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Full text of "Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften, von Anton Schönbach"

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MITTHEILUNGEN 

AUS 
ALTDEUTSCHEN 
HANDSCHRIFTEN: 
VON ANTON... 

Anton Emanuel Schönbach 



Iii 

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MITTHEILUNGEN 

AUS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 

VON 

ANTON SCHON BACH. 



ERSTES STÜCK: 

UEBER ANDREAS KURZ MANN. 



WIKN, 1878. 

IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN 

BUOHH Ä H l>I.KR DER KAIS. AKADKMIK DER Wl 38RN8CH AFTKN. 



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Aus dem Decemberkefte des Jahrganges 1877 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der 
kais. Akademie der Wissenschaften (LXXXVIU. Bd., S. 807) besondere abgedruckt. 



Druck von Adolf HolalimiMen in WJon 
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Einem wüstliegenden Ackerfelde möchte man die deutsche 
Litteratur in Oesterreich während des 15. Jahrhunderts ver- 
gleichen, kahl und öde, nur dass in einzelnen feuchten Furchen 
Büschel Unkrauts dicksaftig sich zusammendrängen. Findet 
man nun hie und da einen spät aufgeschossenen fruchtbaren 
Halm, so lohnt es, ihn auszuheben, ist auch die Aehre kümmer- 
lich und das Korn übel gerathen. 

In meiner Schrift ,Ueber die Marienklagen 4 , Graz 1874, 
brachte ich im Anhang III ein nach lateinischer Quelle ge- 
arbeitetes deutsches Gedicht, ein f Soliloquium Marie cum Jesu' 
(Grazer Hds. Nr. 856), als dessen Verfasser am Schlüsse 
Andreas Kurzmann sich nannte. Wie aus einer Notiz des 
Schreibers hervorgeht, war Andreas Mönch im steirischen Ci- 
stercienserkloster Neuberg und 1428 bereits gestorben. Ich 
konnte dort auch schon ein zweites Gedicht desselben Autors 
anführen, in einer Salzburger Handschrift erhalten, die Legende 
von Amicus und Amelius behandelnd. Seither ist mir ein drittes 
zugänglich geworden in der Vorauer Handschrift Nr. 227, 1 
eine gereimte Bearbeitung des ,Speculum humanae salvationiY. 
Der Codex, Folio, Papier, 15. Jahrhundert, enthält 250 Blätter. 
Anfangs fehlen ein Paar und damit der erste Theil des Index 
zu dem ,puckel genant dy himeUtröss von dem glawben und von 

1 M. Pangerl, Die Handschriftensammlung des t'horherrenstiftes Voran. 
Separatabdruck aus dem 4. Jahrgange der , Beiträge zur Kunde steier- 
märkischer Geschichtaqnellen', Graz 1867, S. 36. 



4 



Schftnbach. 



[808] 



der Hoffnung' das bis 159* reicht und mit den Worten schliesst: 
y Das 1 got der almechtig verleich allen den die das püchl abschreibn 
oder lesen und ir leben darnach schikchn und auch die es den 
andern leichn zu lesen oder zu abschreibn und die für prüder 
Steffans seel hail, der die materi des püchleins aus vil püchern 
zusammen gepracht hat, sprechn ain pater noster oder ain Ave 
Maria odei- nur: requiescat in pace Amen 1 . Es folgt 160*— 183 b 
ein Tractat ,Vonn ettleichen dingenn die alain die geistlichn 
perürn'. Darauf 184* — 19l a } Epistola fratris Bonaventura de 
balneo regio'. Und 191* — 193* } ettleiche nucze ding für die an- 
fechtung'. Nun fehlen mindestens sechs Blätter, von denen 
gewiss das letzte den Anfang des Prologs zum Speculum ent- 
hielt, das 194* — 247 b einnimmt. 248* b stehen Verse, typische 
Vergleichungen von Ereignissen aus dem Leben Christi mit 
solchen des alten Bundes enthaltend, ohne Beziehung auf das 
Speculum. 248 b — 250 b : } Formula domini Petri abbafis Aule 
regie composita in edificacionem fratris et monachi devoti'. Zu- 
letzt: } Iste Uber est monasterii beate Marie virginis sanctigue 
Thome apostoli canonicorum regularium ordinis sancti Augustini 
in Voraw'. Ich verdanke die Möglichkeit, diese Handschrift 
durch lange Zeit bequem benutzen zu können, der bewährten 
zuvorkommenden Güte des Herrn Bibliothekars P. Otakar 
Kernstock in Vorau. Das Soliloquium umfasst 427, Amicus- 
Amelius 1165, das Speculum ungefähr 8000 Verse. 

Ueber die Quelle des Amicus-Amelius werde ich in einem 
besonderen Absätze handeln. Von dem Soliloquium glaubte 
ich früher, Kurzmanh habe selbst die verarbeiteten Stellen aus 
den Werken Gregors des Grossen gesammelt. Steinmeyer hat 
mich aber (in der Jenaer Literaturzeitung 1875, Artikel 120) 
belehrt, dass der Verfasser ein fertiges Stück nur übertragen 
habe, welches einen Theil der Vita Mariae metrica bildet und 
von mir (Zeitschrift für deutsches Alterthum 17, 524 ff.) publiciert 
worden ist. Diess hat sich durch einen Umstand weiter bestätigt : 
der genannte Abschnitt der Vita Mariae metrica kommt auch 
für sich in Handschriften vor, eine Grazer Nr. 633 (alt ^ Fol.) 
enthält ihn und sonst weiss ich wenigstens noch eine Münchner 
(cgm. 777 Blatt 167—171). 

1 Nämlich: das ewige Leben. 



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[809] 



Mittheilunffen anu altdeutschen Handschrift«!!. 5 



Ueber das lateinische Speculum humanae salvationis, eines 
der beliebtesten Bücher des 15. Jahrhunderts besteht eine 
umfangreiche Literatur. 1 Es ist in den Handschriften mit 
Bildern geziert, gehört zu den ältesten Drucken und seine 
frühe Ausstattung mit Holzschnitten macht es besonders merk- 
würdig. Ursprünglich, im 14. Jahrhundert, in Reimen ab- 
gefasst, hat diese, mit der Aufzählung von Antitypen des alten 
Testamentes oder der alten Profanhistorie verbundene Erlösungs- 
geschichte eine prosaische Bearbeitung erfahren. Von diesen 
beiden Fassungen existieren unzählige Handschriften. Zwei 
befinden sich auf der Grazer Universitätsbibliothek. Die eine, 
Nr. 1223 (alt 4°) Papier, Ende des 14. Jahrhunderts ent- 
hält nach einem prosaischen Prooemium die Fassung in Versen. 
Sie ist vollständig. Die zweite Nr. 337 (alt JJ 2"), Papier, 
aus dem 15. Jahrhundert, bringt die prosaische Fassung, 
welche nur eine wenig verkürzte Umschreibung der Verse ent- 
hält. Das Prooemium fehlt. Es ist kaum zu entscheiden, 
welche der beiden Fassungen von Andreas Kurzmann benutzt 
worden ist. Jedesfalls hat er sich, wie eine eingehende Ver- 
gleichung mir zeigte, genau an den Inhalt der Quelle geschlossen 
und nichts sachliches, nur moralische Excurse hie und da 
eingefügt. 

Seine deutsche Bearbeitung ist lange nicht die einzige. 
Auf der Münchner königlichen Bibliothek befinden sich sieben 
Uebersetzungen in deutsche Prosa, eine in deutsche Verse. 
Die Wiener kaiserliche Hofbibliothek besitzt eine prosaische 
und eine versiticierte Bearbeitung. Die Vadianische Bibliothek 
in St. Gallen eine Prosa (Serapeum 1865 S. 11). Bekannt ist 
die gereimte Bearbeitung, welche von Heinrich von Laufenberg 
stammt und 1437 in 15.000 Versen vollendet wurde. (Vgl. 
Engelhardt, Der Ritter von Stauffenberg S. 16 ff., Massmann 
im Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 1832 S. 42 f. 
und 214). In einer Jenaer Handschrift findet sich gleichfalls 
eine gereimte Bearbeitung, von der Wiedeburg in seiner Schrift: 



1 Ich nenne nur zur Orientierung: (.»rä'sse, Allgemeine Litterärgeschichte II, 
2. S. 272 f. Guichard, Notice sur le Speculum h. s. Paris 1840. Umbreit 
im Serapeum 1841 8. 128 ff., und insbesondere Hesse im Serapeum 1855 
S. 192 ff., 206 ff., 226 ff., 241 ff., 267 ff. 



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6 



8ch ftnbach. 



[810] 



, Ausführliche Nachricht von einigen alten teutschen poetischen 
Manuscripten, Jena 1754', 8. 119 — 138, erzählte und Proben 
gab. Vgl. auch Hesse a. a. O. 8. 262 ff. Hesse theilt S. 266 f. 
das erste Capitel der im Zainer'schen Druck veröffentlichten 
deutschen Prosa mit. Es gibt auch zwei niederdeutsche ge- 
reimte Bearbeitungen, vgl. Oesterley, Niederdeutsche Dichtung 
(bei Gödeke's Deutscher Dichtung) S. 49 — 52. Alle diese 
Uebersetzungen und Bearbeitungen stammen aus dem 15. Jahr- 
hundert. So weit ich sehen kann, ist von der versificierten 
keine mit der des Andreas Kurzmann identisch. 1 

Die Vorauer Handschrift enthält nicht das Original von 
Kurzmann's Arbeit. Das geht aus Folgendem hervor: die 
Handschrift hat viele Fehler in einzelnen Worten; oftmals 
wurden Silben und Worte eingeschaltet, oftmals sind sie aus- 
gefallen ; Reime fehlen : 200 b 216 b 219 b 227» 239 b 244 b 246»; 
Verse fehlen: 199 b 201 b 210» 213» 214». Verse werden wieder- 
holt: 212» 231» 245». 

Was die Sprache Kurzmann's anlangt, so habe ich ,Ueber 
die Marienklagen' S. 72 für das Soliloquium die wichtigsten 
Punkte des Lautstandes besprochen. Sie wichen , trotzdem 
das Stück in Steiermark geschrieben ist, von den gewöhnlichen 
Kennzeichen des groben bairisch - österreichischen Dialektes 
nicht ab. Eben so wenig ist das der Fall in Bezug auf Amicus- 
Amelius. Anders steht es aber mit dem Speculum. Hier bietet 
einmal der grössere Umfang reichlicheres Material, dann stammt 
sichtlich der Schreiber auch aus der Steiermark. Es finden 
sich die unzweifelhaften charakteristischen Merkmale des inner- 
österreichischen Dialektes. Wenn davon verhältnissmässig 
wenig in die Reime übergegangen ist, so darf daraus nicht mit 
voller Strenge geschlossen werden, dass die Sprache des Ver- 
fassers von der des Schreibers sich erheblich unterschieden 
habe. Denn im Allgemeinen steht die Reimkunst auch bei 



1 Ob die Biblia abbreviata des Conrad von Helmsdorf, wie man vermuthet 
hat, ein Specülum sei, weiss ich nieht, halte es aber für unwahrscheinlich. 
Vgl. Lassberg's Liedersaal II. p. XXVII f. Uebrigens v. d. Hagen's Grund- 
riss S. 455. — Eine Bearbeitung in Versen habe ich auf der Leipziger 
Universitätsbibliothek gesehen. Eine andere ist wahrscheinlich in der 
Handschrift enthalten, welche Zacher's Zs. f. d. Ph. 9, 108 erwähnt wird. 



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[8113 Mittheilungen ans altdenuchen Handschriften. 



den in ganz grober Sprache abgefassten Gedichten Baiern- 
Oesterreichs vom 13. bis 15. Jahrhundert auf hochdeutscher 
Basis, da sie an hochdeutschen Dichtungen gelernt und geübt 
wurde. Manche Lautübergänge, z. B. die im Anlaut statt- 
findenden, können im Reime gar nicht vorkommen; von manchen 
ist es durch die schwankende Schreibung zweifelhaft, ob sie 
im Reime geltend gemacht wurden; einige endlich, an und für 
sich nicht häufig, wagte man nicht reimend zu verwenden. 

Kurz lassen sich die Eigen thümlichkeiten des Lautstandes 
im Speculum so zusammenfassen: 

Vocale: immer ei für i, ai für ei, aw für ü und ou, ue 
für uo, eu ffir iu, aber auch ei für iu. Etwa zur Hälfte der 
Fälle wird ä : ö, Ö : ä ; schon weniger häufig ä : 6, 6 : d. Die 
Uebergänge von a und o finden vorzugsweise statt in stark- 
betonten Stammsilben und wieder insbesondere in einsilbigen 
mit der Hebung bedachten Wörtern. Gar nicht kommt solcher 
Lautwechsel vor in Silben, die in der Senkung stehen oder in 
den meistgebrauchten Wörtchen. Also nie on dor wos u. s. w. 
Dagegen sind dd und dd vollkommen vermengt, y steht oft 
für t, ö für Ö, beide ohne Bedeutung. % ü ü werden vor r zu 
ie ue üe, d. h. zu Längen, 1 X auch immer vor ch (cht), et und 
eu stehen für ie: 1. in einzelnen schweren Worten, z. B. fast 
immer leuf für lief; 2. immer seu, sei für sie, xoeu für wie, oft 
deu für die. ai aus age ist sehr häufig. Merkwürdig scheint, 
dass mit ein paar Ausnahmen immer weingk = wenigk gebraucht 
und als einsilbig gezählt wird. Dazu gehört auch das seltenere 
maingk für manigk. i ist in den Endungen (bis auf zwelif) 
stets e geworden. 

Im Consonantismus ist zunächst der Wechsel zwischen tv 
und b überaus häufig, wenn auch nicht durchstehend. Baal 
wird regelmässig zu Well. Im Anlaut steht oftmals p für 6, 
sehr oft / für b im Inlaut, immer afer. — ch stets für h, oft 
kch geschrieben, ohne dass dabei eine andere Regel als die 
Bevorzugung des Auslautes gälte. Auch für h im Inlaut mei- 
stens ch, wie zahlreiche Reime (Leichen : reichen) beweisen. 
Immer ch für h vor t. Ein paar Mal sogar ch für das sonst 



1 Dagegen vierzehn stumpfe Reime zwischen ue ans wo und ue aus ü vor 
r, mrist fuer : tpuer. 



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8 



Schftnbac h. 



[812] 



conservierte g, also chratn = gram 207\ Für cäs oftmal sc. — 
Der Stand der Dentalen entspricht im Allgemeinen dem Mittel- 
hochdeutschen, th oftmals für t im Anlaut, regelmässig in thaw 
von 201 b ab. t erscheint oft überschüssig: an Infinitive an- 
gehängt, verhengent 199 b und etwa 30 Mal; Josepht 199*; immer 
schintpain, chindpain, chintpach, dreistik = drizec. 8 und z sind 
vermengt, aber so, dass s ganz die Oberhand gewonnen hat. — 
Ein gewisser Trieb zur Assimilation ist vorhanden: aus mn 
wird immer mm, hawpp für houbet, ff für pf (zz für tz), 88 für 
st, enphes8ent 199 a u. ö. Dagegen wird die Verbindung mt 
immer zu mit oder mpt. — r fällt häufig aus: stets schaff = 
scharf, fuder = vilrder u. s. w. — Vergleicht man mit dem 
hier angeführten die von mir Zs. f. d. A. 20, 187 f. beige- 
brachten Kennzeichen des innerösterreichischen Dialektes, so 
ist die Uebereinstimmung unschwer zu erkennen. 

Weniges ist in der Formenlehre zu erwähnen. Die Regel 
vom Gebrauche der schwachen und starken Form der Adjectiva 
wird häutig durchbrochen, mehr zu Gunsten der schwachen 
als der starken, nichtew regelmässig als instrumental gebrauchter 
Dativ. — u im Participium Praesentis ist häufig. Die 1. und 
3. Person sing, des Conj. praet. schwacher Verba wird oft mit 
der später im Dialekt ganz durchgedrungenen Endung -at ge- 
bildet, z. B. dienat 7 Mal. (Diess geht auch auf den Indicativ 
praet. über: ich tottat Amicus-Amelius 1029). Die Endung -ent 
für die 3. Person plur. praes. ist bei Verbis, deren Stamm mit 
n auslautet, oft zu blossem t reduciert. Also fast regelmässig 
dient = diejient, lont = lonent. 1 Im Verse zählten diese Formen 
einsilbig. Immer let für leit. tan für getan 4 Mal. — der- für 
er- bei activen Zeitwörtern regelmässig, bei neutralen selten. 

Die Reime der Dichtungen Kurzmann's können erst er- 
örtert werden, wenn der Versbau geprüft ist. Ich habe ,Ueber die 
Marienklagen' S. 72 f. die Verse des Soliloquiums und des Amicus- 
Amelius besprochen. Die Silben werden in beiden Gedichten ge- 
zählt. Aber im Soliloquium haben alle Verse vier Hebungen mit 
Auftakt und stumpfem Reim, also acht Silben. Wo tonlose e 
in den Reiraworten vorzukommen hätten, sind sie abgehackt; 
und da diess Verfahren bei Infinitiven wegen der Consonanten- 

1 Analog der durchstehende Gebrauch von memt und niem für niemant. 



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[813 j 



Mitteilungen an« altdeutschen Handschriften. 



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häufung Schwierigkeiten macht, ist ausser sein gen und aten 
überhaupt kein Infinitiv in den Reim gebracht worden. Im 
Amicus-Amelius ist das anders. Auch dort stets Auftact und vier 
Hebungen , aber doch noch klingende Reime, also acht- oder 
neunsilbige Verse. Ich schloss aus diesem Verhältniss, dass das 
Soliloquium später verfasst sei als der Amicus-Amelius, das 
glaube ich auch jetzt noch. 

Im Speculum gelten ähnliche Grundsätze. Die Silben 
werden gezählt. Alle Verse haben Auftakt. 1 Weder dürfen 
Senkungen fehlen,' 2 noch zweisilbige Senkungen vorkommen. 3 
Versetzte Betonungen sind desshalb häufig: z. B. diemnetig. 
Noch sind klingende Reime neben stumpfen vorhanden, allein 
sie sind sehr in der Minderzahl und auf dem Wege stumpf 
zu werden. 

Im Amicus-Amelius : Stumpf reimen & : d vor t 15 , vor 
eh 12, vor n 8, vor st 1 Mal; g:« vor « 11, vor r 7 Mal; 
i : i vor n 1 Mal ; t auf ie vor r 2 Mal sehe ich nicht als 
ungenauen Reim an. wer (= weer) : mer v. 29. d : 6 4 Mal. 
au aus ü reimt auf au aus ou 1 Mal. 

Um zu bestimmen, wie es mit den klingenden Reimen 
steht, sind die auf e (a) -)- r zu prüfen. — ~ : — ~ aber als 
stumpfer Reim geschrieben nur ein Mal : verchert : gemert 255. — 
Alfern : gern 243. — Stummes e geht verloren : gern (libenter) : 
gewern 467. wem : lern (= lerne) 201. — : — enparn : 
underfam 565, gepam : ervaren 585. — — - : — warn (erant) : 
varen 973. 989. 1101. gern (libenter) : cheren 271. 521 : eren 
423. 1097. Affern : eren 71. 101. verchert : gewert 22b. verbern : 
herren 97. zorn : orn 577. (wardn : Hildegarn = Hildegarden 
641.) Darnach kann es, zieht man die Verschiedenheiten der 
Schreibung in Betracht, zweifelhaft sein, ob hier -~ : -~ ge- 
längt worden (beziehungsweise bei gern, Alfern, zorn Svarabhakti 
zwischen r und n anzunehmen) ist, oder ob beide Classen auf 

- reduciert wurden. Aber es kommen noch folgende Reime 

— . — , i 

1 Unter ungefähr achttausend Versen etwa zwanzig Ausnahmen, bei denen 
nicht schon durch den Inhalt eine Aenderung geboten wäre. 

2 Wo diess geschieht, ist ein Fehler anzunehmen und es bietet sich immer 
durch den Zusammenhang des Satzes das ausgefallene Wort. 

3 Dieselben rühren stets vom Schreiber her und sind meistens durch das 
von ihm bevorzugte ge- veranlasst. 



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10 



Schönbach. 



[814] 



zu erwägen: chamer : jdvner 845. 1011. chdmen : samen 1109. 
gesprochen : swachen 595. lägen : sagen 961: erslagen 1145. fragen : 
gesagen 207. begraben : begaben 113. raten : staten 187. 491. 
Diese machen es mir wahrscheinlich, dass vor r die kurzen 
Vocale gedehnt wurden und die stumpfen Reime dort dem 
Schreiber anzurechnen sind. Zu sicheren Resultaten, wie sie 
Johannes Schmidt in seiner trefflichen Untersuchung der Reime 
Suchenwirts (Zur Geschichte des indogermanischen Vocalismus 
II, 381 ff.) gewann, ist es hier unmöglich zu gelangen, da der 
Unterschied zwischen vierhebigen Versen mit stumpfem Reim 
und dreihebigen mit klingendem aufgegeben worden ist 

Schlimmer steht es um die Reime des Speculum. Stumpf 
sind : ä : d vor t 93 Mal, vor n 29, r 28, ch (cht) 15, z 1 Mal. 
£ : e vor r 67, vor t 41,' vor e 4 Mal. 6 : 6 vor l 3 Mal. ä : ö 
vor r 5, vor n 1 Mal; d : o vor t 15 Mal (hdt : got) vor/ (hof: 
schdf) 4 Mal. d : 6 2 Mal. ie : i vor r 20 Mal. an aus u auf 
au aus ou oftmals, hdt : verstet 246 b ist für einen ungenauen 
Reim zu halten, da nicht emendiert werden darf und beide 
Formen nur mit diesen Vocalen vorkommen. 

— w : — ~ Stammsilbe e -f- r, mit oder ohne das folgende 
tonlose e geschrieben (z. B. er[e]n : vercherfejn) 41 Mal.' 2 Die 
übrigen Fälle ordne ich und gebe von den Gruppen die Form 
an. stern : gern (libenter) 2 Mal. cystem : geweren 4 Mal. 6e- 
gerfejn : cher[e)n 26 Mal. ster/ejn : lerfejn 17 Mal. werden ver- 
kürzt sich im Reim zu tvern, 1 Mal auf enperen, 6 Mal auf--. 
— spacieren : dieren 2 Mal , hofieren : dieren 1 Mal. schrieren : 
hieren 2, vieren : hieren 1 Mal. — verloren : zoren 7 Mal, zoren : 
doren (spinis) 1, zoren : tören (stultis) 1 Mal. — a vor r -~ : 
23 Mal, a -~ : vor andern Consonanten fw, t 7 ch, g) 
20 Mal. — weit (mundus) : gesellet 218» 221». 

Aus diesen Fällen lässt sich nur Schwanken erkennen. 
Es kommt aber hinzu: 1. Stumme « werden im Verse nur sehr 
selten als Silben gezählt, im Reim fallen sie aus oder ab. 
2. Folgt auf ä (= Ö) oder e der Stammsilbe r + cons. , so 



1 Daas a : & vor t die Fälle mit Liquiden überwiegen, dass e \ e vor t sehr 
zahlreich sind, liegt an den Keimen mit häf, het. 

2 — : — kommt bei c -f- r gar nicht vor , bei o -f- r 17 Mal. gejmrn 
(natus) : wiren ebenfalls 17 Mal. 



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[815] 



Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. 



11 



entsteht ein irrationaler Vocal nach r; dieser Vocal heisst 
immer i } wenn der auf r folgende Oonsonant eine gutturalis 
ist, er heisst e (mit nur ein paar Ausnahmen vor b) wenn ein 
anderer Consonant folgt. Also saiigen, marigen, arich, aber 
stereben, tueren (turris) u. s. w. 1 Diese irrationalen Vocale 
werden im Verse niemals gezählt, sie gelten auch im Reime 
nichts. Berücksichtigt man diese Umstände, so ergibt die Be- 
trachtung der angeführten Reime ein Uebergewicht der Zahlen 
nach der Richtung der stumpfen Reime, das heisst: die klin- 
genden Reime sind im Begriff stumpf zu werden, haben aber 
dieses Ziel noch nicht erreicht. Da nun im Amicus-Amelius 
die klingenden Reime erst angegriffen werden, im Soliloquium 
schon vollständig verschwunden sind, so nehme ich an, dass 
das Speculum nach dem Amicus-Amelius und vor dem Soli- 
loquium verfasst worden ist. 

Im Amicus-Amelius finden sich keine consonantisch unge- 
nauen Reime (wenn man von s : z absieht), im Speculum nur einige 
wenige. Folgende sind alle : cham : man 245* ( man : preitigan 
199 b ), züernen : liieren 203* 219* 235*. Das ist aber eigentlich 
gar nicht ein ungenauer Reim, weil züeren gesprochen worden 
ist. äugen : gelauben 240 b , sweben (== swebel und dieser Ueber- 
gang auch im Verse öfters) : regen 234*. stucklen : zucken 243*. 
hat : sag 225 b . Einige andere ungenaue Reime sind aus Fehlern 
des Schreibers entstanden und müssen emendiert werden. — 
Während im Amicus-Amelius nur ein rührender Reim 1019 vor- 
handen ist, noch dazu an einer Stelle, die Besserung verlangt, 
kommen im Speculum mehrere vor, allerdings leichte, fast 
nur auf Bildungssilben also : -cheit : cheit, -leich : -leich, -leichen : 
-leichen. Sonst nur : dar : dar 243 b und hin : hin 236 b . 

Die dichterische Begabung Andreas Kurzmann's ist gering. 
Im Amicus-Amelius hat er sich ziemlich genau, im Soliloquium 
ganz streng an die Quelle gehalten und thatsächlich nur in 
Reimen übersetzt. Ich kann aus diesen beiden Gedichten auch 
nicht Eine Stelle anziehen, in welcher der Verfasser mit oder 
ohne besondere Angabe das Wort führt. Im Speculum ist es 
damit besser. Freilich beim grösseren Theile des Werkes, welcher 



1 Sonst entsteht irrationaler Vocal nur vor l in gdider. Dieses e wird 
4 Mal gezahlt und 4 Mal nicht gezahlt. 



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12 



8c Hönbach. 



[816] 



die heiligen Personen des Evangeliums betrifft, hindert ihn die 
ehrfurchtige Scheu, Selbstgedachtes vorzubringen; allein wo 
von den verglichenen Ereignissen der alten jüdischen oder Pro- 
fangeschichte die Rede ist, schaltet er eigene Bemerkungen ein 
und lässt in Beurtheilung wie in Schilderung den Sohn des 
15. Jahrhunderts nicht verkennen. 1 

Das Dichten ist ihm schwer gefallen. Es ist eine wirk- 
liche Arbeit für ihn. Lange Stellen hindurch spinnen sich die 
Verse nur an den Reimen fort. Uebergross ist die Anzahl 
bedeutungsloser Flickverse ; 2 und auch, wo in einen Theil eines 
Verses schon dem Autor der Gedanke ausgegangen ist, flickt 
er nicht faul eine Phrase an, oft gehaltlos, mitunter ganz wider- 
sinnig. 3 

Andreas Kurzmann hat wohl selbst keine grosse Meinung 
von seinem Talent. Er betrachtet die Bearbeitung des Spe- 
culums als ein gottgefälliges Werk, wie es zu seinem Stande 
passt, und wodurch er sich auch um seine Mitmenschen ver- 
dient macht. Diess erhellt aus dem Reste des Einganges: 

. . . recht also wer das puech an siecht 
der gel in einem neuen Hecht 



1 Auch in der Rohheit. So wird Abimelechs Ende 240»» folgendermassen 
erzählt: 

* Nu do er get nach seinem »in 
und wolt das feur auch legen in, (Theben) 
do warf ein weib von oben her 
recht einen stain, als ich hie ler, 
und traf den richter an das hieren, 
das er dort lag auf allen vieren, 
des schampt er sich von ganzem herzen, 
wenn zwar es was im aus dem, scherzen. 

2 Nor einige Beispiele: ein anders ich nu sagen mues 19 6* deu red schol 
haben nu ein zil und ich hin für pas treten wil 197 a nu schult ir hören was 
wir schreiben 197". als ich es in der warhait schreib 197 b . und darnach 
schult ir wissen das 198* was ich nu sag, das merket eben 198* als wir 
singen und auch lesn 199* (singen und lesen, singen und sagen kommen 
sehr oft vor, aber ganz bedeutungslos), das ich hernach nu schreiben wil 
mit churzen warten nicht mit vif. 200° hernach ein ander urchund schreiben 
und auch damit die weil vertreibn 201 b man pant in vest an ainen paum, 
es ist ja war und nicht ain träum 22 0 b . 

3 z. B. also ist auch, wie man heut sait, deu weit in aller geitichait so teuf 
und teuf pei jar und tag, das sei halt niem derfiillen mag 229 b . 



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[817] 



Mittheiluugen aus altdeutschen Handschriften. 



13 



und auch sein leben chan geprauchen, 
das er an vichteu chan gestrauchen 
noch vollen in deu missetat 
so er den Spiegel vor sich hat. 
do mit ich niain ain rechten ler 
der man schol nach gen immer mer t 
wan si ain laitung chan gegeben 
dort auf hin in das ewig lebn. 
deu vorsprach hob also ain zil. 
nu schreib ich was got geben wil 
und heb auch hie ze sagn nu an 
ich prueder Andre Churzer man. 

Fast rührend ist die demüthige Selbsterkenntniss in den 
Schlussversen : 

Ich danch dir lieber Jesu Christ, 
wenn du ain rechter helfer pist: 
du hast das puech mit mir volpracht 
des ich ze tichten het gedacht, 
ich sag auch deiner mueter danch 
mit grossem lob und mit gesanch, 
wenn si mir ser gehoffen hat 
genedichleich an aller etat, 
daz ich daz puech volendet hab 
als vil mir ir genad in gab. 
nu pitt ich treuleich jeden man 
der daz puech hie wirt sehen an, 
ob er leicht vindet ichtes icht 
daz in do zimen mag enwicht, 
der schol deu nachred lazzen hin, 
wenn ich zwar nicht ain maister pin. 
ich hab ain slechtes dinch geschriben 
und auch domit deu weil vertribn f 
das chrump daz hab ich lazzen varn. 
Got schol uns leib und sei bewarn 
und geb uns auch den ewig lon 
dort in dem himelischen tron, 
das wir in loben ewigleich 
in seinem ausei'welden reich 



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14 



Schtaback. 



[818] 



und sehn in dan mit äugen an. 
also sprach Andre Churzer man. 

Ich bringe nun eine kleine Anzahl von Stellen bei, die 
theils die Gesinnung des Dichters beleuchten, theils für seine 
Fähigkeit zu schildern, auch für seine kleine satirische Ader 
bescheidenes Zeugniss geben. Es sind ihrer nicht mehr, weil 
die Durchmusterung des Wortschatzes noch Gelegenheit gibt, 
Einiges kennen zu lernen. 

Oefters polemisiert Kurzmann gegen die Frauen: 

ja, wo ist nu ain weiser man, 
der sech gar ßeissikleichen an, 
das er auch nicht gestochen wert 
mit ainem zwispitzigen swert: 
das ist ain ungetreues weib, 
die oft verderebet sei und leib 
dem der ir wol gefallen toil 
mit seinem süessen saitenspil. 194 b . 

Dagegen ist er mild gegen die Schwangeren und bekennt 
sich damit zu der volkstümlichen Anschauung, welche auch 
in den Weisthümern Ausdruck findet: 

noch mues ich zwar ain anders sagn: 
es schol ain man stet ubertragn 
und gerleich in der swangern zeit; 
so wenn ir angst und not an leit 
und 8i sich nicht berileren chan, 
so schol ir dienen schon der man 
und raichen wes si dürftig ist. 199». 

Ja er hat sogar Mitleid mit einer verstossenen Concubine : 

als jezund nu gewöndleich ist, 
das oft ain man zu aller fnst 
sein slafweib wierft in ainen grabn, 
als er nu wü ain andren habn. 221 a . 

Er wünscht die Frauen züchtig und sagt von Maria: 

darzue ir leben ist gar rain, 
wenn si was aller zeit allain. 
si ist nicht in den tanz gegangen 
und hat sich nient nicht uberfangen 



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[819] 



Mitteilung«.! aus altdeutschen Handactariften. 



15 



mit trinchen und mit überessen 

und auch an nichteu nicht vergessen. 201 a . 

Er vergleicht die Keuschheit mit der wohlthuenden grünen 
Farbe : 

den cheuschait mag sich wol geleichen 
zu ainer griien gar sauberleichen. 
warumb? deu grilen siecht man gar gern, 
wenn das gesteht mag sich wol mem 
und auch deu äugen wider pringen. 

Die nachlässigen Geistlichen kann er nicht leiden: 
deu red get wol deu pharrer an 
und auch deu leut in meinem wan 
deu ander sei besangen scholn 1 
und auch darzue sich selber püessen 
und andern viel guet ler in giessen. 
nu sprich ich wol in rechter fueg : 
die phaffen jezund sind so chlueg, 
nur wen sie gelt gewinnen welln 
und sich domit gar erleich stelln. 
der chinder achtent si gar chlain 
deu si do machen schölten rain 
mit schaffer und mit gueter ler. 213». 

Und gleich darauf: 

der weissag uns bedeutet wol 

deu phaffhait, als ich sagen schol, 

deu do ir chinder schullen leren 

und gueteu dink stet an in meren 

mit gueter ler und rechtn sitn 

mit straffen und darzue mit pitn. 

man schol seu weisen zue dem pesten 

und nicht allain sich selber niesten 

mit gueter speis und guetem tranch. 213*. 

Er tadelt den Wucher: 

Das vor der weissag hat gesprochen 
und wiert auch laider oft zeprochen 

1 Hier ist ein Vers ausgefallen. 



16 



Schftnbach. 



[820] 



von posen Christen vil und vil. 
den habent neue püntel funden 
und phlegent der zu allen stunden, 
si sprechent, es sei nicht gesueck, 
noch si verdienen chainen fluech, 
ob man in schult ain erung pringen 
und auch ain miet von chlainen dingen, 
den selben sag ich daz hin wider: 
si slahent sich gar grösleich nider, 
wenn wer des selben nimpt ze vil, 
er treibet zwar ain wnecherspil 
und ist den Juden gar geleich 
und wiert verdammet ewigleich. 215*. 

Gegen die Juden folgt 217* eine lange Rede. 

219 a fuhrt er einen Vergleich zwischen Jesus und einem 
Kinde hübsch durch: 

er was gedultig als ain chind 
dem noch dm jar nicht chomen sind, 
da» es dem slag well widersprechen, 
wenn es sich chan an niem gerechen. 
also was Christus unser hail 
recht als ain chind an alles mail, 
das nichtes icider reden chan 
und lachet jeden menschen an. 

Ein Sprichwort flicht er ein : 

Und wer der ler nicht nach wil gen 

der schol das sicherleich versiert 

daz er ist als ein wilder per 

von dem ich gar ain weingk nu ler: 

er höret geren ain saitenspil 

und doch darnach nicht tanzen wil. 

also ist auch vil manig man . . . 227». 

Marias Schmerz schildert er: 

wie grozz ir smerzen sei gewesen 
daz mag halt niemant nicht vol lesen; 
wenn in dem mer sind trophen vil 
und in den lüften vederspil, 



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[821] 



Mittheilungen auB altdeutschen Handschriften 



17 



auch pei dem Wasser leit vil sunt, 
als wie uns daz ist wol bechant, 
noch merev ivas Marie chlag. 227 b . 

Wenn er die Sprachverwirrung; beim Thurmbau zu Babel 
drastisch illustriert : 

so wenn er vordert einen stain, 
so pracht er im den eisenzain; 
und toenn er wolt ain hachn haben, 
so pracht er im ain swarzen rabn — 
secht, also ward das pau geligen. 237*. 

so fand er das wenigstens nicht in den mir bekannten Hand- 
schriften des lateinischen Speculums. 
Ob folgende Verse: 

und darnach sach der chünek mer 
als wie ain stain scholt vallen hei', 
den niemant nicht het abgesniten, 
ab ainem perk nach unsern siten. 208 b . 

auf die Heimat deuten, oder die letzten Worte bloss zur 
Reimfüllung angefügt sind? 

Auf persönliche Erlebnisse scheint der besondere Eifer 
gegen die Lügen zurückzuführen: 

Der selbig lauf ist noch gemain 
und er doch warleich ist unrain. 
Wenn wer deu warhait reden wil 
der mues der hasser Jiaben vil, 
deu im do sleichent hinden nach 
und ist in atts der massen gach, 
als icie si mochten in begrapeln 
mit iren vil spitzigen gapein, 
das ist mit falschait und mit lügen, 
und auch den gueten man umbzügen, 
auch pr achten in von seiner er. 
hört noch wil ich euch sagen mer: 
Wer nu mit lügen chumpt hin fixer 
dem tuet man auf gar mell deu Hier : 
,ge her, ge her, sag an, sag an, 
wenn du pist zwar ein frumer man. 

2* 



18 



Sch&nbach. 



[822] 



ich teil dir zwar gelauben wol 

und füer dich sten als wie ich schoV 

Secht, also pringt er in dar zue, 

das er mues liegen spat und frue. 

deu warhait deu get hinden nach. 220 b . 

Noch bestimmter aber: 

Wenn got ist nimmer also wild 

als jezund menik menschenpild, 

der nimmer mer vergessen chan 

als im hat iemant leid getan. 

er mag in halt nicht an- gesehn 

noch gueter red von im gejehn; 

er sleicht auf in pei zeit und weil, 

das er mues wandern hundert med 

und ziehen hin von seinem haus 

von dem er wiert vertrieben aus. 

und hat er dann hin wider muet, 

das wiert im warleich nicht gar guet: 

man hezt im auf deu alten tat, 

deu er von erst begangen hat 

und neit im herter mer dann vor. 21 2 b . 

Dieselbe Gedankenreihe wiederholt sich 215 b . 



Das folgende Wörterverzeichniss ist mit Rücksicht auf 
Lexer's mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1 angelegt. Worte, 
die darin (für den noch ausständigen Theil musste das mittel- 
hochdeutsche Wörterbuch von Beneckc-Müller-Zarncke aus- 
helfen) nicht sich linden, sind mit einem Sternchen bezeichnet. 
Ich habe ausserdem solche Wörter aufgenommen, die entweder 
äusserst selten sind, oder bis jetzt mangelhaft erklärt wurden, 
oder bei Kurzmann in eigenthümlicher Bedeutung auftreten. 
Zur Rechtfertigung meines Verfahrens habe ich anzuführen, 

1 Das reichlich mit bisher unbekannten Worten ausgestattete Hoch- und 
niederdeutsche Wörterbuch von L. Diefenbach und E. Wülcker habe ich 
nicht angezogen, weil es mir nur von A — E zugänglich war und einem 
gar zu engen Quellenkreise seinen Hauptvorrath entnimmt. 



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[823] 



MittheiluQgen an« altdeutsch«» Handschriften. 



19 



dass meiner Auffassung 1 nach Kurzmann's Wortschatz noch 
auf mittelhochdeutschem Standpunkt steht und nur stellenweise 
hübsche Bedeutungsübergänge zum Neuhochdeutschen aufweist. 
Ferner halte ich Kurzmann für unfähig Wörter zu erfinden, 
die dann für den Sprachschatz wohl wenig Werth hätten. 

Ausgezogen sind Amicus-Amelius (A.) und das Speculum 
(ohne besonderes Zeichen). Das Soliloquium habe ich unbe- 
rücksichtigt gelassen, weil es, an und für sich geringen Um- 
fanges, schon gedruckt ist und nichts Merkwürdiges bietet. 

In den Citaten sind die gröbsten Consonantenhäufungen 
vereinfacht, y zu i, w zu u umgeschrieben und die Häkchen 
über den Vocalen fortgelassen worden. Der Raumersparniss 
halber wurden die Verse nicht abgesetzt. 

Ich glaube damit zugleich erschöpfend bekannt zu machen, 
was die Arbeiten Andreas Kurzmann's Interessantes für die 
Forschung gewähren. 



* abe biegen 



abe brechen 



abholt 



als wie 



ane bitten 



stv. nach dem lies er ain tauben fliegen ; die 
selbig ward ain zwei abpiegen von ainem ol- 
paum, als ich sag. 195 b . 

daz er ain scharfeu lanzen nam, domit er wolt 
den David stechen und im sein leben gar ab- 
prechen. 21 8 a . 

der ritter was gar ser geslagen und hiez dem 
chünik also sagn, ob er icht iemant abholt 
war, den scholt er senden mit gefer auf in 
deu stat Jerusalem 214 b . Heliodor. 
= dann; — zu ainem perk da sach er an als 
wie ain pusch gar haiter pran 20 l a . Wir haben 
des gar wol gelesn als wie ain richter scholt 
genesen 201 l ; 202 b und vielmals. = wodurch, 
damit: und grosseu falsehait an sich nam, als 
wie er wolt mit seinen wizzen den menschen 
habn und auch besizzen 194* und oft. — quum: 
als wie er ward daz weib do nennen, her 
Adam ward sei snell derchennen 194 a 200* 
und oft. 

secht, do cham er ( Solomon) so gar von witzen, 
das er im lies die gotter snitzen und wart 



20 



Seh« nbach. 



[824] 



diselben ser an pitten oft nach den haidenischen 
sitn. 194 b . in den hoff chom ain grosses her 
der haiden paides fraun und man und paten 
auch di sunn da an, wenn in deu selbig was 
ir got 198». 203 b . 204». 207». 208». 21 l b und oft. 

ane gienen er sprach zu in : daz ist der man an dem ich 

chain schuld finden kan da mit er hab den tod 
verdienet, als ir in neidikleich angienet. 222». 

ane grinen der selbig zwar nicht wirt versliket von dem 

vil unsäligen veint der uns bei tag und nacht an- 
greint, wie er uns mocht in sich verslinden. 197» 

ane hetzen (Longobardi) den pabst si wurden vil anhetzen 

und auch dem stuel sich widersetzen. A. 1091. 

ane keren auch wil ichs wol heimleich ancheren das si 

beleih pei iren eren. 201» 

ane rüeren des si deu andacht möcht zefüeren und leicht 

mit ariger red anrüeren. 200 b . wan ander juden 
wurden züernen und in mit snoder red an- 
rüeren. 203». 

ane weigen dar an uns hat ain pild gegeben, daz wir stät 

schullen widerstreben dem posen gaist mit 
ganzer acht der uns anweiget tag und nacht. 232». 

* ane weigunge stf. deu anweigung ist gar gelegn deu do der 

teufel zu uns het. 240 b . 

ane zemen sein liebes weib die ward im gram und tet 

das sei nicht wol anzam. A. 675. 

aasaoh der gottes weissag sprach zu ir: (Wittwe von 

Sarepta) ,gar gueten rat den gib ich dir. ge, 
haiz dir leiehen esseich vil und tue was ich 
dir sagen wil : du scholt in alleu asseich giessen 
und la dich des halt nicht verdriessen. so wenn 
deu asseich werdent vol, daz öll scholtu ver- 
kaufen wol. 237 b . si pat umb asseich gar 
gcnueg, ebenda, deu asseich wurden alles vol, 
ebenda. 

bal und wenn daz schaf nu funden wurd, daz trueg 

er hin recht als ain purd auf seiner achsel in 
daz haus und wurd mit freuden senden aus 
nach seinen freuuten über al und wurden laufen 



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[825] 



Mittlicilnngen aus altdeutnchen Handschriften. 



21 



becke 
begäben 
* begeizet? 



* begrapeln 



behitzen 
behusunge 

* bekutzen ? 



belangen 



beleit 



benetzen 



bercßten 



nach dem pal und Frölich mit ainander sein 
und trinchen met und gueten wein. 236 a . Wohl 
nur des Reimes wegen. 

ain schönes pekch er mit im nam. A. 877. da 
mit er do ain pekch ward fuln. A. 897. 
Amicus hies in schon begraben und ward die 
armen leut begaben. A. 113. 
ausgestattet? ein anders ich nu sagen schol: 
als wie deu marter Jesus Christ vor aller zeit 
bedeutet ist und auch begaiczet mit figuren an 
gar vil hübschen creaturen. 224 b . begatet? be- 
gestet? bezeiget? 

8tov. als wie si mochten in begrapeln mit iren 
vil spitzigen gapein, daz ist mit falschait und 
mit lügen 220\. 
m'ehe unter Schünden. 

do Christus in Egyptum cham und in dem 
land behausung nam. 207 b . 
swv. so wenn deu asseich werdent vol, daz öll 
scholtu verkaufn wol und scholtu von dem 
iemant gelten das gilt und gib an alles schelten ; 
das ander öll scholtu wechutzen und ez mit 
deinen chindern nutzen. 237 b . Handelt van der 
Wittwe von Sarepta. Bedeutung f vgl. Schnuller 
12 1317 f. 

ohne Genetiv oder abhängigen Satz: man schol 
auch trösten den gefangen, daz in icht müg 
so ser belangen. 206 b . 

Maria, du vil liechter stein, der sünder schol 
dich sehn gar gern, wenn zwar du pist im 
ein beleit hin in die ewig säligkait 197 . con- 
ductrix. 

deu gert ist, mein ich, unser trau, deu von 
dem himelischen thau schon ist benetzet und 
begossen. 197 a . 

swv. in dem er sich wolt lazen tötn und auch 
mit seinem pluet berötn. 288". und hais in seine 
chinder toten und dich mit ierem plut peroten. 
A. 857. Ein Beispiel noch unter kitzelin. 



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22 



S ch Anbftch. 



[826] 



berüeren 

* beschönigen 



* beschützen 



bilde 



bildunge 



bizze 



blasen 



bölzel 

brechen 

breit 



brouchen 



brüederlin 



siehe oben S. 8 18. 

swv. doch mainstu es noch undervarn, ob du 
mich heut beschon ign wild vor manigm frumen 
menschenpild. A. 566. 

tnov. auch wolt uns ewigleich beschützen mit 
seinem leichnam den wir nutzen in einem prot 
pei jar und tag. 215». 

wenn si zwar nie beslaffen wart von mannes 
pild ze aller vart 206*. so wenn di juden 
chinder hieten deu do zu mannes pild ge- 
rieten. 207». 

nur in der Bedeutung exemplum : wie schon si 
vor bezaiget ist mit pildung in der alten frist. 
196*. deu pildung leg wir also aus und sprechen 
das das tempelhaus Mariam uns bedeutet wol 
197 b . ein andreu pildung ich nu schreib. 198». 
198 b . 200*. 203 b . 204 b . 206 b . 208 b . 211». 214» 
und vielmals. 

der zue sein leichnam uberal von grossen 
siegen ward zerissen, daz nindert ward ain 
ganzer pissen. 220*. 

deu liebleich mit den leuten chosent und hinden 
nach den selben plasent, als wie si mochten 
seu gestochen und ieren gueten leunt zeprechen. 
218». 

nu wil ich daz also besliessen und schier ain 
anders pölzel schiessen 226*. 
und bei der nacht das selb geschach als nu 
deu mettenzeit her prach. 233 b . 
er leuf an in mit praiten armen, wenn im sein 
sun ward ser erparmen 212 b . er viel umb in 
mit praiten armen und ward sich über in er- 
parmen, a. 821. 

er sprach zu im : ,deu gib ich dir, ob du dich 
prauchen wild vor mir und mich an pitten an 
der stat 4 . 211*. Vgl. noch unter unlieplichen. 
deu selben chinder, als wir lesen, zwei prue- 
derlein nicht sein gewesen. A. 23. 



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Mitteilungen ans altdeutschen Handschriften. 



23 



stn. Abmachung, Einrichtung. Die Stelle siehe 
oben S. 820. 

das unser frau enphessent wurd nach der ge- 
wanhait aller purd und nach des alten Moysi 
ler. 199*. 

stm. so wenn si nider chomen wil, das si ain 
chind gewinnen schol, so wirt si tragen grazzen 
dol 194 b . wir habn ja vor vernomen wol als 
wie der mensch an allen dol gewesen ist an 
grossen ern ; ja laider das wart sich verchern 
195*. so mag deu frau wol werden frei, stet 
ir der man denn erleich pei und lät sei chomen 
nicht in dol. 199». 239 b . 244». 
Svperlativbildung : also gie Christus aus dem 
grab (recht als ich vor geschriben hab) und 
auch sein leben an sich nam, do nu der drittist 
tag her cham. 235*. 

stm. — und stach den chünik in den pauch, 
daz nach dem swert gie hin der drauch, ich 
main domit des swertes chilz daz ward sich 
bergen in dem milz. 231 b . Vgl. Seifried Helb- 
ling I 175: er ist so schentlich gestalt oben 
sam neyger drauch, wä im rücke unde buch 
in der cheuerpeunt si, des sinnes bin ich 
leider fri. 

stf. deu gerten waren trucken gar. secht, nu 
geschach daz über nacht, das ainea schoneu 
läuber pracht und auch die süessen rnandel- 
chern; si lag in grosser dürrung da. 213». 
dar zue schult ir auch wissen das als wie ain 
guldin emmer was in gottes arich pei tag und 
nach und himelprot stet in im lag. der emmer 
uns bedeutet wol — 206 b . ein emmer vol mit 
pluet do was, in den ward seu daz haupp hin 
tragn. 233». 

secht, also wuex deu christenhait in ainer 
vesten ainichait und ward auch vest an dem 
gelauben, des sei halt niemant mag berauben, 
deu selb ainigung ist geschehn — 237*. 



24 



Schönbach. 



[828] 



elicheit 



endunge 



enthalten 
entsetzen 



entwachen 



* erbozen 



ergän 
erheben 

erklieben 
erkrachen 



daz sechst gepot wil niemant leren und nicht 
der mensch sich selber eren, so wenn er pricht 
sein eleichait, das im daz pot hat undersait. 
206». 

do pei ist uns ain 1er gegeben daz unser leib 
und raines leben mit nichteu nicht schol nemen 
ab unzt daz das leben endung hab 227 a . und 
wenn sein pein ain endung nam, so fuer er 
zu dem Abraham 230*. der red wil ich ain 
endung geben und schier ain anders dink an- 
heben. 235 b . 239V 243*. 246* b . A. 313. 
wie lang wil du dich auf enthalten? 202 b . 
und macht du dich der red entsetzen, des wil 
ich dich zwar wol ergetzen. A. 453. lossagen, 
die Anschuldigung für unwahr erklären. 
und wie der chünik ward entwachen, er ward 
gedenchen nach den Sachen 196 b . als nu her 
Josepht ward entwachen, zu seiner praut ward 
er sich machen 201*. deu chinder wurden do 
entwachen und ieren ratter schon anlachen. 
A. 883. 

mit dem Dativ der Person und dem Accusatiu 
der Sache: der vater mag im nicht entwern 
und im gar miltikleichen geit waz er nur wil 
zu aller zeit. 241*. 

stv. wenn zwar der teufel in sei kom und ir 
das leben gar abnam, er ward sei an ain want 
erstassen und auch die sei auz ir erpassen. 
A. 1065. 

wenn si (Maria) pei den ergangen tagen schon 
in den tempel ist getragen — 198*. 
wenn als das öll stet oben swebet also hat 
sich allain derhebet die gottes parmung, als 
ich meld, her über deu vil chranchen weld 195 b . 
activ. daz ward daz schol dem sunder lieben 
und im sein hertez herz derchlieben. 226 b . 
den (Salomonis Tempel.) er mit fleis het schon 
gemacht, das nie ain slag in im erchracht. 
197\ 



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[829J 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 



25 



ach wie gar lang pistu gewesn, des todes 
sein wir chaum dernesen. 233 b . 
das sei (die ,koneschafV) halt niemt gar chan 
erstören. 199 b . 

das er (Bileam) scholt seinen feinten fluechen, 
des wolt er im ain erung suechen 196 b . der 
namb sich umb deu juden an und wurd mit 
im ain erung tragen dem selben chünik als 
wir sagen 231 b . nu do' er zu dem chünik 
cham, den selben er besunder nam und ward 
im auch ain erung raichen. 231 b . 239 b . 241 b . 
als wie er wolt sein veint derfellen deu sich 
im wolten widerstellen 216 b . wie er (Teufel) 
uns mocht im zue gesellen und uns an leib 
und seel derfellen. 233 b . 

als nu die essenzeit her cham, der graf Amicum 
zu im nain. A. 985. 

ei wie ist daz nu zue gegangen das deu Maria 
hat emphangn und grossleich get zu ainem 
chind? 20K 
siehe unter verswellen. 

si danchten vor dem Jesu Christ der gueter 
ding ain geber ist. A. 991. 
gebrennen siehe unter' schündec. 

* gedorneoh stn. secht, do dasselbig nu gesehach, her Abra- 
ham dort hangen sach in dem gedornech ainen 
widr, den nam er pald und slueg den nidr. 222 b . 

geerbe Singular. — auch wurden ganz und gar ver- 

dereben des herren sun und auch den gereben 
223 a . der seine chinder muest verderbn und 
hett er doch nicht ander gerben. A. 891. 

gegeben wan si ain laitung chan gegeben dort auf hin 

in das ewig leben 194». secht, wie deu weit 
gegeben mag den menschen in deu ewig chlag 
195». Schon in Wernher's Maria. A. 2428. 

geile stf. do si (Maria) gewesen ist an mail und 

auch dar zue an alle gail 200*. und auch wie 
Christus, unser hail, geparn ist gar an alle 
gail 203*. sein (Samsons) veint di wurden 



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ernesen 

erstoeren 

erung 

ervellen 

ezzenzit 
gän 

gebellen 
geber 



26 



Schönbich. 



[830] 



* geilunge 

* gekallen 
gelehter 



gelt 

« 

gelüben 



gerehten 



geschibet 

gesohrecken 
geschrift 

gesin 



geapisen 
getriben 



froleich sein und hiessen bringen speis und 
wein, si lebten gar in grazzer gail. 219\ 
stf. do mit ich mag daz wol geleren das unser 
herr recht ganz und gar an alle gailung was 
furbar. 203 b . 

swv. der selbig hund mag nicht gechallen und 
auch deu feind wol angefallen. 213 b . 
der vater chlegleich sprach zu in: ,ich zwar 
nicht mer eur vater pin, wan ich euch mues 
und totten wil und eur gelechter hat ain ziK 
A. 885. 

deu heten ieren sun (Tobias) gesant nach chlai- 

nem gelt in verreu lant. 238*. 

deu weit ist alles jamers vol, als laider wir 

enphinden wol, wenn si gelübt vil gueter ding, 

doch wigt den menschen also ring, das si in 

det vil oft verdereben 195*. secht, do gelübt 

er (Jephta) got und sprach. 198 b . 

secht, dar nach ward er sich gerechten und 

mit den veinten zierleich vechten. 198 b . und 

sich mit seinem volch gerechtn 201 b . si hiez 

ir schon ain reuschen flechten und sei mit 

leim gar wol gerechtn. 207*. 

= schibeleht, rund, der tron (Salomonis) was 

gras und auch gescheibet 205*. daz auch der 

thron gescheibet was. 205 b . 

den plassen sol man auch bedekchen , daz in 

nicht inüg der vrost geschrekchen. 206 b . 

= Schrift, Bibel; ist, wie die Verse lehren, in 

denen ge- immer in zweisilbiger Senkung steht, 

Eigenthum des ASchreibers. 

stm. sein frucht (Baum des Nabuchodonosor) 
deu seholt man werfen hin, das niemant hiet 
zu ir gesin ; deu läuber scholt man lassen 
reisen und pinden auch den paum mit eisen. 
225". 

der do sein taglon treit her aus, da mit er sich 
gespeisen mag. 212*. 
siehe unter hüs. 



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[831] 
gevinden 

gewahen 

gewehen 
gewischen 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 



27 



gezürnen 
gickel 

gloekespise 
glockospisin 

goumen 



guz 



hagen 



hant 



und ist im aus der massen gach, ob er leicht 
iemand möcht gevinden und den in seinen 
hals verslinden. 21 l b . 

sein frucht deu ward man gar versmahen, 

wenn niemant wart der ding gewahen, deu 

Christus Jesus het getan. 225*. 

sein (Jobs) freunt deu wurden in versmehen 

und auch gar poser red gewehen. 195 b . 

den (rothen Streifen) chund in niemt gewischen 

ab, unz daz si komen in ir grab. A. 1047. 

und ich zwar nicht gewissen chan wer aus in 

baiden sei mein man. A. 945. 

dein ritterschaft soltu volfüern, das got an dich 

nicht mug gezüern. A. 99. 

stm. gar churztleich hab ich vor geschriben 

wie man den gickel hat getriben aus dem vil 

lieben Jesu Christ. 227\ 

das gold und silber ward zerribn und eisen, 
glokchspeis gar vertribn. 208 b . 
ier (Nnhuchodonosors Säule) brüst di cham von 
silber dar und glokchspeisein was ier der 
pauch. 208*. . 

wir sehen laider noch vil wol das manik mensch 
ist neides vol und wie er mug den andern 
schämen, des wirt er fleissichleichen gamen; 
er get im nach unzt auf sein er pei tag und 
nacht und immer raer. 21 8 b . 
wenn gottes leichnam ist so vein , das er wil 
warleich nimmer sein wo uncheuschait hat ieren 
guzz, wenn zwar es ist ain snoder fluzz. 216*. 
do ward man im ain chron her tragen deu 
was geraachet von der hagen. man ward 
seu im so ser aufsezzen — 221*. und darnach 
wie er ward geslagn und auch gechronet mit 
den hagen. 232*. Da hagen sonst nur als stm. 
gebräuchlich ist } so hat man sich vielleicht das 
der 221* für den verschrieben zu denken. 
den (Holofernes) het der chünik ausgesant in 
alleu lant mit grazzer hant, daz er — 232*. 



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28 



Schönbich. 



[832] 



Zur Erklärung dient die gleich darauf folgende 
Stelle : und Holofernes was sein nain, der gar 
mit grassem her aus cham. 232*. 
helselin deu helsel ward er in absneiden. A. 893. 

* hemischeit stf. der falschait tregt an seinem herzen und 

wil doch mit dem andern scherzen in hämischait 
und auch mit listen, der selbig ist au falscher 
Christen. 21 7 b . 

herter her David der ain herter waz, als ich auch 

vor ain weingk gelas, bedeutet uns den Jesum 
Christ, der zwar ain gueter herter ist 21 l b . 
und ob leicht aines wurd verloren, dem herter 
dem war laid und zoren 236*. nu ward der 
herter nach im gen. 236*. 

* herzenschoan adj. in seinem land geparen sind zwei herzens- 

sehone dcgenchind. A. 9. 
hin hinder nu do der selbig (Job) cham hin hinder, auch 

wart beraubet seiner chinder, sein aigens weib 
die tet im chram, mit schaffer red si an in 
cham. 195 b . 

hofieren doch wer das lamp nu essen wil der schol der 

cheuschait haben vil und auch umbgüerten 
wol sein nieren, das er nicht schol den fraun 
hofieren 216*. (David) und muest vor im 
(Sani) gar schon psallirn, dar zue dem chünik 
oft hofiern. 218 a . her David der ward got ho- 
fieren und vor demselben schon psalliren 226*. 
si nam mit ir ain alteu dieren und ward mit 
ganzem fleis hofieren dem Holoferni der dort 
sas. 232 b . 

hovereht (Amicus) der tet sich seines ambtes ab und 

auch dem hofrecht Urlaub gab. A. 603 = gieng 
vom Hofe. 

hüfen also hat Christus nicht bedacht, des mich wol 

zimpt in meiner acht, wie man mit im ist 
umbgegangeu, wenn in deu lieb het gar umb- 
fangen deu er mit häufen zu uns het 219 b . 
wenn er für deu hat schon gepetn deu wider 
in mit häufen tetn 224*. daz wainen und daz 



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[833] 



Mittheilungen au* altdeutucheu Handschriften. 



29 



hülle 



hüs 



kellermeiater 



kemerlin 

* kinderbrot 
kitzelin 

* kleidern 



* kleiderwät 

koneliute 
koneschaft. 



* kramenie 



pitter chlagen das unser frau an ir da trueg, 
wenn sei deu not mit häufen slueg. 227 b . 
ain plases swert lag zwischen in, das tet der 
man nur auf den sin das in deu frau nicht 
scholt anrüern und auch mit im die hui zu- 
füern. A. 525. 

got geb uns dort das ewig haus aus dem uns 
niemt gotreiben chan. A. 1162. 

so wenn er vordert ainen stain, so pracht er 
im den eisenzain. 237 a . Siehe oben S. 821. 

Amicus kamermaister was. A. 321. thesaurarius. 

und want mau des es wer der grof der do 
solt chellermaister sein und tragen auf den 
tisch den wein. A. 534. 

ir (Marias) chamerl stet verslossen was. 214 a . 
stn. siehe unter vuder. 

si wurden auch ain chitzel töten und in dem 
pluet den rokch beröten. 228 a . 

swv. get, pringt mir her deu ersten stol, mein 
chind ich do mit chleidern schol, und pringt 
mir auch ein vingerl her, do mit ich auch mein 
chind schon er. 212 b . Weiter siehe unter stöle. 

stf. so wenn wir dekchen deu gelider des armen 
menschens der nicht hat zu seinem leib deu 
chlaiderwat. 21 4 a . 

noch aines ist dar an ze merkchn das wol deu 
chanleut mag gesterkchn. 199 b . 

- von ainer magt her chomen wolt, deu ainen 
man vor haben scholt, der doch belib ain rainer 
degen und sich nicht schölte zu ir legn, nur 
das di chanschaft wurd genant und doch di 
cheuschait nicht entrant 199 b . das got von 
himel also wold deu hailig chanschaft damit 
leren 199 b . secht, wie gar wert di chanschaft 
ist von der man singet und auch list. 199 b 
und oftmals. 

stf. deu juden wolten des nicht achten und 
auch des tempels zier betrachten, si sluegen 



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30 



Seh* n bach. 



|834] 



* kramstat 
krenklicho 



legen 

* leitunge 



len 



lenken 



lernunge 



letter 



auf ir chramenei und dem gesuech si stuenden 
pei. 214 b . 

stf. das gottes haus schult ier nicht swachen 
noch nicht ain chranistat aus im machen. 214 b . 
siech, wie gar chrankleich wir nu alten ! erzaig 
dein pannung, lieber herre, und auch dein hail 
mach uns nicht verre ! 202 b . 

stm. Aussatz: er ward in mit dem pluet be- 
netzen, secht, do verswant im aller chretzen. 
A. 927. 

er (Manasses) ward gar grasser sunden phlegen 
und sich do mit gar ser hin legen. 21 l b . 

stf. wan si (Maria) ain laitung chan gegeben 
dort auf hin in das ewig leben 194». deu selbig 
gothait, als ich sag, ain laitung uns gegeben 
mag dort auf hin in das ewig haus 198*. wie 
si (Maria) uns wil ain laitung geben dort auf 
hin in das ewig leben. 241*. 

adj. weich : ,ich wil zu meinem vater gen , ob 
ich in müg gemachen len; ich wil im meinen 
preßten sagen und auch mein schuld vor im 
bechlagen', spricht der verlorene Sohn. 212*. 
Vgl. Schmeller I* 1478. 

gar guetleich ward er sich bedenkchn und 
sich her zu dem menschen lenkchn recht als 
ajn arzt zu ainem chrankn 196* = 202 b . nu 
die materi schol wir lenchen und sei zu der 
Maria wenchen. 201 b . 

— und uns damit ain lernung gab, das man 
scholt ganz und gar abziechen di totleich tat 
und alzeit fliechen 201 b . o du vil lieber Jesu 
Christ, wie wundernsnell deu lernung ist, deu 
do der hailig gaist wil geben. 237*. 

8tn. er (Sathanas) ward in (Jesum) auf das 
letter sezzen und auch mit falscher red an 
hezzen 210 b . Nochmals unter ruomheit. Ur- 
sprünglich Jectorium, Emporkirche 1 (vgl. Schmel- 
ler P 1533), hier .Zinne 1 . 



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Mittheilangfln aas altdeutschen Handschriften 



3i 



zwen leben stuenden auch da pei und chlaineu 
lebel vier stund drei. 205*. 
ndv. in der Bedeutung y etwa, wohl* oftmals; be- 
sonders aber in der gekürzten Form leich, z. B. 
und alleu poshait werfen hin deu wir leich 
vor enpfangen habn. 212 b . 
er (Moses) ward auch lispen, als ich sag-, deu 
weil er lebet alle tag, als noch deu juden 
lispen geren und wellent Moysen do mit eren. 
208*. 

siehe unter Ii lasen, dann: und si bei ierem 
leunt pelaib. A. 831. nu mach gesunt heut 
meinen freunt zu dem ich trag gar grasen 
leunt. A. 919. 

die sassen dort nach gottes willen und wurden 
mit ainander spülen, als wie do ist der chinder 
sit, und lokchten sich gar schan dar mit. 
A. 1018. 

o got, nu tue dein himel auf und siech an 
unsern chranchen lauf 202 b . derselbig lauf ist 
noch gemain 220 b . der selbig lauf (in der 
Hölle ) , als ich euch sag, der ist noch heut pei 
jar und tag. 230*. 

ain engel cham von himel dar und loscht das 
feuer ganz und gar, auch ward den ofen luftig 
machen. 230 b . von den drei Jünglingen. 
und gar niemt nicht im mocht geschaden was 
halt nur chlain ist umb ain maden. 200*. 
verschieden: deu choph deu heten ain gestalt 
und nichtes nicht warn manigvalt, recht ainer 
als der ander was in aller weis, so man in 
Inas. A. 55. 

wie er daz chreuz getragen hat dort auf hin 
an deu marterstat 222* = 232*. als wie man 
sein gespottet hat an seiner pittern marter- 
stat 226*. wie chlegleich du gegangen pist zu 
deiner pittern marterstat. 245 b . 
ain chünik saz in haidenland und Cyrus was der 
selb genant, dem was so we nach menschen- 

3 



32 



Schönbich. 



[836] 



pluet, das er gedacht in seinem rauet, wie 
er deu weit wolt alleu matten und sich mit 
ierem pluet dersatten. 233*. 
meinunge secht, wie gar schon deu meinung ist, deu 

unser hailant Jesus Christ mit seinem mund 
hat hie gelert, als wie der sünder wurd be- 
chert 212 b . 

* meist orspil Herodes ward dich (Jesitm) fragen vil von 

deiner chunst und meisterspil. 245*. 

mensch neutr. allgemein gefasst: als oft ain mensch daz 

wanchel ist und gar unstet zu aller vrist. 205 b . 

menscheit nu ward er (Holofernes) an deu fraun (Judith) 

des mueten mit süessen warten und mit gueten, 
das si sich scholt zu im hin legen und auch 
mit im der menschait phlegen. 232 b . 

mensohenbilde siehe unter beschönigen. 

merklich und dar umb sprach ain merkleich wart her 

Salamön zc ainer fart. li)4 b . 

mitelidunge dein mitleidung ist graz gewesen, als ich wil 

des ain urchund lesen 213''. wan mitleidung 
ist also guet, daz si eh an machen ringen muet 
213 b . kain mitleidung an in nicht was. 219 b . 
deu Christi wappen het getragen mit mitlei- 
dung in ierem herzen. 232\ 

miteteilen den si hat ir genad mitteilet. 204 b . 

muoshüs er ward sein junger weisen hin dort in ein 

mueshaus auf den sin, das er in geben weit 
ain essen 21 5 a . in ainem mueshaus si do sassen 
und Christi Jesu nie vergassen. 236 b . 

Donzlt und ier gepet si prach nicht ab unzt daz deu 

nonzeit chomen was in der si gar ain wenigk 
az 238*. als nu deu nonzeit her zue cham, 
ain pitter end dein marter nam. 245 b . 

notoliu man gab in ausderwelten wein und hies seu 

halt gar froleich sein, si wurden tanzen und 
auch springen und auch gar süesseu notel 
singen. 244*. 

nur als pald daselbig nur geschach, gesund und 

frisch ward er dar nach 209* knapp, soeben. 



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[837] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschrift™. 



33 



als wie der Judas hat getan : der gab das petz 
mit seinem mund und was doch hämisch als 
ain hund, der ainen mit der zungen lekchet 
und urbering in ser derschrekchet, auch mag 
in peissen an der stat , das er sich lang ze 
salben hat. 21 7 b . 

stm. sie namen auch die palmenzwei und 
stuenden Christo treuleich pei. 213 b . 
und do er chom zu seinem haus, sein tachter 
prangen ward heraus 198 b . ei wie ist daz nu 
zuegegangen , daz ich zwen herren siech her 
prangen. A. 943. 

stm. Qual: es was ain man, hies Raguel, der 
selbig saz in grassem quel. warumb? sein 
tachter was gegeben vor sieben mannen umb 
ier leben 199 b . ein junchfrau wiert an allen 
quel geperen den Emanuel 20K do muest er 
leiden grassen quel, wenn nichtes heten si ze 
essen 215 b . auch müessen leiden grassen quel 
auf erd und auch in ener weld 236 b . daz unser 
frau mit leib und sei ze hirael fuer än allen 
quel. 239\ 

deu hin zu gottes leichnara gent und doch in 
grasser veintschaft Stent, auch tragent rachung 
weil und zeit. 215 b . 
rehtvertecliche si zugen mit dem kunig hin rechtvertichleich 

nur auf den sin , das si dem stuel des helfen 
wolten des si von recht und pilleich schölten. 
A. 1103. 

reschliche als wie deu juden muesten praten ain oster- • 

lamp nach ieren staten, das muesten si gar 
reschleich essen. 21 G*. 

riechen her Noe hiez der selbig man, ain trunchenhait 

deu cham in an und er enslief in seinem haus, 
daz ini der wein scholt riechen aus. 219». 

risen von Gideons VUess: und auch chain thau dar 

auf nicht reisen. 201 b . Siehe auch unter gesin. 

* ruomheit stf. er wolt sein ruemheit (Prahlerei) nicht er- 

zaigen noch sich her von dem lütter naigen. 210 b . 

3* 



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pace 



* palmenzwi 
prangen 



quel 



rächunge 



34 



Schönbich. 



[838] 



* salterlin 
säme 



schämen 

* schelkin 
sohellec 

* scherfunge 



scherzen 



* schibec 

schiere 
schinec 

* schündec 



schür 



schuz 



stn. (Maria) und las in ierem salterlein, auch 
lies das ander alsamt sein. 201 b . 
Pilatus, der unsälig sam, do er der juden red 
vernain 222*. daz ain von ainem graven cham, 
daz ander was ains ritters sam. A. 25. 
ftiehe unter goumen. 

adj. mit schalchein und mit posen siten. 204 a . 
deu juden do hin wider schrieren, wenn in gar 
schellig was das hieren. 220*. 
stf. und dar umb das das (die Beschneidung) 
wurd vertriben und alleu scherfung scholt ver- 
faren, ward Christus uns zu trost geparen. 208 b . 
Da Moses als Knabe bei Pharao lebt : nu nam 
das chind deu chran do her und warf sei nider 
also ser ; das si recht von dem selben val gar 
muest ze presten über al und Haymo (Amman) 
der auf im do was, der wurd hin scherzen als 
ain glas. 207 b . 

adj. rund: wenn alles das da scheibig ist das 
hat nicht winchel mit dem mist, d. h. ganz und 
gar nicht. 205 b . 

adv. Superlativ : doch cham ich schierigst so ich 
mag. A. 355. 

het gar ain zartes chind pei ir; dasselb auf 
ierer schas do sas und aus der massen scheinig 
was. 203*. 

adj. zwar niemant dann der Sathanas der 
schündig ist an underlas, wie er mit seinen 
valschen witzen uns möeht geprennen und be- 
hitzen, das wirt dort ehömen in das feuer in 
dem er prinnet vert als heuer. 240\ 
wie güetig du gewesen pist, das du mit ainem 
linden ward gefellet hast zu ainer fart deu 
juden daz si vor dir lagen recht als seu hiet 
ain schaur derslagen. 217». 
ir (der Langobarden) fuerst der hiez Siderius ; 
dem ward auch gar ain grasser schus: her 
Karalus der ward in vachen und aus hin in 
das ellent slachen. A. 1113. 



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[839] 



36 



senfto 
sextzit 

slafwip 



slozstein 
spange 

8pecierie 



spen 
spil 



spisunge 



* spotrede 



zwen vischer mit ain ander giengen , ier seg 
si in das wasser hiengen do mit si visch her 
ziechen wolten 198». ier seg ward in gar wun- 
dernswer. 198 a . 

mit senften warten und mit süessen. 202*. 
do nu deu sextzeit cham her zue, dein leich- 
nam nindert het ain rue. 245*. 
(Dar ins) der selbig , als geschriben stet, ain 
schönez slafweip an im het. 221* und oben 
S. 818. 

der selbig stain, her Jesus Christ, zu ainem 

slossstain worden ist. 23o b . 

(Manasses) der selbig chunik ward gefangen 

und auch gesazt in swäreu spangen ; er muest 

in ainem chareher lign. 212». 

es cham auch an dem selben tag her Nicho- 

demus, als ich sag, der Christi jünger was 

gewesen, als wir ez in Johanne lesen, und 

spezerei vil mit im trueg, wol hundert phund 

und gar genueg. 228 b . 

Brust : do Moyses von der spen nu cham, des 
fuersten tachter in do nam — 207 b . 
si (die Welt) geit im guet und eren vil und 
lat in haben gueteu spil 195*. wenn hat der 
mensch des guetes viel, so mag wol sein gar 
guet sein spil 195 b . deu red nu haben schol 
ain zil und tret wir an ain anders spil. 199*, 
202* und öfters. 

deu speisung doch nicht anders ist wenn nur 
der anplikch Jesu Christ 230 b . (Nabal) nu 
sant der David zu im her, daz er im scholt 
ain speisung senden 239 b . si gab im speisung 
gar genueg. 239 b . 

*//. der pilgereim der sprach hin wider : ,dein 
spotred soltu legen nider A. 245. 
Stück, Abschnitt: nu pin ich chomen an den 
stam, wie gottes gaist von himel cham 236 b . 
nu pin ich chomen an den stam, als wie si 
( Maria j in den himel cham. 238 b . 



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36 
stil 

stöle 



Schftnb ach. 



[840] 



atrimel 

* stummec 
sünden 



süs 



sweben 



tempelhüs 
terzezit 



so wil ich an ain anders gen das uns her 
Lucas schreiben wil mit aincm gar vii süessen 
stil. 212». 

siehe unter kleidem. Feimer: auch wil uns 
miltigleich begaben und chlaidern mit der ersten 
stol 21 2 b . so wenn deu sei von uns hin var 
und von dem leichnam schaiden schol, daz er 
uns geb deu ewig stol. 227 a . 

den selben chindern, als wir lesen, ain roter 
streimel ist gewesen umb ieren hals recht an 
der stat an der man seu gesniten hat. A. 1043. 

adj. und wurden auch geleich dem hunt der 
stummig ist in seinem munt. 21 3\ 

der sun zu seinem vater sprach : ,ich pin nicht 
mer dein liebes chind, das ich an mir gar wol 
enphind. ich hab gesundet ser in dich und in 
den himel, daz klag ich. 21 2 b . 

siehe unter Wendelstein. Ferner : zu dem Pilato 
si do jähen und schrieren halt mit grassem 
saus : ,heb auf, heb auf und fuer in aus' 222 a . 
nu gab her Jonas ainen rat und sprach: ,der 
saus chain end nicht hat, wenn ich an dem 
gar schuldig pin* 229 b . Derselbe: ,auch lat 
mich in das mer hinaus, so wirt geligen aller 
saus 229 b . das glas ward sich entzwai do 
machen und tailen schon an alles chrachen 
und darzue auch an allen saus 231*. deu (die 
Juden) ward her Moyses weisen aus mit ainem 
gar vil grassem saus 233 b . der (David) trueg 
mit ainem grassem saus deu gotes arich schon 
in sein haus 238 b . do tet Amicus einen saus 
mit seinem naph den er do het. A. 770. 

= swebel. wenn feur gemischet mit dem 
sweben daz wart so dikch recht als ain regen. 
234. Im Innern des Verses noch ein paar Mal. 

siehe unter bildunge. 

nu do deu terzeit cham to her, da pant man 
dich gar wundernswer 245*. 



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1841] 



Hittheilnngen aus altdetitichon Randschrifton. 



37 



trit 

* tübeleere 



twehele 



tiurunge do cham ain grasseu teurung her, deu ward 

in trucken also ser, daz er halt nichts ze essen 
het 212*. ein grasse teurung kom darnach, 
daz allen leuten we geschach. A. 755. 

das rauest er (David) auch gar swerleich püessen 
mit herten tritn an seinen füessen. 194 b . 

stm. Taubenhändler: do gie er (Jesus) in das 
gottes haus und traib untugentleich her aus 
der flaischhacker ain michels teil, deu schof 
und rinder heten vail, deu taubler ward er 
auch verjagen und auch den selben also sagen — 
214 b . 

ain dwahel vor dem tempel was, als ich wol 
hab gelesen daz, do wueschen sich die priester 
aus und giengen hin in gottes haus 209*. = 
Waschbecken, lavatorium. deu dwahel was also 
geschikt, das man sich schon in ier derplikt 
209*. deu dwahel het auch under ier gar schöne 
oxen drei stund vier — deu dwahel uns be- 
deutet wol. 209\ 

dar zue ist vil oft manig man der nicht hat 
ainen überdan an seinem end, wie wol er hat 
gelebet hie noch seiner stat. 195 a . 

* überbreit, * überlang adjj. das selbig chindel Jesus Christ 

ain grasser fuerst ie was und ist, zwar uber- 
lankch und uberprait, als wie uns hat deu 
schrift gesait 207*. adv. : nicht uberlang ge- 
schach do das. A. 429 nicht uberlang, secht, 
do geschach das ich nu schreiben wil hernach. 
A. 843. 

stov. betrügen-, und ward im auch ain erung 
raichen do mit er in wolt uberlaichen, wenn 
do der chünik auf wart sten und wolt hin zu 
dem richter gen, da nam der richter pald sein 
swert - 23P. Vgl. J%idic. 3, 1 7 ff. 

und sprach, si wüerden got geleich, dar zue 
der chünst gar uberreich 194*. er was des 
amtes uberreich 195*. der thron was schön 



überdon 



* Überleichen 



überriche 



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38 Schönbach. [842] 

und uberreich 205*. als wie Amicus chomen 
was zu ainem uberreichen man. A. 176. 

* überscharf adj. und dicr dein herz so gar derstechen 

recht als ain uberscharfes swert. 246*. 
überwinden und si (Maria) mit taiding uberwinden, umb 

das si scholt ain hausfrau werden. 201 b . 

* üfgorehton siov. : secht, darnach ward sich aufgerechten 

Amicus gar mit starchen chnechten. A. 193. 
üfsetzen daz muest si (Maria) in den tempel tragen 

schon zue den aufgesazten tagen. 205 b . 
üfvarttag und das geschach, als ich euch sag, an dem 

gelobten auffertag 233 b . da Christus an dem 

auffertag ze himel fuer, als ich euch sag. 236* b . 

* umbehouwen — * umbezünen swvv. es ist ain gueter man 

gewesen, als wir ez in Matheo lesen, der het 
der weinstöck vil gepauet und auch denselben 
schon umbhauet; auch ward deuselben schon 
bewarn, das niemant macht dar in gefarn, 
wenn er seu wol umbzaunet het. 223». 

umbeziehen so werden unser pant zebrochen und auch der 

feint gar ser gestochen, das er halt raues von 
uns hin flrechen und tor uns auch nicht mer 
umbziechen. 203*. 

underlegen Appollo zu dem chünigk (Kodrus) sprach, do 

er in so betrüebten sach : ,des lebens muestu 
dich verwegen und dich den veinten under- 
legen. nicht anders chan ich dir gesagen : ob 
du nicht wierst ze tod derslagen, so chan dein 
volkch nicht freiung haben'. 225 b . 

underschidunge wer afer lär dort chumpt hinfüer der mues 

peleiben vor der tüer. man wird in auch hin 
dan verjagen, das er mues ewikleichen chlagen. 
chain underscheidung ist dar an, es sei halt 
gar ain edelman, trait er nicht gueteu ding do 
hin, man lat in warleich nicht hin in. 242 b . 

undürftic nu sprich ich doch in warhait das das unser 

frau undürftig was der rainigung an sei und 
leib 206*. wenn er der tauf undürftig was. 
209*. 



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[843] 



Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. 39 



uneben 
ungeschuohet 

un klein 
unlieplichen 

unliumunt 



unmeilic 

untotlicheit 

unwislich 



urbarigen 



üzlegunge 
* üzriden 
vart 



deu wittib ward ier not fürgeben und sprach: 
,es get mir gar uneben — 237 b . 
Franciscus was der ain genant, den unge- 
schlachten wol beehant, Dominicus der ander 
hiez. 239\ 

her Jesus Christus im derschain und trueg ain 
chreuz das was unchlain. 244 b . 
so er nu prauchet seineu gelider den fremden 
gottern frue und spat und seinen got unliepleich 
hat — 206 a . 

dein freund Amicus ist entrunen, der grassen 
unleunt hat gewunen: er hat verstolen grasses 
guet, das er da het in seiner huet. A. 395. 
Ameli, du salt nicht verzagen, den unleunt 
salt du von dir jagen, und macht du dich der 
red entsetzen, des wil ich dich zwar wol er- 
getzen. A. 451. 

das er auf erd besniten wurd nach seiner um- 
mailiger purd. 208 b . 

daz ist nu die untotlichait von der uns hat 
die schrift gesait. A. 1133. 
und dar umb scholtu nicht versäumen, daz 
dir echt werd unweisleich träumen als wie du 
wellest lang hie leben und deiner wollust ur- 
sach geben. 21 G b . 

adv. plötzlich: recht ubering da cham ain saus 
her von dem himel in das haus. 236 b . nu do 
der chünik also sas mit seinem volkch und 
froleich was, do sach er urbering ain hant, 
deu wart dort schreiben an der want 242 b . er 
cham von seinem chünigreich gar ubering und 
jemerleich. 243*. Vgl. auch unter pace. 
secht, also ist der rat geschechn, deu aus- 
legung schull wir nu sechn. 202 a . 
stv. auswinden: das vel das ward des thaues 
vol, man hiet es ausgeriten wol. 201 b . 
sehr häufig verwendet und im allgemeinsten 
Sinne, z. B. : und deu (Michol) geviel dem David 
wol, er het sei lieb ze aller vart. 240\ 



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40 



Schfinbach. 



[844] 



veicheit 



verbern 



verhandeln 



verhien 



verraten 
verscheiden 



verspehen 



verspirzen 



verstendicheit 



zusammenkehren: das er (Daniel) nani aschen 
gar genueg und hies gar schon denselben fön, 
auch vor dem tempel urab hin sän. 210*. 

Amicus do er des enphand das im sein weib 
wolt tuen deu schant und er ir grasse vaig- 
hait sach — A. 683. 

deu armen leut soltu pedenchen und dich mit 
niehte von in wenchen, mit niemt nicht soltu 
dich verbern und treuleich dienen deinem 
herrn — A. 95. 

schlecht behandeln: si (flildegarde) tet das auch 
in guetem wan, das nicht ir tachter ward ver- 
handelt und smechleich vor dem volk ge- 
wandelt. A. 474. 

er trat in den verheiten schalen und sties ain 
swert in seinen palch. A. 605. da stet das 
weib vil lange zeit, wann si was pos und gar 
verheit. A. 681. 

der Christum in den tod verriet. 195». 
ich main deu füersten nuer allein deu mit den 
Christen sind gemain; wenn von dem chreuz 
sind gar verschaiden deu juden und deu posen 
haiden. 222 b . 

her David der wolt in verspehen und auch 
derfaren seineu lant 221 b . nu wolt der Moyses 
e verspehen und auch des landes frucht an- 
sehen 223 b . get hin , ir schult das lant ver- 
spehen 223 b . des get ain teufel zu im hin, 
der do leicht wolt verspehen in. 231 b . 

darzue deu juden wurden züeren und in (Hur) 
verspirzen also gar, das er halt ward gar un- 
gefar. also ist auch für war geschechn, als wie 
ich vordes hab verjechn, dem lieben herren 
Jesu Christ, der also gar verspirzet ist, das 
sein gestalt was also schiech. 219*. 

der hailig gaist mit seiner gab , deu ich nu 
hie geschriben hab, deu weishait und versten- 
tichait — 197». 



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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. 



41 



dar zue möcht in der hals verswellen, das si 
nicht mochten wol gepeilen. 213 b . 
und war si dann allain gegangen (Maria nach 
Aegypten), man hiet ir es nicht wol verfangen, 
und darzue wart ir auch berait her Josepht, 
als ich hab gesait. 199*. 

der Juden schul verwag er (Jesus) sich. 247 b . 
Marie was ir vassel vol 203 a . und in dem 
Thron ain vassel was auf dem der chünik 
* selber saz. 205*. 

er gab ir auch des si in pat, gar reicheu 
chlainat vil und vil. 205*. Siehe unter vür- 
legunge. 

deu willichleichen wellent leiden deu armuet 
und das guet vermeiden, das in der weld hie 
mag gesein, das ist in snöd und nimmer vein. 
211*. 

ich wil ein weil hin dan spaziern und auch 
mein hausfraun visitiern. A. 353. 
deu press ( Gleichniss vom. Weinberg) bedeutet 
auch deu alter von dem wir lesen in dem 
salter, dar auf das opfer ist getragen und auch 
vil oft ain rind geslagen, das do deu priester 
wurden essen und auch deu flekch ze häufen 
pressen, ain flaischaker der waiz es wol. 223*. 
stf. zwo Aug het auch das selbig weib (Apoka- 
lypse) 238 b . zwo Aug an ir gewesen sind. 239*. 
stm.? ergab umb nichteu nicht den flucht und 
gie zu in mit schöner zucht 216*. oder nur 
Schreibfehler ? 

er sprach: ,nempt hin, das ist mein pluet, das 
wird hin waschen allen fluet der Sünden und 
der missetat. 215*. 

warumb? ir (der Waffen Christi) ist so vil ge- 
wesn, das seu zwar niemant chan vollesn 232*. 
o lieber got, wer chan vollesen, wie swer dem 
graven ist gewesen. A. 889. 
zwar wunderleich ist mir geschechen: wenn 
stuend der choph nu nicht vor mein, den ich 



42 



Schönbach. 



[846] 



vriliche 



vrist 



vriunge 



* vröudenwip 

vrüetic 
vruhtbserec 

vuder 



* vurdervarn 



vürlegunge 



dem Biechen trueg mit wein, ich sprech, in 
hiet der siech verstoln. A. 792. 
von dem dein herz ain trost enphie und frei- 
leich zu der marter gie 244 b . wir Bullen frei- 
leich mit in vechten und uns auch vorder seu 
gerechten. A. 289. 

wie schon si (Maria) vor bezaiget ist mit 
pildung in der alten vrist 196*. ,7m alten 
Bunde', in dieser Bedeutung oftmals. 

das er halt guetleich sach herab und aller 
menschait freiung gab 203*. si (Esther) pat auch 
umb der juden leben und daz man in scholt 
freiung geben 241 b . Siehe auch unter Wider- 
legen. 

stfi. er zach do hin in frömdeu lant, daz guet 
vertet er als zehant mit uncheusch und mit 
freudenweiben. 212*. 

her chünik David sich des freut umb daz er 
hiet so früetig leut. 204 b . 

si zugen wider hin gar snel zu ierem volkch 
gein Israhel und sagten den gar gueteu mär 
wie fruchtperig das lant do war. 223 b . 

= vurdrr, vorder', er ehan in müeleich fuder 
treiben 210 b . das man in toten vuder trueg 
211*. wenn chinderprot ist gar versait den 
hunden deu man fuder treibet 215 b . daz er 
von im muest vuder weichen 218 b . und alles 
tier das im was nahen das sgholt sich allez 
fuder ziehen. 22f> a . w. .<?. «7. 

stv. Amicus fragt in an gever ob im icht 
vurderfaren wer des graven sun von der 
Alfern. A. 241. Sehe ich als ztisamniengesetztes 
Zeitwort an. 

darzue hat er gesprochen das daz got sein 
vater sei allain und mit der gothait hab ge- 
main , er sei von himel her gefarn und auch 
ain chünik hachgeborn. der füerlegung was 
vil und vil. 220*. AnJdagen. 



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1*471 



Mitth*ilungeii aus altdeutschen Handschriften. 



43 



waltec 



wandeln und 



Wendelstein 



wewen ? 
wide 

widerbieten 
widerspräche 



* widerstellen 

* widerstellee 



winber 



* winkelstat 
winpresse 



ain chind das wurd so mechtig werden und 
auch so waltig auf der erden, das niemant 
sich mach im geleichen. 196 b . 

verwandeln mit Accusativ der Person: tadeln, 
schmähen, schlecht behandeln, vielmals, z. B. sein 
diener ward man ubel handeln und gar mit 
scharfen siegen wandeln. A. 717. vergl. unter 
verhandeln. 

her Daniel pracht es ze wegen. 210 b . 
deu red will ich nu anders wegen und unser 
fraun ain er anlegen 201 a . deu sach ist lieb- 
leich auszelegen und auch gar suessichleich ze 
wegen. 2Ö2 b . 

dar zue schult ir auch wissen das, das in im 
(Tempel Salomons) was ain wendelstain der 
allen leuten was gemain, die haimleich wolten 
und än saus gen auf hin in das ober haus. 197 b . 

er ward do wayen und auch chlagen das es 
halt niemt chan gar gesagen. A. 879. 
stm. do trueg der sun allain den wit auf seinem 
hals uns an deu stat do Abraham den got 
anpat, der hie und dort gewaltig ist. 222 b . 

derselbig (Sebaj widerpoten het dem David, 
als geschriben stet. 240*. 

lat uns in tötten und begraben, so mug wir 
wol und leicht behaben sein ereb än alleu 
widersprach. 223 a . 
8wv. siehe unter er Vellen. 

adj. wenn Longobardi, als wir lesen, gar wider- 
stellig sind gewesen. A. 1089. 

das hat geweret also lang unzt das das weinper 
ganz her drang schon aus der unzebrochen 
erde 202 b . das weinper ser gepresset ist au 
einem chranz, als man do list. 203 u . 

stf. also was auch chaiu winchelstat an unser 
fraun mit missetat. 205 b . 

ain turen do in dem garten was und auch ain 
weinpress, als ich las. 223*. 



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44 



Schönbach. 



