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Full text of "Reden und Kundgebungen, 1852-1896"

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Reden und 

Kundgebungen, 1852-1896 



Friedrich 






' ■ S by GopoK: 




6rossbcrzog Srlcdrid? uon Baden 
Reden und Kundgebungen 



THE UNIVERSITY OF MICHIGAN UBRABIES 



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F^'c^rich J/ l>c^ke of 





Ikiu', billige Husiiabt 



freibupg im BretB^au 
P <r ! ■ .1 . V « « l.' .1 u I ir j c ^ c I 
1 



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Ft‘€,oh~\Ch Xf of , 








xuW\$} D 0 » 









®et»en unb Himtrgebim^ctt 
1852-lSöe 

f)orausgi’9eben ron Dr. Hnbolf Krone. 



neue, billige Ausgabe 



frnburg »m Breiegau 

Derlag pon pauI IDae$eI 
1903 



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noi 



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5>/7 /■7J 



©orioort. 



2)ie 9)eTöffentIi(^ung oon Sieben unb jtunbgebungen Seinet 
Äöniglit^en Roheit beä ©rofe^erjogS 5riebric^ oon ?)oben ift bein 
gefomten bcutfd)en SSolte geroibmet unb boju beftimmt, bem gonjen 
iSaterlanbe jur ä^a^nung, ©r^ebung unb ^egeifierung ju bienen. Sat 
aud^ baä ©rogbctjogtum ©oben ba§ erfte 3Inrecbt ouf feinen fianbeä» 
berrn, fo gehört ®r botb atä ber urbeutfcbe ©unbeäfßrft gonj ®eutfcb» 
(anb an. .Qn ©erfcbmeljung jn)ifcf)en ©unbeöftaat unb 

Deulfcbem ^eid) unlösbar unb oorbilbli^ ooll^ogen. 

Som ^Regierungsantritt bis jum 70. ©eburtStag erftredt fic^ 
ber ben baS oorlie^enbe ©ucb umfagt. ©ieiter in bie 

©egenmart oorjubringen, oerbietet ber biftorifcbe Sinn; benn nur 
toaS — loenigftcnS annöbcmb — ©ef^iibte getoorben, lögt ficb nub= 
bringenb oermerten. 

©S ift eiiileucbtenb, ba§ biefe Sammlung oon Sieben, 1!lnfprad)en 
unb üunbgebun^en Slnfprucb auf ©oQftänbigfeit nicht macht, loeil 
eine fehr erhebli^e 3«h^ Sleugerungen Seiner 5töniglichcn Roheit 
nicht loörtlidb ober nur ftijjenhaft na^ bem .fiauptinhalt, ja jum 
3:eit überhaupt nicht aufgejeichnet ift, roaS u. a. mit bem früheren 
SRangel an auSreichenber ©erichterftattung ju erllären fein bilrfte. 
'Jlnfprachen bebeutungSoollften Inhalts loaren nur für einen geroiffen 
•tlreiS berechnet unb brangen barum, fo loertooll fie looren, nicht 
über biefen h<n<tuö. 3lnbere eigneten fich ihrer Statur nach toeniger 
für bie Oeffentlichfeit. ®aS aber fteht feft, ba§ oiele aus folchen 
gelegentlichen unb nicht funb geroorbenen Sieben einen unoergefflichen 
©inbrucf empfangen hoben. SBaS aber erhalten blieb unb überliefert 
nmrbe, ift fo reich on ©ebanten, fo loertooU an Inhalt, fo einbrucfS* 
ooH in ber ba§ eS nicht nur bem babif^en itanb, fonbern 

auch ßonjen beutfchen ©olle ein ©ermüchtniS oon bleibenbem 
fflert borbietet, baS mir bantbar oon Dem hotboerehrten greifen 
dürften h*onfho*c»- ber als einer ber ©rften im Mate Raifer SSil> 
heim I. ber le^te ift, roelcher auS beS neuen SieicheS ^ugenbjahren 
in bie ©egenmart hierüberragt. 

V 



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3?ont)ort. 



SBie Diele ®eranlaffungen unb 23er^ältniffe, unb 

^etänberungen auc^ bie ^ier gebotene Sammlung pon JHeben uiib 
Hunbgebiingeii Seiner Rbniglti^en .Bobeit umfaSt, l'o ift bod) bie 
(gnDarluiia'pDn porn b^tetn abjuroeiten, alg eine gleid)fam 

aug bem ^■Uiunbe beg Äflrtten }u foiiftruierenbe iöiograpbie ober eine 
(gejebiebte beg üianbeg unb )etnct tnnem unb äußern ^tiolitit geboten 
roeiben ipoüte. Ujietmebr befd)ränfen mir ung auf eine mit .^ufommeii « 
bängenben (ginfübrungen perjebene SJarbietung ber 'Jieben unb ffunb» 
gebungen, n)elcbe tämtlicl) „unter bem (gintluB ber ^eitereigmjle, in 
oie fi"e fallen, fteben unb nur aug biefen beraiig erflärt unb per » 
ftgnben werben müffen“. 

gteben ben >Heben finb aud) aüerlei roirfjtige unb ebarafteriftifebe 
^roflamationen unb anbere HWbgebungen milgeleilt, bie öffentlicb^ 
:^ntere[te bieten, ro^renb roieberuiii bbcbft roertPoMe unb äablreicbe 
^Wpatäufeerungen, Schreiben u. f. ro. aug nabetiegenben ©rünbnt 
fehlen. 

^ie Sbronreben bei grbffnung unb ®d)luB bCT Stänbeperfamm » 
lung, metebe in ihrer ftatarif^en ^orm alg ein feierlicber boebpol*“ 
tifeber 9ltt anjufeben finb unb bie jeroeilige Sage beg ©taateg foroie 
bie 3Iufgaben unb Arbeiten beg Sanbtageg refumieren, tonnten nicht 
in ihrem ganjen Umfange erldutert roerben. Sieg ift ©a^e einer 
©efebiebte beg Sanbtageg unb mürbe bie ©renjen beg porliegenben 
SBerfeg bei roeitem überfebritten haben, roesbalb auch nur auf bie 
roiebtigften legislatorifcben '^'robleme unb ihre Söfung foroie auf bie 
erbebli^ften eingegangen mürbe. 

2Bie bie jebem ber ficben 'Jlbfcbnitte uorangefteüten biflorifcben 
Cinleitungen bcnbficbtigen, in fteter Sejidjuiig auf bag porbanbene 
aHatertal Don IHeben unb Äunbgebungen bie Uierbmbung }roif)bgit 
biefen unb ben ;feiterrigniffen aufAtneigen, fo foüten bie Uior « 
bemertungen Dor ber fUtebgabl ber einzelnen Sieben bei, roo eg 
erforberlidb febien, bgg dii^erlicbe fUiilieu ^eiibnen, non bem bie Sieben 
umgeben rociren, unb bie ©ituation fenntlicb machen, in ber )ie er » 
folgten. 

‘(freilich bieten bie Sorbemertungen bei ber ihnen jufommenben 
Äürje mcift nur ein bürftigeg «ilb non all ber geftfreubc, ber söe-- 
geifterung unb bem :Jubel, non ben ^^urüftungen unb ^ugfcbmücfungen, 
melcbe bie perfönlicbe Teilnahme ©einer königlichen ^joheit an irgenb 
einer ffeier oeranla^te unb ©emüter unb ©inne belebte. 

3luch bie lebhaften ber 3af*iat'aan<l »ab beg SBeifallg, 

bie man^mal minutenlang mährten ober am ©chluffe einer SRebe 
jum impulfioen Slusbruef tarnen, ftnb nirgenbg angebeutet. Sag 
®erfldnbnig beg Seferg mirb biefe erhebenben 9Jlomente fchon felbft 
fühlen, ohne bag man ihn barauf aufmertfam mad)t. 

Sie in ©egenmart beg gndbigften .^errn jemeilg gehaltenen 
53egrügungen, 9lnfprachen unb Sieben mit ihrem oftmalg ganj heroor» 

VI 



DigitiZOCi uy vjvyw^lc. 



3Sonoort. 



rogenben 3n^oIt fonnfen leibet nid)t mitgeteilt, ^5(^flen§ bei fe^r 
Dereinjelten 21nläffen anbeutungäroeife berührt roerben, ba bie SRaum« 
oet^ältnifle beä ^ucbeä ein mebreres nicht geftatteten. 

©njelne Stellen bet Dieben unb Äunbgebungen Seinet Äönig« 
lieben ^obeit Tmb ja längft jum @emeingut beS D3olte$, fmb getabegu 
tlaffifcb gemotben, abet um fo mettnoUet mag tS fein, fte im 
fammenbang nacbjulefen unb in ibten IBe^iebungen fennen p letnen. 

^ie 2:bütigteit bet oielfacb fo betoottagenoen IDiännet, melcbe 
Seine Söniglitbe ^obeit bet ©toßb.f’^og feinen 3tat unb jut 
Seitung bet öffentlichen Slngelegenbeiten in ben oetfebiebenen 
petioben betief, tommt nicht obet nut ganj auSnahmömeife unb bei« 
läufig in ben hiftotifchen (Sinleitungen jut Sptache. Sie hoben ibten 
Ißlah in bet ®efchicbte unb moten bi^ nut infomeit onjufübten, alä 
es boS IßetflänbniS beS ^ufommenbongS bet 9leu§etungen Seinet 
ftönigli^en Roheit etfotberte. 

®ic äBiebetgabe bet meiften Dieben, not allem bet ftübeten 
bafiett auf mittelbatet Quelle. $enn bie Ißteffe, beten SBetl auch 
hiebutch p tage ttitt, ift eS gemefen, melche in äugetft pblteicben 
fällen baS DSetbienft h“t, bie bem ®tang beS ^etjenS unb bet 
Eingebung beS DlugenblicfS obet ootangegangenet ®otbeteitung ent« 
fpntngenen ISSotte Seinet flöniglichen Roheit aufbemabtt unb fibetliefett 
p hoben. ®iefem Umftonbe entfpricht obet ouch bie Sbotfoebe, bo§ 
bie auf folcbe SBeife übetliefetten Dieben jum Seil roenigftenS nut 
auf annäbetnben DBottlaut Dlnfptuch machen fönnen, menn auch bie 
^etfönlichteit beS hoben DiebnetS eine möglicbft genoue Iffiiebetgobe 
^öchftfeinet Döottc oetbütgt. 

,>fu ben gefchichtlichen Sinfübtungen in bie einjelnen 3eitabfchnitte 
mutben bie ootbanbenen S^tiften übet ©togbetpg f^iebti<h, übet 
bie biftotifebe unb politifdbe Sntmicfelung beS ©to^beejogtumS fo« 
roeit möglich, bantbat oetroertet. 

SBenn oieleS hätte mit ooHetem Son unb tühmenbetem 9Bott 
gefugt roetben f ollen unb tönnen, um ben hohen Diebnet p feietn 
unb p pteifen, fo oetbot eS hoch bie befebeibene ©eftnnung Seinet 
fiöniglichen Roheit, bie eS roünfcbt, ba§ bie Slatftellung teebt fchlicht 
unb einfach oeftaltet unb aHeS fetn gebalten roetbe, nmS als übet« 
triebene Dlnettennung bet 33ctbienfle oeS gnäbigften ^ettn fönnte 
bettaebtet roetben. 



VII 



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3nl;alf. 

Seite 

iI}onoort . ■ V 



1852—1859. 

SinlrihinB ituni I. ^bfdinitt ä 

"liroflamation bei bew iHeflierunflgontriK, ‘24. gprU 1852 11 

^Jliifpradie bei bei aibnal)ine beg l^utbiflunflgeilieg, 2. SPlai 1852 ... 12 

'Mntprarfie 6ri ber lBeil)e unb Uebetflobe pon an bie neun neu 

errid)teten gjataillone, 10. Ottobet 1852 13 

Siete bei bet feietlit^en ®t5ffnunfl ber StSnbcpeifamnitunfl, 12.$llttnuar 1854 14 

Siebe bei bem feierlit^en ber Stänbeperfamntlung, 12. Sipril 1854 17 

Siebe bei bet ®ntge0enno^me einer Slenfmünje jur ©rinnerung on bie 

©inroei^ung bet Sunftfc^ule in Rarläru^e, 19. SJejembet 1864 . 18 

Siebe bei bet feierlid)eii ©tSffiiung ber Stänbeperlanunlung, 28. Sio « 

pember 1855 . ^ , . , , , ^ . . , . ^ , , . 12 

Siebe bei bent jeiertidieii £d)lu6 bet StSnbepetfammlung, 19. SIpril 1866 21 

^oKamation bei Sinnnbme bet ©rob^erjogtidjen SBürbe, 5. September 1866 22 

Siebe bei ber .Wiabriflcn ^ciet ber Stiftung beä mititärifdien Sarl-- 

ffriebrid|;iBerbicni'lorbeng, 4. Slpril 1867 24 

Siebe bei bet feierlichen Qtöffnung bet StSnbeperfammlung, 19. SIo= 

uember 1857 26 

Siebe bei bem feierlichen 6cf|lu& bet Stänbeperfammlung, 4. SSiai 1858 28 

Slnfptache bei bet SBeihe unb Uebetgabe bet fVahne an iai 3. ffüfitiet » 

bataiHon, 17. (September 1868 29 

Siebe bei bet feierlichen ©tbffnung ber StänbeoetfamniliinB, 22. Sio » 

neinbet 1869 3ü 

18C0— 1866. 

©inleitung »um U. Slbfchnitt 95 

Oftetproflamation, 7. Slptit 1860 4.i 

Siebe bei bem feietlichen Schluß bet Stänbepetfamaihing. 30. Sluguft 1860 47 

Siebe bei bet ©tbffnung bet coangetifihen ©enetqlfpnobe, 5. 3»«i 1881 49 

IX 



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3n^a(t. 



grtlt 



?Htbe bei ber 9Bei(ie uiib Uebetanbe einer an baä 2. Sataillon 

beä 5. ^nfanterieteflimentg, 12. Cttober 1861 52 

iSebe bti ber feietltd^en SrSffnima ber Slfinbeperfamntlunfl, 30. 

pembcr 18i;i . ^ . , . , . , ^ . , . . , ^ . , ^ ^ Ö2 

Itfdirebe bei bem Sd)opff)eim auS 9lnla6 ber ©röfftmng 

bei Stefent^al’iBa^n, 5. 3uni 1862 66 

Siebe bet bem 3efn»nl)ie in Sionftam pr (£r5fjnunB bn (Sifenbobn SBalbg » 

but — ftoin'ton». 13. 3uni 186H 58 

älnfpracbe bei bem Si^ü^enfcfl in 9Rannbeim. 28. 3uni 1863 . ■ . ■ 60 

SHebe bei bem fcieilicben Sd)hib ber StänbeperfammlunR, 23. 3uli 1863 61 

3d)lu6erlianinfl auf bem 3fiifientonaie6 »u Riantfuit a. 3>i.. 1. 5ep = 

teinher 186:1 . . . . . . . . . ^ 63 

Slnfprndie bei bei Siilgeaeniiahnie bei .l'onbegnbreffe*. IH. Ottobei 1863 69 

SHebe bei bei feieilidien Siöffnung bei Stönbeocifoininlunfl, 2. Xe» 

>ember 1863 70 

SHebe bei bem feieilidten Sdiluft bet Stünbeoetfammluna. 17. äRai 1866 73 



1867 — 1870 . 

Sinleitunfl ^um III. Silbtdinitt ■ ■ . . Q 

SHebe bet bei feiertidien giSffnung bei StSnbeBertominlunB, 5. Sep » 

(ember 1867 , , . ^ ^ 85 

SHebe bei bem feieilicben Sd)lufe bei Stänbepetfamntlunfl, 16 . {^biiiai 1868 89 

^>anbfd)ieiben nn gtaatsminiftei Dr. 3»np, 29- SPIai 186!) 91 

SHebe bei ber feierlichen eiBffnung bei Stänbeneifammlunfl, 24. 5ep« 

tembei 1869 ag 

SHebe bei bem (eieitii^en Sd)lii^ ber StäiibeBeitammlunfl, 7. gpril 1870 96 

Seijieiben an ben fiommanbanten oon Strabbuifl, Oeneral Ulirieb, 

loä^ienb bei SBclofleiuna, 23. Septembei 1870 99 



1871—1877. . 

Sinteitunn ftum IV. Slbfdinitt 103 

SHebe bei bem 3ctlmable in 8etfaitle8, 1. 3onuai 1871 113 

SHebe bei ber feieitidien etBffnunn ber StänbeperfammlunB, 21 . 91o « 

pember 1871 . ^ . . . . . . . . . . . . . ^ . . . U4 

SHebe bei bei feieilicben (SiBffnuna bei Stänbepeifammluna, 20 . SHo » 

pember 1873 . . . . . ■ . . 113 

SHebe bei bem feierlidien Seblub bei Stänbepeijanimlunfl, 26. 3uni 1874 121 
SHebe bei ber feieilicben ®r»ffnunfl bei Stänbepeifamtnlunfl, 22. SHo « 

pcmbei 1875 . . Lü 

Stifc^rebe bei bem gmpfonfl ber äHitglieber bei epqnaelifdjcn Oenerat » 

fpnobe. 31. Cftobei 1876 127 

SHebe bei bei Qolatafct aug älnlaS be8 26iabritten 9ieBieiuntt8iubiläum8. 

29. ätpril 1877 129 

.\ 



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3nf)aU. 

3rttc 

iHtbe bei ber £>Dftafel für bie fianbe^=1:eputation aiig 91nln6 t>e8 

25jäl)riflen iHeflitrunflsiubilöumg, 30. Stpril 1877 131 

Webe bei bem '^atabebinei aug 31nlo^ ber 8t(id)ttaium beg XIV. 'jtrmee » 

torpb burdi ben Soifer, 17. September 1877 134 

Webe bei ber feierliitien StSffnunfl ber StinbeoerfamrolwiB, 15. 91o « 

oeiiiber 1B77 13R 



1878—1888. 

Sinlettung >um V. Wbfdinitt 141 

^eleflramtn anbenjptfiflbentenber^roeitenftammeTDr.gamei), b.^uni 187H 153 
Webe bei bem feierlidien Seblufe ber gtänbenerfammlunB, 21. Sbebruat 1879 164 
Webe bei ber feietlidien (Sidffniinfl ber StänbeocrfammlimB. 18. Wo = 

pemher 1H79 . Ififi 

Webe bei bem 8, SttiegeTtaa beb iSabifdien WlilitSn)ereing»Wetbanbej in 

Rarlgrube, Sl. Ottober 1S80 158 

Webe bei bem SBefud)e ber Sunft= unb ftunftfleipetbe«9(uiifteDunfl in 

Stgrlgtube, 22, September 1881 161 

$>gnbfct)reiben an Stggtgminiflcr Dr. turban nub WnlaS ber 'Doppel « 

hodueit. 2ii. September ia«l 162 

^gnbfibreibcn gn ben Sibgto&benog ngdi SBiebetgenefung beb OtoB = 

her.<ogb. 15. Cftober 1882 163 

Webe bei ber Wbiturienlenpriifung ber ibriebriili=Sdiiile in Slattgrube, 

7. ^iiti 1883 165 

Webe bei ber feierticben (Stbffnung ber Stänbeperiammtiiiig. 20. Wo » 

nember 1S8H 168 

iltinffpnid) bei ber ^ipftgfel für bie WUtflticber ber gtänbeoerfgmnilunfl, 

20. Wpgember 1R8H ^ . . . . . ^ ^ . . . US. 

Webe bei bem feieilidien Sdiliib ber Stänbeperfgitimtung. 14. Cliini 1884 176 
anfprgdien bei bet OteroeibegubfleDiiiig in gt. Qeptgen iinb bei ber 
QeiieralDcrtammtung beg beutfdien iiiib 6fterreid)i(dien Wlpeti « 

pereing in Sonflanj', 21. Muguft IBBA 177 

Webe bei ber grbffnung ber oberbgbil'dien Ignbrolrtfebgftlidien Wug ^ 

fleüuna in Stonflain. Ottober 1884 178 

Webe bei bem gtiftungäfeft beb W.Uefenlbaier Oauoetbanbeo beg Wlilitür - 

oereiiib in cebopfheim. 2. Wttguft 1885 180 

Webe bei bem S>cfi ber ^nbiienroeibe beg ihieBeroeieing SWogbaeb uiib 

ber Witbung beg iBe<irtgpeibgnbcg in OTogbgdi. 7. September 1BH5 laH 
3:rintfprutb bei ber Qglatafet narf) bet WePditigung beg XJV. Wrmee^ 

torpg butd) ben Rgifet, 11. September 1886 184 

arin(fprud) bei ber Softafel nu Cbeen beg Sinjtugg beg neuoerindt|Htn 

gTbarobbenoglidien ^aateg in Rarlgtiibe, 27. September 1B86 185 
Webe bet ber fcierlictjen Srbffnung ber Stänbeoerfammlung, 12. Wo= 

oember 1885 .... 186 

Webe bei bem fcierlitben gd|lu6 ber Stänbeoerfainmluna, 15. Wpril 1886 I8i» 

XI 



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On^alL 






fflcbe bei ber 3. OeneraloeTfammlung beä 53cutf(^en Rolonioloetein« in 

Ratläru^e, 30. SIpril 1880 192 

(Hebe bei bem Stiftungäfefte bei .§auenfteiner öau-.iBetbonbeä bei 'JJIilitär« 

oereinä in Söcfingen, 25. 3uli 188« 193 

fflebeii bei bem 600iäbriaen Jubiläum bet UnioerPtät iijeibetberfl, 3.-6. 

aiuflu[t 1886 195 

3tebe bei bem 1. Qqutflge bei ^fahflttiuSäerbanbel bei äHililäroeteinl 

in @d)roetiinflen, 26. Septembet 1886 201 

91ebe bei bem Rrieaertage bei Sin»ifltt)ätet Qauoerbaiibel bei 3Hilitür = 

pereinl in Hell g. 6., 12. 3u«i 1887 203 

9<ebc bei bem 2. Rrieflerfefl bei ^b^aaM-'Bttboiibel bei SPlililärueteinl 

in «abolfieP, 14. Muaufl 1887 205 

iXebe bei bem 1. !Cerbanblfeft bei iPfaUBau'iüerbanbel bei aUilitärpcrcinl 

in ^eibetberfl, 2. Ottober 1887 207 

iHebe bei bet feietlicben CrSffnunfl ber StSnbepetTawmlunn, 22. giopenu 

ber 1887 209 

9<ebc .bei ber (Salattifel fßt bie gilitfliieber ber Slönbcperfaninilunfl, 

22. ginnember 1887 ^ . . . . . . ^ 212 

tRebc bei bem feierlidjeii gestuft ber Stänbeperfammlunfl, 18. 3nli 1888 214 



1889 — 1895 . 

(Knleitunfl ^uin VI. ^IbWnitt 221 

iHcbe bei ber OrunbfteinttflunB ber epttnfletiftften fiitdie in Stftopffceim, 

7. 3uK 1889 2.33 

2rintjprudi bei bem Qalttbincr au (Sftren bei 1. IBefucbl ber Roiferli(6en 

31iaieftStcn in Starllrube, 19. ülufluft 1889 235 

SHebc bei bem Rriefterpereinifeft bei Seefltiii=SBerbanbel bei gHilitär » 

pereinl in Uebertinnen, 1. September 1869 236 

Diebe bet bem 1. ^erbanbltog bei Rraitliftttu»'üJlititärpereinlt'iHerbniibel 

in iBriK^tal, 29, September 1889 239 

gBibmunfl für bal gubipjfl^gSilbetnpRranfenbeim pon 3bTet R5ninlid>en 

$)obeit ber SrppberAoflin, 3. 9Jlai 1890 212 

iUebc niif bet lanbrotrtf(^ttftti(^en Dlulfietlunfl in StroftbutH an $>nnttner 

Jieiter, 6. 3uni 1890 244 

•Mnfptadjen bei bet Soflnftl Kt bie äHitBlieber ber Slänbcpetfommtund. 

17. .luni 1890 244 

Dieben bei bem ggnbeltritfletfeft in gBeinbeim, 17. älufluft 1890 . . . 2-17 
gnfpradien bei bem Rrieflcrfeft bei $>5^flau-DJiititStpeteiiil^iOcrbanbel 

in stoctaib, 24. Dluauft 1890 249 

Dlnfprodie bei bem babifdien CeibarenobiertttB in Rgrllnifte, 28. Sep ^ 

tember 1890 251 

Itinlfprud) bei bem ^n'il)fliict gul älnlas ber Digflcluiia nnb Ü'Deihung 

pon ^gbnen in fintllnibe, 13. Cftobcr 1890 253 

Xll 



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C^ntjalt. 



Seile 



!Het>c bei bem ijjerbanbgtafle btg IPKlitSrDfteinj^Qfliiucrbantieg in 6m e 

nitnbinfleii, a4. aTiot 1891 2.M 

^Inrebe bei gtoffnunn ber btutfeben SadittttugjttHunfl in fiatBnrfie. 

•23. auni 1S91 257 

Slnfpracbc bet bei lanbniirtfi^aftltiben '21uäfteUuiig be« S. töauDcibanbeiä 

in ajieälini), 1- Cftober 1891 259 

•Mnfpradie in Stebl bei bei Sibffnunfl bei gotalbttbn S}üiil— fiebl, 

4. ^omitti 1892 261 

9icbc bei beni (Sntpfann bei qioSen ganbeäbfputation in Siailgiube aug 

ülnlaft beg 40iäbiiflen 91eHieiunfl8iubUduinä, ‘29. Slprit 1892 . . 268 
ftunbftebuiifl beg 'Eanteg nug ülnlaft bea 40iäl)riaen SHeflieianabiubiläumg, 

Ügilsiiibe, 6. iPiai 1892 ‘26(> 

^Infpiatbe bei bei (»inioeitiung be^ gubgiifl^^lbetin«Weflebttufeg in 

gaben. •22. iUiai 1892 267 

?rintfpTiict) bei bei Wglatafel nn Sbien bei älnroefenbeit beg .ftBniflä unb 

bei StSniflin non gBfiittembeifl in ftaiBiiibe, 9. 3iini 1892 . ■ 288 
tHebe bei bei ginroeibunn bei enanflelifdien fiiii^e in St^opfbeim, 3. Quli 1892 2f>!> 
?Kebe bei bem ^eiiniabte atig älnlgp beb XIV. babifdien ganbe§feuei= 

roebifefica in Viabi, 31. 3»li 189*2 *271 

•Hnfpiad)e bei bem fiiieacitafl beb Seeflauceibanbe^ bea iPiilitäipeieinet 

in äUceigbiiTR, ‘21. 9hiflu(t 1892 ‘27:t 

iHebe bei bei ■5ojähiiflen ^ubelfeiei bei Seil» unb ^flefleonftglt Sllenau 

27. Septembei 1892 ‘275 

iHebe bei bei ^eiei beg 20täbiigen geftanbeg beü 'JiUitärpcicinä jöeibel« 

bei«, 14. aiiai 1899 277 

iHebe bei bem 16. SlbfleoibnetentOB beg aHititäipeieinapeibanbes unb 

bei ®ntbflCuna be8 fiiietteibenfmglg in Offenbuia, 4. :^iini 1693 -280 
iHebe bei bei feieitidien Ctbffnung beg Saifeiin«HlufluBtt«ggbeg in 

gaben, 28. ^uni 1893 ‘283 

Iiintfpnidi bei bem Oglnbinei in TOeti aiig Ülniaft bei Rnifeipaittbe 

beg XV. aiimeefoipg, 9. Septembei 1893 ‘285 

iiinffpiutf) bei bcin ©glabincr in fiaiBiubc au» SIntaft bei Sairci- 

patabc beä XIV. Ülimeefoipg, 11. Septembei 1893 28« 

‘.’liifpincbe bei bem ‘Hbgeorbnetentag beg äHilitäipeieinäneibaiibeg unb 
bei (^nlbütluiin beg Saiieig unb Stiieaei‘tcnlnial8 in 9iec{ainu, 

1.5. CttobCT 1893 ‘289 

iHebe bei bem gci'lcffen }u Gbicn beg me^itägigen gefnebeg in ÜJIann » 

beim, 1«. Ottobei 1893 2!'t> 

'Hnfpiacbe bei bem S^eftniabl jui Srbffnung beg neuen !Heid)8banf = 

flebäubeg in Hailgiiibe, ‘20. CItobei 1893 29‘2 

llnfpigtbe bei bem 11. illbneoibnetcn- unb 8. StiicfleilaB beg Cogflgu= 

iPiilitäipeieiiigsgeibanbcg in gaben, 3. ^uni 1894 294 

iHebe bei bcni feieilicbeii 3d)lu6 bei Stänbeoeitaniintunü, '28. ^iini 1894 29« 
91n(pigd)e bei bcin ^eftmable aug 2tnla6 bei (Sntt)iinnnfl beg fiaifei« 

SilbelmsTenlmalg, 14. Cftobei 1894 298 

XIII 



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3n^alt. 



8fUg 



Zrin(fprud) bei ber ©oftafel im SrfjIofTe ju 9Jlannl)eim an!fi&li(^ ber 




SntbüQuna be# fiaifer=9BiIbeIm=®entma(4, 15. Oftober 1894 


3tX) 


ünfpraAe bei ber ^ier in Sarlärube au ®bren beb 80. (äeburtbtaaeb 




beb Stürften iBibmarif, 1. 9lpril 1895 


301 


^Infpradie an bie 93rofefioren in ber 9lulo ber UniperfitSt ^eibelbeta. 




9. 911ni 1H96 


.303 


Webe bei bem (Saufeft beb 31Ulitäroereinb»®erbanbcb Sc^me^inaen in 




Weilinaen, 30. Suni 1895 


30Ö 


Webe bei bem Sanbebfrieaerfeft beb 9JHIit5mereinb«Scrbanbeb in Starlb» 




rubc, 4. Sluauft 1896 


309 


Zifdirebe bei bem ibeftmable in Uebetlinaen aub 3btla6 ber Sobn* 




©Töffnuna StabrinaemUeberlinaen, 21. Wuauft 1895 .... 


313 


Wnfpradie bei bem ileftbantett aub Dlnlab ber 9hiitb=iteier beb 2eib« 




arenabier^Weaimentb in Sarlbrube, 18. ZeAenrber 1896 .... 


314 



1896 



ttinlettunfl Aum VII. gttcftnitt 321 

^Unfprttdit bei ber Cinweltung >c8 ftritbii<6«Si6ulittuf«8 in WaiMtufte. 

8. ?tanuar 1896 329 

anfptadie bei btr Qtbentfeter btg 3»fttnte^i^9^ea^lnent8 o. SCftoio 

(1. i)Htinild|eg> 25 in iHalttttt (Oefec^t bei giUerfereQ, 

9. ^ttimat 1896 330 

gntprarfit bei bei Qebentfrier bcg G. gab. anfonttrit»91«ttiinent8 itaiftr 

^rirtiric^ III. 9It. 14 in ftonftanü bei fflelfeit), 15, 3tt » 

nuar 1H9G , . , . , , , . . . SSI 

^nfprodie bti ber Qebentfeier beä 5. Sab. ^nfanttrie»9IcfliinenU 9It. 113 

in iVrcibutfl (Sd)lac^t bei Sgelfort), 18. ?|aniiar 1896 .... 833 



gnfprac&e bei ber Qetenlfeier beg 1. 8at>. fIelbartUltrie<9IeBimenB 

9Ir. 114 in SotUanue (Scfttadjt nn bergifaine), 18. ^onuar 1896 333 
ittnfprac^t bei ber Srinnerunfläfeiei beg 8, gab. 3nfantctie»9Itflintenl8 

OTartarof Subroifl ÜBil^elm 9h:. 111 in iHaflatt, 18. 3anuor 1896 384 
9tnfpTat^c bei hem ?^efltommerg bet ^edinifdien ^octitdiule in 8atlü = 
ru^e ijut Srinnenina^feier an bie Qrtinbuna bcü i£eulfcl)en Weidieg 
unb nur ^eitr beä (Seburtgtaaeü Raifer 9Bill|elm8 II., 24. ^o « 



nuar 1898 . , ^ . . . . ■ ■ 386 

gnfpracbc bei bet Stbtnffeier bcg 1. gab. geib»S>rttaonet»SReaitnent8 

9?t. ao in Harlgrube, 22. SHirj' 1896 338 

9Infptad)t bei ber ^eier bej 26jabriaen S8efteben8 beg 15. ?^lbattiH(rie» 

iHcaimentg in Stro^bura, 19. 9)Iai 1898 338 

9Iebt bei bem (Baufeft beü 9ien<^tböler aHiüHt^gouPCTbanbtä in Cppenau, 

81. aiiai 1896 839 

IHtbe bei bem 95jäbriaen Stiftunasfefl beg 9.11ititärpereinb 9HiiI)Itura, 
oerbuiiben mit bem Srieactloae ■t’nrbtnou‘8Ict6anbtg, in 

ailflblbiira, 7. Quni 1896 34’ i 

XIV 



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3n^alt. 



6eit( 



älnfprac^e tei bet 6ntl)üDuiig beg fiticfierbenimolg in SoJeiitieini, 

21. ;>uni 1896 542 

9tebe bei bem feierlichen Sd][u& bet Stänbeoerfainmlunfl, 23. ^uni 1896 343 
Webe bei bem fttiegerfeft bet SPtilitäroereine beg $8t)flauoeTbanbeg, oet « 
bunben mit bet Snt^Ottuna eineg Sriegerbentmalg in ^itninBen, 

16. aufluft 1896 

Webe bei ber enthflHunfl be8 Sriegetbentmalg in SPtoSbadi. 30. üluauft 1896 347 
^ttnbfc^reiben an StaatgnrfmftCT %x. Wotf, aug Wnla^ bei g^eter beg 

70. (Seburtäfefteü beg (giolbenoag, ll. September 1896 . , ■ 349 
Webe bet bem ^eftbnnlett auä i(n[a6 bet betonbeten feuIbiflunB ber Stabt 

^etbelberfl, 16. Septembec 1896 361 

Weben bei ber gntbOUunfl be8 StrieRerbenfmaB in SPtannfteiin, 27. Sep » 

tember 1886 ^ ■ ■ 663 

Weben bei bet (Snt^üaungbfeiei beb Siaiferin’Wugufta^'Xientmalb in Sobien), 

18. Oltober 1896 866 






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1852—1859 



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roar eine 3«it politifdjer 9hi^e unb ©title, ©rfc^öpfung unb 
ttliebergef^Iagentjeit, ber ein ^ourf) rüftiger 33eroegung unb 
träftigen Siebend fehlte, alg ber jmeite ©obn bets gütigen 
t9ro6t)eriog§ Seopolb, ber nod) nicht 26jährige ifJrin^ Seiebrich an Stelle 
feine« fchroer tränten ®rubers nach bem am 24. 3tpril 1852 erfolgten 
2obc be« fürftlid)en SBater« bie 9ic^entfd)aft übernahm. ®erbitterung 
unb ^erfptitterung roaren bie traurigen Jtcnnjeichen ber ^uftänbe, bie 
nach bem tläglichen ©djeiteni be« crften beutfchen '!)3arlaments! in 
^rantfurt im Qahre 1848 fi^ be« beutfdjen löoltc« bemächtigt hatten. 
3nmr lebte ber 'öunbestag al« Vertretung be« beutfchen dürften» 
bunbe« roieber auf, aber ein ®eutfchlanb im politifchen Sinn nmr 
nicht oorhanben, unb man oerj^roeifelte an ber einft glühenb erfehnten 
llmgcftaltung unb Üleugeftaltung ber beutfchen Staaten ju einer 
madhtDoden (Sinheit. ?luf bie f^rühlingäträume bet beutfchen 'Jiation 
roar ein eiftger, erftarrenber groft gefallen. ISer in roilben Slufftanb 
unb llmtehr aller beftehenben Drbnung furchtbor ou«!jeartete Jrei» 
heitSbrang roar erlof^en, nachbem ein ftarter 3trm bie iKeoolution 
niebergeroorfen unb bie peinliche, aber notroenbige Srnüchtetung herbei» 
geführt hatte. 

'Jlun lag bie Srinnerung an bie 9ieuotution«jahre 1848 unb 49 
infonberheit in Vaben roie ein fchroarjer Schatten auf allen ©emütem 
unb lähmte bie f^rcube an politifd)em Schaffen unb bie Suft 
nach (Sntfaltung öffentlicher Ihütigtcit — e« roar bie ,>^eit ber 
Veottion. 

3« ben golgen be« 9lufruhr§ gehörte neben roirtfchaftlid)em 
Viefftanb ber 3™eifel ber Voltsfeele an fi^ felbft unb eine ®r« 
fchlaffung, bie ber SUutlofigteit bie ^anb reichte. 'Allgemeine Ver» 
minberung be« Voltöroohlftanbe«, Sntroertung oon (9runi) unb Voben, 
Ueberfchroemmung unb roieberholter SUi^roachs, unb nid)t am roenig« 
ften ein aufterorbentliche« Anfchroellen bet 'Auöroanberung , bie auf 
imS achtfache geftiegen roar, lähmten bie 'Voltstraft. jiaS i'anb 
ftanb nod) unter bem EriegSrccht. 2)ie feit ber Veoolution neu 
gebilbeteu Truppenteile ftanben erft im 'Begriff, fid) 'Vertrauen all- 
mählich ju erioerbcn. 

3 1» 



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1852—1859 



3n folt^ fdjiDcrer '}Jrin,^rcgc»t 5riet>n(^ >nit 

frifc^cm üllut, burd)brungen uon ber ©röge feiner 'Aufgabe, erfüllt 
oon ungebrochener ifiebe ju feinem '-Holte, begeiftert oon bem erhabenen 
'•Horbilb feineä '-Hoterä unb feines ©rogooterS Äarl fvriebrich, 'J5er= 
trauen um '.ßertrauen bietenb, an bie ©pi^e beS Staates, maS bnreh 
bie 'fJrotlamation oom 24. 91pril 1852 gefchah- 

3Sar ber.Sdjmerj beS 'firinjen um ben hu(l)uerehrten unb innig 
geliebten '-Hoter gro§, fo trug er gleichfalls Seib um feinen älteren 
'Hruber, ben nunmehrigen ©roßherjog iinbroig, bem fchroere ftranfheit 
bes (iieifteS unb Körpers ben 'Eintritt ber fl^egierung burd)anS un^ 
möglich mad)te. ®a in ber Jolgeseit biefe Srnntheit ftd) als nnheil= 
bar erroieS, nahm ber 'ftrinjregent, ber bisher auS brflberlid)er üiebe 
,\u feinem ßerni '-Hniber onf bas ihm juftehenbe tHecht oerjichtet hatte, 
beroogen burch unabroeiSbare tKüctfichten auf fein ,ßaus unb üanb, 
gebrängt oon bem SBunfd) feiner 3lgnaten unb um ber monarchifcheu 
Orbnung bcS Grbganges mitten, am 5. ©eptember 186(> bie '-Bürbe 
eines ©rohherjogs non ?laben an, roelcher ©d)ritt burd) eine feierliche 
'^roflamation tunbgegeben mürbe. 

'JBenige Jage barauf, am 20. September, mürbe ju ^Berlin bie 
■!poch}eit beS ©roßherjogS mit ber 'f?rin,teffiu i'uife oon 'flreugen 
gefeiert, eine 'Herbinbung, oon ber ber 'firinjregent in ber Ühro»' 
rebe bes ^^ahreS 1855 bie ;£)offnung auSgefprod)en hatte, bah, 
mie fie ihm perfönli^ fo oiel ©türf oerhei|e, fo and) feinem 
'Holt jum ©egen gereidjen merbe. Unb biefe prophetifchen 'Borte 
finb in ben folgenben .feahren unb Jahrzehnten mal)r geroorben. 
'DeS ift neben oielen anbern oon ber hoht" i'is ilebeu ge= 
rufenen unb unterftühten roohlthätigen Slnftalten unb gemeinnühigen 
Unternehmungen in erfter Sinie ber babifche Jrouenoereiu mit feiner 
fo roeit ouSgebehnten fegenSreid)en 2hätigtcit unter bem '^rotettorate 
ber unermiiblichen ©rogherjogin i'uife lebenbiger jeuge. 

Jn aufrichtigfter nnb herzlichfler fyreube begrüßte mit bem 
©rohhcfioglidien .^>aufe 'Habens '-Holt bie ©eburt beS Grbgroffherjogs 
Jriebrid) am 9. Juli 1857, bie ber ©roßherzog in ber 2h'-0''r<‘be oom 
19. 'JJooember 1857 mit frommem unb oäterlid) fürforglidjem Bort 
ermähnte. 'Jiodj z*t»ei Jlinber, 'fJrinzeffin '-Hittoria unb 'Hrinz Snbroig 
'Bilhelm mürben im '-Herlauf ber Jahre bem fürftlichen 'Haare 
burch ©otteS ©üte gefchentt. 2)ie ebengenannte il)rourebe gebad)te 
liebeooU zuflicith “u^h "stb iicr erfreulichen '-Herbinbung ber jüngften 
Sd)roefter beS ©roßherzogS, ©äciiie, mit bem ©rohfnrften 3Jlich“fl 
'Jlitolaferoitfch. 

S)ic trüben Juftänbe beS SanbeS, beffen Sfegierung ber nad)= 
malige ©rohhcr.tog Jeiebrid) im Jahre 1852 mit forgenbem ©rnft 
übernahm, begannen inbeffen im iiaufe beS folgenben Jeitranms fiel) 
allmählid), rorän auch äunächft langfam, zu beffem. Tie üttlihernten 

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1852—1859 



Ilövtcii auf, bic Staat^fiimiiäen bcffcvteu fitf). CDurdi allerlei uon 
ber Slegicnma jum 'Jloltörooljlc oorgefdjlagene, uon ben Vanb= 
ftänben gutgegeißenc '.yerbefferungen ber ©efe^e über ißerroaltung, 
9ied)t5pftege, Steuenoefen, l'anbroirtfcbaft u. a. fud)te bie ©roft^ 
berjoglid)e Regierung bie lonbcboäterlit^en Ülbfic^teu beS 5ürflen jur 
3Iu§iüi)nmg ju bringen. :Jm 3af)re 1856 noUjog fic^ bie rosige 
Trennung ber 3ied)läpflegc uon ber iWerioaltung. Sind) bem nnab= 
itcisbaren ®ebflrfni§ ber Grlei^terung unb Slermet)rung beä öffent= 
litten S3ertel)rs rourbe forgföltig Sle^nung getragen. $ie 9JJaiiu 
Slecfarbal)n, bie S3al)nlinie uon .Qarläi-ul)e nad) Srut^fal nnb non 
SJlann^eim na^ ber Sc^ioeitergrenje nmren bis je^t bie einzigen 
Sdjienenroege im Sanbe; im ^abve 1855 mürbe bie SJa^n bis 93afel, 
1856 bis ®nlbS^ut fortgefül)rt, rooron, foroeit eS bie Sage ber 
StaatSfinanjen geftattete, fic^ halb anbere Linien anfd)Ioffen. ^J)cr 
om 1. 1^34 gegrünbete preu§ifc^=beutf(be .»^oUnerein, bem 

®aben feit 1835 onge^örte, mürbe auf ber 'Berliner ,*^oIltonferen} 
am 4. SIpril 1853 auf 12 erneuert. Baben fc^Iojj fit^ ben 

3oII> unb .öonbelsoertrögen ,tmifd)en Breiigen unb Deftcrreicg uom 
19. ©eptember 1853 an, unSs bamit mar ju ber bamaligen ^eit 
fegon 'Beträd)tlid)es für ben 'Berfegr gefd)el)en, menn and) nad) unfern 
heutigen Begriffen nod) unenblid) niele ©egranten 511 befeitigen unb 
®ege ju eröffnen übrig btieb. 

$er unnerfennbare 5ortfd)ritt in ber ©ntmictlung ber ffaatlid)eu 
6inrid)tungen, in ber ©efeggebung, in Bertegr, ^nbuftrie, ^anbel 
unb ©eroerbe möbrenb ber jmeiten .^älfte ber fünfjiger .S^h^e unter 
bem lonbeSgerrlicben Regiment beS ©roggerjogS lägt fid) ou§ ben 
Bgronreben bei Gröffnung unb ©cging ber ©tönbefammern mogl 
erfegen, melcge in grogen 3>*9en ein getreues Bilb beS in ben einjelnen 
SanbtagSperioben Grreicgten, in SluSficgt ©tegenben unb 'JBünfegenS» 
merten bieten. 

SIber bie politifege Sage ÜJeutftglanbS , ber BabenS fjürft unb 
'Bolt lebenbigeS ^ttereffe mibmeteii, mar gauptfätglicg burdg bie 
triegerifegen Bermicfelungen ber oorliegenben .^eitperiobe oielfocg 
ängerft gefpannt. ®er ftrimtrieg 1853 — 66 forberte SlriegSbereit= 
fegnft aueg für bie SJlittelftaaten. ®ocg tarn eS nidgt jn einer 
attiuen Beteiligung in militärifeger Besiegung. Gbenfomenig jur 
3eit beS italienifcgen Krieges, ju meltgem '15reugen am 25. 3“»' 
1859 bie SDlobilmatgung ber jmei fübbeutfe^en SIrmeeforps beim 
Bunbe beantragt gatte; am 4. t**e ber fäcgfifcgen unb 

gonnouerftgen Korps. 

SIber mägrenb bie Berganblungcn über bie SIrt bcS bem Brinjen 
non B>^eugcn ju übertragenben OberbefeglS gefügrt mürben, trat 
am 24. 3nni burd) bie ©tglaegt bei Solferino unb ben SSaffem 
ftillftanb uon Billafranca am 8. 3"li/ bem am 10. 'Booember ber 

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1852—1859 



5riebc ooti folQte, bie Kntfc^cibun^ ein, u)cld)e bic Beteiligung 

ne? Bnnbes^eeres unnötig mod)te. ®iefer Betnatjrung oor ben 
3d)redniffen be? ftriege? gebockte banttmr ber ©ropcrjog in ber 
tljvonrcbe be? Jahres 1859. 

:^nbcffen mußten biefe unb nnbere geroittcrbvofjcnben ®olten 
am .C»ori 5 onte IDcutfdjtanb? bem gürften, beffcn ©cclc fiel) ft^on 
längft bem ©ebanfen an ein mäd)tigc5 unb einiges beutfcf)cS Bater» 
lanb erfd)loffen ^attc unb beffcn Blicf tjoffnungsfrol) ouf bem '^rinj' 
regenten unb fpäteren fiönig 3BiI^cIm non 'i^reußen ru^te, ben 
bnngenben 'fflunft^ nal)elcgcn , aurf) bie militörifcf)en Ginrid)tungcn 
unb Bcrl)ältniffe feincS üanbeS ouf bie Stufe ber allgemeinen ©nt= 
toictelung beS StaoteS ju bringen. 

2!ie in bic 5Reoolution ocrroidcltcn ßccrcSteilc l)attc ber ner» 
eroigte ©roPerjog i'eopolb fd)on unterm 14. ^uli 1849 aufgclöft. gm 
folgcnbcn gol)rc mürben fic neu gebilbet, ober in bie leer ftetjenben 
•Haferncn ber junädjft in Baben bleibenben preuBifd^en Sruppen für 
einige geit biSlociert. 'iprinsregent griebric^ ^ob Gnbe 'Jtuguft 1852 
baS .<lrieg3rc(^t, unter bem baS l'onb bis baljin nod) ftanb, ouf. 
@r übernatjm jum geic^en beS BertrouenS unb jur Belebung ber 
3lnt)önglic^tcit unb 2reuc fclbft ben Cberbefel)! über baS .f)cer. 31m 
Sonntag, 10. Cttober 1852, jum Sd)lujj ber Gruppenübungen, bic 
er felbft geleitet l)atte, befräftigte er fein Bertraucn burd) Ucbcrgabc 
üon gal)ncn an bie neun neucrric^tcten Bataillone unb l)ielt babei 
eine tief cinbrüctlidje 3lnfprnd)C, roobei er Bergangenbeit, ©egenronrt 
unb gufunft ju ernfter SlJabnung oertnüpfte. 

Sechs gabre fpäter, om 17. September 1858, oerlieb er bem im 
.f)crbft 1857 neu erridjtcten güfilierbatnillon gleitbfallS eine gabne 
unb fpracb ebenfo beberjigenSroerte, anfeuembe unb oertrnucnSuolle 
3Borte. 

3lud) ben alten im geuer erprobten Beteranen auS bem 
gelbjuge oon 1806, für bie ©roBb^rjog Start griebricb ben miti= 
törifeben Slarl=griebricib = Bcrbicnftorben unb bic 3Jlititör=Berbienft= 
SJicbaiUe geftiftet batte, rooUte ©roBberjog griebricb sur 50. 3i'icbcr» 
feljr beS StiftungStages einen Beroeis feiner 'Jtnertennung , tollen, 
inbem er am 4. 3Iprii 1857 in einem feftlicben militörifcben 31tt bie 
Gapferfeit unb Greuc ber i'ebenben feierte, ber Gabingcgangencn 
gebad)te unb alle bod) ebrte. 

3!ad)bem ber ©roBbertog entfpreebenb ben militfirifdicn Grabi= 
tionen feines ^aufeS ber 2Bebrtraft feincS BolteS einen neuen ©eift 
eingebauebt unb benfelben in mübeooller Slrbeit jur ©rftartung ge» 
brad)t batte, mußte er im gntcreffe beS üanbeS unb im Blicf auf 
ben Stanb ber curopäifeben Balitif baran benten, burd) ben 
3luSbau ber StriegSmod)t roiber bcreinbrecbcnbc Berroicfelungen fid) 
ju rüffen. 

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1852—1859 



$os 31ugc beö Järflen ru^te mit berfelben Slutmcrffamteit auch 
auf ber bcm f^eben bienenben unb in bet ©onne beä 
rcifenbcn CSntroicfelung oon Jlunft unb SBiffcnfc^aft. 

©c^on bei bem am 3. bi§ 6. Oftober 1853 in SEarläm^e ab» 
gehaltenen SKufitfeft, ba§ bic Seftrcbuugen auf bem (Sebiet ber 
mufitalifcben Äunpprobuftion in prägnanten '•fJroben ju oeranfehau« 
liehen beftimmt nmr unb mit einem bcm dürften bargebrachten fjacfel« 
,^ug abfchlop, hotte berfclbe burch eine im Sßortlaute nicht erhaltene 
3lnfprachc feine Zeilnohme befunbet. 

^Tic ftunftf^ule in fiarlSruhc, roclche in ber ffolge eine fo 
bebentenbe ©tellung fich errungen hat, ift eine ©^öpfung best 9te» 
genten, beffen Hunftfinn unb greigebigteit bcm i'anbe im Ooh>^c 1854 
ein :3nftitut fchuf, bas bie Siebe unb bab UJcrftänbniö für bie 
■ft'unp förbern, tflnftlerifche 9lusbilbung ermöglichen unb ba§ Jlunft» 
geroerbe su befruchten benifen roar. 3lu§ Mnla§ ber Ginroeihung 
ber Sunftfchule nahm ber ffürft ©elcgcnheit, feine hoh® 3ioffoff“n9 
Don ber Runft unb ihrem bilbenben unb oerfchönemben Ginflu^ bar» 
julegen. 

3luch bem 400jährigen Jubiläum ber Uniocrfität fvreiburg gab 
ber ©ro^hfi'JOfl O”* 5- 3luguft 1857 eine befonbere SEßeihe burch 
feine Slnrocfenhcit unb burch begeifternbe SEBorte, bie er unter bem 
3ubel ber ©tubcutcnfdiaft bort gcfprod)en unb bic in ein ^od) auf 
ffiiffcnfchaft unb ^oct)fd)ule ausflangcn. 

ift roohl begreiflid), baß ein fyürft, ber nicht nur über bem 
großen ©anjen bes ©taatess einfichtöuoll unb oDejeit forgenb roadjte, 
fonbern auch füi^ ibealen unb realen ©üter unb iÖcftrebungcn 
aller einzelnen Rreife feincä Sllolteä ein feineä unb förbernbes ©mpßnben 
befaß, h'CH'it eine Saat ber Siebe auöftreute, bic im .ßerjen beb 
Solfes tiefe SBurjcln fcßlug unb rcidje Früchte tnig. 

®ic coangclifch»protcftantifche Rircße, beren bebeutfame ©eneral» 
fpnobe im ^aßre 1855 ber Slegent feierlich begrüßte, empßng unter 
ber Rührung bcS iprälaten Ullmann burch ©inführung eines neuen 
ft'atcchismuS, einer neuen 9luSroahl biblifcßer ©efehießten unb ®or= 
bereitung eines neuen ©cfangbuchcS eine unocrtennbarc fyörberung, 
roenn aud) bie erftrebte größere Sclbftänbigfeit ber Rird)e erft fpäter 
ju notier SDurchfüßrung gclongte. 2Dic oon ber genannten ©pnobe 
angenommene unb auf gefeßtichem SBege ju ftanbe gefommene neue 
©otteSbienftorbnung aber entfachte bei ihrer ©inführung einen nießt 
JU unterfchäßenben SfBibcrftanb, ber oon ber @infid)t beS SanbeS» 
bifeßofs infofern berüdficßtigt rourbc, baß jroar bic einfache ©otteS» 
bienfforbnung allgemein, bie erroeitertc aber nur ba eingefüßrt rourbe, 
roo ein befonberer Söuufd) fid) jeigte, roäßrenb als oberfte ©runb» 
fäße bic forgfältige SScnneibuug beS pietätoolle 

Sponung altßcrgebraditer tircßlicßcr ©ebräueße in ©eltung traten. 

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1852—1859 



3Jlit bcm hicfc ®efttmmunfl feftfe^ciiben (Jrlajj ooni 20. S)ejcmbcv 1858 
^at bcr ©ro^^crjog burd) oerftänbnisiDoUe SDlilbc ben fo^enannten 
'ilflcnbenftrcit in SBcie^eit feinem 6nbe jugefüfjrt. 

:3^m aber, bem 3Jlonne ber öered)tigteit, beö Jyricbens unb bcr 
Üiebe, roar eb befc^ieben, eine nod) roeit fd)inercre unb längere Spoc^e 
teilroeife mit großer Grbitterung gefiiljrter tird)lid)er 3treitigfeiten ju 
erleben. 

SBic auf bie 91nfängc feiner Sicgicrung bic peinlidjen 3d)atten 
ber Stampfe um bic ©reiislinicn ftantlid)er unb tatVl'fti)’fi'ti)l'<^*r 
®efugniffe fielen, fo begleiteten fic i^n in uerfd)iebenen 'fjl)afen burd) 
oier Oa^rjcqnte ^inbur^ unb ^aben feinem looblmcinenbcn frommen 
ßerjen oielleit^t mc^r 'Betrübnis unb größeren Stummer gebracht, 
als alle anbem 0d)merjcn feines uielgeprüften Üebeus. 

3)lan roirb ftets im ©ebäd)tniS bemalten müffen, baß eS fid) bei 
allen tireßließen 3treitigteiten jroifeßen bem babiftßen 3taat unb ber 
fatßoliftßen Slireße feit ben fünfjiger .^aßren tcineSioegS um bie iHcligion 
an fitß ßanbclte; beim bie pcrfönlid)c Ueberjeugungsfreißeit unb bic 
freie 'ilusübung ber Sieligion roaren nitßt nur gemäßrleiftct, foubern 
aueß anerfanntermaßen fattifcß geroäßrt unb in ficßerer ßut. Biel= 
meßr tonnte nur barüber ein ©treit entbrennen, boß bie tatßolifcßc 
Slireße ooHe Unobßöngigteit im ©taate anftrebte unb ^leießfam als 
ein Staat im Staate baS oberftc 9lufficßtSred)t, bas biefer bei @r= 
rießtung ber oberrßeinifdien Stireßenpronins fuß oorbeßaltcn ßattc, 
abjufcßüttcln fud)te. Seils ausgeßenb non 'ilrtitel V bcr im Jfrant^ 
furter 'ISarlamcnt aufgeftcHten ©runbreeßte beS beutfd)cn 'BolteS, 
roonad) alle JReligionsgefcllfcßaften ißre 'ilngclcgenßeitcn fclbftänbig 
orbnen unb oemmiten foUten, teils ermutigt burd) baS iKußebebflrfnis 
ber Slegierunjien unb Bölter, roclcße bie 'JluSbcßnung tird)licßer We= 
malt pr 'fJacißjierung naeß bcr SReoolution gutjußeißen feßienen, er- 
griffen bie oberrßeinifeßen 'Bifeßöfe in gemeinfamen Senffeßriften oom 
5. jebruar 1851 unb 5. ÜUärj 1853 bie Sage ber 'Bcrßältniffc, um 
fid) einer SReiße oon ©efeßröntungen bes ftaatiid)en Dberßoßeitsre^tes 
JU cntlcbigcn. 

SBenn aueß ber Staat in einigen 'ftunften nacßjugeben bereit 
fo niar, mußte er boeß um feiner felbft roillen feine Cbcrßoßeit 
prinjipiell roaßren. 

ffn Baben gab baS fiinfcßeiben bes ©roßßerjo^s 2copolb ben 
äußeren 3lnlaß ju bem bctlagensrocrten Slircßenftreit, in bem ber 
Crjbifd)of o. 'Bitari entgegen bcr Slnorbnung bcr fRegicrung bei 
ben Srauerfcierlid)teitcn für ben ocrcroigten liSroßßerjog, beffen 
freunblitßem SBoßlioollen bic tatßolifcßc Slireße fo mancljes banfte, 
fein Seelcnamt geftattete, fonbern nur einen 'Jlo^mittogsgottesbienft 
jum (SebäcßtniS beS Sntfcßlafencn onorbnete, obgleicß bieS mit frflßeren 
fällen in SBiberfprucß ßanb. 

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1852—1859 



®er ®orroanb, bag nach fird)[icf)cr ifleftimmung ein Seelenamt 
nur für Slotboliten abgebahen nierben bürfe, nmr im Slid ouf 'fJräce= 
benjfälle bei früberen Sbronroecbfctn nid)t fticbbaltig. Olod) pein= 
litbereä 9Iuffeben erregte es in bcn roeiteftcn Greifen, alb ber 6rjbifd)of 
über bie ^^farrer, roelcbe trot(bem ein Seelenamt abgebalten, ftiriijen^ 
ftrafcn (fünftögige Strafcjrercitien in St. Steter, roeld)c non bem 
^efuitenpatcr 91ob geleitet mürben) nerbängte. Unter bem Sinbnicf 
biefes als .Qräntung bcs uereroigten ^fürften empfunbencn lüorgebenS 
nabmen bie um biefe ,>^eit pifcben ber Staatsregierung unb ber 
tatboIifd)en Äird)enbebörbe geführten Serbanblungen über roeitgebenbe 
5^orberungen ber lebtcren in ber ctn®" fd)örferen 

an, trobbem bie ©roßberjoglidje SHcgierung eS an Selbftuerleugnnng 
unb 3Jläpigung mabrli^ nidjt fel)lcn lieg, ja bis an bie ©renje ber 
für ben Staat möglid)en '3lad)giebigteit ju geben bereit mar, bie 
freilidi non ber Äir^enbebörbe für oßllig nnjureicbenb eradjtet mürbe. 
®er SRegent felbft bot mit gütigem ©ntgegentommen juerft bie .^anb 
jur 33erftänbigung. ®S ift hier nicht ber Ort, bie einjelnen 'Jlbfdjnitte 
beS unglücffeligen ftirdjenftrcitS, ber bis jur uorübergebenben 
3>erbaftung beS SrjbifcbofS nnb ffiinqnartiernng non ^Iruppen in 
einigen ©emcinben beS Obenmalbs megen Sluflebnung gegen bie 
Staatsgemalt führte, barjulegcn. Sd)Iieglicb fam bann burcb 
bircEte Unterbanblungen mit iRom eine oorlöupge iöereinbarung ju 
ftanbe. 

Um biefe in einen bauerbaftcn Jfrieben jii oermanbeln unb 
ähnlichen Streitigfeiten aud) für bie ,*iufnnft uorjubeugcn, uerfud)tc 
bas im 3<t^re 1850 enieuerte SRinifterinm, an beffcn Spi^e bie 
Jreibcrren oon OTepfenbug unb uon Stendel berufen maren, nach 
bem töorbilbe Oefterreid)S uom 1^55 cm fogenanntcS ilonforbat 
ju ftanbe ju bringen, baS ouf ber ©runblagc ber Scmiüigung ber 
fyorberungen ber fatbolifeben Slirebenbebörbe aufgebaut merben foUtc, 
alfo einen iBertrag jmifeben Staat unb tatbolifd)er Slirebe, mie jmifeben 
jmei fclbftänbigen aJlöcbtcn barftelltc. 6s bo»belte fed) babei u. o. 
um ^frünbenbefebung unb bie ÜluSbilbung bcS Klerus, um einen 
gan,^ beruorrogenben ©influß bes 6rjbifcbofs auf bie Unterrid)ts= 
anftalten, uon ber iöoltsfcbulc bis binouf jur Uniocrfität, um bie 
©eriebtsbarfeit in 6befad)cn unb bie 'iermaltung bcS Kirchen« 
oermögenS. 9)lit ber ©infübrung biejer am 28. ^uni 1859 ju ftonbe 
getommenen „ißereinbantnq mit bem päpftlid)en Stuhle jur Regelung 
ber Slngelegenbeiten ber iotbolifeben Klrdje in S3aben“ märe biefer 
eine 'äJlacbtfülIe unb ein ©influft auf baS 'Solts« unb Stnatsleben 
eingeräumt roorben, mclcbe ber Oberhoheit beS Stoates unb bem 
tonteffionellen ^rieben ganj mefentlicben ©intrag gebrod)t b<if>c" 
mürben. 5)iefe ©rfenntniS bract) fid) bei aller Slnertennung für 
bie moblmoUenbcn 'llbficbten ber 91egierung halb 'Bahn. ©S entftanb 
eine iöemcgung im Sanbe, bie immer mepr mud)S, ohne einen Eon« 

!) 



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1852—185» 



fefjionellen St)araftcr anpnel)men. 2)ie 0pannun^ fticg, je nätjer 
mon an bte ßröffnung beä i'anbtagg fam, bie an) 22. 'JJoDcmbev 
185» burd) ben örojjtierjcig noUjogcn rouvbe. $er Jüi’ft übevroics 
in ber i^ronrebe bie gefcbebene 'JSereinbarung ben üanbftönben 
äur .Henntnisnabme, ba oerfaffungsgeinäg bie Stonnention an fid) alö 
«taat^Dcrtrag bic ftainnicm nidjt crforberte. ®cv 

(£r^bifd)of erlieft einen .ßirtenbrief noU 5*^eube nnb öenugtbuung 
über biefen 31ut)cftjoung feiner (Sräbiöjcje. 3)as fülinifterium beftanb 
auf feinem Seftein, bie fDeajorität ber Hammer roar ber 3<ereinbarung 
entgegen, eine roeitgreifenbe Slufregung für nnb roiber batte bie 
'öeuültcrung erfaftt. 3)er babifefte Staat ftanb oor einer folgefdirocren 
®ntfd)eibung. 




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#_ 4) 4) 4 4) *k..jß- 'S» 



proflamalion 
bei b(m Kc^itntngsantriu 
2-)- >(pril 1852. 

SQJir griebrit^, non OotteS ©naben '^Jrinj unb Slegent non 
'.0aben, ^erjog oon 3ä^tingen t^un hiermit öffentlid) funb; 

3)em 2(Qmäd^tigen ^at e§ gefaUen, ben 2>urc^taud^tigften ^rften 
unb .^erm, Seopolb, ©ro^^erjog oonSaben, ^erjog oon 3ä^ringen, 
Unfere§ innigfl uerc^rten ^errn SßaterS Äönigltc^e .^o^eit unb ©naben 
beute 3Ibenb um C Ubi 30 STiinuten au§ biefec 9Be(t abjurufen. 

$ie tiefe JErauer, in roeicbe ®ir mit bem ©ro^b^fJOS^*'?)®*' 
.^aufe unb bem gefamten Sanbe bureb ba§ Ülbleben beä aUoerebrten 
gürften ue^ebt mürben, roirb noch gefteigert bureb febmere ©eipeS« 
unb £eibe§«Jtrantbeit Unfere^ innigft geliebten ^emi ©ruberS, beä 
nunmehrigen @ro6b®rjog§ Subroig, Rönigliebe ^obeit, roeicbe Sb*", 
nach bem übereinftimmenben Sluäfprncb Unferer ®urcblaucbtigften 
grau ÜJhetter unb ber Signalen UnfereS ^aufe§, unmöglicb macht, 
bie traft ber ^au8= unb Sanbe5«©runbgefebe auf 3b» übergegangene 
IRegierung anjutreten, ober für beren Serroaltung gürforge ju treffen. 

9Bir haben bemnacb, bureb Unfer fRecbt unb Unfere ißfliebt boju 
berufen, bie ^Regierung be§ ©ro^b®<^ia 9 lum§ mit allen ber Souueränität 
inneroobnenben Dlecbten unb ©efugniffen bereits angetreten unb roerben 
fie an ber Stelle UnfereS innigftgeliebten ^erm ©ruberS führen, bis 
es ber ©nabe beS SlUmäcbtigen gefällt, 3b" feinet" ferneren 
Selben roieber ju befreien. 

ÜBie iffiir felbft bie Sreue gegen ben ©rogberjog ftetsbin be= 
roabren roerben, fo erroarten SBir, als ber SteHoertreter beS ©ro§» 
berjogS, oon fämtlicben Wienern unb Untertbanen, ba| fie UnS treu 
unb geborfam fein roerben, unb roeifen fie an, folcbeS bureb ben UnS 
iu leiftenben .^ulbigungS=@ib ju beträftigen. 

II 



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1852-1859 



SDJir oerbinben bie SSerfic^erung, bie Serfaffung be§ 

SanbeS heilig ju galten, beffen ®o^lfa^rt möglic^ft ju beförbem, 
alle unb jeben in intern Slet^t, in i^ren SBürben unb 2lemtcrn fräftig 
ju fc^ü^cn, fo roie 33äir inSbefonbere Unfere !J5iener in bem i^nen 
anoertraiiten ffiirfungStreiS hiermit auäbrüdlic^ beftdtigen. 

©egeben unter Unferer eigen^önbigen Unterfc^rift unb oor* 
gebrudtem ©toatäfiegct in Unferer SHertbenjftabt ©arlSru^e am 
24. 3lpril 1852 

griebricb 

5r^r. 9iübt. (L. S.) 

3Iuf ©einer 5löniglicf)en ^o^eit ^öc^ften Sefebl; 
©c^unggart. 






21nfpradjc 

bei btr Ubnabmc bts fintbignngseibs 

2. Ulai 1852. 

Hadjbcm ber Kcgcnt mit bet ganzen gtogb<:)^ 503 lidien ^amilic 
bem Craucrgollcsbicnftc in ber Sdjlo^firdjc angerooljnt ljuttc, per- 
fü^te et fidj in ben untern (ßalleriefaal bes Sdjioffcs, um ben bort 
pcrfammelten Ulitgliebern ber UTinifterien unb bet iljnen unterge- 
orbneten Hlittelftellen felbft ben Ifulbigungseib abiunebmen. Be- 
gleitet pon ben prinsen IDilbelm unb Karl unb gefolgt pon ben 
BTitglicbern bes Staatsminifferiums, trat er auf bie Stufen bes 
tOjrons unb ridjtetc folgcnbe Unfpracbe an bie Berfammelten, roo- 
tauf bet Präfibent bes lUinifteriums bes 3taatsrat 

p. lUatfcfjall, bie ©ibesformel perlas unb bie Perfammelten ben 
Sdjmut leifteten. 



2Heine fetten! 

infolge bed fcbmerjlicben Srauerfalied, ber unS alle fo tief bt- 
megt, unb nac^bem mir ben unoerge^litben iBerblicbenen jur 
eroigen iRubeftötte geleitet, ift e§ an ber 3eit, bie ©mpfinbngen beSu 
^er)en§ mbglicbft ju bemältigen, babureb, bag mir bie ißflicbten beS 
2eben§ in§ 3luge faffen. 

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1852—1859 



3d) l^abe @te beä^alb ^eute ^ier^er befc^ieben, bamit Sic btc 
mir ft^ulbige Sreue geloben mögen. — S^un Sie bo§ mit ber 
Ueberjeugung, bo| ic^ mich eifrigft bemühen rocrbe, ben mir fo früh« 
jeitig auferlegten fermeren ©eruf, nat^ beftem SZBiffen, geroiffen^aft 
ju erfüllen, unb ba§ baS er^bene SSorbilb meine? unoerge^licben 
Unter? mir fortan jur SRiebtfe^nur meine? ^anbeln? bienen roirb. 

3nbem id| hierin auf 3^re träftige Unterftfl^ung mit ^uoerfic^t 
rechne, forbere ic^ Sic auf, jur feierlichen ^anblung ju fehreiten. 






Hnfprache 

bei 6tr tPeibe unö Uebtrgabe non 5abnen an öie nenn 
nenerriebteten IktaiUonc 
10 . ©ftober 1852. 

2lm Schluß 6er grögeron Ituppcnübungcn 6cs Jaljres 1852 
mürben bic nodj oon ©rofhrrjog Ccopolb gcftiflctcn neuen ^elb> 
5 cicben an bie 9 ncucrrichtctcn Bataillone gemeiht unb oom Kc> 
genten übergeben. 2In ber Sübfeile bes <£rer 5 tcrplahes mar ein 
^Itar errichtet, an roelcbem nach oorausgegangenem (thoral 5 uerft ber 
fatholifche Befan <5aß eine ITleffe 5 elebrierte unb bie Jahnen meihte, 
hierauf ber eoangelifchc Befan Cnefelius eine 2lntebe hielt unb bie 
Jahnen gleichfalls meihte. Bann h'«lt ber Kegent in ber 2Tlittc 
bes oon Cruppen gebilbeten Bieteefs bie Zlnfptache, nach melcher 
bic Bataillonsfommanbcurc aus ben fjänben ihres 'Ktiegshetrn 
bic 5clb5cichen empfingen, lllit einem Parabemarfeh enbete bie 
erhebenbe 

Solbaten! 3Bir h“bcn "“th niörbiger Uorbereitung unfer be= 
mütige? @ebet ju bem Allmächtigen gerichtet unb ben beglücfenben, 
tröftenben Segen ber Äirche empfangen, ^th einige 

ÜBorte über bie emfte Uebeutung ber hmtiflen freier an euch richten. 

ffirnft ift biefe geicr in jeber Ucjichung. ^nnächft erblicft ihr 
in biefen fjahnen ein heiliges Uermächtni? meine? oielgelicbten Unter?, 

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1852—1859 



be8 nun in ®ott m^enben ©rog^ei^ogS Seopolb. Sr looQte euc^ 
biefe ^a^nen felbft übergeben unb babur^ nieber^olt betbdtigen, 
ba§ ®r ben Ireubrut^, ben Serrat unb ben fc^nöben Unbanf, roelc^e 
3^n am Slbenb ©eine§ SebenS fo fermer betroffen, oergeben, ja 
oergeffen ^abe. ®iefe§ SSerfö^nungSjeicben eutb ju überliefern, bot 
@otte§ unerforftblitber IRatfeblu^ mir jugeboibt. 

3tb nerleibe euch bie nun geroeibten fyabnen mit bem feften 
35ertrauen, ba§ ibr ftetä trachten roerbet, unter allen 'JSerbältniffen, 
inSbefonbere aber unter ben febroierigften, biefe gabnen beiÜ9 J“ 
achten roie ben mir getrifteten ©chrour ber Streue, ber ftch an biefelben 
fnüpft. 

3)iefe ffabnen ju oerteibigen, unb, treu eurem 6ibe, unter ihnen 
ebrenooU tdmpfen ober fterben, fei euer b*ili 9 flcr Seruf. äBann 
ouch immer bie ©tunbe ber ißrüfung euch treffen foHte, feib ftetS 
eingebent eure§ SibeS beim Slnblict biefer Jahnen, unb roenn ihr 
euch um biefelben fcharet, fo leite euch ber ®ebanfe: Me für einen, 
einer für alle! 






Sebe 

bei der feicrticben Eröffnung ber ^tänbeoerfammlung 
C 2 . 3anuar 1861. 

®ble Herren unb liebe Jreunbe! 

Sief beroegt bf*Bf O^h b^ul* iu>u erften ültale oon biefer 
©tdtte auä roillCommen. 

Sin großer ©chmerj b^t unfer SSatertanb erfüllt, feit ©ie jum 
lebten Male oerfammelt roaren: ber ©chmerj um ben SBerluP eineS 
eblen dürften, S9leine§ teuren unoergehlicben ißaterg, ber auch ein 
treuer Sater ©einem SBolfe roar, baä mit SHir ba§ 2lnbenten an 
ben ®abingefchiebenen fegnet. 

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1852—1859 



9Rit bemätifler Srgebung in ben äBillen be§ äUImacbtigen ^abe 
bei bet fc^merjlid)en Sßer^inbening SDIeinc« innigfigeiiebten 
Sntberä, bie ^Regierung beiS ®ro§^eTjogtum§ übernommen. SBoS 
3(^ gelobt beim Sntritt ber ^Regierung, baä toetbe erfüllen, 
wie 9Rein ganje^ Streben bo^in gerichtet ift, bie 2Bo^lfal)rt SReineä 
fianbeS mit oller Äroft su förbem. 

Sßon 3^nen, eble Herren unb liebe j^reunbe, emmrte 3«^ mit 
^uoerfi^t, bo| Sie, not^ bemfelben 3iet* ftrebenb, 3Rir in guten 
roie in fc^limmen Sogen eine fepe Stü^e fein roerben. 

Sie inneren 3uftänbe be§ ©roft^erjogtumä ^oben fic^ feit 3^rem 
leisten 3ufommenfein unoertennbor gebeffert. Stb oerbonfe bie8 bem 
bureb emfte Srfobrungen geläuterten guten ®eift 9Reiner Untertbonen, 
bem regen, ouf fittliibe ^ebung be§ SSolfed gerichteten Streben in 
ftirebe. Schule unb ®emeinbe, unb neben ber jmecfmä§igen älenberung 
einiger ®efebe, ber ftrengen unb gerechten ^onbhobung oQer. 

IBei biefer erfreulichen @rfcheinung beboure 3ch um fo lebhofter 
bie ftörenben 3Ri|oerhältniffe, roelche burch bo8 93orfchreiten beä 
erjbifchöf liehen Stuhle^ ju f^reiburg, in ®eltenbmochung roeiter on« 
gefprochener ®erechtfome, eingetreien finb. 3e größer bie SDli|* 
ftimmung ift, bie biefer Slngelegenheit ou^erholb beS ®ro§herjoStumS 
oielfoch juteil geioorben, befto mehr h“t 3Rich boä SBertrouen be= 
friebigt, mit roelchem ouch hi^<^ meitouS größere Seit 3ReineS 
SoRed SRir entgegenCommt, geleitet non ber richtigen Ueberjeugung, 
boß ber ©toube 3Reiner fotholifchen Unterthonen 9Rir fo heil'S ift 
roie 3Rein eigener ©loube. Sertrouen Sie SWir, eble Herren unb 
liebe Jreunbe, bo§ 3ch unter SDäohrung ber SDäürbe unb ber SRechte 
ber Rrone fortrodhrenb bemüht fein roerbe, ouf bem SBege freunblicher 
SSerftinbigung bie obrooltenben üRigoerhöltniffe ju befeitigen unb 
ben Srögern ber Jlirchengeroolt ouch biejenige äußere Stellung ju 
fichem, roelche geeignet fein roirb, ihre fegenSreiche Stufgobe ju förbern. 

Ser Stoot§hou§hnIt be§ ©roßhersogtumS ift fortroöhrenb in 
guter Crbnung. ®enn ouch t>i6 betonnten ©reigniffe, bie feit Rohren 
bie roirtfchoftlichen 9?erhöltniffe überoü beeinträchtigen, unb gegen» 
roärtig bie empfinbliche Seuerung ber notroenbigflen iRohrungSmittel, 

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1852—1859 



bic tief beflage, nic^t of)ne (Sinflug auf bie Staatspnanjen 
bleiben tonnten, fo (dpt ftc^ boc^ eine allmähliche 0teigerung ber 
orbentlichen (Sinnahmen mahmehmen. 

Slurch bie (Stneuerung be§ ^oÖDereinS unb beffen 2tu8behnung 
auf bie Staaten be§ SteueroereinS finb nnS bie fegenSreichen SQäirtungen 
berfelben in erfreulicher iZBeife geftchert. ^ierauS, roie au§ ben ju 
TOeiner lebhaften Sefriebigung eröffneten engen SßerfehrSbejiehungen 
ju bem großen Sänbergebiet beS öfterreichifchen ßaiferftaatS unb 
feinen 3<>llDerbilnbeten, bürfen mir für bie Qinbuftrie unb ben ^anbel 
beä £anbc§ einen neuen, allen Jllaffen ÜJleineS SBolfeS roohlthätigen 
Sluffchroung erroarten. 

S)er oermehrte Sertehr h“t feinen günftigen Sin^up auch auf 
unfere (Sifenbahn geäußert, beren ^Reinertrag fich in ben lebten fahren 
abermals gehoben hat. iSei ber junehmenben ^uSbehnung unb immer 
größeren Sebeutung, melche bie ßifenbahnen allenthalben erlangen, 
bürfen auch nithts oerfäumen, um unS bie Vorteile biefeS 
roichtigften SSertehrSroegeS in ffeigenbem 9Raße ju erhalten. SEBie bie 
mit allem iRachbrucf betriebene gortfehung beS SchienenmegeS nach 
bem oberen SRheinthale bem Sanbe ju entfchiebenem blühen gereichen 
loirb, fo erfcheint auch ißeroollftänbigung unferer Sifenbahn unb 
eine größere Uebereinftimmung berfelben mit benen beS übrigen 
Kontinents geboten. 

SSorlogen hierüber, foniie über ben Staatshaushalt, über 3atl‘ 
uub .^anbelSoerträge unb einige feit bem lebten fianbtage nötig 
geroorbene ißroDiforien, enblich oerfchiebene (SefeheSentniürfe, melche 
teils eine Iterbefferung ber ?RechtS= unb ber inneren iBenoaltung, 
teils eine folche beS SteuerroefenS bejroecfen, roerben jur Seratung 
unb oerfaffungSmäßigen 93efchlußfaffung alSbalb an Sie gelangen. 

SReine iRegiening rairb ^haei/ ebte Herren unb liebe greunbe, 
überall mit Offenheit unb ®ertrauen entgegentommen. Unfer 3iel <ft 
ein gemeinfameS: eS gilt baS 333ohl beS SSaterlanbeS. 3Röge eS unS 
mit ber ©nabe beS Slllmächtigen gelingen, biefeS 3ict ju erreichen! 



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1852—1859 



bei btm feieclid^tn Sebtn^ bec Stänicotrfammluna 

12. april 1854. 

@ble Herren unb liebe c^reunbe! 

^nbern biefen Sanbtag jc^Iie§e, fann ^d) nic^t um^in, 
3^nen meine node 3uftieben^eit auSjufprec^en über ben auSbauetnben 
5Iei§ unb ®fer, mit meinem Sie bie nieten, Beratung unter« 
}ogenen nichtigen fragen in fo furjer 3eit, nac^ grünbtic^er Prüfung, 
einer gebei^tic^en ®(ebigung }ugefübrt ^aben. 

©emc ertenne 3ct) on, ba§ Sie bei 3^ren Beratungen unb 
©efcblüffen ftetS nur non ber 3lbftrf)t geleitet inaren, nereint mit 9Jlir, 
beS SanbeS 38o^I ju förbern. 

Bor allem aber gereicht 3Jlir ba§ Bertrauen jur magren Be« 
friebigung, mit inete^em Sie baS offene ffintgegentommen SJleiner 
Regierung überall erroibert ^aben. 3n biefem inet^fetfeitigen Ber= 
trauen liegt bie fict)erfte Bürgfe^aft für beä SanbeS Bäo^Ifa^rt. 

Blit beS^alb auch ber ©rroartung 

^in, ba^ bie in biefem @eifte mit O^nen nereinbarten unb non Blir 
fanttionierten ©efe^e bem Sanbe jum Segen gereid)en nierben. 

beträd)tli(ber bie älnforberungen für bie mannigfachen 3>»ci9c 
ber Staatäoermaltung unter ben gegemuärtig obiualtenben Berhätt« 
niffen erfcf)einen müffen, befto mehr roirb auch BJeine Regierung 
beftrebt fein, neben jmeefmägiger Bermenbung ber bemitligten finittel, 
thunliche Sparfamfeit }u üben. 

ftehren Sie, eble ßerren unb liebe Jreunbe, mit bem Betouft« 
fein treuer Bfi*<^ierfüIIung in 3^re ^eimat jurücf, nerbreiten unb 
beleben Sie auch bort, jeber in feinem Äreife, bie ©efinnungen be§ 
Bertrauenä, ber Streue unb ©efehlichfeit, bie Sie hier bethütigt haben. 

Behmen Sie bie Ueberjeugung mit, ba^ 3^^ aur ein 3i(i 
BleineS Streben! tenne; ba! ©lüct BleineS BoKeÜ — 



(Stofi^etsoQ ^ebrteb, Sttben unb ftunb^ebungen. 



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1852 185 !) 



Kcöc 

bei btr ^ntge^ennabnu cinec Z^enfmüme inr ^riniunina an bit 
äinircibnn^ ber KnnftfcbuU in Karlsrnbc 

19. Desember 1859. 

3n banfbatcr Zinerfonnuno; ber bcöeutungspoUcn ©rünöuna 
6 er Kunftfdjule öurdj 6 cn ptin 5 rc 9 cnlcn übcrrcicfjlc eine Zlborönuna 
6 er Karlsruljcr 2?ürgerfdjafl 6 cm Ijodjfjersigen Stifter 6 er 2tnftait 
eine 5 um 2tn6cnfen an 6 ie €inn>citjung 6 er Sdjule geprägte Denf. 
münse, 6 ie 6 er Hegcnt mit einer Xe 6 e entgegcnnaljm. ( 5 ur ©in. 
riciitung un 6 Ceitung 6 er 2tnflalt berief er 6 en Profeffor 3- 
Schirmer pon Düffelborf un 6 gefeilte iljm in 6 er namljafte 

Kräfte, mie 5 . S. PoUroeiber pon ©idjftetten u. a. bei. 

Sie erroeifen mir eine fo freunblic^c 3lufmcrtfamteit burc^ bie 
Stiftung einer 2)entmfln}e, baß id) mirf) gebröngt fü^le, 3^nen nebft 
meinem ^erjlirfien 3)ant bafür noc^ befoiibcrä auSjufprec^en, roie 
fe^r eä mtt^ freut, ba§ Sie ber ©rünbung biefer neuen SInftatt ein 
fo ^o^eS ©eroic^t beimeffen. 

3Bie mief) ftetS bo§ regftc ^ntereffe für bie Äunft bei SDJeinen 
bisherigen geringen ®emühungen jur fyörberung berfelben geleitet 
hat, fo roerbe icf) nun mit oerboppelter Siebe midj bem Jyortbau beS 
begonnenen ÄunfttempetS roibmen, ba Sic mir heute ben unjroeifcl* 
hafteften, erfreulichften SeioeiS geliefert haben, ouf meid)’ bantbaren 
93oben alle tünftigen 33eftrebungcn in biefem ©ebietc ber fiunft 
gegrünbet finb. Sollte bie neue Slunftfthule au^er bem geiftigen 
©croinn aud) bie materiellen Qntereffen ber Stabt ju heben im 
Stanbe fein, fo mürbe ein unabläffig non mir gehegter S'unfd) in 
©rfüllung gehen, unb meine greubc ronre um fo größer, als bie 
erroorbenen Sfortcilc bann auf einer eblen ©runblage ruhten. 

3 ft ja bod) bie bilbenbe ifunft uorjüglid) boju berufen, baS 
Sd) 6 ne ber '.flntur ju nerbilblidjen unb fomit bn§ Seben ju oer* 
fd)önern; hat fie aber in ber ®arftellung erft fid) jur fUleifterfchnft 
emporgefd)roungen, fo finbet fie ben lebhafleften 3BiberhaU im menfd)- 
lidjcn ^erjen unb mirft burch bie 9lnfd)auung mit Icidjter 3)lühe, 
aber um fo ficherer, auf ©rjiehung unb 'öilbung ber ißölfer. 

18 



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1852—1859 



$iefe ftunft ju beförbern, gehört ju ben fc^önften unb ange= 
ne^mften ^flicbtcn meines SBerufS, unb it^ bin banfbar erfreut über 
bie t^ötige SDlitioirtung, loelc^e mir bie ^iefige Sürgerfc^aft burt^ 
ihre aScrtreter ^eute in fo onerfennenSroerter ffieife nerfpric^t. 

SHöge eS unferm gemeinfamen Streben gelingen, baS 
RorlSru^er Runftfc^ule glüdlit^ ju erreichen unb bur(^ boS neue 
ülufblfl^en beS RunftlebenS in unferm engen 9SaterIanbe bereinft eine 
roürbige Stelle in ber Runftgefcbic^te unfereS gefamten beutfc^en 
SBaterlanbeS ju erringen. 

3nbem id) roünf(^e, bo^ Sie biefen SluSfprut^ meiner ©efü^le non 
2)anfbarfeit unb SInerfennung 3)enjenigen niieberbringen möchten, 
in beren 9tamen Sie beute uor mir erfc^einen, roieberbole id) 3b*'*" 
meinen aufrichtigen ®ant für 3be freunblicbeS Sntgegentommen. 



Hebe 

bei ber feierlicben Eröffnung ber 5tänbenerfammlnng 
26. Ztopember 1855. 



6ble .^erren unb liebe ^eeunbe! 

3nbem 3cb Sie bei ber ©röffnung biefeS fianblageS berjütb 
roilltommen bei&e, bröngt eS ÜJlicb uor allem, 3bueu gegenüber auä= 
äufpreeben, roie febr 9Jlid) bie iBcrocife treuer ülnbünglicbfeit unb auf» 
richtiger ^^eilnabme erfreut buben, bie ültir auS 3tnla^ ÜReiner be> 
beuorftebenben ißerbinbung mit ber ißrinjeffin £uife uon ißreuben 
auS allen Seilen beS SanbeS geroorben finb. 

®iefe 23erbinbung, bie iölir perfönlicb fo niel @lüd uerbeißt, 
mirb auch, baS bin ^fb überjeugt, ÜDleinem Sßolte jum Segen ge» 
reichen. 

SJIit Sefriebigung tann 3cb uuf bie ficb mehr unb mehr beffem» 
ben inneren 3uftönbe bcS ©robberjogtumS bliden; nnb wenn auch, 
}u aileinem tiefen 33ebauem, noch manche unter ben bob«u 'greifen 

19 s» 



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1852— 1H59 



ber SebenSbebürfniffe leiben, fo ift bo^ butc^ baS erfreulicbe (SrgebniS 
einer im ülllgemeinen gefegneten Srnte bie IBeforgniS nor ÜJlangel 
oerfcbmunben , unb alle beuten auf einen im ganjen Sanbe 

frifi^ emporbtü^enben Sßo^Iftanb. 

3ur iJötberung biefeS SBo^IftanbeS werben, roie ^offe, au(^ 
bie ©efe^eSentiDürfe beitragen, bie 3cb ju einet befferen Orb« 

nung be$ @emeinbe^aui^alt§ unb über bie ber IBobenfultur fo er« 
fprieglic^e 3ufummenlegung ber @runbftüde oorlegen laffe. 2)iefe 
®orlagen, foroie eine weitere, burcb welche bem Sanbe bie großen 
SSorteile ber allentbalben fuß mebrenben Serfebräbejiebungen erbalten 
werben foHen, empfehle 3tb 3bter forgfältigen ffirwägung. 

®ie folgen einer trüben 93ergangenbeit unb oerminberte ffiin« 
nabmen bei fteigenben notwenbigen ^nforberungen buben im 0taatS< 
bubget 3Jlißoerbältniffe berbeigefübrt, welcße einer grünblitbcn Slbbilfe 
bebürfen. ®ie SSorfcbläge, bie 3Kcine JRegierung 3bnen ju biefem 
3we<fe matben wirb, werben burcb 3bt* oerfoffungämäßige 3uftimmung 
bem @taat§buu§bult bauembe Orbnung ficßern. 

Unuorbergefebene iScbürfniffe, bttoorgcrufen burtß bie im ®e= 
famtintereffe ®cutf^tanb§ gebotene Rriegäbereitfdbaft, buben bei bem 
guten 3uftunb SWeiner Rriegäoerwaltung bem Sanbe oerbältniämäßig 
nur geringe Opfer auferlcgt. 

lieber bie Sejiebungen ber fatbolifcben jlircbe jum 0taate bube 
3<b niit bem pöpftlicben ©tuble Sßerbunblungen unfnüpfen luffen unb 
gebe 3Jlitb genie ber |)offnung b*n, baß biefelben ju einem für baS 
gemeinfume 3ntereffe oon 0tuat unb Jlirdjc erfreulichen 3iete führen 
werben. 

ffible Herren unb liebe greunbe! 3" Doüem 3Sertrauen auf 
3bte f(bon uuf bem lebten Sanbtoge bewährten ©efinnungen unb ben 
®eift be8 tJriebenS unb ber Sintraebt, ber 3bte SSerbanblungen leiten 
wirb, febe 3tb ">il 3>"’ttricbt einem gebeiblid)en Srfolge Obrer 
31rbeiten entgegen unb bitte ®ott um feinen 0egen für unfere ge« 
meinfcbaftlicben iSemübungen )u be§ iSatertanbe§ Sßobl. 



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1852—185!» 



Hebe 

bei bem iritdicbcn 5cbln^ in ftänbeverfammlnn^ 

19. Jlpril 1856. 

Sble Herren unb liebe ^reunbe! 

3Rit SSertrauen auf 3^ce bewährten ©efmnungen habe biefen 
Sanbtag eröffnet. Sie hoben biefeö Vertrauen gereehtfertigt burch 
ben guten ®eiß, uon netchem 33erhanbtungen befeelt maren. 
burch bie Umficht unb ©rünblicbfeit, momit Sie bei Beratung ber Ohoon 
gemachten iOorlagen ju ÜBerte gegangen finb unb butch ben reblichen 
®ifer, mit bem Sie baS auf bie fflohlfahrt beä 2anbe8 gerichtete 
Streben Weiner Regierung unterftüht hoben. 

Wit (Jreube fpreche :3ih 3hofo hierin nieine uoHe 9lnertennung 
aus. 2)ie 9lotmenbigFeit einer grönblichen Abhilfe ber im StaatS- 
bubget eingetretenen Wiloerhältniffe ift auch non 3hnen, im roohloer» 
panbenen ^ntereffe beS SanbeS, anertannt loorben. 3“^ befonberen 
S3efriebigung gereift eS mir, ba| biefe Slbhilfe ein geringeres Opfer 
forbert. 9Bir banFen bieS, neben beharrlichem Streben nach thunlichen 
Srfparungen, junöchft ber SBieberherfteUung beS europäifchen f^riebenS, 
beffen Segnungen auch unferem Sanbe }ugut Fommen merben. 

3ct)t fchon ift hieburch bie Winberung einjelner Zeile beS StaatS=^ 
aufmanbS ermöglicht unb mohl bürfen mir erroarten, ba§ cermehrte 
nuhbringenbe ZhätigFeit unb neu belebter IBerFehr, roie beu Wohl< 
fianb ber ©injelnen, fo auch ^io Sinnahmen ber StaatsFaffe erhöhen 
merben. 

@erne gebe O^h ^i^h Hoffnung hin, ba| eS unter biefen 
Sßerhöltniffen thunlich fein merbe, bie großen Vorteile ber oerbefferten 
IBerFehrSmittel halb auch jenen SanbeSteilen )u gemähren, bie beren noch 
entbehren unb ihnen baburch erleichterten unb lohnenberen 9lbfah ber 
•^JrobuFte beS SobenS unb beS ©emerbflei^eS ju oerfchaffen. 

2)ie übrigen ©efe^e, benen Sie 3h»^e 3nftimmung erteilt, merben 
man^em Sebürfniffe in erfprieBli^er SEBeife begegnen. 

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1852—1859 



ouc^ eine IBereinborung über eine beffere Orbnung beS @c« 
meinbe^auä^altS für je^t nic^t erteilt, fo toicb boc^ iDleine 9legierung 
biefe roit^tige ^rage nic^t au§ bent 3(uge oerlieren. 

3c^ entloffe Sie, eble |ierren unb liebe Sreunbe, mit ben @e« 
finnungen aufrichtigen äBohlmoIlenä unb mit bem innigen HBunf^e, 
ba^ bie ©nabe be^ ÜlUmächtigen fort|)in über unferem 33aterlanb 
malte. 






proflatnation 

bei Mnnabmc i'er (firchbenaglicben ITüu'e 
5. September 185«. 

2Bir (friebrich, non @otte§ ©naben ©rolh^räog uon S3aben, 
.^erjog non ^Äht^tugen, thun hiermit öffentlid) funb: 

9n§ bei bem ^infeheiben Unfere§ unoergeßlithen .^erni SOaterS, 
beä ©rofeherjogä Seopolb, Äönigliche ^fioheit unb ©naben, bie 3(gnaten 
UnfereS ^aufeS, in Uebereinftimmung mit Unferet ®urdjlaucl)tigften 
grau SDJutter, au§gefprod)en hatten, bag Unfer innigft geliebter älterer 
.^err iöruber, ber ©rbgro^h^fjafl Subroig, „ni^t fähig fei, bie SRe« 
gierung beS ©roghcr}ogtum§ ju äbemehmen unb jum IBohle bei 
^aufeS unb SanbeS ju führen", haben 2ßir, burch ©otteS ©nabe 
unb ba§ SRecht unfereS ^aufe§ baju berufen, laut UnfereS i{?atentc§ 
oom 24. aipril 1852 bie ^Regierung beS ©roBherioSlao'® >«il allen 
ber Souoeränität inneroohnenben ^Rechten unb i^flichten angetreten 
unb bie ^ulbigung für unS empfangen, jeboch non brflberlichen 
©efühlen geleitet bie ©roBherjogliche 'IBflrbe anjunehmen bamolä 
unterlaffen. 

9Bir oermögen Un§ aber, nach ben Srfahrungen oon mehr al8 
4 fahren, nicht ju oerhehlen, ba§ fflir jur ißjahrung aller gntereffen 

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lsr)2-iH5<) 



Unfereö geliebten iianbee!, foroie jur uoHeii Stuäübung Unferer SRet^te 
unb ißflic^ten, Un8 ber 3Tnna^me ber SBürbe auf 

bie ®auet nid)t entfrf)(agen tönnen, unb bflrfen Un§ ber Srtoägung 
nic^t ent)ie^en, bag, nenn ÜBtr ein Un8 I)au§gefe^Iit^ jufte^enbeS 
9le(^t Qucb fernerhin ru^en taffen, bicrburd^ nid)t me^r Unfere "ißerfon 
atlein berührt loerben mürbe. 

3nbem SBir ba^er Unfere perföntichen ©efü^te ben fHücfftchten 
ouf bie 3“tunft Unferer eigenen unb UnfereS Sanbeä unter« 

orbnen, finben iSJir UnS in biefeni ©ntfd)Iuffe beftärft burch bie 
roieberi)o(t unb noch ganj neulief) an Un8 gelangten SBünfe^e Unferer 
gebachten Slgnaten; burd) Annahme ber 3Bürbe alte 

mit ihrem früheren StuSfpruchc h“u^9cffÖl'th oerbunbenen fjotgen jur 
3Inroenbung ju bringen. 

demnach ertlären SBir, ba§ ÜBir bie mit bem Shronanfalle Un8 
überfommene ©ro^h^’^joglidje Sürbc nebft allen ihren Rechten unb 
IBorjügen anburth annehmen unb ben ititel: „@roghc'^3'’9 
53aben" führen roerben. 

3Bir befehlen Unferen fämtlichen Unterthanen, fich hiernach }u 
achten. 

©egeben unter Unferer eigenhönbigen Unterfchrift unb norge« 
brudtem 0taat8fiegel , in Unferer ^Hefibenjftabt ÄarlSruhe am 5. 
Sept. 1856. 

Jriebrid). 

». SJlepfenbug. IRegenauer. d. Stengel, n. ÜBechmar. Subroig. 

31uf Seiner Königlichen :^ohcit höthflen Befehl: 
Schunggart. 









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1.S52— isr.st 



Se6c 

bti i'>tr öOjäbri^dt 5(itr 6tt Stiftung bts mUitänjditn 
J{arl-5riei*'ricb-l''tti''itnftorben5 

4. Jlpril 1857. 



(Sroftjersog jtieötidj tPoUte ötc 50. IPieöcrfeljr 6cs 5tif« 
tungstagcs 6cs Karb^ricbridj-Derbicnfforbcns unö öer ITTilitdr. 
DerMcnftmebaille nicfjf porübergcljen laffcn, oijnc 6cn Veteranen, 
öie in blutigen Sdjlucbfcn fidj biefcs (Eljrenscidjcn cnuorbcn, aufs 
neue Dunf unb Zlncrfennung aus5ufptcdjcn. 2luf bem Sdilog- 
pla^ 5U Karlsruhe axircn bic junge unb bie alte 2trmec, neben 
ben aftiuen tCruppcn bie alten ‘Krieget perfammclt, auf bcnen bie 
Slicfe mit £ljrfurd)t ruljtcn. Der Ärogljersog, als (Srofmciftcr 
bes ©rbens, begleitet uon bem ITlarfgraten 2Tlarimilian, mäl^ienb 
ber allseit tapfere *>•’ Kampf, ZTlarfgraf IDilljelm, 5um 

allgemeinen Bebauern burdj Umuoljlfcin an bet Ceilnaljme bei 
bet ^eiet »erbinbcrt mar, begrüßte bie in einer €inie aufgeftellten 
Beftßet ber Btebaille, lief fle mit fämtlidien ®ffi5ieren ndljer 
treten unb ergriff bas IPort ju folgenbet Bebe: 



ÜJleine tapferen ^reunbe unb Äriegcr! 

.3dl betraute al§ eine befonbere StuSjeicbnung, baf bie 
SUorfe^ung mir bie ®^re uorbe^iclt, bie fünfjigjä^rige ©tiftunggfeier 
eines OrbenS 511 begehen, ber in ben roeiteften fireifen biejenige 
Geltung längft erlangt bot, toelcbe ber unoergef liebe ©tifter in ebelfter 
^tbficbt roünfebte. 

ÜJlit mobrer ffreube begrüße ieb baS baldige ©rinncrungäfeft 
cts einen militörifeben beffen Sebeutung icb um fo böb^r 

ju ftböfen roeiß, als er einen Beüo^febnitt oergegenmärtigt, bei' für 
Habens Sb^^^ fo olS befriebigenb unb beglüdenb 

erfebeint. 

^ie beniorleuebtenbften fUiomente }u bejeiebnen, melcbe meinen 
IBorfabren bie erfreuliebe ©elegenbeit boten, ben fiarUgriebrieb« 
9niIitär>iüerbienftorbcu als bleibenbeS 3^id)en ber 3)an!barfeit unb 
fSnerfennung ju ocrleiben, eroebte ieb für um fo roeniger nötig, 

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1852 — 1859 



als aQe biefe Snomente mit ben $aupt}ügen ber AriegSgefc^ic^te in 
fo innigem 3ufammen^ang fielen, bag fie im i^aufe ber 3^1 Q« 
@eltung unb S93ert je me^r unb me^r gemonnen ^aben. 

9Bir fönnen beS^alb nur mit ben er^ebenbften ©efü^Ien auf 
bie fernere ißergangen^eit jurüdblicfen, unb roenn aucf) bie neuere 
3eit jebem treuen babifc^en Solbaten^erjen tiefe SBunben f^lagen 
mu^te, fo finb bo(^ eben bie Urfat^en baju auc^ eine neue Sßeronlaff' 
ung getoorben, biejenigen jtriegertugenben ju bet^ätigen, für bereu 
"llnerfennung unfer ü)lilitdr«®erbienflorben gegrünbet mürbe. 3llfü 
auc^ auf biefe fdfroere ißrüfungSjeit rooUen mir nun mit freubigeit 
@efü^(en juriidbticten, mie auf jebe ifSrflfung, melc^e @otteS un- 
erforfc^Iic^er SRatfc^lug unS auferlegt, bamit mir geläutert borau? 
beroorge^en. 

SJurcbbrungen non ©efüblen 2ld)tung, ©brfurcbt unb 

$anlbarteit, i^b alfo b'etmit inSgefamt rec^t 

milltommen unb ergreife ben erfreulichen ütnlag, meiterc Srinnerungen 
an biefen Sag ju fnüpfen. 

ttun erfolgte bie 2Iusteilung non b^bcren Pcforationen unb 
bblj®*«*' ITlcbaillenjulagcn. Der ^ürft fuljr fobunn alfo fort: 

3cb gebenfe nun nocb ber oielen treuen unb tapferen 
OrbenSritter, melcfie ben ebrenootlen SRüdjug in bie emige ^eimat 
ooHenbet boiien. f^olgen 0ie meinem ^eifpiele unb mibmen Sie 
bfimgeflongenen flameraben auch om beutiflfn Sffltage ein 
treues 9lnbenfen burcb ben ©rufe ber militärifcben 

Pie ICruppcn präfentiertcn, bie fcnftc ftdj 5 um ®ru^, 

Crommel unb IHufif gaben bie jabnenbegrügung ab. Per ®to§= 
ber 5 og pcrbarrtc mit allen 2lmr>efenben in eljrenbejeigenber 
Stellung, fo lang bas Spiel getüljtt mürbe. liadjbem ©ffijiere unb 
Unteroffi 5 iere bes \. Palaillons bes ®renabierregiments mit bet 
5al)nc porgeltcfen maren, befaljl ber ®to|lj«r 50 g bem Pafaillons- 
fommanbanten ©berftleutnant Sob"« f'li’ft 5“ ergreifen 

unb fpradj gegen bas Regiment gemenbet: 

S^on einmal nor mehreren fjreube ju 

teil, meinen Sruppen mieber Jobben — t>ie Sanncr ber ®b'^® — i“ 

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1852—1859 



»erleiden, unb ftet§ toirb biefer Sag in frcubigftem @ebä(^tni8 oor 
meiner ©eele fd)roeben. Siefeä SataiUon aber niar bei bicfem feier« 
ticken 3(nlag au^ ben ebrenuoUften @rünben nic^t bebaut toorben, 
unb bal)er ergreife id) mit um fo größerer greube bie ^eute fid) 
ergebenbe ©elegen^eit, um biefen ©b^entag mit ben fdjönen @r= 
innerungen ju nerbinben, roeldjc f>cb an bie im 1849 be> 

roäbrte Sreue unb Sapferteit biefeä 58ataiIIon§ tnüpfen. 

Damit jicrlc öet (Sro|b«r 5 og bic ftlbcrnen 

l^atb^ricbridj-IUilitätocrbicnflnu’öaillc unb fchlolj mit ben IDortcn: 

'Jlöge biefe neugejierte, ebnuürbige gabne aud) ferner ftet§ 
ben iJBeg ber Gb« geführt roerben! 






Sebe 

bei ber feierlicben Eröffnung ber ftünbencrfammlnng 

19. Ztooember »857. 

Gble .^erren unb liebe greunbe! 

^8ei Gröffnung biefei Sanbtageö fage 3Jlcinen getreuen 
Stäuben ein berjlicbeS SBilltommen, im feften ‘Vertrauen, ba^ ber 
Seift ber 3SaterIanbäIiebe unb ber gefeblid)en Crbnung, roie er 
roäbrenb ber ourigen 23erfammlung raaltete, auch auf biefer niben roirb. 

Steti höben gürft unb 'Dolt im babifdjen üanbe greube unb 
Seib mit inniger Segenfeitigteit geteilt. Seit unferem lebten 3»= 
fammenfein ift biefeS Söanb nod) feffer gefd)Iungen worben bureb 
ben Segen, ber 3Uir, SJJeinem $aufe unb SHeinem Sanbe in be§ 
^immelä reichen Gaben gefchentt worben. 

Soffen Sie SDlid) oor oUem aud) in gbrrr SDJitte bem 31U'- 
mäd)tigen ben Sanf für bie Snabe barbringen, beren Gr 3Kicb 
würbigte, inbem Gr ÜHeine SSerbinbung mit SWeiner innigft geliebten 

2C! 



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1852 — 1859 



@emat)Iin fegnete unb fIRciii @(ücf burc^ bie ©eburt eine# @o^ne8 
iinb 2:bronfo(geT§ er^ö^te. Wögen bie treuen SBünfc^e, toclc^e au§ 
oDen iJeiten beS SanbeS bem Slinbe enfgegengebrac^t würben, fi(^ 
erfQQen. bitte @ott um ©rleu^tung, auf ba^ e§ Wir gelinge, 
Weinen So^n 5 u einem roeifen unb gerechten gilrften ju erjie^en. 

S)ie Süerbinbung Weiner oielgeliebten jüngften ©djwefter mit 
einem eblen dürften auä Äaiferlit^em ^aufe ^at Wit^, bie Weinen 
unb baä Sanb mit ^erjli(^fter greube erfüQt. Wöge bem teuren 
^fJaare ba§ ooUfte Wag göuäliigen ©tüctei ju £eil werben. 

ißon Weinem SRecgte ©ebraucfi macgenb unb in ©rfüllung Weiner 
'fiflicbten gegen baö Sanb unb gegen Weine gamilie ^abe gcgbie ©rog> 
berjoglitge Würbe angenommen unb autg bei biefem Slnlaffe mit er. 
neuerter 2!antbarfeit bie getreuen ©efinnungen Weine§ 31olteö ertannt. 

®ie gortbauer beö griebenö, gefcglicge Orbnung unb reiche 
©rnten hoben ben Wohlflanb be§ Sanbe^ unb bie ©taatsfinanjen 
fo gehoben, bag biefe bie Wittel bieten, baS ju anbern »nb 

unter anbern Serhältniffen geregelte ©intommen ber 'Beamten beS 
©taateö mit ben gefteigerten Sebenöbebürfniffe in baö 

@lei(hgewi(ht ju fegen, wie nicht minbcr ju gemeinnügigen 9Inlagen 
für görberung oon Wiffenfcgoft unb Runft, für ^anbel, ©cwerbe 
unb Sanbbau Grfgarniffe ju ermöglichen. 

3u befonberer Befriebigung gereicht cö Wir, bag bie wöhrenb 
be§ legten SanbtageS erhöhten Slnforberungen on bie ©teuertröfte 
beS Sanbeä nunmehr übergüffig fein werben. 

3)ie feit lange beabfid)tigte Trennung ber IHechtäpflege oon ber 
Berwoltung war foweit oorbereitet, bag fic ohne erhebliche ©tör* 
ungen in Bolljug gefegt werben tonnte. 

©erne nehme gd) ftetö barauf Bebacht, bie Beziehungen ju 
pgegeu unb ju oermehren, welche Widj mit Weinen beutfchen Bunbe§= 
genoffen oereinigen. Qth ^«her auch bem Berlrage Wich an= 
gefchloffeit, welcher zur weiteren 'Jluöbilbung be§ beutfchen Wünz= 
wefenö zo>ifchcn ben ©taaten beS 3olloereinö unb bem öfterreichifchen 
.ttaiferftaate oereinbart worben ig. ®§ foll Oh"«” toegen biefeS Ber» 
tragö Witteilung gemacht werben. 

27 



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1852—1859 



Sie '-ßer^anblungen mit bem päpftlicben Stuhle taffen 3Jlid) 
ein batbigeS, ben Ontereffen beS Staates unb ber ftird)e entfpcecbenbef 
(Ergebnis hoffen. 

Steine befonbere 'ütufmertfamfeit habe ber f^örberung nü^-- 
ti^er unb münfc^enSroerter tBertebrSmittel beä SanbeS jugeioenbet. 
SSic^tige Vorlagen Qber tBerooUftänbigung unferer Sifenbabn^ 
Derbinbungen merben an Sie gelangen. oertraue, bag Sie bei 
beren grünblit^er Beratung gleicbmö^ig bie Qntereffen be§ SBerfe^rS 
unb bie Stittel abroägen werben, roel^e ju beren ®efriebigung 
erforberlit^ finb. 

Sic üblichen ISortageu über ben Staatshaushalt ber jüngfteii 
Vergangenheit unb ber nächpen äu^unft, fomie nerfchiebene ©efeheS- 
entmflrfe werben Prüfung unterbreitet werben. 

beginnen Sie, ebte .^erren unb liebe ^reunbe, nunmehr 3hre 
■ätrbeiten unb ootlenben Sie biefelben jum Sohle beS VaterlonbeS. 

Xcbc 

bei bem ftittliiben febtnh ber Stänbererfammlnng 

i. Ztlai (858. 

ffible Herren unb liebe fjreunbe! 

ÜDtit bem Vemu^tfeiu treuer <|}fli(hterfültung bürfen Sie auf 
^h»^® nunmehr oottenbeten ?lrbeiten jurücfbliden. 3tufopfernber Jleiß, 
weife Umfuht unb aufrichtiges Veftreben, baS SRechte, bem Sohle 
beS SanbeS Sntfprcchenbe ju finben, hoben Veratungen geleitet. 

Sie hoben nicht oerfannt, wie bie Verbefferung ber Sage ber 
öffentlichen Siener ebenfofehr jur Stufrechlhaltung beS einer wirt> 
famen Regierung unentbehrlichen SlnfehenS unb Vertrauens erforber^ 
lieh, als burch bie oerönberten Verhüttniffe geboten ift. Sir wirb 
es, wie bisher, angelegen fein, burch möglichpe Vereinfachung ber 
StaatSoerwattung Srfpamiffe ju bewirten. 

Onbem Sie bem ©efe^e über bie VerooUftdnbigung ber Schienen- 
wege beS ©roöhf>^JOgtums 3h^e 3ufltototoo9 erteilten unb bie h'cföi 
oerlangten Sittel gewährten, hoben Sie eS möglich gemalt, bie Sohl* 



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1852—1859 



t^at beS erleichterten SSerfehrS aQen SanbeSteilen jujunienben. SReine 
Regierung roirb eifrigft beftrebt fein, biefeS 3>ei bolbigft ju erreichen. 

sticht minber alä ben materiellen Qntereffen h“5>tn i**“' 
öffentlichen Unterricht, ber 5hinft unb äBiffenfchaft Teilnahme ge> 
roibmet unb bie Slnftalten unterftQht, melche berufen fcnb, IBilbung 
)u uerbreiten unb bamit eine ber ©runblagen ber äBohlfahrt beS 
(Sinjelnen, roie ber ©efamtheit ju fräftigen. 

Unter ben Oefehen, welchen Sie beigetreten fcnb, giebt 9JHr 
jeneö über bie 3i»iüiftc (inen neuen SSeroeiö ülnhünglichfeit 
an ültich unb fUtein ^auö. 

@ble Herren unb liebe füreuiibe ! 3Jlit ber aiuerfennung 
'IBirffamfeit unb uon äUeinen beften IBünfchen begleitet, lehren Sie 
nunmehr in 3h’f* ■^eimat prücf unb beftätigen Sie bort, roie roechfel-- 
feitigeö, offenes ffintgegenfommen unb Vertrauen beS Sanbeä SBohl 
om beften förbem. @ott fchü^c baS SBaterlanb! 

2lnfprad)c 

bti öcr U\ib( unö Utbergabc öcr 5abnc an bas ö. füfUicrbataillon 
C7. September ;858. 

Dem im l^crbft 1857 neu errichteten 5. ^üftl'erbataillon ocr= 
lieh fein 'Kriegsherr eine feierlicher IDcifc auf 6em 

Karlsruher <£|'cc5ierplah unter Knroefenhect öcr auf öcm Dutchmarfch 
jum l^erbftmanöpct in ber Umgegenb ftchenben cSarnifonen oon 
Karlsruhe, lUannheim unb öruchfal übergeben mürbe. 2lm Sanbe 
bes U?albes mar ein Kltar erbaut, an melchem, gan 5 ähnlich mie 
am 10. ©ft. 1852, bie nämlichen Cßeiftlichen beiber Konfeffionen bie 
U)eihe roUjogen. f)ierauf trat ber (ßro^herjog mit ber Jahne 
Dor bic lUitte bes 5. Jüfilierbataillons unb h'<tH niU meithin tö- 
nenber Stimme eine Knfprache, bei mclcher bic Uebergabe ftattfanb. 
,5um Schluf befilicrten bic Cruppen. 

Äameraben ! ©leich ben übrigen SHegimentem unb SataiHonen 
roiH ich futh fitif Soh”® oerleihen, unb ju biefem feierlichen 9lft 
haben roir un§ nun roürbig oorbereitet. 

3ch hP06 ^0^ t^fi® Vertrauen, ba§ ihr bie h»h® Sebeutung 
biefeS ®h®enjeichen§ ooQtommen erlennt, unb beShoIb oerleihe ich 
euch biefe ffahne. 

20 



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1852—1859 



(Sie fotl cu(^ flet§ auf ber S3a^ ber ®^rc unb be§ SRu^meS 
leiten, unb fo oft i^r fie erblidt, follt i^r be§ ©cfjroure« ber Sreue 
gebeuten, bte i^r mir gelobt. 

®iefe§ G^renbonner loirb euc^ ftet§ oercinen, roenn bie ^flic^t 
eut^ ruft jum Stampf gegen bie geinbe beS grieben§ ober bie geinbe, 
ber gefe^lic^en Orbnung. g^r roerbet biefe i^robe e^renooU be= 
fte^en, roenn i^r euc^ felbft getreu bleibt, beim ba§ ift bie Sreuc 
gegen @ott, ju bem i^r fd)roört. 

gtf) rufe eu^ beute benfelbeu ©prueb ju, roeldjen itb euren 
Slamerobcn aii’s ßerj legte, als icb auch ihnen gabnen anuertraute. 
3Benn auch immer bie ©tunbe ber ^Prüfung für cud) tommt, gcbentt 
ftetä biefer SBorte; 3llle für Ginen! Güter für 2ltle! — unb nun 
nehmt biefe gähne unb beroohret fie in Ghren! — 

(3[n oUc flcrii^tet:) ^b* aber, Sameraben, ftimmt mit mir ein 
in ben 5Huf: .^od) lebe unfer 33aterlanb! 

Scbc 

bti ber feierlicben Eröffnung ber Stänbeuerfamnilung 

22. ZloDcmbcr 1859. 

Gble ßcrren unb liebe greunbe! 

Gmpfangeu ©ic Meinen berjlicben ©rüg unb ein freuublicbes 
SBiHtommen. 

©eit 3d) *Sie an biefer ©teile beim ©d)lug be§ lebten Sanb= 
tage§ entließ, jog eine ereigni§reid)c ^cit an un§ oorüber; mondje 
©tunbe febroerer 'Prüfung roarb baburd) unferem 33aterlanbe. 

Mcnn gleid) bal ©rofjherjogtum bureb ©otteS gnäbige gürforge 
Dor allen ©djretfuiffen be§ ftriegeS glüctlid) beroahrt blieb, fo troten 
boeb bie gorberungen gemeinfamer gntereffeu mit ber ootlen .Straft 
ihrer hohen SBebeutung an un§ heran. $a§ ganje 'i^olf roetteiferte 
in freubiget Cpfcrbereitfd)aft unb ein Hochgefühl beutfeber Kraft burcb= 
brang alle Herjen in GrfüUung oerfebiebenfter 'Pflichten. 'Mit bantbarfter 
33efriebigung bliefe gd) auf ben erhebenben ©emeiugeift jurüct, roclcber 
fid) roöhrenb biefer gefabrooUen geit in bem babifegen iPolfe bethötigte. 

mi 



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1852—1859 



3Jl5(^ten Sie, eble ^errett unb liebe ^reunbe, mit berfelben 
©efinnung beutfcf)er S3aterlanb§liebe bie 9la(^roeifungen i>cilfen, meiere 
3^nen über bie notroenbigen SluSgaben oorgelegt roerben, ju benen 
bie febroeren ©reigniffe biefe§ ^Jabreä SÖleine Regierung oerpflitbteten, 

iBie bereit bin, jiir ^örberung größerer Sinigung 

in unferen beutfeben SBunbcänerbältniffen boS SWeinige beijutrogen, 
fo b“f*e 3tb/ Sicberbeit beä SRetbtäftbubeS in 2)eutftblanb 

JU erhöben, bei ber SunbeSoerfammlung bie febon früher angeftrebte 
^erfteüung eineö ftünbigen SunbeägeritbtS in Eintrag gebracht. 

Srob ber Ungunft jüngfter ÜBergangenbeit febreitet ber 3BobI= 
ftanb beS Sanbe§ uormärtö, ^anb in .^anb mit gefeblicber f^reibeit 
unb geiftiger Sntroidelung. 

3Jlit erneuter Sb^tigfeit mürben bie teiber nur allju lange unter- 
broebenen öffentlichen Sauten aller 9(rt roieber aufgenommen. SKaneber 
nüblicbe @rfoIg roarb babureb febon erjielt. Sine ber miebtigften 
Serbinbungen für baä fernere ©ebeiben unferer StaatSeifenbabn ift 
bureb ben nachbarlichen 3Infcblug ber Sebroeij bei Sialböbut jur 
^bolfocb*^ geroorben. 

'llnbere nachbarliche Serbinbungen finb teils ber SoUenbung 
nabegerüdt, teils erroarten fie no^ baS SrgebniS ber Serftünbigungen, 
roelcbe oon SUieincr Regierung mit pflichttreuer Sufmerffamteit be- 
trieben roerben. 

®ie mit bem püpftlicben Stuhle gepflogenen Serbanblungen, 
roorüber Ob'if'i Slftenftücfe oorgelegt roerben, fenb ju bem ge- 
roünfd)ten ülbfcbtuffe gelongt. TiefeS SertragSroerf roirb, fo hoffe 
3cb, bei atlfeitiger richtiger SrfenntniS ber ©emeinfebaft ber ^n« 
tereffen oon Staat unb Sirebe, für baS ®obl beiber unb bereu 
freie geiftige f^ortcntroicfelung fegenbringenb fein. SJöge ber ©eift 
beS JriebenS unb bie roed)felfeitige billige Sücifccbtnabmc auf ge« 
grünbete 9lnf orberungen , bureb roelcbe bie Sereinbarung jufianbe 
getommen ift, aud) bei bem SolI}ugc berfclben niemals fehlen unb 
eine Sürgfebaft für bauernbe ®intrad)t fein! 

3)em ©runbfabe getreu, bah boS 5Red)t im ©robbcrjosli'H' >'otb 
allen Seiten ©eltung erlangen müffe, unb im .jpinblide auf ÜDleine 

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1852—1859 



SteUung im Sunbe burfte Wici) bem i8ege^ren von SRitgtiebem 
be§ DormalS reic^SunmüteUiaren 9lbeB um SBiebereinfe^ung in bef(a> 
ration§mä§ige iRec^te ebenfo roenig cntjie^en, ol8 e8 3Rein Seftreben 
bleibt, bie barauS entfte|)enbe Ungleichheit jmif^en ben übrigen @e« 
meinben be8 £anbe8 nach iu befeitigen. 

2)ie üblichen SSorlagen über ben Staatshaushalt merben an 
Sie gelangen. Ohngeachtet erhöhter SInforberungen ift ber 3uftönb ber 
StaatSfinanjen ein befriebigenber. X)er günftige 31bfchlu^ beS tSub: 
gflS mirb, unter ^ortbauer ber Segnungen beS ^^riebenS, bie ÜRitttel 
bieten, meiteren für notmenbig erachteten Sebürfniffen ju entfprechen. 

SBiele ernfte ®rfahrungen roöhrenb ber in welcher 35eutfch» 
lanb feine ßeertraft friegSbereit holten mu^te, uerpflichten 9Rich su 
DoUftänbigerer gürforge unb mancher SSerbefferung in ben 6in» 
richtungen 3ReineS SruppenforpS. geh empfehle ben bofür geforber- 
ten SRehraufroanb Oh>^er patriotifchen ©efinnung. 

Sßerfchiebene ©efeheSentmürfe merben gh^^er “Prüfung unb 3u= 
ftimmung unterbreitet merben. 

G^ble .^erren unb liebe greunbe ! ®ine fchmerjliche, aber werte 
iPflicht bleibt üRir noch i“ erfüllen übrig, inbem geh mit ghnen 
eines ho^hnerehrten gürften, SRcineS nun in @ott ruhenben .^errn 
OheimS, beS SRarfgrafen SBilhelm, gebenfe, welcher fich uon frühefter 
gugenb an bem ffiohle beS SSaterlanbeS gemibmet unb eine lange 
5Reihe oon gahren hinburd) bei ber iBegrünbung eines echten 93er» 
faffungSwefenS thätigft beteiligt hot, woburch er in ber ©efchichte 
9ReineS ^aufeS unb £anbeS fich einen ebenfo ehrennoUen, als rühm» 
reichen 9Jamen erwarb, ©h^e unb griebe fei feinem Slnbenfen! 

geh eröffne biefen £anbtag mit bem 9Bunfche, eble .^erren unb 
liebe greunbe, eS möge ber Seift Äarl griebrichS, beffen GrinncrungS» 
feft mir heute feiern, ju beS 93aterlanbeS SBohl auf ghrer Sh^tig' 
feit ruhen. 

^aS malte @ott! 



• y. - ^ 



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1860—1866 



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?o^t feine innere ©ntraicfelung beä @ro|= 

Ijerjoglumei faebeulungenoUer al§ ba^ 3a^r 1860. ißei bem 
brofjenben ftonflitt jroifd)en ber 2. Äommet unb bem 
ÜRiniftecium wegen Sinfü!)nmg beS Äonforbatä, ba8 jnmt ol8 ©toat8= 
»ertrag ber ^uftimimmg ber Sanbffänbe an fitt) ni^t unterlag, baS 
aber j(um UtoUjug roegen bet erforberlid)en Stenberungen non @efe^en 
ber SÜlitroirtung ber Äammem beburfte, — in biefen SBirrniffen 
rid^teten ftc^ aller Slugen auf ben @rofi^er}og, ber allein baS befteienbe 
SBort fprec^en fonnte. 3nbem et al8 ein 3ürp, bem bet Ronftitu= 



tionali8mu8 ^erjenSfa^e mar, neben bem baS 5ton(orbat mit 3)rei^ 
Diertet»3Jle^rl)eit beanftanbenben ®ef^tu| ber 2. Stammet aud) nod) 
bas '-Uotum ber 1. Stammet abjuioarten geroitlt mat, gab ein eigen- 
mäc^tiget ffirlag fcineS ÜJlinipetiumS an bic Slmtäootftönbe beS 
SanbeS, bet bie ^utc^fü^tung be§ Stonfotbatä al8 un}meifel^aft 
batflellte, uollenbS ben Slnlag ju einet fofortigen Sntfc^eibung. 31n 
Stelle bet bisherigen 2)ttnifier non fUleqfenbug unb non Stengel 
berief ber @to§hctjog am 2. 3lpril 1860 Stabei unb Sameg, 
unb nach einigen Sagen für ben jurücttretenben, feht nerbienten 
Jinanjminifter SRegenauer ben ©eh- Meferenbär fßogelmann, fUlänner, 
beten mohlbefannte 'Jlamen fchon eine glücflithe Sßenbung ber 3)inge 
anbeuteten. 

{^üt ben Sali bet UnauSführbarteit bet mit bem päpftlichen 
Stuhl oeteinbatten ßonoention mat nichts uorgefehen, unb barum 
hatte ber ©roghsi^ng nun freie $anb. Seine ©eftnnung bet @e< 
rechtigfeit unb beS ehtenben ©ntgegenfommenS gegenüber ben Stirchen 
hatte ftd) in feiner SBeife Derünberi, unb beShalb befchlo^ er, ben 
Inhalt beS jtonforbatS unter IDIitmirfung bet fianbftänbe auf bem 
©eg ber ©efehgebung }u oerroirtlichen, aber innerhalb ber Sd)ranten, 
roelc^ baS grunblegenbe StonflitutionS^Sbift Slarl f^riebrichS oom 
14. SWai 1807 : „ber Staat ift fouoerain ; roaS in ihm ift, ift feiner 
Roheit untermorfen" um ber unuerüugerlichen ©ht^^ »nb ©ohlfahrt 
beS Staates roillen oorfchreibt. 

SDiefe hochf^nnigen ©ebanfeu unb ©ntf^liegungen fanben ihren 
flaffifchen StuSbrud in bet mit SRccht berühmten Öfterproflamation 
nom 7. SJlpril 1860 „©orte beS ^tiebenS an ©ein ®olt". 



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18Ü0— 18«t> 



®ie einen gellen, freubigen SWorgenruf, ber au§ quälenben, 
beäng^igenben träumen jum litten 3:age loecft, empfanb bie loeit 
überroiegenbe SWe^rjo^l beä babifc^en ®olfe§ ben friebeooUen Cfter- 
gru6 beä JJürften. ©o fcbroer notier bie Unfic^crbeit unb 'SeforgniS 
auf ben ©emütern geloftet botte, eö fönnte burcb alljugro|e fionnioenj 




taufenbftimmige Öubcl/ inniger rourbc bie bantbare Siebe ju 

bem, ber in freiem Slicf unb tiefer ©inficbt als baS ^aiipt beS 
SanbeS fub glänjenb bemäbrt Unb bei biefer allgemeinen 

§reube tonnte man, roie ber ©efcbicbtfcbreiber ^duffer fagt, 
bie tatl)olifcben Stimmen oon ben proteftantifdjen nid)t unter 
f^eiben. 

9leue Sahnen öffneten fid) burd) bie freibeitlicbe ©efebgebung 
beS 3“^reS 1860, roorin bie beute noch beftebenben ©runbfäbc 
unfereS babifdjen StaatSmefenS tlar auSgebröett unb juglcid) bie 
boffnungSreicben tteime einer lebenSträftigen ©ntmictelung befcbloffen 
loaren. 

ßunäcbft mar baS IBerbältniS beS Staates jur tatbolifeben 
Slirebe in freunbli^em ober entfcbicbencm Sinne ju regeln, maS bureb 
eine iHeibe roid)tiger ©efe^e gefd)ab, oon benen biejenigen über 
roiffenfd)aftlid)e UJorbilbung unb StnatSongeborigteit ber ©eiftlicben, 
über ffiinfübrung religiöfer Crben, ©beftbUeBu»!!- SeftimmungSretbt 
ber ©Item über bie rcligiöfe ©rjiebung ihrer Slinber, Seitung beS 
öffentlicben Unterrichts burd) ben Staat, iUermaltung beS ^ircben= 
oeraiögenS beooorjubeben finb. 

3n allen biefen ©efe^en, roelcbe am 9. Ottofaer 1860 in Jlroft 
traten, rourbc auf bie oud) für ben Staot bodjroicbligcn Stircben= 
gemeinfebaften bie tbunlicbfte iHüctficbt genommen, aber auch baS neu 
errungene ißrinjip ber ftaatlidjen Oberhoheit feftgclcgt. Janben 
biefe ©efebe oon feiten ber tatbolifeben Äircbenbeböröe nur jögembe 
unb 5 um 2eil roiberroilliqe 3lncrtennung, fo rourbe bod) biefer folgen- 
reiche 3lbfd)nitt beS Äirc^enftreiteS burd) bie gefebmä^ige ©rrid)tung 
unb 'tüefcbung bcS tatbolifeben CberftiffungSrateS am 13. Ottober 
1862 Doriöufig jum aibfd)lu§ gebracht. 

Ohne 3'oeifel roar ber 9lnfto§ ju ber frcibeitlicben iKcoifion 
beS ganjen iKcgierungSfgftemS oon ber tatbolifd)en .Qirebenbebörbe 
auSgegangen, ber man bafür faft ju S)ant oerpflid)tet fein tönnte, 
aber fie mußte notroenbigeriocife aud) crroünid)te Sleranloffung ju 
einer neuen SluSgeftoltung ber SSerfaffung ber eoangelifeben Rir^e 
geben, bie ber ©roßberjog fd)on in ber Oftcrprotlamotion angcbcutet 
hotte. ®ieS gefebab bureb bie Sßerorbnung oom 28. 3)ejember 1860, 
roelcbe infolge ber ©efebgebung oom 9. Ottober 1860 ben Ober« 
tirebenrat ju einer felbftünbigen oom Staate unabhängigen 'Sebörbe 

•SG 



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18Ö0-^18(iü 



machte, bie unmittelbar unter bem eoangelijt^em 

i?anbe§biicf)of fielen füllte, roö^renb ba§ SJJinifteriuin bes ^^nnern 
nur bie allgemeinen iBefugniffe be§ Staate^ ben beiben Äirc^en 
gegenüber au§juüben ^atte. 

^emjufolge mußten auc^ bie in ber euangelifctjen Rirc^e bisher 
gültigen ©ninbgefe^e eine entfprecbenbe tOerönberung erfahren. ®j> 
fam bie Äircf)enDerfaffung nom äu ftanbe, ein herüor= 

ragenbe^ iffiert organifatorifthen öefchicfö unb tiefen Serftänbniffe? 
loie für baä SBefen fo für bie iBebürfniffe ber eoangelifchen Äird)e, 
ein SOleifterroert auch barum, roeil hiwburd) jugleich ber juFünftigen 
©eftaltung beS firchlichen 8eben8 eine freie unb breite Sofi# üorau8= 
fcbauenb gef^affen roarb. ®er gan§e 2lufbau ber firchlichen ®er* 
faffung in echt reformatorifchem (Seifte, auägehenb uon ber (Semeinbe 
gliebert fich in Äirchengemeinbe, 2)iöjefangemeinbe unb SanbeS- 
gemeinbe, burch melche jeioeil§ bie Äkchengemeinbenetfanimlung, 
ijiöjefanfunobe unb ©cneralfqnobe geroählt roirb. 

SBieber burch ®nhl gehen h'*'^<i>*ä bie entfprechenben engeren 
Streife unb ÄoUegien, flirchengemeinberat, SiiBjefanauSfchuß unb 
©enerolfqnobalauSfchuß bie ihrerfeitS je eine firchliche 33e- 

hörbe, ^Pfarramt, 5)etanat, Cberfirchenrat, jur Seite h“ben. @? 
oerfteht fich oon felbft, baß auffteigenb oon ber ©injelgemeinbe ber 
3BirfungStrei8 ber tßertrctungen umfaffenber roirb. ®ie Sefehung 
ber ipfarreien ift mit geroiffen Ginfchrönfungen ber SBahl ber ©c= 
meinbcn aii8 einer beftimmten 9lnjahl oon iBeroerbem anoertraut. 
S)er ©eroahlte roirb oom Sanbeäbifchof ernannt. 

3ur ^Beratung biefer überaus roichtigen firchlichen 9SerfaffungS= 
ootlagen rourbe bie ©eneralfgnobe im ^uoi 1861 einberufen. So 
roichtig ber Sanbtag beS 3ahreS 1860 für baS ganje Staatsleben 
roar, ebenfo bebeutfam roar für bie eoongelifche Äirche biefe ©eneral- 
fqnobe, bie bebeutfamfte feit ber fegensreichen ©inführung ber Union 
im 1^21. 

SBie innig bie 8iebe, roie treu bie gürforge, roie rege bie £eiU 
nähme für feine eigene flirche roar, rooUte ber ©roßherjog, ber fein 
lanbeSbifchöflicheS ^mt teuer unb heilig hielt, nicht unbethätigt laffen. 
Slach bem feierlidjen ©otteSbienft am 5. 3uni crßffnete er perfönlid) 
bie ©encralfpnobc im 3Jlarmorfaole beS Schloff cS mit einer Diebe, 
bie fich bem tBeften, rooS je ein gürfl über fir^liche 3)inge gefprochen, 
ebenbürtig pr Seite ftellt. 

SBenn ber gürft hiebei bie burch firchlid)e ißerfaffungSroerf 
oorbercitete ©inglieberung ber eoongelifchen 2anbeSfird)e ®abenS in 
bie bcutfche eoangelifche ©efamtfirche unb bie unbeftreitbare 3ufammen> 
^ehßrigfeit beiber auSbrüctlich betont, fo jeugt biefe felbft über bie 
lehige 3eit hioauSfchauenbe frohe .^offnung oon einem hohe« ©e< 
bonfenflug unb einem frommen unb fieberen Dlertrauen in bie 

!>7 



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1800- 1800 



Sufunft be§ ^roteflantiSmuS, ba bie beutfc^en eoangelifc^en 
Sanbesfirc^en 5U einem großen einheitlichen ®anjen geeint fein 
roerben. 

