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Full text of "Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde"

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• FOESC LIÜJN GEN 
ZUli i)l::LTbt'ilE.\ LA.NDES- LXD VOLKSKUNDE 

IM AUFTBAQE UND UNTER MITWIRKUNG DBR 

CENTRALKOMMISSION FÜR WISSENSCHAFTLICHE Li^ESKUNDE 

VON BEUTSOHLAim 

BBKAÜSOBaBBiBUr TON DBBKN BOBnUTTrOsBSS 

D»^ RICHARD LBHMANIJ^ 

ERSTER BAND. 

, . HEFT isj. 



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DIE 



Oberrheinische Tiefebene 



UND IHBE 



RANDGEBIRGE 



TON 



" , G. RICHARD LEPSIUS, . 

FrofeMOV 4egr Cteologie und IBnexalegie an dev tecboischen Hoobichnl« und IHrdrtor 
der GvosAenot^idi besanoibeiii geologiaciieai lAudmanstalt nt-Dwimtadt. 



J£»< einp' Uebersichtsfcarte des oberrheinischen GebirgssifStetm, 



STUTIQA&T. 
VBBLAÄ VON J. EN0ELHORN. 

1885. 





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PROSPEKT. 



ie .,Fi)rs(.'luu]gen zur deuischen Laiulos- und Volkf«l\UiuU'" wollen dazu heilln,: 
die lieiinischen laudes- uiid volkykundiiclieii tStudieu zu fördern, indem .sie aus 
allen Gebieten dnMlben bedeuiendere und m ilirer Tragweite Uber ein blosi 
örtliches Interesse binausgeliende Themata herausgreifen und darüber kOrzere wissen- 
schaftliche Abhandlungen herrorragender Fachmänner bringen. Sie wollen ferner auf 
solche Weise zugleich dahin wirken, dass die bezttgUchen in den verschiedenen Teilen 
unseres Landes betric1)eiien P i schunsren melir, als dies bisher raeist der Fall war. 
unter einander in TerViindung k( minien. Endlich woUen sie auch dazu beitragen, 
das Interesse für diese Studien in den liölier gebildeten Kreisen unseres Volkes leb- 
hafter anzuregen und allgemeiner zu machen. ' - 

lu räumlicher Beziehung werden sie sich keineswegs auf das Gebiet des Deutschen 
Reiches beschrSnken. Sondern soweit auf mittelenropSischem Boden von geschlossenen 
Volk.Hgemeinschaften die deutsche Sprache geredet wird, soweit soll sich auch, ohne 
Rücksicht auf staatiiche Grenzen, der Gesi( htski eis unserer Sammlung ausdehnen. 
Da aber die wissenschaftlielie Betraclitung der Landesnatur die Weglassung einzelner 
Teile ans der j)hvsi.sch(ni Einheit Mitteleuropas nicbt wohl gps:tatt«'n würde, so solleu 
auch die von einer ni< Iii deutschen Bevölkerung eingenommenen (Te t>(^udeii desselben 
samt ihren Bewohneni mit zur Berücksichtigung «gelangen. Es werden demnach Hus.ser 
dem Deutschen Reiche auch die Länder des cislcithanischen Oesterreichs abge.sehen 
von Oalizien, Bukowina und Dalmatien^ femer die ganze Schweiz, Luxemburg, die 
Niederlande und Belgien in den Rahmen unseres Unternehmens liineingezogen werden. 
Ausseiileui sollen noch die Sachsen Siebenbürgens mit 1 »erücksichtigt werden und 
auch Arbeiten über die grösseren deutschen Volksmsein des russischen Beiches nicht 
ausgeschlossen sein. 

In sachlicher Hinsicht fassen wir die Landes- und Volkskunde in weitem Sinne. 
Es werden denmach ebensowohl Arbeiten über Bau und Relief des Bodens, über 
fossile Schätze desselben und ihi-e Verwertung, über Ivlima und Hydi'Ographie, 
Pflanzen- und Tierverbreitun^, wie Uber die anthi-opolomschen und el^ologiseh^ 
Verhältnisse der Bewohner, ihre Mundarten, ihre räumliche Verteilung und deren 
Dichte, ihr Wirtschaftsleben und dessen natürliche und örtüche Bedingungen, ihre 
Sagen, Sitten, Bräuche u. s. w. hier Aufnahme finden können und auch Landesver- 
m(^ssimi;. Kartograpliie inid Geschichte der (reograpliio m an<_reniesspner Weifte zur 
Berüi ksiehiiniinn- ot bLugen. Durch Verbindung mit zahlreichen namhaften Fach- 
geleluteii i.st dafür ge.^n'gt, dass thuisiu lilich schon in näherer Frist eine gi'össere Zahl 
dieser verschiedenen Gebiete zur Bearl>eitung gelangen wird. Gleichwolil wn*d dadurch 
keineswegs ein Chaos heterogener Spezialaxbeiten entstehen. Der leitende GFedanke 
' in allen Einzelarbeiten, das innere Band, das sie trotz des mannigfidtigsten Stoffes 
doch unter einander zusammenhalten wird, bleibt eben, abgesehen von der Gemein- 
samkeit der räumlichen Umgrenzung, die wechselseitige innere Beziehung der eiu- 
zehien Gegenstände unter einander. So wird der geologische Bau einer Tjandschaft 
ni( lit hrliandflt werden, ohne dass /ui^leieli die dadurch bedingte (xestultung des 
Rrlirfs und Zusammensetzung des Bodens • rürtcrt und die Folgerungen mindestens 
angedeutet werden, welche sich wiederuju aus diesen beiden Faktoren tilr die auf 
diesem Boden hausende organische Welt, ganz besonders aber für die Gestaltung des 
wirtschaftlichen Daseins der Menschen, ergeben. So wird femer der Vegetaiions- 
charakter einer Gegend hier nur erörtert werden können im Zusammenhang einer- 
seits mit den ursächlich ein^virkcndcn natürlichen Faktoren, wie Relief und petro- 
graphischer Charakter de^« Bodens, Temperatur- imd Bewässerung^Tcrhältni^-^^' u. a., 
andererseits mit seiner Beeintlussunsf der übrigen Lebewelt, ganz besonders der 
iienscldichen ExistenzbedinnuuL^en u. s. w. Und in analoger Weise werden Abhand- 
mgen über Wirtschaftsleben, über Volksart, Volksverteilung, Volksbewegung u. a. 




OBERRHEINISCHE TIEFEBENE 



UND IHRE 



RANDGEBIRGE; 



VON •* < 



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i D« G. RICHARD LEPSIüS;.;;' 

f 0. Professor der Oeologie uud Mineralogie an der teebuisoliea UocIis^HtoS uud* Direktor der 

* groBalwrzoglidi hesaiwsheii geologisehieii LAndeMOMtalt sn Dtmitadt. 

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I Mit tiner UeherHichUkarte des oberrheinischen Gebirgseystemäl 

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STUTTGART. 

VERLAG VON J. EN GEL HORN. 



( 

1885. 



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4 1. Einleitung. 

Eine der auffallendsten Erscheinungen in der Oberflächengestal- 
tung von Deutschland ist die Tiefebene, welche der Rhein durchströmt 
in seinem Mittellaufe von Biisel bis Mainz. Während das ganze übrige 
südliche Deutschland aus Hochflächen und (Te})irgen besteht und im 
Gegensatze zu dem norddeutschen Tief lande als ein Hochland zu be- 
zeichnen ist, senkt sicli zwischen die Tier Gebirge Schwarzwald, 
Vogesen, Odenwald und Haardt eine langgestreckte Tiefebene von 
mehr als 10 000 Quadratkilometer Oberfläche ein, deren mittlere Höhe 
über dem Meere nnr iSO m beträgt, während die umlioj^enden Ge- 
birge bis zu Höhen von fast 1500 m aufragen. Diese tiefe Lage der 
oberrheinischen Ebene und der Schutz, welchen ihr die begleitenden 
(rebirgsketten gewähren, bedingen das milde Klima dieser bevorzugten 
Laudstrecken, bedingen auch, zugleich mit den Anschwemmungen, mit 
denen der Rhein die Oberfl&che der Tiefebene und die Yorhügel der 
Randgebirge bedeckt hat, die grossentbeils reiche Fruchtbarkeit ihrer Ge- 
filde. Gehört doch der nördlidie Theil der Rheinebene und die schmalen 
Uferstriche längs des untern Rh^nthales zu den wenigen Gegenden 
Deutschlands, deren n^iftlere Januartemperatnr über O'^C. liegt Daher 
denn auch in der oberrheinischen Tiefebene und an don Thalgehängen 
des Mittelrheins die besten Weine wachsen. Als Ludwig XIY. von 
der Höhe der Zaberner Steige zum ersten Male herabblickte auf die 
gesegnete Ebene zu seinen Ffissen, rief er ans: ,quel beau* jardin" ; 
dieses Wort des französischen Königs gilt nicht allein yom Elsass, 
sondern ist auch bezeichnend fOr die meisten übrigen Theile der ober- 
und mittelrheinischen Tiefebene und der GebirgsabhSnge längs ihrer 
Grenzen. 

Vier Meilen breit und vierzig Mpiton lang erstreckt sich diese 
Ebene über zwei und emen halben Lreiiengrad bis zum fünfzigsten 
Parallelkreis, der gerade durch Mainz schneidet. Mitten hindurch fliesst 
der mächtige Bheinstrom, in der weiten Ebene trotz seiner Wasser- 
fblle nur wie ein silberglänzender Faden von den Gebirgsabhängen ans 
anzuschauen. 



*) 8iehe J. Hann, Handbach der Klimatologie, 8.473 IT. Stuttgart 1883. 



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86 Lepsius, [4 

Dass die oberrheinische Tiei'el)ene in ihrer eit(enarti<)fen Erschei- 
nung im südwestdentschen fTphirgslande eine ganz besondere geologische 
Geschichte bis zu ihrer jetzigen Gestaltung durchlaufen haben muss, 
wird einem Jeden einleuchten, der gewohnt ist, über die Beziehungeu 
der äusseren Oberflächenformen zu dem inneren Bau der festen Erd- 
kruste nachzudenken. Ein Problem der mechanischen Geologie liegt vor 
uns. Noch sind wir nicht im Stande, dasselbe völlig zu lösen, da hierzu 
noch die genauen geologischen Aufnahmen des ganzen Gebietes zu aller- 
meist fehlen. Aber bei der Grösse des vorliegenden Problems erscheint 
es schon wichtig und fördernd, übersichtlich zusammenzufassen, wie 
weit unsere Kenntnisse von der Entstehung der oberrheinischen Tief- 
ebene und ihrer Handgebirge durch die bisherigen Arbeiten der rhei- 
nischen Geologen bereits vorgeschritten sind. 



Die ol)errheinische Tiefebene ist keineswegs ein vom Rheine 
ausgewaschenes Thal ; ao mächtig der stolze Rliein dahinfluthet. würde 
es ihm doch nicht möglich gewesen sein, ein vier Meilen breites Thal 
in das Gebirgsland des südwestlichen Deutschlands einzufurchen. Wie 
ein solches nur vom Flusse gebildetes Thal sich gestaltet, das sehen 
wir am Bheinthale unterhalb des Binger Loches, wo sich der Strom durch 
die eigene Kraft des fliessenden Wassers bis nach Bonn hin durch das 
Schiefergebirge eine schmale, Tielfach gewundene und scharf einge- 
schnittene Thalfurche im Laufe der Zeiten gegraben hat. Dort unter- 
halb Bingen erkennen wir die eigenartigen Formen eines Erosiona- 
Thales, wie es vom Flusse in ein Gebirge eingeschnitten wird. 

Vielmehr ist die oberrheinische Tiefebene eine weit klatfende und 
tiefe Spalte der festen Erdkruste, eine Spalte, welche längst vorhanden 
war, ehe der Bhein geboren ward, eine Spalte, welche dieser Strom, 
als er sich in dieselbe ergossen hatte, nicht mir nicht tiefer ausfnrchie, 
sondern vielmehr mit dem mitgeschleppten Schutt der Gebirge ganz 
bedeutend auffüllte und zuschüttete. 

Diese Anschauung von der allgemeinen Entstehung der ober- 
rheinischen Tiefebene ist bereits von den ersten Geologen, welche die 
iianJgebirge beiderseits der Kheinebene genauer untersuchten, ge- 
wonnen worden ; sie wurde von allen roäteren Forschem nur bestätigt. 
Freilich Über die besondere Art und Weise und über die Zeit dieser 
Entstehung gingen die Meinungen der Gelelnten sehr weit auseinander 
und richteten sich naturgemäss nach dem jeweiligen Stande der geo« 
logischen Wissenschaft. 

In dem berühmten und für alle späteren geologischen Arbeiten 
am Rheine grundlegenden Werke, den ,Geogn ostischen Umrissen der 
Kheinländer zwischen Basel und Mainz, nach Beobachtungen ent- 
worfen, auf einer Beise im Jahre 1823 gesammelt" sprachen die 
drei Verfasser C. von Oeynhausen, H. von Dechen und H. von La 
Boche bereits die richtige Ansicht Über die Entstehung der ober- 



0 Zwei Bände. Essen 1825. 



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II II 



Die oberrheioiBche Tiefebene und ilire Randgebirge. 



37 



rheinischen Tiefebene klar aus: .Das Klieinthal von l^asel bis Mainz 
ist so wenig durch eine Auswaschung? oder Zerstörung des Gesteins 
entstanden, dass im Gegentheil später noch eine Wiederausfüllung 
stattgefunden bat*, tind «wenn nnn aber das Rbeinthal von Basel bis 
Mainz nicht dnreh Answaschnng entstanden sein kann, so verdankt 
dasselbe seine Bildung derselben Ursache, welche die Vogesen und 
den Schwarzwald emporhob, und ist daher von gleichem Alter, wie 
jene beiden Gebirgszüge'^ (I. S. 24 und 2r»). Also schon im Jahre 
1828, zu einer Zeit, wo die Geologie noch in ihrer ersten Entwickkmf? 
stand, freilich in Deutschland unfer der energischen Einwirkung eines 
Leopold von Buch, erkannten jene drei reisenden Geognosten mit 
genialem BUeke den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Rhein« 
ebene imd ihren Kandgebirgen ! Allerdings die tieferen Ursachen der 
Gebirgs- und Spalten-bildenden Kräfte konnten damals noch nicht 
ergründet werden; sind wir doch auch beute in der Erkenntniss dieser 
letzten Ursachen von einer endgültigen und allgemein beMedigenden 
Lösung noch weit genug entfernt. 

Die geognostischen Verhältnisse in den Vogesen und im Elsass 
hatte zuerst Phihpp Voltz ^) , Ingenieur en chef des mines ia Strass- 
burg, in ausgezeichneter Weise studirt, sodass er bereits jenen drei 
Reisenden im Jahre 1823 nach ihrer eigenen Aussage (Vorrede S. III) 
, mündlich und schriftlich viele wichtige Bemerkungen mittbeilen 
konnte* Auf Voltz^ objektive und sichere Beobachtungen stützten 
sich auch vielfach die späteren Ausführungen des bekannten fran- 
zösischen Geologen Elie de Bcaumont. Unter den verschiedenen 
Gebirgssystemen, welche dieser hervorragende Gelehrte in seinen 
„Kecherches sur quelques-uncs des revolutions de lu surface du globe" ^) 
aufgestellt hatte, war eines der wichtigsten das »Systeme du Rhin", 
welches die Gebirge Schwarzwald, Vogesen, Odenwald und Haardt 
nmfasste; die Revolution, welche diese Gebirge nnd die Rheinspalte 
dazwischen entstehen liess, sollte eingetreten sein nacli der Ablagerung 
des Vogesen-Sandsteins und vor der Ablagerung des Voltzien-Sand- 
Steins; um zugleich diese grosse Kf'volntion zwischen zwei Forma- 
tionen erscheinen zu lassen, schluss h'Ait^ de Beaniuont die Permische 
Formation und also auch die paläozoische Epoche mit dem Vogesen- 
Sandstein, welcher jetzt als mittlerer Bunter Sandstein angesehen 
wird, und begann den Bunten Sandstein und die Trias-Formation mit 
dem Yoltzien-Sandstein, welcher nunmehr als oberer Bunt-Sandstein 
gilt. Dieser Annidune des damals leitenden Pariser Geologen folgten 
nicht allein die meisten übrigen im Elsass und in den Vogesen später- 
hin arbeitenden Geologen, wie Thirria, Hogard, de Billy, Daubree, 



^) Nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Geologen Friedrich Voltz 
in Mainz, dessen Schriften über d&s Hainzer Becken in den Jahren 1851—1853 
erschienen. 

') Siehe aueh Ph. Voltz, G^ognosie des deux departeraents du Rhin, in 
Aaffichlager, Konvellt; <l('S(ri]>tion de TAlsace. Strassburg 1820—1828. 

*) Zuerst erschienen in den Annales des sciences naturelles ^ tome XVIII, 
Paria 1829; denn weiter anse^efährt in einem Artikel des Dictionnaire universel 
d'hietoire naturelie. Paris 1849. 



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38 LepsiuB, £5 

Delbos, Küchlin-Öcidumberger und Jacquot ^), M.adern auch einige 
deutsche, auf dem badischen Rheinufer aufnehmeude Geologen, vor 
allen Fr. Sandberger in seiner geologischen Beschreibung der Um- 
gegend von Baden-Baden*) und in späteren Aufsätzen*). 

In dem grossartig angelegten und mustergültig ausgeführten Werke, 
dem Texte zur geologischen Karte von Frankreich, welches Anfang der 
vierziger Jahre erschien, stammt die vorzügliche Beschreibung der 
Vogesen ans der Feder Eiie de Beaiiinont's *' !. Daselbst stellt diVspr 
geniale Forscher seine Ansicht von der Entziehung der ßiieinebene 
zwischen Schwarzwald und Vogeseu in dem hier wiedergegebenen Dia- 
gramm dar (Expl. I. pag. 437): 









. /T'^^v'SI^»^ " — . 











Vogesen. Blieinebene. Schwarzwald. 



Wie bereits angedeutet, ist die allgemeine Erklärung, welche 

dieser schematischen Darstellung Elie de Beaumont's zu Grunde liegt, 
nämlich der zwischen den aufgekippten Rändern eingesunkenen Rhein- 
ebene, auch jetzt noch die massgebende. Nur darin irrte Elie de Beau- 
mont, dass er die Entstehung der Rhein-Versenkung zwischen den 
Eandge))irgen bereits in die Zeit vor Ablagerung des Bunten Sand- 
steins verlegte. Gegen diese imrichtige Zeitbestimmimg des grossen 
Ereignisses hatten sich schon frühzeitig einige französische Geologen 
ausgesprochen: so Bozet in seiner originellen Beschreibung der Süd- 
vogesen und Gontejean in der geologischen Beschreibung des Canton 
Montb^liard <^). 

£. Tliirria, Statistique mineralogique et g^ologique du d^partemcnt de 
1a HsQte-Sadne. Besan^on 1883. 

II. Ilogard, Descri|)tion niim'ralogique et geolf/gique des reglons grani- 
tique et arenacee du Systeme des Yosges. Avec Atlas de 12 feuilles et une carte 
geologique. Epinal 1837. 

H. de Billy, Esquisse de la geologie da d^partement des Vosges. Annalee 
de la societ6 d'6mulation des Vosges. 1850. 

A. Daubr6e, Description gdologique et miadralogique du departement 
da Bas-Rhin. Mit Karte und Profden. Strassborg 1852. 

J. Delbos et K ö c Ii 1 i n S c h 1 u m b erge r , Description geologique et 
mineralogique du departement du Haut-Rhin. 2 vol. Mit Atlas. Colmar 18Ü(i. 

E. Jacquot^ 0. Terqnem et Barri, Description min^logique et 
geologique du departement de la Moselle. Mit Atla?. Paris 1868. 

In den Beiträgen zur Statistik der inneren VemraltUDg des Grossherzog* 
tUums Baden. Heft XI. Carlsrube 18öl. 

*) Zur Urgeschichte des Schwarzvvaldes. Verhandl. der natarforsch. Gesell- 
acliaft in Basel 1877 und in (kr Zeitschrift „Das Ausland* 1870. 

■*) Kxplication de la carte geologique de la France par Dut renoy et Elie 
de Beaamont. Tome pag. 267., chapitre V: Les Vosges. Paris 1841. 

^) Rozet^ Dtscrii)ti(>n t,'»'ologique de la region Di4ridionale de la chaäne 
des Vosges. Mit geologischer Karte. Paris 1834. 

Ch. Contejean, Esquisse d*ane description plij^sique et geologique de 
Tarrondissement de Montbeliard. Aus den Mem. de la soe. d*£l3ialation de Mont- 
b^iard. 2. s&rie, I. vol., pag. 41—136. Paris 1862. 



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7] Die oberrheinische Tiefebene nnd ihre Kandgebiige. 39 

Mit Bezug auf diese Streitfrage über die Zeit der Entstehung 
des ^Rhein-Systems* ^) stellte die philosopliische Fakultät der neu ge- 
gründeten Universität Strassburg im Jahre 1873 eine Preisaufgabe 
mit der Frage: „ist der Vogeseu-Sandstein vom Bunten-Sandsteiii zu 
trennen?*, eine Frage, weldie auf Grund der stratigraphiachen Ver- 
hältnisse dieser Sandsteine in den Yogesen unbedingt zu yemeinen 
war Endlich hat W. Benecke in seinem Werke über die Trias 
in Eisass-Lotbringen und Luxemburg (Strassburg 1877) in einem 
Schlusskapitel die verschiedenen Ansichten über diese Frage noch 
einmal znsainraengefasst (S. 794 — 823) unter der Ueberschrift : „Elie 
de Beaumont's Hypothese von der Hebung der Vogesen nach Al)- 
lagerung des Vogesen-Sandsteius* ; Benecke hat durch diese klaren und 
treffenden Darlegungen wohl endgültig Elie de Beaumont^s Hypothese 
beseitigt und die Zeit der Entstehung von Yogesen und Schwarzwald 
in eine viel jüngere Epoche verwiesen. 

Freilich können wir damit die Frage über Zeit nnd Weise der 
Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystems noch nicht als gelöst 
betracliton: dnzn miUsen erst, w^ie gesagt, die in Elsass-Lothringen 
und Hessen tortsciireitenden, leider in Baden immer noch nicht be- 
gonnenen geologischen Spezialautiiuhmen fertig vorliegen. Wie weit 
bisher unsere Kenntnisse über das ,IQiein-8yBtem'' gefördert wurden, 
wollen wir in den folgenden Abschnittien unserer Abhandlung be- 
trachten 



Leopold V. Euch, üeber die gcof^nostischen Systeme von Deutschland. 
Ein Schreiben an den Geh. üath v. Leonhard, in v. Leonhard's mineralogiscbem 
Taaehenbueh f&r das Jahr 1824, S. 501—506. Kit Karte. Frankfurt a. M. 1824. 
Aueh in L. V, Buch's gesammelten Werken, Band III, S. 218. Berlin 1877. 

Aus der prämiirten Preisarbeit verullentlichte der Veii'asser einen Auszug 
mit ivartenskizze und Proüleu in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellsch. 
Jahrg. 1875, S. 88 ff. 

*) Ausser der bereits genannten Literatur erwähnen wir hier noch : die 
wichtigen Abhandlungen zur geologischen Öpezialkarte von Elsass-Lothringea) 
Bände i<^IV, Bkraesburg 1875—1864; dtirane jenes oben citirte Werk von Beneeke 
über die Trias; dann A. Andreae, Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Ter- 
tiars, in Band II, Heft 3, 1683—1884; Derselbe, Der Diiuvialsand von Hangeu- 
bieten im Dnter-EIsasa, in Band HI, Heft 2, 1884. 

Ferner: Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgegend von Strassburg, 
bearbeitet von G. Schumacher. Mit geologischer Karte im Massstabe 1 : 25 000. 
Strassburg 18S3. 

Für Hessen: R. Lepsius, Ueber die diluviale Entstehung der Rhein- 
versenkung zvi ischen Darmstadt und Mainz. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Geselisch., 
Jahrg. 1880, S. 672. 

R. L e p s i u 8 , Das Mainzer Becken, geologisch besehrieben. Hit geologischer 

Uebersiclitskarte in 1 : 100 000. Darmstadt 1884. 

Für Baden sind bisher einige geologische Karten mit Beschreibung ver- 
öffentlicht worden in den „Beiti-ägen znr Statistik der Inneren Verwaltung des 
Grossherzogthums Baden*". II Helte. Carlsruhe 1858—1873. 

Ferner: W. Benecke nnd E. Cohen, Gcognostisclie Beschreibung; der 
Umgegend von Heidelberg. Mit zwei geologischen Karten in 1:50 000. Strass- 
burg 1874--1881. 

H Eck, Geognostische Karte der Umgegend von Lahr, Mit Profilen und 
Erläuterungen. Lahr 1884. 

Für Württemberg erschienen bereits 44 Blätter der gcoguostisehen Speslal- 
karte im Maesstab 1 : 50 000 mit Begleitworten. Stuttgart 1865— 188S. (Forts, f. S.) 



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40 'LepBias, [8 



II. Orographische üeberaicht. 

(Siehe die Kartenskizze auf Talel 1.) 

Das oberrheinische Gebirgssystem umfasst die Gebirge Yogesen, 
Schwarzwald, Odenwald und Haardt und die inmitten derselben 
liegende Tiefebene. Diese yerschiedenen Landestheile des sfidwesftUcben - 

Deutschlands gehören deswegen zu ein und demselben Gebirgssystem, 
weil sie der gleichen ursächlicheD Kraft ihre Entsteluiii<r verdanken; 
wir werden sehen, worin wir die gleichzeitig wirkenden Kräfte er- 
kennen. Die äusseren Grenzen des oberrheinischen Gebirgssystems 
reichen znm Theil weit öber die Grenzen jener «genannten Gebirpfe 
hinaus; indessen würde uns hier eine Erörterung über den Umfang 
des Systems zu weit führen, da wir uns hier nur mit den inneren, 
wicht^sten Theilen des Systems beschäftigen wollen. Betrachten wir 
zuerst, wie die vier Bandgebirge der oberrheinischen Tiefebene äusser- 
lieh unsem Blicken sich darstellen. 



1. Die Yogesen. 

Die Yogesen richten ihre Bergzüge Ton SSW nach NNO, oder 
genauer in N 25 ^ 0. Ihre höchsten Höhen liegen im südlichen Theile 

des Gebirges, in dem festgefügten, aus krystallinen Gesteinen und paläo- 
zoischen Formationen gebildeten Beichenstock, welcher nach Süden 
<?egen die weite Lücke von Beifort („la trouee de Beifort" oder ,die 
Burgundische Yölk erpfürte * ) steil und unvermittelt abbricht Nucb Norden 
hin nehmen die Höhen des Gebirges allmählich ab und gehen ohne scharfe 
Grenze in die Sandstein-Plateaus der Haardt über. Der zweite auf- 
fallende Charakter in der äusseren Gestalt der Yogesen bekundet sich 
darin, dass dieselben auf ihrer Ostseite noch steiler als gen Süden 
zur tiefgelegenen Rheinebene abstürzen und dabei unmittelbar über 
der letzteren ihre höchsten Hohen besitzen , während sie sich nach 
Westen ganz allmählich verflachen in die burgundisch-lothringische 
Hochebene. 

Die absoluten Höhenzahlen lassen diese Yerliältnisse am schärf- 
sten hervortreten: in der Rheinebene liegt Colmar in 195 m, Schlett- 
siadt in 178 m, Hagenau in 140 m über dem Meere; dagegen erreicht 
Bemiremont an der Mosel 393 m, Epinal, obwohl es bereits weit ab- 
wärts im Moselthale liegt, noch 311 m, Saarburg in Lothringen 
292 m Höhe. Dabei steigt man z. B. von dem 1366 m hohen Hohneck, 
der auf der Wasserscheide des Gebirges zwischen Colmar und £pinal 



Sodann: Die geognostiaehe Profilirung der wfirttembergisehen Eisenbahn- 
linien^ von 0. Fr aas. Drei Liofcrungen. Stuttgart 188:3—1885. 