[848] 



winwahs 



winzic 



wizungo 



wüestunge 



wundern- 



• wuntic 

* wuocherspil 
Zermüllen 



zerrütten 



der weinschenk ward sich ser ver^esn und 
auch nicht rechter ding vermesn. A. 375. der 
weinschenk ward da vor im sten, dem kunig 
ward er dienen eben. A. 432. der weinschenk 
gar vil hart erkam. A. 445. 
nu lies der man den garten hin den andern 
leuten auf den sin, das si im järleich schölten 
geben deu weinwachs von den selben reben. 
223». 

das winzig öll das si do het. 237 b . 

und was in aus der massen gach nach irem 

w r eiser, als mau list. 233 b . 

stf. deu selbig weizung, als man list, für war 

noch unzeprochen ist 230*. der muez dort in 

deu weizung hin. 230*. 

do gieng er hin recht auf der fart dort in ain 
wüestung, als man sait 209 b . her Moyses hat 
geschriben daz, do er in ainer wüestung saz 
mit allem volk von Israhel 215 b . her Moyses, 
als wir lesen daz, mit grassein volk hin chomen 
was hin in ain wüestung, als ich sag, und 
nahent pei dem Jordan lag. 223 b . 
zur Verstärkung von Substantiven, Adjectiven, 
Adverbien überaus häufig gebraucht, z. B. wun- 
derngram 220*. 221*. wundernser 221 b . wun- 
derngern 224* und vielmals, 
adj, nu gie zu im ain gueter man und der was 
ain Samaritan, dem gie der wuntig mensch zu 
herzen und ward bechlagen seinen smerzen. 196*. 
stn. wan der desselben nimpt ze vil, er treibet 
zwar ain wuecherspil. 215*. 
daz er (Christus) die goter hat zestoret, als ir 
es churzleich habt gehöret, er hat seu ganz 
und gar zemüllet, und alleu weit hat er der- 
füllet mit seiner grassen ubermacht. 208 b . 
nu gab im (Samson) got sein kraft hin wider, 
das er daz haus ward werfen nider und auch 
der feint derslueg gar vil und in zeruttet gar 
ir spil. 219 b . 



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[849] 



Mittheiluugon aus alU-uthchon Hand*cuiit'ten. 



45 



zersniden 



Bert liehe 

zervellen 

ziugnüsse 



* zotten 
zuht 

* zuckerhuot 
zuohüln 
auotragsere 
zuotütlaere 

* zwispitzic 



der umbehank ward auch zerissen in gotes 

tempel und zeslissen. 228*. 

wenn alleu creatur dercham, do er sein pitters 

end do nam, deu stain deu wurden sich zer- 

sneiden und auch mit iren schepher leiden. 

228*. 

er sach drei weinreb schön und grüen auf 
einem weinstok zertleich plüen. 202 b . 
auch wolt den tempel gar zefellen und in drei 
tagen wider stellen. 225*. 

stf. so wenn ain mensch zebrochen hat ain 

valscheu zeugnuss mit der zungen 206 a . si 

wurden vast auf in do klagen und valscheu 

zeugnuss für her tragen. 220*. 

8WV. wackelnd gehen : do wurden sein deu juden 

spotten und hin und hervor im do zotten 226*. 

do ward er senden all ze haut, secht, ander 

diener nach der frucht, den widerfuer deu selbig 

zu cht (d. h. sie wurden ebenfalls erschlagen) 223*. 

stm. daz sibent wort was schön und guet und 

süezzer wenn ain zukerhuet. 247*. 

er ward die chinder schon zuehuln recht als 

si baide solten slaffen. A. 898. 

er ist ain valschcr zuetrager, das ich auf in 

halt wol pewer. A. 459. 

nu gien^en etleich mit gever deu man da 
haisset zuetütler; si wurden do dem chaiser 
sagen und auf den selben ritter oblagen. 241*. 
adj. — mit aineni zwispitzigen swert. 194\ 
Vergl oben 6. 818. 



Unlängst hat Eugen Kolbing den Zusammenhang einer 
Anzahl von Fassungen der Amicus-Ameliussage untersucht (Zur 
Ueberlieferung der Sage von Amicus und Amelius, Paul-Braune's 
Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur 
IV. 271 — -314). An diese dankenswerthe Arbeit knüpfe ich 
an, indem ich Nachricht von dem Verhältniss des Gedichtes 



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46 



Schftnbach. 



[850] 



Kurzmann's zu den bekannten Fassungen gebe und zugleich 
Einiges über zwei andere ungedruckte Stücke beibringe. 

In der Grazer Handschrift 873 (alt ~. 4") 15. Jahrhundert 
Papier, 4°, geistliche Miscellaneen enthaltend, befindet sich 199 b 
— 202* eine lateinische Prosaerzählung von Amicus und Ainelius 
welche im wesentlichen identisch ist mit der des Vincentius Bellö- 
vacensis im Speculum historiale, liber XXIII, cap. 162 — 166 
und 169. Dieses Stück bestätigt somit die Annahme Kölbing's 
S. 273, dass Vincentius nicht selbst die Fassung der Vita Amici 
et Ainelii M (= Mone, Anzeiger 1836, S. 145 ff.) verkürzend 
bearbeitet hat. 

Die Münchner Handschrift cgm. 523, 15. Jahrh., Papier, 
8°, zweispaltig beschrieben, enthält 96» — 100 b eine deutsche 
aus Schwaben stammende Prosa. Auch sie steht in engen 
Beziehungen zu der von Vincentius aufgenommenen Fassung. 1 
Ich verdanke eine sorgfältige Abschrift der Güte meines 
Freundes Steinmeyer. 

Durch folgendes Verfahren glaube ich, das irgend In- 
teressante der neuen Stücke in knappster Form vorzubringen. 
Ich drucke den Text der Grazer lateinischen Prosa (G.) ab, 
notiere in den Anmerkungen die Varianten der Fassung des 
Vincentius (V.) und führe die Stellen des Kurzmannsehen Ge- 
dichtes (K.) und der Münchner Prosa (Cgm.) an, welche ent- 
weder an und für sich wichtig sind, oder wesentliche Differenzen 
von der lateinischen Quelle anzeigen. Zusammenhang und 
Unterscheidendes, wird, wie ich denke, damit übersichtlich vor 
Augen gestellt. 

(199 b .) De sanctis Araico et Amelio. 2 

Temporibus Pippini regis Francorum orti sunt duo pueri, 
miro modo sibi consimiles, unus ex comite Alvernensi, alius 

1 Die lateiuische Prosa, welche nach der Angabe Konrad Hofmann's (Amis 
et Amiles p. V) auf der Münchner königlichen Bibliothek sich befindet, 
hat trotz mehrfacher Bemühungeu, aueh des genannten Gelehrten seibat, 
bisher nicht wieder aufgefunden werden können. 

2 De dnobus pueris cousimilrbus natis, Ainico et Amelio, ex gestis eorum. 
V. Hie hebt sich an die hystori von den czwain kinden die ein ander 
so gleich sahen, der ain hieß Amelius und der annder hieß Amicus. 
(roth) Cgm. 



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[851] 



Mitthei langen an« altdeutschen Handschriften. 



47 



ex milite quodam Bericano. qui 1 in civitate quadam nomine 
Luka invicem se invenerunt et societate inter se firm ata Romam 
ingressi sunt, eratque inter .parvulos istos 2 tanta societas et 
voluntatis 3 idemptitas, ut unus sine alio nollet cibum sumere 
nec in altero cubiculo requiescere. oblati sunt autem domino 
pape Deusdedit nomine, qui eosdem pueros baptizavit 4 filioque 5 
comitis imposuit nomen A melius et filio militis Amicus. multi- 
que Romanorum railitum eos cum gaudio de sancto fönte li 
susceperunt. post hoc ipse dominus papa duos cyphos ligneos 7 
pari amplitudine compositos, auro et gemnris pretiosis ornatos, 
eis tradidit* dicens: ,accipite (200*) hoc donum, quod vobis 
in eternum sit in testimonium, quia egovos in basilica sancti 
salvatoris baptizavi'. 9 quibus gratuito acceptis ad propria sunt 
reversi. adultum vero Bericanum puerum, 10 scilicet Amicum 
militem, 11 quasi alterum Salomonem Deus magna sapientia 
decoravit. qui cum esset annorum triginta, pater ejus, senex 
languore correptus, vir nobilis et sanctus, premonuit eum, 
Christi militiam exercere, fidem dominis servare, sociis et 

1 cum a parentibus baptizmi causa Romam deferrentur — V. Darnach hat 
Cgm. : vnd da ir veter die kiud wollten tauffen und wärend auff dem 
weg gen Rom, da geschachs. — Dagegen fehlt diese, Stelle in K., wo es 
30 rf. heisst : hört, noch wil ich euch sagen mer. den chinder chamen in 
ain stat, Lucana si den namen hat, si wurden sich da schon verainen 
und lieblich an einander mainen. 

2 i. fehlt V. 3 s. volmttas i. G. 

* Oblati igitur sancto pape Deusdedit alias Deodato ab eodem sunt bapti- 
zati — V. Darnach Cgm. : und körnend da mit einander gen Rom zu dem 
babst, der hieß Deodato. derselb baubst der tautl't die kind und gab 
in namen. 

5 qui filio V. 0 de fönte sacro V. 

7 Das* die. Becher von Holz waren, verschweigt K. und sagt nur : die waren 
schau mit gold peslagn. Cgm. hat.- ainen hülziu köpf. 8 dedit V. 

9 K. 59 ff. : der pabst ward in die choph da gebn und sprach zu in : ,nu 
merket ebn, deu gab ain wares urkund geit, das ir von mir getaufet seit 
daz Ram, in der vil werden stat, die aller weit zu pieten hat'. Cgm.. 
vnd sprach zu den kynden, das s\ das sölten nemen zu ainer gedächtnüß 
und zft ainer zetigknüß daz sy der baubst getauft't hett. Hin- erst kommt 
in Cgm., xoas früher fortgelassen war: vnd doch die weil die kind bey 
ainander waren, do lebten sy gar schon mit einander, vnd was aius 
wolt, dasselb wolt och daz ander; wan ainß wolt essen, so wolt daz 
ander auch essen. 
10 " p. factum sc. V. 11 militem fehlt V. 

4 



48 



SchAub&ch 



[852] 



ainicis auxilium ferre , misericordie opera diligere 1 et prae 
alÜ8 plus 2 societatein tilii comitis Alvernensis, Amelii, amici- 
tiam oblivioni nullatenus tradere. iinitisque verbis migravit ad 
dominum. 3 cujus filius honorem sepulture decenter exhibuit. 
mox autem maligni homines juveni ceperunt invidere eique 
dolos et insidias latenter parare. 4 at ille omnes amabat et 
illatas injurias pacieuter tolcrabat. adeo tarnen contra eum 
iniquitas irapiorum excrevit, quod cum de paterne hereditatis 
Castro cum tota ejus familia expulit. qui assumptis X servia auia 6 
ait: , fest im; ums ad curiam comitis Amelii, mihi societate et 
amicicia juneti, forsitan nos bonia auia ditabit. si non autem ibimus 
ad Hyldegardem Karoli regia 7 uxorem, quo conaulere semper 
ejectis consuevit'. 8 euntes igitur" ad curiam comitis ibidem 10 
pervenerunt, sed ipsum minime repererunt j 1 1 perrexerat enim 
Bericum ad socium suum visitare ipsum, 12 cujus patrem audi- 
verat fuisse defunctum. quem non inveniens tristis abacessit 13 
seque non rediturum ad patriam nisi prius eum inveniret pro- 
posuit. sed 14 ipse Amicus socium suum comitem cum servis 
querere non cessavit. cum vcro idem Amicus 15 aput quemdam 



1 exercere V. 

2 et praeter hoc societatem V. K. 101 ff.: des graven sun vou der Alfern, 
den soltu haben stet mit ereu, du solt im alle treu erzaigen und dich 
halt genzlcich zu im naigen , wenn er sich hat zu dir geselt, das mir 
von herzen wol gevelt. Cgm..- und vor allen dingen enphalch er im, das 
er die fruntsehaft des graven sun Alvernensis nit solt vergesson. 

3 deum V. 

* Cgm.: vnd nach seins vaters tod da verstiossend in seins vaters früude 
von allem seinem gut vnd dasselbig layd er alles sament gedultigkliehen. 
5 crevit V. 6 ejus G. 7 K. r. Francorum u. V. 

8 K. erwähnt Ilildtgard nicht, Cgm. fehlt die ganze Rede.' Dagegen liest K. 
133 ff.: Amicus der vil salig man, do der nu fliechen muest hin dan, 
den choph er hiuder im nicht lies den im der pabst vor geben hies, er 
het in schan in seiner phlicht und sein vergas mit nichte nicht. 

« ergo ' V. 10 ibidem fehlt V. 

11 i. non invenerunt V. Darnach »ehaltet Cgm. ganz faUeh und wohl in Folge 
eine* Mitttverttändniase» ein: zehand hub er sich auff und kam zu Hyide- 
gardem, die waz Karoli, dez künigs von Franckreieh, haußfraw. und dieselb 
fraw waz gar ain weyse fraw und gab gilten rät allen die in leyden und 
in eilend warent. 

!J B. visitare ipsum amicum suum V. 13 discessit V. u s. et i. V. 
15 nur: donec aput V. 



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[853] 



Mitteilungen au* alldeutschen Handschriften. 



49 



nobilem hospitatus fuisset audito ejus infortunio, 1 quod sibi 2 
acciderat, sponte filiam suam ei in conjugium 3 tradidit. 4 

Post 5 annum autem et dimidium ibi transactum Amicus 
Parisius 6 festinavit eum servis suis, ut quereret com item socium 
suum 7 Amelium. quia 8 ipse Araelius jam per biennium que- 
sierat Amicum socium suum. 9 eum ergo Amelius Parisius 10 
apropinquasset , inveniens quemdam peregrinum interrogat 
eum, u si vidisset Amicum militem Bericanum , a patria pul- 
sum. 12 negavit peregrinus 13 se unquam eum vidisse. tuüc Ame- 
lius 14 comes abstractam tunicam 15 dedit ei rogans, ut oraret 
pro eo ad dominum, quatenus labori suo quem quasi 16 biennio 
jam 17 paciebatur flnem dominus 18 imponeret. peregrinus autem 19 
iter faciens circa vesperam invenit Amicum. cumque requi- 
sisset 20 etiam 21 ab eo Ajnicus, 22 utrum audisset aliquid de 
Amelio Alvernensis comitis filio, respondit : 23 ,quid peregrinum 
deludis? nonne tu es Amelius, qui hodie a me quesisti si vidis- 
sem Amiciun Bericanum et hanc tunicam mihi dedisti? nunc 
autem nescio cur vestimenta tua, socios 24 et arma mutasti.' 
cui Amicus ait: ,non sum ego Amelius sed Amicus, qui eum 
querere non cesso'. cumque et 25 ab eo peregrinus rogatus, ut 

1 h. est qui a. L F. 2 eis V. 

3 c. sibi t. G. * K. führt da* in zehn Verae» au*. 

5 Ueber»chrift in V. : Qual iter se invicem querentes invenerunt et ad curiain 
Karoli convenerunt. in Cgm. : Wie Amicus und Amelius einander suchten 
und in dem hoff Karol^ an einander funden vnd — 

6 Perisius V. und immer. 7 s. s. fehlt F. 8 et i. F. 9 s. s. fehlt F. 
,n qui cum Par. a. F. •» eum fehlt F. 12 expulsum F. 

13 qui cum responderet F. Von dem Pilgrim hei**t es bei K. 206: der het 
an im ain snode wat. 

M t. A. fehlt V. » den obern rokeh K. »« q. fehlt V. " j. fehlt V. 

18 d. fehlt V. Darnach bei K. 229 ff.: Amelius ward für sich reiten mit 
seinem volkch zu ainer leiten, si stuenden ab pei aincm see und sassen 
nider auf den chlee, si wurden da gar froleich sein mit edler chost und 
guetem wein, recht an dem selben tag gescbach — c* wird das im latei- 
nischen Texte »j>iUer erzählte hier vorausgenommen. 
ergo F. *> qui requisivit V. 2 ' e. fehlt F. 22 A. fehlt V. 

23 qui resp. F. 

24 s. et equns et a. F. K. 253 ff.: nu redstu doch, ich wais nicht wie und 
pist doch heut gewesen hie. auch dein gewant hastu verchert und deine 
ros sind wol gemert, darzue, als ich es wol emphind, zwar ander diener 
pei dir sind. In Cgm. nur. warum b hastu dich also verkert? 

25 et fehlt Q. 

4* 



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50 Schönbach. [854] 

pro eo oraret, 1 accepisset deDarios in elemosinam, dixit ei 
peregrinus : 2 ,festina, miles, Parisius, ibi spero quod 3 invenies 
virum 4 quem queris'. festinans ergo Amicus invenit Amelium 
extra Parisius juxta "Secanani in prato florido cum militibus 5 
comedentem. qui ; cum vidissent Bericanos venientes, cito sur- 
rexerunt et arreptis armis obviam occurrerunt. 0 (200 b ) Amicus 
quoque suorum animos 7 ad pugnam animavit putans illos esse 
Parisianos milites, 8 qui eos ageredi velient. laxatis igitur frenis 
utrique concurrerunt, 9 hastas erigunt, enses evaginant, ita, ut 
nullum ex his evadere crederes ingruentis periculum mortis, 
sed deus, qui cuncta disponit, in fronte 10 utramque partem 
insistere 1 1 fecit. tunc Amicus ait : ,unde estis, milites fortissimi, 
qui Amicum exulem cum sociis suis interlicere vultis?' 12 ad 
hanc vocem Amelius pallidus obstupuit 18 et Amicum protinus 
recognovit. 1 » moxque Ulis descentibus de equis invicem strin- 
guntur in amplexus, 10 osculum 17 sumunt et de tarn improvisa 
leticia deo gratias agunt,'* fidem inter se spondent et ad curiam 
Karoli regis simul veniunt. ,! * factusque est Amicus thesaurarius 20 
regis et Amelius dapifer. 21 erantque 22 juvenes 5 Iii moderati, 



» o. et a. G. 2 p . fehlt V. 3 quod fehlt V. 
4 v. fehlt V. 5 in. suis c V. 6 cucurrerunt V. 

7 animas K. 288 ff.: zu seinen chnechten er do sprach: wir snllon freileich 
mit in vochten und uns auch wider seu gerechten, seind si an uns nu 
Valien wellent und sich gar veintleich widerstellent. 

8 Diese Angabe fehlt in K. und Cgm. 9 concurrunt V. in insontes G. 
» Bistere V. 12 «ehr ausführlich K. 297 ff. 

n fehlt in K. Cgm.: do orschrack er vast. u A. agnovit. 

de equis fehlt V. «• st. amploxibus V. 17 oscula V. 18 reddunt V. 

19 venerunt V. Karalus hei K. 

20 thesaurizarius G. regelmässig. 

21 K. 321 ff.: Amicus karaermaister was, Amelius schanchte aus dem vas 
des gueten weines gar genueg und auf den tisch zu trinchen trueg. 
Cgm.: vnd da ward Amicus des künigs hoffmaister und Amelius der ward 
truchseß. 

22 V. anders: cernens juvenes moderatos, s., pulcherrimos, pares uno vulta 
et eodem cultu, ab omnibus dilectos et honoratos. Der Auffassung von 
G. scheint K. zu folgen, wenn er 327 ff. sagt: si waren allem volch genem 
und auch an nichte widerzem. Dagegen weist Cgm., wie immer, auch hier 
auf V. als Vorlage: vnd da man sach daz si einander allz gleich warend, 
do hett sjf yederman schon und erlich. 



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> 



[8551 Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 51 

sapientes, pulcherrimi, pares uno cultu, eodem vultu ac facundia, 
ab omnibus dilecti et honorati. 

Transacto 1 igitur 2 triennio dixit Amicus socio suo 3 Arne- 
lio : ,uxorom meam videre desidero et quam cicius potero 
redibo. tu vero manens in curia regia 4 cave tibi ab ejus tilia, 
maximeque a nequissimi comitis Arderici fallaci amicicia, rufam 
barbam habentis'. 5 quo verbis r> annuente discessit Amicus uxorem 
suam visitaturus. 7 Amelius vero super regis filiam oculos injecit 
et eam, quam cicius potuit, oppressit. interea delator Ardericus, 
qui iniquitate gaudebat, Amelium sie alloquitur: ; nescis, 8 
karissime comes ; Amicum regis thesaurarium ! ' thesauros 10 
furatum esse et 11 fugisse? nunc ergo 12 ini mecum fedus amicicie 
et fidem meam super reliquias sanetorum 13 aeeipe'. quo facto 



1 Ueberschriß. in V.: Qualiter Amicus Amelium a crimine liberavit eique 
iiliam regis tradidit In Cgm.: Wie Amicus Amelium erlöset von dem 
tod vnd in behftb bejf seinen eren vnd wie er zubracht daz im ward des 
künigs tochtcr. Hier schiebt K. ein, nur zum Theil nach der Vorlage: 
der kunig, als geschriben stet, ein gar vil schone tachter liet deu im 
allain geparn ward von seiner fraun, hies Hildegart ; deu tachter deu was 
vein und chlar und het auf ir zwir siben jar. secht, an dem hof was 
auch ain man der aller frumchait was gar an. er chund wol pruefen alle 
schand und Ardecius was genant, er was ain graf von seiner art und 
het auch ainen raten part. sein treu was aus der massen chlain, als noch 
das sprichwart ist gemain: rufus infidelis non habet parti m in celis. in 
domo rufi nuoquam i'aeies tibi pausam. des raten treu ist gar enwicht, 
er kumbt auch in den himel nicht. 

2 itaque V. 3 s. s. fehlt V. * regis V. 

'•> habenti ö. rufam b. h. fehlt V. und Cgm. Der Rath hat in Cgm. folgende 
Gestalt : vnd enpfalch im daz er sich solt hütten vor dez kunigs dochter, 
wann der kiinig hett ain ritter der hieß Aldericus (so immer), der selb 
säch der tochter vast auff. Dem entspricht et, wenn später gesagt wird: 
vnd da daz (die Schtoängerung der Königstochter) Aldericus, der ritter, 
innan ward, do ward er fro, darum b daz er doch ettwas wyder in hett 
gen den kiinig, und wenn Amelius sein Oeheimniss nicht verräth: ond do 
Amelius daz (was Ardericus über Amicus sagt) hört, do wolt er im sein 
herz alli bald nit auff tun. 

e v. ejus a. V. 7 Am. u. s. v. fehlt V. 8 nescitis V. 

9 thesaurarium fehlt V. " thesaurum V. 11 et ideo f. V. 
" e. fehlt V. 

13 Diese Bestimmung fehlt in K> und Cgm. K. hol nur: nu se main treu an 
aides statt — Cgm. .- nu bitt ich dich treulich , das du mir sagst die 
wärhayt, so wil ich fürbaß all trew und fruntschaft zü dir han. Dagegen 



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52 Scbönbach. [856] 

Amelius secreta sua non tirnuit h'deliter ei pandere. 1 dum 
ergo die quadam ante regem staret Amelius, ut ei 2 aquam 3 
preberet ad prandium, 4 ait Ardericus ,noli, rex, aquam reci- 
pere 5 de manu scelerati qui magis dignus est morte quam 
honore, qui 6 florem virginitatis abBtulit filie tue*, ad hoc 7 
Amelius tremens eecidit et stupidus nihil 8 respondit. rex autem 
benignus eum levavit et ait: ,ne timeas, Ameli! surge et ab 
hac infamia viriliter te defende'. qui surgens ait: ,noli, rex 
justissime, verbis mendacibus Arderici delatoris credere, sed 
spaeium consilii mihi concede, ut coram te de hac infamia 
duellum cum eo faciam et eum de mendacio astante curia 
universa convincam'. quod cum annuisset rex, Amelii causam 
Hildegardis regina tuendam suscepit. 10 qui dum consilium 
quereret, 11 Amicum socium suum thesaurarium regis 12 ad 13 
curiam redeuntem invenit. cui prostratus ad pedes suos 14 ait: 
,o Aroice, 15 salutis mee spes, heu, consilium tuum et 16 tidem 
male servavi, quia crimen de filia regis incurri et 17 eam violavi 
et coram talso Arderico delatore meo ego ista dixi et duellum 



ß'ujt K noch hinzu: ,mein rat der sol dir nicht versmachen, wenn ich dem 
kunig pin gar nachen; der selbig einzigleichen tuet wes ich an in peger 
und muet'. 

1 K. 417 ff.: recht in der treu ward er im sagen. als wie er hiet leicht 
vor drein tagen des fuersten tachter ser geswachet und mit dem ding 
zu ir gemachet daB do die uncheusch ist genant. Der Ardecius hart das 
gern, wenn im was wol mit chlainen ern. doch tet er Hindert den ge- 
leichen, das der scheuch vou im solt nicht weichen und sich pesargen 
umb die tat vou der man vor gelesen hat. 

2 ei fehlt V. 3 a. illi manibus V. K. 434: zu den henden. 
4 a. p. fehlt V. 5 accipere V. 

6 quia V. 1 hec V. 8 non V. ,J universa fehlt V. 

10 Dafür bringt K. das Motiv bei 471 ff.: die chunigin trau liiidegart gar 
fra in ierem herzen ward, si uam sich umb den scheuchen au und tet 
das auch in guotcm wau, das nicht ir tachter ward verhandelt und 
srneehleieh vor dem volk gewandelt. 

11 In Ojm. heisjst es: vnd zehaud hrtb er sich auf und rait zu Amico und 
viel im ze fussen vnd sprach zu im «. s. w. 

'2 socium s. th. r. fehlt V. 13 ad regis c. V. i« 8U os fehlt V. 
x '-' o unica V. 10 cons. t. et fehlt V. 

17 eain violavi — statui fehlt V., dayeyen hat er noch: ante couspectum 
ejus (tum falso Aderico d. st. In Cynt, bleibt natürlich hier der Umstand, 
dass Ameliui dem Ardericus seinen Frevel erzählt hat, unerwähnt. 



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[857] 



Mittheilungen ans altdeutichen Handschriften. 



53 



statui'. qui cum dure eum iucrepasset, 1 ait: ,commutemus vesti- 
menta et equos et vade ad doraum meam , et ego - pro te 
duellum eum proditore tuo, 3 deo adjuvante, faciani. sed cave 
ne tangas uxorem meam*. cumque flentes discessissent ab in- 
vicem 1 abiit Amieus ad curiam regia sub specie Amelii et 
Amelius ad (201*) domum Amici 5 sub specie Amici. at uxor 
Amici credens virum suum esse 8 amplexum et osculum ei 
prebere voluit. at ille respondit: ,recedo a me, quia ins tut mibi 
tempus flendi et non gaudendi'. in nocte vero cum eundem 
intrassent lectum , ensem inter se et ipsam posuit dicens : 7 
,vide, s ne appropinquares , quia statim hoc ense morieris'. 9 
sie et 10 reliquas duxerunt noctes, donec redisset 11 Amicus. 
interea Amicus indutus socii indumentis 12 ad regem ingrediens 
se contra Ardericum pro infamia pugnaturum obtulit. 13 cui rex 
ait: ,noli timere, comes, quia, N si victor fueris, eandem filiam 
Ulexidem tibi in uxorem 15 tradam'. mane igitur hora prima 16 
Amicus et Ardericus armati exeunt in campum aBtante rege 
et tota Parisiana gente. 17 tunc Amicus consciencie sue tiraens 
Ardericum sie alloquitur: ,s ,o comes, nimis stultum aeeepisti 
consilium, quod mortem meam tarn ardenter appetis et te mortis 
periculo tarn imprudenter committis. sed si falsum crimen, 
quod mihi imponis, velles refeilere et duellum exiciale remit- 
tere, Semper meam amiciciam et servicium posses habere, et 

1 Cgm. : do straufft er in gar vast und doch sprach er zü im : ,wir »allen 
es got enpfelhen'. vnd do sprach Amicus zu Amelio: ,wir sullen uns 
verkern' v. s. w. 

* ego fehlt V. " tuo fehlt V. 

* a. i. fehlt V. » d. soeü s. V. • er. illum v. e. V. t d. fehlt V. 
s v. inquit, ne mihi appropinquaveris V. appropinques »oUte e» heuten. 

9 Diese Rede ist hei K. nur indirect angegeben. 

10 et fehlt V. 11 rediit V. n vestimentis V. 

13 K. schaltet hier ein 541 ff.: wol an dem sechsten tag darnach, Amicus 
zu dem chunig sprach: ,o edler fuerst, es ist die zeit, das ich sol treten 
in den streit mit dem der mich gezigen hat gar uher grasser missetat 
der ich defeh zwar unschuldig pin, wann si cham nie in meinen sin'. 

14 comes sed non fuit quia — G. 

15 Belixendam pro uxore tibi V. — K. und Cgm. haben den Namen der 
Tochter nicht. 

Cgm.: ze hand ze mornens zu preymezeit. A". nur: secht, do der rinch 
nu was perait. 

,7 K. und Cgm. erwähnen nur Volk. ' 8 Die ganze Hede fehlt in Cgm. 



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54 Schönbacta. [858] 

die an ego feci!' 1 ad hoc ille furibundus respondit, se de 
amicicia ejus et seivieio nun curare, sed 2 caput ejus aufferre 
velle. 3 ,ita fecisti hoc'.' et juravit 5 cum filiam regia oppressisse. 
non ipse 0 sed soeius BUUa tecit. propterea pugnavit cum eo. 7 
itaque* pugnantibus Ulis victus est Ardericus et amputavit 
Amicus caput ejus, cui rex unicam filiam suam ab infamia 
Hberatam in uxorem tradidit et 10 quam dam juxta morem civi- 
tatem eis ad inhabitandatn dedit. qua suseepta gaudenter Amicus 
ad dorn iL in suam, ubi erat Amelius, rediit 11 eique dixit: ,ecce, 
de Ardecio proditore 12 tuo te vindieavi et filiam regis despon- 
savi'. 13 quam Amelius ad curiam 14 reversus aeeepit et cum ea 
in predicta civitate babitavit. 

15 Post 16 Amicum 17 cum uxore sua manentem ad tempus 1S 
percussit deus omnipotens 19 morbo lepre ita, ut de lecto surgere 

1 et die an ego feci fehlt V. Das nächste erzählt K. weitläuftig und zum 
Theil anders 577 ff.: deu red tet Ardecio zarn, auch ward verschoppen 
paide orn. er sprach : ,dein dienst ist mir enwicht und deiner huld pedarf 
ich nicht, ich wil dir wol das haubt abslachen, seit du mir komen pist 
so nachen. wenn ich des swer pei meinem aid, das du pcslafen hast die 
maid deu do dem kunig ist geparn und hab ich das also ervarn: wenn 
wie dein ding halt sei geschechen, des hastu selber mir verjechen 4 . 
Amicus sprach zu im hinwider: ,du leugst das zwar in deinen gelider. 
du hast ain lug auf mich geticht und auch dein er damit vernicht. auch 
darumb soltu pilleich sterben und gar mit deiner Jug verderben*, da si 
nu das und mer gesprochen und ainer ward den andern swachen, der 
Ardeeius ward sich rechen als wie er wolt Amicum hekchen. Amicus 
ward zu im hin springen und mit dem Ardecio ringen; er warf den raten 
schalch da nider, das er hin viel recht als ain wider den man do siecht 
an seinen choph, und ward in nemen bei dem schoph; er trat in den 
verheiten scbalck und sties ain swert in seinen palch, er slueg im auch 
das haubt gar ab. den preis man dem Amico gab. 

2 s. et c. V. 3 velle fehlt G., vellet V. 4 Dieser Satz fehlt V. 5 jurat igitur V. 
6 In G. folgt non fuit durchstrichen. V. hat statt dieses Salzes: et jtirat et 

Amicus Ardericum mentitum esse. 
' Dieser Salz fehlt V. " i. fehlt V. » certantibus V. 
™ tradens quamdam V. » festinavit V. n traditore V. 
«3 Die Worte de» Amicus gibt K. in vierzehn Versen, ohne etwas sachlich 

Neues vorzubringen. 
M Für Am. a. c. hat V. ille. 

15 lleberschrift bei V. : Qualiter Amicus lepra percussus et abjectus ab 
Amelio suseeptus est. In Cgm.: Wie Amicus aussezig ward und wie in 
Amelius schon enpfieng in sein hauß. 

»6 post fehlt V. " A. vero V. 18 a. t. fehlt V. ^ o. fehlt V. 



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[859] 



Mitteilungen uns altdeutschen Handschriften. 



55 



non pos8et. quem cum uxor ejus Ebyas 1 nomine ita 2 exosum 
habuit, 3 ut eum multociens suffocare vellet. 4 vocatis 5 ille duo- 
bus servis suis ait: ,tollite me de manibus uxoris mee et 
cyphum meum latenter 0 aeeipite et ad Bericanum Castrum 7 
me portate'. quod cum fecissent, turba obvia quesivit, quis 
esset intirmus, quem illuc deferrent. ,ipse est' inquit ,dominus 
noster s Amicus lepra percussus qui ad vos venit rogans , ut 
ejus 9 misereamini'. mox Uli impii servos verberaver.unt et eum 10 
de conti projecerunt, imminantes " eis mortem, si amplius hoc 
verbum repeterent. tuue Amicus in Actum prorumpens ait: 
,piissime dcus ; aut mortem mihi tribue, aut mihi misero auxi- 
lium pietatis tue hnpeimV.' 2 post hoc Romain venit, ,:t ubi papa 
Constantinus ei occurrit cum multis Komanis militibus, qui 
eum de fönte baptismi suseeperant, 1 1 et magna humanitatis bene- 
ficia 15 ßibi suisque sufficientissime prebuerunt. post triennium 17 
vero fames tarn gravis orta est in civitate, ut etiain pater 
filium a se expelleret. 18 tunc servis suis urgentibus 19 inde 
recessit et ad domum comitis socii sui 20 Amelii se portari 21 
fecit. ante cujus curiam cum 22 tabellas more talium iufirmorum 

1 Obias bei V., in Cgm. hat sie keinen Namen. 2 sie eum V. 
3 haberet V. 

* K. 677 f. : mit aineni trank ward si in notn, damit si in wolt gar dertotn. 

5 v. qne V. 

6 latenter fehlt V., wird aber auch durch das Ii ay ml ich in Cgm voraus- 
gesetzt. 

1 darnach in G. unterymngiert : socium meum Amelinm. 

8 vester V. K. bezeichnet den Amicus nicht als Herrn, sondern liissl 711 f. 

die Diener nur sagen: er ist gar freuntlich her gevarn , wann in der 

vest ist er geparn. 

* ei V. ,0 eum et (?., et ipsum Amicum V. 11 minantes V. 

12 misero misericordie subsidium porrige V. 

13 se perduci focit V. 

14 suseeperunt V. t in Cgm. wird der Papst nicht genannt und es «cheint, ah 
ob man noch Deusdedit im Amte glauben sollte. 

» auxilia V. 16 sufficienter. K. 752: zwai jar. 

18 K. 757 ff.: darzua der hunger ward so gras, das manig mensch muest 
werden plas; er muest auch sein gewant hin geben umb flaisch und 
chraut, das er solt leben. 

19 Cgm. : das mau Amicum und sein knecht auß Rom trayb. 
M s. s. fehlt V. 21 perduci V. 

22 cum fehlt O. 



56 SchlSnbach. [860] 

tangeret, 1 comes audiens dixit uni de servis suis: 2 ,panes et 
carnes 3 accipe et cyphum meura 4 Romanum optimo 5 vino 
imple et defer Uli infirmo*. (201 b ) minister vero 8 jussum inplevit 
reversusque 7 ad dominum s dixit: ,per fidem mearo , domine 
mi, nisi cyphum vestrum ,J in manibus meis tenerem, illum esse 
erederem , quem habet infirmus. ,0 ambo enim videntur esse 
unius aptitudinis, pulchritudinis et quantitatis et magnitudinis'. 11 
tunc comes infirmum ad se vocavit 12 et interrogavit , unde 
esset vel unde 13 illum cyphum acquisisset. qui respondit , se 
Bericano Castro oriundum fuisse et Rome a papa Deusdedit 
nomine 14 cyphum et nomen Amicus cum baptismate suscepisse. 15 
statim ergo comes illum esse socium suum cognovit, qui eum 
quondam a morte redemerat 18 et filiam regis uxorem suam sibi 
desponsaverat. projecit ergo se 17 super illum ejulans ,s et flens 
eumque osculans et amplexans. uxor quoque sua 19 solutis 
crinibus sine comite occurrit et multas 20 lacrimas super eum 
fudit, 21 memorans, qualiter Ardericum delatorem fortiter ex- 
pugnavit et eam ab infamia liberans se periculo mortis expo- 
suit. 22 quapropter illum 23 in dorn um suam 24 introduxerunt et 
in loco precioso et honesto 25 eum locaverunt. 26 



1 K. 770 ff. : do tet Amicus ainen saus mit seinem naph den er do het, 
als vor den sunder siechen stet. Cgm. : do kleppret er mit seinen tefelin. 

2 cuidam servo suo V. 3 panem et carnem V. 4 meum fehlt V. 

5 optimo fehlt V. und deshalb auch Cgm. , K. hat 779 : den pesten wein 
den gens darein. 

6 ut V. ? que fehlt V. • a. dorn, fehlt V. 9 tuum V. 

10 K. 795 f. : ich sprech, in hiet der siech verstoln und in in seinem sakch 
verholn. 

11 V. hat diesen Satz in der verkürzten Form: quia videntur unius esse 
pulchritudinis et mag-nitudinis. 

12 perduci fecit V., was hesser ist. K. sagt von dem Siechen gar thöricht 
801: der selb kom nu gar snel für in. 

13 qualiter V. 14 D. alias Deodato V. 
15 cyphum et baptismum accepissc V. 
'« retraxerat V. se fehlt O. 

18 clamans V. »» s. currens s. V. 20 crinibus et multas 1. V, 
2 » effudit V. 

22 et bis exposuit fehlt V., bei K., wo die ganze Scene sehr gekürzt Ut, blieb 
doch dieser Satz erhalten. 

23 denique eum V. 24 suam fehlt V. 25 et h. fehlt V. 

2e collocaverunt eique bona omuia sua communicaverunt V. 



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[861] 



Mittkeilungen au* altdeutschen Handschriften. 



57 



■ 

1 Quadam vero- nocte apparuit eidem leproso 3 angelus 
domini Raphael 4 vocansque eum nomine suo ait ad eum : ,vade 
et die Amelio comiti socio tuo, ut ob tui amorem duos filios 
suos interficia|. et te in illorum sanguine abluat et sanitatem 
reeipies''. quod cum ille cum magno tremore comiti retulisset, 
primo quidem comea graviter aeeepit, post 5 memor H benefi- 
ciorum ejus, qualiter 7 se pro eo coram rege periculo mortis 
obtulerat, arrepto mucrone ad lectum H Horum dormiencium 
perrexit et ineumbens super eos amarissime flevit edicens 8 
inti'a se : ,quis umquam audivit patrem " Hlios suos sponte 
interfecisse? heu, filii mei, ammodo non ero vobis pater sed 
laniator cruentus'. et stillantibus Buper eos lacrimis patris excitati 
sunt faciemque patris conspicientes ridere ceperunt. quibus 
pater 10 etatem trium annorum habentibus 1 1 cum gemitu magno 15 
dixit: ,karissimi Ulli mei, 13 risus vester, proh dolor, in luctum 
vertetur, 14 quia sanguis vester innocens ab impio patre fun- 
detur'. sed post cogitavit: eya, forte vo^untas dei est omnipo- 
tentis et si vult fieri, tiat voluntas ejus, et hec cogitans reeepit 
et levavit 15 eos et decollavit eorumque cadavera cum capitibus 
in lectulo cooperta, quasi dormirent, reposuit. 16 et sumpto san- 
guine in pelvi 17 socium suum cum ipso 18 lavavit 19 dicens: 
, domine Jesu Christe, qui fidein hominibus servare preeepisti 
et leprosum verbo tuo sanasti, hunc socium meum amantissimum 



1 Überschrift bei V.: Qualiter eum Amelius sanguine filiorum suorum 
aspergens sanavit. In Cgm.: Wie Amelius Amicum gesunt machet mit 
dem plüt seiner zwayer kinde. Die Erzählung dt» folgenden Abschnittes 
ist bei K. und in Cgm. kurz ohne Zusätze abgethan. 

2 v. fehlt V. 3 für a. e. 1. hat V. : visus est. 

4 Von hier ab liest V. : eum vocare eique preeipere, ut diceret Amelio 
comiti, qnatenus duos filios ejus interficeret ipsumque sanguine illorum 
ablueret et sie sanitatem reeiperet. 

* p. fehlt V. 6 m. autem b. V. 1 quasi V. 

8 dicens: ,quis audivit filios patrem sponte i. V. 

s patrem fehlt Q. »• p. fehlt V. 

" Diese Angabe hatte K. schon zu Beginn des Abschnittes gebracht. 
« c. g. m. fehlt V. 13 K. f. m. fehlt V. 14 convertetur V. 

15 Der Satz: sed bis levavit fehlt V. und es heisst dann: his dictis eos 
decollavit — . Auch K. und Cgm. berücksichtigen diesen Satz nicht. 

16 cooperuit hat G. fehlerhaft. 17 statt i. p. hat V.: vero quem collegerat. 
18 suum c. i. fehlt V. 19 aspersit V. 



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58 



Schönback. 



[862] 



gracia tua et ipsius dilectione 1 mundare digneris , pro cujus 
auiore sanguinern Hliorum meorum non tirnui fundere'. statim 
ergo mundatus est et a comite vestimentis optimis* 2 iodutus 
est. dum autem ad ecclesiam irent, 3 ut ibidem deo 1 gracias 
redderent, mox tintinnabula deo volente per se sonare ceperunt. 5 
quod ut populus audivit, undique admirando eucurrit. comitis- 
que uxor cum utrosrjue pariter incedere videret, cepit querere, 
quiß eorum maritus ejus esset, ,indumenta\ inquit, ,ambornm 
cognosco, sed quis eorum sit vir mens comes, penitus ignoro'. 
eui comes ait: ,ego sum , karissima mi uxor, G Amelius comes 
vir tuus. 7 et ille s est socius mens Amicus, qui domino volonte ' 1 
factus est Hanns'. 1 " verumtamen comes crebra suspiria trahebat 
quasi occulto modo 1 1 et mortem (202 Ä ) filiorum suorum mente 
retractabat'' 2 cumque comitissa juberet afferri pueros, ut con- 
gratularentur eis, comes ait: ,karissima mi domna, 13 dimitte 
eos placido sompuo quiescere adhuc modicum'." post hec vero 
comes solus thalamum intravit, ut super eos fleret, et invenit 
eos in lectulo pariter " ; ludentcs, circa quorum colla cicatrices 
ad modum tili rubei in testimonium decollationis 17 usque ad 
mortem apparuerunt. Is et videns 18 eos comes cum gaudio valde 



1 g. t. e. i. d. fehlt V. 

2 v. suis o. V. Darnach hat V<jm. : und tätt im sein bests gewant an , K. 
aber 935 f.: er praeht im her da« pest gewant und wart in chlaiden 
alzehant. 

3 currerent V. * deo fehlt V. 

5 Diesen Umstand führt K. erst nach dem Gespräch der beiden Gatten 
975 f. an: deu glokehen wurden schan erklingen, auch hin und her sich 
selber swingen. 

• K. m. u. fehlt V. t c. v. t. fehlt V. « iste V. 9 d. v. fehlt V. 

,0 K. schiebt ein 950 iY. : nu geo hin haitn, bereit das mal. nach unsern 
treuntcn soltu senden, das si ir freud mit uns vollenden. Bei dieser An- 
gabe bleibt K. auch später 965 f. : die greffin gie hin haim darnach und 
umb die chost gar schon auf sach, 987: si wurden mit ainander essen, 
993 f.: »echt, do man an dem tisch nu sas und jederman mit freuden 
as — die Kinder werden zum Tisch gebracht. 

» q. o. in. fehlt V. '2 revolvebat V. '» k. m. d. fehlt V. 

M a. m. fehlt V. ,: * post hoc solus V. 

'« p. fehlt V. n f. d. fehlt F. 

18 m. eorum a. Cynt.: vnd rot mascn alz klain alz ain vadeu giengend umb 
ir kr Ii n und dieselben roten m:\sen sach man in an, bin daz sy starben. 
,9 suscipiens V. 



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[8631 



Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. 



59 



magno deportavit 1 eos ad gremium uxoris sue. et ait: ,gaude, 
uxor mea karissima/ 2 quia filii tui :l vere mortui fuerunt , quia 
ego eos propria manu occidi ex jussione angeli domini. ex 4 
eorum 5 sanguine mundatus est et fi sanatus socius meus karissi- 
mus, quem vides'. et tunc ergo comes et comitissa usque ad 
exitum vite castitatem servantes 7 dei servicio devotissime s 
insiatebant. uxor 9 vero Arnici nomine Ebyas 10 arrepta, est a 
demone et cadens per precipicium expiravit. Amicus itaque 
niovit se ad Bericanos, exercitum duxit contra eos obseditque, 
donec se vrctos per omnia reddiderunt. 1 1 quos ille 12 benigne 
suscepit et omnem offensionis culpam ob amorem dei 13 eis 
condonavit deoque ulterius in timore serviens pacifice cum eis 
habitavit. 14 

Interea ,: ' vero Karolus rex Francorum rogatu domini pape 
adversus Desiderinm regem Langobardorum processit, habens 
in comitatu suo istos duos predictos nobiles, videlicet Amelium 
et Amicum. cumque ex utraque parte populus caderet, isti 
quasi pariter uno die pro Christi certamine et fide katholica 
interempti sunt, quos enim deus omnipotens, qui unanimi con- 
cordia et voluntate ac disposicione in vita 16 conjunxerat, in 



1 comes in ulnis suis deportavit 1'. 

2 Für u. m. k. hat V.: conjux. 

3 Für den Satz von hier ah Hext V.: vivunt, quos occidi angeli jussione. 

4 et V, 5 e. Amicus s. 1". 6 Von et bis vides fehlt V. 
7 servando c. et V. 8 devote V. 9 conjunx V. 

10 Statt n. E. hat V.: iniqua. Auch Cgm. fehlt der Name. Bei K. hehxt es 

1061: secht, an dem selben tag geschach. 
» Der Satz lautet hei V.: Amicus itaque movit exercitum contra adversarios 

suos qui eum a patria expulerant et taradiu obsedit eos, donec se victos 

reddiderunt. 

12 ipse V. 13 o. a. d. fehlt V. u Cgm. schlieft liier mit: Amen. 

15 Bei Vinrentius sind die Stellen über die Passio im 109. Capitel zerstreut, 
zum Theil gemäss der ausführlicheren lateinischen Prosa. Folgende Sätze 
kommen in Betracht : Karolus cum oxercitu persecutus est eos , in quo 
erant comes Amelius et Amicus, qui proprio quidem officia in curia regis 
agebant (im Widerspruch zu den früheren Angaben) et tarnen operibus 
Cbristi quotidie studebant jejunando, orandu, elcmosinas faciendo. — ibi 
etiam interfectus est gener regis comes Amelius et socius ejus Amicus, 
quos enim deus . . . noluit. — passi sunt autem Cbristi milites A. et A. 
sub prefato Desiderio IUI idus octobris. — Cgm. fehlt die Passio. 

16 in vita fehlt G. 



i 

— * 



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00 



Schönbich. 



[864] 



morte separari nolebat. 1 passi sunt autem sub Desiderio rege 
Langobardorura quarto idus octobris regnante domino nostro 
Jesu Christo, ciü est honor et gloria in secula seculorura. 
Amen. 2 



1 A'. hat den Namen des Orte* Mortaria ( V. Mortalia) und folgt hier einer 
etwa» amfökrUekeren Quelle als die Vorliegende ist. v. 1143 ff. lauten: 
man vand seu paid vor ainer «tat, Mortaria den nam si hat, vor der si 
pei ainandcr lagen und waren auch ae tad erslagen. ir anplikch schain 
recht als ain glas und auch chain mail an in nicht was. man sach chain 
pluet aus in her triefen und lagen schon recht als si sliefen. 

2 Am Rande von 199'» findet sich von einer Hand die Note: XII kl. octobr.; 
von einer zweiten am Fus* des Blattes: anno DCCXL. In Italia apud 
Mortariam in regione Langowardomm in exercitu Karoli magni (Filius 
Pipini regis Francorum) Arnums et Amelius strenuissimi milites ceciderunt 
juxta civitatem Papiam (!) anno domini DGOXIA 



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[865] 



Mittheilungen ans alttleuticUeti Haudschiiften. 



61 



NACHT KÄGE. 
Zu s. l ff. 

Herr Dr. Richard Maria Werner hat mir freundlichst 
seine Abschrift zweier mir unbekannten Gedichte des Andreas 
Kurzmann zum Gebrauche überlassen. Sie befinden sich in 
derselben Salzburger Handschrift, welche auch Amicus und 
Amelius enthält. Dr. Werner beschreibt den Codex folgender- 
massen: ,283 Blätter, 4°, Papier, 15. Jahrhundert. Anfangs 
Bilder. l b Christus der dem Teufel obsiegt, 2* das geöffnete 
Fegefeuer mit vielen nackten Männern, darunter Adam, Abra- 
ham, David, 2 b Moses und Belial, 3 ft Salomon, 3 h Engel stossen 
den Teufel in den Rachen der Hölle. 4*— 205* eine Ueber- 
setzung des Buches, ,das petracht ob Jhesus , Marie sun, des 
recht hob gehabt das er die hell und die teufet hat peraubt und 
davon sezt ain längs kriegisch recht f * geschrieben von Johannes 
Starnberger. 205 b ', 206* + b leer. 207* — 225 b Sanct Alban. 
226*-249 b Amicus und Amelius. 250*— 252* De quodam mo- 
riente. 252 b leer. 253*— 260* y hie hebt sich an der streytt so 
kunig Fridreich von Osterreich und der hanig Ludweig von Payren 
unter einander tettn, voun erst als sy baid erweit wurden von 
czwitrechtt wegen der kurfursten vnd geschach nach christi geburd 
M°CCCXVIII jare. — Scriptum 1443 Johannes Staynbergei\ 
260 b Bild eines nackten Mannes mit Bezeichnung der Adern. 
261* — 264 b Beschreibung, wann die verschiedenen Adern zu 
schlagen sind, von einer andern Hand. 265* — 266* unbeschrieben. 
266 b ,Daz ist der pawni der sippzal oder gradus , den hat 



> 



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62 Schrtnbach. [866] 

erfunden der kaiser Jusmianu**. 267 a auch ein Stammbaum, beide 
wieder von der früheren Hand. 267 b ßild : ,Münnich und Ritter. 
268*— 283" jVermerkcht wie ain ritt er vnd ain munych mit ein- 
ander habent disvotiert 1 . — Finitur in vigilia ante pentecosten 
1443. jure. Johannen Staynberger vonn Sprincznstain. 283 b leer. — 
San et Alban hat 923 Verse. Ich habe an grammatischen 
Eigentümlichkeiten nichts zu erwähnen, was nicht schon unter 
meinen früheren Aufzählungen (Marienklagen S. 72 und oben 
S. 81 1 f.) sich befände. Auch der Reimstand entspricht ungefähr 
dem im Speculum vorhandenen. 18 stumpfe Reime zwischen 
ä und ä, meist vor Liquiden; 10 zwischen e und e, darunter 
6 vor r, 4 vor t. ä : h 8 Mal. was : /ras* (vi 6z) 281. Klingende 
Reime bei verschiedener Quantität der Pänultima überhaupt 11. 
e + r : r . j r nur 3 Mal, g + r : e -f- r 3 Mal, e -f r : e 4- r 
1 Mal , & -f- r : ä -J- r 4 Mal. — Das Material ist zu klein, 
um bestimmte Schlüsse zu gestatten, doch setze ich den Alban 
noch vor das Speculum, wo die Anfertigung grosser Vers- 
massen den Autor Rücksichtslosigkeit lehrte. — ei = i : ei ■= 
ei 327, au s= t? : au = om 857. — Sonstige Ungenauigkeiten : 
swam : ran 793, rat : vart 569. cham : schaun 279 , es ist aber 
an dieser letzten Stelle gewiss zu schreiben: do er nu cham 
zu seiner fraun, die ward in oft und vil anschaun. 

Eine lateinische Fassung dieser Legende von Sanct Alban 
(sehr zu unterscheiden von der kirchlich reeipierten des Mainzer 
Heiligen, des Genossen von Theonest und Ursus, vergl. AASS. 
21. Juni, Canisius lect. ant. ed. sec. IV. p. 157 sqq. und 
Grazer Handschrift 533 aus dem 12. Jahrhundert, und von der 
Set. Albani protomartyris Angliae), welche die Blutschande in 
zwei verschiedenen Formen behandelt, mit Pilatus und Gre- 
gorius a Lapide zu einer Gruppe gehört und sicher erst im 
12. Jahrhundert entstanden ist, hat Moriz Haupt in den Monats- 
berichten der Berliner Akademie 1860, S. 241 fF. veröffentlicht. 
Vergl. dazu Reinhold Köhler in der Germania 14, 300 ff. Sie 
zeichnet sich durch ungemeinen Wortschwall und läppische 
Breite der Reden aus. Zahlreiche wörtliche Ueberein Stimmungen 
zwischen ihr und Kurzmann machen es unzweifelhaft, dass sie 
mit diesem verwandt ist, doch ist Kurzmann knapper und 
einzelne Stellen differieren auch wohl. Ich bringe das Nöthige 
hier vor: 



» 



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[867J 



Mittbeilungen aus altdeutscher! Handbchtiften. 



63 



Vita 



Fuit olim in partibus aquilonis 
rex quidam potens ac nobilis . . . 

Schilderung der Herrlich- 
keit des Königs. 



multi eam principe* , multi pe- 
tiere nobilium, ut contracto foe- 
dere copulae maritalis puellae 
huius connubio potirentur. 

invento baiulo adhibitaque nu- 
trice, extra imperii limites tra- 
ditur deportandus. 

igitur puer ductus est in Un- 
gariam ibique expositus secus 
viam et facile a transeuntibus 
est repertus. 



— et novo in regio thalämo 
jmerperio simulato — 



suscipitur ab universis in do- 
minum, coronatur in regem et 
vivente adhuc patre paterni ti- 
tuli suscipit dignitatem. 



Kurzmann. 

1 . . Ain edUr man und chaiser 

ist gewesen 
von dem ich Wunders hab 

gelesen, 
das ich jetzund sagen wil 
zu ainem gar vil churzen 
8pil. 

der selbig kaiser het ain 
weib .... 



fehlt ganz 



fehlt 

67. der pot gie hin als er da 
scholt 

und tet recht wie sein frau 
da wolt, 

er zach hin in der Ungern 
land. 

und man das chindel pei 
im vand, 

man trueg es für den kunig 
hin. 

Ausführlich die verstellte 
Schwangerschaft der Königin. 
Der König verbirgt die Klein- 
odien des Findlings in einer 
Kiste. 



fehlt 



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V 



04 Schftnbach. [868] 

Der König von Ungarn be- Der Kaiser bietet seine 

gehrt die Tochter des Kaisers Tochter dem König für Alba- 

ftir Albanus. nus an. 

cttmque ilh (Albanus) patien- Albanus muss bei seinem 

tiam sponderet et paeem — Leben Schweigen geloben. 

insignia paupertatis secum por- 277. sein chlainhait er do mit 
tans — ihm tmeg. 

Vorwürfe Albans, da er 
aus dem Schmerze der Mutter 
beim Erkennen irrig schliesst, 
seine Gattin habe ihn der vor- fehlt, 
nehmen Geburt wegen , nicht 
um seiner Vorzüge willen ge- 
wählt. 

Es ist Kurzmann durchaus nicht zuzutrauen, dass er auch 
nur kleine sachliche Aenderungen vorgenommen habe. Halte 
ich dies zusammen mit der Wahrnehmung, dass Kurzmann 
eher geneigt ist, Keden und Schilderungen auszuschmücken 
und zu erweitern, als zu verkürzen, so muss ich vermuthen, 
dass eine einfache Fassung; Kurzmann vorgelegen habe, welche 
durch einen phrasen reichen Stilisten in die von Haupt publi- 
cierte ist umgearbeitet worden. 

Dem von Lachmann veröffentlichten niederrheinischen 
Albanusfragmente (jetzt Kleine Schriften S. 523 ff.) fehlen die 
Stellen, an denen der lateinische Text und Kurzmann aus- 
einander gehen. Es ist somit nicht aufzuklären, ob es sich an 
die einfache oder an die complicierte Fassung hielt. — 

,De quodam moriente' sind die 111 Verse überschrieben, 
welche das dritte Gedicht Kurzmann's in der Salzburger Hand- 
schrift ausmachen. (Gedruckt bei Ampferer, Ucber den Mönch 
von Salzburg, Programm des Gymnasiums in Salzburg 1864, 
S. 31 f.) Ein Sünder stirbt; er hört den Disput zwischen 
Engel und Teufel um seine Seele. Angstvoll wendet er sich an 
Maria um ihre Fürbitte, diese fleht Jesum an, Jesus stimmt 
Gott Vater günstig. Der Sünder ist gerettet. Zwischen den 
deutschen Versen stehen noch hie und da die Worte des 
lateinischen Textes, welcher von Kurzmann bearbeitet wurde. 

Ueber Sprache und Reime dieses Gedichtes habe ich gar 
nichts anzumerken. — In den neuaufgefundenen Stücken 



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[869] 



Mittheilungeu aua altdeutschen Handschriften 



65 



zeigt sich Kurzmann als derselbe armselige Verseschmied, der 
aus den grösseren Arbeiten bekannt ist. Er nennt sich in den 
Schlussworten beider. 



Zu 8. 16 ff. 



Was mir an Wörtern in den beiden Gedichten (Albanus = 
Alb.) interessant schien, habe ich hier zusammengestellt. Meist 
sind es nur neue Belege zu den im Hauptverzeichniss gesam- 
melten, diese sind mit f bezeichnet, * ist neuen Worten vor- 
gesetzt. In dem Kreise seines Wortschatzes bewegt sich 
Kurzmann wie in einer Tretmühle, Bereicherungen sind aus 
den hinzugefundenen Gedichten also kaum zu erwarten. 



ane geblicken 
ane legen 

ane muoten 



ane üeben 



f ane weigen 



f assach. 
besingen 



swv. do 8i in toolt von ir hin schicken, das nie- 
mant in mocht angeblicken. Alb. 259 f. 

swv. Plan machen, überlegen, er ward mit seiner 
fraun anlegen, das si des chindes solt schau 
phlegen. Alb. 75 f. 

swv. mit dem Accusativ der Person, Genetiv 
der Sache, der knnik hört die mer vil gern und 
auch dm chaiser ward gewern des er an in ge- 
muetet het. Alb. 155 ff. 

swv. in Jemand dringen, den frau ward sich 
gar ser petrueben und auch den man gar vil an 
neben, das er ir solt die warhait sagen. Alb. 
289 ff. 

swv. den frau wolt nu mit nickte sweign, si 
ward in imer mer anweigen. Alb. 327 f. der 
teufel, der nicht slaffeu chan, der ward seit bede 
weigen an. 067 f. 
stn. siehe unter kostelm. 

stv. Exequien, Todtenmesse halten, sein sun 
der hies in schon pesingen und phlegen aller 
gueten dingen den seiner sei da frumen Sölten, 
wann er lag jetzund in der molten. Alb. 
421 ff. 



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1 



66 

bettelin 

ckint 

f endung 

f erklieben 



Sch Ä nbach 



[870] 



f geber 
* geblecken 



f geerbe 



gerinnen 



gesieht 

kleinot 
kostelin 



f kretzen 
f len 



stn. der jung icard in ain pettvl machn und 
sprach zu in: ,ich vji'I heint wachn 1 . Alb. 
655 f. 

stn. eheliches Kind, si hat mich zwar nicht mer 
verguet , wenn si das hat in irem sin das ich 
leicht nicht ain eechind pin. Alb. 350 ff. 

stf. recht do das sibent jar aus kom und alle 
puess ain endung nam. Alb. 619 f. und do das 
alles endung nam. 715. 

stv. activ. deu tochter ward im grosleich liebn 
und im sein herz so gar derchliebn, das er sich 
ward zu ir hin legen und auch der uncheusch 
mit ir phlegen. Alb. 25 ff. 

stm. das geh der hailant Jesus Christ der gueter 
ding ain geber ist. Alb. 901 f. 

swv. entblösst sein, er ward seit, mit dem laub 
pedekchen, das in ir .... nicht macht geplekchen. 
Alb. 685 f. An Stelle der Punkte hat Dr. Werner 
oz } was soll das heissen? dz? 

swm. Singular, si lobten got mit grossen freuden 
und nicht ain wenig tarsten geuden umb das das 
reich ain gerben hiet der im in seinen noten riet. 
Alb. 109 ff. 

stv. und do der leichnam also swam , recht an 
ain mülrad er do cham, das er nicht verrer 
macht gerinnen. Alb. 793 ff. 

adj. er tet das pilleich was und recht und alles 
das da was gesiecht. Alb. 433 f. 

stets durch chlainhait gegeben. 

stn. geringe Speise, nu do si zu dem wasser 
cham 7 ir assech si da volles nam mit dem si wolt 
ir chostel machen und nutzen auch zu andern 
sachen. Alb. 807 ff. 

stm. der ward sein tachter do hin setzen, wen 
sei pegrifen het der chretzen. Alb. 805 f. 

adj. wer di materi wil versten der mag wol 
werden sanft und len und auch sein herz darzue 



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[871] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 



67 



gewenken und nach den sunden stet gedenken. 
Alb. 879 ff. 

f liht adv. etwa, wann wer in macht gerueren an , es 

wer ain fraunpild oder man, und vordest leicht 
siech was gewesen, der ward gesunt, ah wir hie 
lesen. Alb. 859 ff. 

lingewant stn. leinenes Kleid, si wurden lauterleichen 

puessen und giengen par an ieren fuessen , ain 
leingewant si an in truegen und ieren ruck mit 
gerten shiegn. Alb. 007 ff. 

müezen swv. zwingen, nöthigen. damit er sein sund hat 

gepuest und seinen leih darzue gemuest, das er 
muest leiden nngemach. Alb. 895 ff. 

prisen swv. verschönen , verherrlichen, das er dich 

neren solt und speisen und deinen foih mit chlai- 
dem preisen. Alb. 395 f. oder brisen f aber die 
Construction wäre falsch. 

f rehtvertecliche adv. der hie sein sund gepnesset hat rechtver- 

tichleich an aller stat. Alb. 871 f. 

schin stm. Schein, das Erscheinen, er wolt dich auch 

geworfen hahn in ainen gar ml tiefen grabn, 
das du solt da verdarbn sein und nie werst 
komen an den schein. Alb. 385 ff. 

Rtich stm. Fall, Unglück, den hachzeit gie also far 

sich; doch war es zwar ein scharfer stich, wann, 
als ich sol die warhait lesen, si sind von ainem 
pluet gewesen. Alb. 161 ff. 

adv. plötzlich, den weil er also slaffund was, 
recht ubering geschach do das das im das mentel 
viel herab. Alb. 307 ff. 

stv. ausgehen, do nun das chindel was gepam 
und von der mueter leib gefarn. Alb. 31 f. wenn 
du pist nicht von mir gefarn noch halt von 
meiner fraun geparn , du pist auch nicht von 
meinem pluet. 243 ff. 
vederkil stm. den red in peden wol geviel und namen 

ainen vederchiel, sein leben si im schreiben an. 
Alb. 771 ff. 



f urbarigen 



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68 



Schftnbach. 



[872] 



versüener 



vloder 



f verhandeln svw. schlecht behandeln, und auch gedeneh zu 

allen stunden das du der trenn pist mir ge- 
punden, wenn ich dich liebleich hab gewandelt 
und auch an nickte nicJd verhandelt. Alb. 
199 ff. 

stm. reconciliator. o sunder, du solt das an- 
sechen was got der vater hat gegechen zu seinem 
91111, dem Jesu Christ f der dir zwar ein versüener 
ist. De quodam moriente 99 ff. 
stm. Mühlgerinne, si wuerfen in in ainen fluder 
und giengen sne.U da von im fuder. Alb. 785 f. 
* funtan — funten? Findling, doch niemand west die rechten 

tner von wan der nun her komen wer , wann er 
ain rechter funtan was. Alb. 131 ff. In Hart- 
mann's Gregor 123 ff. liest die Strassburger 
Handschrift: ,mir hat min amme des verjehen 
.... daz ich ein fanden bin. fanden ohne ein 
hat die Wiener (und jetzt auch die Berner) 
Handschrift, im Text steht mit der Vatica- 
nischen funtkint. 

stv. das (chunigreich) scholtn wol und schon pe- 
warn, das dir nicht smech mag vnrderfarn. Alb. 
189 f. 

siehe unter verhandeln. 

sein chlainhait er do mit im trueg und ward im 
wagen gar genueg. Alb. 237 f. vadit ille secum 
portans sitae paupertatis insignia et de cubili 
regis tristis egressus thalamum introivit uxoris. 
Haupt 247, 22 f. 

stm. der jung trat in die pttes dar nach, er tet 
im selber wint und iree und puessen ward sich 
mer dann ee. Alb. 710 ff. 



f vurdervarn 



f wandeln 
f wewen ? 



wint 



Zu S. 43 ff. 

Die Handschrift der Berliner königlichen Bibliothek Ms. 
Germ. 4». 261, Papier, 15. Jahrhundert, 263 Blätter, enthält 
f. 256—263 eine deutsche Fassung von Amicus und Amelius. 



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[873] Mitteilungen aus ultdeutarhen nandsehrifW. ('»9 

Das Stück, welches ich in den letzten Osterferien copiert habe, 
ist in niederrheinischem Dialekte geschrieben. Ich ordne es in 
der von Heinzel, Geschichte der niederfränkischen Gcschäfts- 
Bprachc, entworfenen Eintheilung der Gruppe IV bei, a. a. O. 
S. 270 ff, liitteratur S. 286 f. Es schliesst sich genau an Vin- 
centius Bellovacensis, weshalb ich mich damit begnüge, einen 
Abschnitt als Probe abzudrucken. 

(257 b ) We dat sy sych wider eyn anderen vunden. 

Do nu II jair umbkomen was, so ylde Amicus myt synen 
knechten zo Pariss, up dat he allda soichte Amelium. ind Amelius 
hatte eytzunt Amicum II jair lanck gesoicht ind als Amicus 
neichede was Paryss, begaynde eme eyn jnlgrum ind he vraichde 
yn off he Amicum den rytter van Brittanien geseyn hette. der 
pilgrum antworde das he yn ney geseyn en hette. do offtrechde 
Amelius synen rock ind gaff' yn deme jnlgrum ind hatte yn dat 
he got mir in bede, dat he syen arbeyt eyn ende sette den he nu 
II jair lanch geleden hatte, der jnlgrum geynch vort ind umb 
tryt vesperzyt vant he Amicum. ind Amicus fraichde yn off he 
eyt gehoirt hette van Amelio deme greven van Alberne, der jnl- 
grum anworde ind saicht: ,wat besjjottes du mi armen pilgrum, 
en bistu neyt Amelius der myeh hude gefraicht hais off ich ge- 
seyn hette Amicum den ritter van Brittanien, ind hais mir desen 
rock gegeven. nu bistu euer komen ind ich en weyss neit war umb 
du verwandelt hais dyn cleyder, dyn gesellen , dyn perde ind 
waepen 1 . do sprach Amicus: ,ich en byn (258 a j neit Amelius 
sunder Amicus der in sunder uphoirtn soichet'. ind he gaff dem 
jnlgrum etzliche jjennynch ind hatte yn dat he in de kirch geynch 
ind got ume in bede. do sjmtch der pilgrum : ,ganck snellichen zo 
Pariss ind, als ich hoffen, salstu alle da vynden den du soichs 1 . 
. van stunt an geynch Amicus gain Paryss ind vant Amelium 
myt den synen in eynre gioynre weyden sytzen ind esseii. wilche 
als sy sagen de van Brittanien, stuntten sy alzo hantz up ind 
annamen ir waepen ind lieffen in untgain. ever Amicus sterchde 
de syn zo dem stryde, wenende sy zo syn rytter van Pai"yss de 
sy angayn woulden. ind sy yntgain leiffen sych myt yntloisten 
zoumen, sy oprichten de sjier, sy usszogen de swerder also , das 
ime cheyn meynt zo yntgayn. als in anstaynde was dat perichel 
des doitz, got der alle dynck wysslichen schickt, dede sy up beiden 



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70 Schönbach. Mitthailunsau Ml altdeutschen Handschriften. [874] 

ziden still stayn. do sprach Amicus: y wanm syt ir, alte starckste 
ritter, de den ellendigen Amicum myt den synen will verslain'. 
zo deser stymen wart Amelius sych verwunderende ind vortende 
ind bechante Amicum; ind alzo hantz Stegen sy van eren perdm 
ind umb veyngen sych ind kussden sych ind saichten goede un- 
gemessenen danck um yrre vyndunge. ind sy geloffden gelouuen 
under sych ind quamen samen zo dem hoeve des konyncks Karoli. 



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MITTHEILUNGEN 

AÖS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN, 

VON 

ANTON SCHÖNBACH. 



ZWEITES STÜCK: 

PREDIGTEN. 



WIEN, 1879. 

IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN 

BUCHHÄNDLER DKH KAIS. AKADEMIE DER W 1 8SKNHCH A FTKN . 

» 

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Aus dem Maihefte des Jahrganges 1879 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der 
kais. Akademie der Wissenschaften (ICIV. Bd.. S. 187) besonders abgedruckt. 



Druck von Adolf Hollhausen In Wien 

k. k. 



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Codex germanicus Nr. 88 der königlichen Hof- und 
Staatsbibliothek zu München, Klein-Octav, Pergament, enthält 
87 Blätter, am Schluss ein angeheftetes Deckblatt mit neu- 
mierten liturgischen Texten des 13. Jahrhunderts. Die Hand- 
schrift besteht aus mehreren Partien, welche von verschiedenen 
Händen zu verschiedenen Zeiten aufgezeichnet sind. Ich zähle 
sie der Reihe nach auf, so weit ich sie mit Sicherheit zu unter- 
scheiden glaube. 

1. f. l al — 5* 1 , zweispaltig, in der ersten Hälfte des 13. Jahr- 
hunderts beschrieben (a). Die Spalten sind eingerahmt, die 
Linien mit Tinte gezogen. Die Schrift ist klein, zierlich und 
regelmässig, kein Roth ist angewandt. In meinem Text I. 

2. 5 Bl — 6 b2 , noch die Hand a, welche die Glaubenspunkte 
aufzählt und erörtert, die den Christen vom Häretiker unter- 
scheiden. 

3. 6 b2 - 7 b2 , Fortsetzung des vorigen und zwei lateinische 
Predigten über Vax exulta und Transite ad me omnes qui con- 
cupiscunt etc. Hand ß. 

4. 8* 1 — 8 b2 Beichtvorschriften von Hand a. Darnach ein 
Defect; wieviel Blätter fehlen, lässt sich nicht bestimmen. 

5. 9 a — 12 b , lateinische Predigten, Hand y. Ohne Spalten- 
theilung. Darauf ein nicht näher zu begrenzender Defect. 

6. 13* — 17 b , lateinische Predigten von verschiedenen, rasch 
und mitten im Context wechselnden Händen. 

7. 18 al — 21 b2 , Sündenerklärungen, kurze Predigten von ß. 
Zweispaltig. 

1* 



4 



Schßnbach. 



[188] 



8. 22 al — 2b* 2 , Predigten, Legende Maria Magdalenas, von 
Hand o. 

9. 25 b — 33 b , ohne Spaltentheilung, Miracula S. Jacobi, 
S. Mariae, Exempla, von Hand y> bricht ab. 

10. 34»— 37 b Sermones, Hand 5. 

11. 37 b — 47 a Sermones, Hand e. 

12. 47»— 47 b Fortsetzung von 11, Hand ß. 

13. 48 a eine halbe Seite, Fortsetzung von 12, Hand v. 

14. 48 a — 59 a Fortsetzung der Sermones von Hand ß. 

15. 59 a — 70 b , wo es abbricht, Sermones von einem Ge- 
misch der Hände ßy$, die mitunter in ganz kleinen Stücken 
sich ablösen. 

16. 71 a — 78 a , deutsche Predigten von Hand Mein Text II. 

17. 78 ab , lateinische Predigten von Hand 

18. 79 a — 86 b , Passio sanctorum martyrum Viti, Modesti et 
Crescentiae] 87 ab ein Miraculum diu promissum, beides von Handr,. 

Sicher ist von diesen verschiedenen Schriften a die älteste, 
die Schrift desjenigen, der unter allen Mitarbeitern am frühesten 
schreiben gelernt hat. Die von mir als II gedruckten Predigten 
sind später aufgezeichnet. Wie weit die Hände auseinander 
liegen, besonders a und kann ich nicht angeben. ß*j*^ £ sm ^ 
gleichzeitig, da sie sich kreuzen. r t gehört dem 14. Jahrhundert 
an, alle übrigen setze ich ins 13. Hugo von Set. Victor wird 
26 a erwähnt und 27 a , dass im Jahre 1238 bei Florenz (welche 
Stadt auch 86 b genannt ist) ein Wunder unter Mitwirkung des 
heiligen Apostel Jacobus geschehen sei. — Der Sprach- 
charakter von I und II passt zu den Zeitbestimmungen, welche 
durch die Beschaffenheit der Schrift nahegelegt werden. 

Den Lautstand in I mögen folgende kurze Angaben 
charakterisieren: ei für i 7 Mal, dem entsprechend nur ein 
ai für et. au für <L 1 Mal. en für t« regelmässig in leute, ein- 
mal in teutsch, ein paarmal die Endung -et/. Sonst herrscht 
viel Unsicherheit in den Bezeichnungen, e für ce 16 Mal, ce 
für e 1 Mal. t für ie 13 Mal. u für uo 40 Mal, ein paarmal 
IM für wo. ou für ü 3 Mal. uo für u 1 Mal. u für tu 4 Mal, 
ie für tu einigemale in tievel. o für u 4 Mal in paternuster. 
a für o 1 Mal : gat = got. Contraction ei aus age 3 Mal. Die 
Länge von e wird 2 Mal durch Verdoppelung ausgedrückt. 
— ch für k steht durch. 3 Mal Jehl gelukke, bukken' 2 . c für z 



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[189] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. II. 



5 



besonders vor e und t. tz für z nach Liquiden 13 Mal. s ein 
paarmal falsch für z. sc einigemale. p für b im Anlaut 10 Mal. 
ph und pf wechseln, einmal /;/ falsch für ph. w für b: moer, 
h für w: geber. — Auffallend ist die grosse Anzahl starker 
Apokopen in Conjugation und Declination. Auch Synkopen 
sind sehr häufig, besonders g- für ge. 32 Inclinationsfälle und 
zwar ziemlich harte, ce — ze wird meistens ans Substantivum 
oder Verbum angelehnt. Anderes findet sich in den Anmer- 
kungen besprochen. 

II zeigt gegen I entschiedene Symptome vorgeschrittener 
Entwicklung. Das Auffallendste sind die vielen Vocalcombi- 
nationen, welche die Unsicherheit in der begonnenen Diph- 
thongierung der Länge ausdrücken, ei, i für i 10 Mal, ai für 
ei 8 Mal (antweder, anander), ao, a für ou je 1 Mal, au für ü 
1 Mal, ou für ü 11 Mal. eiu, ieu, tu für tu 42 Mal, nur 4 Mal 
eu für tu. 2 Mal tu für öu, eu. a für o 4 Mal, d für 6 2 Mal, 

0 für a 1 Mal. e für oe 9 Mal, ce für e 3 Mal, an für et 2 Mal. 
at für a 1 Mal, für d 4 Mal. t für e in tz 27 Mal. t für et in 
hiligen 10 Mal. ei für e (weinicli) 1 Mal, Weinhold Bair. Gr. 
§. 80. i für te 68 Mal. u für wo 69 Mal, uo für u und « 
31 Mal, ä für ou 12 Mal. ou für o 1 Mal. ue für u, uo, tu 
in einer grossen Anzahl von Fällen, e über dem Vocal be- 
zeichnet Umlaut, ist oft falsch gesetzt, ei aus age 8 Mal. — 

1 fällt aus 1 Mal wertlichen. Bair. Gr. §. 159. r fällt aus: 
vodem, voderst, mater 2 , im ganzen 4 Mal. I verdoppelt 2 Mal: 
wille = teile, nn für n 1 Mal. ch für k steht durch, auch für h 
und cä: tritt es etliche Male ein. ch ausgefallen hozeit 4 Mal. 
t für d 4 Mal, aber auch 5 Mal d für £ im Auslaut nach Vo- 
calen und Liquiden, in want wechseln beide, sc für sch 4 Mal 
(5 ch für sch sind wol Schreibfehler), s für z 4 Mal, z für s 
9 Mal. für z 2 Mal, 1 Mal ditzze. p für 5 10 Mal im An- 
laut, b für w 4 Mal, tt? für b 1 Mal. j?/ in der Regel, aber 
auch ph oft. aver 4 Mal. Eine überaus grosse Menge von 
starken Apokopen und Synkopen sind wahrzunehmen, 11 starke 
Inclinationen. Anderes in den Anmerkungen. 

Mit Sicherheit weisen die angeführten Einzelnheiten der 
Lautgebung darauf hin, dass beide Stücke dem baierischen 
Dialecte angehören. Schmeller vermuthet im grossen Cataloge, 
dass die Hds. aus Metten stamme. Nach Hund, Metropolis 



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6 



Schänbaeh. 



[190] 



Salisburgensis II 346 f. ist das, eine Stunde von Deggendorf 
nordwestlich gelegene Kloster Metten, welches seit 1 156 Benedic- 
tiner beherbergte, 1236 unter Abt Bernoldus abgebrannt und 
lag bis 1264 in Ruinen. Abt Albertus (1239—1275) hat es 
wieder aufgebaut. Woher Schmeller seine Annahme hat, weiss 
ich nicht, ieli kann weder dafür noch dagegen etwas beibringen. 
Der Sprache nach mögen die Stücke ganz wohl dort zu Hause 
sein. — Die Hds. hat im 17. Jahrhundert einen Einband 
aus weissem Schweinsleder bekommen: auf dem vorderen 
Deckel ist inmitten von Arabesken der Erzengel Michael ein- 
gepresst, welcher seinen Stab dem Drachen in den Schlund 
stösst; auf dem hinteren Deckel ein Klosterwappen, das ich 
nicht nachzuweisen vermag. 



Dem Inhalte nach ist I das wichtigere Stück. Der Ver- 
fasser war sehr gewandt, volksthümliche Ausdrücke, Bilder, 
Beispiele standen ihm zu Gebote. Er scheint in dieser Bezie- 
hung ein würdiger Vorläufer, so denke ich, Bertholds von 
Regensburg. 

Die Predigten von II sind bis auf die letzten drei ganz 
kurz. Interessant sind die Beziehungen zu den bekannten 
Predigten. Ich bin aber der Untersuchung der ganzen grossen 
Frage hier aus dem Wege gegangen. Noch immer tauchen 
neue Reste der Hauptsammlung auf. Nicht blos die 7 Hdss., 
welche ich Zs. 20, 217 ff. (vgl. Anz. f. d. A. 2, 223) aufgezählt 
habe, stehen untereinander in Verbindung, die Wiener Hdß., wel- 
che das Predigtbuch des Bruder Konrad enthält, von dem Johann 
Schmidt neulich Proben gab, gehört dazu, auch Fragmente, wel- 
che v. Muth in der Ambraser Sammlung, Oswald Zingerle in 
Proveis gefunden hat, die Weingartner Predigten, so weit wir 
sie aus Mone's, Wackernagel's und Pfeiffer's Veröffentlichungen 
kennen, schliessen sich an. Manches wird wohl noch zum Vor- 
schein kommen. Ich vermuthe, dass nach der Publication von 
Konrads Predigten eine Prüfung der grossen Leipziger Hds. 
Nr. 760 in ihrem zweiten Theile das Räthsel lösen wird; dort 
sind sichtlich aus verschiedenen Vorlagen verschiedene Be- 
arbeitungen derselben Predigten zusammengetragen. Auch eine 
Anzahl lateinischer Originale ist dabei mit aufgenommen. — 



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Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. II. 



7 



Will man die Predigten in II als Auszüge von vollständigen 
Stücken der Hauptsammlung ansehen, so habe ich mit Rück- 
sicht auf die Predigt von Johannes Enthauptung (215, 4) nichts 
einzuwenden. Was ich an Quellen für I und II habe nach- 
weisen können, ist in den Anmerkungen verzeichnet. 

In den Texten ist die Schreibung der Hds. beibehalten, 
nur v für u für u, / für s, j für i gesetzt. Die Abkürzungen 
sind aufgelöst. Gerne hätte ich die Interpunction der Hds. bei- 
behalten. Bei I wäre das auch angegangen, bei II aber war es 
wegen zu grosser Unregelmässigkeit, Lückenhaftigkeit und der 
Fehler, die dem nachlässigen und unaufmerksamen Schreiber 
zur Last fallen, nicht möglich. Da ich Gleichmässigkeit 
wünschte, habe ich meine Interpunction mit Berücksichtigung 
der handschriftlichen eingesetzt. Wo grosse Anfangsbuchstaben 
der Hds. in kleine umgewandelt sind, findet sich das unter 
dem Texte angegeben. 

Ich habe noch die angenehme Pflicht, dem Director der 
königl. Hof- und Staatsbibliothek in München, Herrn Carl von 
Halm, für die Liberalität, mit welcher er auf längere Zeit hin 
mir die Benutzung der Hds. gestattete, meinen herzlichsten 
Dank auszusprechen. 



I. 

(l al ) Pater noster. Allez daz gebet unde lob gesanch daz 
die heiligen unserm herren von himelriche von siner gäbe 
haben getihtet und gescriben daz ist rein und göt und enchund 
niht bezzer sin. Abr der pater noster der hat dri besunder 
ere da mit er besunderlichen gezieret ist. § Diu ein ist diu 5 
werdecheit daz er in selbe geleret hat sine junger öf einem 
berge der heizzet thaber. daz en ist niht ein chleiniu ere. § 
Diu ander ere des pater nusters ist daz er uuucherhaft ist. 
Wand swie kurtz er si, so ist in im beslozzen allez daz des 
uns not und dürft ist celibe unt zesele. Wand siben gebet sint 10 
bevangen mit den churtzen Worten an dem paternuster diu ich 
noch her nah sagen wil. § Diu dritte ere des pater nuster ist 

1 P fehlt 8 Daz 



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8 



Schftubacli. 



[192] 



daz er churtz ist, als ich gesprochen han. Darumbe ist er 
churtz daz man in schiere gelernt hab. Darumbe ist er churtz 
daz man in dester baz behab in der genüge. Darumbe ist er 
churtz daz man in dest empzechlicher spreche unt daz er ouch 
5 unnietsam sie dem der in sprichet und sprechen sol. Und ouch 
darumbe hat in got gechurtzet daz niemen sich entreden und 
entsagen s&l noch enmug daz er sin iht gelern mug. Dannock 
hat in got gechurtzet daz er churtzlichen gewern wil swes man 
in andehtechlichen bitet mit den churtzen Worten des pater 

10 nusters. Und och ist er darumbe churtzlichen von gotes munde 
(l* 55 ) gesprochen daz diu andaht lanch si, swi churtz idoch diu 
wort sin. § Swenne du sprichest: Pater noster, vater unser, so 
solt rehte ahten ob du daz sülst und geturrest sprechen. Vater 
daz ist ein wort der liebe, ist dir got liebe, so sprich: vater. 

15 ist er dir danne lieb, so tu sinen willen, wand ein bewerunge 
der lieb ist diu erbietunge der werche. Ist er dir niht liep, 
daz ist, tust du siner werche niht, so hast du sin zevater ver- 
lögent. § So sprichest du: vater swi vil du wellest, sin chint 
wirdest du meiner nun als vil daz er dich geschaffen hat als 

20 holtz und stein und ander tot geschepfet. § So du danne 
sprichest : Qui es in celis, Du da bist in den himeln, daz ist 
also gesprochen: Du da bist in den himelischen leuten. Von 
dem himel haben wir: Doner und blichschoz und tror. als 
donret der gut mensch mit der guten lere und breht mit 

25 zeichen; so sich die sunder becherent von siner lere, so gibt 
ouch der heilig geist durch sinen willen tow, daz sich die be- 
cherten von tag ce tag bezzernt und wahsent an guten werchen 
als diu erdefruht von dem regen oder von dem tou tut. § Nu 
hast du unsern herren alrest zu dir geladen und gevordert, nu 

30 solt du in ouch biten. Ich han dir vor geseit daz er an dem 
paternuster, als churtz er ist, siben gebet in im geslozzen hat. 
diu selben siben gebet gehorent öf die siben höptsunde unt 
heilent si (l bl ) alsam sibeniu edele pflaster siben starche verch- 
wunden tunt. § Di siben houpsunde oder verchwunden der 

35 sele daz sint die : Diu erste ist diu hochvart. Swenne dich diu 
muwe von diner edel oder von diner chunst oder von andern 

1 daruvihe 10 ttnd 18 sprichst du fehlt 19 in viemer steht m auf Rasur 
24 dornt de» — mt 30 du, d aus t 32 siben. aiten 35 am Rande : I — div 
dich 



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[193] 



Mitteilungen uu« altdeutschem Handschriften. II. 



9 



gnaden die din leben von gat sint, so sprich mit guter andaht: 
Sanctificetur nomen tuum, Din narae werde gehiliget, sam ob 
du sprechest: swaz gnaden und eren an mir si daz ist niht 
von miner gaernde sunder, herre vater, ez ist von dir. So hast 
du gesprochen: gehiliget werde din nam. § Diu ander verch- 5 
wunde der sele ist neit. So dich der neit beste, darumbe, 
ob du imen sihst daz baz mach an eren oder an gut oder an 
werlt vreuden unt dich din hertze des twingen wil daz du den 
darumbe neidest, so chum ze dir selben und betwinch dinen 
m&t und sprich mit lauterem hertzen: Adveniat regnum tuum, 10 
Zu chom uns din riche, Vater, daz ist denne also gesprochen: 
Herre, ichn wil niht niwan dich, ist daz danne war, so lest 
du den werltlichen nit gar. § Diu dritte houpsunde oder 
verchwunde ist der zorn. der ist also geschaffen daz er weder 
gotes willen vare noch guter leut rate. Da von ist geschriben: 15 
ira viri justiciam dei non operatur. Jdoch diu erste töuhte (l b2 ) 
die der mensch niht geweitigen mac, diu en ist niht houpsunde. 
so diu danne vür wirt, ist dir der zorn danne leit, so ist diu 
sunde ringe, hast aber du den zorn stete und sprichest oder 
gedenchest dir: Ich han noch rehte getan, ichn wolt sin niht 20 
wandel han, so ist der zorn houpthaftig sunde. Da von retet 
uns der wissage also : Beatus qui tenebit et allidet parvulos 
suos ad petram. Der siniu chleinen chint habet unt slehts an 
einen stein, daz si verterbent, der ist selich. Daz ist also ge- 
sprochen: Der den zorn, so er junch ist, den im sin galle 25 
gebirt, betwinget und enlet in niht groz werden, der ist selich. 
Ist er aber groz worden und riwet dich daz, so sprich mit 
andaht: Fiat voluntas tua sicut in celo et in terra. Vater, din 
wille werde öf der erde, da die leute mit zorn lebent, alsam 
darn himel. Daz ist gesprochen: Mach uns irdische leute, die 30 
mit zorn bevangen sint, senft gemüt alsam die geistlichen leut, 
die himelischen leute, derz himlriche alzan ist. senfte und wol 
gemut: sich, mit dem pflaster heilest du och die wnden. § Diu 
vierde sunde ist ein wnde da geistliche leute mit bechummert 
sint. Diu heizzet man in latine accidia, teutsche enchan man 35 
si niht wol und vollichlichen genennen. (2 ttl ) Jdoch heizzet 

1 heheti 5 am Rande: II 8 des übergeschrieben 11 uns übergeschrieben 
11 dine — da» 13 am Rande: III 15 varen 23 sine chleiniv 25 dem 
in — bttwingen 27 er fehlt 33 am Rande: Uli 

2 



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10 



Schönbich. 



[194] 



man si: Webloede oder urdrüzze guter dinge. Daz ist: So 
der mensch weder pi im selben oder pi der werlt oder pi got 
gentzlichen ist, und swenne sin sinne toup sint, daz chumt 
von dem hunger der sele. Daz ist: so diu sele niht trostes 
5 hat noch von predigen noch von geistlichem gechoese noch 
von bruderlicher minne. Daz du danne also, iht verterbest, so 
bit unsern herren daz er dich troeste, und sprich: Vater, gib 
uns armen weisen uf erdriche unser teglich brot. Ich mein, 
vaterj dich selben und anders niht. Sprichst du daz mit triwen, 

10 Er ist so süzze, so rein, so milt, so gut, so gnedich, so barm- 
hertze, daz er dir schiere chumt mit sinem tröste, von dem 
gebresten der geistlichen spise, daz ist, so von predig, von 
gutem rat, von süzzem chöse, als ich e gesprochen han, ist vil 
leut verzagt unt vertorben. Daz chleit och der wissage Jeremia: 

15 Parvuli ejus petierunt panem et non erat qui frangeret eis. Diu 
chint eines igelichen lerers dem diu Christenheit enpfolehen 
ist, so si niht rehte lere habent von werchen und von Worten 
oder vletichlichen von eintwederm, so verterben si vil ofte an 
der sele. Diu fünfte wnden der sele heizzet diu geiticheit, diu 

20 ist ein wrtze alles ubels. Radix omnium (2 a2 ) malorum avaricia. 
Wand der gitich mensch den gnuget niht, so er ubrigz hat ern 
welle dannoch ander leute entwern ir heb. So dich diu bestelle, 
so sprich mit andaht: Dimitte nobis debita nostra sicut et nos 
dimittimus debitoribus nostris. Vergib uns unser schulde als wir 

25 tun unsern schuldigeren. Sam ob du sprechest: Herre, vater, 
vergib mir min sunde und min schulde, wand ich durch din 
lieb minen schuldigeren vergeben wil die mir iht hant getan 
an lib, an sele, an eren, an gut. § Ist daz danne also in dinem 
hertzen, daz du vergeben wild dinen scholern einez und daz 

30 ander, so bist du des sicher daz du vremdes gutes iht mutest 
mit unreht, So bistu slehtes niht ein gitiger mensch. Diu sehste 
verchwunde ist der vraz. Hui, waz da unseiden von geschehen 
ist! Du vraz, nu so iste ein pon, ein pranper, ein sieh, einen 
phifferlinch, e daz du daz gelekke verberst. Du vih, izzest du 

35 ce einem male, so bistu diner vur ein engel; iste du zwir din 
notdurfte, so bist ein mensch; izzestu furbaz, so bist du des 
tivels geiz oder ein ungenühtiger boc. Jdoch bist du ein starcher 



3 Daz Predigen 19 am Hände: V 31 am Rande: VI 



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[195] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. 11. 



