. Die Bruchftelle fällt, je nach dem Verhältniß der Abnahme 
des Durchmeſſers, wie fih nah einer Mittheilung Ritter's allgemein 
beweifen läßt, mehr oder weniger tief unter dad untere Ende der Krone; 
diefe Stelle ift num außerdem auch diejenige der geringiten Widerftandö- 
fraft. Eine Ausnahme bilden freiftehende Fichten, bei welchen Hartig 
eine Zunahme der Qualität nady oben fand. Vielfach wurde ja beobachtet, 
daß freiftehende Fichten weniger vom Schneebrud; leiden. Seitliched Holz 
hat jowohl nach den Unterfuhungen Hartig’8?), ald nach denjenigen von 
Zetmajer?) größere Feftigfeit, als dasjenige der Stammmitte. Bäume, 
deren Kern von der Nothfäule zerftört ift, zeigen oft nody bedeutende 
MWiderftandäktaft, jobald der äußere, gejunde Holzring nicht zu dünn ift. 


V. 


Die von Tetmajer und anderen Forjchern ermittelten Zahlen über 
die Tragkraft der verſchiedenen Holzarten find, wie bemerft, an furzen 
Stüden mit gleichbleibendem Durdymefjer gefunden worden. Diejelben 
fönnen daher nicht für ftatiiche Berechnungen der Widerftandöfraft unſerer 
MWaldbäume verwendet werden. Sodann wurden die Unterfuchungen an luft 
trodenen Holzftüden ausgeführt, deren Waſſergehalt ca. 11 p&t. beträgt, 
während derjelbe im grünen Holze auf 70 pCt. und höher fteigt. 

Aus diejen beiden Gründen fonnte eine genaue ftatiihe Rechnung 
nicht angeftellt werden. Died wird erft möglidy fein, wenn die Feſtigkeit 
unjerer Hölzer im grünen Zuftand unterſucht fein wird. Die Differenz 
der Feſtigkeit im Iufttrodenen und grünen Zuftande muß jehr bedeutend 
jein. Oben hat fih ergeben, daß eine Mebrbelaftung von ca. 3 kg pro 
Duadratcentimeter zum Bruche führt, während trodenes Holz in Fleinen 
Etüden erft bei ca. 300 kg zum Brudy fommt. Dieje Abnahme der 
Feſtigkeit ift jo auffallend, daß man über die Art der Berechnung in 
Zweifel gerathen könnte. Es joll daher durdy eine weitere Betrachtung 
dargethan werden, dab diejelbe im Bereiche der Möglichkeit liegt. 

Die Berheerungen der Stürme vom 26. Okt. 1870 und 20. Febr. 1879 
gehören zu den bedeutendften der neueren Zeit. Nach den Aufzeichnungen 
ded Anemometerd in Bern betrug die Geichwindigfeit der Luftftrömung 
am 20. Febr. 1879 28 m pro Sekunde. Dies entipricht einem Drud von 


1) R. Hartig, Das Holz der deutſchen Nadelwaldbäume, S. 18, 42. 
2) l.c., ©. 16. 
3) ).c., ©. 49. 

36 * 


504 Bühler: 


95 kg pro Duadratmeter. In England wird im Telegraphendienft ein 
Drud von 95 kg ald Marimum angenommen. Ald vom Sturme in Wien 
Eifenbahnwagen geworfen wurden, berechnete man den Drud auf 150 kg 
pro Quadratmeter. Diefer Drud entipricht einer Gejchwindigfeit von 
nahezu 40 m pro Sekunde, aljo einem jehr heftigen Sturm. Wir legen 
daher der folgenden Rechnung einen Drud von 150 kg auf eine fefte 
Wand zu Grunde An Baumfronen wird er natürlicdy nie jo body fteigen 
fönnen, da fie durchbrochen find und ausweichen können. 

Auf eine 100 jährige, im Schluß erwachſene Fichte erfolgt bei 40 qm 
der dem Wind ausgeſetzten Kronenfeite ein Drud von 6000 kg; es beträgt 
derjelbe daher bei 40 cm Brufthöhenftärfe rund 5 kg pro Duadratcenti- 
meter. In Wirklichkeit wird aus dem eben angegebenen Grunde jelbit 
bei den heftigſten Stürmen derjelbe 3 kg faum überjchreiten. 

Daraus dürfte zu ſchließen jein, daß die Feftigfeit unferer Hölzer mit 
dem zunehmenden Waſſergehalt jehr raſch finkt. 

Für die Widerftandäfraft der verſchiedenen Holzarten gegen Schnee» 
bruch eine Reihenfolge aufzuftellen, ift nicht möglih. Die von Hartig 
nady dem jpezifiihen Gewichte, von Tetmajer nad der „Größe der 
Biegungsarbeit" geordneten Werthe zeigen namentlich bezüglich der Kiefer 
feine Uebereinftimmung, ohne daß deshalb die Nichtigkeit der Nefultate 
angezmweifelt werden müßte. Cine Bemerkung Tetmajer’s!) jcheint mir 
in dieſer Hinficht nicht unwichtig zu fein. „Iſt das Holz jpröde, brüdhig, 
d. h. elaſtiſch feft, aber nicht zähe-biegiam, jo wird fein Arbeitswerth gering 
ausfallen; umgefehrt fann das Arbeitövermögen erheblicy werden, wenn 
dad Material neben geringer Bruchfeftigfeit große Zähigfeit und Biegfam- 
feit beſitzt.“ Vielleicht iſt die Sprödigfeit des Kiefernholze der Grund 
für die verjchiedene Stellung, welche eö bei Tetmajer und Hartig erhält. 

Daraud geht hervor, daß die beliebte Rangordnung der Holzarten, 
bei weldyer Belaftungsgröße und Widerftandäkraft fombinirt find, auf jehr 
unficheren Grundlagen ruht und viele lofale Abweichungen zeigen muf.?) 

Es hätte diefe Unterfuchung aljo auch wieder zu dem Schlagwort unjerer 
„Wiffenichaft* geführt, daß feine allgemeinen Sätze ſich aufftellen lafjen 
und daß alle Erfcyeinungen nur lofal zu beurtheilen jeien? Ja und nein! 





1) 4.0.0. ©. 19. " 

2) Völlig werthlos find die vielen Berichte, in welchen die Reihenfolge der Holz: 
arten bezw. der Schaden nad der abjoluten Berbreitung der betreffenden Holzart 
mitgetheilt find. So fommt es, daß bei demjelben Schneedrud nady dem einen Bericht 
die Fichte, nach einem anderen die Tanne am metiten, die Kiefer „jo gut wie gar 
nicht“ gelitten hat. Im einen Fall ift die Fichte oder Tanne die herrſchende Holzart, 
während die Kiefer vielleicht nur in wenigen Eremplaren vorhanden war. 


Unterjuhungen über Schneebruchſchaden. 505 


Sagt etwa der Phyfifer: „Ueber die Gejchwindigfeit eines fallenden 
Körpers läßt fich ein allgemeiner Sat nicht aufftellen, e8 fommt auf die 
Zeit ded Falles an und diefe muß jedesmal beſonders beurtheilt werden.“ 
Gewiß, aber er fügt hinzu, ift die Zeit befannt, jo läßt fid) die Gejchwindig- 
feit leicht berechnen, denn fie wächſt im einfachen Verhältniß zur Zeit. 

In der Forftwiffenichaft verzichtet man allzuoft auf das Meffen und 
auf die UnterJuchung der Abhängigkeit einer Ericheinung von ihren Faktoren. 
Da man auf diefe Weiſe zur Kenntniß ded Zuſammenhangs zwiſchen Ur« 
ſache und Wirkung nicht gelangt, jagt man, daß ed feine allgemeinen Säße 
über die Wirfung der Naturfräfte gebe, dieje jei „nach Klima, Yage und 
Boden“ verjchieden. Letzteres ift ja unzweifelhaft richtig. Die Aufgabe 
der Wiſſenſchaft befteht nun gerade darin, die Aenderung der wirkſamen 
Faktoren nady Raum, Zeit und Intenfität zu unterſuchen und genau felt- 
zuftellen, nicht oberflächlich zu ſchätzen. 

Daß ſich über irgend eine Erjcheinung nicht8 allgemeines jagen laſſe, 
da diejelbe nad Klima, Lage und Boden verjchieden jei — mit dieſer 
„Wiſſenſchaft“ mag der Kandidat im Examen ſich aus der Berlegenheit 
zu helfen juchen, die wiljenichaftliche Forſchung muß zu beftimmteren Thefen 
über die Bedeutung der einzelnen Faktoren führen. Solchen wird dann 
fiher auch „praftiiher Werth" zuerkannt werden. Es mag daher eine 
praftiihe Schlußfolgerung dieje theoretiſche Unterſuchung jchließen. 

Feder jorgfältige Wirthſchaſter wird darauf bedacht fein, dem Schaden 
durch Schneebrudy vorzubeugen. An Dertlichfeiten (wie Klingen, dem 
vorherrjchenden Windzug abgekehrten Hängen, keſſelförmigen Vertiefungen, 
auch Wegen), die nach Beobachtungen und Erfahrung die Anhäufung des 
Schnees begünftigen, ſowie auf Bodenverhältniffen, welche eine oberflächliche 
Bewurzelung bedingen, aljo flacdhgründigen, nafjen oder alzu loderen 
Stellen, wird die Wahl der Holzart, fei es für reine oder gemijchte An- 
zucht, mit Rüdficht auf die Schneebruchgefahr vorzunehmen fein. 

Die Erziehung und Behandlung diefer und aller anderen Beftänbde, 
in denen aus natürlichen oder finanziellen Gründen eine beftimmte Holzart 
angebaut werden muß, foll die bei etwa eintretenden jchädlichen Schnee— 
fällen erfolgende Belaftung möglichft verringern und andererjeitd die Wider- 
ſtandskraft möglichlt erhöhen. 

Die Loderung des Kronenſchluſſes, die gleichmäßige Beaftung der 
Bäume, der zwedmäßige Abjtand derjelben zur Verhinderung des Aus- 
biegend, die Vermehrung ded Zuwachſes an dem am meiften in Anſpruch 
genommenen Stammende, die Kräftigung der dominirenden Stämme haben 
die vorjtehenden Unterfuchungen ald die bei der Beitandespflege anzuftre- 
benden Zielpunfte ergeben. Dieje werden erreicht durch einen aufmerfjamen 


506 Nördlinger: 


dem Wuchöverhältnifie und Kronenſchluß jeded einzelnen Beltandes anges 
paßten Durdforftungsbetrieb. 

Eine rationelle Durdforftung ift und bleibt daß beite 
Mittel, dem Schneebruchſchaden vorzubeugen. 


Einfluß des Waldes auf die Bodentemperatur. 
Bon Profefjor Dr. Theod. Nördlinger zu Tübingen. 


Bei Lektüre ded zweiten Iahrganges!) der Saalborn’jchen Jahres— 
berichte, welcher die „Leiltungen und Fortjchritte in der Forſtwirthſchaft“ 
für dad Jahr 1880 behandelt, bin icy auf die Bemerfung *) geſtoßen, daß 
Profeſſor Dr. Müttrih in einem der „Feftichrift 3) für die 5Ojährige 
Zubelfeier der Forſtakademie Eberöwalde” einverleibten Auffage Folgerungen 
aus den Beobadhtungsergebniffen von 14 forftlichemeteorologiichen, in 
Preußen, Braunfhweig und den Reichslanden errichteten Doppel- 
ftationen, joweit jene Erdbodentemperaturen betreffen, gezogen 
babe. Die Eberswalder Zubiläumsjchrift ſelbſt ift erit in allerjüngiter 
Zeit in meine Hände gelangt und angeführte Notiz war mir vor 
Abfaffung meiner Abhandlung über den „Einfluß des Walded auf die 
Luft: und Bodenwärme*) entgangen. So fonnte bei ber in leßterer ’) 
verjuchten Bearbeitung der auf dem württembergijchen Beobachtungs— 
poſten St. Johann, deſſen Ablefungsdaten alljährlich mit denjenigen der 
übrigen 16 deutichen Stationen in Müttrich’8 forftlich«meteorologijchen 
Sahreöberichten 6) publizirt werden, ermittelten, die Bodentemperatur ums 
faffenden Rejultate auf die Ergebniffe, zu denen Müttrich früher gelangt 
war, feine Rüdficht genommen werden. Solches nachzuholen it der Zweck 
gegenwärtiger Zeilen. 

Müttrich gebt bei feinen Ausführungen von der Grundanichauung 
aus, „die forjtlich«meteorologiichen Stationen ftellen ſich die Aufgabe, die 
Einwirfung des Waldes auf die meteorologifhen Konftanten 
durch Beobachtungen feitzuftellen“, giebt aber zugleich von vornherein zu, 
ſchon mit Rüdfiht auf den Umitand, dab nur zweimalige Ablefung auf 
unfern Stationen im Laufe ded Tages möglich fei, darauf verzichten zu 





1) Erſchien im Jahr 1881 bei 3. D. Sauerländer zu Frankfurt a. M. 
M a. a. O. ©. 118. 

3) Erſchien im Jahre 1880 bei Julius Springer, Berlin. 

4) Erſchien im Jahre 1885 bei Paul Parey, Berlin. 

5) a. a. O. 8.48 fi. 

6) Erſcheinen zu Berlin im Berlage von Julius Springer. 


Einfluß des Waldes auf die Bodentemperatur. 507 


müflen, aus dielen Beobachtungen „genaue Mittelwerte“ für die erwähnten 
Konftanten abzuleiten. Nur die Ermittelung der für den Wald und das 
freie Held geltenden „relativen Werthe“ fünne ind Auge gefaht werden. 
Sn dieier Aufgabe, alio in Feititellung der weſentlichen Unter- 
ſchiede zwijhen Freiland- und Waldflima, der durch die Be— 
waldung veranlaßten Mopdififationen der allgemeinen, ald gegeben anzu— 
nehmenden Temperaturverhältniffe einer Dertlichkeit, Scheint mir der Schwer: 
punft jeder rein forftlichen Zwecken dienenden meteorologijcher Unterſuchung 
liegen zu müffen'). Wie für St. Johann nachgewiejen werden fonnte, 
bleiben fich aber die Wärmeunterjchiede zwilchen Wald und Feld ſowohl 
hinfichtlich der Boden- ald der Lufttemperatur innerhalb mehrerer Jahr— 
gänge ziemlich fonitant, au wenn ab und zu anormale Witterungs- 
verhältnifje in einzelnen Jahren vorliegen jolten. Die abnorme Witterung 
eined jolcyen Jahrganges gehört eben in erfter Kinie zu den jpäter namhaft 
zu madenden Momenten, von weldyen die Temperaturverhältniffe in Wald 
und Feld ohne erhebliche Verrückung ihres Ipezifiichen Unterjchieds ſozuſagen 
in gleihem Sinne beeinflußt werden (Einfl. S. 45 und 77?). Daher 
wird meined Grachtens die Unmöglichkeit bei unjeren waldflimatologijchen 
Notirungen zu wahren, nur durd lange Reihen mehrjähriger Beobachtungen 
zu erzielenden Mittelwerthen zu gelangen, wohl faum zu beflagen jein. 
Um feitzuftellen, bis zu welcher Tiefe fich die täglihen Temperatur: 
jhwanfungen im Erdboden bemerflidd machen, wurden auf ber 
Eberöwalder Hauptitation für die Zeit vom 15. bis 30. Juni 1879 
Tag und Nacht fortgejeßte zweiftündliche Beobachtungen durchgeführt. 
Auf diefem Wege mußte man wenigitend für die im Sommer fi ab- 
jpielenden Borgänge ein vollftändiges Bild der täglichen Periode der 
BDodentemperatur erhalten (S. 150°). Dies gelang und Müttridy bat 
das gewonnene Bild durch graphiiche Darftelung der mährend des ge= 
nannten Zeitraumes für die ſechs verfchiedenen Bodentiefen, in denen 
thermometriiche Meflungen erfolgen, auf freiem Feld und im Wald ab» 
geleiteten Zageöfurven verdeutlicht. Die Reſultate, zu welchen er hierbei 
gelangte, fafjen fich in folgenden Sat zujammen: 
„Sowohl auf freiem Felde ald auch im Walde nimmt die 
Größe der täglichen Oszillation mit wachſender Tiefe ab und ift 





1) Vergl. das 4. Heft des lanfenden Jahrgangs diefer Zeitſchrift, ©. 256. 

2) Die angeführten Seitenzahlen beziehen ſich, wenn nichts beionderes bemerkt ift, 
auf Müttrich's Abhandlung in der Eberöwalder Feſtſchrift. Wo ich Beranlaffung 
nehmen mußte, auf meine in eingangs erwähnter Schrift ntedergelegten Unterjuhungen 
zu verweilen, wurde dies durch Beifügung der näberen Bezeihnung „Einfl.” angedeutet. 


508 Nördlinger: 


im Malde etwa nur halb fo groß als in denjelben Tiefen auf 
freiem Felde" (S. 154). 

Eine Beftätigung finden diefe Thatfachen in der Folgerung, welche 
fi aus den württembergiichen Beobadjtungsrefultaten ableiten lieh, troß- 
dem leßtere fid) ausfchließlich aus monatlichen, inftruftiondmäßig nur zwei⸗ 
mal täglich ermittelten Durchjchnittätemperaturen ergeben. An der Ober- 
flädhe waren zu St. Iohann (1. März 1883 bis ult. Februar 1884) 
die täglihen Schwanfungen der Bodentemperatur!) im Walde durd;- 
Ichnittlih um einen halben Grad kleiner als auf freiem Felde. Diefer 
Wärmeunterſchied nimmt dafelbft beftändig ab, auf je tiefere Bodenichichten 
man die Unterfuchung ausdehnt, weil die an ſich mit wachſender Tiefe 
ftetd geringer werdenden D&zillationen mit dem Eindringen ind Erdinnere 
für Wald und Feld immer näher zufammenrüden. In Tiefen von mehr 
alde 0,5 m machen ſich die täglichen Schwanfungen kei Bergleichung 
monatlicher, zu den befannten Beobachtungszeiten erhobener Mittelwerthe 
überhaupt nicht mehr geltend. Im vollem Maße gilt aljo die bereitd von 
Ebermayer?) vor 13 Iahren fonftatirte Gejehmäßigfeit, da im bes 
waldeten Boden die täglichen Temperaturunterjchiede in ſämmtlichen Tiefen 
und ebenjo an der Oberfläche wejentlich geringer fich darftellen ald im 


1) Ich habe furzerhand als täglihe Temperaturihwanfung in St. Johann die 
Differenz aus den nachmittags und morgens vorgenommenen Thermometerablefungen 
angejehen. Das Marimum und Minimum der Temperatur finder jedoch in jeder ein- 
zelnen Tiefe zu verſchiedenen Zeiten ftatt, während Die Notirungen für alle Tiefen zu 
denjelben Stunden erfolgen. Marimabeobadhtungen im eigentlichen Sinne des Worts 
aber werden weder hinfichtlich der Temperatur an der Oberflädye noch für die oberften 
Bodenſchichten, in denen die täglihen Wärmefhwanfungen überhaupt noch veripärt 
werden, angeftellt. Wenn troßdem die Bodenthermometer bid zu einer gewiffen Tiefe 
nachmittags durdaus höher ftehen ald vormittags und die damit fonftatirte Tempe: 
raturdifferenz im Walde ftetö kleiner ift als im Freien, fo drüdt ſich in diejer That: 
ſache doch offenbar die Art der Einwirkung des Walded auf die täglihen Wärme: 
ihwanfungen aus. Ein Map für diefe Thätigkeit der Bewaldung in Abfiht auf 
Modiftkation der Bodentemperatur kann man allerdings nicht daraus ableiten, weil 
eben für die Erdbodenwärme feine Marima: und Minimabeobadhtungen angeftellt 
werden und Die in den einzelnen Ziefen zu denſelben Ablefungsterminen erhobenen 
Zahresmittel der Bodentemperatur nah Art und Entftehung verihiedenen Karakters 
find. Man darf fih ja nur vergegenwärtigen, dab 3. B. bei der Abendnotirung in 
03 m Tiefe gerade zu einer Zeit abgelefen wird, wo fi die nächtliche Ausſtrahlung 
vom Morgen ber daielbft geltend madt. Sodann tft zu beadyten, daß unfere Beob— 
achtungen über die Bodentemperatur nicht in durchweg gleichen Entfernungen von der 
Dberfläche angeftellt werden. Der Abftand zwiſchen Thermometer I, II und III beläuft 
fi auf je 15 cm, während er von bier ab 30 cm zwifchen den Duediilberfugeln der 
einzelnen Snftrumente beträgt. Im übrigen vergl. Einfl. S. 78. 

2) Die phuflkaliihen Einwirkungen des Waldes ıc., 1873, ©. 67. 


Einfluß des Waldes auf die Bodentemperatur. 509 


unbewaldeten. Der Wald ſchwächt die Ertreme der Boden- 
temperatur und vermindert ihre Verbreitung in die Tiefe 
(Einfl. S. 52). 

Müttrich's Zahlen laffen jodann erkennen, dab das MWärmeleitungs- 
vermögen in den einzelnen Erdſchichten ein verſchiedenes ift, welche That: 
jadhe durch den mwechielnden Grad ihrer Temperatur und Feuchtigkeit 
erklärt werden fünne, worauf bereits auh A. von Littrow und Wild 
hingewieſen haben. Ich möchte diefen Erflärungdgründen die allgemeinen 
Strufturverhältnifje ded Bodend und Untergrunded ergänzend bei— 
fügen: offenbar ift es die gefammte phyſikaliſche Beichaffenheit der Erd— 
frufte, von meldyer ihre Wärmeleitungsfähigfeit und die Gejchwindigfeit 
abhängt, mit welcdyer ſich die täglichen Temperaturjcdywanfungen nad) der 
Fourier-Poiſſon'ſchen Theorie gegen dad Crdinnere fortpflanzen 
(Einfl. S. 50). 

Ueber die Wirkung des Waldes auf die Jahresmittel der 
Bodenwärme in den größeren Tiefen (&tage IV bis VI) erhalten wir 
umfafjenden Aufſchluß dur die ©. 173 ff. gegebenen Tabellen, welche 
u. a. die durchſchnittliche Jahrestemperatur des Erdbodend in Mittelwerthen 
verjchiedener Jahrgänge für 13 Stationen angeben, und zwar aus 5 
Sahrgängen für Friedrichärode, Hollerat und Karlsberg; 4 für die eljah- 
lothringiichen Stationen Hagenau, Melferei und Neumat, jowie für Frizen, 
Haderöleben, Kurwien; aus 3 Jahren für Schoo, 2 für Sonnenberg und 
Lahnhof, und einem Kalenderjahre für Marienthal (Braunjchweig). 

Die Abkühlung, welche der Erdboden durdy den Einfluß des Waldes 
im Durchſchnitt einer Jahresperiode erfährt, verwandelt fidy zwar für Die 
furze Zeit, während welcher im Winter der Boden gefroren ift, gewilier- 
maßen in Erwärmung, injofern der Waldboden zur Winterzeit wenigitend 
in den oberen Erdſchichten meiſt etwas wärmer ift ald das nadte Ader- 
land oder mindeftens ebenjo hoch temperirt wie dieſes (Einfl. ©. 59). 
Denn wenn der Boden eined gejchlofjenen Holzbeftandes ſich nicht jo ftarf 
erhigen kann wie unbededted Aderland oder eine freiliegende Wieſe, jo ift 
er auch wieder durdy die Bedachung der Waldbäume vor weitgehender Er— 
fältung infolge nächtlicher Wärmeftrahlung ſowohl als der Beeinfluffung 
durch die Winterfälte geichüßt. Dieſe quantitativ ſehr geringfügige temperatur= 
erhöhende Wirkung ded Waldes auf die oberen Bodenpartien, welche in 
den Wintermonaten zu verjpüren ift, fann natürlid im Geſammtdurchſchuitte 
ded ganzen Jahres nicht mehr zum Ausdrude gelangen (Einfl. ©. 75). 
So darf und die Wahrnehmung nicht wundernehmen, daß die Müttrich— 
ſchen Sahresmittel der Bodentemperatur für oben erwähnte Schichten im 
Walde durhaus kleiner find, ald im Freien. Zu St. Johann ift ja der 


510 Nörblinger: 


Maldboden im Winter auch unterhalb einer Tiefe von 0,5 m meiſt fälter 
als das freie Aderfeld (Einfl. ©. 57). 

Zieht man einen Generaldurchſchnitt innerhalb der drei in Rebe 
ftehenden Bodenetagen für die genannten 13 Stationen, jo ericheint der 
Maldboden in einer Tiefe von 4 bi8 zu àm (6,7°) um 12° Fälter als 
dad nackte Aderland in denjelben Schichten (7,9°), welche Differenz zu 
St. Johann für das Jahr 1883/84 1,7° betragen hat (Einfl. ©. 75). 

Das Marimum der Abkühlung wurde zu Karlöberg (2,0°), das Mi- 
nimum in Haberöleben (0,7°) beobachtet. ') 

Soll es ſich um Auffindung eines Erflärungdgrunded für dieje Ver— 
Ichiedenheit ded Verhaltend einzelner Stationen handeln, jo könnte man 
zunächſt an den Einfluß der Meereshöhe, im welcher diefelben liegen, 
denfen. Diejed Moment läßt und aber gänzlidy im Stich, wie nicht anders 
zu erwarten fteht, wenn man bedenkt, dab die Höhenlage über dem Meere 
wohl auf die Bodenwärme ihrem abjoluten ziffermäßigen Werthe nach jehr 
wejentlidy influirt, dagegen den relativen Unterjchied zwiſchen Wald- und 
Feldftation, den Gegenſatz zwiſchen Wald und freier Flur, ebenjo wenig 
zu verrüden imftande fein wird, ald andere ähnlich wirkende Faktoren 
(geographiſche Lage, Bewölkung, Luftdrud u. ſ. w.), die ſich alle in Feld 
und Wald in gleihem Sinne geltend machen müſſen (Einfl. ©. 29). 

Die Uebereinftimmung, welche ſich zwiichen der württembergiichen 
und 6 bairiſchen foritlichemeteorologiichen Stationen, deren im Sabre 
1868/69 ermittelte Beobachtungdergebniffe von Profeffor Dr. Eber— 
mayer in oben zitirtem Werke verarbeitet worden find, in Beziehung auf 
das thermiſche Verhalten des Waldbodens gegenüber dem unbemaldeten 
Aderlande fonftatiren ließ (Einfl. S. 70) und die man wohl faum nur 
als zufällig anfehen darf ?), legte mir den Gedanken nahe, eine Vergleichung 
der Rejultate der vorhin erwähnten 13 Stationen nicht nur mit St. Johan, 
jondern auch mit diefen 6 bairiſchen Beobachtungspoften vorzunehmen. 
Dabei glaubte ich jedoch mich auf die Unterfuhung der Jahr esmittel 
der Bodentemperatur beichränfen zu jollen. Das Ergebniß des an— 
geitellten Vergleichs ift in nachfolgender Tabelle niedergelegt. 


1) Auf eine Reproduftion der von mir ausgeführten Berehnungen an diejer 
Stelle verzichte ih. Wer ſich dafür intereffirt, kann fid von der Richtigkeit meiner 
Zahlenangaben in jedem Augenblid unter Benügung der in Müttrich's Tabellen am 
a. D. niedergelegten Daten überzeugen. 

2) Vielmehr jcheinen ed auch nad den fonjtigen Uebereinftimmungen meiner Arbeit 
mit der Ebermayer’ihen nicht wenige Fragen auf dem Gebiete der Waldflimatologie 
zu fein, welde mit dem Zeitpunfte der Bearbeitung der biöher erzielten foritlich:me: 
teorologiihen Beobachtungsergebnifſe einer endgiltigen Löſung näher gebracht werden 
fönnen. 


Einflug des Waldes auf die Bodentemperatur. 511 


Auf nachgenannten 20 im deutfchen Reiche zu forftlich:meteorologifchen 

Sweden eingerichteten Doppeljtationen find die Jahresmittel der 

Bodentemperatur im Walde (Wb) um die beigefügten Temperatur: 
grade nah Eelfius niedriger als im freien (Fb). 






































S Dertlichteit der Entfernung der EU 
PR P n x no 
Nähere n Balpftation zu Breiftation ö w.-St.| F.-St. | E s J * 
Namen Bezeihnung | T le | | | zi=2 
der Rage = |E® E den: Boden . — 58* 
8 = Er s J Waldgrenze 2:35 2,5 
2 = >= |überzu farafter iR De 
En _ |E R®#| l E53 
der Stationen Fi Iabre | in Meter 32 
A. 9 Buchenftationen. 
Melkerei Elſaß 9301 80 | Raub? Wieſe | Granit | 1600 | 1200 | 2800 | 1,6 
— Rheinpfalz 4801 60 ke Sand ; - 1500 | 1,8 
rad) Steigermad |380| 0 | „| Lehm - 1..11000 | 1,2 
— Weſtfalen 6021 80 Aderland \Grauwade 200 | 700 | 900 | 11 
Robrbrunn Speflart 480] 60 Wieſe Lehm 600 | 1,5 
Marienthal |Braunihweig 1438| 70 | . Mderland | Thon | 200 | 300 | Sol xı 
Neumat Lothringen 3401 60 J | Wieſe Kalt 250 | 250 | 500 | 11 
Friedrichärode | Prov. Sachſen [3535| 80 = — 350 100 450 | 0,9 
Hadersleben | Schleswig 34| 80 f Lehm 100 ' 100 | 200 | 0,7 
B. 7 gictenfintionen. 
Seesbaupt Bair. Hochebene [600 | 40 — Wieſe Mar ae id & 3000 | 1,8 
Duſchlberg Wald 900] 40 | Xehm . 1.» .118500 | 1,8 
St. Zohann Württemberg 760] 50 Nadeln | Aderland a 200 | 500 | 700 | 1,7 
Karlöberg Schleſien 6901 50 Nadeln? Wieſe | Sand 200 | 200 | 400 | 2,0 
Sonnenberg | Dannover 774] 60 Humus | Granit 200 , 100 | 300 | 1,4 
ollerat Rheinprovinz 612] 50 Nadeln? Aderland ‚Graumadel 100 | 100 | 200 | 1,4 
rizen Oftpreußen 301 50 | „A a \ Sand 100 | 100 | 200 | 1,4 
C. 4 Föhrenftationen. 
Hagenau Elſaß 145] 70 Nadeln? Aderland | Sand 650 | 1300 | 1950 | 0,8 
Altenfurt Nürnb. Reichsw 330] 40 | Mood Wieſe : . 15001 ı1 
Schoo Hannover 31 30 Nadeln? Weide 500 200 ! 700 I 1,0 
Kurwien Oftpreußen 124| 10 | „ Adel! , 100 | 200 | 300 | 1,0 




















Bemerfungen. 

1. Dieje Tabelle zeigt an, um wieviel Temperaturgrade der Waldboden 
in einer Tiefe vom "/, bie zu °/, m während der jährlihen Periode durchſchnittlich 
fälter ift als freiliegende Wieien, Ader: oder Weideland in derjelben Tiefe. 

2. Obenſtehende Angaben über die örtliche Yage der Beobachtungspoſten 
in Baiern find dem bereitd erwähnten Ebermayer'ſchen Werke (S. 8 und 9) ent- 
nommen; bezüglih der übrigen Stationen der anläflich ihrer Errichtung jemeild 
erjchienenen Beichreibung, welche denfelben in Müttrich's forftlich-meteorologijchen 
Zahresberichten zu Theil geworden ift (vergl. die Zahrgänge 1875 S.3—6, 1876 
S. 1 und 2, 1877 und 1878 je ©. 2, 1879 ©. 3, 1881 S. 2 und 3). 

3. Es wäre zu wänjden, daß bei Mittheilungen über die Einrichtungen und 
fRandörtlihen Verhältnifſe nen inftallirter meteorologijher Stationen außer der Be 
Ichreibung der Beichaffenheit der nächſten Umgebung der Freiftation zur Bernollftän: 


512 Nördlinger: 


Trennen wir die in obenftehender Weberficht mitgetheilten Zahlen, 
weldye angeben, um wie viel Temperaturgrade der Waldboden im Durch— 
ichnitt eines ganzen Jahres fälter ift als der Erdboden in einer freiliegenden 
Wieſe, einem Ader oder auf Weideland, in höchſte, mittlere (durch— 
Ihnittlide), und niedrigfte Beträge, fo offenbaren ſich folgende 
Thatjachen. 

Dptima find gewöhnlich dadurch veranlaßt, dab die Felditation auf 
einem Boden errichtet ift, der vermöge feiner phyſikaliſchen Beichaffenheit 
(3. B. reiner Duarziand) befähigt ift ſich verhältnißmäßig ftärfer zu er- 
bigen als ein Boden von „mittlerer” Beſchaffenheit (Lehm)?). Die Boden: 
thermometer „im Freien“ fteden nämlich an nachftehend genannten bat» 
riſchen Dertlichfeiten in dem beigefügten Untergrund. 

Buchenſtation Johanneskreuz (1,8°): feinförniger, aus Buntjand- 
ftein gebildeter Sandboden. 

Fichtenftation Dujchlberg (1,8%): aus Granit bervorgegangener 
Lehmboden, deſſen fonft „mittlere” Struftur durch Grus, der demfelben 
beigemengt ift, verändert erjcheint. 

Ein Marimum kann aber auch davon herrühren, daß der Wald- 
boden infolge der Einwirkung bejonders ftrengen Beltandesichluffes, welch 
leßterer die Sonnenftrahlen in außerordentliher Weile vom Durchgange 
durch das Kronendach der Bäume abzuhalten vermag, ſich noch weniger 
intenfiv zu erwärmen imftande ift, ald unter mittleren oder gewöhnlichen 
Schlußverhältniffen. Died gilt von der im Heufcheuergebirge (Neg.-Bez. 
Breslau) gelegenen Fichtenftation Karlöberg (2,0°), von welcher bezüg- 
lich des die Waldftation bergenden Beſtandes gejagt wird, daß dieſer „uns 
durchforitet und ſehr geſchloſſen“ ſei. 

Ferner fann große Entfernung zwiſchen den beiden, im 
Freien einer- und im Wald andererjeitö untergebradten 
Stationen?) die Schuld tragen an einer beſonders hohen Abfühlungs- 


digung ded Karakters der Waldftation durchweg auch Angaben über den Boden: 
überzug gemadt würden, dem inbezug auf Wärmeleitung und »verftrablung jeden: 
falld eine wejentlihe Role zufommt. Derjeibe muß je nah Holzart und Alter 
des betreffenden Beftanded naturgemäß verfchieden fein und wird im gejchlofjenen 
Laubwald unter normalen d. i. gewöhnlichen Verhältniſſen aus abgefallenem Laub, 
in Fichten: und Föhrenbeſtänden, folange der Beftandesihluß nod nicht nachge— 
laſſen hat, aus Nadeln oder Moos oder aud) aus beiden zufammen befteben. 

1) Bergl. den Artikel: „Einfluß des Bodens auf die Temperatur der atmolphäri- 
ſchen Luft“ in den Korftl. Blättern 1886, 4. Heft, ©. 137. 

2) Auf die Thatſache, daß die Aufttemperaturdifferenzen zwiſchen Wald 
und Feld in einem Abbängigkeitöverhältnifie zu der Entfernung der beiden Beobadı: 
tungsorte fteben, bat der inzwiihen (am 3. April 1885) verftorbene Julius Midlig 


Einflug des Waldes auf die Bodentemperatur. 513 


ziffer!), die der Waldboden aufweiſt. Jene beträgt auf der in den Vogeſen 
gelegenen Buchenitation Melferei (1.6°) 2,8 km, in welder Beziehung 
nur noch die bairiihe, am jüdlichen Ende ded Starnberger Sees befind» 
liche Fichtenftation Seeshaupt (1,8°) mit 3 km etwas höher rangirt. 

Augenjcheinlich find au die Minima zum Theil in analoger Weije 
entftanden. In einem Falle rühren fie von verhältnikmäßig geringer 
Entfernung?) zwiſchen beiden Stationen ber. Letztere beträgt 
nämlich für die preußiihe Buchenftation Haderöleben (0,7°) und die 
beiden Fichtenftationen Hollerat (auf der Eifel) und Frizen (Reg.Bez. 
Königäberg) nur je 200 m. Zu Sonnenberg, welches denjelben Tem— 
peraturunterfchied (1,4°) zwilchen Walde und Feldboden aufweilt, wie die 
beiden eben genannten Stationen, beträgt die Entfernung zwiſchen Frei— 
und Waldftation nur 100 m mehr als dort, iſt aljo ebenfalld noch un— 
bedeutend zu nennen, 

Oder aber kann fidy der Erdboden auf der Felditation vermöge be- 
jonderer Beichaffenheit (3. B. großer Waflergehalt) des Untergrundes oder 
der Umgebung nicht jo intenfiv erwärmen, als wenn mittlere (normale) 
Berhältniffe vorliegen. 

Jene Boraudfegung trifft für die im Unterelfaß gelegene Föhrenftation 
Hagenau (0,8°) zu. Der dort vorhandene humushaltige Diluvialjand 
verdankt offenbar feine Friſche der nur ſchwach mit Kies gemengten, aljo 
bis zu einem gewifjen Grade vorausfichtlidy undurchlaſſenden Thonunter- 
lage und dem weiteren Umftande, dab im Süden an die Freiftation 
feuchte Wiejen anftohen.®) 

Gewöhnliche (mittlere) Verhältniſſe finden fidy bei den auf 
Lehmboden ftodenden Stationen oder wenn überhaupt (abgejehen von 
der grundjäßlichen Verjchiedenheit, in welcher ſich uns die Erdoberfläche 
beidemal — hier bemaldet, dort, im Freien, nicht bewaldet — daritellt) 





Ihon im Jahr 1877 aufmerffam gemacht: Die auf den bairifchen Stationen fonfta- 
tirten Unterichiede find am geringften in Rohrbrunn (0,5 km) und am hödjiten in 
Seeshaupt & km) und ftufen fi „in den mittleren Entfernungen nahezu geieß- 
mäßig“ ab (vergl. öſtr. Gentralblatt f. d. gef. Forftweien 1877, ©. 412). 

1) Man geftatte mir obigen, auf den erften Anblick vielleicht auffälligen, jeden: 
falld aber kurzen und jegliches Mißverſtändniß ausichließenden Ausdrud. 

2) ©. Note 2 der vorigen Seite. 

3) In Hagenau dürfte vielleicht no ein weiterede Moment mit in Betracht 
fommen. Der die dortige Waldftation umgebende Föhrenbeftand ift bereits 70 Jahre 
alt, wird jomit wohl feines befonders vollftändigen, die Sonnenftrahlen in ergiebiger 
Weiſe abhaltenden Kronenſchluſſes mehr ih zu erfreuen haben. Allerdings weift der 
ſchon 120 jährige Föbrenwald zu Kurwien troß minimaler Entfernung zwiſchen Feld: 
und Waldftation (8300 m) eine etwas höhere Abkühlungsziffer (1,0°) auf. Aber es 
wird von demielben auch ausdrücklich fonitatirt, daß er noch „gut geſchloſſen“ jei. 


514 Nördlinger: 


Uebereinitimmung (oder wenigitend direkte VBergleichbarfeit) zwiſchen der 
Natur ded Bodenüberzugd auf beiden Stationen beiteht. Letzteres trifft 
bei der bereit erwähnten, im Harze (Landdroftei Hildesheim) gelegenen 
Fichtenftation Sonnenberg zu. Dort beiteht der Feldboden aus einer 
humoſen Lehmſchicht,“ der Waldboden ift „mit ſchwacher Humusſchicht“ bededt. 

Zu den auf Lehmboden ſtockenden, mittlere Verhältniſſe aufweiſen— 
den Beobachtungspoſten ſind zu rechnen: von den Buchenorten die zwei 
Stationen Ebrach (1,2°) mit Lehm- und Lahnhof (1,1°) im Rothaar— 
gebirge (Reg.Bez. Arnsberg) mit Graumadeboden, jowie die beiden Fichten: 
ftationen Seeshaupt, das ſchon zitirt wurde und auf Kalfgerölle liegt, 
welch leßteres mit etwas Lehm vermiſcht ift, und St. Johann (1,7°). 
Zu den „gewöhnlichen Beobadhtungsörtlichfeiten müſſen wir audy ſolche 
rechnen, bei welchen binfichtlidh der Beichaffenbeit ded Erdbodens und der 
nächſten Umgebung der Freiftation nicht bejondered oder aubergemöhn- 
liches zu bemerken iſt. Dahin gehören die drei Buchenftationen in Ma» 
rienthal bei Helmitedt und Neumat in den Vogeſen je mit 1,1°, 
Sriedrihsrode auf der Hainleite (Reg.-Bez. Erfurt) mit 0,9°. Ende 
lih find bierher zu zählen die drei Föhrenorte Altenfurt mit 1,1°, 
Schoo in der Landdroftei Aurich und Kurwien auf der Iohannisburger 
Heide (Reg. Bez. Gumbinnen), beide mit einer jährlichen Qemperatur- 
differenz zwijchen Feld» und MWaldboden von 1,0°. 

Laſſen wir die Ergebnifje der vier Stationen, bei denen, wie wir 
oben geliehen haben, bejondere, aufßerordentlihe Verhältniſſe vorliegen 
(Johanneskreuz, Dujchlberg, Karlöberg und Hagenau) beijeite und ordnen 
wir die Zahlenbeträge, welche angeben, wie groß die Abkühlung ift, welche 
der Erdboden infolge des Einfluffes der Waldbeſtockung über die Dauer 
einer Jahresperiode erleidet, nach der mittleren abgerundeten Entfernung 
zwilchen den Frei- und Waldftationen, in weldyer Drönung auch die früher 
mitgetheilte Ueberficht angelegt ift! Unter Zugrundelegung der Durchſchnitts— 
werthe der Einzelangaben behufs Gewinnung eines allgemeinen Ueberblicks 
ergibt ſich alddann folgendes Rejultat: 


Mittlere Entfernung 
zwiſchen F.- u. W.-St. 


in Kilometer: 3 11, 1 /, ll, 
Bucdenftationen: 1,6 i 1,2 1,0 0,7 
(Meiterei) (Ebrach, (Marienthal, (Hadersleben) 
Lahnhof) Neumat und 
Friedrichsrode) 
Fichtenſtationen: 18 he . 1,7 1,4 
(Seeshanpt) (St. Johann) (Sonnenberg, 
Hollerat und 
Frizen) 
Föhrenſtationen: 


1,1 n 1,0 
(Altenfurt) (Schoo, Kurwien) 


Einfluß des Waldes auf die Bodentemperatur. 515 


Dieſe Ueberficht bejagt, dab die auf 15 forftlich«meteorologijchen Sta- 
tionen ermittelten Temperaturunterichiede zwiſchen der Boden— 
wärme im Freien und im Walde umſo höhere Beträge er- 
reihen, je weiter die Wald- von der Feldftation entfernt ift, 
und dab jene Differenzen ſich umſo niedriger ftellen, je näher die beiden 
Beobachtungsorte aneinander gerückt find (nur Rohrbrunn bildet eine Aus- 
nahme, für die eine Erflärung zu finden ich bis jetzt außer Stande bin). 
Wie bezüglidy der Luftwärme von Zul. Micklitz fonftatirt werden fonnte, 
ftehen alio audy die Temperaturunterjchiede zwiſchen Wald- und Feldboden 
in einem Abhängigfeitöverhältniffe zu der Entfernung der beiden Objer- 
vationspoften und ftufen fich parallel mit diejer geiegmäßig ab. Nament- 
lich für die auf den Buchenjtationen erhobenen Wertiye tritt ſolches hübſch 
in die Erſcheinung. 

Ueberrajhen kann ein derartiges Unterjuchungsergebniß keineswegs. 
Sn je größerer Nähe vom Waldeörande die Feldftation poftirt ift, umſo 
mehr wird ja die betreffende Dertlichfeit und ihre Umgebung durdy den 
unmittelbar benachbarten Wald beeinflußt. Umgefehrt muß fidy begreif- 
licherweife der Kontraft zwiſchen Wald- und Feldklima umjo größer 
beraußitellen, je weiter man die Freiftation vom Waldesjaume weg in das 
offene Land binausrüdt.') 

Dbige Angaben lafjen ferner erfennen, daß der Einfluß de Nadel: 
und Laubwaldes auf die Bodenwärme ebenjomwenig gleich hoch fteht als 
die Einwirkung auf die Lufttemperatur?). Die Abkühlung, weldye der 
Erdboden jeitend des erjteren erfährt, geht wenigitens in Fichtenbeftänden 
in ftärferem Maße vor fih ald in Bucenorten. Wollen wir den jpe- 
ziftichen Unterichied von Wald und Feld nach diefer Richtung auf ver: 
gleichbarer Grundlage fennen lernen, jo ift Died im Hinblid auf die vor: 
bin feitgeitellten Wahrnehmungen offenbar nur dann möglich, wenn Zahlen 
zur Vergleichung herangezogen werden, weldye an gleich weit von ein- 
ander entfernten Dertlichfeiten im Freien und im Wald ermittelt 
worden find. Gleichwerthige Angaben diejer Art, für welche die eben aud- 
geiprochene Vorausſetzung zutrifft, liegen aber von allen drei Kategorien: 
Buchen-, Fichten- und Föhrenftationen blos für die mittlere Entfernung 
„} km“ vor. Die bierfür mitgetbeilten Beobadytungen geftatten und 
troßdem jeßt ſchon einen Einblid in die Gejete, nach welchen die Be- 
einfluffung der Temperatur in den unteren Partien der für die Vegetation 


1) Bergl. Breitenlohner, Zur Reform des agrar:meteorologiihen Beobadıtungs- 
joftems, im öftr. Gentralblatt f. d. geſ. Forſtweſen 1877, ©. 232. 
2) Bergl. Einfl. S. 38 und diefe Zeitichrift a.a. D. ©. 264. 


516 Nördlinger: Einfluß des Waldes auf die Bodentemperatur. 


wichtigen Erdichichte durch die Bewaldung vor ſich gebt, je nad der 
Holzart, melde im einzelnen Falle beitandbildend auftritt. 

Der Boden eined Fichtenwaldes ift, jomeit die bis jetzt vorliegenden 
Unterjuchungen erfennen laffen, welche ſich theilweis auf mehrjährige Durch— 
ſchnittswerthe gründen, in der jährlichen Periode um 1,7°, alfo rund 14°, 
fälter ald der Erdboden der freien Flur, während er innerhalb deſſelben 
Zeitraums im Föhren- und Buchenwald gerade um 1,0° Fälter ift, d. h. 
bier eine nur % jo ftarfe Abkühlung erleidet. 

Der Einfluß der Waldbeftodung auf das Jahresmittel der 
Bodentemperatur ift mithin in Ficdhtenbeftänden etwa andert- 
halb mal jo groß als in Föhren- oder Buchenwäldern, fofern 
nicht binfichtlidy der phyſikaliſchen Beichaffenheit ded Waldbodens oder des 
zum Bergleiche gewählten unbededten Aderbodend ertreme Fälle vorliegen. 

Leicht begreifen wir warum der Fichtenwald den Boden ftärfer 
abfühlt al8 ein Bucenbeftand. Sobald letzterer im Herbite fein 
Laub verloren bat, fann er den Sonnenftrahlen das Eindringen durch fein 
entblätterted Kronendach nicht in gleich hohem Make mehr vermehren, wie 
der jommerd und winterd mit gleicher Dichte des feinigen fungirende 
Fichtenwald (Einfl. ©. 39). Diejed Verhältniß dauert jo lange fort, bis 
der Buchenbeftand fit im Frühlinge wieder von neuem belaubt. 

Dab der Föhrenwaldboden Hinfichtlich feines thermiſchen Ber: 
haltens fich nicht dem Fichtenboden anjchließt, jondern diejelben Er- 
jheinungen aufweift wie der Erdboden in Buchenmäldern, 
fönnte im erften Augenblide befremden. Etwaige Zweifel jchwinden je 
doc, wenn man an den weniger dichten Beſtandesſchluß denft, den im 
allgemeinen Föhrenwälder infolge der größeren Licytbedürftigfeit dieſer 
Holzart im Gegenſatze zu Fichtenorten befiten. Durch das Dady eined 
Föhrenbeftandes werden aljo jedenfalls mehr Sonnenitrahlen eindringen 
und zur Grwärmung der Bodenoberfläche beitragen, als durch dasjenige 
eined gut geichloffenen Fichtenmwaldes. 

Die mit obigen Ausführungen von mir nachgewiejene Thatiache läßt 
fi) audy anders ausdrüden, indem man jagt: 


In Buchen- und Föhrenforften gewöhnliden Be- 
ftandesjchlujfes ift der Erdboden in einer Tiefe von 4 
bis zu $ m jahraus jahrein durchſchnittlich um etwa 
einen halben Grad wärmer als in Fichtenbeftänden. 


Yelin: Ueber nüglihe Aftungen. 517 


H. Mittheilungen. 


Ueber nüßliche Aftungen. 
Vom Oberförfter Delin in Stammheim, Württemberg. 


Ein Zug zum Naturgemäßen gebt durch unjere Zeit; wie in ber 
Heranbildung des Menſchen, jo zeigt er fih aud in der Erziehung des 
Waldes; und wer den Wald, wo die Natur ihm noch am reinften ent- 
gegentritt, zu feinem Heim und feiner Werkſtatt auserforen, follte der nicht 
diefem Zug von Herzen huldigen? Darum darf man aber nicht verlangen, 
dak man die Natur überall ungehemmt walten laſſe. Wie beim Kind 
ichon von den eriten Jahren an der Egoismus bejchnitten werden muß, 
wenn ed ein tüchtiger Menſch und nügliches Glied der Gejellichaft werden 
joll, jo muß auch beim Baum das wilde Wachsthum in Schranken ge- 
halten werden, joll er anders einen jchönen Stamm und mit Seinesgleicyen 
zufammen einen ertragreihen Wald bilden. In der Hauptiache erreichen 
wir diefen Zwed im Walde durch Heritellung und Erhaltung des Beitands- 
ichluffes neben Aushieb der ſich auf Koften der andern allzu üppig aus— 
breitenden und vorwachſenden Stämmchen. Aber audy die Aftung ift nicht 
ganz zu entbehren. 

Allgemein anerfannt wird ihre Nothwendigfeit bei der Eiche im 
Mittelmald, wo bei den zu Dberholz beitimmten Stämmen jchon früh— 
zeitig — gelegentlich der Reinigungshiebe und Durchforſtungen — durd) 
Ausaften auf die Erzielung eines geraden, ajftreinen Schaftes hingewirkt 
werden jollte, damit man jpäter feine Veranlaffung mehr bat, um des 
Unterholzed willen noch ftarfe Aeſte am Oberholz abzunehmen, wad man 
bei werthvollen Stämmen jedenfalld unterlafjen jollte, bei ſolchen aber, die 
fein oder nur geringes Nubholz liefern und doch wegen Erhaltung des 
nöthigen Materialfapitald noch ftehen bleiben müfjen, ohne Bedenken thun 
darf. Auch die Wegnahme der nach der Freiftelung an der Eiche ſich 
bildenden, das Kronen- und Gipfelwachsthum beeinträchtigenden Waſſer— 
Ihoffe wird allgemein gefordert. Aber jonft will man vom Audaften als 
etwas Unnatürlichem nichts mehr mifjen. Und doch begegnen uns in ber 
Praris Fälle genug, wo wir ed zu Hülfe nehmen müflen — als noth- 
wendiges Uebel. 

Nehmen wir z. B. einen 10—15 jährigen Fichtenbeftand von mangel- 
baftem Schluß auf flachgründigem Kalfboden mit Vorwüchſen reichlich 
durchjeßt, weldye mit langen Aeſten vielfach die fie umgebenden Pflanzen 
normaler Beſchaffenheit unterdrüden und bejchädigen. Heraus müfjen die 

Forftwiffenichaftlihe® Gentralblatt. 1886, 37 


518 Yelin: 


Vorwüchſe, aber — jebt noch nicht. Das hieße den vorher ſchon hitigen 
und nod zu wenig gededten Boden erjt recht der Sonne preidgeben. 
Da man aber dody die bedrängten, für den Beltand jo nöthigen Pflanzen 
nicht verfümmern lafjen kann, jo hilft man fi durdy Ausaſten der Bor: 
wüchſe. Nur darf man nicht, wie es früher wohl gejhah und noch vor: 
fommt, deren untere Beaftung rings um den Stamm wegnehmen, jondern 
diefe ift gerade ald Bodenbededung ſorgſam zu ſchonen, und es find nur 
die unmittelbar jchädlichen, namentlich Gipfel berührenden Aefte wegzu— 
nehmen, — und zwar jo weit, dab die zu befreienden Pflanzen 5 bis 
10 Sahre ungehindert fortwachjen können. Nady Verfluß diejer Zeit wird 
man die Vorwüchſe ganz beraushauen, der heraufgewachſene Hauptbeitand 
wird alddann den Bodenſchutz jelbftändig übernehmen fönnen. 

Oder — es finden fi in einem Buchengertenholz Tannenvorwüchſe, 
die, allzufehr in die Aeſte ſich verbreitend, feinen ordentlihen Nutzſtamm 
ergeben, aber den umgebenden Beftand hart bedrängen. Sie hätten natür- 
lih vor 15 — 20 Jahren, wo der Beitand mannshoch war, ſchon heraus» 
gehört, aber jeßt find fie da und — drinnen bleiben dürfen fie nicht. 
Nimmt man fie aber jebt heraus, jo giebt’8 große Löcher, und in weiten 
Umfreid thun fi die haltlofen Buchengerten nieder; der ganze Beſtand 
fann ruinirt fein. Daher aftet man diefe „Wölfe* tüchtig aus, dab ihnen 
alle Ueppigfeit vergeht, aber wieder nicht von unten hinauf ein Stüd weit, 
fondern am ganzen Stamm hinauf, am ftärfiten im oberen Theil der 
Krone, indem man ringsum in den verjchiedenen Höhen nur einzelne un— 
ihädliche Aeſte ftehen läßt, welche ald ausgeftredte Arme den umgebenden 
Beitand aufrecht erhalten, ohne ihn am Wachsthum zu hindern. Wenn 
man dann in 10 Jahren wiederfommt, wird der lebtere jo erftarft jein, 
da der entbehrlich gewordene Halt ganz entfernt werden fann. 

Dder — man bat einen 40 — 50 jährigen räumlichen, nur in den 
Kronen leidlich gejchloffenen Buchenbeftand, einzeln gemiiht mit Tannen, 
von denen aber nur wenige den Kopf frei haben, während die meiſten 
dad Kronendady nicht zu durchdringen vermögen, weil der Gipfeltrieb 
immer wieder abgerieben wird. Es find ja nur 2 oder 3 lange Bucdhen- 
äfte jchuld daran, daß die jonft wüchſigen Tannen nicht auffommen, um 
den Beftand bejjer zu füllen und werthvoller zu maden. Sollte man da 
nicht zur Stange greifen und mit der aufgepflanzten Baumjäge (oder 
Scheere) die hinderlichen Aefte (bezw. Zweige) abnehmen? 

Um die Abtrodnung der Wege in älteren Beftänden zu befördern, 
wird man in dem Fall zur (einfeitigen) Aufaftung der Randbäume 
ichreiten, wenn deren gänzliche Entfernung allzu große Lichtungen ſchaffen 
würde. 


Ueber nützliche Aſtungen. 519 


Will man Forchen überhalten, ſo gehört es ſich auch, daß man die 
vereinzelten Aeſte und Aſtſtummel unterhalb der geſchloſſenen Krone ſauber 
entfernt. 

So werden jedem Wirthſchafter Fälle erinnerlich ſein, wo Aſtungen 
nöthig waren, vielleicht auch ſolche, wo ſie mit Nutzen hätten angewendet 
werden können und — unterblieben ſind. Warum? — Vielleicht, weil 
er in ſeinem Wirthſchaften zu ſehr beengt war, weil er für jeden einzelnen, 
auch den unbedeutendſten Fall höhere Ermächtigung gebraucht hätte. Der- 
artige Arbeiten fönnen ja meift nur im Tagelohn ausgeführt werden; und, 
wenn nun für Holzhauer-Tagelohnsarbeiten nicht eine Mark ohne höhere 
Ermächtigung ausgegeben werden darf, wenn die beabfichtigte Maßregel 
jedesmal vorher jchriftlich zu begründen und dabei zu berichten ift, was 
fie vorausfichtlich koſten, wie viel Material dabei anfallen und wie body 
fi) der Erlös aus demjelben belaufen wird, jo ſcheut das doch vielleicht 
mancher vielbeichäftigte Praktiker, zumal er fi fagen muß: ich kann bei 
meiner Muthmaßung leiht um 50 p&t. fehlen und nachher darum an 
gejehen werden. Wir wollen hoffen, dab er ein pflichtgetreuer Mann ift 
und wichtigere Fälle unter feinen Umftänden beruhen läßt, follte e8 auch 
einigen Kampf foften. Aber liegt nicht in dem oft vorfommenden allen, 
wo ed ſich nur um Geringfügiged handelt, die Berfuhung nahe, — je 
nad Temperament — entweder die Sache hangen zu laffen, oder fie fonft- 
wie durchzuſchmuggeln? Das Gleiche gilt u. a. auch für Eleinere Reini— 
gungähiebe. Es dürfte kaum fraglich fein, daß ein dem Wirthichafter zu 
gewährender freierer Spielraum dem Wald jehr zu gut fommen müßte. 

Kehren wir nad diejer Abſchweifung zu unjerer Aftung zurüd, ſo 
find bejonderd nody zwei Fälle hervorzuheben, in denen fie ſich jchon als 
nützlich erwieſen hat, und denen zu Lieb dieje Zeilen geichrieben find, 
nämlich zur Herftellung eritend eines geeigneten Schußbeftandes, zweitens 
eined windftändigen Traufes. 

Für dieje beiden Zwede ift auch früher jchon zur Aſtung gejchritten 
worden, aber gewöhnlich in der unzweckmäßigen Art, dab der ganze untere 
Theil der Beaftung (auf 4 bis 4, vielleicht gar 4 der Kronenhöhe) ab- 
genommen wurde. Dadurdy aber muß das Leben des Baumes ftarf alterirt 
werden, und am Wettertrauf fommt noch der Sonnenbrand hinzu, die 
Rinde löft fi, der Splint vertrodnet, wird von Inſekten angebohrt, die 
Fäulniß wird eingeleitet. Aljährlich giebt ed an ſolch' einem Trauf 
Dürrlinge und Abbrüde, und — der Windſchirm jelbit ift in Frage 
geitellt. 

