INDIANA
UNIVERSITY
LIBRARY
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• FOESC LIÜJN GEN
ZUli i)l::LTbt'ilE.\ LA.NDES- LXD VOLKSKUNDE
IM AUFTBAQE UND UNTER MITWIRKUNG DBR
CENTRALKOMMISSION FÜR WISSENSCHAFTLICHE Li^ESKUNDE
VON BEUTSOHLAim
BBKAÜSOBaBBiBUr TON DBBKN BOBnUTTrOsBSS
D»^ RICHARD LBHMANIJ^
ERSTER BAND.
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DIE
Oberrheinische Tiefebene
UND IHBE
RANDGEBIRGE
TON
" , G. RICHARD LEPSIUS, .
FrofeMOV 4egr Cteologie und IBnexalegie an dev tecboischen Hoobichnl« und IHrdrtor
der GvosAenot^idi besanoibeiii geologiaciieai lAudmanstalt nt-Dwimtadt.
J£»< einp' Uebersichtsfcarte des oberrheinischen GebirgssifStetm,
STUTIQA&T.
VBBLAÄ VON J. EN0ELHORN.
1885.
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nilllllllHIiiillliiiiiiiiiiiiiTTTüiiiiniiiiniinnfflmi
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PROSPEKT.
ie .,Fi)rs(.'luu]gen zur deuischen Laiulos- und Volkf«l\UiuU'" wollen dazu heilln,:
die lieiinischen laudes- uiid volkykundiiclieii tStudieu zu fördern, indem .sie aus
allen Gebieten dnMlben bedeuiendere und m ilirer Tragweite Uber ein blosi
örtliches Interesse binausgeliende Themata herausgreifen und darüber kOrzere wissen-
schaftliche Abhandlungen herrorragender Fachmänner bringen. Sie wollen ferner auf
solche Weise zugleich dahin wirken, dass die bezttgUchen in den verschiedenen Teilen
unseres Landes betric1)eiien P i schunsren melir, als dies bisher raeist der Fall war.
unter einander in TerViindung k( minien. Endlich woUen sie auch dazu beitragen,
das Interesse für diese Studien in den liölier gebildeten Kreisen unseres Volkes leb-
hafter anzuregen und allgemeiner zu machen. ' -
lu räumlicher Beziehung werden sie sich keineswegs auf das Gebiet des Deutschen
Reiches beschrSnken. Sondern soweit auf mittelenropSischem Boden von geschlossenen
Volk.Hgemeinschaften die deutsche Sprache geredet wird, soweit soll sich auch, ohne
Rücksicht auf staatiiche Grenzen, der Gesi( htski eis unserer Sammlung ausdehnen.
Da aber die wissenschaftlielie Betraclitung der Landesnatur die Weglassung einzelner
Teile ans der j)hvsi.sch(ni Einheit Mitteleuropas nicbt wohl gps:tatt«'n würde, so solleu
auch die von einer ni< Iii deutschen Bevölkerung eingenommenen (Te t>(^udeii desselben
samt ihren Bewohneni mit zur Berücksichtigung «gelangen. Es werden demnach Hus.ser
dem Deutschen Reiche auch die Länder des cislcithanischen Oesterreichs abge.sehen
von Oalizien, Bukowina und Dalmatien^ femer die ganze Schweiz, Luxemburg, die
Niederlande und Belgien in den Rahmen unseres Unternehmens liineingezogen werden.
Ausseiileui sollen noch die Sachsen Siebenbürgens mit 1 »erücksichtigt werden und
auch Arbeiten über die grösseren deutschen Volksmsein des russischen Beiches nicht
ausgeschlossen sein.
In sachlicher Hinsicht fassen wir die Landes- und Volkskunde in weitem Sinne.
Es werden denmach ebensowohl Arbeiten über Bau und Relief des Bodens, über
fossile Schätze desselben und ihi-e Verwertung, über Ivlima und Hydi'Ographie,
Pflanzen- und Tierverbreitun^, wie Uber die anthi-opolomschen und el^ologiseh^
Verhältnisse der Bewohner, ihre Mundarten, ihre räumliche Verteilung und deren
Dichte, ihr Wirtschaftsleben und dessen natürliche und örtüche Bedingungen, ihre
Sagen, Sitten, Bräuche u. s. w. hier Aufnahme finden können und auch Landesver-
m(^ssimi;. Kartograpliie inid Geschichte der (reograpliio m an<_reniesspner Weifte zur
Berüi ksiehiiniinn- ot bLugen. Durch Verbindung mit zahlreichen namhaften Fach-
geleluteii i.st dafür ge.^n'gt, dass thuisiu lilich schon in näherer Frist eine gi'össere Zahl
dieser verschiedenen Gebiete zur Bearl>eitung gelangen wird. Gleichwolil wn*d dadurch
keineswegs ein Chaos heterogener Spezialaxbeiten entstehen. Der leitende GFedanke
' in allen Einzelarbeiten, das innere Band, das sie trotz des mannigfidtigsten Stoffes
doch unter einander zusammenhalten wird, bleibt eben, abgesehen von der Gemein-
samkeit der räumlichen Umgrenzung, die wechselseitige innere Beziehung der eiu-
zehien Gegenstände unter einander. So wird der geologische Bau einer Tjandschaft
ni( lit hrliandflt werden, ohne dass /ui^leieli die dadurch bedingte (xestultung des
Rrlirfs und Zusammensetzung des Bodens • rürtcrt und die Folgerungen mindestens
angedeutet werden, welche sich wiederuju aus diesen beiden Faktoren tilr die auf
diesem Boden hausende organische Welt, ganz besonders aber für die Gestaltung des
wirtschaftlichen Daseins der Menschen, ergeben. So wird femer der Vegetaiions-
charakter einer Gegend hier nur erörtert werden können im Zusammenhang einer-
seits mit den ursächlich ein^virkcndcn natürlichen Faktoren, wie Relief und petro-
graphischer Charakter de^« Bodens, Temperatur- imd Bewässerung^Tcrhältni^-^^' u. a.,
andererseits mit seiner Beeintlussunsf der übrigen Lebewelt, ganz besonders der
iienscldichen ExistenzbedinnuuL^en u. s. w. Und in analoger Weise werden Abhand-
mgen über Wirtschaftsleben, über Volksart, Volksverteilung, Volksbewegung u. a.
OBERRHEINISCHE TIEFEBENE
UND IHRE
RANDGEBIRGE;
VON •* <
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i D« G. RICHARD LEPSIüS;.;;'
f 0. Professor der Oeologie uud Mineralogie an der teebuisoliea UocIis^HtoS uud* Direktor der
* groBalwrzoglidi hesaiwsheii geologisehieii LAndeMOMtalt sn Dtmitadt.
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I Mit tiner UeherHichUkarte des oberrheinischen Gebirgseystemäl
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STUTTGART.
VERLAG VON J. EN GEL HORN.
(
1885.
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4 1. Einleitung.
Eine der auffallendsten Erscheinungen in der Oberflächengestal-
tung von Deutschland ist die Tiefebene, welche der Rhein durchströmt
in seinem Mittellaufe von Biisel bis Mainz. Während das ganze übrige
südliche Deutschland aus Hochflächen und (Te})irgen besteht und im
Gegensatze zu dem norddeutschen Tief lande als ein Hochland zu be-
zeichnen ist, senkt sicli zwischen die Tier Gebirge Schwarzwald,
Vogesen, Odenwald und Haardt eine langgestreckte Tiefebene von
mehr als 10 000 Quadratkilometer Oberfläche ein, deren mittlere Höhe
über dem Meere nnr iSO m beträgt, während die umlioj^enden Ge-
birge bis zu Höhen von fast 1500 m aufragen. Diese tiefe Lage der
oberrheinischen Ebene und der Schutz, welchen ihr die begleitenden
(rebirgsketten gewähren, bedingen das milde Klima dieser bevorzugten
Laudstrecken, bedingen auch, zugleich mit den Anschwemmungen, mit
denen der Rhein die Oberfl&che der Tiefebene und die Yorhügel der
Randgebirge bedeckt hat, die grossentbeils reiche Fruchtbarkeit ihrer Ge-
filde. Gehört doch der nördlidie Theil der Rheinebene und die schmalen
Uferstriche längs des untern Rh^nthales zu den wenigen Gegenden
Deutschlands, deren n^iftlere Januartemperatnr über O'^C. liegt Daher
denn auch in der oberrheinischen Tiefebene und an don Thalgehängen
des Mittelrheins die besten Weine wachsen. Als Ludwig XIY. von
der Höhe der Zaberner Steige zum ersten Male herabblickte auf die
gesegnete Ebene zu seinen Ffissen, rief er ans: ,quel beau* jardin" ;
dieses Wort des französischen Königs gilt nicht allein yom Elsass,
sondern ist auch bezeichnend fOr die meisten übrigen Theile der ober-
und mittelrheinischen Tiefebene und der GebirgsabhSnge längs ihrer
Grenzen.
Vier Meilen breit und vierzig Mpiton lang erstreckt sich diese
Ebene über zwei und emen halben Lreiiengrad bis zum fünfzigsten
Parallelkreis, der gerade durch Mainz schneidet. Mitten hindurch fliesst
der mächtige Bheinstrom, in der weiten Ebene trotz seiner Wasser-
fblle nur wie ein silberglänzender Faden von den Gebirgsabhängen ans
anzuschauen.
*) 8iehe J. Hann, Handbach der Klimatologie, 8.473 IT. Stuttgart 1883.
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86 Lepsius, [4
Dass die oberrheinische Tiei'el)ene in ihrer eit(enarti<)fen Erschei-
nung im südwestdentschen fTphirgslande eine ganz besondere geologische
Geschichte bis zu ihrer jetzigen Gestaltung durchlaufen haben muss,
wird einem Jeden einleuchten, der gewohnt ist, über die Beziehungeu
der äusseren Oberflächenformen zu dem inneren Bau der festen Erd-
kruste nachzudenken. Ein Problem der mechanischen Geologie liegt vor
uns. Noch sind wir nicht im Stande, dasselbe völlig zu lösen, da hierzu
noch die genauen geologischen Aufnahmen des ganzen Gebietes zu aller-
meist fehlen. Aber bei der Grösse des vorliegenden Problems erscheint
es schon wichtig und fördernd, übersichtlich zusammenzufassen, wie
weit unsere Kenntnisse von der Entstehung der oberrheinischen Tief-
ebene und ihrer Handgebirge durch die bisherigen Arbeiten der rhei-
nischen Geologen bereits vorgeschritten sind.
Die ol)errheinische Tiefebene ist keineswegs ein vom Rheine
ausgewaschenes Thal ; ao mächtig der stolze Rliein dahinfluthet. würde
es ihm doch nicht möglich gewesen sein, ein vier Meilen breites Thal
in das Gebirgsland des südwestlichen Deutschlands einzufurchen. Wie
ein solches nur vom Flusse gebildetes Thal sich gestaltet, das sehen
wir am Bheinthale unterhalb des Binger Loches, wo sich der Strom durch
die eigene Kraft des fliessenden Wassers bis nach Bonn hin durch das
Schiefergebirge eine schmale, Tielfach gewundene und scharf einge-
schnittene Thalfurche im Laufe der Zeiten gegraben hat. Dort unter-
halb Bingen erkennen wir die eigenartigen Formen eines Erosiona-
Thales, wie es vom Flusse in ein Gebirge eingeschnitten wird.
Vielmehr ist die oberrheinische Tiefebene eine weit klatfende und
tiefe Spalte der festen Erdkruste, eine Spalte, welche längst vorhanden
war, ehe der Bhein geboren ward, eine Spalte, welche dieser Strom,
als er sich in dieselbe ergossen hatte, nicht mir nicht tiefer ausfnrchie,
sondern vielmehr mit dem mitgeschleppten Schutt der Gebirge ganz
bedeutend auffüllte und zuschüttete.
Diese Anschauung von der allgemeinen Entstehung der ober-
rheinischen Tiefebene ist bereits von den ersten Geologen, welche die
iianJgebirge beiderseits der Kheinebene genauer untersuchten, ge-
wonnen worden ; sie wurde von allen roäteren Forschem nur bestätigt.
Freilich Über die besondere Art und Weise und über die Zeit dieser
Entstehung gingen die Meinungen der Gelelnten sehr weit auseinander
und richteten sich naturgemäss nach dem jeweiligen Stande der geo«
logischen Wissenschaft.
In dem berühmten und für alle späteren geologischen Arbeiten
am Rheine grundlegenden Werke, den ,Geogn ostischen Umrissen der
Kheinländer zwischen Basel und Mainz, nach Beobachtungen ent-
worfen, auf einer Beise im Jahre 1823 gesammelt" sprachen die
drei Verfasser C. von Oeynhausen, H. von Dechen und H. von La
Boche bereits die richtige Ansicht Über die Entstehung der ober-
0 Zwei Bände. Essen 1825.
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II II
Die oberrheioiBche Tiefebene und ilire Randgebirge.
37
rheinischen Tiefebene klar aus: .Das Klieinthal von l^asel bis Mainz
ist so wenig durch eine Auswaschung? oder Zerstörung des Gesteins
entstanden, dass im Gegentheil später noch eine Wiederausfüllung
stattgefunden bat*, tind «wenn nnn aber das Rbeinthal von Basel bis
Mainz nicht dnreh Answaschnng entstanden sein kann, so verdankt
dasselbe seine Bildung derselben Ursache, welche die Vogesen und
den Schwarzwald emporhob, und ist daher von gleichem Alter, wie
jene beiden Gebirgszüge'^ (I. S. 24 und 2r»). Also schon im Jahre
1828, zu einer Zeit, wo die Geologie noch in ihrer ersten Entwickkmf?
stand, freilich in Deutschland unfer der energischen Einwirkung eines
Leopold von Buch, erkannten jene drei reisenden Geognosten mit
genialem BUeke den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Rhein«
ebene imd ihren Kandgebirgen ! Allerdings die tieferen Ursachen der
Gebirgs- und Spalten-bildenden Kräfte konnten damals noch nicht
ergründet werden; sind wir doch auch beute in der Erkenntniss dieser
letzten Ursachen von einer endgültigen und allgemein beMedigenden
Lösung noch weit genug entfernt.
Die geognostischen Verhältnisse in den Vogesen und im Elsass
hatte zuerst Phihpp Voltz ^) , Ingenieur en chef des mines ia Strass-
burg, in ausgezeichneter Weise studirt, sodass er bereits jenen drei
Reisenden im Jahre 1823 nach ihrer eigenen Aussage (Vorrede S. III)
, mündlich und schriftlich viele wichtige Bemerkungen mittbeilen
konnte* Auf Voltz^ objektive und sichere Beobachtungen stützten
sich auch vielfach die späteren Ausführungen des bekannten fran-
zösischen Geologen Elie de Bcaumont. Unter den verschiedenen
Gebirgssystemen, welche dieser hervorragende Gelehrte in seinen
„Kecherches sur quelques-uncs des revolutions de lu surface du globe" ^)
aufgestellt hatte, war eines der wichtigsten das »Systeme du Rhin",
welches die Gebirge Schwarzwald, Vogesen, Odenwald und Haardt
nmfasste; die Revolution, welche diese Gebirge nnd die Rheinspalte
dazwischen entstehen liess, sollte eingetreten sein nacli der Ablagerung
des Vogesen-Sandsteins und vor der Ablagerung des Voltzien-Sand-
Steins; um zugleich diese grosse Kf'volntion zwischen zwei Forma-
tionen erscheinen zu lassen, schluss h'Ait^ de Beaniuont die Permische
Formation und also auch die paläozoische Epoche mit dem Vogesen-
Sandstein, welcher jetzt als mittlerer Bunter Sandstein angesehen
wird, und begann den Bunten Sandstein und die Trias-Formation mit
dem Yoltzien-Sandstein, welcher nunmehr als oberer Bunt-Sandstein
gilt. Dieser Annidune des damals leitenden Pariser Geologen folgten
nicht allein die meisten übrigen im Elsass und in den Vogesen später-
hin arbeitenden Geologen, wie Thirria, Hogard, de Billy, Daubree,
^) Nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Geologen Friedrich Voltz
in Mainz, dessen Schriften über d&s Hainzer Becken in den Jahren 1851—1853
erschienen.
') Siehe aueh Ph. Voltz, G^ognosie des deux departeraents du Rhin, in
Aaffichlager, Konvellt; <l('S(ri]>tion de TAlsace. Strassburg 1820—1828.
*) Zuerst erschienen in den Annales des sciences naturelles ^ tome XVIII,
Paria 1829; denn weiter anse^efährt in einem Artikel des Dictionnaire universel
d'hietoire naturelie. Paris 1849.
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38 LepsiuB, £5
Delbos, Küchlin-Öcidumberger und Jacquot ^), M.adern auch einige
deutsche, auf dem badischen Rheinufer aufnehmeude Geologen, vor
allen Fr. Sandberger in seiner geologischen Beschreibung der Um-
gegend von Baden-Baden*) und in späteren Aufsätzen*).
In dem grossartig angelegten und mustergültig ausgeführten Werke,
dem Texte zur geologischen Karte von Frankreich, welches Anfang der
vierziger Jahre erschien, stammt die vorzügliche Beschreibung der
Vogesen ans der Feder Eiie de Beaiiinont's *' !. Daselbst stellt diVspr
geniale Forscher seine Ansicht von der Entziehung der ßiieinebene
zwischen Schwarzwald und Vogeseu in dem hier wiedergegebenen Dia-
gramm dar (Expl. I. pag. 437):
. /T'^^v'SI^»^ " — .
Vogesen. Blieinebene. Schwarzwald.
Wie bereits angedeutet, ist die allgemeine Erklärung, welche
dieser schematischen Darstellung Elie de Beaumont's zu Grunde liegt,
nämlich der zwischen den aufgekippten Rändern eingesunkenen Rhein-
ebene, auch jetzt noch die massgebende. Nur darin irrte Elie de Beau-
mont, dass er die Entstehung der Rhein-Versenkung zwischen den
Eandge))irgen bereits in die Zeit vor Ablagerung des Bunten Sand-
steins verlegte. Gegen diese imrichtige Zeitbestimmimg des grossen
Ereignisses hatten sich schon frühzeitig einige französische Geologen
ausgesprochen: so Bozet in seiner originellen Beschreibung der Süd-
vogesen und Gontejean in der geologischen Beschreibung des Canton
Montb^liard <^).
£. Tliirria, Statistique mineralogique et g^ologique du d^partemcnt de
1a HsQte-Sadne. Besan^on 1883.
II. Ilogard, Descri|)tion niim'ralogique et geolf/gique des reglons grani-
tique et arenacee du Systeme des Yosges. Avec Atlas de 12 feuilles et une carte
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H. de Billy, Esquisse de la geologie da d^partement des Vosges. Annalee
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A. Daubr6e, Description gdologique et miadralogique du departement
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J. Delbos et K ö c Ii 1 i n S c h 1 u m b erge r , Description geologique et
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E. Jacquot^ 0. Terqnem et Barri, Description min^logique et
geologique du departement de la Moselle. Mit Atla?. Paris 1868.
In den Beiträgen zur Statistik der inneren VemraltUDg des Grossherzog*
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acliaft in Basel 1877 und in (kr Zeitschrift „Das Ausland* 1870.
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de Beaamont. Tome pag. 267., chapitre V: Les Vosges. Paris 1841.
^) Rozet^ Dtscrii)ti(>n t,'»'ologique de la region Di4ridionale de la chaäne
des Vosges. Mit geologischer Karte. Paris 1834.
Ch. Contejean, Esquisse d*ane description plij^sique et geologique de
Tarrondissement de Montbeliard. Aus den Mem. de la soe. d*£l3ialation de Mont-
b^iard. 2. s&rie, I. vol., pag. 41—136. Paris 1862.
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7] Die oberrheinische Tiefebene nnd ihre Kandgebiige. 39
Mit Bezug auf diese Streitfrage über die Zeit der Entstehung
des ^Rhein-Systems* ^) stellte die philosopliische Fakultät der neu ge-
gründeten Universität Strassburg im Jahre 1873 eine Preisaufgabe
mit der Frage: „ist der Vogeseu-Sandstein vom Bunten-Sandsteiii zu
trennen?*, eine Frage, weldie auf Grund der stratigraphiachen Ver-
hältnisse dieser Sandsteine in den Yogesen unbedingt zu yemeinen
war Endlich hat W. Benecke in seinem Werke über die Trias
in Eisass-Lotbringen und Luxemburg (Strassburg 1877) in einem
Schlusskapitel die verschiedenen Ansichten über diese Frage noch
einmal znsainraengefasst (S. 794 — 823) unter der Ueberschrift : „Elie
de Beaumont's Hypothese von der Hebung der Vogesen nach Al)-
lagerung des Vogesen-Sandsteius* ; Benecke hat durch diese klaren und
treffenden Darlegungen wohl endgültig Elie de Beaumont^s Hypothese
beseitigt und die Zeit der Entstehung von Yogesen und Schwarzwald
in eine viel jüngere Epoche verwiesen.
Freilich können wir damit die Frage über Zeit nnd Weise der
Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystems noch nicht als gelöst
betracliton: dnzn miUsen erst, w^ie gesagt, die in Elsass-Lothringen
und Hessen tortsciireitenden, leider in Baden immer noch nicht be-
gonnenen geologischen Spezialautiiuhmen fertig vorliegen. Wie weit
bisher unsere Kenntnisse über das ,IQiein-8yBtem'' gefördert wurden,
wollen wir in den folgenden Abschnittien unserer Abhandlung be-
trachten
Leopold V. Euch, üeber die gcof^nostischen Systeme von Deutschland.
Ein Schreiben an den Geh. üath v. Leonhard, in v. Leonhard's mineralogiscbem
Taaehenbueh f&r das Jahr 1824, S. 501—506. Kit Karte. Frankfurt a. M. 1824.
Aueh in L. V, Buch's gesammelten Werken, Band III, S. 218. Berlin 1877.
Aus der prämiirten Preisarbeit verullentlichte der Veii'asser einen Auszug
mit ivartenskizze und Proüleu in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellsch.
Jahrg. 1875, S. 88 ff.
*) Ausser der bereits genannten Literatur erwähnen wir hier noch : die
wichtigen Abhandlungen zur geologischen Öpezialkarte von Elsass-Lothringea)
Bände i<^IV, Bkraesburg 1875—1864; dtirane jenes oben citirte Werk von Beneeke
über die Trias; dann A. Andreae, Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Ter-
tiars, in Band II, Heft 3, 1683—1884; Derselbe, Der Diiuvialsand von Hangeu-
bieten im Dnter-EIsasa, in Band HI, Heft 2, 1884.
Ferner: Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgegend von Strassburg,
bearbeitet von G. Schumacher. Mit geologischer Karte im Massstabe 1 : 25 000.
Strassburg 18S3.
Für Hessen: R. Lepsius, Ueber die diluviale Entstehung der Rhein-
versenkung zvi ischen Darmstadt und Mainz. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Geselisch.,
Jahrg. 1880, S. 672.
R. L e p s i u 8 , Das Mainzer Becken, geologisch besehrieben. Hit geologischer
Uebersiclitskarte in 1 : 100 000. Darmstadt 1884.
Für Baden sind bisher einige geologische Karten mit Beschreibung ver-
öffentlicht worden in den „Beiti-ägen znr Statistik der Inneren Verwaltung des
Grossherzogthums Baden*". II Helte. Carlsruhe 1858—1873.
Ferner: W. Benecke nnd E. Cohen, Gcognostisclie Beschreibung; der
Umgegend von Heidelberg. Mit zwei geologischen Karten in 1:50 000. Strass-
burg 1874--1881.
H Eck, Geognostische Karte der Umgegend von Lahr, Mit Profilen und
Erläuterungen. Lahr 1884.
Für Württemberg erschienen bereits 44 Blätter der gcoguostisehen Speslal-
karte im Maesstab 1 : 50 000 mit Begleitworten. Stuttgart 1865— 188S. (Forts, f. S.)
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40 'LepBias, [8
II. Orographische üeberaicht.
(Siehe die Kartenskizze auf Talel 1.)
Das oberrheinische Gebirgssystem umfasst die Gebirge Yogesen,
Schwarzwald, Odenwald und Haardt und die inmitten derselben
liegende Tiefebene. Diese yerschiedenen Landestheile des sfidwesftUcben -
Deutschlands gehören deswegen zu ein und demselben Gebirgssystem,
weil sie der gleichen ursächlicheD Kraft ihre Entsteluiii<r verdanken;
wir werden sehen, worin wir die gleichzeitig wirkenden Kräfte er-
kennen. Die äusseren Grenzen des oberrheinischen Gebirgssystems
reichen znm Theil weit öber die Grenzen jener «genannten Gebirpfe
hinaus; indessen würde uns hier eine Erörterung über den Umfang
des Systems zu weit führen, da wir uns hier nur mit den inneren,
wicht^sten Theilen des Systems beschäftigen wollen. Betrachten wir
zuerst, wie die vier Bandgebirge der oberrheinischen Tiefebene äusser-
lieh unsem Blicken sich darstellen.
1. Die Yogesen.
Die Yogesen richten ihre Bergzüge Ton SSW nach NNO, oder
genauer in N 25 ^ 0. Ihre höchsten Höhen liegen im südlichen Theile
des Gebirges, in dem festgefügten, aus krystallinen Gesteinen und paläo-
zoischen Formationen gebildeten Beichenstock, welcher nach Süden
<?egen die weite Lücke von Beifort („la trouee de Beifort" oder ,die
Burgundische Yölk erpfürte * ) steil und unvermittelt abbricht Nucb Norden
hin nehmen die Höhen des Gebirges allmählich ab und gehen ohne scharfe
Grenze in die Sandstein-Plateaus der Haardt über. Der zweite auf-
fallende Charakter in der äusseren Gestalt der Yogesen bekundet sich
darin, dass dieselben auf ihrer Ostseite noch steiler als gen Süden
zur tiefgelegenen Rheinebene abstürzen und dabei unmittelbar über
der letzteren ihre höchsten Hohen besitzen , während sie sich nach
Westen ganz allmählich verflachen in die burgundisch-lothringische
Hochebene.
Die absoluten Höhenzahlen lassen diese Yerliältnisse am schärf-
sten hervortreten: in der Rheinebene liegt Colmar in 195 m, Schlett-
siadt in 178 m, Hagenau in 140 m über dem Meere; dagegen erreicht
Bemiremont an der Mosel 393 m, Epinal, obwohl es bereits weit ab-
wärts im Moselthale liegt, noch 311 m, Saarburg in Lothringen
292 m Höhe. Dabei steigt man z. B. von dem 1366 m hohen Hohneck,
der auf der Wasserscheide des Gebirges zwischen Colmar und £pinal
Sodann: Die geognostiaehe Profilirung der wfirttembergisehen Eisenbahn-
linien^ von 0. Fr aas. Drei Liofcrungen. Stuttgart 188:3—1885.
0. Fr aae, Geogno8tische Beschreibung von Württemberg, Baden und Hohen*
Hflleni. Stattgart 1882.