11 



arbaiter, so solt du wol ezzen nach des landes (2 bl ) redlicher 
gewonheit. Wild du, vraz, diner ungenuhtecheit ab chomen, 
so leg ein gewissez phflaster über din vrazwnden und sprich: 
Herre, vater, verleit mich niht in dhein chorunge des tivels. 
Daz ist: Herre, vater, gestatte dem tivel niht daz er mich iht 5 
verleitte in die bechorunge des vrazes als er tet hie bevor 
unsern vater, hern Adam, und unser muter, vern Even, die 
sich und uns in den ewigen tot mit einem bizzen eines obzes 
cevellet heten. Waz unseiden von vrazze und von swelhen 
gescheh in der Christenheit daz ahtet selbe. Die vursten sint 10 
trunchen vil nach alleweg. daz er ie zu gelobet des enwart 
morigen vru nie ein wisch, er hatz für einen troum. Diu 
sibent sunde ist, mit urloub der vröwen, daz hur. Hurer, so 
duz ie lenger tribest, so duz ie gerner tust, dun en wirst sin 
nimmer sat, hab dich wider bi der cit. Du bist erstunchen 15 
in diner unreincheit als daz swin in dem letten. Computrue- 
runt jumenta in sterquilinio suo. Wild du heil werden, so 
sprich ce dinem vater von himelrich der ein gwaerre minnaer 
ist der chuschen hertzen: Vater, Jesu Christe, der meide chint, 
Löse uns von dem ubel. Ja wol, von dem ubel! Omne pecca- 20 
tum quodeumque facit homo extra corpus est: qui autem for- 
nicatur in corpus (2 b2 ) suum peccat. Alle die sunde die du 
begeste die ennechent so sere an dir niht so daz hur. Du bist 
gescheiden von der heimliche miner vröwen sande Marien und 
aller ir gespiln, so duz begest. Du bist entlit von dem libe 25 
des himelischen vater, so duz begest. Wand aber gnade ie 
bezzer was danne reht, und er unser schepher heizzet, Pater 
misericordiarum et deus totius consolationis, Ein vater aller 
erbarmunge unt ein got alles trostes, sone sult ir niht verzagen 
umbe dhein iwer mißsetaten, sunder ir schult in siner genaden 30 
matten, daz er sich erbarm über iwer chrancheit. Wand er iueh 
niht entwern wil sines erbes, ob irz mit ernstlichen triwen suchet, 
als er selb gesprochen hat: Petite et aeeipietis. 



Arguam te et statuaiu contra faciem tuam. Disiu wort 
sprichet her David, der wissage unt sprichet si von unserm 35 

1 redliche 3 gtiois»t» - Yn 6 vrazae 7 i/n E 9 hetet 12 am Rande: 
VII 22 himliche 30 mUtetan 

2* 



12 



Sc h» ubach. 



[196] 



herren hintz dein sunder. die sprechent tutsche also: Ich be- 
ginne dich noch dirre tag- joch an dem jüngstem tage straphen 
umbc din sunde unde beginne stellen minc geziuge gegen dir 
die des urchunde gebent und geziug sint daz ich dich ver- 
5 damnen sol. Arguit autem nos tripliciter deus: Per scripturam, 
unde ad Romanos: Quaecunque scripta sunt etc. Per scripturam 
quasi (3* 1 ) in speculo debemus mundare sordes nostras. Per 
creaturam, quia omnis creatura servat ordinem et legem suain 
praeter hominem, et omnis mundus factus est propter hominem. 

10 Unde dicit: servio tibi; ergo si sentis beneiieium, redde debi- 
tum. Per propriam conscientiam arguit. Hanc habet deuß quasi 
pro cura, quia seuiper contradicit homini peccanti. et si omnes 
virtutes amittit homo, hac luce non potest privari. Job: Ego 
solus effugi, ut nuntiarem tibi. Ez sint driu dinch ouzgenomen- 

1 5 licheu mit den unser herre uns überziget. Daz ein ist diu heilig 
schrift. wan allez daz geschriben ist daz ist uns celere und 
cebezzerunge geschriben. Also spricht sanetus Paulus: Quae- 
cunque scripta sunt ad doctrinam etc. Der ander geziueh ist 
diu geschepfte: vihe und allez daz got gescaffen hat. daz be- 

20 haltet sin reht und sinen orden an den menschen. Der dritte 
geziueh der ist awer gar endehaft. danne enchanst du dich 
niender vor verbergen, swa du bist, swar du cherest. ver- 
brunnen alle buch, stürben alle prediser, verneinst tu niemer 
von got ein wort, gesehst du niemmer dhein creatur diu mit ir 

25 ordenlichem rehte unsern herren lobete, diser geziueh begeit 
dieh niemmer. Wer ist der? Sich, daz ist din gewizzen. diu 
selgt dir in dineni herzen, wenne du wider din reht tust. Ego 
solus effugi, ut nuntiarem tibi. Also sprach der (3 03 ) ein bot 
shern Jobs: ,ego solus, ich pin eine danne entrunnen, daz ich 

30 dir chundet dinen schaden. Swaz du gesindes hetest daz ist 
erslagen, ez gesagt ditz widerspei niemmer, aber ich ein bin 
dins schaden bot. din hertzenleit sag ich dir.' Sich, also schol 
din gewizzen dir sagn. swenne du missetritest, son enbist dhein 
wis so einvaltich dun versteest dich wol, ob du dich schämst 

35 wider die leut. Vurhtest du danne die werlt mere danne got, 
daz si da mit; sich, wie ez dir erge. Nulluni locum sine teste 



3 minen 14 ouzgenolicheu 15 am Rande: I 18 am Rande: II 20 am 
Rande: III 33 miasetriat, le übergeschrieben 



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[197] 



Milt&eilnngen ans alMput«ihen Hamlscliriften. II. 



13 



putaveris. Spricht ein wiser heiden : Dehein stat ist so ein 
noch so heimliche sin enhab etelichen geziuch. Da von spre- 
chet ir ein Sprichwort: Tu rehte, enruche wer ez sehe. Daz 
wir der schrift also gevoligen, und daz wir der creatur diu 
uns dinet also och nach leben, daz wir unsern orden behalten 5 
cem minsten als si tut, und daz wir unser gewizzen also hüten, 
daz si uns vor dem streugen rihter iht bestelle an der stat da 
ez allez ende hat, Des helf uns der vater und der sun und 
der heilig geist. Amen. 



Ad celestis Jerusalem consortium non ascendunt nisi qui 10 
toto corde profitentur non proprii operis sed divini muneris 
esse quod ascendunt. (3 bl ) Ez lebt nieman so rehte in dirre 
werlte noh so strenge, daz er cem himelriche iht chora ern 
habs di vur, swaz genaden und guter dinge an im ist von 
enem oder von disem, daz daz si von gotelicher gäbe und 15 
von dheinen geraden dheiner guten werche. Also wis gewarnt, 
mensch, daz du dich iht ubernemst von diner güttete, zele si 
unserm herren. Iterum Augustinus: Habet etiam in hac vita 
requiem anima quae non ab operibus justicie sed iniquitatis 
abstinet actione, ut vivens deo et mundo mortua in hilaritatis 20 
et mansuetudinis placita tranquillitate requiescat. daz sprichet 
tutsch also: Daz himelrich ist eteswenne arbeitsam cegwinnen, 
wand der wech und daz pfat enge ist daz dar treit. Jdoch 
chumt ez etewenne also daz der mensch des sei an ungelouben 
lebt in dirrer werlt und von guten werchen sich niht enthaltet 25 
unde hütet sich von unrehten werchen und lebt got und ist der 
werlde tot, Daz chumt also daz der mensch ane grozze quäle 
sines lebens hintz dem himelriche chumt. ist et sin hertze tu- 
gentlich und erberch, so wonet got pi im. Iterum Augustinus: 
Dominus nos custodit ab omni malo, non, ut nichil patiamur ad- 30 
versi, sed ut ipsis adver (3 b2 ) sitatibus anima non ledatur. 
Cum enim temptatio adest, fit quidam in id, quod nos inpugnat 
introitus et cum bono fine id est sine vulnere anime temptatio con- 
sumatur. Et sie ad eternam requiem de profundo temporalis 



1 so übergeschrieben 14 habz 25 enthalten, das letzte n ist durch- 
strichen und dafür t geschrieben 26 vorf 27 der fehlt 28 Ut er »in 



14 



Schönbach. 



[198] 



laboris exitur. Daz sprichet dutsche alsus: Unser herre von 
himelrich der ist unser bewerer, er behütet uns vor allem 
ubele. Nu sprichstu lihte, einvaltiger mensch, du da not und 
arbeit in dirrer Werlte leidest: Hete min schepfer min dhein 
5 ruchunge und wer ich im lieb, sone bestropft mich des jares 
so manich unselde niht. Sich, so redest du ubel. woldest du 
zwei himelrich haben? des enmac niht sin. So dich stürm und 
leit nach dirrer werlt anget von siehtum, von hertzeleit, so du 
danne dines leides nach der Werlte so niht eninnest, daz du 

10 mit unrehter leide oder mit zorn oder räche die sele niht en- 
wndest, sich, daz ist unsers herren hüte und sin veterlichiu 
triwe. So diu bechorunge dich bestellet, sich, so bist chomen 
hintz der tur dines champfes, so solt du dringen, gesigest du 
da und denne, so wizze daz unser herre pi dir ist gewesen 

15 und hat dich behütet. Der niemer niht gestritet der gesigt och 
niemer. der och danne an signuft ist der belibet ouch vil leihte 
(4 al ) ane die chrone die unser herre sinen wolstritenten ritern 
gibt. Iterum Augustinus: Christiane perfectionis est paeificum 
esse et cum pacis inimicis spe correctionis non consensu ma- 

20 lignitatis, ut, si nec exemplum nec cohortacionem dilectionis 
sequantur, causas non habeant propter quas nos odisse debeant. 
Daz sprichet tutsche also: Swer ein güt mensch ist und der 
sines lebens, daz ist christenliches lebens, nach geistlicher 
volchoft vurchomen wil sin und werden, der sol tun also unser 

25 herre tet und also der wissage von im sprichet: Perfecto odio 
oderam illos, und anderswa: Cum hiis qui oderunt pacem eram 
paciticus. er sprichet also: Ich hazzet die sunder mit volquomen 
hazze. Volquomen haz ist: daz man der sunder untugent und 
ir missetat hazze und niht die menschen und daz man vride 

30 mit in hab und daz man mit in geselle si, ob sie wellen, daz 
ist, ob si guter leute geselleschaft gern öf bezzerunge, niht daz 
man in liebechosen helfe von ir bosheit. Daz sol man darumbe 
tun als sant Augustinus sprichet: Daz si dehein ursag mügen 
gehabn hinze den guten leuten. Wände vluhe der reht den 

35 unrehten, so gewnne er haz hintz im. Da von schol der reht 
mensch den unrehten under wilen heime (4 a2 ) liehen, ob er in 

6 Sic 9 eniniat 15 gestrittti 31 in geselle ist / aus ursprünglichem h 
gemacht worden 36 hemelichen 



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[199] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. II. 



15 



eteswenne vind in riwen, daz er im cestaten chom und ouch 
daz er sinen haz mit sinem vremiden iht geber. Iterum Augu- 
stinus: Potest homo invitus amittere temporalia bona, eterna 
vero nunquam nisi volens amittit. Daz wort sagt uns allen 
mat vor dem almehtigen rihter. Ez sprichet sand Augustinus 5 
also : Daz nieman ist in der werlt so waltec ern mug ane sinen 
danch verlisen swaz er von der werlt hat, ez si richtum oder 
ander gut. Daz himelrich enmach nieman Verliesen nun mit 
willen, und daz daz also wäre sei daz sprichet sanctus Gre- 
gorius in Moralibus: Si ipsa se ad iina appetenda non dejecerit, 10 
contra hanc malignorum spirituum perversitas nullatenus con- 
valescit, et per eam transire nequeunt quam contra se rigidam 
in superna intentione conspiciunt. Ez sprichet also sanctus Gre- 
gorius: Ezn si daz diu Christen sei sich selben da mit verswache 
daz si ir m&t, ir sin, ir gedanch nider neige in dirrer werlde 15 
sceie, sone hat der tievel dhein gewalt an ir. Der tievel der 
spilt mit dem menschen als diu chint an der strazze mit ein- 
ander tunt: Einez nimt daz ander bi dem har und bukket ez 
nider, so ez daz spil hat (4 bl ) verlorn daz da heizzet: Burch- 
hart eselin. Sich, du mensch, also ziuht dir der tivel daz 20 
helmel vor als einer jungen chatzen mit der werlt galster. 
Siht er danne daz du gelench bist nah dem goukelspil, 
sacehant so hat er mer rehtes an dir danne vor. so du wider 
dines engel rät tust, so nimit er din sei vil schentlichen unde 
bukket si und ruffet andern tiveln: ,Sali ultra, Spring über! 25 
er hat verlorn, nu dar! er helt dach. Swer wir in nu mit 
zorn, nu mit bcesen gelüste, nu mit nide, süst und so, daz er 
iemer mere sich berihten mag.' Bistu aber strenge an diner 
himelischen andaht und daz du den getrlwen got vor ougen 
hast der dir daz selbe geheizzen hat daz er dich in dheiner 30 
bechorunge iemer welle verlazzen, ruffestu dem, so wizze daz 
daz dir der tivel schaentlichen entrinnen müz. So er her gee, 
so slah in ouf den chouf mit einem Ave Maria, mit den zwein 
worten, chanst du niht mere, gesigst du in allen an. Iterum 



10 moralib' 17 AU 18 eine» 20 zuerst dich, welches durchstrichen und 
unterpunctiert ist, dann darüber dir 27 bessern f 28 vor iemer steht mir 
aber durchstrichen 32 enCnnen 34 vor niht steht dich, durchstrichen 
und unterpunctiert. 



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16 



Schönbach. 



[200] 



Augustinus: Hoc affectu et desiderio colendus et amandus est 
deus, ut cultus sui ipse sit merces. Nam qui (4 b2 ) deum colit 
ideo ut magis aliud quam ipsum promereatur, non deum colit, 
sed id quod assequi concupivit. Disiu wort sprichet der süze 
5 lerer, Sanctus Augustinus, und leret uns joch wie wir in lieb 
sulen haben. § Warumbe wir in lieb sulen haben des endarf 
nieraan irre gen, swer rehte betrahten chan und wil waz 
genaden er uns hat getan, daz wer celanch, der gnaden 
ist cevil. Wie wir in liep sulen haben daz leret sanctus 

10 Augustinus und sprichet also: Hoc affectu. Mit so getanem 
willen, mit so getaner andaht, mit solher girde sol man 
unsern herren minnen: Swer der in minne daz der anders lones 
niht enger darumbe daz er unserm herren dienet nun in selben, 
unsern schephere. Wände dienest du im umb anders iht danne 

1 5 daz er sich dir ce lone gebe, swaz daz ist, ez si gut, ez si ere, 
daz must du dir celone haben und gesihst sinen amplich niemer. 
wand er din so starche gert, daz es sin Wirtschaft heizzet und 
och ist, swenne din hertze also gestalt ist daz er pi dir wonen 
mach und sol. Delicie meo esse cum filiis hominum. So getaner 

20 wirtschefte het er bechort, sanctus Augustinus, do er sprach 
(5 al ): Quicquid michi dominus meus dare vult auferat a me 
praeter se. Quicquid mihi praeter illum est delectatio non est 
michi. Omnis copia quae dominus meus non est egestas est 
michi. Domine, si vis quod recedam a te, da mihi alium te 

25 unde te fugiam ad te, alioquin non recedam a te. Swaz mir 
min herre geben wil da er selbe niht under ist daz ist mir 
under. Ist er under der gäbe, so ist diu gab elliu gut. Swaz 
ich an in han daz ist mir allez ane wunne. Elliu gnuhtsam 
diu ot min herre selbe niht ist diu ist mir als ein armut. 

30 Herre, wille du daz ich von dir vlihe, so zeig mir einen andern 
dich, daz ich dich vlich hintze dir. Meht du des niht getun, 
sone chom ouch ich von dir niht. § Seht, dem was ernst, dern 
wolde niht ein abtrunne werden als wir armiu, chranchiu leute. 

7 in betrahten ist A übergeschrieben 10 Sprichet 12 Swer er in 17 daz 
ez 18 Swenne 20 Do 26 Ut mir fehlt 28 alles 



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[201] 



Mittheilnngen au.« Alt<li>ntse1icn Handschriften. II. 



17 



IL 

(71») Dominica II. 

Homo quidara fecit cenam magnam. Mine vil lieben, von 
den himelischen gnaden und von den ewigen friüden seit uns 
der almehtiggot hiut an dem heiligen ewangelio ein pispel, den 5 
riehen vil sorchsamez und den armen vil trostsamez. Iz was 
ein richer man der machet eine grozze wirtschapht und bat 
da zu alle sin friunde und alle sin nachwentigen. Do diu Wirt- 
schaft do bereit wart, do sant er uz sein boten, daz si chömen. 
do ne wolt ir deheiner chomen und verseiten sich alle gelich. 10 
Einer sprach: er het ein eigen gechüfet, daz müs er sechen. 
Der ander sprach: er heit ohsen gechüft, di schold er bescaowen. 
Der tritte sprach: er hit ein wip heim gesentet, er möht niht 
chomen. Also verseiten si sich alle und chomen niht. Exi cito 
in plateas etc. Do sant der herre ander boten uz nah blinten 15 
und nach chrumpen und nach andern armen liüten und erfüllet 
sin hous da mit. Waz diu rede bediute daz schult ir hören. 
Der riche man der di Wirtschaft da machet daz ist der al- 
mehtiggot selbe, der hat uns ein Wirtschaft gemachet da ze 
himele da deu ewige freude ist di wir her nach mit Hbe und 20 
mit sele besitzen schöllen. Di boten die da uz würden gesant 
daz sint di leraere di eiu daz gotes wart sagent. want so si 
iu sagent von den grozzen helbizzen di iu bereit sint umbe 
euwer sunde und iu sagent von den himelischen gnaden di iu 
bereit sint, ob ir si verdinet in dirre werlt mit triwen und 25 
mit warheit und mit brüderlicher rainne, so vernemet ir di 
botschapht des almehtigen gotes. Di daz eigen und di ohsen 
chüften daz sint alle di di sich mint richtum und mint päwe 
und mit wertlichen dingen bechummerent, daz si got niht ge- 
dinen mugen noch daz gotes wort nicht gehören mügen. Der 30 
daz wip da heim leitet daz sin alle di ir gelüst und ir müt 
an dise werld so vaste gechert habent, daz si nimmer gedenchent, 

II Die Ueberscbriften und Anfangsbuchstaben der lateinischen Texte sind 
roth 4 himelichen — ewigen gnaden frieden 11 m&r' er 15 UUen 
24 himelichen 26 tr fehlt 28 daz si alle 31 leiten - daz »i alle, eintt 
32 si fehlt - gedenchel 

t 



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18 



Sch6nbach. 



[202] 



ob si got deheines dinstes schuldich sin und ob si immer 
ersterben schüln. Di chrumpen und di blinten di ze der 
Wirtschaft do chomen daz sint alle di got dwinget in dirre 
werlt mint sihtum, mint armut und mint maniger slahte unsenfte 
5 unze in die wile daz in disiu werlt beginnet ze niden und 
daz gotes riebe beginnet liben. So welle wir warnen daz der 
almechtiggot der arm dehein ruchunge habe! Ja, er gewis- 
lichen, want, swelhen er in dirre werlt refset mit flüst der 
liben freuden und des gutes, der hat er ruchunge, ob si iz 
10 dultichlichen tragent. want di bringet er alle ze (71 b ) wirt- 
scheft, ze den ewigen gnaden. Des gewer • iuch de vater 
und etc. 

Dom. III. 

Erant adpropinquantes ad Jesum publicani. Wir lesen 

15 hiut an dem hiligen ewangelio daz unser herre suntige Hute 
zu im lochet und az und tranch mit in. Daz marhten ander 
Hüte die sich rehter duhten daz got dehein gemeinde mit 
suntigen liüten het und redten dar zu. Da antwft in unser 
herre vil genadichlichen und sprach: Quis ex vobis horao etc. 

20 Swelher under iu zehenzch schaf hat und verliüst der ainz, 
er leit diu andern sten und geit nah dem einem unz er iz 
vindet. Waz er da mit meine daz schult ir verneinen. Der 
daz schaf verlorn hat und daz suchet daz ist got selbe, des 
schaf si wir und alle saelige Hüte, wand er uns geschaffen hat. 

25 der schaf verlos er einz, do wir verstozzen würden von der 
menige der heiligen engel. Daz schaf suchet er do, do er von 
himel hcrn erde chome, daz er uns süntige menschen bechert 
von unsern sunden und daz er uns wider erlediget hat van des 
tivels gewalt und uns wider braht hat zu den ewigen gnaden 

30 mit siner martyr. Also sucht er uns tajgelichen und rüffet uns 
nah, daz wir uns becheren von unsern sünden, daz uns der übel 
wolf, daz ist der tSvel, iht ersliche, der naht und tach dar nach 
ringet wi er uns betrigen müge. Dem schult ir tiegelichen wider 
sten mit heiligem gelüben, mit iwerm gebet, mit almüsen und 

35 mit allen guten dingen und schült gut des biten daz ir mit 

5 di wüe siu werlt, wile durchstrichen 23 suchet, v übergeschrieben 
26 suchet, v übergeschrieben 32 dar \ ringet \ näch 



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[203] 



Mittheilungcu aus altdeutschen Handschriften. II. 



19 



sinen helfen wider ehÖmen müzzet zu den niün chören der 
hiligen engel danne ir gevallen sit. des helfe er uns, Qui 
vivit. Amen. 

Dom. IV. 

Estote misericordes sicut et pater etc. Ir schult diu gebet 5 
des almehtigen gotes merchen, ob ir daz verdinen weit daz ir 
geheizzen werdet diu chint des almehtigen gotes. Er ratet iu 
hiut an dem hiligen ewangelio daz ir barmherzich sit, wände 
iwer vater barmherzich ist über alle sin hantgetat. Diu mazze, 
sprichet unser herre, di ir gemezzen in dirre werlt hat, diu wirt 10 
iu wider gemezzen, da ir des aller beste bedurft. Mit der rede 
hat er iüch gemeint, daz ir barmherzich sit über iwer ermer, 
und swa ir deheinen menschen seht in cheiner noht, daz ir dem 
helfet mit dem selben vlizze sam iu selben, ob iuch chein nöt 
anginge, want geschriben ist: Beati misericordes quoniam mi- 15 
sericordiam consequentur. (72 a ) Die sint sseligen, sprach unser 
herre, die da barmherzich sint, wand über di erbarmt sih der 
almehtig got. Divitem et pauperem fecit dominus. Der almehtig 
got, spricht diu hilige schrift, der were des geweltich daz er 
uns alle ebenrich hit gemachet, nu hat er durch daz di riehen 20 
geschaffen, daz er di riehen wil versuchen, ob si sinen willen 
tun wellen. Mine-vil lieben, so tut den armen ze gut allez daz 
ir müget und habet di barmherze vor allen dingen, daz ir da 
mit verdinet daz sich got über iüch erbarm und iu nah disen 
Übe geb den ewigen lip. Amen. 25 

Dom. V. 

Omnes unanimes estote in oratione. Der gut sanetus Petrus 
ratet iu hiut daz ir gemeinlichen an iurem gebet sit und daz 
ir got bitet daz er geruch iu ze gnaden und aller heiligen 
Christenheit al nah sinen gnaden und nah iüren notdurften. 30 
Compatientes estote. und ratet iu daz ir barmherzich sit: 
swaz iür einem werre, daz iz ouch dem anderm werre und 
daz er in da von helfet, swa er möge, fraternitatis amatores. 

1 mvzzent nt durchstrichen, t übergeschrieben 10 gemenzzen, das falsche n 
durchstrichen 13 vienacken, s übergeschrieben 1-1 die not ob iveh chein 
not anginge 21 er fehlt 24 disemf 30 * ivren 32 ivrm einem 



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20 



Scbftnbteb. 



[204) 



Und daz ir brüderlich minne habet alle wider einander. Mise- 
ricordes. Modesti. Humiles. und retet iu daz ir chüsclichcn 
an nil lebt und an haz und an alle hohvart und daz ir hich 
dimutiget mit Worten und mit werchen wider alle liute; swer 
5 iuch leidige mit deheinen dingen, daz ir dem lonet mit gute. 
So enphahet ir den waren segen von dein al nichtigen got, daz 
ist diu himeli8ch gnade. Zu den gnaden beleite iuch der wäre 
gotes 8un, der geb iu gut ende. Amen. 

Dom. VI. 

10 Amen dico vobis, nisi habundaverit justitia vestra plus 

quam scribarum et pharisaeorum etc. Unser herre der retet 
iu hiüt an dem heiligen ewangelio daz ir iuch behütet vor 
unrehtem zorn und vor lanchrech. und mit nide und mit hazze 
der wirt gewitzet in ener werld an eines mansleken stat. 

15 Wand, als sanetus Johannes chüt, swer so mit hazzegem zorn 
und mit lanchrajche erfunden wirt an sinen letzen ziten der 
ist ein mansleke vor dem almehtigen got. Von diu, mine vil 
lieben, swaz der immer tut ze gut di wil mit vasten, mit 
alinüsen, mit opher und mit gebet daz hilft in allez niht, als 

20 er selbe chiüt, unser herre: Si offers munus tuum ad altare etc. 
Swenne so ir iwer opher bringen weit zu dem alter, sprichet 
er, so schult ir gedenchen ob ir wider iemen iht getan habt 
oder ob iman wider iuch iht getan habe und versunet iuch 
wider inander, so ist got iwer opher gensem und vergibt iu 

25 alle iwer sünde und bringet iuch alle zu den (72 b ) ewigen 
gnaden. Dar muez er iuch bringen durh siner gut willen. 

Dom. VII. 

Sicut exhibuistis membra vestra servire imraundicie etc. 
Der gut sanetus Paulus ret iu hiut an dem heiligen ambt: swa 
30 ir dem leidigen vinde ze dinst sint worden mit chein dingen, 
daz ir iuch daz lat riuwen von herzen und daz ir iuch setzet 



3 hos 4 £u> s 7 himeluch, s übergeschrieben 13 com c durchstrichen 
und s übergeschrieben 15 Su>" — chorn 18 "ze gvt tvt" 21 tr, zuerst e, 
dieses unterpunetirt und i übergeschrieben 22 aefodt, ch übergeschrieben 
25 zvden . zv den 



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[205] 



Mittheilungen aas ultdeutfchen Handschriften. 11. 



21 



in daz dinste des almehtigen gotes. Wand swer dem leidigen 
vient d'int dem wirt mit den ewigen Ungnaden gelonet. Swer 
aver got vlizlichen dinet unz an daz ende dem wirt des gelont 
mit ewigen gnaden. Dar umbe so bit den almehtigen got daz 
ir iüch entzihen müget mit siner helfe von dienst des tivels 5 
und daz er iüch ze sinem dinest also gesellen müze, daz ir 
da mit di ewigen gnade verdinet. die geb iu der almehtig 
got. Amen. 

Dom. VIII. 

Adtendite a falsis prophetis etc. Mine vil lieben, iz sint 10 
sümlich Hut di sih an dem pilde erzeigent sam si gut liute 
sin und ist ir herze idoch untriwen vol und unwarheit. von 
den liuten schult ir iuch sundern, swa ir muget, und schult 
iuch des vlizzen, swa ir güt beget vor den liuten, daz ir daz 
mit durnehtigen herzen tut, daz ir von liuten deheines lobes 15 
noh deheines lones da von icht mutet. Want unser herre 
sprichet: Non omnis qui dicit mihi: ,domine, domine', 
intrabit in regnum celorum. Alle di mih an rüffent mit dem 
münde und sprechent: ,herre, herre, erbarm dich über mich', 
den gib ich mines riches niht. Want daz gib ich niraan wan 20 
dem einen der mines vaters willen tüt. Der tut des hime- 
lischen vaters willen dem uf dirre werld nicht so lip ist so 
gotes hülde und der dar nach wirvet mit triwen und mit war- 
heit und mit gab und mit almüsen und mit vasten und mit 
wachen und mit andern guten weichen, der dar an erfunden 25 
wirt an sinem ende. Daz ir mit allen guten werchen nah des 
almehtigen gotes hulde werven müzzet und di ewigen gnade 
verdinen, des helfe eu der. 

Dom. IX. 

Facite vobis amicos de mammone injusto etc. Unser 30 
herre, der almehtiggot raetet iü an dem heiligen ewangelio 
daz ir iu fründe machet in dirre werld mit dem zergaenclichen 



3 dinet de, de durchstrichen 12 vol vn warheit 13 den fehlt 15 dw-neh- 
(igen, i aus e 20 nivian wand 27 mvzzen — muzzentt 28 D h ev d s 
roth durchstrichen, also hervorgehoben 31 heV 32 tu fehlt 



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22 



Sclioabat'li. 



f206] 



gute daz ir von sinen gnaden habet. Swen so iu dirre l'ip 
weichet, daz ir nach gote niht geserbeiten muget, daz si iueh 
danne zu in lochen in diu ewigen gessezze. Di friünd, mine 
vil lieben, di ir iu nu machen schult in dirre werld mit dem 
Ö zergenclichem güte daz sint di arm liüte, den schult ir iuwer 
almusen geben durch (73*) got die weil ir lebt. So ir danne 
selbe nah gute niht gearbseiten müget, daz ist denne so ir 
disen lip verwandelt mit dem tode, so löchent iueh di arm in 
di ewigen gezelt. Wand unser herre daz almusen enphsehet 
10 daz ir den armen in sinem namen gebt, der lochet iueh nah 
disem Übe in di ewigen gnade da nimmer mere dehein un- 
genade gegent. Des verlieh iu der almehtiggot. Amen. 

Dom. X. 

Videns dominus civitatem Jerusalem flevit super illam. 

15 Wir lesen hiut an dem heiligen ewangelio: do unser herre got 
zeimal nsehet zeder stat Hierusalem, do begunde er weinen 
und sprach also: Quia si cognovisses et tu etc. Owe, sprach 
er, und westestu waz dir chümphtig ist, du weinst mit samt 
mir. Want dich besitzent din veint und umbegrabent und. 

20 zestörent dich also, daz si ein stein ob dem anderm niht lazzent, 
und slahent dir elliu diniü chint. Waz diu rede bezeichen daz 
schult ir merchen. Diu stat di unser herre bewaint diu be- 
zeichent ein igelich sele diu ir sunde niht beweinen wiL Di 
umbeligent ir veinde, wand, so der mensche an dem tode bette 

25 liget, so choment di leidigen veinde und besitzent den lichnam 
und briugent im ze ougen alle di sunde di er ie beginch und 
angestent im di sele mit ir so grülichen geberden, notent si 
von dem libe ze varen. Di stat zestörent si, so si di sele 
hinz helle fürent. Da lazzent si ein stein uf dem anderm niht, 

30 wand dehein sunde so chleine sint si ne werden der selben sele 
in der helle abgebrant. daz verdinet der mensch da mit, so 
in der almehtiggot gesieht in dirre werld umbe sine sunde mit 
sihtüm und mit armüt und mit andern angesten, daz er sich 
denne niht becheret. Dar umbe so bitet hiut den almehtigen 

15 her, h durchstrichen vgl. 215, 3 22 bezeichet 24 ir vi veinde, vi durch- 
strichen — d s übergeschrieben 28 so di sele 29 lozzet 31 verdine 
mensch 



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[207] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. Ii. 



23 



got daz er iueh behüte vor iwerir vinden, daz si iu Iwer stat 
niht angewinnen mit ir ubeln listen, sunder daz ir also geleben 
müzzet, daz ir der ewigen gnaden wirdich wert. Amen. 

Dom. XI. 

Descendit hic justificatus in domum suam. Mine vil lieben, 5 
unser herre der hat uns geweiset an dem heiligen ewangelio 
wi wir beten schüln, so wir zu dem gotes hüse chomen. Er 
seit also : Iz giengen zwei mensch in ein gotes hüs und baten 
da. Do gieng der ein der sich ein gut man duhte hin für zu 
dem alter und wart sin gebet also: ,Deus, gratias tibi ago. 10 
Herre, ich sage dir vil grozze gnade daz ih enbin ein ruber 
und ein uberhursere und ein unrehter mensch (73 b ) als der 
publicanus. Ich vast zwen tage in der wochen und gib minen 
zehten alles des ich han'. publicanus autem a longe stans 
percutiebat pectus suum dicens: ,Deus, propicius esto mihi 15 
peccatori*. Dar wider so stunt der publicanus der da ein 
sünter was vil verre hin dan und slüch an sin herze und sprach : 
,Herre, nu erbarm dih über mich'. Mit dem phariseo der sich 
siner gütete da rümet und da mit alle sin arbeit vlos hat uns 
der almehtig got gewarnt, ob wir chein gütete an uns wizzen, 20 
daz wir uns des iht rümen und daz wir im der danchen, swaz 
wir aver sunden begen, di schül wir nimen zeln wan unser 
selbes chrancheit. bi dem publicano der sich siner sünden als 
harte erchom, daz er an sinem gebet niht getorst uf sehen hin 
ze himel, und da mint erarnt daz im got sin sunde vergab, 25 
so schült ir gewarnt sin daz ir an iwerm gebet got vil dimutich- 
lichen schult biten, daz er iu verlihe den antlaz aller iwer sünden 
und iu geb den ewigen lip. Amen. 

Dom. XII. 

Exiens Jesus de finibus Tyri venit per sidus ad mare 30 
Gralilee. Wir lesen hiut an dem hiligen ewangelio daz unser 
herre zwei zeichen beginch an einem menschen der was ein 
tor und ein stumme, dem gab er wider sin gehörde und sin 
spräche, waz der selbe mensche bezeichen daz schült ir mercheu. 

9 

1 Binden, erstes 7i ans e 0 sich de ein, de durchstrichen 11 ihc, c radirt 



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24 



Schönbich. 



[208] 



Der mensch bezeichent allez manchunne und sunderiichen ein 
igeliehen suntaere der dem tivel gerner dinet dsenne sinem 
schephsere. Dem git unser herre denne sin gehörde wider, so 
er im den mut git daz er von got gern hört sagen. Er git im 
5 sin spräche wider, so er got beginnet lobeu von allen sinen 
sinnen und in des innechlichen bitet daz er sich hinz im er- 
barme und daz er in bringe zu den ewigen friuden. Also 
schult ir in hiut biten, swa ir siniu wart über höret habt, da 
ir diu mit den guten werchen niht erfüllet habt, und swa ir 
10 indert erstummet sit an dem gutem lobe des almehtiggotes, 
daz er daz an iu geruch zu wandeln und iu der gnade verlihe 
daz ir an gotes lob und an allen guten werchen erfunden wert. 

Dom. XIII. 

Beati oculi qui vident quae vos videtis. Uns seit unser 
15 herre an den hiligen ewangelio wi wir nah den ewigen gnaden 
werven schfiln. Er saget uns daz ein gut phaffe zu im chome 
und vraget in wi er den ewigen lip verdinen möhte. Des 
antwrt im unser herre: Diliges dominum deum tuum ex toto 
corde tuo. Du scholt dinen herren und dinen schephajr von 
20 allem dinem herzen (74 m ) und mit allen dinen werchen und 
scholt dinen eben Christen minnen als dich selben. Der 
minnet got von allem sinem herzen und von allen sinen chreften 
dem in dirre werld vorder lip noch deheiner slaht gut Uber 
ist denne got selber und der ewige lip. Der minnet sin eben 
25 Christen als sich selben dem allez daz we tüt daz iman wirret 
an dem Üb und an der sele und an dem gute und mit Worten. 
Der selben minne schult ir iuch vlizzen und schult got biten 
daz er di in dem iüwrm herzen geruche ze vesten, daz ir da 
mit verdinen müzzet den ewigen lip. Amen. 

30 Dom. XIV. 

Cum intraret Jesus quoddam castellum etc. Wir lesen 
hiut an dem heiligen ewangelio daz zu unserin herren X sichen 
chomen. di machet er alle gesunt und hiez siu do gen zu ir 
ewarten, daz si sih den zeigeten. Di miselsuhtigen di bezeichent 

8 «rvaz 10 lobo 11 vdftftAen, n durchstrichen 12 Vn 15 h> — deni? 
28 h>ze 32 dem fehlt 



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[209] 



Mitteilungen huh altdeutschen HandBchriiten. Ii. 



25 



alle di liüt di sich in dirre werld bewellen mit manichvalten 
sunden. Want als der miselsuhtige mensch bescheiden wirt in 
dirre werld von andern Hüten, also wirt diu suntige sele daz 
jener werld gescheiden von allen guten seien und von den 
himelischen gnaden. Daz unser herre di miselsuhtigen sant, 5 
daz si sih zeigten ir ewarten, da mit hat er nu bediütet, swa 
ir bewollen sit mit deheiner slaht sunden, daz diu oberst misel- 
suht ist, daz ir chomen schult zu iuwerm ewarten und daz 
ir iuch dem zeiget in iuwer heimelich bihte und nah sinem 
rate iwer sunde an wert und gereingt wert von der miselsuht 10 
mit warem antlazze daz got selbe ist. des helf. 

Dom. XV. 

Nemo potest duobus dominis servire. Unser herre, der 
almehtiggot, sseit uns hiut an dem heiligen ewangelio daz 
niman zwein herren zedanch gedienen müge, er niüze antwederm 15 
übersehen an sinem dienste. Ir muget got niht gedinen und 
der werld und dem leidigen veint. Dise rede schult ir merchen. 
Mine vil lieben, ir schult got gerner dinen denne dem tivel. 
Wand ir zwaier dinest und ir zwaier Ion ist ungelich. Des 
leidigen viendes dinste ist hur und uberhur, manslaht, untriwe 20 
und elliu bosheit. Sin Ion ist pech und swebel und fiver und 
manich ungenade. Da von Schölt ir got biten daz er iuch be- 
vvare und schult iuch setzen in daz dinest des almehtigen gotes. 
Des almehtigen gotes dinst ist triwe und warheit und chüsch 
leben und diu cristenlich minne und aller slaht gutet. Sin Ion 25 
ist diu himelisch gnade und der ewige lip. (74 b ) Dar nah 
schult ir ze allen ziten werven mit allem vlizze, mit vasten 
und mit wachen, mit almüsen und mit gebet. So ir von dirre 
werld scheidet, daz ir denne enphahen müzzet daz Ion des 
ewigen libes. Amen. 30 

Dom. XVI. 

Ibat Jesus in civitatem quae vocatur Naym. Wir lesen 
hiut an dem heiligen ewangelio daz unser herre chome in ein 

5 himelichen — Daa 10 misesuht 16 sine 18 lieben Ir 25 im de div, 
de durchstrichen 26 himeliach, s übergeschrieben 31 Diese Predigt ist 
nicht gezählt worden, wesshalb von hier ab die Sonutagsziffern immer 
um eins niedriger sind, als sie sein sollten. Ich habe das Richtige ein- 
gesetzt und gebe die Abweichung nicht mehr besonders au. 

3 



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20 



Schönbach. 



[210] 



stat diu hiez Naym. Do volgent im di zwelfpoten nah und 
grozze menige ander Hüte. Do er najhent zu der stat, do trug 
man gegen im auz der stat einen toten jungelinch. Dem volgt 
sin müter nah waeinent. Do tet der der wäre trost als er hiut 
5 tut allen den di in vor ougen habent: di tröstet er. Also trost 
er des jungelinges müter der da tot was und ginch zu der par 
und sprach : Adolescens, tibi dico surge. Jungelich, sprach er, 
ich gebiut dir daz du ouf stest. ze hant bi dem wort stund 
der töte üf. Also schult ir hiut got biten, als er disen toten 
10 erchüchet an dem tode der sele, daz ir besitzen müzzet di 
ewigen gnade. Amen. 

Dom. XVII. 

Cum intraret Jesus in domum cujusdam principis Phari- 
saeorum etc. Wir lesen hiut an dem heiligen ewangelio daz 

15 unser herre einen sieben gesunt machet der het di wazzersuht. 
Der sichtum ist also getan: so der mensch ie mer trinchet, so 
in ie mer durstet und so im ie wirs ist. Mit dem sichtum ist 
bezeichent diu girscheit an einem islichen dinge der sih der 
mensch wenet. wand als der mensch gr'ise ie mer gewinnet 

20 Schatzes, so im ie wirs dar nah ist. So der trincher ie mer 
trinchet, so er ie gerner trinchet. So der hurlustigsere ie mer 
gehurt, so er ie mer brinnet. daz ist diu angestlichiu wazzer- 
suht da von des süntigen menschen sele sich zeblsete und ge- 
swillet nah disem libe. Da von schult ir got biten daz er iueh 

25 beware und iu di girde geb daz ir nach sinen hulden werven 
müget. des helf. 

Dom. XVIII. 

Magister, quod est mandatum magnum in lege? Daz hei- 
lige ewangelium daz wir hiut lesen daz lert uns wi wir nah 
30 unsers herren, des almehtigen gotes, hulde werven schüln. 
Wir schüln uns ze aller voderst vlizzen der heiligen minnen 
hinze got, daz wir den minnen von allem unserm herzen und 

1 hiez nn nagm, Rtl durchstrichen 3 stat g einen, g durchstrichen 4 vor 
trost s, welches radirt ist <i waz 20 Schatzes, s übergeschrieben — daz 
nah 22 a. suht wazzersuht, suht durchstrichen 23 dez — mensch 25 nach 
dise sinen, dise durchstrichen 30 h s ren 'hulde des aCm gotes' 



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[211] 



ItittbedugM ans altdeutschen Handschriften. II. 



27 



von allen unsern creften. uns schol niht so lip sin so gotes 
hülde. Wir schüln unsern ebencristen minnen als uns selben, 
swaz iman laides werre daz schol uns allen werren und leit 
sin sam ob iz uns wür (75 a ) re. Wir schüln unsern ermeren 
helfen al nah unsern staten. Wir schuln triwe und warheit 5 
haben alle wider an ander, da mint so verdinen wir den ewigen 
lip. Amen. 

Dom. XIX. 

Ascendens Jesus in naviculam. Wir lesen hiut an dem 
heiligen ewangelio: do unser herre ze Nazaret chome in di io 
stat, do wart im bracht ein petterise. dem vergab er alle sin 
sunde und macht in gesunt an der sele. Den hiez er uf sten 
von dem bette und hiz in hin haim in sin hüs gen. Also schält 
ir got siner gnaden biten, swa iüwr sele indert sich sie von 
suntlichen vergift, daz er iu di gesunt mache und iuch nah 15 
disem libe ze dem ewigem heim wesen geleiten müzze. Des helf. 

Dom. XX. 

Videte quomodo caute ambuletis. Der gut sant Paulus 
rsetet uns hiut an den heiligen ambt daz ir iuch des vlizzet 
alle di wille und ir nu lebt daz ir got vor ougen habt, want 20 
allez ditzze leben daz ist dar zu gesetzet daz wir nah des 
almehtigen gotes hulde werven schüln, daz wir nah disem libe 
an dem engestlichem tage sicher müzzen gesten. Der engestlich 
tach ist, so ein islich mensch ze rede gesten schol an sinen 
jungesten ziten und rede müz geben aller der dinge der er 25 
gefrümt hat mit warten und mit werchen und dar nah Ion 
enphahen müz. Von diu schult ir unsers herren willen tun, 
swa ir müget. Unsers herren wille ist daz ir allez nidet daz 
iu schedelich sie zeder sele, daz ist hur und Äberhür, manslaht, 
roup und brant etc. Und schult iuch nemlichen behüten vor 30 
trunchenhait, want diu ist über alle dinch schedelich der sele. 
Sin wille ist daz ir iuch nsehent ze sinen gnaden mit chirch 



2 'ebencrüten vn» s n' 4 emiernen tl Do wart 15 sunllichemf — nah nah 
16 Dez Helf 19 dem? — dez 25 'eriV yefrvmt na hat, na durchstrichen 
29 schedüich Ut sie — uach niawlahi leerer Kaum für ein Wort 

3* 



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28 



Schönb&ch. 



[212] 



kange, mit gebet, mit almüsen und mit andern guten dingen, 
da mit ir verdinen schult di hündischen friude. Des. 

Dom. XXI. 

Induite vos armaturam. Der gut sant Paulus rsetet iu 
5 hiüt daz ir iuch waffent mit dem waffen des almehtigen gotes, 
daz ir widersten muget des leidigen viendes listen. Der leidig 
viend der enhat weder vleisch noch pein an ime. von dan so 
ne muget ir iuch sin niht erweren weder mit »werten noh mit 
schilten. Ir müzzet iuch sin erwern mit geistlichen waffen. 
20 Daz ist der heilige geloube, daz ist triwe und warheit, daz ist 
(75 b ) daz rein almusen, daz ist chüschez leben, da mit schult 
ir iuch des leidiges tivels erwern und schult da mit ervehten 
di himelische gnade, des siges gerüch iu got zehelfen durch 
sin güte. Amen. 

15 Dom. XXII. 

Simile est regnum celorum homini regi qui posuit rationem 
cum servis suis. Unser herre gelicht dise werld so si an den 
jungesten tach ist einem chunige der het sin teidinch mit 
siuen cinsgelten. Dem wart bracht einer der scholt im cehen 

2o tousent phunt. do er do der niht geleisten mohte, do hiz in 
der chunich verchoufen mit wibe und mit chinden unz daz im 
vergolten würde. Do viel der geltare dem chunige ze füzzen 
und bat in geuaden daz er im bit, so gult er im allez sin guot. 
Do benadet in der chunich und lie im allez sin gut und vergab 

2'j im alle sin schulde. Do er do von dem chunige gie, do vand 
er ein der schold im wan zehenzch pheninge. den habt er zu 
und vordert sin gelt. Do viel er im ze füzzen, do er im niht 
het zegeben, und bat in daz er genasdich wa;re unz er im ver- 
gülte. Do er sih do niht erbarmen wolde über sin hüsgenozzen, 

30 daz wart sinem herren, dem chunige, geseit. der saut nah im 
und sprach : ,Dü vil ubeler schalen, warumbe vergebe du niht 
dinem hüsgenozzen daz ciain gelt, seid ich dir vergab daz min 
grozze gelt. Nu nemet in und dwinget in übelichen', sprach 

2 himelichen 5 xcaffet 8 erw s ren 10 daz ist daz ist daz 13 hetne- 

li*che 17 dem? 1« Ut fehlt 19 wart fehlt 23 alles sin gvle 30 da wart 
- h"re 



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[213] 



Hittheilnngen ans »IMentßchen Handschriften. II. 



29 



er ze sinen undertancn, ,unz er mir allez min gelt gebe*. 
Mine vil lieben, dise rede di redet unser herre mit den zwelf- 
poten und hat iuch da mit gewarnet, daz ir allen den vergebet 
ir schulde di wider iuch iht tünt, ob ir weld daz iu got ver- 
gebe iuwer schulde und swaz ir getüt wider sin hulde, als er 5 
selbe sprach an dem hiligen ewangelio: Sic faciet vobis etc. 
vergebet ir niht von herzen den di iu leid tönt, so vergibt 
ouch iu min himelischer vater dehein sunde niht di ir wider 
in tut. von diu, min vil lieben, so vergebt hi in dirre werld 
allen den ir schulde di wider iuch iht getunt, daz ouch iu der 10 
almehtiggot vergeh swaz ir wider in getüt und gibt iu dar zu 
di ewigen gnade. Der verlih uns der almehtiggot. Amen. 

Dom. XXIII. 

De quinque panibus et duobus piscibus saturavit deus 
quinque milia hominum. Hiut lese wir an dem hiligen ewan- 15 
gelio daz unser herre ze einen ziten fünf tousent menschen 
spiset ane wip und ane chint von fünf proten und von zwein , 
vischen und heten dar an alle genüch und daz über wart von 
renften und von (76 a ) sniten, daz man da mit zwelf chörbe 
fült. Da mit erzeigt er sinen götlichen gewalt und hat ouch 20 
iuch da mit gebarnt iuwers heils und iuwer sselden. Daz diu 
wip und diu chint in der zal niht waren mit den mannen da 
mit ist bezeichent daz niman di himelischen spise und di 
ewigen gnade besitzen mach ern habe msenlich gemüte, daz er 
manlich widerstet siner menschlicher bröde diu da bedeiutet 25 
daz höwe, in fenum, da diu fiunf tousent manliüt ouf enbizzen. 
Von diu, mine vil lieben, so widerstet iuwer menschlicher 
bröde, daz ir allez daz iht tut da iuch iuwer gelust zu trage, 
daz ir in dirre werld müzzet sin der erbelten liüt und der 
guten da ze den ewigen gnaden. Des verlih iu der vater und 30 
der sun et sanctus Spiritus. Amen. 

De decollatione Johannis Baptistae. 

Honorificantem me honoriücabo. Mine vil lieben, ir schult 
wizzen daz wir hiut begon des güten sant Johannis hozit der 

2 Di*e — zwefph pnten, ph durchstrichen, / übergeschrieben 8 himelkh" 
9 So 16 mensch 17 von fünf, von fehlt 18 genvnch 20 erzeigt, er über- 
geschrieben 25 U deivter 



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30 



Schönbach. 



[214] 



den al nichtigen got touft in dem Jordan und begen hiüt daz 
er gehoupt ward. Von wi daz erginge daz welle wir iu sagen. 
Iz was ein chünch der hiez Herodes der hete ein prüder der 
hiez Philippus, dem nam er sine chonne. dar umbe straft in 
5 sant Johannes und sprach, iz waere wider gotes rehte daz er 
sines pruders biep hete. Daz was der vrouwen hart leit und 
wolt sant Johannem dar umbe erslagen haben, ob si sin stat 
möht haben gewiinnen. Eines tages do machet der chunich 
ein grozze hozit und wirtschaf allen sinen fürsten und sinen 

10 Hüten und inder diu do der chunich do az, do chom ein diern, 
der frowen tohter di der chunich sinem bruder het genomen, 
und spilt und spranch gar wol vor dem chunige und vor dem 
gesinde, daz iz dem gesinde allem wol gevicl. Nu swur ir der 
chunich swes si in aller der werld gert und mutet daz er ir 

15 daz gebe, und gert si halt holbtcil sines chünchriches. Do 
gieng diu dirn hinz ir muter und nam rat ze ir waz si vordem 
möhte. Do sprach ir müter: nichil aliud petas nisi caput 
, Johannis. Du enscholt anders niht vodern, wan Johannis hup 
heiz dir geben. Do hiez der chunich Johannem houpten und 

20 bracht man daz houpt für den chunich in einer schüzzel. Do 
gab der chunich daz der dirne und diu diern gabz ir muter. 
diu nam iz und begrub iz vil wündertief in einen turn und 
want er erstünt, daz er den chunich aver sa straft umb daz 
uberhur. Sin junger namen sin heiligen lichnam und bestaten 

25 den in Samaria. Dar nach (76 b ) do furn die heiden zu, do si 
Samara di stat zestorten, und gruben saneti Johannis leichnam 
ouz und verbranten den. Mine vil lieben, daz geschach niht 
als hiüt iz geschah umbe ostern daz er gehoupt wart, want 
daz wir hiut begen daz sin heiligez houpt hiut funden wart 

30 ze dem anderm male. Des ersten offent er sich zwein munichen 
wa sin heiligez hüpt wa?re, di gruben iz uz. den zwein munichen 
chom ein man zu üf dem wego, dem gaben si daz hüpt ze 
tragen. Nu chomz also daz di zwen müniche entsliffen. do für 
der man zu und truch daz hüpt verstoln hin und pracht iz in 

35 ein stat diu hiez Edissa und verbarch iz in sinem hüs, daz 
sin nie dehein mensch inne wart und eret iz und anbetet iz 

1 iordänne, nne durchstrichen 3 icaz 4 sinen 6 waz — wivwen 14 swez 
16 hiz 23 wan erstunt — der chvnich 24 'lichnam' heiV 30 Dez — er 
iz »ich, er übergeschrieben, iz durchstrichen 34 prach 36 *» nie 



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[215] 



Mittheilungen au- altdeutschen Handschriften. II. 



3t 



mit grozzem vlizze. Nu was der selbe man uz gevaren durch 
unglüches willen und mäht gutes niht gewinnen. Do er do 
sant Johannis hüpt so erberlich handelt, do wort er so rieh, 
daz dar zu niht gehört. Lange rede welle wir iu churzen. do 
er do starp, do Her sinen erben daz hüpt und lert in daz er 5 
iz erberlichen handelt, do lie er grozlichen abe und wart diu 
stat öde. Da eroffent sant Johannes einem heiligen manne 
wo sin hüpt waere und hiez in daz nemen. Do für er zu und 
sait iz dem bischolfe, der gieneh dar mit grozzen friuden und 
mit grozzer menige phaffen und lain und grub iz uz. und was 10 
iz des tages als vrisch, sam ob iz des tages ab waire geslagen 
und daz blüd trouf von dem hüpt. Do sprach ein phaffe und 
zeigt an daz houpt, wi iz saneti Johannis hüpt möht sin, des 
wser elliu wile daz er gehoupt were. Dem erstarret der arm 
sazehant, daz er in weder hin noch her mohte geruren und 15 
geschach daz durch sinen ungelouben. Do daz diu werld 
ersach, do lopt si den almehtigen got und sanetum Johannem. 
Do für er zu der selbe phaffe dem daz geschehen was und 
viel für daz heilitum und bat got und den guten sant Johannem 
daz er imz vergebe, und sazehant wart er sines armes wider 20 
geweltich. do lopten si got alle di di daz sahen und sant 
Johannem. so getaner zeichen geschach vil da dem almehtigen 
got ze eren und ze lobe und dem guten sant Johanne. Nu 
bitet hiut sanetum Johannem daz er iu helfe, daz wir der 
ewigen gnaden wirdich werden. Amen. 25 

De omnibus sanetis. 

(77*) Dedisti hereditatem timentibus nomen tuum. Mine 
vil lieben, chünde wir iü hiut von der hohzit die wir begen 
wol gesagen, daz wecre vil pillich. Nu ist si aver so groz, 
daz wir nimmer niht so wirdigez von ir gesagen mügen noch 30 
enchunnen, wan si heizzet ein hozit aller heiligen. Daz ist 
harte schir gesprochen : aller heiligen hohzit, iz wser aver ir 
igeliches wirdicheit hart mülich ze ahten. Von weu aver diu 
heilige Christenheit disiu hozit hiut bege daz habt ir liht ofte 
wol vernomen. idoch wellen wir iu iz aver sagen, daz irz 35 

3 hWUch ö sinem? — er fehlt 10 wo* iz fehlt 13 iz fehlt 14 er fehlt 

h a 

18 waz 28 Chvnde 29 ttxere fehlt 30 so 'wirdigez' niht 33 igelickelz 



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32 



Si-hftnbuch. 



[216] 



deste baz wizzet. Iz was ein cheiser da ze Rome der hiez 
Focas, der het ein hüs daz hiez Pantheon, da waren elliu deu 
appegöter inne der di heiden phlegten. Nu ginch sanctus Boni- 
fatius, der bapst, zeden ziten hinz dem cheiser und gewan 
5 daz selbe hüs mit pet ab dem cheiser und reiniget iz von 
den aptegöteren und wihet in ere unser fröwen sant Marien 
und aller martyrer. Do da nach sanctus Gregorius pabest 
wart, do gebot er do daz man diselben hozit aller jar beginge 
als hiüt in ere aller hiligen di got io geheiliget, swa sich der 

10 mensch durchz jar versöme an andern hohziten, daz er daz 
hiute versüne und büzze. Da von, mine vil lieben, so beget 
hiut di hohzit also, daz si ieu des gedanchen mögen der hohzit 
ir hiut beget und daz ouch ir der selben hohzit teilnümphtich 
werdet. Nu schul wir hiut des ersten den almehtigen got eren 

15 und loben der alle heiligen gemachet hat und geheiliget. Quia 
in ipso et cum ipso sunt omnia. Wand in im und von im 
und mit im sint elliu dinch. Er hat si geheiliget der hohzit 
wir hiut begen. Nu schult och ir wizzen daz si di selben 
gnade und di selben freude di si hiut da ze himel habent mit 

20 grozzer mater und mit grozzer armcheit verdinet habent hie in 
dirre werlde. sumelich slüg man, sumelich hupt man, sumelich 
brant man, man villet si, man bestumelt si aller ir lider. und 
so manich grozze mater erliden si, daz wir iüz nimmer vol 
sagen roöhten. Da wider hat in der almehtiggot di ewigen 

25 gnade gegewen und daz ewige erbe da ze himele da si aller 
ansprach an angest immer mere sint. Wand swer daz selbe 
erbe besitzet der wirt des nimmer mere verstozzen. Da von 
sprach der heilige wissag David: Dedisti hereditatem etc. 
Herre got, du hast den daz ewige erbe gegeben di dich vorhten. 

30 Daz selbe erbe müz uns vil harte an komen, welle wir dar 
komen. Iz ist niht der hohvertigen noch der röber di di arme 
leute ze allen ziten leidigent und trübent und ir spottent. Ist 
daz (77 b ) daz si daz gütlichen lident und dultichlich vertragent 
durch got, di besitzent iz ane zwivel. di werdent ouch denne 

35 an dem jungesten tage vil frölichen stent, swenne unser herre 
got sprichet: Venite, benedicti patris mei etc. Da wider so 
werdent di unsseligen und di unrehten Hüte vil «emerlichen 

1 waz 6 iz in? 21 alvgen. 27 v s »toaen f zz übergeschrieben 29 ewigen n 
durchstrichen 36 go 



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[217] 



0 

Mittbeilunpen ann altdeutschen Handschriften. II. 



33 



Stent, und di sunder beginnent sprechen : Nos insensati etc. 
,Wir unsinnigen und wir tumben wir wanten daz ir leben ein 
unsin wsere und daz iz nimmer mit eren ende nasme. Nu sehet 
wi si under diu gotes chint gezalt sint'. da werdent si ze den 
ewigen ungenaden vcrtailt und di heilige ze den ewigen gnaden. 5 
Der gnaden verlih iu der vatcr und der sun. 

De apostolis sermo. 

Jam non estis hospites et advene, sed estis cives sancto- 
rum et domestici dei. Apostolus ad Ephesios v. Sex in hospi- 
tibus consideranda sunt. Hospes diversa loca transgreditur, 10 
sub custodia et sollicitudine sui et suorum proficiscitur. In 
ingressu letanter suscipitur. In egressu stricte secum compu- 
tabitur. paucis utitur. cito obliviscitur. Nos qui non habemus 
hic manentem civitatcm, sed futuram conquerimus, sicut dicit 
apostolus ad Coloss. iiii. et quamdiu sumus in hoc mundo 15 
peregrinamus a domino. Hospites similitudines predictas in 
nobis tenere debemus. Disiu wort, mino vil lieben, dicit apo- 
stolus und bediutent sih also. Ir sit alzan niht gesto noch 
herchomen liute, sunder ir sit der heiligen nahgebouren und 
des almehtigon gotes ingesinde. Sehs dinch sint an den gesten 20 
diu elliu an uns sulen sin, wände wir geste in dirre werlt sin 
und di eigens wesens niht habent. Want di wille wir in dirre 
werlt sin, so sein wir eilende als di pilgrim. Swen der gast 
von sinem hus ouzvert, so hat er sorgen sines libes und sins 
gutes und schaffet im selben hüte und phlege swo er mach. 25 
De custodia nobis ipsis adhibenda dicit Ecclesiasticus : Omni 
custodia serva cor tuum, quia ex ipso vita procedit. Von der 
hüte di wir haben schulen sprichet Ecclesiasticus: Du solt din 
herce haben in starcher hüte, wan dins hercen gedanch leiten 
dich ze dem ewigen tode oder zem ewigen leben. Dar nah 30 
muz der gast vil stet ervaren und muz vil wirt haben und 
muz manigen itwiz hören. De diversitate hospitis dicit Eccle- 
siasticus XXVIII: Nequam vita hospitandi de domo ad domum. 
et ubi hospitabitur non fiducialiter aget, audiet contumeliam 
et amara et non aperiet os suum, paseet et potabit ingratos. 35 

5 vngenade 6 verlilih 20 gos — 21 an h vs, h durchstrichen 22 eigen* lebe» 
wesens, lebe» durchstrichen 21 hus, z durchstrichen, * an die Stelle ge- 
setzt — sot hat — sin libes 



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34 



Scliöobach. 



Von maniger stat di der gast ervaren müz und von itwiz den 
er hören müz dicit Ecclesiasticus: Iz ist ein bosez leben ga- 
stunge von einem hus ze dem (78 a ) anderm. er getar nimmer 
sicher werden ze fremder stat und höret manigen itwiz den 
5 er vertragen muz und trenchet und tezet vil manigen der ims 
dehein danch saget. Daz tritte ist daz der gast schon enphan- 
gen wirt. De beata nostre juventutis susceptione dicitur in 
Sapientia v. Utamur creatura tamquam in juventute celeriter. 
vino bono et ungentis optimis nos repleamus. Non pretereat 

10 nos flos temporis. Coronemus nos rosis antequam marcescant. 
Nullum pratum sit quod non pertranseat luxuria nostra, ubique 
relinquamus signa leticie nostre. Von dem vrölichem antvange 
unser jugent sprichet ein buch der sapientia: Wir schulen in 
unser jugent niezen daz uns got geschaffen hat ze nützen guten 

15 win und letuari. uns sol der blumen zit niht vergan. wir 
schulen uns scapel machen von rosen und schulen unser vreude 
haben uf den grünen wisen. So der gast urloup nimpt, so 
reitet man die chost höh. De arta computatione dicitur in 
Ecclesiastici XX!. : Datus insipientis non erit tibi utilis. Modi- 

20 cum enim dat et multa improperabit. Von der hohen reitunge 
sprichet Ecclesiasticus: Des unwisen man gab ist dir niht 
gute. Er geit dir weinich und itwitzet dir vil. Der gast ist 
chlainer dinge genuhtich, daz im niht zerinne der zerunge. 
Quod paucis utamur dicit Ecclesiasticus XXVIII: Minimum 

25 pro magno placeat. Et improperium peregrinationis non audies. 
Et Oratius: Serviet eterno qui parvo nesciet uti. Daz wir 
chleiner dinge genuhtich sin daz lert uns Ecclesiasticus: Dir 
schol chlain dinch niht versmahen, daz man dir dein eilende 
iht itwitze. Des gastes wirt schir vergezzen. Daz sprichet 

30 Sapientia: Tamquam memoria hospitis unius diei praetereuntis. 
Daz bediutet sich alsus : unsers lebens gehugde ist als des gastes 
der einen tach ist bi uns gewesen. Modo ad similitudinem 
hospitum : diversa loca transeunt. transire debemus de vitiis ad 
virtutes, de seculari conversatione ad spiritualein, ut inter cives 

35 sanctorum et domesticos dei computari mereamur. Quod ipse. 

2 böses 5 vil übergeschrieben 11 non fehlt 14 ze nvze getvn wirf, t über- 
geschrieben; in getvn e und v gestrichen, v und e übergeschrieben; in 
wirt r t gestrichen, n übergeschrieben 17 vrlovpt 18 die fehlt 19 eccJ* 
— nnpieai 20 Uon den 22 Untitz 23 digne 28 dinch dinch vermalten 



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Mittbeilungen ans altdeutschen Handschriften, II. 35 



Anmerkungen. 



191, 1 lob gesanch, ich halte mich in Bezug auf die Schreibung zusammen- 

gesetzter Worte streng an die Handschrift. 

— 3 haben, ich habe den Abfall des t nicht ergänzt, da er noch mehr- 

mals in I und II sich findet und zwar: 194, 18; 209, 1 vgl. Wein- 
hold, MhdGr. §. 379. 

— — getihlet und getcriben. Die Sprache in I macht den Eindruck der 

Fülle und verdankt diess nicht zum geringsten Theile dem häufigen 
Gebrauche mehrgliederiger Verbindungen von Synonymen. Zwei 
Glieder werden verknüpft: not und dürft 191, 10; ce libe und ze »ele 
191, 10; gnaden und eren 193, 3 vgl. 200, 15; senft und wol gemut 

193, 32; wol und volliclichen 193, 36; von werchen und von worten 

194, 17 ; von vraze und von »weihen 195, 9; ein vater aller erbarmnnge 
und ein gol alle* trotte» 195, 28; celere und cebezzerunge 196, 16; sin 
reht und »inen orden 196, 20; »o reht noh »o strenge 197, 12; der wech 
und daz pfat 197, 23; tugetülich und erhorch 197, 28; not und arbeit 
198, 3; ruchung und lieb 198, 5; »türm und leit 198, 7; »iechtum und 
hertzeleit 198, 8; hüte und triwe 198, 11; da und denne 198, 14; un- 
tugent und misseiat 198, 28; sust und so 199, 27; sprichet und sprechen 
»ol 192, 5; enlreden und entsagen 192, 6; sul noch enmug 192, 7; sulst 
und geturrest 192, 13; geladen und gevordert 192, 29; verzagt und 
vertorben 194, 14 (194, 36); sioa du bist, swar du cherest 196, 22; 
»in und werden 198, 24; chan und wii 200, 7; mach und sol 200, 19. 
Drei Glieder: 191, 3; 192, 20, 23, 36; 194, 2, 12; 196, 1 ff; 198, 
10, 28; 199, 15; 200, 10. Vier Glieder: 194, 28, 33; 196, 23. Fünf 
Glieder: 197, 24. Sechs Glieder: 194, 10. In der Regel sind die 
der Ordnung nach späteren Ausdrücke kräftiger und bestimmter als 
die vorangehenden. 

— 9 Vgl. in Notkers Katechismus MSD 2 nr. LXXIX A: Siben betd churze 

sint dise: an in uuirt doh funden al daz, des uns lurft ist. 

192, 5 unnielsam, bisher unbelegt. Was es an dieser Stelle bedeutet, weiss 

ich nicht. Das einfache uielsam wäre vollkommen verständlich. Ich 
vermuthc, dass vil nielsam zu schreiben sei. unnitsam? fragt ITeinzel. 
10 Vgl. Benedict incrregel cap. XX: Et ideo brevis deUt esse et pura 
oratio, nisi forte ex affectu insjnrationis divinae gratiae prolenda/ur. 

— 12 ff. Vgl. in Notkers Katechismus a. a. O.: O homo, skeine an guoten 

uuerchen daz du »in sun »ist: so heizest dil in mit relde fdter und im 
Paternosterleich DMS 2 nr. XU II die fünfte Strophe: A T i* wir einen 
vater haben, nu aculn wir denchen ane den namen. welle wir haizen 
stniu chint, wir muozen bileden smiu dinch u. s. w. Speculum Eccle- 
siae ed. Kelle S. 185. * 

— 14 liebe, ich habe das e stehen lassen, 199, 9; 218, 22 kommt es in 

gute wieder vor. Gr. IV 579 (vgl. noch 193, 11 dine). 



[219] 



8. Z. 



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Schflnbacb. 



[220] 



S. Z. 

— 16 erbietunge, bei Lexer als , Anerbieten 4 aus dem Wiener Copeybuch 

1454 — 1461 und in den Nachträgen Sp. 153, hier , Erweisung, Leistung*. 
_ 19 niln = niwan vgl. 199, 8; 200, 13. 
-- 20 er ist Sch valer aller toter creaiur, Zs. XVIII 72, 17. 

— 21 ohne Relativpronomen, vgl. 198, 3. 

— 22 in den himelischen leiden vgl. 193, 31 ff. 

— 28 erde/ruht, nur einmal als Compositum aus Megenberg belegt; vgl. 

von erden /ruht Adam genas Parz. 464, 12. 

— 30 er, ich habe absichtlich das interpunctierte Wort in den Text auf- 

genommen, um das Zusammenfliessen zweier Constructionen hier 
deutlich erscheinen zu lassen. 

— 33 Scherer hat bereits MSD 2 , S. 452 ff. nachgewiesen, dass der Gedanke, 

die sieben Bitten des Vaterunser als Heilmittel gegen die sieben 
Hauptsünden zu verwenden, zunächst auf Hugo von Sanct Victor 
zurückverfolgt werden kann. Im Opusculum de quinque septenis seu 
septenariis hat Hugo diese beiden Siebenzahlen noch mit denen der 
Gaben des heiligen Geistes, der Tugenden und der himmlischen Selig- 
keiten combiniert. Ob dieses Werkchen Quelle für unser Stück war, 
(f. 26* der Handschrift wird Hugo als Gewährsmann für die Erzählung 
eines Wunders citiert) ist mir desshalb zweifelhaft, weil Hugo auch 
im zweiten Buch der Allegorien zum Evangelium Matthaei zwei Aus- 
legungen des Paternoster bringt, deren zweite (Mainzer Ausgabe von 
1617, I 213 ff.) die Ueberschrift trägt: De septem peccatis mortalibus 
contra quae valent orationis Dominicae petitiones. Diese scheint bei 
der vorliegenden Rede benutzt worden zu sein. Die Sünde als Wunde 
zu betrachten (Heinzel vergleicht noch : Trost in Verzweiflung und 
die einleitenden Verse von Hartmanns Gregor), wurde darin durch 
folgende Stelle der Einleitung nahegelegt: Haec ergo sunt vitia septem- 
de quibus universa rationalis animae corruptio manat. Omne enim, quod 
integrilatem cormmpit, Vitium est, Sed est alia integritas corporeae 
naturae, alia naturae incorporeae. — Rursum corporea natura : 
quaedam statum habet, sensum non habet: quaedam vero sensum habet et 
statum. In illa ergo, quae sensu caret, corruptio aecedens violat ttni- 
latem: ad illam aulem, quae sensum habet, corruptio ingrediens laed.il 
sanitatem. Die vierte Sünde heisst in dieser Arbeit Hugos wie in 
unserm Text: accidia, im Opusculum de Septem septenis aber: tristitia. 
Weiter scheint die Entlehnung nicht zu gehen, in der Ausführung des 
Gedankens ist der deutsche Autor wol selbständig. — Eine vierte Aus- 
legung des Vaterunser findet sich in dem Hugo zugeschriebenen Werke: 
De officiis, ceremoniis et observationibns ecclesiasticis, welches Liebner 
(Hugo von St. Victor S. 509) für unächt erklärt hat, im 39. Capitel des 
zweiten Buches, Opp. III 276 f. Zu Scherers Erörterung merke ich an, 
dass die Combination der Siebenzahlen mit den Erzvätern schon bei 
Beda III 492 ff. 495. (der Cölner Ausgabe von 1688) sich findet. — 
Keiles Speculum Ecclesiae hat S. 178 ff. zwei Auslegungen des Vater- 
unser, welche den Hauptgedanken wol auch von Hugo übernommen 



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[221] 



Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. 11. 



37 



8. Z. 

192, 33 haben. Die Namen der Hauptsündeu sind dort andere. Man ver- 
gleiche : 

Speculum 178 ff. Hugo cgm. 88. Pater noster 

ubermuot Buperbia hochvart Sanctificetur n. t. 

nit invidia neit Adveniat r. t. 

zorn ira zorn Fiat voluntas t. 

unrecht i u vrode tristitia, accidia webloede Panem n. q. d. n. h. 
erge avaritia giticheit Dimitte n. d. n. 

girscheit gula vräz Et ne nos inducas i. t 

huorgelust luxuria huor Sed libera nos a malo. 

192, 34 verchwunden schwach flectiert. Die Stelle ist schon bei Schmeller 2 

1, 752 eitiert 

193, 1 vielleicht ist gut nur Schreibfehler, da sonst o für o nicht in I sich 

findet und gerade in dienern Worte erst sehr spät eintritt. 

— 4 garrnde dat. plur. 197, 16; (giainida) mhd. bisher nicht belegt. Graff 

hat 1 427 gamden = meritis aus Diutiska II 280 angezogen. Es 
steht noch cgm. 91 (ßenedictinerregel des 13. Jahrh.) f. 4 b : Daruvibe 
sol von im gelieliiu viinne, ein zuht allen erboten toem nah ir gearenden 
womit übersetzt wird folgende Stelle des Cap. II: Ergo aequalis sit 
ab eo omnibus Caritas, una praebeatur in ornnibus secundum merita 
disciplina. f. 32* durh des kbens gearende übersetzt aus Cap. LXII: 
pro vitae merito. f. 32 b leben» gearende übersetzt aus Cap. LXIII: 
vitae merüum. die Set. Galler Uebersetzuug der Kegel hat an den 
beiden letzten Stellen: arnunc. 

— 7 aus imen ist das Neutrum entnommen. 

— 15 Jacobus 1, 20. 

— IG tbukle = taht, bisher nur als stm. n. belegt; hier ist das Femininum 

durch die folgende Zeile bestätigt. Das Bild vom Feuer, das hier 
gleich abbricht uud aus welchem ins Abstracte zurückgegangen wird, 
findet sich ähnlich gebraucht Kelle, Spec. Eec.l. S. 98: lr achuli wizzin 
waz viwerea daz ai doz una die aele verbrennit. duz ist doz viwer 
ao wir enzundit werdin von zorne, von nule, von hazzt u. s. w. 

— 22 Psalm 13G, 9 geht dort auf ßlia Babylonis. 

— 32 alzan, hier und 217, 18 die Belege vindizieren das Wort vorzüglich 

dem 11., 12. Jahrhundert. 

— 35 Diu, Form des Nominativs, Gebrauch des Accusativs, wie öfters. 

— — accidia, vgl. Dante, Inferno, gegen Ende des siebenten Gesanges: 

— — Iristi J'ummo 

nel aere dolce, che dal aol a'allegra, 

portando dentro accidioso fummo. 

194, 1 web/ende unbelegt als trakeit an gotes dienst ist die Sünde bezeichnet 

bei Wackernagel, Predigten 876, 21. ausführlich handelt Berthold 
von Regensburg über sie: Pfeiffer S. 102 f. 524 f. und besonders 
in der Predigt ,vou der ntease' ü. 488 ff. als ,trocheid czü golis dinste' 
Wiener Handschr. 13292 f. 51». 

— 9 f. vgl. 200, 20 ff. 



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3* 



Schöiibach. 



s. z. 

194, 12 {.predig, rat, chose hängen von gebresten ab. 

— 75 Thren. 4, 4. 

— 16 enpfolehen vgl. morigen 195, 12; gtvoligen 197, 4; vremid-en 199, 2. 

— 18 vlelichlichen, diese. Form des Adverbiums (-n) ist noch uubelegt. 

— 20 am nächsten steht 1 Timoth. G, 10, wo es aber cupiditas heisst. 

Weiter kommt in Betracht Arnos 9, 1: avaritia enim in capite 
omnium m., zu vergleichen noch Jerem. 6, 13; 8, 10. 

— 22 hebe, nur für das 12. Jahrhundert belegt. 

— — bestellen hier ,angreifen', wie sonst mhd. bestin vgl. 198, 12. 

— 35 ütte habe ich ungeändert belassen. Ich erkläre es mir aus einer 

Metathese wie in 195, 6, 18, 23; 205, 1; 209, 20; 210, 23; 214, 4; 

unterstützt durch die in Gedanken vorschwebende Form izzestu. — 

phifferlinch vgl. Weckherlin ed. Gödeke S. 146: 
Der du dich achtest nicht gering, 
Mensch, nein ir Menschen all zusammen, 
seid ihr wohl mehr dan Pfifferling 
i und was noch einen (eines?) schlechtem Namen? 

— — zu mdle muss man wohl ergänzen: d\n notdurflc. 

— 37 boc, die llaudschrift lässt es zweifelhaft, ob boc oder bot zu lesen 

sei. Ich habe das erste vorgezogen, weil es zu dem coordinierten 
geiz mir besser zu passen schien, obschon ich keinen Beleg für diesen 
Gebrauch beibringen kann, während bei bot = böte ausser den 
Beispielen Lexers noch zu Gebote stehen: dar zu ime quam des 
tüveUt böte, ein zouberere, der hiez Symon. Leipziger Handschrift 
nr. 760 f. 137 b du bist des lüvels böte, ebenda f. 137 cd , an letzterer 
Stelle sogar zweimal. Die Erklärung des Ausdrucks steht 13 l b : 
wanne hie ist ungenade und jamer und maniger hande leit des libes 
und der sele. hie ane vihtet uns der tuuel nacht und tach, und da er 
selbe nicht geschaffen mach noch andere sine genozen, da sendet er 
andere »ine boten zu, bose christnene lute. 

195, 1 redlicher = rationabilis, wie es auch cgm. 91 f. 4* Cap. II übersetzt. 

— 3 vrdzwtinde unbelegt. 

— 7 Ich habe mit der Handschrift hier vem geschrieben, da auch sonst mit 

Sorgfalt in dem Denkmal herren vor Eigennamen zu hern verkürzt wird. 

— 10 Ein höchst merkwürdiger Satz, der für die aussergewöhnliche Kühnheit 

des Predigers zeugt. Vielleicht hatte sein Kloster durch die gerügte 
Sünde eben einen Verlust erlitten. Uebrigcns greift auch der Prediger 
in II, 211, 30 ff. die Trunkenheit sehr heftig an. 

— 11 zuo geloben unbelegt, ie und nie beziehen sich auf einander: daraus 

ward nicht auch nur ein Wisch, vgl.: so die lute trunken werden, so 
vergezzin si allis des da si vor i warin bekümmert. Leipziger Hds. 187*. 

— 13 Es sind also Frauen anwesend, somit sind die Predigten wahrscheinlich 

für ein Laienpiiblicum bestimmt. Dazu passt, dass eine Sünde (accidia) 
als die geistlicher Leute insbesondere bezeichnet wurde. 

— 14 doppeltes ne noch ein paarmal. 

— 16 Joel 1, 17 aber stercore. 



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[223] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften II. 



39 



s. z. 

195, 20 1 Corinth. 6, 18 aber fecerit. 

— 23 ennecheiit, die Handschrift hatte ursprünglich nechechen, aus dem 

zweiten ch ist allem Anscheine nach / gemacht worden. Zu der 
vorliegenden Deutung dieser corrupten Form sah ich mich bestimmt, 
• da ich des präfigierten ne, dem Gebrauche des Autors gemäss, nicht 
entbehren zu dürfen glaubte. Das Verbum ist freilich bisher nur im 
Mitteldeutschen belegt. Aber es stehen allen anderen Emendations- 
versuchen viel bedeutendere Hindernisse entgegen. 

— 25 entliden = dimendrare, ziemlich selten und dann in concreter Be- 

deutung gebraucht. 

— 27 bezzer danne reht, unter den vielen Beispielen, welche Zingerle, 

Germania IX, 403 ff. für die Verbindung von Comparativ und Positiv 
aufzählt, findet sich diese Fügnng nicht. 

— — 2 Corinth. 1, 3. Es heisst dort P. omnium m., was hier durch einen 

Fehler ausgefallen ist, denn es wird im doutschen Text übersetzt. 

— 33 Joann. 16, 24. 

— 34 Psalm 49, 21. 

196, 1 ich habe die = diu belassen, weil auch die Verkürzung di dafür 

vorkommt. 

— 5 Die ganze Predigt hiesse am passendsten: Von den drei Zeugen. 

— 6 Roman 15, 3. Quiecunque enivi scripta sunt ad nostram doctrinam 

scripta sunt. 

— 10 Keine Bibelstelle. 

— 13 Job 1, 16, 19. 

— 14 uzgenomentich unbelegt. 

— 20 än = praeter. 

— 25 begeit = begit, er verlässt dich nimmer. 

— 27 telgt, so habe ich im Text stehen lassen, da die hier besonders 

undeutlichen Züge am ehesten sich zu diesen Buchstaben auflösen. 
Es ist vom Schreiber nachgebessert worden, der zweite Buchstabe 
ist dann ganz genau genommen ein c und ich glaube, dass sagt hat 
daraus werden sollen, das ja hier keines Accusativobjectes bedarf, 
vgl. überdiess 196, 33. 

— 36 ,mag es so sein, sieh zu, wie's dir ergeht'. 

197, 10 Prosper. Aquit Sent. nr. 31. Die Disposition der Predigt, die haupt- 

sächlich auf Augustinus beruht, ist einfach: Jeder kann ins Himmel- 
reich kommen. 1. Er muss alles Gute Gott zuschreiben nicht sich. 
2. Dem Guten ist es leicht zu gewinnen. 3. Aber es kann auch 
schwer sein: irdisches Leid; dafür die Krone. 4. Dazu muss man 
thuu wie unser Herr tliat und sprach: Die Sünde hassen, nicht den 
Sünder. 5. Das Himmelreich kann mau nur mit Willen verlieren. 
Der Teufel lockt den Menschen davon fort, um ihn daun zu strafen 
und zu höhnen, wie im Kinderspiel. 6. Dagegen erwehrt man sich 
nur indem man Gott liebt. Aber wie Hobt? 7. Man muss alles ver- 
schmähen ausser ihm. 
— 12 ff. vgl. Gregor. Moral. 2, 26 und zu der ganzen Stelle Leipziger Hds. 17ö\ 



40 



Schönbach. 



[224] 



S. Z. 

197, 18 Prosper nr. 14. 

— 24 an = dne. 

— 25 dirrer vgl. Weinhold, MhdGr. §. 468. Scherer. ZGSp. 2 493. 

— 29 Prosper nr. 30. 

198, 8 ndch hier und in der folgenden Zeile mit leit verbunden = in der 

Weise dieser Welt. 

— — anget — anget. 

— 13 Kelle, Spec. Eccl. S. 140: Vlizzel iuch zechomenne durc da» enge 

lurä daz iuch zh dem himelnche bittet 

— 15 gestritet, den Strich, welcher in der Handschrift am t noch zu sehen 

ist, halte ich für ein fehlerhaftes Anhängsel. 

— 17 wolstrUenden vgl. wolloben Leipziger Hds. 136 a wolstinden Zs. XVIII 

77, 184 und wirt mit drein wolsmeckenden blumen wol wedeckt 
cgm. 4880 f. 287» vgl. Gr. II 2 660 f. und 664 f. 

— 18 Prosper nr. 29. Vgl. auch: In Epiat. Joh. cap. 2. tract. I (Opp. III. 

2, 832 B. Ausgabe der Beuedictiner). 

— 24 volchoß unbelegt = perfectio. vürchomen, Part. Prät. mit dem Gen. 

einmal belegt Iw. 914. werden passt dazu nicht und ist, denke ich, 
so zu erklären, dass beim Weiterscbreiben construiert wurde, als ob 
volquomen dagestanden hätte vgl. 192, 30. 

— 25 Psalm 138, 22 — et iniviici facti sunt mihi, 
26 Psalm 119, 7. 

— 28 volquomen unflectiert, noch mit einem Reste der Verbalbedeutuug. 

Vgl. Kelle, Spec. Eccl. S. 185 : an den mines trohtines unlle vulchomen int. 

— 33 ursage = , Ankündigung der Feindschaft', in Chroniken und Acten 

des 14., 15. Jahrhundert belegt. 

199, 3 Prosper nr. 205. — 10 Horn, in Evangel. lib. 2. nr. 31. 

— 16 sceie = achte, Umzäunung von Pfählen, übersetzt hier ima. Nur 

aus späten Schriften bis jetzt belegt. In Bezug auf das Kinder- 
spiel, dessen hier als , Burkhards Eselin' erwähnt ist, vermag ich 
nichts Aufklärendes mitzutheileu, denn der Inhalt ist gar nicht an- 
gedeutet, nur die Strafe, welcher der Verlierende verfällt, ist genannt. 
Und diese Strafe, der Boeksprung ist ein häufiger Schluss verschiedener 
Spiele. Vgl. Rochhol/., Alemannisches Kinderlied und Kinderspiel 
S. 454 f. Fisehart's bekannte Liste von Spielen in der Geschichts- 
klitterung enthält nichts was hieher bezogen werden dürfte. 

— 20 Ich glaube nicht, dass hier das ,Halmziehen' gemeint ist (vgl. Zingerle, 

Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter S. 32 f.) vielmehr: wie eine 
junge Katze durch das Hähnchen, das man ihr vorhält und daa sie 
zu ergreifen strebt, fortgelockt wird, so der Mensch durch den 
Zauber der sündigen Welt. 

— 26 er helt dach nehme ich wörtlich als eine Art technischen Ausdrucks 

der Kinder. 

— 28 sich berihten, in dieser Bedeutung ,sich aufrichten' unbelegt. 

— 33 chovf, die Schreibung ist wohl durch ovf beeinflusst. Hartmann 

v. Glauben 1002: cof. 



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[225] MittheilungenanBaltdeut6ChenHandBchriften.il. 41 

s. z. 

200, 1 Prosper nr. 20. 

— 19 Proverb. 8, 31. 

— 21 Confess. XIII, 9. 

— 28 gnuhtsarn = copia vgl. inebriabit mos ab ubertate domua aue. er machit. 

uns trunkin von der genvchaam »inea hiaea. Leipziger Hds. 187*. unaer 
leben tat etwenne mit gnüchaam. ettoenne mü zadel. cgm. 74 S. 249. 
Die Predigt ist schwerlich zu Ende. In der Handschrift ist eine 
halbe Zeile leer und dann beginnt mit grosser Initiale ein anderer 
Gegenstand. 



201, 1 Die Predigten, deren nützliches Verzeichniss Steinmeyer im Anzeiger 

f. d. A. II 228 ff. zusammengestellt hat, sind in den Sonntagszahlen 
den unsrigen um eins voraus; das kommt daher, dass dort die 
Sonntage von Pfingsten, hier (und auch bei Honorius Augustodunensis, 
in mehreren Missalen etc.) vom Trinitatissonntag ab gerechnet werden. 
In den Predigten der Fundgruben, der Leipziger Hds. 760, cgm. 74., 
Wiener Hds. 13292 sind die Zahlen den unsern gleich. Das Kelle'sche 
Spec. Eccl. hat nur Predigten zum 1. 2. (7). 10. 11. 13. 20. 22. 
23. Sonntag nach Pfingsten. 

— — Luc. 14, 16. 

— 12 heit conj. prät. alemannisch häufig, aber auch bairisch (in der Vorauer 

Hds.) Weinh., Bair. Gr. 321, 319. hü 201, 13 und 203, 20. Bair. Gr. 
ebenda, leit = leet 202, 21 Bair. Gr. §. 281. geit = get 202, 21 
Bair. Gr. §. 274. 

— 1 7ff. Die Deutungen hier beruhen wesentlich auf Gregors Homilie InEvang. 36. 

Aus Gregor haben Beda und Hugo von St. Victor an den betreffenden 
Stellen ihrer Predigtsammlungen geschöpft. Mit dem Speculum des 
Honorius S. 1045 ff. (Ausgabe von Migne) stimmen manche Ausdrücke, 
vgl. auch desselben Autor Gemma animae, Hb. IV. S. 705 ff. 

— 18 Homo qui magnam coenam inatruens multoa voeavit est Deua , qui 

pro nobia homo factua, qui omnea gentea ad tpulas aelerni convivii 
invitavit. Greg. a. a. O. 

— 24 himeliachen, ich habe mehrere Male das ch der Hds. in diesem Worte 

zu ach geändert, da diese Schreibungen doch in der Minderzahl und 
stellenweise vom Schreiber selbst gebessert sind. 

— 27 Qui villam emit tat in, qui tvrrenia tantum lucris inaervit et üleo a 

coena Dei recedit. Greg. a. a. O. 

— 28 mint, an fünf Stellen dieser Sammlung vorkommend. Vgl. Weinhold, 

Bair. Gr. §. 168. AI. Gr. §. 201. — ermernen 211, 4; genünch 213, 18. 

— 30 Qui vero duxit uxorem tat i§, qui tantum luxvriae a/udet explere 

ardorem. Greg. a. a. O. Auch sonst wird die Stelle von Gregor und 
Beda auf die volupta* carnia bezogen. 

202, 2 Boa itoque elegit quoa deapicit mundua, quia plerunque ipaa deapeclio 
, hominem revocat ad semetipaum. Pauperea et debilea et caeci et 

claudi vocantur, quod veniunt, quia infirmi quique, atque in hoc mundo 

4 



42 



Schönbach. 



s. z. 

despecti , plerttmque tanto eeleriu» voeem Dei audiunt, quanto et in 
hoc mundo non habent, tibi delectentur. Greg. a. a. O. Beda nimmt diese 
Stelle wörtlich in seine expositio in Lucae evang. (V, 366 der Cölner 
Ausgabe von 1688) herüber. 

202, 5 niden in der Bedeutung .gehässig werden' scheint unbelegt. 

7 arm vgl. 206, 8; nach Weinhold, Bair. Gr. §. 347 wird schwerlich 
armen geschrieben werden dürfen. 
— - Derselbe Gedanke oben 198, 1 ff. Fundgr. I, 121, 38 heisst es: 
So wellen wanen, daz got der armen nehein rtXchunge habe. Daz tint 
die er hat erluteret mit armüt unde mit sieht&m, unde hat sie dar zu 
erweit, daz sie besitzen daz riche, daz die gewaltigen unde die riehen 
gewidert habent. 

— 14 Luc. 15, 1. — Fundgr. I, 122, 18: Daz heilige evangelium, daz uns 

hüte vorgelesen ist, daz saget uns, wie der heilige crist suntige lute ztl 
zim lochet, toter under in was, wie er mit in az, wie er tranch mit 
in. Do waren aber andre lute da, die sich rehter unde bezzere wizzen 
wolten, den daz versmahete, daz unser herre dehein gemeinede mit 
sunkeren hete. Do min trehtin verstunt, waz ir gedanch was, do sazt 
er in ein rede vur: Swer under iu hat, sprah er, zehenzech schaf 
unde verluset er einiz, er Uet diu andre $ten unde suchet daz ein, 
unze erz vindet. Nu vememel, min vil lieben, waz er damit meeine. 
Dar man der daz schaf verlorn hete unde daz suchet, daz ist got 
selbe, der von himel her zen erden chom, daz er uns suntarre, die 
sin schaf sin unde sin hantgetat, ze den sinen gnaden brachte, want 
wir die sin, die von der menege der heiligen engele gevallen sin von 
unsern sunden. — 123, 1: min trehtin suchet uns Uegclich unde rufet 
nah uns, daz wir wider cheren zu. zim. — 6 Nu uns min trelUin suche 
unde uns rufe, nu cheren wir wider zu zim mit warer ruwe, mit rehter 
bechantnusse unser sunde, unde sin ze allen eilen wider den tievel 
gewamet, der fach unde naht umbe uns icirfet, wie er uns verkeilen 
unde befriegen muge. — 19 A t mti sin teir alle sundozre, nu machen 
den goles engein ein fraude an uns unde chomen ze gotes hulden, daz 
wir des wert werden, daz mit uns der cehent chore der engein ersetzet 
werde und mit uns diu stat ervullet werde, danne der tievel durch 
sine hohvart bestozen wart. — Nahezu wörtlich in der Leipziger 
Hds. f. 141 d . 144* ; die Stellenfolge 194* vgl. Zs. 20, 220. 

— 25 verstozzen von in diesem 8inne ist selten. Aus Lexers Beispielen ist 

nur eines ähnlich: Caccilia 549. vgl.: do vorchle er daz er vorstozen 
solde werden von sime kunigriche. Leipziger Hds. 160*. 162 b , ähnliches: 
143 d . 145°. 151 c . 

— 26 Beda V, 369 f. 

— 27 Der Tempuswechsel ist nur scheinbar. 

— 32 der uns nach Voigt nacht und tag wie er uns iraliche. Leipziger Hds. 160 c . 

203, 1 helfen, der Plural nur einmal bisher belegt Fundgr. II, 138, 5. 

— 5 Luc. 6, 36 — die Stellenfolge Fundgr. I, 124. Leipziger Hds. 

142*. 194*. 



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[227] 



Mittheilungen au» altdeutschen Handschriften. Ii. 



4a 



s. z. 

203, 12 iuwer ermer, 211, 4 unsern ermem 

— 15 Matth. 5, 7. 

— 18 1 Reg. 2, 7 : Dominus pauperem facti et düat, humüiat et sublevat. 

Vgl. Apoc. 13, 16. 