Zum Zwed der Herftellung eines Schußbeitandes mag die Wegnahme 
der unteren Aeſte theilmeife recht fein, etwa bei alten Buchen mit weit 

87° 


520 Nelin: 


berabgehender Beaftung. Wo man aber irgend andere Gelegenheit hat, 
jollte man den Schuß (für feine Tannenpflanzung 3. B.) gar nidht aus 
altem, ftärferem Holz herftellen, um den Schaden zu vermeiden, der durd; 
deſſen Fällung und Ausbringung angerichtet wird. Am beiten eignet fich 
dazu ſchwaches, lichtkroniges Laubholz (natürlich auch ſolches Nadelholz, 
das man aber meiſt erſt anziehen müßte); ſelbſt Strauchwerk und Dornen 
find zu verwenden. Daher macht ſich die Umwandlung von Mittel- und 
Hochwald durch Zannenunterpflanzung jo leicht und ſchön. Hat man nur 
altes Holz zur Berfügung, jo wählt man zum Scubbeitand womöglidy 
ſolches, dad nur Brennholz giebt und feinerzeit aufgefcheitert wird, und 
überläßt bei der natürlichen Berjüngung im gemijchten Tannen- und 
Buchenwald zuleßt der Buche den noch nöthigen Schuß des jungen Be— 
ftanded, ohne allzujehr das Aufhören des fetten Lichtungszuwachſes am 
itarfen Nadelholz zu bedauern. Im reinen Nadelwald verwendet man zu 
bewußtem Zwed gern das Geltäng, das oft noch zwilchen dem alten Holz 
ſteckt, und das man fidy abfichtlich hierzu reiervirt hat. Vielleicht hat man 
aber außer dem alten Holz nichts als Vorwüchſe von Tannen und Fichten, 
2—-10 m hod, die mit ihren dichten, durd etwaige Aftung von unten 
hinauf nur noch dichter werdenden, weder Regen noch Licht durdhlaffenden 
Kronen ſich ſchlecht als Schugbeltand eignen. Diefe müfjen daher dur) 
alljeitige ftarfe Durchlichtung ihrer Kronen zubereitet werden und bilden 
alddann treffliches Schußmaterial. 

Man jollte diefes Hilfsmittel, die Tanne leichter aufzubringen, die 
ohnehin zum Nachtheil des Waldes immer mehr Terrain an die Fichte 
verliert, nirgendd unbenüßt lafjen, wo es fih, wenn auch nur im Kleinen, 
darbietet. Es iſt aljo — nebenbei bemerft — gar nicht immer fo ver- 
dienftlic, in natürlichen Verjüngungen mit den Vorwüchſen nur möglichft 
ichnell und gründlich aufzuräumen. Sie fünnen und oft nody ganz nüß- 
liche Dienfte leiften — 3. B. als vorläufige Bodenbedefung auf Stellen, 
wo fein oder wenig Anflug vorhanden und Feiner mehr abzuwarten ift, 
jodann ald mechanischer Schu bei Ausbringung des Stammholzes, wo 
fie, ob aufrechtbleibend oder niedergemalzt, vielfach die Beihädigung des 
ſchwächeren Hauptbeitandes verhindern oder doch mildern, endlich als eigent- 
licher Schugbeftand gegen Froſt und Sonnenhite, wie vorhin gezeigt. 
Eine jhablonenmäßige Wirthichaft beraubt ſich flugs ſolcher Vortheile, 

Eine ähnliche Art der Aftung kann mit Vortheil angewendet werben 
zur Herftellung eines winditändigen Traufs; wenigftend bat fich diejelbe 
im Revier Stammheim, wo fie vor 7 Fahren zur Ausführung fam, bis 
jest bewährt. 

Der Sturm vom 26. Dftober 1870 hatte audy bier in mehreren 


Ueber nüßliche Aftungen. 521 


Fichten und Tannen-Altholzbeftänden ftark gehauft. Auf den Sturmplatten 
wurden die wenigen Weberbleibjel vor der MWiederanpflanzung vollends ab» 
geräumt, und der verbliebene alte Beftand gegen die Kulturfläche ordent- 
lich abgegrenzt. Dieje neugebildeten, der Hauptwindrichtung zugefehrten 
Altholzränder hielten aber, wie fidh denfen läßt, dem Wind nit Stand, 
wurden vielmehr durch deijen alljährliche Eingriffe, inöbejondere durdy den 
1875 ’ger Martinifturm, weiter und weiter zurüdgedrängt, während bie 
betreffenden Beitände, deren VBerjüngung natürlich von der entgegengeießten 
Seite her zu erfolgen hatte, — wiewohl 120—150 jährig — doch noch 
20 und 30 Jahre hätten halten ſollen. 

Diefer vom Wind betriebenen Gegenverjüngung juchte nun der Bericht: 
eritatter, der im Herbit 1876 auf's Revier fam, im Spätherbit 1878 in 
4 Abtheilungen durch Aftung Einhalt zu thun, die er in der Weile voll- 
303, dab je in einem ca. 50 Schritt breiten Streifen an den dem Wind 
zugefehrten Rändern des alten Holzes ſämmtliche Stämme geaftet wurden, 
die äußerften am ftärfiten mit Wegnahme von fait 4, nad innen zu — 
allmählich abnehmend — mit Wegnahme von zuleßt nur noch 4 der Ber 
altung. Aber auch bier wurde nicht die untere Beaftung weggenommen, 
jondern durch die ganze Krone hinauf von jedem Duirl 2—3 Nefte, immer 
die jtärfiten am meilten Wind faffenden, und zwar hauptſächlich — nad) 
links und rechts — die jenfredt zur Hauptwindrichtung ftebenden, während 
dem Stamm direkt gegen die Wind» und Wetterjeite (SW) zu mehr, gegen 
den Wald hinein alle Weite belaffen wurden. 

Der horizontale Kronendurchſchnitt jollte etwa einen Vogel im Flug 
darstellen, der den Wind möglichit leicht durchichneidet, und der ganze jo 
behandelte Waldrand jollte den Wind leichter durchlaffen, ihm weniger 
Angriffsfläche darbieten und ihn allmählig brechen. 

Daß diejer Zweck vorausfichtlich erreicht werden würde, zeigte ſich ſchon 
während der Arbeit des Aſtens, wo ein ftarfer Luftzug die noch ungeniteten 
Stämme tüchtig jchaufelte, während er die geafteten nur wenig bewegte. 
Am beiten jpürten ed die auf den 30—40 m hohen Stämmen droben 
befindlichen Arbeiter jelbit, wie die zuerft ftarf bewegten Stämme mit dem 
Fortjchreiten der Kronenlicdytung mehr und mehr ftille ftanden. 

Und heute nach 7 Jahren ftehen diefe Altholzränder noch jo ziemlich 
intaft da; einzelne Stämme find wohl draufgegangen (ed waren eben auch 
einige fränfelnde und jchon etwas angetriebene darunter), aber wenige. 

Allerdings, ſchön jehen die jo zugerichteten Stämme nicht aus, doc 
verhältnigmäßig gefund. Die Emährung des Baumes bleibt bei diejer 
Altungsmethode doch eine normalere ald da, wo der untere Theil der Be— 
aftung ganz weggenommen wird. Auch bleibt der Stamm mehr gedeckt, 


522 Hillerich: 


und iſt nicht ſo wie bei letzterer Art des Aſtens, der Einwirkung von 
Froſt und Sonnenbrand ſchutzlos preisgegeben. 

Ob freilich dieſe Ränder auch ftärferen Stürmen, als wir fie ſeit 1878 
hatten, trotzen können, muß erſt die Zukunft lehren, und wird hauptſächlich 
vom jeweiligen Feuchtigkeitsgrad des Bodens abhängen. Aber — man 
thut und thue eben in jedem Fall fein mögliches. 

Bemerft wird noch, dab die Aeſte mit der Säge hart am Stamm 
weggenommen wurden, und die Arbeit, im Akkord ausgeführt, per Stamm 
60 Pfg. Foftete. 


Die Ergebniffe der Statiftif des deutjchen Holzhandels mit 
dem Auslande während des Jahres 1885. 
Bon Forft:Affeffor Hillerich zu Gießen. 


Auf Wunſch ded Herrn Prof. Dr. Schwappach, der jeit 1880 für 
dieje Zeitjchrift jährlich eine Ueberficht über die ftatiftiichen Ergebnifje des 
deutichen Holzhandels mit dem Ausland lieferte, gegenwärtig aber jehr in 
Anſpruch genommen ift, giebt der Verfaſſer bier die Zujammenftellungen 
der im deutſchen Holzverfehr im Jahre 1885 (vejp. 1884) umgejeßten 
Maſſen und Werthe. 

Bei Anordnung der Zahlen wurde die Einrichtung, wie fie im Jahr: 
gang 1880 d. Bl. Seite 409 bejchrieben und motivirt ift, im MWejentlichen 
beibehalten. 

Nur an einigen Stellen murde diejelbe verlaffen, da jowohl im 
ſyſtematiſchen als im ftatiftijchen Waarenverzeichniß bedeutende Aenderungen 
eingetreten find, denen der Verfaſſer, da er feine Ziffern den ftatiftiichen 
Monatöheften des Deutichen Reiches entnommen, fidy anjchließen mußte: 

In Tabelle 1 ift, ſowohl bei der Einfuhr als bei der Ausfuhr die 
Rubrik „Im Veredlungsverkehr“ zugefommen, und die „Einfuhr in den 
freien Verkehr“, die jeithyer nur ſummariſch (entjprechend der jebigen Ru— 
brif „überhaupt”) angegeben war, ift nunmehr auch jpezifizirt ald „une 
mittelbar" und „von Niederlagen und Konten“ aufgeführt worden. Die 
Werthe (und Differenzwerthe) der in den Vorjahren 1883 und 1882 in 
den deutichen Handel gebrachten Hölzer wurden den Ziffern pro 1884 bei« 
gefügt, da eine ſolche Nebeneinanderftellung am beiten einen Weberblid 
über den Gang des Holzgeſchäfts gewinnen läßt. 

In Tabelle 2 hat fich die Ausicheidung der Untergattungen ded Baus 
und Nußholzes geändert. Während bis 1885 das europäifche und außer» 


Mengen und Werthen. 




















































607 978 








1A 





























19030 19951) 19776 



















































Zu Seite 59. 
BREUER _ß|ı » | a lJa| ne IB a1 
Ueberichuß der Einfuhr über die j 
b 
Ausfuhr im beſonderen Waarenverkehr ————— 
Verkebr — 
Ba Werth Werth 
Menge |] Menge ———— 
88 | 1882 \ 1884 I 1883 | 1882 1884 | 1883 | 1882 
‚000 M 100 kg | in 1000 M 100 kg in 1000 M 
— — 
‚BE 4058|-110491| -—98 -50) 1254| 38824, 280 480 558 
ji l 
98 04 1452| 8994773| 25781] 31152] 28108] 360273 | 1081) 879) 1586 
| | 
30.89 9885| 299757] 1429| — 1249| — 1188| 351155 | 2809 4064 4570 
341718981] 3949216] 13680 10T18| 9632] 521540 | 2191| 2357| 2221 
624934 871|13 133255 39882) 40571] 8285111271292 | 6311 1130| 8885 
| | | 
246 s68| 390136 104751 7988 Hol 2 804 737 737 64 
| | BR 
| 57 
| E 
— 3382| - 120818 11° 1081 aggl' si 3027| 2507 6262 
6153| 8487| - 20813! - 5481) 5182) —46801 48707 | 7306| 6666, 7140 
g 866 1086 —8:505 - 7-18) 32809 | 388 42 864 
564 6281 — 6680 — 887 — 682 -5 881 68 90 
| 
- 124506, — 32 91-31 312 888 
— 284 882 — 39 352| - 36.849 













18 255 19 — 133 


1 





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Die Ergebniffe der Statiftit des deutſchen Holzhandels ıc. 523 


europäiihe Baus und Nutzholz getrennt und erftered in 4 Pofitionen: 
1. „roh und hart“, 2. „roh und weich“, 3. „gelägt und hart“, 4. „gejägt 
und weih” — aufgeführt wurde, faht die Statiftif des deutichen Reiches 
nunmehr dieſes ganze Holz ohne Berüdfichtigung der Heimath deifelben 
zufammen und jcheidet innerhalb diefer Gruppe nur noch zwei Sortimente 
aus: 1. „roh oder nur in der Duerrichtung mit Art oder Säge bearbeitet” 
und 2. „in der Richtung der Längsare beichlagen, geſägt ꝛc.“ 

Die jeitherige Gattirung jcheint dem Berfaffer, da fie einen voll 
ftändigeren Aufſchluß gewährte, zweckmäßiger geweſen zu fein. 

Die Einrihtung der Gruppe III und IV — nunmehr II und III — 
blieb ungeändert. 


1. Summariſche Ueberſicht des Verkehrs mit Holz, Holz— 
fabrikaten und Gerberlohe während des Jahres 1884 nad 
Mengen und Werthen — cf. Tabelle 1. 


Die Zahlen der Tabelle 1 find dem 14. Band der Statiftil des 
Deutſchen Reiches, Neue Folge, Sahrgang 1885 (cf. ©. 70, 86, 87, 128, 
144 und 146) entnommen. Diejelben ergeben uns für die Gruppe I eine 
Zunahme der Einfuhr und Abnahme der Ausfuhr an geſägtem Holz, eine 
Abnahme der Einfuhr und ſchwache Zunahme der Ausfuhr an robem 
Holz gegenüber den Vorjahren. 

Bei der Durchfuhr ift zu bemerken, dab beſonders für geſägtes hartes 
Holz, weniger für gelägtes weiches Holz, die Ziffer bedeutend geſunken iſt. 
Da aud) bei unjerer Ausfuhr beide Pofitionen ſtark zurüdgegangen find, 
liegt der Schluß nahe, daß der Bedarf ded Auslandes an bejagten Sor— 
timenten im Jahre 1884 geringer war, ald in den Vorjahren oder von 
anderer Seite her (Schweden, Amerika 2.) gededt wurde. Für letere 
Anficht jpricht noch der Umftand, daß die Einfuhr an außereuropätichem 
Holz in Deutjchland beträchtlich geftiegen ift und die Höhe des Jahres 1882 
nicht nur wieder erreicht, Jondern jogar nicht unbedeutend überjchritten hat. 
Es jcheinen die Welttheile Amerika (Nordamerika) und Afien (Indien, 
Japan) nicht allein ihren Abjat zu erhöhen, fondern audy ihre Abjah- 
gebiete immer mehr zu erweitern. 

In Gruppe III und IV haben feine wejentlichen Abweihungen von 
den Zahlen pro 1883 und 1882 ftattgefunden. 

Im allgemeinen ift der Holzverfehr im Iahre 1884 für Deutichland 
günftiger geweſen als in den Sahren 1883 (und 1882). Die Mehreinfuhr 
ift von 19951 000 AM (xeip. 19 776 000 A) auf 19030000 A, aljo 
nahezu um eine Million Marf gejunfen. 


524 9Hillerih: Die Ergebnifje der Statiftit des deutſchen Holzhandels :c. 


2. Ueberjiht des Handel mit Holz, Holzfabrifaten und 
Gerberlohe im Jahre 1885 nad den Mengen und Hauptverkehrs— 
rihtungen — cf. Tabelle 2. 

Während die Ziffern der Tabelle 2 pro 1884 und 1883 nahezu gleich 
blieben, weichen diejenigen pro 1885, welche dem Dezemberheft der Monats» 
befte zur Statiftif des Deutihen Reiche, Jahrgang 1885 (cf. ©. 92 und 
94) entnommen find, beträchtlidy von dieſen ab. 

Bei Gruppe I „Bau und Nutzholz“ find die Zahlen bedenfenerregend: 
die Einfuhr ift bedeutend geftiegen (aus Defterreicy von 7 076 339 Doppel-Etr. 
im Sahre 1884 auf 8244446, aus Schweden von 1839473 auf 
2488 101, aus Rußland von 8 624 354 auf 13 953 901, aus den Ver— 
einigten Staaten von 204089 auf 217 073; im Ganzen von 19 466 368 
auf 26 841 620 D.-Etr.), die Ausfuhr nicht unbeträdhtlicy gefunfen (nad) 
der Schweiz von 609 957 auf 394 379, nad Franfreidd von 1832 879 
auf 1471095, nady Belgien von 1087430 auf 954 292, nad Spanien 
von 2514 auf 284 (Karolinen!); im Ganzen von 5 937 967 auf 5435 103 
D.-Ctr.), — jo daß die Mehreinfuhr die Höhe von 21 406 517 D.-Etr., 
gegen 13 528 401 im Borjahre, erreicht. 

Es hat fih offenbar das Ausland bemüht, vor Inkrafttreten des 
neuen Zollgejeges (bezüglich ded Bau- und Nubholzed der 1. Dftober 1885) 
nody möglichſt viel Holz über die deutiche Grenze zu bringen — eine 
Erſcheinung, die bei jeder Zollerhöhung beobachtet werden kann. Die 
Zolldifferenz ift dann Neingewinn, und befanntlich ift der Zoljaß für das 
Bau: und Nutzholz durch das neue Geſetz bedeutend (um das Zwei— bis 
Dreifache) höher geworden ald der durch das Geje vom 15. Juli 1879 
ftipulirte.!) 

Kaum weniger weichen die Ziffern der Gruppe II von den vor— 
jährigen ab. 

Mährend feither die Ausfuhr der Holzfabrifate von Jahr zu Jahr 
geftiegen ift, ift im Jahre 1885 ein gewaltiger Umichlag erfolgt: Die 
Einfuhr ift ja wohl aud etwas gejunfen (von 117 076 auf 108 648 
D.-Gir.); die Ausfuhr ift jedoch von 395 248 auf 285 635, die Mehr: 
ausfuhr von 278172 auf 176 987 D.-Etr. zurüdgegangen! 

Beſonders ift die Mehrausfuhr gejunfen: nad) Rußland von 14 937 
D.-Etr. im Fahre 1884 auf 6291 in 1885, nach der Schweiz von 21 804 
auf 10019, nad) Frankreich von 33 955 auf 8615, nach den Niederlanden 
von 29890 auf 19732, nad Großbritannien von 31070 auf 20 632, 
nad Italien von 11639 auf 2175, nad den Vereinigten Staaten von 
2374 auf 356, nad) den übrigen Ländern von 6867 auf 5604. Statt 


1) Bol. Allg. Forſt- und ZJagdzeitung, Jahrg. 1885, S. 317 und ff. 




















1 





























> 1885 von bezw. nad: Zu Seite 524. 
5 | 16 17 18 19 x | 2 
Vereinigte) Uebrige 
Groß: Staaten | YFänder Summe 
| Spanien , Italien von bezw. 
‚britannien | Nord: nicht 1985 1884 
| Amerika | ermittelt 
| 
| 196006 | — 2312 | 110755 | 58964 | 16.696.683 | 12 132364 
' 317792 10| 501 ll 2914415 , 2997 598 
' 110749 13 782218 | 9184771 
106 318 10 144987 | 7334 004 
| 57 2520688 | 2940 374 
| = = 106 261 AL] 7624299 | 4393630 
| 80877 164 u  — = = = 
22802 — 7303 | 217073 | 67688 | 26841620 | 19 466 368 
' 401365 284 | 16848 | 63 4453 | 5435103 | 5937 967 
I == — | 217010 | 63385 | 21 406 517 |13 528 401 
| 378.563 | 9640 — — * = 
| | | 
2631| 2 404 | 837 70 88 360 98 132 
6965 | a0 | 2073| 14 1 809 153915 | RTRO 
— — 
65555 | 129 788 
1378| 6879 
6361) 10384 
117) — 
— 3505 
1827 6.569 
1771| 436 264 36 1084 2674 692 
18 897 | 20 373 
5.083 5496 
98735 | 130.002 
93.652 | 124 506 
108648 | 117076 
285685 | 395248 
176 987 | 278 172 
1535 — = 264 165 | 652055 | 666 797 
2790 — = = = 34.437 48 819 
| 264 | 617 618 607 978 


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Mittheilungen aus der Forjtverwaltung des Großherzogthums Hefjen. 525 


einer Mehrausfuhr nach Belgien im Betrage von 5374 D.Ctr. wie im 
Fahre 1884, haben wir aus diefem Lande eine Mebreinfuhr von 727 
D.:Etr. zu melden, und die Mehreinfuhr Defterreich& ift von 10007 auf 
24 965, diejenige au8 Schweden von 1965 auf 5296 D.-Etr. geftiegen. 

Innerhalb der einzelnen Sortimente ift bejonders die Ausfuhr zurüd- 
gegangen: der Tijchlerwaren ıc. von 227 920 auf 153 915, der Fourniere ıc. 
von 10 384 auf 6261, der feinen Holzwaaren von 130 002 auf 98 735 
D.-Etr., während der Möbelhandel ſowohl in Bezug auf Einfuhr als auf 
Ausfuhr jo ziemlich diefelben Zahlen wie im Jahre 1884 aufweift. 

Für Holzborfe und Gerberlohe ift die Einfuhr unmerklich, die Aus: 
fuhr jedody um ein Viertel gejunfen, die Mehreinfuhr etwas geitiegen und 
zwar von 607 978 auf 617618 D.-Gtr. 

So günftig fich der Holzverfehr im Jahre 1884 für Deutichland 
ftellte, jo ungünftig geftalten fibh die Verhältniffe für das Fahr 1885. 

Bedeutende Mehreinfuhr! Bedeutende Minderausfuhr! 

Mag daran zum großen Theil die Herrichaft zweier Zolltarife, reſp. 
die bevoritehende Zollerhöhung die Schuld tragen, immerhin ift diefe Er— 
ſcheinung bedenfenerregend. Hoffentlich hält in Zukunft der erhöhte Zollſatz 
das ausländiſche Holz mehr zurüd, was freilich nur bei gleichzeitiger durch— 
greifender gerechter Regelung der Cilenbahntarife zur Verhinderung der 
Zollübertragung mit Sicherheit zu erwarten fein dürfte. 

Einen Schluß auf die Wirfung ded neuen Zollgejeßes in diefer Hin- 
fiht aus den Ergebniffen des Holzhandeld im Sahre 1885 zu ziehen, 
wäre gänzlich verfehlt; erft das laufende Iahr liefert hierzu brauchbares 
Material. 


Mittheilungen aus der Sorftverwaltung des Großherzogthums 
Heſſen pro I. Semefter 1886. 


Bei Ablauf des zweiten Halbjahres 1885 wurde ſich auf Mittheilung der 
Perjonalien beichränfi, da auf dem Gebiete der Gejebgebung, Drganijation 
und Verwaltung faum etwas von Bedeutung fich zugetragen, was in 
weiteren forftlichen Kreiſen Intereffe erregen fonnte. Nicht viel anders 
fteht e8 heute am Schluß des erften Halbjahred 1886. Immerhin ift zu 
einiger Mittheilung Veranlaffung gegeben. Zunäcft darf auf das vorige 
Fahr zurücdgreifend eined Ausfchreibens der oberiten Forftbehörde erwähnt 
werden, welches ſich mit den Streunußungen in den Gemeindewaldungen 
befaßt. Es wird in demjelben fonitatirt, dab in Folge der in einzelnen 
Landestheilen fortwährend gewachlenen Bedürfniffe an Waldftreu und der 


526 Mittheilungen aus der Forjtverwaltung des Großherzogthums Heffen. 


zu verjchiedenen Zeiten, wegen wiederholt eingetretenen abnormen Stroh: 
und Futtermangelö, erheblich veritärften Streunußgungen in den Gemeinde: 
waldungen, theilmeije und namentlich im Gebirge ein wirklicher Rüdgang 
in der Holzertragsfähigfeit ftattgefunden hat. Mit Rückſicht hierauf ift 
den Lokalforſtbehörden auferlegt worden, fünftighin in den Berichten über 
Gewährung von Streunußungen in den Gemeindewaldungen jedesmal zu 
begutachten, ob nicht für den Fall der Genehmigung der Streunußung eine 
Herabjegung des Fällungsetatd ded betreffenden laufenden oder folgenden 
Jahres und in welchem Betrage geboten erjcheint. Möglich, daß durdy 
Kürzungen der Etatd, wachjende Gelüfte nach verftärkter Streuabgabe zu 
dämpfen find. 

Das Amtsblatt Nr. I der oberſten Forftbehörde von 1886 hat den 
Abſchluß von Afkorden zum Gegenitand. Dad Geile vom 14. Juni 1879 
über die Berwaltung der Einnahmen und Ausgaben ded Staates beitimmt, 
daß die für Redynung ded Staated gejchloffenen Kontrafte ebenſo wie jeder 
Ankauf für Staatsrechnung auf vorhergegangene öffentliche Ausfchreibungen 
gegründet jein müſſen, jofern nicht die von der oberften Verwaltungs— 
behörde ausgehenden VBerwaltungsvorjchriften ein Anderes beftimmen, oder 
Ausnahmen durch die Natur des Gejchäfts gerechtfertigt werden. Durch 
Verwaltungsvorſchrift (Amtöblatt Nr. V von 1880) war den Xofalforft- 
behörden bei Hleineren Wegbau= und ähnlichen Arbeiten die Wahl zwiſchen 
BVerfteigerung und Handafford überlaffen und nur bei größeren Wegbauten 
hatte in der Regel öffentlicye Verfteigerung ftattzufinden. Dieſe Vorſchrift 
ift jet dahin erläutert worden, daß unter fleineren Wegbau- und ähn- 
lihen Arbeiten künftighin nur ſolche zu verftehen find, für melde der 
Koftenaufwand nicht mehr ald 300 # beträgt, daß für größere, Diejen 
Koftenbetrag vorausſichtlich überfteigende Wegbauten öffentlicdye Verſteige— 
rung die Regel zu bilden hat und Ausnahmen hiervon nur mit Geneh- 
migung Großh. Minifteriums der Finanzen zuläffig find. Bezüglidy der Ver- 
wendung der Angehörigen von Domanial- und Gemeindeforftwarten bei 
Arbeiten in Domanial- und Gemeindewaldungen hat die oberite Forft- 
behörde Veranlafjung genommen, Grundjäße aufzuftellen. 

Nach denjelben ift die Betheiligung von Angehörigen der Forſtwarte 
an Arbeiten und Berbienften dritter Akkordanten nicht zu beanitanden, 
dagegen ift innerhalb der Dienftbezirfe der betreffenden Forftwarte uns 
ftatthaft: 

1. die Uebernahme von Afforbarbeiten durch Angehörige der Forit- 

warte, 

2. dab Angehörige der Forſtwarte ald Obmänner bei Zaglohnarbeiten 

fungiren und 


Mittheilungen aus der Forftverwaltung des Großherzogthums Hefjen. 527 


3. dab Angehörige von Forftwarten ohne Zuziehung dritter ald Ob— 

männer fungirender Perſonen im Taglohn arbeiten. 

Unter Angehörigen des Forſtwarts find die mit ihm in berjelben 
Haushaltung vereinigten Familienmitglieder, aus deren Arbeitöverdienft 
dem Korftwart jelbit ein Wortheil erwächſt, ſowie die Dienftboten des 
Forſtwarts zu verftehen. 

In einzelnen dringlichen Fällen fann, wenn ed im Intereſſe des 
Dienfted gelegen ift, von der Oberförfterei eine Ausnahme geftattet werden. 

Aus der Verwaltung find für heute weitere Mitteilungen nicht zu 
machen. Auf einem anderen Gebiete aber wird das perjönliche Intereſſe 
der Großh. Forſtbeamten dermalen jehr in Anſpruch genommen. Es fteht 
nämlich die jchon jeit Jahren angeregte neue Regelung der Wittwen- und 
Waijenverforgung auf der Tagesordnung. Für die Beamten und Be- 
dienftete ded Großherzoglichen Forſtdienſtes befteht zur Zeit eine bejondere 
Wittwen- und Wailen-Verjorgungdanftalt, welche aus den Beiträgen der 
Mitglieder und einem firirten Staatszuſchuß unterhalten wird. 

Bom Großh. Minifterium des Innern und der Juſtiz ift neuerdings das 
Anfinnen geitellt worden, dad Forftdiener-Wittwen-Inftitut mit dem alle 
gemeinen Givildiener-Wittwen-Inititut, deffen Sabungen dermalen durch 
Geje nad) Preußiſchem Mufter umgeftaltet werden, zu vereinigen. 

Den übertretenden dermaligen Mitgliedern des Forftdiener-Wittwen- 
Inftitutes jollen vortbheilhaftere Beitimmungen ded eigenen Inftituted zum 
Theil gewahrt bleiben, inäbejondere wurde für deren Wittwen der ſeit— 
berige Betrag der Penfion einer Oberförfteröwittme mit 699,60 .# als 
Minimaljag angenommen. 

An Doppelwaijen würde jedody nicht, wie jeither, bid zum vollendeten 
25. Lebensjahre, jondern nur bis zum vollendeten 18. Lebensjahre Waiſen— 
geld entrichtet werden. Die nach der Vereinigung beider Inftitute zur 
Anftelung gelangenden DOberförfter jollen jedoch die Vergünftigungen, weldye 
den jebt übertretenden Mitgliedern des Forftdiener-Wittwen-Inftituts zu— 
gejagt werden, nicht genießen; für ihre Wittwen wurde ein Minimals 
gehalt von nur 500 .#% feſtgeſetzt. Auf anderer Seite ift der Antrag ges 
ftellt worden, das Forftdiener-Wittwen-Inftitut fortbeitehen und neue Rege- 
lung reſp. Erhöhung der Wittwen- und Waijenpenfionen eintreten zu 
lafjen. 

Die Beichlußnahme der Generalverfammlung der Mitglieder des 
Forftdiener-Wittwen-Inftitutes über die Frage des Uebertritts fteht in der 
Kürze bevor. Es wird ſich dabei zeigen, ob auf die zur Mitgliedjchaft 
an dem Foritdiener-Wittwen-$nftitute noch Berufenen Rüdfiht genommen 
wird. Die weſentlich ungünftigere Berjorgung der Doppelwaijen in dem 


528 Literariſche Berichte. 


allgemeinen Givildiener-Wittwen-Inftitut kann indeſſen manches Mitglied 
der Forſtdiener-Wittwenkaſſe veranlaffen, feine Stimmen gegen die Ber- 
einigung abzugeben. 


III. £iterarifdye Beridjte. 


Nr. 32. 


Sahrbuch des Schlefifchen Forft-VBereins für: 1884, Heraus- 
gegeben von Dr. Ad. Tramnitz, Kal. Preuß. Oberforjtmeifter a. D., 
Präfident des Schlefiichen Forft-Vereind. Breslau. E. Morgenftern. 1885. 


Der vorliegende Jahrgang des Schleſiſchen Jahrbuches ift der lebte, 
welcher noch von dem langjährigen und verdienftuollen Präſes des Vereins, 
Dr. Ad. Tramniß, redigirt wurde. Tramnitz, 1811 geboren, ftarb 
befanntlidy im uni 1885 in Landseck in Schlefien, nachdem er noch 
im September 1884 der Verſammlung deutſcher Forftwirthe in Franf- 
furt a. M. als Vicepräfident beigewohnt hatte. Möchte das Sahrbuch des 
Schlefiſchen Forſt-Vereins in gleihem Sinne fortgeführt werden, das ift 
gewiß der Wunſch aller Fachgenoſſen, welche bis jebt den Berhandlungen 
diejed hervorragenden Bereind, der nun ſchon 42 Jahre mit Segen wirft, 
mit Aufmerfiamfeit folgten. 

Auch der vorliegende Jahrgang zeichnet fich wieder durdy Gründlich— 
feit der Beiprechung der in Leobſchütz 1884 verhandelten Gegenftände, 
jowie durch eine Reihe intereffanter Abhandlungen und Mittheilungen aus. 

In eingehender Weiſe wurde wiederholt die in neuefter Zeit auf die 
Tagesordnung geftellte Frage der Pflanzung einjähriger Kiefern beiprochen. 
Es ging aus den Berhandlungen hervor, dab die gegen dieſe Pflanzmetljode 
erhobenen Bedenken im Allgemeinen unbegründet find, und dab fich weniger 
günftige Erfolge nur dann nachweiſen ließen, wenn eben dad Verfahren 
ichleht audgeführt oder die Berfchiedenheit ded Bodens nicht gebührend 
berüdfichtigt wurde. 

Meniger einig war man bezüglid) der Frage, ob man in Saatfämpen 
und bei $reijaaten früher oder ſpäter ſäen jol. Es hängt diefe Frage 
offenbar zu viel von lofalen Verhältniffen (früheres oder ſpäteres Ein- 
treffen des Frühjahrs, trodener oder feuchter Boden u. ſ. w.) ab, als daß 
fih für ein größeres Land wie Schlefien eine einzige Saatzeit ald die 
zwedmäßigfte erweijen ſollte. 


Literariſche Berichte. 529 


Intereffant waren meiter die guten Erfolge, weldye man mit dem 
Einbau der Lupinen unter Kiefernpflanzen erzielte. Xebtere wurden nicht 
nur gegen ſtarkes Austrocknen des Bodens, jondern auch gegen rauhe 
Winde, Froft und vor allen Dingen gegen Inſekten- und namentlich 
Engerlingfraß geſchützt. 

Dberförfter Eliad machte die Mittheilung, dab Kiefern in Saat: 
beeten, deren leere Zwijchenitreifen mit Sägelpänen auögeftreut wurden, 
von der Schütte befreit blieben, während die mit Nadelftreu oder gar 
nicht belegten Beete ſtark jchütteten. Die Verſuche jollen fortgefeßt werden. 
Auch die Acclimatiiations- Berfuhe mit ausländiichen Holzarten, über 
weldye Dberförfter Elias referirte, bieten mancherlet Intereſſe. Ebenjo 
theilte derjelbe mit, daß in den Jahren 1883 und 1884 mehrere taujend 
Morgen reiner Kiefernbeftände durch die Kiefern-Eule Trachea piniperda 
fahl gefreifen worden feien. Als nüblich bei der Bertilgung erweilen fich 
Schwarzwild, welches den Puppen in der Erde nachging, dann die Injekten: 
Ocypus olens, Staphylinus erythropterus, Calomosa sycophanta, Ne- 
moraea puparum und Echinomyia fera. Endlich erlagen alle Raupen 
plöglid) den Angriffen ded Pilzes Eppusa aulicae; die von diefem Pilz 
befallenen Raupen waren jteif wie Zwiebad geworden, den man aus— 
einanderbrechen fann. 

Das Thema: „Melde Wirkungen ded neuen Geridhtöver- 
fahrens auf die Abnahme der Forftfrevel find bis jetzt zu 
fonftatiren, und welche Aenderungen erjheinen wünſchens— 
werth?*, wurde eingehend beiprodyen, ebenjo die Frage: „Wie hat 
jih der Scleiifhe Forft- Verein gegenüber den Beitrebungen, 
einen Berband unter den verjdhiedenen deutihen Forſt-Ver— 
einen herzuitellen, zu verhalten?“ 

In leßterer Beziehung trat die Verfammlung mit überwiegender 
Majorität folgendem Antrage ded Oberforjtmeifterd Guje bei: 

„ver Schlefiiche Forft-Verein bringt den Beftrebungen zur Her: 
ftellung einer regeren Verbindung unter den deutichen Forſt-Vereinen feine 
volle Sympathie entgegen, behält ſich aber den Anſchluß an den zu grüns 
denden Verein, bezw. Verband vor, bis die Statuten defjelben vorliegen“. 

Am zweiten Tage kamen folgende Fragen zur Beſprechung: 

1. Iſt Grund vorhanden, der vielfady ausgerotteten Eſpe wieder eine 
größere Verbreitung einzuräumen, und auf welche Weite läßt fich 
died? am zwedmäßigiten bemirfen? (Referent: Oberförfter 
Dehnicke.) 

2. Ueber die Hiebsleitung in größeren Thiergärten. (Referent: 
Oberförſter Elias.) 


530 Literariiche Berichte, 


3. Grundfäge der Wegnehlegung und Erfahrungen, welche in Schlefien 
mit der MWegnetlegung gemacht worden find? (Referent: Ober: 
förfter Denzin.) 

4. Was ift zur Erhaltung des Auer- und Birfwildes zu thun noth- 
wendig, und wie iſt es möglich, die von diefen Wildarten ver- 
lafjenen Reviere neu zu beießen? (Referent: Forſtmeiſter Dr. 
Cogho.) 

Alle Fachgenoſſen, welche ſich für die fraglichen Gegenſtände inter— 
eſſiren, ſeien hiermit auf die ſorgfältig eritatieten Referate und die Debatten, 
welche fih an diejelben knüpften, aufmerfjam gemadht. 

Das vorliegende Jahrbuch bringt ferner nod) Referate über die Ver- 
fammlung deutjcher Forftmänner in Frankfurt a. M. (1884), über die 
Berfammlung des jähfiichen Forft-VBereins zu Dippoldiswalde (1884) 
und die Verſammlung des böhmiſchen Forft-Bereind zu Caslau (1884). 
Nun folgt eine werthvolle Abhandlung „über die Aufforftung verarmter 
NAderländereien und Oedflächen mit Kiefern, unter Zuhilfenahme der 
Zupinen”, vom Oberförfter Zimmer; ein jehr lefendwerther Aufſatz „zur 
Lehre vom Reinertragdwaldbau”, vom Forjtmeifter Rudnik, jo wie höchſt 
intereffante Mittheilungen aus dem Lebendgang und Wirfen ded am 
25. Suli 1800 geborenen und am 18. Mai 1884 geftorbenen berühmten 
Naturforicherd Heinrich Robert Göppert. 

Den Schluß bilden, wie auch in früheren Iahrgängen, die im Ge— 
biete des Preußiichen Staates erlafjenen neuen Geſetze und Verordnungen, 
Statuten und Regulative, Berfügungen, Entjcheidungen, fowie die Ver: 
waltungd- und Recnungsangelegenheiten des Vereins. 

Wir jchließen unſeren leider nur kurzen Bericht mit dem aufrichtigen 
Wunſche: der Schleſiſche Forſt-Verein möchte, wie jeither, jo auch Fünftig, 
grünen und blühen und einen neuen ebenso tüchtigen Präſes und Heraus— 
geber ded Jahrbuches finden, als der verdienfivolle und hochadıtbare 
Ad. Tramnitz geweſen ift. 


Nr. 33. 


Chronif des deutſchen Forftwejens im Jahre 1885. DBear- 
beitet von W. Weife, o. Profeffor an der techniſchen Hochſchule zu 
Karlörube und Forftraty. XI. Sahrgang. Berlin 1886. Verlag von 
Zuliu8 Springer. Preis 1,20 ME. 

Die forftliche Chronik des Jahres 1885 ift in einem Umfange von 

80 Druckſeiten erjchienen und um den mäßigen Preis von 1,20 ME. durch 

jede Buchhandlung zu beziehen. 


Literariſche Berichte. 531 


Mit Zwed der Chronif und Anordnung des Stoffes in derjelben iſt 
der Leſer diejer Blätter bereitö befannt. Auch der vorliegende XI. Jahr: 
gang ift ganz dazu geeignet, Fachgenoſſen, welche fich über die Borkomm- 
niffe in den verjchiedenen Gebieten des Foritwejend eined abgelaufenen 
Zahred ohne beionderen Zeitaufwand orientiren wollen, die erwünſchten 
Dienfte zu leiften. 

Auf Seite 21 bemerft der Herausgeber: „Die Bedeutung ded Bor: 
wuchſes für die Begründung und Formbildung reiner und gemijchter 
Beftände, das Thema, über welches Oberförfterfandidat Hartwig 1882 
bereitö eine in München gefrönte Preiöichrift veröffentlichte, ift von Neuem 
zur Beiprehung aufgegeben und dieſes Mal von A. Trübömetter be- 
handelt. Auch ihm hat die Univerfität München (follte richtiger heißen 
die ftaatswirthichaftliche Fakultät der Univerfität Münden) die Schrift mit 
dem Preije gekrönt“. 

Hier liegt ein kleiner Irrthum vor, indem das genannte Thema nicht 
„von Neuem zur Beiprehung aufgegeben wurde“, Trübswetter erhielt 
vielmehr, wie Hartwig, bereits 1882 den Preis, nur hat erfterer feine 
Schrift jpäter nochmald überarbeitet und fie erſt jebt dem Drud über: 
geben, wozu ihn die ftaatswirthichaftliche Fakultät ermächtigte. 


Nr. 34. 


Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Für Landwirthe, Gärtner, 
Forftleute und Botanifer bearbeitet von Dr. Baul Sorauer, Dirigent 
der pflanzenphyfiologiichen Verſuchsſtation am Kgl. Pomologiichen In: 
ftitut in Proskau. Zweite, neubearbeitete Auflage. Erfter Theil, Die 
nichtsparafitären Krankheiten. Mit 19 lithogr. Tafeln und 61 Text: 
abbildungen. Berlin. Berlag von Paul Parey. 1886. Preis in 
Leinen gebunden 20 M. 


Die erfte Auflage dieſes verdienftlichen Werkes erfchien, 406 Seiten 
ftark, im Iahre 1874 und findet ſich bereit? im Jahrgang 1874 diejer 
Blätter (früher Monatöjchrift für Forft- und Jagdweſen) eine empfehlende 
Anzeige. Don der zweiten Auflage liegt jebt der erſte ftarfe Band vor, 
welcher allein 920 Seiten umfaßt, während der die parafitären Krankheiten 
enthaltende Theil im Laufe des Jahres als zweiter Band ericheinen foll. 
Das Werk hat alfo nidyt nur eine vollftändige Umarbeitung erfahren, 
fondern ift auch ungemein voluminöjer geworden. Man erfieht hieraus 
mit welchem Fleiße jet auch auf dieſem Gebiete gearbeitet wird und der 
Sahmann kann nur bedauern, dab er aus Mangel an Zeit der immer 


532 Literariſche Berichte. 


reicher werdenden Literatur nicht immer jo folgen fann, wie ed die Wich— 
tigkeit ded Gegenftanded mit ſich bringen jollte. 

Wenn auch das vorliegende Werk in erfter Linie die im Land-, Gar- 
ten= und Obſtbau vorfommenden Pflanzenfranfheiten beipricht, jo find doch 
audy die Kraufheiten an forftlichen Kulturpflanzen nicht unberüdfichtigt 
geblieben. 

Der vorliegende I. Band beſpricht nämlich in acht Kapiteln folgende 
Gegenftände: 

Kapitel I. Krankheiten durch ungünftige Witterungsverhältniffe und 
zwar hervorgerufen durch Lage, ſowie ungünftige phyſikaliſche und chemiſche 
Beichaffenheit des Bodens. 

Kapitel II. Krankheiten durch ſchädliche atmoſphäriſche Einflüffe, 
wie Wärmemangel, MWärmeüberfluß, Lichtmangel, Lichtüberfluß, Sturm, 
Blitzſchlag, Hagel, Schneedrud und Eisanhang. 

Kapitel III. Einfluß ſchädlicher Gaje und Flüffigfeiten (ſchwefelige 
Säure, Chlor, Leuchtgas, Hüttenraudy u. ſ. w.). 

Kapitel IV. Beihädigungen durch Verwundungen. 

Kapitel V. Mafjerbildung. 

Kapitel VI. Gallen. 

Kapitel VIL Berflüjfigungsfranfheiten (Gummifluß, Harzfluß 
u. |. w.). 

Kapitel VIII Unfräuter. 

Indem wir die Lejer diejer Blätter, welche fich für die Pflanzen- 
franfheiten interejfiren, auf das vorliegende Werk aufmerfiam madhen, 
fügen wir noch bei, daß der Abjat defjelben jedenfalld ein weſentlich 
größerer werden dürfte, wenn der Herr Verfaſſer bei einer folgenden Auf—⸗ 
lage das reihe Material mehr zulammendrängen und fidy überhaupt einer 
fürzeren Schreibweiie befleißigen würde. 


Nr. 35. 

Der gemifchte Wald — jeine Degründung und Pflege, ind- 
bejondere durch Horft- und Gruppenwirtbichaft, von Dr. Carl 
Gayer, Profefjor der Forſtwiſſenſchaft an der Univerfität München. 
Berlin. Berlag von Baul Barey. 1886. Preis 3,50 M. 

Bor und liegt eine hochintereffante, geiftreiche, — joweit diefer Aus« 
drud auf foritwiffenichaftliche Werfe überhaupt anwendbar, — Schrift; in 
gewiſſem Sinne eine Zeit: und Streitichrift, jedoch eine, die ſich vor ähn- 
lihen Schriften durch ihre durchaus rubige, objektive Schreibweije vortheil- 
haft auszeichnet. 


Literariſche Berichte. 533 


Profeffor Dr. C. Gayer, deſſen Waldbau und Forſtbenutzung fich 
den beſten Werken unſerer Altmeiſter würdig anreihen, beſpricht in der 
vorliegenden 168 Seiten umfaſſenden Schrift in acht Abſchnitten die wich— 
tigſten Waldbaufragen, welche in der neueſten Zeit durch die theilweiſe 
von total verſchiedenen Geſichtspunkten ausgehenden den Waldbau be— 
handelnden Schriften von Wagener, Ney und Borggreve, und durch 
die Broſchüre von Fürſt „Plänterwald oder ſchlagweiſer Hochwald“ gegen: 
über allen anderen Fragen in den Vordergrund getreten find. 

Im Abſchnitt I. „Sonft und Seht” vergleicht der Verfaſſer die 
früheren und jegigen Zuftände in Beziehung auf „Miſchwuchs“ und fommt 
zu dem Scluffe, dab der Miſchwuchs in den deutichen Waldungen nur 
in uniergeordnetem Maße vertreten ſei, und daß derjelbe im Laufe 
diejed Tahrhunderts und bis vor furzem in rapidem Fortichreiten fidy mehr 
und mehr bid zum heutigen Stande reduzirt habe. 

Die Urfache dieſer Erſcheinung ſucht der Verf. hauptjäcdhlich in der 
„ertremen Audgeltaltung der ſogen. Schlagwirthſchaft“, in dem bis „zur 
äußerften Verkürzung forcierten ſchlagweiſen Berjüngungsprozeb”, im 
Kablichlagbetrieb. 

Berfaffer jagt: „Man hat eben einen neuen Wald geichaffen, 
nicht nad dem Mufter der Natur, jondern nach eigenen Heften“, — 
Uebrigend will der Berf. durchaus feine vorwiegende Zaubholzbeftodung, 
jondern jagt am Schluffe, „das Nadelholz an fi und als bevorzugter 
Gegenſtand unferer heutigen Produktion ift e8 aljo nicht, was Bedenken 
erregen fönnte; wohl aber die maßlos unterftüßte Verbreitung des— 
jelben, und bie faft ſichere Ausjiht auf ein zu erwartende, 
alle anderen Holzarten mehr und mehr ausſchließendes Auf- 
treten einiger weniger Arten — der Kiefer und Fichte — in 
reinem Beſtandswuchſe.“ 

Obwohl im Allgemeinen mit dem Verfaſſer in vollſter Weberein: 
ftimmung möchten wir doch mehr ald er betonen, daß die Belt der Wal- 
dungen, die Streunußung, noch weit mehr Schuld an der Verdrängung 
der Laubhölzer und an der Ausbreitung der Nabelhölzer, insbejondere der 
Kiefer trägt, ald die Schlagwirthichaft; ſodann möchten wir noch hervor: 
heben, daß wenigitens in neuefter Zeit dem gemilchten Walde wieder weit 
mehr Sorgfalt zugewendet wird. 

Der II. anziehend gejchriebene Abſchnitt „Schatten- und Licht: 
jeiten“ handelt vorzugsweiſe von den Gefahren, melden die Nadelhölzer 
mehr ald die Laubhölzer, und indbejondere als der Miſchwuchs, ausgeſetzt 


find. — 
Forſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886. 38 


534 Literarifche Berichte. 


Im Abſchnitt III „Arbeiten der Praris" giebt und der Berfafler 
einen allgemeinen Ueberblid über die wichtigften, bei der Begründung 
von Miſchwuchsbeſtänden bisher eingehaltenen Berfahrungs- 
weifen, und fnüpft daran im Abjchnitt IV eine fritifche Beleuchtung der 
Erfolge, welche mit diefen Methoden biäher erreicht wurden, und erreicht 
werden fünnen. 

Im Abfchnitt IV „Erfolge“ hat und befonderd die ©. 55 und 58 ent- 
haltene Schilderung der Erfolge, welche mit den in ftreifenweilem Wechſel 
oder durch Samenmengung ausgeführten Saaten von Kiefern und Fichten, 
von Kiefern und Lärchen x. erzielt wurden, angeiprochen, fie ftimmt mit 
unjeren Erfahrungen volftändig überein, ebenjo dad, was bezüglidy der 
Bedenklichkeit ded Verlaſſens auf die Hilfe fortgejeßter Beſtandspflege ge— 
jagt wurde. 

Zudem was ©. 61 bezüglich der Beftodungsdichte des Unterbaues, 
und bezüglich des horftweifen Unterbaues gejagt ift, möchten wir nur nod) 
bemerken, daß wir in unjerer Praxis nad und nach jeben regelmäßig ver- 
theilten Unterbau aufgegeben haben, inäbejondere auch jchon deöwegen, 
weil ed jehr verwerflich ift, nahe an die Stämme anzupflangen; von der 
dichten Fichtenriefenjaat unter Eichen und aud Kiefern haben wir nur 
ſchlechte Erfolge gejehen. 

Mas ©. 66 bezüglich des vorgreifenden Auszuges der Starfholzftämme, 
und des damit bezwedten Hinwirfend auf Bildung von Vorwuchshorſten 
— neben dem Freihieb bereits vorhandener — gejagt ift, vollzieht fich 
im bayeriichen Wald feit ca. 6 Jahren im großartigen Maßſtabe mit vor: 
züglichem Erfolge. 

Die Abſchnitte V und VI behandeln die „Horſt- und grup- 
penweije Berjüngung” (Horftwirtbidhaft). 

Hier möchten wir ©. 68, Zeile 15 von oben einjchalten: mit Be- 
nugung mehrerer oder einer ganzen Reihe von Samenjahren,“ und ber 
vorhandenen braudybaren Vorwuchshorſfte.“ 

Was ©. 96 und ff. bezüglich der Windbruchgefahr gelagt it, ftimmt 
mit unjern im Hagenauer Forſt und im bayeriſchen Wald in ausgedehnte: 
fter Weife gemachten Erfahrungen vollftändig überein. Ebenfo find uns 
die Crörterungen über dad Verhältniß der Forſteinrichtung aus der Seele 
geichrieben, denn die KForfteinrichtung ift doch nicht Selbitzwed mie 
manche anzunehmen jcheinen. 

Der Abjchnitt VII „Kunft und Natur”, eine feflelnd gejchriebene 
Studie, behandelt im Wejentlichen den Unterjchied in der inneren Ver— 
faffung der Beftände, welche einerjeitS durch Kahlabtrieb und Pflanzung, 
und anderſeits durd die Horftwirtbihaft im Miſchwuchs entitauden 


Literariſche Berichte. 535 


find. Der Berfafler jagt hierauf bezüglih ©. 124: „das Programm der 
Schnellwuchswirthſchaft durch Kahlſchlagpflanzung trägt die Devije „viel 
und ſchlecht“ auf feinem Schilde." 

Gayer iſt aber keineswegs einjeitig — auch Fürft hebt ©. 68 
jeines Plänterwalded hervor, dab Gayer fich durchaus auf feinen zu ein- 
jeitigen Standpunkt bezüglich der Wahl der Beitandöformen ftellt, wie 
feine Gegner annehmen —, jondern verwirft die Kahlſchlagwirthſchaft mit 
ihren Nadelholz-Pflanzungen und Saaten nur ald „jouveräne Wirth: 
ſchaftsmethode.“ Er jagt ©. 128: „Ich jage ald jouveräne Wirth: 
ſchaftsmethode, — denn idy werde wohl faum die mißverftändliche Unter: 
ftellung zu bejorgen haben, als jei der Kahlſchlag für alle Fälle zu ver- 
werfen, und ald gäbe ed nicht Verhälmiſſe, unter welchen der künſtliche 
Nadelholzanbau auch jelbft im reinen Beftande ald gerechtfertigt zu be— 
trachten ift. Aber ald allgemeined Programm für den jogenannten 
Wirthſchaftswald beftreite ich ihm aus den im voraudgehenden ent- 
widelten Gründen die Berechtigung. 

Dieſen Gedanken verfolgt der Verfaffer auf S. 129 und 130 weiter, 
indem er ausführt, dab fich die Gegner auf halbem Wege begegnen fönnen, 
und weiter jehr zutreffend bemerkt, „daß wir im praftiichen Wirthſchafts— 
betrieb ja jchon eine ganze Reihe von thatjähli vorhandenen Kom: 
promißformen“ haben, und daß der größte Theil der Praftifer dem 
Grundjaß huldigt: „Alles am rechten Drt.“ 

Gayer befämpft nur, wie wir es auch ſchon gethan haben und ferner 
thun werden, die forftlichen Rezepte der Neuzeit, der jüngiten Tage, 
die auf eigens konſtruirten jog. Gejegen, auf jog. eraften Verſuchen x. be= 
ruhen jollen, in Wahrheit aber der Waldnatur ind Geficht jchlagen. 

Der VIU. Abſchnitt ift der „Zujammenfajlung“ gewidmet, 
und giebt demnach in gedrängten Zügen die allgemeinen Grundjäge einer 
naturgemäßen Miſchwuchswirthſchaft. Für die Wahl der Holzarten in 
diefer Wirthihaft joll nad Würdigung der Standortsleiftung die Renta> 
bilitätöfrage maßgebend fein, was wir beionderd hervorheben, weil die 
Gegner des Berf. jchon den Vorwurf erhoben haben, er trage der Renta— 
bilität feine Rechnung. 

Gayer will in den eigentlihen Nadelholzgebieten, wo aber 
die Nadelhölzer nicht unter fi, jondern mit den Laubhölzern in Mifchung 
treten, den Nadelhölzern 3—$ des Vollbeſtandes einräumen, dagegen aber 
hält er ed nicht für rathjam denfelben in den ausgeſprochenen Laub— 
bolzgebieten eine über die Hälfte der Beftandsbildung hinausgehende 
Betheiligung einzuräumen. 

Die Schrift ift ald ein neuer zur Klärung und Löſung der jchweben- 

38 * 


536 Notizen. 


den Waldbauftreitfragen beſonders allen praftifchen Forftwirthen jehr will- 
fommener, hochwichtiger Beitrag zu betrachten. 

Der zugemefjene Raum und Mangel an Zeit zu einer umfafjenden 
Darlegung unſerer Anficht in diejen bedeutjamen Tagesfragen zwingen und, 
diefe Arbeit auf einige Zeit zu verfchieben, und fügen wir daher nur nod) 
bei, daß wir, wenn auch nicht in allen Detailfragen, jo doch im Prinzip 
und im Allgemeinen auf Seite Gayer's ftehen, dem übrigend nach unje- 
rer Anihauung nur Wagener und Borggreve bdiametral entgegen 


ftehen. 
Heiß, 
f. b. Oberforſtrath. 


IV. Notizen. 


Schaden durch Engerlinge im Rüſſelsheimer Gemeindewald der Groß— 
herzoglich heſſiſchen Oberförſterei Mönchbruch. 

Welchen großen Schaden in Maſſe auftretende Engerlinge in jungen Heegen an: 
zurichten im Stande find, wolle aus nachſtehender, wohl manchem Fachgenoſſen nicht 
unintereffanten Mittheilung entnommen werben. 

Im Frübjahr 1881 wurden im den Waldungen der Gemeinde Rüffelsheim zwei 
Kiefernheegen, eine vier bis neunjährige, voll beftandene und eine zweijährige bis 
dahin mwohlgelungene Saat, im Ganzen auf einer Fläche von 21,5 ha, total dur 
Engerlinge zerftört. Erftere ftodte auf bügeligen, in den Erhebungen armen, aber in 
den Einjentungen humoſem und gegen Norden in Kies übergehenden Sandboden, 
legtere in mehr ebener Lage und mit größeren flahen Einſenkungen auf gleichem 
Boden. Im beiden Fällen für die Engerlingzudt recht geeignete Stätten. Die Ber 
gründung der Älteren Heege war nad den im dem fünf Jahren 1871 bis 1875 auf 
jährlich annähernd gleih großen Flächen ausgeführten Kablabtrieben des alten Kiefern 
beitandes jährlich nacheinander in dem vier Jahren 1872 bis 1875 durch Saaten, die 
der leßteren nad) Abtrieb des dur) den 1876iger Sturmſchaden ftarf lückig gewordenen 
und vielfach zerriffenen alten Kiefernbeftandes in 1879 ebenfalls durch Saat erfolgt. 
Der Boden war nad vorheriger vollftändiger Räumung von der Moosdede, Gras 
und Unfräutern mittelft der Waldegge jo vorbereitet, daß er dad Ausſehen friſch ge- 
eggten Aderlandes hatte. Der Samen, 12 kg pro Iha, war nad jeiner Ausjaat 
durch kreuzweiſes Eggen untergebraht worden. Alle Saaten waren von vornherein 
gelungen, jpäter aber, in 1874 bis 1876, batten diejenigen im der älteren Heege jo 
jehr durch Schütte gelitten, da Nachbeſſerungen nöthig geworden. Sie wurden mit 
Kiefern-Fährlingspflangen mit entblößten Wurzeln und zuleßt noch durd; eine Platten: 
jaat auf ca, 1 ha in 1877, von weldem Zeitpunkt fie voll beitanden war, fomplettirt 
und hatte fomit zur Zeit des Engerlingfraßes im Frühjahr 1881 ein Alter von 4 bis 
9 Fahren. Im April legteren Jahres fingen beide Heegen am zu Franken, die Nadeln 
wurden welt, bleib, dann blaßroth und fielen zuleßt von den abiterbenden und ab: 


Notizen. 537 


geftorbenen Kiefern ab. An vielen Stellen gemachte Bodenunterfuhungen ergaben 
10 bid 26 Engerlinge pro 1 qm, die nahe an der Oberfläche und zum Theil unmittel- 
bar unter der Bodendede im Fraß begriffen waren. In den nah Dften, Welten und 
Norden angrenzenden alten Kiefernbeftänden wurden in Entfernungen von 30 bis 
60 m von jener Heege 2 bid 6 Stüd pro 1 qm gefunden, während die nad Süden 
unmittelbar angrenzende damals 12: bis 1bjährige Kiefernheege verjchont geblieben. 
Bid Ende Mai waren nicht blos die Wurzeln aller Kiefern, die ſich mit Leichtigkeit 
ausrupfen ließen, jondern aud die aller auf der Fläche befindlichen Pflanzen voll- 
ftändig abgefreffen, jo daß man den dürr gewordenen Bodenüberzug bequem mit den 
Füßen abjcharren und mit Reden zufammenbringen fonnte. Der Boden war jo ſtark 
unterwählt, daß man darauf wie auf frifch gepflügtem Aderland einſank. Nur ein 
Heiner Theil des älteren Beftandes blieb erhalten, wozu nachbeſchriebener Verſuch 
nicht wenig beigetragen haben mag? 


Den Gedanken, ob man den Engerlingen bei ihrer begrenzten, nicht allzumweit 
über jene Zungbeftände hinaus ausgedehnten Verbreitung nicht durch Ausiegen von 
Maulwärfen in großer Zahl Abtrag thun könne, lieh zur That fchreiten. Durch Aus- 
ſchellen wurde im Orte befannt gemacht, für jeden lebend und unverjehrt bei den 
Sorftwarten eingelieferten Maulwurf würden 10 Pfennige bezahlt. Die Jugend be 
gann alsbald mit Einlieferungen, jo daß nad und nah 81 Stüd auf bezeichneten 
Flächen, viele davon aber in dem oben erwähnten, jetzt geretteten Beſtandsreſt aus 
gejegt werben fonnten. Wenn der Erfolg bei der Größe der Flächen umd der vor: 
bandenen ungeheuren Menge von Engerlingen aud nicht den anfänglich gebegten Er: 
wartungen entiprehen fonnte, jo bedauert man doc, in Anbetradht der gelungenen 
Rettung jenes Heinen Reftes, nicht noch mehr Einlieferungen aus den Nahbarorten 
und nicht früher veranlaßt zu haben. 