3eboch bie freiheitliche Slichtung ber ©efe^gebung holte feine§= 
meg^ nur bie junächftliegenbe Crbnung ber tirdjlichen Serhältniffe 
im 9Iuge, fonbern erftredte fich geniä^ ber erfreulichen äufoiie beä 
©ro^erjogä auf ba§ gonjeSebietbeS 6taot§leben§. Sonnten qu^ nicht 
oUe ilBünid)e fofort unb uoUftanbig befriebigt roerben, fo rang fich 
hoch fdjnell bie befriebigcnbe Srfenntniä burd), baft auf bem einge« 
fchlagenen SBeg noch »'eie fchöne fyortf^ritte jutoge treten roerben, roofür 
auch bie Xheonrebe beim ©bluffe be§ ereignisreichen 2anbtage§ uon 
1860 bürgte, bie einen feinblichen ©egenfah jroifchen Jürftenrecht 
unb 58olf§recht negierte. 

®iete SRechte rourben in be§ löolfeS :^anb gelegt, ju beren 
rechtem ©ebraicd) mit „ber greiheit, bie f:^ felbR beherrfcht" bie 
beherjigenSroerte Üh'^aarebe 00m 23. guli 1863 mahnt. 

©in ^anbeläminifterium rourbe gegrünbet unb fpäter ba§ 00m 
3oDDerein entroorfene allgemeine ^anbelSgefehbud) angenommen, 
nod)bem einige SRonate oorher bie babifche SHegierung fidj fühn unb 
flug au§ 3lnla| beS greihanbeloertragS, ben ipreufeen im 'Jlamen 
beä 3alloerein§ mit grantreich gefchloffen hatte, troh manchen üRad)» 
teilen unb äBiberfprucf) ber anbern fübbeutfchen Staaten, auf 'fBreu^cnä 
©eite geftellt, roohin fchliehlich bie roiberftrebenben Staaten um be§ 
roirtfchaftlichen 'Jluhcnä roiüen auch gelongten. 

2)ie ©eroerbefreiheit unb bann bie ebenfo notroenbige ©eroerbe* 
orbnung, bie greijümgtcit, ber erleichterte 2lntritt beS iÖürgerrecht§, 
baS Don oeralteten Sefchröntungen befreite UlerehelichungSrecht, bie 
bürgcrli^e ©leichffellung ber gfraeliten, bie fpöterhin im roefentlichcn 
ber beutfchen ©erichtäuerfaffung ju grunbe gelegte Quftijrcform, bie 
3Inroalt=0rbnung unb Siegelung beb Slotariatsroefenä, bie Sleu» 
organifation ber Süerroaltung, roelche ben Sürgem burch bie mufter» 
gültige ftreiSuerfaffung — ©lieberung in ®cjirt§rat, Sreisuerfamm» 
inng unb SSerroaltungSgerichtShof — eine fehr erhebliche SJlitroirtung 
in ihren 33ejirten oerleiht — all bie§, unb noch aitle anbere gnfti» 
tutionen, bie h'er ju nennen ber Sloum oerbietet, fcnb roichtige 
Srrungenfchaften, roel^e ouf bem im gahre 1860 gefd)affenen 
gunbament be§ ©taute# fich ethoben unb in rafd)er golge burch 
im# oerftänbni#Dolie 3afammenroirten uon Slegierung unb SlolF#» 
oertretung innerhalb oerhältni#mä§ig furjer 3cit erreicht roorben 
finb. Unb fo mancher alte fchroerfüllige 3opf/ ber bie freie ffint» 
roicfclung h^oimte, rourbe abgefchnitten, roenn auch für gahrjehnte 
hinaus noch Strbeit genug überblieb. 

greilicb forberte auch ber ungeahnte Suffchroun^ oon Ißertehr#» 
roefen, ^anbet unb ©eroerbe, ^nbuftrie unb Sanbroirtfchaft, roooon 

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löbO— IHtJU 



bie einbrutfSooUe S^rontebe Dom 30. 'JloDembcr 1861 ju rühmen 
rougte, neue 3Be^e in jeber ^ejie^ung. 

®ie lanbeSndterlicbe 2lufmerffamteit beS dürften auf all ba§, 
bie er freili^ nach ber i^m eigenen SBefebeiben^eit al§ eine felbft» 
oer^änblici)e ißflic^t betrachtet roiffen noOte, botumentierte ber tjoh^ 
^err infonberheit bei ber Sröffnung ber ®iefenthalbabn am 5. Quni 
1862, inbem er bur^ feine perfönliche Teilnahme bem fjefte bie 
rechte 3Beihe gab unb in feiner 5Rebe ju ©chopfheim einen 
förberlichen Slnfchlu^ an bie benachbarte ©^roeijerifdje gibgenoffen» 
fdhaft freubig begrüßte. ®alfelbe lebhafte ®efühl für bie erfte ©e= 
bingung roirtfchaftlidher Slüte ber neuen möglichft norteilhafte 
'JSerfehrSroege unb SSerfehrSmittel , führte ihn ein ^oh^ fpäter 
am 13. 3uni 1863 jur gröffnung ber iSahnlinie SBalbähut— 
Honftanj, roobei er in bem berühmten goncilium=©aal ju ftonfianj 
auf bie Segnungen ber inneren politifchen gntroidelung beS SanbeS 
hinmieb, roeldhe jur nollen fReife ju bringen unb auäreifen ju 
laffen beä dürften unb feineä iüolte« bauernbe Sorge fein 
müffe. 

'Jloch einet ganjen SReihe non iBeranftaltungen feftlicher Srt 
roohnte ber Sanbeäfürft bei, roorau§ mir nur roenige, roie ben 93efu^ 
beS ißaareä in ÜRannheim 1860, unb ebenba bie 

allgemeine beutfehe Sehreroerfammlung unb ba§ erfte babifche SanbeS* 
fchieBen im Qahre 1863 anführen, aber mir gebeuten auch ber fchönen 
gichteftiftung, bie ber gür^ im Ülnfchlufe an bie geier be§ h“>'bert= 
jährigen ©eburtätagä be§ großen ijShilofophen unb ißotrioten errichtete, 
bamit begabten Schülern beS Äarliruher 2gceum§ eine 3lneiferung 
jur ifJflege be§ rhetorifchen JalenteS im oaterlönbifchen gntereffe 
burch ißerteilung oon 'fJrcifen geboten roerbe. 

3luch bie Schule, biefer roichtige 93eftanbteil beä öffentli^en 
SebenS, empfing ihren noUen Slnteil on ben großen grrungenfehaften 
ber neuen ©ej^ehgebung. $ie oom Staat unabhängig gemachte 
Stellung ber ftird)e bebingte, weil ber erftere prinjipieU bie fieitung 
be« UnterrichtsroefenS auäfchlie^lich in Ülnfpruch nahm, eine fReform 
be8 S^ulroefenä, ba§ bisher in ber ^anb ber ©eiftlichteit als ftaat= 
lieber SluffichtSbehörbe über bie fonfeffionetle Schule lag. ®em erften 
Schritt in biefer ®ejiehung, 33erbefferung ber Schullehrerioitroen^ 
unb SBaifenfafie, folgte bie burch lanbeSherrliche Serorbnung oom 
12. aiuguft 1862 oeranlagte 'öilbung eines gefonberten Oberfchut 
rotS unb baS ©efeh oom 29. Quli 1864 — äunöchft nur ein Seil 
beS ollgemeinen SchulgefeheS — geftaltete, roie bie Xh^onrebe 
oom 30. iRoDember 1861 unb 2. Xiejember 1863 antünbete unb 
bie oom 17. 9Rai 1865 berichtete, bie Sluffi^t über bie 
tonfeffconelle iBoltSfchule neu unb jroar in ber äBeife, ba^ bie 
foüegiale beS OrtSfchulratS unb ber non ber fRegierung 

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IHtiO— 18Gli 



ernannten Ärei§fd)uträte in fflirtjamteit trot, niobei jebocb ber 
©boratter ber ftonfeffionSfcbute gewährt blieb. Qn einem Seil ber 
©eöölferung flieg biefeS @efe^ unb befonberä bie erforberlic^en 
ffla^len in ben neu gegrünbeten Ortsfc^ulrat auf bnrten SBibcrflanb, 
ba man in bemfelben, namentlich non fatholifcber oeite, einen un< 
bere^tigten Singriff in unoeräugerliche Svechte ber fiird)e 5U er= 
fennen meinte. SBenn ber eoangetifdje Obertirchenral auch nicht 
mit allen ©eftimmungen bes 0efe|e8 einnerftanben ju fein erflärte, 
fo empfahl er boch ben ©eiftli^en ben Sintritt in ben Crtä= 
fchulrat, roährenb ber Srjbifchof feinen ©eiftlichen bie Seilnahme 
baran oerbot, unter bem .^inmeife, bag bad @efeh bie 

fatholifche SReligion gefährbe. SJJit folchen SntfteHungen unb 
Uebertreibungen nmrbe hierauf, obgleich oon 1768 ©chul- 
gemeinben nur 89 bie ©Übung einer OrtSfchulbehörbe oermeigert 
hatten, eine h®flis® »nb erbitterte Agitation oornehmlich burch 
bie fogenannten „roanbernben Äafino?" bann auch burch 
fchriften eröffnet, roelchc bie ©efe^eS herbeiführen 

follte. ^r Regierung nnb fianbftönbe aber gab eä in ber Schuld 
frage fein „jurüd". 

2Ber bie Sheonreben be8 ©rogherjog8 aufmertfam lieft, ber 
roirb in ben aUermeiften berfelben, fooiel fie auch über bie innere 
ißoliti! unb bie ©erhältniffe unb ©ebürfniffe be8 ©rogherjogtum# 
ju fagen roiffen, immer einen Sou ber ©ehnfuegt unb beo (Streben* 
nach einem grogen, machtoollen, einigen beutf^en ©oterlanbe erflingen 
hören. Unb ba« ift ein Son, ber ju bem ooUen Sltforb ber ®runb= 
gimmung be« fjürften notioenbig gehörte, meil fein ineiter ©lict oon 
Anfang an nicht nur auf bem eigenen Sanbe unb ber ©egenioart 
ruhte, fonbeni auch ©efamtheit unb bie 3“tunft gerichtet 

mar. ^atte fein hochf'"«i9ei ©ater f^on, roie ©rogherjog griebrich 
bei feinem 25jährigen 9tegierung«jubiläum am 30. Slpril 1877 e« 
au«fprach, ber l?eben«arbeit be« ©ohne« bie ©ahn geebnet unb auf 
bie Sinigung Seutfchlanb« feinen ©inn gerichtet, fo h«t griebrich 
fetbft e« mit ber ganjen 3»nigfeit feine« lebhaften ©eifteä ertannt, 
img bie Sinigfeit ber beutfegen ©tömme nur unter ißreugen« unb 
feine« Rönig« SBilhelm Rührung erreicht toerben fönne. 9lber bie 
^•{eitlage im 3ahre 1866 nad) bem italienifchen Srieg fchien 
einer Söfung ber nationalen ^rage recht ungünfti^ unb ba« 
^enoürfni« ^loifchcn Cefterreict) unb ©reugen eine fchroere 

©efahr ju fein. Sarum begrügte man bie .3ufammenfunft 
ber dürften ©reugen« unb ber ©Jittelftaaten mit ©apoleon II 1. 
in ©aben, unb ber ^errf^er ©reugen« unb Oefterrei^« nidjt 
longe nachher in Seplig mit groger ©efriebigung al« ©arantien 
be« fjrieben« unb roachfenben fUnfehen« be« oeutfehen ©ater= 
lanbe«, loie bie Sheonrebe oom 20. aiuguft 1860 e« freubig 
nusfpricht. 

4i> 



18(i0— 18ÜÜ 



S)te loa^r^aft nationale unb liberale ißotitif iSabenS, loelc^e 
burc^ bie SBerufung be§ jJrEi^errn oon iKoggenbac^ jum SJlinifter 
i^ren atuäbrucf unb eine jielbenmöte gövbemng ini Sinn eine# 
einheitlichen Staatenbunbe# unter ipreußen# J^ührung fanb, äußerte 
fich junächft in bem Eintrag beim 33unbe§tag auf ÜBieberherftefiung 
ber furheffifchen SBerfaffung oom 3oh>^2 1831, al# eine# oerbrieften 
9led)te# beS hfir'f<^f” '-yolte#. 

«uch bem nnanäführbaren ^9unbe#>5Heformp(ane be# fächrifche» 
SJlinifter# greiherrn oon SBeuft oom 15. Oftober 1861, ber nach 
Moggenbach# 8u#fpruch bem beutfchen iüolfe „ftatt beS 5)rote# einen 
Stein" bot, ftettte ber babifche fUlinifter im ooüen ©noerftänbnio 
mit feinem dürften bie abfolute 'jlotroenbigfeit ber Schaffung 
eine# engeren '-Bunbelftaate# unter ber einheitlichen fyührung 
ißreußen# unb mit einem freigemdhlten beutfchen 9teich#tag 
entgegen. 

So fehr biefe2lnfchauungen mit bem noch roeitergehenben ®orfchIng 
'fSreußen#, ben ber 9Jlinifter Otto oon iöiämarcf oertrat, Slehnlichteii 
hatten, fo nmr hoch bie ^eit ber 'i>ern)irf(ichung noch getommen. 
Vielmehr rooUte ber Äoifer oon Oefterrcich, ^ranj 3ofef, ben ber 
preußif^e 33erfaffung#ftreit ermutigte, feinen 'fälan, bie .^egemonic 
be# .flaiferftaat# allerbing# burch Heine 3"g®ftä”^n'ffc ““ ®unb 
enbgültig jur anertennung ju bringen, mittel# einer SSerfammlung 
ber beutfchen Sruntfurt juni ®unbe#reform 

im 31uguft be# 3ah>^f^ 1^63 ausführen. 

Rönig SBilhelm oon 'fJreußen lehnte bie ©inlobung jum dürften« 
tongreß ab. 

©roßherjog fyricbrich folgte ber ©inlobung, roeit er, loie nod) 
anbere beutfdhe görften» ßi bie ©elegenheit nicht entgehen laffen 
nioUte, bie oon allen gürften anerfannte iReformbebürftigfeit bes 
Sunbe# mit ju beftätigen, unb roeil er bie freilich geringe poffnung 
hegte, baß man eine ben berechtigten fBeoürfniffen be# beutfchen 
äSolfe# entfprechenbe SReform hoch nod) finben tönnte. 3ebod) 
jeigten halb bie iBerhanblungen, baß mirflich eine befriebigenbe iRr- 
form be# 93unbe# unmöglich mar. 

I£# roaren äußerlich glänjenbe Sage für bie alte ftrönung#ftabt, 
bie ben oon ben beutfdhen dürften unb 93ürgermeiftem ber freien 
Stäbte umgebenen, oon braufenbem 3ubel namentlich in Sübbeutfch 
lanb empfangenen Slaifer in ihren ehrroürbigen SWauern fah, ein 
pruntooUe# Schaufpicl. aber ber fing angelegte 'fBlan auf f^nellc 
unb einmütige Sntfcheibung ber SunbeSreform ju bringen, jerfcheUte 
fomohl an bem paffcoen RBiberftanb be# bem Sfongreß ferngebliebenen 
preußifchen ftönig# roie an bem bebdchtigen unb feften, flaren unb fühlen 
Vorgehen be# babifchen ©roßherjog#, ber unbeirrt non anberen 3Rein 
ungen juerft bie oorgdngige 'Beratung ber einjelnen 'Einträge burd) 

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IHüü— 186G 



bie oerantroortlic^eii aJlinifter — aber nerc\cbtic^ — Derlanflte, bann 
bte einjelnen '.Socfc^Iäge möglicbft ju beffecn fuc^te, fc^lieglic^ aber, 
ba bec ganje @ntnmrf ein günftigereS (Sefic^t ni^t normieS, unter 
einge^enber SRolinierung in einer auefü^rlitben ©djlu|erflörung 
am 1. September 1863 gegen ba« ganje IHeformroert in 
feiner Oefamt^eit ftimmte. fd)loffen ftcb einige anbere 

dürften an. 

S)a« SSer^alten be® ®rogi)eijog® auf bem fjrantfurter (dürften» 
fongre^ mar eine mannhafte gefamten beutfdjen 

'JSaterlanb zugute tarn, inbem fie dürften unb 'ilöltern i^re <}.lfli(bten 
unb 5Red)tc in belle* Siebt fe^te unb bie nationale ©acbe alö bötbfteä 
'Srinjip ooranftcHte. 3!ic Sßfung ber beutfeben fyrage mar babureb 
jroar nicht erreiebt, aber ber offenfunbige illerfucb ber iSerbröngung 
'Sreu^enä au§ bem SBunbe abgeroebrt unb bie gorberung einer 
beutf^cn 'JSoltäDevtrctung aufgeftellt. 

(Sine roobltbuenbe Sefriebigung mag e® bem in fein Sanb beim= 
gefebrten fSürften geroefen fein, al® ibni am 13. Ottober 1863 auf 
ber 'JJlainau bie ?iürgermeifter ber fieben größten ©tdbte SSaben® 
im 'Jlamen bc8 größten Jeilei be® babifeben 'j^olte® eine 2)antabreffe 
überreiebten, ibm, „bem 'JJorfdmpfet für eine roabrbaft ooltStümliibe 
Unigeftaltung 2>eutfcblanb«" — ein erfreuliche® 
politifcb bevaiueifenbe i'olt feine« Wroßberjog« nationale IBeftrebungen 
oerftanb unb ju roürbigen mußte. 

3)ie ©rcigniffc, au® benen bie Saroinc tünftiger Ummdljung in 
3)eutfd)lanb ficß sufammenballen foUtc, rollten b*tan. Seßon bie 
bureb ba® ifJatent oom 30. ajjdrj 1863 ooUjogene Sinoerleibung 
Scble«roig® in ®dnemart ßoHf *'•'* “Ü* bentfeben @aue 

flatternbe Srbitterung beroorgerufen, bie fi^ an ber alten ißerge» 
maltigung ber ®lb«^erjogtümer neu entjünbete. 

^11« nun König Sriebricb VJI. oon ®dnemarf am 15. 'Jionember 
1863 ftarb, ba betannte ficß ©aben® Sfegierung in bemf eiben Sinn 
für fRecßt unb ©ereeßtigteit, roomit fie ba« Äönigreieß ^>talien aner= 
tannte, getragen oon bem ©ntlang beutfeßer Staaten ju bem naeß 
ißrer 31nficßt ndeßft erbberechtigten ^evjog Jviebrid) oon 3luguften= 
bürg. ®et babifeße dlefanbte am Sunbc«tage mürbe beauftragt, ben 
^erjog bort einftmeilen ju oevtreten. 'Sismard aber, ber meitau®- 
feßanenbe, legte ben ganjen 'Jiaeßbrue! auf ben oon ®dnemart be« 
gangenen ißerfaffungJbrucß, unb ba« ^erjogtum ^olftein — al8 
®unbe«gebiet — mürbe im Sluftrag be® Sunbe« oon fdcßfifcljen unb 
ßannooerfeßen Jvuppen befeßt. Oeftevreieß unb 'fireußen jeboeß 
feßritten meiter, ließen ißre Gruppen in Scßle«mig einrflefen unb 
ertldrten 3)dnemart ben Krieg. 3m 'llpril 1864 maeßten biefe ®er» 
bünbeten bureß bie fiegreicßen Kdmpfe bei i!)üppel unb 'Jllfen, mo 
fici) bie preußifeße .^cereöorganifation König SBilßelme fo gldnjenb 

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IKIiO— lö66 



bciDä^rte, bev bänifdien ^errfd)aft über bie ^erjogtümer, bic im 
'JBiener ^rieben on bic beiben ©ro^mücfjte abgetreten mürben, ein 
löngft nerbienfeö ®nbe. 2)cr ^erjog non 9luguftcnburg roiberftrebte 
ber Cber^ot)cit ißreugens, obgleid) i^m »on ^Babcn aug baä 
SWitbeftimmungsre^t ber ©roßmö^te über bie @tb = ^erjog= 
tümer nat)e gelegt mürbe. Um biefer millcn trat eine immer 
meiter um fic^ greifenbe Gntfrembung smifc^en Ce|tertci(^ unb 
'Preußen ein. 

®er ©afteiner '15ertrng mit feinem 3)uali^mu§ — .^olftein für 
Ocftcrrcid), ©cßlcsmi^ für 'Preußen -- trug ben Äcim ber ^»^erfeßung 
in ficß. Ueber ben beiben beutfdjcn ©roßmäeßten fa^en f^orfc 9lugen 
immer beutlicßer Äriegärootten ßeraufjic^cn. ®ie Situation mar für 
93aben äußerft pcinliq. Süenn in bic eine SBagfcßalc ßatte man bab 
'Perftönbnib 'Preußens für bas, maS ®eutfcßlanb not tljat, unb bie ®er= 
trauen einßößcnbe ©eftatt Ä5ni^ SBil^elniS, bic fraftooUe, frifdies Pcbeu 
Dcrratenbe .^altung feiner fRegierung mit bem annod) »iel uertannten 
unb »iel gefaßten ®iSmard an ber Spißc, ju legen. 2)ic anbere 
aber belaftete ber ©ebanfe an ein alle Stämme umfoffenbeS ®roß= 
beutfißlanb, mit bem Sdjimmer eines SaifertumS, beffen fflurjeln 
racit in ben iBoben ber @efd)id)tc l)inol>rei(ßtcn. 

3)cr babifd)c ©roßtjerjog ließ ftd) perfönlid) burd) foldjc ®t= 
mngungen nid)t beirren. Preußens Peruf olS 'Pormad)t ftanb flor 
»or feiner Seele. 9lber bic »om ©roßßcrjog genehmigte unb »on 
'Platßg cifrigft nncinpfot)lenc 'Jleutralität unb tonnte 

auch fluö allgemeinen poiitifdjcn ©rünben nidjt feßgchalten merben. 
911s in jenen ereignisreichen ^unilagt" ticS Ooh^t^ ^^^66 Ärieg 
jmifthen Cefterreid) unb 'Preußen entbrannte, tonnte bie babifeße 
Pegiening auf ©runb ber fRecßtc bcS troß allem nod) »orhanbenen 
PunbeS bem IRuf beSf eiben gegen 'Preußen, in ben auch bie große 
Plehrjahl beS babifeßen PolteS cinftimmte, fteß nießt entiießen unb 
ber Jflrft ließ in tief feßmersenber Selbftocrlcugnung blutenben 
^erjenS, treu feinem tonftitutioncllcn Sinn, bie babifeßen Iruppen 
als Seil bcs »on bem 'Prinjen 'JUeyanber »on .Reffen tommanbiciicn 
VIII. 'Punbesarmeetorps morfeßieren. 

®ie 'PJürfel fielen rafcß, aber boeß nießt rofeß genug, um baS 
SübtorpS, baS bic babifeßen Gruppen am 29. 3uli »erließen, »or 
'Plutoergießen im Prubertampf ju bemaßren. 

^eboeß ber ^auptfcßlag mar am 3. i^uli 18G6 bureß bie Seßlaeßt 
bei Äöniggräß unter fureßtbarem fRingen erfolgt. 2)en Perlauf beS 
tlriegeS ju feßilbem ift ßier nießt ber Ort, aber baoon barf moßl 
ein aSort gerebet merben, mie bic ©roßßcrjogin Suife, bereu Pater 
unb Pntber im f^elbe ftanben unb bereu neues ^eimatlanb auf ber 
Seite ber ©egner 'Preußens ftanb, baS bittere eigene 2eib jurüet» 
bröngenb als Protettorin beS Pabifeßen SrauenoercinS in mcitnuS« 

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flebcbntcv, cifolgveic^er S^ätiflteit bic 'pflege bet aSerrounbeteu, 
Äranten unb überhaupt bev Jruppen ovgonifierte unb jur 2:eiIno^inc 
an biefem Oamariterrocif auf munterte, beffen Segenöfpuren biä nad) 
33öbmen reichten. 

Oefterreicb febieb auä bem SBunbe aus. ®er S8unb felbft jerficl. 
®aben ant 31- 3ult feinen 9tuStritt ertlärt unb am 7. Stuguft 
feinen ^rieben mit '^reupen gefd)loffen, bem bev Jyrieben non '^rag 
jinifcben Oefterreicb unb 'fJreugen auf ben Wrunbfäpen beS TOcoIS^ 
burger 'iJertragS am 23. 3Iuguft nndjfolgte. 




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(<)fttrpcoflamaiion 
7. 21pril (8»o. 

3n einem emften '^ugenbltde, ber manche @emütet mit bangen 
Zweifeln erfüllt, ergreife ®lein fc^önfteS Sßorrecbt unb richte au8 
ber Siefe be§ ^erjenä SriebenSroorte an 3>lcin teures SSolt. Se* 
tlagenSroerte “lü bem Ober^irten ber fatbolifcben Äircbe 

beS SanbeS beroogen 3Jli(^, burd) unmittelbare Ißerbanblungen mit 
bem päpftlic^en Stuhle eine SluSgleicbung anjubabncn, non bem 
innigen ilBunfcbe befeelt, an bie Stelle beS Streites (Sintracbt unb 
an bie Stelle gegenfeitiger (Srbittening äBoblrooUen unb ^rieben 
treten ju taffen. 9la^ langen unb mübeuollen Unter^anblungen 
mürbe eine Uebereinfunft abgefc^toffen, roetdje pr Srrei^ung biefeS 
3ieleS Hoffnung gab. 

ÜJlit tiefer 93etrübniS erfüllte 3Kicb bie ®a^rne^mung, bo§ bie 
getroffene llebereintunft niete SKeineS SolteS in ®eforgniS oerfeftte, 
unb ben lauten ®ebenten, ob nit^t bie oerfaffungSmügigen Organe 
barüber ju b^ren feien, tonnte 3tb 9Jleine emftc 3lufmerffamteit 
nitbt oerfogen. Sin löefcblu^ ber jroeiten Jlammer SUleiner getreuen 
Stünbe biefem '.Bebenten einen SluSbrucf gegeben, ber einen oer« 
bängniSoollen SerfaffungSftreit jroifcben fDleiner IRegierung unb ben 
Stäuben befürchten ließ. — S)a^ ein folcber Streit umgangen unb bie 
StecbtSunficberbeit oermieben loerbe, roelct)e auS einem ^roiefpalt ber 
gefebgebenben ©eroalten beroorgeben mu^te, forbern nicht minber bie 
3ntereffen ber tatbolif^en Jlircbe, als bie SBoblfabrt bcS SanbeS. 

6S ift IDJein entfcbiebener 9Bille, baß ber (Srunbfab ber Selbft= 
ftänbigfeit ber fatbolifcben .Kirche in Orbnung ihrer 9lngelegenheiten 
jur üoHen ©eltung gebracht roerbe. Sin ©efeß, unter bem Schüße 
ber Ißerfaffung ftehenb, roirb ber IRechtSftellung ber Kirche eine ficßere 
Srunblage oerbürgen. 3n biefem ©efeße unb ben barauf ju baucn^ 

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18G0— 1866 



ben roeiteren Slnorbnungen ipirb bcr Qn^alt ber Uebereintunft feinen 
berechtigten 3 (u§bru({ finben. 0 o roirb SReine ^Regierung begrün* 
beten (yorberungen ber lattjotifchen JTirche auf oerfaffungSmägigem 
SSäege gerecht werben, unb, in fchwerer ißrobe bewährt, wirb bo§ 
öffentliche Siecht be§ SanbeS eine neue 9 Beihe empfongen. 

@8 ift 2Rir heute eine ebenfo werte Pflicht, non SReiner eigenen 
SRir teuem Äirche ju reben. ®en ©runbfähen getreu, welche für 
bie fatholifche jtirche @eltung erhalten foUen, werbe ^ch barnach 
^eben, ber eDangelifch<proteftantif^*unierten Sanbe8firche auf ber 
Örunblage ihrer ißerfaffung eine mögtichft freie ©ntwicfelung ju 
gewähren. 

wünfehe, bo| ber gleiche ©runbfah auch auf anberen @e» 
bieten be8 ®taatS(eben8 fruchtbar werbe, um alle Seite be8 ®anjen 
ju bem Sintlange ju uereinen, in welchem bie gefet(liche greiheit 
ihre fegenbringenbe Äraft bewähren fann. 3 tn ben erprobten i|Ja* 
triotiSmuS unb ernften S 3 ürgerfcim ÜReineä SSolteS ri^te 3 fh uun 
bie aRahnung, alle Trennungen ju oergeffen, welche bie jüngfte ^eit 
heroorgerufen h“t, bamit unter ben oerfchiebenen Äonfeffionen unb 
ihren Singehörigen Sintracht unb ®ulbung herrfche, wie fee bie chrift* 
liehe Siebe unS alle lehrt. SRanche ©efahren tönnen unfer Sßater* 
tanb bebrohen. S)a8 ffiinjige, wa§ ftarE macht, ift Sinigteit. Oh"® 
^a§ über ©egenfä^e, welche ber Ißergangenheit angehören müffen, 
pehet feft in bem SSertrauen 5U einer 3 utunft, bie niemanb oerlehen 
will, weil fie gegen alle gerecht fein will. 

©egeben ju Starl8ruhe, ben 7 . Slpril 1860 . 

griebrich. 

©tabel. Subwig. Slüglin. 3 t. Sameg. 33 ogetmann. 

3 luf ©einer Königlichen .fioheit höchften Sefehl: 
©chunggart. 



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1860—1866 



Ke6e 

bti btm fdtclicbtn 5d>lti^ btc 5tän6(otrfammlnna 

30. 2Iuguf) (8«0. 

ffible Herren unb liebe greunbe! 

9lm Schluffe eineä bebeutungSnoUen fionbtageS ifl eä ÜJleinem 
^erjen ®ebürfni§, 3b"*" SWücfbüd auf 3b^e Sbötigteit SDJeine 
ÜBünfcbe unb @efinnungen auSjufprecben. 

©eroiffenbaft abiuägenb bie 9iecbte 3neiner jtrone unb bie uer^ 
faffungSmdßigen ®efugniffe bet ©tänbe — aufritbtig bemöbt, ben 
Äir«ben eine niürbige unb freie ©teHung }u geben, fud)te 3tb frieb= 
lieben Sinüang unter ben öffentlichen ©eiualten ju febaffen, bamit 
für ba8 ^eil SReine« geliebten 33oIte8 alle Äröfte bornon'fcb ju» 
fammenroirten. 

3cb fonnte nicht finben, bag ein feinblieber ©egenfab fei jniifcben 
jürftenreebt unb SBolfärecbt ; 3(b wollte nicht trennen, roaS jufammen 
gehört unb ficb roed)felfeitig ergönjt — 5ürft unb SSolf, unauf» 
löslich uereint unter bem gemeinfamen, fchübenben SSanner einer in 
fflort unb 2:h“t geheiligten Serfaffung. 

91om gleichen ©eifte befeelt, unb feine oer: 

faffungSmSgigen Vertreter mit freubiger Seroegung fDJein offenes 
SBort Dom 7. 9lpril erfogt unb fräftigen 55eiftanb jur SluSführung 
geleiftet. 

ÜJlit gehobenem ©efühl ertenne O^h ®lieb SJleinem 3}olte für 
bie SJlir beioiefene Siebe unb Itreue jum ®ont oerpflicbtet, unb fo 
fpreche 3tb Sc^we bie 3uBerf'<bi feinen freoelhaftcn ®er» 

fueben gelingen loerbe, biefeS beglüdenbe iSanb jtoifchen 3Q<^ft unb 
aSolt ju lodern. 

ÜUeine iRegierung roirb, roaS bef^loffen ift, mit einer oerföhn- 
lieben 3Jlilbe, aber auch mit einer ^cfi'gfdt butebfflhren, toelche auf 
bem ftärtenben SSeiougtfein beS guten SRechtS unb ber guten 91bfiel)t 
beruht, ©ie roirb ihre oolle Slufmerffamfeit überoll hinroenben, roo 

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18G0— 18«G 



es gilt, in ben ©ebieten beS öffentlichen Sebenä unb ber gewerb» 
lieben eine freiere ©ntroidelung an ber ^anb beS ©efebeS 

p gewähren unb bie 9techtSficherheit }u erhöhen. 

3)ie .Jntereffen SJJeineS SanbeS atS Seil eines großen ©nnjen 
glaube 3ch beffer nicht oertreten ju fönnen als burch Verfolgung 
aller VSege, welche SeutfchlanbS Straft unb ©inigung beförbern unb 
bie SRechte ber Nation mit ben Rechten ber einjelnen Stämme jur 
©eltung bringen. 

3Rit Jreube fehe 3ch beShalb auf bie Sage oon Vaben unb 
Seplib, welche einen langerfehnten 3»fammenhalt unb bamit bie 
erhebenbe Hoffnung oerheißen, baß junehmenbe 3Racht unb wachfen- 
beS Ittnfehen unfereS beutfehen VaterlanbeS gegen außen ^anb in 
.^anb gehen wirb mit fortfchreiteiibcr Vefriebigung feiner wahren 
Vebürfniffe im 

Santbar rühme ;'^ch ben patnoti)d)en ©eift unb ©ifer, ber Oh*^c 
älrbeiten geleitet unb mit einer höheren SBeihe umgeben hat, bereu 
Segen fich ftetS in guten ffirfolgen offenbort. 

3BaS nicht )um ^bfchluß gefommen, wirb ÜReine ^Regierung fo 
5 U orbnen bemüht fein, baß wohlbegrünbete ^Rechte jur Slnertennung 
gelangen. 

©bie .^erren unb liebe fjreunbc! 'Jlach langer, müheooller 
Shätigfeit fehren Sie nun in bie engem, heimatlichen Streife jurüd. 
-’luch bort wirb eS 3he 3lnliegen fein, SIReine ^Regierung in ber 
Vßieht, bie ©efehe }u oolljiehen, fräftig ju unterftüßen, Vertrauen 
}u oerbreiten, SRißtrauen ju oerbannen. 

3ch fchließe biefen Sanbtag mit bem tiefften Santgefühl gegen 
©Ott, ber fo gnäbig über unS gewaltet, unb mit ber Vitte um feinen 
Segen für unfer teures Vaterlonb! 



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1860—1866 



Se6e 

btt btt $rö|fnun$ btt tpan^eUftbcn (fltncralfnnobt 
5. 3uni »86 1 . 

TXaii bem pon ptälat D. l^ol^ntann geleiteten (Sottesbicnft 
5 ur feietitdjcn (Eröffnung 6cr ©encralfynobe, bem bcr ®rog> 
^etjog beittioijnte/ begaben fiij bie Synobalabgeorbnelcn in ben 
iriatmotfaal bes Sdjioffes, ipo ber Canbcsbifdjof an bie ITlit* 
glieber ber 5 ur Beratung unb Befdjiiegung ber Kirdjenoerfaffung 
einberufenen ©eneralfynobe bie folgenbe benfmürbige Hebe Ijiclt, 
iporauf bie lionftituierung bcr Synobe im Si^ungsfaal ber Erften 
Hammer bes Stänbeljaufes por fieft ging. 

Siebe JJreunbe unb @(ouben§genoffen ! 
ftraft 3Jleine8 StmteS al8 (anbeä^ertlic^er SSorftanb unb iBifebof 
unferet Äircbe habe entboten jur öerotnng eines 

erneuten fird)Iicben ©mnbgefe^eS unb 

3ufammentreffen ju biefem großen -^erjen roiUfommen. 

^en ©runbfa^ einer möglidift PoQfommen b^rjufteHenben 0elb« 
ftönbigfeit unb Slutonomie beiber cbriftHcf)en Äirt^en in SUleinem 
Sanbe bobe 3(b »on SJleinem fRegierungSuntritt an unablöffig fe|l< 
gebalten unb bnbe bemfelben in 53ejug auf SUleine eigene teure Äirtbe, 
noch maneberlei ©törungen unb fdjroer ju überininbenben ©cbniierig« 
feiten, juerft in ber Slnfpracbe Pom 7. 3Ipril o. 3. einen öffentlichen 
9luSbrucf gegeben. fRacbbem bureb bie ©taatSgefebgebung für bie 33er» 
rairflicbung biefeS ©runbfabeS freier SHaum geroonnen loar, bobe 3tb 
fofort pon ber juftänbigen 33ebörbe einen Gntrourf auSarbeiten laffen, 
ber benfelbcn für unfere beftebenbe firtblicbe 33erfnffung fruchtbar 
macht. Sb"®»» liebe Herren, ift nun bie fqnobale ^Prüfung unb 
33iHigung biefeS SnttnurfS überantroortet. 

©eit ber 3tnnabme ber Union oor oierjig 3nbeen ift ber bobifchen 
©eneralfqnobe feine toichtigere unb folgenreichere Aufgabe getoorben 
olS bie gegenroärtige; 3th boi>e ©efüble ihrer umfaffenben 33e= 
beutung oor allem baburch SluSbruef perleil)en roollen, bap 3tb beute 
felbft in Qh’^e 3Ritte trete, um bamit ä» 9 (eich Sb^en ein 3eugniS 

OrogbetiDg ^riebrlcfi, {Rc&eti »nt> Aunbeetmußcn. 4 



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18(iO— 18GG 



}u geben uon bcr treuen £iebe, mit meldjer ba§ 37lii anoertraute 
lanbe^bifc^öftic^e Hmt im ^erjen trage unb eS fc^ü^enb unb fcbirmenb 
auSjuüben trachte. 

Sßon folchen ©mpfinbungen erfüllt, ift e§ SJlir SBebürfniS, bie 
(Eröffnung ^Beratungen mit cmften unb treugemeinten SBorten 
}u begleiten. 

Sin bebeutfamer 3:ag ift für unö angebrochen, ein 2;ag, an bem 
mir Zeugnis geben fönnen oon bem Seifte, ber in ber chriftlichen 
©emeinbe leben foll. 3ch oertraue auf bie SUlacht bicfeä ©eifteS. 

©g i^ ber ©eift chriftlicher Siebe unb chriftlichen ©laubenS. 
©g ift ber ©eift chriftlicher ^emut unb chriftlicher 3uoerficht. 
folchem ©eifte, liebe Sreunbe, bitte ^riebengmert 

anpgreifen. ©g h<G>belt fich babei nicht um bcn oorübergehenben 
Sieg biefer ober jener ißartei unb ^^il^ic^lung ; eg honbelt fith 
barum, ba§, mie ©ott nur burch freie Siebe roahrhaft gepriefen 
loerben Tann, fo unfern ©cmeinben ©elegenheit geboten roerbe, ben 
©lauben unb bie Siebe ihreg ^erjeng in freier Selbftthötigfeit an 
ben ^ag }u legen, f^eie Selbftthötigfeit ber ©emeinben in allen ihren 
©lieberungen, bag, in ber Jh“*- leitenbe ©ebanfe beg 3h"f" 

Dorgelegten ffinhnurfeg — ein ©ebanfe, ber, mie mit ber urfprüng* 
liehen Sehre, fo ouch mit ber urfprünglichen ©efchichte unferer chrifl-- 
lichen Kirche im ©inflange fteht unb beghalb hoppelt berechtigt ift, 
fich alg ein chriftlicher geltenb ju machen. 

S)ie erneute Serfaffung, melche mir }ufammen augarbeiten moQen, 
betrifft freilich "ur bag öu§erliche Seben beg ©h<^>flc«lumg unb fie 
glaubt nicht bie innerliche ©rneuerung, ©rmeefung unb Heiligung 
burch äußerliche f^ormen erzeugen }u fönnen. ^amit aber, mag oon 
erneutem unb geheiligtem Sinne in ber ©emeinbe mohnt, fich frei 
äußern, bemegen unb bethötigen fönne, unb alle Xeilnahmlofigfeit 
— ber ©runb oielfachen Uebelg — für bie 3ufunft oermieben roerbe, 
foll ein mehr allgemeiner 3lnteil burch firchlicßen fflerfaffungg» 
formen gemährt roerben. S)abei bürfen mir oiclleicht h*>ff*>*» ^“1 
mit bem ^Jfeubau beg äußeren Xempelg auch ©eift, melcher ihn 
erfüllen foll, erneut unb gefräftigt roerbe. 

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1860—1866 



3e lebenbiger nun ber in ber Siebe t^ätige ©laube fein wirb, 
um fo me^c barf unb foQ aud^ 9taum unb f^rei^eit gegeben fein 
ju ben mannigfoltigen unb oerfd)iebentIit^ geftalteten Sleugerungen 
biefeS ©laubenS. 2 )ie gemährten Steckte aber jie^en auc^ iPflic^ten 
na(^ ftc^ für bie Slirc^engemeinben unb i^re ©lieber, bei beren ©r< 
füHung biefelben, 3 «^ nertrane eS fefl, beroeifen roerben, bag ber ©eifl 
enangelifcfier fjrei^eit jugleicl| ein ©eift ber Orbnung, ber 2 )emut 
unb beS SBertrauenS ifl. 

Ser innige 3 »fanimen^ang, in bem unfere babifc^e ßirc^en' 
oerfaffungäftage mit ber großen Srage ber beutft^cn eoangelift^en 
Äirc^e fte^t, ift ber jroeite ^auptpunft, auf ben liebe ^rcunbe 
unb ©laubenägenoffen, 3 ^re äufmertf amfeit noc^ ju ritzten münfc^e. 
33ergeffen Sie nic^t, roie nie nergeffen roerbe, ba| unfere 

babifc^e SanbeSfirc^e nic^td ift unb nichts fein foD, al§ ein fräftigeS 
©lieb ber beutfd)en enangelifc^en 5fir<^e, unb ergeben Sie fic^ mit 
fDlir an bem ©ebanfen, ba| mir mit bem 9feubau unferer jlirc^e 
jugleit^ einen Stein legen ju bem 3lufbau biefer großen ©efarnt^ 
tirc^e. 9Bann auc^ immer biefeS ©efü^l ber ßufnnimenge^örigfeit 
feine Sefriebigung finben mag, laffen Sie unS feine Serec^tigung 
unb feine jfraft Dor allem baburc^ bet^dtigen, ba^ mir im ©eifte 
mit unferen beutf^en eoangelifc^en Sc^mefterfirc^en nereint, t^dtig 
unb unermübet bamac^ ftreben, ben rechten du§em Üluäbrucf innerer 
Cin^eit 5 U geminnen. 

^Beginnen Sie benn nunmehr, liebe fjreunbe unb Srüber, in 
©otteSfurc^t unb Sreue 3^re ülrbeiten ! Schaffen Sie in Sfflftigteit 
unb ©intrac^t, in f^rei^eit unb ©tdubigfeit, in c^riftlic^ beutfc^er 
©ntfc^loffen^eit unb grömmigteit, unb laffen Sie unS gemeinfam 
O^n, baS eroige $aupt unferer großen unfidjtbaren Airt^e, babur^ 
)u e^ren fuc^en, bag mir ben und jugemiefenen Seil Seiner fu^t> 
baren beutfc^en Äirc^e mit neuer Sebenätraft ju erfüllen fuc^en. 

ffir, bem unfere Slrbeit gilt, 6 r, beffen SHeic^ mir ju nerbreiten 
ftreben, fegne unb erleud)te 3 ^re Beratungen! 

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1860-186(5 



Heöc 

bei ber IDeil^e nnb Uebcc^abe einer fal^ne an bas 2. Bataillon 
bes 5. 3nfantetiete9iment$ 

12 . ©ftober (86(. 

Dem 2. Bataillon bes ncuerridjtclcn 5. 

Dcrlicl) btt <ßrogtjer 5 og eine ^al/ne, beten feierliche £Deihun$ im 
Beifein bes Kriegsherrn unb bes f)rin 5 en JDilhelm burdj (Seift* 
liehe beiber Konfeffionen »ieberum tr»ie in früheren 3<>h'^‘^" einem 
auf bem Karlsruher (£;er 5 ierplah h^i^dcflcUten Kltar gefchah- Hach 
ber Knrebe bes (Sro^hetsoös empfing ber Kommanbant bes 5. 3"‘ 
fanterieregiments bas ^änben bes Canbes* 

herrn. Bach bem feierlichen Kft befilierten bie Cruppen. 

Ramerabcn! SBit h“6en ©otteS Segen erfleht, auf ba§ 6r 
biefeS ©h<^^» 9 ^ichen roeihe unb mir fortan in bemfelben ein Sqmbol 
Seiner ßilfe in aller 9lot erbliden bürfen. Sliefer ©taube, ber unS 
auf allen SebenSroegen leiten foH, giebt ganj befonberS bem Sotbaten 
Äraft jur ©rfüUung ber fchroeren Seruf§pflicht, fein Seben freubig 
ju opfern, roenn ber Rrieg^hfrr fürg bebrohte Sßaterlanb ihn ruft. 

IßertrauengDoll übergebe ich ^»(h >5un geroeihte Soh^^ 
als ein ®anner ber ©h'^®* unbepeeft erhalten follt roie 

euern 6ib, unb ba§ ihr oerteibigen follt roie euer Seben. SBon 
Sapferfeit unb 2reue foll einft biefe fjahne 3EU9xiä geben unb 
fommenben ©efchtechtem jum 'JSorbilb bienen; unb roenn ihr einft 
für 5)eutfd)lanb§ ©hre auf bem Schlachtfelb biefeä babifche ®anner 
ftanbhaft umringt, bann gebentet be§ S55ahlfpruch§, ben i^ euch jeht 
prüfe; — „9llle§ für§ SSaterlanb!" — 

Hebe 

bei ber feicrlidjen 4röffnnng ber Stänbenerfammlnng 

30. Booember (86 (. 

©bte .^erren unb liebe (Jreunbe! 

©inig mit ÜJleinem 93olt unb banfbar bie Siebe erroibernb, bie 
eS nicht aufhört, 3JHr p beroeifen, hei&e 3ch Sie hersüth roiü’ 
fommen. 

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1860—1866 



@otte§ ®nabe bat SRir oergSnnt, ben Sanbtag unter glüdlicben 
Serbdituiffen ju eröffnen; fie b“t ffrteben erbalten unb niclfntben 
©egen über ÜUetn 2anb ergoffen. 

^anbel, ©eroerbe unb fianbroirtfcbaft haben in rafcbem ffimpor» 
blühen ben allgemeinen SBoblftanb gehoben, unb glänjenb ift baä 
Zeugnis, loelcbed bie ^a^tfcbritte ber 3nbuftrie roeit über unfere 
©renjen hinaus fich errungen. 

Schiffahrt unb Sertehr finb mefentlich erleichert, feitbem e§ ge= 
lungen ift, bie längft angeftrebte ©rmögigung ber 9thc>n}ölle ju 
enoirfen unb bamit bie ülufhebung ber SlurchgangSjölle, fomie eine 
^erabfehung ber SchiffahrtSabgaben auf 91ebenflüffen gu ermöglichen. 
SJleine Regierung h®9t bie Hoffnung, roeitergehenbe in ben Äon= 
furrenjoerhültniffen begrünbete ©rleichterungen herbeiführen ju lönnen. 
®er ©tanb ber ©taatSfinanjen ift befriebigenb. 

35ie SJlittel für ben ®au ber genehmigten ©ifenbahnftreefen 
fonnte bisher unter günftigen IBebingungen aufgebracht merben. 

©ömtliche noch *ni Sau begriffenen ©chienenroege merben im 
Saufe ber nöchften Subgetperiobe bem ©etriebe übergeben, unb 
ÜJleine ^Regierung bietet ihre oolle Sorgfalt auf, bie gur ^örberung 
beS großen SertehrS bienlichen SUnfchlüffe an bie Sahnen ber SRach-- 
barftaaten gu bemerlfletligen. 

Sie ©rträgniffe ber ißoften unb ©ifenbahnen haben ftch fo gün= 
flig geftaltet, baß roeitere erhebliche Serbefferungen im ©oftroefen 
eintreten fönnen. 

Sie gunehmenbe iRegfamteit beS öffentlichen SebenS fichert bei 
ber gortbauer eines befonnenen ©eißeS ben ftaatlichen 3uftönben 
eine gebeihliche oerfaffungSmäßige Sntroicfelung. 

üBaS 0<h in emfter ©tunbe üReinem Solfe oerheißen, ift teils 
in ©rfüQung gegangen, teils mirb bie ÜRitmirfung äReiner getreuen 
©tünbe »erlangt merben, um biefe großen 'Rufgaben ber IReihe nach 
gu löfen. 

Sem eifrigen Semüßen SReiner Regierung ift eS gelungen, bem 
©efehe über bie Stellung ber Äirchen im Staate bie ooHftdnbige 
Ausführung gu ftchern. 



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18G0— 18ö(i 



©te roerbcn SJleine innige fjreube teilen, bag bie Sernjidel« 
ungen mit ber tat^oIifd)en Rirc^engemart in einer ffieife gehoben 
finb, roeld)e bie geredjten Slnfprüt^e aüer Seile befriebigen, jn^lrei(^en 
©emeinben mieber eine fletige ©eclforge geroä^ren unb ben ®eift> 
licken bie jur SrfüQung i^reS ^o^en iBentfei unentbehrliche roürbige 
©teUung jurücigeben roirb. 

Sie oereinigtc enangelifch^proteftantifche Äirche h“i ““f 
©runbioge unb im Seifte berfelben ©cfehgebung ihre Herfoffung 
erneuert. 

Sie michtigen Sefchlüffe ber jüngften ©eneraifqnobe finb in 
rafchem Soüjuge begriffen. 

©0 hat biefeä ©efeh, inbem eä burth bie nolte Freiheit ber ©e* 
roiffen bie ©ntmicfeiung echter retigiöfer Ueberjeugung oerbürgte, ben 
ftir^en felbft aber freie« unb felbftänbige« Seben nerlieh, fegenSooDe 
Jrüchte be« grieben« getragen. 

Sie oeränberte ©tellung ber Äirchen forbert bie Dleugeflaltung 
ber Sehörbe, meiner bie fieitung beä Unterricht« anoertraut ifl. 
Sie roerben biefelbe gerne mit ben nötigen ÜRitteln au«ftatten, foroie 
auch ißenoenbungen juftimmen, roelche für bie mürbige ißfiege 
Don j{unß unb SBiffenfehaft unb für eine ben ©eift unb Körper 
träfligenbe Srjichung beabfichtigt ftnb. 

Um in ben bebeutfamften ©ebieten be« ©taat«Ieben« eine freiere 
©ntmicfeiung ju beförbem, unb ber lebenbigen Seilnahme be« Solfe« 
an ben öffentlichen Angelegenheiten gefehliche SBege ju eröffnen, 
roerben 3h"fa/ troh be« geringen Zeiträume«, ber un« oon bem 
©chluffe ber oorigen ©it)ung trennt, noch auf biefem Sanbtage mich« 
tige IBorlagen gemacht roerben. 

©in ©eroerbegefeh roirb bie ©chranten befeitigen, roelche ber 
ungehemmten ©ntfaltung be« inbioibuellen ffleige« jur 3‘<t noch 
entgegenftehen. 3u9t«ith fefte Siegelung be« Siecht« ber 

Slieberlaffung unb be« Aufenthalte« in ben ©emeinben be« ©ro^> 
herjogtum« 3h^^ 3u^immung anheimgefteUt roerben. 

©in bie IBerroaltung betreffenber ©efehe«entrourf foll biefem 
nichtigen Seil be« @taat«leben« eine neue befruchtenbe Anregung 

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18 (iO— 18 (iü 



»erleiden unb, o^ne ba| bie nötige Äraft bcr SHegierung Dertümmert 
iDÜrbe, ben beteiligten eine SWitroirtung auf ben i^re Qntereffen 
pnöc^ft berü^renben @ebieten antoeifen. 

^nrc^ loeitere borlagen foU bie po(i 5 eiIic^e Strafgenmit i^re 
feften SRegetn em<)fangen unb an bie ©eric^te übergeben. 

3m ÄrciS ber SRect)t§pflege ^errfd)t feit bem 3o^re 1851 bie 
©rroartung beö UebergangS jum noUftdnbigen 2tuSbau bcr bamalä 
fanftionirten, aber nur teitmeife oern)irf[icf)ten ©runbfä^c- Um biefer 
©noartung }u entfpret^en, raerben ö^nlicbe ©inric^tungen in Eintrag 
fommen, mie fte in 3)eutfc^(aub al§ gemeinfameS Stecht angeftrebt 
unb in anberen bunbeSftaaten jur allgemeinen Sufrieben^eit bereits 
eingefü^rt finb. 

Tamit eine 2üde ber berfaffungägefe^gebung beS ©ro^^erjog« 
tumS au§gefüQt roerbe, ift ein IRegenlfi^aftSgefe^ beabfic^tigt, baS 
borforge für ©reigniffe trifft, welchen ©otteS Sflgung ben 2:^ron 
untcrroerfen tann. 

S)ie Jorberungen 9Reiner SRegierung für ben blilitdrbebarf fmb 
im allgemeinen innerl)alb ber bemilligungen beS oorigen SanbtagS 
geftellt. 3nbeffen roirb eS notroenbig, bie anerfannt unjureit^enben 
bcjüge ber Unteroffijiere unb ©olbaten in mdgiger SBeife ju er- 
^ö^en. 3^« bisher berod^rte einfic^tSooHe gürforge für bie bebürf» 
niffe lIReincS Sruppenforpi roirb 3^nen biefen Slntrag als unoer= 
meiblic^ erft^einen laffen. 

^ie ©rfotge alles bemü^enS für baS Sbo^l unferer geliebten 
^eimat bleiben jebot^ ftetS untrennbar oon ber unfereS beut« 

fc^en baterlanbeS. 3ninier emper tritt baS bebürfniS ^eroor, 
5)eutfc^lanbS 3Rad)t unb 2lnfe^en ju frdftigen, bamit eS in allen 
'fflec^felfdllen ber 3Beltgeft^icf)te feinen ^o^en gefcbit^tlic^en beruf er« 
füllen lann. 

bMe anberS rodre bie befriebigung ber nationalen unb politi« 
fc^en 3»lereffen biefeS großen bolfeS möglich, als in einer feften 
unb t^atfd^igen Organifation , roelc^e Sleutfc^lanb jur bertretung 
feiner ÜRac^t unb feines IRee^tS ben 3Ratf)bruc! eines einheitlichen 

5.5 



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18G0— 18CG 



üßMIIenS erft^afft unti baburd) ber ©elbftänbigteit ber Sinjelftaaten 
juglcit^ eine unerfc^ütterlic^e Stü§e uerlei^t! 

9Be(d)e 0c^n)ierigfeiten au^ bie Streichung biefeS 3<cleS bietet, 
3lch tc^ne feft auf Unterftü^ung für bie ba^in gerichteten 93e= 
ftrebungen ÜJleiner SRegierung. 

©egenüber ben SSerfaffungStdmpfen eine§ beutfchen 93unbe§« 
fiaateg glaubte 3Reine SRegierung im Sintlang mit ben SBünfchen 
üReiner getreuen @tänbe am ^unbegtage für eine bem Stecht ent= 
fpred)enbe Beilegung ihre 6timme erheben ju fotten. Sie wirb im 
Umfang ihrer Söefugniffe beharrlich uerfolgen, mag fie unternommen. 

Sble Herren unb liebe greunbe! 3th «öffne biefen Sanbtag 
mit bem erhebenben Serou^tfein, baß gegenfeitigeg Vertrauen feine 
Seratungen leiten roirb. Sleiben Sie ftetg oon ber erprobten SBahr» 
heit burchbrungen, baß bie fuherfte Sürgfehaft für bie Srhaltung unb 
'Befeftigung ber gefellfchaftlichen Orbnung in fortfchreitenber 3Ser= 
Dolltommung ber oielartigen Äräfte beg Staateg, in beren befonne» 
ner Serroenbung für bag allgemeine 3Bohl unb in ber treuen ippicht» 
erfüllung aller Sürger beffeht. 

3)er Segen beg ßimmclg möge 3h« Slrbciten begleiten! 



Cifdireöc 

bei öem fcftmabU in fcbopfbeim aus Hnlap öer Eröffnung 
öcr tPiefcntbal-Babn. 
ö. 3uni (862. 

Die ^eftfahrt jur feierlichen €r5ffming 5er IDiefenfhalbah"/ 
moran bet Öroih^rSOS fomic eine 2lbor6nung bes Sd)tt)et5etifchcn 
Bunbesrats teilnaljm, ging oon Bafel aus unb führte über Cörrach 
nach Schopfheim, ^ier fanb nach feftlicher Begrünung ein ^eftmahl 
ftatt, bei toelchem bet Pireftor bes Bermaltungsrafs ber IDiefen- 
thalbahn, ber Schmei5erifch« ©berft <0cigv, ben erften loaft auf 
bas <0rofh«5ogliche paar unb l}aus ausbrachte unb ben 
£)ebel’fch«n Pers einflocht: 

!)6 



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1860—1866 



(£ froljc 21 Ta, c brarc 2 Tla 
3«5 fdjtnfet i unb flöget a, 

£s leb bcr inatfgtaf unb ft l^us, 

^iefjn’t b’ £b‘*PP«n »nb trinfct us! 

Jlun ergriff ber ( 6 rogE}er 5 og bas IDotl $u folgenbcm Crinf» 
fpnidj: 

aJleine Herren! 6 ä roirb mir fd)rocrlid) gelingen, 3 ^nen nad) 
einem fo berebten Ißortrag ben roo^ren 'älnsbrucf meines Nantes 
ju fdjilbern; allein es liegt mir recht am -öerjen, 3 h"'« ä“ l'flflfn- 
bag meine Santbarteit tief empfunben ift für bie 3trt, roie Sie 
alle ben Jrinffprud) beS .'perrn Cberft @eigq aufgenommen hoben 
unb für bie nmrmen SBorte beS IHebnerS felbft. 

3)ie teuerften unb roerteften 'Bejiehungen meines SebenS unb 
meines SBerufeS hoben Sie in einer SDSeife berührt, rcelche mir eben 
fo tief ergreifenb, als erhebenb mar. 3 d) bin jcboch ju fehr oon 
ber HJlangelhaftigteit meines SBirtenS überjeugt, als ba§ ich bie 
fchmeid)clhaftcn Sleugerungen über baSfelbe anberS auffaffen fönnte, 
roie eine ainerfenntniS treuer lj}flicl)terfüllung. ®as 2anb, bem iri) 
angehSre, betradjte id) roie eine große Familie, ber id) alle meine 
Jlräfte roibmen roiö, unb baS ift eine roerte 'iJJflicht. 2)aß mir baS 
2anb bei biefem Streben entgegentommt unb baß bie ®lönner, 
roelcße id) jur Seitung bcS Staates berufen höbe, ihm ihre ganje 
Jhötigfeit roibmen, bem allein ift eS ju banfen, roenn roir fd)on 
oon (Srfolgcn reben tönnen. 

aSon ^erjen freue id) mid) über ben (Srfolg, ber jur heutigen 
Jeier führte, unb ich banfe ben .ßerren ber 35irettion für alle 9luf= 
mertfamteiten, roelcße Sic mir babei erroiefen. 

3d) habe 3hncn aber nod) einen befonberen '3)ant ausjufprcchen 
bafür, baß Sie mir (i^clegenhcit gaben, einer 3eier anroohnen ju 
tönnen, roeld)e für bie beiben i'änbcr, bereu Vertreter h>ee oer= 
fammelt finb, oon fo großer a3ebeutung ift. 3ebe erneute ißer= 
binbung ber Sd)roeij mit Saben begrüße id) olS ein freubigeS 
GreigniS. Segensreiche (folgen müffen borauS entfpringen, roenn 
jroei ftammocrroanbte lüölter, beren Ontcreffen nad) 31ußen fid) oicU 
fach berühren unb beren innere 58cftrebungen gleich ßo^en 9luf= 

57 



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1860-^1866 



()aben be§ ftaatlic^en Scbcus ,suficroanbt fmb, immer me^r barimt^ 
trachten, baö 93anb inniger ®ejie^ungen fefter ju fc^lingen. 

3n foldier ©efinnung Begrüße ic^ bie heutige freunbnac^barlit^e 
Segegnung mit ben ®ertretern ber ©c^roeij unb banfe bem ^errn 
'öunbe«präfibehten für baö el)renbe Sntgegenfommen, roomit id) auf 
fc^roei}erifd)em Jerritorium empfangen roarb. :3d) jnieifle nic^t, ba^ 
alle beutfc^en 2eilnet)mer biefeb ^yefteä ftd) gern mit mir Bereinigen 
roerben, roenn id) fie einlabe, ber Sd)roeijerif(^en ffiibgenoffenft^aft 
ein breifodies (röftigeb ^od) ^u bringen! 






Hebe 

bei betn Seftmable in Konftan^ ;nr Eröffnung ber ^tfenbabn 
ITalbsbnt — Honftant. 

(3. 3uni 1863. 

Don tPalb5l)Ut ausgcljcnb, gelangte ber jeft 5 ug 5 ur feftlid)en 
£rbffnung ber Balfnlinie über Sdjaffljaufen, mo bet (Sro|l)er 3 og oon 
bem Sd)ipei 5 etifdjen Bunbespräftbentcn ^ornccoob unb bem öunbcsrat 
Dübs im Hamen ber (Eibgcnoffenfdjafl feierlidj begrügt mürbe, 
nadj Honftan 5 . Bei bem ^eftmal)! im Kon 3 iliumsfaale Ijiclt ben 
erften Crinffptud) ber Bürgermeiftcr Stabler pon Honffan 5 , morauf 
ber (5rogl)er5og ben folgenben Coaft ausbraditc: 

3Jleine ^erm non Ronftanj! 

Sie ^aben mir perfönlic^ ^eute oiele S^re erroiefen unb ftnb 
mir mit bem freunblid)ften 3tu8bruc{ oon @efinnungen entgegenge* 
tommen, beren SBert ic^ gerne ^od)fc^äge unb rec^t banfbar erfenne. 

Sie, .^err öürgermeifter, ^aben ber 93ebeutung alle« beffen, 
ma« mir ^eute ^ier fc^auen unb ueme^men burften, an ©lanj ber 
9u«fd)müdung, mie an 3Bürme ber ISegrügung, in berebten äBorten 
einen 3lu«brud uerlie^en, ber mic^ ju befonber« ^erjli^em Slante 
uerppid)tet. 

5H 



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IHüO— 186G 



it^ begrübe baS l^eutige ^eft oon ganzem ^erjen, ba tS 
einen n>i(^tigen SIbfcbnitt in ber Sntroidetungigeftbic^te Sabenä hübet, 
— bie innigere Serbinbung mit einem SanbeSteüe, ber bie ißorjüge 
beS großen SBeltnerte^reS bisher nod^ oermi^te. $ie ©rfüHung be8 
Idngfl erlernten SBunfc^eS gemährt nun bie ÜJlöglic^teit freiefter ffint« 
roidelung auf aQen @ebieten beS bürgerlichen SebenS. 

Äonftanj, reich an SBorbilbem hiponfcher ?ßerf5nlichfeiten, beren 
fegenreicheä SEöirten noch lange nachhatten roirb unter allen oer> 
roanbten ©eiftem gebilbeter aSöIfer — beginnt nun eine neue 3Irbeit 
eniftefter 2lrt, non beren richtiger Sehanblung ba§ SSäoht unb @e» 
beihen fünftiger ©enerationen abhängt. 

2Jleine .^erren! Saffen Sie auf ber neuen SSertehräftra^e, bie 
mir heute eröffneten, baS Sicht ber SEBiffenfchaften unb Äünfte in 
bem fortfchreitenben 3Ka|e unfereS ha*^fteebenben 3eitalter8 mit ber 
ganjen Rraft ber SBahrheit in ihre für alle§ ©ute empfänglichen 
ehrroürbigen ÜJlauem einbringen, bamit bie Segnungen ber innem 
politifchen ©ntroidelung unfereg £anbe§ bie IReife erlangen fönnen, 
beren Sie bebürfen, um bauembe iffiirfungen }u üben. ^Bereinigen 
mir un§ baher an biefem benfmürbigen Orte ju bem freien Sefennt« 
niffe unb SBunfehe, e§ möge unö unb in meiteften Sreifen beutfeher 
ailänner gelingen, mit emftem Streben ba§ h^^f 3>et 5 U erreichen, 
baS einer unferer uaterlänbifchen 2)enter in bie SBorle gefaßt hat: 
„Meif fein, ift atleS.* 

Qn folcher ©eftnnung labe ich tneine Herren, ate 

banfbare ©äfte biefer Stabt, ihrem SBoht unb ©ebeihen ein freubige§ 
ßoeh ju bringen. 

®ie Stabt Äonftanj unb ihre treuen Bürger leben hoth • ~ 



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1860—186« 



21nfptadio 

bei bem 5d}ü6en|e|t in 2IIann^eiin 
28. 3uni |8t3. 

3n €tt»ibetung bet Begrü^ungsrcöc bes (Dbcrbütgctmciffcts 
2Id)enbad; bei bem ‘•us 21nla$ bes Ca^es bes 

babifdjen Canbesfdjiefens in JUann^eim Ijicit bet <*5rogtjer50§ 
fol^enbe Sebe: 

9Jleine Herren! Sie roerbcn nid)t non mir erroarten, bafi 
it^ in fo berebtcr SBeife, roie mein Sßorrebner, ^err 3lc^enbat^, ju 
.3^nen fprec^e. 3IUein feien Sie überjeugt, bag menn id) auc^ nur 
menige ÜBorte fugen funn, biefelbcn mm gunjem ^erjen fommen. 
®em .^crm Sürgermeifter non fUlunn^eim fuge ic^ meinen ^eq* 
lic^ften ^unf für ben berebten ^uSbrud ber ®efinnungen, melc^e 
er mir uuSgefprot^en ^ut. ®§ liegt mir aber um ^erjen, uuc^ ben 
Sdjü^en unb allen ben übrigen 2;eilne^mern an biefem fi^öneii 
Seffe meinen ^Dant ju bejeiigen für bie frcunblic^e ®egrü|ung, roelt^e 
Sie mir ^aben }u teil merben laffen. 3lu§ uollem ^erjen bringe 
icb 3^nen biefen ^Danf. 9Jlit bem ®ante aber nerbinbe it^ ben 
SBunfcb, meine .^erren, eS möge baä Sc^ü^emoefen, baS ^eute einen 
fo frönen 31u§brud gefunben, aud^ ferner einen rec^t guten 3^ort> 
gang nehmen. fUleine .^erren! 3nbem id) mit bem ^iefigen Scbü^eiu 
meifter anftoge, inöbefonbere auf baS ülSo^l ber babifc^en Sanbes< 
ft^ü^engefellft^aft, erlaube ic^ mir. Sie alle, bie Sie @Sfte biefer 
Stabt finb, aufjuforbem, auf bie Stabt fUlann^eim ein au§' 
)ubringen. 2)ie Stabt URann^eim, bie babifcbe SanbeSfc^ü^en« 
gefellfc^oft lebe ^oc^! 



IKI 



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18G0— 1866 



Scbc 

bti 6em ftierlid^en 5cbln^ btt StänbtDerfammlun^ 

25. 3uli (865. 

Sble 4^etten unb liebe ijreunbe! 

3Wit er^ebenbem Seroußtfein blicfe auf bte Stunbe ju= 

räd, in bec Sie oon biefer SteQe mit ^erjlic^em ÜBillfomm be> 
grüßte. 

SertrauenSnoU, roie 3cb felbft 3^ren Slrbeiten entgegenfa^, trug 
fub 9Kein 58oIf mit ber junerficbtlitben grroortung be§ Sßotljug« er= 
gangener IBet^eigungen. 

(SS galt bie @runbfd^e, nad) betten baS Staatsleben ftcb fortan 
entroicfeln foU, burcb (Srmögli(f|ung freier ^etoegung ber inbioibuellen 
X^ätigfeit unb burtb entfprecbenbe Organifation ber für ^Rechtspflege 
unb Serroaltung beftimmten Snflitutionen auSjuführen. 

(SS galt, mannigfachen Bateifeln gegenüber barjuthun, roie bem 
Streben ÜReiner ^Regierung in bem entgegentommenben SSerftänbniS 
UReineS IBolfeS bie iBürgfchaft guten (SrfolgS geroonnen fei. 

®urch einträchtiges ^ufamnienroirten ÜReiner Stänbc unb ÜReiner 
^Regierung ift eS nunmehr gelungen, ben roichtigften 2;cil biefer üleu< 
geftaltungen feftjuftetlen. 

3ch übe heule eine roerte Pflicht, inbem 3th 3h"en für ben 
beharrlichen Jleiß, ben feften, unermüblichen SBillen unb bie flare 
(Sinftcht, roomit Sie ftch 3heer oerfaffungSmä|igen Ülufgabe unter» 
sogen, ÜReinen 2)ant auSfpreche. 

3ch fchlie^e ben Sanbtog mit ber beruhigetiben Uebcrseugung, 
ba§ er bem Sanbe fegcnSreiche ©efc^e gefchaffen unb bie ©runblagen 
eines guten 93aueS gelegt hal- — Sch ^“ffe mit Sh^en, bag auch 
in ben lünftigen Seiten, bie fcch ber üBohlthat Sh^er Ülrbeit su er« 
freuen halien, bantbar ber Sorge unb ber ÜRühe gebacht roerben 
roirb, roelche oon jebem entften SBertc unsertrennlich ift. 

ßi 



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1860—1866 



2)a8 ©eroerbegefet), tnclc^em Sie ^ufümmung erteilt ^aben, 
ifi bereits in üBirffamfeit unb beginnt, oerbunben mit ber ^rei}ügig< 
feit, einen belebenben ©influg auf ©emerbeflei^ unb ÜBo^Iftanb beS 
SanbeS p jeigen. 

2) ie bürgerliche ©leichfteQung ber 3f<^Q<:ltlen entfernte bie le^te 
Ausnahme, melche ber ooQen ^Durchführung beS ©runbfaheS ber @e> 
miffenSfreiheit entgegenfianb. 

3) urch bie Umgeftaltung ber ©erichtSorganifation, roie be§ 93er« 
fahrenS in 3ioil« unb ©traffachen, burch bie fefte SRegetung ber 
Dpolijeiftrafgeroalt unb bie auSgebehnte 3ujieh“"9 bürgerlicher ®le= 
mente ju ben ©ntfeheibungen ber ©erichte mirb fich nicht nur unfere 
SRechtSpflegc uerbeffern, fonbem tS roirb fich auch ber Sinn für @e» 
fehlichleit erhüben unb baS 93erftänbniS ber 31nf{)rüche machfen, melthe 
bie gefeUfchaftliche Orbnung an ben ©injelnen ftellen mu|. 

3n bie Crganifation ber inneren Serroaltung ift ber Seim ju 
reichen flüchten gelegt, einer regen ^Teilnahme ÜReineS 93olfeS für 
feine eigenften 3ntereffen roirb cS gelingen, biefelben jur 5Reife }u 
bringen. 

®a§ fiele 93eftreben SKeiner SRegierung roirb c8 bleiben, biefe 
©ntroidelung ju förbem, unb ohne ©iferfucht auf bie freie Setbfl- 
oerroaltung IDleineS IBoIfeS erflehe Segen beS Rimmels für 

baS ©ebeihen feiner Shöl'flfE't- 

9Benn noch einige roichtige 93orIagen unerlebigt geblieben fenb, 
fo roirb ber IBoOpg beS ©anjen baburch nicht oerjügert roerben. 

3ch hoffe juoerfichtlich, bog ber nächfte Sanbtag 3h« müheoollen 
Ißorarbeiten forgfam oerroertenb baS begonnene SBerf in gleicher 
©efennung ju ffinbe führen roerbe. 

®emfelben roirb eS bann auch gelingen, bie 9Sorlage über ge« 
fegliche Orbnung ber SRegentfehaft, on roelcher 3Rein .^auS unb 9Rein 
93olf gleichmögig beteiligt ift, jum Ibfchlug p bringen. 

9löhert fich bamit ber 3eitpuntt, in roelchcm bie Shätigteit ber 
©efeggebung ihre bebcutfamfte Slufgabe erfüllt hat/ fo tritt um fo 
emger bie ißflicht an bie Staatsbürger, bie begonnene Umgeftaltung 
in ber raftlofen 9lrbeit beS fiebenS roeiter ju führen. 

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1860—1866 



9lur opferbereite ajjitioirfung fiebert ben enbltc^en ©rfolg. 

3Btr müffen unS aUe beiodbren al§ loa^re f^eunbe ber ^rei^eit, 
jener 5rei^eit, bie fit^ felbft be^errfc^t, unb jeneä gortfe^ritteä, ber, 
aus ber Sinficbt beS SebürfiüffeS i» befonnener 

(Snodgung beS ©taotSioo^teS in treuer Siebe jum '43aterlanbe oer» 
n)irflid)t. 

©ie, eble Herren unb liebe greunbe, ^oben bei biefet SÄufgabe 
ben fdjönen Seruf, in ndc^ften SebenSfreifen ben @eift, nelc^er 
bie neue ©efe^gebung gefc^affen, ju oerbreiten unb i^r eine ©tdtte 
}u grünben in bem ^erjen unb bem 93erftdnbniS SKeineä SSoIteS. 

3n bet ©rfüQung biefeS SBerufS barf ©ie baS SBerou^tfein be« 
gleiten, ba^ baS ©ebei^en unfereS ^eimatlanbeS jugleic^ oerbunben 
ift mit einer ^örberung ber großen ©ai^e beS gefamten ^eutfc^IanbS. 
9Bie aber nur auSbauembe 9(rbeit an baS 3isi führen fonnte, an 
toelchem mir heute mit ben fragen innerer ©efehgebung ftehen, fo 
(affen ©ie unS auS biefet ©rfahrung für bie noch unerfüllten $off< 
nungen beS ©efamtoaterlanbeS bie tröftliche 3uuerficht fchöpfen, ba^ 
Eingebung, WuSbauer unb unoerjagter üflut auch für baS gro§e 3Berf 
ber ©inigung ben ©ieg erringen roerben. 

©tehen mir treu ju biefet Ueberjeugung. 

6ble Herren unb liebe gteunbe! 3th fcheibe non 3huen mit 
bem innigen $anfe gegen ©ott, beffen ©nabe auf unä allen fo oiel= 
fach geruht, unb beffen ferneren ©egen mir für unfer teures SBater» 
lanb erbitten moOen. 






Schlugerfldrung 

anf btm 5ütfttnfongrt| ;n 5ranffnrt a. Ul. 
l. September 1863. 

3n ben ©rfldrungen gu ben einjelnen jur ®iSfuffion gebrachten 
Ärtifeln ber fReformafte fmb bie S3ebenfen niebergelegt, melche bie» 
felben hernorrufen, unb mittelbar ergeben fich barauS auch pofi» 

63 



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1860—1866 



tioen 3Infc^auungen über 2Irt unb Umfang ber 5Reform, roetc^e auf ber 
gegebenen @ninblage beS @taatenbunbe§ möglich unb ratfam erfcfieint. 

5;a ber 9unb, fo lange er feine gegemnürtige 91atur aU ein 
bloger Staatenbunb beibe^ält, nicht non einer in i^m felbftdnbig fon> 
ftituierten iRegierungägenmIt, fonbem nur nach ®injel« 

regierungen burch beren ^Beauftragte geleitet roerben !ann, fo forbert 
nicht bIo§ bie Stüdfi^t auf ba§ gleiche IRecht aller, fonbem felbft baS 
;3ntereffe be§ ©anjen, bag auch allen ein oerhältniSmä|iger 'llnteil 
an ber Silbung be§ ©efamtioillenS eingeräumt roerbe. 3ur eigentlich 
leitenben Sehörbe beS ®unbe8 eignet fich beähalb nicht ein irgenbroie 
au8 einigen roenigen ®unbe§gliebern jufammengefehte« unb auäfchlie^» 
lieh “on benfelben ju inftruierenbeS IBireftorium , fonbem nur ber 
S3unbe§rat felbft, in welchem ben beiben ®ro|mächten, ftatt ber bisher 
im engeren IRate geführten einen, mehrere Stimmen einjurdumen, 
burch bie beftehenben aJlachtoerhältniffe gerechtfertigt ift. 33ie 3luS« 
fühmng beS einmal burch Scfchlug be§ 33unbe§rat§ feftgeftellten 
iBunbeSroillend !ann bagegen jmeefmdhig einem Heineren Kollegium 
überlaffen werben, welches, ba eS als nolljiehenber äluSfchug beS 
SunbeSratS erfcheint, unb jebenfallS an beffen 3inftmHionen gebunben 
werben mügte, richtiger auch formell alS ein folcher SluSfchu^, nicht 
als ein felbftdnbigeS 35irettorium beftcllt mürbe. 51>ie 93ilbung beS 
beftimmenben ©efamtmillenS im Sunbe wirb burch 9Jlitmir!ung fdmt» 
lieber SunbeSglieber nicht mehr oerjögert, alS burch SUlitmirtung oon 
nur B ober 6; burch bie 3u(offung jahlreicher uermittelnber ©inflüffe 
wirb fie umgetehrt erleichtert unb ber Sunb gegen bie ©efahrm ge= 
fchü^t, welche ihm auS bem unoermittelten ©egenfoh einiger weniger 
®irettorialhöfe unb ben unter ihnen ohne SDlitmirtung ber 9JJehrjahl 
ber ®unbeSglieber gefaxten formellen 9JJehrheitSbcfchlüffen brohen 
mürben, dagegen wirb ber SSoKjug beS einmal feftgeftellten l8unbeS= 
miHenS mit allen bei ber Ausführung fid) ergebenben $etailfragen 
burd) Ueberlaffung berfelben an einen tleineren SluSfchug an ©nergie 
gewinnen, unb naheju unentbehrlid) erfdjeint eine berartige ©inrichtung, 
um ber ©unbeSoerfammlung eine tonftitutioneHe SSertretung ber 
'SunbeSbeuölferung an bie Seite fteHen ju tönnen. 

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1860— 18G6 



äBeit roic^tiget für eine reguläre unb fu^ere 
93unbe8regierung, aB eine enentueUe Siebuftion ber je^t am iöunbeä» 
tage geführten Stimmen, ift bie Kare unb unimeibeutige Stnerfcnnung 
ber ÜJJajoritätäbefd)lüffe. aber aud) biefer ©runbfa^, fo naturgemäß 
unb roünfc^en§mert er an ficb ift, läßt fit^ unter ben gegebenen Ser» 
bältniffen nicht au§nabm§(o§ burcbfübren. Sin formeller S2aforitätä» 
befcbluß tann bie roegräumen, baß eine etma bi^ 

fentierenbe ©roßmacßt bem inneren Sebenägefe^e ihre« Staates folgen 
mirb unb muß; er brachte nur über ben Sunb bie Kalamität eines 
formell gültigen, aber thatfächlich unausführbaren SefchluffeS, unb 
bamit bie @efahr gegenfeitiger Erbitterung ober felbß einer ooU» 
ßänbigen 3^i^(<Bung beS SunbeS. Sie michtigften Entfchließungen 
beSfelben in feinen Sejiehungen nach außen unb bie entfcßeibenben 
Umgeßaltungen im Innern finb burch bie Satur ber Serhältniffe 
an baS EinoerßänbniS CefterreichS unb S>^cußenS gefnüpft, baS burch 
eine IDlajorität non jmei Sritteln nicht erfe^t merben fann. Unter 
biefer SorauSfe^ung oerliert aUerbingS bie oorgef^lagene HuSbehnung 
ber SunbeSjioecfe ben größten Seil ihrer realen Sebeutung, aber 
eine gemaltfame anfpannung ber SunbeSgemalt ju größeren £eiftungen 
als fie, folange bie beiben ©roßftaaten mit einer ihr überlegenen 
OTacht neben berfelben ßehen, ju erfüllen oermag, fann biefe 2eiß= 
ungen felbft hoch nicht hc^^uorbringen unb bebroht bie ©giften) beS 
SunbeS, beffen Erhaltung, menngleich mit bef^eibener äBirtfamfeit, 
ein roichtigeS, nationales Qntereffe bilbet. 

Sie bebeutenbfte Kräftigung mirb ber Sunb auS ber herjuftellen» 
ben SolfSoertretung jiehen , bie aber freilich nur , menn fie auS 
bireften SolfSroahlen heroorgehen mürbe, bie oon ihr gehofften grüchtc 
trogen fann, unb ba fie ben einjigen Entgelt für baS oorübergehenbe 
Opfer beS SunbeSftoateS bilbet, beShalb nur in folcher ©eßalt ju 
empfehlen ift, menngleich Oefterreich jugeftanben merben mag, baß 
eS, feinen befonberen Serhältniffen entfprechcnb, auf bem ijJrinjip ber 
Selegation für fith beharre. 3u ihr foll bie in feinem anberen 
Organe beS SunbeS jur unmittelbaren Er)cf)einung fommenbe natio= 
nole Einheit ihren auSbrud ßnben; fie ift baju berufen unb fie allein 

SrollKtioo ^riebrtd}« Ottbfti unb ftunbfiebunQen. fi 



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18G0— 1866 



ift baju befähigt, aQmdblii^ eine größere praftifc^e (Sin^eit unfere? 
Staat^lebenS ju oermitteln unb bte Slusbilbung einer felbftänbigen 
mit reicherem 3nboIt au§geftattcten Snnbeigeroolt oorsubereiten. Sine 
jebe Sßerfamminng non SSertretem beä äJoItS bebarf, foU i^rc Steilung 
nic^t Dollfommen in^aitäiog fein, neben bem SRcd)te ber TOitioirfung 
bei ber ©efe^gebung einen roirtfamen 6influ§ auf JeftfteUung beS 
StaatS^QuS^oltä. ®er ®crfammlung ber SunbeSabgeorbneten mürbe 
eine menig roürbige Slufgabe nerbleiben, rooUte i^r ba§ 5Rec^t ent= 
jogen fein, ben 93unbes^au§^alt burd) eine jä^riid) roieberfe^renbe 
SBeroitiigung feftjuftellen. SBäljrenb fomit einerfeitä bie Sefugniffe 
ber SunbcSjentralinpitutionen im Gntrourfe geftärtt roerben müffen, 
roirb eä nötig fein, anbererfeitä bie ©injelftaatcn gegen bie mögliche 
©nmifebung beä Sunbesbireftorium? in bereu innere^ 5Regierung§= 
fpftem ficf)er ju fteilen, roie e§ 2Irt. 9 auch in feiner je^igen Raffung 
no^ mögiie^ maci)t. 

®ie roefentlicfjen materiellen SBorauSfe^ungen , non beren ©n= 
treten 3d) SUleinen Seitritt p einem SHefonnafte jur 3c*t abhängig 
mache, faffen fict) bemnach ba^in pfammen: 3d) ffimme nicht; 
1. für Srri^tung eineä non cinjeinen 5)ireftoria[höfen ju inftruierenben 
©unbeäibirefturium§, roeicheS ohne bie Schrante tonftitutioneüer Ser= 
antroortlichfeit feine Sefugniffe auipüben hot (9trt. 3 unb 5). Qd) 
ftimme nicht: 2. für baä prinjipielle Stufgeben be§ in ben realen 
SerhöiPiffen begrünbeten unb in ber bisherigen SnnbeSprafiS be= 
obachteten ©runbfahe^, bag bie beiben beutfehen ©rogmächte ein 
DorgüngigeS ©inoerftdnbnis unter fich hergcfteltt hoben müffen, beoor 
ein SunbeSbefchtuß in beftimmten, fpejieU ju bejeichnenben roid)tigen 
Stagen gefaßt roerben foü (31rt. 8). 3. ^d) ftimme nicht für eine 
auS delegierten ju bilbenbe SoItSoertrctung, roenn auch befürroortet 
roerben fann, oon einer au§ biretten SoltsroaI)Ien p bitbenben 91a« 
tionalreprdfentation öfterreichifche SIbgeorbnete beShalb nicht auSp« 
fchließcn, roenn fo(d)e ben bcftchenben Serhditniffen beS ÄaiferftaatS 
entfprechcnb, noch bem ©rinjip ber dcicgation geronhlt roerben (2lrt. 16). 
4. 3ch ftimme nicht für bie thotfdchliche Semichlung beS ßuftimmungS« 
rechtes ber SunbeSabgeorbneten bei Scftßeüuog bcs SunbeShouShaltS 
burch Sefchrdnfung beren ScroiUigungSrechtS auf neue, ben Soran» 

Cü 



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1860—1866 



fc^lag ber uor^erge^enben ^eciobe oeränbernbe ^ubgetpofttionen 
(3lvt. 14). 5. flimme enblid) nic^t bei jur SluSbe^nung ber 93e« 
ftignifi'e be§ 2)ireltoriumä auf ba§ SRec^t unb bie iPfUd)! ber lieber» 
roai^ung, ba§ ber innere Jy^ebe 3)eutfcl)Ianb§ nidjt geftört roerbe 
(Sttrt. 9). ÜRu^ Quef) bereitroiHigft jugegebeu roerben, ba§ e§ gelungen 
ift, n)efent(i(^e 33erbefferungen be§ Sntrourf^ )u nemirnic^en, fo t)at 
ftd) bod) au§ ben ^efprei^ungen ber ^o^en Sürftennerfammlung nac^ 
ber >^>^er SBefc^Iüffe ergeben, ba| bie SWe^rbeit 

ber änfubten su einer 2lrt ber SReform ftd) neigt, roeldje biefen non 
3Rir in ber eingerei^ten Separatoota näher begrünbeten SBfinfiben 
nicht in auSreichenbem Sfflnge entfpricht, noch outh anbere bafelbft 
auSgefprochene, roenngleich minber niefentliche 93ebenfen befeitigt. 
nun nach ®orfchlag S. t. t. SDlafeftät ilReinc jehige 2lbftimmung 
jugleich einen Serjicht auf fernere @ettenbmad)ung biefer non SDlir 
geflellten SInforberungen mit fich bringen mürbe, fo ftimme 3d) nun» 
mehr au^ gegen ben oorliegenben ©ntrourf im ©anjen. 

SBie bereit 3^ ouch fein mag, jeberjeit Opfer SIReiner SRechte 
unb ÜReiner Stellung ju bringen, roo biefelben bem ^uftanbetommen 
be§ großen nationalen llBerteS ber ©inigung ®eutfchlanb§ gebracht 
finb, ja roie bereit 3ch roöre, benfelben aud) bai fchroerere Opfer 
ber 3i>een ju bringen, roornach ftch nach 3Reiner feften Ueberjeugung 
bie fünftige 3Serfaffung 2)eutfchlanbi jum SßJohle beutfehen SßolteS 
unb SanbeS geftalten mu^, menn unter allen 3Reinen hohen 33erbün» 
beten, roenn non ber ©efamtheit ber beutfehen Souoeräne ein ©in» 
nerftdnbniS über eine baoon oerfchiebene neue SerfaffungSform beä 
beutfehen I8unbe8 heegeftellt märe, fo hoHe 3<h 3Rid) folange ju 
biefer Eingebung roeber für berechtigt noch für oerpflichtet, al8 nicht 
feftfteht, ba§ baburch ba§ ^ufloobetommen einer folchen neuen, ben 
gerechten 9lnfprüchen beä babif^en Sanbeä unb beä beutfehen IBolfeä 
entfprechenben 39unbeäreform auch roirtlich jum 3lbfd)lu§ gebracht 
roerbe. 3*"^ 3^*1 'fl >oeit eher bie umgefehrte ^Befürchtung ge» 
rechtfertigt, baft burd) bie in einem unabänberlich bie 3uftimmenben 
nerpflidjtenben '-Befchluffe liegenbe ©rfchroerung beä fpäteren 3“lrill8 
ber in ber hohf" ®erfammlung nicht nertretenen Souoeräne baä 
SBerE fich audh oon formeller Seite mehr bebroht alä geförbert pnben 

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1860—1866 



mö^te, um fo me^r atS ouigefproc^en ift, bag bie beratenen SIrtifet 
in bet 5*>™. in raeti^er fie auä ^o^er SBerfammlung ^eroorge^en, 
auc^ bem üBortlaute nac^ fe^geftedt, unb für bte fünftigen Sninifter< 
fonferenjen unueränberltc^ normiert gelten fotlen. ^abc mieber> 
bolt ^emorge^oben, roie öugerft roünfd)en8n)ert für bie görberung be§ 
unternommenen ilBerfeb e8 fi^ erroeifen mürbe, rooUte o^ne eine oot< 
gängige abftimmung über bie beratene fReformafte beren nunmehrige 
ÜRitteitung an @e. dRajeftät ben Jtönig oon ißreu^en erfolgen unb 
jundchft bie 93ebingungen be§ Beitritts ber beutfchen @ro|macht feft» 
gefteQt merben, ohne beren Zeitnahme baS begonnene äBerC ber (£i< 
nigung nur in einer neuen <Sd)mä(hung beS beutfchen iBunbeü unb 
in einer roeiteren Söfung ber 3ufatnniengehörig!eit ber roichtigflen 
53ef(onbteiIe beä gemeinfamen ®oterlanbe8 enbigen mürbe. 

Srohbem bet ©egenfoh ber SJleinungen in ber Sttbftimmung über 
baS @efamtmerf nunmehr jum 9Iu8brud gefommen ift, finbet fich 
inbeffen eine meitere dlerhanblung im gatte einer dRitteitung be8 
bisherigen SRefuttateS bet ®cratungen an bie in ber aSerfammtung 
nicht oertretenen Staaten nicht auSgefd)toffen. gn berfetben tann eS 
gelingen, einige ber mefcnttichften für bie nationale ®nheit unb 
aSohtfahrt beS beutfehen 33atertanbeS mie bie Setbftänbigfeit feiner 
Staaten bebrohti^e unb mit ben iRechtSanfprüchen feiner iBölfer nicht 
übereinftimmenbe Verfügungen auS bem @ntmurfe ju entfernen, ba< 
burch auch für Vaben eine Verftänbigung ju ermögtichen unb fo baS 
unternommene SBert einem gebeihtichen 2tbfchtu§ näher ju führen, 
gnbem geh 3Rich für biefen ermünfehten gatt im Voraus bereit er> 
ftäre, an etroaigen fpäteren gefchäfttichen ftonferenjen über bie fchlie^« 
tiche geftfehung eines bann etma auSjuarbeitenben @runbgefeheS beS 
beutfehen VunbeS, fattS baju nach erfolgter Verftänbigung ber beutfehen 
@ro|mäehte eine gemeinfame ginlabung beiber angehen mürbe, 3Rieh 
bereitmittigft beteitigen ju motten, behatte geh 3Rir fehtie§tieh }u 
biefem fo oerbefferten unb auf bunbeSoerfaffungSmä^igem SBege in 
freier Vereinbarung mit ben gefehmä^ig berufenen Vertretern ber 
Station ju ootlenbenben SBerte 3Reinen Veitritt oor. 

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1860 — 1866 



21nfptad;e 

bei btt ^nt^t^ennabmt btt „lanbtsabrtfft“ 

13. ©ftober (863. 

Die öütgermeiftet bet lieben bebeutenbffen Stdbte bes Canbes 
i^atten aus 21nlag bes manni^aften, n>eifen unb gereiften (Eintretens 
bes (Stofljerioiäs für Peutfdjianbs Seefjt unb Deutfdjianbs (Ein. 
^eit bas babifdje Dolf 5 U einer Kunbgebung bes Danfes unb bet 
21nerfennung aufgeforbert. Der größte Ceil bet (Einu>ot)ner bes 
Canbes fdjlof itdb biefer Kunbgebung begeiftert an. Die fogenannte 
„€anbesabreffe" n>utbe bem ^ütften auf bet DTainau uon ben 7 
Sürgemieiftern feietlid; übergeben, an bie bet (Stogljersog bei biefer 
©elegenijeit bie folgcnbe Jlnfpradje ridjtete: 

bin erfüllt uon bem (Sinbrutf, ber mir butc^ bie @eftn. 
nungen geioorben ift, roett^e bie eben uerlefene 3lbreffe auSfpriebt. 
©eien ©ie überjeugt, ba§ ic^ biefe Äunbgebung beS größten Seileä 
ber Sinmo^ner be3 SanbeS, in beten 91amen @ie }u mir gelommen 
finb, ^oc^febä^e unb bantbar anertenne. Sefonberä erfreulid) mar 
mir, Don P uemebmen, bag mein 93oIt aud) jebt ju mir 

ftebt unb feine Uebereinftimmung mit meinem |ianbeln in emfter 
grage betbütigt bot- @erne folgte icb bet 3lufforberung, in granf= 
furt a. 972. über bie teuerften Sngelegenbeiten be§ IBaterlanbeS }u 
beraten, loenn auch unbetannt mit ben IBorfcblügen, meld)e erfolgen 
foUten; benn ein roabrer ißaterlonbSfreunb mu| feft in feiner lieber* 
jeugung fteben unb für fie ju jeber 3®it ju fämpfen roiffen. 9BaS 
i<b getban, mar fomit nur bie (Erfüllung meiner Wi^t; aber bie 
®egeifterung für bie bö<^ft®" @üter ber fTlation b“t mir 5lraft 
oerlieben, mein — i^ t>orf b®ote fagen unfer 3**1 — 
beirrt ju verfolgen. iSBenn babei nicht baS erreicht mürbe, roa3 mir 
roünfcben unb hoff***/ f® *ft t)ocb ein mächtiger ©ebritt vormärtS 
getban morben: e3 mürbe bie 'Jtotmenbigfeit anertannt, bag bie 
beftebenbe SBerfaffung 2)eutfcblanb§ gebeffert merbe. 3ln biefer ®r* 
rungenfebaft moUen mir feftbalten; fie mirb }um 3**t* führen. 

®a§ ich bei ber ferneren Ülrbeit für eine bem gerechten 3tn. 
fprueb beutfeber fTlation entfpreebenbe Umgeftaltung ber beutfeben 

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1860 — 186 Ü 



Sunbegoerfaffung ber Unterftü^ung bcr größten SHe^v^eit meineg 
SßolteS fielet fein borf, iff mir eine neue Stärtung in bem Streben 
natf) biefem «'"fr meiner roic^tigften SebenSaufgaben, au§’ 

ju^orren. 

2affen Sie un§ bie Hoffnung ^egen, ba| unfere Ueberjeuguiigen, 
roenn mir fie offen unb mutig befennen, fitb enblic^ nerioirnicben 
roerben, unb uereinigen mir un§ biefem ^anbfd)(ag ju 

bem SBünbniffe, feft unb treu oereint ju bleiben in ber ©efinnung, 
bie unä ^ier jufammenfü^rt. 

3n biefem Sinne bitte icb Sie, benjenigen meinen SJunt au§» 
jufpreeben, in beren Atomen Sie mid) hier fo freunblicb aufgefuebt 
buben. — 



Hebe 

bei b(c ftierliibtn Eröffnung ber 5tänbcoerfummlung 

2. Desembet 1863. 

Sble Herren unb liebe Jreunbe! 

Smpfungen Sie SJleinen ©ruß jum öeginn ber 

neuen, in biefem bebeutunggooUen 9tugenblict ÜHir befonberS roilt» 
tommenen Stänbeoerfummlung. 

9tur loenige SJJonute trennen biefe feierliche Stunbe oon bem 
Stblug ber umfoffenben Slrbeiten beg oorigen Sunbtugeg, aber biefe 
turje 3eit reich b°tb'®'<bt'9®" ©reigniffen für Icutfcblunb. 

2)cr iRuf eine! erlauchten Sunbegfürften, bie SReform ber 
Sunbegoerfaffung auf bem SäJcge perfönlidjcn 3Reinunggaugtaufd)eg 
ber Surften ju orbnen, roeefte non neuem bie Hoffnung ber Elation 
auf enblicbe 93efriebigung gerechter fflünfebe. 

Sreubig bemfelben Solfl® leiftenb, märe S^b flsrne bereit ge- 
inefen, einer aUfciligen Uebereinftimmung gegenüber abioeicbenbe 
Slnficbten ju opfern. 9lber febon ber üJlangel eineg ©inoerftänbniffeg 
unter ben beiben möcbtigften ©unbegftaaten trübte bie ülugficbt auf 
einen günpigen ©rfolg. Um fo loeniger glaubte Sch imd) bem 

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1S60— l8Gli 



Scheitern TOeiner uermiltelnben Anträge ^Befc^tüffcn beitretcn ju 
foUcn, für roet(^e loeber bie Sitligung noc^ bie Sinigung beä ge- 
famten ®eutfcf)fanb§ erroartct roerben tonnte. 

ffiarb fomit and) nur bie Ütnertcnnung ber bringenben 
rocnbigteit einer beutfc^en 5Jerfaffung8reform geroonnen, fo gebockte 
bod) gerne ber freunbli(^en 'Sejie^ungen, roe(d)e bie in fjrant» 
furt oerfommelten gürften in bem gleid)en Streben nac^ einem 
bo^en nationalen oereint bWtfH- unb beroabre in bantbarer 
Srinnerung al§ ein ber Siebe SIteineä itolteä bie ,‘fuftimmung, 

toelcbe ^D'ieinem ^anbeln au§ allen Seilen beS SanbeS entgegentam. 

gnmitten biefe§ SRingenS nad) größerer Sinbeit erftebt ber 
iJlation burcb ben SRatfcblu| ber tßorfebung eine emfte Slufgabe. 
@in ebler ®niberftamm im 'Jlorben, lange geprüft unb beroöbrt in 
Dielen Selben, ift burcb ba§ lRed)t eines jroeifellofen (SrbgangeS ficb 
felbfi unb feinem großen SSaterlanb jurüctgegeben. @ine einfeitig 
feftgefebte Svbfolgeorbnung, toeld)e roeber baS 9te(bt ber Stäube 
noch bie Infprücbe ber 91ationalitöt beachtet, brobt, ibn aufS 9teue 
bem ®erbanbe beS gemeinfamcn SaterlanbeS ju entfremben. 

9Reine Regierung bat nicht gejögert, ju thun, nmS baS gute 
SRed)t forbert, unb fie roirb auch fernerhin, getragen non ber er« 
bebenben ©inmütigteit aller ‘Parteien, mit 3Hut unb @ntfd)loffenbeit 
bie bciligen» ober ernften ifJflidjten erfüllen, roeldje bem beutfchen 
'JJolte bort erroachfen finb. 

3ch n>ei§, ba^ bie Sache Schle§roig«^olfteinS in gb«n ^erjen 
mächtigen üBiberball finbet, unb ba§ für beutfcheS 9ted)t unb beutfche 
®hrc felbft bie Uebernabme ber fchroerflcn Cpfer gb'^f freubige ^u« 
ftimmung erhält. 

Ser emfte ®lict in bie 3ufunft foll unS nicht abbalten, mit 
aller Äraft bie im gnnem begonnenen IReformen fortjufehen. 

Sie beoorftebenbe ©infübmng ber neuen Organifation in ber 
iRechtSpflege unb ber SSerroaltung erbeifcht noch gefetsgeberifche 
Ülrbciten, bie, neben ber 'Prüfung beS 93ebarf§ an ÜUlitteln, gbre 
Sbötigteit oor allem in Slnfpradj nehmen roerben. Sie ißermebmng 
ber Ausgaben, rocld)e unoermeiblich barauS erroächft, tann bei bem 

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1860 — 186 U 



befriebigenben 3uf*onbe unfercr ?Jinanjen unter Seac^tunfl meifer 
Sparfamteit o^ne Steuerer^ö^ung beroirft toetben. 

Domit biefer finanjteüe 3up“nb erhalten, unb bomit ^nbuftrie 
unb Raubet uor fernerem Schaben bema^rt merbe, ^at Weine 
SHegierung fic^ ernftlie^ bemüht, für ffirneuerung be§ beutfeben 
oereinS ju lotrfen. 3)ie iBerbanbtungen, loelcbe }u biefem im 
@ange finb, geben ber ^)offnung 5Raum, e^ werbe getingen, ben 
'JSerein auf ber ©runbtage eines uerbefferten SarifeS unb mit 
erleichterten ißerfehrSbejiehungen ju erhalten. 

$a§ berechtigte Verlangen eines ftetigen JortfehritteS in ber 
SolfSbilbung unb bie folgen ber ben Äirchen gemährten Selbftänbig= 
feit machen eine IBeränberung ber @efehgebung über bie IBolfS’ 
fchulcn notroenbig. 

3)ie beabfichtigte SSortage ber IRegierung roirb bem SBcbürfniS 
religiöfer ffirjiehung unb erhöhter 93itbung gleichmäßig Rechnung 
tragen. 

3ch hcflß 3uoefficht, baß 3h« unbefangene unb oorurteils* 
lofe ijJrüfung mitroirfen roirb, bie Wißoerftänbniffe unb 3«lömer 
ju jerftreucn, roelche auf biefem ©ebiete h«oorgetrcten finb. 

So oielumfaffenb unb fchtocr auch i>if 31ufgaben Weiner iRe» 
giening bermalen finb, fo roirb fie bcnnoch bemüht fein, in biefer 
fianbtagSperiobe (Sntroürfe in anberen roichtigen ^meigen ber @efeh* 
gebung, beftimmt jur Grgänjung oon yücfen in unferem ®crfaffungS= 
rechte unb jur freieren SRcgclung ber roichtigften Slcußerungen bcS 
öffentlichen unb ©emeinbclebenS 3h«i' Beratung ju übergeben. 

©benfo roirb Weine SRegierung l'lnlaß ho^en, 3h« Shätigfeit 
für bie ©rlebigung wichtiger 91ngelcgenheiten beS SfertehrS in 3tn= 
fpruch ju nehmen unb baburch fragen jum 3lbfchluß 5 U bringen, 
welche fchon lange ben ©egenftanb 3h«i' forgfältigen ©rroägung 
gebilbet haben. 

Wöge eS unS oergönnt fein, ben begonnenen 31u8bau unferer 
©efehgebung bem geroünfehten 3icl^ jujuführen. Sollte aber bie 
bebrohte Sage ®eutfchlanbS unS bie ifSflicht auferlegen, biefer 
Ülufgabe für jeht ju entfagen, fo jeigen roir nnS oon bem ©eift 

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1860—1866 



erfüllt, ber in mutiger 21ufopfcrung unb entfc^loffener äuSbauer für 
bie (£^re be§ 93aterlanbe§ einpfie^en mei|. 

jä^Ie bafür auf ben bemä^rten beutfc^en Sinn unb bie 
treue l^ingebung SHeineiS 93o(fe§. 

@ott fegne baS SBaterlanb! 



Scbc 

bti btm feitrlicbtn 5(bln^ btr Stänbtutrfammlnng 
17. ZTlai J8t5. 

®ble Herren unb liebe greunbe! 
fuge 3JJeinen aufrichtigen l!ant, bo§ Sie roährenb 
biefe§ 2anbtagc§ 3Jleine iRegierung mit rocifer ®inficht unb uner= 
mflbcter i^h^tigfeit in bem Seftreben unterftü^t 
nichtigen ^Reformen unferer ©efehgebung meiter ju entmideln. 

Sine iReihe nichtiger unb umfaffenber ©efe^e jur Durchführung 
ber @ericht§= unb ®ernaltung§«Organifation hoben Sie nach forg« 
fähiger iSeratung pm 31bfchlu^ gebracht unb mit ^ereitniUigfeit 
haben Sie bie für bie nerbefferten Ginrichtungen erforbertichen 
SIRittei aReinet iRegierung pr SBerfügung geftettt. So ift e§ möglich 
genorben, noch im Saufe biefer SanblogSperiobe , nährenb 3h>^f 
Dhötigieit eine jeitlang ruhte, bicfc bebeutfame UmgeftalPng in§ 
Seben ju rufen, unb ^ch tonn hohe mit 93efriebigung auSfprechen, 
ba| bie neue ©efe^gebung in ber tutjen ^eit ihre§ 93eftehen§ bie 
non ihr gehegten Hoffnungen gerechtfertigt h“be. 9Rit befonberer 
greube ertenne ich eS an, bag biefe ©efe^e bei 9Reinem SBolfe bie 
aiufnahme unb SRitnirfung gefunben hoben, nelche ihrer Sebeutung 
entfprechen unb ihre fegensreichen Grfolge bebingen. 

3luch baö ©efe§ über bie Sluffichtsbchörben für bie tonfeffionellen 
aioltSfchiiten ift in SSoIIpg getreten. On opferbereiter Teilnahme 
unb treuer '^Pflichterfüllung hoben bie Crtsfchulräte unter teilroeifc 
fchroierigen SPerhöltniffen fich be§ roertooUen iRechtä loürbig gejeigt, 
welches baS ©efeh ben Sätern unb Bürgern oerliehen hot. 

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1860— 1866 



23o iiüt^ Seforgniffc obroaltcn, roirb eS 9JZeiner Dlegicrung 
^offentli^ gelingen, biefelben ju jerfireuen iinb beängfligte ©emüter 
ju beruhigen. 

5ie mit beutfcben 'Jlodjbarregierungen abgefc^toffenen Staati= 
Dcrträgc über ja^Ireit^e ®ifcnba()nabfc^tüffe ^aben ^^re ©ene^mignng 
erholten. ®iefe(ben roerben in SBetbinbung mit bem Sluäbau in= 
länbif'ber hinten burd) erleidjterten Serte^r bem ffioblftanb beS 
Sanbeä neuen 3tuffd)n)ung bringen. 

Xurcb Srneuerung be§ ^olInerein§ ift bie ©cfa^r glüctlid) be- 
feitigt, roelc^e biefer roic^tigften nationalen Sc^öpfnng bro^te, unb 
bic ^anbeläoerträge, bcnen Sie 3^re äuP'imxiO'S erteilten, toffen 
für ^anbel unb ^i'buftrie bei gefteigerter 2l)ätigfeit eine auSgebe^nte 
©ntfattung crroarten. 

Seit Gröffnung be§ SanbtagS bilbeten bie ©efc^ide ber ^cr» 
soglümer Sd)[e§roig=^otftetn ben ©egenftanb unferer er^B^ten Seil» 
nabme. 3)urd) bie rubmooHen ®affentbaten ber beiben beutf^en 
@ro|mäcbte finb biefelben für !?eutfd)lanb geroonnen. Otb b“lle bie 
•ßoffnung feft, baß beren ^ufunft eine bem fRccßte be§ Sanbe§, roie 
ben Qnlercffen ^Reutfcßlanbä entfprecßenbe ©eftaltung finben roerbe. 

Gble .gtcrrcn unb liebe greunbe! '3iad) langer mübeooller 
itbötigteit teßren Sie in 3bre ^eimat jurücf. iüJirten Sie bort 
baju mit, baä 35ertrauen unb bas SerflönbniS für bie neuen 
Schöpfungen unferer ©efeßgebung ju roeden unb ju fBrbern. Unter« 
ftüßen Sie 'iDleine fRegierung auch fernerhin bei bem ©eharren auf 
bem als richtig ertannten IHJege nach bem gemeinfamen 3'rle — 
bem SBohle beS üanbeS. 




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1867—1870 



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Ärieg beä 1866 roar beenbet. 3)o§ ©eroic^t ber 

burc^ feinen Verlauf gefd)affenen J^atfnc^en begann auf 
.wSäl^» bie politifc^e SSnfc^auung auc^ biö^er sprengen feinblit^er 
Äteife ju roirfen. St^on am 21. ^uli 1866 Ratten 40 Slbgeorbnete ber 
2. Kammer eine SIbreffe an ben @ro|^erjog gerichtet, bie mit ber ®itte 
um SinfteQung be^ nu^lofen Kampfes ft^ ba^m ausfprac^, ba§ „Saben 
feine Eingebung für bie beutfc^e 0acl)e in ben neuen fjormen eines mit 
Ulolfsnertretung auSgeftattetcn, im SSerein mit 'ißreulen gebilbeten 
53unbeSftaateS beroöbren" muffe. $em S*anbeS^errn, ber ja ft^on 
löngft, roie eS j. 33. feine 6d)lu6erflörung beim ffürftentoMre§ 
beutli^ jeigte, biefe 33a^nen roanbelte, aber aucl) feinem neuen 3)tini= 
fterium, ffflat^t), QoUi), o. ffrepborf, roaren fold)e Sleugerungen nor= 
banbcner unb roerbenber ©efinnungSnemmnbtfcbaft erfreulich. SSSieber 
erblühte eine neue 3cit- 9Ii> Stelle beS alten nerfloffenen 33unbeS trat 
ber iJlorbbeutfche ®unb unter (Rührung beS burtf) bcbeutenbe ©ebiets» 
crroeiterungcn ocrgrößerten IßreufeenS, baS mit einem Schlage ftdj in 
bie oorberfte iReihe ber ©ro^mächte geftellt h<*tt«- 

Schien eS geraten, bie Slnglicbcning beS SübenS bieSfeitS ber 
fUlainlinie an ben ülorbbeutfchen ®unb bei bem hortnöcfigen 2Biber= 
ftanb 'DlapoleonS junächft ju unterlaffen, fo mürbe hoch fofort am 
19. aiMrj 1867 ein auS Slnlafi beS franjöftfchen ÜerfuchS, Sujemburg 
ju ennerben, neröffentlichter allianjnertrag burch 33iSmard8 Staats^ 
funft roie jroifthcn 93aben unb ißreufeen fo auch jroifthett ben anbem 
fübbcutfthen Staaten unb '^Jreu^en gefchloffen, ber biefen :^änbern 
für alle Goentualilöten einen feften SRüctholt bot, roogegcn jugleich 
bie ©rünbung eincS SübbunbS bei bem ©roffherjog fcinerlei Slnflang 
fanb, roie ein 3lbgcorbnetcr ber 2. Kammer braftifd) fagte: fJlur 
politifche Kinber tönnen etroa oon einer fübbcutfchcn ®ibgenoffenfd)aft 
träumen unb nur Sumpen tönnen uns jumuten, unS an baS 31uS= 
lanb anjulehnen.*) 

6S galt nun oor allem, ba ber Gintritt 33abenS in ben fRorb= 
beutfchen 33unb ohne bie übrigen fübbeutfchen Stoaten nod) nicht ju 
encid)en roar, bie I)timifd)e SBehmcrfoffung ber preu§ifd)en möglichft 
analog ju geftalten unb hicburd) eine bauernbe iBerbinbung fo ooll- 
ftönbig roie möglid) ju erlangen, roie ja fd)on burd) ben f\riebenS= 
oertrag bie babifchen Gruppen für ben Kriegsfall ber fyöhtung beet 
Königs oon 'fJreufien uuterftellt roaren. 

•'» 7. £it)ung ber 2. Sommer, 16. Sept. 16*17, iMbg. iBccf. 

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1867—1870 



3)ie oH^emeine aBe^rpfltcl)! mit breijä^riger $ienfijett mürbe 
cingcfü^rt, bie ©teUoertretung abgcfd)afft, bie üatibroel)r organifiert 
unb überhaupt Seroaffnung imb 91ue(bilbung ber Iruppen nad) preu|i= 
jt^cm ißorbilb oorgenommcn, roas freilid) nicl)t o^ne cntid)loffenes 
^ufammcnroivtcn aller JVoftoren unb nid)t obne er^eblidje Untoften 
gef^e^cn tonnte unb fid) juerft unter bem Hricgäminifter li'ubmig, 
uon 1868 an unter bem bisherigen preußifchen SfflititärbeDottmäditigten 
©eneralleutnant o. 'ileper ooUjog. 'IRit 9icd)t tonnte ber ©rofiberjog 
bei ber Gröffnung beS üanbtags im 3(ibre 1867 ouf bie Cpfcr 
hinroeifen, bie er unb mit il)m fein 33olt für bie nationale Ginijung 
®eutfchlanbs! jn bringen bereit fei. ®ie Umgcftaltung be# ftneg^= 
roefene!, bie Grböbung ocr Sruppenjal)!, ber 'Jleubau non Stafemen u. a. 
madjten eine Steuererböhung notroenbig, bie um beö großen 
.^ielcsl roillcn roillig übernommen mürbe. Ü)cr @roßl)erjo(j hatte aber 
aud) fd)on am 21. ©eptember 1867 bie hohe ^cfriebigung, fein 
'ilnneetorps bem fiönig non ißreußen norführen ju tönnen. 'Jlad)= 
bem nod) im ^oh^e 1^69 bie Ginführung ber militärifd)en 5rei= 
jügigteit jmifchen ^aben unb bem SRorbbeutfehen Rlunb unb ein 
junöd)ft proniforifd)es ©efeß über baS militärifche ®trafred)t noUjoj^en 
roorben, erfchien bie militärifdje Ifleorganifation, roeld)e bie mithtige 
Sicherung beS ilanbcS namentlich gegenüber bem SBcften garantierte, 
burcl) bie hochfinnige Opfermilligteit bcs ©roßheo^ogs unb bas treue 
IBerftänbniS ber großen ^Dlehrjal)! beS 'iJolteS beenbet. 

Gine ber mießtigften J^örberungen ber nationalen Ginhcit beftaub 
feit langem in bem beutfeßen ^olloerein, ber burd) ben ^berliner 
Vertrag nom 8. .Quli 1867 neue Äraft gemonnen unb halb in bem 
neug^qaffenen 3olIbunbe§rat unb 3ollparlament einen tröftigen .Heim 
tünftigen gemeinfam beutfehen 3uf“'nmenmirteuS auf ©runb freier 
SBahl JU erfreulicher Gntmicfelung brad)te. 

2)ie Sanbe^gefeßgebung, roclchc auägcgangen uon bem grunb= 
legenben freiheitiießen Programm beS 3nß«^ 1860 noeß nießt jum 
Ülbfcßluß getommen mar, hatte bureß bie um ber allgemeinen Un= 
ficherheit ber i?age millcn erfolgte ibertagung ber Hämmern nad) bem 
.Hrieg beä 3oßoo^ 1866 eine Sberjögening ißrer SWefomien erfahren 
müffen. iHun aber begann unter bem Seßuße ber neuen Ißerhältniffe 
ein friftheS, freubigeS, jiclbcmußtes £d)affen an bem 91uSbau beS 
©taatsroefenS, moran ber Sanbtag 1867/68 unb 1869 70 mit fleißiger 
.ßanb arbeitete. Gin fprcd)cnber 'ilemeis für ben Grnft, mit bem 
bie tonftitutionellc Diegicrungsform burd)geführt mürbe, mor bie 
SRegelung ber ItRiiüflerocrantmortlicßteit, b. h.bas ifleeßt ber 2. .Hammer, 
bie 'JJlinifter im fvnll ber 'JSerleßung ber 'JScrfaffung unb oerfaffungS= 
mäßiger lHed)tc ober fdimcrcr ©efährbung ber ©ießerßeit unb äBoßl" 
faßrt bcS ©tnates in 9tntlage }u uerfeßen. ®ie Stebefreißeit ber 
Slbgeorbneten unb bie roahrßeitsgetreue 93erid)terftattung ber ®er» 
ßanblungen mürben gemäßrt, bos ®ereinS= unb 'J}erfainmlung§gefeß 

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1867—1870 



erlcidjtcrte bic Gilbung unb 3utcrc)'iengcmciiifd)aften. 

3)cr 9Bat)lceniuä rourbc bcfcitigt, fo ba& bas paffiue 3Bal)lrcd)t nid)t 
mefjr an einen er^eblidjen 53efi§ gebunben roar nnb für bas attinc, 
gteid)c, geljeime unb adgemeine Unnablvecbt baS 25. Sebensjabv genügte. 

Wit bem Sanbtag 1869 70 unb feinen bebeutungsootien 3{efnl= 
taten, Wefe^ über erroeiterte 2ei(nabmc ber 'itürger an ber 03emeinbc= 
Derroaltung, ioeld)e oereinfnd)t unb bem Staat gegenüber mit größerer 
Selbftänbigfeit ausgerüftet mürbe, bürgcrlid)e Stanbesbeamtung, obli= 
gatorifd)e ,'^iDitebe unb Senualtung ber nid)l fird)lid)en Stiftungen 
burd) bie ©emeinben, ^umeifung ber öffentlid)en 9trmenpflege an 
biefelben, Uebertragung ber Unterftü^ungsppid)t auf ben Unterftübungs= 
roobnf© u. a. tarn bic 'Jßerfaffungscrncucrung in frcitjcitlidjem, Ijumanem 
©eiftc }u einem geroiffen 9tbfd)IuS. 

9tber gleichen Schritt mit biefen großen Srrungenfehaften h'rit 
bie Cbforge für bic mirtfchaftlidjcn 3inteveffen. ®aS Straßengefeß 
tonnte als ein SBert ber auSgleichenben @crcd)tigtcit bejcid)nct roerben, 
roie bie Grridjtung ber babifd)cn 93anf unb bie Drbnung ber GnoerbS- 
unb SEBirtfd)aftSgenoffenfd)aftcn ber SBohlfahrt be§ SanbeS bienten, 
daneben raarb burd) ben 'flau sahlreid)cr Gifenbnhncn bem 93crtehr 
ein roeiter 9taum gefdmffen. 

®er ißoltSunterricht, ber f^on im ot>f fi“cn neuen 

'iJoben geftcUt roorben roar, erhielt burd) bas unter bem 'äHinifterium 
3olIt) emgefflhrte ©efeß oom 8. 'JJlärj 1868 eine roeitere 3lnS= 
geftaltung, bie ber ÜanSeSfürft eine rci^c duelle roahrer ®ilbung, 
echter J^römmigteit unb jud)tooUer Sitte in ber “"i 

16. Februar 18(i8 ju nennen ooü bcred)tigt roar. 3)ie tonfeffionellc 
'43oltsfd)ule blieb im allgemeinen erhalten, jebod) rourbc ben @e« 
meinben bie — freilich fd)o>i läxflft Sricßlid) julüffige — ^Befugnis 
erteilt, bie Schulen in einheitli^e, tonfeffioncU gemifchtc umjuroanbeln, 
roobei aber natürlid) ber ^Religionsunterricht für bie einzelnen .Ron= 
feffionen getrennt unb bic 'Jleauffid)tignng besfelben ben .Kirchen oor» 
behalten blieb. i<on biefem ;Hed)t macl)te nud) eine 91njal)l ©emeinben 
©ebrand) 5 . .ßeibelberg, halb baranf and) 9Rannheim. ^as fon= 

feffio)telle Sd)ulocrmögen mußte jeboeß überall befonbers ocrroaltet 
roerben. !Jer ©ehalt ber SJeßrer rourbc aufgebeffert, bic Uebernahme 
ber nicberen 5tird)enbicnftc unterfagt unb nur ber Crganiflenbienft 
gegen befonbere 9.1evgütung ßieoon ausgenommen. 91ud) bie ^Regelung 
bes Unterrichts in roeibiiehen ^anbarbeiten blieb nicht oergeffen, 
enociterte 9}olfsfd)ulen ju errichten roorb in ben 'Bereid) ber (£nt= 
fd)ließung ber Gimclgcmcinben geftcllt. 

©leid) ber Boltsfd)ule begonn aud) für bic 9Rittclfd)nlen in 
biefen ^ohfo* ein 3luffd))oung ; bie 3ahl ber SRcalfd)ulen roud)S, bie 
5Realgi)mnaften tarnen auf uno bie ©gmnaßen erhielten in ber Solge 
eine bebeutfame Grncuerung bes i'chrplancs — auf bem ganzen @c= 
bict ber ^ugcnbbilbnng unb bcS Unterrichts, eine 5'iUc neuer 9ln= 

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1867—1870 



vegungen wnb ©nric^tungen, alle baju faeftimmt, baS ®oIf für bie 
l)o^eii 3lnforberungen ber neuen aueSjurüften. 

Slnt 5. Ottobcr bes 3“^«^ 1867 noUjog ber ©ro^^erjog bie 
©rünbung ber Rriebrid)=Sd)uIe, in roeldjer ber Grbgroftbficjofl nitl 
einer tieinen 91nja^l non 'Klterggenoffen bie Siorteilc einer öffent= 
licken ©qmnafialbilbung empfangen foUte, roä^renb bie 'Jlacbteile ber 
unncr^öltniämä^igcn Ucberfüüung ber befte^enben ©pmnafialflaffcn 
oemüebcn mürben. ®iefe Sd)ule, roorin ber 6rbe bcä J^rones in 
gleicher 91ei^e mit anberen unb nad) bem gleichen Sehrplan roie alle 
©pmnafiaften feine 3lusbilbung empfing, beftanb junächft bis jum 
3uli 1875, unb mürbe noch ber fehr erfolgreichen Slbiturientenprüfung 
gefchloffen; bie peite 9lbtcilung aber, melc^c ben 'iprinjen SuWig 
'ißilhelm unb einige feiner Slltersgenoffen aufnahm, begann mit bem 
1. Oftober 1872. 3)urch oftmaligen perfönlithen Scfuch ber ©chule 
unb reges 3>'tereffe für biefelbe lieh fs f'th SanbeSfürft ange= 
legen fein, fid) oon bem erfreulichen ^ortgong ber Stubien in ber 
5riebrich'3ct)ule unb oon bem geiftigen unb leiblid)en SBohlergchen 
ber ©d)ülcr ju überjeugen unb mehrfach burch 2lnfprad)en an bie 
Sehrenben unb Semenben ihr feine lebhafte unb ftetige Teilnahme 
funb ju thun. 

6S ift rührenb ju fehen, mie bie fyürforge beS ©rohh^rjogS 
ftd) aud) auf bie llnglüctlichften ber Unglücflid)en erftreeft, bereu 
©eift umnachtet ift. f)iid)t nur, boh er in fortmährenben Öejiehungen 
mit ber .^eil= unb ^flege=2lnftalt unb ihren Seitem ftanb, 

er nahm auch hefonbers an bem 25jährigen Jubiläum ber genannten 
Ülnftalt, am 23. ©eptember 1867, petfönli^en 'Jlnteil. 3n feiner 
'Jlnfprad)e nod) bem ©ottesbienft, bie leiber nicht mörtlich oorhanben 
ift, führte er aus, bah fS ihm ein ®ebürfnis beS .ßerjens gemefen, 
bem J^fte nnjumohnen, unb jugleid) erfülle er bamit eine hf'1'9^ 
'f?flid)t als SanbeSherr, morouf er bem Xireftor fHoUer unb „beS 
iireftorS treuem oon ihm unjertrennlichen Jreunbe", ©eh. .ßofrot 
■öergt, höhere CrbenSausjeichnungen oerlieh- .ßum ©d)luh fid) on 
bie Stranten menbenb, legte ber Sanbesfürft ihnen bos tieffinnige 
unb gebanfenreid)e aber and) tröftlidie nnb erhebenbe 3Mbelroort, baS 
auch in Seib unb Jfreub beS dürften Sieblingsmort geblieben ift, onS 
■ßerj : $enen, bie ©ott lieben, müffen alle $inge jum Rieften bienen. 

SBenben mir uns ju ben firdjenpolitifchen Greigniffen bes 3eit= 
raums. !Ser ©tnat oerlangte im 3uhec 1867, in Äonfequenj ber 
©efchgebung oom 9. Cftober 1860, non ben tatholifchen unb 
eoangelifchcn .ftanbibaten ber Rheologie nad) Slbfolnierung ihrer 
Uninerfitätsftubien bie 'Jlblegung einer '^trüfung über allgemein miffen» 
fd)aftlid)e 'iiorbilbung ; unb ^mar foüte biefeS fogenannte „,ftultur= 
eramen" nor einer flaatlichen 'f>röfungStommiffion abgelegt merben. 

©S nerfteht fid) oon felbft, bah ®orfd)rift für bie in 
tleritalen ©eniinaren .ßerangebilbeten bcftinimt mar; beim alle 

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1867—1870 



anbcrn, j. 'il. fämtlid)e ft’anbibatcn bcr enangclifdjen Ibcologit liattcu 
ja fo gut roie bic Äanbibaten anbeter ^öerufsarten i^rc allgemein 
roifjenf^aftlidie ißorbilbung not allem fdjon burc^ bas! allgemeine 
3)laturitätö>@5amen erroiefen. 2lu§ 9iucffirf)ten ber ^Parität mürbe 
bie 'ilblegung ber 'Prüfung auc^ non ihnen nerlangt, unb fie untcr= 
jogen fich iljt roillig. 

üer Grjbifd)of non Sßitari aber nerbot ben fatl)olifd)en 
logen, fid) ber 'Prüfung ju unterjieljen, roorauf roieberum bie 9ie= 
giening ihre 'Perorbnung aufrecht hielt unb bie ßrlangung non 
^frünben ben SBiberflrebcnben oerfagte, roelche bemnad) nur 'Pfrünbe= 
oerroefer blieben. 'Jlid)t roeniger bccibirt richtete fid) ber SBiberftonb 
beö Grjbifd)ofs gegen ba§ 6ct)ulgefeh uom Soh'^c 1868. 2;asi gleid)= 
jeitige ®rgebnisi ber erftmalä uorgenommenen SäJahleu jum ^o[l= 
Parlamente, bie am 18. Februar 1868 ftattfanben, bie Perhanblungeu 
jroifd)en Stegieruuej unb ^omtapitel über bie für ben am 13. 'Jlpril 1868 
oerftorbenen Srjbifchof oou 'Pitari notroenbige 'Jleuroahl, ferner baü 
gefehmibrige 'Porgehen bee PistumsoenoeferS ftübel in ber oiel ge» 
nannten Strcitfacf)e mit bem bamaligen Pürgermeifter non .ftonftanj 
©tromeqer beroiefen, ba§ ber t^riebe, ba« bringenb geroünfd)tc tein» 
Dcrftäubni^ mit ber tatholifchen Slirche für ben Staat nur unter ber 
prinjipiell unannehmbaren Pebingung bes Per}id)ts! auf feine rnnB» 
gebenbe Stellung bentbar fehlen. 

®ic „ftntholifche 'Poltspartei" mit ihren fehr iahlreid)en 9ßünfd)en, 
roelche ootlftänbige Trennung ber .ftirche oom Staate, oollftänbige 
fyreiheit bcr .ttirche in ber Cronung unb Perroaltung ihrer 'Jlngelegen» 
heiten, oollftänbige 'Pereins» unb Sd)ulfreiheit unb nod) oieles anbere 
betrafen, foroie bte mehr öfterreid)ifd) gefinnte bemotratifche „PJahl» 
reformliga", roelche mit aller .ftraft ein neues 'PJahlfpftem 
juführen fid) bemühte — biefe beiben Koalitionen oereinigten ftd), 
obgleich namentlich in tird)lid)en 3)ingen feinbliche Prüber, jum 
'PJiberftanb gegen bie iWegierung unb fud)ten burd) 3lbreffen an ben 
@ro|hetJog ihren P5ünfd)cn, bie fid) in bcr lPicl)tung einer gro^» 
beutf^en politit beroegten, erhöhte Pead)tung ju oeqeiiaffen. 'Jlber 
nun fd)ien cö and) ber beutfch»nationalen Mehrheit ber Pcoölterung, 
bic in ber liberalen 'Partei ben feften 9lusbrucf ihrer ©efinnungcn 
gefunben h“tte - eine unumgöngliche Ghrcn» unb öeroiffensfad)C, 
mit fiintanfehung nücr Cppofition burd) bie Cffenburger 3lbreffe 
oom 23. Sliai 1869 an ben Snnbesfürften ju betunben, baft bie 
liberale 'Partei bereit fei, bie iHegiening, roenn fie auf bcr frcifiunigen 
'iusgeftaltung bes Staatsroefens beharre unb ein bemcntfpred)cnbes 
PSahlgefeh oorfd)lagc, mit ganjer Kraft ju unterftühen. Sic bittet 
ben ©roßheriog, alle patriotif^en .Kräfte ju freubigem ^ufammen» 
roirten aud) für bie ftaatlid)c Perbinbung mit ben unter 'Preußens 
Sühruug im 'Porbbeutfd)en Punb geeinigten 2eilc ber beutfehen 
'Jlation aufjurufen jum 3n>ecf bcr erfehnteu ©inheit bes natio» 

Oroft^rsoQ ^riebrid), Atbcn unb Ihinbgebuneen. 6 



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18(i7— 1870 



nalcn beutjd)cn Staate?. 35iefe 9tbrcffe bcantroortetc bcr Jüvft 
burd) ein Sd)rcibeii am 29. tDJai an ben Staat?miniftcr 3oüi), 
roorin mit fur.icn lapibarcn Sö^cn baS iRegicningäprociramm 
beö ©ro^crjog? enthalten ift. Unb bie tl)atfäd)li(^en ^'olge 
bcr in jener Cffcnburgcr 31breffe ju 2age getretenen poIitifd)en 
Seroegimg brad)tc ber l'anbtag 1869/70, beffen fd)on früher gebndjt 
mürbe. 

grieblid) unb frö^lid) mar bie Stimmung, barin fid) ba? Sanb 
in bcr erften ^älfte bes ^o^rcs 1870 fonntc. ^m Slücfblid auf 
ben luic^tigen folgcreid)cn Sanbtag tonnte bcr f^ürft „mit ftoljer 
fVreubigteit" ber 'Arbeiten gebenten, roeld)C „bie innere Gntroictclung 
be? £anbc? rocfentlie^ geförbert" Ratten, roie bie J^ronrebc beim 
Sd)Iu6 ber Slammem am 7. 9lpril 1870 eä auäfpridjt. ®rei 9)lonate 
nad)i)er foUtc franj6fifd)er Uebermnt ben furchtbaren Srieg ^crauf» 
bcfct)roörcn, bcr freilid) feit 1866 unocrmciblid) fd)icn. 2Bie ein 
SUann erhoben fiel) 2)eutfd)lanb^ Staaten unb Hölter. 5)ie gemein= 
fame 9Jot be? Saterlanbcs gebar eine ®egeiftcrung ol)nc gleidjeiu 
Sd)auer bcr Gi)rfurd)t erfaffen i)cute nod) ben, ber jene herri^f 
,^eit miterlebte. ®ae gering geadjtetc ®entfd)lanb fanbte feine Sö^ne 
in ben Äampf, jeber 'lUann ein ^clb. lEic iBcltgefc^id)tc l)at nid)t 
leidit öbnlidjcä in il)ren 9Mättern ocrjcic^nct. UJon Sieg ju Sieg 
fd)ritt über 18Iut unb 2eid)en ba? beutfd)e ^^eer. f^rantreid)? SRed)= 
nnng auf Sübbeutfd)Ianb? 'Neutralität mar falfd). 3)cr @ro^l)erjog 
befahl am 16. .^uli bie Nlobilificrung ber babifchen ®ioifion unocr= 
jagt, tro^ bcr bebroblid)en 'Nä^e bes JycinbeS. Unb alleS 'Bolt 
jubelte it)m ju. 'Jlidjt roeniger begeiftert mürbe am 28. 3uli ber 
fironprinj non ifJreugen, bem ber ©rohhfrjog fel^fi freubigen 9Bitl- 
fomm entbot, empfangen, unter beffen Oberbefehl audj bie babifeben 
Sruppen cntfpredjenb bem Slllinnjoertrag oom 3al)re 1866 geftellt 
maren. 91m 31. ^]luli oereinigte ein feierlicher ©otteSbienft in ben 
Sireben aller Sonfeffionen bie Solbaten famt ber iUeoölterung unb 
am 2. '9luguft jog bie babifebe IJJioifton unter ben .lUängen ber 
„®acbt am Nbein" ins ^clb. ®cn 'ilerlauf bcS firiegeS unb bie 
Nubmestbaten ber babifdjcn Gruppen bei (Stitml, ®ijon, 'IluitS, mo 
93rinj SlBilbelm non '.Baben nermunbet mürbe, fpnter bei '9}iücr--Sejel, 
©benebicr unb 'Beifort unter ©encrnl non ®crbcrs Jrübrung ju 
fd)ilbem, bleibe anbern übcrlaffen, mobl aber foll ber ®anf Raifer 
9BilbelmS an ©eneral non SBerber nerjeiebnet fein, ben ftd) bie 
babifd)cn Gruppen bei 'Beifort in bem beißen breitägigen .Rampf on 
ber 2ifainc (15. — 17. Januar 1871) nerbieiitcn; „3brc bclbenmütige, 
breitägige, ftegreid)e 'Berteibigung 'Boßtion, eine belagerte 

J^eftung im 'Nücfen, ift eine bei* größten 'BJaß'entbaten aller 
3cb fpredie für 3brc (VÜbning, ben tapferen Snippen für 

ihre .Eingebung unb 'JluSbaucr meinen fbniglid)en IJanf, meine böcbfte 
91nertcnnung ans." 

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1807—1870 



®icsi ift nur eineö ber Slu^meSblötter ber babifc^en 3)ioifton. 

'Ulit roelc^er Qnnigteit bos babi)d)c ®olt gerabc in bicfer großen 
,’^eit fid) feinem SanbesiDOter nerbunben mußte, jeigte ganj erqebenb 
jener 31benb am Sag be§ gldnjenben 6iege^ bei SBörtq, ber peiten 
aBaffentljat beS Äriegeb, ba bie 6inrooßner)d)aft non Slarlsvuhe jubelnb 
oor bas Sd)loß jog unb ber (Sroßßerjog in Begleitung ber filrft= 
lidjen ®amen unter baS Bolt trat unb freubige banfcrfülltc SBorte 
fprad). illadibem er bem fiegreidjen gelbljerrn ein ßurra ausge» 
brad)t, rooüte er bem bimmlifd)en ßerrn bie ößre geben unb forberte 
bie Beqammetten auf, bas üieb „3hin banfet alle @ott" anjuftimmen. 
fyurd)t unb Hoffnung, Begeifterung unb Bcroegung löften ftcß auf in 
ein braufenbeS 3)antlieb, beffcn geroaltige 2öne jum nötßtlicßen 
.ßimmel emporfliegen. 