0. Fr aae, Geogno8tische Beschreibung von Württemberg, Baden und Hohen* 
Hflleni. Stattgart 1882. 



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9] 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 



41 



steht, zu der nur 20 km entfernten Rheinebene bis 7,x[ 200 m herab, 
während man in entgegengesetzter liichtimg von der Mosel bis nach 
Nancy etwa fünfmal so weit, nütnlieh fast 100 km weit vom Hohneck 
ans hinabsteigen muss, nm die gleiche Böhe von 200 m Über dem 
Meere zu erreichen. 

Bei näherer Besichtigung theilt sieh die Gebirgsmasse der Yo- 
gesen in drei von SO nach NW anfeiminfi' r folgende und an Höhe 
in dieser Richtung abnehmende, paralleie Bergzüge (siehe daa hinten 
beigegebene Kärtchen). 

Der mittlere dieser Längszüge ist der Hauptkaiuni des südlichen 
Belcheu-MassiTS nnd trennt als Wasserscheide die Znflfisse des Donbs, der 
Saöne, Mosel nnd Menrthe yon denjenigen der III, welche von der Bnrgun- 
dischen Pforte an bis unterhalb Strassburg alle Yogesenabflüsse dem Rhein 
vorwegnimmt. Dieser Kamm hält sich auf einer mittleren Höhe von 1 1 00 m. 
Er beginnt im Süden mit dem steilen Yor^ebirp;« der Planche des belle« 
filles 115(1 m und zieht über die breiten Kücken des ETsässer Beleben 
1254 m, des Rothenbach l.'U'J m, des oben genannten Hühneck 13tit3 m 
bis zu den Hautes Chaumes de l'airis 130Ü m. Weiter nördlich erlei- 
det der Kamm durch das in leichter zerfallende Schiefer eingeschnittene 
Weilerthal eine tiefe Einsenk ung in der Steige bis auf 600 m, um 
sich jenseits noch einmal in dem breiten Granitstock des Hochfeldes 
(Champ du feu) bis auf 1095 m zu erheben^). 

Diesem 80 km langen Hauptkamme der Yogesen ist südc'jstHch 
ein kürzerer , parall''! 'j-prirhteter Rergzug vorgelagert, welcher des- 
wegen nicht mit dem mittleren Kamme vereinigt werden kann, weil 
seine Berge zum Theil höher sind als diejenigen des letzteren. Seine 
Richtung bezeichnen die mächtigen Pfeiler des Bärenkopfes 1078 m, 
des Boesberges 1196 m und des Gebweiler (oder Sulzer) Beleben 
1426 m, des höchsten Berges der Yogesen, um 69 m niedriger als 
der höchste Punkt des oberrheinischen Gebirgssystems, des Feldberges 
drüben im Schwarzwalde ^). Mit dem Kleinen Beleben (oder Kahlen 
Wasen) 1274 m endigt dieser vorderste Bergzug. 



0 Allerdings trennt Rosenbusch (Die Steiger Schiefer^ Abhandlung zur 
geolog. Spezialkarte von Elsass-Lotlii ititrt ii . Band I, S. 80) nach dem Vor^nn^^e 
von Dechen und £lie de lieaumont das Massiv des ilochl'eldes als ein be- 
sondere« Qlied der Gnammtrogeften ab, weil dasselbe von der Kanumlinie der 
Süclvoge?en durch das breite Woilerthal getrennt sei. Indessrn hebt Rosenbn seh 
selbst hervor, dass das Uochfeld »geuaa in der Streichrichtung der Kammlinie der 
dfldyogefen" liege. Das Vorhandensein der leicht erodirbaren Schiefer im Weiler« 
tlial und auf der Steige ist doch gegenüber der von der allgemeinen Gebirgs- 
orht'bimg nhlianp^igen Strfichrichtnti*^ der Bern-kämme nur eine zufällige und 
secuiidüic Ersclieiüung, was auch daran zu eikeiinea ist, dass die Ti iastaleln west- 
lich dieser Einsenkung in ihrem Streichen keine Einwirkung derselben erweisen. 

-) In JJezug auf die in dieser Abhandlung angegebenen ilöhenzahlen bemerke 
ich, dasa es bekanntlich eine Seltenheit ist, wenn für ein und denselben JLicrg in 
den verschiedenen besten geographischen Handbfichern die gleiche Höhentahl an- 
gegeben wird, da die zu Gniiid»' gtdcgtcn Materialien von sehr verschiedener 
Orenauigkeit zu sein pilegen. Ich habe mich bemüht, für die vorliegende Abhand- 
Inng möglichst sichere Zahlen xu sammeln, nnd habe stets die Landeskarten, nicht 
Zahlen aus Büchern, dafür benutzt Fttr die bayerische Pfalz ist es besonders 
schwierig, richtige Höhenzahlen zu gewinnen : denn die Pfölzer Karte in 1 : 50 000 



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42 



Lepsitts, 



[10 



An diesen Eckpfeilern des Beichenstockes mus8 naturgemäss die 
Denudation und Erosion stärker wirken und rascher nagen als an 
dein ndttleren Gebirgskamnie , da der letztere nur yon zwei, jene 
YOrgeschobenen Berge aber von drei Seiten angegriffen werden; noch 
dazu bestellen diese zunächst fiber der Rheinehene liegenden Berge 
zuui grossen Theil aus leichter zerstörbaren Gesteinen (nämlich aus 
Grauwacken nnd Thonschiefern) als die Wasserscheide , deren meist 
granitische Gesteine hmrrsamer zerstört und abtretragen werden; 
endlich iniiss an diesen schroff ansteio:enden Bergen, von denen der 
höchste von 142G m auf eine Eutfernung von 8 km bis auf die Tiefe 
von 260 m (bei Gebweiler) abstürzt, die .Abtragung der Oberfläche 
Tiel energischer yor sich gehen, als an den Bergen mitten im Ge- 
birge *). Wenn trotzdem die höchste Erhebung, der Gebweiler Beleben, 
hart am äusseren, südöstlichen JElaiide des Gebirges liegt, so erklärt 
sich dieser innere Widerspruch nur aus der Art nnd Weise der Aiif- 
richtuiifj des oranzeu GebirgssjstemSf auf welche wir unten näher 
einzugehen lial.ien. 

Während die beiden ersten Züge dem krystallinen Beichenstock 
angehörten,' föUt der dritte, am meisten nach "Westen gelegene 
Bergzug seiner ganzen Länge nach in das ausgedehnte Sandstein- 
gebiet der Vogesen. Er beginnt im Süden auf dem Plateau an der 
oberen Mosel und Meurthe; als erster hervorragender Berg ist dort 
etwa der Noyemont 060 m bei Gerardmer anzufüliren. Dann folgt 
eine lange Sandsteinkette vom Ormont 81<<i m bei St. Die an über 
die Hautes Oiaiinies m bei Plaine (zu unterscheiden von den 
oben genannten Hautes Ohaumes de Pairis des mittleren Kammes) 
bis zum Donon 1010 m, Prancey 1007 m mid Schneeberg 963 m; von 
dort senkt sich der Kamm allmShlich bis zu 404 m Meereshöhe bei 
Pfalzbnrg anf der Zaberner Steige, um jenseits durch das Sandstein- 
Plateau von Bitsch einzutreten in die Haardt. Des öfteren wird 
dieser westliche Berprzng von Flüssen miä Pässen quer dnrchsclmitten, 
da die Sandsteine einer viel raselieren Zerstörung anheimfallen, als 
die Granite und Grauwackeu des Beichenstockes. Die Bichtuug dieses 



bietet nnr wenige Zahlen und zwar diese in baj'erischen Ruthen ! Für die Iliilie des 
Donnersbcrges, des iioclisteu Berges der bayerischen Pfalz, linden sich z. B. die 
folgenden Angaben: Klöden, llandb. der Erdkunde 1875, II, S. 107 : 688>6m; 
Guthe Wagner, T.olirlj. der Geogr, 1879, S. 781: 684m; Neiimann's geogr. 
Lex. des deutschen Reiciies 1883 > S. 217: 722 m; Ritte r's geogr. Lex. 
S. 444: 689 m; Laspeyres, Zeitsehr. d. dentach. geol. Ges. 1867, 8. 806: 680 m 
nnd 691 Reymann's Spezinlkarte, Blntt Woinis: 666,5 m; Stieler's Hand- 
atlas, Karte Nr. 30/31: 691 m; Gümbel, Geognost. Verhältnisse der Plaiz 1865, 
S. 15: 691 m; die bayer. Generalstabskarte der Pfalz in 1:50 000, Blatt Lauter- 
edien: 233,1 bayer. Ruthen. Man hat also unter diesen 10 Angeben die Wahl; 
die Majorität spricht für 691 m, welche Zahl dreimal wiodorkehrt, während alle 
anderen Angaben untereinander dilieriren, und zwar von 666.5 m bis 722 m. 

') Gerland, Die Gletscherspnren der Vogesen, Verhandl. des 4. deutschen 
Geographentages 7u Miinchen. Berlin 1884, sagt S. 101 gerade im Gegensatz 
za der oben ausgesprochenen Ansicht, dass der mittlere Vogesenkamm deswegen 
niedriger als der Gebweller Belchen sei, weil er durch die südwestUch heran- 
ziehenden Regen und Wetter stärker denudirt worden wäre als jener Eckpfeiler. 
Der Geologe kann dieser Meinung nicht beipüichten. 



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Die oberrheinische Tiefebene and ilir^ Randgebirge. 



43 



Kammes ist pcarallel den ersten beiden in N 25 0: seine Länge vom 
Noyemont zur Zaberner Steige beträgt 80 km. Nördlich der 
tiefsten Senkung des Kammes üei i*falzburg und Lützelstein, welcher 
drfiben die ebenso tiefe Einsenknng des Kraichgaues zwischen Schwarz- 
wald und Odenwald entspricht, sollte man nicht mehr yon Yogesen 
sprechen: das ^ Bitscher Land* (Pays de Bitsch) geh$rt bereits znr 
Haardt. Die Entfernung dieses westlichen Bergzuirr^ vom mittleren 
Hauptkamme der Vogesen beträgt <lnrchschnittlit'li 1») km, d. h. eben- 
soviel wie die zwischen dem letzteren uud dem südöstliclien Bergzuge ; 
seine Ilölie hält sich in Ooo l»is louo m, erst gegen die Zaberuer Senke 
hin nimmt dieselbe ansehnlicli bis auf 400 m al). 

Während die beiden erstgenannten Bergzüge durch mehrere 
Querriegel verbunden eine festgefügte Masse und das Hauptmassiv 
des Gebirges ausmachen, sodass wir sie nach dem Vorgänge £lie 
de Beaumont^s unter dem Namen des „Belchenstockes" zusammen- 

fassten, ist der dritte, nordwestliche Bergzug der Vogesen von den 
beiden ersten scharf getrennt, seihst von dem Punkte, wo die Wasser- 
scheide vom mittleren auf diesen westlichen Gebirgskamm übergeht, 
bei Saalns: ein schroffes Geliiüige wendet dieser Sandsteinzug dem 
Belclieiistocke zu, während er nach Westen allmählich iu das niedere 
Plateau übergeht. 

Die Wasserscheide '1es Goliirrrps Ifiuft im siidlichen Theile der 
\ ogesen vom Elsiisser Beleben an über den mittiereti Kamm bis zum 
Climont 974 m, biegt dann nach Westen aus und sinkt auf dem Pass 
bei Saales zu 558 m Höhe hinab, um dann wieder in die Hauptstreich- 
richtung des Gebirges in NNO und auf den dritten, nordwestlichen 
Kamm einzulenken. Vom Passe bei Saales strömt nach SSW in der 
Verwerfung zwischen dem zweiten und dritten Zuge die Fave nach 
St. Die am Ormont zur Meurthe hin, nach NNO in der Fortsetzung 
desselben Bruches die Breusch, die sich in ihrem unteren Laufe um 
das Nordeude des Hauptkammes, den Nordabhang des Hoelifeldes, 
nach Osten zum Elieine hin herumwendet. Weiter nördlich Üiesst die 
Zorn anfangs längs der Westseite des dritten Gebirgskammes, um 
ihn dann in der Zaberner Senke quer zu durchbrechen nnd nach Osten 
in die Rheinebene hinauszutreten, gerade wie jenseits der Neckar erst 
den Ostrand des Schwarzwaldes umfliesst, aber schliesslich quer den 
Gebirgskanun zur ßheinebene hinaus durchschneidet. 

Von grossem Literesse ist die sfidlitlie Fortsetzung der Wasser- 
scheide südlich der Vogesen zwischen Mülhausen und Beifort: hier 
scheiden sieh die Gewäsfer, welche dem Rhein und der Nordsee zu- 
tiiessen, von denen, welche durch die iihone in das Mittelnieer ge- 
langen: wir stehen also hier auf der primären W asserscheide des 
europäischen Continents. Für die innere Struciur der Vogesen ist es 
Ton Bedeutung, dass diese Wasserscheide auf der Burgundischen Pforte 
nicht am Südende des mittleren Haiiptkammes der Vogesen, am Elsässer 
Beleben ansetzt, sondern TOn diesem Berge sich zunächst östlich zum 
Südende des östlichen Bergzuges, zum Bärenkopfe begiebt und erst 
▼on diesem Berge aus in die Senke hinabsteigt. Auch hieran ist zu 




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44 



4 



[12 



erkennen, dass der östliche Bergzug, der Ostrand der Vogesen, von 
vornherein die höchste Erhebung des Gebirges war. 

Die grosse Völkerpforte zwischen den Vogesen und dem Schweizer 
Jnragebirge hat eine Breite von etwa 30 km oder 4 geographischen 

Meilen, also dieselbe Breite, wie die oberrheinische Tiefebene. In der 
That ist die Burgundische Pforte topographisch und geologisch die 
durch da5? Juragebirge resp. durch das Alpensystem etwas nach West 
verschobene südliche Fortsetzung der Rheinebene. Der niedrigste 
Punkt der Wasseracheide liegt bei Dammerkirch im Col de Valdieu 
350 m hoch, also nur 100 m über dem Rheinspiegel bei Basel, jedoch 
700 m unter dem nächsten Vogesenberge, dem Bärenkopfe. 

3« Der Sehwarzwald. 

Betrachten wir nun das den Vopfesen gegenüberliegende Kand- 
gebirge der Rheiiiebene, den Schwarzwald, ao finden wir dort eine 
ähnliche äussere Gebirgsform wie hier, nur dass der Steilhang des 
Schwarzwaldes nach Westen, die flache Abdachung desselben nach 
Osten gerichtet ist. Im einzelnen treten manche Unterschiede in 
* dem Aufbau beider Qebirge hervor « im grossen und ganzen aber ist 
der Schwarzwald das getreue Abbild, der symmetrische Gegenflügel 
der Vogesen. 

Der Schwarzwald richtet seine Käiiime ])arallel den Bergzügcii 
der Vogesen in NNO : er hat seine höchsten Höhen ebenfalls im 
Süden und näher dem westlichen als dem östlichen Gebirgsrande. 
Er sondert sich wie die Yogesen in zwei, auch äusserlich leicht kennt- 
liche Theile, das krystalline Grundgebirge der Bolchen und das mantel- 
formig um diesen Kern lagernde Sandsteingebirge; im einzelnen lassen, 
sich beide Theile in mehrere parallele Bergzüge gliedern, welche den 
soeben besprochenen Zügen der Vogesen parallel, in der allgemeinen 
Streichrichtung des oberrheinischen Systems in N 25^ 0 verlanfen. 

Im Schwarzwalde steht der höchste Berg, der Feldl)erg, auf dem 
mittleren Gebirgskamme, welcher im Gebiete des krystallinen Grund- 
gebirges zugleich die Wasserscheide darstellt und dem mittleren 
Yogesenkamm entspricht. Dieser Hauptbergzug des Schwarzwaldes 
beginnt im Süden mit dem Hohen Mohr, nordösÜich über Schopfheim 
im Wiesenthaie, mit einer absoluten Höhe von 089 m; er läuft dann über 
den Rohrkopf lim m, den Hochkopf 1265 m, den Blössling 1312 m, 
das Herzogenhorn 1417m zmn Feldberg 1495 m. Von dem breiten 
Rücken des Feldt)erges sinkt die Höhe des Gebirgskammes zum Pass 
über dem HöUcnthal bis auf 912 m herab, um jenseits wieder anzu- 
steigen zum Hochstrass (oder Hohlen Graben) 1237 m und weiter zu 
gehen Über die Ecke 1064 m bei Furtwangen zum Brend 1150 m und 
Rosseck 1148 m. Das obere Gutachthal zwischen Triberg und Hom- 
berg begrenzt diesen TTrt iptzug. Durchschnittlich hält sich dieser 
Kamm des Beichenstockes in 1 100 m Höhe , steigt im Feldberg bis 
fast auf 1500 m nnd fallt im Höllenthalpass bis auf 912 m. . 

Nahe diesem mittleren Hauptkamme des Schwarzwaldes zeichnet 



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13j 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 



45 



sich noch weiter östlich ein vorgelagerter Jk'rgzufr ans, der im Süden 
mit den weit nach Süden bis an den Kheiii durch/i^-henden Höhen des 
Vor Waldes östÜeh über dem Wehrathul bei Homberg mit 1035 m ein- 
setzt; er zieht fiber den BOtzberg 1210 m und Hababerg 1209 m am 
ScUocbsee zum Hocbfirat 1101 m bei Neustadt» an dessen Nordfuss die 
Gutach (Wutach) in enger Schlucht diesen Bergzug durchbricht, üeberden 
Steinbühl 1139 m am Schollachthal und den Kesselberg 1069 m gehmgt 
dieser östliche Zuir anf die Donau-Rhein-Wasserscheide im Sommeraupass 
877 m bei Triberg, dem niedrifjsten Pass der Wasserscheide, welcher 
im Tunnel von der Schwarzwaldbalm durchfahren wird. Jenseits be- 
ginnen die zusammenhängenden Sandsteinhöhen im Windkopf 945 m 
.' und Brielkopf 882 m; schon die Schramberger Haardt 748 m bei' 
Schütach streicht mit den Triastafeln des Mantels mehr in nördlicher 
Richtung. 

Westlich des Hauptkammes zur Rheinebene hin folgt ein dritter 
paralleler Berg'zu!?: derselbe l)eginnt im Süden mit dem Schlöttleberg 
905 m bei Kandern, zif^ht auf den Beleben 1415 ni, nächst dem Feld- 
bercr die höchste Erhebung des Schwarzwaldes, und läuft über den 
i^rzkasteu 1280 m^ den Kandel 1243 m, den Rohrhardtsberg 1144 m, 
den Grossen Hundskopf 952 m bei Peterstlial bis auf den Kniebis 
973 m. Ueber das obere Murgthal hinaus iSsst sich dieser Zug noch 
in das Sandsteinplateau bis auf den Hohloh 991 m und den ßossberg 
886 m bei Gernsbach verfolgen. Dieser Tordere Bergzug des Schwarz- 
waldes wird durcli zwei Thäler tief zerschnitten, welche von dem 
Hauptkamm herabkommen, das Dreisanithal , dessen Sohle bei Zarten 
oberhalb Freiburg 300 m tief liegt, und dann durch das Kinzigthal 
bei Wülfach in 240 m Tiefe. Die Länge des ganzen Zuges vom 
Schlöttleberge bis zum Kniebis beträgt gegen 100 km, und die Richtung 
desselben s&eicht in N 25* 0, der Hauptrichtung des oberrheinischen 
Gebirgssystems. 

Noch weiter westlich von diesem dritten Bergzuge des Schwarz- 
waldes erheben sich am Steilhange zur Rbeinebene noch einige be- 
sonders liervorragende Bergkuppen, welche zum Theil bereits dem an 
der Khemspalte abgesunkenen Gebirgsrande angehören, zum Theil noch 
als Ausläufer jenes Zuges zu betrachten sind. Von diesen Aussen- 
gliedern nennen wir den Blauen 1167 m, den Schönberg 646 m bei 
Freiburg, den Hünersedel 746 m, den Rauhkasten 641m und den 
Steinfirat 602 m, welche Berge sftmmtlich auf abgesunkenen Gebirgs- 
streifen liegen ; endlich die Sandsteinreste des Mooswaldes 878 m und 
der Homisgrinde 1166 m, welche durch Erosion vom östlichen Haupt- 
kamme abgesondert liegen. Es entsprechen diese Yor])osten den isolirten 
Kuppen, welche drüben in den Vogesen gleichfalls nalie über der Rhein- 
ebene vor dem Ilau})tkamme liegen, wie der Hohnack 98U m über 
Colmar (nicht zu verwechseln mit dem Hohneck auf der Kammlinie), 
der Altenberg j880m, d^ Ungersberg 905 m und der Mennelstein 
819 m über Barr bei Strassburg gelegen. 

Die Wasserscheide des Schwarzwaldes scheidet ebenso wie die* 
jenige der Vogesen zumeist Gewässer, welche ein und demselben Flusse, 
dem Eheine zufliessen; nur die kurze Strecke des mittleren Gebirgs- 



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[14 



kammes vom Hocbsfcrass an über die Uosseck bei Furtwangen und den 
Kesselberg bis zum Somincraiipasse bei Triberg. eine »Strecke von 
etwa 3U km Länge, trennt die Zutiüsse der Donau, Brege und Brigacli 
und also des Sdhwarzen Meeres Yon den Zuflüssen des Rheins nnd 
der Nordsee. Hier stehen wir zum zweiten Male auf der primären 
europäischen Wasserscheide, so dass demnach die genannte Strecke 
auf dem Schwarzwalde jener noch kürzeren in den Südvogesen vom 
Elslisser Beleben bis zum Bärenkopfe entspricht, in weldier sich die 
Kheinzuflüsse von denjenigen der Rhone scheiden. 

Wenn nun auch einerseits die Mosel, Meurthe imd Saar, andrer- 
seits die Wutach und der Neckar in ihrem Unterlaufe sämmtUch in 
ein und d^iselben Strom, den Rhein, einmünden, so bleiben doch die 
mittleren Gebirgskämme der Randgebirge auch ihre Hauptwasser- 
scheiden, weil die Verhältnisse des Unterlaufes dieser Flüsse nicht mass- 
gebend sind für die Wasserscheiden im oberen Lauf derselben. Durch 
die eigenthümlichen hydrographischen Verhältnisse im Stromgebiete 
des Rheins durchbrechen die Zuflüsse öfters die Hauptwasserscheiden 
der Kandgebirge im oberrheinischen (Tebirgssysteme, wie es bei der 
Zorn in den Vogesen, beim Neckar im üdenwalde der Fall ist. 

Die Hauptwasserscbeide des Schwarzwaldes beginnt auf dem Vor- 
walde über Säckingen, vereinigt sich im Hochkopf mit dem mittleren 
Gebirgskämme und bleibt auf diesem bis zum Rosseck, von wo an sie 
sich wieder östlich dem dritten Bergzuge zuwendet und über den 
Kesselberg und Sommeraupass übertritt auf die Sandsteinzüge des 
Mantels. 

3. Die Haardt 

Den Vogesen schliesöt sich im Norden ohne scharfe Grenze, doch 
nach einer fast ebenso tiefen Senke wie drüben zwnchen Sehwarzwald 
und Odenwald, das Gebirge der Haardt an, welches im Ganzen den 

Plateaucharakter eines jeden ausgedehnteren Sandsteingebirges trägt, 
ähnlich dem hinteren Odenwald oder dem Spessart. Wie in den Vo- 
gesen liegt auch in der Hnnrdt die höchste Erhebung unmittelbar 
über dem steilen Abbruch zur Rheinebene. Hier verläuft am OstraTide 
des Gebirges eine Bergkette, welche im Hanptstreichen des ober- 
rheinischen Systems sich in NNO richtet. Im Süden beginnt dieser 
Zug mit dem isolirten Hochwalde bei Wörth, der bis zu 548 m an- 
steigt, sich also 441 m über dem Rheinspiegel bei Lauterburg (107 m) 
erhebt. Dann folgen der Trifels 457 m und Hohenberg 555 m bei 
Annweiler, der Teufelsberg 603 m, Schänzel 616 m und der Grosse 
Kalmit 681 m, der höchste Berg der Haardt; endlich der Hohe Wein- 
bieth '>^>-^' ui bei Neustadt und der Peterskoi)f 497 m bei Dürkheim. 

Dieser äussere Bergzug hat eine Länge von 65 km. An drei 
Stellen wird er von grösseren Rheinzuflüssen durchschnitten: von der 
Lauter bei Weissenburg, von der Queich bei Landau und vom Speyer- 



nffiMrdt" bedeutet Wald; daher die Beseiehnnng „Haardtwald", wie sie 
zuweilen für dieses Qebirge gebraucht wird, eine Tautologie ist. 



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Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge, 



47 



bach bei Neustadt. Diese drei Flüsse durchschneiden das Saiidstein- 
gebirge bis auf das unterliegende Grundgebirge, welches auch längs 
der Ii6e1isten Erhebung des Gebirges an den unteren Berggehäugen 
zwischen der Queich und dem Speyerbach überall zu Tage tritt. Der 
Ostfuss der Haardt in der Vorderpfalz liegt etwa in 200 m, iriüirend 
der Xordwestrand Ton Göllheim nach St. Ingbert eine mittlere Hohe 
von 235 TU besitzt. 

Ein zweiter Bergzug zieht 15 km weiter westlich mitten durch 
die Haardt: er saizt an im emgesimkenen Hügellande zwischen Zabern 
und Hagenau mit dem Bastberg 329 m bei Buchsweiler, tritt in das 
Gebirge ein mit dem Plonn 413 m bei Offweiler, zieht über den Grossen 
Winterberg 577 m bei Kiedetbronn, den Grossen Ejberg bei Dahn 
zum Eschkopf 612 m auf die Frankenweide, welcher Rficken in der 
mittleren Haardt dominirt und zugleich die Wasserscheide bildet; dieser 
Zug bleibt dann auf der Wasserscheide im Waltersberg 465 m und im 
Heiligenberg bei Hochspeyer und endigt im Stumpfwalde bei Göllheim. 

Erst der dritte, westlichste Bergzug der Haardt bildet die Fort- 
setzung des Kammes der nördlichen Vogesen , welcher , wie erwähnt, 
direkt über den tiefen Einschnitt des Zomthales in das Hochland von 
Bitsch fibergeht. Die einst als Strassenknnstwerk berühmte Zabemer 
Steige erreicht eine Höhe Ton 404 m; in dieser Höhe etwa bleiben 
die Bergzüge in dem ausgedehnten Sandsteinplatean des Westrichs; 
nur die höchsten Kuppen strecken sich etwas höher. Der Sattel der 
Strasse von Buchsweiler über Lützelstein nach Snnrunion liegt mit 
395 m zwar um \^ m niedriger als der Gebirgskamm auf der Zaberner 
Strasse; er entfernt sich aber auch ansehnlich weiter vom ahgewascheneu 
östlichen Gebirgsrande ; diesem Rande stehen der höhere Hünenberg 
419 m bei Neuweiler und der Englischberg 393 m bei Ingweiler näher. 
Weiter nach Norden zieht dieser Bergzug über den Sarreinberg 434 m 
bei Götzenbrück» den Hohen Kopf 443 m bei Bitech, den Kirchberg 
387 m bei Pirmasens und endigt in der Sickinger Höhe 475 m zwischen 
Kaiserslautern und Laud^ti^hl. 

Der Nordrand der Haardt streicht parallel dem gegenüberliegen- 
den Hunsrück in ONO von Göllheim über Kaiserslautern und Homburg 
bis nach Saarbrücken. 