Um die gefräßigen Thiere, die alle von einem Tag zum anderen in Gefangen: 
ihaft bleiben mußten, bevor fie in den Wald transportirt werden fonnten, zu erhalten, 
wurde der Forftwart, der für die Sade großes Interefje bethätigte, wie man gerne 
Iobend anerfannte, inftruirt, die bezogenen Maulwürfe alsbald in eine 0,25 m body 
mit Erde gefüllte Waſchbütie zu ſetzen, täglih mit 3—4 kiter im Wald geholten 
Engerlingen und in Hauegärten gefammelten Regenwürmern zu füttern und jpäteftens 
am Morgen nach der Lieferung in den Wald zu verbringen, welcher Inftruftion er 
pünktlichſt nachkam. 

Recht intereſſant find die von ihm über dem Geruchſinn und die Gefräßigkeit der 
Maulwürfe wiederholt gemadyten Beobachtungen. Nach feiner Angabe wurden fie 
einzelner in die leer gefrefiene Bütte oben auf die Erde gelegter Engerlinge oder 
Regenwürmer alsbald gewahr, kamen faft jenfredht in die Höhe, zogen den jofort auf- 
gefundenen Braten zu fit in die Erde, veripeiiten ihn und kamen dann ſchließlich 
auf die Oberfläche, dieſe abſuchend. Nicht blos fand er jeden Morgen bei ibrem Ein- 
fangen die Bütte von Engerlingen bis auf deren Köpfe leer gefrefien, aud wenn er 
nur einen Manlwurf beherbergt hatte, jondern auch zu drei verjchiedenen Malen in den 
ftetö unten auf dem Boden angelegten Gängen, nur nod den Balg eines von feinen 
Kameraden aufgefreffienen Maulwurfs. — 

Trotz ftarfen Maikäferflugs in den Frübjahren 1882 und 1883 wurden bie leeren 
Flächen in der Hoffnung auf befjeren Erfolg wiederholt mit Kiefernfamen eingefät, 
die jungen Kiefern aber auf's Neue in 1884 und 1885 von Engerlingen zerftört, fo 
daß im Frühjahr 1885 nad Auffinden von vielen zweijährigen Karven in noch ſchäd— 


538 Notizen. 


liher Zahl nur übrig blieb, die vorgefehenen Pflanzungen und Saaten (Nachbefſſe— 
rungen) vorläufig zu unterlaffen. Kommen im Frühjahr 1886 die Maikäfer nicht zum 
Fluge und gehen fie wie im Frühjahr 1885 beim Ausichlüpfen zu Grunde, dann darf 
man die Möglichkeit der Wiederkultur erhoffen. Wie lange die Kalamität noch an- 
halten wird, fteht dahin. Möchte fie bald ein Ende nehmen! ') 

Jagdſchloß Mönchbruch bei Großgeran. Klipftein. 


Befhädigung der Kiefer durch Beimifchung oder Unterbau 
von Buchen. 
Bon Oberförfter Walther zu Grebenau. 


Trotz Borggreve befteht fein Zweifel über die Zweckmäßigkeit des Unterbaus 
für Lichthölzer im Allgemeinen, wie insbefondere zur Erziehung von werthvollem und 
gefundem Nutzholtz — behufs Erhaltung und Mehrung der Bodennährftoffe. Die 
Oberförfterei Grebenau enthält in dieſer Beziehung jehr interefjante Beftände pofitiver und 
negativer Art, jo 3. B. einen ca. 120 jährigen gejchlofjenen Kiefernbeitand ohne jeg: 
lichen Unterwuchs (fallde man nicht die Haide als ſolchen betrachten will). Ich behalte 
mir vor, gelegentlih über die fraglihen Wachsthumsverhältnifſe zu referiren; heute 
möchte ih nur auf eine von mir au ſchon an andern Orten, 3. B. in dem Gundern: 
baujener &emeindewald der Großh. Hefi. Oberförfterei Nieder-Ramftadt, beobadytete 
Beihädigung von Kiefern durch das Reiben von Budhenäften hinweijen. 

Je weniger Licht der Bude im Unterftand vergönnt ift, defto mehr entwideln 
fi) die Seitenäfte, mitunter zu ſolchen Dimenfionen, daß die Aftbreite der Buche ihre 
Höbe um's Doppelte übertrifft. Die Aefte find dabei jo zu jagen nadt — ohne 
Seitenzweige und nehmen meift eine mehr oder weniger horizontale Richtung an. 
Reiht nun ein folder Dueraft an einen Kiefernftamm heran, fo wird der geringſte 
Wind ihm zum Neib: oder Säginftrument zum Nachtheile der Kiefern machen. An: 
fange ſchabt die an Rinde und Holz weit härtere Bude nur die Borke weg, all 
mählich kommt die Reihe an die Cambialſchicht und hierdurch am das Leben des 
Baumes, endlih wird auch das Holz nicht verſchont und nicht jelten bie zu 10cm 
Tiefe geradezu durchſägt. Es dauert Übrigens mehrere Zahre, bi der legtere Zuftand 
eintritt, denn ebenſo wie eine Säge mit mangelhaften ungleidh langen Zähnen nicht 
nad) dem erften Zuge ſchon in die richtige Schnittlinie gelangt. jondern nach beiden 
Seiten ausipringend, das Holz verlegt, jo bewegt fi aud der Buchenaft nicht in 
derjelben meift horizontalen Richtung, iondern je nach feiner Kage zu dem Stamme 
in verſchiedenen Richtungen, wodurd eben jenes Schaben und Bloslegen ded Stammes 
auf größerer Fläche bewirkt wird. Sobald jedoch der Bucenaft einen fefteren An- 
griffspunft erreicht bat, geht der Prozeß raſch voran. Erftaunlidy ift es, wie wenig 
bei diejer Sägearbeit die Buchenrinde nothleidet. Oftmals wird der betreffende Bucdhenaft 
gleich einer Säge jo gezwängt, daß er nur durch mechaniſche Zerfleinerung aus jeiner 


1) Zu der vorftehenden intereffanten Mittheilung meines alten Freundes, Ober: 
fürfter Klipftein, erlaube ich mir nody beizufügen, daß man in Schlefien (vgl. 
Jahrbuch des Schleſiſchen Korftvereins von 1884, Breslau 1885) zur Verminderung 
des Engerlingihadens in jungen Kulturen mit gutem Erfolge den Zwiidyenbau von 
Rupinen angewendet hat. 8. Baur. 


Notizen. 539 


Fefiel befreit werden fann. Die jhlimmften Beihädigungen geben gerade von bün- 
neren, etwa 1—8 cm ftarfen Bucdenzweigen aus. Hierbei fält es auf, daß jelbft 
Zweige von */, cm in ftetiger und inniger Berührung die Kiefer namentlid an jüngeren 
Stammtheilen bloßzulegen vermögen, ohne daß bei ihnen jelbft eine aufjallende 
äußere Verlegung bemerkt werden könnte. 

Da num jene jüngeren Stammtheile bejonderd leiden, jo muß der Wirtbihafter 
in nicht zu langen Zwiſchenränmen eine genaue Befihtigung des Beftandes nad dieler 
Richtung hin vornehmen, damit erforderlihen Falls rechtzeitig vermittelt der Durch— 
forftungsicheere, der Baumfäge oder der Hippe der bedrängten Kiefer durch Wegnahme 
der fhädigenden Buchenzweige geholfen werden kann; denn ift einmal das Holz auf 
breiterer Fläche entblößt, jo vermag die Rinde nit mehr diejelbe zu überwallen. In: 
zwiichen tritt, und das ift dad Schlimmfte bei diejen offenen Wunden, die Möglichkeit 
einer leiten Infection durd Pilze ein. Die biefigen Kiefernftangen und Stamm- 
bölzer leiden nun im nicht geringem Maße durch Kiefernblafenroft'), jo daß vielfach 
die Holzhauerei ſich lediglib auf das Aushauen erfranfter Stämme bezieben muß 
(und doch bleiben hierbei öfterd anjcheinend gejunde Stangen ftehen, welche im Laufe 
des Sommers, alfo zur trodenften Jahreszeit, plötzlich abſtarben). Es ift Elar, daß 
Kiefern mit offener Wunde den Xecidienjporen bequemen Eintritt zwiſchen Rinde und 
Baft geftatten, daher find faft alle mechaniſch beſchädigten Kiefern gleichzeitig von 
Kiefernroft befallen. Daß hierdurch die Nußholzeigenihaft ſehr beeinträchtigt wird, 
liegt auf der Hand. Der Kampf gegen diefen Pilz ift zwar jchwer, zumal wir über 
fein Leben noch nicht ganz aufgeklärt find, daher auch feine VBorbengungsmaßregeln 
ganz fiherer Art verordnen können, immerhin dürfte joviel feſt ftehen, daß die Infektion 
am leichteften an verlegten Stämmen vor fidh gehen wird. Hieraus entipringt die 
Nothwendigkeit, diefen Berlegungen möglichft entgegenzuarbeiten, was mit der oben 
angedeuteten Maßregel geichehen ſoll. Unter Umftänden läßt fih aud darauf bin 
wirken, daß die Buche durch ftärkere Lichtung des Dberftandes mehr zum Höben- 
wachsthum angeregt wird, falld man es nicht vorziehen follte, das Unterholz ganz ala 
ſolches zu behandeln d. h. es erforderlichen Falls zurüdzufchneiden oder auf den Stod 
zu jeßen. Immerhin muß ftetö forgfältige Befihtigung ftattfinden. 

Da ftatt der Buche vielfach die Fichte und MWeihtanne zum Unterbau verwendet 
wird, jo habe id; mich bezüglich analoger Beihädigungen durch dieje Holzarten um— 
gejehen, aber faum ſolche gefunden, was fit eben aus der anderen Beaftung genannter 
Hölzer erklärt. Ganz abgejehen vom finanziellen Standpunfte möchte ich daher diejen 
beiden Holzarteu das Wort reden, da fie in waldbaulicher Hinſicht hinter der Buche 
wenig zuräditehen; fe daher namentlich für ſolche Orte empfehlen, wo eine ſorgſame 
Revifion der unterbauten Beftände in der oben angedenteten Richtung nicht möglich) ift. 


Dächer aus Holsfournierplatten. 


Eine Erfindung von großer Tragweite ift nach der Zeitihrift „Union“ im neuefter 
Zeit von dem Ingenienr Sporny und dem Fabrifanten Zarski in. Warfhan ge 
macht worden. Dielen beiden Herren ift ed nach jahrelangen Bemühungen gelungen, 


1) Vergl. Heß, Forftihug 1878, S. 488 f. und R. Hartig, Lehrbuch der Baum- 
franfheiten 1882, ©. 63 u. f. 


540 Notizen. 


ein Dacheindeckungsmaterial berzuftellen, welches in Bezug auf Haltbarkeit und Reichtig- 
feit alle bisher bekannten Daceindefungsmaterialien weit übertrifft und im diefer 
Beziehung einem von den intereifirten Kreifen längft gefühlten Bedürfnik entſpricht. 
Dieſes Dacheindeckungsmaterial befteht aus mehreren, mindeftens drei, übereinander: 
liegenden Kournterblättern, die dergeftalt mit einander verleimt find, daß fidh die 
Fafern derjelben kreuzen. Es wird auf diefe Weile eine dünne, elaftiihe Holzplatte 
von außerordentliher Widerſtandskraft bergeftellt, welche ſich niemals verziehen kann, 
Die in diejer Weife aus mehreren übereinandergellebten Rournierblättern beftehenden 
Platten find wegen der Keftigfeit des verwendeten Klebmitteld gegen jegliche Tempe: 
raturveräönderung und gegen jegliche Witterung unempfindlich, fie bleiben unverändert, 
gleichviel ob fie fih in heißer oder kalter, trodener oder feuchter Luft befinden; fie 
fönnen fogar im Waſſer längere Zeit gekocht werden, ohne daß ſich die Fournierblätter 
von einander trennen. Um jedoch die Widerftandsfähigkeit der Platten gegen Witte: 
rungseinflüffe noch zu erböben, find diefelben mit bitumindien Stoffen (Theer ıc.) 
durchtränkt und auf der einen Seite, der Äußeren, mit einer Aspbaltihicht bededt, in 
weldye, noch während fie warm ift, kleine Steinſtückchen oder Kiefel eingepreht werden; 
die innere Seite der Platte ift zum Schuß gegen Feuersgefahr mit Waflerglas im: 
prägnirt. Bei allen diefen Borzügen ftellen fi die Koften einer Dacheindeckung mit 
Fournierplatten billiger als bei jedem anderen Material, da bei fabrifmäßiger, ratio» 
neller Herftellung der Platten fidh der Preis pro Quadratmeter nicht über 1 Mt. 75 Pf. 
bis 2 ME. ftellt, während andere Dacheindedungsmaterialien zwiſchen 2—6 ME. pro 
Quadratmeter ſchwanken. 


Berichtigung. 


Der Herr Berfaffer des Artikels „Reinertragstheorie" im 1886er Maiheft der 
„Allgemeinen Forſt und Ragd: Zeitung” hat auf Seite 154, erfte Spalte u. f. einen 
Witz zu machen geglaubt, bezüglidy deffen man ihn zwar an das „si tacuisses philo- 
sophus mansisses“ nicht erinnern fann, da man, um etwas zu bleiben, es vorher 
geweien fein muß, dem er aber doch beffer für ſich behalten hätte und zwar zumeift 
im eigenen Intereſſe. Bemeldeter „jein ſollender“ Witz dofumentirt nämlich, daß 
der Herr Verfaffer feinen Begriff von Ethif bat und ihm der Unterſchied zwiſchen 
Humanismus und „frommem* (i. e, dogmatiſchem) Chriſtenthum unbedingt fremd jein 
muß. — Oder womit will er es jonft rechtfertigen, wenn er die „einzige Stimme 
aus dem Odenwald“ den „Predigten über die großen Verdienſte bed Chriſtenthums 
Beifall klatſchen“ läßt? Die einzige Aeußerung jener „Stimme“, welde aus Un- 
verftand oder böjem Willen mit dem, was der Herr Verfaſſer „Predigten“ zu nennen 
beliebt, in indirectem Zufammenhang gebradht werden könnte, findet fih auf 
Seite 1425. f. und 148 oben deö 1885er Märzheites diejer Blätter; aber gerade fe 
legt ganz unverfennbares Zeugniß dafür ab, daß der Schreiber jener Stelle ih auf 
einem, dem „frommen* (sc. dogmatifchen) Chriſtenthum diametral entgegengelegten 
Standpunft befindet und daber, wenn er aud jcder, auf innerer Weberzeugung 
beruhenden anderen Anihauung in diefer Hinficht, nicht minder wie in jeder anderen 
volle Berechtigung zuerfennt, doch nirgends einen Anlaß haben würde, „Predigten über 
die großen Berdienfte des dogmatiſchen Chriftenthums — (und nur dies fann gemeint fein) 
„Beifall zu klatſchen“. Die erwähnte „Stimme” läßt ih a. a. O. lediglich über die 


Notizen. 541 


ethiſchen, kulturellen Aufgaben des Waldes und die große Wichtigkeit der Erfüllung 
jener aus, und zwar in rein humaniſtiſchem Sinne, wobei nicht zu überſehen, daß 
„frommes sc. dogmatiſches Chriſtenthum“ und Humanismus ebenſo verſchiedene Dinge 
wie Nacht und Tag, wie Transcendenz und Naturalismus ſind, wenn auch das eigent— 
liche Weſen des vom Dogma entblößten Chriſtenthums lediglich der denkbar edelſte 
Humanismus iſt, welcher es deshalb auch über alle ſogenannten Religionen erhebt. 

Wenn nun der Herr Verfaſſer gleichwohl von „frommen Grünen“ ſpricht, jo wird 
er zu beweifen haben, wo die „Stimme aus dem Odenwald“ fidh in einer Art, wie 
er fie zu deuten belicht, geäußert hat, inwiefern fie mit „frommen Grünen” ala 
foldyen in irgend weldhen Bezug gebradt werden kann, anfonft mehr bemeldeter 
„sein ſollender“ Wi ald eine umgerechtfertigte Verdrehung bezeichnet werden müßte. 

Dabei fann zugleich nicht unbemerkt bleiben, daß der Herr BVerfaffer nicht die 
Ehre näherer oder nur beiläufiger Bekanntſchaft mit der Phyfiologie zu haben fcheint, 
fofern er nicht etwa die welterfhütternde Entdefung gemacht haben jollte, daß 
Stimmen zu klatſchen vermögen. 

Doch um nohmald auf die Hauptfache zurüdzufommen, jo liefert der fraglicye 
mehr als zweifelhafte Wip eine Erklärung zu der im diefer Hinfiht gewiß recht 
„Grünen“ Prehlerei-Schwärmerei; denn da der Berfuffer, wie eingangs gezeigt, über- 
haupt feinen Begriff von Ethik zu haben ſcheint, fann er auch fein Verſtändniß für die 
ethifch: fulturellen Aufgaben des Waldes haben und muß fid) aljo am die jenen abiolut 
und unbedingt unterzuordnenden rein finanziellen halten. — „Eines jchict ſich nicht 
für Alle.” N. 


Perfonal:Deränderungen im herzogthum Sachfen- Meiningen 
(Januar und Februar 1886). 

1. Der Herzogliche Sorftmeifter Georg von Türde in Saalfeld ift für den 
1. April d. 3. in den Ruheſtand verjegt worden, unter gleichzeitiger Verleihung des 
Nitterfreuzed I. Klafſe des Sächſ. Emeftintichen Hausordens. 

2. Der Herzogliche Forfttarator Oberförfter Louis Engelhardt in Meiningen 
ift für den 1. April d. 3. zum Forftmeifter ernannt und ihm die erledigte Stelle 
des Vorſtandes des Herzogl. Forftdepartements in Saalfeld übertragen worden. 

8. Der Herzogliche Forftdepartements-Ajfiftent, Förfter Ludwig Schmidt im 
Hildburghauſen ift zum Dberförfter ernannt und find ibm die Geſchäfte des 
Sorfttaratord mit dem Wohnſitz in Meiningen vom 1. April d. 3. ab übertragen 
worden. 

4. Dem Herzoglidien Förſter Alerander Liebmann in Heldburg ift die 
Verwaltung des Heldburger Domänenrevierd unter Ernennung desſelben zum herzogl. 
Oberförfter für den 1. April d. 3. definitiv übertragen worden. 


Perjonalien aus dem Großherzogthum Heffen, J. und 2. Quartal 1886. 


In den Rubeftand verjegt: der Großh. Oberförfter der Oberförfterei Zellhauſen, 
Forſtinſpektor Karl Theobald zu Seligenftadt, auf Nachſuchen am 17. Febr. I. 2. 


38 ** 


542 
Ber 
zu 


Ern 
zu 


werd 


1. 


Anzeigen. 


feßt: der Großh. Oberförfter der Oberförfterei Feldfrüden, Kari Kullmann 
Schotten, am 27. März I. 3. in die Oberförfterei Zellbauien. 

annt: der Korftafjeffor Auguft Dieffenbad aus Schwarz am 27. März J. 3. 
m Oberförfter der Oberförfterei Keldfrüden. 


V. Anzeigen. 





Dorlefungen an der Univerfität München für Forftwirthe im 
Winterfemefter 1886/87. 


Außer vielen anderen allgemeinen grund: und hilfswiſſenſchaftlichen Disciplinen 
en folgende Vorleſungen gehalten: 
I. An der ftaatswirtbihaftlihen Fakultät: 


hen Dr. v. Baur: Holzmeßkunde in Verbindung mit praftifhen Uebungen, 
aldwerthberechnung, Praktifum im forjtlichen Verſuchsweſen. 


2. Prof. Dr. Ebermayr: Bodenkunde und Chemie ded Bodens, naturgeiegliche 


Po 


nn m 


folgt 


Grundlagen des Ader: und Pflangenbaues, praktiſche Arbeiten im forftlich chemi— 
ihen und bodenfundlihen Raboratorium. 


. Prof. Dr. Gayer: Waldbau und Waldpflege. 


Prof. Dr. R. Hartig: Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen mit mikroſkopi— 
— mikroſtopiſches Praktikum und mikroſtopiſches Praktikum 
r Geübte. 
Prof. Dr. Weber: Foriteinrihtung und praftifche Uebungen in der Forſteinrich— 
tung, mit Erfurfionen. 
ofratb —* Dr. v. Helfrich: Finanzwiſſenſchaft und ökonomiſche Politik. 
rof. Dr. Lehr: Forſtpolitik (Staatéforſtwirthſchaftslehre, Forſtpolizei), die 
ransportmittel (Poſt, Eiſenbahn ꝛc.) in ihren Beziehungen zu Staat: und Volks— 
wirthſchaft, Sozialiemns und Kommunismus. 


. Drivatdocent Dr. Neuburg: Nationalöfonomie, Berwaltungslehre und national: 


öfonomijhe Uebungen. 
Direktor Prof. Dr. v. Riehl: Lehre von der bürgerlichen Geſellſchaft und Ge: 
Inicte der fozialen Theorien, Kulturgeſchichte der Renaiffance und Reforma: 
onszeit. 
II. An anderen Fakultäten: 
Prof. Dr. Radlkofer: Allgemeine Botanik. 


’ Dual, Dr. Ritterv. Baeyer: Unorganiihe Erperimentaldhemie. 


of. Dr. Groth: Mineralogie. 
Prof. Dr. Hertwig: Zoologie. 
Prof. Dr. Lommel: Experimentalphyſik. 

rof. Dr. Pringsheim: Elemente der höheren Mathematik. 

rivatdocent Dr. Pauly: Forftzoologie (Wirbelthiere), Uebungen im Beftinmen 
und Zergliedern der Inſekten. 


. Privatdocent Dr. 9. Mayr: Krankheiten der Kulturpflanzen. 


Beginn der Borlefungen am 2. November. Die Aufnahme der Studirenden er: 
auf Grund eined Mätnritäts-Zeugniſſes. Solde, welde auf Anftellung im Kgl. 


Bayriſchen Staatedienfte nicht reflektieren, fünnen aub auf Grund eines fonftigen 
Ausweijes über genügende Vorbildung immatrifulirt werden. Ein vollftändiges Ver: 
giant fämmtliher Vorleſungen, welche an der Univerfität Münden im nächiten 

interfemefter gelejen werden, kann durch das Sefretariat der Univerfität bezogen 
werden. 


Anzeigen. 543 


Dorlefungen an der Univerfität Tübingen im Winterfemejter 1886/87. 


A. Staatswijjenihaftlide Fakultät: 
Baer: Dr. v. Martig: Geſchichte der politiihen Theorien. 
rof. Dr. v. Schönberg: Nationalölonomie, allgem. Theil; Geſchichte des Welt 
handels und der Kolonialpolitik. 
Ir , Dr. Neumann: Ausgewählte Kapitel der Sozialpolitit; Finanzwiſſenſchaft. 
rof. Dr. v. Martitz: Heutiges Völkerrecht. 
Prof. Dr. Zolly: Staatsredht ded deutſchen Reiches; Württembergiſches Staatörcht ; 
ee ra Berwaltungdredht. 
Prof. Dr. v. Weber: Landwirthidaftstehre, I. Theil; Landwirthſch. Betriebslehre. 
Korftrath Prof. Dr. v. Nördlinger: Forſtſchutz; Techniſche Eigenſchaften der Hölzer. 
Der Dr. Lorey: Korftencnflopädie: Waldwerthrehnung und Statik; Jagdkunde. 
rof. Dr. Th. Nördlinger: Forfibenugung; Staatsforſtwirthſchaftslehre; Forftliches 
Planzeichnen. 
Hüttendireftor Dr. Dorn: Technologie. 
Staatswiſſenſchaftliches Seminar. 


Forſtliche Erfurfionen und Demonftrationen unter Leitung ſämmtlicher Forftlichen 
Dozenten. 
B. Sonftige Borlejungen. 
Alle juriftiichen, naturmwiffenihaftlichen und mathematiichen Disziplinen find voll- 
ftändig vertreten. 
Anfang: 25. Oftober. 
Nähere Auskunft ertheilen die forſtlichen Dozenten. 


Dorlefungen an der Forft:Afademie Eberswalde im Winter-Semefter 
1886/87. 


Dberforftmeifter Dr. Dandelmann: Waldbaulehre. — Ablöjung der Waldgrund- 
gerechtigkeiten. — Forſtliche Crfurfionen und Repetitorien. 

Forftmeifter Bando: Korftbenugung und Korfttechnologie. — Forſtliche Erkurfionen 
und Repetitorien. 

Oberförfter Zeifing: Waldwerthrechnung und forftlihe Rentabilitätslehre. — Forft: 
politit. — Forſtliche Erkurfionen. 

Profefior Dr. Shwappad: Forftgeihichte. — Forftverwaltungslehre. — Horftlidye 
GErturfionen. 

Forſtmeiſter Runnebaum: Geodäſie. — Waldwegebau. — Einzelne Erkurfionen 
über Waldwegeban. 

Profefior Dr. Müttrih: Koordinaten. Grundbegriffe der analytiihen Geometrie, 
Holzmeßkunde. — Stereometrie, Trigonometrie. — Mechanik. — Meteorologie und 
arg — Repetitorium in Matbhematit. — Einzelne Erkurfionen über Holz 
meßkunde. 

Profeſſor Dr. Remelé: Allgemeine und anorganiſche Chemie. — Repetitorium in 
Chemie, Mineralogie und Geognoſie. 

Dr. Ramann: Organiſche Chemie. — Aus der Technologie der Waldprodukte. — 
Einzelne bodentundlihe Erfurfionen. 

Profefior Dr. &uerjjen: Allgemeine Botanik, Anatomie und Phyfiologie der Pflanzen. — 
Repetitorium in Botanif. — Einzelne botaniihe Erkurfionen. 

Profeffjor Dr. Altum: Wirbelthiere. — Waldbeihädigungen durch Thiere und Gegen: 
mittel. — Fiſchzucht und Präpariren. — Repetitorium in Zoologie. — Einzelne 
zoologiſche Erkurfionen. 

Amtsgerichtsrath Raepell: Civil: und Strafprozeß. — Repetitorium in Rechtskunde. 


Das Winter-Semefter beginnt Freitag, den 15. Dftober 1886 und endet Sonn: 
abend, den 26. März 1887. 


544 Anzeigen. 


Meldungen find baldmöglihft unter Beifügung der Zeugniffe über —— 
forſtliche Lehrzeit, Führung, über den Beſitz der erforderlichen Subſiſtenzmittel ſow 
unter Angabe des Militär-Verhältniſſes an den Unterzeichneten zu richten. 
Der Direktor der Forft:Afademie. 
Dandelmann. 


Dorlefungen an der forftlichen Abtheilung der techn. Hochſchule zu 
Karlsruhe im Winter:Semefter 1886/87. 
Beginn des Winter-Semeiterd am 1. Dftober I. 38. 


I. Kurſus: 


Prof. Dr. Wedekind: Geometrie der Ebene und des Raumes. 

Prof. Dr. Schroeder: Trigonometrie und Polygonometrie. 
of. Dr. Nüßlin: Die Lehre von der thieriſchen Zelle, den Geweben und Organen. 
rof. Dr. Juſt: Anatomie und Morphologie der Pflanzen. 

Hofrath Prof. Dr. Knop: Mineralogie. 

Prof. Dr. Herb: Myſik. 

Hofrath Prof. Dr. Birnbaum: Anorganiſche Chemie. 

DObergeometer Dr. Doll: Plan: und Terrainzeichnen (I. und II. Kurſus). 

Prof. Knorr und Krabbes: Freihandzeichnen. 


UI. Kurſus: 
Prof. Dr. Haid: Praftiihe Geometrie. 


J 
3 Dr. Nüßlin: Fiſcherei und Fiſchzucht. 
orſtrath Prof. Weiſe: Forſtliche Exkurſionen mit praktiſchen Uebungen. 


III. Kurſus: 


Be Dr. Schroeder: Differential: und Integralrehnung. 

orftratb Prof. Schuberg: Baum: und Beitanddaufnahnme, Zuwachsermittelung und 
Forfteinrihtung. — Waldweg: und Wafferbau. 

Aſſiſtent Eigner: Mepetitorien und Webungen der forftliden Produftiond: und 
Betriebölehre. 

Prof. Dr. Gothein: Die Theorien der Nationalökonomie. — Nationalöfonomie der 
Urproduftionen. 

Prof. Dr. sr enge! ep eg 

Er Dr. Stengel: Encyklopädie der Landwirthſchaft. 

tinifterialratb Dr. Schenkel: Deutſches Berfafjungsd: und Verwaltungsrecht. 
Kulturinipeftor Drach: Randeöfultur. 


Die techniſche Hochſchule ertheilt ſolchen Studirenden, welche die normale Sjährige 
Studienzeit zurüdgelegt haben, auf Grund ftrenger len Diplome, welde den 
Inhaber ala —— ausgebildet empfehlen. Außerdem beſtehen ſogen. Fady 
prüfungen, durch welche Kandidaten nach wenigſtens 1jähriger Studienzeit an der 
Anſtalt Zeugniſſe in einer ausgewählten Gruppe von Lehrgegenſtänden erhalten. 

Nähere Auskunft hierüber, jowie über die Bedingungen der Aufnahme ac. er: 
theilen die oben genannten Profefioren, ſowie dad Sekretariat. 


Der Borftand der forftl. Abtheilung. 
Schuberg. 


Wohin würde es führen, wenn in den Hochwaldungen des 
Deutjchen Aeiches, deren Erträge in die Staatsfafjen fließen, 
die Umtriebszeiten der größten Bodenerwartungswerthe ein- 
geführt werden follten, und wie würden fich die Staatsfafjen 
gegenwärtig dabei befinden, wenn dieſe Umtriebszeiten jchon 
vor länger als 100 Jahren eingeführt worden wären? 
Vom Großh. Hef. Oberforftdireftor Boje in P. zu Darmftadt. 


Herr Profefior Dr. Guſtav Heyer hat auf ©. 181 der 3. Auflage 
jeiner Waldwerthberechnung gejagt: 

„Sinen Beweis dafür, daß die einträglichite Umtriebözeit die- 
jenige jei, für welde der Wald-Reinertrag fulminirt, hat Boje 
übrigens nicht erbracht.“ 

Ich glaube jedody nicht allein dieſen Beweis, fondern auch den Beweis 
der vollftändigen Haltlofigfeit der Preßler'ſchen Reinertragstheorie in 
volföwirthichaftlicher Hinficht bei deren Anwendung auf die nachhaltige 
Waldwirthihaft im Großen volftändig nachgewieſen zu haben und zwar 
an folgenden Orten: 

1. Beiträge zur Waldwerthberechnung in Verbindung mit einer Kritif 
ded rationellen Waldwirthed von Mar Robert Preßler. Darmitadt 
1863. Berlag der ©. Jonghaus'ſchen Hofbuchhandlung. 

2. Supplemente der allgemeinen Forſt- und Jagdzeitung von 1864, 
Heft 1. Artikel: Zur forftlichen Reinertragstbeorie. 

3. Baur's Monatsjhrift für das Forft- und Jagdweſen: 

a) Jahrgang 1870. ©. 169: „Zur Diskuffion des Reinertragsbetriebed 

und deſſen Theorie.” 

b) Dftoberheft 1872. ©. 361: „Ueber die Unterjchiede zwilchen dem 

audjegenden und jährlichen Betriebe.“ 

c) Sahrgang 1873. ©. 219: betr. wie bei b. 

d) September und Dftober 1873. ©. 385: „Zur Theorie des forit- 


lihen Reinertrages.“ 
Sorftwiffenihaftlibes Gentralblart. 1886, 39 


546 Boje 


In allen Gegenerwiderungen bin ich auch nicht in einem einzigen 
Bunfte widerlegt worden, troß des Aufwandes von ellenlangen Formeln, 
obgleich diejed von den Anhängern der Reinertragälehre behauptet wird. 

In den nadjitehenden Zeilen will ih nun, von allem theoretijchen 
Formelfram abjehend, vom rein praftiichen Standpunkte des Volkswirthes 
aus, die Tragweite der Reinertragslehre bei ihrer Anwendung auf die 
Staatöwaldungen ded Deutichen Reiches, einer nähren Grörterung unter» 
werfen, und ich wähle ald Grundlage meiner Berechnungen die 3 Ertrags- 
tafeln über Buchenhochwald, Fichtenwald und SKiefernwald nach Burk— 
bardt, die Heyer am Schluſſe feiner Waldwerthrehnung aufgeführt hat. 

Nur für die Kiefernertragstafel hat Heyer die Erwartungsboden— 
werthe und die jährlichen Walderträge für die verjchiedenen Umtriebszeiten 
berechnet. Ich habe diefe Rechnungen audy für die beiden anderen Tafeln 
auögeführt, und in nachfolgender Tabelle zujammengeftellt. Bei der Be- 


Zabelle A. 


Grwartungäbodenwerthe bei 3 p&t. und Waldreinerträge pro Hektar für 
verfchiedene Umtriebäzeiten. 














Bude Fichte iefet 
= Boden. I: Zährlicher Boden: Jaͤhrlicher Boden Zaͤhrlicher 
* erwartungs⸗ Waidertrag erwartungs⸗ Waidertrag erwartungs⸗ Walderirag 
wer ch | werth wert > 
= J u J J Einſchließlich der VBerwaltungstoften ne oa 
= Wa | mu | Mark 
— —— — — 1. — — 
20 5,77 1,20 817 440 00 | 40 
30 380 | 50 411,10 | 20,70 18235 | 9,68 
40 159,08 10,25 15806 | 43,94 294,36 | 17,40 
50 189,68 14,02 994,85 67,66 397,26 27,10 
60 208,00 | 17,42 1106,59 88,85 461,30 36,96 
70 205,36 20,60 1076,00 | 102,20 482,56 | 45,77 
80 198,11 23,36 978,89 109,88 437,91 | 49,15 
| 18710 | 36,08 872,60 | 115,55 3374 | 51a 
100 173,22 28,48 751,48 116,51 33,10 | 49,9 
110 15889 | 29,74 _ — — — 
120 | 13664 | 3091 -— I — | _ 


rechnung der Bodenerwartungswerthe und der Walderträge, habe ich jedoch) 
die Verwaltungäfoften, aus den weiter unten entwidelten Gründen nicht 
in Abzug gebracht, jondern nur die Kulturfoften. Die in die Tabelle 
eingetragenen Beträge bezeichnen mithin die Bodenerwartungswerthe und 


Bodenerwartungswerthe der Staatöwaltungen des Deutichen Reiches x. 547 


die Malderträge einichliehlich der jährlichen Koften, jedoch ausſchließlich der 
Kulturkoften. Die jährlichen Koften betragen nad Heyer pro Heltar 
3,6. AH und deren Kapitalwertb 120 M. Um die Waldreinerträge und 
Bodenwertbhe erflufive der jährlichen Koften zu erhalten, ziehe man von den 
jährlichen Walderträgen der Tabelle den Betrag von 3,6 A, und von den 
Bodenwertben den Betrag von 120 M ab. 

Bei allen Rentabilitätsrehnungen nach einer beftimmten Ertragstafel, 
welche die Beitimmung der vortheilhafteiten Umtriebäzeit zum Zwed haben, 
find die jährlichen Koften ganz ohne Bedeutung, weil die Reſultate die— 
jelben bleiben, ob man dieje Koften in Anlaß, reſp. Abzug bringt oder 
nit. Denn die Differenz zweier Größen bleibt diejelbe, wenn man auch 
eine jede derjelben um gleiche Beträge erhöht oder vermindert. Auch dürfte 
ed ganz zwedmäßig fein, die jährlichen Koften bei allen allgemeinen Rech— 
nungen über Waldwerthe unberüdfichtigt zu laſſen, weil fie das Bild, 
welches diefe Rechnungen über die verjchiedenen Werthe namentlich die 
Rentabilität der Waldwirthſchaft in volföwirthichaftlicher Hinficht geben 
jollen, vollftändig verrüden. Denn ein ſehr erheblicher Theil derjelben, 
wie fie in den Staatöbudgetd aufgeführt werden, Fann genau genommen 
der Waldwirthſchaft gar nicht zur Laſt gejeht werben. Hierher gehört 
aller Aufwand, der aus höheren ftaatswirthichaftlichen und ftaatspolizei- 
lihen Gründen nöthig ift, mamentlich der Aufmand für den Schuß der 
Waldungen, die von Geiten ded Staatd zu leiftende Oberaufficht, daß die 
MWirthichaft den bejonderen polizeilihen Beltimmungen gemäß geführt 
wird, die Koften der Gentralftellen. Selbft die Koiten für die Oberförfter 
fönnen zu einem erheblichen Theile der Waldwirthichaft im engeren Sinne 
nicht zur Laft gejett werben, weil ein großer Theil der dienftlichen Funk— 
tionen dieſer Beamten allgemeiner ftaatöpolizeilicher Natur ift und den- 
jelben in manchen Staaten auch die Verwaltung der Kameraldomänen und 
Gemeindewaldungen übertragen ift. Welche Beträge der Oberförfterei- 
Koften auf dieje beiden leteren Punkte zu rechnen find, läßt fich gar nicht 
genau beftimmen. Denn wenn auch bier, im Großherzogthum Hefjen, 
die Gemeinden Beiträge zu den Oberförfterbefoldungen zu bezahlen haben, 
fo find dieſe Beiträge doch fo niedrig, daß fie den für die Gemeinde- 
waldungen von Seiten des Staated gemachten Aufwand lange nicht er: 
jegen. Hierzu kommt nody als jeher wejentlicher Grund die ungeheure 
Ungleichheit der Verwaltungskoſten in den einzelnen Staaten, je nad) 
Maßgabe der betr. Forſtorganiſationen. 

Heyer legt feinen Berechnungen einen jährlichen Betrag von 3,6 M 
pro Hektar und Baur von 6.# zu Grunde, während in Eljah-Lothringen 
die Koſten für Dberförfter und Schutzbeamte allein jchon 6 «# pro Hektar 

39* 


548 Bofe: 


betragen. Baur, Waldwerthberechnung. ©. 155. Hierzu fommt nod 
der weitere Umftand, daß die größeren Waldbefiter, welche ein geordnetes 
Forftweien befiten, namentlid der Staat, ihren Waldbefit nicht unerheblich 
vergrößern fünnen, ohne in vielen Fällen die jährlichen Verwaltungskoſten 
fteigern zu müſſen, fowie, daß bei dem kleineren Waldbeſitzer, der jeinen 
Wald jelbft bewirthfchaftet, die Verwaltungskoſten ſelbſtverſtändlich ganz 
wegfallen. Nimmt man deshalb eine Berechnung der Rentabilität eines 
Waldes zum Zwede ded Anfaufs oder Verkaufs vor, jo muß die Größe 
der Verwaltungsfoften den vorliegenden Umftänden entiprechend in jedem 
einzelnen Falle bejonderd ermittelt werden; eine durchſchnittliche generelle 
Angabe derjelben giebt nur höchſt unfichere Anhaltöpunfte zur Beurthei⸗ 

lung der Rentabilität der Waldwirthichaft. | 

Auch glaube ich noch bejonderd hervorheben zu jollen, dab meiner 
Anfiht nach die Grundſätze, nad) weldyen dieje Rentabilität zu berechnen 
ift, jehr verfchieden find, je nahdem man die Rechnung vom Stande 
punkte des Privatunternehbmerd oder vom Standpunkte der 
Volkswirthſchaft aus, vornimmt. 

Der Kaſſe des Privatunternehmerd irgend eined Produftiondzweiges 
find alle Koften, die er zum Betriebe deffelben aufzuwenden hat, zur Laft 
zu jeßen; diejelben gehen jeinem Cinfommen ab. in jehr erheblicher, 
vielleicht der größere Theil derjelben geht jedoch keineswegs dem Volks— 
einfommen verloren, jondern gebt nur aud der Hand des Unternehmers 
in die Hände anderer Perjonen über. 

Hierher gehören der geſammte Arbeitölohn und die Verwaltungskoſten, 
ja jelbft die Kulturfoften, jomweit diefelben in Arbeitslohn beftehen. 

Bon dem nationalökonomiſchen Standpunkte aus fönnen nur die 
Koften in Betradyt fommen, weldye bei der Produktion irgend eined Gegen- 
ftanded dadurch entitanden find, daß ſchon produzirte Werthe zerftört 
werden mußten (Hilföftoffe), ſowie die Zinfen der ganzen Fabrikanlage 
und die Koften deren Unterhaltung, ſoweit diefelben nicht in Arbeitslohn 
beitehen. 

Der Waldbefiger, welcher eine Parzelle im ausſetzenden Betriebe be— 
wirtbichaftet, hat die Kulturkoften (ec) vorzulegen und belaftet feinen Ab- 
triebsertrag mit c- 1,opt. 

Diefed aus der Kafle des Waldeigenthümerd entjchwundene c bildet 
jedoch, ſoweit es in Arbeitslohn befteht, einen Theil des Nationaleinfommens, 
und kann deshalb bei Beurtheilung der Rentabilität der Waldungen vom 
allgemeinen volföwirtbichaftlichen Standpunkte aus nicht als Koften ber 
Produktion in Anja fommen. Und in der That beftehen die Kultur— 
foften — Megbaufoften, Pflanzerlohbn, ntwäfjerungsgräben, Grenz. 


Bodenerwartungswerthe der Staatswaldungen des Deutichen Reiches x. 549 


gräben x. — in der Regel in jo überwiegendem Maße aus Arbeitälohn, 
dab man fie in diefem Falle füglich ganz außer Rechnung laſſen kann; 
denn wenn durd; Verwendung des Kulturmateriald, Anſchaffung und Unter: 
haltung der Werkzeuge, auch ſchon vorhandene Werthe zeritört werden, jo 
wird diefer Verluſt meiner Anficht nad), jedoch mehr als nöthig dadurd 
wieder gebedt, dab man den Ertrag der Nebennußungen und des Leje- 
bolzes, welch’ leßtered ein nicht zu unterſchätzendes Volfseinfommen bildet, 
nicht mit in Rechnung ziebt. 

Das BVorftehende habe ich nur nebenbei erwähnt, um ed der Erwä— 
gung meiner Fachgenoffen anheim zu geben. 

Nah den Monatöhelten der Statiftit des Deutichen Reiches. Sahre 
gang 1884, II. Theil, Iulis bis Dezemberheft, Abtbheilung VIII. Beiträge 
zur Forftitatiftit ded Deutichen Reiches, beträgt die Gefammtforftflädye des 
Deutichen Reiches 13 900 611,5 ha. 

Hierunter find enthalten in Prozenten der Gejammtferitfläche 

Buchen: und jonftiges N . . 147 p6t. 
Kiefern, Föhren . . . . . 426 „ 
Fichten, Samen . » 2 2 22. 26 „ 
Es betragen nun 
die Kron= und Staatöforiten . . 4505 768,3 ha 
die Staatsantheilsforfte-. -. -» .» 409888 „ 
Summa Staatöforfte . . 4546 757,1 ha 


Nehmen wir an, dab die Staatdforiten in demjelben Berhältniffe, 
wie die Gejammtforitfläde ded ganzen Reiches, mit den 3 Holzarten 
Buche, Kiefer und Fichte vollfommen beftanden jeien, jo würde ſich der 
Beitand der Stuatöforiten an Beftänden der genannten 3 Holzarten 
folgendermaßen berechnen, auf ganze Heftare abgerundet. 

Buche . . 4546 757,1X 147 pCt. (=0,147) = 668 373 ha 
Kiefer . . 4546 7571X426 „ (0,426) = 1936918 „ 
Site . . 4546 757,1X 226 „ (= 0,226) = 1027567 „ 

Summa . . . (0,799) = 3 632 858 ha 

Es veriteht ſich ganz von ſelbſt, daß dieie Zahlen feinen Anſpruch auf 
abjolute Genauigkeit machen fönnen. Sie geben jedoch ein annähernd 
richtiges, für den vorliegenden Zwed hinreichend genaues Bild von ber 
Zufammenjeßung der deutichen Staatsforftflächen nach den drei genannten 
Holzarten. Auf Grund dieſer Flächen und der in obiger Tabelle mit- 
getheilten Erträge ift die nachfolgende Berechnung der Walderträge in den 
Umtriebözeiten des größten Durchſchnittsertrages und der größten Boden 
erwartungdwerthe ausgeführt worden. 


550 Bofe: 











Jährlicher Waldertrag | Jährlicher Waldertrag ’ 

bei u des größten bei u der größten Unterichied 

Durdichnittsertrages Bodenrente —— 
Er alt» 


Hettar! im Ganzen u Pe im Ganzen erträge 


ma art | BE a — 








Holzarten 











Bude... 














Mat | _ Maut | 





668 373 — 30,91 20 659 409] 70 00 | ı 13 768 484] 6 890 925 
Kiefer... [1936 918] 100 | 51,41) 99576 9565| 70 | 45,77 88.652 737[10 924 218 
Fichte... . 88,86 | 91 299 328128 422 508 


1027 567 | 100 | 116,511119 721831] 60 


Sunmma . 





* 720 549146 237 646 


Daß der mit den genannten 3 Holzarten beftandene Theil der Staats— 
waldungen des Deutichen Reiches, melcher etwas mehr, ald den 4. Theil 
der Gejammtforftfläche beträgt, bei der Umtriebszeit des größten Boden- 
erwartungöwerthes diejen ganz enormen Betrag jährlich effektiv in baarer 
Münze weniger in die Staatöfaffen liefern würde, als bei der Umtriebö- 
zeit ded größten Durchichnittsertrages, ift eine Sache, die von den Herren 
Reinerträglern unmöglidy fann in Abrede geftellt werden, natürlich voraus— 
geießt, daß die betreffenden Waldungen in der beijpieläweije angegebenen 
Weile normal beitanden jeien. Uebrigens fann man bei einer jo großen 
MWaldfläche, die ſchon länger als eine Umtriebözeit rationell bewirthichaftet 
worden ift, mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dab alle Alteräflaffen in 
annähernd normalem Berhältnifje vorhanden find. 

Da die Gefammtforitfläche des ganzen Reiches etwas mehr ald 3,8 mal 
jo groß, ald die in Rede ftehende Staatswaldfläce ift, jo würde ſich für 
eritere unter der nämlichen Vorausſetzung der jährliche Gejammtverluft 
auf 46 237 646 x 3,8 oder ubgerundet auf 1754 Millionen Marf belaufen. 

G. Heyer ftellt nun auf Seite 139 feiner Waldwerthrechnung den 
Sa auf: „daß die Umtriebözeit des größten Bodenerwartungs» 
werthes oder der größten Bodenrente alö diejenige zu be— 
zeichnen jei, welde das größte Einfommen gewährt. 

Dbgleih das jährlihe Einfommen der deutichen Staatäfaffen aus 
dem Ertrage der Staatöwaldungen in dem gewählten Beijpiele bei der 
Umtriebözeit der größten Bodenrente um nahezu 464 Millionen hinter dem 
Ertrage der Umtriebäzeit des größten Durdyichnittsertrages zurückbleiben 
würde, jo Soll bei leßterer nach Anficht der Reinerträgler dennoch eine 
ganz enorme Berluftwirthichaft betrieben werden, die ich im Nachitehenden 
einer Fleinen Erörterung unterwerfen will. 


Bodenerwartungswerthe der Staatöwaldungen des Deutſchen Reiches ꝛc. 551 


Denkt man fid) eine im vollftändigen Normalzuftande befindliche Be- 
triebäflaffe von u Iahresichlägen, jo wird der darin vorhandene Holzvorrath 
in dem Zeitpunfte den Zinjen tragenden Normalvorrath ergeben, in welchem 
der jüngfte Schlag O und der ältefte u—1 Jahre alt find. Auf ben 
Seiten 22 und 23 meiner Beiträge zur Waldwerthberechnung habe ich diejes 
ausführlich erörtert. Auch Heyer hat diefen von mir ausgeſprochenen 
Sat in feiner Waldwerthrechnung (Seite 76) aufgenommen, und wenn 
ich nicht ſehr irre, ift er auch jchon weit früher zur Anwendung ges 
fommen. 

Betrachtet man nun jeden einzelnen Schlag für fi), als im aus- 
jeenden Betriebe ftehend, und biskontirt deffen Einnahmen und damit 
verbundenen Ausgaben, welche er in alle Zukunft zu leiften veripricht, mit 
Zinfeszinfen auf die Gegenwart, jo bildet deren algebraiihe Summe, die 
Ausgaben negativ genommen, den gegenwärtigen Walderwartungswerth 
des betr. Schlaged = Wew; und die Zinjen defjelben = Wew X 0,0p 
ergeben deſſen Sdeale Sahreörente, welche jedoch begreiflicher Weiſe nicht 
wirflich von jedem einzelnen Schlage baar bezogen wird, fondern nur auf 
dem Papiere beiteht. Summirt man dieje Ideal-Jahresrenten jedoch, jo 
ftiimmt deren Summe immer mit dem durchſchnittlich aritymetifch-mittleren 
Fahresertrag der ganzen Betrieböflafje überein. In meinen Beiträgen habe 
ich den ſtreng mathematischen Beweis diejed Lehr-Satzes gegeben und an 
einem Zahlenbeijpiele erläutert. Seite 70— 74. 

Nach der Burkhardt'ſchen Ertragstafel (Seite 248) der Waldwerth- 
rehnung von G. Heyer betrugen für die Umtriebözeit von 100 Jahren 
pro Hektar: 

1. Die Summe der ee und der ——— 5023,2 M. 
2. Kulturkoſten. . . . nr 0 


is . .4999,2.M 

! —— 0 499,2 
Der arithmetiiche Durdyichnitt pro Jahr beträgt mithin - 100 
49,992, d. bh. eine normale Betrieböflaffe der erwähnten Crtragätafel 
liefert jährlich pro Hektar einen reinen Ertrag, infl. VBerwaltungsfoiten von 
49,992 A in die Kaffe ded Waldeigenthümersd, und diefer Betrag ftimmt 
mit der Summe der Ideal-Fahreörenten pro Hektar der einzelnen Jahres⸗ 
ſchläge genau überein. Bei dem ausſetzenden Betriebe beiteht die für 
eine beftimmte Släche und ein beftimmtes Holzalter nach den ftrengften 
Regeln der Zinſeszinsrechnung berechnete Ideal-Jahresrente nur 
auf dem Papiere, weil fie nicht alljährlich, fondern nur in größeren Poften 
und Zwiſchenräumen eingeht. Wereinigt man jedoch die im ausjegenden 
Betriebe ftehenden einzelnen gleichgroßen Beftände zu einer ganz normalen 


952 Boſe: 


Betriebsklaſſe mit regelmäßiger Altersabſtufung, jo liefert ein jeder Schlag 
jeine Ideal-Jahresrente in dem berechneten Durchichnittdertrage jährlich 
effektiv auch baar in die Kaffe, und die Summe dieſer Ideal-Jahresrenten 
der einzelnen Schläge, welche mit den Zinjen ded Walderwartungdwerthes 
der ganzen Betrieböflafje übereinftimmt, erreicht bei der Umtriebözeit des 
größten Durdjchnittdertrages ihr Marimum. Cs kann auf diefen Unter: 
ihied zwilchen dem außdfegenden und dem jährlichen Betriebe nicht oft 
genug hingewieſen werden, weil er zur richtigen Würdigung der Rein— 
ertragslehre jehr wejentlich if. Der von mir dargeftellte und mathematisch 
bewiejene Lehrſatz fcheint den Herren Reinerträglern jedoch ſehr ungelegen 
zu fein. Denn auf Seite 263 der allgemeinen Forſt- und Jagdzeitung 
von 1884 ftellt Lehr, nach Borführung einer ganz faljchen algebraijchen 
Entwidelung den Sab auf: 

„Hieraus folgt, daß aud bei dem jährlihen Betriebe 
ber Walderwartungäwerth ebenjo, wie bei dem aus— 
jegenden jein Marimum zu derjelben Zeit, wie ber 
Bodenerwartungswerth erreicht.“ 

Die Unrichtigkeit diefer Behauptung habe ich im Julihefte des forit- 
wifjenjchaftlichen Gentralblattes von Baur nachgewieſen. 

G. Heyer ftellt in jeiner Waldwerthrehnung III. Auflage auf 
Geite 56 den Sab auf: 

„Die unter Zugrunmdelegung des Maximums des Boden— 
erwartungöwerthed und der demfelben entjprehenden 
Umtriebözeit berechneten Beſtands-Erwartungswerthe 
jind größer als diejenigen, welde ji für andere Um— 
triebözeiten und die denjelben entjprehenden Boden— 
erwartungswerthe ergeben.“ 

Daß dieſer Lehrfa nur für die in den beiden Umtriebözeiten vor— 
fommenden gleichalterigen Beltände richtig, jedody bei jeiner Anwen 
dung auf eine ganze im jährlichen Betriebe befindliche Betrieböklaffe un— 
richtig ift, babe icdy in einem Artikel, der im Auguftheft des Baur’ichen 
Blattes erjchienen tft, nachgewieſen. 

Die Reinerträgler fagen nun ganz allgemein: „diejenige Umtriebäzeit 
aud die des jährlichen Betriebs ift die vortheilhaftefte, bei weldyer die 
Ideal-Jahresrente des Ojährigen Schlages — die Bodenrente — ihr 
Marimum erreicht." Wenn man eine ifolirte, nicht in einem nach— 
baltigen Betrieböverbande befindliche Blöße zu Wald anlegt 
und dann die Frage aufwirft, bei welcher Umtriebözeit werden die Zufunfts- 
erträge diejer Blöße auf die Gegenwart diöfontirt, ein Marimum ergeben, 
dann ift diefe Art der Berechnung der vortheilhaftelten Umtriebözeit für 


Bodenerwartungswertbe der Staatöwaldungen des Deutjchen Reiches ꝛc. 553 


diefe erft zu Wald angelegte Blöße ganz richtig. Hierauf geftüßt ftellen 
fie dann weiter den Grundjaß auf: „In dem nachhaltigen jährlichen Be- 
triebe ericheint ein jeder Fahresichlag nach jeinem Abtriebe als eine Blöbe, 
liefert nach vollzogener Wiederfultivirung mithin bei feinem nächſten Abtriebe 
abermald die höchſte Rente, wenn er in der Umtriebszeit der höchſten 
Bodenrente bewirthichaftet wird,“ und da bei dem allmählichen Abtriebe der 
einzelnen Jahresſchläge ein jeder in den Zuftand der Blöße gelangt und 
wieder neu fultivirt wird, jo muß man die Rentabilität auch des jährlichen 
Betriebs in der Weije berechnen, ald wenn die Fläche der ganzen Betriebö- 
flaffe bei dem Beginne der Wirthichaft eine reine Blöße wäre und 
durchaus erft neu mit Holz angebaut werden müßte. Sie überjehen bei 
diefem Schluſſe jedoch vollitändig, daß die einzelnen Schläge in einen 
nachhaltigen Betricböverband mit vorbhandenem Normal-Materialvorrathe 
zufammengefügt find, und daß der jährlidye Ertrag dieſes Waldes nicht 
allein die Bodenrente, jondern auch noch die Rente ded Normalvorrathed 
enthält. 

Für diefelben ift der vorhandene Wald gar nicht da, fie jehen ihn 
vor lauter Bäumen nicht, und fie ftellen fi mithin bei ihren Aus— 
führungen auf den Standpunft der reinen Blöße, bei welcher erſt nad) 
langen Jahren durch Heranziehung des nöthigen Materialvorrathed in 
regelmäßiger Alterdabitufung von einem jährlichen Betriebe die Rede jein 
fann. Sie berechnen demnadh die Reinerträge unjerer vorhandenen 
MWaldungen ganz in derjelben Weiſe, ald wenn diejelben gegenwärtig 
den ruifiihen Steppen ähnliche holzleere Flächen wären, die erft neu zu 
Mald angelegt werden müßten, und ignoriren mithin gefliffentlich die offen 
vorliegende Thatjadye, dab wir unfere Waldflächen, mit Ausnahme eines 
fleinen, nicht in Betracht fommenden Bruchtheiles, von unjeren Vorfahren 
nicht als Blößen, jondern im großen Ganzen mit allen Alteröflaffen be— 
ftanden, überfommen haben, und laſſen bei ihren Rechnungen den zweiten 
Faktor der Produktion, den vorhandenen Holzvorrath, rejp. deifen Rente 
ganz außer Rechnung. Sie überjehen es vollftändig, daß wir den nor— 
malen Holzvorrath nicht erft zu erziehen brauchen, fondern daß wir den» 
jelben ererbt haben, und daß ed ein Ding der Unmöglichkeit ift, deſſen 
Erziehungsfoften auch nur annähernd zu beftimmen; denn wer wäre im 
Stande zu bemeijen, was der Waldboden vor 80—120 Jahren für einen 
Werth gehabt hat, und welche ſonſtige Koften noch von unjeren Vorfahren 
auf ihre Waldungen verwendet worden find. 

Es kann und diejes auch ganz gleichgültig jein. Wir betreiben die 
mit dem nöthigen Inventare — Materialvorraty — erhaltene Holzfabrif 


554 Bofe: 


eben fort, und juchen fie jo einzurichten, daß fie und dad größte Ein- 
fommen bringt. 

Während die NReinerträgler dem ganz einjeitigen Grundſatze huldigen: 

Bewirthſchafte deine Waldungen — auch im nach— 
haltigen Betriebe — in der Umtriebszeit, bei welcher 
die Ideal-Jahresrente des Ojährigen Schlages ihr 
Maximum erreicht, 

wird von unſerer Seite der Grundſatz verfochten: 

Bewirthſchafte deine im nachhaltigen Betriebe be— 
findlichen Waldungen in der Umtriebszeit, bei welcher 
die Summe der Ideal-Jahresrenten ſämmtlicher u Jahres— 
Iihläge zulammen den größten Jahresertrag ergeben, 
d. h. mit anderen Worten, bei welder der jährliche 
Durdichnittsertrag, oder bei welder gleichbedeutend 
hiermit, der Walderwartungöwertb der ganzen nor= 
malen Betrieböflafje ihr Marimum erreiden. 

Die Herren Meinerträgler haben, wie oben jchon erwähnt wurde, ſich 
vergeblidy bemüht, den Beweis zu führen, dab diejer leßtere Zeitpunkt mit 
der Umtriebszeit des größten Bodenerwartungsmwerthed zuſammen 
falle; denn wäre diejer Beweis gelungen, jo würde damit auch die Richtig- 
feit der Reinertragslehre für den jährlichen Betrieb erwieſen fein. 

Nehmen wir an, die deutjchen Staatöwaldungen wären in der oben 
bezeichneten Weile gegenwärtig vollftändig normal in der Umtriebszeit der 
größten Waldrente beftanden, jo würde jelbitverftändlidy deren Ueberführung 
zur Umtriebözeit der größten Bodenrente vorübergehend enorme Erträge 
gewähren, weil der angelammelte Holzvorrath in den über 60—70 Jahre 
alten Holzbeitänden nad und nach aufgezehrt werden müßte. 