6S jog ben dürften ßinaus ju feinen 0olbaten, bie bem 5einb 
gegenüberftanben. 'ällitte Üluguft reifte er mit bem ']}rinäen Sari — 
'f}rini( fflilbelm mar ftßon uor^er inS fjelb gezogen — nad) Brumat, 
'ÄunbolS^eim, Sampertbeim, roo er ftd) unauSgefebt bemübte, bie 
oielen 3Bunben, bie ber Stieg fAlug, ju linbern unb bie 'Jiot unb 
baS Glenb ber Beoölferung nad) .Sräften ju milbern. Sin glönjenbeS 
,'}eugnis bicfüt ift jenes benhoürbigc ©cßreiben beS ®roßbetjogS an 
ben Sommanbanten oon ©traßburg, ©cneral Ubrid), bas bett)or= 
queQenb auS einem .ßerjen noU d)riftlid)er SJlenfcbenliebe mit ber 
hinreißenbcn Berebtfamteit beS SSitleibS bie unjroeifelbafte Olubloßg» 
feit beS SBiberftanbeS unb bie großen iJeiben ber beflagenSmerten 
©tobt ju einer ebenfo bringenben als liebenSroürbigen Slufforberung, 
ßcß JU ergeben, benü^t; bet Brief mar oßne S^ol^, aber fünf Soge 
fpäter, am 28. ©eptember, mußte ©traßburg tapitulieren. ®iefe qual= 
uollen fünf 2:age ßötte ©enetal Ußrid) ber nnglüdlid)en ©tobt er-- 
fparen tönnen, roenn et bie 'Jlaßnungen beS ©toßßerjogs bead)tet ßötte. 

3Im 30, ©eptember ßielt er mit bem ©eneral oon Sßerber an 
ber ©pi^e ber Gruppen nacß ber .Sapitulotion oon Straßburg feinen 
Ginjug in bie alte beutfcße „lounberfcßöne Stabt", bie nad) ISOjöqriger 
(^rembßerq^aft roieber beutfd) mürbe. 

»j, 5ür bie Sdmpfenben, Sranfcn nnb Bermunbeten aber begann 
bie d)riftlid)e Siebe in ber .ßeimat ßd) mdd)tig ju regen. Sillen 
ootan beteiligte fid) bie ©roßßcrjogin mit ber ganjen Gnergie ißrer 
Berfönlid)feit an bem großartigen SiebeSmert, bnS für f^reunb unb 
Seinb gleichermaßen bie unabmenbbaren fyolgen ber blutigen ©d)lad)ten 
unb ungeheuren Sluftrengungen ju erleichtern beftrebt mar. $iefe 
Siebesarbeit beßnte fid) fogar auf bie Unterftühung ber 
non Beferoiften unb Sanbmehrmdnnctn auS. ber Berein 

pr ffürforge für bie Jf^noalibcn unb bie .ßintcrblicbenen ber 
im Stieg Gefallenen erhielt einen nnfchnlichen BermbgenS= 
gnmbftocf am ©eburtStag beS SanbeSfü^len , ber bie Ber« 
meubung non fonft für biefen feftlid)en 2ng ausgeroorfeuen ©elb« 

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1867—1870 



fummcn am 9. September 1870 p bem genannten ^erjltt^ 
roiÜtommcn ^ieg. 

'Jlnfang 'Jlonember 1870 begab fic^ ber ©roperjog jum 9lb= 
f^lu| be(S am 2. Dftober »on ber babifcf)en ^Regierung beantragten 
©intrittä be^ ©roß^erjogtumä in ben 'Jiorbbeutfe^en iöunb nad^ 
'-ßerfaiHe^ in baä große Hauptquartier. 3lm 15. iRooember ooüjog 
fi(^ ber Gintritt unb jugieid) ber Ülbfdjlug ber 3Rilitärtonocntion 
jroifd)en 93aben unb '^reu^en — gemeinfam mit bem ©ro^^erjogtum 
.ßefl'en — , roonad) ba^ babift^e 9Rilitärtontingent unter ben ftönig 
Don i^reufeen als SunbeSfelbberai mit allen Äonfequenjen geftellt 
mürbe. ÜDlit freubigfter Sereitroilligteit l)at ber @ro§berjog bie 
großen Opfer gebradjt, oon benen er fc^on in ber Sd)lu|ertlörung 
jum Jrantfurter 5ürftentongre§ am 1. September 1863 gerebet; 
unb fein patriotifd)eS SJolt oerftanb, roürbigte unb billigte biefen 
l)od)^eräigen Gntfdjlug, inbem beibe 51ammem ber Sanbftänbe ein» 
mütig, faft einftimmig ihre ^uftimmung in bem ^icju am 1 3. ®ejember 
1870 einbentfenen i'anbtag ^aben unb eine 3lbreffe an ben SanbeS» 
berm rid)teten, roorin eS b'fp: 9 «lt, baS GinigungSroerf 

'I)eutfd)lanbS ju nollenben, ba mar Gure fiöniglid)e ^ol)cit ber Grfte, 
um baS 38ort ber 2reue gegen ^Seutfdjlanb mit Ißerleugnung jebeS 
SonberintereffeS einjulöfen, in ber Uebeqeugung, bo§ bas, roaS 
®eutfd)lanb ftart unb frei ju nmd)en berufen ift, auch bem leile beS 
@anjen, bem geliebten .fpeimatlanbe, jum Segen unb .Jöeil gcrcid)t. 
3a, bas babifd)e 33olt, baS ganje beutfebe Sfolt roeiß eS unb roirb 
es unoergeffen in bantbarem ©emüte bejeugen, ba§ unter allen feinen 
']Jatrioten feiner bof^r«'»t9ei» feiner mehr uon treuer Üiebe jum 
'ilaterlanb befreit, feiner mit reinerem Ginigung ®eutfcb« 

lanbS erftrebt unb ihren Slufbau beförbert unb ooUpgen bot, olS 
'BabenS Jurft. 2Bir, bie getreuen Stäube beS SianbeS, fühlen unS 
aus tieffier Seele gebrungen, Gurer .Röniglicben .Roheit ben innigften 
'Jant unb bie liebenbe 'ilcrebning beS SanbeS in biefem großen 
'ilugenblicfe auSjufpred)en, in roeld)em eine neue, glüefoerbeißenbe 3cit» 
epodjc für 2)eutfd)lanb unb Saben beginnt." 

So fprod) ouS Dollent, aufridjtigem unabhängige 

'JScrtretung beS babifd)en llolfS, ber kronprinj Sfiebrich 35Mlbelm 
aber fügte feinem Sagebu^, roorin er ber 33eeubigung ber langen, 
taiferlofen, fd)redlid)en u»b beS roerbenben ®cutfcben UteicbeS 
freubig gebacljte, bie bejeiebnenbe Semerfung bei: „3Bir oerbanten bicS 
roefentli^ bem @ro§b®räog oon ®aben, ber unauSgefeßt tbätig roar". 

$ie @efd)id)te roirb bem babifdjen ®unbeSfürften feine ibötig' 
feit unb feine Opferroilligfeit niemals oergeffen. 



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Hebe 

bei btt ftitrlid)en iröjfnnn^ btt Stänbtotrfammlnng 
5. September 1867. 

®ble fetten unb liebe S^eunbe! 

^erjlict) ^ei^e roUlfommen bet bem 93eginn 3^ret un=> 

geroö^nticb ja^Iretcben unb roicbtigen arbeiten. $ie ®reigniffe be§ 
oergongenen hoben un§ uor neue große Aufgaben geftettt; 

fie merben glürflitb gelöft roerben jum .^eil SWeine^ SanbeS unb 
3Weine§ Sßotteä unb jum Jrominen bet gefamten beulfcben 'Jktion, 
menn mir mit 5fflut, mit Vertrauen unb Opferbereitbeit ber arbeit 
uns unterziehen. 

®er beutfcbe 33unb ift burtb ben Srieg beS oorigen ^abreS 
jerfoUen; bie ij}räliminar= unb SriebenSoerträge jroifcben ißreußen 
einerfeitS unb Cefterreitb unb ben fübbeutfcben Staaten anbererfeitS 
haben feine auftöfung recbtlitb beftätigt, ißreußen an bie Spi^e beS 
norbbeutfcben ©unbeS geftcDt unb ben fübbeutfcben Staaten oorbe-- 
balten, eine nationale Sinigung mit biefem iBunbe einjugeben. 

SKein ®ntfcbluß ftebt feft, biefer nationalen Sinigung unau 8 = 
gefegt nacbäuftreben unb gerne roerbe 34 » «ob roirb mit SJJir 9Jlein 
getreues ®ott bie Opfer bringen, bie mit bem Gintritt in biefelbe 
unzertrennlich oerbunben finb. Sie roerben reicbticb aufgeroogen burcb 
bie ootie 2:ei(nabme an bem nationalen Seben unb bie erhöhte 
Sicherheit für bie freubig fortfchreitenbe innere StaatSentroidlung, 
beren Selbftänbigfeit 511 roahren ftetS ijjfiicht ÜJleiner ^Regierung 
fein roirb. 

3ft auch bie ^orm ber nationalen Ginigung SübbeutfchianbS 
mit bem norbbeutfcben tBunb noch nicht gefunben, fo ftnb hoch fchon 
bebeutungSooüe Schritte zu biefem 3>ele gethan. 

85 



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1867—1870 



Sc^on im 3(uguft oorigcn ^a^reS mürbe gleicbjcitig mit bem 
Don bereits genehmigten griebenSnertrag ein oorliegen» 

beS Schuh' unb JruhbünbniS mit iJJrcußcn abgefdjioffen, roelchcS 
beibe Stauten jur gemeinfchaftlichen Stbroehr eines 3(ngriffS gegen 
beutfcheS ©ebiet nerpflidjtet unb für folchen goD SHcinc Gruppen 
unter bie beroährte gührung bcS fiönigS oon ifBreu^cn ftetit. 

3)anf biefer Uebereintunft, bie mit gleichem gnholt auch jmif<heu 
ben anberen fübbeutfchen Staaten unb i)}reu§en befteht, ift bie erfte 
unb bringenbftc nationale gorberung erfüllt: Slbroehr jcbeS 3IngriffS 
Don äugen mit ben geeinigten Kräften aller unter einheitlicher gührung. 

SDleine Siegiening betradjtet eS als ernfte ißflicht, burch Sin» 
führung einer bet norbbeutfchen analogen SJBehroerfaffung unb $eereS» 
einrid)tung bem SünbniS mit ifSreugen feine oollc Straft unb S8e> 
beutung ju geben. 35iefe tief eingreifenbe üleuerung erlangt baburch 
eine gefteigerte 2Bid)tig!cit, bag eS SDfir gelungen ift, in bet Stutt= 
gartet Stonferenj SUHch mit ben Souoeränen ber anberen fübbeutfchen 
Staaten über eine glei^mögige 33ehanblung ber SDJilitfirfrage ju 
oerftänbigen. 

S)ie betrcffenben ©efehentroürfe roerben 3huen alsbalb jur 
^Prüfung unb uorgelegt roerben. 

iDlit Sefriebigung tann 3ch «oth ““f einem anberen ©ebiet auf 
einen erfreulichen ©rfolg h'uroeifen. 3)urch ben Serliner SBertrag 
Dom 8. 3uli b. g. ift ber gottoerein aufS neue befegigt, unb mehr 
als bieS, er hut eiue roefentlich oerbefferte Organifotion erhalten, 
roelche eS ermöglicht, ohne geroaltfome Ärifen ben rofd) roechfelnben 
33ebürfniffen beS SBetfehrSlebenS gerecht }u roerben unb roelche bie 
Steime roeitercr ©ntroicflung in geh trägt. 

gd) begrüge in bem 3<>ÜP“rlament, roenn auch f*'”® 9Birtfam= 
teit eine befchränfte ift, bod) freubig eine reguläre Stertretung beS 
gefamten beutfegen SßolteS. 

3)er ^Berliner ißertrag unb bie jur Ausführung erforberlichen 
©efehe bebürfen nerfagungSgemäg ghrer 3uftimmung. 

®ie ©reigniffe beS nötigen gahreS tonnten aud) für bie inneren 
guftänbe beS SanbeS nicht roirtungSloS Dorübergehen. 

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1807—1870 



SJJit fc^merjlic^cr Xetlna^mc fa^ einen 2^eit beS Sanbeä 
unter ben Soften beS ftriegS unb ben tjinjutretenben ®d)rcden einer 
oerljecrenben 6euc^e leiben. SRü^menb ^obe ober out^ onjuer» 
tennen, tote bie ©efomt^eit bereitroiHig nod) bem ®efe§ über bte 
'Ausgleichung ber Rriegäfoften ben unmittelbar betroffenen in ouS= 
giebigem SKoge einen entfpredjenben Xeil ber Saften abnahm. 

aHögen burch biefe bereits burchgeführte SDJa^regel unb burch 
bie ebenfo rajeh beroirfte SHüdiohlung beS ©teucranlehenS bie SBunben, 
melthe ber 51rieg fchlug, geheilt unb bie trübe Erinnerung an ben< 
felben getilgt fein. 

Xie ergiebige Ernte biefeS QahreS unb ber neue Auffchroung 
Don .fianbel unb bertehr, ber bei junehmenbem bertrauen jur ®r» 
haltung beS griebenS nicht auSbleiben fann, roerben, fo hoffe 3ch, 
ben SSohlftanb beS SanbeS aufS neue tröftigen unb mehren. 

bleinc Regierung mugte unter ber Unficherheit ber berhdltniffe, 
mie fic am ®nbe beS uorigen 3oh«S fich geftaltet hotten, bie beab« 
fichtigten inneren Reformen für eine turje 5rift nertagen. Äehren 
mir jeht S“ oue unterbrochenen, nicht aufgegebenen Arbeit mit 
Dolter Eingebung jurücf. 

5)ie politifchen ©efe^e über blinifteroerantroortlichteit, über bic 
'ftreffe unb baS bereinSroefen, ebenfo bie über ben boltSunterricht 
roerben Oh”'” roieber oorgelegt unb eS roirb ein roeiterer ©efe^eS» 
entrourf über ben Schuh ber partomentarifchen bebefreiheit unb be- 
feitigung beS poffioen bJahljcnfuS ^h^'o^ 3ufii"i'oung unterbreitet 
roerben. 

Xoneben roirb bleine begicrung 3h>^o fbitroirtung bei einer 
beihe Don ©efehentroürfen in Anfpruch nehmen, welche bie be* 
friebigung unmittelbar prattifchcr bebürfniffe bejroecten. 

®ie ©inführung ber norbbeutfehen SBehroerfaffung, ber 'bebarf 
ber AmortifationStaffe unb bic gefteigerten Anforberungen für ben 
öffentlichen Unterricht in feinen nerfd)icbenen 3n>eigen erheifchen 
eine ftörtcre Anfpannung ber finanjicüen Äröfte beS SanbeS. 

Och jroeifle nicht, bag Sic bereitwillig bie btittel bewilligen 
roerben, welche Sbeine begierung für bie höthfifo bolteS 

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1867—1870 



forbert : für bie SBclir^afttnac^ung nad) außen, für bie SSorbereitung 
roürbiger ©Übung im 3»»Ern- 

5Dleine 5Hegierung roirb bie ©ebote roeifer ©parfamteit fletS im 
fluge beijalten, über ba§ ilTiaß unb bie ©erteilung ber ju ben biS> 
^erigen ©teuerfü^en erforberlic^en 3u|cbläge ficb mit 3^"«" uerein« 
baren; fie n>irb e§ fidj oor adern angelegen fein loffen, burcb @r» 
leitbterung unb ©eförberung be§ Serfebrä ben ®rucf ber erhöhten 
©teuerlaft unter ber erhöhten ©teuerfraft uerfchminben ju machen. 

®ie ©inbugen, roeld)e bie ©taatötaffe burch Aufhebung be§ 
©aijmonopolö unb ber leßten bish« noch beftanbenen ©chiffahrts» 
abgabeit infolge ber barüber abgefd)Ioffenen ©ertrüge erlcibet, 
loerben ausgeglichen burch ©orteile, roelche burch biefe Sdlag« 
regeln bem ^anbel unb ©erfehr, ber geioerblichen unb Ionb= 
roirtfchaftlichen ©robuttion erniachfen. 

®er Sau ber ©ifenbahnen fod mit ungefchroöchten Srüften 
fortgefeht loerben; ein .^hntn oorliegenbeS ©tra^engefeh mirb ben 
©au unb bie Unterhaltung cineS möglichft ooüftänbigen SlcßcS oon 
Sanbflra^en erleichtern. 

;3ch erroarte, ba§ eine gcmeinfamc beutfdje Orbnung bcä ©oft= 
unb Telegraphen», beS SJJünj», 9Ka6= unb ©eroichtSroefenS in nicht 
ferner äutunft ju eneichen fein mirb; baS gefamte roirtfchaftliche 
iieben oder einjelnen beutfd)en ©taaten mirb baburch neue Smpulfe 
empfangen. 

©ertrauenSood forbere 3d> ©ie auf, fich mit Sdleiner dtegierung 
ben arbeiten ju loibmen, auS toelchcn, toie Qch hoff«/ Sörberung 
unb 2Bach§tum ader ibeeden unb materieden ^ntereffen dJlcineS 
üanbeS für fid) unb in feiner ©erbinbung mit ben anbcrcn beutfchen 
©taaten erblühen mirb. 

©Ott fcgne baS ©aterlanb! 






88 



Digit 



1867—1870 



S«6c 

bei bem ftttcUd^tn Scbln^ btr Stänbctxrfammlntij 
15. jebruar ists. 

@ble fetten unb liebe Jreunbe! 

^eubig unb nertrauenSnoQ ^abe ®ic i’O" biefer 6teUc 
aus begrübt, a(S 0ie jur fiöfui\g ungeroöbniicb toicbtiger Aufgaben 
hier jufammentraten ; gerne oerbinbe SBorten beS 

3(bf(biebS ben ‘iluSbruct iUIetnei aufricbtigen ^nerfennung für bie 
roeife (Sinfubt unb unermübete ^bätigfeit, mit roeldjer 0ie fDIeine 
Stegierung in ihren Seftrebungen unterftü^t haben. 

3cb freue ÜJlicb, bog eS gelungen ift, bie golitifebe Oefe^gebung 
beS SanbeS in roefentlicben 93ejiebungen ju nerbeffern unb ber Un< 
Derle^Iicbteit ber SBerfaffung in bem @efe^ über bie SBerantroortlid)« 
teit ber STliniftcr eine neue ©arantie ju gemübren. 

ajleine noüe Seilnabme gilt ben ©efe^en über ben 33oltSunter= 
riebt. Ifflögen fie, bie in oerföbnücbem 0inn unb in ma§Do((er 9iube 
gebucht ftnb, für SJlein ißolf eine reiche Cuelle wahrer Gilbung, 
echter grömmigfeit, jucbtnoller 0itte roerben. ÜJaS ift SBlein SBunfcb 
unb fUiein SSertrauen. 

3ür bie materiellen ^ntereffen beS SanbeS roirb nor allem baS 
©efeh über bie Sanbftragen ficb mohttbätig enoeifen. Sie auS> 
gleicbenbe ©ereebtigteit, roelcbe ihm ju ©runbe liegt, roirb mehr unb 
SBeffereS leiften, als unter ber .gierrfcbaft eine# bloßen ©rmeffenS ju 
erreichen roar. — Sie uon 3b”ra gutgebei^enen ©rroeiterungen beS 
©ifenbabnneheS roerben i\ur Hebung beS SBoblftanbeS in ben be> 
treffenben SanbeSgemeinben roefentlicb beitragen. 

©rö§ere unb mächtigere Ülufgabcn waren auf bem ©ebiete ber 
nationalen 'ipolitit ju löfen. 3Jlit bobrr 53efriebigung fpred)e 3<b 
auS: 3^ habe SWicb nicht getöufcbt in ber ©rroartung, bag SWein 
getreues IBolf SWir folgen roirb auf bem 9Bege ju fefterer, nationaler 
Einigung. 0ie, bie Vertreter beS SanbeS, haben bureb bie Sbat 

8ft 



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1867—1870 



bic Uebereinftimmung be§fetben mit ben ^ö^ften fielen üJleiner 
JRegicnmg bctunbet. 

3(^ bantc 3^nen für bie patriolift^e Sinfic^t unb bie mutige 
Opferbcreit^eit, mit roelt^er ©ie burd) bie SDlilitärgefe^e bie SBe^r= 
traft beS SanbeS im nationalen ^ntereffe er^ö^ten unb burc^ bie 
iBeroilligung reichlicherer SHittet bie Seftreitung beä größeren 3luf= 
manbeS ermöglichten, ohne ben mohlbegrünbeten .^rebit be§ SanbeS 
ju erfd)üttem. 

3ch roei§, SDlein ®o(t roirb in richtiger SBürbigung ber großen 
3lufgabe, für welche bic Opfer gebracht werben müffen, fie wiUig 
tragen. wirb ftch be§ S8ewu§tfeinS freuen, in rcblicher Erfüllung 
bcä burch ©ic gutgchei^cncn 3lüianjoertragc§ ben ©liebem be§ 'JJorb* 
beutfchcn 33unbe§ ebenbürtig jur ©eite treten ju fönnen. 6§ wirb 
ertennen, ba§ in biefen Opfern bie 'Sürgfehaft liegt für bie @r« 
rcichung bc§ nationalen frieblichcr Sntwidclung. 

®ie 3lu§behnung unb 9teubilbung be§ ^ottoereinö auf parla« 
mcntarifcher ©runblagc, worin ©ie mit SDleiner 9iegicrung bic 6r« 
füUung eine§ löngft gehegten ÜBunfeheS crblidt hoben, ift ein erfreu« 
lieber Slnfang ber ©inigung ScutfchlanbS auf bem ©ebiete materieller 
^^ntereffen. $ie jeht in§ Beben getretene SBcrfaffung be8 Sereing 
ermöglicht ein regelmäßige^ gortfehreiten feiner ©efehgebung, unb bie 
'Bereinigung ber Bcrtreter aller feiner ©lieber, 5 unächft jur ißflege 
beftimmter wirtfchaftlicher ^ntereffen, ift eine bebeutungäooUe ©tufe 
auch in ber ©efamtentwictelung S)eutfchlanbö. 

Sble ^»erren unb liebe gieunbe! 3n ernfter Slrbeit ftreben 
wir nach einem großen ^icle: ©in im Soocro freies unb träftigeS 
StaatSwefen, ergänät unb getragen burch bie innige, nationale Ser« 
binbung mit ben übrigen beutfd)en ©taaten. Durch entfchloffene 
Dh“l ßnb wir biefem 3tcle näher gerüeft; burch fefte Seharrlichfeit 
werben wir cS erreichen. 3ch bante 3h»fo gewährte 

Unterftühung. ©rßehen ©ie mit Slir ben ©egen beS Rimmels für 
ferneres ©ebeihen! 






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1867—1870 



lianbfdjrcibcn 

an Staatsminiitcc I>c. 3oUn 

21uf öic 21örcffen 6cr „fatljolifdjcn Dolfspartei un6 öet 
bcmofratifdjcn IDaljltcformUga" an bcn (Srogljctjog Ijiclt es öie 
liberale Partei für angemeffcn, ftdj ju äugern. tlies gefdjalj in 
einer Perfammlung 5U ©ffenburg am 23. ITlai 1869, ino eine 
216reffe an Öen £anöcsfürften befdjioffen tmiröe, öie gegenüber Öen 
2lngriffen auf Öen Zlusbau eines freifjeitlidjen Staatslebens öie 
einmütige Untcrftügung öes (5rogljer5ogs unö feiner Hegierung 
Don Seiten öer freüjeitlidj uiiö öeutfd^national geftnnten Bet>51feriing 
unter (öurücfftellung aller (öegenfägc freuöig sufagte unö öie fdjleunige 
Durcbfüljrung öer mit öem ^aljre (860 begonnenen Reform erbat. 
Hadiöem öiefe fogenannte ©ffenburger Röreffc öem (Srofljeräog 
unterbreitet mar, antmorjete er öurdj öas folgenöe an iflinifter 
3 oUy gcridjlete, für öie ©ffentlicbfeit beftimmte fjanöfijreiben : 

Sieber ^err ©taotSminifter ! 

3JJit aufrichtiger Sefriebigung empfing 3ch 2lbrcffe, 

roelche bie au§ ollen Jeilcn be§ SanbeS in Pffenburg uerfammelten 
SDlönner am 23. ÜDJai befcf)[offcn haben. Oabem Och Oha^" biefelbe 
jur 3Jlitteilung an ba§ Staat§minifterium überfenbe, beauftrage O^h 
©ie, ben Unterjeidjneni ber Slbrcffe ouäjufprechen, roie bantbar 0«h 
bie h'ngcbenbe, thatfröftige Unterftühung fchöhe, rocl^e fie mit .^int* 
onfegung jeber anberen fHüctficht für bie ungefchmöchte Fortführung 
ber freifinnigen unb nationalen ißoliti! 312einer IHegierung uerheigen. 

Och ftühe barauf ba§ Itertrauen, e§ roerbe mit ber flroft, 
roelche bie Sintrocht oerleiht, gelingen, 3Jlein 33olt ju bem Oidc ju 
führen, bos Otl) 2Jlir ol§ 5Regenten»9(ufgabe geftellt habe: 

ein freies ©taotSleben im Onnern, ruhenb auf ber fichereu ©runb= 
läge geiftiger Gilbung unb fittlich religiöfen SrnfteS, unb mutige, 
entfchloffenc Teilnahme an ber nationalen SBiebergeburt iDeutfch= 
lanbS. 

Karlsruhe, ben 29. SJlai 1869. 

griebrich- 



H9i 



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18G7— 1870 



Sc5c 

btt btc feittlidicn ^röffnnn^ 6tr Stänbtccrfammlnna 

Zi. September I8i». 

®ble fetten unb liebe ^teunbe! 

ffimpfangen Sie SJleinen ®n»& bei bem Seginne 

S^rer arbeiten, benen 3^ mit greube unb SBertrauen entgegenfe^e, 
uon benen 3tb roertDoHe grüebte für bie äußere unb innere @nt= 
roicfelung be8 SonbeS erroarte. 

3n ber nationalen 9leugepaltung 3;eutfcblanb§, roel^e bie @e> 
funb^eit unb ba§ ©ebei^en ber beutfd^en Ginjelftaaten bebingt, ift feit 
3^rer lebten Sagung ein entfcl)eibenber St^ritt nit^t gefcf)e^en. 

3d) freue 3)lid) aber ber na^en S3ejiebungen, roelcl)c jroifeben 
ÜJleinem Sanbe unb bem 9lorbbeutfcben Söunbe hefteten, unb gerne 
tonftatiere 3c^, ba| au§ bem mac^fenben nationalen SBerougtfein 
eine immer roeitere unb ftärtere ©emeinfamfeit unter allen bcutfd)en 
Staaten fit^ entroicfelt. 

®urc^ Serträge, nietete Äenntni§nal)me, unb forocit 

nötig, 5 ur ^ufütnittuitS ootgclegt werben, ift bie gortbauer be§ ge« 
meinfamen ©igentumS an bem SJlaterial ber ehemaligen IBunbeS« 
feftungen SWainj, Ulm, SRaftatt unb Sanbau unter allen beteiligten 
Staaten feftgefteüt ; neben einer geffung§fommiffion ift eine mit bem 
Ülorbbeutfchen SBunbe gemeinfameSnfpijierungöfomntiffion eingerichtet, 
unb c§ ift SSorforge getroffen worben, baß ber ^ufanimenhang bes 
Scrteibigungöfgftemg oon iUorb« unb Sübbeutfd)lanb , beffen 9tot= 
wenbigfeit allfeitig anertannt ift, praftifch gewahrt werbe. 

On ber jweimaligen SSerfammlung be§ SunbeSratcl unb be<-’ 
i|Sarlamente§ be§ h®* 3ufammengchörigtcit aller 

beutfehen Staaten, wenn auch äunächft nur auf befchränltem ©ebiet, 
in erfreulidjer SBeifc fich bethötigt. 

Sffiir bürfen gute Hoffnungen hegen uon ber weiteren ©ntwictcl« 
lung unb ©rftartung biefeS fo fegenöreießen 93unbc8. 35ie im3oO'- 
uerein organificrte ©emeinfamfeit bei wirtfchaftlichen Sebeni SJeutfd)-- 

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1867—1870 



(anbi ma(^t fit^ auc^ auger^alb bedfefben geltenb. Slie ÜJtag« unb 
(Seroi(btSorbnung beä norbbeutfcben SunbeS, über beren roe[entlicb 
unoeränberte Stnno^me Obnen eine ©cfe^eSporlage gematzt werben 
wirb, unb welcher ouc^ bie übrigen fübbeutfc^en Slaaten fic^ anfdjliegen, 
wirb auf biefem Sßege @eltung in ganj 2>eutf(^lanb erlangen. 
$ie burd) ben 3oüi>erein abgefc^loffenen $anbels> unb Schiff» 
fa^rt§5®ertröge, bie im 31nfd)Iu6 an ben norbbeutfcben SBunb ner» 
einbarten $oft< unb Telegraphen < 93erträge ftellen für wichtige 
®ebiete be« Sßertehr§teben8 bie hier f° notwenbige ©emeinfam- 
feit her. 

IDJit ^ilfe ber non 3h»en gewöhrten SRittel war lUleine 9le- 
gierung, unterftü^t burch ba§ ©ntgegenfommen unb bie Q3ercitwillig< 
feit ber SBenölterung, im ftanbe, bie mit 3hnen nereinborte 9Behr= 
nerfaffung in Uebereinftimmung mit ber beS 'Jlorbbeutfchen ®unbe§ 
inS Seben einjuführen. 6tarf im SlBoUen unb Sönnen nermögen 
?Weine brauen Truppen in bie SHeihen ber oerbünbeten norbbeutfchen 
3lrmee }ur iBerteibigung beS gemeinfamen IBaterlanbeS mit @teich> 
berechtigung einjutreten. 

Unfere .^eereSeinrichtungen machten ei möglich, ■nü ^em '31orb» 
beutfchen ®unbe einen Sh^er äufümtnung ju unterbreitenben ®er« 
trag über militörifche f^reijügigfeit ab}ufchlie§en , welcher bie ^b> 
leiftung ber Wehrpflicht für bie ffiinjelncn erleichtern wirb, unb burch 
welchen bie ©inheit ber beutfchen Wehrfraft ju einem erfreulichen 
Sluöbrucf gelangt. 

3ch hoff® oertraue, bie neu organifierte Wehrtraft WeineS 
IBolteS wirb nicht ju emfter ißcrwenbung gerufen werben. Sie 
werben aber barum nicht ben nationalen Wert unb bie Unentbchr^ 
lichfeit berfelben ocrtennen. 

Weine SRegierung wirb 3hn«n jur ffirhaltung be§ in patrioti» 
fchem ©eifte ^Begonnenen bie ®erlSngerung beS ftontingentgefehcä ju« 
nüchft auf 2 weitere Oahre oorfchlagen unb bie Bewilligung be$ 
thunlichft oerminberten ÜlufwanbeS beantragen, ohne welchen Wein 
9Irmeeforp§ nicht auf ber mit änftrengung erreichten Stufe triegeri« 
fcher Tüchtigfeit erhalten werben fann. 

93 



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1867—1870 



lieber bie Orbnung ber üJlililärftrafrecbtäpflege roirb 3bnen 
eine 93orIoge gemacht roerben. 

®ie Sßerfaffung be§ 2anbe§, beren öOjäbrigeä Sefte^en 3^ im 
nergongenen 3abre freubig unb ooll ®ant für i^re fegenäreicben 
iEßirtungen mit SDleinem 33oIte gefeiert bot*®/ bebarf, um im Sin» 
flang mit ben ißerbättniffen ju bleiben, mancher SSerbefferungen. 
3Reine Regierung roirb Qb"®" nerftbiebene 3Ienberungen norfcblagen, 
teils um bie freie Seroegung ber Äommern ju förbem unb ihren @e« 
fcbäftSgang ju erlei^tem, teils um bie Sefamtbeit ber Staatsbürger 
in roeiterem Umfange als bisher ju bem roicbtigften tonftitutionellen 
SRecbte, bem üBablrecbt jur 2. Äammer, b®ronjujieben. 

3)aS mit bem oorigen Sanbtage oereinbarte ©efeb über 9Jlinifter» 
uerantroortlicbfeit roirb burcb ein @efeb über baS '-Berfabren bei 
ber 3ln(lage feine notroenbige Srgänjung finben, unb, einem roeiteren 
SBunfcbe ber 2. Rammer entfprecbenb , foH bie 9lburteitung aller 
politifcben SBerbrecben an bie Scbrourgericbte übertragen roerben. 

®er ©runbfab ber Selbftünbigfeit ber Kirchen im Staate er» 
beifcbt eine folgerichtige 3lbgrenjung ber beiberfeitigen ©ebietc. ®urcb 
einen ©efetcentrourf über bie obligatorifcbe 3>DiI®b® ^'® bürger« 
li^e StanbeSbeomtung unb burcb ®j"®" weiteren ©ntrourf über bie 
SSerroaltung ber roeltlicben Stiftungen foHen bie HUöngel, an roelcben 
bie bisherige ©efebgebung in biefer ©ejiebung leibet, befeitigt 
roerben. 

3u ben ©efeben über ben öffentlichen Unterricht ftnb, in Ueber» 
cinftimmung mit früher geäußerten SBünfchen beS SanbtagS, einige 
ergänjenbe 9lachträge jur IBorlage an Sie uorbereitet. 

tiefer eingreifenbe Slenberungen erfcheinen SJleiner IRegierung 
bei ben ©emeinbeeinrichtungen geboten. ®aS Slrmenroefen bebarf 
einer gefeblich®"» auf anberen als ben bisherigen ©runbfäben be» 
ruhenben Siegelung, burch roelche nach biefer Seite htu ber 
SBeftanb ber ©emeinben roefentlich geänbert roirb. gür ben 
Organismus ber ©emeinbe » ®ehörben ift Vereinfachung unb 
lebenbigere Serührung berfelben mit ber Vürgerfd)aft roünfchenS» 
roert, unb bie Slutonomie ber ©emeinben gegenüber bem Staate 

94 



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1867—1870 



fann o^ne Staben für biefen unb jum ®orteü jener ermeitert 
werben. 

®er Hebung ber wirtfcfjoftlicben 3upänbe be5 2anbe§ ift bie 
Stufmerffamfeit fUleiner Sfegierung unauägefe^t jugewenbet. 

3n 31u§fübrung beS ®tra§engefe^e§ wirb SBorlage 

über bie in mehreren Subgetpcrioben auäjuführenbe SßeruoHfldnbi* 
gung beS fRehrS ber Sanbftragen gemacht werben; an bem 9Beiter° 
bau ber Sifenbahnen wirb mit ffiifer gearbeitet; ein @efehe#entwurf 
über fiotat- unb 3®f*fibahnen, bereu ^erfteltung jwecfmägig ber 
^rioatinbuftrie überlaffen wirb, ift baju beftimmt, bem Unter* 
nehmungSgeifte bie SBege ju ebnen unb allen juläffigen SSorf^ub 
ju leiften. 

2)er hob* SBert, welchen bie ©ewäffer be§ £anbe§ barfteHen, 
forbcrt im 3"tereffe ber Sanbwirtfchaft unb ber 3>ibuftrie neue 
jwedentfprechenbe ®eftimmungen über bie 91rt ihrer Senü^ung. 3“^ 
ffirhaltung be§ gifchbeftanbeS ift ein wirtfamerer Schuh al8 ber bis* 
herige notwenbig. ©S werben 3hn^» ©efehentwürfe über biefe 
©egenfidnbe oorgelegt werben. 

93on ber beabfuhtigten ©rünbung einer fUotenbanf, woju 3h’'^^ 
gefehtich erforberliche fUlitwirtung in Änfpruth genommen werben 
wirb, ift eine weitere Anregung unb ffirleichterung für $anbel unb 
3nbuftrie ju erwarten, ©in bem norbbeutfchen na^gebilbeteS ©efeh 
über ©rwerbS» unb SBirtfchaftSgenoffenfchaften foll auch tmberen 
Greifen ähnliche Vorteile juführen. 

'Jlicht ohne Sorgen foh 3th ber lebten Subgetperiobe bie S8e= 
bürfniffe beS StoatShauShatteS anwachfen. 2)ie gcfteigerten Saften 
finb aber oon ber 93eoölferung — 3ch ertenne eS aufrichtig baut* 
bar an — mit bewährter Eingebung für baS öffentliche 3Bohl unb 
3ch barf fagen, auch oh”® ©efoh® für baS wirtfchaftliche ©ebeihen 
beS SanbeS getragen worben. $ie ötonomifchen Serhöltniffe finb 
infolge burchfchnittlich guter ©rtrdgniffc 5 weier Sahre unb burch ben 
ausbauernben 5l®i§ ber ®eo5lferung wieber im Slufblühen begriffen. 

9Jleine Regierung ift bemüht, ben StaatSoufwanb foweit ju be= 
fchrdnten, als eS mit ben 'älufgaben bcS Staates irgenb oertrdglich 

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1867—1870 



ift. 2)aS Staatsbubget ift in btefem Sinne entworfen unb mitb 
:3^nen jugteic^ ootjc^Iagen, bie 3Beinaccife unb ba§ SBeino^mgelb 
auf bie früheren, niebrigeren 216ga6efä^e ^unlcfjufü^ren. 

ißertrauen mir auf bie frieblic^e (Streichung unferei 
ihr wirb am ficherfien Srleichterung in ben Stnflrengungen eintreten, 
bie jeht noch unoermeibtich ftnb. 

®er Segen be§ ^immeU ruhe auf 9trbeiten! 

Scbe 

bti bem fcitrliditn rchtnh ber Stänbtotrfammlnng 

7. 21pnl 1870. 

6ble Herren unb liebe fjreunbe! 

.^n freubig gehobener Stimmung richte 0^^ h^ute bei bem 
Schluffe Shter Strbeiten, bei bereu ^Beginn oertrauenSood 

begrüßte, SBorte ber aufrichtigen Slnerfennung unb beS roarmen 
3)anteä an Sie für ben einfnhtigen 9iat unb bie thatbereite ^in> 
gebung, mit melchen Sie im üBerein mit ÜJleiner ^Regierung beä 
lianbe^ iBohl }u förbem bemüht roaren. 

SWit gerechtem Stolj fönnen Sie, mit freubiger ®antbarfeit 
roirb allein SSoIt auf bie Slefultate langen unb angeftrengten 
airbeit blicicn. 

3)ie aSerfoffung bcS Sanbeä ift erneuert in einer ben oeränberten 
aSerhältniffen unb ben ainfchauungen ber heutigen 3e>t entfprechenben 
fficife; fie h“t >u feit ih«m ®eftehen jeht jum erftenmal ju 
DoUem aibfchlu^ gelangten (Sefehgebung über bie ailinifieroerant« 
loortlichteit eine neue formelle (Sorantie erhalten. 

Siurch bie SReoifion ber ©emeinbeorbnung finb langgehegte 
aBünfche erfüllt, toelche eine erroeiterte Teilnahme ber ©efamtheit 
ber aSürger an ber SSenoaltung ber ©emeinben unb eine größere 
Selbftänbigfeit berfelben gegenüber bem Staate erftrebten. 3ch oer« 
traue, ba§ bie pflichttreue Sefonnenheit aHeineS 5BoI!e§ oon ber 
auSgebehnteren Freiheit, welche unjrocifelhaft eine frifchere Se« 

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1867—1870 



negung allet nor^anbenen ftrSfte ^eroorrufen mug, ben rit^tigen 
®ebrau(^ machen loirb, um neben bet ^et^eit bie fhenge Orbnung 
ber @emeinben, biefer @runbfäulen beS Staates, ju magren. 

3ur Slbgrenjung bet beiberfeitigen ®ebiete oon Staat unb 
Ätr^e, roelc^e mit ber Selbfldnbigfeit ber leiteten jur 9lotroenbig» 
feit geroorben, finb bie @efe^e über bie bürgerliche StanbeSbeamtung 
unb über bie SSermaltung ber meitlichen Stiftungen benimmt. 3)a§ 
erfte ift bereits in unbeanftanbeter üBirtfamfeit. 3)ie in manchen 
Streifen megen beSfelben gehegten iBeforgniffe, nur auS Sni^oerftdnbniS 
entfprungen , finb burth bie ffirfahrung roiberlegt, ba| burch bie ge« 
fe^Ii^eiHegelung ßaattich rechtlicher iBerhdttniffe bie religiöfeSBeihe unb 
bie moratifche äBürbe ber Shr nimmermehr beeintrdchtigt merben fann. 

ÜRit bem 93oDjug beS StiftungSgefeheS , bei metchem Steine 
^Regierung mit ber ftetS bemdhrten Schonung oerfahren mirb, merben 
bie auch biefeS @efeh gehegten iBebenfen am ficherften als 

nicht begrünbet fcch ermeifen. ^ie öffentliche 3Irmenpßege ift, um fie 
ihrerälufgabe gemachfen ju machen, in ben meitem AreiS ber@emeinbe 
gefteüt, unb hirr ift bie Airche jur ÜRitmirfung an bem ÜBerfe be« 
rufen, bem in ihrer 3lbfonberung ju genügen fte nicht mehr im ftanbe ift. 

3)ie Uebertragung ber UnterftühungSpflicht oon ber ^eimat« 
gemeinbe auf ben UnterftühungSmohnfih mirb eine gerechtere iBer« 
teilung ber Slrmenlaft bemirfen, fte lügt eS ju, mit größerer ^u< 
manitdt bie gegebenen IBerhdltniffe beS einjelnen SBebürftigen ju 
berücfft^tigen, unb fte enthält im IBetein mit bem @efeh, melcheS bie 
(fhefchliegung oon bem Bürgerrecht unabhängig macht, ben Aeim unb 
einen michtigen erften Schritt für bie ebenfo notmenbige, mie be« 
beutungSooQe innere Umgeftaltung ber @emeinben. 

f^ür bie mirtfchaftlichen ^ntereffen beS SanbeS ermarte 3<h 
ber Bant, melche auf @runb beS oereinbarten @efeheS im Sntftehen 
begriffen ip, unb oon ber gefetjli^en SRegelung ber fchon länger 
beftegenben CfrmerbS« unb SBhrtfchaftSgenoffenfchaften günftige (Er« 
folge. S)ie ffortfehung beS (EifenbahnbaueS unb bie Bemollftdnbi« 
gung beS StragenneheS, ju melier Sie bie SRittel bemiOigt hol>rn, 
mirb für bie bctreffenben SanbeSteile eine Cuelle beS Segens merben. 

9ro6^r)Ofl ^riebri<t. Mebcn unb fhxnbflcbunom. 7 



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1867—1870 



mtnber fruchtbar loirb ber 31ufioanb fein, ju n>eld)em Sie 
in reifem SHo^e für 3n>ecfe beg Unlerri^t§ unb ber Silbung SJleine 
SRegierung ermäd)tigt ^oben. @ern fprec^e 3^nen bofür, toie 
für bie Üluäftattung oUer 3™f'9e öffcnlli^en 3)ienfte§ mit ben 
entfprec^enben Sülittcln SReinen ®ant au?, unb freue 3Jli(^, bo§ 
eS baneben burcb forgfältige Sparfamfeit möglich mar, bei ber am 
ft^roerften empfunbenen Steuer, bei ber ÜBeinaccife unb bem SBein» 
o^mgelb, eine (Srnm^igung eintreten ju laffcn. 

6ble ,^erren unb liebe ffreunbe ! 2Rit ftoljer ffreubigfeit fe^e 
3«^ auf bie innere Sntroicfelung 3Reine§ Sanbeä , welche bur^ bie 
glüdlic^en Ülrbeiten biefe« fianbtageS roefentlic^ gcförbert ift. 3c^ 
ftü^e barauf bae( '-Bertrauen, bag fIRein an poIitifc^eS S^enfen unb 
an politifc^e Slrbeit geroöbnteS SSoIf bei flRir auä^arren roirb in (£r° 
ftrebung be§ l)öc^ften 3*ele^» t»er nationalen Sinigung ®eutfc^lanb§. 

®ieoerfc^iebenen Staatäoerträge mitbemfRorbbeutf(f)en SBunbe unb 
mit ben fübbeutfcben Staate, roeldjen Sie^^re Genehmigung erteilt 
haben, belunben in erfreulicher äBeife ein allmähliches ^ortfchreiten ber 
immer umfaffenber unb immer fefter roerbenben Sßerbinbung unter 
allen beutfchen Staaten. 3<h ^unfe 3huen, bag Sie mit patriotif^er 
Sereitmilligfeit burch iBerlängerung beS ftontingentgefeheS, burch ^e> 
miHigung beS RriegSbubgetS unb burch 3hrr 3uftimmung ju ber 
SJlilitärftrafgefehgebung, welche neben ber 2lnnährung an bie 3nf<i‘ 
tutionen beS norbbeutfchen ^eereS pgleich einen wefentlichen ffurtfchritt 
auf biefem midjtigen fRechtSgebiet begrünbet, SReine ^Regierung in ben 
Stanb gefegt hohen, getreu bem feftftehenben 'fJrogramme bie nationale 
^olitif in ernfter Uhot fortjuführen unb 3Rein ®olf bereit ju halten, 
ba§ eS, wenn bie 3fil getommen fein wirb, als ein ebenbürtiges 
©lieb beS ©an^en in bie oolle nationale ©emeinfchaft eintreten tonn. 

Gmpfangen Sie, eble Herren unb liebe ffreunbe, jum 3lbfchieb 
SReinen freunblichen ©ru^. Äehren Sie nach anftrengenber Slrbeit 
froh 'u bie ^eimat jurüd. ®ort werben Sie bie Vertreter beffen 
fein, waS biefer Sanbtag gewollt unb gefchaffen hot- 
©ott fegne baS SSaterlanb! 

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1867—1870 



5d|rcibcn 

an dtn Kommandanttn non 5tra|bnr9, (Smeral U^ricb, tnäbcenb 
btr Btlajtrnn^ 

23. Scptcmbor 1870. 

SWein .^err! 

9II§ guter 'JJac^bat beä ®ljo| unb befonberö bet Stabt ©trag» 
bürg, beffen geiben mir niel Sc^merj nerurfac^en, roiH an Sie 
baä SEBort richten, unb bitte ich, biefen Schritt ber 'Jlotroenbigfeit 
jujujchreiben, bie ich enipfinbe, um fo niel alä mbglich ju einem rafchen 
®nbe ber geiben einer unglücflichen Senölferung beijutragen, melche 
ben ©efehen bes Äriegeä untennorfen ift. 

3)2ein ©eneral. Sie hoben ben i|}lah, ber Sh”®'' 

Regierung annertraut rourbe, mit firaft nerteibigt. ®ie militörifche 
Sleinung berer, melche Sie belagern, lö|t bet Snergie unb bem SWute, 
mit roelchem Sie bie iBerteibigung ber Sefiuofl leiten, notte 9ln« 
erfennung roiberfahren. 

Sie roiffen, mein .^err, ba§ bie dunere gage Ji^hnen nichts! non 
ber SHegierung, roelcher Sie nerantroortlich roaren, noch non bem 
^eere, bem Sie angehören, ju eimarten übrig lägt. 

©riauben Sie mir alfo, 3h«en ju bemerfen, ba§ bie gortfehung 
ber SSerteibigung non Straßburg feinen anbem ©rfolg hoben roirb, 
als bie geiben ber unglücflichen iflürger biefer Stabt p nergrögern 
unb S^nen jebe OTöglichfeit abpfchneiben, gute ©ebingungen für fich 
unb für :3hee ©efahung an bem ilage p erhalten, roo baS ©e> 
lagerungShcer 3^een ©laß mit Sturm nehmen roirb. 

Sie tennen ben gegenrodrtigen Stanb ber ©elagerungSarbeiten 
unb Sie jroeifeln feinen Sugenblicf, ba§ bie SEBegnahme oon Stra§= 
bürg feht ficher ift, aber ba§ fie 3hie’c ©efahung teuer p ftehen 
fommen roirb, unb bafe bie folgen für bie arme Stabt noch oiel 
unheilooHer fein rocrben. 

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1867—1870 



SHein ©eneral, @ie ^aben feine gefe^lit^e ^Regierung me^r, ber 
0ie oerantroortiic^ fmb; auf 3^nen liegt nur no^ eine einjige Ser' 
antiDortlic^teit: bie ooi @ott; ©eroiffen, ^^re ©^re fmb frei. 
Sie Ijoben 3^re i]8fli(^t al8 Offtjier, beffen militSrifc^e ®^te o^ne 
SRafel ift, roader erfüllt 

SWein ^err. Sie roiffen, bo§ Äönig SBil^elm ben Offijieren bes 
$)cere5, roelc^e an ber Uebergabe non Seban teil nahmen, äu^erft 
günftige Sebingungen gemährte. bin nid)t ermächtigt. Sie ein 

gleidheä 2oä hoff®" J“ loff*"/ ^^nn i^ richte ba§ ®ort nur alü 
einfadjcr S^natniann an Sie, melcher eine ^uSnahmeftellung benu^t, 
um }u nerfuchen, ©ute8 ju mirfen; aber ich }meifle feineSmege) an 
ber ^ochhträigfeit unb ber ©rogmut beS ÄönigS non ißreugen jebem 
tapfem Solbaten gegenüber. 

SWein ©eneral, mögen Sie bie Stimme eineS beutfchen (dürften 
hören, roelcher für ben Wuhm feine# Saterlanbe# tämpft; welcher 
aber nichtSbeftoweniger feine ißflicht gegen ©ott fennt, oor welchem 
e# nur einen wahren Wuhm giebt, ben ber Sruberliebe. 

3ch bitte Sie alfo, mit biefem fchredlichen Slrama ein ®nbe ju 
machen unb freimütig biefen guten 31ugenblid }u benü^en, um 0^>^cr= 
feit# bem Obergeneral ber SelagerungStruppen non StraPurg, 
welcher .3h>*en fo oft Seweife feine# SBohlwollen# gegeben hat an' 
nehmbare Sorfchldge ju machen. 

Sriebrich, ©roPerjog oon Saben. 






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1871—1877 



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aifi'v unb 9lei(^ — rote tlingt baä fo iouber^aft, ]o 
itcbeimni^ooQ, alt e^rroürbic) unb bo^ mobern ! ob etn 
'jjtörc^cn, boS bie Sinber im 3)untcln mit poc^enbem ^etjen 
unb ()lül)enbcu SBangen fe^nfüc^tig erjä^len ^ören, am gellen, lichten 
aJüttog ,^ur 3BirtIid)feit gerootben. ®eutfci^lanb8 Ginl^eit, errungen, er« 
!ämpft mit teurem Slut, erftanb in ungeoi)nter .^crrtic^feit, anfnüpfenb 
an bcä alten iHeit^eä oerfunfene '^Jrat^t unb bo^ neu unb jugenbfnf^ 
im Strahle bcr neuen “wf einem ^unbamente, beffen ©tein unb 
Ritt ba§ fpä^enbe Sluge feine Juge ertennen lie§. S)aä 3a^r 1871 
ift baä ereignisreic^fte in ^eutfc^lanbs ©ef^ic^te. ©inft feierte man 
1813, baä bcr Befreiung, alä ben unbeftrittenen ^ö^epunft, 
aber 1871 ift un^ mci)r; benn ilDeutf^tanb fanf ni^t na^ g(dn$enben 
X^aten jurüct in fc^roäc^enben 'f3artifularibmu§ unb polittfc^e O^n« 
ma^t, fonbem ber beutfe^e 2lar fammette Sörfiew unb ®ötfer p 
einer mac^toollcn ©in^eit unter feine breiten fflügel. 3)a8 5ßeutfd^e 
Sleic^ roorb gegrünbet. 

ilBie für 53aben§ innere ijjolitif baä 1860 fo roar für baö 
gefamte ®eutfcblanb bab 1871 ber ^eitpuuH eiuee SBieber» 
geimrt, bie, oon ben ®eften ber Sftotion ^ei| erfe^nt, enblit^ jur X^at» 
facf)c geroorben roar. 

21n bie Spi^e beä SReit^cä trat ber, auf ben ©rog^erjog ffrieb« 
rid^ mit nieten beutfe^ unb national benfenben ÜRünnem fc^on längft 
baä äluge gerii^tet, Rönig SBil^elm oon ^reu^en. SBabrti^ nil^t 
teilet roar eö, ben ^o^cn .^erm pr Slnna^me ber Raiferlic^en Säürbe 
}u beftimmen, unb unabf eßbare .^inbemiffe türmten fu^ auf; aber 
Wn oercinten 93emü^ungen ber beutfdjen jürften unb Staotämünncr 
gelang baä ^errlicije SBerf. 

®er 3ubcl, ben bie SBieberaufrit^tung ber alten ßerrtic^feit 
beä ®cutf(hen SReit^eä errocefte, tönt auS ben begeifterten SBorten, bie 
ber babifepe 1- 1871 ju SerfaiDeä — noc^ oor 

ber Raiferprotlamation — in begrünbeter ©rroortung enblid^er ©r« 
füllung ber SSünfc^c ber beutfe^en iRation bem fieggefrönten fönig« 

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1871—1877 



licken ^eerfü^rer roibmete, inbcm er ju guter Stunbe an ben 
SluSfpruc^ Äönig J^riebri«^ 2BiI^elm IV. erinnerte, bo6 eine Äoifer« 
frone nur auf bem 0d)lad)tfelbe errungen werben tönne. Un» 
auätöfc^Iid^ in bab £erj( jebeei beutfc^en ÜJlannes eingefcbrieben 
fte^t baei n>eIt^iftorifc|e (Sreigni^ bc^ 18. Januar 1871, oa in= 
mitten ber ^o^en SSerbünbeten ber erfte Äanjler beS neuen 
$eutf(^en SReicbe^, ®i§marcf, bie Äaiferprotlamation oertag unb 
ber ©rog^erjog non S3aben ben 3)eutfcben .Qaifer mit bem erften 
ßoc^rufe begrüßte, ber broufenb roiberljaUte burd) be§ geeinten 
Xieutfc^Ianbe @aue. 

91un Io6t bie Wlodeii 
Sion Surm ju Zurm 

fionb frobloden 
^nt Subelftunn. 

S)e« ^lommenftobei 
®elcu(bt faci)t an, 
her $eii bat (ärobe^ 

Stn unS getban: 

(£bre fei fflott in bet $6be! 

3)urc^ ben (Sintritt iBabenS in baS Steic^ emmd)ö für bie @ro§- 
^joglitbe Regierung bie Aufgabe, bie iörüde jur neuen SRei(^ä= 
nerfoffung ju fc^Iagen. SJlan borf nie nergeffen, ba§ ^iebei ber 
(Srog^erjfog auf loefentlidie $tronre^te )u ©unften be§ 33aterlanbS 
mit ^o^er Cpferfreubigfcit nerjid)tete, roie er ba§ in ber i^ronrebe 
jur ©röffnung beö SanbtagS am 24. fUonember 1871 auSfprat^. 
^iebei ^anbeltc e<( fu^ in erfter Sinie um bie militürifcben !öer^ält= 
niffe, beren ©inflang mit 'fJreu^en ja fc^on löngft norbereitct mar 
unb ftd) Dor bem Jeinb bemö^rt batte. ®ie 3Jlilitörfonoention mürbe 
am 1. 1871 noUjogen, in ber (folge ba§ babifcbe Äriegä« 

miniftcrium aufgehoben. 5)ie tßereinigung beg iUlinifteriumg be§ 
©ro^bf’^oolit^®" ^oufcö nnb beö 'Jluäroörtigen mit bem ber 3uftij 
ermieü fiib aB erfprieglicb, fomic bie Hufbebung fömtlicber babifdjen 
©efanbtfcbaften mit Slusnabme ber in ®erlin; ein Stritt, beffen 
ämccfmä^igteit onberen beutfcben ©taaten jum 33orbiIb biente. ®ie 
allgemeinen, geheimen unb bireften, früher bur^ bie ^oUpotlamentä« 
mahl in geroiffem ©inne norbereitcten ffiahlen jum erften beutfihen 
SReid)ätag fanben unter leb^aftefter Teilnahme ber Seoölterung ftatt, 
bie barin jum größten Xeil eine crmünfchte 93ethätigung nationaler 
unb liberaler ©efmnung erfannte. ^reue fllanfbarfeit bot auch bem 
im Jlriege beroöhrten 'Brinjen äBilhelm ba§ SWanbat beö 31bgeorbnetcn 
für ben 10. SBahlfretä. 

Ueberhaupt barf man es mit berechtigtem ©tolj anerfennen, 
ba6 5ürft unb 3folf wetteiferten, bie tapferen gelben beS großen 
ItriegS ju ehren. 3luf SJcranlaffung beS ©ro^h^’^JuS^ oerlieh bet 
ftaifer ben babifchen SRegimentem baS Gifeme fireuj, baä mit einer 

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1871-1877 



militärifdien geieclit^feit an bie unb Stanbarten geheftet 

rourbe. $er jjürfl übernahm baö sprotcftorat über ben babif^en 
^nbeSoerein ber Äaifer SBiI^cIm«6tiftung für beutfc^e ^nnaliben; 
bo8 50 jährige ®ienftjubiläuin bc§ berühmten ncrbienlen Jü^rerS bcä 
babifdjcn 31rmectorpb, ©encrol non äBerbcr, ber bie glänjenbe 
■Haltung ber babifdjen Solbaten gerühmt ^attc, feierte er am 
12. gebruar 1876 burc^ ganj befonbere ß^rungen. roirb noc^ 
fpäter barouf ^injuroeifen fein, roic ber gürft bie er^ebenben @r» 
mnerungen an ben m^mreit^en Krieg, bie bebeutenben ©ebenttogc 
mit ben alten ©olbaten pflegte. Unb roenn ber ebrroürbige Äaifer 
SBil^elm ober ber ritterliche Äronprinj fam, um über 93aben§ Söhne 
in ©affen |>eerf^au ju halten, fo gingen bie ©ogen ber iöegeifterung 
hoch- 17. September 1877 bei bem 'fJarabebiner ju 6h>^™ 
Sefi^tigung beS XIV. ülrmeetorpä burch ben Äaifer nannte ber 
@ro^h*rjog biefen Sag in feinem Srinffprutfa einen Ghi-'cntag für 
bie Sruppen, einen ^Jreuben« nnb ^efttag ouch für ihn unb fein SSolt. 
Senn mit feinem ©ro^berjog erfannte auch baö babifchc 3}olf, bag 
bie ©runbloge ber ©npeit, ©röße unb Kraft beä beutfehen SReicheä 
roefentlich eine unter einheitlicher Seitunq flehenbe mohlbisjiplinierte 
unb fchlagfertige Kriegsmacht ift, roelc|e bie beftc Sürgfehaft bcS 
SriebenS bietet. Ser im ©rogherjoglichen .giaufe hrrrfchenbe ©eift 
ftrenger 'Pflichterfüllung unb Selbftju^t roor auch babifchen 
SJegimentem ein SSorbilb unb Sporn, alle Kraft für ben Sienft beS 
SaterlanbeS einjufehen, um bem geliebten SanbeSuater ©hr* Ju 
mochen unb baS üob beS Äaiferlichen Kriegsherrn immer neu 5 U 
oerbienen. 9US ein ©rcigniS oon roeittragenber Sebeutung, bem bas 
getreue ®ol( bie innigue, hoffnuafl^frohefle Seitnahmc loibmete, 
lourbe es aufgefagt, als ber bochoerehrte ©roBoater am 18. ©eburtS» 
tag beS GntelSfohneS, 9. 3uli 1876, biefen, ben ®rbgro|heriO0 »an 
Saben, perfönlich in bie Smiee aufnahm unb jum Setonbeleutnant 
im 1. babifchen l?eib'©renabier»9legiment 9lr. 109 ernannte unter 

§ lei^jeitiger 'Verleihung beS hohen OrbenS oom Schroarjen 2lbler. 
in bem taiferlichen ^anbfehreiben heißt cS; „GS ift ©ir eine auf» 
richtige unb herzliche Jreube, Sie — ©einen lieben Gntelfohn — 
nunmehr auch iiem Ghrenfleibe beS Solbaten, in engerer 3“= 
gehörigfeit ju biefem oortrefflichen SRegimente 3hre§ .{lerm Vaters 
)u fehen". 

,^ioei ;3ohre fpöter, 1877, übertrug ber Äaifer bem ©roßherjog 
bie V. '^Irmeeinfpeftion, ju roelcher baS XIV., XV. unb XVI. Korps 
gehören, in loeifer '©ürbigung foroohl ber militärifchen Gigenf^aftcn 
als auch l*e8 hulboollen ©efeuS bcS ^rften, roomit er jur innerlidjen 
©iebergeroinnung ber benachbarten bem Seutfehtum entfrembeten 
MeichSlanbe, Glfoß«£otbringen, in hemorragenber ©eife befähigt 
fehlen. Ser ^ft unb bie ©Übe, bie ber hohe Slrmeeinfpctteur 
in biefer Stellung bethätigte, hot ohne ^mcifel oiel baju bei» 

105 



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1871 — 1877 



cictvagen, bie SBfDöIfeinnifl bcr SReidjslanbe mit bcm beuticl)en iHeicbc 
aUmätilic^ ju befrcunben. 

3n bcr ib'^onrcbc jur (Sröffnung bcr nod) bcm neuen 5S}o^l= 
gefc^ gerodelten StänbcDerfammlung am 21. DJooember 1871 bat 
bcr @ro§e^'^}og mit tloren mariigen Stritten bass ÜBerbättniei 
jroifeben bem SReicbe unb bcm engeren SSoterlanbc gejeiebnet, 
inbem ber cinbeitlicben gübrung bc5 $ecrc§ unb bcr ipolitit bc5 
bcut|d)en iRei^eü bie frei unb unabhängig ju crbaltenbe felbft* 
ftdnbigc (Sntroicfelung beä inneren Staatedebeng ®abcng jur Seite 
gcftellt roirb. 

®ic 9lcid)ggc)ebe über bag bcutfd)e SRcicbgftrafgefebbud), bie 
bcutfd)e ©eroerbcorbnung unb ben Unterftübunggroobnfib rourben auf 
bcm ÜBege ber Sanbesgefebgebung in ©oben clngefübrt, unb fo audj 
auf bief en ©ebieten bie notroenbige unb fegengreicbe iÖerbinbung bergeftellt. 
'31id)t minber ober roibmctc bcr Bonbtag 1871/72 gemd^ bcr in ber 
gegebenen ^nitiatiue feine Slufmertfamfeit ben inneren 31ngc< 
legenbeiten. /Das crfreulid)c 'fliüben aller gerocrblid)cn Dbätigfcit, bie 
f^unobme bcS motericllen ‘BolfSrooblftanbeS förbernben /äluSbou non 
(iifenbabnen unb Sanbftra^en, es roirb bie febr angemeffene '3Iuf= 
befferung ber iöeamtengebditer olS eine gern anertannte 'Bfli^t 
eradjtct. 

'ilud) bcr Banbtag 1873/74 jeigt, roie bie Jur ßr« 

Öffnung am 20. 5!onember 1873 betunbet unb biejenige jum Scblufi 
bcr Stdnbcuerfammlung beftdtigt, ein crfrculid)eS ÜBilb bcS gefunben 
3ortfd)rittS auf gemäßigt liberaler ©runblagc. /Die ÄriegStoften> 
entfebdbigung bient, foroeit fic nidjt für ihren eigentlichen Hroect oer- 
roenbet röerben muft, jur StaatSfd)ulbcntiIguu(} ; bie gan,tc günftige 
JVinonjlage beS StaoteS ennbglicbt bie 'Durebfübrung bctrd^tlicber 
'Jlufrocnbungen ju ©unften uncrldilid)er 53ebürfniffe. 3n bcr 31uf= 
beffeninp bcr StaotSangcftellten unb bcr ißoirsfcbullebrer lief? ft^ 
ber iRcgicrung unb .Wammer rooblroollcnbeS ®crftdnbuis für bie burd) 
Verteuerung beS l'cbcnSuntcrbalteS gefebaffene illotloge ertennen. 3)ic 
Ginfübrung ber Stdbtcorbnung entfpradb bem ju Doge tretenben 
„ßug in bie Stobt", roie bas ©efeb über ben JvortbilbungSunterricbt 
bem ollgemeinen 5ortfd)ritt. /DaS ©efeb über bie Wapitalrentenfteuer 
roar für eine gerechte Verteilung bcr Soften unb baS ©emeinbe» 
fteuergcfcb für ben entftanbenen größeren Slufroanb ber ftäbtifd)cn 
©ememben notroenbig. 

/Die Steuerreform bcfcbdftigte auch ben folgenbcn Sonbtag 
1875/7G, ber einen neuen ©ntnb» unb .^duferflcuerfntafter roie auch 
eine neue Grrocrbfteucr annabm, fo ba§ fpdtcrbin nur noch bie 
hieraus rcfultierenbcn 3lbdnbcrungen erforberlid) roareu. /Die Db^on« 
rebe Dom 22. Blonember 1875, roeld)e biefe Steuergefebe in 31uSficbt 
ftelltc, berührte baS für baS ganje Sanb roid)tige GreigniS bcr Voll» 

IOC 



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1«71— IH77 



jd^rigtcit beä ©rbflroß^eriogs, rooburd) er oerfaffungsflemäp jelbft 
feinen 3i^ in bet 1. Jlnntmer l^atte, unb tünbigte eine Diethe oon 
©eje^e'äentroürfen an u. a. ben $tQQtgjufd)u^ ju ©e^ialtäaufbefferungen 
für bie ipfarrer beiber c^riftlidben Äonfeffionen, bie oöüige '-Beretni« 
gung ber bisher tonfeffioneU getrennten '^oltsj^ulen unter auabrüd* 
lid)er 2ßal)rung be^ fonfeffionellen Sleligion^unterric^teei, bie beffere 
3}erforgung ber .jpinterbliebenen non '-Beamten, bie Sicherung ber 
Stellung ohne Staatsbienereigenfehaft '.MngefteUter unb '-Berbefferung 
ihrer ifJcnrionäDerhältniffe. 3)lit 'ilebauem fonftatierte ber Jürft bie 
im ganjen IReiche ein^tretene auch für basS Staatsbubget fühlbare 
Storfung Don .fianbel, vertchr unb i^Hl>uftrie, roouon aber unfer 2anb 
nur teilroeife getroffen mürbe. 

3n ber (Sroffnungeithronrebe beä 1877/79er llaubtagö tonnte 
ber ©ro^h^rjog auf bie uorhanbene Gintrad)t jroifchen Regierung unb 
'J3oltgoertretung hi»rocifcn, auf bie Uebereinftimmung be§ ilanbed mit 
ben hohf" 3'clen be§ Sanbeäherrn, auf ben jfortfehritt ber glüctlichen 
©ntroicfelung bed Staatäroefend, bie in ben 25 fahren feiner megierung 
fo bentlid) ertennbar finb. 

2)iefelbe Ih^onrebe ftellte ben (Sntrourf jum GinführungSgefeh 
ber IHeich^fuftijgefehe in Slubficht, bie jur lebhaften Sefriebigung bes 
babifchen '-öoltcs ben he>'n>ff|)cn 91echt§inftitutionen gleichen. ®er 
©erechtigteit entfpri^t ferner ber ©efehentrourf, ber ben 'Jlufroanb 
ber Äirchen» unb '^farrhauäbauten ben ftonfeffiondangehörigen 
auflegt. 

'Jleben ben in biefem 9lbfchnitt angeführten unb in ben Sh'^on» 
reben genannten ©efehentroürfen ift felbftnerftönblid) nod) außer» 
orbentlich oieles burci) bie beiben ftammem ber :t;anbftänbe erlebigt 
unb burd) lanbeSherrliche Santtion angeorbnet roorben, roaS hier 
nicht behanbelt roerben tonnte unb jur ©efchichte beS ilonbtagS 
gehört. ®er fjürft unb feine ^Regierung hoben gar manche Anregung 
gegeben, bereu Slufnahme oon feiten ber Äammem jum Segen beS 
SianbeS gebieß. 2)ie '-Bohlfahrt beSfelben mar bie 5Rid)tfd)nur ber 
ernften ^Bemühungen, roelche alle beteiligten f^attoren befchüftigte. 
Ceffentlid)e ^Bauten, Gifenbahnen, üanbftraßen, ^oftitutionen aller 
Slrt mürben ben iBebürfniffen bes Staates entfprechenb inS Üeben 
gerufen, au^ bann, menn ihre materielle 'Jientabilitüt im 'klugen» 
blief nid)t in 'JlnSficht ftanb. 3lber meitblictenbe fyüijorge für 
beS Sanbes SBohl befiegte alle iBebenten, j. 53. mürbe im 3al)re 
1873 bie mit großem 'äufmonb in jehn fahren erboute Schmor, v 
malbbahn, bie betanntlich }u ben berühmteften '-Bahnbauten iäl)lt, 
oollenbet. 

3u ben jyortfehritten auf bem ©ebiete beS 53ertehrS gehört aud) 
ber am 15. 'Jluguft 1875 eingemeißte neue 'Jiheinhafen in '.Ulannheim, 
ber bem ungeheuer angemachfenen .fionbel ber Stobt bienen foUte. 

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1871—1877 



@erabe bicjc Seite oolfsroirtfe^aftlid)en Hebens bantt bem SanbeS* 
(jerrn bie no(^brüdlicf)fte Sätberuufl, bie burcb feine perfönlic^e 
'Beteiligung an jenen J^ierlicbteiten and) nu|erlicb in bie 6r« 
fdjeinung trat. 

3llS am 16. Januar 1875 SarlSruber Mnftler unb @elci)rte 
ju ®bren beS SRalerS @ube ein Jfeftma^l nereinigte, um feine 3lb= 
Icbnung eines fRufeS nad) Berlin ju feiern, erfreute ber @ro|^ei^og 
bie 'Jlnroefenben nit^t nur burtb feine Änroefen^eit , fonbem 
aut^ burc^ eine 5Rebe, roeldje fein inniges BerftänbniS für ©iffen* 
fd)aft unb Äunft nerriet unb ben ©ert beiber für Bott unb Staat 
i)od) pries. 

Soft mit ber ©rünbung beS beutfeben SReicbeS fällt ber Beginn 
ber tiefgreifenben tird)cnpolitifcben Betoegung jufammen, roetebe auS 
bem Unfeblbarteitsbogmo bcs Botitonifeben SonjilS betouSgeroaebfen 
unb unter bem 'JJamen „Äulturtompf“ befannt ift, roomit bie fogen. 
©aigefebc im engften ^ufammenbang fteben. Unferem @ro§berjog« 
tum blieb eine tebbafte ^eilnabme baran nid)t erfpart, roie aueb bie 
Jbtonreben ber 1873 unb 1875 bierouf Bejug nehmen. Tie 
.Uommern troten in ber Seffion beS Sab’^f^ 1872 bem non ber 
^Regierung gebilligten Ulntrag bei, roonadi ben BJitglicbcrn religiöfer 
0rben unb orbenSäbnlitber ÄongrMotionen bie öffcntlidje Hebnnirf« 
famfeit unb bie 9ibbaltung non aRiffionen fotnie bic SluSbilfe in ber 
Seelfor^e bureb 3Ritgliebcr religiöfer Drben, bie im ©roßbfrsogtum 
nicht mit StaatSgenebmigung eingefübrt finb, nerboten fein foüten, 
inäbrcnb einzelne '^erfonen bur^ bic Regierung Hijen* erhalten 
tonnten. 'JlnbererfeitS lie| bic Regierung in entgegentommenbem 
Sinn gciniffe Blilberungen in betreff ber Staatsprüfung ber @eift= 
lieben, bcs fogen. „SultureyomenS" nom 6. September 1867 ein« 
treten, roeltfae jebo^ fo roenig 'Jlncrtcnnung bei bem S'^s'^urger 
Orbinariot fanben, bo^ boSfelbc niclmcbr aufS neue ben tatbolifeben 
©eiftlicben unterfagte, bic uorgefd)ricbenc objulcgen ober 

um ®iSpcnS nadjäufueben, inorouf im 1874 burd) baS @efeb 

nom 19. Stbruar ber Staot feine Sorberungen unb iRecbte in 
ooUem Umfang jur ©cltung }u bringen genötigt mar unb baS 
tbeologifd)e flonnitt in fo™ts Änobenfeminare ge» 

f^loffcn mürben. 

Uie tird)lid)e 'Bertünbigung beS ®ogmaS non ber Unfeblbortcit 
bes päpftlicben HebramteS führte jur Bilbung non alttatbolifcben 
'Bereinen, ju roelcben bie ©egner ber ^nfallibilitätSlebre ftcb fammelten 
unb bereu ©eroiffenSfreibeit bie ^Regierung ju febüben fid) oerpfliebtet 
fühlte, inbem fic bic 'jlUtatboliten trob bem erregten ©iberfpmtb 
ber römifd)»tatbotifd)en Sirebe als tatbolifd)e ©briften im ftoatS» 
rechtlichen Sinn bcjei^ncte, ihren ©ciftlicben bie SluSübung ber 
tird^lid)en S'mftionen unb ben ferneren ©enng ihrer 'fäfrünben 

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1871—1877 



gerodljrleiftete, foroie ben altfat^oUfi^en Steinten^ offiäieU 

anerfannte. 3o entftanb eine altfat^olifc^ev @emeinben, 

benen baS 91Htbenu^unge(red)t non Rird)en unb iiTd)tic^en @eiät' 
fdiaflen foroie beä örtlict)en 5Hrd)ennetmö9enö vec^tlic^ jugefproc^en 
rourbe. 

Seit bem 3«^« 1868 roov ber cr^bifcböflic^e Stu^I non 3rei= 
bürg unbefc^t unb ber Srjbi^tumäncrroefer Sot^ar Äübel bejog tro^= 
bem in jebem 3abr bie nollc Totation. 3(uf 21ntrag ber ®ubget= 
fommiffion befcblog aber bie Slammer im 3a^re 1874, bie 5)ototion 
für bas 1875 nur ju beroiUigen, roenn big ba^in eine bcfinitinc 
Sefe^ung beg erjbifd)öflid)en 3tui)leg eingetreten fei. 5)iefe 'Sefe^ung 
roar aber nur unter ber 'IScbingung ooUsiebbar, roenn ber Staat fitb 
norber nergeroiffert bott«/ bap bie ibm genehmen Ranbibaten ben ®b, 
roel(ber ben öeborfam gegen bie Staalggefe^e inoolnierte, ju Iciften 
bereit roaren. Unb fo mu^te bie ^Regierung im 'Jloocmber 1874 bie 
ibr nambaft gemachten Ranbibaten fämtlicb jurüdroeifen, ba biefelben 
ben non ftaatiieber Seite an fie gefteflten Jforberunpen inggefamt 
nicht entfpreeben roollten. Semsufolge fonnte eine befinitine ©efebung 
jur 3fit nitbt flottfinben, mag übrigeng fachlich feinen Unterfchieb 
augmachte. 

3n allen biefen Rümpfen, roelche bie ©egenfübe hart aufeinanber 
flogen liegen, roar bie IHegierung getragen oon HBohlrooUen gegen 
bie Staatgbürger tatholifcher Ronfeffion, aber au^ jugleich oon bem 
©erougtfein, bag ber Staat um feiner felbft roiHen prinjipiell feft 
bleiben müffe unb feine 9lnforberungen gegenüber ben Uebcrqriffen 
ber römifchen Rircge ju roahren berechtigt, ja in jeber ©ejlehung 
oerpflichtet fei. 3)er ©rogherjog felbft, fo bereit er ouch roor, bie 
oerfühulichfte fUlitbc roalten }u taffen, unb fo gern er au^ pe^'önlich 
j. ©. burch hohe Drbensbetoration foroopl ben greifen ©igtumg» 
oerroefer alg au^ ben fatholifcgen Rlerug ehrte unb anerfonnte, — 
feinem ^erjen ftanben unb flehen feine fotholifchen Unterthanen fo 
nahe roie feine eoongelifchen - fchritt unbeirrbar auf ber eingefchlagenen 
feit 1860 erprobten Sahn oorroürtg, ober, um mit feinen eigenen 
fchBnen SBorten ju reben, er fteuerte bag Schiff mit fichcrer ^anb, 
nicht in Rlippen unb Stürme, fonbem bem ing 21uge gefugten ^irt* 
ju; unb biefeg hohe 3iol ojar ein freier Staot, beffen ©runblagen 
©hofoothl oor ber Serfaffung, ©ehorfam gegen bie ©efe^e. Untere 
roerfung unter bie einigen Sittengefehe, Seugung unter bie göttlichen 
©ebote, Sichtung oor ber religiöfen Ueberjeugun^, Serbreitung all= 
gemeiner Solfgoilbung unb fförberung beg matenellen SBohteg aller 
«reife ber Seoölterung bilbeten. 

®ieg roar bag in SBahrheit unb im beften Sinn liberale ©ro= 
^amm beg ©rogherjogg, bag er jum .^eil beg Solteg mit innerfler 
Seele erfagt unb feftgehalten hat. 3» biefer ©efinnung rebete er, 

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1871 — 1877 



am 31. Dttober 1876, alg ber SJürftritt bes oerbienten Staats^ 
minifters unb bie (Smennung be§ ipräfibenten Surban unb be^ 
'JJJinifterialratb oon Stöffer jn ©tnotsminiftem oielfac^ bie 3Scv= 
mutunci einer Slcnberunti ber biS^eriflcn inneren ^tolitit Ratten ent» 
ftc^en taffen, ju ben iUlitßtiebeni ber coanaeIifct)»proteftantifd)en 
©eneralfqnobe am ©c^Iuffc i^rer Soflunfl loä^renb ber Safel im 6d)lo6. 
inmitten ber Vertreter ber eoantielifc^en l'anbeeitirc^e, nietete ben nic^t 
flegen fie gericfjlcten, aber fie mittreffenben Seftimmungen beb „Äultnr» 
tampfeb" ftcb treu unb totmt unterjog, na^m ber üanbeöfürft bie 
©elegenbeit roa^r, feinen «eruf olb über ben ^Parteien fte^enben 
bie kir^enoerfaffung treu benm^renben Sd)ü^er ber Äircbe ju 
betonen unb jenen ft^on ben ©encralfijnobalmitgliebem beb 
,la^reb 1861 bargetegten boben ©ebanten über bie 'kotroenbigteit 
einer beutfd)cn ©inigteit auf eoangelifd) firc^Iic^cm ©ebiet neuen 
Ülubbrucf ju uerlei^en. @b bebcutete eine 6^rung ber eoange» 
Iifd)en Äirdje, baß ber fyürft in feiner iRebc beb roeitem oor 
ben um ißn oerfammclten Herren bie ülerfid^erung gab, auc^ auf 
bem ftaatlitßcn ©ebiet ben feitßer oertretenen ©mnbfdßen treu 
JU bleiben jur Jö'^iicning ber potitifd)en unb religiöfen ©intraeßt 
beb Sanbeb. 

©ine ßodjbebcutfame freier brachte bab 3aßr 1877 bem babifeßen 
llotte. 6b mar bab 26jäßrigc SRegierungbjubiläum beb ©roß^erjogb, 
bab am 29. 3tprit feine treuen Untertßanen unb mit ißnen nod) oiele 
anbere im beutfeßen SHeitßc feftlid) begingen. 2)cm oielgetiebten 
Sanbebfürften ^-^eic^en beb 3)anfeb eßrerbielig barjubringen, ißm ju 
butbigen, ber feine ganje 'Perfönlicßfeit für imb 3SobI beb kanbeb in 
guten unb böfen ^citc" eingefeßt batte, empfanb bie 33eoöl!erung atb 
eine liebe 'Pflid)t. ©in freubiger ^ubbruef ber Siebe unb ißerebrung 
für ben (dürften mar ber ibm übergebene, bureb ©penben aber kreife 
ber Seoolfcrung gefammette ^ubitöumbfonb, ben ber b^bf Jubilar 
bem 3^9 feineb gütigen .^erjenb fotgenb ju einer ©roßberjog» 
5riebricb=3ubiläumbftiftung Wftimmte, bereu 3*af6i S“ für bte 
®itiDcn unb SOJaifen öffentlidjcr ®icner oon 20 unb meßr SJienft» 
jabren, ju "/s für unoerbeiratete unb unbefd)oltene 2öd)ter babifeßer 
um ben ©taat ober eine ©emeinbe oerbienter ©taatsbürger oerroenbet 
roerben follten. 

2)ie febönfte 9Beil)e erhielt bo§ Jubiläum bureb bie 9ln» 
mefenbeit be§ ®eutfd)en Äaiferä unb feiner ©emablin, ber bei ber 
©alatafet im ©cbloffe folgenben infonberbeit bie 3Jlitarbeit beä 
©roßberjogä an ber beutfd)en ©inbeit beraotbebenben Srintfprud) 
oubbrad)te : 

„©ure flönigliebe ^obeit bliefen b«ute mit großer ©enugtbuung 
auf ein Sßiertel»3abrbunbert ^b'^^a iKegierung jurürf. 3>ie 3Bege ber 

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1871—1877 



anoiiart^en finb nic^t immer geebnete. Surer Königlichen ^)oheit ift 
eS aber nergönnt gerocfen, in biefem Zeitraum fct)öne8 Öanb unb 
beffen ißolf fortf^reitenb ju heben unb auf bie großen (Sreigniffc 
hinjumeifen, bie fich nun uoQenbet haben. Sure Königliche Roheit 
felbft haben ftct§ ein 3?orgefühI non bein gehabt, maä fich einft ooll« 
bringen mußte, unb 3h>^e .^anblungen barauf gerichtet unb finb fo« 
mit ein mäd)tiger ^ebel p bem @tanb)mnfte gemorben, ber mich 
berechtigt, heute fo ju 3huen fprechen p töimen. 2Uö ein uner» 
iDorteter Krieg hereinbra^, haben 0ie inmitten 3hrer braoen Gruppen 
ftch ben ©efohren beäfelben ouägefeht unb biefen ba§ fchönfte 
SSeifpiel gegeben; ja ein ifJrinj 3hee§ ßaufeS hat ruhmreich fein 
©lut in btefem Kampfe oergoffen. 3Bir alle fmb heute beugen, 
roie ein treuem ©olt Surer Königlichen Roheit feine tiefgefühlte 
3)anfbarleit barbringt; aber nicht nur im engeren unb meitcren 
ffiaterlanbe, fonbern auch roeit über beffen ©renjen hiuauS, jeigt 
fich )>ie älnerfennung für bie glüdliche ^Regierung ©urer Königlichen 
Roheit! 

9Bir Gltern bürfen hoffen, baß eä ber ©roßherpgin gelingen 
roerbe, loic bisher in ebler ©eftnnung ©urer Königlichen ^oßeit pr 
Seite p ftehen. So erheben mir unfer ©loS, um auf baS fernere 
Säohl unb eine noch lange gefegnete Regierung ©urer Königlichen 
Roheit, fomie auf baä äSohl beö ganjen ©roßherjoglichen ^aufe§ 
p trinfen!" 

'Huf biefe anerfennenben unb ho'^Mitllon 9Borte erroiberte ber 
©roßherjog mit einer tief empfunbenen SRebe, um rüdfeßauenb auf bie 
unter ©otte^ Segen erfahrenen Lebensführungen unb Greigniffe ba§ 
lunb p tßun, roaö gegenüber bem taiferlichen Schroiegemater fein 
^erj beroegte. 

3lm 30. Hpril burften bie aus allen Seilen ©nbenS eingetroffenen 
©ertreter ber ©emeinben best LanbeS ißre ©lüdioünfche bem Laubes^ 
herrn barbringen unb bei bem ihnen gebotenen gefleffen im Schlöffe 
hielt ber ^ürft eine längere Slnfpradje, loorin er anfnüpfenb an bas 
geiftige ©rbc feincS ©aterS unb feine eigene hoßo Sluffaffung beS 
©erholPiffes pifeßen ffürft unb '©olf, roie fie in ber Cfter= 
profiamation beS .^aßro^ offenbar geroorben, in großen 

^ügen baS fyocit feiner inneren 'fJolitif pg unb pr Selbft« 
beßerrfeßung unb ©inigung in beroegten unb einbvudSoollen SBorten 
mahnte. 

So fteßt ©roßherjog ffriebrich uon ©oben an bem SRartftein 
beS 25jährigen ©egierungSjubiläumS als ein freifinniger SanbeSoatcr 
unb als ein treuer beutfeßer ffürft, als ein 9Rann, beffen Sorge unb 
Jreube baS SBoßl feines '©olfes unb bie Größe beS beutfeßen 
Reiches ift. 

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1H71— 1877 



@s tft beS '-Boltes! Stimme, rooä (Sbuorb 'Jlorood in feinem 
©ebic^t „,’fum 29. Slptil 1877", non bem einige ®erfe ^iet 
finben mögen, auäfpric^t: 

galt in (}{eiö unb dottoeitrau’n, loaä ftürjte SturmedbrauS, 

@d)utt unb Zrümmeru aufiubau’n ein ncueei fefteei ^au8. 

Sein ebleä, ^obeä Sürftcnroort legt’ 6r oI8 ©runbftein ein 
Unb tüibt’ge SlIeifteT bauten fort unb fügten Stein auf Stein. 

'Kuf bet IBcrfaffung beil’gem @runb Tu^t nun baä f^unbament 
0efe^ finb, 'Jiecbt — im feftcn iBunb — beS OTauenocrK Ccmenl. 

®er Seeiöeit bo[)e Säulentei^’, ge trägt bo8 ficljre ®a(b, 

®eä (äiebelä Sqmucf ift: Seutfcbe Streu’, 8u allen 3e»ten mach. 

So fteljct nun beä Staate« $au, ein ftolje^ iSauroerf ba, 

« ragenb in beS 'lletber« iSIau, ben golbnen Sternen naö; 

at für olle 9taum genug, für jeben Staub unb Mang, 

(}ür jeglid) Streben, frei oon Zrug, für aller (Seiger Srang. 



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g\dfg ci ^Qfp cv(^ 






Sc 6 c 

bti dem 5(|tmablc in l^ecfaiUts 
l. 3anuar 1871. 

2Jni rieujaljrsfagc perfammclle König IDüt^elm non Preußen 
öie beuffdjen 5“ einem ^eftmaijl im SdjIoJ 5 U Perfailles, 

wobei bet König feine (ßäfte begtüffe. fiarauf Ijieli int 

Hamen 6 er anroefenöen <ßro|ij« 7 Sog 6 ie folgenbe Se 6 e: 

©eftatten ©ure ftönigiie^e ÜJlaieftät, ba| ii^ im 9iamen bet 
^ier nnmefenben beutf(^en dürften aufrichtig bante für bie roohl= 
rooKenben ©efinnungen, roelche .^öchftbiefelben auSjufprechen geruhten. 
@ä fei mir auch gefiattet, ben ©efühlen ber f^eube 9u$brud ju 
geben barüber, ba^ ei unä oergönnt ift, bei beginn biefeä uieb 
uerheigenben ^ahreiS um ben fteggefrönten föniglichen |ieerführer 
oerfammelt ju fein. 3)a§ beutfehe ^eer hat unter @urer königlichen 
fOtajeftöt gloneicher f^ührung bie ©inigfeit ber beutfehen 9iation 
gegen ben äußeren Jeinb erfSmpft. 6ro. Ä. aflajeftät h“f>en im 
herein mit ben beutfehen f^rften unb freien Stöbten ben unfehüh» 
baren 3Bert biefeS h^tbenmütigen jlampfeö mohl erfannt unb ben> 
felben bethütigt in bem 0 treben. bie innere ©inheit ber fftation al§ 
ben fchönfien Sohn für bie grogartigften Opfer ju bauember @röge 
}u erheben. 2 >er heutige Sag ift bap beftimmt, baS ehrroürbige 
beutfehe fReich in oerjüngter Kraft erftehen p fehen. 

©ure Königliche Snajeftät moUen aber bie angebotene 5trone 
beö fReitheö erft bann ergreifen, toenn fie aQe ©lieber beöfelben 
fchühenb umfaffen tann. ^lichtöbe^oroeniger erbliden mir heute 

fchon in ©ro. K. ÜRajeftät baS Oberhaupt be 8 beutfehen Kaiferreich« 
unb in beffen Krone bie 93ürgfchoft ber unroiberruflichen ©inheit. 

Jriebrich SBithelm IV. fagte cor 21 Rohren: „©ine Koifer» 
frone tann nur auf bem @chlachtfelbe errungen roerben." ^eute, 
ba biefeg fönigliche SBort fich glänjenb erfüllt hot, bürfen mir unö 
mohl alle in bem SBunfthe oereinigen: ©ö möge ©m. K. fUiaieftät 

drofi^rr^off ^rbrtet), neben unb Jhinbecbunoen. b 



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1871— 1H77 



burc^ ©ottMi @nabe noc^ rec^t lange unb gcfegnete Qa^re oergönnt 
fein, biefe« geheiligte ©qntbol beutfcher ®ntratht unb Äraft in 
^rieben ju tragen. 

3ur ®efräftigung biefeS aufrichtigen SBunfche« rufe ich bie 
SBorte au8, loelche ber hoh^ Serbünbete ®n). Ä. SDlajeflät, ber König 
Don Söaqem, jur gefchichtlichen SSebeutung erhoben hat: ^och lebe 
Seine SHajeftät König SBilhelm ber Siegreiche! — 



Hebe 

bei >er feierlichen Eröffnung ber 5tänbeoerfammlnng 

2». nooember I87t. 

Gble Herren unb liebe ^reunbe! 

^erjlich h®t&* 'beginn 3lrbeiten loiÜ« 

tommen unb bringe biefer neugeroählten Sßerfammlung gerne ba« 
SSertraueu entgegen, ba§ ihre Vorgängerinnen burch ©inficht unb 
Sreue oerbient hoben. 

3)ont ben Siegen ber beutfehen .^eeve unb bem patriofifchen 
©emeinfinn aller beutfehen SRegierungen unb Völter ift im 2aufe 
be§ lebten Qahreä baS nielchcm fietö SReine hö^Pfo 9ln» 

Mengungen gegolten haben ,raf(her unb ootlftänbiger erreidjt, alö nach 
ben tühnften .^Öffnungen erroartet roerben burfte ; bie beutfehe Station 
ift politifch geeinigt unter ber fixeren Rührung be§ KaiferS. 

brachten mir ouch ferner barnach, fo niel an un8 liegt, ba§ 
in begeiftertem Sluffchroung Grrungene burch befonnene Sinficht unb 
auSbauembe Slrbeit ju befeftigen unb immer mehr oeroolltommnen. 

5EBar e« 3Rir auch ol§ eine unumgängliche Pflicht erfchienen, 
auf roefentliche Kronrechte ju ©unften beä VaterlanbeS ju oerjichten 
unb baburch für SReinen Seil baju beijutragen, ba^ be§ ®eutfchen 
SReichel 3lnfehen unb Kraft gehoben roerbe, mir felbft aber babei 

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1871 — 1877 



biejentge Stärfung erfahren, roelc^e auS ein^rittic^ec ^ü^cung be§ 
ßeereS unb ber ^olitit erroac^fen mu^, — fo loirb eS fortan in 
er^ö^tem 3J}a| Sllein Seftreben fein, bie felbfidnbige (Sntnicfelung 
ber geliebten ^eimat in i^rem freien unb unabhängig gu erhaltenben 
inneren ©taatäleben mit allen Aräften gu förbem. 

^er Eintritt in bie gro|e nationale @emeinfchaft bebingt ein 
'jlnijaffen oerf^iebener allgemeiner beutfcher @efehe an bie beßebenben 
Einrichtungen beS SanbeS. 3Reine Regierung mirb 
IBorlagen machen, unter roelchen bie bebeutenbfte auf bie Einführung 
beS beutfchen Straf gef e^bucheS fich begieht. ^m Uebrigen taffen bie 
neugegrünbeten SSerhättniffe, bie gerabe jeht in lebhaftefter Ent- 
micfetung begriffen finb, eine IBefchränfung ber «uf bem 

EebieteberSanbelgefehgebunggur3eit ratfam erfcheinen, unb nach ben 
umfaffenben 9lrbeiten ber lebten Qahre ift fie ohne Nachteil möglich- 

$er Jtrieg, obgleich ^ traurigen SluSnahme bie 

gefegneten f^turen 9Reine$ £anbe§ oerf^onte, hat ^»ch "<it feinen 
fofort gu erfütlenben ainforberungen bie eingetnen ftreife unb ®e« 
meinben fehr oerfchieben betaftet. Eö mirb 3h>*en be^halb burch 
ajleine Regierung ein Eefehentrourf über bie Sluögteichung ber 
^egS’Saften unb Schüben, metche auö bem ber Staatäfaffe gu< 
fliefeenben 9lnteil an ber RriegStontribution beroirft roerben fann, 
Dorgetegt roerben. 3luö SHitteln beS IHeichd roirb für bie unmittel« 
baren Rriegifchäben in Äehl unb Säreifach Sergütung geleiftet, unb 
ben au§ f^anfreich auögeroiefenen Sanbeäangehörigen roenigfien# 
eine Unterftüt}ung gur Ueberroinbung ihreö Dtotflanbe^ geboten. 
9lu§ aSorfchüffen ber SleichSfaffe, roelche bei ber f^liegli^en 93er- 
teilung ber JtriegStontribution angerechnet roerben, fonnte ben tapferen 
Söhnen beS SanbeS, bie roittig ihre bürgerlichen Eefchäfte oertiegen, 
um ben IReichöfeinb abroehren gu roohloerbienter S)anf 

eine 93eihitfe gum 9Bieberbeginn ihrer friebtichen geroährt 

roerben. 

®er glücltiche 93ertauf be§ ÄriegeS hoH* f<ho” 9^9^*' 

Dorigen ^ahreS bie SBieberaufnahme ber 93auten an Eifenbahnen 
unb 2anbftra§en, gunöchft in befchräntter SBeifc, möglich gemacht; 

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1871—1877 



fie Rierben feit beni f^riebenSfc^lu^ mit aQem bem fHac^brucf be< 
trieben, roelt^en bie 58rl>*ning biefer roic^tigpen iWittet jut Hebung 
be§ allgemeinen SBo^lfianbeS Derlangt. 

^n allen gemerblii^en Sl^&tigteit jeigt fic^ }u 

ÜUeiner f^reube eine au|ergemö^nlic^ lebhafte 93emegung ; grünbe 
barauf unb auf ba§ menigften§ ni(^t ungenügenbe ©efamtergebnis 
be§ bieSfäbrigen lanbmirtfc^aftlict)en (SrtragS bie Hoffnung, bag ber 
iEBo^lftanb be§ £anbej| fietig fortfcbreiten roerbe. 

Unter bem rafc^en unb nat^ aller IBorauiSftd^t bauernben Sinfen 
beS ©elbmerteS, baS mit bem june^menben fRationalreid|tum untrenn« 
bar oerbunben ift, ^at aber oor allen ein @tanb 5 U leiben, burcb 
beffen geiftige Sefä^igung unb Srifc^e unb moralifc^e Integrität 
baS ®ol)l be« Sanbe« am unmittelbarflen bebingt ift, bie ^Beamten 
unb 31ngeftellten aller 5tlaffen. 

9ii^t blo| bie ®anfbarteit für i^re mit Irene unb Selbft-- 
oerleugnung geleifteten Dienfte, fonbern ebenfo ba§ bringenbe ^utereffe 
beä SanbeS felbft an ber Sr^altung eines feiner ätufgabe 

geroatfifenen Seamten^anbeS forbert eine burc^greifenbe Slufbefferung 
aOer iBefolbungen unb ©e^alte, o^ne melc^e bie heutige 31emter° 
uerfaffung, ein roefentlic^er Seflanbteil ber gefamten StaatSeinric^^ 
tungen, ni(^t aufrecht erhalten roerben fann. l!ie Durchführung ber 
Snagregel roirb baburch erleichtert, bag infolge beS UebergangS 
oerfchiebener politifcher f^unttionen an baS fReich bie betreffenben 
Organe bei ber fianbeSregierung roegfaUen tonnten, unb SWeine fRe» 
gierung ift bamit befchdftigt, auch in allen 3 »’ci 9 c>t beS inneren 
DienfteS jebe thunliche IBereinfachung unb SRinberung ber 3 ahl ber 
Beamten h^rbeijuführen. 

Der Staatshaushalt befinbet fich nach einem 5trieg ohnegleichen 
in guter Orbnung. Die bis jeht übenoiefenen AriegSentfchäbigungS« 
gelber beeten bereits einen erheblichen Deil ber unmittelbaren ttriegS« 
toflen. Die IBorfchüffe ber ©ifenbahufchulbentilgungStaffe ftnb ber* 
felben erftattet unb mittelft ber noch roeiter ju ermartenben 31nteile 
anber franjöfifchen ^iegStontribution tann eine oollftänbige Dectung 
beS Don ber ©taatStoffe beftrittenen unb als fjolge beS ÄriegS 

IKi 



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1871—1877 

nod^ ferner ju beftreitenben au^erorbentlic^en aufnmnbeä mit 0ic^er» 
^eit in 2(u§fi(bt genommen werben. 

Q)ie oerjögerte ÜluffteUung beä Sleic^s^aubbaitungi'StatS machte 
e§ unt^unlic^, 3^nen je^t f(^on beim S3eginn 3^rer ÜIrbeiten einen 
auf fieberen @runblagen ru^enben ißoranfebtag ber Sinna^men unb 
31u§gaben oorjulegen. ®ie roerben beS^alb burc^ SWeine SRegierung 
um eine oorläufige 51rebitoerIängerung angegangen roerben, unb gu< 
näc^ft nur bie 3le(^nungSnac^roeifungen für bie Qa^re 1869 unb 1870 
nebft ber uergleit^enbcn $arftellung ber 3ted)nung8ergebniffe für 
1868 unb 1869 erhalten, roelt^en balbt^unlic^ft bie Subgetuoriage 
für 1872 unb 1873 nacbfolgen roirb. 

®ie Slnforberungen, roeli^e ba§ SRei(^ im 3ntereffe feiner 
äußeren ®icf)er^eit unb jur f^örberung fonftiger gemeinfamer 3n>ede 
an feine einjelnen ©lieber ert)ebt, unb bie unabroeiSlidjen IBebürf^ 
niffe ber inneren 0taat8uerroaltung roerben ben 0taat8aufroanb nic^t 
unbeträchtlich erhöhen. 3<h fi^^ue ÜRich aber, bag beffenungeachtet 
feine neuen 3tnfprfiche an bie 0teuerfraft be8 SanbeS gemacht 
roerben müffen. 

^ie politifche ©inigung 3)eutfchlanb8 h«!/ niie bie günftige 
finanzielle 2age be§ SanbeS jeigt, bemfelben feine neue Opfer auf» 
erlegt; oielmehr hoffen roir uon ber Äraft be8 9leiche8, welche ben 
glorreichften f^rieben errungen hoi unb ihn fchühen roirb, einen 
neuen '2luffchroung aDe8 nationalen unb geiftigen Seben8 wie in bem 
ganzen weiten beutfehen Ißaterlanb, fo in ber teueren babtfehen 
peimat. 

2)a8 walte @ott! 






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1871—1877 



Sc6c 

bei ba feierlitbcn Stöffnun^ ^et Stänbeocrfammlund 

20. noD«mbcr 1873. 

®ble Herren unb liebe ^reunbe! 

Snit ^erjlieber ^reube ^ei^e Sie roieberum an biefer Stätte 
nillfommen, no roir feit oielen ;f}[a^Ten in treuer gürforge für beS 
SanbeS SBo^l unb @ebei^en beraten. 2)em Srfolg 3^rer 9lrbeiten 
fe^e mit bem fieberen Vertrauen entgegen, roelcbeS auf bie feit 
longen 3<tbren in emften unb froben 3öten beroäbrte, rubige Sin« 
ficbt unb nmrme SSaterlanbSliebe 3)leine3 SSoIteS unb feiner Sßer« 
treter fttb grünbet. 

®ag S)eutf^e SReicb, an beffen Sntftebung bie babifebe Sßolf«» 
nertretung fo fräftig mitroirtte, febreitet, niie roir junerfi^tlieb boff®**« 
ium ^eil be« ©anjen, roie aller einjelnen ©lieber in feinem inneren 
Ausbau rüftig noran. STleine Regierung ift bei ber IDiitarbeit an 
biefem 9Berfe barauf bebatbt, benfenigen ©runbfäben ©eltung ju 
erroirfen, roelcbe einer naturgemäSeti Sntroictelung ber gemeinfomen 
beutfiben Angelegenheiten förberlicb finb. 3)ie rooblbegrünbeten 
Sntereffen beä SReitbS unb bie berechtigten Sonberintereffen ber ein« 
jelnen beutfeben Staaten nermögen roobt neben einanber gu gebeiben. 
3)aber bemüht ftcb ÜJieine Regierung im IBunbedrate, eine ben H3e« 
bürfniffen, bem Anfeben unb ber ©rparfung be5 SReicbä ent« 
fpreebenbe ©efebgebung gu uertreten unb gleicbgeitig bie Sebingungen 
für Srbaltung ber Selbftänbigfeit eines auf uerfaffungSmügiger 
©runblage berubenben, gefunben, inneren StaatSlebenS gu roabren. 

©ro|e Aufgaben bleiben auf bem ben Singelftaaten norbebaltenen 
©ebiete noch gu ISfen, für roelcbe ^cb 3b’^^ UJIitroirfung in An« 
fprueb nehme. 

3n einer Angabi größerer Stabte beS SanbeS ift bie Sinroobner« 
gemeinbe tbatfücbticb fo erftarlt, ba^ fie rechtliche Anerfennung forbert 
unb bie Crganifation ber betreffenben ©emeinben nach biefem neuen 

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1871—1877 

'^Jrinjip geboten erfc^eint. Steine Stegierung roirb ^t^neu bes^atb 
Dorfc^logen, für biefe Orte, o^nc bie ISin^eit beä @emeinberec^t€ 
DöUig aufju^eben, bod) eine befonbere Stfibteorbnung einjuffl^ren, 
roelt^e in ber 3“ffl“imenfet>ung ber (Semeinbe, in bem OrgonigmuS 
ihrer Sehörben unb in bem ®efteuerung8fqflem ben befonberen 
ftäbtifchen SSerhäUniffen gerecht toerben mirb. 

!Danf ben feit geraumer »<’>i ^Reiner ^Regierung im Sin> 
Hang mit ber Sanbegoertretung getroffenen ÜRagregetn hat ber in 
einem großen 3;eil (Suropag aufg neue entbrannte ftampf über 
bie ©renjen jmifchen Staat unb j^r(he in SReinem £anb nur menig 
'Jlahrung gefunben, unb eg roirb nicht fchroer fein, einjelne in ber 
Erfahrung h^’^<’oi^ 9 ^tretene Süden ber beftehenben unb beroöhrten 
©efehgebung jn ergänjen. 

3>en Rulturaufgaben beg ißoffg, benen Sie mit Sfflir ju fUleiner 
höchfien ©enugthuung ftetg Ohi^^ roörmfte iS^eilnahme geroibmet hüben, 
foU unauggefeht bie forgfamfte ißflege p teil roerben. fReben be° 
trüchtlichen, biefen 3®eden bienenben Slnforberungen im orbentlichen, 
roie im augerorbentlichen Subget roirb Shncn HReine ^Regierung 
einen ©efe^entrourf über ©inführung beg obligatorifchen f^ortbilbnngg« 
Unterrichtg oorlegen unb fie roirb ^ne namhafte ©rhöhung 

ber ©ehalte ber SSoIfgfchul'Sehrer oorfchlagen, um in biefem fo 
roichtigen Stanb bie ooHe Söerufgfreubigteit, bie unter iRahrungg» 
forgen nicht möglich ift, 5 U erhalten. 

Schon für bie je^t ablaufenbe IBubgetperiobe rourben bie ^e< 
folbungen unb ©ehalte aller Staatgangeftellten erheblich aufgebeffert ; 
bie fortfchreitenbe ®erteuerung aller Sebengbebürfniffe macht eine 
abermalige ©rhöhung berfelben notroenbig, für roeld)e unter 3Bür< 
bigung ber thatföchlichen SSerhültniffe bie f^orm oon lB$ohnungggelb< 
}ufchüffen fich am beften empfiehlt. 

311g nicht minber in ber 33illigfeit begrfinbet mu§te SReine 
iRegierung ben Slnfpruch erfennen, ba^ bie noch oor ber oorföhrigen 
©rhöhung ber iSeamtenbejüge feftgefe^ten IRuhegehalte unb gleicher^ 
»eife bie Staatg^ufchüffe }u ben 3Bitroen> unb UBaifenbeneftjien 
eine mäßige 3tufbeffenmg erfahren. 

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1871—1877 



3)en loirtfc^aftlidien SSer^ältniffen ber ^eoSlferung raibmet 
SHeine Stegierung i^re unauägefe^te @orge. Unter- 

nehmungen in ben nerfchiebenen @e6ieten ber £anbe§tultur finb jur 
Ausführung gelangt unb ermuntern burth bte erhielten Erfolge ju 
ferneren Anftrengungen. 

Auf ber jüngft gefchloffenen SBelt^AuSftettung ju ^ien haben 
bie mannigfaltigen lanb» [unb forftroirtfehaftlichen, inbuftriellen unb 
fünftlerifchen Si^eugniffe beS SanbeS eine ehrenooUe Stellung ein< 
genommen. 

Ißon ben gur SSerooUftönbigung beS Sanbftra§en>9leheS in ®e- 
meinfchaft mit 3haei befchloffenen Anlagen hot bereits eine betracht» 
liehe Anjahl bem Säertehr übergeben roerben tönnen, anbere finb in 
ber Ausführung ober in ber ®orbereitung begriffen unb foUcn mit 
allen gur IBerfügung ftehenben Kräften geförbert merben. 

®aS ®ifenbahn*5Ueh beS fianbeS, beffen SetriebSergebniffe be» 
friebigenb geblieben finb, ift burch bie SSoQenbung michtiger Sinien 
unter bem freubigen 3)anC ber Anmohner erheblich enoeitert morben. 
Ueber bie gur ferneren AuSbilbung biefeS DleheS in ndchfler 3eit 
erforberlichen Arbeiten unb über oerfchiebene iBahnanfchlüffe, roelche 
gegenroürtig nod) ben ©egenftanb non ißerhanblungen mit ben beteiligten 
iUachbarftaaten bilben, hofft SDleineSHegierung bie näheren 9)litteilungen 
in IBdlbe Sh^er Beratung unb 53efchlu§faffung unterbreiten gu tönnen. 

2>ie finangielle £age ift eine erfreuliche. Ungeachtet ber bei ber 
allgemeinen ^reisfteigerung unoermeiblichen (Erhöhung faft aller 
Staatsausgaben fchliegt baS 3ho^n oorgulegenbe ^ubget für bie 
3ahre 1874 unb 1876 im ©egenfah gu ber nicht unbeträchtlichen 
©innahmeunguldnglichfeit, roelche baS let)te ISubget aufgeroiefen hatte, 
in ooUtommenem ©leichgeroicht ab, ohne Steuererhöhung unb ohne 
gur ^ebeefung beS orbentlichen StaatSaufroanbS anberer als ber 
orbentlichen ©innahmen gu bebürfen. 

3)er Anteil, roelcher ber Staatstaffe auS ber frangöfifchen StriegS-- 
toften«@ntfchäbigung gugefloffen ift, roirb eS ermöglichen, neben ber 
Seftreitung beS RriegSaufroanbeS unb ber roeiteren in ffolge beS 
Krieges erroachfenen StaatSauSgaben , ber AmortifationStaffe ein 

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1871 — 1877 

Slttiooermögen ju fiberneifen, »elc^eS ber gefamten Derjinälic^en 
Sc^ulb berfelben gleic^fommt. 

Sei biefer gttnfiigen fioge beS ©taats^au8^alt§ roerben ©ie mit 
um fo unbefangenerem Slide ber ißrüfung ber @efe^e8>Sorlagen 
fid) unterjie^en fönnen, roetc^e ben ^aben, baS befte^enbe 

©teuerfqftem in einer bie gerechtere Verteilung ber Steuerlaft an» 
ftrebenben iJBeife umjubüben. kleine ^Regierung roirb 3“ 

biefem @nbe junächft einen ©efe^entmurf über ©infühning einer all» 
gemeinen ©infommenfteuer unb einen folchen über Umgeftaltung beä 
Äapitalfteuer»@efehe§ oorlegen. $er ©rtrag ber Sintommenfteuer 
foU baju bienen, bie feit lange beabfichtigte Aufhebung ber Siegen» 
fd)afts«accife burchjuführen. 

3ch 3uoerficht, ba^, roie fchmierig auch bie auf bem 

©ebiet be8 ©teuerroefenS ju löfenben fragen finb, ©ie hoch in ben 
3h"e" sugehenben Vorlagen baS emfte Streben nach 
befferung be8 beftehenben ©teuerfgftem? erfennen unb, 
non gleichem Streben erfüllt, ju einem gebeihlichen ©inuerftünbni8 
mit ÜReiner Regierung gelangen roerben. 

®er ©egen be§ ^immelä begleite 3hrf 3lrbeiten! 






Sebe 

bei bem feierlicbtn Schluß ber Stänbercrfammlnng 
26. 3uni C871. 

Cble Herren unb liebe 5’^eunbe! 

SWit herstith^r Sreube h“6e 3th Veginn Oh^er 3lrbeiten 

begrübt; mit ©enugthuung blide 3ch h^ute beim Schluß berfelben 
auf bie geroonnenen Vefultate. 

2>a8 Veich ift feit bem Veginn biefe8 2anbtag8 in ben 9luf» 
gaben feiner inneren ffintroidelung roeiter fortgefchritten unb bietet 

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1871—1877 



bun^ feine inac^fenbe Acäftigung ben einzelnen @(iebern beSfelben 
bie feit fe^er angeftrebte Sic^er^eit unb @tärfe. 

3)ie Uebereinftimmung ber ;3ntereffen beS 9iei(^8 unb beä Sanbeö 
erleichtert unb Snic bie ißflichterfüQung in ^anb^abung ber 

feit (önger al8 einem 3ah’^^unbert erprobten äJerfaffung, 

ben @efchicten ber ^eimat bie märmfte f^ürforge ju mibmen. 

3)anfbar erfenne ^ch bo8 einer Stäbteorbnung, 

)oeId)e ber in ben größeren StSbten beS SanbeS thatfächti^ fc^on 
beftehenben ISinmohnergemeinbe eine rechtliche Organifation giebt, 
bie ollen oorhonbenen bürgerli^en Jtrdften freie iBemegung geftottet, 
jugleich bie nötigen ©orontien für bie 9Bohrung ber oerfchiebenen 
gefellfchoftlichen ^ntereffen bietet unb geeignet ift, ben non fo johl« 
reichen unb nichtigen 3Iufgoben in Stnfpruch genommenen ftübtifchen 
Sehörben eine erhöhte £eiftungöfdhigfeit ju ftchem. 

$oö @efeh über bie ©emeinbebefteuerung in biefen @tdbten 
mirb benfelben menigfteni einige finanzielle ^ilfe gemdhren, bis mit 
bem meiteren f^ovtfehreiten ber IHeform ber Stoatsfteuem in einigen 
Rohren eine befinitioe unb genügenbe ©rtrdgniffe ftchembe IRegu« 
lierung auch beS ftdbtifchen SteuerioefenS erfolgen fonn. 

9nit befonberer fjreube h*i>e 3th h^foof/ fjörberung 

ber geiftigen unb ber mit biefer in untrennbarem 3ufammenhang 
ftehenben, fittlichen Silbung be§ ®otfeä gefchehen. 

3^ hoffe» ber Jortbilbungöunterricht roirb in beiben SSejiehungen 
bie ^eüchte trogen, bie oon ihm ermartet merben unb bie erheblichen 
31ufbefferungen, melche ben 33olföfchullehrem bemilligt merben tonnten, 
merben in bem erhöhten, oon StahrungSforgen befreiten ^Pflichteifer 
berfelben ber Schule in ihrer hoppelten Aufgabe für Silbung unb 
©rjiehung ju ftatten fommen. 

©eme fpreche 3ch 3h”*« SWeinen S)ant auö für biefe Se« 
milligungen unb bie reiche 91u8ftattung, melche Sie allen miffenfehoft» 
fchaftlichen 31nftalten, biefem Stolz beö SanbeS, gemdhrt hoben. 

9Jleine SRegierung mirb 3hr* 21"trdge in 'Betreff ber SRittel 
unb 3Bege, mie bem Bebürfniö beiber Kirchen nach erhöhten ©in> 
nahmen abjuhelfen fei, in forgfdltige ©rmdgung ziehen. 3o h^h^c 

I2-J 



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1871 — 1877 

bie DoUe unb unbe^inberte äBiiffamfeit bet Jtiicbe unter äBa^rung 
ber @efe^e unb ber für SOe gleichen @eret^tigfeit auch für baS 
®ebei^en beS StaateiS ft^ü^e, um fo suoerfu^tlic^er ^offe e$ 
roerbe gelingen, bie beße^enben Uebelftünbe halb unb grünbtic^ ju ^eben. 

3n nöQiger llebereinftimmung mit ben 91bft^ten Slleiner SiC' 
gierung ^aben 0ie ben IBorlagen über bie Smeiterung beS (£ifcn> 
ba^nne^eS unb über mannigfaltige 3(nf(^(üffe besfelben an bie iBal^nen 
ber 91aci)bar(änber :^^re ^ufHmmung erteilt. 3cb ^offe unb münfc^e, 
bie reifen SRittel, meiere hierfür unb für eine groge Stnja^l anbercr 
öffentticben bauten jur (Srleicbterung be§ SerfebrS beroiUigt morben 
finb, merben burcb .^ebung beiS allgemeinen 'BobIftanbeS bie tx-. 
marteten ffrüchte tragen. 

®urcb baS ©ubget, roelcbeS ®ie natb aufmertfamer 'fJrüfung 
genehmigt haben, ift ebenfomobl für bie macbfenben IBebürfniffe ber 
Sermaltung in ausgiebiger SBeife geforgt, als bie georbnete f^übrung 
beS Staatshaushaltes ficber gefteUt. 

^cb banfe 3ha^" IBemilligung uon IDlitteln p einer 

angemeffenen meiteren (Erhöhung beS 3)ienfteinfommenS ber melt« 
lieben Bioilbiener in ber fjorm non SEBohnungSgelbjufchüffen unb 
jur Slufbefferung aller älteren 'i|?cnftonen unb Sleliftenbejüge, ioo= 
bureb eine f^orberung ber SiUigfeit unb Humanität erfüllt unb bem 
Bntereffe beS öffentlichen ®ienfteS felbfi entfproeben ift. 

3n ber Steform ber StaatSftcuem ift bureb ^aS @efeb über 
bie 5lapitalrentenfleuer ein niebt unmiebtiger Sebritt uormärtS ge> 
than unb in Oh^en ^Beratungen über bie (Einführung einer aQge< 
meinen (EinfommenSfteuer ertenne 3tb/ aueb ber betreffenbe @e« 
fetjentrourf roegen ber jur Btit beftehenben aWeinungSoerfebiebenheiten 
Dor enbgültiger (Entfebeibung jurüctgejogen mürbe, eine roertnolle 
©runblage für SQBeiterfühning beS begonnenen SBerfeS. 

3<b begleite Sie bei 3hr*r SRüeffehr in bie .^eimat mit bem 
'JSBunfebe, eS möge }u fräftiger (Entroicfelung ber auSgeftreuten Saaten 
bem Sanbe unb bem 9teicbe bureb ®otteS gnäbige Rügung eine lange 
Beit gebeihlicben JriebenS befebieben bleiben. 

i2;j 



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1871—1877 



Hebe 

btt btr fcitrlidicn Sröjfnnn^ btc StänbcDtrfainmlnna 

22. noDtmber 1875. 

Gble Herren unb liebe ^J^eunbe! 

©nipfangen ©ie jum beginne 3 ^rer Strbeiten SJleinen fteunb* 
lidjen @nig. 

9Jlit erböbter Sreube febe 3 (b b*“*® Sßertreter ÜHeincS 
ISoIfeS um 3Jli(b oerfammelt, ba jum erften Smal 3nein ©obn, bet 
@cbgro^b®>^i<’9/ erreicbter lOolIiäbtigCeit berufen ifl, in bem 
jlreife berfelben ju erfcbeinen. 2 )ie b®®ilicb® Seilnabme, mit roeicber 
baä ganje £anb bie Stteicbung be§ bebeutungSooQen ^bfcbnitteS 
in bem £eben IDteineS ©obneS begleitete , bol IDticb auf ba§ f^ieu^ 
bigfte berührt. SJlit aufrichtiger @enugtbuung erfannte ;^cb barin 
auf§ neue ba§ @efübl inniger 3 ufootmengebörigfeit, meIcbeS 3)ticb 
unb ÜJlein ;gau§ mit SWeinem SBoIte uerbinbet, unb banfbar er« 
roibere 3ftb l*'® fo jablreicben Seroeifen SffHr auägefprocbene Sreue 
unb Eingebung mit ben gleichen (Smpfinbungen. 

5)er 2 lu 8 bau be 8 5Reicbe§ fcbreitet ju unfer aller fjreube 
fraftnoll uoran. $iefe§ groge äBerf Dolljiebt fich unter allfeitiger 
.^ingebung an ba 8 ©efamtintereffe ®eutfchtanb§, für beffen @b®® 
unb SKacbt 3<h unb OTein SSolt nötige Opfer freubig bringen, 
©olcb' erbebenbed lBemu|tfein lä§t mich mit um fo größerer @org> 
falt bemüht fein, ben ^ntereffen SUleineS SanbeS eine gerechte SBür- 
bigung gemöbrt ju feben. 

®ie innere Sntroicfelung beö 2anbe§ noUjiebt fich ficher unb 
ftetig in ben Sahnen, roel^e eine ben Slnforberungen unb Sebürf» 
niffen be§ b®ul' 9 ®n SfbenS entfprechenbe ©efehgebung ihr norge» 
ieichnet bat. äßenn babei }u Steinern Sebauetn immer noch Seun> 
rubigungen b®roortr®t®n , al§ fei ©efabr für bie Freiheit ber teli» 
giöfen Ueberjeugungen uorbanben, fo hoff® 3ch/ ”'•1 l*®® 3®il 

gelingen roirb, biefe Seunrubigungen in Serlraueu 511 oerroanbeln. 

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1871— 1S77 



^ie auf bem oorigen Sanbtage angeregte ^rage einer 3(uf« 
befferung be§ ungenügenben (Sinfommeng jabtreidjer 'Pfarrer ber 
beiben c^riftlidjen ftirc^en ^abe ^d) einer forgfältigen ißrfifung unter- 
jie^en laffen, unb eg gereit^t SWir jur befonberen fjreube, 3^nen 
mitteilen }u fönnen, ba| üReine ^Regierung im Slanbe ift, Ob”cn 
bie SRittel unb iiBege gu begeic^nen, mie bem oon aUen Seiten an> 
erfannten 9Jli|ftanbe fofort burc^greifenbe iKbbüfe uerfc^afft werben 
fann. 

^ie 9Jorf(bIäge, mett^e itReine ^Regierung machen wirb, 

um bie oor^anbenen iBiibungganftalten auf roürbiger ^ö^e gu er« 
galten unb ben öffenttidjen Unterricht nach nerfchiebenen Seiten hin 
gu erweitern, finb 3h<^c^ wohlwoQenben Zeitnahme gewi|. 'Z)em 
nielfeitig befannt gegebenen '-Bunfche, bie feht nach fionfeffionen ge< 
trennten SSoItgfchuIen gu Bereinigen, wirb, foweit ein töebürfnig be« 
fteht, burch einen Ohn^n norgulegenben ©efe^entwurf entgegenge« 
fommen. $ie oorgefchtagenen ©efehegönberungen werben in einer 
äBeife burchgeführt werben fönnen, welche bie ©rteilung beg fon« 
fefftoneden SReligiongunterrichtg nodtommen ftcher ftetlt. 

3n ^anbel unb ^nbuftrie ift auf ben au^erorbentlichen '^luf« 
fchwung, welchen fie nach bem Äriege genommen hotten, ein emfter 
^ücffchlag gefolgt, welcher gwar auch in unferem Sanbe empfunben 
wirb, feinem wirtfchaftlichen Seben aber hoch feine gu fchwere S^S« 
bigung gugefügt hot unb, wie bei ber gefunben ©runblage begfelben 
erwartet werben barf, ohne weitere gu empfinbliche Cpfer fiberwun« 
ben werben wirb. 

i^r bie öffentlichen 33auten ift oon bem reichen ßrebit, welcher 
ouf bem lebten Sanbtage bewilligt würbe, troh nielfacher ^emmniffe 
ein beträchtlicher 2:eil gur IBerwenbung gelangt. dReine 9tegierung 
wirb mit 3ho^« URagnahme beraten, um bie Stugffihrung be« 
fchloffenet Sauten, fowie bie weitere SemoB^änbigung unfereg 
Sifenbahn« unb Sanb{hagen>iReheö gu fichem. mch^ unfer Sahn« 
neh jeht fchon in feiner ©ntfaltung oorgefchritten unb eine .^aupt« 
grunblage ber materiellen Sßohlfahrt beg Sanbeg geworben ift, um 
fo mehr wirb eg 9Reine ^Regierung alg ihre Sfii'hl erfennen, bie 

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1871—1877 



^örberung biefer roic^tigen Sntereffen oI§ eine ber wefentlic^ften 
Aufgaben beS Staate^ ju betrachten. 

$uich bie IBorlage eines ©efehentnurfeS über bie iBenü^ung 
unb Snftanbholtung ber ©eroüffer fott einem fthon lange gefühlten 
IBebürfniffe abgeholfen unb roieberholt oon Qh»*” befürroorteten 
SBünfthen entfprochen roerben. 

2)er ISntmurf beS StaatSbubgetS, an toelcheS foroohl bie iBe< 
bürfniffe beS SleicheS, alS bie Sefriebigung roichtiger SanbeSintereffen 
erhöhte SInforberungen fteüen, mühi^on^ augenblidliche 0toc(ung 
be« aSertehrS auch bei ben ©taatSeinnahmen ftch fühlbar macht, nimmt 
eine befonbere Slufmertfamfeit in änfpruch- 

®ie am uorigen Sanbtag begonnene IReform ber ©teuergefeh« 
gebung roirb auch bieSmat einen wichtigen ©egenftanb Shr« 
ratungen bitben. aSon ber ainwenbung beS neuen @runb> unb 
.^äuferfteuer=Äataflerä, welche erftmalä für baS 3ahr 1877 eintreten 
fotl, ift eine gerechtere aierteilung ber @runb= nnb .^üuferfteuer ju 
erwarten. 

®er ®ntwurf eine« ®rwerbfteuer=®efeheS bejwecft, bie feitherige 
©ewerbfteuer in einer ben oerünberten gewerblichen aSerhdltniffen 
entfprechenben aOieife umjugeftalten unb gleichjeitig bie je^ige Alaffen’ 
fteuer in fich aufjunehmen. 

:^ch wünfche unb oertraue, ba^ eS aileiner iHegierung gelingen 
wirb, mit 3h"6n biefe fchwierige, aber für bie fortfchreitenbe 
aSerbefferung unferer ©taatSeinrichtungen bebeutfame Slufgabe su 
einem ®inoerftänbniS ju gelangen. 

®in ©efehentwurf über bie ®inrichtung unb aSefugniffe ber Ober» 
rechnungStammer ift beftimmt, bie aSerfaffung beS SanbeS in ber 
9tichtung einer felbftünbigen jtontrole ber ©taatSoerwaltung burch 
eine oberfte IRechnungSbehörbe auSjubilben. 

2)ie a3eamten beS SanbeS, beren ^ienfteinlommen burch 
3hiion wieberholt bewilligten Spittel erheblich aufgebeffert werben 
fonnte, leiben jeht noch ontpfinblich unter ber oöllig ungenügenben 
aSerforgung ihrer .Hinterbliebenen. ÜJleine 9tegierung wirb Oh"«** 
einige aienberungen bcS ©tatutS ber aSitwentaffe oorfchlagen, burch 

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1871 — 1877 



melc^e roefentlic^ auf bem SBege ber Selbft^Ufe eine auSgiebigere 
ÜBitmenoerforgung erjiett loeiben loirb. 

2)er großen oon iSngeftellten, roelc^e ni(^t mit 0taat§biener= 
®genf(^aft betleibet fmb, folt burc^ ein @efe^ eine gefieberte SJienft-- 
ftellung unb, fomeit eS bie IRQctficbt auf bie 93elaftung ber Staats« 
finanjen julä|t, eine nicht unbeträchtliche IBerbefferung bejüglich ihrer 
ipenfionSoerhältniffe ju teil merben. 

9)ie jahlreichen unb niichtigen Slufgaben, welche 3h<^^ 
berühren alle ©ebiete beS innern StaatSlebenS ; oertrauenäooll er« 
warte S^h i’on bewährten Sinficht unb IßaterlanbStiebe 

eine gläcfliche £öfung berfelben. 

®er ©egen beS Rimmels begleite 3>hte 9lrbeiten. 



Cifdjrcbc 

bei dem $m)ifang ber ttlitglieber ber euangelifcben (IBeneralfnnobe 
31. ©ftober 18?«. 

Hach •’O" (Dbcrfirchenrat iTlühlhäufet geleiteten ®ottes« 
bienft in ber fleinen Kircffc ju Karlsruhe 5 uni Sctjlug ber enan» 
gclifchcn ©enetalfynobe empfing bet Cßrofh^rsog bie Synobal- 
abgeorbneten im Schlöffe unb richtete bei bem IHahlc an fie biefe 
IDortc : 

3ch freue mich, ©ie in biefen Dtäumen herilich willtommen ju 
heilen, ©ie, bie jum erften SWal, unb ©ie, bie wieberholt an ben 
Arbeiten ber ©qnobe teilgenommen haben; ich freue mich um f<> mehr, 
©ie bei mir begrüben ju fönnen, als ber Seift beS fJtiebenS unb 
ber ©ntracht in fo heroorragenber SBeife über Oh’^en Arbeiten ge« 
maltet hat. 3ch he0f ^uoerficht, ba^ bie wichtigen ®efchlüffe, 
welche burch fo bereitwilliges ©ntgegenfommen oller Seile juftanbe 
getommen fmb, bie fegenSreichpen SBirfungen für bie ^ntereffen 
unferer SanbeStirche haben merben. S)ie Sntmicfelung unferer Jtirchen« 

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1871—1877 

oerfaffung loirb in folt^em @eifte ftd)er unb ftetig uonndrtS fc^reiten 
unb immer tiefere ^QJurjeln im ^erjen beS 33ol!eS fc^lagen. 

53efürd)ten ©ie nit^t, bog ic^ mic^ auf bie (Sinjel^eiten ber oon 
3^nen beratenen ©egenftänbe einlaffen toerbe; ba8 ift nic^t mein 
93emf. SDleinen Seruf erfenne ic^ barin, ber S(^ü^er unferer £anbe§« 
fircbe ju fein, über ben ißarteien fte^enb in großer SBürbigung ber 
oerfcbiebenen ©tanbpunfte bie ^irtfjennerfaffung treu ju beroa^ren unb 
i^r bie SnSglic^feit eines gebei^ti^en iSuSbaueS ju fiebern. 

3«^ möchte 3^nen aber meine befonbere ®efriebigung barüber 
au8fpred)en, ba§ ©ie Seft^Iüffe gefaxt ^aben, bie barauf gerichtet 
finb, unfere SanbeSfirc^e auc^ burc^ äußere ©inridjtungen mit ber 
großen beutfe^en enangelifc^en ftirc^e in engere SSerbinbung }u bringen, 
^nbern ©ie babureb ber miebtigen ülufgabe naebgefommen finb, für 
bie beutfebe ©inigung auf bem ©ebiete unferer eoangelifcben ^irebe 
JU roirten, bo^>^ roertoolle SSürgfebaft bafür gefebaffen, 

ba| bie ftirebe unfereS Sanbei mehr unb mehr als ein früftigeS 
©lieb ber großen enangeliftben Rircbe 3^eutf(bIonbS fub enoeifen mirb. 

Unb roenn id) non biefen Aufgaben beutfeber ©inigung fpretbe, 
fo merben ©ie eS natürlicb finben, bag icb auch ber entfpreebenben 
mit jenen fo innig jufammenböngenben IHufgaben auf bem ftaatlicben 
©ebiete gebenfe. 3tb 6in um fo mehr baju oeranla^t, als in biefer 
^^iebung oon oerfebiebenen ©eiten 3»>eifel erhoben mürben, bie 
oueb auf ben ©ang unferer inneren ängelegenbeiten ftörenb einroirfen 
tönnten. 3tb barf ©ie oerftebem, meine .^erren, ba§ feine Senberung 
eintreten mirb in ber IRicbtung, bie mir feit langen 3ob'^'" eingebalten 
haben; ich oerfubere hier baS um fo lieber, olS ich roei§, bob feine 
©ebnfu(bt beftanb, eine anbere IRicbtung ju oerfolgen, meber in ben 
Ülngelegenbeiten unfereS SanbeS, noch in benen, bie ficb auf baS 9)ei(b 
bejieben. 

©S ift faft ein IDierteljahrbunbert , bag ich am ©teuer ftebe, 
unb ich barf annebmen, ba^ man mich binlüngli^ fennt, um ju miffen, 
bag eS meinen Neigungen nicht entfpriebt, oon ber eingebaltenen 8abn 
abjulenfen unb baS ©ebiff in Klippen unb ©türme ju führen; ba§ 
im ©egenteil id) eS für meine Slufgabe erachte, eS oor ©efahren ju 

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1871—1877 



^üten unb bem fu^eren Isafen }ujufül)mi. Um biefed 3>cl )u er> 
reit^en, mflffen mir non ber Ueberjeugung butt^brungen fein, bog 
bie @efe^gebung unfereS £anbeS feft gegrünbet unb bog auf ben 
Orunblagen, auf meicben fte beruht, meiter gearbeitet merben mu|. 
Vertrauen @ie feft barauf, meine Herren, bag bie SUdnner, mel^e 
berufen fmb, an biefen Arbeiten teiljunebmen, biefelben mit jener 
pflichttreue, mit jener Siebe burchjufüht™ beftrebt fein »erben, bie 
allein fegenSreiche fjrüchte erjieten fönnen. 

Unb mit berfelben Pßichttreue unb mit berfelben Siebe moQen 
»ir in @emeinfchaft mit Oh^^n barnach trachten, bie SIngelegenheiten 
unferer eoangelifchen ftirche auf ber @runblage ber Perfaffung }u 
fbrbem. 

fUlbge e§ un§ gelingen, biefeS fchöne P erreichen unb bie 
politifche unb religiöfe (Eintracht beS Sanbed ju erhalten. 

Pon biefem SBunfche getragen, meine .^erren, erhebe ich ba§ 
@taS unb trinfe auf ba§ SBoht ber Plitglieber ber ©eneralfqnobe 
auf baS PJohl bercr, »eiche ©ie ju oertreten berufen »aren. 






Hebe 

bei ber (bolatafcl aus Hnlah bes 25jährigen Kegiemngsjnbilänms 

29 . JJptil 1877. 

Pen (Slan 5 punft bet feftlichen Begehung bes 25jährigen Ke* 
gierungsjubiläums bes <Sro§h «3095 bilbete bie (ßalatafel im Schlof 
5 U Karlsruhe unter Knmefenheit bes Kaifers unb einet grofen 
,?5ahl fütftlidher unb offt 3 ielIct petf5nlid)?eiten. Hadjbem ber Kaifet 
ben 3nbilar mit herslichen IDorten gefeiert unb jut Bollenbung 
bes 25. feiner jtegierung beglüchoünfcht h<*tte, erhob fich 

bet ©tofher 5 og unb fprach : 

Guter Äaiferlichen SJlajcftät fage id) meinen innigen 'Pant für 
bie mid) hodjbeglüdcnben unb ehrenben, ja ich barf »ohl fageu für 

I^tiebrld}, Weben unb ftunbgcbunflen. v 



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1871 — 1877 



bie liebreichen SBorte, mit benen 3I(lerh5chftbie|elben ^h^en ®mpfinb= 
ungen einen fo gütigen Slusbrucf geben. 