— 27 1 Petr. 3, 8. Fundgr. I, 125 behandeln dasselbe Thema, aber nur 

im Anfang ähnlich. 

— 30 der Schreiber dachte zuerst an amen. 

204, 10 Matth. 5, 20. 

— 13 behütet vor — vor — und mit — mit. Es ist ein Stück ausgefallen 

etwa: Swer iedoch erfunden wirt mit — . lancrech am Ende jedes 
der beiden Sätze befindlich hat den Fehler verursacht. 

— 15 «Li ss hier zom zu schreiben ist, sieht man schon aus dem Fehler 

Z. 13. — Die Stelle des Johannes ist 1 Joh. 3, 15: Qui non diligit, 
manet in morte: omnia qui odit frairem suum, homicida est. et scitis 
quoniam omni» homicida non habet vitam aetemam in aemetipao ma- 
nentem. — Die Behandlung ganz ähnlich, nur weitläuftiger, mit 
Hervorhebung derselben Bibelstellen Leipziger Hds. 195 d . 

— 28 Rom. 6, 19. Das Missale Romanum hat die Lection Rom. 6, 3 zum 

6. Sonntag. 

205, 1 netzet in daz dlnste, vgl. 209, 23. Predigten aus St. Paul 12, 29; 13, 30. 

— 10 Matth. 7, 15. Miss. Rom. Dom. VII. 

— 11 auch Beda V 21 f. erklärt in seiner Exposition der Stello die falschen 

Propheten für: dulcibus sermonibus acandalum inferentes. 

— 13 auch Z. 15 fehlt der Artikel vor liuten, aber dort darf er fehlen. 

— 18 alle vgl. Grimm Kl. Sehr. III 323 ff. 

— 21 Beda V 22: ütmmque enim nervi» Bei necesaarium est, ut et opus 

aermone et aermo operibua comprobetur. 

— 23ff. Solche Aufzählung der guten Werke ist ungemein häufig, besonders 

am Schluss von Predigten älterer Zeit Bei den unsrigen mehrmals 
und vorzugsweise in Kelle's Speculum Eccl. S. 22, 73 u. s. w. 

— 30 Luc. 16, 9. Miss. Rom. Dom. VIII und so bei den übrigen. 

206, 6ff.Beda V 377 : Si au fem hi qui praebent eleemosynam de iniquo mam- 

mone, faciunl aibi amicoa, a quibua in aeterno tabernacula recipiantur. 

— 8 lochent hier und oben Z. 3 vgl.: unter herre got der tut uns als ein 

gut vater sime lieben feinde: etleawenne locket erz y ettetwenne sieht erz. 
Leipziger Hds. 149 b . 

— 14 Luc. 19, 41. 

— 18 treinat = weinteal. 

— 21ff.Die Deutung findet sich in allen wesentlichen Punkten und ausführlich 

bei Gregor 39. Homilie in Evangelia, von da aus bei Beda VII 62, 
bei Hugo von St. Victor III 25. Am nächsten unserer Fassung steht 
Honorius Spec. S. 1049 f.: Unde legitur hodie quod dominua videna 
civitotem Hierusalem ßevit eamque ab hoatibua obaidendam, circum- 
fodiendam, cum Omnibus filiia suis dealruendam, praedixit. Civitaa haec, 
auper quam Dens flet, est quaelibet anima quae non plangit aua cri- 
mina; quam inimici circumdabunt dum imminenle morte catervae dae- 

4* 



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44 ScUnbacb. [228] 

s. z. 

monum eam vallabunt. In circuitu Valium fodiunt dum tranaacta mala 
ante oculo» ejus ducentea eam in foveam deaperationü ducunt. Un- 
dique coangustabunt dum horribüi vultu et gestu eam exire ad pomas 
covipeüunt. Ad terram eam proaltmunt dum corpus morte inlerimunt. 
Filioa ejus trucidant dum eam ad tartara perducentes pro malt» 
operihua in aupplicio cruciant. Lapidem super lapidem non rel'mqutnt, 
quia nullavi duri cordia cogitationem impvnctum dimittent. — Ganz 
ähnlich Leipziger Ild.s. 197 b . Pfeiffer, Uebungsbuch S. 189. Ueber- 
haupt sind die Weingartner- Predigten mit den unsern stellenweise 
verwandt. 

206, 31 abebrennen unbelegt. Vgl. und lert ai tote si mit der hitz der riwe 

abbrennen acholten diu unaaubercheit der aunden. cgm. 74 8. 215. der 
wo// aint zwei gealdht. ein gestallt daz aint alle ubel richtar die rawar 
und abprennar aint. ebenda S. 174. 

— — ff. et hoc totum ideo contingit quia tevipus vüitationü sttac non agnoacit. 

anima viaitatur quando cum hominibus a Deo flageüatur; aed ipxa 
viailationem non agnoacit quia düciplinam recipere rennuit. Honor. a.a. O. 

207, 6 Luc. 18, 14. 

— 18 Beda V 392 f. Qua Pharisaeus iate joctantiae peste laboraase depre- 

henditur, qui idcirco de templo obaque juat\ficatione deacendit, quia 
bonorum openim merita sibi qvaai aingulariter tribuens, oranti publi- 
cano ae praetulit. Hugo achreibt Beda aus: Allegoriarum in Lucam 
lib. IV. cap. XXVII. (opp. I 241.) — Am nächsten steht wieder 
Honorius Spec. S. 106Ö f.: Ideo, dikctiaaimi, cum ad orationem con- 
venitia von benefacta veatra jactare, nec alioa damnare, aed voa ipaoa 
accusare, alioa omnea juatoa reputare debetia. Animaa veatraa in con- 
apectu Dei humiliate, ipaum ore et corde invocate, et in die tribttla- 
tionis voa Uber aint, et auper inimicoa veatroa exaltabit. — Voluntaa 
Patria eat, ut in nobia peccantibua dimittamua, et rebua noatris opem 
indigentibua feramua. — Et qnia se per confeasionem humiliobat, Deus 
illum per veniam exaltabat. 

— 30 Marc. 7, 31. 

— 34 Beda V 143: Surdus et mutua est, qui nec aurea audiendia Dei verbi», 

nec oa aperit perloquendia qualea neceaae eat, ut hi qui loqui jam et 
audire divina eloquia e longo usu didicerttnl, domino aanandos offe- 
rant etc. und im Homiliarium opp. VII 65: Surdus ille et mutua, 
quem mirabiliter curatum a Domino modo cum Evangelium legeretur, 
audivimua, genua deaignat humanum, in hü qui ab errore diabolicae 
deceptionü divina merentur graiia liberari. Obaurduit namque homo 
ab audiendo vitae verbo, poatquam mortifera aerpentü verba contra 
Deum tumidns audivit: mutua a laude conditorü effextu« eat, ex quo 
cum aeductore colloquium habere praeaumpsit. — Daher Hugo iu 
Allegor. lib. III. cap. V. — Honorius Spec. 1061 B (fälschlich unter 
Domiuica XIII) : Humani quoque yenerü formam aurdua ille et mutua 
habuit, quem Dominus ut aanaret per finea Decapolü tranaivit. — 
Surdum et mutum ei odducunt cum praedicatores genus humanum ad 



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[229] 



Mitteilungen aus ultUeut»chen Handschriften. II. 



45 



s. z. 

fidem convertunt. quod surdum erat, quia mandata Dei audire nolebat; 
mutum erat, quia a laude Conditoris tacebat. Cui Dominus auditum 
reddidit dum ei ad intelligendas Scripturas sensum aperuit. VincuUm 
linguae ei aolvit, dum o* ejus Dei laude replevit. — Vgl. Roth, Pred. 
8. 39. Wiener Hds. 13292 f. 48 b . 

208, 14 Luc. 10, 23. — Nur variiert in der Predigt zu Dom. XVIII. — Die 

Deutung nicht bei Honorius. Von derselben Stelle (Luc. 10, 27) 
geht aus die Wiener Hds. 13292 f. 49 b . 

— 20 werchen, es soll chreflen heissen wie der evangelische Text fordert 

und Z. 22 auch gebracht wird. 

— 31 Luc. 17, 12. 

— 34 Honorius Spec. 1061 (fälschlich unter Dom. XIII): Decem viri leprosi 

erant omnes nomine», X praeceptorum transgressione vel X j>lagarum 
Aegypti percussione macrdosi. Qui a Domino ad sacerdotes destinantur, 
sed in itinere mundantur, quia dum peccatores delicta sua confiteri 
ad sacerdotes cwruttt, protinu» veniam de commissi» hahehunt. — 
Vgl. Kelle, Spec. Eccl. S. 73. Leipziger Hds. 198*. cgm. 74 S. 70. 

209, 3 daz = dä ze. 

— 11 antldz hier Neutrum. 

— 13 Matth. 6, 24. 

— 16ff.Beda V 49: VideUcet diabolum odit, qui Deum diligit. Nullius enim 

scientia Deum odisse ferre polest et ideo eum qui non timet, conlemnit 
dum ejus mandata non custodil. 

— 82 Luc. 7, 11. 

— 33 ean der 3. Pers. Sing. Praet. starker Verba und entsprechend Apokope des 

e bei derselben Form schwacher Verba ist bekanntlich bairisch. (kcemelj 

210, 10 nach an dem töde fehlt wahrscheinlich: des IVtes daz er iueh erchuche 

an dem tode. — Die Wiederholung derselben drei Worte hat den 
Ausfall verursacht. — Derselbe Schluss Leipziger* Hds. 199 c . cgm. 74 
S. 312. 

— 13 Luc. 14, 1. 

— 16ff.Hugo von St. Victor (der aus Beda V 363 und VII 74 entlehnt, 

aber unserra Texte näher steht) Allegor. lib. III cap. XVIII opp. 
I 239: morbus cum infiatione turgente — et est proprium hydropiei ut 
quanto plus bibil, tanto plus sitiat : — Comparatur autem dives avarus 
et cupidus hydropico: quia sicut hydropicus quanto plus bibit, tanto 
plus sitit: sie miser avarus et cupidus quanto amplius transitoria accu- 
mulat, tanto magis ad ampliora aggreganda per cupiditatem suecen- 
sus anhelat. — Assimilatur etiavi quilihet cmnis voluptatibus deditus 
hydropico: quia quanto magis carnalis quisque foetülam suavitatevi 
concupiscenliae degustat: tunto magis ea coneupisrentia foedari desi- 
derat. — Aus derselben Quelle schöpfen: Leipziger Hds. 199 d . 
cgm. 74 S. 316. 

— 21 huorlustigcere unbelegt. 
_ 28 Matth. 22, 36. 

211, 9 Matth. 9, 1. 



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4(1 



Schönbich. 



[230] 



8. Z. 

211, 18 Ephes. 5, 15. Als Lectio im Missale Rom. Dom. XX. Honorius 

Spec. S. 1063. 

— 25 der er gefrumt hät vgl. Grimm, Kl. Sehr. III, 315 ff. 

— 28 nidet. Obschon midet das geläufigere ist, scheint nicht hinreichender 

Anlass zur Aenderung. 

212, 4 Ephes. G, 11. Im Lectionar des Missale Romanum. Dieselbe Erklärung 

Beda VI 603 ff. in der Exposition zu der Stelle. Vgl. Kelle, Spec. 
Eccl. S. 126 f. 

— 16 Matth. 18, 23. 

— 19 cinagelten, im mhd. Wtb. tributariita aus den Sumerlaten. 

— 24 benäden von Lexer nur aus Karlmeinet belegt. 

— 26 haben, diese Construction unbelegt. 

213, 2 ff. Beda V 56: Ex quibua videlicet dicti» conatat, quia ai hoc quod in 

noa delinquitur, non ex corde remittimua: et illud ruraum a nobia 
exigitur, quod nobia jam per poenitenliam dimiaaum fuiaae gawdebamus. 
Hugo von St. Victor Allegor. lib. II cap. XXXIV opp. I 225: Quidam 
dimütere nolunt omnino : quia et malitiam »ervant in corde et vindiclam, 
dum poaaunt, exercent in opere. Alii etsi remülunt quantum ad vin- 
dictam reaervant tarnen coneeptum odium quantum ad malitiam. Sed 
quisqui» sibi a Domino dimitti deaiderat: oportet, ut utroque modo 
fratri remittat: ut nec opere exerceat vindictam, nec corde reservet 
malitiam. Honorius Spec. 1063 f. Et quid per haec verba aignifica- 
verü Dominu» concludena innotuil: ,«e' inquene, ,/aciet vobia Pater 
meua coelealis ai non remiaeritia hoviinibua ex cordibua veatria'. Karia- 
simi, iata aunt niviia metuenda ac jugiter in memoria retinenda. — 
Unde coeleatia Scolaaticua non doeuit ut condilionem cum judice facia- 
mua, ut acilicei nobia debita noatra aic dimitti petamua aicut noa debi- 
loril/us noatria reloxamua. — Wackernagel, Pred. S. 68 ganz ähnlich, 
nur ausführlicher. 

— 6 Matth. 18, 35. 

— 14 Matth. 14, 13. (Luc. 9, 10. Marc. 6, 37. Joan. 6, 9.) Missale? Stein- 

meyers Verzeichniss V Iluuorius in der Gemma auiinae cap. XCIV 
gibt unter Dominica vacat Matth. 22 an, setzt aber Luc. 9, 10 für 
den 24. Sonntag, dann wäre also hier doch das Schlussevangelium 
der Pfiugstsonntage behandelt, cgm. 74 S. 124 ff. bat in medio Qua- 
drageaimae ähnliche Behandlung desselben Textes = Honor., Spec. 
S. 895 f. 

— 21ff.IIugo von St. Victor, Allegor. in Ev. lib. I cap. VII opp. I 208: 

Midier ea, aexua fragüia, et parvuli, minor videlicet aetaa, aunt numero 
indigni. Iati aignificant ivfirmoa in fide, nondum idoneoa pugne. 
Honorius Spec. 895 f. Quinque milia virorum paacuntur, quia qui 
fidem aanetae Trinitatia per duo opera karüatia quinque aenaibua 
viriliter impleverunt, Chrüti corpore reßeiuntur. 

— 25 bedeiutet, Roth, Pred. 43, 16. 7. und cgm. 74 S. 129 bestätigen die 

Emendation. Beda V 47: Diacumbere, eat florea et voluptotea iatitta 
aeculi et illecrebroa , carnia mentia deapectu calcare. — Honorius, 



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[231] 



Mittheilnngen ans altdeutschen Handschriften. II. 



47 



8. Z. 

Spec. 896 : Super fenum discumbentes saturantur, quia humiles tanfum 
re/ectione Domini digni judicantur, also eine andere Auffassung, 
welche von den St. Pauler Predigten 69, 26 mit Berufung auf 
Isaias 40, 7 getheilt wird. 

213, 33 Am 29. August. Der Text ist aus ganz verschiedenen Bibelstellen 

zusammengewachsen. Die Erzählung steht nahezu wörtlich bei Honorius 
Spec. S. 997 ff., auch Gregor hat sie (etwas anders) und seine Version 
ist in Alcuins Homiliar aufgenommen. Bei Beda VII 180 f. nach 
Josephus, Antiq. 18 c. 10 und Eusebius, Hist. Eccl. lib. I cap. 13. 

214, 17 Marc. 6, 24. 

— 23 want = wdnte. 

— 27ff.Honorius, Gemma animae lib. III cap. CLXVI S. 689: Joanne« 

Baptista in Annuntiatione sanctae Mariae (25. März) est decollatut, 
sed hodie caput ejus inventum glorificatur divinitu». Sacramentarium 
cap. XLVI. S. 770: Qttando agitur Decollatio sancti Joannis Baptistae, 
lunc est inventio capitis ejus. Nam circa Pascha, id est in Annuntia- 
tione S. Mariae est decollatus; hic autem recolitur. Ad missam Gloria 
Patri et Gloria in Excelsis et AUeluia non canitur, more passionis 
Chriati et quia ante Christi resurrectionem contigit. Spec. 8. 998. 
Auch wenn man die vage Angabe des deutschen Predigers zu einer 
Datierung benutzen wollte, wäre das nicht möglich, weil der 26. März 
während des 13. Jahrhunderts allzuoft t nmb ostem 1 fällt. 

— 33 für zu, dieselbe Phrase 215, 8 und 18. 

— 35 Das älteste Christusbild fixierte die Legende iu Edessa vgl. Anzeiger 

f. d. A. II 163 ff. 

215, lff.Honorius: Qui pridem ob diversa infortunia patrios fines excesserat, 

sed nunc ob meritum saneti Johannis diviciae ei undique affluebant; 
qui hoc aentiena, coeleste monile in domo suo celavit, condigno honore 
cottidie adoravit, moriensque soli successori haereditatis indieavit, qui 
similiter debitum honorem saneto impendere curavit. Deinde paulatim 
caput a successoribus neglegitur locusque ab habitatoribu-a vaeuus redditur. 

— 4 daz dar zu niht gehört, die Stelle ist, vielleicht durch das Bestreben 

zu ,churzen' undeutlich, es könnte ihr aber nur durch grosse Kühnheit 
geholfen werden, (daz man dä von ie niht gehört t) zugehören? 

— 14 dea weer elliu wtle, das wäre eine ganze Weile. 

— 16 werld sind die Umstehenden. Vgl. Erec. 3803. 

— 22 Die Wunder des Hauptes Johannis Baptistae sind überaus zahlreich, 

noch zahlreicher die von Abbildungen desselben. Auch die Kapelle 
auf der hohen Salve in Tirol erhebt Anspruch auf ein solches 
Mirakel spendendes Bild. 

— 27 Psalm 60, 6. Auch das Brevarium Romanum führt zu diesem Feste 

in tertio noctumo den 60. Psalm au. 

— 35 Vgl.: wie er (S. Matthäus) aint rechte und wie er durch got wurde 

gemartert daz ist uch dicke gesagt, iedoch so wil ich uch kurzliche 
ein teil davon sagen, vf daz ir deste vlizlicher sine helfe und sine 
genade suchit. Leipziger Hds. 189*. 



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48 Scbfinbach. Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. II. 



S. Z. 

216, lff.Beda im Homiliar VII 151 ff. (darin auch die Stelle 33, 16 ff.) mit 

Erwähnung des Phokas, von da in die Alcuin'sche Sammlung II f. 
XLVIII b ff. Honorius, Spec. 1021 hat die Erzählung (schildert auch 
die Martern der Heiligen, aher ohne des Phoka« zu erwähnen). Die 
meisten andern Fassungen nennen den Papst nicht Bonifacius sondern 
Gregor. — Vgl. Kelle, Spec. Eccl. S. 157 f. Wackernagel, Pred. S. 60 ff. 

— 8 aller jär, Gen. plur. Gr. 4, 891. 

— 9ff.Derselbe Gedanke an der genannten Stelle von Kelle's Spec. Eccl. 

— 15 Rom. 11, 36. 

— 22 Der Gen. bei beatumbeln unbelegt. 

— 25 dä n äne angeat aüer anaprdch immer mere aint. 

217, 1 Sap. 5, 4. 

— 8 Ephes. 2, 19. Hier beginnen die grossen lateinischen Stellen, welche 

zum vollständigen Verschwinden des Deutschen in dem nächsten 
Stücke der Handschrift tiberführen. 

— 15 vielmehr 2 Corinth. 5, 6 — pcregrinamur. 

— 18 alzan hier = jam. 

— 26 Prov. 4, 23. 

— 33 Eccli. 29, 31 : — aget, nee aperiet oa. Hoapitobitur et poacet et potahit 

ingratoa et ad haec amara audiet. 

218, 8 Sap. 2, 6: Venite ergo etfruamur bonia quae aunt et utamur — laetitiae: 

quoniam haec eat pars noatra, et haec est aora. 

— 15 der bluomen zit tibersetzt floa temporia. 

— 17 an urloubet war ursprünglich gedacht. Die besonders grosse Zahl 

von Fehlern in diesem Stück ist durch die zunehmende Raschheit 
des Schreibers verursacht. 

— 19 Eccli. 20, 14 — utilia tibi: oculi enim illiua aeptemplicea aunt. Exigua 

dabit et mulla improper abit. 

— 23 genuhtic hier und 27 ,genügaam l , welche Bedeutung unbelegt ist. 

— — zerunge aufwendbares Reisegeld. 

— 24 Eccli. 29, 30. 

— 26 Epist. I 10, 41 aetemum. 

— 30 Sap. 5, 15 Spea impii tumguam. 

— 32ff.schliesst ab mit der Wiederholung des Einganges. 

Nachträglich hinzugefügt: Zu 105, 10 vgl. die Pseudo-AuKUstinische Homilie in App. 
zum V. Bande der Mauriner Ausgabe S. 491. nr. 294. — Zn 197, 10 ff. Nach langwierigem Sachen 
in den Weihen Augustins fand sich, dass fünf Citate gar nicht ans diesen stammten, sondern 
ans Prosper von Aquitaniens Senteiiz^nsammlung, welche, 390 Nnmmern umfassend, deren erste 
37 Prospers Expositio in Psalmos entnommen sind, im App. zum X. Bande der Mauriner Ausgabe 
S. 223 ff. abgedruckt ist. Die Sprnchsammlungen erörtert ebenda I, XIII ff. — 197, 10 vgl. De 
spiritu et anima. App. zum VI. Bande S. 48 f. — 197, 30 ff. App. zum V. Bande sermo 67, 69, 
272. — 198, 18. Enar. in ps. 119 und App. zum V. Bande, 118. Predigt aus Alcnin geschöpft. — 
199, 2 Enar. in ps. 55 vgl. De vera religione cap. 48. — 199, 10 ff. Diese vergebens von mir 
gesuchte Stelle hat mein verehrter Freund R. P. A. WeisR O. P. nachgewiesen. Es vergleichen 
sich ihr ans den Iforalien: 8, 7. 16, 18 27, 26. 32, 13. — 200, 1 ff. vgl. De vita Christiana 
App. zum VI. Bande S. 187. — Alle Citate in unserer Predigt weiten zahlreiche aber sachlich 
bedeutungslose Verschiedenheiten von den recipierten Texten auf. 30. Juli 1879. 



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MITTHEILUNGEN 

AUS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 



VON 



ANTON SCHÖNBACH. 



DRITTES STÜCK: 

NEUE FRAGMENTE DES GEDICHTES ÜBER DIE ZERSTÖRUNG 

VON ACCON. 



WIEN, 1881. 

IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN 

BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 



Digitiz 



Aas dem Jahrgänge 1881 der Sitzungsberichte der pbil.-hist. Gasse der kais. Akademie 
der Wissenschaften (XCTII Bd.. III. Hft., 8 . 783) besonders abgedruckt. 



Druck von Adolf Holzhausen in Wion. 
k. k. Hof- und L'nivoraituta-Bucudruckor. 



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I. 



Ijodex germanicus Nr. 90 der königlichen Hof- und Staats- 
bibliothek in München enthält 44 Blätter Pergament (16 Cm. 
hoch, 11 Cm. breit) in 4 Lagen, die beiden ersten zu je 10, 
die beiden letzten zu je 12 Blättern. Die beigehefteten Decken 
sind bis auf schmale Streifen weggeschnitten. Die Seiten der 
1. Lage haben 16, der 2. bis 18, der 3. und 4. bis 21 Zeilen, 
welche auf Tintenlinien stehen, die von verticalen eingerahmt 
sind. Meistens wird die oberste Linie freigelassen, gelegent- 
lich auch unter die unterste noch eine Zeile gesetzt. Die Schrift, 
dem XIII. Jahrhundert angehörig, ist wohl im ganzen Codex 
dieselbe, nur anfangs gross, dann kleiner, anfangs langsam, 
dann rascher und flüchtiger. Die grossen Initialen, sowie die 
Capitelüberschriften sind roth und von derselben Hand wie alles 
Uebrige. Die Anfangsbuchstaben der Satze, Majuskel, sind roth 
durchzogen. Unter die letzte Zeile der Handschrift hat ein 
später Schreiber die Signatur Y. VIII. 11 gesetzt. Der Einband, 
Holzdeckel mit gepresstem Leder überzogen, ist alt; wenn er, 
was ich kaum glaube, schon ursprünglich zu der Handschrift 
gehörte, so ist er wenigstens nachträglich durch eingeklebtes 
Papier neu befestigt worden. Bei dieser Gelegenheit wurden 
auch die Blattränder zugestutzt, der Schnitt blau tingiert. Auf 
der Innenseite des hinteren Holzdeckels befinden sich die rothen 
Buchstaben CLB. 1 

• (Cftve Lector Benevole?) 

1* 



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•I 



Sch Anbach. 



[914] 



Die Handschrift enthält eine Interlinearversion der Bene- 
dictinerregel. Sie ist zunächst durch ihre Lautbezeichnung 
interessant, welche einer genaueren Darstellung nicht unwerth 
erscheint. 

Voade: 536 i blieben bewahrt, darunter 27 circumflectiert. 
Dagegen stehen 425 ei für i, darunter 116 mit dem Circum- 
flex auf dem ?'. Es herrschen nicht gleiche Verhältnisse im 
ganzen Denkmal: bis Cap. XUV incl. finden sich 384 i (darunter 
21 circumflectiert) gegen 257 ei (darunter 93 mit Circumflex): 
von da ab 152 i (6 mit Circumflex) gegen 168 ei (23 et), der 
Diphthong entwickelt sich also erst. Andererseits enthält das 
ganze Denkmal 606 ai für ei (darunter 64 ai), denen nur 3 
alte et gegenüberstehen: hier ist also von Anfang an schon 
der neue Diphthong fest. Neben diesen Hauptzügen ist nur 
weniges Irreguläre bemerkbar. 10 Mal % für ei } allein in hilig. 
Dawider geirischait XXXI, wie in der Erinnerung Heinrichs 
v. Melk. LXXI steht i für i, XLIV e für t, das letztere 
sicherlich nur Schreibfehler. XLVII aintweder. a für ai LII, 
LXIII, LXXII, ein ai aus eye. 

Die Wahrnehmung, dass ei : ai früher durchgedrungen und 
fest geworden ist als i : ei, steht keineswegs vereinzelt da und 
auf unser Stück beschränkt. Ich citiere auf die St. Lam- 
brechter Breviarien, in Bezug auf Lautbezeicbnung wichtige 
Denkmäler der Uebergangszeit. Dort ist in den bedeutendsten 
Nummern, Zs. f. d. A. 20, 137, 144, 145, 157, 159, 173, 184, 
dasselbe Verhältniss zu beobachten; nur einmal, und zwar in 
einer Partie, welche wegen ihrer Winzigkeit nicht wohl in 
Betracht kommen kann, s. 168, ist die Sache umgekehrt. 

Nicht anders verhält es sich in der Vorauer Hs. (Diemer 
p. IV), in der Grazer Hs. der Litanei, in der berühmten 
Wiener Hs., welche unter anderen Heinrich v. Melks Werke 
enthält, in den alten Greiff'schen Bruchstücken von Wernhers 
Marienliedern. Ich müsste wohl so ziemlich alle bairischen Hss. 
von 1150—1250 aufzählen, wollte ich vollständig sein; irre ich 
nicht, so haben sie alle ei : ai dem i : ei vorausgehen lassen. 
Ausserhalb des bairischen Sprachgebietes herrscht in den Hss. 
derselbe Gebrauch, wie schon Jakob Grimm bemerkt hat 
(Gr. P, 202). 



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[915] 



Mitteilung.-.» an» altdeutschen Handschriften. IV. 



5 



Welche Gründe für die herkömmliche und, wie es scheint, 
allgemein angenommene Meinung vorgebracht werden können, 
zuerst sei i diphthongiert worden, das habe dann ei : ai nach- 
gezogen, weiss ich nicht, da ich sie nirgends gelesen habe. 
Eb mag dem angeführten Thatbestande nach erlaubt sein, den 
entgegengesetzten Weg für den wahrscheinlichen zu halten, 
umsomehr, als es vielleicht möglich ist, diesen, vorläufig nur 
durch eine Vermuthung, zu erklären. 

Es ist bekannt, dass der Umlaut der langen Vocale spät 
und mühsam, auch unvollständig, zur Geltung gelangte. Ins- 
gemein wird das Melker Maricnlied als das Denkmal angesehen, 
dessen Schreiber der neuen Laute sicher genug zu sein glaubte, 
um ihre Bezeichnung zu fixieren (MSD 2 S. 435, Gr. I 3 , 
173). Allein, wenn auch diese Zeichen endlich siegten, das 
Schwanken dauerte während des ganzen XII. Jahrhunderts und 
darüber hinaus. Das ist in beiden möglichen Momenten er- 
kennbar: in den mannigfaltigen Zeichen (14 in St. Ulrich) 
für ce und in den vielfachen Functionen des cb, das für eine 
ganze kleine Scala von Lauten, z. B. auch in unserer BR. ein- 
tritt. Am wichtigsten scheinen mir aus der ersten Gruppe die ai 
für ce (Weinh. BG. §. 66) und cei, ei für ce (§. 80, Gr. I 3 , 185). 
Die dort angegebenen Beispiele lassen sich aus den angeführten 
Denkmälern der Uebergangszeit und anderen recht vermehren, 
auch XXVIII der BR. steht bannige. Wenn ich nach Scherers 
Erklärung des Umlautes die einzelnen Stadien desselben mir 
vorstelle, erhalte ich folgende Reihe: d-ni, d-nj, d-n, d-jn, din, 
cein, cm, am. Ich meine nun, dass die hervorgehobene Schreibung 
die letzten Stadien des Ueberganges zum reinen cb bezeichne 
und dass diese Stadien bis in das letzte Drittel des XII. Jahr- 
hunderts und weiter nicht vollkommen überwunden waren. Ist 
dies der Fall und galt cei eine Zeit lang als berechtigter Ver- 
treter des Umlautes von d, so entstand eine Collision mit dem 
alten ei (gerne auf dem ersten Vocal der Accent oder Circum- 
flex, Weinh. §. 76), welche Differenzierung nöthig machte; die 
geforderte trat ein durch Verschiebung des ei zu ai. Während 
diese sich vollzog, hatte aber der Umlautungsprocess des d in 
cb seine definitive Endgestalt gewonnen, das ei war wieder frei 
und i setzte sich in Bewegung, den leeren Platz einzunehmen. 
Die Art zu erkennen, wie das sich vollzog, scheint mir eben- 



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6 



Schönbach. 



[916] 



falls unser Denkmal Anhaltspunkte zu gewähren. Ich betrachte 
die zahlreichen, aber während der Aufzeichnung gegen ei zurück- 
tretenden et als Reste älterer Lautbezeichnungen, neben vielen 
anderen, noch zu besprechenden, aus der Vorlage übernommen. 
ei stellt das letzte Stadium der noch nicht zu Ende gelangten 
Diphthongierung von % dar. Die Zeit, während welcher das theo- 
retisch gemeiniglich angesetzte a dem * vorgeschlagen wurde, muss 
ausserordentlich knapp gewesen sein; trotzdem die Veränderung 
so zu sagen unter unseren Augen sich vollzieht, hat a vor t 
keine Spur in den schriftlichen Denkmälern hinterlassen. Es 
muss dieses a sofort umgelautet worden sein, was bei dem 
Verhältnisse Ott nicht schwer zu verstehen ist. Das nächste 
Resultat war et. Diese Schreibung beseitigt auch den etwa 
zu erhebenden Einwand, dass die vielleicht noch nicht ganz 
beruhigten <e mit dem neuen Diphthong hätten zusammen- 
treffen können. Denn i gelangte auf einem Wege zu ei, der 
das Stadium cei nicht enthielt. Die neuen Vocale ce, et, ai bleiben 
nun Jahrhunderte lang intact, bis sie in die heute ihnen öster- 
reichisch entsprechenden d, ai, oa auf eine dem ersten Process 
ähnliche Weise übertreten. Denn der Meinung, dieses d des 
modernen österreichischen Dialektes sei das alte und habe dem 
Umlaute Widerstand geleistet, vermag ich mich durchaus nicht 
anzuschliessen. An und für sich ist schon der damit nothwendige 
Widerspruch zwischen Rede und Schrift in alter Zeit nicht 
denkbar. Schreiber allein können den ungesprochenen Umlaut 
nicht in Denkmälern durchgesetzt haben. Setzen die modernen 
ai, oa die älteren ei, ai voraus (diese wieder meiner Deduction 
gemäss m), so wird auch der dritte Laut nicht in seiner ahd. 
Gestalt verblieben sein. 

Warum aber beschränkten sich die erörterten Consequenzen 
des Umlautes von d zunächst auf das Bairische und zogen erst all- 
mälig und ganz spät andere Dialekte nach, ja vermochten stellen- 
weise gar nicht durchzudringen? Diese Frage wird derjenige 
befriedigend beantworten, welcher die Entstehung des bairischen 
Dialektes erklärt, d. h. der Summe bestimmter Lauttendenzen, 
durch welche er von anderen Mundarten, also hauptsächlich und 
in ältester Zeit von der alemannischen sich ablöste. (Vgl. Scherer 
ZGdS. 2 S. 45.) Zu diesen Eigentümlichkeiten gehört schon in 
ahd. Zeit Vorliebe für Diphthonge, nirgends sonst sind diese so 



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[917] 



Mittheilnngen ans altdeutschen Ilauduclirirten. IV. 



7 



reichlich ausgebildet. Im XII. Jahrhundert ist dieselbe Kraft 
wirksam und bis auf die neueste Zeit. Wie man alles Charak- 
teristische des Dialektes in den östlichen Thailen seines Gebietes 
am stärksten ausgebildet findet, so auch hier; in Mittelsteier- 
mark sind alle betonten Vocale ohne Unterschied der Quantität 
zu Diphthongen geworden : leiben und seei, bouden und groufi etc. 

Wie zu erwarten, zeigt unser Denkmal ei für % am meisten 
in Silben mit Hochton, ja es sind ganz lehrreiche Differenzen 
festgehalten worden: imhiz aber enbeizen. Sollte da schon die 
Silbe ohne Hochton Verkürzung erfahren haben, wie in neben 
in, be neben btf Wenigstens ein Umstand könnte angeführt 
werden. Mit Ausnahme von 3 Fällen ist in all' den vielen lieh 
mit und ohne Endungen i bewahrt. Das scheint doch mit 
Bestimmtheit darauf hinzuweisen, dass diese % schon gekürzt 
waren. Gehört auch a für ai hierher? 

Die Stellung des t im Auslaute scheint ohne Einfluss 
gewesen zu sein; es bleibt dann 36 Mal und wird 47 Mal zu et, 
darunter 14 et 

Mhd. d findet sich wiedergegeben durch a, 7 ä, 2 ob, 
2 ob, 1 e. mhd. ce = ob, 2 ce, 3 e, 24 e. mhd. e = e, 23 e. mhd. 
e = e, 16 ce. mhd. i = t, 6 ie vor h. mhd. ö = a, 2 a vor r, 
1 6 vor b, 1 t*. mhd. Ö = 6, 2 ob. mhd. ob = 8 6. mhd. 6 = o, 
8 6; 6 6 vor r (und dazu 6 Aoren, wo wahrscheinlich noch 6 
gesprochen wurde, lere : höre in VI wird kaum als beweisender 
Keim aufgefasst werden dürfen), 6 6 vor h (hohen LXXII), 
1 vor ch, 1 vor *, 3 vor st, 1 vor z, 3 vor t, 2 vor d. wo = vro 
XXXIV. Ferner = lu und 2 6. Bei Comparativen mit o tritt 
6 nicht ein. Mhd. u wird bezeichnet durch u, 1 ü; Umlaut 
ist selten, besonders vor r. Mhd. ü 4 Mal = iL Mhd. (t = 4«, 
5 u. 117 o. cfct setze ich mit ü an. 

Mhd. ie 12 Mal durch i, 30 Mal Ce, einige eu. Mhd. 
tu = 146 im, 8 ie, 146 et*, 4 ew, 6 eto, 2 en, 1 euxt, 1 eww. 
Mhd. uo = 290 darunter 41 brüder als Plural und 30 zü 
gegen 11 zu. Ferner durch 44 u bezeichnet, 26 ti (auch tte?) 
17 o, 2 o, 1 o. Mhd. iie 100 Mal durch u, was aber nicht 
genau auszumachen ist, da noch manche uo sich darunter 
befinden können. Mhd. o« = 116 o, 1 au. ou unterliegt ver- 
schiedenen Bezeichnungen, ohne dass eine besonders vorwiegt: 
dw, 6w, ew, eu, ew, be, tte. Obschon die Diphthongierung von 



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8 



Schönbich. 



[918] 



ü weit vorgeschritten ist, so ist doch das nhd. au ein einziges 
Mal aus ou zum Vorschein gekommen; mit der Stätigkeit des 
Fortschrittes von ei : ai, i : et hat der Process sich hier nicht 
vollzogen. Wahrscheinlich hängen beide Gruppen von Diph- 
thongierungen zusammen, ob aber ü einen besonderen Anstoss 
(gleichzeitig mit tu : eu) erhalten hat, oder in die Analogie der 
Bewegung der i- Gruppe mitgezogen worden ist, weiss ich nicht. 
Vgl. Heinzel, Geschichte der ndfr. Geschäftssprache, S. 434 ff. 

Die bairischen Zeichen sind auch in den Consonanten 
unseres Denkmals stark ausgeprägt. 

Mhd. k wird wiedergegeben im Anlaute durch 183 ch, 
2 k. Inlaut 249 ch, 6 k, Auslaut 197 ch, 15 k. (1 g : gumplet 
XVI.) Die k stehen aber nur in den ersten beiden Dritteln 
der Schrift. Mhd. ck = ck, 2 kk, 1 k, 10 ch. Mhd. ch = ch, 
35 h; einige h werden durch ch bezeichnet, 4 Mal durch k vor t. 
Mitunter tritt in Worten auf -eclichen eine Art Compensation 
ein, indem c : ch, ch dagegen zu h wird. Mhd. g bleiben einige 
sogar im Auslaut: tag, mag. Mhd. j = i, 2 g. 

Mhd. b bleibt meistens, im Anlaut 16 Mal zu p, im Inlaut 
1 Mal. Mhd. p = p, 6 Mal b vor r im Anlaut, 1 Mal im In- 
laut, öfters im Auslaut, pp 1 Mal durch p. 

Mhd. t ist geblieben im Anlaut, im Inlaut stehen t und 
d, mit Liquiden verbunden, sich ziemlich gleich, im Auslaut 
viele d. 7 dw gegen 4 tw. (2 th für ht.) In gaislich ist t 3 Mal 
ausgefallen, 2 Mal steht sl für stl. 49 Mal wird mhd. t durch 
tt gegeben nach e, i, Ö. z sind nur in geringer Zahl vorhanden 
und nehmen gegen Ende des Denkmals immer mehr ab. Das 
schwere Uebergewicht hat c, welches für z vor e 183 Mal, vor 
ei 22, vor i 59, vor a 1, vor ai 6 Mal steht; es kommt aber 
auch vor t 3 Mal, vor xo 2 Mal, vor l 1 Mal vor, und sogar ein- 
mal im Auslaut. Weiches z wird durch z, 1 Mal durch c, 9 Mal 
durch 8, 1 Mal durch sc bezeichnet, zz 22 Mal durch sc. Mhd. 
tz findet sich wiedergegeben durch tz, 14 cc, 7 cz, 22 zc, 1 sz, 

1 zz. Die cc, cz, zc folgen so ziemlich in der angegebenen Ordnung 
auf einander, nicht ohne leichte Uebergriffe. Mhd. s — s, 1 z. 
Einige Male ss durch * gegeben, zs durch * 1 Mal. sch durch 
ach, 1 sc, 38 s (fast immer srift), 1 ss, 1 ssch. x durch hs 3 Mal. 
lecce häufig, aber abnehmend gegen 12 lehce, 1 lechce. zhuht 

2 Mal, vaizht 1 Mal. 



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[919] 



Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. IV. 



9 



Declination: Die Declination weist nicht viel Eigenthüm- 
licheß auf. Apokopen treten oft ein, ausserhalb der formel- 
haften Ausdrücke sind etwa 50 tonlose e im Auslaut verloren 
gegangen. In gdust = gelüsten Dat. Plur. V ist die ganze 
Endung weggefallen; ebenso in bethos = bethöses LXVI, zu 
welcher Erscheinung imbizs XXXV den Uebergang bildet. 
respons und salm werden fast flexionslos gebraucht. Formel- 
hafte Accusative tos, weis, weil 19 Mal. Das Possessivpronomen 
und der unbestimmte Artikel werden oft verkürzt, auch Acc. 
Sing, und Dat. Plur. Masc, Acc. Sing. Fem. leichnam scheint 
stark decliniert; auch herce lautet es immer im Plural, während 
vom Sing, schwache Formen vorkommen, lahter und lehter 
nebeneinander. — ir wird 5 Mal decliniert. aim contrahirt 4 Mal. 
Im Dat. des Adj. m zu n 3 Mal geschwächt. Starkes Adj. folgt 
23 Mal auf den Artikel. — zuaiger II, zekenz XVIII. — u in der 
Endung: seuftun IV; tugunde VII. — ahtod 3 Mal. Comparativ 
fast immer, nämlich in 16 Fällen, auf or, Superlativ überall 
— 14 Fälle — ist. 

Auch die Conjugation lässt vornehmlich Verkürzungen 
beobachten. So fehlt in 42 Fällen dem imperativisch gebrauchten 
Conjunctiv Präs. das tonlose e, natürlich sind auch alle 53 
stummen e weggeblieben. Dagegen Zusatz im Imp. beleibe 
LVIII. -ent für -ende im Part, öfters, -t = -tet 10 Mal. ant- 
icrst = antwurtest 1 Mal. werde als Inf. XXIX. tcet dü VII. 
Sehr stark wird die erste Pers. Plur. Präs. vor wir verkürzt: 
19 Fälle, darunter sprech, laz, frag, muz, verdapm, sei. — sprich 
für spricht 3 Mal. Das Part. Prät. ohne ge bei geben 4, läzen 

1 Mal. — gtt 3 Mal; erlcet, enphet je 1 Mal, doch noch veht 

2 Mal. — 2. Pers. Plur. lautet auf -ent 4 Mal. — gebeut 
für gebietet 4 Mal, 2 gebeutet. — war ent = warnet II. 

Innerhalb der Wörter schwinden Vocale in auffallender 
Weise nur neben Liquiden. Für das tonlose e habe ich in 
dieser Beziehung 31 Fälle gezählt, für das stumme gegen 
30. ge verliert den Vocal in der Regel vor w: 20 Fälle. — 
Dagegen dringt überschüssiges e zwischen zwei Liquiden ein 
ohne Rücksicht auf die Quantität des Stammvocals (oder viel- 
mehr: es bleibt die Zusammenziehung aus) in Endungen 142 
Mal, in den Stämmen selbst erscheint es 18 Mal. In beiden 
Kategorien wird das e besonders durch r provociert. 



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10 



Schftnbach. 



[920] 



Man wird darnach ohne Bedenken die Aufzeichnung des 
Stückes dem bairischen Dialekte zuweisen. Näheres über die 
Provenienz der Hb. hat sich nicht ermitteln lassen. 

Der ausführliche Katalog Schmellers versagte, wie mir 
Herr Secretär Wilhelm Meyer freundlichst mittheilt, jede Aus- 
kunft und vorgenommene Vergleichung der Deckelpressungen 
ist bisher resultatlos geblieben. Ich denke jedoch, man wird 
nicht sehr irren, wenn man das Kloster, aus welchem der Codex 
hervorgegangen ist, in Oberbaiern sucht. 

Zugleich ist aus der gegebenen Uebersicht schon erkennbar 
geworden, dass die vorliegende Uebersetzung nicht Original- 
arbeit, sondern die Abschrift einer erheblich älteren Interlinear- 
version ist. Das wird bestätigt durch eine genaue Betrachtung 
des Inhaltes. Diese lehrt, dass die Uebersetzung sich fast 
Wort für Wort an den lateinischen Text anschliesst, vielleicht 
in der Vorlage noch etwas enger als jetzt. Im Wortschatze 
glaube ich Differenzen wahrzunehmen; nicht innerhalb einzelner 
Partien, was etwa eine Abgrenzung der Bearbeiter gestattete, 
sondern es scheinen mir recht alte Worte, die in den ersten 
Decennien des XIII. Jahrhunderts bereits verschwunden waren, 
neben solchen zu stehen, welche dieser Zeit angemessen sind. 
Ist diese Beobachtung richtig, so dürfte sie ebenfalls am besten 
durch die Annahme sich erklären, eine ältere Version sei hier 
abgeschrieben und theilweise überarbeitet. Die Bedeutung der 
lautstatistischen Thatsachen wird dadurch nicht beeinträchtigt. 

Ich habe keine Beziehungen 1 zwischen dieser Uebersetzung 
und anderen bereits bekannten finden können. Uebereinstimmung 
einzelner Worte und Phrasen kann da nichts entscheiden. Ich 
glaube allerdings, dass bei Anfertigung von Versionen der BR. 
im XIII. Jahrhundert man überhaupt vielfach ältere Stücke 
wird benutzt haben, aber nur in einzelnen Fällen werden Zu- 
sammenhänge zwischen diesen späteren Arbeiten erkennbar 



1 Die Hohenfurter BR. (Zs. f. d. A. 16, 224 ff.) theilt zwar mit unserem 
Stück den Umstand, dass der grössere Abschnitt des XVIII. Capitels 
unübereetzt gelassen wurde, stimmt auch hie und da in einzelnen Aus- 
drücken, aber doch nicht so, dass ein näheres Verhältniss angenommen 
werden dürfte. Vielleicht gehen beide durch Mittelglieder auf eine Vor- 
lage zurück, wozu es nicht übel stimmt, dass auf den mitteldeutschen 
Charakter einer solchen Spuren in unserem Denkmale deuten. 



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[921] Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. IV. 11 

sein. Die früheren haben allgemach Platz gemacht. Manche 
Redensarten und sprichwörtliche Ausdrücke in der BR. werden 
schon durch alte Tradition eine bestimmte Gestalt angenommen 
haben; man darf weitere Schlüsse daraus nicht ziehen. Dazu 
rechne ich z. B. die unzweifelhaften Versuche zu reimen (viel- 
leicht in Nachahmung der stellenweise vorkommenden Reim- 
prosa des lateinischen Textes): II. III. IV. VI. VII an mehreren 
Stellen, XXXVI. LXI = LXX. Für die Bestimmung des 
Dialektes ergeben diese Reime nichts. 

Im Folgenden liefere ich das Stück (welches ich in Be- 
zug auf die beiden anderen A nenne) in möglichst genauem 
Anschlüsse an die Hs. Auf die Wiedergabe der mannig- 
faltigen Lautbezeichnungen musste ich freilich verzichten; sie 
sind ja jetzt schon ausreichend berücksichtigt worden, ich habe 
die normale Verwendung des Circumflexes vorgenommen. Da- 
gegen ist der Lautstand selbst unverändert geblieben, nur die 
Abkürzungen sind aufgelöst, j für i, u für v und umgekehrt, 
s für f, tour-, wvn für tcr-, um geschrieben worden. Die Inter- 
punction rührt von mir her, ist aber meistens durch die An- 
deutungen der Hs. bestimmt. 



(l a ) Hie begint sand Bendicten regel. 

Lüsen oder vernim, mein sun, diu gebot dines maisters 
und naige diu oren dines hercen und enphäh lieplichen dines 
milten vater manunge und ervul siu ganzlihen, daz du wider 
chomest mit der arbait der gehorsam zu dem von dem du ent- 
wichen pist mit der läzhait der ungehorsam. Dar umbe get 
mein rede nü ze dir, swer du bist und diner gelust wider 
sagest und nimst an dich diu starchen und diu schonen wäfen 
der gehorsam ze dienen unserem herren Christo dem wären 
kunege. Daz erste ist, swaz du zü tön begingest guter dinge, 
daz du in mit vlize bittest daz erz volbringe, daz der der uns 
geahtet hat in der sune zale nimmer geunfröet werde von 
unser missetat. (l b ) Wir sulen im ze allen citen von smen 
genseden an uns selben alsö gehorsam sein, daz er niht al aine 
uns enterbe als ain zorniger vater sineu chint, sunder daz er 
öch niht sam ain vorhtsamer herre uns geb zü den ewigen 



12 



Schönbach. 



[922] 



weizcen als di argen 1 schalche di im niht volgen wellent zu 
den eren. 

Wir sulen öf sten als uns diu schrift öf wechet unt 
sprichet: ,Ez ist zeit daz wir von dem släfe öf sten' und mit 
ofnen ögen gen zu gütlichem liehte. Und mit erracten 2 oren 
sul wir hören was uns diu gotes stime taeglichen zu röfet und 
mant uns und sprichet ,Ist daz ir heute gotes stime höret, so 
orhertet niht eureu herce'. Und aver ,Swer oren hat cehören, 
der vernem was der gaist (2*) der christenhait zu sprichet*. 
Und was spricht er? ,Chomet her, mineu chint, und höret mich: 
di gotes vorhte 1er ich eu/ Löset di weil ir des lebens lieht 
habt, daz euch diu vinster des tÖdes iht erwissche. 3 Und unser 
herre suchet in der menge sines volches sinen werchman 4 dem 
er ditz 5 zu ruft und spricht ,Wer ist der mensch der daz 
leben wil und gert zesehon di guten tsege?' Ist daz du diz 6 
hörest und antwrst im daz duz sist, so spricht got zu dir 
,Wil du haben daz wäre unt daz ewige leben, so bebar 7 dine 
zunge von dem ubel unt din lebse, daz si dechain ächust 8 
reden. Cher dich von dem ubel unt tu. daz gute. Vorsehe 0 
nach dem vride und volge dem. Unt als ir ditz getüt, so sint 
mineu ögen über euch und mineu oren zu eurem gebette. (2 b ) 
Und e daz ir mich rufet, so sprich ich: hie pin ich'. Was 
mag uns sfizer sein diser gotes stimme diu uns laedet, vil 
lieben bruder min? Seht wie uns got von siner milte hät ge- 
zaiget den wech der zu dem leben get. 

Wir sulen öf gurten mit dem gelöben und mit guten 
werchen unsere lende unt sulen gotes wege varen mit dem 
gelaite des ewangelien, daz wir des wert werden daz wir in 
in sinen riche sehen der uns dar geladen hät. Wel wir in 
dem selben riche wonen, so müz wir dar mit guten werchen 
chomen. Nu fräg wir unseren herren und sprechen mit dem 
wisagen , Herre, wer sol wonen in dinem gecelte und wer sol 
rüwen öf dinem hiligen berge ?' Nach diser frage, bruder, 
hören wir unseren herren (3 a ) wie er uns antwrt unt zaiget 
den wech des selben gezeltes unt sprichet ,Der äne mail in 

» pbae.n c, womit ich in Kürze den späteren Corrector bezeichne, der frei- 
lich bald (anch e überzusetzen) ermüdet 
2 offen c 3 nicht pe</rey(f c 4 pauman c 5 dise dinch c ' ez c 
7 peh&t c 8 ubel noch pbae c 9 Such c 



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[923] 



Mittheihinifen ans altdeutschen Handschriften. IV. 



13 



get unt daz reht wurchet, der die wärhait von hercen ret, 1 
der dechaine hönchust 2 in siner zungen hat, der sinen naesten 
laides erlaet, der sich niht annimpt daz er sinen naesten zeit- 
wiz bringet, der den ubelen teuvel, so er im iht raetet, 8 mit 
sampt sinem raste 4 von sinem hercen verspiet und vertut unt 
sine chlaine gedanchen zesamen habt und stözt 5 siu zegot'. 
Di got furhtent unt sich niht uberhebent von ir guten werchen, 
wan si wizzen wol daz ir guttat von got ist, niht von in selben, 
und löbent den der ez an in wurchet unt sprechend mit dem 
wisagen ,Nith, herre, niht uns, sunder dinem nsemen gib daz 
lob*. Als och sand Paul von siner predge im (3 b ) selben niht 
ahte, du er sprach ,Ich pin von gotes genäden daz ich da pin'. 
Und aver ,Der sich rümet, der rum sich in got'. Dar umb 
spricht unser herre in dem ewangelio ,Der diseu mineu wort 
höret unt siu tüt, den gelich ich ainem wisen manne der sin 
hös cimberte öf ain stain. Ez chomen di flüze 6 und waten 
di winde und stiezen an daz hös und ez enviel niht, wan ez 
gegruntvest was öf den stain'. Ditz ervullet got an uns und 
wartet 7 taglichen daz wir dirre siner hiligen manunge mit den 
werchen antwurten. 8 Dar umb sint uns ditz lebens tage ze 
bezzerunge verlihen, als der apostolus sprichet ,Waist du nith 
daz dich ze rewen laitet diu gotes genäde?' Wan unser milter 
herre sprichet ,Ich wil niht des sunders töt, sunder daz er 
sich bechär und leb'. 

(4 & ) Du wir unseren herren fragten, brader, wer in sinem 
riche solde wesen, du horte wir diu gebot des wesens. Ist 
daz wir nü ervullen daz ainbt des wesmans, 9 so werd wir 
erben des himelriches. Dar umb sul wir beraiten unsereu herce 
und unseren leip, daz si dinen den hailigen gebotten der ge- 
hörsam, unt daz diu natuer unmugliches an uns hat, bitten 10 
got daz er uns siner gnsedeu helfe dar zu tu. Und ist daz 
wir di helle weice fliehen wellen und chomen zu deme ewigem 
leben, di weil wir in disem leibe sein und iht getön mugen 
bei dem liehte dis lebens, so sul wir nü löfen unt tun daz uns 
immer nuz 1 1 si. Wir sulen stiften aine schul des vrönen 12 dienstes, 



1 spricht c 2 nhel c 3 schundet c 4 schunt c. 5 stoz — druckt c 
6 teazer c 7 pat c 8 darnach sckuüen c 9 paumaru c 10 da pittent c 
11 ewickten frumt c 12 gotleichen c 



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14 



B 



[924] 



da wir niht warnen (4 b ) daz iht hertez oder swaeres gesezet 
sule werden. Ist daz ez aver ain wenich strenchlichen 1 für 
sich get, wan ez reht also getihtet durch der laster bezzerunge 
unt di behaltnusse der minne, so ensolt du niht gähens erchomen 
unt fliehen den wech des hailes des man niht beginnen mach 
wan mit engem angenge. Aver dar nach als sich der gelobe 
in gutem leben für genimpt, so wirt mit weitem hercen in un- 
zellicher 2 süze der minne gelofen der wech nach gotes gebotten 
daz wir nimmer von siner maisterschefte geschaiden, wir be- 
leiben an siner lere in dem chloster unz an den tot und werden 
tailheftik Christes marter mit gedulte, daz wir sines riches 
gnösam werden. 

I. Wie manch geslehte der munche sei. 

Ez ist wizzenlich 3 daz vier slaht munche sint. Di (5*) 
ersten 4 daz sint chlosterleute di da lebent under der regel oder 
under dem abte. Daz ander geslsehte sint ainsidel di des lebens 
beginnent niht mit newer hitze, wan si habent mit langer 
brüfunge 5 des chlösteres gelerent mit manger leute helfe wider 
den tivel vehten unt sint wol underweiset von brüderlicher 
schar ze dem anweige der ainöde unt sint sicher daz si än 
ander leute tröst mit ir selber hant oder arm gevehten mugen 
mit gotes helfe wider diu laster des viaisches oder der gedan- 
chen. Daz dritte geslaehte der munche ist gar ubel getan, daz 
sint trugnsere di mit dechainer regel der maisterschefte bebseret 
sint als daz golt in dem oven, want si sint erwaichet in des 
bleies natuer unt tragent noch der werlt trewe mit den werchen 
und sint er (5 b ) chant daz si mit der schsere got liegent. Der 
sint zw6n oder dri oder besunder än herter in ir selber gadem, 
niht in gotes steige, und habent für e ir girde gelust. Unt 
swas si erwelent oder wenent, daz haizent si hailik; des si 
nien enwellent, daz enwsenent si niht müzlich 6 sin. Daz vierde 
geslahte der munche daz haizent umbwadlere, di allez ir leben 
in mangen landen drei oder vier tage von hose zehöse her- 
wergent unt sint immer umbvarent und unstsete unt dienent 



1 vorüleychen c 2 urucelecher c 3 gewißen c 4 erste 5 varsbchunge c 
6 zimlech c 



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[925] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. IV. 



15 



ir geluat und ir vräzhait unt sint alle weis böser den di trug- 
naere. Von aller dirre ' jsemerlichen leben ist bezzer zesweigen 
den iht zereden. Dar umb laz wir dise unt stiften 2 mit gotes 
helfe ze dem starchen geslaihte der chlöstermunche. 

II. Welch der abt sein sule. 

(6 a ) Der abt der des wert ist daz er dem chlöster vor 
sei, der sol ze allen citen gehugen 3 waz er gehaizen ist und 
daz er des meroren namen mit den werchen ervullen sol. Man 
gelobet daz er Christes zeche in dem chloster hab, wan er mit 
sinem nrenien gehaizen ist, als der apostolus sprichet ,Ir habt 
enphangen den gaist der erwünschten sune in dem wir rufen: 
abt, vater*. Dar umb sol der abt wider gotes gebot nimmer 
niht leren noch sezcen noch gebieten, sunder wan sin gebot 
unt sein lere sol sein sam ain urhab des götlichen rehtes ge- 
sprenget in siner junger hercen. Er sol gedenchen daz baideu 4 
siner 1er unt siner junger gehorsam an dem vorhtsamen urtail 
gotes rede werden sol. Der abt sol wizzen daz ez des herters 
schult ist, swas min nuces der hösherre an sinen schäphen vindet. 
(6 b ) Er wirt aver dester vrier, ob er der ungeruwigen unt der un- 
gehorsamen hert allen sinen vliz erbeutet und ireu suhtigeu 
werch alle weis berüchet, so mag der herter vrilichen an dem 
jungistem tage sprechen ze got ,Dein reht verbarg ich niht 
in minem hercen, deine wärhait unt din hail sagt ich in; si 
enahten aver deröf niht unt versmsehten mich*. Unt danne 
zelest so gesigt an den ungehorsamen schäphen siner phlege 
der gewaltige tot. 

Swer den namen des abtes enphet, der sol mit zwaiger 
slaht lere sinen jungern vor sin: daz ist daz er elleu güteu 
dinch sol mer mit den werchen dan mit den worten erzaigen, dä 
er den vernünftigen jüngeren gotes gebot für leg mit den worten; 
di aver hertes hercen sint und ainvaltik den sol er (7 a ) mit den 
werchen deu selben gotes gebot zaigen. Allez daz er lert sine 
junger zevermeiden, daz sol er an sinen werchen niht erzaigen, 
daz er so er den anderen predeget niht verworfen werde, daz im 
her näch von sinen sunten got iht zu spreche ,War umb redest 



i dirr s 2 chonien c 3 gedenchen c 4 pey od> von c 



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16 



Sch5nbach. 



[926] 



du min rebt und nimst min e in dinen munt? Du hast di 
zuht gehazzet und wurf roine rede zerukken. Unt dö du in 
dines b rüder ogen di agen ssehe unt den trämen in dinem niht'. 
Er sol dechainen in dem chlöster underschaiden ; er ensol niht 
mer ain lieb haben den den anderen, wan den er in guten werchen 
und an der gehorsam bezzoren vindet. Der edele sol für den 
uncdelen niht gesezzet werden, ez aisch danne (7 b ) ain ander 
redlich sache. Ist daz ez also daz reht getihtet und ez den 
abt gut dunchet, so tu erz von ainem ieslichem orden. Ist des 
niht, so hat ieslicher sine stat, wan wir sein chnecht oder vrei, 
so si wir alle in Christo ain unt under ainem herzen trag wir 
geleich dienst, wan er niht underschaidet armut oder herschaft. 
AI ain an disem tail sei wir von im underschaiden, ob wir 
diemutik und bezzer in guten werchen 1 vor den anderen 
erfunden werden. Dar umb sol er siu alle gelich lieb haben 
und allen aine zuht nach ir werde tragen. 

Der abt sol an siner lere di form des apostels haben, 
als er spricht ,Refse unt Heg unt sträphe*. Daz ist daz er di 
cit sol muschen mit der cit, di aise mit der semphte. Cr sol 
sich erzaigen (8 a ) daz er ain erenshaft maister und ein milter 
vater si. Daz ist daz er di ungezogen und di ungeruten sol 
harter sträphen, aver di gehorsam unt di guten unt di gedultigen 
sol er flegen, daz si sich bezzeren; unt si gemant daz er di 
versündige unt di versmaeher straf unt refse. Er sol niht ver- 
gelihsen 2 di sunte der di da missetunt, want sa so si beginnent 
ze wahsen, so sol er siu wurzlichen absneiden als er mach, 
unt genüge 3 der vraise Hely der ewarten 4 von Sylö. Und 
di ersame unt vernunftige sol er an der ersten oder an der 
anderen manunge mi den Worten refsen. Aver die unzuhtigen 
unt di hertes hercen sint und ubermütich und ungehorsam sol 
er mit besemslegen oder mit des libes chestunge dwingen an 
der sunden angenge und wiz daz gesriben ist ,Von Worten (8 b ) 
der tumbe man sich nimmer bezzeren chan'. 5 Und aver ,Slach 
din sun mit der ruten, so erlöst du sin sei von dem töde'. 

Der abt sol ze allen citen gedenchen waz er ist und waz 
er gehaizen ist und wizzen daz man von dem mer aischt dem 



I Darauf folgt sein, ist aber durchstrichen 2 übersehen c 3 gedench c 
* ASi c 5 d> tump wirt nicht gepezH mit den Worten c 



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[927] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. IV. 



17 



man m€r euphilht. Er sol wizzen welch ain unseinphte 1 und 
ain höhez dinch er enphangen hat di s&l zeberihten unt vil 
sitten ze dienen. Ain mit süzchosen, 2 den anderen mit ref- 
sunge, 3 und nach ains ieglichen maz unt verstentnusse 4 sol 5 
er sich in allen also nach gepilden unt zu tilgen, daz er niht 
al ain dechain gebresten leide der hert diu im enpholhen ist, 
sunder daz ouch er 6 sich vreu von der mSrunge der guten 
hert. Vor allen dingen sol er niht ubersehen oder unhoh ahten 
daz hail der sele die im enpholhen sint und hab niht grözzer 
sorge umb zergenchlicheu und (9*) umb irdischeu dinch, wan 
daz er zeallen citen gedenche daz er di sei hät enphangen 
zeverrihten von den er och rede geben muz. Er sol dechain 
armut niht chlagen unt gedenche daz gesriben ist ,Süchet zem 
ersten gotes reich unt sin reht, so wirt eu daz andere allez 
derzu geben'. Und aver ,Di got furhtent den gebrist niht'. 
Er sol wizzen, wan er di sei hät zeberihten enphangen, daz 
er sich beraiten sol, daz er von in rede geb; unt näch der 
zal der bruder di unter siner phlege sint sol er wizzen für 
war daz er an dem urtailichen tage aller ir sele got rede geben 
müz unt dar zu än zwivel sin selbes sei. Unt so er zeallen 
citen furhtet des herters chunftigez urtail von den schäphen 
siner phlege, so er sich warent gegen fremder rede, so müz 
er sin selbes sorge haben, unt so er mit seiner manunge di 
andere bez (9 b ) zeit, s6 wirt öch er von den lästeren vrei. 

III. Daz man di bruder ce räte nemen sol. 

Swen man iht ahtiges in dem chloster ahten sol, sö sol 
der abt aller der samnunge sagen waz er handeln 7 welle, und 
als er der bruder rät gehöret, sö sol er mit im selben ditz 
dinch betrahten, unt daz er ez 8 nuzist ertailet daz tu. Dar 
umb sol er siu alle zeräte nemen, wan got ofte 9 dem jüngerem 
daz beste eroffent. 10 Jedoch sulen di bruder den rät geben mit 
so diemutiger undertsenichait, daz si niht vraBvelichen scherm 1 1 
daz si güt dunchet. wan ez sol aller maist an des abtes willen 



1 wt ain muglech c 2 lindung c 3 pozrung c * »in c 6 *o c 
0 er später zugefügt 7 tun c 8 darnach o// s von c eingeschaltet 
9 dich c ,ü offent c 11 peachennen c 

2 



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18 Schönbach. [928] 

sin, und daz er nuzsamer ertailt des suln si alle gehörsam s*n. 1 
Aver als den junger gecimpt daz er dem maister gehorsam si, 
also gecimpt och dem maister wol daz er elleu dinch vursihtec- 
lichen unt rehte sezce. In allen dingen sulen si alle volgen 
der maistersefte der regel, und niemen sol von ir vravelichen 
entwichen. Ez ensol niemen in dem chlöster sines hercen 
willen näch volgen, noch hoffertlichen mit sinem abte streiten 
innerhalbe oder özerhalbe des chlosteres. Swer daz erbaldet, 2 
der sol der regellichen zuht underligen. Jedoch der abt der 
sol mit der (10 a ) gotes vorhte und mit der behaltnus der regel 
elleu dinch tun, unt sol wizzen äne zwivel daz er von allen 
sin urtailen dem aller 3 rehtistem rihter got rede geben müz. 
Swas er aver ze tun hät in chlainen nuzzen des chlösters, 
dar zü sol er der altherren rät haben, als gesriben ist ,Elleu 
dinch tü mit rät, so gereut ez dich niht näch der tät'. 

IV. Welch diu gerust sint guter werche. 4 

Zern ersten sol man unseren herren got lib haben von 
allem hercen, von aller seie, von aller chraft, dar näch den 
nsesten als sich selben. Dar näch sol der mensch niht mansleg 
sin, noch nicht huren noch dechain diep sin, noch nimens gutes 
geren, noch valsch urchunde sprechen oder valsch urchunde 
geben. Er sol alle leute §ren, unt daz er niht wil daz man im 
tü, daz sol er aim anderen niht tun. Er sol sich im selben ver- 
zeihen, daz er Christo mag gevolgen. Er sol den leip chestigen, 
di Wirtschaft niht liep haben, die vasten minnen, 5 di armen lieb 
haben, fi den nakten chlaiden, den siechen besehen, den toten 
begraben, an den nöten zehelfe chomen, den gesengten oder 
den trürigen trösten, von werltlichen Sachen sich fremde machen, 
unt Christes minne nihtes für sezcen. Er sol Binen zoren niht 
volfüren, des zorns cit niht behalten, hönkust 7 in dem hercen 
niht haben, valschen vrid nimen geben, noch di minne nimmer 



1 Von hier ab bis 11* stehen zwei Zeilen in dem Raum einer Linie, wo 
sonst nur eine, weil der Schreiber mit seiner Aufgabe auf der ihm zu- 
getheilten Lage fertig zu werden hatte. 

2 uberget c 3 allen 4 wercheti 6 gerne va»ten c 6 falsch, da es im 
lat. Text recreare heisst 7 rachgung c 



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[929] Mittheilongen aus altdeutschen Handschriftei, IV. 19 

verläzzen. Er sol niht sweren, daz er sich iht verswer, von 
hercen unt von munde di wärhait reden. Daz ubel wider dem 
ubel noch daz unreht tun; wirt ez im getan, daz sol er gedultich- 
lihen vertragen. Seine veinde sol er minnen, seine flücher 
gesegen, sin ähter verdolen 1 durch daz reht. Er ensol niht 
sein ubermütik, noch ain trincher, noch ain vilezzer, noch ain 
släfer, noch laz, noch ain murmeler, noch ain afterchöser. 2 
Seine züversiht 3 sol er got enphelhen; swaz er gutes an 4 im 
waiz, daz sol er got ahten, daz ubel im selben, unt sol wizzen 
alle cit daz ez von im selben (10 b ) ist. Er sol den urtailichen 
tach entsizen, 5 di helle erfurhten, 6 des Ewigen lebens mit aller 
gaisticher girde gerende 7 sein , den tot taeglichen vor Ögen 
haben. Diu werch sines lebens vlizlichen bebaren; daz in got 
an allen steten sehe sol er wizzen für war. 3 di ubele gedanchen 
di zü sinem hercen choment di sol er sä 9 ze Christo stöszen 
unt sol siu ainem gaistichen, altherren offenen. Er sol sinen 
munt von bösen und von üblen worten behüten, er sol niht 
geren vil reden, noch upigeu wort unt lachtrigeu ,0 sprechen, 
noch lieb haben özsutetez lachter. Er sol gern hdren di 
hailigen leccen, sin gebet emeigen, sine sunde in sinem gebette 
alle tage mit cheren 11 oder mit seuftun gen 12 got chlagen. Er 
sol sich der selben sunde bezzeren, di gelust des viaisches niht 
Volbringen, sein aigen willen hazzen. Er sol des abtes gebotten 
alle wis gehorsam sin. Ist öch daz er anders tut, daz nimmer 
geschehe, iedoch sol man gedenchen an daz gotes gebot ,Daz 
si sprechent daz tut, daz aver si tunt des ent&t niht'. Er sol 
niht wellen daz man in hailik. haize e dan er ez sei; er sol 
ez e werden, daz man ez werlichen gesprechen muge. Er sol 
gotes gebot täglichen mit den werchen erfüllen, die cheusse 
minnen, den streit, 13 hofhart und vermezzenhait 14 fliehen, seine 
altherren eren, sine jüngere lieb haben, in Christes minne für 
sine veind bitten e diu sunne zerest ge, mit der missehele di 
s&ne beg£n, t5 unt sol an der gotes barmunge nimmer verzagen. 
Diz sint diu gerust der gaistlicher liste. 16 so diu werdent baidiu 

1 duften oder be- c J hinreder c 3 Iroat c 4 zuerst am 5 furchten c 
6 tenhin c. vielleicht erscheuhen geraeint 7 petjerende e 
8 durchstrichen von c 9 durchstrichen von c 

10 die duz latter habent nicht c 11 zecheren c 12 gestrichen von c 
1 3 haz c 14 ubermut c 15 in fride roiderchomen c 16 lugent c 

2* 



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20 



Schönbach. 



[930] 



naht unt tag von uns staetechlichen volbräht und öf geben 1 
an dem jungisten tage, so wirt uns von got daz Ion gegeben 
daz er hät gelobt sinen dieneren, daz nie dechain öge gesach, 
noch ör gehörte, noch in menschen herce chom, daz got beraitet 
hät den di in lieb habent. Diu werchgadem 2 dä man daz allez 
inne wurchen sol, daz sint des chlösters sperresal 3 unt diu 
staete 4 in der samnunge. 

(ll a ) V. Von der gehorsam. 

Der örste gräd der dim&t ist diu gehorsam an twäl. Diu 
gecimpt den wol di niht lieber habent den unseren herren 
Christ. Durch daz hailige dienst daz si gelobt habent unt 
durch der helle weice, 5 zehant so in von ir meroren iht wirt 
gebotten, so entwälent si niht mit den werchen, sam ez von 
got gebotten sei. 6 von den spricjiet got ,Du er mich gehörte, 
dü gehörsampt er mir'. 7 und spricht aver zü den lereren ,Der 
euch höret der hört mich*. Dar umb läzent dise zehant ir 
aigen willen und ir dinch under wegen, unt sä mit ledigen 
handen läzent ir werch under wegen unt volgent der stimme 
des der ir gebieter ist mit nächwentigem tuze der gehorsam, 
und volchoment also mit ain ander schier in ainer weile in 
gotes vorhten baidiu des maisters vor gesprochniti gebot unt 
des jungers durnohtiu werch. Den zü dem ewigen leben 
ger ist di habent sich dar umbe zu dem wege von dem got 
sprichet ,Der wech ist enge der zü dem leben Iaitet', daz si 
niht leben näch ir willen noch näch ir girde und ir gelust 
niht gehörsam sint, unt daz si in den chlösteren wesen unt 3 
dä gerent si daz ir di abte phlegen. 9 (ll b ) Ane zweivel dise 
volgent der rede di unser herre sprichet ,Ich enpin dä zü nicht 
chomen daz ich mein willen tu, sunder des der mich hät gesant'. 
Diu selbeu gehörsam wirt aver danne got genem unt den leuten 
süz, ob man si tüt ane vorhte noch trächlichen noch lazlichen 
noch mit murmeln noch mit antwurt des ubelen willen, wan 
diu gehörsam di man den meroren erbeutet diu wirt got er- 



1 geantwurt c 2 «tat c 3 sloz c 4 ataetichait c 5 die forcht c 
6 ist ez getan als in von got *ey enpotten c ' wart ir mir gehorsam c 
8 unt unterpangiert von c • in der abt vor *ry c 



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[931] Mittheilongen ans altdenteehen Handschriften. IV. 21 

botten, als er sprichet ,Der iuch 1 hört der hört mich'. Dar 
umb sol der junger erzaigen sein guten müt, wan den fröwen 2 
geber minnet got. Wan wirt der junger gehörsam mit ubelem 
müte und niht al ain mit dem munde, ist daz er öch in dem 
hercen murmelt, und ist daz er öch daz gebot erfüllet, so enist 
doch got niht genem der diu herce an siht der murmelere, 
und umb so get&n gehorsam wirt er gotes lönes ane und vellet 
in der murmelere weice, ob erz niht gevellichlichen büzet. 

VI. Von dem sweigen. 

Wir suln tun daz der wisage sprichet ,Ich sprach : ich sol 
mine wege bebaren, daz ich an miner zunge iht missevar'. 3 
Hie zaiget der wisage, ist daz (12*) wir under weilen sweigen 
sulen von guten dingen durh daz swigen, daz man michels 
mer durch di weice der sunte ubeleu wort sol vermeiden. Dar 
umb sol man den durnohten jüngeren selten urlob geben ze 
sprechen öch von guten dingen unt diu zebezzerunge gehörent 
durch di gedigenhait des swigens, wan gesriben ist ,Swer vil 
geret den sunden 4 er 5 niht enphert'. 6 Und anderawä ,Den 
tot unt daz leben mag diu zunge benemen unt geben*. Wan 
dem maister zimpt wol daz er red und lere, dem junger daz 
er sweig und höre. Dar umb swaz ze vorderen ist daz sol 
man aischen von dem prior mit aller diemöt und undertäne- 
chait. Aver eitelchait und muzigeu wort 7 unt deu daz lahter 
erchuchent 8 unt spot verdapm wir in allen steten mit dem 
ewigen slozze, unt ze söhtaner rede gestat wir niht daz der 
junger sein munt öf tü. 

VII. Von der dimüte. 

Uns rufet diu hiligeu srift, brüder, und spricht ,Swer sich 
höhet der wirt genidert, unt swer sich dimütiget der wirt ge- 
höhet'. So si ditz spricht, so zaiget si uns daz aller (12 b ) 
slaht hofart ist ain geslehte der ubermüte, da von sprichet der 



1 fehlt 2 frolechen c 3 der Rest der Schriftstelle blieb unübersetzt 
* der vleucht die 5 gestrichen von c 6 gestrichen von c 
7 dazu und »pot c 8 habet c 



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22 



Schönbach. 



wisage daz er sich bewart hab ,Herre, min herce hat sich niht 
erhaben unt mineu ögen sint niht erpurt. 1 Ich giench niht in 
bunderlichen und in grözzen dingen 2 über mich/. Jedoch wie 3 
hän ich gevaren? ,Entstünt 4 ich mich niht diemütichlichen 
und hän ich gehöhet mine s&l, so werd ir gelönet als dem 
chinde, so man ez enspent von der muter'. Dar umb, lieben 
brüder, wel wir schier chomen zu der obristen höhe zü der 
man steiget mit der dimüt ditz gegenwurtigen lebens, so sul 
wir mit unserem Öfsteigen di laiter öfrihten mit den werchen 
diu sand Jacob in dem slaf erschain, an der im wurden gecaiget 
di engel öf und nider steigende. Ditz Öf und nider steigen 
versten wir niht anders an zweivel, wan daz man mit der Über- 
mut nider steiget und mit der dimüt öf steiget. Diu selbeu 
öfgerihtet laiter ist unser leben in diser werlde daz mit die- 
mütigem hercen wirt öf zehimel von got gerihtet. Wir sprechen 
daz unser lip und unser sei di Seiten 5 der selben laiter sint. 
In di (13 a ) selben laiter böme hat diu gotes ladunge öf zesteigen 
in gestechet 6 manger slaht gräd der dimüte unt der zhuht. 

Der erste gräd der dimut ist daz der mensch gotes vorhte 
immer var ögen hab und fliehe di agezzelchait und gehuge 7 
ze allen citen aller der dinge di got gebotten hat, wie di got 
versmsehent umb ir sunde in di helle vallent, unt daz ewige 
leben daz den berait ist di got furhtent ze allen ziten in sinem 
gemute hab und behüte sich ze allen wilen vor den lästeren 
unt vor den sunten, daz ist der gedanche, der zungen, der 
ögen, der hente, der füze unt seines aigen willen, unt eile och 
daz er des viaisches girde von im tü. Der mensch sol des 
waenen daz in unt sineu weich got von himel an allen steten 
sehe und och ze allen citen im gebotschepht werden von den 
engelen. Daz got unseren gedanchen bei sei daz zaiget der 
wisage da er sprichet ,Got ersuchet 8 diu herce unt diu nier' 
und aver ,Des menschen gedanchen erchennet got'. Unt spricht 
aver ,Du waist von verren (13 b ) mine gedanchen unt dir sint 
chunt des menschen gedanchen'. Unt daz der nuzce br&der 
vleizechlichen sich bebar von bösen gedanchen, so sol sprechen 



1 dcrhebt c 2 die und noch ein, aber unleserliches Wort von c zugesetzt 
3 Sunder ivie c 4 uxer c 1 layterbaum c 6 gedozen c 7 gedench c 

9 ervert c 



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[983] MitthoilDngen aus altdeuUehen Handschriften IV. 23 

ze allen citen in seinem hercen ,Sö beleih äne mail var got, 
ob ich mich vor minem unreht ' behütet Wir werden gebert 
daz wir unseren aigen willen niht tun, als diu srift zu sprichet 
,Cher dich von dinem aigen willen 4 . Wir bitten och got in 
dem frönem gebete daz sin wille an uns erfüllet werde. Von 
reht werden wir gelert unseren aigen willen läzen, so wir 
uns hüten dä vor daz diu hailigeu srift sprichet ,Ez sint wege 
di di leute güt dunchen t, der ende in di tiefe der helle senchet 4 , 
unt so wir aver behüten daz von den versümigen ist gesprochen 
,Si sint unganz 2 und unmenschlich worden in ir aigen willen*. 
Aver in des viaisches gelüsten sulen wir geloben daz got ge- 
genwurtich ist, als diu srift sprichet ,Herre, vor dir ist elleu 
min girde 4 . Dar umb sol man sich hüten vor bösem gelüste, 
wan der tot gesezet ist an der (14 a ) inverte der gelust. Dar 
umb gebeut diu srift unt sprichet ,Du solt diner begirde niht 
nach gen 4 . Dar umb ist daz gotes ögen sehent di guten unt 
di ubelen unt daz er wartet von himel über der menschen 
kint, daz er sehe ob sich ieman entste 3 unt got suche, unt ist 
daz got unserem sephere alle tage unsereu werch gebotschepht 
werdent von den engelen di uns beahtet 4 sint, s6 sul wir uns 
hüten, brüder, ze allen citen, als der wisage an dem salem 
sprichet Daz wir zü den ubelen niht naigen unt daz uns got 
ze dechainer weile iht unnuzce sehe, und entleibt 5 uns nü an 
diser ceit, wan er milt ist, unt peitet unserer bezzerunge, daz 
er uns her näch iht zu spreche ,Ditz taet du und ich swaich 4 . 

Der ander gräd der dimüt ist daz der mensch sein aigen 
willen niht minne, 6 noch sine gelust niht volbringe, wan daz 
er mit den werchen volge der gotes stimme, als er sprichet 
,Ich bin chomen dar zü, daz ich mines vater willen, niht den 
minen tu 4 , und aver spricht diu srift ,Weice hät diu wolnust, 
di chröne gebirt diu nötdurft'. 

(14 b ) Der dritte gräd der dimüt ist daz der munch in 
gotes minne sinem merorem undertienich sei mit aller gehorsam 
und uäch volge unserem herren von dem der apostolus spricht 
,Er was sinem vater gehorsam unz öf den tot 4 . 



1 lioaen c 2 vorwazent c 3 vernem oder verse c 4 gtsazt g 
& vertrayt c 6 lieb hab c 



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24 



Sc h önbac h. 



[934] 



Der vierde gräd der dimut ist daz der munch an der 
gehorsam herteu und widerwertigeu dinch, oder ob im dechain 
unwirde erbotten werde, wizzechlichen liep hab und sei ge- 
dultik und verzag niht, noch entweiche. Wan diu srift. sprichet 
,Swer volhertet unz an daz ende der wirt behalten*. Und aver 
,Ez sol dein herce veste 1 sein an unserem herren und beite 
sein'. Sich zaiget och daz der gelobige mensch elleu dinch 
durch got leiden sol, und spricht 2 von den di iht lident , Durch 
dich, herre, tötet man uns durch den tach und sin geahtet als 
diu slahtigeu schäph*. wand si aver sint sicher deB gotlichen 
lönes, so sprechent si dar nach vrölichen ,Aver an allen disen 
dingen gesigen wir durch den der uns geminnet hät'. Und 
aver spricht diu srift anderswa ,Du häst uns, herre, gepruevet 
(15 a ), als man daz silber in dem veur beberet. Du häst uns 
gelaitet in den strich und häst not gesezet öf unseren rukken*. 
Hie zaigt er och daz wir under dem prior suln sein unt spricht 
dar nach ,Du häst über unser höbet leute gesezet*. Di öch 
gotes gebot erfullent in widerwertigen dingen, so man siu sieht 
an ain wange, so bietent si daz ander dar. Der in den roch 
nimpt, dem läzent si den mantel. Der siu dwinget 3 aine meil 
zegen, mit dem gent si zwo und leident mit sand Paul ehte 4 
und vertragent valsche brüder und segnent di di in da flüchent. 

Der fünfte gräd der dimüt ist daz der munch alle di 
ubeln gedanche di zu sinem hercen choment sinem abte sage 
mit dimutiger beihte. Des schuntet uns diu srift und sprichet 
,Du 8olt got dine wege ofnen und hinz im haben dine hofnunge'. 5 
und spricht 6 aver , Begehet got, wan er güt ist unt sin warmunge 
diu ist ewich.' unt der selbe weisage ,Mine missetät hän ich 
dir, herre, chunt getan und mein unreht hän ich niht verborgen, 
ich sprach: ich sol mine sunde (15 b ) wider mich selben got 
begehen unt du häst di erge mines hercen vergeben*. 

Der sexte gräd der dimüt ist daz der munch sich erbiete 
daz er der lecciste sei, unt zü allen den dingen diu man im 
enphilhet sol er sich ahten als ain bösen und ain unnuccen werch- 
man, und spreche mit dem wissagen ,Ich bin ze nihteu worden 



1 gestercht c 2 sprich 3 genotget c 

* So ursprünglich, etwas später noch re hinzugefügt 

5 6/twnge 6 sprich 



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Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. IT. 



25 



und enchund niht. ich pin als ain vich worden pi dir und sol 
beleiben immer mit dir*. 

Der sibende gräd der dimüt ist daz sich der munch den 
nidristen unt den bösisten niht al ain mit der zung sag, er 
sol ez och hercechlichen in sinem geloben haben unt dimütige 
sich mit dem wissagen unt Sprech ,Ich pin ain wurm und niht 
ain mensch, ain itwiz der leute und ain verworfnusse des volches. 
ich pin gehohet unt gedimütiget unt geschendet'. Und aver 
,Mir ist güt daz du mich gedimütiget häst, daz ich lerne dineu 
gebot'. 

Der ahtod gräd der dimüt ist daz der munch niht anders 
tü, wan daz diu gemain regel des chlosters hät oder der meroren 
bilde schuntet und ratet. 

(16 a ) Der neunte 1 gräd der dimüt ist daz der munch an 
der rede sine zunge bewar unt behalte sin swigen unz man 
in frage, wan diu srift daz zaiget daz man in vil rede di sunde 
niht enphleuht, unt der vil redende niht beriht werden chan. 

Der zehende gräd der dimüt ist daz der munch niht schier 
noch leihtichlichen lache, wan gesribeu ist ,Der tumbe man 
erhöhet seine 2 stimme so er lachet*. 

Der ainleft gräd der dimüt ist, sö der munch ret, daz 
er daz samfte tü und an lehter, dimütliche unt mit zuhten, 
und wenich red und redlihen, unt si niht rüfich mit der 8timme, 
als ez gesriben ist ,Dcr wise man mit churcen Worten wirt 
erchant*. 

Der zwelfte gräd der dimüt ist daz der munch als wol 
mit dem leibe als mit dem hercen di dimüt zaige allen den di 
in sehent. Daz ist an dem werche, in dem bethüse, in dem 
chlöster, in dem garten, an dem wege, an dem acher, oder swä 
er siccet oder get oder stet, daz er mit genaigtem höbte sei unt 
sineu ögen zü der erden hab. Er sol sich seiner sunte zallen 
citen schuldich geben. Er sol och (16 b ) haben den wan daz 
er vor dem aissamen gotes gerihte ie ebene sule stan, unt 
spreche zallen citen daz der ofne sunder an dem ewangelio 
sprach der sin gesihen nider zü der erden brach ,Herre, ich 
sunder pin des niht wirdich daz ich mineu ögen öf zehimel heb*, 
unt sprech aver mit dem wissagen ,Ich pin alle weis gediemü- 



1 nevte 2 zuerst sine geschrieben, dann durchstrichen 



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26 



Schö nbac b. 



[936] 



tiget unt genaiget'. Swen alsus der munch öf steiget dise grade 
der dimut, so chumpt er sä zu der ganzen gotes minne diu di 
vorhte öz stözet, mit der er elleu diu dinch di er vor äne vorhte 
niht behalten mohte beginnet behalten an arbait als von natür 
unt der guten gebonhait. niht nü durch di vorhte der helle, 
sunder durch di gotes minne, in guter gewonhait unt der übe 
der tugunde, di got an sinem werchmane genaedichlichen erzaigt 
den er mit dem hailigem gaiste von den sunten und von den 
lästeren hat also gerainiget. 

VIII. Wie man des nahtes sol gotes dienst begen. 

Winterceit, daz ist von aller hailigen mes unz an di osteren, 
sol man nach redlicher aht an der ahtoden stunde, der naht öf 
sten, daz man luccel mer dan di halben naht r&we, und nach 
(17 a ) der dewe öf sten. Swas aver cit näch der meten beleibet 
daz sol den brüdern geläzen werden di der salem oder leccen 
oder gut trahtunge bedürfen. Von osteren unz aver an aller 
hailigen messe sol man di meten also temperen, daz man dar 
näch ain vil wenigez underläz läze, daz di brüder zu ir nöt- 
durft gen. unt sä sol man lausmeten singen, so der tag öf get. 

IX. Wie mangen Balm man ce meten sprechen sol. 1 

Wintercit sol man zem ersten sprechen daz vers ,Deus 
in adiu. m. intende. Domine ad.' Dar näch drei stund , Domine 
la. me. a'. Dar näch den salm , Domine quid mul. st', unt 
Gloria patri. Dar näch ,Venite exul* mit der antiphen oder 
slehtichÜchen. Dar näch sol volgen der ymnus sancti Ambrosin. 
Dar näch sex salm mit ir antiphen. So di gesprohen sint unt 
daz vers, so geb der abt den segen, unt di andere alle öf ir 
stüle gesizcent, so suln di bruder näch zech öf dem lecter 
lesen drei leccen, unter den sol man singen driu respons. Näch 
der driten leccen der dä singet der singe Gloria patri. Als 
der singer daz an vdht, s6 suln di andere alle sä Öf sten von 
ir stülen durch ere und wirde der hiligen drivaltechait. Aver 

1 Die Nachweisungen der Psalmen wurden hier gespart, da ohnedies in 
allen Ausgaben der lat. BR. die Citate eingeklammert sich linden. 



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[937] 



Mittheilungen au» altdeutschen Handschriften. IV. 



27 



diu büch diu man (17 b ) ze nieten lesen sol diu sulen sin des 
alten und des neuwen urchundes der hailigen orthabunge, und 
och ir bedeutunge di dar über gemachet habent di namhaften 
vseter unt gelobige lerere der hailigen cristenhait. Nach disen 
drien leccen mit iren drien responsen suln gen ander sexs salin 
mit der Alleluia. Dar nach sol man sprechen ain leccen von dem 
apostolo özen unt daz vers und kil, 1 unt si diu meten da mit 
verentet. 

X. Wie man sumereft di meten bege. 

Von osteren unz an aller hailigen mess sol man zu der 
meten alle di mäze der salm haben als da oben gesprochen 
ist, an daz man durch di churce naht di lecheen niht lesen 2 
sol. man sol aver für di drei ain özen sprechen von dem alten 
urchunde, dar näch ain churz respons, unt daz andere allez 
werde begangen als gesprochen ist. Daz ist daz man nimmer 
min den zwelf salm zer meten sprechen sol an di zwene salm 
, Domine quid mul. st', unt ,Venite exul.' 

XI. Wie man an dem suntage di meten bege. 

An dem suntage sol man zer meten zeitlicher öf sten. 
(18 a ) An der selben meten sol man di mäze haben, daz ist 
daz man sol singen sex salm mit dem vers als da oben geseccet 
ist. unt swen si alle näch orden gesiccent öf ir stuele, 3 so sol 
man an dem böche vier leccen lesen mit ir respons, unt sol 
an dem Vierden singen Gloria patri, unt suln zehant alle mit 
ewirde öf sten. Näch den leccen suln näch orden ander sex 
salm näch volgen mit ir antiphen und mit dem vers als da 
vor. Dar näch sol man driu cantica von dem wisagen sprechen 
diu der abt geseccet. diu cantica sol man singen mit dem 
Alleluia. Als danne das vers gesprochen ist unt der abt den 
segen geit, so sol man ander vier leccen lesen von dem newen 
urchunde als dä vor. Näch dem vierden respons väh der abt 
an den ymnura ,Te deum laudamus'. Als der gesprochen ist, 
sö les der abt di leccen von dem Iwangelio unt di andern 



i := Kyrie eleyson 2 zuerst leccen geschrieben, dann verbessert 3 tttuU 



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28 



Schönbach. 



[938] 



alle strn mit mit vorhten und untwurten alle nach der leccen 

A 

Amen. Dar nach heb der abt an den Vinnum ,Te decet laus'. 
Als der segen danne geben ist, so väh man lausmeten an. Disen 
orden der (18 b ) 1 

XII. Wie man an dem suntage Lausmeten bege. 

Ze lausmeten an dem suntage so zem ersten gesprochen 
werde der salm ,Deus miser/ an antiphen slehtichlihen. Dar 
nach werd gesprohen 2 , Miserere' mit dem Alleluia. Dar nach 
,Conntemini' unt ,Deus deus meus'. Dar näch Bened. und 
Laudate. Ain leccen von apokal. özen. Daz respons, der 
ymnus, das vers, Benedictus, Kil. und ist erfüllet. 