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9]
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
41
steht, zu der nur 20 km entfernten Rheinebene bis 7,x[ 200 m herab,
während man in entgegengesetzter liichtimg von der Mosel bis nach
Nancy etwa fünfmal so weit, nütnlieh fast 100 km weit vom Hohneck
ans hinabsteigen muss, nm die gleiche Böhe von 200 m Über dem
Meere zu erreichen.
Bei näherer Besichtigung theilt sieh die Gebirgsmasse der Yo-
gesen in drei von SO nach NW anfeiminfi' r folgende und an Höhe
in dieser Richtung abnehmende, paralleie Bergzüge (siehe daa hinten
beigegebene Kärtchen).
Der mittlere dieser Längszüge ist der Hauptkaiuni des südlichen
Belcheu-MassiTS nnd trennt als Wasserscheide die Znflfisse des Donbs, der
Saöne, Mosel nnd Menrthe yon denjenigen der III, welche von der Bnrgun-
dischen Pforte an bis unterhalb Strassburg alle Yogesenabflüsse dem Rhein
vorwegnimmt. Dieser Kamm hält sich auf einer mittleren Höhe von 1 1 00 m.
Er beginnt im Süden mit dem steilen Yor^ebirp;« der Planche des belle«
filles 115(1 m und zieht über die breiten Kücken des ETsässer Beleben
1254 m, des Rothenbach l.'U'J m, des oben genannten Hühneck 13tit3 m
bis zu den Hautes Chaumes de l'airis 130Ü m. Weiter nördlich erlei-
det der Kamm durch das in leichter zerfallende Schiefer eingeschnittene
Weilerthal eine tiefe Einsenk ung in der Steige bis auf 600 m, um
sich jenseits noch einmal in dem breiten Granitstock des Hochfeldes
(Champ du feu) bis auf 1095 m zu erheben^).
Diesem 80 km langen Hauptkamme der Yogesen ist südc'jstHch
ein kürzerer , parall''! 'j-prirhteter Rergzug vorgelagert, welcher des-
wegen nicht mit dem mittleren Kamme vereinigt werden kann, weil
seine Berge zum Theil höher sind als diejenigen des letzteren. Seine
Richtung bezeichnen die mächtigen Pfeiler des Bärenkopfes 1078 m,
des Boesberges 1196 m und des Gebweiler (oder Sulzer) Beleben
1426 m, des höchsten Berges der Yogesen, um 69 m niedriger als
der höchste Punkt des oberrheinischen Gebirgssystems, des Feldberges
drüben im Schwarzwalde ^). Mit dem Kleinen Beleben (oder Kahlen
Wasen) 1274 m endigt dieser vorderste Bergzug.
0 Allerdings trennt Rosenbusch (Die Steiger Schiefer^ Abhandlung zur
geolog. Spezialkarte von Elsass-Lotlii ititrt ii . Band I, S. 80) nach dem Vor^nn^^e
von Dechen und £lie de lieaumont das Massiv des ilochl'eldes als ein be-
sondere« Qlied der Gnammtrogeften ab, weil dasselbe von der Kanumlinie der
Süclvoge?en durch das breite Woilerthal getrennt sei. Indessrn hebt Rosenbn seh
selbst hervor, dass das Uochfeld »geuaa in der Streichrichtung der Kammlinie der
dfldyogefen" liege. Das Vorhandensein der leicht erodirbaren Schiefer im Weiler«
tlial und auf der Steige ist doch gegenüber der von der allgemeinen Gebirgs-
orht'bimg nhlianp^igen Strfichrichtnti*^ der Bern-kämme nur eine zufällige und
secuiidüic Ersclieiüung, was auch daran zu eikeiinea ist, dass die Ti iastaleln west-
lich dieser Einsenkung in ihrem Streichen keine Einwirkung derselben erweisen.
-) In JJezug auf die in dieser Abhandlung angegebenen ilöhenzahlen bemerke
ich, dasa es bekanntlich eine Seltenheit ist, wenn für ein und denselben JLicrg in
den verschiedenen besten geographischen Handbfichern die gleiche Höhentahl an-
gegeben wird, da die zu Gniiid»' gtdcgtcn Materialien von sehr verschiedener
Orenauigkeit zu sein pilegen. Ich habe mich bemüht, für die vorliegende Abhand-
Inng möglichst sichere Zahlen xu sammeln, nnd habe stets die Landeskarten, nicht
Zahlen aus Büchern, dafür benutzt Fttr die bayerische Pfalz ist es besonders
schwierig, richtige Höhenzahlen zu gewinnen : denn die Pfölzer Karte in 1 : 50 000
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42
Lepsitts,
[10
An diesen Eckpfeilern des Beichenstockes mus8 naturgemäss die
Denudation und Erosion stärker wirken und rascher nagen als an
dein ndttleren Gebirgskamnie , da der letztere nur yon zwei, jene
YOrgeschobenen Berge aber von drei Seiten angegriffen werden; noch
dazu bestellen diese zunächst fiber der Rheinehene liegenden Berge
zuui grossen Theil aus leichter zerstörbaren Gesteinen (nämlich aus
Grauwacken nnd Thonschiefern) als die Wasserscheide , deren meist
granitische Gesteine hmrrsamer zerstört und abtretragen werden;
endlich iniiss an diesen schroff ansteio:enden Bergen, von denen der
höchste von 142G m auf eine Eutfernung von 8 km bis auf die Tiefe
von 260 m (bei Gebweiler) abstürzt, die .Abtragung der Oberfläche
Tiel energischer yor sich gehen, als an den Bergen mitten im Ge-
birge *). Wenn trotzdem die höchste Erhebung, der Gebweiler Beleben,
hart am äusseren, südöstlichen JElaiide des Gebirges liegt, so erklärt
sich dieser innere Widerspruch nur aus der Art nnd Weise der Aiif-
richtuiifj des oranzeu GebirgssjstemSf auf welche wir unten näher
einzugehen lial.ien.
Während die beiden ersten Züge dem krystallinen Beichenstock
angehörten,' föUt der dritte, am meisten nach "Westen gelegene
Bergzug seiner ganzen Länge nach in das ausgedehnte Sandstein-
gebiet der Vogesen. Er beginnt im Süden auf dem Plateau an der
oberen Mosel und Meurthe; als erster hervorragender Berg ist dort
etwa der Noyemont 060 m bei Gerardmer anzufüliren. Dann folgt
eine lange Sandsteinkette vom Ormont 81<<i m bei St. Die an über
die Hautes Oiaiinies m bei Plaine (zu unterscheiden von den
oben genannten Hautes Ohaumes de Pairis des mittleren Kammes)
bis zum Donon 1010 m, Prancey 1007 m mid Schneeberg 963 m; von
dort senkt sich der Kamm allmShlich bis zu 404 m Meereshöhe bei
Pfalzbnrg anf der Zaberner Steige, um jenseits durch das Sandstein-
Plateau von Bitsch einzutreten in die Haardt. Des öfteren wird
dieser westliche Berprzng von Flüssen miä Pässen quer dnrchsclmitten,
da die Sandsteine einer viel raselieren Zerstörung anheimfallen, als
die Granite und Grauwackeu des Beichenstockes. Die Bichtuug dieses
bietet nnr wenige Zahlen und zwar diese in baj'erischen Ruthen ! Für die Iliilie des
Donnersbcrges, des iioclisteu Berges der bayerischen Pfalz, linden sich z. B. die
folgenden Angaben: Klöden, llandb. der Erdkunde 1875, II, S. 107 : 688>6m;
Guthe Wagner, T.olirlj. der Geogr, 1879, S. 781: 684m; Neiimann's geogr.
Lex. des deutschen Reiciies 1883 > S. 217: 722 m; Ritte r's geogr. Lex.
S. 444: 689 m; Laspeyres, Zeitsehr. d. dentach. geol. Ges. 1867, 8. 806: 680 m
nnd 691 Reymann's Spezinlkarte, Blntt Woinis: 666,5 m; Stieler's Hand-
atlas, Karte Nr. 30/31: 691 m; Gümbel, Geognost. Verhältnisse der Plaiz 1865,
S. 15: 691 m; die bayer. Generalstabskarte der Pfalz in 1:50 000, Blatt Lauter-
edien: 233,1 bayer. Ruthen. Man hat also unter diesen 10 Angeben die Wahl;
die Majorität spricht für 691 m, welche Zahl dreimal wiodorkehrt, während alle
anderen Angaben untereinander dilieriren, und zwar von 666.5 m bis 722 m.
') Gerland, Die Gletscherspnren der Vogesen, Verhandl. des 4. deutschen
Geographentages 7u Miinchen. Berlin 1884, sagt S. 101 gerade im Gegensatz
za der oben ausgesprochenen Ansicht, dass der mittlere Vogesenkamm deswegen
niedriger als der Gebweller Belchen sei, weil er durch die südwestUch heran-
ziehenden Regen und Wetter stärker denudirt worden wäre als jener Eckpfeiler.
Der Geologe kann dieser Meinung nicht beipüichten.
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Die oberrheinische Tiefebene and ilir^ Randgebirge.
43
Kammes ist pcarallel den ersten beiden in N 25 0: seine Länge vom
Noyemont zur Zaberner Steige beträgt 80 km. Nördlich der
tiefsten Senkung des Kammes üei i*falzburg und Lützelstein, welcher
drfiben die ebenso tiefe Einsenknng des Kraichgaues zwischen Schwarz-
wald und Odenwald entspricht, sollte man nicht mehr yon Yogesen
sprechen: das ^ Bitscher Land* (Pays de Bitsch) geh$rt bereits znr
Haardt. Die Entfernung dieses westlichen Bergzuirr^ vom mittleren
Hauptkamme der Vogesen beträgt <lnrchschnittlit'li 1») km, d. h. eben-
soviel wie die zwischen dem letzteren uud dem südöstliclien Bergzuge ;
seine Ilölie hält sich in Ooo l»is louo m, erst gegen die Zaberuer Senke
hin nimmt dieselbe ansehnlicli bis auf 400 m al).
Während die beiden erstgenannten Bergzüge durch mehrere
Querriegel verbunden eine festgefügte Masse und das Hauptmassiv
des Gebirges ausmachen, sodass wir sie nach dem Vorgänge £lie
de Beaumont^s unter dem Namen des „Belchenstockes" zusammen-
fassten, ist der dritte, nordwestliche Bergzug der Vogesen von den
beiden ersten scharf getrennt, seihst von dem Punkte, wo die Wasser-
scheide vom mittleren auf diesen westlichen Gebirgskamm übergeht,
bei Saalns: ein schroffes Geliiüige wendet dieser Sandsteinzug dem
Belclieiistocke zu, während er nach Westen allmählich iu das niedere
Plateau übergeht.
Die Wasserscheide '1es Goliirrrps Ifiuft im siidlichen Theile der
\ ogesen vom Elsiisser Beleben an über den mittiereti Kamm bis zum
Climont 974 m, biegt dann nach Westen aus und sinkt auf dem Pass
bei Saales zu 558 m Höhe hinab, um dann wieder in die Hauptstreich-
richtung des Gebirges in NNO und auf den dritten, nordwestlichen
Kamm einzulenken. Vom Passe bei Saales strömt nach SSW in der
Verwerfung zwischen dem zweiten und dritten Zuge die Fave nach
St. Die am Ormont zur Meurthe hin, nach NNO in der Fortsetzung
desselben Bruches die Breusch, die sich in ihrem unteren Laufe um
das Nordeude des Hauptkammes, den Nordabhang des Hoelifeldes,
nach Osten zum Elieine hin herumwendet. Weiter nördlich Üiesst die
Zorn anfangs längs der Westseite des dritten Gebirgskammes, um
ihn dann in der Zaberner Senke quer zu durchbrechen nnd nach Osten
in die Rheinebene hinauszutreten, gerade wie jenseits der Neckar erst
den Ostrand des Schwarzwaldes umfliesst, aber schliesslich quer den
Gebirgskanun zur ßheinebene hinaus durchschneidet.
Von grossem Literesse ist die sfidlitlie Fortsetzung der Wasser-
scheide südlich der Vogesen zwischen Mülhausen und Beifort: hier
scheiden sieh die Gewäsfer, welche dem Rhein und der Nordsee zu-
tiiessen, von denen, welche durch die iihone in das Mittelnieer ge-
langen: wir stehen also hier auf der primären W asserscheide des
europäischen Continents. Für die innere Struciur der Vogesen ist es
Ton Bedeutung, dass diese Wasserscheide auf der Burgundischen Pforte
nicht am Südende des mittleren Haiiptkammes der Vogesen, am Elsässer
Beleben ansetzt, sondern TOn diesem Berge sich zunächst östlich zum
Südende des östlichen Bergzuges, zum Bärenkopfe begiebt und erst
▼on diesem Berge aus in die Senke hinabsteigt. Auch hieran ist zu
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4
[12
erkennen, dass der östliche Bergzug, der Ostrand der Vogesen, von
vornherein die höchste Erhebung des Gebirges war.
Die grosse Völkerpforte zwischen den Vogesen und dem Schweizer
Jnragebirge hat eine Breite von etwa 30 km oder 4 geographischen
Meilen, also dieselbe Breite, wie die oberrheinische Tiefebene. In der
That ist die Burgundische Pforte topographisch und geologisch die
durch da5? Juragebirge resp. durch das Alpensystem etwas nach West
verschobene südliche Fortsetzung der Rheinebene. Der niedrigste
Punkt der Wasseracheide liegt bei Dammerkirch im Col de Valdieu
350 m hoch, also nur 100 m über dem Rheinspiegel bei Basel, jedoch
700 m unter dem nächsten Vogesenberge, dem Bärenkopfe.
3« Der Sehwarzwald.
Betrachten wir nun das den Vopfesen gegenüberliegende Kand-
gebirge der Rheiiiebene, den Schwarzwald, ao finden wir dort eine
ähnliche äussere Gebirgsform wie hier, nur dass der Steilhang des
Schwarzwaldes nach Westen, die flache Abdachung desselben nach
Osten gerichtet ist. Im einzelnen treten manche Unterschiede in
* dem Aufbau beider Qebirge hervor « im grossen und ganzen aber ist
der Schwarzwald das getreue Abbild, der symmetrische Gegenflügel
der Vogesen.
Der Schwarzwald richtet seine Käiiime ])arallel den Bergzügcii
der Vogesen in NNO : er hat seine höchsten Höhen ebenfalls im
Süden und näher dem westlichen als dem östlichen Gebirgsrande.
Er sondert sich wie die Yogesen in zwei, auch äusserlich leicht kennt-
liche Theile, das krystalline Grundgebirge der Bolchen und das mantel-
formig um diesen Kern lagernde Sandsteingebirge; im einzelnen lassen,
sich beide Theile in mehrere parallele Bergzüge gliedern, welche den
soeben besprochenen Zügen der Vogesen parallel, in der allgemeinen
Streichrichtung des oberrheinischen Systems in N 25^ 0 verlanfen.
Im Schwarzwalde steht der höchste Berg, der Feldl)erg, auf dem
mittleren Gebirgskamme, welcher im Gebiete des krystallinen Grund-
gebirges zugleich die Wasserscheide darstellt und dem mittleren
Yogesenkamm entspricht. Dieser Hauptbergzug des Schwarzwaldes
beginnt im Süden mit dem Hohen Mohr, nordösÜich über Schopfheim
im Wiesenthaie, mit einer absoluten Höhe von 089 m; er läuft dann über
den Rohrkopf lim m, den Hochkopf 1265 m, den Blössling 1312 m,
das Herzogenhorn 1417m zmn Feldberg 1495 m. Von dem breiten
Rücken des Feldt)erges sinkt die Höhe des Gebirgskammes zum Pass
über dem HöUcnthal bis auf 912 m herab, um jenseits wieder anzu-
steigen zum Hochstrass (oder Hohlen Graben) 1237 m und weiter zu
gehen Über die Ecke 1064 m bei Furtwangen zum Brend 1150 m und
Rosseck 1148 m. Das obere Gutachthal zwischen Triberg und Hom-
berg begrenzt diesen TTrt iptzug. Durchschnittlich hält sich dieser
Kamm des Beichenstockes in 1 100 m Höhe , steigt im Feldberg bis
fast auf 1500 m nnd fallt im Höllenthalpass bis auf 912 m. .
Nahe diesem mittleren Hauptkamme des Schwarzwaldes zeichnet
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Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
45
sich noch weiter östlich ein vorgelagerter Jk'rgzufr ans, der im Süden
mit den weit nach Süden bis an den Kheiii durch/i^-henden Höhen des
Vor Waldes östÜeh über dem Wehrathul bei Homberg mit 1035 m ein-
setzt; er zieht fiber den BOtzberg 1210 m und Hababerg 1209 m am
ScUocbsee zum Hocbfirat 1101 m bei Neustadt» an dessen Nordfuss die
Gutach (Wutach) in enger Schlucht diesen Bergzug durchbricht, üeberden
Steinbühl 1139 m am Schollachthal und den Kesselberg 1069 m gehmgt
dieser östliche Zuir anf die Donau-Rhein-Wasserscheide im Sommeraupass
877 m bei Triberg, dem niedrifjsten Pass der Wasserscheide, welcher
im Tunnel von der Schwarzwaldbalm durchfahren wird. Jenseits be-
ginnen die zusammenhängenden Sandsteinhöhen im Windkopf 945 m
.' und Brielkopf 882 m; schon die Schramberger Haardt 748 m bei'
Schütach streicht mit den Triastafeln des Mantels mehr in nördlicher
Richtung.
Westlich des Hauptkammes zur Rheinebene hin folgt ein dritter
paralleler Berg'zu!?: derselbe l)eginnt im Süden mit dem Schlöttleberg
905 m bei Kandern, zif^ht auf den Beleben 1415 ni, nächst dem Feld-
bercr die höchste Erhebung des Schwarzwaldes, und läuft über den
i^rzkasteu 1280 m^ den Kandel 1243 m, den Rohrhardtsberg 1144 m,
den Grossen Hundskopf 952 m bei Peterstlial bis auf den Kniebis
973 m. Ueber das obere Murgthal hinaus iSsst sich dieser Zug noch
in das Sandsteinplateau bis auf den Hohloh 991 m und den ßossberg
886 m bei Gernsbach verfolgen. Dieser Tordere Bergzug des Schwarz-
waldes wird durcli zwei Thäler tief zerschnitten, welche von dem
Hauptkamm herabkommen, das Dreisanithal , dessen Sohle bei Zarten
oberhalb Freiburg 300 m tief liegt, und dann durch das Kinzigthal
bei Wülfach in 240 m Tiefe. Die Länge des ganzen Zuges vom
Schlöttleberge bis zum Kniebis beträgt gegen 100 km, und die Richtung
desselben s&eicht in N 25* 0, der Hauptrichtung des oberrheinischen
Gebirgssystems.
Noch weiter westlich von diesem dritten Bergzuge des Schwarz-
waldes erheben sich am Steilhange zur Rbeinebene noch einige be-
sonders liervorragende Bergkuppen, welche zum Theil bereits dem an
der Khemspalte abgesunkenen Gebirgsrande angehören, zum Theil noch
als Ausläufer jenes Zuges zu betrachten sind. Von diesen Aussen-
gliedern nennen wir den Blauen 1167 m, den Schönberg 646 m bei
Freiburg, den Hünersedel 746 m, den Rauhkasten 641m und den
Steinfirat 602 m, welche Berge sftmmtlich auf abgesunkenen Gebirgs-
streifen liegen ; endlich die Sandsteinreste des Mooswaldes 878 m und
der Homisgrinde 1166 m, welche durch Erosion vom östlichen Haupt-
kamme abgesondert liegen. Es entsprechen diese Yor])osten den isolirten
Kuppen, welche drüben in den Vogesen gleichfalls nalie über der Rhein-
ebene vor dem Ilau})tkamme liegen, wie der Hohnack 98U m über
Colmar (nicht zu verwechseln mit dem Hohneck auf der Kammlinie),
der Altenberg j880m, d^ Ungersberg 905 m und der Mennelstein
819 m über Barr bei Strassburg gelegen.
Die Wasserscheide des Schwarzwaldes scheidet ebenso wie die*
jenige der Vogesen zumeist Gewässer, welche ein und demselben Flusse,
dem Eheine zufliessen; nur die kurze Strecke des mittleren Gebirgs-
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[14
kammes vom Hocbsfcrass an über die Uosseck bei Furtwangen und den
Kesselberg bis zum Somincraiipasse bei Triberg. eine »Strecke von
etwa 3U km Länge, trennt die Zutiüsse der Donau, Brege und Brigacli
und also des Sdhwarzen Meeres Yon den Zuflüssen des Rheins nnd
der Nordsee. Hier stehen wir zum zweiten Male auf der primären
europäischen Wasserscheide, so dass demnach die genannte Strecke
auf dem Schwarzwalde jener noch kürzeren in den Südvogesen vom
Elslisser Beleben bis zum Bärenkopfe entspricht, in weldier sich die
Kheinzuflüsse von denjenigen der Rhone scheiden.
Wenn nun auch einerseits die Mosel, Meurthe imd Saar, andrer-
seits die Wutach und der Neckar in ihrem Unterlaufe sämmtUch in
ein und d^iselben Strom, den Rhein, einmünden, so bleiben doch die
mittleren Gebirgskämme der Randgebirge auch ihre Hauptwasser-
scheiden, weil die Verhältnisse des Unterlaufes dieser Flüsse nicht mass-
gebend sind für die Wasserscheiden im oberen Lauf derselben. Durch
die eigenthümlichen hydrographischen Verhältnisse im Stromgebiete
des Rheins durchbrechen die Zuflüsse öfters die Hauptwasserscheiden
der Kandgebirge im oberrheinischen (Tebirgssysteme, wie es bei der
Zorn in den Vogesen, beim Neckar im üdenwalde der Fall ist.
Die Hauptwasserscbeide des Schwarzwaldes beginnt auf dem Vor-
walde über Säckingen, vereinigt sich im Hochkopf mit dem mittleren
Gebirgskämme und bleibt auf diesem bis zum Rosseck, von wo an sie
sich wieder östlich dem dritten Bergzuge zuwendet und über den
Kesselberg und Sommeraupass übertritt auf die Sandsteinzüge des
Mantels.
3. Die Haardt
Den Vogesen schliesöt sich im Norden ohne scharfe Grenze, doch
nach einer fast ebenso tiefen Senke wie drüben zwnchen Sehwarzwald
und Odenwald, das Gebirge der Haardt an, welches im Ganzen den
Plateaucharakter eines jeden ausgedehnteren Sandsteingebirges trägt,
ähnlich dem hinteren Odenwald oder dem Spessart. Wie in den Vo-
gesen liegt auch in der Hnnrdt die höchste Erhebung unmittelbar
über dem steilen Abbruch zur Rheinebene. Hier verläuft am OstraTide
des Gebirges eine Bergkette, welche im Hanptstreichen des ober-
rheinischen Systems sich in NNO richtet. Im Süden beginnt dieser
Zug mit dem isolirten Hochwalde bei Wörth, der bis zu 548 m an-
steigt, sich also 441 m über dem Rheinspiegel bei Lauterburg (107 m)
erhebt. Dann folgen der Trifels 457 m und Hohenberg 555 m bei
Annweiler, der Teufelsberg 603 m, Schänzel 616 m und der Grosse
Kalmit 681 m, der höchste Berg der Haardt; endlich der Hohe Wein-
bieth '>^>-^' ui bei Neustadt und der Peterskoi)f 497 m bei Dürkheim.
Dieser äussere Bergzug hat eine Länge von 65 km. An drei
Stellen wird er von grösseren Rheinzuflüssen durchschnitten: von der
Lauter bei Weissenburg, von der Queich bei Landau und vom Speyer-
nffiMrdt" bedeutet Wald; daher die Beseiehnnng „Haardtwald", wie sie
zuweilen für dieses Qebirge gebraucht wird, eine Tautologie ist.
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Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge,
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bach bei Neustadt. Diese drei Flüsse durchschneiden das Saiidstein-
gebirge bis auf das unterliegende Grundgebirge, welches auch längs
der Ii6e1isten Erhebung des Gebirges an den unteren Berggehäugen
zwischen der Queich und dem Speyerbach überall zu Tage tritt. Der
Ostfuss der Haardt in der Vorderpfalz liegt etwa in 200 m, iriüirend
der Xordwestrand Ton Göllheim nach St. Ingbert eine mittlere Hohe
von 235 TU besitzt.
Ein zweiter Bergzug zieht 15 km weiter westlich mitten durch
die Haardt: er saizt an im emgesimkenen Hügellande zwischen Zabern
und Hagenau mit dem Bastberg 329 m bei Buchsweiler, tritt in das
Gebirge ein mit dem Plonn 413 m bei Offweiler, zieht über den Grossen
Winterberg 577 m bei Kiedetbronn, den Grossen Ejberg bei Dahn
zum Eschkopf 612 m auf die Frankenweide, welcher Rficken in der
mittleren Haardt dominirt und zugleich die Wasserscheide bildet; dieser
Zug bleibt dann auf der Wasserscheide im Waltersberg 465 m und im
Heiligenberg bei Hochspeyer und endigt im Stumpfwalde bei Göllheim.
Erst der dritte, westlichste Bergzug der Haardt bildet die Fort-
setzung des Kammes der nördlichen Vogesen , welcher , wie erwähnt,
direkt über den tiefen Einschnitt des Zomthales in das Hochland von
Bitsch fibergeht. Die einst als Strassenknnstwerk berühmte Zabemer
Steige erreicht eine Höhe Ton 404 m; in dieser Höhe etwa bleiben
die Bergzüge in dem ausgedehnten Sandsteinplatean des Westrichs;
nur die höchsten Kuppen strecken sich etwas höher. Der Sattel der
Strasse von Buchsweiler über Lützelstein nach Snnrunion liegt mit
395 m zwar um \^ m niedriger als der Gebirgskamm auf der Zaberner
Strasse; er entfernt sich aber auch ansehnlich weiter vom ahgewascheneu
östlichen Gebirgsrande ; diesem Rande stehen der höhere Hünenberg
419 m bei Neuweiler und der Englischberg 393 m bei Ingweiler näher.
Weiter nach Norden zieht dieser Bergzug über den Sarreinberg 434 m
bei Götzenbrück» den Hohen Kopf 443 m bei Bitech, den Kirchberg
387 m bei Pirmasens und endigt in der Sickinger Höhe 475 m zwischen
Kaiserslautern und Laud^ti^hl.
Der Nordrand der Haardt streicht parallel dem gegenüberliegen-
den Hunsrück in ONO von Göllheim über Kaiserslautern und Homburg
bis nach Saarbrücken.
Die Länge des westlichen Bergzuges der Haardt von der Zaberner
Steige bis auf die Sickinger Höhe beträgt 77 km; rechnen wir hinzu
die Fortsetzung desselben durch die Sandsteinvogesen bis auf das Plateau
an der oberen Mosel, so erreicht dieser fortlaufende Bergzug eine Länge
von 160 km. Vogesen und Haardt zu«rmimen sind etwa 200 km lang,
während der östliche Gebirgsrund der iüieinebene, Schwarzwald und
Odenwald, noch um 70 km länger ist.