3ch nermag e§ nicht ju fagen, roie fehr bie oielen Runbgebungen 
ber Siebe, welche mir non allen Seiten fo reiflich ju teil geroorben 
fmb, mein ^erj bantbar bcroegten. 33efonber8 aber fchöhe ich mich 
glflcflich, bie 3:eilnahme 6urer fiaiferlichen aJlajeftät an meinem 3u« 
biläum als eine h^h^ fluSjeichnung preifen ju bürfen. GDie 3lnmefen> 
heit meiner Raiferlichen Schroiegereltern bei biefer Jeier erhöht mir 
ben SEBert berfelben in bebeutenbem aWa§e. 6S mürbe mich ä“ »fit 
führen unb märe auch nicht nm ißlahe, im einjelnen alles aufju- 
jühlen, roaS mir in ben 25 fahren meiner Regierung an ©nabe unb 
Segen non ©ott ju teil geworben ift. 

©benfowenig nermag ich alle bie 93eweife oöterlichen SBohU 
woQenS unb großer ©üte näher j\u bezeichnen, welche mir oon ©urer 
Raiferlichen lUlaieffät in langen fahren ju teil geworben finb. 3lber 
zwei fchmermiegenbe ©reigniffe biefeS ^fitabfehnitteS meines SebenS 
heute hemorzuheben, ift SDlir eine werte ifjflicht. 

©ure fUlajeftät haben mir in beglüefenbem ißertrauen baS Seuerfte 
gefchentt, baS Sie bef©en, — 3hf Ä'nb ! Sie hoben mir baS höuS« 
liehe ©lüii gefchenft unb mit ihm mein Seben oerfchönt, bereichert 
unb oerfügt. 3h« Softer, meine teure ©emahlin, ift mir burdj 
ihre Sreue unb Siebe in fthweren unb in guten ^fiten zum Sroft, 
zur Rraft unb zum Segen geworben. 

®aS anbere, baS mich h®ute bewegt, ift bie ©rinnerung an eine 
3eit, bie mir ben SSorzug oergönnte, bei ber SJBieberaufrichtung beS 
2)eutfchen SJeicheS mitzuwirten, — ja bie mir ben Vorzug oerlieh, 
ZU ©urer SRajeftät heute nicht nur als zu meinem hoheu IBerwanbten, 
fonbem zu bem ehrwürbigen ^aupt beS ®eutfchen Reiches, — zu bem 
Präger ber lange ruhenben Rrone eines neuen erblichen ®eutfchen 
RaifertumS reben zu bürfen. ©ure URajeftät hoben rühmenb beS 
SlnteilS gebaut, ben bie Söhne biefeS SonbeS an ben blutigen Siegen 
genommen, welche zu ber neu begrünbeten Orbnung führten, beten 
mir uns nun zu erfreuen hoben. SSlöge eS ©urer IKajeftät befchieben 
fein, noch longe 3eit in grieben fich biefer ©rfolge zu erfreuen unb 

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1871—1877 

al§ ©t^ü^er über bem ®eutfc^en 9ieic^ 3i^re gerechte ^onb malten 
ju laffen. 

5ßon bicfen ©efinnungcn erfüllt glaube ic^ ben Smpfinbungen 
meiner oerel)rten @dfte ju cntfprec^en, roenn ic^ fte einlabe, unferem 
er^benen Äaifer ein freubigeä ^od) ju bringen. 

©eine ajlajeftät ber ftaifer lebe ^oc^! 






Hebe 

bei btc 6oftaf(l für 6ic Canbesbtpntation aus Hnlap bes 25jäl;ng(n 
Kegiernngsinbilänrns 

30. Tlpril »877. 



2tm 2. tage ber 3ubiläumsfeicrlid)teiten empfing ber ©rof* 
berjog cormiltags bic 5 al)lrcid)en 2tborbnungen aus ben per- 
fdjicbenften Kreifen ber Öcpölferung. Hacljmittags fanb für bie 
Dertretcr ber ©emeinben bcs €anbes grofe ijoflafel in bet oberen 
unb unteren ©alerte bes Sdjloffes ftatt. Ijiebei bradjtc ©bet« 
bürgermcifter ITloll pon ZTlannljeim bas ^odj auf ben Canbcsljertn 
aus, inbem er iljn bes jubelnben ©elbbniffes bes Canbes: „treue 
um treue — €icbe um Ciebe" perftdjerte. Ber ©tofljer 5 og ant- 
mottete: 

kleine nere^rten ©äfte unb fjreunbe! 3»^ fte^e uor Offnen 
unb roeig eigentlich nicht, ma§ ich begreifen bie 

©mpfinbung, bie mich }u biefer ileugerung uerantagt, benn ich 
erfüllt non oll’ bem, roaä eS in ber Sh“* fchmet macht, 3^nen 
mit rechten SBorten ju fagen, inie tief ergriffen ich “tt’ 

ben SBeineifen ber Siebe, bet Seilnohme unb — barf ich h>“J“fö9®“ — 
ber ülathficht, bie mit ju Seil geroorben fmb. Stber ich roill ben 
©chmerpunlt barauf legen, meine ffreube auSjubrüefen über aK’ 
ba§, mag ich erleben bürfen. Senn barum h““*>^** ^ 

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1871—1877 



bag ic^ ^eute bie ^reube ^abe, unter 3b»en )u fein unb einen 
gro|en Xeil ber iOertieter beS mir fo teuren SanbeS bei mir fe^en 
)u bürfen. 3o bürfen, i(^ bitte ©ie, legen Sie ben 'Jlac^bnuf auf 
bab 9Bort „bürfen", benn eS liegt barin ber SluSbruct be8 innigften 
SianleS gegen (Sott, bag eS mir befc^ieben ift, ^eute unter 3^nen 
ju erfc^einen, ^eute ©ie in meinem ^aufe begrüben )u bürfen. 
3Benn ict) jurüciblicte auf bie 25 in benen eS mir befc^ieben 

nar, meinen IBeruf ;u üben, ber mir lieb unb mert ift, rebe icb 
ungeme non ber Saft beSfelben an einem Sage, an welchem mir 
fo oiel greube ju teil wirb. 68 finb fo oiele 6rinnerungen, bie 
jum ^erjen reben, biefen ^eute unter 3^nen älusbruct ju geben, 
fü^le icb mi(^ gebrungen. benfe an einen Sag, mo beinahe 
alle Sürgermeifter beS Sanbe8 ^ier Bereinigt toaren. 68 mar am 
1. ÜRai 1852, ba ic^ bie teure ^ülle meine8 geliebten S3ater8 jur 
6rbe beftattete. Sa roaren alle um bie ^ülle eine8 Regenten oer> 
fammelt, ber bie Siebe im ^erjen be8 SSolfeS al8 ba8 ^ö(^fte Senf-- 
mal ^interlaffen, ein Senfmat, ba8, roie ©ie mit mir roo^t fügten, 
nie oerfd)roinben roirb, unb gerabe bicfe Siebe im ^erjen be8 ®olfe8 
ift e8, bie mir ben äBeg geebnet ^at in bie neue ©teQung, bie ic^ 
in ber Sugenb gu übernehmen hntte, unb ber fRame Ougenb fagt 
e8 ja fchon, ba^ bie 3ugenb mit Unerfahrenheü oerbunben ift. 
9ftlein bie 3Bege maren mir geebnet, ich fage nochmals, burch bie 
Siebe, burch bie @üte, burch ba8 SBohtmoUen eines teuren ffürften. 

Dtun h*ule/ meine Herren, ftnb ©ie roieber um mich 
fammelt nach nieten menn auch menige oon bamals 

unter 3h”®>* immerhin ftnb eS biefetben ©emeinben roie ba= 
molS, bie ihre Vertreter hieh®’^ fchicfen, oielleitht roerben einige unter 
3h"f" f«'"/ bie bamals fchon ba roaren. 3n biefen nieten 3ahren 
haben mir auch niet erlebt; ich roill nicht auf alles eingehen, ich 
roill nur 6ineS hernorhebcn, roaS hmtf unter 3huEU guni üluSbrmf 
)u bringen mir am bergen liegt: mir hoben ftetS getrachtet, fo oft 
ftch ®erfchiebenheilcn ber Meinungen im öffentlichen Seben funb= 
gaben, unS immer roieber gu oereinigen. 3(h nerfuchte nor nieten 
fahren biefen ©ebanten ungefähr in bie SBorte gu faffen, ba§ ich 

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1871—1877 



feinen feinblit^en @egenfa^ erbficfen fönne jinift^en 93o[f§cec^t unb 
^ürftenre^t. 37leine Herren! ^eute noch bin i^ biefer 9In{i<^t, 
ja it^ bin ^eute me^r benn je baoon überjeugt, bag fein feinblic^er 
@egenfa^ befielen bärfe jn)ifcf)en ^rftentee^t unb iBoftSrec^t, nenn 
nur immer non oUen ©eiten oerftanben roirb, fic^ ju md|igen, roenn 
nur baS iBort richtig oerftanben mirb, bag ^ei^eit ©elbftbe^errfc^> 
ung ift. ®iefe ®rtenntniä ^at ficb, i(b fage e« mit ^reube, me^r 
unb me^r befeftigt in ben oerfloffenen 25 3al^ren, unb loenn ic^ auf 
biefe ^a^re jurüctbticte, fo miffen @ie mit mir, me^^alb ic^ baoon 
rebe, benn eä ift eine 3*it oor^ergegongen, loo biefe (SrfenntniS 
noc^ nid)t ißta^ gegriffen ^atte; fie ^at aber ififatj gegriffen, ge 
bat fttb befeftigt, unb loo biefe SrtenntniS beftebt, ba ift auch ©taube 
an bie 3ufunft ; in ibr mirb boffentticb noch oietei möglitb unb all’ 
ba§ au§gebaut roerben, ju bem mir in biefer 3fit mit oieler 3trbeit 
ben ©runb gelegt b“t>fn o“f t>fni ffiege ber ©efebgebung in ber 
Organifation ber ©cmeinben unb anbcrer 3msi9* öffentlichen 
fiebenö, roo bie Sbätigteit ber ©emcinben ober größerer ißerbänbe 
einsutreten bat. 

'Jßenn icb an ein früher gefprocbeneS SDJort erinnerte, fo oer« 
antagte mich ba}u ber Umftanb, bag barin ber jltbere SBeg }u 
gebeiblicbrm Seben angejeigt unb gteicbjcitig bie bringenbe ÜJlabnung 
jur ©inigfeit enthalten ift; batten mir feft an biefer ©inigfeit, bie 
uns feit langen fahren oerbunben bat; mein fefter ©ntfebtug ift eä, 
roeiter ju fegreiten ouf biefer SBobn unb babin ju trachten, bag bie 
©ntroicfelung in roabrboft freifinniger SBeife oor geh gehe, in f^rei» 
gnnigfeit, bie ©cred)tigfeit in geh fehliegt, bie ©ercehtigfeit für alle 
ohne Unterfehieb. Unterftflben Sic mich barin, meine $>erren, in 
allen Sagen beä politifchen Sebenö, bie über baä Sanb cinbrechen 
fönnen, unterftübm ©ie mich, eä ift ba8 in Ob'^^m eigenen 3ntereffe, im 
3nteregebcö SanbeS, im ^ntereffe be§ 5Heiehe§, bem mir alä ©lieb nun an« 
gehören; benn ein gefunbeä träftigc§ ©lieb bc8 5Heichc8 motten mir 
fein unb bleiben; mir motten un8 bie innere fjeftigteit erholten, 
bamit nnfer ©injelteben auch bere^tigt fei, ju begehen. 3)a8 motten 
mir befunben bei allen ©elegenheiten, mögen ge noch f“ ®™ft f*m- 

las 



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1871 — 1877 



Iffitr rooUen betunben, bag mir treue beutfc^e ajlänner finb, unb 
bo§, wer ein treuer Seutf^er ift, erft bo 8 ret^te ©effll^I für bie 
^eimat unferer teueren .^eimat bleibe unfere Siebe; 

ibr gilt mein @Ia§, inbem icb ©ie oufforbere, einjuftimmen in 
ben Stuf: 

Unfere teuere ^eimat, unfer geliebte? Sanb 93oben unb feine 
^emobner leben bo<b/ 






Sebc 

bei btm PurabtMntr ans Unlab btr Befiebtignna bts XIV. Urmtc- 
forps burd) ben Kaifer 

17- September 1877. 

Crinffprudj. 

5 um 5d)Iu| bet Kaifctparabc fanb ini Sdjloffc ju 

Harlsrubc ein parabebiner ftalt, wobei ber (ßtobber 50 ^ 
bem Knifct in einem fur 5 cn Coaft banftc unb ibn feierte, 
worauf bet Kaifer erwiberte unb ausfprad?, bag er bas Krmee» 
forps „wobiporbercitet 3 U jeber friegerifdjen O/ätigfeit" ge= 
funben bube. 

©mpfangen Sure Jlaiferli^e unb .^öniglidje SJJajeftät meinen 
unb meine? Sanbe? ebenfo bwilitbfn ehrerbietigen ®Qnf baffir, 
bo| Slßerböcbftbiefelben bem XIV. 2)eutfcben Slrmeecorp? bie 6 bve 
einer SBeficbtigung erroeifen. 

®iefer 6 brenl “9 airmeecorp? ift ein greuben» unb 

gefttag für mein SSolf unb für mid). 

®ie ®abifcbcn Sruppen unter ben uerfebiebenften ®er» 

b&Itniffen ftd) ber moblmoUenben ©efinnungen ©urer ftaiferlitben 

134 



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IH71 — 1877 



SJlajeftät ju erfreuen gelobt; fte oerbanfen biefer ©efinnung bie 
ffir^altung ber roertnoUen 5lummer XIV., bie fo reic^ an e^ren» 
DoUen Srinnerungen ift unb bie un§ Sabenem alä ein Symbol be« 
feffen 3)eutf(^en ^eere§ erft^eint. 

3ni Flamen meines SonbeS unb ber in bem XIV. 3lrmeeforpS 
in größter SWeijrjabl bienenben ©ö^ne beSfelben nerftt^ere ic^ 6uere 
Raiferlicfjc Snajeftät, bag fo mie mir in langen Sauren treu bie 
iSac^t am Si^ein hielten, mir je^t unb fortan oon treuer ^ingebuug 
an Jlaifer unb 9{eid) erfüllt fmb unb bleiben merben. 

3n biefer ©efinnung oereinigen fu^ alle Angehörigen beS 
XIV. ArmeetorpS unb ftimmen freubig in ben SRuf: 

ßod) lebe ©eine OTajeftät Äaifcr SlBilhelm ber ©iegreicbe! 



» 5 » 



Kcbc 

bei btt ftierlicbcn Eröffnung ötr Stänötoerfammlung 
15. riooembcr 1877. 

©bie .^erren unb liebe Jreunbe! 

OTit hcrjlithtni ©ru^e 3“foniiiie”’ 

tritte jum neuen Sanbtage milltommen. 

2)ie Dielen 33eroeife ber Anhänglithteit unb ber Uebercinftimmung 
AJeineS SolfeS mit 3Jleinen ®eftrebungen für bie ©rhaltung unb 
fortf4rcitenbe ©ntmidelung beS geiftigen unb materiellen ©lüefeS 
unfereS ©taatS, mit melden 34 neuerbingS bei ber SWeineS 
fünfunbjmanjigidhrigen SKegierungSjubiläumS au8 allen Seilen beS 
SanbeS h°4 erfreut roorben bin, finb 9)lir eine fi4ere ©emüht, baß 
au4 fernerhin unb junü4ft bei ben benorftehenben Arbeiten jmif4en 
Shnen unb SDZeiner IRegierung ber ©eift ber 6intra4t malten unb 

135 



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1871 — 1877 



unferem aUfeitigen 93emü^en um ffio^r^eit, SHet^t unb ffio^lfobrt 
bte gefegneten (Srfolge nic^t fehlen loerben. 

®ie perfönlicbe Seilnabmc Seiner 3Wajeftät be§ ÄaiferS an ben 
großen ^»erbftübungen be§ XIV. 9Irmeetorp8 ift ju SJletner innigen 
gteube ein lebhaft ergriffener 9lnla^ geroefen, bem erhabenen ©rünber 
unb Schirmer be§ fReichS bie banfbarfte SSerehrung unb bie un> 
roanbelbare Sreue SabenS non neuem funbjugeben, unb mit befon« 
berer ©enugthuung barf 3ch ber auch Seiner SRajeftdt SKir 
unb SJleinem ^aufe, foroie bem :^anbe geroorbenen ^eith«" 
trauenS unb ber 3“ne>9“n9 gebenten. SReine ^Regierung fteht in 
ben freunbiichften R3e)iehungen ju ben Organen be§ iReichS unb ift 
aufrichtig beftrebt, mitjuroirten für bie Sefeftigung unb Seruoll« 
tommnung feiner ©inrichtungen. 

9Rit ber ®oUenbung ber fReichSjuftijgefehe ift im gerichtlichen 
S>erfahren für ba§ ganje 9ieich§gebiet bie 9Jecht§einheit erreicht. 

®iefe§ gro^e nationale ©efehmerf fonnte nach »erfchiebenen 
Seiten ben ©efehgebungen ber ©injelftaaten Spielraum geroähren. 
S)er ©ntrourf eineä ©inführungägefeheS, roelcher 3h«en balbthunlichft 
Dorgelegt roerben foll, roirb al§ eine feiner .Hauptaufgaben betrochten, 
im ©inflang mit Sinn unb ©eift be§ neuen 5Reich§recht§ bie einge= 
lebten unb beroährten 9iecht§einrichtungcn beä ©roghcrjogtumS thun= 
lichft aufrecht ju erhalten. ®ie ®rreid)ung biefeS ™*rb um 

fo ficherer erhofft roerben bürfen, als unfere 'Ueoölterung in ben 
iReichSjuftijgefehen felbft im ganjen bie nämlichen 3ü9c lieber er> 
fennen roirb, roelche ihre heimatliche unb geroohnte iRechtSgefehgcbung 
bis jeht fchon an fich getragen hat. 

35ie tiefgreifenben Slenberungen in ber Sßeranlagung unb ®in= 
richtung ber StaatSfteuer haben bei bem nahen 3ufammenhangc 
, jroifchen biefer unb ber ©emeinbefteuer auch eine Slbänbcrung ber 
bisherigen Sorfchriften über bie Stufbringung beS ©emeinbeaufroanbS 
jur Slotroenbigfeit gemacht, ©ine anbere SIrt beS örtlichen Sluf-- 
roanbS, bie SSeftreitung ber fiird)en= unb '’fJfarrhauSbauten, foll mit 
Serüdfichtigung roieberholt auf früheren Sanbtagen geäußerter SBünfchc 
in 3ufunft bahin geregelt roerben, baß berfelbe nur oon ben Sln= 

i:« 



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1871 — 1877 



gehörigen ber bei bem Sau beteiligten Äonfeffionen ju beftreiten ifl. 
3n beiben Siie^tungen werben 'erforberlit^en ©efe^el" 

Dorlagen juge^en. 

@inem oon ben Seteüigten al8 bringenb empfunbenen Sebürf« 
niffe foU burd) baS ©nbringen eine§ ©efe^entrourfi über bieffiin^ 
rid)tung ber ^anbelsfammem unb bie Aufbringung i^el AufwanbS 
entfproc^en werben. 

2)a3 Subget ber allgemeinen StaatSuerwaltung , beffen ©nt> 
Wurf erftmalS fofort ben augerorbentlicf)en ©tat in ficb begreift, ift 
mit ber bureb bie Serböltniffe gebotenen 0parfamfeit aufgeftettt 
worben. 

3mmerbin ift , 5 umal im au^erorbentlitben ©tat, wichtigen unb 
bringenben Sanbeäintereffen tbunlicbfte Slüdficbt juücwanbt. 

©S fonnte bieS, — bamit eine Steuererböbung oermiebeii 
werbe, — nur bureb 3i*loffi>n9 nicht unbeträchtlichen ©taat^-- 
fcbulbenoermebrung gefebeben. ©ie werben biefe unter 

ben auSnabmäweifen Umftänben be§ AugenblicfS gerechtfertigt finben 
unb mit 3JJir ber .^offnung ficb b'uset'eu wollen, ba^ bie Hebung 
ber wirtfcbaftlicben 3uftönbe halb auf ber ©taatSoerwaltung bie für 
beren Sebarf erforberlicben ausgiebigeren SJIittel wieber jufübren 
werbe. 

®ie Aufftcllung beS ©rwerbfteuertatafterS ift nabeju oollenbet. 
3)Mt ber prattifeben ©ettung beSfelben wirb eS fi^ jeigen, bog auch 
in biefem Jolle bureb bie ooUjogene Aenberung unferer ©teuer= 
gefebgebung nicht eine ftärfere Selaftung ber ©efamtbeit, fonbern 
eine gerechtere Serteilung ber ©teiierloft im cinjelnen erjielt 
worben ift. 

Sei ber Aufftetlung ber SubgetS für bie au8gefd)icbcneii Ser» 
waltungS}weige erfebeinen im .^inblid auf bie 3r<Huge bie gleichen 
©runbföbe oorficbtiger ©parfamfeit wie bei bem allgemeinen ©tat 
maggebenb. ^näbefonbere erachtet Aleine ^Regierung in Anfebung 
bes ©ifenbabnbaueS für ongejeigt, jwar bie in AuSfübning begriffenen 
Unternehmungen mit ©ifer ihrer SoHenbung entgegenjufübren , bie 
weiter nod) ju befriebigenben Sebürf niffe ober mit oerboppelter 

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1871 — 1877 



(Sorgfalt }u prüfen, uiib nur bei bringlit^ ertannten 'llufgaben bein= 
näcf){l fd)on an neue ^uäffl^rungen t)e<^an 5 utreten. 

3JIit DoUem SSertraueu auf (Sinftc^t unb (Srfa^rung n>ie 
auf 3^re ernfte Eingebung an bie Strbeit für ba§ un§ oHen teuere 
^eimatlanb fe^e 3c^, eble ;^erren unb liebe Sreunbe, bcn 6rgeb» 
niffen 3Serf)anbIungen entgegen. 

anöge ber aHtoeife unb allgütige @olt baju feinen reit^en Scbu^ 
unb SSeiflanb leiden. 



I.S8 



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1878—1888 



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Scäcnnium 1878—1888 umfogt eine SRei^e ber roitbt^flen 
Sreiciiiiffe für bie ©efc^id^te beS beutfc^en 91eit^e«. 
bem bcv niffifcf)»tttrtif^e ftrieg burt^ ben ^rieben non San 
Stefano am ;i. tDlärj 1878 beenbet mar, ^atte 3)eutft^Ianb bie @e* 
nucttbmmct, ben jurlBefeiHgung ber orientalif^en^riftS unb @r^altung 
bcs äBcltfviebenö berufenen Äongre§ in ^Berlin nerfammelt ju fel(en, wo 
AÜrft '^ivinavcf alb SSorfi^enber burd) bie ibm eigene bipliontatifc^e 
^nft ein befriebigenbeb Siefultat p ftanbe brad)te. ^ebo(^ fonnte 
infolge beb Mungreffeb eine '-Berfc^iebung ber europäifd)en SBfinbnib> 
oer^öltniffe nic^t oubbleiben. ®öl)renb feit 1872 S)eutfd)lonb, 5Ru§» 
lanb unb Cefterreid) unter fu^ oerbünbet waren, begann nun 9iu|« 
lanb aub biefer engen SSerbinbung aubjuft^eiben unb fid) me^r ber 
franjöfifcben Siepublif }u}uwenben, fo bag bie beiben anberen Haifer> 
reiche fid) um fo inniger pfammenfd)logen, woju fi^ im 3<>^te 
1883 bab ^önigreic^ Italien gefeilte. Unb biefer ^reibunb fieberte 
unb fiebert, ohne anbere Stooten irgenbwie ju reipn, olb 3)efenfio= 
bunb ben ^rieben Suropab. 

6in gretleb, furebtbareb fiiebt worfen im 3abre 1878 auf gewiffe 
Strömungen oerbittertfter iBerblenbung unb 'fJarteiwut bie beiben 
flutbwürbigen Slttcntate gegen ben ebrwürbigen greifen Äaifer SBilbelm. 
3)ab fierj beb beutfdten SBoltcb blutete ob folq wabnwibigem 

Jie unaubbleibli^e Jolge war bab Sojialiftengefeb — unb 
mehr nod) eine, foweit bab möglicb war, innigere Serebrung bcb 
taiferlicben .ßerm. 91ber nicht nur SHepreffiDma^regeln foUten ber 
Sojialbemofratie entgegenarbeiten, fonbem oielmebr bie bureb bie 
faiferli^e ®otfd)aft oom 17. Blooember 1881 inaugurierte, bem 
Sebub ber Ülrbeiter bienenbe, non ed)t cbriftlicben @runbfäben ge> 
tragene Sojiolgefebgebung, befannt unter bem Biomen Staatsfojialib» 
mub, bie fpätcr bab ftrantenfaffengefeb, bab UnfaUDerficberungbgefeb 
unb fcblieglicb bab Bllters» unb ^noalibitölbgefeb im 3obre 1889 
jur ifolge butte. 

S)omit waren fürforglicbe unb fegenbreitbe Qnftitutionen ge« 
f^affen, wie fie fein anbereb SJonb für bie orbeitenben Rlaffen 
aufpweifen but. 

,*^u frieblicberen Serböltniffen iwifebem bem Staat unb ber 
Tömifcb»tatbolifcben Äird)e tom eb febon im Oub« 1878, alb ber 

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1878—1888 



SBec^fel auf bem pdpftlid)en ©tu^[ es cvmüfllidjte, ^i^ußcftdubniffe 
ju matten unb bic gärten bev 'Jllaigcfe^gebung ju bejeitigen. 2Iuf 
biefer SBq^u fdjritten bic Siegierungcn roeiter, um burcb Sntgcgen» 
fommeii big an bic du^crften ©renjeii ben tirc^lic^en iyrieben ^crju= 
ftcUen. 

®aben ging mit ber ®?ilbening bcr Hultuvfampfgcfe^c uoran, 
unb uor allem roar es ©voßberjos Sriebvid) felbft, ber, roie ein 
Sßertretcr ber tatbolifd)en ®olfspartei in ber 5 roeitcn fiammcr aus» 
fpracb, „allein gdnjlid) frei uon öeibenfd)aft unb 'Itorurtcil, unbeirrt 
Don rcd)ts unb linfs, ber roabre Segen ©ottes für Staat unb 5lird)e“ 
ftjb felbft für bie ©rreicbborfeit ber Slusföbnung uerbürgtc, fofern 
bie Siurie baö SScrbot an bie ©ciftlicbcn, um iftaatlicben Dispens 
Don bem fogen. .Hnlturcraincn cinptommen, jurücfnebme. 3lad)bcm 
bieg am 10. ^Vebrnar 1880 gefcbeben, lie& entfpred)cnb einem ©cfeb= 
entrourf ber iHegierung ber fvflrft nad) allfeitiger ,'^uftimmung ber 
beibcn flammern baS Jtulturexamen fd)on am 5. fDldrj 1880 gdnjlicb 
fallen. .Ipicmit roar ber fänla^ jum Unfrieben jroif^en Staat unb 
römifd)»tatbolifd)er .ftircbc im roefentlid)en befcitigt unb jroar in erfter 
i.'inie burd) bie rocife SerfSbnlicbteit bes ©roßbc'^lcflS- 'S» Solgc 
rourben aud) nid)t ebne Scbroicrigtcitcn weitere tHücfftdnbc ans ber 
Sulturlampfseit, roie bas itcrbot ber Grricbtung uon Gi-jicbungS« 
bdufem unb Sonoittcn für fünftige tatbolifcbe ©eiftlidje, aufgcbofien 
unb einjclnen GrbenSleuten für 3Jotfdlle bie Spcnbung bcr Satra» 
mente gcftattet. 

^ie cuangclifcbc j{ird)c b^tte allejeit logal fid) willig ben 
©taatsgcfeben untergeorbnct, unb ihre angebenben ©eifilidjen unter» 
jogen fid) fdmtlicb bem .Uulturcramcn, beffen Slufbebung fic banlbat 
begrüßten, wenn fte fid) oud) burcb baSfelbe bei ihrer allgemeinen 
roiffcnfcbaftlicben 93orbilbung !aum erbcblid) befcbrocrt gefühlt batten. 
S)cr ©roRbcTjog als euangelifcber SanbeSbifcbof ucrfebltc nid)t, bur^ 
pcrfönlid)c leilnabme bei jablrcidjcn feierlitben ©elegcnbeitcn bie 
Siebe unb Serebrung für feine Rircbe funbjutbun, roie j. 'ö. bei ber 
34. .^auptuerfammlung bes @uftao»9ilbolf=®ereinS am 16. September 
188Ö in .HarlSrube, roo er entfprecbenb bem allgemein bcutfd)»CDange« 
lifcben (ibaratter bes Ivsftcs inSbefonbere uon ben cinigenben S^e» 
ftrebungen beS SBercins rebctc. 3lud) an bem inneren Seben ber 
Äircbenabm er nach ftetS geübter ©eroobnbeit regen unb innigen Slnteil. 

SReid)gtreu big ins innerfte Wart unb boeb felbftdnbig bewegte 
fid) in Saben bie '^olitit in ber bewährten IRi^tung, bereu ©runb« 
fd^e auf baS geiftige unb materielle Säobl beS Sonbes gerichtet waren. 

3)ie Sbtonrebe am 21. J^ebruar 1879 beim Schluß bcS Sanb» 
tageg 1877/79, ber burcb c'ae '-Bertagung nnterbroeben worben, 
befcbdftigte i'icb in ®ejug auf bas ©efanitgetict beS inneren Staats« 
lebeng mit ben uon ben Sammem angenommenen ©efebentroürfen, 

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1878—1888 



iDcld)c bic bas UntenridjtSroqen, üanbioirtfc^aft, ^anbel unb 

^nbuftrie fotuic bcn öffentlichen 'i'ertel)t u. o. betrafen. 

®ei ber am 18. ülonembev 1879 fofflenben ©röffnung be§ 
i'anbtags rourbe bas 31iigeumert ber Ülbgcorbnetcn auf bie nötig 
geroorbene Iterönberung in afeichs-totl-- unb ©teuergefchgebung ge= 
richtet, beSgleichen auf bie ötonomifthe iHotlage unb bas hicmit in 
SJerbinbung ftchenbe ointen ber ©innahmen aus ben ©taatseifen« 
bahnen, bie eine ©rhöhung ber ©teuern erforbcrlich fcheinen liefen. 3)Jit 
bem im Dfoocmber 1881 jufammengctretenen ^anbtag tonnte ber ("^ürft 
infolge ber fchroeren ©rtronfung ju feinem Sebauern nicht in <)c^ön» 
liehen aSerfehr treten, aber bic legislatioc 3hbeit ber .Kammern erlitt 
boburch feine Untcrbred)ung. Oleu geroonnene 91rbeits= unb iJebenS^ 
freubigteit befunbet fid) in ber Xh^^oHrebe oom 20. aiooember 1883, 
löclche bas treue Jefthalten ber Regierung an bcn beroöhrten 03ninb» 
lagen gerechter I\reifinnigfeit unb fefter Crbnung oerbürgt unb eine 
erhebliche ainjahl non ©efehesoorfchlägen oerfünbet, beren 'Berab= 
fehiebung in ber ©chlußrebe am 14. Siuni 1884 ermähnt roirb, roie 
bie Borlagc über Benoaltungsred)t, 5frciborganifation, fKeoifion ber 
©täbteorbnung, beffere Berforgung ber .Hinterbliebenen oon ©taatö- 
angeftcllten unb Boltöfd^ullehrern, ©intommenfteuer, Schuh ber 
hiftorifcbcu unb oaterlänbi)d)en XJentmäler, ber in ber ©rünbung ber 
hiftorifcheii Stommiffionen feine praftifchc Bethätigung fanb, unb 
ücrfchicbcncs anberc. Ülud) bic burd) ben Bhein unb feine ^uflüffc 
Dcrurfad)tc fchrcere BJaffersnot gegen ©nbe beS famt 

bcn baburd) h^'^beigeführten ©ifenbahnbetriebsftörungen foroie 
Betriebsunfölle roaren ©egenftäube ber aiufmcrffamfcit bes Üanbes« 
hertti. 

Bei ber .öoftafcl, ju ber bic Btitgliebcr ber t'aubftänbc am Sag 
ber ©röffnung beS üanbtages im 1882 oom örogbcr.iog ein* 
gclaben roaren, brachte berfclbe antnüpfenb an bie oor 100 fahren 
gcfd)cbene aiufbebung ber üeibeigenfehaft in Boben burd) fiarl ffrieb* 
rieh einen Srinffpruch aus, ber in bie Blohnun^ ausflang, bic l'iebe 
jur .Heimat unb jum bcutfd)cn Bcid) jum üettftem bes Ho»belns 
fein jn laffen. 

©oroohl über bcn BoU,\ug befchloffcncr ©efehe als auch über 
neue ©efehesoorlagen, roclchc bie ©cmeinbegerichtsWrteit, bic Ber* 
beffenmg ber 5elbeinteilung u. a. lanbroirtfchaftlid)e Berhältniffe, 
besgleid)cn bie ©intommenfteuer unb bie Bertehrbeinrichtungen be* 
treffen, rourbe in ber ffiröffnungsthronrebc oom 12. 'JJooember 1885 
bingcroiefen. 

Sen fianbftänbcn rourben burd) bic ©röffnungStbronrebe oom 
22. Booember 1887 jeitgemäfee ©^chentroürfe b“uptfächlicb über bie 
aiufbebung oon ©infdbräntungcn tird)enpolitifd)ct jyorberungen, über 
©inf Übrung örtlicher ftird)enftcucr, rociter über tttusftellung gerid)t* 
lieber 6rbbefd)eiuigungen, Berbot ber gefd)loffener 

14.S 



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1878—1888 



.f>ofgüter, lanb= uub forflroirtidjaftlic^c Unfall» unb Äranrennerfidjcrung 
gcmä§ bem 5Hcid)sgefe§ oom 1886 unb ber fe^r bebeutfame 

®orf(blag bc§ Seamtcngefe^es» angetünbigt, roeld)e benn and) ini 
'Verlauf ber SJanbtagsperiobe il)re wlcbigung fanben. 

ffiäl)renb ber ©alatafcl jur Gröffnungsfeier ber Stönbeoe^antin-- 
lung am 22. Slooember 1887 ^ielt ber @ro§^erjog an bie Ser» 
fammelten eine Slnfpradje, roorin er, mie frf)on in ber I^ronrebe, 
ber ernflen Srtranfung bes beutfdjen Äronprinjen gebad)te unb oon 
ber ']}flid)t fprad), ftd) bem SMUen @otteö ju untenuerfen. ^Sabei 
roieä er auf bas GbatoUerbilb Äarl ^riebri^S bcS Wefegneten unb 
fein erhabenes Sorbilb hin, bem jum ßeil beä fianbes unb Seiches 
nadijueifeni fein Streben fei, roorin ihn bie Sanbtagbboten unterftü^en 
füllen. 

3n ganj h^'fnn’^nfl'^nber SBeife roenbete ber hohe ^>en: fein 
'Jlugenmert auf ben feit 1873 gegrünbeten Sabifd)en 3Kilitdr»Sereins= 
oerbanb, beffen Stoteftorat er om 31. CUober 1880 übernommen 
hatte unb ber oon ba an ein au^erorbentlicheei UBachötum entroicfeltc. 
Sid)t bIo| bem ftaotsmönnifchen Slid bes dürften, fonbem aud) 
feinem patriotifd)en unb militörifchen Sinn entfprad) eS, eine Ser» 
einigung in Rampf unb Sd)lad)t erprobter SaterlanbSoerteibiger unb 
gebienter Solbaten unter feinen Sd)uh su nehmen, eine Sereinigung, 
roeldje „monard)ifd)e Sreuc, fiiebe jum Saterlanb, opfenoillige roert» 
thötige Ramerabfchaft unb felbftlofc Unterorbnung" auf ihre 5voh»o 
gefthrieben. GS bebarf feiner längeren Ausführung, roeld) tiefgreifenben 
fegensreidjen Ginflu§ ein roohlorganifierter Serbanb oon ca. 90 000 
ins bürgerliche Sehen juriiefgetretener Solbaten frei oon politifchem 
unb tonfeffionellem ouSjufiben befähigt unb berufen ift. 

Seit bem 31. Cftober 1880, bem 8. ftriegertag beS Sabifd)en 
9Jlilitäroeveins»Serbanbes in Rorlsruhe, on roelchem Jag ber lanbeS» 
herrliche Si^otettor jum elften Sfflalc ju ben Slilitäroereinen rebete, 
hat er mit befonberer Sorlicbe fed) ber fd)önen unb eniften Aufgabe 
unteräogen, bei ben nerfd)icbcnften feftlid)cn Anläffen in 3)orf unb 
Stabt, im Sorben unb Süben beS SanbeS ju ben Slitgliebern ber 
SJilitäv», Rrieger» ober Seteronenoereine ju fprechen, unb fo entftanb 
mit ber ^feit jene grojje Seihe SSilitämereinSreben bes Gro6h«Sogs, 
bie burd) ben hf^orragenben Geift, bie hci}lid)e 9Bärme unb ben 
oäterlichen GmfI ihrer Gebanfen bie aufriditige Serehrung unb innige 
Siebe jum Sanbesherm in bas banfbare .fterj bes SoltcS getragen 
unb bie feltene Solfstumlichfeit erjeugt hoben, oon ber jeber Sabencr 
3cuge ift, unb bie über baS engere .&cimatlanb roeit hinausgreift. 
Unb buvcl) alle berartigeu Aeugerungen rochte ein .fmud) ber Sc» 
geiftening für Raifer unb Seid), tlaug ein Jon ber Grinnerung an 
bie großen Jhoten non 1870 71; ja eS barf roohl behauptet roerben, 
baß bie Seben bes Großherjogs bei Sülitärocreinsfeftcn mächtig 
baju beigetragen hoben, bie Seid)sibee in unb außer Saben ju ftärfen 

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1878—1888 



unb }um bcnm^ten Eigentum beS ISin^elnen ju maci)en. ^ie ^o^en 
,>^ielc bcr umfoffenben SSereinigung finb in ber lÄntroort auf ben 
„ffintrourf eineä SlJufterftatuts für bie ÜDlilitömereine" in i^ret gonjcn 
iiefe erfaßt, ba eä bci^t: 

„3J15rf)tc eä gelingen, bie SSereinc bcS Sabifd)en iDJilitäroereinä» 
Serbonbes ju Srägem ber wahren ftulturintereffen beä 3?olteö ju 
gepolten, ju i|ipanjftätten ber ©itte, ber ©efe^eäoc^tung , ber 
SBoterlonböliebe, ber religiöfen ©efmming, beS Somilienglüdä 
alä ©mnbloge eines gefunben ©emcinbelebenS, als Sebingung 
für eine erfolgreitbe (Srjie^ung bcr ftrenge 

3)lanneSjuc^t, rocicite biejenigen erlernen fönnen, bie int Öeere 
mit 6rfoIg gebient hoben, mirb petS ben ®ereinen jum 9luhen 
flcrcirf)en unb roirb benfclben bie 3)l5glid)feit geben, pir roeiterc 
wreife oorbilblid) ju roirfen, menn bie Witglieber fich PetS beroupt 
bleiben, bop ©elbplofigteit nnb ©elbpheperrfdinng biejenigen 
[leroorrogcnben Jugenben fmb, mcldje ben roohrhop preien SWonn 
tennjeiepnen." 

®ie Runp nnb ®ipenfit)ap fonb in bem iRegenten gIeitt)follei 
einen einfid)t&ooUen 53cfd)üher unb eifrigen (Jörberer. ©epon im 
3[apre 1857 potte er bem Freiburger UniDerfitütSjubildum beigeroopnt 
unb begeipert Slojenten unb ©tubenten mit einer morfigen SSnfprotpe 
erfreut, ^m 3. ®e}cmbcr 1878 oemopmen bie ipolqtetpnifer bei 
bem Seftfommer^ ju 6pren ber änroefenpeit beS ftoiferä ou§ beS 
yonbeSooterS 9JJunb bie einbringlicpe SJlopnung, burep bie Spot ju 
teigen, bop bie alte beutfepe Sreue fein ®opnbilb fei unb bem 
Xeutf^en teuer fei ba8 IBoterlonb, teuer bie @pre beS SBoterlonbes 
unb bo§ ©gmbol beS ißaterlanbcsS, ber Äoifer. ®oö bOOjöprigc 
Jubiläum ber dltePen beutfepen ^otpfcpule ^cioelberg im Sl^uft bcS 
Fopres 1886 roor ein feftlitpeö ©reigniä für bie gefomte 9öelt ber 
'ffiipen|d)open unb fiünfte. ®ct ©ropperjoo; broepte bem fcltenen f^ep 
im Slicf auf bie gonj peraorrogenbe roiffenftpoplitpe 33ebeutung 
■ßcibelbergS als altbcrüpmte Uniuerptdt, als peimatlicpe ippanjpdtte 
poper ®iibung unb nitpt julept als erinnerungSreitpen Drt feiner 
eigenen ©tubien ungeroöpnlicpeS F'dereffe entgegen unb beerte baS« 
felbe als Rector magnificentissimus mit feiner Slnrocfenpeit. ®iefc 
SBertftpdpuug betunbete ber SanbeSfürft bei ben gldiijenben Seftlicp« 
feiten, ju roelcpen ber Sfronprinj f^riebritp unb eine auSerlefenc ©epar 
uon Slbgefonbten beutfd)er unb auSldnbiftper ^od)fcpulen, SHfabemien 
unb :3"P*lulr eingetropen mar, burtp brei bem gropen iSnlap 
entfpredjcnbe Sieben, in benen Sergangenpeit, ©egenroart unb 3ulunp 
ber SHuperto<6arola in baS peUe 2upt einer bonfParen unb poffnungS-- 
freubigen ©etraeptung gepellt unb jugleicp ipreS ©inpuffeS unb 
'ffierteS roie in früperer 3fit fo auep jept unb in aPc 3ntunp für 
baS SSaterlanb unb fein 'JBopl gebatpt roirb. 9Wit freubiger Sc« 
geifterung laufepten auep bie 3up8rer ben 5Borten beS popen 9öi= 

9r1«brt(&, Sieben unb Ihinboebungen. lo 



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1878—1888 



flefanbten bcä Raiferg, beb Rroni)rinäeii, ber ben großen Serbienflen 
oeS fianbeSfürften dfo gerecht niutbe: 

,5Ulit tiejcr SBeroegung gebenfe I)cutc ber großen 

Stunbe, ba G^re Römgli^e ^obeit alä ber (Srfte bem unferes 

fteg^aften '-BotfeS ge^ulbi^t. 3)ie(e Erinnerung ift mir bebeutfam 
für bie freier, bie roir je^t be^e^en. Senn ooranjufc^reiten mit 
gto|ent unb gutem Sntf^Iuffe ift ein Slnre^t be§ Erlaubten 3“^ringer 
Kaufes unb biefer ru^mooUen Uninerfitdt 

:3m ©übroeften beS SReic^eä, na^e ber ehemaligen ©renje unb 
nahe ber ©efahr, lernte ber ©ohn beä Ulorbenä ben ©ohn be« 
©übenä als SBruber lieben, um hf™0eteh’^» fchöncn ©lauben 
ber Soltägemeinfchaft aubjubreiten, ber unfer ^ort unb unfer« 
©tärfe ift." . . . 

'Sei bem Jcftmahle im 3JlufeumfaaIe am 4. 3luguP fchlug Äron= 
prinj griebrid) ®ilhclm nod) mehr bie ©aiten ber perfönlichen 
Empfinbunj an. Sen Srintfprud^ auf feinen Jyreunb unb ©chroager 
tann man im SBIict auf bag tragifthe @efd)irf, ba§ fid) jmei 3“htf 
barauf an bem Erben ber ftaiferfrone notljiehen foUte, nidjt ohne 
tiefe iRühnmg lefen unb er roirft ein fo fdjönes Sicht auf bie brüber= 
liebe ^reunbfehaft ber beiben ebten 9Rönner, auf ihre ©ebanfenroelt 
unb ihren 3becnauätaufch, ba^ bie Sifchrebe beS Rronprinjen in 
ihrem SEBortlaute hier 'fJlah finben möge; 

„3(h befinbe mich ci'tEr geroiffen ^Befangenheit, roenn id| mi^ 
hier an ©ie roenbe. SD3o bie innigften SBanbe jroei ff^eunbe oerbinben, 
ift eä fdjmer, ben ©efühlen Stusbrud ju geben, roelche bem einen 
berfelben gelten. Slber bie ©tötte, auf melcher i^ ftehe, erleichtert 
mir bie SSu^führung, roeil auf ber htef'gen ^ochfchule feit langer 
3eit bie ©tömme Seutf^lanbä burch ihte ©öhne, bie h'^r ipre 
Silbung empfingen, ein geiftigeä 33anb fchufen, melcheS für bie 3“’ 
funft bebeutungäooll roerben follte. Ser ©eift, welcher fich non hier 
oerbreitete, mar im eigentlichen ©inne nerförpert burch ben ©ro^= 
herjog. Se§ bin ich oielen 3oh'^f" t^h “If» 

fpreche, gebenfe id) unferer 3ugenbgefpröd)e, bie roir geführt, roo roir 
non ^«iten fprad)en, bereu 'JSerroirtliihung roir nicht ju erleben 

? [laubten. Sa famen bie emften ^^iten, roelche uns in baä 
ager führten, unb roaS roir in jenen ©tunben unter unb erörterten, 
bab nerfünbete ©roßherjog fyriebri^ am 18. Januar 1871. allein 
^aub bleibt ben beutfehen äu immerroährenbem Sanf oer= 

pflichtet, roeil biefelben einft burd) einen ailunb, ber nun leiber für 
immer nerhummt ift, biefem |>aufe bie Raiferroürbe antrugen; aber 
mit tiefer Führung gebenfe ich in biefem aiugenblide beb erlauchten 
dürften, ber bab SBort jum erften lebenbigen äubbruef brachte, heute» 
roo bab an ßaupt unb ©liebern reformierte 9lei(h roieber hergeftettt 
ift unb Seu^chlanb roieber feinen Raifer hut. Ein jeber oon ihnen 
fühlt, ba§ Die SBorte einem ^örpen gelten, ber bahnbrechenb biefe 

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1878—1888 



großen Sntfc^eibungen ^erbeifü^ren ^alf, unb ba§ ber 'Dlame beS 
@ro|berjog§ untrennbar feft oerbunben ift mit ben orogen ©eft^iden 
unfereS ißaterlanbeS. Seine 5tönigtic^e ^obeit ber ©roggerjog (ebe bo^ ! " 

9Bie ber ©rolbc^^iog bob^" 28iffenf(baft auch für 

bo8 ganje beutfd)e ißaterlanb in älnfcbtag }u bringen mugte, fo bat er 
auch Die auf bie ©rroeiterung beS SteicbeS unb ben Sebub ber ^eutfeben 
im 2lu8lanb angelegten Seftrebungen beS beutfeben ÄoIonialoereinS, 
ber feine britte ©eneraloerfammlung in Äartgrube am 30 . 'llpril 1886 
beging, inä 31uge gefaßt unb benfetben bureb feine perfönlitbe i£eil« 
nabme auSgegei^net. Unb ma$ naib einem 3)ejennium fiib als eine 
SebenSfrage unferer 'Jlation erroieö, erfannte ber 5ürft in feiner 
eminenten Sebeutung f^on ju einer 3e*t/ l»“ ein großer Seil beS 
iBolfed foloniate ©ebanfen eher no^ als einen überflüffigen Sport 
anjufeben geneigt mar. Semjufolge uerfnüpfte er ju ^artSrube in 
feiner 3lnfpradbe unb Stntroort auf bie .^ulbigung beS ißereinS bie 
3utunft beSfetben mit ber Mntunft beS ffinfelä beS alten .^aiferS; 
unb bie ©eftbitbte ber fpäteren 3eit b®* feine roabrbaft propbetifeben 
Sorte glönjenb beftötigt, als Maifer Silbelm II. fpracb: Seutfeb« 
lanbS 3nlunft liegt auf bem Saffer. 

SeS babifeben SanbeS ©eroerbefleiß unb lanbroirtfdiaftlicber 
(^ortfebritt fam bureb }abieeicbe Zustellungen jur SarfteQung unb 
meiteren ©ntfaltung. Zu^ auf biefem ©ebiete uerfolgte ber 2anbeS= 
pater bie (äntroictelung mit liebeooller Ülufmertfamteit. 

Sie ©eroerbeauSfteHung in Sebopfbeim 1880 , bie '^falägau» 
auSftellung fibnlicßer 3Irt in Sannbeim im felben 3nbee unb befonberS 
bie Äunft» unb Äunftgeroerbe=, Sanbroirtf^aftS= unb ©artenbau= 
SluSftellung jur freier ber ftlbemen ^otbjeit beS ©roßberjoglicßen 
^aareS unb ber Sermäbtung beS ©rbgroßberjogS am 20 . September 
1881 , foroie bie lanbmirtfcbaftlicbc ZuSftellung in jtonftanj unb bie 
©eroerbeauSftellung in St. ©eorgen, beibe im 3nbee 1884 , gaben 
IBeranlaffung, ben Stanb ber ©ntroidclung ber ©rroerbstbätigteit 
bureb perfönli^e Slnfcßauung ju prüfen unb ben beteiligten- Streifen 
bie ©eficbtSpunfte nabe ju legen, roelcbe }ur bleibenben Soblfabrt 
führen. 

93ei ben meiften bebeutfamen SSerfammlungen, Äongreffen unb 
Jcftlicbteiten foltber ißereinigungen, loeltbe für baS 2onb unb bie 
©efamtbeit non Sießtigteit finb, b«! ©roßberjog cS fidb niebt 
nehmen laffen, foroeit eS ihm möglich mar, anroefeno ju fein unb 
mit roenigen Sorten ober in längerer 5Hebe für Segrüßungen ju 
bauten unb fein ^ntereffe ju befunben, roie j. 93. bei ber @eneral= 
IBerfammlung beS beutfeben unb öfterreiebifeben ZlpennereinS in 
Äonftanj, am 21 . Sluguft 1884 , in Oleuftabt bei ber ffiröffnung ber 
^öüentbalbabn, 21 . SWai 1887 , unb in ^eibelberg bei bet Si^ung 
beS 3nftitutS für internationales fRecbt (institut de droit inter- 
national). 

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1878-1888 



3)a§ ^)orliec^enben Wbfd)nilt§ unifc^Iiefit für bie 

'flcrfon be« @ro§^erjog§, fein unb feine Jamilie beroorragenbc 
feiten ber Jsreube unb beS Seibs, ber ^eimfudjung unb (Srl^eoung. 

feierte bad ©ro^betjoflüt^e 6auö in ainioefen^eit 
be§ ÄaiferpaareS, be§ Jlronprinjenpaareä unb be§ .HönigSpooreä 
oon Scbroeben, unb mit il)m in Ijerjer^ebenber iöegeifterung ba§ 
treue '4Jolf am 20. ©eptember bie 25. SJÖiebertcbr beö $ocb= 
}eitStage§ be§ ©rog^erjogiic^en ijßaareS. babifc^e $olf würbe 
fit^ bei biefem Jefte lebenbig beffen bewußt, ma§ ber 2onbe8> 
unter für baä gonje Sanb unb bie oerfc^iebenften einjelnen 
®olt#freife getban unb wie bie SanbeSmutter aller Slrmen unb 
Dlotleibenben ftet§ fitb annabm unb nur allem ber richtigen 
@T}iebung unb 91u§bilbung bei weiblichen ©efchlechti bie regfte 
Sorgfalt erfolgreich wibmete. 31m Sag ber jeier ber filbenien 

^•»odijeit bei Sürftenpaarei fanb jufllcich aud) bie SSermählung ber 
lieblichen iprinjeffin 'ilittoria mit bem Rronprinjen Ostar uon Schweben 
patt ; bie herjü^en SBünfdie ber '-Bcoölterung begleiteten bie 3ürften= 
todjter in ihre neue ferne .^cimat. So würbe ber 20. September 
1881 ju einem bebeutungsoollen Soppelfep. iöalb aber warf id)were 
ffirfranhincj ihren bflfteren Schatten ouf ben 2ebeniwcg be» £anbes= 
herrn. 3Jltt @ottcs ,f>ilfc überwanb ber geftöhlte Slörper bie .Uranf- 
heit unb wenn auch lange Sd)onung erforberlich war, fo burfte bod) 
bie ^ouptftabt ben wiebergenefenen (dürften im Dltober 1882 begrüben. 
'Jla^bem in ber Iritifchen ,>^eit ber ®rbgroBhfrä“0 feines h»hen '-ßateri 
3öürbe JU pertreten berufen worben wor, tonnte ber fyürft felbft 
wieber bie 3>''9el ber ^Regierung ergreifen. Sies gefchoh burd) ein 
bebeutungSnolleS Schreiben uom 15. Ottober 1882 an feinen Sohn, 
in welchem bie bantbare fyreube über bie ©enefung ju erhebenbem 
Jlusbrud gelangt. 

$cm fürftlichen ^aufe brachen wieber Qahre erfreulichen ©lücteS 
an. ©in wichtiges ffireigniS war bie ©inführung beS 'fJrinjen fiubwig 
ffiilhelm in bas .ßeer burd) ftaifer SEBilhetm felbft am ©eburtstage 
bes GrbgropherjogS, 9. 5nli 188.3. 

.^wei Sage uorher, am 7. (^nli 1883, hotte ber 'fJrinj mit einer 
Slnjahl 3tlterS= unb Stubiengenoffen in ber f^ricbrid)=Schule bie 
SJlaturitätSprüfung abgelegt unb bamit fnnb aud) bie 2. 2lbteilung 
ber 5Vriebrid)=Schule ihren 9lbfchlup. SOSie ber ©rbgroßhfi'jog biefe 
ber Sehrorbnung ber anbem ©pmnofien nöHig abäquate Schule 
burchgangen hotte, fo erhielt auch fein jüngerer ®ruber nad) ber 
einfi^tSuollen 31norbnung beS h»hen ilaters feit 1872 ben Unterricht 
mit einer miSgewählten Schar non Slltersgenoffcn nerfchiebener ©c 
fellfchaftstlaffen unb flonfeffioncn. Sie ju tage getretenen ©runbfähe 
einer mit anbem gleid)mäpigen ©rjiehung hoben bie fchünften ©rfolge 
gejeitigt. ffiaS jürn Seqinn ber Slbteiluiig I nur ein ^lerfud) war, 
beffen ©elingen nod) ba|in ftanb, hot fid) im Sauf ber ßeit auSge=^ 

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1878— 18«.s 



ieidjnet beioä^rt, fo ba| ber älbtcilung II burd) bie bi^b^rige gef(bid)t<: 
lidbe Sntroicfelung unb beflimmt ausgeprägte ®arftellung beS ©ebantenS 
unb ®unfd)eS, roomit ber @ro|l)critog bie ©d)ule gegrünbet, iljt SBcg 
gemtefen roar. 3llä aud) mit ber ioiffenfd)aftIid)en fHeife ber Spüler ber 
'ilbteilung U für bie Uniuerfität bie ©djule iljren ^‘^roeef erreid)t batte, 
burfte ber ©roftb^’^JOfl >"'1 53efriebigung auf ben ©rfolg beS non ibm 
auägegangenen 'filanes, bie Söb''c ©roJberjuglicben paufes in ber= 
felben Hl'eife roie anbere unb in ©emeinfebaft mit anbern auSjubilben, 
jurüdfd)nuen. Die Jvreube an bem roobigelungenen SBert, baS fiets 
unter bem 3Iuge beS f^ürften feinen jortgang nahm, tann man aud) 
ber in eigentümlicb roeibeuoUer 6tunbe gehaltenen fHebe beS gnäbigften 
ßerm abmerfen, ba er am Dage ber Stfaiturientenprüfung, 7. 

1883, ju ben ^üiflüngen uou bem ©rnft ber fflebmut unb ©orge 
tief eiubrücflid) rebete, bie „uns ©Item" beroegt. Die ganje Seier 
unb befonberS bie SBorte beS Tfürffen roerben roobl allen 33eteiligten 
unoergeßlicb bleiben, aber aud) allen Sefem ber 5Rebe ein lebenbiges 
SBilb ber pöbagogifd)en ©rfabmng unb 2BeiSbeit beS ©rofberjogs 
uor baö Üluge fteUen. 

Der oon bem ganjen '-Bolt mit aufgenommenen UJerlobuug 
beS ©rbgroßberjogs f^riebtid) mit '^rinjeffm ^ilba oon 'Jiaffau am 
26. 3Ipril folgte bie ißermäblung bes i^aareS am 20. ©eptember 1885. 
Die großartigen Jyeftlicbteiten, loelcbe bem jungen ißaare ju ©b’^*'* 
im Sanbe oeranftaltet mürben, ließen bie immer neue Hiebe unb 
'Jlerebrung für bao J^ürftenbauS in beHeni Siebte erfebeinen. ®ei bem 
f^eftmabl am 26. September braeßte ber ©roßberjog als .ßauSberr 
ben erfteii Drintfpru^ auf bie 'Jleuoermäblten auS, roorin er auf 
bereu bobe unb ernfte 9Iufgaben binroies. ilber f^on nad) furzen 
fDlonateu mürbe bas junge ©lüct burd) bie febmere ©rfrantung bes 
©rbgroßberjogS getrübt. ®as ber ©roßberjog in ber Ibi^onrebe 
jum ©d)luß beS ianbtagS am 15. 9lpril 1886 münfd)enb unb boffenb 
auSgefprotben , „baß ©otteS ©nabe eine balbige fflenbung ju an= 
baltenber 'öefferung geroäbren möge", fanb im mitfüblenben ßerjen 
beS forgenben llolteS einen innigen SBiberbaU. Unb mirtlid) gelangte 
bie ^ugenbtraft beS Äranten im 'Bereit! mit ben Semübungen ber 3lerjte 
unb ber aufopfemben ißflege ber bobc" Ülngebörigen jum Sieg. DaS 
teure Heben marb gerettet unb großes Seib oon bem Haube abgemanbt. 

®S näßten fid) troßbem ftßmer unb buntel bie broßenben 'JBoIten, 
mel^e fteß über bem ©roßberjoglicßen .ßaufe äufammenjießen unb 
mit bem faiferlitßen .ßmife pglei^ gan.i Deutfdjianb tieffte Drauer 
bringen foDten. 3" fcßmer.^iiqer ©orge um baS Heben bes töblicßem 
©ieeßtum oerfallenen öeutfeßen Hronpi-injen, beS geliebten ©tßmagers 
unb teuren ffreunbe? gebad)te ber ©roßßerjog feiner in ber Dßtom 
rebe jur ©röffnung bes SanbtagS 1887, inbem er mit frommer ©e= 
ftnnung auf ©otteS ©nabe ju oertrauen maßnte, bie fo oft feßon 
bureßs ,<lreuj jum Hießt gefüßrt ßabe. 

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1878—188« 



3a @ott füt)i1c burd) oiel ftreuj, ®en blü^enbcii frife^en 

3finßling, ben 'i^rinjen Subioig SBU^elm non Saben, eine ^cube 
feiner 61tem unb 9lnge^6rigen, eine fe^öne Hoffnung für bie 3U‘ 
funft, roie i^n fein faiferlit^er Orogooter nannte, raffle unnermutet 
unb rafd) ber bittere job am 23. Februar 1888 ^inroeg, roä^renb 
bie fürftlicben @(tem nom Seibenbtager beä ftiUen ^aiferfobneS 
im fernen ©üben be'>ne>t*en. $a burcbjitterte bie Sobesbotf^aft 
non Jreiburg b« roie bie tiefnerrounbeten Gltemberjcn fo auch bng 
ganje mittrauembe fianb. 

3>oei Sßoeben fpäter ftanb baS @ro|tfci^ogli(i)e ißaar an bem 
Sterbebett beS erlauchten foerrfcherb, be« gelben ber 'fjpictft unb ber 
Slrbeit, bees erften fiaifers bes auferftanbenen 2)eutfcf)cn JReitbeb, 
SBilbelm I., bem feine lebten Srbentage bos unföglicbc .^erjeleib 
um Sohn unb 6nfel gebracht. 3m 9. Sülärj 1888 hnuchte ber greife 

f err fein eble§ &ben aus. „Schmer^Ioä entfchlummerte biefer große 
elb jur einigen Seligfeit. Sein 3nbenfen fei gefegnet,“ fo tele= 
graphi^’^ic ber @roßhe>^og aus Berlin in bie .^eimat. 3ber noc^ 
roar bie 2:otenreihe nicht gefchloffen. 99 2:age fpäter, am 16. 3uni 
1888, hörte baS ^erj beS Urbilbä männlich ocutfeher Äraft unb 
Schönheit, beS fiegreichen .^eerführerS, beS mit @aben beS ©eifteS 
unb beS flörperS gleich reich begimbigten ritterlichen ÄönigS unb 
ÄaiferS, Jriebrich III., ju fchlagen auf. 

^erjberoegenb, unbefchreiblich roar bie Srauer beS gefamten 
beutfehen SBolteS in biefem erfchütternben JobeSjahr. SBaben aber 
trafen bie fchroeren SchirffalSfchtöge mit am hörteften, roeil bie herben 
iOerlufte feinem ^ürftenhauS am nädjften gingen. Müctblicfcnb auf 
bie Soge bes ÄreujeS rebet ©roßherjog griebnch bei bem feierlichen 
Schluß ber Stänbeoci'fammlung am 18. 3uli 1888 non bem uner= 
fehlichen Sllerluft, ber bie ©Iternhcrjen fo fchmerjlid) betroffen unb 
ber fie , zugleich bie innige ©emeinfehaft tief empßnben ließ, in roelchcr 
Seib unb Iraner uon feinem Holt mitgetragen roerbe. Hichl minber 
roohlthuenb feien bem J^flrften bie erhebenben fiunbgebungen beS 
Schmerjes geroefen, als fein ^aus, bie engere ^cimat, baS leutfche 
JReich burch ben Herluft ber beiben teuren Äaifer fo fchroer geprüft 
rourbe ; in banfbarem fäerjen beroahre er bie reidfen Heroeife treuer 
leilnahme in ben ereignisoollen logen fchroerfter ^eimfuchung. „Her» 
trauen mir auf bie ©nabe ©ottes, bie uns fchon fo oft Straft gab, 
horte Hrtifungen im ©lauben an Seine Siebe ju überftehen, boß er 
uns ertennen laffe, roie Seine 3Bege unS jum ^cile führen." So 
alfo gingen jene frommen äßorte „burdjs Ärcus jum Sicht" in hen* 
liebe ©rfüllung; roie ©ott bie geliebten loten sum eroigen Sicht 
geführt hatte, fo führte er oud) bie irauernben jum Si^t ber 
©rfenntnis, boß benen, bie ©ott lieben, alle liugc jum Heften bienen. 

9iad) feines erlouchten HaterS lob roar SBilhelm II. ®eutfcher 
Sfaifer. 31s er jum erftenmal ben anlößlid) ber Ihronbefteigung 

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1878—1888 



cinberufenen Meidjätaji am 25. Quni 1888 eröffnele, umgaben i^n 
faml ben regietenbcn ©ürgcnneiftern ber freien ©täbte bte Jflrfien 
ber beutf(^en IBunbeSftaaten in ßlän}enber SSerfammlung« um ein 
meltgefcbicbtlicbed S^ac^t unb feftgefügter Sinbeit 

beS oeutfcben ftaiferreiibed uor ganj (Europa, ja oor oer ganzen 3BeIt 
abjulegen ; unb ber bicju ißeranlaffung gelben unb eingelaben batte, 
mar ber Sreueftc bet Jteuen, ©roibei^oö ^ebricb oon ®aben. 3b" 
ernannte fein taiferlicber 'Jleffe am felben Sage in bantbarer Slner» 
fennung jum ©eneraloberften ber 5taoaQerie mit bem Slang eines 
©eneralfelbmarfcbadS, inbem er jugteicb in einem ^anbfcbteiben als 
ben (ebenbigen Sßunftb feines ^etjenS auSfpraib, @otteS gnäbiger 
SBiQe möge ibm für ben oor ibm liegenben SebenSroeg ben Slat unb 
bie t^eunofcbaft beS ©ro^b^tjo^ noch re^t lange erbalten. 3»t 
berrlicbflen ®Ianje flrabltc bas Seutfcbe Steitb, an feiner ©piüe bet 
junge Äaifer, ber im Vertrauen auf ®ott unb bie SBebr^aftigteit 
bcS 93oIfS in frieblicber Arbeit ju roabren, ju feftigen oerbie^, roaS 
unter Seitung feiner beiben in ®ott rubenben ajorgänger auf bem 
Sb’foif tömpfenb erftritten nmrbe. S)aS Seutfcbe Sletcb ftanb an 
bem jmeiten ^bf<bnitt feiner ®ef(bicbte. 

$em btimfebrenben babiftben gürfien aber bereitete feine 9tefi= 
ben) beS gan)en aioIteS ©mpfinbung oermittetnb in feinem ißerftänbniS 
für fein ÜBirfen burdb 3ocfel)ug unb 3lbreffe eine bantbaren .fierjen 
entquedenbe ^ulbigung. 




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Celegramm 

an 6cn Pcäji6(nttn dtc 3wtitcn Hammer T>r. lamt» 

5. 3«ni 1878. 

3nit lec^t tief empfunbener ^anfbavfeit ^abe id| ben meilDoUeit 
'Jtuäbruct teilne^mciibcv unb mitfü^lcnber ©efinnungen erhalten, 
rodeten Sie unb bie SSiiepräfibenteu ber ^roeiteu Hammer im 'Jlameii 
ber bort nevfommeltcn iDlitgliebev bcrfelben ber @rü|berj»9in unb 
mir barjubringen fid) gebrungen füllten. 3Bie fo oft unb uielfad) 
fc^on ^aben bie Vertreter bea babifc^en 'Soltea ouc^ bei biefem 
ft^merälidjen '.Mntaffe uns bie SBo^lt^at erroiefen, empfinben ju bürfen, 
ba6 ein fefte# 53anb ber Siebe unb Jreuc Jürf* unb ißolt umfc^lie|t 
unb ba§ Seib unb 5^reub gemeinfom getragen unb empfunben nierben. 

fDtoge baS nun bie beutfdje fflation in tiefe Trauer ^üUenbe 
Seib burc^ @ottea Önabe fid) in reine, uotle Jreube nerroanbeln! 
SJlöge @ott una 2)eutfe^en bie Kraft uerleif)en, bie furchtbaren 
'Prüfungen, melche über uns ergehen, in alter bcutfd)cr Jreue, @e» 
roiffenhaftigteit unb 'dusbauer, im feften ©lauben an eine fittliche 
SBeltorbnung ju übenoinben! 9Jht fefter ,'iuuerfui)t 5 nt)le ich u“f 
baä treue ^ufammenroirten bea Sanbtagea mit meiner SRegierung in 
fo fchroerer unb bitte Sie, ber 'Vermittler unferer aufrichtigften 
®anfbarteit fein ju rooUen! 

Jriebrid), örogherjog uon 'Haben. 






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1878—1888 



Sebc 

bei bem feietlicben Sd^ln^ ber StänbercrfammlnnA 

2t. 5«bruar 1879. 

6ble Werten unb liebe Jreunbe! 

3Im ©t^luffe ber umfaffenben unb mfl^eoollen Arbeiten biefeä 
l'anbtage« ifl eS Sffür eine raerte ißflic^t, 3^nen SBleine oolle Stner- 
fennung unb SDJeinen roarmen 2ianf augjufpredien für bie unoer« 
btoffene 2lu8bauer, loelc^e Sie biefen 2Iufgoben jugetoenbet, loie für 
bie oaterlünbifc^e ©eftnnung. in loelc^er ©ie biefelben mit Slieiner 
^Regierung jum befriebigenben flefü^rt ^aben. 

©t^on im erffen 3(bfc^nitt S^rer Tagung ^aben ©ie mit ge« 
mo^nter (Semiffen^aftigfeit ben ©taatS^auS^alt 'f3rüfung unter« 
jogen unb SJieiner SRegierung bie 3Jlittel gerod^rt, um nic^t nur ben 
gorberungen be§ laufenben SJienfteS gerecht ju roerben, fonbem auc^ 
mannigfachen fon^igen Sebürfniffen , namentlich auf bem ©ebiete 
beS Unterrichts unb beS SerfehrSlebenS, nach ^hunlichteit ©enüge 
ju leiften. 

©eit 3h«w SBieberjufammentritt hoben uornehmiich bie gefeh« 
geberifchen ffiorlagen, unb unter biefen in erfler SReihe bie auf bie 
©inführung bet SReichSjuftisgefehc gerichteten ©ntroürfe ghre Sh^Uö' 
feit in 3lnfpruci) genommen. 3Rit bem angefpannteften gleite unb 
bet eingehenbflen ©orgfolt hoben ^h’^f fiommiffionen biefe ©efetjent« 
roürfe ber Beratung unterjogen unb bie Befchlüffe uorbereitet, but^ 
welche nun in beiben Sammem bie — nach aUfeitiger Ueberjeugung 
— gebiegene geftfteUung beS umfangreichen unb bebeutfamen ffierfeS 
erfolgt ift. 

©te hoben ferner bie ÜRittel beroiHigt, loelchc nad) ber pfiicht« 
hoften ©riodgung SDIeiner 9iegierung erforberiich mürben, um bei 
©inführung ber Teutfchen ©erichtSorganifation in !3leinem üanbe 
einerfeitS bem ©inn unb ©eift bc8 SReid)8recht§ nad)jufommen, 
anbererfeitS ben befonberen Berhältniffen unb Bebürfniffen beS San« 
bcS unb feiner 5Red)tSpfIege ju entfpredhen. 

154 



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1878—1888 



So Dorbereitet fic^t bog 2onb mit ÜJlir ber raeiteren (Erfüllung 
rineg großen nationalen ©ebanfeng ; bet ^erfteHung ber IHet^tgein^rit 
beg IRei^g, auc^ im gerii^tli^en 93erfa^ren oertrauengooll entgegen. 

2)ie mit ^l^nen oerrinbarten ©efe^e über 31btöfung ber Sc^ul« 
^augbaulaften unb über bie IRechtgoer^Sltniffe ber Se^rerinnen an 
ben SJJittelfc^uIen roerben fn^ ber fjorbcrung beg üffentlie^en Unter« 
ri(^tg roo^It^ätig ertoeifen. 

S)ie f^mierige unb meitgreifenbe Slufgabe ber jroecfmä^igften 
2)ecfung beg ©emeinbeoufmanbg ^at burd) Q^re entgegenfommenbe 
Arbeit eine Söfung gefunben, roeId)e, fo ^offe burc^ billige Se» 
rü(!fi(f)tigung ber ocrfcbiebenen ^fntereffen befriebigen roirb. 

@g bleibt ju roünft^en, ba| bie tird)Iid|en Ortgfteuem, beten ge» 
fe^li(^e Orbnung auf biefem Sonbtoge ni^t mc^r 5 ur Sßeratung lommen 
lonnte, gleid)fallg bemnöc^ft in entfprec^enber äßeife geregelt roerben. 

©inem roic^tigen IBeflanbteil beg IBoIfgoermögeng ift burc^ bog 
gegen Serbreitung oon Sierfeucben geridjtete ©efeft roirffamer Sc^u^ 
geroütirleiftet. 

2)em ^anbel unb ber ^nbuftrie ift für bie fetbftttidtige 'Pflege 
i^rer 3"lfrfffcn bag ©cfc^ über bie ^anbelgfommcm bie er« 
roünftbte neue ©runblage bereitet roorben. 

Gble Herren unb liebe ffrcunbe! lUJit oollem aSertrauen ouf 
3^re ©infidjt unb ©rfa^ning roie auf Q^re emfte .^ingebung on bie 
Slrbeit für bag ung 3lüen teure ^eimatlanb ^obe Sie bei 
3^rem ^ufammentritt begrübt. Sie ^aben biefe ©rroartung gerecht« 
fertigt unb bürfcn mit bem fronen Serou^tfein treuer ipflidjterfüllung 
biefe Stätte oerloffen. 

©mpfangen Sie jum Slbfc^ieb SWeinen freunblic^en ©ruß unb 
^Iten Sie Sitb SHeineg lebhaften SBunfc^eg oerfiibert, ba| bem all« 
feitigen einträd)tli(ben oon neuem bet^ä« 

tigten nationalen ©efinnung auc^ bie roeiteren (Erfolge jum 9Bo^le 
beg Sanbeg uub jum ©ebei^en beg IReie^eg nit^t fehlen möchte. 

S)aäu rooHe ©ott feinen Segen geben! 

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t 



1878— ISSS 



Sc6c 

bei ber reietUdjen iröjfnnn^ bcr ftänbeoetfammluna 
18. ZtoD«mber (879. 

®ble ^ftrcn unb liebe greunbe! 

^ei|e Sie ^erjlic^ loillfommen bei .^^rem (Eintritt in bie 
älibeiten be§ Sanbtagi. 

Seit lebten 2:agimg hoben bie Organe be$ iRcid)e$ roicb' 
tige Seränberungen bet 3<>U= unb Steuergefe^gebung herbeigeführt. 

®ie finanjieHen roie bie roirtfthoftlithen Sßerhültniffe 3)eutf(h' 
Ianb§ machten baä (Eingreifen ber ©efehgebung anf ben genannten 
©ebieten jur Slotmenbigfeit unb in biefer ©rfenntniS mar 3)2eine 
Regierung bemüht, jn einer möglidift befriebigenben Söfung ber hier 
gefteUten 3Iufgaben beijutragen. ÜRöge ba§ fchlieglich 511 ftanbe 
gefommene SBert auch 3Jleinem 93olfe jum Segen gereidjen! 

3 ch höbe and) in biefem Sahrc manche bebentfame Slnläffe be« 
nüht, nm oerfchiebene Sanbesteile jn befud)en. '.IBenn 3 eh uon 
biefer Stätte ani SWeinc bantbore 'JJefriebigung an^fpreche für bie 
mannigfad)en iöeroeife treuer Ergebenheit unb roohlthuenben Ser» 
trauens, roelche SDlir h'^bei 5 U teil geroorben finb, fo ift e« 'JJlir 
juglcich eine roerte ^Pflicht, SKein ®olt in ber fieberen 3uoerficht ju 
bepärfen, bag ber 'fflille ÜDieiner ^Regierung unabläffig barauf ge= 
richtet ift, ber görberung öffentlicher äBohlfahrt auf allen ©ebieten 
beö Staatötebens fich mit aufrichtiger Eingebung 5 U mibmen. 9Rit 
gleid)ev 2 lufmertfamfeit roirb fie ihre ^ürforge foroohl ben roirt» 
fdjaftlichen 3uftänben be§ SanbeS al§ ben religiöfen, fittlidjen unb 
geiftigen 3 utereffen be§ SolteS juroenben unb eS roirb, fu hoffe 3 th» 
ben auf ben Trieben gerichteten Seftrebungen SDJeiner ^Regierung ge= 
lingen aud) bie biä bahin noch nicht erlebigten (fragen in ben 3^er< 
hältniffen ber fatholifchen Kirche ihrer Söfung näher ju bringen. 

3)er für ganj 3)eutfchlanb hothl*f^*utfame 3«'lpuntt ber Gin« 
fühmng ber ;Reid)öjufti}gefehe begrünbet für bie ^uftijocrroaltung 

I5G 



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1878—188« 



bie 'JlotiDeiibigfeit, ftd) junädift uonoiegenb ben 31ufgaben beS 'J3oU> 
}ugS }u roibmen. 

®aS gleiche 50ebürfni§ liegt aud) für bie anberen 
SlaalSocnoallung oor uiib begegnet bem nOfeitig lebhaft cmpfunbeneit 
ffiunf(^e, bie 9Irbeit ber ©efe^gebung nat^ fo großer unb umfoffen= 
ber S^ätigteit möglid)ft befc^röntt ju fe^en. 3“^ Herbeiführung 
eines feften ^iechtSjuftanbeS müffen bie ©efe^e bem ju häufigen 
fflethfcl eutjogen roerben. SBleine 9iegierung roirb bemgemä^ nur 
menige unoerfchiebli^e ©efeheSoorlagen an @ie gelangen taffen, 
barunter oorauSfuhttid) ben ©ntmurf eines ©tatSgefe^eS, baS ftch in 
5?orbereitung befinbet. 

S)ie Staatspnanjen leiben unter bem lange anbauernben S)rud 
ber allgemein ungünftigen roirtfchaftlicpen 93erhöltnipe unb nehmen 
bie gonje Sürforge IDleiner 9iegierung in Slnfpruth- 

5)aS ©infen ber Sleinerträgnipe ber ©taatSeifenbahnen erfor« 
bert jur ©icperpellung ber pnanjietlen ©runbtagen biefeS mertooOen 
©ephtumS einen betrö(htti(hen 3«fthu6 SHittetn beS allgemeinen 
©taatShauShaltS. 

©in 2eil biefeS ©rforberniffeS roirb nuS ber uom SHei^ ju er= 
roartenben ©innahmequote gebedt roerben tönnen, ein anberer Seil 
aber ben allgemeinen ©taatShauShalt unb jroar um fo fühlbarer be> 
laften, als biefer felbft, bei bem Plürfgang ber orbenttichen ©in« 
nahmen unb bem gänjtichen flehten uon Ueberfchüffen auS früheren 
fahren, jur H^rftellung beS ©lei^geroichtS einer roefentli(hen 93er- 
mehrung ber ©taatSeinnahmen benötigt ip. 

SBenn biefe SBerhöltnifte felbpoerpönblith eS bei 3lufpellung beS 
93ubgetS jur 9lotroenbigteit gemacht h“!*®"/ “I^en ßmeigen bcS 
öPentlichen SienfteS jebe 5 ulöfpge ©rfpamiS eintreten p laffen, 
namentlich aber im auperorbenttichen ©tat auch gegenüber manchen 
fonft bere^tigten 9lnforberungen eine nicht geroohnte 3urüdhattung 
p beobachten, unb roenn eS hierbei hoch nicht p umgehen ip, bie 
©teuerfraft beS £anbeS in erhöhte 9JJitleibenfd)aft p jiehen, fo 
möchte 3ch SJlid) um fo lieber ber Hoffnung hingeben, bap bie 3eü 
nicht aOpfern fei, in roeld)er roieberum auf eine ©ntlaftung ber 

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1878—1888 



(Steuerpflichtigen iBebacht genommen unb mit erneuter 3uoerfici)t an 
eine ausgiebigere 93efriebigung norljanbener SSebürfniffe, fomie an 
bie SluSführung neuer, jeitmeUig prüctgeftedter Unternehmungen 
herangetreten roerben fann. 

3ch jmeifie nicht, bag Sie ber ißrüfung beS iBubgetS Oh<^ 
emfiefte gürforge loibmen rooBen, unb ba§ Sie baS ©epreben SDleiner 
Slegierung, bie bemährte Orbnung unferer ^inanjen }u erhalten, 
gerne unterftüh®" werben. 

ffibte .^erren nnb liebe ^reunbe! 3Reine lebhaftefte Teilnahme, 
SRein ooBeS ©ertrauen unb BReine treuen BBflnfche begleiten Sie in 
Sh^ftt beoorftehenben ©eratungen. Sie werben babei — beS bin 
3ch ficher — gleich 3Rir unb BReiner SRegierung ftetS geleitet fein 
non bem SBohle unfereS teuren ^eimatlanbeS, unb auS folcher (Sin^ 
mfltigleit in unferem 3iei wirb, fo hoffe unb glaube 3<h> ^em Sanbe 
^eil unb ^rieben erwa^fen. 

S)oju woUe @ott feinen Segen geben! 



Hebe 

bei bem $. Hriegertag bes Babifchen BliUtämereins-Berbanbes 
in Katlsmhe 

31 . (DFtober ( 880 . 

Der Cag, an rocldjetn bet Cßroghctjog bas Proleftorat über 
bie babifeijen inilitärneretne annahm, mürbe burd) ^eftgottesbienpe 
in bet eoangelifdjen unb fatholifdjen Stabtfirche eingeleitet. Bem 
etPeren wohnte ber ^ürft mit ben Spieen bet ZTlilitär- unb (£inil> 
behbtbcn bei. hierauf folgte bie Si^ung bes Hbgeorbnelentages 
bes Berbanbes unb bie ofp 5 iellc Hnnahme bes proteftorats. Had> 
bem >'* orbnete pd) bet 

Dorbeimatfeh bet 3000 lUitglieber am Sdjlof in einer ^ulbigung 
für ben fürftlichen proleftor gipfelte, cßeneralleutnant a. B. ^tei* 

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1878—1888 



i^err con Degenfelb bcgrügte unb feierte bei bem 23anfett am 21benb 
ben ©ro^f;et 509 , roclc^er tjierauf bas IDort ergriff. Später lieg 
er fid; bie fämtlid;en Dorftänbe ber IHilitärvereine auf bas 
Pobium rufen. 21ud; eine 21borbnung bes mürttembergifc^en 
Kriegerbunbes mürbe vorgeftellt. 

bante 3^nen für bie ^er}(ic^e unb roarme ^egrü|ung, bie 
©ie mir, in 5olge bet foeben on mic^ gerichteten freunblichen 3Borte, 
entgegengebracht erfenne bann einen erneuerten unb 

merten ®eroei8 ber anhänglichen ©efinnungen, bie mir in fo reichem 
9nage aus aQen Steilen beS SanbeS befunbet merben. 3^ bin et> 
freut, eine @elegenheit }u haben, Oh"^" ^affir ju banfen, ba| ©ie 
ben SBunfeh su erfennen gaben, ich möge baS ^roteftorat über ben 
^abifchen SnilitäroereinS > iBerbanb übernehmen. @erne habe ich 
biefen iüBunfeh erfüllt, nachbem ich über$eugte, bag bie 3IuS> 
Übung biefeS fßrotettoratS ben S3eftrebungen unb ^ielrtt beS SereinS» 
®erbanbeS nü^li^ fein fann. 3ch roerbe ba§ ißroteftorat mit gün 
forge unb thätiger f^örberung ber 3atercffen beS ®erbanbeS ju 
führen fuchen unb baburch baS Vertrauen rechtfertigen, roomit ©ie 
mir entgegengetommen fenb. banfe 3h"*" biefeS Sertrauen 
unb bitte ©ie, mir baSfelbe ju benmhren. 

3h* jahlreidheS Srfcheinen bei bem h*"li0*" 3*fi* »f* *>" 
freulicher ®eroeiS bafür, ba§ ©ie aUe bie hoh* ®ebeutung unfereS 
^eerroefeni ertennen unb fchähen, unb ba| ©ie gefonnen finb, bie 
CrfoIge biefer ©chule in baS bürgerli^e Seben ju übertragen, unter 
fich aber baS ®anb folbatifcher ftamerabfehaft treu unb feft ju be» 
wahren. 3(h begrübe baher biefeS fjeft mit freubiger 3“fti"""“"9 
unb hoffe, bag ©ie baS ehrennoUe ®anb, welches uns einigt, in 
Sreue unb ®mft ju erhalten wiffen merben. 

3th begrübe baS heutige geft aber auch als eine ffirinnerungS= 
feier an bie großen Greigniffe, bie niete non 3h"®" 10 3ahren 

gu erleben ben ®orjug genoffen. 3)oS 31nbenfen an bie blutigen 
ftämpfe beS nationalen firiegeS ha<h ""b i" ®h*en gu halten ifl 
eine ißflicht ber S)antbarteit unb ber treuen Äamerabfchaft. $ie 
tapferen, mel^e ihr Seben opferten, haben bamit bie @r5ge unb 

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1878—1888 



bie Straft be§ 5Batetlanbe8 ertämpfl unb fit^ ben ®ant ber Station 
enoorben. äSergegenro&rtigen roir uii§ aber immer mieber oon 
neuem, marum uni ber @ieg ju 2:eü marb, bamit mir fiele 
eingebent bleiben, ba^ eine roac^fame S^ötigteit baju erforber« 
li(^ ift. 

9täc^fl ber Sapferteit unb ber fräfligen unb geiffoollen oberflen 
Leitung bei beutfd)en ^eerel maren el ^eroorragenbe Sigenfc^aften 
bei 9?oItel, roeicbe uni 5 um Siege führten. Selbftuerlcugnung, äuf« 
opferunglfä^igfeit , Eingebung an bal allgemeine SBol^l ftnb bie 
@igenf(^aften, aul benen bie 2:reue ^eruorge^t, meld)e auf ber ®runbc 
läge einel feften religiBfen ©laubeni ben ga^neneib heiligt. $iefe 
Xugenben ftärfen bie Straft bei .^eerel, fie ftnb aber au^ bie 
3ierbc bei börgerli^en Sebenl. 

®er SRüdblid auf bie gef(^ic^tlit^en ©reigniffe uor lü 
Iä|t uni freubig erfennen, ba| ber errungene Sieg etroal Sleiben« 
bei unb gefiel geftaltete — bal ^Ceutft^e SReid), roelt^el ben Sc^u^ 
unb bie Straft hübet für bal einjclne Sanb, für IBaben, roie für 
bal gefamte SSaterlanb. 

^eroai)ren Sie fteti bie Siebe jum ^eimatlanbe in gleichem 
aJla^e roie jum fReicbe unb bleiben Sie Seiben treu, roie auch bem 
hohen Sröger ber Strone bei SReichl. — 3ch roci^, ©ie ftnb ftolj, 
ben beutfchen Flamen ju tragen, roie Sie mit Stolj ben Flamen 
einel Sabenerl führen. 

Sie roerben bahcr gerne mit mir bal ©elöbnil aulfprechen, 
jeberjeit ho<h ä“ unfercl Sanbel unb bei fReichel 

all unfer h^chftel ©ut unb mit ihm bie Siebe ju feinem fieggefrön« 
ten ehrroürbigen Cberhaupte. 9111 91ntroort auf bie mir geroorbene 
Segrügung bringe ich tncine ^ulbigung bem Staifer bar, unb ge» 
roi§ roerben Sie aüe freubig einflimmen, roenn ich aufforbere, 
mit mir auljurufen ; ^och lebe ber ®eutfche Staifer ! ®r lebe hoch! 

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1878—1888 



Zvc6e 

bei bem llefncbc ber Knnft- unb Hnnft^ni(rbt-HusfteQiin;$ in Karlsntbc 
22. September I88i. 

Die in üerbinbung mit ben ^rofen ^cftlidjfeiten 511 <Et;ren 
bet jilbernen ßocfjseit bes < 5 rofljerjogli(i)cn paates unb bet Per- 
mäljlung bet ptin5effin Piftotia mit bem Ktonptin5en ®sfar pon 
Sdjwcben ftatlfinbcnbe Kunft. unb Kunft9eiperbe<21u&ftcllung in 
üarlstulje, unter proteftion bes €tbgrof Ijersogs , tpurbc am 
22 . September Pon bet fürftlidjen ^amilic unb iijten (Säften, 
ujorunter bet Peutfefje Kaifer unb bet König pon Sdjipeben fictj 
befanben, bcfudjt. Sei bet feierlidien Begrünung im Kusftellungs- 
gebüube, mobei bet jmeite Porfi^enbe, profeffor t). < 85 ^, eine 
Zlnfprac^c t?ielt, bot bet (Sto|l)et5og ben Ijoljen (Säften einen 
IPillfommengrui mit folgenben IDorten: 

(Sure Jlaiferüc^e äRafeftät, (Sure ftönigli(^e ÜRajeftät geftatten 
Sic mir, nat^bem bie SHuöftellungStommifrion in fo freunblic^er unb 
liebeooUer RBeife unfer gebat^t bat, im 'iRamen berfelben, im ^Jlamen 
beS Sonbeä, ba§ uertreten ift, 3b»^tt ju banfen, ba§ Sie bet 
.ttunft unb bem Aunflgemerbe beS £anbe§ 9Iufmerffamfeit, 
.3b>^c» gnäbigen iSlid gönnen moUen. ©tauben mir Sure füRafe« 
ftäten, ba^ bie gefamte Äun^ unb baS gefamte Äunftgeroerbe nicht 
nur bo(b gcebt^i tf^/ fonbem auch }u neuem Stntrieb angefeuert 
merben mirb unb ba| ber heutige 2:ag in jeber iBe)iebung ein 
tag för bie Aunft unb ba§ Runftgemerbe be§ Sanbe§ fein unb bleiben 
mirb. 3" biefer Smpfinbung bc8 ®antc8 für ^bi^ß SÜtifle unb 
gnöbige ©efinnung forbere ich bie SInroefenben auf, mit mir atö 
'■8emei§ unferer ^ulbigung unb unferer ®antbar!cit auSjurufen; 
Seine SRajeftät unfer teuerer Jlaifer fflilbelm unb Seine 9Rajeftdt 
ber fiönig uon Sebmeben unb fRormegen : Sie leben bo(b< ^ 06 ), b»(b '■ 



5^ 



«roStcTjos Wtbtn unb «unbjtbuneen. 



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1878— 188H 



^anbfdfmben 

an Staatsminijtcc Dr. Snrban ans Hnla^ btr Dopptlbod^ltit 
2t. September tS8(. 

Unter öem fefflidjen 3ubel öer gan 3 en BeoSIferung fanö ant 
20. September 188 \ bie jilbcrnen ^oc^seit 6 cs ®cof> 

iKr 5 ogIicben Paares ftatt unb 5 ugleid; bie Permd^Iung feiner 
ttodfter, ber Prinjefftn Piftoria mit bem Uronprin 5 en ®sfar non 
Sd^meben. jür bie bi^bei 5 U Cage getretene €iebe bes babifc^en 
Polfes banft ber (Srofber 5 og in einem ^anbfd^reiben an ben 
Ulinifter bes 3 nnern: 

SJieber ^err ©taatsminifter Xuvban! 

3)ie @ro§b*tiogin unb ic^ empfinben ba§ ®ebürfni 8 , öffentlid) 
ju betunben, roie fe^r roit pon ®anf erfüllt finb für bie nieleit 
ber Siebe unb Seilna^me, welche und bei Slnlaß unferer filbemen 
ßoebjeit unb ber HJermäblung unferer S:od)ter mit bem Äronprinjen 
Don ©t^roeben unb 'Jlonpegen in fo reichem 3JJa^e betl)ätigt mürben, 
ffiir finb tief ergriffen Pon biefen liebepoHen ©eftnnungen, beren 
3lu8brudt unS in roärmfter SBeife ju teil roatb, foroo^l in Slbreffen, 
2 lnfprad)en unb Telegrammen al 8 auc^ burt^ @efd)enfe in ftnnigfter 
fünftlerif^er ^orm unb gefcbmacfpoller 9lu§fü^rung. 9Bir roerbeu 
allen not^ befonbetS banten, aber es liegt unS am ßetjen, beutf 
f^on bffentlid) auSjufpreeben, mie fel)r mir ben SBert aller biefer 
mobltbuenben Runbgebungen )u fd)dben miffcii. 

2lutb im Flamen unfereS geliebten ÄinbeS, baS nun bie teuere 
^eimat nerlaffen bat, bringen mir allen benen, bie ibr fo piele 9e 
meife pon Siebe unb Teilnahme jufommen liegen, einftroeilen 3)anf 
bar, bis fie felbft im ftanbe ift, biefer ^erjenSpflid)t 311 genügen. 

Tie groge Teilnahme, roelcbe unS aus bem ganjen Sanbe in 
fo liebepoQer äBeife entgegengebraebt mürbe unb bie geh in fo 
rübrenber SBeife funbgob, nerpPiebtet uns ju unnergänglicber Tonf= 
barfeit. 9Bir möchten biefelbe jebem einjelnen auSfpretben fönnen, 
ber uns einen fteunblitben (Srug brachte unter ben Taufenben, bie 
• ir,2 



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1878—1888 



^ier^ev tarnen, um und i^re ;^ie6e }u bemeifen. 'JEtiir müffen und 
letber barauf befc^ränfen, in fc^mad)en ÜBorten ju fugen, ba^ roiv 
bie und entgegengebradjte Irene unb :Kiebe non ganjem $etjen er= 
roibern unb nur toAnfcben, im fianbe }u fein, ju bet^ötigen, bag mir 
bie fc^önfte Aufgabe unfered Sehend auch fortan barin erfennen 
roerben, für bad SOSobl bed Sanbed unb Solted }u forgen. 

93on gangem ^ergen banfen mir enblicb noib ben laufenben, 
bie und ein fo mo^ltbuenbed DJtitgefüt)! beim 'Jlbfc^ieb unferer Heben 
loc^ter and bem Sater^aufe, aud bem ^eimatlanbe betunbeten. 
üe @efü^le ber leilnabme, metcbe und bei biefem 'Jlnla| mit fo 
großer SEBörme entgegengebradjt mürben, bleiben und ein troftreic^ed, 
unocrgeglicbed 'JlnbenCen. 

. lanterfüOt bliden mir auf bie (Srlebniffe ber abgelaufenen 
{^efttage, roelcbe und ben unoergeglicben Sinbrud din 

gro^ed t^amilienfeft mit bem gangen Sanbe unb '-Bolfe hoben feiern 
gu bürfen. 

.^d) erfu^e Sie, biefed Schreiben gur öffentlichen itenntnid gu 
bringen. 

Äarldruhe, ben 26. September 1H81. 

JVriebrich. 






^anbfchreiben 

an ötn $rbgro|htr;og nach IDitbcrgenefnng bts <ßro^h‘did9s 

( 5 . (Dltober ( 882 . 

3n Öen crften Cagen öcs Hooember 1881 crfranfte öet (0rog- 
herjog auf öem Sdjloffc gu Baöen fdjroer an einem typh^fen ^idber 
unö öer Srbgrof Ijergog muröe am 10. Hooember mit öer Segierungs- 
pertretung betraut, ^^mar mar öie größte (Sefahr gut h^h^n 
jreuöc öes gangen Bolfes balö oorüber, aber öie cßenefung ging 
troh öer forgfältigen Pflege unö aufopfernöen ^ürforge öet ®ro|- 

UkS II* 



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1878—1888 



Ijer 509 tti nur fcljr langfam oon ftatten. (Erft am \5. ©ftober 1882 
fonnfe 6er 6ie Hegierung mieber felbft überneljmen, roas mit 
einem ^anbfdjreiben an feinen ^crrn Sotjn gefd^alj, morin ju> 
gleidj 6em ganjen €an6 I>er 5 li<f)er Danf für feine treue Ceilnaljme 
ausgefproijen mürbe. 

SJJein lieber ©o^n! 

©inetn ganjen 93olte banten ju bürfen für bie in emfter 
^rüfunggjeit beroiefene Siebe unb Seilna^me, bab betrachte i^ als 
ein SBorred)t, beffen t|o^e ®ebeutung 3)u gcroi^ mit mir ju roürbigen 
loei^t. ®iefem ®ante möchte id) gerne an bem Sage einen 3(uS= 
brucf geben, an bem id) ®ir, alä meinem bi«(^erigen iücrtreter in 
bet ^Regierung, ertlören barf, baft meine ©enefung nun fo roeit fort» 
gefc^ritten ift, um mir ju geftatten, Sir bie Saft ber ilerantmortung 
mieber abjune^men. 

SCBöIjrenb faft ein ganjes b>'«burc^ eine fd)roere Sl'ranf^eit 
mid) an aller anftrengenben Slrbeit ^inberte, b<tl bie liebeooOe Seil» 
na^me meines teuren SSolteS in biefcr langen “üen .ftreifcu 

ftt^ in fo rü^renber SBeife tunbgegeben, ba^ id) je^t tiefberoegt nor 
ber Srage fte^e, roie te^ baS ret^te SBort finbe für alle biefe Seroeife 
oertrauenSooller Siebe. 3c^ tann nur @ott bitten, baS mir mieber» 
geft^enüe Seben unb bie neugeroonnenen ftröfte ganj bem ®obl nnb 
©ebei^en meines SolteS roibmen ju bürfen. Surc^ treue 9lrbeit für 
alle mödjte i(^ am liebften meinen Sant für bie erfal)tene Sreue 
beroö^ren. 

53cim SBieberantritt meiner SRegierung gilt es mir als eine 
roerte ^flicbt, Sir für bie aufopfetnbe Eingebung ju banten, bie 
Su mir mit ber treuen ©efinnung beS ©o^neS roobrenb ber langen 
3eit meiner Ser^inberung beroiefen ^aft. 9Rit aufrichtiger iBefriebigung 
mar id) Seines SeftrebenS, Seine 3lufgabe ber ©tetloertretung 
mit geroiffenhafter ©orgfalt ju löfen. fjreubig burfte id) roahr» 
nehmen, roelthe Früchte Seine fleißigen Stubien auf ©chule unb 
Uninerfitöt nun in bet prattifchcn ülnroenbung getragen hoben. Sie 
oon Sir gefammelten ©rfahrungen roirft Su als mistige ©riinb- 
lage für Seine fernere Sntroidelung unb Shötigteit anfehen; unb 

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1878—1888 



infofem ift bie unö auferlegte 'Prüfung fegenäDotl für 2)ic^ geroorben. — 

3n bicfem Sinne fdjauen mir bcibe ouf biefe fermere 

jurfld. 

Seiner übertrage id) bie SBermittelung meinet Sanfe« 

an mein teures SSoU. 

©ottfS ©egen malte über Sir unb unferm lieben 2anb. 

Sein treu Sic^ liebenber '^oter 
Sriebric^. 

©d)lo| 'Dlainau, ben 15. Oftober 1882. 






Hebe 

bei btr Hbirantntenprüfnng ber 5nebricb-5diut( in Harlsmbr 
7. 3uli 1883. 

Sie 2. 21bteilung öcr ^riebridj-Scffulc, für ben prin 5 cn €ub’ 
mig IDilljclm unb eine 2 fn 5 aljl 211tctsgenoffcn beftimmt, mürbe 
nadj \ Ijäljrigem Befteljcn mit ber 21biturientenprüfung non 9 ®ber- 
Primanern, barunter ber eben genannte Ptin5, am 7. 3“** 
fcbloffen. 211s Hommiffär bes ®berfd;ulrats mar 

©eljeimet ^ofrat Dr. IDagner befteÖt. Bei bem feietlidjen Sc^lug^ 
aft manbte fidj nach Porträgen meljrercr Schüler ber ©ro|b«*$og 
an bie Perfammlung etma in folgenben IPorten ; 

9llä ic^ Dor 16 3»?)^^ bie 3riebrit^*Sd)ule begrünbete, mar 
eS befanntlic^ nur ein 'JSerfuc^, über beffen @elingen unb äßeiter^ 
ffl^rung erft bie Grfabrung einiger entfe^eiben foHte. Siefe 

Sntfe^eibung bat meinen ^bfiibten unb i&$ünfcben entfproeben. ÜDfit 
meinen eigenen ©öbnen hoben eine ganje Snjabl non Ifnaben unb 
3ünglingen in ber 31nftalt bie erforberlicbc 9luSbilbung erbalten unb 
bie auf fie gefegten -Hoffnungen ihrer Sltern erfüllt. SieS gereicht mir 
jut aufrict)tigen ©enugtbuung unb ich erlenne eS als eine roerte ^Pflicht, 

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1878—1888 



btn @ltern, bie un§ iijre Sö^ne übergaben unb bamit au(^ 3^nen, 
ben bitt anioefenben 33ätern unb Snfittern, ee augpfpretben, loic 
banfbar icb bab 'JSertrauen ju ftböben roei|, roelcbeb ©ie ber ^riebritb^ 
©ibulc gefcbenft unb ftetä benmbrt bobcn. 

Sic, ^err ©ebcimer ^ofrnt SBagncr, als 'Jlrüfungs^ 
fommifför bei biefer 3lbiturientcntlaffe funftionicrten, iff mir eine 
befonbcre ^reube. @emc ergreife icb ©elegenbeit, 
hier meinen b«>^Ii‘b*" i“ f“9f" unermüblid)c unb ge- 

fegnete momit Sie ftcb einft felbft an biefer Schule ncr= 

bient gemaebt, unb für bas roarmc ^nteveffe, roclcbc« Sie bi§ jum 
heutigen Xage für biefelbe an ben 2^ag gelegt h^ben. 

Tic ^icrm 3luffccbtsräte, roelcbe ich auch jebt roieber hier begrüben 
barf, finb mir bei ber f^ürforge für bie Slnftalt in treuer Eingebung 
}ur Seite geftanben unb haben mich in allen roiebtigen unb cnt< 
febeibenben f^ragen mit ihrem State unterftübt. Sic haben alle bie 
3abre her her Slnftalt felbft unb ihren einjelnen Schülern eine fo 
roarme unb förberliche Teilnahme jugeroenbet, bag ich auch Ohacii/ 
meine oerehrten .fierren, jum beften Tante oerpflichtet bleibe. Ten 
•föerren l'ehrem, iocld)c ihre Siebe, 3^*1 •'^’^aft ber Schule ge> 

roibmet unb oielfach erfreuliche Srgebniffe erjielt haben, joUe id) für 
ihre fflirtfamteit meine aufrichtige Slnerfennung, ebenfo auch bem 
gegenroärtigen 33orftanb berfelben für feine S3ereitroilligtcit jur Heber« 
nähme ihrer Seitung unb bie (beftnnung, momit er biefelbe beforgt hat. 
©mpfangen Sie nochmolS alle meinen innigften Tant! 

^"fnbem ich an ©ie, meine lieben jungen jvreunbe, 

loenbe, fo mögen ©ie mir eis glauben, bap eine fol^e ©tunbe ber 
Sntfeheibung, mie fte jeht für Sie getommen, un8 @ltern mit @mft, 
ja mit ffiehmut erfüllt. @8 ift in geroiffem Sinne eine SlbfchiebS« 
ftunbe. iS3äh^<^"^ Schüler auch al8 Sohn noch engem 

fjamilienfreife ganj angehört, mochen nad) bem 9lu8tritt au8 ber 
Schule bie SBelt unb bo8 Sehen ihre 3lnfprüchc an ihn geltenb. 
Sie tennen noch nicht bie fchroeren Aufgaben unb ftämpfe, in roelche 
baburch ber reifenbe 'JJlann hinein geftellt roirb. 3Bir fönnen jroar 
nicht roünfchen, bo§ fie Cshnc" erfpart bleiben, benn jum Sehen ge« 

lOti 



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1878—1888 



^ört bie SWübe unb baS SRingen. 3lber je tne^r fie un8, 3^ten 
Sltem, an ba8 .^er} getoac^fen finb unb bleiben, um fo natürlid^er 
ift eS, bag mir Sie nic^t (eilten Sinne8 fc^eiben fe^en, fonbem 
3^ren fflnftigen SBeg mit unftet Sorge begleiten. möchte 3^nen 
biefe Smpfinbung me^mütigen SmfteS re^t einbrücflict) auSbrütlen 
unb glaube. Sie oerfte^en mid^, menn i^ oon bem SIbfcbieb au8 ber 
Schule als oon einem firmeren unb bebeutungSoollen SebenSabjc^nitt 
rebe. SBerben Sie ben iBerfudiungen geroad)fen fein, bie O^nen oon 
innen unb äugen beoorftegen, uub bie um fo gefftgrli^er finb, je 
me^r fie 3^ren eigenen Trieben unb fieibenfcgaften fcgmeitgeln? 
Serben Sie auS bem 93om ber Siffenfcfjoft als auS einer reinen 
unb Iduteniben üueQe fcgb^ifen mit ftetS roadifenbem Sifer unb 
freubiger ^egeifterung ? Serben Sie fid) ftanbgaft aud) in trüben, 
ftgmerjlitgen Srfagrungen, frog unb mutig aud) unter fcgroeren 
'fiflic^ten beronbren? Serben Sie atlejeit ©eroiffen rein er= 
halten unb bie Srroartungen erfüllen, bie mir fo gerne non 
,>futunft hegen? Sir hoffen eS, mir bitten ©ott barum für Sie 
unb uns. Söge er Sie nicht blog leiblich gefunb erhalten, fonbem 
Sie aud) geiftig ftärfen, bag Sie oon allem ©emeinen unb IBöfen 
ftch mit eblem Slbfcgeu abtehren unb fid) h®hen unb ibeolen fielen 
jumenben unb on ©cfmnung unb 3:hnt tüchtige Sänner roerben! 
3d) brauche (fh"en nid)t auSführlid) ju fagen, loaS baju ^heerfeitS 
nötig ift. ®S ift bie ^Religion, bie fromme chrigliche ©cfmnung. 
Sarin beruhte ju ollen feiten bie ftrag unb ber SJorjug ber beften 
Senfehen, barin roerben aud) Sie 3h>^f8 Sebens ^alt unb Srog, 
CshrcS StrebenS 6rfolg, .^hreS SirfenS Segen gnben. Senn Sie 
;^htem ©Ott Ireue unb ©laubeu beroahren, bann bürfen mir aud) 
juoerfichtlid) hoffen, bag Sie 3hren fyamilien unb ^h’^^ni Sßater= 
lanbe cing ©h« mad)en. 

3luf biefe Aufgabe möchte ich noch befonberS ^licfe Iciiten. 
Sie gegenroärtigen Sage erinnern unS roieber an eines ber er> 
greifenbften ©reignige auS SeuIfchlanbS ©efchichte. ^th meine ben 
Soment, ba ftönigin Suifc am 6. unb 7. ^uli 1807 bie fchmerj= 
liehe unb zugleich fo mutoolle Unterrebung in Silfit mit iRopoleon 

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1878 — 188 « 



^attc. ^11 bem Sd)oge jener trüben ;^eit lagen bereit« bie ftetme 
ber SBiebergeburt unfere« 3?aterlanbe«. e« Ijeute gro| unb 

ftart unb einig bofte^t, nerban!en mir nädtft öott ben Jugenben ber 
patriotifcben aJlänner unb Jeanen, roelcbe ©ottesfurcbt, i^flicbttreue, 
ißaterlanbsliebe unb felbftlofe Eingebung jum ijtanier erroäblt ^nben. 
ißPegen aud) Sie bicfe Sigenfdjaften in fic^ felbft unb in bem ftreife 
3^re« fpöteren SSeruf«! ^roar loirb ba« erreichte 3>fl immer hinter 
bem angeftrebten 3beal jurüdbleiben, in geniö^nlid)en 3citcn brängen 
fub fleinere fragen in ben ißorbergrunb unb oerbeden bie @rö§e 
unb Sebeutung ber böcbften 31ufgaben unb Srfolge. Saffen Sie ftcb 
baburtb bie ^^reube am ®aterlanbe, bie begeifterte Siebe ju bemfelben 
nic^t oerfümmern! Sie ^aben bie Slnftrengungen unb Jlämpfe ber 
jüngft nergangenen großen 3<^>l teilen fönnen. aber 

Sie fönnen unb foHen fid) ben reinen unb ^o^en Sinn ju eigen 
machen, roomit ein fünftige« ©ejchtedjt bie Seifhmgen ber i'ergongen» 
heit ehrt unb bcroahrt, rooburch bie Söhne ®eutfd)lanb« ftd) iht«!ö 
'-Baterlanbe« unb ihrer Söter roert erjeigen! 






Sebe 

bei btr feitrlicben Eröffnung btr Stänötnertammlnng 

20. Hopcmber 1883. 

CEble Herren unb liebe 

3ch hei&e beginne 3h’^®r S^hätigteit freunblich roitl» 

tommen. 

(S8 roor 3Wir leiber oor jroei fahren nicht befchieben, ben Sanbtag 
felbft }u eröffnen unb mit ben aSertretern Slleine« SSolfe« perfönlichen 
aSerfehr }u pflegen. 3" 3Hir auferlegten unfreiroiUigen 3urfltf= 
gejogenheithabeOch inbeffen3h«2trbeiten mit aufmertfamer Teilnahme 
oerfolgt unb bereu ©rgebniffe mit aSefriebigung aufgenommen. 

IßS 



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1878—1888 



^oI)e ^eube unb @enugt^uung ^at ei 3J?einem lanbeSoäter« 
(id^en ^erjen bereitet, bog ber (SrbgroPerjog in ber 3eit SReinei 
ffiet^inberung ben 3tuftrag ju SWeiner 0telInertretung pfUt^ttreu in 
ÜReinem Sinne unb in ernftei Eingebung an ba§ SBo^l be§ SanbeS 
DoUjogen ^at. ^ie 31lir unb Sneinem ^aufe bei iUieinet ftranfbeit 
unb ©enefung, nie bei ber @eburt eineiS ^offnungSooIIen ©nfelfo^neS 
auä oUen Äreifen ber 33eoörterung funbgegebene liebeooUe Seilna^me 
bat ÜJlicb unb bie ÜReinigen reich beglüdt unb mit innigem 3>ant 
erfüllt. 

3Iu§ ben jugebenben 33orlagen merben Sie, eble Herren 

unb liebe ffreunbe, erfeben, bag fUieine fHegierung bemüht gemefen 
ift, auf ben oerfcbiebenen ©ebieten ber Sanbeägefebgebung unb ber 
fianbeSoerroaltung, too immer flar erfannte iBebürfniffe eS geboten, 
bie Vorbereitungen ju einer ebenfo umfaffenben ol 8 belangreichen 
Ibötigteit biefe§ SanbtageS ju treffen. Sie merben in biefen 3lrbciten 
bie unoerönberten 3Ibftcbten SJJeiner 9legierung erfennen, bie ©nt« 
midelung unfereä StaatSmefenä auf ben bemäbrten ©runblagen 
meiter 5 U führen unb im ©eifte gerechter Sreifcnnigteit unb fefter 
Crbnung ju oerooUfommnen. fDiit 3uoerficht h<’ffs 3ch auch 
Veratungen unb ©ntfchtiegungen auf biefeS gerichtet }u fehen. 

Väir bürfen un§ biefer gcmeinfamen Arbeit — Qch betone bieä 
mit froher ©mppnbung — ju einer mibmen, in roelcher ßanbel 
unb Verfehr roieber in fichtli^em Sluffchmung begriffen fmb unb 
ouch bie teilroeife beffere ©mte biefeS 3 ahre 8 einen günftigen ©in* 
flug auf ben äBohlftanb be 8 £anbe 8 hoffen lägt. 

3)ic auf bem lebten Sanbtag angeregten ©rhebungen über bie 
allgemeine Sage ber fianbroirtf^aft merben 3^"^" unoermeilt oor* 
gelegt roerb'en fönnen. ®ie ©rgcbniffe merben bei 3h>^fu Veratungen 
oielfach um fo mertooHere äluffchtüffe unb 'jlnhaltbpunfte gemähren, 
als biefe Unterfuchung fich über ©emeinben aller SonbcSteile unb 
oerfchiebenartigfter ©effaltung erftredt unb fed) flreng jur Aufgabe 
gefteUt hat/ ohne fegliche Voreingenommenheit burch forgfältige unb 
gemiffenhofte ©rforfchung ein möglichft getreues Vilb oon ben 3u- 
ftdnben p geroinnen, in melchen bermolen ein noch feinem Veruf 

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1H78-1888 



roie nac^ feiner unb ^raft fo roid)tiger iBeftanbteil ber iBe= 
Dölferung 99abenS fic^ beftnbet. 

$ie roieber^olt in Ser^onblung geroefenen gefe^geberifc^en 9Juf* 
gaben einer befinitioen Crbnung ber 3ufiänbig!eit unb beS SSer< 
fatjrenS ber iBcnnaltungSgerit^te, einer Sereinfa^ung ber AreiS« 
organifation, ber gntlaftung ber Streife in Sttnfe^ung beS Sanbarmen« 
loefenS unb ber Slenberung i^reä bermoligen '-Bcr^ältniffeS jum Sau 
unb jur Untergattung bet Sanbftra^en, foroie einer SReoifion ber 
otdbteorbnung ^aben SDteine ^Regierung unauSgefe^t bef^dftigt unb jtur 
')luSarbeitung oon @efe^entn>ürfen geführt, roetc^e bemnäc^ft 

jut 'Beratung unb 93efc^lu|faffung übergeben werben fotlen. 

®as freunblic^e Sßcr^SItniei ju bcnt fat^olif^en SEird)enregiment 
bat ftcb bei ber 6rlebigung aller Stngelegenbciten, bic ein Ginoer« 
nebmen mit ber oberften Stircbenbebörbc erforberten, in ber beim 
Scbluffe ber lebten Tagung erbofftcn 'ffieifc bcrofibrt. 3Reine SRe» 
gierung roirb cmftlid) beftrcbt fein, biefeäi für eine frieblicbe Gut« 
loictelung ber inneren 3»fiänbe bes üanbes roiebtige unb crfreulicbe 
■ßerbältnis aufreebt ju crbalten. 

S)ie auf bem nurigen Sanbtag angeregte J^age einer gefebticben 
^Regelung unb Jvcftftetlung ber 'iterbältniffe ber 9)littelf(bulen bo* 
Weine ^Regierung unter ßujiebung roeiterer fatbfunbiger Steife einer 
Sorgfältigen 'fJrüfung unterjogen. Gine Ueberfid)t beffen, roaö auf 
Cbtunb jener Beratungen bis jebt gefd)cben ift, roirb vlbw®** oorge« 
legt roetben. Umfang unb allgemeinen fyeftfteüungen im 

Gebiete beS 9Rittelfd)u(roefen5, roeltbe fid) an biefe Giiiietoerorbnungen 
anjufcbliepcn hoben werben, finb nod) Gegenftanb ber Grroägung 
Weiner SRegierung. 

Stuf bem Gebiete beS Boltsfcbulroefens fmb ©efebentroürfe über 
bic Bereebnung ber ötaatsbeitröge ju beu BoltSfcbulIcbrergebalten, 
über bie 9lblöfung ber auf benibenben üeiftungen 

für Scbrergcbalte foroie über bie SReebtsuerbältniffe ber au öffent« 
lieben SBobltbätigfeitSanftalten oenoenbeten Sebrlräfte fertig gefteHt. 

Seit bem ^"fioftt’^cteu bet tReicbsjuftijgcfebe b“t ftcb baS Be» 
bürfniS gejeigt, unter bereu Beriicfficbtigung bie beftebenben Bor« 

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1878—1888 



fc^riften über bic öffcntlid)e .^interleflung einer flefe^lidjcn 'Jleuge» 
ftaltung )u unteriieben. 

5)as erböbte roelcbes ncuerlicb ben au^ früherer ^eit 

ftammenben SBerten non b'fioriftbent unb tünftlerifd)eni 3Bert au8 
roeiteren Greifen jugenienbet roirb, IS^t eine Drbnung ber J^ürforge 
für bic natcrlänbifcben I)cnfTnaieT bicfcr 'Jlrt burd) bie ©efcbgcbung 
geboten erftbcincn. 

31m 0cblu§ beö ocrgangcncn ^abress b“^®" ^ocbfluten beö 
5Rbein^ m«b feiner ^uflüffe ben Uferberoobnern fcbrocrc Sefebäbigungen 
jugefügt. ^urtb reiche oon nab unb fern gelciftcte Unterftübungen 
ift bic augcnblicflicbc OJot roirffam gelinbert loorben. $em otoat 
unb ben nö^ftbctciligtcn ^ntereffenfreifen ift aber noch bic finon* 
jicll fd)iDcr roiegenbe 31ufgabc oerblicben, bic jerftörten Sertebrs« 
niege unb 3d)ubroerfc roicber bftiuftcUcn foroie bureb umfaffenbe 
3!eubautcn cntfprecbenb ju uerftärten. 

iffiic bebeutenb bierburd) bic Staatsb'lfc beanfprud)t ift, werben 
®ic ouö ber 31ubgctöorIagc erfeunen. 

3J2it um fo größerer 'Befriebigung werben 3ie erfahren, bag 
— ungeachtet ber fonftigen Steigerung bcö 31uögabcetatö burd) febr 
bctröcbtlicbe Slnforbeningen für mannigfache ber 'i.tolf^woblfabrt ge» 
wibmete 3lnftaltcn — ber 3Ibfd)Iuf) beö Horanfdjlngö ein günftiger ift. 

31ud) nufere Staateicifenbabnen buben burd) bie 'jßittenmgöein» 
flüffe beö uergangenen ^ubres mehrfache 33cfd)äbigungcn bes Sahn» 
förpers unb in fyolgc beffen löngcr anbauembe 33etrieböft5rungen 
erfahren. 

'Jlid)t minber buben fid) wicberbolte, tief ju betlagcnbc 'Se» 
triebsunföUe ereignet, wcld)c cs fDlcincr 9icgicruug jur '^Jflicbt machten, 
ber 93etricbsfid)erbcit unferer 'Bahnen bie cniftcfte 3lufmcrffamfeit 
jujuwenben unb aus biefem '3Inlag auch bie gefamten 'BermaltungS» 
einrid)tungen einer forgfültigcn 'flrüfung ju unterjieben. Soweit ficb 
hierbei eine 'ilenbeniug beftebenber Crbnungen als jweefmäbig ergeben 
bat, finb bie nötigen Verfügungen bereits getroffen worben; anberc, 
bie VemoIIfommmmg tcd)nifd)cr Ginrid)tungen bcjwedenbe '3)20^» 
nahmen werben ^uftimmung unterbreitet werben. 

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1878 — 18«8 



^cv gefteiflevte 33crfe^r «nferev mad)t fid) in anbaucrnb 
loac^fenben Grträgniffcn bemerfbav. 2 )ie)c aKmä^lid)e 'Seffcning ber 
pnanjieden üage ber ©taatseifenba^nen roirb cä ermöglidjen , bie 
burc^ bcn S 8 ou ber .^ödent^olbabn übernommenen Cpfer o^ne 9lac^= 
teil ju tragen unb im roeiteren '^erlauf nut^ ber ßrfüllnng bere(btigter 
3Bünfd)e onberer Sanbesteile näljer ju treten. 

6 inem ans bem Streife ber 'ftrobujenten fdjon feit längerer 3eit 
^emorgetretenen 2 Bnnfd)e nad) einer onbenoeiten iHegelung ber 
59ierbefteuerung entgegen 5 U fommen, ift ÜJleine Segiening mit ber 
Vorbereitung einer ©efe^esoorlage befdjdftigt, roeld)e an Stelle 
ber Steffelftener eine Vraumaljbefteuernng ein}ufnl)ren bie 3lb» 
fid)t bot. 

3n bem Veftreben, bie fteuerlicben Saften ber Veooltening noch 
mel)r, alö bi§bc>^ gefc^eben, nach ber inbioibueden Seiftnngöfäbigteit 
ber S» oerteilen, roirb ^bof" Ginfübrnng einer ad= 

gemeinen Ginfommenftcuer aufs neue oorgefdjlagen roerben. ^er 
Grtrag biefer Steuer fod ausfd)lie§lid) in ben beftebenben biretten 
Staatäabgaben feine Venoenbung finben. 

5ür eine befriebigenbe materiede unb recbtlicbe Stedung ader 
Vebienfteten ber Staatsoerroaltung einjutreten, ift oon Sllir ftetsbin 
roefentlid) als eine Sorge ber Staatäregierung erfannt roorben. 
®iefer, aud) ihrer finanjieden Iragroeite roegen befonberä fd)roierigen 
'Jlufgobe, roie nid)t minber ber Grbaltung einer feften ^Jienftorbnung 
roirb fdleine fHegienmg and) ferner ihre oode 9lufmerffamteit roibmen 
unb — unbefebabet ber Vorbereitungen für ein bie Ved)tsoerbält- 
niffe oder Staatsbebienfteten umfaffenbeb Veamtengefeb — nod) 
biefem Sanbtagc eine Vorlage roegen ausgiebigerer Verforgung ber 
.^)interbliebenen ber ohne StaotSbienereigenfd)aft angeftedten Ve« 
bienfteten ber Staatsoerroaltung jugeben laffen. 

So eröffnet fid) Herren unb liebe Joeoobe, ein 

roeiteS Selb für bie 3luSbilbung unfercr öffentlicben Ginriebtungen 
unb für bie fyörbening ber geiftigen unb matcrieden 3’dsoeffen beS 
Volles. 

17J 



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1878—1888 



ajlögen biefe aiufgaben bei eintröc^tigent ^ufammenioitfen 
feiner 93ertreter mit TOeiner Siegierung eine glücftidje iJöfung 
finben unb borin non neuem ber oaterIänbifd)e Sinn fid) be= 
l^dtigen, n)clct)er ficb unter uns ftets bereit gejeigt ^at, für bie 
So^lfa^rt ber engeren wie ber meiteren ^eimat ein,iutreten. 

^nju moUe @ott feinen Segen nerlei^en! 






Ctinffprudj 

bti ber 6oftnfel für bie üiitglieber ber Stänbenerfammlung 

20. Hopcmber V885. 
i'iebc sperren unb Jreunbe! 

entfpridjt einem inerten ^ertommen, bn§ bei Üanbtag8»®r= 
Öffnungen burd) ben Sanbeö^crrn bie SJJitglieber beiber Äammem 
nereint feine Säfte merben; unb fo ^eiße id) Sie benn alle in 
meinem ^aufe iniütommen. 

3:iefe§ ^ertommen ^ot feinen @runb in einem qu8 alter 3*it 
feftgerourjelten SertrauenSoer^ältniS itnift^en gürft unb $oIt, baä 
}u erl)alten id), bcm Seifpiel meiner Sorfa^ren folgenb, mic^ 
bemühen mcrbe. 

$a§ Seifpiel banon in8 @e= 

bä(btni§ gerufen, nmS e8 ^ei^t, ein 93ertrauen§ner^ältni§ jinif^en 
Jürft unb SSolf bauernb ju begrünben. 3n nielen Äreifcn be§ 
SanbeS luurbe bie ^unbertjä^rige 9Biebertebr be8 SageS ber 9luf» 
Hebung ber Seibeigenft^aft fefllic^ begangen, ober ftiH ober banfbar 
gefeiert. ®icfer 3Ut fanbeSnäterlit^er ift unb bleibt ein 

e^renbeS Sientmal für ben erhabenen dürften, ber juglcic^ ber 93e» 
grflnber unferer gegeninärtigen IBerfaffungSjuftänbe genannt merben 
barf. 6r ^at bie Sa^n eröffnet, auf roeld)er roeiter gebaut merben 

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1878—1888 



fonnte, unb fo finb Sin^te unb in bie richtige gegenfeitige 

SBec^feltoirfung gebracht toorben. 

Solchem SSorbilb nac^juftreben unb bamat^ ju trad)ten, bie 
Sebürfniffe bet 3cit babei ftetä }u eifennen, boS ift ein ^o^eS 3<tl/ 
Don bem ic^ nei^, nie ferner eS etreic^t nerben fann. 

3e länger baS Seben unb bantit bie Slrbeit bauert, befto grbßev 
ntfiffen bie 9tnfprttc^e nerben, bie nir an unS fieDen, unb befto 
geringer fc^ä^en nir unfere Straft. 

äßenn i<^ aifo ^eute auf bie brei|ig blide, in benen eS mir 
oergönnt nar, am Steuer beö fianbeS treue äßac^e ju galten, fo 
gefc^ie^t bieb in biefem Streife nur, um ber 3)antbarfeit äluöbrucf 
ju geben für baS SSertrauen, ba§ mir ju teil nirb unb norin id) 
bie 3unerfic^t finbe, allen Sßec^felfüQen ber SebenSfe^iffa^rt ru^ig 
entgegen ju fe^en. 

(Sbenfo juoerfic^tlic^ bin icb im ^inblict auf bie beoorfte^enben 
Arbeiten biefei SanbtageS. 

So oerfi^ieben auc^ bie 9tic^tungen unb SHeinungen fein mögen, 
nel(^e ^ier i^re ®ertretung finben, — auf jnei großen Stanbpuntten 
nerben nir un§ alle einmütig begegnen: 

®ie Siebe jut ^eimat nirb ftetS ber Seitftem ^anbelnS 
fein; unb unfereS .^eimatlanbeS SBo^l unb 9efte§ ju förbem, mu^ 
unfere gemeinfame Sofung fein. 

^ie Siebe jum 3)eutfc^en 9teic^e mug un§ einigen ju fteter 
Opferbereitft^aft für beffen Stürfe unb SDtat^t. SBir nerben ein= 
geben! bleiben, bag bie (Sr^altung eines mächtigen 2)eutfc^en 9lei(^S 
ben ^rieben SuropaS bebeutet, fomit bie Cr^altung beS fyriebenS 
au^ unfere 31ufgabe ift, infofem nir ein ftarfeS unb gefunbee 
@lieb be§ ®eutft^en SReit^eä bleiben unb unfere Straft bemfelben 
nibmen. 

3n folc^er @efinnung ergebe ic^ mein @laS unb trinfe auf 
baS 9Bo^l ber URitglieber beiber Stammem biefcS SanbtagS. 



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1878—1888 



Kc6e 

bti bem feitrlitbcn Scbln^ ött StänbtDtrfammUn^ 

H. 3uni J88'}. 

Sble Herren unb Hebe ^leunbe! 

Sie ^aben bie Slrbeiten 3^rer langen unb tnü^eoollen 2:agung 
glüdlicb jum @nbe geführt unb bürfen nun mit bem er^ebenben ®e» 
nmgtfein treuer unb erfolgreicher ißflichterfüllung auf ange° 
ftrengte iurüdbliden. 

anir gemährt e§ eine hohe ®efriebigung, bie oertrauenSooHen 
(Ermartungen crffitlt ju fehen, mit melchen :3ch biefen fianbtag er> 
öffnete unb Sie in bo8 roeite 21rbeitöfelb eintreten fah, bnä 3h"®” 
oon aHeiner ^Regierung für bie äluSbilbung unferer öffentlichen @in< 
ri^tungen unb für bie görberung ber geizigen unb materiellen 3"ter» 
effen beö ®olte§ bargeboten roarb. ®anf Sh’f®® ©nficht, 3hte"* 
auf baö 9Bohl beö @anjen gerichteten oaterlönbifchen Sinn unb 
3hrer fielen ®ereitroiUigteit ju einträchtigem 3ufo>""'en>oirte" 

Sich roie mit 9Jleiner SRegicrung ift eS gelungen, für naheju all’ bie 
gefiellten Aufgaben eine befriebigenbe Söfung ju finben unb bamit 
mannigfaltigen ®ebürfniffen unb begrünbeten SBJünfchen unfereö 
teuren ^eimatlanbeö gerecht ju merben. 

$urch bie mit 3h"®" o®reinbarten ©efe^e über bie '-öerroal» 
tungörechtöpflege, über bie Stäbteorbnung, über baö 9(mt ber 
jirföräte unb bie 5lrei8roahlen, über baS fianbarmen» unb baS öffent« 
liehe Stra^enroefen ift — nebft einer beträchtlichen ftnanjieHen ffint» 
laftung ber Rreife unb ©emeinben — ber SRechtäorbnung unfereö 
StaatöroefenS, foroie ber inneren Crganifation unb ber Selbft»®er= 
maltung ber großen Rommunaloerbönbe eine feftere unb oielfach er= 
meiterte SluSge^altung )u teil gemorben. 

S)urch ©enehmigung be§ Staatöbubgetö h"^®" ’S'®/ ">>® 3<h 
mit ®anf ertenne, SReiner ^Regierung bie aRittcl gemährt, auf ben 

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1878—1888 



oerfd)iebenften @ebieten bet StaatSfürforge , namentlii^ auc^ in ber 
pflege ber Humanität unb ber SBiffenfc^aften, ^elfenb unb befrud^tenb 
einjugrcifen. 

lorgföitigen Beratungen über bie Sage ber Sanbroirtfc^aft 
haben eS crmöglitht, einen Seil beS oorgelegten ffirhebungä^ 

materialä f^on auf biefem Sanbtag jur Befferung uorgefunbener 
Uebelftänbe ju ncrioerten; eine ni^t geringe bebeutfamer 9ln= 
regungen unb Borfchläge roerben weiterhin non SJleiner ^Regierung 
unter 'JRitinirfung fonftiger fad)funbigen Äröfte einer näheren @r« 
örterung unb abfchliegenben Behanblung entgegengeführt merben. 
Sie non 3h>'f” empfohlene ijjrüfung ber Sage ber Äleingeioerbe roirb 
mit gleicher Seilnahme unb ffürforge, roie bie 3ntereffen ber Sanb» 
inirtfchaft, eingehenber Srinägung unterjogen roerben. 

aJlit ©enugthuung erfüllt e§ ÜRich, ba| es auf biefem Sanbtage 
erreicht roorbcn ift, eine Steuerreform auf bem SBege ber 6in< 
tommenäbcfteuerung ju nereinbaren, unb baburch bie ©runblage für 
eine gered)terc Berteilung ber öffentlichen Saften geroonnen ju haben. 

2Rit ber befferen Berforgung ber Hinterbliebenen ber Staats« 
angeftellten unb BolFSfchullehrer ift ein wichtiger unb bringenber 
Seit ber Aufgabe, bie Berhältniffe aller StaatSbebienfteten ju regeln, 
georbnet unb einem berechtigten 3lnfpruche genügt toorben. 

6ble H**’f«*i Sifunbe ! banfbarer ©efinnung unb 

mit treuen SBünfchen für 3hi^ SBohlergehen begleite 3«h •3h’f* ^öcf« 
tehr in bie heimoHichen Greife. 

ÜRöge un§ allen boS ©lücF unb bie ffreube befcheert roerben, 
ba| ju ben grflchten, welche burch 3hre unb 3Reiner SRegierung auS« 
bauernbe Arbeit auf biefem Sanbtage gereift finb, ber Segen beS 
Himmels leichen ©rnte auch ben glei^ beS 

BolfeS belohne. 

Sa§ roalte ©ott! 



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1878—1888 



2Infpradion 

b»i 6cr (ficwcrbcausficllun« in 5f. dficotacn unJ boi bcr (fitmral- 
p«rfammluna i'e? bcntfcbin un> öftcrrcicbifcbm Ulpinpcrtins in 
Konftan; 

21. 3tugu|) 1884. 

2lm fclbcn Cagc nnbrn bcr ©ro§l?ct}0§ bei jroei c}clrcnnfen 
(ßclegenljeitcn Dcranlaffung ju reben. 5u«rft, nis er mit bcr 
®ro§ljcr509in bie Jlusftellung ber 5d)n>ar5n5alb > 3nbuffric in 
5f. (Seorgen befuebfe. ITniij eingeljenbcr Seji^tigung gab er jum 
21bfd)ieb ber großen unb Sefriebigung jlusbrucf, tpcidje er 

unb bie ®rogijcr5ogin beim 23efudj biefer 2lusftellung empfunben 
Ijabcn, foipic bem lüunfdje, es mbge bie ftrebfame unb uncrmüblidj 
fieigige ©ciperbtljätigfeit bes 5djn)ar5it)albcs in iljrer bemunberns- 
roürbigcn ^ortentroicflung aud) ferner gcbeiljen unb unter ©ottes 
Segen fid) 5U immer größerer öebeutung unb 21nerfcnnung im 3n« 
unb 21uslanb ertjeben. Der ©roßljer5og fprad; feine große 
barüber aus, uon fielen Zlusftellern geijört 5U Ijaben, mie fie bie 
unterftüßenbe Iljätigfeit ber ©ro|t)er5oglidien Regierung im 3ntcreffe 
ber Sd)ifar5tPälbcr 3”^“f*'^i« banfbar erfennen; mit lebljafter 
Sefriebigung erfülle iljn biefe IDaijrneIjmung, meldie iljm Der* 
anlaffung gebe, tjier ;u äußern, baß er nur mit banfbarcr 
Rnerfennung auf bie Itljätigfeit ber Beamten als ben ©rganen 
bcr Staatsregierung blicfcn fönne. ©r roiffe, baß bie Beamten 
bcmütft feien, nidjt nur iljrc pflichten ba 5U erfüllen, t»o cs gelte, 
bie ©rbnung unb bas öffentliche IDohl 5u pflegen, fonbern auch 
im Bereiche ber felbftänbigen lEhötigfcit bcr ©emcinben unb bcr 
©etfcrbetreibenbcn, roo fte bie fchöne Rufgabe erfüllten, helfenbcn, 
ratenben, unterftüßenben, anregenben Beiftanb 511 leiften, bamit bie 
freie fräftigen Schüfe unb ^örberung flnbe. Dies 

fei nur möglich burch rertrauensfolles (^»ufammempirfen aller 
beteiligten Kräfte unb baher gehe bes ©roßIjer5ogs bringenbe 
BTahnung bahin, es möge auch fortan eine fo glücfliche Heber* 
einftimmung ber uereinten Kräfte ju gemeinfamer ^örberung biefer 
hohen bemahrt bleiben. Der Canbesherr fdjloß biefe 

Rnfprache mit einem fjoch auf bie IDohlfahrt ber Schmar5R>älber 
unb bas fernere ©rblühen ihrer inbuftriellcn Beftrebungen. 