Die Länge des westlichen Bergzuges der Haardt von der Zaberner 
Steige bis auf die Sickinger Höhe beträgt 77 km; rechnen wir hinzu 
die Fortsetzung desselben durch die Sandsteinvogesen bis auf das Plateau 
an der oberen Mosel, so erreicht dieser fortlaufende Bergzug eine Länge 
von 160 km. Vogesen und Haardt zu«rmimen sind etwa 200 km lang, 
während der östliche Gebirgsrund der iüieinebene, Schwarzwald und 
Odenwald, noch um 70 km länger ist. 

4. Die beiden Senken M Zabern nnd im Kraiehgan. 

Wie. wir gesehen haben, bleibt der Terbindende Bergkamm 

zwischen Vogesen und Haardt in der Strecke von Pfalzburg bis Lützel- 
stein mit 400 m Meereshöhe nur wenig unter den Höhen des Bitscher 



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48 



Lepsias, 



[16 



und Westricher Hochlandes; jeduch erhebt sich der höchste Berg der 
Haardt, der Grosse Kalmit, um 280 m über denselben. Zu diesem 
Sandsteinzuge westlich über Zabem ist geologisch das tiefer ein- 
gesunkene Ufigelland zwischen Zabem und Hagenau als gleichwertbig 
hinzuzurechnen. Unter diesen Umständen ist der Unterschied zwischen 
der Zaberner Lücke und der Senkung drüben im Kraicbgau nicht so 
bedeutend, als er topoprraphiscli auf den erstni Blick erscheinen könnte. 
Die abnrpsunkenen Juraschichten in den Vorbergen bei Lan<^enbriicken 
entsprechen den gleichen Schichten im Zabern-Hagenauer Hügellande, 

Der Gebirgskamm östlich oberhalb der Langenbrückener Senke 
tritt zwar äusserlich nicht so scharf hervor als derjenige bei Zabem, 
weil ihm der abgebrochene Steilhang fehlt; auch liegt er nicht auf Bunt- 
sandstein, sondern auf Muschelkalk und Keuper, besitzt aber immerhin 
eine mittlere Höhe von 325 m, gegen 400 m drüben bei Zabem. 

Ebenso wie in ävr Zaberner Senke die Wasserscheide weit nach 
Westen von der iiheinebene cnttVrTit liegt, so weicht unrli im Kraicb- 
gau zwischen Schwarzwald und Odenwald die Wassersciieide etwas 
nach Osten aus : dieselbe zieht sich aus dem Nordrande des Schwarz- 
waldes von Dobel 722 m über den Wartberg 449 m bei Pforzheim» 
den Scheuelberg 383 m bei Maulbronn zur Grossen Haardt 330 m und 
erreicht unterhalb Neckarelz den Neckar, um sich jenseits im hinteren 
Odenwald weiter fortzusetzen. 

Ein zweiter vorderer Bergzug in der Kraichganer Senke läuft 
westlich des erstgenannten und näher der Rheinebene vom Xii?^l tmii 
320 m bei Bretten zum Kreuzberg 332 m bei Eisenz und Eicheibery; 
328 m (der Steinsberg 335 m etwas östlich des Eichelberges ist eine ' 
aufgesetzte Basaltkuppe), erreicht den Hohberg 260 m bei Sinsheim 
und tritt jenseits in den Sandstein-Odenwald ein. 

5. Der Odenwald. 

Im Odenwalde richten sieh die Bergzüge etwas mehr gegen xS 
als in den anderen drei Randgebirgen der Rheinebene: während das 
Streichen der Kämme in den letzteren in N 25® 0 geht, verläuft das- 
selbe im Odenwalde mehr in N 15^ 0. Am deutlichsten tritt dieses 
Streichen in dem Bergzuge hervor, welcher die vorderen Höhen der 
Kraichgauer Senke nach Norden fortsetzt: er zieht durch den Stüber 
Centwald zum Anbergs 516 m bei Eberbach , setzt dann über den 
Neckar weiter, an der aufgesetzten Basaltknppe des Katzenbuckels 
628 m, dem höchsten Berge des Odenwaldes , westlich vorüber, auf 
die Sensbacher Tlöhe 558 in, den Krähberg 548 m bei Beerfelden, den 
Baurück 559 m bis zum Jagdhaus Eulbach 505 ni und darüber hinaus 
bis an den Main. Der sdiarfe N-S gerichtete Einschnitt westlich 
dieses Zuges liegt zumeist in einer Verwerfung und Bruchlinie, in 
welcher nach S der Gammelsbach, nach N die Mümling abläuft; 
auf der Passhöhe 400 m zwischen beiden Bächen entspringen in Beer- 
felden starke Quellen, welche aus den westlich gelegenen, in 0 ab- 
fallenden Sandsteinhöheu gespeist werden. 



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" 1 

X7]] oberrheinische Tiei'ebeae und- ihre Kandgebirge. 49 

Dieser östliche Theil des Odenwaldes, der , hintere Odenwald*, 
setzt sich zusammen aus mehreren in N 15 ^ 0 streichenden Sandstein- 
ziigeu, welche im ganzen ein Hodiphfctean Yon durchschbittiich 450 m 
Meereshöhe bilden; der Spessart ist die unmittelhare Fortsetzung des 
hinteren Odenwaldes, nur getrennt durch den Main, welcher sich qner 
durch die Sandsteinzüg'e sein Bett grub. 

Der Rheiriebeiie iiähtT zieht am Westrande des Sandstein- 
plateaus ein Bergzug von \Vjealoch herauf über die ersten Höhen am 
Sftdende des vorderen Odenwaldes auf den Königstuhl 5G7 m bei 
Heidelberg, dann über den Neckar zum Haidenbuckel 523 m, über 
den Hardsberg 582 m und Eottenberg 550 m bei Siedelsbrunn, die 
Walpurgiskapelle 521 m bei Weschnitz, den Morsberg 517 m, die 
Böllsteiner Höhe 407 m , den Heidelberg 364 m bis auf den Elotze- 
herg 356 m bei Umstadt. 

Im vorderen Odenwalde zwischen der Bergstrasse einerseits und 
den Thälern der Weschnitz und Gersprenz andrerseits, in dem das 
krystalline Grundgebirge vorherrscht, macht sich die Aufkippung der 
Gebirgsränder längs der ßheinebene besonders kenntlich in dem Bere- 
znge, welcher mit dem Auerbacher Schlossberge 350 m und dem di(£t 
über der Rheinebene aufragenden Melibocus 519 m beginnt, über den 
Prankenstein 424 m nach Norden fortsetzt und in den Bergen Östlich 
Darmstadt, im Dommerberfr 280 m, der Ludwigseiche 280 m und in 
der Wasserscheide gegen OfFenbach am Main hin ausläuft. Die höchsten 
Höhen des vorderen, krystallinen Odenwaldes liegen auf einem weiter 
östlich streichenden Zuge in der Seidenbucher Höhe 598 m und in 
der weiter in NNO gelegenen Neunkircher Höhe 591 m. 



« Die vier Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene zeigen 
demnach im allgemeinen die folgenden Verhältnisse. Der Beichenstock 
der Vogesen besitzt im Südosten und dicht über der Rheinebene seine 
höchste Hülie mit 1426 m und eine Kammhöhe von 1300 m Meereshöhe. 
Das Grundgebirge des Schwarzwaldes hat seine höchste Erhebung mit 
1495 m luelir inmitten seiner Breite, näher dem Süd- als dem Nordende 
seiner Länge, und einen weniger geschlossenen Kamm als die Yogesen, 
von 1200—1400 m Höhe. 

Die Sandsteinrücken der westlichen Yogesen von 900 — 1000 m 
Höhe verbinden sich durch einen Sandsteinzug von 400 m Höhe mit 
dem Plateau der Haardt, deren höchster Ber^r. wie in den Yogesen, 
dicht am (istlichen Gebirofsrande mit (381 m Höhe steht; die Hoch- 
kiimme des Westricher Hinterlandes besitzen 400 — 500 m Höhe. Der 
gegenüberliegende Odenwald ist einerseits durch eine etwas flachere 
und breitere Senke von 325 m Höhe der Wasserscheide vom Schwarz- 
walde getrennt, andrerseits dem äusseren Anschein nach (aber nicht 
geologisch) etwas weniger hoch gehoben als die Haardt; der höchste 
Berg des Odenwaldes hegt, wie im Schwarz walde, mehr inmittra des 
Gebirjjes und hat eine Höhe von (528 m ; die Trennung in einen 
krystallinen Kern mit Hölien von r)()ll m am westlichm Rande und 
fast 600 m in der Mitte und in einen östlich gelegenen und scharf 

ForscbnngCD zur doutBchen Landes- und Volkskunde. I. S. 4 



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50 



[18 



abgesetzten Sandäteimiiantel mit Plateaus von 450 — 500 m Höhe tritt 
im Odenwaldd ebenso denÜich herror als im Schwarzwalde mid in den 
Y(MreBeii, während in der Haardt die ünterli^e des Sandsteins, das kry 
staSme Grundgebirge, nur in den tiefsten Tb^einsehnitfien su Tage tritt. 

6. Bie Rheinebeae. 

Die zwischen diesen Gebirgen abgesunkene Rhein ebene endlich 
dacht ddi aDmäblich mit dem StromgeföUe nach Norden zu ab, von 
250 m Meereshdbe im Süden bis 80 m im Norden, also im ganzen 

170 m auf eine Länge der Ebene von Basel bis Mainz von 280 km. 
Das Gefalle des Rheins in dieser Strecke ist bekanntlich verhältniss- 
massig gering" und beträgt »von Basel bis Strassburg ungefähr 107 m, 
von da bis Mannheim 45 m und von da bis Mainz 15 m; es ist also 
in den oberen Gegenden um vieles stärker wie in den unteren Theilen 
der Tiefebene. Mau kunu aiinelimen, dass das starke Gefälle von Basel 
bis zmn Einfloss der Mnrg (bei Bastatt) reicht mid wenigstens 136 m 
beträgt, Ton da bis Mainz aber nur noch 31 m' (von Dechen 1. c. 1825 
S. 25). Zum Vergleich sei angeführt, dass der Rhein vom Bodensee 
bis Basel auf eine Länge von etwa 112 km 150 m nnd von Bingen 
bis Bonn auf 150 km um 33 m ^illt. 

Der Feldberg ragt 1290 m, dor Gebweiler Beleben 1221 m, der 
Katzenbuckel 532 m und der Grosse Kalmit 580 m über den Rhein- 
spiegel empor; die beiden nördlichen Randgebirge sind also etwas 
weniger als halb so hoch als die beiden südfich gelegenen. Die Ge- 
birgaonie längs der Westseite der Rheinebene sinkt von 1426 m im 
Gebweüer Beleben bis auf 400 m in der Zaberner Senke , also um 
1026 m, und erhebt sich dann wieder um 281 m bis 681 m im Grossen 
Kiilniit. Auf der Ostseite sinkt die gleiche Linie von 1405 m im 
Feldberg um 1170 m bis auf die Kraichgjuier Senke und hebt sich 
zum Katzenbuckel wiederum 303 m — Höhenunterschiede, gegen welche 
die Abdachung der Rheiuebene von Basel bis Mainz mit lö7 m gering- 
fügig erscheint. 

7* Die äusseren Orenzen der vier Bandgeliirge. 

Ziehen wir endlich noch die Höhen des Aussenrandes der 
vier Gebirge in Betracht. Diese Linie des Aussenrandes ist allerdings 
nur mehr oder weniger willkürlich zu ziehen, da die äussere Abdachung 
des Gebirges eine ganz allmähliche ist und eine scharfe Grenze gegen 
die anstossenden Hochebenen nnr an wenigen Punkten gegeben ist. 
Nehmen wir als Grenze diejenigen Gebiete, in denen der Charakter 
des Waldgebirges übergeht in das bebaute flache Hoch- oder Hügel- 
land, so erhalten wir für den Schwarzwald als östliche Grenzlinie etwa 
die folgende: vom Rliein nl»erhalb Waldshnt längs des Thaies der 
Wutach hinanf nach Blunil^erg 708 m, dort über die Wasserscheide 
in 740 m Höhe zur Donau nach Donaueschingen 680 m, dann die 



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l I 



Die oberrbeinisclie Tiefebene und ihre Randgebirge. 51 



Brigrach liinniif nach Villinfjen 70-3 m, wieder über die primäre euro- 
püitvclie \\ as.-PThcheide in 701* m Hohe hinüber zum Neckar; weiter 
an der alten iiümerstrasse entlang aut dem platten Rücken zwischen 
Keekar und Escbach ca. 650 m hoch und am l^eckar hinab bis Horb, 
hier über die Wasserscheide in 575 m znr Nagold und endlich dies 
Flüsschen hinab bis Pforzheim; die Wasserscheide zum Rhein liegt 
hier in nnr 360 m Höhe. Eine solche Linie von Waldshut bis Pforz- 
heim würde durchschnittlich eine Hohe des östlichen Schwarzwaldrandes 
von (350 m ergeben; jedoch würde diosolbe im Süden höher als im 
Norden liegen, da die Wasserscheiden bei Donaueschingen in 740 m, 
bei Villingen in 769 m, dagegen bei Horb in 575 m und bei Pforzhemi 
in 360 m Höhe sich befinden. 

Als Ostgrenze des Odenwaldes würde etwa die Strasse von 
Neckarelz über Auerbach, Buchen, Walldürn im Baulande nach Werth- 
heim am Main anzusehen sein; hier liegt die Wasserscheide zwischen 
Neckar und Main in 430 m Meereshöhe. 

Die westliche Umrandung der Vogesen tritt nocli weniger deut- 
lich als die östliche Grenze des Schwarz waldes hervor: nie würde etwa 
durch die Orte Faucogney 364 m, Remiremont 393 m, Bruyeres 001 m, 
Baon l'Etape 285 m, Cirey les Forges 309 m zu bezeichnen sein, dann 
xur Saar hintlber nach Saaxburg 292 m und quer nach NNO über die 
flachen Pkteaus weiter als westliche Grenze des Haardtgebirges fiber 
Bauweiler 283 m, Gangweiler 360 m, Lorenzen 230 m, Rohrbach 356 m, 
endlich das Bickenthal hinab nach Zweibrücken 217 m und Homburg 
233 m verlaufen. Die Wasserscheiden dieser Begrenzungslinie liegen 
im Süden zwischen den QueUflüssen der Mosel und Meurthe in 650 m, 
weiter nördlich zur Saar hinüber in 450 m, dann auf dem Plateau 
westlich der Haardt in 350 m. im ganzen würde demnach das Hoch- 
land westlich der Vogesen und der Haardt um etwa 100 m niedriger 
' sein als dasjenige östlich Tom Schwarz wald und Odenwald; die west- 
liche Grenzlinie sinkt ziemlich gleichmässig nach Norden zu mehr und 
mehr ab, die Östliche steigt aus dem Neckanhale wieder auf zur Wasser- 
scheide gegen den Main. 

Eine der ei<i:entluunlicli ston Erscheint] Ticrf^»!! im Stromgebiete des 
Rheines ist der Verlauf der Rhem-Zuflüsse: iseckar und Main, Mosel, 
Zorn und Saar durchschneiden quer Gebirgskümme und Plateauhühen, 
welche nach den äusseren topographischen Niveaubeziehungen scheinbar 
nur dadurch Überwunden werden konnten, dass die Flüsse einst bergauf 
liefen; so bricht z. B. der Neckar nicht an der tiefsten Stelle, in der 
Kraichgauer Senke, durch denGebirgsrand hinaus zur Bheinebene, sondern 
hat Berge des südlichen Odenwaldes durchschnitten, welche mehr als 
200 m höher sind , als die Wasserscheide in jener Senke. Solche 
hydrographischen Käthsel sind topographisch unlösbar; nur ans der 
geologischen Geschichte der Gebirge werden sie entzifi^ert. Die mecha- 
nische Geologie weist nach, dass die jetzigen Niveauverhaltnisse der 
Gebirge gegen die Hoch- und Tiefebenen in früheren Zeiten andere 
waren, dass sie bedeutende YerBnderungen im Laufe der Erdgeschichte 
erlitten, während gleichzeitig die Bäche und Flüsse unablässig beschäftigt 
waren, ihre Furchen in die Erdoberfläche allenthalben zu ziehen. Aus 



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52 Lepaius, [20 

den meist complicirten Wirkungen, welche durch die Gleichzeitigkeit 
der mechanischen Gebirgs-Bewegungen und der Erosion der Flüsse, 
sowie durch die ununterbrochene Folge und die lange Dauer beider 
Erscheinungen Yetunaclit wurden, lassen sich allein die mannigfaltigen 
Bäthsel der Hydrographie lösen und erklaren. 



IIL Der geologische Bau. 

Die bisher betrachtete äussere Gestalt der Rheinebene und ihrer 
ßandgebirge ist abhängig von der inneren Structur derselben und nnr 
aus der Erkcnntniss dieses geologischen Baues verständlich. Als 
secundärcs Formelement der Oberfläche kommt dann die abtragende, 
einschneidende und auifüllende Thätigkeit des fliessenden Wassers 
hinzu, welche die innere Structur der Berge und Ebenen oberilütiiück 
Terwischen, aber nicht yerändem kum, und welche stets jenem geo- 
logischen Factor die massgebende Stellung überlassen muss. 

Zwei scharf von einander getrennte Schichtensysteme lagern im 
südwestlichen wie im übrigen Deutschland discordant über einander: 
das krystalline und paläozoische Grundgebirge wird nnjyleiclifxVrraig 
bedeckt von den unter sich eoncordanten Schichten der Trias- und 
Jura-Formationen. Jenes Grundf^e))irge umfasst die azoischen Schiefer, 
Gneiss, Glimmerschiefer und Urthonschieter mit ihren granitischeu 
Eruptivgesteinen, sowie die Sihir- und Devon-Schichten und die 
SteinkoMenformation. Das jüngere Schichtensystem beginnt mit den 
Conglomeraten und Sandsteinen des Oberen Rothliegenden. Im Ver- 
laufe der Steinkohlenzeit yoUzog sich allmählich in den damaligen 
continentalen Strecken des westlichen und südwestlichen Deutsclilands 
eine allgemeine Zusammenstauung des Grimdgebirges: es entstanden 
die langhinziehenden, in ONO streichenden Falten des rheinischen 
Schiefergebirges ; auch noch die Schichten der productiven Steinkohle 
in den Becken von Aachen, an der Ruhr und von Saarbrücken mussten 
den gleichen Bewegungen nachgeben. Gleichzeitiff und in Folge dieser 
Bewegungen ergossen sich aus den aufgerissenen Erdspalten grosse Massen 
von Lava, welche in den Formen der Melaphjre und Porphyre er- 
kalteten. Erst gegen das Ende der Rothliegenden Formation sanken 
die continentalen Strecken Dentschlands mit aUcn auf ihrer Oberfl liehe 
befindlichen Bergen, Thälern und Ebenen imter den Meeresspiegel und 
wurden dann zunächst durch die Geröll- und Sandmassen des Oberen 
ßothliegenden überschüttet und nivellirt. 

Die Meeresbedeckung dauerte nun ununterbrochen fort bis 
zur Zeit nach der Ablagerung der Oberen Juraformation. Während 
sich aber in den Meeren anderer Gebiete die ganze mächtige Reihe 
der Kreide- und der ältesten, eocänen Tertiär-Schichten absetzte, 
wurde und blieb das südwestliche Deutschland wiederum Continent. 



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21] IKe oberrheiniBehft Ti«feb«ne und ihre Raadg«ltiige. 53 

Erst das raitteloligocäne Meer brach von Süden herein über die da- 
mals in ihrer EritsfelinTi<r begriffene Rheinversenkung. Wir erkennen 
daher in unserem (jel)iete eine zweite discordante üeberJageruug, 
welche geschah nach langer continentaler Unterbrechimg: die oligo- 
cänen, jungteridären und diluvialen Schichten bedecken ungleichiormig 
das Grundgebirge imd die Tms- und Jura-Formationen. Wir wollen 
nnn sehen, welche Rolle diese drei Ton einander scharf getrennten, 
aber in aek einheitlich gefügten Schichtensyateme, Grundgebirge, Trias 
und Jura, Tertiär und DüuTinm, in dem Aufbau des ODNerrheinischen 
Gebirgssjstems spielen. 



A. Das Grundgebirge. 

Das krystalline und paläozoische Grundgebirge, welches in allen 
vier Randgebirgeu der Rheinebene den Kern der mantelförmig um- 
lagernden Schale^) von jüngeren Formationen bildet, ist bisher noch 
TerhSttnissmassig am wenigsten untersucht worden; wir können den 
Anfbau desselben daher nar an einigen Beispielen erläutern. Die einst 
auch an der Oberfläche zusammenhängenden Strecken des Grundge- 
birges treten jetzt im südwestlichen Deutschland nur nocli y.n Tage in 
den Beichenstöcken von Schwarzwald und Vogesen, in dem vorderen 
Odenwalde längs der Bergstrasse und in den tiefsten Einschnitten am 
Üstrande der Haardt. In allen vier Gebieten herrschen Gneisse und 
Granite vor; Glimmerschiefer und Phjllite finden sich untergeordnet 
in den Vogesen. Die Sflurformation wurde bisher nicht nachgewiesen. 
Grauwacken und Thonscbiefer sind in den Vogesen weit verbreitet, 
auch finden sie sich in Schwarzwald und Haardt: man bezeichnete sie 
früher als „Uebergangsgebirge*, eine unbestimnitt Bezeichnung, die 
noch von Werner aus dem vorigen Jahrhundert stammt; das Alter 
derselben ist auch jetzt zum Theil noch nicht erkannt worden, zum 
anderen Theil wurden sie durch i^'unde von Versteinerungen als 
deYonisch, zum grdssten Theil aber als unter -carbonisch (Eium) he- 
stinmit. Productive Steinkohle (Oberes Carbon) wurde bisher in den 
Vogesen nur in der Umgegend des Leberthaies bei Schlettstadt und 
im Schwarzwald an vereinzelten Orten nachgewiesen. Es interessirt 
ims hier allein die Lagerunj]^ der Schichten des Grundgebirges, da wir 
nur aus derselben den Bau der Gebirgskerue erkennen können. 

h Im Sehwirzwalde. 

Das Grundgebirge des Schwarzwaldes besteht zum grösseren Theil 
aus Gneiss. Drei Granitstöcke durchbrechen imd umgrenzen die 
Gneissflftchen: der eine derselben nimmt die südlichen Berge des 



Ein Ausdruck, den bereits Peter Herian anwendet in seiner wichtigen 
Oeognoetischen UeberBicht des eadlichcn Schwarzwaldes, S. 18S. Basel 1831. 



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54 



LepsiaB, 



[22 



iSchwarzwaldes ein und zieht vom Blauen {iber den Hochkopf zum 
Hochfirst bei Neustadt an der Wutach; dieser Granitzug trennt den 
Gneiss des Vorwaldes von den grossen, zusammenhängenden Gneiss- 
gebieten, welche vom Belcheo und Feldberg bis nach Offenburg und 
Oppenan reichen. Auf der Grenze zwischen diesem Granitzug und dem 
nördlich anhebenden Gneisse zieht sich eine bemerkenswerthe Zone von 
Kuhn-Graawachen und -Thonschiefern quer durch den Schwarzwald von 
Westen nach Osten. Auch umschliesst fler Ornnit nu'lirerf^ einzelne 
GneissschoUen. Ein zweiter Granitzug tritt bei 1 riberg auf und reicht 
über Homberg bis? Schiltach und Alpirsbadi, wo der Granit unter der 
Sandsteindecke von der Oberfläche verschwindet. Ein drittes Granitgeljiet 
finden wir im Nordwesten der Gneiss^hen: es nimmt den ganzen nörd- 
lichen Theil des Schwarzwälder Grundgebirges ein, Yon Offenburg bis 
Achern nach Gernsbach und bis ins Enzthal nach Wildbad hinüber. 

lieber die Strucinir dieser krjsiallinen Kassen des Grundgebirges 
im Schwarzwaldc sind wir noch wenig unterrichtet; jedoch lässt sich 
bereits so viel erkennen: 

1. Die Schiebten des Grundgebirges bilden im allgemeinen ein 
System von aufgebrochenen und abrasirten Falten, welche vorherrschend 
TOn WSW nach 0170, zuweilen auch in NO und in 0 streichen ; die 
Flfigel der Falten fallen in der Regel in NNW oder NW, weniger 
häufig in SSO oder SO em und zwar meistens mit steilen Winkeln. 

2. Das so ursprünglich gefaltete Grundgebirge wurde später bei 
Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystcms in einzelne Stufen 
tafelförmig zerbrochen, weiche im allgemeinen Streichen dif "^f^s Systems 
nach NNO gegeneinander verworfen liegen, so dass sie its unter 
der Triasdecke von der Oberfläche des Gebirges versciiwindun. 

Das Streichen der älteren Falten des Grundgebirges geht parallel 
dem Streichen des rheinischen Schiefergebirges und demjenigen des 
Alpensystems, soweit das letztere südlich am oberrheinischen Gebirgs* 
System vorüberzieht. Der spätere staff'elförmige Abbruch der einzelnen 
Streifen in der Richtung NNO entstand gleichzeitig mit dem Einbruch 
der Rheinverseiikntig und wurde massgebend für die äussere Gestalt 
des Schwarzwaldes. 

Die ,im Kleinen stark gebogenen, gewundenen und geknickten 
Schichten" des Gneisses lassen nicht allein im südlichen Schwarzwalde, 
wie Feter Merian a. a. 0. S. 73 angiebt, sondern auch in den übrigen 
Theilen des Grundgebirges das Fallen und Streichen der Gneisse schwer 
erkennen^). Doch heirsdiit im allgemeinen ein ONO-Streichen mit 



^) Vogelgesang in seiner vortrefflichen Beschreibung des Gneissgebietes 
der Umgegend von Triberg (Carlanihe 1872, 8. 47) giebt eB auf, nirgend welcbe 
Oesefzinässigkiit in der Stellang der Schichten und in der Richtung der Schiefe* 
rung" der Gneisse zu finden. 

Fr. Sandbergcr sagt darüber in seiner geologischen Bescbreibung der 
Umgegend von Badenweiler (Carlsruhe 1858, S. 18): .Die Schieferang des 
Gneisses lässt keine bestimmte Richtung auf weitere Strecken erkennen J im all- 
gemeinen scheint die Gneissmasse hora G (von W nach 0) zu streichen." An 
einer aad««n Stelle, nämlich in der geologischen Beschreibung der Umgegend 
der Renchbftder (Carlsrahe 1863^ 8. 27) spricht sich Fr. Sandberger folgender- 



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Die obenrheiniaelie Tiefebene und ihre Randgebirge. 55 



nördlichem Einfallen^); gele^^ entlieh wird das Streichen ein mehr öst- 
liches oder nordöstliches und das Fallen ein südliches*). Die grossen 
lind gegen den Tangentialschub von SSO her spröde sich verhaltenden 
Granitsiöcke haben an ihren Grenzen besonders starke Yemtanchungen 
und Störungen in der Lagerung der Gneisse hervorgerafen. 

In den Terschiedenen Partien yon jüngeren Thonschiefern und 
Granwacken, welche zwischen Gneiss und Granit eingeklemmt liegen, 
lässt i=iich Streichen und Fallen und die nllj:emeine Structur des Grund- 
gebirges leichter erkennen als in den üneissen, weil dieselben deut- 
licher geschichtet sind als diese. 

Durch den südlichen Scliwarzwald streichen von WSW bei Badeu- 
weüer über Sch(kian nach ONO bei Lenzkireh ansehnlidie Partien Ytm 
Granwacken, Thonscbiefem und Gonglomeraten, der Unteren Stein- 
kohlenfonnation (Kulm) angehörig und dünne Anthracitlager enthaltend; 
die grösseren Verbreitungsgebiete derselben beschreibt schon Peter 
Marian (a. n. 0. 1831. S. 100 — 132) genan, später wies Fromherz*) 
nach, dass die^e Schicliten nicht drei von einander getrennte Ab- 
lagerungen, soiideiii einen zusammenliängenden , aber sehr dislucirten 
Zug quer durch das Gebirge von Badenweiler bis Lenzkirch bilden, 
nur mit einer Unterbrechung durch Granit zwischen dem Thal von 
Menzenschwand und der Aha. 