4. Die beiden Senken M Zabern nnd im Kraiehgan.
Wie. wir gesehen haben, bleibt der Terbindende Bergkamm
zwischen Vogesen und Haardt in der Strecke von Pfalzburg bis Lützel-
stein mit 400 m Meereshöhe nur wenig unter den Höhen des Bitscher
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Lepsias,
[16
und Westricher Hochlandes; jeduch erhebt sich der höchste Berg der
Haardt, der Grosse Kalmit, um 280 m über denselben. Zu diesem
Sandsteinzuge westlich über Zabem ist geologisch das tiefer ein-
gesunkene Ufigelland zwischen Zabem und Hagenau als gleichwertbig
hinzuzurechnen. Unter diesen Umständen ist der Unterschied zwischen
der Zaberner Lücke und der Senkung drüben im Kraicbgau nicht so
bedeutend, als er topoprraphiscli auf den erstni Blick erscheinen könnte.
Die abnrpsunkenen Juraschichten in den Vorbergen bei Lan<^enbriicken
entsprechen den gleichen Schichten im Zabern-Hagenauer Hügellande,
Der Gebirgskamm östlich oberhalb der Langenbrückener Senke
tritt zwar äusserlich nicht so scharf hervor als derjenige bei Zabem,
weil ihm der abgebrochene Steilhang fehlt; auch liegt er nicht auf Bunt-
sandstein, sondern auf Muschelkalk und Keuper, besitzt aber immerhin
eine mittlere Höhe von 325 m, gegen 400 m drüben bei Zabem.
Ebenso wie in ävr Zaberner Senke die Wasserscheide weit nach
Westen von der iiheinebene cnttVrTit liegt, so weicht unrli im Kraicb-
gau zwischen Schwarzwald und Odenwald die Wassersciieide etwas
nach Osten aus : dieselbe zieht sich aus dem Nordrande des Schwarz-
waldes von Dobel 722 m über den Wartberg 449 m bei Pforzheim»
den Scheuelberg 383 m bei Maulbronn zur Grossen Haardt 330 m und
erreicht unterhalb Neckarelz den Neckar, um sich jenseits im hinteren
Odenwald weiter fortzusetzen.
Ein zweiter vorderer Bergzug in der Kraichganer Senke läuft
westlich des erstgenannten und näher der Rheinebene vom Xii?^l tmii
320 m bei Bretten zum Kreuzberg 332 m bei Eisenz und Eicheibery;
328 m (der Steinsberg 335 m etwas östlich des Eichelberges ist eine '
aufgesetzte Basaltkuppe), erreicht den Hohberg 260 m bei Sinsheim
und tritt jenseits in den Sandstein-Odenwald ein.
5. Der Odenwald.
Im Odenwalde richten sieh die Bergzüge etwas mehr gegen xS
als in den anderen drei Randgebirgen der Rheinebene: während das
Streichen der Kämme in den letzteren in N 25® 0 geht, verläuft das-
selbe im Odenwalde mehr in N 15^ 0. Am deutlichsten tritt dieses
Streichen in dem Bergzuge hervor, welcher die vorderen Höhen der
Kraichgauer Senke nach Norden fortsetzt: er zieht durch den Stüber
Centwald zum Anbergs 516 m bei Eberbach , setzt dann über den
Neckar weiter, an der aufgesetzten Basaltknppe des Katzenbuckels
628 m, dem höchsten Berge des Odenwaldes , westlich vorüber, auf
die Sensbacher Tlöhe 558 in, den Krähberg 548 m bei Beerfelden, den
Baurück 559 m bis zum Jagdhaus Eulbach 505 ni und darüber hinaus
bis an den Main. Der sdiarfe N-S gerichtete Einschnitt westlich
dieses Zuges liegt zumeist in einer Verwerfung und Bruchlinie, in
welcher nach S der Gammelsbach, nach N die Mümling abläuft;
auf der Passhöhe 400 m zwischen beiden Bächen entspringen in Beer-
felden starke Quellen, welche aus den westlich gelegenen, in 0 ab-
fallenden Sandsteinhöheu gespeist werden.
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X7]] oberrheinische Tiei'ebeae und- ihre Kandgebirge. 49
Dieser östliche Theil des Odenwaldes, der , hintere Odenwald*,
setzt sich zusammen aus mehreren in N 15 ^ 0 streichenden Sandstein-
ziigeu, welche im ganzen ein Hodiphfctean Yon durchschbittiich 450 m
Meereshöhe bilden; der Spessart ist die unmittelhare Fortsetzung des
hinteren Odenwaldes, nur getrennt durch den Main, welcher sich qner
durch die Sandsteinzüg'e sein Bett grub.
Der Rheiriebeiie iiähtT zieht am Westrande des Sandstein-
plateaus ein Bergzug von \Vjealoch herauf über die ersten Höhen am
Sftdende des vorderen Odenwaldes auf den Königstuhl 5G7 m bei
Heidelberg, dann über den Neckar zum Haidenbuckel 523 m, über
den Hardsberg 582 m und Eottenberg 550 m bei Siedelsbrunn, die
Walpurgiskapelle 521 m bei Weschnitz, den Morsberg 517 m, die
Böllsteiner Höhe 407 m , den Heidelberg 364 m bis auf den Elotze-
herg 356 m bei Umstadt.
Im vorderen Odenwalde zwischen der Bergstrasse einerseits und
den Thälern der Weschnitz und Gersprenz andrerseits, in dem das
krystalline Grundgebirge vorherrscht, macht sich die Aufkippung der
Gebirgsränder längs der ßheinebene besonders kenntlich in dem Bere-
znge, welcher mit dem Auerbacher Schlossberge 350 m und dem di(£t
über der Rheinebene aufragenden Melibocus 519 m beginnt, über den
Prankenstein 424 m nach Norden fortsetzt und in den Bergen Östlich
Darmstadt, im Dommerberfr 280 m, der Ludwigseiche 280 m und in
der Wasserscheide gegen OfFenbach am Main hin ausläuft. Die höchsten
Höhen des vorderen, krystallinen Odenwaldes liegen auf einem weiter
östlich streichenden Zuge in der Seidenbucher Höhe 598 m und in
der weiter in NNO gelegenen Neunkircher Höhe 591 m.
« Die vier Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene zeigen
demnach im allgemeinen die folgenden Verhältnisse. Der Beichenstock
der Vogesen besitzt im Südosten und dicht über der Rheinebene seine
höchste Hülie mit 1426 m und eine Kammhöhe von 1300 m Meereshöhe.
Das Grundgebirge des Schwarzwaldes hat seine höchste Erhebung mit
1495 m luelir inmitten seiner Breite, näher dem Süd- als dem Nordende
seiner Länge, und einen weniger geschlossenen Kamm als die Yogesen,
von 1200—1400 m Höhe.
Die Sandsteinrücken der westlichen Yogesen von 900 — 1000 m
Höhe verbinden sich durch einen Sandsteinzug von 400 m Höhe mit
dem Plateau der Haardt, deren höchster Ber^r. wie in den Yogesen,
dicht am (istlichen Gebirofsrande mit (381 m Höhe steht; die Hoch-
kiimme des Westricher Hinterlandes besitzen 400 — 500 m Höhe. Der
gegenüberliegende Odenwald ist einerseits durch eine etwas flachere
und breitere Senke von 325 m Höhe der Wasserscheide vom Schwarz-
walde getrennt, andrerseits dem äusseren Anschein nach (aber nicht
geologisch) etwas weniger hoch gehoben als die Haardt; der höchste
Berg des Odenwaldes hegt, wie im Schwarz walde, mehr inmittra des
Gebirjjes und hat eine Höhe von (528 m ; die Trennung in einen
krystallinen Kern mit Hölien von r)()ll m am westlichm Rande und
fast 600 m in der Mitte und in einen östlich gelegenen und scharf
ForscbnngCD zur doutBchen Landes- und Volkskunde. I. S. 4
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[18
abgesetzten Sandäteimiiantel mit Plateaus von 450 — 500 m Höhe tritt
im Odenwaldd ebenso denÜich herror als im Schwarzwalde mid in den
Y(MreBeii, während in der Haardt die ünterli^e des Sandsteins, das kry
staSme Grundgebirge, nur in den tiefsten Tb^einsehnitfien su Tage tritt.
6. Bie Rheinebeae.
Die zwischen diesen Gebirgen abgesunkene Rhein ebene endlich
dacht ddi aDmäblich mit dem StromgeföUe nach Norden zu ab, von
250 m Meereshdbe im Süden bis 80 m im Norden, also im ganzen
170 m auf eine Länge der Ebene von Basel bis Mainz von 280 km.
Das Gefalle des Rheins in dieser Strecke ist bekanntlich verhältniss-
massig gering" und beträgt »von Basel bis Strassburg ungefähr 107 m,
von da bis Mannheim 45 m und von da bis Mainz 15 m; es ist also
in den oberen Gegenden um vieles stärker wie in den unteren Theilen
der Tiefebene. Mau kunu aiinelimen, dass das starke Gefälle von Basel
bis zmn Einfloss der Mnrg (bei Bastatt) reicht mid wenigstens 136 m
beträgt, Ton da bis Mainz aber nur noch 31 m' (von Dechen 1. c. 1825
S. 25). Zum Vergleich sei angeführt, dass der Rhein vom Bodensee
bis Basel auf eine Länge von etwa 112 km 150 m nnd von Bingen
bis Bonn auf 150 km um 33 m ^illt.
Der Feldberg ragt 1290 m, dor Gebweiler Beleben 1221 m, der
Katzenbuckel 532 m und der Grosse Kalmit 580 m über den Rhein-
spiegel empor; die beiden nördlichen Randgebirge sind also etwas
weniger als halb so hoch als die beiden südfich gelegenen. Die Ge-
birgaonie längs der Westseite der Rheinebene sinkt von 1426 m im
Gebweüer Beleben bis auf 400 m in der Zaberner Senke , also um
1026 m, und erhebt sich dann wieder um 281 m bis 681 m im Grossen
Kiilniit. Auf der Ostseite sinkt die gleiche Linie von 1405 m im
Feldberg um 1170 m bis auf die Kraichgjuier Senke und hebt sich
zum Katzenbuckel wiederum 303 m — Höhenunterschiede, gegen welche
die Abdachung der Rheiuebene von Basel bis Mainz mit lö7 m gering-
fügig erscheint.
7* Die äusseren Orenzen der vier Bandgeliirge.
Ziehen wir endlich noch die Höhen des Aussenrandes der
vier Gebirge in Betracht. Diese Linie des Aussenrandes ist allerdings
nur mehr oder weniger willkürlich zu ziehen, da die äussere Abdachung
des Gebirges eine ganz allmähliche ist und eine scharfe Grenze gegen
die anstossenden Hochebenen nnr an wenigen Punkten gegeben ist.
Nehmen wir als Grenze diejenigen Gebiete, in denen der Charakter
des Waldgebirges übergeht in das bebaute flache Hoch- oder Hügel-
land, so erhalten wir für den Schwarzwald als östliche Grenzlinie etwa
die folgende: vom Rliein nl»erhalb Waldshnt längs des Thaies der
Wutach hinanf nach Blunil^erg 708 m, dort über die Wasserscheide
in 740 m Höhe zur Donau nach Donaueschingen 680 m, dann die
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l I
Die oberrbeinisclie Tiefebene und ihre Randgebirge. 51
Brigrach liinniif nach Villinfjen 70-3 m, wieder über die primäre euro-
püitvclie \\ as.-PThcheide in 701* m Hohe hinüber zum Neckar; weiter
an der alten iiümerstrasse entlang aut dem platten Rücken zwischen
Keekar und Escbach ca. 650 m hoch und am l^eckar hinab bis Horb,
hier über die Wasserscheide in 575 m znr Nagold und endlich dies
Flüsschen hinab bis Pforzheim; die Wasserscheide zum Rhein liegt
hier in nnr 360 m Höhe. Eine solche Linie von Waldshut bis Pforz-
heim würde durchschnittlich eine Hohe des östlichen Schwarzwaldrandes
von (350 m ergeben; jedoch würde diosolbe im Süden höher als im
Norden liegen, da die Wasserscheiden bei Donaueschingen in 740 m,
bei Villingen in 769 m, dagegen bei Horb in 575 m und bei Pforzhemi
in 360 m Höhe sich befinden.
Als Ostgrenze des Odenwaldes würde etwa die Strasse von
Neckarelz über Auerbach, Buchen, Walldürn im Baulande nach Werth-
heim am Main anzusehen sein; hier liegt die Wasserscheide zwischen
Neckar und Main in 430 m Meereshöhe.
Die westliche Umrandung der Vogesen tritt nocli weniger deut-
lich als die östliche Grenze des Schwarz waldes hervor: nie würde etwa
durch die Orte Faucogney 364 m, Remiremont 393 m, Bruyeres 001 m,
Baon l'Etape 285 m, Cirey les Forges 309 m zu bezeichnen sein, dann
xur Saar hintlber nach Saaxburg 292 m und quer nach NNO über die
flachen Pkteaus weiter als westliche Grenze des Haardtgebirges fiber
Bauweiler 283 m, Gangweiler 360 m, Lorenzen 230 m, Rohrbach 356 m,
endlich das Bickenthal hinab nach Zweibrücken 217 m und Homburg
233 m verlaufen. Die Wasserscheiden dieser Begrenzungslinie liegen
im Süden zwischen den QueUflüssen der Mosel und Meurthe in 650 m,
weiter nördlich zur Saar hinüber in 450 m, dann auf dem Plateau
westlich der Haardt in 350 m. im ganzen würde demnach das Hoch-
land westlich der Vogesen und der Haardt um etwa 100 m niedriger
' sein als dasjenige östlich Tom Schwarz wald und Odenwald; die west-
liche Grenzlinie sinkt ziemlich gleichmässig nach Norden zu mehr und
mehr ab, die Östliche steigt aus dem Neckanhale wieder auf zur Wasser-
scheide gegen den Main.
Eine der ei<i:entluunlicli ston Erscheint] Ticrf^»!! im Stromgebiete des
Rheines ist der Verlauf der Rhem-Zuflüsse: iseckar und Main, Mosel,
Zorn und Saar durchschneiden quer Gebirgskümme und Plateauhühen,
welche nach den äusseren topographischen Niveaubeziehungen scheinbar
nur dadurch Überwunden werden konnten, dass die Flüsse einst bergauf
liefen; so bricht z. B. der Neckar nicht an der tiefsten Stelle, in der
Kraichgauer Senke, durch denGebirgsrand hinaus zur Bheinebene, sondern
hat Berge des südlichen Odenwaldes durchschnitten, welche mehr als
200 m höher sind , als die Wasserscheide in jener Senke. Solche
hydrographischen Käthsel sind topographisch unlösbar; nur ans der
geologischen Geschichte der Gebirge werden sie entzifi^ert. Die mecha-
nische Geologie weist nach, dass die jetzigen Niveauverhaltnisse der
Gebirge gegen die Hoch- und Tiefebenen in früheren Zeiten andere
waren, dass sie bedeutende YerBnderungen im Laufe der Erdgeschichte
erlitten, während gleichzeitig die Bäche und Flüsse unablässig beschäftigt
waren, ihre Furchen in die Erdoberfläche allenthalben zu ziehen. Aus
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52 Lepaius, [20
den meist complicirten Wirkungen, welche durch die Gleichzeitigkeit
der mechanischen Gebirgs-Bewegungen und der Erosion der Flüsse,
sowie durch die ununterbrochene Folge und die lange Dauer beider
Erscheinungen Yetunaclit wurden, lassen sich allein die mannigfaltigen
Bäthsel der Hydrographie lösen und erklaren.
IIL Der geologische Bau.
Die bisher betrachtete äussere Gestalt der Rheinebene und ihrer
ßandgebirge ist abhängig von der inneren Structur derselben und nnr
aus der Erkcnntniss dieses geologischen Baues verständlich. Als
secundärcs Formelement der Oberfläche kommt dann die abtragende,
einschneidende und auifüllende Thätigkeit des fliessenden Wassers
hinzu, welche die innere Structur der Berge und Ebenen oberilütiiück
Terwischen, aber nicht yerändem kum, und welche stets jenem geo-
logischen Factor die massgebende Stellung überlassen muss.
Zwei scharf von einander getrennte Schichtensysteme lagern im
südwestlichen wie im übrigen Deutschland discordant über einander:
das krystalline und paläozoische Grundgebirge wird nnjyleiclifxVrraig
bedeckt von den unter sich eoncordanten Schichten der Trias- und
Jura-Formationen. Jenes Grundf^e))irge umfasst die azoischen Schiefer,
Gneiss, Glimmerschiefer und Urthonschieter mit ihren granitischeu
Eruptivgesteinen, sowie die Sihir- und Devon-Schichten und die
SteinkoMenformation. Das jüngere Schichtensystem beginnt mit den
Conglomeraten und Sandsteinen des Oberen Rothliegenden. Im Ver-
laufe der Steinkohlenzeit yoUzog sich allmählich in den damaligen
continentalen Strecken des westlichen und südwestlichen Deutsclilands
eine allgemeine Zusammenstauung des Grimdgebirges: es entstanden
die langhinziehenden, in ONO streichenden Falten des rheinischen
Schiefergebirges ; auch noch die Schichten der productiven Steinkohle
in den Becken von Aachen, an der Ruhr und von Saarbrücken mussten
den gleichen Bewegungen nachgeben. Gleichzeitiff und in Folge dieser
Bewegungen ergossen sich aus den aufgerissenen Erdspalten grosse Massen
von Lava, welche in den Formen der Melaphjre und Porphyre er-
kalteten. Erst gegen das Ende der Rothliegenden Formation sanken
die continentalen Strecken Dentschlands mit aUcn auf ihrer Oberfl liehe
befindlichen Bergen, Thälern und Ebenen imter den Meeresspiegel und
wurden dann zunächst durch die Geröll- und Sandmassen des Oberen
ßothliegenden überschüttet und nivellirt.
Die Meeresbedeckung dauerte nun ununterbrochen fort bis
zur Zeit nach der Ablagerung der Oberen Juraformation. Während
sich aber in den Meeren anderer Gebiete die ganze mächtige Reihe
der Kreide- und der ältesten, eocänen Tertiär-Schichten absetzte,
wurde und blieb das südwestliche Deutschland wiederum Continent.
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21] IKe oberrheiniBehft Ti«feb«ne und ihre Raadg«ltiige. 53
Erst das raitteloligocäne Meer brach von Süden herein über die da-
mals in ihrer EritsfelinTi<r begriffene Rheinversenkung. Wir erkennen
daher in unserem (jel)iete eine zweite discordante üeberJageruug,
welche geschah nach langer continentaler Unterbrechimg: die oligo-
cänen, jungteridären und diluvialen Schichten bedecken ungleichiormig
das Grundgebirge imd die Tms- und Jura-Formationen. Wir wollen
nnn sehen, welche Rolle diese drei Ton einander scharf getrennten,
aber in aek einheitlich gefügten Schichtensyateme, Grundgebirge, Trias
und Jura, Tertiär und DüuTinm, in dem Aufbau des ODNerrheinischen
Gebirgssjstems spielen.
A. Das Grundgebirge.
Das krystalline und paläozoische Grundgebirge, welches in allen
vier Randgebirgeu der Rheinebene den Kern der mantelförmig um-
lagernden Schale^) von jüngeren Formationen bildet, ist bisher noch
TerhSttnissmassig am wenigsten untersucht worden; wir können den
Anfbau desselben daher nar an einigen Beispielen erläutern. Die einst
auch an der Oberfläche zusammenhängenden Strecken des Grundge-
birges treten jetzt im südwestlichen Deutschland nur nocli y.n Tage in
den Beichenstöcken von Schwarzwald und Vogesen, in dem vorderen
Odenwalde längs der Bergstrasse und in den tiefsten Einschnitten am
Üstrande der Haardt. In allen vier Gebieten herrschen Gneisse und
Granite vor; Glimmerschiefer und Phjllite finden sich untergeordnet
in den Vogesen. Die Sflurformation wurde bisher nicht nachgewiesen.
Grauwacken und Thonscbiefer sind in den Vogesen weit verbreitet,
auch finden sie sich in Schwarzwald und Haardt: man bezeichnete sie
früher als „Uebergangsgebirge*, eine unbestimnitt Bezeichnung, die
noch von Werner aus dem vorigen Jahrhundert stammt; das Alter
derselben ist auch jetzt zum Theil noch nicht erkannt worden, zum
anderen Theil wurden sie durch i^'unde von Versteinerungen als
deYonisch, zum grdssten Theil aber als unter -carbonisch (Eium) he-
stinmit. Productive Steinkohle (Oberes Carbon) wurde bisher in den
Vogesen nur in der Umgegend des Leberthaies bei Schlettstadt und
im Schwarzwald an vereinzelten Orten nachgewiesen. Es interessirt
ims hier allein die Lagerunj]^ der Schichten des Grundgebirges, da wir
nur aus derselben den Bau der Gebirgskerue erkennen können.
h Im Sehwirzwalde.
Das Grundgebirge des Schwarzwaldes besteht zum grösseren Theil
aus Gneiss. Drei Granitstöcke durchbrechen imd umgrenzen die
Gneissflftchen: der eine derselben nimmt die südlichen Berge des
Ein Ausdruck, den bereits Peter Herian anwendet in seiner wichtigen
Oeognoetischen UeberBicht des eadlichcn Schwarzwaldes, S. 18S. Basel 1831.
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54
LepsiaB,
[22
iSchwarzwaldes ein und zieht vom Blauen {iber den Hochkopf zum
Hochfirst bei Neustadt an der Wutach; dieser Granitzug trennt den
Gneiss des Vorwaldes von den grossen, zusammenhängenden Gneiss-
gebieten, welche vom Belcheo und Feldberg bis nach Offenburg und
Oppenan reichen. Auf der Grenze zwischen diesem Granitzug und dem
nördlich anhebenden Gneisse zieht sich eine bemerkenswerthe Zone von
Kuhn-Graawachen und -Thonschiefern quer durch den Schwarzwald von
Westen nach Osten. Auch umschliesst fler Ornnit nu'lirerf^ einzelne
GneissschoUen. Ein zweiter Granitzug tritt bei 1 riberg auf und reicht
über Homberg bis? Schiltach und Alpirsbadi, wo der Granit unter der
Sandsteindecke von der Oberfläche verschwindet. Ein drittes Granitgeljiet
finden wir im Nordwesten der Gneiss^hen: es nimmt den ganzen nörd-
lichen Theil des Schwarzwälder Grundgebirges ein, Yon Offenburg bis
Achern nach Gernsbach und bis ins Enzthal nach Wildbad hinüber.
lieber die Strucinir dieser krjsiallinen Kassen des Grundgebirges
im Schwarzwaldc sind wir noch wenig unterrichtet; jedoch lässt sich
bereits so viel erkennen:
1. Die Schiebten des Grundgebirges bilden im allgemeinen ein
System von aufgebrochenen und abrasirten Falten, welche vorherrschend
TOn WSW nach 0170, zuweilen auch in NO und in 0 streichen ; die
Flfigel der Falten fallen in der Regel in NNW oder NW, weniger
häufig in SSO oder SO em und zwar meistens mit steilen Winkeln.
2. Das so ursprünglich gefaltete Grundgebirge wurde später bei
Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystcms in einzelne Stufen
tafelförmig zerbrochen, weiche im allgemeinen Streichen dif "^f^s Systems
nach NNO gegeneinander verworfen liegen, so dass sie its unter
der Triasdecke von der Oberfläche des Gebirges versciiwindun.
Das Streichen der älteren Falten des Grundgebirges geht parallel
dem Streichen des rheinischen Schiefergebirges und demjenigen des
Alpensystems, soweit das letztere südlich am oberrheinischen Gebirgs*
System vorüberzieht. Der spätere staff'elförmige Abbruch der einzelnen
Streifen in der Richtung NNO entstand gleichzeitig mit dem Einbruch
der Rheinverseiikntig und wurde massgebend für die äussere Gestalt
des Schwarzwaldes.
Die ,im Kleinen stark gebogenen, gewundenen und geknickten
Schichten" des Gneisses lassen nicht allein im südlichen Schwarzwalde,
wie Feter Merian a. a. 0. S. 73 angiebt, sondern auch in den übrigen
Theilen des Grundgebirges das Fallen und Streichen der Gneisse schwer
erkennen^). Doch heirsdiit im allgemeinen ein ONO-Streichen mit
^) Vogelgesang in seiner vortrefflichen Beschreibung des Gneissgebietes
der Umgegend von Triberg (Carlanihe 1872, 8. 47) giebt eB auf, nirgend welcbe
Oesefzinässigkiit in der Stellang der Schichten und in der Richtung der Schiefe*
rung" der Gneisse zu finden.
Fr. Sandbergcr sagt darüber in seiner geologischen Bescbreibung der
Umgegend von Badenweiler (Carlsruhe 1858, S. 18): .Die Schieferang des
Gneisses lässt keine bestimmte Richtung auf weitere Strecken erkennen J im all-
gemeinen scheint die Gneissmasse hora G (von W nach 0) zu streichen." An
einer aad««n Stelle, nämlich in der geologischen Beschreibung der Umgegend
der Renchbftder (Carlsrahe 1863^ 8. 27) spricht sich Fr. Sandberger folgender-
^ujui^ .o i.y Google
Die obenrheiniaelie Tiefebene und ihre Randgebirge. 55
nördlichem Einfallen^); gele^^ entlieh wird das Streichen ein mehr öst-
liches oder nordöstliches und das Fallen ein südliches*). Die grossen
lind gegen den Tangentialschub von SSO her spröde sich verhaltenden
Granitsiöcke haben an ihren Grenzen besonders starke Yemtanchungen
und Störungen in der Lagerung der Gneisse hervorgerafen.
In den Terschiedenen Partien yon jüngeren Thonschiefern und
Granwacken, welche zwischen Gneiss und Granit eingeklemmt liegen,
lässt i=iich Streichen und Fallen und die nllj:emeine Structur des Grund-
gebirges leichter erkennen als in den üneissen, weil dieselben deut-
licher geschichtet sind als diese.
Durch den südlichen Scliwarzwald streichen von WSW bei Badeu-
weüer über Sch(kian nach ONO bei Lenzkireh ansehnlidie Partien Ytm
Granwacken, Thonscbiefem und Gonglomeraten, der Unteren Stein-
kohlenfonnation (Kulm) angehörig und dünne Anthracitlager enthaltend;
die grösseren Verbreitungsgebiete derselben beschreibt schon Peter
Marian (a. n. 0. 1831. S. 100 — 132) genan, später wies Fromherz*)
nach, dass die^e Schicliten nicht drei von einander getrennte Ab-
lagerungen, soiideiii einen zusammenliängenden , aber sehr dislucirten
Zug quer durch das Gebirge von Badenweiler bis Lenzkirch bilden,
nur mit einer Unterbrechung durch Granit zwischen dem Thal von
Menzenschwand und der Aha.