Der Phantafie ift bei Berechnung diefer Mehreinnahmen der weitefte 
Spielraum gelaffen, je nachdem man für die Periode des Ueberganges 
einen größeren oder fürzeren Zeitraum annimmt. Der größte Nußeffeft 
würde jelbitveritändlich berausgerechnet werden Fünnen, wenn man den 
überjchüffigen Materialvorrat) nady den gegenwärtigen Marktpreijen in 
Geld veranſchlüge und annähme, daß derjelbe fofort an der Börje in 
zindtragenden Papieren, etwa 6 p&t. Amerifanern, angelegt werden fönnte, 
und wenn man dann nach dem Prinzipe der Herren Reinerträgler den 
jährlichen Ertrag des neben der Waldwirtbichaft herlaufenden Geldgeichäftes 
mit dem bedeutend reduzirten Waldertrage in einen Topf zufammenwürfe, 
und nun die Summe beider für den durch Ueberführung des Waldes zur 
Umtriebözeit der höchſten Bodenrente gefteigerten MWaldertrag ausgabe. Es 


Bodenerwartungswerthe der Staatöwaldungen des Dentichen Reiches ıc. 555 


ift ja immerhin möglich, dab ſich der eine oder andere phantafiereiche 
Kopf zu derartigen Problemen verfteigt. 

Ic will ed den Herren Reinerträglern, die ja befanntlicy dieſen Ueber— 
gang mit Vorliebe auszubeuten juchen, überlaffen, ihre hierauf bezüglichen 
Rechnungen auch auf das vorliegende Beijpiel audzudehnen, und will nur 
no in Bezug hierauf Folgended bemerfen. 

Preßler hat in feinem Schriften „Zum Zuwachsbohrer“ behauptet, 
dab der Reinertrag der preußiichen Staatöforften im Jahre 1880/81 
24 643 371.# oder 9,24 A pro Hektar betragen habe, er müßte aber im 
Vergleiche zur Waldrente der nach dem Meinertragd-PBrinzipe eingerichteten 
ſächfiſchen Staatöforiten 40 # pro Hektar mithin anftatt 244 Millionen 
1064 Millionen Mark betragen. Man vergleiche die Forftlichen Blätter 
von Grunert und Borgagreve. Februarheft von 1884. Der Betrieb der 
ſächfiſchen Waldungen, welche ſich dermalen in dem erwähnten Mebergangs- 
Zeitraum befinden jollen, ift mir nicht näher befannt. Borggreve er- 
läutert deren hohen Ertrag durch allmähliche Aufzehrung des zinjentragen- 
den Vorrathsüberſchuſſes und bezeichnet deshalb den Betrieb ald — 
Raubbau. 

Mag dem nun jein, wie ihm wolle. Soviel fteht feit, daß nach voll: 
zogenem Uebergange und der Aufzehrung ded Vorrathsüberſchuſſes jeden- 
falld eine Zeit eintreten wird, im welcher die Einnahmen aus den Wal- 
dungen auf den regelmäßigen und naturgemäß der Umtriebäzeit des größten 
Bodenerwartungswerthes entiprechenden Waldertrag beſchränkt find. 

Den Finangminiitern und Ständefammern, welche während des Ueber— 
gangs in dem höheren, dur Aufzehrung des Grundfapitals bedingten, 
Waldertrage gejchwelgt haben, möchten wohl alödann in hödyit unliebfamer 
Weile die Augen aufgehen. 

Wäre die Umtriebszeit der höchften Bodenrente in den deutichen Staats» 
waldungen jchon vor mehr ald 100 Jahren eingeführt geweien, jo fann 
man mit pofitiver Sicherheit annehmen, dab die dem Walde entzogenen 
Kapitalien längft würden aufgezehrt jein und man ftände deöhalb jeßt 
einfach vor der Frage: Iſt dad Einfommen, welches diefe Waldungen in 
der Gegenwart ergeben, größer oder Fleiner ald das frühere zur Zeit ber 
Umtriebözeit der größten Waldrente? 

G. Heyer entwidelt auf den Seiten 161 und 162 jeiner Wald: 
werthrechnung den Verluſt, welcher fih für den jährlichen Betrieb bei 
Einhaltung einer anderen, ald der finanziellen Umtriebözeit ergiebt mit 
Ausführlichkeit die Formel: 

("B — WB) (1,op! — 1) 
oder pro Hektar 


556 Bofe: 
("B — “B) (1,op" — 1) 


u 
wobei u die Umbtriebözeit des größten Bodenerwartungswerthed, u eine 
beliebige andere Umtriebözeit, "B, “B die diefen Umtriebözeiten entſprechen— 
den Bodenwerthe bedeuten. 

Für die Burkhardt’ihe Kiefern-Ertragstafel berechnet Heyer den 
Berluft folgendermaßen: 
Marimum ded Bodenerwartungäwerthes für u = 70; inkl. 
der jährlichen Koften nady obiger Tabelle A . . . 482,56 .# 
ab Kapitalwerth der jährlichen Koſten (V). . . . . 120,00 „ 
uB — Bodenwerth er. V. . . 362,56 M 
Bodenwerty bei u= 90, der Umtriebözeit der — 
Waldrente inkl. der jährlichen Koſten. . . . 387,94 M 
ab Kapitalwerth der jährlihen Koften . . . . . 120,00 „ 
uB — Bodenwerth erfl. v. 267,94 4 
daher jährlicher Verluft pro Hektar 
(362,56 — 267,94) (1,03°° - 1) 13,98, 
90 
Zu dem nämlicyen Rejultate gelangt man nach den Grundjäßen ber 
Neinertragätheorte durch folgende Betrachtung. Nach Anficht der Herren 
Reinerträgler beiteht der jährliche, wahre, täufchungsfreie, höchſte Rein— 
ertrag nur bei der Umtriebözeit der höchſten Bodenrente und ift mit dieſer 
identiich. 
Nach unjerem Beijpiele betragen: 
die Bodenrente inkl. V bei u= 70 482,56 x 0,03 = 14477 M 
z ’ „ bei u — 90 387,94x 0,03 = 11638 „ 
daher jührlicher Berluft pro Hektar = 2,839 M 
Diejer Berluft findet bei einer Betrieböflaffe von 90 ha im Ojährigen 
Umtriebe alle Jahre itatt und wächſt mithin im Laufe von 90 Jahren 
nach der bekannten Formel an 
uf 2839_(1,03°° — 1) 


"0,03 = 1258,6 
daher pro Iahr und Hektar m x = 13,98, wie oben. 


Nah der ©. Heyer’ichen Formel berechnet ſich für die übrigen zwei 
Holzarten der jährliche Verluft, welcher durch Einhalten der Umtriebözeit 
der größten Waldrente gegenüber der Umtriebözeit der hödyiten Bodenrente 
fi) pro Heftar ergeben joll, folgendermaßen: 


Bodenerwartungswerthe der Staatöwaldungen des Deutjchen Reiches ꝛc. 557 


Bude 
Be70 = 205,36 MH 
Be120 = 136,64 „ 
Differenz; = 68,72 M. 
7 120 _ 
Fährlicher Verluft pro Hektar = 88,72 Tl = 19,30 M. 
Fichte 
Be60 = 1106,59 # 
Be 100 = 751,48 „ 
Differenz; = 355,11 M. 
Sährlicher Verluft pro Hektar = NT a 64,70 M. 
Ich glaube nodymald darauf aufmerfjam machen zu follen, dab es 
für das Refultat gleichgültig ift, ob man die Bodenwerthe influfive oder 


erflufive von V nimmt. 





Tabelle C. 
Ueber den Berluft, der in den deutſchen Staatöwaldungen durd) Einhaltung der Umtriebe- 
zeit der größten Waldrente entftehen fol. 


Zährlicher Verluft bei Einhaltung 
Größe ber — von u des größten Durchſchnitts— 
Staatswald: | 9 ertraged im Bergleihe zu u ber 
Holzarten flächen oben- nrößten Bodenrente 
rente 





Hektare Jahre 














Buchhe 668 373 120 | 19,80 12 899 599 
Kiefer 1 986 918 0 | 18,98 | 27078114 
Bihtee 2... 1.027 567 100° | 64,70 | 66483585 

Summa 3 632 868 | | | 106 461 298 





Die vorftehende Tabelle ift ftreng nach der G. Heyer’ichen Vorſchrift 
auf Seite 162 jeiner Maldwerthrechnung berechnet. 
Während thatjählid baar in die Staatskaſſen jährlich fließen 
bei der Umtriebözeit der höchſten Waldrente 239 958 195 «# 
— . » Bopdenrente 193 720549 „ 
mithin bei leterer weniger. . 46 237 646 # 
ſoll nach Anfiht ©. Heyer's bei der erfteren dennoch im Vergleiche zu 


358 Boſe: 


letzterer eine Verluſtwirthſchaft von jährlich 106461298 MH betrieben 
werden. Das reime ſich zuſammen, wer es zuſammen zu reimen vermag. 
Ich ſpreche gewiß in dem Sinne der Mehrzahl meiner Berufsgenoſſen, 
wenn ich an die Herren Reinerträgler, die ja ganz ausgezeichnete Rechen— 
fünftler in ihrer Mitte zählen, die ganz ergebenite Bitte richte, ziffern- 
mäßig an dem vorliegenden Beiipiele die Richtigkeit der nad G. Heyer’s 
Vorſchrift berechneten Berluftwirthichaft nachzuweijen, aber nicht durdy Bor: 
führung der zum Uebermaße nad allen Richtungen hin ſchon ganz aus— 
führlich entmwidelten algebraiichen Formeln, deren Endrejultate einen ihrer 
Anficht entjprechenden algebraiichen Ausdrud ergeben, ſondern durch eine 
ziffernmäßige detaillirte Rechnung, wie man ſolche etwa einer Stände- 
fammer vorlegen Fönnte, um den in Folge Einführung des Umtriebed der 
höchſten Bodenrente herbeigeführten thatjächlichen Minderertrag der Wald- 
Einnahmen zu rechtfertigen und den Beweis zu führen, dab im Gegen- 
theile dad Einfommen aus den Waldungen in hohem Grade geftiegen jei, 
und ich erlaube mir hierüber noch Folgendes zu bemerfen. 
Preßler jagt auf Seite 27 feiner 7 Thejen der Forftwirtbichaft: 
„Man verjchließe vor Allem jein Auge nicht vor der wohl 
faum beftrittenen Wahrheit, daß jeder Werth, den wir dem Walde 
abwirthichaften, in unjerem eigenen, und fomit auch im Volks— 
haushalte mit durchichnittli 4 pCt. (jpäter ermäßigt) fortwächſt.“ 
G. Heyer vermag auf Seite 128 feiner Waldwerthrechnung den 
jogenannten Unternehmergewinn des jährlichen Betriebes mit demjenigen 
des ausjegenden nur dadurch in Uebereinitimmung zu bringen, dab er 
neben der Waldwirthſchaft eine auf Zinfen angelegte Summe her: 
laufen läßt. 
Lehr fagt auf ©. 414 der Forft- und Sagdzeitung vom Dezember 
1872 ſehr richtig zur Charakterifirung des Reinertragswaldbaues: 

„An Cinnahmen gehen ein in der zu betrachtenden Periode, 
einmal der am Bejtande jelbft erfolgende Zuwachs, dann die in 
diejer Zeit erzielten Zmilchennußungen, ferner die Zinfen des 
vorhin genannten Kapitaled, welches vor dem Jahre m der Wirth- 
ihaft entnommen und bis zu diefem Zeitpunfte auf den Betrag 
Da 1,op"—? außerhalb des Waldes angewachſen war. Dieje 
Zinfen wirft natürlidy nicht die Forſtwirthſchaft ab, jondern irgend 
ein anderer Ermwerbözweig, welchem eben jenes Kapital zugemwendet 
worden iſt.“ . 

Judeich jagt auf Seite 59 des 23. Bandes, Heft 1, des forftlichen 
Tharander Jahrbuches: 


Bodener wartungswerthe der Staatswaldungen des Deutichen Reiches ıc. 559 


„Sit die Wirthſchaft mit Kapital überlaftet, giebt in Folge 
deſſen einen großen Rob» aber geringen Reinertrag, jo muß die 
Steigerung des lebteren durch Herausziehen von Kapital dem 
Beſitzer entichieden aud ein größered Einfommmen ge= 
währen, voraudgeießt, natürlich, daß er die flüjfigen Ka— 
pitalien entſprechend anlegt.“ 

Die Herren Reinerträgler müffen eben, um ihre Theorien aufrecht zu 
erhalten, neben der Waldwirthichaft noch ein beſonderes Geldgeihäft ber» 
laufen laſſen und vermiſchen beide in ihren Rechnungen jo in einander, 
da fie den Nubeffeft der Waldwirthichaft nur nach dem Gelammtrejultate 
beider bemefjen. 

Die ſehr ed aber im Prinzipe der Neinerträgler liegt das wirkliche 
Einfommen aus dem Walde mit dem CEinfommen aus dem nebenher 
laufenden Geldgeſchäft zu verquiden und die Eumme beider alö Ein- 
fommen aus dem Walde zu bezeichnen, davon liefert ©. Heyer auf 
©. 170 feiner Waldwerthrechnung ein eflatanted Beiſpiel, indem er jagt: 

„Sndireft fann der Staat aber allerdings für die Beichaffung ded 
wahren und eingebildeten Holzbedarfs (beide laſſen ſich nicht trennen) 
jorgen, wenn er feine Wirthſchaft jo einrichtet, daß diejelbe den größten 
reinen Ertrag abwirft. Denn da leßterer, wenn auch nur mittelbar, ben 
einzelnen Staatöbürgern zu Gute fommt, jo erhalten diejelben hier— 
dur aus dem Walde jebljt den größtmöglidften Betrag, um 
für den Bezug des bemöthigten Holzes nad) eigenem Ermeſſen zu jorgen. 
Dieje Art der Waldwirthichaft führt aber auf die finanzielle Umtriebgzeit.” 

Meine an die Herren Reinerträgler gerichtete Bitte präzijire 
ich deshalb dahin: Die Berehnungen nad dem gewählten Bei- 
ſpiele jo ausführen zu wollen, daß die wirkliden Erträge aus 
den Waldprpduften vollftändig getrennt von den Zinjen aus 
den nebenher laufenden Kapitalien erjcheinen. 

Denn nur dadurch kann vollitändige Klarheit in die Tragweite der 
Neinertragslehre gebradyt werden. Sollte indejjen meinem Wunſche nicht 
entjprochen werden, jo muß man annehmen, dab gerade die hervorragenden 
Vertreter diefer Lehre eine derartige Aufklärung nicht wünſchen. 

Ausdrüdlid glaube ich aber nochmals hervorheben zu jollen, daß ich 
durchaus nicht den Fall im Auge habe, bei weldyem es ſich um deu Ueber» 
gang von der höheren Umtriebäzeit der größten Waldrente zur niedrigern 
Umtriebözeit der größten Bodenrente handelt, jondern den Fall, in welchem 
angenommen wird, daß die deutichen Stuaatöwaldungen nad) dem unters 
ftellten Beifpiele ſich vollftändig in der Umtriebäzeit der größten Boden- 


560 Grasmann: 


rente befinden, und deshalb das Einkommen aus denſelben weit größer 
ſei, als wenn fie in der Umtriebszeit der höchſten Waldrente bewirthſchaftet 
würden; — ein Fall, welcher im Laufe der Jahrhunderte nach vollzogenem 
Uebergange als ſtändig bleibend jedenfalls eintreten würde. 


Beobachtungen in Sichtenpflanzbeftänden'). 
Von fünigl. baver. Forftamtsajfiftent E. Grasmann in München. 
(Nebit einer Tafel.) 

Die im Laufe des legtjährigen Herbited dur Prof. Dr. Gayer 
bethätigten forftlichen Verſuchsarbeiten betrafen unter Anderem die Anlage 
von Lichtitands-Verjuchöflächen mit bejfonderer Bezugnahme auf die von 
Forftmeilter Wagener in dem Werfe: „Der Waldbau und feine Fort— 
bildung“ niedergelegten Vorjchläge. 

Zur Anlage ſolcher Verſuchsflächen waren vor Allem Beftände in 
Ausſicht genommen, weldye in verfchiedener Weiſe, durch natürliche Ver— 
jüngung oder durch Pflanzung, begründet, im Uebrigen aber unter gleich— 
artigen Verhältniſſen erwachſen waren und ſomit vergleichsfähig einander 
gegenüber geſtellt werden konnten. 

Gerade die Pflanzbeſtände ſchienen in Anbetracht des erhöhten Licht— 
genuſſes, deſſen ſie ſich von Jugend auf zu erfreuen haben, ganz beſonders 
geeignet zur Verwirklichung der Wagener'ſchen Ideen. Indem dieſe 
Beſtände zugleich Gelegenheit boten zu vergleichenden Unterſuchungen über 
die quantitativen und qualitativen Wachsthumsleiſtungen nach Maßgabe 
der Begründungsart, lieferten fie neues Material für die bereits vor drei 
Sahren begonnenen Unterjuchungen über die techniihen Eigenichaften 
unferer jüdbayeriichen Nadelhölzer, im Bejonderen über Qualität des 
Holzes in Saat: und Pflanzbeftänden. 

Dieje umfangreichen Arbeiten find zur Zeit noch nicht zum Abſchluß 
gelangt und joll bier der Veröffentlichung der bezüglidyen Unterfuchungs- 
Ergebnifje nicht vorgegriffen werden. Nachitehende Ausführungen jollen 


1) Wir nehmen die nadhftehende Abhandlung, welche vielfah auf Widerſpruch 
ftoßen wird, in der Erwartung auf, es möge ſich am dieſelbe eine eingehende Be: 
ſprechung der beregten Fragen knüpfen. Insbeſondere erjuden wir die Herren Fach— 
genofjen, im deren Berirfen die Pflanzung der Fichte ſchon längft Regel geworden 
ift, um gefällige Mittheilung ihrer Erfahrungen. Wir jelbit halten viele der von dem 
Herrn Verfaſſer ausgeſprochenen Anfihten für übertrieben oder ungutreffend, wenn wir 
auch im vielen, aber geeigneten Lagen der natürlichen Berjüngung der Fichte gern 
und ganz zuftinmen. Die Red. 


Beobachtungen in Fichtenpflangbeftänden. 561 


fih nur auf einzelne, bei Anlage beregter Verſuchsflächen gemwiflermaßen 
von felbft fi aufdrängende eigenthümliche Wahrnehmungen beichränten. 
Es foll nicht verſucht werden, die Licht: und Scyattenfeiten der Beſtands— 
Begründungsarten durch Pflanzung oder Naturbefamung einer erſchöpfenden 
vergleichenden Würdigung zu unterziehen, — ein ſolcher Vorwurf mürde 
den Rahmen diejer Zeitichrift weit überfteigen, — jondern ed liegt nur 
in Abficht, an beftimmten Dertlichfeiten (Korftamt Schongau, Biburg 
[Freiſing]), Eonitatirte thatſächliche Erjcheinungen objektiv mitzutheilen, 
deren vermuthlichen Urjachen und Folgen etwas näher zu treten und damit 
dad Intereſſe weiterer Kreile für den Gegenſtand wachzurufen. 


Beaftungd-Verhältniffe. 

Es find bier an erfter Stelle die Beaftungd-Berhältniffe ins Auge 
zu faſſen. Diefe nämlich bedingen erhebliche Unterſchiede der in ver- 
Ichiedener Weiſe, durch Pflanzung oder Naturbefamung begründeten Be- 
ftände. Im Crmangelung eines entiprechenderen Maßſtabes zur Bezeichnung 
des Beaftungs-Graded wurde verſucht, die Aſtholzmaſſe erft dem Gewichte 
nach und jodann mit Hilfe von Reduftiondzahlen nad) dem Volumen zu 
beftimmen. 

Hierbei ergaben fid) nadyftehende Rejultate: 


Trockene Grüne 




















Be⸗ = 
eihnung 
j der Art der Beftandesgrändung = | Aftbolzmafie 
Verſuchs = = pro Heltar 
— —————— = | ® | Seftmeter _ 
A. Forftamt Schongau. 
I Natürliche VBerfüngung. . » » 2... 11,52 | 86,84 
I Ballenpflangung - - - 2 2 0... 86,32 | 67,20 
Berband 1,75 x 1,17 m. 
B. Forftamt Biburg. 
I Natürliche Berjüngung.. -» » 2 2... 12,57 | 37,62 
u Pflanzung mit wurzelfreien Pflanzen. . 31,29 | 77,70 


Berband 2,10 x 1,17 m. 





Wenn nunmehr ald erfted und für Nadelwald ausjchliekliches Ziel 
aller wirthichaftlihen Beitrebungen die Erziehung von Nubholz anerfannt 
ift, jo gewähren dieje für die trodenen und grünen Aftholzmaffen ge— 
fundenen Zahlen im Zufammenhalte mit dem im Walde ſich darbietendem 

Gorftwiffenichaftlihes Gentralblatt. 1886. 40 


962 Gradmann: 


Anblide ein wenig erfreuliches Bild und eröffnen einen beforgnißerregenden 
Ausblid in die Zukunft diejer Pflanzbeitände. 

Während in dem aus natürlicher Verjüngung hervorgegangenen 
Beitande längs des Schafted nur da und dort ein dürred Aeſtchen fich 
findet, das meiſt jchon bei leichtem Fingerdrud bricht, find die einzelnen 
Individuen des Pflanzbeitandes bis ind vorgerüdte Alter — im vorliegen- 
den Falle mit 45 Jahren noch — bis auf den Boden herab und bier 
gerade am meijten mit jehr fräftigen, äußerft zähen, jedem Werkzeug 
ſtarken Widerftand leiftenden trodenen Aeften dicht bejeßt und wie mit 
einer Wehr umgeben. Die Zeriegung diejer Aefte gebt jehr langjam vor 
fi), jo daß fie bei dem rajchen Dickenwachsthume des Schaftes zum Theil 
in denjelben einwachſen, häufig jogar, ehe fie die Rinde abgeftoßen haben 
(Zaf. HU, Cb u. Eb). Dieje aber unterhält die Verbindung nach aufen 
und gewährt den verichiedenen Kranfheitäfeimen Eingang in dad Innere. 
Während die eingewachjenen Aelte (Hornäfte) befanntlid der Zerfegung 
am längiten widerftehen, wird der Holzkörper des Schaftes durch die 
neben den Weiten eindringende, nad oben und unten weiter geleitete, 
humifizirende Flüſſigkeit raſch zerſetzt. 

Es war nicht unintereſſant, die Gewichtsunterſchiede der Trockenäſte 
auf den verſchiedenen Verſuchsflächen mit einander zu vergleichen. Hierbei 
ergab ſich, daß das im Walde erhobene ſpezifiſche Gewicht der Trockenäſte 
eined Stammes im Naturbeitande 0,61 und im Pflanzbeftande 0,67 be- 
trägt, das ſpezifiſche Gewicht der jogenannten Hornäfte fteigt bis zu 1,04, 
fteht aljo über dem Gewichte unjerer jchwerften einheimifchen Hölzer wie 
der Eiche zu 0,86, der Eibe zu 0,84. 

(Die Pflanzbeftände zeichnen fich jomit nicht blos durdy eine 
größere Mafje an Aftholz, ſondern auch deflen bedeutendere 
Schwere und Dauerhaftigfeit vor den Naturbeftänden aus. 
Dagegen befigt bier, wie jpäter zu zeigen, dad Schaftholz 
einen dichteren und feiteren Bau gegenüber dem leichten und 
ſchwammigen Holze der Pflanzbeitände). 

Abgejehen von Gefährdung der Gejundheit des Holzkörperd durch 
die einwachjenden, abgeitorbenen Aeſte wird das Holz der Pflanzbeftände, 
bejonderd im unteren wichtigeren Schafttheile und namentlidy bei den 
dbominirenden, das Haubarkeitsalter vorausfichtlicy erreichenden (I. bis 
DI. Kraft’ihen) Stammflafjen !) in einer Weile von Aeften durchſetzt, 
daß deſſen Nußholztüchtigkeit ernftlich in Frage geftellt wird. Dieje wird 


1) Kraft, Beiträge zur Lehre von den Durkforftungen. ©. 22. 


Beobachtungen in Fichtenpflanzbeitänden. 563 


aber nachgerade audgeichloffen durch die auf den bezeichneten Dertlichkeiten 
(Schongau, Freifing) To häufig auftretende Bildung von Doppelgipfeln. 


Doppelgipfel. 

Obwohl die Erjcheinung der Doppelgipfel-Bildung in charafteriftiicher 
Weiſe in allen Pflanzbeſtänden, bejonderd häufig aber bei weiterem DBer- 
bande auftritt, jo daß man fich bereit da und dort veranlaßt ſah, ſolche 
Doppelgipfel auszuichneiden, jo dürfte dem Gegenftande doc; biäher im 
Allgemeinen nicht die gebührende Aufmerfjamkeit gewidmet worden jein. 
Derjelbe erjcheint indeh wichtig genug, um ihn an diefer Stelle einer 
eingehenden Prüfung zu unterziehen. 

Prof. Dr. Robert Hartig weilt in feinem Lehrbuche über Baum— 
franfheiten ©. 161 darauf hin, daß die Fichtenpflanze im Einzelftande 
(in der Pflanzichule) im 3. oder 4. Jahre einen doppelten Höhentrieb zu 
entwideln pflege). ine jolde Bergabelung oder Zwillingsbildung 
wiederholt ſich indeß bei freiltändigem Erwuchſe (wie in Pflanzungen) 
und bejonderd unter günftigen Standorts-BVBerhältniffen in jpäteren Jahren 
nody öfter, wenn auch in der Mehrzaht der Fälle die unter dem Namen 
„Zwieſel“ befannte Bildung auf jene erftmalige Theilung des Gipfel: 
triebes zurüdzuführen ift, indem bier regelmäßig beide Gipfeltriebe längere 
Zeit ebenbürtig nebeneinander fortwachſen. 

Die Entjtehung diejer Doppelgipfel mag häufig durch Froſt-, Wild», 
Inſekten- oder Schneedrud-Beihädigungen veranlaht fein. Wären jedoch 
derartige Verletzungen die einzigen Entſtehungsurſachen, fo ließe ſich nicht 
wohl einjehen, warum die Doppelgipfel-Bildung in natürlidy verjüngten 
oder Saatbejtänden, wie thatſächlich der Fall, viel jeltener auftritt. Es 
muß daher nad einem anderen Grklärungdgrunde geſucht werden und 
diejer liegt vielleicht jehr nahe. 

Die im unbeichränften Wachsraume erzeugte Ueberfülle von Bildungs- 
ftoffen, verleitet die Pflanze gewiſſermaßen zu ſolchen Wuchdertravaganzen. 
Lichter Stand von Jugend auf begünftigt überdied die Verzweigung oft 
bis zur völligen Auflölung des Schaftes in Aeſte. Viele zur Aftbildung 
geneigte Holzarten (Weib- und Roth-Buche, Eiche u. |. w.) entmwideln im 
geichloffenen Beſtande ganz normale Schäfte, während fie im Freiftande, 
wenn nicht zu bufchförmigem Wuchſe herabfinfen, jo doc ihren Schaft 
in geringer Höhe vom Boden in eine größere oder geringere Anzahl von 
Aeſten theilen. Auch die Fichte mit ausgeſprochendſtem Schaftwachäthume 


1) Berf. hat in 3—5 jährigen Verſchulungen Häufig 50 p&t. mebrgipfeliger Pflanzen 
angetroffen. Im biefigen forſtlichen Verſuchsgarten zeigen von Gjährigen, ſehr kräf— 
tigen, in Pflanzſchulen erzogenen Fichten TO pCt. Doppelgipfel. 


* 


564 Grasmann: 


zeigt im Einzel- oder Freiftande, ſich jelbit überlaffen, im befchränften 
Maße dieje allgemeine Erjcheinung durch Bildung doppelter Gipfel. 

Es ift wohl anzunehmen, daß diejelben Einflüffe auch in vorliegenden 
Pflanzbeitänden fſich geltend gemacht haben, denn es find hier die einzelnen 
Individuen, wenn auch nicht im förmlichen „Sreiftande”, jo doch in fo 
lichter Stellung erwachſen, daß fie faft gerade in der wichtigften Wachs— 
thumsperiode, in ihrer Jugend, des weſentlichſten Faktors für eine natur— 
gemäße und zwedentjprechende Entwidlung des jo nothwendigen Beſtands⸗ 
ichluffes, entbehren mußten. 

Dhne im Weiteren auf die Urſachen der Entftehung dieſer Doppels 
gipfel näher einzugehen, laffen fich vielleicht folgende Formen ihred Auf: 
tretend unterjcheiden: 

I. Es fönnen gleichzeitig aus dem lebten Knoſpenquirl zwei Gipfel- 
triebe fidy entwideln!) (Zaf. II, A 1). 

Dieſe wachen ald primäre Gipfel entweder 

a) bis zu höherem Alter ebenbürtig neben einander fort, oder 

b) der eine Gipfel wird früher oder jpäter von dem anderen im 
Wachsthum überholt und theilt das Schickſal der Seitentriebe (Aeſte), 
indem er mit dem allmählichen Emporrüden des Kronenförperd zum Ab» 
fterben gelangt. 

ad a) Auf die erftere Entitehungdart find wohl in der Regel die 
berührten Zwiefelbildungen zurüdzuführen. Bejonderd auf Berfuchöfläche 
AI (fiehe Tabelle, Seite 561) zeigen jehr viele Stämme eine folde 
BVergabelung; bei manchen wiederholt ſich diefelbe in allen Höhen, — mehr 
oder minder ſymmetriſch — bis zu fünfmal. 

Der Nubholzwerth joldher Stämme wird in verichiedenem Grade be— 
einträchtigt, je nach der Stelle am Schaft, wo die Verzweigung ſich be= 
findet und nad) der Häufigkeit der Wiederholung. Durch Anſammlung 
von Regenwaſſer, Laub und Nadeln, Rindenjchuppen u. |. w. entiteht 
innerhalb der Gabel eine förmliche Faulftelle, weldye — wenn auch lange 
Zeit lofalifirt — die Gejundheit ded darunter liegenden Holzkörperd ges 
fährdet und im fpäteren Alter deffen Zerjegung herbeiführt. 

ad b) Bedenklicher ift ed zumeift, wenn der eine Gipfel im Wachs— 
thum erheblich zurüdbleibt und ſchließlich abſtirbt. Diejer Fall kommt 
in feinen Folgen der Gipfelbildung ſekundärer Art (Ic) gleich. 

U. Als Gipfelbildung fefundärer Art möchte ed nämlich anzuſehen 
jein, wenn mit ober ohne vorgängiger Bejeitigung ded primären Gipfels 


1) Um die Betrachtung nicht zu fompliziren, jol bier und für die Folge von 
gleichzeitiger Bildung von mehr ald zwei Gipfeln abgejeben werden. 


Beobachtungen in Fichtenpflanzbeftänden. 565 


ein ober zwei Seitentriebe zu Gipfeltrieben fich aufrichten. Es find bier 
drei Bälle zu unterjcheiden. 

a) Es kann bei ganz normaler Entwidelung der Gipfellnofpe eine 
derſelben zunächſt fitende Seitenfnojpe zu einem jefundären Gipfel ſich 
ausbilden (Zaf. I, A ID. Der entitehende Trieb behält anfangs nod) 
ben Charakter eines Geitentriebes bei, ftellt ſich aber bereitd zwijchen den 
eigentlichen Gipfel (Schaft) und die in einem Winkel von 45— 90° von 
demjelben abftehenden Seitentriebe. Nach und nach nimmt er in Ver— 
zweigung, Zuwachs u. ſ. w. die Eigenthümlichfeiten eines Gipfeltriebes an, 
entwidelt namentlich ein lebhafte Längenwachsthum, wobei er fidy mehr 
und mehr an den Schaft anjchmiegt, denjelben zuweilen in weiten Win- 
dungen umjchlingend oder peitjchenförmig von ihm abftehend. In der 
Regel ftirbt joldy ein fefundärer Gipfel jchon nach einigen Jahren wieder 
ab oder er fehrt zur urjprünglichen Rolle eines GSeitentriebes wieder zurüd, 
indem er ftatt der quirlftändigen, wieder eine mehr oder minder gegen- 
ftändige Berzweigung annimmt. 

b) Geht der Gipfel aus irgend einer Urſache zu Grunde, wird er 
beijpielöweije in der Jugend vom Wilde abgeäft, oder bei Schneedrud!) 
gebrochen, oder endlich durch Froft- und Inſekten-Beſchädigung im Wachs— 
thum zurüd gehalten und zum Abfterben gebracht, jo tritt ein Seitentrieb 
an deſſen Stelle (Zaf. IL, Fig. A IIIa u. b). Es ift Died wohl die 
häufigite Art jefundärer Gipfelbildung. Bei Abortirung jchwacher, ein- 
bis zweijähriger Gipfel wird die normale MWeiterentwidelung der Pflanze 
unerheblicdy geitört, zumal wenn der urjprüngliche Gipfel bis zum lebten 
(oberften) Duirl herab, d. h. bis zur Bafis des zum neuen Gipfeltriebe 
fich aufrichtenden Seitentriebes bejeitigt ift. In diejem Falle verjchwindet 
nämlidy mit zunehmendem Dickenwachsthum die anfänglich bayonettförmige 
Krümmung ded jefundären Gipfeld jehr bald, und die raſch überwallte 
Wunde erjcheint im Innern des Holzförperd ald eine faum merfliche 
Fehlſtelle. 


1) Im verfloſſenen Winter 1885/86 betrafen die Schneedruckbeſchädigungen im 
Forftamte Biburg im Pflanzbeftande 9—13 pE&t., in natürlicher Verjüngung (tim 
Borjahre ſtark gelichtet) 6 p&t.; Eurasburg im Pflangbeitande 19 pGt., in natür: 
licher Verjüngung (jüngft durdforftet) 8 p&t.; Freifing im Pflanzbeitande 15 pCt., 
in Saat auf Durdforftungsveriuhsflähen 04—1 pCt. der Gelammtitammzahl. — 
Die Beihädigungen in den natürlichen VBerjüngungen oder Saaten beftanden meift 
in einem bogenförmigen Krümmen oder volftändigen Umbdrüden, in den Pflanzbeitänden 
in einem Entgipfeln der Stämme Nur eine geringe Anzahl diefer entgipfelten 
Stämme wird wegen vollftändigen Verluſtes der Krone aus dem Beftande ausjheiden, 
die größere Zahl wird ſekundäre Gipfel bilden. Näheres über Schneedrudbeihädi- 
gungen im Winter 1885/86. ©. Allgem. Forft: und Zagdzeitung. 1886. 





566 Grasmann: 


Wenn dagegen der verlehte oder abgeftorbene Gipfel lange Zeit er 
halten bleibt, oder wenn ein älterer (ftärferer) Gipfel zum Abfterben ge- 
langt und ſomit ein mehrjähriger, ftärferer Seitentrieb, deſſen Stelle über: 
nehmen muß, fo erhält fich die charakteriftiiche Krümmung des fefundären 
Gipfeld bis in das jpätefte Alter des Stammes und zugleich bildet fich 
an ber Bafid des trodenen Gipfeld dur Anſammlung bumifizirender 
Flüffigfeiten, und in Zufammenwirfung mit den bereitd auf friſcher Wunbd- 
ftelle eingedrungenen Pilzleimen von trametes pini, jowie unter Zutritt 
von Saprophitiihen Pilzen ein Zerjeßungäheerd, der durch Einwachſen 
des abgeftorbenen Gipfeld im Inneren des gejunden Holzkörpers weiter 
und weiter fich auöbreitet. 

c) Nicht felten richten ficy für den abgeftorbenen primären Gipfel 
zwei Geitentriebe zu jefundären Gipfeltrieben auf (Taf. II, Fig. A IV). 
Hierdurdy kann nun die bereits erwähnte Zwiejelbildung in neuer Form 
veranlagt werden, häufiger jedoch wird der eine der beiden Gipfel im 
Wachsthum bald erheblich zurücdbleiben, von dem anderen — an der ge 
meinjamen Bafid beginnend — umjcloffen werden und abiterben. In 
diefem Falle entitehen jomit zwei FSehlftellen: die eine durch Abortirung 
des primären Gipfeld, die zweite durdy dad Einwachſen des einen ſekun— 
dären Gipfel in den Schaft des anderen. 

So verjchiedenartig die Entitehungsweile diefer Doppelgipfel ift, jo 
übereinftimmend find die Gricheinungen ihres fchädigenden Einfluffes auf 
die Gejundheit des Stammes. Diejelben wurden vorftehend bereitö mehr- 
fady angedeutet und laſſen fi allgemein!) dahin zufammenfajjen: In 
Folge des energijchen Didenwachsthums ded Hauptgipfeld (Schaftes) wird 
der Nebengipfel (Taf. II, Fig. Ba) meift nody im grünen Zuftande von 
erfterem umſchloſſen und jeiner Längsrichtung nach eingeflemmt. Gr 
gelangt nad einiger Zeit zum Abjterben und bildet in rajcher Zerjegung 
am Stammumfang einen förmlidyen Napf zur Anjammlung verjchiedener 
fäulniß » erregender und =fürdernder Stoffe. Dieje dringen immer weiter 
in den Stanım ein, erft nur durch die zwilchen Holzkörper des Schafies 
und eingewachlenem Gipfel verbliebene, theilweiſe mit Rinde ausgefüllte 
Kluft (Taf. IL, Fig. Be, Ce, De, Ee) jpäter durdy den raſch zerſetzten 
Holzförper des Gipfels jelbit (Taf. II, Fig. Ba, Ca, Da, Ea). 

Im Querſchnitt zeigt ein ſolcher Gipfel ziemlich kreisförmig verlaufende, 
vorherrichend aus Frühjahrsholz beftehende Sahrringe (Zaf. II, Sig. Ba, 
Ca, Da, Ea). Die eingewadyjenen Aeſte unterjcheiden ſich deutlich bier- 


1) Die eigentlihe „Zwiefelbildung“ wird als eine jeltenere jpezielle Erſcheinung 
der Doppelgipfelbildung zu betrachten jein. Siehe I, ad a. 


Beobachtungen in Fichtenpflangbeftänten. 567 


von durch die ftetö jehr engen und elliptifch verlaufenden Sahrringe (Taf. II, 
Fig. Cb, Eb). 

Der an der Imnenjeite des Gipfeld gegen die Schaftare zu liegende 
Rindenſpalt (Zaf. II, Fig. Be, Ce, De, Ec) erideint auf dem QDuer- 
Ichnitt in Form eines die fonfave Geite dem eingewachjenen Gipfel zu— 
fehrenden Halbmonded, der durd; eine Berbindungdlinie der Marfröhren 
in zwei annähernd gleiche Theile zerlegt wird. Weniger regelmäßig Ingert 
fi die Rinde um die eingewachſenen Aeſte. Dieje find häufig von 
allen Seiten mit Rinde umgeben, dody findet ſich ſtets die ftärfere Rinden- 
Ichichte gegen die Schaftare zu gelagert (Taf. II, Fig. Cd, Ed). 

Bon der Stelle aud, wo der eingewachſene Gipfel aus dem Schaft 
bervortritt, verlaufen am Stammumfange zwei nad) unten divergirende 
Rintenmwülfte (Zaf. II, Fig. Bbb). Unterhalb derſelben iſt nad dem 
äußeren Anjehen des Schaftes nichts wahrzunehmen, was auf einen inneren 
Schaden fließen ließe. Der durch den abgeftorbenen ®ipfel und mehr 
noch durch den Rindenſpalt hergeftellte Leitungsweg der Zerfegungsftoffe 
jet fid) jedoch menigitend bis zum nächſten Aftquirl fort. Im vor: 
geſchritteneren Fällen zeigen fich bereitd unterhalb deifelben wie anſchließend 
an die Rindenfluft die Anfänge der Zerjeßung in braunen bis ſchwarzen, 
wie von Tinte herrührenden Fleden. 

Das raſche Didenwahsthum der Stämme im Pflanzbeftande fördert 
allerdings die Ueberwallung erwähnter Näpfe und Gipfelrefte. Damit 
hört nun wohl die Zuführung neuer Zerjeßungsftoffe von außen auf, aber 
der bereitö vorhandenen Schaden kann nicht mehr behoben werden, greift 
vielmehr begünftigt durch die Wafjerleitung im Holzförper ftetö weiter 
und weiter um fih. Gerade dem raihen Wachsthume ift es zuzufchreiben, 
dab Aefte, Gipfel in den Schaft einwachſen ehe fie fich bis zu einem 
Grade zerſetzt haben, dab fie vom lebenden Holzkörper abgeſtoßen werden 
fonnten. 

Sämmtliche jeit der erften bezüglichen Wahrnehmung unterjuchten 
Pflanzbeitände zeigten unverfennbar die Neigung zu diefer Doppelgipfel- 
bildung. Auf Verſuchsfläche A II ift kaum ein Stamm der I. bis III. 
Stammklaſſe ohne diejelbe zu finden, bei manchen Eremplaren ergab die 
Abzählung am äußeren Stammumfange über 20 folder Doppelgipfel. 
Der Ipeciell zur Unterfuhung gezogene Stamm, dem beigefügte Abbildun- 
gen entnommen, zeigte 11 trodene und drei zur Zeit der Aufnahme noch 
grüne Gipfel (Zwielel). 

Es ift wohl nicht abzujehen, dab aus einem joldhen Stamm im Hau: 
barfeitdalter auch nur ein wenige Meter langer gejunder Abjchnitt ge— 
wonnen werden fann. 


568 Grasmann: 


Diefe Doppelgipfelbildung ſchließt aber, wie bereitd angedeutet, noch 
einen weiteren Uebelſtand in fih. Im Folge der anfänglich bayonett- 
artigen Wuchsform der primären Doppelgipfel wie der zu fefundären 
Gipfeln ſich aufrichtenden Seitentriebe erleidet der Schaft eine Krümmung, 
weldhe ſich zwar mit zunehmender Gritarfung mehr und mehr verliert, 
doch erjcheint die Schaftare des Stammes aud im höheren Alter noch 
an der Bafi der verjchiedenen Doppelgipfel ſtets von der geraden Linie 
abgelenkt und ebenjo oft im ftumpfen Winkel gebrochen als Doppelgipfel 
vorhanden waren. Man bemerft dies bejonderd auffallend nah Fällung 
und Entaftung der Stämme, 

Es iſt einleucdhtend, dab ſolche abjäßig erwachlene Stämme viel 
ichwieriger ald Nutzholz verwerthbar find als die biäweilen einjeitig (jäbel- 
förmig) gefrümmten oder jelbit in gewundenen Krümmungen verlaufenden 
Schäfte der Naturbeftände. 

An dieſer Stelle iſt vielleicht die Frage angezeigt, ob nicht die be- 
regten Mipftände dadurch zu beheben wären, daß man ſolche mißgeftaltete, 
bei aller äußeren Ueppigfeit innerlidy bedenklich franfe Stämme im Durch: 
forftungswege entfernt? Diefe Frage ift entjchieden zu verneinen. Befannt- 
lid) hat der Durd;forftungsbetrieb im Pflanzbeftande überhaupt ein ſehr 
beichränftes Feld. Er mühte fich bier gerade auf die fräftigiten, zuwachs— 
tüchtigften Individuen erftreden, da diefe vornehmlich die Doppelgipfel- 
bildung zeigen. Welchen Umfang ein joldyer Aushieb annehmen müßte, 
erhellt, wenn man nur eine einzige leicht Eonftatirbare Entſtehungsurſache 
der Doppelgipfel in's Auge fabt, nämlich den Schneedrud. Die Beichäbdi- 
gung ift — wenigftend im Stangenholzalter — noch mäßig zu nennen, 
jo lange dabei nur 10 p&t. der Stämme des Hauptbeitandes entgipfelt 
werden. Nimmt man nun an, dah fidh diejelbe während des Beftandö- 
lebend nur einige Male wiederholt, jo leuchtet ein, wie wenig Stämme 
der herrichenden Stammklaffen überhaupt unbeſchädigt bleiben und von 
der Art verichont werden Fünnten. 

Zur Prüfung der oben aufgeitellten, vorerit allerdings noch auf 
mäßiges Material ſich ftühenden Behauptung über die Häufigkeit des 
Borfommens folder Doppelgipfel wird eine oberflächliche Betrahtung der 
Pflanzbeftände nicht unter allen Umftänden genügen. Denn gerade bie 
zur Doppelgipfelbildung neigenden herrihenden Stämme umgeben ſich — 
wie um ihre Schande zu verhüllen, — mit einem Wuft von Weiten, fo 
daß eingewachjene Gipfel und hierdurd bedingte, jelbit auffallende Miß— 
bildungen des Schaftes faum mehr in die Augen fallen. Es wird daher 
nothwendig fein, einzelne Stämme zu fällen und zu entalten, um die ab« 
ſätzige Wuchsform zu erjehen, dann am verjchiedenen Stellen zu durch— 


Beobahtungen in Fichtenpflanzbeftänden. 569 


fchneiden, um auf die eingewachjenen Aefte und Gipfel und die hierdurch 
veranlaßten Fehlftellen zu fommen. Denn lebtere verrathen ſich nad) er- 
folgter Ueberwallung äußerlich durch feinerlei Auftreibungen oder jonitige 
Unregelmäßigfeiten des Scyaftes. 


Rotbfäule. 


Eine weitere jehr bedenkliche Erjcheinung in den unterfuchten Pflanz- 
beftänden ift das hohe Progentverhältnik am Stode anbrüdiger Stämme!). 

(Allerdings ift Roth- (Stod=) Fäule vereinzelt auch auf den natürlich 
verjüngten Flächen, 3. B. in Schongau, zu beobachten und man wird bier 
fein Urtheil mit Borfiht abzugeben haben, und dafjelbe nur auf voll- 
fommen vergleichsfähige Objekte bejchränfen dürfen. Man wird feines- 
falls unjere zwar durch Naturbefamung entitandenen, aber überreifen und 
rüdgängigen Altholzbeftände in Betracht ziehen dürfen, noch auch joldye 
jüngere, natürlichen Verjüngungen, wo jchledyte, bei Fällung und Bringung 
beihädigte Vorwüchſe zum Einwachſen gelangten. Man wird vielmehr 
zur Bergleichung ſolche Beitände zu wählen haben, bei welchen nidyt eine 
Reihe wirtbichaftlicher Fehler voraudgejeßt werden muß, jondern wo eine 
umfichtige Wirthichaft die natürliche Verjüngung zur rechten Zeit ein- 
leitete und in der entiprechenden Weiſe durchführte). 

Die Stämme in den bezüglichen Pflanzgbeftänden zeigen häufig Harz- 
austritt, jowie unförmliche Anjchwellungen an dem meift etwas jpann- 
rüdig erwachſenen unteren Schafttheile. Dadurch wird ein innerer Schaden 
angedeutet und die Vermuthung nahe gelegt, dab derjelbe auf die gerade 
an diefer Stelle jehr zahlreid mit Rinde eingewachjenen Aeſte zurüdzu- 
führen fei. Außerdem dürfte die Erſcheinung durch Wurzelfranfheit zu 
erflären jein. Diefe nun fann veranlaßt fein durch die unvermeidliche 
Verwendung an den Wurzeln beſchädigten Pflanzmaterialed oder durch 
hohen Bindigfeitögrad des Bodens. 

(Was lebteren Punkt anlangt, jo möge folgender Erklärungsverſuch 
geitattet jein. Im Naturbeftande wird der Boden von zahlreichen 
Wurzeliträngen den Reiten der vorigen Generation durchzogen. Died und 
mehr noch die abfterbenden Wurzeln der zahlreichen im natürlichen Aus- 
ſcheidungsprozeſſe untergehenden Individuen der nunmehrigen Beftodung 
bedingen mit jonftigen unzerjeßten Pflanzenreften — (Laub und Nadeln, 
Rindenftüde, Haus und Sägeſpänen u. |. w.) einen vorzüglicyen Loder- 
heitözuftand des Bodens mit entſprechender Luftzirkulation. Der Loder- 


1) Vielfach audy ſchon anderwärts Eonitatirt. — des böhmiſchen Forſt⸗ 
vereins 1888. €. 49. 


570 Grasmann: 


heitägrad des Bodens in dem auf der ausgehagerten Kahlfläche begründeten 
Pflanzbeftande dagegen ift befanntlid, — wenn auch zur Zeit ber 
Beftandsgründung noch entipredhend, — jo doch in der Folge ein ſehr 
ungünftiger und bei einigermaßen ſchweren Böden die Durchlüftung eine 
jo ungenügende, daß die Pflanzenwurzeln in Ermangelung des nöthigen 
Sauerftoffed geradezu erftiden müffen). 

(Die Berechtigung dieſer Anjchauung wird im überzeugender Weile 
durch Bodeneinjchläge beftätigt, ferner durch die namentlich bei bindiger 
Konfiftenz nicht felten zu machende Wahrnehmung, dab die Fräftigften 
Pflanzen ohne bejondere äußere Urfadye wie Sturm, Schneedrud, un— 
mittelbar über dem Boden, oder vielmehr aus dem Boden heraus — 
brechen und unter den Ericheinungen hochgradiger Stod- und Wurzel 
fäule umfallen.) 

Man nimmt vielfah an, dab die Rothfäule nur in ſolchen Pflanz— 
beitänden bejonders häufig aufträte, welche auf vordem landwirtbichaftlich 
benußten Boden begründet wurden. Gin Grund für diefe Annahme ift 
indeß wohl ſchwer einzujehen, zumal wenn man nad) der eriten Urjadye 
der Entitehung der Krankheit forfchen will. Es ift ja nicht zu zmeifeln, 
daß der urjprüngliche günftige Loderheitäzuftand des Adergrundes den 
Pflanzen nur furze Zeit zu Gute fommen kann, da der Boden fidh, wie 
bei der Brache) bald mindeftend ebenjo ſehr jeßt und erhärtet wie jahre: 
lang kahl liegender Waldboden, — daß ſomit die Luftzirfulation bald eine 
jehr mangelhafte fein wird. Ferner ift Klar, daß in Pflanzbeftänden auf 
früherem Aderlande die Auöbreitung der Rothfäule im Holjkörper, die 
Entwidelung der hierbei betheiligten Pilze und damit der ganze Verlauf 
des Zerjeßungsprozeffed durch das meift üppige, raſche Wachsthum und 
die hierdurch bedingte geringe Dichtigfeit und Widerftandsfraft des Holzes 
begünftigt wird. 


Dualität des Holzes nad äußeren Merfmalen. 


Was nun die Dualität des gefunden, aftreinen Holzes der Pflanz» 
beftände verglichen mit jenem der Naturbeftände anlangt, jo ergaben fidy 
auch bier ohne eingehendere Unterfuchung jchon namhafte Unterjchiede. 

Schon die durdy Aftanjchwellungen, Doppelaipfel u. j. w. äußerlich 
deformirten Schäfte, die raube, grobſchuppige, dunfle, an den Aſtquirlen 
Iichwarzfledige Berindung der Pflanzbeftände gegenüber den cylindrijchen, 
glatten, hellfarbig berindeten Schäften der Naturbeftände ließen auf das 
„feinere" Holz der letzteren fließen. Der Unterjchied der Qualität ergab 
hd ferner jchon bei Bearbeitung des Holzes mit den gewöhnlichen Holz- 
bauer-Werkzeugen. Das Holz der Pflanzbeitände jchnitt fich ſehr weich, 


Beobachtungen in Fichtenpflangbeftänden. 571 


gab grobe Sägeipäne und raube, mellige Schnittflächen, dad Holz der 
Naturbeftände jchnitt fich hart, gab feine Sägeſpäne und glatte, ebene 
Schnittfläche, dort fpaltete ſich das Holz meift in gedrehten, rauhen, 
mujchelartig gebrochenen und zeriffenen Slächen, bier in meilt ebenen Spalt- 
flächen mit gleichymäßigem Sajernverlauf. 

(Das Alter bedingt befanntlich bei der Fichte feinen Dualitätsunter- 
jchied des Holzed. Es kann hier von einem „Außreifen“ oder einer Ver— 
fernung — wie bei der Lärche, Föhre — feine Rede fein. Der fertig 
gebaute Fahrring vermindert nur im Laufe der Zeit feinen Waſſergehalt 
und verliert damit an Gewicht, bleibt aber im Uebrigen bis zum Eintritt 
von Zerſetzungs-Erſcheinungen vollftändig unverändert. Es kann daher 
dad Holz des Pflanzbeitanded mit dem Alter feine Steigerung der Tualität 
erfahren.) 

Die Jahrringe müſſen begreiflicherweife im Pflanzbeitande von innen 
nad außen an Breite abnehmen, Es tft durdy das rajche Jugendwachs— 
thum bedingt, dab bei fteigendem Flächenzuwachs gleichwohl die Jahr: 
ringbreite von innen nad) außen abnehmen muß. Es beſitzt daher hier — 
von Ausnahmen bei den niederen Stammflaffen abgejehen — der wichtige 
zentrale Holzförper die geringfte Dichtigkeit'). Im Naturbeftande ift 
dad Verhältniß umgekehrt, oder, was noch günftiger, die Jahrringe bleiben 
fih an Breite gleih. (Es liegen bier ald überzeugende Beweije für das 
Gejagte, eine Reihe aus den verjchiedenften Dertlichfeiten bezogener Stamm- 
abjchnitte vor.) 

Dad durch Gleichmäßigkeit ded Baued ausgezeichnete Material zu 
mufifaliichen Inftrumenten, feineren Spaltwaaren u. ſ. w. kann bekanntlich 
nur in natürlidy verjüngten femelwaldartigen Beſtandsformen (Urwäldern, 
Hochgebirgäwäldern) gewonnen werden. 


* * 
* 


Sollten vorſtehend niedergelegte Beobachtungen ſich allgemein oder 
doch in weiterem Umfange beſtätigen, ſo dürfte man wohl der ernſten 
Beſorgniß ſich nicht verſchließen, daß von Pflanzbeſtänden kaum viel 
Beſſeres zu erhoffen iſt als Brennholz, keinesfalls jenes „reine“ fein— 

1) Die Jahrringbreite kann allerdings nur bedingt — ceterio paribus — als Maß— 
ftab für die Dichtigkeit des Holzed angenommen werden. Letztere erjcheint ald eine 
Funktion der Ernährungsverbältnifje und ift nicht fo fehr von der Ringbreite als viel 
mehr vom Baue der einzelnen Organe, von dem Berbalten des Frühjahrs- zum 
Sommerholze abhängig. Doc auch von diefem Standpuntte aus betrachtet, befißt 
das Holz der Pflanzbeftände eine geringere Dichtigkeit als das der natürlich verjüngten 
Beitände. (S. Hartig, das Holz der Nadelwaldbäume). 





572 Gradmann: 


ringige Holz der natürlich verfüngten Beftände, wie ed für verfchiedene 
Verwendungszwecke unerläßlich ift. 

Man wird vielleicht entgegen halten, daß vorftehende Betrachtungen 
an Objekten angeftellt jeien, welche in Folge weiten Berbanded (1,17x1,75m 
bezw. 1,17 X 2,10 m) die Pflangbeftände in einem ganz bejonderd un« 
günftigen Lichte erjcheinen laffen und daß die geichilderten Verhältniffe 
doch nicht für alle Pflangbeftände zutreffend find. 

Ic geitehe gern, dab ich die berührten Schattenfeiten der Pflanze 
beftände bei engerem Verbande nicht in dem beängftigenden Maße her— 
portretend gefunden habe, wie an den jpeziell hier vorgeführten Objekten. 
Doc find, — foweit ich unterrichtet — die meiften unferer älteren Pflan- 
zungen in einem ebenjo weiten (mindeitend 4—5 Fuß) und jelbft weiteren 
Berbande (wie allgemein im Harz) angelegt — ald die angeführten Ver- 
ſuchsflächen, und in manchen Gegenden wird heute noch grundſätzlich ein 
ähnlicher Verband — nicht unten 1,50 m — eingehalten. 

Bei Wahl eines engeren Verbandes jowie unter ungünftigeren Stande 
ortö-Berhältniffen mindern ſich zwar die mit der Pflanzung verbundenen 
Uebeljtände, aber in größerem Mabe mehren fich die Koften für die An— 
lage und wachen ind Ungebeuerliche durch die Nachbeijerungen. Und es 
unterliegt feinem Zweifel, dab die Mafjenprobuftion, vielleicht das einzige 
Moment für Pflanzbeftände, auf geringeren Böden und bei einem der 
technijchen Nußbarfeit entjprechend gewählten Berbandeminimum von den 
natürlich verjüngten Beltänden überholt wird. 


Erläuterungen 
zu den Abbildungen. Tafel II. 
A. Entitehung der Doppelgipfel. 
I. Gleichzeitige Entwidelung zweier primärer Doppelgipfel. 

II. Entwidelung eined Seitentriebes 2 zum jefundären Gipfeltriebe bei Er- 
haltung des primären Gipfels 1. 

II. Entwidelung eined Seitentriebed zum Gipfeltriebe. 
a) bei Abortirung der Gipfelfnoipe 1. 
b) bei Abfterben des Gipfeltriebes 1. 

IV. Entwidelung zweier Seitentriebe 2.2. zu fefundären Gipfeln nad Ab- 
fterben des primären Gipfels 1. 

B. Stammabjänitt bei 14,25—14,76 m Höbe vom Boden mit eingewahjenem 
Gipfel a, Rindenkluft e und Rindenlängswülften bb am Äußeren Stammumfange. 
ad B Stammideibe aus Abichnitt B mit eingewachſenem Gipfel a, an der mit * * 
bezeichneten Stelle, 30 cm unterhalb der oberen Schnittfläche entnommen. 

C. Stammjheibe bei 6,58 m Höhe mit eingewachſenem Gipfel a und Rindenfpalt 
e und zwei mit Rinde d eingewachjenen Aeſte bb. D und E forrefpondirende Stamm: 


Bericht über die IX. Verfammlung des württembergiichen Forſtvereins x. 573 


jcheiben bei 10,62 und 10,98 m vom Boden mit eingewachſenem Gipfel a. Auf E 
zwei theilmeife mit Rinde d eingewachſene Aefte bb. 

(Der in Umgebung der eingemadjenen Gipfel und Aeſte durch Mikfärbung des 
Holzes deutlich erfenntliche Beginn der Zerjegung ift auf dem Lichtdrudbilde nicht 
zum Ausdruck gelangt.) 


I. Mitteilungen. 


Bericht über die IX. Derfammlung des württembergifchen 
Sorftvereins am 20./25. Juni 1886. 
Dom königl. württemb. Dberförfter 3. Mayenau in Dehringen. 