Rbenbs 8 Khr nahm ber ©roßher5og an ber ^eftlichfeit 
jU ©eneralrcrfammlung bes beutfehen unb öfterrcichifchcn 

Rlpenocreins in Konftan5 teil unb ermiberte bie pon Profeffor 
^engerle gehaltene Rebe, trelchc mit einem fjoch auf ben ©roß* 

0ro6^r)og ^rbrteff, 01ebeit unb JhinbgebunQen. is 



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1S78— 188.S 



t;er509 inöcm er für 6ie U^m 6ar$cbrad)ten freunMid^en 

(ßcftnnungen 6anftc unb feiner tCeilnaIjme an ben 3ntereffen unb 
Beftrebun^en ber 2XIpent>eretne 2Iusbrucf gab; ber (ßroft;er5og 
fdjiog bann feine Hebe mit bcm ^inroeis auf 5mei Ijoije cljr« 
mürbigc Spieen, bcnen gegenüber audj bic geübteften Bergftciger 
ftd) befdjeiben müßten, in eijrfurdjtspoUer Betrachtung 511 perharren, 
unb fuhr fort: 

^d) meine bie Spieen ber beiben SHeiche ®eutfd)lanb unb Cefter» 
reich, benen fo piele 'Jtngehörige hier nereinigt fmb. 3ch forbere 
auf ju einem freubigen ^oche auf bie ftaifer uon S)eutfchlanb unb 
Oefterrei^ mit bem 2Bunfd)c, es möge beren ^i^eunbfchaft fo fefi 
begrönbet fein, nis bic 'ällpcn begrünbet fmb, ntcld)e mir bei hcUeni 
Sonnenfdjein oon hier ju fehen gcroohnt fmb; cS möge auS biefer 
^reunbfehaft ben iBöltem beiber SHeiche auch fortan ber Triebe er= 
biühen, roelche ber 0onnenfd)ein ift, ber ihre SBohlfahrt bauemb 511 
ficheni oermag! 

(£in nicht enbenmoUenbes £joch erfcholl fobann auf bic Kaifer 
IDUhcIm unb Jofef unb bie Blufif fpiclte bie beiben BationaU 
li^mncn. 



5 ^ 



Hebe 

bei ber tStöjfnnng ber oberbabifeben lanbmirtfcbaftUcben Husfielluna 
in Konftan; 

•1. ©riobcr 1884. 

Uad} ber am Bormittag porgenommenen feierlichen »Eröffnung 
unb fchr grünblichen Befichtigung ber HusftcIIung burch ben ®ro|- 
her5og, in beffen Begleitung fich ber Erbgrogherjog befanb, erfolgte 
nachmittags bas ^efteffeu i>u 3nfel>l7otel. 3’U Bcrlauf besfelben 
brad^te ©berbürgermcifter IDinterer einen lEoaft auf ben „treuen 
Schirmherrn bes tcuern babifchen t)eimatlanbes, ben untpanbcl- 
baren ^reunb bes Bürger- unb Bauernftanbes", aus. 2tls bie pon 
ber iHufif angeftimmte unb Pon ber Berfammlung ftchcnb mit- 
gefungene ^ymne pcrilungen trar, ergriff ber ©rogliersog bas IDort. 

SJleine Herren ! ®he «oir roieber nieberfihen unb unfere ©Idfer 
nieberfteücn, erlauben ©ie mir, Sh"'« meinen hetiüthfieu 

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1878—1888 



anSjufprec^en für bie UebeuoQen SBorte, welche bet ObeibürgennetfleT 
bec Stabt $lonftan 5 an mi(^ gerichtet unb 0()nen aQen ju 
banlen für bic freubige Sinflimmung in ben 5Ruf, melden er 3b"*" 
üorgefcbragcn. 3Wein ®ant ift aber nid)t bIo§ für bic ©efinnung, 
bie Sie bi*n"it auSgcbrüdt, fonbern befonberä auch bafür, ba| Sie 
mir ©elegenbeit gegeben bob*"/ biefeä fcböne 3*^ biefe febenSmerte 
'^usfteQung mitjumacben unb mi(b }u überjeugen oon ber Straft 
ber entroicfctung, bie ficb in jebem Seil biefer StuäfteHung jeigt, eine 
Straft, rocl(be gepflegt roerben foQ oon meiner SRegierung, eine 
Straft, roelcbe i(b felbft mit aller Siebe pflegen nierbe, ba^ fie 
aufblüben, gebeiben unb noch reicblicbere (Srfolge tragen möge. Saju 
mögen Sie alle mitbclfen, bann roerben roir noch ftbönere 3i*I* 
erveicben. ÜRein San! ift aber auch im Flamen aller, roelcbe nicht 
jur Stabt Äonftanj gehören. 3^ bin überjeugt. Sie aüe ftimmen 
mit mir barin überein, ba§ e§ ein b"^*^ 'JSerbienft ift, b*** "ich* 
blo^ bie .f>anb geboten, fonbern fo gaftlicb, freigebig geforgt }u 
haben für alle§, roaS ju biefer 3(u§ftellung notroenbig ift. 68 gereicht 
bie8 ber Stabt Slonftanj ju b<>b** “"b mir gereicht eS ju 

hoher (jreube, b>** betunben ju fönnen, ba§ bie Sluöftellung ein 
3ltt nicht blo^ ber Sreigebigteit , fonbern ber ^oebberjigteit ift, 
roelcber 9lacbabmung oerbient. 

Sie roerben nun erroarten, meine Herren, ba§ ich mit einem 
.^od) auf bie Stabt Stonftanj fcbliegen roerbe. SaS roürbe meinem 
.^erjen entfpreeben, aber ich roeig, bag e§ bie 3tbficbt ift, einen 
befonberen Soafi auf bie Stabt auäjubringen , unb ich nerjicbte 
bal)er. 3(b fcbließc aber mit einer anberen 3lufforberung an Sie. 
^tlc8, roas roir beute gefeben, b"ben roir in bem lBerou|tfein frieb> 
lieber unb glüdlicber ^uftänbe gefeben. Siefeö @lücf ift hoch an» 
jufd)tagen, roenn roir ben 53licf nach außen lenten. Slber roenn 
roir oon biefer Ueberjeugung auögeben, fo bu(>e" mi* ^u(>ei roobl 
auch anberer ju gebeuten, unb jroar berjenigen, roelcbe roefentlicb 
baju beitragen, biefe 3uftönbe ju erhalten. Ser ^err Oberbürger» 
meifter bat eines SageS gebaebt, ba bie Stabt Stonftanj ihre erfte 
6ifenbabn»ißerbinbung erhielt, unb eS roar bie§ ein feböneS 3*ft» 

17!> it* 



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1878-1888 



erinnere Sie an einen Sag, loelc^er ein S^rentag für ßonftan^ 
roar: eß ift ber Sag, ba ber erfte Seutfc^e flaifer na^ be« 
enbetem Jhieg }um erftenmale einjog in bie Stabt Ronftanj. Siefer 
Sag ift oerfmnbilblic^t ^ier; aber er lebt auc^ in ben ^erjen aller, 
n>el(^e i^n mitgemaci)t, unb er lebt no(^ lange in ben ^erjen ber 
nat^folgenben ©enerationen. Unb itf) glaube bo8 SRet^te ju fagen: 
ipflegen mir biefen ©eift, er ift ftarf unb ^ilft über nieleS ^inroeg, 
er ^ilft au(^ ju bem, n>a§ n>ir ^eute b<cr auSgefteUt gefe^en ^aben, 
jur ijJflege ber fianbroirtfc^aft! Unb fo tomme icb }u bem ifJunlte, 
ben i(b erreichen miü. Sie mögen überrafcbt fein, ba^ au^ bei 
©elegen^eit einer lanbmirtfc^afttic^en Sluöftcllung biefe Saite berührt 
rairb, unb boc^ tönt fie in allen ^erjen roieber. SQBir finb alle 
beutfcbe 3Rönner unb Sie ftimmen alle gern mit mir ein in ein 
auf ba§ Oberhaupt be§ Seutfc^en 9leitbc§ : UeberauS lebe 
ber Seutfcbe fiaifer ! Unb nod) lange un§ uergönnt 

fein, biefen 9tuf erf^aQen ju laffen: lebe ftaifer 3Bill)elm! ^oc^! 



Scbc 

bei öem 5tiftnngsfeft öts tUiefent^ler (baunerbanöcs öcs Ulilitär- 
nereins in Scbopfbeim 
2. Jluguü 1885. 

Sämtlidjo ZTtilitärcereine bes IDicfcntbäler inililär«(6aut>er« 
banbs mit 5 al)lreid)cn lUuftfforps unb ^aljncn jogcn am 2lmtbaufe, 
moljin bet <5ro|lj«r50S (Einlaöung öes ©bcramtmanns ^UfreU’ 
bad) angenommen Ijntte, vorüber im ^ug nadj bet ^effljalle unb 
begrüften ben Canbesb^«« ”*'t begeifterten Derfelbc 

begab fid; fpäter audj baljin. Das nad) einet Sebe bes Sürger. 
meifters (ßretljcr auf iljn ausgebradite I^ody erroibetle er mit 
folgenber Hebe: 

Süleine nere^rten Jreunbe! 

ÜRit greuben bin itb 3^rer ©inlabung jum heutigen gefte ge» 
folgt. 3a, i(^ erachte e8 um fo mc^r olä ^flie^t, unter 3l)nen }u 

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1878—1888 



erfc^einen, al$ mit baburc^ @e(egen^eit geboten ift, ber treuergebenen 
©efinnung bed alten Sltarfgräflerlanbe^ Siecbnung ju tragen. 

$a§ icb auf folibe ©efinnung ret^nen fann, ift mir greube 
nid|t nur, fonbern eS ift auc^ mein Stolj. 6ie grünbet fic^ auf 
'43er^ältniffe, bie 3^nen allen befannt finb; ic^ baue barauf, ba| 
oie bana^ trachten, ein jeber in feinem Berufe, bie ©efinnungen nach 
Ärüften jn pflegen, biefe SSer^ältniffe immer fd)öner ju gepalten. 

3Illein menn mir aud) Ijeute oorjugSmeife ber ©egenroart un$ 
freuen, fo mollen mir bod) nic^t bie DSergangen^eit oergeffen, eine S3er< 
gangen^eit, bie nic^t meniger e^renooU ift, al8 bie ©egenmart. meine 
bie Olame flarl griebric^ä aucp in biefen ©auen eineä 

e^renooUen SHufe« fiep erfreute, ber fnp oererbte oon Sater auf ©opn. 

©r pat ba§ gefepaffen, morauf mir bauen, unb ei ip mopl ber 
®?üpe mert, in einer 3^1 / ^cr man fiep fteper füplt, auep ber 
3eil }u gebenfen, mo baS niept fo mar. 

5)iefe 3fitfn unb ipre allerbingS anberä gearteten Kriege liegen 
niept fo fern, bap niept noep oiele oon 3^nen pep berfelben er> 
innern tönnten. Seproer mar e§ bamalä, bem Stufe be8 fianbe«» 
Perm ju folgen, unb boep folgte ba§ SSolt in Streue unb Eingebung. 
Otur burep biefe Jreue tonnte baS gefipaffen merben, maS peute 
unfer Stolj ift. 3)iefe Sreue aber, fee mürbe belopnt burep bie 
3eiten, in melepen fiep ba§ ®anb jmijepen gürp unb Sßolf immer 
inniger tnüpfte unb man fiep bemüpte, bie ©inigung be§ beutfepen 
93aterlanbe§ naep Kräften ju förbem. Unb fieper mären bie ®m« 
ppnbungen im 3apre 1870 niept fo gepöben gemefen, menn niept 
früpere 3eitenoorbereitenb geroirft pätten. Stur babureproar ei mögliep, 
mit ber '.öegeifterung be§ 3“prcä 1870 für bie pöepften ©üter ber 
Station cinjutreten, unb e^ ift nur gereept, menn mir ber 33ergangen> 
peit mit eben fo oiel Stolj alle Siebe unb 3)antbar[eit gebenfen. 

Slnberö pat es ftd) feitper geftaltet, ba bie ©inigung burep bie 
Wemalt ber SBaffen niept nur, fonbem auep burep bie gemeinfame 
Siebe jum Sßaterlanb gefepaffen ift. panbelt eä fiep barum, 

baä ©eroonnenc }u erpalten. 3u»' Grpalten ift aber niept nur 
notroenbig, bap mir jufammcnpalten, fonbern bnju ift nötig eine 

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1878—1888 



ed)tc oaterlänbifc^c ©efmnunfl, iJiebe jum engem unb toeitcven 33atev= 
lonb, ein ftorfer ©tnn für Orbnung unb SRec^t. 2!aju ift ein roefent* 
lieber SBeitrag gegeben bureb bie liereine, benen Sie angebören; 
flammen biefelben bod) aus ber gvogen Sdjule ber Crbnung, bev 
©tbule ber 31rmee, bes beutfeben ^eereS. Unb Sie alle, bie Sie 
einmal unter ben ffiaffen gebient boi>e«- merben mir gerne jugeben, 
bag eS feine beffere Sd)ule giebt, baS ju lernen, worauf eS in ©ouS 
unb Jo'i'iiif/ in ©emeinbe unb Staat bauptfäd)licb nnfommt — bie 
Unterorbnung , bureb meldje wir allein fähig werben, ju gebieten. 
3ur großen ^rcubc bot es mir oud) gereicht, wabrjunebmen , baß 
3b'^* Vereine befirebt ftnb, bie 'JJäd)ftenliebe ju betbätigen burd) 
Unterftdbung ber Äameraben unb ihrer ?lngeb5rigen. 'Xirien Seift 
ber Crbnung unb Siebe bo^en mir umfomebr Urfad)c 3 >i pflegen, 
als in unferer 3cit f'tß flotfe/ gegenteilige Strömungen geltenb 
mod)en. 3d) berühre es nid)t weiter. Sic wiffen fd)on, waS id) 
meine. 93efämpfcn Sie biefen Seift mit bem Seifte berjenigen Siebe, 
bie 3ßncn bf»tc im Sottesbienfte in fo mciflcrboftcr 9tebc uon ber 
Äanjcl oerfünbet worben; beim bie Siebe ift eine 3)Jad)t, bie über 
oieleo binujcgbilft unb bie firoft oerleibt, auch Schweres ju trogen 
unb burebjutämpfen. 3Reinc iUbficbt, meine teuren J^eunbe, inbem 
ich fo rebe, mit großem Grnftc rebe, ift bie: baß id) funbgeben will, 
wie id) über '-Vereine unb beren ®eftrebungen benfe. 3d) fann 
Sic nur aufforbern, auf ber betretenen ®abn mcitcrjufd)reitcn, unb 
wenn Sic boS tbun, unb id) glaube, baß Sic cs tbun, fo werben 
Sie auch 3b^ 3ici erreichen; bie Ginigung oller: wie fic oud) 
benfen, welcher ftonfcf)lon fic nngebören mögen, jur 9lufrcd)tbaltung 
ber Crbnung unb ber Scfct)C unb alles beffen, waS im Staate unb 
in Scfellfcbaft bamit jufammenbängt. Unb wollen Sic ben untrüg= 
lieben SBeg ju biefem miffen? 

Unfer .^cbel bot ein 2Bort gcfprod)cn, bas Sic alle tennen; 
„Unb wenn bc amme Gbritjmcg ftobfd) 

Unb nümme weifd), wo’S annegobt, 

.ßalt füll unb frog bi S’miffe i'erft, 

S’d)a bütfd), Sottlob, unb folg’ fim fRotb." 

182 



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1878— 18SH 



Unfer .^cbe( l)at ben vcd)ten 2on augefd)lagen. ($r ^at jraar 
bas ®ort gefproc^cn ju einer >'*<>" f“fi nerlemt ^atte, roas 

„beutfd)" fein ^ei§t, 0ie roiffen eS. Jrolgcn Sie feinem ginstrjeig. 
5rogen Sie in jrocifel^aften fällen juoor gutes bcutf^cS @e= 
roiffen nnb Sie roevben ben rcrf)ten 3Beg niemals oerfe^len! 

3nbem it^ nodimalS bafür banfe, ba$ Sie mid) eingelaben 
haben, an Jefte teiljunehmen, banfe icf) jugleicf) für bie freunb» 

liehe fficife, mit ber Sie mid) aufgenommen. $er ^err 53ürger« 
meifter ©retber bat fo roertc unb liebeuoüe SBorte gefproeben, baß 
cs mir febroer roirb, bie red)ten antesroortc ju finben. 3 tb erroibere 
bas, roaS er gefproeben bot, mit bem ®unfd)c, ba§ bie Stabt Sd)opf= 
beim blühen unb gebeiben unb bie alte Jreue ftetS erhalten möge. 
Olcb bitte Sie baber, mit mir cinjuftimmen in ben 5Huf; 

^ie Stabt Sd)opfbeim lebe bod), bod), bod)! 



Hebe 

bei bem 5eft ber fabnenrocibe bes Kriegeroeceins niosbäd) nnb ber 
ffiibung bes Bedrfsoerbanbes in fHosbaeb 
7. September 1885. 

Der ©roßberjog nabm bie ^egeüfung ber r>ocübcr 5 iebenben 
Irriegerpereinc pon ber tCreppe bes Hatbaufcs aus entgegen unb 
begab fid) fobann auf bie ^eftroiefe, roo bie fi^tt* 

fanb. Bei bem fpätcr eingenommenen BTable feierte ber präfibent 
bes babifeben BTililärpereins-Derbanbes, (ßeneralleutnant 3 . D. 
^reibetr pon Degenfelb, ben (Srofbersog/ worauf biefer ft^ 3 U 
einer 2 tnfpradie erhob. 

3cb fpreebe Ohnfn» präfibent, meinen innigften 5)ant 
aus für bie fd)önen SBorte, bie Sie für fi^ unb im Flamen ber 
Snroefenben an mitb gerichtet hoben- ©tauben Sie mir, redjt tief 
empfinbe ich, roaS eS beißt, in fo liebenotier SBeife roeit über Sßerbienft 
unb roeit über baS hinaus, roaS ich sum 9Bobl beS SanbeS ju teiften 
nermag, beurteilt ju roerben. 3 n ebenfo freunbticber äBeife richte 
ich bie ÜKabnung an Sie, meine Herren, bamit baS ©ute, roooon 

18S 



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187«— 18MH 



ber ^err '■^räfibent gefproc^cn, bap es erreicht fei, aut^ bouernben 
(Srfolg ^obe, bag 0ie alle in ^b'^em Streife bamacb ftreben, mich 
unb meine Stcgierung möglicf)ft ju unterftüpen. 

2)ic befte Unterftübung beflebt in ber ajermeibung aßen ipartei= 
geipe« unb aßer Uebcl, bie bomit oerbunben finb, unb in ber parfen 
Bufammenfoffung aßer ber Glcmente, nielcbe bereit finb, ba§ SBobl 
bcS ©anjen ju förberu. ^n unferer ,^eit t^ut e§ not, feft jufammen» 
jubatten unb fub bobureb tainpffäbig P erhalten gegenüber ben 
oielfacben Seftrebungen, roeltbe bie StoatSorbnung bebroben. Ginigteit 
macht patt jur (Srreiebung beS 3icle§: Orbnung unb Ülcbtung oor 
IRecbt unb ©efeb bo^b JU b“lten. 

3cb uertraue barauf, bap oie mich in biefer SRiebtung auch 
fünftig unterftüpeu roevben, unb bap oie biefc '^piebt petS not 
atugen unb im .ficrjen beroabren. liefen ©epnnungen ip beute in 
ber Stabt ajlosbad) Icbbafter aiusbrucf gegeben roorben unb bafüv 
fpreebe i^ meinen berjlicben ll^anf aus. 

2Bir alle aber haben Urfacbe, für bie gaplicbe aiufnabme ju 
bauten, roeld)e uns b>er i« teil nmrbe, unb ba bie meipen ain» 
roefenben nicht biefer Stabt angebören, forberc ich Sie auf, 3b^' 
3)anfgefübl babureb funbjugeben, bap Sie mit mir auf bas aBobl= 
ergeben, aiufblüben unb feinere ©ebeiben ber Stabt 9)tosbacb anpopen. 
Sie lebe l)od)! 



Crinffprudi 

bei ber dialatafel nach ber Sepibtignng bes XIV. tirmeeferps bureb 

ben Kaifet 
11. September 1885. 

Bie grope parabe bes XIV. 2trmcefotps POt bem Kaifer am 
11. September auf bem (£rcr 5 icrplab befcblop ein 

gtopes (Salabiner im Sdjlop, bem auper ben bbd>P*u fjerrfebaften 
bie 5 Ut parabe anroefenben (ßcnerale unb fremben (Dfpsiere, fomie 
fdmtlicbc (ßcnerale unb Stabsofpjiere bes XIV. 2Irmecforps an- 
ipobnten. ßiebei brachte ber (ßropljcrjog ben folgenben Ctinf. 

184 



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1878—1888 



fptudj auf bcn Kaifet aus, bcr in feiner 2intu)orl ljeruott;ob, roic 
üjm bie ijculigc Scfichligung 9 e 5 eigt, baf bic babifdjen Gruppen 
eine fefte Stube bc» iteidjes feien unb bas XIV. 2(rmeeforps> poU> 
ftänbig an bet Spi^c bes Deutfdjen Xcidies ftei^e. 

Suter Äaiferlicfjen 2Jlajeftät bringe it^ bic banfbare .öulbigung 
meines Sanbes bar, beffen Söhnen ^eute ber '-Uorjug ju teil rourbc, 
fiti) i^rem I)öd)ften ftriegslicrrn jeigen ju biirfen, ein 3Ior}ug, bet 
uon i^nen in feinem ganjen bobm 9öerte erfannt roirb unb oon bem 
gefamten XIV. 3Irmeetorps tief bantbar empfunben ift. 

3d) roei§ mid) einig mit meinem ®olte,mcnn id) Guerer fDlafeftät 
auÄfpreebe, bag mir in 9Ulert)ö^ftbcmfelben nid^t nur bas elirroflrbige 
^laupt unferes teuren ^Jcutfc^cn fReic^es, — fonbern aut^ ba§ 9Jor» 
bilb ^öc^fter menfcblic^er unb militärifc^er Jugenben ertennen unb 
Dcre^ren, ein '^orbilb, bas für Segenmart unb ^utunft fieilbringenb 
fein unb bleiben möge. 

On Guter 'üRajeftät Slbroefen^eit erfd)aüt unter uns ftetö ber 
5Huf treuer 3>cre^rung unb iliebc bei ben SInläffen, ba patriotiftbe 
Sefinnung uns feftlicb oereint. 

©eftatten Gute 9Jlajeftdt, ba^ mir in 9IUerl)öc^ftiI)rer beglüefenben 
©egenroart ben ©efü^Ien 'Jlusbnid geben, bie unferer lBercl)rung unb 
.ßingebung entfpred|en; icb forbere beS^alb alle 9Inroefenben auf, 
mit mir cinjuftimmcu in ben iRuf: 

3eine fUlafeftät Staifer 3Bil^elm bet Siegreiche, ber Schuhet unb 
fDlehrer beS iHeicheS — lebe hoch! 



Crinffprudj 

bei ber öoftafti in £bren bes iiniugs bes ncuoermäblten $rb- 
gro^benogUeben Paares in Harlsrnbe 
27. September 1885. 

l'lad) bem feierlidjcn pon prälat D. DoU gehaltenen Cßottes- 
bienft in ber 5d)loffircbe fanb in bcr oberen ©allcric bes Sdjloffes 
ffoftafel für bie unb ^offtaaten ftatt, bei bem ben 

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1878—1888 



©rof ljcr 509 öa& tjoljc Paar mit einem Crinffprudj begrüßte. Itacb 
6 em ITTaljIe nahmen 6 ie ^errfdjaften 6 ie fe^t saljlreidjen 2Ib> 
otbnungen bes tanbes, öeren Zfleljrjatjl in Polfstradjt 5 U ben 
^eietlit^feifen etfdjienen maren, entgegen. 

entfpric^t einem alten beutfe^en .ßerfommen, ba^ ber .^erv be» 
.^aufesi ben evften Srinffprud) auf baä neunevmä^lte “fSaat ausbringt. 

bie 58ebeutung biefeö .jperfommens babin aus, ba§ id) 
ben ßmpfinbungen unb SQBünfcben, raeicbe bie 3lnroefenbcn ben 
teueren 5leuDemiöblten roibmen, 9IuSbrud ju geben berufen bin. 

3^ faffe biefe SCBünfcbe in bie3Borte:@Iürf, 3rcube,®obtergeben, 
unb glaube bamit funbjugeben, roas unfere .f>erjen in Üiebc erfüllt. 

Sinen befonberen ffiunfcb bo^*® '^b b'njujufÄßcn : Gä 

ift ber Sßunf^, ba§ unfer licbeS neuuemiüblteS ''fJaar bie 9lufgabcn 
feines bob^i 33erufeS — ein 'JSorbilb in Seben unb 'fJflitbterfüHung 
JU fein, ftetS uor illugen bebalten unb ju betbütigeu bereit fein möge. 

3«b ölaube nid)t nur, ba^ biefeS Streben ein SBunfcb ber lieben 
9Jeuuennäblten fei — icb bin gcroi^, ba§ cS fo ift unb freue mich 
biefer ©eroißbeit- 

3n biefer Ueberjeuguug forbere icb bie bob*" 'Jlnroefenben 
befonberS gerne auf, mit mir baS @laS ju erbeben unb auf baS 
SBobl ber 'JleuDcrmäblten ju trinfen. 

Sebe 

bei ber feierlichen Eröffnung ber ftänbenerfammlnng 
12. ZtoDcmber 1885 

6ble Herren unb liebe ^rcunbe! 

3cb freue 5&Hcb bei ©röffnung biefeS SanbtagS, Sie perfönlicb 
begrüßen ju fönnen. 

SDlit befonberer 33efriebigung ergreife 3tb biefen roiHfommenen 
^nlaß, ben Ißertretern fUleineS ißolfeS ju bezeugen, roie banfbar 3<b 
c§ ertenne, baß bie auS roabrer ^erjenSneigung entßanbene Serbinbung 

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1878—1888 



aJleine^ ©o^iicl, be# gibgro^^erjogg, mit ber i^rinjcffin ^Uba oon 
'Jlaffau ba§ gonje Sanb in fo freubige ©Hmmung ocrfe^te, bereu 
beislic^er Slusbrucf 9)lir unb aHeinem ^aufe unnergetlic^ teuer unb 
loert bleiben wirb. — $ie im gan 5 en ®olfe fu^ tunbgebenbe ^reube 
über biefe Sßerbinbung er^B^t boB ®Iürf, meines ÜDleinem ^oufe 
burt^ biefelbc ju teil warb, unb giebt mir bie @eroi§^eit, bo^ barauS 
ein roeitereB fefteB ®onb gcgenfeitiger Siebe unb Xreue jroijtf)en gürft 
unb 33oIf erftanben ift. 

®ie babifc^en Sruppen finb burd) baB perfönlitbe (Srft^einen 
Seiner SDlajeftät beB fiaiferB bei ben großen .^erbftübungen biefeB 
ga^reB ^ot^erfreut unb burd) boB bem XIV. SlrmeeforpB auBge» 
fprod)ene 3lller^öc^f(e Sob in ^eroorrogenber SBeife auBgejeic^net 
roorben. — SBie bei biefem Slnloffe bie ®euölterung bem erhabenen 
flriegB^errn unb Schirmer beB SieicbeB i^re unroonbelbarc Sßerebrung 
unb 3lnbünglitbteit roieberum betbötigen burfte, fo finb autb uon 
Seiner SWajeftät 3)lir, SJleinem .^Qujc unb bem Sonbe erneute 53c» 
roeijc Seiner ScineB SertrauenB gegeben roorben, 

beren ®ebeutung roir in bem erbebenben S3erouptfein ber SUlotbt unb 
beB SlInfebenB beB ®eutfd)en iReicbeB befonberB botb 5“ ftbä^en roiffen. 

SDJit bem ißoUjug ber jablreicben, jum Seil tief eingreifenben 
©efebe, roeldjc auf bem lebten Sanbtogc befcbloffen roorben finb, foroie 
mit ber näbcrenißrüfung ber auB bemfelben beruorgegangenen roeiteren 
Anregungen ift 3Reine5Rcgierungfeitbem unauBgcfebtbefibäftigt geroefen. 

lieber bie SuBbebnung ber ©eridbtSbarfeit ber 53flrgermeiftcr 
unb über bie ®eftellung oon SBcrgleicbBbebörben, foroie über bie @r» 
leid)terung oon SBerbefferungen in ber gelbeinteilung unb über bie 
iöerbütung natbteiliger 3®rfplitterung beB ©runbbefibeB bei ®rb« 
teilungen unb bei ber Seräußerung oon 9Rünbelgüteni rourben ©efeb- 
entwürfe auBgearbeitet, roelcbe 3b”f" alSbalb übergeben werben follen. 

3lnbere oerroanbte SBorfebIfige, wie nomentlitb bie Ülenberung beB 
bäuerlichen SonbererbreebtS unb bie ©rriebtung einer lanbroirtfcbaft« 
lieben 9leal»Ärebit«2InftQlt burd) ben Staat finb ©egenftanb umfaffenber 
©rbebungen unb eingebenber Seratungen geworben, roelcbe inbeffen ju 
einem abfd)lie§enben Srgebniffe noch nicht geführt hoben. 

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1878—1888 



@ine älorlage über bie 31bänbcrung mehrerer ®eftimmungen bcS 
:jagbgcfe^c« bejroedt, unter gleicf)mä|tger Serüdficf)tigung ber 
tercffen ber 2anb= unb gorflroirtid)aft unb einer georbneten Qagb» 
auäübung, einige SDlängel, roelcbe fic^ bei ber ^anbbobung biefeS 
®efe^e§ ergeben ^aben, ju befeitigen. 

3n ben 5Ber^äItni[fen, roeldje eine Ülufbeffening be§ ©ntmnmenS 
gering befolbeter fiirc^enbiener unb bic ©eroS^rung biefer 3Iufbeffer= 
iing au§ 0taat§mittcIn nottuenbig gemadjt ^aben, ift eine ülenberung 
auc^ je^t nocb ni(^t eingetreten. 3Jieine Slegierung roirb be^bnlb für 
eine roeitere SSertüngcrung ber im Saufe ber nü(f)ften Subgetperiobe 
JU ®nbe ge^enben SBirtfomfeit be§ bejügtic^en ©efe^eä 3^re 3«» 
ftimmung erbitten. 

SWit ber ^Surdbfü^rung ber auf bem uorigen Sanbtag befcbloffenen 
allgemeinen Gintommenfteucr roirb bemnäcf)ft eine für bic roirtfdjaft» 
lidjen ^ntfieffen aller 'Seoölteningstreife l)od)bebcutfamc ivtlafiregcl 
in ®olljug treten. 

®ic crftmalige 'Ceranlagung ber Gintommcnftcucr ift bereits jum 
aibfd)luft gebracht, las Grgebnis biefer mül)CDollen Ülrbcit l)at bie 
grunblegenben Griuartungen , oou benen iDleine iRcgicning bei bem 
8lufbau biefes ©efe^es auSgegangeu ift, in ber .ftauptfadjc Dollnuf 
beftntigt. Giiie Obver nädjftcn Slufgaben roirb es fein, bic Slnträge 
üJleiner 'Jicgierung roegen ©eftimmung ber 9lbgabcfä^e einer cin^ 
ge^enben Beratung ju unterjicben. Gs roirb 3Hir jur lebliaften @e= 
nugtl)uung gercid)en, roenn ^öefdjlüffc baju beitragen, bie im 
GinoerftünbitiS mit Sbneu nnternommenc 'Jlcrbcfferung unfercS Steuer« 
fgftcmS iljrcm prattifdtcu 3i<^l« ''"-‘bv unb mel)r jiijufübren. 

9lus biefer fRcform ber ftaatlicbcu 'Bcftcuerung ergibt fid) auch 
bie iRütroenbigteit einer teilroeifen Umgeftaltiing ber ©emeinbebefteuer» 
ung, bereit 'Bidjtigfcit befonbere Sorgfalt bei ber ^Beratung ber 
bejüglidjen ©cfc^cSDorlage in Ülnfprud) nct)mcn roirb. 

SBicroobl ber Gntrourf beS Staatsbubgets, roeld)cr 
halb 5 ugcl)cn roirb, eine uid)t unerbcblidie Stcigcning bes Staats« 
aufroanbS aufrocift, roirb kleine fHegientng, im fiinblict auf 

bie Sd)lufibeftimmungen beS Gintommeufteuergefe^es, ben 'Borfd)lag 

18 S 



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187«- 188.S 



mad)cii, ba? »eijügbave CSrträgiiiö ber neuen 'Jlbgnbc lebiglic^ juv 
©rmäßigniig bev übrigen bireften Steuern ju oenuenben. ®ie jur 
.^»crftetlung be^ ©leidigeniirfjtä im Staotsboug^alt crfovberlid)e Seefung 
roirb Doiübevgel)enb bev Slmortifotionsfaffe 511 entnebmen fein. 

Unfev Gifenbabnneg loirb in ber fommenben 'Subgetperiobe burd) 
bie 'A!oüenbnng ber im ®an begriffenen Üinien ®olfod)»(yreubenftabt 
unb ^reiburgsSleuftobt eine erbeblid)e Grmeiterung erfafjren. 3 **= 
jinifcben fmb and) bie 3}orbcbingungen für bie Grbauung einer ®abn 
Don Sectacb nad) ^iud)en unb SBallbürn erfüllt roorben, fo ba^ je^t 
bie Scroillignng ber ajlittel jur 3lusfül)rung oud) biefer Sobnlinie 
3 b»en oorgefd)lagen roerben tonn. 

®ei bem atlmäl)lid) berannabenben 31bfd)lu^ nuferem Stootgeifen« 
babnnebed menbet fid)bic9tnfmerffamfeit9)leineriHcgierung in gefteiger« 
temfDJa^eberJförbenmgooniJofatbabnuntemcbmungenjn. ÜJlebrcreber» 
artige 'firojette unterliegen jur ber näberen 'firüfung unb roerben 
fid) teils mit, teils ohne ftaatlid)e Unterftübung inS 2ebeu rufen laffen. 

®ble .fierren unb liebe fyi'fn'ibe! ®ie Slufgaben biefeS 2anb» 
tageS roerben jroar an ^o^l unb Umfang büder benen jurüeffteben, 
roeld)e ber oorigen StänbeDerfammlung geftellt roaren. ©leicbroobl 
roerben Sie 3bu^u einen reichen ÜlrbeitSftoff oon roeittragenber 8 e= 
beutung barbieten unb 3 bre bingebenbe 2 :bätigfeit in noHem 2 Ra§e in 
9lnfpmcb nebmen. fUlit i<evivanen febe 3 cb 3 been®eeatungen entgegen. 
3Jlöge3beeSßJirtfonifeit im'ilerein mit ben rooblgcmcinten Seftrebungen 
lUleiner fRegiemng unferem teueren .^eimatlanbe jum Segen gereichen ! 
®ai roalte (Sott! 

Hebe 

bei bem feierlichen 5d>lub ber Stänbenerfammlnng 

15. ;ipril 1886. 

Gble .^erren unb liebe ^eeunbe! 

®er SSerlauf unb bie (Srgebniffe biefeS SanbtagS gereichen SDlir 
JU aufrichtiger fjreube. 

ÜJem Sertrauen, mit roelcbem 3 <b ®'« beim beginn Sb^ev 
Sbötigfeit begrüben tonnte, hoben Sie bureb Sb^^f einficbtSooUe, 

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1878—1888 



unoerbroffene 3lrbeit unb erfprie§(ic^e§ “i»t 

Sneiner Stegierung in reichem entfproc^en unb ftc^ baburdb 

gerechten Ülnfprucb auf SJieinen unb be§ fianbeS 2)an( enoorben. 

9)lit tiefem Sebaucm ^at SWitf) ba§ ^infcbeiben bc§ ^erru 
@r 2 bifd)ofS oon greiburg, bciS Snetropoliten ber oberr^einifc^en 
ÄircfienproDinä, erfüllt. Äaum uier 3a^re burfte ber ebenfo geift» 
DoIIe aB fromme unb milbe ^rölat feines ^o^cn SlmteS malten; 
aber er ^at in ber furjen 3^'l frudjtbarcn ©ebanfcn eineS 
aufrichtigen unb oertrauenSooHen 3ufon'n’fn”>irt«nä oon Staat unb 
ftirche auf ben uerfchiebenften ©ebieten bie Sat)n geöffnet. Sein 
3lnbenten roirb im ganjen £anbe ein gcfcgnctei bleiben. 

3ch hofff oertraue, bo§ ber er,ibifd)öfli(hc Stuhl ju fyreU 
bürg, beffen ßierbe ber Heimgegangene mar, halb roiebcr burch 
eine Ißerfönlichteit roirb bcfeht roerbcn tönnen, roclche ba§ 3Berf 
gemeinfamer 3lrbeit jum Segen bcS SanbeS aufnehmen unb in 
erroünfehter SIBeife roeiterführen roirb. 

®§ geiuährt SJlir eine befonbere ©enugthuung, burch 3h^ bereit= 
roiHigeS ©ingehen auf bie IBorfchlöge SDleiner 9iegierung bie 3luf« 
befferung gering bcfolbeter Rirchenbiener auS Staatsmitteln auf eine 
längere Sleihe uon fahren in roürbiger ®eife gefiebert ju fehen. 

9luf bem ©ebiete ber SHedjtöpflegc ift eS gelungen, Sücfen ber 
©efehgebung auSjufüllen, baS ooltStümliche ßnftitut ber ©emeinbe« 
geriete ju erroeitern unb unfere burch SSertrauen ihrer SJlitbürgcr 
berufenen ©emeinbeoorftänbe äugleid) in größerem Umfange mit ber 
frieblichen Schlichtung non SRechtSftreitigfeiten 5 U betrauen. 

ßn bem Bereiche unferer roirtfchaftlichen Crbming finb eine 
^Reihe roidjtiger, unb, roie ßd) h>jff^' mohlthötig roirfenber ®er= 
befferungen burd) bie mit ßh»^’' nereinbarten Slenberungrn an ben 
Wefelen über bie 5ifd)erei unb über bie Jfit'^’creinigung 

evjielt roorben. 

$ie Sorgfalt, roelche Sie ber 'Beratung bes Bubgets beS all- 
gemeinen Staatshaushalts jugeroenbet h“l>cn< h“t ®Jir aufS neue 
beftätigt, bag Sie im Berein mit kleiner Regierung nid)t nur bie 
geroohnte Crbmmg unferer Jinanjen jn erhalten bemüht ftnb, fonbem 

ino 



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1878—1888 



Qurf) bem (Srforbentiffe bf§ öffcntlidjcn 2»ienftes, roie bcn 'JHaßna^men 
juv .^ebung ber 3Jo[fsrooI)Ifabrt “''i* J't ^'•flcgc ber Humanität, bev 
Jiunft unb SMffcnfcbafl 3f)ie »olle ^Beac^tuiig loibcrfa^ren loffen. 

®ie omgrbcnbcn ®cvatungcn ber^ubgets ber ©ifenbabnoennaltung 
bnben mannigfnd)e ©cfiditspunttc l)erDortreteu laffen, bevcn aUfeitigc 
'JBürbigung bev gebeit)Iic^eti ©ntroicfelung biefcS roidjtigen '-ßerroaltungg» 
jiüeiges nur jum Vorteil gereid)en taim. 

bie ®orfd)Iäge SJleiiicr iKegieruiig 5 uv onbertDeiten 5eft- 
fteüung bev Slbgabejn^e für bie bireften Steuern unb bie roic^tigen 
('iefe^entroüvfe über bie (finfübrung ber ©nlommenfteuer in baä 
Wemeinbe= unb ftveic-nmiageniqftcm nadj forgfäitiger '^Jrüfung unb 
magDoIIer Grörterung gefunben beftärtt 

in 3Jlir bie ,»iuDerfid)t, and) bei fiinftig jn löfenben fcbroievigcn 3Iuf= 
gaben auf ben Derfdjiebenen Gebieten ber Gefe^gebung einer ner» 
ftänbnisDoüen fölitiuirtung ber iWrtreter fHleincs 33olteä ju begegnen. 
Gble |>erren unb liebe Jvreunbe! 'Dleine beften 'JD8ünf(be für 
®obIergeben begleiten Sie bei ^Ibrer Diüctfebr in bie .^eimaL 
Seien Sie auch bort bie Jrögcr bes in unferem öffentlichen i'eben 
längft beroäbrten Geiftes ed)ter 'Jlaterlanbsliebe, gerechter Jreifinnigfeit 
unb treuer .Eingabe für bie fo nötige Grhaltung unb ®efeftigung 
einer roiberftaiibsfähigen Drbnnng in Staat unb Gefellfd)aft ! 

9loch höbe ;J^ch einen '4Bunfd) auf bein ^terjen, roelchen Sie 
iUlir gerne erfüllen roerben. 3)ie Grtrnntung meines Sohnes, beS 
Grbgro§hevjögs, h“t unb ben fUleinen feit oielen SBochen cmfte 
Sorgen bereitet. ®icfe fd)iocre 'firüfung hat UnS rührenbe ®eroeife 
üon Siebe unb üUitgefühl aus allen Seilen beS SanbeS unb auS 
allen fireifen ber iBenölteruug jugeführt, roeld)e Uns Sroft unb 
Stärfung gemährten, ffiir erfennen biefe erneute tBethätigung liebe« 
DO Her Scilnahme unb Slnhänglichtcit recht bantbar, unb haffaa in 
Gemeinfd)aft mit bem Sanbe, ba§ Gottes Gnabe eine balbige 
Senbung ju anhaltenber 33cfferung gemähren möge. 

fUlcine Sitte an Sie ift; Seien Sie, eblc.fierren unb liebe Jreunbe, 
bie Sermittler Unferer 'Santbarfeit in heimatlichen Streifen! 

* 

191 



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1878—1888 



Scbc 

bti brr (ßenerabrrfänmtun^ bes I>eutfcbcn Koloniairercins in 
Karism^r 
30. 21pril 1886. 

Der lSrogIjcr 509 Dormodjte, rorgen bes Befudjs bes prin 5 cn 
H)in)cltn Don Preufen, feines Heffen, ber Si^ung nidjt lange an- 
5 un>oi;nen, unterlief es jebodj nidjl, auf bie öegtüfung burdj ben 
Präftbenten bes Dereins, ^ürft ju l)oIjenIol)e<€angenburg, mit einer 
feine tuarme Ceilnaljtne befunbenben 2Infpradjc ju ertoibern, nacb> 
bem er einen Ceil bet Pctljanblungen angeljört. 

6v(auben Sie mir, meine .ßerren, baß id) beim 

©d)ciben meinen ®onf fage bafür, baf Sic mid) fo freunblic^ in 
3^rer ©emeinfe^oft Qufgenommen Ijabcn, inäbefonbere, bof id) 
.Obrem .^erm 'ifJröribenten, bet Ob^e @efd)äfte mit fo nielcr 2Rübc, 
fo oiclcm ©efebirf unb patriotifebev Eingebung leitet, meinen bei^* 
lid)en ^anf fage für bie frcunblid)c SBegritfung, bie er im 'Jiamen 
ber gefamten SSerfammlung an mid) geriebtet bat 35iefe OSegrüfung 
ift mir eine Sürgfd)aft ber ©efinnungen, bie er babei auägcfprodjcn 
bat, bie ja fo tief in bem ^erjen eines jeben 5)eutfd)cn fein muffen, 
bof eS ftcb non felbft oerftebt, bof er fic bat. 3tbcr eS ift bod) 
imnter febr mobltbuenb, roenn biefe ©efinnungen fo ausgefproibcn 
roerben. 0<b banfe baber non ficrjen für Ober frennblid)e ©egrüfung. 

®S wirb mir um fo ftbroerer, aus Ob^er fDlitte ju ftbeiben, 
meine Herren, ba Sie ftd) mit fragen bcfd)äftigcn, bie bem ®eutfcben 
SReicbe Rraft, Störte unb 3Infcbcn nerfebaffen foUcn. Ser müfte 
bn nicht gern miunirten, ober boeb roenigftenS jubö'^f"» maS barüber 
gefügt roirb, bamit nod) mand)eS Schöne erreicht inirb. 

@S ruft mid) ober eine '^flicht jurüct, bie '^Jflid)t, ben ®ntel 
unfereS ÄaiferS, ber mein ©aft ift, b'fr ju begrüben unb ju bc» 
mirten. 

@S ift boS, meine Herren, auch ein 'ölief in bie Oatunft unfereS 
®cutfd)en fRcicbcS unb eS ift eine Sefeböftigung, bie, roic Sie mir 
gern jugeben roerben, eine recht roertc ift. 'öebenten mir alle, bof; 

192 



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1878—1888 



loir einen ßveifen, teuren Äaifer ^oben, bev über uns maltet mit 
yiebe, Sreuc unb Eingebung. 5D?ögc biefe -Eingebung auf feinen 
(£nte( übergeben unb er eS erleben, roaS Sie alte mit fo nielcr Siebe 
anftreben. 

2öenn ic^ alfo f)eute non 3^nen fd)eibe, meine Herren, fo 
fd)eibe i^ mit ber Gmpfinbung beS Tanfes bafür, ba| Sie mir 
©elegenljeit gegeben ^aben, einer fo intereffanten 'üer^anblung bei» 
jumo^nen, unb id) fpred)e ^t)nen mein iflebauern auS, ba^ ic^ 
ni^t ferner teilne^men tann, um ju ^ören, roie fo oiele eble unb 
fc^öne iffiortc im Ontereffe unfereS 35eutfd)en 5Heic^eS gefproc^en 
loerben. 

3d) fdjeibe, meine fjerren, mit ber 93itte, ba ic^ Sie oerlaffe, 
bo§ Sie on biefer ^eimftötte mit mir einftimmen in bem 5Rufe, ber 
uns allen teuer ift: Unfer teurer Äaifer, er lebe ^od)! 



* 



Äcbc 

bei ^^cm Sitftnngsfcfte bcs 6anenfteincr diau-rerbanbes bes 
mUiläroercins in Säefingen 
25. Juli 1886. 

^unädjft moljnte ber (ßrofb^rsog bem ©otlesbicnft in bet 
epangclifcben Kitdje bei. Tiad) ber Dorftellung ber Sebbrben ic. 
fanb ein ^eftmaljl ftatt. Unmittelbar barauf ging bet ^ürft 5U 
bem grofen pia$ oor ber ^tibolinsfirdje unb naljm ben üorbei« 
marfdj oon 2000 Uriegetn ber ZnUitäroercine ab. Jn ber 
balle lji<^ll fobann ^abrifant ©Ito öally bie ^eftrebc, roonadj 
bet ®to§b^r5og fpradj; 

TOeine Jreunbe ! G^e id) 3^ren ÄreiS oerlaffe, ba id) roieber 
beimfe^ren mug, möchte id) meinen ISanf fagen junSchft für 

bie freunbliche 31ufnal)me, roeld)c bie 31ufforberung ^errn 

flebnerS bei 3t)nen gefunben hol; fpred)e Qbnen aber aud) 
meine J^reube barüber auS, bafe ich in SWitte h“be roeiten 

<lroßtKT)oa Qrtrbrld^, {Reben unb Aunbgebungen. u 



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1878— 188H 



fönncn. ®crne folgte ic^ ber non on midj ergangenen Sin- 

lobung, mict) an bcm ftvieger i\u beteiligen. ©laubcn 

©ie mir, baft es mir eine ganj befonbcrS iool)Ut)uenbe Smgfinbung 
ift, mid) inmitten non Wännern ju finben, non benen niete freubig 
bem 2 ob ins 3luge gcfd)aut l)aben, nnb alle, bie biefe Sntpfinbung 
ge^bt l)aben, inerben meine 3lnfid)t teilen, ba§ bies jtnar eine 
fdjtncrc ©dgile, aber eine Sd)ulc ift, bie reif inadjt für baS bfirger- 
lid)e ileben, in bem and) mandjerlei ©diroieriges mit 9iu^e nnb 
@leid)mut ju überroinben ift. ffienn id) mid) freue, unter folc^cn 
fUlännem ju fein, fo fd)lic^c id) aber auc^ biefenigen ein, bie nod) 
bereit fein müffen, einem an fic ergel)cnben SHufe folgen ju müffen; 
ic^ loitl aber lieber fagen nid)t folgen ju müffen, fonbern folgen ju 
rootlen. 35enn roenn biefer ^Huf an fie erginge, fo loeip id), bafi 
fte gerne folgen roerben, incil fic treue beutfc^c ^erjen in fic^ tragen 
unb bas bei jeber @elegenl)cit beroiefen l)aben. 3 n biefer Gmgfinbung 
rufe id) ^lincn ju, beroa^ren ©ic biefe ©eftnnung, beuu baS ift bie 
S^rc be§ SJJaunes, bem ÜJaterlanbc treu ju fein unb i^m alles ^er- 
jugeben! SJlan tann nid)t me^r bergeben, als fein Seben, aber locnn 
es fein mu§, fo giebt man es genie; roenn es fein follte, fo roürben 
roir aüe geben. 'fJrögen ©ie biqc ©efinnung ber Ougenb ein ; benn 
bie 3 ugcnb ift bie i>>e ,'futunft foll jeigen, bag bas, 

roaS Sie mit 3beem ^lute befiegett bo 6 en, niebt für beute ift, 
fonbern für longc. 'Jiur mit biefer Jreue ift cs möglicb, baS ju 
beroabren, roas ein fernerer Slricg gcfd)affcn but, nur mit biefer 
Jreuc ift cs möglid), in ben 9luf ein 5 uftimmcn, ber 3 bnen eben 
Dorgeftblogen roorben ift, auf ben Äaifer, auf baS Cbcrbaupt bcS 
SHeicbeS, unb baft roir biefer ©cfinnung ftets Sbee mad)en, baS ifl, 
meine fVreunbe, bie ?lufgabe ber ßufunft! 

9Benn i<b ^b'ten auberbem aber, meine ffreunbe, fage, baft es 
mitb freut, unter 3buen geroefen ju fein, fo ift eS noch ein ®ritteS. 
3 <b ft^euc mid) in einer ©tabt 51 t fein, bie eine fo bebee ©efebitbte 
bat roie ©fidingen. ®enn, roenn man getroft, roie nielc unter ;^buen 
getban buten, in ben Job jieben mu§, fo mu^ man eine ©ninblagc 
haben, auf ber man fcftftebt, unb ba meine id), ift eS eine feböne 

IM 



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1878—1888 



<9runblage, roenn roir auf bie ^i^ergangcn^eit von 0 äctingen jurüct^ 
blicten. Säcfingen ^ei^t nicht umfonft ^^riboIiuiSftabt; unb ^ribolinst» 
ftabt fotl bas Gt)riftentum geprebigt rourbe unb 

jroar in elfter SReihc. Gs ift baS eine alte Grinnerung, aber mir 
fönnen nicht genug auf alte Grinnernngen äurüdbliden. :i^n biefem 
Sinne glaube ich Fehlbitte ,^u thun, roenn ich ““ bie 

Slufforbentng richte, ber ©cfinnung 3(usbruct ju geben, bie in 
oller ^erjcn fteht, ba^ bas, roas uns teuer ift, auch bem Sanbc 
beroahrt bleibe; fo roie roir treue Stnhänger bes 3)cutfchen Reiches 
finb unb bleiben roollen, fo roollen roir bas Sohl unb Sehe unfcres 
UanbeS auf bcni ,^erjen tragen. Unb boju forbere id) Sic ouf, 
rufen Sie mit mir: Unfcr teueres 'Boterlanb, es foll immerbar leben! 






Heben 

bei bem 500 jährigen 3nbilänm ber Unirerfität ^eibclbecg 
3.-6. Jlugufl 1886. 

Die 5«ftlid?^«it«*t begannen am .3. Huguft mit 5 «fl 9 oltesbienft 
in ber fjeilig-cßeift-Kitche, an ben ftdj ber Jeftaft in bet Hula ber 
Unirerfitäl fchlo^- Hls bet (Stof h«r 5 og biefelbe mit bem Deutfehen 
Hronprinsen unb ben übrigen fürftlidjen Perfänlichfeiten betrat, 
nahm er fogleidj am Heftortifche piafe. Die pebellen legten bie 
beiben Scepter freu 5 tt>eife auf ben Cifd) nieber unb bie ZHuftf in- 
tonierte. l^ernach erhob fuh ber (Srofher 5 og 5 U ber feftlichen De- 
grüfungsrebe, an bereu Schluf er bem ber 5 eitigen proreftor, <5e- 
heimrat Dr. DeJer bie Denfmün 5 e unb Helte, bie biefer fnieenb 
empfing, überreichte. Dann erhob fich ber Hronprin 5 bes Deutfehen 
Heietjes als Pertreter bes Haifers 5 U einer Hebe, loorauf bie Hn- 
fpradhen ber 5 ahlreichen Hbgefanbten beutfeher unb auslänbifcher 
Uniuerfitäten unb Hnftalten für Hunft unb IDiffenfchaft begannen. 

3)ur^lauchtigfter Aronprinj, 

^öchfte, ^ohe, SSerehrtc Säfte! 

9118 Sein erhabener 9lhn, bet unuergefli^e Äart fjriebrich, in 
ben Sagen, ba baS Schroert aOein ju gelten fchien, in h»h^ 

19.") !,• 



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1 878—1888 



finnung unb flarer Srfenntnig beffen, loaS bem @taatSroefen bauernb 
fcommt, bcr Uninerfität neueS Seben ein^aut^te, ein roa^rer jroeiter 
©rünber berfelben, crflärte er: 

„atettor ber Unioerfität rootlen Sir ©elbft feqn unb Unfern 
aiat^fofgem in ber Äut biefe Sürbe ^interioffen." 

3n Seiner Sigenfcbaft a(§ 9)e!tor ber ^ot^fcbute begrübe 
^eute on bem ftolsen Jage, roeltber bie fünf^nbertjäbrige Jubelfeier 
ber älleften Unioerfität bc§ Jeutfcben ateicf)e§ einleitet, bie glänjenbe 
Serfammlung, bie unS bie S^re unb bie Jreube ermeift, an bem 
bebeutungäooUen Jefte teiljunebmen. 

Jd) freue Sic^ oor allem ber unä beglütfenben 3lnioefenbeit 
©einer Äaiferlicben ^o^eit be§ Äronprinjen be§ Jeutfc^en SReid)e§ 
unb Don '^reu^en, be§ erhabenen SBertreterä unfereS ÄaiferS Silhelm, 
unter beffen glorreid)er SJegierung, unter beffen gnäbiger unb roarmcr 
Jeilnabme mir biefeS Jriebenäfeft feiern bürfen. 3luch 

gereicht Sir ju hoh^’^ ©enugthuung, bafe ©eine ^eiligteit iJeo XIU., 
hierin nicht Senigen feiner erhabenen IBorgänger folgenb, ber alten 
Sitbungäftötte burch bie Sibmung einer toftbaren roiffenfchaftlichen 
©abe fein freunbli^eä Jntereffe betunbet. 

Jch banfe inSbefonbere allen ben Slbgefanbten ber beutf^en 
©chroefteranftalten foroie ber oielen ^o^fchulen unb 2ltabemien be« 
freunbeter Elationen, loelche burch SSeglflcfmünfchung ber Jubel» 
unioerfität ein fo fihöiieS JeugniS abtegen oon ber ©inheit ber 
Siffenfchaft. 

Jreunblich begrübe ich bie Sänner au8 oHen fiebenätreifen, 
benen bie Jörberung ber Siffenfchaft unb Äunft anoertraut ift, 
welche unferem SRufe fgmpathifch gefolgt finb. 

©in halbes Jahrhunbert beutfcher ©efchichte htnburih h<it 
biefe groge Slnftalt allen politifchen Sechfein, allen äußeren ©inflüffen 
gegenüber, oft in ferneren Kämpfen, behauptet unb immer wieber 
erhoben in lebenbiger Äraft, auf ben oerfchiebenften Segen nach 
Sahrheit ^ebenb, bie Jiigenb bilbenb. ©ie hat bo§ Kapital menfch» 
lid)en SiffenS gemehrt, fie h“t ben ©amen cbter ©itte unb humaner 
©efinnung in bie .^erjen ber Jugenb gelegt. — ©hre fei barum 

iw 



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1«78— 1M8.H 



bem ©rünber bcr Uninerrität, SRupre^t bem (Srften, unb aüen ben 
erhabenen gürften geiftlicbcn unb roeltlicben StonbeS, welche biefer 
'Silbungsftätte im Saufe bet Oo^tljunberte roerft^ätige Seilna^me 
unb mäkligen ©c^u^ gemährt ^aben. — geb nenne banfbar unter 
uielen 'i'bilipp ben 9(ufricbtigen, Otto ©einricb, ben großen Üenner 
unb greunb oon Munft unb SBiffenfcfyaft, ben unoerjagten JRegenerator 
Äarl Subioig. — 9lucb Qobann SBilbelm möchte 3tb oergeffen, 
loelcber btefeS ^auä unb biefen ©aal, ben auögejeiebnete Äünftler 
unferer Sage neu gefcbmüdt, bet ^ocbfcbule b®* erbauen laffen. 
©tolj erfüllt üJlicb, roenn 3cb ber aSerbienfte SWeineä roeifen 3lbn= 
berm gebenfe, unter beffen feinfmniger unb freier SHegierung bie 
Uniuerfität, mit 9tecbt nun 9iuperto=®arota genannt, roiebet erftanben 
ift unb eine neue 93lüte gefunben bat- 

SBieberbolt b“t bie ßocbfcbule fcböpferifcb eingegriffen in ba§ 
roiffenfcbaftlicbe Senfen ; neue 3lnregungen, neue IRicbtungen fmb non 
biefem betrlicben 9JJufenfibe auSgegangen. 2lucb ber Jtunfl bot biefe 
eble ©tSttc nicht nur Sölotioe geliefert; non ber beutfeben cbriftlicben 
.itunft bürfen mir roobl fagen, ba^ fte b'cr ihre UBiebergeburt gefeiert. 

Unb bie blutige Uniuerfität ift ihrer großen ©efebiebte loürbig 
geblieben in gorfd)ung unb Sehre; jugenbfrif^ ftebt fie, in Icbenbigem 
fflecbfelnerfebr mit ben ©cbioefteranftolten, in ber emften ©eiftesarbeit 
unferer Sage. — ®leibenbe9Berfe in ben ©eifteäroiffenf (haften, gro^e ®nt> 
bedungen auf bem ©ebiete ber ficb mächtig entinidelnben Ulatunuiffen* 
febaften, glänjenbe Serebfamteit ausgejeiebneter Sebrer hoben in ben 
lebten Sejennien ^eibelbergs Diubm aufrecht erhalten, treu gemehrt. 

®ei bem ßintritt in bas feebste 3ohrb“n^^t gefegneten 
airbeit bringe ^cb bet großen Korporation SJteinen ©lüdrounfcb bar, 
beinegten freubigen ^erjens, in bantbarem SHufblid $u ber göttlichen 
ajorfehung, bie fo GbleS hot gelingen laffen. 

3n Grinnerung an bas heutige ^ubelfeft unb als Reichen HKeineS 
gürftlicben SanfeS übergebe 3tb Uniuerfität biefe 9Jlebaitle unb 
Kette, tnelcbe ber jeiueilige 'fßrorettor als aiusjeicbnung tragen foD. 

Onbem 3^ in biefer feierlichen ©tunbe 3h”®"» iProreftor, 
affleine 3“belgabe annertraue, gebe 3«b fl^nte bie aSerficberung, bag 

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1878—1888 



!)terin imterflü^t Don bet ffleis^eit unb Siberalitöt aUeiner 
(letreucn 8tänbe, auc^ in ;^ufunft biefe gro^e SSilbungSanftalt ^egen 
unb pflegen, iljr Straffen mit ollen SWitteln förbem, il)r ein treu 
geftnnter fRcftor fein roerbe. 

3Wöge bet SRuperto«6arola unter bem S^u^e SOJeines ^oufes, 
bet großen Sergongenljeit roflrbig, eine ^errlidje ßutunft befd)ieben fein. 

Xo§ rooltc Sott! 

— ■* 

Den 5 mciten “f- 2luguft, leitete 5er 5®f*‘*^* 

fjeilig ■ ©eift > liird)e mit 5et Ke5e 5es ©eljeimerdls profeffot 
lir. l(uno ein. Hadjmittags mot ein ^eflcffen im jnufeum, 

an bem bie Ijodiften £)ertfd)aften fidi beteiligten, ftiebei Ijielt ber 
®rogljer 5 og folgcnbe Cifebrebe: 

Jünfbunbert Sollte beut)cf)er @efcbid)te nberbliden mir heute 
bei bem Swbelfefte ber 9Ruperto=£orolo. ®iefeä h“lbe Sohrtoufenb 
ift aber oielfacb uon roeltgef(hicl)tli(her SBebeutung, ba in manchem 
Sahrhunbert ®eutfchlanbs 3Jlachtftellung roeit über bie ©renjen 
Guropas hioouS roirtfam geroefen ift. 

?!ie nniDerfilät ^eibelberg hot bie roechfelnben ©efdjicte ^eulfd)» 
lanbs im ©inne ihrer ©tifter unb fHeubegrünber treu helfenb begleitet 
unb babei thotfräftig mitgeroirft, ber fflation bie SBorjüge roiffen- 
fchoftlidjcr gorfdjung ju gewähren. 

aiicht immer mar es biefer ^othfchule oergönnt, ihre @eifteS= 
arbeit in ffrieben }u oolljiehen. 

Um fo höher fchöt 3 en mir bie ©egenroart, welche uns berechtigt, 
JU hoffen, bafe bas neubegrünbete ®eutfche SReid) bie aJladjt bef©e, 
ben 'ffieltfrieben bauernb ju fid)ern. 

3Bir bliden baher bantbar ju bem Cbevhoupt bes 9teid)es, nicht 
nur weil mir in Shm ben Jröger ber Staiferfrone unb fomit ber 
'Ulacht unb ©röge ®eutfchlanbs crbliden, fonbern auch n>eil wir in 
ber ehrwürbigen ^erfönlid)teit unferes Staifers alles baS oereinigt 
pnben, waS weit über bie ©renjen bes ^Deutfehen IReicheS oertrauen-- 
etwedenb fich erwiefen hot. gür unS ®eutfd)e gilt bas „.^och bem 
Staifer" als eine werte ipflidjt ber Ghrfurd)t unb Siebe. 

I!)8 



Dici' 



"bv .oo^U 



1S78— 1H88 



gloube aber alle 'itnroefenben oufforbern p bürfeii. Seiner 
'jnajeflät bem itaifer unfere erfte ^ulbigung barjubringen, ba id) 
überjeugt bin, ba^ Sie ade in 3t)m ben $ort bes griebens unb 
bamit jugleid) ben fc^ü^enben görberer bes geiftigen iBoblerge^enS 
ber Stationen unb iijrer ^ntereffen erfennen rooUen. 

fiaifer ®ilbelm, ber Söcgrünber bes iReit^eS, ber ©ebüter bes 
griebenb, lebe l)oc^! 

■Kronprin 5 ^riobrich lDil(;clm crljob fich Ijicrauf, um in bo« 
»egten IDorten bie ©cfunbljeit feines Sd)»agers, bes ©roftjrrsogs, 
aus 5 ubringcn. Der nädjfte Crinffprudj, ben ber ©raf pon 3er- 
lidjingen fpradj, feierte bie ©rogbrrjogin unb bas gnnje ©rof- 
ljer 5 oglicbe liaus. 

nod)inals ergriff fobann ber Canbesfürft bas IDort: 

^J;q§ bie l)albtQufcnbjd^rige gubelfeicr ber Unioerfität ^eibelberg 
noc^ in bie 3eit fällt, ba mir bie göttliche ©nabe juteil mirb, ba^ @rog< 
berjogtuin ju regieren, fc^ä^e ic^ banfbar al§ einen befonberenSorjug. 

gd) erbebe mid) aber mit um fo beroegterem ^erjen jum Srinf* 
fpnid) auf bie cbnoürbige ^ocbfcbule, roeil icb ibr uor 43 gabren 
angebörte unb an bcrfelbcn in unoerge^licber ©enieinfebaft mit einem 
boebbegabten trüber oielfacben Stubien oblag. 

ifijas unfere gubcluniuerfität in ben fünf gabrbunberten geleiftet 
bat, baoon nmrbe b«uif »o» berufenftcr Seite in meifterbafter 2ar* 
ftellung geugnis gegeben. 

geb befebränfe micb nun, auS ber ©rinnerung an meine eigenen ®r- 
lebniffe ju feböpfen unb babei ben Ginflu| b^^orjubeben, melcben biefe 
'JJflanjftätte berffiiffenftbaften auf unfere nationale ©ntroicfelung ausge» 
übt b<it- Sänregungen gingen ous ben ftillen ®ertftätten ber be= 
beutenbften Sebrer biefer .^od)fd)ule beroor unb fanben bann eine 
fruchtbare Slnroenbung in Staat unb ©efctlfcbaft. — ®ie mirtfamften 
'Anregungen mürben ber gugenb juteil bureb Grroedung eines leb= 
haften uaterlänbifd)en ©eiftes, ber fid) in ber golge burtb treue 
fpingebung unb felbftlofe Aufopferung beroöbrte. 

Unfere gubelunioerfitüt bnt o'» ben Gntroicllungsftufen ber @e* 
ftaltung bes 3)eutfcben SReitbes einen oorbereitenben Anteil genommen, 
ber als eine bob« pntriotifebe üeiftung bantbar anertannt roerben 

lOit 



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1H78— 18H8 



barf. ^cute ift ber UniDerfttät bie fveubige ©cnugtbuung bcft^teben, 
bie t^otfäd^Iic^e Sefunbung ber ©in^eit ber SBiffenfc^aften erleben 
ju bürfen, ba eine ungenö^nlic^ reiche Beteiligung non Vertretern 
berfelbcn au 8 allen Staaten föuropaä unb auS anberen Väeltteilcn 
ju unferer großen Sreube fic^ ereignet ^at. 

®iefe Icbenbige 2'arftellung ber Universitas bilbet ein fcfteiS 
Banb, baS aUe Nationen in bem Streben nat^ 6 rtenntniä ber ®abr= 
^eit umfc^lie^t. — SWöge ^eute ein Bunb bleibenbcr 5 ’^eunbf^aft 
gesoffen roerben für gemeinfame SBirtfamteit jum 2Bo^te ber Völfer, 
roel(^e bei biefem gefte nertreten finb. 

erfutt)e bie ^o^e Verfamnilung, in biefem ©eifte ber 9tuperto= 
Sarola unb bercn fernerem ©ebei^en, SBacbfen unb ©rbtü^en ein 
brcifai^eä ^ocf) barjubringen. 

— 

2tm 7. 2Iuguft erfüllte eine fräljlidje non ben (£inbrü<fen ber 
^efttuge begeifterte ©efcllfdjaft ben Kaum ber 
Kommers bet allgemeinen Stubentenfdjaft, ber aufs Sijönfte netlief. 
Der ©ro§b'^t 5 og naljm an bet KTitte ber <£fjrentafel pia^, iljm 
5 ur Seile Prin 5 Karl, bes meiteren l}oi?e Staatsbeamte, ber pro» 
reftor u. a. profcfforen. Der Canbesljert erijob fidf halb 511 
folgenbem tCrinffprud} : 

fage ben Unternehmern biefes 5efte§ meinen ®anf für 
bercn frcunblirhe ©iulabuug unb bafür, ba§ mir ber 
übertragen mürbe. ; 3 th fc^teite änr^tusübung meiner 5Red)te, inbem id) 
bie roerte Verpflichtung übernehme. Seiner SWofeftät bem Raifcr unfere 
erftc ^ulbigung barjubringen. 3Bir erheben unä in Ghtfurchl» 
Siebe unb Vegeifterung jum freubigen SluSbruef unferer ©efmnungen. 

SZBohl ber Vation, bie ju einem Cbcrhaupt aufbliden fann, 
baä bie Äronc alä baö Sgmbol ber 9Jlad)t unb ©röße be§ Vciches 
fo ehrroürbig unb fclbftIo§ trägt, beffen milbc .^anb ben Scepter 
mit Störfc unb @cred)tigfcit führt. 

SBohl ber Vation, bercn ©runbrechte nicht non bem SBe^fet 
menfd)Iichcr 3Infchauungen abhängig finb, fonbern auf bauerhaften 
©runbfeften ruhen. 

®anfbar erfennen mir, ba§ un^ ®eutfchen ein fotchcr Vorjug be» 
fehieben ift. 

200 



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1878— 1H8H 



3)cr 33efi^ biefer @üter muß uns aber ftet§ an bic ©eher 
berfetben erinnern — an bte 58ortämpfer für Unab^ängigteit, an bie 
tobesmutigen Kämpfer für bie fjreibeit bes SBaterlanbes. 

®aS 33en)u6tfein ber HHac^t unb beä 31nfe^en§ unfereä ®eutfcben 
5Heici)e§ muß un§ eine fiele 3Jla^nung bleiben, für bie för^altnng 
biefcä foftbaren 33ef©eä nat^ Straften ju roirfen. 

2)a roenbc icf) mid) benn an Sie 31üe, meine jugenblicben 
SIfabemifer, unb ermabne Sie, üur Stnrtung biefer großen Aufgabe 
mitiuroirten baburd), ba§ Sie 3brc reichen Sröfle jnr görberung 
gebiegener Stenntniffe aufbieten, bie Sic befübigen, bem ftoifer unb 
bem 33alerlanbe mit Eingebung nubbringenb ju bienen. Seben Sie 
3bren Stofj barcin, für alle Slufgaben beä 2cbcu§ fo gut aus= 
gerüftet ju fein, ba§ Sie überall bfifcnb einjutreten nermögen. 
Seroabren Sie ficb babei bic ibeale Stuffaffung, in ber bic Straft 
liegt, bas Sebroere ju überroinben unb in bem Streben nach ben 
böcbftcn 3ifien mutig ausjubarren. 

ilBobl bem Sleicbc, beffen Söbne ihre Gb^^f barin finben, ba§ 
Stnfebcn bcsfciben bureb ihre 93ilbuug unb St'enntniffe 5 U erböben. 
3n foicbem Streben merben bem Staifer unb bem iReicbe Stuben 
gefebaffen, bereu ffiert 5 roar jebt fd)on jur ©eltung fömmt, in fpätcr 
3utunft aber nod) böbere 33ebcutung geroinnt. 

2)ag unfer Staifer ficb noeb lange an foicbem Streben erfreuen 
möge unb baburd) bie mübcoollc ülrbeit feineä fiebensi auf gute 
IBnbncn geleitet roiffe, ba§ ift ber SSBunfeb, mit bem icb in 
91amcn rufe: — öotf erbalte unfern Staifer SBilbetm. Gr lebe boeb! 

m 

Hebe 

bei bem i. (Sautage bes ffabgau - Tetbanbes bes 
tnUitämereins in Sebmebingen 
26. September 1886. 

Itacb bet ßaiabe im 5d)lo|bof<! pcrfammclten fid) bic ITTilitär- 
»croinsmitglicber, an ihrer Spitje ber ( 0 ro§bcr 5 O 9 , in bem Pom 
dürften übcrlaffcncn neuen Dcrcinslofal im (5irtelbaufe bes Scbloffes. 

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1H78— 1888 



Bütgctmeiflct ZHedflin^ übormiljm basfclbo mil einer Be^tüfunj,?- 
un6 Banfrcbc. Hun rebele ber (ßrogljerjog bie Perfammlung 
aifo an: 



Üicbe 5’^eunbe unb Stamevoben ! 

5)ie 'JBorle, roelc^e 6ie, ^eiT Sürgermeiftev, i'oeben namens 
bes SUilitäroeretns unb Sveunbe an mid) rid)teten, ^aben 

mteb febr erfreut unb icb fpredje 3bnen bierfür meinen bcTäl'tflften 
Tanf aus; gerne bin id) ßinlabung gefolgt, um an 3bver 

beutigen Jeier teil ju nebmen. ^d) banfe 3bnt» f“'" f«unb= 
lid)en Gmpfang, rocicben mir bie 0tabt cebroebingen bereitete, unb 
bante auch 3bticn allen unb freue mich über bas jablrcicbe (Srfebeinen 
ber SKitglieber bes SHilitäroereinSoerbanbes. (Sbenfo freue icb 
.^err ®ürgermeifter, ba§ icb 3^"?” bo^*® biefes Sofat für 3b®® 
'43ereinsfeierlicbfeiten überlaffen tönnen, unb roünfcbe, ba§ 6ie bas= 
felbe recht oft ju benuben Gelegenheit bQi>®ii mögen unb bag Sie 
bei allen 3b®®n ®erfanimlungen fid) 3b®®® bob®>* patriotifeben Stuf« 
gäbe beniu§t fein mögen. 

SBcnn mir foeben baS Sieb „Die ©acht am 91b®>''" 9 ®fungen 
haben, fo glaube id), ba^ es für uns alle eine iSerubigung fein 
fonn, ba| bie 3®'t®n oorbei finb, roo mir am 5Rb®>i ®o(b® holt®" 
mußten; aber oergeffen mir nid)t, baß mir mitten in beä 3®fl®^ 
f^reube uns an bie 3®il®n erinnern müffen, roo jene großen 
notionalen Grrungenfebaften gemacht roorben finb. SSiele unter 
3bnen bub®» mitgetämpft, haben bem Jeinb ins Stuge gefebaut unb 
ihr Seben geroagt. (Ss ift Sache ber Sllilitöroereine, ben oater« 
länbifeben Geift ju ^laufe ju pflegen unb fortjupflanjen unb ben 
Geift nationaler 3afomn»®ng®bä®igf®it ju b®g®n- 

Die 3®>1 ifl ®in® ernfle, forgen Sie bafür, meine Äomeraben, 
baß JU ^aufe bie Gottesorbnung erbalteu roerbe; benn biefe ift 
ber Gruubfleiu ju einem georbneten Staatshaushalt, unb bie 
Gottesorbnung roirb gehoben bureb bie Slrmee, unb es ifl Sache 
ber Sflilitöroereine, ben Geift ber Gottesorbnung in ihrer Familie 
roeiter ju pflanjen, benn roer Solbot roar, ifl an Crbnung geroöbnt. 
Sie roerben roiffen, baß immer (fincr ba fein muß, ber bie Orb« 

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1H78— 1888 



nung aufvecfjt erhält. Sie finb SSJönner unb id) fpvec^e ^ier ju 
SDiönnevn, forgen Sie bafür, ba| in ji^rem ^äuSlit^cn Streife bet 
@eifi ber Satevlanbsliebe unb ber militövifc^en Orbnung ge« 
halten roirb. iBir finb SDJänner unb muffen biefes uor 

Slugcn Grgreifen Sie nun, meine lieben Äamevaben unb 

Sreunbe, ©läfcr unb ftimmen Sie mit mir in ben 5Ruf: 
Unfer beutfd)eS Saterlanb lebe hoci), h<>4)! 

Pick Koben folgten. 2l(s 6 er <0rofh«rjO9 wit Öen übrigen 
^eftgäften öie €ofaIitäten einer J3efidjtigung unter 5 ogcn hot**/ 
ricfjtete er 511 m 2 lbfcbic 6 nn öie Perfcmtinelten nodi folgenöe ITortc: 

Siebe .Slnmeroben unb 5’f*unbe! 
d) freue midj, hiev 3hve>" ©auuerbanbe« unb Gröffnungsfefte 
beigeroohnt j^u h<vben, unb banfe ^Oht^en oon ganzem ^erjen für ben 
fthönen Gmpfang, ben Sie mir bereitet haben, id) banfe auch i»^* 
befonbere allen ®eroohnem ber Stabt Sdinje^ingen für bie freunb« 
liehe Slufnahnie, bie ich ^iev gefunben, unb bitte Sie, ^err Sürger« 
meifter, bies Ohw» fölitbürgem funb roerben ju taffen, ^th fveue 
mich, ba§ id) aus bem SDlunbe bcs ^errn Sürgermeiftere fo oiel 
©Utes unb Grfreuliches oon ber Stabt Sd)roehingen habe oemehmen 
tönnen, unb mit bem hevjlid)en SBunfdje, ba§ Sie in biefem Sofale 
recht oiele frohe Stunben erleben möchten, bitte id) Sic nun, liebe 
Äamerabcn unb Sreunbe, aud) biejenigen, reelle nicht oon Sd)iochingen 
finb, ergreifen Sie mit mir 3hv ©laS, unb trinfen mir auf baS 
®ohI, baS IBlühcn unb ©ebeihen ber Stabt Schroehingen ! 

Xeöc 

bei öem Kriegertage 6es Kiniigtbäler (fianoerbanöes 6es 
Klilitäroereins in 5ell a. 6. 

12 . 3uni 1887. 

Pon Öen Kricgcroereinsmitglicöern jubolnö begrügl, betrat 6 er 
<ßro§t)cr 5 og öie reidjoerjierte Banfctthalle. Pürgenueifter 5 ifd)cr 
cröffnctc öas Panfett mit einet frcuöigen Knfpradic an öen 

203 



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187H — 1888 



Canbosfürftcn. Dem tfoi) folgte 6 ic ^ymne, toeldje öic Der- 
fammlung ffctjcnö fang, um öann 6 cn U7orten 6 cs dürften 5 U 
iaufd^cn. 

ergebe mic^, um befonbevs ^errii 

Sürgermeifter, ber mic^ fo fieiinblic^ in Syrern fRomen begrüßte, 
Ijerjlic^en 2 )onf ju fagen, ju bonten, bap 6 ie mic^ ^ier in 

3 ^rer fDiitte ^aben rooUten, unb um ^l)ncn ju fagen, ba^ ic^ mit 
inniger f^reube ^ier unter erfd)ienen bin. .^( 1 ) frf ‘>6 mid), 

^icr in einer ©emeinfd^aft mit^ ju befinben, bie ftc^ sufammenfept 
aus ben beften Jflräften beä babift^en IBolfcs. 'Xenn bie beften 
Strafte finb es, bie geftrebt ^aben unb noc^ bamad) trad)ten, jum 
SBo^tc unb ©ebeiben beS teuren SSaterlanbeS bas Qb’^ge beijutragen. 
3 tb fveue micb, }u roiffen, beute nieten alten 0 olbaten, begegnet ju 
fein, aud) foltben aus älteren feilen, Solbaten, roeld)e roiffen, bag 
eine fefte innere Crbnung allein ben ^ufommenbang, bie Ginigfeit 
giebt, bereu mir unS beule erfreuen, .f^d) freue mid) alfo, b'er 
bei Obnen ju fein, benn ber Siroft, non ber id) foeben gefproeben, 
ibr nerbanfen roir mand)cS, nerbanfen mir nielcs. Sic luncbfc unb 
gebeibe, bamit unS baS erbalten bleibe, loofilr ja auch Sie getämpft 
unb geblutet b“ben. .galten Sic bnS feft! fÖJögc biefe .lUaft, roclcbe 
cinft IBerantaffung gegeben bat jur ©egrünbung biefer Ißcrcine, uns 
allen beronbrt bleiben. Otb glaube unb icb roeip, ba§ Sic alle 

biefen gleidjcn ®unfd) l)egcn. Xie Grinncrung an bie fdjrocrcn 
3lnbre 1870/71 möge ftets in 3buen lebenbig bleiben, bamit roir bie 
3Bcrtfd)äpung ber nationalen Jlraft nie p gering anftblagen. 

3cbbabe bicS nitbt foioobl fclbft erfahren. Sie alle buben cS ja 
erlebt, unb jioar noch in atlcrneucftcr jju'l/ bap eine Scbroäcbung 
biefer Straft nerfu(bt rourbe. GS finb niclc fold)c 3?crfucbe an Sie 
berangetreten, foinobl non aupen, nlS and) non innen. Xie fefte 
Orbnung, roclcbe auf bem nationalen ®crouptfcin, auf ber nationalen 
Cpferfrcubigfeit beruht unb non roelcber ich jept fpreeben roill, bie 
haben Sie jo alle fdjäpcn unb a^ten gelernt. Xiefc fefte Crbnung 
aber, fie beruht auch auf unferem .f)ecr! ®lit ihm unb in ihm ift 
alles gefiebert. Unb bavum bat cs fid) and) in leptev ,>feit gebonbclt, 
als biefe unferc Crbnung non aupen bebrobt inar ! ^tb baute .Qbnen, 

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1S7H— 18H8 



bo§ 6ie ouc^ ju biefer treue ©eftnming beroo^rt ^aben, 

ba^ Sie biefelbe bet^dtigt ijabcn, unb für aUe ^}ufuiift, fo ^offe 
ii^, roerbeu Sie biefelbe feft= unb I)od)^aIten. i^et)e f)ier ju 
emften, erfal)renen SJldimem, unb jn)or auf @runb eigener Grfal)rung. 

werbe mid) gern ber anfd)liegen, welche Sie ^eute 

^ier jufammengefü^rt ^at in freunblic^er, tamerabfrfjaftlic^er unb et^t 
OQterIänbifd)er (Sefinnung. bringe treueften ®ünfc^e 

entgegen für 3^r unb ber 3^rigen SBo^lerge^n unb faffe fie bn^in 
jufammen, bo§ id^ fage, möge unö jene Äraft, non ber ic^ junor 
fprac^, immerbar treu bleiben, auf ba§ wir ben fjrieben erhalten, 
ba§ un§ allen eine glüdlid)e 3»fu''ft äutcü werbe unb mir felbft 
bie greube wirb, wieber einmal in Q^rem Steife ju erfe^einen unb 
mic^ an Siebe unb ^reunbfc^aft ju erfreuen. Sollte baö 

ober nid)t meljr ber fyaü fein fbnnen, fo bitte ic^ Sie, übertragen 
Sie biefe 5rcu>it)ft^“ft unb ©eftnnung auf diejenigen, welche nac^ 
mir fommen werben. Unb auc^ auf diejenigen rid)ten Sie 3^r 
Slugenmert, welche Q^nen einft folgen follen, bamit biefelben bereinft 
tüt^tige Bürger beä Staate# nnb be# lieben beutfcljen ®aterlanbes, 
unb wenn c# einmal wieber notwenbig werben follte, auc^ gute 
Solbaten werben mögen! trinte auf ba# SBol^l be# 95obifd)en 
ajlilitöroerbonbes unb auf jene# biefe# ©auoerbanbeä, welker an 
bem erfteren einen fo etirenoollen 3lnteil nimmt, der 53obifd)e 
^Jilitdroerbanb unb ber Sinjigt^aler ©auoerbanb, fie leben ^o(^l 



♦ 



Hebe 

bei bem 2. Uriegerfeft bes 65^gan-Uerbanbes bes Ulilitäroereins in 

Hobolfjett 
14. Uuguf» 1887. 

Don 62 lUilitärDcrcincn am Sa^nljof empfangen begab ftdj 
ber <ßrogljer 5 og, nadjbem er mit allen porgcftelllen Dereins« 
oorftänben gefprodjen, auf bie am 'Kirdjpla^ erridjtete ICtibüne, 

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1878—1888 



»on »o et 6en Dorbcimarfdj öcs 5cft5ugc5 cntgcijcnnaljm. 2luf 
öcm Ijicitcn öct (ßauDorftanö, profeffot Conraö pon 

Konftans, unö im riamcn öes abmcfenben präjtbcntcn (Dbetft- 
leutnant a. P. Stjcinau 2lnfprad)cn; bann fpracb bcr (Srogljerjoc; 
et»a fol^cnbe IDorte: 

möd)te nod) einige ®antesn)orte an ©ie rid)ten. Sic alle 
l)aben in jo freunblid)cr iBcifc cingeftimint in bas oon bem evjten 
(äauDorftanb ansgebrac^te |')0(b auf ben Siaijev unb auf mic^ felbft. 
3^n biefer SScreinigung ganj befonbevs, meine jreunbe, roav miv 
biefeS .f»oc^ roilltommcn, unb i(^ baute Sbuen oon ganjem fierjen 
bafür als ben 3luSbtud 3bvev ©eftuuung unb Qbvev ©efüljlc — 
3t)tcr @cfül)le als 93abenev unb als Teutfebe. .ßaiten mir bas 
immer feft jufammen! ^arin liegt bic Slufgabe bev 3'f 

ade, bic ©ie reife unb gebiegene 'JJiänucr finb, bic ©ie als ©otbaten 
©cbule burd)gemad)t b<ibcn, befolgen ©ie bie Wabnungen, 
meicbe 3bnen jutcil geroorben finb, als Sie bienten, um fo eifriger 
im bürger(id)en Seben, roo fic uid)t blojj eben fo nötig finb, fonbem 
nötiger, roeil ©elbftuerlcugnuug unb .fjingebung ju allen gingen nübe 
ift. @anj befonberS aber im ©emeinroefeu ift bics uotroenbig. ®ic 
kelteren unter 3b**f” merbeu mir geroip jugeben, baff nichts fo 
Dorteilbaft unb uubbringenb in bcr ©emeiube ift, als baS burd) 
gute unb ftrengc Grjicl)ung geroonnene 93anb eines innigen 'fJflicbt» 
berou^tfeinS, treuer fiingcbung an bie rcligiöfen llebcrjcugungcn unb 
feftc, unocrbrüd)lid)e Jreue gegen baS, roaS mir bic ©runblagen bes 
Staates uenucn. 3n biefer Sßcrbiiibung lö^t fidj’S auSbalten and) 
in gcföbrlicben ®emabren Sie im ©ebäd)tnis, ba^ bic 

in ber mir leben, feine leichte ift unb bic ganje WanneSfraft in 
3Infpnicb nimmt nach innen unb nach äugen. 3tb barübei' 
nichts meitcr, beim Sie roiffen, lons ich meine, roenn ich oon ©e» 
f obren fpreebe, oon ©efabren bcr 3frftöning im 3«ncni unb oom 
geinbe oon migcn. ©egen SeibcS muh man gcroappiict fein, ©ie 
hoben non bem SPorftanb beS ©nuncrbnnbs bic ftrieger» 

oerciuc in femiger 'Seife bargcftcUt betommen; ich b“t’<‘ 
bcrjlid) gefreut, bog bas beute sur ©praebe getommen ift, unb freue 
mid) um fo mehr, ols bie ®lilitär« unb Stricgernercinc manche 21uf« 

206 



OlgitizeS 



187H— 18HH 



gaben l)abcn, bic nic^t inet)v mi[itärift^cu G^avabtevs finb, aber bodj 
Don ber militärifc^en S^ätigfeit Ijcrrütjren, oon roelc^er ic^ gejpioc^en 
(jabe, id) meine bie Slufgobe, ba^ man eü cerfte^t, in allen 93er= 
böltniffen ein nü^lidjeä SDlitglieb ber ©efcllf^aft jn fein, unb ba? 
ju fein, roerben bie 'JOlitglieber ber Äriegeroereinc ftet® beftrebt fein. 
3d) roei^, bnft Sie bie§ t^nn, aber Sic roerben cs oon mir gerne 
binnebmen, roenn id) fage: Seroabren Sie biefe ©efinnung nnb 
forgen Sic bafür, bnft fie nerbreitet roirb, baß fic bei allen SHnlöffcn 
frei unb mutig befannt roerbe. 3n biefer ©efinnung unb Gmpfinbung 
mnbnc id) Sic nod) an etroaü anberes: '3d) fd)licbe, roomit id) 
begonnen b“bc» mit ber Serxinigung ber ^''tereffen bcs 5Hcid)ä unb 
bes SanbeS, ber 3ntereffen bcS Sanbes, roclcbe id) ju förbern b“bc 
unb bic mir ganj) befonbers am fierjen liegen. 3d) fuffe, roas 
id) gefagt b°bc, in ben 5Huf jufammen; cs möge unfer i'anb nod) 
lange f*" ©lieb bcs ®eutfd)en IHeic^es in Trieben unb 

glücflid) fortbeftc^en ! Unb in biefer ©mpfinbung rufe id) aus: 
•f)od) lebe unfer Snnb! 



* 

lieb« 

bei btm l. Utrbanbsfeft bts PfaUganotebanbts bts Ulilitärocrtins 
in 6(ib(Ibct4 

2. ©ftober 1887. 

5um (Empfang bcs tanbesfürften roaren bic üertreter ber 
Bcljbrben u. f. ro. ber Stabt in großer J3aljnt)of 

anroefenb. Bie 2lbnal)mc bes Borbcimarfdis ber Percine gcfdjalj 
pom Baifon bes IHufcums aus. <5egcn Kbepb nal)m bet ©rog. 
l)er 5 og an bem Banfett im Banbl)aus bes Sd)loffes teil, roo nad) 
ben Beben bes ©eneralmajors pon £)orn unb bes ©betbürger- 
meifters Dr. IDilcfens er felbft bas IBort ergriff: 

SWeine oerebrten fyreunbe! GS roar mir eine betälit^e Jreube 
JU l)ören, mit roclt^cr ^egciftcrung Sic baS .ßod) unb baS ^mrral) 
ouf unfern Äoifer ausgcbrad)t hoben, roie Sic cinftimmten in bic be^ 
geifterten ®orte, bic auf ihn gcfprod)en rourben, bic uns alle erhoben 

207 



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1878—1888 



^abcn unb bic unä tief im ^erjen ftef)en. (Ss ift mir aus bem ^crjen 
ein QSebürfnis, ju banfen für bie 5reu>ii>Iiti)teit , mit ber Sie baS 
.^oc^ auf mic^ aufgenommen fjaben ; ic^ banfe bem iRebner, ber ju 
vi^nen gefproc^en ^at, für baä, roaS er ju Q^nen fagte, für bas, 
roaS er mir geroibmet ^at. 3d) erfenne eS um fo banfbarer an, 
loenn i^, ber id) roo^l roci|, roaS ißflic^t ^ei^t, unb nur bar» 
nacf) trachte, bie 'fJflic^t, bie mir obliegt, ju erfüllen, mic^ babei 
unterftü^t fel)e oon ^^n^n ^ier allen unb bem Sanbe; ic^ ne^me eS 
bantbar l)in als eine ©nabe ©otteS, benn it^ toeig, ba| Sie biefe 
©orte fo aufgenommen ^oben. 

3Jleine Jreunbe ! SBenn mir oon UJant reben, fo finb oielleic^t 
roenige Crte in ®eutfd)lanb, roo bieS ©efü^l fo gerechtfertigt ift, roie 
gerabe t)ier. IDiefeS alte jerftörte Sc^log mar einer 3eit, bie in fich 
fehr oiel ®ebeutenbeS geleiftet tjot, roo Stunft unb 9Biffenf(baft ge» 
hieben, roo febr oiel Sd)öneS unb ©ro^eS gegrünbet roorben. 2lber 
eS tom eine 3eit ber ©efabr, ber biefe Ißcrböltniffe nicht geroachfen 
roaxen, unb fo roar troh tapferer ©egenroehr eS nicht möglich, i“ 
roiberftehen, roeil roeber Straft noch 3Racht oorhanben roaren. Unb 
bas meine ich, ift eS, roaS uns heute jur ®antbarteit führt, bantbar 
bafür, ba| eine anbere 3eit getommen ift, eine 3eit, in ber roir mit 
größerer SHuhe unb Sicherheit ber entgegengehen. SBoju 

mahnt uns bas ? GS mahnt uns, roie ich meine, nicht in baS 3Beite 
ju ftreifen unb nur bas h»he 3'el im 9lugc ju behalten; nein, am 
eigenen .^erb, an unS felbft fteht’s, baS ins 3luge ju faffen, roaS baju 
beitragen tann, baS ©ro^e, roaS erreicht ift, ju erhalten, ju beroahren 
unb JU befeftigen. Unb nichts, meine ^reunbe, tann mehr baju bei» 
tragen, als bas roas Sie h'crhsrgeführt h“l- S^h meine bie ®er» 
einigung folcher, bie bie ganje Schule burchgemacht hoben ber Selbft» 
uerleugnung, bic notroenbig ift, um Kraft ju entroicfeln, bie Straft, 
bie oiele unter tennen gelernt hoben unb noch fennen 

lernen müffen. 

3ch foge 3hocn baher, unb ich t>oß ich Jo oerftänbigen 

•Öerjen fprc^c: ®eroohrcn Sie einen treuen Sinn, beroahren Sie bie 
■Eingabe ans ®aterlanb, mit ber roir allein im ftonbe ftnb, einer 

208 



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1878—1888 



)d)it)crcn ciitjießcnjiidc^cn, roenn es not t^ut; bcroo^rcn Sie bic 
i'icbc jum engeren ßcimatlonb, bie nidit nur borin befielt, bem Sanbe 
ju bienen, fonbem audi beffen Sßobl unb Webeif)en ju förbern, dient« 
halben, im tieinen niie im gropen fireife, in ber Jamilie roic in ber 
Sd)ule unb im 0taate. Jrad)ten Sie barnach, baß ber ®eift, ber 
Sie befeelt unb ben Sie beute jum Slusbruct gebraißt haben, über« 
gehe auf bieieuigen, bie nad) tommen, bie jeht fd)on ba finb, 

bie in ber Sdiule üpen unb lernen follen, roas bas heißt» treuer 
Staatsbürger ju fein ; unb bas roeiß man ganj befonberS, raenn man 
Sülbat mar unb bie 'Pflichten tennen gelernt hat, bie ja manchmal 
fthroer ju tragen finb, bie aber getragen fein müffen, bamit baS, 
mos bas (fnbjiel ber 9lufgabe ber ']Jlenfchen ift, erfüllt roerbe. 2)iefeS 
(änbjiel ift, baS iffiohlergehen beS i'anbes }u förbern, roo man tann 
nnb loü man foU. 

ffllit biefer 'öefriebigung, meine ^reunbe, fchnue ich auf biefe 
'iterfamnilimg, roeit id) roeifi, baß id) ju foId)cn rebe, bic boS ucr« 
flehen moUen unb uerftehen fönnen, unb in biefer Gmpßnbung fage 
id) ^h"e''^ trachten Sie barnad), baß mir uns jeberjeit in bcrfelben 
(fmpßnbung begegnen, unb rufe J"- GS lebe unfer engeres 

•cjeimatlanb, eS lebe unter bem Schüße eines SReicheS, baS ftarf genug 
ift, bie 'ÜMebertehr ber ,«5eiten, non benen id) uorhin gerebet, ju uer» 
hinbem, roenn roir felbft treu bleiben, .^od) lebe unfer engeres 3Sotrr» 
Innb 'ilabcn! ,f>od)! .fiod)! .fiod)! 

* 

Hebe 

bei ber feierlichen Eröffnung bet Stönbeuerfammlung 

22 Jtooember 1HH7. 

(Sblc .fierren unb liebe j^reunbe! 

3d) begrüße Sie oon ganjem .öer^en beim 'Peginn Qhrci' Slrbeiten. 
'Bir begegnen unS in forgenuollcr |^eit. 6in teures Seben, auf 
roelcheS ffaifer unb 9teid) ihren Stolj unb ihre fchönften .ßoffnungen 

ffirofitKnofl 9)cbcn un^ ftunbgcbun(\tn. u 



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1878—1888 



gebaut ^abcu< ift ooit einem fermeren 1,'eiben bebvo^t; buve^ innige 
Sanbe beä ißluteä, ber Siebe unb 5yreunbfd)aft iljm jugetban, ift aHcin 
^au§ bureb biefe .öeimfuebung in tiefe ^Betrübnis oerfebt unb mit 
Unä teilt iOTein treuem '-l^olf, teilen alle beutfd)cn .^erjen bic bangen 
Sorgen, ^tb bag auch Sie non biefem 2)litgefübl ganj buidj» 
bningen finb. 'ilertrauen mir auf (bottes (9nabe, bie uns fo oft 
fd)on burd)5 Mveuit jum Siebt geführt b<>t! 

Seit lebten Jagung i't ber erjbiftböfliclic Stubl ju Jrei» 
bürg ouf regelmäßigem ®ege toieber befebt roorben. 

SJleine ÜHegierung begt beu 'JEBunfd), bem in ben blutigen emftcu 
2agen befoubers bebeutfamen frieblicben iJerbältnis iroifdien Staot 
unb ,ftird)e bie ©eroäbr ber 2'auer ju geben. 

3)iefcs nerfolgt ein 0efebesDorfd)lag , meldjer njieberbolteu 
Slnträgen ber Seitung ber römifcb'totbolifd)en .ltird)e bes Sanbes burd) 
ben iler^id)t auf einige oom ftaatlid)eu 3»tcreffe nid)t mehr gebotene 
©nfebräntungen unter ooUer ißjabrung ber erprobten Wrunblageii 
unfercr freifinnigen !ird)cnpolitifd)en ©efebgebung eutgegenfommt. 

(Sine ©efebesDorlage jur Siegelung ber fird)lidien iöefteuerung, 
aber oorerft fid) befebränfenb auf bas (bebiet ber örtlid)en fircblicben 
Srforbemiffe, bejroecft insbefonbere , eine unter rocfentlidj anberen 
Serbältniffen entftanbene Crbnung ber öffcntlicb«red)tlicbcn 5}erpflid)t» 
ungen in iöejiebung auf tird)lid)e 'Bauten gemäß ber jebigen redjt= 
lid)en Stellung ber .(lirtben um, tugeftalten. 

6ine 'Borlage über '^lusftellung gcriditlicber (Srbbefd)einigungen 
tur Sid)erung bes Sieebtsoertebrs mit bem (Srben roill nad) bem 'Bor= 
gange anberer Bunbesftaaten einem im Bed)tslcben tu Jage getretenen 
'JJlangcl abbelfen. 

{Snlfprecßcnb einem auf bem oorlebten Sanbtag geäußerten 'Jöunftbc 
follen bie beftebenben gefdiloffenen .fiofgüter burd) ein befonbere^ 'Ber* 
fahren nad) 3<>bl unb Umfang genau fcftgcftellt unb bierburd) foroie 
bureb eine teilroeifc Slenberung bes Gbitts oom 23. Blärt 1808 oor 
einer ooltsioirtfcbaftlicb nod)tciligen ^ctfpi'Uctung beioabrt luerben. 

$aS im oorigen (fobre ergangene 9ieid)Sgefeb über bie Unfall* 
unb Rrantenoerfid)erung ber in lanb* unb forftioirtfd)aftlid)en Betrieben 

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1878— 18H8 



faeic^äftigteu '|>erfonen beläßt ben Ginjelftaaten bie Öefugniä, bcn be^ 
fonbcrcn tl)atjärf)[id)eu '-ßcr^ältniffen unb 'flebürfniffen beä Sanbc^ 
angepaßte 'Jlcftimmungcn su treffen. SJeine iRegierung ift nac^ um-- 
faffenben (Sr^ebungen in ber 2lnftc^t beftärft loorben, baß e3 angejeigt 
ift, Dou biefer ^Befugnis umfaffenben ©ebvaud) ju mad)cn. Ijcr bc= 
tüglidje ©efeßentrourf roirb Otß'icii beinnäd)ft jugeben. 

IDie ‘Bubgetöorlagc, roelcbe erftmals and) bie ausgcfdjiebeneu 
'J>cmjaltuug3,tn)eigc ber 0taat3eifenbabnen unb 'Babanftalten umfaßt, 
roirb in biefer öeftnlt ein jufammenbängenbeS unb im ganjen ein 
erfreuticbeö 5filb unferer ßnnnjiellen i'age geroäbren. 

2)urd) bie (grträgniffe, roeldje roir non ber neuen iHcid)Sbrannt« 
roeinfteuer erroarten bürfen, ift eä möglid) geroorben, baä Staats»» 
bubget im @leid)geroicbt nor.tulegen, obroobl ber 3)Jebraufroanb, foroobl 
infolge ber gefteigerten 51ebürfniffc bes eigenen Staatslcbenä, als 
itufolgc ber feit bem leßtcn Jvinaujgefeb eingetretenen ßrböbung ber 
t'Jlatrifulnrumlagen beb ;Reid)§, ein nicht unbetröcbtlicber ift. 

SRcine tHegicrung bat eb ficß bei 'Jlufftellung biefeb 33ubgets an» 
gelegen fein laffen, über bie 3lnforbeningen beb 2ageS btaaub ißr 
'Ilugcnmerf aud) auf bie ^ufunft unb beren iSebürfniffe ju rießten, 
unb fo ben berjeit befonberb günftigen Staub ber ^?inanjen ber Si^er» 
ftcUung cineb gebeiblidjen Fortgangs beb Staatbbaubbaltb bienftbar 
JU mad)cn. 

tts roirb bie gemeinfame Stufgabe ber iRegiening unb ber ®olf8» 
nertretung fein, aueb fortbin burd) ftreng roirtfcbaftlicße ©ebarung 
fonjoßl ben Sebürfniffen ber ©egenronrt ju genügen, alb ben 3ntereffen 
einer gefunben Seiterentroicfelung unferer Staatbßnanjen gereeßt ju 
roerben. 

ilerfd)iebene meßr untergeorbnete Stufgaben feßen ber Söfung 
burd) SRitroirhing entgegen. 

3u befonberer ©enugtßuung aber roirb eb SRir gereitßen, roenn 
nod) ouf biefem t*anbtag bie längft erftrebte, bureßgreifenbe SRcform 
ber ©efetjgebung über bie SSerßdltniffe ber öffentlicßen Wiener ju einem 
befriebigenben SIbfd)luß gefüßrt roirb. 2)ie ungeroößnlicß ßoße S3e» 
bcutung biefeb ©efeßgebungbroerfeb unb bie SRannigfaltigteit ber bureß 

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j 878— 1888 



iiQ§felbe au§jU9lei4enbenfloatlic^en unb inbioibuellen^ntercffen bereiten 
ber feit bem lebten Sanbtag erneut in Slngriff flenommenen Srbeit 
9 ro§e ©c^roierigfeiten ; ibr feitl)eriger Fortgang lä^t ba§ es ge- 

lingen roirb, no(b re^tjeitig ben ©efebentrourf bei 3 bncn einjubringen. 

Tas ©taatSeifenbabnneb roirb burd) bic bcoorftebcnbe Betriebs- 
eröffnung auf ber £inie ©ecfaeb-SBaübüm unb burcb bie im Sau 
begriffenen, im Qntereffe ber £anbeSuerteibigung befcbloffenen Sahnen 
erbeblid) erroeitert roerben. 

fUlit ber Turcbfübrung oon üofalcifenbabnen, bereu roirtfd)aftli(be 
Sebeutung in immer roeiteren Srcifcn empfunben roirb, ift auf ber 
2 inie SJlannbeim-SBeinbeim ein 2 Infang gemacht. ®ie balbige ^er- 
ftellung ber Sabn oon «od) Jobtnau ftcbt glcicbfatls in 2 lusficbt. 

©ntroürfc ju anberni £ofalcifcnbabnen , rocldjcn j^um 2 ^eil ein 
allgemeinere§ 3 ntereffe jiitommt, unterliegen ber ftaatsfeitigcn ißrüfung. 
'JJleine ^Regierung roirb c§ als eine enifte ifJflicbt betradjtcn, ben Se- 
mübungen ber beteiligten Streife ein rocitgebenbes SJoblrootlen unb 
foroeit e§ uom ©efid)tspnnft ber . 3 "tcvcffen ber SlUgemeinbcit uer= 
treten roerben fann, and) auf bem SBege ftaatlid)er Unterftübung eine 
f^örbernng 511 teil roerben ju laffcn. 

Gble £ierren unb liebe j^reunbe ! ^d) uertraue baranf, baf? ©ie 
mit 3Rir nnb fDleiner ^Regierung ba§ gleiche 3'cl — bas SBobl beS 
fianbeS — unuerroanbt uor 3Ingen hoben; uon ihm geleitet, roirb 
^'^b^e einficbtsnoUe unb hioflcbenbe Sbötigteit in ihrem Serlauf unb 
Grfolg bie erhofften 5 rüd)te bringen. 

U)aju rooHe @ott feinen ©egen geben! 

Hebe 

bei ber (Salatafcl für Mt Znitglieber ber Stänbeuerfammlung 

22. llorembcr 1887. 

3Rcine ^>erren! .3d) erhebe mich, auf bas ®ohl ber beiben 
.Slammern biefes Sanbtags ju trinfen. :^ch begrüße ©ie uon ganjem 
•fierjen, meine .^»erren, in meinem eigenen .ßaufe unb freue mich, 

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1878— ISHS 



ba^ mir loiebcv ©elc^enbeit gcflcbcn ift, mit ben i}ertrctern meineö 
'Boltesi in innigen '-ßerein ju treten. ^Tiefe 5reubc ift aflcrbing§ fe^r 
getrübt burt^ bic 'fjrüfung, welcher ic^ l)eute in meiner Gröffnunget« 
rebe Slusbruct gegeben habe. 34 tonn nicht iimljin, biefe fermere 
Prüfung out^ biet notbmals jur Spracf)e ju bringen, benn i4 mei^, 
eS ftebt in .Oerjen bie Srauer, bie imä alle aufs 

Sieffte bemegt. 3c f4mcrjlid)cr aber bie 'ffrüfung ift, ber mir ins 
3Iuge JU fdjouen l)of>cn/ f>cfto mef)r roerben mir barauf binflcwiefen, 
ben 'f^flicbtentreis, ber uns auferlegt ift, mit ber ganjen feften .ßin« 
gebung ins 'Jlugc ju faffen, bie uns fähig macht, baS Sdjroere ju 
tragen unb auS bem Scfiroeren bie GrtenntniS ju fc^öpfen, bag mir 
barin ben SBiUen ©otteS ju erfennen unb unS bemfelben ju unter» 
roerfen haben, ffiic fchroer bas ift, roeij? ein 3cber, aber mir müffen 
nach biefer Grfeuntnis trachten, bamit mir bie ®egc einfchlagen 
tönnen, bie jum heften bes ©anjen führen. 3" biefem Streben 
gemährt es uns eine tröftliche Gmpfinbung, auf bie 'Bebeutung bes 
heutigen JageS hinjoblicten. ©s ift ber 160. ©eburtstag meines 
großen 31hnen, ber in allen fperjen bes babifchen Boltes fleht, bes 
ehemaligen Warfgrafen Sari Jriebrich, bes ©efegneten. 130 3ahce 
ftnb baff biefer eble Wann bie SRegicrung beS i'anbes antrat, 
unter ben allerfchraierigften Berhältniffen ; mer meip nicht unter 
3h»cn» roic fchmierig biefe 3*it bamals mar! Slber mie uiel haben 
mir ihm ju banten, feiner SBeiSheit, feiner ©erechtigfeit ! GS finb 
120 3ahcC/ bag bie beiben alten Wartgraffchaften unter feiner 
Rührung Bereinigt mürben. Gr that bamals ben 'ilusfpruch : „I)aS 
©lücf beS Regenten ift mit bem Wohlergehen bcS SanbeS unjer« 
trennlich uerbunben." $aS hat er reichlich bemährt, er hat eS 
bethätigt baburch, bap er uns fähig machte, bas barauf ju bauen, 
maS nun befteht, unb rooran mir uns erfreuen tönnen. Gr hat uns 
ein Borbilb gegeben ber ©erechtigfeit, inbem er bamals unter fo 
fchmerenBerhältniffen fuchte, bie ueii'chiebenen 3ntereffen ju oerbinben, 
JU berücffichtigen, ju roahren. 34 fpre4e ni4t non ben f4meren 
Grfahrungen, bie berfelbe gro^e SRegent no4 in fpäteren 3aheen 
bur4juma4en hatte, benn bas finb alleS Grinnerungen , bie in 
frif4erem ©ebä4tniS ftehen unb bie unS in ber Heberjeugung beftärten, 

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1878— 18«8 



ft^rocrc (Svfoljvungen jum oegcn gereichen müffen, lociiii fie im 
©lauben an ©ottes Corfc^ung getrogen roerben. baä ber 
mar unb ift, hoben mir ja alle erfahren, benn boö Sanb blühte auf 
unb gebieh unb hot fich freubig entroicfelt bis in bie ^eit, luo an 
bie Stelle einer f(hn>a(hen Rührung ®eutfchlanbä eine träftige ge-- 
treten ift, beren mir uns je^t banfbar erfrenen bürfen unb an beren 
'■flefeftigung mitjuroirfen unfre fchönfte 'Jlufgabe ift. SBenn ich ouf 
biefe Grinnening jurüefblirfe, meine .Herren, fo roerben Sic gerne 
erfennen, roarum ich bas thuc, benn cs foH ^fhnen nur gefagt fein, 
ba^ ich bornach trachten roill, bem großen Seifpiele ju folgen, baS 
mir als ißorbilb gegeben, unb ben großen Gigenfchaften, bie ich 
üorhin ju jeichnen oerfuchte, nachjuftreben. ®ie fchrocr baS ift, roeiß 
ich roohl, unb roic roenig mir boS gelingen fann, roeiß ich nur ju 
gut, ober ich appelliere an Sie, meine .fjerren, hslffn Sie mir, 
ßchen Sie mir auch fünftig bei, roie Sic cS biSljer gethon hoben, 
roic ich fo oft Unterftühung oon bem Sanbe erfahren höbe in ben 
oerfchiebenften ,-^citen unb ilcrhöltniffcn. ffienn Sic mir beiftchen, 
fo thnn Sie cS in (Sinigteit unter fich, auf boß roir ein feftes 
©lieb beS ^!cutfchen JHcichcS ond) fünftig bilben unb uns freuen 
tönnen an ber Gntroicfelung unfreS SionbeS. ^oß bnS fo roerbe unb 
bleibe, baS bilbe bie ©runblage bcS loaftcs, ben id) jeht ausbringe, 
meine .ßerren. 31uf bos iSohl ber SDJitglicber ber beiben Rammem 
biejes SanbtagS, auf bie 'ilertreter eines 'üolteS, baS nod) lange 
glüdlid) bleiben mSge! 

■Rtht 

bei bm feicrlicbcn Schluß ber Stönbeoerfammlnna 

18. 3iili 1888. 

Gble .^erren unb liebe 'Jreunbe! 

3n forgcnooller 3oit hot biefer i'anbtag bcgonnni ; unb roährenb 
Sic in ber langen Tagung fich Shi^oo oiclfcitigen Aufgaben ju 
roibmen hotten, finb fchroerc Schicffnlsfchlngc hfvcioflcbro^cn, roelche 

‘JM 



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1878—1888 



unb 3)lein .^aus in tiefe Trauer büüten. ®ev unerfe^lic^c 
'-Berluft, ber Unfeve Gltem^erjcn fo fd)mcrälid) betroffen ^at, lieg Uni 
bie innige @emeinfd)aft tief emppnben, in roeld)er £eib unb Trauer 
oon SSleineni 9.>oIfe mitgetragen roirb. Grgebenb unb troftreid) roar 
es Uni, in biefer ScibenSjeit fo roarmei SJlitgefübl in rooblt^uenbfteni 
3lnibrucf ju erfahren. 

91id)t minber rooblttjuenb toaren bie ergebenben Sunbgebungen 
bes Sdjmerjci, als Unfer ^aui, unfere engere ^eimat, unfer 
®eutfd)ei 9{eid) burd) ben UJcrluft ber beiben teueren Äaifcr fo fegroer 
geprüft loarb. 2)ie Greigniffe, toeldje in rofeger ®eutfd)ei 

ißaterlanb im innerften Seben erfegütterten, toaren geeignet, bie Siebe 
JU Saifer unb 5Heid) noeg fefter ju begrünben; fte toerben baju bei= 
tragen, bie ^Hegierung fiaifer 9Bilt)elmi U. ju einer gefegneten ju 
geftalten. ^n banfbarem .^erjen beioagre Qtg bie reichen Setoeife 
treuer Seilnagme, roelcge 3)Jir unb ben Steinigen in ben ereignii- 
Doüen Jagen fd)roerfter ^eimfuebung aui allen Jeden bei 
Sanbes unb aus SJJitte entgegengebraebt roorben finb. 

33ertrauen mir auf bie @nabe ©ottei, bie uni febon fo oft Sraft 
gab, barte 'Prüfungen im ©lauben an Seine Siebe ju überfteben, bag 
Gr uns erfenneu laffe, toie Seine ffiege uns jum .^eile führen. 

Jurd) bie grögere ^agl ißebeutung ber :3bafa gegellten 
3lufgaben bat ber gegenioärtige Sanbtag 3bre Jbätigteit in nid)t ge» 
roöbnlicbem 3)lage in 3lnfprucb genommen. 

©erne unb bantbar ertenne ^tb bie 3luibauer unb nolle .f)in= 
gebung, mit ioeld)er Sie bie Sorlagen SJleiner Regierung beraten 
nnb ohne 3luinabme jur Grlebigung gefügrt haben. 3luf mannig» 
foltigen ©ebieten ber förperfd)aftlid)en unb gaatlitben Ginriegtungen 
nierben bamit längft ertannte 3lebürfniffe befriebigt, n)oblbebad)te 
^ortfebritte unb SSerbefferungen erreicht, ja meiteren SSemübungen 
um bie Jarbening bei llolfsroobli neue 3lnregungen gegeben fein. 

Jier leitenbe ©eftdjtipunft unferer fird)enpolitifcben ©efebgebung, 
bag bie fiirdjen unb tireblicben Jlereine im Staate igre 3lngelegen» 
beiten frei unb felbftänbig orbnen unb oenoalten, ift baut 3br«r einfid)ti» 
uoUen üJlitioirtung nun aud) auf bem roiebtigen ©ebiete bei 33e* 

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1878—1888 



fteuerung^vec^ts ber Slonfeffioitiägciioncn für 6vtlicf)c tird)lic^e '.Bebürfniffe 
ju criDünft^tcr ®ur^fü^rung gelangt. 

SBenn gleich über ben roeiteren Gntniurf bejüglitb ber rei^tltd)en 
©tellung ber Sirci)en ein noHeei ßinnerftdnbnis nidjt erjielt roerbcn 
fonnte, |o ift bod) fd)Iic^lid) eine rocrtooUe (Jinigung bal)in erfolgt, 
ba$ einige 'Befc^röntungen ber firc^lid)en J^eiljcit aus ben 
beS Kampfes, auf loelc^e ^eute oerjidjtet roerben barf, befeitigt unb 
namentlid) fe^r roefentlic^e Sered)tigungen auf bem mid)tigen öebicte 
ber (Srjie^ung ber ©eiftlic^feit sugeftanbcn loorben finb. 

;3cb roill Snid) gerne ber Hoffnung ^ingeben, ba^ biefcS @efe^ 
bie 6intrad)t beS üanbes, biefeS eble unb foftbare @ut, förbem unb 
jur Befeftigung beS freunblid)en IBer^ältniffeS ÜJlciner ^Regierung aud) 
,^u bem fat^olifd)en Kird)cnrcgimeut beitragen roerbe. 

3n bem fd)on in näcbfter Beit jum '-BoUjug gelangenben SanbeS= 
gefe^, roelc^eS bie Ginfü^rung beS 9ieid)Sgefe^eS über bie lanb« unb 
forftmirtfd)aftlid)e Unfall» unb ftrantenuerfid)erung orbnet, tjabni bie 
^eimatlidjcn Ber^ältniffe auSgiebige Berücffic^tigung gefunben, bie 
®ol)lt^aten, meldje je^t einem nieitcren unb namhaften Jeilc unferer 
arbeitenben Bcoöltening für bie Sage ber ^^jilfsbebürftigfeit geroölir» 
leiftet finb, roerben nid)t am roenigften baju beitragen, bem nercroigten 
großen Äaifcr cinunoergnnglid)eS bantbares 2lnbenten aud) bafür ju 
ficßcni, baß Gr cs geroefen, roeld)er jur Söfung ber fojialpolitifd)en 2tuf • 
gaben unferer Beit bie ebelften unb mäd)tigften B”'P“lfe gegeben hot. 

3)ic roeitaus größte unb mübeootlftc 3lrbcit ift bem Sanbtag 
bureß bie umfaffenben 'Borlagen bcfcßicbcn geroefen, roelcßc bie nid)t 
lönger oerftßieblicßc bureßgreifenbe SHeform ber Beamtengefeßgebung 
jum Biele ßatten. ßt>i>e biefer aiufgabe unb allen biSßerigen 
Berfueßen, ißr gereeßt ju roerben, ftets SJJeine befonbere Slufmert» 
famfeit jugeroenbet, unb gebe gerne SWeiner ßoßen Jrcube SttuSbrud, 
baß beibc Kammern gleicß SJJeiner Regierung oor ben Seßroierig« 
feiten unb bem Gmft biefer 9lufgabe nießt jurücfgcfcßrecft fmb unb 
baß nunmeßr eine Söfung gefunben rourbe, roel^e, roic Bcß ßoffe 
unb Dcrtraue, ebenforooßl bem B>'tercffc beS ©taats roie ben billigen 
Grroartungen feiner ^Jicner ju entfprcdjen geeignet iß. 

2ir> 



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1878—1888 



Unb nic^t mit minberer ©enugt^uimg begrübe cs, bap im 
Slnfc^lu^ an biefcS gro^e ©efepgebungSroerf burt^ 3i)te auf bem 
©ebicte ber Soltsbilbung ftetS bereite Opfevroifligfeit cS gelungen 
ift, auc^ bem roid)tigen Stanbe ber ©lemcntarle^rcr o^ne roeiterc 
SBelaftung ber©cmeinben eineroefentlit^c ^erbefferung feiner materietleu 
Stellung ju Dcrfdjaffcn. 

3u bantbarer ®cfriebigung gercid)t cs OTir, ba& 3^vc forg« 
fältig erroogenen ScroiDigungen im StaatSbubget nic^t blo§ aus« 
giebige fUlittcl jur jörberung allgemeiner fiultur« unb Säol)lfa^rtS« 
iroecte gemährt, fonbem auc^ neue ©ninblagen jur f^eftigung ber 
guten Drbnung unferes Staatsljausmts gefd)affen l)abcn. 

Gble ßerren unb liebe Sreunbe! fDJit aufrichtigem ®ant für 
pflidjtgctreue, cinfichtsDoIIc unb unermublichc 
mit ben beften iBünfthen für ®ohlcrgehen begleite 1’^' 

3hret fRücltehr in bie heiinotlith^n Sreifc. SJlögen *** 

geftörtem ©innemehmen mit fDleincr SJegierung DoUfüf)rten Slrbeiten 
bem fianbe rcid)c Jrüchtc tragen, unb möge unS jur ©rhaltung unb 
fortfehreitenben Gntroicfelung feiner SOBohlfohrt innere ff^riebe 
nicht fehlen. ^DaS fRcich, bas inmitten ber fchmcrjli^ften Uferluftc 
unerfchüttert geblieben ift, roirb aud) fortan unfer ftarfer Schup nadj 
außen fein. 

3u biefem ÜtuSblicf auf glüctlid)e Seinen 

Segen geben! 



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1889—1895 



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S iefclbe unroanbelbore Srcue für Äaifer unb SReiA, bic mit 
bem SBefen ©ro^^etjoa ^riebric^S untrennbar oerbunben ift, 
brachte er auc^ bem ^ben ber betben entfe^iafenen Äaifer 
ol)ne iRücf^alt unb l^orbe^alt entgegen. Gr freute fu^ an beffen t^at= 
träftiger frifd)er ^erfönlic^feit, bie baS noUe @erotd)t eineä möc^= 
tigen 5Reict)cs 5 ur Gr^altung be§ SBeltfriebcn« in bie 3Bagfc^oIe 
legte unb in ber @rö§e 3)eutfd)Ianbö bie böthfte 3Iufgabe unb f^önfte 
58efriebigung fanb; er beoba^tete mit f^arfem Sluge bie Gntroide» 
lung beä ^Heicbeg im ;3nnem unb no^ außen, er arbeitete emftg mit 
au ben großen 3Iufgaben, bie ®eutfcßlanb erroueßfen; mit rooßl= 
aufc^enommenem 9iat unb uneigennüßiger Sßat betunbete er bie 
©ofibarität ber ^ntereffen ber beu^eßen 33unbesiftaaten. Siuguft 
bei 3aßrei 1889 befueßte bai Äaiferpaar bie .^öfe ber beutf^en 
flfürften. $er feftlicße ^ubel bei babifeßen Sanbei unb inibefonbere 
ber btircß ben ©roßßerjog ßerbeigerufenen alten ©olbaten fa^te bem 
Äaiferlid)cn '■f.laarc, baß in ©aben bie .ßerjen glüßen uon patnotiftßer 
'Segeifterung, gegrünbet auf bic Grtcnntnii ber ülotroenbigteit unb 
Grfprießlicßteit beutfd)er Ginßeit, bic ali eine unoertilgbare gefd)icßt= 
ließe Ißatfacße in Jlcifcß unb ®lut bei babifd)cn Sloltci übergegangen. 
®cm entfprad) bei Äaiferi 'Jlntmort auf bic lafelrebe bei 2anbci= 
fürffen bei bem ©alabincr am 19. Sluguft 1889, morin er feinen 
Oßeim feierte; „'Jlicmanb im ganjen 2!cutfdKn IReid), unb am aller» 
roenigften id), roirb ei nergeffen, baß mir in Gurer Äöniglicßen 
.Öoßeit bic 'Jiertörperung bei SRcießicinßcitigcbantcni uor uni feßen 
unb baß Gurc Äöniglicße ßoßeit ber erfte jeutfeße gcroefen, ber bai 
erfte .&od) auf bai 3>cutf^e fReicß auigebraeßt ßat." ©o beftätigte 
ber Äaiferlicßc Gnfel freubig bai, mai fein Großoatcr unb SSater 
erfaßren ßatten. 

3)ic faum gcßciltcn Sunben, roclcßc ber Job ber fürftlitßcn 
J^amilie geftßlagen, begannen aufi neue ju bluten, ali bie erlaubte 
Slutter ber ©roßßcrjogin , Äaiferin 'Jlugufta, am 8. Januar 1890 
ben Sorangegangenen in bie Groigfcit nacßfolgtc. Jie treue ©c= 
noffin Äaifer SBilßelmi I., bie ßo^fmnige Söcf^üßerin ber 3lrmen 
unb Sebrüeften, bie eifrige f^rcunbin aÖer auf bie materielle unb 
geiftige Hebung bei roeibtießen ©efcßletßtei jielenben Seftrebungen 
roarb aueß in 33aben, nidjt nur im ©roßßerjoglicßcn fjaufe, tief bc= 
trauert. 'Jlocß ein beflagcnirocrter Jobeifall ging ben .fjcrrftßaftcu 

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1889—1895 



tnnip nac^, am 13. 3lpri[ 1891 ftarb bie St^roefter bcs ©rofe^crjogS 
©önlte, ©rolfürfrin Olga Jeobororona ; ba§ ^eimatlanb ber 6nt« 
fc^Iafenen teilte aut^ biefen 0t^merj feineä dürften. 

ift eine alte fc^öne ©itte unfereS ©ro^^erjoglidien Kaufes, 
an Sagen befonbercn Selbes ober befonberev Jreube ^oc^Qcrjige ©tif* 
tungen unb ®aben c^rifttic^er Siebe ju fnüpfen. Saoon erjä^lt bas 
Subroig=3Bilbetm=Sranten^eim ju Sarläru^e, ba§, bcm ©ebäc^tnis 
beS atl}ufrü^ ba^ingegongcnen jüngeren ©o^ne§ geroibmet, am 
3. 9)lai 1890 mit einer tief ergreifenben ^eicr, roobci bie ©roß; 
^erji^n burd) bcn Üölunb ihres goben ©cmahlS hcrjerhebenbe SSJortc 
ber 3ßibmung fprad), eingcroeiht unb feiner Seftimmung übergeben 
mürbe. Unb bei ber ^cftoorftellung ju ©unften bes Subroig=2Bil= 
helm^ipftegehaufeS in 'Baben am 2. ^uni 1890, baS am 22. 3JJai 1892 
feierlich eingeroeiht mürbe, brachte ber ißrolog jum lebten ber lebenben 
'flilber 3)anf unb 'ilnerfennung für bie hoh^ marm unb mahr 
,sum 31uSbni(f: 

So roirb goi halb bas 9ubn>iQ<3BUbelm:Stift, 

(Sin rübienb feböneS (Eenfmol, fict) erbeben; 

GS roirb ber 2)lit= uno 'JJatbroelt 3e“8'u^ fleben 
Sion jener bobeu Srau, bie, loie ibr roiüt, 

(Sem über frembem fieib ibr Seib oergifet, 

■Eie felbft oerrounbet, 'IBunben gern uerbinbet 
Unb ihren beften Jroft im IrBften finbet. 

lUach bem 50jährigen ^“biläum bes Sintritts in baS ^eer 
am 25. 9lpril 1891 feierte ber ©ro|l)cvjog im 'llpril 1892 fein 
40jührigeS SHcgierungSjubiläum. Siefe freier gab bem Sanbe miU= 
tommene 'Beranlaffuug, bem j^ürften oud) äu|erlid) burd) $epu= 
tationen, 'Jlbreffen u. bergt, ju betunben, ba§ (VÜrft unb Bolt in 
Baben aufS engftc miteinanber oerflochten fmb unb bem ebenfo 
meifen alS licbcreidjen ^Regiment bes SanbeSherrn, ber in 'fjflicht= 
crfüllung ergraut ift, bas innige 'BerftänbniS unb ber hcrjliche Sant 
nid)t fei)lt. 'Bei bem Gmpfaug ber 'Bertreter ber ©emeinben bes 
SanbeS roanbte ber Jürft in einer l)ffjgeminnenbcn tRebe auf fuh 
baS Sßort beS 90. 'Bfoltn* tut/ bag bas Seben, menn eS föftlich ge= 
mefen ift, ilRühe unb 'Jlrbcit mar. Sie 'Blühe nennt er 'Bfli^t= 
erfütlung, bie 'Arbeit ift Seben. 

Ser 'Blilitäroereinsoerbanb raibmete feinem hoh^tt SchuhhPt^™ 
einen ©hrenfchilb. 

fjür bas Seutfehe Beid) ift ber uorliegenbe Zeitraum 1889 bis 
1895 burd) eine ^üUe nomhafter ©reigniffe getennjeichnet. BiS= 
marcf, ber unerreichte Staatsmann, ber erfte Hansler beS IReicheS, 
trat hochgeehrt unb gefeiert oon .tlaifer 'iSilhelm II. om 18. DRnrs 1890 
oon bem 9lmte, baS er feit bem 'Beftanb beS neuen Seutfehen 
IReicheS inne hatte, jurücf. Ser Saut beS beutfehen 'BolteS umgab 
ihn noch im 'Brioatlebeu , mie fein aubever ©taotSmann es erleben 

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1889—1895 



burftc. 25cv (^lolbcrjüii e^rtc if)n flleirfi nod) bcm 9{üdtritt burc^ 
feinen 3fefuc^ unb am 1. 3Ipril 1895 rooljnte er pei^önlic^ bet @e- 
burtgtajiöfeiet bes 9lei(^stanjlcrs in Änrläm^e bei. 3)er anbere, 
jenem aleit^ an 'ikrbienft unb iieijlnng, öeneralfclbmarfd)aU Söloltfe, 
ber Kpef bes ©eneralftabs feit nielen , feierte im 

3abre 1890 feinen 90. ©ebiirtstag unb fein 70. ^icnftjubiläum, 
iDoju il)m ber ©roß^erjog ben l)ödiften Crben nerlie^, ben ber greife 
Stratege el)rfurd)t§DolI „aus ber .^anb eines beutfd)en fviltftcn, ber 
fo luefentlid) unb erfülgreic^ für bas enblid)c .ßuftanbefommen bev 
Ginigung ber ‘Jlation geroirtt hat," entgegennal)m. 31m Sorabenb bes 
feftlidjen 25. 3(prile!l891 traf bie Jrauerbotfdjaft non bem $infd)eiben 
bes @eneralfelbmarfd)aü§ ein, roas ben Gro§l)cvi(og neranlagte, jum 
>feid)en ber Trauer um ben gelben alle militärifd)en jeiem abjube* 
[teilen. So eljrte fyriebric^ oon Saben ben 2ob bes großen Strategen. 

^•froei 'V^roblemc roaren eS im roefentlid)cn, bie in unferer .^eit- 
epodie neben ben tird)enpolitifd)cn 5ragen unb ben auSroärtigen @e= 
fahren infonberheit h^'^oorgetreten finb, 3)eutfd)lnnbs Jlolonialpolitit 
unb bie Hebenuinbung ber Sojialbemotratie. .3“ erfterer 'üejichung 
ift ein ftetiger, menn aud) burd) mancherlei Schroicrigfeiten .leitmcifc 
gehemmter 3ortfd)ritt ju oerjei^nen; 2!eutfd)lanb begann unter ber 
traftnollen 3»>tiatine beS .itaiferS feine Stellung als Weltmacht jgi 
ertennen unb cinjunehmen. Die Sojinlbemofraten mit ihren ein- 
fchmei^elnben jielberou^ten Drgonifation bilbete 

mehr unb mehr eine Gefahr im 3"neni, bereu Grö^e nid)t ju über= 
fehen mar. 3!oth ehe am 1. Dttober 1890 baS Sojialiftengefet’, 
obgelaufen nmr unb nid)t mehr nerlnngert mürbe, hotte finifer 3öiU 
heim bie fogen. Slrbeitererlaffe nom 4. gebruar 1890 auSgegeben, 
roeld)e bie '.öefferftellung ber 31rbeiter unb allgemeine Grunbjüge 
über biefe fyrage mit anberen Staaten bejroccften, roelchc eine ftaatS- 
männifd)e Ih“! erften ^Hanges mit ;Hcd)t genannt roerben. 31m 
15. 9)Jär,i 1890 mar bie 31rbeitcrfd)uhtonferenj gefolgt unb ber neue 
5Heid)stag, in meldjen 3G Sojialbemofraten gemühlt mürben, gcneh= 
migte bie 31rbcitcrfdiuh5efehgebung. GS roorb ein für bie arbeiten» 
ben ftlaffen überaus hednolleS 3Bert gefchaffen, bas biefen .Greifen 
jeigte, mie fchr ber Staat beftrebt mar, ihren berechtigten 35}ünfd)eii 
entgegenjutommen. 

Gro§herjog JVriebrid) ift nid)t mübe gemorben, in feinen Sieben 
on bie babifchen SJlilitäröercine ben alten gebienten Solbaten ben 
Geift bet ftaotlichen Ctbnung einjuflöfjen unb nor ben Gefohren 
bes UmfturjeS unb ber 31uflöfung gefehmö^iger Unterorbnung oüter» 
lid) unb ernftlid) ju marnen. So fpradj er in Gmmcnbingen am 
25. SJloi 1891 bei bem SJlilitäruereinSfefte bes GnuoerbnnbeS 33reiS» 
gau an ben einen SJlonat norher oerftorbenen 3)loltte mahnenb bie 
unbeftreitbare ffiahrheit miS, baß es im Üeben feine Freiheit ohne 
Unterorbnung unb ohne Selbftlofigfeit gebe. 

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1889— 1 «95 



Xctartiflc Sleugerungcn — BoUbercdjtigte, ja ^oc^notiueiiöigc 
Süla^nun^en — würben beut Sorapf roiber bic SojiaU 

bemofratic ouägcle^t. 6in i'anbess^crr ^at bas gute 5Het^t unb bie 
^eilige feine Stimme nmmenb ju erijeben, roenn er fie^t, 

ba^ ein ieil feiner Sanbesfinber unljeiluoBe 2Bege einfc^lögt, bie 
ben 33eftanb beS Staates unb baS roa^re ®obl bes '-BolteS bebroben. 
'JBie gerecht er aber abroögt unb roie umfaffenb feine Äenntniö 
ber einfci)lägigen '-Berbültniffe ift, gebt aus einer 3teu|erung über 
bie fojiale (yragc unb bie Setämpfung ber Sojialbemotratie beruor, 
bie oon Dagobert uon ©erbarbt bericblet roirb. 

3u biefem ebemaligen Cffijier unb Scbriftfteller äußerte fi^ 
ber @ro§berjog febon im Jejember 1887 bei Söefprecbung ber fojialen 
f^rage etroa folgenbermaßen : man bürfe fitb nicht febeuen, bei ber 
(Erörterung fojialer ißrobleme autb ben 9leicben unb ®oniebmen bie 
ooUe iBabrbeit ju fagen. 9licbtS fei oertebrter, als ben Sojial= 
bemolraten bei 'Jletämpfung ber 'Jottrinen nur als ein boebmütiger 
unb leibenfcbaftlidjer f^inb gegenüberjutreten. ÜOlan müffe als 
ibr rooblroollenber ßelfer auftreten unb fönne bann um fo roirf» 
famer bas '-Bertebrtc ihrer fvorberungen betämpfen. (£s feien 5Jien= 
feben, roie roir, unb fie rooUten, roie roir, als 3JJenfcben leben, nur 
bie SUittel, bie fie jur (Srreiebung aud) ihrer bistutierbaren f^orberungen 
anroenben rooUen, feien tbörid)t unb uerroerflicb. 3lm oertebrteften 
fei es aber, ihnen barin nacbjuabmen, bag man im Kampfe gegen 
fie auch jene ’älrt uon 'Agitation betreibe, bie nur .ßa§ unb 5einb= 
febaft fäet unb in ber ihre SBortfübrer gerabeju ÜJleifter fmb. ^ie 
fo^iale fVroge roerbe auch nur imrd) bie freieften köpfe unb bie 
reinften ^erjen aus bem iBolte felbft ,^u löfen fein. Unb ba mürben 
ficb freilich oueb unferc oberen Stäube gcroaltig änbem müffen. 
i'„®as Sfiuenbueb meines l?ebenS" oon J'agobert oon Öerbarbt). 