Das Streichen der Schichten in diesem Kulmzuge richtet sich im
Allgemeinen in 0 bis ONO , das Fallen ist ein steiies (70 — 80 ^) und
unregelmässig durch die starke Zusammenstauchung der Schichten
zwischen der südlichen Granit- und der nördlichen Gneisszone*).
Interessant ist die ITeberkippung des Gneisses am Nordrande der
Schönauer Schieferpartie, wie sie Meriau beschreibt im Wiesenthal
zwischen den Dörfern Gschend und Todtnau und westlieik daron in
einem Seitenthal der Wiese zwischen Uzenfeld und Wieden, wShrend
längs des Südrandes derselben Partie die Schiefer dem Granite einfach
auflagern. Eine solche mechanische TJeberkippung der Schichten und
Ueberschiebung des Gneisses über Euhuscbiefer durch Druck von SSO
maBsen aus: „Dass die Lagerung der Gneisse meistens eine wellenförmige^ mit
bald steileren, bald flacheren Sätteln und fluiden ist, lässt sich ausser vielen
kleinen Profilen in allen Theilen des üebietes beweisen." Jedoch, giebt Sand-
berger dabei nichts Aber die Richtmig des Streichens und Fallens an^ besieht
sich vielmehr nur auf das eine von ihm gezeichnete Profil Taf. I, 3, welches ober-
halb Petersthal zwisclieu Hostenbach und Mauren verschiedene Sättel und Mulden
des Gneissea mit NW-Streichen zwischen zwei Granitzügen darstellt. Wie sich
diese Gneisspartie mit NW-Streichen gegen die übrige Masse des Schwarzwälder
Grnndgebirges mit vorherrschendem ONO-Streichen verhält, ist nach den bisher
vorliegenden geringen Angaben nicht zu erkennen. Eine genaue geologische
Kartimng des Schwanwaides auf der Grundlage der vorzüglich ausgeführten
badischen Karten im Massstabe 1 : 25 000 würde anch über die Lagerang der
Schwarzwälder Gneisse licht verbreiten.
P. Merian a. a. O. 8. 73 und IdO.
^) H. E e k , Geognostische Karte der Umgegend von Lahr, S. 80. Lahr 1884.
N. Jahrb. für Min. 1847, S. 813.
*) Siehe auch über die Verhältnisse bei Badenweiler die geologische Be-
schreibung der Umgebnngen dieses Badeortes von Fr. Sandberger a. a. O.
1858, 8. 17.
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i ; ; I
56
Lepsiua,
[24
her entspricht der Faltenbildung und den üebersclnebungen , wie sie
in den Gebirgasystemen nördlich und südlich unseres oberrheinischen
Systems, im Devon des rheinischen Schiefergebirges und in den nörd-
lichen Bandzonen der Alpen häufig vorkommen nnter dem gleichen
Streichen, durch denselben Süddruck heryorgemfen.
JOngeren Ursprungs dürften die Verwerfungen dieses Kulmzngw
sein, welche die bedeutenden Niveauunterschiede in der Richtung des
Streichens hervorgerufen haben; jedoch sind hierüber die Unter-
suchungen noch dürftig: es scheint der Granit des Blauen bereite zu
den längs der Rheinebene abgesunkeneu Partien des Schwarzwaldes zu
gehören, da die Schief^rpartie bei Badenweiler auf dem Nordabhang
des Blauen um mehr lüs 300 m tiefer liegt als die Ostliche Fortsetsung
derselben auf der Simitz am Beleben in 1116 m Meereshöhe.
Hier sei bemerkt, dass die Annahme einer Bergkette quer durch
den Schwarzwald von WSW nach ONO vom Blauen über die Simitz
zum Beleben und Feldberg und zum Hochfirst bei Neustadt, wie sie
Peter Merian (a. a. 0. S, 12) und nach ihm andere Autoren ziehen,
nicht dem inneren Bau des Gebirges entspricht: der Blauen steht
äüdiich des Kuluizuges, ist Granit und liegt wahrscheiulich in einem
spftt abgesunkenen Gebirgstheile; im Beleben trifit Granit anf Gneiss;
der Feldberg besteht aus echtem Schwarzwalder Gneiss, der nördlich
der grossen Kulmpartie bei Todtnau liegt; der Granit des Hochfirstes
endhch befindet sich mit seinen beiderseitigen verworfenen Bantsand>
steinresten bereits im östlich al>sinkenden Stufenlande. Für die Rich-
tung der Bergketten in unsern Gebirgen sind raassg^'bend die erst s})ät
entstandenen NNO -Verwerfungen; ob von der älteren ONO-Richtung
des Grundgebirges noch Spureri an der Oberfläche in ostnordöatiicli
laufenden Bergketten flbrig geblieben sind, mfissen erst genauere Auf-
nahmen nachweisen.
Die kleine Kulmschiefer-Scholle bei Hofen, östlich von Kandern,
scheint nach Merian' s Beschreibung (a. a. 0. S. 102) durch mehrere
Verwerfungen stark zerrüttet rn sein, so dass eine Torherrschende
Streichrichtung schwer zu erkennen ist.
Am Ostrande des Grundgebirges im Schiltachthaie unterhalb
Schramberg stehen am Granit und unter dem liothliegenden und Bunt-
sandstein zu Tage Thonschiefer und Sandsteine der Steinkohlenfor-
mation mit Pflanzenabdrftcken und KohlenschnUren; die Schichten dieser
carbonischen Lager erweisen die primäre Streichrichtung des Grund-
gebirges von W nach 0 mit N- und S-Fallen von 20— 30 während
die discordant auflagernde Triasdecke das jüngere Streichen des ober-
rheinischen Systems in N aufweist^).
Eine fir(fv,sere Ausdehnung gewinnen Reste der bteinkolilenfor-
mation zwischen Lahr und Offenburg in den bereits zur Rheinspalt-e
absinkenden Gebirgsstreifen; Sandsteine, Conglomerate und Schiefer-
thone mit an&racitischen Trfimem streichen von Diersburg jaaxh
Berghaupten in ONO bis NO und fallen mit steilen Winkeln Yon
') E. y. Paulus, B^leitworte zur geognostischen Specialkarte von Württem-
befg, Atlasblatt Obenidorf, 8. 8—10. Stattgart 1875.
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25J
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Eandgebirge.
57
50 — 90*^ in NW oder in SO ein. Die ganze Partie if?t stark yer-
quetscht, so daäs die wohl einst zusamnienliängenden, bis 10 m starken
KolüenflOtee in Tiele einzelne auskeilende Trümer in der Bickkinff
des Streichens anseinandergezogen wurden. Die Eohlenmulde wird
omschloBsen yon Gneissen, welche dasselbe Fallen und Streichen be*
sitzen, wie die Steinkohlenschichten an der Grenze gegen jene. Dabei
tritt auch wieder der bemerkenswerthe Umstand ein, dass durch den
starken Süddxuck die Mulde an der NW-Grenze überkippt ist, so dass
die Gneisse dort die eingeklemmten Steinkohlenschichten überlagern,
während die SÜ-Grenze zwischen beiden Gesteinen flach nordwestlich
einfällt'). Aach im Streichen erlitt die Eohlenmnlde Yerstanchnngen.
Nach den in den Schichten bei Diersburg und Berghaupten Torkom-
m enden Pflanzen ist diese Ablagerung nach H. Eck jünger als die
Kulmbildungen von Badenweiler-Lenzkirch und gehört der unteren
productiven Steinkohle an.
In der Fortsetziinof der Streichrichtung nach NO findet sich in
Hinterohlsbach bei üengeiil^ach bis hinüber in den Hesselbach, der
zur Rench fliesst, 200 — 30u m höher eine Mulde von Sandsteinen und
Thonschiefem der oberen productiven Steinkohle, concordant fiberlagert
von Unterem Botbliegenden, das tou jenem schwer abzutrennen ist
(H. Eck a. a. 0. S. 64), eine Ueberlagerung, wie sie im Becken Ton
Saarbrücken in gleicher Weise vorkommt. Die Schichten lagern auf
Gneiss und Granit und sind wie jene bei Diersburg muldeniormig zu-
sammengeschoben mit NO-Streichen.
Eine dritte Scholle von Schichten aus der oberen productiven
Steinkohle ist unter dem Porphyr und auf Gneiss am Rinkhofe im
Lierbachthale bei Oppenau in ebenfalls ca. 600 m Höhe erhalten, und
zwar liegt auch diese Partie in der ONO-Streichrichtnng der Ohls-
bacher Mulde').
Wir erkennen in diesen drei Resten von Schichten aus der Stein-
kohlenzeit, dass auch hier bei Lahr und OfFenburg das Grundgebirge
in Falten durch Druck aus SSO zusammengeschoben wurde, dass so-
gar, ebenso wie im südlichen Schwarzwald bei Todtnau, am Nordrande
der Mulde eine üeberkipj)ung des unterlagernden Gneisses über die
Kohlenschicbten stattgefunden hat. Auch streichen diese Steinkohlen-
mulden in ähnlicher Weise wie diejenigen Ton Badenweüer-Lenzkirch
nahe der Sfidgrenze eines grüsseren GranitmassiTcs hindurch und
parallel der in ONO verlaufenden Grenze zwischen Granit und Gneiss,
dem letzteren aufgelagert. Die üeberkippung der Schichten vor der
Granitgrenze veranlasste hier, wie in zahlreichen ähnlichen Fällen, die
unrichtige Vorstellung, als ob der Granit durch seine Eruption die
stürkcrp Faltung und Verstauchung der Gneisse bewirkt hätte. Ur-
säciilicli für die bedeutenderen Störungen in seiner Nähe ist der Grämt
') V. Dechen, Oeynhausen und La Roche, 1825, I, S. 216. Kine
genaue Beschreibung dieses Vorkunimena giebt IL £ck, Geognostisclie Karte der
Umgegend von Lahr 1884, S. 34-66.
Fr. Sandberger., Geologiaclie Beachreibniig der Umgegend d«r Rench-
bider, 8, 17. CttrlBrahe 1863.
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58
Lepsius,
[2Ö
allerdings, hier wie iu alleu auderen Fälleu, aber iiicht durch seine
Eraption, sondern dadurch, dass das spröde GranitmassiT durch den
mechanischen Druck bei der Faltung des Grundgebirges nicht znsam-
mengepresst werden konnte, und daher die faltbaren geschichteten Ge-
steine der Umgebung des Granitstockea am so starker verstaucht wurden.
Weiter südlich von diesem Zuge sind zu Hohengeroldseck ])oi
Lahr unter Porphyr und auf Gneiss Sandsteine und Schieferthone aut-
geschlossen und erbohrt, welche H. Eck (a. a. 0. S. 72) ijach den darin
vorhandenen Piianzenresten ebenfalls zur oberen productiven Steinkohle
(Ottweiler Schichten des Saarbrttclcener Beckens) rechnet; ans der ver*
worrenen Lagerung ist keine yorherrschende Streichrichtong zu ent-
nehmen.
Am nördlichen £nde des Schwarzwälder Grundgebirges erscheinen
in den zur Rheinebene absinkenden Gebirgstheilen der Umgegend von
Bnden-Biiden mit Gneiss nnfl Granit nntor den discordant ii]ipr];i!:rpru-
deu Schichten des Oberen Üothliegeaileu und des Bnntsandstems ein-
zelne Reste von Thonschiefern des „UebergangögebirgeB", und wieder-
um eine ziemlich ausgedehnte Mulde des oberen Carbon.
Das ganze Absenkungsgebiet der Umgegend von Baden-Baden
mit seinen zahlreichen Verwerfungen ist hödhst charakteristisch in
seiner geolc^ischcn Structur und recht geeignet für die EntziftVning
der jüngeren, tertiären Einbrüche der Rheinversenknng. Bisher be-
sitzen wir nur die geologische Besehreibung der Gegend von Baden
von Fr. Sandberger vom Jahre 18G1.
Die Thonschiefer des „Uebergangsgebirges" sind ilirem Alter
nach unbekannt, da in ihnen bisher keine Versteinerungen gefunden
wurden; ihrer petrographischen Beschaffenheit nach gleichen sie den
Schiefem des Weilertbales in den Yogesen (siehe unten); auch zeigen sie
am Granit eine ähnliche Oontactzone mit Hornstein, Adinolschiefer etc.,
wie sie aus dem Weilerthale von Rosenbusch beschrieben wurde.
Diese dunkelgranon Thonschiefer streichen nach Sandberger (S. 40)
in ONO (N GU *' 0) und fallen mit 50— 88» in SSO ein; sie treten in
.Baden selbst, dann weiter nordöstlich bei Ebersteinburg über Granit
auf und zeigen sich noch bis nach Gaggenau hinüber ins Murgtiiai,
wo sie in der Nähe einer Ghieissscholle ebenfalls südlich ein&Uen. In
letzterer Partie bei Gaggenau enthalten die Schiefer feinkörnige Kalk-
steine. Es liegt kein Grund vor, diese Schiefer für devonisch zu er-
klären, wozu Sandberger (a. a. 0. S. 51) neigt.
Bei Baden werden diese älteren Thonschiefer discordant über-
lagert von groben Sandsteinen und Schieferthonen mit Steinkohlen-
flötzen der oberen productiven Steinkohle (Ottweiler Schichten), welche
sich unter dem Rothliegetulen und Porphyr nach S bis Steiubach und
Geroldsau f nach NO bis gegen Gemsbadi verbreiten. In nächster
Umgegend der Stadt Baden und bei Umwegen sind die Eohlenschichten
sehr zerrüttet durch die jüngeren Brüche nahe der Rheinebene. Bei
Malschbach fallen sie in NAV ein. Oberhalb Baden im Oosthale an
der Seelach fallen sie in NNW mit 28^ ein; von Oberbenren ziehen
dann ununterbrochen hiTiüber nach Gernsbach, indem sie mit
15 — 50^ N vom Granit abfallen (Sandberger a. a. 0. S. 40).
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27]
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Kandgebii^,
59
Wir erkennen demnach auch bei Baden in der Lageruno; der
Thonschiefer und der Steinkohlenschichten trotz der späteren Zerrüttung,
die gerade hier am Kordende des Grundgebirges sehr bedeutend ist,
eine ältere, ursprfixiglich Torhandene Streichriehtniig in 0 bisKO. Im
Gegensaiz zu der ZerreisBimg und Absenkimg der jüngeren Flötsfor^
mafionen dee Mantels wurden die Schichien des Grundgebirges im
Scbwarzwalde durch einen Stiddruck zusammengefiEdtet und mehr oder
Tvcnjfrpr steil aufgerichtet, in d^r frloiVhon Weise, wie die Devonfor-,
mation des niederrheinischen Schietergebirges.
Diese grosse Schichtenzusammenfaltung de» Grundgebirges er-
reichte ihr Ende vor Ablagerung des oberen rothliegenden Sandsteins,
da dieser und die jüngeren Formationen fiber die Sulden und Sättel
der Qneiflae und Thonschiefer discordant fibergreifen; wann dieselbe
ihren Anfang genommen, lässt sich jetzt noch nicht bestimmen; wahr-
scheinlich wirkte der stauende Süddruck bereits lange Zeiten, da die
Gänge der Granite und der iilterpn Pnrphyre im Schwarzwalde schon
Beziehungen zu (dieser alten Gebirgsbewegung zeigen. Jedenfalls wurden
auch die Schichten der Stemkohle und des unteren Jtiothliegenden noch
mitgefaltet.
Die zweite grosse SehiehtenstOmng, welche zur Tertiärzeit im
sfldwestlichen Deu&chland das oberrheinische Gebirgssjstem entstehen
Hess, zerbrach auch das Grundgebirge des Schwarzwaldes in Stufen
und Tafeln, welche im allgemeinen in NNO und normal dazu in OSO
aneinander verworfen wurden. Die Wirkungen dieser Bewegung sind
scharf ausgeprägt in den Tafelbrüchen di»r Trias- und Jura-Formationen
rings um den Schwarzwald; das Grundgebirge des Schwarzwaldes je-
doch kennen wir noch zu wenig, um den Verlauf von Verwerfungen
parallel der Kheinspalte oder senkrecht dazu angeben zu können.
3« Im Odenwldde,
Im Odenwalde tritt das kry>;talline Grundgebirge hervor in den
Bergen, welche zwischen der Bergstrasse einerseits und dem Weschnitz-
und Gersprenzthale andrerseits bis zu Höhen von 598 m über dem
Meere und etwa 500 m über dem Rheine sich erheben. Die Gneisse,
welche den grösseren Theil dieses Gebirges einnehmen, erweisen im
allgemeinen ein regelmässiges Streichen in OKO bis NO, also parallel
dem Taunuskamme. Natürlich nehmen die Schichten der verschieden*
artigen Gneisse, imter denen Homblende-Plagioklasgneisse vorwiegen,
nicht einen so linear^^n Verlauf, wie Ludwig denselben auf den
Sectionen Worms, Erbach und liossdorf der hessischen Kartenblätter
zeichnet; auch fügen sich die Granitstöcke nicht so gleichförmig in den
Verband der Gneisse ein. Dennoch scheint das NO- bis ONO-Streichen
Torzuherrschen bei steilem und N-Fallen. Diese Streichrichtung
ist z. B. deutlich ausgeprägt in dem ^t 4 km langen Zuge von
Marmorlagern, welche in mehreren bis zu 40 m mächfigen Trümern
im Streichen der Gneisse N 60 ^' O (hora 4) von Bensheim oberhalb
Auerbach hindurchziehen bis hinauf zum Felsberg bei Hochstätten;
60
Lepsius,
[28
die Trümer fallen mit den Gneissen 00 — 70° in SSO ein. Auch an
mehreren anderen Stellen des vorderen Odenwaldes, so auf dem Meli-
bocus, dann in den Bergen südlich Ton Darmstadt und nahe der Ost-
grenze der Gneisse im Gersprenzthale bei Brensbach liegen Marmor-
trtlmer im Streichen der Gneisse.
Zu beiden Seiten des Gersprenzthaies sind die Gneisse typischer
ausgebildet als an der Berjxstrasse , wo die grobkörnigen Hornblende-
Plagioklasgneisse in mächtigen Stöcken vorherrschen ; aber die scharfe
Grenze, welche Ludwig auf Section Erbach zeichnet zwischen den
angeblich verschiedenartigen Gneissen westlich und östlich des Gersprenz-
thaies, ist in Wirklichkeit nicht Torhanden. Vom Gersprenzthale sind
die Gneisse oberfl&chlich zn verfolgen nach KNO über Hering nnd
Gross-ITmstadt mid unter dem Maindiluvium hindurch nach AschajQTen-
bnrg; sie zeigen in diesem ganzen Gebiete stets ein ONO -Streichen.
Marmortrümer sind ans den Gneissen des Schwarzwaldes nur
von einer Stelle bekannt: am linken Kinzigufer oberhalb Otfenburg
am Gaiskopfe entdeckte Platz ^) eine bis 8 cm mächtige Schicht körnigen
Kalkes in Begleitung von Wollastonit, Granat, Vesuvian, Schwefelkies,
Titanit, grünem Augit, Quarz etc., wie bei Auerbach; die Schicht fällt
mit dem umgebenden GhieiBse 50^ in NW ein; in der Nähe dieses
Punktes fand H. Eck*) später noch zwei andere Trümer des Marmors,
deren einer bis 16 cm mächtig war. Ein grosseres Marmorlager schliesst
der Gneiss von Markirch in den Vogesen ein, welches von P. Groth
genau beschrieben wurde Diese verschiedenen Punkte sind die
einzigen im Grundgebirge des oberrheinischen Systems, die bis jetzt
bekannt wurden : ihrer petrographisch-mineralogischeu Ausbildung und
ihrer Lagerung nach verhalten sie sich nahezu gleichförmig.
Ob die Gneisse im Odenwalde abrasirte Fsdten oder einfach auf-
gekippte Schichten darstellen, läset sich jetzt noch nicht sagen; jeden-
falls folgen sie dem allgemeinen ONO - Streichen des krystallinen.
Grundgebirges im Schwarzwalde und dürften einfach als die nördliche
Fortsetzung des letzteren anzusehen sein. Im Kraichgau und südlich
von Heidelberg wird das verbindende, 1 unterlagernde Grundgebirge
von den Trias- und Juraschichten überdeckt. Bei Heidelberg schneidet
der Neckar den Buntsandstein durch bis zur granitischen Unterlage,
gerade wie drfiben die Bädie der Haardt.
Jüngere Schichten als die Gneisse sind bisher ans dem krystallinen
Theil des Odenwaldes nicht bekannt geworden; discordant über die
einst denudirten Schichtenköpfe des Gneisses lagerten sich die Sand-
steine und Conglomerate des oberen Rothliegenden, über welchem bei
Heidelberg und längs des Ostrandes der Buntsandsteintiächen noch
schwach entwickelter Zechstein sich einstellt, welcher im Schwarzwalde
und linksrheinisch fehlt.
^) Ph. Platz^ Beschreibang der Umgegend von Lahr nnd Offtnbnig,
S. 7. Carlsruhe 1867.
^ H. Eck a. a. O. 1884^ S. 32.
') Das Gneissgebiet von Markirch im Ober-Elsass. Abband!, tax geolog.
Spezialkarte von Elsass-Lothringen, Band I, S. 393. Strassbnrg 1877.
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29j oberrheinische Tiefebene und ihre Kandgebirge.
Das kristalline Grundgebirge des vorderen Odenwaldes ist in
seinen nördiichsten Ausläufern zwischen Darmstadt und Offenbach Ton
dem südöstlichen Thefle des rheinischen Schiefergebirges, dem Taunus,
nur durch eine 30 km breite Bedeckung tou m>erem Bothliegenden,
tertiären und diluvialen Schichten getrennt, eine Zwischenzone, welche
etwa dieselbe Breite wie die Rheinebenc zwischen Darmstadt und Mainz
besitzt. Die nördlichsten krystallinen Gesteine bei Darmsiadt und
Messel sind Hornblende-Gneisse , Diabase und Granite, welche von
Melaphyr und oberem Rothüegeudeu discordant überlagert werden. Die
südlichsten Gesteine des Grundgebirges am Südrande des Taunus sind
halbkrystalline Sedimente, welche conoordant unter den untersten rer-
steinertmgsfQhrenden Schichten des Unter-Devon liegen und mit steilem
SSO • Fallen unter das obere Rothliegende bei Lorsbach zwischen
Wiesbaden und Frankfurt in die Tiefe absinken. Wir werden unten
bei Besprechung des Grundgebirges der Haardt und seiner Verbindung
mit dem Hunsrück auf diese Verhältnisse östlich der Rheinspalte Be-
ziehung nehmen.
3. In den Togesen«
Der Belcbenstock der Vogespn enthält neben Gneissen und grani-
tischen Gesteinen die uns auö dem Schwarzwalde bereits bekannten
Grauwacken und Thonschiefer der Steinkohlenformation in viel be-
deutenderer Ausbreitung als im Grundgebirge jenseits des Blieins.
Der Gneiss in den Vogesen beschränkt sich auf die Umgegend Ton
Urbeis NW Colmar und das Leberthal W Schlettstadt. Die letztere
Partie ist ziemlich ausgedehnt imd von P. Groth ^) eingehend beschrieben ;
sie enthält die oben erwähnten Marmorlager bei Markirch. Im All-
gemeinen streichen die beiden von Groth im Leberthale unter-
schiedenen Gneisse parallel dem Granitzuge vom Bressoir nach Kesten-
holz in N 60® 0 mit 40** NW- Fallen; bei den häufigen localen
Schichtenstörungen und Knickungen schwankt das Streichen von 0
bisN, das Fallen ist gelegentlich flacher bis 25*^ oder steiler bis 85^;
andi sind einige Gneisssättel vorhanden oder abrasirte Falten mit
Einfiitllen in NW und in SO. Der ältere, graue Gneiss von Markirch
enthält vorwiegend dunklen Magnesiaglimmer, ist dünnschiefrig und
dickflasrig und dürfte den weitverbreiteten Schwarzwälder Gneissen ent-
sprechen , während Groth's jüngerer Granat-Gneiss bisher aus dem
Schwarzwalde noch nicht mit Sicherheit erkannt wurde Im Granat-
Gneisse bei Markirch lagert Hornblende -Plagioklasgneiss, weicher früher
TOn Delbos und EOchlin-Schlumberger, ähnlich wie an der Bergstrasse,
als Diorit bezeichnet wurde; mit den Gneissen in den vogesen
*) a. a . 0. Siehe ansscrdcm : Delbos et K o c h 1 i n - S c h 1 n m b e r g e r.
Description g^ologique et min6ralogique du departement du Uaut-Ebin. I, S. 14Ü
bjla 149 und IT, S. 289—290. Colmar 1866, und Benecke, Abriss der Geologie
TOn Elsass-Lothringen, S. 4 — 8. Strassburg 1878-
"0 Siehe U. Eck a. a. 0. 1884, S. 33.
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62
Lepsiua,
[30
erscheinen mächtige Stöcke von Granit, Syenit, Diorit und Diabas, iu
gleicher Weise wie im Schwarzw&lde und im Odenwalde.
Eine grosse Ansdehnnng gewinnen in den Vogesen Thonschiefer
und Grauwacken, welche zum Theil als devonisch, zum andern Theil
als carbonisch durch Versteinemngen charakterisirt sind, deren grösserer
Theil aber keine Versteinerungen enthält, so dass ihr Alter noch
nicht bestimmt werden kann; Beuecke hält die letzteren auch für
paläozoisch.
Am besten bekannt sind bis jetzt die Schiefer im Weiler- und
Andlauthale bei Schlettstadt ^) : dort liegen znn&clisl; Fhyllitgneisse,
Glimmerschiefer und Phyllite mit eingelagerten talkigen Sdiiefem
und Qnarziten concordant auf den echten Gneissen von ürbeis; dann
folgen mächtige Thonschiefer, durchbrochen von Graniten; endlich
concordant über diesen ein mächtiges System von Granwacken und
Thonschiefern, welche auf der Nordseite des Horlifol'los im Breusch-
thale KalkJager mit devonischen Versteinerungen (ivoralien, Criuoiden
und Brachiopoden) einschliessen. Wir haben hier im Weiler- und
Breuschthale ein sehr mächtiges System von Schichten vor uns, welche
etwa den Schiditen am Sfidrande des Tannns mit ihren Phyllitgneissen,
PhyUiten und yersteinerungsftthrenden unterdeTOnischen Schiefern und
Grauwacken oder den Formationen am NordweiMxande des rheinischen
Schiefergebirges in Belgien entsprechen, nur dass wir hier in den
Vogesen noch als Unterlage der Phyllite echte Gneisse kennen lernen.