Das Streichen der Schichten in diesem Kulmzuge richtet sich im 
Allgemeinen in 0 bis ONO , das Fallen ist ein steiies (70 — 80 ^) und 
unregelmässig durch die starke Zusammenstauchung der Schichten 
zwischen der südlichen Granit- und der nördlichen Gneisszone*). 
Interessant ist die ITeberkippung des Gneisses am Nordrande der 
Schönauer Schieferpartie, wie sie Meriau beschreibt im Wiesenthal 
zwischen den Dörfern Gschend und Todtnau und westlieik daron in 
einem Seitenthal der Wiese zwischen Uzenfeld und Wieden, wShrend 
längs des Südrandes derselben Partie die Schiefer dem Granite einfach 
auflagern. Eine solche mechanische TJeberkippung der Schichten und 
Ueberschiebung des Gneisses über Euhuscbiefer durch Druck von SSO 



maBsen aus: „Dass die Lagerung der Gneisse meistens eine wellenförmige^ mit 
bald steileren, bald flacheren Sätteln und fluiden ist, lässt sich ausser vielen 
kleinen Profilen in allen Theilen des üebietes beweisen." Jedoch, giebt Sand- 
berger dabei nichts Aber die Richtmig des Streichens und Fallens an^ besieht 
sich vielmehr nur auf das eine von ihm gezeichnete Profil Taf. I, 3, welches ober- 
halb Petersthal zwisclieu Hostenbach und Mauren verschiedene Sättel und Mulden 
des Gneissea mit NW-Streichen zwischen zwei Granitzügen darstellt. Wie sich 
diese Gneisspartie mit NW-Streichen gegen die übrige Masse des Schwarzwälder 
Grnndgebirges mit vorherrschendem ONO-Streichen verhält, ist nach den bisher 
vorliegenden geringen Angaben nicht zu erkennen. Eine genaue geologische 
Kartimng des Schwanwaides auf der Grundlage der vorzüglich ausgeführten 
badischen Karten im Massstabe 1 : 25 000 würde anch über die Lagerang der 
Schwarzwälder Gneisse licht verbreiten. 

P. Merian a. a. O. 8. 73 und IdO. 

^) H. E e k , Geognostische Karte der Umgegend von Lahr, S. 80. Lahr 1884. 
N. Jahrb. für Min. 1847, S. 813. 

*) Siehe auch über die Verhältnisse bei Badenweiler die geologische Be- 
schreibung der Umgebnngen dieses Badeortes von Fr. Sandberger a. a. O. 
1858, 8. 17. 



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i ; ; I 



56 



Lepsiua, 



[24 



her entspricht der Faltenbildung und den üebersclnebungen , wie sie 
in den Gebirgasystemen nördlich und südlich unseres oberrheinischen 
Systems, im Devon des rheinischen Schiefergebirges und in den nörd- 
lichen Bandzonen der Alpen häufig vorkommen nnter dem gleichen 
Streichen, durch denselben Süddruck heryorgemfen. 

JOngeren Ursprungs dürften die Verwerfungen dieses Kulmzngw 
sein, welche die bedeutenden Niveauunterschiede in der Richtung des 
Streichens hervorgerufen haben; jedoch sind hierüber die Unter- 
suchungen noch dürftig: es scheint der Granit des Blauen bereite zu 
den längs der Rheinebene abgesunkeneu Partien des Schwarzwaldes zu 
gehören, da die Schief^rpartie bei Badenweiler auf dem Nordabhang 
des Blauen um mehr lüs 300 m tiefer liegt als die Ostliche Fortsetsung 
derselben auf der Simitz am Beleben in 1116 m Meereshöhe. 

Hier sei bemerkt, dass die Annahme einer Bergkette quer durch 
den Schwarzwald von WSW nach ONO vom Blauen über die Simitz 
zum Beleben und Feldberg und zum Hochfirst bei Neustadt, wie sie 
Peter Merian (a. a. 0. S, 12) und nach ihm andere Autoren ziehen, 
nicht dem inneren Bau des Gebirges entspricht: der Blauen steht 
äüdiich des Kuluizuges, ist Granit und liegt wahrscheiulich in einem 
spftt abgesunkenen Gebirgstheile; im Beleben trifit Granit anf Gneiss; 
der Feldberg besteht aus echtem Schwarzwalder Gneiss, der nördlich 
der grossen Kulmpartie bei Todtnau liegt; der Granit des Hochfirstes 
endhch befindet sich mit seinen beiderseitigen verworfenen Bantsand> 
steinresten bereits im östlich al>sinkenden Stufenlande. Für die Rich- 
tung der Bergketten in unsern Gebirgen sind raassg^'bend die erst s})ät 
entstandenen NNO -Verwerfungen; ob von der älteren ONO-Richtung 
des Grundgebirges noch Spureri an der Oberfläche in ostnordöatiicli 
laufenden Bergketten flbrig geblieben sind, mfissen erst genauere Auf- 
nahmen nachweisen. 

Die kleine Kulmschiefer-Scholle bei Hofen, östlich von Kandern, 
scheint nach Merian' s Beschreibung (a. a. 0. S. 102) durch mehrere 
Verwerfungen stark zerrüttet rn sein, so dass eine Torherrschende 
Streichrichtung schwer zu erkennen ist. 

Am Ostrande des Grundgebirges im Schiltachthaie unterhalb 
Schramberg stehen am Granit und unter dem liothliegenden und Bunt- 
sandstein zu Tage Thonschiefer und Sandsteine der Steinkohlenfor- 
mation mit Pflanzenabdrftcken und KohlenschnUren; die Schichten dieser 
carbonischen Lager erweisen die primäre Streichrichtung des Grund- 
gebirges von W nach 0 mit N- und S-Fallen von 20— 30 während 
die discordant auflagernde Triasdecke das jüngere Streichen des ober- 
rheinischen Systems in N aufweist^). 

Eine fir(fv,sere Ausdehnung gewinnen Reste der bteinkolilenfor- 
mation zwischen Lahr und Offenburg in den bereits zur Rheinspalt-e 
absinkenden Gebirgsstreifen; Sandsteine, Conglomerate und Schiefer- 
thone mit an&racitischen Trfimem streichen von Diersburg jaaxh 
Berghaupten in ONO bis NO und fallen mit steilen Winkeln Yon 



') E. y. Paulus, B^leitworte zur geognostischen Specialkarte von Württem- 
befg, Atlasblatt Obenidorf, 8. 8—10. Stattgart 1875. 



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25J 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Eandgebirge. 



57 



50 — 90*^ in NW oder in SO ein. Die ganze Partie if?t stark yer- 
quetscht, so daäs die wohl einst zusamnienliängenden, bis 10 m starken 
KolüenflOtee in Tiele einzelne auskeilende Trümer in der Bickkinff 
des Streichens anseinandergezogen wurden. Die Eohlenmulde wird 

omschloBsen yon Gneissen, welche dasselbe Fallen und Streichen be* 

sitzen, wie die Steinkohlenschichten an der Grenze gegen jene. Dabei 
tritt auch wieder der bemerkenswerthe Umstand ein, dass durch den 
starken Süddxuck die Mulde an der NW-Grenze überkippt ist, so dass 
die Gneisse dort die eingeklemmten Steinkohlenschichten überlagern, 
während die SÜ-Grenze zwischen beiden Gesteinen flach nordwestlich 
einfällt'). Aach im Streichen erlitt die Eohlenmnlde Yerstanchnngen. 
Nach den in den Schichten bei Diersburg und Berghaupten Torkom- 
m enden Pflanzen ist diese Ablagerung nach H. Eck jünger als die 
Kulmbildungen von Badenweiler-Lenzkirch und gehört der unteren 
productiven Steinkohle an. 

In der Fortsetziinof der Streichrichtung nach NO findet sich in 
Hinterohlsbach bei üengeiil^ach bis hinüber in den Hesselbach, der 
zur Rench fliesst, 200 — 30u m höher eine Mulde von Sandsteinen und 
Thonschiefem der oberen productiven Steinkohle, concordant fiberlagert 
von Unterem Botbliegenden, das tou jenem schwer abzutrennen ist 
(H. Eck a. a. 0. S. 64), eine Ueberlagerung, wie sie im Becken Ton 
Saarbrücken in gleicher Weise vorkommt. Die Schichten lagern auf 
Gneiss und Granit und sind wie jene bei Diersburg muldeniormig zu- 
sammengeschoben mit NO-Streichen. 

Eine dritte Scholle von Schichten aus der oberen productiven 
Steinkohle ist unter dem Porphyr und auf Gneiss am Rinkhofe im 
Lierbachthale bei Oppenau in ebenfalls ca. 600 m Höhe erhalten, und 
zwar liegt auch diese Partie in der ONO-Streichrichtnng der Ohls- 
bacher Mulde'). 

Wir erkennen in diesen drei Resten von Schichten aus der Stein- 
kohlenzeit, dass auch hier bei Lahr und OfFenburg das Grundgebirge 
in Falten durch Druck aus SSO zusammengeschoben wurde, dass so- 
gar, ebenso wie im südlichen Schwarzwald bei Todtnau, am Nordrande 
der Mulde eine üeberkipj)ung des unterlagernden Gneisses über die 
Kohlenschicbten stattgefunden hat. Auch streichen diese Steinkohlen- 
mulden in ähnlicher Weise wie diejenigen Ton Badenweüer-Lenzkirch 
nahe der Sfidgrenze eines grüsseren GranitmassiTcs hindurch und 
parallel der in ONO verlaufenden Grenze zwischen Granit und Gneiss, 
dem letzteren aufgelagert. Die üeberkippung der Schichten vor der 
Granitgrenze veranlasste hier, wie in zahlreichen ähnlichen Fällen, die 
unrichtige Vorstellung, als ob der Granit durch seine Eruption die 
stürkcrp Faltung und Verstauchung der Gneisse bewirkt hätte. Ur- 
säciilicli für die bedeutenderen Störungen in seiner Nähe ist der Grämt 



') V. Dechen, Oeynhausen und La Roche, 1825, I, S. 216. Kine 
genaue Beschreibung dieses Vorkunimena giebt IL £ck, Geognostisclie Karte der 
Umgegend von Lahr 1884, S. 34-66. 

Fr. Sandberger., Geologiaclie Beachreibniig der Umgegend d«r Rench- 
bider, 8, 17. CttrlBrahe 1863. 



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58 



Lepsius, 



[2Ö 



allerdings, hier wie iu alleu auderen Fälleu, aber iiicht durch seine 
Eraption, sondern dadurch, dass das spröde GranitmassiT durch den 
mechanischen Druck bei der Faltung des Grundgebirges nicht znsam- 

mengepresst werden konnte, und daher die faltbaren geschichteten Ge- 
steine der Umgebung des Granitstockea am so starker verstaucht wurden. 

Weiter südlich von diesem Zuge sind zu Hohengeroldseck ])oi 
Lahr unter Porphyr und auf Gneiss Sandsteine und Schieferthone aut- 
geschlossen und erbohrt, welche H. Eck (a. a. 0. S. 72) ijach den darin 
vorhandenen Piianzenresten ebenfalls zur oberen productiven Steinkohle 
(Ottweiler Schichten des Saarbrttclcener Beckens) rechnet; ans der ver* 
worrenen Lagerung ist keine yorherrschende Streichrichtong zu ent- 
nehmen. 

Am nördlichen £nde des Schwarzwälder Grundgebirges erscheinen 
in den zur Rheinebene absinkenden Gebirgstheilen der Umgegend von 
Bnden-Biiden mit Gneiss nnfl Granit nntor den discordant ii]ipr];i!:rpru- 
deu Schichten des Oberen Üothliegeaileu und des Bnntsandstems ein- 
zelne Reste von Thonschiefern des „UebergangögebirgeB", und wieder- 
um eine ziemlich ausgedehnte Mulde des oberen Carbon. 

Das ganze Absenkungsgebiet der Umgegend von Baden-Baden 
mit seinen zahlreichen Verwerfungen ist hödhst charakteristisch in 
seiner geolc^ischcn Structur und recht geeignet für die EntziftVning 
der jüngeren, tertiären Einbrüche der Rheinversenknng. Bisher be- 
sitzen wir nur die geologische Besehreibung der Gegend von Baden 
von Fr. Sandberger vom Jahre 18G1. 

Die Thonschiefer des „Uebergangsgebirges" sind ilirem Alter 
nach unbekannt, da in ihnen bisher keine Versteinerungen gefunden 
wurden; ihrer petrographischen Beschaffenheit nach gleichen sie den 
Schiefem des Weilertbales in den Yogesen (siehe unten); auch zeigen sie 
am Granit eine ähnliche Oontactzone mit Hornstein, Adinolschiefer etc., 
wie sie aus dem Weilerthale von Rosenbusch beschrieben wurde. 
Diese dunkelgranon Thonschiefer streichen nach Sandberger (S. 40) 
in ONO (N GU *' 0) und fallen mit 50— 88» in SSO ein; sie treten in 
.Baden selbst, dann weiter nordöstlich bei Ebersteinburg über Granit 
auf und zeigen sich noch bis nach Gaggenau hinüber ins Murgtiiai, 
wo sie in der Nähe einer Ghieissscholle ebenfalls südlich ein&Uen. In 
letzterer Partie bei Gaggenau enthalten die Schiefer feinkörnige Kalk- 
steine. Es liegt kein Grund vor, diese Schiefer für devonisch zu er- 
klären, wozu Sandberger (a. a. 0. S. 51) neigt. 

Bei Baden werden diese älteren Thonschiefer discordant über- 
lagert von groben Sandsteinen und Schieferthonen mit Steinkohlen- 
flötzen der oberen productiven Steinkohle (Ottweiler Schichten), welche 
sich unter dem Rothliegetulen und Porphyr nach S bis Steiubach und 
Geroldsau f nach NO bis gegen Gemsbadi verbreiten. In nächster 
Umgegend der Stadt Baden und bei Umwegen sind die Eohlenschichten 
sehr zerrüttet durch die jüngeren Brüche nahe der Rheinebene. Bei 
Malschbach fallen sie in NAV ein. Oberhalb Baden im Oosthale an 
der Seelach fallen sie in NNW mit 28^ ein; von Oberbenren ziehen 
dann ununterbrochen hiTiüber nach Gernsbach, indem sie mit 
15 — 50^ N vom Granit abfallen (Sandberger a. a. 0. S. 40). 



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27] 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Kandgebii^, 



59 



Wir erkennen demnach auch bei Baden in der Lageruno; der 
Thonschiefer und der Steinkohlenschichten trotz der späteren Zerrüttung, 
die gerade hier am Kordende des Grundgebirges sehr bedeutend ist, 
eine ältere, ursprfixiglich Torhandene Streichriehtniig in 0 bisKO. Im 
Gegensaiz zu der ZerreisBimg und Absenkimg der jüngeren Flötsfor^ 
mafionen dee Mantels wurden die Schichien des Grundgebirges im 
Scbwarzwalde durch einen Stiddruck zusammengefiEdtet und mehr oder 
Tvcnjfrpr steil aufgerichtet, in d^r frloiVhon Weise, wie die Devonfor-, 
mation des niederrheinischen Schietergebirges. 

Diese grosse Schichtenzusammenfaltung de» Grundgebirges er- 
reichte ihr Ende vor Ablagerung des oberen rothliegenden Sandsteins, 
da dieser und die jüngeren Formationen fiber die Sulden und Sättel 
der Qneiflae und Thonschiefer discordant fibergreifen; wann dieselbe 
ihren Anfang genommen, lässt sich jetzt noch nicht bestimmen; wahr- 
scheinlich wirkte der stauende Süddruck bereits lange Zeiten, da die 
Gänge der Granite und der iilterpn Pnrphyre im Schwarzwalde schon 
Beziehungen zu (dieser alten Gebirgsbewegung zeigen. Jedenfalls wurden 
auch die Schichten der Stemkohle und des unteren Jtiothliegenden noch 
mitgefaltet. 

Die zweite grosse SehiehtenstOmng, welche zur Tertiärzeit im 
sfldwestlichen Deu&chland das oberrheinische Gebirgssjstem entstehen 
Hess, zerbrach auch das Grundgebirge des Schwarzwaldes in Stufen 
und Tafeln, welche im allgemeinen in NNO und normal dazu in OSO 

aneinander verworfen wurden. Die Wirkungen dieser Bewegung sind 
scharf ausgeprägt in den Tafelbrüchen di»r Trias- und Jura-Formationen 
rings um den Schwarzwald; das Grundgebirge des Schwarzwaldes je- 
doch kennen wir noch zu wenig, um den Verlauf von Verwerfungen 
parallel der Kheinspalte oder senkrecht dazu angeben zu können. 

3« Im Odenwldde, 

Im Odenwalde tritt das kry>;talline Grundgebirge hervor in den 
Bergen, welche zwischen der Bergstrasse einerseits und dem Weschnitz- 
und Gersprenzthale andrerseits bis zu Höhen von 598 m über dem 
Meere und etwa 500 m über dem Rheine sich erheben. Die Gneisse, 
welche den grösseren Theil dieses Gebirges einnehmen, erweisen im 
allgemeinen ein regelmässiges Streichen in OKO bis NO, also parallel 
dem Taunuskamme. Natürlich nehmen die Schichten der verschieden* 
artigen Gneisse, imter denen Homblende-Plagioklasgneisse vorwiegen, 
nicht einen so linear^^n Verlauf, wie Ludwig denselben auf den 
Sectionen Worms, Erbach und liossdorf der hessischen Kartenblätter 
zeichnet; auch fügen sich die Granitstöcke nicht so gleichförmig in den 
Verband der Gneisse ein. Dennoch scheint das NO- bis ONO-Streichen 
Torzuherrschen bei steilem und N-Fallen. Diese Streichrichtung 
ist z. B. deutlich ausgeprägt in dem ^t 4 km langen Zuge von 
Marmorlagern, welche in mehreren bis zu 40 m mächfigen Trümern 
im Streichen der Gneisse N 60 ^' O (hora 4) von Bensheim oberhalb 
Auerbach hindurchziehen bis hinauf zum Felsberg bei Hochstätten; 



60 



Lepsius, 



[28 



die Trümer fallen mit den Gneissen 00 — 70° in SSO ein. Auch an 
mehreren anderen Stellen des vorderen Odenwaldes, so auf dem Meli- 
bocus, dann in den Bergen südlich Ton Darmstadt und nahe der Ost- 
grenze der Gneisse im Gersprenzthale bei Brensbach liegen Marmor- 

trtlmer im Streichen der Gneisse. 

Zu beiden Seiten des Gersprenzthaies sind die Gneisse typischer 
ausgebildet als an der Berjxstrasse , wo die grobkörnigen Hornblende- 
Plagioklasgneisse in mächtigen Stöcken vorherrschen ; aber die scharfe 
Grenze, welche Ludwig auf Section Erbach zeichnet zwischen den 
angeblich verschiedenartigen Gneissen westlich und östlich des Gersprenz- 
thaies, ist in Wirklichkeit nicht Torhanden. Vom Gersprenzthale sind 
die Gneisse oberfl&chlich zn verfolgen nach KNO über Hering nnd 
Gross-ITmstadt mid unter dem Maindiluvium hindurch nach AschajQTen- 
bnrg; sie zeigen in diesem ganzen Gebiete stets ein ONO -Streichen. 

Marmortrümer sind ans den Gneissen des Schwarzwaldes nur 
von einer Stelle bekannt: am linken Kinzigufer oberhalb Otfenburg 
am Gaiskopfe entdeckte Platz ^) eine bis 8 cm mächtige Schicht körnigen 
Kalkes in Begleitung von Wollastonit, Granat, Vesuvian, Schwefelkies, 
Titanit, grünem Augit, Quarz etc., wie bei Auerbach; die Schicht fällt 
mit dem umgebenden GhieiBse 50^ in NW ein; in der Nähe dieses 
Punktes fand H. Eck*) später noch zwei andere Trümer des Marmors, 
deren einer bis 16 cm mächtig war. Ein grosseres Marmorlager schliesst 
der Gneiss von Markirch in den Vogesen ein, welches von P. Groth 
genau beschrieben wurde Diese verschiedenen Punkte sind die 
einzigen im Grundgebirge des oberrheinischen Systems, die bis jetzt 
bekannt wurden : ihrer petrographisch-mineralogischeu Ausbildung und 
ihrer Lagerung nach verhalten sie sich nahezu gleichförmig. 

Ob die Gneisse im Odenwalde abrasirte Fsdten oder einfach auf- 
gekippte Schichten darstellen, läset sich jetzt noch nicht sagen; jeden- 
falls folgen sie dem allgemeinen ONO - Streichen des krystallinen. 
Grundgebirges im Schwarzwalde und dürften einfach als die nördliche 
Fortsetzung des letzteren anzusehen sein. Im Kraichgau und südlich 
von Heidelberg wird das verbindende, 1 unterlagernde Grundgebirge 
von den Trias- und Juraschichten überdeckt. Bei Heidelberg schneidet 
der Neckar den Buntsandstein durch bis zur granitischen Unterlage, 
gerade wie drfiben die Bädie der Haardt. 

Jüngere Schichten als die Gneisse sind bisher ans dem krystallinen 
Theil des Odenwaldes nicht bekannt geworden; discordant über die 
einst denudirten Schichtenköpfe des Gneisses lagerten sich die Sand- 
steine und Conglomerate des oberen Rothliegenden, über welchem bei 
Heidelberg und längs des Ostrandes der Buntsandsteintiächen noch 
schwach entwickelter Zechstein sich einstellt, welcher im Schwarzwalde 
und linksrheinisch fehlt. 



^) Ph. Platz^ Beschreibang der Umgegend von Lahr nnd Offtnbnig, 
S. 7. Carlsruhe 1867. 

^ H. Eck a. a. O. 1884^ S. 32. 

') Das Gneissgebiet von Markirch im Ober-Elsass. Abband!, tax geolog. 
Spezialkarte von Elsass-Lothringen, Band I, S. 393. Strassbnrg 1877. 



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29j oberrheinische Tiefebene und ihre Kandgebirge. 

Das kristalline Grundgebirge des vorderen Odenwaldes ist in 
seinen nördiichsten Ausläufern zwischen Darmstadt und Offenbach Ton 
dem südöstlichen Thefle des rheinischen Schiefergebirges, dem Taunus, 
nur durch eine 30 km breite Bedeckung tou m>erem Bothliegenden, 

tertiären und diluvialen Schichten getrennt, eine Zwischenzone, welche 
etwa dieselbe Breite wie die Rheinebenc zwischen Darmstadt und Mainz 
besitzt. Die nördlichsten krystallinen Gesteine bei Darmsiadt und 
Messel sind Hornblende-Gneisse , Diabase und Granite, welche von 
Melaphyr und oberem Rothüegeudeu discordant überlagert werden. Die 
südlichsten Gesteine des Grundgebirges am Südrande des Taunus sind 
halbkrystalline Sedimente, welche conoordant unter den untersten rer- 
steinertmgsfQhrenden Schichten des Unter-Devon liegen und mit steilem 
SSO • Fallen unter das obere Rothliegende bei Lorsbach zwischen 
Wiesbaden und Frankfurt in die Tiefe absinken. Wir werden unten 
bei Besprechung des Grundgebirges der Haardt und seiner Verbindung 
mit dem Hunsrück auf diese Verhältnisse östlich der Rheinspalte Be- 
ziehung nehmen. 



3. In den Togesen« 

Der Belcbenstock der Vogespn enthält neben Gneissen und grani- 
tischen Gesteinen die uns auö dem Schwarzwalde bereits bekannten 
Grauwacken und Thonschiefer der Steinkohlenformation in viel be- 
deutenderer Ausbreitung als im Grundgebirge jenseits des Blieins. 
Der Gneiss in den Vogesen beschränkt sich auf die Umgegend Ton 
Urbeis NW Colmar und das Leberthal W Schlettstadt. Die letztere 
Partie ist ziemlich ausgedehnt imd von P. Groth ^) eingehend beschrieben ; 
sie enthält die oben erwähnten Marmorlager bei Markirch. Im All- 
gemeinen streichen die beiden von Groth im Leberthale unter- 
schiedenen Gneisse parallel dem Granitzuge vom Bressoir nach Kesten- 
holz in N 60® 0 mit 40** NW- Fallen; bei den häufigen localen 
Schichtenstörungen und Knickungen schwankt das Streichen von 0 
bisN, das Fallen ist gelegentlich flacher bis 25*^ oder steiler bis 85^; 
andi sind einige Gneisssättel vorhanden oder abrasirte Falten mit 
Einfiitllen in NW und in SO. Der ältere, graue Gneiss von Markirch 
enthält vorwiegend dunklen Magnesiaglimmer, ist dünnschiefrig und 
dickflasrig und dürfte den weitverbreiteten Schwarzwälder Gneissen ent- 
sprechen , während Groth's jüngerer Granat-Gneiss bisher aus dem 
Schwarzwalde noch nicht mit Sicherheit erkannt wurde Im Granat- 
Gneisse bei Markirch lagert Hornblende -Plagioklasgneiss, weicher früher 
TOn Delbos und EOchlin-Schlumberger, ähnlich wie an der Bergstrasse, 
als Diorit bezeichnet wurde; mit den Gneissen in den vogesen 



*) a. a . 0. Siehe ansscrdcm : Delbos et K o c h 1 i n - S c h 1 n m b e r g e r. 
Description g^ologique et min6ralogique du departement du Uaut-Ebin. I, S. 14Ü 
bjla 149 und IT, S. 289—290. Colmar 1866, und Benecke, Abriss der Geologie 
TOn Elsass-Lothringen, S. 4 — 8. Strassburg 1878- 

"0 Siehe U. Eck a. a. 0. 1884, S. 33. 



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62 



Lepsiua, 



[30 



erscheinen mächtige Stöcke von Granit, Syenit, Diorit und Diabas, iu 
gleicher Weise wie im Schwarzw&lde und im Odenwalde. 

Eine grosse Ansdehnnng gewinnen in den Vogesen Thonschiefer 
und Grauwacken, welche zum Theil als devonisch, zum andern Theil 
als carbonisch durch Versteinemngen charakterisirt sind, deren grösserer 
Theil aber keine Versteinerungen enthält, so dass ihr Alter noch 
nicht bestimmt werden kann; Beuecke hält die letzteren auch für 
paläozoisch. 

Am besten bekannt sind bis jetzt die Schiefer im Weiler- und 
Andlauthale bei Schlettstadt ^) : dort liegen znn&clisl; Fhyllitgneisse, 
Glimmerschiefer und Phyllite mit eingelagerten talkigen Sdiiefem 
und Qnarziten concordant auf den echten Gneissen von ürbeis; dann 
folgen mächtige Thonschiefer, durchbrochen von Graniten; endlich 
concordant über diesen ein mächtiges System von Granwacken und 
Thonschiefern, welche auf der Nordseite des Horlifol'los im Breusch- 
thale KalkJager mit devonischen Versteinerungen (ivoralien, Criuoiden 
und Brachiopoden) einschliessen. Wir haben hier im Weiler- und 
Breuschthale ein sehr mächtiges System von Schichten vor uns, welche 
etwa den Schiditen am Sfidrande des Tannns mit ihren Phyllitgneissen, 
PhyUiten und yersteinerungsftthrenden unterdeTOnischen Schiefern und 
Grauwacken oder den Formationen am NordweiMxande des rheinischen 
Schiefergebirges in Belgien entsprechen, nur dass wir hier in den 
Vogesen noch als Unterlage der Phyllite echte Gneisse kennen lernen. 