Der württembergiiche Forftverein hielt jeine heurige Jahresverſamm— 
lung in der romantiſch an den Ufern des Kocher gelegenen Stadt ſchwäbiſch 
Hall, in welcher neben vielen anderen öffentlichen Behörden auch ein Kol. 
Sorftamt und von der nur 2 km entfernt ein Kgl. Revieramt feinen Sit 
bat. Die heuer ungewöhnlich regneriihe und rauhe IunisWitterung, ein 
ſchlimmes Nadyipiel unferer Frofttage vom 2.—5. Mai, welden jo viele 
ſchöne Hoffnungen auf ein gejegnetes Obſt- und Weinjahr zum Opfer ge- 
fallen, trug wohl die Schuld daran, daß die Betheiligung eine Eleinere 
war, alö ſich bei der geſchickten Lage des Sammelorted und der befannten 
Kiebendwürdigfeit feiner Bewohner hätte erwarten lafjen. Am Gmpfangs- 
abend hatten fih nur etwa 35 Forftmänner im Soolbad mit einer großen 
Anzahl von Beamten und Bürgern aus Hal zufammengefellt, und bei der 
programmmäßig am darauf folgenden Tag ftattfindenden Wald: Crkurfion 
mögen etwa 75 DBereindmitglieder fidy znfammengefunden haben. 

Die Erkurfion galt dem Staatswald Burgberg im Revier Roffeld. 
Derjelbe liegt ſüdlich von der Hall-Sraildheimer Eijenbahnlinie in uns 
mittelbarer Nähe der Bahn-Station Maulach, welche mit dem Bahnzug 
Morgens etwa 9 Uhr erreicht wurde. Der 891 ha große Wald gehört 
zum Nadelholzgebiet des württembergiichen Sartfreifes; die geognoſtiſchen 
Sormationen find hauptſächlich die unteren Keupermergel, nur in unter- 
geordnieter Ausdehnung die darüber liegenden Schichten des Keuper bis 
zum fogenannten Stubenjandftein; dad Terrain wechſelt zwiſchen mäßig fteilen 
Höhen und leicht fich einjenfenden Thalzügen, die in alle Himmels» 
richtungen verlaufen; die Meereöhöhe beträgt 400—500 m. Der Boden 
befittt meift jehr waſſerhaltende Eigenſchaft und neigt in ebenen Lagen 
zur Berfumpfung, die Regenmenge ift verhältnigmäßig groß, das Klima 
ift wohl nody dem Obſtbau günftig, Weinbau aber ift feiner mehr möglid). 
Unter ſolchen Berbältniffen muß wohl die Fichte die unbedingt herrichende 


574 Bericht über die IX. Verſammlung des württembergifchen Forſtvereins zc. 


Holzart fein, die Weißtanne findet fich jo gut wie nicht vor, für fie jcheint 
die Lage zu feucht und der Boden zu naß und zu Falt zu fein; dagegen findet 
fih in den höheren trodeneren Lagen die Buche in den älteren Beftänden 
noch vielfad; beigemiſcht. Im Einzelſtand kommen auch Eichen und Föhren 
vor, erftere fait nur in jehr alten abgängigen Exemplaren, aus früheren 
Zeiten lichteren Waldbeſtandes ftammend. 

Der Wuchs der Fichte ift ein jehr ſchöner, fie erreicht eine Höhe 
bis zu 40 m im Gipfel, der Standort ift durdhichnittlih als II. Klaſſe, 
theilmeife mit Annäherung an die I., theilweile aud an die III. Klaffe 
angeiprohen; Holz, Scyaftform, Aftreinheit der Fichte find jehr ſchön und 
gut, Krankheiten, namentlich Rothfäule, ziemlidy jelten. Ihr Hauptfeind 
iſt neben Rüffelfäfer und bostrichus der Sturm, dem fie bei der Feuchtigkeit 
des Bodend ungemein ausgeſetzt ift. Allein bei dem Sturm am 26. Ok— 
tober 1870, dem ftärfften Drfan, den wir in Südbeutichland im Lauf 
eines Jahrhunderts erlebt haben, find in 7 Nevieren des Forftbezirts Hall 
mit zujammen rund 12000ha Staatöwaldungen nicht weniger ald 421 635 fm 
geworfen worden. Im Staatöwald Burgberg allein find rund 100000 fm 
angefallen. 

Die Erkurfion, zu der ein eingehender gedrudter Führer mit jorg- 
fältig gemalter Beitandesfarte vertheilt worden war, galt in der Haupt- 
jahe den Windwurfflächen des Jahres 1870; mit ihren Abrundungen 
jollen die Flächen 320 ha, aljo mehr alö ein Dritttheil de ganzen Wald» 
fomplered betragen. Der Sturm jcheint hier vorherrichend beinahe direft 
aus Weit gekommen zu jein mit wenig Abweichung gegen Süden, die 
größte zujammenhängende Fläche beträgt ca. 80 ha. Bid vor Kurzem 
war man mit der Abräumung und Wiederaufforjtung diefer Sturmflächen 
beichäftigt. 

Mo ed fih um jo folofjale Flächen handelt, die natürlidy vielfach im 
Lauf weniger Jahre ſtark verwildert waren, ift die erfte Aufgabe, bei 
der MWiederaufforftung ſyſtematiſch und mit thunlichfter Sicherheit zu Werf 
zu gehen, und wir finden es begreiflich, wenn die etwas theure, in Burge 
berg ſchon lange eingeführte Dbenaufpflanzung ganz allgemein und aud) 
vielleicht manchmal, wo die Lochpflanzung den gleichen Dienft gethan hätte, 
angewandt worden it. Bis vor wenigen Jahren wurde auf jogenannte 
Locherdhügel gepflanzt, wobei der humoſe Boden von einem genügend großen 
Pla in der Mitte des leßteren zu einem Hügel zufammengezogen, die 
Pflanze in diejen gejeßt und der etwa vorhandene Rajen um den Hügel 
wieder angededt wurde. Der Abgang bei diefen Yodyerdhügeln, war jedod) 
ein ziemlich ftarfer und auch fie boten nicht die genügende Garantie da— 
gegen, dab die Pflanzen — unter den vorhandenen Bodenverhältniffen bes 


Bericht über die IX. VBerfammlung des württembergiichen Forftvereins x. 575 


ſonders nachtheilig — zu tief zu Stehen kamen und entweder bald eingingen 
oder doch nicht freudig gediehen. Seit ein paar Jahren ift nunmehr die 
biergegen ſchützende Pflanzung in jogenannten Riefenhügeln in Anwendung: 
der gute Boden wird nach leichtem Abzug ded Bodenüberzugs ſtreifenweiſe 
muldenförmig auögehoben und in Hügelform auf den Raſen obenauf an- 
gejchüttet; die Pflanze wird in den Hügel jo gelegt, daß ihre Wurzel auf 
den gewachſenen Rajen zu ftehen fommt, der abgeräumte Bodenüberzug 
wird zur Andeckung des Hügeld verwendet. Wahsthbum und Gedeihen 
der auf dieſe Art ausgeführten Pflanzungen find viel gleicher und beſſer 
als bei den Locheröhügeln, der Abgang wird auf nur 2—3 p&t. angegeben; 
dabei werden allerdingd nur mehr noch erſtarkte verjchulte Pflanzen ver: 
wendet; bei unverjehultem Material ift der Abgang zu ftarf gewejen. Die 
Koften belaufen fih auf 8—11 .# für die Bodenvorbereitung auf 
1000 Pflanzen, auf 4—5 # für dad Pflanzen jelbit, jonady auf 12—16 4 
pro Tauſend, wozu allerdings auch nody die nicht unerheblichen Pflanzen; 
Erziehungstoften fommen. Die Pflanzweite, etwa 15 Jahre lang auf 1,5 
bi8 2 m:0,8 bis 1 m feitgeftellt, hat in den jüngften Fahren wieder 
einem etwas engeren Berband von 1 bis 1,2 m zu 1,2 bis 13m Platz 
gemadt; die Pflanzungen ſchließen fidy jo rajcher und lafjen den Boden 
weniger verwildern. 

Die nöthigen Nachbeſſerungen werden gewöhnlicy wenige Sahre nach 
der eriten Pflanzung vorgenommen, zuerft genügen noch ſehr ftarfe Ver— 
Ihulpflanzen, jpäter müfjen Heilter-Pflanzen mit Ballen in die Lüden ge- 
jet werden. Namentlid in den legten Iahren find vielfach lüdige Kul- 
turen mit Ballen zulammengerüdt und die entſtehenden Blößen wieder mit 
jüngeren Pflanzen ausgejett worden. Auch die Föhre ift, namentlich auf 
mageren Böden, hie und da zur Nacdhbeiferung verwendet, fie leidet aber 
leicht unter dem Schatten der Fichten; lieber alö fie wird in neuerer Zeit 
die Weymuthskiefer verwendet. 

Es ift nicht zu leugnen, daß die eminente Wiederaufforitungs-Aufgabe 
glüflidy und mit beinahe minutiöfer Pünktlichkeit gelöft ift. Freilich der 
Aeſthetiker und der den Wechjel liebende Sommergalt wird ſich bald ge— 
langweilt fühlen von diejen unendlicdyen ewig gleichen Fichtenreihen. We— 
nigftend längs der frequenteren Straßen und Wege wäre leicht und ohne 
nennenswerthen Koften-Aufwand, auch ohne Schädigung der Rentabilität 
des Waldes die ftarre Negelmäßigfeit unjered Pflanzwaldes zu verdeden: 
einige abfichtliche Alterödifferenzen, einige Unregelmäßigfeiten im Verband, 
fleinere und größere Horfte anderer — auch noch gedeihender Holzarten, 
aber nur nicht in langweiligen Alleen, entziehen leicht die angeltrengte 


576 Bericht über die IX. Verfammlung des württembergijchen Fotſtvereins ıc. 


Arbeit unferer Kunft tem die Natur juchenden Auge des waldfreundlichen 
Laien. 

Die Wirthſchaft im Burgberg wie im ganzen Waldgebiet im Allge— 
meinen anlangend, ſo können wir auf das hierüber in den forſtlichen Ver— 
hältniſſen Württembergs (Stuttgart 1880) Geſagte um ſo mehr verweiſen, als 
daſſelbe genau heute noch gilt. Die vor etwa 30. Jahren verlaſſene natürliche 
Verjüngung der Fichte, die fo vielfach ganz ſchlimme Waldzuftände herbei- 
geführt hat, ift feitdem mit augenjcheinlihem Erfolg der Abſäumung in 
ſchmalen Kablftreiten binter dem Wind mit Anpflanzung der Fichte ge 
wichen. Allerdings verjhwinden bei dieſer Wirthſchaft die anderen Holz. 
arten mehr und mehr. Namentlich die Buche findet fich, bejonderd auf 
den höheren trodeneren Bartieen, in den älteren Beſtänden nod reichlich) 
eingemijcht und bededt bei einiger zufälliger oder. fünftlicher Lichtitellung 
vielfah den Boden mit Nachwuchs. Wenn aud die Rentabilität des 
Buchenbeftandes gegenwärtig weit hinter derjenigen der Fichtenwirthſchaft 
zurüditeht, jo mehren ſich doch allmählich die Anzeichen, dab auch die 
Buche wieder mehr geiucht werden könnte. in gewiljer nicht zu bober 
Prozentſatz felbit angefommener Buchen-Horſte und Streifen im jonft un— 
unterbrocdyenen Fichtenwald wird — wenn auch anfcheinend nad gegen- 
mwärtigen Rechnungögrundlagen die Rentabilität des leßteren jchwächend — 
dody die Sicherheit des jo vielen Gefahren ausgeſetzten reinen Fichtenwaldes 
namhaft erhöhen und auch die anfcheinenden pefuniären Nachtheile um 
jo mehr auögleichen, ald die Buchen ohne Koften fidh einstellen. 

Dom finanziellen Standpunkt allein betrachtet, dürften wir noch mes 
niger Aufmerkjamfeit der Eiche jchenfen, die jo unendlich lange bis zur 
Erreihung werthvoller Nubftärfe braucht. Die alten Eichen im Burgberg, 
die in einzelnen Exemplaren häufig eingemijcht vorhanden, aber meift ab- 
gängig waren, find im Laufe der letzten 14 Jahrzehnte, in denen 6744 fm 
Eichen⸗Derbholz zum Einſchlag gebracht morden find, bedeutend reduzirt 
worden. Dagegen haben wir jüngere Beſtändchen und noch aus ben 
legten Sahren ganz junge Pflanzungen gejehen, meift als Woraudver- 
jüngungen auf Windwurffläcdhen in Beftänden der II. Periode, woraus 
hervorgeht, dab die Eiche noch einige Berüdfichtigung bei der Beftandes- 
gründung finden fol. 

In faft ununterbrochen ftrömendem Regen wurde der geplante gut ber- 
gerichtete Erfurfiondweg zurüdgelegt. Außer durch wieder aufgeforftete Wind» 
falflächen führte derjelbe durc Alte und Stangenhölzer verfchiedenen Alters, 
von welchen namentlicdy die eriteren faft alle jchon Bekanntſchaft mit dem 
Erbfeind gemadyt haben. Auch eine 3 ha große Wäfferwieje wurde berührt, 
welche einen jährlichen Ertrag von 65— 86 AH pro Hektar abwirft und den 


Bericht über die IX. Berfammlung des württemmbergijchen Forftvereins x. 577 


Gedanken nahe legt, ob nidyt mehr zur Anlage von rentablen Wiejen ges 
eignete Flächen vorhanden ſeien. Auch einige Seelein, die in neuefter 
Zeit wieder zur Fiſchzucht hergerichtet worden, wurden befichtigt. 

Der Burgbergwald ift durch ein zweckmäßiges Weg- und Schneihen- 
net in 86 ziemlich gleich große Abtheilungen eingetheilt. Die Abtheilungen 
find mit großen weiß angeftrichenen Pfoften, welche in rother und ſchwarzer 
Farbe Nummern und Namen der angrenzenden Waldtheile und einen 
Wegzeiger zu den rüdliegenden Abtheilungen enthalten, dauernd und zwed- 
mäßig bezeichnet. Wir lieben die neudeutichen Karben über Alles und 
wünjchen ihnen thunlichſte Verbreitung in fernen Landen und MWeltmeeren; 
nur im heimilchen Wald möchten wir aus äſthetiſchen Rüdfichten andere 
gleichfalls in die Augen jpringende Barben vorziehen. 

Nach einem dreiftündigen Marſch gelangten wir zum Burgberg, von 
dem und ſchon lange die auf dem Ausfichtöthurme aufgeitedte Fahne 
freundlich zuminfte. Der Burgberg überragt alö ijolirter Kegel um wohl 
60 m die unter ihm liegende Keuperterrafje; 534 m über dem Meer ge— 
legen, bildet er einen weit fichtbaren Ausfichtöpunft, Wetterjcheide und 
Wahrzeichen in der Hohenloher Ebene. Ohne Zweifel war er vor Alters 
eine altgermanijche Opferftätte mit Ringwall für Kriegszeiten, im Mittel- 
alter wurde er Wallfahrtöort mit Kapelle und Priefter, und nunmehr trägt 
er in moderner Weile eine Forſtwächterswohnung mit Wirthichaftögerechtig- 
feit und Luftkurort. Der lange Zeit darauf beftandene landwirthichaftliche 
Hof, dem umfaffende Weider und Holzgerechtſame in dem Burgbergwald 
zu eigen gewelen waren, ift im Jahre 1852 von der Staatäforftverwaltung 
angefauft und bis auf ca. 5 ha aufgeforftet worden. 

„Zur großen Ehre und auch Freud’, darf ich begrüßen laut 

Eud, Heren des Waldes, welche heut‘ von unten mich geſchau't! 
Kommt nur, befteiget meinen Horft, o ſcheuet nicht die Müh'! 

Weit hin kann fchweifen in den Forft der Blick, jo frei wie nie. 
Da liegen Wälder, Burgen, Höh'n und Thäler traut vereint, 
Belebt von Hafen, Führen, Reh'n, wie Weidmanns Sinn es träumt, 
Ein Imbiß und ein Kabetrunf, das weiß ich ganz genau, 

MWird wohlbereitet dann gereicht von Melber’s fund'ger Frau. 
Drum, wertbe Herr'n und Freunde all! vom Landes: Korftverein, 

Die Ihr verjammelt Euch in Hal, Ihr jollt willtommen fein!“ 

Nach kurzer Raft und Reftauration in den finnig deforirten Räumen 
ded Burgbergd wurde der fürzere Nüdweg zur Station Maulach an einer 
0,8 ha großen forgfältig gepflegten Saat: und Pflanzichule vorbei ange 
treten, bei welcher namentlidy die mafjenhafte Bereitung von Kompoft aus 
Gras, Raſen und Gyps auffiel: die erfteren werben jchichtenmeife aufgejett 
und mit Gyps beftreut; nad mehrmaligem Umjchaffen wird dann der 

Borftwifienihaftlihes Gentralblatt. 1886. 41 


578 Bericht über die IX. VBerfammlung des württembergijchen Forſtvereins :c. 


Kompoft in etwa zwei Jahren zur Verwendung reif und joll die Pflanz- 
ſchulen Jahrzehnte hindurdy in gleicher Bodenfraft erhalten. Wiederum gob 
der Regen im Strömen, jo da man den mancdherlei Kulturen und Be- 
ftänden, welche der Rückweg berührte, nur wenig Aufmerkſamkeit jchenfen 
Eonnte. j 

Der Regen vereitelte auch dad auf den Abend geplante Gartenfeft, 
ſtatt deffen eine gefellige Unterhaltung unter den raufchenden Klängen der 
ftäbtiichen Kapelle im Adlerfaal ftattfand, bei weldyer aud die Haller 
Geſellſchaft zahlreich fi einfand und Toaſte und Gejänge und ſchließlich 
ein jchwungvoller Reigen die Unbilden des Tages raſch vergeflen machte. 

Anderen Tags — am 22. Juni Morgend 8—12 Uhr — fanden die 
Vereinsverhbandlungen unter Vorfi des langjährigen Präfidenten 
Forſtrath PBrofefjor Dr. von Nördlinger von Tübingen ftatt. 

Der Saal im Gafthof zum Ritter war für diefelben geichmadvoll 
deforirt worden und enthielt eine hübiche Ausftellung in Jagdgeräthen und 
ausgeltopften Thieren des Waldes, von einem Haller Büchſenmacher und 
Präparator veranftaltet. 

Nach Eröffnung der Sitzung richtete der Stadtvoritand warme Worte 
der Begrüßung an die Verjammlung, welche von dem Vorfigenden danfend 
erwidert wurden. Hierauf wurden zunächſt geichäftliche Angelegenheiten 
behandelt, in eriter Linie auf Anregung des Vorſitzenden beſchloſſen, in 
Zufunft die Berfammlungen ded Vereind nicht mehr wie jeither Ende des 
Monats Juni, zu weldyer Zeit erfahrungsgemäß jehr häufig regneriiche 
Witterung berricht, jondern in der zweiten Hälfte des Juli abzuhalten. 

Als Ort der nächſten Verſammlung wurde Tübingen beitimmt. Der 
Borfigende gedachte hierauf zweier im letzten Jahr veritorbene Mitglieder 
ded Vereins, des fgl. Oberförfterd Iäger (v. Bims) in Comburg und 
des fürftl. Oberförfterd Kirchner in Langenburg; deren Andenfen wurde 
durch Aufitehen von den Sigen geehrt. 

Dberförfter Geyer, der bewährte Finauzmann, berichtete über den 
Stand der Vereinskaſſe. Der Verein hat 1000 .% verzinslich angelegt, 
feine Mitgliederzahl im letzten Jahre betrug 213. Nach Bezahlung füämmte 
licher Ausgaben im Betrage von 629,34 #, iſt die Kaffe mit einem 
Baarvorrath von 81,204 am 1. April d. I. in das neue Rechnungsjahr 
eingetreten. 

Ueber das I. auf der Tagesordnung ftehende fadhlihe Thema: 

Der wirthſchaftliche Betrieb im Forftbezirf Hall mit 
bejonderer Berüdjihtigung der Fichte, 

hatte Oberförfter Kober in Gichwend das Referat übernommen. Da im 

Laufe der Verhandlungen beichloffen worden ift, die Vorträge dem Drud 


Bericht über die IX. Verſammlung des württembergifchen Forftvereind ıc. 579 


zu übergeben, bejchränfen wir und auf das Allerwejentlichite der klaren unt 
lichtvollen Darftellung des Referenten, weldye im Gegenſatz zu dem auf 
der geftrigen Exkurſion Gejehenen die Verhältniſſe ded ganzen Forſtbezirks 
in’d Auge faßte. Wir erfahren daraus, daß in den übrigen Theilen bes 
Forſtbezirks die mittleren Keupermergel und der Stubenfandftein die größte 
Entwidelung haben. Die Fichte, welche im Burgberg in Kurzem die 
faft alleinige Holzart fein wird, ift im ganzen Forftbezirt mit 55 pCt. in 
reinen Beltänden vertreten. Sie ift unbedingt die beft gedeihende und 
werthvollſte Holzart und bat fih die Wirthſchaft im Weſentlichen ihren 
Bedürfniffen anzubequemen. Wie ſchon oben audgeführt, ift ihre natür— 
liche Berjüngung wegen der allerwärtd damit gemachten jchlimmen Er— 
fahrungen vollftändig verlaffen und wird fie nur nody mittelft jchmaler 
Kahlhiebe hinter dem Wind und nachfolgender Pflanzung verjüngt. Hin- 
ſichtlich der leßteren hält Referent daran feit, dab die Lochpflanzung, wenn 
das zu tiefe Sehen der Pflanzen vermieden werde, mit verſchultem Material 
— allerdings auf nicht zu naffem, gradwüchfigem Boden mit lettigem 
Untergrund (wie im Burgberg) — die wohlfeilfte Art ſei und gleichfalls ficher 
zum Ziele führe. Beſonders in trodenen Jahrgängen glaubt Kober weit 
weniger Nachbefferungen dabei nöthig zu haben. Allerdings giebt er zu, 
daß unter den Berhältniffen ded Burgbergs die Obenaufpflanzung vorzu— 
ziehen jei und daß die höheren Koften um jo weniger anzujchlagen jeien, 
wenn wie bei den Riefenhügeln theuere Grabenziehungen dadurch ent- 
behrlich werben. P 

Die Föhre jpiele weniger in alten Beftänden ald auf den Kultur- 
pläßen eine bedeutende Rolle; fie verhelfe auf trodenen verhaideten Stellen, 
entweder gleichzeitig mit der Fichte in Reihen oder ein paar Sahre nachher 
eingebracht, der Fichte zu befferem Fortkommen, fie erwachſe aber meift 
{perrig und werde, wenn die Fichte gehörig ziehe, meift wieder ausgehauen, 
für die Haubarfeit der Beftände bleiben nur wenige Cremplare übrig. 
Meder zu Nubholz noch zu Brenn: und Streumaterial fei fie bejonderd 
begehrt. Die Weymouthöfiefer finde immer mehr Verwendung ihred ges 
ringeren Lichtbedürfniffed halber. 

Im Gegenfah zum Burgberg jei die Weiktanne in anderen Re- 
vieren vielfach bis zu einem hoben Prozentſatz eingemijcht und fei ihr zu 
lieb jogar die Umtriebäzeit im Revier Gſchwend auf 120 Jahre erhöht. 
Troß ihres geringeren Werthes — ihr Holz ift nicht jo ſchön weiß wie 
das der Fichte, fie ift meift äftiger, leidet viel von Krebd und Ringſchälig— 
feit; Referent fürchtet in dieſer Beziehung fogar, dab es noch nöthig 
werden möchte, Holz von Tannen und Fichten in den Aufnahmöregiitern 
auseinanderzuhalten, — werde die Weißtanne, wo fie fi) von ſelbſt vor= 

41* 


580 Bericht über die IX. Verſammlung des württembergiichen Forftvereins ıc. 


und einfinde, ihrer Wald-erhaltenden Eigenſchaften halber gerne gejchen 
und jei unter ihr zulagenden Berhältniffen voch der Kemeljchlagbetrieb mit 
10—15jähriger Verjüngungsdaner, wobei fie fi) meift vor dem Ber- 
jüngungshieb einfinde, beibehalten; eine längere Verjüngungsdauer habe 
faft immer zu Bodenverarmung geführt. Auf fünftlihem Wege wurde 
die Tanne nicht angebaut, da fie ſich auf natürlihem Wege in genügender 
Menge einitelle. 

Auch der Buche bleibe bei der natürlichen Verjüngung noch ein bes 
jcheidener Platz. Wenn ed auch nicht in der Abficht liege, ihrer Verbrei— 
tung förderlich zu fein, zumal fie ſich meift von ſelbſt mehr eindränge als 
gewünjcht werde, jo fünne dody auch ihre Zeit wieder fommen und erfläre 
man ihr nicht den Krieg bis aufs Mefler. 

Für die Eiche findet Referent paffende Standorte nur auf den wenig 
vertretenen Schichten des Mufchelfalts und des Lias; fie werde für immer 
in den Fichtenwaldungen eine untergeordnete Rolle fpielen. Aehnlich jei 
es mit den anderen Laubholzarten, Ahorn, Eiche, Ulme, Erle, denen übri- 
gend auf geeigneten Lofalitäten auch noch ein beicyeidened Plätzchen 
verbleibe. 

Referent behandelte hernach noch die Reinigungshiebe und die 
Durdforftungen. Die erfteren bejorge in erfter Linie der Kulturwart 
oder merden die verbämmenden Holzarten in Flächenloojen zur Selbit- 
gewinnung durch die Käufer oder auch im Taglohn ausgehauen; die Birke 
werde hierbei thunlichft lange — bi zur Prügelftärfe — zu erhalten 
gelucht. 

Die Durhforftungen haben namentlid in den 3 Jahren 1883/85, 
in denen allein 58 700 Hopfenftangen mit einem Erlös von 138 375 # 
angefallen jeien, große Erträge abgeworfen. Referent ift hinſichtlich des 
Stärkegrads der Anficht, nicht zu weit zu gehen, jondern nur die untere 
drüdten grünen Stangen ohne Unterbrechung des Kronenjchluffes zu hauen. 
Stärfere Durchforſtungen haben zwar auf im Jahre 1880 eingelegten 
Probeflähen die höchſten Zuwachäfteigerungen zur Folge gehabt; doch 
mahne die Rücficht auf den häufig vorfommenden Schneedruckſchaden, dem 
häufig gerade die Gipfel der ftärfften Fichten zum Opfer fallen, zur Vor— 
ſicht; auch fei die Frage der Aftreinheit noch keineswegs gelöft. 

Zum Schluß ſprach Referent noch über die Verwerthung des 
Materials und betonte hierbei namentlich, daß der neuerdings wieder 
eingeführte Verkauf des Stammholzes auf dem Stock weit nicht in dem 
Maße wie angenommen worden war zu Differenzen zwiſchen Käufer und 
Verkäufer geführt habe, weshalb dieſe Verkaufsmethode in beſchränktem 
Maße beibehalten werden ſolle. Neu iſt im Forſt die Verwerthung von 


Bericht über die IX. Berfammlung des württembergijchen Forftvereins ꝛc. 581 


Fichtenholz zur Papierfabrikation: eine einzige Fabrik hat 5000 fm zu diefem 
Zwed angefauft. 

Wir fünnen nit umbin die große Einhelligfeit zu Eonftatiren, die 
fih bei den jämmtlichen Beamten des Haller Forſts in Beziehung auf 
ihre ſeit Jahrzehnten ſyſtematiſch durchgeführten Wirthſchafts-Grundſätze 
befundet hat. Kein Wunder alſo, wenn über das Thema ſelbſt eine eigent— 
lihe Debatte ſich nicht entjpann. Dagegen erwähnte Sorftmeifter Schott 
von Schottenftein aus Frankfurt a. M., Ehrenmitglied des Vereins, 
aus Beranlaffung der geftrigen Beſichtigung einer ähnlich angepflanzten 
Kleinen Fläche, den neueften Vorſchlag des Oberforſtraths von Fiſchbach 
in Sigmaringen, bei der Pflanzung in weiten Verband erftarkte Pflanzen 
zu verwenden und den Zwiſchenraum mit Feineren Pflanzen audzufeßen, um 
den erfteren, welche jpäter den Hauptbeftand bilden follen, einen genügenden 
Vorſprung zu geben. Redner befürchtet, ob ſich auf diefe Weiſe die nöthige 
Aftreinheit der Hölzer erzielen lafle. 

Forſtrath Nördlinger theilt die Befürchtungen des Vorredners; be— 
fonderd auf magerem Boden und überdied auf Hügel geſetzt müſſen die 
Pflanzen ungemein im die Aeſte fidy verbreiten. Er fürchte überdies bei 
diefer Art der Pflanzung auf hoben Hügeln die ſog. Säbelbildung der 
Stämme. Um bdieje bei der Obenaufpflanzung zu vermeiden, laffe er die 
Pflanzen nicht mitten in den Hügel, jondern auf die dem Wind zugefehrte 
Seite jeßen, damit fie ftärfere Wurzeln in den Hügel hinein entwideln, 
welche ald Stügwurzeln gegen den Wind dienen. 

Forſtrath Brobit von Ellwangen führt ein Beijpiel aus Hannover 
an: dort habe er die Fichten in ähnlicher Weiſe mit Buchen ald Füllbolz 
ſchon jeit 100 Sahren angepflanzt gejehen, ohne dab die Befürchtungen 
der Vorredner eingetroffen feien. 

Forftmeifter Graner-Sulz bezeichnet den Vorſchlag von Fiſchbachs 
geradezu ald einen Frevel gegen die Natur, welche die Pflanzen ftet in 
gleichaltrigen Gruppen in Maſſe anfliegen laſſe. Er könnte fi höchftens 
mit einer verjuchömeifen derartigen Anpflanzung einverftanden erklären; die 
Buche wäre ald Füllholz zwar beffer, könne aber für die vorliegenden Ver: 
bältniffe nicht in Betracht fommen. Graner erwähnt auch noch die 
Durchforſtungsfrage, in welcher er ſich mit der Anficht des Referenten, 
nicht zu ſtark zu durchforften, einverftanden erklärt. 

Wir unfererjeitö glauben, daß, wenn ſich bei der von Fiſchbach vor- 
geichlagenen Art der Pflanzung die zu große Verbreitung in die Aeſte, 
etwa durch regelmäßige Aufaftungen, ohne zu große Koften und jonftige 
Nachtheile vermeiden liebe, alddann eine nicht unbedeutende Zuwachs— 
fteigerung des dominirenden Beftandes (ohne den font oft jo lang dauern» 


582 Bericht über die IX. Berfammlung bed württembergijchen Forſtvereins :c. 


den Kampf um die Vorherrichaft) erzielt würde. Vieleicht wäre auch ein 
Verſuch in der Richtung angezeigt, unmittelbar um die einzeln gejeßten 
ftärfiten Pflanzen noch einen Kranz etwas geringerer Eremplare und dann 
erit den Zwilchenraum mit ganz Eleinen Pflanzen zu bejegen. Bei Ber 
wendung von verjchiedenen Holzarten dürfte jedenfalld zur Vorſicht zu 
rathen jein, weil leicht die für den Nebenbeitand auderjehene Art auch die 
Oberhand gewinnen könnte. Fichte und Buche in der Art zu mijchen, 
wird nur bei genügender Aufaftung der erfteren den Zweck erreichen; denn 
die Fichte, einzeln zwijchen Buchen gepflanzt, bleibt in der Regel lange 
bis zum Boden herab beaftet. Derartige rein praftifche Fragen lafjen fich 
überhaupt nicht auf dem Wege der Theorie löfen, fondern nur auf dem 
Mege erafter eingehender Verſuche. Das ausgedehnte Gebiet ded Wald» 
baues hat eine große Anzahl unerledigter Fragen, die fich nur durch erafte, 
vielfach lang fortgefegte Verſuche löſen laffen. Der einzelne Wirthichafter 
macht wohl jeine Verjuche, aber oft unvollfommen und ohne die nöthige 
Beobachtungsgabe oder die erforderlichen Hilfsmittel, vielfach erlebt er daß 
Rejultat feiner Verfuche nicht mehr oder er läßt ed im Notizbuch fteden, 
wo ed für die Allgemeinheit verloren geht. Wir verfennen keineswegs die 
Scywierigfeit erafter Verſuche auf dem Gebiete des Waldbaued, wo es ſich 
um eine jo große Mafje verfchiedener örtlicher Einflüffe handelt. Aber 
gerade deöhalb werden die amtlihen Verjuchöftationen, denen alle Lokali— 
täten offen ftehen, mehr als feither das Gebiet des Waldbaues in dem 
Bereich ihrer Unterfuchungen ziehen müſſen. 

Fürft Hermann von Hohenlohe-Langenburg, welder die Ber: 
jammlung mit jeinem Beſuch beehrte und ſich ald Mitglied des Vereins 
aufnehmen ließ, legte der Berfammlung die Frage vor, ob es nöthig jei, 
bei Ummandelung von Laubholzbeftänden in Fichten die älteren Eichen zu 
entfernen oder ob fie ftehen gelaffen werben fünnen. Mehrere Redner 
theilten ihre Erfahrungen mit; alle ftimmten darin überein, dab die Eiche 
eine Unterpflanzung mit Fichten nicht ertragen könne, die Eiche werde in 
der Regel bald zopftroden, fie müffe bälder oder jpäter heraus. Ueber 
den Zeitpunkt, in welchem die Eichen heraus müſſen, waren die Anfichten 
getheilt: die Einen glaubten, jobald wie möglich, übrigens erft wenn der 
anfommende Ausjchlag der Eicdyenftöde den Fichten nicht mehr zu jchaden 
drobe, andere wollten die Eichen bis zum Stangenholzalter der Fichten 
ftehen laffen. Scott von Scottenftein warnt überhaupt vor der 
Unterpflanzung der Eiche mit der Fichte, welch’ letztere einen joldy ſtarken 
Wurzelfilz bilde, daß die Eiche nicht mehr gedeihen fünne. Anders ver 
halte fi) die Tanne und die Buche; die Unterpflanzung mit diejen beiden 
Holzarten erhalte die Eiche gelund. 


Bericht über die IX. Verjammlung des württembergijchen Forſtvereins ꝛc. 583 


Fürſt von Langenburg dankt für die erhaltene Auskunft, die ihn 
infofern berubige, alö er fi nunmehr beim Aushauen der Eichen aus den 
Fichtenkulturen gegen den Vorwurf gefichert erachte, daß er fich auf Koften 
jeiner Nachkommen einen unberechtigten Vortheil zu verjchaffen ſuche. 

Ueber das II. Thema: Die waſſerwirthſchaftlichen Aufgaben 
des Forſtmanns und deren Ausführung hielt Baurath Rheinhardt 
aus Stuttgart einen eingehenden, jehr viel intereffanteö Detail enthaltenden 
Vortrag. Da diefer in der Dankelmann'ſchen Zeitjchrift demnächft ge: 
drudt erjcheinen wird, können wir hier darüber uns kurz fafjen. Referent 
hatte das Thema etwas abgeändert und ſprach über „die foritlichen Auf- 
gaben und Arbeiten auf dem Gebiete der Waſſerwirthſchaft.“ Der Bortrag 
fnüpfte an an die ungeheuren Ueberſchwemmungen und die unermeßlichen 
dadurch entftandenen Schäden im Laufe der lebten Iahre, namentlich im 
Jahre 1882. Den Grund, warum bislang fo wenig zur Verhütung der— 
artiger Kataftrophen geichehen fei, findet er namentlidy in dem Mangel 
an Einheit. Auch von den dieöbezüglidyen Beftrebungen ded Neichötages 
verjpricht er fich nicht viel. Für nöthig hält er die Schaffung von öffent- 
lihen Kulturräthen für größere Kreije, etwa von 2 Millionen Einwohnern, 
zufammengejegt aus allen betheiligten Kreiien, der Induftrie, der Lande 
und Foritwirtbichaft, den Sanitätöbehörden u. ſ. f.; blos bei Vereinigung 
aller interejfirten Kreiſe laſſe fih auf die richtige und wirkliche Durch— 
führung etwa gefaßter Beichlüffe mit Sicherheit rechnen. in einfeitiged 
Vorgehen einzelner Stände habe wenig Werth. Mit großen Bauten, wie 
fie jchon oft vorgejchlagen worden, 3. B. der Anlage großer Sammelweiber, 
mit Zluß-Korreftionen u. dgl. fei viel weniger zu helfen, als vielmehr mit 
fleißiger Benußung und richtiger Vertheilung des Waſſers; erftere haben 
vielfach größere Nachtheile zur Folge, 3. B. in gejundheitlicher Beziehung 
durch Erzeugung gefährlicher Miasmen, durch Berfumpfungen u. dal. Bei 
den Hochwaſſern handle es fich nicht jomwohl um ihre ganze Verhinderung, 
jondern gefährlich ſei eigentlich nur der letzte Theil des Zuviel an Waſſer; 
bier laffe fidy mit verhältnißmäßig geringen Mitteln ſchon jehr viel er- 
reihen. Gerade der Forftmann fei vor Allem dazu berufen, das Uebel an 
der Wurzel anzufaffen. Bei richtiger Benugung und Vertheilung des 
Waſſers, bei Ent: und Bewäfferung ſei er überdies in der Lage, nicht 
blo8 Hochwaſſerſchäden vorzubengen, jondern auch namhafte Meltorationen 
zu Schaffen. Referent führte im Einzelnen aus, wie fo vielfady Gelegenheit 
geboten jet, Nübliches in dieſer Beziehung zu jchaffen, 5. B. durdy Anlage 
von Wäfferwiejen, Zuführung überſchüſſigen Waſſers auf trodene Hänge, 
Anlage von Sammelweihern, wozu häufig Wegdämme benußt werben 
fönnen, u. dgl. 


584 Bericht über die IX. Verſammlung des württeımbergijchen Forſtvereins ıc. 


Bon bejonderem Interefje für den Forſtmann war aud) wohl die 
Mittheilung, daß Redner bis jet nur an zwei Orten, einmal in Ober- 
ſchwaben auf ſog. Molaffe, ein andersmal im Vorbachthal bei Freuden- 
ftadt, wo ber bunte Sandftein weniger günftiger beichaffen ſei als jonft, 
Nachtheile von Kahlſchlägen beobachtet habe. Im Allgemeinen glaube er 
den Kablhieben feine große Bedeutung in der angeregten Beziehung zu— 
ichreiben zu follen. Auch der Entwäfferung der Hochmoore habe man 
ſchon zu viel in die Schuhe jchieben wollen; er glaube an feinen Nachtheil 
derjelben, wenn nur auf die Entwäfferung Anpflanzung von Wald folge. 

Referent ſchließt mit der Weberzeugung, dab ed der Neuzeit, welche 
ſchon foviele große Aufgaben gelöft habe, auch gelingen werde, namentlich 
unter einer fräftigen Regierung, die noch ungelöften Fragen auf dem Ge— 
biete der Wafferwirthichaft zu einem glüdlichen Austrag zu bringen. Des 
Forftmannd harre auf diefem Gebiete noch eine große dankbare Aufgabe. 

In Anbetracht der vorgejchrittenen Zeit wurde auf eine Debatte über 
den behandelten Gegenftand verzichtet. Wir unſererſeits können nicht um— 
bin, dem Referenten Dank zu zollen für die mandyerlei Anregung, melde 
fein Vortrag gegeben hat, wenn wir auch mit manchem darin Ausgeführten, 
3 B. mit dem über die Kahlhiebe und die Hodmoor-Entwäfjerungen 
Gejagten, nicht ohne Weiteres und einverftanden erklären fünnen, jo lange 
nicht erafte wiffenichaftliche Unterfuchungen darüber vorliegen. Wohl darf 
behauptet werden, daß wir Korftleute unferen wafjerwirthichaftlichen Auf- 
gaben im Allgemeinen noch zu wenig Aufmerfjamfeit gejchenft haben. 
Noch nicht lange ift ed ber, daß wir nur die Entwäfferung gefannt haben; 
wir beichäftigten und nur mit dem Zuviel an Waller; felten dachten wir 
daran, wie dem Zumenig abgeholfen werden könne. Der Nachtheil unferes 
Klimas liegt vielfach darin, daß die Witterungdverhältnife in gewiſſen 
für die Entwidelung der Vegetation zu langen Perioden fich gleich bleiben: 
entweder haben wir eine wochenlange Negenperiode oder ed fehlt und in 
gleichlanger Trodenheit die nöthige Feuchtigkeit. Unjere Aufgabe muß ed 
fein, das Zuviel an Waffer möglichſt für die trodenen Perioden aufzu— 
bewahren, auch das Iofale Uebermaß an Stellen mit Mangel überzuführen ; 
damit werden wir nicht nur dem Wald Nutzen bringen, jondern wir 
werden auch der nachhaltigen Speifung der Quellen unter die Arme 
greifen und die gefürdhteten Hochwafjerjchäden, joviel in unjeren Kräften 
liegt, thunlichft befeitigen. 

Zu dem auf allen Forfiverfammlungen ftändigen legten Thema: 
„Mittheilungen über Erfahrungen und Vorkommniſſe im 
Borftbetrieb ꝛc.“ theilte Oberförfter Zimmerle von Hobenberg jeine Er- 
fahrungen über VBorfommen und Vertilgung des großen braunen Rüflel- 


Bericht über die IX. Verſammlung ded württembergiihen Forſtvereins ıc. 585 


fäfers, der jeit Jahren in unferen Fichtenrevieren viel Schaden verurjacht, 
mit. Die jchriftlihen Aufzeichnungen gehen bis in’d Iahr 1854 zurüd; 
von da an wird alljährlich über großen Schaden geflagt und wurden im 
Fahre 1866 allein 55 000 Stüd durdy Schulkinder gefammelt. Auffallen- 
der Weile nahm der Käfer von da an alljährlid) mehr ab und verſchwand 
im Sahre 1870 gänzlich und tauchte erft im Jahre 1877 wieder auf, zu= 
nächft vereinzelt, dann immer zahlreicher, und jeit 1879 ift er alljährlich 
in großer Menge wieder vorhanden. Merfwürdig ift, dab die Abnahme 
und das Berichwinden des Inſekts in eine Zeit fällt, in der alljährlich 
große Kahlflächen, je gegen 70 ha, mit Fichten angepflanzt.wurden. Der 
Eingang der Thiere erfolgte durch Krankheit oder durch Schmaroger. 
Beim erften Auftreten wie gegenwärtig waren und find ed hauptſächlich 
die geringeren Standorte, namentlich auch die mit Forchen gemijchten 
Pflanzungen, die bejonderd heimgeſucht wurden. 

Zur Bekämpfung legte man früher hauptſächlich forchene Fangkloben 
in die Kulturen, auch mit dem Eintrieb von Schafen wurden Verſuche 
gemacht, jedoch ohne wejentlichen Erfolg. Neuerdings legte man Fang» 
floben nur noch im Frühjahr und Herbit; jobald die Rinde geht, kommt 
man mit ihr viel billiger und wirkffamer zum Ziel. Die Rindenftüde, 
etwa + qm groß, werden mit der Baftjeite nach innen zufammengelegt 
und ziehen, jo lange fie friich und ſaftig find, die Käfer jehr an; nachher 
werden fie durdy üppige SForchenzweige erjeßt. Aus einem Stüd Rinde 
wurden einmal 161 Käfer abgelejen. Seit 2 Jahren werden nicht mehr 
allein auf den Fraßitellen, ſondern auch auf den Brutpläßen (den frijchen 
Kahlhieböftellen) Rinden nnd Fangkloben ausgelegt. Der Fang ift am 
ergiebigften von Ende Mai bis Mitte Suni, ſowohl auf Schlägen, als 
auf Kulturflächen. Bon Mitte Juli an findet man den Käfer mehr in 
den Kulturflächen. Sein Erjcheinen ift jehr von der Witterung abhängig, 
oft hat er nody im September bedeutend geſchadet. Nechtzeitiged Graben 
der Stöde auf den Schlagfläcdhen, zwilchen Iuni und September, findet 
immer ftatt, allein in den tief ftedfenden Wurzeln fommen immer noch 
genug Käfer aus; das Eingraben von Brutfnüppeln in die Stiocklöcher 
bat fi) ald zu theuer und zu umftändlid nicht bewährt. Auch mit dem 
Fang in Gräben find feine guten Erfahrungen gemadyt worden. Die 
Aneinanderreihung der Schläge wird ſchon aus anderen Nüdfichten mög— 
lichft vermieden. 

Heuer find jeit April bereit? 300 000 Stüd (duch Weiber im Tag- 
lohn) gejammelt worden. Der Koftenaufwand bat fi im lebten Jahr 
auf 256,05 # belaufen, alfo auf ca. 5 p&t. des gefammten Kultur: 
Aufwands von 5071 M. Oberförfter Zimmerle bezeichnet diefen Aufwand, 
wenn man dagegen die Bejchädigungen und Nachbeflerungen in Betracht 


586 Bericht über die IX. Verſammlung des württembergifchen Forftvereing ıc. 


ziehe, ald jehr lohnend und abjolut nötbig, er kann zwar in Folge des 
fleißigen Sammelns den Eintritt einiger Beſſerung fonftatiren, immer 
aber gehen noch jährlidy viele Pflanzen ein oder fränfeln lange Zeit. Die 
Erwartung, dab die Kalamität von jelbit ein Ende fände wie in den 
60er Jahren, fünne nicht veranlaffen, unthätig zu bleiben. 

Dberföriter Koch v. Kapfenburg macht aufmerffam auf die heuer 
bejonders große Häufigfeit der Bligichläge; ed wäre intereffant zu wiſſen, 
ob nadı Schiller’ Ausdruck der Strahl ohne Wahl zude oder ob eine 
gewiſſe Geſetzmäßigkeit herrihe. Der Forftmann habe am Meiften 
Gelegenheit zu Beobachtungen; vielleicht jei einer der Tübinger Herren 
erbötig, ein Schema zu Aufzeichnungen zu entwerfen. 

Zu leßterem erklärt fi Forſtrath v. Nördlinger bereit. Es theilten 
noch mehrere Redner ihre Erfahrungen und Anfichten mit, ed wurde aber 
auch und wohl mit Recht davor gewarnt, ſich von derartigen Aufzeichnungen 
große wiſſenſchaftliche Rejultate zu veriprechen, jo lange über die Ent- 
jtehung und das Weſen der Gemitter noch jo wenig Pofitived zu Tage 
gefördert ſei. | 

Um 123 Uhr wurde die Sikung vom Vorſitzenden mit dem Wunjche 
auf frohes Wiederjehen in Tübingen gejchloffen, worauf noch Schott von 
Skhottenitein dem Präfidenten wie auch dem Feltfomitee und ind- 
bejondere dem Deforateur des Situngsjaaled den Dank der Berjammlung 
darbrachte. | 

Nach den Verhandlungen fand ein gemeinſames Mittagefjen unter 
vieljeitiger Betheiligung von Vätern der Stadt Hall im Adlerfaal ftatt. 
Die Reihe der Toaſte eröffnete der Präfident des Vereins: Anknüpfend 
an die ftetd jchwanfenden Zuftände unfered weftlichen Nachbarlandes be- 
tonte er den ſoliden Konjervatißmus in unſerm weiteren und engeren 
Vaterlande; der allerfonjervativfte Stand jei der mit Jahrhunderten 
rechnende Stand der Forftleute; uns vor Allen gezieme es fich in eriter 
Linie, zu toaftiren auf den geliebten Landesvater. Den Dank für Alles, was 
die Stadt und geboten hat und noch bieten wollte, brachte Finanzrath 
Sigel (Stuttgart) aus, worauf der Stadtvorftand mit wißigen, hiftorijchen 
Reminiscenzen erwiberte. Cine ganze Reihe weiterer Trinkſprüche würzte 
dad Mahl; aud) ein Begrüßungs- und Entjchuldigungsjchreiben des Älteften 
Ehren-Mitgliedes, des jonft nie fehlenden Abgeordneten Mori Mohl, 
war eingelaufen. 

Für den Abend waren Ausflüge nad) Comburg und auf den Einforn 
geplant gemwejen, die aber wegen der rauhen, zweifelhaften Witterung nicht 
zu Stande famen. Statt defjen verfammelte man ſich wieder unter den 
raufchenden Klängen der ftädtifben Kapelle im Soolbad in buntem 


Bericht über die IX. Verfammlung bes württembergifchen Korftvereind ıc. 587 


Gemiſch mit einer großen Anzahl von Haller Herren und Damen. Die 
Abendzüge entführten die meiften der Gäfte in ihre Heimath. 

Für den 23. Juni war nod eine Nacherfurfion in die der Stabt 
Hal nächſtgelegenen Waldungen des Spitald Hall vorgefehen. Da das 
Wetter fich wieder etwas günftiger geftaltet hatte, jo verfammelten fich zu 
derjelben wider Erwarten noch gegen 15 Forftmänner und eine ebenio 
große Zahl von Mitgliedern des Stiftungs- und Gtudtratbhed. Die 
Stiftungswaldungen find wie die Waldungen der Gemeinden in Württem- 
berg jeit dem Geſetz vom Jahr 1876, der fpeziellen techniichen Beauf- 
fihtigung der K. Forftämter unterftellt; die Stiftung Hal bat einen 
eigenen geprüften Sorftverwalter. Leider war berjelbe, der eigentlich heute 
hätte die Führung der Erfurfion übernehmen follen, kurz vor der Forft- 
verfammlung erfranft und mußte die Führung an den Forftmeifter Freiherr 
v. Hügel von Hall und den Pevieramtöverweier Prinz von Hall ab- 
treten. Auch die Nacyerkurfion lieferte den Beweis von der zielbewußten, 
einheitlichen und fonjequenten Zeitung der Wirthichaft im ganzen Forte 
bezirk, und ein jorgfältiger Verjüngungd und Durdyforftungsbetrieb und 
große Blächen der gelungenften Kulturen, viele neue zweckmäßig angelegte 
Wege und mannigfache landjchaftliche Verſchönerungen bezeugten den Fleiß 
und die Umficht des Wirthichafterd. Ein folennes, von der Stiftung ge 
reichtes Frühſtück erquicdte nach mehrftündiger Wanderung beim jog. 
Blockhaus die fröhliche Gejellichaft und wurde nody manch ernfter und 
heiterer Trinkſpruch geiprodhen. 

Nady der Nüdfahrt in die Stadt reiften audy die bei der Nach— 
erfurfion verbliebenen Mitglieder des Vereins im Laufe ded Nachmittags 
vollends ab. 

Sp hat fi die 9. Verfammlung unjered jungen Vereins würdig an 
ihre Vorgängerinnen angeichloffen.. Mag auch Manches bei und noch der 
Berbefferung harren, ein klares, zielbewußtes Schaffen ift doch allerwärts 
dad Gepräge unjerer Wirthichaft. Unjer Standeöbewußtjein hat fich jeit 
dem Beſtehen unjered Vereins jchon wejentlich gehoben und wird ed noch 
dahin bringen, daß auch unjerem Stand die ihm theilweiſe noch fehlende 
verdiente Anerfennung zu Theil wird. Die Erfurfionen und Berhand- 
lungen der Berfammlung haben viel Intereffantes geboten, und daß auch 
die Gejelligfeit unter den vielfachen Störungen eined ungünftigen Himmels 
nicht Noth gelitten, dafür gebührt der Danf vor Allem der umfichtigen 
Geihäftsleitung und den freundlichen Bemühungen der im Schwabenland 
alten guten Klang befißenden Zeititadt. 


588 Heß: 


Zur Biographie von Karl Chriſtoph Oettelt. 
Von Profeſſor Dr. Heß in Gießen. 

Die Abfaſſung einer ausführlichen Biographie des in der Ueberſchrift 
genannten Hauptbegründers unſerer forſtmathematiſchen Schule für die 
„Allgemeine deutſche Biographie,“ von welcher bis jetzt 22 Bände 
vorliegen, gab mir Veranlaſſung, mich nach weiteren Quellen, als den in 
meiner Schrift „Lebenöbilder hervorragender Forftmänner” bei der Bio— 
graphie Karl Chriftoph Oettelt's (S. 257 und 258) genannten um— 
äujehen, u. A. aud an meinen Freund, Herm Geh. Hofrath Pertſch, 
3. 3. Oberbibliothefar der herzogl. Schloßbibliothet zu Gotha, die Bitte 
zu richten, das dortige Archiv auf etwaige Akten, betr. Dettelt, zu durch— 
forſchen. Derjelbe hat diefem Erſuchen nicht nur in der liebensmwürdigften 
Weiſe entſprochen, jondern fidy dieferhalb aud an die Direktion des ge= 
meinjchaftli Erneftiniichen Archives in Weimar gewendet. Wenn aud 
hierdurch bezüglich einzelner mir von jeher zweifelhafter Punkte ein genü- 
gender Aufichluß nicht hat erzielt werden können, fo find doch wenigitend 
aus dem gothaijchen Archive einige Daten bekannt geworden, welche wei— 
teren Kreiſen zur Kenntniß gebracht zu werden verdienen, weil fie das von 
Bernhardt (Geſchichte des Waldeigenthums x. II. Band, ©. 126—130) 
und mir (a. a. D.) über Dettelt Gejagte ergänzen, bezw. berichtigen. 

Karl Ehriftoph Dettelt war der Sohn des Sachſen-Weimariſchen 
Forftbedienten Chriſtoph Dettelt zu Stötzeibach, wie ed in den Aften 
heißt; jegt wird „Stützerbach“ geſchrieben. Daß er in Schleiz geboren 
fein jol (j. Bernhardt), ift zwar möglich, aber doch nicht jehr wahr: 
iheinlih. Auch die Angabe des Geburtsjahres „um 1730“, weldye auf 
Grund der Bernhardt’ichen Forſchungen auch in meine „Lebensbilder“ 
übergegangen ift, läßt fi nicht recht mit den bezüglichen Angaben in 
Laurop's Selbftbiographie vereinigen. Hiernady müßte Dettelt’ö Ge- 
burt, da er im 76. Lebensjahre (1800) geftorben jein joll, in dad Jahr 
1724 oder 1725 fallen? Uebrigend haben in Bezug auf dieje beiden Fragen 
(Geburtsort und Geburtsjahr) weder das gothaiiche, nody Das 
weimarifche Archiv neue Aufſchlüſſe zu Tage gefördert. 

Dettelt’3 Vater wohnte um 1750 in einem Bauernhaufe zur Miethe 
und zog jpäter in einen von dem demolirten Schloſſe in Stüßerbady ftehen 
gebliebenen Pavillon. Im meimarijchen Archive tft noch ein größeres 
Nktenftüd vorhanden, in weldhem darüber Klage geführt wird, daß er das 
Wild an der Ilmenauer Grenze wegſchieße. Der Sohn Karl Chriftoph 
entfaltete ſchon frühzeitig ein mathematiſches Talent, wie daraus hervor: 
geht, dab der gothaiſche Kammerpräfident Siegmund Chrenfried von 
Oppel in einer vom 7. Juni 1755 am den Herzog datirten Eingabe 


Zur Biographie von Karl Chriſtoph Dettelt. 589 


darum bittet, dab dem Jägers-Purſchen Karl Chriftoph Dettelt (Sohn 
des Sachſen-Weimariſchen Forſtbedienten zu Stüßerbah) in Anbetracht 
jeiner bejonderen Kenntniffe in der Mathematif dad Prädikat eines „Fort: 
Geometrae” verliehen werden möge. Diejem Erfuchen wurde jchon durch 
berzogl. Dekret vom 16. Juni 1755 ftattgegeben. 

Am 27. März 1762 mendete fih 8. Eh. Dettelt jelbit an den 
Herzog mit der Bitte, ihm das Prädikat eined „Forſt-Kommiſſarii“ gnä— 
digſt zu Theil werden zu laffen; zugleich erbot er fich, den zu dem Arled- 
berger Revier geichlagenen, aber unter Weimarijcher Hoheit gelegenen 
BVeronidenberg ebenfalld (wie er es bereitd mit anderen Forften gemacht 
hatte) in einen Riß zu bringen und nad) einer von der hodhfürftlichen 
Kammer zu Friedenftein auszuftellenden Inſtruktion in gewiſſe Hiebe ein- 
zutheilen.” Am 4. Mai 1762 berichtete der damalige Kammerpräfident 
von Srandenberg, daß die proponirte Eintheilung des Veronickenberges 
in gemwiffe Hiebe „wegen deffen geringen Gehalts und darauf befindlichen 
ſchlechten Holzbeſtandes eben feinen fonderlihen Nuten haben werde.” 
Dem p. Dettelt wurde aber aleihmwohl unter dem 10. Mai 1762 das 
Prädikat eines „ForſtKommiſſarii“ verliehen. Soweit reicht dad Aften- 
Material, — Nidyt aufgeflärt ift aber, ob Dettelt zunächſt in gothaiſchen 
oder weimarifchen Dienften, eventuell ob und wie lange er in beiden ftand, 
und um welche Zeit er ganz in weimarijche Dienfte übergetreten ift? Daß 
er zulegt ausjchließlih im Weimariichen ald Forſtbeamter zu fungiren 
batte, ift außer Zweifel. Nady Bernhardt joll er aber anfangs in 
gothaifche Dienfte fi) begeben und erſt um 1770 in weimarijche Dienite 
getreten fein, jedoch ohne jeine dienftliche Stellung im Gothaiichen ganz 
aufgegeben zu haben(?). Die Thatſache, dab ihm 1755, bezw. 1762 
Prädifate von Seiten ded Souveränd ded Herzogthumd Gotha zu Theil 
geworden find, legt ja allerdings die Vermuthung nahe, dab er damals 
auch (ganz) im gothaiſchen Dienftverbande geitanden habe. Allein anderer- 
jeitö ift, da ſchon damals Prädifatsertheilungen in gewiljen Fällen aud) 
durdy fremde Souveräne ertheilt wurden, die Möglichkeit nicht auöges 
ſchloſſen, daß Dettelt gleich von Anfang ab mweimariicher Forftdiener ge 
weien und ſich bloß durch Ausführung von Forfteinrichtungsarbeiten im 
Gothaiſchen Thüringerwald auch um dieſen verdient gemacht habe. 

Bei der hoben Bedeutung Dettelt’3 im forftgejchichtlicher Beziehung 
ericheint ed höchſt erwünjcht, die hier beregten Zweifel auf Grund von 
weiterem Aftenmaterial zu Flären, und wenn dieje kurzen Notizen dem 
einen oder anderen genügend orientirten Thüringijchen Fachgenoſſen Ver— 
anlafjung geben jollten, fich zur betreffenden Angelegenheit zu äußern, jo 
würde der Zwed diefer Zeilen erfüllt jein. 


590 Yelin: 


Schuß der Tanne gegen Rehverbiß. 
Vom Oberförfter Yelin in Stammheim (Württemberg). 


Als Schußmittel gegen das Abbeißen der Gipfelfnojpen und Triebe 
in den Zannenfulturen wurde jchon jeit langer Zeit das Beltreichen der— 
jelben mit Theer empfohlen, jpäter wurde hauptiächlich Kalk zu diefem 
Zwed verwendet. 

Beide Mittel find auch bier verſucht und als zwedmähig befunden 
worden. Doch zeigten fich bei beiden auch Schattenfeiten, die man zu 
bejeitigen tradhtete. 