Diese ganze Sc]iichtengrnp])e von den Phylliten bis hinauf zum
Devon streicht im Allgemeinen in ONO, „wenn schon, zumal in der
Nähe der eingeschalteten Granitmassen, grössere und kleinere Ab-
weichungen durchaus nicht selten sind; trotz der nicht unbedeutenden
Schwankungen, welche oft auf engem Baum neben einander als förm-
liche, sogar hie und da senkredite Knickungen im Streichen der
Schichten beobachtet werden können, ist die allgemeine Streichrich-
tong ziemlich regelmässig, nahezu ONO bis WSW, wie sie schon
von Elie de Beaumont zu N 55^ 0 angegeben Wirde." (Kosenbusch
S. 91 und 98.) Dabei sind die Schichten von fciiden her steil auf-
gekippt, so dass die ältesten Schichten im Süden zum Vorschein
kommen und alle Schichten bald senkrecht stehen, bald in steilen
Winkeln nach NW oder in SO einfallen: die Schiefer sind «gemein-
schaftlich aus ursprünglich horizontaler Lagerung zu einem Systeme
von mannigfach aufgerichteten, sattel- und muldenförmig gebogenen
und überki})pten Schichten zusammenn^epresst*. Der faltende Druck
kam aus SSO. Wir erkennen also hier in den Schiefern am Hoch-
felde ganz die gleiche Lagerung der Schichten, wie sie das nieder-
rheinische System, das rheinische Schiefergebirge, beherrscht, eine
Lagerung, wie whr ae im Grundgebirge des Schwarzwaldes gleichfalls
vorfanden.
Im Sfiden des Weilerthales sind zu beiden Seiten des Leber-
thales einige Beste Yon Grauwacken über den Gneissen erhalten, welche
') H. Rose nb lisch, Die Steiger SchiefiT. Abhandl. SOT geolog^. Spezisl-
karte voa fUsafis-Lothringen. Band. 1. Strassburg 1877.
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Die oberrheiniselie TltfetMen« und Ihre Sendgebirge. 03 '
anch im aUgemeinen in ONO streichen und in NNW einfallen, Schollen
TOn ehemals grösserer Aüadehnnng, welche den jüngeren Granatgneissen
nicht ganz, aber «nngeföhr ooncordant" (P. Qroth S. 477) auf-
lagern. Wir erkennen ans diesen Verhältnissen, dass die Faltung der
Gneisse, Grauwacken und Thonschiefer erst lange nach Ablagerung
der devonischen Schichten des Breuschthales vor sich ging.
In den südlichen Vogesen verbreiten sich Grauwacken und
Thonschiefer von Luxeuil hinauf zu der Planche des helles filles,
stldlidi entlang am Els&sser Belchen im Thal der Savonrense und
steigen nach NO hinauf auf den Bärenkopf südlich des Dollerthales;
ein anderer Theil zieht nördlich des Elsässer Belchens, der ans Granit
besteht, über den Col de Bnssang 734 m und durch das Thurthal hinauf
zum Gebweiler Belchen und zum Kahlen Wasen nnd reicht nach
Norden hinüber bis ins Münsterthal Die jedenfalls verschieden-
artigen Schichten dieses grossen Gebietes sind bisher noch nicht von
einander getrennt; an Versteinerungen wurden zahlreiche Abdrücke
von fossilen Pflanzen') und eine Reihe interessanter mann«r Mollusken
und Korallen') hei Thann und Niederburhach (5 km S Thann) gefunden,
welche die dortigen Schiefer und Grauwacken zum -Kulm stellen;
auch lagern bei Thann häufig Schmitzen von Anthracit zwischen den
Grauwacken. Jedenfalls sind auch ältere Schichten als carbonische
unter diesen Gebilden der Südvogesen vorhanden, wie z. B. die ge-
legentlich auftretenden Phyllite beweisen.
Die südlichsten AiLsläufer des Grundgebirges der Vogesen sind
die beiden lang in ONO gestreckten Bücken des Salbert und Arsot, zu
beiden Seiten der Savonrense einige Kilometer ndrdlich Beifort gelegen ;
diese bi i l n Berge bestehen auf einer Strecke von 10 km Länge aus
Thonschiefern, welche regelmässig in ONO streichen und zumeist in
NTsW fallen; am Mont Salbert scheint auch der Südflügel der Falte
erhalten zu sein (Delbos et Köchlin I, S. 48).
In dem grossen Gebiete der Grauwacken, Schiefer und Con-
glomerate im südlichen Theile des Belchenstockes sind die Lagerungs-
Terhaltnisse Terworren, besonders durch zahlreiche Einsdialtungen von
Eruptivgesteinen, Porphyren, Melaphyren und Diabasen, deren spröde
Massen dem Gebirgsdznck weniger nachgeben konnten als die meist
dünnschiefrigen Grauwacken; noch dazu wurden die älteren Granite
zwischen und neben den Grauwacken heraufgescholipn. Stellt man
sich die zahlreichen Angaben, welche Delbos und Küchlin-Schlum-
berger a. a. 0. I. S. 34 — 113 iiijer Fallen und Streichen der Grau-
wacken machen, übersichtlich zusammen, so ergiebt sich bereits erstens
ein vorherrschendes NO-Streichen, wie es diese Autoren auch in dem
zweiten Bande ihres Werkes S. 288 herTorheben, und zweitens, dass
das häufig wechselnde Fallen nadi NW und SO wiederholte Falten an-
0 Delbos et Köchlin-Schlumberger a. a. 0. I, S. 34-113.
') J. Köchlin-Schlumbergei et W. P. Schimper, Memoire sur le
tenrain de transition des VoRges. Strassburg 1862.
') G. Meyer, Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen.
Äbhandl. zur geolog. Spezialkarte von Elsaes-Lothringen. Band III, Heft 1, S* 98
und 90. Strassbui'g 1884.
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i < • - _
64
Lepsius,
[32
deutet^ deren genauere Lage festzusetzen den späteren Spedalattfoahmen
vorbehalten bleibt. Einen ersten glücklichen Versuch, die verschiedenen
Falten der Grauwacken in Beziehung zu einander zu setzen, michfce
kürzlich G. Mever fa. a. 0. 1884): er erkannte in den Doller-, Bur-
bach- nnd Thur-Thälern fünf Mulden und Sättel, welche ziemlich
regehiiilssig in NO streichen ; das Fallen ist öfter steil und vertikal als
flach, wie schon die Angaben von Delbos und Köchlin-Schlumberger
beweisen.
Endlich beiheiligen sich an der ZnsammenBetznng des Grund-
gebirges der Yogesen noch einige auf den älteren Schichten übrig-
febliebene Reste yon productivem Steinkohlengebirge, gerade wie im
chwarzwalde : es sind Schollen von Sandsteinen f Arcosen), Conglome-
raten , Schiefern mit einigen Kalkbänken und mit jetzt zumeist ab-
gebauten Steinkohlenüötzen von geringer Mächtigkeit, welche in der
Umgegend des Leber- und Weilerthaies die dortigen älteren Thon-
schiefer, sowie Gneiss und Granit discordant überlagern. Wegen der
geringen Avedehnung der einzelnen Beste des einst grösseren Beckens
ist eine regelmässige Lagerung nicht mehr wahrzunehmen (vergl.
Delbos und Köchlin-Schlumberger I, S. 198 und II, S. 209). Doch
scheinen die Schichten weniger stark gefaltet zu sein, als die älteren
Thonschiefer und Gneisse; sie werden wiederinn discordant von dem
oberen Rothliegenden und dem Vogesen-Saudstein überdeckt. Wir
erkennen aus diesen Verhältnissen, dass in dem Grundgebirge der
Vogesen die Faltung und Aufkippung der älteren marinen Ablagerungen
bis zum Kulm bereits ziemlich weit vorgeschritten war, ehe diese
jtingsten Schichten der oberen Steinkohle in Sümpfen und Landseen
des alten Gontinents zum Absätze gelangten.
4. In der Haardt.
Während das krystalline Grundgebirge im S<'hwarzwalde noch
bis zu Höhen von 1495 m, in den Vogesen bis i4:io m, im Odenwald
bis zu 598 m über dem Meeresspiegel aufragt, kommt es unter den
Buntsandsteinen der Haardt durchschnittlich nur bis 230 m, an zwei
Stellen bei Albersweiler und am Schieferkopf bei Hambach bis etwa
400 m Höhe zu Tage. Das Nordende des Grundgebirges in den
Vogesen liegt am Nordfuss des Hochfeldes im Breuschthale bei
Schirnieck. Nachdem dort die Grauwacken und Thonschiefer unter
der Uothlief^enden und Trias-Decke verschwunden sind , finden sich
weiter nördlich die ersten Spuren des Grundgebirges wieder im Jäger-
ihal bei Niederbronn: hier tritt Hornblendegranit hervor am Fusse
des Windsteiner Schlossberges und auf demselben Beste vom Stein-
kohlengebirge, in einer Höh« yon etwa 280 m^). Sodann treffen wir
das Grundgebirge wieder am Ostabhange der höchsten Haardt-Erhebung
Siehe über das Jägerthal : Daubree, Description geolot^ique et mia^ra-
logique da d^partement du Bas-Rhin, S. 29, 73, 82. ötrassburg 1802.
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I l
33]
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
65
von Weissenburg an über Landau bis Neustadt; auch in Dürkheim ist
es noch erbohrt worden.
Die Lauter hat oberhalb Weissenburg bei dem Dorfe Weiler
den Bnntsandstein des Kammes durchgeschnitten bis auf das Grond*
gebirge und hat ein kleines Ge))iet desselben freigelegt. Die kürzlich
erschienene Studie von G. Linck \) bietet eine treflPliche Beschreibung
dieses interessanten Vorkommens: nach flersel))en sind hier devonische
Schiefer und Grauwacken in einer ui)rasirten Falte zusammencrepresst,
so dass die Schichten in ONO streichen und östlich an der libein-
spalte bei Weiler in 70* NNW, weiterhin senkrecht und westlich am
Erenzweg 75^ in SSO fallen. Die Schichten der Falte sind vom
Tbeü ftberkippt; auch Verschiebungen und Knickungen der Sdiichten
und Fältelung der Schiefer sind öfters zu beobachten. Der zusammen-
faltende Druck wirkte demnach auch hier wie im ganzen bisher be-
trachteten Grundt^ebirtre von SSO her. Ausser Porphvriten und Minetten,
welche als Eruptivdecken den Schiefern einlagern, sind hier bei Weiler
keine anderen Gesteine des Grundgebirges aufgeschlossen. Der Al)bruch
der Schichten zur liheinversenkung verläuft in N 15 " 0 gerade durch
Dorf Weiler. Hier Bcbneiden sich also die beiden Gebirgssysteme, das
jüngere oberrheinische und das altere niederrbeinische System, in einem
Winkel von 50« (N 15« 0 und N 65« 0).
Weiter nördlich längs des Abhanges der Haardt finden wir wieder
einen bedeutenderen Aufschluss des Grundgebirges in dem tiefen Ein-
schnitt des Queichbaches oberhalb Landau in den <:rossen Steinbrüchen
im Gneiss bei Albersweiler, Eine genauere Beschreibung dieser Vor-
kommnisse an der Haardt fehlt uns bisher noch; in der kurzen Ueber-
sichi der geognostischen YerhSltnisse der Pfalz ^) giebt Gfimbel nur
an, dass «die Lagerung der Gneisse bei Albersweiler sehr yerworren
durch starke Biegungen und gangartiges Eingreifen der Granite* sei.
Femer zeigen sich Granite bei Weiher, hei Rhodt, an der Ludwigs-
höhe und am Fuss der Haardt bis gegen St. Martin bei Edenkoben hin,
Grauwacken erwähnt Gümbel über dem Gneiss von Albersweiler, aus
den Steinbrüchen am Schiet'erkopf bei Hambach und aus dem Neu-
städter Thale; hier oberhalb Neustadt zeige die Lagerung der Thon-
schiefer und Grauwacken Tiel£eiche Störungen. H. Laubmaim') er-
wähnt, dass die Grauwacken bei Neustadt mit 34^ in N W
einfallen, also dasr^elbe Streichen in ONO oder genau N 67^ 0 wie
an der Lauter oberhalb Weissenburg besitzen; Laubmann berichtet
auch, dass dieselben Thonschiefer, welche 1)ei Neustadt anstehen, im
Bohrloch des Maxbrunnens zu Dürkheim unter dem Buntsandstein in
880 TU erbohrt wurden. Nach dem Profil, welches H. Ott über die
Bohrungen zu Dürkheim gab^), liegt das Bohrloch bereits in einer
*) G. Linck, Geognostisch-petropraphische Beschreibung des Grauwacken-
gebietes von Weiler bei Weissenburg. Band III, Heft 1. Sirassburg 1884.
^) SeparatpAbdrack aus HBaTaria", IV. Band, 2. Abtheilong, 8. 25. Mün-
cheu 1865.
*) RLaubmann, Dürkheim mit sein^ TTmgabnng (geolog. Besehreibung)
in Pollichia, 25.- 27. Jahresbericht, S. 72—158. Dürkheim 1868.
*) Heinrich Ott, üpbpr den Ursprung der DürkUeimer Solquellen. Pol-
Forachnngen zur deubscben Landes- und Volkskande. I. 2, 5
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66
Lepsius,
[34
zur Eheinspalie bin abgestinkenen Bimtsandsteinsinfe ; Dürkheim liegt
126 m über dem Meere.
Endlich wurden noch weiter nördlich bei Battenberg so zahlreiche
lose Blöcke von Gnciss und G^ranit gefunden, dass wohl auch dort noch
diese Gesteine nahe unter dem Tertiär vorhanden sind; dies wäre der
nördlichste Punkt in der Haardt, an we'clieni das r.rundgebiree hervortritt.
Dagegen schliesst sich nun nördlich an die Haardt das Saar-
brflckener Koblenbeoken an, welches seiner Lagerung nach mit zum
Grandgebirge za rechnen ist und uns daher Au&cblnss darftber geben
kann, wie sich das Grundgebirge des oberrheinischen Systems anordnet
an den Südrand des niederrheinischen Systems.
Wir erinnern daran, dass wir in den Vogesen bereits productives
Steinkohlengebirge kennen lernten, welches discordaut die älteren
Formationen des Grundg'ebirL'"es iil>erdeckte ; jedocli folgt dasselbe, wie
wir schon im Schwarzwaliie erkannten , noch denselben zusammen-
faltenden Bewegungen von SSO her, wehren bereits alle älteren
Schichten nnterwoifen waren. Die Sdiichten der productiven Stein-
kohle, und fügen wir gleich hinzu, ebenfalls die im Saarbecken darauf
• folgenden beiden unteren Abibeilungen der Rothliegenden Formation
(Kuseler und Lebaclier Stufen), sind mit ihren Steinkohlenflötzen in
Binnenfrewässern, nicht in einem Meere abgelagert, während die untere
Steinkoiüenformation (Kulm) und die oberen Kuthliegenden Sandsteine
mit allen folgenden Stufen der Trias- und Jura-Formationen marine
Gebilde sind. Nachdem nun die älteren azoischen und pa^zoischen
Schichten des Grundgebirges continentale Landstrecken wurden und
von SSO her aufgerichtet und gefaltet worden waren, bildeten sich
in einigen tieferen Einsenkungen der Oberfläche dieses Continents
Landsecn und Sümpfe, in denen sich die Steinkohlen und ihre Zwischen-
mittel absetzten: der grösste dieser Landseeu in unserer Gegend, der
am längsten bestanden hat, war (ierjenige, welcher die damals schon
tiefe Einsenkung zwischen den steilen Devonfalten des Hunsrück und
dem Grundgebirge der Haardt bedeckte.
Nach Ablagerung der oberen Steinkohlen- und der unteren und
mittleren Rothliegenden Formation wirkte der SSO -Druck weiter fort
und faltete auch noch diese Gebilde, so dass das Saar-Nahe-Becken und
längs des Nordrandes des rheiiiischen Schiefergebirges das Aachener und
Kuhrbecken gleichfalls noch in dem Sinne des niederrheinischen Systems
in ONO streichende MuUIen und Sättel mit zahlreichen Verwerfungen im
Streichen und Fallen der Schichten zusammengeschoben wurden. Die
Falten des productiven Steinkohlengebirges imd der unteren Rothliegen-
den Stufen konnten aber in Folge dieser späteren Bewegungen nicht
mehr so steil aufgerichtet und scharf gefaltet werden, wie die filteren
Formationen vom GneieB an bis zum Devon und zum Kulm. Daher sehen
wir bereits in den Vogesen, dass die Schichten der oberen Steinkohle
mit flacheren Winkeln einfallen , als die untcrlagernden Gneisse und
Grauwacken, und dass die Schichten der productiven Steinkohle und des
lichia, 40.— 42. Jahresbericht, S, 59—72. Mit geologischen Profileu. Tafel I.
Bttrkheim 1884.
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35]
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
67
unteren und mittleren Rothliegenden discordant übergreifen über die
firüher entstandenen und steileren Falten der älteren Formationen.
Anf die spedellen Nachweise dieser LageningsTerhältnisse im Saar-
Nahe-Becken können wir hier nicht eingehen ; dieses Saar-Nahe-
Gebirge oder Saarbrückener Kohlenbecken bildet ein selbständiges
Zwischenglied zwischen dem rheini^jchen Schiefergebirge und dem ober-
rheinischen Gebirgssystem oder zunächst zwischen Hunsrück und Haardt.
Das Grundgebirge, welches wir am Ostrande der Haardt zu Tage
treten sahen, erscheint nicht mehr am Nordrande desselben Gebirges.
Eine sehr hedentende Verwerfung in der Bichtung von St. Arold in
Lotiimgen Uber Merlenbach, Forbach « Malstatt bei Saarbrficken nach
St. Ingbert, Wellesweiler bis Ober-Bexbach hat den Südflügel des
Steinkohlensattels abgeschnitten und neben die untersten Schichten der
prodiictiven (oberen) Steinkohlenformation den Bunten Sandstein ge-
worfen. Südlich dieser Verwerfung wurde z, B. bei St. Ingbert die
j)rod\ictive Steinkohlenformation , welche kaum 2 km nördlich dieser
Stadt in ihren untersten Schichten an der Oberfläche liegt, erst in
458 m Tiefe erbohrt, unter 202,5 m Bnnt-Sandstein imd 255,5 m Roth-
liegendem Sandstein; bei Mittel-Bexbach wnrde das Eohlengebirge in
233 m Tiefe angetroffen'). In Lothringen wurde die Steinkohlen-
formation südlich der Verwerfung zwischen St. Avold und Forbach
im Rossclthal in 588 m Tiefe noch nicht erreicht, während nur 700 m
nördlich dieses Bohrloches im Hochwalde bei Merleubach dieselbe schon
in 178,7 m erbohrt wurde*).
Die Bohrlöcher an der Pfälzer Grenze bei St. Ingbert und Bex-
bach beweisen jedoch wenigstens, dass südlich der grossen Yerwerftmg
das productiTe Steinkohlengebirge unter dem Rotfaliegenden noch vor-
handen ist, wahrend wir gesehen haben, dass 50 km weiter östlich von
Bexbach am Ostrande der Haardt Über dem Grundgebirge nicht aüein
die productive Steinkohle, sondern auch die im Saar-Kahe-Bccken so
mächtigen Hmnischen Schichten der Rothliegenden Formation voll-
ständig fehlen. Das Liegende der productiven Steinkohle im Saar-
brückener Becken ist noch nicht erboliri worden.
Die Verwerfung von St. Avold-Forbach-Bexbach zieht ziemlich
geradlinig im Streichen des niederrheinischen Systems, in N 55^ 0,
weiter über Beichenbach und am Donnersberg vorbei bis nach Alzey
und Oppenheim am Rhein, wo sie die in KNO yerlanfende Bheinspalte
in spitzem Winkel durchschneidet %
*) Siehe Weiss und Laspeyres^ Geognostische Ueboraichtskartc des
kohlenftthrenden Saar-Rhein-Gebietes^ Berlin 1868; und Laspeyres, Kreuznach
und Dürkheim a. d. Haardt. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1867, Band 19,
8. 80a— 922. Mit Profiltafel.
') Gümbel a. a. 0. 1865, S. 15 macht mit Recht darnuf aufmerksam, dass
der kleinste Theil des Saarbrückener Kohlenbeckens auf Pfälzer Gebiet fällt und
daher die Benennung „Pfälzisch-Öaaibrtick'sches Kohlengebirge* unpassend sei.
Allerdings liegt der höchste Berg dieses Gebirges, der Donnersberg 691 noch
anf Pfälzer Gebiet.
Gümbel a. a. 0. 1865, S. 28.
^ Benecke, Abriss der Geologie TOn Elssss>Lothringen, 1878, S. 21.
^) R Lepsins, Du Uauiser BeAen, geologisch beechrieben, S. 173.
Darmstadt 1888.
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t I I III i ^ .
68
Lepsius^
[36
Wir haben demnach im Verlauf unserer Untersuchung erkannt,
dass die vier Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene ein Grund-
gebirge enthalten, welches vor der neuen Meerestiherfliithung zu Beginn
der Zeit des oberen Eothiiegenden einem weibnisgedehnten, in sich fest
zusammenhängenden Continent angehörte. JJieseoi Continent fehlte noch
vollständig die Rheinversenkung imd fehlten Gebirgszüge von der Rich-
tung und der Form der jetzt im südwestUchen Deutschland yorbandenen
Gebirge; vielmehr werden die Berge dieses Oontinenies mit ihren
Kämmen in der Streichrichtung ihrer Formationen, nämlich in ONO
gerichtet gewesen sein.
B. Die Trias- und Jura-Tafeln.
Nachdem nun dieser Continent in ganz Deutschland zu AnfiEing der
Bildung des oberenBothliegendenConglomerates wieder yom Meere bedeckt
worden war, lagerten sich wahrend eines sehr langen Zeitraumes in diesem
Meere die Formationen des oberen Rothliegenden, des Zechsteins, des
Buntsandsteins, Muschelkalkes und des Keupers, sowie fast die s'ammt-
lichen Stnfcn der Juraformation ruhig und allmählich ab. Ohne jede
SchichtenstüruDg, ohne einen einzigen Ausbruch der Erdlava ging diese
ganze lange Zeit der Meeresbedeckung für Deutschland vorüber. Die
Gesteiubbeschafienheit der genannten Forniationsstufen bleibt in Folge
dieses ununterbrochenen Absatzes in einem grossen Meere Über weite
Strecken hin nahezu gleich: der Muschelkalk in Lothringen sieht
ebenso aus wie derjenige an den Rändern der Rheinebene und wie in
Schwaben und Franken; der Lias dehnt sich ohne wesentliche Ab-
weichung seiner Gesteine und seiner Fauna gar über den grössten
Theil von Europa aus.
Erst zu Beginn der Kreidezeit trat das Meer vom südwestlichen
Deutschland zurück: die Jurakalke erschienen an der Oberfläche des
neuen Gontinentes. Nun erst wurden diejenigen Bewegungen in unserem
Gebiete eingeleitet, welche in ihrem langen Fortgange und in ganz
allmählicher Wirkung die oberrheinische Tiefebene und ihre Rand-
gebirge als endliches Resultat zu Stande brachten. Nicht plötzlich und
auf einen Guss entstand dies neue Gebirgssystem mit seinem NNO-
Streichen, sondern von kleinen Anfängen an und durch unziihligemal
wiederholte kleine Absenkungen und geringe Einbrüche der Schichten-
complexe. Noch heute sind diese Bewegungen im Sinne des ober-
rheinischen Gebirgssystems nicht zur Ruhe gekommen, wie die hftufigen
Erdbeben in der Bheinebene beweisen.
In dem Gxundgebirffe erkannten wir eine Lagerung der Schichten,
welche durch Zusammenschub und durch tangentialen Druck von SSO her-
vorgerufen worden war. Die neuen Bewegungen von der Kreidezeit an
bis heute, weit entfernt davon, die Schichten zusammenzuschieben, haben
dieselben vielmehr in der lihemspaiie mitten auseinander gel)rochen und
sie in den übrigen Theilen des Systems tafel- und stufenförmig neben
einander absinken lassen. Die Wirkung dieser tafelförmigen Zerstücke-
lung der Erdkruste erkennen wir am dentlidisten in der Lagerung der
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37]
Die obenrheiBiaclie Tiefebene nnd ihre lUndgebirge.
69
a>)geworfeneTi Trias- und Juraschichten, wie sie die stehen gebliebenen-
Kerne df s fTnindgebirges maotelförmig umhüllen und an denselben
abgesunken liegen.
In seinem geistvollen Werke »Das Antlitz der Erde* nennt
Suess ^) die Brüche zwischen solchen absinkenden Schichteutafeln
»Tafelbrüehe*, eine sehr treffende BezeiclmTing dieser Art yon Brüchen
im Gegensatz zu den Faltenbrüchen, nnd setzt zugleicli den funda-
mentalen Unterschied von tang^tialen, zusammenschiebenden und von
vertical absinkenden Bewegungen im Erdgewölbe klar auseinander
(S. 142 — 189). Daselbst kennzeichnet Suess die stehen gebliebenen
Grundstöcke von Schwarzwald, Vogesen, Odenwald und Haardt als
„Horste*, von denen allseits die Trias- und Juratafeln absinken
(S. 167 und 265). Rings um diese Horste .vollzieht sich die Ab-
trennung der mesozoischen Tafeln vom alten Oebirj 16 in mehr odor
minder dem Gebirgsrande pardlelcn Brüchen, welche h&ufig von Quer*
l)rflchen rechtwinkelig geloreuzt werden* (S. 257).
0 estlich des Schwarzwaldes und Odenwaldes brach das grosse
fränkisch-schwäbische Spnknngsfeld ein, wie die „eingebrochene Eis-
decke eines entwUs?;erten Teiches" (8.253); westlich der Vogesen und
der Haardt sinken die Tafeln ebenso ab zu dem nord französischen
Senkungsfelde , dessen Mitte das Pariser Becken einnimmt.
Mitten zwischen diesen beiden yertlcal absinkenden und dabei
treppenförmig zerbrechenden grossen Trias- und Jura-Tafelgebieten
blieben als Brücken oder „Horste" zwischen dem Alpensystem und
dem niederrheinischen System die beiden Grundgebirgsketten auf bei-
den Seiton der Rlieinebene stehen. Weshalb dieselben nicht mit den
b» idi rseitigen Öenkungsfeldern in die Tiefe sanken, lässt sich schwer
erklären. Vielleicht giebt die Lae^e der Brücken einen Anhalt: hier be-
findet sich die kürzeste Entfernung zwischen dem in der Schweiz weit
tangential nach Korden geschobenen und dabei gerade dort am stärksten
gofiJteten Alpensystem und dem grossen MassiT des rheinischen Schiefer-
gebirges; wie zwischen den beiden Backen eines Schraubstockes wur-
den £e Horste festgehalten von Norden und Süden her, während östlich
und wesHiVh dor Brücken genügend Raum war, um dasselbe Grund-
gebirge itutsjuiimt den darauf befindlichen Trias- und Juratafeln m die
Tiefe ab.siuken zu lassen. Wahrscheinlich sind die beiden nachbarlichen
Gebirgssysteme auch daran schuld, dass die Horste am Süd- und Nord-
rande höher liegen als in der Mitte, indem zugleich dem höheren
Alpensysteme die grössere Höhe der Brflcken im Sfiden und die weitere
Entfernung der mittleren Einsenkungen (Zabem-LangenbrÜcken) nadi
Norden entspricht. Auch würde sich auf diese Weise zugleich er-
klären, weshalb die östliche Brücke, Schwarzwald und Odenwald, und
das fränkisch-schwäbische S^Milningsfeld verhältnissmässifr höber stehen
als die westliche Brücke, Yogesea und Haardt, und das lothringische
Senkungsfeld: westlich ist mehr Bxium zwischen den Alpen (resp. dem
Gentralplateau von Frankreich) und dem niederriieinischen System, ab
im Osten.