Diese ganze Sc]iichtengrnp])e von den Phylliten bis hinauf zum 
Devon streicht im Allgemeinen in ONO, „wenn schon, zumal in der 
Nähe der eingeschalteten Granitmassen, grössere und kleinere Ab- 
weichungen durchaus nicht selten sind; trotz der nicht unbedeutenden 
Schwankungen, welche oft auf engem Baum neben einander als förm- 
liche, sogar hie und da senkredite Knickungen im Streichen der 
Schichten beobachtet werden können, ist die allgemeine Streichrich- 
tong ziemlich regelmässig, nahezu ONO bis WSW, wie sie schon 
von Elie de Beaumont zu N 55^ 0 angegeben Wirde." (Kosenbusch 
S. 91 und 98.) Dabei sind die Schichten von fciiden her steil auf- 
gekippt, so dass die ältesten Schichten im Süden zum Vorschein 
kommen und alle Schichten bald senkrecht stehen, bald in steilen 
Winkeln nach NW oder in SO einfallen: die Schiefer sind «gemein- 
schaftlich aus ursprünglich horizontaler Lagerung zu einem Systeme 
von mannigfach aufgerichteten, sattel- und muldenförmig gebogenen 
und überki})pten Schichten zusammenn^epresst*. Der faltende Druck 
kam aus SSO. Wir erkennen also hier in den Schiefern am Hoch- 
felde ganz die gleiche Lagerung der Schichten, wie sie das nieder- 
rheinische System, das rheinische Schiefergebirge, beherrscht, eine 
Lagerung, wie whr ae im Grundgebirge des Schwarzwaldes gleichfalls 
vorfanden. 

Im Sfiden des Weilerthales sind zu beiden Seiten des Leber- 
thales einige Beste Yon Grauwacken über den Gneissen erhalten, welche 



') H. Rose nb lisch, Die Steiger SchiefiT. Abhandl. SOT geolog^. Spezisl- 
karte voa fUsafis-Lothringen. Band. 1. Strassburg 1877. 



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Die oberrheiniselie TltfetMen« und Ihre Sendgebirge. 03 ' 



anch im aUgemeinen in ONO streichen und in NNW einfallen, Schollen 
TOn ehemals grösserer Aüadehnnng, welche den jüngeren Granatgneissen 
nicht ganz, aber «nngeföhr ooncordant" (P. Qroth S. 477) auf- 
lagern. Wir erkennen ans diesen Verhältnissen, dass die Faltung der 
Gneisse, Grauwacken und Thonschiefer erst lange nach Ablagerung 
der devonischen Schichten des Breuschthales vor sich ging. 

In den südlichen Vogesen verbreiten sich Grauwacken und 
Thonschiefer von Luxeuil hinauf zu der Planche des helles filles, 
stldlidi entlang am Els&sser Belchen im Thal der Savonrense und 
steigen nach NO hinauf auf den Bärenkopf südlich des Dollerthales; 
ein anderer Theil zieht nördlich des Elsässer Belchens, der ans Granit 
besteht, über den Col de Bnssang 734 m und durch das Thurthal hinauf 
zum Gebweiler Belchen und zum Kahlen Wasen nnd reicht nach 
Norden hinüber bis ins Münsterthal Die jedenfalls verschieden- 
artigen Schichten dieses grossen Gebietes sind bisher noch nicht von 
einander getrennt; an Versteinerungen wurden zahlreiche Abdrücke 
von fossilen Pflanzen') und eine Reihe interessanter mann«r Mollusken 
und Korallen') hei Thann und Niederburhach (5 km S Thann) gefunden, 
welche die dortigen Schiefer und Grauwacken zum -Kulm stellen; 
auch lagern bei Thann häufig Schmitzen von Anthracit zwischen den 
Grauwacken. Jedenfalls sind auch ältere Schichten als carbonische 
unter diesen Gebilden der Südvogesen vorhanden, wie z. B. die ge- 
legentlich auftretenden Phyllite beweisen. 

Die südlichsten AiLsläufer des Grundgebirges der Vogesen sind 
die beiden lang in ONO gestreckten Bücken des Salbert und Arsot, zu 
beiden Seiten der Savonrense einige Kilometer ndrdlich Beifort gelegen ; 
diese bi i l n Berge bestehen auf einer Strecke von 10 km Länge aus 
Thonschiefern, welche regelmässig in ONO streichen und zumeist in 
NTsW fallen; am Mont Salbert scheint auch der Südflügel der Falte 
erhalten zu sein (Delbos et Köchlin I, S. 48). 

In dem grossen Gebiete der Grauwacken, Schiefer und Con- 
glomerate im südlichen Theile des Belchenstockes sind die Lagerungs- 
Terhaltnisse Terworren, besonders durch zahlreiche Einsdialtungen von 
Eruptivgesteinen, Porphyren, Melaphyren und Diabasen, deren spröde 
Massen dem Gebirgsdznck weniger nachgeben konnten als die meist 
dünnschiefrigen Grauwacken; noch dazu wurden die älteren Granite 
zwischen und neben den Grauwacken heraufgescholipn. Stellt man 
sich die zahlreichen Angaben, welche Delbos und Küchlin-Schlum- 
berger a. a. 0. I. S. 34 — 113 iiijer Fallen und Streichen der Grau- 
wacken machen, übersichtlich zusammen, so ergiebt sich bereits erstens 
ein vorherrschendes NO-Streichen, wie es diese Autoren auch in dem 
zweiten Bande ihres Werkes S. 288 herTorheben, und zweitens, dass 
das häufig wechselnde Fallen nadi NW und SO wiederholte Falten an- 



0 Delbos et Köchlin-Schlumberger a. a. 0. I, S. 34-113. 

') J. Köchlin-Schlumbergei et W. P. Schimper, Memoire sur le 
tenrain de transition des VoRges. Strassburg 1862. 

') G. Meyer, Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen. 
Äbhandl. zur geolog. Spezialkarte von Elsaes-Lothringen. Band III, Heft 1, S* 98 
und 90. Strassbui'g 1884. 



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i < • - _ 



64 



Lepsius, 



[32 



deutet^ deren genauere Lage festzusetzen den späteren Spedalattfoahmen 

vorbehalten bleibt. Einen ersten glücklichen Versuch, die verschiedenen 
Falten der Grauwacken in Beziehung zu einander zu setzen, michfce 
kürzlich G. Mever fa. a. 0. 1884): er erkannte in den Doller-, Bur- 
bach- nnd Thur-Thälern fünf Mulden und Sättel, welche ziemlich 
regehiiilssig in NO streichen ; das Fallen ist öfter steil und vertikal als 
flach, wie schon die Angaben von Delbos und Köchlin-Schlumberger 
beweisen. 

Endlich beiheiligen sich an der ZnsammenBetznng des Grund- 
gebirges der Yogesen noch einige auf den älteren Schichten übrig- 

febliebene Reste yon productivem Steinkohlengebirge, gerade wie im 
chwarzwalde : es sind Schollen von Sandsteinen f Arcosen), Conglome- 
raten , Schiefern mit einigen Kalkbänken und mit jetzt zumeist ab- 
gebauten Steinkohlenüötzen von geringer Mächtigkeit, welche in der 
Umgegend des Leber- und Weilerthaies die dortigen älteren Thon- 
schiefer, sowie Gneiss und Granit discordant überlagern. Wegen der 
geringen Avedehnung der einzelnen Beste des einst grösseren Beckens 
ist eine regelmässige Lagerung nicht mehr wahrzunehmen (vergl. 
Delbos und Köchlin-Schlumberger I, S. 198 und II, S. 209). Doch 
scheinen die Schichten weniger stark gefaltet zu sein, als die älteren 
Thonschiefer und Gneisse; sie werden wiederinn discordant von dem 
oberen Rothliegenden und dem Vogesen-Saudstein überdeckt. Wir 
erkennen aus diesen Verhältnissen, dass in dem Grundgebirge der 
Vogesen die Faltung und Aufkippung der älteren marinen Ablagerungen 
bis zum Kulm bereits ziemlich weit vorgeschritten war, ehe diese 
jtingsten Schichten der oberen Steinkohle in Sümpfen und Landseen 
des alten Gontinents zum Absätze gelangten. 



4. In der Haardt. 

Während das krystalline Grundgebirge im S<'hwarzwalde noch 
bis zu Höhen von 1495 m, in den Vogesen bis i4:io m, im Odenwald 
bis zu 598 m über dem Meeresspiegel aufragt, kommt es unter den 
Buntsandsteinen der Haardt durchschnittlich nur bis 230 m, an zwei 
Stellen bei Albersweiler und am Schieferkopf bei Hambach bis etwa 
400 m Höhe zu Tage. Das Nordende des Grundgebirges in den 
Vogesen liegt am Nordfuss des Hochfeldes im Breuschthale bei 
Schirnieck. Nachdem dort die Grauwacken und Thonschiefer unter 
der Uothlief^enden und Trias-Decke verschwunden sind , finden sich 
weiter nördlich die ersten Spuren des Grundgebirges wieder im Jäger- 
ihal bei Niederbronn: hier tritt Hornblendegranit hervor am Fusse 
des Windsteiner Schlossberges und auf demselben Beste vom Stein- 
kohlengebirge, in einer Höh« yon etwa 280 m^). Sodann treffen wir 
das Grundgebirge wieder am Ostabhange der höchsten Haardt-Erhebung 



Siehe über das Jägerthal : Daubree, Description geolot^ique et mia^ra- 
logique da d^partement du Bas-Rhin, S. 29, 73, 82. ötrassburg 1802. 



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I l 



33] 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 



65 



von Weissenburg an über Landau bis Neustadt; auch in Dürkheim ist 
es noch erbohrt worden. 

Die Lauter hat oberhalb Weissenburg bei dem Dorfe Weiler 

den Bnntsandstein des Kammes durchgeschnitten bis auf das Grond* 
gebirge und hat ein kleines Ge))iet desselben freigelegt. Die kürzlich 
erschienene Studie von G. Linck \) bietet eine treflPliche Beschreibung 
dieses interessanten Vorkommens: nach flersel))en sind hier devonische 
Schiefer und Grauwacken in einer ui)rasirten Falte zusammencrepresst, 
so dass die Schichten in ONO streichen und östlich an der libein- 
spalte bei Weiler in 70* NNW, weiterhin senkrecht und westlich am 
Erenzweg 75^ in SSO fallen. Die Schichten der Falte sind vom 
Tbeü ftberkippt; auch Verschiebungen und Knickungen der Sdiichten 
und Fältelung der Schiefer sind öfters zu beobachten. Der zusammen- 
faltende Druck wirkte demnach auch hier wie im ganzen bisher be- 
trachteten Grundt^ebirtre von SSO her. Ausser Porphvriten und Minetten, 
welche als Eruptivdecken den Schiefern einlagern, sind hier bei Weiler 
keine anderen Gesteine des Grundgebirges aufgeschlossen. Der Al)bruch 
der Schichten zur liheinversenkung verläuft in N 15 " 0 gerade durch 
Dorf Weiler. Hier Bcbneiden sich also die beiden Gebirgssysteme, das 
jüngere oberrheinische und das altere niederrbeinische System, in einem 
Winkel von 50« (N 15« 0 und N 65« 0). 

Weiter nördlich längs des Abhanges der Haardt finden wir wieder 
einen bedeutenderen Aufschluss des Grundgebirges in dem tiefen Ein- 
schnitt des Queichbaches oberhalb Landau in den <:rossen Steinbrüchen 
im Gneiss bei Albersweiler, Eine genauere Beschreibung dieser Vor- 
kommnisse an der Haardt fehlt uns bisher noch; in der kurzen Ueber- 
sichi der geognostischen YerhSltnisse der Pfalz ^) giebt Gfimbel nur 
an, dass «die Lagerung der Gneisse bei Albersweiler sehr yerworren 
durch starke Biegungen und gangartiges Eingreifen der Granite* sei. 
Femer zeigen sich Granite bei Weiher, hei Rhodt, an der Ludwigs- 
höhe und am Fuss der Haardt bis gegen St. Martin bei Edenkoben hin, 
Grauwacken erwähnt Gümbel über dem Gneiss von Albersweiler, aus 
den Steinbrüchen am Schiet'erkopf bei Hambach und aus dem Neu- 
städter Thale; hier oberhalb Neustadt zeige die Lagerung der Thon- 
schiefer und Grauwacken Tiel£eiche Störungen. H. Laubmaim') er- 
wähnt, dass die Grauwacken bei Neustadt mit 34^ in N W 
einfallen, also dasr^elbe Streichen in ONO oder genau N 67^ 0 wie 
an der Lauter oberhalb Weissenburg besitzen; Laubmann berichtet 
auch, dass dieselben Thonschiefer, welche 1)ei Neustadt anstehen, im 
Bohrloch des Maxbrunnens zu Dürkheim unter dem Buntsandstein in 
880 TU erbohrt wurden. Nach dem Profil, welches H. Ott über die 
Bohrungen zu Dürkheim gab^), liegt das Bohrloch bereits in einer 



*) G. Linck, Geognostisch-petropraphische Beschreibung des Grauwacken- 
gebietes von Weiler bei Weissenburg. Band III, Heft 1. Sirassburg 1884. 

^) SeparatpAbdrack aus HBaTaria", IV. Band, 2. Abtheilong, 8. 25. Mün- 
cheu 1865. 

*) RLaubmann, Dürkheim mit sein^ TTmgabnng (geolog. Besehreibung) 

in Pollichia, 25.- 27. Jahresbericht, S. 72—158. Dürkheim 1868. 

*) Heinrich Ott, üpbpr den Ursprung der DürkUeimer Solquellen. Pol- 
Forachnngen zur deubscben Landes- und Volkskande. I. 2, 5 



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66 



Lepsius, 



[34 



zur Eheinspalie bin abgestinkenen Bimtsandsteinsinfe ; Dürkheim liegt 

126 m über dem Meere. 

Endlich wurden noch weiter nördlich bei Battenberg so zahlreiche 
lose Blöcke von Gnciss und G^ranit gefunden, dass wohl auch dort noch 
diese Gesteine nahe unter dem Tertiär vorhanden sind; dies wäre der 
nördlichste Punkt in der Haardt, an we'clieni das r.rundgebiree hervortritt. 

Dagegen schliesst sich nun nördlich an die Haardt das Saar- 
brflckener Koblenbeoken an, welches seiner Lagerung nach mit zum 
Grandgebirge za rechnen ist und uns daher Au&cblnss darftber geben 
kann, wie sich das Grundgebirge des oberrheinischen Systems anordnet 
an den Südrand des niederrheinischen Systems. 

Wir erinnern daran, dass wir in den Vogesen bereits productives 
Steinkohlengebirge kennen lernten, welches discordaut die älteren 
Formationen des Grundg'ebirL'"es iil>erdeckte ; jedocli folgt dasselbe, wie 
wir schon im Schwarzwaliie erkannten , noch denselben zusammen- 
faltenden Bewegungen von SSO her, wehren bereits alle älteren 
Schichten nnterwoifen waren. Die Sdiichten der productiven Stein- 
kohle, und fügen wir gleich hinzu, ebenfalls die im Saarbecken darauf 
• folgenden beiden unteren Abibeilungen der Rothliegenden Formation 
(Kuseler und Lebaclier Stufen), sind mit ihren Steinkohlenflötzen in 
Binnenfrewässern, nicht in einem Meere abgelagert, während die untere 
Steinkoiüenformation (Kulm) und die oberen Kuthliegenden Sandsteine 
mit allen folgenden Stufen der Trias- und Jura-Formationen marine 
Gebilde sind. Nachdem nun die älteren azoischen und pa^zoischen 
Schichten des Grundgebirges continentale Landstrecken wurden und 
von SSO her aufgerichtet und gefaltet worden waren, bildeten sich 
in einigen tieferen Einsenkungen der Oberfläche dieses Continents 
Landsecn und Sümpfe, in denen sich die Steinkohlen und ihre Zwischen- 
mittel absetzten: der grösste dieser Landseeu in unserer Gegend, der 
am längsten bestanden hat, war (ierjenige, welcher die damals schon 
tiefe Einsenkung zwischen den steilen Devonfalten des Hunsrück und 
dem Grundgebirge der Haardt bedeckte. 

Nach Ablagerung der oberen Steinkohlen- und der unteren und 
mittleren Rothliegenden Formation wirkte der SSO -Druck weiter fort 
und faltete auch noch diese Gebilde, so dass das Saar-Nahe-Becken und 
längs des Nordrandes des rheiiiischen Schiefergebirges das Aachener und 
Kuhrbecken gleichfalls noch in dem Sinne des niederrheinischen Systems 
in ONO streichende MuUIen und Sättel mit zahlreichen Verwerfungen im 
Streichen und Fallen der Schichten zusammengeschoben wurden. Die 
Falten des productiven Steinkohlengebirges imd der unteren Rothliegen- 
den Stufen konnten aber in Folge dieser späteren Bewegungen nicht 
mehr so steil aufgerichtet und scharf gefaltet werden, wie die filteren 
Formationen vom GneieB an bis zum Devon und zum Kulm. Daher sehen 
wir bereits in den Vogesen, dass die Schichten der oberen Steinkohle 
mit flacheren Winkeln einfallen , als die untcrlagernden Gneisse und 
Grauwacken, und dass die Schichten der productiven Steinkohle und des 



lichia, 40.— 42. Jahresbericht, S, 59—72. Mit geologischen Profileu. Tafel I. 
Bttrkheim 1884. 



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35] 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 



67 



unteren und mittleren Rothliegenden discordant übergreifen über die 
firüher entstandenen und steileren Falten der älteren Formationen. 

Anf die spedellen Nachweise dieser LageningsTerhältnisse im Saar- 

Nahe-Becken können wir hier nicht eingehen ; dieses Saar-Nahe- 
Gebirge oder Saarbrückener Kohlenbecken bildet ein selbständiges 
Zwischenglied zwischen dem rheini^jchen Schiefergebirge und dem ober- 
rheinischen Gebirgssystem oder zunächst zwischen Hunsrück und Haardt. 

Das Grundgebirge, welches wir am Ostrande der Haardt zu Tage 
treten sahen, erscheint nicht mehr am Nordrande desselben Gebirges. 
Eine sehr hedentende Verwerfung in der Bichtung von St. Arold in 
Lotiimgen Uber Merlenbach, Forbach « Malstatt bei Saarbrficken nach 
St. Ingbert, Wellesweiler bis Ober-Bexbach hat den Südflügel des 
Steinkohlensattels abgeschnitten und neben die untersten Schichten der 
prodiictiven (oberen) Steinkohlenformation den Bunten Sandstein ge- 
worfen. Südlich dieser Verwerfung wurde z, B. bei St. Ingbert die 
j)rod\ictive Steinkohlenformation , welche kaum 2 km nördlich dieser 
Stadt in ihren untersten Schichten an der Oberfläche liegt, erst in 
458 m Tiefe erbohrt, unter 202,5 m Bnnt-Sandstein imd 255,5 m Roth- 
liegendem Sandstein; bei Mittel-Bexbach wnrde das Eohlengebirge in 
233 m Tiefe angetroffen'). In Lothringen wurde die Steinkohlen- 
formation südlich der Verwerfung zwischen St. Avold und Forbach 
im Rossclthal in 588 m Tiefe noch nicht erreicht, während nur 700 m 
nördlich dieses Bohrloches im Hochwalde bei Merleubach dieselbe schon 
in 178,7 m erbohrt wurde*). 

Die Bohrlöcher an der Pfälzer Grenze bei St. Ingbert und Bex- 
bach beweisen jedoch wenigstens, dass südlich der grossen Yerwerftmg 
das productiTe Steinkohlengebirge unter dem Rotfaliegenden noch vor- 
handen ist, wahrend wir gesehen haben, dass 50 km weiter östlich von 
Bexbach am Ostrande der Haardt Über dem Grundgebirge nicht aüein 
die productive Steinkohle, sondern auch die im Saar-Kahe-Bccken so 
mächtigen Hmnischen Schichten der Rothliegenden Formation voll- 
ständig fehlen. Das Liegende der productiven Steinkohle im Saar- 
brückener Becken ist noch nicht erboliri worden. 

Die Verwerfung von St. Avold-Forbach-Bexbach zieht ziemlich 
geradlinig im Streichen des niederrheinischen Systems, in N 55^ 0, 
weiter über Beichenbach und am Donnersberg vorbei bis nach Alzey 
und Oppenheim am Rhein, wo sie die in KNO yerlanfende Bheinspalte 
in spitzem Winkel durchschneidet % 

*) Siehe Weiss und Laspeyres^ Geognostische Ueboraichtskartc des 
kohlenftthrenden Saar-Rhein-Gebietes^ Berlin 1868; und Laspeyres, Kreuznach 
und Dürkheim a. d. Haardt. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1867, Band 19, 
8. 80a— 922. Mit Profiltafel. 

') Gümbel a. a. 0. 1865, S. 15 macht mit Recht darnuf aufmerksam, dass 
der kleinste Theil des Saarbrückener Kohlenbeckens auf Pfälzer Gebiet fällt und 
daher die Benennung „Pfälzisch-Öaaibrtick'sches Kohlengebirge* unpassend sei. 
Allerdings liegt der höchste Berg dieses Gebirges, der Donnersberg 691 noch 
anf Pfälzer Gebiet. 

Gümbel a. a. 0. 1865, S. 28. 

^ Benecke, Abriss der Geologie TOn Elssss>Lothringen, 1878, S. 21. 

^) R Lepsins, Du Uauiser BeAen, geologisch beechrieben, S. 173. 
Darmstadt 1888. 



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t I I III i ^ . 



68 



Lepsius^ 



[36 



Wir haben demnach im Verlauf unserer Untersuchung erkannt, 
dass die vier Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene ein Grund- 
gebirge enthalten, welches vor der neuen Meerestiherfliithung zu Beginn 
der Zeit des oberen Eothiiegenden einem weibnisgedehnten, in sich fest 
zusammenhängenden Continent angehörte. JJieseoi Continent fehlte noch 
vollständig die Rheinversenkung imd fehlten Gebirgszüge von der Rich- 
tung und der Form der jetzt im südwestUchen Deutschland yorbandenen 
Gebirge; vielmehr werden die Berge dieses Oontinenies mit ihren 
Kämmen in der Streichrichtung ihrer Formationen, nämlich in ONO 
gerichtet gewesen sein. 

B. Die Trias- und Jura-Tafeln. 

Nachdem nun dieser Continent in ganz Deutschland zu AnfiEing der 
Bildung des oberenBothliegendenConglomerates wieder yom Meere bedeckt 
worden war, lagerten sich wahrend eines sehr langen Zeitraumes in diesem 
Meere die Formationen des oberen Rothliegenden, des Zechsteins, des 
Buntsandsteins, Muschelkalkes und des Keupers, sowie fast die s'ammt- 
lichen Stnfcn der Juraformation ruhig und allmählich ab. Ohne jede 
SchichtenstüruDg, ohne einen einzigen Ausbruch der Erdlava ging diese 
ganze lange Zeit der Meeresbedeckung für Deutschland vorüber. Die 
Gesteiubbeschafienheit der genannten Forniationsstufen bleibt in Folge 
dieses ununterbrochenen Absatzes in einem grossen Meere Über weite 
Strecken hin nahezu gleich: der Muschelkalk in Lothringen sieht 
ebenso aus wie derjenige an den Rändern der Rheinebene und wie in 
Schwaben und Franken; der Lias dehnt sich ohne wesentliche Ab- 
weichung seiner Gesteine und seiner Fauna gar über den grössten 
Theil von Europa aus. 

Erst zu Beginn der Kreidezeit trat das Meer vom südwestlichen 
Deutschland zurück: die Jurakalke erschienen an der Oberfläche des 
neuen Gontinentes. Nun erst wurden diejenigen Bewegungen in unserem 
Gebiete eingeleitet, welche in ihrem langen Fortgange und in ganz 
allmählicher Wirkung die oberrheinische Tiefebene und ihre Rand- 
gebirge als endliches Resultat zu Stande brachten. Nicht plötzlich und 
auf einen Guss entstand dies neue Gebirgssystem mit seinem NNO- 
Streichen, sondern von kleinen Anfängen an und durch unziihligemal 
wiederholte kleine Absenkungen und geringe Einbrüche der Schichten- 
complexe. Noch heute sind diese Bewegungen im Sinne des ober- 
rheinischen Gebirgssystems nicht zur Ruhe gekommen, wie die hftufigen 
Erdbeben in der Bheinebene beweisen. 

In dem Gxundgebirffe erkannten wir eine Lagerung der Schichten, 
welche durch Zusammenschub und durch tangentialen Druck von SSO her- 
vorgerufen worden war. Die neuen Bewegungen von der Kreidezeit an 
bis heute, weit entfernt davon, die Schichten zusammenzuschieben, haben 
dieselben vielmehr in der lihemspaiie mitten auseinander gel)rochen und 
sie in den übrigen Theilen des Systems tafel- und stufenförmig neben 
einander absinken lassen. Die Wirkung dieser tafelförmigen Zerstücke- 
lung der Erdkruste erkennen wir am dentlidisten in der Lagerung der 



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37] 



Die obenrheiBiaclie Tiefebene nnd ihre lUndgebirge. 



69 



a>)geworfeneTi Trias- und Juraschichten, wie sie die stehen gebliebenen- 
Kerne df s fTnindgebirges maotelförmig umhüllen und an denselben 
abgesunken liegen. 

In seinem geistvollen Werke »Das Antlitz der Erde* nennt 
Suess ^) die Brüche zwischen solchen absinkenden Schichteutafeln 
»Tafelbrüehe*, eine sehr treffende BezeiclmTing dieser Art yon Brüchen 
im Gegensatz zu den Faltenbrüchen, nnd setzt zugleicli den funda- 
mentalen Unterschied von tang^tialen, zusammenschiebenden und von 
vertical absinkenden Bewegungen im Erdgewölbe klar auseinander 
(S. 142 — 189). Daselbst kennzeichnet Suess die stehen gebliebenen 
Grundstöcke von Schwarzwald, Vogesen, Odenwald und Haardt als 
„Horste*, von denen allseits die Trias- und Juratafeln absinken 
(S. 167 und 265). Rings um diese Horste .vollzieht sich die Ab- 
trennung der mesozoischen Tafeln vom alten Oebirj 16 in mehr odor 
minder dem Gebirgsrande pardlelcn Brüchen, welche h&ufig von Quer* 
l)rflchen rechtwinkelig geloreuzt werden* (S. 257). 

0 estlich des Schwarzwaldes und Odenwaldes brach das grosse 
fränkisch-schwäbische Spnknngsfeld ein, wie die „eingebrochene Eis- 
decke eines entwUs?;erten Teiches" (8.253); westlich der Vogesen und 
der Haardt sinken die Tafeln ebenso ab zu dem nord französischen 
Senkungsfelde , dessen Mitte das Pariser Becken einnimmt. 

Mitten zwischen diesen beiden yertlcal absinkenden und dabei 
treppenförmig zerbrechenden grossen Trias- und Jura-Tafelgebieten 
blieben als Brücken oder „Horste" zwischen dem Alpensystem und 
dem niederrheinischen System die beiden Grundgebirgsketten auf bei- 
den Seiton der Rlieinebene stehen. Weshalb dieselben nicht mit den 
b» idi rseitigen Öenkungsfeldern in die Tiefe sanken, lässt sich schwer 
erklären. Vielleicht giebt die Lae^e der Brücken einen Anhalt: hier be- 
findet sich die kürzeste Entfernung zwischen dem in der Schweiz weit 
tangential nach Korden geschobenen und dabei gerade dort am stärksten 
gofiJteten Alpensystem und dem grossen MassiT des rheinischen Schiefer- 
gebirges; wie zwischen den beiden Backen eines Schraubstockes wur- 
den £e Horste festgehalten von Norden und Süden her, während östlich 
und wesHiVh dor Brücken genügend Raum war, um dasselbe Grund- 
gebirge itutsjuiimt den darauf befindlichen Trias- und Juratafeln m die 
Tiefe ab.siuken zu lassen. Wahrscheinlich sind die beiden nachbarlichen 
Gebirgssysteme auch daran schuld, dass die Horste am Süd- und Nord- 
rande höher liegen als in der Mitte, indem zugleich dem höheren 
Alpensysteme die grössere Höhe der Brflcken im Sfiden und die weitere 
Entfernung der mittleren Einsenkungen (Zabem-LangenbrÜcken) nadi 
Norden entspricht. Auch würde sich auf diese Weise zugleich er- 
klären, weshalb die östliche Brücke, Schwarzwald und Odenwald, und 
das fränkisch-schwäbische S^Milningsfeld verhältnissmässifr höber stehen 
als die westliche Brücke, Yogesea und Haardt, und das lothringische 
Senkungsfeld: westlich ist mehr Bxium zwischen den Alpen (resp. dem 
Gentralplateau von Frankreich) und dem niederriieinischen System, ab 
im Osten. 