XIII. Wie man an dem werchtage lausmeten bege. 

An den werchtagen sol man di lausmeten also begen, 
daz man den salm spreche ,Deus miscrcatur' an antiphen und. 
in ain wenich ziehe als an dem suntage, daz si alle chomen zu 
dem salm , Miserere mei deus' den man mit der antiphen 
sprechen sol. Näch dem zwen andere sahn nach der gewon- 
hait. Daz ist an dem mentage ,Verba m. au', und ,Dix. in i.' 
An dem eretage ,Judica' unt ,Miserere'. An dem mitchen 3 
,Exaudi' unt ,Te decet'. An dem phinztage ,Domine deus 
salu.' unt ,Domine refu.' An dem vntage ,Notus in vi.' und 
,Bonum est'. An dem samztage , Domine exau.' und ,Audite 
celi'. Daz man tailen sol in zwo Glorias. An dem anderen 
ieslichen tage sol man ain canticum sprechen von den wissagen 
als manz ze Korne singet. Dar (19 a ) näch Laudate und ain 
lecce von dem apostolo özen, daz respons, sand Ambrosin 
ymnum, daz vers, Benedictus, Kil. und ent sich also. Di zwo 
tagcit, lausmeten und vesper suln nimmer so vergen, der prior 
der spreche zejungst daz frone gebet, daz sis alle hören, durch 
die doren des bösen willen di gewonlich sint zebachsen, daz 
si gemant werden mit dem gelubde des selben gebettes, da 



1 Bricht ab, wodurch der letzte Satz des Capitels verloren geht, wohl nur 
aus Versehen. 

2 Zuerst verschrieben, dann das Richtige 3 miche, vgl. XLI 



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[939] 



MiUheilongen ans. altdeutschen Handechrifler. IV. 



29 



si da sprechent , Vergib uns unsere schuld als wir tun unseren 
scholeren' und furben sich von solchem laster. Zu den anderen 
tagciteu so sol man daz jungist tail des selben gebettes löte 
sprechen, daz si alle antwurten ,Sed libera nos a malo'. 

XIV. Wie man an der hailigen höhcit di meten bege. 

An der hailigen höhcit unt ze allen höhciten sol man di 
meten begen als an dem suntage, än daz man di salm unt 
daz ambet sprechen sol daz zü dem tage gehört. Aver di 
oben gesriben mäze sol man behalten. 

XV. Ce weihen citen man Alieluia sprechen sol. 

Von den hiligen österen unz an di phingsten sol man än 
unterläz Alieluia sprechen, als wol zen salm als zen responsen. 
Aver von phingsten unz an di vasnaht alle naht so sol man 
di (19 b ) anderen sexh salm zer meten mit dem Alieluia sprechen, 
und alle suntage özerhalb der vasten sol man diu cantica und 
lausmeten, prime, terce, sext, nöne mit dem Alieluia sprechen, 
aver die vesper mit der antiphen. diu respons suln nimmer 
werden gesprochen mit der Alieluia, wan von österen unz an 
di phingsten. 

XVI. Wie man gotes dienst tages begö. 

Als der wissage spricht ,Siben stund an dem tage sprach 
ich dein lob'. Diu hiligeu sibenvaltigiu zal wirt alsö von uns 
erfüllet, ob wir zü der lausmeten, ze preime, ze tercie, ze sexte, 
ze nöne, ze vesper, ze complete daz ambet unseres dienstes * 
erfüllen, wan von disen ziten spricht der wissage ,Siben stund 
an dem tage sprach ich din lob'. Und öch von der meten 
sprach der selbe weissag ,Ze mitter naht stund ich öf ze 
dinem lobe'. Dar umb sul wir ze disen citen unseren schepher 
loben, wan ez pilleich unt reht ist, daz ist ze lausinetten, ze 
prim, ze tercie, ce sext, ze nöne, ze vesper, ze guinplSt, unt 
sten des nahtes öf zü seinem lobe. 



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30 



Schönbach 



[940] 



XVII. Wie mangen salm man ce den tagciten 

sprechen sol. 

Wir haben di salm geordent von der meten, nü sehen 
(20) wir von den anderen ctten. Ce preime sol man besunder 
drei salem mit ir Gloria patri sprechen unt den ymnum der 
selben ceit nach tem vers ,Deus in adju. m. intende* e dan 
man di salm an beb. nach den drien salm sol man sprechen 
ain leccen unt daz vers unt KU. unt verentet sich also. Terce, 
sexte, nöne suln aver in der selben weise begangen werden, 
daz ist ditz: ,Deus in adju. m. int.', di ynini der selben ceit, 
drei salm, diu lecce, daz vers, Kil., unt verentet sich also. 
Ist diu samnunge gröz, mit der antiphen; ist si wenich, so 
sing man di tagcit slehtichlihen ver sich. Di vesper sol man 
verenten mit vier salm, dar näch spreche man ein lehcen unt 
sanct Ambrosin ymnum, daz vers, Magn., Kil., daz fröne gebet, 
und werde läzen. Di complet sol man teglich verenten mit 
drin 1 salm di man än antiphen sol singen, näch den gehört 
der ymnus der selben cit, ain lecce, daz vers, Kil., der segen, 
uut verentet sich also. 

XVIII. (20 l> ) [Quo ordine ipsi psalmi dicendi sunt.] 2 

An disem capitel mant sant Benedict, ob ieman missevalle 
diu ordnunge der salm di er zertailet hät, daz ers baz ordne, 
ob ez bezzer sin mach. Jedoch daz es alle weis in der ahte 
sei daz man aller wochenlich ainen gancen salter singe von 
zehenz und funzech salm, unt zer meten an dem suntage an 
dem höbte an väh, wan di munche ain trägez dienst ir andäht 
erzaigent di min den ain salter mit gwonlichen canticen in der 
wochen singent; 3 daz unsere hailigen vater aines tages frum- 
lichen täten, unt wolte got daz wir traegen daz in ainer gancen 
wochen volbrehten. 



1 Zuerst vier geschrieben, dann durchstrichen. 

3 Die Ueberschrift fehlt nnd mehr als zwei Drittel des Capitels bleiben 
unübersetzt. Es wird begonnen mit den Worten: Hoc praecipue com- 
monentes etc.; vgl. 8. 920, Anm. 

3 singet 



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i 



[941] Mittheilun^en aan altdeuttvben Hiin.lschriften. IV. 31 

XIX. Mit weihen zuhten man singen sule. 

Wir geloben daz got allenthalben gegenwurtich ist unt 
daz gotes ögen di guten unt di ubeln in allen steten schöwent. 
Jedoch aller inaist än zweivel 1 hab wir des gelöben, sö wir 
ze gotes dienst sten. Dar umbe sul wir immer gehugen daz 
der wissage spricht , Dienet got mit vorhten' und aver ,Singet 
weisleichen' und ,In der angeschud der engel sol ich dir singen'. 
Dar umb sol wir merchen wi wir sten suln vor got unt den 
englen unt st6n also ce singen, daz unser gemüte gehel unserer 
stimme. 

XX. Von der wirde des gebetes. 

Wellen wir mit gwaltigen leuten iht handeln, daz erpald 
wir niht wan mit der dimut und wirdechlichen. michels m$r 
sol man got, aller der werlde herren, (21 a ) mit aller dimüte 
flegen, und wir sulen wizzen daz wir in rainem hercen unt 
der zehere stungunge erhöret werden, niht in vil gespraeche. 
Dar umb sol daz gebet churz und löter sein, ez enwerde danne 
von der gotes genäde gelenget. Jedoch daz gebet in der sam- 
nunge sol alle weis churc sin, unt sö der prior daz ceichen 
tut, so sulen si alle mit ain ander öf sten. 

XXI. Von den techenden des chlösters. 

Ist diu samnunge gröz, so sol man oz ir di brüder welen 
di gutes urchundes sint und hailiges lebens unt sulen gesezet 
werden ze techenden di alle weis nach gotes gebot unt des abtes 
ir ambt oder ir technei vliz haben. Di selben techend sulen 
sö getän erweit werden mit den der abt sicherlichen tailen 
muge seine bürde, man sol si och niht näch orden welen, 
wan näch der werdechait der weishait unt des lebens. Ist daz 
ir dechainer sö hofertich wirt, daz man in strafen muz, sö refs 
man in ze ainem mäl unt zem anderem mäle, zem dritten mäle. 
wil er sich niht bezzeren, sö tu man in furder und werd ain 



1 weivel 



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32 SchSnbacb. [942] 

anderer an seine stat gesezcet der des wert sei. Und von dem 
pröbste seccen wir daz selbe. 

XXIL Wie di manche släfen suleu. 

Si suln besunder in sunderen betten släfen unt suln bete- 
gewant haben nach der (21 b ) mäze des lebens und als ez der 
abt gesephet. 1 Mag ez geschehen, s6 suln si alle an ainer stat 
släfen. Verhenget des diu menge niht, so suln cehne oder 
zwainceh släfen bi den altherren di ir hüten. Ain cherce sol 
staHechlichen prinen in dem selbem gadem unz an den morgen. 
Si sulen angelait släfen unt gegurtet mit gurteten oder mit 
sailen unt sulen diu mezzer ze der seiten niht haben di weil 
si släfent, daz si sich leiht iht verbunten in dem släfe. Si 
suln ze allen citen berait sein unt, so man daz zeichen leutet, 
so sten zehant öf und eilen für ain ander zü dem gotes dienst, 
iedoch mit allen zuhten. Di jungen bruder suln ir bette haben 
gemuschet mit den altherren und niht bi ain ander. So si öf 
Stent zü dem gotes dienste, so suln si an ain ander mäzech- 
lichen mauen durch der släfere entschuldigunge.' 2 

XXIII. Von der vermainsamunge der schulde. 

Swelch bruder erfunden wirt daz er ungehorsam sei oder 
ubermutich oder ain murmeler, oder an dehainen dingen der 
hailigen regel wider ist unt diu gebot siner altherren ver- 
suchet, den sol man nach dem gotes gebotte manen ze ainem 
unt zem anderen mäle von sein altherren. Bezzert erz niht, 
sd sträf man in offenliehen vor den anderen (22 a ) allen. Bezzert 
erz öch so niht und entstet er sich welech weiz der vermain- 
samunge ist, diu sol über in ergin. Ist er aver unteuer, so 
rech mau ez an sinem leibe. 

XXIV. Welch diu mäze der vermainsamunge sein sule. 

Näch der mäze der schulde sol man mäzen der vermain- 
samunge unt di zhuht. Diu mäze stet an des abtes willen. 

1 Zuerst geschrieben geteccef, dieses nnterpungiert und durchstrichen, das 
neue daneben 2 vorher vn, durchstrichen 



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[943] 



Mitteilungen au« altdeutschen Handschriften. IV. 



33 



Jedoch swelch brüder an den leihteren schulden erfunden wirt, 
den sol man sunderen von der gemaine des tisches. Der sol 
och alsus seine boze tön, daz er in dem bethös noch salm 
noch antiphen an vähe noh lehcen les, unz er sine böze getü. 
Sein imbiz sol er nemen nach der brüder imbiz in der weise: 
ob di brüder ze sext enbeizent, sö ezze er ze nöne; ob di ze 
nöne, er ce vesper, unz daz er mit gevellichlicher büze di 
gnade vinde. 

XXV. Von den swaeren schulden. 

Der brüder der mit sweren schulden bevangen ist, den 
sol man sunderen baidiu von dem tische unt von dem bethüs. 
Dechain brüder sol im gemainen mit dehainer geselleschephte 
noch mit der rede. Er sol aine an dem werche sein daz im 
enpholhen ist unt sol gedenchen an di aisame rede di der aposto- 
lus sprichet ,daz ain sö getan mensch gegeben ist dem teuvel in 
di verlornusse des leibes (22 b ), daz diu sele behalten werde 
an dem jungistem tage.' Sein imbiz sol er nemen aine ze der 
mäze der weile als der abt baiz daz ez im nuce sei. Niemen 
sol in segnen der für in get noch daz ezzen daz man im geit. 

XXVI. Von den di sich zfi den fügent di man 

vermainsamt. 

Swelch brüder erbaldet daz er sich ze chainem brüder 
dechaine weis füget än des abtes urlob, oder mit im ret oder 
iht enbeutet, den sol man zegeleicher weise vermainsamen. 

XXVII. Weihen fliz der abt sul haben umb di 

vermainsamten. 

Allen fleiz und sorge sol der abt haben umb di brüder 
di missetünt, wan di siechen bedürfen des arctes, niht di ge- 
sunden. Dar umb sol der abt tün als ain weiser arcet, er sol 
von im senden 1 tugentliche tröstfcre 2 weise altherren di haim- 



• vorher sein, durchstrichen und unterpungiert 
2 vorher troat, durchstrichen 

3 



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34 



Schönbaeh. 



[944] 



liehen trösten den 1 trürigen brüder, daz er iht versinche mit 
gr6zzorem ungemüte. Man sol och, als der apostolus sprichet, 
di minne an im begen also, daz si alle für in betten, mit 
grözzem vleize unt mit seinen listen sol der abt bebaren daz 
dechainez der schäph verderbe diu im enpholhen sint. Er sol 
wizzen daz er phleg enphangen hät über di siechen sele, niht 
grimme herschaft über di gesunden, und furhte des weisa (23") 
gen dro durch des munt got sprichet ,Daz eu vaizht döhte 
daz näniet ir hinz eu, daz aver chranch was daz verburfet ir 
von eu/ Er sol dem gutem bilde nach gen des guten herters 
der öf dem gebirge lie neun und neuncech schäf und gie 
suchen ain schäf daz sich verirret hiet. des chranchait gie im 
also nähen, daz er ez gerüchte legen öf seine hailige ahsel 7 
unt trug ez also wider zü der hert. 



XXVIII. Von den di man oft sträfet unt sich 

niht bezzerent. 

Swelch brüder umb dehaine seine schulde ofte gesträft 
wirt, wirt och vermainsamt, unt enbezzert er sich niht, so sol 
man in scherphlicher büzen, daz ist daz diu räche der besem- 
slege über in gen sol. Bezzert er sich och sust niht, oder wil 
er hoferthlichen seineu werch beschermen, daz nimmer geschehen 
müz ; sö tü der abt als ain weiser arcet. Hät er erbotten di 
bäiunge unt di salben guter manunge unt di erznei 3 der hiligen 
srift unt zejungist den brant der vermainsamunge unt och di 
besemslege, unt sieht er daz sein vleiz niht verveht, so tu 
noch daz maiste daz er unt di anderen alle umb in bitten, daz 
got der elleu dinch getün mach sin hail burche 4 an dem siechen 
brüder. und wirt (23 b ) er sus niht gehailet, so sneid in der 
abt furder, als der apostolus sprichet ,Tüt daz ubel von eu* 
und aver ,Vert der ungelöbige sein wech, so var hin, daz ain 
suhtigez schäph di hert niht alle mailige 4 . 



1 vorher den bruder der dd umb «bebet oder, unterpungiert 

2 vorher ahe, durchstrichen 

3 vorher ez, durchstrichen 

* vorher werch, durchstrichen 



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[945] 



Mitteilungen aus altdeutschen Hund Schriften. IV. 



35 



XXIX. Ob man di b rüder di 6z varent sul wider 

enphahen. 

Swelch brüder von sein selbes schulden 6z dem chlöster 
vert oder 6z gewiset wirt, wil er wider chomen, so sol er e 
geloben alle bezerunge der schulde dar umb er 6z für und 
sol man in also an der jungisten stat enphahen, daz man da 
mit seine diemüt hebere, unt sol alsö unz zem driten male 
enphangen werden. 1 Vert er dar näch 6z, so wiz daz man 
im des waigert daz man in iht mer enphähe. 

XXX. Von den chinden di minnors alters sint wie 

man di strafe. 

Ain ieslich alter unt verstentnus sol sine aigne mäze 
haben. Dar umb diu chint unt di junglinge di sich niht ent- 
sten mugen welch diu weice der vermainsamunge sei, sö di 
missetünt, sö sol man siu mit vil vasten chestigen oder mit 
scherphen besemslegen dwingen, daz siu gehailet werden. 

XXXI. Von dem chelner des chlosters, welcher der 

sin sule. 

Des chlösters chelner sol erweit werden 6z der samnunge 
der weis sei unt gedigener sitte unt cheus an ezzen und an 
trinchen, der (24 a ) niht hofertich sei noch zornich, noch un- 
gestümich, noch treg, noch dechain cerer, wan der got furhte 
unt der aller der samnunge sei als ain vater. Er sol des dinges 
alles phlegen und niht tun än des abtes gebot, daz im gebotten 
wirt daz bebar. di brüder sol er niht geunfrÖwen. Swelch 
b rüder in unredlichen bittet, dem versag er redlichen mit der 
dimüt und unfrewen niht mit dechainer smächait. Seiner sei 
sol er hüten unt gedenche zeallen citen an des apostels rede 
daz ,der der wol gedienet im guten Ion gewinnet'. Der chinde, 
der siechen, der geste, der armen sol er vlizlichen phlegen 
und wizze für wär daz er umb dise alle an dem jungisten tage 



' verde 

3* 



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30 Scbönbach. [946] 

rede ergeben müz. Klleu diu vaz des chlosters und allez sin 
gehebde sol er besehen als diu hailigen altervaz. Kr sol niht 
versomen unt sol sich niht fleizen der geirischait, noch daz er 
ain swenter oder ain zerfürer si des gotcs hos gutes, wan er 
sol elleu dinch mezechlichen tun und nach des abtes gebot. 
Vor allen dingen sol er di diemut haben, unt den er des gfttes 
niht cegeben hab den biete güte rede, als ez gesriben ist 
,Güt rede ist über di besten gäbe*. Allez (24 h ) daz im der 
abt enphilhet daz hab in seiner phleg, daz er im wert daz 
entü niht. Er sol den brüderen ir gesacte phreunde ceitlichen 
und an unbirde geben, daz si iht geunfrowet werden, unt ge- 
denche der gotes rede, wes der wert sei, ,der ainen der seinen 
benigen geunfröwet'. Ist diu samnunge gröz, so geb man im 
helfe, daz er mit senftem müte sein ambet getun muge. Cegevel- 
lichlichen ceiten sol man geben daz cegeben ist, und aischen 
daz ceaischen ist, daz niemen betrübet noch geunfröwet werde 
in 1 dem gotes hüse. 

XXXII. Von den bäfen und anderen dingen des 

chlosters. 

Der abt sol so getane brader welcn der leben und sitte 
er sicher sei, unt sol in enphelhen des chlosters gut an bäfen, 
an gebande und an aller slaht dinge, als er baiz daz ez nucce 
si, daz si ez behüten unt zesamen haben. Der dinge sol er 
öch ain brief haben, so sich di bruder an den ambten wech- 
selent, daz er wize baz er enphilhet 2 oder waz er wider nimpt. 
Swer aver des chlösters gut unsoberlichen und unruchlichen 
handelt, den sol man dar umb refsen; bezzert er ez niht, so 
sol man in nach der regel zuhtigen. 

XXXIII. Ob di munche dechain aigenschaft 

8ulen haben. 

(25 a ) Vor allen dingen sol man daz laster wurcechlicen von 
dem chloster tun daz ieman erbalde ihtes geben oder nemen 
än des abtes gebot oder iht aigens haben dechainer slaht dinch, 



1 zuerst im, unterpungiert 2 vorher en, durchstrichen 



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[947] 



Mitteilungen aus altdentechen Handschriften. IV. 



37 



noch buch noch taveln noch grifel noch nihtes niht, wan si 
Öch ir leib noch ir aigen willen sulen zegebalte haben. Alles 
des si bedürfen des schulen si von des chlosters vater gewarten, 
noch sol niemen niht haben des der abt niht git oder verhenget 
cehaben. Elleu dinch suln über al gemaine sein unt sol niemen 
gehen daz ihtes iht sin si. Wirt ieman erfunden der gelust 
hab ze disem bösem laster, den sol man manen ze ainem male 
unt zem anderen. Bezzert er ez niht, so bezzer man ez an im. 

XXXIV. Ob di bruder alle gelich suln ir nöturft nemen. 

Als gesriben ist ,Man tailte iesleichem als er bedorfte'. 
Da sprech wir niht daz man iemens herschaft an sehe, wan 
man sol der leute chranchait merchen. der da min bedarf 1 
der lob des got unt sei vrö. Der aver mer bedarf der die- 
mütige sich umb sin chranchait unt erheb sich niht durch di 
gnade, so beleibent elleu Uder mit fride. Vor allen dingen 
sein des gemant daz daz ubel der murmelunge umb dechainer 
slaht sache (25 b ) an dechainem worte oder zaichen immer er- 
scheine, wirt dar an ieman ervaren, den sol man strenchlichen 
zuhtigen. 

XXXV. Von den wochncren 2 der chuchen. 

Di bruder suln also an ander dinen, daz niemen von der 
chuchen entsagt werde, Än der mit siechtüm oder mit anderen 
nuzcechlicheren Sachen bechummert ist, wand man da von mer 
Ion es gewinnet. Den chranchen sol man helfe geben, daz siz 
an unfreude tun, unt sulen och alle helfe haben nach der mäze 
der samnunge unt näch der gesecte der stete. Ist diu sam- 
nunge groz, so sol man den chelner der chuhon erlazen und, als 
gesprochen ist, di grözores nucces phlegent. Di ander suln 
in der minne unter ain ander dinen. Der von der wochen 
get der sol an dem samztage diu tuch baschen da mit di bruder 
di hente unt di f&ze truchnent. Aver ir aller füze sol dwahen 
als wol der in di wochen get als der deröz g6t. Diu vaz sines 
dienstes sol er rain unt ganz dem chelner wider geben, der 



i bedaf i toocheren 




38 



Schftnbach. 



[948] 



selbe chelner sol siu aver dem enphelhen der in g€t, daz er 
wize waz er git oder wider nimt. Di bochnere suln vor ainer 
stunde des ymbizs über di gesazten phreunde sunder trinchen 
unt brot neraen, daz si ze dem imbiz äne murmelunge und 
an gröz arbait ir brüder dinen. An den hailigen tagen sulen 
(26*) si sich unz hinz der messe enthaben. an dem suntage 
s6 man lausmeten gesinget, so sulen di wochnere baidiu di in 
gent unt di 6z gent sich erbieten ze der samnunge f&zen, daz 
si umb siu bitten. Unt di von der bochen gent di sprechen 
ditz vers ,Benedictus es domine qui adiu. me et conso. e. me.' 
Als daz dristund gesprochen ist, der den segen nimt der ge 
Öz. Dar nach der in get der Sprech diz vers ,Deus in adiu. 
m. int., domine adiu. m. f.* Und als ez dristund von den 
anderen gesprochen ist unt der segen gegeben wirt, so ge in 
unt dine. 

XXXVI. Von den siechen briideren. 

Man sol der siechen über al unt vor allen dingen vlizich sein 
unt sol in werlichen dinen als Christo, wan er wirt sprechende 
,Ich bas siech und ir besähet mich* unt ,Daz ir ainem dem 
minem ministem habt getan daz tät ir mir'. Di selben siechen 
sulen merchen daz man in dienet durch di gotes ere unt suln 
mit ir uberfluzchait die bröder niht betrüben di in in got dienent. 
Jedoch sol man siu gedultich liehen vertragen, wan man von 
in bezzoren Ion gewinnet. Dar umb sol der abt grozzen fliz 
haben, daz si dechainen gebresten dolen. Di selben siechen 
sulen ze ir gemache ain hös haben und ain diener der (26 b ) 
got furhte unt der siechen fleizich sei. Man sol di siechen 
baden als ofte so si sin bedürfen, iedoch den gesunden und 
aller maist den jungen sol manz selten erloben. Und och daz 
fleisch erlob man den di alle wege siech sint unt chranch 
durch ir bezzerunge; s6 si sich danne gebezzerent, so enthaben 
sich alle von dem flaisch nach der gebonhait. Grözen fliz sol 
der abt haben, daz di siechen von den ehelneren und von den 
dieneren iht versümet sein, 1 wan ez hört in an swaz von den 
jungern wirt mistän. 



' vorher werde, durchstrichen 



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[949] 



Mittbeilungen aus altdeutschen Handschriften. IV. 



39 



XXXVII. Von den alten unt den chinden. 

Swie diu menschlich natür sich cegenäden ciehe an den 
jungen und an den alten, iedoch sol in vor sein diu maister- 
schaft der regel. Man sol zeallen citen an in ir chranchait 
an sehen unt sol in dechain weis niht strenge sin an der lipnar 
nach der regel, wan man sol siu gencdichlichen verdenchen 
unt schulen enbeizen vor den anderen. 

XXXVIII. Von dem leser ce tische. 

Da di bruder ezent ze tische, da sol der leccen niht 
gebresten. Noch allen gähens swer daz buch erbischet geturre 
da gelesen, wan swer alle di wochen lesen sol der begin sin 
an dem suntage. An dem selben suntage nach der (27 a ) messe 
unt der comunion sol er bitten daz di andere für in betten, 
daz got von im chere den gaist der ubermute. Und werde 
der vers dnstun d in dem bethüs gesprochen von in allen alsö 
daz erz an vähe , Domine la. m. a.' Unt so er den segen 
genimt, so ge in und les. Gröz stille sol sein da ze tische, 
daz man dä niemens stimme höre wan des al ain der dä list. 
Des aver di bedürfen di dä ezent unt trinchent daz raichen 
di bruder alsö under ain ander, daz niemen niht ze aischen 
dürft geschehe; wirt aver iemen iht dürft, daz sol man vorderen 
mit zaichen äne stimme. Ez ensol och niemen von der leccen 
noch von anders iht dä iht reden, daz dechain ursach iht werde 
geben, ez ensi daz der prior durch bezzerunge iht churclichen 
sprechen welle. Der leser der sol och mixt nemen e dan er 
beginne lesen durch di hailige comunion unt daz im niht swer 
sei cevasten, und enbeiz dar näch mit den dieneren. Di bruder 
sulen niht näch orden lesen, wan di von den di ez hörent 
gebezzert werden. 

XXXIX. Von der mäze des escens. 

Wir geloben daz cetaglichem irabiz, weder man cesext 
oder cenöne escen sol, aller manlich zwai gesoteneu müs genügen 
sulen durch manger leute siechtum, daz der (27 b ) der aines 
niht geescen mach sich von dem anderen lab. Dar umb sulen 



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40 



Schönbach. 



[950] 



den bruderen allen zwai raus genügen. Dar zu tu man daz 
dritte, ob manz gehaben mag, von obze oder von grüner smalsät. 
Ain gebegen bröt genüge eem tage, sweder man ewir oder 
caimal escen sule ; sol man des abendes escen, so behalte der 
chelner daz dritail des selben brötes, daz erz den wider geb 
di des abendes escent. Wirt groz arbait getan, so si ez an 
des abtes willen unt gebalte, ob man ez meren sule, so daz 
diu ungenuht da niht sei noch diu undeu dem menschen nimmer 
widervar. wan ainem ieslichem cristen menschen niht so wider- 
cem ist so diu ungenuht, als unser herre sprichet ,Seht daz 
eureu herce iht swer werden von der fräzhait und von der 
trunchenhait/ Man sol aver den chinden min behalten den den 
alten, daz man di sparhait an allen dingen behalte. Si schulen 
alle gemainlichen von dem flaische sich enthaben än di alle 
weis chranch sint unt siech. 

XL. Von der mäze des trinchens. 

Ain ieslicher hät aigene gäbe von got, ainer sus der ander 
so. Dar umb sezcen wir mulichen anderer leute leipnar. Jedoch 
sehen wir an der siechen chranchait unt geloben daz ies (28 a ) 
ltchem genüge ain mäze weines zem tage. Den aver got di 
gnade git daz si sich mugen enthaben di suln wizen daz si 
sunderen Ion dar umb enphähent. Ist daz diu nötdurft der 
stete unt diu arbait oder diu hizce des sumers mer aischt, so 
sei ez an des priors willen; iedoch daz er alle wis merche daz 
diu sette noch diu trunchenhait iht undersleiche. Swie wir 
lesen daz der wein der munche vernams niht si, iedoch wand 
man in bei unseren citen den wein niht widerraten mach, so 
verheng wir daz man in spärlichen trinche und niht zer sette, 
wan der win an wizce 1 tut weise leute. Dä aver durch der 
stete not di oben gesriben mäze niht vinden mach,' 2 sunder min 
oder nihtes niht, di dä sint di loben got und murmeln niht. 
des man wir vor allen dingen daz di brüder sin än murmelunge. 



1 anwizcen 2 wahrscheinlich ist man einzusetzen 



[951] 



Mittheilnngen ao« altdeoUchen Hand»chriften. IV. 



41 



XLI. Ce weihen citen man escen sule. 

Von den hiligen osteren unz an di phingsten suln di 
bräder zc sext embeizen und des äbendes escen. von phingsten 
durch den sumer, ist daz si niht arbait an dem velde habent 
oder daz diu hitze niht groz ist, so sulen si an dem mitchen 
und an dem freitage vasten unz an di none, di anderen tage 
enbeizen ze sext. Daz selbe imbiz ce sext sol dester ceit- 
liher (28 b ) ergen, ist daz man werch an dem velde hät und 
daz diu hitze groz ist, unt si daz an des abtes besihtechait. 
Er sol öch elleu dinch also temperen unt ahten, daz di sei 
behalten werden. Unt swaz di munche tünt, daz si daz äne 
murmelunge tun. Von des hailigen chreuces messe unz an di 
vasten sulen si cenöne enbeizen. In der vasten unz an di 
osteren so enbeizen ce vesper. Aver diu vesper sol also be- 
gangen werden, daz di da escent des chercenliehtes niht bedürfen, 
wan daz ez bi des tages lieht allez erge. 

XLII. Daz näch complßt niemen red. 

Ze allen citen sulen sich di munche flizen daz si swigen, 
iedoch aller maist des nahtes. Dar umb ze allen citen, weder 
man vaste oder zwir esce; sol man cewir escen,' so si des 
abendes von tische gent, so sulen si alle an ainer stat siccen 
unt sol ainer lesen collaciones oder vitas patrum oder etswas 
anderes des di gebezzert werdent di ez hörent. Man sol da 
niht lesen diu alten buch noch der chunege büch, wan si sint 
den chranchen * 2 vernunften ce der cit unnuzce cehoren; aver 
ze andern citen sol man si lesen. Ist ez aver ain vasteltag 
nach vesper über aine wenige weile, sö gen sä collacion als 
gesprochen ist. Und als man gelesen hat vier oder fünf pleter 
oder als (29 a ) vil so diu ceit verheuget, so sulen si alle cesamen 
chomen under der weile der leccen, und swer mit sinera ambte 
bechumert ist daz der öch dar chom. Als si danne alle dar 
choment, so singen complete, unt so si von complete gent, so 

1 Frei übersetzt, da» Original hat : si tempua fuerit prandii. 

2 chranch 



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12 



SchAnbacb. 



enhab niemen urlob iht ce reden. Wirt imen funden der dise 
rege! des sweigns uberget, den sol man swerlichen biizen. An 
daz ob di geste choment oder der abt iemen iht gebeutet, daz 
selbe sol doch mit grozzen zuhten geschehen und mäzechlichen 
und vil erhaft. 

XLIII. Von den di zü dem tische oder ce den 
tagciten späte choment. 

Zü den tagceiten des gotes dienstes, cehant als man daz 
caichen gehöret, so sol man dar eilen und löfen und allez daz 
läzen daz under den henden ist, iedoch mit zuhten, daz diu 
eitelchait iht ursag vinde. Swer zü der meten näch dem Gloria 
patri des salem ,Venite exul.' chumpt, den man gar lanchsaim 
sprechen sol, der ste von siner stat der jungist in dem chöre 
oder an ainer stat üi der abt so getan versömigen hin dan 
geschephet, daz er gesehen werde baidiu von im unt von den 
anderen unz daz daz gotes dienst vol chom und also sin offene 
boze tu. Unt dar umb sol er hin dan der jungist sten, daz 
man in über al sehe unt sich umb di selben schäme 1 bezzere. 
Wan beleibet er ozerhalbe des bethüs, so ist er leiht (29 b ) 
ain so getaner der sich leiht wider nider legt unt slefet oder 
er siccet ozerhalbe und ist unnuz, daz man den 2 teuvel dehain 
ursach geb. Dar umb sol er dar in gen, daz erz iht gar Ver- 
liese unt sich och dar näch bezzere. Zen tagciten der cem 
gotes dienste chumpt näch dem Gloria patri des ersten salm 
der sol näch der oben gesriben e an der jüngsten stat sten. 
Er sol sich zu den di in dem chöre singent niht gesellen unz 
näch der buze. Swer och ze yrabizeeit niht chumpt ze dem 
vers, daz si alle daz vers sprechen unt betten unt gemainech- 
lihen ze dem tische gen, den sol man dar umb zem anderen 
male refsen; bezzert erz dar näch niht, so sol man im di ge- 
maine des tisches und och sein tail des weines nemen unt sol 
besunder escen unz daz erz gebüzet. Daz sol och der leiden 
der ce dem vers niht ist den man näch dem escen sprichet. 
Ez sol och niemen vor escen cit 3 iht escen oder trinchen. Ist 



i »chulde vorher durchstrichen 2 dem? 
3 Uuübersetzt blieb vel postea. 



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[953] 



Mittheilungen aus alWfutBChen Handschriften. IV. 



43 



och daz der prior ieman iht sendet, der des waigert der sol 
noch daz selbe noch anders iht von im enphähen unz er sich 
gevellichlihen mit der büz ergeh. 

XLIV. Von den di man vermainsamt, bi di ir büz tun. 

Di durch di sweren schult werdent vermainsamet von 
dem bethüs und von dem tische, swen man daz gotes dienst 
volendet, so sulen si gestrakt ligen vor dem bethüs unt sweigende 
(30) daz höbet öf di erden legen ze aller der füze di öz dem 
bethös gemt. Daz suln si alse lange tün unz daz der abt 
ertaile daz sin genuch si. Als er im danne gebeut daz er 
chom, so werf sich ce sinen füzen, dar näch für der anderen, 
daz si für in bitten. 1 Ist danne daz der abt gebeut, so enphäh 
man in in den chör an den orden als den abt gut dunchet. 
Unt ce allen tagciten näch dem gotes dienst sol er sich werfen 
öf di erden an der stat dä er stet unt tu also sine bözo unz 
im der abt gebiete daz er von der böze röwe. Der aver umb di 
leihte schult von dem tische gesundert wirt der sol in dem 
bethös als lange sin büz< tün di weil imz der abt gebeutet; 
daz suln si ze allen citen tün unz daz der abt den segen geb 
unt siu der böze begeb. 

XLV. Von den di in dem gotes dienst betrogen werdent. 

Swer so er den salm sprichet oder daz respons oder di 
lehcen list unt dar an missetüt, büzet erz niht diemütechlichen 
vor den anderen allen, so sol er grözzere büze 2 leiden, wan 
er sine versümunge mit der diemüte niht wolde büzen. Aver 
diu chint sol man umb so getane schult slahen oder raufen. 

XLVI. Von den di an leihten dingen missetünt. 

Swer an dechainer arbait oder in der chuchen, in dem cheler 
(30 b ), in dem chlöster, in der phister, in dem garten oder an 
dechainem liste dä er arbait, oder an dechainer stat iht missetüt 
oder iht brichet oder verleuset oder ihtes iht misvert, swä 



1 Zuerst betten, e unterpuugiert 2 vorher bo, durchstrichen 



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« 



44 Schönbach. [954] 

oder wä, cbumpt er cehant niht für den abt oder für di sam- 
nunge und meldet niht aigens danches seine mistat, wirt ez 
von ainem anderen erchant, so sol er grozer buse leiden. Ist 
ez aver an der sele ain suntlich togen sache, so sag ez dem 
abte oder gaistlichen altherren di baideu ir selbes blinden 
chunen hailen und fremde niht entechen noch melden. 

XLVII. Wie di tagceit ce dem gotes dienst 
gechunnet werden. 

Daz diu tagcit ze dem gotes dienst gechunnet werden 
des sol der abt naht unt tac vlizich sin unt sol ez aintweder 
selbe tun oder enphelh ez aim so flizigem br&der, daz elleu 
dinch zegevellechlichen citen begangen werden. Aver di salm 
unt di antiphen sulen nach dem abte an ir orden an vähen 
den daz gebotten wirt. Ez sol och niemen lesen noch singen, 
wan der daz wol mac Volbringen, daz di gebezzert werden di 
ez horent. 

XLVIII. Von dem taglichen hantwerche. 

Diu muzechait ist der sele veint. dar umb sulen di brüder 
ze gwissen citen ze ir werch sin, und aver cegwissen citen 
ce der hiligcn lehcen. Dar umb geloben wir daz mit disem 
(31 a ) geschefte baide ceit also geordent werden, daz ist daz 
man von österen unz an des hailigen chreuces mess öz gen 
und burchen unz an di Vierden stund swes not si. Von der 
Vierden stunt unz an sext sein ce ir lehcen. Nach sexte so 
si von dem tische öf Stent, so röwen öf ir betten mit aller 
stille, oder lesen 1 welle der les im selben also, daz er ain 
anderen iht geunrowe. Unt sol man di none citlichen begen 
an der ahtodhalb stund. Unt suln aver burchen daz cetün 
ist unz an di vesper. Ist aver daz diu stat unt diu nötdurft 
daz aischet daz si selbe ir chorn cesamen lesen, des werden 
niht geunfrewet; wan so sint si reht munche, ob si von ir 
hantwerch lebent, als unsere vater täten uut die apostcln. 
Jedoch sol ez allez mazlichen geschehen durch di chlaine 
mütige. » 

1 fehlt wohl swer 



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[955] Mittheilongen ans altdeutschen Handschritten. IV. 45 

Von des hailigen chreuces messe unz an di vasten suln 
di brüder ce ir lehcen sein unz an di anderen stunde; ce der 
anderen stunde sol man terci begen unt dar näch unz an di 
none sulen si alle burehen daz in enpholhen wirt. Als man 
danne daz Srste caichen ce nöne leutet, so sunderen sich ies- 
licher von sinem werche unt beraiten sich zem anderen caihen. 
Näch escen lesen ir salem oder ir lehcen. 

(31 h ) In der vasten sulen di brüder ze ir lehcen sein 
vollichlihen unz an di dritte stund und arbaiten dar näch unz 
an di cehende stunt daz in enpholhen wirt. In den selben 
tagen soln si alle besunderlich boch nemen öz der bucharaer 
di si näch orden gar oz lesen. Diu selbeu buch sol man an 
dem angenge der vasten geben. Vor allen dingen sol man 
ain altherren oder cwene dar zu ahten di daz chlöster umb 
gen ce den citen, so di brüder cer lehcen sint, daz si sehen 
daz dechain brüder so treger erfunden werde 1 der eitelchait 
und müzechait phleg und niht andehtik ist ce siner lehcen; 
und ist niht al ain im selben unnuzce, er verirret och di anderen. 
Wirt ain so getaner funden, des niht gesehen, den sol man 
sträphen ains unt cem anderem male. Bezzert er ez niht, so 
sol man in näch der regel also zuhtigen, daz di andere vorhte 
haben. Sich ensol dechain brüder ce dem anderen fügen ce 
ungevellichen ceiten. An dem suntage sulen si alle ce ir lehcen 
sin, än di ce den ambten geahtet sint. Swer aver so versömich 
ist unt so trug, daz er enwil noch mag trahten oder lesen, dem 
sol man sö getän werch enphelhen, daz er niht müzich sei. 
Den (32 a ) siechen bruderen unt den carten sol man so getän 
werch oder list enphelhen, daz si baidiu niht müzich sein noch 
von grozzer arbait iht fluhtik werden. Der chranchait sol der 
abt merchen. 



XLIX. Von der behaltnus der vasten. 

Swie ce allen citen des munches leben der vasten behalt- 
nus sule haben, iedoch wan disiu tugent unmanger ist, so 
räten wir 2 in disen tagen der vasten unser leben behüten in 
aller rainechait, daz ist daz wir alle versomunge anderer ceit 

1 weiden 2 zuerst wider, durchstrichen 



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46 SchÄnhacb. [956] 

sulen ab haschen in disen hailigen tagen. Daz geschiht denne 
genzlihen, ob wir uns temperen von allen lästeren und uns 
fleizen ce dem gebette mit ceheren, ce der lehcen, ce der 
stungunge des hercen unt ce der enthabnus des ezcens unt des 
trinchens. Und ain iesliher sol über sine mäze got etwaz opheren 
von sein selbes willen mit des hailigen gaistes vreuden, daz 
ist daz er seinem leibe enciehen sol von escen, von trinchen, 
von släfe, von rede, von eitelchait, und beit also der hiligen 
österen mit den freuden gaislicher girde. 1 Jedoch daz ain 
ieslicher ophert daz sol er sinem abte sagen, daz ez mit seinem 
gebette und mit sinem willen gesehen; wan swaz än des gaist- 
lichen vater verhenchnusse geschiet daz 2 (32 b ) wirt geahtet 
ce ainer balthait unt ce ainer eitelen eren, niht ce dechainem 
löne. Dar umb sulen alleu dinch mit des abtes willen geschehen. 

L. Von den brfideren di verre von dem 
bethos arbaitent. 

Die bruder di alle weis verre sint an der arbait unt 
m ugen niht ce gevellichlihen ceiten zu dem bethos chomen, 
unt der abt woi merchet daz im also ist, di suln aldä gotes 
dienst tun da si arbaitent unt biegen ir chnie mit der gotes 
vorhte. Also suln och di tun di an dem wege sint, di suln di 
gesazte ceit niht vergen, wan als si mugen suln sis begen 
unt suln niht versömen daz dienst daz si got schuldich sint. 

LI. Von den brüderen 3 di niht verre oz varent. 

Di bruder di umb dechain botschaft öz varent unt des 
selben tages getrowent wider ce dem chlöster chomen, di en- 
sulen niht erbalden daz si ozen escen, ob si och von iemen 
werden gebetten, ez enwerd in danne von dem abte gebotten. 
Tünt si iht anders, so werden vermainsamet. 

LH. Von dem bethos des chlösteres. 

Daz bethos daz sol sein daz ez gehaizen ist. Man sol och 
niht anders dä schaphen noch behalten. Als daz gotes dienst 

1 girde zweimal geschrieben 2 das zweimal geschrieben 
3 b rüden 



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[957] 



Mittbeilungen aus altdeutsche» Handschriften. IV. 



47 



getan wirt, so sulen si alle sweigende uz gen und neigen gegen 
got, daz der bruder (33 a ) der leiht haiinlihen 1 wil betten iht 
geirret werde von ains anderen unteurchait. Ist och ain ander 
der leiht haimliher wil betten, der gö in anvaltichlihen unt 
bette mit ceheren und mit der andaht sines hercen, niht mit 
rüfiger stimme. Der aver sotan werch niht tut, dem sol man 
niht verhengen daz er näch dem gotes dienst in dem bethus 
beleihe, 2 als gesprochen ist, daz ain anderer iht gehindert werde. 

LIII. Wie man di geste enphähen sule. 

Alle di geste di zu dem chloster choment di sol man 
enphähen als unseren herren Christum; wan er wirt sprechende 
,Ich was ain gast und ir enphienget mich'. Man sol in allen 
och gevellichlihe 6re erbieten, iedoch aller maiste den pilgrimen 
unt guten leuten. Dar umb swen der gast wirt chunt getan, 
aö sol der prior oder di bruder mit allem Heize der minne 
gegen im g£n unt sulen cem ersten mit ain ander betten unt 
gesellen sich 3 also mit dem päce. Den selben chus des peces 
suln si niht an ainander erbieten e dan si betten durch des 
tivels gespöte. An dem selben grüze sulen si alle dimut er- 
bieten. An allen den gesten di zu dem chloster choment oder 
von danne schaident sol man mit (33 b ) geneigtem höbte oder 
mit gestracten 4 leibe ce der erden Crist an in ane betten 5 
der och an in enphangen wirt. Als man di geste enphangen 
hät, so für man siu ce dem gebette, dar näch sieze der prior 
bei in oder dem erz gebeutet. Man sol vor dem gaste lesen 
di gotliche e, daz er gebezzert werde; dar näch sol im erbotten 
werden alle menschhait. Der prior breche sein vasten durch 
den gast, ez ensi danne ein so namhafter vesteltac den man 
niht cebrechen muge. Aver di bruder suln di gwonhait 6 der 
vasten behalten. Der abt sol den gesten daz wazzer an di 
hende geben und als wol er als elleu diu samnunge sulen den 
gesten di füze dwahen. Als di d wagen sint, so sulen si sprechen 
ditz vers ,8uscepimus deus mis/ Man sol der armen und der 
pilgrin enphähnus alle weis flizzich sein, wan alier maist Christ 



1 haimihen 2 zuerst belifte durchstrichen s *»c * getiractem? 
1 betten vorher durchstrichen und unterpungiert * gxoohaü 



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48 



Schflnbach. 



[958] 



an in enphangen wirt. Wan der riehen aise aischt ir selben 
ere. Des abtes chuehe unt der geste sol besunder sin: s6 ce 
ungwissen ceiten di geste ce dem chlöster choment, der da 
nimmer gebristet, di brüder niht geunrdwen. In di selben 
chuhen sulen cem järe cewene brüder gen di daz ambt wol 
erfüllen. 1 Als die helfe bedürfen, so geb man ins, daz si äne 
murmelunge (34 a ) dienen; und aver so si min ze tun habent, 
su gen zer arbait da man in gebeutet. Ditz sol man merchen 
baideu an disen und allen ambten des chlösteres: so man hilfe 
bedarf, 2 daz manz geb, s6 des niht enist, daz man gehörsam 
si dem gebietaere. 3 Daz gasthüs sol och enpholhen sein aim 
bruder des sei gotes vorhte besescen hab: dä betegwantes 
genuch sl, unt daz daz gotes hos beislichen von weisen leuten 
berihtet sei. Dem man ez niht gebeutet, der sol dechain weis 
sich ze den gesten noch fügen noch mit in reden. So er in 
sieht oder im wider vert, so grüz in diemütlichen, als gesprochen 
ist, und aische sinen segen und gefür unt spreche daz er mit 
dem gaste niht reden sule. 

LIV. Daz der munch noch brief noch gäbe nemen sol. 

Ez enist dechain weis dem munche niht müzlich daz er 
von sinen freunden noch von dechainen menschen oder under 
anander brief oder chlainode oder 4 dechain gäbe nemen oder 
geben sol 5 an des abtes gebot. Wirt och iemen iht von sinen 
freunden gesant, der sol daz niht enphähen, ez enwerde dem 
abte e chunt getan. Unt gebeut erz ce enphähen, so si an 
sinem gebalte wem erz haizet geben. Aver der bruder dem 
ez gesant wirt der sol niht geunfrewet (34 b ) werden, daz dem 
tivel dechain ursach werde geben. Swer anders tut der sol 
der regelichen zuht underligen. 

LV. Von der bruder gewant. 

Die bruder sulen ir gewant nemen näch der welhunge 
der stete dä si wonent und näch der tempernus des luftes; 

1 vorher tän, durchstrichen 2 vorher daz, gestrichen 3 lat. Text: obediant 
impercUi* * vorher gäbe nemm, gestrichen 5 fehlt 



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[959] 



Mittheilung<n aus altdeutschen Handschriften. IV. 



49 



wan in den kalden landen bedarf man mer, in den barmen 
min. Dis betrachtunge sol an dem abte sein. Jedoch geloben 
wir daz in den mezigen steten ain ieslich munch sol genüch 
haben an ainer chugel und an ainem röche, daz diu chugel 
in 1 dem winter roch si, in dem sumer sieht oder alt, und ain 
sapler durch daz werch. Daz baingwant sol sein soche und 
hosen. Von des gwandes varbe oder gr6ze suln di munch 
niht chlagen, wan si suln ez haben als man ez vindet in dem 
lande dä si dä wonent, oder als manz aller leihtist gechöphen 
mach. Der abt sol ce der mäze sehen daz daz gewant ge- 
mezen si den di ez nucent und niht ce churz. So si daz newe 
nement, so geben sä daz alte in di wätchamer durch di armen. 
Ez sol dem munche genügen daz er zwö chuglen hab unt 
cewene röche durch di naht und och zebaschen diu selben 
dinch; swas dar über ist daz sol man furder tun, wan ez uber- 
fluzich ist. Unt di soche unt swaz altes ist daz sulen si öf 
geben, (35 a ) so si daz newe nement. Di man 6z sendet di 
sulen niderwät 2 nemen von der chamer unt geben si gwaschen 
dar wider, so si haim choment. unt di chuglen unt di röche 
sulen etwaz bezzer sein den si gebonlich sint cehaben. So si 
öz varent, so nemens 3 von der chamer unt geben si an der 
widervert dar wider. Daz betgwant sol sein ain teke und ain 
strät und ain chozze und ain chusse. Diu selben bette sol der 
abt ofte ersuchen durch di aigenschaft, daz diu iht funden 
werde. Unt ce swem iht funden wirt daz der abt niht geben 
hat, der sol di swenst zuht leiden. Unt daz daz laster der 
aigenschefte burcechlihen werde furder getan, so sol der abt 
alle noturft geben: daz ist diu chugel, der roch, hosen unt 
soche, gurtel und mezzer, grifel und nädel, dwehel unt tavel, 
daz benomen werde elleu ursag der noturft. Der abt sol immer 
gedenchen der urtail der aposteln, daz man aim ieslichem gab 
dar näch und im dürft was. Dar umb sol 4 er merchen di 
chranchait der dürftigen, niht den bösen willen der neidigen, 
unt gedench iedoch an allen sinen urtailen an daz gotes widerlön. 



1 in zweimal 2 nider zweimal 3 nem* 4 *o 



4 



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50 



Schfinbarh. 



[960] 



LVI. Von des abtes tisch. 

Des abtes tisch sol ce allen ceiten pilgrin unt geste (35 b ) 
haben. Jedoch swenne er min geste hät, so sei an sinem ge- 
walte weihe bruder er dar lad. Er 1 sol aver immer ain alt- 
herren oder zwene bi den brüderen läzen durch di zuht. 

LVII. Von den listwurchen des chlosteres. 

Sint listwurchen in dem chloster, di suln mit aller diemut 
iren list üben, ob ez der abt gebeut. Ist daz sich ir chainer 
erhebt von der chunst des listes und in des dunchet daz er 
dem chloster nuzce sei, dem sol man den selben list verbieten 
unt sol sin niht mer üben, ez ensi daz er sich diemütige und 
ez im aver der abt gebeut. Swas man von dem werche der 
listburchen verchöfen sol, dar zü sehen di durch der hende ez 
ge% daz si dem chloster dechain untreu tun. Si sulen imer 
genügen Ananie unt Saphyre, daz den tot den dise an dem 
leibe erlitten siu und alle di di dechain untreu 2 an des chlösters 
dinge tünt an der sei iht leiden. Aver an dem selben werde 
sol daz ubel der girischait niht in gemuschet werden, wan man 
sol ez imer leihter geben dan von anderen werltlihen leuten, 
daz an allen dingen got gelobt werde. 

LVIII. Wie man di brüder enphähen sol. 

Swer newes ce becherde chumpt, dem sol man niht leihter 
inverte gestaten, wan als der apostolus sprichet (36 a ) ,Beberet 
di gaiste, ob si von got sint*. Dar umb swan iemeu chumpt 
unt stätlichen 3 chlophet und nach unwirden und näch unsemph- 
techait seiner inverte näch vier tagen oder funfen wirt gesehen 
daz er gedultik ist unt beleibet an seiner bette, so sol man 
im hengen unt si unlange in dem gasthos, dar näch sei in 
dem novicenhös dä er trahte und 4 esce unt släfc. Und ain 
sö getan altherre werd im beahtet der gevellich si di sei ze 
buchern, der in alle weis ainchlichen r * merche ob er fleizich 



1 Er zweimal 2 untu 3 über Ha später te gesetzt 4 vorher te, gestrichen 
6 dopplte Uebersetzung von omnino, während cvriose fortgelassen ist 



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Mittheilungon ans altdeutschen Handschriften. IV. 51 



ist daz er werlichen got suche, ob er fleizich ist ce dem gotes 
dienste, ce der gehörsam und unbirde ce leiden. Man sol im 
vor sagen herteu und scherpheu dinch dä mit man ce got göt. Ist 
danne daz er seine stete gelobt, sö sul man im nach zwein 
mänöden dise regel näch orden lesen, und werde ce im ge- 
sprochen ,Daz ist diu e* under der du gotes riter wil sein. 
Maht du si behalten, so beleihe; ist des niht, sö .var frei von 
hinne'. Ist daz er danoch beleibet, sö für man in aver in der 
novicen celle und werde bebaret in aller gedulte und näch 
sex mänöden so les man im aver di selben regel, daz er wisce 
war zu er in get. Ilnt beleibet er dannoch, näch vier mänöden 
(36 b ) so les man im aver di selben regel. Ist danne daz er 
sich mit im selben verainet hat daz erz allez behalten wil unt 
tün allez daz im gebotten wirt, sö sol man in enphähen unter 
di samnunge und er sol wol wiscen daz ez von der e der regel 
gesezcet ist daz er von dem tage nimmer von dem chlöster 
geschaiden mac noch sin hals entschutten von dem joch der 
regel der er sich in sö langer vrist wol moht entsagt haben. 
Sö man in denne enphähen sol in dem bethös, sö sol er vor 
den anderen allen behaizen seine stöte und becherde seiner 
sitte unt di gehörsam vor got unt sinen hailigen ; und ob er 
immer anders tu, so wisce daz er wirt verdampnet von got 
des er spotet. Des selben gelubdes sol er bette tun ce der 
hailigen namen di dä rastent unt des gegenburtigen 1 abtes, 
die bette sol er öch mit seiner hant sreiben. Chan aver er 2 
der böch niht, sö sreib si ain ander den er sin bittet, unt der 
selbe novice mach ain chreuce an den brief unt leg in mit 
seiner hant öf den alter unt sprech sä ditz vers ,Suscipe me 
domine s. e. t. et vi. et ne confu. m. ab exs. m/ Daz vers 
sol alliu diu samnunge antwurten cem driten mäle mit dem 
Gloria patri. Sö sol sich der novicius erbieten ce ir aller 
füzen, daz si für in betten, unt sol von dem tage unter die 
(37 a ) samnunge geahtet werden. Hat er iht gutes, daz sol er 
§ den armen geben oder bemainez dem chlöster mit sö fröner 
Bai, daz er im selben iht behalte, wan er von dem tage sein 
selbes leib niht ce gwalte haben sol. Cehant sol man im in 
dem bethös sein gwant öz tün dä mit er gechlaidet ist unt sol 



1 (fegehurtigen 2 fehlt 

4* 



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52 



KchBnbach. 



f962] 



in chlaiden mit des chlösteres gwante. Man sol aver sineu 
chlaider legen in die wätchamer, ob er iraer dem tivel gevolge 
daz er von dem chlöster schaidet, daz man im denne des 
chlösters dinch ab ciehe und in verberfe. Aver den brief den 
der abt von dem alter nam den sol man in dem chlöster behalten. 

♦ 

LIX. Wie man der edelen unt der armen chint 

enphähen sule. 

Swelch edel man des gert daz man sinen sun in daz 
chlöster enphäh, ist daz chint gar chindisch, so sulen di freunt 
di vorderen bette tun und winden des chindes hant in daz 
altertüch und opheren ez also. Si sulen aver dä cehant mit 
geswornen aide 1 geloben daz si noch von in selben noch von 
dechainem anderem 2 menschen ir 3 gutes ihtes iht geben ursag 
zehaben dar an. 4 Wellent si aver des niht tun und wellent 
(37 b ) si durch ir lön ir almösen dem chlöster geben, so tün 
des selben gutes daz si geben wellent dem chlöster di sal unt 
behalten in selben, ob si also wellen, den leibgedinge. Und 
man sol ez allez also verbinten, daz dem chinde dechain arch- 
wän 5 beleihe dä von ez verlorn mug werden, des niht geschehe, 
daz 6 wir mer erfraischet haben. Aisarn sulen öch di armen 7 
tun. Di aver gar nihtes niht haben di tun ainvaltiklihen ir bette 
und opheren ir chint mit oblai vor gezeugen. 

LX. Von den ^warten di in dem chlöster 
wellent wesen. 

Swer von dem orden der Abarten des gert daz man in 
in daz chlöster enphäh, des sol man im niht gähens Verheugen. 
Jedoch beleibt er alle weis an siner bette, sö sol er wiscen 
daz er di "zuht der regel gar behalten muz unt daz man im 
niht entlibet, wan er müz sin als ez gesriben 8 ist ,Freunt, 
war zü bistu ehomen?' Man verhenget im daz er näch dem 
abte ste* unt den segen geb unt di messe hab, ob imz der abt 

1 zweimal 2 in de. und an. schliessendes n in m verändert 3 zweimal 
4 mangelhaft übersetzt 5 vorher toan, gestrichen und unterpungiert 
6 vorher af» ez ofte i*t geschehen, unterpungiert 7 falsch für pauperiores 
8 zuerst gesprochen, was dann gestrichen und unterpungiert wurde 



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[963] 



Mitteilungen an« altdeutuchen Handschriften. IV. 



53 



gebeut. Ist des niht, so sol er nihtes niht erbalden, wan daz 
er der regellichen zuhte sol undertanich sein unt sol mer der 
dieraüte pilde den anderen allen geben. Swas man in dem 
chloster umb dechaine sache ce ordenen hat, so gehab (38 a ) 
sich ce der stat als er in daz chloster chom, niht diu im durch 
di wirde sines ambtes verläzen ist. Swelch phafe mit semlichem 
willen sich ce dem chloster gesellen wil, den sol man an aine 
mezige stat seczen, iedoch ob er gelobt daz er di regel behalte 
unt stete sein welle. 

LXI. Von den eilenden munchen, wie man di enphahe. 

Swelch eilender munch von verren landen chumt, wil er 
gasteweis in dem chlöster sein, unt genüget in der gwonhait 
di er da vindet, unt betrübet er niht daz chloster mit slner 
uberfluzchait, wan daz in ainvaltiklihen genüget daz er da 
vindet, so enphah man in swi lang er des gert. Ist daz er 
dechain dinch redlihen sträphet mit der diemüt der minne, sö 
sol der abt weislichen daz bedenchen daz in leiht got dar umb 
dar gesant hat. Wil er dar nach seine stete vestnen, so sol 
man ain so getan willen niht verberfen, aller maist wan man 1 
di weil er gast was sin leben erchennen mohte. Wirt er aver 
uberfliizich und lasterwerich erfunden di weil er gast ist, so 
ensol man in niht al ain ze der samnunge niht 2 gesellen, man 
sol im och 6rw6rlihen sagen daz er furder var, daz von seiner 
jamercliait di andere iht geergert werden. Wirt (38 b ) er aver 
niht so getaner den man verberfen sule, :1 niht al ain ob er 
sin bit, sol man in enphähen, man sol im och räten daz er 
beleihe, daz di anderen von sinem pilde gebezzert werden. 
Wan man in allen stäten ainem herren und ainem chunge dinet. 
Siht och der abt daz er so getan ist, sö mag er in etwas 
hoher 4 seczen. Und niht al ain den munch, er mag och von 
den oben gesriben 5 gräden der ewarten unt der phafen an ain 
hoher stat seczen 0 dan er ce dem chloster chumt, ob er siht 



1 vorher er, gestrichen 2 fehlt 3 zuerst viuge, gestrichen 4 horer 

5 die letzten vier Worte (eben) zweimal 

6 die deutsche Construction wegen des engen Anschlusses an den lat. Text 
ganz vernachlässigt 



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54 



Schönbach. 



[964] 



daz ir leben so getan ist. Der abt sol aver daz 1 bewaren 
daz er nimmer von dechainem chunden chlöster dechain munch 
enphähe an sines abtes willen oder an di brief di im 2 enphelhen. 
Wan gesriben ist ,Daz du dir niht 3 wil geschehen, des solt 
du ain anderen begeben.' 

LXII. Von des chlösters briesteren. 

Swelch abt des gert daz man im ain briester oder ain 
dyacen weihe, so wel öz den seinen der des wirdich sei daz 
er briester werde. So der geweiht wirt, so sol er sich hüten 
von der hofart und von der ubermute und sol niht erbalden, 
wan daz im von sinem abte ^ebotten wirt, und sol wiszen daz 
er der reglihen zuht michels 4 mfcr (39*) sol undertanich sein. 
Er sol durch di ursach des briesterambtes niht vergezzen der 
regel zuht unt der gehörsam, wan er sol sich in got ie mör 
und m6r für nemen. Er sol sich zallen citen zu der stat haben 
als er ce dem chlöster chomen ist an daz ambt des älteres, ez 
ensei leiht daz in diu samnunge mit des abtes willen höhen 
welle durch seines lebens werdechait. Er sol iedoch wiszen 
daz er behalten müz di regel di die techende unt di pröbste 
gesetzent. Tut er iht anders, so sol er niht ain briester, wan 
ain frefler haizen, unt so er ofte gemant wirt unt sich niht 
bezzert, so sol man och den bischof ce urchunde nemen. Ist 
daz er sich och sust niht bezzert, so seine schulde offen werdent, 
so treib man in 5 von dem chlöster; iedoch ob er so frevel 
ist, daz er der regel niht wil gehörsam noch undertanich sin. 

LXIII. Von der ordnunge 6 der samnunge. 

Diu samnunge sol sich in dem chlöster also ordnen als 
ez diu ceit der becherde unt des lebens werdechait under- 
schaidet und och als der abt geseczet. Der selbe abt sol niht 
betrüben di hert diu im enpholhen ist, wan er immer gedenchen 
sol daz er von allen sinen gerihten unt von sinen werchen got 
rede geben m&z (39 b ), unt sol als von vriem gebalte niht 



1 vorher *o/, gestrichen 1 in im? 3 zweimal 

* vorher muc, durchstrichen 5 aus im gebessert 6 ordnuge 



[965] 



Mittbeilungen aus altdeutschen Handschriften. IV. 



55 



unrehtes 1 seczen. Dar umb näch der Ordnung als er gesetzet 
oder als di brüder selbe habent, also sulen si gen ce dem päce 
unt co dem gotes leichnam in dem chöre ze sten unt den salem 
an ce vähen. Und alle weis in allen steten sol daz alter an 
dem orden niht underschaiden werden noch vor geahtet, wan 
Samuel unt Daniel diu chint urtailten di briester. Dar umb 
&n di di von gwissen Sachen der abt mit ganzorem räte gehöhet 
oder genideret, di anderen alle sulen sin als si cebecherde 
choment, daz ist in der weise: Der zü der anderen stunde 
des tages ehumpt ce dem chlöster der sol wizzen daz er des 
junger ist der ce der froren stunde des tages chumpt, swelhes 
älteres oder werdechait er sei; den chinden sol man über al 
von allen ä zuht halten. Di jungore suln ir priores cren, di 
priores ir juniores 3 liebhaben. Aver in der nennunge der 
namen sol niemen den anderen mit slehtem namen nennen; wan 
di priores sulen ir juniores brüder haizen, di jüngere suln ir 
priores nonnos haizen, daz ist bedeutet: vaterlicheu werdechait 
Der abt aver, als man gelobet daz er an Christes stat sei, der 
sol herre und abt gehaizen werden, niht durch sin herschaft, 
wan durch Christes ere und (40) minne. Er sol aver gedenchen 
daz er sich also erbiete, daz er so getaner erc wert sei. Swä 
di brüder an ander begegnent, dä sol der junger von dem 
prior den segen aischen. Dä sein elter 4 für in get, dä sol er 
öf sten und im di stat geben cesiccen noch erbalde niht zü 
im cesiccen, ez engebiet imz sein elter, daz geschehe daz ge- 
sriben ist ,Vur chomt an ain ander mit cren'. Diu benigen 
chint unt di junglinge di suln in dem bethös unt dazt dem 
tische mit zuhten ir orden haben. Aver özerhalbe und swä 
oder wä suln si böte haben unzuht unz daz si ce verstentlichem 
alter choment. 



LXIV. Von des abtes ordnunge. 

An des abtes ordnunge sol man ce allen ceiten di rede 
inerchen daz man den sezce den elleu diu samnunge oder daz 
minnor taii näch gotes vorhten mit ganzen räte erweit. Den 



1 uvehtes J alle, lat. Text: ab omnibus 3 zuerst verschrieben 
4 zweimal 



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56 



Schönbach. 



[966] 



man aver erwelen sol, der werd erweit nach der werdechait 
sines lebens und nach der wishait siner lere, ist er och der 
jungst in der sampnunge. Ist och daz elleu diu sampnunge 
mit gemainem rate erweit ain man der irem laster gehilt unt 
diu selben laster werdent chunt getan dem pischof ce des 
pistüm deu stat gehört, oder von den abten oder von» den umb- 
säzen werdent erchant, so sulen di guten bewaren (40 b ) daz 
der bösen rät iht für sich ge unt sezen dem gotshüs ain werden 
schapher; und wizzen daz si dar umb gut lön gewinnent, ob 
si ditz 1 chüslichen in gotes erenst tunt, als och weice gewinnent 
ob siz versöment. Als der abt geordent wirt, so sol er ze allen 
citen gedenchen welch ain bürde er enphangen hat und wem 
er von sinem ambte rede geben müz. Er sol wizzen daz er 
mir frum sein sol den vor. Er sol geirrt sin mit der gotes 
e, daz er chunne für bringen altes und neus. Er sol sein 
cheus und nüht und baremhercih unt sol imer di gnade sez- 
cen für daz reht, daz im daz selbe nach volge. Er sol diu 
laster hazzen unt di brüder minnen. An seiner refsunge sol 
er weis sein und niht cegehe, so er den rost ce harte wil ab- 
schaben, daz daz vaz iht breste; unt sehe ce allen ceiten sein 
selbes blödechait an. Er sol gehugen daz man den ceriben 
halem niht gar cebrechen sol. Dä ensprech wir niht daz er 
diu laster läz wachsen, wan er sol siu weislihen absneiden mit 
der minne, al dar nach unt er siht daz ez aim ieslihen nuzce 
ist. unt sol sich vlizen daz man in mer minne den furhte. 
Er sol niht trüb (41 a ) salich 2 sein noch sorcsamich noch ce 
gehe noch ce hert noch ce vil arehwanich, wan sö geröwet er 
nimmer. An sinen gebotten sol er vursihtik sein, sweder si 
nach got oder nach der werlde sein. Diu werch diu er en- 
philhet diu sol er also temperen und beschaiden, daz er ge- 
denche an die beschaidenhait sand Jacobes da er sprach ,Arbait 
ich meine hert, daz si gen ceharte, sö sterbent si alle aines 
tages'. Ditz und 2 ander urchunde der beschaidenhait diu ain 
müter ist der tugende sol er nemen unt sol elleu dinch also 
temperen, daz di starchen sin begeren unt di chranchen niht 
entgen unt vor allen dingen, daz er dise regel behalte alle 
weis; sö er wol gedienet, daz er höre von unserem herren daz 



1 tft, lat. Text: illud « trübsal 3 un 



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[967] 



Mittheilungen aas altdeaUchen Handschriften. IV. 



57 



der gute chneht hörte der seinen genozen den baiz in der ceit 
tailte; er sprach ,Ich sag eu für war, er sol in sezcen über 
allez sein gut'. 

« 

LXV. Von dem pröbste des chlosteres. 

Ez geschieht ofte daz von des probstes ordenunge swere 
schände bachsent in den chlosteren, so sumliche an gepläsen 
sint von dem iibelen gaiste der ubermüte und bSnent daz siz 
di anderen abte sein und underwintent (41 b ) sich unrehtes 
gwaltes und machent schände unt mishelunge in der samp- 
nunge. Daz geschiet aver aller maist in den steten dä von 
den selben abten oder von dem selben bischoft 1 der brobst 
geseczet wirt di och 2 den abt sazten. Man merchet leihte 
wie tumplih daz sl, wan von angenge siner ordenunge wirt im 
ain materig der ubermüte gegeben, so im geraten wirt von 
sinen gedanchen daz er vri ist von sines abtes gwalte, wan 
di den abt sazten in och gesezet habent. Hie von erchuchent 
sich zorn und 2 neit, streit und afterchöse, bägen und mis- 
helunge und 3 unordnunge. Unt so der abt unt der probst 
missehelent, so müzen ir baider sei under dirre mishelunge 
in fraise sein, unt di under in sint di g6nt och in die verlor- 
nusse, so si baidenthalben lieb chösent. Daz ubel dirre fraisi 
get den über ir höbet di sich dirre ordnunge maister machten. 
Dar umb wan ez nuzce ist durch di behaltnusse des frides 
" unt der minne, so secen wir daz in des abtes gwalte si sines 
chlosters ordnunge. Und mag ez gesein, so sol des chlösters 
nuz aller geordent werden von den techenden, als ez dä oben 
gesecet ist und als ez der abt gesepht; so man daz geschefte 
man (42 a ) gen enphilhet, daz sich ainer niht über heb. Ist 
daz diu stat daz aischet und 4 diu sampnunge redlihen in der 
minne gert unt der abt ertailet daz ez nuce si, swen er danne 
erweit mit der bruder rate di got furhtet, den sece er ze ainem 
probste. Der selbe probst sol allez daz mit wirden tön daz 
im sin 5 abt enphilhet unt sol nihtes niht wider sein willen 
und wider sin geschefte tun. Wan als vil so er gehohet ist 

1 ändert gegenüber dem lat. Text 2 un 3 un * un 
J zuerst der, uirterpungiert 



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58 



SchA ubach. 



[968] 



für di anderen, als vil sol er fliziichor 1 behalten der regel 
gebot. Wirt der selbe probst erfunden daz er lasterwerich 
ist oder betrogen wirt mit der uberniüte, oder daz er di hailigen 
regel versmehet, so sol man in nach gotes gebot manen unz 
cem vierden male. Bezzcrt erz niht, so tu man in von der 
pröbstei und werd ain anderer an sine stat gesezet der des 
wert sei. Ist daz er öch dar nach in der sampnunge 2 niht 
geröbich ist unt gehörsam, so treib man in von dem chloster. 
Jedoch sol der abt gedenchen daz er von allen sinen gerihten 
got rede geben müz, daz vil leiht diu flamme des neides unt 
des zorns di sei iht brenne. 

LXVI. Von dem portner des chlösteres. 

Man sol ain altherren secen ce der porten des chlösteres 
der di leute chunne vernemen und (42 b ) antwurt geben, des 
gedigenhait 3 im niht gestate daz er wandele oder müzich gö. 
Der selbe portner sol aine celle haben bi der porten, so iemen 
chumpt, daz er vinde der im antwurt. Unt sä so iemen chlophet 
oder der arme rufet, so antwurt ,Deo gratias' und geb den 
segen und mit aller semfte der gotes vorhte sol er schier ant- 
wurten mit hiziger minne. Bedarf der portner hilfe, so sol 
man im geben ain jungen br&der. Mag ez gesein, sö sol daz 
chloster also gestiftet werden, daz aller slaht list innerhalbe 
des chlösteres werde geübet, daz ist daz waszer unt diu mul 
unt der garte unt diu phister, daz den munchen dechain not ' 
sei daz si öz wandelen, wan ez alle weis iren seien unreth 
chumpt. Wir wellen öch daz man dise regel ofte in der sam- 
nunge les, daz sich dechain bruder von der unwize 4 iht ent- 
schuldige. 

LXVII. Von den brüderen di man an den wech sendet. 

Die brüder di man öz sendet di sulen sich enphelhen 
der samnunge oder des abtes gebet, unt ce allen tagciten sol 
man aller der gedenchen di abwurtich sint. Sö di bruder von 



» flizlichcn; lat. Text: aoüiciiim, allerdings einige Hss. sollicite 2 sa2mung e 
3 gedigenchait 1 vorher verschrieben 



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[969] 



Mitthei langen au« altdeutschen Handschriften. IV. 



59 



dem wege choment, des selben tages so si wider choment ce 
allen (43 a ) tagciten, so gotes dienst getan wirt, sulen si sich 
strechen öf den esterreich des bethos unt geren daz si alle 
betten für ir missetat, ob in leiht wider varen ist von sehen, 
von hören ubeler dinge, oder von müziger rede. Ez sol öch 
niemen erbalden daz er aim anderen sag swas er özerhalb 1 
des chlösters gesehen oder gehöret hat, wan ez ain gröz Störunge 
ist. Swer daz erbaldet der sol der regelichen zuhte underligen. 
Daz selbe sol och der leiden der öz dem chlöster oder inder 
get, oder än des abtes gebot ihtes iht tut, swie lucel 2 ez ist. 

LXV1II. Ob man dechainem brüder unmuglicheu 3 

dinch enphilhet. 4 

Swelchem bruder man swöreu und unmuglicheu 5 dinch 
emphilhet der sol daz gebot mit aller semphte unt gehörsam 
enphähen. Sieht er danne daz daz gebot get über di mäze 
siner chraft, so sag sein unmuglihait dem der im vor ist ge- 
dultiklihen und gevellichlihen, niht hofertlihen noch wider- 
strebende noch widerredende. Ist daz dar nach der prior an 
sinem gebotte beleibet, so sol der junger wizzen daz ez im 
nuce ist unt getröwe in der minne der gotes helfe unt sei ge- 
hörsam. 

LXIX. Daz in dem chlöster niemen den 
anderen scherme. 

Man sol daz bewaren daz von dechainer slaht ursach 
dechain munch den anderen erbalde in dem chlöster ce schermen 
oder vor sei, ob si och an (43 b ) ander sippe sint. Noch 
dechain weis sulen daz di munche erbalden, wan da von er- 
baxen mag ursach grözzer schände. 6 

LXX. Daz niemen erbalde den anderen ze slahen. 

Man sol in dem chlöster weren alle ursag der baldechait. 
Wir orden 7 unt sezen s daz niemen müzlich sei daz er dechain 

1 ozerhald 2 zuerst leiht, gestrichen 

3 5 umuglicheit, vielleicht ist Assimilation angedeutet 4 enphihet 
6 der Schlusssatz des Capitels ist nicht übersetzt 7 ordendc 
9 zuerst aeezen, c unterpungiert 



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(50 



Schönbich 



[970] 



sin brüder vermainsame oder slahe, an dem der gwalt von 
dem abte wirt gegeben. Di aver inissetünt di sol man offen- 
lihen refsen, daz di anderen vorhte haben. Den chinden sol 
man unz an daz funfzehent jär ir alders fleiz und hüte 1 der 
zuht erbieten, iedoch mit mäze und redlihen. Swer in sterchorem 
alter ihtes iht erbaldet an des abtes gebot, oder an den selben 
chinden unbeschaidenlihen 2 ergrimmet, der sol der reglihen 
zuht underligen, wan gesriben ist ,Daz du dir niht wil ge- 
schehen, des solt du ain anderen begeben*. 

LXXI. Daz di brüder an ainander gehorsam sein. 

Daz gut der gehorsam sol man niht ain dem abt erbieten, 
di brüder suln och an ain ander also gehorsam sin, daz si 
wizzen suln daz si mit disem wege der gehörsam sulen hinz 
got gen. Dar umb 3 lazen wir vor des abtes gebot unt der 
probste di er gesecet, den wir niht gestaten daz dechain sunder 
gebot vor ge; dar nach über al sulen di jüngere (44 a ) iren 
prioren mit allem fleiz gehorsam sein. Swer stritiger erfunden 
wirt, den sol man dar umb refsen. Swelch brüder umb dechain 
wenige sache von dem abte oder von dechainem seinem prior 
dechaine weis bestrafet wirt, entstet er sich des daz des priors 
gern fite swäre si erzürnt oder bewegt ist, swie wenich des si, 4 
so sol er cehant an twäl sich strechen Öf di erden und lig als 
lange ce sinen füzen an siner büze unz daz mit dem segen 
disiu bewegunge gehailet werde. 5 Dem daz versmähet ze tun, 
an des leibe sol manz rechen. Ist er aver frevel, so sol man 
in von dem chloster treiben. 

LXXII. Von dem gütem erenst den di munche 

haben sulen. 

Als ain ubel erenst ist der biterchait der von got sunderet 
und laitet zu der helle, also ist ain gut erenst der von den 
lästeren sunderet unt laitet ce got und cem ewigen leben. 
Disen erenst sulen di munche üben mit hizciger minne, daz 

1 hole 2 uheschaidenlichen 3 «6 * zuerst *e», gestrichen 
5 zuerst wirt, gestrichen 



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[971] M»ttbeilnn(r#n ans »ltdentucben riandscbriften. IV. 61 

ist daz si an ain ander für chomen sulen mit eren, unt daz si 
di chranchat des leibes unt der sitte gedultiklihen vertragen. 
Si sulen di gehorsam an ein ander stetechlihen erbieten. Niemen 
sol volgen daz im nuce ist, wan mär daz ainem anderen. 
Bruderliche minne sulen si keuschlichen (44 b ) an ein ander 
erbieten. Si sulen got furhten unt suln iren abt löterlihen mit 
dimutiger minne lieb haben ; unseren herren Christum sulen 
si vor allen dingen lieb haben, der uns alle bringe ce dem 
ewigen leben, Amen. 

LXXIII. Daz alleu behaltnus des rehten an dise regel 

niht gesecet ist. 

Wir haben dise regel gesriben, daz wir ir behaltnus 
ercaigen etlich weis, daz wir erhaft sitte und ein anegenge 
gutes lebens haben. Di aver ce durnohtem leben eilent di 
habent dar zu der hailigen vater lere, der behaltnus den 
menschen bringet ce hohorer durnoht Wan welch büch oder 
welch rede hailiger orthabunge des alten unt des neuen ur- 
chundes ist niht ain rehteu regel des menschen lebens? Oder 
welch buch der hailigen gelöwigen vater leutet daz niht daz 
wir mit rehtem löfe chomen ce unserem schephere. Und och 
collaciones patrum und ir gesezde und ir leben unt diu regel 
unsers vater sand Basiiii, was ist daz allez wan ain geruste 
der tugende wol lebender und gehorsamer munche? Aver den 
tregen und ubel lebenden und versömigen ain röte der schäme. 
Swer du nü bist, ze dem himlischen vater lande eilest, vol 
bringe mit Christes helfe dise wenige regel diu ce ainem ane- 
genge gutes lebens von uns gesriben ist; so chumst du danne 
ce grözzorer hohe der I6re unt der tugende, der wir da vor 
genüget haben, mit unseres herren gotes scherem, Amen. 

Explicit regula beati Benedicti Abbatis. 

IL 

Diese Uebersetzung (B) der BR. ist in Cgm. 91 erhalten. 
Der grosse Schmeller'sche Katalog gibt die Beschreibung der 
ganzen Handschrift, von welcher das erste Stück später ab- 



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62 SchSnbach [972] 

getrennt wurde. Sie gehört der Mitte des XIII. Jahrhunderts 
an, ist von einer Hand deutlich und hübsch geschrieben. 

Einige Bemerkungen über die Lautbezeichnung werden 
genügen. Der Circumflex findet sich angewendet, aber ganz 
unregelmässig (öfters wird e vor r, 8 zu e), so dass er wohl 
nur hie und da aus der Vorlage übernommen sein dürfte; 
manchmal ist er auch falsch gesetzt. ce für e; e, ee, e für a?. 
ei ist nur selten zu ai geworden, ebenso i : ei; ou : au; ü, Ü : ou. 
u für uo, besonders aber u, tl für ou. iu auch für ie und i 
mehrfach, -cer wiegt noch vor gegen -er = cere. Umlaut der 
langen Vocale sehr wenig beliebt, i überaus häufig in den 
Endungen. — Sehr wenige ch für k, sogar k für ch; dagegen 
cch für ck. h für ch. th für ht 9 Mal. w für b, b für w f v für w. 
gw für gew, sogar guoiiheit XXXVI. tt öfters nach Diphthongen 
und langen Vocalen. c für z; **, zs für sc und sh für sch. 
Sehr starke und häufige Verkürzungen. Oft wem für werden. 
Besonders erscheint statt -det, -tet oftmals t. Inclinationen : anm, 
inm, voran, durchz. 6 Mal zklosteis als Gen., mehrmals zkldster 
Nom. Auch Apokopen und Synkopen sind häufig, erstere be- 
sonders bei Conjunctiven. 

Unsere Handschrift neigt stark zum Mitteldeutschen; die 
Vorlage stammt gewiss daher, ist in Baiern abgeschrieben und 
dabei wohl auch etwas geändert worden: die ha irischen Zeichen 
nehmen gegen das Ende des Stückes zu. Vor Allem stimmt 
B so genau mit der von V. Kaeferbäck (Programm des I. Staats- 
gymnasiums in Graz, 1868) behandelten Admonter Hb. A, 
dass nur die Annahme, der Admonter Codex sei eine Abschrift 
des unsrigen, aufgestellt werden kann, nicht die einer gemein- 
samen Vorlage. Vgl. die Fehler und Missverständnisse des 
Adm., deren gröbste in den Capiteln I. II. IV. XX. LVIII 
vorkommen. Nach der Angabe von Schmeller stammt B aus 
Aspach und ist von derselben Hand geschrieben, welche das 
viel überschätzte Docen'sche Bruchstück von Wernhers Marien- 
liedern aufzeichnete. Aspach (jetzt Asbach) wurde von Otto 
von Bamberg 1127 gegründet (Hund, Metropolis Salisburgensis 
II, 75); die einzige überlieferte Urkunde eines Bündnisses mit 
Admont weist dasselbe nach als geschlossen allerdings erst 
am 1. August 1477 (Wichner, Gesch. v. Adm. IV, 15), allein 
es mag wohl schon früher eines bestanden haben, und der 



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[973] 



MitthoilnnKen an-, altdeutschen Handschriften. IV. 



63 



Engilbolt von Aspach, welcher 1147 als Zeuge bei einer für 
Admont bestimmten Widmung auftritt (Wichner I, 126), kann 
aus dem bairischen Kloster gewesen sein. Dieses liegt im 
jetzigen Landgericht Rotthalmünster. Ohne Zweifel enthielt 
die Vorlage unserer Hb. eine Interlinearversion, denn Ueber- 
setzung und Wortstellung sind nur um weniges freier als in 
A. Kaeferbäck hat S. 20 — 26 seiner Schrift bereits aus dem 
Admont er Codex Worte ausgehoben, die dann von Lexer auf- 
genommen worden sind; allein diese Arbeit ist unvollständig 
und mit Fehlern behaftet. Ich habe daher im Folgenden ein 
Verzeichniss der bei Kaeferbäck fehlenden oder falsch ange- 
gebenen Worte zusammengestellt, das, wie es jetzt nicht anders 
geschehen kann, mit Rücksicht auf Lexers Mittelhochdeutsches 
Wörterbuch gearbeitet ist. Wörter, die dort sich gar nicht finden, 
sind mit Sternchen bezeichnet. Für die Aufnahme der anderen 
war eine interessante Bedeutung oder auch eine formale Eigen- 
tümlichkeit massgebend. 

abesnidunge stf. so sol der abte biderben der absnidunge eisen — 
tunc jam utatur abbat ferro abscissionis XXVIII. (C.) 

* ägezzelkeit stf. und vliuhet ägezelkeit — oblivionem omnino fugiat 

VII. Adm. A. hat nach Kaeferbäck ägebelkeit, was Lexer y 

Nachtr. s. 15 nicht hätte aufnehmen sollen, da es nur 

Schreibfehler ist. 
ambethüs stn. daz ampthüs dd wir disiu alliu vlizklih wurken 

suln — officina ubi haec omnia diligenter operemur IV. 
anehaben swv. der herte vonm hirt aller vliz st angehabt — gregi 

pastoris fuerit omnis diligentia attributa II. 
anestän stv. gedulteklihen tragen und ansten siner bet — pa~ 

tienter portare et persistere petitioni suae LVIII. 
beredunge stf. durh der släfßgen beredunge — propter somnolen- 

torum excusationcs XXII. 
besihtecheit stf. und st an des abtes besihtekeit — et in abbatis 

Sit Providentia XLI. (C.) 
bete stn. aber ze andern ziten sol man daz jüngste teil des selben 

betes sprechen — caeteris vero agendis ultima pars ejus ora- 

tionis dicatur XIII. auch LXVII. 

* betrüxigen swv. daz der mit unsem ubelen werken nimmer 

werde betrouriget — non debeat aliquando de malis actibus 
nostris cm\tristari. Prol. und ebenso noch viermal. 



I 



fi4 Schftnb»ch. [974] 

* bevelhelich adj. oder bevelheliche hrief — mit litteris commen- 

datitiis LXI. 

beweerunge stf. von langer kloster bewcerunge — monasterii proba- 
tione diutuma I. 

* bezzerbernde adj. dar nmbe sol volkomen jtmgern ze guoter, 

heiliger und bezzerbemder red seitin urloub verlihen icern — 
ergo quamvis de bonis et sanctis et aedificationnm eloquiis 
perfectis discipulis rara loquendi concedatur licentia VI. 
buoobkamere stf. stdn si sunderiu buoch nemen üz der buoch- 
Jcamer — accipiant omnes singulos Codices de bibliotheca 
XLVIII. 

döuwe stf. und näh der dewe uf ste — et jam digesti surgant VIII. 
enpbetten swv. enpfettet des klosters dinge — exutus rebus mo- 

nasterii LVIII. 
enthaltenu8se stf. abstinentia XL. XLIX. 

erblsejen swv. mit ubelem geiste der hohvart erblait — maligno 

spiritu superbiae inflati LXV. 
erhellen stv. trans. oder weih buoch der heiligen knstenlichen 

vceter erhillet daz niht daz wir komen — aut quis Uber 

sanctorum catholicorum patrum hoc non resonat, ut pervenia- 

mus LXXIII. 

ersohellen swv. mit erschelleten ören — attonitis auribus Prol. 
erschütten swv. den hals erschutten üz der regiln joche — Collum 
excutere de sub jngo regulae LVIII. 

* gealter stn. stoi daz si daz diu menschlih natflr gezogen wert 

ze der barmunge an den gealtern — licet ipsa natura humana 
trahatur ad misericordiam in his aetatibus XXXVII. 
gedigenheit stf. gravitas XLII und 3 Mal (C). 

* geformen swv. sol ei' sih allen so ge formen — ita se omnibus 

conformet II. 
gehebede stf. substantia XXXI und 2 Mal (C). 

* genknabe swm. daz der guot knab den sinen genknaben waitzen 

gab ze siner zit — quod sevvus bonus qui erogavit triticum 

conservü suis in tempore suo LXIV. 
girn swv. niht giren — non coneupiscere IV. 
gruntvesten swv. wan ez was gruntvestet üf einen starken vlins 

— fundata enim erat supra petram Prol. 

hinwerf stm. ich bin ein itwiz der Hute und hinwerf des Volkes 

— ego sum opprobrium hominum et abjectio plebis VII. (C.) 



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[975] 



Mitthcilu ngen ans altdeutschen Handschriften. IV. 



65 



houbetküssen stn. capitale LV. 

inman stm. von dem inmanne sines gezeltes — de habitatore 
tabernaculi ejus; daz wir ervollen des inmannes ampte — 
8i compleamus habitatoris officium. Prol. 

* kreizgengel stm. gyrovagus. Prol. schon bei Kaeferbäck, aber 

von Lexer nicht aufgenommen. 

macschaft stf. ob si ouch mit ettlicher mdgschaft ncehene gesellet 
sin — etiamsi qualevis consanguinitatis propinquitate jun- 
gantur LXIX. 

merunge stf. augmentatio II. (C.) 

minnerunge stf. detrimenta II. (C.) 

missehandelunge stf. injuria VII. 

nahtwahte stf. wan von der nahtwahte spricht der selbe prophet 

— de nocturnis vigiliis ait idem ipse propheta XVI. 
nennunge stf. appellaüo nomintim LXIII. (C.) 

* riterscheften swv. ze riterscheften unserm herren wdfen ane 

nimest — domino militaturus arma assumis. Prol. und 
noch 3 Mal (C). 

sperre stf. daz ampthüs ist des klosters speise — officina claustra 
sunt monasterii IV. diu vertailen wir mit ewiger sperre — 
aetema clausura damnamus VI. 

* teilnuftecheit stf. parUeipatio XLIII. 

underdienen swv. und swenne ei' mit siner manunge den andern 
bezzerunge underdienet — et cum de admonitionibus suis 
emendationem aUis subministrat II. 

undergeben stv. subdare VII. 

* undervolgen swv. subsequi VIII. X. XXXIV. 

* undervüegen swv. subjungere IX. 
undöuwe stf. indigeries XXXIX. 

unwizzen stf. daz dechain brüder sih von der umoissen berede 

— ne quis fratrum de ignorantia se excuset LXV1. 
üzschüten swv. excutere IV. 

üztrit stm. excessus LXVII. 

üzwesen anv. sol aller üzwesenter gehugde geschehen — comme- 

moratio omnium absentium fiat LXVII. 
vallec adj. vallich guot — de rebus caducis II. 
versmaheero stm. contemptor XXIII. (C.) 
versümec adj. negligens VII. 

5 



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66 



Behftnbftch. 



[976] 



verweenen swv. sam ouh sanctus Paulus im selben niht verwdnte 
siner predige — sicut nec P. apostolus de praedicatione 
ma sibi aliquid imputavit. Prol. und verwcene sin hin ze im 
selbem — et sibi reputet IV. 

* volkomeimsae stf. perfectio LXXIII zweimal. 

vorlasen stv. vorldzzen des abtes gebot — praemisso abbatis im- 
perio LXX1. 

* vrongebet stn. oratio dominica XIII. XVII. 
vruoimbiz stm. prandium XLII. 

vuotunge stf. ob er hat erboten vudunge — st exhibuit f Omenta 
XXVIII. daz diu Uhtekeit niht vudunge vinde — ut non 
scurrilitas inveniat fomitem XLIII. schon bei Kaeferbäck, 
aber falschlich als wedunge. 

vürheben stv. praeferre LXV. 

watkamere stf. vestiarium 3 Mal (C). 

wirsern swv. daz si niht gewirseret werden; bedenke daz gotlih 
wort, waz er verdienet der einen der kleineren wirseret — 
ut non scandalizentur, memor divini eloquii, quid mereatur 
qui 8candalizaverit unnm de pusillis XXXI. 

* zunger ich adj. und daz ein zungericher man niht wirt geslihtet 

üf der erde — et quia vir linguosus non dirigitur super 
terram VII. 

III. 

Codex germanicus Monacensis nr. 36 (C), Pergament, 
Quart, in Holzdeckel mit Lederüberzug gebunden, enthält 
56 Blätter. Die ersten sechs davon füllt ein Kalendarium aus 
(auf l a von jüngerer Hand die Signatur P 75), das gleichzeitig 
als Nekrologium diente. Die Regel beginnt 7 a mit grosser, 
rother Initiale, die Capitelüberschriften und Initialen sind roth, 
die Anfangsbuchstaben der Sätze roth durchzogen, Tintenlinien. 
5 Quaternionen und 1 Quinternio, mit grossen rothen römischen 
Ziffern unten gezählt. Alles von einer Hand, die am Schlüsse 
roth hinzufügt: Hie hat ein end Sant Benedicten Regel. Ditz 
Mich ist geschriben, do man zalt von Christi gepürd drewtzehen 
hundert jar und dar nach in dem acht und achtzigosten jar an 
Sani Kunigunden Tag. (3. März.) 



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[977] 



Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. IV. 