Beim Antheeren ift vor Allem zu beachten, dab man nicht einfach 
Theer“ fich geben läßt; denn da befommt man wohl immer Steinfohlen: 
theer, der die Gipfeltriebe nidyt minder gefährdet ald das Reh. Eine 
Gemeinde in der Nähe hat das erfahren. Die allermeilten Gipfel ihrer 
Zannenpflanzung, namentlich die ſchwachen, waren verloren, wad man 
ſchon einige Wochen nad) dem Antheeren bemerken fonnte, indem fie wie 
verbrannt ausjahen. Wahrjcheinlich enthält nicht jeder Steinfohlentheer _ 
gleich viel den Pflanzen ſchädliche Stoffe; — aber wie will man’d jedes» 
mal unterjuchen? 

Man verlange aljo ausdrücklich Holztheer, — ſchwediſcher ift bei uns 
im Handel, dody nur in größeren MaterialiensHandlungen zu haben. Wir 
bezogen jolden ferner von Schmidt und Dihlmann in Stuttgart und 
zwar 32kg (pro 100 kg zu 45 #), welche mit 11 kg franzöſiſchem 
Terpentinöl (per 100 kg 85 M) verdünnt wurden. 

Mit diefem Duantum bei einem Koftenaufwand für Stoff und Fradıt 
von 25,06 M nebft einem Arbeitslohn von 37,94 M wurden verſchiedene 
Kulturen, auch Theile natürlicher Verjüngungen, welche nicht zumweit hinter 
ihrer Umgebung zurüdbleiben follten, im Ganzen etwa 100 000 Tannen- 
gipfel angetheert, jo daß das Taufend auf ca. 63 Pf. kam. 

Bei diejer Arbeit bedienten fich die dazu verwendeten Weiböleute — 
allerdings nicht ſehr ſäuberlich, doch ganz unſchädlich — der bloßen Finger, 
die jie in ihr Theergefäß tauchten, um dann die Gipfel hindurch laufen 
zu lafjen. Es dürfte übrigens befjer jein, mehr von oben nad) unten, als 
umgefehrt zu ftreichen, damit nicht die Spaltöffnungen auf der Unterjeite 
der Nadeln zu jehr verflebt werden. 

Der Erfolg war recht befriedigend. Sehr wenige Gipfel, wahr: 
jcheinlich zu ftarf verklebt, gingen ein; wenige — wahrjcheinlich ſolche, die 
gar zu wenig Theer befommen hatten, — murden dennoch abgebifjen. 
Ganz unverjehrt konnten ja die jchönen Knoſpen, denen man nichts Be— 
ſonderes anſah, nicht bleiben. 


Schuß ber Tanne gegen Rehverbiß. 591 


Beim Anfalfen hatte man bier früher die Erfahrung gemacht, daß 
doch manche Pflanzen bezw. Gipfelfnojpen, wenn aud länger abgelöſchter 
Kalk verwendet und dann aufgetragen wurde, nicht die Kraft hatten das 
harte Käppchen zu Iprengen, jo dab die Zriebe ganz unterdrüdt blieben. 
Einjender beiprady daher die Sache u. U. auch mit dem Gemeinde-Mald- 
meifter von Stammheim, der als gelernter Maurer vielleicht Auskunft 
geben fonnte, welcher Zuja dem Kalf gemacht werden müßte, damit er 
im Frühjahr leichter zerbrödle. Diefer verjudhte es nun ferner im Gemeindes 
wald mit Beimengung von Kuhmift und zwar mit ſolchem Erfolg, daß 
Einfender fein Bedenfen trug diefe Miſchung heuer auch im Staatöwald 
anzuwenden und fünftig dabei zu bleiben gedentt. 

&8 wurde wieder etwa diefelbe Anzahl Pflanzen behandelt wie fernd 
(ca. 100 000 Stüd mit einer Auslage von 1,40 .% für Kalt, 1,10.# für 
Kuhmift und 45,90 4 für Arbeitslöhne, jo dab dad Tauſend auf ca. 
48 Pf. kam. 

Zu der Milhung nimmt man etwa 3— 4 Theile friſchen Kuhmiſt 
und 1 Theil (alt:) abgelöjchten Kalt, welchem fein Wafjer mehr zugejebt 
zu werden braucht. Bon bderjelben bringt man mit einem pafjend zu= 
gejchnittenen Stäbdyen jo viel auf jeden Gipfel, deifen Sicherung Noth 
thut, daß die Endfnojpe mit den umgebenden Seitenfnospen fnapp ein- 
gehüllt wird, fährt auch wohl auf einer Seite ein wenig am Trieb herab, 
damit er nicht unterhalb der Knospen abgebifjen wird. 

Die Käppchen jehen anfangs ſchmutzig aus, bleichen aber nach dem 
Erhärten bald und werden auf den Winter von außen jo weiß, daß fie 
(wie die aus reinem Kalk) den Ledermäulern ſchon von ferne fagen: bier 
giebtö nichtd zu naſchen! Allerdings halten dieje fib dann oft an den 
Seitentrieben ſchadlos und jcheeren die Pflanzen jo zu, daß der Schluß 
der Kultur unlieblam verzögert wird. 

Ueber den Winter figen die Käppchen feſt genug, werden aber im 
Frühjahr jo mürbe, dab man fie leicht mit den Fingern zerdrüden und 
zerreiben kann, und daß auch ſchwache Triebe feine Mühe haben fie zu 
durchbrechen. Immerhin wird das Hervorbrechen der Gipfeltriebe etwas 
länger zurüdgehalten als bei unbededten Knofpen, — ein Umftand, der 
fie auch eher dem Spätfroft entgehen läßt. Während daher ein Ortövors 
jteher, Inhaber der Jagd im Gemeindewald, Anftand nahm, die Koften 
für die Maßregel ald Schutz gegen das Abbeißen, dem Gemeinderath an- 
zufinnen, fonnte er fie ald Schuß gegen das in der betreffenden Lage leicht 
mögliche Erfrieren durchbringen, was die Gemeinde nicht zu bereuen 
hatte. 

Auch bei anderen Holzarten wurde das Mittel bier ſchon angewendet, 


592 Schuß der Kulturen gegen Rebverbik. 


3. B. bei Weymouthskiefern, deren oberite Nadeln ſchwach beftridyen wur— 
den, was fie geihüßt hat, ohne ihnen etwas zu jchaden, während fie Holz» 
theer nicht ertragen fonnten. 

Wer ed ſchmerzlich empfindet, daß die Tanne, dieje edle, für den 
Wald jo wertvolle Holzart wegen der Schwierigkeiten, die ihre Berjüngung 
darbietet, immer mehr zurüdgedrängt wird, dem wird jedes praftijche 
Hilfsmittel zu ihrer Aufzucht erwünfct fein. Bon dem mitgeteilten gilt 
immerhin: probatum est. — Wer ein beſſeres, womöglich appetitlicheres, 
nachweift, wird ſich Danf verdienen. 


Schuß der Kulturen gegen Rehverbif. 
(Eine Stimme aus der Pfalz.) 


Gelegentlich der Verfummlung des Prälzischen Forftvereind im Sep- 
tember 1885 in Kailerdlautern, machte Herr Förſter Schuberth in Han- 
weilerhof über diejes nicht unwichtige Thema einige Mittheilungen. Da 
biejelben mit den vorftehenden Erfahrungen des fgl. Dberförfterd Yelin 
in wichtigen Punkten übereinftimmen, jo wollen wir fie den Leſern dieſes 
Blatted nicht vorenthalten. Herr Förfter Schuberth bemerfte: 

„Es ift eine befannte Sade, daß das Theeren mit reinem Stein— 
fohleniheer bisher den gemwünjchten Erfolg gegen den Wildbiß nicht lieferte, 
im Gegentheil nachtheilige Kolgen hatte Man durfte mit reinem Theer 
die Knoſpen und Gipfeltriebe nicht theeren und waren dadurdy die Rebe 
nicht abgehalten, die Gipfelfnojpen zu äjen, und dad Theeren hatte daher 
den gewünſchten Zwed nicht erreicht. Diefer Umftand brachte mich auf 
den Gedanken, ob es nicht möglich ſei, dem Theer eine Subftanz beizu« 
mijchen, durch die er feine zerftörende Wirkung verliert. Sch ſetzte des— 
wegen dem Theere Rindvieherfremente hinzu, probirte es zuerft im Kleinen 
und theerte mit folcher Maſſe eine Heine Parthie Weihtannenknofpen und 
Längstriebe. Ich Fonnte dann im Frühjahr wahrnehmen, dab die auf 
diefe Art getheerten Weißtannen völlig verfchont blieben. Die Knoſpen 
zeigten nicht die geringfte Spur eined Nachtheild und find ſämmtlich zum 
Ausbruche gefommen. Das Berfahren wurde dann in größerem Maß— 
ftabe angewendet, und im nächiten Frühjahr war der Erfolg wieder ent— 
Iprechend. Daraufhin fand eine allgemeine Anwendung ftatt, wobei ſich 
die zulammengejeßte Mirtur bewährte. Ic ſetze nun diefe Theermiſchung 
folgendermaßen zujammen: 

1 Theil Theer, 
3 Theile Rindvieherfremente, 


Schuß der Kulturen gegen Rehverbiß. — Literariiche Berichte. 593 


2 Theile Jauche zur Verdünnung, bis die Maffe einer wirflidyen 
Delfarbe gleicht. 

Bezüglich der Erfremente ift zu bemerken, dab joldye, die von Grün 
fütterung berrühren und ein jpinatartiges Ausſehen haben und ebenjomohl 
von Branntweintränfe die beiten find. Bei der Zuſammenſetzung ift es 
nothwendig, dab vorher der Theer mit den Erfrementen innig vermiſcht, 
und dann erft entiprechend Jauche dazu gejebt wird. Wir haben mit 
diefer Maſſe wiederholt verjchiedene Kulturen getheert, und audy nicht die 
geringften Spuren gefunden, dab irgend melde jchädliche Folgen für die 
Knoſpen entitanden find.” 

Auf weitered Befragen fügte Förſter Schuberth noch hinzu, daß 
er in einer Feiner Ejchenpflanzung auch gegen das Fegen der Rehböcke 
dad Theeren mit Erfolg angewendet habe. Es müffe aber nothwendig von 
Fahr zu Sahr getheert werden. Die gewöhnliche Zeit hierfür fei in 
jeinem Bezirk der Oftober. 


II. £iterarifdye Berichte, 


Mr. 36. 


Die Forftlehrlings-: und Die Förfter: Prüfung in Fragen 
u. f. w. Bon Julius Theodor Grunert, fgl. preußiicher Ober: 
forftmeifter a. D. Trier 1885. Berlag der Fr. Linz ’schen Buchhandlung. 
Preis 0,60 M. 

In der vorliegenden Schrift ftellt der Berfaffer für die Forftlehrlings- 
und Förfterprüfungen 542 Fragen, von welchen fih Nr. 1—360 auf 
Gegenftände der Forftwifjenichaft, Nr. 361—497 auf die Jagdwiſſenſchaft 
und Nr. 498—542 auf die Vorjchriften des preußiichen Forſt- und Jagd— 
dienfteö beziehen. Die Fragefammlung joll den zu prüfenden Jägern die 
Möglichkeit verichaffen, ihr Examen gut zu beſtehen, nebenbei aber audy 
den Eraminatoren ſelbſt dad Prüfungdgeihäft möglichft erleichtern, da der 
Berfaffer bei einer langjährigen Praxis ald Eraminator die Erfahrung 
gemadyt hat, daß ed, im Berhältniß, mehr jchleht beanlagte Eramina- 
toren als ſchlecht beſchlagene Eraminanden giebt. 

Die Beantwortnng der geitellten 542 Fragen ſoll nach der Aeußerung 
des Verfaſſers bei Zuhilfenahme jeiner drei Schriften (die Forftlehre, die 
Sagdlehre und der Preußifche Förſter) ohne bejondere Schwierigkeiten 
möglid, jein. 

Goritwifienihaftlihed Gentralblatt. 1886. 42 


994 Literariſche Berichte, 


Die Alpiranten für den niederen Forftdienft ſeien daher auf Diele 
neue literariiche Ericheinung aufmerffam gemadht. 


Nr. 37. 


Der Fang des Naubzeuges nebjt einer Anleitung über einen 
zwedmähig anzulegenden Dohnenfteig und deſſen ratio- 
nellen Betrieb. Bon Paul Friedrich, kgl. preußiichen Förfter zu 
Forſthaus Hüttcheswafen. Zweite vermehrte und berbefjerte Ausgabe. 
Trier. Berlag der Fr. Lintz' ſchen Buchhandlung. 1885. Preis 2 M. 

Das dem fgl. preußiſchen Oberforftmeifter a. D. Grunert gewid— 
mete praftiih und gut gejchriebene Schriften beſpricht auf 132 Seiten 
folgende Gegenftände: 

Die Jagdkunſtſprache; die Naturgeihichte von Fuchs, Dachs, Fiſch— 
otter, Baum- und Steinmarber, Iltis, Wiefel und Wildfage; dad Teller- 
eijen, den Schwanenhals, die Weber’jche Raubthierfalle und das Pupen 
der Eiſen; die Witterungen und Fangbroden zum Fuchsfang; die Fang» 
methoden der genannten Raubtbiere in den angegebenen Sangapparaten; 
ferner den Fuchsanſtand in der Luderhütte, dad Fuchsgraben, den Fang 
des Baummarderd im Schlagbaume, dad Kreijen der Marder und des Iltis, 
das Streifen der Raubthiere und die Behandlung der Bälge. Ein An- 
bang bildet eine Anleitung über den „Dohneniteig“. 

Allen Jägern und Forftwirthen, welche fi für das Fangen des 
Raubzeuged und den Dohnenfteig intereffiren, kann das recht brauchbare 
Schriftchen um fo mehr empfohlen werden, ald leider viele Betheiligte mit 
den Kangapparaten nicht mehr gut umzugehen wiſſen und fich deshalb 
lieber an den Bier- oder Kartentiſch ſetzen, als fi mit dem fo inter- 
eflanten und oft recht lohnenden Fang des Raubzeuges zu beichäftigen. 


Nr. 38. 

Ueber Forftfulturen. Rathſchläge für Landwirthe, welche ſich mit 
Holzzucht befaſſen. Bon Urff, kgl. Oberförfter zu Neuhaus bei Ber- 
linden. Mit 22 Abbildungen im Zert. Berlin, Verlag von Paul 
Parey, 1885, 2,50 #. 

Im Iahr 1884 gab der kgl. württ. Forſtrath Heinrih Fiſchbach, 
ein 187 Seiten umfaflended Schriften unter dem Titel: „der Wald 
und dejjen Bewirthſchaftung, ein Leitfaden für Privatwalb- 
bejiger, Gemeindebeamten u. j. w.“ heraus, welches ſich die dankbare 


Literariſche Berichte. — Notizen. 595 


Aufgabe ftellt, den genannten Menſchenklaſſen die nothwendigften Kennt: 
nifje aus dem Walde und deffen Bewirtbichaftung beizubringen. 

Auch die vorliegende uur 121 Seiten umfafjende Schrift jtellt fich 
eine ähnliche Aufgabe: fie joll namentlidy Landwirthen, welche fich mit 
Holzzucht zu befaffen haben, die nothwendigſten Rathſchläge ertheilen. 

Während die Fiſchbach'ſche Schrift fich neben dem Waldbau, aud) 
noch furz mit der Forftbenugung, dem Forftihuß und der Befchreibung 
der Waldbäume und Sträudyer befaßt, zieht Urff nur das Forftkultur 
wejen in dad Gebiet jeiner Betrachtung. Insbeſondere behandelt der Ver- 
faffer die Fragen: 

I. Was jollen wir jäen und pflanzen? 

I. Wie ift dad Saat» und Pflanzmaterial zu wählen und zu be 

ſchaffen? 

III. Wie ift zu ſäen und zu pflanzen? 

Dabei werden die erforderlihen Manipulationen für die anbauwürdigſten 
Holzarten bejonderd auseinander gejeht. 

Das geihmadvoll gebundene und hübſch ausgeftattete Büchlein ift 
gut, klar und kurz gejchrieben, der Verfaſſer beherricht jeinen Gegenftand 
und erweilt fich als erfahrener Praktiker. Die Eleine Schrift wird daher 
für Landwirthe, welche fi) mit Holzkulturen zu bejchäftigen und feine 
Zeit zum Studium gröberer Werke über Waldbau haben, jedenfalld ein 
guter Rathgeber jein. 

8. Baur. 


IV. Notizen, 


Alte Waldbäume. 


1. Fichte, erwachien in einer Meereshöhe von 1768 m im Maldtheile Sator (Bos— 
nien) auf Karftboden, Nordlehne (vor der Bora geſchützt) 795 Jahre alt, 1,65 m 
unten, 0,80 m in der Mitte mefjend, Scheitelhöhe 42 m; Feftgehalt 21,11 fm. Größter 
Zuwachs im Alter von 70—12%0 Jahren. 

2. Zanne, erwachſen auf Karftgebiet des Hocplateaus des Gebirgszuges Gina gora 
(Bosnien) in einer Meeresböhe von 1541 m; beſaß ein Alter von 512 Jahren, eine 
Scheitelhöhe von 38 m; einen unteren Durchmeſſer von 1,25 m und einen mittleren 
von O,71m. Feſtgehalt 15,05 fm. Größter Zuwachs im Alter von 70—100 Zabren. 

3. Lärche, gefällt im Sabre 1872 im Revier Höllthal, Forſtort Echwarzriegel- 
Nutterberg (Niederöfterreih), in einer Meereshöhe von 1850 m, im Alter von 
> Jahren. Sceitelhöhe 38,2 m, Stärke am Stod 82 cm, Derbgebalt des Schaftes 

‚9 fm, 

4. Lärche aus dem Zorfte Tyrolerftelle (Salzburg), erwadien in einer Höhe über 

der Meereöflihe von 1580 m, in norböftliher Lage, auf trodenem Urkalkgebirge. 
41* 


596 Notizen. 


Alter ded Baumes 575 Zahre, Durchmeſſer 82 cm, Scheitelhöbe 16,5 m, Holzmaſſen⸗ 
gebalt 4,28 fm. 

5. Lärche aus dem Blümbacher Forfte (Salzburg), erwachſen in einer Höhe von 
1400 „m über der Meeresfläche, in nordweftlicher Lage, auf trodenem, faltem Stand: 
orte; Alter des Baumes 530 Jahre, Durchmeſſer defielben in Brufthöhe 86 cm, 
Scheitelhöhe 26,68 m; Holzmaffengebalt 6,75 fin. 

6. Eiche aus dem Forftorte Stulpikany, Bezirf Gurahumora (Bufowina), er» 
wachſen in ſüdöſtlicher fteiler Lage im einer Höhe won 1140 m über der Dieeresfläde, 
batte im Alter von 315 Jahren, einen Durchmeſſer von 95 cm in Brufthöhe, eine 
Sceitelhöhe von 30,3 m und einen Holzmafjengehalt von 12,06 m. 

Ein ebeudafelbft in nordöftliher, mäßig fteiler Lage, in einer Höhe von 950 m 
über der Meereöfläche, erwachiener Ahorn hatte im Alter von 280 Zahren, einen 
Durchmeſſer von 87 cm in Brufthöhe, eine Scheitelhöhe von 18,9 m und einem Holz: 
maflengehalt vun 4,98 fm. (Sentralbl. f. d. g. Forftweien 1886.) 


Windfallbefhädigungen in Bayern. 

Am 15. Dftober legten Jahres trat bei einer Temperatur von + 15 bis 18° R ein 
Föhnwind auf der immer mehr am Heftigkeit zunahm und namentlih an dem Gelände 
der nördlichen Abdahungen des Zugſpitz- und Wetterfteingebirges, dann zwiſchen dem 
Zhälern der Iſar, der Loiſach und der Anger vorherrſchte. Im diefen Gebieten wurden 
insbefonders die Staatsforften der Forftämter Garmiſch (mit 55 000 Ster), Parten- 
firden (55000 Ster) und Mittenwald (89000 Ster) beſchädigt; ed haben dabei 
namentlich die dortigen Berechtigungsbezirke gelitten; im Ganzen liegen dort 167 000 
Ster Holz, im dem übrigen Staatöforften (jog. Refernatwaldungen) nur etwa 32 000 
Ster zu Boden. Der Windfall umfaßt im Gamzen etwa den ſechsfachen Etat der 
gefanmten drei Korftämter. 

Auch in den Staatsforften des Forftamts Riß bat der Orkan 2000 Ster ge: 
worfen, in Krün 1500 Ster, Oberammergau 10000 Ster, Ober: und Unterammer: 
gauer Privatwaldungen ca. 4000 Ster. 

Bon den zwei Nebeuftrömen ded Orkans warf der eine im Revier Königfee 
ca. 22000 Ster, im Revier Fiſchen bei Sonthofen gegen 15000 Ster. 


Antwort auf die in der „Poftkarte an einen württembergifchen Revier: 
verwalter‘' geftellten fragen. 


ad L Ich babe Holzverkaufsvorſchriften in der That nicht ald eine direfte Ant: 
wort auf eine Petition um Hebung der dienftlidhen Stellung der württembergiſchen 
Revierverwalter betrachtet, aber aud nicht erwartet, daß nach einer ſolchen Petition 
in neuen Vorſchriften, — und das ift zur Frage des Pudels Kern, ohne welden dieje 
gar nicht berührt worden wären — den Forftmeiftern anempfohlen wird, fich bei den 
Holzverfäufen zu betheiligen. Zur II. Frage bemerkte ih, daß zur geſchehenen Scil- 
derung ver kläglichen Stellung der württembergijhen Nevierverwalter aud die Be 
zeihmung derjenigen Rolle gehört, welche er bei den Holzverfäufen einnimmt, und 
mehr follte damit nicht gejagt fein. Zur II. und IV. bemerfe id, daß ich es entfernt 


Notizen. 597 


nicht beanftandet habe, wenn der Holgverfaufsfommiifion empfohlen wird, mit dem 
Holztänfern entgegentommend zu verkehren, jondern nur, daß dieſer Pafius den Holz 
käufern zugeftellt worden ift, um ihm bei etwaiger paflender oder unpafiender Gelegen- 
heit der Kommijfion vorhalten zu können. Daß fi die Holzkäufer bald über den 
Inhalt der Holzverkaufsvorſchriften inftruiren werden, bin ich felbft lebhaft überzeugt, 
und hielt es gerade deshalb für überflüfftg, fie offiziell in denfelben einzumweihen. Bei 
anderen Berwaltungsvorfchriften wird dieje ja auch den Privaten überlaffen. Auf den 
Schlußſatz glaube ich nad) dem Angeführten eine Erwiderung nicht nöthig zu haben. 
Der württembergijhe Revierverwalter. 


Perfonalnadhrichten aus der Schweiz. 


Im jüngfter Zeit find drei in dem forftlichen Kreifen nicht unbelannte Männer in 
der Schweiz geftorben. : 

Dr. $r. von Tſchudi, Regierungeratö und Ständerath in St. Gallen und 
Ehrentmitglied des ſchweizeriſchen Forftvereind. 

Tihudi entftammt einem alten Glarner Geſchlecht und war zuerft Pfarrer in 
Lichtenftein, mußte fi aber aus Geſundbeitsrückſichten von feiner Stellung zuräd- 
ziehen, er widmete ſich dann jchriftftelleriihen Arbeiten und der Erforſchung der vater: 
ländiichen Alpen. Im denfelben bat er namentlid die Ihierwelt auf's forgfältigfte 
beobachtet, wodurd fein Name auch über den Grenzen jeined Baterlandes befannt ge 
worden if. Er ftarb im 66. Lebensjahre. 

Konrad Bleuler, Präſident in Rießbach-Zürich, geb. 1808, Tangjähriges Mit: 
glied des ſchweizeriſchen Korftvereind, war namentlich eim fleißiger Beſucher der Forft: 
verfammlungen, auch derjenigen im Deutſchland. Er verwendete befondere Sorgfalt 
auf die Bewirthihaftung der Waldungen der Korporation Hirdlanden, deren Präft: 
dent er aud) war. 

In St. Gallen ftarb am 19. März im Alter von über 84 Jahren Johann Joſef 
Keel, Kantonforftinfpektor. 


Dienftjubiläum des großh. heffifchen Forftmeifters Berpel. 

Am 22. Zuni beging in Friedberg im Oberhefien Herr Zorftmeifter Herpel 
fein fünfzigjähriges Dienftjubiläium. Da derfelbe an diefem Tage in Urlaub abmeiend 
war, mußte die beabfichtigte Feierlichfeit auf einen andern Tag verſchoben werben. 
Auf ausdrücklichen Wunſch des Jubilard wurde von einer größeren Feier abgejehen, 
und fand daher nur in engerem Kreiſe ein Feſteſſen von ca. 25 Gededen in dem 
feftlich geihmüdten Saale des „Hotel Trapp” ftatt. Den erften Toaft bradyte Herr 
Minifterialratö Dr. Draudt, der ald Bertreter der Regierung erſchienen war, auf 
Seine Königliche Hoheit den Großherzog aus, welder den Jubilar durdy Berleihung 
eined hoben Drdend audgezeichnet hatte. Nun folgten Toafte in ernfter und beiterer 
Rede, die alle aufzuführen der Raum nicht geftattet. Rühmend wurde in demjelben 
der großen Verdienſte gedacht, die ſich der Zubilar im Korftfah erworben, hervor 
gehoben wurde die Beliebtheit, deren er fidy überall erfreut und der wie faum ein 
anderer es verftanden bat, fi) das allgemeine Wohlwollen nicht allein zu erwerben, 
fondern auch zu erhalten. Der Zubilar dankte in bewegten Worten. Bon feiten der 


598 Notizen. 


Dberförfter des Forſtes und folder, die demfelben irüber angehört hatten, wurde bem 
Zubilar ein fünftleriich ausgeftatteter filberner Pokal überreicht. Bon feinen ſpeziellen 
Bekannten und Studiengenofjen, von denen vier erſchienen waren, erhielt er ein prädh- 
tiges Album mit den Bildnifjen der Stifter. Das ganze Feft verlief in würbiger 
Weile, umd ſei dem allgemeinen Wunſch Ausdrudf gegeben, daß ed dem Zubilar ver 
gönnt fein möge, noch lange Jahre im geiftiger und körperlicher Friſche feines Amtes 
zu walten. 


Perfonalnadhrichten aus Gießen. 


Auf die durch den Abgang des Profefjord Dr. Schwappach nach Eberöwalde 
erledigte außerotdentliche Profefiur und zweite Lehrerftelle der Korftwiflenihaft an 
der Univerfttät zu Gießen ift mit Wirkung vom 1. Oftober 1886 ab der außerordent: 
liche Profefior Dr. Theodor Nördlinger, jeither in Tübingen, berufen worden, 


Perfonalveränderungen im bayerifchen Staatsforftverwaltungsdienfte 
pro II. n. III. Quartal 1886. 


1. Deforirt: Der Oberförfter Franz Franzi in Rebichaln mit der Ehren: 
münze bes f. bayr. Ludwigsordens. 

U. Zn den Rubeftand verfegt: Der Forftrath Friedrich Frh. v. Stengel an 
der Regierungdfinangfammer von TCherbayern in München. 

Die Titularforftmeifter Michael von Ditterich in Petersgemünd, Karl 
#rh. v. Kreß im Breitentbal und Karl Kreuzbauer in Beilngried; die Ober: 
förfter GeorgNiederreutber in Schifferftadt, Peter Graßmann in Obergüngburg 
(mit dem Titel eined kgl. Korftmeiftere) und Heinrih Kunzel im Hohenerfen; ber 
Triftmeifter Michael Friedrich im Reichenhall (mit dem Titel eines König, 
Sorftmeifters). 

III. Befördert. Zu Forftmeiftern die Zitularforftmeifter Leopold Zebelein 
von Steinwiejen nah Kronach, Otto Rednagel von Sphofen nah Marftbreit, 
Mar Baur in Ditobeuren, Friedrich Oſterheld in Langenberg, Friedrich 
Fleiſcher von Ungelftetten nah Altvorf, Georg Stramer in Bepigau, Zaver 
Wille in Grünenbad und Georg Pöhlmann von Burggriesbady nad) Beilngries. 

Zu Forftamtsaffeiforen. Die Foritamtdafiiitenten Ludwig Hellmuth 
von Bayreuth nad) Koppenwind (Forſtamts Ebrach), Friedrid Heinz von Bayreuth 
nad Bordorf (8. A. MWunftedel), Eduard von Pigenot von Regensburg nad 
Effelter (#. 9. Steinwiefen), Jacob Henninaer von Ansbah nah Sphofen (F. 
A. Marftbibart), Guſtav Joſef von Ansbach nah Wuſtviel (#. A. Hundelshaujen), 
Karl Frh. v. Haller von Augsburg nah Mönchberg (F. A. Stadtprogelten), 
Sojef Mettenleiter von Randshut nah Schwand (F. A. Schwabach) und Felir 
Grimm von Ansbach nad) Burggriesbad (8. U. Beilngries). 

Zu FKorftamtsafjiftenten. Die Forftpraftifanten Gregor Hillenbrand 
in Dahn, Lorenz Wappes in Elmftein Nord, Hermann Schalk in Hohenerfen, 
Friedrih Raumerin Kaltenbadh, Heinrich BergoldinNeumarkt, Franz Eigner 
in Nittenau, Mihael Schlicht in Peulendorf, Joſef Neblich in Humdelshaufen, 
Lorenz Kuffner in Fichtelberg, Hand v. Kirfhbaum in Nittenau, Ernft Haaß 
in Ottobeuren und Eduard Hauenftein in Kurnad. 


Notizen 599 


IV. Berjegt in gleiher Dienftedeigenihaft. Der Forſtrath Joh. Bapt. 
Arnold von Würzburg nah Münden; der Korftmeifter Konrad Prager von 
Lellenfeld nah Bamberg Oft; die Oberförfter Dtto Graßl von Effelter nad 
Steinwiefen, Auguft Schiber von Wuftviel nad Werned, Johann Löſch von 
Hombeer nach Zellenfeld, Ferdinand Auer von Stoffenried nad) Breitentbal, Balt- 
hafar Zahn von Hagenbady nad) Hohenerfen, Johaun Schäfer von Haßloch nad 
Neuhäufel, Ernft Moſchel von Neuhäuſel nah Haßloch, Karl Kohler von Bör 
wang nah Schönberg, Donat Zobft von Buchenberg nady Kempten und Karl 
König von Bienwaldmühle auf den Afjefiorenpoften Berg (8. U. Rangenberg). 

Der Forſtamtsaſſeſſor Otto Waldner von Kimratöhofen nad Buchen: 
berg (F. A. Kempten). 

Die Forftamtsaffiftenten Auquft Bartholomae von der forftlihen Ber: 
juhsanftalt Münden zur Regierungdfinanzfammer von Oberbayern in Münden, 
Augufi Zwihler von Elmftein Nord nab Speyer, Zaver Grimeis von Hoch— 
ftetten nah Feuchtwangen, Leo Veſter von Pappenheim nad Hodhftetten, Friedrich 
Gareis von Bergzabern nad Elmftein Nord und Lorenz Wappes von Eimftein 
Nord nad Bergzabern. 

V. Reaftivirt: Der im zeitlihen Ruheſtand befindliche Forftmeifter Gonftantin 
Mayer von Gunzenhaufen ald Forftmeifter nah Petersgmünd. 

VI. Aus dem Staatödienfte ausgetreten. Die Forftamtöaffiftenten 
Franz Eigner in Nittenau und Auguft Blum in Würzburg. 

VII. Geftorben. Der Korftmeifter $riedrih Uhl in Gunzenhauſen, die Ober: 
förfter Zojef Herzer in Röllbach, Friedrih Ruppredt in Schwand, Adolf 
Giehrl in Schönberg, Ludwig Näßl in Steingaden und Wilhelm Turban in 
Partenkirchen. 


Berichtigung. 

In dem kleinen „Efſay“ Echo aus dem Eichen-Schälwald ꝛc.“ iſt auf S. 455 bed 
Auguſtheftes eine Stelle ausgelaſſen), welche ſehr wichtig zur Sache if. Am Schluß 
des erſten Abſatzes auf jener Seite fehlt nämlich hinter „könnte“ (Zeile 11 von oben) 
der Schluß des Sapes, welcher folgendermaßen lautet: 

„wenn er (sc. der Duantitätdunterihied des Nindenanfalld pro Hektar in den 
Oberförjtereien Hirſchhorn und Waldmichelbach) wirklich und effektiv beftünde, was 
aber keineswegs der Fall ift. In Hirfhhorn wird nämlid die Rinde nad Wagen- 
ladungen auf einer großen Brüdenwage gewogen und ſonach das wirflihe Gewicht 
fozufagen vollfommen genau auch gebucht, während in Waldmichelbach die Probe: 
gebunde auf der 4—b Gebunde fafjenden Stangenwage gewogen werden, aljo das zur 
Buchung kommende Gewicht wegen des jedesmal zu gebenden Fleinen Ausichlages um 
ca. %, pCt. hinter dem wirklichen zurädbleibt, wodurch die vorher erwähnte Diffe: 
ren; der gebuchten Gewichte von 0,4 Etr. pro Hektar mehr ald ausgeglichen wird, 
und wouach der Anfall in der Oberförfteret Waldmichelbach eigentlih noch etwas 
größer als in der Oberföriterei Hirſchhorn. — Daß übrigens dieſe Differenz zu Gunften 


1) Die fraglihe Stelle war in dem Manufkript nicht enthalten und Eonnte, nad: 
dem der Drud fertiggeitellt war, ohne Störung nit mehr aufgenommen werben. 
Die Rev. 


600 Anzeigen. 


der Käufer unbedingt Leinen Einfluß auf den Preis üben oder den Frachtaufwand 
nur entfernt paralyfiren kann, erhellt von jelbft, da auf 100 Gentner nur °/, Gentner 
fommen, welche 4—5 M werth find, während die Fracht für 100 Etr. 40-50 M 


beträgt.“ — 
Noch ift zu bemerfen, daß es auf S. 450, Zeile 21 von oben nicht mariners 
fondern „marines” heißen muß. N. 


V. Anzeigen. 


Dorlefungen an der Forftafademie Münden 
während des Winterjemefterd 1886/87. 


Borggreve: Forſtabſchätzung. 
Knorr: Forſtbenutzung. 
Kalk: Forfteintheilung und Wegebau. Holzmeßkunde. 
Kienig: Forftliches Verhalten der deutſchen Waldbäume. 
König: Forfteinrihtung eines MWaldkörpers. 
Banle: Geodäfle. Statif und Medanif. 
Councler: Mineralogie und Geologie. Organiſche Chemie. 
Hornberger: Bodenkunde und Klimalehre. 
Müller: Allgemeine Botanik. Mikrofkopiſches Praktikum. 
Mepger: Spezielle Zoologie. 
Ziebarth: Givil- und Strafprozep. 
Außerdem Repetitorien ıc. und an zwei VBormittagen der Wode Erkurfionen. 
Beginn der Vorlefungen 18. Dftober. Crforderlih für die preußiſche Staats. 
farriere Maturitas von deutſchem Gymnaſium oder preußifcher Realſchule I. Ordnung 
und Borprarid. Sonftige Studirende finden aud auf Grund anderweiten Nach-— 
weijes genügender Borbildung Aufnahme, Der Direktor der Forftatademie, 
Borggreve. 





Forftliche Dorlefungen an der Univerfität Gießen 
im Winterjemefter 1886/87. 
Profeffor Dr. Heß: Waldertragsregelung, 4 ftündig. Borftpolitif, 4 ftündig. Praktiſcher 
Kurſus über Forftbenugung, 1 Mal. 
Profefior Dr. Nördlinger: Forſtgeſchichte und Korftftatiftif, Sftündig. Korftverwal- 
tungäfunde, 2 ftändig. 
Profeſſor Dr. Hoffmann: Pilzkrankheiten der Kulturgewächſe (bezw. Holzpflanzen) 
1ſtündig. 
Profeſſor Dr. Braun: Forſtrecht, 4ſtündig. 
Beginn der Immatrikulation am 18. Oktober, der Vorleſungen am 25. Oktober. 
Das BVorlefungsverzeihnig der Univerfität kann durch den Unterzeichneten unent- 
geltlich bezogen werben. Nähere Auskunft über den biefigen forftlichen Unterricht er— 
theilt die nur durch den Unterzeichneten zu beziehende Schrift: „Der forftwifjenihaft- 
liche Unterricht an der Univerfität Gießen in Vergangenheit und Gegenwart (Gießen, 
1881).“ Preis 2 M. 
Gießen, den 17. Auguf 1886. Dr. Seh. 








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— TRETEN ETZENG 
’ > { 7 1 








I. Original- Artikel. 


Ueber die Beziehungen zwifchen Alter und Brufthöhenftärfe 
bei Buchen. 


Bon Dr. Theod. Nördlinger, außerordentl. Profeffor der Forſtwiſſenſchaft an der 
Univerfität Gießen. 

Mir dürfen annehmen, dab in haubaren, gleihmäßig erwad- 
jenen Beitänden irgend welcher Holzart, beſonders joldyen, in denen 
ichon ſeit längerer Zeit ein geregelter Durchforſtungsbetrieb ftattgefunden 
hat, Sceitelhöhe und Baumftärfe in Brufthöhe wenigitens durchſchnittlich 
in gejegmäßiger Weiſe in der Art mit einander verbunden find?), daß 
der größeren Höhe in der Mehrzahl der Fälle regelmähig ein ftär- 
ferer Durchmeſſer entjpricht. Analog wird man aud zu der Bor: 
ausjeßung geneigt Sein, im ungleichalterigen Beſtande ſei das Alter 
der einzelnen Stämme eine Funktion der Stärke, d. h. die ftärferen 
Bäume werden aud allgemein die älteren, die ſchwächeren die 
jüngeren jein. 

Nun hat aber Lorey für die Fichte und Tanne nachgewieſen, daß 
diefer Sat jo viele Ausnahmen erfahre, dab man faft an der Regel zu 
zweifeln geneigt fein könnte?). Es dürfte deshalb nicht ungerechtfertiat 
erjcheinen, zu unterſuchen, wie fi die Buche zu diefem Geſetze verhält. 
Letzteres erleidet nady Lorey inäbelondere für die mittleren Stärkeftufen 
der Beftände jehr bedeutende Schwankungen. Daher bejchränfe ich mich 
auf Feitftellung des Berhältnifjed der Grenzwerthe, indem für 28 württem— 
bergiſche Buchenverfuch&beftände, in denen wiederholte Alterdbeitimmungen 
vorgenommen worden find ?), nachgewielen werden foll, inwieweit das 
ſchwächſte Cremplar einer nad) dem Draudt'ſchen Verfahren ausgewählten, 
nady der Größe des Brufthöhendurdymefjerd geordneten Probeſtammreihe, 


1) Bergl. Kunze, Anleitung zur Aufnahme des Holzgehaltes der Waldbeftände. 
1886. ©. 5. 
2) Vergl. Lorey, Ertragstaieln für die Weißtanne. 1884. ©. 31. 
3) Bergl. Allgem. Sorft: und Iagdzeitung 1883, Maiheft S. 175. 
z R A — 1884, Auguſtheft ©. 301. 
Forftwiſſenſchaftliches Gentraiblatt. 1886. 4) 


602 Nörblinger: 


aljo derjenige Probeftamm, welcher den geringiten Durchmeſſer aufweilt, 
auch der jüngite ift, und der ftärfite, d. h. der mit dem größten Durch— 
meffer begabte zugleich auch der ältefte Baum. 

Dad Reiultat der amgedeuteten Unterfuhung iſt in nachfolgender 
lleberficht niedergelegt, zu deren Verſtändniß zu bemerken fein dürfte, 
daß die in Spalte 5 gemachten Angaben über dad „mittlere Alter des 
Haubarkeitsbeſtandes“ fi auf das durchſchnittliche Alter der ftärkften, 
40 p&t. der Gejammtzahl aller Baumindividuen bildenden Stämme be- 
ziehen. Lebtered wurde ald arithmetiches Mittel der, wie bereitd erwähnt 
wurde, nad) Draudt's Methode ausgejuchten Probeſtämme berechnet, Die 
der Stammzahl nad jenen Beltandeötheil repräfentiren. Bei auf dem 
Wege der natürlichen Verjüngung begründeten Holzbeftänden — und das 
find die Abtheilungen, in weldyen fidy die genannten 28 ftändigen Buchen- 
flächen vorfinden — darf man ja als mahgebendes Beitandedalter nur 
das Alter des Haubarkeitöbeitandes anjehen, weil fih in ſolchen Wäldern, 
namentlicd; wenn dieſe in langen Berjüngungszeiträumen entjtanden find, 
das mittlere Alter ſämmtlicher, der ftärfiten wie der ſchwächſten Stamm- 
klaſſen derart verjchiebt, daß es relativ höher hinaufrüdt, d. h. nach Ver— 
lauf von m Sahren nicht blos um m, jondern um (m + n) Jahre zus 
nimmt, infolge des Ausſcheidens des meilt jüngeren Nebenbeitandes anläßlich 
der Durcforftungen !). 

In allen denjenigen Bällen, wo die anfangs ausgeſprochene Ver— 
muthung der geſetzmäßigen Abhängigkeit der Stammſtärke vom Alter des 
betreffenden Baumes ſich bemahrbheitet, wo aljo der ſchwächſte Probeftamm 
auch der jüngfte war, weift die Kolumne 6, da, wo der ftärfite zugleich 
der ältefte war, die Rubrik 7 feinen Eintrag auf. Die übrigen Spalten 
find ohne weitere Erläuterung verjtändlich. 


(Tabelle fiehe ©. 603.) 
Mas nachitehende Tabelle in Abſicht auf das Verhältniß zwiſchen 
Alter und Stärke?) der Buchenſtämme zu Tage fördert, läßt ſich in fol» 
gende Betrachtungen zufammenfafien. 





1) Bergl. Allgem. Forſt- und Jagdzeitung 1886, Septemberheft ©. 267. 

2) Die zahlenmähige Angabe der Bruſthöhendurchmeſſer der einzelnen Probe: 
ſtämme glaubte ih als unnöthig unterlaffen zu dürfen. Hinfichtli der numeriſcheu 
Beſtandescharakteriſtik der Flächen, bei deren Aufnahme jene zur Fällung und fpeziellen 
Kubirung gelangten, verweife ih anf die im Aprilbefte des Jahrgangs 1886 der 
Allgem, Forft: und Jagdzeitung S. 113 ff. mitgetheilte Ueberficht der bei in den 
Jahren 1882 und 1883 bewerfftelligter wiederholter Aufnahme von Buchenverſuchs— 
flächen erzielten Ergebnifle. 


rdnungänumer 


O O 
— 


ii 
5 


Ueber die Beziehungen zwijchen Alter und Brufthöhenftärfe bet Buchen. 603 


Revier 





Hohengehren 
Mochenthal 
do. 
Grafeneck 
do. 
do. 
Mochenthal 
do. 
Dörzbach 


Schuffenried 
Geislingen 
Pflummern 

Schuffenried 
Geislingen 

do. 

Pflummern 


Dörzbach 


Schuſſenried 
Geislingen 
Dörzbach 


do. 

Schuſſenried 
Geisliugen 
Baindt 

do. 

do. 
Prronftetten 

do. 


Forſtort 


Gunzenwies 
Petershau 
do. 
Hörnle 
do. 
do. 


Schelmenbühl 


do. 


Stuppacher— 
wald 4 


Oberwald 6 


Fleins 
Frauenthal 
Aiwald 4 
Fleins 
do. 
Frauenthal 


Stuppacher— 
wald 5 


Dbermald 6 
Fleins 


Stuppader: 
wald 5 


do. 

Schorten 9 
Fleins 

Zimwerplaz 

do. 

do. 
Moriziwald 

do. 


Im 


— — 


8050 


m = m [ih 


15) 


—6 


00 


| 


> nn © eo 


| Numer der Fläche 


Mittlered 


Alter 
des 
Haubar: 
keits; 
beſtandes 


Jahre 


95 








— 


ſtärkſten Ueberficht 


Der wievielte Stamm 
Frl a vor dem 
nen | 
ift ber 
jüngfte | ältefte 
Probeſtamm? 
Di Ve 
| 
I 
2 2 
4 15 
6 — 
6 1 
3 1 
i — 
— 1 
— 1 
— 2 
— N 
S 5 
2 1 
— 2 
2 4 
— 3 
— | — 
in 4 
1 | 2 
— | — 
11 8 
= 4 
ı | 
= 1 
1 | — 





in 
Baur’s 
— 
80 


on 
ob 


604 Nörblinger: Ueber die Beziehungen zwijchen Alter x. 


Der ſchwächſte Probeftamm war zugleich auch der jüngfte 
in 13 Fällen (Nr. 9—14, 16, 18—20, 23, 25, 27), alſo bei 46 p&t. 
aller Pofitionen; Smal war der zweitichwächite, d. h. der dem ſchwächſten 
der Stärke in Brufthöhe nah am nächſten ftehende Probeftanm der 
jüngfte (Mr. 8, 21, 22, 24, 28). 
4mal war der drittichwächfte Probeſtamm der jüngfte (Nr. 1, 2, 15, 17), 
14 u viiertſchwächſte " " „ AR”), 
2 u nn Fünftichwächlte . "m Re 3, 26), 
lu m m Techötichmächfte " on RR 4) 
2 ſiebentſchwächſte oder der viertitärfite (von 

im Ganzen 11 Bäumen) der jüngfte Probeftamm (Nr. 5, 6). 

Der ftärkfte Probeftamm war zugleih aud der ältejte in 
9 Fällen (Nr. 1, 5, 8, 13, 18, 20, 23, 26, 28), aljo bei 32 pCt. aller 
Pofitionen. Ebenfalld 9mal ift der zweititärkite, d. h. dem ftärfiten Probe: 
ftamme dem Bruſthöhendurchmeſſer nad) am nächſten ftehende der älteite 
(Nr. 6, 7, 9, 10, 12, 15, 21, 25, 27), 
5mal ift der brittitärfite der älteſte Probeſtamm (Nr. 2, 4, 11, 16, 22), 


Bu. —— (Nr. 19, 24), 
Ivy nn fünftitärlite „m u fr. 17), 
lu u ſechstſtärkſte „ „ " (Nr. 14), 

1 u „ Jogar der zweitfchwächite (von 17 Probe- 


ftämmen im Ganzen) der ältefte Baum geweſen (Nr. 3). 


Dbige Wahrnehmungen können nicht überrafhen. Dad Draudt’- 
ſche Verfahren, weldyed bei den Aufnahmen der württembergiichen forft 
lichen Berjuchsitation durchweg zur Anwendung gelangt, wählt ja feine 
Probeftämme im Walde ganz unabhängig vom Alter derjelben nur nad) 
dem Durchmeſſer, jedody unter Berüdfichtigung der allgemeinen Be- 
dingungen, welchen jchließlich jeder Probeftamm jeden beliebigen Verfahrens 
unterliegt ?). 

Sieht man ſich nad Geſetzmäßigkeiten um, die fih in Beziehung 
auf die immerhin jpärliben ?) Zahlenangaben der beiden Kolumnen 6 und 
7 allenfalld erfennen laffen, jo geht mit Sicherheit nur die eine Thatfache 
daraus hervor, daß in mittelalten, 50—60 jährigen Buchenftangenhölzern 
der ſchwächſte Probeftamm beinahe immer zugleich der jüngfte gemeien it. 
Died Vorkommniß hält auch im höheren Alter nody vielfah an, in der 
Jugend aber, bei 40—50 jährigen Beltänden, läßt fi) daſſelbe durchaus 


1) Bergl. Lorey, Ertragdtafeln für die Weißtanne. 188. ©. 79. 
2) Wiederholte Altersbeftimmungen wurden jeitend der Verſuchsſtation nur ins 
joweit vorgenommen, ald dies ohne befonderen Zeitaufmand geſchehen konnte. 


Echo des „Eos aus dem Eichenſchälwald“. 605 


nicht immer Ffonftatiren. Hinſichtlich der Abhängigkeit der Stärke des 
didften Probeftammes von feinem Alter läßt fich nur feititellen, daß der- 
jelbe jehr oft der ältefte Probeftamm gemejen ift, daß aber ebenfo oft der 
zweitftärffte Baum an deſſen Stelle rüdt und die höchſte Alteräziffer auf: 
weift. Soldyes rührt eben von dem bereitö berührten Umftande ber, dab 
die Draudt'ſche Methode befanntlid ihre Probeſtämme gänzlich unab— 
hängig vom Alter derjelben auszumählen hat. 

Verſchiedenartigkeit der Standortöverhältnifje ſcheint begreif» 
licher Weife feinen Einfluß ausgeübt zu haben: die unterfuchten Beftände ge- 
hören in bunter Mifchung der I., II. und IU. Bonität an. Wie Lorey 
jagt!), befinden ſich eben gewiß immer viele der ftärfften Stämme eines 
Beſtandes von ihrer erften Entwidelung an unter ganz bejonders günftigen 
Berhältniffen, die in einer relativ furzen Entwidelungszeit zum Ausdrud 
gelangen können, und bei der Auswahl eined Probejtammes ift man 
jedeömal größeren oder kleineren Zufälligfeiten ausgeſetzt, weil man ja 
vorher nie beurtheilen kann, ob man nicht etwa einen verhältnifmäßig zu 
alten oder zu jungen Probeitamm herausgegriffen hat ?). 

Ziehen wir das Fazit aus obigen Auseinanderfeßungen, jo gelangen 
wir zu dem Schlußrejultate, daß die ftärfiten Bäume innerhalb Draudt'- 
cher Probeftammreihen nidyt allgemein auch die älteften, die ſchwächſten 
nicht durchweg die jüngften find. Vielmehr erleidet diefer Satz, wie 
Lorey für Fichte und Tanne nachgewieſen, in gleicher Weije für Buchen- 
beftände viele Ausnahmen. Doch läht fich nicht verfennen, daß troß vielfacher 
begreiflicher Abweichungen im Einzelnen in gleichmäßig gefchloffenen Buchen» 
hölzern wenigitend im Allgemeinen durchſchnittlich die ftärferen 
Stämme aud die älteren, die ſchwächeren Bäume meiſtens 
die jüngeren find. 


Echo des „Echos aus dem Eichenfchälwald“, 
(Entgegnung auf den Artikel im forftwiffenichaftl. Gentralblatt S. 447 u. f.) 
Dom Forftmeifter Oftner in Midelftadt. 

Die Verhandlungen ded Forftvereind für das Großherzogthum Hefjen 
in Bingen a. Rh. haben angeblidd „amore elucitandae veritatis“ ein 
recht gemüthliches „Echo“ aus dem Eichenſchälwald wachgerufen (Forſt⸗ 
wiſſenſchaftliches Gentralblatt, ©. 447 u. f.). 


1) Bergl. a. a. O. ©. 84. 
2) Vergl. a. a. O. ©. 17. 


606 Dftner: 


Daraus ift zu vernehmen 
„von der jehr fragwürdigen Bedeutung der Forftvers 
jammlungen überhaupt, die, der Berflahung Vorſchub leiftend, 
vielfadh „Unberufenen“ die willlommene Gelegenheit böten, 
ihr Lichtchen leuchten zu lafjen, nur um gebrudt zu werden, 
ein Urtheil, welches namentlich für die Bingener Korftverfamm- 
lung zutreffe“. — 

Unzweideutig wird das Korreferat des Unterzeichneten zunächft zu den 
„Stimmen” gerechnet, die das Echo hervorgelodt — und übel oder wohl 
— denn hier gilt fein „Duden“ wie bei dem Bauer in der Kirche vor 
dem vermeintlichen Wurfgeihob des Pfarrerd — wird Korreferent dem 
erften nun einen zweiten Nachhall müffen folgen laffen. 

Fällt derjelbe weniger Fräftig aus ald das theild mit landläufigen 
Redensarten, theild an den Haaren herbeigezogenen Gitaten aus drei 
neueren und zwei älteren Spradyen geipidte!) Echo, jo wird der geneigte 
Leſer Nachſicht üben; es ift phufifaliiches Geſetz, daß der zweite Widerhall 
ſchwächer wird, und jollte demnächſt völlige Ruhe eintreten, jo wäre dies 
für den friedliebenden Verfaſſer Diefed nur willfommen, auch für den 
Lejer, der dem Niederwald Interefje entgegen bringt, wohl fein großer 
Nachtheil. — Die Ehrenrettung der Forftverjammlungen ift nicht 
unjere Sache; wir möchten nicht abermals und folhen Falles vielleicht 
mit größerem Recht der „Unberufenheit“ geziehen werden. Ob der Wiß- 
begierige nach gefälltem, hartem Urtheil die Forftverfammlungen beffer ganz 
meidet, mit feinen Studien fi in's ftile Kämmerlein zurüdzieht und in 
andächtige Betrachtung der Werke forftlicher Koryphäen fich vertieft, kühl 
darauf verzichtend, im geſprächsweiſen Meinungsaustaufc mit Fachgenoſſen 
fein Urtheil zu Forrigiren oder unter Iofalfundiger Führung mit offenem 
Blick die vorgeführten Waldbilder auf ſich einwirken zu laffen, — dar— 
über fann man verjchiedener Anficht fein. Auch darüber fünnte es Einem 
einfallen zu ftreiten, was dad Schlimmere und Bedenklichere jei, ob Jemand 
dad „Reden“ oder die „Zinte” nicht halten fann; das aber braucht u. E. 
furzer Hand dem fruchtbaren Schriftiteller nicht nachgegeben zu werden, 
daß er, um dieſer Fruchtbarkeit und audy mancher literarischer Verdienſte 
willen das Recht hat, fich als der allein berufene Berfünder der „suprema 
lex“ zu geberden und anderen, vermeindlidy Unberufenen, die Ruthe zu 
geben. 

Hinfichtlic des „Berufes“ des Bingener Korreferenten nur dad Wenige: 

Derjelbe ift weder Schriftfteller, nody Redner: zwar hat er feinen 


1) Wohl um bie „hölzerne“ Literatur geniehbarer zu machen? 


Echo des „Echos aud dem Eichenſchälwald“. 607 


Anftand genommen, wiederholt ſolche forftlihe Mittheilungen in Fach— 
blättern zu bringen, weldye er, weil aus Beobachtungen in eigenthümlicher 
Dertlichfeit und Wirthſchaft (ded Eichenjchälwaldbetriebes) abgeleitet, eines 
allgemeinen Interefjes für werth hielt. — 

Das „Reden halten“ ift aber gar nicht feine Sache, jo dab es ber 
wiederholten Aufforderung des Vorſitzenden ded Forftvereind bedurfte, um 
ihn nad) Ablehnung ded Referated in der Schälwaldfrage zu Bingen zur 
Uebernahme des Korreferates zu beftimmen. 

Weshalb verfiel man aber auf ihn? 

Mohl aus dem Grunde, weil man ftaatlicherfeitd nach genügend vor— 
liegenden Urtheilen von Staatöforjtbeamten in der Niederwaldfrage aud) 
die Anficht eined Fachmannes hören wollte, der feit nahezu 25 Jahren in 
dem größten und wohl auch älteften Privat-Niederwaldbezirf wirtbichaftet 
und in der Lage war, die Schöpfungen und Werke namhafter Dienftvor- 
gänger und Nachbarn (wie von E. Heyer, Forftdireftor Jäger, Klump ıc.) 
zu verfolgen und mit neueren VBorjchlägen und Anordnungen (der Herren 
Neidhardt, Eidemeyer x.), jowie eigenen Beobachtungen und Er- 
fahrungen, fritiich zu vergleichen. — 

Nun zur kurzen Berichtigung der fachlichen Ausftellungen des 
„Echo's“. — 

Die folgenden Säbe werden in demjelben angegriffen: 

a) dab nur (?) kleine Blößen mit Stummelpflanzen in Beftand zu 

bringen, 

b) dab auf dem Berband (?) weniger anfomme ald auf gruppen- 

meilen Anbau, 

ec) dab unbejchnittene oder ungeftummelte Pflanzen fidy mitunter em- 

pfehlen, 

d) daß in Älteren Schlägen nicht unter 3 m (?) Abftand vom Holz 

gepflanzt werden jolle. 

Dieje Ausftelungen, wie auch die nachfolgenden, würden und ganz 
unerfindlich jein, wenn wir nit am Schluß des „Echo's“ (j. Baur, 
Forſtwiſſenſchaftliches Gentralblatt ©. 459) erfahren hätten, dab die Kritif 
zur Unterlage nit den Bericht der VI. Sahresverfammlung 
des Forftvereind für das Großherzogtbum Hefjen, fondern das 
ſummariſch gehaltene Referat in Dandelmann’s Zeitichrift vom 
Dezember hatte. — Würde Einfihtnahme erfteren Berichtes abgewartet 
worden jein — die Sache hatte ja feine Eile! — jo wäre hieraus erjehen 
worden, daß der Sat a in diejer Allgemeinheit gar nicht von und aus— 
geſprochen worden it. Im fonkreten Falle (Bingener Wald) handelt eö 
fih um Meberführung von Eichen und Hainbuchen-Miſchwald in 


608 Oſtner: 


mehr oder weniger reinen Eichenſchälwald, alſo um Ausfüllung von 
Schlaglücken. 
Vollanbau größerer Flächen kam nur ſekundär in Betracht. — 
Wenn nun wörtlich von uns geſagt worden iſt: 
„Für die bloße Rekrutirung tritt die Stutz- oder Stummel— 
pflanzung als das beachtenswertheſte Kulturverfahren in den 
Vordergrund, 
jo bejchränfen wir damit ihre Anwendung dody nicht prinzipiell auf die 
Ausbejferungen. 
Wohl aber find wir in der Lage, folgendem Schluß des Echo⸗Refe— 
renten entgegenzutreten: 
„Wenn die Stummelpflanze bei Refrutirungen Bemerkenswerthes 
(durch rafchere Erftarfung und Rindenproduftion) leilte, warum 
diefe rajchere Entwidelung nicht als generelled Moment für die 
ausſchließliche Verwendung der Stummelpflanze gelten laſſen?“ 
Ganz einfadh aus Gründen der Prarid, weil wir in großer Wirth. 
ſchaft die erforderlihe Menge fräftiger Stummelpflanzen (auf zu 
junges und zu alted oder jonft mangelhafted Material geben wir nichts ') 
nachhaltig nicht zu beihaffen vermögen und durch Rechnung gefunden 
haben, dab bei Ausdehnung der Pflanzgärten auf ein ungleidy größeres 
Maß oder Entnahme geringwertbhiger Stubpflanzen aus Heegen?) 
bald eine Grenze eintritt, wo es wirthſchaftlich und finanziell vortheilhafter 
erjcheint, für Anbau großer Blößen die Saat oder 1—2jährige Pflanzung 
eintreten zu laffen. — 
Unjere Wirtbichaftöregel, „gute Stummelpflanzen zunächſt und 
unbedingt für die Schlagausbefjerungen und nur bei großem Bor: 
rath auch für den Vollanbau zu verwenden und volle Maftjahre neben 


1) Schwade 2 — 4jährige Stummelpflanzen, wie fie im Odenwald bie und da 
zur Anwendung kommen, halten wir nicht für berechtigt; ſie haben u. E. feinen Vor: 
zug vor ungeftummelten Pflänzlingen. 