Eduard Suess, Das Antlits der Erde, I. Vng 1888— 1885> 



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III II I I l L I I . . . 



70 



Lepsius, 



[38 



Der Horst brach seiner Länge nach mitten auf und theilte sich 
in zwei Brücken; eine 4 Meilen breite und 40 Meilen lange Spalte 
entstand von Basel bis Mainz, in welche die Trias- imd Joratafelja 
einbrachen, so dass sie jetzt in Stficken den inneren, dem Rheine zu- 
gewandten Rändern der stehen gebliebenen Brücken des Gnindgebirges 
steil aufgerichtet oder flach verworfen anlagern. 

Die bisherigen Arbeiten nnd geologischen Aufnahmen der um 
die Kerne des oberrheinischen Gebirgssystemes stufenförmig nieder- 
gesunkenen Schalen der Trias- und .luratafeln lassen bereits eine 
grosse Anzahl von Spalten und Verwei laugen erkennen, welche das 
{presse Brachnetz der Senkungsfelder zusammensetzen '). Einige der 
wichtigsten wollen wir anflühren, um daran zu zeigen, in welcher 
Weise die Trias- und Jiuratafeln die oben gekennzeichneten Grundstöcke 
der vier Randgebirge umlagern. 

Die Richtung, nach welcher hin die zerbrechenden Tafeln ab- 
sinken, ist natürlich im allgemeinen abhängig von ihrer Lage gegen 
die in JSNO streichenden Horste: nach OSO fallen die Stufen in 
Schwaben und Franken, nach WNW in Lothringen; gegen OSO brechen 
die abgestürzten Foimationen nieder am Fusse der Vogesen und der 
Haardt, gegen WNW am Rande des Schwarzwaldes und des Oden- 
waldes; das krystalline Qrandgebirge sinkt natürlich unter den Trias- 
und Juraschichten in gleichem Sinne mit denselben treppenförmig in 
die Tiefe; ja auch in den Horsten selbst wirkten die tertiären und 
diluvialen Bewegungen in der c^l^^ichen Weise, so dass Theile der- 
selben ebenfalls stufenförmig von den Hauptkänimen in 0 und W ab- 
brechen und gegen einander verworfen liegen. 

Im einzelnen jedoch unterliegt die vorherrschende Fallrichtung 
der Tafeln nach den Senkungsfeldem hin bedeutenden Abweichungen, 
besonders aus folgenden GrQnden: jede der beiden Brücken bildet 
keinen einzelnen, durch das ganze Qebirgssystem durchstreichenden 
Kamm, sondern besteht aus mehreren, in NNO streichenden Parallel- 
Zügen, welche mit verschiedenen Tj'ingen an den Rändern der vier ge- 
trennten Horste ziek/acktÖrmig abbrechen. Deswegen läuft die Rhein- 
ebene nicht durchweg geradlinig in NNO, sondern springt oft mit 
Buchten, in denen dann die Schichten besonders stark zerrüttet liegen, 
gegen die K&mme der Horste hinein. Die Grundursache dieser quer 
gerichteten Abbrilche der in NNO streichenden Kämme und der beiden 
Senken bei Zabern und im Kraichgau, sowie des Süd- und Nordrandes 
der Gebirge beruht darin, dass das Grundgebirge ein anderes Streichen 
besitzt als dasjenige ist, welches die jüngeren Bewegungen beherrscht: 

*) Ausser den bereits citirten Werken lieben wir hier liervor; 

Deffner und Fraa.s, Die Jur;i VD-senkung bei Langenbrücken. Oeo- 
gnostische Monographie. H. Jahrb. für Mineral. 1859, S. 1 a. 513. Mit geologischer 
Kai-te. Stuttgart 1859. 

Ben ecke und Cohen, Geo^ostisclie BeBchreibnng der ümgegend TOn 
Heidelberg. Mit 2 geol. Karten. Strassburg 1881. 

G. Bleicher, Essai de g^ologie compar^e des Fyr^n^es, da plateau central 
et des Vosges. Inang.-DisB. Colmar 1870. 

F. Schal eh, Beiträge zur KenntniM der Triae am attdSaÜieheii Schwarz- 
walde. Inang.-DisB. Schaffhausen 1873. 



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39] 



Di« oberrheinische Tiefebene nnd ihre Baadgebirge. 



71 



das gefaltete, in ONO streichende Grimdgebir^'e zerbricht leichter 
parallel seinem btreichen und parallel seinen Falten, als in der neuen 
NNO -Richtung des jüngeren Gebirgssystema. 

Aas diesen Grfinden Aberzieht sich das oberrheinisehe Gebirgs- 
System mit einem Ifetz von Brüchen, welche vorherrschend im Hanpt- 
sti i lien des Systems in NNO und senkrecht zu dieser Richtung 
verlaufen, welche aber dnrcli die Querbrüdie des Grundgebirges je 
Dach der Lage der absinkenden Tafeln von jener Hauptriclitiing' mehr 
oder weniger abgelenkt werden. Wenn es dabei auch gelegentlich 
vorkommen kann, dass das Streichen der jüngeren Brüche dem Streichen 
des Grundgebirges parallel wird, so unterscheiden sich die Ursachen 
dieser ahnHchen Wirkungen doch sehr scharf yon einander: jene Be- 
wegung der paläOEoisehen Zeit schob die yon ihr betroffenen Schichten 
zusammen, die jüngere Bewegung det tertiären Zeit nss im Gegen- 
theil die Schichten auseinander. 

1. Am Stldrande des Sehwarswaldes. 

"Die Bergk'^tfon des Schwarzwaldes brechen an ihrem Südrande 
mVht geradlinig m die Tiefe , sondern in zwei Absätzen : der Dinkel- 
berg und die Sa^idsteinholieii nördlich der unteren Wiese zwischen 
Schopfheim und ii.andern bestehen aus fast horizontal liegenden Trias- 
tafeln, welche mit ostvre8tli<^em Bruche, also ungefähr parallel der 
oben beschriebenen Falte von Badenweiler bis Schönau^ stldlich vor 
den letzten Hdhen der beiden Kämme des Feldbergs und des Belchens 
abgesunken sind; nur längs des Bruches sind die Schichten, wie so 
häufig bei Tafelbrüchen, ein wenig geschleppt, d. h. sie fallen eine 
kurze Strecke weit vom Grundgebirge ab nach I^^fiflon. Am Ostrande 
trennt ein Längsbruch in der Hauptrichtung des Systems die abgesun- 
• kene Triastafel des Dinkelberges vom Gneiss des Vorwaldes, welcher 
längs der Wehra nach Süden Torspriugt bis an den Ehein: erst hier 
zwischen Säekingen und Waldshut endigt mit oatwestlichem Querbruehe 
der östlichste S&eifen des Grundgebirges. 

2. Am Ostrande der Rheinebene. 

Längs dem der Eheinebene zugewandten Abhänge des Schwarz- 
waldes brachen die Trias- und Juraschichten zumeist regelmässig mit 
VerAVPffnngen in der NNO-Hauptrichtnncr am Grundgebirge oder gleich- 
zeitig mit mehr oder weniger breiten Streifen des Grundgebirijes selbst 
zur geöffneten Spalte nieder; dabei finden sich die grössteu Störungen 
mit steiler Abschleppung der Schichten in der Nähe der Hauptbrüche 
zwischen Trias und krjstallinem Ghnmdgebirge , wihrend westlich der 
Hauptbrüche zumeist die Trias- und Juratafeln &st horizontal lagern, 
wie z. B. in dem breiten JurahügeUande zwischen Eandem, fitein 
und Müllheim. 

Bei Freiburg begegnen wir einer tieferen Einbuchtung, in welcher 
die abgesunkenen Trias- und Jurastuien schneller und steiler direkt 



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72 



Lep^QS, 



[40 



am Fasse des westlichen Hauptkararaes des Grundgebirges in die Tiefe 
srnken: dieser tiefere Einbruch der Schichten in der Rheinebene ver- 
ursachte das Ausströmen der Erdlava in dem Vulkane des Kaiserstuhls 

am Khein. 

Charakteristisch für die Lagerung der abgeworfenen Schichten 
ist der Bau des Schünberges südlich Freiburg und seiner ParaUel- 
• kette, des Tuniberges bei Tkiengen: die Trias- mid Jniaschichten beider 
Berge streichen parallel der Hauptricbtung in NNO und &üen von den 

Verwerfungen ab nach WNW dem Rheine und dem Kaiserstuhl zu. 

Nördlich der Freiburger Bucht ist der ganze Gebirgsstreifeii zwi- 
schen Emmendingen und Offenbiirg gegen die Rheinebene abgesunken 
nicht nur die Trias- und Jurastreifen, sondern auch breite Streifen 
des Grundgebirges brechen vom Hauptkamme treppenförmig an ein- 
ander ziu' Tiefe. Die genauen Aufnahmen von H. Eck in der Umgegend 
Yon Lahr weisen mehrere parallele Verwerfungen im Hauptstreichen 
des Gebirges, nämlich in NNO nach, zwischen denen die Tafehi hori- 
zontal, oder schwach geneigt nach W lagern. 

Bei Baden und Gernsbach bricht der grössere Theil des Schwarz- 
wälder Grundstockes quer zum Streichen des Gebirges in ONO ab; 
wir finden y.uniiclist vor den abgeschnittenen Kämmen die niedersinken- 
den Formatif)i?en in stark verworfener Lagerung, so dass z. B. am 
Nordfusse der Ebersteinburg gegen i\.uppenheini zu eine grössere Partie 
Muschelkalk mit Verwerfungen eingekeüt liegt zwischen den westlichen 
Buntsandstein-Höhen und den paläozoischen Schiefem und Bothliegen- 
den Conglomeraten der Ostseite. 

In diesem Umbrüche der Rheinspalte bei Baden beginnt die breite 
und für den Bau des oberrheinischen Gebirgssjstems wichtige Senke 
des Kraichgaues zwischen Schw;irzwald und Odenwald. Von Baden 
brechen die Tafehi allmählich nieder bis zu den relativ am tiefsten 
eingesunkeneu Jurastreifen bei Langenbrücken. Diese Schollen haben 
schon lange die Aufinerksamkeit der Geologen erregt: denn sie sind 
die letzten Reste der Juradecke, welche einst vor den terti&ren Brüchen 
und vor der Denudation der continentalen Strecken das ganze südwest- 
liehe Deutschland bedeckten. Das erkannten schon Deffner uiul 
Fraas, und mit Recht rühmt Suess in seinem umfassenden Werke 
(Antlitz der Erde I, S. 250). dass dirsn beiden Forscher bereits im 
Jahre 1859 die EntsteliTing der eingekeilten Jurascholle von Langen- 
brücken richtig erkannt hätten. Vom Xordende des Schwarz waldes 
bis zur Senknngsmittellinie Langenbrücken -Mühlhausen sinken die 
Tafeln staffelibrmig nieder, so dass die SO-Seite jeder Verwerfung 
stets die relativ höhere ist; nördlich der Mittellinie der Senke findet 
natürlich das Umgekehrte statt: hier steigen die Stufen zum Südrande 
des Odenwaldes auf, so dass immer die NW-Seite jeder Verwerfung 
die höhere wird. 



Carl Fromherz, Geognostisehe Beschreibung des Schönberga beiFr«i< 
bürg. Mit Profiltafel. Üniversitäts-Programm. Freibiirg 1837. 

*) H. Eck, Umgegend von Lahr, 1884. Fh. Platz, Geologische Beschrei- 
bung der Umgebungen von Lshr und Offenbnig. Carleruhe 1867. 



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41J Die oberrlieinibche Tiefebene und ihre Randgebirge. 73 

Da die ganze Kraichgauer Senke quer zu den Zügen des ober- 
zbeinisehen fiebirgssystems und parallel zum Streichen des Ghnmd- 

gebirges verläuft, so richtet sieh die Mittellinie der Senke in N r>0 ^ 0 
und die derselben parallelen Hauptverwerfungen in NO, indem die Tafeln 
zwischen dem in NNO Hegenden Odenwalde und dem in SSW liegenden 
Schwarzwalde niedersinken müssen. Doch streicht eine Hauptverwer- 
fimg, die von Ubstatt, über Oestringen bis in den Buntsandstein bei 
Spechbach (Beuecke und Cohen a. a. 0. S. 601) in N 'öl ^ 0, also 
mehr im Hauptetreielien der Gebirge, als in dem der Senke. Die 
mit den Hauptverwerfinigen entstehenden Querbrttche streichen natfir- 
fich senkrecht zu jenen, also in NW bis WNW; in dieser Richtung 
verläuft z. B. die Verwerfung im Angelbach thale, wo die beiden Ränder 
des Querbrnches so zu einander stehen, dass bei Wiesloch die NO- 
Seite höher liegt als die SW -Seite, da'j:PL!'on oberhalb im Thale SThou 
bei Waldangeloch die Schichten beiderseits des Bruches in gleiches 
Niveau zu stehen kommen. 

Auch die Nähe der Itheinspalte madit sich geltend in dieser 
Senke, z. B. in der Verwerfdng, welche von Kusuoch in N 6*^ 0 
oberhalb Leimen und über den Speiererhof nach Heidelberg zwischen 
Königstuhl und Qeisberg hindurchzidit; der Westrand der Verwerfung 
sinkt ab zur Kheinebene (Bonecke und Cohen a. a. 0. 1881, S. G02). 

Doch sind wir hiermit schon am Rande des Odenwaldes ange- 
langt, an dem nur wenige Reste der abgesnnkrjien Schichten zu Tage 
gehen. Einige Buntsandstein-Schollen ragen zwischen Grossachsen und 
Weinheim am Fusse der Granitberge hervor; die Starkenburg bei 
Heppenheim steht auf einer an Gneissen hängengebliebenen Bunteand- 
stemkuppe; und in Darmstadt sinken Conglomerate und Letten des 
oberen Rothliegenden mit nordsftdiich gerichteter Verwerfung am 
Granit nach W unter das Diluvium in die Tiefe. 

Der Abbruch des Grundgebirges an der Berg^tmsse verläuft auch 
nicht geradlinig, sondern mit einem stumpfen Winkel am Meiibocus; 
in der Ecke südlich vorgelagert diesem neuen gegen W mehr vor- 
springenden Kamme haben sich die Schollen des Bunten Sandsteins und 
der oligocänen Heeressande bei Heppenheim erhalten. 

3. Am S&drande der Vogesen. 

Betrachten wir nun zuerst den Innenrand der Vogesen und der 
Haardt, ehe wir die östliche Abdachung des Schwarzwaldes und des 
Odenwaldes kennzeichnen, so erkennen wir dort denselben Zickzack- 
förmigen Verlauf der Abbruchlinie an der BheinTersenkung und ähn- 
liche Buditen wie am inneren Bande der östlichen Gebirge. Der 
Beichenstock der Vogesen bricht im Süden an der Burgundischen 
Pforte in der Richtung ONO parallel zum Streichen des Grundgebirges 
ab: längs des Südrandes der oben erwähnten letzten Falte des Grund- 
gebirges im Mont Saibert und Arsot bei Beifort fallen sämmtliche 
Formationen vom oberen Rothliegenden durch die Trias bis zum oberen 
Jura nach SSO , also im gleichen Sinne mit dem Grundgebii"ge, 



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74 



Lepsius, 



[42 



indessen discordant über demselben und mit bedeutend flacheren Winkeln. 
Dabei macht man hier wie überall die Beobachtong, dass spröde 
Schichten wie der Bunisandstein flacher einfallen (hier am Mont Arsot 
mit 10 — 15*), aU die faltbaren, dünnen Schichten des Muschelkalkes 
und des Keupers« die Ober dem Buntsandstein daselbst mit 32^ in 
SO abfallen. Die massigen Korallenkalke des oberen Jura bei Beifort 
verhalten sieh auch wieder spröde und brechen daher mit drei Längs- 
verwerfunji^eii staffelformig nach SO, mit Winkeln von anfangs 30*^ 
beim Fort de 1h Miotte und von (3 " in der zweiten, südlichen Stufe bei 
Perouse; schon bei Danjontin liegen die Tafeln fast horizontal also 
eine Lagerung der abgesunkenen Tafeln mit Schleppnng am Gnmd** 
gebirge wie drüben im südlichen Schwamwald zwischen Kandern und 
Öchopfheim. Nördlich der Falte der Bergkette Salbert-Arsot füllt das 
obere Rothliegende die Einsenkung bis zum höheren Anstieg des Ge- 
birjü^f^" bei Giromagnj, und zwar liegt dasselbe fast horizontal über 
den Köpfen der mit 50^ und steiler einfallenden paläozoischen Schiefer 
bei Sermamagny (Delbos et Köchlin-Schlumberger a. u. 0. 1807, 
II, S. 291). Hier am südlichen Abbmch der Vogesen beherrschen 
demnach diie Biehtungen des G^rundgebirges auch diejenigen der viel 
jfingeren Tafelabbrtiche des oberrheinischen Gebirgssystems, weil das 
letztere überhaupt im Sttden wie im Norden endigt parallel dem 
Streichen des Alpensjstems nnd des niedeirheinischen Schiefergebirges. 



4. Am Westrande der liheinebene. 

Liings des Ostabhanges der Vogesen und der Haardt dagegen 
sinken die niederbrechenden Trias- und Juratafeln einfach an den NNO 
streichenden E&mmen nach OSO in die ßheinspalte ein; nur an den 
Umbiegungen und in den Buchten des Gebirgsrandes compliciren sich 

die Brüche und Yerwerfnngen zwischen den Tafelstücken. Zwei 
Buchten sind hier von besonderer Wichtigkeit: diejenige von Wintz- 
felden, welche die Ecke zwischen dpm Nordende des südöstlichsten 
Bergkammes und dem mittleren Hauptkamme ausfüllt, und die BTirlif 
von Mutzig, welche vor dem Nordende dieses zweiten Hauptkammes 
hiuüberleitet zu dem letzten westlichen Kamme. Da dann die Haardt 
wiederum bedentaid gegen Osten yorspringt, so entsteht nördlich von 
dem Störungsgebiet yon Mntzig eine grössere Bucht bis nach Zabem, 
Ingweiler und Wörth hin. 

Die Bucht von Wintzfelden ^) ist beson ]. dadurch interessant, dass 
in derselben am Fuss der höchsten Bergkette der Yogesen die sämmt- 
lichen Schichten der Trln^ und üiicli noch der L;as Tnit unveränderter 
Mächtigkeit und ohne jeden petrograj)hischen Wechsel hart am Granit 
des Kleinen Beleben abschneiden: der Lias von Wintzfelden ist derselbe 
wie derjenige in Lothringen und in Schwaben. Von einem Meeresarme 



*) Siehe Delbos und Köcblin-Schlumberger; Bleicher a. a. 0. 1870, 
bes. pl. IV, profil 12i und E. Lepsiua a. a. 0. 1875, Taf. VI, Profil 5. 



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483 oberrheimsche Tiefebene und ihre Randgebirge. 75 

des Liasmeeres, welcher hier zwischen Vou- - ri und Sohwarzwald hin- 
durchreichte, kaiiu keine Rede sein; weder diese beiden Gebirge noch 
die RheinspaHse existirten zur Liaszeit'). 

Der Kleine Beleben hat eine absolute Höhe von 1274 m; rechnen 
wir die Iföehtigkeit der Trias und des Lias in der Bucht yon Wintz- 
felden zu 400 m so ergiebt sich eine Höhe des Yerwerfungseprunges 
YOn 1100 m, bei ca. 500 m Meereshöhe des Lies bei Wintefelden; 

j?e^en die Höhe des südlich aufragenden Grossen oder Gebweiler 
Belchens erhöht sich der Abbruch noch um 150 m Sprunghöhe der 
Verwerfunfjf : d. h. vor jenen grossen, tertiären Bewegungen und Sen- 
kungen, welche das oberrheinische Gebirgssystem und die Kheinspalte 
entstehen liessen, befand sich der Lias, welcher jetzt in der Bucht von 
Wintzfelden lagert, im Verhältniss zum Grundgebirge des Beichenstockes 
um 1250 m höher als jetzt, wo er in ca. 500 m Meereshöhe liegt. 
Wenn nun das Grundgebirge des Beichenstockes gar nicht höher ge- 
hobeuy d. h. gar nicht weiter vom Mittelpunkt der Erde entfernt 
wurde, als vor Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystems, was 
wahrscheinlich ist, so würde sich der Lias von Wintzfelden seit Anfang 
der Tertiärzeit um 1250 m gesenkt, d. h. um diesen Betrag sich dem 
Mittelpunkt der Erde ö;euähert haben. 

Die einzelnen btücke der zerbrochenen Triri-itafeln sind in der 
Bucht von Wintzfelden durch Verwerfungen von (Miiandf^r yetrennt, welche 
zumeist in NNO und senkrecht dazu verlaufen; die Tatein zwischen 
den Verwerfiingen neigen sich mit verschiedenen Winkehi im allge- 
meinen zur Rheinspalte hin oder liegen horizontal. l?ur die innerste 
Tafel mit der Liasschollo zunächst der grossen Verwerfungsspalte am 
Granit fällt gegen den Granit zu ein : diese Beobachtung lässt sich häufig 
bei Tafelbrüchen machen, dass nämlich die Tafel zunächst an einer grossen 
Verwerfungsspalte ge^^en diese einfällt"''). Diese Erscheinung erklärt 
sich ans der Mechanik der Tafelbrüche: Tüfelbrüche setzen stets ein 
Auseinanderweichen der stehenbleibenden Horste oder erhobenen Theile 
des Grundgebirges voraus; sonst müssten die einsinkenden Tafeln ge- 
faltet werden,' was sie nicht sind. Dabei wird häufig am mei&n 
Raum bleiben unmittelbar am Abhang des stehenbleibenden Horstes 
und daher die nächste an der Verwerfung anliegende Tafel, statt wie 
die übrigen Tafeln nach aussen vom Grundgebirge ab, nach innen zu 
einfallen, nach dem mechanischen Gesetze, welelies die Tafelbrüche 
beherrscht, dass nämlich «die Schichtentafeln sich emfach dahin neigen, 



') Siclie übi r diese nunmehr «bgethane Frage Beneeke, Trias in Elsas«- 
Lothringen 1877, S. 794-832. 

^) Allerdinga geben Delbos und Köchlin-Schlumberger I, S. 225, 
251, 274, 277, 283 im ganzen nur 370—390 m für die Trias im Ober-Elsaas anj 
das dürfte aber entschieden zu wenig sein. Daubree rechnet für die Trias im 
Ünter-Elass 570-GOO ra, siehe a. n. 0. 1852, .S. 87, IIG, 12ö, 132. 

') Z. B. an der grossea Verwerfung am Gianitstock des Adamello in Süd- 
tirol sinkt gewöhnlich die letzte Triastafel gegen den Granit ein: mehe B. Lep- 
sius, Das westliche Südtirol, S. 78 und 222, Berlin 1878, und Sneaa, Das 
Antlitz der £rde, I> S. 315. 



I III 



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76 



Lepsiui, 



144 



wo ein Raum es gestattet* Diese Erscheinuntr, dass die nächste Tafel 
an der Hauptverwerfuug gegen das Grundgebirge zu einfallt, koiiimfc 
übrigens am Ostrande der Yogesen öfter vor was am besten beweist, 
class die Rheinspalte dadurch entstanden ist, daas das Grundgebirge 
der Vogesen sich nach Westen etwas von demjenigen des Sdiwarz- 
Waldes entfernt hat. Die Anlagerung der abgesunkenen Trias- und 
Jura-Schollen am Tnnenrand des Schwarzwaldes ist noch nicht so genau 
untersucht, um uns Beispiele für diese wichtige Erscheinung darbieten 
zu können. 

Die Umbiegting des Ostabhauges der Vogesen an der Bucht von 
Wintzfelden gesdiieht bei Ruffach, so dass von hier ab nach Norden 
der Band des Gebirges mehr in NS-Iüditung yerlSnft Längs der 
Verwerfungen am Grundgebirge zwischen der Bucht von Wintzfelden 
und derjenigen von Mutzig sinken die Triastafeln rasch in die Tiefe, so 
dass die Vorberge nur eine schmale Zone bilden. Auf dieser Strecke 
zeigt sich die interessante Erscheinung, dass längs der Hauptverwerfung 
am Granit und an den paläozoischen Granwacken Muschelkalk und 
JuraooHthe umgewandelt sind in Kiesclgestcine; Kieselsäure hat den 
kohlensauren Kalk nächst der Verwerfuugsspalte vollständig verdrängt; 
zugleich hat sieh Sdiwerspath und Flussspath ausgeschieden. Diese 
Yerkieselnng der Kalke ist zu beobachten auf einer Strecke von 40 km 
von Bergheim Über Kestenholz bis Truttenhausen und Rosheim*). Die 
Hamptverwerfung streicht auf dieser Linie parallel dem Gebirgskamme 
in N 22** 0; der silificirte Muschelkalk fällt von Bergheim nach Orsch- 
Weiler bei Schlettstadt mit 85« in 0 22° S ein. 

Der Hauptkamni der Vogesen endigt im Norden mit dem breiten 
Rücken des Hüchfeldes und bricht dann quer ab am Magel- und 
Breoschthale mit zahlreichen Verwerfungen zwischen Ottrott und 
Ürmatt; von hier läuft der Gebirgsrand wieder nach NNO, am Ab- 
hang der Hohen Struth über Oberhaslach nach Cossweiler, Dann 
sinken die Triastafeln noch weiter nach Westen ein bis nach Rein- 
hardsmünster, und erst dort erreichen wir unmittelbar den Abhang des 
dritten, am meisten nach Westen zu gelegenen Vogesen kammes. Diese 
mehrfachen Unibiegungen des Gebirgsrandes und die beiden gegen die 
liiiemspalte vorspringenden Winkel bei Üttrptt und Cossweiler bewirken 
eine ausserordentlich gestörte Lagerung der Trias- und Juratafehi, 
welche an, dem aufragenden Gebirge in den Yorhügeln zwischen 
Mnteig, Haslach, Wasselnheim und Zabem in viele Stücke zerbrochen 
liegen. 

Ueber den genaueren Verlauf der zahlreichen Tafelbrüche in 
diesem abgesunkenen Gebiete sind wir noch nicht hinreichend unter- 



*) 0. Fr aas. Geologisches Profil der Schwarzwaldbahn von ^Zuffenhausen 
nach Calw. Württ. Jahreshefte 1876, S. 128. Siehe aacli Saess, Das Aotlitz 
der Erde I, S. 257. 

Ausser in der Bneht von Wintzfelden auch z. B. bei Niedermorsweier 
und Kieiizheim bei Colmar, im Becken von Mutzig bei liiederhaalach etc., fliehe 
die Profile bei Bleicher 1870 und Benecke 1877. 

*) Siehe Delb 08 et Edehllii -Sehlumi) erger 1866, I 6. 264 and 
Danbrie, Bas-Rhin 1852, S. 325—328. 