67 



Charakteristisch sind: i in Endungen, ei für i, ai für ce 
und ei häutig (mitunter auch für t), äu für eu = iu (immer 
newr), ü für ie. 13 Mal au für ä. w für u überaus oft. — b 
für w, z für 8 und umgekehrt, etschlich 3 Mal; zwal LXXI, 
zwahen 3 Mal. Comparative und Superlative der Adj. auf o, 
auch sonst öfters volle Vocale in den Endungen, -unge verkürzt: 
anvechtum I, Untlokkun II, durchächtum IV und noch ein Paar 
mal. Sehr starke Apokopen. Daraus ergibt sich schon, dass 
unser Stück dem alemannischen Dialekt angehört, auch das 
Mass ymm XL (lat. Text emina) weist darauf hin. 

Auf der Innenseite des Vorderdeckels der Hs. steht ge- 
schrieben: Monct8terium Althominster 1548. Die Regel S. Bene- 
dicti. Altomünster, noch jetzt als Kloster der Brigittinerinnen 
bestehend, liegt im gleichnamigen Markt, der zum Bezirksamt 
Aichach in Oberbaiern gehört (Bavaria I, 1, s. 511). Es soll 
von einem Alto gestiftet und 760 von Bonifacius eingeweiht sein. 
(Hund, Metr. Sal. II, 54 ff.) Nonnen wurde das Kloster 1047 oder 
1057 übergeben, das in Verfall gerathene von Herzog Georg 
von Baiern 1477 den Frauen vom Orden S. Brigitten eingeräumt. 
1548 war Ursula Klobling Aebtissin (1537—1557). Von der- 
selben erwähnten Hand des XVI. Jahrhunderts stammen auch 
die Todten Verzeichnisse im Kaien darium. Meist betreffen sie 
Nonnen in Sangerhausen, Brunnrode, Schyplicz, also aus 
thüringischen Klöstern. Die Regel wird wohl als Erbstück 
der moniales S. Benedicti mit übernommen worden sein. 

Die UeberBetzung ist frei, sowohl in Bezug auf die Wahl 
der Worte, als ihre Stellung und Verbindung; ebenso wegen 
der häufigen Zusätze, die freilich zum grössten Theil nur in 
der Beifügung von Synonymen bestehen, selten zu erklärenden 
Nebensätzen sich erweitern. Dass auch hier keine selbständige 
Leistung vorliegt, sondern die Umarbeitung einer alten (inter- 
linearen) Version, sieht man aus graphischen Differenzen, aus 
übernommenen Formen (sicer, swd u. s. w.) und Endungen, aus 
dem Wortschatz. Diesen letzteren habe ich hier wie bei B aus- 
gebeutet. Der Raumersparniss wegen ist durch das Zeichen (C) 
im Verzeichniss von B angemerkt worden, wenn ein Wort aus 
B auch in C vorkommt. Die Uebereinstimmungen sind aber 
viel zu gering, um irgend welche Beziehung zwischen B und C, 
oder deren Vorlagen, zu erschliessen. 

5* 



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68 



SchÄnbach. 



[978] 



Schindler notiert im grossen Katalog, dass ,eine Ueber- 
arbcitung und Erneuerung dieses älteren Textes in einer Papier- 
handschrift 8° vom Jahre 1481 sich findet'; das wird cgm. 
829 sein. 

betrehtec adj. er sol besichtig sein und beträchtig — sit providus 

et consideratus LXV. 
bewegede stf. commotio LXXI. 

degradieren swv. oder die er hat degrddirt von rechten — vel 
degradaverit certis ex causis LXIII. (Vgl. Germ. 18, 267.) 

ebendoln swv. und dez ehr anhext er also ebendolt — cujus in- 
firmitati in tantum compassus est XXV11. 

ebengenoze swm. conservus LXV. 

* einnidee adj. den übelen willen der aintdigen — malam volun- 

tatem invidentium LV. 
enphancnuBse stf. suseeptio LIII. 
enthabnusse stf. abstinentia XL. XLIX. 
*entlichsen swv. er ensol auch niht entlichsen die missetdt 

neque dissimulet peccata IL; daz er nicht entlichs — ne dissi- 

mulet II. 

entschuldigunge stf. excusatio XXII. LV. 
erbcoron swv. extollere 5 Mal. 

* erbcerunge stf. exaltatio VII. 

* gebürde stf. den der apt sicherlich müg mitgetaüen und en- 

phelhen sein gebürd — quibus securus abbas partiatur 
onera sua XXI. 

* gediemüetec adj. humiliatus VII. (gediemiltigtf) 

* gomeinsagunge stf. nach der heiligen gemainsagung gotez leich- 

nam — post communioneni XXXVIII. 
gemeinsamunge stf. communio XXXVIII. 

* geselligen swv. sociari XLI1I und noch 4 Mal. 

* geselligunge stf. congregatio LXI. 

* gestüemecliche adv. opportune LXVIII. 

gevsenic adj. daz er den gevähigen jungern fürleg — ut capaci- 
bus discipulis proponat II. 

* gewäric adj. so wirt er von sein selbes raittung gar gewärich 

und sorksam — redditur de suis ratiociniis sollicitus II. 

* goukelrede stf. aber gaugelred und müzzige icort — scurrili- 

tates vero vel verba otiosa VI. 
labore stf. wer in der labore XLVL; noch von der labör XLVIII. 



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[979] Mittheilun&en aas »ltdtutachen Handschriften. IV. 69 

♦lahterbsere adj. Uppigeu wort und lächterberiu nicht reden — 

verba vana auf risui apta non loqui IV. 
lihtsam adj. dem sol niht leihtsam der eingank verlihen werden 

— non ei facilis tribuatur ingressus LVIII. 

* lindlockunge stf. und einen mit lindlockunn, einen mit straff 

— et alium quidem blandimentis, alium vero increpationibu8 
II. Könnte auch als Inf. eines Verb. (u = e) gefasst werden. 

listmacher stm. artifex LVII zweimal (= antwerkläut). 

* lutrseze adj. und niht lüträse sei an seiner stimme — et non 

sit clamo8us in voce VII.; niht mit lawtraiser stimme — 
non in clamosa voce LH. vgl. lütreiste, dann im Nachtr. 
lulreise, lütreiste bei Lexer. 

*müeliche swf. daz unreht und die müelichin — injurias et 
difficultatem LVIII. 

♦obertan stm. oder die ebenbild der obertdn — vel majorum 
exempla VII. ein versmeeher der gebot seiner obertdn — 
et praeeeptis seniorum suorum contemptor XXIII. 

solpwaltic adj. daz dritt gesläht der münich ist daz aller swechest: 
die haizzent Sarabite, die wir milgen haizzen selpwaltig, die 
mit cheiner regel sint bewmrt. Aus dem Prol., aber Zu- 
satz. Vielleicht entsprechend den Worten in der Apologia 
Henrici IV. imperatoris: Sarabaitarum, id est sibi viven- 
tium (vgl. Migne Ser. Lat. LXVI, p. 254). 

sippesal stf. propinquitas LXIX. 

alahtunge stf. occisio VII. 

alewic adj. daz wir tragen und wir slewigen, wolt got, vergülten 

— quod nos tepidi utinam persolvamus XVIII. 
sümesal stf. negligentia XI und 4 Mal. 

swoermüetic adj. er sol niht swatrmütig sein noch anxhaft — 
non sit turbulentus et anxius LXV. 

* swigenusse stf. tacitumitas VI. 

twehelin stn. die nddel, daz töklein und die tavel — aens, map- 

pula, tabulae LV. 
underval stn. intervallum VIII. XLII. 
undöuwunge stf. indigeries XXXIX. 
unwissende stf. ignorantia LXVI. 

üzerräten stv. doch wann bei unsern Zeiten daz den münichen 
auzzerrdten niht werden mag — sed quia nostris temponbus 
id monachis persuaderi non potest XL. 



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70 Schönbach. Mitteilungen au altdeutachen Handschrift«. IV. [980] 

* vermeineagunge stf. excommunicatio XXIII. XXIV. 
volbringunge stf. so habent si cheinen twdl an der vollebringung 

— moram pati nesciunt in facienda V. 

* volhertiguxige stf. seines priors gebot beleibt in volhertigung 

— si prioris Imperium perduraverit LXVIII. 

* volhertunge stf. perseverantia LVIII. 

YÜrbrechen stv. daz der bösen gunst icht fürbrech — pravorum 

prawalere consensum LXIV. 
vürtreffen stv. daz ez iht fürtreff — nec praejudicet LXIII. 
widerbrüchic adj. rebellio LXII. contentiosus LXXI. 
widerkerunge stf. reversio XXIX. 

wiolicho swf. nach eines ieglichen wielichin — secundum unus- 
cujusque quaUtatem II. ; näch der wielichin der stet — secun- 
dum locorum quaUtatem LV. 

woner stm. habitator. Prol. 

zuomuos stn. zwai gesoteniu zumus — cocta duo pulmentaria 
XXXIX. 

zuonemunge stf. aber an der zünemung der guten wandelung und 
dez gelauben — processu vero conversationis et fidei. Prol. 



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i 

MITTHEILUNGEN 

AUS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 

VON 

t 

ANTON SCHÖN BACH. 

FÜNFTES STÜCK: 

PRIESTER ARNOLTS LEGENDE VON ST. JULIANA. 



WIEN, 1882. 

• IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN 

BUCHHÄNDLER DUR KAI8. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 



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Ans dem Jahrgänge 1882 der Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Akademie 
der Wissenschaften (&. Bd., L Hft., S. 445) besonders abgedruckt 



Druck von Adolf Holzhitusen in Wien. 

k. k. Hof- und UnlTor»iUU-Bucb<«rHcker. 



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« 



Die Handschrift. 

Die Handschrift der Grazer Universitätsbibliothek (alt 
39/59, 8°, neu 1501), welche aus dem Kloster Sanct Lambrecht 
stammt, habe ich schon in der .Zeitschrift für deutsches Alter- 
thum', 18, 82 f., ausführlich beschrieben. Die Hand, die auf 
dem unteren Rande der Blätter 26» — 65 a die Legende von 
St. Juliana einzeichnete, war die einer Frau und schrieb im 
14. Jahrhundert; in welchem Theile desselben, kann ich nicht 
bestimmen. Denn zum Unterschiede von der Schreiberin, welche 
mit dünnen und sauberen Buchstaben in der ersten Hälfte des 
Codex das Gedicht von St. Alexius unten beisetzte, scheint 
unsere des Schreibens völlig ungewohnt. Nicht bloss sind die 
Buchstaben unförmig, in gerade einzelne Striche zerlegt, die 
häufig gar nicht verbunden werden, von verschiedener Grösse 
und Lage, sondern die Schreiberin, sicher eine monialis Sancti 
Lamberti, ist auch nicht recht geübt, das gesprochene Wort 
als einen Complex einzelner Laute aufzufassen, deren jeder sein 
besonderes Zeichen hat, es macht ihr viel Mühe. So kommt 
eine Anzahl sehr wunderlicher Schreibungen und Fehler zu 
Stande: chrachaer 234, 255 = karkdr; chrkhehangeh = klrch- 
ganc 398; getrost = getarst 177. gnch steht für ng, nch : tair 
dignch 45, dragn 190, fiegn 473; für ng : egnl 578, giegn 594; 
für ngn : fiegn 167, prign 163. n für nc : gien 477. n fehlt 
giegen 166. h fehlt im Anlaut 517, im Inlaut 153, 157. Häufig 
fehlt das n-Zeichen, mitunter sind ganze Worte und Verse aus- 
gefallen. Dagegen finden sich manche Worte und Wortgruppen 



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4 



Schönbach. 



[446] 



zweimal gesetzt, theils weil sie mit zu wenig Tinte oder falsch 
geschrieben waren, tlieils aus Versehen. Im letzteren Falle ist 
bisweilen die Wiederholung radirt oder ausgeschmiert worden. 

Es möchte darnach zweifelhaft sein, inwieweit die von der 
Schreiberin gewählten Zeichen wirklich als Ausdruck der von 
ihr gesprochenen Laute gelten dürfen. Die Unsicherheit ist bald 
beseitigt, wenn wir beobachten, dass bei allem Versuchen und 
Tasten doch eine gute Uebereinstimmung in den Ergebnissen 
der Zeichenwalü herrscht, dass anfangliches Schwanken bald 
entschieden wird und einer consequenten Schreibweise Platz 
macht. Ja die Fehler im Beginn, welche meist die Schreiberin 
selbst corrigirt, kann man wohl als Beweis für ihre Sorgfalt 
und Gewissenhaftigkeit mit anführen, vielleicht fallen auch die 
eben genannten Beispiele unter diesen Gesichtspunkt. Jedes- 
falls gewährt die Lautbezeichnung ein sehr bestimmtes und 
scharfes Bild des Dialektes der Schreiberin. 

Mhd. a ist meist intakt geblieben. Ein paar Male wird 
es vor Liquida zu o : som 430, 433, in den Präsensformen sing, 
von turren. Schwächung (oder Umlaut ) zu e : paredeis 310. — 
Ueber e ist mit Ausnahme der später zu besprechenden Syn- 
kopen und Apokopen kaum etwas zu bemerken. Denn wenn 
etliche Male zu für ze steht, so ist das als spätere Vertretung 
der allmälig verschwindenden kurzen Form anzusehen. Einmal 
wird e durch oe vertreten : moegen 420. o und u haben mhd. 
Stand; für mhd. o tritt mehrmals a ein, in facht er regelmässig, 
in horchten 340. evlew = ettiu 61, 360, 536 ist wohl nur eine Art 
Assimilation, vielleicht war bairische Aussprache des eu dabei 
von Einfluss. ä und 6 werden in da, dö zum öftern vertauscht, 
dv steht in der Mehrzahl der Fälle für do. ü wird regelmässig 
durch av, aw gegeben, denn in den paar Fällen, wo ev erscheint, 
hat wenigstens die Schreiberin ursprüngliches iu vorausgesetzt : 
prent 0, seid 385. i ist durchaus zu ei geworden, womit corre- 
spondirt, dass ei als ai auftritt, mit wenigen Ausnahmen, z. B. 
einige heilig. Einmal ev für i : enpevt 159, wohl nur iiTthümlich. 
Die regelmässige Vertretung von iu ist ev, nur 480 und radirt 
509 leit für Hut nach der Meinung der Schreiberin. ie erscheint 
meistens, z. B. regelmässig in tiefei, ein paar Male ist es durch 
blosses i ersetzt in immer, nimer, in bi = wie 72. ou wird in der 
übergrossen Mehrzahl der Fälle durch oe wiedergegeben, aus- 



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[447] 



Mitth. ilungcn aus altdeutschen llundschriften. V. 



5 



nahins weise bleibt es : höhten 91, oder wird durch o bezeichnet : 
pravtloft 50, höhet 344, zohrest 571; auch einige Male durch au: 
havht 565, avhe 123. ouw tritt als aw auf. uo hat ue durchstehend 
zum Vertreter. 

Recht auffallend und von Wichtigkeit ist, dass in einer 
grossen Anzahl von Fällen — ich habe oberflächlich etwas über 
zweihundert gefunden — einem langen oder kurzen Vocal in 
betonter Silbe ein e nachgeschoben wird. Das geschieht nun 
nicht allein, wie es dem ganzen bairischen Sprachgebiete eigen 
ist, vor Liquiden (wenn auch überwiegend), sondern ebenso gut 
vor anderen Consonanten, ja auch im Auslaut doe 119, 180. 
droe 181. due 139, 266, vor Vocal droev 86, waeil 193. Es wird 
sich nicht entscheiden lassen, wie viel davon als Bezeichnung 
des sonst mangelnden Unilautes angesehen, wie viel dem Ein- 
fluss folgender Liquida zugerechnet werden darf. Ich wäre 
geneigt, die Erscheinung hauptsächlich für ein Symptom der im 
Steiermärkischen schon früh beginnenden Diphthongirung be- 
tonter Vocale ohne Rücksicht auf ihre Quantität zu halten, 
welche in der Gegenwart fast bis zum Verschwinden einfacher 
Stammvocalc geführt hat, vgl. Mittheilungen aus altd. IIss. 4, 7. 
Zs. f. d. A. 20, 187. 

Im Consonantismus entspricht zunächst der Stand der 
Dentalen so ziemlich dem nihd. Einige Erweichungen von t zu 
d sind nicht besonders merkwürdig, wenn sie auch im Auslaute 
vor Vocalen stattfinden. Dagegen verdient Erwähnung, dass in 
dreizehn Fällen t anlautend für d nach harten Consonanten steht, 
sichtlich eine Nachwirkung des Notkerschcn Canons, vgl. Dicmers 
Anm. zu seinen Deutschen Ged. des 11. und 12. Jahrh. 364, 24. 
* findet sich ein paar Male (verhältnissinässig selten) mit z ver- 
tauscht und umgekehrt, tz für z steht einige Male, tz wird ein 
paar Male falsch durch zt wiedergegeben. — Mhd. k ist fast 
immer zu ch verschoben, zu geh 11 Mal. Dagegen g im Aus- 
laut einige Male für c, auch für ck 604. geh steht sonst 2 Mal 
für ck, 1 Mal falsch für h, das vor t aus ck entstanden ist : 
pligeht 603. Sonst ist h vor t durch ch gegeben, das überhaupt 
häufig für h eintritt, g für h : segse 166. segst 193. j fällt aus in 
mtten = muojen 212, 422. h überschüssig im Anlaut : hoer 204. 
— p für h im Anlaute 90 Mal, im Inlaute 24, im Auslaute mit 
h wechselnd. Mhd. h sind nur wenige geblieben, w für h steht 



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0 



S c h ü ii b:i c. h. 



[448] 



im Anlaut 1, Tnlaut 0, Auslaut 4 Mal. b für w im Anlaut 109 Mal 
(gegen 69 alte iv), inlautend 21 Mal. t sind nicht zahlreich 
(ausser für u ganz ausnahmlos), viele /, auch vor a und e. pf 
gewöhnlich, wenige ph. aver in der Regel, 3 Mal Ziffer. — Con- 
sonantcnverdoppelung findet sich mehrmals, 5 ss für s und ein 
paar Male II, nn, tt für l, n, t. Dem entsprechen andererseits 
9 n für nii, metein 401, bern = icerren 412. Assimilation erscheint 
einige Male : vmmaer 401, vmaer 181. vme = «wie 211, ampligeh 
569, tat = ist si 387, kes«e = wetha 387; dagegen nicht a/so, 
alws, sondern ah so, als sus. 

In nahe hundert Fällen ist Synkope durch die Schrift aus- 
gedrückt, wenn auch natürlich am meisten zwischen Liquiden, 
oder inuta + Kquida, so doch auch zwischen Muten nach langem 
und kurzem betonten Vocal. Dieser Rauhheit entspricht die 
überaus weit vorgeschrittene Apokope, welche fast gar keine 
stummen und tonlosen e im Auslaute übrig gelassen, ja in einem 
Dutzend Fällen das schliessende n auch noch mitgenommen hat; 
zze sind zu z } ppe zu p, Ih zu l, nne zu n oftmals verkürzt. In- 
clination von ez und si an ein vorausgehendes, meist einsilbiges 
Wort nur 7 Mal. — Ueber die vorkommenden Formen wird 
besser später gesprochen. 

Unschwer ist aus dem angegebenen auf den Dialekt zu 
schliessen. Es ist derselbe, welchen schon die Provenienz der Hs. 
und andere Umstände vermuthen lassen: bairisch im Allgemeinen, 
dem engeren Kreise des Innerösterreichischen angehörig. Zs. 
f. d. A. 20, 187 habe ich aus den St. Lambrechter Breviarien die 
hauptsächlichen Charakteristika der Schreibung herausgehoben; 
nimmt man hinzu noch was bei den einzelnen Nummern sich notirt 
findet, so stellt sich die Orthographie unseres Denkmals als die 
richtige Fortsetzung der dort in ihrer Wirksamkeit sichtbaren 
Tendenzen dar, wie sie für das 14. Jahrhundert etwa anzunehmen 
wäre. Der Mangel an Schreibübung wird zugleich dafür ver- 
antwortlich sein, dass die dialektischen Zeichen stärker her- 
vortreten und die Lautgebung weniger von literarischen Ein- 
flüssen bestimmt wird. Auch ist von der Orthographie der 
Vorlage doch noch einiges übrig geblieben, wie manche Einstim- 
mungen unserer Hs. mit der Schreibweise in Arnolts Gedicht 
von der Siebenzahl und in dem Himmlischen Jerusalem zeigen, 
vgl. die Notiz von Scherer, Quellen und Forschungen 7, 89 f. 



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[449] 



Mirthoilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



7 



Es steht also nichts im Wege, die Aufzeichnung des Stückes 
dem Kloster St. Lambrecht zuzuweisen, aus welchem die Hs. 
stammt, wie ich schon oben angab. Vgl. auch Zs. f. d. A. 18, 
82, 88. 20, 192. 

Sprache und Vers des Gedichtes. 

Es wird vorerst für die Datirung wichtig sein, sich über die 
Reimkunst zu unterrichten. Von den 314 Reimpaaren sind rund 
gerechnet zwei Drittel genau, ein Drittel ungenau nach mhd. 
Weise. Ich bediene mich bei Gruppirung der Reime der Sche- 
mata, welche Max Roediger in seinen Arbeiten (z. B. Anz. f. 
d. A. 1, 78 f., Zs. f. d. A. 20, 313 f.) aufgestellt hat. 

Voller Vocal in den Endungen findet sich nur bei der 
Participialendung -öt 5 Mal. Das Flexions-e reimt in vlizen : 
brdhte 7, wo aber die Ueberlieferung ganz corrupt ist, und 
himele : zesamene 538. 

Dem reimenden Flexions-e geht ein gleicher Consonant 
voraus : diete : wate 164. guote : rate 232. rdte : steinöte 350. Mute: 
nöten 110, 468. wibe : schiube 364. bliwe : touwe 589. seile : wile 
192. vertane : zwene 490. Juliane : undertdne : unreinei' 452. Es 
folgt dem Flexions-e noch ein gleicher Consonant : ziten : liuten 
13. verraten : bekuoten : muoter 248 : profeten 334. ertöten : be- 
halten 528. toten : genieten 200. genözen : sdzen 206. Idzen : begiezen 
528. tievel : zwtvel 312. betochen : lachen 528. machen : versuochen : 
ruochen 572. lönest : dienest 454. zomech : strUech 274. — vrouwe : 
entriuwen 466. begangen : gunnen 486 f. sele : himele 566. 

Dem reimenden Flexions-e gehen zwei gleiche Consonanten 
voraus : manne : luunne 61, 238 : chunne 124, 198. entrinnen : 
danne : minne 265. Appollo : helle 68. binden : verswunden 607. ge- 
henden : banden 282 : handen 472. hende : weinunde 244. under : 
vrnunden 412. arge : bürge 613. locken : drucken 274. gifte : chrefte 
516. sehse : rahse 166 f. bimste : vaste 280. geluvten : rasten 396. 
zebrosten : rasten 476. bette : gestatte 43. begriffen : geschaffen 84 f. 
— Hierher sind wohl auch zu zählen guote : note 152, 478 : töte 
585. guoten : note 344 : ertöten 222. zwivelöte : muote 240. vröne : 
chtione 272. 

Ueberein stimmenden Vocalen der reimenden vorletzten Silbe 
folgt kein gleicher Consonant : viurhien : snidet 384. werchendre : 

2 



8 



Ki- hon buch. 



[4501 



märe : Juliane 544. chöre : vröne 568. arbeiten : ungemeine 424. 
ougen : gelouben IC), träumen : zouwen 422. muojen : behuotet 212. 
willen : minnen 49, 136. nimmer : gewinnen 374. — varende : scha- 
dende 286. 

Gleichen Voealen der Pänultima folgen zwei Consonanten, 
deren erster gleich ist : galgen : erbalden 208. unlange : sande 
611. banden : enphangen 380. hande : manne 549. sterben : werden 
379. beginnen : bringen 1. zwischen : Christen 21. uberwunden : gunne 
370. geloul)cn : houbten 90. — Nur der zweite Consonant ist gleich : 
Aetfee : unganze 436. — herren : sere 156. — Ueberschüssige 7i 
16 Mal. Sonstige Ungleichheiten im Auslaut : Didnem : verwdnen 
96 : vertane 172. ^esf : e 234. meister : geleistet 292. unreiner : ^e- 
meinen : deheinen 437. 

Unter den stumpfen Reimen kommen wenig Ungenauig 
keiten vor. Einsilbige : Verschiedene Vocale : viench : lanck 320. 
ä : d 1 Mal vor n, 2 Mal vor t. e : e 1 Mal vor U:o2 Mal 
vor t. ö : ä 1 Mal vor /. 6 : uo vor t 5 Mal. Verschiedene Con- 
sonanten ewart : genant 5. Satlianat : vart 382. got : getroch 66. 
7/iuo£ : muoz 84. myw : besaz 43. m : n 3 Mal nach a. Ueber schüssiges 
n 1 Mal : tuon : zw 160. — Zweisilbige : gote : stete 306. slahen : 
verdagen 354. triben : gelide 534. 

Ich suche ferner aus den Reimen die mögliche Information 
über den Sprachcharakter zu schöpfen. 

ä lautet zu e um : sehende : liende 458. gebende : hende 188. 
gifte : chrefte 516. Zen<;« : anegtmge 174. Dagegen banden : enphan- 
gen 380. Äcmefo : wanne 549. — mugen reimt auf %<m 420 ; an 
ein oberdeutsches megen, wie es Weinhold Mhd. Gr. S. 392 zahl- 
reich aus Stücken auch des 12. Jahrhunderts beibringt, wird 
man vielleicht denken dürfen, ohne aber wegen der ungenauen 
Reime erster Kategorie dafür Gewähr zu haben. — u wird 
nicht umgelautet. — e reimt 23, 100, 168, 276, 388, 406, 480 
auf e, e auf eil Mal, nie e : e. e aber auch auf a 47. 2 Mal, 
68 und 306, e : o, 1 Mal auf i. sele : helle 627. — Kein Reim 
von i : ei, denn in seile : teile 192 reimt -Ze. — 6 bleibt unum- 
gelautet : ertoten : nöten; guoten : ertöten; guote : nute 152, 344, 
478. hittte : nöten 110, 468. Gegenüber dem 5 Mal belegten 
Nom. und Acc. not, apokopirtein Gen. Plur. not 395, Dat. Plur. 
nöten 110, 468 kommt zweimal nöte vor 153, 344 im Acc, wo 
man zweifelhaft sein kann, ob es Plur. oder Sing, sein soll. 



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[451] 



Miltheilungen aus altdeutschen Han<ls«-hriften. V. 



9 



note 479 ist wohl sicher Gen. Sing. Teh sehe darin ein Zeichen 
des Widerstandes gegen den Umlaut, wie er dem Bairischen 
eigen ist und z. B. bei Wolfram in demselben Worte hervortritt. 

— Bei d kommen folgende Reime in Betracht: zwar : charchaer 
224. trugenaer : waer (Adj.) 94. Daraus würde man unter ge- 
wöhnlichen Umständen schliessen dürfen, dass ä nicht umge- 
lautet worden sei. Dem ist hier allerdings die Gewähr entzogen 
durch Reime wie stete : gote, mugen : legen, seile : teile und es 
kann zwdre : charcheere , trugencere : wäre ebenso gut heissen. 
Wenn man aber den gesammten Habitus der ungenauen Reime 
des Werkes erwägt, welcher doch gewiss der oberdeutscher Ge- 
dichte noch aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist, und 
dazu nimmt, dass in solchen hier zu vergleichenden Stücken 
sonst ähnlichem Habitus Mangel des Umlautes von ä entspricht, 
so dürfte es sich doch als wahrscheinlich ergeben, dass 
hier diese Reime auf d auszulegen sind und demgemäss auch 
die anderen hierher gehörigen : 19, 234, 242, 378, 400, 488. — 
184. — So habe ich mich denn entschlossen, unumgelautetes d 
im Texte durchzuführen und auch wate : diete 164 geschrieben. 

— d zeigt in dem Gedichte Neigung zu o. — Unter denselben 
Cautelen wird wohl auch ü ohne Umlaut angesetzt werden 
können : brüte : trute : düte 9, (27) allerdings ü : iu in lüte (Adv.) : 
Mute 559, und ztten : Hutten 13. — Die 13 Reime zwischen 6 : uo 
fasse ich nun auch als solche auf, welche für die Bewahrung 
von uo zeugen; uo : uo entscheiden nach keiner Seite 84, 114, 
138, 160, 178, 212, 318, 445, 449. In unreinen Reimen kommt 
uo auf d, ä vor. 

Es ist gewiss dialektisch, wenn ä : ö reimt : chrüzestal : sol 
246. d : 6 : genözen : sdzen 206. rate : steindte 350. Dazu wohl 
auch guote : rdte 232. verrdten : behuoten 248. ertöten : behalten 
528. — Kein i : ie, nur tievel : zicivel 312. Kein u : uo. — & : d : 
sldn : dan 593. Sathanat : hat 269 : rat 416. e : e : sele : helle 627. 

— 410 ist zu lesen : ihn : vertilen. — Ö : 6 : abgot : not 11. got : 
gehoubtot 331. 

Die Reime gestatten fast keine Schlüsse auf die Beschaffen- 
heit der Consonanten. n reimt auf m 5 Mal, r ist nach Satha- 
nat : vart 382 ziemlich dünn gesprochen worden. Ueberschüssige 
n sind in 15 Fällen vorhanden. Nicht einmal die Aspiration 
von k : ch ist in den Reimen belegbar. Teh halte sie doch für 

2* 



10 



Schön bar Ii. 



[452] 



wahrscheinlich und habe sie im Texte durchgeführt, weil sie 
dem übrigen Habitus des Dialektes entspricht, weil sie in der 
Iis. mit grosser Conscquenz bezeichnet ist und weil die Schreib- 
weise der Hs. für mhd. ck sie auch vorauszusetzen scheint. — 
t wird ein paar Male zu d nach Liquiden. 

Nicht minder ist sehr spärlich, was sich für die Formen- 
lehre aus den Reimen ergibt, mit m'Jitiu 223, Instrum. diu öfters. 
Substantiva auf -heit sind wahrscheinlich flectirt 10, 120, 286, 
295, vgl. Roediger, Zs. f. d. A. 18, 282. Von starken Apokopen 
im Reim weiss ich nur Julian : getan 366 anzuführen. 

Während in der Declination volle Können ganz mangeln, 
ist in der Conjugation bei den schwachen Verbis auf ö dieser 
Vocal reichlich erhalten geblieben : 3. Pers. Sing. Prät. zwtve- 
löte : muote 240. rate : steinote 350. Part. Prät. 25, 331, 342, 546, 
562. Inf. Präs. 149 : getuon : hoidrtdn, aber gelouben : houbten 90. 
Part. Präs. auf -unde ist durch hende : weinunde 244 allerdings 
nicht erwiesen, allein die Iis. gibt es noch ein paar Male im 
Inneren des Verses und darnach darf man es wohl behalten. 

320 f. lanch : viench kann verschieden aufgefasst werden : 
entweder als Apokope des Adverbiums, oder, wenn zweisilbig, 
würde vienge die bairisch öfters auftretende Form der 3. Pers. 
Sing. Prät. starker Verba darstellen. ' Obzwar die beiden Verse 
besser mit drei Hebungen klingend zu lesen sind, entschliesse 
ich mich doch für das erstere, die Apokope lanch, als das leich- 
tere; für das zweite fehlt es mir sonst in diesem Gedichte an 
Belegen. 

Contraction von sinken zu shtn : getan 504 : dan 593, aber 
slahen : verdagen 354. Valien reimt immer nur auf gdhen, hdhen. 
ilen : vertilen 410. 

Von gdn stehen im Reime nur Formen auf d, einmal, wohl 
als Conjunctiv gfst : e 234. — Der Infinitiv gesin 70 ist natürlich 
unsicher, hau im Reime 03. hat 269, 524, sonst keine Form. 
Im Prät. gibt die Hs. hiete, das ich behalten habe. — megen : 
legen 420'? 

Aus dem gesammelten Angegebenen kann man sich wohl 
die Ueberzeugung verschaffen, das Gedicht gehöre dem bairisch- 
österrei einsehen Dialekte an und sei in der ersten Hälfte des 
12. Jahrhunderts abgefasst. Wie vieles aber aus der Schreib- 
weise der Aufzeichnung, welche ja derselben dialektischen 



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(4.03] 



Mitteilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



11 



Tendenz folgt und nur um 200 Jahre vorgeschritten ist, darf 
man schon in dem Gedichte vermuthen ? Das ist in den meisten 
Fällen schwer, ja unmöglich zu entscheiden. Ich habe daher 
einen Text hergestellt, wie er ungefähr in guten Handschriften aus 
( Österreich von 1 120 1 1 70 sich findet. Wo Unsicherheit herrschte, 
habe ich die gewöhnliche mhd. Form gegeben. Z. B. weiss ich 
recht gut, dass anlautend p filr b in der Vorauer Hs. sehr häufig 
ist ; wer aber kann sagen, wo es die alte Aufzeichnung unseres 
Gedichtes hatte, wo nicht — ich habe also mhd. b geschrieben. 
Dagegen, wie schon bemerkt, habe ich ch bewahrt. In Manchem 
hätte ich ohne grosse Bedenken weiter gehen können : ist es 
doch sehr wahrscheinlich, dass die t für cZ, welche der notkeri- 
schen Regel folgen, aus der alten Hs. stammen. Aber ich wollte 
da lieber zu wenig als zu viel bieten. Der Text hat damit 
gewiss ein jüngeres und gleichmässigcres Aussehen gewonnen 
als ihm nach den Reimen zukommt. Ich habe desshalb und 
weil doch sehr viele Schwierigkeiten sich finden, bei denen ich 
nicht sicher bin, ob ich sie in der richtigen Weise gelöst habe, 
meiner Herstellung den genauen Abdruck der Hs. beigegeben. 
Wer anders und vielleicht besser schreiben will, hat die ur- 
kundliche Grundlage vor sich. 

Die Verse des Gedichtes weisen, nach ausgebildeter mhd. 
Regel bcurtheilt, mancherlei Unregelmässigkeiten auf. Doch wird 
auch für diese der Standpunkt in der Auffassung gelten dürfen, 
welchen Max Roediger in trefflicher imd überzeugender Weise 
Zs. f. d. A. 19, 288 ff. (auch 308) für poetische Stücke des 12. Jahr- 
hunderts dargelegt hat. Ich hebe die dort vorgetragene allgemeine 
Betrachtung hier aus, da ich doch nur mit anderen Worten das- 
selbe sagen könnte. ,Ehe sozusagen gewerbsmässige Dichter 
auftraten, übertrug der Dilettant, der sich einmal zu poetischen 
Ergüssen getrieben fühlte, ohne Scheu seine dialektische Rede- 
weise in die Dichtung. Er sprach die Verse mit all' den Ver- 
schleifungcn, Synkopen, Verkürzungen, die er sich im täglichen 
Verkehr gestattete und welche die Schrift nicht immer wieder- 
zugeben vermochte. Indess, wo sie es an sich fehlen Hess, 
half der Vorleser nach und machte wieder gut was sie ver- 
darb. Als man später bei allgemeiner Verfeinerung der Sitten 
auch nach Veredelung der Rede strebte, suchte man jeder Silbe 



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12 



Schönbach. 



[454] 



zu ihrem Rechte zu verhelfen. So weit sie nieht ihrer Natur 
nach selbst bei sorgfaltiger Aussprache mit einer anderen zu- 
sammenfloss, wollte man sie im Verse zu Gehör bringen. Man 
trachtete also, den Dialekt zu verbergen. Für unsere Gedichte 
nun, welche Dialektreime durchaus nicht scheuen, können wir 
auch in anderen Richtungen Nachgiebigkeit gegen die Um- 
gangssprache erwarten, auf Elisionen, Synkopen und Apokopen 
rechnen. Es liegt darin gar nichts gewaltsames. Wenn wir 
von .starken Kürzungen 4 reden , so nennen wir sie so im Hin- 
blick auf das kunstmässige. Mit etwas Naturwidrigem haben 
wir es dabei nicht zu thun, sollen vielmehr daran gerade einen 
natürlichen Dichter erkennen, der die Aussprache des Verkehrs 
in der Poesie nicht ganz abgethan hatte. Um aber in diesen 
Dingen nicht zu weit zu gehen, ist es nöthig, sich an die Ueber- 
lieferung zu halten, und, wo dieselbe nicht ausreicht, nicht bei 
jüngeren volkstümlichen Denkmälern , in denen die Sprache 
sich jedesfalls schon wieder mehr abgeschliffen haben wird, 
sondern bei älteren Hilfe zu holen.' Bei den Synkopen, Apo- 
kopen und lnclinationen, mittelst deren Roediger dann regel- 
mässige Verse in Heinrichs Litanei und in den Gedichten 
Heinrichs von Melk hergestellt hat, dienten ihm vielfach die 
Kürzungen im Wessobrunner Glauben und Beichte II. (Müllen- 
hoff - Scherer, Denkmäler 2 , Nr. XCV, vgl. Scherers Anmer- 
kungen S. (511 f.) als Unterstützung und Gradmesser. Das dort 
enthaltene Material an Schreibungen gemäss der Aussprache 
des gewöhnlichen Lebens hat eine bedeutende Erweiterung und 
Vermehrung erfahren durch das in den St. Larabrechter Bre- 
viarien aufbewahrte. Besonders sind massgebend die Kürzungs- 
verzeichnisse Zs. f. d. A. 20, 139. 145, 159 nebst den bei- 
gegebenen Abdrücken. Nichts von dem, was ich hier zur 
Correctur des Versbaues annehme (abgesehen von den Kür- 
zungen der Hs. selbst, welche späterer Zeit angehören und dess- 
halb nicht helfen können) ist ohne Belege am angegebenen Orte. 
Natürlich führe ich diejenigen Kürzungen nicht an, welche schon 
in guten mhd. Versen vorgenommen werden dürften. 

ge- für ge- ist einzusetzen : wir suln uns gelouben Mute 559. 
min imd miner gesindtn 392. die vrowen ze siner geweite 120. swd 
ich iht ubeh gevrumen mach 363. sin geverte icas sd vreissam 505. 
si sprach sage mir xmreinez getroch 2^4, oder besser unreinez ge- 



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[455] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



13 



trochf ver- statt ver- : vü schiere was er verswunden 608. de- für 
de- : da von vurhte ich deheine note 153. 

Synkopen, zwischen Liquiden : wir wellen clieren ze gotes 
enste 561. daz daz blüot da zden nagten üz dranch 190. Muta -f- 
liquida : under den heidnischen liuten 19. mit ir kinden und mit ir 
vriunden 413. wie unguotliche ei' die tohter ane sach 72. er sprach 
tohter du hast verchorn 93. tohter nü volge miner lere 103. mit der 
marter du niht enbit 159. und martert ir mich unz an den suontach 
215. durch den wel wir liden den tot 548, 563. daz ich hiez toten 
diu chindelin 337. si werdent selten dne unsern rät 416. dö be- 
cherten sich sä ze hande 549. wir raten ime dazz ime wider stät 
426. dt cliam der eng$l vone himele 538. der engel daz viwer leste 
578. und machen ze heilegen ziten 414. do riefen die werchenäre 544. 
die da schuzzen die guote 585. — Liquida -f- muta : gewinnest dü 
mich mit listen 144. daz ich dem grdven Aulesiö 87, oder grdven 
Aulesjöf vgl. Aulesjus 490. obe dü noch mere zouberest sus 571. — 
Muta + muta : und verhenget sin niht der heilant 447. er heizet 
dich vaste binden 79. daz man daz lioubet hiez allen abe sldn 565. 
woltest dü in erclwnnen 522. wie wirdest (= wirst) dü denne en- 
phangen 381. daz Mutet (== biut) dir got ze löne und ze minne 267. 

Apokope : als si e alle die taten 109. geloube dich diner 
trugenheit 126. da mache wir werren under 412. ez verhenge mir 
sin denne din got 444. ich zarte dich alse ein rephuon 450. vaste 
vone dannen gdhen 605. Ausserdem in der Regel der Dativ Sing, 
des starken Adjectivums masc. und neutr. 

Inclination. Manche Fälle sind schon in der Hs. überliefert, 
die erwähne ich nicht besonders, ir opher brdhtes tougen 42. 
nach der tohter sander sä ze stunt 56. und wurfens üf die erde 
168. do hiez ers nider lazen 216. si wdnten dazz der heilege engel 
wäre 243. wir muojens mit den troumen 422. dicke wirs arbeiten 
424. wir raten ime dazz ime wider stät 427. si vienchn mit beiden 
handen 472. si warfn in einen veltganch 507. ich wil dirn aver 
nennen 523. ze tbde verbminnens danne 588. ze der marter gienchs 
mit vrö'uden dar 594. den chiel sluogens an den gmnt 615. — mit 
dem vuoze under d'ougen 76. Paulen z houbet abe slän 352. er 
hiez ir z houbet abe slän 593. 

Versetzte Betonung anzunehmen halte ich nur 398 ftir 
nöthig : almüosen unde chirchganch. Denn wartä, si wil mich vähen 
606 rechne ich nicht dazu, ünguotliche 513? 



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14 



Schönbich. 



[456] 



Zweisilbiger Auftact steht, abgesehen von ubr, odr, wedr, 
als 67 Mal, doch Bind nur wenige schwere Beispiele darunter : 
eine 2. M des 13. daz der 46. nach des 56. wie un- 72. vater 106. 
under 164. M deme 167, 187. daz daz 190. er sprach 197. aller 202. 
denne 252. da siu 317. daz siu 340. dö man 351. efocA u*Z 390. 
mit ir 413. swenne wir 420 (oder vielleicht besser in z Äwsf). wm2 
diu 476. daz dich 518. we die 557. «inen 592. 

Reimpaare mit 4 Hebungen klingend lese ich 19 Mal : 
13, 15, 150, 152, 248, 294, 358, 368, 388, 410, 430, 441, 472, 
487, 536, 573, 577, 587, 627. — 3 Hebungen auf 4 Hebungen 
klingend nehme ich 12 Mal an. 9, 110, 134, 174, 200, 314, 356, 
370, 445, 468, 486, 560. — 5 Hebungen mit stumpfem Aus- 
gang 215 Absatz. 561 Absatz. 601 f. Absatz. 324 wegen des 
Namens. 552 Formel. — 5 Hebungen klingend stehen mit Vor- 
liebe am Ende kleinerer Abschnitte, oder wenigstens am Schlüsse 
von Sätzen : 177, 243, 267, 415, 464, 603, 614. — Ucberlang 
klingend 173 wegen der Namen. — 4 Hebungen klingend auf 
6 finden sich 508 f. und 528 f., in beiden Fällen sind kleine 
Absätze vorhanden, — 3 Hebungen stumpf, wahrscheinlich 218. 
— Ohne Senkungen sind die Verse 236, 334, 375, 386, 406, 579. 

Dreireime kommen mehrmals vor : 63, 248, 265, 436, 451, 
(510?) 544, 555. Keineswegs werden dadurch Absätze be- 
zeichnet. Beispiele aus Dichtungen des 12. Jahrhunderts, Roe- 
diger, Zs. f. d. A. 19, 311. 

Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dass der 
Versbau des Gedichtes so schlecht nicht ist und dass in dieser 
Beziehung ebenfalls das Stück passend in die erste Hälfte des 
12. Jahrhunderts gesetzt wird. 

Aus der Vergleichung des Textes mit der Quelle, welche 
ich weiter unten vorbringe, ergibt sich , dass die Bearbeitung 
sich ziemlich genau an die Vorlage hält. Was an eigenen Zu- 
sätzen vorhanden ist, gestattet nicht, Schlüsse auf die Indivi- 
dualität des Dichters zu ziehen. Mit der Arbeitsweise der Quelle 
gegenüber stimmt überein, was uns Durchmusterung der Verse 
in Rücksicht auf den Stil lehrt. Es ist ein sehr weitläufiger 
und schwerfälliger Forraelapparat, welchen dieser Dichter zur 
Bewältigung seiner bescheidenen Aufgabe in Bewegung setzt. 
Auch hier wird seiner eigenen neuschaffenden Kraft wenig zu- 



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[457] 



Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. V. 



15 



zurechnen sein, sondern was er bringt, entnahm er dem Vor- 
rathe der für ihn verfugbaren literarischen Tradition. Ich habe, 
bis auf ganz weniges, alle deutschen Dichtungen des 11. und 
12. Jahrhunderts auf die Ausdrücke und Wendungen unseres 
Stückes hin durchgesehen und die Verglcichungen in den An- 
merkungen zusammengetragen. Diese Sammlung war schon 
1876 angelegt worden, jetzt habe ich manches streichen und 
dafür auf Roedigers Arbeiten verweisen können. Wenn es noch 
nöthig wäre, so würde das Ergebniss dieser Collection zeigen, 
dass die Legende von St. Juliana in der ersten Hälfte des 
12. Jahrhunderts entstanden sein muss, so nahe berührt sie sich 
allenthalben mit der gleichzeitigen Poesie und vornehmlich mit 
der Innerösterreichs. Ich bin natürlich weit entfernt davon, 
anzunehmen, dass unser Dichter alle die Werke, in denen seine 
Formeln sich auch finden, selbst gelesen und von ihnen geborgt 
habe, nein, er entnahm sie einem flottanten Materiale, das von 
allen Dichtern der Zeit mehr oder weniger als eine gemein- 
same Vorrathskammer ausgenutzt wurde und insbesondere münd- 
liche Verbreitung fand. Nur zwischen einigen Dichtungen und 
der Juliana bestehen solche Beziehungen, dass es unausweich- 
lich ist, Beeinflussung anzunehmen , diese sind : Ezzo , Drei 
Jünglinge, Hartmanns Glaube, Kaiserchronik, Rolandslied. Auch 
dieses Resultat schickt sich ganz wohl zu der angenommenen 
Datirung. 

Die Aufzeichnung, in welcher uns Juliana überliefert ist, 
hat das alte Gedicht nicht bloss in eine dem 14. Jahrhundert 
angemessene sprachliche Form gebracht, sie enthält es keines- 
wegs intakt, vielmehr recht verderbt. Gegenüber solcher Cor- 
ruption, wie sie in den Anfangsversen sich zeigt und an man- 
chen späteren Stellen , möchte man fast zweifeln , ob die 
Schreiberin überhaupt eine alte Vorlage vor sich gehabt habe, 
und ob sie nicht etwa gezwungen gewesen sei, nach ihrem 
Gedächtnisse zu arbeiten. Allein die Stellen der Hs. wider- 
sprechen, an denen graphische Eigenheiten des 12. Jahrhunderts 
wiedergegeben werden (vgl. die Fussnoten zu V. 27 der Hs. 
122, 471, 532), nicht minder die Beschaffenheit der verschie- 
denen Dittographien und ihrer Besserung, ja mitunter die Form 
der Buchstaben selbst, welche älterer Weise nachgebildet ist, 
endlich andere Details der Aufzeichnung, und es wird vielmehr 



16 Schftnbarh. [458] 

glaublich, dass ein altes Stück hier abgeschrieben worden ist. 
Freilich muss die Vorlage in sehr üblem Zustande gewesen 
sein , bisweilen war sie nicht zu lesen. So erkläre ich mir 
auch die bösartige Verderbniss der Anfangsverse, bei deren 
Niederschrift die. Arbeitende durch Gedächtniss oder die Kennt- 
niss anderer Gedichtanfänge nachzuhelfen hatte. — An man- 
chen Stellen sind offenbar die alten Reimworte getilgt worden ; 
es lässt sich daraus abnehmen, dass die von mir vorgelegte 
Textesrestitution vielfach nur die Arbeit eines Aenderers wird 
wiedergeben können. 

Ich halte die Notiz in den Versen 5 ff. für authentisch, 
den Uebergang von 4 — 5 nicht für unerklärlich (starker Wechsel 
des Personalpronomens z. B. auch Diemer 333, 12), wenn ich 
auch kaum glauben darf, dass die ersten vier Verse in der 
Weise, wie ich sie herauszuschälen getrachtet habe, auch von 
dem Dichter verfasst wurden. Darnach also war ein Priester 
Namens Arnolt der Autor der Legende von St. Juliana. Zu 
dem geistlichen Stande passt die Arbeit, welche sichere Kennt- 
niss des Latein verräth, wohl, in der ausgebreiteten Bekannt- 
schaft mit der religiösen Poesie der Zeit wird man eine Be- 
stätigimg dafür finden. Dass die Bezeichnung des Verfassers 
als Priester ausdrücklich hinzugefügt, wird, ist keineswegs ohne 
Beispiel: Adelbreht, Albert, Albertus, Arnolt, Konrad, Lani- 
preht, Wernher nenne ich nur. Vgl. Scherer, QF. 7, 89. Man 
förderte den Erfolg des Werkes durch die Beifügung der kirch- 
lichen Würde seines Autors. 

Unter den erörterten Umständen versteht es sich von 
selbst, dass die Frage aufzuwerfen sein wird, ob der Priester 
Arnolt, welcher sich als Verfasser der Julianenlegende nennt, 
identisch sei mit dem Priester Arnolt, der sich die Autorschaft 
des Gedichtes von der Siebenzahl zum Lobe des heiligen 
Geistes beigelegt hat. Die Antwort könnte durch eine genaue 
Vergleichung der beiden Stücke gegeben werden. Allein so 
einfach liegt die Sache jetzt nicht. Bekanntlich hat Müllenhoff 
aus dem in der Vorauer Hs. befindlichen Gedichte den Hym- 
nus Laudate Dominum herausgehoben und in den Denkmälern 2 
unter Nummer XLV kritisch edirt. Er fugt S. 458 folgende 
Charakteristik hinzu : ,Ueberhaupt scheint das ganze eine rohe 
Zusammenstellung oder schlecht verbundene ungeordnete Masse 



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[459] 



Mitteilungen aus altdeuferhen Handschriften. V. 



17 



von ursprünglich zuin Theil selbstständigen Stücken, wie der 
astronomische Abschnitt (Dieiner, Deutsche Gedichte des 11. 
und 12. Jahrhunderts) 341, o — 345, 9, und Bruchstücken ver- 
schiedener Gedichte zu sein'. Doch geht er auf die Kritik 
nicht näher ein. Scherer hat nun in seinen , Geistlichen Poeten 
der deutschen Kaiserzeit', Q,F. 7, 81 — 89 mitgetheilt, was bei 
wiederholter Untersuchung über die Zusammensetzung des 
Werkchcns sich ihm ergeben hat. Das Hauptresultat ist, dass 
der Priester Amolt eine ziemlich schlechte Compilation von 
Gedichtbruchstücken geliefert hat , welche zum Theil noch 
in wenig Versehrter Gestalt ausgesondert werden können, zum 
Theil aber in einzelnen Spuren unter der verhüllenden Ueber- 
arbeitung erkannt werden mögen. Solcher Bruchstücke zählt 
Scherer (ausser dem vollständigen Hymnus) acht auf; lässt es 
allerdings bei den letzten Stückchen unentschieden, ob sie be- 
sonderen Gedichten angehören und vermag diese auch nicht 
mit Wahrscheinlichkeit einem sonst erkennbaren Zusammen- 
hange einzuordnen (QF. 7, 89). 

Es scheint, deutlich, dass die Beantwortung der Frage 
nach der Identität der beiden Arnolte abhängig ist von der Auf- 
fassung des Gedichtes in der Vorauer Hs. Sind die aneinander- 
geklebten Stücke einzelner Gedichte von verschiedenen Ver- 
fassern in ihrer Eigenart erkennbar, dann ist es müssig, noch 
weiter zu vergleichen ; höchstens die vermittelnden Verse könn- 
ten als Eigenthum des Priester Arnolt gelten und auf sie 
müsste die Vergleichung sich beschränken. 

Mit Scherers Darstellung wird man sich zuerst auseinander- 
zusetzen haben, und ich will mich dieser Verpflichtung nicht 
entziehen. 

Ueber des Priester Arnolt Gedicht von der Siebenzahl 
zum Lobe des heiligen Geistes. 

Das Resultat meiner öfters wiederholten und eingehenden 
Leetüre des Arnolt'schen Gedichtes war: der compilatorische 
Gesammtcharakter der Arbeit ist unverkennbar ; jedoch scheint 
es — mit Ausnahme des schon äusserlich hinreichend bezeich- 
neten Hymnus Laudate dominum — unmöglich, einzelne Stücke 



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18 



Schön bach. 



L460] 



oder Bruchstücke auszuscheiden in der Meinung, sie seien wie 
Amolt sie überliefert auch ursprünglich von verschiedenen 
Dichtern abgefasst gewesen. Dies steht theilweisc in Wider- 
spruch mit Müllenhoffs sowohl als mit Scherers Ansichten. 
Möllenhoff hat nur einen Theil als ein selbstständigcs von 
Arnolt aufgenommenes Gedicht genannt, den astronomischen 
Abschnitt, er hat seine Gründe zwar in dem einen zusammen- 
fassenden Satze erkennen lassen, doch nicht so, dass eine 
Prüfung der Frage an sie anknüpfen könnte. Scherer sagt 
a. a. 0. S. 84: ,Tch habe die Untersuchung über die Zusammen- 
setzung des Werkchens seit zwölf Jahren dreimal geführt, möchte 
aber mit meinen schliesslichen Resultaten noch nicht hervor- 
treten, sondern einstweilen nur die Hauptergebnisse mittheilen 4 . 
Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Dadurch wird die 
negative Aufgabe für jemanden sehr schwierig, der meint, un- 
verändert gebliebene Fragmente könnten aus Arnolts Compila- 
tion nicht klar ausgeschieden werden. So ist mir denn auch 
nichts anderes übrig geblieben, als die von Scherer begrenzten 
8 Stücke für sich zu untersuchen und sie mit ihrer Umgebung 
in dem Arnolt'schcn Gedichte zu vergleichen. Dabei glaubte 
ich auch mitunter etwas von den Kriterien der Scherer'schen 
Untersuchung zu erkennen; in wie weit ich es dabei getroffen 
habe, wird die Folge lehren. 

Ich schicke noch voraus, dass Scherer nicht alle Stücke 
mit gleicher Sicherheit aussondert; in mehreren Fällen umgrenzt 
er die einzelnen mit bestimmten Verszahlen, hält also wohl da- 
für, dass diese im unverletzten Wortlaute uns vorliegen, in 
anderen vermeidet er genauere Angaben und spricht sich nur 
dahin aus, dass hier Theile der alten Gedichte zu Grunde, 
liegen. Diese letzteren beziehe ich nur ganz ausnahmsweise in 
meine Erörterung mit ein, betreffs ihrer bin ich ja ähnlicher 
Ansicht wie Scherer. 

Einem Gedichte A, Deus septiformis von ihm benannt, in 
Baiern ungefähr um 1120 abgefasst, weist Scherer die meisten der 
vorgebrachten Siebenzahlen und ihre Besprechung zu, welche theil- 
weisc echt, theilweisc in Arnolts Interpolationen erhalten ist, und 
lässt es in den Hymnus Laudate dominum (der also von dem 
Dichter des A wäre) auslaufen. QP. 7, 82 ff., 12, 78. Ohne*Aen- 
derung sind nach ihm folgende Stellen erhalten: Diemer 333, 



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[4r,l] Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. V. 19 

1—334, 1. 340, 19—341, 2. 345, 9-12. 347, 10-26. 347, 26— 
348, 7 und der Hymnus. Scherer findet in diesen Stückchen ein- 
heitlichen Charakter und Stil. Als formell bezeichnend scheint er 
folgendes anzunehmen: ,l)er Versbau beruhte auf den 4 Hebungen 
und der Dichter hat an hervorragenden Stellen Gefühl dafür, 
aber wo es ihm passt, geht er darüber hinaus und die Schluss- 
zeilen der Abschnitte sind meist lang.' Ich kann nicht zugeben, 
dass durch seinen Versbau A sich wesentlich von den übrigen 
Stücken unterscheidet. Gewiss ist es richtig, dass die Verse in 
A auf den 4 Hebungen beruhen und dass sie an manchen 
Stellen gutgebaut sind, aber das gilt auch von anderen Stücken. 
Ueber B sagt Scherer S. 80: ,Das Gedicht hatte regelmässigen 
Versbau/ Von C ebenda ,guter Versbau'. Von 1), S. 87, ,es 
hat guten glatten Vei'sbau. 4 Und so verhält es sich auch. Dieses 
Kriterium könnte somit kaum massgebend sein. Aber Scherer 
will seinen Satz wohl im ganzen aufgefasst wissen und legt 
auf den zweiten Theil mehr Gewicht. Dass die schliessenden 
Zeilen der Abschnitte meist lang sind, verliert seiu bezeichnen- 
des ganz durch die von Scherer selbst angegebene Thatsache, 
dass auch sonst in A verlängerte Zeilen vorkommen, ich führe 
an 333, 0. 8. 18. 20. 340, 20. 29. 345, 11. Weiters finden sich 
die überlangen Zeilen in anderen Stücken, in B 334, 10; in C 
schliessen die Abschnitte mit verlängerten Zeilen (Scherer 
a. a. 0. S. 80), ausserdem überlange Verse 348, 17. 354, 1: 
in D ist 339, 28 wohl nicht anders als mit 5 Hebungen klingend 
zu lesen; in E sind überlang 345, 14 f.; in F 353, 10. 17. 19 f.; 
in G ist die verlängerte Schlusszeile erst durch Scherer S. 88 
beseitigt-, in H 352, 1 1 und verlängerter Schluss 22 ff. Wenn 
in diesen Stücken nicht so viele Beispiele vorkommen als in 
A, so ist auch zu erwägen, dass A weitaus den grössten Um- 
fang von allen hat. Also sind die verlängerten Zeilen und 
Schlüsse nicht für A bezeichnend. Scherer führt weiters an 
S. 85: ,Ueberall waren lateinische Wörter und Phrasen ein- 
gemischt, welche dann eigenthümlicher Weise öfters noch ein- 
mal deutsch wiederholt werden.' Das könnte sich nur auf den 
ersten und dritten der angeführten Absätze von A beziehen, 
der vierte und fünfte enthalten gar keine lateinischen Aus- 
drücke, im zweiten sind sie nicht deutsch wiederholt, auch im 
ersten wird das Antiquis in temporibus des Anfanges nicht 



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20 Sohönbach. [462] 

übersetzt. Dagegen wird das angeführte Latein noch vertirt 
336, 8; von B 334, 9 f.; von E 345, 18 f; also wäre diese 
Eigenheit nicht auf A beschränkt. Scherer sagt a. a. O.: ,Flick- 
wörter im Keime wie aver sä und da pi werden nicht selten 
gebraucht.' Das muss ein Irrthum sein, denn in den von Scherer 
als ursprünglich bezeichneten aufgezählten Absätzen finde ich 
die beiden Wortpaare gar nicht, dagegen im Hymnus Laudate 
Dominum viermal aver sä, einmal da jri. Scherer nimmt nun 
allerdings im folgenden Satze an, dass der Hymnus den Schluss 
von A ausgemacht habe; dagegen könnte nun sofort eingewendet 
werden, dass die erwähnten Flickwörter nur im Hvmnus vor- 
kommen. Ferner hat der Hymnus weder überlange Zeilen in 
den Strophen, noch verlängerte Schlusszeilen (wenigstens nach 
Müllenhoffs Herstellung, welche Scherer billigt), was Scherer 
eben als charakteristisch für A nannte. Der Hymnus hat la- 
teinischen Refrain, A nichts davon (C nach Scherer lateinische 
Schlüsse). Wenn man aber dem Hymnus wegen seiner künst- 
licheren Form Ausnahmseigenschaften zugestehen wollte, wo 
bleibt dann die Möglichkeit eines Beweises für die Identität 
der Verfasser von A und des Hymnus? Auch finde ich zu der 
Art geordneter Aufzählung, wie der Hymnus sie bietet, nichts 
vergleichbares in A, und der Reimgebrauch ist, was sich zeigen 
wird, nicht minder abweichend. Dass der Autor von A den 
Hymnus seinem Werke angeschlossen, Arnolt beide wieder 
übernommen, getrennt, überarbeitet hätte, ist doch wohl eine 
zu complicirte Annahme. Scherer rechnet zu A in seiner ur- 
sprünglichen Gestalt alle Siebenzahlen des ganzen Arnolt'schen 
Gedichtes mit einer Ausnahme, auch den astronomischen Ab- 
schnitt, welchen Müllenhoff als besonderes Gedicht auffasst. 
Nun enthalten allerdings manche Stellen in dieser ganzen Masse 
die von Scherer angeführten Eigenheiten, vor allem die Flick- 
wörter, allein Scherer wagt selbst nur weniges daraus als un- 
verletzt zu bezeichnen, und wenn dies richtig ist, wo sollte die 
Arbeit des Compilators eher sichtbar werden als bei der un- 
geschickten Verknüpfimg des Vorhandenen durch Flickwörter? 
Die von Scherer angenommenen Charakteristika sind eben über 
das ganze Gedicht Arnolts verbreitet. Noch eins. Hätte Arnolt, 
wie Scherer meint, in der That alle Siebenzahlen aus einem 
älteren Gedichte übernommen, hätte er dann, selbst in Er- 



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[463] 



Mittheilungep aus altdeutschen Handschriften. V. 



21 



wägung der Unbestimmtheit des geistigen Eigenthums im Mittel- 
alter, von sich sagen können, 356, 16 ff: 

Durch des fieilegen geistes minne 
so vant disiu churzlichen wort 
ein priester der hiez Arnoith, 
von siben allermeiste 
sagete er von deine geiste. 

Er hätte doch nicht ausdrücklich als seine Arbeit an dem 
Gedichte bezeichnen können, was er entlehnte. Ich meine viel- 
mehr, wenn Arnolt von dem ganzen etwas gehört, so sind es 
sicher die gelehrt pedantischen und ungeschickten Beschrei- 
bungen der Siebenzahlen. — Scherer scheint nun allerdings 
später eine andere Ansicht gewonnen zu haben, denn QF. 12, (58 
sagt er von Arnolt, dass er ,auf Grundlage eines baierischen 
Gedichtes vom' siebenbildigen Gotte alle möglichen Siebenzahlen 
und manches andere zu Ehren des heiligen Geistes in einen 
ungeniessbaren Brei zusaimnengerührt* habe. Hier werden also 
die Siebenzahlen Arnolt zugeschrieben, A, das Gedicht Deus 
septiforinis, war nur Grundlage. 

B nennt Scherer ein Gedicht ,vom heiligen Geist', S. 86 
und QF. 12, 68. Er rechnet dazu 334, 2—12. 338, 18—28. 
339, 3 — 10. Er sagt darüber: ,Das Gedicht hatte regelmässigen 
Versbau, nur oftmals 4 Hebungen klingend. 4 In Betracht kommt 
(nach dem oben dargelegten) nur die zweite Angabe. Sie ist 
nicht ganz richtig. Tm ersten Absatz befinden sich unter 
16 Versen large gezählt 5 mit klingendem Ausgang und 4 He- 
bungen, aber im 2. -f 3. sind unter 22 Versen nur 3 sichere 
Fälle vorhanden. Solche Verschiedenheit gestattet (da auch 
dreihebige klingende vorkommen) nicht die vicrhebigen klin- 
genden Verse B als eigenthümlich zuzusprechen. Umsoweniger, 
wenn man andere Stücke (ebenso wäre es bei C) des Gedichtes 
durchmustert. Ich greife nur zufällig eines heraus : 339, 1 2 - 25 
(von da ab beginnt D nach Scherer) zählen unter 16 Versen 
aufs strengste gerechnet 4 dieser Art, sonst leicht das doppelte, 
und so in den meisten der für Arnolt selbst restirenden Stücke. 
Vorher heisst es bei Scherer: ,Wie 334, 4, so findet sich hier 
339, 9 eine als Reimflickwort.* Für die erste Stelle kann ich 
das nicht gelten lassen, eine — allein ist hier wohl mehr als 



22 



Schimbach. 



[4641 



Flickwort, vgl. .Tuliana 252. In derselben Anwendung wie 339, 9 
steht eine 354, 25 f., also im Laudate Dominum, eine könnte 
mithin nicht zur Bestimmung der Grenzen von B mitwirken. 
Latein findet sieh in Ii 334, 7, mit deutscher Uebersetzung 9, 
das ist B mit anderen gemeinsam. Selbst der Ausdruck sagen 
unde singen, eine rede pringen steht kurz vorher in A 333, 15: 
bringen, gesagen oder gesingen. Auch sonst habe ich gar nichts 
unterscheidendes wahrgenommen. 

Ueber 0 338, 11—18. 348, 16-19. 348, 28 -349, 4. 353, 
25 — 354, 7, Fragmente einer , poetischen Predigt* (Q,F. 12, 64) 
bemerkt Scherer S. Hü: , Guter Versbau, die Abschnitte schlössen 
mit einer längeren Zeile und lateinischen Worten. 4 Der erste 
Theil des Satzes ist erledigt; das zweite Merkmal ist so un- 
sicher, dass es nicht wohl entscheiden kann, denn von den 
beiden Absatzschlüssen, die uns vorliegen," besitzt es nur der 
eine 338, 17, der andere hat 354, 7 zwar lateinischen Schluss, 
aber nicht verlängerte Zeile. Die zwei anderen Stückchen sind 
ohne Schluss. Verlängerte Zeile steht auch ausser dem Schluss 
348, 17. 354, 1 f. Lateinischen Schluss hat auch Scherers D, 
wie er selbst bemerkt, und das astronomische Stück (in Ueber- 
arbeitung doch wohl zu A von Scherer gerechnet) wenigstens 
344, 25. 345, 9; in Arnolts Stücken selbst sicher 350, 6. 351, 20. 
357, 16. Auch dies ist also nicht C eigentümlich. 

Von D 339, 25—340, 5 sagt Scherer a. a. O. S. 87: ,Er 
hat guten glatten Versbau und eine lateinische Schlusszeile, 
aber das Lateinische ist nicht, wie es in C der Fall scheint, 
auf diese Schlusszeile beschränkt.' Die zweite Beobachtung 
könnte D nur von C sondern, nicht aber von den anderen an- 
geführten Stücken mit lateinischem Schluss, denn diese enthalten 
reichlich auch sonst Latein eingestreut, Ueberdies ist die ein- 
zige lateinische Phrase in D 339, 25 f. Johannes aposiolus, ja 
wart er translatus, ganz ähnlich construirt wie 340, 24 f.: die 
pote8caft warf der angelus, do wart er incarnatns, welche Scherer 
A zurechnet, von dem nach seiner Meinung D sich durch 
bessere Verse (.schon der Metrik halber') unterscheidet, Ich 
bemerke hier noch : wenn B und C schon geringen Umfang 
haben, so sind D und die folgenden Stücke so klein, dass es 
nicht möglich scheint, formelle Differenzen in diesem Materiale 
anzuerkennen. 



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MittlioilnnKPii aus altdeutschen Handschriften. V. 



23 



Bei den Nummern EFH verziehtet Scherer denn auch auf 
die Angabe charakteristischer Aeusserlichkeiten, ich kann nichts 
sehen, was nicht die umgebenden Partien ebenfalls besässen. 
Scherer regt die Krage an, ob nicht das von Mone aus den 
kärnthisehen Fragmenten, Anzeiger 1839, 55 — 58, publicirte 
Stück von der babylonischen Gefangenschaft zu E gehörte. Ich 
glaube das nicht. Schon die Schreibung verweist das Mone'sche 
Bruchstück aus Innerösterreich, aber auch die Darstellung scheint 
mir von der bei Arnolt üblichen sich wesentlich zu unterscheiden. 
Ein sicherer Beweis wird sich allerdings schwer für eine oder 
die andere Ansicht erbringen lassen. 

G nennt Scherer ,ein beredtes Lob des Schöpfers und 
seiner Wohlthaten gegen uns mit rhetorischer Häufung, wie in 
Heinrichs Litanei.' Das ist nicht zu bezweifeln. Die Wieder- 
holungen zwar finden sich ähnlich im Hymnus, der ja auch 
eine gewisse Reichlichkeit der Ausdrücke ' besitzt, allein nicht in 
dem Masse wie dieser Abschnitt sie hat. Ob das zur Sonderung 
ausreicht? Ob nicht die Tradition des Inhalts hier Beredtsam- 
keit von selbst anregte? Ob wir Original oder Uebersetzung 
vor uns haben? Ich werde später noch auf einen nicht un- 
wichtigen Umstand zu sprechen kommen, welcher die Annahme 
nicht begünstigt, wornach die Fülle der Rede zur Ausscheidung 
von G berechtigte. Jedesfalls aber gestattet diese Eigenschaft 
noch am ehesten, nebst dem Hymnus, G als unverletzten Rest 
eines aufgenommenen Gedichtes anzusehen. 

Aus dem beigebrachten erhellt, dass ich die formellen 
Gründe, welche ich in Scherers Darlegung der Hauptergebnisse 
seiner Kritik zu finden glaube, für die Ausscheidung von acht 
unversehrten Resten ehemals selbstständiger Gedichte nicht als 
zureichend anzuerkennen vermag. Nicht einzeln und deshalb 
auch nicht im Zusammenhange mit anderen; denn was ich an 
und für sich verwerfe, dem kann ich auch nicht Einfluss ein- 
räumen, wenn es neben anderem steht. Nur bei G bin ich 
zweifelhaft, aber nicht hinlänglich, um die Auffassung Scherers 
zu theilen. 

1 Ganz fremd ist diese auch sonst nicht, vgl. H, welches aher durch lange 
Zeilen und verlängerten Schiusa der Technik der ührigen Nummern sich 
wieder annähert, und welches Reherer nicht mit Bestimmtheit von G 
trennen will. 

3 



1 



24 .Schönbach. [466] 

Aber Scherer kann neben den äusseren Kriterien, welche 
er kurz in der Uebersicht seiner Resultate angedeutet hat, ganz 
wohl noch andere eruirt haben, die er nicht mittheilte. Um 
meine Ansicht einigermassen zu sichern, habe ich auch den 
Reimgebrauch in dem Gedichte Arnolts untersucht, und zwar 
sowohl im ganzen, als für die 8 Stücke nach den Scherer' sehen 
Abgrenzungen besonders. Nur das letztere hat hier Interesse 
und ich will das nöthige knapp angeben. 

A 39 Reimpaare, 16 stumpf, 23 klingend. Unter den 
stumpfen 12 rein (4 mit lateinischen Worten); verschiedene 
Vocale (aber dem Dialekte gemäss) geborn : bewarn 347, 26. 
Ueberschüssiges t : septiformis : pist 345, 10. Tribraehysch, das 
letzte tonlose e reimt : columbe : pilide 333, 2. engegem : lougene 

347, 12. Von den klingenden 16 rein, die übrigen gruppiren 
sich nach Roedigers Kategorien : II gawtes : liedes 333, 11. 

• gewizzen : puochen 347, 11 wage ich nicht anzuführen, da es 
sichtlich fehlerhaft ist und gebessert werden muss; entweder 
mangelt das Reimwort dem zweiten Vers (gevlizzen?) oder beider- 
seits (man : chan?) III chunsten : gerihten 347, 15. noten : pehuoten 

348, 2. IV wizzen : entslozzen 340, 19. mezzen : gevlizzen 347, 20. 
willen : zellen 347, 18. 

B 19 Reimpaare, 8 stumpf, 11 klingend. 7 stumpfe rein, 
ein überschüssiges t : pist : cordis 334, 6. 8 klingende rein, III 
guote : samenote 339, 4. IV gescaffen : offen 334, 8. Ueberschüssiges 
n : stunden : munde 338, 23. 

C 22 Reimpaare, 6 stumpf, 16 klingend. Die stumpfen 
rein (tot : verlougnot 348, 17 : ndhot 354, 4), die klingenden rein 
{listen : ndhisten 338, 11) bis auf 3: III nöten : pehuoten 338, 7. 
IV verdulten : pehalten 338, 5. ervullen : wellen 338, 14. 

D 7 Reimpaare, 2 stumpf, 5 klingend. Die stumpfen rein, 
mit lateinischen Worten; von den klingenden 2 rein (wäre : 
märe 340, 2), unrein III lazen : ensliezen 340, 3. IV geistlichen : 
zeichen 339, 27. peslozzen : wizzen 339, 29. 

E 11 Reimpaare, 3 stumpf, 8 klingend. Die 3 stumpfen 
rein, alle mit lateinischen Worten; von den klingenden 4 un- 
rein: II seinen : leigen 357, 4. IV rebarmer : gevirmet 345, 19. 
mitlachen : wochen 357, 5. V pestiftet : gerihtet 345, 21. 

F 10 Reimpaare, 4 stumpf, 6 klingend; von den stumpfen 
3 rein {peidiu : diu 353, 15), lieht : düt 353, 18. 2 klingende 



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[467] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



25 



rein, 4 unrein: III vrouwe : diuwe 353, 9. IV gewunne : manne 
353, 7. werfen : bedürfen 353, 16. V Abrahame : Sdre 353, 12. 
Auslaut verschieden : Sara :jdre 353, 6. 

G 13 Reimpaare, 1 stumpf, 12 klingend. Der stumpfe 
rein, von den klingenden 5 unrein: II sclvbne : hdre 356, 4. III 
gehören : ruoren 356, 9. IV rekte : slaJäe 355, 27. smeclien : wachen 
356, 10. V sele : hvrre 356, 15. 

H 8 Reimpaare, 3 stumpf, 5 klingend. Von den stumpfen 
1 tri brachy scher mit verschiedenen Vocalen in der Stammsilbe: 
Ubene : sibene 352, 13. 2 klingende rein, dann III scauwen : püwen 
352, 21. niezen : pestözen 352, 22. Ueberschüssiges n : leide : schei- 
den 352, 14. 

An und für sich sind diese Gruppen zu klein als dass 
Unterschiede oder Uebereinstimmungen des Reimgebrauches 
schwer ins Gewicht fielen, Berechnung der Reimprocente 
wäre hier ganz am unrechten Orte; aber ich kann doch fest- 
stellen, dass erhebliche Differenzen in Bezug auf die Gattungen 
unreiner Reime nicht vorkommen. I (voller Vocal der Endung) 
fehlt allen, II— V finden sich wechselnd, ebenso lateinische 
Worte. Erwähnenswerth ist, dass G durch das besondere Ueber- 
wiegen klingender Reime sich abhebt; einen andern als den 
schon vorgebrachten Schluss kann ich aber auch daraus nicht 
ziehen. — Ja, es finden sich trotz der Dürftigkeit des Mate- 
riales mehrmals dieselben Reime verwendet: A theilt mit B: 
-iß : pißt, pringen : singen; mit C noten : pehuoten; mit D erde : 
werde, wizzen : entslozzen A : peslozzen D; mit H tach : mach. 
In C und E reimen lateinische Worte auf e, tribrachysche in 
A und H. 

Im Hymnus 33 Reimpaare, 22 stumpfe, 11 klingende, ein 
Verhältniss, das schon differirt von dem in den anderen Partien 
vorhandenen. Freilich wird die Wirkung dieses Unistandes ab- 
geschwächt, wenn man überlegt, dass 13 Mal solche lateinische 
Worte in den Reimen vorkommen, die nicht anderen als stumpfen 
Reim zuliessen. Dürfte man diese abziehen, dann wäre ein dem 
normalen näheres Verhältniss vorhanden. Allein gerade dieses 
Ueberwiegen des Latein ist wieder charakteristisch. Von den 
stumpfen sind 13 rein, vocalisch unrein: mänin : in 354, 22, 
consonantisch: firmammtum : sun 355, 8. David : zit 354, 15; 

6 Mal überschüssiges t : -is : -ist. — 5 klingende sind rein, dann 

3* 



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26 



Srhtlnbac h. 



[468] 



III compUte : guote 354, 18. IV white : apgrunte 355, 20. dienerte : 
psalmiste 354, 13. VI prunnen : zungen 355, 1. Ucberschüssiges 
n : lewen : sewe 355, 21. 

Das astronomische Stück behandle ich hier besonders, da 
Müllenhoff es für ein selbstständiges häTt. Nach Scherer würde 
es, wenn ich richtig verstanden habe, zu A gehören, ist aber 
nicht in ursprünglicher Gestalt bewahrt. Es umfasst 341, 5 bis 
345, 9 und enthält sainmt und sonders 82 Reimpaare, 34 stumpf, 
48 klingend. Von den ' stumpfen sind ganz rein 24 (darunter 
sedele : wedele 342, 27); dazu rechnen könnte man wohl auch 
deme : leonem : virginem : scorpionem 334, 6. 7. 10, da sichtlich 
der Dativ hier apocopirt wird. Vocalisch unrein sind: niht : lieht 
341, 25. unter diu : cursu 343, 25 (ob nicht lateinisch interdiu 
zu lesen?), microsumus : Pitagoras 344, 24, was schwerlich stark 
in Anschlag kommt, dann die tribrachyschen in den Stamm- 
silben: himele : nebene 341, 8. strnewe : himelen 343, 19. Conso- 
nantisch ungenau sind: gescoz : geminos 344, 4. Vocalisch und 
consonantisch ergtnt : zeichen 343, 5, vielleicht hat hier der üb- 
liche Conjunctiv einzutreten. — 30 klingende Reime sind genau 
(einer rührend: chrefte : chrefte 342, 11), 345, 2 heisst es natür- 
lich : daz ti lieJä pure, dere ncdit vore wäre. Die ungenauen sind : 
II mdninne : mtle 344, 18 (wohl nicht so arg als die unter II ge- 
hörigen sonst zu sein pflegen) zewinzig : zewire 344, 20 (dass mtle 
und zewire reimen, ist durch die Beschaffenheit der Verse aus- 
geschlossen). III muode : liede 343, 1. IV dannen : mnnen 344, 21. 
ente : mute 342, 24. geliehen : zeichen 342, 9. 21. liehte : nihte 
341, 10. chrefte : lüfte 341, 12. V stunte : dweurrunt 345, 8 (oder 
mit Apokope siuntf) IV sunne : mandunge 344, 27. Die übrigen 
differiren nur im Auslaut; überschüssige n : willen : stille 341, 11. 
vrtite : listen 343, 23. t : meinet : cldeine 341, 20. zeichen : leichent 
. 345, 5. — raten : computdtum 344, 13. ddre : perscrutdri 342, 16. 
Alles übrige, was nach Abzug des bisher Besprochenen 
von dem Arnolt'schen Gedichte übrig bleibt (nacli Scherer Ar- 
nolts Interpolationen , Zusätze und solche Ueberarbeitungen, 
welche das ursprüngliche nicht mehr herzustellen erlauben) 
umfasst 227 Reimpaare: 89 stumpf, 137 klingend. Von den 
stumpfen sind 70 rein, darunter 34 mit lateinischen Worten. 
Unter den übrigen sind vocalisch und consonantisch ungenau: 
daz : pietds 337, 12 : ecclesids 345, 25 : ttds 346, 22. 24, in der 



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[469] Mittheilungen aus altdeutschen Handscüriften. V. 27 

Stammsilbe nagele : sibene 346, 13; vocalisch gebe : habe 335, 20. 
haben : vergeben 349, 16. swert : wort 336, 22. tuon : houpton 350, 21 . 
bezeichenöt : got 349, 24. lieht : niht 351, 11; consonantisch vaz : 
gesah 351, 23. tage : caro 346, 7. urschim : trehtin 337, 2. «un : 
«nun» 350, 5. wort : 4ra>fcÄ 356, 18. daz : was 348, 25. Israhel : e 
353, 1. sin : domini 357, 16. — Unter den klingenden befinden 
sich 98 reine, 39 unreine. Diese letzteren zerfallen in folgende 
Gruppen: II icochen : gescaffen 346, 14. tode : sele 351, 2 und 
wohl auch noch chunige : erde 349, 25. HI guoten, : rieten 336, 9. 
note : rate 336, 12. behuoten : taten 338, 28. {gevriete : strite 
350, 14) quäle : stole 336, 24. zewdre : mere 350, 22. taw/e : pe- 
griffe 348, 9. almuosen : Zewen 349, 12. gesfozen : lazen 350, 8. 
Zurfoe : zinse 350, 10. IV minnen : trunnen 350, 28. gennenet : 
zerinnet 346, 25. apgrunde : ende 351, 3. pescirmen : armen 
336, 27. warte : worten 348, 10. vencarhten : vorhten 350, 26. 
werche : starche 357, 1. meiste : u**£e 339, 13. noster : ist er 339, 14. 
geüte : Z&fe 346, 27. vaste : beste 349, 14. beste : christe 350, 4. 
liehte : brdhte 351, 9. zeichen : stechen 336, 14. V gehiwen : iciben 
334, 25. strähn : «men 337, 9. «e7e : »i«re 339, 17. minne : stimme 
357, 13. Ueberschüssiges n : stunde : enpunden 349, 7. mslichen : 
riche 350, 18. ?^cAe : geistlichen 357, 10. «tercÄe : merchen 336, 19. 
Andere Ungleichheiten im Auslaute: altere : behalten 352, 7. 
Z$e : scribet 352, 9. <&*m : verraten 356, 26. terra : verre 351, 18. 
(ensliezen : liezen = Ikz in 340, 10.) 

Aus dieser Uebersicht ergibt sich, dass auch diese zwei 
letzten Stücke sich weder untereinander noch von den Scherer- 
schen irgend erheblich unterscheiden. Dasselbe Zahlenverhält- 
niss besteht überall zwischen stumpfen und klingenden, zwischen 
genauen und ungenauen Reimen jeder Gruppe, die letzteren 
machen ein Drittel des ganzen Bestandes aus. Der Hymnus bildet 
hier eine Ausnahme wie G unter den von Scherer abgegrenzten 
Theilen, ihn auszuscheiden wird man auch durch diese Beob- 
achtung veranlasst. 

Der Hymnus und die anderen Stücke haben nur sehr 
geringe Gemeinschaft in Bezug auf die Verwendung der Reime. 
Das Laudate theilt mit AB: -is : ist (stunt : munt, B stunde : 
munde), mit AD Astron. werde : erde, mit Astron. Arn. chrefte : 
geßchefte. Mit beiden hat es gemein die sä, bi, reimend auf 
lateinische Worte, was gewiss nichts beweist. Von B unter- 



28 Schönbach. [470] 

scheidet es sich durch dieneste : psalmist e, B psalmista : crea. 
Arn. reimt diese Worte klingend -iste. Der Hymnus verwendet 
trehtin als stumpfen Reim (auch Astron.), E klingend trekten. 
Die Spärlichkeit der Uebereinstimmungen , die vorhandenen 
Unterschiede würden, wenn erforderlich-, noch die Gründe für 
die Auslösung des Hymnus verstärken. 

Von dem astronomischen Stück lässt sich schon nach dem 
Stoffe erwarten, dass es seine besonderen Reime haben wird, 
einige Uebereinstimmungen sind aber doch zu verzeichnen: mit 
A zuo : vruo, mit AD tcerde : erde, mit D geliehen : zeichen, mit 
Arn. die Reime auf sä, M, sus, -um, mit lateinischen Worten, 
nennen : bechennen, erchennen, vriste : listen, -ende : -unde. Ein 
Unterschied bestünde in der Verwendung von diu (Acc. Plur. 
Neutr.) das hier auf cursu, in P auf peidiu reimt, wenn nicht 
an unserer Stelle emendirt werden müsste. 

Der Arnolt'schc Rest hat natürlich schon seines Umfanges 
wegen die grösste Anzahl von Reimen mit den übrigen Stücken 
(ausser den beiden eben besprochenen) gemeinsam: mit A 
herist : erist, vorhte : ivorhte, mitalle : valle, verbrinne : gewinne und 
die Reimworte gotheit, preit, bewarn, enphdhen, bringen, gedingen; 
mit B leben : geben, muote : guote, die Reimworte geüt, gescaffen; 
mit C e im Reim auf ein lateinisches Wort, not : tot, gerihtet : 
vihtet, Reimworte listen, vrwten; mit D da auf lateinische Wör- 
ter, entliezen : Idzen; mit E e und si auf lateinische Wörter, 
Reim wort wochen; mit F ckint : sint; mit H leide : scheide. In 
Bezug auf A und C scheinen mir diese Angaben positiven 
Werth zu besitzen, bei den übrigen wenigstens negativen. 

In Bezug auf Sprachgebrauch und Stil ist mehreres schon 
früher vorgebracht worden; ich kann hier nur noch erwähnen, 
dass manche nicht gerade häuhge Worte (wie mandunge) und 
Wendungen sich in verschiedenen Stücken linden, dass die 
Einmischung des Latein so ziemlich überall dieselbe ist, dass in 
dem astronomischen Stück ganz so wiederholt wird wie in den 
Arnolt'schen Aufzählungen. Diese letzteren haben gleich den 
anderen Gruppen ihr Latein mit und ohne deutsche Ueber- 
setzungen, haben vierhebige klingende Verse, verlängerte 
Schlüsse, überlange Zeilen innerhalb der Perioden, lateinische 
Schlusszeilen, kurz was etwa Scherer für die von ihm ange- 
nommenen Stücke als charakteristisch notirte. 



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[471] Mitteilungen *us altdeutschen Handschriften. V. 29 

Durch diese etwas langwierige Ausführung glaube ich 
mich berechtigt, folgendes zu behaupten: Es ist nicht möglich 
innerhalb einzelner Abschnitte des Arnolt'schen Gedichtes 
solche Differenzen im Versbau, Reim, Sprachgebrauch, also 
der äusseren Form, nachzuweisen, welche erlauben würden, mit 
einiger Sicherheit Stücke als unverletzt erhaltene Reste älterer 
Gedichte auszuscheiden. Eine Ausnahme macht der Hymnus 
Laudate Dominum. Vielleicht kann auch dem Stückchen, wel- 
ches Scherer G nannte, eine Sonderstellung eingeräumt werden, 
sicher ist das nicht. Wenn also wirklich das Werk Arnolts 
eine Compilation ist, was ich auch glaube, so sind die aus an- 
deren Gedichten recipirten Verse so überarbeitet, so mit Arnolts 
Eigenthume vermengt worden, dass sie nicht mehr erkennbar 
sind, umsoweniger genau abgegrenzt werden können. Die 
äussere Form des Werkes gestattet, mit der erwähnten Aus- 
nahme, es als ein einheitliches aufzufassen. Die Entlehnungen sind 
in Arnolts Weise umgeformt worden; was vielleicht wörtlich 
herübergenommen wurde, ist Arnolts Arbeit so ähnlich, dass 
es nicht besonders angegeben werden kann. 

Für Müllenhoff und Scherer sind jedoch gewiss nicht for- 
melle Gründe zunächst massgebend gewesen, als sie ihre Zer- 
legung vornahmen und ihre Ansichten über die Entstehung des 
Werkes sich bildeten. Es waren vielmehr ihre Gründe der Be- 
schaffenheit des Inhaltes entnommen, welchem Mangel an Zu- 
sammenhang, an passenden Uebergängen, Lücken und Wider- 
sprüche zur Last gelegt wurden. Auch nach dieser Richtung, in 
Bezug auf die Composition, liegt es mir also ob, Arnolts Gedicht 
zu prüfen. Ich kann hier natürlich viel weniger mit bestimmten 
Daten operiren als es früher möglich war. Allerdings steht 
es gänzlich ausser Zweifel, dass unter normalen Verhältnissen 
ein Dichter nur ein wohlzusammenhängendes Werk, mit oder 
ohne Grundidee und Tendenz hervorbringen wird. Das ist klar 
und unbestritten. Das subjective Moment tritt in die kritische 
Beurtheilung dann ein, wenn zwar ein allgemeiner oberfläch- 
licher Zusammenhang zwischen den verschiedenen Theilen eines 
Gedichtes nicht vermisst wird, aber die Verbindung im Ein- 
zelnen mangelhaft ist. Dann können verschiedene Kritiker ver- 
schiedener Ansicht sein darüber, ob bei den einzelnen Partien 



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30 



Schdnbach. 



[4721 



noch gute Verknüpfung vorhanden ist, und ob ausserdem die 
Stücke ihrem Inhalte nach Verwandtschaft genug haben, nicht 
zu weit von einander abstehen. Was der Ideenassociation von 
Fall zu Fall zugetraut werden darf, wird selten von mehreren 
Kritikern übereinstimmend angegeben werden. 

Im vorliegenden Falle weiche ich etwas ab von der Aut- 
fassung, welche Müllenhoff und Scherer ihrem Urtheile über 
Arnolts Werk zu Grunde legen. Ich bin, wie sie, überzeugt 
davon, dass es compilirt worden ist, allein ich halte die An- 
einanderreihung der fremden Stücke nicht für lose genug, um 
diese schon ihrem Inhalte nach trennen zu können. Ich linde 
die Fugen nicht so klaffend, die Sprünge nicht so offenbar. 
Ich sehe mehr Contamination als lockere Zusammenstellung; 
das geborgte ist einem bestimmten Zwecke dienstbar gemacht 
imd daher auch stofflich zugerichtet worden. 

Um meine Ansicht zu begründen, scheint es mir erforder- 
lich, eine Uebersicht des Inhalts von Arnolts Werk zu geben. 
Ich bemühe mich, so objectiv zu sein als möglich; wo ich zu- 
setze, ist das durch eckige Klammern angedeutet. Behandelt 
ein grösserer Abschnitt denselben Gegenstand, so kürze ich. 

(333) Der heilige Geist kam einst in Taubengestalt zu 
den Christen. Wir empfangen ihn jetzt nur noch unsichtbar, 
er wohnt aber doch mit uns. Im Namen der Trinität beginnen 
wir dieses Lied. Wie könnte ich [auch], hätte ich ehernes 
Haupt und stählerne Zunge, jemals die Freude [ganz] erzählen, 
sagen oder singen, die von dir in deiner Mannigfaltigkeit ge- 
schrieben ist, es sei denn dass mir zu Theil wird, was sie [die 
Apostel] hatten, als der heilige Geist ihnen Rede gab ; auf dieses 
will ich hoffen, (334) so lange ich sagen und singen werde. 
Trefflich, heiliger Geist, kennst du böses und gutes, alle Ge- 
danken, du Herzensprüfer, dem alle Herzen offen sind, da er 
sie geschaffen hat. Schaffe mir, wie der Psalmist sagt, ein 
reines Herz, damit ich es wage mit deiner Hilfe von dir [&'. i.J, 
dem heiligen Geiste zum Lobe diese Rede vorzubringen. Zu- 
erst will ich sprechen von einer gar heiligen Zahl. Zumeist 
[nämlich] empfangen wir den heiligen Geist in der Taufe, 
welche unsichtbar die Trinität enthält, bei welcher wir des 
alten Adam Sünden zurücklassen und uns mit sieben Frauen 
aus dem heiligen Geiste vermählen; auf diese Weise werden 



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[473] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



31 



wir Christen aus Heiden. Nun will ich euch deutlich sagen (335), 
welche die sieben Bräute sind, die wir in der Taufe bekommen, 
das sind die sieben Gaben, die sieben Sinne der Minne [Cari- 
tas = heiliger Geist]. Wie weit er [in ihnen] auch ausgebreitet 
ist, wir glauben doch, dass die drei Namen nur eine einzige 
Gottheit bezeichnen. Die Bedeutung der sieben Gaben wird 
uns in Schriften gezeigt, welche sie den Weibern gleich stellen. 
Wie [nämlich] Mann und Weib sich verhalten, die beide einen 
Leib ausmachen, so steht der heilige Geist Uber der Seele, er 
der höchste Bräutigam, und ihre Kinder sind die guten Werke; 
so sind wir dann mit Gott verbunden, wenn der heilige Geist 
nicht in uns durch unsere Sünden abstirbt. Ich will nun [diese 
sieben Bräute in unserer Seele, die den heiligen Geist zum 
Bräutigam machen, im einzelnen] erklären. Zuerst Sapiencia, 
die uns in Abrahams Schoss, nach der Herrlichkeit des ewigen 
Lebens bringt. Die zweite ist Intellectus (336); wenn wir [durch 
sie] etwas gutes verstehen, sollen wir es mehren und ausbreiten, 
wir haben dann gute Hoffnung auf zukünftige Frucht. Die 
dritte Gabe heisst Consilium, der Rath; wären wir so gut, 
einander mit Treue und Wahrheit zu berathen, so wäre die 
Heidenschaft nicht so gross und nicht so manche Seele in Bc- 
drängniss. Hat uns ja doch Gott selbst ein Beispiel geben 
wollen, als er, der alles [von selbst] vortrefflich versteht, mit 
Hilfe des Rathes nach seinem Bilde den Menschen schuf und 
mit den niederen Graden [dabei] sich besprach. 4. Fortitudo, 
Stärke, können wir bei den Märtyrern wahrnehmen, welche 
kühn vor den Fürsten standen, Feuer, Schwert und bittere 
Qual nicht fürchteten und Gottes Wort redeten. Sie wuschen 
ihre Stolen mit dem Blute des Lammes; da hat Gott sie mit 
seinem heiligen Geiste [durch diese Gabe] gestärkt. Möge er 
auch ganz insbesondere uns arme Menschen vor aller Art JLeid 
[durch diese Gabe beschützen] bis die Seele von dem Leich- 
name sich trennt. (337) 5. Sciencia, verständiges Wissen sollen 
wir uns ohne weltlichen Ruhm aneignen. [Denn] gute Künste 
sind nothwendig, der Teufel ist so vielseitig, er hat unsere 
Sünden gezählt und [als Schulden] in seine Bücher eingetragen, 
[zugleich] bekämpft er uns mit Feuerpfeilen. Möge uns der 
heilige Geist [vor ihm] bewahren. 6. Pietas, Güte, [durch die] 
möge uns Gott mit seinem heiligen Geist behüten, [denn] uns 



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32 



SchAnhach. 