^em 9. 'ilerbanbstage fübbeutfeber SlrbeiterbilbungSoercine brad)te 
ber tfürft lebhaftes entgegen; er roobnte uormittags 8 Uhr 

am 25. 'JluQuft 1889 ber lagung in karlsrube bei unb fpracb nach 
einer begrü|enben Slnfpradje beS 'JlerbanbsanroalteS 'flrofeffor Keller 
oon Jreiburg mit feinem gnäbigen Janfe aus, ba§ er jeberj^eit 
innigften 9lnteil an ben fegensreicben 'ilefirebungen ber Ülrbeitcr- 
bilbungsoereine nehme. 'Brofeffor .Heller jeiebnete bann bie ^^roeefe 
ber Slereine ; aud) fie roollcn ben Slrbeitem fyreibeit angebeihen taffen, 
aber auf örunblage ber (Sqebe, nnb ba fei es eine .Hauptaufgabe, 
ben Slrbeiter biefe oerfteben ju lehren. Seine treue Sorge für bie 
'Jlrbeiterbeoölfening offenbart ber fvürft in ber Jifd)rebe bei bem 
Gmpfang ber iUJitglieber ber Stänbeoeqammlung jum Schlug beS 
^anbtags am 17. ^^uni 1890, roo er feine SSefriebigung über bie 
befd)(offenen Sauarbeiten, Sabnbauten u. f. ro. mit bem H'uroeiS 
barauf ausfprid)t, bag burd) biefelben bie 'JIrbeiter ber Seoölferung 
noch auf lange 3^*1 mobltbotig befchöftigt unb fo oorbanbener 91ot 

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1889—1895 



abgeljolfen roitb. ®qs ift i^m pofitine ©cgenroirtung 

gegen bie ®erl)e^ung ber 31rbeiter. war eine bcn)u|te (S^rnni^ 
beä SlrbciterflonbeS, al§ ber @ro§^cr,iog am 3. Ottober 1891 brei 
0d)riftfe^eni, roelc^e 50 3 ab« lang ib«n I0cmf erfüllt batten, bie 
filbcrne Serbienfhnebaitle nerlieb- 3a, nid)t oergebli^ bat er 
jroei Sage barauf bei ber Ginroeibung be« Jfriebrid)äturmeä beiS 
'öabifd)en Sdjroarjroalbnereiness anf ber SBabener .^öbe baS finnige 
üBort gefproiben : „ÜKöge es mir nergönnt fein, in meinen Slufgaben 
immer baS ju erreicben, roaS biefer Surm barbietet, einen roeiten 
58lid!" 

Ser flreiS, in bem ber aanbesberr feit Uebemabme beS i|Jro= 
teftoratS im ^abi^e 1880 feine ©ebanten unb Gmpfinbungen aus« 
fpracb, fmb bie unter feinem befonberen 'fjrotettorat ftebenben SDlUitär« 
nereine. Sin ihren Jyeften nimmt er gerne teil, er füblt ficb mit ben 
alten Solbaten, nieldje bie ftramme Sd)ule militdrifibcr Grjiebung 
burd)gematbt haben, innig oerbunben. Ser in ben SnUitörDereinen 
berrfd)enbe unb forgföltig gepflegte ©eift ift ihm fpmpatbifd). Sarum 
ift es auch natürlich, ba| er in ihrer 'Klitte mit Däterlid)cm SBort auf 
bie fo notrocnbigen Sugenben beS beutfcben SJlanneS binmeiff. Gr 
rebct ju ihnen als ju SJJännem, bie roiffen, roas fic roollen unb 
füllen, bie ben fflert ber ffamilie, ber Stirdje unb beS Staates ju 
fcböhen roiffen unb bicfe foftbaren ©üter ficb ju beroabren unb, roenn 
eS not tbut, ju oerteibigen beftrebt finb. Sie „Slnregung oater« 
lönbifcben ©eifteS unb ^örbcrung nationaler IBegcifterung" ift ihm 
jeberseit überaus roid)tig, jebocb fiebt er aud) beutlid) ben ®eg ju 
treuer patriotifcber ©efinnung, unb jroar in ber Unterorbnung unb 
Selbftlofigfeit, er mahnt, ber 3ngenb ben Sinn für SSaterlanbS« 
liebe unb iHcicbStreue ein.iupflanjen, roaS um io nötiger ift, roeil bem 
jungen ©efcblecht bie Grinncrung on bie grope Slergangenbeit nid)t 
mehr jur Seite ftebt unb bie perfönlidien unauSlofcblicben Ginbrüefe 
ber fon 1870/71 fehlen. Unb roenn ber Jfürft uon bem jer« 
fehenben Ginflup bes 'f3arteigeiftes rebet unb baS ©efübl ber 3“’ 
fammengebörigfeit ftärft, fo gefd)iebt es, um bem SBoble beS ©anjen 
unb bamit jebcS Ginjelnen ju bienen. Gs ift bi^r nicht ber Drt, 
bie jablreidjen, tief einbrücflicben SHeben beS ©ropbs'^jaSä an bie 
SJlititäroereine bei ©elegenbeit ihrer f^fte im einjelnen ju analp« 
fieren, aber es ift roobl ertennbar, roie baburd) nidit nur bie 3“= 
börer felbft ju emftem Streben begeiftert rourbcu, fonbern aud) bie 
ben Sncilitäroereinen fenier Stebenben einen nad)baltigcn Slntrieb 
empfingen, roie aud) im roeiteren S3aterlanb biefe Seben feinesroegS 
unbeachtet oerbatltcn. 3n ber Slnfprache bei bem .llricgerfeft in lieber« 
lingen am 1. September 1889 — cS roar bie beS SBetter* 
leu^tenS burd) ben ©eneral 'Houlauger in 5ra«f«i<h — mahnte ber 
hohe Sd)uhbs« am Horabenb bes Sebantages jur if}flid)terfüllung 
unb Sereitfci)oft jur ißerteibigung — es giebt auch einen inneren 

Acben unb Itunbgcbunecn. 15 



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1889—1895 



J^inb. S;ic Mebe in Srudifal im fclben ÜDJonat unb führte 
auf bie (fntfte^ung ber fUlilitäruercine jurücl unb betonte bie fo 
Ijeilfame unb Ie^rreid)e Schule ber 2Irmee. 9Im 17. 31uquft 1890 
erinnerte er in SBein^eim — bamalä ftanb gcrabe im Meidjstage 
bie 3JliIitäroorloge jur ®efd)Iie§ung — an bie Cpferfreubigfeit ber 
®ergongen^eit unb gab bie Sofung aus; “uf '-Iforpoften. 

®urcf) bie ®orte, auf bem J^eftplai^ in Stoctad) am 24. Sluguft 1890 
gefprodjen, Hang ber fro^e 2on: Üieb iJaterlanb, magft ruljig fein! 
Srjie^enb unb oorbilblidj ju roirten, gebot bie SHcbe bcS gnäbigften 
^errn in 6mmenbingen am 24. 3Jlai 1891 , er roarf jugleic^ bie 
§rage auf, roas bienen ^ei§t. (Sin fRüefblirf auf bie fHeootutionS-- 
jeiten unb bie ’ffiamung oor ®erfü^rung gab 91nla§, bie f^rage ju 
erörtern unb p beantroorten. 3)cnn bie ©ojialbemofrotie, feit 
1. Oftober 1890 p freierer ‘Beroegung befähigt, jog burdj bie fort= 
gefegten unaufl)örlid)en 'JlrbeiterauSftönbe — innerhalb 3!eutfd)lanbs 
über 1100 in ^aljren — bie '8egebrlid)feit unb bie i'uft pm 
3nmng ber 9Irbeitgeber burd) Streit groß. @erabe gegen biefe 'ile= 
gefirlid^feit unb fDlafelofigteit roenbete fid) ber (^roperpg bei bem 
20jä^rigen StiftungSfeft beS fBlilitäroereinS in f^eibelberg am 
13. fDlai 1893, nüchtern unb befd)eiben füllen mir in unferen SebenS^ 
bebürfniffen bleiben, eine 3J?a^nung ö^nltd) ber, roeld)e ber Äoifer in 
feinem 6rla| uom 29. fUlärj 1890 an bie Offiziere gerichtet bat- 
9lm 6. fUlai 1893 mürbe ber fReidtstag aufgelöft, rocil bie Wetirbeit 
bie neuen 3Rilitärforbenmgen, rocitbe bureb bie 5Rüftungen anberer 
Staaten, bie franjöftftb^ruffifdie iVreunbfd)aft u. a. nötiej erftbien, 
nidjt bemilligen rooUte. (£s folgten 'Jleuroablen, roelcbe bie ipartei- 
leibenfcbaften tief erregten. ®a fproeb ber ©rolberjos ani 6. Quni 1893 
in Cffenburg; „®er gerobe Seg ift ber beftc. ®äblen Sie nur 
fold)e 9[Ränner, roelcbe bie .ftraft unb bie 9Jlad)t beS beutfeben SReitbes 

S er ballen, als ben '^arteigeift." — Unb es gefebab, roooon in ber 
)e p 'Jledarau am 15. Dttober 1893 freunblicb unb anerfennenb 
'JJotij genommen rourbe. 3luf bem Hricgertag bes DoSgauoerbanbeS 
in SBaben am 3. ^uni 1894 ertlärte ber AÜrft, inbem er ber böfen 
3eiten gebadjte, ba bas l'anb in Slnar^ie fid) befanb, fein ffiort 
Don bem einen 3Beg ber Gb«: 3)aS ift bie 'ffflicbterfüllung unb 
ber unbebingte ©eborfam. 2Bcld) eine bittere einbringliibe ®abv- 
beit liegt in bem fd)licbten Sa^e oom 30. 3uni 1895 beim ^efte beo 
©auoerbanbeS Sebroebingen in iReilingen: „2)aS iflarteileben bat 
oieleS oerborben in ISeutfcblanb." 3ludb in ®aben ^at man baS 
nur allp reicblicb erfahren. 3"imer nod) tämpfen nur gegen biefe 
3erfplitterung, roelcbe pm Unbeil bie beften Strafte, bie bem @e» 
famtoaterlanbe bienftbar fein füllten unb tonnten, in unfruchtbarer 
unb oielfatb jroedlofer Oppofition uer^eubet. ffier ficb boran er^ 
freut unb ben ©eroinn bat» fmb bie inneren unb äußeren Jeinbe 
unferer ©riftenj unb unferer @rö§e. 3n biefem Sinne fpracb ber 

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1889—1895 



babifc^e Sanbcä^cn' in ftarläru^e oni 4. Ülufluft 1895 ju ben alten 
Äriegem: „Siebe unb @eI)orfam, baS finb bie beiben ©rnnbpfeiler be§ 
öffentlichen unb ftaatlicben Sebenei unb ber {familie für olt unb jung." 
■3)ann malt ber b*>hf 'firotettor noch turjen SBorten ein hcrr= 
liehet 59ilb ber 'JJergangenheit: ber Jtaifer an ber Spi^e, um ihn 
bie ©ro^en ber Ärone, SJloltte, ber 0tratege, 33iämard, „ber be= 
rufen mar, baä 2)eutfche Steich üu begrünben", 5Hoon, ber Organi* 
fator, unb leuchtenb jur ©eite Haifer ffriebrich unb '^rinj Sriebrid) 
Karl. 

2Bir fehen, roclche 5üUe oon Sluregungen au^ ben SHeben unb 
9lnfprad)en bes erlauchten Schuhh*rrn ben aJlilitöruereinen ju teil 
mürbe, unb bie laufenbe, roeld)e in feftlicher 'Segeifterung ben treu= 
gemeinten Üßjorten be« 'fJrotettora laufchten, mag hoch ein lebhaftess 
©efühl für ihre 'fiflichten unb Slufgaben im ®ienft bes SmibesS unb 
feineSS ^errn ergriffen hoben — eine Saat ber '-Baterlanbäliebe unb 
'■öürgertugenb. 

3Iud) nod) anberc militörifche Sefte iieichnete ber ©ro^h^tiofl 
burd) feine Slnroefenheit unb 3Inreben ausS. 2)ie alten unb jungen Seib= 
grenabiere burften ihren Jefttag am 28. September 1890 unter ber 2eil= 
nähme ihres ©h«f® begehen. S)aS Jeft ber Verleihung unb ®eihe oon 
Ifat)nen an Sanbroehr« unb SieferoebataiHone am 13. Dttober 1890 
nannte ber Jürft einen ihm oon ©ott gefdjenften ©h^entag unb beehrte 
felbft bie Jeier mit einer non freubigem Hochgefühl getragenen oater» 
länbifchen Slnfprache. 911S Slrmeeinfpetteur banfte er nad) ber Ve= 
fid)tigung beS XV. SIrmeeforpS burcl) ben Äaifer am 9. September 
1893 in 9Keh auf ben rühmenben 2rinffpru(^ beS ÄaiferS mit einem 
Soaft, ber feine jreube an bem ihm jugeroiefenen hoh®" 3lmt auS= 
brüefte. 3*0^' 3:age fpöter begrüßte er in feiner fRefibenj mit beroiU= 
tommnenben SESorten ben 2räger ber ft'aifertrone juerft im 'Jlamen ber 
fürftlid)cn Jamilie unb bann benf eiben unb bie fürftlichen ©äfte im Flamen 
bes XIV. 9lrmeetorpS, in beiben 5Heben bie SReichseinheit betonenb 
unb feiemb. 5)aß ben bis inS ^nnerfte reid)Streuen unb fernbeutfehen 
VunbeSfürften bie ©nthüllung bes SJentmals Slaifer 9BilhelmS I. in 
Vlannheim am 15. Cftober 1894 hoch erfreute, ift felbftnerftänbli^. 
3n feinen SHeben am 14. unb 15. Cttober rebete er non ber ®onf= 
barteit, bie fich ber ölte .Haifer erroorben unb rühmte bie roichtige 
Hanbelsftabt Vlannheim, bie burd) ©rrichtung beS fchönen 2)entmafe 
ein erfreuliches Vorbilb gegeben höbe. 

IDaS innere Staatsleben beS ©roßhorjogtumS bemegte fich roüh° 
renb ber norliegenben ^oilpsriobe in ben beroöhrten Vahnen frei» 
heitlicßer unb nationaler ©runbfähe. 9lllein eS ift nicht )u nerlennen, 
baß bie ißarteigegenfühe im Sanbe fich nerbreiterten unb in ben 
Sammem nielfach ju erregten Verhanblungen führten, roie ber ©roß» 
herjog felbft ju ben iSlbgeorbneten am 17. Qum 1^90 non mancher 

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1889—1896 



fd)ioeren 0or(;e barüber ju reben fic^ Deranla|t fa^, ba^ oid uii- 
nötiget 0treit noi^anben fei. Ülber bobei barf man nid)t oergeffen, 
ba6 tro^bcm burd) bie Üanbftönbe auf 31nregung bet fRegierung unb 
aub eigener 3nitiatine and) niel t)ocbn)id)tige unb nic^t minber fegend^ 
reitbe 9leueningen jur 91u0fül)ning gelangten. 

3m Sanbtag 1889/90 mürben einige üücfen ber @efet(gebung, 
oornebmlid) auf nolfsroirtfcbaftlicbem @cbiete auegefüUt unb burd) 
ba0 neue Seamtengefe^ traten tiefgreifenbc 9lenberungen ins 
Seben. 

^Sie mistige Tagung 1891/92 ermöglichte bie oorläufige 6in- 
tommenscrhöf)ung ber oeqchiebenen 58eamten(laffen. S)en ilolts= 
f^uUehrem mürbe bie uon ihnen crftrebte 'Jieuregdung ihrer rechte 
liehen Stellung, eine ausgiebige ilerbefferung beS GinfommenS, ber 
fRuhegehalte unb ber ?)enügc für bie .^Hinterbliebenen ju teil, bamit 
fie ihre ho^f 'Aufgabe um fo treuer unb freubiger erfüllen, 'ilon 
ganj hs^uorragenber 'Bebeutung mar es, ba§ ben Jiirchen bie gefeh= 
mäßige Berechtigung nerliehen tnurbe, uon ihren Angehörigen Steueni 
für allgemeine tirct)lid)e ä“ erheben, ^''gleich mürbe bie 

3ortbauer ber bisherigen StaatSbotation bis jum Gnbe beS 3ohr= 
hunbertS jur Grleichterung ber Ginführung ber allgemeinen flird)en» 
fteuer geroöhrleiftet. Auch Äreisuerbonben mürbe eine ftünbige 
Dotation bemilligt, melche ihnen bie nachbriicflidje Ausübung ihrer 
Pflichten jum allgemeinen SBohl ermöglichte, lleberhaupt hat fich 
bie Baben eigentümliche fireisoerfaffung non 3“hr iu 3ohr mehr 
bemöhrt. Unb eS mar fehr berechtigt, ba| bas 25iöhrige 3ubi= 
löum ihrer Ginführung am 5. 9)lai 1890 feftlid) begangen mürbe, 
mobei bet Grogherjog hernorheben tonnte, ba§ bie .ftreisoerfaffung 
Bobens iljre 2Bege burd) $eutfd)lanb unb über beffen ©renjen hiuous 
genommen höbe, unb ben Geh. SRat Jr. 2amei) als Bater ber ftreis= 
oerfaffung pries, meihrenb biefer ben dürften felbft als eigentlichen 
Schöpfer beS ©ebantens bejeid)nete, ben baS 3Riniftcrium fobann 
auSgeführt h“be. 

Dieben ber Dleuregelung ber IRechtSoerhültniffe ber abgefonberten 
©emarfungen erhielt oaS .fianbmert burch bie Grrichtung oon Gc= 
merbetammem eine georbnete Bertretung unb bie gefe^Iiche firanfen» 
oerficherung mürbe auf bie häuslichen ®ienftboten auSgebehnt. $aS 
Gifenbahnneh mürbe oeroollftänbigt unb baS Schuhmert ber am 
20. 9Rai 1890 eröffneten ftrategifclien Bahn, an bem ber babifche 
Staat unmittelbar fich W beteiligen bereit mar, £eopolbshöhe=SäcJ» 
ingen, follte mie ber Berteibigung beS 91eid)es unb bet Grhaltung 
feiner SJiacht unb Ghre, fo auct) bem öffentlichen Bertehr unb fVriebeu 
bienen. 3" einem befonberen Sd)reiben oom 7. 3uni 1890 betonte 
ber Staifer anertennenb, jur fchnellcn Ausführung ber für bie Sicher» 
heit bes )Reid)eS fo hochl>*^^'^utfamen Bahnlinie hübe ber ©roPerjog 

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1889—1895 



unb feine Slcoierunfl roefenttic^ beigetragen. ®eutf^e 'JBilfenSfraft 
unb beutftbe yngenieurfunft ^oben bie nieten Stbroierigteiten übet« 
nmnben. S)ie neueröffnete ®fenbot)n fei erbaut jur ©eroäbrleiftung 
beS ^riebeniS unb ber nad)barlicben 5Retbte. 

®ie 2l)tontebe jum Scbluf ber Sanbtagöfeffion 1893/94 mu|te 
bie geplante ^inanjrefortn bcä Sleitbeö, tnoburd) ber OTebraufroanb 
beS le^teren nitbt mehr ben Sinjelffaatcn sur £aft fallen foUte, alä 
junöd)p geftbeitert bejeid)nen. Jrob ber ctnmb fcbroierigen fjinani» 
tage betS £anbeä rouvben bie ©ebatte ber unteren unb mittleren S3e« 
amtentlaffen aufgebeffert unb bamit ben IBebürfniffen berfelben, bie 
ihre iBcrufgpflicbten treu erfüllen, iRecbnung getragen, fjür ncrfcbicbene 
(Sifenbabnbauten mürben bie 9JlitteI beroiUigt unb ben prinaten 
Untemebmungen jur ^erftcttung non 'Jlebcnlinien aubreicbenbe 
ftaatlid)e Unterftübung gemäbrt, bamit aud) biöbc)^ foni bireften 
ißerfebr abgefd)nittene ©egenben fub be4 Snfcbluffeä ju erfreuen 
haben. 

3n fircbenpolitiftber Sejiebung befiblofe bie ÜDlebrbeit beä 2anb« 
tag§ unter SiUigung ber SRegierung, bie Slbbaltung non aRiffionen 
im fianbe burd) ÜRitglicber religiöfer Crben ju geftatten. S)ie 9le= 
gierung ging b>el>ci »on bem 53eftreben auä, ben SBünfcben ber 
Vertretung ber römiftb«tatbolifcben fiircbe nacbjugcben , bo cb 
ibr niibt nötig fcbien, baö ©efeb nom 2. 2lpril 1872 um jeben 
Vreib aufred)t ju 3infonberbeit aber mar eä ibr auf« 

ernftficbfte barum p tbun, fo niel al§ möglich ä“**' ^rieben 
beijutragen, roas bie 2b’fo»rebe nom 28. ^uni 1894 nuäbrüctticb 
bcmorbcbt. 

SBie bem ©rogb^tjog ein frieblicbeö ©inoemebmen mit ber 
fatbolifcben ftirtbe unb ihren ^ebörben non jeber als ftaatlicbeS unb 
petfönlicbeS ©rforbemiS aufrichtig am ^erjen lag unb roieber unb 
roieoer gefucbt mürbe, mei| jeber Vabener. Vei 'Befucben in Stabten 
unb Sanborten, bei utib anberen ©elegenbeiten erfreuten ficb 

bie tatbolifd)en ebenfo mie bie enangeliftben i^rcben beS OntfifffW 
ber grogbcrjoglicben ^errfd)aften. 2)ie ffiürbenträger ber beiben 
Kirchen b“l>en ßleitb offenen .rfußong ju bem SanoeSfürften unb 
bie reichen, in ebler ©efinnung nielfacb nicht an bie Oeffentlicb» 
feit gebrachten Spenben unb ©oben beS ©ro§b«’^Soglichen 
IJaufeS für tatbotifd)«tir(hlid)e '-ßereine unb 'Jlnftalten er» 

roeifen eine non fonfeffionellen Schranten ungehemmte fürftliche 
efreigebigteit. 

Um fo mehr aber ift eS bem fianbeSbcrm als enangelifchem SanbeS« 
bifchof unb treuem ©lieb feiner Kirche tiefgefühltes SöebürfniS, bie 
^Pflichten gegen fein eigenes ©laubcnSbctenntniS forgfam ju erfüllen 
unb ber eoanqelifchen SanbeStirche jablreiche ßcichen feiner Siebe 
unb beS ©efü^lS ber 3ugebörigfeit ,^u geben. ®ie er immer an« 

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1889—1895 



aelegentlid) borouf bebac^t roav, bei auf beu Sonntag fallcnben Jcften, 
Sie er mit feiner Slnroefenbeit beehrte, an ben oerfd)iebenften Orten 
beö i'anbes juerft ben eoangelifdjcn ©ottesbienft ju befud)en, fo fanb 
er ficb autb gerne bei epangelifd)=tircblitben geftliebfeiten, Äird^en-- 
einroeif)ungen , j. 'B. 'Jieuftabt, 3'cubent)eim, Scbopfbeim u. a. ein 
unb erboste bie burcf) 9Infpracben, toie bei ber ©mnbffein- 
le^ung unb fpätcr bei ber 2Beit)e ber neuen Scf)opfl)eimer Rircbe. 
®ie erftere gab bem J^ürften 9lnla§, bie Slufgabe ju betonen, oon 
ber eoangeIifcf)cn grcificit im Sinne roirfungöooUer Selbftbeberrfdjung 
5 um 9lufbau ber @emcinfd)oft rechten ©ebroud) ju machen. 'JJeben 
biefen ®ethätigungcn tirchlichen Sinncö ging aüejeit eine einbringenbe 
^Beobachtung bcö innertird)Iichen i^cbens, bem ber gnäbige .^err 
ja burci) fein lanbesbifchöfÜdjcä 9lmt, über beffen Äuffaffung er 
früher fd)on in fo fehönen Porten fid) geäußert hoMC/ befonberä 
nahe ftanb. 

(£§ ift iDohl begreiflich, >»ie ungern bei fotchen @efinn,ungen 
ber ©ro^hersog burch bie '3!achroirfungen einer ©rtöltung gejioungen 
borouf oerji^tete, ber ©intabung beä Äaiferä na^ 9ß!'ittcnbcrg jur 
Ginioeihung ber neu hcrgcfleßten Schlogtirche am 31. Oftober 1892 
Jolgc JU leiften, too mit bem fiaifer bie eoongelifchen gürften 
^eutfchlanbg unb bie 93ertreter ber freien unb 0anfa=Stnbte ftd) 
einfanben ju einem überaus glanjoollen eoangclifdicn geftc, bos ein 
frommes unb treues 93efenntniS jur 51ird)e ber iHeformation in fid) 
fchloß. 35er babifche f^ürft betraute ben ©rbgro^herjoS mit feiner 
ißertretung in SMttenberg. 

®06 50jöhrige ;^^ubiläum beS 'ileftchens ber .^ci(= unb '^?flege= 
anftalt S(üci'“u am 27. September 1892 fanb feine fchönfte SKeIhe 
in ber Slnroefenhcit ber ©roghcrjoglichcn .jjerrfdiaften, unb ber Jvürft 
mag babei in loehmutSooüer Grinnerung ber früheren, mit ihm, 
loie er fcibft fagt, innig oerbunbenen Leiter ber 3lnftalt, ©eh.'SRat 
5RoUer unb .^ergt gebucht hoben, mit benen er 25 3ohrE früher baS 
filberne Jubiläum ber 'ilnftalt feierte. 

9lid)t nur auf militörifchem, politifdjem, firchlichem unb roiffen= 
fchoftlichem ©ebiet trat in regem ntereffe bie perfönliche SBeteiligung 
beS ©ro^hfrjogs hfi^oor, fonbern auch ^anbel, ©eioerbe unb Hertehr 
erfreuten fid) feiner eifrigften fachtunbigen 91ufmerffamteit. 2>ic Jächet’ 
auSfteüung in Karlsruhe am 29. ^uni 1891, bie bem Kunftgeroerbe 
eine neue ißahn ju eröffnen beftimmt ronr, bie am 29. September 
erfolgte Ginroeihung ber on Stelle ber allen SU'ttenbrücfe in 3}}ann= 
heim errichteten neuen -Jlccfarbrüde, roelche ben Flamen fJriebrichS» 
brücte erhielt unb roobei ber ffürft in nmrmen SBorten ber Qugenb 
unb ber ^ufonft feine ©ebanten roibmete, bie lanbioirtfchaftliche 
aiuSfteUung ju aHeßtird) om 1. Cftober 1891, an bie fid) bie ®e= 
reifung ber Crte ber ßeubergroafferoerforgung anfchto§, unb bie 

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1889—1895 



ä^nli^e SluSfteQung in Stragbutji, looiiei bie ^aiienfletnet männliche 
Ouflenb ju ^fcrb ben SonbeS^emt im bcnat^borleit ®Ifo| am 
6. 3uni 1891 becirü|te, — all baö fmb SBeranftaltungen, bie burc^ 
bie 3lnroelen^eit ©ro^^erjogS JVriebricb unb burd) bie oon i^m 
babei gehaltenen Sieben in baS ^erj beS 93olfe§ bleibenb eingejeith» 
net finb. 

91l§ er im Cttober 1893 mehrere Sage in SJlannheim roeilfe 
unb fuh perfönlid) oon ber ®lüte ber ©tobt in lommerjieüer unb 
jeber anbern ^inficht überzeugte, bontte er am 16. Cltober ben ÜJlann« 
heimern für bie begeiftcrte Slufnahme, bie er, ben fie mit ihrer 
£iebe oerrcöhnt hätten, bei ihnen gefunben hohe, ftui^ na^hct^ am 
20. Cttober erfdjien ber £anbe§füqt jur ©röffnung beS Siei^eibant« 
geböubeä in RarlSruhe unb lentfe in feiner SRebe bie ©ebanten auf 
bie ©ntfaltung beü beutfchen SSaterlanbä, ohne toel^e bie 3lu^» 
behnung bed ^anbelS unb IBerfehrS nicht bentbar müre, unb bie er 
an bem Grblühen ber taiferlichen ©öhne jur 3ln= 

f^auung brachte, ©in grogartigeä f^eft mar bie ©inmeihung beä 
SRathoufcS in Pforzheim, roo bie getreuen ififorjheitner unoerge^liche 
fpulbigungcn bem l'anbeShrtrn barbrad)ten, ber in feiner Siebe ber 
400 'itforshcimer gcbad)lc, bereit hrrtliche ^hal im neugefd)offenen 
Sieiche ein leud)tenbcä Sorbilb fei. Sbcnfo feft roie bamalS ftehe 
aud) noch ®<hif Sreue, meld)c bereit fei, bo8 lehtc hersugebcn 
jur ©hre bc§ U}aterlanbc4. ÜJiogc eine ^eit gebeihlicher ©ntroidelung 
tommen, inSbefonbere ba§ Scutfche Sieich immer alä eine gro§e 
unb Sl^tung gebietenbc Sliacht nach au^en baftchen, baju müffen mir 
alle mitroirten. 5Diit einem ^och auf ben Äaifer fchlog bie lebenS» 
DoUe Slnfpra^e, bie nur bem Inhalt nad) aufgejeichnet ift. 

Sen für unfere ^«'1 fo hod)michtigen ©ifenbahnen, bie meit 
unb breit ba§ i'anb biirchfurchen, gak ftetä bie Seilnohme be4 
hohen .fiernt, unb barum ocrföumte er auch nid)t, bie ©röffnung 
einzelner ©trecfcn pcrfönlich z» ooUzichen. 9lus ihrer 3®hi f>nb 
biejeuigcn heroorjuheben, meldjen, mie S3ühl— flehl mitten im SBinter 
am 4. Qoituar 1892 unb ©tnhringcn — Uebcrlingcn am 21. Sluguft 
1895, mo ber Jürft bie ©runbfteinlegung beö Siational=Sentmol4 
für .itoifer SBilhelm I. in SSevlin ber fozialbcmotratifchen 'i-lartei« 
oe^ammlung ouf bem ^ohentmiel gegemibcrff eilte , im Sßcrlauf be4 
Zeitraumes 1889—1895 nicht nur bie Slnmefenheit, fonbem auch 
bezügliche Sieben beS SanbeSfürften zu teil mürben. 

3m Siücfblicf auf ben bebeutfamen Slbfchnitt 1889—1895 er» 
tennen mir, ba| ber 'Äerbegang oon Scutfd)lanb8 ©röge troh aller 
Seforgniffe unb ©chroierigteiten bem Sluslanbe hohe Achtung oor 
ben unferem SSoltSftamme inneroohnenben Strafte abnötigte unb bie 
Leitung ber beutfchen 'i>olitit nach innen unb au^en ihrer großen 
Slufgabc mürbig mar. 25ir oertennen aber auch nicht, ba^ bie Sin« 

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1889—1895 



forbenin^en bet mobemen 3nt Probleme auälßfte, mit beten Söfung 
bie „freieften Röpfe unb bie reinften ^erjen" auf lange btnouS 
Srbeit genug b“6en roerben. Unb ift bet 5ortf(brilt baä 2ofungS= 
mort be^ Sageg, fo fe^en mir in Saben einen dürften, bem baä 
nal^enbe älter bie ßaare blei^te, beffen ftopf unb ^erj aber jung 
unb frifcb bie neuen Srfdjeinungen in fic^ aufnabm, oerarbeitete unb 
fi^ barüber na<b forgfältiger (Snoögung jum SBo^l beä 2anbeä oor 
feinem Sßolte äußerte. 3Bo^I bem Sanbe, beffen ^err ber Ser» 
gangen^eit einficbtig gebenfenb ber ^egemoart oerftänbniäooQ unb 
jielbenm^t inä äuge fc^aut! 



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Hebe 

bei 6tr (Sninbftttnlejnn^ btt evan^eliftben Ktrdit in Scbopfbtim 
7. 3uli 1889. 

€in grofarliger 5«Pi“9 bcniegfc ftd; nad; bcr Sauffelle, bet 
bet fidj balb audj bet ©rogljersog cinfanb. Slabipfarrer pan ber 
5loe hielt bte 5«ft*fbe, ipeitcrc Heben folgten. Die ben 2lft ber 
©runbfteinlegung bilbenben brei fjammetfchlägc begleitete bet ^ürfl 
mit ben IDorten: „§ur ©ottes, 5 um Segen bcr ©emcinbe, 
jum ijeile ihrer ©liebet." Sei bcm nadjfolgenben Banfett im 
„Sängclmdlbifcn" brachte Stabtpfarrer pan ber ^io« loaft 
auf ben ©rofhe^jog, Bürgermciftcr ©rcthcr ben auf Haifer unb 
Heich aus. Hach 5 ahlrcichen ipciteren Crinffprühen nahm ber 
Canbcshert bas IDort. 

fUleine Herren! fon" "i<^t t>o" ^ift^ fcheiben, ohne noch 
einige 33orte be9 3)anfe9 an Sie ju richten. @9 finb heute fo niete, 
fo fchöne äBorte hier gefaQen unb inübefonbere auch <tn mich senhiet 
tnorben, ba| ich utit einem ^erjen nott ®anf auä biefer großen 
Serfammlung feßeibe, unb beoor ich feßeibe, möchte ich 3huen noch 
befonberS baför banfen, baß Sie mich iu dh^ec flfhtte haben moUten 
bei ber wichtigen Jeier, bie mir heute mit ber @nabe Ootteb begehen 
unb beenben fonnten. 

5£aß bie enangelifche ©emeinbe Schopfheim unb alle baju ge= 
hörigen enangelifchen ©emeinben boö 3iel erreicht haben, enblich ben 
®au ber neuen Hirche ftch entroideln ju fehen, iß mir perfönlici) 
eine große Jreube unb ®efriebigung. 2tber ich ertenne auh fehr 
banfbar an, baß non allen Seiten in fo freunblicßer 33eife mit^ 
geroirft mürbe, baS äBerf ju ftanbe bringen ju helfen. @§ iß bamit 
einem bringenben SBebürfniße abgeholfen, roenn nur erß bie Kirche 
ßeht unb wenn ber $au burd) nichts geftört unb unterbrochen mirb. 
J^offen mir baS! 

2U.H 



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1889—1895 



3tber eä ift nit^t nur bas 'Bcbürfnts biej'er Stirdjc, baS mir ins 
3Iugc faffen müffcn, meine Jyreunbe ! 3Bir muffen un§ root)I berougt 
fein, ba§ unfere eoangclifdie ft'ird)e noc^ eine ganj anbere 'Aufgabe 
enoortet non unä, unb jmar bie Aufgabe, non ben Jrei^eiten (Sebraud) 
ju mod)cn, bie fie unä gemährt, ffrei^eit, meine f^teunbe, ift ein 
fc^önes ®ort, incnn e§ rcc^t nerftanben roirb. Sie nerftel)en es alle 
mit mir in bem Sinne, ba^ cs bf'fit: Setbftbcbcrrfc^ung, unb biefc 
Setbftbcbcn'fc^ung mup tunbgegeben werben burc^ S^ätigteit. 9!od)» 
mals fagc idj : biefe ffreibeit muß nerftanben werben, meine ffreunbe, 
fie muß nerftanben werben in bem Sinne, baß jebes einjclne 3)Jitglieb 
einer ©emeinbe ficß nerpßidjtet fül)lt, für bas ©anje ju wirfen unb 
bie firaft biefcs G3anjcn baburd) ju ßeben, baß er in feinem eigenen 
SBefen, in feiner Familie, in feinem ftreifc bafür wirft, baß bie 
©runblagen nnferer ftireße feft geftüpt werben, ^ann fteigt bie 
Sird)c non felber, b. ß. bie ©emcinfd)aft, unb biefe ©emcinfdiaft wirb 
ßart unb leiftet aueß im Staate biejenigen ®ienfte, bie nur felbft» 
ftänbige ajiänncr ju leiftcn ncrmßgen. Jraeßten Sic alfo banadj, 
meine ffreunbe, baß bie Sclbftönbigfeit wad)fe, juneßme unb immer 
fräftiger werbe, kräftiger aueß in bem Sinne, baß bie lLtaterlanbS= 
liebe fid) boron fnüpft unb baß wir ftets im Slugc bcßalten, ein 
fröftigeS ©lieb beS ©anjen ju fein, ^d) meine; bes ©anjen; nid)t 
nur ein fräftiges ©lieb ber gefamten coangcIifd)cn ilireße ber fficlt, 
fonbern aueß in ber eoangcUfcßen Mircße fräftige ©lieber berjenigen 
©emeinfeßaft , in ber mir ftarf fein muffen, bamit bie ©emeinfeßaft 
fclbft bie nötige Slraft äußern tonn. Tiefe @emcinfd)aft ift ja ßarf 
geworben, aber immer noeß tßut eS not, immer wieber baran ju 
erinnern, baß jeber einjelne basu beitrogen muß, bos 'Jlationalgefüßl 
ßod) JU ßalten über alle anberen ^"tereffen. 9lur bonn fonnen mir 
einer bie unS noeß unbetannt ift, entgegengeßen. fofl® 

furj, ber ^ufunft. 2Bir wollen nießt fragen, wie biefe wirb; beim 
biefclbe ift ocifdjlciert ; fie fonn niel in fid) bergen, maS unS nießt 
gefällt, wir ßaben bas erlebt in ben leßten ^aßren. 9lber mir 
ßabeu aueß ßcute bie SBorte gcßört oon berebtem 3JJunbc, waS cS 
ßeißt, Scib JU tragen, ©eßen wir baßer juoerficßtlicß ber ^wfunft 
entgegen mit bem ©clobnis, treu ju oerßorren auf unferen '^ßießteii/ 



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1889—1895 



in GrfüUung and) bet religtöfcn ipflic^ten, unb l)oIten roir unä fietS 
Dor Singen, ba§ jcber einjelne genötigt unb nerpflid)tet ift, baju 
beijutrogcn mit feiner gonjen Kraft unb ^''biuibualität. 

5in bicfcm 0inne, meine grcunbe, ft^Iie^e ic^ unb ne^me 
9(bfd)ieb uon ®itte, einen 9hif erf^ollen ju laffen, 

ber >^crjen liegt: auf’ä SOaterlanb. nenne e§ 

nicht näher, meine ff-reunbe: beim ba§ SBort „'Caterlonb" fchlie^t 
in fich, roas jebem ©erjen teuer fein mu^, unb baher ein breifa^eä 
^oth Quf^ 'i^oterlanb : ^od)! .ßod)! ^>od)! 



Crinffprudj 

bei ötm (halaöintr ^u V ^tfttebs 6er KaifcrUchtn 

Itlajeftäten in Karlsruhe 
19. Kugujl 1889. 

Unter 6 cm bcgciftcrlcn Dolfsmcnge jogen am 

nachmittag 6 er Kaifer un 6 6 ic Kaiferin in Karlsruhe ein, feftlidi 
empfangen pon 6 cm ©rofher 5 oglichcn Paare. Hach 6 cn per- 
fthic 6 cnen (Empfangsfcierlichfcitcn, iporuntcr 6 er Dorbeimarfd) Pon 
faft 19000 U'UtgIie 6 etn 6 er auf Pcranlaffung 6 cs £an 6 esherrn 5 U 
6 cm ^eft eingcla 6 cnen ZnUitärpereine herpor 5 uheben ift, fan 6 abenSs 
im Schloß eine ©alatafel ftatt; 6 ie 2nittelplähe naljmen 6 ic Kaifer. 
liehen Znajeftäten ein, 5 ur Seite 6 er Kaiferin fag 6 er ®ro^h<^r 5 og, 
jiir Seite 6 cs Kaifers 6 ie ©rofh«r 509 ii/ 'h>^ Seite prin 5 Karl, 
©egenüber Staatsminifter Dr. Curban un 6 ©eneral 6 er 3nfanteric 
ron Scblichting. 3>^ ©an 5 cn waren 5 U 6 cm ZHahlc etwa 100 
€inla 6 ungen ergangen. 3’" Perlaufe brachte 6 er ©ro§h <^'^509 
einen baI 6 6 arauf pom Kaifer ebenfo h«t 5 l<ii? uls ancrtcnnen 6 er» 
wi 6 crtcn Crinffpruch aus. 

Gm. Knifcrlichen unb Königlichen Sllajeftäten geftatten mir, bo^ 
id) bic Gefühle bes Jianteö ousfpred)c, inbem idj Gro. SUajeftät 
ben ®ant fogc bafür, bag Sic uns auf 9lllerhöd)ftihrcm 9Bcge nach 
ben SRci^Slanben als ®eutfcher Kaifer unb König uon ißreu^cn ben 
erften IBcfud) jiigebacht haben. 

a» 



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1889—1895 



35ut(^ meinen SWunb bontt 3^nen mein flonjeö Sanb für bie 
'Jlubieid)nung, bie unü baburd) ju teil gemorben ifi, unb ic^ barf 
rooljl^bie Hoffnung ou^fprec^en, ba§ Sm. SDlojeftät 3itf) ^eute über» 
jeugt boten / ba§ bie ^ulbigung, meld)e bie '-Bertreter auä allen 
Seilen be^ üanbeö, bie jugleid) 9lngel)örige ber Slrmee fmb, 3bnen 
bargebratbt hoben, aus bem Sieffteu i^reS ^erjenS bemorgebt; bag 
bie alten Solbaten, bie mitgefümpft hoben, um bie SReicbSlanbe 
beutfd) werben ju laffen, ihre ^ulbigung 3boen barbringen burften 
mit bem @efübt, menn cs not tbut auch nod) als Sanbfturm einjutreten 
für bie Gbee beS 5HeicbeS, für baS ^eil unb baS 3Bobl beS Saifers. 

3cb fprccbe aber aud) im Flamen meines ^aufcS unb meiner 
(Familie Gro. 'üUajeftät meinen Sant aus, bag Sic uns mit biefem 
S3efud) beehrt hoben, baß Sie mein nüterlicheS .^auS, baS ^auS 
meiner 3thnen betreten hoben, in roelchem unfer hochfeliger Äaifer, 
Slllerhöchftihr $err ©ropnatcr fo oft unb lange unb gerne geroeilt, 
unb Ohr hothfriisrr $err Satcr Stunben ber J^reubc unb bcS ©enuffeS 
iugebrad)t hot. 

Gro. 'JJlajeftüt hier begrüben ju bürfen an biefer Stätte ift ein 
befonbcrcS ©lücf für unS alle, unb eine befonbere ^reube, rocld)er 
ich baburch 3luSbrucf gebe, bag ich bie 'Jlnroefcnbcn bitte, mit 
mir einjuftimmen in ben 9luf: .^och unb lange leben Ohre Äaifer» 
liehen SÖlajeftäten , Seine 'JWajeftät ber Jtoifer, Ohre 3Jlaicftät bie 
jtaiferin unb baS ganje ^t'aiferliche .^aus, hod)! hoch! hod)! 






Hebe 

bei bem Kriegeroereinsfeft bes Seeganrerbanbes be« 
mUttärrereins in Ueberlingen 
1. September 1889. 

IDährenb bie ITlufiffapcllen bie ^ürftenhymne fpielten, entflieg 
bet (ßro^hersog bem ftattlidj beroimpelten Salonboot, bas ihn non 
ber 2Tlainau herübergebracht hotte. Hadj bet üblidjen Dorftellung 

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1889—1895 



un6 Begrünung lieg er bie alten Solbaten porbeibefUteren. 21uf 
bem fpradjen Bürgermeifter Beg unb (ßeneralleutnant 

j. B. p. Deimling, hierauf tidjlete ber (Srogljer 5 og auf bie Stufen 
ber ITribünc tretenb biefe 2lnfpradje an bie : 

53eoot id) non ^ier fcgcibe, möcf)tc i(^ einige 3Borte be§ 2lb» 
f^ieb§ an 0ie richten. 

3d) bante bem SBürgermeifter ber Stobt Ueberlingen für bie 
freunblicgen SBorte ber ®egrügung, bie er an mid) gerichtet ^nt, 
unb ebenfo ben Äriegeroereinen beö Seegounerbanbs bafür, ba| fie 
bie Ginlabung jum feurigen Jeft an micg ergeben liegen. ®s ift 
mir ein roilirommener 91nlag, aufä neue ju fagen, bag icg 

bie treue unb gingebenbe ©efmnung, bie Sie neranlagt bat, mid) 
in 3b>^® SJlitte ju rufen, mit befonberer J^fcube anerfenne unb be= 
berjige. ^b««" “Wen ober, bie btet erfcbienen ftnb, fprecge id) nod) 
befonberen $anf ouö bofür, bog Sie einem an Sie ergangenen 
5Ruf in fo groger 3“bl Befolgt fmb, als icg .^bnf" i“ 9 te, es roerbe 
unfer junger ftaifer feinen erften ofg 5 iellen ®efud) in ber ßauptftobt 
bcs Sanbcs mocben. Gä ift mir ein Slnliegen, 3b"t" “u^b >n 
biefen ÜDlauern meinen Tont bafür mit ber ißer)'id)erung ous= 

jufpredjen, bag id) baS fegr bod) ä“ roürbigcn roeig, wenn nicgt 

nur bie jungen Solbaten, fonbern aud) bie alten Solbaten bereit 
ftnb, einem folcgen 9fufe ju folgen. GS ift bieS unleugbar eine 
Gefinnung, bie roobl äufommenbängt mit ben Grinnerungen on ben 
heutigen Tag. 

Sie roiffen alle, bog mir bc“te öem ißorabenb ftnb beS 

Toges, ber in bem ganjen Teutfd)en iReitbc b»tb gefeiert roirb 
tocgen feiner Grinnenmg an ben Sieg uon Seban! 2Benn bos 
aud) nod) lange nid)t ber Scblug ber 31ufgabe mar, bie ju 

erfüllen geroefeu ift, fo toar es bocb ein entfd)eibenber Tag unb 

biefer Tag ift ei, ber nun feit jener 3eit immer unb mit f^reube 
gefeiert toirb. 9lber er oermag aud) anbere als freubigc ©ebonfeu 
tu erregen, toenn mir uns erinnern aller ber Cpfer, bie er uns 
getoftet bot- 3Rit bem J^einbe fmb mir jroar fertig geioorben, aber 
nitbtsbeftoroeniger ift angeftrengte Tbätigteit immer nod) nötig, unb 
bas ift cs, roas micb oeranlagt, auf ben blutigen GrinncrungStag 

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1889—1895 



jurfidjuge^en, um auSjufprec^en, roaS mir auc^ je^t noc^ 

nac^ fo langen roo mir burd) ben fortfc^reitenbcn Sieg bet 

3a^re 70 unb 71 ju einer feften ©eftaltung im ®eutft^en Steic^e 
gefommen ftnb, immer nod) uns fagen müffen : mir müffen in iöereit» 
fd^aft fein! 3« ber ©ereitfc^oft, auf ber ber Jriebe fte^t. .^ier 
gilt es, roacbfam ju fein in bem ^eiligften Sinne bes ffiortes ! Unb 
loac^fam ftnb mir, roenn jeber frei, feft unb be^rrlid) auf feinem 
‘öoben fte^t unb il)n }u nerteibigen meife, gegen men e^ auc^ fein 
mag! ®a8 tommt bann im ftoatlic^en Seben jum 3lusbrucf unb 
bat aud) in biefem 33ejirt fc^on jum Slusbrucf tommen nuiffen. 2Bie 
forgen mir bofür, baff ber ftaatlidje *'* 

3eit befinben, aufretbt crbalten roirb? ®iefe Jrage ift immer oon 
neuem aufgetreten unb roirb immer oon neuem auftreten. 6^ giebt 
barauf nur eine 3lntroort: ÜJlan bente baran, feine iPflitbt ju tljun, 
roie fte auf Örunb ber gegebenen feften Crbnung jebem auferlcgt 
ift. 3)ie ailabnung, meine J^eunbe, bie gegebene Crbnung aufred)t 
JU erbaltcn, braudje itb nidjt an Sic ju rid)ten, bcnn Sie haben jur 
Jahne gefd)rooren, unb ich nteig, ba§ Sic ben Jahneneib hat^ 
halten. 91ber id) richte mich an Sie, bamit Sic bie Mahnung an 
bie Jugenb ergehen laffen, auf biefem 3Bege ju bleiben. 5Rur roenn 
ba§ ganje beutfche 3Jolt bereit ift, für feine SRechte, für feine teucrftcn 
Jntcreffen cinjutretcn, tonnen mir ben Jriebcn aufrecht erhalten. 

®iefe S8ercitfd)aft ift alfo eine 'fJflid)t, auch im bürgerlichen 
Scbcn mup jeber fid) fagen: Sei bereit! Mas ht'fet bereit fein? 
Gtroa nur tommen, um bie ^Pflicht ber ißerteibigung ju üben? 'Jlcin, 
meine Jreunbe, bas ift c§ nid)t allein, bns roill ich »“n jebem 
hoffen, bag er bem IRufe folgt, roenn cs bem 'i?oterlanbc gilt. 'Jlein, 
roir müffcn bereit fein im Jnncm, benn — baS müffen Sie ftd) 
ftets oergcgenroärtigen — cS giebt auch inneren Jcinb, ber in 
oerftccftcm Schleier umhergeht unb ber ju betämpfen ift. 3Benn eS 
fich jeigt, bag es barauf abgefehen ift, bie Crbnung ju ftören, ba 
ift eS eben nicht blo§ ber alten ober jungen Solbatcn, fonbern aller 
^Pflicht, bap fic für bie bebrohte Crbnung eintreten. .ßaben Sie 
hoch nicht blo§ für baS SRcich ju ftreiten, fonbern für .^eimat,*.6erb, 
Jomilie, baß nid)ts oon bem ocrloren geht, roos mit teuerem tPlut 

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1H89— 1895 



erfauft worben ift! Grftaunen Sie nicf)t, ba§ id) fo evnft ju 
rebe; wenn man in ipflic^terfütlung ergraut ift, ^at man bas SRet^t, 
fo ju fprerf)en, benn man fte^t bem ©rabe nä^er, als ber SBiege! 

glaube, oon 3^nen nerftanben ju werben ; id) fpred)e non feinen 
Slit^tungcn uub feinen ifJarteien, fonbem lebigli^ non bem, waS 
jebem Staatsbürger obliegt, befonberS benen, bie bie ißcrpflidjtung 
hoben, bie SBaffen su tragen. 

3ch bin 9Iufforberung , an biefem Jefte mich J“ be= 

teiligen, mit Sreuben gefolgt; unb ich freue mid), wenn Sie no^ 
frohe Stunben hic^^ nerleben. 3)a§ baS ffeft momentan burch ernfte 
Betrachtungen unterbrochen wirb, baS ift ber Sauf beS Sebens! 
URan mu§ aud) an biejenigen SUfomente benfen, bie einem weniger 
ongenehm finb; barum untemohm ich es, nor meinem 'Jlbfchiebe 
in biefer iBeife ju reben. Qch fd)lic§e aber bamit, ba^ ich 
alle oufforbere, bie bei biefer ©elegenheit fich jufammengefunben 
haben in ber ehrwürbigen Stabt Ueberlingen, bereu ©efchichte 
fo weit jurüefgeht, bereu Jhdtigfeit in jeber 3^*1 f“ 
werte war, biefer Stabt mit mir im ©efühte ber Sanfborfeit ein 
freubigeS .f)od) ju bringen. Sie lebe hoch» ho^, hoch! 

* 



Hebe 

bei btm \. Ptrbanbstag bts Kraichgan-ZnUitämtrtins-Perban&ts 
in Scuchfal 
29. September 1889. 

Seim Sorbeimarfeh ber Sereinc am Rathaus würben bem 
(ßrof hc^sog begeifterte ^ulbigungen bargebracht- 3n ber ^effhalle, 
wo ein Sanfett gehalten würbe, hielt ber Sorfthenbe bes ®au> 
»erbanbes, Sanfbireftor Sopp, eine Segrüfungsanfprache an ben 
dürften, bie mit bem IDunfche fchlof : „Unter (ßotfes Schule lebe 
unb witfe unfer erhabener profeftor unb fein fjausl" (ßencral* 
major }. S. t>. Deimling brachte ein ^och auf bas beutfehe Pater» 
lanb aus. Unter lautlofer Stille begann bet 

3m Begriffe, oon 3h”e" P fcheiben, möchte ich noch einige 
©orte an Sie rieten; ©orte beS DonfeS juuächft, ba§ Sie ge» 

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1889—1895 



wünfdjt ^oben, ba| ic^ an 3^ret Serfammlung mic^ beteilige. 

bin biefer 3lufforbening freubig unb banfbat gefolgt, roiffenb, 
roelc^en @eift it^ ^ier treffe. 3(^ bin ber Stobt ®rut^fal ganj 
befonbetä bantbar für ben freunblic^en ßmpfang, ben fie mir beim 
53etreten bes; ffieitbbilbe§ i^rer Stobt bereitet ^at. $er Slnblid, 
meine .^»erren, ben icb oor mir Ijnbe: eine fo jaljlreic^e SSerfomm» 
lung f Dieser, bie fc^on bie Soffen getragen, für i^r SJoterlonb 
geblutet, ift mir ein roo^ltbuenber unb er fü^rt mich ju ber Se* 
traebtung: „Sie tommt e§, bo^ Silitäroereine entftanben fmb?" 
3ltb glaube, e^ ift bie§ eine Setraebtung, bie ber 9Jlübe roert ift, 
fie ju oerfolgen. ^^b möchte Sie barin erinnern, ba§ es nun 
50 Sab’^c boibfE^'S^if SSater ben 6ntf^lu| gefaxt 

bat, eine Sebaille ju ftiften, bie unter bem Ülomen „^elbbienft* 
aussjeiebnung" betannt ift. 3)ie SeboiUe mürbe feinerjeit geftiftet, 
um benjenigen firiegem, bie noch bie alten gelbjüge mitgemaebt 
haben, ein ®ent» unb ä“ geben, ich möchte fagen als 

eine 3lrt (Sntfebäbigung für bie febroeren, forgenooUen feiten, bie fie 
ju burcbleben gehabt. GS roerben nur noch roenige baoon om Seben 
fein, ober es giebt boeb noch Sännet, bie ficb erinnern roerben, baß 
febon bamalS Ulcteranenoereine gegrünbet rourben. Gs roaren bicS 
bie erften 'ilereinigungen auf militörifcber Grunblage. GS ift alfo 
febon bomals baS ISebürfnis gefühlt roorben, fid) ju oereinigen, unter 
folcben, bie gemeinfame Üciben unb gemeinfame ©efobreu beftanben 
unb auch gemeinfame Gbrc empfangen glaube 

Sie roerben alle barin mit mir übereinftimmen, ba§ bie 33erbinbung 
folcber, roeldjc auf jurücfblicfcn tonnen, roo fie ihre Pflicht 

mit treuer ^lingcbung unb ^egeifterung erfüllt b“ben, ju ben ebrcn= 
Dollften 3>ereinigungen gehört. ®ie gleichen Sotioe liegen ben jabl= 
reichen Silitöroereincn ju ©runbe, bie in fo großer 3luSbebnung ben 
SilitäroereinSoerbanb beS SanbeS bilben. 

3cb holte bafür, ba§ cS immer roieber ooii neuem erroogen 
roerben mu|, roie bebcutungSooll cs ift, roenn jene, bie folcbe Grleb« 
niffe auSsutoufeben hoben, fid) ouf eine Seife oereinigten, roie bie 
Silitäroereine es bisher gethon hoben unb fid) aud) tünftig nod) 
oereinigeii roerben. Sir fragen; ift es nur bie Griiinerung, roelcbe 

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1889—1895 



fie äufammenfüljrt, ober ift oielmetjr bie Sd)ule, bic fie burd)= 
gemacht ^aben? bleibe bei bem legieren fteben. Sie roerben 
cö äße empfunben hoben, roic bebeutungäoott cä ift, bie Stl)ule ber 
'jtrmee burchgemad)t }u hoben. Sä gehört oiel baju, um ben 
ipflithten ju genügen, bie bie .^eereöpfüdht on einen SDlonn fteßt, fie 
giebt ©elegenheit, aße Sugenben beö Sebenä ju erproben. 9Ber 
biefe Schule burchgemacht, bringt aße« baä noch ^oufe, rooö für 
baä bürgerliche Seben nühlid) ift. So, meine Herren, begrübe ich 
baä Seftehen unb bie Sortentioidelung ber Sßilitäroereine. U5enn 
baä 'Pflichtgefühl, bie Xreue, bie Eingebung, bie Selbftlofigleit fmb 
bie Gigcnfchaften, bic gepflegt roerben, roo ©ehorfam oerlangt roirb. 
©ehorfam aßein lautet hört; aber er roirb oerftanben, rocil man 
bie jugenben tennt, roelche er crjiehen foß. Choc ©ehorfani tann 
roeber in ber Slrmcc, noch l’otift im Sehen ctroaä mit ©rfolg burch» 
geführt roerben. galten mir alfo feft an ben ©runbfähen, auf 
benen bie Unilitöroereine aufgebaut fmb, unb forgen Sie bafür, ba§ 
auch jüngeren, auä ber 3lrmee erft auätretenben Scute jahlreich 
ben fUJilitärocrcincn beitreten, um bie erroorbenc Schule mehr unb 
mehr ju pflegen unb um fuh an benen ju erheben, bie fchon ©rögercä 
unb ©rnftereä erlebt hoben. Sie, meine älteren fjrcunbe, fmb ganj 
befonberä baju berufen, biefe Sdjule ju pflegen. Iradjten Sie bic» 
jenigen, bie ihre brei 3ahrc gebient hoben, fid) mit 3hoen ju 
oereinigen, bamit fte ftch baran erheben, bann roerben roir auch toit 
IRuhe unb ^uoerftcht jebroeber entgegenfehen fönnen. Unb 

ba^ bicä fehr roünfd)enäroert ift, roerben Sic aßc jugeben, roenn 
Sie einen ®licf auf bie 3cit roerfen, in ber roir leben, roo eä immer 
notroenbiger roirb, gro^e Sröfte ju cntroicfcln, unb baä ju erhalten, 
roaä roir errungen hoben. 6ä ift notroenbig, ba§ bic 'Ulilitöroereine 
baju beitragen helfen, ben Sinn ber Ircue unb ber Eingebung an 
bie beftehenben IBcrhältniffe fefter ju geftalten unb ju pflegen. 

9JHt biefem Sluäfprud) fcheibc id) heute non 3h"en, unb bic 
3uftimmung, bie Sie oorhin ben im Sinne biefeä 9luäfpruchcä an 
unä gerichteten Sorten beä ©ouoorftonbeä gegeben, hoben bic an« 
genehme Ueberjeugung in mir erneuert, ba§ biefer ©eift in 3ho'^o 

(BtoI^Pq 0i1ebrl4, {Reben unb ftunboebungm. lo 



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18H*)_ 1M!»5 



lebt imb feft bcgvünbet ift. '-Bciuafjveu Sic bcu Sinn, ben ber 
'■^Jröfibent bcs 53abifc^cn 3)lilitärDcvcinsocrbanbc5 J3i)nen oor^in ans 
.^ev} gelegt bat, bcnmbven Sie ibn jn ^^i'cnt iöeften unb juin 3Boblc 
bc§ Ünnbeg. Unb juv iöcträftigung beffen loffen Sic tnid) Sie 
aufforbevn, ber Stabt, bic )o fvennblid) für ben bentigen Jag geforgt 
bat, bic O^itcn ©elegenbeit gegeben, ba| Sic fid) oereinigen fonnten, 
3 bt'f gentciniamcn Gmpfinbungen auetutauidten t)evmod)tcn, ein bant« 
bares $od) ju bringen. 

.3d) fovberc Sie auf, ftimmen Sie mit mir ein in ben ^)^nf; 
Jic Stabt 'örudgal, fic lebe bod)! 



lUibmung 

fir bas ittbtrig-Utilbclm-Kranfcnbcim ron 3brcr Ucniglieben fv-'beit 
ber (firopbenogin 
3. OTai 1890. 

Das uom babifdjen ^fauenpercin unter opferfrcuöiacr IMife 
pon (Sönnern, infonberljeit ber protefforin felbft, erbaute €ubmia* 
ITilbelm-Kranfenbcim bietet ben pflea,erinnen ein eigenes ßau* 
unb entbält eine eigene Klinif. Jtoi ber <£inn>cibung mebte 5 um 
erftenmal auf bem (Sebäube bie ipcipe ^aljnc mit bem roten 
Kreu 5 e. 3 ”' 3 nnern mar am 2 Utar unb in ber bem 2 tnbcnfen 
bes Prin 3 en tiibmig lüilbelm gemeiljten Hifdie einfache 2 tu«> 
fdimiidung 3 U feben. Die Jeiec geftaltetc fief; unter Zinroefenbeit 
bes ^ürftenpaares unb pieict berporragenber pcrfönlidjfeiten äuferft 
erbebenb unb miirbig. lUit tiefet Sübrung pernabm bic J^t- 
perfammlung bie lüorte, roeldie bie bab*^ Proteftorin burd) ben 
2TTunb ihres erlaucbten (Semabls an bic Perfammlung ricijtele. 
Der (Srogberjog pctlas bie IPibmung. Dann hielt Prälat D. Doll 
bie erfte unb Defan Penj bic jroeite geiftlidjc IPeiberebe. Die 
IPibmung lautete: 

Dicfe Stätte fei eine Stätte ber Harmber^igteit, eine Sd)ulc 
bienenber i)iäd)ftenliebe. 

Sic geroäbre benienigeu, meld)c, bes cblcn 3lugenlid)tesi beraubt, 
in ihr .fMlfe fud)en, ‘®iebcrgnbc ihrer Slngcnfraft. 

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1K8!) — 1895 



3ie geioä^ve benjenigeu, rodele, non i'ciben I)einigeiud)t, l)icv 
'Jtufna^mc begehren, Stärtuiig unb Teilung, bo| fie bnntbnrcn 
.^erjens, fro^ if)ven ^nniilicn luicbcvgegcbcn roerben mögen. 

Sie geroöbve ba, roo Teilung neii’agt bleibt, Sinbevung bev 
üeiben burc^ pflegcnbe ^yüriorge. 

Sie gcroö^re ba, luo bie Sd)atten beö Jobeö nidjt abgemenbet 
merbeu fönnen, ben <^*>'^'3 milben .ßeimgangs. 

3n biefeu ^Räumen bcvrfd)c unter ben Sd)roeftcrn bev ©eifi 
avbeitSöoUer '^tflicbterfüllung, fvöl)lid)en 3Iei§eä, treuer @eroiffen= 
Ijaftigfcit, einträdjtiger ©emeinfebaft, gebulbiger Siebe unb ielbftlofer 
^Jemut. 

il)or ollem unb über allem aber malte biev ber ©eift ber ('lottes* 
furd)t unb bcs jyriebens, ber ©eift feften <briftlid)en GMoubeuä, ber 
alle Ülrbeit beiliflt ju einem ®erte innerer frommer Ueberjengnng 
im 'I'ienftc ©otteö. 

lieber bem Gingang biefe« ßaufcö unb an ben ffiäuben biefer 
gotteöbienftlicbeu iHäume fteben geliebte Ülarnen, roeld)c id), meinem 
oielfad) trauernben ßerjen jiim Jroft, mit bem „ftranfenbeim" oev« 
buuben b<ibe. 

'IRöge ber Segen bes ßeimgegangeneu ouf bem iJBerfe ruben, 
bao mir bc'de beginnen, baofelbe fd)übenb unb förbernb. 

3)löge biefc geheiligte Grinnerung unfern 'iMid b>no'>f lenten 
uou oller 3lrbeit, OTübc unb Stbmerj irbifd)en Jagemertö su ben 
lidjtcn ßöben ber '.Uerfläning. 

Jab malte ©ott! 

IHit bemegfer Stimme buH« ber <5ro§b«jog biefe ber Ilnftalt 
als Kidjtfcbnur gegebene fürftlidje IDibmung oerlefen, um ftdi ben 
barin ausgefprodjenen IDünfcben „mit bet ganjen j^nigK'it bet 
(Sefüblc, roeldje einem ebenfo fd)roet gettoffenen fjer 5 cn entfptingen" 
von ^et 3 en anjufdiliefen. „I)ct Segen bes Heimgegangenen möge 
immetbat auf biefet febönen 21nftalt tuben!" Die Sd)lüffel mutben 
bietauf bem Potftanb bet 2lbteilung III bes übetgeben. 

* 



‘.MS 



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1889—1895 



Hebt 

auf btt lanb»irtfd;aftüd;tn HnsfttUnnj in Stra^bnrj an ^ananecKcittc 
6. 3>*ni 1890. 

HIs bcr (Srogi 7 er 509 in ^e^Icitung bes Stalti^alters dürften 
Don £)oi^enloi;c bie HusfteUun^ be{idfti$tc, bradjlc ein malerifd^er 

pon ctma 120 berittenen jungen Burfd^en aus bem f^anauec 
Cänbel in üjrer fleibfamen unb foftbaren (tradjt — rocife ^ade 
übet ben roten mit gelben ^ofenträgern petjicrten IDeften, fdjroat 5 cn 
Heithöfen unb auf bem l)aupte bie tunbe, goIbpet 5 ierte Happe Pon 
3 ltispel 5 — eine f)ulbigung bat. Bürgermciftcr Baumert Ijicit eine 
Hnfpradje an ben Canbestjerrn, worin et fagte, früljet fjätten ftc, 
um ben Huljm unb bas Daterlanb 5 U retten, anbre 21 uf 5 üge gemadjt, 
biefer 21 uf 5 ug aber gelte bem grüßten beutfd^en jtiebensi^elben unb 
bebeute ben Banf bcr unter bes ^ütflsn Hegiorung blüljcnben €anb- 
ipirtfdjaft. Badjbcm bas ^odj pcrflungcn, ließ ber ( 5 roßtjcr 3 og 
bie Heiterfefjar näfjer reiten unb fpradj etwa folgcnbcs: 

Siebe greunbe! Gä ift mir eine greube, 3^nen ®ant ju fogen 
für ba§ Vrätitf)* ®iUfommen. 2)ie greube, bie id| empfinbe, ift in 
ber S^ot groß über bie treu ergebene ©efinnung, bie ©ie mir ouSge« 
fproc^en unb burd) nielcbe bereits ©uteS unb ©roßeS gcleiftet roorben 
ift. 2ÜS treue gute SBobener roiffen Sie, baß bie böd)fte G^re iß, 
ein guter 3)eutfc^er ju fein, geß appellire an 3^« ©ie 

finb noeß jung unb ^aben noeß oieleS oor ßcb, S3öfeS unb ©uteS. 
Sollte e§ aber fc^toere Sage für Sie geben, fo roerben Sie fid) als 
gute 5)eutfd)e berod^ren. 93eioal)rbeitung biefeS forbere id) ©ie 
auf, 3^re 9JJüt(en abjuneßmen unb mit einjuftimmen in ein ^Öurraß 
auf ©eine SJJajeftöt ben ®eutfd)en Saifer, ber unS baS ©lüd einer 
ftarfen, frdftigen ^Regierung beS gtiebenS gegeben ßat. .^urraß! 

* 

Hnfpradjen 

bei ber ^oßafel für bie Hlitgliebtr bet Stänbeperfammlung 
17. Juni 1890. 

Hadjbcm bie (ßroßßcrjoglidjcn fjcrrfdjaftcn bie 2Tlitgliebcr bcr 
1 . unb bann bie bcr 2 . Hammer empfangen ßatten, fanb mittags große 

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1889—1895 



{)oftafeI für 6ic UTitsIiebcr beiier Kanitnorn flatt. ®cgcn <£n6c 
bcifelbcn begtügte bec jürft feine (Säfte, n^orauf ber präfibent ber 
f. 'Kämmet, (Sei;eimerat Serget, ben tCrinffprudj auf ben (Sro§- 
ijersog ausbtadjfe, monad) bet Ptäftbent bet 2. Kämmet, (Scijeime- 
rat J)r. Camey, in an 5 ieljenbet IDeife bie <BrofeIjer 5 ogin feierte. 

3Bertgef(^ä^te fetten! Seim Slbfc^Iug 3^rcr 31rbcit ift e« 
mir eine befonbcrc Söefricbigimg, 6ie in meinem ^aufe nod) auf» 
nehmen ju fönncn, um 3bnen nuä 5 ufpred)en , wie banfbar ich bin 
für ba§, maä 3h>^® angeftrengte unb langroierigc 9Irbeit ju panbe 
gebracht hot- mürbe ber SHegierung baäjenige 

auSgefprochen, ma§ ich roieberholen barf, aber foroeit ich 

bobei perfönlich genannt roerbe, fo liegt cei mir am fersen, nochmals 
p roieberholen, roaö 3ch eben fagte unb baran ben SQäunfch p 
fnüpfen, ba^ Sie mit öefriebigung in 3h>^® Serufe, in ^h^f 
i(irfe, in ^ht^c Stdbte hci*ntehif>*< ber 10cfriebigung, ba§ Sie 
oieleä liu ftanbe gebracht hoben, roa§ bem £anbe pm Sßohle 
gereidjen roirb; ich gebenfe befonberö ber Sauarbeiten, ber Sahn« 
bauten u. f. ro., roa§ baju beitragen roirb, bie Slrbeiter ber Se» 
oölterung noch ouf lange ^feit roohlthätig p befchäftigen, ber 3(uf< 
gäbe, bie wir unb oUe ftellen müffen, ba| nad) biefer Siichtung 
gefchieht, roab möglich ift, um ber 9lot, foroeit ftc oorhanben ift, abp. 
helfen unb benjenigen Seftrebungen entgegenptreten , bie fo lei^t ge» 
neigt finb, bie iärbeiter ber Seoölterung auf anbere Seiten p bringen. 
;^nfofem, meine Herren, ift eä au^erorbentlid) roünfd)enbroert, ba§ nun 
nach <S<hio§ biefeb £anbtagb bie 3nöglid)feit gegeben ift, biefe Sefchäfti» 
gung fo roeit aub}ubehnen. :3(h^onfe Ohoon, bagSiebap beigetragen 
haben, .^ch fchlie|e ab, inbem ich ouf bab 3BohI ber fUHtglieber ber 
beiben Äammem trinfe, auf bab^ perfönliche SBohh auf bab SBohl ber 
Shrigfo» ouf bab SBohl ber ©emeinben, benen Sie angehöten, ber Se- 
jirfe, bie Sie geroählt hoben, unb fomit aller ^ntereffen, bie Sie ju ner- 
treten hoben. @b leben bie Snitglieber ber beiben ftommem ho^! 

^um Schluf roenbcte fich bet (Stogh<<^5og nochmals an bie 
pctfammeltcn (Säfte: 

ßohe leerten! Senor mir biefe Säume uerlaffen, barf ich 
noch foroohl bem ©rften Äammer, alb bemjenigen 

24S 



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1HH9— 1HH5 



bcv ftainniev l)cv,^Iid) bauten für bic liebeuoUcu 3öovtc, mit 

bencn inid) bic bciben .ficvren bcctrüftt unb bcglücft Ijoben, unb 
,’it)ncn allen, meine Herren, meinen berjüc^ften S'ant faßen für bic 
i,'cbbaftißtcit, mit ber 0ie biefe 'JBovte anfßenommen baben. 
befonbeve bein .ßevni Webeimerat ifameq fpreebe id) meinen bc= 
funbeven nnb bcijl'tbfn für alles baS iMcbcDoUc nnb tief 

(5m|)fnnbcnc, baS er über bie örojfber.soßin anSflcfprod)en bat. v'fd) 
merbe ein fd)iDod)cr 'itertreter fein beffen, roas er ßcfaßt bat, id) 
merbc nerfueben, cS roieberjngcben fo ßnt id) cS uermaß. 
ift eS tief ins $erj ßcbnntßen, id) bnnte ibm non ßan^en ^enen 
bafür nnb Obnen allen and). 

yjtcine .f^erren! 'Bcitn Sd)cibcn aus biefen tHünmen l)abc 3d) 
nod) ein 'föort an Sic ;tu riebten, ein 4Bort ber üiebe unb fOtabnunß. 
®ir fd)ciben in bem 'öeiüufjtfein, einem ftarfen unb ßroffen tHeid) 
anjitßcbörcn, baS ftnrf ßcnnß ift, nm, roenn cs nötiß ift, ben fyricben 
,ßi bittieren. Jaju ßcbört ntlerbinßs, bnß bic .ttvaft crbaltcn bleibe, 
unb bas ift ja and) bie 3lufßabc, bic bevmalen erfüllt merben foll 
in bem ;Hcid)staß. ff»»' '»'i' foftf''» f^>Jtt ßcbe, baß nllcntbnlben 
bas etnpfunben wirb, roas id) nuSßefprod)cn babc, roir müffen ftart 
fein, nm ben fvrieben sn crbaltcn. Taft ber ffrisöt» bisher crbaltcn 
ßeblicben ift, ift roefentlid) bem M'S»ftl)>'f>ben, baft man bas 'üeronftt^ 
fein bat, er fann erbnlten, ja er tarnt cr^rouiißcn roerben. 'Jllfu, 
meine Herren, roir fd)eibcn mit bem 'öeroufttfein nnb mit ber froben 
•Öoffnunß, baft ber lyrii^bcn crbaltcn bleibt, nnb bas ift ja eine 
frcubißc Stimmunß, mit ber roir alle erfüllt roerben, roenn roir 
an bie 3"t»»ft benfen. Taft babei mand)e Cpfer ßcforbcrt lucrbcn, 
baft mand)c l'aftcn cntftcbeu, bas maß uns fd)roer treffen, bnS roirb 
aber bie 3»tu»ft erlcid)tern unb an bic 3''f>»'tt müffen roir benfen, 
roenn toir jeftt anfbnucn, bamit unfere 9tnd)tommcn bie ßanyn i'or> 
teile biefer .ftraft tennen lernen. 

'Jlid)t fo freubiß, meine .ftcvrcu, fd)aue id) auf bas, loaS im 
inneren nor fid) ßcbt; bn ift mand)c Sorßc, unb niantbe fd)rocre 
Sorßc barüber, baft uicl Streit, ja, ucr^cibcn Sic mir ben 'JluSbrnct, 
uicl nnnötißer Streit ftattfinbet. 3d) boffe, baft bic ;V't ba milbernb 



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18H!t— 1S!)5 



loirfcn inivb; aber bas ift bic 'llJnhuuiirt, bic idi ,\mu Sdjliip on 
Sic rid)tc, tragen Sic alle baju bei, bnß biefe 3}Jilbcntnfl cintritt, 
jc^t, ba Sie jurücftcl)ven in :v'\i)vcn 'Beruf, in ^i)vc Sefi^uiiflcn, in 
,^f)ve ©emeinben, in BejirFc; trocken Sie bie '-Sorte bc5 fyricbene 
beim unb oerbreiten Sic ben ©eift bes Arieben^, bnrd) ben nlicin 
etioas Blcibcnbc^ flcfd)affcn toirb; beim bn, loo Streit ift, ift lln» 
front nnb ba tonn nidjti» etebeiben. (tti't .t't- bn nnb 

bort '-Itcranlaffunct ift, jn ftreiten, aber and) ber .ttnmpf fann in 
einer '£?eife gefübit loerbcn, bic nicmaub oerlebt, nnb bas ift e§, 
meine .fieiTcn , glaube id), loas mir im Sinne ber mabren ;iioili« 
fntion ins '3lugc faffen muffen, bnf? mir nfics oermeiben, roas jnr 
©rniebrignng fnbrt, nnb (irniebrignng ift cs, menn man ftdj nidjt 
bcberrfd)cn tarnt ; aifo bebenidjen mir uns unb feien mir treue 
bcutfdic 'iötänncr, bic niebts nnberes im 'itngc bnben, al» bos 'Sobl 
bes ©an^eii nnb bnbnrd) and) bos 'Sold bK ©iii^clnen. 'TJlit biefer 
.{loffnnng bes JyriebenS fnnn id| nn '\brc .Cieryn appellieren, bie 
fid) ftets treu bcmnbrt bnben. 'Sir fd)cibcn mit ber -Sioffnung, bafj 
biefclbc and) mirflid) in Grfütlnng geben mirb, unb id) bitte Sic, 
trogen Sic nUerfeitS bo,su bei, bnfä ber f^riebc im i.'nnbc berrfdjc 
unb cs babnrd) ein ffarteS ©lieb in ber ©emcinfdiaft bleibe für 
lange ;^eit. Süt biefem 'Snnfd)e, non bent id) meif?, bog Sic ibn 
olle mit mir teilen, erbebe id) mein ©las nnb bitte Sie, baft Sie 
bas .^sbvige bis jnr '^icige leeren auf bns 'Sol)l nuferes teueren 
.fieimatlanbcs, es lebe bod)! 






Seben 

bei bem £anbesfricgerfeft in IDeinbeim 
17. Ilugnü 1890. 

'Hit bem t5. Zlbgeorbnctentag bes inUitärrereinsi'erl’anbcs 
u-iu and) bic £ntl)üllungi bes neu crtid)tctcn Itaifcr- unb Krieger« 
benfnuils netlninben, bas ber (5ro§her5og mit feiner 2tnmc|cnbeit 
beehrte. Derfelhe mar im Sdilog bes ^reiherrn non J3erfheim ab« 

:.'I7 



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18H!»— 1895 



^eftiegcn. llad) 6cm Scfudj 6es cpangelifc^en <Sottes6icnftcs begab 
ficb 6cr 5ütf* 3U DetljanMungcn 6es 2Ibgeor6netentagcs, roo 
er mit 3u6el begrüft rouröe. Sobann beftc^figte er pom Satljaufc 
aus 6cn üorbeimarfdj pon 92 JTlUitärpcreinen. Darauf folgte 6ic 
(£ntl)üUung 6cs Dcnfmals, 6ie fidj in feicriidjftcr U?cife poUsog 
un6 tpobei Sürgermeifter Cljret un6 StaMpfarrcr Springer SeSen 
Ijicllen. Sei 6cm fpätcren ^eftmatjl lieg fidj nadj Crinffprüdjen 6es 
(Scneralmajors 5. D. pon Deimling un6 6cs €an6tagsabgcor6ncten 
Klein 6er ©rofet)er5og in ungefüllt folgenbet IDeife perneljmcn; 

3tl) tann mid) nid)t nicberfc^en, ol)nc meinen roärmften Tanf 
für oUeö ba^ 3^nen au§gefprod)en ju ^aben, roaä it^ foeben gehört 
unb roab fo lebl}aften SiJibev^all gefunben. ban!c für ben mir 
bereiteten frcunblid)en Gmpfang unb baute ganj befonberä ber @e= 
mcinbe ffiein^eim unb bem ©aunerbaube. bin erfreut, boft 
id) bem bciiuobucn tonnen, einer ffeier, bie eine fo t)o^c 

^ebcutung bot für unfer 'Katerlanb. darauf näher einjugef)en roöre 
beute niobl bie i^eit, uid)t aber ber 0rt, roo foldje ©efmnungen ge» 
pflegt roerben roic unter Ob^f”- ®Jeine .f)erren, roirten ©ie in Qb’^f” 
Streifen, ba^ bie Sergangenbeit nitbt nergeffen loerbc. Gä tlingt 
bie§ roobl etraas peffimiftifd), boeb ift es bercdjtigt. 3)a5 icb fo 
feböne ©efmnungen bei getroffen, giebt mir bie Straft, weiter 

ju roirten, roic id) gcroirtt b“i>c- 3Jlit neuer Stroft laffen ©ie unss 
weiter roirten im I'ienfte für unfer 'Katcrlanb, im ®ienfte für bie 
^ifutunft. 9lud) roa§ roir beute erlebt, roirb feine Staebroirtungen 
haben, ^tb forberc jum ©cblu§ ©ie alle, iu^befonbere bie, roeltbe 
Stabt unb @nu SOBcinbeim nid)t ongebören, auf, mit mir in ben 5Ruf 
cinjuftimmeu : 3)ie ©tabt unb ber ©aupcrbanb SBeinbeim mögen 
weiter blühen unb gebeiben, fte leben bod)! 

Don 6cm ^cflmabl begab man fid) auf 6en ^eftpln^. Der hohe 
i^ert trat bal6 6atauf an 6en San6 6ct Cribünc un6 hielt 6iefe Hebe : 

Grroarten ©ie nicht eine Siebe non mir ju bbeen, aber nehmen 
©ie ben Slusbruef meine« lebbafteften ÜJonte« für bie mir tunbge« 
gebenen ©efüble entgegen. ;3ch freue mid), ©elegenbeit gehabt ju 
haben, Oh'^er Ginlabung hierher folgen unb bem 33erbanb§tag on« 
roobnen ju tönnen. 5)ic sablreicbe Seilnobme, 92 Sereine roerben 
mir genannt, befunbet bas lebhafte ^ntereffe, welches ©ie bem 

218 



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1889—1895 



ünUitärDeveinäroefen entgeflcnbringcn. tonn bic iöcbeutung biefes 
ScreinSroefenä nic^t ^ocf) genug angcfc^lagen roerben. SBiclc non 
3 ^nen ^ben i^r Seben für ba§ Saterlanb eingefc^t unb mir tnüffen- 
fo raeit eä an unb liegt, baju beitragen, bab bamdlb (Srnjorbene ju 
erbalten, inbem mir bie ®edung oaterlänbifeber ÖSefüble pflegen. 

SDleine lieben ^reunbe! Siele unferer Sanbbleute hoben für 
ihr Soterlanb geblutet. ®ie älteren müffen bie Grinnerung baran 
auf bie jüngeren übertragen, bamit biefe eb natbempfinben lernen. 

2) ie Gntel müffen roiffen, ba| eb eine Gb>^® 'ft foltben Dlation, 
einem folgen .^eere anjugebören. 

Sergeffen mir nicht, ba| eb nötig ift, für gro§e ®inge Cpfer 
,^u bringen, bie fid) nicht nach einem SJlenfcbenalter bemeffen laffen. 
Gb ift nicht bequem, hieb hifr fagen p müffen, aber eb ift nötig, 
ba| eb gefügt roirb. 2 Bir bürfen nicht na^laffen in ber Äraft, bie 
erprobt niorben ift unb bie rielleidjt roieber ju erproben ift. 

Sei Seften ift eb ouf ben Grnft ber h>oäoo>f'fe''- 

SJenn je^t bie 0 onne fcheint, fönnen bennoch ©eroitter brohen. 

3) ebholb, meine ffreunbe, um mid) eineb militärifd)en 9Iubbrudb 

ju bebienen: ^oimer auf Sorpoften. 9lad) au^en roie nach innen 
müffen mir ftart fein. 3 «oern roerben roir eb fein, roenn 

3eber fucht, fid) felbft 5 U überroinben. Ser ift ftart genug, bieb 
immer ju tönnen ? 9lur fröftigen Sönnern roirb eb gelingen. Seil 
ich ober roei|, ba§ Sie alle mit mir in bem ©efagten einb fmb, 
forbere ich ouf, bab ©elöbnib ber Sreue unb |)ingebung an bab 
5Rei^, ber Siebe unb Sttnhänglichteit an bab engere Saterlanb in 
einem fröftigen ^urrah jum Slubbruef ju bringen, ^urrah! 

21 nfprachen 

bei bem Kricgctfeft bts ^öhgon-mtlitäroectins-Derbanbs in Stodacb 
24. :iugu|l 1890. 

21m Sonntag nach bem IDeinheimet Uriegetfejle fchenfte ber 
©rogherjog einem ähnlichen ^eÜ im Süben bes €anbes bie ©h*« 
unb 5 «“be feinet perfJnlichen Ceilnnhmc. 3 ” ber Kornhalle, roo 

24 !) 



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IHS!) — 1895 



6ic ^ofdiäftlidjcn ücrljanbluncjcn crlcöigt tcuröcn, fprad? 5cr fürft= 
lidjc Protcftor auf 6ic Bcgrüfun^sanfpradjc 6cs profcffot £onra6 
feine IDünfdte unö ITlaI}nung,en aus: 

ne^mc mit 'i?crcinfl(tcii ben Tont unb bie .Ipulbigunci ber 
‘•l'crtvctcv bc5 (3auucvbanbc5 entgegen unb tnüpfe an bie ®orte 
3f)vess .'pevm itorftanbe» an, bag Sie baran feftbalten, immev treu 
unb unentroegt ju Ubiern 5 v«vfteui) 0 ufe fteben unb baniit and) bem 
groBen Teutfdten ^Heidie unuevbrüdjlid) ergeben, treue 'Bürga' unb 
'Dlitglieber ber ftriegeruereine fein unb baburd) and) juin ®üt)le 
ber Wemeinben unb beä Staates beitragen üu roollen. ^d) n)ünfd)e, 
ba)'( Sie ftets ein 'ileifpiel treuer .Eingabe im Staate unb in ber 
(<5emeinbe finb, baj? Sie als ein )lttlid)es i'urbilb in ber ©emeinbe 
mirten, mie ein Solbnt, ber bie )d)mere Sd)ule bes ^'ebens mit* 
gemad)t l)at. .öalten Sie baran feft, es ift bie ©runblage alles 
beffen, ums im Staate grofi unb ftart mad)t, fei es in frieblicber 
'ilereinigimg, fei es in ,-)eiten ber f)Jot. ’öejeugen Sie cs mir, inbem 
Sie auf bas ®oblcrgcl)en unfereS Seutfdicn ;){cid)s, unb unferes 
■Uaifers in ein brcifad)es .öurrnb mit einftimmen. 

Ziad) iEifdj b^rtc ber ftrömenbe Kegen auf unb bie Sonne bracb 
aus ben IDolFcn, fo baf? ber ungebeuto ,öug in ftratnmer (Drbnung 
Dor bem ©ro§ber 5 og befilicren fonntc. l 7 ierauf riebtete er pon ber 
erridjlctcn (Tribüne aus bie folgenbe Knfpradie an bie Perfainm. 
lung, roonad) er bie mit bem (Eifernen llreuj ober ber Karl-^rieb- 
rid)'DerbienffmebailIc Beforierten portrelen lief} unb für jeben 
freunbliibe IDorte Ijatte. 

'iBcrte ,'freunbc! (fs erübrigt mir, nad)bcm otcebvter 
©auuorftanb fo cingcbcnbcr 3Beife gcfdiilbert t)«t< 

©cfd)id)tc beigt, meinen Bant auS}ufpred)cn, baf; Sic ben burd) ben 
©auuorffanb funbgegebenen ©eftnnungen fn lebhaft .vigeftimmt bnben. 
'(d) boi>c bie merte '^^flid)t, and) nod) befonbers bafür ju banfen, 
baf; Sic unb bie 'Vertretung ber Stabt unb bes fyeftcs, bas ©ott 
fei IJanf bod) nod) mit Sonnenfd)cin gefegnet loorben ift, mid) in 
'(brer VJittc bct'iben luolltcn. ('lerabc ber llmftanb, baff Sic bei 
fo fd)Ied)tcm 'JEcttcr ben roeiten '&*eg nid)t gefd)cut haben, ift mir 
'VemeiS bafür, baff Sic feftbalten mollen an ber ©o'innung ,sbrer 

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1KS9— 1895 



^rij cmpfcl)lc v'\I)iicn, an bicfcn (»iniiibfä^cn treu unb 
feft ju tioltcu unb — irf) fpvcdic hauptjärf)Iid) su beit 3Icltcrcn non 
,M)ueu — Sic oiif bie iioditommcubc ©enevatiou ju übevtvaflen. ^d) 
viditc niid) an bie Ülcltcven, lucldic brii (fnifi »un 1870 fenneu, 
UH) bie i!aiibiueln‘ mitflcfud)teu bot unb lucldie luiebenim eintveteu 
luirb, lueuu bev iHuf an fie crpebeii füllte, .^^d) lucnbc mid) an 
Sic mit bev glitte; Svanen Sic bajn bei, baji biefev Weift nidit 
uevloven flebt, bafi ev neu (lebovcn luirb nnb baji bas, luae 1870 
(tefebaffen, cvbalteu bleibt. Spvcdicn Sic bei jebev Welciienbcit mit 
bev oupenb uüti bev 'i'evctanftenbeit, omt bev Gvbaltunii, AÖvbentnft 
nnb Stnvfunci bec< iKeidieü. tlBie icb Sie umbin uovbcimavfd)ieven 
fal), nid)t im flcrcöbnlitbeu Sebvitt, fonbevn im 'f.'avabeinavfd) , tarn 
miv lebhaft bev t'lebante an bie 'litacbt am ;Hbein, loovin es l)t^'Pt: 
,,t.'ieb’ ilatevlanb moetft vubiü fein". :vfa, menn bas 4>atevlanb fold)c 
'.'Jlännev nnb .Hviepev befWt, non foldtem Oleifte befeelt, mie cs nntcv 
'tbnen fid) tnnb piebt, ja, bann fnnu cs vnbifl fein. Unb bievfüv 
fnfle id) 3b'><’o meinen befüiibeven 'Sonf. nebtne 3lbfd)ieb mit 
bem 'fitnnfd)e, bafi, menn cs miv nüd)mnls uevtiünnt fein füllte, ^bi'cn 
ins Üliifie jn fd)anen, miv bics mit Gbven nnb jvenben tbnn tonnen. 
Unb jnv 'öctvnftipnct, bnfi Sic baS, roas öb”^'* junäcbft am .^Dcijen 
liegt, id) meine nnfev l'anb 'ilaben, and) b^'^Si'd) lieben, fovbevc id) 
Sie mif, mit miv in ben IHnf einjnftimmcn — nnb gebeuten Sie 
nnd) bnbei nllev bev febngen — nnfev l'nnb 'Baben lebe l)od)! 



* 



2(nfpvacbc 

bei bem bobifeben £cibgtcnabicrta4 in Barlsrube 
28. September 1890. 

Ben erften l^aupttcil bcs bie alten Ceibgrcnaöicte 

— es cvfebienen ‘i20O — mieöct in Karlsrube vereinigen follle, 
l’ilbete bev moblgclungene .^eftjng, in bem bie Begimenlsuniformen 



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1883—1895 



feit (Enlftcljung bes Seäimenls unter ITTatfgraf ^ttcöridj V. (1620 
bis 1648) jut Darftellung famen. Die ^iftorifdjen (Stuppen foroic 
Me 50 )ei jeftoagen mad)tcn einen impofanten (EinbruJ. X)er (0rof< 
ljer 5 og, umgeben pon einet Heiljc illuftrcr ^erren, naijm Öen Dorbei- 
marfdj öes pom Salfon öes fjauptportals öcs Sdjioffes 

entgegen. 2llm fpdteren Ha<I)mittag »oljnte er, pon öem Dor= 
fi^cnöcn öcs ßeftes, ©berftleutnant a. S. HIjeinau, mit einet Hebe 
begrügt, öer ^iet öet Ceibgrcnaöierc in öet ^«ftijaUe bei, »o lebcnöe 
Silber aus bet (Bcfcbidjtc bes Jvegiments geftcUt tpurben. Scpor 
ber (ßrogljcriog ben Saal pcrlicg, tpanbte er fufj nodj an bie Ser- 
fammelten mit etma folgenben UDorten: 

SJleine lieben Jreunbe! bonfe allen, bag Sie mid) 
in biefer freunblicben unb liebenotlen SBeife bicr empfangen haben. 

febeibe non 3^nen in ber ^unerftebt, bag nicht nur biefe Silber 
au§ alter Seit ib'^en Sinbruef machen roerben, fonbem ich bin über« 
jeugt, bag Sie aud) biefe ebrennoUe Sergangenbeit bi’^iubalten 
iniffen. «>«0/ bag ees in 3btcnt ^erjen ftebt, bie Sergangenbeit 
bochjubalten, botbiu^alten bie 3^'tcn, bie un§ gro§ gemacht haben. 
Iragen Sic biefen Seift in .^eimat jurüd, unb nerbreiten Sie 
ihn ba, roo Sie ju loirfcn haben. Uebertragen Sic ihn auf bie 
.v^fitgenb, übertragen Sic ihn inäbefonbere berart, bag noch nielc 
Senerationen an bie groge 3fil f'^b erinnern werben, wenn e§ nur 
noch @cfd)icbtc ift, bamit fte bie ganje Straft in ficb aufnebmen, bie 
aus biefer 3eit oncb auf unS übergegangen ift. 3d) f^cibe non 
3bncn, meine Jvrcuube, mit bem Sruge, mit bem mir unS immer 
inicber begegnen inerben, als treue, babifebe Solbaten, als treue, 
beutfebe SDlönncr, cs ift ber @rug, ber fidj in bem IHufe ausbrüeft: 
•Ooeb unb immerbar, bnd) lebe unfer beutfebes IBatcrlanb! iäber 
inSbefonbere rufe ich fveubig botb» niir einen 3)eutfcben Äaifcr 
beftben, bem mir unfere .ßulbigung barbringen. forbere Sie 
auf , baS breimalige .^urrab hören ju laffen, mit roelcbem 3llt unb 
oung auch bie ©affen ergreifen unb jeberjeit bereit fein inerben, 
für baS 3)eutfcbc SRcicb, für fiaifer unb IBaterlanb einjutreten. ®n 
breimaligeS .^urrab Staifev ©ilbelm II.! ^urrab! 

* 



252 



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1889—1895 



Ctinffptudf 

bei bcm 5ribftnd ans Hnla^ 6cr Ila^clun^ nnb IPeibnn^ pon Salden 
in Katlsrnl^e 
13. ®ftob»r 1890. 

Sie fctedidjc I)anb(un$ bec Hagelung ber jabnen Pon 
jDblf Canbmebr- bc 5 tp. Hcferpebataillonen fanb unter tEeilnabme 
bet ®ro§Ij«tiosiici?«n fjcrtfdjaftcn unb anbcrer fürftlidjcr Perfonen 
im ®artenfaal bes Sdjioffes ftatt unb b>«ouf folgte bie ISeibe 
bet i" Sdjioffirdje. Set ®tog(jer 5 og fdjlug bei jeber 

bet 12 etften Hagel ein, je einen weiteren bie ®tog- 

ijet 5 ogin, bet £rbgrofljer 5 og, bie €rbgro§ijet 5 ogin, bet Ktonprinj 
Don Sdjtneben unb Hortpcgen, Ptin 5 Karl unb bet Stellpettteter 
bes fommanbierenbcn ®enetals bes XIV. Hrmecforps. Hadj poll* 
jogenct Hagelung mürben bie in bie Scblogfirdje gebracht 

unb bort unmittelbar bem 21Itar gegenüber aufgcftellt. Hunmeljr 
erfolgte bie tSeii^e ber jal^nen burd; bie beiben ®eiftlid;en, ZTTilitär« 
oberpfarret Sipifionspfarret Scrbetidj. Hei bem 

fpäter folgenben Sejeuner brad^te bet £anbesfürft einen Crinffprud) 
aus, bet etwa biefen IDortlaut Ijatte: 

n>ei§ mic^ pon 3^ncn allen ganj unb ridjtig nerftanben, 
iDcnn id) f“9f/ heutige unb •9Ser- 

lei^ung olS einen mir non @ott gefcbentten ß^rentag erfenne ! S(^on 
roieber^olt ift mir biefer 33orjug ju teil geroorben, unb jmar jum 
erftenmale nor balb 40 ba id) ben Jnippen neue 

uerlie^ jur 53efeftigung ber noc^ fermeren 6d)idfalen erfolgten 
iHeorganifation beä babifc^en Kontingentes. 6S mar faft sroei 3a^r» 
je^nte fpäter, ba id) abermals neuformierten Gruppen fja^nen 
oerlie^. 2)oS roar turj nor bem großen Kriege, in roelc^em bie 
babifc^en Gruppen fic^ ber nor 20 Sobrs” empfangenen 5<i^nen 
lottrbig jeigten unb i^re Süc^tigfeit unb -Eingabe reic^ beniä^rten. 
Die heutige fyeier, ba eS mir notbmalS nergönnt ift, gähnen ju 
oerlei^en, ift mir non befonberer S3ebcutung, roeil bicfelben für 
Truppenteile beftimmt fmb, bie erft gebilbet werben, nienn bas 
'Saterlanb bie 21ufbietung aller Kröfte ju feiner iBerteibigung erforbert. 
Dann erroeifen ftd) biefe fja^nen als baS Spmbol ber Kraft beS 
Staates unb ®olfeS, womit für bie ^öcbften unb ge^eiligtften Qntereffen 

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1SH9 — 18‘>5 



bcv OJatiun ciiiflcftanbi'u lucvbcn mug. 'JBiv ^abcn Ijeutc an 
bciligtcv Stöttc in bcrcbtcn SBortcn fcbilbern ^orcn, roelcbc bob*" 
'iicbcutunfl bic flcineibtc Jabnc im |»ccvc bcfi^t. 3*^) barf bicfcn 
lrcfflicf)cn 'Sovtcn feine meiteven I)*'U“f>iflcn, beim fie finb er» 
fcf)5pfenb (leiuefen nnb inevben allen Jeilnebniern in bantbarem (^e= 
bäcbtniä bleiben. 

j^d) fa^e mir, bie Aabne ale> Sqmbol ift fnft fo alt als bie 
Irene felbft. Jer «cbnnir anf bie Dom dürften nerliebenc Aobne 
ip nm fo beilifier jii ad)ten, ols bic Aobne «temeiht ift. 

Sic foll ben .Hriecter ftets an feine 'f.'flid)ten mnbnen unb er» 
fd)cint bal)cr ebenfo febr als bas ^feidjen treuen Weborfnms, loic 
ber Giniflunti aller ju itemcinfniner Ibotfrnft. 

'ßie onbers aber crfd)cint uns beute ber tKnf ju ben A-abnen 
als jn ben ;feitcn, Don benen id) oorbin fprad). 'JsMr alle loiffen, 
loas mir ber (finiflnnt^ snm .Uricflc uon 1870 oerbanfen. 'JlUe 
Ircnnnni^cn, alle '-Hancticitcit fmb ücrfdjiDunben. fientc erfüllt uns 
iUDerftd)tlid)cs Ilertranen auf bie Straft bes Tentfdjen tHcidies unb 
ftärft bas 'iteiünfitfcin bcS Wroftbcrsotttiims, als treues ©lieb bem= 
felbcn bnucrnb an,tn(tcbörcii. Tiefes frobe 'itcroufitfein wirb nod) 
baburd) erhöbt, baff bas tHeid) ein ftarfcs Staifertnm bcfibt, um 
welcbcS ein bcntfd)cs .ficcr fid) fcbnrt. Ter tKiif ,tu ben Aabnen 
ift baber (\leid)bcbcutenb mit beni Oubclruf für ben Stnifer. 

3d) erbebe baber mein Wlas unb forbere Sic auf, bem 0e= 
lübuis ber Treue unb.f^inc^cbun(^ für unfer Tcutftbcs iHeid) unb für unfern 
■Hnifcr einen warmen 'Jlusbrucf ju sieben, inbem Sie mit mir breimnt 
•frurrab rufen für Seine tWnjcftiit ben Stnifer iKtilbelm 11. .fmrrab! 

% 



Hebe 

bei bm IVrbanbstagc bcs lUUitarrereins-diauDcrbanbfs yrcisaön 
in immenbingtn 

24. niai 1891. 



€imucnbingcn bereitete bem Canbesfürpen einen dugerft feft« 
lieben (Empfang. €t würbe burdj bie reidi gefdjmücften Strafen 

•i.54 



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188‘J— lHi)5 



jum geleitet, i^egleitet pon öeiu präfibenten, ©eneral> 

majot 5. 5 . p. Deimling, un6 öem Porftanö bes 23 reisgauperbanös, 
®betft a. D. Sdjaible, ging 6er (Sro§()et5og längs öet 
6er Pereinc. Bei 6er Cribüne angelnngt ergriff (Dbcrft Scljaible 
6as IPort 511 einer längeren 2 lnfpracbe an 6ie fidj eng um 6ie 
(Tribüne fdjarenben Pereine. So6ann ridjtcte fidj aller 2 lufmerf- 
famfeit auf 6en dürften, 6et folgenbc Se6c an 6ie Perfammelten Ijielt : 

Gs ift mir bie niefjt Icid)tc Äufgabe geroorben, norf) ben SBortcu 
bes .^tenn Sovrebuevs, nad) feiner Sdjilbenmg alles beffen, roas 
Sie erfüllt, roaS Sic beiucgt, luaS Sic geloben, nodi ntebr jn 3 f)"e» 
,>n fpred)cn. ^id) fprcd)c 3 t)"cn meinen Tnnt aus bafür, bafj Sie 
cs uerlangtcn, mid) in 2)Jitte su roiffen, nnb gerne bin id) 

.^^^rcm iHufe gefolgt, locit id) locif), unter meid)’ treuen .öer.^cn iri) 
mid) befinbe. 3d) bin um fo lieber gefolgt, roeil id) rocif), bnf) 
Diele unter Gud) bas miterlebt nnb mitgcioirft hoben an allem bem, 
loas grofics gcleiftet lourbc. 

3 )Jeinen Dcrbinblid)ftcn Taut oerbinbe id) mit einer treugemcinten 
Ü)Jaf)nung, nnb biefe 'JDlahnnng rid)te td) ,Minäd)ft an bie unter Gud), 
bie einen .Uricg mitgcmnd)t hobc'U 0*^)1 00 bie, bie mit bem 

Giferncn .tlreu.tc gcfd)mncft finb, fonbeni and) an jene, bie mit ber 
^Jcbaillc aus bem Kriege ,turürftcl)rten : Sic müffen crjichenb loirtcn, 
Sic müffen oorbilblid) roirfen, Sic müffen ba.tn beitragen, bajj bie 
jüngere Generation empfinben lerne, tons es beifst, bem 3 Jaterlanbc 
treu sn bienen. Snd)cn Sie bie Gmpfinbnngen, bie Sic in ben 
fd)n)crftcn ,-^eiten gefammclt junge ©cnerotion p 

übertragen. Sic follcn fd)ilbcni, Sic follen lehren, baf) and) bie 
junge Generation, bie erft ans bem I'ienftc trot, burd)bningcn merbe 
oon fold)em Geiftc! 

5 ß?as heiftt beim bienen? 

Sid) fclbftlos nntcrorbnen imb cinfügen in bie Glicbemng, 
ioeld)e gcfd)affen ift ,tum Sd)uh nnb jvrommen ber t)öd)ftcn .jntcreffen. 

3d) ridjte meine 5Dlahnnng aber and) an alle biejenigen, bie 
erft nad) bem Kriege in ben ^ienft bes .ßcereS getreten fmb, nnb 
freue mid), ba^ fo Diele in bie .üricgcrDercine cintreten, roclchc burd) 
biefe Sd)iilc gegangen fmb. 3d) rid)tc bie 'JÖlahnung an bicfclbcn, 
fcftmholten an bem, lons Sic in ber 'Jlrmee gelernt hoben, an bem 

255 



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i889— 1895 



(Sib bcr Jreuc, bei- 5 U Sieg ebenfo fe^r, als ju Erfolg im Innern 
fü^rt; fic^ }u ^Qten oor allen ben SSerfuc^ungen, bie im öffentlid)en 
2eben fic^ in allerlei ©eftalt, aucl) in ber ©eftalt beS Dermeintlid)en 
guten SRateS, fo leicht an baS ^erj ^eranbtängen, um eS §u oer* 
füljren. IDa ^eigt eS aufmerffam fein auf ber üBad)t gegen folc^e 
SBerfuc^ungen ! 9Benn baS nit^t ber fyall ift, meine grennbe, fo 
ge^t eS übel, roie manche unter ©udj, bie noc^ auS früherer 3«t 
ftammen, fic^ ber ©rlebniffe erinnern, welche jut Sluflöfung ber 
Drbnung geführt ^aben. SBenige finb noc^ ouS biefer 3fit oor^anben, 
aber biefe SBenigen tönnen eS bejeugen, too^in ber ©bbrud) fü^rt. 

roill nici)t nfi^er auf biefe Greigniffe einge^en, icf) roill 3 ^nen 
nur einige Einbrücte aus benfelben roiebergcben. 

3Jlan foKte glauben, ba§ bie SlegierungSjcit beS ^ot^feligcn 
©rog^erjogS Seopolb, ber mit 5Ret^t bcr ©ütige genannt mürbe, 
eine folc^e mar, in ber nicl)t oicl ju roünfc^en übrig blieb an ^ei> 
beiten, an freibeitlicben Ginrid)tungen. Iföenn man jener iHegierung 
einen Sorrourf madjen fann, fo ift eS, bag fie oiclleicbt nidjt trfiftig 
genug mar. ES mar ju uiel Siebe ba, unb bie ift mibbraucbt roorbcn, 
unb biefer aUibbraud) b“t baju geführt, ba§ uielc, unb id) mit 
ihnen, ju ben äBaffcn greifen mußten, um unfer Sehen ju ftbüben nor 
mcutcrifcbenaiottcn. Tiefer Üreubrud) rourbebann uiel fcbrocrerbeftraft, 
als bie SBctreffcnben ficb cinbilben tonnten, ba§ er bcflraft roerbc. 

Tiefer Treubrud) bflt 511 gar uielcn Übeln folgen geführt, aber 
auch jur ErtenntniS, bap eS ohne Orbnung nicht geht, unb biefe 
ift hergeftellt roorben. 'Jlun, meine ^rcunbe, oor folchen ©efahren 
ift man nie ficher, Verführer hot cS ju jeber ^rit gegeben unb giebt 
eS hrute »och- 3“crft roirb gerüttelt an ber ülutoritüt, bann fagt 
man: „GS geht nicht mehrfo, eS mu§ anberS roerben", unb baSfinb 
Utopien, baS hf'Pt uerrüefte Tinge! SBor biefen Tingen mu§ mon 
fich höiro! 2llfo mahne i^ Sic, trachten Sie bamach, ba§ biefe 
Crbnung nicht geftört roerbc. 3th oertraue auf Sie alle, ba| Sie 
mich oerftehen unb au^ meiner SJteinung beitreten roerben. 

Sir hotten uor nicht langer 3rtt ri'ien f^roeren 93erluft ju 
betlagen, ben ich gerne mit 3h"f" bcfprechc: Sir hoben unfern 

256 



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188!)— 1895 



3clbmar)d)a[I SJJoltfe ocvloren. Sic alle loiffcn feine SBerbienfte ju 
fe^d^cn; niele unter 3I)ncn l)aben i^n noc^ gefcbcn, unb ade fennen 
nic^t nur feinen Flamen, fonbern roiffen audf feine Sebeutuiifl ju 
ft^d^cn. (Sr roar ber felbftlofeftc unb treuefte Wiener fcineä Äaifetä, 
bcr bingcbenbfte {yü^rcr feineä SSaterlanbeä ; feine ©rö^e liegt in 
feinem ß^arafter, er nmr bcr größte, ebelftc unb jugleid) ber be= 
fc^eibcnfte ßborattcr, beu man finbeit tonnte. 

6r bflt bie große itugenb berodbrt, oelbftlofigfeit unb Uneigen» 
nüßigteit ju üben. Solgen mir il)m nacß in bicfen ©igenfcßaften, 
benn bie Selbfllofigtcit ift bie ©runblage ber Unterorbnung ; ed giebt 
feine fSreißeit im Sieben oßne Unterorbnung unb oßnc bie Selbft» 
lofigteit. 3Iuf biefer ©runbloge rooUen Sie ftetsS cingebent fein ber 
Sreue, bie mir bem Saterlanbe gcfcßioorcn, bie mir ißm ftßulbig 
finb; nid)t nur unferem engeren, fonbern unferem großen, loeiteu 
ißatcrlanb. Seroabreu Sie fuß ÜCreue ju biefem 

Satcrlanb, benn oiele unter Sb“®"/ “U^b benen, bie man fianb» 
fturm nennt, finb niclleicbt nod) berufen, bie ®affe ju ergreifen. 
So ©Ott loill, luirb uns boS erfpart bleiben; toenn eS aber ni(bt 
anbers fein taun, bann müffen mir unfere ganje Äraft einfeßen, mit 
ber ganjen Eingebung unS bem SSaterlanbe loeiben. So feßeibe id) 
benn oon 3b"^"» meine ^reunbe, mit ber 3uoerri(bt, baß mir uns 
nerfteben, ba§ bie 3Borte, bie ieß ßeute an Sie ritßtete, oerftanben 
unb geroürbigt roerbeu. 3tß ßube baS ©efüßl, einig mit 3ßnen ju 
fein unb inSbefonbere in bem iHuf, eS lebe unfere geliebte babifeße 
.ßeimat, fie lebe ßoeß! ßoeß! ßo(ß! 

* 



2(nrebc 

btt Eröffnung ötr ?tntfcßtn SätßtrausfteUnng in Karlsmbc 
28. 3uiii 1891. 

Der babifdje Wunftgeroetbeoerein roollte burdj bie ^ddjeraus. 
ftellung eine Wunflinbudrie einbürgetn, melcße in anöcrn Staaten 

<Broft^rr)oo ^ebri4, {Reben unb IhmbQcbunQen. i7 



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1889—1895 



Diele loiincnö näl^rt. Dicfen ^wccf cl;rcn6 unb biUigenb nat^m 
bas fürftlidje Paar an ber €t5ffnung teil. 3*^ ©rangetiegebäube 
^ielt ber Porfi|enbc bes £)auptfomites, Sireftor ©6^, eine 21n- 
fpradje, in bet er bes leibet bienftlidj perijinberten ijoijcn ©ijren- 
prdftbcnten, bes (£rbgrogl)er5ogs, gebadjf e, unb banfle bem ©rof ijersog 
unb bet ©ro|ljer5ogin, bet proteftorin, bet cbelften ^Stberin beutfdjcn 
5raucnPeifcs unb Schü^ctin aller tpoijllljätigen Bcftrebungen. Der 
©ro|t;et5og enuibette tjierauf mit einet futjen Hebe. Hunmeijr 
foUte ber Hunbgang burci) bie 21usftellung beginnen; bei einem 
am ©ingang in bas 3”"«« angebrad)ten prädjtigen fdjmiebe« 
eifernen lOjore angelangt, mürbe bet ©to6i?et5ogin bet filberne 
Scfilüffel — eine mufterljaft burd^gebübete 2Itbcit — übergeben unb 
bie ijoije proteftorin bffnete eigeni^änbig bas tTtjor. 



3m 'Jiamen ber ©ro^bf^äogin ^evjlit^cn S)Qnf für bie freunb^ 
litten ®orte, bie Sie uns foroobt perfönlid) roie im 'Jlamcn bes 
ßauptfomites gemibmet Ijobcn. ®ir freuen unS 
3uftanbefommen roie bas gute ©elingen biefev febönen Slusftetlung. 
SBir banfen 3b"cn für bie niete SJJübe unb Eingebung unb 31uf* 
Opferung, mit ber Sie baS 3ufi<i»^cfon99en ber Stusftellung jum 
febönen Gnbe geführt hoben. 9Bir roaren jum Seil 3fO0fo baoou 
unb hoben uns innig gefreut, ju feben, mit roelcbem ©ifer unb 
ftunpDerftänbniS boS ffiert inS Seben gerufen unb geförbert rourbe. 
TOöge ein glüdlicber ©rfolg 3bnen oevbienten reitben $anf bafflr 
bieten. 

®ir freuen uns aber nicht nur über bie Slusftellung alS einen 
Sriumpb bes Üunftgeroerbes, oon bem Sie norbet febon betonten, 
bap es ficb gehoben bot in ben beutf^en Sanben unb rocit borüber 
hinaus, roir freuen unS auch barüber, ba^ bie Slufmertfamteit auf 
einen 3obuftriejroeig gelcntt roirb, ber reid)litbc ißeranlaffung geben 
tann ju oielfacber unb erfolgreicher 'Arbeit. Sie ©ro^b^'-JOflio fveut 
ftcb ganj befonberS, ba§ es ein ©egenftanb roerben tann, ber bem 
roeiblid)en fvlcifie nupbringenb fein roirb, unb ba§ unter ber Rührung 
fo oicler beroäl)rter Sünftler bie oielen roeiblicben ßänbe, bie ficb 
ber Sunft geroibniet hoben, einen neuen ©rroerbSjroeig finben roerben, 
unb fomit bie Slusftcllung and) eine roobltbütige ffiirtung hoben 
roirb. Siefe begrüßen roir mit befonberer Santbarfeit. 

258 



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1889— 1S95 



ünögc biefe 3(uSfte(Iung niete 'Jlnerfennuiig finben unb möge 
beten 6rfotg 3^nen teidje Sefriebigung gemähten. 3Jlit biefem 
®unft^e folge id) gente 3f)rct Sintabung unb erfläte bie 3lu§fletlung 
für eröffnet. 



21nfprad)cn 

bei bet lanömirifcbaftUcbfn Unsftellung bts 5. (ßdttutrbanÖ9 
• in 

1. Ofiober 1891. 

Den unb 2. ©ftobcr roibmcte bet ^ürft bem Scsttf ZHef- 
firdj, bet itusftcllung unb bet f^cubctgrouffetpctfotgung, butdj bie 
einet ipaffctatmcn unb bod; öugetft bettiebfamen unb teigigen 
öeoölfctung eine gtofe IDotfltl^at 5ugctt>cnbet mutbe. 3'” fefflic^ 
gcfdjmüJtcn Saale bes Xalljaufes »utben bie Beamten, bie Ditcf- 
tionen bet lanbroittfdjaftlidjen Se5itfspcteinc, bie Se5itfstäte unb 
Sütgetmeiftet bcs Be5irfs potgcftellt. Datauf begab ntan ftdj 5Ut 
21usftellung, wobei bie 21usftellung bet 5u'^?t>’i‘’i?3«''offcnfii?‘Jft be- 
fonbets ljetP0t5uljebcn ift. Had; langet Beficbtigung, wobei fidj 
bet ^ütft fcljt beftiebigt äugetle, begann in feinem Beifein bie 
pteispetleilung, weldje butdj bie ^cfltebe bcs Dotftanbes bes 
€anbwitifdjaftlidjen Bejitfspeteins ZTTe^fitdj, (Dbetamtmann Beljt, 
eingeleitct wutbc. Bei bem ^eftmaljl Ijielt bet <6toft)ct5og in 
ftwibetung eines Bcgtügungsltinffptudics bes genannten ©bet» 
amtmanns eine Kebc. 

3)er fyürft fpra^ junocfift feinen ^erjli^en ®ant für bie freunbli(^c 
'Itufna^nie, bie i^m ^ier geworben fei, au§. Sr ^abe ftc^ jwar 
boran gewöfint, im t)iefigen Sejitfe eine folt^e ju finben, er miffe 
dut^ biefe treue ©efinnung in ^obem @rabe ju febä^en. Um bas 
ju eningen, ma§ im ©c.^irte errungen worben, gehöre gemeinfames 
3ufammenwirten. Sä fei im ®ejirte 3)le§fivcb feitenä bet 2anb= 
wirte Diel geftbeben, wenn nueb mit Unterftilbu>'9 ber Siegierung, 
unb er boffe, bafj bamit gute ©runblagen gefd)offen werben. Schwere 
unb ftblimmc feiten feien über unä getommen butcb febteebteä SlBetter 
unb Srnte, ober besbalb bürfe man boeb benSJlut nicht oerlieren. Schon 

25!) ir> 



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1889-1895 



oor 50 fei in biefem ®ejirte ongefangcn roorben 5 U arbeiten, 

tnaä bem 93ejirfe SSSol^tftanb }ufü^re. 3» n>eiterem Schaffen an bem 
beute ffirjielten roünfcbe er b^rjütb ®lüd. '}lnfcblie|enb an bie S8e= 
merfung be§ Dberamtniann SBebr, ba| aUe^tircb au^ im norigen 
3 nbre anlä|li(b ber 9Jlanöncr ba§ b®^® i“ geroorben fei, 
ben ®rogb®ti<>9 in unferer ©tabt ju begrüben, fpratb ber gürft 
mit botb 9 ®^nl>®ner Stimme unb tiefernftem SIntUb folgenbe SQäorte: 

ift eine fd)mere 9tufgabe, ju prüfen, ob bie 3 u 9 enb be§ 
Saterlanbcs ftart unb reif genug ift, um fcbioere Scbicffalsfcblöge 
abnieifen ju tönnen. ®3 ift bie 'fSflicbt icbc3 berufenen, bici'nn 
mitjuarbeiten, unb id) benü^e felbft jebcn 31nla^, bie Pflicht 
erfüllen, bie mir auferlegt. 

®enn e§ im ©taatc fo ausfiebt, roic e3 im ^eere ausfiebt, fo 
ift bie ©runblage eine fefte, im Ontereffe bes> ©taate3, bcä 5Rcid)e3 
unb beö fiecreS. .^ierju ift Selbftoerleugnung unb Eingabe an bie 
©acbe notroenbig. ^ieruon hoben Sie in 3b®®ni Scjirte ein S>or^ 
bilb gegeben. 

®abren Sie biefcn @eift, ba§ bie Äroft be« .jpeereö aufrecht 
erhalten bleibe. 63 thut not, olleS aufjubieten, um öhnlich« niie bic 
Äraft be3 .^ecre3 bie ®runbloge be3 Staate3 aufrecht ju erhalten, 
um nicht ®efahr ju laufen. 

Häufchen mir un3 nicht, es roirb immer an biefer ®runbtage 
gerüttelt. 3tUe müffen iufammcnftehcn, bie ben Sturj nicht moUen, 
bah ncan ihn oerhüte ; bag er ucrhütct loerben !ann, bin ich überzeugt. 

3ch erhebe biefen ®hrenbechcr unb forbere Sie auf, auf baS 
'ffiohl ber Stabt Sölehtirch, beS lanbroirtfchaftlichen ©aues unb auf 
bie 3ufunft beS SanbeS ju trintcn, bamit es ftart, gcfiinb, Bereinigt 
bleibe immerbar. .^och ! .)poch ! ^od) ! 

<£s »urbc nodj ®ine Seihe pon Coaftcn ausgebractit, u. a. 
pon einem ©aft , bem mürttcmbcrgifchen ©beramtmann ^üf*® p»« 
l)eibenheim, ber in hodjbegcifterten IDorten bic ©rofherjogin 
feierte, worauf ber ©rofherjog etwa folgenbcs enoiberte: 

3ch bitte Sie, 3h®® ©lüfer nidjt nieberjufletlen. ®ie Ißflicht 
ber $anfbarteit ift eS, 3 h"®" meinen perfönlichen ®ant auSjufpte^en 

2fiO 



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1889— 189Ö 



unb be§ 9lacf)barIanbM SEßüvttcmberfl ju gcbentcn. cr^eifc^t aber 
and) bic ein auf Seine SJlajeftdt ben Äönig non ®ürttem- 

berg auäjubringen. @ott fegne unb ftärte i^n ju O^rem SBo^le 
unb fdjü^e i^n auc^ jum SBo^le beS beutfrf)en Saterlanbes. ®ie 
beiben Sänber follen au^ fernerhin ^anb in ^anb ooranfe^reiten 
3d) labe Sie ein, bie @Idfer ju ergeben unb mit mir ein^uftimmen : 
$er flönig oon 'Sörttemberg lebe t)oci)! ^od)! ^oc^! 



* 



Zlnfpradjc 

in Kebl bei der Eröffnung 6er iofalbal^n Bübt-Kebl 
4. 3aiiuar 1892. 

Sie i£rdffnungsfa(;rt auf 6 er neu erftellten Bal^n im l^anauer* 
lanö, Büljl — £ic^tenau — Wcljl, perlief 9 ldn 5 en 6 . 2luf allen Stationen 
n>ur 6 e 6 er Canbesljcrr überaus feftlid; empfangen. Sie gan 5 e 
(ßcgenb Ijafte ifjr fdjönftes < 6 en>an 6 angelegt: Iriumpljbogen, 
(ßuirlanöen, ^laggenfdjmucf ic. €s 5 eigte jtdj öeutlid? bie Sanf> 
barfeit 6 er Sepölferung für ben gndbigen Befudj bes ©roftjersogs 
fomie für bas ©efdjenf einer ©ifenbaljn. Bei bem ^^ftmaljl in 
Keljl begrüßte ©beramtmann tCeubner als Dorfi^enber bes 
fomites ben ©rofljer 5 og. Ser Sireftor ber Stragenbai}ngefellfd)aft, 
BIum<2lufdjer, bradjte ein ^odj auf bie ©tofljersogin aus. 
auf erljob fidj ber ^üt^t felbft, um feinem Sanf für ben tparmen 
(Empfang ^usbruif 5 U perleiljcn. 

SlJleinc .^erren! bin in ber Sage, einen fe^r nielfeitigen 
®nnf auäjufpret^en, unb beginne bamit, bem .^errn 3lmt§oorftanb 
für bie fo freunblic^e Segrüfeung ju bauten, roelc^e er im 'Jlamen 
feines 3lmtsbcjirtS unb ber ^ier anroefenben iSertreter ber ©emeinben 
bcSfelben foroie berjenigen ©emeinben, roelc^e an ber neuen fiofal» 
ba^n beteiligt finb, unb aller ^ier anroefenben eingclabenen ©dfte in 
fo roarmen SBorten an mi^ geridjtet ^t. ^emndt^ft ^abe i(^ 
aud) für bie fef)r roerten 9leu^eruiigen ju bauten, roeldje ber ©ro|= 
berjogin geroibmet roaren unb mir felbft ein fo freunblidjeS 5lner« 

261 



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1889—1895 



bieten brachten, baS ic^ in banfbarfter ßmpfinbung ju fc^ä^en n>ei^. 
Cs; roirb mit angelegen fein, bet ©ro^^erjogin, fo gut ic^’S oermag, 
bie lieben^mütbige jlunbgebung ju übermitteln. iDiein S^anf ^at 
aber bamit no^ fein Cnbe, er umfaßt no(^ fo oiele mir ermiefene 
Siebe. ©tabt fle^I für bie mir bereitete 

feftlic^e Slufna^me unb für alle bamit oerbunbenen SJeranftaltungen. 

banfe bem flomite, bas mic^ ju bem ffefts gefaben unb mir 
ben ®orjug biefer f^eftfa^rt gerofi^rt ^at, oerbunben mit einer fo 
liebenSroürbigen unb reichen gürforge on allen Crten unb in jeber 
SBeife. baute ben ©emeinben, bie bei ber f)eutigen geftfaljrt 
mi(^ fo freunbli(^ begrübt, fo feftlic^ beroiHfommt, fo ollen 93e» 
loo^nern ber beiben 3lmtSbejirfe, bie mir babei fo roarme liebeoolle 
©efmnung tunbgegeben ^aben. 2Benn ict) überfc^aue, roaS ie^ ^eute 
erlebt, reit^en feine ®orte ^in, um meinem 3)ant einen richtigen 
tluSbmcf ju geben, ober tief im ^erjen eingegraben bleiben bie Cr= 
innemngen beS heutigen SageS, bie mir ftetS wert bleiben roerben. 
3)ie Gnrlebniffe beS heutigen Soges ermeden in mir baS freubige 
©efü^l, bo^ mir eine neue SBerbinbung mit ben SKeic^Slanben ooU« 
jogen ^oben, bie ben Qntereffen beiber Sünber fe^r nü^li«^ fein roirb 
unb bie baju beitragen tann, i^re Sejie^ungen immer fefter p 
ft^lie^en. Sic beiben Sßabnen roerben, baS bin id) fid)er, baniad) 
trauten, ben ®erte^r beiber Sünber forgfültig ju vflcn*“"- 

SDleine Herren! 3Benn ic^ nun baS ©las ergreife, um auf 
baS SBo^l oHer berjenigen ju trinten, benen ie^ oerfuc^t ^be, 
meinen S)anf auSjufpredjen, fo mü^te mein ^o^ ber 0tabt Se^l 
unb ben ©emeinben ber 3lmtsbejirfe fte^l unb ®ü^l, foroie ben 
aSertretem ber ©efellfd)aft ber neuen Sofalbabn gelten — gerne 
bringe id) felbft biefes ffto^ auS, benn es flammt aus bantbarem 
lierjen. Slber 0ie alle tönnen nic^t in biefcS ^od), baS 3^nen gilt, 
einftimmen, unb bo^er richte id) meine ©ebanten auf bie oereini« 
genben Sejie^ungen, beren i(^ oor^in erroü^ntc. 2Bir gebockten ber 
aUerbinbung mit bem fRcic^Slonbe, unb roenn roir ber Cntfte^ung 
beSfelben gebeuten, fo gebeuten roir beS Seutfe^en fReic^eS unb feineS 
getrünten CberljnupteS, unfeveS .tlniferS — oiif il)n jielt mein 

‘2(j2 



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1889—1895 



®eiin mir bcö .U'oiferS gebentcn, fo cjebcntcn roir bcs Ißaterlanbe^. 
unfercr felbft unb allcä beffcn, ba§ unä lieb unb roert ift. ftammt 
aug meinem, wie au8 oller ^erjen, roenn id) rufe; Unfer 

Äoifer, unfer liebesS beutft^esi '-ßoterlonb unb alle8, rooS un8 im 
9iei(^e teuer ift, lebe ^oc^! 






Ixcbe 

bei btm ^mivfan^ btr jro^tn £anbt5bc))ntation in Kortsrnbc ans 
ünlab its -^Ojä^rigtn Kejiemn^sjnbUänms 
29 . Jlpril 1892 . 

£in bcbcutungsroller 21ft bei ben jablreidjen unb großen 
5cierlii)feiten 3U €ljren bcs “lOjäljtigcn Hegietungsjubiläums inar 
bcr empfang bet Dertreter ber .52 2lmtsbc5irfc bcs £anbcs im 
nStblidjcn Saale bcs srociten StoJes bcs Sdjloffcs. Das <Brof. 
berjoglidje unb €rbgrof berjoöl'cl?« paar umgeben pon ifjren ^of* 
ftaaten erfcfjicnen unb bet ©bcrbürgermciffer bet Hcfiben5 Karls- 
tube, Sdjncbler, begrüßte ben €anbesl}crrn unb ocrlas bie Be- 
glücfmünfdbungsabreffe, melcbe pon ben Canbesgemcinben in funft- 
PoUer Kusftattung bargebradjt tpurbe. Bie Perfammlung gab 
ihre ^uftimmung 5U ber in ber Kbreffe 5um Kusbruef gebrachten 
^ulbigung burclj ein begeiftertes breifa^es fjoeff lebhaft 3U er- 
fennen. Bet ©rofherjog beantiportete biefe Begrüßung mit 
folgenber Hebe: 

3d) bonfe 3htcu junöchft non gonjem f^erjen, lieber ^err 
Oberbürgermei fter, für bie liebenollen SBorte, mit benen 6ie bie 
abreffe eingeleitet haben, bie Sie im Flamen ber gonjen Serfomm» 
lung hier uerlefen haben, bie bcr ausbrud biefer ©efinnung ift, roie 
ich bonfbor fogen borf unb bontbor foge, baß ich ^ gcroohnt 
bin non ^^ha^i ja haben mich uermöhnt mit 

Siebe, ober id) erroibere fic auch ouä gonjem unb nollcm $crjen. 

SBenn c8 mir nergönnt roor, in ben langen Rohren meine 
'^flicht ju erfüllen, meine Herren, fo fühle id) roohl, roieoiel Schiräd)e 

26.9 



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1889—18515 



öabei nod) itmv, loicoiel bcr gute SDäiUe in Slniprud) genommen 
roerben mu^te unb roie bie b'^ter bem guten SDäillen jiirüd^ 
geblieben ift ; aber bas eine gereicht mir jum Xroft, ba|, locnn auch 
fo mand)cS nid)t ganj fo erfnllt roerben fonnte, roie eS begonnen, 
roie cS gebockt roar, fo bod) im großen nnb ganjen immer ein inniges 
unb treues ißerftänbnis oorbonben roar, ein roanncS Vertrauen, bas 
Sie mir entgegengebra^t hoben, unb baburd) eine Jträftigung ber 
'Jlrbeit, ber idj mid) gerne unb freubig unb gcf)orfam gegen (3ott 
gefügt höbe. 2BaS Sie bfiooi^bEben als günftig, roas in biefen 
fahren gefd)eben ift, baS rooUen roir jufammenfaffen in bas eine, 
bas Sie geroib mit mir empfinben, bafj ©ott unS gefegnet l)ot unb 
reich Sofpfloft hot in biefen langen ^ohven. ®cnn bas fei ferne oon 
mir, 93crgleiche anjuftellen, aber ber üfergleich liegt ju nahe, alS 
bafj id) nid)t fagen barf, roir fmb ohne gro^e Störungen beS öffent» 
liehen SBohleS unb ber öffentlichen 91iihe unb Orbnung l)'o^o'^d)= 
gefommen mit SluSnahme ber beiben ftriege, bie baS 5J'cutfche IReid) 
teils glürflid) beftanben, teils ober fiegrcid) burchgeführt hot. 
eS mir nergönnt roar, in biefer Ihötig }u fein, ja, meine 
•C>erm, baS fühlen Sie mit mir, rocil id) roei^, bop and) in 
■Öerjen bie gleiche Gmpfinbung ift, bnS ift ein großes ©lürf geroefen, 
ein ©lüd, baS roir 311ten angeftrebt hoben unb bie jungen nun 
erlebten, bie Ginigung unfereS 3interlanbeS. ®a§ id) aber biefeS 
benihi^e, roerben Sie aus biefem ©runbe geroi^ gern mit mir hören, 
roeil i^ bie fUlahnung baran hiüpfe; SBirfen Sie alle in 3h'^oo' 
^Berufe baranf hin, ba^ bie Grmngenfchaften ber 3ohre 1870 nnb 71 feft 
unb immer fefter begrünbet roerben in ben .^erjen bcS babifd)en 
'UolteS. GS Tann nichts ju ftanbe tommen oon fo großer Sebeutung, 
ohne aud) feine Schattenfeiten ju hoben, aber bie Sichtfeiten fmb 
roeit barüber erhaben. 2'ie Sid)tfeitc, bie ich meine, baS ift bie 

•Qraft, bie roir erlangt hoben auS ber Sd)roöd)e, in ber roir geroefen 

fmb, unb, meine .0errn, roenn man biefe Sd)roäd)e fennen gelernt 
hot, roie ich f«nnen gelenit habe, bann preift man bie firaft, bie 
roir jeht hoben, hoppelt unb breifoch unb freut fid), roenn bie 3»* 
tunft uns biefe Sroft erhält, fo grog oud) bie Opfer fein mögen, 

I>ie bafür oerlangt roerben. Gs ift fein Opfer ju gro^, um biefe 

2ftl 



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1889—1895 



Jtraft ju erholten, es märe aber eine furc^tbave (rnttäufd)unfl unb 
(Sntfrdftiflung, roenn biefc Opfer Tiid)t fiebiad)t roüvben, benn fie 
mürben uns ?Hac^teile in jcber ®eife bringen, braud)e bic 
3Jla^nung nic^t an 3ie 511 richten, benn id) roei^, in >&etjen 

fiel)t eS ebenfo wie id) eben ouSjufpredjen nerfudjte, aber trai^ten 
6 ie bamad), bap bie ^ugenb fid) mel)r unb me^r anfdjiieße an bie 
@rö 6 e ber Slufgabe, bie noc^ i)n erfüllen ift, unb ba§ fie barnad) 
trad)te, roürbig ju nierben beffen, roaS unS jn Seil geroorbcn ift. 

3ti) b“bs ober neben Sem großen Sanf anSjufpretßen, meine 
Sreunbe, für baS Sßertrauen, baS Sie mir in oielen :|^al)ren entgegen» 
gebracht ßabcn. 6 ie fagten eben, baß 0ie and) nor 15 Qaßren 
ßicr uereinigt roaren. 6 S ift mir bieS eine roerte teuere (Srinnerung, 
eine teuere (Srinnerung, weil mir fd)on bamnls nielc üiebe erroiefen 
roorben ift unb fcitbem fo niele iMebe erhalten mürbe, eS ift mir 
and) fonft nocß eine feßr mertc (Srinnentng, benn fie greift in eine 
,»^cit, rco mir bas Jyeft in ©egenmart unfereS ßod)feligen Saifeiij 
begehen fonnten, eine Grinnernng, bie, mie icß meiß, in allen 
.fierjen fcftfteßt unb maltet. SBenn id) futße, ^ßnen gegenüber ßente 
meine (Smpßnbung tunbjugeben, mcnn ©ie barin nur ertennen mollen, 
baß id) mit menigen Sorten ober treu gemeinten Gmpfinbungen 
3 ßnen gegenüber trete, um ; 3 b''cn tunbäugeben, roos mid) erfüllt 
an bem heutigen Soge, fo tann id) mid) nur in bie menigen Sorte 
sufammenfaffen ; menn id) 3ßt>en biefc (Smpßnbung treu feßilbent 
foll, fo benfe id) eines merten Sd)riftmorteS, bnS mit ben Sotten 
enbet; „Unb menn baS Sieben töftlid) mar, fo mar eS Süße unb 
3lrbeit." SaS lautet auf ben erßen Slnblid etmaS trourig, id) 
neßme eS aber non einer ganj onbem ©eite: Süße, baS ift bie 
'^ßicßterfüUung, unb Slrbeit, baS ift 2eben, unb bamit ftßlicße id) 
Cißnen gegenüber bie menigen Sorte meiner ^Begrüßung, ©eben 
mir uns alle Süße unb reießlid) ÜDiüße jur Erfüllung unferer ippießt 
unb gebeuten mir ftetS, meine Jreunbe, baß in ber Sßat 'Jlrbeit 
Seben ift unb boß barauS ©egen ermödjft. Senben mit unfere 
ganjen Kräfte an, baß bie 3lrbeit, bie mir leiften, eine feft äufammen« 
mirfenbe ift, unb baß mir unS babureß feft matßen gegen fo man^e 
(Gefaßten ber ßeutigen 3 ^* 1 » our überrounben merben tönnen 

206 



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18H9— 1895 



burcf) eine (\vo§e unb fefte (Sinigteit atter berer, bic bie ©r^altung 
beS Staates, bie Gr^altung ber Orbnung, bie 6rl)altung ber ftraft 
im Staat als baS .^öc^fte betrachten, nmS mir anftreben müffen. 