Wohl haben wir nicht fjelten die Beobachtung (melde Schnittjpahn in der 
Fort: und Sagdzeitung veröffentlichte) gemacht, daß ſchwach eingeichnittene 1—3jäh: 
rige Pflanzen einen unwüchſigen Kranz von Seitenäften an Stelle des Gipfelbetriebes 
bildeten oder gar nad BVertrodnung des Stämmchens über der Wurzel ausſchlugen; 
died namentlich bei dicht im Schluß erwadienen, jpindeligen und faftleeren Pflanzen, 
in welchem Balle ein jpäteres Abwerfen (Abſchneiden am Boden) ratbjam wird. 
Häufiger aber find die Bälle, daß Fräftige ftuffige Pflanzen auf gebauten Böden durd 
die erſcheinende Pfrieme getrieben uud zu lebhaftem Höhenwuchs angeregt werden. — 

2) Unter günftigen Umftänden wird das Verfahren der Entnabme von Stuß: 
pflanzen aus Heegen natürlich angewendet (j. den Bericht der VI. Jahres: Berfamm: 
lung S. 34). 


Echo des „Echos aus dem Eichenſchälwald“. 609 


der Pflanzenanzuht aud für Freijaaten und demnächſt für 1 bie 
Z2jährige Pfanzungen auszunugen“, — ift jo naheliegend, ald durch 
den Erfolg bewährt. 

Alle gegentbeiligen Artikel des jonft geſchätzten Niederwaldichriftitellers 
werden und zu feiner Nenderung dieler Praris beftimmen gegenüber von 
Beſtandsbildern, die, in großer Menge vorführbar, unjere Wirtb- 
Ichaftäregel ftügen und beftätigen !). 

Mir erkennen überdied den |pezifiihen Werth der Stummel- 
pflanzung für Ausbejjerung der Schlaglüden neben zugegebener 
raſcherer Gejammterftarfung und etwas früherer Rindenproduftion mehr 
noch darin, daß in den erjten Fahren die Stußpflangze der ein» und 
zweijährigen Pflanze und namentlicdy der Saat bejonders voraneilt, 
darum der feitlihen Ueberſchirmung nicht in dem Grade wie 
leßtere erliegt und durch dad Aufjichtöperjonal leichter zu beob— 
achten und zu jchüßen ift?). 

Berwunderlich und nur aus bereits erwähnter Begründung der Kritik 
auf ein jummarijched Referat zu erklären, war uns die fonderbare Deutung 





1) Die meilten Stockſchläge in Großherzogliher Oberförfteret Beerfelden und in 
gräflicher Oberförfterei Beerfelden, die in den 40—60er Jahren angezogen wurden, 
theilmeife Vorzügliched und überhaupt Möglichfted nady Dertlichkeit leiftend, find ans 
Saat, Seltener aus 1—2jähriger Pflanzung angezogen worden. 

2) lieber die Reiftungen verihiedener Eichenkulturmethoden zum Zwecke 
der vollen Stodjdlagbegründung liegen jo viele pofitive Nejultate hier vor, 
daß wir nicht in Behauptungen reden, jondern mit Zablen ſprechen können, und 
keineswegs wurden bei der Bergleihung ſolche Momente, ald „Begründungstoften”, 
„Material » Gelderträge*, „Critarfungszeiträume*, „Nindenqualität”, „Preis* ıc. 
überſehen, weldhe das Gejammturtbeil zu beeinfluffen vermödten.. Wer Winfe in 
legterem Sinne (wie die im Echo-Artikel S. 460 Nr. 2 gegebenen) überhaupt 
bedarf, der müßte nicht das U BE des ftatifchen Verſuches nerftehen. 

Aus dem Anhang zum Bericht der VI. Zahred:Berjammlung des Korjtvereind für 
das Großherzogthum Hefjen find Beilpiele zu entuehmen, die beliebig ergänzt werden 
fünnten und ungefähr das Folgende fonftatiren: Am jchnelliten erftarkt (mit 17 bie 
20 Jahren), unter normalen Berbältniffen, im Odenwald die Eichenſtummel— 
pflanzung zu fräftiger — die Nindenentwidelung fürdernder — Beitofung. (Theo 
retiich das richtigfte Verfahren.) Saaten und Pflanzungen mit 1—3jährigen 
ungeftugten Eichen führen meift in etwas längerem Termin (20—24 Zahren) zu 
erfteren, ziemlich gleich hohen aber in der Bolge nicht jelten höheren Materialerträgen 
bei dichterer Beftodung und etwas dünnerer Rinde, die gleihwohl thatſächlich 
nicht oder Faum geringer bezahlt wird. (Die praktiſche Leiftung lchterer Beftände 
berechnet ih chen darum, in Beadytung aller maßgebenden Momente, insbejonders 
billiger Beftandebegründung, oft günftiger ald die der eriteren.) In größeren 
Wirthſchaften ind beide Berfahren, je nah Umftänden, angezeigt und auch that» 
fählih angewandt. — 


610 Oſtner: 


(im Bericht VI. J. V. ©. 34 einfach genug motivirten) Gruppenpflan— 
zung für Ausbeſſerung der Schlaglücken. 

Die Größe der letzteren in Stockſchlägen bleibt gewöhnlich unter (oft 
weit unter) der Fläche eines Ar; hundertmal und öfter haben wir nun 
bemerkt, daß Anfänger im Dienſt dieſe Flächen ebenſo auspflanzen, wie 
das Beſtockungsbild unmittelbar nach Abtrieb des Beſtandes und 
das Streben nach regelmäßiger Vertheilung der Einzelpflanzen (oder der 
Dreipflanzen) räthlich erſcheinen laſſen und nicht bedenken, daß alte und 
ſtarke Stöcke, zumal gegen eine Lichtung hin, ſich bis zu 6 m, häufiger 
4—5 m im Durchmelfer auöbreiten, mittlere Stöde bis zu 3—5 m und 
ihmwächere Stöde bis zu 2m, dab ed alfo gerathen erjcheint, mindeſtens 
um den Halbmeſſer der jpäteren Ausbreitung von im Marimum 
3m, reſp. 2m und 15m (j. Beriht ©, 34) von den Stöden Ab— 
ftand zu nehmen). 

Solche Wahrnehmung leitet zum Einbau von Pflanzengruppen, 
deren Figur der reduzirten Geſtalt der Blöße entipriht. — 

Nach unferer Praris füllen wir diele Gruppen nicht mit Drei» 
pflanzen, jondern mit Ginzelpflanzen in regelmäßigem Berband 
(ca. 1m) von der Anficht ausgehend, dab bei Verwendung fräftiger 
Stummelpflanzen es zur Bujhbildung einer Dreipflanzung nicht bedarf. 

Bon einer Empfehlung der Birkenbeimiſchung in Stodidhlägen, 
wie fie vom Herrn Rezenjenten im Allgemeinen zum Borwurf gemacht 
wurde, wiljen wir uns frei. 

Die Aeußerung eined Kollegen, dab die zufällig auftretende Birke, 
weil eine gejchäßte Zwilchennugung liefernd und weniger verdämmend alö 
die unbejcheidene, im Bingener Wald dominirende Hainbuche, nicht ungern 
gejehen reſp. tolerirt würde, war ſehr unſchuldiger Art und wird aud) 
von und für mandye Dertlichfeit unterjchrieben. 

Des Forftmeifter Heyer'ſchen Vorſchlages, ftarfe Pflanzen in bereits 
herangewachſene Schläge behufs Nefrutirung einzubringen, haben wir nur 
furjoriih und ald bedingt anwendbar gedacht. Zum Verftändnik für 
die Maßregel, aufgeaftete Schlaglüden gelegentlidy der Durchforftung im 
12. Jahre zu refrutiren, damit die Pflanzeidye (auch geftummelt) bid zum 
Abtriebe der Umgebung einen Vorſprung gewinnt und vom Holzbauer 
behufs Eritarfung des Stocks geſchont werden kann und von der Nachbar» 


1) Berftöße dagegen haben Materialverfhwendung zur Folge. Bon Taufenden 
von Pflanzen, die in lüdige Schläge unadhtjam eingebradht werden, zählt man am 
Schluß des Umtriebd und fpäter faum Hunderte. Beſſer ift, forgfältigere Pflan« 
zung und vollflommneren Schuß relativ weniger Pflanzen zugumenden. 


Echo des „Eos aus dem Eichenſchälwald“. 611 


ſchaft nicht alsbald total unterdrückt wird, gehört im Uebrigen u. E. nicht 
allzuviel 2). Auch über die vernichtenden Ausſetzungen an der Ueber— 
hügelungsmethode brauchen wir und nicht zu ereifern. 

Die früheren farbenreichen Artikel des polyglotten Niederwaldjchrift: 
ftellerd waren und noch jehr wohl im Gedächtniß, ald wir an den „Hügeln“ 
in Großherzoglicher DOberförfterei Hirſchhorn ftanden. 

Der Anblid berührte uns aber doch nicht jo ungemein heiter, daß 
wir, um wiederum das „Echo“ hören zu laffen, ein „risum teneatis 
amici* an unjere freundlichen Begleiter hätten richten müljen. 

Wir haben „Lächerlichered" in mancher Wirthichaft gejehen, als die 
Ipeziell und vorgezeigten Pflanzenhügel; indeffen feinen Hader darüber! 
andere Verfahren halten auch wir für zwedmäßiger. — 

Komiſcher ald die Pflanzhügel ſelbſt ericheint und die folgende Er- 
pectoration ded Herrn Recenjenten über das Ausläuterungsverfahren 
in Hirihhorn. 

Wozu in aller Welt diefe Erfihung über die angeblich grundfaliche 
Darftellung der Hirihhorner Audläuterungen? Wir berichteten Mits 
getheilted, wären aljo in der Lage geweſen, wenn Unrichtigfeiten ſich ein- 
geichlichen hätten, die Erläuterung dem betreffenden Wirthichafter zu über- 
lafjen, welcher, in Bingen anweſend, fidy bei der Diskujfion betheiligte 
und feinen Anlaß zur Berichtigung fand. 

Indeſſen „trauten auch wir unferen Augen kaum“, da wir durch den 
Herrn Recenjenten nad ſcharfem Ausfalle fchließlich genau dasfelbe erfahren 
mußten, was wir jelbft (S. 32 des Berichtes) mit folgenden Worten 
gejagt: 

„In Hirihhorn vertilgt man dad Raumholz fünfmal während 
eines Umtriebed, einmal beim Abtrieb, dann durch Abdollen bei der Frucht: 
ernte, dann im 4., 7. und 11. Fahre.’ 

Legtere drei Manipulationen müfjen bezahlt werden. 

Wir haben von einer fünfmaligen Ausſchneidelung?) aljo gar 
nicht geſprochen; wenn died aber felbit (alſo in etwas unforrefter Weiſe) 
der Fall geweſen wäre, fo würde gleichwohl die ſcharfe Ausftellung in's 
Bereich der „Syibenftecherei” nach unferer Auffaffung, zu verweifen fein. 


1) Der Vorſchlag von Forftmftr. Heyer fteht in gewiffen Gedankenzuſammenhang 
mit unferer vorerwähnten Bemerkung, daß durch bloßes Ausfüllen der Schlaglüden 
ohne Garantiegewährung für die Kortentwidelung der eingebradten Pflanzen ſehr 
wenig gethan ifl. — Daß die Mafregel im Hackwald unandführbar, wurde übrigens 
im Bericht der VI. Zahresverjammlung erwähnt. 

2) Wie allerdings der Bericht in Dauckelmann'ſcher Zeitjchrift. 


612 Ditner: 


Dann gar der mit den Haaren berbeigezogene Bergleich der Wirth: 
Ihaft in Hirſchhorn mit Wald-Michelbach ! 

Aus letzterer Oberförfterei waren und zufälliger Urſache wegen feine 
Notizen mitgetheilt worden; wir waren deshalb auch nicht in der Lage, 
Beftimmtes von dorther zu bringen. Sollte dies, die Ignorirung des 
Leibgeheeged des Herrn Neidhardt, die Urfache fein, dab er die Schale 
feined Unmuthes nun über unjer Haupt ergießt? 

Aus unjeren eigenen Sätzen (Bericht ©. 32): 

„Ein andered Verfahren, in den Gräflich Erbad-Fürftenau’- 
ſchen Waldungen (und, jomeit mir befannt, aud in Wald: 
Michelbady geübt) verfährt weniger fonfequent (s. c. in Vertilgung 
des Raumholzes) 20.” 
und fernerhin: 
„Daß alſo nicht das Gleiche (natürlich in dieſer Vertilgung — 
vom Reinertrag x. iſt gar nicht die Rede) geleiſtet wird, wie in 
Hirſchhorn, iſt augenſcheinlich ꝛc.“ 
konnte der Anlaß nicht entnommen werden, in eine Parallele zwiſchen 
beiderſeitiger Wirthſchaft einzutreten, die uns ganz fern lag und in Bingen 
gar nicht am Platze geweſen wäre!). 

Möchten und könnten wir überhaupt auf die Reinerträge ıc. beider 
durch ihre Lage, Arbeiterverhältniffe jehr verfchiedenen Bezirke eingehen, 
fo ließe fidy den Ausführungen Neidhardt's gar Manches entgegenhalten. 
wie z. B., daß die Rinden nicht blos von Wald-Michelbach, aud 
von ftandesherrlihen und Gemeindewaldungen in gleicher Ent- 
fernung vom Waſſer gar nicht jelten ebenjo theuer bezahlt werden 
ald die Hirfchhorner frei an’s Wafjer gelieferten Rinden und daß 
in leterem Umftand fein befonderes Moment der abjoluten Höherwerthig- 
feit liegt; wohl aus dem Grunde, weil in Hirihhorn die Wiegung auf 
der Brückenwaage eine für den Rindenverfäufer relativ ungünftigere 
ift, ald die jonftige Wiegung mit der Schnellmaage?). Audy die verjchie- 


1) Der jummariiche Bericht in Dan delmann'jher Zeitichr. hatte allerdings gejagt: 
„In Wald-Mihelbad und Fürftenau wird erit dann ein Neinigungshieb 
vorgenommen, wenn fidh derfelbe bezahlt macht ıc., ed wird aber auch aus 

den Schlägen nicht joviel gelöft wie in Hirſchhorn.“ 

2) Bei der Wiegung eined gejammten Wagens Rinden erhält der Gerber nur 
einen Ausſchlag für die Fuhre; bei Anwendung der Schnellwaage, wo das 
20. Gebund gewöhnlich gewogen wird, multiplizirt fi} aber der wenn aud) geringere 
Gewichtsausſchlag mit der Zahl der Gebunde Der Bortbeil ift in ber 
Regel jo groß, daß er die Tranäpert: und Gewichtsverluſte durch Abfall von Rinden 
unterweges wohl auegleihen muß. Untere wäre die auffallende Erfcheinung, die 
keineswegs Wald: Mihelbady ſpezifiſch eigenthümlich tft, nicht zu erklären. 


Echo des „Echos aus dem Eichenjhälwald*. 613 


denen Arbeitslöhne in beiden Oberförftereien würden bei Bergleichung ber 
Reinerträge in Betracht fommen x. 

Dody wir ſehen von der Verfolgung diejer ferner liegenden Sache 
ab, um weiteren Angriffen enigegenzutreten. — Herr Recenjent hat die 
Gewogenheit anzuerkennen, daß in fraglicher Verſammlung auch einiges 
Richtige s. c. ihm „Pafjende” gebracht worden jei, knüpft aber alöbald 
den Vorwurf daran, 

„wenn dad Odenwalder Schälverfahren als ein jehr voll» 
fommenes bezeichnet werde, warum dann dem Wendeläheimer 
in Bingen dad Wort geredet worden ſei?“ 

Einfach deshalb (wie ©. 38 d. B. bereits hervorgehoben), weil 
das Wendelsheimer Verfahren örtlidy eingelebt iit, eine Aenderung 
auf Schwierigfeit ftoßen würde, weil die gerügten Mißſtände nicht das 
Verfahren, jondern jeine jchlechte Ausübung treffen und weil in diejer 
Hinfiht eine Abhülfe durch paſſende Einwirkung und ftrenge Aufficht 
denkbar und ausführbarer erjcheint ald Aenderung der Methode. 

Wie die Verhandlungen jedoch dem Herrn Eco-Referenten den Anlaß 
gaben, der Berfammlung ihre Stellungnahme zur Mineralgerbung 
in jo verleßender Weile zum Vorwurf zu machen mittelit Anjpielung auf 
die Vogel-Strauß- Gewohnheit, „den Kopf in den Sand zu fteden” und 
durch Vorführung des alten Galliläiichen 

„e pur si muove* 
als warnende Mahnung für bornirte „Bremjer" — dafür fehlt uns das 
Verſtändniß. 

Daß die Sorge vor der Mineralgerbung und Rinden-Surrogaten 
gleich einem Alp auf der Schälwaldwirthichaft liegt, darf nicht in Abrebe 
geftellt werden und ift bei der Verfammlung hervorgehoben worden. Dody 
giebt ed audy hier Optimiſten und Belfimiften, die Beide wiſſenſchaftliche 
und praftiche Gründe in's Feld zu führen vermögen, um die denkbare 
Wirkung der vom chemifchen Standpunkte gewiß nicht ald ausfichtölos zu 
diagnoftizirenden Mineralgerbung ald mehr oder minder bejorglich er- 
icheinen zu lafjen. 

Die erjteren müſſen darım aber nicht Vogel Straußsartiger Bornirt- 
heit geziehen werden. 

Auf die Sonderweisheit der Peſſimiſten und die angedeuteten pro 
phylaftiichen Maßregeln geben wir unfererjeitö nicht viel. — Wir bleiben 
zunächſt beim Schälwaldbetrieb, weil er troß zurüdgegangener (wie 
Neidhardt jelbit erhofft, mieder jteigungsfähiger) Rindenpreije immer nody 
mäßig auf jpezieller Dertlicyfeit rentirt, weil ein Uebergang zu anderen 
Betrieben ſicher demnächſtige Verlufte und dauernde Nadıtheile in 


614 Dftner: Echo des „Echos aus dem Eichenſchälwald“. 


Ausficht ftellt, die Sorge vor der Gventualität einer die Lebensfähigfeit 
ded Betriebed total in Frage ftellenden Entfaltung der Mineralgerbung 
thatfächlich aber noch zu fern liegt, um alsbald finanziellswald- 
und volkswirthſchaftlich-bedenkliche Umwandlungen zu planen. 

Darum halten wir unjere Auffaffung (ſ. S. 28 d. 3.) feſt, daß 

„mwohlberechtigte Bedenken gegen den Scälmald Fühl gegen 
Lockungen der Gerber zur weiteren Ausbreitung des Betriebes 
ftimmen möchten, jebody vorerft nicht enticheidend genug jeien, 
die Wirthichaft auch in dem Falle über Bord zu werfen, wo 
diefe num einmal eingerichtet jei und ein zugehöriger, wenn auch 
zu Ausjegungen berechtigender Marft beitehe." — 

Der Herr Necenjent deutet wiederholt an, dab bei der Verſammlung 
nichtö Neues, dagegen viel pofitiv Falſches gebradyt worden, dab Anderes 
furjorijch behandelt, Diejed oder Jenes vergeſſen worden jet. 

Bon eriterem Vorwurf abgejehen, jei und die Frage erlaubt: 

Dürfte und Fonnte denn überhaupt das Korreferat Inhalt und 
Umfang einer Monographie des Schälwalds erhalten? 

Wir fahten die Aufgabe ganz ſpeziell nah Maßgabe der örtlidhen 
Wirthſchaft und der Anregung zu Betrachtungen auf, die aus ihr nach 
vorheriger Befichtigung gewonnen wurden und „etwas Neues aus bem 
Odenwälder Schälmaldbetrieb” zu bringen, war gar nicht beabfichtigt. 

Zum Schluß haben wir Nichtö zu erinnern, wenn Herr Kollege Neid: 
bardt, der den Niederwald einmal als jeine Domäne zu betrachten jcheint, 
nicht blos belehrend (cf. die Empfehlung jeiner Schriften) feine Feder in 
Bewegung jebt, auch recenfirend und abwehrend ftetö auf dem Poſten ift, um 

„ein geehrte Publitum vor Täuſchung zu bewahren“. 

Mas wir unfererjeitö aber in Anfprudy nehmen, das ift die Be— 
rehtigung, unjere Erfahrung und Abftraftionsfähigfeit der 
jeinigen gleichberechtigt gegenüber zu ftellen, woran wir den Wunſch 
fnüpfen, dab Kritifus, dem es dody nicht Selbftzwed fein kann, zeitweije 
Auslefen aus feinem Citaten-Repertorium mit beifender Nutanwendung 
auf unſchuldige Fachgenoſſen zu bringen, dann die Verbindlichkeit nicht 
ignoriren möge, über diejenigen Gegenſtände und Berhandlungen ſich 
wenigitend gründlicd zu informiren, weldye die Objekte jeines Angriffes 
bilden jollen. 


Aus der badiſchen Forftverwaltung. 615 


Mittheilungen. 


Aus der badiichen Sorftverwaltung. 


Bon neueren Vorkommniſſen in der badiſchen Forjtverwaltung, weldye 
einen größeren Lejerfreis interejfiren fünnen, iſt wenig zu berichten, Die 
forftlichen Einrichtungen in Wirthichaft und Verwaltung haben ſich der 
Hauptſache nach bewährt und legen jährlid in den „Statiftiichen Nach— 
weilungen aus der Forftverwaltung des Großherzogthums Baden“ Rechen: 
ſchaft nieder über ihre Ergebniffe und Erfolge. 

Die Nahmeijungen für das Jahr 1884 find als fiebenter Sahrgang 
vor einigen Monaten erjchienen, und es foll nun verjucht werden, das 
Weſentlichſte hieraus den Lejern diejer Zeitjchrift in thunlicyer Kürze mit- 
zutheilen. 

Die Waldflächen des Großherzogthums haben audy im Jahre 1884 
eine Vermehrung erfahren, und zwar um 2878,64 ha = 0,54 pCt. Gie 
betragen jetzt 538985 ha und nehmen von der Gejammtfläche des Landes, 
weldhe 1508 100 ha beträgt, 35,74 pGt. ein. 

An diefem Beſitz betheiligen ſich: 


das Domänenärar -. . » . . mit 17,63 pCt. 
die Gemeinden „ 4620 „ 
die übrigen Körperihaften . . „m 265 „ 
die Standed- und Grundberreen. „ 10,97 „ 
die jonftigen Privaten. . TE 


Die Vermehrung der Waldflächen vertheilt fi wie folgt. Es haben 
zugenommen: 
die Domänenwaldungen . » um 447,93 ha = 0,47 pCt. 
„ Gemeindewaldungen . . nn 8983 „ =016 „ 
„ Waldungen der übrigen KRörperfchaften . : 0,73 „ = 0,005 „ 
„Waldungen d. Standed- u. Grundberren „ 369,74, =063 „ 
» WBaldungen der fonftigen Privaten . . „ 167040 , =139 „ 

Die Vermehrung der Waldungen ded Domänenärard, fowie ber 
Standed: und Grundherren ift durch Ankäufe von theils beftodtem, theils 
unbeftodtem Privatgelände, vorwiegend auf dem Schwarzwalde, entitanden, 
während die Vergrößerung der Gemeindewaldungen der Hauptſache nad) 
eine Folge von Zufchlag bisheriger Gemeinde-Allmend» oder Weidfelder, 
ebenfalls theild in beſtocktem, theild in unbeftodtem Zuftande, zum bis— 
herigen Gemeindewald ift, und ſich hauptjächlih auf den Schwarzwald 
und dad Donaugebiet eritredt. 


616 Aus der badiichen Koritverwaltung. 


Die der Fläche nach bedeutendfte Vermehrung der eigentlichen Privat» 
waldungen ift nur eine jcheinbare. Sie beruht auf der Berichtigung der 
Flächenangaben gelegentlich der Kataftervermelfung und auf Zutheilung 
folder Flächen zum Walde, welche jeither zwar auch thatſächlich Wald, 
aber nicht als folcher Fataftrirt waren. 

Die im Fahre 1884 auögeführten neuen Waldanlagen eritreden 
ih auf 278,93 ha. Davon fommen auf das Tomänenärar 122,68 ha, 
auf die Gemeinden und Sörperichaften 90,83 ha, auf die Standed- und 
Grundherren 4,42 ha und auf die übrigen Privaten 61 ha. 

In der Rheinthalebene murden 7,64 ha, in dem Hügelland 11,22 ha 
und im Bergland 260,07 ha neu angelegt. 

Dem gegenüber ftehen Waldausſtockungen auf 67,47 ha, wovon 
14,54 ha auf die Rheinthalebene, 30,18 ha auf das Hügelland und 22,75 ha 
auf das Bergland fommen. 

Die Ausſtockungen vertheilen fi auf die Gemeindewaldungen mit 
19,47 ha, die ſtandes- nnd grumdberrlichen Waldungen mit 16,45 ha und 
die Jonftigen Privatwaldungen mit 31,55 ha. 

Von den zur Anzeige gefommenen $orititrafthaten wurden im 
bejonderen Verfahren 32162 Fälle abgeurtheilt, gegenüber dem vor- 
bergebenden Jahre eine Verminderung um 1348 Fälle — 4 pCt. 

Nach der Art der Forftitraftbaten fallen auf Holzdiebitähle 65,51 pG&t., 
auf Streudiebitähle 12,84 pCt., auf Grasdiebitähle 6,46 p&t., auf ſonſtige 
Forftdiebitähle 1,52 p&t., auf unbefugtes Weiden 0,70 p&t., auf Beichäbdi- 
gungen 1,32 pCt. und auf Webertretungen forftpolizeilicher Vorſchriften 
11,65 pCt. 

Don den angezeigten Forititrafthaten wurden mit Geld beftraft 
97,23 p&t., Haftitrafen erhielten 0,78 p&t., freigefprochen wurden 1,03 pCt., 
nicht zur Erledigung famen 0,96 pCt. 

Bon den Gelditrafen wurden 63,06 pCt. als beibringlidy, und 36,94 pCt. 
ald unbeibringlich angenommen. 

Auf je 100 ha Wald fommen 6 Forftftrafthaten (1883: 6,27). 

Im ordentlihen Verfahren wurden 1146 Fälle gegen 1387 im 
vorhergehenden Jahre abgeurtheilt, es ift daher eine Verminderung um 
17,37 pCt. eingetreten, 

Bon dieſen 1146 abgeurtheilten Fällen kommen auf den 3. Rüdfall 
22,42 p6t., auf den 4. Nüdfall 12,04 pGt., auf den 5. und weitere 
Rückfälle 20,51 p&t., alfo auf Rüdfälle überhaupt im Ganzen 54,97 pCt., 
während die großen Foritdiebftähle mit 0,70 p&t., die Forftdiebitähle zur 
Veräußerung mit 39,09 p&t., die Begünftigung und Hehlerei mit 0,96 pCt. 


Aus der badiſchen Forſtverwaltung. 617 


und die Vornahme unerlaubter Kahlbiebe und Waldausftodungen mit 
4,28 pCt. vertreten find. 

Die hierfür erfannten Strafen betragen an Geld 1667,28 .#, an 
Haft 13 Tage und an Gefängnik 5426 Tage. In 4 Fällen fand eine 
Einftellung des Verfahrens, in 24 Fällen Freiſprechung ftatt und 10 Fälle 
fanden feine Erledigung. 

Wie raſch die Forftitrafthaten in Folge des Forſtſtrafgeſetzes von 1879 
abgenommen haben, zeigen folgende Zahlen: 

Im Sabre 1878 famen 91119 Fälle zur Anzeige; 1879 waren es 
75 976, 1880 noch 62 331, dann 50798, 37525, 34 897 und im Jahre 
1884 noch 33 308. 

Nach diefen, ſämmtliche Waldungen des Großherzogthums umfaflenden 
Nachweiſungen bringt die Statiftif die Ergebnijfe der Domänen- 
waldwirthichaft. 

Wir erſehen aus der Zabelle II. 1, daß den Bezirköforfteien außer 
dem zum Wald gehörigen Grundeigenthum nody weiter an landwirthichaft- 
li genußten Grundftüden 14,97 ha Gärten, 888,44 ha Yeder, 1545,19 ha 
MWiejen, 687,20 ha Weid- und Reutfeld und 194,30 ha an Dedungen 
(Waffer, Wegen x.), ferner an Bauftellen und Hofräumen 25,02 ha zur 
Verwaltung übergeben find, von welchen Grundftüden ein Theil, bejonders 
dad Meid- und Reutfeld, jowie die geringeren Aecker und die jchlechten, 
nicht bewäfjerbaren Wiejen vorausſichtlich noch aufgeforftet werden. 

Die ertragsfähige Fläche der Domänenwaldungen beträgt nad 
Ausſcheidung von 5045,33 ha, weldye zur Großh. Eivillifte gehören und 
zwei Hofforftämtern zur Bewirtbichaftung und Verwaltung überwiejen 
find, 87 897,46 ha, wovon 91,16 p&t. im Hochwaldbetrieb und 8,84 pCt. 
im Mittel- und Niederwaldbetrieb bewirthſchaftet werden. 

Der Holzjnaturalertrag auf 1 ha war 


an Hauptnußung an Zwiſchennutzung zuſammen 


fm fm fm 
im Sohmwald . . . . 3,77 1,13 4,% 
„ Mittel: und Niederwald . 4,62 0,04 4,64 
„ Samen .» 2 2» 2.2. 885 1,03 4,88 
„ Sabre 1883... . . 39 0,96 4,91 


Er ift ſich alſo ziemlich gleicdy geblieben, während vom Sahre 1878 
— dem 1. Jahrgang der ftatiftifchen Nachweifung — an, in welchem die 
Nugung 3,41 + 0,88 — 4,29 fm betrug, eine mit geringen Schwankungen 
fortichreitende, ftetige Ertragszunahme fi) geltend macht. An Nußholz 


fonnten im Hochwalde 33,1 p&t. der Gefammtmaffe oder ae pCt. der 
Forſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1886, 


618 Aus der badiſchen Forjtverwaltung. 


Derbholzmafje, im Mittelwalde 17,5, beziehungsweile 24,6 p&t. gewonnen 
werden. 

Stellt man die Hohmaldungen nah dem Miſchungsverhältniß der 
Holzarten zufammen, und unterjcheidet man: 

I. Laubholz (meift Buchen) rein oder vorherrſchend (Einmiſchung 
ſtets bis zu 4), 

I. Laubholz und Nadelholz zu ziemlich gleichen Theilen, 

III. Nadelholz (meiſt Fichten und Tannen) rein oder vorherrſchend, 

IV. Kiefern rein oder vorherrſchend, 
jo geſtalten fi die Erträge wie folgt: 


Prozent Nutzung pro Hektar Nupbolz in Prozenten 
Gruppe der Haupt: Zwiſchen- im Ganzen der Geſammt- der Derbbolz- 
Fläche Nutzung Maſſe 
I. 22,6 8,87 1,30 5,17 14,6 18,8 
II. 33,6 4,45 1,34 5,79 29,9 354 
III. 38,8 3,20 0,92 4,12 50,6 57,6 
IV. 5,0 3,09 0,48 3,57 81,8 35,9 


Es kann bier das Zurüdtreten der genußten Maffe in der III. Gruppe 
gegenüber der 1. und II. Gruppe auffallen. Es ift aber jedenfalls darin 
begründet, dab die Beitände der III. Gruppe die ungünftigeren Standorte 
im höheren Gebirge, zum Theil noch mit ſchwierigen Abjatverhältniffen, 
einnehmen und aucd die auf den neu erworbenen Zlächen in ben leften 
Sahrzehnten aufgeforiteten Theile enthalten, welche zur Zeit noch feinen 
Ertrag abwerfen. 

Der höhere Ertrag der Mittelmaldungen gegenüber dem Hochwalde 
hat jeinen Grund lediglid darin, daß die Mittelwaldwirtbichaft nur auf 
den beiten Böden des Rheinthald beibehalten wurde, und dab die beftands- 
bildenden Holzarten zum großen Theil aus Eichen und Erlen und den 
noch jchnellwüchligeren Weichhölzern beftehen. 

Die Kiefernbeftände ftoden meift auf den geringen Sandböden des 
unteren Rheinthals umd zeigen deöhalb audy mur geringe Erträge. 

Der Holzgeldertrag von einem Feſtmeter war folgender, und 
zwar betrug der Roherlös: 


Nutzholz — —— Reisholz Zuſammen 
im Hodywald. . . 13,54 M 8,18 M 4,48 M 9,31 M 
„ Mittelwald . . 25,36 „ 10,41 „ 6,26 „ 11,06 „ 
„ Sanien . . . 14,09 „ 831 „ 484 5. 946 „ 
„ Sahre 1883. . 14,04 „ 8,94 „ 4,79 „ 94 „ 


Die Zurichtungskoſten ftellten ſich 


Aus der badiſchen Forjtverwaltung. 619 


im Hodhmwaldte. . . . auf 1,68.% für 1 fm 
„ Mittelwmade . ». » „ 162 „ „ 1, 
„ Ganzen. ee 
—— A —— 


im vorhergehenden Jahre. 
Hiernach war der reine Holzerlös von 1 fm 


im Hodhwalde . . . 7,634 
„ Mittelmaldte. . . 9,44 „ 
„Ganzen.... 7,78, 


während er im Jahre 1883 auf 7,74 A ſtand. 
Der reine Holzerlöd auf 1 ha beziffert ſich auf 
im Hohwalde. . . 37,35 M. 
„ Mittelwalde . . 44,01 „ 
„ Bann. . . . 379 „ 
„ Sahre 1883. . 37,98, 
An Stod- und Wurzelholz wurden 
im Hodwalde. . 5433,20 fm 
„ Mittelmalde . 584,60 „ 
„ Banzen. . . 6017,80 „ 
„ Sahre 1883 . 5846,43 „ 
genußt. 
Der Erlös von 1 fm betrug roh 6,07 # und nad) Abzug der Zu— 
richtungäfoften mit 3,38 .# rein 3,26 .#% gegen 3,19 .# im Jahre 1883. 
Die Forftnebennußungen einjchließlich der Jagd ergaben einen 
Werth von 261 798,95 4 = 2,92 .# auf 1 ha, während diejer 1883 
nur 2,26 A betrug. 
Diefe Summe vertheilt ſich auf die einzelnen Nebennugungen wie 


folgt: 


Baumfrüchte und Sämerein . . - . . 1,52 p6t. 
Holzpflanzen. . . Be ie — 
Harz zur Bechbereitung a 
Streu: Nedftreun . .» . . . 58,65 pGt. 

Unfrautftreu . . . . 655 „ 

Scneidelftreun. . . . 0,0 „ 

im Ganzen . . . . 468,21, 

Waldweite - © 2 2 2 2 2 2 202. 053 „ 
Grad und Futter . 2 2 2 28,65 „ 
Kräuter, Beeren, Pilze c. - » 0,04 „ 
Sa. + in ie er er OD. 2 
Steine, Erden, doſſilien. Er A = 


620 Aus der badiſchen Forftverwaltung. 


Kohlplatten und Holzpläte -. - » » . . 0,23 pt. 
Landwirthichaftliche Zwiſchennutzungen . . 1,65 „ 

Sonftige Nebennugungen außer der Sagb . 1,20 „ 

Jagd. . . 12,30 


Die geichäßte Zahl des Standwildes beträgt 244 Stüd Roth 
wild, 2589 Stüd Nehwild, 15 Stüd Schwarzwild und 232 Stüd Auer: 
wild. Damwild fommt ald Wechſelwild im Forftbezirt Gernsbach vor. 
Seinen Stand hat e8 in dem angrenzenden Stadtwald von Baden. 

Gegenüber dem Jahre 1883 iſt der Wildftand nahezu derjelbe ge— 
blieben. 

Aus der Nachweiſung über die Kulturen in den Domänen- 
waldungen erjehen wir Folgendes: 

Durch Saat wurden 75,82 ha angebaut und 61,43 ha ausgebeſſert, 
wozu 4532 kg Laubholz- und 1747 kg Nadelholziamen verwendet wurden. 
1 ha fam auf 49,79 # zu ftehen (1883 auf 53,50 #). 

Durch Pflanzung famen 378,82 ha zum Anbau und 353,30 ha zur 
Ausbeſſerung. Hierzu wurden verwendet an Raubholzpflanzen 81 951 Heifter 
und 999077 fonitige Pflanzen, an Nadelyolzpflangen 464 902 Ballen: 
pflanzen, 2668199 ballenloje verſchulte und 1647 750 ballenloje unver: 
ſchulte Pflanzen. 

Der Geldaufwand betrug auf 1 ha 78,56 .% (1883: 81,76 M). 
Auf 153,08 ha wurden Bodenvorbereitungen mit einem Aufwande von 
7846,15.# vorgenommen, für Aufaftungen und Reinigungen find 11837,35.% 
auögegeben; Trodenlegungögräben wurden auf 54 839 m und Schonungs- 
gräben auf 6857 m gezogen und für erftere 4656,16 MA, für lebtere 
332,91 M aufgewendet. Die Pflanzichulen Fofteten 46 588,18 #, die an= 
geichafften neuen Kulturwerkzeuge 520,92 #, fo dab fi der Gejammt- 
aufwand auf 136 128,07 .% beziffert, was auf 1 ha der Gejammtfläce 
1,55 # ausmacht, während diefer Aufwand im vorhergehenden Jahre 
1,48 # betrug. 

An Holzabfuhrwegen wurden gebaut: Abfuhrwege I. Klaffe (das 
find Wege mit voller Steinbahn) 20 095 m, II. Klaffe (Erdwege) 25 845 m, 
Schleifwege 7904 m und Schlittmege 1532 m, wofür 109 598,95 .# aus- 
gegeben wurden. Der Bauaufwand für das laufende Meter betrug für 
Wege I. Klaffe 4,10.%, I. Klafje 0,84 #, Schleifwege 0,50 M und 
Schlittwege 0,39 A. Außerdem wurden noch 10057 m Hutpfade gebaut, 
welche 1425,57 %, Im aljo 0,14 .# beanjpruchten. 

Für wejentliche Ausbeflerungen wurden 44 698,44 Al, für ftändige 
Aufficht 16 007,52 A und für kleinere Ausbefferungen 77 325,82 M aufge= 


Aus der badiſchen Forjtverwaltung. 621 


wenbet, jo daß ber ganze Aufwand 249 056,30 A beträgt, was für 1 ha 
der Geſammtwaldfläche 2,78 AM ausmacht (1883: 2,32 M). 

Für Landſtraßen und Gemeindewege beziffern ſich die Aus- 
gaben auf 81142,30 #4 (1ha= 0,91 #, 1883 = 1,13 #), und zwar 
murden für Neubauten auf eine Länge von 1521 m 13 979,73 .#, für 
lm aljo 6,97 # aufgewendet, während der Aufwand für wejentliche 
Ausbefjerungen 12 980,24 AH und für die gewöhnliche Unterhaltung 
54 282,33 # auf eine Ränge von 244313 m betrug. Der Unterhaltungs: 
aufwand für das laufende Meter ift alſo 0,19 .% (1883 = 0,20 M). 

Aus dem Berzeihniß der forſtwirthſchaftlichen Arbeitslöhne 
ift zu erjehen, daß diejelben gegenüber dem vorhergegangenen Jahre nahezu 
gleich geblieben find. Es ift aber feit dem Jahre 1878 ein allmählicyes 
Herabgehen diejer Löhne zu Eonftatiren, welches erſt in den drei lebten 
Fahren zu einigem Stillftand gefommen ift. 

Der mittlere Betrag ded Lohnes in der Hiebözeit für einen Tag 
Mannsarbeit, weldyer im Sahre 1878 noch durchſchnittlich 1,99 AH betrug, 
ift auf 1,88.% herabgejunfen, und jchwanft nach den einzelnen Landes— 
gegenden zwiſchen 1,15 und 3 M. 

Der Hauerlohn für 1 fm Bau: und Nußholz, ausſchließlich des Rücker— 
lohnes, beträgt jebt für Laubholz 0,76 und für Nadelholz 0,75 M, wäh: 
rend er im Jahre 1878 nody auf 0,80 .# für Laub» und Nadelholz ſtand. 
Er bewegt fidy zwijchen 0,40 und 1,50 M. 

Der Hauer und Seßerlohn für 1 Ster (Naummeter) Scyeitholz, 
ebenfalls ohne Rückerlohn, beläuft ſich jegt auf 0,79 und 0,76 .#, gegen 
0,85 und 0,82 #4 im Jahre 1878. 

Die äußeriten Grenzen find bier 0,45 und 1,30 M. 

Der mittlere Betrag des Lohnes in der Kulturzeit ift für einen Tag 
Manndarbeit 1,70.#, für einen Tag Frauenarbeit 1,18.#. Im Jahre 
1878 ftanden dieſe Löhne auf 1,82 und 1,23 #. Hier gehen die Schwan- 
fungen von 1,10—250 A und von 0,80—1,50 M. 

Die niedrigiten Löhne werden in den unteren Landeötheilen — Oden— 
wald und Bauland —, die höchſten in den oberen Gegenden — Schwarz. 
wald und Donaugebiet — bezahlt. 

Die Nachweiſung der Durchſchnittspreiſe der verfchiedenen Holz- 
fortimente belehrt uns, daß die Holzpreife gegen das vorhergegangene Jahr 
ziemlich gleich geblieben, gegen das Jahr 1878 aber meift etwas ge- 
junfen find. 

Wenn man einige Hauptiorlimente herausgreift, jo ergiebt ſich folgender 
Vergleich: 


622 Aus der badiſchen Forftverwaltung. 


1884 1883 1878 

Klafie M HM AM 

Eichenſtammholz. . . . LH. 36,3 35,6 36,2 
Nadelholzgftämme.. . . . I 18,1 18,0 20,5 
ö —— ———— 15,3 15,6 18,1 

e 2 Er ar LE, 12,8 13,2 15,6 

— u 10,3 10,9 13,5 
Nadelholzflöte. . . . . 1 16,4 17.1 19,8 
: nee. SE 14,7 13,5 15,8 
Hopfenftangen. . . . . MU 43,8 44,6 46,5 
Buchen Sceitho . . . 1 8,6 8,4 10,3 
; u re 7,0 74 8,0 
Nadelholz Sceityl; . . LT. 5,3 5,0 5,8 
R — 46 45 51 

Buchen Prügelie; . . . I 6,7 6,8 8,0 
ß 2%. SIE 5,6 5,5 6,8 


Die hödyften Holzpreife haben natürlidy die bevölferften, verfehrs- 
reichiten und waldärmſten Gegenden, aljo das Rheinthal und das Baus 
land, während der Schwarzwald die niederften Brennbolzpreije, die Boden- 
feegegend theilweiſe die niederiten Nutzholzpreiſe aufweift. 

Das Hauptintereffe ded vorliegenden jtatiftiichen Heftes Fonzentrirt 
fih auf die Nachweiſung über den Gejammtertrag der Domänen 
waldungen. Mir entnehmen derjelben Folgendes: 

Die Einahmen betragen 4361 502,02 .% = 48,72 M auf 1 ha, 
gegenüber 48,06 M im vorbergegangenen Jahre. 

Hiervon nimmt natürlich die Einnahme aus Holz; die erfte Stelle 
ein. Sie beträgt 


von ber Sefammteinnahme. . >» 2 2 2 202020. 93,80 pCt. 


während 
auf Forftnebennußungen. . . 5,39 „ 
„ ben Antheil an den Geldfirafen für Borwiehhähe 0,09 „ 
„ die Einnahme aus Iagden . . . . 061 „ 
Sexrehgeenn 006066 
„ſonſtige Einnahmen... 2 220.005 
kommen. 


Die Ausgaben beziffern ſich auf 2060 233,83 # = 23,01 M auf 
1 ha, gegen 22,49 # im Jahre 1883, 

Sie betragen 47,24 pG&t. der Einnahme und vertheilen ſich in folgen» 
der Weiſe: 


Aus der badifchen Forftverwaltung. 623 


für Kreis und Gemeindeumlagen. . - 5,55 p&t. 
„ Gemeindewege, Kreis- und Sunbftrafen . 393 „ 
„ Holzabgabe an Berechtigte. -. » » . 0,35 u 
. . aus Vergünftigung . -» . 0,23 „ 
„ MNebennußungen an Bereditigte - . . 220 „ 
R 2 aus Vergünftigung. . 0,70 „ 
„ Sonftige Laften. - » > 2 2.2.2.6009 „ 
„die Waldhut . . . 980 „ 
„ Berichtigung u. Grhaltung d. Wagen 0,25 u 
„ Bolzabfuhrmege . . . .» — —— ———— 
„ Waldfulturfoften . . . ER; | Wen 
„Zurichtung der Walderzeugniſſe .. 36,24 , 
„Verwerthung der Walderzeugniſſe. - 0,65 „ 
„ verichiedene Ausgaben . ». ». x ..6019 „ 
„ die Bezirföverwaltung . » . . ...1857 „ 
„„ Gentralverwaltung . ; 2,99 


Der Reinertrag ftellt ſich hiernach auf >) 301 268, 19 M = 25, 71M 
auf 1 ha, während er im vorhergegangenen Jahre 25,57 A betrug. 

Eine weitere Nachweiſung bringt eine VBergleihung des Rein- 
ertraged aus dem Fahre 1884 mit den Reinerträgen der vorhergegangenen 
17 Sahre. Da der Neinertrag wejentlih von der Maffe des zum Ein: 
ſchlag gebradhten Holzes abhängt, jo ift derjelbe in der lebten Spalte 
dieſer Nachweifung auf ein Feftmeter gejchlagene Holzmafje reduzirt, und 
giebt uns jo ein möglichft genaues und ein intereffantes Bild der Ertragd- 
verhältnifje während der 18 Jahre 1867 bis mit 1884. 

Mir jehen hieraus, dab, mit geringen Schwankungen, die Erträge 
von 1867, hauptjächlic aber von 1870 an geitiegen find und 1875 ihren 
Höhepunkt erreichten. Das von hier ab eingetretene Fallen der Erträge 
ift mit dem Jahre 1881 zum Stillftand gefommen, und zeigen die Er- 
träge von da an wieder ein geringes, aber ftetiges Steigen. Während 
nämlich der Reinertrag auf 1 ha, reduzirt auf 1 fm gejchlagene Holzmafle, 
im Sahre 1867 fidy auf 5,86 .#% geftellt hatte, im nächſten Sahre ſich 
gleichgeblieben und im folgenden etwas gejunfen war, erhob er fi im 
Sahre 1870 auf 6,59 AM und stieg allmählid auf 9,40 AM im Jahre 
1875. Bon bier an fielen die Erträge bis zum Jahre 1881, wo fie auf 
4,54, AM, alio um mehr als die Hälfte des höchſten Betrags gejunfen 
waren. Das von diefem Jahre an beginnende Steigen des Ertrags bat. 
denfelben nun wieder auf 5,27% gebradyt, und wollen wir hoffen, daß 
died Steigen auch in den fünftigen Jahren anhält. 

Hiermit jchlieken die Nachweilungen über die Domänenwaldungen 


624 Aus der badiichen Forftverwaltung. 


und es folgen nun noch einige ftatiftiiche Mittheilungen über die Gemeinde: 
und Körperichaftswaldungen, und zwar über den Holznaturalertrag und 
über den Aufwand für Kulturen und Weganlagen. 

Die ertragsfähige Fläche der Gemeinde: und Körperſchaftswal⸗ 
dungen beträgt 255 633,67 ha, wovon im Hochwaldbetriebe 69,76 p&t. 
und im Mittelmald- und Niederwaldbetriebe 30,24 p&t. bewirthſchaftet 
werben. 

Der Holznaturalertrag auf 1 ha war 


an Haupt: . Zwiſchen⸗ Zuſammen 

ußun 
im Hodhwalde . . . . 3,79 fm 0,97 fm 4,76 fm 
„ Mittelwalde. . . . 44 „ 0,02 „ 446 „ 
» Sana -. ». ». ..3%9, 0,68 „ 4,67 „ 
„ Sabre 1883. . . . 3,96 „ 0,66 „ 4,62 „ 


Die Erträge find ſich alfo ziemlidy gleich geblieben, und ftimmen 
audy mit denjenigen im Domänenmwalde nahezu überein. 

An Nutzholz wurden im Hocwalde 32,5 p&t. der Geſammtmaſſe, 
oder 38,8 p&t. der Derbholzmafje, im Mittelmalde 11,4 bezw. 20,6 pCt. 
gewonnen. 

Der Holzgeldertrag ift in den Gemeindewaldungen nicht gut feſtzu— 
ftellen, weil ein großer Theil des Einſchlags unter die Bürger, als jog. 
Gabholz, vertheilt wird, deſſen Werth ſich der Keuntniß der Foritbehörden 
entzieht. Doch dürfte der Geldertrag auf 1 ha demjenigen in den Do- 
mänenwaldungen annähernd gleichlommen. 

Aus der Nachweiſung über die Kulturen und Weganlagen in 
den Gemeinde- und Körperihaftöwaldungen entnehmen wir Folgendes: 

Durch Saat wurden 219,60 ha angebaut und 244,67 ha ausgebeſſert 
und dazu 26635 kg Laubholzjamen und 7057 kg Nadelholzjamen ver- 
wendet, während dur Pflanzung 422,51 ha angebaut und 1191,03 ha 
ausgebeſſert worden find, wozu man 576 074 Raubholzheilter, 3502 389 
jonftige Kaubholzpflanzen, 298 100 Nadelholz- Ballenpflanzen, 5 760 579 
verjchulte ballenloje und 1 484 601 unverſchulte ballenloje Nadelholzpflanzen 
nöthig hatte. 

Auf 343,40 ha fanden Bodenvorbereitungen, meiſt für die nächſt— 
jährigen Kulturen ftatt, auf eine Länge von 158415 m wurden Troden- 
legungögräben und auf eine jolde von 70 624 m Schonungsgräben ge= 
zogen. 

Holzabfuhrwege I. Klaffe (mit voller Steinbahn) wurden 72 955 m, 
ſolche II. Klaſſe (Erdwege) 97 568 m, Schleif- und Schlittwege 13 095 m 
und endlich Hutpfade 38 631 m neu angelegt. 


Die XIV. Verfammlung des Bereind mecklenburgiſcher Forjtwirthe ıc. 625 


Ein Aufwand für alle diefe Arbeiten ift nicht angegeben, auch nicht 
leicht zu fonftatiren, weil ein Theil der Kulturen und Weganlagen in den 
Gemeindewaldungen durch die Bürger in der Frohnd, aljo unentgeltlich 
ausgeführt wird. 

Wir finden in dem vorliegenden ftatiftiichen Hefte einiges Reue, 
welches seine Aufnahme den bei der kritiſchen Beiprechung früherer der- 
artiger Veröffentlihungen geäußerten Wünjchen verdankt. So ;. B. die 
Daritellung des Holznaturalertraged in den Domänenwaldungen nady dem 
Miſchungsverhältniß der Holzarten, die Beifügung des Nutzholzprozents 
aus der Derbholzmafje und eine mehr ind Cinzelne gehende Darftellung 
der Auögaben für die Bezirks- und Gentralverwaltung in der Nachweiſung 
über den Gejammtertrag der Domänenwaldungen. Es jteht zu erwarten, 
daß in derjelben Weile auch Fünftig eine verftändige Kritif Beachtung 
finden wird, injoweit die hierzu nöthigen Erhebungen überhaupt mög— 
lich find. —t— 


Die XIV. Derfammlung des Dereins meclenburgijcher Sorft- 
wirthe am 2. und 3. Juli 1886 zu Wittenburg. 
Bon Sandberg, Großh. Medlenburg Schwerin’icher Forftgeometer. 


Auf die Einladung des Vorſtandes hatten ſich am 2. Suli, Morgens 
I Uhr, im Rathhausfaale zu Wittenburg etwa 60 DBereindmitglieder ein- 
gefunden. Zu diefen gejellten fi aus der Stadt und der Umgegend noch 
30 Gäfte, jo daß in Gegenwart von 90 Theilnehmern der erite Vorſitzende 
die Verſammlung eröffnete. 

Nach einer Begrüßung Seitens des Bürgermeifterd der Stadt, Herrn 
Zegelin, machte der erſte Vorfigende die unter Po. 1 der Tagesordnung 
angekündigten gejchäftlichen Mittheilungen, von denen hier hervorgehoben 
wird, daß von den im Berichte über die XII. Berfammlung in Bardyim 
©. 78 veröffentlichten Tagesfragen für die XIV. Verfammlung die dritte: 
„Ueber die induftrielle Verwerthung des Nothbuchenholzes" und die vierte: 
„Dad Maß der zwedmäßigen Entwäfferung in Wald und Feld“ wegen 
Behinderung der Referenten leider auöfallen mußten. Statt diejer Tages— 
fragen war nun ein Referat über das Neichögejeb vom 5. Mai 1886, be- 
treffend die Unfall und SKranfenverficherung der in land- und forftwirth- 
ſchaftlichen Betrieben bejchäftigten Perſonen in Ausfiht genommen, doch 
mußte auch hiervon wieder Abftand genommen werden, weil fich fein Re— 
ferent finden wollte. 


626 Sandberg: 


Es wird aber diejed Thema der Kommilfion zur Aufitellung von 
Tageöfragen für die nächſte Verfammlung empfohlen. 

Der Kajfirer macht die Mittbeilung, dab laut vorliegender Rechnung 
dad Baarvermögen ded Vereins jet 3500 # beträgt und die Mitglieder: 
zahl auf 353 angewachſen ift. 

Zu dem Antrage des Vorſtandes (Poſ. 2 der Tagesordnung): Bewilli— 
gung eines annui von 150—200.# zur Ueberweilung an den unter dem Pro- 
teftorate Sr. Kaiſerl. und Kgl. Hoheit ded Kronprinzen des Deutſchen Reiches 
und von Preußen jtehenden und in Berlin domicilirten Verein zur Grüne 
dung eines deutſchen Forſtweiſenhauſes in Gr. Schönebed, bemerkt der 
erite Vorfitende, dab bid zum vorigen Fahre ca. 35 000 A für dieſen 
Zwed in Deutihland gelammelt ſeien und der preußifche Minifter für 
Landwirthichaft, Dr. Lucius, in feinem Minilterium unter der Berwals 
tung des Geh. Negierungsrathes Dr. Nitiche, Berlin, Leipzigerftr., eine 
Sammelitelle errichtet habe. 

Der Yandesverein Medlenburg vom deutſchen Jagdſchutzverein habe 
in jeiner diesjährigen Verſammlung beichloffen, einen jährlichen Zuſchuß 
biö zu 150 .#% zu geben, und in Anbetracht der günftigen WVermögenslage 
unfereö Forftvereind jchlägt der Vorſtand vor, zu dieſem verdienitvollen 
Unternehmen ein annuum bis zu 200 A zu bewilligen. 

Anknüpfend hieran giebt der erſte Vorfigende befannt, dab die Seftion 
Liebz vom Landesverein Mecklenburg des deutichen Jagdſchutzvereins einen 
Fonds zur Unterftügung bülfsbedürftiger Hinterbliebener mecklenburgiſcher 
Horitbeamten gebildet hat, welchem Beripiele die übrigen Sektionen Med 
lenburgs folgen werden. 

Der Fonds ift hauptſächlich durch Strafgelder für Fehlſchüſſe auf 
Jagden aufgefommen; ed dürfe fid) empfehlen, daß auch Seitens der Mite 
glieder unſeres Forftvereind in diejer Weiſe geſammelt wird. 

Der Antrag des Vorftandes auf Bewilligung eines jährlichen Beitrages 
von 200 .# wird nach lebhafter Debatte zwar im Prinzipe angenommen, doch 
jollen Seitens des Vorſtandes beim Minifter Dr. Lucius über den mutbmaß- 
lichen Zeitpunft ded Beginned des Baues nähere Erfundigungen eingezogen 
werden und wenn dieler Termin nicht allzu fern liegt, erſt Dann joll die 
jährliye Zahlung erfolgen, im anderen Falle aber nur ein einmaliger 
Beitrag gegeben und das Weitere abgewartet werden. 

Außerdem wird noch auf den jpeziellen Antrag des eriten Borfitenden 
eine jährliche Ausgabe bis zu 200 # zur Unterftüßung der Hinterbliebenen 
von im Dienfte verunglüdten medlenburgijchen Forſtbeamten bewilligt. 

Nachdem Oberforftraty Fahrenheim: Schwerin darauf hingemiefen, 
daß bei Vertheilung der Unterftüßung aus Vereinsmitteln, falls fie durch 


Die XIV. Verjammlung des Vereins medlenburgifcher Forſtwirthe ꝛc. 627 


den deutichen Sagdichußverein erfolgt, doch in erfter Linie nur die jagd— 
liche Tüchtigkeit der Verstorbenen berüdjichtigt werden würde und Gtaats- 
rath v. Bülow Greellenz die Bedürftigfeit der Hinterbliebenen nur ald 
alleinigen Maßſtab für die Verwendung diefer Gelder anerkennt, auch die 
Mitwirkung des Forftvereind hierbei für unerläßlich hält, wird eine Eini- 
gung dahin erzielt, daß der Vorſtand des Forftvereind ermächtigt fein ſoll, 
in Fällen, wo ſchnelle Hülfe von Nöthen, eine einmalige Unterftüßung zu 
gewähren, dauernde Geldbewilligungen jedoch der Genehmigung des Vereind 
zu unterliegen haben. 

Die Neuwahl des Vereinsvorftanded gab, wie ſchon jeit Iahren, jo 
auh in diefem Sahre dafjelbe Rejultat, nämlich die faft einftimmige 
Wiederwahl ded biöherigen Vorftandes, welcher fie danfend annahm. 

Für das Jahr 1887 wurde ald Berfammlungsort die ſchon im vorigen 
Fahre auf Grund einer vorliegenden Einladung des Magiftrats in Aus: 
fiht genommene Stadt Kröpelin einftimmig angenommen und für 1888 
vorläufig Wismar defignirt. 

Die Verſammlung geht jett zur Debattirung der Tageöfragen über 
und der Vorſitzende ertheilt zu dem Zwede das Wort dem Forſtprakti— 
fanten von Derten-Dargun, welcher referirt über „die Bedeutung der 
Feldeifenbahnen für die Forſt- und Landwirthſchaft“. 

Referent weiſt zunächlt darauf bin, dab die anhaltend niedrige Preis- 
lage aller land- und forftwirtbichaftlichen Produkte dad Streben nad mög: 
lichft intenfiver und doc; ſparſamer Wirthjchaft in den Vordergrund dränge 
und obgleidy durd; die Verringerung der Trandportfoften diefe Produfte jelbft 
abjatfähiger werden und demzufolge für den Produzenten auch beflere Geld- 
erträge abmwerfen, doch bis jetzt nicht genug für dieſen Zweck gethan fei. 

Abgejehen von dem Bau der Kunftftraßen, und namentlidy der Eijen- 
bahnen, welcher in den letzten Jahren große Fortichritte im Lande aufzu- 
weiſen habe, werde im land= und foritwirthichaftlichen Betriebe das Scyienen- 
material nody zu wenig gewürdigt, dody beginne auch nach diefer Richtung 
bin fi) eine größere Regſamkeit zu entfalten, nachdem in betheiligten 
Kreiſen fein Zweifel mehr darüber vorhanden fein fünne, dab der Trans— 
port land» und forftwirthichaftlicher Erzeugniffe vom Orte der Gewinnung 
bis an die großen Kunftftraßen oder Waſſerwege, oder an dad Schienen— 
neß der Dampfbahn, auf Feldbahnen bedeutend mwohlfeiler werde als der— 
jenige vermittelft Zaftwagen auf oft vom Regen durchweichten Landwegen. 