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Die obeniieiniaclie Tiefebene und ihre Randgebirge. 77 



richtet; mit Ausnahme der nächsten Umgebung von Haslach und 

Mutzig ^) fehlen uns die Specialaiifnalimen dieser Gegend. Mit derselben 
beginnt die weite Bucht von. Zabern-ßuchsweiler, welche der Senkung 

des Ge])irges zwischen Vogesen und Haardt östlich vorliegt und der 
Langenbrückerier Versenkung jenseits des Jäheines zwischen »Schwarz- 
wald und Odenwald eutsspricht. 

Längs des Ostrandes des Grundgebirges der Vogesen brachen 
bisher die Trias- und Juratafeln so rasch in die Tiefe der Rheinspalte, 
dass sich die Verwerfungsspalten, mit Ausnahme der Bucht von Wintz- 
felden, auf einen schmalen Streifen von Vorhergen beschränkten. Vom 
Bretischthale an vertheilen sich die Längsbrüehe auf den breiten Raum 
aswischen einer Linie, welche in direkter Fortsetzung der südlichen 
Hauptverwerfung von Molsheim über Truchtersheim, Mommenheim und 
Schweighausen nach Lobsann und Weissenburg verläuft, um hier am 
Ostrande der Haardt in derselben Richtung in NNO weiterzuziehen, 
und einer zweiten Linie, welche den Ostfuss des Zaberner Sandstein- 
gebirges von Reinhardsmünster über Keuweiler nach Ingweiler in 
gleicher NNO-Bichtung begleitet. Zwischen diesen beiden Haupt- 
Verwerfungen liegen zahlreiche andere Yerwerfongen, welche die Trias- 
iind Juratafeln stufenförmig und die kleineren Sprünge allmählich zur 
Tiefe absinken lassen^). 

In diesem Hügellande ragt der Bastberg bei Buchsweiier am 
höchsten auf bis zu 329 m über dem Meere, nur 70 m niedriger als 
der Sandsteinkamm bei Pfakbnrg. Der obere Theil des Bastberges 
besteht aus eocänen Süsswasserkalken und mitteloligocänen Conglo- 
meraten, welche zwar discordant über den unterlagernden Jurakalken 
liegen, aber auch ihrerseits wiederum eine gestörte Lagerung ze^en 
und dadurch beweisen, dass die Bewegungen im oberrheinist^en Ge- 
birgs^steme erst nach Ablagerung dieser Tertiärschichten ihr MaTimniu 
erreichten. 

r Bei Hagenau durchteufte ein Bohrloch von 290 m Tiefe noch 
nicht die jüngeren tertiären Schichten, welche die Rheinebene tmter 
dem Dilnvinni erfüllen; die Bergwerke und Bohrungen bei Lobsann 
haben die dortigen tertiären Schichten bis in ir)0 ni Tiefe erschlossen, 
ohue die Unterlage derselben zu erreichen. Wir erkennen daraus, dass 
die Trias- und Juraschichten, welche das Hügelland von Buchsweiler und 
Wörth bilden, Ostlich der Yerweriüng Molweim-Weis8enbui:g in grosse 
Tiefen abgesunken sind. 

Längs des Nordrandes der weiten Zabemer Bucht wendet sich 
der Abbruch des Sandstein-Plateaus yon Ingweiler wieder zurück über 
Niederbronn in ONO nach Weissenburg hinüber. Der Hochwald 
springt an der Ecke vor der Urabiegung des Gebirgsrandes mit Ver- 
werfungen weit heraus nach Süden; westlich neben diesem Buutsand- 



B e n e c k e a. a. 0. 1877. Geologische Karte der Umgebungen von Mutzig. 
Siehe R. Lepsius, Beiträge zur Kenntniss der Juraformation im Unter* 
Elsass, S. 30 lY. und Skizze und FroÜle auf Tafel L Leipzig 1875. 



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78 



Lepsius, 



[46 



stemzuge dringt der Muschelkalk grabenartig noch weit in NNO in 
das Gebirge bei Lembach ein. 

Wie wir bereits erwähnten, entspricht die Zaberncr Bucht geo- 
logiscli genau der Kraichgauer Versenkung: die Mittellinie und die 
Ränder der beiden Senken liegen in der ONO -Richtung des Streirliens 
des Gniiidgebirges und parallel dem Südabhange des Taunus und 
Hunsrüek. Die Reste von Jura- und Tertiärschi cliten nehmen auf der 
elsässischeu Seite noch einen viel grösseren iüiuni ein, als auf der 
badischen. Der Gebirgskamm bei Zabem tritt schärfer nnd deutlicher 
hervor, als derjenige von Pibrzheim bis Neckarelz, weil jener aus 
sprSde brüchigem Sandstein besteht, dieser aus Muschelkalk und Keuper- 
mergeln, in denen sich die treppenförmigen Verwerfungen mehr aus- 
gleichen. 

Am Ostrande der Haardt ist die Lagerung der am Gebirgsrande 
abgerutschten Trias- und Juraschollen noch einfacher, als längs der 
Vogesen: die grosse Verwerfuugsspalte zieht von Weissenburg in NNO 
Uber Bergzabra nach Neustadt, biegt bei Forst mehr in N um und 
lauft über Dürkheim nach Grünsfcadt, wo die Rheinspalten auf die 
mittelrheinischen Vorlagen des niederrheinischen Gebirgssystems auf- 
treffen. Zerbrochene Tafelstücke des Muschelkalkes liegen an der 
Verwerfung niedergesunken von Weissenburg an bis nach Neustadt; 
auch noch bei Griinstadt fand Gümbel Spuren desselben (a. a. 0. ISlio, 
S. Der tiefere Einschnitt der Queich bei Landau entblösst auch 

noch Keupermergel und Lias. Im übrigen sind es die Tertiärschichten, 
welche die Vorhügel am Gebirgsabhang bilden, die selbst auch noch 
an den Bewegungen des oberrheinischen Systems theilnahmen. 

Im Bereich der Vogesenspalte geschahen zur Tertiärzeit nur an 
drei Punkten Ausbrüche von Brdlaven: es sind das die Basalte von 
Reichenweier zwischen Colmar nnd Schlettstadt im Oberelsass, dann 
zwischen Wörth und Reichslinfpii im ünterelsass, und endlich bei Forst 
in der Pfalz; am letzteren Urte ist die Basaltmasse ziemlich bedeutend, 
an den beiden ersten Punkten gering. Diesen Ausbrüchen an der 
Vogesenspalte entsprechen diejenigen an der Schwarzwald-Verwerfung, 
im Schdnberg und im Bromberg bei Freiburg im Breisgau, im Steins- 
berg bei Sinsheim und bei Auerbach an der Bergstrasse. 

Während im ganzen Gebiete der Vogesen und der Haardt kein 
emziger Basaltausbruch bekannt ist, finden sich deren mehrere im 
östlichen Randgebirge, zum Theil gerade auf den höchsten Höhen: 
nämlich am Oberhaustein bei Hornberg in 1051 m Meereshöhe, dann 
bei NeckarbischofFsheim und Neckarelz und im Katzenbuckel in 028 m 
Höhe ; mit dem Rossberg bei Darmstadt beginnen dann die zahlreichen 
Basaltausbrttche am unteren Main und im Vogelsberge. Als wichtigstes 
Merkzeichen einer tiefgreifenden Störung im Erdgewölbe steht aber 
mitten in der Rheinebene und vor dem Einbrüche der Freiburger Bucht 
das bereits erwähnte vulkanische Gebirge des Kaiserstuhles. Indessen 
scheinen jene vereinzelten Basaltausbrüche älteren Datums zu sein, 
als die Entstehung des Kaiserstuhl- Vulkanes. 



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Die olxanrlidiiiBelie Tiefebene und ihre Randgelrfrge. 



79 



5* Die äussere Abdacbnng des Sehwarswaldes* 

Was uuii die äusseren Abdachungen der Raudgebirge betriff!:, so 
neigen sich im allgemeinen die Trias- und Juratafeln ganz allftiälilich 
nach OSO zum schwäbisch-fränkischen Senkungsfelde vom ticliwarz- 
wald und Odenwald ab und auf der anderen Seite ebenso flach in 
WKW nach Lothringen hinein. Dabei brechen die Tafefas mit Längs- 
verwerfungen treppenförmig aneinander ab. Vortrefflich sind diese 
Tafelbrüche in Schwaben von 0. Fraas in den von ihm veröffentlichten 
Eisenbahnprofilen dargestellt mul beschrieben^): „Die heutige Ober- 
flächenbildung des Landes erscheint hienach als das Resultat trepjicn- 
förmiger Einsenkungen der Schichten, welche zwischen dem Schwarz- 
walde und dem i>Ieckar statthatten." Am schnellsten auf einander 
folgen die Verwexfangen zwischen den niederbrechenden Tafeln am 
Südostrande des hohen Schwarzwaldes am oberen Neckar und im Gebiet 
der Don Liuquellflflsse, wo die Schwäbische Alp nahe steht; je weiter 
nach Korden, um so breiter lagern sich die einzelnen Tafeln in dem 
Ktigellande am mittleren Nerkar. 

Die Umbrechung der Tafehi um das Nordende des Schwarzwälder 
Grundgebirges bringt wesentliche Unregelmässigkeiten im Streichen 
der absinkenden Trias: indessen treten einerseits die aus- und ein- 
springenden Winkel des Grundgebirges nicht so deutlich als am innen* 
rande der Gebirge hervor, weil die Yerwerfuugssprünge nidit so hoch 
wie dort werden; andererseits ist die Beschreibung der Lagerung in 
den Begleitworten der wfirttembergisehen geoU^^chen Karten von 
£. Paulus nocli zu wenig ausgiebig, um ein klares Bild des Brucli- 
netzes der Triastafeln östlich des Schwarzwaldes entwerfen zu können. 

In den vielfach gegen einander verworfenen Triastafeln von 
Schwaben entsteht zwischen dem südlich angrenzenden Senkuugsfelde 
der Tiefschweiz und der nördlich vorliegenden Kraichgauer Senke, also 
zwischen dem Bhein bei seinem Durchbrach durch den Jura oberhalb 
Waldshut und dem Neckar ein breiter Sattel, welchen bereits Vogel- 
gesang in seiner werthYoUen geologischen Beschreibung der Umgegend 
von Triberg und Donaueschingen kennzeichnete (a. a. 0. 1872, S. 9 — 11). 
Nach Yogelgesang fallen die Trias- und Juratafeln im Wutachgebiet 
in OSO ein bis zu einem Schichtensattel, auf welchem die Wasser- 
scheide zwischen Wutach und Donau liegt. Die Donau benutzt eine 
flache Schichtenmulde, in welcher nach £. Paulus, Blatt Schwen- 
ningen auch eine Verschiebung der Schichten gegen einander statt- 
findet, um durch die Jurakette quer durchzubrechen. Ein zweiter 
Sattel entspräche der Wasserscheide zwischen Donau und Neckar: Ton 
hier an nach Norden fallen die Tafeln mehr gegen ONO ein, um 
allmählich die Wendung um das Grundgebirge bis zur Kraichgauer 
Senke auszuführen. 



') 0. Fraas, Die geognostisch^ Profilirnn^ der württembergischen Eisen- 
bahnlinien. Stuttgart, 1. Liefg. 1883 ; 2. Liefg. 1884; 3. Liefg. 1885, mit Profilen 
in Fftrbendruek; und Württ. Jahxeshelte 1870. 



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80 



Lepsius, 



148 



Auf dem Donausattel streichen die Schiebten nach Yogelgesan^ 
ziemlich genau nordsudlich. Der AbfaU der Stufen nach 0 giebt sich 
in folgenden Höhenzahlen zu erkennen: der Buntsandstein erreicht 
auf dem Grundgebirge im Kesselberg bei Triberu; 102üm, die obere 
Grenze des Muschelkalkes auf dem Donansattel 788 m, des Keupers 
791 m und des Jura östlich über Donauesebingen 942 m. Zugleich 
beweisen diese Zalüen das rasche Niederbrechen der Tafeln gegen O 
mit Verwerfungen: denn da die Schichten dieaer TafeLi nnr mit wenigen 
Graden einfiftUen, würden die obigen Höhenyerhältnisse der yier Schiebten- 
gruppen , die nach Fraas zwischen YiUingen und Tuttlingen eine Ge- 
sammtmächtigkeit von 1354 m^) beaitzcn, nicht möglich sein ohne die 
treppenformigen Abbruche der immer tiefer einsinkenden Tafeln. 

Nördlich des Douausattels sinken die Triastafehi allmählich immer 
iiieJir nach NO ab. da dieselben um den nördlichen Theil <les Schwarz- 
wälder Grundgebirges von Freudenstadt über Wildbad nach Ettlingen 
herumschwenken mlissen, um xnr tiefsten SteUe der Senke bei Langen- 
brücken zn gelangen. Ans dem reichen Material, welches für die 
Construction des Tafelnetzes in Stuttgart Torhanden ist, bieten Regel- 
mann ^) , Bach *) und Fiaaa *) einiges. Fraas zählt eine Reihe der 
wichtigsten Längsverwerfnngen auf (a. a. 0. 1882, S. 22 ff.): er hebt 
da1)ei mit. Recht hervor, dass im Sandsteingebiet der Enz und Nagold 
die Verwerfungen schwer zu erkennen, dagegen in den höheren Stufen 
der Trias wegen der zahlreichen leichtkenntlichen Horizonte besser zu 
eonstatiren sind*). Vom Bonausatfcel an nach Norden nnd Kordo^ten 
anf Stuttgart zu führt Fraas die folgenden Hauptverwer^ngen an, 
neben denen zahlreiche andere Verwerfungen die Trias durchsetzen: 



') Nach Fraas. Geognostische Beschreibung von Württemberg etc. 1882 
berechnen sich die Mächtigkeiten im einzelnen: 

Buntsandstein . . . 156 m 

Muschelkalk. . . . 190 m 

Lettenkohie .... 30 m 

Keuper .... . 444 m 

Trias: 820 m 

Lias 50 m 

Brauner Jnra , . . 220 m 
Weisser Jura . . . 2G4 m 

IM 

Jura: 534 m 

Dabei dttrfte Tieireiclit der Buntsandstein zu gering gerechnet sein^ da er im 

Scliwarzwalde wohl an 400 ni mäcliti:'- wird. 

Trigonometrische Hoiieubestimtuungen und Notizen über den Gebirgsbau, 
in den Wfirttembergischen Jahrbttehern 1877^ 8. 35. 

Begleitworte zum Atlasblatt Böblingen 18G8. 

*) In den vortrefTlichen Eisenbahnprofilen und In der geognoetidclien Be- 
schreibung von Württemberg 1882. 

^) Dasselbe findet statt im Rheinischen Schiefergebirge ^ wo im Devon, die 
Vprwrrfunr^on schwer zu beobnriitcn siiui, dagegen in der auflagernden Trias massen- 
haft erscheinen, obwohl natürlich die Verwerfungen nicht nur durch die Trias, 
sondern ebenso Kablreieh durch das Devon setzen (siehe H. Grebe, Ueber das 
Ober-Rothlit'gt'iide, dir Tria?, das Tertiär und Diluvium in der Trif r'schen Gegend, 
und Ueber dir Trias-Mulde zwischen dem Hunsrück und Eifel-Devon. Jahrb. der 
k. preuss. geulog. Landesanstalt. Berlin 1883 und 1884). 



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I 



49] oberrheinische Tiefebene und ihre Handgebirge. 81 

1. von Villiiigeu über Münchweiler und Königsfeld nach Schram- 
berg; streicht in N 15 W; 

2. von Dornhan Über Lossburg nacb Ghiistopbsthal bei Freuden- 
stadt; streicht in N 30» W; 

3. von Schopfloch an Domstetten vorbei nachHailwangen; streicht 
in N 45« W; 

4. im Schönbuch a) von Eebenhiiusen über Hildrizhausen nach 
Ehningen, b) von Glashütte bei Waldenhnch nach Steinenbronn, c) die 
grosse Verwerfung von Aich nach Rohr und Vaihingen, welche die 
Grenze gegen die Filder bildet; alle drei Verwerfungen streichen in 
N 45» W; 

5. zwischen den Fildern und dem Schurwalde verläuft eine Ver- 
werfung von Plo('hin«jfen östlich über dem Neckarthale nach Unter- 
ttirkheim und setzt sich fort von Münster bei Cannstatt über Stammheim 
rm'l Schwieberdinj^en bis nach Vaihingen an der Enz; diese 42 km 
lange Verwerfung streicht in N 50 W ; 

ß. zwischen Calw und Weil der Stadt zieht bei Althengstett eine 
Verwerfung gleichfalls in N 50® W. 

Wir erkennen aus diesen Angaben, dass die Triastafeln, je weiter 
sie sich vom Donausattel nach NO entfernen, um so mehr ihr an- 
zügliches NNW-Streichen in NW umwenden, um das Nordostende 
des Schwarzwaldes mantelförmig bis zur Kraichgauer Senke zu um- 
gehen: dabei ist im allgemeinen die Tafel auf der NO-Seite der 
Verwerfung gegen die SW-Seite abgesunken, so dass die Bahn von 
Freudenstadt (731 m) nach Stuttgart (240 ni) immer jün<:^ere Schichten 
vom Bunten Sandstein bis hinauf zum Lias durchschneidet. 

Von Querverwerfungen heben wir diejenige im Schönbuch hervor, 
welche von Bebenhausen nach Aich in N 50^ 0 verläuft. Parallel 
diesen Querverwerfungen streicht der Steilhang der Rauhen Alp: der- 
selbe ist &8t durchaus ein Besnitat der Erosion durch die Neckarzutiüsse. 

Im <:^rossen und j^anzen ist demnach die Lagerung der Trias- 
taff'lii in dem schwäbischen Hiigellande mehr b*'lierrscht von der tiefen 
];iiisrii!ain<j^ parallel dem Streichen des (Irundgebirgeü zwisclien Schwarz- 
waid liud Odenwald, als von dem Hauptstreichen des oberrheinischen 
Gebirgssjstems. 

6. Die äussere Abdaehung des Odenwaldes. 

Während wir bereits einiji^ermnssen über den Bau der schwäbischen 
Triastafehi am 0«trande des Schwarzwaldes orientirt sind, mangeln 
bis jetzt fa.st volistitmlig die Nachrichten über die Lagerung der Trias 
östlich vom Grundgebirge des Odenwaldes. Das weitausgedehnte Sand- 
steinplateau des hinteren Odenwaldes zwischen Neckar und Main scheint 
im allgemeinen aus einer Reihe von Tafeln zu bestehen, welche durch 
Verwerfungen in NNO -Richtung von einander getrennt sind; die 
einzelnen Tafelln iu he bewirken aber meist nicht eine tiefere Lage des 
Ostflüij^els an der Verwerfung, wie in Schwaben, sondern umgekehrt 
eine Erhebung der Ost- üljer die Westseite: z. B. fallen die Saudsteine 

Forschimgeu zur «ieataohen Laudra* und Volkskonda. I. S. 6 



l I I 



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82 



LepsiuB, 



[50 



zwischen der oberen Gersprenz und der Miiiiilinji^ Hiirh in OSO gegen 
Michelstadt zu ein, so das8 ein Profil in dieser Kichtmig vom Grund- 
gebirge bei Reichelsheim erst den Zechstein, dann die Stufen des 
mächtigen Buntsandsteins, bei Sfceinhach anch den oberen Bnntsandstein 

durchschneidet und im Mümlingtlialt> endlich noch den "Wf llt'ttkalk an- 
trifft. Oestlich von Michelstadt und Erbach zieht eine Verwerfung 
von Kf'dfMitender Spninprhöhe in NNO hindurch, welche am Westfuss 
des KrLihber^es den nnteren Bunten Sandstein in dasNivGPJi dps Muschel- 
kalkes geworfen hat. Wiederum fallen darm im Krähberge die baud- 
steine regelmässig in OSO zum Schöllenbach hin. 

In den Hauptrerwerfungen des hinteren Odenwaldes laufen die 
Bäche nach N und S ab: so die Gersprenz, Mfimling und Mndau in den 
Main, Weschnitz, Finkenbach, Gammelsbach. Sensbach, Itterbaeh in 
den Neckar. Die einseitige Aufkippuug der Tafeln bewirkt, dass die 
Höhen der ganz flach in 0 bis OSO einfallenden Bunten Sandsteine 
zwischen den Verwerfimgen in den von W nach 0 auf einander 
folifHuden Zügen fast gleich hoch bleiben, im Durchschnitt von 450 m 
iMeeresliölie, und dass der hintere Odenwald im ganzen als ein gleich- 
förmiges Sandsteinplateau erscheint, obwohl hier die Tafeln ebenso 
zerstückelt sind, wie in Schwaben. 

7. Die äussere Abdaehnng; Ten Togesen und Haardt. 

Die westhche .'Vt)dachung der Vogesen und der Haardt verläuft 
nun weit einfacher und regelmässiger als diejenige der Gegenseite in 
Schwaben und Franken. Es ist dies verständlich bei der NNO-Richtung 
des oberrheinischen Gebirgssystems : während drüben im Schwarzwalde 
die Bergzüge des Grundgebirges in spitizen Winkeln auf die in NO zur 
Kraichgauer Senke absinkenden Triastafeln auftreffen, streicht diesseits 
der lange Westkamm fast uu unterbrochen vom Hochplateau der oberen 
Mosel über die obere Saar bis zum Westrich in der NNO-Richtung 
gleichförmifT hindurch. V<m diesem Krtnniie fallen die Triastafeln regel- 
mässig nach WNW, in derselben Weise einzeln aufgekippt mit steilen 
Ost- und flachen Westabhängen wie drüben im hinteren Odenwalde. 
Benecke giebt in seinem Abriss der Geologie von Elsass- Lothringen 
(1878 S. 105 ff.) eine allgemeine üebersicht der Tnaszfige in Deutsch- 
Lothringen: »Die zonenartige Aufeinanderfolge der Formationen von 
den Yogesen nach der Mosel hin veranlasste einen wiederholten Wechsel 
TOn Depressionen und erhöhten Rücken, je nach der leichteren oder 
schwereren Yerwitterbarkeit der Gesteine. Die Rücken lieqfen wallartigr 
mit dem steilen AbÜEÜl gegen die Yogesen und bilden nach Westen ein 
Glacis.* 

Die Triastafeln in Lothringen setzen sich zunächst vom östlichen 
Yogesen- und Haardtkamme ab an einer Yerwerfong, die auch im Sand- 
steingebiete von Pinnasens fiber Bitsch bis ins obere Zornthal in der 
Hauptrichtung von NNO nach SSW zu verfolgen ist. Dann folgt 
nach Westen ein scharf hervortretender Muschelkalkzug von den 
Höhen westlich über Saarburg an in NNO, östlich an Saarnnion yorbei 



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513 



Die oberrheinische Hefebene und ihre Kandgebirgp. 



83 



nach Rohrbacli und auf Zweibrficken zu; daran scliliesst »ich westlich 
die Seenniederung der Keupermergel in derselben NNO-Richtung von 
Avricourt an der französischen Grenze bis nach Saargemünd hin; die 
Seille entwässert diese Nif<lpning nach S, die Saar mich N. Der 
nächste Wall von Chätciiu-Saiina über Großstäncben nach Vahl-Ebersing 
gehört zum oberen Keupcr. 

Von dieaeiu letzteren Zu^e an macht sich gegen die Mosel bei 
Metz bin mehr und mehr die NO- bis OKO-Bi<£tnng des nieder- 
rliemischen Systems geltend, welches nördlich an dieser Gegend mit 
der grossen, bereits erwähnten Verwerfung von St. Avold Über For- 
bach und Bexh;icli bis zum Bonnersberge abschneidet. 

An der Mosel bei Metz um] Diodenhofen streichen die Berg'zfijre 
wieder nordsüdlich; doch werflen sie häutig gcquert y<m den in NO bis 
ONO verlaufenden Verwertungen des niederrheinischen Systems. In 
der NS-Richtung streicht z. B. die von Steinmann angegebene Ver- 
werfung von AmanTÜlers nach Bombach in dem Plateau westUch über 
Metz So weit nach Westen erstreckt sich aber nicht die Wirlcung 
des oberrheinischen Gebirgssystems ; denn wir befinden uns bei Hetz 
bereits in den Gebieten nördlich der das oberrheinische System ab- 
grenzenden Verwerfungslinie St. Avold-Bexbach. Die Wirkunp^en sind 
indessen hier deswegen ähnliehe wie in der Wef?tahdachini*T der Vo- 
pfesen und der Haardt, weil die Umgegend von Metz ebenfalls zu 
dem grossen Senkungsfelde zu rechnen ist, dessen Mitte das Pariser 
Becken einnimmt. 

Benecke Tergleioht den Verlauf der Höhenzuge in Lothringen mit 
der Gestalt eines Hegenden Z, da die Triastafeln zunächst westUch der 
Vogesen und der Haardt in NNO parallel dem oberrheinischen System 
streichen, dann weiter westlich anfangs mit NO-, endlich bei Metz 
mit N-Streichen um die SW-Ecke des Kheinischen Schiefergebirges 
umlenken. 

Das interessante Brnchnetz, welches Orebe aus der Trias der 
unteren Saar und Mosel so trefflich gekennzeichnet hat (a. a. 0. 1882 
und 1884), geböH yollstandig in den Bereich des niederrheinischen 
Systems. 

C. Die tertiären Ablagerungen in der oberrheinischen 

Tiefebene. 

Die Lagerung der abgestürzten Trias- und Jura- Tafeln an den 
beiderseitigen Gebirgsrandern längs der Yogesen- und Schwarzwald- 
Spalten hat uns bereits klar gemacht, dass die oberrheinische Tief- 
ebene dadurch entstanden ist, dass das Grundgebirge in der NNO- 
Bichtung des Systems auseinanderbrach und die Formationen zwischen 
den Horsten in grosse Tiefen Yersanken. Der Einbruch der Schichten 



^) G. Steinmann,, Geologischer Führer der Umgegend vfm Metz. Skizze 
der Verwerfungen auf S. 10. MeU 1880. 



84 



Lepsius^ 



[52 



in die Rheinspalte geschali zwar wie jedes derartige Ereigniss plötz- 
lich, aber das Endresultat desselben, wie wir es heute vor uns sehen, 
wurde nicht auf einmal erreicht, sondern erst durch eine sehr grosse 
Beihe einzelner Einbrüche, welche am Anfange der Tertiärzeit be- 
gannen und sich bis in die jetzige Zeit fortsetzten. Am Anfang der 
Tertiärepoche befanden sich in der wahrscheinlich sehr flach ein- 
gesenkten Rheinebene nur einip^e wenige au«<?Pf1ehnte Landseen, einer 
z. B. bei Buchsweiler im Uiitorclaass ; dieser Buch.'^woiler See vertiefte 
und vergrösserte sich bedeutend in der unteroligocäuen Zeit, wo in 
demselben die bis 300 m mächtigen Schichten von Lobsann und Pechel- 
bronn abgelagert wurden 

Zur miäeloligocänen Zeit war jedoch die Versenkung schon so 
weit gediehen, dass das Meer in die Rheinebene einbrach und sich 
nber die ganze Ebene zwischen den Gebirgen verbreitete : von Rädere^ 
dort in der Pfirt im Oberelsass »md von Lörrach und Stetten im 
Wiesonthal bei Basel an bis hinab n;ith Heppenlieini an der Berg- 
strasse und bis nach Alzey in Rheinliesseu. sowie längs des SüdnuHles 
des Taunus kennen wir die Sande und Conglouieraie des mitteloligo- 
cänen Meeressandes. Eine noch stärkere Vertiefung des Meeres in 
der Bheinebene beweist die mächtige Ablagerung des darauffolgenden 
Septarienthones, welcher gleichfalls von Sentheim im Oberelsass durch 
das Unterelsass bis an die Nalie und bis in die Wetterau zu finden ist. 