[474] 



bringt starke Begierde und Hass am meisten zu Fall. Bekehren 
wir uns nicht bei Zeiten von dem Ueberrauth durch freigebige 
Güte, so werden die vielen falschen Eide [um fremdes Gutes 
willen und aus Hass abgelegt] den Seelen zum Verderben, sie 
müssen darum brennen. Mit brüderlicher Treue sollten wir 
einander lieben. 7. Timor Domini, Furcht Gottes, der Himmel 
und Erde geschaffen hat und sie auch allein aufrecht erhält. 
Was von den beiden eingeschlossen ist, hat des Meisters Gebot 
nicht übergangen (die Hölle ist gezwungen, ihn zu fürchten), 
ausser den (338) zwei Geschöpfen, welche Gott nach seinem 
Bilde [so leicht] geschaffen hat, [als ob sie] zwei wilde Sper- 
linge [wärenj, die Niemand zu Fall bringen kann, wie es die 
Schrift lehrt. 1 Ausser wenn Gott es leiden will [dass wir fallen], 
werden wir besser vor aller Art Bedrängniss geschützt, weil 
die Engel vom Himmel uns behüten sollen. [Daher] hat uns 
Gott [auch] zwei verschiedene Geister [zwei Gaben] verliehen, 
die grössten unter den sieben, damit wir in kluger Weise Gott 
und den Nächsten lieben [scientia -f- pietas]. Wenn wir nämlich 
das nicht thun, 2 so dürfen wir nicht sagen, dass wir Gottes 
Gebote erfüllen. Wenn wir den einen lieben und den andern 
ohne Noth hassen wollen, dann sind beide [gebotenen] Arten 
der Liebe todt, wir sind dann nicht vollkommen in der Liebe; 
so steht es in Gottes Gesetz. [Den ersten Geist, pieta6, hat er 
verliehen als] die Zwölfboten waren zusammengekommen, wo 
ihnen Gottes Sohn zum Beweise seiner Auferstehung erschien. 
Damals hat er aus seinem Munde den heiligen Geist in sie ge- 
blasen und ihnen die grosse Gewalt verliehen, dass sie wem 
immer sie die Sünden vergeben wollten [das könnten], in- 
dem sie ihm befohlen in brüderlicher Liebe zu leben. 3 So 

* 

sollten wir es auch noch halten, wie sie thaten, mit brüder- 
licher Liebe (339), wir würden damit sorgen, dass wir 
nicht ausgeschieden werden, wenn Gott seine Lieben von 
den Verhassten sondert. [Den zweiten Geist, scientia, hat Gott 
verliehen:] Wiederum versammelte Gott seine einfältigen Boten 

1 Vielleicht gehören die zwei letzten Nebensätze bereit* zum Folgenden. 
Heinzel meint, schon mit zwene »perliru/e wilde beginne ein neuer Satz. 

2 Hier spielen schon die zwei Hauptgebote (Matth. 22, 37 a. a.) herein 
und vermengen sich in der Vorstellung mit den zwei Gaben aus den 
sieben, welche gleichzeitig ,Sinue' der Caritas sind. 3 pietas 337, 21. 



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[475] 



Mittheilungen aus altdoutechon Handschriften. V. 



33 



zu Jerusalem in einem Saal, wo der heilige Geist über sie dem 
' Feuer gleich kam. Sie priesen hoch den himmlischen König 
allein, ihr Gebet war lauter. Die christlich leben wollten, denen 
ward von den zwei Geistern einer da gegeben [scientia]. Unter 
den Fähigkeiten, welche Gott seinen Jüngern beibrachte, lehrte 
er sie auch den Paternoster in sieben Gaben, vier heilen den 
Körper, drei die Seele; mehr braucht es nicht, denn unser 
Herr sagt: sprecht nicht zu viel wie die Heiden, die es thaten, 
damit Gott sie besser vernähme ; ihr Gebet 1 war aber dem 
heiligen Geiste nicht genehm. [Wie in diesem Gebete, so ist 
es auch mit den sieben Siegeln der Erlösung, vier betreffend 
den Körper, drei den Geist.] Johannes sah im Himmel viel 
geistliche Wunder und Zeichen, ein verschlossenes Buch (340), 
dessen Siegel nach den Worten des Engels Gott selbst auf- 
schliesscn wird. .Johannes [ist auch] der Evangelist, der über 
Christus und den heiligen Geist aus den Himmeln am meisten 
schreibt. 2 Dieser gab uns Zeugnis« über die sieben Siegel, 
welche er fand und gerne lösen wollte, der Engel gestattete es 
ihm nicht; darüber wurde der Herr ängstlich, denn er fürchtete, 
dass darunter die Vertilgung des Menschengeschlechtes ver- 
schlossen sei, wie sie schon einmal Sünden halber stattgefunden 
habe. Später wurden die sieben Siegel geöffnet, als Gott seine 
Menschen erlöste. 3 Nun [jetzt] wissen wir, wie die sieben Siegel 
gelöst wurden, Gott hat sie um seiner Kinder willen gemacht: 
7 Thatsachen der Erlösung, zuerst 4 (341) dann 3. Wie herr- 

1 So ist wohl zu schreiben. 

2 Besser: mit Hilfe Christi und des heiligen Geistes aus den Himmeln er- 
zählt. Vgl. Roediger Anz. f. d. A. 1, 88. 

3 Man sieht, das« ich Scherer nicht beistimme, wenn er einen Wider- 
spruch zwischen den Versen 339, 25—340, 5 und 340, 5—341, 5 findet. 
Es wird zuerst erzählt, dass Johannes da» verschlossene Buch fand 
(7 Siegel werden hier nicht erwähnt), Gott erst will es öffnen. Johannes 
weiss durch Gott am meisten Uber die Himmel, er bezeugt es, wie er 
gerade 7 Siegel fand, die Gott dann selbst löste. Das stimmt. Anstössig 
ist nur, dass Johannes, der Christi Leben beschreibt, die Vision hat 
und doch von der Erlösung mit stt gesprochen wird. Aber hier ist eben 
von der Erzählung Johannes übergegangen auf unsere Auffassung der 
Erlösung. Es ist nothwendig, Cap. 5 der Apokalypse vor Augen zu 
haben. Dort werden 9 ff. die Siegel in der That schon auf die Erlösung in 
7 Punkten gedeutet; die Punkte sind allerdings verschieden von den bei 
Arnolt angegebenen. Vgl. die anonyme Expositio Migue, Patrol. XVU. 812 ff. 



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34 



Schönliacb. 



[476] 



lieh hat er uns erlöst! Weiter ist eine herrliche Zahl (vgl. oben) 
7 in der Astronomie: 7 Himmel sind, 7 sieben Sterne laufen, 
die andern stehen still. 7 Sonnen leuchten, 7 Mal wandelt sich 
der Mond, sogar in den 7 Wochentagen ist die Zahl nicht ge- 
stört. (342) Nun werden die 7 Mondes wandel erzählt, die den 
Phasen des menschlichen Lebens entsprechen (343). Auch die 
Sonne macht Wege, sie im Bogen (während der Mond in der 
Sehne läuft) und zwar durch 12 Zeichen. 1 (344) Entfernungen 
der Sonne und des Mondes. Gott hat sie geschaffen (345) und 
ihnen ihre Bestimmung gegeben. Auch die 7 Sternbilder schuf 
er, die sich beständig bewegen, uns aber ruhig vorkommen. 
[So] bist du [überall] siebenformig, 2 Herr [heiliger Geist], deine 
Gewalt ist gross. Chrisma und Oel bezeichnen ihn, er verleiht 
sich selbst damit, Kaiser werden damit geweiht, Adam ent- 
sühnt, die Christenheit gestärkt, die Kirchen gestiftet, Nonnen 
und Mönche dem Dienste Gottes gewidmet. Auch bezeichnet 
es [in seiner Wirksamkeit] den heiligen Geist, wenn der Mensch 
aus 7 Theilen geschaffen wird. Wir wollen (346) unsere Rede 
nicht beschliesscn, ehe wir das erklären [wie es geschieht]. 
Die 6 Wochen, welche ein Mensch braucht, um im Mutterleibe 
heranzuwachsen, werden aufgezählt. [Diesen entsprechend] gibt 
es 7 Lebensalter. Vom heiligen Geiste haben wir 7 Künste 
(347), die nun besonders erklärt werden. 3 Mannigfaltig sind 
die Wunder, 4 welche der Mensch mit den 7 Künsten zu ge- 
winnen vermag. Wird das Kind geboren, 5 so sollen es nach 
einander Vater, (348) Mutter und Priester bewahren, der letztere 
durch Busse. Wenn aber einer seinen Mitmenschen getödtet 



1 Hier ist die Gedankenverbindung in der That nur äusserlieh: jetzt war 
von der Mondesbahn die Rede, also muss auch vom Lauf der Sonne 
gesprochen werden. 

2 Hier finde ich den Gedankenzusammenhang nicht zu lose. Vielleicht hat 
noch eine äussere Association mitgewirkt und das dütciirmni der einen 
Bibelstelle Sap. 3, 7 erinnerte an das dwcurrutit bei Zach. 4, 10: septem 
isti oculi sunt domini, qui discurrunt in universam terram. Vgl. 345, 11. 

' Eine leichte Differenz, die aber doch charakteristisch ist für das Werk, 
begegnet zwischen Aufzählung 346, 26 ff. und Erläuterung 347, 7 ff.; in 
der zweiten werden die 4 Künste 4. Rhetorik, 5. Arithmetik, 6. Geo- 
metrie, 7. Astronomie in der Ordnung 6. 4. 5. 7. besprochen. 

« 337, 24 nach wurUer ist *int zu ergänzen. 

1 Arnolt greift nach Abschweifungen zurück auf da» Thema von 341, 15. 



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[477] Mittbeiluntern aus altdeutschen Handschriften. V. 35 

hat, [da reicht diese Hilfe nicht mehr aus;] so hat er sich selbst 
erschlagen und soll vierzigtägiges Fasten auf sich nehmen; 
dann erst kann er dem Teufel wieder entrinnen und lebendig 
werden wie früher. Ihr müsst trachten, ihr unwissenden Laien, 
das gut zu verstehen 1 (349), wie ein Mörder sich selbst er- 
schlägt, die Seele nämlich. Den lebendigen Leib soll er kasteien, 
den todten [sündigen] in Ruhe lassen, bei dem hilft das Fasten 
nichts. [Das ist ein aussergewöhnlicher Fall, sonst aber] gibt 
es 7 Mittel, von Sünden befreit zu werden, Aufzählung. 7 2 Wun- 
der sind geschehen, als unser Herr geboren wurde, Aufzählung 
und Erklärung (350 — 352). Das letzte ist ,Oel in der Tiber', 
bedeutet das grosse Geheimniss, wie Gott unsere Wunden [die 
Sünden] mit dem Oele, dem heiligen Geiste, heilen wollte. Das 
bedeutet das Gel. 7 Generationen gibt es, 7 Verwandtschafts- 
grade. 6 Weltalter, im 7. ist das jüngste Gericht. 6 Herzeleide, 
mit dem 7. der Tod, durch den man in's ewige Leben heim- 
kehrt. Wir leben in der 7. Zeit und sind Ismaeliten aus dem 
dritten Zeitalter (353), ein Nattemgeschlecht. Die Abstammung 
von Abraham wird nun erklärt. 3 Nun hört, was ich euch lehre : 4 
nichts von dem, Avas er besitzt, nimmt der Mann in's Jenseits 
mit, wofern er es nicht vorausgeschickt hat. Dann ist es wohl 
angewendet dort, wo es unverletzt von Gott aufbewahrt wird. 
(354). Thut so zu Liebe eurer Seelen, indem ihr des Todes 
gedenkt, der euch täglich im Grimme naht. [Wenn ihr es thut, 
so] kommt euch Gott mit seinem Lohne in der ewigen Heimat 
entgegen. Siebenmal des Tages sollen wir Gott loben. Lau- 
date Dominum (355). Alle diese Dinge, [über welche ich be- 
richtete,] sind so geordnet, wie es Gott zu Ehren der heilige 

1 Die Wiederholung nur deshalb, um den schwierigen Gedanken, dass 
der Mörder sich selbst erschlagt, zu erläutern. 

2 Hier scheint nur die Siebenzahl zu verbinden. 

3 Die corrupten Verse 353, 19 ft*. können vielleicht auf den Stand der 
Arnolt'schen Bearbeitung leichter zurückgeführt werden, indem man blos 
für adeletune schreibt chehesmne. Wenn 352, 27 f. wir Söhne der Magd 
genannt werden, während hier die Heiden so heissen, so gilt diese erste 
Bezeichnung nur um unserer Sündhaftigkeit willen. Heinzel schlägt vor, 
statt unte Saram der Hs. vone Saram zu lesen. 

* Hier wird wieder nach dem äusserlich angeknüpften Excurs in das frühere 
Thema, das 362, 24 endete, eingelenkt, zum Theil mit denselben Wurten, 
die schon 34ü, 2G die Erwähnung des Todes enthielten. 



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36 



Schdnbaeb. 



[478] 



Geist geboten hat, 1 damit wir sein Lob erhöhen. Wir haben 
alle Ursaehe dazu, seine Gnade ist so mannigfach, wir ver- 
danken ihm Alles (356), Aufzählung, wir sollen ihn aber auch 
mit Füssen und Händen, Leib und Seele loben, deinen Geist, 
Herr Gott! Um des heiligen Geistes willen hat diese kurzen 
Worte Priester Arnolt gefunden und hauptsächlich von der 
Siebenzahl mit Hilfe des heiligen Geistes erzählt, damit es 
büsse, wer diese Zalü tadelt. Schmähen wir [ja doch] Wetter 
und Zeit und Alles, was uns Gott gibt; seinen Willen erkennen 
wir nicht, wie oft wir auch seinen Namen nennen. Das macht 
der Teufel, welcher durch seinen Geist die Christenheit ver- 
rathen hat, 2 uns des wahren Glaubens beraubt und arg in der 
Uebung (357) guter Werke behindert. Den allerhehrsten Glanz 
[das Ereigniss], da mein Gott gemartert ward, das heisst er die 
thörichten Laien anschreien, und vom Mittwoch in der Oster- 
woche sagen sie 3 |dann], dass er nicht richtig sei, [während 
man doch] an diesem Tage zweifellos Venite benedicti bei der 
Messe singt, womit unser Herr die Gerechten in seines Vaters 
Reich ladet, wo sie geistlich ohne Ende leben. Nun lasst auch 
uns mit der wahren Liebe bitten, dass wir die herrliche Stimme 
hören mögen und zu den himmlischen Chören am Tage des 
Gerichtes geladen seien. — — — 

So ist der Inhalt beschaffen, wie er mir erscheint. Ich 
möchte den Eindruck hervorbringen, dass eine zusammen- 

1 Hiermit wird auf das anfangs angeschlagene (334, 13) und immer wieder 
hervorgehobene (wörtliche Berührung zwischen 355, 29 und 336, 28) 
Thema des Gedichtes zurückgegriffen. Damit wird zugleich der Hymnus, 
welcher verhältnissmässig wenig vom Lobe Gottes durch den Menschen 
handelt, ausführlich ergänzt. Die Zusammenstellung trehtin herre 356, 16 
nimmt die vom Anfang 333, 12 htrre trehtin wieder auf. Dass Gott an- 
gesprochen und dabei der heilige Geist gepriesen wird, erscheint mehr- 
mals in dem Gedichte. 

2 356, 24 ätem des Teufels im Gegensatze zu dem dtem, welchen Gott 
(338, 24 f.) den Jüngern eingeblasen hat und durch dessen Kraft wir 
christlich leben sollen. 

3 Ich empfinde nicht, dass hier etwas Fremdartiges eingeschoben sei. Zu 
dem pedantischen Sinne Arnolt's schickt es sich nicht übel, wenn er am 
Schlüsse seiner Arbeit eine Frage berührt, in der er wahrscheinlich selbst 
Partei genommen und über die er persönlich mit Laien zu streiten ge- 
habt hatte. Die Verbindung erscheint mir sowohl 357, 3 als 8 ff. tadel- 
los. 356, 22 ist übrigens schon im Voraus auf das Kommende hingewiesen. 



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Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



37 



hängende Arbeit vorliegt, mit lockeren Bindegliedern oftmals, 
mit blos mechanischen Associationen, mit Excursen und Wieder- 
anknüpfungen, aber doch eine Arbeit, welche wirklich die 
von dem Dichter selbst gestellte Aufgabe (356, 16 ff.) in 
ununterbrochener Folge aufgezählter Thatsachen und Gedanken 
zu lösen trachtet. Wir müssen vorerst die pedantische Weise 
des Mannes berücksichtigen, dem seine Gelehrsamkeit so werth- 
voll ist, der nicht auf dem directesten Wege nach seinem Ziele 
strebt, immer wieder der Versuchung nachgibt, sein Wissen 
auszukramen, der mitunter nur durch ein Wort, eine neben- 
sächliche Vorstellung, das Aneinandergereihte verbindet; be- 
zeichnet ihn ja doch schon die Wahl des Themas seiner Vers- 
masse, der Siebenzahl, zur Genüge. Ferner wird zu erwägen 
sein, dass Arnolt mit seiner Manier gar nicht allein steht in der 
deutschen Poesie der Zeit. Nicht blos geistliche Gedichte, wie 
die Siebenzahl, die Summa theologiae, lassen es an zwingend 
logischer Gedankenfolge sehr fehlen , auch in weltlichen Ge- 
dichten, wie in der Kaiserchronik, finden sieh äusserst lose Ver- 
knüpfungen von Thatsachen, die dem Autor mittheilenswerth 
erschienen. Und endlich, tragen nicht gar manche vielver- 
breitete und -benützte theologische Werke des Zeitalters (nur 
Hugo von St. Victor und Honorius nenne ich) ähnlichen Cha- 
rakter? Musste dieses Beispiel einen wenig begabten Menschen 
nicht gerade zu einem solchen Opus veranlassen, wie wir es 
von Arnolt haben? 

Dabei stelle ich auch jetzt keineswegs in Abrede, dass 
der Verfasser compilirt hat. Ich wiederhole nur meine Ansicht 
und finde sie durch Prüfung des Inhalts bestätigt, es sei un- 
möglich, aus dem Ganzen einzelne Stücke (mit Ausnahme des 
Hymnus) in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit auszusondern. 

Es wäre nun sehr wesentlich, wenn wir die theologischen 
Quellen finden könnten, aus denen Arnolt schöpfte. Scherer hat 
in seiner Schrift schon auf mehrere benützte Stellen des Hono- 
rius hingewiesen. Das wenige von mir Zusammengebrachte 
lege ich im Folgenden dar. 

Das Werk Arnolts scheint mir angeregt und in seinen 
Hauptpunkten bestimmt worden zu sein durch die Predigt In 
Pentecosten, welche im Speculum Ecclesiae des Honorius Augusto- 



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3* Schönbich. [480] 

dunensis ed. Migne Patrol. CLXXn, S. 959 ff. steht. Sie be- 
spricht die Eigenschaften und Thätigkeiten des heiligen Geistes, 
nicht sehr zusammenhängend, sondern in Gruppen, jede mit 
einem Gedanken, einem Vergleich, einer Auslegung im Mittel- 
punkte. Es konnten sehr wohl verschiedene Sermone aus diesem 
Stücke zurecht gemacht werden. 

Honorius beginnt mit einer detaillirten Parallele zwischen 
der Wirksamkeit des Sohnes Gottes und des heiligen Geistes. 
Schon hier wird Manches vorgebracht, das auch unser Gedicht 
enthält. Sohn und heiliger Geist haben verschiedenen Antheil 
an der Schöpfung. Die Engel werden dabei mit den Himmeln 
verglichen und von dem heiligen Geiste gesagt, er habe die 
Himmel mit Sternen geschmückt, vgl. Arnolt 346, 3. Ferner: 
per filium firmamentum formatur, per spiritum sanetum celeri 
volubilitate rotatur, vgl. Arn. 341, 8 ff. 34f), 4 ff., per filium sol 
et luna et sydera temporibus praeficiuntur (344, 2(3 ff.), sed per 
spiritum sanetum lucis nitore perpoliuntur. Etwas weiter: per 
filium diversa animalia produeuntur, per spiritum sanetum vitali 
flatu inbuuntur, et aves volatu, pisces natatu, bestiae, reptilia, 
serpentia gressu per cum fulciuntur, vgl. 337, *24 ff.; spiritus 
sanetus inspirat diversa ingenia, ipse etiam dat diversa artificia, 
vgl. 346, 26 ff.; per filium homo redemptura morte liberatur, 
per spiritum sanetum in baptismate ad vitam regeneratur, vgl. 
348, 25 f. und vorher. In Verbindung damit: per spiritum 
sanetum peccata relaxantur (was 349, 7 ff. behandelt wird), per 
ipsum animae a morte criminum resuscitantur. — Per spiritum 
sanetum multi seculo contempto religiosam vitam duxerunt, per 
ipsum plurimi signis et prodigiis fulserunt (336, 19 ff.). — Coelum 
nempe per ipsum solis splendorem induetur, per ipsum sol sep- 
templici lumine vestietur (341, 14). — Quia de judicio rediens 
electos pro diversis meritis in diversis faciet mansionibus re- 
quieseere (354, G f.). — Haec festivitas per Vn dies celebratur, 
quia spiritus sanetus in VH donis veneratur, sicut per prophe- 
tam praenunciatur : spiritus sapientiae et intellectus, spiritus 
consilii et fortitudinis, spiritus scientiae et pietatis, spiritus timo- 
ris domini (also dieselbe Reihenfolge wie bei Arn. 335, 18 ff.). 
Haec sunt VII mulieres quae unum virum apprehenderunt (334, 
25 ff.), quia VII dona spiritus saueti Christum corporaliter pos- 
sederunt. Hujus spiritus dono coelestia scandent omnes qui 



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|481] Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 39 

timent deum. Timor domini wird dann besonders erörtert. Nun 
folgen die Erklärungen der übrigen sechs Gaben in umgekehrter 
Reihe, sie stimmen bis auf intellectus und pietas wenig mit 
Arnolt. Vom ersteren heisst es: post hoc intellectum praestat, 
ut anima per visibilia sempitema intelligat, vgl. 335, 28 ff. mit 
demselben Gedanken ; von der zweiten : dat pietatem, ut homo 
factori suo devote serviat et proximo, quae praevalet, bona ini- 
pendat, was auch 337, 12 ff. ausgeführt ist, die Liebe zum 
Nächsten 20 f. — Es heisst dann bei Honorius 961 : Qui per 
septiformem spiritum in his virtutibus florebunt, per ipsum Vll 
munera in corpore, VII dona in anima obtinebunt. Die Ge- 
schenke für die Seele werden darauf noch specificirt, kommen 
aber bei Arnolt nicht vor, wahrscheinlich, weil sie nicht ein 
fach mit einzelnen Namen bezeichnet werden können, sondern 
weitläufig beschrieben werden müssen. Von 7 Leuchtern des 
Candelabers, 7 Säulen spricht dann Honorius, und erwähnt auch 
die Stelle des Zacharias, welche, wie ich oben andeutete, wohl 
für 345, 7 ff. den Anschluss vermittelt hat. 7 Hörner des Lammes, 
7 Häupter des Drachen werden erwähnt, dann folgt De VII 
naturis columbae (S. 962 B 5 ist columbae zu lesen). Dabei 
wird das brüderliche Leben besonders betont, vgl. 338, 27 ff. 
Daran schüesst sich die Erzählung der beiden Erscheinungen 
des heiligen Geistes bei den Aposteln, ebenso wie bei Arn. 338, 
18 ff. 339, 4 ff. Den sechs Schöpfungstagen entspricht: sie 
qui in VI aetatibus mundi in donis spiritus saneti operari Stu- 
dent, in septima per ipsum ab omni labore requiescent, vgl. 
352, 6 ff. Sic nos quoque VI diebus in ebdomada laboramus, 
in septima vacamus; quia per septiformem spiritum nunc bonis 
operibus insistimus, in futuro ab omni opere feliciter requie- 
seimus, ubi per ipsum vacabimus et Deum sicuti est videbimus ; 
in 352, 10 ff. umgedeutet, jedoch mit demselben Schlüsse. Dass 
es der heilige Geist ist, welcher durch das Chrisma wirkt, er- 
wähnt Honorius darauf, vgl. 345, 12. Das Weitere ist verschie- 
den von Arnolt, nur der predigtmässige Schluss stimmt wieder. 

Hat Arnolt aus diesem Sermon die Anregung zu seinem 
Werke geschöpft, so hat er doch noch weitere Siebenzahlen 
hinzugefügt. Er scheint auch andere Schriften des Honorius 
gekannt zu haben, wie aus verschiedenen Stellen sich ergibt. 
Die Bedeutung der Taufe ist in der Gemma animae Hb. IV, 

4 



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40 



Sehftnbteli. 



(482] 



cap. CXI besprochen, wo verschiedene Deutungen für das drei- 
malige Untertauchen Arn. 334, 18 angeführt werden. Zu Arn. 
341, 7 ff. vgl. Hexaem., cap. II, S. 256: sol quippe in medio 
mundo locatus, luna autem in hoc aere constituta: planetae quo- 
que suis circulis affixi traduntur: sidera soluminodo firmamento 
impressa feruntur, und De imagine miuidi lib. I, cap. LXVTH. 
Der Wind, welcher die Wasser (Dünste) in die Luft führt und 
die Kräfte der Wolken hervorbringt, heisst Arn. 341, 12 ff. 
arcm, wohl unrichtig, denn Eurus ist es, der De imag. m. I, 
cap. LV nubes generans genannt wird. Und mit der Auf- 
fassung Arnolts stimmt die Angabe des Honorius im nächsten 
Capitel: venti suo spiramine aqua* in aera trahunt, quae con- 
globatae in nubes densantur. Dass diu muninne preiter ist denne 
diu erde (Arn. 341, 15 f.), hat auch Honorius a. a. O. cap. LXIX: 
globus namque ejus (lunae) midto terra est amplior. In dem- 
selben Capitel ist auch das Wichtigste von den Mondesbewe- 
gungen angegeben, die Amolt im Folgenden bespricht; vgl. 
noch Honorius, De solis affectibus, 8. 101 ff. Dass die Sonne 
im Bogen läuft (Arn. 343, 18 f.), sagt Honorius auch De sol. 
äff. cap. H: sed notandum est, quod oblique oritur, quasi per 
arcum. Die Berechnung des Unterschiedes zwischen Mond- 
und Sonnenjahr auf elf Tage (Arn. 343, 21 ff.) war aus den 
Angaben leicht anzustellen, die De im. m. sich finden, lib. n, 
cap. XLI, S. 155: tertius (embolismus) qui dicitur communis, 
qui duodeeim hujusmodi mensibus, in trecentis quinquaginta 
quatuor diebus expletur, und immittelbar darunter cap. XL1I : 
solaris annus est, cum sol oninia zodiaci signa perlustrat, qui 
trecentis sexaginta quinque diebus et sex horis constat. Zu dem 
ganzen Abschnitt Uber die Sonne vgl. noch De im. m. lib. I, 
cap. LXXH, S. 139; lib. H, cap. XXXIV, S. 151; auch Hexaem. 
cap. in. Die Philosophen berechneten das Jahr in Monaten, 
Wochen, Stunden (= mleri), Punkten (= stunten), gibt Arn. 
344, 15 an, das sagt ebenso Honorius im Abschnitt über die 
Sonne in De im. m., allerdings hat das auch jeder Computus 
(computatum Arn. 344, 14). Die wunderlichen Zahlangabcn bei 
Arn. 344, 18 ff. sind nur verständlich, wenn man Honorius, 
De im. m. lib. I, cap. LXXXIII vergleicht. Dort auch, und 
wohl dort allein, findet sich gleich daneben die Mittheilung über 
den Mikrokosmus des Menschen, cap. LXXXn, die mit Arn. 



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[483] 



Mittlirünngcn ans altdeutschen Handschriften. V. 



41 



v. 23 f. stimmt, (vgl. auch Elucidarius Hb. I, Nr. 11, S. 1116), 
und zwar unmittelbar nach den Angaben der mensurae ftir die 
Sphärenharmonie eap. LXXXI, welche Arn. v. 24 f. die maze 
vant pitagora* erwähnt. Vgl. noch De im. m. lib. II, cap. LIX, 
S. 154. Zu Arn. 345, 12 ff. vgl. Gemma an. lib. DJ, cap. LXXX, 
LXXXI, CXIV. Die darnach erwähnten sieben Theile des 
Menschen sind drei der Seele, vier (Elemente) des Leibes, vgl. 
Honor. Ilexaem. cap. III, S. 258; Spec. Eccl. De nativitate 
domini, S. 822 ; Dominica in Quinquages. S. 873 ; Elucid. lib. I, 
Nr. 11, S. 1110. Schcrer zum Patemosterleich, S. 453. Ueber 
die sieben Zeichen bei Christi Geburt, Am. 349, 20 ff., spricht 
Honor. Elucid. lib. I, Nr. 19, S. 1124, vgl. Spec. Eccl. De na- 
tivitate domini, S. 815 ff. 351, 14 behauptet Arnolt, dass Mat 
theus von dem guldhi circulus al umpe den sunnen (Honorius hat 
aureus an der ersten Stelle, purpurcus an der zweiten) erzähle, 
das ist natürlich Psendo-Mattheus im Kindheitsevangelium, wor- 
nach Diemer's Anm. zu berichtigen. Zu den Weltaltern und 
dem Folgenden bei Arn. 352, 6 ff. vgl. Honor. De im. m. lib. II, 
cap. LXXV, S. 156. Zu Arn. 357, 2 ff. vgl. Honor. Gemma 
an. lib. IV, cap. XX, S. 696, was ich lieber ganz hierhersetze, 
da vielfache wörtliche Einstimmungen vorkommen : Feria quarta 
spiritus fortitudinis in Christo renatos docet, quam dulei voce 
eos Christus ad regnum amissum in ultimis vocet. Venite, in- 
quit, benedicti Patris mei, qui in oratione exorant, ut aeterna 
gaudia pereipiant. Quibus in lectione passio et resurrectio 
Christi recitatur, per quem poenitentibus peccata delentur et 
vita aetema datur. Qui per graduale Haec dies tripudiant et 
Christo Alleluja jubilant. Mox eis in evangelio Christus post 
resurrectionem cum sej)tem diseipulis convivasse narratur, per 
quod septiformi spiritu pleni post ultimam resurrectionem cum 
Christo convivaturi praefigurantur. Unde et in offertorio panem 
angelorum homo manducassc perhibetur. In communione vero 
hunc panem digne manducantes ultra non mori, sed cum Christo 
victuri docentur. 

De philosophia mundi des Wilhelm von Conches 1 enthält 
wenigstens eine längere Stelle, welche auffallend mit Arnolt 

• Wann hat man angefangen, dieses Werk für eine Arbeit des Honorius 
zu halten? Haurean, Singularites bist, et litt.. S. 238 ff., gibt darüber keine 
zureichende Aufklärung. 

4* 



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42 



.Schönbach. 



[4841 



Übereinstimmt. Arn. 346, 3 ff. wird sichtlich De phil. m. lib. IV, 
cap. XV, De formatione hominis in utero und XVII, De nati- 
vitate beniitzt. Dort werden auch gleich darauf cap. XXXVI 
die Lebensalter besprochen (vgl. Honor. De imag. m. lib. II, 
cap. LXXV) und cap. XL damit verbunden die sieben Künste 
genannt und definirt wie bei Amolt. Die Sündenvergebung 
durch den heiligen Geist, Arn. 349, 7 ff., bespricht De phil. m. 
lib. I, cap. XIV. Zu Arnolt8 Abschnitt über die Sonne kann 
man das ganze II. Buch der Schrift vergleichen, die Mondes- 
phasen schildert ausführlich mit denselben stereotypen Bildern 
wie Am. De phil. m. lib. II, cap. XXXI, XXXII. 

Im Uebrigen habe ich nur für einzelne schwierige Stellen 
die beliebteren kirchlichen Schriftsteller nachgeschlagen: Arn. 
334, 20 ff., gewöhnlich werden drei sichtbare Dinge bei der 
Taufe angenommen: sacerdos, corpus et aqua, dann drei un- 
sichtbare, Hincmar v. Rheims Patrol. OXXVI, S. 105. Die Ver- 
bindung der Dreieinigkeit mit der Taufe ist uralter Glaubens- 
satz. Auch die Erwähnung Adams hat schon Hieronymus Patrol. 
XXIII, S. 424, wornach der alte Adam in der Taufe stirbt und 
ein neuer Mensch zum Leben erweckt wird. Zu 336, 14 ff. 
vgl. die kirchlichen Lehren, welche Ambrosius an verschiedenen 
Stellen, besonders Patrol. XV, S. 1568 ff., vorträgt, und worin 
auch angeli und throni als die Engel bezeichnet werden, die 
Gottes Vertraute im Rathe sind, denen er seine Schlüsse er- 
öffnet. — Ueber die mystische Bedeutung der beiden Sperlinge, 
Arn. 338, 2 ff., handelt Hugo v. St. Victor, De bestiis etc. lib. I, 
cap. XXXI und XXXII, was Amolt wohl gekannt haben wird. 
— Wenn Amolt für die astronomischen Angaben ausser Honorius 
noch etwas benützt hat, was ich fast bezweifle, so hat er einen 
gewöhnlichen Computus gebraucht. Unter denen, welche ich 
nachgesehen habe, könnte es am ehesten der verbreitete ano- 
nyme des 9. Jahrhunderts gewesen sein, welcher in der Migne- 
schen Patrologie, OXXIX, S. 1275 ff., Aufnahme gefunden hat. 
Dieser handelt cap. XII, S. 1327 von sieben Himmeln nach 
Isidor, die Angaben über Mond und Sonne hat er analog Ar- 
nolt in den cap. CIX, S. 1324, CXXXV, S. 1343 ff.; den Unter- 
schied der 11 Tage cap. CXIH, S. 1328. Auch er enthält Mit- 
theilungen über die Entstehung des menschlichen Körpers im 
Mutterleibe, wie Am. 346, 2 ff., cap. CXXXV, S. 1348. — 



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[485] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



43 



Deus septiformis (vgl. Ildefons v. Toledo, Patrol. XCVI, S. 136 
im Liberde cogn. baptisnii) kommt natürlich an unzähligen Stellen 
vor, dagegen sind die Verbindungen der Sicbenzahlen, wie Ar- 
ndt sie hat, nicht häufig. Ich habe sie (ausser den schon von 
Scherer, Denkm., benützten Schriften) nur bei Rupert v. Deutz, 
Patrol. CLXIX, S. 182 ff., gefunden. Manche Tractatc führen 
zwar den Titel: De septem donis spiritus saneti, bringen aber 
keine Combinationen der Siebenzahlen, so Drogo Astensis, der 
Abt Ernaldus u. A. Dass die sieben Gaben sideribus conipa- 
rantur, hat schon Augustinus ein paar Mal Patrol. XXXII, S. 842; 
XXXVII, S. 1160 in der Ennaratio in psalmos, ausserdem ent- 
hält noch seine Schrift De sermone domini, üb. II, cap. XXI; 
Patrol. XXXIV, S. 1285 ff. Siebenzahlen, sowie manche seiner 
echten Sermone. 

Noch verzeichne ich die von Arnolt angezogenen Schrift- 
stellen, welche Diemer nicht angemerkt hat. 334, 7 scrutator 
cordis Sap. 1, 6. — 334, 9 cor mundum crea, Ps. 50, 12. — 
336, 24 si wuonchen ire 8t die mit dm lampe* jrfuote, Apoc. 22, 14. 

— Für die Sperlinge 1 338, 2 f. wären die Stellen des alten 
Testamentes, wo sie in Ritualien vorkommen, zu erwähnen, 
z. B. Levit. 14, 4 ff. - 338, 15 ff. vgl. Matth. 6, 24; perfecti 
in caritate ist gewiss angeregt durch 1 Corinth. 13, 1, aber das 
Adj. in der Verbindung steht 1 Joann. cap. 2 und 4. — 338, 24 
vgl. Joann. 20, 22. — 338, 27 vgl. Act. 2, 38 ff., wo brüder- 
liches Leben den christlichen Communitäten gepredigt wird, 
weshalb der Ausdruck Arnolts hier wohl richtig sein wird. 

— 339, 26 translatus ist das gewöhnliche Wort, biblisch von 
Henoch u. A. gebraucht. Zu 27 ff. vgl. Apoc 5, 1 ff. — 344, 26 ff. 
vgl. Gen. 1, 20. — 345, 5 ff. schon oben die Anm. S. 32. — 
348, 1 ff. vgl. Levit. 12, 4. - 348, 22 ff. vgl. Exod. 34, 28; 
Deut. 9, 18 u. s. w. — 352, 10 ff. vgl. über viventium Ps. 68, 29; 
Eccli. 24, 32; Philipp. 4, 3 und sechsmal in der Apoc. — 
353, 28 ff. vgl. Matth. 6, 20; Luc. 12, 33. 



1 Heinzel denkt bei diesen beiden Sperlingen an die, welche Anna, Märiens 
Mutter, während des Gebetes im Garten beobachtet, und versteht, also 
unter Schrift das Evangelium des Pseudo-Mattheus. Allein bei diesem 
(Schade, S. 12) heisst es nur: vidit nidum passerum in arbore lauri, und 
auch Wernher (Fundgr. II, 154, 1) nennt nicht zwei, sondern sagt nur: 
unde sah an einem, aste die aperchen schrien vaste. 



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44 



Si-hönback. 



[48«] 



Worauf ich bei dieser Zusammenstellung Werth lege, die 
auch Arnolts theologische Kenntniss uns zu beurtheilen erlaubt, 
ist, dass an verschiedenen Stellen , wo scheinbar die Ueber- 
gänge in den Gedanken etwas schroff sind, schon bei den kirch- 
liehen Schriftstellern, welche Arnolt kannte oder gekannt haben 
konnte, ähnliche Verknüpfungen vorhanden waren. Das be- 
stärkt mich in meiner Auffassung. 

Ich komme nun zum Schlüsse meiner Untersuchung. Ihr 
Gang war schwerfällig, wie ich nicht verkenne, doch habe ich 
einen kürzeren Weg zur Erreichung eines etwas gesicherten 
Resultates nicht finden können. Ich halte es nunmehr für fest- 
gestellt, dass die Individualität des Priesters Arnolt in der That 
für das ganze unter seinem Kamen bekannte Werk verantwort- 
lich gemacht werden kann, 1 unbeschadet aller berechtigten 
Vermuthungen, es befänden sich zahlreiche überarbeitete Ent- 
lehnungen und Reminiscenzen in dem Gedichte. Wenn ich nun 
die Frage wieder aufnehme, von der ich ausgegangen war, ob 
Arnolt, der Verfasser der Juliana, identisch sei mit dem Arnolt 
der Vorauer Hs., so bin ich jetzt im Stande, sie zu beantworten. 
Das kann verhältnissmässig leicht und ohne grossen Aufwand 
geschehen. 

Die Reimkunst der Juliana habe ich erörtert ; die Zahlen- 
verhältnisse, welche bei diesem Gedichte bestehen, sind dieselben, 
die auch für Arnolts Werk gelten, wie sie meine Darstellung 
zeigte. Vollkommen übereinstimmend sind die sprachlichen Eigen- 
heiten der beiden Gedichte, sie gehören ganz derselben Zeit und 
Gegend, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts und Innerösterreich, 
an. Die metrische Beschaffenheit von Arnolts Siebenzahl habe 
ich nicht im Ganzen erörtert, nur einzelne Punkte gelegentlich 
besprochen. Ich halte es wirklich für überflüssig, hier noch 
Details vorzulegen, und theile mit, dass, gehen wir von dem- 
selben Standpunkte aus, der bei Beurtheilung der Juliana- 
verse uns massgebend war, und bei Anwendung derselben 
Mittel , holprigen Zeilen aufzuhelfen , wie sie dort gebraucht 
wurden, sich auch in dem grösseren Gedichte dieselben Pro- 



1 Das schrillt übrigens Scherer selbst zuzugeben, wenn er S. 89 Arnolt 
357, l anrechnet, was doch zu E gehört, vgl. dazu aber 337, 3. 



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t 



[487] Mitthoilungen aus alWout-schen Huudschriften. V. 45 

centsätze von correcten, überlangen und senkungslosen Versen 
ergeben wie in der Legende. Dagegen sehien mir eine Ver- 
gleichung des Wort- und Plirasensehatzes der beiden Stücke 
wichtig. Ich habe diese in den Anmerkungen vorgenommen 
und dort gleich, wie schon erwähnt, auch andere Dichtungen 
des 11. und 12. Jahrhunderts mit herangezogen. Um aber dem 
Leser die Abschätzung zu erleichtern, habe ich unter den zu 
einem Verse citirten Stellen beinahe immer (für Ausnahmen 
habe ich Gründe) die aus Arnolts Siebenzahl entnommenen 
zuerst erwähnt. Daraus hat sich nun evident ergeben: 1. dass 
der Stand der literarischen Kenntnisse, so viel darüber ent- 
schieden werden kann, in beiden Gedichten derselbe ist, und 
2. dass die Uebereinstimmungen zwischen Juliana und der 
Siebenzahl um Vieles zahlreicher sind als die zwischen diesen 
und anderen Stücken, auch an und für sich stark genug, um 
das Resultat festzustellen : beide Werke sind von demselben 
Verfasser. — Ich bemerke noch, dass der Rückschluss, welcher 
von den Einstimmungen zwischen Juliana und allen Theilen 
der Siebenzahl gezogen werden kann, meine Annahme des ein- 
heitlichen Charakters dieser compilatorischen Arbeit noch weiters 
und zum Ueberflusse unterstützt. 



Die Quelle von Arnolts Juliana. 

Unter dieser Uebcrschrift beabsichtigte ich zuerst, die Ge- 
schichte der Julianalegendc selbst und ihrer Verbreitung im 
Abendlande zu erzählen; das Material dafür befindet sich seit 
geraumer Zeit in meinen Händen. Da mir aber Herr Valentin 
Witthöft in Berlin schon unter dem 30. März 1881 schrieb, 
dass er mit einer Untersuchung der angelsächsischen und alt- 
englischen Julianalegenden und ihres Verhältnisses zu den latei- 
nischen Fassungen beschäftigt sei, so will ich mit der Ver- 
öffentlichung meiner Arbeit noch eine kurze Zeit warten. 

Ich theile daher hier nur so viel mit, als das vorliegende 
Stück angeht. Unter den verschiedenen Fassungen der latei- 
nischen Legende stehen die der Münchner Handschriften cl. 2570 
f. 65 ff. des 12. Jahrhundert und die etwas älteren cl. 332 f. 
19 ff. unserem Gedichte am nächsten. Für directe Quellen 
halte ich auch diese nicht. 



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46 



Schönbach. 



[488] 



An mehreren Stellen fasst Arnolts Bearbeitung sich be- 
deutend kürzer. Man kann im Ganzen sagen, dass der über- 
fliessende Wortschwall der lateinischen Prosa sehr beschränkt 
worden ist oder, um mich vorsichtig auszudrücken, bei Arnolt 
nicht vorkommt. Im deutschen Gedichte fehlt Folgendes, was 
die lateinischen Hss. bringen: das erste Verlangen Julianas, 
dass Eleusius Präfect werde. 55 die Antwort des Vaters auf 
die Meldung des Eleusius. 224 die Angabe der Fesselung Ju- 
lianens. 226 das grosse Gebet vor der Teufelserscheinung im 
Kerker; nur 249 ist ein Rest daraus erhalten, wo es lateinisch 
heisst : quia pater meus et mater mea dereliquerunt me. 270 die 
ausdrückliche Erwähnung, wie Juliana geheilt wird. 521 ff. ist 
die Rede Julianas an den Präfeeten viel ausführlicher. Eleusius' 
Correspondenz mit dem Kaiser über die Hinrichtung der Christen 
hat Arnolt gar nicht. 543 fehlt ein sehr grosses Gebet Julianens. 
Die Reden der carnifices sind lateinisch länger. V. 577 steht 
an Stelle eines ganzen Gebetes. 595 — 602 'sind in den lateinischen 
Hss. viel weitläufiger, so die ganze Teufelsrede 601 f., an deren 
Stelle in den lateinischen Fassungen eine lange Rede Julianas 
an die Bürger sich findet. Die Translatio der Gebeine der 
Heiligen durch Sophia nach Puteoli fehlt, ebenso die Zeitan- 
gabe und das Schlussgebet. — Ich gestatte mir aus diesem 
Umstände, dass die lateinischen Stücke vielfach mehr enthalten 
als das deutsche Gedicht, noch nicht den Schluss, der Verfasser 
des letzteren habe mit bewusstem Geschraacksurtheil fortge- 
lassen. Wir besitzen eine lateinische Fassung des 9. Jahrhun- 
derts clm. 14418, der fast alle die angeführten Stellen mangeln, 
welche aber anderer starker Differenzen halber nicht für Ar- 
nolts Quelle gehalten werden darf 5 es ist daher sehr wahrschein- 
lich, dass eine mit dem deutschen Gedichte übereinstimmende 
lateinische Fassung existirt hat, die aber so kurz berichtete wie 
Arnolt. Schon nach dem gewöhnlichen Gange der Legenden- 
dichtung, wo die Gebete und Reden wachsen, wäre dies anzu- 
nehmen. 

Dagegen hat das deutsche Gedicht mehr oder anders als 
die lateinischen Stücke : V. 64 die Frage, ob Juliana etwa einen 
Andern liebe. 77 ff. ist in zwei Antworten gegeben , was lat. 
in einer enthalten. 93 ff., dass Juliana um eines Betrügers willen 
die alten Götter verlassen hat. Der Ausruf Julianens 106 ff. 



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[489] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



47 



steht lat. nach den Schlägen, hier vorher. 124 f. und 198 f. die 
Berufung auf die Verwandtschaft, welche durch die Vermälung 
mit dem Präfecten geehrt würde. Ueberhaupt ist dieser Präfect 
hier ausführlicher als lat. 140 die Anführung der Taufe als 
Modus, den heiligen Geist zu empfangen. 141—147 die weitere 
Proposition Julianas ist bei Arnolt viel eingehender begründet. 
149 lat. andere Auffassung; der Präfekt fürchtet zuerst Ab- 
setzung. 182 — 185 diese Glaubensbetheuerung steht lat. noch 
vor Beginn der Marter. 197 bis 215 die Reden des Präfecten, 
der hübsche Zug, dass Juliana das Ohr dabei abwendet, die An- 
sprache an die Henker. 219 f., dass die Auslöschung des Feuers 
dem Engel zugeschrieben wird. 238 f. der Hinweis auf die 
erreichbare Ehefreude. 240 bis 252 Julianas Benehmen bei der 
Erscheinung des Dämons ist ausfuhrlicher als lat. 254 ein Engel 
kommt, lat. nur vox. Der Kampf mit dem Teufel, dessen Angst 
nur bei Arnolt 281 ff. Die Fesselung wird lat. erst viel später 
erwähnt. 291 lat. wird gleich bei Einführung des Teufels sein 
Name Belial angeführt, bei Arnolt ist er zuerst namenlos, dann 
aber nennt er sich und sofort auch seinen Meister, dessen Name 
lat. später vorkommt. 314 nun findet man den zweiten Namen 
Jophin ; Widerspruch liegt dabei nicht vor, nur scheint das Lat, 
hier zusammengeschoben zu sein. Belial gilt wohl als allge- 
meinere Bezeichnung des Satans. Auch 293 -299 steht lat. 
gleich im Anfang der Rede. 301 ff. beruhen auf dem späteren 
lat.: et non fuit qui me ligaret sicut tu, das aber an seiner 
Stelle 368—370 wiederkehrt. Die Aufzählung der Thaten des 
Teufels ist etwas knapper als lat., auch ein Weniges anders 
geordnet. 329— 331 fehlen lat, 357 steht allgemeiner für das 
Bestimmtere im Lat. Dagegen sind 359—365 viel ausführlicher 
als die lat. Angaben, die erst später noch eine ähnliche kurze 
Bemerkung über die Arbeit des Teufels geben. 381 — 389 die 
Strafe lässiger Teufel ist lat. nicht so concret dargestellt, 389 
und 390 sind im lat. durch eine Frage getrennt. 418 — 425 ist 
Alles Ausführung des lat. ingredimur in domus ipsorum. Die 
Vergleiche 430—433 und 450 fehlen lat. 454 überträgt lonest 
das lat. injuriara fecisti. 487- 489 die letzte Erwiderung Ju- 
lianas auf die Reden des Teufels fehlt lat. 503—505, 508 f. fehlen 
lat., es wird in ihnen drastisch geschildert, wie Juliana des 
Dämons sich entledigte. 538 ff. fehlt dem Lat. und beruht 



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48 



Schön bach. 



[490] 



Arnolts Angabe wahrscheinlich auf einem Mißverständnisse der 
lat. Stelle. 545 ff. hier ist aus zwei Reden der carnifices eine 
gemaeht worden. 549 ff. zuerst bekehren sich 500 Männer, dann 
werden aber nur 130 Christen hingerichtet. Die Verse 551 f. 
fehlen lat., wo ganz richtig steht: decollati sunt viri quingenti 
et midieres centum triginta. Den IIss. der Bollandisten mangelt 
bis auf eine quingenti ; nach ihrer riehtigen Vermuthung ist es 
einfach ausgefallen ; eine Hs. mit diesem Fehler wird auch Ar- 
nolt vor sich gehabt haben. 570 — 574 die kurze Rede des 
Aulcsius steht hier statt der erzählenden Angabe cremari jussit. 
587 nennt 42 durch ausspringendes Metall Getödtete, alle lat. 
Fassungen haben 75. 592 scidit vestimenta sua ist ersetzt durch 
sinen yrawen hart ttr uz brach. 

Es ist gewiss unmöglich, Sicherheit darüber zu erlangen, 
ob nicht Manches von den verzeichneten Zusätzen und Acn- 
derungen des deutschen Gedichtes sich bereits in der lateini- 
schen Vorlage befunden habe. Allein eine gute Anzahl muss 
doch jedesfalls von dem deutschen Bearbeiter herrühren; und 
es lässt sich nicht leugnen, dass fast Alles, was von ihm 
stammen dürfte, der Erzählung zum Vortheile gereicht. Sie wird 
dadurch lebendiger, sinnlich klarer, wirksamer, volkstümlicher. 
Von diesem Punkte aus kann man auch den Gedanken nicht 
gänzlich ausschliesscn, dass Arnolt selbst die allzu langstieligen 
Gebete und Reden weggelassen habe. Ich dachte eine Zeit lang, 
die Verschiebungen einzelner Angaben, welche vorkommen, 
seien durch die Annahme zu erklären, dass der deutsehe Dichter 
blos nach dem Gedächtnisse gearbeitet habe. Doch machen 
die genauen Uebcreinstimmungcn in anderen Theilen, besonders 
in Aufzählungen, das doch recht unwahrscheinlich. — Bildet 
nun aber die geistige Activität, welche, wenn auch beschränkt, 
in der Bearbeitung der Legende sich entfaltet, nicht einen 
Gegensatz zu der compilatorischen Art des Arnolt von der 
Siebenzahl? Ist die Hypothese Scherer's richtig, dann allerdings. 
Mit meiner Auffassung seheint diese Differenz sich jedoch zu 
vertragen. Und ich kann wenigstens auf ein Beispiel hinweisen, 
wo der Verfasser der Juliana, von der Vorlage abweichend, 
eine concreto Vorstellung der Strafe eines erfolglos thätigen 
Teufels 382 ff. zu geben sucht; diese Verse, sein Zusatz, sind 
Reminiscenz. Dass die Flickwortc der Siebenzahl in Juliana 



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Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



49 



fehlen, erklärt sich einfach : <lort waren theologische Gedanken 
und Lehren, eigene und fremde, zu verknüpfen, hier bestand 
die Aufgabe wesentlich im Uebersetzen. 

Ich habe zum Schlüsse Herrn Professor Richard Heinzel 
auf das Beste für eine Reihe von Bemerkungen zu danken, 
welche sowohl der Abhandlung als dem Texte zu Gute ge- 
kommen sind. Bei der ersteren war es nicht leicht, das er- 
sichtlich zu machen, dagegen habe ich in den Anmerkungen 
verzeichnet, was ich durch seine gütige Hilfe gewonnen habe; 
freilich glaube ich, in einzelnen Fällen bei meiner Ansicht 
bleiben zu sollen. 



Nu sul wir beginnen 
eine rede vure bringen 
getorste ich sinnen, trehtin, 
dar zuo der helfe din. 
5 ez was ein ewart, 

Arndt was er genant, 
er begunde sich vlizen 
wie er vure brdhte 
von einer reinen brüte, 
10 der christenheite al ze düte, 
diu leit vil michde not 

(2G tt ) Nu schrei wier peginen* getoerst ich voer meinen funden 2 
nv fchvel wiei' peginen getoerst ich trechtein ßnen (26 b ) der * dein 
helf da zve ein ewart do arnolt waf er genant er j?egvnd ßch 
vleizen wie ei' fver praecht die micheln 4 noet von ainer Jeiner 5 
prawt* der chrißenhait al ze davt (27 tt ) dev lait vil michel noet 

1 Unter pe zuerst ein anderes Wort: fvrt 

- Jeder Strich zweimal gezogen, erst schlechter, dann besser. 

3 Die ganze Seite ist verschmiert-, ob die Flecke von den zuerst geschrie- 
benen, dann ausgewischten Buchstabon herrühren, oder vom Abdruck der 
nächsten Seite, ist unsicher. Ist nach do noch etwas geschrieben, oder 
ist nur das folgende a grösser als gewöhnlich? 4 micfiein* feiner? 

6 pretett 



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50 



Schönbich. 



[4921 



unz si betwanck diu abgot. 

Bi des chuneges Maximians ztten 

under den heidnischen liuten 
15 do wuohs ein gotes undertäne, 

geheizen was si Juliane. 

ir vafer hiez Assuerus. 

diu buoch zellent uns sus 

welk ein dhtdre 
20 er der Christen wäre. 

sin chone was aver da zwischen 

weder heiden noch Christen, 

mit listen wolte si genesen, 

daz nemohte mit gote niht wesen. 
25 diu vrouwe icart gemahelot, 

als man noch vil unten tuot, 

ze einer heren brüte 

ze eines chuneges trüte, 

der was genant alsus 
30 grdve Aulesius, 

der was der vursten genoz. 

der vrouwen sorge waren groz, 

mit weihen listen 

si mohte gevristen 

vntz sei pedwanch dev abgot dev gotes vndertan gehaizen waf fi l 
iulian pei des chvenegef maximianf (27 b ) zeitn under % den haidni- 
schen lewten dv bvehf 2 ein gotef under tan gehaizn waf fi iulian 
ier vater hiez asweruf deo pveck zelnt vnffvf (28 a ) wilh ein 3 a#ch- 
taer er der Christen waer sein chon waf affer da zwischen veder 
haiden* noch Christen mit listen wolt si genefen daz mocht mit got 
nicht wefen dev vraw wart ge (28 b ) maehelot alf man noch vil weiten 
tuet zv einer vil hem pravt b vnd zv einef chvenegf travt der waf 
genant alf fvs* graf auleßof der (29 a ) waf der fverßen genoez der 
vrawen foerge warn groez mit weihen lifien fi moech 1 gefriften 

1 feif 7 Undeutlich. 3 Die zwei letzten Worte schwer lesbar, unsicher. 
* Vor haiden ein Wort ganz verschmiert; ob veder oder heder f 
'•> Das t nach alter Weise oben an das v geheftet. 

6 Darnach am Ende der Zeile wahrscheinlich noch ein Wort, aber ver- 
rieben. 7 Die Zeile zu Ende, es wird versucht, noch l zu schreiben. 



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f4931 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



51 



35 den ir Up reinen, 

daz si in noh deheinen 

niemer gewunne 

der ir ze chonen sunne. 

diu vrouwe an ir gebete lach 
40 beidiu naht unde fach 

mit weinunden ougen. 

ir opher brdhte si tougen. 

der heilege geist mit ir was 

unz si den ewegen Up besaz. 
45 dö daz tagedinch ckam 

daz der herre sinnen began 

der vrowen ze sineme bette, 

er bat daz si ime gestatte 

sines muotwiUen, 
50 die brütlouft vure bringen. 

si sprach, sam ir ir Up, 

si wurde nie mer sin wip, 

er enwolte gelouben an got. 

des kiete der herre sinen spot. 
55 deme sweher tete er die rede chunt, 

nach der tohter sande er sä ze stunt. 

alse er die tohter ane sach, 

nü muget ir hören wie er sprach: 

den iem leib (29 b ) rainen daz si in 1 noch chain nimer gebvn 2 dev 
ze chon fvn dev vraw an ier gepet lag paidev nacht vnt (30 a ) tage* 
mit bainvden* oegen ier opher pracht ß toegen der hailige gaiß 
mit ier baf vntz ß b den ewigen leip pefaz dv dev tafdignch* chom 
daz der heisre ßnnen pegan der (30 b ) frawen zv feinem pet er pat 
daz ß im geßat feines mvet wille 1 die pravtloft fver pringen ß 
fprach fam ier ier leib ß bvrd nimer fei beib er bolt geloeben an 
got def hiet der (31*) herre fein fpot dem fweher dete er die red 
cJivnt nach der tachter jant fazt ßvnt alf er die tachter an jach 
nv mvegt ier hoem bh er fprach (31 b ) 



1 Unsicher, n aus m, oder etwas Anderes? 2 Verschmierter Buchstabenrest. 

1 Ganz verschmiert. * Ganz verschmiert auf Rasur. * fu? 

9 Nicht ganz sicher, verschmiert. 7 Das e könnte auch Anfang eines n sein. 



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52 



Schönbach. 



Jieht du miner ougen, 
60 nü sage mir diniu tougen! 

elliu miniu wunne, 

waz enbute dü dineme manne 

deine dü soldest wesen undertdnf 

hast dü zuo eineme andern wdnV 
65 n sprach ,den ich ze liep wü hau 

daz ist der lebendige got, 

der din ist bdse unde ein getroch, 

din got Appollo 

der Iii in der helfo 
70 und enmach niemen schade gesin 

sin verhenge denne der min.' 

wie unguotliche er die tokter ane sack, 

dd si an den wären got jacti: 

diu ougen wurden ime ml groz, 
75 er tete der tokter einen st dz 

mit deme vuoze under den magen 

,des solt dü haben 

e ez der chunech bevinde; 

er heizet dich vaste binden 
80 nf einen murinen rost, 

so fidst dü ze niemen trdst.' 

des antwurte ime daz magedxn 

j<i, hau ich, vater min, 

Hecht dv meiner oegen nv fag mier deinew toegen evlew mein bvn 
baz en pvet dv deinem man dem dv foholdeß befen vndertan 1 haß 
tv zv ein (32 a ) andren ban fi fprach den ich ze lieb bil haben daz 
ist der lebentige got der dein iß poes vnd ein getroech dein got 
Appollo der leit in der helle vnd (32 b ) mag niem fchad gefein fein ver- 
heng den der mein bi vngvetleich er die tachter an fach dv ß an 
den bam got iach dev oegen bvrden im (33 a ) vil groez er tet der 
tachter ein ßoez mit tem fuez vnder dev oegen def fcholt tv haben 
e ez der chvengcli pevinde er kaust dich faß pinden (33 b ) avf ein 
fevrein roefl fo haß dv ze niem troeß def antbvrt im daz magdein 
ia ftan ich vater 



' Zweimal geschrieben, das erste mit zu weuip Tinte. 



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Mittheilunpen aus altdeutschen Handschriften. V 



53 



mten vetfe?» mttof begriffen, 
85 i?on« wmoz mir niht geschaffen 

dehein werltlichiu drö, 

daz ich deme grdven AuJesiö 

temer werde widert dn 

en enicelle Christenheit begnn, 
90 an minen got gelouhen. 

e lieze idi midi houbten/ 

deme vater wart vil zorn, 

er sprach ,tohter, dü hast verchorn 

durch einen trugendre 
95 die minen gote wäre 

Appollinem und Dianem; 

dü maht dich des verwdnen, 

wirfe ich dich den Heren, 

diu münzen dich schiere 
100 vrezzen unde zertreten, 

wid woldestü noch ane beten 

die minen gote hizrel 

tohter, nü volge miner lere.' 

des antwurte ime Jididne, 
105 diu gotes widertdne 

,vater, toren dine gote sint, 

beidki stnmben unde Mint, 

si haut dicJi verraten 

ein veßen mvet pegnfen da von mvz* (34 a ) mier nicht ge/chaden 
dehain icertleichev droev daz ich dem graffen avlessio immer berd 
vnder tan er bei christcnhait pegan 2 an mein got geloeben e liez ich 
midi hovbten (34 b ) dem vater bart vil zoern er fprach tachter dv 
haß verchoern dvrch ein trvgenaer die mein got waer appollinem 
vnt dianem dv macht dich tef verbaen wierf ich dich den (35 a ) tiern 
die vrezent 3 dich fchier frezn vnt zetreten vnd woldef dv noch an 
peten die mein got her tachter nv volge noch meiner ler def antbvrt 
im ivlian dev gote/ vnder tan vater (3;"> b ) toern dein got ßnt paidew 
ßvmbn vnt plint ß habent dich verraten 



1 Oder mvgf 2 ]) as n zweifelhaft. 

3 Unsicher, besonders die beiden ersten Buchstaben sind nicht auszumachen. 



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54 Schönbich. [496] 

als si alle die taten 
110 die in gevolgten, die sint Mute 

in wtzen und in nöten.' 

dö hiez er vil schiere 

slahen an si viere 

mit birchinen ruoten, 
115 diu hiit begunde bluoten. 

gebunden sande er si dö 

deme grdven Aulesiö, 

deine aller wirsisten man. 

dö des der herre gewan 
120 die vrowen ze siner geweite, 

wie vaste er st dö quelte! 

dö sprach der grdve Aulesius 

,ouwe, vrowe, wie tuost du sus! 

tröste din chunne 
125 und ruoche min ze manne, 

geloube dich dvner trugenheite. 

mir ist vil leit din arbeite 

ja riuwet mich, vil schönez wip, 

der din vil schöner Up 
130 den dü verliusest dne nöt. ( 

si sprach ja vurkte ich niht den tot. 

wil dü gelouben an Christ, 

alf ß alle die taten die in gevolgten die fint hevt in weitz vnt in 
(36 a J noeten dv hiez er vil fchier f Iahen an fier mit pirchein rveten 
dev havt 1 (36 b ) gvnde plveten gepvnden fand er fei doe dem grafn 
avleßo dem aller bierjißen man doe (37 a ) def 1 der herre gewan die 
fromm zv feiner geweit wie faß er fei dv gvelt dv fprach der (37 b ) 
graf avleßvf 1 avbe fraw wie tveß tv fvfi troeß dein chven 4 vnd 
rvech mein 5 zeman geloeb dich deiner trvgenhait (38*) mier iß vil 
lait dein arwait ia rewt mich fprach er vil fchoen weib der dein 
vil fchoener leib den dv verlewß an noet ß fprach ia fuercht ich 
nicht den toet (38 b ) bil dv geloben an christ 



1 a unsicher, ef - def nicht sicher, aber wahrscheinlich. 
* 3 Die beiden letzten Buchstaben nach der älteren Weise verbunden. 

* Verschmiert. & Darnach eine undeutbare Tintenspur. 



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I 



[497] Mittheilnngen au» altdeutschen Handschriften. V. 55 

so leiste ich swaz dir liep ist/ 

er sprach ,wü du sin niht erwinden, 
135 sö lobe ich hie ze stunden 

daz ich durch dinen willen 

den selben Christ minne, 

obe dü minen willen tuost.' 

si sprach ,den heüegen geist dü muost 
140 in der toufe enphähen. 

ich enwil iedoch niht gdhen 

so verre in dine gewalt 

so dü selbe hdst gezalt: 

gewinnest dü mich mit listen 
145 e dü werdest Christen, 

so bin ich dir dehein guot. 

von diu so Id mich dne not.' 

er sprach ,des entar ich niht getuon, 

der chunech hieze houbton 
150 mich und mine undertdne, 

des lebens wurde wir dne. 

des antwurte ime diu guote 

,dd vone vurhte ich deheine note 

denne den alwaltunden Christ, 
155 dd dü daz stuppe und den mist, 

die werblichen herren, 

fo laiß ich waz dier lieb iß er jprach wil dv fein nicht erwiden 
fo low ich hie ze ßvnden daz ich dvreh dein willen den felben christ 
minne ow dv mein willen tvefi fi fprach den heiligen gaist dve 
mveß (39*) in der toef enhfahen ich 1 en wil iedoch nicht gahen fo 
verre in dein gewalt fo dv felw haß gezalt gewinfl dv mich 
mit lißsn e dv berß chrißen fo pin ich dier chain gvet von dev fo 
la mich an noet (39 b ) er fprach def getar ich nicht getven der 
chvench hiez mich hoebten- mich vnt mein vnder tan def lebenf burd 
wier an def antburt im dev gvet davon füret ich chain 2 noet den 
den alwaltunden chriß da dv daz ßup vnt den miß die wertleichn 
herren 



' Ueber das Wort ist ein horizontaler Strich gezogen. 

2 Darnach twei Buchstaben, die aber ganz ausgeschmiert sind. 

5 



56 



Schönbach. 



[498] 



wirktest also sere. 

von diu vertege midi enzit, 

mit der marter du ruht enbit: 
160 daz dü mir wellest heizen tuon 

mir ist vil liep dar zuo. 1 

dö hiez er vü schiere 

beseme bringen viere, 

under aller der diete 
165 man slouf st <Lz der wate, 

dar giengen sehse 

si viengen si bi deme vahse 

und würfen si vf die erde. 

da lach diu gotes werde, 
170 daz si nie niht gespracii, 

die beseme man an ir zerbrach. 

do sprach der vertane 

,maht dü ane beten Appollinem und Dianemf 

oder diu marter wirt vü lenge 
175 ditz ist daz anegenge 

da wir dich mite enphdhen. 

wie getorstü unser gote ie versmdhenV 

des antwurte ime diu guote, 

diu was bewollen in deme bluote 
180 ,wes muojest dü dich d6f 

(40 a ) f verlest al/foßr von dev vertige mich enzeit mit der marter 
dv nicht enpevt daz tv 1 mier weiß haizen tven mier ifl vil lieb dar 
zve dv hiez er vü fcliier pefem prign fier vnder aller der digch 
man (40 b ) ßoefef avz der waet dar giegen fegfe ß 2 fiegn fei pei 
dem har vnd bvrfen fei avf die erd da lag dev gotef berd daz ß 
nie nicht gefprach die pesm man an ier zeprach dv fprach der ver- 
tan (41 a ) macht tv an peten apollinem vnt dianem oder dein marter 
wiert vil legn ditz iß daz anegen da bier dick mit en phahen bie 
getroß tv vnffer got ie verfmahen def antbvrt im dev gvet dev 3 
(41 b ) pewollen in dem plvet wef m mveß dv dick do e* 

1 Unter der Zeile nachgetragen. 

2 Darnach auf Kasur drei Buchstaben, die aber ganz undeutlich sind [e/f]. 

3 Darnach / oder der Anfang eines anderen BuchstabenB. 

4 Vor e scheint früher noch ein anderer Buchstabe da gewesen zu sein. 



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[499] 



Mitteilungen ans altdeutschen Handschriften. V. 



57 



ja ist mir unmdre dtn drö, 

ja geloube ich vil starche 

an den die patriarche 

alle wol bäten, 
185 wie wol ei daz getäten! 1 

dö hiez er ri vähen, 

bi deme häre üf hähen. 

man nam ir ir gebende, 

man bant ir vuoze und hende, 
190 daz daz bluot da ze den nageln üz dranch. 

dd man ir die arme twanch, 

diu bein mit deme seile, 

unz an die sehste wile 

dö liezen tri ei hangen. 
195 dar zuo cham gegangen 

der gräve Auleeid: 

er sprach ,ouwe, vrowe, wie tuest du söi 

tröste diu chunne 

und ruoche min ze manne 
200 und enld dich niht töten. 

jä, maht dü dich wole genieten 

aller werltlichen wunne, 

und trösten diu chunne.' 

daz öre leite si hin dan, 
205 si wolde in niht sehen an. 

ia iß mier vmaer dein droe ia geloeb ich vil flarch an die patri- 
arch die alle dem wol 1 peten wie tool ß. daz geßaen dv hiez er 
fei fahen (42 a )p«a dem har avf hohen man nam ier gepende man 
pand ier fuez vnd hend daz daz plvet datz den nageln avs dragn 
da man ier die arm dwang dev pain mit ten fail vntz an di/egjl 
icaeil dv liezen ß ßi (42 b ) hangen da 2 zve chom gegangen der 
graf auleßo awe fraw teie tveß tv ß troß dein chven vnd rvech 
mein ze manne vnd la dich nicht, toeten ia macht tv dich wol ge- 
nieten aller wertleichen bvü vnt troefl dein chven daz hoer laid ß 
hin dan ß bold in nicht fihen an 



1 dem wol ist unsicher, auch bei peten ist das t zweifelhaft. 

2 da zweimal, zuerst mit zu wenig Tinte. 

5* 



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58 



Schon bach. 



[500] 



si sprach zuo den geiidzen 

die dd stuonden unde sdzen 

en alumbe den galgen 

,getorst ir nü erbalden, 
210 [und min gebot leisten] 

und saget iuwern meistern 

daz si sich niht muojen: 

ein enget mich behuotet, 

daz mich niht gevellen mach, 
215 und martert ir mich unz an den suontach.' 

do kiez er si nider Idzen 

mit beche begiezen, 

mit brinnundeme ere. 

dar cham der enget here, 
220 wie wole er daz erwante 

daz si daz viwer iht brante! 

dd si die guoten 

mit nihtiu mohten ertoten, 

do würfen si sx zwdre. 
225 in einen charchdre. 

dd Metes micheln ungemach, 

den leidegen tievel si dd sach 

im ziereme gewdte 

in engels getdte. 

fi fprach zv den genoezen die da fiveden vnd fazn (43 a ) en alvme 
den galgen* getoerß ier 2 nv erpalden vnd fagt eicern maifiem daz 
ß ficJi nicht mven der heilige engl mich pahvet daz mich nicht ge- 
veln magch vnd martert ier mich vntz an fventag dv hiez er fei 
nider lazen mit pech pegiezen mit (43 b ) prindem mer dar cJiom der 
engl her icie bol fi daz enoante daz fei daz vrew* icht j>rant dv 
fi die gveten mit nichtev mochten dertoeten dv burf ß zwar in ein 
charchaer (44 a ) da hietfz* mifcheln vngemach den laidigen tiefei 
ß da fach in zierin gewaet in engelf getaet b 



1 alvme den galgen zwei Mal, das erste Mal radirt. 

2 Unter der Zeile nachgetragen. 

3 lieber i> ein Buchstabe, eher a als e. 

« t übergesetzt, fz unten angefügt. 5 ge unter der Zeile nachgetragen. 



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[501] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



59 



230 alse er die vrouwen ane sack, 

nü muget ir hören wie er sprach: 

,edeliu vrouwe guote, 

chint, tuo so ich dir rdte: 

so dü nü üz deme charchdre gest, 

235 so bringe din opher e 
vur diu abgot 

und ervulle des grdven gebot, 

so hast dü alle wunne 

mit dineme schonen manne/ 
240 diu vrouwe zwivelöte 

ein teil in ir muote 

durch diu vü starchen märe, 

si wdnte daz ez der heilege engel wäre. 

si huob üf ir hende 
246 vü heize weinunde, 

si viel nider en chrüzestal, 

als man got bitten sol, 

si sprach ,nü hdnt mich verrdten 

die mich solden behuoten, 
260 min vater und min muoter, 

nü ger ich helfe deheine 

denne dm, trehtin, eine/ 

des enwas zwivel dehein, 

alf Jo er die fraxcen an fach nv mvegt ier hoeiii bie er fprach edel 
fraw gvet chint 1 tv fo ich dier (44 b ) rat fo dv nv avz dem chra- 
chaer gefi fo piinge dein opher e fver dev appgot vnt ervol des 
grafen gepot fo haß tv alle bvn mit deinem fchoem man dev 
frawe zweifelt ein tail in ier mvet dvrch dev JU ßarchen maer ß 
want daz ez der heilige engel waer (45 a ) ß hveb avf ier hend vil 
haiz wainvnd ß viel nider en chrewz ßal alf man got piten fchol ß 
fprach nv hawent mich verraten die mich folden pehveten mein 
vater vnd mein mveter (45 b ) nv ger ich 2 helf dehain den dein trech- 
tein ain def waf zweifei dehain 



• Nicht ffanz deutlich: in, der zweite und dritte Strich sind nicht völlig 

verbunden, vielleicht nur nicht fertig. 
2 nv ger ich zwei Mal, das erste radirt. 



(JO 8chönb8ch. [502] 

der heüege enget ir erschein 
255 in deme charchdre 

,vrowe, ich wü dir sagen mdre: 

von himele bin ich her gesant, 

ditz ist der vdlant, 

der leidige Sathanat, 
260 der mit dir hie geredet hat, 

nü vestene dinen gelouben. 

ich wü dir daz erhüben: 

wü dü in binden, 

er enmach dir niht verswinden 
266 noch niht entrinnen 

du erhübest imz danne. 

daz biutet dir got ze Une und ze minne/ 

dö schre der tievel ,ouwe, 

und wäre ich nü von hinnen $1* 
270 diu vrouwe niht entwalte, 

alse ir der engel zalte 

die boteschaft vrone, 

d wart sd ckuone, 

si viench in bi den locchen, 
275 si begunde in vaste drucchen, 

si warf in uf die erde, 

si sprach ,daz dir we werde, 

dü unreiner mist, 

swie manechvalt din gewalt ist. 1 

der heilige engl ier derschain in dem chrachaer fraw ich wü dier 
Jagen mer mm himel pin ich her gefönt ditz iß der valant (46») 
der laidige fathanaf der mit tier hie geret hat nv veflen dein ge- 
loebn ich bil dier daz erheben bil dv in pinden er mag dier 
nicht verfwiden noch nicht entrin daz pewt dier got (46 b ) ze Ion 
vntz minne dv erloebest imz dan e dv fchrai der tieft awe vnd 
waer ich nv von hin dev fraw nicht entwalt alf ier der egnl zalt 
die potfchaft vroen j\ wart fo chven fi (47 a ) vieng in pei den log- 
chen ß, pegvnd in vaß drvgchen 1 fi barf in avf die erd fi fprach 
daz dier bewerd dv vnrainer miß bie mangch falt tein gewalt iß 



1 Vorher: f. lolgchen durchstrichen. 



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[503] 



Mittheilungen au» altdeutschen Handschriften. V. 



61 



280 « ckniete ime üf die bniste, 

si baut in vil vaste 

mit den selben banden 

da si mite was gebunden. 

si sprach, } mge mir, unreinez (jetroch, 
285 wie hast du din gezochi 

war bist dü varende, 

der christenheite schadende^ 

daz wil ich erchennen, 

du muost dich mir nennen.' 
290 des antwurte ir Sathanat 

,geheizen bin ich Beriat, 

Belzabup ist min meist er; 

wir haben geleistet 

huore unde meineide 
295 der christenheite ze leide, 

roup unde manslaht 

daz ist unser ambaht. 

allez daz uhele ist 

dar zuo wirfe ich minen list. 
300 nicht mer ich dir zelle. 

mir enwart in der helle 

von hitze nie so warm 

als mich brennet din arm.' 

ß chniet im auf die prvß ß pant (47 b ) in vil faß mit ten filwen 
panden da fi mit baf gepvten ß fprach fag mier vnrainz petrogch 
bie 1 haß tv gezogch ba piß tv farnde der chrißenhait ßhadende 
(48 a ) daz bil ich erchenen dv mveß dich mier nenen def antbvrt 
ier fathanat gehaizn pin ich beriat welzabup mein maißer bier haben 
gefrvemt hver vnd mainaid der chrißenhait ze laid ravb (48 b ) vnd 
man/lacht daz iß vnßr ampacht allez daz vbel iß da zve bierf 
ich mein liß nicht mer ich dier zelle mier wart 1 in der helle von 
hitz nie fo warm alf mich prent dein (49 a ) 3 arm 

1 Darnach fo radirt. 2 Sehr verschmiert. 

3 Die letzte Zeile der lateinischen Schrift ist radirt, um die erste der deut- 
schen darauf schreiben zu können; auf den folgenden Blättern werden 
die Rasuren immer grösser, bis sie schliesslich die ganzen Seiten um- 



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62 



Schönbich. 



[504] 



sie liez in zäunen, 
305 si sprach ,ich wü dich bannen 

bi deme lebendigen gote, 

daz dü mir chundest hie ze stete 

der dinen unze mere 

dir selben al ze sere; 
310 so Idze ich dich vam in gotes haz, 

nü Id dir shunen deste baz. ( 

des antwurte ir der tievel 

,ich bin ez dne zwivel, 

Josim der alte, 
315 der ftven und Addmen valte 

üz deme paradise, 

da siu wären unwise. 

dar ndch ich des gewuoch 

daz Kdin sinen bruoder sluoch. 
320 dar ndch warf ich lanch 

unz man dri chnappen viench 

und in ein viurin gadem sloz. 

dar nach warf ich vil gröz 

unz ich den ckunech Nabuchadosor gewan, 
325 daz ich in brdhte dar an 

daz er gewan ein hüs, 

da hiez er wurchen eine sül 

ß liez in zan fi fprach ich bil dich paflpei dem lebentigen 1 got daz tv 
mier chvndest hie ze fiet der deiner beitz mer dier felb al ze fei-fo 
laz ich dich farn gotef haz nv la dier flavnen defler (49 b ) paz def 
anbvrt ier der tiefei ich pin ez 2 ane zweifei iofim der alt der even 
vnd adam falt avz dem paredeif daz fev barn vnbeif dar nach ge- 
riet ick daz daz ba.n 3 fein prveder flveg* (50 a ) dar nach warf 
ich lang vntz man drei chnapen vieng vnt in ein gadem floez dar 
nach barf ich vil groez vntz ich den chvengch nabuchadosor gewan 
daz in dar an prac* daz er ein ftat geban da hiez (50 b ) er bver- 
chen ein fal 

1 Zuerst lebe/ radirt. 2 efz, aber / als Fehler gestrichen. 
» Nur dies ist sicher, ein Klecks hat getilgt und Wurmfrass. 
4 Nicht ganz sicher. 

* Hier scheint über die Seite hinaus geschrieben worden zu sein. 



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[505] Mittheilungen aas altdeutschen Handschriften. V. 63 

uz roteme golde. 

die do niht enwolden 
330 ane beten tränen got, 
• die wurden alle gehoubtot. 

ich binz der seihe vdlant 

der machete Jerusalem verbrant, 

die pröfeten 
335 vrumte ich verraten, 

die schulde waren auch min 

daz ich hiez toten diu chindelin, 

in der wuoste ich verriet 

elliu judischiu diet 
340 daz siu worhten ir abgot 

über Moses gebot. 

deme chunege Herodes ick gebot 

daz Johannes wart gehoubtot; 

Joben den guoten 
345 den braute ich in note, 

ich nam ime sinen gewin; 

der selbe tievel ich bin 

der Salamön den wisen man 

alrerste zuo der helle gewan; 
350 ich was in deme rate 

dd man Stephan steinote } 

Petern hiez ich vdhen 

avz roetem gold dv er dv nicht wold an peten meinen got die hurten 
alle gehoebtot ich pinz der felb falant der macht daz man ierufalejn 
verprant die profeten frvmt ich verraten die fchvl bam 1 auch mein 
daz ich hiez toeten (51 a ) deu chindelein in der bveß ich ferriet 
allev ivdifchev diet daz fev barchten ier apcot rber mofevf gepot 
dem chvenge herodef ich gepoet daz iohannef bart gehoebt boetet 
iacoben den gveten (51 b ) 2 den pracht ich in noeten ich nam im 
fein geicin der felb tiefei ich pin der falamon den beifen man aller 
erß zv der helle gewan ich waf in dem rat da man ßefan (52 a ) 3 
ßainoet petern hiez ich fahen 



1 Zweifelhaft. 2 Die Schrift wird von hier ab grrtsser und schlechter. 
3 Die nächsten Zeilen sind besonders schlecht. 



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Schönbach. 



[506] 



und an daz chrüze hohen, 

Paulen daz houbet abe slahen. 
355 ich enmach dich niht verdagen 

miner missetdte: 

ich was dd vruo und späte 

unz din got wart erhangen, 

dd was ez mir wol ergangen. 
360 ich sldfe noch izze, 

die erde ich ubermizze* 

bridiu naht unde tach: 

sied ich iht ubels gevrumen mach 

mit mannen und mit wiben, 
365 dar zi 10 ich vaste schiube. 

diu dinch ich elliu hdn getdn. 

vrouwe Julian, 

mir wart von isininen banden 

nie so we als von dinen handen. 
370 dü hdst mich uberwunden. 

alles des ich dir gunne. 

nü daz geloube mir: 

swanne ich nü entrinne dir, 

ich enruoche obe ich din nimmer 
375 chunde gewinnen/ 

dd sprach ez Julidne, 

diu gotes undertdne, 

,sage mir, lugendre, 

vnd an daz chrewz hohen pavlen daz höbet (52 b ) ab flohen ich mag 
dich nicht verdagen meiner miflat ich waj f rve vnt fpat vntz tein 
got wart derhangen du was ef mier wol (53 a ) der gangen ich flof 
noch iz die erd ich vber miz paidev nacht vnd tag fwa ich icht 
vbelf gefrvem mag mit manen vnt mit beiben (53 b ) da zve ich faß 
fchevb dev dignch han ich evlew getan frawe iulion mier bart von 
eifnein panden nie fo be alf von dein handen dv haß mich vber 
bvnden alle] defdier liew x iß nv geloeb (54 a ) nv geloeb mir dazfwan 
ich dier nv entrin ich enrvech ow ich dein nim mer chvende gebine 
dv fprach ez ivlian dev dev gotef vndertan (54 b ) fag mier Ivgnaer 



i Zweifelhaft. 



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[507] Mittheilungen an» »ltdoutHchen Handschriften. V. 65 

so du chum&st lare 
380 zuo dines meisters handen., 

wie wirdest dü denne enphangenV 

des antwurte ir Sathanat 

,s6 tuon ick ein unsdlege vart 

an einer viurinen 
385 süle diu sntdet 

alse ein scharsahs, 

an allen vieren ist si wahs, 

und mach ich dar ane nimer ersterben. 

wie mach mir denne imer wirs werden f 
390 doch wil ich dir sagen einen list, 

wie min gewerf getan ist, 

min und miner gesinden: 

swd wir iemen rinden 

der ze gote cheret sinen muot, 
395 deme tuo wir vü not 

mit bösen gelüsten, 

wir leiden ime die vasten, 

almuosen unde chirchganch, 

wir machen ime den wech ml lanch, 
400 wachen swdre, 

die mettin unmdre. 

iemer sint ime bi 

fo dv chvemß laer zv deine/ maifier handen bie wierß tv den enphan- 
gen def antburt ier der fathanat fo tven ich x ein vnfaeligev fartt 
(55 ft ) an einer vewrein fevl dev fneidet 2 als ein fchar fach an allen 
fierin iffi baeffe vnd mag ich den dar an nimer der fierben bie mag 
den* immer wierf werden dock (55 b ) wil ich dier fagen mein liß 
wie mein 4 geberf getan iß mein vnd meiner gefeiten ba bier iemen 
finden der ze got cliert fein mvet dem tve wier vil noet mit poeffen 
gelvßen (56 a ) bier laiden im die f aßen almvefen vnt chr'ichcJiangch 
bier mach im den begeh vil langeh backen fwaer die metein vm- 
maer (56 ft ) immer ßnt im pei 

1 ich unter der Zeile nachgetragen. 2 t ist über e gesetzt. 

3 Sehr undeutlich, ob ne am Ende steht; auch vorher standen einige 

Buchstaben, welche aber jetzt vollkommen unleserlich sind. 
* Verschmiert. 



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G6 Schöubach. [508] 

unser zwene oder dri, 

ze aller slahte ziten 
405 « wir ime an der taten, 

daz in diu sunde gezeme 

e uns der enget [in] beneme. 

doch muojet uns vil harte' 

sprach der hellewarte 
410 yswd wir iemen sehen ilen 

und sine sunde vertiligen; 

da mache wir werren under 

mit ir chinden und mit ir vriunden 

und machen ze heüegen ziten 
416 daz si mit enander chriegen unde striten. 

si werdent selten dne umem rat/ 

sprach der leidege Satkanat 

,wir ckomen obene üf daz dach, 

wir tuon in micheln ungemach. 
420 swenne wir aver in daz Ms mugen, 

under daz bette icir uns legen, 

wir muojen siu mit den troumen 

und swie wirs mugen zouwen, 

dicche wir si arbeiten 
425 alle ungemeine: 

vnffer zxcen oder drei zv aller flacht Zeiten fei 1 wir an der feiten daz 
in dev fvende gezem e vnf der enget penem dock mvet (57 a ) vnf vil 
hart fprach der helle bart fwa hier iemen fehen eitlen vnt fein fonde 
vertiligen da mach wier bern vnder mit ier' 1 chinden vnd mit ier 
fremden vnd machn ze hailigen zeiten daz fi mit ein nander ckrie- 
gent vnt ßreitent (57 b ) fi berdent feiten an vnjfern rat fprach der 
laidige fathanat bier ckoem oben avf daz dach wier tven in mi- 
cheln vngemach fwen wier affer in daz havf moegen vnder daz pet 
(58 a ) wier vnf legen wier mven fev mit den troem vnd bie bierf 
mvgen gebinnen digch bier ancaiten alle vngemain* 



1 Das t ist aus n durch Radiren hergestellt. 
5 Unter der Zeile nachgetragen. 

3 Sehr unsicher; ich glaubte früher vngemailn zu lesen; jetzt wage ich 
keine Entscheidung. 



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[5091 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



67 



swer ze gotes Mse gdt, 

icir raten ime daz ez ime widerstdt. 

betet er inner chlichen, 

wir muozen ime entwichen, 
430 wir -dienen sam er uns brenne; 

so newizze wir denne 

war die sunde chomen eint, 

si verswindent sam der wint; 

db sprach ez Juliane, 
435 diu gotes undertdne 

,nü sage mir, unreiner, 

wie getarst dü gemeinen 

menschen deheinen, 

der gotes hantgetdte, 
440 mit wer che oder mit rdteV 

des antwurte ir der verwdzen 

,jd getar ich niht gelazen 

mines meisters gebot, 

ez verhenge mir sin denne din got. 
445 wie getorstü mich geruoren 

und an diner chetenen gevuoren 

und verhengete sin niht der heüantl 

ja getorstest dü dine hant 

niemer an mich getuon, 
460 ich zarte dich alse ein rephuon.' 

ber ze gotef havf gat bier raten im daz ez im wider ftat pet er 
inercheleichen bier (58 b ) mvezn im entweichen bier fliehen fom er 
vnf prenne fone biz bier den ba die fvende chomen ftnt ß verfwin- 
dent fom der wint dv fprach ez ivlian dev gotef vndertan nv fag 
mier vnrainer bie ge (59*) tarjt tv gemain 1 menfeh dehain der gotef 
haut getat mit berch oder mit rat def antburt ier der ferbazn ia 
getar ich nicht gelazen meinef maißer gepot ez verhenge mierfn 2 
den dein got (59 b ) bie getoerß tv midi gerveren vnd an deiner 
cheten gefvern vnt ferhenget fein nicht der hailant ia getoerß tv 
deine hant nimmer an mich getven (60*) ick zart tick* alf ein 
rephven 

1 Unsicher, auf Rasur. 2 Unsicher. 3 Undeutlich. 



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68 Schönbach. [510] 

do sprach ez Juliane, 

diu gotes undertdne, 

,nü sage mir, unreiner, 

wie du allen den lonest, 
455 die sint in dineme dienest P 

,die mache ich chrumbe und holze 

und alle unganze. 

mit lugenen ich si sehende, 

ich verrate in vuoze und hende; 
460 ich ile dar gdhen, 

daz si sich ertrenchen und erhöhen, 

die andern ich denne 

in deme vitver verbrenne; 

und daz si sich ertoben und erwinnen 
465 daz biute ich in ze laue und ze minne. 

heiligiu vrouwe, 

mich riuwet entriuwen 

daz ich her zuo dir hiute 

gewarp noch susgetdnen nöten.' 
470 do si sine schulde vernam 

der chetenen ein drum si nam 

da er mite was gebunden, 

dv fprach ez ivlion dev gotef vndertan wo Jag mier vnrainer bie dv 
allen den loenest die fint in deinem dienfi die mach ich chrvp vnt 
(60 b ) haltz vnd alle vngantz mit Ivgen ich fev fchende iclif errat in 
fvez vnd hend ich eil dar gahen 1 daz fi ficli der trengeht vnt der hohen 
die andren ich den in dem vewer veppren' 1 vnt daz fi fich der to- 
bent vnt der binnet daz peivt ich in ze (61 a ) 3 loen vnt ze min hai- 
ligev fraw mich rewt entreim daz ich e hevt her zv dier* gefragt 
han nach fvftgetanen '- 1 noet* dv fi fein fchvld vernam fi nam der 
cheten ein drvm 1 da er mit baf gepvnten 

1 a nicht sicher. 2 Das erste p wurde in r zu bessern versucht. 