Das Schienenmaterial fol, wie Referent angiebt, am vortheilbafteften 
nur aud dem beiten Bejjemer Stahl hergeftellt und durch Querſchwellen 
verbunden jein. Längsjchwellen fünnen nur da angewendet werden, wo 
der Scyienenftrang ftändig feſt liegt, weil das Umlegen joldyer Schwellen 


628 Sandberg: 


ungleich jchwieriger ift. Nach den feither gemachten Erfahrungen ift eine 
Scyienenftärfe von 65 mm und eine Spurweite von 60 cm für die meiften 
Berhältuiffe zu empfehlen; für den Transport beladener Aderwagen reicht 
leßtere aber faum aus und dürfte etwas weiter zu nehmen jein, genügt 
aber noch völlig für den Transport von Sägeblodyen von 1 m Durch— 
meſſer. 

Die Schwellen, welche aus Eiſen, wie auch aus Holz gefertigt ſein 
können, werden bei beweglichen Strängen beſſer von kernigem Kiefernholz 
genommen, weil ſie nicht ſo leicht im Erdboden feſtfrieren, ſind aber 
nicht ſo dauerhaft als eiſerne; im Gewichte beider Arten iſt wenig Unter— 
ſchied. 

Die Länge der einzelnen Schienenjoche variirt zwiſchen 2 und 5 m. 
Die längiten Joche werden vorzugsweiſe zu feftliegenden, geraden Haupt- 
fträngen, die fürzeren zu verlegbaren Nebenfträngen und zu Kurven ver— 
wendet. Die langen Joche haben vor den furzen erſtlich die Wohlfeilheit 
voraus, denn fie foften ca. 2,5% pro laufendem Meter, die kurzen von 
2 m dagegen ſchon 3,5—4 «#, dann nußt auch bei der Verwendung läns 
gerer Joche das rollende, jowie dad Schienenmaterial wegen der weniger 
häufig wiederfehrenden Stöße in geringerem Mabe ab. Zum Legen der 
5metrigen Joche, im Gewichte von ca. 80 kg find zwei Männer, zur 
Handhabung der 2 m langen Joche, weldye ca. 35 — 40 kg ſchwer find, 
ift dagegen nur ein Mann nöthig. 

Die Schwellen find am vortheilhafteiten I m von einander entfernt, 
weil jo das Berhältni der Tragfähigkeit der Ioche, größeren Entfernungen 
gegenüber, am jtärfiten ift und das Anbringen von Schwellen in fürzeren 
Zwilchenräumen nur ausnahmsweiſe da nöthig ift, wo der Schienenftrang 
über feuchte, jumpfige Stellen, wie 5.3. in Ellerbrücdyern führt. 

Es werden unter jolden Berhältniffen Soche von 2 m Länge mit 
3 Schwellen veriehen, dody hindert die dritte, in der Mitte ded Joches 
befindliche Schwelle jehr das fichere, feite Aufliegen des Joches. 

Die Verbindung der einzelnen Joche wird auf verſchiedene Weiſe 
bewirkt, muß jedoch ſtets die feitliche Verſchiebung der Joche verhindern, 
geichieht dad nidyt mit Sicherheit, jo ift die Verbindung unbraudbar. 

Das Abrutjchen der Joche in der Längsrichtung, was bei Gefäll auf 
glattem Boden vorfommen fann, wird durh Einſchlagen von Pfählen vor 
den Schwellen verhindert. 

Mo zwei Züge einander begegnen, bedient man ſich zum Ausweichen 
der jogenannten Schleppweichen, weldye im Weſentlichen auf demfelben 
Prinzipe wie bei Dampfbahnen beruhen. Nebenftränge, weldye an ben 
Hauptitrang herangelegt werden, erhalten den Anſchluß durch Kletterweichen. 


Die XIV. Verſammlung des Vereins mecklenburgiſcher Sorftwirthe ꝛc. 629 


Die Wagen find, je nady dem Zwede, dem fie in der Forft- und 
Landwirtbichaft dienen jollen, verfchieden Eonftruirt, doch find die jogen. 
zweiflanichigen Räder, d. h. Räder mit zwei über die Schienen greifenden 
Rändern am empfehlenöwertheiten, weil bei einflanjchigen Rädern ein 
GEntgleifen häufiger vorfommt. Wagen mit Federn fahren leichter, doch 
ipringen dieſe bei ftarfem Froite leicht, wa8 bei der Waldbahn in der 
Forftinipeftion Dargun mehrfach beobachtet wurde. 

Für den Holztrandport find Magen, deren Obergeitelle ebenfalld aus 
Eijen fonftruirt, jehr am Plaße; fie find haltbarer als Holzgeftelle und 
der Preid- und Gewichtsunterſchied macht wenig aus. 

Kippfaften aus Eiſenblech * zum Transport von Sand, Lehm, 
Mergel x. am beſten. 

Um Schichtholz fortzuſchaffen, bedient man ſich des Truckgeſtelles, 
eines Rahmens aus Eiſen, der auf zwei Unterwagen geſetzt wird und dann 
4 rm Hol; faßt. 

Auch kurze Trudgeftelle, die 1m Schichtholz fallen, find da empfeh- 
lenöwerth, wo ſelbiges aus Brüchern oder durchforſteten Beitänden fort 
geichafft werden ſoll, weil man ſich mit den kurzen Geftellen, die auf 
einem Unterwagen jtehen, leichter zwifchen den oft ziemlich dicht ftehenden 
Stämmen durdywinden kann. Auch der Langholztransport ift leicht und 
vortheilhaft mit Waldbahnen zu beichaffen. Es erhalten zu dem Zwede 
zwei Unterwagen als Auffat jeder einen Drebichemel mit Rungen, lebtere 
zum Berhüten des Serabgleitend des Stammes. Die Bremsvorrichtung 
fann verjchieden jein, bejonderö hat fi in der Forftinjpeftion Dargun 
die Kähler’iche aus Güſtrow in Medlenburg bewährt, welche alle vier 
Räder gleichzeitig durdy zwei vorne und zwei hinten angebrachte Brems- 
flöße vermitteljt eined einfachen Drudes, nicht durch Schrauben, zum Still- 
ftand bringt. 

Zum Berfuppeln mehrerer Wagen dienen feite Stangen, um das 
Aufeinanderftoßen bei geneigtem und das oft rudweile Auseinanderziehen 
bei anfteigendem Terrain zu verhüten. 

Die Zugfraftverhältniffe auf Schienen im Vergleiche zu denen auf 
Chauſſeen und Landwegen ftellen fi nach den Angaben von Runne— 
baum wie 1:5 .:16 bei ebenem Terrain, nehmen aber bei Steigungen 
ihon jehr ab und betragen bei 2 p&t. Erhebung 1:2:5, bei 5 p&t. 
ſchon 1:1,4: 2,7. Während ein Pferd auf horizontalem Geleije 7500 kg 
fortbewegt, find bei 4 p&t. Steigung 6, bei 5 p&t. Steigung ſchon 8 Pferde 
erforderlich. 

Die Feldbahnen find in der Forftinfpeftion Dargun zur Wegebeſſe— 
rung, zum Weberjanden von Wielen und hauptlächlic zum Transport von 


630 Sandberg: 


Schicht- und Blochholz an einen Ihiffbaren Fluß benußt worden. Referent 
macht darüber der Hauptiadye nach folgende Angaben: A 

Die größte Entfernung von den Schlägen zu der Holzablage am 
Peeneflug betrug ca. 5 km; auf diefe Entfernung gelangten aber nur die 
Nutzholzbloche zur Verfrachtung, weil, verjchiedener Hinderniffe und der 
noch theilweiſen Unfertigfeit der ganzen Anlage wegen, nody nicht das 
lämmtliche Holz befördert werden fonnte. Hingegen it aus einem anderen, 
nur 3 km von der Ablage entfernten Schlage alles Holz an die Waffer- 
ftraße gebracht, weshalb Referent auch nur für dieſe Strede eine Renta- 
bilitätöberehnung der Feldbahn, wie auch eine vergleichende Koftenbered;- 
nung gegenüber dem Laſtfuhrwerkbetriebe aufgeltellt hat. 

Es Eoftet eine Länge von 3000 m Feldbahn, Alles in Allem, 15 396 M. 
Nach den Angaben von Runnebaum joll der Materialwerth nach 15jäh: 
rigem Gebrauche noch 5 p&t. der urjprünglichen Anſchaffungskoſten be- 
tragen, welcde, zu 5 p&t. fapitalifirt, mit 370,29 M in Abzug fommen, 
jo daß verbleiben. . . „5. 150825. 71.8 
Jaͤhrliche Unterhaltungstoften. — Runne- 

baum — 1p6&t. des Anjchaffungswertbed . 153,96 4 
Legen deö Geleiſes pro Kilometer 10.4 . . 30,00 „ 


183,96 4 
zu 5 pCt. fapitalifirt . . . . ae 1943909,44, 
Gejammt-Betrag, welcher zu — it 2 0.0. .1695,15 4 


macht alfo innerhalb 15 Jahren nebft 5 p&t. Zinfen jährlih 1631,56 4 
Die Annahme Runnebaum’s, dab jchon nach 15 Sahren die Bahn 
bi8 auf 5 pCt. Materialwerth abgenußt fein foll, fcheint nicht zuzutreffen; 
es ſoll in Wirklichkeit diefer Zeitpunkt viel jpäter eintreten. 
1. Aus einem Niederwaldbeftande find an die Wafferftrafe geichafft: 
8 fm Nußholz a Feltmeter 0,75.H. . . 6,00.# 
57lrm Schichtholz a Raummeter 0,40.M . 228,40 „ 
Summa 234,40 M 
Der Trandport zum Wagen würde N haben: 
8m a 250.M. . . » . 20,00 M. 
57I m a LM. .». » 2. 800% :97100 „ 
Summa 591,00 # 
macht einen Unterfchied zu Gunften des Feldbahntransportes von 356,60 M. 
2. Aus einem Buchenjchlage defjelben Forſtortes find transportirt: 
68,44 fm Nutzholz 0,75M. . . .. 51,33 M 
1356,00 rm Schicht⸗ und Reiſigholz a — 040M . 542,40 „ 
Summa 593,73 „ 


Die XIV. Verſammlung des Vereins medlenburgifcher Forjtwirthe ꝛc. 631 


Der Wagentransport würde einen Koftenaufwand verurfacht haben von: 


68,44 fm Nutzholz a 2,50.Mi. . . . . .:.:. 11108 
1356,00 rm Scyidyt- und Reifigbol; a IM. es ir BORN 
Summa 1527,10 .# 
alio durch Benutung der Feldbahn eripart: 
1. 2 22» 36.0.8 
2.... MEI: 
in Summa 1290,00 M rund. 

Wäre dad Holz aus jämmtlichen Schlägen und Durchforſtungsorten 
mit der Feldbahn befördert, jo würde der jährliche Amortifationsbetrag 
von 1631,56 A durdy die Erſparniſſe an Transportkoſten nicht allein ge- 
dedt jein, jondern es würden fich noch Ueberſchüſſe herausgeftellt haben. 

Wie ſehr die Preiſe durch den Transport des Holzeö au den Lager: 
plaß gehoben werden fönnen, beweift ein in diefem Jahre nad) Udermünde 
abgeichloffener Verkauf von Buchenreisholz, dad an der Ablage pro Raums 
meter mit 2.H% bezahlt wurde; auf Meiftgebot an Ort und Stelle erzielte 
diejes Sortiment dagegen nur 1.M. 

Manche Sortimente, wie 3. B. Budyennußholzblodye, fordert der 
Lofalfonfum faum, es bleibt daher nichts weiter übrig, ald auswärtige 
Händler heranzuziehen, und dieſe verlangen mit Recht die Lieferung an 
die Wafferftraße, an die Dampfbahn oder mindeltend an die Ehauffee; 
alles das läßt fih im Großen und wohlfeil nur durch Benußung der 
Feldbahnen ermöglichen und je weiter die Entfernung, je günftiger ftellt 
fi) deren Rentabilität dem Laitfuhrwerfe gegenüber. 

Die Holzmafje, weldye jährlich transportirt werden muß, um die 
Koften der Bahnanlage in 15 Jahren bei 5 p&t. Verzinſung zu amorti= 
firen, ergiebt fidy durch Divifion der Amortifationsrente von 1631 .# durd) 
die Fahrfofteneriparniffe, welde für eine Bahnlänge von 3000 m nad 
den vorhin angeführten Beijpielen pro Feſtmeter 1,75 .#% und pro Raum— 
meter 0,60 M betragen, wonach fidy eine Holzmaſſe von 932 fm oder 
2718 rm berechnet. 

Der Wirthichaftöfompler, aus dem im der Foritinjpeftion Dargun 
vorerft der Holztransport mittelft der Feldbahn erfolgen joll, hat einen 
jährlichen Hauptnußungd-Etat von 8 ha Hochwald mit 4000 fm und 5 ha 
Niederwald mit 750 fm — 4750 fm, von denen ca. 4 oder 3167 fm als 
mit der Bahn zu trandportiren geeignet find. Der Etat der Vornutzung 
beträgt 90 ha Fläche. Sonach erjcheint auch, von diefem vornehmiten Ge— 
fihtspunfte aus betrachtet, die Anlage der Bahn völlig gerechtfertigt. 

Aber nicht allein zum Holztransort dient die Feldbahn mit Vortheil, 


632 Sandberg: 


jondern audy noch zu manden anderen Meliorationen in den Korften, fo 
zum Herbeildaffen von Kies zur Befferung der Holzabfuhrmwege, die nicht 
vernadhläjfigt werden dürfen, jollen die Preife auf den für den Lokalbedarf 
berechneten Verſteigerungen nicht zurüdgehen. 

Referent führt zum Scluffe noch ein Beijpiel aus der Landwirth- 
Ihaft an, wo ſich ein Konfortium eine Bahn zum Transport der Zuder- 
rüben an einen ſchiffbaren Fluß anſchaffte. Dieſe Anlage bat fidy bis 
jest jehr bewährt; es koſtet Die Beförderung des Gentnerd Rüben pro 
Kilometer 1; Pfg., bei einer Amortifation des Anlagefapitals für den 
Scyienenitrang (ohne das rollende Material, welches jeder Interefjent für 
eigene Rechnung hält) in 6 Jahren, nebſt einer Berzinfung von 5 pCt. 
Referent jpricht den Wunſch aus, dab fi die Feldbahnen immer mehr 
im Forft- ald auch im Landwirthichaftsbetriebe einbürgern möchten, welchem 
Wunſche fi die Berfammlung anſchließt und für den eingehenden Vortrag 
dur Erheben von den Sitzen danft. 

Nevierföriter Raywoo d-Hundehagen berichtet noch über die Koften 
von Wepe-Planirungdarbeiten in jeinem Revier, wonach der Kubikmeter 
Erde auf 100 — 120 m Entfernung zu bewegen, mit der Feldbahn auf 
ca. 35 Pfg. zu ftehen fommt, dagegen früher mit Handfarren über das 
Doppelte Eoftete. 

Es referirt hierauf Senator Wilmd-Wittenburg: „Ueber Weiden- 
fulturen“. 

Rebner erwähnt zunädhit, daß die Forſtwirthſchaft bisher nur geringes 
Interefje für den Weidenanbau gehegt hat und dab die hervorragenditen 
Sorftichriftiteller von diefem Kulturzweige in ihren Werfen nur nebenbei 
ſprechen. 

Mit Ausnahme der Oberförſter Reuter zu Garbe und Schulze zu 
Meßdunk bei Brandenburg ſeien es wohl meiſtens Landleute und Ge— 
meindebeamte geweſen, welche den Anbau der Weide beſonders beachtet und 
größere Anlagen dieſer Art gemacht hätten. 

Die hervorragendſte Schrift über Weidenanbau, welche in neueſter 
Zeit erſchienen, ſtamme ebenfalls aus der Feder eines Gemeindebeamten, 
des Bürgermeiſters Krahe in Prummern bei Aachen. 

Da erſt ſeit einigen Jahren von der Wittenburger Forſtverwaltung 
Weidenanbau betrieben und die Anlagen noch nicht umfangreich genug 
ſind, auch nicht genug eigene Erfahrungen vorliegen, ſo beſchränkt ſich 
Redner darauf, dasjenige hervorzuheben, was die bedeutendſten Weiden— 
züchter über dieſen Gegenſtand erfahren haben. 

Aus den Nachweiſungen des deutichen ſtatiſtiſchen Bureaus, welche 
die Geſammtzahl der Korbmacher Deutſchlands auf 39 000 angeben, läßt 


Die XIV. Verfammlung des Vereins mecklenburgiſcher Forftwirthe ıc. 633 


läßt fich ungefähr berechnen, dat; eine Anbaufläche von ca. 19 500 ha mit 
einem Materialertrage im Merthe von ca. 74 Millionen Marf erforderlich 
fein würde, Jollte der Bedarf an Flechtweiden gededt werden. Das lehtere 
it aber nicht der Fall, weil ca. 22000 Etr. ungeichälte Weiden mehr 
eine ald ausgeführt werden und zwar ausichliehlih au Holland und 
Belgien. Die Ausfuhr von Korbwaaren, welche größtentheild nach Eng— 
land, Nordamerika, theild auch nad Frankreich und Deiterreich geichieht, 
überfteigt aber die Einfuhr um ca. 30 000 Gtr., woraus erhellt, daß noch 
nicht genug Material im Lande erzeugt wird. Auf friihem, bumojem 
Sandboden wadjen alle Korbweidenarten gut; je nachdem man die richtige 
Auswahl trifft, kann man fie aber auch mit Erfolg auf dem jchwerften 
Thonboden bis zum leichteften Sandboden ziehen, jelbft den Zorfboden 
verjchmähen einzelne Arten nicht. Die Anficht, daß die Korbweiden ein 
ftarfed Maß von Bodenfeuchtigfeit verlangen, hat fidy als irrig erwieſen, 
man hat jogar Beilpiele, wo Weidenheger an zu viel Näffe eingegangen find. 

Die meiften Heger liegen allerdings an den Ufern der größeren Flüſſe, 
wohl deshalb, weil fie zunächit zur Uferbefeltigung angelegt wurden und 
der Ertrag erit in zweiter Linie fam. Die am rationelliten angelegten 
und jorgfältigften behandelten befinden fich durchweg entfernter vom Fluß: 
ufer, wegen der ftarfen Beichädigungen durch Eisgang, zeitweilige Weber: 
ſchwemmung und Weidevieh. Die zum Anbau empfehlenäwertheften Korb- 
weidenarten, jowie deren Baftarde und Abarten find: 

1. die Elbmweiden: Salıx viminalis, 

2. die Steinweiden: Salix purpurea, 

3. die Schwarzweiden: Salix acutifolia caspica, 
4. die Mandelweiden: Salıx amygdalına. 

Die Elbweiden find in Norddeutichland am verbreitetiten; die Heger 
an der Elbe find ausnahmslos mit ihnen beftodt. Sie liefern die größten 
Maffenerträge, doch find ihre Bodenanjprüche auch die höchſten. Zu ganz 
feinen Korbwaaren find fie des nicht ganz weißen Holzes und der fchlechten 
Haltbarkeit wegen ungeeignet. Die Stein» oder Purpurweiden haben 
hartes Holz, welches, geichält, eine mattglänzende, gelbliche Farbe zeigt. 
Ungeipalten verarbeitet find fie jehr brauchbar. Ein Baftard der Elb— 
und Steinweide, von Schulze in Meßdunk gezüchtet, vereinigt die guten 
Eigenichaften diejer beiden Weidenarten. 

Die Schwarzweiden liefern das Material zu groben Flechtarbeiten, 
wie Körben zum Obſtverſand ıc. und finden hauptſächlich einen Pla an 
Bahnböihungen, in Sand- und Kiedgruben. 

Die Mandelweiden liefern ein vorzüglichesd Material, welches ſich gut 
ipalten und bobeln läßt. Hinfichtlich der Mafjenerträge ftehen die Mandel— 

45 


Forſtwiffenſchaftliches Gentralblatt. 1586. 


634 Sandberg: 


weiden den Elbweiden gleich, nehmen aber mit geringerem Boden fürlieb, 
3. B. gedeihen fie noch recht gut auf friihem Sandboden und verfchmähen 
jogar den Torfboden nicht. Die Schöblinge des eriten Jahres find zum 
Schälen meilt unbrauchbar, weil alle Mandelweiden ftarfe Neigung zur 
Beraftung haben; man pflanzt aus dem Grunde dieſe Arten befonderd dicht. 

Die erſte Hauptfache bei der Anlage eined Meidehegers ift eine jorg- 
fältige Bodenbearbeitung. Auf Viehweiden oder Wiejen ift ein Haupt- 
hinderniß für das Gedeihen der Anlage der ftarfe Gras- und Krautwuchs. 
Um ihn zurüdzuhalten, wird der Boden im Herbite ca. 0,5 m tief riolt 
und ein Vorbau mit Kartoffeln, Rüben oder einer anderen Hadfrudht vor: 
genommen. Nachdem dieje geerntet, wird das Terrain nochmals umge: 
graben, aber flacher als riolt war und dann die Stedlinge, aljo im Späth- 
herbite geſetzt. Iſt das Unkraut nicht jo jehr zu fürdten, jo fann der 
Borbau einer Hadfrucht unterbleiben; die Anlagen der Stadt Wittenburg 
und auch mehrere in ber Umgegend find fo hergeitellt, doch ift die Boden- 
bearbeitung dann ftet3 im Herbite vorzunehmen, damit der Froft genügend 
einwirfen fann. Gepflanzt wird dann im Frühling. Soll die Bopden- 
bearbeitung mit dem Pfluge vorgenommen werden, was bei größeren 
Flächen der Koſtenerſparniß wegen öfter geſchieht, jo ift der Vorbau einer 
Hadfrucht unerläßlich, weil die Anlage jonft ficherlichy in Folge der weniger 
guten Bodenbearbeitung ichon im erjten Jahre im Unfraut vergehen würde. 

Iſt das Terrain zeitweile, namentlich im Frühling, hohem Wafler- 
ftande ausgeſetzt, worauf fi ftarfer Graswuchs einzuftellen pflegt, jo ift 
Rabattenfultur nöthig, die Beete werden dann dachförmig, mit ca. 0,5 m 
Erhebung in der Mitte angelegt. 

Das Pflangmaterial wird am zwedmäßigiten aus einjährigen Schöb- 
lingen genommen, weil durdy die dünnere Rinde die Wurzeln leichter her— 
vorbrecdhen, doch find Stedlinge aus zweijährigen und älteren Ruthen noch) 
gut brauchbar. 

Die Länge des Stedlinges beträgt ca. 30cm; hat man es mit trode- 
nerem Sand» oder Torfboden zu thun, jo wird derjelbe auch 40-50 cm 
lang gejchnitten, weil jonft in regenarmen Jahren durch das Austrocknen 
ded Bodens viel Abgang fein würde. Im fteifem, bindigem Boden lafjen 
fi die längeren Seblinge ſchwer anbringen. 

Neuerdingd ift man von dem jchrägen Cinpflanzen der Stedlinge, 
etwa im Winkel von 45° mehr abgefommen, weil die Bemurzelung jolcher 
Stedlinge derjenigen gerade eingejeßter nachſtand. Der Vortheil des 
ſchrägen Stedens jollte darin beitehen, daß, wenn der Boden fidy jenft, er 
die Stedlinge mit herabzieht, was fidh aber nicht beftätigt bat. 

Dad obere Ende des Stedlingd muß mit dem Erdboden mindeitend 


Die XIV. Berfammlung des Bereins mecklenburgiicher Forſtwirthe ꝛc 635 


gleih jein; wenn ein ftarfed Zujammenfinfen des geloderten Bodens zu 
erwarten ift, fann man aud die Stedlinge einige Gentimeter tief vers 
jenfen, wodurd die oberirdiichen Triebe, die weit weniger kräftig als die 
aus der Erde hervorfommenden find, zurüdgehalten werden. Der Wurzel- 
ſtock jet fi dann im Boden an und wird dadurch vor vielen Krankheiten, 
denen er ausgelegt ilt, bewahrt. 

Die Entfernung der Reihen beträgt ca. 50 cm, innerhalb derjelben 
wird auf 10 cm gepflanzt. Die Pflege der Anlage befteht in vorderfter 
Reihe in dem Fernhalten des gefährlichiten Feindes, des Unkrautes, weh- 
halb ein zweimaliged Haden bis Mitte Juni vorzunehmen ift; ſpäter 
würden auch die jungen Triebe zu ſehr beſchädigt werden. Nach zwei 
Fahren ift die Gefahr des Verunfrautend überwunden. 

Als weiterer Gegenstand der Pflege find die Wurzelftöde zu betrachten, 
die man durch Beichütten mit altem, unfrautfreiem Kompoit vor dem 
Hervortreten aus der Erde behütet. 

Der Schnitt der Weidenruthen erfolgt alljährlich, weil das dünne 
Material am gejuchteften ift, darunter leidet aber audy der Wurzelitod am 
meilten und die Anlage läßt bald im Wuchſe nah. Zur Erhaltung der 
Ausfchlagfähigfeit jet man, nachdem mehrere Jahre geichnitten, die 
Nutzung etwa 3—4 Fahre aus und benußt die dann jehr ftarfen Ruthen 
zu Faßbändern ꝛc. Bei größeren Anlagen wird eine Schlageintheilung für 
die Bemwirtbichaftung zu Grunde gelegt. 

Dad Schneiden muß in der Saftrube, aljo vom Aftober bis Anfang 
März vorgenommen werden. 

Krahe berechnet die Koften einer Weidenanlage pro Heftar durch— 
ſchnittlich wie folgt: 


Riolen des Bodend auf 0,5 m Tiefe in 200 Ar: 
beitötagen a 150.M. . . ; 300 M 

Schneiden von 200 000 Stedlingen, 5027. al 50 „ 

Werth derielben a mille 350.4. . . . . 700 „ 


Summa . . ...1050.A4 


Hat man aber jelber Weidenheger, jo fünnen die Schlinge nur zum 
Werthe von Korbruthen veranichlagt werden, da der Abjat von Stedlingen 
mmer nur jelten iſt. Danach würde ſich der Betrag für Stedlinge falt 
um des Anfauföwerthed verringern. Der Ertrag eines Weidenhegerd 
ftellt fi da am höchſten, wo die Ruthen an Ort und Stelle geſchält umd 
zu Korbwaaren verarbeitet werden; müſſen die Ruthen ungeichält nad) 
anderen, entfernteren Orten verkauft werden, jo ift die Einnahme nur fait 
halb jo groß. 

45* 


636 Sandberg: 


Krahe berechnet nach 12jährigem Durchſchnitt die Erträge der aus— 
gedehnten Heger in der Rheinprovinz für grüne Weiden mit 220 .#, für 
geichälte mit 600 A pro Hektar und Jahr. 

Die Anlage der Stadt Wittenburg, ca. 1,3 ha groß, foftete: 


1. Bearbeitung des Bodend . . . 571,75 M 
2. Anfauf der Stedlinge . . . . 606,07 „ 
3. Schneiden und Pflanzen derfelben 228,51 „ 

Summa . . 1406,33 M 


Das erite Jahr gab feinen Reinertrag, im Gegentheil noch Unter- 
bilanze, welche, fapitalifirt, die Anlage auf rund 1500 „# vertheuerte, das 
zweite Jahr gab 178 und das dritte 254%, alſo durdyjchnittlid von 
zwei Jahren gerechnet, 216 .#. Abgerechnet Zinjen und Amortilation von 
6 pCt., bleiben 95 .# pro Hektar und Jahr, ein Ertrag, der zwar wejent- 
lich niedriger als derjenige der rheinischen Heger, aber dody aus beitem 
Aderlande nicht höher zu machen ift und die Erträge aus dem Waldboden 
um dad Fünffache überiteigt. 

Mancherlei Umftände trugen zur Vertheuerung der Anlage bei, jo der 
Anfauf der Stedlinge, die auf einer Kleinen Fläche jelbit hätten gezogen 
werden können, wenn auch dadurdy die Anlage erft ein Jahr jpäter fertig 
geworden wäre. 

Referent ift der Anficht, dab die Frage, ob mehr für Korbweiden- 
fulturen in Medlenburg gethan werden müſſe, alö feither geſchehen, fich 
nur bedingungöweije bejahen laffe. 

Hauptbedingung für die Rentabilität fei die Lage an der Elbe oder 
in der Nähe dieſes Fluffes, um den Maffentrandport der grünen, unge— 
Ihälten Ruthen nah Hamburg zu ermöglichen. 

Die im Innern ded Landes befindlichen Heger müßten eine ſolche 
Ausdehnung haben, dab es fich lohnt, die Ruthen an Ort und Stelle zu 
ihäler, das jo viel werthvollere Material trägt die theureren Bahnfrachten 
ſchon beſſer. 

Für den lofalen Bedarf iſt die Größe der Heger der ungefähren 
Nachfrage anzupaffen, der Ueberſchuß ift, weil zum Verſenden zu unbe- 
deutend, jchwer zu verwerthen. 

Da eine inländiiche Korbwaareninduftrie nur in fehr beſchränktem 
Maße beiteht, jo würde fich, nach Anficht des Referenten, auch wohl wenig 
Neigung finden für den ausländiichen Markt zu arbeiten, was in Bezug 
auf den Abjag manche Uebelftände mit fidh bringt. Aber die oft wüſt 
liegenden Eleinen Flächen im Walde und Felde fünnten zwedmäßig zum 
MWeidenbau benußt werden, den Lokalbedarf verforgen und einen ganz bes 


Die XIV. Verfammlung des Vereins medlenburgiicher Forftwirthe ꝛc. 637 


achtenswerthen Ertrag abwerfen. Amtöhauptmann Bald= Hagenow theilt 
noch mit, dab im Hagenower Amte die für den Graswuchs nicht geeigneten, 
hoben, trodenen Horfte in den Riefelmiejenanlagen zu Weidenhegern ein- 
gerichtet und gut gediehen, aber durch das Verbeißen der Rehe total zer 
ftört feien, woraus entnommen werden müſſe, dab bei einem Rehſtand 
Einfriedigung der Heger unbedingt nöthig fei, oder dieſelben nur in un= 
mittelbarer Nähe von Wohnftätten angelegt werden dürften. 

Hierauf erfolgen noch Mittheilungen über beachtenswerthe Vorkomm⸗— 
niffe aus dem Forſt- und Sagdbetriebe, zunächft von Foritgeometer Sand: 
berg über die Beichädinungen der Fichten in der Forftinipeftion Gelben: 
jande durch Hypoderma macrosporum, über deijen Vorkommen ſchon 
auf der vorigen Verſammlung Seitens des eriten Vorſitzenden geiprochen 
war. Chrysomyxa Abietis wurde dort ebenfalls gefunden, jedoch mehr 
an Fichten, die unter Eichen und Buchen ftehen, während das mafjen- 
bafte Abfterben in den 30 —40, auch 5Ojährigen Fichtenbeitänden allem 
Anjcheine nach durdy Hypoderma hervorgebracht werde. Trametes radici- 
perda fonnte troß vielfacher Unterfuchungen nicht gefunden werden. Forſt— 
geometer Mühlenbruch berichtigt feine im Jahre 1883 auf der Forft- 
verfammlung zu Grabom über dad Borfommen von Alnus viridis in 
Medienburg gemachten Mittheilungen dahin, dat nad) den Unterjuchungen 
von Prof. Luerſſen in Eberöwalde, angeltellt an zugeiandten Zweigen ꝛc., 
man ed mit Alnus Üerrulata zu thun babe. 

Revierförſter Dohſe-Kneeſe theilt mit, dab ed ihm gelungen fei, 
mit Hülfe von Hysterium pinastri, einjährige Kiefern, aus ſchwediſchem 
Samen gezogen, zum Scütten zu bringen. Ueber die ftarfe Dezimirung 
deö Rehſtandes durch den ungewöhnlich ftrengen und lange anhaltenden 
Winter wird alljeitig Klage geführt, troß der Fütterung. Hafergarben 
haben fich zu dem Zwecke noch am meilten bewährt. Um 3 Uhr erfolgte 
der Schluß der Sißung. Bei dem um 4 Uhr im Schützenhauſe ftatt- 
findenden Eſſen war der Finanzminijter von Bülow Excellenz anmwejend, 
der im Auftrage des Großherzogs deilen Bedauern ausſprach, aus Gejund- 
heitsrückſichten der Verſammlung fern bleiben zu müfjen. 

Der zweite Tag war, wie üblich, der forftlihen Exkurſion gewidmet, 
die in die Wittenburger Stadtforft ging. 

Mit Ausnahme einiger kleiner, ifolirt liegender Parzellen hat der 
Haupt:Waldfompler eine Größe von 446 ha. Hiervon find 258 ha mit 
Laubholz-Hochwald, 165 ha mit Nadelbol; und 23 ha mit Niederwald 
beitodt. Der Material-Etat beträgt nad) der Einrichtung vom Jahre 1870 
1490 fm; in Wirklichkeit ftellt ſich aber die jährliche Abnugung auf 1580 fm, 
was pro Iahr und Heltar 3,5 fm ausmacht. Der Geldertrag fteilt ſich 


638 Literariſche Berichte. 


auf 14,25.# pro Iahr und Hektar, würde aber wejentlich höher fein, 
wenn bei den Holzverfteigerungen freie Konkurrenz berrichte und nicht auf 
Grund einer alten ftädtiichen Verordnung nur Wittenburger Einwohner 
zugelafjen würden. 

Die ſtädtiſche Forftwirthichaft erntete durchaus das Lob der Ber: 
fammlung, bejonderd foll noch hervorgehoben fein, dab die Verwaltung 
nicht von Forftmännern geleitet wird, weähalb der gute Zuitand ded Waldes 
um jo höher zu jchäßen ift. 

Auf dem Frühſtücksplatze offerirte die Stadt der Verfammlung ein 
ziemlich inhaltreiches Faß Rheinwein. Der Bürgermeifter Zegelin trank 
aus filbernem Ghrenhumpen dad Wohl des Vereins und deſſen anmejende 
Mitglieder ermangelten nicht Beicheid zu thun und auf die fernere gedeih- 
liche Bewirthſchaftung des Stadtforftes die Gläfer zu leeren. 

Allſeitig befriedigt, kehrten die Grfurfionstheilnehmer um 3 Uhr nad) 
Wittenburg zurüd, wojelbit um 4 Uhr ein gemeinichaftliches Eſſen im 
Rathhausſaale den Schluß der Verſammlung bildete. 


Mr. 3 


Fromme’s Forftliche — für das Jahr 1887. 
Erſter Iahrgang, der ganzen Folge 15. Sahrgang. Redigirt von Böh— 
merle, k. f. Oberförfter im forittechniichen Departement des Ackerbau— 
Miniiteriums Wien. Drud und Berlag von C. Fromme. 

Derjelbe erjchien biöher unter dem Titel „Delterreichiicher Forſt— 
kalender“, erjcheint aber von 1887 an ald „Sromme’s Forftlidye Kalender: 
tafche”, neu redigirt von einem tüchtigen jüngeren Forftmanne, Herm 
Dberföriter Böbmerle. Der Kalender wird in zwei Geftalten ausge— 
geben, nämlich: in Zeinwand gebunden, mit Klappe und Bleiftift zu 1,60 fl., 
in Brieftaſchen-Ausgabe, in drei beliebig mitzuführende Theile zerlegt, zu 
2,25 fl. Letztere Ausgabe liegt und in vorzüglicher — und zweck—⸗ 
mäßiger Form vor. 

Der erite Theil (48 Seiten) enthält ein Kalendartum nebſt Anhang 
(Ziehung ſämmtl. ausl. Zotterie-Effekten, Münzweſen, Berzehrungsiteuer, 
Brief-, Fahrpoſt- und Telegraphen-Tarif, Maß und Gewicht ıc.). 

Der zweite Haupttheil umfaßt die eigentliche Kalender-Tajche, geftattet 
Raum zu Notizen für jeden Tag, enthält das nöthige Duadratneßpapier 
und ift für ſich gebunden. 


Literariſche Berichte, 639 


Der dritte Theil (228 Seiten), enthält ein Hilfsbud) für Forſt- und 
MWaidmänner und zeichnet ſich durch einen reichlicyen, auf der Höhe der 
Zeit ftehenden Inhalt aus. Gr enthält u. A. Formeln zur Berehnung 
der mwichtigften Flächen und Körper, Kreiöflächenjummen-Zabellen, Zins- 
zind-Tabellen, die Feltmafjengehalte der Raummahe, Holz» und Rinden- 
gewichte, Maflenaufnahme von Bäumen und Beſtänden nach verjchiedenen 
Methoden, Formzahlen, Ertragstafeln, Tafeln für Schnittwaare und Rund» 
bölzer, Borftkulturtafeln, Hege- und Abjichußtabellen, die forftlichen Staats- 
behörden Defterreiche, das Staatöprüfungswefen, die forftlichen Zehranftalten 
von Defterreichellngarn, Deutichland und der Schweiz, das forftlicye Vers 
einsweſen ıc. 

Der Kalender kann den Fachgenofjen, inäbejondere in Oeſterreich— 
Ungarn, beitend empfohlen werden. 5. Baur. 


Nr. 40, 


Statiftifche Nachweifungen aus der Forftverwaltung Des 
Großherzogthums Baden für das Jahr 1884. VII. Iahr- 
gang. Karlöruhe. Chr. Fr. Müller'ſche Buchdruderei. 1886. 

Wir machen unfere Leſer darauf aufmerfjam, daß der VII. Jahrgang 
der Itatiftiichen Nachweilungen aus der Forftverwaltung des Großherzog— 
thums Baden, herausgegeben von der Großh. badijhen Domänen-Direftion, 
erichienen iſt. Derielbe enthält, wie jeither, ftatiftifche Nachweiſungen in 

Bezug auf die ſämmtlichen Waldungen, jowie über die Domanial-, Ge— 

meinde und Körperichaftöwaldungen des Großherzogthbumd Baden, welche 

das Intereffe vieler Bachgenoffen in Anſpruch zu nehmen ganz geeignet find. 
F. Baur. 


Nr. 41. 


Anleitung zur Aufnahme des Holzgehaltes der Waldbe- 
ftände, Bon M. 3. Kunze, Profeſſor an der Forftafademie Tha— 
rand. Berlin. Berlag von Paul Parey. 1886. 

Der um die Weiterbildung der Holzmeßkunde hochverdiente Verfaffer 
übergiebt in der vorliegenden nur 46 Seiten umfalfenden Schrift den Fach— 
genoffen eine neue Bearbeitung des zweiten Theild feiner Holzmeßkunde, 
welche die Aufnahme des Holzgehaltes der Maldbeitände behandelt. 

Dad jehr knapp geichriebene Schriften handelt von der Ermittelung 
der Stammzahl, des Stammdurchmeſſers und der Stammhöhe eines Bes 
Itanded, von der Auswahl und Berechnung der Probeftämme, bejpricht den 


640 Literariſche Berichte. 


Mittelltamm einer Durchmeſſerklaſſe und des ganzen Beſtandes, die 
Schäßungsverfahren von Draudt, Urih, R. Hartig und noch Form- 
zahlen und Probefläcdhen und fügt am Schluß noch die neueften Form— 
zahlen für Fichte und Kiefer nah Kunze, für Weißtanne nad Xorey 
und für Rothbuche nad) Baur bei. 

Allen Fachgenoſſen, welche ſich für die Weiterbildung dieſes Wiſſens— 
zweiges interejfiren, fan dad Schriftchen beitend empfohlen werden. 

F. Baur. 


Nr. 42. 


Waldgejchichte des Alterthums. Ein Handbud für afademijche 
Borlefungen x: Bon Auguft Seidenftider, fgl. preußiicher Forft- 
meilter a. D. in Frankfurt a. D. Eriter Band. Bor Cäſar. Frank— 
furt a. ©. Verlag der kgl. Hofbuchdruderei Trowitzſch u. Sohn. 
1886. 

Nachdem auf dem Gebiete der Forftgeichichte längere Zeit feine hervor: 
tragenden zulammenfaffenden Arbeiten erjchienen find, haben uns die legten 
fünfzehn Iahre allein vier größere Werfe über Forftgejchichte geliefert, wir 
meinen die Foritgejchichte von Berg, Bernhardt, Roth und Schwappad). 
Diejelben befafjen ſich aber vorzugsweije mit der Forſt- und Jagdgeſchichte 
Deutichlandse, während ed über die fo intereffante alte Geſchichte dei 
Waldes nody fein deutiches Werf giebt. 

Der Berfaffer, den Lejern diefer Blätter auf dem Gebiete der Forſt— 
geichidyte bereitd vortheilhaft befannt, bat ſich nun die Aufgabe geitellt, 
eine Maldgeichichte des Alterthums zu jchreiben, und mohlgelungen liegt 
bereitö der 403 Seiten umfafjende erite Band vor, welcher die Zeit vor 
Cäſar umfaht. Diefer Band befundet einen großen Fleiß und ums 
faffende Belefenheit des Verfaſſers, weldyer nur aus Driginalmerfen oder 
den beiten Ueberſetzungen derjelben ſchöpft und fid) auf eine große Menge 
wörtlicher Citate ftüßt. 

Nach einer Furzen Einleitung über den Wald und deflen Bewirth— 
ſchaftung im Allgemeinen gebt der Verfalfer aldbald zur eriten Periode 
der Waldgeichichte über, welche von den älteften Zeiten bis zur Bölfer- 
wanderung. 375 n. Ehr., handelt und wieder in mehrere Epochen zerfällt, 
von welder die erite Epoche das Alterthbum bis zur römijchen 
Kaiferzeit im vorliegenden Bande abgehandelt wird. Hier ift natürlich 
Griechenland mit den dasfelbe umgebenden Ländern ald das Herz der eriten 
Geichichtöperiode zu umfalfen, mie auch griechiiche Schriftiteller, neben 


Literarische Berichte. — Notizen. 641 


einigen roͤmiſchen, ald Hauptquellen für die Bearbeitung des erften Bandes 
zu betrachten find. 

Das Bud darf zu den hervorragenditen literarijchen Erſcheinungen 
der neueften Zeit gerechnet werden, ift ungemein lehrreich und erregt auch 
dadurch unſer bejondered Intereſſe, ald wir bei der Bewirthichaftungs: 
und Benutzungsweiſe der Wälder ded Alterthums vielfach an unfere heutige 
Forftwirthichaft erinnert werden. 

Indem wir den geehrten Herrn Berfaffer zur Vollendung des erften 
Bandes jeiner intereflanten und dankenswerthen Waldgeſchichte beglüd- 
wünjchen, iprechen wir zugleich die Hoffnung aus, ed möge demfelben Zeit 
und Kraft zur Vollendung feiner werthvollen Unternehmung bleiben. 

5. Baur. 


— — — 


IV. Notizen, 


— — 


Bemerkenswerthe Blitzſchläge in Wald und Flur!). 
Von Forſtmeiſter Beling in Seeſen. 


In dem erſchienenen Lehrbuche des Forſtſchutzes von Forſtrath Dr. H. Nörd— 
linger iſt S. 477 ein Verzeichniß derjenigen Holzarten enthalten, welche vom Blitze 
getroffen zu werden pflegen. Da unter denſelben die Lärche, Larix europaea D. C, 
fehlt, jo geftatte ich mir die nachſtehende ergänzende Mittheilung. 

In einer auf 5,5 ha im Frühjahr 1844 in 17m audgeführten, im Winter 
“1866/67 ſtark gelichteten, im Frühjahr 1868 mit Fichten unterpflanzten und im Winter 
1873/74 noch mehr gelichteten Lärchenpflanzung auf der Grauwadeformation im Forft: 
orte vordere Gichenrodt des Nevierd Seeſen wurde am 1. Zuli 1876 eine Lärche vom 
Blig getroffen, und, foweit äußerlich fihtbar, durdy Abreifung mebrerer ſchmalen 
Rindenftreifen am Stamme [beihädigt. Die Lärche vegetirt noch jegt weiter und ift 
im Wuchſe nidyt bemerkbar hinter den fie in einer Entfernung von 7 m an umftehen- 
den gleich alten Stämmen zurüd geblieben. Die vom Blitz geriffenen Rindenfurden 
zeigen von den Seiten ber theild mehr, theild weniger breite Ueberwallung, ſoweit 
die Splintftreifen aber noch bloß liegen, find fie im Kaufe der Zeit ausgedorrt und 
tief rijfig geworden, jo dab das Leben des in Bruſthöhe 22 cm im Durchmeſſer ſtarken 
Baumes nachgerade mehr und mehr gefährdet ericheint. 

In Beziehung auf meinen im 1884er Sahrgange, Heft 2, ©. 108 dieſer Zeit: 
ſchrift veröffentlichten Aufjag über auffällige Baumtrodnig und Bligjdlag an Bäumen 
empfing ich vom berzogl. gothaiſchen Forftaffiftenten Herrn Eulefeld zu Stußhaus 
bei Ohrdruf eine intereffante brieflihe Mittheilung, der ih das Nachftehende ent- 
nehme. In einem über 100 Sahre alten, nah Dft ans freie Feld, im Uebrigen an 
jüngere Lärden, Kiefern und Fichten grenzenden, etwa 1,5 ha großen, aus Reihen 
pflanzung in 5 m Entfernung bei 3 m innerhalb der Reihen, hervorgegangenen Lärchen⸗ 


1) Aus Berjehen der Redaktion verjpäter. Die Red. 
45 ** 


642 Notizen. 


beitande auf tiefgrändigem, friichem, lehmigem und mit Porphuyrgeröll reihlih ge 
mengtem Boden über Muſchelkalk, im Bezirke der herzoglich gothaiſchen Dberförfteret 
Grawintel, jhlug im Sommer 1873 der Blif gerade da ein, wo die Stämme am 
dichteften ftanden. Es wurden dabei drei Stämme dur Rindenrifje in den Kronen 
verlegt, während an den unteren Stammtheilen feine Beſchädigungen fihtbar waren. 
Noch im Herbft besjelben Jahres ftarben die bejhädigten drei Stämme ab, im Jahre 
1874 wurde einer der benachbarten Stämme Dürr und weiter alljährlich noch einer bis 
zum Sabre 1878, jo daß im Ganzen act Lärchen auf einer ca. 15 m im Quadrat 
baltenden Fläche troden geworden find. 

Alſo andy bei der Lärche das Abfterben von Gruppen im Folge von Bligichlag, 
und ift im vorliegenden Falle beſonders das allmähliche, fünf Zahre lang fortgeſetzte 
Eingehen von Stämmen bemerfenöwertb, während bei der Fichte nach bisheriger 
biefiger Erfahrung ein fpäteres Abfterben am Gruppenrande fih über feinen längeren 
Zeitraum als ein bis zwei Jahre zu erftreden pflegt. 

Mebrigend verlautet aud von anderen Orten, indbejondere vom Sollinge, daß 
Blitzſchläge an Lärchen keineswegs zu den Seltenheiten gehören. 

Nachträglich zu meinem vorhin gedachten Auffage habe ich zu bemerken, daß 
neuerlih jchon wieder zwei Stammgruppen in älteren Fichtenbeitänden des Forſt⸗ 
revierd Gittelde, beide auf der Grauwadeformation, unter ähnlichen Umftänden, wie 
fie in dem fraglichen Aufjaße dargelegt worden, abgeftorben find, die eine Fleinere im 
Forſtorte Heinrihäftieg, 16 etwa 80 Zahre alte Stämme umfaffend, auf einer un— 
gefähr 30 m langen, 16 m breiten, alio dieſes Mal von der Kreisform ftarf abweichen- 
den Fläche, die andere im 80—9jährigen Fidhtenbeftande des Forftorts kleine Bud): 
berg an einem jüdlichen, mäßig fteilen Einhange unfern der Thaljohle, wo auf einer 
gerundeten, etwa 20 Ar großen Fläche im Jahre 1883 66 Stämme troden wurden. 
Auch in diefen beiden Fällen fonnte troß jorgfältigfter Unterfuhung an feinem ein: 
jigen Stamme eine äußere dem Blige zufchreibbare Befhädigung aufgefunden werden. 

Ueber eine der gruppenmweilen Stammertödtung analoge Erſcheinung im Felde 
wurde dem Braunfchweiger Tageblatte laut Nr. 318 vom 7. Zuli 1883 aus Ganderd- 
heim Folgendes beridhtet: „Ein merfwürdiger Blitzſchlag ift diefer Tage in der Nähe 
auf einem Mübenfelde (Zuderrüben) beobadtet worden. Auf einem runden Terrain 
von etwa 2 Ar find ſämmtliche Rüben vernichtet worden, ebenjo auf mehreren 4m 
langen Streifen, welche ftrablenförmig von dem Gentrum auslaufen.” Nach der 
ipäter bei dem Berfafjer des Berichts eingezogenen Erkundigung ftarben die Blätter 
der Rüben auf dem betreffenden Areale raſch ab und die Rüben ſelbſt zeigten in 
ihrer Rängenmitte vom Blätterjhopfe bis zur Wurzelipige einen ſchwärzlichen Kern. 
An die Stelle der getödteten Rüben wurden andere gepflanzt und weder an biejen 
noch an der Aderfruct des folgenden Jahres, welde in Roggen beftand, machte fi 
irgend eine Wahsthumsftörung bemerklih, die der Einwirkung des Bliges anf dem 
Boden hätte zugeichrieben werden können. 

Die nah meinem oben gedadten Auflage im Forſtorte untere Ritterhaide des 
Revier Gittelde in bobem Fichtenorte eutitandene Vlitzſchlaglücke wurde im Herbſt 
1882 mit Bucheln beiäet und es wuchfen darauf gut gedeihende Pflänzchen, was in 
Beziehung auf die im der eingangs citirten Drudihrift von Nördlinger aus dem 
Journal des debats, 25. Mars 1878, reprobuzirte Nachricht, daß einem Notar Duval 
zu Bernon der Blig vor 5 oder 6 Zahren in ein mit Sohannisbeeren und Kirſch— 
bäumen bepflanztes Grundftüd ſchlug umd von dem im Boden entftandenen Loc aus 


Notizen. 643 


jeitdem in einem weiteren, bid 7 m Durchmeſſer umfafjenden Kreiſe die Johannis: 
beeren abftarben und ebenfo ein vor 12 Zahren gepflanzter Kirfhbaum, bemerft wird. 

Bon den bei heftigen Gewittern ded Sommers 1884 wiederum mannigfadh an 
Waldbäumen der hiefigen Gegend vorgefommenen Blitzſchlägen ſcheinen mir die nad» 
ftehenden erwähnenäwerth. 

Eine in einem O—Hjährigen, ſehr ungleichwüchſigen Fichtenbeftande, auf ber 
Grauwadeformation an ſteilem Südabhange befindliche, unlängft im Wuchſe zurüd: 
gebliebene, von dem umftehenden Bäumen um 4— 5m in ber Höhe überragte, in 
Brufthöhe 10 cm im Durchmeſſer baltende, auf dem Stamme abgeftorbene Fichte 
zeigte am 21. Zuli, wo id fie auffand und, aus einiger Berne gejehen, eine Berarbei- 
tung durch Spechte in großem Maße vor mir zu haben meinte, vom Boden ab bis 
zu etwa 2 m unterhalb der Spike, mehrſeitige Beihädigungen der Art, daß bis 
85 cm lange und bis 2 cm breite, einige Millimeter dide Splintipäne aus dem Stamm 
gerifien waren und rings um den Baum bis zu 20 m Entfernung zerftreut Tagen. Ber: 
ſchiedene nicht vollitändig abgetrennte, vielmehr am oberen Ende nod mit dem 
Stamme zufammenhängende, dajelbft aber gefnidte Späne gewährten ganz und gar 
den Anblid, als jei die bejhyädigende Kraft am Stamme aufwärts gefahren; denn die 
Späne fanden mit ihren unteren Enden weit vom Stamme ab und bildeten mit der 
Achſe des Baumes nah unterwärts einen fpiken Winkel. Da, wo Späne abgeiprengt 
waren, zeigte der Stamm die gewöhnlichen, bald mehr, bald weniger tief ind Holz 
gehenden Blipichlagriffe. Die den Stamm umgebenden und mit gejhloffenem grünen 
Zweigdahe überragenden, durhfchnittlih Doppelt jo ſtarken Fichten ließen nirgends 
irgend welche Spuren von Blißeinwirkung wahrnehmen. Das Bemerkenswerthe in 
diefem Falle war, daß der Blik einen ganz verftedten, binter feiner Umgebung jehr 
zurüdgebliebenen trofenen Stamm, inmitten höheren Beftandes, ohne diejen wahr: 
nehmbar zu jhädigen, getroffen hatte. Nicht weit von dieſer Fichte wurde, vielleicht 
bei demfelben Gewitter, in einem 7TOjäbrigen anderen Fichtenbeftande an öſtlichem 
Einhange, ebenfalls auf der Graumadeformation, eine bominirende, in Bruſthöhe 
80 cm im Durchmeffer ftarke Fichte in 1,8 m Höhe über der Erde vollftändig abge 
jchlagen reip. abgebrodyen. Der an der Erde liegende Stamm zeigte von feiner 
Spige her auf weite Erftredung äußerlich feine fonftige Spur von Beſchädigung als 
einen erft bei ganz genauer Unterfuhung fi bemerkbar machenden, etwas heller ge 
färbten, ſchmalen Längenftreifen an der Außenjeite der Rinde, bei weiterer Prüfung 
ergab ſich aber, daß der Blitz deu 22 m Hohen Stamm ſchon 1,5 m unterhalb der 
Spite an einer harzgalligen Stelle in der Gegend der Bafls des drittleßten Rängen: 
triebed erfaßt hatte, am demjelben bis zu 5,8 m über der Erde, ohne andere fichtbare 
Einwirkung als die vorhin gedachte Hellerftreifung der Rinde mit einer Bräunung 
der unterwärtd des Streifend gelegenen Rindenjubftanzg auf abweichende zwiſchen 1 
und 2 cm ſich bewegende Breite bervorzurufen, berabgefahren, dann aber allmählich 
zu größerer Gemwaltthätigfeit übergegangen war, indem er auf 1,8 m abwärts einen 
fhmalen Riß in Rinde und Holz hervorgerufen, von da ab die Rinde im großen 
Stüden abgejprengt, den Stamm zeripalten und in ber vorhin beregten Höhe von 
1,8 m über der Erde völlig abgefnidt hatte. Dabei waren bie 2,7 m fange und 
10 cm breite, verfchieden dide Spaltipäne ausgeiprengt und zur Seite geſchleudert. 
Als der Stamm eine Durchmefferftärfe von 11cm in Brufthöhe gehabt, war derjelbe 
auf faft Im Länge von Rothwild geſchält worden und es hatte in Folge deflen eine 
breite, ſchon unlängft vollftändig wieder überwallte Splintfläche eine Reihe von Zahren 


644 Notizen. 


blodgelegen. Diefe, damals mit Harz überzogene und andgetrodnete, jet immitten 
der Stammzeriplitterung belegene Holzfläbe war augeniheinlih für einen Augen» 
blick vom Blitze entzündet, wad ſich durch Bräunung reſpektive Schwärzung der 
Fläche, ſowie ein fettiges, von geichmolzenem Harz herrührendes Ausjeben bemerkbar 
machte und mit einer bier mehr, dort weniger ausgedehnten, verſchieden intenfiven 
Schwärzung der nädfigelegenen Spaltflähen des noch friſchen Holzes ließ fi mit 
ziemlicher Sicherheit ſchließen, daß momentaues Auffladern einer Flamme ftattgefunden 
haben mußte. Von da ab, wo der Blif den Stamm nahe unterhalb der Spike erfaßt 
hatte, waren die grünen Nadeln der nächſt unteren ſechs Duirläfte bis auf 50 cm vom 
Stamme ab fhwarzbraun geworden, hatten ein todtes Auſehen befommen und färbten 
intenfiv ſchwarz ab, woraus zu entnehmen, daß aud bier eine raſch vorübergehende 
Zündung ftattgehabt hatte. 

Seine mitunter anſcheinend fich geltend machende Vorliebe für trodene Stämme 
dofumentirte der Blitz in diefem Jahre außer an der vorhin beregten trudenen Fichte 
audı an einer bei der Verjüngung eines Buchenbeftandes anf der Höhe eines Mufchel- 
falfrüdend übergehaltenen Eiche, die jpäter auf dem Stamme abgeftorben war und im 
Laufe ded Sommerd zerträmmert wurde, ald offenbare Laune dagegen mußte es er: 
feinen, dab an einer Chauſſee hieſtger Gegend muthmaßlich ein und derſelbe Blitz 
einen Apfelbaum traf und deſſen Stange verſchonte, den nädıftfolgenden Apfelbaum 
dagegen unberührt ließ, während er defien Stange zerjchmetterte. 


Perfonalien aus Württemberg. 
I. und II. Quartal 1886. 

Berjegt: Oberförfter Gottſchick II. von Königsbronn auf das Nevieramt Lorch; 
Oberförfter v. Gemmingen von Maulbronn auf das Revieramt Comburg; Revier: 
förfter Schabel von Nellingen auf das Revieramt Königsbronn; Forftamtsaffiftent 
Currle von Reichenberg nach Bönnigheim. 

Ernannt: Revieramtsaffiſtent Römer in Wiernsheim zum Revierförfter in Nagold]; 
Forftamtsaffiftent Schmid in Ochſenhauſen zum Revierförfter in Nelingen; Revier: 
amtsajfiftent Grünvogel im Liebenzell zum Forftamtsaffiftenten in Reichenberg. 

Berlieben: Das Ritterkreuz I. Klafje des Friedrichdordens dem Bauratb Rhein: 
bard in Stuttgart, dem Korftmeifter Heiqelin in Mergentheim, dem Oberförfter 
Zäger in Kirchheim; den Titel eines Oberförfterd den Revierförftern Fröhner in 
Dberfohen, Bürger in Langenau, Ruthardt in Bebenhauien, Huttelmaier in 
Nattbeim, Neuß in Steinheim, Gajjer In Plodingen, Hiller in Herrenalb, 
Koh in Kapfenburg, Köhler in Kangenbrand, Keller in Dörzbach. 

Penitonirt: Oberförfter Gottſchick I. in Kord. 

Geftorben: Oberfinanzrath v. Vetter in Stuttgart, Oberförfter Jäger in Com: 
burg; Forftamtsaffiftent Bilbuber in Bönnigheim. 


Neue Korb: Induftrie: Zeitung. 

In Leipzig bei Guſtav Weigel erfcheint jeit einiger Zeit eine Korb» Induftrie- 
oder Korbmaher: Zeitung, die eine große Verbreitung im Im und Auslande er: 
langt hat. Beſitzern von Korbweiden: Plantagen dürfte diefer Hinweis willflommen 
jein, da das Blatt fi naturgemäß zu Anzeigen behufs befter Verwerthung ber Korb- 
weidenernte vorzüglich eignet, 





Drud von Gebr, Unger in Berlin, Schönebergerftr. 17 a. 


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Forstwisserischaftliches v.B 


een 




















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