Eduard Suess, Das Antlits der Erde, I. Vng 1888— 1885>
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III II I I l L I I . . .
70
Lepsius,
[38
Der Horst brach seiner Länge nach mitten auf und theilte sich
in zwei Brücken; eine 4 Meilen breite und 40 Meilen lange Spalte
entstand von Basel bis Mainz, in welche die Trias- imd Joratafelja
einbrachen, so dass sie jetzt in Stficken den inneren, dem Rheine zu-
gewandten Rändern der stehen gebliebenen Brücken des Gnindgebirges
steil aufgerichtet oder flach verworfen anlagern.
Die bisherigen Arbeiten nnd geologischen Aufnahmen der um
die Kerne des oberrheinischen Gebirgssystemes stufenförmig nieder-
gesunkenen Schalen der Trias- und .luratafeln lassen bereits eine
grosse Anzahl von Spalten und Verwei laugen erkennen, welche das
{presse Brachnetz der Senkungsfelder zusammensetzen '). Einige der
wichtigsten wollen wir anflühren, um daran zu zeigen, in welcher
Weise die Trias- und Jiuratafeln die oben gekennzeichneten Grundstöcke
der vier Randgebirge umlagern.
Die Richtung, nach welcher hin die zerbrechenden Tafeln ab-
sinken, ist natürlich im allgemeinen abhängig von ihrer Lage gegen
die in JSNO streichenden Horste: nach OSO fallen die Stufen in
Schwaben und Franken, nach WNW in Lothringen; gegen OSO brechen
die abgestürzten Foimationen nieder am Fusse der Vogesen und der
Haardt, gegen WNW am Rande des Schwarzwaldes und des Oden-
waldes; das krystalline Qrandgebirge sinkt natürlich unter den Trias-
und Juraschichten in gleichem Sinne mit denselben treppenförmig in
die Tiefe; ja auch in den Horsten selbst wirkten die tertiären und
diluvialen Bewegungen in der c^l^^ichen Weise, so dass Theile der-
selben ebenfalls stufenförmig von den Hauptkänimen in 0 und W ab-
brechen und gegen einander verworfen liegen.
Im einzelnen jedoch unterliegt die vorherrschende Fallrichtung
der Tafeln nach den Senkungsfeldem hin bedeutenden Abweichungen,
besonders aus folgenden GrQnden: jede der beiden Brücken bildet
keinen einzelnen, durch das ganze Qebirgssystem durchstreichenden
Kamm, sondern besteht aus mehreren, in NNO streichenden Parallel-
Zügen, welche mit verschiedenen Tj'ingen an den Rändern der vier ge-
trennten Horste ziek/acktÖrmig abbrechen. Deswegen läuft die Rhein-
ebene nicht durchweg geradlinig in NNO, sondern springt oft mit
Buchten, in denen dann die Schichten besonders stark zerrüttet liegen,
gegen die K&mme der Horste hinein. Die Grundursache dieser quer
gerichteten Abbrilche der in NNO streichenden Kämme und der beiden
Senken bei Zabern und im Kraichgau, sowie des Süd- und Nordrandes
der Gebirge beruht darin, dass das Grundgebirge ein anderes Streichen
besitzt als dasjenige ist, welches die jüngeren Bewegungen beherrscht:
*) Ausser den bereits citirten Werken lieben wir hier liervor;
Deffner und Fraa.s, Die Jur;i VD-senkung bei Langenbrücken. Oeo-
gnostische Monographie. H. Jahrb. für Mineral. 1859, S. 1 a. 513. Mit geologischer
Kai-te. Stuttgart 1859.
Ben ecke und Cohen, Geo^ostisclie BeBchreibnng der ümgegend TOn
Heidelberg. Mit 2 geol. Karten. Strassburg 1881.
G. Bleicher, Essai de g^ologie compar^e des Fyr^n^es, da plateau central
et des Vosges. Inang.-DisB. Colmar 1870.
F. Schal eh, Beiträge zur KenntniM der Triae am attdSaÜieheii Schwarz-
walde. Inang.-DisB. Schaffhausen 1873.
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39]
Di« oberrheinische Tiefebene nnd ihre Baadgebirge.
71
das gefaltete, in ONO streichende Grimdgebir^'e zerbricht leichter
parallel seinem btreichen und parallel seinen Falten, als in der neuen
NNO -Richtung des jüngeren Gebirgssystema.
Aas diesen Grfinden Aberzieht sich das oberrheinisehe Gebirgs-
System mit einem Ifetz von Brüchen, welche vorherrschend im Hanpt-
sti i lien des Systems in NNO und senkrecht zu dieser Richtung
verlaufen, welche aber dnrcli die Querbrüdie des Grundgebirges je
Dach der Lage der absinkenden Tafeln von jener Hauptriclitiing' mehr
oder weniger abgelenkt werden. Wenn es dabei auch gelegentlich
vorkommen kann, dass das Streichen der jüngeren Brüche dem Streichen
des Grundgebirges parallel wird, so unterscheiden sich die Ursachen
dieser ahnHchen Wirkungen doch sehr scharf yon einander: jene Be-
wegung der paläOEoisehen Zeit schob die yon ihr betroffenen Schichten
zusammen, die jüngere Bewegung det tertiären Zeit nss im Gegen-
theil die Schichten auseinander.
1. Am Stldrande des Sehwarswaldes.
"Die Bergk'^tfon des Schwarzwaldes brechen an ihrem Südrande
mVht geradlinig m die Tiefe , sondern in zwei Absätzen : der Dinkel-
berg und die Sa^idsteinholieii nördlich der unteren Wiese zwischen
Schopfheim und ii.andern bestehen aus fast horizontal liegenden Trias-
tafeln, welche mit ostvre8tli<^em Bruche, also ungefähr parallel der
oben beschriebenen Falte von Badenweiler bis Schönau^ stldlich vor
den letzten Hdhen der beiden Kämme des Feldbergs und des Belchens
abgesunken sind; nur längs des Bruches sind die Schichten, wie so
häufig bei Tafelbrüchen, ein wenig geschleppt, d. h. sie fallen eine
kurze Strecke weit vom Grundgebirge ab nach I^^fiflon. Am Ostrande
trennt ein Längsbruch in der Hauptrichtung des Systems die abgesun-
• kene Triastafel des Dinkelberges vom Gneiss des Vorwaldes, welcher
längs der Wehra nach Süden Torspriugt bis an den Ehein: erst hier
zwischen Säekingen und Waldshut endigt mit oatwestlichem Querbruehe
der östlichste S&eifen des Grundgebirges.
2. Am Ostrande der Rheinebene.
Längs dem der Eheinebene zugewandten Abhänge des Schwarz-
waldes brachen die Trias- und Juraschichten zumeist regelmässig mit
VerAVPffnngen in der NNO-Hauptrichtnncr am Grundgebirge oder gleich-
zeitig mit mehr oder weniger breiten Streifen des Grundgebirijes selbst
zur geöffneten Spalte nieder; dabei finden sich die grössteu Störungen
mit steiler Abschleppung der Schichten in der Nähe der Hauptbrüche
zwischen Trias und krjstallinem Ghnmdgebirge , wihrend westlich der
Hauptbrüche zumeist die Trias- und Juratafeln &st horizontal lagern,
wie z. B. in dem breiten JurahügeUande zwischen Eandem, fitein
und Müllheim.
Bei Freiburg begegnen wir einer tieferen Einbuchtung, in welcher
die abgesunkenen Trias- und Jurastuien schneller und steiler direkt
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72
Lep^QS,
[40
am Fasse des westlichen Hauptkararaes des Grundgebirges in die Tiefe
srnken: dieser tiefere Einbruch der Schichten in der Rheinebene ver-
ursachte das Ausströmen der Erdlava in dem Vulkane des Kaiserstuhls
am Khein.
Charakteristisch für die Lagerung der abgeworfenen Schichten
ist der Bau des Schünberges südlich Freiburg und seiner ParaUel-
• kette, des Tuniberges bei Tkiengen: die Trias- mid Jniaschichten beider
Berge streichen parallel der Hauptricbtung in NNO und &üen von den
Verwerfungen ab nach WNW dem Rheine und dem Kaiserstuhl zu.
Nördlich der Freiburger Bucht ist der ganze Gebirgsstreifeii zwi-
schen Emmendingen und Offenbiirg gegen die Rheinebene abgesunken
nicht nur die Trias- und Jurastreifen, sondern auch breite Streifen
des Grundgebirges brechen vom Hauptkamme treppenförmig an ein-
ander ziu' Tiefe. Die genauen Aufnahmen von H. Eck in der Umgegend
Yon Lahr weisen mehrere parallele Verwerfungen im Hauptstreichen
des Gebirges, nämlich in NNO nach, zwischen denen die Tafehi hori-
zontal, oder schwach geneigt nach W lagern.
Bei Baden und Gernsbach bricht der grössere Theil des Schwarz-
wälder Grundstockes quer zum Streichen des Gebirges in ONO ab;
wir finden y.uniiclist vor den abgeschnittenen Kämmen die niedersinken-
den Formatif)i?en in stark verworfener Lagerung, so dass z. B. am
Nordfusse der Ebersteinburg gegen i\.uppenheini zu eine grössere Partie
Muschelkalk mit Verwerfungen eingekeüt liegt zwischen den westlichen
Buntsandstein-Höhen und den paläozoischen Schiefem und Bothliegen-
den Conglomeraten der Ostseite.
In diesem Umbrüche der Rheinspalte bei Baden beginnt die breite
und für den Bau des oberrheinischen Gebirgssjstems wichtige Senke
des Kraichgaues zwischen Schw;irzwald und Odenwald. Von Baden
brechen die Tafehi allmählich nieder bis zu den relativ am tiefsten
eingesunkeneu Jurastreifen bei Langenbrücken. Diese Schollen haben
schon lange die Aufinerksamkeit der Geologen erregt: denn sie sind
die letzten Reste der Juradecke, welche einst vor den terti&ren Brüchen
und vor der Denudation der continentalen Strecken das ganze südwest-
liehe Deutschland bedeckten. Das erkannten schon Deffner uiul
Fraas, und mit Recht rühmt Suess in seinem umfassenden Werke
(Antlitz der Erde I, S. 250). dass dirsn beiden Forscher bereits im
Jahre 1859 die EntsteliTing der eingekeilten Jurascholle von Langen-
brücken richtig erkannt hätten. Vom Xordende des Schwarz waldes
bis zur Senknngsmittellinie Langenbrücken -Mühlhausen sinken die
Tafeln staffelibrmig nieder, so dass die SO-Seite jeder Verwerfung
stets die relativ höhere ist; nördlich der Mittellinie der Senke findet
natürlich das Umgekehrte statt: hier steigen die Stufen zum Südrande
des Odenwaldes auf, so dass immer die NW-Seite jeder Verwerfung
die höhere wird.
Carl Fromherz, Geognostisehe Beschreibung des Schönberga beiFr«i<
bürg. Mit Profiltafel. Üniversitäts-Programm. Freibiirg 1837.
*) H. Eck, Umgegend von Lahr, 1884. Fh. Platz, Geologische Beschrei-
bung der Umgebungen von Lshr und Offenbnig. Carleruhe 1867.
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41J Die oberrlieinibche Tiefebene und ihre Randgebirge. 73
Da die ganze Kraichgauer Senke quer zu den Zügen des ober-
zbeinisehen fiebirgssystems und parallel zum Streichen des Ghnmd-
gebirges verläuft, so richtet sieh die Mittellinie der Senke in N r>0 ^ 0
und die derselben parallelen Hauptverwerfungen in NO, indem die Tafeln
zwischen dem in NNO Hegenden Odenwalde und dem in SSW liegenden
Schwarzwalde niedersinken müssen. Doch streicht eine Hauptverwer-
fimg, die von Ubstatt, über Oestringen bis in den Buntsandstein bei
Spechbach (Beuecke und Cohen a. a. 0. S. 601) in N 'öl ^ 0, also
mehr im Hauptetreielien der Gebirge, als in dem der Senke. Die
mit den Hauptverwerfinigen entstehenden Querbrttche streichen natfir-
fich senkrecht zu jenen, also in NW bis WNW; in dieser Richtung
verläuft z. B. die Verwerfung im Angelbach thale, wo die beiden Ränder
des Querbrnches so zu einander stehen, dass bei Wiesloch die NO-
Seite höher liegt als die SW -Seite, da'j:PL!'on oberhalb im Thale SThou
bei Waldangeloch die Schichten beiderseits des Bruches in gleiches
Niveau zu stehen kommen.
Auch die Nähe der Itheinspalte madit sich geltend in dieser
Senke, z. B. in der Verwerfdng, welche von Kusuoch in N 6*^ 0
oberhalb Leimen und über den Speiererhof nach Heidelberg zwischen
Königstuhl und Qeisberg hindurchzidit; der Westrand der Verwerfung
sinkt ab zur Kheinebene (Bonecke und Cohen a. a. 0. 1881, S. G02).
Doch sind wir hiermit schon am Rande des Odenwaldes ange-
langt, an dem nur wenige Reste der abgesnnkrjien Schichten zu Tage
gehen. Einige Buntsandstein-Schollen ragen zwischen Grossachsen und
Weinheim am Fusse der Granitberge hervor; die Starkenburg bei
Heppenheim steht auf einer an Gneissen hängengebliebenen Bunteand-
stemkuppe; und in Darmstadt sinken Conglomerate und Letten des
oberen Rothliegenden mit nordsftdiich gerichteter Verwerfung am
Granit nach W unter das Diluvium in die Tiefe.
Der Abbruch des Grundgebirges an der Berg^tmsse verläuft auch
nicht geradlinig, sondern mit einem stumpfen Winkel am Meiibocus;
in der Ecke südlich vorgelagert diesem neuen gegen W mehr vor-
springenden Kamme haben sich die Schollen des Bunten Sandsteins und
der oligocänen Heeressande bei Heppenheim erhalten.
3. Am S&drande der Vogesen.
Betrachten wir nun zuerst den Innenrand der Vogesen und der
Haardt, ehe wir die östliche Abdachung des Schwarzwaldes und des
Odenwaldes kennzeichnen, so erkennen wir dort denselben Zickzack-
förmigen Verlauf der Abbruchlinie an der BheinTersenkung und ähn-
liche Buditen wie am inneren Bande der östlichen Gebirge. Der
Beichenstock der Vogesen bricht im Süden an der Burgundischen
Pforte in der Richtung ONO parallel zum Streichen des Grundgebirges
ab: längs des Südrandes der oben erwähnten letzten Falte des Grund-
gebirges im Mont Saibert und Arsot bei Beifort fallen sämmtliche
Formationen vom oberen Rothliegenden durch die Trias bis zum oberen
Jura nach SSO , also im gleichen Sinne mit dem Grundgebii"ge,
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74
Lepsius,
[42
indessen discordant über demselben und mit bedeutend flacheren Winkeln.
Dabei macht man hier wie überall die Beobachtong, dass spröde
Schichten wie der Bunisandstein flacher einfallen (hier am Mont Arsot
mit 10 — 15*), aU die faltbaren, dünnen Schichten des Muschelkalkes
und des Keupers« die Ober dem Buntsandstein daselbst mit 32^ in
SO abfallen. Die massigen Korallenkalke des oberen Jura bei Beifort
verhalten sieh auch wieder spröde und brechen daher mit drei Längs-
verwerfunji^eii staffelformig nach SO, mit Winkeln von anfangs 30*^
beim Fort de 1h Miotte und von (3 " in der zweiten, südlichen Stufe bei
Perouse; schon bei Danjontin liegen die Tafeln fast horizontal also
eine Lagerung der abgesunkenen Tafeln mit Schleppnng am Gnmd**
gebirge wie drüben im südlichen Schwamwald zwischen Kandern und
Öchopfheim. Nördlich der Falte der Bergkette Salbert-Arsot füllt das
obere Rothliegende die Einsenkung bis zum höheren Anstieg des Ge-
birjü^f^" bei Giromagnj, und zwar liegt dasselbe fast horizontal über
den Köpfen der mit 50^ und steiler einfallenden paläozoischen Schiefer
bei Sermamagny (Delbos et Köchlin-Schlumberger a. u. 0. 1807,
II, S. 291). Hier am südlichen Abbmch der Vogesen beherrschen
demnach diie Biehtungen des G^rundgebirges auch diejenigen der viel
jfingeren Tafelabbrtiche des oberrheinischen Gebirgssystems, weil das
letztere überhaupt im Sttden wie im Norden endigt parallel dem
Streichen des Alpensjstems nnd des niedeirheinischen Schiefergebirges.
4. Am Westrande der liheinebene.
Liings des Ostabhanges der Vogesen und der Haardt dagegen
sinken die niederbrechenden Trias- und Juratafeln einfach an den NNO
streichenden E&mmen nach OSO in die ßheinspalte ein; nur an den
Umbiegungen und in den Buchten des Gebirgsrandes compliciren sich
die Brüche und Yerwerfnngen zwischen den Tafelstücken. Zwei
Buchten sind hier von besonderer Wichtigkeit: diejenige von Wintz-
felden, welche die Ecke zwischen dpm Nordende des südöstlichsten
Bergkammes und dem mittleren Hauptkamme ausfüllt, und die BTirlif
von Mutzig, welche vor dem Nordende dieses zweiten Hauptkammes
hiuüberleitet zu dem letzten westlichen Kamme. Da dann die Haardt
wiederum bedentaid gegen Osten yorspringt, so entsteht nördlich von
dem Störungsgebiet yon Mntzig eine grössere Bucht bis nach Zabem,
Ingweiler und Wörth hin.
Die Bucht von Wintzfelden ^) ist beson ]. dadurch interessant, dass
in derselben am Fuss der höchsten Bergkette der Yogesen die sämmt-
lichen Schichten der Trln^ und üiicli noch der L;as Tnit unveränderter
Mächtigkeit und ohne jeden petrograj)hischen Wechsel hart am Granit
des Kleinen Beleben abschneiden: der Lias von Wintzfelden ist derselbe
wie derjenige in Lothringen und in Schwaben. Von einem Meeresarme
*) Siehe Delbos und Köcblin-Schlumberger; Bleicher a. a. 0. 1870,
bes. pl. IV, profil 12i und E. Lepsiua a. a. 0. 1875, Taf. VI, Profil 5.
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483 oberrheimsche Tiefebene und ihre Randgebirge. 75
des Liasmeeres, welcher hier zwischen Vou- - ri und Sohwarzwald hin-
durchreichte, kaiiu keine Rede sein; weder diese beiden Gebirge noch
die RheinspaHse existirten zur Liaszeit').
Der Kleine Beleben hat eine absolute Höhe von 1274 m; rechnen
wir die Iföehtigkeit der Trias und des Lias in der Bucht yon Wintz-
felden zu 400 m so ergiebt sich eine Höhe des Yerwerfungseprunges
YOn 1100 m, bei ca. 500 m Meereshöhe des Lies bei Wintefelden;
j?e^en die Höhe des südlich aufragenden Grossen oder Gebweiler
Belchens erhöht sich der Abbruch noch um 150 m Sprunghöhe der
Verwerfunfjf : d. h. vor jenen grossen, tertiären Bewegungen und Sen-
kungen, welche das oberrheinische Gebirgssystem und die Kheinspalte
entstehen liessen, befand sich der Lias, welcher jetzt in der Bucht von
Wintzfelden lagert, im Verhältniss zum Grundgebirge des Beichenstockes
um 1250 m höher als jetzt, wo er in ca. 500 m Meereshöhe liegt.
Wenn nun das Grundgebirge des Beichenstockes gar nicht höher ge-
hobeuy d. h. gar nicht weiter vom Mittelpunkt der Erde entfernt
wurde, als vor Entstehung des oberrheinischen Gebirgssystems, was
wahrscheinlich ist, so würde sich der Lias von Wintzfelden seit Anfang
der Tertiärzeit um 1250 m gesenkt, d. h. um diesen Betrag sich dem
Mittelpunkt der Erde ö;euähert haben.
Die einzelnen btücke der zerbrochenen Triri-itafeln sind in der
Bucht von Wintzfelden durch Verwerfungen von (Miiandf^r yetrennt, welche
zumeist in NNO und senkrecht dazu verlaufen; die Tatein zwischen
den Verwerfiingen neigen sich mit verschiedenen Winkehi im allge-
meinen zur Rheinspalte hin oder liegen horizontal. l?ur die innerste
Tafel mit der Liasschollo zunächst der grossen Verwerfungsspalte am
Granit fällt gegen den Granit zu ein : diese Beobachtung lässt sich häufig
bei Tafelbrüchen machen, dass nämlich die Tafel zunächst an einer grossen
Verwerfungsspalte ge^^en diese einfällt"''). Diese Erscheinung erklärt
sich ans der Mechanik der Tafelbrüche: Tüfelbrüche setzen stets ein
Auseinanderweichen der stehenbleibenden Horste oder erhobenen Theile
des Grundgebirges voraus; sonst müssten die einsinkenden Tafeln ge-
faltet werden,' was sie nicht sind. Dabei wird häufig am mei&n
Raum bleiben unmittelbar am Abhang des stehenbleibenden Horstes
und daher die nächste an der Verwerfung anliegende Tafel, statt wie
die übrigen Tafeln nach aussen vom Grundgebirge ab, nach innen zu
einfallen, nach dem mechanischen Gesetze, welelies die Tafelbrüche
beherrscht, dass nämlich «die Schichtentafeln sich emfach dahin neigen,
') Siclie übi r diese nunmehr «bgethane Frage Beneeke, Trias in Elsas«-
Lothringen 1877, S. 794-832.
^) Allerdinga geben Delbos und Köchlin-Schlumberger I, S. 225,
251, 274, 277, 283 im ganzen nur 370—390 m für die Trias im Ober-Elsaas anj
das dürfte aber entschieden zu wenig sein. Daubree rechnet für die Trias im
Ünter-Elass 570-GOO ra, siehe a. n. 0. 1852, .S. 87, IIG, 12ö, 132.
') Z. B. an der grossea Verwerfung am Gianitstock des Adamello in Süd-
tirol sinkt gewöhnlich die letzte Triastafel gegen den Granit ein: mehe B. Lep-
sius, Das westliche Südtirol, S. 78 und 222, Berlin 1878, und Sneaa, Das
Antlitz der £rde, I> S. 315.
I III
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Lepsiui,
144
wo ein Raum es gestattet* Diese Erscheinuntr, dass die nächste Tafel
an der Hauptverwerfuug gegen das Grundgebirge zu einfallt, koiiimfc
übrigens am Ostrande der Yogesen öfter vor was am besten beweist,
class die Rheinspalte dadurch entstanden ist, daas das Grundgebirge
der Vogesen sich nach Westen etwas von demjenigen des Sdiwarz-
Waldes entfernt hat. Die Anlagerung der abgesunkenen Trias- und
Jura-Schollen am Tnnenrand des Schwarzwaldes ist noch nicht so genau
untersucht, um uns Beispiele für diese wichtige Erscheinung darbieten
zu können.
Die Umbiegting des Ostabhauges der Vogesen an der Bucht von
Wintzfelden gesdiieht bei Ruffach, so dass von hier ab nach Norden
der Band des Gebirges mehr in NS-Iüditung yerlSnft Längs der
Verwerfungen am Grundgebirge zwischen der Bucht von Wintzfelden
und derjenigen von Mutzig sinken die Triastafeln rasch in die Tiefe, so
dass die Vorberge nur eine schmale Zone bilden. Auf dieser Strecke
zeigt sich die interessante Erscheinung, dass längs der Hauptverwerfung
am Granit und an den paläozoischen Granwacken Muschelkalk und
JuraooHthe umgewandelt sind in Kiesclgestcine; Kieselsäure hat den
kohlensauren Kalk nächst der Verwerfuugsspalte vollständig verdrängt;
zugleich hat sieh Sdiwerspath und Flussspath ausgeschieden. Diese
Yerkieselnng der Kalke ist zu beobachten auf einer Strecke von 40 km
von Bergheim Über Kestenholz bis Truttenhausen und Rosheim*). Die
Hamptverwerfung streicht auf dieser Linie parallel dem Gebirgskamme
in N 22** 0; der silificirte Muschelkalk fällt von Bergheim nach Orsch-
Weiler bei Schlettstadt mit 85« in 0 22° S ein.
Der Hauptkamni der Vogesen endigt im Norden mit dem breiten
Rücken des Hüchfeldes und bricht dann quer ab am Magel- und
Breoschthale mit zahlreichen Verwerfungen zwischen Ottrott und
Ürmatt; von hier läuft der Gebirgsrand wieder nach NNO, am Ab-
hang der Hohen Struth über Oberhaslach nach Cossweiler, Dann
sinken die Triastafeln noch weiter nach Westen ein bis nach Rein-
hardsmünster, und erst dort erreichen wir unmittelbar den Abhang des
dritten, am meisten nach Westen zu gelegenen Vogesen kammes. Diese
mehrfachen Unibiegungen des Gebirgsrandes und die beiden gegen die
liiiemspalte vorspringenden Winkel bei Üttrptt und Cossweiler bewirken
eine ausserordentlich gestörte Lagerung der Trias- und Juratafehi,
welche an, dem aufragenden Gebirge in den Yorhügeln zwischen
Mnteig, Haslach, Wasselnheim und Zabem in viele Stücke zerbrochen
liegen.
Ueber den genaueren Verlauf der zahlreichen Tafelbrüche in
diesem abgesunkenen Gebiete sind wir noch nicht hinreichend unter-
*) 0. Fr aas. Geologisches Profil der Schwarzwaldbahn von ^Zuffenhausen
nach Calw. Württ. Jahreshefte 1876, S. 128. Siehe aacli Saess, Das Aotlitz
der Erde I, S. 257.
Ausser in der Bneht von Wintzfelden auch z. B. bei Niedermorsweier
und Kieiizheim bei Colmar, im Becken von Mutzig bei liiederhaalach etc., fliehe
die Profile bei Bleicher 1870 und Benecke 1877.
*) Siehe Delb 08 et Edehllii -Sehlumi) erger 1866, I 6. 264 and
Danbrie, Bas-Rhin 1852, S. 325—328.
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Die obeniieiniaclie Tiefebene und ihre Randgebirge. 77
richtet; mit Ausnahme der nächsten Umgebung von Haslach und
Mutzig ^) fehlen uns die Specialaiifnalimen dieser Gegend. Mit derselben
beginnt die weite Bucht von. Zabern-ßuchsweiler, welche der Senkung
des Ge])irges zwischen Vogesen und Haardt östlich vorliegt und der
Langenbrückerier Versenkung jenseits des Jäheines zwischen »Schwarz-
wald und Odenwald eutsspricht.