In den oberen Theil der Sepiarienthone geboren die Schiefer- 
thoiie mit Fischresten, welrlip im Oberelsass eine ziemliche Verbreitung 
besitzen. Dann folgen in der ganzen RJjejnehene Iiis in das Mainzer 
Becken feinkörnige oberoligocäne Meeressande und Mergelschiefer, welche 
zum Unterschied von den älteren »Alzejer Meeressanden* die »Els- 
heimer Meeressande* heissen; sie werden nach ihrem häufigen Gehalt 
an fossilen Blättern auch Blättersandsteine genannt. 

Mit den überlagernden Cyrenenmergeln beginnt die Aussüssung des 
Meeres. Der Cerithienkalk und der jüngere Litorinellenkalk des Mainzer 
Beckens lagerten sieh ber^^iis in einem geschlossenen Landsee ab, welcher 
nur am Mittelrhein, in Illiemliessen, in der Wetterau und in der Pfalz bis 
nach Landau hin sich ausdehnte. (Tleielialtrige Bildungen in Oberbaden, 
bei Müllheim, Auggeu, ScLliengeu, Kleiukems, Istein und im Tullinger 
Berg bei Basel gehdren mehr der schweizerischen Facies des Miocän an. 
Wahrscheinlich flössen diese Seen nach SW ab, jedenfalls nicht nach N, 
da wohl in der Schweiz und im Centralplateau von Frankreich, aber 
nicht in Norddeutschland oder am Niederrliein eine ähnliche miocäne 
Fauna vorhanden ist. Die jnnGfste tertiäre Bildiiriir der RJieinebene 
sind die fluviatilen Sande mit Resten von Dinotliernim, Mastodon und 
anderen Tjandsängethieren . wie sie von dem Schweizer Jura an bis 
iimab ins Mainzer Becken und bis auf das Plateau des rheinischen 
Schiefergebirges in grosser Verbreitung vorkommen. Erst mit dem Be- 
ginn der DUuTialzeit, also mit der Einwanderung des Menschen in 



Siehe für das elsässer Tertiär A. Andreae, Beitrag zur Kenntnies des 
elsässer Tertiärs, Strassburg 1883—1884. Für das mittel rheinische Tertiär R, Lep- 
8 las, Bas Mainzer BeckeiL, geologisch beschrieben. Dannstadt 1883. 



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53] 



Die oberrheinische Tiefebene und ihre Kaudgebirge. 



85 



Europa, brach der iUieiu durch die Juratafeln unterhalb des Budciiisees 
and benutzte die grosse Spalte zwischen Yogesen und Schwarzwald, 
Dm nach Norden abzufliessen. I>er Rhein fOllte mit seinem Schutte die 
Rheinebene so weit ans, daas die diluTialen Sande nnd Schotter fiber 
der tertiären Unterlage zumeist 50 — 100 m mächtig aufgehäuft liegen; 
nur an einigen Stellen wie })ei Koll)sheini und Truchtersheim bei Strass- 
bur«»'. im Büchelberg bei Liinterbnr«? in der Pfalz (Andreae a. a. 0. 
18^4. S. 227) und auf tlcm Steinmarkt bei Bauschheini zwisclieii (iross- 
gerau und Mainz taiuJit das Tertiär auch mitten in der Kheinebene 
an die Oberfläche aus dem Diluvium hervor. 

Uns interessirt hier besonders die Lagerung der tertiären Schichten 
in ihrem Yerhältniss zum oberrheinischen System. Da erkennen wir 
zuerst, daas die Unterlagen, das Liegende des Tertiärs längs der 
Kheinebene verschiedenartig ist. In Oberbaden lagern die mittel* 
oligocHnen Kalksande bei Lörrach und am Schloss Rötteln auf der aus- 
gefurchten Oberfläche der Jura-Kalke und -Oolitlie, deren Material 
die Gerolle dieses tertiären Meeressandes entnonuiien sind: die Ver- 
wertungen, welche hier den Oolith neben den Muschelkalk des 
Dinkelberges warfen, sind offSenbar erst später als der mitteloligocane 
Heeressand entstanden: denn sonst müsste der letztere auch andere 
Gerdlle, als nur JnragerOlle, er müsste vor allem auch Schwarz- 
waldgeröUe enthalten, was niclit rkr Fall ist. Die Meeressande bei 
Lörrach liegen in o21 m absoluter Hölie. 

In gleicher AVeise überdeckon oncäne Thone mit Bolmerzen und 
obereocäner Melanienkalk zwisclien Isteiri, Schliengen und Kandern 
die ausgewaschene Oberlläche der oberen und unteren weissen Jura- 
kalke der am Schwarzwälder Grundgebirge abgesunkeneu, ziemlich 
horizontal lagernden Schollen in 400 — 450 m Höhe. Die Bohnerzbildung 
ist hier ganz die gleiche wie anf der schwäbischen Alp und im Schweizer 
Jura; zur Zeit als diese liiniiischen eocänen Schichten sich ablederten, 
konnte die Absenkung der Juratafeln um die Horste herum noch 
kaum begonnen haben ; jedenfalls war das Grundgebirge des Schwarz- 
waldes zur Zeit noch nicht entblösst. 

Weiter nördlich treff'en wir die mitteloligocänen Kalksande und 
Conglomerate ausser bei Schliengen, Müllheim, Oberweiler, Staufen 
a. a. 0. aach anf der höchsten Höhe des 646 m hohen Schönberges 
bei Freibnrg nnd an dem Westabhang desselben: die Unterlage des 
Tertiär ist hier ebenfalls theils Oolith des braunen Jura, theils noch 
jüngerer Jurakalk, wie in ganz Oberbaden, nnd die Geröllc desselben 
bestehen zumeist aus diesen Jurakalken, zuweilen ans Liaskalk, selten 
aus Muschelkalk; aber man findet keine (Terölle von älteren Ge- 
steinen. Der ausgezeichnete Darsteller der geologischen Verhältnisse 
des Schönberges, Karl Fromherz (a. a. 0. 1837, S. 36) sagt am Schlüsse 
seiner Abhandlung: ,Wenn es sich endlich darmn handelt, die geo- 



stmunen, so muss ich mich hier anf die Bemerkung beschränken, 
dass diese Hebung augenscheinlich erst nach der Ablagernnjj der 
- tertiären Conglomerate erfolgte. Das Vorkommen dieser Conglomerate 
auf dem höchsten Gipfel des Schönberges in einer Höhe von 2000 Fuss 




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I l 



86 



Lepsins, 



[54 



und die Aufrichtung der Schichten') dieser terti&ren Felsarten am 
Steinenweg bei Ebringen setzt jene Tbatsache ausser Zweifel." Wir 

sprechen nach unseren jetzigen Ansdiauungen nun weder you einer 
^Tulkaniscfaen Hebung" noch von einer Hebung überhaupt, sondern 

sehen in der steilen Stellnnoj der Tertiärschichten am ^rlir^übcr'j; eine 
Folge des Al)sinktin8 der bchoUen in die Rheinspalto. Jedt iil dl - h effen 
wir äuuh liier bei Freiburg noch keine Gerölle des (Tiundgt l>iiges in 
den oligocänen Conglumerateu an und finden diese selbst in einer 
Höhe über dem Meere von 646 m. 

Endlich wurden die mitteloligocanen Ealksande auch bekannt auf 
dem Schutteriindenberg bei Lahr, wo sie gleich&Ils auf dem Oolith 
des braunen Jura aufliegen und mit 8 — lö***), an einer Stelle auch 
mit 40*^^) in W einfallen; sie lagern dort in 100 -200 ni absoluter 
Hö1k>. Diese Kalk.sande bestehen nach Walchner^) last ganz aus den 
Uolithk()rnern ihrer Unterlage. 

Gehen wir noch weiter nördlich, so finden wir bei übstatt und Malsch 
im Kraichgau mitteleocäne Süsswasserkalke aufgelagertauf unterem brau- 
nen Jura (Murcfaisonae-Sandstein); es sind Schichten von demselben Alter 
wie diejenigen drüben auf dem Bastberg bei Buchsweiler im IJnterelsass. 
Die Lagerung der Schichten ist schlecht aufgeschlossen; doch sagt 
Benecke (a. a. 0. S. 004): „in horizontaler Lage verblieben der Kalk- 
sandstein vfMi TT^statt und die jüngerem Tertiärbildungen.'* Sodann 
begegnen wir bei irrüssachsen einer einzelnen an der Hauptverwerfung 
abgesunkenen Scholle von mitteloligocänem Meeressande, welche unter 
Löss und nahe einer ebenfalls niedergesunkenen Partie Buntsandstein 
zu Tage tritt. Endlich hän^t eine abgerissene Tafel des mitteloligo- 
eanen Meeressandes am Gneiss üi den Verbergen bei Heppenheim an 
der Bergstrasse; nördlich daneben st^t die Starkenburg auf einem 
Best Ton Buntsandstein Hier nun besteht der tertiäre Sandstein 
zumeist uns Trihumertheileii der granitisdien Gestehie des Grund- 
gebirges, an welchem die Sfholle liegt; ^y\r crkcnnon ]]ier;ius, dass an 
der Bergstrasse bereits d.is kristalline Grundgebirge entbiösst war, als 
das mitteloligocäne Meer die Rheinebeue bedeckte. Dieser tertiäre 
Sandstein lagert bei Heppenheim in 300 m absoluter Höhe. 

Für die linke Rheinseite heben wir aus der eingehenden Dar- 
steUung des elsässer Tertiär von Andreae die folgenden hier in Betracht 
kommenden Punkte hervor. Die eocUiien Kalke in der Umgegend von 
Buchsweiler im Unter elsass iwA zu Morvillars bei Beifort lag^n wie 
diejenigen bei Kleiukems in Überbaden und liei TJbstatt und Malsch 
im Kraichgau auf Oolithen und Kalken des l)raunen Jura. In die^aeu 
Schichten gibt uns nichts kund, dass die Rheinspalte bereits vorhamlen 
war. Zur Zeit des obersten Eocän, als sich der Melanienkalk im Sundgau 



Bie Schichten fallen nach WDW ein. 
Eck a. a. 0. 1883, S. 101. 
•) Platz a. a. 0. 1867, S. 44. 

*) Wftlchner., Ueber das Yorkommen von Grobkalk am westlichen Rande 

dcB Schwarzwaldes, in Leonli. Zeitschr. für Min. 1827, II S, 241^246. 
^) R. Lcpsius, Mainzer Becken 1883^ S. 40. 



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55] 



Die oberrheinische Tiefebene und iiire liandgebirge. 



87 



ablagperte, scheiiit mh das schweizer Mohssemeer dem ElsasB Ton 
Süden her genfiliert za haben. 

Zur unteroligocänen Zeit entstanden die 200 bis 300 m mächtigeil 
Asphalt-, Petrol- und Biannkohlen-führenden Mergel und Kalke in 
dem Gebiet zwischen Hagenau, Wörth und Weissenburg im Unter- 
elsass und bei Altkirfb im Sundgau, brackisclie Schichten; auch in 
ihnen finden wir keine Andeutung, dass die Scliichtenstörungeu des 
oberrheinischen Systems bereits begonnen hätten. 

Erst mit der weit über die Grenzen des südwestlichen Deutschlands 
ausgedehnten allgemeinen Senkung zu An&ng der mitteloliffocftnen Zeit 
scheinen die ersten TafelbrÜche im Sinne des oberrheinischen Systems 
entstanden zu sein; denn von nun an finden wir Küstenbildnngen 
längs der Linien, welche jetzt ungefähr durch die Vogesen- und 
Schwarzwald-Spalten gezogen sind. Besonders treten grobe Strandgeroll- 
massen an der ganzen Länge der Vogesenspalte auf: die bis 'M) cm, 
ja bis 50 cm grossen Strandgerölle des mitteloligocänen Meeres lat^ern 
zu üiiingen bei Pfirt im Oberelsa»ss auf unterem weissen Jurakalk 
(Astartien) und bestehen selbst fast ganz ans diesen Jnrakalken; eben- 
so bei Beifort und Montb^ard. Bei Rödern nnd Leimbaeh S Thann 
und zu Snlz bei Gebweiler sind die Strandgerölle ebenfalls den Jnra- 
kalken, aber auch Aem Muschelkalk, dem Yoltzien- und Vogesen- 
Sandstein entnommen; dagegen fehlen vfi1lst;indig Gerolle von Granit 
oder Grauwacke, welche Gesteine dort ,v tzt die Berge jenseits der 
Verwerfung bilden. Auf dem 416 m iioiien Bollenberg und über 
Ruffach in ca. 390 m Höhe, dann bei Pfaffeuheim und auf dem 350 m 
hohen Letzenberg bei Tttrkheim liegen die mächtigen Conglomerate 
des mitteloligocänen Meeres auf braunem Jnrakalke; ans diesem Kalke 
stammen auch die meisten Qerölle selbst, daneben finden sich selten 
Gerölle ans der Trias, niemals die Granite und Grauwacken des Grund- 
gebirges. Zu Beblenheim bei Colmar bestehen die mitteloligocänen 
Meeresstran dgerölle ans Vogesensandstein , Muschelkalk und -Jura- 
oolithen; bei Itterswfiler, auf der 350 ni hohen Gloriette bei Barr 
und bei Bemhardsweiler vorwiegend aus braunen Jurakalken, am 
letzteren Orte auch aus eocäuem Süss wasserkalk. Auf dem Bischen- 
berg 360 m bei Oberehnheim lagern die Conglomerate auf eocftnem 
Sfisswasserkalk; die Qerölle derselben sind Juraooliihe, selten Bunt- 
sandsteine. Die mächtigen Strand^rölle auf dem Scharrachberg 316 m 
bei Welzheim bestehen vorwiegend aus Juraoolitiien; daneben kommen 
solche aus Muschelkalk , selten aus Voltzien- und Vogesensandstein 
vor. Der 329 m hohe Bastberg bei Buchsweiler trägt über den 
Ooliihen und Kaiken des oberen braunen Jura die eocänen Braun- 
kolilenmergel und Süsswasserkalke ; auf diesen lagern mächtige Massen 
von mitteloligocänen Strandgeröllen , die sämmtlich den OoUthen und 
Kalken des braunen Jura entnommen sind; die tertiären Sdiichten 
fallen hier mit 6—16 « in NNO ein. 

Bis hierher lagern die mitteloligocänen Schichten stets anf der 
ausgefurchten Oberfläche der Kalktafeln des braunen Jura, wie in 
Baden , nicht auf älteren Formationsstufen; nur im Sundgau und 
dann noch weiter südlich im Schweizer Jura lagern sie auf noch 



88 



Lepsius^ 



[56 



jüngeren Stuten, auf den Kalken des weissen Jura. Aber am Ab- 
hänge der Haardt und im Mainzer Becken wird da« anders: schon 
bei Wörth, bei Gimstett und Weissenbnrg Hegen die mitfceloHgocanen 

Conglomerate auf Lias und auf Muschelkalk; auch zeigen sich keine 
Juragerölle mehr, sondern fast lauter Muschelkalkgerölle ; ebenso ZU 
Leinweiler bei Landau (Andreae II S. 71). Das Profil von Lobsann 
(zwischen Wcirth und Weisi=!enburg) zeigt, dass die eocäiicn Petrol- 
sehichten, die Conglomerate des mitteloligocänen Alzeyer Meeressande.s 
und die ebenfalls niiiteloligocäneu Septarienthone mit voller Mächtigkeit 
an der Verwerfung am Vogesensandstein der Haardt abstossen; die Sep- 
tarienthone fallen sogar etwas gegen die Verwerfung ein, was wir oben 
(S. 73) als ein Kennzeichen der Tafelbrfiche längs der Yogesenspalte 
hervorhoben. Die Mächtigkeit der drei tertiären Stufen bei Lobsann 
ist mit 300 m noch nicht durchbohrt ; der Vogesensandstein des Hoch- 
waldes steht 300 m über Lobsann empor; die Mächtigkeit der oberen 
Trias (Volfczien-Sandstein, Muschelkalk und Keiiper) ist im Lnterelsass 
nach Daubree auf 175 m, diejenige des Jiiru bis zum oberen braunen 
Jura auf 135 m zu schätzen: rechnet man diese Zahlen zusammen, 
80 beträgt die Sprunghöhe der Verwerfung zwischen dem Hochwald 
und Lobsann mindestens 910 m. Diese Verwerfung ist nun sicher erst 
nach dem Absatz des Septarienthones (wahrscheinlich sehr viel später) 
entstanden: die Kheinebene bei Weissenburg hat sich demnach seit 
der oligocänen Zeit im Verhältniss gegen die stehengebliebenen Horste 
noch um wenigstens 910 m gesenkt. 

Im Mainzer Becken nun lagern die mitteloli^an iinen Meeressande 
aui den liothliegendeu Sandsteinen; am llunsrück und aia iuunus end- 
lich auf den Grauwacken des devonischen Schiefergebirges. 

Wir erkennen daraus, dass die nördlichen Gebiete der Rheinebene 
noch lange Zeit Continent waren und denudirt wurden bis auf das 
Grundgebirge (bei Heppenheim bis auf den Gneiss), che das mittel- 
nli'^ocUne Meer auch in diese Geo;pnden von Süden her einbrach, 
wahrend daf5Rell)e im südlirlicü Theile der Ivlieineljeiie schon längst die 
Felsen des braunen Jura überspülte. Die Grundgebirge der V'ugesen 
und des Schwarzwaides waren damals noch nicht entblösst: denn keine 
Granit- und Grauwackengerülle, sondern nur Jura- und Triasgerölle 
büdeten die Conglomerate an der Küste des oligocänen Meeres. 

Auch noch untrüglichere Zeichen der Brandung des tertiären Meeres 
finden sich längs dieser damaligen Küstenlinie : ausgewaschene und ab- 
gespülte Felsen der Grauwacken und Quarzite am Taunusrande (z. B. 
nahe Schloss Vollrathf? bei Oestrich) und der Rothliegenden Sandsteine, 
Melaphyre und Porpliyre in Hlieiuhessen. Auch sitzen häufig nocli ganze 
Austerncolonien fest an den Porphyrfelsen nahe der ehemaligen Küste, 
Im Elsass aber erwähnt Daubree auch Bohrlöcher von Bohrmuscheln 
am Strande des mitteloligocänen Meeres in den Jnrakalken und im 
Muschelkalke bei Wörth, am Kleinen Bastberge bei Buchsweiler^ am 
Scharrachberg und Dreispitz bei Molsheim, bei Barr und bei BHensch- 
Weiler. 

Die miocKnen Büsswasserbildungen lial)en eine geringere Ver- 
breitung in der üheinebene, als die oligocänen Meeresabsätze; in den 



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Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 



89 



Gerithienkalken und Litorinellenkalkeii bemerken wir keine Anzeichen 
Ton bedeutenden Störungen. Doch werden auch während dieser Zeit 

die Absenkungen fortgeschritten sein; am stärksten jedoch wohl während 
der pliocänen, jüngsten Tertiärzeit, wo bereits die grossen Seen 
ans der Kheinebene verschwunden waren und nur Flussabsiitze sich 
bildeten. Am Anfang der Diluvial/eit waren jedenfalls schon die 
Grundgebirfj^e von Vogesen und Schwarzwjild fast ebenso entbiösst von 
deii ehemals überlagernden Trias- und Jurastufen, wie jetzt: denn in 
den diluTialen Gonglomeraten der Rheinebene finden wir die Graulte 
und Grauwacken der Grundgebirge ebenso wie Triasgerölle. Die 
dilavialen Gletscher in den Beichenstöcken &nden die ThSler, in 
welchen sie hinabglitten, nicht viel weniger ausgehöhlt vor, als sie 
jetzt sich darstellen. Dazu brachte der Rhoin alpine Gerölle, die vor 
der diiiivialen Zeit nirgends in den älteren Ablagernngen des ober- 
rheinischen Gebirgssystems vorkommen. Auch während der Dihivial- 
zeit sanken die Trias-, Jura- ujid Tertiürtafeln in der Rheinspalte 
noch tiefer, indem gleichzeitig der Rhein mit dem mitgeführten Sand, 
Eies und Schlick die absinkende Fläche wieder aufiRillte. Hundert 
Meter mächtig liegen z. B. die diluvialen Rheinablagerungen zu Gries* 
heim in der Ebene westlich bei Darmstadt, und sie enthalten noch 
in ihren tiefsten Schiclitcn Flnssmnschehi und Flussschnecken, wie sie 
zur dihivialen Zeit am Rlieine lebten. 

Noch heute gelten uns die zahlreichen Erdbeben in der ober- 
und mittelrheiniscben Tiefebene kund, dass diese Bewegungen im 
Sinne des oberrheinischen Gebirgssystems noch nicht zur Ruhe ge- 
kommen sind; jedesmal wenn eine durch die Senkungen entstandene 
Spannung im Erdgewölbe ausgelöst wird, lassen die Einbrüche den 
Boden unter unseren Füssen erzittern. Dagegen erlauben die Schutz- 
dämme, welche jetzt den Strom seiner ganzen Länge nach von Basel 
bis Mainz von der ihn umgebenden Ebene abschliessen . dem Rhein 
nicht mehr, die allmählich tiefer sinkenden Flächen der Tiefebene mit 
seinem Schlicke aufzufüllen; in Folge dessen werden, besonders am 
Mittelrhein, die Ueberschwemmungen bei der Hochfluth immer gefähr- 
licher und bedrohen immer weitere Gebiete, so dass in diesen Gegen- 
den schon emstlich die Frage erörtert wurd, ob es nicht thunlich wäre, 
zu dem holländischen Poldersjstem fiberzugehen, den Getreidebau in 
den Niederungen in der Nähe des Rheines wieder aufzugeben und, wie 
früher vor dem Bau der Dämme, zur Wiesencultur und zur Viehzucht 
zurückzukehren. 

Dieselbe Erwägung, die wir aus der geologischen Geschichte des 
oberrheinischen Gebirgssystems gewonnen haben, nämiick dass die 
Bandgebirge der Rheinebene dnrä langsames aber lange andauerndes 
Absinken der Trias- und Juratafeln sowie des Tertiärs entstanden 

sind, giebt uns auch die richtige Erklärung des eigenthümliehen Yer- 
laufes der Flüsse im Stromgebiete des Rheines: der Neckar, der Main, 
die Zorn, die Mosel, die Saar, die Nahe und der Rhein selbst konnten 
deswegen die Gebirge, durch weUdie ihr Unterhiuf geht, durchüiessen 
und durchschneiden, weil ehemals die Landstrecken ihres oberen und 
mittleren Laufes in einem höheren Niveau als jetzt sich befanden. In 

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90 



Lepsius, 



[58 



der laugeu Zeit vom jüiigsten Tertiär au durch das Diluvium bis in die 
jetzige Periode war das sfldwestliche DeutecUimd ein Contineut, auf 
welchem FlQfise ihr Belt eingraben; während derselben Zeit sanken die 

Schichtentafeln in der Rheinebene sowie in d^ schwäbisch-fränkischen 
und in dem lothringischen Senkungsfelde immer tiefer ab, sodass sie 

sich nun in einem bedeutend tieferen Niveau im Verhilltniss zu den 
weniger tief jibt^esunkenen oder stehengebliebenen Hörsten Schwarz- 
wald, Yogeseu, Odenwald und Haardt befinden. 



Schluss. 

Ueberblicken wir noch einmal die dargelegten Verliiiltnisse der 
oberrheinischen Tiefebene und ihrer liandgebirge. so Ussen sich die 
Resultate unserer Betrachtungen in die folgenden Sätze kurz zu- 
sammenfassen: 

1. Das krystalline und paläozoische Grandgebirge, welches in den 

Kernen der Bandgebirge zu beiden Seiten der Rheinebene zu Tage 
tritt, wurde am Ende der Steinkohlenzeit durch tangentialen Druck von 
SSO her in zahlreiche Falten mit ONO-Streichen zusammengeschoben. 

2. Von der Ablagerung des oberen Rothliegenden an bis zur Zeit 
der oberen Jura-Formation war das südwestliche Deutschland vom 
Meere bedeckt: Schichten von 1200 — 1500 m Mächtigkeit lagerten sich 
während dieser langen Zeit ohne jede Störung allmählich tlber dem 
Ghrnndgebirge ab. 

3. Während der Kreidezeit wurde das südwestliche Deutschland 
wiederum Continent und blieb es bis zur neuen TJeberflnthung durch 
das mitteloligücäne Meer. 

4. Von der Tertiärzeit an bis jetzt bildete sich das im allgemeinen 
in NNO streichende oberrheinische (rebirgssy stem heraus: rings 
am die weniger tief einsinkenden oder stehenbleibenden Horste brachen 
die Formationen in viele Tafeln auseinander und sanken mehr und 
mehr nieder östlich in dem schwäbisch-fränkischen, westlich in dem 
lothringischen Senkungsfelde' und mitten zwischen den Horsten in die 
aufklaffende Rheinspalte. 

5. Quer durch flie Randgebirge entstand eine Senkung in der ONO- 
Richtnng des Grundgebirges, östlich im Kraichgau zwischen Schwarz- 
wald nnd Odenwald, westlich im Zaberner Hügellande zwischen Vogesen 
und Haardt. 

6. Die ersten grösseren Bewegungen im Sinne des oberrheini- 
schen Gebirgssystems sprechen sdch aus in der Eüstenbildung des mittel- 
digocänen Meeres. Dieses Meer drang von Süden her in die ent- 
stehende Tiefebene ein, yerbreitete sich allmählich bis zum Mittelrhein- 
gebiet und bHeb als ein Meeresarm in Verbindung mit dem schweizerischen 
und nord deutschen Meere bis zur oboroligocänen Zeit, wo die Aus- 
süssung des Wassers in der Rheine beue begann. 



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59] 



Die obeirheiniscbe Tiefebene and ihre Rendgebirge. 



91 



7. Am meiaten beigetragen zur jetzigen Gestalhmg des ober- 
rheinischen Gebirgssystems hat die jüngste Tertiärzeit. 

8. Auch während der Diluvialzeit dauerte die Absenkung der 
oberrheinisclien Tiefebene fort. Zu Anfang dieser Zeit brach der Rhein 
in die Tiefebene ein und füllte dieselbe in der Folge fortdauernd mit 
seinem Schotter auf, so dass die diluvialen Rhein-Sande und -Kiese 
jetzt bis zu 100 m mächtig die abgesunkenen Tafeln der älteren For- 
mationen bedecken. 

9. Noch jetzt nehmen, die Bewegungen im oberrheimsehen Ge- 
birgssystem ihren Fori|;aiig, woTon die Erdbeben uns Kunde geben. 

10. Wenigstens nm 2500 m sind die Trias- und Juratafeln in 
der Rheinebene zwischen den höchsten Theilen von Sch^rzwald und 
Vogesen Ton der Tertiärzeit an bis jetzt niedergesunken. 



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Inhalt. 



Sette 

I. Einleitung [3J 35 

U. Orographische Uebenielit . . [8] 40 

1. Die Vogeaen [8] 40 

2. Der Schwanwald [12] 44 

a Die Haardt [U] 46 

4. Die beiden Senken bei Zat>eni and im Kraichgau . . . [15] 47 

5. Der Odenwald [16] 48 

6. Die yilieinehene [18] 50 

7. Die äusseren Grenzen der vier Randgebirge [18] 50 

m. Der geologische Bau [20] 58 

A. Da« Grondgebirge [21] 53 

1. Im Sehwanwalde [21] 53 

2. Im O.lenwalde [27] 59 

3. In den Voge«!en [29] Gl 

4. In der Haardt [32j 04 

B. Die Trias- und Jura-Tafeln [36] 68 

1. Am Südrande des Schwarzwaldes [39] 71 

2. Am Ostrande der Rheinebene [39] 71 

8. Am Südrande der Yogeeen [41] 78 

i. Am Weetrande der Rheinebene [42] 74 

5. Die änatoe Abdachung des Schwarzwaldes [47] 79 

6. Die äussere Abdaelumg des Odenwaldes [49] 81 

7. Die äussere Ahdachnng von Vogesen und Haardt . . . [50] 82 

C. Die tertiären Ablagerungen in der oberrheiniscben Tiefebene [51] 83 
Schluss [58] 90 



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