^d) nertraue auf Sie alle, meine ^leunbe, ba§ Sie meine 
^Regierung unb mid) and) für tünftig auf biefem Säege unterftühm 
unb ba§ mir aud) glücflid)eren Sagen entgegengehen. 

Od) bitte Sie nun jum Slbfchieb, roenn Sie heimtehven, feien 
Sie bie Vertreter meines herjlichften SanteS für bie .flunbgebung, 
bie Sie mir heute gebracht hoben, unb fagen Sie allenthalben, ba^ 
nicht nur ein banfbarcS .^erj in mir fchlägt für baS ganje 93olf, 
für bie ganje Seoölferung, für baS ganje Sanb, fonbene auch ein 
treues .^erj, baS auShalten roill folangc @ott mir bie .ttraft baju 
giebt. 'JJlit biefen treuen unb guten Süäünfd)cn für 3he SBohlergehe n 
fcbliefie ich meinen @rnfi nnb meinen Sanf. 






Itunbäebnng 

bes Panfes aus Hnlah öts .^Ojährigen Ktgitmnasinbiläums 

Son ben banfbarften (Gefühlen befeelt, folge ich tiem Srieb 
meines .jperjenS, inbem ich mid) hiermit an alle 9lngehörigen meines 
geliebten üanbeS rid)te mit bem Serfuche, ben genügenben SluSbruct 
für biefe meine Sanfbarteit ju pnben. 3lüe ©erocife ber fiiebe 
unb 3lnhängtid)feit, melche mir in fo oielföltiger @eftalt unb in fo 
jahlreichen iBethätigungen entgegengebracht mürben, hoben mid) tief 
gerührt unb meine Seele ju @ott erhoben, 3f)nt ju bauten, ba§ Gr 
mir fo üiele Gnabenerroeifungen hot ju teil roerben laffen. Siefer 
S)ant gegen Gott ift es, in bem fnh meine Gefühle uereinigen allen 
ben liebeoollen jtunbgebungen gegenüber, bie mir in fo reichem 
3JJa§e JU meinem JHegierungSjubiläum geroibmet mürben. 3ch m5d)te 
allen benen aber noch befonberS bonten fönnen, bie mir ihre 9ln= 
hünglichfeit in fo oerfchiebener mohlthuenber 3Beife in SBort unb 

26 « 



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1889—1895 



iSUb, iomie biiid) funftuoU geftdtete roertooUe ©oben ecseigt I)aben. 
SJlöc^ten Sie aQe überjeugt fein, ba| i(^ ben ganjen 38ert biefer 
freunblit^en fiunbgebungen fc^ä^e unb banfbarp empfinbe. 
banfe aber and) allen benen, bie mic^ erfreuen loollten burd) öffent« 
lic^e IBeranftaltungen, an benen teilsune^men mir auS @efunb^eit§- 
rüdfic^ten nic^t nergönnt mar. 

Sille biefe ®eroeife inniger 3uf®“n«8>'9e^öti9tfit/ i>sren ®e= 
t^ätigung mi(^ fd)on fo oft in f^reub unb Seib beglüctte, ftnb tief 
in mein ^erj eingeprägt unb roerben bie ferneren Sage, roel^e mir 
@otteä ©nabe noc^ geftatten mill, meinen ißflit^ten ju leben, freubig 
erleuchten. 

SnSchte e§ mir oergännt fein, burd) treue SIrbcit für baS 9Bol)l 
meines geliebten ^anbeS ben 2)ant 5U bethötigen, beffen SluSbrucf 
id) in biefen an olle Slngehörigen beSfelben gerichteten SBorten oer» 
fud)t hui)S- 

ftarlSruhe, ben (1. 3JJai 1892. 

Sriebrich, @ro|herjog. 



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2(nfpra<he 

bei ber ^inmtibnng bes inbmig-IDübelm-Pflegebanfts in Baben 
22. niai 1892. 

Der non ber <5rof her5ogin in bem 3nhrc ber großen Crauet 
gefaxte edft dfriftlidjc unb fürfllidjc <5ebanfc, 5Ut «Erinnerung 
an riet €cib, insbefonbere an ben 511 Saben geborenen oereroigten 
prinsen Cubroig IDilhelm ein ppegehaus bafelbft für leibenbe ober 
ber Suhe unb ^rljolung bebürftige oereinfamte grauen gebilbeter 
Slänbe 5U erbauen, mürbe non allen Seilen lebljaft begrübt unb 
Dor allem unter ber förbernbften liilfe «nb 
(ßrünberin Dcrmirflidjt. Sei ber «Einmeihung, bie lugleich ju einet 
mehmütigen (ßebächtnisfeier ftch geftallete, gab, nad^bem eine Seihe 
Bon perfbnlidjfeiten geiftlichen unb roeltlidien Slanbes gefptodjen, 
ber Cßrofherjog felbft tief ergriffen bet IDeihe ber Stunbe et' 
greif enben Jliisbrucf: 

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18H!I lKi)5 



Sere^rte Slmucfenbe! 

3Iu§ tiefberoegtem .^erjen fagc icb allen im 'JJamen bcr 

örog^erjogin, bie im Slugenblirf e§ nicht ocrmag, bcn auf ftc ein« 
ftürmenben ©efühlen 2Iu8brud ju geben, $ant, oiclen ®ant für bie 
®etunbung ber Siebe, ber 2:reue, ber 3tnhänglichteit, be§ 9Jlitgefühl§ 
für unfere S^eube, unferen Schmerj. ift mir in ber gegen« 
roörtigen Slunbe eine angenehme 'fJflicht, 3h”'" 5" ">•' mohl= 

thuenb e§ bie @ro^h"5"9*" berührt, fo niete Siebe unb 

Üeitnahmc bei 3h"'" ä" P"ben. 5o tief fchmerjlich auch hie @r-- 
innerungen beS h'"i>9'" iogeS fi"b, mir freuen un8 hoch, baß au§ 
bem 2obe neueä Seben entfteht. ©o inie mir an biefe§ Seben über 
ben ©ternen glauben unb barauS fRuhe unb Xroft fchöpfen, fo finben 
mir auch reichen 2roft in ber Siebe unb Jürforge für anbere. 

®orum nochmalä ®anf alten, bie fich an bem 3uftanbefommen 
biefes SiebeSmerteä beteiligten. ®ie nom ißolt erfahrene Siebe, bie 
3ufammengehörigteit mit bemfelben ift ber Jaliäman, ber mit ©ott« 
nertrauen über bie fchinerften ©tunben hilft, ber ba§ .^erj felbft im 
bitterften SBehc mit freubigem ©totj erfütlt. SBir fchließen un§ 
an alle bie SBünfche an, roelthe bie geehrten ^Hebner ber Ülnftalt 
bargebracht h"hen. ÜDlöge fie ein ©egen fein für alle, bie fte 
grünbeten, für alte bie borin roohuen. ®anf, taufenb ®ant allen 
Slnroefenbcn, inSbefonbere ben Herren fKebnern unb ©ängern, bie 
jur iöerherrlichung beS fchönen 5efte§ beitrugen, $anl ben 9Jlit= 
begrünbem, bie in ber Jerne meilen. .^erjlichen ®nnt! 






Srinffpruch 

bei bet (fiolatafel ;,u €bren ber Hnmefcnbeit bei Ilönigs nnb ber 
Königin non IPürttemberg in Karlirubc 
9. 3aiii 1892. 

Bei feinem erften Befuch nadj bem Hegierungiantritt mürbe 
bas Königspaat pon IDürtlemberg am fiof 511 Karlsruhe hS'hft 

2G8 



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IhKil— lH!t5 



feierlich unb ljet 5 licf) empfangen, entfpredjenb Öen »on jeljet 5 n)ifclfen 
beiöen i^öfen Ijerrfcijenöcn innigen 23cjiel)ungen. J3ei öet (ßala> 
tafel hradiie öer ©rofersog einen Crinffpruefj auf feine fjoljen ©äffe 
aus, Öen öet König t>on äJürftemberg mit Öen t;er 5 lici;ften lüorfen 
crn>iöerte. — Der Coaft öes ©rofljer 5 ogs lautete a(fo: 

©eftotten mir Gure 5iüuiglicf)cu fD^ajeftäten , ba§ ici) 'iltler^ 
f)öd)ftbiefc(bcn auef) in biefem dtaume berjüd) luidfommen unb 
im 9Jomen meiuev gamilic unb im Flomen meinet Sanbes fjm-'ä* 
lidjen ^£ant bafür foge, boß Sie uns ben erften ®efucb nach SUIer» 
f)öd)ftibvem fRegienmgSantritte 5“’^ Jreube unferer ^cimot 
abftatten roollten. barf roobl barin bic i^ortbaucr ber burd) 
lange 3abre beftebenben freunbfcbaftlicben iöejiebungen ertennen, in 
benen id) mid) mit bem SIHerböcbftfeligen Äönig fiorl uerbunben 
fühlte, eine Grinnerung, bie mir eroig teuer unb inert bleiben inirb, 
eine ^rfunbfebaft, inelcber id) eS nerbante, baß id) beute bie Gbre bnbe. 
Gute SDJajeftäten als Gbef eines roürttembevgifcben SWegimentS begrüben 
ju fönnen; ein Sorjug, ben id) bod)fd)äbe unb banfbar anerfenne. 

ajjögcn Guve fdlajeftäten glüdlicben 3cilf” entgegengeben, unfere 
treueften 3Bünfd)e begleiten Sie jebt unb allentl)atben, treue SSünf^e 
für .^öcbftibre SRajeftäten, für baS ftöniglicbe ^auS unb für baS 
teure inürttembergifcbe fHaibbartanb , mit meinem in freunbfebaft« 
lieben, in innigen tBejiebungen nod) lange Oabre leben }u bürfen unfer 
febnlicbfter SGBunfd) ift; ein SUunftb, ber burd) bie toeife fHegienmg 
Gurer Röniglid)en 3)2aieftät geini§ in Grfüllung geben roirb. biefer 
Hoffnung unb in biefem SD5nnfd)e erbebe id) mein @laS unb forbere 
Sie, boebgeebrte .ßerren unb 35amen, auf, auf baS SBobt ju trinfen 
Sbi^cr SKajeftüten beS ßönigS unb ber Königin non SBürttemberg. 



Seöe 

bei öcr ©nmtibung ötr tuangcUfcbtn Kircbt in Sebopfbtim 
3. 3uli 1892. 

lüic öer ©runöfteinlegung fo tuobnte öer ©ro§bet 5 og 
auci) öer ©intceibung öer Kitcbe bei unö 5 tt>ar in Begleitung 

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188!)— 1895 



feinet Ijoljen <ßemal)Iin. Die ^etrfd)afien tpurben am Bafjnljof 
pon 6 en Staatsbeamten, 6 cn ©emeinbebeljStben, ben ©eiftlicfoen 
unö ben Beteinen begtüft. Born Slmtljaus aus begaben fie fid> 
5 um 21 bfd)iebsgotte 5 bienft 5 Ut alten Kitc^e. l)ietauf bemegte fid) 
bet 5 eft 5 ug — bet ©toiljet 5 og 5 U in bemfelben — jut neuen 
Kitdje. ©t übetteidjte im Betlauf bet Sdjiüffel 

bem (Dttsgeiftlidjen, Stabtpfattet pan bet jloe, mit einem Segens- 
ipunfd) im Barnen bes Batets, bes Soljnes unb bes Ijeiligen 
©eiftes. Bei bet gottesbienftlidjen ^anblung in bet Kitdje l)ielt 
Befan IDeiljetebe, bet ©ttspfarter bie 5 «f*Prcbi^t. 

Bad) beenbetem ©ottesbienft folgte bie ©tofl)et 5 ogin bet ©in- 
labung bes ^abtifanten <D. Bally 5 um Binet, tpäl)tenb bet ^ütft 
am tei(nal)m, »obei et bie 2(nfptad)e bes Bürgenneiftets 

©tetl)et folgenbetma^en beantmottete: 

'-öon ganjem ^erjen bnnfe i(^ 3f)ncn für alles, luas 0ie aus- 
gefprodjen b^l^sn an Siebe, treuer .ßingebuug unb norbilblidjer 
6mpfinbung, unb biefe norbilblic^en (Smpfinbungen finb es, bic niicb 
tief ergreifen, roie geroig 0ic alle, meine fterren. ipred)e O^nen 
bafür meinen mönnften 'Bant nuS! aber noef) einen 

befonberen Bant auSjufprcc^en junöc^ft ber politifd)cn öemeinbe 
0cbopfl)eim, ba§ fie gcn)ünfd)t bem 5eftc nnroobne. 

bin biefer Ginlnbung ebenfo bantbar als freubig gefolgt, t)obe 
i(^ bod) ber ©runbftcinlegung bes fd)önen ®aueS anrool)nen tonnen 
unb fo mand)en anbern bic 0ie b'sr begingen, bei ber 0ie 

mid) mit gleidjer Siebe unb gleid)em Vertrauen aufgenommen haben. 
5^ür baS heute inicber cnoicfenc SBertrauen baute ich non gonjem 
^erjen. 0ie geftatten aber hoch, meine .ßerren, bie 0ie nerfd)iebenen 
ftonfeffionen angehören, ba§ id) mid) heute gan^ befonbers um bic 
5lird)C annchmc, bic eingetneiht loorbcn ift. SBenn id) einen SEBunfd) 
für biefen 5lau auSfprcchen foll, fo glaube id), es cntfprid)t roohl 
3heen Gmpfinbungen, loenn id) jage: SOlöge ber 53au fo feft begrünbet 
fein als id) hnffe, bag unfer ©laube begrünbet ift. 'JOföge aber ber 
©laube fo feft begrünbet fein, baft er biefem 'öan nhnlid) ift. Bap 
biefer ©laube immer feftcr bei unS inerbe, bas foll aus biefer 5lird)C 
heroorgehen, unb ber 0cgen für bic 3utunft, für alle feiten. Ber 
.f)crt SBürgcmicifter hat fehr treulid) angebeutet, ba§ mir unS 
befeftigen müffen in all bem, roaS crhaltenb unb befeftigenb ift für 

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1889-1895 



Staat unb @emeinbe. ^a gibt cb roo^t meinev älnfic^t nac^ 
nur ein ^itfämittel, roaä ic^ bcncn inö ©ebäc^tniS rufen möchte, 
bie meiner Sirene ange^ören: SBenn eä unä fermer roerben roill, 
fo rufen mir: ®ne fefte Surg ift unfer @ott, unb luiffcn, ba§, ber 
für un§ ftreitet, ber rechte 9)lann ift, bag iijm ber Sieg erijalten 
bleibt. Siefer Sieg ift eö, bem mir juftreben müffen, bann roerben 
roir aurf) fiegen über baS, roaä ©efaljr ^ci^t in Staat, Sirene unb 
fjamilie. Unb ba§ un§ biefer Sieg crtialten bleibe, meine .^erren, 
ba§ fü^rt inic^ jum S^lu§, inbem ic^ Sie aufforbem mö^te, mit 
mir einjuftimmen in ben 5Ruf: Gs lebe bie ©emeinbe Stt)opf^eim 
unb ihre ^ilialgemeinben , inSbefonberc bie politif^e ©emeinbe! 
Sie lebe ^od)' 

* 



Hebe 

bei bem ieftmabie aus Hnta| bes Xi\’. babifeben 
ianbesfeuerroebrfeftes in £abr 

Hl. 3uli 1892. 



2(ni Samstag, 30. juli, fpät abenbs traf ber ©rogljcrjog in 
€aljr ein unb fuljr nad; ber Segrüfung unb Dorfteilung burdj bie 
prädjtig beforierten unb illuminierten Strafen nadj bet IDoljnung 
bes ©berbürgenneifters Dr. Sdjluffet, roo er 21bfteigequarticr naljm. 
2Im Sonntag, bem eigentlichen burclj bie JDitterung mandffadj be- 
einträchtigten 5«fttugc, roohnte er nach einem oon bet Stabtfapelle 
bargebradjten Stänbehen 5 uerft bem ©ottesbienft in bet eoange- 
lifchen Sliftsfitche bei, rootauf er am Plaf bei bet „Sonne" uon 
©heenjungfrauen empfangen einen im Damen bet Stabt gebotenen 
©htenttunf entgegennahm. Sobann begann bie ^euerroehtprobe. 
Später fanb im Xathaufe ©mpfang ber Sürgermeifter unb Besirfs- 
täte ftatt, rooran ftch eine Beftchligung bet 5eu<H^roehttequijitcn 
anfchlof. Bei bem folgenben ^eftmahle begrüfte ber ©betbürget- 
meifter ben dürften» roelcher bie Derfammelten alfo anrebete; 

^ochanfehnliche Jeftoerfammlung! 

®ie 3^« ©läfcr nieberfehen, bitte ich ©ie, mir einige 
SEBorte ju geftatten. ift eS mir nicht möglich, auf all bas 

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1889—1895 



einjuge^en, roa§ Dberbürgenneifter in feiner SRebe berflbrt 

^at; allein meinen ^erjlic^en S)anf mö(^te ic^ boc^ ^ier auSfprec^en 
für ben äluSbrud bet Siebe unb SSerebrung, ben mir bie Stabt Sa^r 
burcb ihren Dberbürgenneifter bargebracbt bat. 9Benn icb and) }u 
roeit geben mü^te, um auf bie einjelnen ißunlte feiner nmrmen 9e< 
grflgung eiiijugeben, fo nerfi^ere icb botb, ba§ bie gefprocbenen 
äBorte tief in ben ®runb meinc§ .J)erjcn§ eingebrungen finb, unb 
icb fprecbe be§balb nicht nur für mich, fonbern auch im 91amen ber 
@rogbe<^}ogin ben herzlichen 3)anf auS für bie ©cftnnungen, bie Sie 
hier aulgefprocben, für ben freunblicben Empfang unb aKe bie Siebe, 
bie Sie mir entgegcngebracbt bo^>en- ^er Stabt Saht, 

ba$ fie mir @e(egenbeit gegeben bat, ju Obnen )u fommen, ich banfe 
ihren SBürgern für bie Siebe unb greunblicbteit ihrer ©efinnung, bie 
fic mir in jeber SBeife fo berjlicb bargebracbt haben. 

@anj befonberS bin ich banfbar, einem fjefte anroohnen ju 
rönnen, ba§ ber ffeuerroehr beS Sanbeö gilt. SDSit befinben uns 
in einer Serfammlung, bie einem SBerein gilt, ber nicht nur in 
feinen fchönen eine fegenSreiche Ginrichtung für unfer 3Jolf 

barftctlt, fonbern ber ftch mehr unb mehr entroidclt hat oIS heilfame 
GrziehungSinftitution unfreS 33oIfeS, bie erzieht zur Eingebung an 
baS @anze, zur Siebe zum iHöchften, zur gegenfeitigen ^üfe, zum 
3ufammenfaffen aller in einem feflen 58anbc, baS alle umfchlie^t, 
eine Onftitution, bie fchon bie jungen 5trüfte, bie fich in ben Sunb 
aufnehmen laffen, lehrt, bo^ nur bie Eingebung für bie SlUgemein« 
heit unb ber @ehorfam bie Grunbbebingungen beS GlücfS unb ber 
SQäohlfahrt ber gamilie, ber ©emeinbe unb beS Staates finb. 

Sie roerben nid)t crftaunen, roenn ich fuge ©ehorfam; eS ift ber 
©ehorfam, ohne ben im bürgerlichen unb öffentlichen Seben nichts 
gebeihen tonn. Unterorbnung mu§ fein, ohne fie ift feine fegenS» 
reiche Gntroicfelung, fein ©lücf beS SBolfeS möglich, einerlei, roelche 
Staatsform auch gelten mag. Unb barin haben bie f^euenoehren 
feit 3ahren ei" fluteS Seifpiel gegeben, unb ich geroi^, ba| fie 
auch iu fchroeren 3eiteu bereit fein roerben, für baS SHecht unb bie 
fRuhe beS Bürgers einzuftehen, für Drbnung unb Sicherheit in ®e« 

‘272 



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1889—1895 



meinbe unb im Staate einjutreten. glaube nic^t, bag ic^ Sie 
erft aufjuforbem brauche, 3^re ganje Slufmertfamfeit barauf ju 
richten, bag f(^on beim Sintritt in 3^ren iBerein biefe Sluffaffung 
berflcffic^tigt roerbe, non ber Sie ja geroig alle burc^brungen finb. 

finb nur wenige Vertreter ber Jeuerroelir ^ier anroefenb, ic^ will 
aber biefen für bie ganje gcuerroe^r unfereä J]anbe§ aud) bei biefem 
'ilnlag meinen ®anf unb meine atnertennung ausfprec^en unb bie 
freubigen @efü^Ie auSbrüden, bie ic^ jebe^mal empfinbe, wo ic^ mit 
biefem SorpS jufammenfomme. Sleiben Sie auf bcm fc^önen iffiege, 
ben Sie bi§t)er gegangen! 

3)er Stabt lla^r banfe ic^ nochmals, ba^ fie mic^ ju biefem 
gefte eingelaben; aber baä geft felbft ^inbert mi^, allen ben uiel« 
feitigen Ontereffen, bie 3^re Stabt beroegen, nä^erjutreten, mit^ non 
ber Stabt nä^er ju unterrichten; aber ich fr«ue midj 

barouf, bieä ein anbereä 3)lal nachsuholen unb roahmehmen ju 
tönnen, bi§ ju roelcher ^öhe ber Sntroicfelung eä ihre ®ürgerfd)aft 
burch 3Jlut unb 3lnftrengung gebracht hot» unb roie fie oft auch in 
emften ^f'ten ihre Qnbuftrie auf ber hohen Stufe erhalten hot, bie 
fie erreichte, gn biefer iBejichung fage ich: So Sott roiH, auf 
SBieberfehen! gule^t liegt mir ob, meinen S)anf funb ju geben 
baburch, bafi ich biejenigen, welche nicht oon l*ahr finb, aufforbere, 
ein f^od) au§}ubringen auf bie Stabt Sahr, beren ülufblühen un§ 
allen fo fehr am .fierjen liegt. Sie lebe hod)! 

Zlnfprad)«.’ 

bei iem Kriegertag its 5eegaur>erbanbs bes 
lUilitärocreins in IHeersburg 
21. Kugujl 1892. 

Dem Sccgaufricgertag würbe bic lEljee 5 U teil, ben mit 
lEftraboot oon iltainau cingctroffcnen unb mit heilem 3ubel em- 
pfangenen ©ro^hersog bei feinem ^efte begrüfen ju bütfen. Zladj 
ber Knfunft auf bem 5d)lofplah banftc Sürgermeifter Haither 
bem Canbe&hertn für ben Scfud;. 21ucb ber ©aupräfibent, Bürger» 

(9rofitKTSofl Sieben unb Jtunbflcbungcn. it> 



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1889—1895 



indflet pon Uebetlingcn, gab öem frcuöigcn Danf für öas 
(Erfcbeincn bcs cbrfurdjtspoUcn 21us5rucf. Hcallcljrcr 

©locf Ijiclt bic cigcntlid^c ^cftrcbc, iponocl; bet ®ro|fjer 5 og unter 
lautlofer Stille an bie Brüftung bet Cribüne tretenb etn>a folgenbe 
IDorte an bie bidjtgebrängte ^cftoerfammlung ridjtete, »orauf fiij 
bann bet 5“*’' 'Ktiegerbenfmal in Bewegung fester 

3Jleine lieben Äameroben! 'Dk^bem ©te bic roerten SBorte 
non ben nerfd)icbenen fetten geljört l)aben, bleibt mir aifo nichts 
me^r ju fagen übrig, biefe ßmpfinbung ^abc i(^. 3n bem 2lu8« 
f;>ntd)e, ba§ mir al§ beutfe^e ©olbaten Slaifer unb iReid) mten 
füllen, ift alles cntfjalten, roo§ unS gegenroärtig beroegt. 

6§ bleibt mit nur noc^ übrig, etroaS befonberS ju betonen, unb 
bo roenbe id) mic^ junäc^ft an bie älteren fiameraben, bie 1870/71 
mitgefo^ten ^aben, unb i^ ritzte an fie bic Slufforberung ; Sirfen 
©ie auf bie but(^ 9Jlat)nung unb SBeifpicl unb but(^ Gr« 

jiebung. SefonberS erinnere id) ©ie, bie SBortc feftju^alten , bie 
3^r nercl)rtcr ©aunerbanbänorftanb, ^err S3ürgermcifter Se^«Ueber« 
lingcn, norl)er gefugt t)Qt. braud)e fie ni^t ju roieber^olen. 
finb bie rid)tigen SBorte, in i^nen ift alles enthalten, rooS ben guten 
©olbaten unb 'Patrioten fennjeic^net. 31n bie jungen Äamcraben richte 
it^ bie SBorte: galten ©ie feft an 3^rem ©t^rour, an 
Sal)nencib! '^crfelbe gilt nic^t nur für bie 3cit, ba ©ie in ber Jront 
fielen, fonbeni and) im bürgerlichen Seben. S)ic ^ahtif >fi 3cichfn 
ber Äamerabfcf)aft unb biefe fdjlicßt als fehönfteS bic Siebe in ftd), 
bie uns aUc oerbinben foll. Unb ein guter Stamerab ift auch ein 
guter treuer Unterthan. 

fiicrmit möchte id) fdjlie^cn. 3th fifuc 3h>'c*' 

gcroeilt ju haben, unb fagc, fo @ott roill, „2luf SBicberfchen!" SBenn 
©ie in 3h’^® |ieimat tommen, grüßen ©ie 3hi£ Singehörigen, .galten 
©ie feft ju unferem großen SonbeSmilitäroerbanbe , ber eine gute 
©chule ift für ijjflichterfüllung unb 2reue. Unb in biefem ©inn 
möchte ich aufforbem, ein ^och ouSjubringcn auf ben Sfabifchen 
9Rilitäroerein8«®erbanb, ber auch fenier blühen unb gebeihen unb feine 
erfpriehlithe Ih^tigteit für bie entfalten möge; er lebe hoch! 

m 



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1889 — 1895 



Hebe 

bd btt äOjäl^rijin 3ubtlf«t(r bei fidl- nnb Pfie^tanftalt 3U(nav 
27. September 1892. 



Don jubclnöcn fjoc^rufen empfangen fufjrcn bas ®rof» 

l)cr 5 oglidje Paar unb ber €rbgroftjer 5 og mit grofem ®efoIge 5 ur 
überaus reidjgcfdimücftcn 21nfta(f, roo eine ITlenge non ®äften et« 
fdjienen trat. Had) fcicrlidjer Degrü^ung unb Dorffellung naljm 
ber 5®f^9®desbienft, gel^alten non bem enangelifcben Pfarrer 
Zldifnid) unb bem fatijolifd^en Pfarrer Peter, feinen Anfang, 
liieran fdjlof fidj in ber Kircbc felbft ber ^eftaft, bei bem Direftor 
®eIj.«Kat Sd)üle eine ®cfcf)idjte ber 21nftalt porfüljrtc. Später 
ging bas Zlnmefenljcit ber fürftlidien ^errfdjaften 

unb einer großen gelabener ®äfte im großen 21nftaltsfaal 

por fidj. 3m Derlauf besfelben bradjte ®eli.«Hat Sd)ülc ben 

Coaft auf bas aus, anfnüpfenb an ein IDort bes 

tanbcsljerrn: „Illögc es jebem pon uns gelingen, gan 5 e unb fclbft- 
lofe 2Irbeit $u liefern!" Darnad) ergriff bet ®rofljer 5 og bas IDort: 

mir uns roieber nicberfc^en, bitte id) ©ic, ^err @e^. SHat, 
Don mir, in meinem Slmnen roie in bem ber ©ro^^erjogin unb 
meiner ganjen benn aller^erjlidiften unb innigften ®anf ent« 

gegenne^men ju roollen für bie freunbli^e Segrü^ung, roel^e ©ie 
je^t in biefem ©aole roie norl)er in gemeintem SRaume an un§ ge« 
rid)tet !)aben. Unferen ^erjlic^en unb innigften 2)anf! ®a8, roo8 
ober ^ier an Siebe unb ^reunblic^teit ber ©efinnung für unS funb« 
gegeben roorben ift, fdjießt bod) roeit über baS 3'*^^ ^inauS, roenn 
id) biefen SluSbrud anroenben barf, benn roir fü!)len bie Unjuläng« 
lid)teit unfereS ©trebenS. 9Benn eä unS gelingt, bie i|jflid)t ju er« 
füllen, fo müffen roir fel)r bantbar fein. 3lber bantbar ertennen 
roir an, ba^ roir ^ier fo gut aufgenommen roorben, bantbar fmb 
roir für bie ©efinnungen unb @efüt)le, roeld)e ©ie im Flamen ber 
Snroefenben auSgefprod)en Ijabcn. ©ie ftel)en tief in unfere ^erjen 
gegraben, roie aud) bie blutige unoerroiftbbar in nnferem @e« 
bätbtnis fortleben roirb. 3lber i^ bitte ©ie nun, oon unS abjufeben, 

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1889-1895 



unb auf ba§ biujuroeifen, roa§ t)cutc einen fo roefeiitlidjen 'öe|tniibteil 
ber Jeiev auämacbt, ju roeld)er mir Ijiev Devfammelt fiub. 

$a§ 3efl gilt nid)t nur beni ©cbuvtstoge biefe« .Cmufeä, füiibcni 
oud) ben 'fJflcgeni biefe? ßaufe», ben teuevften, oevebiteften 'Jlänneni, 
roeldje i^r ganjcä Seben, il)ic Straft, iljve ©efunbbeit, alles, loas f'c 
'IBertes unb JcuereS bitten, biefer 'ilnftalt gewibinet buben, 
tönnte nur roicbcrbolcn, loenn idj bie llerbienfte unfeves lHolIer unb 
Öergt roürbigen raoHte, rons Sie, .ßerr ©eb-'tWat, in oov» 
trefflichen iHebe in ber Stirebe bargelegt buben. 'JDlnn tann baoon 
fugen, es ift oollfommen roiebergegeben, es ift ooll ertaunt, roa§ fie 
©Utes unb Sd)öneä geroirtt buben. Duber rcoUen loir aber aud) im 
©efüble ber Xunfburteit, bas mir ihnen geroeiht, fagen: ®ir rouUen 
beute ber 'itergangenbeit gebenten unb benibigt ber ^utunft entgegen« 
fel)en, beim nur bann tann bie 'Jlnftalt ooll nnb ganj gebeiben, roenn 
ber ©eift, lueldjer biefe 'Dlänner befeelte, in iljr fortlcbt. 

©ine '-öiirgfcbuft bafür liegt barin, bag mir au ber SpitjC ber 
'ilnftalt einen 'JDlitroirtenben aus biefer buben. ®?öge eS .3b'>eit 
.£ierr ©eb.^lHat, noch lange uergönnt fein, ber Slnftalt fegensooU nor« 
juftebeu unb ihr 3bff flunje Straft unb üiebe ju luibmen, nieldie 
tennen ju lernen id) fdjon perfönlid) ©elegenbeit butte. iJaS S)?cr» 
fönlid)e fpielt am bpuliflfu Jlage eine gan,\ befonbere lHallc, beim 
öiele tum ^bucn roiffen ja, büß id) uiele .oubi'e binburd) mit iKoller 
unb ^ergt in ben innigften 'üejiebungen ftnnb, n)eld)c ullcrbingS ans 
ftbroerem, forgennollein iSemüben ftammen. ©s ift uiel »on ihnen, 
erreid)t loorben unb roirb nod) oiel ju erreid)eii fein. fDlocbte nun 
Don allen Seiten jufammengearbeitet nierben, bamit bie großartige 
ffiirftmg, roelcbe non biefen 'ÜJJäimerii nusgegnngen ift, fid) in bie 
roeiteften Streife nerbreitet. 

68 muß barauf gefeben rocrbeii, baß biefer Slnftalt bas Sler» 
trauen jur fpeilung erhalten bleibt, mie fie ja and) Dtoller gerabc eine 
^eil= unb 'fjflegeanftalt genannt miffen rooUte. Tas .^ous foU eine 
.^eil« unb 'f.tflegeanftalt fein nnb bie Slorurteile, meldie gehegt roerben, 
foUen überrounben roerben. SJJöge in ber 3ufunft biefer ©eift bem* 
fd)enb fein bei allen beneii, roelcbe ber Suche bienen, bamit eS ge» 

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1889—1895 



lingc, t^vo^cS unb 3d)öncs ju ei’vcic^en. .^d) trinte mit ^tinen auf 
bas fernere @ebeit)en unb Sufblü^en ber Slnftalt, auf eine gefegnete 
'■iSirffamteit berer, roeld)e fid) in i^ren ®ienft gcftellt ^aben, auf 
^Uenans ®ol)lergel)cn. Gs lebe bod)! 



* 



Jxcbc 

bei iV'r jeicr i'e; ZojäbrUcn ycftanb« bes inUitämereins Cnibelbcrg 
11. aiat 1893. 

I>as ^eft gcftaltetc fid> ju einem allgemeinen öutdj öie Ceil= 
naljme bes (Srogfjersogs , ber nadj bem feierlichen €mpfang am 
Baljnhof unter ben f^nibigungen einer 5ahlreid)en Dolfsmenge 5um 
iriufeum fuhr, n>o bie Spieen ber SehSrben empfangen tuurben 
unb ber Porbeimarfch ber Dereinc ftatifanb. Der Dorftanb bes 
Pereins, bjofpauer, brachte ein ftürmifch aufgenommenes ^och aus. 
J3ei bem fpäteren ^‘^ftbanfett im Saale ber „Harmonie" begrüßte 
(Dberbnrgermeiftcr l)r. IPilcfens ben dürften unb ftreifle auch 
politifchc Cage, trelche bie Ablehnung ber 5ur befferen Sicherung 
bes Paterlanbes geforberten l^eeresuerftärfung burch ben Seichstag 
am 6. IlTai 1895 unb bie Suflffung besfelben gefchaffen h^'tte. 
Hach meiteren Heben fprach ber <Sro0h<n^5og ju ber laufchenben 
^eftrerfammlung : 

3?a id) julc^t rebe, roirb mir bic merte 'Pflicht ju teil, für 
uicles üu banicn. 3i»'ächfi baute id) bem ^erm Obetbürgcrmcifter 
für bas, roas er mir perfönlid) an freunblid)er ©efmnung gcroibmet, 
unb für ben reichen Inhalt unb fo fd)önen ©ebantenauSbrud feiner 
fHebe; id) baute ihm non ganjem .^erjen. Gbenfo bantbar bin ich 
bem ficrrn iierbanbspräfibenten für beffen erhebenbe SBorte, foroie 
für ben roerten Slusfpnid) anertennenber ©ermnungen, roelche ber 
©rofiherjogin gelten, in bereu 'Jlamen id) märmftens baute. 

©ans befonberen 3^ont jolle ich bem hiffige» SJlilitäroerein bafür, 
bah er mir ®elegenl)eit gab, biefer J^eier anjuroohnen. S3ebeutet fie 
bod) einen fVit«bfd)nitt oon 20 fahren unb bamit ben |)imDei8 auf 

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1889—1895 



bie roiditigffe '^Jeriobe ber Giitroicfelungsgefcbicbtc SJeutfcblonbs — un^ 
allen roert, befonbevä aber benen, bie babei fürs Sßatcrlanb mitgc» 
tömpft ^aben. 

©rroartcn 0ie baber nicf)t non mir, ba§ id) über bie ®cgcn= 
mart, über bie Srcigniffc ber lebten ^'Jcit rcben rocrbe, ©reigniffe, 
meld)c ben @eift ber ganjen 'Jlation erfüllen, aber nitbt nur baS 
®eutfcbe IReid) ftarf in Seroegung gefegt b“ben, fonbeni au^ bie 
Slufmertfamteil beS 2luslanbeS atlju febr auf uuS lenfen müffen. 
Ueber biefe ©reigniffe f(bnjeige id) lieber unb roill uon ben Aufgaben 
reben, bie uus jur Sefferung führen, loubei bie SJlilitäruereine be= 
fonberS tbätig ju fein berufen ftnb. 

Och fd)lie§e meine 5letrad)tungeu gerne an eine ^-^eit an, roeldje 
bie Äraft in fid) fd)lie§t, ber getrofter eutgegenjugeben , ba 

fie bie ®ebingungen entbSlt, aus roeld)en allein ©roßeS erroadifen tann ; 
eS ift bie 3cit ber Grbebung non 1870 — 71. 

Unfere Slufgaben, meine lieben fyreunbe, fiub fel)r einfaib ju= 
fammensufaffen, fie grünben fid) auf bie 0d)ule bes feeres, bem 0ie 
ja oHe angebörten. ^eber l^eutfd)e, roeldjcr biefe 0d)ule mit ber 
ganjen Hiefe ihrer ÜBirtung erprobte, ber bot eine Grjiebung genoffen, 
bie für baS gonje Sehen, für alle löerufe oon 'Jluben ift. ^ie her» 
Dorragenbften ®igenfd)aften fönnen babei erlangt loerben — Selbft= 
lofigfeit, .güngebung unb Sreue — , aus benen nur @utes unb ^Dauern» 
bes entflammen fann. 

©ie alle, meine ffreunbe, hoben biefe ©rfobrung gemocht unb 
Diele Don 3boen hoben, niie id) inid) heute überjeugen fonntc, nod) 
an bem großen SUieg teilgenommen — bie fd)önfle unb loirtfamfte 
©chule, bie man fid) beuten Fann. Ta erfennt man erft, toaS cS 
hei^t, fid) in treuer Unterorbnung doII h'ngeben unb an boS ©aiije 
fid) feft anfchlie^en, foroie mit fiilfe ber in löngerem Tienfte ju er» 
langenben Grfahrungen unb Stenntniffe ju ber ©elbftünbigteit erjogen 
ju roerben, nielche uns bie ©idjerheit giebt, in ber ©efahr mit Raffung 
bem geinbe entgegen ju gehen. TaS brüctt fid) bahiii auS, bo§ bie 
Schule bes .feeres bie @üte beS ©injelnen ju iiiiüberiDinblicher Störte 
erhebt, wie mir baS im großen Slriege erlebt hoben. Sie hoben aber 

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1889—1895 



aud) alle erfahren, roie iiotroenbig e§ ift, folc^en ©ntroicfelungägonö 
grünblic^ burt^jufü^rcn unb fi^ ber roicf)tigen Schulung fo ju fügen, 
bo§ bte nötige 31u§gcbilbeter erreidit roerbe. 3" btefen ®d^en 
liegt bie ©runblage ber meine id), ba^ ©ie alle 

baju beitragen müffen, ba§ bie erfennen lernt, nm§ e§ 

bei^t, bem ßeere anjugebören; es ift nid)t nur eine ©b’^^» 'fSflicbt, 
eb ift auch ein ®orjug, ein großer 33orjug, ber aber ertannt werben 
mug. 3“ ©rtenntniS, meine fyreunbe, müffen ©ie alle bei» 
tragen, baburd), ba| ©ie aus Grfabrung bie b^bc 'Sebeutung 
non bem, mag e§ beifil/ bem ^eere anjugebören, in roeite Greife ein» 
bringen loffen. 2!ie 'ilerbreitung biefer Grfenntniä fann un§ su befferen 
Seiten fübren. 

Ülber ju meinem Sebauern muß id) fagen, ba§ eS bermalen 
nid)t allenthalben fo ift, ba }U niel anbere 3'dereffen an bie ©teile 
treten. Gö mad)t ftd) ein ©goiSmuei breit, ber bie ©elbplofigfeit jU 
Derbrängen brobt, roeil 33egebrlid)teit unb 'JKafelofigteit ficb ju febr 
geltenb mad)en. .jpüten mir unö, liebe Jreunbe, oor biefen ©efabren, 
babureb, ba§ mir nüd)tern unb befd)eiben in unferen Sebenäbebürf» 
niffen finb unb barnacb tradjten, mit bem au§jutommen, roaä mir 
haben. 3)aä finb bie gefunben ©runblagen einer feften Orbnung in 
©toat unb ©efeüfcbaft, ohne bie e§ feine frohe ^ufwnft giebt. 

ffienn id) Sbnen biefe ernften Sorte jurufe, fo gefebiebt eb, 
weil ich feft b^ffr, in ernften ^citoerbältniffen non 3b"^'* 
gerne nerftanben ju roerben. 

'3iun ober, liebe greunbe, trad)ten mir bamatb, ba^ all’ bab, 
mab in ftbroerer 3^'! »nb mit Slufroanb teuren Sluteb gefebaffen 
unb erfümpft nmrbe, unb ungeteilt erhalten bleibe! — S)afür fmb 
mir alle rerontroortli^ , jeber Ginjelue fo gut, roie alle ®eutfcben. 
jufammen genommen. ^Ifo trad)ten mir barnad), bag bab !Seutfcbe 
Sleitb in feiner Kraft unb ©törfc erhalten bleibt, unb ba| eb ftcb 
weiter entmicfele jum @lücf beb beutfeben Solteb wie febeb einjelnen 
®eutfcben. ÜJag bab fo werbe, barauf hoffe ich mit 3uDer)'id)t, beim 
fo alt id) bin, mein .ßerj ift jung unb guten Suteb. 3d) glaube 
baran, bog bie beutfebe 9iation bie ganje Kroft, bie fugenblid)e Kraft 

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1HK9— 1895 



bet^dtigen roirb, um über bie bermalen fcbroierigen feiten crfolgreid) 
^inroeg }u tommen. 3)lit biefer ^-iuDerfidit loenbe icb mi(b an ©ie 
unb forbete ©ie auf, mit mir ein breifac^es ^od) auf unfer liebe» 
beutfc^es IBaterlanb auSjubringen. Sao beutfcbe IBoterlonb lebe unb 
geheime! ^od)! 



Sebe 

bei bem f6. Mbgeorbnetentag bes !1aUtämereinst<erbanbe9 unb ber 
£nl^llnng be« Kricgerbenhnats in (üffenbnrn 
4. luui 1893. 

^ucrft bcfudifcn ber (Stofberioö nib ber ©tbgrofljfrjO'3 ben 
fonntäglidion ©ottesbicnft in ber coangclifdicn Itirdje, bis n>oljin 
Schüler unb Dereinc Seiten gcbilbct b<itten. Hacbber triefen bie 
gefdjtnücften IHaftcn ber Strafe ben ITeg jur Zlitftabt, irofelbft 
an ber Stelle bes alten ®i« *- f'tll <*“f bent Stabtirappen 

batffellf, ein gleiches neues fidj ertjob. Paf ©ffenburg eine fefte aber 
„offene" Burg fei, feilten einerfeits bie grimmen Canbsfnecbte, bie 
bie (Ojonraetje Ijielten, unb anbererfeits bie lieblid^en 
frauen mit Sctjlüffel, <£l?rentrunf unb Blumenftrauf seigen. Bach 
ben gefctjäftlidjen Derljanblungen bes Bbgeorbnetentages, benen 
bie fjerrfchaften auch anmobnten, irurbe bas Kriegerbenfmal ent- 
I)üllt. Später fefete fid) ber ^eftjug in Beiregung. Bei ber nach- 
mittags abgeljaltencm ^eftrerfammlung Ijielt bet Berbanbspräftbent 
^teüjerr pon S5ber bie ^eftrebe unb nach einigen anbeten 21n- 
fpraeijen erljob ftdj ber bas im Berlauf feinet Sebe 

porgefchlagenc Celegramm an ben Kaifer traf am folgenben (Tage 
eine märinftens banfenbe Bntmort ein, in ber es mit beutlidjer 
Bejieljung auf bie Keichstugsauflöfung unb bie auf 13. 3“”' 
beraumten Beumaljlen Ijief, baf bas (ßelöbnis treuer unb opfer- 
tpilliger IHitarbeit, tpelcfaes in Krieg unb ^rieben beroäljtte lllännet 
iljm batbringen, ben Kaifer in ber ^uPi'rricht beftärfe, baf , tpo es bie 
Sidjerljeit bes Heidjes gilt, bas beutfdie Bolf über bie iHeinungs: 
oerfchiebenljeiten bes (Tages jufammenfteljen tpirb in bem feften 
©ntfehluf, bas ju erljalten, tras mir in ber grofen “"(ff 
tljätigen IHitmirfung bes <Rrofljer 5 ogs errungen l^aben. 

fUJeine nere^rten jfreunbe! roieberum oielen 

Pant au5jufprcd)cu. bnnfe allen ben cfierren, bie ttor mir 

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1889—1895 



flevcbet hoben, auf bo9 füv bie jucitDoUe ©efmmmg, bie 

©ie für mtd) unb meine 'Jlngehörigen tunbgegeben h“^>En. S)o(h 
loill id) mid) bei biefcin ©ebonten ouS bem ©mnbe nicht aufhalten, 
iDcil id) gerne nod) einige ffiortc mit mbd)te, unb um 

bns in ber rcd)ten Sföeife }u thnn, ju einer voo bos ffiort non 
'öebeutnng ift, fo h“f>e id) norgejogen, ^sh»^" ^ 

habe, )nit roenigen ©orten fchriftlid) bav^ulegen. ^th oerfud)en, 
3h”f'i mitjuteilen, mns td) Qhif" ©elegenheit ons 

.f'erj) ju legen für notroenbig holte. 

2Iuficr meinem ^Tonte fann ich ^fh^en nur meine ©ünfehe 
für :$')hr unb 'i^ercine ©ohlcrgehen unb ©ebeihen fagen unb 

auf bie 3lnfprad)e hi»rocifc'/ meld)e id) nor einigen ©od)en an Oh’^f 
Mnmeraben nom 'fSfaljgauDerbanb gerid)tet h«bf/ morin id) bie 
Ütnfgaben ber ©ilitnruereine barlegte. 

?1land)e meiner bamnligen Sleufternngeu haben 3lnlah ju 9)2ih: 
beutungen gegeben nnb bnher em).ifehle id) Oh”®"» meine 3ln= 
f)'rad)e in nnferm itereinsblntt aufmerffom ju lefen. 

.ficnte mill id) ^'shnen in roenigen ©orten fagen, roelche ©ege 
einjufthlogen fmb, um ous ber '43erroirrung ber 3lnf^anungen heraus^ 
jnfommen, roelche bermalcn bas öffentliche l'eben erfüllen. 

2'er gerabe ©eg ift ber hefte! $aher frage fich jeber, roas 
foll bei ben beoorftehenben ©ohlen erreicht roerben? 

©ine 'üerftönbigung über eine genügenbe 3?erftürtung be§ beutfehen 
.fieercä im 'Jlngeficht flärterer ©egner. 

2:n roill id) .^h'>f" mitteilen, roas einft oor longen .^ah>^c>' 
ein großer Jelbherr, Grjherjog .Harl oon Cefterrcid), über ben .Hrieg 
fogte: 3!er ftrieg ift bas größte Hebel, baä einem ©taate, einer 
'Jlntion roiberfahren tnnn. ©s mufi baher bie .fiauptforge eines 
Diegenten fein, alle nur imnier mögliche Straft glei^ bei bem erften 
3lusbrud) bes Strieges aufphieten, oUeS onjuroenben, bamit berfelbe 
fo furA, al§ nur immer fein !ann, bouere unb bolb ouf bie möglichft 
günftigfte 3lrt entf^icben roerbe. 

■Jas roarb ju einer 3f't bes tiefften 92ieberganges bes bcutfd)en 
'itaterlnnbeS gefügt, bn bie ed)lad)ten auf bcutfd)em IBoben aus» 

281 



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1889—1895 



gefoc^ten rourbcn ; nenne nur bie 'JJamcn OTalfc^, Sc^l, 
bürg, Stocfac^! 

$arin liegt ein ©d)roergeroic^t ^erbfter 'Prüfungen, oor beren 
UBieber^otung 'Deutfdjlanb beroa^rt bleiben möge. 'Sie biefe Se« 
roa^ning erreid)t roerben fann, fagt ber ©ro^^erjog Äorl in treff= 
licken ffiorten nac^ eigenen fermeren, teilsS glorreichen Srfahrungen: 
Sin großer ßmeef fann nur burtf) große 'llnftrengung erreicht roerben ; 
groß ift aber auch bie Selohnung in bem ®ante beä 3Jaterlanbcs, 
in ber Dichtung ber 3 e>t 9 enoffen unb ber 9lachroelt; groß in bcin 
©elbftgefühl, oon bem 33eroußtfein ber ßroft unb eigener Jhotfn 
erjeugt. 

■äJlachen biefe SBorte nicht ben Ginbruef eines prophdifchen 
ßinroeifeS auf bie 3f*l< roclche roir erlebten unter bem ßelbentaifer 
Wilhelm I.? 

'Jlun roohlan, meine Jrcunbe, gehen Sie ben geraben 2Beg bet 
®hte unb roählen Sie nur folche ÜJlänner, roclche bie Straft unb bie 
SDlacht beS 5)eutfchen 9feicheS höh<^’^ hnlti^n, als ben 'fjarteigeift, unb 
roelche in ber 3Jlilitäroorlage ben ®eg ertennen, baS ®eutfd)e Weich 
Dor 2)emütigung ju beroahren. 

3ur 53cträftigung mir tunbgegebenen ©eßnnungen lege 

ich 3hncn ein lelegramm an ben Äaifer oor, baS alle ©auoorftdnbe 
mit unterjeichnen follen. GS foll tauten: 

„Gurer Saiferlid)cn unb Königlichen 'JJlajeßöt ßnlbigen in treuer 
Eingebung bie Vertreter aller ©aue beS tSabifeßen 3JJilitäroercinS= 
SlerbanbeS, bie jahlreid) ocrfammeltcu Kriegeroereine unb in beren 
Warnen baS 'fSräßbium bcS fiaubeSoerbanbeS. 

3llS '^Sroteftor beSfelben bringe id) Gurer Kaiferlid)en Wlajeßöt 
bie Werßeherung freubiger ®creitfd)nft, für beS Weiches 3Bohl unb 
Sicherheit einjutreten, roenn roir auf ben Wuf unfereS KaiferS ju 
ben ffiaß'en greifen foHen." 

Wlit breifad)em „fiurrah" betröftigen roir unfer ©elöbniS ber 
Irene bem Kaifer, ber Siebe bem SSatcrlanb. 



■->«2 



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188!)— 1895 



Jvc6c 

bti btt ftitdid^en £röjfnnn^ bts Haiftrin-Hn^ufta-^abcs in Baben 

28. >ni 189:). 



Den öcöürfniffcn cntfprcdjenb tnuröc ein tDcileres, nur für 
grauen beflimmles Babcljaus erbaut. Diefem präd}ti§en (ßebduöe 
uerlielj ber (ßrogljer5og Öen Hamen „Kaiferin=2tu9ufta>23aö" jum 
Jlusbrutf feiner petfönlidjen Hereljrung für öie l?ofjc (Entfcfjlafene 
unö ber pietätuollen (ßefüljle ber (ßrogfjerjo^in, fomie einer »eit* 
nerbreiteten €mpfinöung fo uielcr, bie bas Streben unb IDirfen, 
bas lDol)Itt)un ber Ijoljen ^rau »erfolgen fonnten, »eld;e auch bem 
Zlufblüljen ber alten Häberftabt »armes fdjenfte. 21n 

ber Eröffnung naljm bas ©rogljerjoglidje paar, ber (örogberjog 
pon Sadbfen unb anbere fürftlidje ^errfdjaften teil. Hacb her 
Sdjlüffelübergabe unb Eröffnung ber Pforte ftellte fid; bie Per* 
fammlung in ber Porfjalle bes Sabeljaufes auf, »o nad) einer 
Hnfpradie bes Hlinifterialrats Dr. Keinljarb unb bes ©berbürger* 
meifters (ßönner ber €anbesberr fpradj: 

iBon ganjem ^erjen banfe id) ben beiben .^erren, bie b'er ge* 
fprotben freunblicben unb liebeuoHen SBorte. ©ie 

haben un§ ®ebeutung be8 hfut'S®” XageS. 

®antbar unb freubig begrübe ich biefen Sag, benn er eröffnet eine 
Slnfialt, bie jum SBohle gar Sieler beftimmt ift unb eine Süde au8= 
füllen foD, bie immer fühlbarer nmrbe, je mehr ber 93efuch biefer 
Heilquellen jugenommen hat. 

®a6 biefe 2üde fid) ooUftönbig unb genügenb fchliefee, baß biefe 
anflalt bem porhonbenen ®ebürfniS entfpreche, baS ift unfer freubiger 
SBunfd), ber SBunfd), ber fid) begrünbet auf bie ehrroürbige 3eit, ba 
biefe ©tabt „civitas aquensis" genannt mar. 93emegten ßerjenä 
begrüße ich biefen Sag im H>»61irf auf bie SSenennung biefer 3ln* 
ftalt, bemegt in Erinnerung an eine 3^it, bie unS alle mit tiefer 
SJantbarteit erfüllt, im Slnblid ber 3ögp* fo mahr baä treue 
Herj miebergeben, ba§ leiber aufgehört h<>t, ju f^logen unb ba8 
auch für ^ipfr ©tabt unb für beren 2Bohl marm gefd)lagen hat, 

2s;) 



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18K9— 1895 



roie Sie es oUe loiffen. SBir fd)ä^en mit SJantbarteit bie 
unfcrer 6rinnerung geheiligte 5rau, bercn mir heute in Srcuc ge= 
bciifen. 

3Biv muffen nuf bie ältefte 3®*!/ uuf bie Sage ber civita> 
iu|uensis unb Aurclia aquensis jurücffoinmen, um ju ertennen, roie 
groj? bie Sebeutung biefer .ffieilquellen roar. 5D2eine Storrebner hüben 
hemovgehoben, roie lange fte ruhen inuBten, bis fie aufs neue mm 
^eile ber leibenben SDJenfchheit erfd)loffen rourben. 

3d) tann nun nicht umhin, h*ee emeS SJanneS m gebenfen, 
ber fidh fel)r uerbient gemacht hat um bie Srridjtung ber neuen ‘3abe-- 
anftalteu; e§ ift unfer ifanbSmann ffrei), ber lange 3ahrc geftrcbt 
hat, baS }u erreichen, ron§ roir erreicht hüben. IticHcicht niemanb 
roeig baS fo genau roie ich; beim mit mir hot er aüeS befgrod)eu, 
behanbelt, befiirroortet; ich ^unn fagen, er hui gebrängt, bis cs 
untcniomnicn roav, unb oielfad) folgte id) feinem Diäte unb feinen 
roeifen ®iveftioen. Sie roiffen, roie er bann auf Dieifen ging un& 
Stubien machte, unb roie fid) bann alles roeitev entroidelt hat. 

Diun haben roir eS mit bev uollenbeten Slnftalt ju tl)un! 

DJIöge bas, roas roir heute erreid)ten, bem 3mecf, bem bie 
Stnftalt bienen foll, ootlfommen genügen, möge in roeiten .Streifen 
bev Diame ber Stabt ©oben baburdj eine nodj höhere ©ebeutiiug 
cvlaugeu unb bie ©üvgerfd)aft ber Stabt ©aben baraus alle bie 
©ovteile unb ben ©eroinn jiel)en, ben fic uerbient in ihrer Shätig= 
Icit für bas öffeuttidje DBobl. 

Sie haben umhin and) evroahnt, roeld) eine gro^e 3eü über 
uns baljin gegangen ift, bie uuS bie 9)löglid)feit gab, ber erften 
$eutfd)en .Uaiferin im neuen Seuifdien Dieid)e, baS 2lnbenlen ju 
roibmen, baS hier fo fdjön uerförpert ift. 3a, ber ©vuff; sonipcr 
aimnistus, bev ben alten Äaifevn galt, pafjt roohl auf biefe hohe 
ffvau, auf biefe erhabene .Uaiferin, bie bas „nugusta" uollftönbig 
erfüllte. 

3d) fdiliefje aber mit einem anbern ©ruf; unb ®unfd), ber 
roohl sutrifft, unb bas ift, rcaS bie .Vtaiferin ihr ganzes Jeben hin» 
buvd) erftrebt unb bethätigt hat: allejeit hüfreidj! 

•jst 



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1889—1895 



'JJJit biefem @ru§ unb bem 'iBunjd), bajj biefe 'Jlnftalt atlejeil 
bilfreicf) fein möge, fo l)i(freid) al§ unfere S^aifeiin i^r gaiijcS Seben 
binbuvd) roar, mit biefem 'Bunfd)e unb biefem @ru§ an bie alle 
Aundia aiiuensis fcblicße id) unb ertlävc bo§ Slaifevin Muguffa^'Mab 
Qt3 eröffnet, ba§ für lange gefegnete ifeit beftet)cn unb in langen 
,>abren be§ fVriebenS feinem ifroecfc bienen möge unter bem Sd)u^e 
nnfereä teueren Äaifcrä unb aller feiner fllac^tümmen. 

ÜJlöge and) bet roeiterc ®unfcf), ber 3bncn, roie mir im ,]5erjen 
flet)t, fid) erfüllen, ba^ biefe fc^önc Stabt gebeil)en möge, ber mir 
nun ein freubiges bringen reolleu, um bamit unfere Ülnteil« 
nafime baran jn befimben, baß biefe Jlnftalt unter t^attrnftiger fölit« 
roirfung unb juin fHubme ber Stabt in ihren Snauern eröffnet 
roorben ift. 

Sie Stabt 'öaben lebe t)i>d)! 



Crinffprudj 

bei bem Ofialabincr in lluft aus Hnlaf: ber Kütferparabe be* 
XV. yrmeeforps 
9. September 1893. 

Pie parabe bc5 XV. 2lrniccforp5 bei Strasburg naljm einen 
glänjcnben Perlauf. Jlbcnös fanö in IHefe bas Parabebincr für 
bie biircb Sonberjug baljin befohlenen Stabsoffiiiere bcs yrmec- 
forps ftatt. Per Ifaifer beglücfmünfchte basfclbc unb feinen Rührer, 
(ßcncral ber 3nfanterie pon Blunnne, 5U bet gan5 potiüglidjen 
parabe unb 511 bcni (Scburlstagc bes 3tfP«ft>^ur5 unb hd’ 

fobann bie Bejiehungen bcs (ßrogljeriogs 511 bem Zltmeefotps als 
3nfpeftcur Ijt'rpor, ihn benjenigen beulfchen dürften nennenb, ber 
ffets am plabe ift, ipcnn es gilt, für bas beutfdje Paterlanb ein« 
5utceten. Per < 5 ro|gh<^'^jö 9 ermiberte mit einem Crinffprudi auf 
ben llaifer. 

@uere Ü)lajeftät roollen mir gnäbigft geftatten, im Flamen beä 
XV. 'Jlrmectorpg unb auf SGBunfeh beä fommanbierenben ©eneral« 
(fucrer fUlajeftöt ben ebenfo ehrerbietigen als tiefgefühlten Sanf auS« 

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1889—1895 



^ubtücfen für bie no^IiooUenben unb gnübigen Sleugerungen über 
bie Haltung be§ 3Irmeeforp8 unb über ben ISinbrud, melden bae- 
felbe auf Sucre HHajeftüt gemacht ^at. 

3)iefe8 Sob roirb ein neuer SInfpom fein für baS 9Irmeeforp8, 
in bem Sifer nic^t nac^juloffen, ber eS au8jei(^net fc^on feit Sauren 
unb ber ^auptfäc^Iic^ ju ban!en ift ber norjüglidien f^^rung, loelcbe 
biefeS Äorp8 ftet8 gehabt unb nun aud) roieber ju beft^en bie 
greube ^at. 

SDJit biefem ®anfe, SWajeftdt, nerbinbe id) auch ben meiiiigen 
perfönlic^. Sucre SWajeftät ^aben roo^IrooHenbe SBorte über meine 
unbebeutenbe J^ütigteit auSgefprot^en. ©tauben Sie mir, ba§ e8 
mir jur ^öc^ften S^re gereicht, an ber Stelle, roo^in mi(^ ber 
feligc Raifcr gefteitt ^at unb auf rocitber Sucrer SDiajeflät SBertrauen 
mich noch erbölt, tbälig fein ju fönnen unb mitjuroirten an ber 
3Irbeit, bie fo roiebtig ift für bie Strmec unb für bo§ SWeieb- SBenn 
ei mir nergönnt fein fotite, in biefer etroai ju Iciften, fo 

barf icb roobt fagen, ba^ ei eine niel größere greube ift, bicr "liN 
mirten ju fönnen. Unb biefc ©b>^® itß Vti) “9/ 

niie ei beißt, bem Haifer }u bienen unb bem SReicbe. 

Sucre SJiajeftöt geftatten, baß icb alte ©efüble, bie uni er= 
füllen, bai XV. 3Irmeeforp8 unb alle biejenigen, bie baju geboren 
unb bie ibm jugetban finb, in bie ®orte tleibe: Sucre SRajeftät 
leben lange unb gtücflicb unb an ber Spi^c einei frieblicb fort= 
lebenben IReicbei, in bie SBorte: .^urrob ber Äaifer! ^urrab! — 
.^urrab'. — ©urrab! 

* 

Crinffprüdje 

bei bem (Salabincr in Karlsmbe aus Unlaß ber Kaiferparabt bes 
XIV. Mnnceforp» 

11. Scpleinber 1893. 

Uud) über bas ebenfalls 5 ur Urmecinfpeftion bes (Broßbeejogs 
gebbrige XIV. Urmeeforps hielt ber faiferlidje llriegsberr, umgeben 
r»on einer größeren 2ln5übl fürftlidjer Perfonen, barunter bet 'Krön. 

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18S9— 1895 



prinj pon 3lalien, paraöc auf 6cm al>- Hadj 

6cr Sücffcljt in 6as Hcfi6cn5fdjlof pcrcinigte 6ic ijoljcn fjcrtfdjaftcn, 
6ic fürftlidjen (ßäftc, 6ic ampefcnbcn <6enctale unö frcmöcn ©ffi< 
5ictc ein Parabcöincr, bei roclcfjem bet ffoljc ©aftgebcr 6cn 'Kaifcr 
folgcnbcrmafen bcmiUfommncte: 

@uere ^Jlajeftät ijcifie im 9tamen meines SanbeS unb meines 
SSolfeS freubig roiütommen. ®uere SOlajeflät Ratten ©elegenl^eit 
gehabt, ^eute ma^rjune^men, mit melc^er Siebe unb 31n^änglic^feit 
bic ißevtreter beS gefamten SDUlitöroereinSoerbanbeS, bemnoc^ fömt= 
lieber aiJilitärnereine beS SanbeS, iuöcjautbii ®i*if 

©efmnung ju pflegen, fie bocbjuboücn unb auf fünftige ©enerationen 
ju übertragen, roirb ein beiligt^ SSermöcbtniS uon mir fein. 

Guere SJlajeflöt im Flamen meiner Familie unb in meinem 
^aufe b^rjUrf) roillfommen ju beiden/ ctatbte icb für ein großes unb 
freubigeS ©lürf, unb jroar an biefer 6tütte, roo ©uer 3JJajcftät 
®orfabren, 3b*^ bocbf^I'Öf'^ ©ro^oater unb 3b>^ ucrebrter SJoter fo 
mand)mal geroeilt bfli>en, uon unS uerebrt unb mit begrübt. 

Sinb borf) Guere SJlajeftät ber Sröger ber 5trone, bie 6ie non 
3btfn ®ätcvn geerbt boten, ber Sräger ber Krone, bie baS Sgmbol 
ton ber Ginigung ber beutfd)en ©tömme bebentet, baS ©qmbol, boS 
febon König griebrirf) SBilbelm IV. bejei<bnct bot, inbem er fogte: 
„Sie Raifertrone mu§ ouf bera ©tblocbtfelbe erobert roerben!" 
SiefeS ffiort ift jur SlBnbrbeit geroorben unb ba| eS noch longe 
.Qabre Gurer SDlajeftät nergönnt fei, biefe Krone ju tragen, fte ju 
febü^en, fie ju roabren unb fie ju befeftigen in ber Siebe beS SBoIteS, 
baS ift mein treuefter unb innigfler SlBunfcb. 

SJJoge Guerer fUJajeflöt eine glürfliebc fRegicrung ju teil roerben, 
möge 3b"to ter ©tbi© beS Rimmels nie fehlen in allen 3b*^fo 
Untemebmungen jum SEßoble beS IHeicbeS, ;um SBoble beS IBolleS. 

ÜRit biefem SBunfebe forbere itb bie Slnroefenben auf, mit mir 
einjuftimmen in ben SRuf: ßod) lebe ©eine SRajeftöt ber Kaifer — 
boeb — bo<b — boeb'- 



3n längerer Sc 6 e eripiöerte 6 er Kaifcr poU ©erebtung für 
6 en ©tof bersoä ols £an 6 espaler un 6 ©encral. €r erinnerte 6 aran, 
tpic er mit ibm im ^rüljjabr 5 U politifdj ernfter ^'^it (Kblebnung 

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1889 -1895 



6er inUtlärporlaijc un6 Scidjsta^sauflöfung) (^tpiefpradjc gcprloJ.en, 
un6 wie öer ®ro§ljcr 50 C 5 itadj ijcfallcncr Cnlfdjetbun^ „mit inljali*. 
reicfjcn ^olöcncn IDorlen 6ie Saite anfdilug, 6ie bei unfetem l?olfo 
immer 6urd)fdjlägt: 6ie militärifdje 216er n>ur6e gemecft, un6 pon 
®au 5 U ©au über 6ic babifdjen €an6c Ijinaus unter 6ie Krieger, 
6ie mit Kaifer IDilljeim uu6 Kaifer gcfodjten i^atten, 

6 crcn 23ruft ©Ijren 5 cid)en bc 6 eJen aus pcrgangenen ^eI 63 Ü 9 cn, 
lebte 6er neue ©e6anfc auf unb unfer Dolf fan6 ftd; tpie6er". 
IDo foldjc fin6, Ijeife es pom Deutfdien Heirfj »ic einft; 

„Sie Ijaben mid) ge6rängt pon «uf, aber fte fjaben midi 

nidjt übermodit". (pfalm 129 , V. 2.) 

Darauf bradjte 6er ©rofljerjog einen jmeiten Crinffprudi iin 
22amen 6es XIV. 2Irmecforps un6 auf 6ie fürftlidjen ©äfte aus: 

©eftatten Sure 3Hajeftät, ba^ id) im 'Kamen be§ XIV. '2lrmec= 
torpä unb auf SBunfd) beä fommanbievenben ©eneralä Surcv 3JIaje= 
ftdt ben e^revbietigftcn 5Danf ausfpredje für bie gnöbige ©efiunung, 
bie Sic über baS XIV. ÄrmectorpS jum Sluibnirf gebracht ^abeu. 
SBir finb alle ^otbgee^rt burd) bie pcrtrauensnoHeu ÜBorte, bie Guve 
'JJlajeftät an bie Offijiere gerichtet ^aben, unb bie boffnungdPoUcn 
©ebanten, bie ftd) baran fnüpften. Gute iUlajepät merben überjeugt 
fein, ba§ baä Korps fidj au^ fortan bie größte 'JKübe geben loivb, 
biefer 5“ cntfpred)en burtß nngeftrengten Gifev unö 

bingebenbe Arbeit. 

©eftatten Guere fDIajcftöt, baß i<b aud) im 'Kamen beS Korps 
unb für mid) pevfönlicb unferc greubc ausbrürfen barf, baß es beni 
Korps uergönnt iß, bie ißertreter boßer fürftlicber .Oöufer in Guter 
ÜDIajeftüt Umgebung ju fcb«n. ®iefe fyreube oeranlaßt mid), bafür ben 
'KuSbruef }U lonblen, baß id) Guere fDlajeftat bitte, ein .giocß ju geftatteu 
auf bie boßen Souoeräne, beten 'Jlngeßorige ßier oertreteu finb, unb 
auf bie ffürften, bie biefer iflarabe augeroobut ßabeu unb an ben 
SJlanöoern ficß beteiligen roollcn. 

^cß bringe baS .^otß auf biefe Souoeräne aiiS. ®iefe Ifürften, 
alle inSgefamt, )"ie leben ßod) — ßotß — ßoeß! 

* 



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1889—1895 



2Infpraci;c 

btt btm Kb^torbntttnla^ bts militärvtrttnsvtrbanbts nnb btr 
^mbnlluna bcs Katfcr- nnb Krit^tritnhnals in tlcdaian 
15. ©ftober 1893. 

Don ITTannljcim, tro 6cr Ijoljc ^crt im 9 rogi;er 509 lid)en 
palais genödjtigt unb am 2Jben6 einen im 5rf)Iof Ijof aus^efüljrton 
5 acJcl 5 ug mit ©efängen 6er oercinigten KitdjendjSre als ^ulbigung 
entgegengenommen Ijalle, fuljr et am anbern IHorgen famt (Befolge 
nadj Heefarau, »o bet «Empfang burefj bie 23cl)5tben, Kriegetocteinc 
unb bie BcpSIfctung ftatifanb. Dadj bem ßottesbienft in bet 
cDangelifdjcn KitAc, bet öeftdjtigung »ctfdjiebenct Seljenswürbig- 
feilen unb gemctbliAcr «Etabliffemenls unb nadj bem Dotbeimatfdj 
bet l{ricgerDcteinc bcfudjtc bet Canbcsfütft and? bie fatljolifije 
Kirdjc unb begab fidj pon ba 5 Ut fcietlidjen «EntljüUung bes liaifer* 
unb Ktiegerbenfmals. 

Beim ^cftbanfdt bet pctcinigien ■Ktiegetpereine unterljielt ftdj 
bet bolje Bert gnäbig mit pielcn bet 2lntt>cfenben unb tebetc bann 
alle folgcnbctmaf cn an : 

.^d) ergreife genie biefe ©clegcnfjcit, 3f)iien allen Qusjufpvcd)en, 
loie bantbar id) bin, einet jveiev baben auroobnen ju fönnen, loelcbe 
beftimnit roar, bie großen (Sreigniffc bet SSergangenbeit beni @eböd)t» 
lüg fünftiger @efd)le(bter einjuprägen. — 3)as beute entbüüte ®entmal 
ift ein toürbiger 'Jlusbrucf bet (Sbrfurd)t, loelcbe mit ben tapferen 
Jlriegern jollcn, bie auf bem Jyelbe bet 6bre ibr ücbeu fürs 3.1ater= 
lanb opferten; cs ift aber aud) ber Slusbruef ber I'anfbarfeit für 
bie ertömpfte Jreibeit unb ©röße bes $eutfd)eu iUeidjg. — $iefe 
5)antbarteit ju pflegen, fie mebr unb mehr }ur ©rfenntnis ber heran* 
road)fenben ©enerationen ju bringen, ift für ung alle eine roerte unb 
ioid)tige 31ufgabe. es ift eine ipflid)t, in biefem ©inne jn roirten, 
bie immer bringenber toirb, je mebr mir roabrnebmen fönnen, baß 
fd)on oielfacb oergeffen roirb, njeld)C 'JSorjüge ber bcutfd)cn 'Jiation 
aug ben ©rfolgcn ber Qabrc 1870/71 juteil geroorben ftnb. ®iel« 
ftt(b toirb bie erlangte ÜJlacbt unb ©rößc nid)t genug nad) ihrem 
roabten SBerte gefd)äbt, nicil bie 3obi berjenigen, inclcbe bie frühere 
Cbnmacbt unb ^erriffenbeit burd)leblen, immer fleiner toirb. 3)aber 

Oroft^eTBOQ ^virbrld), ^Jicbrn unb S^unbQcbunoen. u 



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1889—1895 



ift eS befonber« raertDoU, ouf ben Sefit fo fd)öfeboret ©fiter 
Suioeifen unb ben 3)anf baffit, nie ^eute gef^e^en, öffentlich }u 
befunben. 

5)a§ ftnb oon bent SlBillen jeugen, bie Ätaft ber 

Station ungefchnöcbt )u erhalten, ja fie mehr unb mehr 5 u entnicfeln, 
bamit neben ber Kraft bie anjunenben, unö bie 9e< 

reitf^aft oerteihe, jeberjeit ffir ben ®eflanb beä Steiche« in ganjer 
Störte einjuftehen. 3Baö boju erforberlich ift, baS ho^^n Sie aOe 
in ber Schule beä ßeereä gelernt unb fi^ fiberjeugen bfirfen, ba| 
nur eine fefte ©lieberung, ein unbebingter ©ehorfam, eine freubige 
Eingebung ju bem ©rfolge ffihren, ber erreicht nerben mu|, bamit 
gro^e Slufgaben gelingen fönnen. Sticht tnechtifcher ©ehorfam, 
fonbem ber gute fepe SBiüe, fich unterjuorbnen, um in großer ©e= 
meinfchaft nirtfam ju fein, ba§ jeichnet ben Solbaten au8, ber burch 
grfinbliche ©rjiehung bie Ueberjeugung erlangt hat, bag bie 2)iöjiplin 
bie ©runblage aller Crbnung ift. 

3m Saufe bicfeS ^ah’f*^ 93eranlaffung genommen, ben 

SJlilitöroereincn ju empfehlen, mit SBort unb 2h“t für bie ©h^e 
unb SJtacht beS SteicheS einjuftehen. Sßie fehr boö befolgt mürbe, 
mar erfreulich mahrjunehmen. Sluch h^ute ermahne ich P 
gleicher 2:hattraft. ©$ gilt, bie oaterlönbifche ©efinnung fomohl 
fürs Steich alö ffir bie ^eimat mit ganjer Siebe ju befunben unb 
ffir bie Orbnung in Staat unb ^eer mutig einjutreten. 

SJtit biefer Sttahnung nehme ich 31bfchieb oon 3h"^" anb rufe auö 
treuem beutfchen^erjen ein freubigeS .^och bcm tapferen beutfchenßeer! 



Hebe 

bti htm Stfteffen ;U mehrtägigen Befncbes in Hlannbeim 

16. CBftober 1893. 

Die StaM prangte im Sdjmucfe oon 51 <» 99 «n, Caubgeminben 
unb fcftfrohcn DTenfchen, bie begeiftert ihrem dürften jujubelten. 
21lle 21nflalten jut 4«tjung bes Dolfcs in fittlidjer, fanitärer unb 

290 



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1889—1896 



wirlfcfjafllidjer Sesieljung, öie grofcn in6uftticllen Unternehmen 
beehrte bet h«h* feinem öefuche. Sei bem ^efieff«« 

Staötparffaale menbete er fich nach Segrüfungsrebe bes (Dber> 
bürgermeifters folgenbermafen an bie ^eftteilnehmer : 

3unächfi ho6e ich ^erm Oberbürgermeifter bofür ju banfen, 
bag er aUe$, nag meine geringe 2:hätigfeit betrifft, oie( ju h<>4 
angefchlagen hot- ho^^*' freubigft jugeftimmt, ich 

mug aber hoch bebeutenb nerminbem otleS bo8, na§ et in fo freunb* 
lidjen @efinnungen gefagt hot. Sief in mein ^erj ift eS aQerbingS 
gegangen unb ich banfe auS tiefgem ^ei^en für jebe Smpgnbung 
ber Siebe, ber 2:ei[nahme unb ber gürforge, ber gürforge, bie ©ie 
mir nibmen unb in biefen Sagen gemibmet hoben, unb ich betone 
ganj befonberS, bag i^ bante ber Stabt Mannheim für bie freunb* 
liehe 31ufnahme, bie fie mir bieSmal nieberum genährt h“t. 

3ch bin jnar feit langen fahren genohnt, bag Sie mich oer^ 
nöhnen, bag ©ie mir fehr freunbliche ©efinnungen ftetS entgegen» 
bringen. @g ift mir feit langem nicht ein fo (iebeooiler Empfang 
entgegengebracht norben, als nie in biefen Sagen, unb ich banfe 
allen, allen ghofo» oerfchiebenften Sßertretem ber ©tabt oon 
ganjem .^erjen. 

3ch emibere biefe Siebe mit ber Sßerficherung, bag, foneit eS 
an mir liegt, meine ganje Rraft unb mein Seben nur bem genibmet 
fein foll, nag bem SSohle beg Sanbeg fo gut nie auch ber ©tabt 
aJlannheim bient. Unb oon ganjem ^erjen nünfehe ich , bag bog, 
nag ich unter ber gührung 3hre^ ^erm Dberbürgermeifterg 
habe fehen tönnen, bie Sntnicfelung 3h«t 3lnftalten, Schulen unb 
alleg, nag jum SBohle ber Ceffentlichteit bient, jum ffiohle beg 
IBolfeg beitragen fann, einen Sluffchnung genommen hot» über ben 
man nur oon ganjem ^erjen freuen fann unb ju bem ich 
3hoen nur oon ganjem $ei^en @lüct nünfehen fann. SBenn auch 
groge SJlittel aufgebracht norben ftnb, fo hoben ftch biefelben reich* 
li^ bejahlt, benn eg gilt ber görberung, ber ©ntnictelung bet 
©tabt. fDlöge 3h"®o oiel gelingen, nag noch ber 

Unternehmung begriffen ig, unb möchte eg mir gelingen, Oh”*" 
barin beijugehen. 

291 !»• 



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1889—1895 



Oc^ auc^ ^eute toieber einige ißunfte gefe^en, fe^i nichtige 
'Puntte für bie ©tabt SDlann^eim, bie in ber Sntroictelung begriffen 
ftnb. ÜTläc^te eS gelingen, ba| biefe neuen Unternehmungen in ganzer 
®rö^e unb 3Iu$behnung unb mit fd)önen Srfoigen ju ftanbe fommen, 
ba| fich bie ^anbeläftabt SJtannheim immer mehr unb mehr ben 
größten ^anbelSmetropolen 2)eutfch(anb8 anfchlie^t unb ihr Oiame 
babur^ eine bleibenbe ©tfitte in ber @efchichte ber iHation fei. 

3o, meine Herren, ©ie hoben am ©chluffe ber fthönen 9lebe 
beS ^erm Oberbürgermeifterä bie nationale ©aite angefchiagen. 
roei|, wenn man bei 3ho'o ©oite anfdjtägt, fie ftart roirtt, 
benn ju jeber 3rit mar iüiannheim an ber ©pi^c ber beutfchen Se« 
roegung, ber beutfchen Sntroicfelung. Unb eä liegen fo niele 3fi>9* 
niffe bafür oor, bag non h*«r nieleä auggegangen ift, ino§ ben 
beutfchen @eift höl^fr unb immer höhfn gefchroungcn hot. flöchte 
auch äofonfi Stabt 9Jlannheim auf biefem S3oben feft ruhen, 
bann wirb alle« übrige r'<^) fthbn unb glürflich geftalten. 3th für 
meinen Seil, meine Herren, rufe 3hofo rin freubigeg ßod) auf bie 
©tabt SJJannheim ju. 9lber ©ie fclbft tönnen bem 5Hufe nicht folgen. 
3ch fchloge O^nen baher nor, mit mir einjuftimmen in ein .fiod) 
auf bie @ntinic{elung ber ©tabt 3Hannheim. $och! h»^- ^nd)! 



* 



Jlnfpracbc 

bei ^cm feftmable ^nr Eröffnung bes neuen Heiebsbanfgebönbes 
in Karlsruhe 

20. (Dftober 1893. 

£in enget Kreis non <£ingolaöencn nebft bem Sanfpcrfonal 
ctamrtctc in bem h<Ufn luftigen Saale, ber fortan 5 ur frlebigung 
ber Kaffengefeböfte bient, bas frfdieinen bes Canbesherrn, wofür 
ihm 5 UDörberft roirfl. (Seheimrat Ur. Kodj feinen Panf ausfpradi. 
Icad) einem ©lüdmunfcb, ben ber ^ürft ber Banf wibmete, über- 
reichte ber (Erbauer bes Ijaufes, Kegicrungsbaumeifter (Eontag aus 

292 



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1889—1895 



Berlin, öcm Banfbireflor puij 6ie Sdjlüffcl. Diefet bot einen 
fur 5 en Uebetblicf über öie Borgefd^id^te 6er nun feit fS 
Ijier ujirfenben Banf. 

Xlad) einem Hunö^ang 6urd; bas unter^Benü^ung aller «Er» 
faljrungen 6er Bcujeit ausgefüljrte ®ebäu6e nal)m 6as 
im irtufeumsfaale feinen 2tnfang. 

Kommer 5 ienrat Sdjneiber toaftete auf 6as ©rofljeräoglid(e 
ßaus, 5‘it'rifant ^o^mann aus IBeiffenbadj auf Haifer un6 Heid;; 
Banfier HocUe auf 6ie Reidfsbanf ; 6er praft6ent 6es Heidfsbanf« 
foUegiums, mirfl. ®el;eimrat Br. Kod; 6anfte 6afür mit einem 
tCrinffpruc^ auf 6ie £jan6elsfammer pon Ba6en, un6 5 ule^t beehrte 
6er ©rogijersog 6ie Berfammlung 6urd; folgen6e IDorte: 

CS liegt mir bie angenehme ißfUt^t ob, ben Herren non ber 
©anbelstammer, bie fo freunblid) rooren, mid) ju biefer freier ein« 
julaben, meinen ^cvjlic^en “Banf ju fagen. 3d) bin banfbar erfreut, 
biefer freier anroobnen ju fönnen unb 3fuge ju fein non fo fdjönen 
©efmnungen, bie bi^r ä"*" StuSbruef tommen. 3tb bot*^ insbefonbere 
febr ju banten für oHeS, roaS Sie felbft mir peiiBnlicb gefagt 
haben in einem fo fd)önen SJücfblicf, ben Sie auf uufere 53aterftabt 
geroorfen haben. Sie haben fo in eine 3cit jurüdgegriffen, bie bie 
Slnmefenben jo nur teilroeife erlebt hoben, ober biejenigen, bei benen 
boS ber Soll ift, erinnern ftch geroig auch mit ®antbarteit aller ber 
Seftrebungen, bie fchon in früherer bahin gerietet loaren, an 
ben nationalen Slufgaben fith }u beteiligen. 

Sie rühmten oorhin ben großen Cinflug, ben bie oerünberten 
'HerhSltniffe feit 1870/71 auf bie ißerhültniffe beS ßanbelSftonbeS 
insbefonbere hifr geübt hoben. Crinnem mir unS, meine Herren, 
ber 3eit, bo man in befcheibener 9Beife baS 2lmbt’fche Sieb fang; 
„ffiaS ift beS ®eutfd)en Ißaterlanb?", ober baS Sieb; „Sie follen 
ihn nicht hoben", fo waren baS in ber 2hot tleine 91nföuge einer 
oufftrebenben ©efinnung, bie in ber „SBacht am /Rh««" ihi^eo ^öhe« 
puntt erreicht hotte unb bie bann jur Cntfd)eibung führte — nun. 
Sie hoben oorhin ermähnt, roie biefe Cntfcheibung geroirtt hot. S^h 
tnüpfe baran gerne an, um Sh"®" ®unfd) auSjubrüefen, bag 
bie ffieiterentroicfelung beS ^anbelsftonbeS hier unb im ganjen Sanbe 
fid) immer trdftiger geftalten möge auf ber ©runbloge, auf ber mir 
nun gottlob ftehen unb bie mir ju erhalten fuchen müffen. 

293 



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1889—1895 



3«^ ne^me geni ein Silb jur ^onb, bas Sie ja fennen unb 
ju bem roir gerne auffeljen, e§ ift bie fic^ me^r unb me^r cntroidelnbe 
Familie beö fiaiferä, feine ja^lreid^en SB^ne, ba§ aufftrebenbe ®e= 
f^let^t. So, meine Herren, roünf(^e i^, ba§ eö mit unfetem 
beutfeben Saterlanbe, ba§ mir gottlob baä ®eutfd)e JReicb neimcn 
fBnnen, roerben möge, unb biefem gilt baS ^od), boö icb 
Dorf^logen möchte hier aueijubringen, bas .^ocb, baS roeiterfcbatlen 
möge in bie meiteften fireife; ba§ ^Teutfebe SRcicb, eS lebe boeb, 
boeb, bi^tb! 



21nfptacbe 

bei Bern f|. Hbgeotönettn- unB 6. Kiitgertag Bes (bosgan-nUlitär- 
rcccinsnerbanBes in BaBen 
3. 3uni 1894. 

2Tlit Biefem ^eft n>ar eine 5 meitä 9 i 9 e ^eict Bes lOjdbtigen 
Seftebens Bes ©osgaupctbanBcs oerbunBen. ITübtenB Ber Dor« 
mittag gefcbdftlicbcn Beratungen gemiBmet murBe, fc^te ftcb am 
nachmittag Bet ^eftsug in Bet Stätfe oon minBeftens 2500 
ITtann unB einigen 60 Jabnen u. f. ro. in Bemegung. Ber (5ro|< 
ber 5 og, meicber Bamals in BaBen »eilte, nahm auf einer Cribünc 
gegenüber Bern tTb^il'^'^S^bäuBe Bie ParaBe über Bie Blilitärpereine 
entgegen. 21uf Bern febritt et Bie ^ront ab unB begab 

ftcb öi*J ^efttribüne. 

Bet PorfitjenBe Bes PerbanBes, Premierlcutnant a. B. ^immer, 
hielt Bie mit tjoeb auf Ben 5cbubb«rrn. ©eneral ^teiberr 

KöBer pon Biersburg bradjte in femigen IDorten ein fjoeb auf Ben 
Haifer aus. Unmittelbar Barauf ergriff Ber ©ro|bcr 5 og Bas IPort. 

®er ®ro§bcrjog fpracb junäcbft feinen 2)ant aus für bie 
freubige Smpfinbung, mit roelcber bie 9?ufe aufgenommen roorben 
feien, melcbe ber SBerfammlung porgefcblogen roorben. 6s feien ibm 
babureb freunblicbe ©efinnungen entgegengetragen roorben, bie er 
feit langen 3“b’^®n geroobnt fei, non ben alten Solbaten ju böro>/ 
bie ibn aber, fo oft fte ibm jutömen, ju neuem ®ante nerpflicbteten. 
SCnfnüpfenb an bie patriotifeben SBorte beS ®orftbenben bes CoSgau» 
'BerbanbeS mahnte Seine fiönigticbe .^obeit, ben @eift ber Siebe 

294 



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1889—1895 



jum 93atetIonb ju nerbveiten ; roenn biefe ©mpfinbungen richtig erfaßt 
unb burcbgefübrt roürben, ntüffe ber 6rfoIg ein guter fein, „©e^en 
©ie, meine Jreunbe, ic^ ^abe unter «'"*9* gefunben, bie 

noc^ auä ben Qafiren ftammen, roo ic^ in bie Särmee eingetreten 
bin. 6§ finb bie^ etlit^e fünfzig SDJir finb nidjt me^r 

febr ja^Ireicb, roic mir unS ^ier roieber gefunben ^aben. 

S§ mar bieä eine 3*it, in roeldjer oiel ©uteä geft^affen mürbe, 
ober ba^ @ute burd) fcble^te lenbensen oufgelöft unb jerftört 
roorben ift. tomme auf biefe ju reben, roeil fie eine ©c^ule 
beä Sebeng ift, eine ©tbule für bie jüngeren ©enerationen, roeltbe 
biefe ©rlebniffe nicht fennen unb roeicbe ich 9^™* roamen möchte 
nor ähnlichem SWi§gef^ict, roie eg fich bamolg ereignete, ©eben 
©ie, eg roor im 3ahre 1841, als ich Dfftjiergpatent erhielt, unb 
fchon neun 3ahre fpöter mar alles jerftört, mag bamalg feften Se* 
ftanb JU hoben fd)ien. 2lber roarum mar eg jerftört? SBeil fich 
ein ©eift tunbgab, roelcher fich nicht oereinbaren lä|t mit ber ftaat« 
liehen Orbnung. @g ift abfolut nötig, ben ©eift ber Unterorbnung 
JU pflegen, unb ba fange ich ">>1 o"- 3Jlan mu§ fich unter« 

juorbnen roiffer. unter bie gro^e ©emeinfehaft, roelche bag Qntereffe 
beg ©anjen in ftd) fchließt. 91ur bann, roenn man felbftlog ift, 
oermag man aud) etroag für bag ©anje ju leiften. 

9tun, meine greunbe, id) fagte S^nen, nach neun fahren 
roar bag ganje ßaug jerftört, bag 2anb roar in Anarchie. 3m 
3ahre 1850 betam i^ ben Sluftrag, bag Regiment ju bilben, non 
bem ich hic'^ biefen 9locf trage. 9hin, eg mußte aug ben Srümmem 
beg jerrütteten Staateg gebilbet roerben unb eg rourbe gebilbet, unb 
jroar fefter roie juoor. 3cb erjähle 3hnen bag, roeil bie ©chule non 
bamalg bie rechten folgen hatte; man roar geroamt, unb bie 
ffiamung hotte bie heften grüchte getragen. ^Dann roar bie große 
©poche oon 1870 71 getommen unb bie ©chule hot norgeholten. 
Sie hot fid) erfolgreich beroöhrt." 

S)er ©roßherjog bejicht fich ouf bag, mag ber 
über bie ooterlänbifchen unb ftaatgbürgerli^en Xugenben gefagt, 
unb führt roeiter aug; 

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1889—1895 



$03 ^obe uns 1870/7 1 jum Siege geführt unb bas müfie man 
ju ereilen trachten. 6t roenbe ftc^ insbeionbere an ade biejenigen, 
melc^e ben ^rieg mitgemacbt ^aben, bag fie '^^ropaganba in biefeni 
Sinne machen. 

„Sie miffen, maS icb meine unb roelc^e ^ege einjufc^lagen 
ftnb, um anbere auf bie rechten ®ege ju leiten. einmal 

bei einem 9Inla§ gefagt; 6S giebt nur einen 9Beg ber 6^re. $ieS 
2Bort iff nielfac^ mignerftanben roorben. bebarre aber barauf, 
ba§ eS feinen anbem iffieg ber 6bre giebt als ben treuer ipfli(bt= 
erfüUung unb unbebingten @et)orfamS im Sinne beS ^abneneibes. 
3<b n>ei§, ba| Sie ibn alle manbeln moUen. dJfeine ^reunbe, id) 
habe fo emft }u ^bnen gefprod)en, roeil id) mei|, ba^ Sie mid) 
nerfteben rootlen unb bo§ Sie meine ®orte gerne erfennen unb 
befolgen roerben; barauf nertraue id) unb barauf fu§enb forberc 
icb Sie ouf, jur Scfröftigung biefcS SertrauenS mit mir einju« 
ftimmen in ben SHuf : Unfet beutfcbeS SBaterlanb, baS beute ein großes 
3iei(b gerootben ift, eS lebe bo^!" 

♦ 



Hebe 

bei bem feitrlicben Stbln^ ber Stänbererfammlnng 

28. 3um 1894. 

6ble Herren unb liebe Jreunbe! 

2lm Scbluffe einer langen, mübeoollen Tagung ift eS SJlir eine 
werte ipflicbt, 3bnen für bie treue 6rfüllung ^b^er ocrfoffungS« 
mö§igen Aufgabe SWeinen $ont ju fogen. 

Ungead)tet ber nerböltniSmä^ig fcbwierigen Soge beS StaotS« 
bauSbaltS bni>en Sie, wie ^d) gerne anertcnne, bie gotberungen 
kleiner SRegierung für bie 93ebürfniffe ber StaatSoerwaltung fowic 
jur pflege ber wirtfd)aftli(ben unb gciftigcn gntereffen nach reiflicher 
'Prüfung bewilligt. 

2SNi 



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1889—1895 



3)er motioenbigfeit, beni Staatshaushalt uennehrte Einnahmen 
buT<h (Srhöhung unb nieitere 3lu§geftaltung ber @infommenfteuer 
jujuführen, h“l>en ®>e in l>ent pon SDleiner SHegierung oorgefchlagenen 
Umfange poQe S'lechnung getragen. 

2) ie ju 33eginn bes Sanbtagä gehegte grroartung, bie geplante 
ginanjrefotm im Sleiche werbe ju ftanbe fommen, hnt M 

nicht erfüllt. 3th 3Hich aber ber Hoffnung h*n, ba§ e§ ben 
terbünbeten SHcgierungen gelinge, über biefe wichtige Ülufgabe ju 
einer SJerftänbigung mit bem Sieichätage ju gelangen, bamit eine 
georbnete Fortführung ber 3'inanjwirtfchaft in ben beutfchen ®unbcä« 
flaaten ermöglicht werbe. 

3) lit 33efriebigung hot 3Jlich bie non 3hnen befchloffene Einnahme 
bes @efche§oorfchlagsi jur Slufbefferung ber Seamtengehalte erfüllt. 
$urch bie ^nft'nimung ju biefer auch finanjiell bebeutungSuoUen 
SBorlage ift bem großen SBerfe ber Uleugeftaltung bes Seamtenrechtsi 
ein Qlbfchlu^ gegeben, ber bcftimmt ift, auf lange 3*'t h'nouS bie 
©ehalte ber Singehörigen bes S3eamtcnftanbeS feftjulegen. $urch 
bie ©enehmigung biefer Vorlage hoben Sie bie SBichtigtcit unb ben 
ffiert eines ben ftaatlichen Slufgaben pflid)thaft fich wibmenben, be= 
nifsfreubigen SJeamtenftanbes gewürbigt unb anertannt. ®ie§ er* 
fcheint SDlir um fo bebeutungSooUer, als baö @efeh unerachtet ber 
weniger günftigen Finanjlagc oereinbart werben tonnte. 

3)cn in beiben Raufern beS fianbtagS gegebenen Slnregungen 
JU einer Reform ber (Srtrogsfteuem wirb SWeine Regierung gerne 
nöher treten. 

9Jlit ©enugthuung begrübe F<h ®ereitwilligfeit, mit ber 
Sie ben non SWeiner Regierung gemachten SSorlagen bejüglich ber 
aSemoUftönbigung beei StaatSbahnneheS unb ber ^erftetlung weiterer 
Slebenbahnen jugeftimmt hoben. aSerf^iebenen fianbesteilen, nament» 
lieh ouch im S^warjwalb unb im a3obenfeegebiet, wirb babur^ bie 
langerfehnte aBohlthat nerbefferter aSerfehrSmittel jugewenbet. 

©inige aSorlagen, welche auf nerfchiebenen ©ebieten ber Staats« 
terwaltung eine fefte Crbnung unb aSerbefferungen anftrebten, fmb 
jur oerfaffungSmögigen ©rlebigung gelangt. 

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1889-1895 



®er Bon SDlitgliebern ber Sammet eingebrat^te ©efe^eS« 

oorf^kg, baS ©efe^ oom 2. 3lj)ril 1872, betreffenb bie 2lb^a(tung 
oon 3Jliffionen burtb SOlitglieber religiöfer Crben, aufju^eben, mürbe 
Don bciben .^äufcm be§ Sanbtagä angenommen. SWeinc SRegicnmg 
erntetet bie 'llufre^t^altung bet 33eftimmungen biefeä ©efe^eö nic^t 
für notmenbig unb bofft, burcb bie ©rfüttung eineb oon ber oberften 
fatboIifd)en Sird)enbebörbe roieberbolt norgetragenen SBunfdies bie 
3ad)e beä ^riebenä ju förbem. 

lieber anberroeite Jrogen, jum Seil oon Sebeutung 

für baö ©taatäganje, lebhafte ÜJerhanblungen ftattgefunben. 

läJleine Slegierung roirb bie gegebenen ainregungen in emfte ©rroögung 
pichen, ©et ber fineä befonnenen ©eifteiS roirb ouf eine 

Slärung ber Slnfdhauungen, bie ein gefehgeberifcheö ©ingreifen er» 
möglicbt, ju haff^n fein. 

3ch begleite ©ie mit SWeinen teilnehmenben SBünftben in 3b« 
^eimat 

©Ott fegne baä ©aterknb! 



♦ 

21nfpradjc 

btt btm fcftmdblt an$ Hnla^ btt €ntbnllnng bts Kaiftr-IPilbtlm- 
!>enfmal5 in lllannbeim 
14. ©ftober 1894. 

21uf bcnt norö-öftlidjen Ceile bes Sdjlofpkbes erbebt ftdj bas 
Denfmai. Xlad) bein Sonntagsgottesbienft in bet (Crinitatisfirdje 
etfebienen bie Ijerrfdjaften, nämlid; bas ®to|b«r 5 ogli(be unb €rb» 
grogbetiogli^be paar, berKronprin 5 oon Sebmeben unb Hortpegen mit 
feinen beiben Sbbnen, foroie als Dcrlreter bes Kaifers ®eneral ber 
Kaoallerie, ®enerakbjutant oon Sllbehyll, famt bem gefamten 
fjofftaat unb bet mililärifdien Begleitung auf bem ^eftpla^e. Der 
geroaltige ^eftsug traf oont ITlarflpk^ b« e*n. Banfpräftbent 
fJbatb b'ell ^ie ^eftrebe unb nadj ben 5d)Iu^orten: „So falle 
benn bie ^üUe, es erftebe bie bebe« ®effalt bes großen Kaifers!" 
fanf bie l 7 ülle bes Denfmals, bie Kapellen fpielten ben Kaifer* 
marfcb, bas Blilitär piäfentierte, bie ®locfen läuteten, bie ®efcbü^e 
gaben Salocn ab. 2llsbann übetnabm bet ©betbütgetmeifler Becf 
mit einer Hebe bas Denfmal im Barnen bet Stabt. Bun ertönte 

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1889—1895 



6as allgemeine €ie6 : „Deutfdjlanö, Deutfdjlanö übet alles". Bann 
legten bie fürftlidjen fjertfcbaften, and; ®enetal non ^Ilbebv^^ 
im Hamen bes llaifets, i(tän 5 e an ben Stufen bcs Benfmals 
nieber. — Hei bem Saale bes Stabtparfs Ijielt bet 

^ürft gegen £nbe bet Cafel folgenbe 2lnfpradje: 

Söleine fetten! SBir etfieben un§, um unfercS Äaifers ®il» 
beim U. ju gcbcnten, bcs SrögerS bet Srone, bie unS bet gro§e 
Änifer SBilbelm I. roieber erneuert unb getrüftigt b“l- tiefer gro^e 
ftaifer, meine Herren, b®t eS, roie mir alle roiffen, roobl oerftonben, 
SJantbarteit ju ermerben; ber bculißt ^“9 'f* onberem ein 
fpretbenbes 3 e“ 9 niS bafür. ®iefem 5«fle ber 3)an!borfeit anroobnenju 
fönnen, fd)ät)e id) mid) glüdlicb ; eS erlebt }u haben, banfe ich @ott. 

GS ift bfuls in ber uerfebiebenften ffieife ber Sßergangenbeit 
gebad)t roorben, unb eS b*f6* nur erneuern, nms in 
©ebäebtniS, ja unter oielen uon unS als GrlebniS nod) uor Slugen 
febroebt, wenn icb barauf jurildtommen roollte. 3ln ber Sbat, cS 
lebt ja nod) aüeS feft in unferer Srinnerung unb an unferem geiftigen 
3lugc gebt ber groge ßaifer, mie mir ibn gefeben bni’<^n unb mie 
biejenigen, bie ibn nid)t gefeben haben, fid) ihn Dorfteilten, Dorüber. 3)ieS 
©ebäcbtnis roirb nimmer febroinben, reelle 3c'ten auch fommen mögen. 

3!ie Ülufgaben, meine Herren, bie unS benorfteben, bie füllen 
unS bouptfädtlid) befd)äftigen, unb ba gebente id) ber Kraft, bie 
mir unferm .Kaifer roünfcben, baß er baS, roaS für unS errangen 
roorben ift mit otelem 33lute, mit nieler .^ingebung erhalten, früftigen 
möge, baß er eS ju einem ©ebeißen füßrt, baS ju ©b’^^n ber 'JJation 
gereicht, eS auf eine ^öße bringt, bie ber 3lufgabe roürbig ift, bie 
hier fid) ootljiebt. 

SWit fold)en ©efüßlen, meine Herren, aber aueß mit bem 33er» 
trauen, baß bie Seftrebungen jur Slröftigung ber fllation burd) bie 
3Jation unterftüßt unb getrüftigt roerben — mit biefem SSertrauen 
erhebe ieß baS ©laS unb rufe mit 3ßnen: eS lebe unfer Kaifer, ber 
®eutfcße .Kaifer aBilßelm II., ßoeß, ßoeß, ßoeß! 



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1889—1895 



Crinffprui» 

bei 6cr ^oftafel im Sdjloüe niannl;eim anlä^Udi bec ^nt^Unn^ 
bes Kai(et-lPUbelin-I>enfinal5 
15. ©«ober 1894. 

21m (Tage nad; bec fntt^üUiing bts Kaifer-IDill^elm-Senfmals 
bcjidjtiglen 6er Canbestjerr unb bet (Erb^rofb^^SOS ncrfdjiebcnc 
^abrifen, roäljtcnb bie fürftUd^en Damen 

befudjten. f^ierauf erfolgte bie ^eftfaljrf auf bem Hedar unb 
K^ein, mobei bie neuen 21nlagen ber Stabt fid; bem 21uge bar> 
boten. Später fanb im Sdjloffe ein Diner ftaft, 5 U bem u. a. 
DTitglieber bes Stabtrats, bes Denfmalfomites, bie Spieen ber 
Detjbrben unb bas ®ffi 5 ier 5 forp 5 eingelaben toaren. fjicbei bradfte 
ber ^ürft einen tCoaft auf bie Stabt ZTlanntjeim aus: 

3)leine .^erren! ergebe mein ©las, um auf bo8 2Bo^I 
ber Stnbt fDlonn^eim ju trinten. 3nbem id) bies unternehme, 
meine |)ertcn, gebente ich ®anfbarteit, roeldje bie Stabt 
fUlannheim in fo erhebenber ffieife tunbgegeben Ijat, eine hoh^ Xugenb, 
bie nod) h^h^i^ anjufchlagen ift, menn fie non folcher ©cfinnung ge> 
tragen, einen folchen 31uSbrucf empfängt, roie benjenigen, ben bie 
Stabt fUlannheim gefunben h“!» inbem fie bem 3lnbenten .<?aifer 
28ilhelm8 I. ein fo fchöneä Dcntmal errichtete. Diefeä ©efühl ber 
®antbarteit ift auf oiele ©encrotionen h''*<t“8 ein ißorbilb, ba8 
hoffentlich feine gute 'fflirtung auf bie auSüben loirb; ich 

bin beffen oolltommen überjeugt unb mir tonnen ber Stabt fOlann« 
heim bantbar fein, baß fie biefeS Sßorbilb gegeben h“l- 3)iefer 
®antbarteit fchlie§en mir un§, bie @ro§her,iogin unb ich “«ti mein 
ganjes .^auä, oon gansem ^erjen an. Ofi i'o'h f*” 2od)terherj 
tief beroegt oon ber großen Siebe, roelche bem 'Dater erioiefen roirb 
noch ©tobe, unb biefe ®anfborteit empfinbe auch id) im ©e* 
bächtnis an bie Vergangenheit, bie in mir fo roerte ©rinnerungen 
erroeett, roenn ich boran jurüctbente. 

3d) h“^>* höhere 'fjflicht SU erfüllen, um unfern Danf 

au8jubrüden für otIe8, ioa8 Sie un8 an fytcunblichteit, an entgegen* 
fommen erroiefen, für bie J^ürforge, bie Sie un8 geroibmet haben in 

300 



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1889—1895 



ben Jagen, bic roir bei 3^nen jubrac^ten. 21n biefe JJanlbarfeit 
fd)lie|t ficb ber roarme SBunfd), ba| baS ©ebei^en ber ^anbeläftabt 
ÜJlannbcim ein ftetigeö fein möge, roie fte bisher an firaft unb 95c* 
bcutung jugenommen ^at. 

Sie roiffen, meine Herren, ba§ fd)on feit fahren icb mit 
inniger Jeilna^mc aüeä nerfolge, roaS bie 3ntereffen biefer roid)tigen 
Stabt berii^rt. 3ti) brauche ba^er roo^I nicht ju Derfichem, ba^ es 
beim Sitten bleiben roirb unb ba^ roir alles aufbieten roerben, — 
ich foge roir, bie iHegierung roirb alles aufbieten, ben 93ebürfniffen 
ber Stabt unb baburch ben Qntercffen be§ S?anbcS gerecht p roerben. 
Sniöge uns alles gelingen! ßier hanbelt eS ftch um feftes .Sufammen* 
roirten, um baS ju erreichen, roaS, roie ich roünfchc unb hoffe» bei» 
trägt jur Grholtung ber @rö§e, ber 93ebeutung biefer roichtigen Stabt. 

3>}it biefem SEBunfehe, meine Herren, rufe i^ auS — unb, 
obgleich 'Sie alle ber Stabt SDlannheim angehören, roerben Sie hoch 
gern einftimmen , roenn ich o“f 3hec Haterftabt ein breifad)eS ^od) 
auSbringe — bie Stabt SWannheim lebe hod)! hoch! hod)! 



21 nfprad)e 

bei öer $(ier in Jlarlsmbe p €brtn öts 80. (Stbnrtstagcs öcs 
fürften l^ismard 
1. ypril 1895. 

IDic an »iolcn anöcrn ©rten, fo rourbc auch 'o Karlsruhe 
6 er 80. (Seburtstag Bismarefs begeiftert gefeiert. Ber (ßrofhersog 
unb prin 5 Karl nahmen an öem herrlidj ocrlaufenen ^epbanfett 
in ber ^cfthalle teil. Ber ^ürft befunbete bamit, toie fehr er bic 
Berbicnfte Bismarefs 5 U fchäfeen roeif, ja er überfanbte mit 
einem befonberen Schreiben an ben ©berbürgermeifter Schneller 
als eine (Erinnerungsgabe für bie Stabtgemeinbe ein Bilbnis bes 
erften Seichsfan 3 lcrs für bic Bäume bes Hathaufes „in treuem 
Knbenfen an bic unnergänglichen Derbienfte bes dürften Bismatef". 
Bei bem Banfett bradjte iunächft ber genannte ©berbürgermeifter 

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1889—1895 



einen Crinffpruij auf Kaifet un6 ®to|f)et 5 og aus, »onac^ Staats- 
anroalt Dt. 3oUy Me ^cftreöe Ijielt. £s folgte ein tociterer Coafl 
unb bann etljob fiel; ®tofijct 5 og «*" ous 

bet großen ZUitbegrünber bes Dcutfdjen Seiches, unb 

fpra^: 

Der ^err Cberbürgenneifter bet ©tabt ÄarlSrube •» 

©emeinfrfjaft mit einer ßulbigung für ©eine SJlajeftät ben Saifer 
eine 0egrü§ung ju teil roerben laffen, roelcbe mid) jum 3lu8brucl 
meine§ Dante« beroegt. — bin gerne ber freunblidjen (Sinlabung 
jur be'*t' 9 cn ^eicr gefolgt, ba icb biefelbe al8 eine patriotifc^c 
Äunbgebung betrachtete, beren 3'f^ ^ freubig begrüßte. 'Jlun nad) 
glänijenbem Verlauf biefer i^eier blide ieß banfbar auf ben reichen 
Onhflit berfelbcn unb fpreeße ben ißertretem ber Stabtgemeinbe 
meinen Dant bafür au«, mir (Gelegenheit gegeben ju hoben, folch’ 
potriotifchem ^efte anroohnen ^u tönnen. 

Glach ben heute oemommenen begeifterten Sieben, roelche ben 
Sßerbienften be« gefeierten StnatSmanne«, ben glorreichen Dhoten 
be« erften beutfehen Siei^ltanjler«, ben großen Srfolgen be«felben 
galten, bleibt roohl nur übrig, ben SBünfeßen 31u«bruct ju geben, 
welche ber 3utunft be« Deutfeßen Siei^e« ju roibmen finb. 

Ji^ürft ®i«marct ßat es in biefen Dagen öffentlich auSgefproeßen, 
baß nur mit Staifer ffiitßelm I. unb mit bem oon ißm gebilbeten 
^eere ba« Deutfeße Sieieß neu gefeßaffen werben tonnte. 

Doron fcßließt ficß naturgemäß bie Setra^tung, baß bie 6r> 
ßaltung biefe« Sieieße« in ooUer Äraft aueß bie oorneßmfte Slufgabe 
ber beutfeßen Station bleibt 

Der große Saifer SBilßelm I. befaß eine Steiße ber ßeroor« 
ragenbftcn menfißlichtn ©igenfeßaften, welcße ben tommenben @e* 
fcßlecßteni ber Station jum SSorbilbe empfoßlen werben tönnen. @r 
war treu unb gewiffenßaft, felbftlo« unb ootl cßriftlicßer Demut, ooQ 
aufopferung«freubiger Eingebung an bie uon ißm ßeilig gehaltenen 
ißflicßten feine« ßoßen Slmte«. 

Slu« folcßem ©eelenabel mußte ein gefegnete« (Getingen ßeroor^ 
geßen, wie e« bie SBettgefeßießte in bem SJtaße taum je auf}uweifen 
permag. 

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1889—1895 



liefern Sotbill) nac^juftteben unb e8 im Seben unb SBirfen ju 
bet^atigen, ifl bie fc^önfle 31ufgabe aller berjenigen, meiere berufen 
fmb, an bem f^ortbau beS 9ieicbeS milsumtrfen, auf bag bie ®runb< 
lagen beSfelben immer fefter merben unb fein Slnfe^en in ber ÜBett 
fi(^ auf ber ^ö^e erhalte, roelc^e feiner 3Hac^t unb @röge entfpric^t. 

3In biefer Slufgabe müffen aber bie Staaten beS ®eutft^en 
iReitbeä getreu mitroirfen. SBir müffen forgfältig barüber madien, 
ba| bie feften @runbtagen ber StaatSorbnung erbalten bleiben unb 
ba^ fie beroabrt merben nor ben uerberblieben Serfucben, auflöfenbe 
Äeime in beroäbrte Qnftitutionen ju legen. 

©eit über 40 Rubren ba§ ©teuer be§ ©taateä fübrenb, füblc 
icb mich berechtigt, bie 3Jlabnung auijufprccben : ^üten mir un§ 
Dor ben 3erf*öntngen naterlanbälofer ©cfinnungen unb utopifcber 
Träumereien, bie unter bem ©cbeine ber greibeit bie Snecbtfcbaft ber 
ffiilltür unb ©elbftfucbt b^beifübren. 

SBir hoben bie Slufgabe ju erfüllen, eine mehr roie 30jährige 
Sürbeit nollsfreunblicber ©efebgebung bem Sanbe fo ju erhalten, bafj 
beren rociter ©entroicfelung ben 93cjirfen unb ©emeinben bei S?anbeä 
jur ©tärfung ihrer roicbtigften ^ntcreffen gereichen unb ju beren 
bauemöem SBohlftanbe führen. 

97ht folchen Sorten gebenfe ich ©tabt, melche boS heutige 
patriotifche Jeft fo fchön geftaltet hat. Qch rufe bem ©ebeihen unb 
S31ühen oon itarlSruhr ein freubigeä ^och )u! 

% 

21nfpra<he 

an bie |lrofefforen in ber Hnta ber Unioerfität 6eibelberg 
2, OTai 1895. 

Der mehrtägige Befuch bes (8togh«*^5a9ti^«a Paares in Reibet« 
betg oom 1. bis 6. ZTIai mar burclj Bejtchtigungen ber miffen. 
f^aftlichen 3n^itute, 21nftalten chriftlicher £iebe, 5*auenoeteins< 
einricbtungen unb oielet geroerblither «Etabliffements foroie Perfamm- 
lungen u. a. überreich ausgefüllt. Die Porftellung bes Proreftors, 
bes engeren Senats unb bet Ptofefforen in bet 21ula gab bem 
Rector magnificentissimus 21nla§, auf bie ehrerbietigfle Begrüßung 

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1889—1895 



bn fjerrfdjaftcn 6 utdf 6 en Proreftor folgenöe 21nfprac^e an Öen 
Celjrfötper bet Unirerfität 5 U ridjfen: 

bante S^nen für bie freunblic^e 8 egrü|ung. Sie roetben 
mit mir empfinben, ba| eS ein me^mütigeS @efübt ift, ba§ mic^ 
hier erfaßt, inbem icb in SRdume trete, in bic ic^ oor 53 ^obren 
)um erftenmate eintrat a(§ Stubierenber ber Unicerfitdt, inbem id) 
meinen dlteren ©ruber begleitete, ber nur ju früh au§ bem Seben 
febieb unb bo^ fo oiele Hoffnungen, fo uiele berechtigte 
in ficb f^Iog. 9Iber biefe 3 **t bleibt mir in um fo werterem ®ebdchtni§, 
ate icb mir b*er bie ©runblage febaffen fonnte für fpdtere ärbeit. 
2 )arum benfe icb niit großer ®anfbarfeit an biefe üurücf. 
9licbt mit weniger SBebmut benfe icb baä UnioerfitdtSjubildum, 
wo mir bie ®bre Ju teil würbe, alS Rector magnificentissimus 
einer Si^ung oorjufteben, in ber wir ben bocbfeligen ftaifer J^riebri^ 
begrüßen fonnten. war fein le^te« öffentliches 3luftreten. Slueb 
mit ibm ift bie febönfie Hoffnung babingefebwunben, aber eines ift ju« 
rücfgeblieben : ein ©orbilb für unfere 3 ugenb, fo bfngebenb, fo 
felbftloS, fo buIbooH jugleicb- ©löge biefeS ©orbilb noch lange 
naebwirfen in unferer Station, bamit große unb ftartc ©Idnner er« 
jogeu werben, bie geeignet fmb, allejeit bie ihnen brobenben Stürme 
SU befleben. ®aß baS fo werbe, ift mein innigfler SlBunfcb, aber 
auch mein ©ertrauen 5 U 3bnen allen, weil ich weiß, baß Sie ge« 
neigt, fdbig unb willig ftnb, auf unfere Qugenb biefe Ginwirtung 
JU üben, unb bie .ftraft ihr ju oerleiben, bie fte fdbig macht, ber 
®bte würbig, einer großen fJlation anjugebören. ®aß ber Ruperto- 
Carola noch gefegnete 3abrc entfteben mögen, boS wünfebe ich non 
ganjem H^'^ä'U. Soweit eS mir noch nergönnt fein foUte, baju bei« 
jutragen, werbe ich mit aller firaft unb Siebe bereit fein, biefe 
^ntereffen ber Hocbftbnle ju nertreten, aHerbingl nur immer mit 
3breT ©litwirtung, auf bie ich baue, umfomebr, ba Sie mir honte 
wieberum fo niel ©ertrauen unb Siebe entgegenbringen. 3cb banfe 
3 bnen nochmals für bie freunblicbe ©egrüßung unb fdjlicße mit ben 
treueften SBünfeßen für ben Segen unb baS ©ebeißen ber mir fo 
teuren Ho<bftbule. ^ 

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1889—1895 



Se5c 

btt btm (J^anjeft !1IUttän>treinS'rtrbanb<s ftbrotbin^en in Httltn^tn 

30. 3uni 1895. 

3m IDagcn faml (Sefol^e oon Iteulu^ijeim ^erfommenö be^ab 
ftd? bec (ßrogt^criog junädift 5 um Sonntagsgottesbicnft in bic 
cpan^clifd^c Kird^e unb ftattcte nci; bcmfelben aud; bcr fatf^olifdjcn 
Witdje einen 23efud) ab. 2luf bem Kaltaus war Dorftellung unb 
jugleid; 2 Ib 9 eoibnetenfi^ung. Had} einem bei jabrifant Hi^t^aupt 
auf bem IDetfauer ^ofe eingenommenen ^rüijfiüd nat^m bet Ijo^e 
proteftor in Scilingcn bie parabc übet ben ^«ftjug ab. 2tuf bem 
,^eftplak ijiclt bet ©auptäftbenf , Bütgetmeiflct iHetbling »on 
5d}we^ingen, bie Segrüfungsanfpradje, ^abrifant Si^Ijaupt bie 
eigentliebe Jeffrebe, bcr ein begeifterfes ^o^^ unb bie Jütffenijymne 
folgten. Unmittelbar barauf ergriff ber ©rog^eriog ba& IDott: 

SWeinc fjrcunbe! Sie bürfen feine lange ÜRebe oon mir er« 
roarten, aber es brängt mid) junäd)ft, ben beiben Herren, bie uorbiu 
gefproben ^aben, bem ©auoorftanb foroo^I als |)crm fRi^^aupt, ber 
mid) fo gafflief) in feinem ^aufe aufgenommen ^at, S'ant ju fagen 
für baS, roaS fie mir geboten ^aben an freunbUd)er ©cfinnnng, unb 
3(^nen ju bauten, ba| Sie freubig eingeftimmt ^aben in ben SRuf, 
luelber oon ben beiben Herren auSgebrabt loorben ift. ©lauben Sie 
mir, ba§ ib biefen Gmpfinbungen nibt nur mit großer ®anfbor« 
feit folge, fonbem oub mit ber ©rfa^rung, bo§, je älter mir werben, 
mir befto fefter ben ßalt fuben unter benjenigen, oon benen mir 
loiffen, bo§ fte treu unb feft jur Orbnung beS StooteS ftc^en unb 
ben Jyürpen unterftü^en in feiner nibt leibten Slufgobe. 3b roü^te 
aH bem, roaS ^ier ouSgefproben roorben ift, nur fe^r loenig nob 
beijufügen, benn bie beiben .^erren hoben bie meiften 'fJunfte berührt, 
roelbe Sie alle intereffieren, loelbe 3h9f" “n .ßerjen liegen. 

9lbcr es entfpribt loohl meinem Sllter, ba ib einer ber 
3lcltcften unter 3hoen bin, ba& ib ©>e in eine 3«it ^urflefführe, 
bie jiemlib weit auBerhalb oUcr ©rinnernng ift. 3b meine 

bie 3e>t» in ber bie jeht beftehenben ilereine ihren Urfprung gefunben 
haben. Siele non 3hof" roerben baS nielleibt nibt loiffen ; es mar 

^ebrid), {Rebfti unb Hunbgebungen. 30 



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1889—1895 



im 3a^re 1839, bo mein feliger Satcr ba§ 'Bebürfniä füllte, ben 
Dielen bamats noc^ oor^anbenen früheren 'Änge^örigen bet 3lrmee 
ein ®rinnerungäjeid)en p geben. 9Jlan ^at burc^ eine aJlebaille alle 
biejenigen e^ren motten, roeldje bie gelbjüge ju Anfang be^ 
^unbert^ mitgemac^t ^aben. !D2an roottte fie baburc^ e^ten unb 
ousijei^nen Dor allen flbtigen, roottte ein ISeifpiel bafür geben, roas 
tteue Eingebung ^ei|t. @ie alle roiffen, ba^ biefe Smebaitte bann 
fpAtcr roieber oerlie^en ift, unb oiele oon tragen biefelbe als 

Jolge ber Selbjüge non 1866—1871. 3)amalS aber, 1839, galt es, 
bie SBeteranen auSjujeic^nen. 

9hin, meine Herren , roas roar bamalS notb oor^onben an 
Seteranen? @S roaren lauter folc^e, bie oon einer beutft^en ©nl^eit 
nichts mußten, bie aber treu unb ge^orfam i^rem oberften Stiegs- 
unb SanbeS^errn folgten, ba er i^re ffröfte aufbot, um inS gelb ju 
jie^en. 6s roaren lauter fc^roere “wb fc^roer roar ber 6nt« 

fd^luß, Gruppen aufjuftetten, um, 2)eutfd)e gegen $eutfcbe, ju lömpfen, 
aber, roie bie @efc^i(^te le^rt, roar feine anbere SJlöglic^teit Dor» 
^anben. 6S gab fein einiges Teutfd)lanb, eS roar feine ßraft ba, 
bie jufammen^alten fonnte, unb jebeS Sanb roar ber fremben ^ertfeb» 
fuebt preisgegeben. 6s galt, notb UeblereS babureb abpb^i^lcO' 
man bie Rröfte, bie baS Sanb bot, jufammenfa^te, um ju nermeiben, 
ba§ notb mehr Kräfte aus bem Sanb genommen mürben. 6S gab 
bamolS feine ftarfe unb fefte Organifation roie febt, aber eS roaren 
treue Kämpfer, bie ibr Slut oergoffen hoben, ohne ju fragen, roobin 
es gebt, in bem treuen militärifeben ©eborfam, ber ju allen 
©rogeS unb SBiebtigeS leiftet, benn er roei§, roas ißflicbt be»^t- 9hin, 
fo traurig biefe 3e*ten roaren, fo roert roar es, bie 3Seteranen biefer 
gelbjüge noch auSjujei^nen, roeil fie fitb tapfer unb treu geftblagen 
haben, roeil fie ihre 'ipflitbt erfüllt unb alles für ibr Sanb unb ihren 
SanbeSberm babin gegeben hoben. ®aS rourbe oon meinem feligen 
SSater inS 31uge gefaxt als ber ©runb für bie SluSseitbnung, bie er 
gefliftet bot. 

ftttan ahnte bamalS nicht, roelcbe IBeränberungen noch fommen 
mürben, aber febon bamalS hoffte man eS unb baS Streben bot fa, 

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1889—1895 



rate ©ie roiffen, nic^t aufge^ört, fonbern eä ging fort, loenn out^ 
longfam. 'Olun, bie roelc^e jn)ifd)en 1839 unb 1870 liegt, loiB 
ic^ S^nen nit^t fc^ilbem; mir rooUen unö freuen, bo^ 1870 bie 
©nigung gebracht ^at, baß 1870/71 eine Äraft geft^affen ^at, mit 
ber mir je^t ju t^un ^aben, eine Äraft, bie fic^ me^r unb mehr 
entroicfeln fotl, bamit bas 2)eutf(^e 9?eic^ nac^ außen feft unb fttßer 
fte^c unb febrocber ©efa^r roiberftefien tann. 31ber baju ift unbe» 
bingt notroenbig, baß man bie ®ebeutung biefer Äraft richtig erfennt, 
baß man rociß, baß eS feine Äraft gicbt o^ne Slnftrengung. ®ir 
müffen unS ade anftrengen, bamit biefc große gefc^affcne Äraft er^ 
galten bleibt. 

3Jleine iJreunbe ! 3(ß ßcUe 31|nen biegrage; „9BaS ift barauS 
geroorben feit 1870? Stegen mir nocß auf bcm ©tanbpunft oon 
1871, baß mir bie Smpßnbung ßaben, baß baS Smingene aud) 
meiter entioiclelt morben ift?" ÜDlancßeS ift rooßl gef^affen roorben, 
aber oieleS ift nod) übrig ju t^un, unb baS ift eS, mooon mir }n 
reben l^abcn. Äeine Äraft unb feine SJJatßt o^ne 31nftrengung, oßne 
■Öingebung, unb bie Eingebung ift nur möglicß, roenn ein fefteS 
®anjte gefcßaffen ift, baS baju beiträgt, baS @efcßaffene ju erhalten. 
®afür müffen mir Opfer bringen, benn groß fönnen mir nicßt fein, 
oßne Opfer ju bringen, o^ne alles ßinjugeben, menn eS not tßut. 

weiß feßr gut, baß ©ie meine 9Borte richtig oerße^en, benn 
©ie finb alle ©olbaten geroefen unb iniffen, roaS eS ßeißt, ficß ßin» 
geben mit ganjer Siebe, ganjer Sreue, ©ie roiffen, roaS eS ßeißt, 
au(^ Slut ^er 5 ugeben, roenn eS nötig ift, oßne ju fragen, roarum. 
®er ©e^orfam ift, roie man }u fagen pßegt, ein blinber, aber itß 
roill lieber fagen, ein beroußter. SBir müffen mit ooüem iöeroußtfein 
ge^orfam fein, müffen mit oollem SSeroußtfein unS unferen ifJßicßten 
bingeben. 9Jur bann oermögen roir ©roßeS ju leißen, unb feiner 
3eit ift auf biefer ©runblage ©roßeS geleiftet roorben. 

311fo erbalten roir biefe ©runblage, tbun roir alleS, roaS nötig 
ift, um fie ju befeftigen, unb oermeiben roir baS, roaS beutjutage 
fd)on fo oiel oerborben b<tt- 3B) berühre eS nur fürs, aber icb fann 
eS nießt umgeben. 3)aS iJJarteileben b<d oieleS oerborben in S)eutfcb= 

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1889—1895 



lanb. 3>as ^ntereffe ber gartet ge^t manchmal oiet ^ö^er alb bab 
3ntcteffe beb SJeii^eb. ®ie teerte ißartei ifl nur biejenige, melc^c 
eine nia^r^aft nationale nennen fann, loelc^e alleb ^ingiebt, nenn 
eb not t^ut, unb ni(^t bamac^ fragt, nab brum unb bran ^ängt, 
ober ner babei ift. ffib barf nic^t perfönlid) fein, nmb mir unter» 
nehmen, eb mu^ fac^lic^ fein. SSMr maffen bab Senu^tfein ^aben, 
unb im 93olfe pflegen, ba^ nur mit ber nationalen ®röge oud) bie 
@rö^e uub bab 3Bo^l beb einzelnen fianbeb ju erhalten ift. 

$arum , meine .^erren , fprat^ it^ oor^in oon ber Vergangen» 
^eit. ©ie müffen bab erlebt ^aben, mie it^ eb erlebt ^abe, ba| cb 
fein gro|eb ®ater(anb gab, bag man ft^roer arbeiten mugte, um fu^ 
nur überhaupt auf ber Oberfläche beb iffiafferb ju erhalten, ^ab 
ift jeht alles oorbei. 3Bir haben eine gemeinfame 3Jlacht, mir hüben 
eine gemeinfame ^raft, aber oergeffen mir ni^t, ba§ eb anberb mar, 
unb ba§ eb Seute giebt, bie oielleicht bie früheren ißerhältniffc 
mieber h«l>eij«füh’^f>i roünfchen, um bie Schmäche bes fReicheb mieber 
JU fchaffen. 

fUleine f^eunbe! 3<h mahne beShalb jur (Sinigfeit nach allen 
iHichtungen hin. ®ermeiben ©ie jebroebcs ißarteimefen, bab nicht 
auf nationaler @runblage fleht unb melcheb nicht bie Erhaltung beb 
Sleicheb, bie Unterftühung beb Äoiferb, bie SinheHigteit beb ^eereb 
unb bomit bie Srhaltung ber Straft ber fUation anftrebt. ®amit 
fchlie^e ich nnb nehme Slbfchieb oon 3hnen. 3ch haf>E ^if 3noer> 
ficht, bah ®ic meiner Mahnung ffolge leiften merben. 3<h forbere 
©ie noch auf, mit mir ein breimaligeb ^och aubjubringen, bab unb 
allen am ^erjen liegen muh, nienn mir national gefinnt finb. 2)er 
33ertreter beb 3)eutfihen iReicheb ift ber Siaifer. 3)er fiaifer ift bie 
3ufammenfaffung beb ganjen beutfehen Saterlanbeb, ber ganjen 
beutfehen Rraft, unb auf biefen Siaifer, meine feerren, ftimmen ©ie 
mit mir ein in ein breimaligeb ^och! 

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1889 — 1895 



Utbt 

btt btm ianbtsfrit^ccftft bts ZnUitärvtrttns-Pttbanbts in Karlsntbc 

4. 1895. 

Had^bcm 6 ic 21 b 9 eotbneten bet Ktte^etDctcin« im ^rofen jeft> 
Ijallenfaale ijctagt, befudjle 6 er ®rogljer 5 og 6 te am 21 ben 6 ftatt« 
finbenbe gefellige Bereinigung, gegeben pon ben Karlsruljer Der» 
banbspereinen. Dem 2Inbrängen ber ZTlenfd^enmenge ertpiefen ftdp 
bie IDänbe ju eng. Diele muften umfei^ren. Der ßroftierjog 
crfdjien in Begleitung feines 5IügeIabjufanten,<Dberpieulnant BTüIIer. 
2(uferbem beeljrte prin 5 Karl bas feiner ©egenmart. 

Der Dorftanb bes Karlsruljer BTilitärpcreins , Profeffor IHülIer, 
l^ielt bie Begrüfungsanfprad;e mit tTrinffprucif auf ben proteftor. 

21 uf ein äugerft gelungenes jeftfpiel folgte ®berftleutnant 
p. Rljcinau’s Crinffprudj auf ben Deutfd(en Kaifer. Den Crinf» 
fprudj auf Daterlanb unb £jeer bradjtc Premierleutnant a. D. 
aus. Don allen tparb betont, ba| bas 25jäl}rige jriebcns»3ubiläum 
5 U befonberem Danfe maljne unb 5 U freubigem ®ebenfen ber grofen 
ICage pon 1870/71. 

2 lm folgenbcn lEagc bei ber ®cbenffeier am Kriegerbenfmal, 
bei ber jal^nenmeilie unb bei bem 5 *^^*^*/ 3 “ «iuem 

ipürbepollen IDeilfeaft geftaltete, faljen bie ^«fläenoffen iljren Canbes» 
Ijerrn abermals in ilprer 2Tlitte unb nad; ber Begrügungsanfprad)e 
burd; ®cneral p. Rbber unb einer ®ebäditnisrebe für bie ®rogtl^aten 
non 1870/71 ergriff ber ®rofljer 5 og bas IDort 3 U nadjfolgenber 
Rnfprad^e : 

fffleine ocre^rten greunbe! 

®or 9tbf(^lu§ biefcT geftlii^feitcn liegt mir om .^erjen, 
nod) meine ©efü^le auSjufprei^en. S)ie begeifierten ®orte unb bie 
patriotifc^en ©ebonten, bie mir eben mit ^reubigfeit petnommen 
unb benen ©ie jugejubelt ^aben, ^aben 3 ^r .gierj tief erf^üttert 
unb erfüllt, unb e 8 bleibt bamac^ nichts me^r ju fagen übrig, nmü 
bie fe^lic^en ©mpfinbungen bei feurigen 2 ^ageS no(^ ftürlen lönnte, 
unb bo(^ ergreift mit^ ber Slnbltd fo nieler ®eteranen, fo nieler 
2eilnel)mer an bem Äriege non 1870/71 in einer ®eife, ba§ icb 
©ie bo(^ no(^ erinnern mu| an alle biejenigen Strafte unb biejenigen 
(Einrichtungen, melche und mirtlich jum ©iege geführt hoi»»- ©ie 

3oa 



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1889—1895 



Ijoben eben oevnonimcn, roie bie ©ntroidelung ber »or bi^ jum 
Stiege unb feit bem Stiege. 2Bir muffen obct auc^ jurücfblidfen 
auf biejenigen Untetne^mungen, roelc^e eS möglid) gemacht ^oben, 
ju fiegen. ®ir müffen jiemlicb rocit jutücfgel)en, roenn mit bie ganje 
®ebeutung beffen etfaffen rooUen, roaä uns ujirtlicb jum 3iege ge= 
fü^tl I)at. “n bie gto^en unb unftetblic^en 

'Betbienfte unfeteS ^o^feligen SaifetS SBil^cIm beS @ro§en, 
bet oon früh an, mie er noch ^rinj non Breuß®" 

Sanbe ben Slufftanb betämpft bot» oon ba an feine ganje Sraft ber 
Beugeftaltung unb Befeftigung ber Slrmee geroibmet 2'ic Gt= 
fabrungen, bie bamalS gemacht mürben, b“ben ibn neranla^t, bei 
Sönig Ji^ebricb SEBübelm IV. Seftimmungen ju erroirten, bie eine 
DoUftänbige Beränberung beS 'JlusbilbungSmobuS ber 31rmcc b^rbei» 
geführt b®6cn. 3" biefen ©ebanten, bie ber bamalige oon 
Brennen tunb gegeben bat, ba liegen bie 3Infänge beffen, roaS nou 
nun an bie 9Irmee @ro§eS unb BebeutenbeS geleiftet bat- Sein 
©ebante mar, eS mu| jeber ©injelne nicht nur gcbilbet, er mu§ er» 
jogen roerben, unb baS ift burebgefübrt roorben. 