Längs des Ostrandes des Grundgebirges der Vogesen brachen
bisher die Trias- und Juratafeln so rasch in die Tiefe der Rheinspalte,
dass sich die Verwerfungsspalten, mit Ausnahme der Bucht von Wintz-
felden, auf einen schmalen Streifen von Vorhergen beschränkten. Vom
Bretischthale an vertheilen sich die Längsbrüehe auf den breiten Raum
aswischen einer Linie, welche in direkter Fortsetzung der südlichen
Hauptverwerfung von Molsheim über Truchtersheim, Mommenheim und
Schweighausen nach Lobsann und Weissenburg verläuft, um hier am
Ostrande der Haardt in derselben Richtung in NNO weiterzuziehen,
und einer zweiten Linie, welche den Ostfuss des Zaberner Sandstein-
gebirges von Reinhardsmünster über Keuweiler nach Ingweiler in
gleicher NNO-Bichtung begleitet. Zwischen diesen beiden Haupt-
Verwerfungen liegen zahlreiche andere Yerwerfongen, welche die Trias-
iind Juratafeln stufenförmig und die kleineren Sprünge allmählich zur
Tiefe absinken lassen^).
In diesem Hügellande ragt der Bastberg bei Buchsweiier am
höchsten auf bis zu 329 m über dem Meere, nur 70 m niedriger als
der Sandsteinkamm bei Pfakbnrg. Der obere Theil des Bastberges
besteht aus eocänen Süsswasserkalken und mitteloligocänen Conglo-
meraten, welche zwar discordant über den unterlagernden Jurakalken
liegen, aber auch ihrerseits wiederum eine gestörte Lagerung ze^en
und dadurch beweisen, dass die Bewegungen im oberrheinist^en Ge-
birgs^steme erst nach Ablagerung dieser Tertiärschichten ihr MaTimniu
erreichten.
r Bei Hagenau durchteufte ein Bohrloch von 290 m Tiefe noch
nicht die jüngeren tertiären Schichten, welche die Rheinebene tmter
dem Dilnvinni erfüllen; die Bergwerke und Bohrungen bei Lobsann
haben die dortigen tertiären Schichten bis in ir)0 ni Tiefe erschlossen,
ohue die Unterlage derselben zu erreichen. Wir erkennen daraus, dass
die Trias- und Juraschichten, welche das Hügelland von Buchsweiler und
Wörth bilden, Ostlich der Yerweriüng Molweim-Weis8enbui:g in grosse
Tiefen abgesunken sind.
Längs des Nordrandes der weiten Zabemer Bucht wendet sich
der Abbruch des Sandstein-Plateaus yon Ingweiler wieder zurück über
Niederbronn in ONO nach Weissenburg hinüber. Der Hochwald
springt an der Ecke vor der Urabiegung des Gebirgsrandes mit Ver-
werfungen weit heraus nach Süden; westlich neben diesem Buutsand-
B e n e c k e a. a. 0. 1877. Geologische Karte der Umgebungen von Mutzig.
Siehe R. Lepsius, Beiträge zur Kenntniss der Juraformation im Unter*
Elsass, S. 30 lY. und Skizze und FroÜle auf Tafel L Leipzig 1875.
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78
Lepsius,
[46
stemzuge dringt der Muschelkalk grabenartig noch weit in NNO in
das Gebirge bei Lembach ein.
Wie wir bereits erwähnten, entspricht die Zaberncr Bucht geo-
logiscli genau der Kraichgauer Versenkung: die Mittellinie und die
Ränder der beiden Senken liegen in der ONO -Richtung des Streirliens
des Gniiidgebirges und parallel dem Südabhange des Taunus und
Hunsrüek. Die Reste von Jura- und Tertiärschi cliten nehmen auf der
elsässischeu Seite noch einen viel grösseren iüiuni ein, als auf der
badischen. Der Gebirgskamm bei Zabem tritt schärfer nnd deutlicher
hervor, als derjenige von Pibrzheim bis Neckarelz, weil jener aus
sprSde brüchigem Sandstein besteht, dieser aus Muschelkalk und Keuper-
mergeln, in denen sich die treppenförmigen Verwerfungen mehr aus-
gleichen.
Am Ostrande der Haardt ist die Lagerung der am Gebirgsrande
abgerutschten Trias- und Juraschollen noch einfacher, als längs der
Vogesen: die grosse Verwerfuugsspalte zieht von Weissenburg in NNO
Uber Bergzabra nach Neustadt, biegt bei Forst mehr in N um und
lauft über Dürkheim nach Grünsfcadt, wo die Rheinspalten auf die
mittelrheinischen Vorlagen des niederrheinischen Gebirgssystems auf-
treffen. Zerbrochene Tafelstücke des Muschelkalkes liegen an der
Verwerfung niedergesunken von Weissenburg an bis nach Neustadt;
auch noch bei Griinstadt fand Gümbel Spuren desselben (a. a. 0. ISlio,
S. Der tiefere Einschnitt der Queich bei Landau entblösst auch
noch Keupermergel und Lias. Im übrigen sind es die Tertiärschichten,
welche die Vorhügel am Gebirgsabhang bilden, die selbst auch noch
an den Bewegungen des oberrheinischen Systems theilnahmen.
Im Bereich der Vogesenspalte geschahen zur Tertiärzeit nur an
drei Punkten Ausbrüche von Brdlaven: es sind das die Basalte von
Reichenweier zwischen Colmar nnd Schlettstadt im Oberelsass, dann
zwischen Wörth und Reichslinfpii im ünterelsass, und endlich bei Forst
in der Pfalz; am letzteren Urte ist die Basaltmasse ziemlich bedeutend,
an den beiden ersten Punkten gering. Diesen Ausbrüchen an der
Vogesenspalte entsprechen diejenigen an der Schwarzwald-Verwerfung,
im Schdnberg und im Bromberg bei Freiburg im Breisgau, im Steins-
berg bei Sinsheim und bei Auerbach an der Bergstrasse.
Während im ganzen Gebiete der Vogesen und der Haardt kein
emziger Basaltausbruch bekannt ist, finden sich deren mehrere im
östlichen Randgebirge, zum Theil gerade auf den höchsten Höhen:
nämlich am Oberhaustein bei Hornberg in 1051 m Meereshöhe, dann
bei NeckarbischofFsheim und Neckarelz und im Katzenbuckel in 028 m
Höhe ; mit dem Rossberg bei Darmstadt beginnen dann die zahlreichen
Basaltausbrttche am unteren Main und im Vogelsberge. Als wichtigstes
Merkzeichen einer tiefgreifenden Störung im Erdgewölbe steht aber
mitten in der Rheinebene und vor dem Einbrüche der Freiburger Bucht
das bereits erwähnte vulkanische Gebirge des Kaiserstuhles. Indessen
scheinen jene vereinzelten Basaltausbrüche älteren Datums zu sein,
als die Entstehung des Kaiserstuhl- Vulkanes.
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Die olxanrlidiiiBelie Tiefebene und ihre Randgelrfrge.
79
5* Die äussere Abdacbnng des Sehwarswaldes*
Was uuii die äusseren Abdachungen der Raudgebirge betriff!:, so
neigen sich im allgemeinen die Trias- und Juratafeln ganz allftiälilich
nach OSO zum schwäbisch-fränkischen Senkungsfelde vom ticliwarz-
wald und Odenwald ab und auf der anderen Seite ebenso flach in
WKW nach Lothringen hinein. Dabei brechen die Tafefas mit Längs-
verwerfungen treppenförmig aneinander ab. Vortrefflich sind diese
Tafelbrüche in Schwaben von 0. Fraas in den von ihm veröffentlichten
Eisenbahnprofilen dargestellt mul beschrieben^): „Die heutige Ober-
flächenbildung des Landes erscheint hienach als das Resultat trepjicn-
förmiger Einsenkungen der Schichten, welche zwischen dem Schwarz-
walde und dem i>Ieckar statthatten." Am schnellsten auf einander
folgen die Verwexfangen zwischen den niederbrechenden Tafeln am
Südostrande des hohen Schwarzwaldes am oberen Neckar und im Gebiet
der Don Liuquellflflsse, wo die Schwäbische Alp nahe steht; je weiter
nach Korden, um so breiter lagern sich die einzelnen Tafeln in dem
Ktigellande am mittleren Nerkar.
Die Umbrechung der Tafehi um das Nordende des Schwarzwälder
Grundgebirges bringt wesentliche Unregelmässigkeiten im Streichen
der absinkenden Trias: indessen treten einerseits die aus- und ein-
springenden Winkel des Grundgebirges nicht so deutlich als am innen*
rande der Gebirge hervor, weil die Yerwerfuugssprünge nidit so hoch
wie dort werden; andererseits ist die Beschreibung der Lagerung in
den Begleitworten der wfirttembergisehen geoU^^chen Karten von
£. Paulus nocli zu wenig ausgiebig, um ein klares Bild des Brucli-
netzes der Triastafeln östlich des Schwarzwaldes entwerfen zu können.
In den vielfach gegen einander verworfenen Triastafeln von
Schwaben entsteht zwischen dem südlich angrenzenden Senkuugsfelde
der Tiefschweiz und der nördlich vorliegenden Kraichgauer Senke, also
zwischen dem Bhein bei seinem Durchbrach durch den Jura oberhalb
Waldshut und dem Neckar ein breiter Sattel, welchen bereits Vogel-
gesang in seiner werthYoUen geologischen Beschreibung der Umgegend
von Triberg und Donaueschingen kennzeichnete (a. a. 0. 1872, S. 9 — 11).
Nach Yogelgesang fallen die Trias- und Juratafeln im Wutachgebiet
in OSO ein bis zu einem Schichtensattel, auf welchem die Wasser-
scheide zwischen Wutach und Donau liegt. Die Donau benutzt eine
flache Schichtenmulde, in welcher nach £. Paulus, Blatt Schwen-
ningen auch eine Verschiebung der Schichten gegen einander statt-
findet, um durch die Jurakette quer durchzubrechen. Ein zweiter
Sattel entspräche der Wasserscheide zwischen Donau und Neckar: Ton
hier an nach Norden fallen die Tafeln mehr gegen ONO ein, um
allmählich die Wendung um das Grundgebirge bis zur Kraichgauer
Senke auszuführen.
') 0. Fraas, Die geognostisch^ Profilirnn^ der württembergischen Eisen-
bahnlinien. Stuttgart, 1. Liefg. 1883 ; 2. Liefg. 1884; 3. Liefg. 1885, mit Profilen
in Fftrbendruek; und Württ. Jahxeshelte 1870.
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80
Lepsius,
148
Auf dem Donausattel streichen die Schiebten nach Yogelgesan^
ziemlich genau nordsudlich. Der AbfaU der Stufen nach 0 giebt sich
in folgenden Höhenzahlen zu erkennen: der Buntsandstein erreicht
auf dem Grundgebirge im Kesselberg bei Triberu; 102üm, die obere
Grenze des Muschelkalkes auf dem Donansattel 788 m, des Keupers
791 m und des Jura östlich über Donauesebingen 942 m. Zugleich
beweisen diese Zalüen das rasche Niederbrechen der Tafeln gegen O
mit Verwerfungen: denn da die Schichten dieaer TafeLi nnr mit wenigen
Graden einfiftUen, würden die obigen Höhenyerhältnisse der yier Schiebten-
gruppen , die nach Fraas zwischen YiUingen und Tuttlingen eine Ge-
sammtmächtigkeit von 1354 m^) beaitzcn, nicht möglich sein ohne die
treppenformigen Abbruche der immer tiefer einsinkenden Tafeln.
Nördlich des Douausattels sinken die Triastafehi allmählich immer
iiieJir nach NO ab. da dieselben um den nördlichen Theil <les Schwarz-
wälder Grundgebirges von Freudenstadt über Wildbad nach Ettlingen
herumschwenken mlissen, um xnr tiefsten SteUe der Senke bei Langen-
brücken zn gelangen. Ans dem reichen Material, welches für die
Construction des Tafelnetzes in Stuttgart Torhanden ist, bieten Regel-
mann ^) , Bach *) und Fiaaa *) einiges. Fraas zählt eine Reihe der
wichtigsten Längsverwerfnngen auf (a. a. 0. 1882, S. 22 ff.): er hebt
da1)ei mit. Recht hervor, dass im Sandsteingebiet der Enz und Nagold
die Verwerfungen schwer zu erkennen, dagegen in den höheren Stufen
der Trias wegen der zahlreichen leichtkenntlichen Horizonte besser zu
eonstatiren sind*). Vom Bonausatfcel an nach Norden nnd Kordo^ten
anf Stuttgart zu führt Fraas die folgenden Hauptverwer^ngen an,
neben denen zahlreiche andere Verwerfungen die Trias durchsetzen:
') Nach Fraas. Geognostische Beschreibung von Württemberg etc. 1882
berechnen sich die Mächtigkeiten im einzelnen:
Buntsandstein . . . 156 m
Muschelkalk. . . . 190 m
Lettenkohie .... 30 m
Keuper .... . 444 m
Trias: 820 m
Lias 50 m
Brauner Jnra , . . 220 m
Weisser Jura . . . 2G4 m
IM
Jura: 534 m
Dabei dttrfte Tieireiclit der Buntsandstein zu gering gerechnet sein^ da er im
Scliwarzwalde wohl an 400 ni mäcliti:'- wird.
Trigonometrische Hoiieubestimtuungen und Notizen über den Gebirgsbau,
in den Wfirttembergischen Jahrbttehern 1877^ 8. 35.
Begleitworte zum Atlasblatt Böblingen 18G8.
*) In den vortrefTlichen Eisenbahnprofilen und In der geognoetidclien Be-
schreibung von Württemberg 1882.
^) Dasselbe findet statt im Rheinischen Schiefergebirge ^ wo im Devon, die
Vprwrrfunr^on schwer zu beobnriitcn siiui, dagegen in der auflagernden Trias massen-
haft erscheinen, obwohl natürlich die Verwerfungen nicht nur durch die Trias,
sondern ebenso Kablreieh durch das Devon setzen (siehe H. Grebe, Ueber das
Ober-Rothlit'gt'iide, dir Tria?, das Tertiär und Diluvium in der Trif r'schen Gegend,
und Ueber dir Trias-Mulde zwischen dem Hunsrück und Eifel-Devon. Jahrb. der
k. preuss. geulog. Landesanstalt. Berlin 1883 und 1884).
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I
49] oberrheinische Tiefebene und ihre Handgebirge. 81
1. von Villiiigeu über Münchweiler und Königsfeld nach Schram-
berg; streicht in N 15 W;
2. von Dornhan Über Lossburg nacb Ghiistopbsthal bei Freuden-
stadt; streicht in N 30» W;
3. von Schopfloch an Domstetten vorbei nachHailwangen; streicht
in N 45« W;
4. im Schönbuch a) von Eebenhiiusen über Hildrizhausen nach
Ehningen, b) von Glashütte bei Waldenhnch nach Steinenbronn, c) die
grosse Verwerfung von Aich nach Rohr und Vaihingen, welche die
Grenze gegen die Filder bildet; alle drei Verwerfungen streichen in
N 45» W;
5. zwischen den Fildern und dem Schurwalde verläuft eine Ver-
werfung von Plo('hin«jfen östlich über dem Neckarthale nach Unter-
ttirkheim und setzt sich fort von Münster bei Cannstatt über Stammheim
rm'l Schwieberdinj^en bis nach Vaihingen an der Enz; diese 42 km
lange Verwerfung streicht in N 50 W ;
ß. zwischen Calw und Weil der Stadt zieht bei Althengstett eine
Verwerfung gleichfalls in N 50® W.
Wir erkennen aus diesen Angaben, dass die Triastafeln, je weiter
sie sich vom Donausattel nach NO entfernen, um so mehr ihr an-
zügliches NNW-Streichen in NW umwenden, um das Nordostende
des Schwarzwaldes mantelförmig bis zur Kraichgauer Senke zu um-
gehen: dabei ist im allgemeinen die Tafel auf der NO-Seite der
Verwerfung gegen die SW-Seite abgesunken, so dass die Bahn von
Freudenstadt (731 m) nach Stuttgart (240 ni) immer jün<:^ere Schichten
vom Bunten Sandstein bis hinauf zum Lias durchschneidet.
Von Querverwerfungen heben wir diejenige im Schönbuch hervor,
welche von Bebenhausen nach Aich in N 50^ 0 verläuft. Parallel
diesen Querverwerfungen streicht der Steilhang der Rauhen Alp: der-
selbe ist &8t durchaus ein Besnitat der Erosion durch die Neckarzutiüsse.
Im <:^rossen und j^anzen ist demnach die Lagerung der Trias-
taff'lii in dem schwäbischen Hiigellande mehr b*'lierrscht von der tiefen
];iiisrii!ain<j^ parallel dem Streichen des (Irundgebirgeü zwisclien Schwarz-
waid liud Odenwald, als von dem Hauptstreichen des oberrheinischen
Gebirgssjstems.
6. Die äussere Abdaehung des Odenwaldes.
Während wir bereits einiji^ermnssen über den Bau der schwäbischen
Triastafehi am 0«trande des Schwarzwaldes orientirt sind, mangeln
bis jetzt fa.st volistitmlig die Nachrichten über die Lagerung der Trias
östlich vom Grundgebirge des Odenwaldes. Das weitausgedehnte Sand-
steinplateau des hinteren Odenwaldes zwischen Neckar und Main scheint
im allgemeinen aus einer Reihe von Tafeln zu bestehen, welche durch
Verwerfungen in NNO -Richtung von einander getrennt sind; die
einzelnen Tafelln iu he bewirken aber meist nicht eine tiefere Lage des
Ostflüij^els an der Verwerfung, wie in Schwaben, sondern umgekehrt
eine Erhebung der Ost- üljer die Westseite: z. B. fallen die Saudsteine
Forschimgeu zur «ieataohen Laudra* und Volkskonda. I. S. 6
l I I
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82
LepsiuB,
[50
zwischen der oberen Gersprenz und der Miiiiilinji^ Hiirh in OSO gegen
Michelstadt zu ein, so das8 ein Profil in dieser Kichtmig vom Grund-
gebirge bei Reichelsheim erst den Zechstein, dann die Stufen des
mächtigen Buntsandsteins, bei Sfceinhach anch den oberen Bnntsandstein
durchschneidet und im Mümlingtlialt> endlich noch den "Wf llt'ttkalk an-
trifft. Oestlich von Michelstadt und Erbach zieht eine Verwerfung
von Kf'dfMitender Spninprhöhe in NNO hindurch, welche am Westfuss
des KrLihber^es den nnteren Bunten Sandstein in dasNivGPJi dps Muschel-
kalkes geworfen hat. Wiederum fallen darm im Krähberge die baud-
steine regelmässig in OSO zum Schöllenbach hin.
In den Hauptrerwerfungen des hinteren Odenwaldes laufen die
Bäche nach N und S ab: so die Gersprenz, Mfimling und Mndau in den
Main, Weschnitz, Finkenbach, Gammelsbach. Sensbach, Itterbaeh in
den Neckar. Die einseitige Aufkippuug der Tafeln bewirkt, dass die
Höhen der ganz flach in 0 bis OSO einfallenden Bunten Sandsteine
zwischen den Verwerfimgen in den von W nach 0 auf einander
folifHuden Zügen fast gleich hoch bleiben, im Durchschnitt von 450 m
iMeeresliölie, und dass der hintere Odenwald im ganzen als ein gleich-
förmiges Sandsteinplateau erscheint, obwohl hier die Tafeln ebenso
zerstückelt sind, wie in Schwaben.
7. Die äussere Abdaehnng; Ten Togesen und Haardt.
Die westhche .'Vt)dachung der Vogesen und der Haardt verläuft
nun weit einfacher und regelmässiger als diejenige der Gegenseite in
Schwaben und Franken. Es ist dies verständlich bei der NNO-Richtung
des oberrheinischen Gebirgssystems : während drüben im Schwarzwalde
die Bergzüge des Grundgebirges in spitizen Winkeln auf die in NO zur
Kraichgauer Senke absinkenden Triastafeln auftreffen, streicht diesseits
der lange Westkamm fast uu unterbrochen vom Hochplateau der oberen
Mosel über die obere Saar bis zum Westrich in der NNO-Richtung
gleichförmifT hindurch. V<m diesem Krtnniie fallen die Triastafeln regel-
mässig nach WNW, in derselben Weise einzeln aufgekippt mit steilen
Ost- und flachen Westabhängen wie drüben im hinteren Odenwalde.
Benecke giebt in seinem Abriss der Geologie von Elsass- Lothringen
(1878 S. 105 ff.) eine allgemeine üebersicht der Tnaszfige in Deutsch-
Lothringen: »Die zonenartige Aufeinanderfolge der Formationen von
den Yogesen nach der Mosel hin veranlasste einen wiederholten Wechsel
TOn Depressionen und erhöhten Rücken, je nach der leichteren oder
schwereren Yerwitterbarkeit der Gesteine. Die Rücken lieqfen wallartigr
mit dem steilen AbÜEÜl gegen die Yogesen und bilden nach Westen ein
Glacis.*
Die Triastafeln in Lothringen setzen sich zunächst vom östlichen
Yogesen- und Haardtkamme ab an einer Yerwerfong, die auch im Sand-
steingebiete von Pinnasens fiber Bitsch bis ins obere Zornthal in der
Hauptrichtung von NNO nach SSW zu verfolgen ist. Dann folgt
nach Westen ein scharf hervortretender Muschelkalkzug von den
Höhen westlich über Saarburg an in NNO, östlich an Saarnnion yorbei
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513
Die oberrheinische Hefebene und ihre Kandgebirgp.
83
nach Rohrbacli und auf Zweibrficken zu; daran scliliesst »ich westlich
die Seenniederung der Keupermergel in derselben NNO-Richtung von
Avricourt an der französischen Grenze bis nach Saargemünd hin; die
Seille entwässert diese Nif<lpning nach S, die Saar mich N. Der
nächste Wall von Chätciiu-Saiina über Großstäncben nach Vahl-Ebersing
gehört zum oberen Keupcr.
Von dieaeiu letzteren Zu^e an macht sich gegen die Mosel bei
Metz bin mehr und mehr die NO- bis OKO-Bi<£tnng des nieder-
rliemischen Systems geltend, welches nördlich an dieser Gegend mit
der grossen, bereits erwähnten Verwerfung von St. Avold Über For-
bach und Bexh;icli bis zum Bonnersberge abschneidet.
An der Mosel bei Metz um] Diodenhofen streichen die Berg'zfijre
wieder nordsüdlich; doch werflen sie häutig gcquert y<m den in NO bis
ONO verlaufenden Verwertungen des niederrheinischen Systems. In
der NS-Richtung streicht z. B. die von Steinmann angegebene Ver-
werfung von AmanTÜlers nach Bombach in dem Plateau westUch über
Metz So weit nach Westen erstreckt sich aber nicht die Wirlcung
des oberrheinischen Gebirgssystems ; denn wir befinden uns bei Hetz
bereits in den Gebieten nördlich der das oberrheinische System ab-
grenzenden Verwerfungslinie St. Avold-Bexbach. Die Wirkunp^en sind
indessen hier deswegen ähnliehe wie in der Wef?tahdachini*T der Vo-
pfesen und der Haardt, weil die Umgegend von Metz ebenfalls zu
dem grossen Senkungsfelde zu rechnen ist, dessen Mitte das Pariser
Becken einnimmt.
Benecke Tergleioht den Verlauf der Höhenzuge in Lothringen mit
der Gestalt eines Hegenden Z, da die Triastafeln zunächst westUch der
Vogesen und der Haardt in NNO parallel dem oberrheinischen System
streichen, dann weiter westlich anfangs mit NO-, endlich bei Metz
mit N-Streichen um die SW-Ecke des Kheinischen Schiefergebirges
umlenken.
Das interessante Brnchnetz, welches Orebe aus der Trias der
unteren Saar und Mosel so trefflich gekennzeichnet hat (a. a. 0. 1882
und 1884), geböH yollstandig in den Bereich des niederrheinischen
Systems.
C. Die tertiären Ablagerungen in der oberrheinischen
Tiefebene.
Die Lagerung der abgestürzten Trias- und Jura- Tafeln an den
beiderseitigen Gebirgsrandern längs der Yogesen- und Schwarzwald-
Spalten hat uns bereits klar gemacht, dass die oberrheinische Tief-
ebene dadurch entstanden ist, dass das Grundgebirge in der NNO-
Bichtung des Systems auseinanderbrach und die Formationen zwischen
den Horsten in grosse Tiefen Yersanken. Der Einbruch der Schichten
^) G. Steinmann,, Geologischer Führer der Umgegend vfm Metz. Skizze
der Verwerfungen auf S. 10. MeU 1880.
84
Lepsius^
[52
in die Rheinspalte geschali zwar wie jedes derartige Ereigniss plötz-
lich, aber das Endresultat desselben, wie wir es heute vor uns sehen,
wurde nicht auf einmal erreicht, sondern erst durch eine sehr grosse
Beihe einzelner Einbrüche, welche am Anfange der Tertiärzeit be-
gannen und sich bis in die jetzige Zeit fortsetzten. Am Anfang der
Tertiärepoche befanden sich in der wahrscheinlich sehr flach ein-
gesenkten Rheinebene nur einip^e wenige au«<?Pf1ehnte Landseen, einer
z. B. bei Buchsweiler im Uiitorclaass ; dieser Buch.'^woiler See vertiefte
und vergrösserte sich bedeutend in der unteroligocäuen Zeit, wo in
demselben die bis 300 m mächtigen Schichten von Lobsann und Pechel-
bronn abgelagert wurden
Zur miäeloligocänen Zeit war jedoch die Versenkung schon so
weit gediehen, dass das Meer in die Rheinebene einbrach und sich
nber die ganze Ebene zwischen den Gebirgen verbreitete : von Rädere^
dort in der Pfirt im Oberelsass »md von Lörrach und Stetten im
Wiesonthal bei Basel an bis hinab n;ith Heppenlieini an der Berg-
strasse und bis nach Alzey in Rheinliesseu. sowie längs des SüdnuHles
des Taunus kennen wir die Sande und Conglouieraie des mitteloligo-
cänen Meeressandes. Eine noch stärkere Vertiefung des Meeres in
der Bheinebene beweist die mächtige Ablagerung des darauffolgenden
Septarienthones, welcher gleichfalls von Sentheim im Oberelsass durch
das Unterelsass bis an die Nalie und bis in die Wetterau zu finden ist.
In den oberen Theil der Sepiarienthone geboren die Schiefer-
thoiie mit Fischresten, welrlip im Oberelsass eine ziemliche Verbreitung
besitzen. Dann folgen in der ganzen RJjejnehene Iiis in das Mainzer
Becken feinkörnige oberoligocäne Meeressande und Mergelschiefer, welche
zum Unterschied von den älteren »Alzejer Meeressanden* die »Els-
heimer Meeressande* heissen; sie werden nach ihrem häufigen Gehalt
an fossilen Blättern auch Blättersandsteine genannt.