3 Die ersten Zeilen sind schief gerathen, und es ist bei einigen Worten 

schwer zu entscheiden, welcher Zeile sie zuzurechnen sind. 
* i übergeschrieben. 5 Könnte auch /v/getanen heissen. 
e Das Wort unter der Zeile nachgetragen. 

7 Undeutlich, r und v scheinen verbunden, wie es in Schriften des 12. Jahr- 
hunderts vorkommt. 



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[5111 



MittheilunKcn aus altdeutschen Handschriften. V. 



69 



si viench in mit beiden banden 

unz er so lüte sclire. 
475 8i verliez in niht e 

unz diu chetene was zerbrosten, 

do giench diu vrouwe rasten. 

do spracJi ez der tievel ,maget guote, 

chunegin, dü erld mich der nöte, 
480 daz mich die Hute iht gesehen; 

so ist mir bösliche gescheiten, 

si habent min grözen spot ; 

so getar ich vur minen got 

niemer chomen mere. 
485 du hast nü ere 

vil an mir begangen/ 

si sprach ,des wil ich dir niht gunnen, 

du nemachest dich mir nimer so swdre, 

dü muost vur den riktdre.' 
490 Aulesius der vertane 

der sande boten zwene 

zuo deme charchdre 7 

ob iender leben todre 

in der vrouwen lichnamen guot, 
495 daz man ir mohte getuon den tot. 

ß fiegn in mit paiden banden vntz er fo lavt fckre ß ferliez in 
nicht e vntz dev chete baf zeproßen dv gien dev frawe rafien 1 dv 
fprach ez magst gvet der tiefei chvengin dev dv era la mich der 
noet daz mich die leit 2 ick gefohn* fo iß mier poefleich gefchehn ß 
habent mein groezn fpot fo getar ich fver meinen got nimer chom 
mer du haß nv er vil an mir pegangen ß fprach des bil ich dier 
nicht gvennen dv machfl dich mier nimmer fo fwaer dv mvefi fver 
den riclttaer (61 b ) avleßvf der fertane der fände poten znen zv 
dem charchaer ob in der leiven waer in 4 der frawe leidinam daz 
man h ier moecht vertailen vnt getven den % toet 

1 Die nächsten Zeilen sind cranz in Verwirrung; was ich liefere, entspricht 
am meisten der rein mechanischen Vertheilung der Worte in die Zeilen, 
kaum der sachlichen Ordnung. 2 Unsicher. 3 n übergesetzt. 

4 Ganz unsicher, es könnte ebenso nv gelesen werden. 

5 Darnach steht ft und ist durchstrichen. ß n übergesetzt. 



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70 



«Thonbach. 



|512] 



alse der charchdre üf wart getdn, 

die vrowen die hiez man vure gdn. 

dö vuorte si an der hant 

den si in deme charchdre gebant 
500 an einer chetenen vü lanch. 

hei wie er üf und nider spranch! 

über einen marcht si in zoch; 

daz Hut allez vore vlöch 

beidiu wip unde man, 
505 sin geverte was so vreissam. 

die chetenen si von ir swanch, 

si warf in in einen veltganch, 

daz er dar inne lac betochen. 

daz Hut begunde allez ruofen unde lachen. 
510 

alse diu vrouwe in daz hüs trat 

und si der grdve ane sack, 

wie unguotliche er zuo ir sprach 

jnü sage mir f unreine, 
515 waz daz zouber meine? 

von welheme eitergifte 

hast dü dise chrefte, 

daz dich niemen mach ertoten 

mit deheinen nbtenV 

alffo der charchaer avf bart getan die frawn die 1 hiez man fver 
gan dv fvert fi an der hant den fi in dem charchaer gepant an 
einer cheten vil langch hei bie er auf vnd nider fpranch veber einen 
marcht fi in zoech daz lewt allez foer vloech paidev beiw vnde man 
fein gevert baf fo fraiffam die cheten fi von ier fwanch fi barf in 
in einen veltganch daz er dar in lag petochen die lewt 2 pegvnden 
alle rvefen vnd lachen alf fo dev frawe in daz havf trat vnt fei 
der graf an fach wie vngvetleich er 3 zv ier fpracli nv fag mier 
vnrainev baz daz zoewer maine (62 a ) von belehen aiter giß afi dv 
dife chraft daz dich niem mag der toeten mit tehain noeten 

1 Nach die nochmals frawn, aber radirt. 

2 Vorher daz leit, aber radirt. 

3 Darnach fpraeh, radirt. 



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[513] Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 71 

520 des anticurte ime diu maget 

,ich hau dirz e gesaget. 

weitest dü in erchennen, 

ich wil dir in aver nennen 

der mir den willen und den rät 
525 so vesten gegeben hat: 

daz ist der lebentige christ 

der ie was und iemer ist. 

dü mäht mich niht e ertöten 

unz daz er mine sele selbe wil behalten. 1 
530 do wart geworht ein isnin rat, 

alsd der herre gebat, 

dar zuo Sprüngen schiere 

ietweder halben viere, 

daz rat si umbe triben 
535 unz si ir ir gelide 

elliu üz einander brdchen, 

si newesten waz si an ir rächen. 

do cham der enget von himele, 

er brdhte da zesamene 
540 den lichnamen reine, 

daz heilige gebeine. 

do diu vrouwe des genas 

daz ir arges niht enwas, 

do riefen die werchendre 
545 ,ditz sint starckiu märe! 

def anbvrt im dev magt ich han dierz i e gefagt wolteft dv in er- 
chenen ich bil dier in affer nenen ber mier den billen vnt den rat 
fo veßen gegeben hat das iß der lebentige ehr iß der ie baf vnd 
immer iß dv macht mich nicht e der toeten vntz daz er meine fei 
felbe bil pehalten da bart gewoercht ein eifnein rat affo der herre 
gepat da zv fprvgen* fchier ietbeder halben fier vm triben ß daz 
rad vntz ß ier glid ewlew avz einnander prachen ß beßen baf ß 
an ier rachn dv chom der engel von himel er pracht da zefam 
den leichnam rain (62 b ) daz heilige gepain dv devfrawe def genaf 
daz ier argef nicht enbafdv riefen die berchnaer ditz fint ßarchev mer 



I derzf 2 r« wieder in alterthümlicher Weise verbunden. 



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72 Sebönbarb. [514] 

vrowe Juliane, 

der dich hat geheiligöt, 

durch den wel mir liden den tot. 1 

do becherten sich sä ze hande 
550 vunf hundert manne 

dne wip und äne chint 

diu ungezalt und ungeschriben sint. 

zehenzech unde drizech 

die umrden vil vlizeclt 
555 daz si die toufe enphiengen 

und Christenheit begiengen, 

mir die maget si do giengen, 

si ruoften vil lüte 

,wir suln uns gelouben hiute 
56(> des tievels gesjjenste, 

wir wellen cheren ze gotes enste; 

der dich hat geheiligöt, 

durch den wel wir liden den tot. 1 

der vrouwen wart ze gesüüe getdn 
565 daz man daz houbet hiez allen abe sldn. 

die engele von himele 

die vuorten die sele 

ze deme oberisten chore, 

ze deme aneblicche vrone. 
570 do spraeh der grdve Aulesius 

frawe ivlian der dich hat geheiligöt dvrch den bei bier leiden den toet 
(63 a ) dv pechert ßch /atz hant fvenf hundert man an beib vnd an 
chint die vngezalt vnd xmgefchriben fint zehenzg vnt dreizg die bvden 
fil fleizzige daz fi de toef enphiengen vnt vnt chrißenhait pegiegen fver 
die mögt ß dv giegen ß rveften 1 vil lawt 2 wier Jchvelen unßhewt 
def tiefelf gefpenß geloeben wier wellen ehren zv got der dich hat 
geheiligöt dvrch den bei bier leiden den toet der frawen bart ze 
gefleht getan daz man daz havbt hiez 3 allen ab ßahen die engel 
von himell* die fvert die fil zv dem oberfien choer zv dem am- 
pligch ßoen :t dv fprach der graf avleßvß 



1 Das t n über e gesetzt. - Zuerst lut radirt. 3 Zuerst iez radirt. 
4 Statt U könnte auch n zu lesen sein. 1 Nicht ganz sicher. 



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[515] 



Mittheilungen ans altdeutschen Handschriften. V. 



73 



,obe dü noch mer zouberest sus, 

ich Jißize dir machen 

eine gluot und wil noch versuochen, 

obe diu daz viwer welle ruochen/ 
575 VÜ michel was der vrouwen not 

in deme louge und in den* gluot. 

ir geloube was ze gote vü veste. 

der enget daz viwer teste. 

des wart zornecJi 
680 der man vü stritech, 

do hiez er wellen bli, 

dar in sazte man si 

in einen haven vol 

und. dar umbe vil chol. 
585 die da sdiuzzen die guote 

die lagen da tote, 

zwene unde vierzech manne, 

ze tode wrbrunnen si danne. 

diu vrouwe saz in deme bliwe 
590 alse in deme ehalten touwe. 

do der herte man daz sacli, 

sinen grdwen bart er uz bradi, 

er hiez ir daz houbet abe slän. 

ze der marter giench si mit vröuden dan. 

ob dv noch mer zobereß ich haiz dier machen eine glvet vnd bä noch 
ferfvechen ob den daz ferner belle rvechn vil micliel baf der frawen 
noet in der glvet und in dem loege ier geloeb baf ze got vil vefte 
der engnl daz fewer lefcht def bart zoernigeh der ßreitige man dv 
hiez er wellen plei dar inne satzte 1 man fei in einen liafen 2 vollen 
vnt dar veber vü choeler die da fchuffn die gvet (63 b ) die lagen 
da toet zwen vnd fierzgeh manne ze toede verprvnn ß danne dev 
frawe faz in dem plei alf in dem ehalten tawe dv der herte man 
daz fach feinen gran part er avz prach er hiez ier daz hoebt ab 
flohen zv der marter giegn ß mit frewden 



1 Zuerst faed, dann darunter fe. 

2 Von hier ab immer schlechter und selbst nach Anwendung des Reagens 
schwer lesbar 

6* 



74 



Schönbach. 



[51«] 



59f> dar cham der selbe vdlant 

den si in dem charchdre gebaut, 

er sprach zuo deme gesind e 

,ir sult niht erwinden 

unz ir st sehet tot, 
600 wand si mich brdhte in groze not 

al eine lange naht unz an den tach, 

si sluoch mir ml manegen bittern slach. 1 

si blihte in ane dö si in horte chatten, 

ze rucche begunde er Valien, 
605 vaste von danne gdhen 

,wartd, si teil mich vdhen 

und ander stunt binden. 1 

vil schiere was er verswunden 

daz in nieman sach, 
610 dehein wort er da mer sprach. 

dö stuont ez unlange 

daz got mich ir sande. 

Aulesius der arge 

der Wolde varn ze einer siner bürge, 
615 dö er an daz mere cham 
unde vergen began 
dd cham ein teintstoz, 
michele unde groz, 
den chiel sluogen si an den grünt, 

dar chom der ftlbe falant den ß in dem (i>4*) charchaer gepant 
er j'prach zv dem geßnde ier fchvlt nicht der binden vntz ier fei 
/echt toet bant ß mich pracht in groez noet alle eine lange nacht 
vil manegn pitern flag flveg* ß mier zwar - ß pligeht in an da 
ß in hoert challen ze rvg pegvnde er fallen faß von dane gahen 
bert ß bil mich fallen vnd ander ßvnden pinden vil fchier baf er 
ftr fbvnden daz in niemen fach dehain woert er da mer fprach 
^64 b > dv ßvend* ez nicht lange daz got nach ier fände avleßvf 
der arge der wolt farn zv ainer feiner pverge dv er an daz mer 
dum vnd fergen pegan dv chom ein wint ß'«z michel tut groez 
den chiel flttgen ß an den grvnt 

■ Uusicher. ' Uudeuüich. > Unsicher. 



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[517] 



Mittheilnnp. n ans altdentschen Handschriften. V. 



75 



620 do ertranch Aulesius der hunt 

mit vier und drizech maiinen. 

daz mere warf in danne 

Hz an ein gevüde, 

dar chdmen Her tcilde, 
625 daz gevugele unreine 

und benuogen daz gebeine. 

der tievel zuo sich nam die sele 
628 und vuorte & in die kelle. 

da der tranch avleßvf der kvnt mit fier vnt treizg mannen daz wer 
barf in avz an ein gefilde dar chom tier wilde daz gefvegel vn- 
rain vnt penvegen daz gepain der tiefei die fei zv ßch nam vnd 
fvert (65 a ) fei in die helle. 



Anmerkungen. 

Vers 

1 = Himml. Jerusalem, Diemer 361, 1. nfl schul wir beginnen von gote 
vure bringen Legende von St. Margaretha, Pfeiffers Germania 4, 440 ff. 
V. 1 f. Nü aculn icir ave beginnen sagen von dem kintle Adelbreht (Mone, 
Anzeiger 1839, S. 46 ff.) 137 f. so wil ich beginnen, eine rede für bringen 
Massmanns Alexius, Text A, 1 f. Jedoch wil ich der rede beginnen, der 
helfe wil ich gedingen an den himelischen got Hartmann Glauben 25 ff. 
und in Variationen noch öfters. — Der Anfang des Gedichtes ist arg 
verderbt. Was ich gebe ist nur ein Versuch, das Wirrsal zu ordnen. 
An und für sich könnten mehrere überlieferte Worte dieselbe Echtheit 
beanspruchen wie die, welche ich in den Text gesetzt habe, ich wüsste 
aber nicht mit ihnen auszukommen, ohne noch stärker zu ändern und 
zuzusetzen, als ich gethan habe. — Der nächste in der Hs. stehende 
Vers scheint eine Nothreminiscenz. Die Vorauer Genesis hat ihn, 
Diemer 3, 1. Heinrichs Litanei, Fundgruben H, 217, 17. Der Ge- 
danke, dass man rein von Sünden sein müsse, um Gott in Dichtung 
zu loben, wird öfters ausgesprochen (auch Otfr. I, 1): reinez herze 
scafe du, trehten, in mir, daz ich geturre vone dir sagen unde singen, 
dise rede bringen Arnolt Diemer 334, 10. bliesen wir die minne, wie ge- 
turren wir den pater sinr/enf Paternoster MSD. 2 nr. XLni, 5, 12 f. Vgl. 
noch Summa Theologiae 3, 2. Veit (Mone, Anzeiger 1839, S. 54 ff.) 
V. 22. 47. — Arnolt beginnt in der Siebenzahl 14 Sätze mit Ni't, im 
Himml. Jer. finden sich 10. 

3 f. sinnen in dieser Verbindung Millst. Exod. 149, 11, andere Stellen 
haben die Wörterbücher. 



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76 



Schönbach. 



[518] 



Vers 

5 Arnolt nennt sich Diem. 356, 18 priester; in seinem Gedichte kommt 
aber ewart 348, 1Ü vor. Ich glaube nicht, dass diese Differenz hier 
so bedeutsam ist, wie sie Scherer QF. 7, 19 für andere Gedichte scheint. 

7 f. Das erste 'Reimwort wird falsch sein, vielleicht ist zu schreiben: sich 
vRzen er begunde. — Obschon ich vure bringen in dieser Verbindung 
nicht belegen kann, ziehe ich es doch vor, das in der Hs. folgende 
Object fallen zu lassen; sonst bestünde eine hässliche Wiederholung 
in V. 11, wo der Ausdruck unentbehrlich ist, und hier würde sich ein 
mangelhafter Dreireim bilden. Heinzel schlägt vor zu lesen wie er 
vure brähte die micheln wvte als einen Vers; der Redactor hätte dann 
wtze in noet geändert. — Vgl. Kaiserchronik Diem. 198, 3 ff. Veit 32. 

10 al ze düte, dieser Ausdruck ist in den verwandten Gedichten recht 
häufig: Arnolt 331, 29. 337, 2. 346, 16. Jttng. Judith 127, 3. 131, 12. 
144, 9. 150, 28. Physiologie Karaj. 100, 23. Adelbreht 223. Hartmann 
Gl. 2767. eine rede diiten Himml. Jer. 361, 2. 15. 362, 13. 

12 Es bedarf wohl keiner Verteidigung, dass ich die beiden nächsten 
Verse der Hs. weggelassen habe. 

13 f. Der Reim ziten : Hüten ist nicht selten, ich nenne nur Hochzeit Karaj. 

23, 17. Hartmann Gl. 796. 
15 f. Die Reime sind formelhaft und kommen noch vor 104. 376. 434. 451. 
Auch sonst: Kaiserchr. Diem. 171, 9. Rolandslied (W. Grimm) 7, 19 
und öfters bei Hartmann Gl. 

18 Berufungen auf diu buock sind besonders bei Arnolt zahlreich: so wir 
diu pttoch h&ren zeUen 338, 4, dann variirt 336, 7. 345, 23. 26. 346, 28. 
348, 19. 353, 18. daz puch saget uns »6 Himml. Jer. 369, 18. Vgl. 
362, 12. 365, 9. Von den überaus vielen Stellen, an denen in Dich- 
tungen des 12. Jahrhunderts solche Citate vorkommen, hebe ich nur 
die hervor, welche der unseren am nächsten stehen: diu buock aagint 
uns »us Aegidius Fundgr. I, 247, 30. Leben Jesu Diem. 242, 4. du 
bück zelint uns vili giwi» Salomon MSD. 5 nr. XXXV 5 b 2 «in scripft 
zelit uns sus 10, 1. nn »agent uns diu buock su» Veit 25. daz puoch sagt 
uns al»us Margaretha 52; dann mit al»6, zellen, sagen, queden Adel- 
breht 114. Millst. Exod. 150, 11. 156, 23. Recht Karaj. 8, 8. Hochz. 
Karaj. 37, 6. Physiol. Karaj. 94, 15. Jüng. Jud. 129, 14. Entecrist 
113, 14. 120, 32. Litanei 231, 22. Alexander 1714. 1981. 2367. 3317. 
3555. 4019. 4917. Tundalus (ed. Wagner) 205. — Reime von su» auf 
einen Namen mit -us finden sich natürlich in der Kaiserchr. sehr 
häufig. 

19 Die Hs. wilh vgl. Diemer Anm. zu 62, 29 und dazu noch Pilatus 62. 
21 Die Schreibung aver, ave besonders bei Arnolt. enzwischen den peiden 

347, 14. 

26 Die in den Gedichten des 12. Jahrhunderts häufigste Form ist: al» 
man noch hitUe tuot. — vil wUen adverbial Arnolt 335, 5. 345, 27. Jüng. 
Jud. 156, 27. 158, 13. 

27 Vor. Gen. 21, 1 f. Hochz. Karaj. 25, 2. 



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[519] Mittheihingen aus altdeutschen Handschriften. V. 77 

Vers 

28 Quelle: qnidam Senator firit, nomine Eleusius, amicns Maximiani im- 
peratoris. 

29 f. ein chunich der was genennet »tut Cesar Augustus Arnolt 349, 21. Ueber- 

haupt ist leere Zufügung von sus für Arnolt charakteristisch. Auch im 
Himml. Jer. öfters, z. B. 368, 2. 16. 369, 5. 17. 

32 Die nahestehende Jflng. Jud. 160, 24: ir gebete daz was vil groz. 

33 Vgl. 144. Auch bei Arnolt öfters, vgl. Einleitung S. 26. Himml. Jer. 
365, 25. 368, 24. wir muozen mit listen unser ere vor ime vristen Roland 
16, 5. mit micheln listen muoser sich fristen Kaiserchr. 31, 15. do ge- 
ddhle si sä vil maniger gttoten liste, du si sich mit wolle vristen 353, 2 
und noch 41, 27. 393, 14. Rother 3025. 

36 Die Besserung ist von Hoinzel. 

38 sinnen mit ze Aegidius 246, 22. Entecr. 126, 24. Wien. Exod. 6101 = 
7376 vgl. 7149. 6389; mit nach Physiol. Karaj. 101, 12. — JÜng. Jud. 
135, 23 und Anm. 178, 3. Millst. Exod. 162, 32. — gesinnen Arnolt 
339, 1. 

40 = 362 und Wahrheit Diein. 85, 22. Vorauer Sündenklage Diem. 301, 22. 
Millst. Exod. 140, 29. Alexander 6435. 6720. Kaiserchr. 435, 22. 484, 
13 u. ö. Die Substantiva umgekehrt ebenfalls häufig: Physiol. Karaj. 
83, 6. Millst. Exod. 162, 2. Kaiserchr. 276, 18. Hartmann Gl. 2790. 
3023. 3141; ohne heidiu endlich überaus häufig. 

41 = Kaiserchr. 309, 3. Hartmann Gl. 2387. Priesterl. 343. Nibel. 2075, 2 ; 
meist auch auf lougen reimend, mit zeherden ougen Kaiserchr. 317, 24. 
182, 21. tränenden Roland 2, 22. 122, 13. vliezenden Rother 4016. lachen- 
den Roland 103, 29. Kaiserchr. 146, 9. von w. o. Jüdel Hahn 134, 23. 
Auch an diesen Stellen meistens: taugen. 

45 Vgl. also daz tagedinch geviel Wien. Gen. 2629. Exod. 6323. Roediger 
Anm. zur Millstätter Sündenklage (Zs. f. d. A. 20, 282 ff.) V. 335. 

46 f. Vgl. die Darstellung der Vor. Gen. 19, 23 ff. 

48 vil wole gestaten si daz Himml. Jer. 368, 7. Construction auch Litanei 
235, 31. 

49 muotwiUen, häufiger Ausdruck, der während des 13. Jahrhunderts in 
dieser speciellen Bedeutung abkommt. Wien. Exod. 7131. 7383. Recht 
Karaj. 4, 2. Vor. Gen. 30, 4. Bileam Diem. 73, 5. 75, 19 u. ö. 

50 hrutlouß anrichten wird in der Regel durch andere Zeitwörter ausge- 
drückt: Aelter. Jud. MSD. 1 nr. XXXVII. 9, 9. Alexander 3994. 4001. 
4009. 4058. Hochz. Karaj. 43, 14. 

51 sam mir min tip Kaiserchr. 408, 21. s. tu. m. gesunt 230, 12 (gesunt = 
ßp 359, 4). altö liep so mir si der Hb Alexander 5658 u. ö. Wien. Gen. 
Exod. — In der Quelle steht nichts von dem Schwur. 

54 Vgl. 482. 

58 = 231. nfi muget ir hören formelhaft Bileam 74, 15. Hochz. Karaj. 19, 1. 
nü suU ir hären wie er sprach Ulr. von Liechtenstein 32, 8. 128, 12. 
142, 12 u. ö. — Millst. Gen. 72, 16. Alexander 5054. Vor. Alex. 183, 9. 
Anegenge 7, 1. Wernher Marienleben 150, 15. 



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78 Schönbach. [520] 
Vers 

59 Der Ausdruck ,filia mea dulcissima et lux oculorum meorum' ist allen 
lateinischen Fassungen der Legende gemeinsam. — sieh ouf mit den 
ougen, ckunt uns dine taugen Kaiserchr. 381, 15. Der Reim ist sehr häufig, 
vgl. Einleitung. Himml. Jer. 366, 25. Wien. Gen. 744. 4788. 5608. 
Kaiserchr. 439, 22. 451, 17. 31. Entecr. 132, 31. Aegidius 247, 37. 
Roland 108, 3. Ava Jüngst. Ger. 291, 26. Hartmann Gl; 135. 1764. 
2140. 3753. Priesterl. 342. Wernher 152, 31. 155, 9. 170, 33. 173, 22. 
180, 15. 181, 25. 193, 28. 205, 33. Tundalus 1173. 1975. 2123. Bonus 
(Zs. f. d. A. 2, 208 ff.) 189 f. Servatius (Zs. f. d. A. 5, 75 ff.) 321. 2737. 
— Wien. Exod. 6505. Litanei 229, 18. 

61 = Kaiserchr. 42, 17. 

62 Zu der Schreibung der Hs. vgl. Arnolt 354, 14. 

67 getroc ist ein Lieblingswort der Kaiserchr. 57, 22. 58, 23. 74, 20. 92, 8. 
249, 25. 264, 13. 328, 32. 330, 11 und mehrmals darunter: got. 

71 Vgl. 444. 446. »in verkenge min got Kaiserchr. 407, 14 (das Verbum 
15 Mal), verhenget is unser trelt&n Roland 35, 5. ob *»n got woüe Ver- 
heugen Erinnerung 693 (das Verbum noch 3 Mal). Servatius 1015. 1061. 
1865 und an vielen Stellen, besonders der Millstatter Hss. 

72 Vgl. 513. icie gnoüiche er zuo ir sprach Kaiserchr. 394, 6. Millst. Exod. 
162, 24. 

75 f. er woll ir tuon einen slac, stozen mit dem vuoze Kaiserchr. 373, 27. unt er 
die frouwen mit dem vuoze niene stieze 378, 2. under diu ougen slahen 
Physiol. Karaj. 100, 2. 3. si täten ime ubele stozze Wien. Gen. 3607. — 
Die Besserung ist von Heinzel, der under d 'ougen für mechanisch un- 
möglich erklärt. 

79 do hiez si in pinten Leben Jesu Diem. 258, 25. 

80 f. Derselbe Reim Litanei 228, 38. Tundalus 1313 (1219). 

83 jd einleitend an der Spitze des Satzes 128. 131. 181. 182. 201. 442. 
448. Vgl. Roediger Anm. z. Millst. Sündenkl. 90. 

84 vesten vgl. 522. 577. begrifen Arnolt 348, 9. Himml. Jer. 363, 9. do 
greif er an die ubirmuot Recht Karaj. 7, 22. Vgl. 5, 3. Hochz. Karaj. 
21, 23. Wien. Gen. 912. 

85 Die Besserung von Heinzel. 

86 werimeh 156. 202. Vgl. Roediger Anm. z. Millst. Sündenkl. 389. 495. 
92 f. ez ensol dir niht wesen zom (Jting. Jud. 144, 10), du hAst iz allez ver- 

chorn Kaiserchr. 384, 27. zu dem esele was ime so zom Bileam 73, 17. Der 
Reim Wernher 158, 20. Vgl. auch Salomo 4, 2. Hochz. Karaj. 21, 2. 23, 15. 
94 trugenäre im Reim Kaiserchr. 106, 9. 256, 16 (ausser dem Reim 106, 7. 
189, 23). Roland 247, 6. 251, 17. Priesterl. 578. Entecr. 111, 30. Physiol. 
Karaj. 83, 20. 

96 Vgl. 173. 

97 er mach sich verwenen Himml. Jer. 363, 10. Zur Schreibung vgl. Arnolt 
348, 21. 

98 f. Derselbe Reim Physiol. Karaj. 75, 18. Alexander 6693. 7015. — Wien. 

Gen. 582. Physiol. Karaj. 91, 20. Entecr. 129, 1. Tundalus 669. 995. 



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[521] Mittheihm R en uns altdeutschen Handschriften. V. 79 

Vers 

100 In unsern lat. Hss. heisst es nur: feris te tradam, aber in anderen ist 

ein Nebensatz mit devorare beigefügt. 
102 here nachgesetzt zu got Kaiserchr. 328, 9. naget Hochz. Karaj. 25, 17. 

Wernher 188, 3. tohter 155, 1. heiser Kaiserchr. 485, 25. hunic Vor. 

Gen. 33, 20. knniginne Kaiserchr. 318, 9. Alexander 5998. Vgl, Anm. 

zu 219. 

106 f. Quelle: non sacrifico idolis cecis, surdis et mutis. — Die Verbindung 
Icrumbe unde Mint ist natürlich sehr häufig: Priesterl. 93. Wernher 
183, 22 u. ö. Vgl. Anm. zu 456. 

108 Vgl. 248. vil gerne er verratet den man Himml. Jer. 367, 25. Arnolt 
356, 27. 

110 s6 wirt er noch verdammt mit allen die im volgent Physiol. Karaj. 83, 23. 

111 di siu dä marteroten die »int iemer mit tmzen und mit noten Kaiserchr. 
196, 29. mit wize und mit stre 228, 17. Der Reim Wien. Exod. 7261. 

112 f. Quelle nur: mox pater ejus jussit eam exspoliari et cedi. Unsere 

Verse sind also ganz formelhaft, während 162. 532 die Zahl schon in 
der Vorlage angegeben ist. — Der Reim Leben Jesu Diem. 274, 23. 
Ava Jüngst Ger. 285, 16. Kaiserchr. 163, 18 (25 Mal vil sciere) u. «. 

113 Ich schreibe regelmässig *t wegen des Reimes auf Wi 582 und weil 
die Hs. fast durchstehend für den Acc. Sing. fem. sei setzt. 

118 der was der aller wirste man Kaiserchr. 125, 17. er Jiiz dl alliri wiratin 
man Aelt. Jud. 1, 3 und Anm. MSD. 1 427. 433. di aller wirsuten Ava 
Antichr. 281, 28. den alle?- wirsuten rät Roland 70, 8. der wirsist aller 
tode Erinnerung 637. (Auch sonst ist dieser Superlativ häufig: Wien. 
Gen. 5924. Leben Jesu Diem. '256, 15. Vor. Gen. 39, 19. 61, 11 u. «.) 
aller mit Superlativ des Adjectivums: Anno 855. Alexander 2421. 3674. 
Milkt Exod. 160, 8. Vor. Gen. 67, 19. Vor. Alex. 199, 10. Roland 82, 8. 
104, 28. 53, 1. Rother 10. 55. 4079. — Wien. Gen. 2394. 5665. Hochz. 
Karaj. 25, 10. Ava Antichr. 282, 23. Roland 37, 17. 115, 13. 138, 30. 
178, 57. 217, 20. 219, 24. 227, 19. Kaiserchr. 14, 31. 22, 32. 31, 5. 
32, 25. 39, 21. 45, 26. 120, 24. 228, 5. 277, 4. 366, 1. 393, 17. 418, 27. 
419, 31. Hartmann Gl. 74. 1715. 1749. 1922. 2214. 2877. 2890. 2921. 

119 Vgl. Salomo 5 b , 61. 

123 = 197. ouwe wie sehr häufig: Kaiserchr. 3, 26. 25, 20. 39, 13. 164, 10. 
175, 26. 178, 15. 323, 1. 469, 20. Vor. Gen. 67, 27. Jüng. Jud. 157, 19. 
Leben Jesu 241, 28. Vorauer SUndenkl. 304, 21. 307, 27. Roland 115, 5. 
Alexander 3453. 5074. 5354. Litanei 225, 33. Erinnerung 280. 878. 962. 
Priesterl. 38. Anegenge 2, 27. 6, 5. 19, 9. 27, 57. 34, 39. Entecr. 130, 13. 
Tundalus 685. Himmelreich (Zs. f. d.A. 8, 145 ff.) 216. Servatius 1770. 

124 = 203; 124 f. = 198 f. — Machmet ze minnen und ze eren mxnem 
chunne Roland 154, 30. 

127 Vgl. Wien. Exod. 6335 f. 7219 f. 

130 dne not mehrmals im Reim bei Arnolt, Himml. Jer. 

131 Vor. Sündenkl. 308, 14 ze nihte vorhte ich den tot (Ezzo 2, 9) Recht 
Karaj. 15, 23. 



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80 



Schönbach. 



[522) 



Vors 

133 Vgl. die Hs. bei 371. so laist ich daz dir liep ist Kaiserchr. 391, 8. ih laisl* 
gerne al daz dir liep ist 41, 24. Salomo 3, 10. ß b , 49. Wernher 156, 15. 
140 = Arnolt 335, 2. 

147 von diu so 158. Himml. Jer. 365, 21. 

148 f. die de» niht Motten tuon, di hiez er alle haupten Arnolt 350, 20. 
152 = 178. 

154 alwaltigen got Arnolt 349, 24. Vgl. Diemen? Anm. zu 93, 22. der wal- 
tunde Christ Himml. Jer. 369, 25 und Anm. Physiol. Karaj. 96, 11. 
alwallinlir got Aolt. Jud. 11, 5. U b , 2. Adelbreht 11. 135. allis weiden- 
der got Hartmann Gl. 2896. 3748. waUunder ijot Kaiserchr. 128, 31. 
155, 23. 244, 3. 26. 264, 26. 312, 27. 423, 14. 529, 15. Roland 212, 8. 
Rother 214. 1010. 2340. 3823. 4530. 4916. 

155 Quelle: si tu times imperatorem tuum mortalem stercora edentem. — 
daz diu werlt anders niht enist vjoh stuppe unde mist Wernher 153, 3. 
fx">se (jestnppe mute mist Hartmann Gl. 2535. Vgl. Jüdel 132, 73. Kaiserchr. 
382, 19. Entoer. 128, 46. 

156 Reime von -ere auf -erre sind überaus häutig; nur als Anhalt erwähne 
ich, dass sie in der für diese Anm. benutzten Literatur mehr als 
200 Mal vorkommen. 

158 vertigen mit Acc. der Person Kaiserchr. 43, 2. 461, 6. 

163 ff. Quelle : extensam vero in terra sanetam Julianam quatuor virgis nu- 

dam ceperunt cedere, ut mutarent in ipsa sex milites vicissim. — Diese 
genauere Angabe haben nur unsere Hss. 

164 undir der diele Hocbz. Karaj. 23, 20. 

165 als der sliu/el üz dein gewande Servatius 3465. in weit, gewele, gewant 
sliefen Kaiserchr. 475, 2. 495, 16. Roland 204, 24. 216, 23. Rother 
2327. 3694. Entecr. 118, 30. 

167 Die Besserung ist von Heiuzel. 

168 lieber den Reim vgl. Roediger Anm. z. Millst. Sündenkl. 829. dö 
viel diu gotes werde nider zu der erde Katharina (Pfeiffers Germania 
8, 129 ff.) 2539 f. der gotes werde Vor. Gen. 29, 3. 38, 3. Leben Jesu 
Diem. 238, 13. 251, 26. Anegenge 20, 23. 

172 Vgl. 490. In ähnlicher Weise die verwarhlen Arnolt 350, 26. Kaiserchr. 
173, 15. 179, 24. 

173 ff. Quelle: Ecce prineipium questionis hoc est: accede et sacrifica magne 

Diane et liberaberis de tormentis quod si nolueris, per magnum deum 
Apollinem non tibi parcam. 
176 f. Vgl. wie si im geborsten so versmähen, daz si in niene wolden vridetwhen 
enphdhen Jüng. Jud. 143, 27 und derselbe Reim 163, 3. 

178 diu guote wird oftmals so hinzugefügt Kaiserchr. 377, 21. 394, 3. 524, 13. 
Wernher 181, 24. Vgl. Roediger Zs. f. d. A. 18, 266. Anzeiger f. d. 
A. 1, 77 und Anm. z. Millst. Sündenkl. 346. 

179 = Jüng. Jud. 176, 11. 22. im pluote lägen beinollen Roland 232, 34. 
berunnen al mit hlttote Hochz. Karaj. 35, 11. daz ih mit deheinen sunden 
pewoüen hin Jüng. Jud. 172, 12, wobei die Bemerkung Diemers über- 
flüssig ist. — Die Besserung ist von Hcinzel. 



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[523] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



81 



Vers 

180 Vgl. 212. 

181 Dieselbe Assimilation ummdre Himml. Jer. 372, 10. Wahrheit 86, 18. 

182 f. Der Reim auch Vor. Gen. 31, 17 (vgl. 58, 22). Vor. Sündenkl. 298, 25. 

Wemher 175, 20. 197, 2. Margaretha 61. Zu den nächsten Versen 
vgl. die Quelle: ego autem credo in quem credidit Abraham, Ysaac 
et Jacob. Heinzel schlägt 184 betten vor nach der Hs., 185 gestatten, 
wobei dieses Verbum dann so gebraucht wäre wie beslaten. Mhd. Wtb. 
2, 2, 604? 

190 f. der ämer inen dwanch, daz ime der zäher uz spranch Wien. Gen. 4390. 
193 f. Quelle: suspensa autem per sex horas. 

201 ff. Vgl. 238 und du soll dich iemer nieten in lande joh in diete aller werll- 
wunne, geere dm kunne Kaiserchr. 234, 27 ff., dazu 397, 8. — toerltlichiu 
wunne — geschlechtliche Lust Ava Jüngst. Ger. 288, 3. Priesterl. 645. 
Rother 1923. Roland 193, 18. 

204 Ueberschüssiges h im Anlaut ist besonders Himml. Jer. häufig, aber 
auch in der Vorauer Hs. im Allgemeinen, z. B. 140, 18. 235, 3. 250, 21. 
— dm ore du here kere Andreas (Pfeiffers Germania 12, 76 ff.) 11. 

205 du er sin got niene wolde sehen an Jung. Jud. 130, 1. 

207 = Johannes Baptista Fundgr. II. 140, 39 (Vomberg B 52). beide stuont 
nnde saz Hartmann Gl. 1279. Kaiserchr. 58, 11. 71, 27. Wemher 212, 1. 

208 alumbe den sunnen Arnolt 351, 15. alumbe die staf, Kaiserchr. 3, 23. 

209 Vgl. Roland 64, 15 und W. Grimms Anm. Kaiserchr. 94, 2. ich tu 
getar ndch deme geiste erbalden me baz Himmelreich 129. 

212 Die Schreibung dieses Verbums ohne j ist auch ausser unserer Hs. 
nicht selten, vgl. Recht Karaj. 8, 19. 9, 5. 

213 des enget mich behuotent, daz mir von dirre gluote niht gev)erren ne mac 
Kaiserchr. 194, 9. 

214 die nemach nimen gevellen Arnolt 338, 3, vgl. 337, 15. Himml. Jer. 
368, 1. er inmag nimannin bivellin Summa Theolog. 21, 5. Entegr. 114, 28. 

216 Vgl. Arnolt 350, 8. 

218 Quelle: prefectus autem iratus jussit eam aere a capite usque ad ta- 
los perfundi. Nur unsere Hdss. und das von den Bollandisten er- 
wähnte Ms. Hubergense haben diese Angabe, alle übrigen berichten 
anders. Die Aenderung im Texte wird dadurch gerechtfertigt. — Zur 
Schreibung der Hs. vgl. Diemers Anm. zum Joseph in Aegypten 178. 

219 chom ändere ich regelmässig zu cham wegen des Reimes cham : began 
(Voc. Ungenauigkeit kommt dort vor) 45. 615, dem nichts entgegen- 
steht. — enget hire Millst. Gen. 1, 29 mit Diemers Anm. Vor. Gen. 
24, 22. Kaiserchr. 171, 33. 314, 32. Leben Jesu Diem. 232, 28. Paulus 
Karaj. 109, 9. Wernher 180, 32. 186, 2. Tundalus 1270. 2076. gotes 
böte hire Kaiserchr. 316. 8. 323, 7. — Quelle nur: quo facto nichil 
eam nocuit. 

224 f. Vgl. Millst. Gen. 90, 18. Exod. 155, 12. Vor. Gen. 7, 28. Adelbreht 
172. — zwäre ist bekanntlich ungemein häufig; bei Diemer auf den 
ersten 200 Seiten 64 Mal, in der Kaiserchr. über 80 Mal u. s. w. 



82 



Schönbach. 



[524] 



Ver» 

226 Vgl. 414. 

228 Vgl. einen engel wizen mit liehtem geivdte Leben Jesu Diem. 266, 6. 
daz engliake gewdte Wien. Gen. 982. aelede noch getcäte, ubele wären 
iutcere getdte Ava Jüngst Ger. 289, 15. wdtete inen ziere Wien. Gen. 
4029 und noch 2281. 4947. Millst. Exod. 156, 16. Alexander 5300. 
Roland 239, 6. Kaiserchr. 244, 12. 327, 26. 355. 25. 363, 19. Physiol. 
Karaj. 89, 11. Himmelreich 257. — Quelle nur: in figura angeli. 

229 an tievels getät Leben Jesu Diem. 236, 4. Vgl. Ezzo 2, 5. Vor. Gen. 
39, 10. Kaiserchr. 352, 30. Millst. Sündenkl. 199. 

232 Vgl. Gr. IV, 563. 

237 Vgl. Arnolt 338, 13. Jüng. Jud. 175, 1. Wien. Exod. 6300. Millst. 
Exod. 145, 20. 

240 f. Der Reim Wien. Gen. 2586 und ztcivelote auf andere Worte Wien. 
Gen. 3753. Exod. 6830. 6846. (Vgl. Wien. Gen. 2586. Millst. Sündenkl. 
99. 843.) — do ne ztcivelote niht Arnolt 333, 28 = Leben Jesu Diem. 
269, 2. Vor. Gen. 72, 27. — Adelbreht 38. 43. 187. 

244 = Adelbreht 174. Vgl. Roland 269, 22. Wernher 197, 33. 

245 = Kaiserchr. 364, 4. 457, 15. Vgl. Rother 2384. 3830. 

246 en criicestal vollen Kaiserchr. 316, 25. 452, 2. Roland 227, 27. 239, 24. 
256, 6. Rother 376. Vgl. noch Anno 836. Kaiserchr. 439, 22. Bonus 95. 

249 want uns die engele vone himele sculn pehuolen Arnolt 338, 7. Vgl. 
Lambrechter Breviarien Zs. f. d: A. 20, 185. 52». 

250 Entscheidend für die Aufnahme dieses Verses waren die Worte der 
Quelle: precor ne deseras nie, quia pater meus et raater mea dereli- 
querunt me, welche dort Juliana im Kerker vor der Teufelserscheinung 
spricht. — Vgl. Arnolt 347, 27 ff. 

252 eine im Reime bei Arnolt ein paar Mal, vgl. Einleitung S. 19 f. die 
weist du, trehtin, eine Millst. Sündenkl. 126 und Roedigers Anm. dazu. 

253 f. Vgl. de» eniat zwivel nehain, der gotes engel in do rescein Kaiserchr. 

346,30. Der Vers 253 = Himml. Jer. 365, 6. 367, 15. 371, 16. Wien. 
Gen. 4086. Exod. 6046. 6060. Rother 2344. Kaiserchr. 323, 22. Entecr. 
128, 27. 

256 der engel sagete ime märe Arnolt 340, 2. 

259 Sathanat die Form im Reim 290. 382. 417 und auch in anderen Dich- 
tungen: Kaiserchr. 334, 16. Anegenge 37, 32. 

263 Den Teufel binden Millst. Sündenkl. 5 und Roedigers Anm. zu 194. 

264 f. Vgl. Millst. Sündenkl. 312 f. 

266 Im bewustrten Gegensatze dazu 465. — ze lone und ze miete Leben 
Jesu Diem. 263, 11. ze lone geben Arnolt 335, 27. Ava Jüngst. Ger. 
283, 4. 290, 28. Hartmann Gl. 3185. Roland 138, 25. Kaiserchr. 392, 20. 
ze miete Vor. Sündenkl. 313, 13. Pilatus 118. Wernher 202, 39. Margaretha 
536. Andreas 68. Servatius 3024. — du puten ai ime ze mmnen Leben 
Jesu Diem. 249, 17. swi ime ai aller Vibiat, biut deme keiaere ze minnin 
Roland 14, 28 minne und ere ai dir irboten 23, 20. — ze minne in Ver- 
bindung mit einem andern Substantivum Wien. Gen. 1956. 4771. Vor. 



2T1 

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[525] Mittbeilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 83 

Vers 

Gen. 81, 29. Wernher 151, 1. — ze minne allein Anno . r >14. Wien. 
Gen. 4533. Salomo 5, 10. Vor. Gen. 5, 22. 64, 4. 66, 21. 68, 4. Millst. 
Exod. 146,33. Kaiserchr. 4, 1. 21,20. 27,15. 243,9. 245,25. 420,17. 421, 19. 
490, 32. 526, 19. Alexander 6385. Koland 25, 7. 57, 24. 59, 21. 92, 19. 
270, 29. 290, 25. — Zwei Substantiva mit ze Kaiserehr. 35, 5. 60, 26. 
253, 17. 269, 19. 488, 5. Alexander 4539. Koland 32, 13. 88, 6. Wernher 
154, 34. 204, 13. 207, 43. Hartmanu Gl. 3747, vgl. 3774. Pilatus 116. 
Himmelreich 153. 
268 »ehre setze ich hier wegen »ehre : e 474. 

270 Vgl. Hochz. Karaj. 24, 25. 25, 13. Vor. Gen. 24, 26. 26, 27. Leben 
Jesu Diem. 253, 7. Millst. Exod. 146, 13. - Wien. Exod. 6177. 6773. 
7269, in der Kaiserchr. öfters. — Der Reim Wien. Gen. 1979. 4416. 
(4212. Exod. 6234.) 

273 von ime so pir wir chuone Arnolt 356, 3. Vgl. Himml. Jer. 364, 21. 
366, 27. der hie toirt so kuone Hartmann Gl. 2669. Vgl. Physiol. 
Karaj. 79, 16. 86, 2. — Statt der ganzen folgenden Beschreibung hat 
die Quelle nur: tenensque Belial dicit ei. 

274 Der Reim Servatius 2527. er begundes harte drucchen Tundalus 118 
(Sprenger S. 18). Ganz ähnlich ist die Situation Margaretha 390 ff., 
wo es auch heisst: dö* vienc si in zuo der stunt pi »inem snceden hdre 
Vgl. Roland 44, 12. 

278 sine mag ez nimmir bewarn vor dem unreinen miste Hochz. Karaj. 19, 21. 
du vü unreiner hunt Kaiserchr. 324, 22. unrein (immundus) wird auch 
in unserem Gedichte mit Vorliebe für den Teufel verwendet. Ueber 
die Bezeichnungen für diesen vgl. Roediger Zs. f. d. A. 18, 266, seine 
Thätigkeit derselbe Anm. z. Millst. Sündeukl. 336. 354. Die Teufelvorstel- 
lung der Frau Ava im Jüngst. Ger. 289, 17 ff. ist dieselbe wie bei Arnolt. 

279 so manecfaU sS dü Inst Arnolt 333, 17. der tievel ist so manecfalt 337, 5. 
so creßic sin gewalt ist Entecr. 124, 32. Vgl. Salomo 4, 7 f. - Heinzel 
räth, bei dem wie der Hs. zu bleiben. 

284 dü bist ain unrainez getroch Kaiserchr. 328, 32. 330, 11. — betroch 
könnte vielleicht bleiben, wie auch Heinzel meint, wenn es nur anders 
denn in der Bedeutung ,Betrug' belegt wäre. 

288 Der Reim bei Arnolt 334, 19. 335, 10. 341, 7. 343, 14. 356, 24. Be- 
sonders Vor. Gen. 36, 22. Jüng. Jud. 130, 29. Kaiserch. 75, 32. 276, 
19. u. ö. Roland 162, 17. Alexander 6143. 6159. — Hartmann Gl. 
1340. 1902. 1956. 2262. 2734. Anegenge 5, 49. 59. Litanei 224, 38. 
232, 7. Margaretha 277 und Roedigers Anm. zur Millst. Sündenkl. 55. 

291 Beriat für Belial der lat. Quelle, so auch Margaretha 421. 

292 Quelle: Beelzebub. 

293 Vgl. 335. 363. Wahrheit 86, 20. Jüng. Jud. 135, 22. Leben Jesu Diem. 
259, 9. — ze der helle vrttmen Roland 143, 20. 163, 26. 279, 9. • Aber 
doch konnte ich dieses Verbum nicht gebrauchen. Vgl. als der tievil 
vü wol geleistin mach Wahrheit 85, 23. 

294 f. Der Reim Arnolt 337, 19. Vor. Sündenkl. 307, 21. Kaiserchr. 405, 27. 



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84 



Schönliach. 



[526] 



Vers • 

296 beide rouJt unde f/rant, vutnslaht unde meineit Hartmann Gl. 1781 f. 
Andere Formeln mit roub verzeichnet Koediger Anm. z. Millst. Sündenkl. 
408. 488. Vgl. noch Margaretha 439. 

297 des daz ambafite was Leben Jesu Diem. 249, 10. 

301 ff. Zu der ganzen Stelle ist zu vergleichen die Antwort des Teufels an 
Eusebius Kaiserchr. 405, 25 ff.: nü su-uore dü hie vor einen eit, dü 
behieltest dine cristenhait. nü bist du meineide. jä gestuont ich mir nie so 
laide, wände mir gote waiz in der helle newart nie sö heiz sd mir In 
dir ist; nü gib mir der rede eine vrist. 

304 In der Beschreibung der Höllenleiden: dü was limmen unde zannen 
Tundalus 1111. 

305 Eusebius zum Teufel: ich gebiute dir in gotes pan Kaiserchr. 406, 4. 407, 9. 

309 dem heren al ze leide Jüng. Jud. 170, 27. Alexander 4646. 

310 in von Heinzel eingesetzt. 

311 deste baz Arnolt 338, 21. 339, 23 u. ö. 

312 f. pezeiclienet äne zwtvel Himml. Jer. 367, 25 und damit in Verbindung, 

dass der Teufel den ersten Menschen mit seinem Stricke gewann. Bei 
Eusebius heisst es: des antwurte im der tievel: ich sage dir dn zwtvel 
Kaiserchr. 406, 29. und leide in den dievel, er ist ez äne zwtvel Wahr- 
heit 86, 17. so bezeichent sie dne zwi/el den vil ubilen tievel Physiolog. 
Karaj. 105, 19. Der Reim noch Jüng. Jud. 142, 15. 

314 Quelle: Tunc deraon cepit loqui dicens: ego sum iofin niger. Diese 
Form des Namens haben unsere Hss., sonst nur Vincentius Bellova- 
censis. Mombritius hat iopher. Eine missglückte Deutung des Namens 
aus dem Hebräischen findet man bei den Bollandisten. 

315 der Addmen volle Rother 4407. der Addm und Eva verriet Servatius 
172. diu Ludfer den allen hie bevor valte Roland 162, 3 f. — dä mite 
vellet er unsich leider als6 dielte Himml. Jer. 368, 1. — Vgl. Arnolt 
345, 17 und Roedigers oben erwähnte Anm. 

316 f. dt> wurden die unwise verstözen üz dem paradtse Physiolog. Karaj. 84, 

19. Alexander 7186. Ueber den Reim vgl. Roedigers Anm. z. Millst. 
Sündenkl. 236. 

318 Die Aenderung war des Reimes wegen nicht zu umgehen. Vgl. Diemer 
zu Joseph in Aegypten 228. Quelle: ego sum qui feci Abel interfici 
a Cain fratre suo. 

320 und 323 werven vom Teufel Vor. Sündenkl. 309, 23. Sonst vgl. Arnolt 340, 

25. Kaiserchr. 209, 30. 221, 18. 252, 24. 361, 5. 371, 7. 373, l = 
377, 11 u. s. w. — Hier konnte auch lange geschrieben werden und 
im nächsten Verse vienge mit dem bairischen überschüssigen e, ich 
habe das gewöhnliche vorgezogen. 

321 f. Quelle: ego feci tres pueros in caminura ignis ardentis mitti. 

324 want er den Fristen gewan Himml. Jer. 367, 26. 

325 ff. Die Quelle sagt : ,ego feci Nabucodonosor statuam auream facere' und 

es stehen unsere Hss. damit allein, die übrigen Fassungen haben meist 
imaginem, auch noch Anderes. Damit ist schon die Besserung sül für 



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[527] Mitthftilnngcn aus altdeutsche« Handschriften. V. 85 

Vers 

das handschriftlicho sal gegeben (vgl. MSD. 2 S. 425, Anm. zu 2, 5). 
Diese wird auch bestätigt durch die verwandten Erzählungen in den Drei 
Jünglingen im Feuerofen, wo es Str. 2 heisst : Ein kunic ktz Nabu- 
chodonosor, den richin gol den virkoser, sinu abyot er worchti dni gotis 
vorchti, tni snl gtddin widir dem himilkunigi Vgl. Wernher 192, 7. 

— Die Aenderung von stat zu Ms ist freilich unsicher; ich hatte 
auch an das erst später gebräuchliche M gedacht, vielleicht weiss 
Jemand Besseres. — er hiez wurchen häufige Phrase. Arnolt 350, 9. 
Vor. Gen. 12, 12. 31, 24 u. s. w. 

328 goli daz rote Leben Jesu Diem. 265, 9. Wien. Gen. 1970. 4165. Millst. 
Exod. 158, 13. 160, 22. Hartmann Gl. 2853 und in der weltlichen Poesie 
der Zeit allgemein. 

329 er von Heinzel gestrichen. 

330 f. Vgl. Arnolt 350, 21. Hochz. Karaj. 21, 3. 

333 Quelle: ego feci Jherusalem inflammari. Ich hätte statt der gewählten 
ganz erlaubten Construction wohl auch die Lesart der Hs. bewahren 
können; Namen machen Verse nicht metrisch ungenau, vgl. eben 324 
und Jüng. Jud. 176, 18. 

334 f. Statt dessen hat die Quelle einen bestimmten Fall: ego Ysaaiam pro- 

phetam ad serram secari feci. 
336 f. Quelle: ego infantes interfici feci ab Herode. Vgl. Roland 205, 10 ff. 

338 ff. Quelle : ego feci populum in deserto idola venerari. — Zu 338 vgl. 
du judeiscn diet Friedberger Christ und Antichr. MSD. 5 nr. XXXIII. 
C b 4. Wernher 194, 26. — Zu 339 vgl. ward unser vorderen wilen 
vermamten sin geftot, du Israel worhten ir apgot und sinu apgot er wovhti 
Drei Jüngl. 2, 3. Die Uebereinstimmung zwischen diesen beiden Stellen 
ist schon von Scherer QF. 7, 89 angemerkt worden, braucht aber nach 
unserer Stelle hier wohl nicht durch Entlehnung erklärt zu werden. 

— Vgl. do Moyses von deine Hute sehtet, der leidige tiefei in daz geriet 
daz si guzzen ein kalb Vor. Gen. 52, 17. — Es könnte 341 aueb Moyseses 
geschrieben werden wie Vor. Gen. 68, 2. 

342 f. Quelle: ego feci Johannem ab Herode decapitari. Vgl. Haracksches 
Legendär l h 45 f. 68 f. — Das auf gehoebt in der Hs. folgende Wort 
halte ich nur für eine Verschreibung der vollen Schlusssilbe des Par- 
tieips, die in der alten Aufzeichnung vorhanden war. 

344 ff. Quelle: ego feci omnem supstanciam Job perire. — Vgl. Ezzo 3, 11 

und Müllenhoffs Anm. 
347 ff. Quelle: ego sum qui a Salomone tentus sum, haben unsere Hss. allein, 

nur Simon Metaphrastes erwähnt noch Salomons. Der lat. Satz ist 

vom deutschen Bearbeiter missverstanden worden. 

350 f. Quelle: ego feci Stephanum lapidari — was unsere Hss. nur noch mit 
einer gemein haben. Die Verse = Baracksches Legendär 1» 28, 9. 

352 ff. Quelle : ego sum qui per Symonem locutus sum quod magi essent 
Petrus et Paulus; ego sum qui ad Neronem iugressus sum, ut Petrum 
trueifigeret et Paulum decollaret. 



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86 



Schön buch. 



[528] 



Vers 

355 f. Diese Angabe hat die Quelle nicht so, nur am Schlüsse: ego ista 
omnia certe et alia deteriora feci cum fratribus meis et non fuit qui 
me ligaret sicut tu. — Arnolt hat die Stellen verschoben und nach 
dem Schlusswort erst, 357 — 359, allgemein wiedergegeben, was die 
Quelle bestimmter sagt: ego sum qui conposui militem lancea, ut 
sauciaret latus filii dei. — Vgl. wir nemugen es niht verdagen Vor. 
Gen. 82, 8. 

35Gf. Verse mit demselben Reime hat Roediger zusammengetragen Anm. 
z. Millst. Sündeukl. 167. 

357 späte unde vruo Arnolt 345, 4. 348, 4. 364, 13, auch sonst überaus 
häufig. Hartmann GL 2795 f. — Wien. Gen. 742. Millst. Exod. 160, 
3. 34. Hochz. Karaj. 19, 17. Erinnerung 524. 539. Babylon. Gefangen- 
schaft (Mono Anzeiger 1839, S. 55 ff.) 34. Tundalus 1954. Roland 8, 
30. 66, 16. Kaiserchr. 192, 25. 244, 13. 257, 9. 371, 7. 406, 23. 439, 
17. 496, 22 u. Ö. 

358 an daz crftce wart rehangen Arnolt 340, 27. Vgl. Ezzo 14, 15 f. 

359 nu ist ez wol irgangen Ezzo 15, 13. si wänte iz wäre ir wole ergangen 
Wien. Gen. 3795. »wer die touß'e hdt enpkangen dem wäre ez wol er- 
gangen Hochz. Karaj. 21, 5. Zum Inhalte vgl. MSD. 5 406. 

361 die erde umbe mezzen Himml. Jer. 361, 9. daz hät er alliz ubirmezzen 
Hartmann Gl. 119. 

365 Vom Teufel: unsir erdi ist er ndchschibinti, di gnddi gotis üfinhinti 
Summa Theol. 21, 7 f. vgl. Vor. Sündenkl. 304, 28 f. 

367 ff. Für diesen Passus gilt nur die allgemeine Angabe der Quelle, welche 
auch noch auf andere Verse sich bezieht, indem der Dämon spricht: 
quomodo, domina mea, malo meo inmissus sum tibi! utinam te non 
vidissem! heu me iniserum, quid pertuli! Auch noch ein anderer Satz 
war hier von Einfluss, der aber erst 471 ff. wiedergegeben wird. 

371 Was die Hb. bietet, ist corrumpirt, wie man auch aus der Wieder- 
holung sieht, des dir liew ist kam durch falsche Ideenassociation (an 
alles des geknüpft) herein. — Heinzel liest: umb allez des du dir gunnest, 
nu geloube mir, suenne ich dir nu entrinne, ich enruoche, ob ich din 
nimmer gewinne. 

373 entrinnen vgl. Arnolt 348, 24. Himml. Jer. 366, 18. 

378 lugenäre vom Teufel Wahrheit 86, 17. Wien. Gen. 4022. Recht Karaj. 
9, 7. Hartmann Gl. 1404. Kaiserchr. 465, 18. 474, 7. 475, 16. Roland 
27, 10. 66, 19. u. ü. 

379 ff. Quelle nur: sancta Juliana dixit: et qui repulsus fuerit, quid patitur? 

383 Vgl. unseliger gewin Erinnerung 751. — vart Wien. Gen 2084. Litanei 
219, 9. 

384 ff. Die Quelle sagt nur: demon dixit: pessima tormenta patitur. — Die- 

selbe Darstellung bei Berthold von Regensburg I, 126, 31 ff., wo über 
die Kinder gesprochen wird, welche ohne Taufe sterben und daher 
die Marter des Schadens erleiden: andere martel habent si deheine: 
weder sie frieset noch sie hungert noch sie dürstet unde sie habent 



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[529] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



87 



Vers 

deheine pine weder ze kleine noch ze grbz, in ist weder ze heiz noch ze 
kalt, ttnde «wie kleine ir piyie und ir martel *i, sie woÜen doch gerne ir 
iegUchez für den schaden, daz sie gotes anilütze niemer gesehent, mit 
guotem willen an einer gliienden »iule nf unde nider varn, diu von dem 
ertr'iche unz an den himel gienge. ich spriche mer: unde gienge halt diu 
snl von apgründe unz an den himel unde daz si alliu durchglüet warre 
und alliu vol scharsahs unde mezzer stekte, daz wolten sie gerne unz an 
den jungesten tac Men, den Worten, daz sie danne iemer mer gotes ani- 
lütze sotten sehen. Und fast mit denselben Worten kehrt der Passus 
wieder 299, 23 ff. II. 86, 29 ff. 228 ff. 

385 ff. Vgl. d&r uz werchi ein* snür, du wirt scarf undi was, du snidet als 
ein scarsahs Salomo 5 b 44 ff. ir sult guotiu mezzer tragen, baidenthalp 
sin diu wasse unde sniden also ain scharsahs Kaiserchr. 152, 1. mezzer, 
diu wären beidetUhalhen was, si sniten sam ain scharsahs 167, 11. siniu 
ecke wären wahs Roland 117, 26. diu zwiwähsen suiert vgl. Alexander 
4436 f. 4589. 4653. Wien. Exod. 6932. Tundalus 1034. Kaiserchr. 334, 
28. Himml. Jer. 365, 21. — viuren für viunnen Arnolt 337, 9 und 
Diemers Anm. 

389 wie mähte in wirs sin? Wien. Gen. 4106. wie mühte in immer wirs ge- 
schehen Erinnerung 925 — Kaiserchr. 35, 4. Vgl. noch Priesterl. 645. 
Anegenge 33, 47. — Der Reim werden : sterhen ist häufig, z. B. Jüng. 
.lud. 154, 2. 159, 16. Hartmann Gl. 2746. 2792. Alexander 1838. 4856. 
Roland 67, 29. u. ö. 

392 Ich habe hier geändert, weil mir der Reim doch bedenklich war und 
ein selteneres Wort leicht von dem Schreiber durch ein bekannteres 
ersetzt werden konnte. — Der Teufel mit seinen Gesellen findet sich 
allerdings auch bei Frau Ava Jüngst. Ger. 289, 18: dä ist der tievel 
von helle mit manegeme sinem gesellen. — Sonst reimt -eilen auf -illen 
häufig, z. B. Kaiserchr. 60, 2. 152, 30. 186, 3. 298, 31. 371, 10. 518, 15. 
Alexander 4120. Roland 51, 9. 83, 1. u. ö. 

394 swer sin herce unte sinen muot unte. alle sine liste ze gote cherel faste 
Himml. Jer. 365, 24 f., vgl. 371, 4. Vor. Gen. 38, 11. 59, 13. Kaiserchr. 
171, 7. — Zu den nächsten Versen lautet die Quelle: et tibi invenimus 
hominem prudentem et ad opus dei consistentem, faeimus eum desi- 
deria mala complecti, convertentes animum ejus ad ea que adponi- 
mus ei et facientes errores inserendo cogitaciones inanes, et uou per- 
mittimus illum vel in oracionibus se adjuvare neque in quocunque 
bono opere persevorare. iteruni si viderimus aliqtios coneurrere ad 
ecclesiam ant pro peccatis se affligere et scripturas sanetas volentes 
custodire, ingredimur in domum ipsorum et non permittimus illos ali- 
quid boni agere et multa accenditnus in mente ipsorum. — si vero 
viderimus aliquem volentem bonum tractare, amaras cogitaciones in- 
feriraus illi, ut subvertatur. 

396 »V wille wart inkenzel mit ubelen gelüsten Vor. Gen. 8, 9. Vgl. Fried- 
berger Christ und Autichr. J» 10. 

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Schönbach. 



[530] 



Vers 

397 ff. Die guten Werke bei Arnolt 349, 12 ff. — Kirchgang, Fasten, Almosen 
Ava Jüngst. Ger. 288, 18 ff. Hartmann Gl. 2994. Priesterl. 220 ff. und 
Koedigers Anm. z. Millst. SUndenkl. 360. 

399 beide berge unde bruoch macheten ime die wege lanc Alexander 4893. 

40 t Vgl. Roedigers Anm. z. Millst. Sündenkl. 3G6. 

403 zwd wtle oder dri Arnolt 343, 27. 

404 Arnolt 335, 24. 336, 28. Himml. Jer. 370, 28. Die Stellen, wo aller 
»Iahte mit Gen. Plur. im 11. oder 12. Jahrh. vorkommt, habe ich ge- 
sammelt; sie sind zahlreich und werden sich auf über 100 belaufen. 

406 f. Der Reim Arnolt 339, 23. Hartmann Gl. 47. Summa Theol. 26, 9 f. 

409 also gevalte diu höclwart den engel, daz er wccre ein hellewarte Frau 
Ava Von den Gaben des h. Geistes 279, 23. Roediger Anm. z. Millst. 
Sündenkl. 4. Entecr. 108, 24. 

410 f. wilen : vertiligen Arnolt 340, 14. 

412 daz der tubil nit ne mach uns so vil gewerren (Verbum) Hartmann Gl. 
645. daz tuon ich besunders vür einen der ist der tiefei genant, der macht 
vil werrens in dem laut Christophorus (Zs. f. d. A. 17, 85 ff.) 526 ff. 
Das Substantivum werre ist in der Kaiserchr. besonders beliebt (in 
der Regel mit erheben verbunden) 281, 26 und von 478—522 achtmal. 

413 Die übliche Formel ist mäge unde vriunde, so ist vielleicht auch zu 
schreiben. Vgl. z. B. Zukunft nach dem Tode Karaj. 112, 16. Pilatus 
201. Kaiserchr. 146, 2. 214, 10. 223, 6. 238, 21. 403, 15. 469, 19. 
628, 22. Alexander 4754. 

418 Vgl. Vor. Gen. 81, 9. Anegenge 24, 63. 

422 Der Teufel bei Margaretha 441: ich triiebe die Hute släfunde. Vgl. 
weder muoent uns troume oder suln wir die rede gelouhen Kaiserchr. 
90, 19. 

423 Ich habe hier das Reimes wegen ändern müssen: zouwen steht auch 
Himml. Jer. 361, 23. 

425 Heinzel schlägt vor ingemeiten = incassum, das allerdings nur ahd. 
(Graff 2, 701) belogt ist. Es würde vortrefflichen Sinn geben, wenn 
man es zu den folgenden Versen zöge, nach 427 etwa Strichpunkt 
setzte. 

426 engegen dem schulin wir frf stdn, ze gotes dienste gdn Hochz. Karaj. 
28, 8. wir schulen in daz gotes hiis g&n und mit rehter riwe toten an 
Physiol. Karaj. 89, 7. 

427 Vgl. Jüng. Jud. 137, 11. 138, 12. 143, 8. 146, 10. 

428 innercfichez gebet Hartman Gl. 1101. 1217. — Quelle: si autem aliquis 
ipsorum poterit sapere et desorere et communicaverit divinum royste- 
rium, ille fugat nos. quando autem christiani communicant divina my- 
steria, recedimus nos in illa hora ab eis, nullam vero curam gerimus. 

430 er fluhet sam man in brunne Himml. Jer. 364, 27. 

436 = 453. 514. Quelle: sancta Juliana dixit: immunde Spiritus, quomodo 

presumis te christianis applicare? 
439 Belege Roediger Anm. z. Millst. Sündenkl. 705. Erinnerung 889. 



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[531] Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 89 

Vera 

440 Vgl. 524. Formeln .sammelt Roediger a. a. O. zu 681. Vgl. noch Hoch/.. 
Karaj. 28, 20. 34, 17. Wien. Gen. 3856. 

441 verwäzen = Teufel, Paternoster 16, 17. Christopherus 1513. Tundalus 
524. 1137. Entecr. 126, 29. Vor. Sündenkl. 314, 2. 13. Hartmann Gl. 
1815. Alexander 4265. Wien. Gen. 626. 690. 3589. 3769. 5814. 

443 des ime »in meister gebSt Arnolt 337, 27. 

445 wie getonten in die tievel geruorent Kaiserchr. 297, 11. — Quelle: res- 
pondit demon: die mihi quomodo ausa es tu me tenere, nisi quia eon- 
tidens es in Christo? sie et ego confido in patre meo, quia malarum 
arcium est inventor et quod jubet facio. 

450 teil dü uns unreh.be tuon, si zebrechent dich als ein huon Kaiserchr. 408, 
1. »wer ime iecht Wolde don, wir zebrächin in alse ein hmx Kother 4913. 
umbe die ander ist iz schiere irgangen, die zepriche ich sam duz htm Ro- 
land 135, 16. Vgl. Wackernagel, Altdeutsche Predigten, S. 371 Anm. 

454 f. Ionen und dienen sind natürlich häufig verbunden, z.B. Rother 4415. Quelle: 
saneta Juliana dixit: confitere mihi, quam injuriam hominibus fecisti. 

456 ff. Quelle: demon dixit: quorundam oculos extinxi, aUorum pedes con- 
fregi, quemdam in ignem misi, alios adpendi, alium sanguinem vomere 
feci, alium laqueo vitam tinire feci, alios furore mauibus suis porni- 
ciem sibi inferre feci, et, ut breviter dicam, omnia mala que in mundo 
contingobant cum soeiis meis perpetravi. — In der deutscheu Bearbei- 
tung ist es also anders gewendet, indem diese Uobelthaten des Teufels 
als dessen Lohn an die Seinen dargestellt werden. 

456 f. die chrumben unt die halsen, die machöt er ganze Ezzo 12, 7. Vgl. 
Heinzel zum Priesterleben 92. nhnan inis halz noch krump, her ne 
wurde sciere gesaut Rother 3150 = 3201. halze unt er umbe di werdent 
da gesunde Kaiserchr. 498, 11. bist du ganze an den vuozen und an den 
banden 50, 6. 

459 Vgl. 189. vuoze unde hende Arnolt 338, 20. 356, 14. Vgl. Koediger a. 
a. O. zu 336. 354. 

460 tlen dar gäben Arnolt 348, 20. Hochz. Karaj. 32, 24. Wahrheit 88, 3 
(vgl. Scherer QF. 7, 53). Wien. Exod. 7150. Vor. Gen. 23, 18. 30, 16. 
31, 3. 32, 20. 65, 2. Lebon Jesu Diem. 234, 25. 238, 25. 240, 28. 
258, 12. 25. 274, l. Kaiserchr. 8, 22. 29, 8. 45, 14. 88, 31. 151, 15. 
157, 10. 413, 3. 32. 426, IL 

4C2f. Brennen der Seele Arnolt 337, 20. 348, 15. Roland 188, 16. Kaiserchr. 
37, 31. Roediger a. a. O. zu 507. 

464 ich wene dü tofjist oder winnest Roland 76, 6 und W. Grimms Anm. si 
mugen sprechen, bezzer se toben denne Winnen Friesterl. 176 uud Heinzeis 
Anm. wan er mit tobesuhte winnet Hochz. Karaj. 21, 20. der tiuvalo 
tobeheit, der ursinnigüche zorn Bamberger Himmel und Hölle 180 f. sam 
der lewe der dd winnet und reihe zornen beginnet Roland 145, 15 = 
280, 12. ich was irtSret unde irtobet Vor. Sündenkl. 340, 9. er half 
den tiufelwinnigen und den unsinnigen Servatius 783. 

467 Vgl. Himml. Jer. 372, 19 ff. - Wehklagen des Dämons sind in der 
Quelle an verschiedenen Stellen zerstreut; bevor er gebunden wird, 

7* 



\ 



90 Schönbach. [532] 

Vers 

äussert er nur Folgendes: quomodo uon intellexi futura mihi esse? 
quomodo non intellexit pater meus quid mihi in futurum esset? di- 
mitte me, ut ad alterum locum sequar. nam accusabo te patri meo et 
non expedit tibi. 

469 f. Heinzel schlägt vor: dich fandote nach susgetänen noten; fandon wäre 
allerdings mhd. Dann könnte 468 e laute belassen werden. 

471 ff. trum bei Arnolt im astronomischen Stück häufig. Vgl. auch Leben 
Jesu Diem. 275, 16. Wernher 175, 8. — Quelle: sancta Juliana ligans 
manns ejus post tergum posuit eum super terram et capiens unum 
ligamentnm ferreum de quibus ipsa fuerat ligata et cedebat ipsum de- 
monem. — viench 473 passt darnach wohl nicht gut her; da ich sehe, 
dass walken in der Bedeutung ,durchblauen' doch schon im 12. Jahrh. 
vorkommt, so schlage ich vor wielch zu schreiben. — Heinzel denkt 
an vilte. 

474 Vgl. der tievel muose danne vam., vil Ifite screi er toi Kaiserchr. 186, 10. 

477 dar ndch gienc ri rasten Wernher 155, 17. Wien. Gen. 1684. 

478 Unter den Prädicaton, welche der Teufel in der Quelle seiner Feindin 
gibt, ist keines, das hier entschieden helfen könnte: apostolorum 
comes, martyrum concivis, particeps patriareharum, socia angelorum, 
cünsors sanctorum, amica archangelorum, per eruecm patris tui formi- 
dandam, per passionem domini tui Jhesu Christi, misorore mihi. — 
Es wäre ein Zeichen von Geschmack, wenn im Gedichto dieser un- 
passende Schwulst absichtlich weggelassen wäro. 

478 f. wip, durch dine guote reld mich so getäner nute K;üserchr. 328, 6. gestete 
min vil guote, reld viich dirre note 356, 17. htrrc, erla mich so getäner 
worte 144, 22. herro, nh virlä mich Salomo 5 f, 27. — Das Folgende ist 
insoferne in der Quelle besser berichtet, als zuerst der Präfect schickt 
und dann der Teufel bittet, nicht dem Volke gezeigt zu werden: de- 
mon autem rogans eam dicit: domina mea Juliana, uoli me amplius 
hominibus ridiculum facere, non enim jam possum postea venire ad 
patrein meum. suporasti me, quid aliud vis? 

487 Vgl. Litanei 231, 29. Hochz. Karaj. 30, 9. Arnolt 350, 20. 

490 ff. Quelle: misit prefectus qui Julianam de carcere ducerent, si forte illam 

invenissent viventem, ante tribunal suum. 
495 Ich habe verteilen des Verses halber weggelassen, obschon es an und 

für sich gut wäre, vgl. Himml. Jer. 371, 15. Vor. Alexander 190, 13. 

497 Vgl. Recht Karaj. 8, 16. Leben Jesu Diem. 260, 5. 

498 ff. Quelle: et tum talia diceret demon, sancta Juliana trahens eum per 

forum projecit demonem in locum stercoris. 

501 wie er fif und nider spranc Roland 291, 23. — hei wie Arnolt 353, 22. 
Vur. Gen. 28, 26. 50, 8. Jüng. Jud. 134, 23. Leben Jesu Diem. 240, 18. 
Millst. Exod. 160, 32. 163, 20. Kaiserchr. 88, 10. 91, 16. 220, 13. 227, 10. 
422, 31. 446, 20. 476, 9. 483, 18. 486, 26. 495, 12. 499, 14. Alexander 
4557. 5216. 6058. hoy wie Wien. Gen. 3366. Hochz. Karaj. 26, 3. 42, 13. 
oia hoy wie Hochz. Karaj. 36, 12. oy wi Anno 447. 729. 746. 



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[533] 



Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 



91 



Vors 

503 daz volk allez vor im vlöcli Christo phorus 1214. 

505 vreissam in der Poesie der Zeit fast überall vertreten: der ut aUd 
vreisaam Millst. Sündenkl. 200. Wien. Gen. 204. 428. 4099. Millst. Exod. 
142, 28. 162, 28. Alexander 4069. 4971. 4989. 5025. 5587 u. ö., im Tun- 
dalus 5 Mal, in der Kaiserchr. natürlich sehr oft, z. B. 18, 2. 25. 22, 23. 
51, 5. 135, 9. 181, 29. 225, 27. 239, 23. 344, 7. 451, 13. 472, 18. Im 
Roland habe ich es 19 Mal gefunden. 

508 pelach in dere lachen mit pluote betochen Roland 160, 1. in deme pluote 
lach er petochen 163, 21. Vgl. Rother 382. 

510 Die Lücke habe ich angenommen, weil mir das Folgende einen rich- 
tigen Dreireim, der überdies am Beginne eines Abschnittes wenig passt, 
nicht zu geben schien, dann weil die Quelle eine Angabe enthält, die 
der Bearbeiter wohl nicht wird haben fallen lassen : ipsa cum venisset 
in pretorium, facies ejus ut fulgor ignis fulgebat, et cum prefectus 
illam aspexisset, miratus ost 

514 ff. Quelle: et dixit ei: Juliana, die mihi, quis te doeuit talia venena fa- 
cere? quomodo talia et tanta tormenta per venena superasti? — Vgl. 
er zech den heiligen man, er hei iz mit zouJber getdn Kaiserchr. 172, 11. 

517 Anlautendes h fehlt auch Arnolt 342, 9. 343, 4 und Himml. Jer. mehr- 
mals. Vgl. Roland 304, 9. — von fuire und von lüfte nam ich mir crefle 
Kaiserchr. 77, 1. 

518 Vgl. 223. 528. er dolet daz man in retfiötit Himml. Jer. 366, 4. 
521 ff. Die Quelle lautet anders und ausführlicher. 

526 daz ut der heilige Criat Roland 207, 9. 

530 ff. Quelle: tunc prefectus iratus jussit afferri rotam ferream et in ea fieri 

verbera acuta et super ipsam rotam imponi sanetam Julianam, ut staret 
rota in medio duarum couimpnarum et quatuor milites in una parte, 
quatuor in alia parte, qui trahebant rotam, ut Juliana superposita 
contererotur. 

531 Ich habe doch vorgezogen, geltat nicht in geltot zu ändern, was das Ge- 
wöhnlichere wäre, z. B. Jung. Jud. 129, 19. 

533 ietweder halben Arnolt 341, 22. ietweder halp aehse Wien. Gen. 5139. 

534 olaam *i die himele triben Arnolt 342, 8. 

537 = Kaiserchr. 442, 4. 444, 11. Wernher 161, 21. ich enieeiz waz er an 
An »elften roch Millst. Gen. 1, 21 und Diemers Anm. Vgl. Alexander 
2729 und Heinzel zur Erinnerung 554. 

538 f. Der Reim Zukunft nach dem Tode Karaj. 112, 12. — Der Inhalt 

dieser und der nächstfolgenden Verse scheint durch ein Missverständ- 
niss bestimmt zu sein ; die Quelle erzählt : trahentibus autem militibus 
machinas, nobile corpus Omnibus membris tindebatur et medulla de 
oBsibus ejus exiebat. tunc saneta tali pena examinata perseverabat 
renuncians vite humane, angelus autem domini discendit et comminuit 
argumenta et vineula soluta sunt. — Die anderen Fassungen haben 
comminuit catastam, clm. 14418 comminuit vineula. argumenta in der 
Bedeutung Maschine, Geräth ist nicht blos hier belegt, auch in der 



92 



Schönbach. 



[534] 



Vers 

Passio sanctorum quatuor coronatorum kommt es vor, wahrscheinlich 
Werkzeuge bezeichnend, vgl. Petschenig, Zur Kritik und Würdigung 
der P. s. q. c. Sitzungsber. der Wiener Akad. 1881, XCVII. Band, 
S. 768. Ein paar Stellen aus Legenden bringt auch Du Cange unter 
dem Artikel Argumenta. Jedesfalls ist es aber eine seltene Bedeutung 
des Wortes, die leicht dem deutschen Bearbeiter unverständlich war; 
daher die Umdeutung auf etwas Bekanntes und aus dem ersten Satze 
zu Folgerndes. 

540 f. »i ndmen »in geheim , daz wo» heilig unde reine Millst. Ex od. 159, 5. 
dö »amente »ich daz gebeine Kaiserchr. 316, 13. heiligez gebein vgl. Anm. 
MSD.2 S. 459 zu XLVI, 30. 

54-1 werchendre = carnifices, die in der Quelle ausführlicher sprechen. 

546 Dass dieser Vers vom folgenden zu trennen ist, wird durch 562 be- 
stätigt, durch die Entstehung des Dreireims nicht verhindert. — Quelle: 
et nos colimus deum, quem tu coli», sancta Juliana. 

548 Vgl. Vor. Gen. 45, 19. 

551 ir wart getauft an der »tunt vier denne »iben tüsunt dne wip und dne 
feint Kaiserchr. 251, 8. ßinf busent man gehübten an Christum zehant 
dne chint und dne wip Margaretha 537 ff. 

553 Ueber die Zahlangaben vgl. Einleitung S. 46. 

555 f. - Kaiserchr. 120, 29 f. Der Keim ist sehr beliebt z. B. Vor. Sündenkl. 
297, 8. Paternoster 4, 7 f. 

560 f. Die Stelle ist in der Hs. entschieden arg verderbt; vielleicht hat der 
Umstand, dass got als passender Keim auf geheiligot angesehen wurde, 
zu dem Abfalle des Reimwortes in 561 geführt. — Hartmann, mit 
dessen Glauben unser Gedicht Manches gemein hat, sagt 2933 ff. ganz 
ähnlich: vü manigen si bekehrten mit guten gespenaten zo der goti» ernten 
Ferner durch di goti» enate 17. unde gab un» »ine hulde durch de» sunt» 
en»te, di qendde wa» de» gespenste 680 ff. gloutnch unde getrüwe machet 
er (der heilige Geist) den menschen mit »inen gespensten 1667 f. 

564 Vgl. ze der lute gesihte Arnolt 333, 4 = Friedberger Christ und Antichr. 
J b 2. Margaretha 533. ze de» wV>e» getihte Leben Jesu Diem. 251, 17. 
ze ir aller getihte Kaiserchr. 391, 26. Wernher 185, 31. Joseph in 
Aegypten 477. 

566 Vgl. 593. = Kaiserchr. 130, 20. 131, 17. 183, 22. 190, 19. 201, 27. 
205, 7. 338, 2. 21. 485, 23. Roland 40, 9. 55, 17. 74, 25. vgl. Entecr. 
120, 13. 

568 unze in die oberisten chure Leben Jesu 272, 22. Vgl. Anegenge 12, 8. 

13, 12. 63, 14. 19. Arnolt 357, 15. 
570 ff. Quelle nur: prefectus autem sanetam Julianam cremari jussit. 

576 unte louchet so daz fiwer tuot Himml. .Ter. 371, 10. 

578 Quelle: et subito angelus domini venit et separavit ab ea ignem et 
flammam extinxit. sancta Juliana stans inlesa glorificabatur dominum. 

579 f. daz ist de* zornige man Vor. Gen. 61, 15. »tritec Roland 238, 3. vom 

Pferd Vor. Alex. 189, 21. — Quelle für den folgenden Passus: 



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[535] Mitlheilungen aus altdeutschen Handschriften. V. 93 

Vers 

prefectus autom fremebat contra sicut fera maligna et cogitabat qnali 
supplicio subiceret illam et jassit ollam afferri et plumbum tnitti in 
eam et sanetam Julianam poni super ollam ferventetn. 

581 er hiez ole wellen einen botigen vil volle Kaiserchr. 171, 25. 

582 Vgl. Diemers Anm. zur Millst. Gen. 8, 34: 

584 Heinzel schlägt vor, über der Hs. zu behalten; vielleicht sei ein Topf 
mit Deckel gemeint oder einer von bestimmter Form, die erlaubt, 
Kohlen obenauf zu legen. 

585 ff. Quelle: sed dum imponeretur, facta est ipsa olla velud balneum tem- 

peratum, ex ipsa autem olla resiluit ignis, qui incendit de adsisten- 
tibus viris LXXV. — Zu der ganzen Stelle vgl. Drei Jüngl. 7, 1 ff.: 
der kunik hiz s> zi samini dragin zü dem ovini. wi ubili sis ginuzzin di 
»in den ovin schuzzin! daz fuir slüg in ingegini, iz virbranti ir micliil 
menigi. got mit stnir giwalt machü in den ovin kalt. 

590 ff. Als Johannes Evangelista zu Rom war, lässt der König ihn in einen 

Bottich brennenden Oeles setzen, das aber dem Heiligen nichts scha- 
det: d6 taget er Romären allen, daz ime andere» niht newäre wan sam 
er üf einem getouweten cU. läge Kaiserchr. 172, 6. Und 193, 32 f. sagt 
Laurentius auf dem Rost: disiu wize netuont mir niht toi, ich lige üf 
einem tougem cU. 

591 Vgl. also si daz gisdhin Drei Jüngl. 8, 1. 

595 ff. Quelle : dum appropinquasset finis certaminis ejus et dura traheretur 
ad necandum, demon, qui cruciatus fuerat ab ea, subito venit clamans 
et dicens: nolite parcere ei, quia deos vituperavit et hominibus inju- 
riam fecit. multa et mihi mala in una nocte egit. reddite ei quomodo 
digna est. 

601 Heinzel: naht gare: ze wäre? 

602 mit deme ewigeme »läge »tehet si got ze tode. Arnolt 351, 1. ir iegtoeder 
slüch ime einen «lach Alexander 3745. von den slehen die er sh'ich 1 705. 

603 Vgl. Wien. Gen. 3468. 

604 Vgl. Himml. Jer. 368, 11 und Diemers Anm. daz si zerukke vielen 
Leben Jesu Diem. 256, 23. Andreas 8. Joseph in Aegypten 1134. 

605 dannen gähen: vähen Himml. Jer. 369, 13. begnnde gähen Wien. Gen. 
1510. Exod. 6535. Entoer. 113, 19. Roland 10,34. begang. Leben Jesu 
Diem. 268, 6. Kaiserchr. 145, 16. Wernher 158, 9. 206, 24. Vgl. Roe- 
diger Anm. z. Millst. Sündenkl/81. — daz dü in des Uevels strich iht 
wellest gähen, daz er dich iht gevähe Physiol. Karaj. 86, 21. — Quelle: 
tunc saneta Juliana paulolum aperuit oculos suos, ut videret quis esset 
qui hec diceret, sed timidus demon clamavit dicens: heu me miserum, 
forsitan vult me iterum tonere. et statim evanuit ab oculis eorum 
fugiens. 

606 Die Beispiele, welche Zingerlo, Germania 7, 261 und 264 von wartä 
in mhd. Gedichten beibringt, stammen alle aus späterer Zeit. — 
Heinzel: wergot. 

610 = Christopherus 1355. 



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94 



Schönburh. Mitteilungen ans altdeutschen Handschriften. V. 



[686] 



Vers 



611 = Kaiserchr. 39, 10. 41, 19. 127, 21. 166, 25. 167, 32. 209, 3. 223, 14. 
235, 22. 393, 28. 405, 16. 487, 7. 529, 30. Leben Jesu Diera. 237, 22. 



275, 29. duz stuont unlange Wien. Gen. 4060. ntl stuont ez dar näch 
unlange vrist Christopherus 1159. done sttint iz borlange Rother 1387. 
5093. porlang iz do ne stuont Wien. Gen. 3487. Servatius 2485. 

612 Nämlich seinen Engel, wie Christopherus 1627 ff. Katharina 2580 ff. 
Aehnlicher knapper Legendenschluss in der Kaiserchr.: Constantin 
322, 8. Crescentia 392, 28. Theodosius 418, 12. 

613 ff. Quelle: prefectus autem, cum navigasset in snburbanum, venit tem- 

pestas valida et dimersit navem ipsius et mortui sunt numero XXX 
et IV viri, et cum aqua eos ad locum desertum jactasset, ab avibus et 
feris corpora ipsorum devorata sunt. 
613 arge vgl. Recht Karaj. 10, 10. 16. 

616 vergen ist mhd. unbelegt. 

617 do wart ein michel wintsUiz Kaiserchr. 375, 1. Tundalus 636. 

619 di unden sluogen si an ain stamwant Kaiserchr. 44, 30. 

620 de» mortes vroute sich dÖ der hunt Kaiserchr. 378, 25. 384, 19. hunt 
für Teufel Entecr. 108, 1. Anegenge 18, 6. Kaiserchr. 407, 29: grünt 
Vor. Gen. 4, 26. Wien. Gen. 658. 719. 5604. Margaretha 243. 285. 
Vgl. Kaiserchr. 601, 5. Wernher 189, 31. 

622 die unden würfen» an den sant Kaiserchr. 49, 19. Vgl. 52, 32. 

623 f. gevilde : wilde Millst. Exod. 139, 12. 148, 22. Entecr. 129, 19. Ava 

Jüngst. Ger. 284, 9 ff. (+ geougele) Roland 183, 17. Zeichen des jüng- 
sten Tages Zs. f. d. A. 1, 117 ff. V. 82. 

624 wilde nachgesetzt: sperlinge wilde Arnolt 338, 3. leuo wilde Himml. 
Jer. 364, 21 f. Her w. Kaiserchr. 307, 21. 315, 32. face w. Kaiserchr. 
167, 20. Wernher 175, 38. Hartmann Gl. 938. 2312. beri w. Anno 193. 
eher w. Kaiserchr. 161, 26. 

625 die vogele unraine Himml. Jer. 366, 17. Wien. Gen. 1435. daz ins ge- 
vugele eze Vor. Alex. 223, 14. Alexander 5831. Entecr. 128, 3. man sach 
ie dannoch den potech ligen toten, sicie in zevuorten genote die vogele jock 
die Kunde Kaiserchr. 309, 23 ff. ze äse den vogelen unde den Kunden 
169, 28. 

627 f. min trehtün die sele zü sich genam Kaiserchr. 529, 24. die tubele dar zü 
qudmen, sine scle si nämen und vorten si in die helle zo den ubilen gesellen 
Harttnann Gl. 2722. die tievel nämen ir tele, si vuorten si dä se stunt in 
der liefen helle grnnt Kaiserchr. 63, 2 ff. vuort er (der Teufel) dich zil 
der helle, der untriuwen bistil geselle Roland 306, 19. — Ganz ähnlich, 
nur von den Engeln, welche die Seele ins Paradies führen, Margaretha 
641 ff. Katharina 2586. 3128 ff. — Arnolts Siebenzahl und das Himml. 
Jer. schliessen gleichfalls ohne ämen mit dem Reim. 




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I 



M [ITH EILUNGEN 



AUS 



ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 



VuN 



ANTON SCHÖNBACH. 



ERSTES STUCK 



UKBER ANDREAS KURZMANN. 




WIEN, 1878. f 
IN COMMISSION BEI KARL GEKOLD'S SOHN 

BUCHHÄNDLER DBB KAIS. AKADBWB DER WIHSKN8CH AFTKN. 



/ . \ 



MITTHEILUNGEN 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 



VON 

ANTON SCHÖNBACH. 



ZWEITES STECK 



PREDIGTEN. 




WIEN, 1879. 



IN COMMISSION BEI KARL GERO LT) 'S SOHN 

BITCHHANPLEK PKK KAIS. AKAPKMIK PKR WjSRKNSCHAFTKN. 



« 



\ 



0 




MITTHEILUNGEN 

AÜ8 

\ LTDBUTSCHEN HAND8CHR1 FTEN. 



VON 

A NTON SCHÖMBACH. 



DRITTE8 8TÜCK: 

NEUE FRAGMENTE DES GEDICHTES ÜBER DIE ZERSTÖRUNG 

VON ACCON. 




IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN 

BUCHIIAXDLEB DKIt KAIS. AKADKMIK I>KR WI88KNBCHAFTKN. 

I &e> \% a. 4c» 



MITTHEILUNGEN 

AUS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN. 



VON 

ANTON SCHÖNBACH. 



VIERTES STUCK: 



BENEDICTINERR EGELN. 




WIEN, 1881. 



IN COMMISSION BEI CARL GEßOLD'S SOHN 

8UCHHÄNDLEH DEU KAI8. AKADEMIE DKK WIbS KM f»CH AKTEN. 



MITTHEILUNGEN 

AUS 

ALTDEUTSCHEN HANDSCHRIFTEN, 



VON 

A N TO X S C H Ö N B ACH. 



FÜNFTES STÜCK; 



PRIESTER ARNOLTS LEGENDE VON ST. JTJLIANA. 




, 1882. 



IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN 

BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSEN SCHAFTES. 



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