3cb miU mich auf einjelneS nicht einlaffen, fonbem nur im 
allgemeinen fagen : eS ift burdtgefübrt mit ber ©eroiffenbaftigfeit, bie 
nur ein foIcbeS DffijierforpS ju Iciften uermag, roie jebt auch baS 
beutfebe. '3lur menn biefe BorauSfebung beftebt, ift eS möglich, 
biefen ©ebantcu ber 'JluSbilbung beS ©injelnen unb ber ©rjiebung 
ganj unb noU burebjufübren. 

Bleine ^reunbe! Sie roerben uerfteben, roaS ich bomit meine. 
@6 ift nicht nur bie 'Krmee, es ift bas Bolt, baS auf biefe SJeife 
erjogen roirb, unb Sie alle haben biefe Schule burchgemacht. 3ch 
fpreebe alfo ju folchcn, bie bie ©rfabrung für ftch haben, bie bie 
©rfabrung angeroenbet haben in ber emfteften 3f't. unb ich richte 
mich an biejenigen, bie feit bem Sriege gebient, unb uielleicht noch 
einmal berufen roerben fönnten, ju bienen, bie alfo in ber Soge fmb, 
eS JU beroübren, roaS fie gelernt haben. 

Sehen Sie, meine Jreunbe, biefe bem ^nbioibuum geroibmete 
äufmertfamfeit, biefe ©rjiebung beS einjelnen BJanneS, nicht nur, 

iilO 



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1889—1895 



bag et bie äBaffen in bet .^onb ^ält unb ben 9iod an 5 ie^t, nein, 
ba§ er mit @eift unb ßerj babei ift, bas fü^rt jum Siege, baS, 
meine ^eunbe, mug erhalten bleiben. 

SReiflid^ aber müffen mir oucb gebenten alleä bcffen, roaS unjer 
^oc^feliger ^aifcr mä^renb be§ Krieges geleiftet ^at, benn er bat 
bort baä Seifpiel gegeben, bag un§ allen jut Slacbeifetung bient, 
bas ®eifpiel ber .^ingebung, Slufopfcvung unb ber Siebe. 

3a , meine Jreunbe ! ®§ finb eigentlid) nur jroci Smpfinbungeii, 
auf bie mir ben grüßten SBert legen müffen — bo§ fic anerjogen 
roerben, roo fie noeb ni(bt uorbanben fmb — baS ift bie Siebe, bie 
grölet ift, al§ aUeö übrige in ber SEBclt — unb ber ©ebotfam. 

®er ©cborfom, meine Jreunbe, ber roirb oft auch bie ^Ciäjiplin 
genannt. 3^^ nehme baä ®ort gerne in ben SWunb. ©eborfam ift 
ju allem nü^c, benn roet fid) nid)t unterjuorbnen oerftebt, ber fann 
aud) nid)t führen. 

Untcrorbnung unter bie Orbnung beä Staates unb fReicbeS, 
bas ift, JDOS oud) in ber 3lrmce gelernt roerben fann unb gelernt roirb. 

Sie alle, meine fjreunbe, bie b'ct »or mit fteben. Sie hoben 
baS beroährt 3th fpreche alfo nur ju folchen, bie mit mit empfunben 
unb bie es betbütigt hoben. 

©s ift eine gro^c 93efricbigung, folthe Seute oor fuh }u hoben. 
3<h bringe 3hoen aber aud) nod) bie SJJohnung, meine Jrcunbe, 
roirten Sie in 3hten Äreifen auf bie httanroachfenbe 3u9toi>/ i>o§ 
fte biefe beiben ©runbpfeiler bes öffentlichen unb ftaatlichen SebenS, 
ber gamilie, mehr unb mehr in fuh aufnehme: „Siebe unb ©ehorfam." 

brachten Sic barnach, ba| bamit alle biejenigen 33eftrebungen 
betömpft roerben, bie nur barauf hinausgehen, biefe fefte Orbnung 
ju ftören, ja ju gefährben. ®aoor müffen roir unS hüten, unb bafür 
hilft nichts anbercS, als bie Schule beS ^eereS. 

Sebenten Sie, meine Jreunbe, ba| biefeS 2Bort „©ehoi-fam" 
eines bet höchften, ja baS höchfit ®eifpiel in fid) fd)lic&t, roenn roir 
eS felbft bethätigen. 3<h fogt ©ehorfam biS jum Sobe am Sfreuje. 
®aS ift boS 33orbilb, bem roir nachjuftreben hoben unb baS ift cs, 
roaS ben ©hriften auSjeichnet in feinem Streben, in feinem .^anbeln. 

311 



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1889 — 18!*5 



3)em folgen mir nac^ unb bai tragen loir im ^erjen, bamit eä 
3^nen unb nnä aUen gut ge^e. 

®enn Sie nun noc^ mit mir einen SHüdblitf roerfen motten 
auf bie X^ätigfeit unfereiS ^oe^oere^rten, ^oi^feligen ftaiferg, fo roill 
id) mid) ganj furj f affen: 

2BeId) fd)öne§ 33ilb bie8 ift, baä roiffen biejenigen, bie eä erlebt 
bobcn unb biejenigen, bie eä bur^ 2:robition erfahren hoben. Stetten 
Sie fteh unfern Äaifer oor an ber Spi^e bes ^»eere«, begleitet oon 
bem größten Strategen ber ©egenroart, ja, ich niöchte 

fagcn, auch ber Vergangenheit — SWottte; Seine tRatgeber, Seine 
gelben, einen Staatsmann roie ViSmard, ber berufen roor bno 
®eutfd)e Dieid) ju begrünben; einen Crganifotor roie tRoon, oon 
bem ber Raifer oft gejagt h“t, ihm oerbanfe er biefe gute unb 
unoergleichliche ^eereSorganifation unb fo oiele anbere roören 
nod) }u nennen, bie ba mitgeroirtt hoben. :3ch befchrönte mich 
ober auf jroei Heerführer, bie bem Raifer am nö^ften ftanben: 
Unferen hochoerchrten Äaifer Jriebrid) unb '^rinj griebrich ftarl, 
teiber beibe fo frühe hcioigegongen, aber ein treues Vorbilb für alte 
3ufunft. Solchen ©eiftern nachjuftreben, ift roohre Sd)ule ber 3Irmce. 

Och nehme oon 3tbfd)ieb, meine Jreunbe, mit biefen 

letjten ©orten, in ber Hoffnung auf ein ©ieberfehen, roo eS auch 
fei, hiei^ ober jenfeits. 0«h 3h”oo nod) einmal ju; Holten Sie 
feft an bem, roaS geholfen hot. Sie jum Siege ju führen unb oer> 
breiten Sie biefen ©ebanfen in Äreifen ber Ohrigen, in befter, in 
geeigneter ©eife unb beftötigen Sie mir bie ©mpfinbung, bie Sie 
in Oh'^o” hegon, bamit, ba^ Sie mit mir einftimmen 

in ben tRuf: 

Unfer beutfeheS Vaterlanb, baS SJeutfehe 9icich unb unfere 
Heimat, f<e leben hod)! hoch! ho<h! 



* 



ni2 



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1889—1895 



<Tifdp;ebc 

btt btm 5eftma^le in Übtrlinjcn ans Hnla| btt Babn-^cäfinnn^ 
Stabrin^tn-Übcrltn^tn 
21. 2Iugufl 1895. 

Der (ßro$i;er 5 og na^m an bet 5“* Bal>nerdffnung 

Stai^ringen — Ueberlingen teil. 

Znittels Sonbetjug begab er ftd; non Konftanj nach KaboIf< 
5 eII, n>o it}m, it>ie fpdter in Stabringen unb Ueberlingen, bcgeifterter 
(Empfang 5 U teil n>arb. 3« Ueberlingen befuc^te er 5 ugleidf bie 
<5en>erbeausf)ellung. 

Beim jcfteffen im Bnbl^otel toaftete ber Canbesfürft auf bie 
Stabt Ueberlingen mit folgenben IDorten: 

erf)ebe mic^, um mit ber SSerfammlung ^ier auf ba§ äBo^l 
ber @tabt Ueberlingen }u trinfen. beginne bamit, S^nen )u 
banfen für 3^^ 3lufna^me, bie freunblic^en ®eftnnungen, fomie bie 
berjlic^en SBorte, bie @te mit unb unS aUen im 9iamen bet ®e< 
meinbe unb beS Sejitfd entgegengebta(^t ^aben. Sie bütfen glauben. 
ba§ i(^ mit bet fRegietung jebetjeit bereit bin, bie SBänfc^e bet 
Stabt Ueberlingen unb Umgebung }u erfüllen, unb gebe O^nen bie 
SBetfu^etung, ba| mit nur btingenb münfc^en, ba| biefe IBetbinbung 
bet alten Stabt Ueberlingen jum Segen gereichen unb i^re meitere 
Cntmidelung förbetn möge. 2Bir bütfen ober, ba bie Stabt Ucber= 
lingen nun in ben großen SSetfe^t eingetreten ift, ni(^t nur bie lofalen 
Qntereffen inS 2luge faffen, fonbern au(f| bie großen 
3$atetlanbeö; mit müffen gebenfen ber großen iS^ubiläumöjeit, in ber 
mir b^te leben. 93or menigen 2;agen erfl mar icb 3^9^ 
erbebenben ^anblung, ber @runbfleinlegung beS 3)enlmatö ftaifer 
3Bilbelm8 I., eines ^enfmals, baS auS Sanfbarfeit unb Siebe gefegt 
mürbe für baS, maS mir burcb ibn unb bol ^eet erlangt haben: 
bie flraft unb bie @rö|e beS fHeicbeS, an ber jebe einjelne Stabt, 
mie autb bie Stobt Ueberlingen, Slnteil nimmt unb großes 
genießt. 9Benn mir biefe ba^f” betratbten, fo liegt eS 

au(b nabe, ben %lid auf bie ftörenben Elemente bin.tumenben. SSor 

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1889—1895 



roenigen 2;agen erft mar eiS, ba^ mir eine SSerfammlung auf bem 
^o^entroiel (jatten, bie baS @egenteU non allem erftrebte, moS bie 
6rl)altung einer fepen Staatäorbnung beförbert. 2)iefe Seftrebungen 
iu betdmpfen, baä foU unfere gemeinfame Slrbeit fein. Siejenigen, 
roelt^e glauben, mit ^ilfe feiger £eute fi^ felbft ober i^ren 93e* 
ftrebungen Reifen ju tönnen, biefc graben ftc^ felber ba§ @rab. 
5)afür müffen mir unS tröflig bult^n, ba§ ju f^ü^en, roa§ gef^affcn 
roorben ift. erinnere nochmals an baS ®enfmal Raifer 3BiU 
belmS I. ift bie Runbgebung be§ S)anfeS ber 91ation, unb in 
biefem Sante rooüen mir un§ oereinigen jur neuen S^at unb neuen 
.fianblungen jur Sefeftigung beffen, roa§ mir errungen. ®enigc 
Stabte roiffen baä fo ju flögen, mie bie Stabt Ueberlingen, beren 
©ef^id^te fo meit in bie Vergangenheit jurürfreicht, bie jroar eine 
freie 9leicf)äftobt, aber ou(h Sthmäche bes 9?ei(he8 mar 

unb barunter ju (eiben ()atte. ®iefe f»i^ oorüber unb eä ift 

an unä, unfere Rraft bafür einjufe^en, ba§ baä Vcich ftetä in ber 
Sage ift, bie Stabt Ueberlingen fünftig 5 u frühen oor aßen @e» 
fahren, bie fte umgeben. fDlöge baher bie 3fit tommen, mo mir 
unä afle oerbinben in bem ©ebanfen; ^och 3)eutfchlanb über 
aUeä unb auch -Both bie Stabt Ueberlingen! 3JHt biefen Gm» 

pfinbungen rufe ich 3h”*" erheben Sie 3h*e ©läfer unb 

bringen Sie ein ^och ber Stabt Ueberlingen, bie unä fo freunblich 
aufgenommen hat. 






2Infpracite 

bei btm feftbanfett aus Unla^ ber Units-5eitr bts itibgtenabier- 
Kegiments tir. (09 in Karlsmbt 
18. Desember 1895. 



,5ur 23jährigen (ßebenffeier ber Schlacht bei Huits fanben 
fchon am Dorabenb Segrüfungsfeftlichteiten ftatt, beren Mittel* 

314 



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1889—1895 



punft eine Jjulöigung mit Sdiloffe bilftcte. 

Befonöers erljebenb geffaltete ftd) am Pormiftag 6cs eigentlidjen 
^efttages öie ©ebenffeiet für 6ie ©efaUenen, 5U melcbet fid> eine 
leilncl;mcnöc lUenge auf bem allen Solbatcn« 

gräbern perfammclte. 

Dann folgte naef; bem enangelifcf^en unb fatljolifdjen 
gottesbienflc bic Ceibgrenabierregimenls unb bet 

Petcranen, 5U meli^er ber ©rogf;et5og unb bie ©rofljersogin, 
foroic bet (Etbgrogljersog mit ben übrigen ITlitgliebetn bes ®rof- 
fjerioglicijen Ijaufes auf bem ITtarftpIa^ etfdjienen. Der Segimenls- 
fommanbeur, ©berft v. mies in feiner Hebe auf bie für 

Baben bebeutungs- unb ruljntpollcn tEage por einem Piertel- 
jaljtljunbert ijin. Dreimal mürbe mätjrenb biefer Hebe präfentiert, 
breimal fenften ftd) bie 5af?nen 5ur ©rinnerung an bie groge §eit 
unb bic Huijmestbalen ber Babener. Bach bet Begrünung bureb 
ben ©rofijcr5og mürben fobann bie 5elb5eid;en bes l-, 2. unb 
3. Bataillons mit ben oom Kaifer geftifteten Sdjlachtfaljnen- 
fdileifen gefdjmücft. Ijierauf befilierte bas Hegiment, poran bie 
Peteranen, por bem Canbestjerrn. 

Bei bem ben Peteranen pon bem Ccibgrenabierrcgimcnt ge< 
gebenen ^efteffen im ^eflljallefaal bradjte nadj petfdjiebcnen Heben 
ber Hegiments»Hommanbeur ein Begrü§ungs»Iclegramm bes 
Haifets 5ur Petlefung unb bic Habinettsorbre, ba| Prins 
IDilljclm ä la suite bes l. Babifdjen Ceibgrcnabicrrcgimcnts ge« 
ftclit unb bcmfclben gleidj5eitig bet ©rben pour le inörite per« 
licljcn mürbe. 

Dem ^cflmaljlc im ®ffi5icrsfaiino moljnle mit ben ptinjcn 
IDilljclm, HTay unb Karl ber ©rogljersog bei, mcldjet injmifdjen 
jut ^eicr bes 2. Babifdjen Dragoner-Hegiments in Brut^fal ge> 
mefen mar. 

5u bem am Hbenb abgcljaltcnen 
faal erfdjiencn ber ©rogljersog, ber ©rbgtofljetiog unb anbete 
IHitglicbcr bes ^ürftcnljaufcs. Balb begann ber 
mcldjem bic gcftellten lebenben Bilbct mit pcrbinbenbcm Ceyt, 
gcbidjtct pon Premierlcutnant 2ncYetn«I)oljenburg, 

grofen Beifall erregten. Bad; benfelben ergriff bet ©rofljer5og 
bas IDort: 



SJleine lieben Jreunbe unb Äamerabcn! 
ift mir eine roerte ijJflic^t, an bem fdjönften gefte beä 
@rcnabier=SRegimenfc8 9lt. 109 mit ben ißeteranen biefeS fRegimentS 
nod) einige ®orte be§ Slbfc^iebeS ju fpre^en. fage, eS ift baS 
febönfte ifeft, ba§ biefeä fRegiment feiern fann ; aber ba§ tf* ““cb 

31.5 



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18«9 1895 



fc^ön genorben, fc^ön boburc^, bag über 1000 frühere Üameraben 
ficb ^ier oerjammelt hoben, um }u befunben, ma§ e§ Xreue 
unb Siebe. 2)aS Sie aQe behinbet baburch, bag Sie hi^h^ 
famen unb ge^gt hoben, mie .3h<^^ ^etjen fchlogen nicht für biefeS 
^Regiment, in bem Sie tapfer maren, fonbem für baet ißaterlanb, 
für baS Sie gefümpft hoben. (£hc i<h neiter gehe, und id) 
Ohoco ein Telegramm mitteilen, bas oon ber Spitze be§ 9teiche§, 
oon Seiner dRajeftät bem ftaifer, an mid) gelangt ift für ben 
heutigen Zag: 

'JleueS '?}alaiS, ben 18. Zejember 1895. 

(Eurer Röniglithen Roheit fprethe 3th hfote an bem 25. @e» 
benhage beS @efe<htü non 92uitS gern oon neuem aus, ba| ^d) 
ber tapferen babifchen i^elbbioifion, infonberheit Unferer beiben 
@renabier«SRegimenter, roetche bort unter fchroeren Opfern ben 
Sieg ertömpften, ftetä bantbar gebenten loerbe. 

ge}. SBUhelm I. R. 

'JReine ^i^eunbe! Ziefer Saiferli^e Zant fchlie^t in fuh, loa# 
mir ade empfinben bei bem (SebächtniS an -ba§ fchmere (9efed)t, 
basi oor 25 fahren burch biefeS dtegiment unb burth bie 
Äameraben in onberen dlegimentem getümpft unb ftegreich burch-- 
geführt morben ift. (£§ fchlie^t, fage ich, odeS in fich, meit mir 
barin bo8 ertennen, baS Sie ja oUe ertämpft hoben. Zenn 
fragen Sie fid) felbft: 2Ba8 hot Sie begeiftert bei aiuSbruch 
be^ Rriege« oon 1870? 3Bar e§ nur, ben 9tngriff jurüdju» 
roerfen? (Sei mar bie dSater(anb§liebe jundchft, bie Sie ge= 
trieben hot, rafch }ur Stede }u fein am fRh^n, bamaliS. 3<h 
gebenfe babei aber nicht nur oder berer, bie in bie dlegimenter 
eintraten, fonbem ich grbente auch ber Sanbmehr, be§ erften 
babifchen Sanbmehrregimentä, ©renabiere, bie bie erpen moren, 
metche ben dih^io überfchritten hoben. biefer Zhot liegt bad 
Silb ber bomaligen o**b moS mor biefeS ®ilb? (Ein 9ilb 
ber Schmdche, aber auch ungleich baS 93i(b ber Rraft einer ganjen 
9tation, bie burch ben 9iuf ju ben äBaffen geigt: SEBir finb nicht nur 

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1889—1895 



etitfc^Ioffen, fonbern loii »erben auc^ }um Siege !ommen. Unb bab, 
meine ^eunbe, ba^ mug bleiben, foge aber, bie Segeifterung, 
mit ber Sie getommen finb, mar ber iBIicI in bie 3utunft, b. \f. boS 
3iel, baS SU eneie^en »ar, bie ffiinigung ®eutfc^lonb8, ba§ ©eftreben 
nu(^ einem fefieren 3»fammen^alten, unb bo£ ^at jroar nie! Slut 
gefoftet, ^at ft^mere Jtämpfe jur ^olge gehabt, aber e§ ^at auc^ ein 
JRefultat erjielt, über baS »ir unS ^eute not^ freuen, unb 
be^megen »ir ^eute frü^ in bie ^irc^e gegangen finb, um ju aQer^ 
erft @ott bie S^re }u geben unb i^m ju bauten, ba| unS baS }uteil 
geroorben. 

ffiaS mir ^eute in ^rieben feiern bürfen, ba§ »ir baS nat^ 
25 3“^ren in ^rieben feiern bürfen, ift »ieberum ein beutli^eä 
^ilb baoon, ba| eine begeifterte Station nic^t nur oiel oermag, 
fonbem aud) oiel juftanbe bringt. fDlit biefer (Smpfinbung, meine 
^reunbe , roenbe id) mi(^ oon ben lieben unb teueren SSeteronen, 
bie ^ier fo ja^lreid) oerfammelt finb, an bie junge SWannfd)aft, bic 
hier aud) ja^lreii^ oertreten ift. 3d) fage Oiinfn/ meine Jreunbe, 
nehmen Sie fid) ein Seifpiel an bem, »aä '•! begeifterter 

®eife eben oorgetragcn »orben ift. Stehmen Sic fich ein Seifpiel 
an ben töpferen Jhotfi SSorgönger, bie biefcm Stegimente einen 
Stamen gegeben hoben, ber »eit über alles anbere hinauSgeht, »aS 
menfd)liche ßroft unb menfehlicher @eift juftonbe bringt, liefen 
®h«o>iamen müffcn Sic be»ahren, für ben müffcn Sie einftehcn, unb 
»enn c§ »ieberum heißl. f'th fommeln unter ber goh”« beutfchen 
SJaterlanbeS, bann müffen Sie bcroöhrcn, rooS eS h^'6t ®i8iiplin 
erlernt ju hoben. 2'enn nur mit ber 2)iS}iplin finb Sie imflanbe, 
tapfer ju fein. 

Unb an Sie olle, meine Srcunbe, rid)te ich "oth eine SJtahnung ; 
brachten Sie barnad), bog ber Seift, ber Sie h'“l* gebracht 

hot, im fianbe in ber jüngeren ©cncrotion SBurjeln faffc unb auf» 
fpriege ju einer guten Saat, brachten Sic barnach, ba§ bie jahl» 
reich im fianbe cntftanbenen SJtilitäroereine, bie einen feften Söunb 
bilben, ftch mehr unb mehr auSbehnen unb in bem Seifte, in bem 
fie beftehen, aud) ferner fortmirten mögen, ba| bicfe Sreunbe jahl» 

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1889—1895 



reic^ nerben, fo ja^treic^, bag fte baS Soß in ftc^ f(^Iie|en. 3Jht 
biefer SDla^nung, meine greunbe, ne^me i(^ für ^eute Slbfc^ieb non 
3^nen, forbere ©ie aber auf, 3^ren eigenen Smpfinbungen 3lu8» 
brucf SU geben baburc^, ba| Sie mit mir einfKmmen in ben 
9iuf: (ebe unfer ftaifer! ^ocb lebe unfer geliebtes beutfcbes 

Saterlanb ! 




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1896 



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3ubUSum§ia^r oon boppelter Sebeutung n>ar für iSaben 
bo8 3a^r 1896. Seit 1871 finb 25 3a^re nerfloffen 
unb am 9. September 1896 feierte ber @ro|^ei^og unb 
mit ibm SJolf unb £anb be§ dürften 70. ©eburtätog. 

Jünfunbjroanjig 3a^re im neuen ®eutfc^en Sleic^ — roeld)e 
ffirinnerungen fteigen auf, roie oiet non ^eube unb Seib, hoffen unb 
Grreic^en, Sturm unb Stille, ©efa^r unb ©rrettung, Snttöufc^ung 
unb 'Sefriebigung enthält biefeS Siertelia^r^unbert für ba§ beutfd)e 
aSolt! So flein ber 3e'trüum für bie ©ntroicfelung eines iHeicbeS 
unb ißotteS, fo grog für ben ©injelnen. 93eim IRüdblicf' auf oie 
oergangene 3c>l ftb““®** tiefgreifenbe Seränberung ja Um= 

maljung in ben gefamten SebenSner^ültniffen ber SOlenft^peit, eine 
eminente ©ntfaltung oon Äröften, einen ungeheueren gortf^ritt auf 
allen ©ebieten. $ie Signatur ber 3^*1 3Jlaffe unb bie 

9Kafd)ine. .0anb in ^anb bamit geht aber ein beutli^ fpürbarer 
3ug alljugro^er SBertfchähung materieller ©üter unb eine unoer« 
tennbare Steigung ju Sritit unb Dppofition. ^art aufeinanber 
ftogenbe ©egenfä^e in Ueberjeugung unb ^ebenSanfchauung erfchroeren 
bie fo roünfchenSroerte unb notroenbige ©inheitlichteit. Srohbem tann 
unb roill unfer SBolt in feiner roeit überroiegenben SÖiehrjahl bie 
Siebe jum 3)eutfd)en IReithe nicht oerleugnen unb fieht in ihm bie 
ffarfen SBJurjeln feiner Jlraft. 

S!orum roonbtc e§ fein Sluge in lebhafter ©rinnerung ben roeit* 
gefchichtlidjen ©reigniffen unb Xhaten ju, bie oor 25 3ah«n «»e 
Segeifterung ohnegleichen auSlöften. 3)aS ©ebüchtniS jener ÄriegS* 
jeit tann ja nimmermehr auS bem ^erjen beS ©efd)lechtes geriffen 
roerben, baS bie große 3^*1 miterlebte. Unb wenn bie junge ©ene» 
ration fid) fonnenb an ber politifdjen ©rßße unb Äraft beä beutfchen 
3Jaterlanbe§, oon beffen SBerben unb IRingen fic auS eigener ®r* 
fahrung ni^tS roeiß, bie ©egenroart als etrooS SelbftoerßänblicheS 
betrachtet, fo roirb eS benen, bie einft ©ut unb Slut eingefeht hoben, 
ein roilltommener Slnfporn fein, bie ©ebenttage ber S^lachten unb 
©efechte, ja überhaupt beS ganjen ^elbjugeS unb bie ©rünbung bcS 
IReitheS roürbig ju feiern nicht nur jur eigenen ©rinnerung, fonbem 
aud) jur Belehrung, Slneiferung unb iöegeifterung beS heranroachfenbeu 
©efchlechtS nach ©ötheS SBort: roaS bu ererbt oon beinen SSdtern 
haß, erroirb eS, um eS ju beßhen. 

(Brotl^r^ ^lebrlA, neben unb Ihmbgcbungen. 2i 



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1896 



So rourbe bie Jubelfeier beS Äviegeo unb Siege« ju einem Samens 
torn ber SoterlonbSliebe. SBie ein 9?ei(^ fd)lie|Iic^ nur mit ben 
Mitteln, roomit e§ begrünbet rourbe, auf bie ®auer erhalten roirb, 
fo gehört ju be« S)eutfd)en SReidje« ^^attung Sapferteit unb ipflic^t» 
gefü^I, Selbftoerleugnung unb Juc^t, überragt oon ber ©otteSfurc^t, 
roomit unfere Ärieger einfl in« f?elb jogen. 

^öd)ff glänjenb geftaltete fic^ bie Jeier ber SBiebererri^tung 
be« ®eutfc^en iReic^eS am 18. Januar 1896, ba ber Jtaifer umgeben 
oon ben berufenen aSertretern ber ganjen 9Jation bie alte ru^m« 
bebecfte Ja^ne be« 1. ©arberegiment« ju Ju^ ergriff unb W« 
53anner fenfenb fpra^: „3tngefid)t« biefe« efirroürbigen jelbjeit^en«, 
roeicbe« mit faft 200jäbrigeni iHu^me bebccft ift, erneuere Jt^ ba« 
©elübbe, für be« aioüe« unb be« 9tcic^e« ®^re einjufie^en, fei e§ 
nac^ Jnnen ober nac^ Sünden, ©in iHeict), ein itolt, ein ©ott!" 
®iefer erljebenbe aiugenblict fcbmiebete bie ©egenroart an bie 5Jer< 
gangen^eit, ben 18. Januar 1871 an ben 18. Januar 1896. 

iDer ^eroorragenbe 2lntcil, ben bie babifc^en Sruppen an ben 
Äämpfen unb Siegen be« Kriege« Ijatten, fam in ben jeftlid^teiten 
ber einjetnen ^Regimenter ju berechtigtem 2(u§brud. 6« roaren jeroeil« 
ganj hfrjberoegenbe feiern, roel^e bie ©hrentage ber oerfthiebenen 
Regimenter auäjeichneten, rooju auch noch bie f^on auf ben 18.$ejember 
1895 gefallene äiuitefeier 5 U red)nen ift. S)ie Veteranen ber Gruppen* 
förper rourben eingelaben unb ber £anbe«herr felbft ehrte bie alten 
unb jungen Solbaten burd) feine Slnroefenheit unb allermeift aud) 
bur^ atnfprachen, bie erfüllt oon patriotifchem ©eifte in jeber 93ruft 
ein ©cho roeeften. 6r lou^te jeberjeit bie iöergangenheit für bie 
©egenroart nu^bar ju ma^en unb au« bem a^orbilb jener einig 
bentroürbigen Sage bie Slnforberungen unb 53ebingungen für bie 
Jutunft JU jeichnen. 

©« entfprad) ben ©efinnungen oor allem ber SRilitäiroereine, 
in benen fich ja bie alten ißeteranen mit ben jungen heiuigelehrten 
Solbaten nereinigten, ba« ©ebenfen an bie Kämpfer unb Opfer be« 
Krieg« nicht blo§ bur^ ein fchneU oorüberraufchenbe« fjeft ju feiern, 
fonbern burd) Sentmale für immer feftjuhalten. SBelche Jeit foUte 
auch folche aRonumente geeigneter fein, al« bie 26jährige aSieber» 
fehr ber KriegSjeit ! Unb fo entftanben jahlreiche Kriegerbentmale unb 
rourben roährenb be« JubiläumSjahre« eingeioeiht. Sluch babei fehlte 
ber ©rofeherjog nicht, nietmehr jeichnete er bie @inroeihung«feierlich= 
feiten burd) feine Slnroefenheit unb feine 3lnfprachen au«. Unb nicht 
leid)t rourbe ju jener Jeit ein Sentmal geroeiht ober aud) nur ein 
2Rilitäroerein«gautag abgehalten, ohne ba| ber Jürft in feiner ftet« 
gteid)bleibenben fieutfeligteit unb in feinem nie ertahmenben Jntereffe 
baju gebeten unb babei geroefen roäre. ©« ift nid)t erforberlich, 
hier bie einjetnen 5Jeftlid)teiten näher ju befchreiben, roeil bie aSer= 
anlaffung unb ber ©runbton berfelben gtei^erroeife auf ber 6r- 

822 



Digiti " ' 




1896 



innerung an bie (Vdi)juge§, an bie Aufrichtung be§ 91eithe§ 

unb ba§ Seroahrcn be§ ©eroonnenen beruhte, nienn auch jcbe iRebe 
TOteber ihr eigene! ©epräge unb ihren befonberen ©ebanteninhalt 
hatte. 

Aus allen geht ohne Ausnahme hmmor, ba§ ©ro^h^jog J-rieb« 
rieh roie einft fo jeht für bie SReichSibee mit ganjer 6eete eintritt 
unb feinen anbem Muhm fucht, als bem ®cutfchen 9ieich, bem beutfd)en 
SSolt jn bienen, feine ©inheit ju beroahren, ju mehren. 'Jlor biefer 
Selbftlofigtcit, nor biefer Seelengröße beugen mir unS noll Säe» 
rounberung. 

iSem fo eng mit ben ©efchicten bcS ißaterlanbeS in ©ebanten, 
® orten unb Shotf" oerbunbenen f^ürften nmr eS befchieben, im 
fetben 0“hr mit bem 25jähvigen Jubiläum beS S)cutfchen iReicheS 
fclbft ein Jubiläum ju begehen, baS fein getreue! unb bantbare! 
'ilolt mit feltener ^nnigfeit unb großartigen J^eftlichteiten feierte, 
ben 70. ©eburtstag. 3Bie er felbft unb fein ßan!, fo blicfte ganj 
^aben empor ju bem allmäthtigen üenter ber fflelt nub ber S^icf= 
fate ber 3Renf^cntinbcr, um ju banten, baß bem SaubeSherm oer= 
gönnt mar, biefen ÜRartftein im Sehen ju erreichen, ^n bem luechfel» 
uoUen Zeitraum oon bem ^?ahre 18.52 an h“tte bie SBeoölferung 
reiche ©elegenheit, ba! ftet! auf ba! ÜGBohl be! Sanbe! gerichtete 
SBalten be! ffürften in allen Sagen fennen ju lernen unb ju oer» 
ehren. 3Ba! ©roße! gefchah unb ^ortfehritt bebeutete, roa! ba! 3Solf 
förberte unb bereicherte, roa! feiner ffreiheit unb Sclbftänbigfeit, 
feiner ©ntroicfelung unb S3eglüiung biente, ift oerfnüpft mit bem 
Flamen ©roßherjog griebrich!. @S ift roohl begrünbet, ihn mit 
feinem 'JJorgänger find griebrich, gefegneten Anbentcn! ju Dergleichen. 
IDenn roie biefer hnt er ftet! an ber Ueberjeugung feftgehalten, Baß 
ba! 333ohl be! Jürffenhaufe! Don bem ©lücf beS Sanbes unjertrenn» 
lieh fei. 5Bie biefer ging er oon ber ©rtenntni! auS, baß öaben 
nicht in ftarrer Abfchließung jur noUen Slüte gelangen tönne, fonbern 
nur in roarmer organifcher ißerbinbung mit ben übrigen ©liebem 
be! beutfehen Ißolte!. 2)er ©roßoater unb ber ©ntel fugten gleicher» 
maßen mit reichem ©rfolg in fcfiroerer ©ebanfenarbeit bie 9ßege ju 
ßnben, bie ba! 'Solt auch unter oerönberten politifchen unb uolf!» 
roirtfd)aftlichen ißerhältniffen unb ou! gefährlid)en .ttrifen unb 
bebrohlid)en 33erroictetungen ju befriebi^nben unb gefunben 3“* 
ftänben emporjuführen geeignet roaren. ^an tonnte fehen, roa! oft 
ein fefter ®iüe, ber fein 3irl unbeirrt oerfolgt, gepaart mit hoh^m 
Sinn für ®ahrheit unb 5Red)t, nermag. Unb biefer SBille roar 
nicht auf eigene, perfönliche .3mecfe gerichtet, fonbern, ba! roeiß jeber, 
auf be! 'Holte! unb aller feiner einjelnen ©lieber SBohl. 2)arum 
roor e! ©roßherjog fVriebrich auch flfSönnt, „ben roarmen 'fJulSfdjlag 
feine! Holte! ju fühlen". 3)ie Horbbentfehe 'Allgemeine ,‘feitung 
fd)rieb jur 'HoUenbung be! 70. SebenSjahres be! babifd)cn Sanbe!» 

323 ai* 



'r:; ' j( ■■ 'gic 



189G 



^errn u. a.; „®ct)on bet Scginn ber SRegierung jeigte ber ®ro§= 
berjog u)Ql)rt)aft fürftlicbe ®igenfd)aftcn , bie i^n burd) fein ganjeS 
Üebcn begleitet unb feinen 'Jiamen im ganjen bcutfd)en ißatetlanbe 
ju einem gefeierten gemodjt hoben: ber hoi)®» auf bas ^beole ge» 
richtete 6inn, bie lebhafte gürforge für baö feiner L'eitung anoer» 
traute Solt, baS unermüblid)e 0treben fetbft 5 u fehen, ju prüfen unb 
fich }u über 5 eugen, bie feifcnfcfte nationale @efinnung unb enblich 
bie ebfe @abe, oorhanbene ©egenfä^e ju milbem unb ausjugleid)cn. 
SEBaä bem hochherjigen fyiirften in bem ^erjen beä gefamten beutfctjen 
•itolfeä ein unauslö'f^li^cS SInbenten fichert, bas ift nor atiem ber 
hcroorragenbe 3lnteil, ben er an ber 33egrünbung beS ®cutfchcn 
;Reid)eS genommen hot» • • “JürgenhS aber erprobt fich bip norbiib» 
lid)C fDJacht ber ißerföulichteit in fo hohem 9Ra§c, als nienn @ro§» 
hersog ffriebri^, allem tleinlichen ßaber unb bem fich eiufchleichenben 
©ift ber Sclbftfudjt luchrenb, frommgläubigen 6inneS auf bie SBege 
hinrocift, bie uns allein jum ^eil gereichen. 2)er SBiberhall, ben 
beutfehe Sölahnroorte im ^erjen oon 2:aufcnben unb 3lbertaufeuben 
finben, beroeift, bafe, roie roilb immer bie mcifterlofen fieibenfehaften 
toben mögen, bod) bie heilige 3Rad)t ber Sreue unb beS ©laubenS, 
bie unfer Seben regieren, noch fefte ffiurjeln im ^erjen ber ®eutfchcn 
haben." 

ajlit feltener ©inhetligteit hot überhaupt bie groge augerbabifchc 
’fJreffe auch über 3)eutfd)lanbS ©renjen hinaus ihrer Verehrung unb 
Serounberung für ©rolheejog griebrich 'JluSbrud gegeben. So 
fagte j. 18. bie „SlUgemeine Schroeijer 3eitung" in Safel: ,,6in 
reines Streben unb allejeit reine 3Bcge — baS ift ber Snholt biefeS 
l'cbenS, roeld)eS burch bie ©rö^e ber 3eit, in bie eS ncrflod)ten ift, 
eine hohe gefchichtliche ©ebeutung empfangen hot." Unb bie „fReuc 
,'füricher Leitung" äußerte fid) : „ . . . äßenn je in unferen Sagen 
ein gürft ooltStümlid) mar, fo ift eS biefer ifürft, ber fein ganjeS 
i*eben bem Sohle feines £anbeS, ber ©ntroidelung aller 3meige beS 
öffentlichen £ebenS unb ber f^örberung beS ©uten geroibmet hot. 
6r hot jenes fchöne 3>®l erreicht, tuelcheS ber Sichter in bem Siebe 
„Ser reichfte ff-ürft" preift: er hot, toie einft ©raf ©berhorb ber 
IHaufchebart, „SürtlembergS geliebter gürft", bie Siebe feines 3folteS 
im Doüften Sage errungen . . ." 

Ser Äaifer felbft fprach in einem ^anbfehreiben, baS mit bem 
Sobell bcS SentmalS für Äaifer Silhelm I. übergeben mürbe, feine 
©lücfroünfche in überaus herjlichen unb ehrenben Sorten auS, roorin 
eS hieg: „Sie ©ure Königliche Roheit Seinem hochjeligen ^enn 
©rogoater unb Seinem in ©ott ruhenben ^errn IBater in 
treuer greunbfehaft allejeit mit 5Rat unb Sgat jur Seite geftanben 
haben, fo erfreue auch 3ch Sich ©urer Königlichen Roheit heej* 
lieber 3ooeigung unb mertooller Unterftühung in Seinen ®e= 
ftrebungen, boS Grbe beS grogen .ßelbenfaiferS rociter auSjubouen 

324 



DigitiZi::: : v C lOO^^^Ic 



1896 



unb burc^ SBerfe be§ JriebcnS bo8 S)eutfc^e 5Reic^ ju träftigen unb 
ju feftigen." 

Slöer roo ein fefÜic^cr Sag im Seben be§ ©roPerjogS gefeiert 
roirb, ift eä nic^t etmo nur "f^flicf)t ber G^rerbietnng, fonbern ge= 
rabeju ^iftorifc^e 'Jiotroenbigteit, ber bo^cn grau }u gebeuten, bic 
bem ^erjen beS gürften unb bem Sbrone am näcbften ftebt, ber 
©ro^berjosin, bie feit 40 gabren bie Sage be§ ©lüctä unb bes 
Scbmer 5 e^, be§ Strebend unb ©rreicbenS mit bem erlauchten ©emabl 
geteilt unb fein bäuälicbes Seben oerfebSnt unb gefcbmücft bot. Stets 
empfinbet man, loenn ber gürft uon ber ©ro^berjogin rebet, jenen 
garten innigen Son, ben mir S)eutfcbe gerne als ein germanifebeg 
©rbgut ben grauen gegenüber in 3lnfprucb nebmen unb ben ber 
babifd)e gürft in ebelfter 33oUenbung, jum ®orbilb jebes beutfeben 
fDianneS, anjuf^lagen roei§. llnb roo ein SHebner bas fflefen unb 
bie Sugenben ber bob^t* gürftin in8 rechte Siebt ftellt, lohnt 
ihn bes gürften 2lntroort mit befonberä roarmem bcrjli^ erfreutem 
S'ont. 

Um fo inniger ift bie SBerebrung, roelcbe ©oben feiner SonbeS» 
mutter bantbor jollt, al§ ihr bingebenbes, raftlofeS 33emüben in ber 
unüberfebbaren iHeibe oon ilöerten cbriftlicber Siebe unb ©ormberjig^ 
feit eine folcbe gülle oon Slnregungen unb 9lufmunterungen, bie ficb 
bis in baS entlegenfte ®orf erftreefen, gegeben bat. fo baß über unfer 
Snnb ein 9leb uon 'Vereinen für roobltbütige 3lnftalten unb cbrift= 
liebe SiebeStbütigfeit auSgebreitet ift, beffen SDlafcben immer enger 
roerben. 

So feierte ber mit ungebrochenem frifebem ©cift unb Äörper 
in baS ©reifenalter übertretenbe bob® bie IBoUenbung 

beS 70. SebenSjabres unter bem gubel unb ben ©ebeten feines 
getreuen Soltes, baS ben auS ber innerften Seele beruorquellenben 
Üöunfcb auf ben Stufen beS SbroneS nieberlegte; ad inultos 
annos ! 

S)em febärfer beobad)tenben 9tuge tann bie überaus ^aratte» 
viftifebe Sbatfacbe nid)t entgehen, ba| ber ©rogberjog roieber unb 
roieber baS 25jäbrige 9fei^S=: unb StriegSjubiläum befpriebt unb 
beleuchtet, uon feinem eigenen Jubiläum aber eigentlidb nur — 
einmal, am 17. September 1896 ju ^eibelberg, rebet. S)aS 
ip bie oomebme Sefebeibenbeit eines 9)?anneS, ber bie 2luS= 
roirtung ber eigenen 'fierfönlicbteit in bem 3)ienft für bie Sache 
unb bie ©efamtbeit fuebt unb finbet. Unb olS man ihn 

in ^eibelberg in febrounguoUen fReben feierte, bantte er mit 

tief beroegtem ©emüt „für baS, roaS Sie mir jutrauen, roaS 
Sie oon mir baltc"/ *ua^ ®ie oon mir glauben", unb fügte 
Ijinju: ,,©s ift }u oiel, eS roar )u oiel gefügt oon aQ ben 

litebnem, fo liebeooU eS auch gemeint roar." ®ann aber roieS 
er bin auf bie ©inbrüefe unb ®orbilber, bie er in ficb auf= 

325 



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189G 



äune^men bas @lüd flcljabt l)abc. „Wan mü^tc non ctcin imb 
6ifen fein, rocnn bie SDia^nungen, Seleljningen, bie ßiniocife feine 
3Birtung gehabt hätten." S)a§ ,>ieugniö bes greifen gürften brücft 
uns ben 3d)lüffet in bie ^anb, ber bas empfängliche .^erj bcr 
.^ugenb auffd)lieht; eS ift ber anbringenbe ^“fpru^ ebler ©elfter, 
bas lebensuoUe 'iorbilb großer a)Jönner. 

Unb ebter grauen, „gn bcmütiger ©hvfurcht" blicfte ber ©rog^ 
herjog an bem breifach bcntroürbigen 18. Cftober 1896, bcm 
Jahrestage ber Schlacht bei Seipjig, bem ©eburtstage Jtaifer 
griebrid)«, bem ©nthüUungStage bes Goblenjer .ilaiferin Slugufta« 
35entmals ju bcm 5)cntmal empor, bas bcr 5taiferin unb 
Sönigin pictälaoH gemeiht mar; itjr, bie bas größte iter* 
bienft um bas juftanbetommen bcr berühmten ©enfer Äonoention 
hatte, bie fid) 3<^it iht^eS ücbens freubig unb aufopfernb, roie 
Cberbürgermeifter Sd)üUer non (iobicnj fagte, „in ben Ticnft 
bcr roohlthätigen unb eblen Seftrebungen ftelltc unb unermublici) 
baS fegensrei^e äBert beS roten Streu, teS, bie gürforge für 
bie im gelbe nenounbeten unb ertrantten Ärieger, unter ihren 
töniglid)en Sd)utt nahm unb baSfelbc über gan,t ®cutfd)lanb 
nerbreitete. 3)icfc 'üerbienfte gehören bcr ©efd)id)tc an, in 
ber ©efdjichte inirb ber 'Jtame bcr Äaiferin 3lugufta gleid) 
jenem ihrer hoh^" Sorgängerin .Stonigin Siuife in 
©lanic crftrahlen unb ihr Slnbcnfen roirb auf immerbar ein gc= 
fegnetes fein." GS raörc ein fd)mcr,ttichc5 'itermiffen gcioefcn, 
roenn nicht mit ihrem hohen ©emahl ©roßhfrsogin i'uifc, bie 
große Samaritcrin, bcr Gnthütlung bes 35enfmalS ihrer crlouditen 
'iliuttcr beigeioohnt hätte, bereit große Gigcnfchaften eines 
cbicn grauenher,^ens auf bie allncrehrte Jodjtcr als töftlid)cS Grb= 
teil übergegangen finb. Gs mären ernfte unb erhebenbe Stunben, 
bie bas ©roßherjoglichc SjJaar in Goblcn 5 , bcr burd) ben oft= 
maligen, ja langjährigen Slufcnthalt ber Hnifcrin 3(ugufta gc= 
roeihten Stätte, bei ber Gnthüllung bes ^EcntmalS jubrad)tc unb 
roehmütig unter 2h'^äncn ber ©ntfdjlafcncn gcbachtc. 3)cr ©roß-- 
herjog felbft gab mit feierlichen SBorten biefen Gmpßnbungcn 
rociheoollcn 3lusbrucf. 

Gs ift ctroas ©roßes unb herrliches, roenn ein gürft auf» 
fchauenb in 'fJietät unb itcrehrung ,ju eblen ilorbilbem, erfüllt non 
bem 'Seroußtfein feines hohen 93erufeS, ergraut in ^Pflichttreue unb 
Cpferfreubigfeit, feinem i'anb unb itolt ein gütiger >ft, her, 
roie ©roßherjog gricbrich am 8. Januar 1896 auSfprach, IBilbung 
unb Grjiehung allen feinen Unterthanen angebeihen laffen unb über 
ein benfenbes ülolt in freuen ho^rfchen roill, fein SBohlcrgehen 
geiftig unb leiblid) ,ju forbem fid) berufen fühlt, anS große Sater» 
ianb fid) innig anfchließt unb alles, roas fein i'olf beroegt, mit» 

.H->G 



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189(5 



empfiubet, ja jein 2Hle^ fc^t an feinet 33olfes ©Ificf unb ^cil. 

bleibt bei aUen SBecbfelfötten unb ißerdnberungen ber 
bie unoergän^ticbe , nie roantenbe l'iebe unb 2:reue bes babifd)en 
'-ßottes, ba§ in (Sbvfurcbt unb iDantbartcit bem erljabenen 2anbee= 
berm juruft : 

in lcid)tcm ffleUenfcbtnac 
iVIoli bcr Strom bcr 3eiteu b'"/ 
aud) foigenooUe Xagc 
SSutben ilir unb unS (Scroinn: 

3mmcr feftct nur ocrbunben, 
fflenn ein Sturm oorbeifleraufdjt, 

t oben in bcme;)ten Stunben 
reue Jürft unb ®olt aetoufdit. 






827 



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c>Qö 'sSlfi <^k> 

<P^S^ C?s8l^ _ CN^ < 7^9^ C^SnTO CHJ^ 



2tnfprad}c 

bei bcc £intt>eibnn$ bes 5ri(bricb-5ebnl^nj(s in Kartsrnbe 
8. 3ä''uar 189C. 

Das non erbaute Sealfdjulgcbäube cor öem lllüijlburget Ctjor, 
eine ardjiteftonifdjc Stabt unb äuglcii; ein lebenbiger 

öeipeis für bie ron ber Ijauptftabt geübte Zlnerfennung bcs IDertes 
ber Bilbung, tpurbe burd) eine ^eier in ber Curnijalle unter 2tn< 
jpefenbeit bes <ßro§i}«r 3 ogs unb einer grofen JInjatjI ftaatlid)cr 
unb ftäbtifeber Beamten im Beifein aller £eljrer unb Sdjüler ein« 
gemeiljt. Hacb ber geljallpollen Bebe bes ©berbürgermeifters 
Sdjne^Ier manbte fiefj ber Canbcsljerr an bie frf*ir>'"«Iung : 

.^err Oberbürgermeifter! banfe 3[^ncn oon ganjem 

^erjen für bie freunblitfie Segrügung. beglüdroünfc^e ©ie auf» 
richtig, ba§ e§ 3^”«" gelungen ift, a u biefeS Sc^ulbauä für unfere 
Stabt ju ftanbe 5 u bringen. 3t^ fogc abfidjtlic^ „Que^", — benn 
©ie niiffen beffev al§ ic^ ju fagen uermag, toie uiel bie ©tabt fc^on 
get^an, um für Srjie^ung unb SSitbung }u forgen. 

3Reine SBeglücfroünfdbung ber Stabt gegenüber bejie^t fid) ganj 
befonbetS barauf, ba^ bie beiben (älemente Silbung unb Srjie^ung 
^anb in ^anb ge^en. ©ie roiffen e§ felbft; ®nrin liegt bie Äraft 
einei 33olfe§. ®a6 biefe Sraft me^r unb me^r june^me in unferer 
beutft^en .^eimat, bo§ ift bie fcf)8nfte 2lufgabe, bie mir 5 u erfüllen 
haben. Unb bag bie§ auch hier gefchieht, baS roünfche ich von 
ganjem ^erjen. 

®afj ©ie aber bie Jrcunblichteit hatten, biefe§ fchöne $aus 
nach mir p benennen, ba§ uerbinbet mich ganj befonberS. 
©ie haben uiel 5 u uiel über bie f|3erfönlid)feit gefagt. 3lber ba| 
ich mich mit ganjer inniger Siebe ben tßeftrebungen ber SBilbung 
unb ffirjiehung, bie ©ie hier uerfotgen, anfchließe, baoon finb ©ie 
mit mir flberjeugt. SKit bem 3Iu§brurf biefer ©eftnnung fchliege 
id) meine furje 2Infprnd)e mit nochmate innigftem ®anf. 



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1896 



2(nfprad)c 

bei ber (Sebtnffeiec bes 3nfanterie-Hcaiment9 v. iüfioip (|. Kbeinifibc~) 
Kr. 25 in Kaftatt ((fiefecbt bei PiUerferel) 

9. 3niiuar 1896. 

5u bet am läge bcs ©efodits pon Dillcrfcrcl abgel^aücnen 
lEritmcrungsfcicr traf ber (ßrof ijcr 5 og mit bem Crbgrogijerjog ein, 
um bie parabc übet bas Regiment unb feine Veteranen ab 5 ii< 
neljmcn. Dot 23cginn bcrfelben pcrias ber KegimentsFommanbeur, 
®berft 2neyer, ein Begrüfungstelegramm bes Iraifers. Bei bem 
^efteffen im ®ffi5icr5fafino hielt ber (ßrogljerjog eine Hebe unb 
brachte bas fiurraij auf ben Kaifer aus, wonach noci) ber Kegi- 
menlsfommanbeur ben (Srofijerjog feierte unb (Seneral ber 3n* 
fanteric pon Spangenberg auf bas Segiment toaftete. Des dürften 
Jlnfprache Ijattc folgenben lüortaut: 

ift eine fci)öne 0itte, bei allen unferen unfereä 

ÄaiferS ju gebenten. S)a§ Fönnen roir ^eute nic^t, o^ne an bic 
gro^e 3eit Ju benfen, roelcber ba§ SJegiment feinen Flamen oerbanFt. 

ift bieä einer ber fd)önften Flamen, weit er ^erporgegangen ift 
au§ ber erften öeroegung ber beutfdjcn Station. 2Ser ipei§ nic^t, 
ioa§ e§ ^ei^en rnill; bic erfle Scroegung für $eutf(blanb! 33amal§ 
nmren bie nationalen ©mpfinbungen nod) fe^r weit 5 urücf, aber bie 
Sr^ebung jur fyrcitieit ^at ben beutfdjen ©ebanten mächtig ange* 
fat^t unb ber 'Jfame „non Sü^oro" bleibt beö^alb einig unb immerbar 
ein bcfonber§ fc^öner, toeil er ^ernorgegangen ift au§ bem Sampfe 
für bic ^Befreiung non frember .fjerrfd)aft unb für bie Ginigfeit beS 
beutfeben SSoIFcä. fonn aifo Feine febönere Heronloffung geben, 
unfereä SFaiferS ju gebenten, at§ in SSerbinbung mit 3b>^6”' 'Jiamen. 

3d) rnill nicht tiefer eingeben auf baS, ina§ ba8 SRegiment 
1870/71 gclciftet b“!» >nirb ba§ non berufenerer Seite nod) 
befproeben roerben. 

3cb min ben Herren Cffijieren be3 SRegimentä nur noch meinen 
®ant auifpreeben bafür, ba^ Sie mich p 
eingelaben bfll*«" "lü 3b>tf>t freuen burfte 

an ben febönen Grinncrungen , bie bem ^Regiment angebören. 

aio 



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189« 



— foff® “Dcä jujommcn, roaS im ©ebantcn an ©eine SUiajeftdt 
ben Saifer, unferen erhabenen firiegä^erm, nnfer $erj erfüllen lonn, 
mit SBorten, bie roiebenim auf ben 'Jlnmen uon Sü^oro jurüdge^en ; 
ba§ ber (Seift, bcr bamalä geberrfc^t bot/ jemeils in bem iHegiment 
berrftben möge, unb ba§ ba§ 9legiment, roenn Seine 9J2ajef(ät 
miebcr einmal rufen foüte, in Sereitfcbaft ftebe unb mit berfetben 
S3egeifterung roie früher fein ^tut für ®eutf^Ianb§ ®bre unb be§ 
RaiferS SBobt uergie|e. 

3n biefem (Smpfinben, meine Herren, forbere icb ©ie auf, bie 
©lüfer $u ergreifen unb unfere (Sefinnung ju befröftigen burcb ein 
^urrob ouf ©eine SKajeftöt. 

©eine SWajeftät ber Äaifer burrab! burrab! bunab! 



Jlnfpradjc 

bei ber (licöcnffeier des 6. Bab. 3nfanteric-Hegiment5 Kdfcr iriebricb III. 
ür. in Konftan; (Scblaebt bei yelfort) 

15. 3anuar 1896. 

Der (ßrogherjog unb «Erbgrof berjog befuebton ben ^«fisotles- 
bienft in bcr fatbolifdjcn unb cnangclifdicn Kirdic. fjicrauf fanb 
bic parabc bc» Regiments unb feiner Peleranen auf bem 23abn< 
bofspla^ ftatt, mobei ber (ßroßberjog bie ^ront bcr Pctcrancn 
abging. Hach erfolgtem Dorbeiniarfdj pcrfammelte bet Segiments* 
fommanbeur bic Peteranen fomic bas Segiment um bas 5tcges= 
benfmal auf bcr ZTTarflftättc unb hielt hier eine auf bic Scbcutung 
bcr ^cicr binmeifenbe 2lnfpradje. Parnad; marfdjierlcn bic Dctcrancn 
unb bas Kcgiment nadj bem non bcr Stabt llonftanj bem Scgimenl 
gemibmeten Benfmal Kaifcr ..Jjricbridjs, um b'er im Scifein bcs 
<ßrofber 5 ogs unb Erbgrofberjogs eine ©uation bac 5 ubringen. J3ci 
bem ^eftneuble im Konsiliumsfaalc bradjlc ber €anbesbetr ben 
erften Irinffprud; auf ben Kaifcr aus unb »erlas nadjber nodj 
ein Celcgramm, bas ben (ßtuf bcs Kaifccs übermittelte. Bic 2In> 
fpradje bcs dürften lautete: 

Snieine ^enen, uerebrte Rameraben! 2Bir folgen einem alten 
ebnuürbigen 93raud), inbem mir unfer erfteS (Sla§ auf bnS ®obl 

331 



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189G 



Seiner aWojeftät unfereä Äaiferä trinfcn. SBenige SRegimenter ^aben, 
roie bo§ 114., fo innige Sesie^ungen lange ^inburd) p 

unferem unb e^rinürbigen Äaifer SBil^elm bem ©roßen ge» 
ßobl, 93ejießungen, bie aHerbingä jundtßfi in unferer großen Rrieg§= 
jeit ißre ©runblage ßatten. Qcß fprecße nur oorübergeßenb baoon, 
roa§ baju beigetragen ßat, bog ÄaiferS an biefe§ SRe» 

giment ju feffeln. ®ic Äriegägefcßicßte entßölt in ißren 'Slöttem, 
roa§ baS IRegiment geleiftet ßat; no(ß ift eS in 
bäcßtniä unb roirb für oiele ©enerationen ein ®orbilb bleiben für alle 
3ufunft. 3't perfönlicßen SSejießungen ift allerbingS bcr ßod)felige 
ilaifer ju bem ^Regiment erft natß bem .Kriege getreten, unb e§ 
roerben nocß oiele unter 3ßnen fein, roelcße ißn getannt, gefeßen unb 
oereßrt ßaben. Siele f^öne Sage ßat ba§ ^Regiment bem Äaifer 
geioibmet burtß allerßanb Jcßlicßfeiteti unb Äunbgebungen in Sreue 
unb Eingebung. 

9Rit großer Sefriebigung ßat fid) ber alte ^err an bem ©eift 
be§ IRegimentS erfreut. 3ln biefem ©eifte, meine Srcunbe, rooHen 
mir feftßalten unb barnad) tracßten, baß berfelbe fid) oerbreite 
unb fortpßanje in bie jüngere ©eneration unb ein Sorbilb bleibe 
für alle ^cit. 

Srocßten mir bamatß, meine J^eunbe, baß bie Stßule ber 
'Jlrmee bie Stßule be§ Solfe§ roerbe, baß Jlraft, fjrömmigfeit unb 
.Jpingabe macßfen, oßne bie nicßtS geleiftet mirb, mit benen aber 
alles geleiftet roerben fann, um baS ju erßalten, roaS mit bem 
uielcn Slute beßegelt roorbcn ift im Otußre 1870/71, roaS gefcßaffcn 
iDorben ift, um für alle 3^'lcn — fo ©ott roill — feftjufteßen : 
baS Seutfcße Raiferreidj. Sie alle meine fyreunbe, forooßl roie icß, 
rooUen unS beftrebcn, boß biefeS einige SReicß erßalten bleibe. 3“^ 
Scfiegelung beffen forbere icß Sie auf, mit mir auf Seine SRajeftöt 
bcn fiaifer in ein breifacßeS .^urraß einjuftimmen. 






332 



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1896 



2 Infprad)c 

bfi >cr (fiK''enffeitr bts 5. SaA. Jnfantcric-Kcgimcnts Hr. 
in Steibur^ (Sd^lccbt btt ^clfort) 

16 . 3 nnua[ 1896 . 

21m crftcn Cage öer 5*ciburgct 3ut’<l^ut^tsfcierlid?!citcn traf 
6cr ©rogbfrsog abcnbs ein unö nabtn <tn öcm ^^ftbanfett bet 
®ffi 5 icrc unb Veteranen in bet I>afelbft bradjtc 

®berft Don 23onin ben crfteit Coaft auf ben ®roglj<^r 5 og aus, ben 
jtDcücn ber €rbgrogljer 3 og fcibft auf ben Kaifcr, roorauf bet 
tanbesfürft eine JÜntebc Ijte’Ii- 

Sere^rtc Sreunbe! 

ßoef) erfreut bin it^, bn^ mir ©elegen^eit geroorben ift, t)eute 
unter 3^”^" J“ weilen. Q^iefe 3rcube ift um fo größer, al§ bieje 
®erfamm(ung eine fo ja^Ireicf)e ift. $a§ ift ba§ befte ooii 

O^rer treuen ©efinnung unb Eingebung an lloifer unb Dteicf). 
faffe aüc meine ©efü^Ie in ein ffiort jufammen: bag bem beutft^en 
.^eere, roeldjeä oor 25 ^aijren fo 0 iegreid)e§ ooUbrac^t, feine treue 
©efmnung ert)alten bteibe, ift unfer ober SBunfd)! Stimmen Sie 
ba^er mit mir ein in ben iHuf: beutfe^e ^ecr lebe ^od)! 

()oti): I)od)! 



21nfprad)c 

bei btr (Bcbenffticr bts f. Ikb. fclbartiUtrie-Hcgimcnts Hr. ^ 
in (Potttsaue (Sdjladjt an btr iifaine) 

18. 3uuuar 1896. 

Das ©togljcrjoglidje paar bcfudjtc ben <effgotfesbicnft in ber 
fatIjolifd)en unb bann in bet eoangeIifd)en Stabtfirdje 3U Hatls* 
rutje. bjictauf fuijr bas fürftlidje paar nadj ©ottesaue 5Ut parabc 
bes Segimenls unb ber Deteranen. nadj^er fuIjr bet ©ro^b^t5og 
nad) 2 laftatt, um bafelbft bet ©tinnerungsfeicr bes 5 . Sab. 3 n* 
fantetieregiments 2tTarfgraf Cubmig XDiltjelm 21r. 1 \ \ bei5utpofjnen. 

aas 



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1896 



2 tt>cnb5 fanb in öct Katlsruljct 5cfll?<jUe ei« 
jcIbartUIericrcainicnls ftaü, in öcffcn Pctlauf öer (5tofljcr50ä 5U 
folgcnbct 21nrcbc ftdj crljob: 

JTlameraben ! (S§ ift 3eit, ic^ Don Slbfc^teb nehmen mu^. 
33eDor ic^ ©ie jeboc^ oerlaffe, möchte ic^ noc^ einige SBorte an ©ie 
richten. ®ie heutige ®rinnerung§feier roar eine ber fc^önften, bie 
erlebt. ift ^eute nic^t nur ber Sag ber 6rinnerung an bie ©cfjlat^ten, 
bie roir gefc^Iagen ^aben, e§ ift aud) ber Sag ber ®ieber^erftellung 
be§ Seutfdien 9xeid)§. ©ie, meine lyreunbe, ^aben oft bie „®ac^t 
am allein'' gefungen, roenn ber 5Ruf an Sie erging; eä mar ein 
fyreubenfang, unb er I)at fc^öne Grfolge gehabt. $eute braunen 
mir bie „9Bad)t am 5Rl)cin" nic^t me^r in biefem Sinne äu fingen, 
roeil bie ©renjen meitergerödt finb. 

2lber, meine Sreunbe, biefer SBac^t gegenüber fte^t nod) eine 
onbere Söadjt: bie SBac^t beä .^erjenS. ©ie oerfte^en, ioa§ i^ 
barunter meine, biefe SBad^t feftju^aiten unb ju ftürten, bamit mir 
oor bem Ungtüd beroa^rt bieiben, bag fic^ ber Urnfturj me^r unb 
me^r ®a^n brid)t. ®aä ift bie SBac^e beä ^erjenS. ®ie 9Jlad)t, 
bie l^eute nor 25 begrünbet nmrbe, fie fott aui^ in 3utunft 

anbauem unb un§ oor allem Unglüd beroa^ren. ©ie, meine greunbe, 
Ijelfen ©ie in 3^ren Streifen biefe 9Jlai^t ju ftörten unb 511 mehren. 

hiermit ft^liege ic^ meinen 3lbfd)ieb oon id) 

forbere Sie nod) auf ju einem $Huf, unb biefer 5Ruf gilt 3^nen, 
er gilt bem beutfc^cn .^eer, bas fic^ ^eute oor 25 Qa^ren fo 
glän5enb beroä^rt. ^od) lebe baS beutfe^e .^eer, .^urral)! 

2lnfprad)c 

bei ber ^tinnemngsfeicr bcs .V ’&ab. 3nfanteric-Rcgiments 
RTarfgraf Cnbirig IPübdm Rr. 111 in Haftalt 
18. 3ai'uac 1896. 

3n feinfütjiiger IDcife befdjenfte bet ®ro|f)cr5og ba5 Hegimcnt 
mit ben brei bei einem fcinblidjcn 2lusfall aus Strasburg mit 
augerorbentlidjer Capferfeit non ber 8. Kompagnie am 16. Huguft 
1870 eroberten (Sefdjü^en. 

334 



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1896 



Meine .^erren! 3«^ bin mit ben Seiftungen bes Regiments 
jeberjeit jufricben geroefen unb übergebe 3^nen bes^olb bie brei 
©efc^ü^e, bie bie 8. Äompagnie unter ^auptmann Happler mit fo 
großer SBrooour eroberte. SBeroa^ren 6ie biefeS ©eft^ent unb eifern 
©ie ben iopfem na(^, bamit ba§ 9tegiment jeberjeit auf ber ^oßen 
Stufe fte^en bleibt, ju ber eä fic^ emporgearbeitet ^at. Stuf biefe^ 
^in fage id) 3f)nen Stilen ein ßerjlicßeä Scberoo^l. Stuf SBieber» 
fe^cn! 



' 2tnfpradjc 

bei bem Seftfommets ber deebnifeben fvdifcbule in Karlsmbe jur 
drinnentngsfeier an bie (Srünbnng bes Dentfcben Keicbes unb «nt 
5eier be« (Peburtstages Kaifet ITUbelms II. 

24. 3anuar 1896, 

Hadjbcm öic Stubentenfebaft bet ^odjfdjule einen ^aJelsug 
oeranftaltet unb eine ©oation oor bem Sdjloffe bargebraÄt Ijntte, 
wobei eine Peputation rom ©rofbet 509 empfangen worben war, 
oerfammelten fid; bie Ceilnebmer in bem prächtig gefdjmücften 
Saale ber ^ftljalle. 2tls stud. Stul 5 in Ztnwefenljeit bes Canbes- 
fürften bie öegrüßungsanfpradie unb Profeffor Dr. Bötljlingf bie 
^eftrebe gehalten Ij<*lte, würbe ein audj oom ©rofljrrsog unter- 
5 eidjnetes t^ulbigungstelegramm an ben Itaifer abgefanbt. <£s 
folgten noch ocrfcljicbene Heben unb bann ergriff ber Srogh^tjos 
bas IDort: 

Meine oere^rten 5tommilitonen ! 3cß oerabfeßiebe mieß oon 
tonn 3bre 33erfammlung nicht nerlaffen, ohne ju= 
nächft ben ©tubierenben ber 2echnifd)en .giochfchule meinen oer= 
binblichften unb hsrjlithften 3)ant ju fagen bofür, baß ©ie mir 
©elegenheit gegeben, biefem fchünen 3^fte anjuroohnen. 

3ch h“f>6 “i*<h gefreut, meine fjreunbe, an ber 

Stimmung, bie ©ie befreit unb bie ©ie bethätigt hut>en burd) 
3hre 3urufe unb burch aHc§, waS 3hre ^erjen an biefem roid)tigen 
Sage erfüllt. M6ge biefe Stimmung Ohr gunjeö Seben beherrfchen, 
möge fte Ohuen Straft geben jur SSoDenbung Obrer ©tubien, roic 

336 



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1896 



aud) jum 3tubium be2 £eben§, bamit 3ie tüi^tige treue beutfdje 
HHänner roerben, bie bem Saterlanbe jur S^re gcrei^en. 3" 
biefem ©inne forbcre ic^ ©ie auf, mit mir einjuftimmcn in ben 
5Ruf; Unfere 2:e(^nifc^e ^otf)fc^uIe ftc lebe ^ocf)! 

2tnfprac^e 

bei ber (Bebcnffeier bes Bab. ieib-Praijoner-Kejimcnts Hr. 20 
in Karlsruhe 
22. märs 1896. 

Der ©to^ljcrjog in J3cv3l«itung öcs €rb(jrogb‘r5065 nnö bcs 
prinjcn Karl mobntc 5ucrft öcm cpangdifdjen ^efisottesbienft auf 
öcm tjofe 6er alten Dragonerfaferne un6 bann bem fatljolifcben 
in ber neuen Draesonerfaferne por bem IlKiljIburger Ojor an unb 
begab fidj pinfe Por ber ^efttjalle, roo bas 

Kegiment mit feinen Peteranen in offenem Piered Parabeaufftetlung 
genommen Der J^'^rr ging bie ^ront ab, roäbrenb 

bie fürftlidjen Damen im JDagen folgten. Hadi ber Knfpradjc bes 
Kegimentsfommanbeurs, bie mit einem £)od) auf Kaifer unb c5rog> 
berjog fdi*ot/ befilierten bie Petcranen unb bas Kegiment. Kbenbs 
fanb ein Keiterfeft ftatt unb tj^mad) bas ^^ftbanfett in ber ^eft- 
Ijalle, tpobei ber Ijielt: 

^ie begangen ^aben, mar junädjft bie 

ßrinncrung an eine ru^mreirf)e 3f't- ^ier^ergefommen, 

biefe ru^mreid)e ä“ feiern, bie Samerabfe^aft ju pflegen unb 
fic^ Don neuem ju befprec^en, ift in ^o^em ©rabe erfreuli(^. ©ie 
füllen ba§ alle mit mir. 

2lber mir bürfen ^eute ben Süd nod) etroaS roeiter jurürf» 
roerfen. ®ie ©rünbung biefeS SRegimentS greift in eine 3eü fi^roercr 
©reigniffe, bie über ba§ £anb ^ereingebrod)en maren. 2)amal§ mar 
e§ bie ©c^mabron, meld)c in Sanbau geftanben ift, bie mar eS, 
bie bie Sreue ^ielt, unb auf biefe Sreuc ift ba§ ganje SRegiment 
aufgebaut morben. 25iefe G^rc mürbe mir ju teil. 
noc^ ^eute, ba§ mir biefer Auftrag juteil gemorben ift, benn i^ 
I)abe babei bie Grfa^rung gemacht, mctd)e Grleic^terung ein Sor= 

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1896 



bilb ift. 2)aig Sotbilb ber £teue jft baS befte für ben @oIbaten. 

biefei meine l^eunbe, ^aben mir un8 grfinbtic^ oor> 
bereitet auf baS, loai fpSter tommen follte, unb bie (Srfolge oon 
1870/71. üRun, maS it^ S^nen eben gefagt, n>aten bie 
Xreue, ber Eingebung unb 3(ufopferung. 

SEBit bürfen aber, meine Steunbe, unS ^eute ni^t trennen, 
o^ne noc^ eine8 meiteren <Sreigniffe8 ju gebenfen. Sie loiffen alle, 
bag mir ijeute ben 22. IDl&tj, ben SrinnerungStag an ben großen 
flaifer SBil^elm 1. feiern, beffen @eburt8tag. äBenn mir an biefen 
^o^en $erm benfen, fo ^aben mir aut^ ein SSorbilb treuer $in« 
gebung, treuer ißflic^terfüllung. Sin IBorbilb fonbergleic^en mar 
ber, ber ba8 gefc^affen ^at, maS mir ^eute nere^ren bürfen, mit 
ber Slrmee ^at er baS 2)eutf(^e INeic^ gefc^affen. Slenfen mir ^et8 
baran unb Sie alle, menn Sie b^imtommen, ba§ eS f«b barum 
banbeit, biefe8 gro^e @ut ju erbalten, fern ju beiten oon ibm oQe 
jene Sinflüffe, bie baä Seftebenbe pergiften unb nerberben motten. 

hieran fefljuboHen/ miß itb ■3b"*" SBorte fagen, bie 
3b"*" allen befannt finb: „Sei getreu bis in ben Xob, fo mitt 
icb bit bie jtrone beS SebenS geben." Unb baS anbere SBort, meltbeS 
icb 3b"*" mitgeben mitt, eS ift ber lebte SluSfprucb beS großen 
fiaiferS, ber fagte: „3cb b"be feine 3**t mübe ju fein." 5)iefe 
motten mir unS jum SSorbilb nehmen. lUiematS 3*it b"ben jur 
aJlübigfeit, b*'6t immer bereit fein ju eblen Sbaten, Sttrbeit unb 
Kämpfen. 3)aS, meine ^reunbe, nehmen Sie alS @ru§ mit nach 
^aufe. 3cb *i<bl* mich noch gans befonberS an bie junge 3nann< 
fcbaft beS ^Regiments, bag Sie non ben DSeteranen baS EBorbilb- 
nebmen mögen, baS 3b"*" auch in 3b**m ferneren £eben ftetS baS 
5Re<bte jeigen mirb, biejenigen SBege ju geben, bie pm 3'*!*/ i"* 
Sb** führen. 

3cb nehme SIbfcbieb, meine Jreunbe, oon 3b"*" mit ber Sitte, 
ba^ Sie noch mit mir beSjenigen gebenfen, ber bermalen unfer 
Raifer, unfer RriegSberr ift. 3tb forbere Sie ouf, mit mir jum 
Slbfcbieb JU rufen; „Unfer Äaifer, unfer flriegSberr b“r*ab!" 

(Broll^iog 9riebrt,4. 8tcbfn unb JhtnbgtbunQtn. st 



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1896 



21nfprac^e 

btt ön 5eict &es ZSiäl^rigtn Btfttl^cns bts \5. S(16artUlm(-H(9iments 
in Stta^bnc^ 

19. mai 1896. 

Zlad) ben Parabefeierlidjfcitcn fanö in Jtmoefenijcil bes ©ro§> 
Ij€r 509 S unb bes Kaiferlidjen Statthalters, 5“'^ften 5 U £jol)enlolje- 
iangenburg, ein in» ©ffisietsfajino ftatt, trobei ber ®tof- 

l;er 509 bas 'Kaifer-{)od; ausbrad)te. Der Hegimentsfommanbeur, 
(Dberft non Heibt)arbt, feierte ben ©ro|t;er 5 og unb ben Kaifer* 
licken Statthalter. Der tTrinffprud; bes ©rogh^rjogs lautete: 

2Benn beutfthe Dffijtere jufommen finb, gilt ber erfte @ru6 
bem Aaifer. feinem Orte beS 2)eutf(hen Siei^eS mirb man 
mehr barauf hingeroiefen, an bie flaiferfrone }u benfen, roie hicc- 
^eute am 19. SJJai ganj befonberS, an bem unfet alter Raifer ben 
93efehl }ur ISilbung be§ ^Regiments gegeben hot. S)ie ^inmeifung 
ouf Raifer üBilhelm I. ift genügenb, um ein IBilb jener 3citen ju 
entrollen, meieren bae ^Regiment fein (Sntftehen nerbanft, unb toa£ 
mir bem Raifer p oerbanfen haben. ^Regiment reicht in feinen 
€tammbatterien meiter prüdC, bi§ jum fiebenjähiioen fitiege, auch 
einet großen beutfeher ©efchichte. Reinen Rrieg giebt e8 in 
ber preu^ifch'beutfchen ©efchichte, in roelchem nicht ^Batterien beS 
^Regiments mitgefämpft hätten. QS mirb ftch feiten ein ^Regiment 
finben, ba§ in feinem ©ansen fo jung unb in feinen einjelnen Seilen 
hoch fo alt ift. Sa8 ift e8, maä baS ^Regiment au§}eichnet unb 
auch fernerhin auijeichnen mirb. Ser Stöger biefeö ©eifte§ ift boS 
DffijierforpS. Siefer ©eift mirb im OfpäiertorpS gepflegt unb oon 
ba in bie 3lrmee übertragen. Unb nur au8 biefem ©eift h^auS 
fann ©roge8 geleiftet merben für Raifer unb fReich. 3Rit bem 
SBunfehe, ba^ eS ou^ fernerhin fo nerbleibe, ein ^och bem Raifer! 

H9i 

338 



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1896 



Hebt 

t>ei 5m (Sanftft 5es Htnd|t^ältc iniUtät-<SanDtrban5ts in (Dppenan 
31. mai 1896. 

Don einet Ctibüne auf 6em beftc^Hgle 5er ®ro|- 

l)cr 503 Öen 5 efl 5 ug, an tcelcfjem fu^ etoa 28 Deteine beteiligten. 
^5ann Ijief Bürgermeifter l^oöapp 5ie ^«fUcilneljmer roiUfommen, 
un5 (Dberfticutnant Bauer fpradj 5em •n' Hamen 5es 

ptäjiöiums 5es Ba5. HTilitärpereinsoerbanöes Öen Banf für fein 
€tfd)einen aus. Had) Uebergabe öet pradjtpollen neuen 
öurd) 5räulcin Boljnert überreiditc ©berftleutnant Bauet Öen Der* 
einen ©ppenau unö Staöelljofen öie pon öem ®rogljetjog 5 um 
25jä(;rigen Jubiläum iljrcs Befteljens geftiftete HTeöaille mit 
Schleife. Später Ijielt öet Canöesljert ungefähr folgenöe Heöe: 

Söleine lieben {Jreunbe! 

@5 gereicht mit gut großen f^reube, Ijeute fo uiele IBeteranen 
au8 bem lebten Rriege getroffen gu ^oben. 3^re Saaten roerben 
für fie eine feböne (Erinnerung ouä biefer großen 3®>i fein- 3® 
mehr bie 3®it »ergebt, befto meniger roerben fie roerben, aber ba« 
bureb um fo mehr bemortreten in ber ©efeUftboft, aber autb bie, 
roel(be ben 5lrieg nicht mitgemaebt bni>en, finb nicht minberroertig. 
S)ie Schule be8 ^eereS ift bie Schule beS SebenS, unb bie biefe 
Schule mitgemaebt hoben, roerben tüchtige (Bürger fein, benn in ihr 
roerben gepflegt bie Sugenben ber £teue, ber Eingebung, ber Unter« 
orbnung, beS ^anbelnS in f^^eubigfeit unb ber (Erhaltung be$ 
3rieben8. 

Sch erroöhnte uorher bie 2:ugenb ber Unterorbnung. Drb« 
nung ift ba8 -^öchfie, fte ift bie (Erhaltung aQe8 (Be^ehenben unb 
bie Sörberung beS SBohlftanbeS. Crbnung fchlie§t ben grieben in 
fich, unb ben fyrieben unter ben 212enfchen gu erhalten, ift bie fchönfte 
3Iufgabe. (Segnet, bie ben Stieben nicht rooDen, müffen roir be« 
fämpfen unb biefen ju erhalten fu^en, ba^ e8 niemanb 

gelinge, ben bauemb gu ftören. SBenige finb ba, bie bie 

fchlimmen Sol0ro UnfriebenS im Sanbe fennen. ®enen, bie 

B39 si« 



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1886 



ben ^rieben fiören noUen, müffen mir entgegentreten, um bie (£^re 
be$ Steiges gu erhalten. 

9lei(^ ift baS fefte 9anb, boS unS gufammen^dlt, boS 
unt betoa^rt ooc ber Smiebrigung ; ba$ fie nicht mieberfebrc, mflff^ 
mir nmchfam fein. @eIoben @ie mir, biefer £reue bem Steicbe 
gegenüber feftguhalten, unb geben @ie Smpfinbungen 3(uä> 

bruct burch ein l^urrab auf ©eine 3J2aie^üt ben ftaifer: {^urrab, 

^urrah, ^urrah! 



Hebe 

bei btm 25 jährigen Stiftnngsfeft bcs inUttärotrtins Illühlbnig, 
netbnnbtn mit btm Kritgtriagt bts 6arbtgan-l>ttbanb(5, in lltühlbarg 

7. 3utü 1896. 

(EljrfurchtSDoIl empfangen non öen Spieen bes inilitärpeteins- 
Cetbanbes fuhr bet (Srofbergog ju einem auf bem jeftpla| er* 
richteten Panillon, roo bie Dorffellung ber Beljbrben u. f. m. 
ftattfanb. Icadj bem Dorbeimarfeb ber Dereine fammelten biefe 
fidi um ben PaotUon. Per (ßaupcrbanbsDorfthenbe, Itardjer, b>«lt 
bie ^eflrebe unb ber präjibent besinUitäroereins-Perbanbs, Cßeneral 
ber 3"fanterie Freiherr Kober pon Pier&burg, begrüßte namens 
bes Canbesperbanbs. Sobann mürben ben Öereinen pon ITtübl* 
bürg unb (Staben bie Pom Canbesbertn geftifleten Crinnetungs* 
mebatUen übergeben unb an bie ^aljnen geheftet. 3“”' Sc^Iuf 
biefes Jeftaftes lieg ber (Srogh^i^iag bie Peieine nahe h<^<antreten 
unb fpradj : 

'Jlachbem @ie, meine f^reunbe unb Itameraben, uon 
SSorffanbe begrügt, ermahnt unb belehrt roorben finb, liegt ei mir 
noch am bergen, gunächft bem ©tabtteil f^ühlburg unb bem IBerein 
äUdhlburg bafür, bag er mich eingelaben, an 
gunehmen, httglichm 3)anf gu fagen. fonnte mir nichts Srmünfeh* 
tereS begegnen, als bie abführige freier mit }» begehen, 

©eben mir hoch in ber SSegeichnung „25 .^ahte" auf eine gurüct, 
in bet 3h>^< jtameraben, bie gum 2^eü noch unter Ohnen ftnb, gef&mpft 
haben unb ihre Pflicht mit Sreue unb Eingebung bem 93ater> 
lanbe gemibmet. 

340 



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1896 



2)iefe Erinnerung fü^rt uns in eine ^eit }urfid, in bet 
Xaifer i&iii^etm I. an ber @pi^e beS ^eereS baS ^eifpiel bet 
Eingebung felbft gegeben ^at unb burc^ tüchtige äJtänner in einet 
iffieife unterftübt roorben ift in ber Stufgabe ber SSerteibigung bei 
beutfi^en ißaterlanbel , nie fie in ber @efcbi(^te no^I nur fetten 
nieberjufinben ift. El ift $fti(^t, bie Erinnerung an biefe 
3eit }u e^ren unb fie ber Stac^nelt all ein SJeifpiel ^injuftellen, 
betn nadjjuftreben i^. 

aSiele unter Q^nen, meine J^teunbe, merben burt^ i^ren Unter» 
ri^t iDo^l auc^ erfatjren ^aben, bog bie Zugenben bet Eingebung, 
ber Sreue, ber Slulbauet, bet lapferfeit in unferet @ef(^i<^te weit 
jurflcfreic^en. 3tf) roitl Offnen nur einige 'Jlamen nennen, bie 
3^re Erinnerungen fofort erfülten merben mit bem ©efü^I bet 
E^rfur(^t, ber Siebe unb tDanfbarteit. Eebenten mir nur beffen, 
mal ein ^iebric^ bet Eroge geleiftet ^at mit einem fleinen, aber 
tapferen ^eere, mol er but(b Eingebung fetbft geteiflet babutcg, 
bag er banacb trachtete, feinem $eere bie j^:aft gu geben, burc^ bie 
aQein etmal 2:ü(^tigel geteiget merben tonnte. erinnere ferner 
on Erg^ergog fiart, ben tapferen grogen gelben, ber Elüct unb 
Unglüd erfahren unb unter allen Umg&nben treu gebtieben ig in 
ber 2:reue unb Eingebung an feine Stufgabe; bamall fdfjon in bem 
Eebanten naterldnbifdber Eeftnnung an ein 9teicb. @e^en mit notg 
meiter, i^ erinnere an S3tücger, Eneifenau unb fongige groge SJldnnet, 
bie bem SSaterlanbe erfpriegticbe 2>ienge geteiget. 

2)al 3iri unb ben Eipfelpuntt jebocg erreichte unfer groger 
fiaifet SBilbelm I. but(^ feine 2)emut unb Eingebung o^e gteid^en 
an bal ^obe Stmt, non bem et gang erffitlt mar, baran, meine 
ffreunbe, motten mir fegbatten, bol gerricgt nnl gum SSorbitb unb 
ben fotgenben Eenerationen gut SHabnung, gu temen; i(b fage 
gu temen, benn el mug aOel gelernt, eS mng attel gelehrt merben. 
SReine SRabnung an @ie gebt babin: Sebren Sie in biefem 
Sinne in ber S^amilie, in ber Scgute, in ber Eemeinbe; fiberotl 
mügen Sie tebren, bag bie Erinnerung an bie Erfolge, bie Sie 
errungen, matb bleibe unb 3b>^e Staebtommen bie SSege ber Zreue 
einfcbtagen, um bal gu erbalten, mal mit fo oielem ^tnte er» 

S41 



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1896 



tdmpft 2)iefeS feftju^alten , foQ aQejeit unfece Aufgabe fein. 
3«^ weig, ba§ in 3^tem ^erjen lefe, roenn ic^ ©ie aufforberei 
biefem @eI5bni$ in einem $utta^ auf unfern fiaifer 2lu§btucf )u 
oerlei^en. ©eine SnajeftSt ftaifer SDBU^elm n. ^urra^, $urra^, 
$urra^ ! 

* 



21nff>rad)c 

bei ber ^nt^nUnng bes Kriegerbenfmals in 6odtnbeim 

2J. 3un< 18*6- 

Hadjbem ber ®tofb *^*503 o”! 19- 3“"* €inn>eibung 

bes Zlalionalbcnfmals auf bem liyffljäufct 5 urücfgefebrf mar, 
nat)m er an ber (Enthüllung bes Kriegerbenfmals in £)ocfenheim 
teiL (Et befudjle suerft ben enangelifdjen (ßottesbienft unb bie 
fatholifche Kirdje, tporauf er ftch ju bem beim Denfmal auf- 
gefijlagenen prächtig beforierten begab. 3*^ I?etlauf bes 
€nthüUungsaftes hielt Dr. (Ercfcnbrecht bie ^eflrebe, Bürgermeiftet 
5ah" übernahm bas Denfmal in Schuh unb ^ut unb (Senetal 
Hbbet pon Diersburg brachte auf bie (ßemeinbe ein fjoch aus. 
Sobann ergriff ber (ßrofhersog bas IDort: 

S)ie 26iährige @ebüchtni8feier ift allenthalben gefeiert morben 
in ber oerfchiebenßen unb mannigfaltigften SBeife. 3)ieS ift banfbar 
}u begrüben, ©ie loiffen, ba^ por roenig Sagen eine 5eier begangen 
nmrbe, um ein Senfmal einjumeihen, ba§ ber ÜHation gemibmet, 
melchen 3lft ber ftaifer leitete, unb melche ben Slbfchlu^ einer großen 
3eit bitbet, ber mir heute tu Sanfbarfeit gebenfen. 9lber roaS 
follen bie folgen biefer ffeier fein ? fflaS ift e§, nmS unS fortgefeht 
befchäftigt? Sßir motten geloben feftjuhalten, roaä begrünbet mürbe; 
nicht nur gegen bie f^inbe oon au^en, fonbem auch gegen bie im 
3nnem beS SReiched motten mir anfämpfen. SBir motten feft ju« 
fammen flehen, mögen bie Eingriffe fommen, moher fie motten, unb 
oon Seuten auSgehen, melche e8 auch immer fein mögen. @ott be° 
hüte uns oor bem ÜRangel an .^ingebung ju ftaifer unb ttieich, oor 
bem 9RangeI an Siebe, bie alles überragen mug. 9Jur in ber Siebe 

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1896 



fönnen wir unS fleinli(^er ^inge entf^Iagen. 2)aS ift eS, naS ic^ 
an biefer @teQe jurufe. I^altet @uc^ getreu unb feft an 
bem einen, nmS toir feiner 3sii errungen, bem Sleutfc^en 93ater> 
(anbe. 

3)er @rog^erjog fd)Io^ mit ben 9Borten; ne^me an, bag 
alle, me((^e ^ier anmefenb finb, mir juftimmen in bem, maS i^ 
eben gefproc^en. Ratten Sie feft jufammen, bamit baS Sleit^ be< 
flel^e, unb ftimmen Sie alle ein in ben 9luf: ®er ®eutfcf)e Äaifer, 
unfer firiegd^err, ber befiimmt ift, bad Sieicb }u erhalten, }u f^fit^en 
unb )u oerme^ren, er lebe ^oc^! ^o(^! ^o(b! 



Hebe 

bei bem feitclidien 5d;ln^ ber Stänbtutrfammlung 

23. 3um 18’*- 

®ble Herren unb liebe ^eunbe! 

9)a(^bem bie Aufgaben, meldje biefem Sanbtag gefieQt maren, 
i^re befriebigenbe Crlebigung gefunben ^aben, gereicht tS fUHr jur 
f^eube, 3^nen beim 9Ibfcblu| O^^^er oerfaffungSmS^igen S^ätigfeit 
SReinen Slanf }u fagen. 

®a8 S3eftreben SReiner SRegierung, ben 53ebürfniffen beS SanbeS 
gerecht ju merben, l|at in :3^i^er bereitmiHigen ÜRitmirfung eine 
mertooBe Unterftütjung gefunben. Sie bo^en bem Sntmurf be8 
StaatSbauSbaltS eine einge^enbe unb gemiffenbafte ^Beratung ge< 
mibmet unb bie f^orberungen BReiner fRegierung nabeju unuerSnbert 
gutgebeigen, mag i<b gerne anerfenne. 3cb gebenfe babei nament^ 
lieb ““tb großen Slufroenbungen , roelcbe bebufg Sefeitigung ber 
jflngften ^oebmafferfebäben unb jur tbunlicben f^embaltung dbnlicber 
Äatoftropben in ben nötbpen fahren beftritten merben müffen unb 
ber Staatgfaffe unoermutet gro^e unb neue Opfer auferlegen. 

3ufolge ber günftigen ©eftaltung ber fRei^gfinanjen ift ju 
BReiner @enugtbung bie Btotmenbigteit einer Steuererböbung für 

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1896 



bo8 Sanb entfallen. 3(n bem (Sebanfen einer ocgantfc^en ^anj« 
reform im 9*iei(f) 9Reine Stegierung fefl unb fie mirb ftc^ au(b 
meiter^in bemfl^en, im Sene^men mit ben anbeten oerbünbeten 9le> 
gierungen eine befriebigenbe 2öfung biefer ^rage im {Reichstag ^etbei« 
|uf(ii)Ten. 

2>ie oon O^nen befd|(offene Slnna^me beS ®efe^e$Dorfd)Iag$ 
Aber bie SBierfteuet mirb einet oon ben beteiligten ftreifen längfl 
erfhebten SRefotm jur SBetmirfli^ung oer^elfen. S)et SBunftf), ba§ 
unter bet ©eltung be« neuen ©efe^eS au(^ ben fleineten ®rauerei« 
betrieben ein beffereS ©ebei^en beft^iebcn fei, mirb, loie bofff» 
in ©rfäOung geben. 

$ie ®enffcbrift über bie SRefotm ber biretten ©teuem hoben 
©ie in einer ihrer großen SSebeutung entfprecbenben grünblitben 
SBeife beraten. 3cb b®ff®» ^“6 ®icbii9® feinst Seit 
ihre glficflicbe Söfung im ©inne ber 3(nbabnung einer gleicbmdgi« 
geren Saftenoerteilung finben mirb. 

3)ie oon SDleiner SRegierung ongeforberten SRittel jut roeiteren 
SiuSbebnung beS ©taatSbahnnebeS unb ^erfteQung oon iRebenbabnen 
haben ©ie bemiUigt. ^nSi'efonbere mirb bie f^ortfebung ber ^öUen^^ 
tbalbabn non Sieuftabt nach 2>onauefcbingen roeiteren ©ebieten beS 
oberen ©cbroar^roalbeS oon förberlicbem 9tuben fein. ©leiibeS erhofft 
3ch oon ber ainlage beä SRheinhafeng bei ÄarlSruhe, für roelche Sie 
erhebliche IBeiträge beroiUigt hoben. 

2)ie ©efebe, roelche bie ffbrberung ber Sanbroirtfchaft, bie bau> 
liehe ©ntroicfelung ber ©tdbte unb eine ^ürforge für bie @emeinbe> 
beamten bejroecfen, roerben, roie 3ch hoffe, günftige folgen hoben. 
9Rit ben oon Shnen genehmigten älenbetungen ber ©emeinbeorbnung 
hat bie burch ben SBechfel ber ©efebgebung über ©eroerbebetrieb unb 
9iieberlaffung bebingte Umbilbung ber ^ürgetgemeinbe einen bauerro 
ben Hbfehlug gefunben. 

2)ie beim IBeginn 3hter S^agung an biefer ©teile auSgefptochene 
Hoffnung, ba$ ber ^Reichstag im Saufe ber ©effton bem beutfehen 
SJolfe baS gemeinfame bürgerliche IRecht bringen roerbe, geht ihrer 
ChrfüUung entgegen, roa8 Sch freubig begrübe. 

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1896 



91m Schluffe einet langen unb mfi^eooQen Tagung entlaffe 
Sie mit meinen märmften ÜBünft^en für unb ^eimat 

äBo^terge^en. 

@ott fegne baö SBaterlonb! 



♦ 



Hebe 

bei bem Kricgerfeft bet HliKtürpetrlnt bts öö^gantittbanbes, uerbnnbin 
mit btt ^ntbuttung eines Kricgerbentmats in 6ibingtn 

(6. 2(ugufi (89 t. 

t?on Sdjlog HIainau fommcnb mürbe ber (ßrof 
Stabt pon bcn Peteinen unb ber Popölferung begeiftert begrüfl. 
Pie €nti}üUung bcs Penfmals fanb programmmäßig ßatt. Had) 
fur5em Hufentbalt im Hcntamtsgebdube fui^r ber jürft 5Ut jeft> 
l^lle unb ergriff nad; einer Hnfprad^e pon Profeffor £onrab 
pon Honftan5 bas IPort 5U folgenbcr Hebe: 

3d) fann nid)t non Q^nen ft^eibcn, liebe fjreunbe, o^ne junäc^fi 
ber ©emeinbe ßiljingen meinen ®anf auäjubrüden bafür, baß fte 
mic^ aufgeforbert ^ot, btcfcr geier anjuroo^nen. SWit meinem ®anl 
nerbinbe it^ ben äuSbrud märmflet SSnerfennung bafür, baß bie 
©emeinbe boran gebacßt ^t, bo8 ©ebäc^tniS einer großen o«f 
biefe ffljeife für bie ^ ©emeinbe als ein 9Ba^rjeid|en 

^injufteDen, alS ein 9Sorbilb für bie fünftigen ©enerationen, als ein 
lEBa^t^eit^en beffen, maS eS ^eißt, loenn bie gange ®reue beS äJlanneS 
ßd) fo beroülirt, roie fte fic^ beroäl)rt ^at in ben galten 1870/71. 
©in ft^SnereS ä^usniS für bie Sreue unb Eingebung an baS ffiater» 
lanb fann eS mo^rlitß faum geben, meine greunbe, alS bie fieiftungen 
unferer Slrieger im ga^re 1870/71. ®oß biefeS ffiotbilb eine 
fUla^nung fei für alle fünftigen ©enerationen, baS iß mo^t auc^ g^t 
SBunfc^. SEßenn ic^ mit^ ^eute an bie Veteranen menbe unb fie 
frage, maS ihre bringenbften äBünfcße ftnb, fo merben fie mit mir 
geioiß einßimmen, baß ber ft^önfte SEBunfcß ift, baß biefe ©gen» 

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1896 



fi^aften auf bie fünftigen ©enerationen flberge^en unb i^nen gati} 
nnb gar eigen loerben. 

9Benn @ie bebenten loollen, meine f^reunbe, nxtS e$ ^eigt, 
ifriegernerein ! fo müffen ©ie fu^ oergegennidrtigen, roie biefe 
firiegeroereine entflanben finb. ©ie fmb lange oor 1870 oor- 
bereitet, roeil in ben ^a^ren, ba bie gfelbbienftmebaiHe geftiftet 
mürbe, baS $emu§tfein mach rourbe, roaS eS ^ei^t, auc^ in firmeren 
3eiten ©e^orfam gu leipen. $iefet ©ebotfam, ber in ben 
ber Kriege unter ber ^crrf(baft ber franjöfifcben 5h:one ftattgefunben 
bat, bitbet bie traurigfte ©rinnerung für unfer SBaterlanb. 3Iber 
ber ©eborfam, ber ficb au(b bamalS funbgegeben bot unter ben 
beutfcben ©olbaten, biefer ©eborfam mar eS, ber geehrt roerben 
roollte burcb biefe 3J?cbaitIe, ber ©eborfam bem fianbeSbeitn gegen» 
über unb bie treue Eingebung an ba8 aQe§, maS gum SBoble beä 
SanbeS gehört. 

9ll§ bie gro^e 3®ii 1870/71 uorüber mar, ba galt e§, 
bie ©rinnerung an biefe 3eit feftgubalten, unb barauS finb bie 
Kriegerocreine entftanben. S)ie Kriegeroereine oergegenmSrtigen bie 
befte Schule, bie man ftcb benfen fann, bie Schule ber Eingebung, 
be§ ©eborfamS, ber 2;reue unb all ber ©igenfcbaften, ohne bie int 
£anb, im Staate nichts oon ©rfolg gefcbeben lann. brachten ©ie 
bamacb, meine fjreunbe, ba| bie Äriegeroereine an biefem ©tanb» 
punft fefibalten, ba^ fie baS iBeifpiel geben, atlentbalben für bie 
3ugenb, ja überhaupt in ben ©emeinben für alles baS, maS Sugenb 
bei^t. Sugenb eben fo febr als gurcbtlofcgteit; Jurcbtlofigfeit gegen» 
über allen ©eroalten, fei eS oon au§en ober oon innen. Slber inS» 
befonbere im inneren b<i&l furchtlos fein; leine HKenfcbenfurcbt, 
aber ©otteSfurcbt. HHit biefer ©otteSfurcbt merben ©ie ooranfcbreiten 
unb Siege erlangen, Siege über baS ®öfe, Siege über bie Un» 
orbnung, Siege gum SEßoble beS ©angen, ber Familie, ber ©emeinbe, 
beS Staates, beS IHeicbeS. 

Unb baran, meine f^reunbe, b°il^ ®ic f^fl- 3cb u>eig, bag, 
menn ich biefe 3Rabnung 3bucu auSfprecbe, fie auf guten IBoben 
fäüt, unb fte nicht notroenbig ift; aber Sic roerben mit mir er» 

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1896 



fenncn, ba| eiS fi(^ jettnieife banim ^anbelt, bie tiefi'tc (Smpftnbiing 
be§ .^erjenS jum SluSfpruc^ gu bringen, unb ba§ t^ue ic^, ba^ t^e 
id) in bem iBertrauen auf bie treuen ^erjen, bie ^ier oereinigt finb. 

Unb in biefem Sertrouen, meine fjreunbe, forbere i^ Sie auf, 
einen üHuf erfc^aQen }u taffen, ber bie gfolge biefe§ 3>enfmal3 ift, 
bie f^otge ber Siege oon 1870/71, bie ©rünbung beS S)cutfc^en 
9icicf)e§. Ütn baS 2)eutfc^e ttteic^ aber fönnen mir nur benfen, loenn 
mir feine Spi^e inS 3tuge faffen unb ic^ rufe S^nen ju unb Sie 
rufen mir roieber ju: bem ®eutf^en Raifer ein breifac^eS ^urra^! 

n 



T&ebt 

bei ber ^ntl^üUnng bcs Kriegerbtnfmals in Ulosbad) 

30. ZluguP 1896. 

Der (ßroffjersog unb bet (Erbgtoftjctjog trafen oon Sdjlof 
^^mingenberg, mo fie für einige (Tage ber £)erbflübungcn Quartier 
genommen bitten, in ^Hosbad) ein unb befudften ben (5ottesbienft 
in ber eoangelifd^en Stabifirdje, begaben fid; fobann in bas 21mt- 
Ijaus unb naijmen bie Dorftellung ber Beamten ber Stabt cnt= 
gegen. Die DenfmalsentbüUung fanb t^ierauf auf bem pla^e oor 
bet Kirdje ftatt, mobei Kreisfd^utrat Dr. £ngel bie ^eftrebe tjielt. 
Der IDcitjeaft ooll 5 og jidj in loürbigfter IDeife. Bei bem folgenbcn 
^cfhnatjlc enoiberte ber ®ro§t)crjog ben auf i^n unb ben €rb> 
grogtjersog ausgebradjten Coaft mit einem Crinffprudj auf bie 
Stabt Znosbad;. Später erfdjienen bie fürftlidjen b)errfd}aften 
auf bem ^eftpla^e unb ber ®auoorftanb bcs Znilitäroereinsoer* 
banbes, t?'«U «i”e Begrüfungsanfprac^e. ©berft Xljcinau 

überreidjte bem Kriegeroerein ^afmerstjeim bie oom Protcftor 
geftiftete jai^nenmebaUIe. TXad) bem 2tusbrud bes Danfes i^ie* 
für ergriff ber ®roftjer 5 og bas IDort: 

mit! mic^ mit roenigen 3)anfeSmorten an bie alten Rameraben 
richten. banle ic^ aber ber Stabt SRoSbat^, bag fte baS 

3)entma( ju ftanbe gebracht Slenfmal, baS für fünftige 

©enerationcn ein ^enfjeichen bleiben mirb, baS erjiehenb unb mahnenb 

347 



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1896 



auj bie Ougenb roirten foU. Sie werben mit mir flberehi^mmen, 
meine ^eunbe, ba^ baS loo^l eineä 3)ante£ mert ifi, wenn eine 
@emeinbe in folc^er @efmnnng ein 93eif)){e( giebt. 9Bir treffen biefe^ 
Seifpiel jwar an nieten Orten beS SanbeS, (Sott fei 3)anf, aber wo 
eS wieber non neuem }u tage tritt, gilt eS aui^ ben reiften Sant 
funb gu geben. 

Unb nun, wie tSnnen wir biefen 3)ant tunbgeben? ®ewi^ 
nur baburc^, ba| wir, meine ^tennbe non ben SKilitdmereinen, 
mit^elfen in ber wichtigen 9tufgabe ber (Srgie^ung. 3Bir ^aben gwar 
bie Schule, aber bie Schule be§ ^eere6 ift biejenige, bie bie ftdrffte 
ift für bie ^ugoib. Sie tritt in einem älter ein, wo bie SHeife 
fct)on weiter gebieten ift, unb wo bie Uebei^eugungen pla^greifen 
muffen für baS fernere Seben. 

fRun, woran benfen mir, wenn mir ba8 ®entmal anfe^en, 
ba§ l^icr gefe^ttffen worben ift? 9Bir benfen an bie 3®**» 
bamit geehrt fein foO, unb biefe Wir§t in ftc^ bie Ifaifer^ 
Werbung. Unb bei biefem ©ebanfen, meine greunbe, fü^rt unä 
bie (Srinnerung an ben größten beutfc^en URann, ber unS aU 
SBorbilb bient unb no^ nieten ©enerationen al8 tßorbitb bienen 
fotl. 34 banfen, bag c§ mir nergönnt war, ben SRoment 

gu erleben, wo Itaifer IBil^etm I. gum Ifaifer ouSgerufen würbe, 
unb ba fann i4 begengen, ba^ e§ wo^t niemanben gegeben 

Ijot biö bo^in, ber mit folc^er SJemut, mit fol^er .f>ingebung fi4 
ber äufgabe gewibmct ^at, bie il)m annertraut würbe. 3°' 3^rmut, 
benn nur biefe ©igenfd)aft war eö, bie 4n fo ^o4 geflettt ^at im 
Rreife aller änmcfcnben. 6r l)at bie bo^e Sßürbe aufgenommen mit 
er Siebe, bie it)n im Seben beberrf4t, mit ber 3;reue, mit ber er 
fd)on Dorber regierte, unb mit ber äufopferung, bie er bunb fein 
gangcS Seben bewährte. 9lun, biefe brei Sugenben finb eS, bie über» 
tragen werben füllen auf olle biejenigen, bie an biefem Seifpiel ficb 
erbeben fünnen unb wollen. Unb bag e8 reebt niele wollen mögen, 
a§ wünftbcn wir alle non ^ergen. ®enn nur mit biefer ©igenfeboft 
wirb etwas ©uteS gefcbaffen, wirb etwaS IBleibenbeS guftonbe ge- 
bracbt. 

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1896 



äBoran aber, meine ^eunbe, ma^nt unS biefec S)enfftein 
in ber ©efc^ii^te ber (Stabt SRoSbacb? Sr ma^nt uns, baS, roae 
^iet gefeiert roirb, ju erhalten, unb biefeä (Jr^alten gefc^ie^t nur, 
roenn mir bereit finb, jeberjeit unb ganj befonberS in gefa^rooder 
3eit Opfer ju bringen. I)ie b'« anroefenben Sßeteranen finb baS 
3eugni8 foltber Opfer, unb ba& tflnftige ©cnerationen biefe Opfer 
fi(b mert t)(tlten, baS i^ bie iSufgabe ber 3ugenb unb aQer berer, 
bie une überhaupt nacbfolgen. ünit biefer Sigenfd)aft mirb eS bem 
3)eutf(ben Sieiibe immer gut geben, benn bann ifl auch bie bereit« 
fcbaft ba, bafür 5 u fümpfen, bafür einpfteben unb ade biejenigen 
Opfer p bringen, bunb bie bag dieicb gro|, ßart unb mätbtig 
erbalten loerben fann. 

9)a}u, meine f^eunbe, forbere icb (Sie auf bin an biefer 
@teUe unb in ber (Erinnerung an bie gtier, bie mir beute be> 
gangen bui>en in ber 0tabt 3Ro9ba(b, non neuem baS @e(öbniS 
p geben ber 2;reue, Eingebung unb be9 ISeborfami. Stimmen 
Sie mit mir ein in bicfeä @elöbni9, inbem Sie ber Spi^e be9 
dteicbei, unferem Raifer, ein breifacbeS ^ocb meiben. Sliefeä ^ocb 
fod befunben, ba| Sie meinen IBorten pftimmen unb bag mir unfere 
^anb barüber einfcblagen. O^b uertraue auf Sie, icb baue auf Sie, 
i(b buffe auf bie 3utunft. SRit biefen dBorten nehme icb ^Ibfcbieb 
oon 3buen unb bitte, mit mir einpftimmen in ein breifacbeS ^urrab 
auf Raifer Sßilbelm II. 



^anbfcbreiben 

an Staatsminifter Z>t. llocf, ans Hnlab ber 5eier bts 
70. (Jjeburtsfcftes bes (Stobberjogs 
11. September 189G. 

2 luf bie großartigen ^efHieb^eiten 5 U Sbeen ber Oodenbung 
bes 70. Cebensjabres bes ©roßbetsogs, »elcije im gan 5 en €anbe 
»on ber Ciebe unb (Treue bes babifeben Dolfes für feinen l^errfcbet 
Zeugnis gaben unb befonbers buri? bie glän 5 cnben Peranftaltungen, 
ben ^eßiug u. f. n». in Karlsrube jum 21 usbtucf famen, ridjtete 

»49 



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1896 



6et Conbesfütfl ein tiefgefütjltes Danffijteiben an öen 5laats> 
miniftet unb 5 ugleid) ein fold^es an ben (Dbeibürgermeifter Sd^ne^let 
non llarlsrutfe. Vas erftere, roeldjes bem gan 5 en Canöe galt, 
f^atte folgenben IPortlaut: 

äUein lieber Staatsminifter IHod! 

3)ie (e^ten S^age, in benen e§ mir oergönnt mar, bunb ®otte§ 
@nabe bie iBoUenbung meines 70. fiebenSjabreS inmitten meines 
93oIfeS ju begeben, b<^ben mir fo oiele Semeife bingebenber Siebe 
unb treuer @efinnung gebracht, ba^ icb au§er Stanb bin, mie icb 
gern loollte, allen benen befonberS ju banfen, bie ficb mit ihren 
©lücfmönftben an mi^ gemenbet haben. S)ie großartigen ^eftlicb< 
feiten, roelcbe bie ©tabt ftarlSrube oeranftaltet bat, finb unter febr 
jabtreicber iBeteiligung auS aOen @egenben beS SanbeS in überaus 
fcböner unb berjrrfreuenber SBeife oerlaufen, unb auS ben einjelnen 
SBe^rfen fommen IBericbte, monacb bie Ü3eoölferung ficb an ben 93er< 
anftaltungen ju Sbren beS SageS allentbalben in befonberS roarmer 
Söeife beteiligt bat; febr groß unb noch faum flberfebbar ift bie 
3abl ber fcbriftlicben unb telegrophiftb'" Seglücfroünfcbungcn, bie 
mir oon 'Jlab unb f^em, auS ber engeren ^eimat, auS bem großen 
beutfcben SSaterlanbe unb oon fenfeitS ber @renjen beS ^eutfcßen 
IReicbeS jugegangen finb. 

6S ift mir baber eine roerte ipßicbt, meiner tiefgefühlten ®onf» 
barfeit mit ber SBerftcberung ben roürmßen SluSbrucf ju geben, baß 
mir in ber Siebe meines SSolfeS bie unoergleicblicbfte unb unoergöng* 
licbfte greube geboten roorben ift. ^^b rocnbe mich an ©ie, mein 
lieber ©taatSminifter, mit ber iBitte, ber SSermittler meines innigen, 
berjlicben 3)anfeS ju fein, inbem icß ©ie beauftrage, biefeS ©cbreibcn 
befannt ju machen. 

RarlSrube, ben 11. ©eptember 1896. 

3br 

febr moblgeneigter 
fjriebricb. 

960 



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189ü 



Hebe 

' bti bm 5(ftban(ttt ans Hnla| bec btfonbtttn ^nlbijnn^ btr 
Stabt ^cibtlbtt^ 

16. September 1896. 

Der ®rogt>cr 5 og cntfpradj einet Sitte ber Stabt tjeibelberg, 
ipeldje iljm eine befonbete ^ulbigung als Hadffeiet bes 70. ®eburts« 
tages barbringen rooUte. Der ““s bem Znanäner« 

geiänbe bei ^mingenberg ein unb n>urbe in £)eibelberg E^öd^ft 
feftlid) empfangen. 2lbenbs rourbe ein grogartiger bar- 

gebracht, melcb^i ber Jürft pom Hattnaus aus entgegennabm. 
CEine unabfebbare ITlenfcbenmenge bemegte ficb in ben glänsenb 
illuminierten Strafen. Den Heigen bet Coafte bei bem ^«fibanfett 
im ZHufeumsfaale erSffnete ©berbürgermeifter Dt. IDildens, roorauf 
ein folcijer bes ®eb- Hats Profeffot Dt. Känigsberget, bes ®ber- 
amtsriebters Dr. Heicbarbt unb bes profeffors Sobrburft folgten. 
Dann erhob ficb ber ©rofberjog 3 U folgenbet Sebe: 

Unter bem ffiinbrud ber eben gehörten Sieben ergreife icb baS 
3Bort, um 3b*ten oßf” meinen innigften, berätithfic" ju fogett. 
Sie merben mir jugeben, ba| mein ^anf ein oielfacber ift beute 
abenb, benn bie nieten SRebner, bie ju 3b"®" gefproeben hoben, 
roaren erfüllt non 9leu6erungen , ©mpfinbungen unb ©efüblen, bie 
mich tief bemegen müffen unb tief bemegt hoben, bie mich junäcbft 
neranlaffen, allen meinen bersIitbPeo ®onf ju fagen für baS, 
ma§ ©ie mir sutrauen, maS ©ie oon mir hotten, maS @ie oon 
mir glauben. 

3lber, meine Herren, ©ie merben auch mit mir empfinben, 
menn ich 0b"®o foge: iR ju oiel, eS mar ju oiel gefagt oon aü 

ben Slebnem, fo tiebeooll eS auch gemeint mar. 3cb fann nicht 
atled annehmen für mich, unb ich Oh"®" fogen, roarum. 

3ch f®hr® meit jurüd in eine 3®*^' bie nur menige oon 
3ho®n niit mir erlebt hoben, eine 3®it/ bie mir aber uncnblich teuer 
nnb mert ift, bie 3®il/ bie ich hi®’^ m 91tt<$eibelberg jugebracht höbe. 
34 fomme in biefe 3®*t ber SBergangenheit, um auSjufprechen, mie 
oiel ®ute« mir p teil gemorben ip on biefer ©tätte ber SBiffen» 
fchoft, mo fo reiche firftfte feit jeher oerfammelt maren, um bie 

361 



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1896 



3ugenb }u bitben unb ibr 5h:aft 3 U Dcrteiben. :3a, meine feiten. 
Straft mürbe b«er iu feber 3eit gegeben ber 3ugen^/ wenn T« 
pfdnglitb mar, unb icb tonn mobl fagen, man mfl|te non $tem unb 
(Eifen fein, menn bie SJiabnungen, bie Belehrungen, bie ^inmeife 
feine ÜBirtung gehabt h&Uen. 3<h Ohntn Flamen, bie 3 hnc>' 
perfönlich nicht befannt, aber roohl reichlich 3 hi^c<n @ebdchtni 6 oer» 
traut fein merben: Schloffer, ^duger, Snittermaier, ®eminuS, unb 
roie fie ade heilen ; eS finb ihrer noch g^^^ 

gleich no(h über auf folche, oon benen fo manches }u erlangen mar, 
menn fee auch nicht hic>^ mirften: älmbt, 2 )ahlmann u. a. , alles 
9lamen, aHeS Slrdfte, bie reich befdhigt maren, ber 3ugenb Äraft 
unb ÜJlut gu geben. 3 <h mieberhole, man mü^te unempfänglich fein, 
menn bei folchen idtitteln man feinen ®eminn baoonträgt. 3 ch mill 
eS anberS bejeichnen: SS ifi reine ^flichterfflllung, menn infolge 
folcher Sehren, folcher URahnungen man in bie Sage fommt, ju 
arbeiten, unb in ber Arbeit manches gelingt. 

3lber ich g^^c «uch meiter, um fo oieleS, maS heute gef agt mürbe, abju> 
lenfeuaufbaS, maS auf benSHenfcheu einmirft, menn er empföngli^ ift. 
9Bir fönnen unS hier in Baben fein fchönereS Borbilb benfen als bie 
langjährige Shüügfeit Äarl JtiebvichS, beS ©efegneten. 2 Ber biefen 
SJlann, menn auch ”i^l fennt, hoch ju erfennen beftrebt mar, ber 
mu^ oon ihm lernen, ber mu| ihm folgen, ob er miD ober nicht. 
@S bleibt ihm nichts übrig, als biefem h^hen Borbilb menigftenS 
nachsuftreben. Unb menn mir ouf eine fpötere 3eit fommen, fo 
nenne i^ einen Barnen, ber auch heute hier genannt mürbe: ft'aifer 
aSilhelm I. Äann man fich ein fchönereS Borbilb benfen? SWeine 
Herren! Blan mügte oerjmeifeln, menn man in folchen Schulen 
nicht baS lernte, maS baS Batürlichfte ift, unb biefeS 'Jiatürlichfte 
hei|t: Bachfolgen bem Beifpiele, nicht nur nachfolgen, fonbem mit 
ganzer Shutfraft ju oerfuchen, baS, maS bie Ipflicht erheifcht, mit 
ganjer Eingebung unb 2 :reue ju erfüllen. 

Bienn ich Sie, meine .^erren, auch h<ec etmaS meit geführt habe, fo 
merben Sie gerne mit mir übereinpimmen, menn ich biefe ©nmbfdhe als 
etmaS betrachte, baS ein mahrer Schah beSSebenS i^. 2)iefenSchah auf 

.>)62 



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18!)6 



anbcre ju übertragen, müßte ja, unb muß mo^l tpß^t eine^ jeben 
fein, ber berufen ift, in ber Ceffentließteit ju arbeiten unb fuß bem 
öffentlicßen SEBoßt ju roibmen. SBenn unS nun in biefen ®ingen 
bo unb bort etiuaä gelungen ift, fo müffen mir unö aber aueß immer 
fagen, baß nießt mir e§ geroefen finb, fonbern eS ift ber göttlitße 
äBille, ber un« ßilft, ber un§ trögt unb ber un8 leitet. ®enn nur 
mit ißm gelingt uns alleä, rone; mir untemebmen. 

^n folcßer Stimmung tomme i(ß nun auf bo§, roas erft oorßin in 
f röftigen unb patriotifeßen SBorten auägefprocßen roorben ift. 3ßre Seelen 
finb erfüllt uon bem einen ©ebanten, ber ßier jur 3tu§fprac()e tom, 
baß mir nießtö für unö fclbft mären ßier in ©oben, menn mir nitßt 
bie .Wraft befaßen, bie un§ boä Sieutfeße 5Reid) uerleißt. ®o8 ift 
ein ©rgebniS, ba§ mir nidjt ßoeß genug anfeßlagen tönnen, aber bas 
aud) uon ^ßnen allen in feiner ganjen ©ebeutung ertannt unb ge-- 
roürbigt mirb. 25a§ roeiß id). Unb biefes ©Jiffen ift eine große 
Äraft in ber ESurtßfüßrung ber itrbeit, bie mir auferlegt ift. ®aßer 
ftßließen mir ßeutc abenb alles, roaä mir im ^erjen tragen, in bie 
ffiorte: ^o(ß lebe ba§ .fiaupt be§ 35eutfcßen SHeießeö; benn bas 
©lücf ift nießt ßoeß genug anjufeßlagen, baß mir ein ßaupt befißen, 
baS mit ber alten beutfeßen iCaiferfrone gefrönt, unb babureß ju 
einer Sraft getommen ift, bie nießt ßoeß genug gefeßößt roerben 
tann. ©ebenten mir, baß mir alle berufen finb, biefe Äroft ju bc» 
roaßren, ju erßalten, ju ftnrtcn. $iefer ©mpßnbung gilt mein ^od), 
inbem ieß Sie aufforbere, mit mir cin}uftiramcn in ben tHuf; Unfer 
.ttaifer lebe ßoeß! ßoeß! ßod)! 



Koben 

bei ber (Snibnllnng bes Kriegcrbenfntals in 2IIannbcim 
27. September 180G. 

Uußcrorbentlidic Dorbereitungen ßatto bie Stabt inannßeini 
3 um foftlicßen €mpfang ber e 0 roßßcr 5 oglicßcn unb €rbgrofßcr 5 og> 
lieben fferrfeßaften unb 5 ur £nlßüllung bes Uriegerbenfmals ge- 
troffen. Hadi bem 5'tßöoltesbicnft fanb bie €nlßüllung im I3ei> 

Oro^bcriof) ^cb<n unb {hinboebungcu. as 



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18<>6 



fein einet überaus saljlrcidjen Detfammlunc} unö etoia fOO 2Uilitär> 
pereinen ftatt, wobei profcffor ITlailjY 6 ie IDeiljcrcbe tjielt, woran 
jidj weitere 2 Xnfprad;en anfdjioffcn. Hun trat bet 6 rof^et 5 og an 
6 ie Hampe unb tjielt biefe Sebe: 

SlJleine nere^rten greunbe! ^odjerfreut, einet fjeier 

antoo^nen ju tönnen, beren ©runbton ®anfbarfeit ^ei§t. iCie 
Stabt Snann^eim unb aUe biejenigen, bie mit i^i biefeS 3>enfmal 
gefegt, ^aben baburt^ einen Senieiä ber S)anfbarleit gegeben, ber 
boä fc^önfle 3«U9ntS für fie fetbft ift. SJantbor p fein für ba8, 
wa8 mit treuer Eingabe unb älufopferung errungen würbe, mit 
Eingabe beS SebenS, mit .^ingabe aCle8 teuren, wa8 man befi^t, 
ba§ ju e^ren, baä für bie 3utunft ri(^tig ju bejeic^nen, ba§ ift 6^re 
für biejenigen, bie eS untemebmen. 

richte mich nun aber ganj befonberS an bie Veteranen be§ 
3abre8 1870/71 unb fage ihnen nochmals ®ant für ihre -Eingabe, 
für ihre Ireue. Äann e§ etmaä Schöneres geben, als ben .^inmeis 
auf biefe 3eü/ in ber fo ©ro^eS erreicht mürbe, unb ber mir bie 
beutfche Äaifertrone ju nerbanten haben, bie ©inigung beS ü'eutfcheii 
fReicheS, baS norher nicht beftanben hat. 

9Bir freuen unS an bem SBeftehenben , aber, meine greunbe, 
mir müffen unS fragen: „SBie erhalten mir baS?" 3)a giebt 
eS nur eine 2lntmort: 3Bir finben fie barin, ba| alles ohne 
Unterfchieb jufammenftehen mu^, auf 2/reue unb Eingebung gebaut, 
unter ^intanfehung aller anberen ^ntereffen, wenn eS gilt, boS eine 
hochäuhalten , für baS fo oiel Slut oergoffen mürbe. Saffen mir 
alfo baSjenige, maS nicht boju gehört, unb einigen mir unS fo, mie 
baS .^eer geeinigt mar unb ift. Unb geloben mir bem, ber unS an= 
hört, boß mir treu fein wollen für baS SSaterlanb, treu unb h>n» 
gebenb für unfere ißflicht, ftctS baS 3'cl im 3luge behalten, boS 
mir anftreben müffen, ju erhalten, maS gefchaffen mürbe. 

'Jluf bicfeS ©elöbniS hin, meine fjreunbe, fann ich "aü) fi”®" 
turjen ^inmeiS geben ouf baS, maS ich uorhin fchon bejeichnete. GS ift 
baS bie .Itaifertrone, boS GinigungSbilb beS ®eutfchen JReicheS, bes 
beutfchen ®olteS, baS GinigungSbilb, baS unS in bie 3ufunft leuch« 
ten unb ben ferneren ©cncrationcn bie SBege jeigen foU, bie fte 

354 



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1896 



einjufc^Iogeii l)aben. Xie 'Jlcrförperung biefc^ ift bie ^erfon 
unfercä Slaiferä. 3)amit, meine greunbe, fc^Iiege ic^ unb forbere 
©ie auf, mit mir einjuftimmen in ben SRuf, ber alleä in fic^ fc^liefet 
für unä SJeutfc^e: ber ®eutfc^e Slaifer lebe ^ot^! l)ocl)! 



Die ficrrfdiaftcn bcftditiglcn barauf cingeljcnö bas Penfmal 
unb ber ^anbesfürft naljm ben Parabemarfetj ber llricgcr- unb 
inilitärpcreinc entgegen, monadi im 5d)log bet (Empfang saljl- 
reidiet 2lborbnungen ftattfanb. Bei bem nadjfolgenben ^efteffen 
in bem präcfjlig gefdjmüiten Stabfparffaale feierte ©berbürger« 
meiftcr 23eJ ben (Sro^tjerjog, bet fidj tjierauf 5 U folgenber 2ln- 
fpracbe erljob: 

3 ct) ^abe ^eute SBeranlaffung genommen, non ber ®an!barfeit 
ber Stabt ÜJJann^eim ju reben. ©ie, nere^rte .fterren, roerben mit 
mir empfinben, roie loic^tig biefeS ©efü^l ber $antbarteit ift. 9iun 
ift mir aber bie Slufgabe geroorben, ber ©tabt üHann^eim ju bauten, 
unb jroar junäc^ft bafür, baß ber Oberbürgermeifter ber ©tabt im 
9lamen ber Sßerfammlung mic^ in fo freunblic^er SBeife begrüßte, 
begrüßte mit £obe§, non benen itß rooßt fagen muß, 

ba§ £ob mar ju groß. i»iU ^ beSßatb auf bab äftaß jurüd» 
fteHen, baä roo^l ba§ ri^tige fein roirbt ®ie £eiftungen, oon benen 
bie SRebe mar, mären rooßl nimmer möglicß geroefen, roenn id) nießt 
jebei^eit baä 3uf(»nnienroirten gefunben ßötte oon alten Seilen beS 
SßoIteS, ein Sntgegenfommen, ba§ mir ftetä in ber banfbarften ®r= 
innerung bleibt bei ben oerfeßiebenften IBorfommniffen, nießt juleßt 
oon ber ©tabt 9Jlannßeim. ©erabe ßier, mo bie ©ntroicfclung be§ 
^anbels in einer atlerbingS langen SReiße non 3 aßren 5 U einer 
^öße gebießen iß, roie bieb in roenigen ©täbten Seutfeßlanbs ber 
Satt ift. 2 )a fießt man reeßt, baß ein 3 uf<tnimenroirten ber lRc= 
gierung mit ber Seoötterung notroenbig ift, um ba^ }u erreießen, 
roaä ßier erreießt roorben iß. 

SBenn itß jurüctblicfe auf ba§ ©elbßerlebte unb auf eine 3 «'t 
jurüefbente — eS finb bermalen 56 Saß«, baß ber erße Stßeinßofcn 
ßier eingeroeißt rourbe — fo roaren bie bamaligen ißerßältniffe fo 
flein, Doß man biefen ^afcii für oiel ju groß ßielt. 3lber bas 

355 S 3 » 



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1H<)6 



looren boc^ nur bie .Hilfsmittel für eine SeDüttening unb einen 
Öonbelsftanb , ber mit flro^cr Energie unb großer .^ingabe ge» 
arbeitet ^at, um bas f(^öue SHefuttat su erjielen, bo§ mir ^eutc 
uor Süugen !)aben; 9)Jonnl)eim, bie britte .Hanbelsftabt in S'eutfc^» 
tanb. ®aS, meine Herren, gehört ju bem, roas id) oor^in fagte, 
eS mu§ bie Unterftü^ung babei fein, bamit man jum ©dingen 
fommt, unb in ber J^at ift ^ier oiei gelungen, unb roirb, fo ©ott 
miU, nod) roeiter rec^t oiet gelingen. 

93eroa^ren ©ie biefen ©eift ber J^tigfeit, ber StuSbauer, 
ber .Hingabe, fo roirb gefegnete erbtül)en, 

unb ®ie roerben atle Äonturrenjen au§ ber SBelt fc^lagen. ^qs 
S e^tere roünfd)e id) 3^nen oon ganjem Herren, ot)ne bie anberen 
fc^äbigen ju rooUen, ba^ SJJann^eim in feinem SSeftreben fiegreid) 
bleiben möge, fiegreid) in bem rounberooUen 93eftreben roo^t ju 
t^un, unb '®ot)It^ätigteit im roeiteften Sinne su üben. 2)enn baS 
^(ufbtü^en ber Stabt ift ja eine SBo^It^at für bie iBeoöIferung, unb 
biefe ju förbern, ift bie fd)önfte Stufgabe be§ ^anbelsftanbcs. 

3n biefem Sinne, meine Herren, — eö finb aud) fe^r uielc 
'Jtic^tmannl)eimer ^ier oerfammelt — bie mir alte ©äfte ber Stabt 
3)2ann^eim fmb, forbere ic^ Sie alle auf, mit mir auf baS 28o^l 
ber Stabt 9Jlann^eim unb auf ba§ Stufbtü^en berfelben, auf bas 
lebenbige ©ebei^en bes H“nbelSftanbeS ju trinfen. 3)ie Stabt 
3Jlannt)eim lebe ^od)! 



Scbcn 

bei öer ^ntbüUnngsfeicr bes Kaifenn-Hnanfta-Itenfmals in £oblen; 
18. (Driobcr I89C. 

<£oblcu 5 , bie fdiönc Stabt am grünen Hljein, mit iljren 5 al)l> 
lofen (Erinnerungen an Kaifcrin Zlugufta, bie bort fo oft unb gerne 
geroeilt, Ijatte bet Ijoljen unDetge§lid)en (ßönncrin ein Denf. 
mal erriditet, bas unter ber ljer 5 lid)ften Ceilnabme ber ganjen 
Einrooljnerfd)aft unb in Zlnroefenbeit einer gläiijenben Soilje fürft» 
lieber pcrfSnlidjfeiten, ber Kaiferin ^tiebridi unb bes Babifdjen 

ami 



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189C 



^ürftcnpaarcs, fcicriidi cntl^üllt tputöc. 23ei öem fcfjr fcier* 
lidjen iTciljcaft Ijicit ©bcrbürgcrmciftcr SdiüUct 6ie ^cftrcöe, n>o= 
nadj öcr (ßrofljcrjog in großer (ßencralsuniform cortral unb 
folgcnbc Sebe an bic jaljlreidje Dcrfammlung ridjtetc: 

Beredete SInroefenbe! 

ift mir ber SSorjug ju teil geworben, in biefem großen 
Slugenblicfe ba§ .^ocß auf ben Äaifer ouäjubringen unb i^ roill 
flicken, ben Smpfinbungen oller 3(nioefenben in biefem Slugenblict 
2lu§bruc( JU geben, fo gut it^ eä oermog. 

ßabe bie ®mpfinbung, baß mir, bie mir in bemütiger ®^r^ 
furd)t ju biefem ®enfmal ^inaufblicfen , baS fo oollftänbig bie 
^erfönlit^teit unferer oere^rten Äaiferin roiebergiebt, jugleicß in eine 
große jurücffd)auen, roelcße ^eute aB an bem ©eburtstoge bes 
0ot)ne§ nnferer Äaiferin, be§ ÄaiferS griebrid), be§ ßelbenmütigen 
^eerfü^rer#, be§ bemutSoollen $ulber§, be§ ßingebenben ©o^neä oon 
ganj befonberer 93ebeutung ift. 0cßouen mir boc^ in biefem 3lugen= 
bliefe auf, roie ber fierr Oberbürgermeifter gefügt ßat, ju Äaifer 
ÜBilßelm bem ©roßen. SBir roiffen, baß Äaifer (^riebrieß nur furje 
3eit bie Äaiferfrone trug unb bann abgab an feinen So^n. 3n 
biefer Äaifertrone ift oHeS eingeftbloffen, roa§ bie oergangenen Seiten 
angeftrebt ^oben unb ber Sräger iß e§, bem mir unfere ^ulbigungen 
barbringen roollen, inbem mir rufen: Äaifer SBil^elm n., er lebe 
bod)! b<nb! 



Die lj5d?ften t^errfebaften begaben ßdj ju bem Denfmal, um 
bafelbft Kränje nieberjulegen, tnobei befonbers bie ©roßßerjogin 
aufs Cieffte bewegt war. 

Sei bem ^^eftmaljlc Ijielt (ßroßberjog ^eiebridj biefe Hebe: 

3(b bnt>e bie @bee, ba§ erfte ^oeb auf Seine SRajeftöt ben 
■Äaifer auäjubringen. glaube bieS nießt beffer einleiten ju fönnen, 
al3 im 9lnfcbluffe an bie heutige geier. ®ie Stabt ©oblenj b“t 
ben 3)onf an Äaiferin Slugufto in einer ®eife ju ertennen gegeben, 
wie man ibn nießt feböner auäbrücfen fann. ^ie Stabt ©oblenj 
weiß, baß bie Äaiferin Slugufta ihre gonje 2:bntigfeit nnb Siebe, bie 

357 



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1806 



fie entfaltete, ber ©tabt geioibmet ^at, unb ba& fie nicf)t§ ©c^öneres 
fannte, alö mit biefer ij^ätigteit ein iBeifpiel ju geben. 

3m 3Infd)Iuffe an biefe Srinnerung bleibt un§ noc^ übrig, jener 
3eit JU gebenten, roo unfer großer Raifer ^ier nod) al§ '^irinj non 
ipreu^en weilte, roo er bie erften ©runblagen beffen ^erbeigefü^rt, roas 
fpäter unter feinem ©cepter unb feiner Leitung, allerbingS mit blutigen 
Opfern, jnftanbe gefommen ift. Säber al§ fein 3eil9enoffe merben ©ie 
mir geftatten, ju fagen, bag ic^ oft @elegen^eit gehabt, roabrjune^men, 
mic ber ©ebanfe im Äaifer frü^ erroac^te unb llluäbrud fanb, ba§ 
nationale @efül)l ju ^eben unb ju ftärfen, foroie ba§ oorjnbereiten, 
loaS fpäter, fagen mir unter @otte§ gnäbiger ^ilfe, erreicht mürbe. 
3)iefer S^ätigfeit mu^ man jugefrf)aut ^aben, um ju oerfte^en, roie 
tief eingreifcnb ber ®influ§ ber Slaiferin 2lugufta auf ben Äaifer 
fpäter fein mu^te. 3)enn roer unter un§ roeifj nid)t, roclcf) ebler 
(i^arafter ber fiaifcr mar, roeld)e befd)cibene 'Jlatur, welche ^in= 
gebungsoolle 3luf Opferung er erroerite unb bet^ätigte; aber er ^atte 
auc^ bie Sefüsf^'l ß^aratterä, baä, ma§ er erfaßte, burcßjufüßren. 

3m Ciinblicf barauf, inerte Herren unb jeftgenoffen, fenne id) 
nid)tä ©eßönereä, alä auf unfern Inifer bag anjumenben, ma§ nun bie 
©tabt ßoblenj auägefüßrt ßat, in bantbarem ©efüßle, mit bem 
HBunfcße, baß unfer Haifer eine lHegierung§jeit ßaben möge, mie 
fein ©roßoater fie gehabt ^at, unb fein SBater fie erftrebte. 3Jlöge 
ißm aQeg auf feinem 3Bege getingen unb er immer bie Unterftüßung 
ßnben, mie fte fein ©roßoater gehabt ßat, fo baß er niißt nur treue 
Untert^anen, fonbem ftet§ aueß treue Sreunbe ßaben möge, um 
©roßeS JU ftßaffen. 3" ber Hoffnung unb oon biefen SJünfeßen 
erfüllt, forbere itß ©ie auf, bie ©täfer ju ergeben unb ein .^od) 
auSjubringen auf ©eine fmajeßät ben ßaifer. ©r lebe ßoeß, ßoeß 
unb noeßmats ßoeß! 




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