Mit den überlagernden Cyrenenmergeln beginnt die Aussüssung des
Meeres. Der Cerithienkalk und der jüngere Litorinellenkalk des Mainzer
Beckens lagerten sieh ber^^iis in einem geschlossenen Landsee ab, welcher
nur am Mittelrhein, in Illiemliessen, in der Wetterau und in der Pfalz bis
nach Landau hin sich ausdehnte. (Tleielialtrige Bildungen in Oberbaden,
bei Müllheim, Auggeu, ScLliengeu, Kleiukems, Istein und im Tullinger
Berg bei Basel gehdren mehr der schweizerischen Facies des Miocän an.
Wahrscheinlich flössen diese Seen nach SW ab, jedenfalls nicht nach N,
da wohl in der Schweiz und im Centralplateau von Frankreich, aber
nicht in Norddeutschland oder am Niederrliein eine ähnliche miocäne
Fauna vorhanden ist. Die jnnGfste tertiäre Bildiiriir der RJieinebene
sind die fluviatilen Sande mit Resten von Dinotliernim, Mastodon und
anderen Tjandsängethieren . wie sie von dem Schweizer Jura an bis
iimab ins Mainzer Becken und bis auf das Plateau des rheinischen
Schiefergebirges in grosser Verbreitung vorkommen. Erst mit dem Be-
ginn der DUuTialzeit, also mit der Einwanderung des Menschen in
Siehe für das elsässer Tertiär A. Andreae, Beitrag zur Kenntnies des
elsässer Tertiärs, Strassburg 1883—1884. Für das mittel rheinische Tertiär R, Lep-
8 las, Bas Mainzer BeckeiL, geologisch beschrieben. Dannstadt 1883.
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53]
Die oberrheinische Tiefebene und ihre Kaudgebirge.
85
Europa, brach der iUieiu durch die Juratafeln unterhalb des Budciiisees
and benutzte die grosse Spalte zwischen Yogesen und Schwarzwald,
Dm nach Norden abzufliessen. I>er Rhein fOllte mit seinem Schutte die
Rheinebene so weit ans, daas die diluTialen Sande nnd Schotter fiber
der tertiären Unterlage zumeist 50 — 100 m mächtig aufgehäuft liegen;
nur an einigen Stellen wie })ei Koll)sheini und Truchtersheim bei Strass-
bur«»'. im Büchelberg bei Liinterbnr«? in der Pfalz (Andreae a. a. 0.
18^4. S. 227) und auf tlcm Steinmarkt bei Bauschheini zwisclieii (iross-
gerau und Mainz taiuJit das Tertiär auch mitten in der Kheinebene
an die Oberfläche aus dem Diluvium hervor.
Uns interessirt hier besonders die Lagerung der tertiären Schichten
in ihrem Yerhältniss zum oberrheinischen System. Da erkennen wir
zuerst, daas die Unterlagen, das Liegende des Tertiärs längs der
Kheinebene verschiedenartig ist. In Oberbaden lagern die mittel*
oligocHnen Kalksande bei Lörrach und am Schloss Rötteln auf der aus-
gefurchten Oberfläche der Jura-Kalke und -Oolitlie, deren Material
die Gerolle dieses tertiären Meeressandes entnonuiien sind: die Ver-
wertungen, welche hier den Oolith neben den Muschelkalk des
Dinkelberges warfen, sind offSenbar erst später als der mitteloligocane
Heeressand entstanden: denn sonst müsste der letztere auch andere
Gerdlle, als nur JnragerOlle, er müsste vor allem auch Schwarz-
waldgeröUe enthalten, was niclit rkr Fall ist. Die Meeressande bei
Lörrach liegen in o21 m absoluter Hölie.
In gleicher AVeise überdeckon oncäne Thone mit Bolmerzen und
obereocäner Melanienkalk zwisclien Isteiri, Schliengen und Kandern
die ausgewaschene Oberlläche der oberen und unteren weissen Jura-
kalke der am Schwarzwälder Grundgebirge abgesunkeneu, ziemlich
horizontal lagernden Schollen in 400 — 450 m Höhe. Die Bohnerzbildung
ist hier ganz die gleiche wie anf der schwäbischen Alp und im Schweizer
Jura; zur Zeit als diese liiniiischen eocänen Schichten sich ablederten,
konnte die Absenkung der Juratafeln um die Horste herum noch
kaum begonnen haben ; jedenfalls war das Grundgebirge des Schwarz-
waldes zur Zeit noch nicht entblösst.
Weiter nördlich treff'en wir die mitteloligocänen Kalksande und
Conglomerate ausser bei Schliengen, Müllheim, Oberweiler, Staufen
a. a. 0. aach anf der höchsten Höhe des 646 m hohen Schönberges
bei Freibnrg nnd an dem Westabhang desselben: die Unterlage des
Tertiär ist hier ebenfalls theils Oolith des braunen Jura, theils noch
jüngerer Jurakalk, wie in ganz Oberbaden, nnd die Geröllc desselben
bestehen zumeist aus diesen Jurakalken, zuweilen ans Liaskalk, selten
aus Muschelkalk; aber man findet keine (Terölle von älteren Ge-
steinen. Der ausgezeichnete Darsteller der geologischen Verhältnisse
des Schönberges, Karl Fromherz (a. a. 0. 1837, S. 36) sagt am Schlüsse
seiner Abhandlung: ,Wenn es sich endlich darmn handelt, die geo-
stmunen, so muss ich mich hier anf die Bemerkung beschränken,
dass diese Hebung augenscheinlich erst nach der Ablagernnjj der
- tertiären Conglomerate erfolgte. Das Vorkommen dieser Conglomerate
auf dem höchsten Gipfel des Schönberges in einer Höhe von 2000 Fuss
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I l
86
Lepsins,
[54
und die Aufrichtung der Schichten') dieser terti&ren Felsarten am
Steinenweg bei Ebringen setzt jene Tbatsache ausser Zweifel." Wir
sprechen nach unseren jetzigen Ansdiauungen nun weder you einer
^Tulkaniscfaen Hebung" noch von einer Hebung überhaupt, sondern
sehen in der steilen Stellnnoj der Tertiärschichten am ^rlir^übcr'j; eine
Folge des Al)sinktin8 der bchoUen in die Rheinspalto. Jedt iil dl - h effen
wir äuuh liier bei Freiburg noch keine Gerölle des (Tiundgt l>iiges in
den oligocänen Conglumerateu an und finden diese selbst in einer
Höhe über dem Meere von 646 m.
Endlich wurden die mitteloligocanen Ealksande auch bekannt auf
dem Schutteriindenberg bei Lahr, wo sie gleich&Ils auf dem Oolith
des braunen Jura aufliegen und mit 8 — lö***), an einer Stelle auch
mit 40*^^) in W einfallen; sie lagern dort in 100 -200 ni absoluter
Hö1k>. Diese Kalk.sande bestehen nach Walchner^) last ganz aus den
Uolithk()rnern ihrer Unterlage.
Gehen wir noch weiter nördlich, so finden wir bei übstatt und Malsch
im Kraichgau mitteleocäne Süsswasserkalke aufgelagertauf unterem brau-
nen Jura (Murcfaisonae-Sandstein); es sind Schichten von demselben Alter
wie diejenigen drüben auf dem Bastberg bei Buchsweiler im IJnterelsass.
Die Lagerung der Schichten ist schlecht aufgeschlossen; doch sagt
Benecke (a. a. 0. S. 004): „in horizontaler Lage verblieben der Kalk-
sandstein vfMi TT^statt und die jüngerem Tertiärbildungen.'* Sodann
begegnen wir bei irrüssachsen einer einzelnen an der Hauptverwerfung
abgesunkenen Scholle von mitteloligocänem Meeressande, welche unter
Löss und nahe einer ebenfalls niedergesunkenen Partie Buntsandstein
zu Tage tritt. Endlich hän^t eine abgerissene Tafel des mitteloligo-
eanen Meeressandes am Gneiss üi den Verbergen bei Heppenheim an
der Bergstrasse; nördlich daneben st^t die Starkenburg auf einem
Best Ton Buntsandstein Hier nun besteht der tertiäre Sandstein
zumeist uns Trihumertheileii der granitisdien Gestehie des Grund-
gebirges, an welchem die Sfholle liegt; ^y\r crkcnnon ]]ier;ius, dass an
der Bergstrasse bereits d.is kristalline Grundgebirge entbiösst war, als
das mitteloligocäne Meer die Rheinebeue bedeckte. Dieser tertiäre
Sandstein lagert bei Heppenheim in 300 m absoluter Höhe.
Für die linke Rheinseite heben wir aus der eingehenden Dar-
steUung des elsässer Tertiär von Andreae die folgenden hier in Betracht
kommenden Punkte hervor. Die eocUiien Kalke in der Umgegend von
Buchsweiler im Unter elsass iwA zu Morvillars bei Beifort lag^n wie
diejenigen bei Kleiukems in Überbaden und liei TJbstatt und Malsch
im Kraichgau auf Oolithen und Kalken des l)raunen Jura. In die^aeu
Schichten gibt uns nichts kund, dass die Rheinspalte bereits vorhamlen
war. Zur Zeit des obersten Eocän, als sich der Melanienkalk im Sundgau
Bie Schichten fallen nach WDW ein.
Eck a. a. 0. 1883, S. 101.
•) Platz a. a. 0. 1867, S. 44.
*) Wftlchner., Ueber das Yorkommen von Grobkalk am westlichen Rande
dcB Schwarzwaldes, in Leonli. Zeitschr. für Min. 1827, II S, 241^246.
^) R. Lcpsius, Mainzer Becken 1883^ S. 40.
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55]
Die oberrheinische Tiefebene und iiire liandgebirge.
87
ablagperte, scheiiit mh das schweizer Mohssemeer dem ElsasB Ton
Süden her genfiliert za haben.
Zur unteroligocänen Zeit entstanden die 200 bis 300 m mächtigeil
Asphalt-, Petrol- und Biannkohlen-führenden Mergel und Kalke in
dem Gebiet zwischen Hagenau, Wörth und Weissenburg im Unter-
elsass und bei Altkirfb im Sundgau, brackisclie Schichten; auch in
ihnen finden wir keine Andeutung, dass die Scliichtenstörungeu des
oberrheinischen Systems bereits begonnen hätten.
Erst mit der weit über die Grenzen des südwestlichen Deutschlands
ausgedehnten allgemeinen Senkung zu An&ng der mitteloliffocftnen Zeit
scheinen die ersten TafelbrÜche im Sinne des oberrheinischen Systems
entstanden zu sein; denn von nun an finden wir Küstenbildnngen
längs der Linien, welche jetzt ungefähr durch die Vogesen- und
Schwarzwald-Spalten gezogen sind. Besonders treten grobe Strandgeroll-
massen an der ganzen Länge der Vogesenspalte auf: die bis 'M) cm,
ja bis 50 cm grossen Strandgerölle des mitteloligocänen Meeres lat^ern
zu üiiingen bei Pfirt im Oberelsa»ss auf unterem weissen Jurakalk
(Astartien) und bestehen selbst fast ganz ans diesen Jnrakalken; eben-
so bei Beifort und Montb^ard. Bei Rödern nnd Leimbaeh S Thann
und zu Snlz bei Gebweiler sind die Strandgerölle ebenfalls den Jnra-
kalken, aber auch Aem Muschelkalk, dem Yoltzien- und Vogesen-
Sandstein entnommen; dagegen fehlen vfi1lst;indig Gerolle von Granit
oder Grauwacke, welche Gesteine dort ,v tzt die Berge jenseits der
Verwerfung bilden. Auf dem 416 m iioiien Bollenberg und über
Ruffach in ca. 390 m Höhe, dann bei Pfaffeuheim und auf dem 350 m
hohen Letzenberg bei Tttrkheim liegen die mächtigen Conglomerate
des mitteloligocänen Meeres auf braunem Jnrakalke; ans diesem Kalke
stammen auch die meisten Qerölle selbst, daneben finden sich selten
Gerölle ans der Trias, niemals die Granite und Grauwacken des Grund-
gebirges. Zu Beblenheim bei Colmar bestehen die mitteloligocänen
Meeresstran dgerölle ans Vogesensandstein , Muschelkalk und -Jura-
oolithen; bei Itterswfiler, auf der 350 ni hohen Gloriette bei Barr
und bei Bemhardsweiler vorwiegend aus braunen Jurakalken, am
letzteren Orte auch aus eocäuem Süss wasserkalk. Auf dem Bischen-
berg 360 m bei Oberehnheim lagern die Conglomerate auf eocftnem
Sfisswasserkalk; die Qerölle derselben sind Juraooliihe, selten Bunt-
sandsteine. Die mächtigen Strand^rölle auf dem Scharrachberg 316 m
bei Welzheim bestehen vorwiegend aus Juraoolitiien; daneben kommen
solche aus Muschelkalk , selten aus Voltzien- und Vogesensandstein
vor. Der 329 m hohe Bastberg bei Buchsweiler trägt über den
Ooliihen und Kaiken des oberen braunen Jura die eocänen Braun-
kolilenmergel und Süsswasserkalke ; auf diesen lagern mächtige Massen
von mitteloligocänen Strandgeröllen , die sämmtlich den OoUthen und
Kalken des braunen Jura entnommen sind; die tertiären Sdiichten
fallen hier mit 6—16 « in NNO ein.
Bis hierher lagern die mitteloligocänen Schichten stets anf der
ausgefurchten Oberfläche der Kalktafeln des braunen Jura, wie in
Baden , nicht auf älteren Formationsstufen; nur im Sundgau und
dann noch weiter südlich im Schweizer Jura lagern sie auf noch
88
Lepsius^
[56
jüngeren Stuten, auf den Kalken des weissen Jura. Aber am Ab-
hänge der Haardt und im Mainzer Becken wird da« anders: schon
bei Wörth, bei Gimstett und Weissenbnrg Hegen die mitfceloHgocanen
Conglomerate auf Lias und auf Muschelkalk; auch zeigen sich keine
Juragerölle mehr, sondern fast lauter Muschelkalkgerölle ; ebenso ZU
Leinweiler bei Landau (Andreae II S. 71). Das Profil von Lobsann
(zwischen Wcirth und Weisi=!enburg) zeigt, dass die eocäiicn Petrol-
sehichten, die Conglomerate des mitteloligocänen Alzeyer Meeressande.s
und die ebenfalls niiiteloligocäneu Septarienthone mit voller Mächtigkeit
an der Verwerfung am Vogesensandstein der Haardt abstossen; die Sep-
tarienthone fallen sogar etwas gegen die Verwerfung ein, was wir oben
(S. 73) als ein Kennzeichen der Tafelbrfiche längs der Yogesenspalte
hervorhoben. Die Mächtigkeit der drei tertiären Stufen bei Lobsann
ist mit 300 m noch nicht durchbohrt ; der Vogesensandstein des Hoch-
waldes steht 300 m über Lobsann empor; die Mächtigkeit der oberen
Trias (Volfczien-Sandstein, Muschelkalk und Keiiper) ist im Lnterelsass
nach Daubree auf 175 m, diejenige des Jiiru bis zum oberen braunen
Jura auf 135 m zu schätzen: rechnet man diese Zahlen zusammen,
80 beträgt die Sprunghöhe der Verwerfung zwischen dem Hochwald
und Lobsann mindestens 910 m. Diese Verwerfung ist nun sicher erst
nach dem Absatz des Septarienthones (wahrscheinlich sehr viel später)
entstanden: die Kheinebene bei Weissenburg hat sich demnach seit
der oligocänen Zeit im Verhältniss gegen die stehengebliebenen Horste
noch um wenigstens 910 m gesenkt.
Im Mainzer Becken nun lagern die mitteloli^an iinen Meeressande
aui den liothliegendeu Sandsteinen; am llunsrück und aia iuunus end-
lich auf den Grauwacken des devonischen Schiefergebirges.
Wir erkennen daraus, dass die nördlichen Gebiete der Rheinebene
noch lange Zeit Continent waren und denudirt wurden bis auf das
Grundgebirge (bei Heppenheim bis auf den Gneiss), che das mittel-
nli'^ocUne Meer auch in diese Geo;pnden von Süden her einbrach,
wahrend daf5Rell)e im südlirlicü Theile der Ivlieineljeiie schon längst die
Felsen des braunen Jura überspülte. Die Grundgebirge der V'ugesen
und des Schwarzwaides waren damals noch nicht entblösst: denn keine
Granit- und Grauwackengerülle, sondern nur Jura- und Triasgerölle
büdeten die Conglomerate an der Küste des oligocänen Meeres.
Auch noch untrüglichere Zeichen der Brandung des tertiären Meeres
finden sich längs dieser damaligen Küstenlinie : ausgewaschene und ab-
gespülte Felsen der Grauwacken und Quarzite am Taunusrande (z. B.
nahe Schloss Vollrathf? bei Oestrich) und der Rothliegenden Sandsteine,
Melaphyre und Porpliyre in Hlieiuhessen. Auch sitzen häufig nocli ganze
Austerncolonien fest an den Porphyrfelsen nahe der ehemaligen Küste,
Im Elsass aber erwähnt Daubree auch Bohrlöcher von Bohrmuscheln
am Strande des mitteloligocänen Meeres in den Jnrakalken und im
Muschelkalke bei Wörth, am Kleinen Bastberge bei Buchsweiler^ am
Scharrachberg und Dreispitz bei Molsheim, bei Barr und bei BHensch-
Weiler.
Die miocKnen Büsswasserbildungen lial)en eine geringere Ver-
breitung in der üheinebene, als die oligocänen Meeresabsätze; in den
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Die oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
89
Gerithienkalken und Litorinellenkalkeii bemerken wir keine Anzeichen
Ton bedeutenden Störungen. Doch werden auch während dieser Zeit
die Absenkungen fortgeschritten sein; am stärksten jedoch wohl während
der pliocänen, jüngsten Tertiärzeit, wo bereits die grossen Seen
ans der Kheinebene verschwunden waren und nur Flussabsiitze sich
bildeten. Am Anfang der Diluvial/eit waren jedenfalls schon die
Grundgebirfj^e von Vogesen und Schwarzwjild fast ebenso entbiösst von
deii ehemals überlagernden Trias- und Jurastufen, wie jetzt: denn in
den diluTialen Gonglomeraten der Rheinebene finden wir die Graulte
und Grauwacken der Grundgebirge ebenso wie Triasgerölle. Die
dilavialen Gletscher in den Beichenstöcken &nden die ThSler, in
welchen sie hinabglitten, nicht viel weniger ausgehöhlt vor, als sie
jetzt sich darstellen. Dazu brachte der Rhoin alpine Gerölle, die vor
der diiiivialen Zeit nirgends in den älteren Ablagernngen des ober-
rheinischen Gebirgssystems vorkommen. Auch während der Dihivial-
zeit sanken die Trias-, Jura- ujid Tertiürtafeln in der Rheinspalte
noch tiefer, indem gleichzeitig der Rhein mit dem mitgeführten Sand,
Eies und Schlick die absinkende Fläche wieder aufiRillte. Hundert
Meter mächtig liegen z. B. die diluvialen Rheinablagerungen zu Gries*
heim in der Ebene westlich bei Darmstadt, und sie enthalten noch
in ihren tiefsten Schiclitcn Flnssmnschehi und Flussschnecken, wie sie
zur dihivialen Zeit am Rlieine lebten.
Noch heute gelten uns die zahlreichen Erdbeben in der ober-
und mittelrheiniscben Tiefebene kund, dass diese Bewegungen im
Sinne des oberrheinischen Gebirgssystems noch nicht zur Ruhe ge-
kommen sind; jedesmal wenn eine durch die Senkungen entstandene
Spannung im Erdgewölbe ausgelöst wird, lassen die Einbrüche den
Boden unter unseren Füssen erzittern. Dagegen erlauben die Schutz-
dämme, welche jetzt den Strom seiner ganzen Länge nach von Basel
bis Mainz von der ihn umgebenden Ebene abschliessen . dem Rhein
nicht mehr, die allmählich tiefer sinkenden Flächen der Tiefebene mit
seinem Schlicke aufzufüllen; in Folge dessen werden, besonders am
Mittelrhein, die Ueberschwemmungen bei der Hochfluth immer gefähr-
licher und bedrohen immer weitere Gebiete, so dass in diesen Gegen-
den schon emstlich die Frage erörtert wurd, ob es nicht thunlich wäre,
zu dem holländischen Poldersjstem fiberzugehen, den Getreidebau in
den Niederungen in der Nähe des Rheines wieder aufzugeben und, wie
früher vor dem Bau der Dämme, zur Wiesencultur und zur Viehzucht
zurückzukehren.
Dieselbe Erwägung, die wir aus der geologischen Geschichte des
oberrheinischen Gebirgssystems gewonnen haben, nämiick dass die
Bandgebirge der Rheinebene dnrä langsames aber lange andauerndes
Absinken der Trias- und Juratafeln sowie des Tertiärs entstanden
sind, giebt uns auch die richtige Erklärung des eigenthümliehen Yer-
laufes der Flüsse im Stromgebiete des Rheines: der Neckar, der Main,
die Zorn, die Mosel, die Saar, die Nahe und der Rhein selbst konnten
deswegen die Gebirge, durch weUdie ihr Unterhiuf geht, durchüiessen
und durchschneiden, weil ehemals die Landstrecken ihres oberen und
mittleren Laufes in einem höheren Niveau als jetzt sich befanden. In
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90
Lepsius,
[58
der laugeu Zeit vom jüiigsten Tertiär au durch das Diluvium bis in die
jetzige Periode war das sfldwestliche DeutecUimd ein Contineut, auf
welchem FlQfise ihr Belt eingraben; während derselben Zeit sanken die
Schichtentafeln in der Rheinebene sowie in d^ schwäbisch-fränkischen
und in dem lothringischen Senkungsfelde immer tiefer ab, sodass sie
sich nun in einem bedeutend tieferen Niveau im Verhilltniss zu den
weniger tief jibt^esunkenen oder stehengebliebenen Hörsten Schwarz-
wald, Yogeseu, Odenwald und Haardt befinden.
Schluss.
Ueberblicken wir noch einmal die dargelegten Verliiiltnisse der
oberrheinischen Tiefebene und ihrer liandgebirge. so Ussen sich die
Resultate unserer Betrachtungen in die folgenden Sätze kurz zu-
sammenfassen:
1. Das krystalline und paläozoische Grandgebirge, welches in den
Kernen der Bandgebirge zu beiden Seiten der Rheinebene zu Tage
tritt, wurde am Ende der Steinkohlenzeit durch tangentialen Druck von
SSO her in zahlreiche Falten mit ONO-Streichen zusammengeschoben.
2. Von der Ablagerung des oberen Rothliegenden an bis zur Zeit
der oberen Jura-Formation war das südwestliche Deutschland vom
Meere bedeckt: Schichten von 1200 — 1500 m Mächtigkeit lagerten sich
während dieser langen Zeit ohne jede Störung allmählich tlber dem
Ghrnndgebirge ab.
3. Während der Kreidezeit wurde das südwestliche Deutschland
wiederum Continent und blieb es bis zur neuen TJeberflnthung durch
das mitteloligücäne Meer.
4. Von der Tertiärzeit an bis jetzt bildete sich das im allgemeinen
in NNO streichende oberrheinische (rebirgssy stem heraus: rings
am die weniger tief einsinkenden oder stehenbleibenden Horste brachen
die Formationen in viele Tafeln auseinander und sanken mehr und
mehr nieder östlich in dem schwäbisch-fränkischen, westlich in dem
lothringischen Senkungsfelde' und mitten zwischen den Horsten in die
aufklaffende Rheinspalte.
5. Quer durch flie Randgebirge entstand eine Senkung in der ONO-
Richtnng des Grundgebirges, östlich im Kraichgau zwischen Schwarz-
wald nnd Odenwald, westlich im Zaberner Hügellande zwischen Vogesen
und Haardt.
6. Die ersten grösseren Bewegungen im Sinne des oberrheini-
schen Gebirgssystems sprechen sdch aus in der Eüstenbildung des mittel-
digocänen Meeres. Dieses Meer drang von Süden her in die ent-
stehende Tiefebene ein, yerbreitete sich allmählich bis zum Mittelrhein-
gebiet und bHeb als ein Meeresarm in Verbindung mit dem schweizerischen
und nord deutschen Meere bis zur oboroligocänen Zeit, wo die Aus-
süssung des Wassers in der Rheine beue begann.
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59]
Die obeirheiniscbe Tiefebene and ihre Rendgebirge.
91
7. Am meiaten beigetragen zur jetzigen Gestalhmg des ober-
rheinischen Gebirgssystems hat die jüngste Tertiärzeit.
8. Auch während der Diluvialzeit dauerte die Absenkung der
oberrheinisclien Tiefebene fort. Zu Anfang dieser Zeit brach der Rhein
in die Tiefebene ein und füllte dieselbe in der Folge fortdauernd mit
seinem Schotter auf, so dass die diluvialen Rhein-Sande und -Kiese
jetzt bis zu 100 m mächtig die abgesunkenen Tafeln der älteren For-
mationen bedecken.
9. Noch jetzt nehmen, die Bewegungen im oberrheimsehen Ge-
birgssystem ihren Fori|;aiig, woTon die Erdbeben uns Kunde geben.
10. Wenigstens nm 2500 m sind die Trias- und Juratafeln in
der Rheinebene zwischen den höchsten Theilen von Sch^rzwald und
Vogesen Ton der Tertiärzeit an bis jetzt niedergesunken.
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Inhalt.
Sette
I. Einleitung [3J 35
U. Orographische Uebenielit . . [8] 40
1. Die Vogeaen [8] 40
2. Der Schwanwald [12] 44
a Die Haardt [U] 46
4. Die beiden Senken bei Zat>eni and im Kraichgau . . . [15] 47
5. Der Odenwald [16] 48
6. Die yilieinehene [18] 50
7. Die äusseren Grenzen der vier Randgebirge [18] 50
m. Der geologische Bau [20] 58
A. Da« Grondgebirge [21] 53
1. Im Sehwanwalde [21] 53
2. Im O.lenwalde [27] 59
3. In den Voge«!en [29] Gl
4. In der Haardt [32j 04
B. Die Trias- und Jura-Tafeln [36] 68
1. Am Südrande des Schwarzwaldes [39] 71
2. Am Ostrande der Rheinebene [39] 71
8. Am Südrande der Yogeeen [41] 78
i. Am Weetrande der Rheinebene [42] 74
5. Die änatoe Abdachung des Schwarzwaldes [47] 79
6. Die äussere Abdaelumg des Odenwaldes [49] 81
7. Die äussere Ahdachnng von Vogesen und Haardt . . . [50] 82
C. Die tertiären Ablagerungen in der oberrheiniscben Tiefebene [51] 83
Schluss [58] 90
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Date Due
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Oemco 293-5